Der L ieflaͤndischen C hronik E rster T heil von L iefland unter seinen ersten B ischoͤfen, welcher die alte G eschichte der Russen, Deutschen, Schweden, Daͤnen, Esthen, Liven, Letten, Litthauer, Curen und Semgallen erleutert. Oder die ORIGINES LIVONIÆ SACRÆ ET CIVILIS, wie solche der koͤnigl. Hofrath und Bibliothekarius zu Hannover H err J ohann D aniel G ruber, aus einem alten Manuscript Lateinisch herausgegeben und mit gelehrten Roten versehen, nunmehro aber aus andern Handschriften ergaͤnzet, mit der noͤthigsten Anzeige der verschiedenen Lesearten wie auch mit kurzen Anmerkungen begleitet und ins Deutsche uͤbersetzet von Johann Gottfried Arndt, der Schule zu Arensburg auf Oesel Rector. Halle im Magdeburg . gedruckt bey Joh. Justinus Gebauer. 1747 . D er A llerdurchlauchtigsten G roßmaͤchtigsten K aiserin und G rossen F rau, F rauen E lisabeth der E rsten K aiserin und S elbstherrscherin aller R eussen, zu Moscau, Kiow, Wlodimer, Rovogorod, Czaarin zu Casan, Czaarin zu Astrakan, Czaarin in Siberien, Frauen von Pleskow, und Großfuͤrstin von Smolensk, Fuͤrstin von Esthland und Liefland, Carelen, Twer, Jugorien, Perm, Wetka, Bolgovien, wie auch anderer, Frauen und Großfuͤrstin von Rovogorod der Riederlanden, zu Czernichow, Resan, Rostow, Bielasersk, Udorien, Obdorien, Condinien und der ganzen Nordseite Gebieterin, Frauen des Jverischen Landes, der Cartalinischen und Grusinischen Czaaren und des Cabardinischen Landes, der Czerkaßischen und Gorischen Fuͤrsten und anderer E rbfrauen und B eherrscherin, meiner A llergnaͤdigsten K aiserin und G rossen F rau. G esalbte, Deren Gnadenblick, Den jeder demuthsvol verehret, Das Wohl von Liefland und sein Gluͤck Bevestiget, erhaͤlt und mehret, Laß Dir von Deiner Laͤnder Schmuck, M onarchin, den geringen Druck Der alten Chronik wohlgefallen, Die Lieflands Ursprung gruͤndlich weist, Die Deines Scepters Gnade preist; Solch Werk gebuͤhret Dir vor allen. b Die Die Zwietracht hatte sonst dis Land Jn schwere Kriege hingerissen, Bis uns der Russen Friedensband Auf ewig sich verbinden muͤssen. Gepriesen sey das frohe Jahr, Das unsrer Wohlfart Anfang war, Da Petrus siegreich uns bezwungen; Da Sein geuͤbtes Kriegesheer, Dem keine Gegenmacht zu schwer, Jn Wal und Mauren eingedrungen. F rau, wer die Liebe schildern kan, Darf nur das treue Liefland mahlen; Wer Rußlands Adler unterthan, Wuͤnscht Gut und Blut fuͤr Dich zu zahlen. Die Freude macht die Herzen warm, Die Treue traͤgt Dich auf dem Arm, Die Andacht laͤst die Seufzer fliegen, Die Demuth sinkt zun Fuͤssen hin; Denn Du bist, G rosse K aiserin, Des Landes Trost, des Reichs Vergnuͤgen, Dein tapfrer Adel waͤhlt ein Zelt, Und eilt zum Schutze Deiner Rechte Auf Wahlstatt, Schanze, Vestung, Feld, Fuͤr Dich ins blutigste Gefechte. Jhn haͤlt kein praͤchtig Rittergut; Er laͤst den kriegerischen Muth Den Feinden Deines Reiches fuͤhlen. Wenns nur Dein hoher Wink begehrt, Muß sein zum Sieg gewohntes Schwerdt Den Frevel, Stolz und Hitze kuͤhlen. Ein Ein Priester geht ins Heiligthum, Und preiset in des HErren Tempel, M onarchin, Deines Lebens Ruhm, Und Deiner Tugenden Exempel. Wir bringen Herz und Knien mit, Daß jeden Tag, daß jeden Schrit Des Hoͤchsten Engel Dich bediene. Die Jnbrunst nimt ihr groͤstes Theil, An Dein und Deines Peters Heil, Und der Durchlauchtigsten Cathrine. Der frohe Landmann fuͤhrt den Pflug Jns neue Land vergnuͤgt im Friede. Der Thiere vorgespanter Zug Wird, wie er, keiner Arbeit muͤde. Er weiß kaum, wie er danken sol. Was macht ihm Haus und Scheune vol? Dein Schutz, H oldseligste der Erden. Lebt, spricht er, meine K aiserin, So mag das Leben immerhin Mir sauer, Jhr vol Anmuth werden. M onarchin, so verehrt Dein Land Die Groͤsse Kaiserlicher Guͤte, Und dankt fuͤr seinen Segensstand Mit allertreuestem Gemuͤthe. So lang ein Stern am Himmel brent, Sol fuͤr Dein gnaͤdigst Regiment Uns Lieb und Eifer nicht erkalten. Die Dichtkunst der Akademie Wird in der schoͤnsten Poesie Dein Lob der Rachwelt aufbehalten. b 2 Dort Dort bey der Duͤne schnellem Fluß, An Thaten, Gluͤcke, Stamm und Orden, Erlauchter Graf, der zum Genuß Des Friedens uns verliehen worden. O moͤchte Deine Lebensfrist, Die treuen Buͤrgern schaͤtzbar ist, Gleich frischen Cedern lange gruͤnen, Und weil dein Alter GOTT erhoͤht, Der K aiserlichen M ajestaͤt Bis in die spaͤtsten Zeiten dienen. Auch Dir, der wichtigsten Provinz Von Esthland oberster Verwalter, Dir wuͤnscht Dein Volk, Durchlauchter Prinz, Ein ruhig Leben, spaͤtes Alter. Die Liebe, die im Herzen flamt, Wil, daß Dein hohes Richteramt Roch laͤnger viele gluͤcklich mache. Dein Sorgen wache fernerhin, Fuͤrs Recht der G roͤsten K aiserin, Und fuͤr die algemeine Sache! Fuͤrs Reich, den Hof, das Cabinet, Fuͤr Rußlands Helden, Deine Raͤthe, V olkommenste E lisabeth, Liegt Liefland gleichfals im Gebete. Rimm an, was Demuth, Pflicht und Lust, Aus einer tiefgeruͤhrten Brust Zum Pfande der Verehrung geben: Du solst noch oft Dein Kroͤnungsfest, Das sich von neuem sehen laͤst, Mit Millionen Lust erleben. Vorrede Vorrede des Uebersetzers. L iefland hat nie eine dauerhafte Ruhe geniessen koͤn- nen, als bis es das Gluͤck hatte, unter Rußi- schen Scepter zu kommen. Peters des Gros- sen Kaiserliche Majestaͤt, Glorwuͤrdigsten Andenkens, schenkte als Sieger diesem Lande den Frieden; und zugleich die Gluͤckse- ligkeit, welche durch so viele Jahre unterhalten, und von des- sen Allerdurchlauchtigsten Prinzeßin, E lisabeth P etrowna, Unserer Allergnaͤdigsten Kaiserin, vermehret und bevestiget worden. Ein gutes Theil dieser Provinz, wie auch Litthauen, war, nach den Berichten dieses vortreflichen Werkes, Ruß- land schon in den aͤltesten Zeiten zinsbar, und Liefland wurde damals auch mit dem Namen Rußland beleget. Allein, die vielen kleinen Koͤnige der weitlaͤuftigen Rußischen Nation ver- mochten bey ihrer durch die Theilung geschwaͤchten Macht nicht, dieses Land hinlaͤnglich zu schuͤtzen. Es ist leicht zu erachten, daß eine so herrliche Provinz, um deren voͤlligen Besitz sich ein- heimische, obgleich sonst sehr verschiedene Nationen gezanket, ein c Zank- Vorrede des Uebersetzers. Zankapfel der streifenden Litthauer, Curen, Semgallen, und ein Tummelplatz auswaͤrtiger Voͤlker werden muͤssen. Doch der obersten Vorsicht, welche die zertheilten kleinen Rußischen Koͤnigreiche wieder unter einem Monarchen vereinbarte, haben wirs zu danken, daß sie fuͤr eine souveraine und unumschraͤnkte Gewalt dieses unermeßlichen Reichs, und folglich dadurch mit fuͤr die Beschirmung von Liefland gesorget hat, unter der wir uns einer sichern und standhaften Ruhe getroͤsten koͤnnen. Die gedruckten und geschriebenen Chroniken von Liefland reichen nicht bis in diese gluͤckliche Zeiten. Sie sind in ihrem Anfange theils gar zu mager, theils zu unrichtig, sowol in den Begebenheiten, als derselben Jahrzahl; uͤberdem in den Haͤnden weniger Besitzer, und dabey so anhaͤngisch und partheiisch, daß wir sie schon als fremde Geschichte lesen. Da nun dergleichen Erzaͤhlungen eine ganz andere Umschmelzung verdienet, auch ei- nige Kenner und Befoͤrderer der Geschichte ihres Vaterlandes darauf vielleicht bedacht gewesen; so ist doch solches Vorhaben lange ausgeblieben, bis endlich der koͤnigliche Hofrath und Bi- bliothekarius zu Hannover, Herr Gruber, ohnlaͤngst der Welt ein Lateinisches Werk in Folio durch den Druck bekant gemacht, so folgenden Titel fuͤhret: Origines Liuoniœ sa- cræ et ciuilis, seu Chronicon Liuonicum vetus, continens res gestas trium primorum Episcopo- rum: quibus deuictæ a Saxonibus et ad sacra Christianorum traductæ Liuoniœ absoluitur histo- ria: a pio quodam sacerdote, qui ipse tantis re- bus interfuit, conscripta, et ad annum Christi nati ✝ⅼↄ CC XXVI deducta. E codice MS. re- censuit, scriptorum cum ætate, tum locis vici- norum testimoniis illustrauit, siluamque docu- mentorum et triplicem indicem adjecit Johann Daniel Gruber. A. B. Francofurti et Lipsiœ. Anno M D CC XL. Diese gelehrte Arbeit fand nicht nur bey denen Beyfal, welche das Latein verstunden, sondern auch schon die Nachricht da- von Vorrede des Uebersetzers. von erweckte bey andern das Verlangen, sie in Deutscher Sprache zu lesen, denen der Lateinische Text entweder ganz un- bekant, oder nicht so gelaͤufig, und daher verdrießlich war. Nun haͤtten sich Maͤnner finden koͤnnen, die zur Uebersetzung dieser alten Chronik groͤssere Geschicklichkeit und mehrere Zeit ge- habt als ich. Es sind aber gleichwol schon sieben Jahre verflossen; und die Exempel der vielen geschriebenen und nicht zum Druck gelangten Chroniken von Liefland, haben manchen von dieser Bemuͤhung abgeschrecket. Mir waͤre es bald nicht besser ergangen. Jch sahe zwar, daß etliche angesehene Haͤuser, denen Russov zu alt, und Kelch in alten Zeiten zu mangelhaft gerathen, Muͤhe und Kosten an- wandten und angewendet hatten, aus geschriebenen Nachrichten einen klaͤrern und hinlaͤnglichern Bericht einzuziehen; befand aber auch, daß sie das nicht funden, wornach sie suchten; und wuste es doch selbst nicht eher, als bis ich das Gruberische Werk einige mal durchgelesen. Allein, die Bekantmachung solcher alten Geschichte war so vielen Schwierigkeiten, selbst ge- gen mein Denken, unterworfen, daß alle Hofnung verschwand von hiesigem Orte aus sie in Druck zu geben. Diese Hindernisse fielen auf einmal weg, als mein Anliegen dem von Jhro Kaiserlichen Majestaͤt hochverordneten Herrn Landhauptmann der Provinz Oesel und der Stadt Arens- burg zu eroͤfnen Gelegenheit suchte. Dieser um Reich und Vaterland sowol, als um die Geschichte desselben wohlverdiente Herr, erbot nach seiner Gewogenheit gegen gelehrte Bemuͤhun- gen, aus seiner zahlreichen Buͤchersamlung nicht nur denjenigen Vorrath seiner Abschriften an, die hiermit zusammen gehalten worden, sondern auch dasjenige Manuscript, woraus die Luͤcke der vier Blaͤtter in der Gruberischen Ausgabe ergaͤnzet wer- den koͤnnen; ohne der uͤbrigen Befoͤrderung zu erwehnen, deren dieses schoͤne Werk durch seine Hand gewuͤrdiget ist, welche Verdienste hier mit oͤffentlichem Dank ganz gehorsamst zu ruͤh- men mich pflichtmaͤßig verbunden achte. c 2 Den Vorrede des Uebersetzers. Den Werth dieses beliebten Buchs und die dabey ange- brachte Belesenheit des Herrn Hofrath Grubers findet der Leser in des Herrn Herausgebers eigener Vorrede, darauf mich hier be- ziehe; die ihrer Gruͤndlichkeit halber lesenswuͤrdig ist, und mir daher die Muͤhe unnoͤthig macht, etwas weiter davon zu gedenken. Jch wende mich also zur Uebersetzung, von welcher vorlaͤufig et- was zu erwehnen habe. Jn Liefland sind manche Manuscripte von dieser Chronik, doch nur auf Papier. Wo eine pergamentne, oder auch die Urschrift zu finden, habe nicht in Erfahrung bringen koͤnnen. Die noch vorhandenen Abschriften, deren einige ziemlich alt sind, haben doch bey aller Aufmerksamkeit ihrer Abschreiber solche Wort- verwechselungen, Auslassungen, Verschiedenheit der Ausdruͤcke, dunkle Stellen, oder Unrichtigkeiten des Lateins, daß die Ge- duld des begierigsten Lesers dabey ermuͤden konte. Wer in den Geschichten damaliger Zeiten nicht recht be- wandert, oder nur obenhin erfahren war, verstand nicht ein- mal von der Wuͤrde dieses Manuscripts zu urtheilen. Kurz, es gehoͤrte ein Mann dazu, der Wissenschaft und Erfahrung in der Historie und Schreibart mitlerer Zeiten, und zugleich eine auserlesene Bibliothek besaß, aus der er das Ungewisse wahrscheinlich machen, das Zweifelhafte entscheiden, das Un- volkommene verbessern, und das Richtige mit mehrern Zeug- nissen bestaͤtigen konte. Dis und mehreres war in der Person des Herrn Hofrath Grubers beysammen anzutreffen. Meine Schuldigkeit haͤtte erfordert, aus dem Vorrath geschriebener Buͤcher die Anmerkungen uͤber diese Schrift in sol- chen Stellen zu erweitern, die eigentlich Liefland angehen. Man erwartet solches von einem einheimischen Schriftsteller eher als von einem auswaͤrtigen. Jch fand aber bey allem Nachsuchen von diesen Zeiten gar nichts, oder so unerhebliches und unstreitig unrichtiges, daß die gelehrte Arbeit des Herrn Grubers mit dieser unnoͤthigen Bemuͤhung nur wuͤrde verun- zieret haben; doch sind etlicher Orten einige Anmerkungen von mir Vorrede des Uebersetzers. mir angebracht, die mit einem *) Sternchen bezeichnet sind. Die eigenen Namen der Doͤrfer auszuforschen, war um die Geographie ein so schlechtes Verdienst, als es um die Gena- logie seyn duͤrfte, wenn jemand die Namen der Baueraͤltesten und ihre heutigen Nachkoͤmlinge in Tabellen bringen wolte. So geht es auch mit der Materie von dem Ursprung der Voͤl- ker, der Liven, Letten und Esthen; dabey es mir rathsa- mer geschienen, lieber mit einem so grossen Mann, wie Herr Gruber ist, zu schweigen, als mit andern seichte Muthmas- sungen und ungewisse Einfaͤlle nachzubeten. Dabey lasse doch ausser der kleinen Dissertation des Herrn Hermelins de ori- gine Liuonum , auch des Herrn Fridrich Menius ungedruck- tes Syntagma historicum de origine Liuonorum, Dorpati. 1632 in seinen Wuͤrden, worinne dieser fleißige Mann manches in Wahrscheinlichkeit setzet, und woraus gewiß was angefuͤhret haͤtte, wenn nicht die vielen Schreibfehler den Sinn und Zu- sammenhang dieser sonst artigen Schrift mir verworren, von der mir gerne eine richtigere Abschrift wuͤnschte. Des Mauritius Brandis, Secretarien der Ritter- schaft des Fuͤrstenthums Esthen, Lieflaͤndische Geschichte 1626, und des Fuͤrstlichen Curlaͤndischen Superintendenten, Paul Einhorns, Beschreibung der Lettischen Nation 1649, sind beyde nur in Manuscript, und in alten Zeiten ohne Licht, dabey aber doch die Urheber, auf welche sich die folgenden Scri- benten in vielen Stuͤcken bezogen haben. Des Thomas Hiaͤrne Esth- Lief- und Lettlaͤndische Geschichte, die beynahe aus zweyhundert Bogen bestehen, sind noch die volstaͤndigsten, weil der Verfasser aus unserm Manu- script einen ziemlich weitlaͤuftigen Auszug gemacht. Es nimt sich diese Schrift durch gar feine Urtheile aus, zumal in Sa- chen, worauf Herr Hiaͤrne sich verstanden. Bey der Arbeit aber an den Materien, die das Gruberische Werk enthaͤlt, ist leicht zu ersehen, daß ihm die Einsicht gefehlet, den rechten Nutzen davon zu erkennen, und er daher den Kern oftmals lie- gen gelassen; welches diesem sonst sehr brauchbaren Scribenten freylich nicht zu veruͤbeln stehet. d Der Vorrede des Uebersetzers. Der kurze Auszug der Geschichte, die sich in Esth- Lief- Lett- Curland und Semgallen bis 1677 zugetragen von Gustav von Lode, Mannrichter und Ritmeistern ꝛc. hat wegen reifer Beurtheilungen und tuͤchtiger Documente viel Lieb- haber gefunden, wie denn auch das Werk durch die Feder sei- nes Hofmeisters und nachmaligen Hauspredigers bey des Herrn von Plater, Starosten zu Duͤneburg Excellenz, David Werners, ins Lateinische uͤbersetzet worden. Allein in al- ten Sachen hat dieser Auszug weder was besonders noch gelehr- tes, man muͤste denn diejenigen Griechischen und Lateinischen Stellen dahin rechnen, worinne sein Jnformator ihm fortge- holfen, die doch so wichtige Sachen nicht entdecken. Jn spaͤtern Zeiten sind die Daͤnischen Scribenten, Pontanus und Huitfeld, gleichsam seine Kirchenvaͤter. Uebrigens verdienet er in Sachen seiner Zeit allerdings sein gehoͤriges Lob. Bey der Uebersetzung habe mich zweyer Abschriften be- dienet. Die erste, welche ich die Rigische nenne, war alt, deutlich geschrieben, aber sehr mangelhaft, und ging nur bis ins Jahr CHristi 1207. Diese traf mit dem Gruberi- schen Manuscript in allem, auch sogar in den Glossen uͤber- ein. Sie hatte am Rande die Jahre CHristi, war auch mit einigen Anmerkungen, doch sehr sparsam, versehen, die aber sehr mat herauskamen, und auf Muthmassungen mehren- theils hinausliefen. Die andere, so ich die Revelsche heisse, war eine neue Abschrift von alten Papieren, ganz volstaͤndig, und schien dem Grundtexte am naͤchsten zu treten. Denn sie hatte nicht nur keine Glossen, sondern faste sich auch hier und da kuͤrzer, und druͤckte sich runder aus, als das andere Manuscript, welches mit unnoͤthigen, und uͤber- fluͤßig deutlichen Zwischensaͤtzen angefuͤllet war, die fast den Glossen gleichen. Es sind keine opera Ciceronis , welche nach Gronovischer Critik die verschiedenen Lesarten darstellen sollen, daher man auch durchgaͤngig solche Wortveraͤnderungen unbemerkt gelassen, ausser, wo etwas daran gelegen geschienen. Zur Probe der Ab- Vorrede des Uebersetzers. Abweichung moͤgen die ersten Hefte dienen, auf denen folgende Worte verwechselt sind: Fuͤr list das Revelsche Manuscript Prouidens Præuidens Opportuno tempore Opportune Mouentur Mouerunt Pacem ferit fecit Admodum breue tempus Ad modicum tempus Committentes Commendantes In secula In æternum Mersepole Metsepole Aduocatia Aduocatio Pudorem Verecundiam Mortuus est Defunctus Læti Tuti DEI misericordiam Omnipotentis auxilium et clementiam Lignorum dispositione collectione Rex ante dictus Rex piæ memoriæ Consolatio laboris doloris Ideo confidentes In Deo confidentes Veloces efficiuntur in fugam effunduntur Etiam Clam Quia Nam Conscii Consocii Deos conjurantes Quærentes Onus prœlii Pondus Bona ablata Merces ablatas Clades Interfectio Resipiscere Respicere Fratribus Fidelibus In omnibus virtutibus institutum Omnibus virtutibus repletum Disertus Discretus Non valentes Nolentes Yconias Icones Per comitatus Per ciuitates Fuerunt comportantes magnas ligno- rum strues Fecerunt magnas lignorum comporta- tiones Hoc tempore Eodem anno Omnem sensum sinistrum Omen sinistrum Multa et incendia Multa et prœlia et incendia Vester, a, um Noster, a, um. d 2 Das Vorrede des Uebersetzers. Das Hannoͤverische Manuscript behaͤlt inzwischen einen gewissen Vorzug, ob es gleich noch seine Gebrechen leidet. Es hat nicht allein an vielen Stellen die Zunamen gewisser Pilger nie- driges Standes und einiger Rigischen Buͤrger, davon das Re- velsche nur die Taufnamen hat, sondern auch in den eigentlichen Namen der Oerter weniger Schreibfehler. Ueberdem verknuͤ- pfen unsere Abschriften den Text ohne die gewoͤhnlichen Unterschei- dungszeichen oft so zusammen, daß der Sinn manchmal zweydeu- tig, und unter dem Lesen die Aufmerksamkeit und das Nachden- ken des Verstandes stark unterbrochen wird. Der Text ist Moͤnchslatein, weil der Verfasser nach der Schreibart derer Biblia vulgata sich ausdruͤcket, und von keinen andern Verbindungswoͤrtern viel mehr weiß, als von seinem Und, welches im Uebersetzen hindert, indem man den Nachsatz oft zum Vorsatz erst suchen muß, wenn man die Rede auf andere Manier zusammen fuͤgen wil, um dem Ekel abzuhelfen. Zwar meinte durch eine freye Uebersetzung diesem Verdruß aus dem Wege zu ge- hen; allein bey dem Versuch selbst merkte ich gleich, daß damit nicht fortzukommen waͤre. Jch wurde unvermuthet bald durch eine Reihe einfaͤltiger Gedanken, und niedriger Ausdruͤcke, bald durch gehaͤufte Wiederholung gleichbedeutender Redensarten uͤbereilet, denen nicht wohl ausbeugen konte, wenn anders die Sachen nach den Ausdruͤcken des Verfassers vorgetragen werden, und es nicht meine Arbeit, sondern des Auctors seyn solte; welches von einem Uebersetzer doch erfordert wird. Man konte aber auch den Le- ser der Anmuth nicht berauben, das alte in seiner natuͤrlichen und ungekuͤnstelten Schoͤnheit zu betrachten. Man siehet bey solchen Alterthuͤmern mehr auf den Jnhalt, als auf die Belustigung des Gehoͤrs, welches letztere Liebhaber blos angenehmer Schriften um wolfeilern Preiß vergnuͤgen koͤnnen; wiewol einfaͤltige Be- schreibungen, wenn sie unerwartet kommen, auch ein Vergnuͤ- gen erwecken. Sonderlich darf man unter dem Lesen an den meisten Stellen sich keine grossen Vorstellungen von Armeen, Schloͤssern, Schlach- ten, Staͤdten und solchen Woͤrtern machen, die eine Vielheit oder Groͤsse bedeuten, weil der Zusammenhang weiset, daß sieben Per- Vorrede des Uebersetzers. Personen eine Menge heissen, von denen gar noch viele auf dem Platze geblieben. Aber eben das alles gibt dem Alter dieses Werks und der Aufrichtigkeit des Schreibers das beste Zeugniß, weil sol- che Schreibart in die finstern Zeiten gehoͤret, da die historische Beredsamkeit sowol, wie die uͤbrigen schoͤnen Wissenschaften, bey den Moͤnchen unter den Fuͤssen lagen. Desto schoͤner hingegen lauten die vortreflichen Anmerkungen des Herrn Hofraths im Lateinischen, und ich habe mich bemuͤhet, an den mehresten Orten seinen Sinn zu treffen. Bey der gar unvergleichlichen Zueignungsschrift aber an des Koͤnigs von Eng- land Majestaͤt, die bey Kennern solcher Schriften gewiß fuͤr ein unverbesserliches Meisterstuͤck paßiren kan, darf nicht leugnen, daß wol gerne solches Muster in der praͤchtigen und erhabnen Art zu schreiben nachgeahmet haͤtte, wenn mirs moͤglich gewesen waͤre, diese Schoͤnheit ohne Zwang zu erreichen; so aber musten manche ausnehmende Zierraten versteckt bleiben. Der vom Herrn Hofrath gesamlete und hinten angehaͤngte Vorrath von Documenten ist hier eingeschrenket. Jch glaubte dazu Grund zu haben. Documente beweisen erstlich nichts, wenn sie nicht im Original angefuͤhret werden. Zum andern, sind sol- che Urkunden darunter, die nur einzelner Personen wegen gesam- let worden. So noͤthig solche den Gelehrten thun, so unnoͤthig sind sie dem Deutschen Leser, und wuͤrden dabey ziemlich fremde und altvaͤterisch klingen. Drittens, waͤre das Buch hoͤher im Preise gekommen, den man ohne Noth nicht steigern konte, indem nur gar wenige Exemplarien gedruckt worden. Doch ist kein ein- zig Document, das Liefland angehet, verschwiegen, sondern seinem Jnhalt nach erzaͤhlet, und die nothwendigsten mit ihrem ganzen Text angebracht worden. Wer aber die Formalien einer Urkunde wissen wil, die doch keinen historischen Umstand betreffen, muß sich an das Gruberische Werk selbst halten. Register hat Herr Gruber drey. Das erste, uͤber die un- bekanten Lateinischen Woͤrter, kan mit dem dritten zusammen ge- zogen werden. Das andere, uͤber die angezogenen Schriftsteller und ihre Schriften, deren uͤber zweyhundert sind, nuͤtzet nur Ge- lehrten. Das letzte, so die Personen, Oerter und Begebenhei- e ten Vorrede des Uebersetzers. ten enthaͤlt, versparen wir bis zum andern Theile, wo man beyde in eins ziehen wird, weil uns die Entlegenheit der Druckerey dar- an gehindert. Der andere Theil, wozu verschiedene Goͤnner schon manches beyzutragen beliebet, und der eigentlich die Fortsetzung dieses Werks ausmachet, sol die mitlere Geschichte von Liefland unter seinen Heermeistern enthalten, und die Begebenheiten der folgen- den Bischoͤfe voraus abhandeln. Es sol die Einrichtung desselben mit dem moͤglichsten Fleisse geschehen, damit es weder eine trockne Erzaͤhlung alter Urkunden, die doch in ihrer Art unentberlich sind, noch ein blosser Schauplatz jaͤmmerlicher Mordgeschichte wer- de, um derent willen sonst manche die Chroniken hoch schaͤtzen. Wenn dieses Gruberische Werk einige Erinnerungen noͤ- thig hat, so werden Leser mich hoͤchlich verbinden, wenn sie selbi- ge an mich einzusenden belieben, da denn in der Vorrede des an- dern Theils die untergelaufenen Fehler freymuͤthig entdecken und das Ausgelassene ergaͤnzen wil. Die Herren Gelehrten, sonder- lich diejenigen Herren Prediger in Lief- und Esthland, die zum theil meine Lehrer, zum theil meine Mitschuͤler gewesen, ersuche um diesen Beytrag und ihre Fuͤrsprache bey andern Besitzern al- ter Documente, aufs verpflichteste. Die goͤttliche Obhut wolle die Macht von Rußland noch ferner segnen, damit das getreue Liefland unter einer so gluͤckse- ligen Regirung sich uͤber seine Sicherheit und seinen Wohlstand durch einen ewigen Frieden erfreuen koͤnne! Uebrigens hoffe, der Leser werde mit der Zierlichkeit und Rich- tigkeit des Drucks zufrieden seyn, dessen beharlichem Wohlwollen mich ergebenst empfehle. Geschrieben zu Arensburg auf der Jnsel Oesel, an Jhro Kaiserlichen Majestaͤt Kroͤnungsfeste den 25 April 1747. Des Des Herrn Hofrath Grubers Zueignungsschrift an den Koͤnig von England. Dem A llerdurchlauchtigsten, G roßmaͤchtigsten F uͤrsten und H errn, H errn G eorg dem A ndern K oͤnige von Großbritannien, Frankreich und Jrrland, Beschuͤtzer des Glaubens, H erzogen zu B raunschweig und L uͤneburg, des heil. Roͤm. Reichs Erzschatzmeister und Churfuͤrsten, dem guͤtigsten, gluͤcklichsten und hoͤchsten Regenten, Vater des Vaterlandes , seinem Allergnaͤdigsten Herrn, Leben, Heil und Sieg! Allerdurchlauchtigster G roßmaͤchtigster K oͤnig, A llergnaͤdigster H err! E w. Koͤniglichen Majestaͤt lege mich zun Fuͤssen und dasjenige Liefland, so von und aus den Provinzen Dero Reichs unserm Welt- theile zuerst entdecket, gleich drauf mehr als 30 Jahre lang bestritten, und mitten unter den Waffen zu einer ma- e 2 nierlichen Des Herrn Hofrath Grubers Zueignungsschrift nierlichen Lebensart und zum Christenthum gebracht worden. Liefland, sage ich, so den alten Einwohnern dieses vesten Landes lange unbekant, und lange unbesucht geblieben; davon aber das Gluͤck die Zeit und Ehre der Entdeckung und Besichtigung dessel- ben, so wie viel andere Dinge, auf die Zeiten Heinrichs des Loͤwen, jenes grossen Bezwingers der Slaven, versparet hatte. Denn da dieser sehr berufne Held, der ungezweifelte Stamherr Dero Geschlechts, der Sachsen Oberhaupt war, und in dem gluͤcklich bezwungenen Slavenlande jenseit der Elbe 3 Bisthuͤ- mer errichtete; so kamen die Bremer Kaufleute, welche die Ost- see befuhren, als sie eben ihren Cours nach der beruͤhmten Han- seestadt Wisbu nahmen, zuerst unter allen, die disseits der See wohnen, ich weiß nicht von ungefaͤhr, oder mit Vorsatz, durch den Sund bey Domsnes an die Muͤndung der Duͤne, und folg- lich nach Liefland selbst, gleichsam in eine neue Welt. Nachdem sie lange dahin gehandelt hatten, nahmen sie zuletzt etliche from- me Priester mit sich, die das heidnische rohe Volk, so ohne GOtt, Gesetz und Koͤnig lebte, zur Menschlichkeit, zum Chri- stenthum und zur Gerecht- und Billigkeit anfuͤhren solten. Die- se zu schuͤtzen, und zugleich des Landes sich zu bemeistern, gingen Leute beyderley Standes, Edle und Unedle, in grosser Anzahl aus den beyden Sachsenlaͤndern dis- und jenseits der Weser, als neue Einwohner, jaͤhrlich nach Liefland zu Schiffe. Der groͤste Theil derselben nahm mit der Folge der Zeit die Verfassung einer Kriegesgeselschaft, und den Namen der Ordensbruͤder von der Ritterschaft Christi an; und damit man sehen moͤchte, daß sie die Liven auch durchs Schwerdt zu Unterthanen machen wolten, so liessen sie ausser dem bey allen heiligen Feldzuͤgen ge- woͤhnlichen Kreuz, noch das Zeichen des Schwerdts vorne auf ihre Kleider naͤhen, daher sie Schwerdttraͤger hiessen. Der Tod hat verhindert, daß dieser Heinrich, den Ew. Koͤnig- liche Majestaͤt mit unter Dero Ahnherren rechnen, nicht selbst die Hand an ein so wichtig Werk legte. Doch trit ein vorneh- mes Paar seiner Minister, deren einer den Armeen dieses Hein- richs, der andere seinem Cabinet vorgestanden, aus seiner Hel- denschule auf diesen Schauplatz, wo ihre Tapferkeit, ihr Eifer und ihr Geist sich vor andern sehen lassen. Ew. Koͤnigliche Majestaͤt erlauben allergnaͤdigst, daß ich wegen Anmuth der Begebenheiten die Namen und das Andenken derselben wieder beybringe, obgleich nichts von den Thaten des Loͤwen Ew. Koͤniglichen Majestaͤt unbekant, weil Dieselben alle grosse Thaten Dero Vorfahren in der fertigsten Erinnerung haben. Ew. an den Koͤnig von England. Ew. Koͤnigliche Majestaͤt sehen ohne Zweifel zum voraus, da ich die vornehmsten Minister Heinrichs des Loͤwen, nem- lich seinen obersten Feldmarschal, und seinen groͤsten Cabinets- rath nenne, daß meine Rede von dem Grafen von der Lip- pe, Bernharden, und dem Erzbischof zu Bremen, Hartwichen, sey. Dieser Hartwich Utleden, das heist, aus dem alten Dorfe Lyd gebuͤrtig, stamte aus einer uradlichen Fa- milie her, die davon den Namen fuͤhret, und noch im Herzog- thum Bremen im Ansehen ist. Sein Gluͤck aber hatte er Heinrich dem Loͤwen zu danken. An dessen Hof war er erzogen, und kam stufenweise, wegen der an seinem Herrn er- wiesenen Treue und seiner grossen Staatsklugheit, so hoch ans Bret, daß man ihm nachgehends so ein Amt in der Republik an- traute, das mit Ertheilung der Rathschlaͤge, mit gerichtlichen Ausspruͤchen, und mit Ausfertigung der Befehle des Regenten zu thun hat. Wir tituliren jetzo den einen Kanzler, welchen die Ur- kunden selbiger Zeit des Fuͤrsten Notarius nennen. Auf Befoͤrderung dieses seines Herrn ward er in das Collegium der Bremischen Domkirche aufgenommen, und erhielt nach dem Absterben Sifrids, eines Sohns des Albertus Ursus, wegen seiner Verdienste und bekanten Froͤmmigkeit, den Bischofshut. Ob er nun gleich in diesem Amte mit seinem Herrn einerley Schicksal hatte, und wegen seiner ihm in Widerwaͤrtigkeiten ge- leisteten treuen Dienste ein Jahr in England, die uͤbrige Zeit am Braunschweigischen Hofe, als ein des Landes Verwiesener, sich aufhalten muste, wenn anders das Leben bey seinem alten Herrn eine Landesverweisung genennet werden kan; so hat er doch das Wohl der Lieflaͤnder sich angelegen seyn lassen, und ganz allein mit seltenem Gluͤck die drey ersten Bischoͤfe, von deren Geschich- ten dieses Buch handelt, erwaͤhlet, sie selbst eingeweihet, und nach Liefland geschickt. Der Graf von der Lippe aber, Bern- hard, stiftete bey den Seinigen ein seltenes, und bey der ganzen Nachwelt merkwuͤrdiges Denkmal. Denn dieser Herr, welcher geraume Zeit des Henricus Leo Generalißimus gewesen, zog sich seines Herrn Ungluͤck dergestalt zu Gemuͤthe, daß er allen Leuten aus den Augen ging, Lager und Residenz, Gemahlin und Kinder fahren ließ, und nackt und bloß sich in die Einsam- keit, als in den Hafen seiner Wohlfahrt retirirte; daß er seinen Feldherrnrock ab- und eine Moͤnchskutte anlegte; daß er unter den Cisterciensermoͤnchen lag, und alsdenn erst anfing, Wissen- schaften zu erlernen, und zum Predigtamte sich zuzubereiten. Als nun dieser muntre Alte sich hierzu tuͤchtig merkte, zog er mit an- dern frommen Maͤnnern nach Liefland, wo er als Abt des Klo- f sters Des Herrn Hofrath Grubers Zueignungsschrift sters Duͤnemuͤnde so grossen Fleiß auf die Bekehrung der Liven und Semgallen anwandte, daß man ihn wuͤrdigte, zum ersten Bischof von Semgallen zu machen, dazu er von seinem Sohne, dem Bischof von Utrecht, eingeweihet ward. Es scheinet, daß des Leo Prinzen, was sie vor sich durch das widrige Geschicke ihres Vaters auszurichten verhindert worden, durch ihre Schwe- ster Gertrud zu Stande gebracht, so an den juͤngern Canutus, Koͤnig von Daͤnnemark, vermaͤhlet gewesen. Denn ihr, glau- be ich, muß der Ruhm beygemessen werden, daß der Daͤnische Hof den dritten Bischof von Liefland mit seiner Macht dergestalt unterstuͤtzet, daß selbiger seine erste Reise nach Liefland mit einer Flotte von drey und zwanzig Segeln verrichten konte. Welches ich alles zu dem Ende erwehne, damit man sehe, wie viel Muͤhe sich des Leo Familie, Minister, Freunde und Clienten gegeben, damit Liefland, so vorher abgoͤttisch und theils ein freyes Land, theils Rußisch war, Deutsch wuͤrde und zugleich Christlich. Wie diß alles zugegangen, wie die Maͤnner, die sichs in die- ser Kriegesschule sauer lassen werden, geheissen; welches Amt sie bekleidet; welche Staͤdte damals erbauet, welche Schloͤsser er- obert, welche Laͤnder eingenommen, welche Gerichte angeordnet worden, und dergleichen tausend andere Dinge, die in Errich- tung einer neuen Republik, und in Fortpflanzung der christlichen Religion musten veranstaltet werden; ja wie grausam man ge- gen diese armen Leute mit Feuer und Schwerdt verfahren, da- von man den groͤsten Theil noch nicht wuste: diese Stuͤcke ins- gesamt berichtet ein Lieflaͤnder, der bey allem zugegen gewesen, zwar in schlechter und nach seiner Zeit schmeckender Schreibart; aber so aufrichtig, so deutlich, so umstaͤndlich, daß in den An- fangsgruͤnden des geistlichen und weltlichen Lieflandes, weil mei- nes Wissens nicht viel Republiken solch Gluͤck haben, wenig ist, was jemand mit Fug daran vermissen und aussetzen koͤnte. Und dieses Werk eines Auslaͤnders, so die Welt bisher nicht gesehen, errette ich aus einer Gefangenschaft von mehr als fuͤnf- hundert Jahren, und lasse es unter Ew. Koͤniglichen Majestaͤt Regirung, durch meine Umsorge und Fleiß, in etwas verbessert ans Licht treten. Jch weiß ganz gut, meine Kraͤfte zu beur- theilen, und was grossen Monarchen uͤberreichet zu werden an- staͤndig ist. Jn Erwegung dessen muͤste ich besorgt seyn, wenn mit einem Fuͤrsten zu thun haͤtte, der ungelehrt, unwissend, und von diesen unsern Wissenschaften abgeneigt waͤre, und der sich auf keine andere Vorzuͤge steifete, als welche ein hoher Stand zu ertheilen pfleget. Wie viele Eigenschaften und Gemuͤthsga- ben aber besitzen Ew. Koͤnigliche Majestaͤt nicht, so Die- selben weder der hohen Geburt noch dem Gluͤck zu danken ha- ben, an den Koͤnig von England. ben, sondern sich selbst durch eigenes Vermoͤgen des Verstan- des, durch die anhaltende Bildung Dero von Natur erhabenen Geistes nach dem, was rechtmaͤßig erhaben ist, durch Lesung guter Buͤcher und Werke von allerley Art zu wege gebracht, selbst mitten unter den vielfaͤltigen Reichssorgen, die mit Be- herrschung so vieler Voͤlker im Krieg und Frieden verknuͤpfet sind. Jch habe es aus dem Munde eines Mannes, der einer von De- roselben Hofmeistern gewesen, daß Ew. Koͤnigliche Majestaͤt schon in jugendlichen Jahren so der Arbeit gewohnt, und der Ge- rechtigkeit und Billigkeit ergeben gewesen, daß Dieselben die oͤf- fentlichen Vertraͤge der neuesten Zeitlaͤufte mit selbsteigener Be- muͤhung in einen Auszug gebracht, und sie ins Gedaͤchtniß ge- fast, damit Ew. Koͤnigliche Majestaͤt bey Deroselben Er- hebung auf den Thron, auf welchem wir Sie herrschen sehen, ge- nau wuͤsten, wie viel Dieselben jedem sich verpflichten, und was Sie von jedem hinwieder mit Recht zu fordern haben. Was ists also Wunder, wenn ausser andern Wissenschaften diese Nach- richt des Alterthums, das Licht der Zeiten, die Schule guter Exempel und die Mutter der Staatsklugheit, die Historie nem- lich, Dero Vergnuͤgen geworden? Und hier gruͤnde mich nicht auf das Zeugniß anderer; sondern auf die untruͤgliche Empfin- dung meiner eigenen Ohren und Augen. So oft Ew. Koͤ- nigliche Majestaͤt diesen Jhren meiner Aufsicht anvertrauten Buͤcherschatz in hohen Augenschein nehmen, und mich Dero Un- terredung wuͤrdigen; das geschicht aber allezeit, wenn Dieselben aus Dero Koͤnigreich in diese Stadt kommen: so fragen Diesel- ben nach unserm neuen historischen Vorrath, sehen die wichtigsten Werke mit begierigen Blicken uͤber, urtheilen davon, lesen die Handschriften, auch die alleraͤltesten, mit grosser Fertigkeit, wis- sen den Jnhalt unserer vorraͤthigen Urkunden eher, als sie vorge- holet werden, und fuͤhren uͤber die noch vorhandenen Nachrichten von Hochdero Vorfahren so gelehrte Unterredungen, daß wir, die wir bey solchen Papieren blas und bleich werden, nicht besse- re fuͤhren koͤnnen. Das ruͤhme ich nicht in der Absicht, als gedaͤchte ich nur durch diese einigen Stuͤcke das ganze Bild Dero Tugenden vol- kommen zu entwerfen. Es waͤren weit mehr Dinge zu erweh- nen, die sowol die Regirungskunst, als Kriegeswissenschaft, so Denenselben ruͤhmlichst eigen ist, betreffen, und darunter die Schlacht bey Oudenarde, welche zuerst Dero Britanniern ge- wiesen, wer Dieselben einmal seyn wuͤrden, wenn Ew. Koͤnig- liche Majestaͤt ganz mit Dero Farben allen abzuschildern ich mich unterfangen haͤtte. Vor allen andern verdiente Ew. Koͤ- f 2 niglichen Des Hrn. Hofr. Grubers Zueignungsschr. an den Koͤnig von England. niglichen Majestaͤt ungemein vaͤterliche Huld gegen Dero groͤs- seres Vaterland mit einem lebhaften Pinsel gemahlet zu werden, die Denenselben mit Ausgang dieses Fruͤhjahres Fluͤgel gemacht, um zur Erquick n ng der Unterthanen, welche die Strenge des vori- gen Winters hart mitgenommen, zu rechter Zeit hinzueilen: wo- bey Ew. Koͤnigliche Majestaͤt diesen Vortheil von Dero al- lerhoͤchsten Gegenwart und Mildthaͤtigkeit genossen, daß das aus allen Provinzen und Oertern haufenweise herbey gelaufene Volk Dieselben nicht als ihren uͤber die See angekommenen Landes- herrn, sondern als einen Landesvater ansahe, den ihnen der Him- mel zugesandt, und sich kaum halten konte, daß nicht fast jeder De- nenselben, wie ehedem ein dankbares Roͤmisches Volk einer ihm be- sonders huͤlfreichen Gottheit, Sitz und Stelle in einem Tempel zu- rechte machte. Jch wuͤrde mir zu viel heraus nehmen und uner- traͤglich fallen, wenn, Allerdurchlauchtigster Koͤnig, ich diese grossen und vortreflichen Vorzuͤge nach Ew. Koͤniglichen Majestaͤt Verdiensten hier erzaͤhlen wolte. Sie werden aber bey den nunmehro lebenden im Andenken bleiben, man wird sie unsern Kindern und Kindeskindern berichten; sie werden durch Er- zaͤhlungen ausgebreitet, in die Geschichtsbuͤcher verzeichnet, und, wie ich hoffe, verewiget werden. Nun solte ich Rechenschaft ge- ben von der Dreistigkeit, mit der dieses Werk Ew. Koͤnigli- chen Majestaͤt allerhoͤchstem Namen zuzuschreiben mich unter- wunden. Da Dieselben an neuen Buͤchern, durch welche das Reich unserer Historie erweitert wird, allergnaͤdigstes Belieben zu finden geruhen: so wird auch diese mir in hoͤchsten Gnaden zu gute gehalten werden, welches unfehlbar versichert ist Allerdurchlauchtigster G roßmaͤchtigster K oͤnig, E w. K oͤnigl. M ajestaͤt allerdemuͤthigster und allerunterthaͤnigster Knecht, Johann Daniel Gruber. Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. D a ich die Schriften der alten Zeit hier und da aufsuche Seltenheit dieser Chro- nik. und zusammen lese, die etwa zu unserer Geschichte dienen, und den ehemaligen Zustand des alten Nie- dersachsens erlaͤutern koͤnten: so gerathen mir manch- mal einige in die Haͤnde, davon ich nicht allein, sondern andere mehr, nicht wusten, daß sie einmal in der Welt waͤren. Von dieser Art ist auch gegenwaͤrtige alte Chronik von Liefland, die kein Scribent disseits der See jemals gesehen, und die gewiß von keinem angefuͤhret worden: man muͤste denn glauben, sie staͤcke unter dem Titel eines Buͤchleins von der christ- lichen Religion in Liefland verborgen, von welchem der sehr gelehrte Herr Bernhard von Montfaucon Libellus de religione Christiana in Liuonia. Jn seiner Bibliotheca Manuscriptorum tom. I. p. 120. n. 5469. bezeuget, daß es aus der Bibliothek des Alexander Petavius in die Vaticanische geschaffet worden. Denn was der juͤngere Schurzfleisch von dem Orden der Schwerdtbruͤder beylaͤufig saget, daß alle sich auf eine alte Lieflaͤndische Chronik beru- fen; das gehet nicht auf unsere, sondern entweder auf Balthasar Rus- sovs Chronik, welche unter allen von Liefland gedruckten Chroniken die erste und aͤlteste ist; oder ist bloß von dem neuesten Verfasser der Lieflaͤn- dischen Historie, Christian Kelchen, zu verstehen. Denn dieser allein erwehnet im Anfang seines Werks nur obenhin der geschriebenen Lieflaͤn- dischen Chroniken, und fuͤhret aus selbigen die Namen derer Liven, wel- g che Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. che die ersten Taͤuflinge gewesen, richtig an, schreibet sie auch recht Doch deswegen kan mich noch nicht uͤberreden zu glauben, daß er unsere Chronik gehabt, weil es ein Unverstand gewesen, das Ansehen dieses als ei- nes zu gleicher Zeit lebenden Geschichtschreibers, dem Russov nachzusetzen, und nach verlassener Quelle aus einer unreinen Pfuͤtze zu schoͤpfen Daß der geschickte und gelehrte Herr Pastor Kelch dis Manuscript gehabt, zeigen nicht nur p. 51 die Lateinischen Worte, welche er aus selbigem anfuͤhret, sondern auch etliche an- dere Begebenheiten, und der Ort p. 57, wenn er sie nicht aus dem Hiaͤrne genommen. Die schlechte und unverstaͤndliche Abschrift aber hat ihn entweder am Gebrauch desselben gehindert, oder er hat auch seinem Schatz nicht den rechten Werth zu geben gewust; wie denn dazu eine ungemeine Belesenheit gehoͤret, mit alten Handschriften so umzugehen, als der Herr Hofrath Gruber mit dieser gethan, worinne gewiß ein Meisterstuͤck einer gruͤnd- lichen Gelehrsamkeit abgeleget worden. . Und deren Vortreflich- keit. Jch nenne aber nicht unbillig ein solch Buch eine Quelle, dessen Ver- fertiger aussaget, daß er bey den Begebenheiten, die er erzaͤhlet, zugegen gewesen, und sie alle entweder gesehen, oder von andern, die es gesehen, gehoͤret habe. Er erzaͤhlet nemlich, wie und wenn die Sachsen zuerst nach Liefland gekommen; wie das heidnische Liefland ausgesehen; wer die gewesen, welche das wilde Volk entweder durch die Waffen gebaͤndi- get, oder mit Vorhaltung der Belohnung des ewigen Lebens zur Mensch- lichkeit und zum Christenthum, theils mit Gewalt, theils durch Lehre und Unterricht gebracht; was es mit der Stiftung der Ritterschaft Christi vor eine Bewandniß gehabt; wie schwach der Anfang des Schwerdtbruͤder- ordens gewesen; was vor Staͤdte damals erbauet; welche Schloͤsser, und auf was Art sie erobert; welche Schlachten gehalten; wie eine Nation, die ausser dem Hausstande von den uͤbrigen Vortheilen des geselschaftli- chen Lebens nichts gewust, ihre erste Obrigkeit und Anordnung der Ge- richte von den Geistlichen erhalten, uud zu einer foͤrmlichen und ordent- lichen Republik geworden. Dieses alles, obschon es mit wenig Worten und ungeschminkt vorgetragen wird, ist um desto anmuthiger und nuͤtzli- cher zu lesen, je rarer die Gruͤndung der Republiken, ihrer geistlichen und weltlichen Einrichtnng nach, aufgezeichnet worden, oder je haͤufiger solche Nachrichten wieder verloren gegangen. Muthmas- sung von dem Auctor, der ein Ein- laͤnder ist. Fraͤgt man nach dem Verfasser; so kan ich nichts gewisses angeben, weil er nach der Mode seiner Zeit seinen Namen nicht heraus sagen wollen: indem er mehr auf die Ehre der grossen Maͤnner, die Liefland bezwungen und zum Christenthum gebracht, als auf seinen Selbstruhm gesehen. Doch daß er ein Pfaffe und den Bischoͤfen guͤnstiger als den Rittern, inson- derheit aber seinem Albert ungemein zugethan gewesen; laͤst sich auch dar- aus abnehmen, daß er die Geschichte in Liefland, nicht nach den Jahren nach CHristi Geburt, welches doch in Verfertigung der Chroniken die al- leruͤblichste und bequemste Art ist, sondern nach den Jahren des Bi- schof Alberts, eintheilet. Allein mich deucht, ich finde an diesem Chronik- schreiber nicht einen Mann von hoher Wuͤrde; sondern nur einen geringen und Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. und niedrigen Moͤnch; weil er nichts von den geheimen Rathschlaͤgen, wo- zu er nicht gezogen worden zu seyn scheinet, sondern nur das erzaͤhlet, was in die Sinne faͤlt, und was das oͤffentliche Geruͤchte am Hofe des Bischofs ausgebracht. Jch finde keinen andern, auf wen sich das mit dem folgen- den, so ich noch sagen wil, passe, als auf denjenigen Heinrich, einen Let- ten, des Bischofs Scholaren, der in den geistlichen Stand erhoben wor- den, und dessen erst beym Jahre 1211 n. 3 Erwehnung geschiehet. Ei- nen Letten, sage ich, weil er beym Jahr 1211 n. 3 ausdruͤcklich Heinrich von Lettland, und des Ratzeburgischen Bischof Philipps Priester und Dolmetscher genant wird. Die Bischoͤfe aber, welche in Liefland herum reiseten, hatten die Gewohnheit, daß sie von den Barbaren, wann sie um gut Wetter und um Friede baten, ihre jungen Bursche zum Unterpfande der Treue begehrten und auch erhielten: diese schickten sie nach Sachsen, vertheilten sie in die Kloͤster, und liessen sie nicht allein im christlichen Glauben, sondern auch in den niedern und hoͤhern Wissenschaften, nach der Faͤhigkeit dasiger Zeiten, unterweisen. Wenn nun diese in der Gottes- gelehrsamkeit und den freyen Kuͤnsten etwas begriffen, so holten sie selbige wieder in ihr Vaterland, und brauchten sie theils zu Dolmetschern, wenn sie eine Predigt oder Kirchenversamlung der Liven hielten, theils ertheil- ten sie ihnen den geistlichen Stand, und machten sie bey denen Gemeinen, die zu Lande schon fuͤr den Heiland gesamlet waren, oder noch gesamlet werden solten, zu Predigern. Diesen Rath gab auch Christian, der er- ste Bischof von Preussen, welcher an den Pabst schrieb: „Er sey entschlos- „sen, wenn nur das Vermoͤgen dazu da waͤre, Schulen fuͤr die Preus- „sischen Bauerjungen anzulegen, die zur Bekehrung dieser Nation erbauli- „cher predigen lernen, und das Evangelium von unserm Herrn JEsu Chri- „sto verkuͤndigen solten, als die Auslaͤnder Man schlage Raynalden nach beym Jahre 1218 n. 43 und 44. .„ Aus der Zahl solcher Bur- sche war auch der Lette, Heinrich, der den angenehmen Namen eines Scholaren des Bischofs hatte, weil er auf Kosten des Bischofs unter- richtet, und durch dessen Vorsorge zu den Wissenschaften und der Theolo- gie angefuͤhret worden. Der Verdacht ist stark, daß dieser davon Auctor sey, weil vom Heinrich dem Letten nicht nur vieles erzaͤhlet wird; son- dern auch einiges, was ausser ihm niemand wissen konte. Wir haben schon gesehen, wie er als Dolmetscher dem Ratzeburgischen Philipp stets an der Seite gewesen. Da nun von der gefaͤhrlichen Reise dieses Phi- lipps nach Deutschland, von seinem Austreten auf Gothland; von der Krankheit und dem Tode dieses Mannes in der Fremde beym Jahr 1214 und 1215 so viel vorgebracht wird, und zwar in der Person eines Schrei- bers: so hat es von keinem andern als einem Reisegefaͤhrten aufgezeich- net werden koͤnnen. Was hierauf beym Jahre 1219 von einem Letti- schen Priester weitlaͤuftig erzaͤhlet wird, der nach Wirland gegangen, aber um den Streit uͤber die Landesherrschaft sich wenig bekuͤmmert, son- g 2 dern Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. dern mit seinem Gehuͤlfen das ganze Land durchgezogen, sein Amt fleißig abgewartet, und Haus und alles durch eine von den einfallenden Esthen verursachte Feuersbrunst eingebuͤsset, wer anders wuͤrde wol sichs der Muͤ- he zu verlohnen geglaubet haben, dis mit so vielen Worten zu melden, als eben dieser Heinrich? denn es ist kaum moͤglich, daß in Beschreibung sol- cher Dinge, daran der Verfasser einigen Antheil hat, nicht gleich ohnge- faͤhr zu sehen seyn solte, was er fuͤr seine Person gethan und auch gelitten habe. Beschrei- bung des Manuscripts auf Papier, und der Be- wegungs- grund, selbi- ges in Druck zu geben. Jch habe ein Manuscript bekommen, das weder das beste noch das schlechteste ist. Es ist auf Papier in Folio, und wenn mich das Aussehen nicht truͤget, vor 250 Jahren geschrieben, von einem Menschen, der al- lem Ansehen nach mehr auf die Zuͤge der Buchstaben, als auf die Erzaͤh- lung der Sachen gesehen, und das daher nicht frey von Fehlern ist. Die denen Blaͤttern wiederfahrne Beschaͤdigung zeiget, daß es als eine Lieflaͤn- dische Beute aus der Hand eines pluͤndernden Soldaten gerettet sey, der sich auf den Werth seines Schatzes nicht recht verstanden. Denn der Heft, wo die vier Bogen ausgerissen sind, so die Geschichte des 1220sten Jahres in sich halten, zeiget die Spuren der auf ihn getretenen Fuͤsse und des Pul- vers ganz offenbar. Als ichs unter mehreren andern von geringerm Wer- the, die man vorigen Sommer oͤffentlich zum Verkauf anbot, fand, und mit begierigen Augen durchblaͤtterte; so wurde ich gleich gewahr, daß der Anfang von der Kirche und Republik in Liefland nicht allein volstaͤndiger, sondern auch ganz anders hier erzaͤhlet werde, als gewoͤhnlich geschiehet, und erkante es vor wuͤrdig, daß mans oͤffentlich lese, und es in die Haͤnde aller derer kaͤme, welche wissen, daß der Hauptnutzen der Historie in Er- kentniß des Anfangs der heutigen Dinge, und in Herleitung der Ursachen der gegenwaͤrtigen aus den vergangenen bestehe: die man durch keine Kraft der Vernunft, noch durch die Bemuͤhung eines noch so sehr angestrengten Gemuͤths erreichen kan. Dis eben machts, daß denen, so grosser Herren Sachen unter den Haͤnden haben, und sie wissen wollen, die Lesung schlechter Lateinischer Scribenten nuͤtzlicher ist, wenn sie uns unsern An- fang zeigen, als das Lesen der Roͤmischen und Griechischen: ohnerachtet sie durch ihre Zierlichkeit der Rede, durch die Vortreflichkeit der Urtheile, und durch Mannigfaltigkeit und Wichtigkeit der Erzaͤhlungen den Leser un- gemein vergnuͤgen und erbauen; so tragen sie doch nichts bey zur Kentniß der Reiche und Staaten, die nach Untergang der Roͤmischen Monarchie hie und da empor gekommen und noch in ihrer Bluͤte stehen. Was man bey dieser Ausgabe ge- leistet und nicht gelei- stet. Damit aber dieses Buch nicht roh und unausgearbeitet ans Licht tre- ten moͤchte, weil es bloß mit den Jahren des Bischof Alberts bezeichnet war; so habe ich die Begebenheiten jedes Jahrs in besondere am Rande mit Numern bedeutete Abschnitte eingetheilet, und den Jnhalt derselben in gewissen kurzen Saͤtzen jedem Jahre vorgesetzet. Fuͤrs andere, da ich vieles Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. vieles dunkele angetroffen, habe einen Versuch mit einigen Anmerkungen gemacht, obsgleich wider den Gebrauch derer laͤuft, die noch nicht gedruck- te Schriften ans Licht bringen. Denn weil dieses mehrentheils bey Aus- gabe groͤsserer Werke zu geschehen pfleget; so wuͤrde das Zusammentragen der Anmerkungen mehr Zeit wegnehmen, als Leute von Geschaͤften darauf verwenden koͤnnen. Doch habe ich darin auch meine Vorgaͤnger. Jch hatte Bangerten, Gelen, Hartknochen vor Augen. Diesen Anfuͤhrern bin ich nachgegangen; ich folge ihnen aber nur von ferne. Jch weiß es wohl, ein guter Ausleger und Herausgeber muß unterschiedene Manuscripte gegen einander halten; er muß allenthalben die wahre und urspruͤngliche Leseart eines jeden Scribenten aufsuchen und wieder herstellen; er muß denen nicht uͤberal deutlichen Stellen ihr hinreichend Licht geben; er muß endlich nach den Geschichten derselben Zeit und der benachbarten Voͤlker die Aussage des Verfassers pruͤfen: und wiederum aus der Aussage des Verfassers andere Geschichtschreiber entweder widerlegen, oder vereinigen, oder erlaͤutern. Das erste Stuͤck meines Amts konte ich nicht erfuͤllen: denn ich hatte kein ander Manuscript als dieses einzige, und weiß auch nirgends eins zu finden, weil es von keinem Scribenten wo angezeiget worden. Hierinne habe ich mit Hartknochen gleiches Schicksal, der ebenfals nicht mehr als ein Duis- burgisches Manuscript zur Hand hatte, und das zumal nicht alt genung war, als er sich an die Herausgebung der Preußischen Chronik machte. Aber ihm kamen doch noch einige Deutsche Uebersetzungen seiner Chronik zu statten. Jch muß auch dieser Beyhuͤlfe entbehren und in der Finsterniß tappen. Daher komts, daß ich eine ganz volstaͤndige und richtige Ausgabe nicht versprechen kan. Denn obs gleich handgreiflich ist, daß der Abschrei- ber an einigen Orten von der Urschrift abgewichen; so habe doch lieber in den unten gesetzten Anmerkungen anzeigen was ich meine, als aͤndern wol- len, was ich geschrieben gefunden. Dieser Bedenklichkeit habe ich fast auf eine aberglaͤubische Art nachgehangen. Denn obgleich, zum Exempel, Wen- deculle, Memeculle, Jmmecuͤlle, einerley Ort zu bedeuten scheinen; so habe doch dessen unterschiedene Schreibarten und Weise nothwendig beybe- halten, weil es mir nicht zukomt zu errathen, welches der rechte Name des Orts, und die eigentliche Leseart sey. Das andere Stuͤck, deucht mir, habe nach Moͤglichkeit in Erfuͤllung gebracht, wenn die Leseart, nach der mich unumgaͤnglich richten muͤssen, nicht manchmal falsch ist. Doch aber auch hier muste etliches dann und wann mehr beruͤhren als gruͤndlich aus- machen. Die Probe mag man an Neronia haben, in der der Bischof Phi- lipp von Ratzeburg gestorben und begraben seyn sol. Hingegen habe manch- mal fremde Woͤrter erklaͤret, die unser Auctor hier und da mit einstreuet, auch viele Esthnische. Hierinne hat mir das Esthnische Woͤrterbuch und die an die Esthnische Grammatik angehaͤngte Esthnische Beschreibung der Oerter gute Dienste gethan, die ein Ungenanter verfertiget und Eberhard Gutsleff, Prediger zu Revel in Esthland Nunmehriger Superintendens der Jnsel Oesel. , in Druck gegeben. Wenn von h Lief- Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. Lief- und Lettland was dergleichen vorhanden, so solte ich dessen Gebrauch nicht beyseite gesetzet haben. Nun muß man Geduld tragen, bis die Herrn Rigischen sich durch das Beyspiel der Revelschen ermuntern, und eine gleiche Kentniß ihrer Sprache und ihres Landes ans Licht treten lassen. Das dritte Stuͤck hat mir hauptsaͤchlich zu thun gemacht. Denn unter dem Lesen fielen mir viele gleiche Faͤlle ein, die ich anderwerts gelesen; die ich genau aufgezeichnet, und daraus gleichsam diese Abhandlung entstanden ist, wel- che nicht allein zur Erlaͤuterung der Saͤchsischen, sondern auch der Rußi- schen, Schwedischen und Daͤnischen Historie etwas wird beytragen koͤn- nen. Und zwar haben jene drey grossen Herren, die einer nach dem andern denen Prinzen Heinrichs des Loͤwen ihr vaͤterlich Erbe uͤber der Elbe ent- rissen, mir Gelegenheit gegeben, demjenigen Theil von der Saͤchsischen Ge- schichte ein neues Licht mitzutheilen, der noch nicht gnug aufgeklaͤret gewe- sen. Jch habe mich der Zeugnisse solcher Scribenten bedienet, die so wol in Absicht der Zeit als der Gegenden nahe waren. Unter diesen stehet Arnold von Luͤbek oben an. Hierauf folgen Albert von Stade; Gottfried von Coͤln; Alberich, ein Moͤnch des Klosters des trois fontaines; Caͤsarius von Heisterbach; Peter von Duisburg, und wer sie sonst aus selbiger Zeit seyn: dabey ich denn zugleich gedruckte und ungedruckte Urkunden zu Huͤlfe genommen, als welche der Kern und das Mark der ganzen Geschichte sind. Die Daͤnischen und Schwedischen Geschichte werden mehr Licht von un- serm Chronikschreiber uͤberkommen, als ihre Scribenten dem unsern erthei- len, indem sie diese Zeit gar nicht als nur im Vorbeygehen beruͤhren. Wunsch, daß die Scriben- ten von Rußland mitlerer Zeit moͤchten in Druck kom- men. Des Abts Theodosius Chronik von Kiow, und aus dem 13ten Jahrhundert die Chronik eines ungewissen Verfassers, davon uns der be- ruͤhmte Herr Muͤller in der Samlung der Rußischen Geschichte einige Blumen gepfluͤckt, wuͤrden uns zur grossen Beyhuͤlfe dienen, wenn sie im Druck laͤgen, und wuͤrden bey weitem das nuͤchterne Werk uͤbertreffen, welches unter dem Titel der Moscovischen Scribenten herumgetragen wird. Denn in diesem werden nur die Kriege seit 200 Jahren; in jenem die Begebenheiten der ersten Herzoge und kleinen Koͤnige, wie auch die an- sehnlichsten Striche Landes von ihrem ersten Ursprung her beschrieben, an welchem zu wissen mehr gelegen ist, als wenn man die genaueste Kunde von den neuern Kriegen haͤtte. Sie wuͤrden auch Auslaͤndern nicht unan- genehm fallen, weil sie in Lateinischer Sprache abgefasset seyn. Wir ma- chen uns Hofnung, die Akademie der Wissenschaften zu Petersburg, die wir unter andern Uebungen grosser Geister auch mit der Landesbeschreibung dieses grossen Reichs beschaͤftiget sehen, werde auch sich zur Rußischen Ge- schichte mitlerer Zeiten wenden, welche von der Landeskentniß kaum getren- net werden kan, und werde fortfahren, durch Herausgebung solcher Chro- niken sich um allerhand unbekante Sachen verdient zu machen. Uebrigens muß ich was von dem Vorrath meiner Urkunden sagen. Die Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. Die Nothwendigkeit der Sache selbst und deren Nutzen hat mir die Sam- Zu was Ende die Ur- kunden an- gehaͤnget worden. lung derselben angerathen. Der Noth halben musten die hauptsaͤchlichsten Erzaͤhlungen von dem Anfange Lieflands beygebracht werden, damit man ersehe, worinne das bisher erzaͤhlte abgehe, und worinne es mit un- serm Chronikschreiber uͤbereinstimmig sey. Dergleichen haben wir drey. Die erste, des Arnolds von Luͤbek seine, ist wahr, die aber von den Lieflaͤndischen Scribenten wenig nachgeschlagen worden. Die andere, so dem Chronikon des Deutschen Ritterordens einverleibet worden, wel- ches im Manuscript lange vorher herum ging, ehe Antonius Matthaͤi es drucken ließ, hat viele Unrichtigkeiten. Weil aber Russov dieser einzig in alten Dingen gefolget ist, gleichwie die folgenden wieder Russoven; so muste ich die Quelle oͤfnen, woraus alle getrunken haben, und wenn man diese gekostet, so kan man, was den kurzen Umfang dieser Zeit betrift, des Nachsuchens der kleinern Baͤche uͤberhoben seyn. Denn in neuern Sa- chen mag ich weder Russovs, noch eines andern Scribenten von Lief- land Ruhme was abkuͤrzen. Die dritte zeiget, daß selbst im Olivischen Frieden, wo man doch hauptsaͤchlich von Liefland handelte, der Anfang der Bekehrung von Liefland nicht deutlich genung sey bekant gewesen. Jch mag nicht eigentlich untersuchen, was man den damals vorgelegten Urkun- den vor Glauben schuldig sey, ob ich gleich nicht begreife, wie Anno 1224 hat koͤnnen verstattet werden die Stadt Riga anzulegen, die schon im An- fang desselben Jahrhunderts war erbauet worden Man sehe nach beym Jahre 1224 am Ende die letzte Note. . Die uͤbrigen folgen- den Jnstrumente geben den Beweiß her, was in den Noten gesagt wor- den, und gehen bis auf den Anfang des Erzbisthums von Riga. Hierbey war unsere Absicht, daß keine Beweißschrift ausgelassen wuͤrde, die zu dem Ursprung der Kirchenverfassung in Liefland zu rechnen, die wir wenigstens in unserer Gewalt haben, oder die zu unserer Kundschaft gelanget, und daß der Leser in Liefland, dem vielleicht die Buͤcher nicht zur Hand sind, eine Lieflaͤndische Bibliothek habe, die richtig erklaͤre, wie Liefland al- maͤlig Christlich und Saͤchsisch geworden, und wie und wenn das Rigi- sche Bisthum zum Erzbisthum erhaben sey. Diese gleichsam aus dem Schifbruch geretteten Ueberbleibsel legen wir zum theil aus gedruckten, zum theil geschriebenen Buͤchern vor Augen, weil von selbigen in Liefland nichts mehr befindlich seyn sol; indem das Archiv der Rigischen Bischoͤfe schon lange bey Eroberung des Schlosses Kokenhusen verbrant, und die uͤbrigen alten Urkunden, bey einem durch viele hundert Jahre anhaltenden Kriege, hier und da von den Flammen verzehret worden Wie Herr Christian Kelch in der Lieflaͤndischen Chronik p. 142 bezeuget. . Anfaͤnglich stund ich bey mir an, was ich vor einen Titel vor das Buch Ursachen des Titels. setzen solte. Der Verfasser selbst nent es eine Historie. Der Ab- schreiber hat es lieber die alte Lieflaͤndische Chronik tituliren wollen. h 2 Weil Vorrede des Herrn Hofrath Grubers. Weil es aber solchergestalt gegen die Absichten des Scribenten seinen Na- men haͤtte, und doch auch keine rechte Historie ist: so habe mich nach dem Jnhalt gerichtet, und ihm den Titel Origines Liuoniœ sacræ et ciuilis endlich geben wollen; doch daß ich beyde Benennungen, sowol einer Hi- storie als Chronik, beybehalten. Und ich meinte, an eines andern Man- nes Werk liesse sichs ohne Charlatanerie thun, je mehr ichs in meinem eigenen bleiben gelassen haͤtte. Denn wenn sonsten Buͤcher die praͤchtige Aufschrift Origines fuͤhren, nach deren Lesung wir vergewissert werden, daß der Verfasser den verspochenen Ursprung selbst nicht wisse, warum sol- te der Name Origines sich nicht zu einem solchen Werke schicken, das offen- bar den Anfang erzaͤhlet, obgleich es von seinem Verfasser mit der Ueber- schrift Origines nicht geschmuͤcket worden. Wunsch zur Aufnahme der Drucke- reyen. Eine Sache ist mir nicht lieb. Weil ich selbst bey dem Druck nicht zugegen seyn koͤnnen; so sind einige Druckfehler mit eingeschlichen, son- derlich in die Ziffern, die ein aufmerksamer Leser desto leichter bessern wird, je groͤber sie sind. Es sollen 300 Jahr seit Erfindung der Buch- druckerkunst verlaufen seyn; obgleich Trithemius, der aus eigenmuͤndi- gem Bericht des ersten Buchdruckers ihren Anfang aufgezeichnet, 10 Jahr weniger rechnet Chron. Hirsaug. plenior. beym Jahre 1450. . Es waͤre ein gar schoͤnes und laͤnger als Erz dauer- haftes Denkmal dieser 300jaͤhrigen Jubelfreude, wenn auf Verordnung der Buchdruckerinnung, oder besser der Obrigkeit, verboten wuͤrde, daß kein Junge kuͤnftig mehr aufgedungen werden solte, der ausser seiner Muttersprache nicht wenigstens Lateinisch gelernet haͤtte. Durch diese Einrichtung wuͤrden die Herren Buchdrucker sowol ihren Vortheil haben, als auch die Herausgeber der Buͤcher eines grossen Verdrusses uͤberheben. Nun muͤssen wir mit diesem zufrieden seyn, so gut als es hat seyn koͤnnen. Geschrieben zu Hannover, den 23 Jun. 1740. Alte Alte L ieflaͤndische C hronik, welche die G eschichte der drey ersten B ischoͤfe enthaͤlt. Geschichte des ersten B ischofs, M einhards, von 1184 bis 1196. §. 1. D ie Vorsehung GOttes, so an Rahab und an Babylon, 1184 das heist, an das verwirte Heidenthum dachte, hat die ab- goͤttischen Liven in unsern jetzigen Tagen aus dem Schlaf der Abgoͤtterey und der Suͤnde solchergestalt durch das Feuer ihrer Liebe aufgewecket. §. 2. Es lebte ein Mann von einem unstraͤflichen Wandel, ein ehrwuͤrdiger Greis und Priester aus dem Orden des heiligen Augustinus in dem Kloster Sige- berg . Dieser kam blos um Christi willen, und nur Predigens halber mit ei- ner Geselschaft von Kaufleuten nach Liefland . Denn es pflegten die deut- schen Kaufleute, die kurz vorher mit den Liven Bekantschaft gemacht hatten, auf der Duͤne oft nach Liefland zu schiffen. §. 5. heist dieser Mann Meinhard Jn dem Revelschen Manuscript steht der Name Meinhard dabey. . Wie sein Zuname geheissen, woher er gebuͤr- tig, und ob er aus adlicher oder buͤrgerlicher Familie gewesen, ist unbekant. Denn die Alten melden nichts davon, und selbst die Neuern, wie es doch sonst meistentheils ge- schiehet, bringen hier weder einige Muthmassungen noch Fabeln an: so gewiß ein selten Exempel ihrer Behutsamkeit ist. Es sind in Deutschland zu der Zeit 2 Kloͤster fast gleiches Namens bekannt gewesen. Das eine lag im Erzbisthum Coͤlln an dem Siegflus, davon es die Benennung hat. Das andere im Bremischen Stifte jenseit der Elbe, unten am Schlosse Sigeberg in Wagrien. Jenes erbauete der Erzbischof von Coͤlln Anno, zur Zeit Kaiser Heinrichs des 4ten, und setzte aus dem Kloster Frudelle, im Gebiet Canavese, zum Bisthum Jvrea gehoͤrig, (worinne vormals der Koͤnig Ardoinus sein Alter zuge- bracht,) Benedictinermoͤnche dahin, und zwar solche, die eine strengere Ordensregel beobachteten, als die andern damals in Deutschland zu haben schienen. Siehe Lam- berten von Schafnaburg beym Jahr 1075 und beym Jahre 1070 zu Ende. Des Hn. Martene Collect. ampliss. tom. I. p. 978. Dieses ward nach Erbauung des Schlos- ses Sigeberg auf einem Berge, sonst der Aelberg genant, auf Kosten des Kaisers Lotharius aufgebauet, der den Vicelinus daruͤber setzte, welcher kurz vorher das benachbarte neue Kloster nach der Regel des heil. Augustinus angeleget, nach der auch A 2 das Geschichte des ersten Bischofs Meinhards, 1186 das Sigebergische Kloster seine Verfassung bekam; wie ausser der Hollsteinischen Chronik beym Herrn von Leibniz S. 22. und Alberten von Stade beym Jahre 1134 am Ende, auch die Stiftungsbriefe des Kaisers Lotharius erweisen, die Heinrich Muͤhlius in der Historie des Klosters Bordisholm S. 544, 546 aus dem kaiserl. Hand- schreiben, seiner Aussage nach, am ersten in Druck gegeben. Denn das Sigebergi- sche ( diploma ) hatte schon der aͤltere Meibom abdrucken lassen, in den Anmerkungen zu Lerbeks Schauenburgischer Chronik, Scriptor. tom. I. p. 524. und Bangert in den Anmerkungen zu dem Chron. Slauor. l. 1. c. 53. not. c ). Aus welchen von bey- den Kloͤstern dieser Meinhard gewesen, wuͤrde eine kuͤtzliche Frage seyn, wo ihn nicht unser Auctor einen Priester des heil. Augustinerordens nente, und weiter bezeugete, daß von ihm das erste Collegium der Geistlichen in Liefland, woraus nach und nach die Bischoͤfliche Kirche in Riga erwachsen, nach der Ordensregel des heil. Augu- stinus angeordnet worden sey. Denn hieraus erhellet, daß er aus dem Hollsteini- schen Kloster Sigeberg gekommen, und daß der Ruhm der ersten Ausbreitung des Christenthums in Liefland denen regulairen Augustiner ordensbruͤdern, insbesondere denen zu Sigeberg in Hollstein unter dem Bisthum Bremen, oder besser, Luͤbek, zugestanden werden muͤsse. Denn ob schon zur Zeit der Stiftung des Klosters Sige- berg noch kein Bisthum in Luͤbek war, und deswegen Vicelinus, der erste Probst daselbst, unmittelbar unter dem Erzbischof von Bremen stand; so ist doch dieses Klo- ster nicht lange nachher zum Bisthum Luͤbek geschlagen worden, als Vicelinus selbst zum ersten Bischof bey dem wieder neu angelegten Dom in Oldenburg gemacht ward, den Heinrich der Loͤwe nachgehends nach Luͤbek verlegte. Daher, deucht mir, mags gekommen seyn, daß die Auslaͤnder diesen Meinhard einen Luͤbeckischen Priester nennen, den unser Auctor fuͤr einen Priester aus dem Kloster Sigeberg ausgiebt. Wie des Anselmus Chronicon zum Exempel thut, so bey dem Sigebertus Gemblacensis in Pistor. Scriptor. German. tom. I. p. 995. der neuesten Auflage, angehaͤngt ist; ingleichen Alexander Guagninus Chronograph. Polon. p. 64. der Meinharden einen in der Stadt Luͤbek wegen Froͤmmigkeit und Heiligkeit des Lebens angesehenen Mann nennet. Man muß die Zeit, da Meinhard zuerst nach Liefland gekommen, wohl unterschei- den von der, da die deutschen Kaufleute angefangen den Lieflaͤndischen Meerbusen zu besuchen, und auf der Duͤne zu schiffen. Die letztere wird daher gewiß, weil un- ser Auctor beym Jahr 1224 behauptet n. 9. daß damals schon 67 Jahr verflossen, seit dem der Lieflaͤndische Hafen von den Kaufleuten entdecket worden. Denn wenn man diese 67 Jahr von Anno 1224 abziehet, so faͤlt der Kaufleute erste Ankunft in Liefland in das Jahr 1157 oder 1158; welches ich doch nur von dem Hafen oder der Muͤndung der Duͤne will verstanden wissen, weil Adamus Bremensis l. 2. c. 13. und von der Lage Daͤnnemarks n. 75. 76. 77. schon allein erweisen kan, daß die Deutschen lange vor- her nach Samland in Preussen, nach Curland, ja nach Esthland und Jnger- manland gefahren. Die erstere Zeit, da nemlich Meinhard anfaͤnglich fuͤr sich und aus eignem Triebe mit Kaufleuten nach Luͤbek gegangen, und unter den Liven den Samen des goͤttlichen Worts auszustreuen angefangen, ist ganz ungewiß, und kan we- der aus unserm noch einem andern alten und glaubwuͤrdigen Schriftsteller, die wenig- stens bekant sind, sicher bestimmet und ausser allen Zweifel gesetzet werden. Jch stehe bey mir an, ob ich das Jahr 1170 oder 1186 annehme. Jener Jahrzahl kommen einiger- massen zu statten, theils die Worte unsers Verfassers: Kurze Zeit vorher; theils ei- ne Sage unter der Nation, welche uns, obgleich nicht lauter, Balthasar Russov. Chron. Liv. part. 1. f. 3. scheinet aufbehalten zu haben, wenn man nur nicht, wie er, den Anfang des Bisthums Meinhards von demselben Jahre an rechnet, wie auch Bangert thut uͤber das Chronic. Slav. lib. 7. c. 8. wo er deswegen vorgiebt, Mein- hard habe der neuen Kirche 23 Jahr als Bischof vorgestanden; welches doch unrichtig ist. Die Jahrzahl 1186 aber anzunehmen, moͤchte uns wol rathen, theils Mein- hards hohes Alter, theils die Lebenszeit des Koͤnigs Wlodimir von Polocz, die weit ins folgende Jahrhundert hineingehet; theils auch nicht nur Cranzens Ansehn, der Vandal. lib. 6. c. 9. dieses in die letzten Zeiten Kaiser Fridrichs des 1sten bringet, sondern auch und zwar hauptsaͤchlich die Anselmische Chronik beym Pistor. l. c. wel- che den Anfang seiner Predigt in dieses Jahr setzet, und das Bischofsamt Meinhards in die folgenden Jahre weiter hinaus setzet. Denn so lieset man daselbst beym Jahre 1186: „Die Liven fiengen an Christum zu erkennen, durch die Predigt Meinhards, eines „ Luͤbeckischen Priesters; der nachher zum (ersten) Lieflaͤndischen Bischof verordnet „worden.„ Ja unten beym Jahre 1224 n. 1. sagt unser Schriftsteller, die Liven haͤt- ten damals eine solche Ruhe genossen, dergleichen sie fast seit 40 Jahren so algemein nicht von 1184 bis 1196. nicht gehabt; weil die Litthauer und andre Nationen so wol vor der Verkuͤndigung 1186 des Wortes GOttes in Liefland, als nach ihrer (der Liven ) Taufe sie niemals zu- frieden gelassen. Er zeiget mit diesen Worten an, daß der Anfang dieser Beunruhi- gung in die Zeiten gefallen, die vor der Predigt des goͤttlichen Worts vorhergegangen, und dennoch in das Jahr 1184. Woraus man schliessen kan, Meinhard habe vor diesem Jahre Liefland nicht betreten. Setzen wir nun mit Anselmen dessen erste An- kunft in das Jahr 1186, so haben wir von dem Jahre 1184 an, bis auf das Jahr 1224 einen Zeitlauf von 40 Jahren, davon ein Theil, nach der Meinung unsers Schriftstellers, vor der Zeit vorhergehet, ehe das Wort GOttes in Liefland geprediget worden. Es ist ausser Zweifel, daß die Niedersaͤchsischen Kaufleute, als die Luͤbecker, Bre- mer und Hamburger, zur Zeit Meinhards Liefland befahren haben. Was aber die fuͤr Landsleute eigentlich gewesen, so zu erst auf der Muͤndung der Duͤne angelanget, ist noch nichtausgemacht. Bangert entscheidet die Sache an angef. Ort fuͤr seine Luͤbecker, und beschuldiget die eines Jrthums, welche diese besondre Ehre den Bremern beylegen, wie fuͤrnemlich der angefuͤhrte Russov thut. Den Ursprung dieses Jrthums meint Bangert in der Unwissenheit der Gegenden zu finden, worin die notwendig muͤsten ge- standen haben, welche, da sie gehoͤret, daß die Bischoͤfe von Luͤbek unter dem Erz- bischof von Bremen gestanden, auch die Ehre des entdeckten und zuerst besuchten Lief- landes eben diesen Kaufleuten und Landsleuten dieses Erzbischofs zugeschrieben haben. Es komt ihm auch nicht warscheinlich vor, daß die Bremer um dasige Zeit die Ostsee der Handlung halber beschiffet haͤtten. Hartknoch uͤber des Duisburgs Preußische Chronik part. 3. c. 28. nimt die Meinung dieses Mannes nicht allein an, sondern bekraͤf- tiget und schmuͤcket noch der andern ihre Histoͤrchen von Meinharden sehr aus, als, daß er von dem Pabst Jnnocentius II. zum Bischof gemacht, und der Orden der Schwert- bruͤder vom Pabst Alexander III. gestiftet worden sey. Allein Bangerten widerleget un- ser Auctor bey dem Jahr 1224 n. 9. wenn er mit deutlichen Worten bejahet, daß der Lief- laͤndische Hafen von den Bremischen Kaufleuten zuerst entdecket worden. Fuͤrs andre, sehe ich nicht, wie unser Verfasser oder auch Russov aus Unwissenheit in den Oertern fehlen, oder dieser Fehler der historischen Wahrheit Eintrag thun koͤnnen; da doch daraus nicht einmal folget, weil einige Meinharden einen Luͤbeckischen Prie- ster heissen, daß die Luͤbeckischen Kaufleute fuͤr die ersten Erfinder der Schiffart nach Liefland gehalten werden muͤsten. Hierzu komt noch, daß damals, wie der Lief- laͤndische Hafen von den Bremern soll erfunden worden seyn, Luͤbek gleichsam noch in der Wiege gelegen, und auch nachher bey seinem Anwachs ohne die Bremer nicht auf der See gefahren Anno 1190, (siehe Albert. Stadens. bey diesem Jahre,) in welchem Jahre es zugleich mit diesen bey Acra Gelegenheit und einen gluͤcklichen Anfang zur Stiftung des deutschen Ordens veranlasset, wie Peter von Duisburg bezeuget, Preußischer Chronike part. 1. c. 1. welches auch Bangert selbst nicht in Abrede ist ad Chron. Slav. libr. 3. c. 36. not. b ). Man brauchte auch in diesen alten Zeiten, wenn man auf der Ostsee fahren wolte, nicht eben von Luͤbek oder Travemuͤnde auszu- laufen. Denn ganz anders beschreibet Adamus Bremensis lib. 2. c. 13. die Einrichtung dieser Reise: Der Weg (nach Semland) gehet so, daß man von Hamburg oder von der Elbe ab in 8 Tagen zu Lande nach der Stadt Julin kommen kan. Denn wenn man uͤber See und zu Schiffe gehet, von Sliaswig oder Olden- burg ab, nach Jumin: so kan man in 43 Tagen, wenn man gerade von die- ser Stadt absegelt, in Rußisch Ostragard seyn. Und von der Lage Daͤnne- marks schreibt er n. 74: Schleswig liegt an einem Arm der fremden See, wel- cher die Slia (Schley) genant wird, daher die Stadt den Namen fuͤhret. Aus diesem Hafen pflegen Schiffe auszufahren nach Schalauen ( Slauaniam ), oder nach Schweden, oder Semland, ja gar bis nach Griechenland, das ist, Rußland. Doch ist Luͤbek nicht lange nachher der Haupthafen und die Stapelstadt der Ostsee geworden, indem der Bayern und Sachsen Herzog, Heinrich der Loͤwe, sich die Sache recht angelegen seyn ließ, welcher auch den Kaufleuten von Wisby aus Goth- land Anno 1163 herliche Privilegien ertheilte, damit sie uns (so schreibt Adamus Bre- mensis, ) und unser Land vor andern mehr lieben, und unsern Hafen in Luͤbek fleißiger besuchen moͤchten. Den Freiheitsbrief hat Lambecius Orig. Hamburg. l. 2. in der Beilage der Documenten, und aus ihm der grosse Leibniz Scriptor. Brun- suic. tom. 3. in der Einleitung p. 29. beygebracht. Von dieser Zeit an pflegten die Deutschen von Luͤbek abzufahren und zu Wisby ihr Gewerbe zu treiben, so wie die Kaufleute aus Norden zu Luͤbek. Daher da Arnold Chron. Slau. l. 7. c. 9. n. 5. B bezeu- Geschichte des ersten Bischof Meinhards, 1186 bezeuget, daß die Kriegesmacht des andern Bischofs in Liefland, Bertolds, zu Luͤ- bek angeworben worden, und von da nach Liefland gesegelt sey; so mag ich dem nicht widersprechen, was Cranzen beliebet Vandal. l. 6. c. 10. daß auch Meinhard von Luͤbek abgefahren, als er nach Liefland geschiffet; obgleich das deutliche Zeugniß un- sers Auctors im Wege stehet, daß dem Bangert wegen des Lieflaͤndischen Hafens nicht beypflichten kan, als ob die Luͤbeckischen Kaufleute ihn zu erst und vor allen an- dern befahren haben solten. §. 3. Wie nun obbemeldter Priester von dem Koͤnig Woldemar von Plosce- ke , dem die annoch heidnischen Lieflaͤnder zinsbar waren, Erlaubniß und Geschenke dazu erhalten: so grif er das Werk GOttes beherzt an, predigte den Lieflaͤndern, und bauete eine Kirche in dem Dorfe Ykeskola . Die Liven, die an der Duna wohnen, hatten gegen Westen, oberhalb den Semgal- len, die Samogeten zu Nachbaren, welche Kadlubko hist. Polon. l. 4. c. 19. schlecht- weg Geten nennet; gegen Mittag die Litthauer, welche unser Auctor oft Lettones benamet, und sie von den Lettis , die Einwohner Lieflands waren, unterscheidet; ge- gen Morgen aber die Pleskovischen Russen; die auch damals schon dem Christli- chen Glauben und den Gebraͤuchen der griechischen Kirche zugethan waren. Die er- ste Erwehnung dieses Volks komt beym Ptolemaͤus vor l. 2. c. 11. da er die Guten und Levonen unter die Einwohner Scandiens zaͤhlet. Siehe Ortelii Nomenclat. Ptolemaic. p. 15. Olaus Hermelin, der anfaͤnglich auf der Akademie in Doͤrpt, hernach bey Hofe und im Felde in den wichtigsten Bedienungen gestanden, hat versucht, den Ursprung und die Geschichte dieser Nation in einer akademischen Abhandlung von dem Ursprung der Liven zu untersuchen. Dieser Woldemarus, welchen unser Verfasser Koͤnig von Plosceke nennet, heist bey den Russen Wlodomir, und hat nicht uͤber die von Pleskaw, sondern uͤber die von Polocz an der Duͤne geherschet, (Siehe bey dem Jahr 1211 n. 2.) welche heutiges Tages das Litthauische Palatinat ausmachen, so ehemals unter den Russen gestanden, auch noch jetzo von Russen bewohnet wird. Demnach haben die Daͤnischen Geschichtschreiber Unrecht, denen Ioh. Isaac Pontanus rer. Dan. lib. 6. p. 290. gefolget ist, wenn er schreibet: Walde- marus I. Koͤnig in Daͤnnemark, habe Liefland zu der Zeit besessen, und Mein- hard habe auf dessen Verguͤnstigung bey dem Ufer des Rubo (der Duͤne ) eine Kapelle erbauet, auch schon damals angefangen den Samen des goͤttlichen Worts auszustreuen. Daß dieses aber auf den Rußischen Koͤnig Wlodomir muͤsse gedeutet werden, lehret unser Chronikschreiber, und Pontanus haͤtte sich nur duͤrfen von Arnold. Lubec. lib. 7. c. 9. n. 10. belehren lassen. Es ist wenig bekant, ob die Lieflaͤnder vermoͤge eines Vergleichs, oder kraft des Unterwerfungsgesetzes den Russen Tribut entrichtet. So viel erhellet aus unserm Auctor, und Arnold leugnet es auch nicht an angefuͤhr- tem Orte, daß die Christlichen Liven durch Weigerung dieses Tributs manchmal die Russen gegen sich in Harnisch gebracht. Meinhard ist bescheiden. Er will mit den Liven nichts zu thun haben ohne Erlaubniß des Oberherrn. Denn wir lesen nirgends, daß die Liven einen gewissen Fuͤrsten oder ein Oberhaupt aus ihrer Nation gehabt haͤt- ten. Die Aermern musten den Reichern Gehorsam leisten, die unser Auctor die Aelte- sten ( Seniores et Maiores natu ) tituliret, niemals Edle, Fuͤrsten oder Koͤnige: weil ihre Muttersprache kein dergleichen Ehrenwort hat, und sie das Wort Kaͤnings und Kunninges aus der deutschen Sprache entlehnet haben. Ykeskola, heutiges Tages Uxkul, ist ein Schloß an der Duͤne, oberhalb Riga und Kirchholm, worin Meinhard nicht nur eine Kirche erbauet, sondern auch eine Geselschaft von Augustiner moͤnchen errichtet, welche gleichsam ein Capitul vorstellen solten, wenn er selbst zum Bischof wuͤrde gemacht seyn. Jn diesem Orte ist erst Mein- hard, und nachher Bertold beerdiget. Der darauf folgende dritte Bischof Albert hat dieses Capitul nach Riga verlegt, das er erbauet, und den bischoͤflichen Sitz da- selbst bevestiget, welcher vorher zu Ykeskola gewesen. Siehe beym Jahr 1201 n. 3. 4. Daher werden alle Lieflaͤndische Schriftsteller widerleget, welche melden, die erste Kirche sey zu Kirchholm, oder in Dalen, oder wie Pontanus l. c. setzet, an dem Orte, wo nun Riga stehet, auferbauet worden. §. 4. von 1184 bis 1196. §. 4. 1186 Aus demselben Dorfe waren Ylo, des Kulewene Vater, und Viezo, Alons Vater, die ersten, die getauft wurden, auf welche nach und nach andre folgten. §. 5. Den naͤchsten Winter darauf verheereten die Litthauer Liefland, und fuͤhrten sehr viele in die Gefangenschaft. Der Priester Meinhard wolte mit seinen Leuten aus Yxkul ihrer Wuth Einhalt thun, und lieferte diesen Feinden eine Schlacht in dem Gehoͤlze. Wie die Litthauer sich zuruͤck zogen, so bestraf- te obbesagter Meinhard die Einfalt der Lieflaͤnder, daß sie bisher keine Ve- stungen gehabt haͤtten oder haben wolten. Endlich versprach er ihnen Schloͤsser zu bauen, wenn sie den Vorsatz haͤtten Kinder GOttes zu werden und zu bleiben. Durch GOttes Eingeben liessen sie sichs gefallen, versprachen es, und bestaͤtigten mit einem Eide, die heilige Taufe anzunehmen. Der Autor nennet diejenigen Lettonen, welche bey uns Litthauer heissen. Ray- nald in seinen Jahrbuͤchern lieset manchmal Lectouia und Luctouia , wann er ihr Land anzeigen will. Das beweiset, wie auch in den paͤbstlichen Regesten die Namen wenig bekanter Voͤlker von den Schreibern sehr verstellet seyn. Die Geschichte dieses Volks, die Matthias Stryikowsky Osostewiz, ein Domherr in Samogitien, in polni- scher Sprache beschrieben, hat uns der Jesuite Albertus Wuͤuk Kojalowicz ins Lateinische uͤbersetzet, die wir aber nichtsdestoweniger nicht sonderlich nutzen koͤnnen, weil sie in den Begebenheiten dieser Zeit mangelhaft, und fast gar kein Licht zu geben vermoͤgend ist. §. 6. Demnach wurden den naͤchsten Sommer aus Gothland allerhand Kuͤnst- ler und Steinhauer geholet. Jndessen schwoͤren die Lieflaͤnder zum andern ma- le, daß sie aufrichtige Glaubensgenossen seyn wollen. Ehe das Schloß Ykesko- le angefangen ward, ließ sich ein Theil des Volks taufen, und die ganze Gemeine versprach, obgleich luͤgenhaftig, wenn das Schloß fertig waͤre, sich auch taufen zu lassen. Also wurden die Mauren von Grund an aufgefuͤhret. Der fuͤnfte Theil des Schlosses fiel Meinharden zum Eigenthum zu, so wie es auf seine Ko- sten errichtet ward, und er hat damit zu erst der Kirche einige Guͤter verschaft. Wie das Schloß zuletzt zu Stande kam, so fielen sie ab, und die noch nicht getauft waren, weigerten sich den Glauben anzunehmen. Doch Meinhard ließ sich in seinem Vorsatz nicht stoͤren. Um dieselbe Zeit kamen die Semgallen, Heiden aus der Nachbarschaft, welche von diesem steinernen Bau gehoͤret hatten, und nicht wusten, daß er durch Kalk so veste waͤre, mit grossen Schifstauen, und meinten ihren naͤrrischen Gedanken nach das Schloß in die Duͤne zu zerren . Jedoch die Steinschuͤtzen Ballistarii, Steinschuͤtzen oder Steinschleuderer, sind Leute, welche die ballistas gebrauchten. Balli- stae aber waren die bekanten grossen Schleudern, welche Steine, Balken, Feuertoͤpfe und dergleichen schmissen, und durch mechanische Raͤder zum Wurf regiret wurden, die Mauren oder Planken, als den schwaͤchsten Theil einer Vestung umzuwerfen, und die Feinde zu beschaͤdigen; da man hingegen das untere vestere Theil mit Mauerbrechern durchboren muste. Sie heissen in diesem Buche auch oft- mals Patherellen. Die kleinsten warfen etwan eine Last von 5 Lispfund, die groͤsten auch wol ein Schifpfund. Sie trugen aber nicht viel weiter als 500 Schritte, dabey sie doch die Kraft hatten, al- les zu zerschmettern, und was sie schlugen, einige hundert Schritte und weiter in die Luft zu prellen. Man verkroch sich vor ihrem Schuß hinter lederne mit Spreu gefuͤlte Saͤcke, und ausgespante Segel- tuͤcher. Manchmal wurden aus selbigen auch solche Balken geworfen, die vorne spitzig gemacht und mit Eisen versehen waren; daß also patherella, ballista und catapulta einerley, (und nur der Gewalt und Groͤsse nach verschieden) sind. machten ihnen die Koͤpfe blutig, und sie musten mit Scha- den abziehen. Das erste steinerne Gebaͤude in diesem Lande war also das Schloß Ykeskole. Denn der Einwohner Haͤuser sollen auch jetzo noch nur aus Balken zusammen gefuͤget, und da- her leicht von ihrem Ort zu bewegen seyn. B 2 §. 7. Geschichte des ersten Bischof Meinhards, 1192 §. 7. Die Kirchholmer, welche Nachbaren waren, hintergiengen schon erwehn- ten Bischof Meinharden mit gleichem Versprechen. Sie baueten sich ein Schloß, so sie durch diesen Betrug erhielten. Sechse Jn der Gruberischen Ausgabe stehet sed, in beiden Manuscripten aber sex. liessen sich gleich anfangs taufen, ihre Absicht mochte uͤbrigens dabey gewesen seyn, welche es wolle, deren Namen sind Viliendi, Uldenago, Wade, Waldeko, Gerweder und Viezo. §. 8. Waͤhrend der Erbauung der beyden besagten Schloͤsser, Yxkul nemlich und Holm , wird Meinhard von dem Erzbischof von Bremen, Hartwich, zum Bischof ordiniret . Die Worte: Uskul nemlich und Kirchholm scheinen eine Glosse Nach dem Revelschen Manuscripte sind sie es auch, obgleich das Rigische die Glosse heibehaͤlt. Denn Ykeskola ist die rechte und aͤlteste Schreibart. Der Herr Pastor Kelch leitet es von uͤr kuͤl ein Dorf her, weil ihm der alte Name nicht angestanden, da es doch gleich in die Augen faͤlt, daß mans uͤx kool eine Schule geheissen. Es ist kaum zu erinnern noͤthig, daß die Kloͤster bey den Alten den Namen der Schulen gefuͤhret. Jnzwischen ist an der alten Benennung etwas zu wissen gelegen. Lin- denbrog Script. Septemtr. p. 164. fuͤhrt eine Bulle von Clemens III. an, in welcher er dem Erzbi- schof Hartwich von Bremen ausser den Bisthuͤmern Luͤbek, Schwerin und Ratzeburg auch das Jxcolanensische bestaͤtiget. Wie Staphorst hist. eccles. Hamburg. tom I. p. 595. diese Bulle abge- schrieben, so haͤngt er hinten die Frage an, was das Jxcolanensische Bisthum sey. Jn dem beyge- fuͤgten Lemma aber gestehet er, er wisse es nicht. Es gestehens auch andre, wiewol sie lieber das Js- laͤndische lesen. Es ist aber handgreiflich, daß es das Jxkolische seyn soll, so der Bischof Mein- hard sich zur Residenz ersehen. Der Herr Hofrath Gruber macht dieses Worts halber dennoch die ganze Bulle verdaͤchtig, weil der Bischof nicht nach seinem Schlosse oder gewissen Sitze, sondern nach seinem Volke mit einer am paͤbstl. Hofe gewoͤhnlichen Titelatur der Lieflaͤndische genennet werden muͤste. zu seyn, die vielleicht am Rande gestanden, und durch Dumheit des Abschreibers in den Text gera- then. Zu welcher Meinung nicht nur deswegen veranlasset werde, weil sie uͤberfluͤßig sind, indem ein noch so schlaͤfriger. Leser gnugsam siehet, von welchen Schloͤssern die Rede sey; sondern auch hauptsaͤchlich deshalben, daß der Gebrauch des Worts Uxkul in die neuern Zeiten faͤllt, und unser Verfasser nichts davon gewust, als der uͤberall das Wort Ykeskola gebrauchet. Hier laͤst uns der Auctor voͤllig in Ungewißheit, und zeiget uns weder das Jahr der Or- dination, noch die Jahre des Amts, noch das Todesjahr eines so grossen Mannes an. Jch mache meine Rechnung so: Berthold, Meinhards Nachfolger, starb im Ju- lius 1198 im andern Jahre seines Amts. Also trat er seinen Dienst mit Ausgang des 1196sten Jahrs an. Daß nach Meinhards Tode seine Stelle nicht lange ledig gestan- den, erhellet aus den Berichten Arnolds l. 7. c. 9. Meinhard mag also 1196 gestor- ben seyn. Nun muͤssen wir uns noch nach einer glaubwuͤrdigen Urkunde umsehen, wor- aus die Jahre des Bisthums Meinhards zu ersehen, damit dessen Anfang oder die Zeit seiner Einweihung gewiß bestimmet werden koͤnne. Jch sehe zwar, daß Arnold von Luͤbek l. c. dis ins Jahr 1186 setzet. Aber da wird entweder der Antrit seines Pre- digens, und der Anfang des Bisthums Meinhards mit einander verwechselt, oder die Jahrzahl ist verfaͤlschet; die ich lieber mit Worten ausgedruckt als mit Ziffern an- gegeben zu seyn wuͤnschte. Zwar deucht mir, ich sehe die mehresten hier die Achseln zu- cken, die solche vorgeschuͤtzte Unwissenheit tadeln, und mir eine mehr als critische Ver- wegenheit vorruͤcken, bey so grosser Uebereinstimmung aller von Bangerten zu Rath ge- zogenen Manuscripte. Bey mir aber, der ich aus der Erfahrung gelernet, wie leichte von einem fehlerhaften Buche die Schnitzer in mehrere Exemplare uͤberschrieben werden, hat dergleichen Uebereinstimmung wenig Ansehen. Die Leser belieben doch hier eben diesen Arnold nachzuschlagen lib. 4. c. 23. n. 6. wo alle Handschriften des Bangerts das Jahr 1184 haben, in welchem die Ankunft der Gebeine des heil. Bern- wards, Bischofs zu Hildesheim, soll gefeiert worden seyn. Und doch erweiset das vierte Jahr des Pabsts Coͤlestinus des dritten, und das vierte Jahr Kaiser Heinrichs des sechsten augenscheinlich, daß die Jahrzahl in allen Handschriften falsch gewesen, und in dem Original fuͤr 1184 das Jahr 1194 gestanden habe. Unten beym Jahr 1216, wo von dem Orlamuͤndischen Grafen Albert etwas muß gesaget werden, wollen wir mit einem andern Exempel erweisen, wie die Verwechselung des einigen Buchstabens o mit von 1184 bis 1196. mit a nicht nur in alle Thuͤringische Geschichtschreiber, sowol gedruckte als ungedruckte 1192 eingeschlichen; sondern auch ganz allein die Geschlechtslinien der alten Thuͤringischen Landgrafen, wie auch der Grafen von Dhabsburg und Orlamuͤnde verworren ge- macht, die wir l. c. von diesem ansehnlichen Fehler reinigen werden. So viel ist gewiß, das, was Arnold zu Anfang des 9ten Cap. anbringet, haͤlt nicht Stich, da er so wol Meinhards Bischoͤflichen Sitz nach Riga setzet, als auch dessen Amtsfolger Bertol- den in der Stadt Riga, welche damals noch nicht in in der Welt gewesen, begraͤbet, und fuͤrgiebt, unter Pabst Caͤlestinus dem III ten haͤtten die heil. Zuͤge ins gelobte Land ih- ren Anstand oder ihr Ende genommen, da doch selbst sowol aus Arnolden l. 5. c. 1. als auch aus andern Schriften aller Chronikenschreiber derselben Zeit bewiesen werden kan, daß dieselben unter keinem Pabst eifriger veranstaltet worden. Jch berufe mich sowol auf die Breve des Pabsts; als auf des Kaisers Briefe selbst: davon jene Baronius tom. 12. beym Jahre 1195. n. 22, diese aber Gottfried von Coͤlln bey eben diesem Jahr liefert. Dieser erzaͤhlet an angefuͤhrter Stelle, der Pabst habe deswegen 2 Cardinaͤle nach Frank- reich und aller Orten umher, abgeschickt. Es gingen auch die Kreuzfarer eben zu der Zeit ins gelobte Land, da Bertold nach Liefland zog, und kamen um die Zeit, da jener im Treffen blieb, wieder in ihr Vaterland. Das dienet uns dazu, daß man sehen kan, Arnold habe mehr von Hoͤrensagen, als nach der Ordnung die Begebenheiten der 2 er- sten Bischoͤfe von Liefland uns aufgezeichnet. Das Geruͤchte aber pflegt nur uͤber- haupt Begebenheiten, nicht aber derselben Ordnung zu erzaͤhlen. Ein deutlicher Licht scheinen uns die Verschen zu ertheilen, so auf Meinhards Grabmal stehen, welche uns Chytræus Saxon. lib. 31. f. 980 aufbehalten, die ihm von Einem Hochedl. Rath in Riga zugeschickt worden, dieses Jnhalts: Hac sunt in fossa Meinardi præsulis ossa. Nobis primo fidem dedit annis quattuor idem. Actis millenis centenis nonaquegenis Annis cum senis, hic ab his it ad æthera pœnis. Zwar will ich wol nicht glauben, daß die Aufschriften, die in dem Bildersaale des Schlosses Ronneburg unter jedem Bildniß der Rigischen Bischoͤfe stehen, mit den Bischoͤfen selbst gleiches Alters seyn. Doch diese Verschen, die von der Aufschrift unter Meinards Bilde ganz unterschieden, sind aͤlter, und schmecken nach der Einfalt und Schreibart des damaligen Jahrhunderts. Welches uns der blosse Gebrauch des Worts pœnæ fuͤr Qual, auf Franzoͤsisch peines, so unten beym Jahr 1205. n. 5. und 1211. n. 1. wieder vorkomt, belehren kan. Jn welcher Bedeutung diejenige Woche, in der Chri- stus nach Fasten und saurer Arbeit sich kreuzigen lassen, damals hebdomas pœnosa, (die Marterwoche,) auf Franzoͤsisch la semaine peneuse, genennet worden, nicht allein in Frankreich, sondern auch in den Nordlaͤndern. Denn so heists in der von Joh. Schef- fern herausgegebenen Chronik der Erzbischoͤfe von Upsal, S. 216: Ausgenommen 4 Wochen, nemlich, die hebdomas pœnosa Jn diesem Verstande komt es auch in des Emmo und Menco Omlaͤndisch-Frisischer Chronik vor, die im 13 Jahrhundert geschrieben worden, beym Jahr 1208 p. 434: Jn der Marterwoche ( hebdomada pœnosa ) nach dem Palmen Sonntage reisten sie ab, und kamen den heiligen Ostertag nach Muͤnster. vor Ostern ꝛc. wo Scheffer dabey setzt: So recht deutlich wird gelesen. Es ist aber die hebdomas pœnosa , die gleich vor dem Osterfest vorhergehet, und gemeiniglich chara heisset, nemlich in Stras- burg, Scheffers Geburtsstadt, die Char- oder Karwoche. Wenn man auch ganz und gar zugibt, die Grabschrift sey lange nach gedachtem Fest gemacht; so konte doch bey den Rigischen das Andenken besagter Jahre aus den Todtenzetteln vorhanden seyn, oder aus andern noch nicht bekant gemachten Schriften. Nun, da die Zeit seines Todes, welchen die Grabschrift ins Jahr 1196 setzet mit obengesetzter Rechnung uͤbereintrift; so solte man ihr auch in den Jahren seines Bischoͤflichen Amtes trauen, deren sie Mein- harden nur viere beyleget; so daß Meinhards Ordination zum Bischof ins Jahr 1192. fallen muß. Welche Jahrzahl man um so viel williger annehmen kan, je zuverlaͤßiger der Fortsetzer des Sigeberts den Anfang von Meinhards Bisthum hinter das Jahr 1186 setzet, und je deutlicher der aͤlteste Schriftsteller der Pohlen, wenn ich den Kad- lubko ausnehme, der doch diese Zeiten nicht beruͤhrt, Dlugossus lib. 4. pag. 318. Mein- hards Bisthum in die Zeiten Pabsts Caͤlestinus des dritten rechnet, von dem bekant, daß er erst Anno 1191 Pabst worden, wenn er schreibt: Zur Zeit des Pabsts Caͤle- stinus des dritten, ist Liefland durch den Dienst Meinhards, des Lieflaͤndi- schen Bischofs, zum christlichen Glauben gebracht worden. Wo ich doch nicht C nur Geschichte des ersten Bischof Meinhards, 1192 nur in der Leipziger Ausgabe, sondern auch in der zu Dobromil p. 288. fuͤr das Jahr 1191 wohin der Pabst Caͤlestinus der 3te und Kaiser Heinrich der 6te gehoͤrt, die Jahrzahl 1091 unrichtig gesetzt sehe. Denn auch andere Chronikenschrei- ber nennen hier die Zeit Kaiser Heinrichs des 6ten, welche in die Zeit Caͤlestinus des 3ten faͤlt. Als nemlich die Luͤneburgische Chronik bey Eccarden Script. tom. 1. p. 1407. Bi desselven Keiser Vriderikes Tiden erhof sic de Kerstenheit to Pruten. Bi sines Vader Keiser Heinrikes Tiden ward Liflanden Kersten, unde bedwungen van den Sassen. Das ist: Zu desselben Kaiser Friedrichs Zeiten kam das Christen- thum in Preussen empor. Zu seines Vaters, Kaiser Heinrichs des 6ten Zeiten, wurde Liefland christlich, und von den Sachsen bezwungen. Daß Meinhard erst Anno 1200 gelebt, sagt Alexander Gaguinus p. 64. da er sich vielleicht durch Cranzens Ansehen verleiten lassen, welcher Vandal l. 6. c. 10. schreibet, Meinhard sey ein wenig vor Ende des 1200ten Jahrs mit Kaufleuteu nach Liefland gezogen. Das ist aber theils falsch, theils alzu unbestimt, und gibt uns nicht das eigentliche Jahr der Einweihung Meinhards. Denn die von uns angehaͤngten Urkunden belehren, daß schon zur Zeit Clemens des III, der vor Caͤlestinus dem III. gesessen, und 1189. Pabst geworden, Meinhard Bischof, und zwar zu Ykeskola, sey tituliret worden; daß also das Jahr seiner Einsegnung eben so ungewiß ist, als das erste Jahr seines Abzugs nach Liefland, bis neue Schriften zum Beweis gefunden werden. §. 9. Als das andere Schloß aber Grub. hat autem; das Revelsche Manuscript ante: nachdem vorher auch das zweite Schloß fertig worden. zu Stande war, vergassen die Gottlosen ih- res Eidschwures, und haben sich selbst zum Schaden gelogen: denn es war auch nicht ein einziger, der den Glauben hatte annehmen wollen. Das Gemuͤthe die- ses Priesters ward daruͤber ziemlich unruhig, zumal, da sie ihm nach und nach das seine genommen, seinen Leuten mit Schlaͤgen begegnet, den Schlus fasseten, ihn des Landes zu verweisen, und die Taufe, die sie in dem Wasser empfangen, in der Duͤna wieder abzuwaschen, und (sie) wieder nach Deutschland zuruͤck zu schicken meinten. §. 10. Nun hatte dieser Bischof einen Mitarbeiter am Evangelio, den Bruder Theo- doricus, Cistercienser Ordens; nachmaligen Bischof in Esthland , diesen wolten die Lieflaͤnder von Treyden ihren Goͤtzen aufopfern , und zwar deswegen, weil auf seinen Feldern das Getreide gar zu schoͤn stand, und ihre Saat durch den haͤufigen Regen zunichte ging. Das Volk ward zusammen gerufen, und man befragte sei- ner Aufopferung wegen die Goͤtter durchs Loos. Man stellete eine Lanze hin, das Pferd trat zu , doch auf GOttes Verhaͤngniß setzte es den Fuß voraus, der seine Erhaltung bedeutete. Dieser Bruder betete mit seinem Munde, und mit der Hand segnete er. Der Wahrsager gab vor, der Gott der Christen saͤsse dem Pferde auf dem Ruͤcken, und ruͤcke selbst den Fuß vor, man solle deswegen des Pferdes Ruͤ- cken abwischen, damit dieser Gott herunter fiele . Da nun hierauf das Pferd den Fuß des Lebens wieder vorsetzte, wie vorher, so ward der Bruder Dietrich beym Leben erhalten . Einsmals ward dieser Bruder nach Esthland verschickt, wo er unter den Heiden viele Lebensgefahr ausstund, einer Sonnenfinsterniß hal- ben, die sich am Tage Johannis des Taͤufers sehen ließ; da sie vorgaben, er fraͤsse ihnen die Sonne auf . Zu eben der Zeit begehrte ein gewisser Live von Trey- den, der verwundet worden war, von dem Bruder Dietrich geheilet zu werden, und versprach, wenn er gesund wuͤrde, sich taufen zu lassen. Dieser Bruder aber stieß Kraͤuter zusammen, ob er gleich von ihrer Kraft und Wirkung nichts ver- stund, sondern rief nur den Namen des HErrn uͤber ihn an, und machte ihn am Lei- be, und durch die Taufe an der Seele gesund. Und das war der erste aus den Vornehmsten von Treyde, der glaͤubig ward. Ein andrer Patient ließ den Bru- der Dietrich zu sich kommen, und begehrte die heilige Taufe. Doch die freche Hartnaͤckigkeit der Weiber hielt ihn von diesem heiligen Vorsatz ab. Wie aber die Krankheit von 1184 bis 1196. Krankheit heftiger ward, so wurde der Unglaube dieser Weiber uͤberwunden. Er 1186 ließ sich taufen, und GOTT im Gebet empfelen. Die Seele dieses Verstorbenen sahe und erkante ein anderer Neubekehrter, der auf 7 Meilen Weges davon war, von den Engeln in Himmel tragen Die Scharfsichtigkeit dieses Neubekehrten verdienet bey dem Leser ein desto gelinder Urtheil, weil es selbst den Altbekehrten der damaligen Zeit nicht besser ergangen. Anno 1188. sahe der Prior des Ma- rienordens vom Berge Carmel, Bertold, gar viele Seelen seiner Moͤnche, die von den Saracenen ermordet waren, durch eine Menge heiliger Engel in Himmel tragen. . Dieser Dietrich war einer von Meinhards vornehmsten Gehuͤlfen, der das Volk uͤber der Aa zu allererst zum christlichen Glauben gebracht, und von der Gegend, so Thorcida heisset, in welcher Treyden gelegen, den Zunamen bekommen, damit man ihn von an- dern Theodoricis unterscheiden koͤnne. Der Bischof Albert setzte ihn uͤber ein bey der Muͤndung der Duͤne von ihm neuerbauetes Kloster Cistercienser Ordens, so er den Berg des heiligen Nicolai nante. Nach vieljaͤhrigen Bemuͤhungen und Reisen, die er nach Rom that, ward er beym Pabst Jnnocentius dem III. bekant, und er- hielt mehr den Titel als das wirkliche Amt eines Bischofs von Esthland, wie unser Verfasser nachher alles vollstaͤndiger unter jedwedem Jahre vortraͤget. Es ist auch aus andern Scribenten bekannt, daß die Barbaren nach Norden zu so gut wie die uͤbrigen, von denen Caͤsar vom Gallischen Kriege l. 6. c. 16. Lactantius diu. instit. l. 1. c. 21. und Lagerloͤoͤf von den Druiden c. 2. §. 7. p. 45. seq. handeln, ihren Goͤttern mit Menschenblut, und sonderlich mit Christenblut geopfert. Es ist abscheulich, was Adam aus Bremen von den Sveonen erzaͤhlet, von der Lage Daͤnnemarks n. 94. und vor ihm von den Daͤnen und Normaͤnnern Ditmar von Merseburg, libr. 1. am Ende, wo er setzet, man habe alle 9 Jahr 99 Menschen, mit eben so viel Pferden, Hunden und Haͤnen geopfert. Daher ein gewisser Christ Adamen berichtet, er habe in einem Walde bey Upsal Hunde- und Menschenkoͤrper untereinan- der haͤngen sehen. Dieser entsetzliche Anblick erinnert mich an das Leichengepraͤnge des cumanischen Koͤnigs Jonas; als der in ein sehr tiefes Grab verscharret ward, so wurden zu seiner Rechten und Linken 8 Waffentraͤger lebendig gehenket, die als frey- willig in den Tod gingen, und daneben wurden 26 Pferde gleichfals lebendig aufge- knuͤpfet, wie Alberic bezeuget beym Jahr 1241. p. 579. Eben dieser Adam meldet, daß auch die Esthen sich nicht enthalten Menschen zu opfern, n. 75. da er spricht: Sie er- handeln die Menschen von den Kaufleuten, und sehen vorher genau nach, daß sie ja kein Maal am Leibe haben, und opfern sie. Manchmal pflegte der Ruͤgier Priester einen Christen zu opfern, und gab dabey vor, die Goͤtter vergnuͤgten sich ungemein an derglei- chen Blute, wie Helmold aussaget Chron. Slauor. l. 2. c. 12. n. 9. Peter von Duis- burg erwehnet ein gleiches von dem Criwe, den die Preussen als ihren Pabst geehret, part. 3. c. 5. Denn da der erste christliche Bischof zu ihnen kam, waren sie so grausam, daß sie alle Kinder weibliches Geschlechts, die ihnen geboren wurden, ausser einem Maͤgd- gen, umbrachten, und ihre Gefangenen den Goͤttern opferten, in deren Blut sie Schwerdt und Lanzen tauchten, um gutes Gluͤck zu haben. Diese Unmenschlichkeit machte Pabst Honorius der III allen Bischoͤfen kund, bey Raynald Jahr 1218. n. 43. Welches sich auch mit auf die Liven erstrecket, weil nach Aussage dieses Peters von Duisburg, nicht die Preussen allein, sondern auch die Letten und andere Lieflaͤndische Nationen, den Befehlen dieses Criwe unterworfen waren. Saxo Grammaticus , der eben nicht allezeit fabuliret, erzaͤhlet, Histor. Dan. l. 14. daß man bey den Ruͤgiern im Gebrauch gehabt, mit einem weissen Pferde ungefehr solcher Gestalt sich von dem Ausgang kuͤnftiger Dinge zu erkundigen. Vor dem Tempel, schreibt er, pflegte eine 3fache Reihe Spiesse von den Opferbedienten hingestellet zu wer- den; in jeder derselben waren 2 und 2 gegen einander uͤber geleget, so, daß die Spitzen in der Erde stacken, und zwischen beyden Reihen allezeit ein gleich weiter Zwischenraum blieb. Zu selbigen ward ein Pferd — — nach vorhergegangenem feyerlichen Gebet von dem Priester aus dem Vorhofe mit Sattel und Zeug hervor gefuͤhret, wenn es nun uͤber die vor sich habenden Reihen eher mit dem rechten als linken Fusse schritte, so nahm mans fuͤr ein gluͤcklich Zeichen an. Wenn es aber auch nur einmal den linken Fuß vor den rechten voraus gesetzet hatte, — so aͤnderte man sein ganz Unternehmen. Von den Liuticiern, die mit zu den Ruͤgiern gehoͤren, erzaͤhlet Ditmar von Merseburg ein gleiches l. 6. p. 382, es habe nemlich ein heiliges Pferd, welches man uͤber die in die Erde gestochenen Spitzen zweyer Spiesse gefuͤhret, deren Schaͤfte in einander gegangen, allen Ausspruͤchen der Goͤtter den letzten Ausschlag gegeben. Daß auch die Stetiner C 2 diesem Geschichte des ersten Bischof Meinhards, 1192 diesem Aberglauben ergeben gewesen, bezeuget der ungenante Verfasser der Lebensbeschrei- bung des heiligen Otto lib. 2. c. 32 so den Titel fuͤhret: Von dem prophetischen Pfer- de und Spiessen. Cranz gestehet, Vandal. lib. 5. cap. 12. er habe den Saxo ausgeschrie- ben; doch druͤckt er die ganze Sache kuͤrzer und besser aus: Wenn es die bezeichnete Stelle mit dem rechten Fusse beruͤhret: so vermuthen sie was gutes; wenn aber mit dem lin- ken, etwas boͤses. Daher nent unser Verfasser den rechten Fuß den| Fuß des Lebens. Einige unter den Preussen getraueten sich nicht, auch nur einigermassen auf einem Rappen oder Schimmel zu reiten, ihrer Goͤtter wegen, schreibt der von Duisburg part. 3. c. 5. Unser Auctor gibt davon die Ursache an, nemlich die Einbildung, als ob ein Goͤtze auf des Pferdes Ruͤcken saͤsse, den man ohne die groͤste Suͤnde nicht herunter jagen koͤnne. Ein fast gleiches Loos, obgleich von betruͤbterm Ausgange, fiel auf einen gewissen Buͤr- ger aus Magdeburg, den die Preussen im Kriege gefangen bekommen. Von diesem meldet der Duisburger part. 3. c. 86: Die Nattanger wolten ihren Goͤttern ein Sie- gesopfer bringen, und warfen daher das Loos uͤber die bey ihnen gefangenen Deutschen: selbiges traf zu zweyen malen einen gewissen Buͤrger von Meydenburg, der Hirz- hals hieß, einen vornehmen und reichen Mann. Wie er nun dergestalt in Angst war, bat er Heinrich Monten, er moͤchte doch an die Wohlthaten denken, die er ihm oftmals in der Stadt Meydeburg erwiesen, und ihn aus dieser Truͤbsal erretten. Auf diese Worte hatte Heinrich Mitleiden, und half ihm zweymal durch. Als aber das Loos zum dritten mal geworfen ward, und wieder auf ihn fiel; so wolte er sich nicht mehr losmachen las- sen, sondern begab sich von freyen Stuͤcken, mit einem guten Bekentniß, GOtt zu einem Opfer, ließ sich auf sein Pferd binden, und lebendig verbrennen. Ein ander Exempel hat die Chronik von Kiow beym Jahr 983. Collect. Rer. Russic. part. 2. p. 106. Daß Anno 1191. im Junius eine Sonnenfinsterniß in Deutschland gesehen worden, bemerket Gottfried von Coͤlln bey diesem Jahre. Obs eben die sey, von der hier die Rede ist, mag ich nicht ausmachen. Denn Urspergens. hat beym Jahre 1187. eine an- dere, die am Tage St. Johannis des Taͤufers um die 6te Tagesstunde bemerket ist. Un- ten beym Jahr 1209. n. 5. sagen die Heiden, als sie den Schall der Sturmglocke hoͤrten, welche die Rigischen laͤuteten, da der Feind vor der Thuͤre war; sie wuͤrden von die- sem GOtt der Christen gefressen und aufgezehret. Sie hatten mehr Grund es zu ver- muthen, als diese Esthen, von einem gewehrlosen Manne, den sie vielleicht fuͤr einen Zauberer gehalten. §. 11. Wie man aber die Hartnaͤckigkeit der Liven sahe, und daß alle Arbeit bis- her umsonst war, so nahm der Bischof Meinhard die Geistlichen und Bruͤder mit sich, und begab sich auf die Kauffarteischiffe, die eben in Ostern nach Goth- land segelfertig lagen, in der Absicht wieder nach Hause zu ziehen. Da ward den listigen Liven bange, weil sie besorgten, es werde ihnen eine ganze christliche Ar- mee auf den Hals kommen. Deswegen thaten sie alles moͤgliche, vorbesagten Bi- schof mit List und Thraͤnen verstellter Weise zuruͤck zu noͤthigen, und sagten zu ihm, wie ehemals jene zum heiligen Martinus, obgleich aus ganz andern Herzen: Warum ziehst du von uns, lieber Vater? oder wem wilst du uns Waisen zuruͤck las- sen? Gibt auch ein Hirte beym Abschiede seine Schafe so gefaͤhrlich dem Ra- chen der Woͤlfe Preis? Und versprachen es die Liven zum andern male von sich selbst den christlichen Glauben voͤllig anzunehmen. Der unschuldige Mann trauete jedem Worte, und kehrte auf Einrathen der Kaufleute und zugleich wegen versicher- ter Hofnung, daß bald eine Armee kommen wuͤrde, mit den Liven wieder zuruͤck. Denn etliche versprachen von den Deutschen, andre von den Daͤnen, Nor- maͤnnern, und andre von andern Nationen eine Armee mitzubringen, wenn es die Noth erfordere. Kaum waren die Kaufleute unter Segel gegangen, so gruͤs- sen die Kirchholmer den zuruͤckgekommenen Bischof mit dem Grus und Herzen des Judas, und sprachen: Gegruͤsset seyst du Rabbi! Sie fragten ihn auch, wie viel das Salz oder der Watmal in Gothland koste. Die Beklemmung, darin er daruͤber war, machte, daß er sich der Thraͤnen nicht enthalten konte; er ging wieder nach Ykeskole, und begab sich wieder in sein Haus. Er sezte einen Tag an, um das Volk zu versamlen, und es an seine Zusage zu erinnern. Sie hielten aber weder Termin noch Versprechen. Daher nahm er Abrede mit den von 1184 bis 1196. den Seinigen und entschloß sich nach Esthland zu reisen, bis er mit den Kaufleuten 1196 nach Gothland kommen koͤnte, welche daselbst uͤberwintert hatten. Jnzwischen machten die Liven Anstalt ihn unterwegens zu toͤdten. Er ward aber von Anno aus Treyden zum voraus davon benachrichtiget und zuruͤckzukehren ermahnet. Dennoch ging er mit tausend Aengsten wieder nach Ykeskole, weil er aus dem Lan- de nicht kommen konte. Diese Worte sollen auch dem Luͤbischen Bischof Heinrich zugerufen worden seyn, als er Anno 1183 zu einer groͤssern Gemeine ziehen wolte, wie Arnold meldet libr. 3. c. 3. n. 3. Watmal. Ein Wort, so selten vorkomt, dessen Ursprung und Bedeutung zu unter- suchen nicht unangenehm seyn duͤrfte Goldast in den Anmerkungen uͤber Eginhards Lebensbeschreibung Carls des Grossen, p. 198. und 199. nach Schminkens Ausgabe, hat eine Schrift von dem Abt Notpert zu Sanct Gallen von Anno 1061, wor- inne das Wort Watspenda vorkomt. Woruͤber jener folgende Erklaͤrung gibt: Watspenda ist ein fremdes Wort, und bedeutet ein Geschenke an Kleidern. Denn die Deutschen nennen Wat ein Kleid, und Watman heist gewoͤhnlich, einer der Tuch verkaufet. Er hat zwar ganz recht, denn man braucht auch noch heutiges Tages bey uns das Wort Wad oder Wand in dieser Bedeutung; weil man die Waͤsche oder leine- nen Kleider Leinwad oder Leinewand, die von Wolle aber schlecht weg Wand, und die Tuchverschneider oder Tuchkraͤmer Wandsnidere nennet. Was heist aber das zusammengesetzte Wort Watmal? Hier komt uns Peter von Duisburg zu Huͤl- fe, der in der Preußischen Chronik part. 3 c. 79 von Herrmann Grumbachen, dem fuͤnften Heermeister in Preussen, schreibt; dieser wurde nur Watmal zubenamet, von einem wollenen Tuche, Watmal genant, so er den Ordensbruͤdern zu tragen ver- ordnete. Aus dieser Stelle erhellet, daß Watmal eine Art von groben Kleidern von einem starken Faden, aus unbereiteter Wolle verfertiget und von weisser Farbe gewesen. Denn daß die Deutschen Ordensbruͤder weisse Maͤntel mit schwarzen Kreuzen bezeichnet, gemeiniglich getragen haben, zeigt eben dieser Schriftsteller part. 2. c. 4. und part. 1. c. 1. an. Ja in dem Vorbericht meldet er, etliche haͤtten ihren Leib dergestalt kasteyet, daß sie statt des Unterkleides einen haͤrinen Sack oder Panzer getragen, oder auch Kleider aus Sackleinewand, worinnen ihnen Mehl uͤber die See zugefuͤhret worden, angezogen. Hartmann nun, da er allen einen gleichfoͤrmigen Habit geben wolte, den Ordensbruͤ- dern aber alzugrobe Kleider aus unbearbeiteter und zottichter Wolle mochte gegeben ha- ben, gab hierdurch zugleich Veranlassung zu einem spitzigen Scherz, und dem Scriben- ten Gelegenheit, mit dem Namen dieses Heermeisters zu spielen: Dieser Mann hatte den Namen in der That, weil er einen sehr harten Nacken hatte. Hartmann wird verdolmetschet: ein harter Mann. Und diese Art Kleider, so die Preussen schon laͤngst aus Deutschland angenommen hatten, nent Adam. Bremens. von der Lage Daͤn- nemarks n. 77. Paldones, und sein Ausschreiber Helmold Chron. Slau. libr. 1. c. 1. n. 5. Faldones. Beyde schreiben: Die Preussen haben an fremdem Pelzwerk Ueber- fluß, dessen lieblichen Geruch unsern Laͤndern einen toͤdtlichen Gift der Hoffart beyge- bracht. Und zwar achten es jene Auslaͤnder wie Koth, vielleicht zu unserer Bestrafung, weil wir, es sey mit Recht oder Unrecht, nach einem Zobelpelz, als nach der hoͤchsten Gluͤck- seligkeit trachten. Daher bieten uns jene fuͤr unsere wollene Kleider, die wir Paldones nennen, so kostbare Marder an. Aus welcher Vergleichung erhellet, daß diese Paldones die geringste und groͤbste Gattung von wollener Kleidung gewesen, die vom baltischen Meere Paltroͤcke, und in Pomerellien Cassuben heissen. Davon, meinet Micraͤ- lius, habe die Nation den Zunamen bekommen, Chron. Pomer. l. 6. am Ende. Jen- seit des Meers aber, sonderlich bey den Lappen und Liven, heissen sie bis dato noch Watmal, wie Wexionius descript Suec. l. 4. c. 8, und Weber im bekehrten Ruß- lande part. 3. p. 120. bezeuget. Dieses finde ich auch weder dem Namen noch der Sache nach bey den Engelaͤndern nicht unbekant zu seyn. Vitus Kennet, nunmeh- riger Bischof von Petersburg, gab, wie er noch zu Ambrosden Landprediger war, zu Oxford 1695. die Alterthuͤmer des Kirchspiels Ambrosden heraus. ( Parochial Anti- quities, attempted in the History of Ambrosden , Burcester and other adjacent Parts, in the Counties of Oxford and Bucks, ) in denen ein grosser Vorrath von Do- cumenten befindlich, wobey auch ein vortrefliches Woͤrterbuch, zu Erlaͤuterung des Lateins der neuern Zeiten, angehaͤnget worden. Jn diesem Werke komt p. 574. ein Diploma vor, von Anno 1425, wo unter den Ausgaben auch dieses mit berechnet wird: Fuͤr 5 Ger- den Waddemole, die zu Pferdekollern gekauft, (sind ausgegeben) dis Jahr 2 Pfund D 1 Schil- Geschichte des ersten Bischof Meinhards, 1196 1 Schilling. Diese Worte erlaͤutert der Verfasser des Woͤrterbuchs auf diese Art: Waddemole, now called Woadmel, and in Oxfordshine Woddenell, a course Sort of Stuff, us’d for the Covering of the Collars of Cart Horses. Mr. Ray in His Col- lection of East and South-Country Words describes it to be a hairy course Stuff, made of Jsland wooll and brought thence by our Seamen to Norfolck, Suffolck \&c. Also ist Watmal bey den Engelaͤndern ein grobes, aus Jslaͤndischer Wolle geweb- tes Tuch, dergleichen die Schifleute von Jsland in die Nordlichen Provinzen von Engeland zu bringen pflegen. Dem scheinen des Virgilius Bockshaare beyzukommen — — — — — setæque comantes Usum in castrorum \& miseris velamina nautis. Georg. l. 3 v. 312. Vielleicht derjenige, von dem oben n. 4. § 12. Aus der Ursache fertigte er den Bruder Dietrich von Thoreida (Treyden) als einen Boten heimlich an den Roͤmischen Pabst ab, um guten Rath zu holen. Wie aber dieser sahe, daß es ihm unmoͤglich fiel, aus dem Lande zu kommen, so ent- wischte er doch den Liven, so auf ihn laurten, durch einen erlaubten Betrug . Er setzte sich nemlich zu Pferde, nahm die Stole, ein Buch und Weihwasser mit, und that, als wolte er einen Kranken besuchen. Diesen Vorwand seiner Reise schuͤtzte er auch bey denen vor, so ihm unterwegens begegneten und darum befragten. Al- so entkam er gluͤcklich aus dem Lande und langte bey dem Pabst an. Der Pabst, als er die Zahl der Getauften hoͤrete, befand nicht vor gut, diese Leute zu verlassen, son- dern beschloß sie zur Vesthaltung des Glaubens, zu dem sie sich einmal freywillig verstanden, mit Gewalt zu noͤthigen. Wie er denn auch allen Vergebung der Suͤnden versprach, die das Kreuz annehmen und hinziehen wolten, diese erste Ge- meine wieder aufzuwecken. Hier steht pro dolo: ich wolte aber lieber per dolum. Jn dem Revelschen Manuscript heist es pio dolo, das Rigische list præ dolo. Jch solte glauben unser Autor habe dis aus einem ungewissen Geruͤchte, weil er den Namen des Pabsts nicht anzeiget, so er doch nachher bey Jnnocentius dem 3ten und Honorius dem 3ten niemals auslaͤst. Denn Jnnocentius scheinet, wenn man die schriftlichen Urkunden damaliger Zeit ansiehet, am ersten die Sorge dafuͤr uͤbernommen zu haben, da hingegen die Geschichte Caͤlestinus des 3ten, so viel wenigstens in Druck gekommen, nichts davon gedenken. §. 13. Es hatte schon damals dieser Bischof mit dem Herzoge von Schweden , den Deutschen und Gothen, die Curlaͤnder mit Krieg uͤberzogen. Allein sie wurden durch einen Sturm nach der Ehstnischen Provinz Wierland verschla- gen, wo sie eine Landung thaten, und 3 Tage lang diese Gegend verheerten. Doch als die Wirlaͤnder wegen Annehmung des Glaubens sich in Tractate einlassen wolten, so nahm dieser Herzog lieber Tribut von ihnen, zog die Segel auf und reiste, den Deutschen zu grossem Verdruß wieder in sein Land. Von diesem Zuge schweigen die Schwedischen Jahrbuͤcher, so viel nemlich uns auf- behalten worden. Daher nicht nur Pontanus Rer. Danic. lib. 6. p. 290, sondern auch selbst ein Schwede Ioannes Messenius , Scond. Illustr. Tom. 2 beym Jahre 1196 p. 16 die Ehre davon dem Daͤnischen Koͤnige Canut zuschreibet, einem Prinzen Wal- demars des 1sten; obgleich zur selbigen Zeit auch ein Koͤnig gleiches Namens in Schwe- den beruͤhmt gewesen. Doch mag ich, was das angegebne Jahr betrift, nicht entge- gen seyn, weil auch unser Verfasser den Tod Meinhards gleich darauf setzet. Jn- zwischen kan man wohl annehmen, daß beyde Canuten, der Schwedische und Daͤ- nische die Esthen dasselbe Jahr angegriffen. Von dem in Schweden muß man un- serm Auctor glauben, der bezeuget, wie er seines Herzogs Dienste dazu gebraucht. Die- ser war Birger Jerl I. von dem Erich von Upsal histor. Suec. lib. 3 p. 103 erste- rer Ausgabe schreibet, er sey Anno 1202. mit Tode abgegangen. Von dem Daͤnischen Canut bezeugets die von Arnas Magnaͤus herausgegebene Seelaͤndische Chronik p. 48 Anno 1196 zog der Koͤnig Canutus mit einer Armee nach Esthland. Zwar er- zaͤhlet von 1184. bis 1196. zaͤhlet vorerwehnter Erich l. c. p. 99, daß der Schwedische Koͤnig Canut schon Anno 1196 1192. Todes verblichen, dem es Ioh. Magnus Histor. Goth. lib. 19 c. 9 p. 603 so nachschreibet. Claudius Oernhiaelm aber hist. Suec. eccles. lib. 4. c. 7 erweiset es aus beygebrachten Urkunden, daß er sein Leben bis 1199 gebracht, und schliesset, die Schwe- den und Daͤnen haͤtten gegen die Esthen den Krieg gemeinschaftlich gefuͤhret; ob er gleich auch von diesem Feldzuge nichts weiß, wenn er n. 67 schreibet: Canutus war zu frieden, daß er dieses Ungluͤck (die Esthen, die in Schweden eingefallen waren,) von seinem Lande abgehalten hatte, und traute sich aus Furcht vor den einheimischen Compe- tenten nicht sein Rachschwerdt auswerts gegen die Laͤnder dieser Raͤuber auszuziehen. Man kan leicht sehen, daß aus Versehen des Abschreibers die Worte: Rediit in ter- ram Jn dem Revelschen Manuscript heist es: Vela sustollens diuertit in molestiam Teutonicorum; in dem Rigischen stehen die Worte: Abiit in patriam, am Ende eingeschlossen. suam, die unten ofte vorkommen, hier ausgelassen seyn. §. 14. Waͤhrend der Zeit ward der Bischof Meinhard, gottseliges Gedaͤchtnisses, nach vielen ausgestandnen Beschwerden und Kummer bettlaͤgerig, und da er sein Ende merkte, so ließ er alle Aeltesten von Liefland und Thoreida vor sich kommen, und befragte sie, ob sie nach seinem Tode ohne Bischof bleiben wolten. Diese aber ant- worteten einmuͤthig, sie wollten lieber wieder einen Bischof und Vater haben. Kurze Zeit darauf ist der Bischof verschieden . Nemlich 1196, weil seines Amtsfolgers Tod, der im Julius 1198 erfolget, ins ander Jahr seines Bisthums gesetzet wird. Wenn man das zum Grunde setzet, so hat Meinhard sein Leben nicht uͤber besagtes 1196 Jahr bringen noch seine Grabschrift falsch seyn koͤnnen. Die Fasti sacri Colonienses bey Gelen. de magnitud. Colon. p. 713 haben den 19 Cal. Sept. zum Todestage, so der 14te August ist. D 2 Ge- Geschichte des andern B ischofs, B ertolds, von 1196 bis 1198. §. 1. 1197 N achdem das Leichenbegaͤngniß mit gewoͤhnlichen Caͤremonien voll- bracht und der Bischof mit Wehklagen und Thraͤnen der Liven, wie es wenigstens schien, beerdiget worden: so machte man An- stalt wegen seines Nachfolgers, und schickte nach der Mutterkirche in Bremen, um einen dazu tuͤchtigen Mann zu erhalten. Man brachte hierauf die Ehrwuͤrdige Person des Abts zu Lockum Bertolds aus dem Cistercienser Orden in Vorschlag. Man fand ihn zwar anfaͤnglich zur Rei- se schwierig, doch ließ er sich durch des Erzbischofs Bitten bewegen und nahm die Last des Predigtamts uͤber sich. Arnold l. 7 c. 9 n. 3 nent ihn Abt in Lucca. Daß er aus dem grauen Orden gewesen, fuͤhrt Albert von Stade an ums Jahr 1195. Ein gewisser Bruder aus dem grauen Orden Bertold ward vom (Bremischen) Erzbischof Hartwich zum Bischof geweihet, und nach Liefland geschickt. Die naͤhere Unterscheidung, daß er aus dem Cistercienser Orden gewesen, fuͤget Albericus hinzu, ums Jahr 1194 p. 404: Jn diesen Tagen, sagt er, predigte in Liefland, so zwischen Schwe- den und Preußen, (Reußen) und Pohlen liegt, ein gewisser Hochwuͤrdiger Abt, Cistercienser Ordens, Namens Bertold, Christum mit allem Nachdruck: Welcher auch der andre Bischof nach Meinharden geworden, der aus den Regulairen gewesen, und am ersten in dieser Provinz geprediget hat. Also war dieser Bertold Abt uͤber ein gewisses Kloster Cistercienser Ordens, so Lockum hieß, dessen Lage Cranz nicht gewust. Denn Vandal. l. 6 c. 10 sagt er obenhin: Die Jahrbuͤcher nennen das Kloster, woraus er gekommen Luca. Ferner Metropol. l. 7 c. 14 wiederholet er aus Alberten von Stade, daß der Erzbischof von Bremen Hartwich einen gewis- sen Bertold, aus dem grauen, das ist, Cistercienser Orden zum Bischof von Liefland geweihet. Endlich Saxon. l. 7 c. 13 gestehet er seine Unwissenheit, wenn er also schreibet: Bertold Abt von Lucka. Jch verstehe darunter ein Kloster der Cister- ciensermoͤnche, es liege wo es wolle. Denn andre Jahrbuͤcher geben vor, er sey Abt der grauen Moͤnche gewesen, welche Art Kleider die Cisterciensermoͤnche trugen. Es ist aber dieses Kloster Lockum Cistercienser Ordens noch heutiges Tages vorhanden in der um Hannover gelegenen Provinz, zwischen der Leine und Weser, und liegt 5 Meilen von dieser Stadt gegen Norden, von dessen Stiftung und Aebten eine Nachricht in Scriptor. Brunsuic. tom. 3 p. 690 befindlich. Der Abt von Lockum hat unter den Praͤlaten die Oberstelle, seit dem der von Bursfeld nicht mehr bey den Landtagsversamlungen zugegen gewesen. Besiehe die Unterschrif- ten des Gandersheimischen Recesses von Anno 1601. Nach Gerhard Wolter Molanus und Justus Christoph Boͤhmern, die zu unsern Zeiten die Abtswuͤrde bekleidet, hat nun die Abtey der Herr Georg, aus der beruͤhmten Familie der Ebel. Man Geschichte des andern Bischofs, Bertolds, von 1196 bis 1198. Man braucht sich also nicht an den Chytraͤus Sax. l. 1. p. 17. und Meibomen Script. 1197 tom. 1. p. 530. nebst ihren Anhaͤngern zu kehren, die da behaupten, dieser Bertold sey aus einem Moͤnch bey der Pauliner Kirche in der Vorstadt zu Bremen zum Bischof in Liefland gemacht, und verwechseln also Bertolden mit Hermannen, des drauf folgenden Bischofs Alberts Bruder, der aus diesem Kloster zum Bischof uͤber Esth- land erwaͤhlet worden. Siehe unten beym Jahre 1218. n. 11. Man muß auch den Bzovius nicht anhoͤren, der Bertolds Versendung nach Liefland in eine nach Luͤbek verdrehet, indem er bey dem Jahre 1186 schreibet, der Abt Bertold habe denen Luͤ- beckern, die bisher noch Goͤtzendiener gewesen, das Evangelium geprediget. Wir wissen bis jetzo noch nicht, aus welchem Geschlechte oder Familie er gewesen. Zwar nennen ihn die gemeinen Historienschreiber von Liefland, Bertolden von Lochaw, als ob er zur Familie dieses Namens zu rechnen waͤre Das Universallexicon schreibt dieses dem Sinapius mit nach; unter dem Artikel Lockum aber, stehet Barthold I. mit dem Zunamen Emcho, der schon Anno 1187 nach Liefland gegangen: welches gegen andre sicherere Nachrichten streitet. . Die Ursache dieses Versehens aber ist handgreiflich: vor welchem sich doch nicht einmal Friedrich Menius, der Doͤrptischen Akademie erster Professor der Historien und Alterthuͤmer, in acht genom- men, in Prodromo iuris \& regim. Liuon. p. 4, und Claudius Oernhiaelm ist da- von auch nicht frey, der dem Menius in allem folget im Leben des Pontus de la Gar- die , p. 74. Wenn man Arnolden l. c. hoͤret, so ließ Bertold seine Abtey stehen, und folgte Meinharden nach Liefland, ward auch von den Liven, die den Mann vorher kanten, an die Stelle des verstorbenen Meinhards zum Bischof berufen. Aus un- serm Chronikschreiber laͤst sich nichts dergleichen ersehen. Ja aus Bertolds Bedenk- lichkeiten, und seiner ersten Reise nach Liefland, die er nur gethan sich um die dasige Einrichtung zu erkundigen, koͤnte das Gegentheil geschlossen werden, wenn nicht Alberi- cus , l. c. Arnolden Beyfal gaͤbe. Uebrigens ist hier werth anzumerken, daß Ber- tolden zu einiger Ersetzung seiner Muͤhe auf 20 Mark jaͤhrliche Einkuͤnfte aus der Kir- che zu Bremen angewiesen worden; weil die Bremische Kirche nachher von der Lief- laͤndischen die Unterwuͤrfigkeit verlanget, auch, daß der Bischof von Riga solle als ein Suffraganeus unter dem Erzbischof von Bremen stehen, von dem er eingeweihet und besoldet worden waͤre. Dieser Streit daurete so lange, bis der Rigische zum Erz- bischof und folglich auf die Art dem Bremischen gleich gemacht wurde. §. 2. Der neuerwaͤhlte Bischof zog nach Liefland und empfal sich GOtt, weil er zuerst ohne Soldaten sein Heil versuchen wolte. Er kam also nach Ykeskole, und so bald er auf den Grund und Boden der Kirche trat, versamlete er die vor- nehmsten so wol von Heiden als Christen vor sich. Er bemuͤhete sich zugleich sie mit Essen und Trinken, und andern Geschenken sich gewogen zu machen, und sagte, er waͤre nun auf ihren Ruf gekommen, und gaͤnzlich in die Stelle seines Vorgaͤn- gers getreten. Anfangs nahmen sie ihn auch mit vieler Schmeicheley auf. Als er aber den Kirchhof zu Kirchholm einweihen wolte, so wolten etliche ihn in der Kirche verbrennen, andere ihn toͤdten, noch andere ihn in der Duͤne ersaͤufen, und warfen ihm anbey vor, daß bloß die Armuth ihn genoͤthiget nach Liefland zu kommen. §. 3. Jn Betrachtung dieses so mißlichen Anfanges ging er heimlich zu Schiffe, und kehrte nach Gothland, und von da nach Sachsen, beklagte sich auch sehr, so wol bey dem Pabste, als dem Erzbischof von Bremen, und allen wohlmeinen- den Christen uͤber den besorglichen Verfal der Kirche in Liefland. Der Pabst gab daher allen Ablaß, die das Zeichen des Kreuzes annehmen und sich gegen die treulosen Liven wafnen wolten; stelte auch hieruͤber dem Bischof Bertold, wie er seinem Vorgaͤnger gethan, eine Bulle zu . Jndem Bertold, als jetziger Bischof, in Sachsen herumzog, und Soldaten warb, so hat er in der Nachbarschaft unserer Stadt die erste auf dem Dorfe Hesede erbauete Kir- che eingeweihet, und den Urkunden, die er als Beweise der Einweihung von sich gestel- let, die Geschichte der Stiftung mit einverleibet. E d ) Hier Geschichte des andern Bischof Bertolds, 1198 Hier macht uns der ausgelassene Name das Pabsts, und das Stilschweigen in den Ge- schichten Caͤlestinus des 3ten, wieder was zu thun. Es schienen auch die Anstalten in Liefland noch nicht von der Wichtigkeit, daß das Ansehen des Pabsts, der mit den Feldzuͤgen in die Morgenlaͤnder damals alle Haͤnde vol zu thun hatte, sonderlich noͤ- thig gewesen, indem sie blos auf den Wink des Erzbischofs von Bremen angefangen worden. Doch ist es Meldens werth, daß Baronius beym Jahre 1195. n. 25. nicht in Abrede ist, daß unter diesem Pabst viele falsche Bullen vom Roͤmischen Hofe ausge- fertiget seyn; und daß er namentlich einen solchen falschen Briefsteller angibt. Dis sage ich nicht zu dem Ende, als wolte ich diese Briefe des Caͤlestinus III, wenn sie ein- mal an Tag kommen solten, fuͤr erdichtet ausgeben, sondern, damit des Baronius offen- herziges Gestaͤndniß diejenigen behutsamer mache, welche auf Diplomata so verpicht sind. Denn da wir wissen, daß es zu Rom manchmal so gegangen, warum solten wir nicht glauben, daß es auch ausser Rom geschehen koͤnnen? Wirklich bestraft Jnnocentius der 3te hier und da dergleichen Betriegereyen, als die zu seiner Zeit sehr im Schwange gingen; sonderlich aber lib. 1. epist. 383, wo er den Koͤnig in Norwegen beschuldiget, und schreibt: Dieser hat sich nicht gescheuet, eine Bulle unsers Vorfahren, des Pabsts Caͤlestinus, gottsel. Gedaͤchtnisses, faͤlschlich nachzumachen, mit der er verschiedene Brie- fe versiegelt. Der aber, dem alles offenbar ist, hat seine Falschheit entdecket,. Dis leh- ret uns hinlaͤnglich, daß auch weit von Rom, und zwar im aͤussersten Norden, an fal- schen Sigillenschmieden und Verfassern untergeschobener Urkunden, kein Mangel gewesen. §. 4. Der Bischof kam also mit seiner angeworbnen Mannschaft in Liefland an, und als er vor das Schloß Holm ruͤckte, welches mitten im Strome liegt, fertigte er einen Abgeordneten an die Liven uͤber das Wasser ab, zu fragen, ob es ihr Ernst sey, den Glauben anzunehmen, und uͤber dem angenommenen vest zu halten. Sie hingegen liessen sich oͤffentlich vernehmen, sie wolten weder was vom Glauben wissen noch darob halten. Der Bischof aber, weil er die Schiffe zuruͤck gelassen, konte ihnen nicht beykommen; daher kehrte er mit der Armee nach dem Ort Rige , und uͤberschlug mit seinen Leuten, was er weiter thun solte. Der Ort an dem Ufer des Duͤnestroms, der 2 deutsche Meilen von der See liegt, und der nach Aussage unsers Verfassers beym Jahre 1200 n. 1 einen Schifshafen abgeben konte, hatte schon den Namen Rige vor Erbauung der Stadt gleiches Namens; gleich- wie der Ort oder die Gegend von Revel am Finnischen Meerbusen in Esthland den Namen Revel Die gewoͤhnliche Herleitung des Namens dieser Stadt, entweder vom Rehfal, das ist, von dem Fal eines gejagten Rehes vom Schloßberge, oder von dem alten adelichen Geschlechte der Revelen, siehe bey Kelch p. 64. Brandis in einem Manuscript von 1226 setzet, ein gelehrter Mann habe es von Regenfal ableiten wollen, weil bey starkem Regen das Wasser mit einem schnellen Fal von Dumberg stuͤrze, oder wie es ihm ein vornehmer Reichsrath erklaͤret, Refvol, von den vielen Reffen in der See; wobey er doch die Privilegien des Michaelisklosters anfuͤhret, in welchen der Ort schon vor Stiftung desselben Revel genennet worden. Der Herr von Lode bemerket, daß Brandis aus Versehen diese Briefschaften 100 Jahr aͤlter macht, indem Lode selbige gleichfals unter Haͤnden gehabt. Thomas Hiaͤrne leitet es auch von dem Daͤnischen Worte Reff ab, und bezeuget, daß nach alter glaubwuͤrdi- ger Leute Bericht, die beyden Holme, die Carlen genant, bey ihrer Eltern Gedenken noch nicht so hoch gewesen, sondern nur als Reffe in der See gelegen haben. Anderwerts haͤlt ers fuͤr so schlim nicht, wenn mans der Erscheinung wegen, die dem Koͤnig bey Belagerung der Stadt Praag widerfahren seyn sol, an diesem Orte ein Kloster zu errichten, von Reuelatio herzukommen glaubte; und wer koͤnte es un- serm Chronikschreiber also veruͤbeln, wenn er Riga von Rigatio herfuͤhret. ehe gefuͤhret, als von den Daͤnen die Stadt und das Schloß Revel angelegt worden. Siehe beym Jahre 1218 n. 2. §. 5. Unterdessen versamleten sich alle Liven wider ihn, und stunden in ihrem Lager hinter dem Berg Rige Schlachtfertig. Doch schickten sie einen Deputirten an den Bischof und liessen fragen, warum eine Armee gegen sie im Anzuge begrif- fen sey? Der Bischof ließ ihnen zur Antwort melden, es geschaͤhe deswegen, daß sie so ofte den Glauben verlassen und zum Heidenthum zuruͤckgegangen, als die Hunde zum Gespieenen. Die Lieflaͤnder erwiederten: Diese Beschuldigung wol- len wir unsers Orts schon aus dem Wege raͤumen. Laß du nur die Armee nach Hause, und ziehe du mit deinen Leuten nach deinen Bisthum in Friede; die welche den von 1196 bis 1198. den Glauben angenommen, magst du immerhin zwingen dabey zu bleiben. Andere 1198 must du zur Annehmung des Christenthums mit guten Worten, und nicht mit Ge- walt noͤthigen. Der Bischof verlangte ihre Soͤhne zu Geisseln, daß dieses gewiß waͤre. Sie aber blieben dabey, durchaus keine zu geben. Jnzwischen boten sie doch einen Stilstand an, gingen ihn auch beyderseits ein, um wenigstens ein Theil derselben zugewinnen. Sie schickten sich auch unter einander, nach Landesart , die Lanzen zu, zur Bestaͤtigung des Friedens. Waͤhrendes Stilstandes machten sie viele Deutsche nieder, die vor ihre Pferde Weide suchten. Als der Herr Bischof dieses sahe, so schickte er ihre Lanzen zuruͤck, und kuͤndigte ihnen den Frieden auf. Die Manier einen Stilstand zu treffen, ist, unter Barbaren nemlich, so uneben nicht, wenn sie ihre Lanzen sich einander zuschicken, daß mein Gewehr, zum Exempel, so lange in deiner Gewalt bleibet, als deines in meiner. Die ganze Kraft der Verbindlichkeit beruhet auf der ausgestelten Versicherung: diese aber pflegten uncultivirte Voͤlker durch gewisse Unterpfaͤnder zu geben; so gleichsam eine Bestaͤtigung und eine Bekantmachung seyn solten. Denn durch unterlassene Kundthuung des Stilstandes sind die von der Stra- fe frey, welche gegen den Stilstand was versehen, wie Grotius lehret de Iur. B. \& P. l. 3. c. 21. §. 5. Die Americanischen Voͤlker brauchen heutiges Tages dergleichen Bedeutungszeichen noch stark, in Errichtung der Buͤndnisse, in Gesandschaften, und in Freundschaftsvertraͤgen, welche auch die Europaͤer ihnen zu gefallen beybehalten, wenn sie mit ihnen Unterhandlung pflegen. Also schicket der Englische Gouverneur den Wilden, so er zur Versamlung einladet, einen ledernen Guͤrtel zu, als ein Zeichen ihrer sichern Her- und Hinreise. Wenn er sie bey ihrer Ankunft anredet, so nimt er zu unterschiedenen Zeiten unter dem Reden 3 Riemen vor, und reichet sie ihnen als ein Pfand der Freundschaft. Wenn der Vornehmste unter diesen Barbaren antworten wil, gibt er erst den Guͤrtel zuruͤck, und uͤberreicht in seiner Rede ebenfals zu unter- schiedenen Zeiten die 3 Riemen an den Gouverneur, zur Bestaͤtigung der Freundschaft; die mit einem Trunk Wein auf die hohe Gesundheit des Koͤnigs in Engeland versie- gelt wird. Wie mit mehrerm die Inscriptiones facti belehren, so Jhro Hochehrwuͤr- den, der Herr Senior Urlsperger, denen jaͤhrlichen Nachrichten von Georgien ein- verleibet, Cont. 1. p. 547. seq. §. 6. Die Liven machten hierauf ein Geschrey und Lermen nach heidnisch ge- woͤhnlicher Art. Die Sachsen stelten sich ihnen gegen uͤber in Schlachtordnung, und thaten auf die Heiden einen hitzigen Anfal. Die Liven flohen. Der Bischof Bertold, gerieth durch die Fluͤchtigkeit seines Pferdes, das er nicht wol im Zuͤgel gehalten, mit unter diese Fluͤchtlinge. Hierauf kriegten ihn ein Paar zu packen, und der dritte, namens Ymant, stieß ihn von hinten mit der Lanze durch, da ihn denn andre von Glied zu Glied zerstuͤckten, den 24ten Jul. 1198. worauf der Vers gemacht ist: Hasta necans anno Bertoldum Liuo secundo. Hier hatte Bertold nicht zwey Jahre zugebracht, Als eines Liven Spieß ihn blaß, und kalt gemacht. Also haben nun endlich die Herren Lockumer den Tag unsers Asceten, den man bis jetzo nicht gewust, und der werth ist, daß man ihn in Kalender schreibe, und dem nun der 21 October, (den 20ten haben die fasti sacri colonienses p. 733,) weichen muß, auf wel- chen das Menologium Cisterciense Bertolds Tod ansetzet. Zwar, wenn ich wo lesen sol- te, daß Bertolds Gebeine in sein Vaterland abgefuͤhret, und in dem Kloster Lockum beygesetzt worden waͤren, so wolte ich leicht das Menologium mit unserm Schriftsteller vereinigen, und glauben, der 21 October sey von der Abfuͤhrung und Beysetzung zu ver- stehen. Da wir aber beym Jahr 1205 n. 6 finden, daß die Gebeine Bertolds zuruͤck geblieben, so ist und bleibt Chrysostomus Henriquez, als der Auctor dieses monatlichen Registers, mit unserm Verfasser unversoͤhnlich, doch ohne Abgang der Wahrheit; weil Henriquez selbst unter seinen Glaubensgenossen keinen, oder doch schlechten Credit hat. Denn so schreibet der Herr Claudius, Abt zu Clervaux, an Caspar Jonge- linen, der das Verzeichniß der Abteyen Cistercienser Ordens aufgesetzet, von seinen Schriften, die kurz vorher zu Antwerpen ans Licht getreten, zur Antwort: Jch E 2 weiß Geschichte des andern Bischof Bertolds, 1198 weiß gar wohl, daß der Herr Chrysostomus Henriquez aus vielerley Mischmasch ein grosses Werk zusammen getragen; es ist aber auch vieles mit untergelaufen, das der Wahrheit zu nahe trit, und von dem Verfasser nicht wohl uͤberlegt worden, als der nur nach geringschaͤtzigen, und von allen Ecken her zusammen geschlepten Schriften so was hingeschmieret. Jn der Jahrzahl kommen doch die Alten uͤberein, obgleich die Neuern davon abgehen; zum Exempel: Albert von Stade schreibt beym Jahre 1198: Bertold, Bischof der Kirche in Liefland, ward von den Heiden getoͤdtet; dem ein Bremischer Domherr, Albert, im Amte folgte. Albert nennet nachdruͤcklich Ber- tolden einen Lieflaͤndischen Bischof, weil er Landesbischof war; wie vormals der heilige Bonifacius uͤber Hessen und Thuͤringen Bischof gewesen; ehe er als Erz- bischof zu Maynz eine veste Stelle hatte. Arnold von Luͤbek l. 7. c. 9. n. 6. mel- det, er sey in der Stadt Riga begraben worden. Welches weder wahr ist, noch wahr seyn kan. Wahr ists nicht, weil unser Verfasser als ein sichtlicher Zeuge aussaget, er sey in der Kirche zu Ykeskola beerdiget l. c. Moͤglich ists auch nicht, an und vor sich selbst, daß er in der Stadt Riga verscharret werden koͤnnen; indem sie zu dieser Zeit selbst noch nicht in der Welt gewesen. §. 7. Die Liven befurchten, die Armee setze ihnen nach, und flohen uͤber Hals und Kopf, zumal da sie den Ritterhelm eines erschlagenen Deutschen er- blickten, welchen der Live, so den Bertold getoͤdtet, sich aufgesetzet hatte. Die Armee ward entsetzlich entruͤstet, nachdem sie ihr Oberhaupt eingebuͤsset, und verderbten das Getreide der Liven so wol zu Pferde als zu Schiffe, mit Feuer und Schwerdte. Um nun groͤsserm Schaden zuvorzukommen, schlossen die Liven, wie sie das sahen, einen neuen Frieden, riefen die Geistlichen zu sich, und liessen sich den ersten Tag in Holm wol 50 taufen. Des folgenden Ta- ges wurden gleichfals auf 100 in Ykeskola bekehret. Sie nahmen auch Prie- ster in die Schloͤsser, und machten ein gewiß Maß Getreide aus von jedem Pflug , einen Priester daher zu erhalten. Darauf ließ sich die Armee beguͤti- gen, und machte sich zum Ruͤckzug fertig. Fuͤr quia Beyde Manuscripte behalten hier quia. muß quippe gelesen werden, damit die Worte verstaͤndlich seyn. Schon diese Einrichtung zeiget uns das Vaterland der ersten Diener des goͤttlichen Worts in Liefland. §. 8. Nachdem nun die Liven ihren Hirten verloren hatten, schickten sie auf Anrathen der Geistlichen und Bruͤder Abgeordnete nach Deutschland eines neuen Nachfolgers wegen. Deswegen gingen die Sachsen, so diesem unbestaͤn- digen Frieden zu geschwind traueten, auch wieder nach Hause. Die Geistlichen blieben zuruͤcke. Es blieb auch noch ein Kaufartheyschif da. Eben waren die Schiffe mit gutem Winde fort, und siehe! die treulosen Liven kamen aus ihren Badstuben, und wuschen sich mit dem Wasser des Duͤnastroms ab, unter folgenden Worten: Hier waschen wir nun das Taufwasser mit samt dem Christen- thum durch das Flußwasser ab, rotten den angenommenen Glauben wieder aus, und schicken ihn, den weggereisten Sachsen nach . Nun hatten diese bey ihrem Abzuge auf den Ast eines gewissen Baumes eine Figur fast wie ein Men- schenkopf eingeschnitzet, welchen die Liven fuͤr den Gott der Sachsen hielten , und vermeinten, daß sie davon Ueberschwemmung und Pestilenz zu befuͤrchten haͤtten. Sie braueten daher nach Art der Heiden Meet, soffen miteinander, nahmen nach gehaltener Berathschlagung diesen Kopf vom Baume ab, und bunden Hoͤl- zer zusammen. Auf diese legten sie den Kopf, als gleichsam der Sachsen Gott, und liessen ihn mit, samt ihrem christlichen Glauben, denen nach Gothland zu- ruͤckgekehrten auf dem Meere nachschwimmen. Das war nemlich die Frucht der uͤbereilten, und ohne vorgaͤngige Unterweisung ver- richteten Taufe. Da selbst die gesunde Vernunft den Unterricht bey Erwachsenen vor- aus vorzunehmen rathen koͤnte, wenn auch ganz und gar kein Befehl Christi dazu da waͤre. l ) Einige von 1184 bis 1196. Einige Liven waren von einem mehr als Egyptischen Aberglauben eingenommen, und 1198 meinten, die Goͤtter wuͤchsen aus den Baͤumen. Siehe beym Jahre 1206 n. 14. Daher wunderten sie sich, wenn sie dergleichen Baͤume von den christlichen Priestern umhauen sahen, daß kein Blut darnach gelaufen. Siehe beym Jahre 1219 n. 5. Aus solcher Leute Munde, die dergleichen mit angesehen, berichtet Oliverius Histor. terr. sanct. n. 65, daß die Liven, Esthen und Preussen, die heidnischen Gottheiten vereh- ret, die Dryaden, Hamadryaden, Oreaden, Napeen, Numiden, Satyren und Faunen. Denn sie hoften, faͤhret er fort, auf ihre Hayne, die keine Axt zu be- schaͤdigen sich unternehmen duͤrfte, wo sie Brunnen, Huͤgel, Felsen und Thaͤler ehr- ten, als ob einige Kraft und Segen in ihnen gefunden werden koͤnne. §. 9. Nach Verlauf eines Monats brachen sie den Frieden, griffen die geistlichen Bruͤder, handthierten sie uͤbel, gingen auf ihre Guͤter los, und nahmen sie die- bischer und gewaltsamer Weise weg. Sie entfuͤhrten auch die Pferde, daß die Aecker ungebauet liegen blieben. Dahero hat die Kirche bey nahe 200 Maͤrty- rer eingebuͤsset [Jm Lateinischen stehet zwar, unde fere usque ad ducentos martyres ecclesia est damnificata, kan aber kaum richtig seyn: indem sowol von wirklicher Hinrichtung nichts vorkomt, sondern erst §. 10 be- schlossen wird, auch weiter unten Anno 1199 §. 2 noch Bruͤder in Ykeskole den neuen Bischof em- pfangen, als auch derselben Anzahl, da die Heiden alle wieder abgesprungen, nicht so groß kan gewesen seyn. Daher die Folgerung unde, so sich auf den verhinderten Feldbau beziehet, fast wahrschemlich macht, daß gestanden habe, ad ducentas metretas, so ein Gemaͤß zum Getreide ist: daß also die Ein- kuͤnfts der Kirchen dadurch gelitten haben.] . Deswegen flohe die Geistlichkeit von Ykeskole nach Holm, und wuste nicht, welchem Gluͤcke oder Orte sie sich uͤberlassen solte. §. 10. Auf die naͤchste Fastenzeit versamleten sich alle Liven, und beschlos- sen, daß, welcher Pfaffe nach Ostern noch im Lande bliebe, am Leben ge- strafet werden solte. Dahero zogen die Geistlichen nach Sachsen, so wol aus Furcht vorm Tode, als auch einen Hirten zu suchen. Die Liven nahmen auch Abrede, alle Kaufleute, die da geblieben waren, todtzuschlagen. Die Kauf- leute aber gaben an deren Aelteste Geschenke, und erhielten also ihr Leben. Diejenige nemlich, die auf Bertolds Tod gleich folget, und ins Jahr Christi 1199, der gemeinen Rechnung nach, faͤlt. Denn obgleich Albert schon im vorigen Jahre an Bertolds Stelle gekommen; so langte er doch in Liefland nicht eher an, als im Som- mer 1199. Unser Auctor hat also hier alles zusammen anbringen wollen, was die from- men Priester nach Bertolds Tode bis auf Alberts Ankunst in Liefland, unter diesen Wilden ausgestanden haben. F Ge- Geschichte des dritten Bischofs, Alberts. Des dritten Bischofs Alberts erstes Jahr, von 1198 bis 1199. §. 1. 1198 J m Jahr unsers HErrn 1198 ward der Hochwuͤrdige Domherr aus Bremen, Albert zum Bischof eingeweihet. Dieser gewafnete Apostel der Liven ist werth, daß sein Vaterland und seine Herkunst sorgfaͤltig untersucht werde. Jch nenne ihn der Liven Apostel mit Cranzen in Vandal. libr. 7. c. 22., nicht, weil er zuerst das Christenthum in Liefland bekant gemacht; sondern, weil er in Bekehrung der Liven zu Christo besondere, hauptsaͤchliche und sehr gesegnete Dienste gethan: wie Emmeranus gewoͤhnlich fuͤr der Bayren, Kilian der Ostfranken, Bonifacius der Thuͤringer und Hessen, Ansgarius der Sachsen und Friesen, Otto von Bamberg, der Pommern, Adelbert, der Preußen Apostel gehalten wird. Gewafnet nenne ich ihn, nicht, daß er nach Art der Ritter und vieler Geistlichen in seiner Reisegeselschaft, in eigener Person gepanzert in Schlachten gewesen, oder seine Haͤnde mit feindlichem Blut besudelt habe: denn ich befinde, daß er aus Klugheit davon geblieben, indem ihn vielleicht das Exempel seines Vorfahren be- hutsam gemacht; sondern weil er viele Ritter angeworben, und mit so grosser Kriegs- ruͤstung nach Liefland gezogen, daß er 23 Lastschiffe damit beladen hatte. Arnold von Luͤbek libr. 7. c. 9. n. 7. heist ihn virum parentatum; welches sein Ausleger Bangert bey c. 3. n. 4. von einem Manne erklaͤret, der viel beruͤhmte Ahnen hat. Daher koͤnte einer auf die Meinung kommen, daß Albert an Herkunft nicht geringer gewesen als jener Erzbischof von Coͤln, Adolph, aus der Familie der Grafen von Bergen und Altena, der an dieser Stelle gleichfals vir parentatus heist. Mir aber wenigstens scheinet Arnold den Begrif der Vielheit und des Ansehens seiner Ahnen von diesem Worte abgesondert zu haben, indem er virum parentatum umschreibet durch virum ornatum fratribus \& amicis, das heist, der viele ihrer Verdienste wegen bekan- te Bruͤder hat, und sich auf seine ansehnliche Anverwandtschaft stuͤtzen kan. Auf fran- zoͤsisch koͤnte mans ausdruͤcken, un homme, dont le parenté est très nombreux. Wel- ches von Maͤnnern die ungleiches Herkommens seyn, wol kan gesagt werden, und sich so gut auf unsern Albert schicket, als auf den Grafen Adolph, dessen Verwandschaft Bangert in einer Tabelle darstellet: sintemal jenem in verschiedenen Zeiten 5 Bey dem Jahre 1220 befindet sich nunmehro der 6te. Bruͤ- der nach Liefland gefolget seyn, die theils vom Soldaten, theils vom geistlichen Stan- de Profession gemacht; wie auch Engelbert von Tiesenhausen, des Bischofs Eidam, unten Geschichte des dritten Bischofs Alberts, erstes Jahr, von 1198 bis 1199. unten beym Jahr 1223; welchen ich vor seinen Schwestermann Hiaͤrne macht Engelberten und einen Dietrich, Herrn von Tisenhausen, zu Schwestersoͤhnen des Bischofs, welches aber gegen die Zeitrechnung und ihr Alter zu lausen scheinet, ohne Zweifel, weil er das Wort gener nicht zu erklaͤren gewust. erklaͤre. Jetzo nichts 1198 zu erwehnen von den uͤbrigen mit ihm verwandten Rittern, die ihm in grosser Menge nachzogen. Zwar unter denen Geschlechtstafeln, welche eine pergamentene Abschrift der Jahrbuͤcher Alberts von Stade, so auf der Universitaͤts Bibliothek in Helmstaͤdt verwahret lieget, in grosser Menge enthaͤlt, komt bey dem Jahre 1140, wo von einem Marggraf Rudolphen die Rede ist, eine genealogische Tabelle vor, welche der sel. Andreas Hoier, ein in diesen Wissenschaften sehr erfahrner Mann, in Kupfer stechen lassen, selbige auch der Vorrede zur Fortsetzung des Alberti Stadensis einverleibet, und zu erlaͤutern sich unternommen. Diese Stamtafel, so von uns in dem Anhang der Urkunden n. 9. dieses Document kan bey dem Jahre 1223 not. f ) nachgeschlagen werden. verbesserter sol dargestellet werden, ob sie gleich so verworren ist, daß sie einen Oedipus brauchte; zeiget doch, daß unser Albert muͤtterlicher seits von einem Graf Alverich herstamme, und ein Verwandter von dem Erzbischof Hartwich dem andern, aus der Familie der Herren von Lith, gewesen, als von dem er eingeweihet und nach Liefland geschicket worden. Denn da stehet unter den Enkeln dieser Adel- heid, Albert Bischof von Liefland und seine Bruͤder. Jch weiß zwar wohl, daß nach dem Nicolaus, des Alberts Nachfolger, ein andrer Albert beruͤhmt gewesen, der gleichfalls Canonicus in Bremen, ingleichen Lieflaͤndischer Bischof, und nach- her der erste Erzbischof in Riga war, welcher hier eben so gut gemeinet zu seyn schei- nen koͤnte. Doch weil ich diesen lezten Albert, in diese auf der Tabelle verzeichnete Familien nicht mit eingezogen finde, so trage ich kein Bedenken diese Tafel von unserm ersten Albert zu verstehen. Denn aus selbiger wird die von Arnolden geruͤhmte sehr weitlaͤufige Verwandschaft unsers Alberts klar, und man lernet zugleich daraus, daß das muͤtterliche Stamhaus Alberts weit vornehmer als das vaͤterliche gewesen, daß aber auch Cranz nicht unrecht habe, der Vandal. libr. 6. c. 11. n. 1. ihn ritterliches Standes nennet; das heist, aus der Familie derer, die man heutiges Tages Nobiles, vor Zeiten Milites und Militares hiesse. Wo bleibt aber der Geschlechts- und Guͤter- name? alle Lieflaͤndische Scribenten nennen ihn Alberten von Buxhoͤveden. Wir kennen eine Familie dieses Namens aus ungedruckten Nachrichten, dergleichen eine von Herzog Albert von Sachsen ist, von den Guͤtern Helmberts von Mone, ausgestelt. vom Jahr 1242; darunter als Zeugen stehen: Ulrich Burggraf von Witin. Sifrid von Bremen. Engelbert von Bikeshovede. Mehrere hat Mushard von der Bremischen Ritterschaft p. 104. Einen vornehmen und noch heutiges Tages in Liefland bluͤhenden Zweig derselben hat Caspar von Ceu- mern in Theatridio Liuonico p. 34. Dis alles aber reichet nicht an die Zeit, da der Bremische Canonicus Albert lebete, der schon zu Ende des 12 Jahrhunderts beruͤhmt war; die Namen kommen auch nicht mit dem unsrigen uͤberein. Unser Verfasser, der uͤberal mehr die lautere und reine Wahrheit schreibt, ist auch in Meldung der Zuna- men der Ritter nicht sparsam. Jnzwischen laͤst er doch 4 Bruͤder des Bischofs, Engel- berten, Dietrichen, Rotmarn, Hermannen, in dieser Chronik ohne ihren Ge- schlechtsnamen vorbey, und behilft sich allein mit dem Beyworte: Bruder des Bischofs, bis an das Jahr 1223 n. 6, wo der 5te vorkomt, Johannes von Apeldern, Bruder des Bischofs, ein fuͤrtreflicher Ritter. Diese einzige Stelle befriediget endlich den begierigen Leser, und entdecket sowol das Geschlecht, als den Namen und das Vater- land des Bischof Alberts. Denn da die Adelichen, seitdem der Gebrauch der Zuna- men aufgekommen, selbige entweder von den Doͤrfern, so sie von ihren Vorfahren er- halten, oder in welchen sie gewohnet haben, angenommen, (ob ich gleich weiß, daß sol- ches bey buͤrgerlichen Familien, wenn sie sich in Staͤdten gesetzet, auch geschehen sey,) oder von neu angelegten Guͤtern, denen sie ihren Zunamen gegeben: so ist hoͤchst wahrscheinlich, daß unsre von dem Dorfe Apeldern ihren Geschlechtsnamen gefuͤhret. Und hier komt uns zuerst Apeldern vor, jetzo Apelern, ein Dorf im Schauenburgischen, in dem Amte Rotenburg, so an die Provinz Calenberg stoͤst, so um die Stadt Hanover liegt. Heutiges Tages steht es unter dem Durchlauchtigsten Hause Hessen, es war aber von den aͤltesten Zeiten her ein Rittersitz der Schaumburgischen Vasallen, der F 2 seit Geschichte des dritten Bischofs Alberts, erstes Jahr, 1198 seit einigen hundert Jahren von der hochadelichen Familie derer von Muͤnchshausen besessen wird: welches die Stiftungsbriefe des Klosters Overnkirke bezeugen, und noch mehrere Lehntafeln, die eines Theils in das Stamregister der Herren von Muͤnch- hausen eingesetzet seyn, das sich jezt immer sehen lassen koͤnte. Diese scheinen also denen Edlen von Apeldern, von denen wir lesen, daß sie alle nach Liefland gegangen und daselbst ihren steten Rittersitz genommen, auf Belehnung der alten Grafen von Schaumburg in den Apeldernischen Guͤtern gefolget zu haben, deren heutiger Be- sitzer der Hochwolgeborne Herr Hieronymus ist, des Durchlauchtigsten Herzogs zu Braunschweig Luͤneburg, Premierminister. Vielleicht duͤrften einige dreister seyn als ich, die denken moͤchten, unser Albert gehoͤre deswegen mit seinen Bruͤdern zur Muͤnchhausischen Familie selbst, da es an Exempeln solcher nicht fehlet, die aus ei- ner weitlaͤuftigen Familie entsprossen, und des Unterscheids halben von dem Sitze, den sie sich ausgelesen, einen neuen Namen angenommen. Weil aber die Namen Engel- bert und Rotmar in dieser Familie sich nicht finden, so wil lieber etwas furchtsam scheinen, als jemand zum Nachtheil der Wahrheit zu schmeicheln scheinen. Doch fin- den wir ein ander Dorf dieses Namens in dem Bremischen Districte in der Nachbar- schaft des Schlosses Buxhoveden, welches denen Laͤndereyen der Familien naͤher liegt, wozu der Bischof Albert gehoͤret hat. Hieruͤber wollen wir was mehrers sagen bey Erklaͤrung der genealogischen Tabelle n. 9. Uebrigens wie seinem Vorfahren Bertold die Einkuͤnfte der 20 Mark aus den Guͤtern der Kirche zu Bremen angewiesen worden; also hat Albert die Pfruͤnde, so er ehemals aus selben hatte, auch beybehalten. Denn, da nach Waldemars Verstossung, die Gescheutesten aus den Collegen den Bischof von Osnabruͤg Gerharden, vom Pabst zu ihrem Erzbischof begehrten; so finde ich, daß der Lieflaͤndische Bischof Albert mit unter den Postulanten gewesen sey, nach Jn- nocent. III. libr. 13. ep. 158, in welcher er dieses Ansinnen zugestanden. Albert von Stade beym Jahre 1211. §. 2. Den naͤchsten Sommer nach seiner Einweihung zog er nach Gothland, und bezeichnete daselbst bey 500 Mann mit dem Zeichen des Kreuzes, um mit nach Liefland zu gehen. §. 3. Von da reiste er durch Dacien, und erhielt von dem Koͤnig Canutus, dem Herzog Waldemar und dem Erzbischof Absolon Geschenke. Daß Dacien nach der Schreibart der mitlern Zeiten fuͤr Danien oder Daͤnnemark geschrieben werde, ist was gemeines. Das ist merkwuͤrdiger, daß derjenige Hof, der zu unsern Zeiten durch ausgesandte Mißionarien an die Malabaren das Heil der Jn- dianer sich angelegen seyn laͤst, schon zu dieser Zeit Alberten, der die Liven zu bekeh- ren eben abreisen wolte, und dessen Reisegefaͤhrten unterstuͤtzet; als die gewiß ohne koͤnig- liche Kosten zu diesem Zuge auf 23 Schiffe kaum Rechnung machen konten. Die Zeit- buͤcher sind vol Ruͤhmens von Canut dem juͤngern, Koͤnige von Daͤnnemark. Er war Heinrichs des Loͤwen Schwiegersohn, und seine Schwester, Helena, war an dieses Heinrichs Prinz, Wilhelmen vermaͤhlet; die die Mutter wurde aller jemaligen Her- zoge von Braunschweig und Luͤneburg, Churfuͤrsten des heiligen Roͤmischen Reichs, und Koͤnige von Großbritannien, die GOTT erhalten, und zu so viel Koͤ- nigen machen wolle, als er, zuruͤck zu rechnen, Herzoge verliehen. §. 4. Bey seiner Zuruͤckkunft nach Deutschland, bezeichnete er im Weihnachtsfe- ste noch mehrere zu Magdeburg in Sachsen mit dem Kreuze, wo der Koͤnig Philippus mit seiner Gemahlin gekroͤnet wurde . Da die Alten ihre Jahre von Weihnachten anzufangen pflegen, so gehet unser Verfasser davon ab, und faͤnget sie von der Einweihung des Bischofs an. Weil nun diese in die andere Helfte des 1198sten Jahres faͤlt, so treffen diese Jahre mit den Jahren nach Chri- sti Geburt nicht genau uͤberein, indem zum Exempel die Geschichte des ersten Jahrs, zum theil in das Jahr Christi 1198, zum theil in das Jahr 1199 gehoͤren. Welches deswegen zu erinnern noͤthig geschienen, daß man nicht denke, als ob die Rechnung des Verfassers nicht zuverlaͤßig sey; welche an sich richtig genug ist, wenn man nur das, was in diesem oder jenem Jahre des Bischofs sich zugetragen haben sol, eines theils zu von 1198 bis 1199. zu dem gegenwaͤrtigen Jahre, andern theils zu dem folgenden Jahre CHristi rechnet, 1198 wie die dabey gezeichneten Monate oder Festtage es erfordern wollen. Und diese Schwie- rigkeit hat bey mir so viel vermocht, daß ich bey jedes Jahr des Bischofs allezeit 2 Jahre Christi, als in welche die Begebenheiten eines Jahres einfallen, vorauszusetzen und an den Rand zu schreiben fuͤr gut befunden, damit ich niemand irre mache. Jm Lateinischen steht: Gekroͤnet ward, das heist, mit der Krone auf dem Haupte sich oͤffentlich sehen lies, wie die Magdeburgische Chronik des Meibom. tom. 2. p. 330. hat, welches von einem Reichstage zeuget. Die Ursache war, daß des Philipps Neben- kaiser Otto schon damals vor Goslar ruͤcken wolte, wie Gottfried von Coͤln beym Jahre 1198 davon Zeuge ist. Die Erhaltung dieser Stadt schien einer Reise nach Sachsen werth zu seyn, auf welcher Philipp auch in Hildesheim einsprach. Denn zu Hildesheim ist 1199 sein Diploma wegen der Grafschaft Stade datiret, bey Lin- denbrog. Scriptor. Septemtr. p. 170. Der Magdeburgische Chronikschreiber ziehet dis, wiewol unrecht, auf die Zeiten des Erzbischofs Alberts, der weit spaͤter den Bischofshut bekommen, nachdem er vom Pabst Jnnocentius dem 3ten 1206 bestaͤtiget und 1207 n. 11. eingeweihet worden, wie Raynald um dieses Jahr n. 11. bezeuget. Ein Ungenanter in Menck. tom. 3. p. 117. erzaͤhlets in dieser Ordnung: Der Koͤnig Otto, spricht er, ruͤckte vor Goslar, und verglich sich mit der Stadt auf diese Bedingung, daß, wenn sie innerhalb der bestimten Tage nicht entsetzet wuͤrde, sie sich ergeben muͤste. Es begab sich aber, daß der Koͤnig Philipp mit der Menge seines tapfern Heers sie maͤchtig befreyete. Der Koͤnig Philipp hielt auch ein praͤchtiges Hoflager zu Mey- deborg, wo er mit seiner Gemahlin in koͤniglichem Staat und gekroͤnet einherging. Nachher starb auch der Meydeburgische Bischof Ludolf. Die Luͤneburgische Chronik stimt damit uͤberein; Eccard. tom. 1. p. 1399. De Koning Otto vor oc to Goslare , unde vordingede de Stat, dat se to ime keren solden bit an enen besche- denen Dach, of men se nicht ne ledegede. Do ledegede se de Koning Philippus mit groter Craft. De Koning Philippus hadde oc enen groten Hof to Maideburch , dar he kronet ging mit sinem Wive ‒ ‒ Des andern Iars darna starf de Bischop Ludolf van Maideborch. §. 5. Man that auch in Gegenwart dieses Koͤniges eine Anfrage, ob die Guͤter de- rer, welche nach Liefland reiseten, unter des Pabsts Schutz stehen solten, so wie derer, die nach Jerusalem walfarten gingen. Es ward aber zum Bescheide ge- geben, sie stuͤnden unter dem Schutz des Apostolischen Stuhls, der auf den Kreuz- zug nach Liefland eben so wol voͤllige Vergebung aller Suͤnden gesetzt habe, als auf die Walfart nach Jerusalem Einigen Lesern zu gefallen, wollen wir zur Verstaͤndlichkeit dieser Stelle beygehende Anmerkung anhaͤn- gen: Als zu Ausgang des 11ten Jahrhunderts ein gewisser Einsiedler, Peter, aus dem gelobten Lande kam, und eine goͤttliche Offenbarung vorgab, daß die Europaͤischen Christen denen in Asien wider die Saracenen zu Huͤlfe kommen solten: so fand dieses Vorgeben desto mehr Glauben, weil die armen Leute ohnedem in ihrer Blindheit sich eine grosse Seligkeit versprachen, wenn sie die heiligen Oerter der Geburtsstadt, des Leidens und des Begraͤbnisses Christi, aus den Haͤnden der Unglaͤubigen entrissen; indem man in die Walfarten nach diesen geheiligten Oertern ein grosses Verdienst und eine sonderbare Heiligkeit setzte. Fuͤr den Pabst und die Pfaffen war es eine gewuͤnschte Sache, welche hierdurch die Macht der Potentaten schwaͤchen, und im Truͤben fischen wolten. Urbanus der andere versprach auf der Kirchenversamlung zu Clermont allen Vergebung der Suͤnden, welche zu diesem Zuge ins heilige Land sich wolten gebrauchen lassen. Kaiser und Koͤnige, Herzoge und Fuͤrsten, mach- ten sich in 5 unterschiedenen Hauptzuͤgen auf, und ging der erste schon 1096 an. Hier begaben sich 300000 Menschen auf den Weg, die im Wegziehen auf 700000 anwuchsen, Anno 1099 Jerusalem einnahmen, und so viel Blut vergossen, daß die Pferde bis uͤber die Ohren darinne gingen, und die er- schlagenen Koͤrper dadurch fortschwummen. Wie denn auch in den drauf folgenden Scharmuͤtzeln uͤber 100000 Saracenen niedergemetzelt wurden. GOTT wieß aber diesen Leuten durch den ungluͤck- lichen Ausgang, daß es sein Werk nicht sey; denn in diesem, wie auch in den uͤbrigen Kreuzzuͤgen ging es so jaͤmmerlich ab, daß nach und nach wol sechs tausend mal tausend Menschen aufgeopfert wurden, und die Barbaren an denen Christen nur desto bitterere Feindseligkeiten veruͤbten. Den Ueberrest der Soldaten, die alle ein Kreuz trugen, mit dem sie sich auf den Maͤnteln hatten bezeichnen lassen, und da- her nur Kreuztraͤger genent wurden, nahm der Pabst zu seiner Leibwache an, die er nachgehends gegen die ausschickte, welche nicht gleich nach seiner Pfeife tanzten. Besiehe Arnolds Kirchen- und Ketzer- historie, tom. 1 lib. 11 c. 2 n. 9. 10. Weismann. hist. eccl. sæc. 12 §. 14. 15. Cellarii hist. med. sæc. 11. 12. 13. Weil nun die armen Leute keine andere Vergebung der Suͤnden wusten, so traten sie diese weite Reise nach dem gelobten Lande an; vielen also, die nicht im Stande waren, so weit zu wandern, gab der Pabst eben dieselbige Suͤndenvergebung, wenn sie nach Liefland gegen die Heiden zoͤgen, als denen, so nach Jerusalem wider die Saracenen zu Felde gehen wuͤrden. . G e ) Ohne Geschichte des dritten Bischof Alberts, andres Jahr, Ohne Zweifel wird auf eine von den Bullen des Pabsts Caͤlestinus des 3ten gezielet, von denen wir oben schon gesaget, daß sie nirgend zu finden; es muͤste denn seyn, daß man Jnnocentius den 3ten verstuͤnde, wegen des folgenden beym Jahr 1199 n. 6. Denn ob gleich dieses seine 3 ersten Bullen in das andere Buch gebracht worden, so hindert uns doch nichts, sie zu diesem Jahre zu rechnen, weil das Jahr der Paͤbstlichen Regi- rung nicht dabey geschrieben stehet. Des Bischof Alberts andres Jahr, vom Jahr Christi 1199 bis 1200. §. 1. 1199 J m andern Jahr seines Bisthums zog er mit dem Grafen von Dort- mund Conraden , mit Harberten von Jborg , nebst vie- len andern Pilgern nach Liefland, und hatte bey sich 23 Schiffe zur Be- gleitung. Ein Conrad von Dortmund, wenn man dem von Duisburg part. 3. c. 39. und Waisseln Chron. Pruss. p. 64. b ) glaubet, ward nebst mehrern Deutschen Ordens- rittern Anno 1240 bey der Weichsel von einem Heidnischen Herzog der Cassuben, Sventepolc erschlagen. Gewisser ist Conrad, Graf von Dortmund, der es mit dem Kaiser Otto IIII hielt, und zugleich mit dem Grafen Bernhard von Tecklen- burg in der Schlacht bey Bovines gefangen worden, wie Alberich berichtet ums Jahr 1214 p 481. Noch ein Conrad Graf von Dortmund lebte Anno 1225 am Ho- fe des Erzbischofs zu Coͤln, Engelberts, und hat als sein Reisegefehrte, da die an- dern wegliefen, den Bischof ganz allein vertheidiget, der meuchelmoͤrdrischer Weise uͤ- berfallen und erstochen wurde; wobey er erstlich selbst in die Stirne gehauen, und dar- nach von den Moͤrdern zwischen den Schulterblaͤttern stark verwundet worden, wie Ca- sarius erzaͤhlet im Leben des heil. Engelberts libr. 2. c. 6 \& 7. Jch sehe auch nicht, was es hindert, wenn man diesen fuͤr eben denselbigen haͤlt, der Anno 1199 einen Kreuz- zug nach Liefland gethan, 1214 der Schlacht bey Bovines beygewohnet, und 1225 dem Erzbischof von Coͤln gegen die Strassenraͤuber beygestanden. Wenn die Familie der Grafen von Dortmund verloschen sey, (worinne Hammelmann, der von den aus- gestorbenen Familien handelt, nichts anzugeben weiß,) und auf was Art die Grafschaft an den Rath zu Dortmund und die Verwaltung derselben an die Vicebuͤrgemeister gefal- len, die nachher vom Kaiser Maximilian dem 1sten in einem oͤffentlichen Patent be- staͤtiget worden, fuͤhrt Gelen aus uͤber das Leben Engelberts p. 140. Jburg ist ein Schloß in dem Bisthum Osnabruͤg, ein alter bischoͤflicher Sitz, so lange, bis Ernst August I. einen Pallast zu Osnabruͤg bauete. Dieser Harbert war vielleicht von den Burggrafen zu Jburg, und hat daher seinen Namen bekommen. Was Hammelmann de famil emort. opp. p. 687 so dreiste hinsaget, daß Werne- chin, des Herzogs von Sachsen Wittekinds Vater, unter andern den Titel von Jburg gefuͤhret, scheinet mehr Lachens als Meldungs werth zu seyn. §. 2. Nach seinem Einlauf in die Dune, empfal er sich GOtt mit allen den Sei- nen, und zog nach dem Schlosse Holm, und wolte von da an nach Ykeskola zugehen. Die Liven aber uͤberfielen ihn auf dem Hinwege, verwundeten etliche, und toͤdteten nebst andern den Priester Nicolaus. Dennoch erreichten der Bi- schof und seine Leute Ykeskola, wiewol mit Beschwerlichkeit und Gefahr. Die Bruͤder, so von der Zeit des ersten Bischof Meinhards daselbst recht aͤngstlich zugebracht hatten, und andre nahmen sie mit Freuden auf. Die Liven trafen daselbst auch ein und machten mit den Deutschen auf 3 Tage einen Stilstand; aber nur aus Schelmerey, damit sie nemlich inzwischen ihre Macht zusammen zie- hen moͤchten. §. 3. Nach getroffenem Stilstande ging der Bischof nach Holm, und schickte, weil er dem Landfrieden trauete, Boten an die Schiffe nach Dunemunde; um seinen von 1199 bis 1200 seinen bischoͤflichen Habit und andre Nothwendigkeiten da her zu holen, die auch das 1199 mit sich trugen, was sie holen wolten, und eben den Weg zuruͤck nahmen, den sie gekommen waren, in grossem Vertrauen auf den gemachten Frieden. Unter We- gens aber brachen die Liven den Stilstand, griffen sie hinter dem Einlauf der Rumbul heftig an, und, weil das eine Schif sich zuruͤck zog und entkam, so kaperten sie das andere weg, schlugen fast alle darauf todt; ruͤckten also weiter nach Holme, und belagerten den Bischof und seine Leute. Wie nun die Belagerten sehr geaͤngstiget wurden, und weder fuͤr sich noch fuͤr ihre Pferde Nahrung hatten; so gruben sie endlich in die Erde, und fanden in unterschiedenen Gruben viel Getrei- de und Eßwaaren. Die Frisen kamen inzwischen nur mit einem einzigen Schiffe, steckten die Saat der Liven in Brand, und thaten ihnen in diesen und andern Stuͤcken allen moͤglichen Schaden. Da die Liven dis sahen, und groͤsserer Ge- fahr, die sie besorgten, entgehen wolten: so machten sie von neuem Friede, und be- schworen ihn; zogen auch mit dem Bischof und andern Deutschen an den Ort Das Rigische Manuscript hat: an die See Rige; der Abschreiber hat sich aber damit nicht sicher gewust, und daher uͤber lacum, die alte Leseart locum klein uͤbergeschrieben. Rige, wo Azo, und mehr andere die Gnade der Taufe empfingen. §. 4. Doch der Bischof verließ sich wegen Treulosigkeit der Liven nicht auf ihren Vertrag, den sie so ofte schon gebrochen hatten und begehrte von dem Azo und Caupo , wie auch von den Landesaͤltesten Geisseln; diese wurden darauf von den Deutschen zu einem Schmause geladen, und, da sie alle zusammen gekom- men, in ein Haus gesperret. Jedoch weil sie befurchten, man moͤchte sie uͤber das Meer nach Deutschland fuͤhren, so praͤsentireten sie dem Herrn Bischof un- gefaͤhr 30 ihrer jungen Bursche, welche die vornehmsten an der Duna und in Thoreida waren. Dieser nahm sie mit Freuden an, empfol das Land dem lie- ben GOtt und ging nach Deutschland. Unser Verfasser ist so weitlaͤufig in Erzaͤhlung der Thaten dieses Caupo, daß man sich wundern moͤchte, warum er verschwiegen, wo, wenn und von wem er getauft sey. Doch siehe die Geschichte Meinhards n. 10. am Ende. §. 5. Vor seiner Ausreise zeigten die Landesaͤltesten der Liven dem Bischof den Ort einer Stadt , den sie auch Riga hiessen, entweder von der See Riga, oder von der Naͤsse, weil es von oben und von unten Qvellen hat : sowol von unten, indem es an Weide, Wiesenwachs und Wasser gesegnet ist; als von oben, weil in dieser Stadt die voͤllige Vergebung der Suͤnden den Suͤndern ausgethei- let und sie also (durch diese Vergebung in der Taufe) von oben her Jm Lateinischen ist hier ein sehr verworrenes Wortspiel mit dem Wort irrigua, davon Riga her- kommen sol. Fuͤr fiat irrigua superis, muß wol angenommen werden, superius; indem es sonst noch unverstaͤndlicher wird. gewaͤssert, und folglich das Reich GOttes mitgetheilet wird: oder Riga, weil es gleichsam mit einem neuen Glauben bewaͤssert, oder weil durch dieselbe Stadt die herumwoh- nenden Heiden mit dem Bade der heiligen Taufe besprenget werden . Das ist, ein Ort, wo die Stadt gebauet werden und ihren Namen von dem Orte er- halten koͤnte, weil er schon damals Riga hieß. Joh. 15, 19. Wer ein Urtheil uͤber diese Einfaͤlle geben sol, moͤchte wol noͤthig haben zu wissen, ob Riga ein Lieflaͤndisches oder Deutsches Wort sey, oder vielleicht keins von beyden. Wenn die Deutschen Kaufleute an der Stelle eine Anfurt vor ihre Schiffe gehabt, wie unser Verfasser darauf zu zielen scheinet beym Jahre 1200 n. 1. so hat ihm wol von der Reihe der Schiffe, die da nacheinander stunden, und in der Saͤchsischen Sprache eine Rige heisset, der Name beygeleget werden koͤnnen, als ein eigenthuͤmlicher, der nachher G 2 selbst Geschichte des dritten Bischof Alberts, andres Jahr, 1199 selbst von den Liven angenommen und gebraucht worden. Der Geistlichkeit gefiel es, auf das Wort Rigatio zu zielen. Wuͤrde aber vielleicht eine See dieses Namens oder ein Stroͤmchen in der Naͤhe seyn, das in die Duͤne liefe, so wuͤrde ich desto weniger zweifeln, daß die Stadt davon den Namen erhalten, je bekanter es ist, daß fast alle Staͤdte an der Duͤne an der Muͤndung eines kleinen Flusses liegen, von dem sie den Namen fuͤhren. Also hat die Polotta, ein nicht grosser Fluß bey seinem Einfal in die Duͤne, dem Schlosse und der Stadt, die Stadt dem Lande und der Woywoidschaft Polocz den Namen gegeben. Diese Anmerkung Heidenstens de bello Moscou. l. 2. wird bestaͤti- get durch das Nachschlagen der Landkarten. §. 6. Der Bischof aber, der die Bosheit der Liven wohl kante, und sahe, er koͤnne ohne Beystand der Pilger unter dieser Nation unmoͤglich was ausrichten, schickte den Bruder Dietrich von Thoreida, dessen wir oben in der Geschichte Mein- hards erwehnet, nach Rom um eine Bulle zur Bestaͤtigung einzuholen. Die- ser brachte seine Verrichtung bey dem allerheiligsten Pabst Jnnocentius dieses Namens dem dritten an, und erhielt von ihm vorerwehnten und gnaͤdigst zuge- standenen Brief. Ja der heilige Roͤmische Pabst verbot allen ausdruͤcklich, die sonst der Handlung wegen nach Semgallien fuhren, auf Anhalten und Bit- ten des Bruder Dieterichs, den Hafen desselbigen Landes, bey Strafe des Bannes . Was vorerwehnten? zielet er etwan auf das, was er beym Jahre 1198 n. 5. sagte? Jch glaube nicht. Denn obgleich dieses Jahr Jnnocentius der 3te den paͤbstlichen Stuhl bestiegen, so lieset man doch nirgends eher, daß er dieses Punkts wegen angesprochen sey, als da Dietrich nach Rom gekommen. Vorerwehntes Schreiben verstehe ich also von einem Briefe Jch verstehe hierunter das nur vor 3 Zeilen erwehnte Bestaͤtigungsschreiben; welche Auslegung die natuͤrlichste ist. Wobey zu merken, daß das Revelsche Manuscript pro litteris expeditionis list, an stat confirmationis: welches die Meinung hat, daß Dietrich eine Bulle empfangen, kraft de- ren er allen Vergebung der Suͤnden ankuͤndigen koͤnnen, die den heil. Zug nach Liefland unter- nehmen wuͤrden. , den Dietrich selbst aufgesetzt; der Pabst genehm gehalten, und nach der am Roͤmischen Hofe gebraͤuchlichen Form ausgestellet, und Dietrichen uͤber- reichet. Und dergleichen Art Briefe haben wir 3, die man in das andre Buch des Jnnocentius des 3ten gebracht; ihr Titel ist, von dem Werke des Glaubens in Liefland, und sind gezeichnet im Lateran unter dem 5 October; die auch Raynald in seiner Kirchengeschichte beym Jahre 1199 n. 38 anfuͤhret. Und zwar ist der erste, an alle Glaͤubigen CHristi in Sachsen und Westphalen gerichtet; der andre, an alle Glaͤubigen CHristi in Slavien; der letzte, an alle Glaͤubigen CHristi, die jenseit der Elbe wohnen: wo Raynald einen Schnitzer macht, indem er Christianos transalpi- nos, (die Christen, die uͤber den Alpen wohnen,) setzet, an stat Christianos transalbi- nos, (fuͤr Christen jenseit der Elbe). Der Jnhalt von allen dreyen ist einerley. Wir versparen sie in den Anhang der Documenten, und bemerken hier, daß in ihnen keine Er- wehnung des gegenwaͤrtigen Bischof Alberts vorkomme; sondern allein des Lieflaͤndi- schen Bischof Meinhards, gottseliges Andenkens, der in der Provinz Liefland ange- kommen sey. Da der Bischof an der Duͤne eine vornehme Handelsstadt anlegen wolte, so war der- gleichen Verbot zu einer geschwinden und vorzuͤglichen Aufnahme derselben noͤthig, damit die Schiffe nicht anderwerts einliefen. Was aber durch den Hafen in Semgallien zu verstehen sey, laͤst sich schwer sagen, wo man nicht die Muͤndung der Musse, (Mie- tau,) wo sie sich gleich bey der See in die Duͤne ergiest, dafuͤr haͤlt. Denn das nach- folgende scheinet darauf zu gehen. §. 7. Die Kaufleute waren mit dem gar wohl zufrieden, und setzten auf diesen Ha- fen nach einmuͤthigem Schluß ein Verbot, daß wer kuͤnftig der Handlung wegen diesen Hafen zu befahren sich unterfinge, Gut und Leben verlustig gehen solle. Daher wurden einige zwar anfaͤnglich herzlich gebeten, die 2 Jahre nach Erbau- ung der Stadt diesen ihren Vertrag und Schluß wieder umwerfen wolten, sie moͤchten von 1200 bis 1201. moͤchten nicht nach Semgallien schiffen. Aber diese kehrten sich weder an des 1200 Pabstes Verbot noch an den gemeinschaftlich errichteten Vertrag, und fuhren den- noch die Duna hinunter. Die uͤbrigen so diesen Uebermuth sahen, ruͤckten mit andern Schiffen an, und machten sich uͤber sie her. Zuletzt nahm man zwey Leute daraus, nemlich, den Steuermann und den Schiffer, machte sie elendiglich nie- der, und zwang die andern zuruͤckzufahren. Des Bischof Alberts drittes Jahr, vom Jahr Christi 1200 bis 1201. §. 1. J n dem dritten Jahr nach seiner Einsegnung kehrte der Bischof mit den Pil- 1200 gern, die er aufbringen konte, wieder nach Liefland, und ließ die Geis- seln in Deutschland zuruͤck. Und eben diesen Sommer bauete man die Stadt Riga auf einer geraumigen Flaͤche an, wo ein bequemer Schifshafen seyn konte. Wenn die Stadt Riga auf einem geraumigen und noch unangebauten Felde erst ange- leget worden, so fallen die Meinungen derer uͤbern Haufen, die Riga aͤlter machen als unsern Albert, welchem die Alten uͤbereinstimmig dieses Lob beylegen; zum Exempel, Albert von Stade beym Jahre 1203: Albert ein Lieflaͤnder Bischof erbauet die Stadt Riga. Das Chronicon von den Bremischen Erzbischoͤfen bey Lindenbrog p. 95: Dieser Albert hat die Stadt Righe gebauet; welche das Chronic. Slau. eben da c. 36 ciuitatem Regis (Rigis) nennet. Ein Ungenanter in Menkens Script. tom. 3. p. 117: Zu der Zeit hat der Bischof Albert in Liefland die Stadt Riga mit den Auslaͤndern aufgefuͤret. Die Luͤneburgische Chronik in Eccards Scriptor. tom. 1. p. 1399. Bi den Tiden buwede Bischop Albrecht mit den Pelegrinen de Stat to Rige to Liflande. Alberich beym Jahr 1201. p. 424: Nachdem Bischof Ber- told in Liefland zum Maͤrtyrer geworden, kam ein ehrwuͤrdiger Geistlicher in seine Stelle, Namens Albert, der eine neue Stadt, Riga genant, zu bauen an- fing, und eine Abtey Cistercienser-Ordens stiftete, nemlich in Dunemunde. E- ben diese Jahrzahl hat Meibom, Script. tom. 1. p. 530. dem Anfang dieses Werks richtig vorgezeichnet. §. 2. Zu eben der Zeit beschied der Bischof Danielen Bannerowen, einen von Adel, und Conraden von Meindorp zu sich, und belehnte sie mit den beyden Schloͤssern Lenewarden und Ykeskola . Weil alle Fremden, die nach Liefland in Dienste gegangen, ihr Geluͤbde innerhalb einem Jahre volbrachten, und nach Endigung desselben in ihr Vaterland wieder zuruͤck kehrten; so fand der Bischof fuͤr dienlich, durch Ertheilung gewisser Guͤter einige tapfere Maͤnner in Liefland zuruͤck zu behalten, damit er gleichsam eine bestaͤndige Ritterschaft be- reit haͤtte, die das einmal eroberte behaupten, und also gegen die Heiden nicht allein fuͤr die Religion, sondern auch fuͤr ihr Eigenthum fechten muͤsten. Wer die Bannerowen gewesen, weiß ich nicht zu sagen; es komt auch der Name in des Herrn Ceumers Ver- zeichniß nicht vor: die von Meindorp aber stunden im Holsteinischen, Magde- burgischen und in der Mark ehmals in grossem Ansehen. Jhre Genealogie hat Hen- ninges in dem Saͤchsischen Adel beygebracht; welches Buch wegen seiner Seltenheit theuer verkauft wird. Doch weiß Henninges von dem Lieflaͤndischen Zweige der von Meindorp nichts, weil der Namen ihres Lehnguts Yxkuͤl, den Geschlechtsnamen verdraͤnget hat. Die, welche Clemens den II, der 1046 Roͤmischer Pabst gewor- den, zu dieser Familie rechnen, sind unter sich wegen der Linie wohin er zu bringen nicht einig. Siehe Mollers hist. Cimbr. p. 212. sqq. und in der Vorrede. §. 3. Unterdessen da die Curen (Curlaͤnder) sowol von des Bischofs Ankunft, als angefangener Erbauung einer Stadt gehoͤret hatten, schickten sie ihre Abgeordnete an H die Geschichte des dritten Bischof Alberts, viertes Jahr, die Stadt, nicht aus Furcht vor dem Kriege, sondern auf den Ruf Christi, um Friede zu schliessen. Die Christen willigten darein, und jene bestaͤtigten den Frieden mit Blutvergiessen , so wie die Weise der Heiden es mit sich brachte. Nemlich, durch Abschlachtung der Opferthiere. §. 4. GOtt fuͤgte es so, daß auch die Litthauer um Friede Ansuchung thaten, und dasselbe Jahr nach Riga kamen, wo sie gleich nach getrofnem Frieden mit den Christen ein Buͤndniß und Freundschaft aufrichteten. Den Winter drauf fuhren sie mit einer starken Armee die Duͤne hinunter, und wolten nach Sem- gallien. Ehe sie aber dieses Land betraten, so vernahmen sie schon, der Koͤnig von Plosceke uͤberziehe Litthauen mit seiner Kriegesmacht, daher liessen sie die Semgallen mit Frieden, und kehrten uͤber Hals und Kopf zuruͤck. Auf dem Ruͤckwege fanden sie zwey Fischer des Bischofs bey der Rumbel, gingen wie reissende Woͤlfe mit ihnen um, und zogen ihnen die Kleider aus, welche sie an hatten. Die Fischer flohen hierauf nackend nach Riga und beklagten sich uͤber das erlittene Unrecht. Die Pilger aber, die wol handgreiflich sahen, daß die Sa- che sich so verhalte, nahmen einige Litthauer, die noch in Riga waren, beym Kopfe, und behielten sie so lange in Arrest, bis den Fischern das entwandte wieder zu gestellet ward. Um diese Zeiten, wenn man Dlugossen hist. Pol. l. 6 p. 599, und Mechoven l. 3 c. 30 trauen kan, hat man allererst den Namen eines Litthauischen Volks gehoͤret, der vorher unbekant gewesen. Sie waren Knechte der Russen, zahlten stat ihres Tributs Guͤrtel, Holz zu Gurkenstoͤpseln und Pelzwerk, und waren aus aͤusserster Armuth so uͤbel gekleidet, daß sie eines Rockes halben wol einen Freund todtgeschlagen haͤtten. Man schlage auch noch Mechovs Sarmatia libr. 2 c. 2 nach, wo er unter andern erzaͤhlet, wie dieses zerlumpte Volk, so sich bis dahin sonst mit Linnen behelfen muͤssen, sich hau- fenweise zur Taufe gedraͤnget, um wollene Kleider zu bekommen, die Jagello fuͤr die Getauften fertig hielte. Des Bischof Alberts viertes Jahr, von 1201 bis 1202. §. 1. 1201 J m vierten Jahr nach seiner Einweihung uͤberließ der Bischof die Stadt ei- nigen wenigen Fremdlingen, die sich vor das Haus des Herrn (die Kirche) zur Mauer stelleten; und reisete mit den uͤbrigen Pilgern nach Deutschland. Man muß fuͤr ciuitatis Jn dem Revelschen Manuscript steht ciuitas, das Rigische hat auch ciuitatis. hier, entweder ciuitatis custodia, oder ciuitas lesen. §. 2. Nach seiner Abreise kam dessen Bruder Engelbert, ein Moͤnch, aus dem neuen Kloster , nach angenommenem Beruf mit den erstern Buͤrgern in Riga an, und breitete mit dem Bruder Dietrich von Thoreide, mit Alobranden und den uͤbrigen Bruͤdern, die in Liefland unter den Ordensgeluͤbden stunden, den Namen Christi aus, unter Mitwirkung dessen, welcher das Wort seinen Evan- gelisten in Mund leget. Man merke sich den ersten Bruder des Bischofs, einen Domherrn Augustiner or- dens, aus dem neuen Kloster in Holstein, das nach seiner Verlegung Bordisholm heisset, in dessen Dom die Durchlauchtigsten Herzoge von Holstein beygesetzet zu werden pflegen. Von den Einkuͤnften desselben aber wird heut zu Tage die Universitaͤt zu Kiel versorget und unterhalten. §. 3. Die Bruͤder aus dem Kloster Unsrer lieben Frauen in Riga, waren mit dem Wandel und Orden dieses Mannes wohl zu frieden, und erwaͤhlten ihn nicht lange von 1201 bis 1202 lange nachher zu ihrem Probst; weil der erste Lieflaͤndische Bischof Meinhard, 1201 gottseliges Gedaͤchtnisses, von eben diesem Orden aus dem Kloster Sigeberg eben dazu erwaͤhlet worden war, der diese nach sich einrichten wolte, und deswegen ein Kloster fuͤr sie in dem Kirchspiel Ykeskole zuerst angeleget hatte. §. 4. Doch dieser Bischof Albert verlegte nachgehends das Kloster dieser Ordens- moͤnche und den bischoͤflichen Sitz drey Jahr nach seiner Einsegnung von Ykeskole nach Riga, und widmete den Dom samt ganz Liefland der heiligen Mutter GOttes Maria zur Ehre Dieses dient zur Erlaͤuterung, warum der Verfasser beym Jahre 1220 die Lobeserhebungen dieser Mut- ter GOttes so uͤbertreibet. . §. 5. Er erbauete auch fuͤr die Cistereiensermoͤnche ein Kloster auf der Muͤndung der Duͤne, welches er Dunamuͤnde, und das eigentliche Kloster, den Berg des heil. Nicolaus nennete, woruͤber er seinen Mitarbeiter am Evangelio, seinen Bruder Dietrich von Thoreida, zum Abt einsegnete. §. 6. Eben damals, als der Herr Bischof Albert mit dem Abt Dietrich, die Treulosigkeit der Liven voraussahe, und besorgte, er wuͤrde der Menge der Hei- den nicht Widerstand thun koͤnnen; so stiftete er, um so wol die Zahl der Glaͤu- bigen zu vergroͤssern, als auch die Kirche unter den Heiden zu erhalten, einige Bruͤ- der des Krieges Christi; welchen der Herr Pabst Jnnocentius III. die Ordensregel der Tempelherren, und ein Zeichen auf dem Kleide zu tragen gab, nemlich, ein Schwerdt und ein Kreuz, und ihnen unter dem Gehorsam ihres Bi- schofs zu stehen anbefahl. Der Bischof Albert legte darin eine neue Probe seiner buͤrgerlichen Klugheit an Tag, daß er, weil die Landguͤter nicht hinreichend waren tapfere Maͤnner in Liefland zu behalten, Kriegesleute ausgelesen, die nicht durch einen einjaͤhrigen Feldzug ihr Geluͤbde vollendeten, sondern nach einem bestaͤndigen Geluͤbde Krieg fuͤhren musten. Hierin hat er die Stifter der Tempelherren, der Johanniter- und Marianer-Ritter zu Vorgaͤngern; Jngleichen die Bruͤder der Ritterschaft von St. Jago, so in Spanien ihren Zunamen vom Schwerdte hatten, von denen Gottfried von Coͤln bey dem Jahr 1217 handelt, und welche Alberich p. 496. fratres de Spatha heisset, deren Stiftung Jnnocentius III. und Honorius III. bestaͤtiget, beym Raynald ums Jahr 1210 n. 6. 7. und ums Jahr 1223 n. 54. Unser Verfasser nennet sie allezeit fratres militiæ Christi, doch an einer einigen Stelle Schwerdttraͤger, die auf Veranlassung des Bischofs aus man- cherley Art Leuten in diese Kriegesgeselschaft getreten, und eroͤfnet uns derselben Ursprung und wahre Beschaffenheit mit wenigen Worten; da hingegen meistentheils von dem Ur- heber und Stifter, von der Benennung und Zeit des errichteten Ordens, und insonder- heit von dem auf den Kleidern getragenen Zeichen, so viel Meinungen als Koͤpfe seyn. Diese mit einander zu vergleichen, haben sich die beyden Bruͤder, die Schurzfleischo, bald den Kopf zerbrochen, als deren Schriften beyde von dem Orden der Schwerdt- traͤger bekant sind, die diese klare Stelle nicht gewust und gebrauchet haben. Fran- ciscus Modius gestehet, daß er von diesem Orden gar nichts ausmachen koͤnne. Der hier ausgelassene und nicht angegebene Name des ersten Ordensmeisters zeiget ihren geringen Anfang an, der doch bey einer so wichtigen Sache vor allen andern haͤtte muͤssen angefuͤhret werden. Die groͤste Uneinigkeit ist bey dem auf die Kleider gehefteten Zei- chen, da die gelehrtesten ein Schwerdt mit einem Stern angeben Es scheinet fast wilkuͤrlich gewesen zu seyn, dis Zeichen fuͤr einen Stern, oder fuͤr ein Kreuz anzusehen. . Jn diesen Jrthum hat sie Peter von Duisburg verleitet, der in der Preußischen Chronik part. 2 c. 4. von dem Herzog Conrad von Massocien, ehe er die deutschen Ordensbruͤder nach Preus- sen rief, also schreibet: Auf Angeben des Bruder Christians, Bischofs von Preussen, und einiger von Adel, stiftete er zur Vertheidigung des Landes die Bruͤder, so die Krie- ger Christi genennet wurden, mit weissen Maͤnteln, rothem Schwerdte und Sterne, welche damals in den Gegenden von Liefland gewesen und viele Laͤnder der Unglaͤubi- gen mit Gewalt dem christlichen Glauben unterwuͤrfig gemacht hatten. Vorerwehnter H 2 Bischof Geschichte des dritten Bischof Alberts, fuͤnftes Jahr, 1201 Bischof investirte einen gar bescheidenen Mann, Bruno genant, und mit ihm 13 an- dre in besagten Orden. Hierauf bauete dieser Herzog den Bruͤdern ein Schloß, Do- brin (Dobrezyn) genant, von dem sie nachher Bruͤder von Dobrin (Dobrezyn) genennet worden. Wenn man mit Hartknochen entweder dafuͤr halten muß, daß entweder der Herzog Conrad zur Nachahmung des Lieflaͤndischen Bischofs, einen besondern und von dem Lieflaͤndischen unterschiedenen Ritterorden gestiftet, oder, wenn er eine Gattung von Lieflaͤndischen Orden gewesen, daß der Duisburger in Be- schreibung des auf die Kleider genaͤheten Zeichens geirret habe. Dlugossus schreibet richtiger hist. Polon. l. 6. p. 536 in der Dobromilischen und p. 600 in der Leipziger Ausga- be beym Jahre 1205: Albert, der dritte Lieflaͤndische, sonst Rigische Bischof, der auf den andern Bischof uͤber Liefland, Bertolden, welchen die Liven bey Riga todtgeschlagen, folgete, hat einen Orden der Bruͤder, von der Ritterschaft Christi ge- nant, welche zu ihrem Ordenszeichen ein Schwerdt und daruͤber ein Kreuz auf den Mantel genaͤhet fuͤhreten, in Liefland errichtet, um die Glaͤubigen wider die Bar- baren zu schuͤtzen, und bestimte fuͤr sie den dritten Theil von den Guͤtern der Rigischen Kirche. Unter unsern Landsleuten ist auch Nauclerus nicht entgegen, der vol. 3 ge- nerat. 42 schreibet: Jn Liefland waren Bruͤdermoͤnche, gemeiniglich von dem Schwerdte genant; diese trugen auf ihrer Kleidung, ausser einem Kreuze, (das sie mit allen Orden gemein hatten,) auch ein angeheftetes Schwerdt, und stritten wider die Hei- den, zur Vertheidigung des Glaubens. §. 7. Hernach verbranten die Semgallen, die mit den Liven eben nicht Friede hatten, die Kirche Holme mit dem ganzen Flecken; das Schloß aber konten sie nicht erobern, ob sie es gleich lange bestuͤrmten: und zogen also wieder ab. GOtt aber, der die neue Anpflanzung des christlichen Glaubens weiter aus- breiten und ihr allenthalben einen dauerhaften Frieden schenken wolte, schickte nach eben diesem Feldzuge die Semgallen nach Riga, um einen Frieden zu treffen; und machte also, nachdem man nach Weise der Heiden den Frieden vergewissert, diejenigen zu Freunden der Deutschen und Liven, die vorher ihre Feinde ge- wesen. Jm Texte steht exierunt, vielleicht sols exusserunt Dieser Muthmassung habe folgen wollen, obgleich beyde Manuscripte exierunt beybehalten; oder mit wenigerer Aenderung koͤnte man auch exurunt lesen, so wie gleich darauf folget recedunt. heissen. Des Bischof Alberts, fuͤnftes Jahr, vom Jahr Christi 1202 bis 1203. §. 1. 1202 D er Bischof machte sich im fuͤnften Jahr seines Bisthums wieder auf die Ruͤckreise aus Deutschland, und brachte die Edlen Herren Arnol- den von Meindorp, Bernharden von Sehehusen, seinen Bru- der Dietrichen und andere angesehene Maͤnner und Kriegsleute mit sich. Er war nicht scheu mit ihnen Gutes und Boͤses um GOttes willen zu leiden, und begab sich also auf das brausende Meer. Als er aber an die Daͤnische Pro- vinz Dieser Muthmassung habe folgen wollen, obgleich beyde Manuscripte exierunt beybehalten; oder mit wenigerer Aenderung koͤnte man auch exurunt lesen, so wie gleich darauf folget recedunt. Falster anlandete, traf er daselbst die heidnischen Esthen aus der Jnsel Oesel an, mit sechszehn Schiffen, die nur kuͤrzlich die Kirche verbrant, die Leute todtgeschlagen, manche gefangen genommen, das Land verwuͤstet, die Glocken und Kirchenguͤter weggeschleppet hatten: welches Handwerk sowol die heidnische Esthen, als Curen in dem Reiche Daͤnnemark und Schweden bisher zu treiben gewohnt gewesen. Die Pilger wafneten sich, und wolten den Schaden der Christen raͤchen; die Heiden aber erfuhren, daß sie nach Liefland segelten, da- her furchten sie sich sehr, und logen ihnen was vor, als ob sie mit den Rigischen Friede gemacht haͤtten. Sie entkamen zwar, weil ihnen die Christen glaubten, damals sicher aus ihren Haͤnden; aber ihr Betrug brachte ihnen keinen Vortheil und von 1202 bis 1203. und sie fielen nachher doch in denselben Falstrick, der fuͤr sie bereitet war. Denn 1202 die Pilger kamen unter der Fuͤhrung GOttes gesund und frisch in Wysbu an, wurden auch von den Buͤrgern und Angesessenen daselbst mit Freuden aufgenom- men. Nach etlichen Tagen kamen die Esthen mit ihrer ganzen Beute an. Als die Pilger sie segeln sahen, beschwerten sie sich uͤber die Buͤrger und Kaufleute, daß sie Feinde des christlichen Namens in ihren Hafen so ungehindert einlaufen liessen. Man merke sich hier Dietrichen von Apeldern, des Bischofs zweiten Bruder, der eine adeliche Dame geheirathet, und als oberster Minister des Alberts nach mancherley Be- gebenheiten, und vielen Schicksalen zu Lande und zu Wasser, endlich sich im Schloß Odempe niedergelassen. Welches alles unser Verfasser bey jedem Jahre anzeigen wird. Weil ich keine Daͤnische Provinz Lystria Da Herr Gruber und mein Rigisches Manuscript Lystria hier lesen: so hat solgende Note b ) da- her ihren Ursprung. finden koͤnnen, auch nicht einmal in der sehr ausfuͤhrlichen und genauen Chorographia Danica des Pontanus ; so kam ich auf die Gedanken, entweder Falstria zu lesen, oder Loxtra oder Lethra: wovon Erich in histor. gent. Dan. p. 263 265; Stephan uͤber den Saxo Grammaticus p. 29. Worm. in monument. Dan. c. 12; Leibniz in script. Brunsuic. tom. 1 p. 7 not. 1). Herr Keisler in antiqu. celt. p. 93 nachzuschlagen. Die letztere Muthmassung gefiel mir deswegen, weil ich sahe, daß einige Lethra in Schonen setzen, so groͤstentheils an der See liegt, und von Kapern leichte befahren werden kan. Endlich grif ich nach alten Urkunden, worinne oͤfters die besten Beschreibungen der Landschaften in mitlerer Zeit enthalten sind, und fand, daß Schonen ehemals in 3 kleinere Provinzen eingethei- let worden, in Halland nemlich, Lystrien und Blecking. Denn da der Koͤnig von Schweden, Magnus, 1333 in der Octave Octave hiessen die 8 heiligen Tage nach gewissen Festen. des heiligen Martini mit Waldemar dem 3ten Koͤnig in Daͤnnemark einen Vergleich traf, so versprach er unter andern, daß der Brief, der durch Waldemaren ihm gegeben sey, uͤber die Laͤnder Schonen, Hal- land und Bleckingen, Lyster und die Jnsel Huaͤn, in seiner voͤlligen Guͤltigkeit und Kraft, auf ewig sich erstrecken und dauren solte. Den ganzen Vergleich liefert Ponta- nus Rer. Dan. libr. 8 p. 468 seq. Der in der Beschreibung von Daͤnnemark aber ausgelassene Name Lystrien zeiget an, daß diese Eintheilung schon zu Pontanus Zei- ten aus dem Gebrauch, und stat Lystrien der Name Schonen aufgekommen, wie es in engerm Verstande Halland und Bleckingen entgegen gesetzt wird; welche 3 Pro- vinzen das heutige groͤssere Schonen oder Scandinavien ausmachen. Adamus Bremensis de situ Daniæ n. 75, nachdem er alle Jnseln des Koͤnigreichs Daͤn- nemark durchgegangen, schreibet: Es gibt auch noch andere, die unter Schwe- dischem Scepter stehen, davon die groͤste diejenige ist, welche Curland heis- set Zwar setzet Adam. Bremens. daß die Jnsel Curland 8 Tagereisen groß sey, und Grotius merket an, daß insula hier eine Halbinsel heissen muͤsse. Welches erste, wenn es von Oesel zu verstehen, derselben Umfang ausmachet. Uebrigens scheinet die Gruberische Muthmassung des Grotius seiner vorzuziehen zu seyn. ‒ ‒ ‒ Wir glauben, sie werde in dem Leben des heiligen Anscharius Chori genant, welche die Schweden damals sich zinsbar gemacht. Wie aber bey dem Ver- fasser der Lebensbeschreibung des heiligen Anscharius, dem heiligen Rembert c. 27, Chori nicht eine Jnsel, sondern ein gewisses Volk bedeutet, also fragt Pontanus Cho- rogr. Dan. p. 734 nicht unbillig, was fuͤr ein Curland hier zu verstehen sey, da das jetzige keine Jnsel ist, und muthmasset, weil Adam gedenket, daß ers vom Koͤnige von Daͤnnemark gehoͤret, er sey mehr dem Klange als den Worten gefolget, und habe Curland fuͤr Gulland gesetzet, das ist, die Jnsel Gothland, die in der Mutter- sprache Gulland heissen sol. Pontanus ist dieser Meinung desto lieber zugethan, weil Adam sonst nirgends einer Jnsel Gothland gedenket. Aber die Sache hat nichts zu sagen. Denn Adam hatte sich nicht vorgenommen, alle zu Schweden gehoͤrige Jnseln zu nennen. Wir sehen ja auch Oeland nicht angefuͤhret. Gothland und Oe- land aber scheinen deswegen ausgelassen zu seyn, weil sie dem vesten Lande von Goth- land alzunahe liegen und zu Gothland gerechnet werden. Joh. Baazius histor. eccles. sveogoth. l. 1. c. 1. p. 39. Zur Aufloͤsung dieses Knotens aber thut sonderlich viel, daß die Jnsel Oesel in Esthnischer Sprache Curresaar, das ist, der Curen Jnsel heisset. Weil man daher schliessen kan, daß die Curen oder Choren, wie sie Rembert nennet, so wol Einwohner der Jnsel, als des vesten Landes gewesen, die nur der Sund bey Domnes abgesondert, die auch in der Mundart heutiges Tages J nicht Geschichte des dritten Bischof Bertolds, viertes Jahr, 1202 nicht sonderlich verschieden sind; so folget daraus, daß Adam unter dem Namen der Jn- sel Curland nicht Gothland oder Gulland, sondern Oesel verstanden. Weil aber die Einwohner dieser, noch heutiges Tages Curresaar genanten Jnsel von den aͤltesten Zeiten her die Kaperey getrieben; so wollen wirs dem Leser zu beurtheilen uͤberlassen, ob nicht lieber von dieser, als von den Corsen, der Name Corsare in der Welt bekant wor- den, wodurch man Seeraͤuber anzuzeigen pfleget. §. 2. Jedoch, da diese es nicht Wort haben, und lieber einen sichern Frieden mit jenen haben wolten, so wandten sich die Pilger an den Bischof, und begehrten Er- laubniß sich mit ihnen zu schlagen. Der Bischof bemuͤhete sich daher, als er ihren Ernst merkte, sie von dem Vorhaben abzuhalten; theils, weil die unter den Hei- den angelegte Gemeine, die auf ihre Ankunft wartete, ihren Abgang nicht ersetzen konte; theils weil es moͤglich war, von den Feinden Schaden zu leiden. Sie aber drungen bey dieser vortheilhaften Gelegenheit instaͤndigst drauf, und waren von ih- rem Vorsatz nicht abzubringen, weil sie auf die Barmherzigkeit GOttes ver- traueten. Sie sagten, zwischen heidnischen Esthen und Liven sey kein Unter- scheid, und baten, er moͤchte ihr Flehen erhoͤren und zur Tilgung ihrer Suͤnden ihnen dis auflegen. Der Bischof sahe ihre Standhaftigkeit und fand also fuͤr rath- sam, ihnen zu folgen und in die Schlacht zu willigen; weil Gehorsam besser ist denn Opfer. Deswegen wilfahrte er ihnen, und legte auf ihr Ansuchen ihnen zur Vergebung der Suͤnden auf, daß sie als brave Maͤnner wider die Heiden fechten solten. Daher machten die Pilger alle Anstalt, tapfer fuͤr den Namen Christi zu streiten, legten ihre Waffen an, und machten die Schiffe in Eil zu rechte, mit denen sie drauf los gehen wolten. Die Esthen (von Oesel ) merkten das auf der andern Seite, und liessen acht Raubschiffe etwas von den andern wegruͤcken, in Meinung, sie koͤnten diese Pilger wenn sie in die Mitten kaͤmen einsperren und al- so die gegen sie geruͤsteten Schiffe auch wegkapern. Die Deutschen fielen also mit einemmale auf sie los, ruderten an zwey Esthnische Kaperschiffe, enterten sie endlich, hieben auf sechzig Mann darinne nieder, und fuͤhrten die Schiffe, so mit Glo- cken, Mesgewandten und Gefangenen Christensklaven beladen waren, nach der Stadt Wisby. Ein gewisser tapferer Deutscher sprang mit allen Kraͤften auf das dritte Raubschif, hielt mit beyden Haͤnden sein blosses Schwerdt, hieb rechts und links um sich und erlegte zwey und zwanzig Mann von den Feinden. Als er aber uͤber Vermoͤgen mit diesem Niedermetzeln sich beschaͤftigte, ward das Segel von acht Kerlen, die noch drauf uͤbrig waren, in die Hoͤhe gezogen, und da der Wind solcher gestalt drein strich, ward dieser Deutsche Soldat gefangen mit weggefuͤhret, und wie nachher die Schiffe wieder zusammen kamen, getoͤdtet; das Schif selbst aber wurde von ohngefaͤhr, oder von ihnen selbst, angesteckt, weil sie keine hinreichende Mannschaft mehr hatten. §. 3. Wie nun dieses so ruͤhmlich und triumphirend volbracht war, so statteten al- le Pilger dem allmaͤchtigen GOtt fuͤr den ihnen verliehenen Sieg Dank ab. Der Bischof Albert aber schickte die gefangenen Menschen und Guͤter, so die Heiden den Daͤnen entfuͤhret hatten, dem Hochwuͤrdigen Herrn Andreas, Erzbischof von Lunden wieder zu. Der Erzbischof von Lunden, Absolon, von dem Albert nach seiner Einsegnung Ge- schenke empfangen, war Anno 1201 gestorben, und hatte zu seinem Nachfolger diesen An- dreas, von dem gleich ein mehrers. Man besehe hier das Chronicon Sialandicum, so Arnas Magnaͤus herausgegeben, p. 50. §. 4. Die Pilger wolten hierauf nicht laͤnger zu Wisby bleiben, sondern setzten die angefangne Reise fort und kamen nach Riga. Die damaligen Buͤrger und andere, die zu Riga sich aufhielten, freueten sich uͤber ihre Ankunft ungemein, gingen ihnen entgegen und holten so wol den Bischof, als dessen ganze Reisegesel- schaft mit den heiligen Reliquien aufs praͤchtigste ein. §. 5. Nach von 1202. bis 1203. §. 5. Nach diesen zog Bruder Dietrich der aͤltere nach Deutschland mit den 1202 Pilgern, welche dasselbe Jahr in Liefland unter dem Kreuzzeichen fuͤr GOtt Dienste gethan, und nahm einen Liven mit sich, Namens Caupo, der gleichsam Koͤnig und Landsaͤltester der Liven von Thoreide gewesen, fuͤhrte ihn auch, nachdem er das groͤste Theil Deutschlands in Augenschein genommen, endlich nach Rom, und stellte ihn Jhro Paͤbstl. Heiligkeit vor . Also haben alle Lieflaͤndische Chronikenschreiber unrecht, wenn sie gleichsam aus einem Munde erzaͤhlen, dieser Caupo sey 1170 von dem ersten Bischof Meinhard nach Rom zum Pabst Alexander III. gebracht, und nach seiner Zuruͤckkunft ins Vaterland, in dem Treffen, so der Bischof Bertold mit den Liven gehalten, geblieben: da wir ihn doch noch frisch und gesund sehen werden bis aufs Jahr 1216 n. 4, wo wir erst lesen, daß er in einer Schlacht mit den Esthen erstochen worden. §. 6. Der Pabst empfing diesen Mann ungemein gnaͤdig, kuͤste ihn, und nachdem er sich um den Zustand der Heiden um Liefland herum weitlaͤuftig erkundiget, preisete er GOtt hoͤchlich fuͤr die Bekehrung der Lieflaͤndischen Nation. Nach Verlauf einiger Tage verehrte der Hochwuͤrdige Herr Pabst Jnnocentius vorbesagten Caupo seine Geschenke, nemlich, hundert Goldgulden, und nahm von ihm, als er nach Deutschland zuruͤck wolte, zaͤrtlichen Abschied, segnete ihn auch ein, und schickte durch den Bruder Dietrich an den Bischof von Liefland eine Bibel so mit des heil. Pabsts Gregorii eigner Hand geschrieben war. Das hier befindliche lateinische Wort bibliotheca heist bey den Scribenten dasiger Zeit die Schriften altes und neues Testaments, oder uͤberhaupt das, was wir mit einem uͤbli- chern Worte biblia nennen. Also stirbt beym Albericus p. 450 Magister Peter von Riga, der den Beynamen bibliothecæ versificator fuͤhrte. Die Moͤnche nennen es oft bibliam, und was bey uns bibliotheca heist, nennen sie librariam. Beydes finden wir in angehaͤngtem Schein: Jch Johannes von Velstede, Canonicus dieser Kirche, er- kenne hiermit schriftlich, daß auf Eiwilligung und Erlaubniß meiner Herren, der Dom- herren zu Hildesheim, da sie in der grossen Kapitelstube in Kapitelsachen beysammen waren, den andern Advent eine Bibel ( bibliam ) aus unserer Bibliothek ( libraria ) em- pfangen, von mitlerm Format und kleiner Schrift, die ich verspreche wieder dahin zu liefern. Gegeben im Jahr unsers Herrn 1317, am Sonntage Epiphanias, unter mei- nem Pitschaft. §. 7. Diesen Symmer brach der Koͤnig von Plosceke unvermuthet mit seiner Armee in Liefland ein, und bestuͤrmte das Schloß Ykeskola. Die Liven, weil sie kein Gewehr hatten, getraueten sich nicht Widerstand zu thun, sondern ver- sprachen ihm Geld zu geben; welches der Koͤnig auch annahm und die Belagerung aufhob. Ferner wurden inzwischen einige Deutsche von dem Bischof mit Bal- listen und gewehr ausgeschickt, die das Schloß Holme zum voraus besetzten, dem Koͤnig bey seinem Anzuge, als er das Schloß wegnehmen wolte, sehr viele Pferde verwundeten, und diese Russen Rutheni hiessen sonst die Einwohner des grossen Landes Reussen, das sich von dem 45 bis fast 80 Grad der Laͤnge, und von dem 48 bis fast 70 Grad der Breite erstrecket. Daß selbst Liefland darunter be- griffen gewesen, beweiset ein Breve vom Pabst Clemens dem III an den Bremischen Erzbischof Hart- wich, worinne er Meinharden, dem Bischof von Ykeskola nachruͤhmet, was er vor grosse Dienste am Werke des HErrn in Ruthenia gethan, und daher verdiene Pastor und Bischof zu werden, in wel- chem Amte er ihn auch bestaͤtiget. Jn unserm Auctore sind Rutheni nur die naͤchsten Nachbaren von Liefland, die unter eigenen Koͤnigen stunden, und wegen Vielheit ihrer Regenten nichts wichtiges aus- fuͤhren konten, bis nach und nach diese kleinern Reiche in eins gezogen wurden. zu fliehen noͤthigten, weil sie der Pfeile wegen, die Duͤne zu passiren nicht wagen wolten. §. 8. Der Koͤnig von Gercike aber, zog mit den Litthauern vor Riga, raubte den Buͤrgern ihr Vieh von der Weide, nahm zwey Priester Johann von Vechten, und Volchard von Harpenstede bey dem alten Berge, gefan- J 2 gen, Geschichte des dritten Bischofs Alberts, fuͤnftes Jahr. 1202 gen, als sie eben mit den Deutschen Pilgern den Wald aushieben, und erschlu- gen Dietrich Brudegamus mit noch etlichen Buͤrgern, die mit ihm gefolget waren. Die Buchstaben G. und B. in groͤsserer Forme, sehen in den Schriften voriger Zeiten sich so aͤhnlich, daß man in eigentuͤmlichen Namen, oder in Woͤrtern, die nur einmal vor- kommen, fast nicht weiß, welchen man von beyden nehmen sol. Jch sehe, daß mein Abschreiber hier stecken geblieben, weil er dem Buchstaben B, den er vorher gesetzet, ein grosses G. auf- oder vielmehr uͤbergeschrieben. Man solte denken, das waͤre schlecht ge- rathen, indem keine Provinz oder Stadt in der Nachbarschaft von Liefland vorkomt, die wie Gercike einigermassen klinge; wenn man hingegen Bercike lesen wuͤrde, so haͤt- te man die Stadt Birze in Samogitien, derer Fuͤrsten von Radzivil Erbgut. Weil aber Gercike beym Jahr 1208 n. 4 beschrieben wird, als eine Stadt an der Duͤne, von der Birze etwas abliegt: so meine ich nichts zu aͤndern; doch laß ich mich von einem, der Orte kundigen, gerne zurechte weisen Nicht nur die gedruckten, sondern auch geschriebenen Buͤcher von Liefland, auch selbst die beyden Ab- schriften, haben den Buchstaben G. beybehalten. . Kaum ist hier die Erinnerung noͤthig, daß diese Zunamen klingen, als ob sie aus dem Muͤnsterischen und Bremischen waͤren. §. 9. Damals lebte ein gewisser Moͤnch, Namens Sigfrid, der in seinem Prie- steramte die ihm anvertraute Seelenpflege in dem Kirchspiel Holme sehr andaͤchtig abwartete, in dem Dienst GOttes Tag und Nacht aushielt, und mit seinem vor- treflichen Beyspiel und Wandel die Liven erbauete. Zulezt, nach langwieriger Arbeit gab ihm GOtt ein seliges Ende, und er verschied. Die Neubekehrten tru- gen seinen Leichnam christlichem Gebrauch nach mit Thraͤnen zur Kirche, machten ihm auch als Kinder ihrem lieben Vater einen Sarg von gutem Holze, befunden aber, daß das eine zum Deckel abgesaͤgte Bret um einen ganzen Fuß zu kurz waͤ- re. Hieruͤber wurden sie bestuͤrzt und sahen sich lange nach einem Holze um, wo- mit sie es verlaͤngern koͤnten; und da sie endlich eins fanden, zimmerten sie es nach dem vorigen Brete zurechte, und versuchtens mit Naͤgeln anzuschlagen: Jn- dem sie aber das Bret erstlich uͤber den Sarg hielten und genauer nachsehen wol- ten, so sahen sie, daß es nicht durch menschliche Kunst, sondern durch GOttes Finger laͤnger geworden, und sich ihrem Verlangen nach recht wohl zum Sarge passe Ein ungenanter Auctor erzaͤhlet von dem heiligen Bertold, einem Abte zu Garsten, der unter an- dern Wundern den Teufel aus einem Knaben mit einem Strohwische vertrieben, daß, wie er Anno 1130 beerdiget werden sollen, die Leichentraͤger keine Last einmal gefuͤhlet, sondern der Sarg auf ihren Schultern sich von selbst in die Hoͤhe gehoben. . Hieruͤber freueten sich diese Pfarrkinder, und warfen das von ihnen un- nuͤtzer Weise geschnizte Holz weg, preiseten auch, nachdem sie ihren Hirten mit christ- lichen Caͤremonien begraben, GOTT, der unter seinen Heiligen solche Wunder thut . Da um diese Zeiten disseits der See eine so ungeheure und erstaunliche Menge Wunder- werke vorhanden, daß Caͤsarius ein Moͤnch von Heisterbach in dem Erzstifte Coͤln, nur blos mit denen, so bey seinem Leben passiret, 12 Buͤcher volschreiben und sie der Nachwelt aufbehalten koͤnnen: so wuͤrde es ein groß Wunder seyn, und mit der Beschaf- fenheit dieser Zeit sich nicht reimen lassen, wenn nicht auch unter den Leuten jenseit der See was vorgegangen zu seyn erzaͤhlet wuͤrde. Jch kan sogar unserm Chronikschreiber es nicht verdenken, daß ichs ihm desto lieber noch zu gute halte, je sparsamer er mit der- gleichen Histoͤrchen aufgezogen koͤmt. Des von 1203 bis 1204. Des Bischof Alberts sechstes Jahr, vom Jahr Christi 1203 bis 1204. §. 1. D er Bischof Albert besorgte, die Stadt, welche noch sehr maͤßig und 1203 schwach war, koͤnne wegen der wenigen Glaͤubigen durch die Hin- derlist der Heiden in Gefahr gerathen: und zog daher im sechsten Jahr seines Amts wieder nach Deutschland um Pilger zu werben, und ließ sich das aufgetragene Geschaͤfte der Heidenbekehrung eifrigst angelegen seyn; da er durch seine Hin- und Herreise nach Deutschland alle Jahr eine oft- malige und fast unertraͤgliche Beschwerlichkeit uͤbernahm. Nach seinem Abzuge be- gaben sich die Litthauer, die einen Abscheu an dem Christlichen Namen hatten, mit fast dreyhundert noch heidnischen Liven von Ascherade und von Lenewarden herunter nach Riga, und wagten es schon zum andernmale, derselben Vieh auf der Weide zu erhaschen und wegzufuͤhren. Weil nun wenige Maͤnner noch zu Riga waren, die dazu aller Orten wegen der nahen und grossen Waͤlder vor einem Hinterhalt bange seyn musten: so traueten sie sich nicht alle zugleich aus der Stadt zu gehen; son- dern ungefaͤhr zwanzig beherzte Maͤnner aus der Buͤrgerschaft setzten dem Feinde nach, suchten ihr Vieh wieder zuerhalten, und hielten bey dem alten Berge ein Treffen mit den Heiden, nachdem sie vorher den Beystand des Allmaͤchtigen GOttes uͤber sich angerufen, und auch einiges Kriegsvolk aus der Stadt zur Huͤlfe erhalten hatten. Der Streit ward immer hitziger, und sie fochten so lange, bis sie ermuͤ- det waren, und sich beyderseits von einander trennen musten. Einige Liven fuh- ren auch mit einem Fahrzeuge die Duͤne hinunter, damit sie in Abwesenheit der Leute von der andern Seite in die Stadt dringen moͤchten. Weil aber der HErr die Seinen schuͤtzet, so ruͤckten etliche aus der Stadt mit Pfeilen gegen sie an, daß sie sich nach der Flucht umsehen musten. Wie das vorbey war zogen die Litthauer samt den Liven nach Hause, doch erschnapten sie drey Pferde von den Buͤrgern. Die Deutschen lobten hierauf GOtt einmuͤthig fuͤr die Erhaltung der Menschen und Wiedererlangung ihres Viehes, und kehrten froͤlich in die Stadt zuruͤck. Hier braucht der Auctor, oder der Abschreiber das Wort conuersatio Die Manuscripte haben conuersio. ein und das an- dere mal fuͤr conuersio; wie beym Jahre 1206 n. 6. §. 2. Nachgehends gegen den Winter wolten einige von dem Kriegsvolk nach Deutschland zuruͤck, nemlich, Arnold von Meindorp, und Bernhard von Sehusen, nebst etlichen andern, die das Kreuz angenommen und schon ein voͤl- liges Jahr da geblieben waren. Sie versahen sich mit allem, was zur Reise er- forderlich war, und legten ihr Schif vor Mariaͤ Geburt aus; wie sie aber zur Duͤna ausfuhren, schickte es GOtt, daß ihnen andere Pilger auf drey Schiffen vor dem Hafen entgegen kamen. Seculum annuum wird hier fuͤr annus gesetzt. Denn die Krieger, so zur Ruͤckreise ein- packten, waren im vorigen Jahre angekommen. Hieraus erhaͤlt das glossarium des du Cange etwas Licht, so unter dem Worte seculum einen einzigen Ort hat, der dazu noch etwas dunkel ist, da Mabillon gemeinet, es sey seculum fuͤr annus gebraucht worden, weil es heist, der Leichnam eines Heiligen sey durch viele secula hindurch unverweßlich erhalten worden, der vor noch nicht 200 Jahren gestorben. §. 3. Auf diesen Schiffen war der Bruder Dietrich und Caupo, die von Rom kamen und die betruͤbten Rigenser mit ihrer Ankunft erfreueten. Je K groͤsser Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechstes Jahr, 1203 groͤsser aber die Freude der Christen wurde, desto mehr Schmerz und Bestuͤrzung hatten die Heiden daruͤber. §. 4. Vorerwehnte Kriegsleute hatten mit ihren Reisegefaͤhrten lange Zeit auf der wilden See manches auszustehen. Endlich gelangeten sie in einer Gegend von Esthland Wo dieses nicht Oesel selbst, so ist es doch die Jnsel Daghoe gewesen, die ehemals wegen ihrer Kaperey in verhastem Ruf gestanden. an. Die Esthen fuhren mit zehen Raub- und zwoͤlf andern Schiffen auf sie los, um sie ihrer Guͤter und ihres Lebens zu berauben. GOtt aber, der die Seinigen bewahrte, ließ ihnen nichts widriges und betruͤbtes von den Feinden widerfahren. Vielmehr, da ein Kaperschif durch die Christen zu schande und leck gemacht worden, musten einige Heiden uͤber die Klinge springen, andere elen- dig im Wasser zu Grunde gehen. Ein anders Kaperschif packten sie mit einem ei- sernen Hacken an, und suchten es zu sich zu reissen; die Heiden aber wolten lie- ber auf der See Gefahr, als von den Christen den Tod ausstehen, und sprungen einer nach dem andern uͤber Bord. Da nun diese in der Todesgefahr umkamen, wichen die andern Schiffe zuruͤck und entwischten. Ob gleich der allmaͤchtige GOtt seine Auserwaͤhlten in manche Pruͤfungen setzt, und sie wie Gold im Feuer zu bewaͤhren nicht aufhoͤret: so verlaͤst er sie doch niemals gaͤnzlich; ja er hilft ihnen aus allem Uebel, und schicket uͤber die Feinde ein groͤsseres Schrecken. Von da aus fuhren sie weiter und brachten viele Tage in mancherley Ungemaͤchlichkeit zu, fuͤrnemlich in Hunger, Durst und Kaͤlte. Und wiewol sie wenigen Proviant hatten, so nahmen sie doch noch funfzig Christen zu sich, die Schifbruch gelitten hatten und am Ufer standen, und liessen sie aus Mitleiden ihre Reisekost mit verzehren. Wie ihnen nun nichts mehr uͤbrig blieb, als Hungers zu sterben; siehe! welcher Gestalt der Aufgang aus der Hoͤhe sie besuchet hat. Denn es kam ein grosses Kaufartheyschif an, welches ihnen Speisen und allerhand Eßwaaren theils schenkte, theils verkaufte: wodurch diese Ausgehungerten erquicket und alle sat gemacht wur- den. Sie nahmen ihren Lauf nun weiter, geriethen aber von neuem in die groͤste Gefahr. Denn das Wetter und starke Sturmwinde trieben sie an die gefaͤhrlich- sten Klippen, zwischen welchen und aus welchen sie mit grosser Angst und Schwie- rigkeit durchkamen, und den heiligen Abend vor Andreaͤ den Hafen Wisby er- reichten; von da sie nach Anschaffung noͤthiger Lebensmittel fortsegelten und den Kuͤsten Daͤnnemarks sich naͤherten. Weil sie aber wegen der unmaͤssigen Kaͤlte, das Schif an Wall zu steuren nicht vermoͤgend waren, so liessen sie dasselbe im Eise stecken, nahmen ihre Sachen mit sich und zogen durch Daͤnnemark in Deutsch- land, nach ihrem Vaterlande. Hier muß man im Lateinischen Weil beyde Manuscripte mit dem Gruberischen uͤbereinkommen, so laͤst sich diese Stelle auch ohne deuehebat verdeutschen. hinzusetzen: deuehebat. Des von 1204 bis 1205. Des Bischof Alberts, siebentes Jahr, vom Jahr Christi 1204 bis 1205. §. 1. J n dem siebenten Jahr des bischoͤflichen Amtes Alberts, welches das Jahr 1204 unsers HErrn 1204 war, brachen fast zwey tausend Litthauer zu Pferde gegen die Esthen zum Marsch auf, um die Fastenzeit, da diese Voͤlker gerne ihre Feldzuͤge zu unternehmen pflegen. Wie sie nun laͤngst der Duͤne herauf und bey der Stadt vorbey kamen, so trat Jch folge hier dem Revelschen Manuscripte, wo die Worte so stehen: Svelgate nomine, cum suis sodalibus ad ciuitatem diuertit. einer von ihnen, mit Namen Swelgate, ein reicher und wolhabender Kerl mit seinen Kameraden in der Stadt ab. Diesem bot unter andern, die ihm in Friede aus der Stadt ent- gegen gezogen, einer aus der Buͤrgerschaft, Namens Martin Frise, einen Trunk Meet an. Als er den ausgesoffen, eilte er den vorausgegangnen Truppen nach, und redete seine Reisegefaͤhrten also an: Sahet ihr nicht, wie den Deutschen die Haͤnde zitterten , da sie uns Meet reichten. Sie hatten unsere Ankunft nur durch ein fliegend Geruͤchte vernommen und koͤnnen deswegen noch nicht aus der Angst und Bestuͤrzung kommen. Vor jetzo wollen wir die Zerstoͤrung der Stadt auf- schieben; wenn wir aber die Gegenden, wohin wir gedenken, bezwungen haben , so wollen wir die Einwohner mitnehmen, todtschlagen und ihren Flecken zerstoͤren. Denn kaum wird so viel Staub in dieser Stadt seyn, als unsere Leute in die Hand nehmen koͤnnen. Fuͤr trepidantium wolte ich lieber Es waͤre so; beyde Manuscripte aber behalten trepidantium bey. trepidantes lesen. Vielleicht muß es fuͤr interimus Das Revelsche list vicerimus, das Rigische hat interimus, setzt aber oben druͤber interimerimus, welches unrecht, und lieber intrauerimus heissen koͤnte. heissen, euerterimus. §. 2. Da nun wenig Tage nachher ein Landesaͤltester von Semgallen, mit Na- men Westhard, erfuhr daß die Litthauer zu Felde gegangen, kam er eilend nach Riga, und warnete die Deutschen, daß sie die Feinde so ungehindert liessen durch ihr Land ziehen, sie koͤnten ja kuͤnftig die Stadt samt ihren Einwohnern zu Grunde richten, wenn sie die Lage des Orts abgesehen. Ohnerachtet aber die Ri- gischen vor des Bischofs Zuruͤckkunft ihrer wenigen Anzahl wegen, keine Lust zu kriegen bezeigten: so sprach ihnen doch dieser kriegerische Westhard ein Herze ein, und machte sich anheischig, ihnen eine grosse Menge Semgallen zu Huͤlfe zu bringen; und bat nur, daß ihm wenigstens einige Kriegserfahrne Maͤnner zuge- geben wuͤrden, die sich drauf verstuͤnden, eine Armee anzufuͤhren und sie zur Schlacht zu unterrichten. Die Deutschen, als sie daraus sein standhaftiges Ge- muͤth sahen, sagten, sie liessen sich sein Gesuch gefallen, doch nur so ferne, wenn er von jedem Schlosse eine Geissel an sie auslieferte, welche sie sich aussuchen wuͤrden. Er bezeigte sich uͤber diese Antwort ungemein vergnuͤgt, und kehrte zu den Seinigen mit Freuden. Er nahm auch die ihm benamten Geisseln mit sich, und brachte hin- laͤnglich Volk auf die Beine. Wie er das herbeygeschaffet, wurden die Geisseln den Deutschen eingehaͤndiget; und da sie sich also treu genug erwiesen, erhielten sie ihren Beystand und Freundschaft. Denn die Bedienten des Bischofs mit den Bruͤdern der Ritterschaft Christi, und der Ritter Conrad von Ykeskole , nebst wenigen andern, die man entuͤbrigen konte, zogen hinaus zu der Armee, und pasten an einem erhabenen Orte mit den Semgallen auf, wenn die Litthauer zuruͤck kaͤmen. K 2 c ) Con- Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebentes Jahr, 1204 Conrad von Meindorf, der nachher mit seiner Nachkommenschaft den Namen von seinem Lehngut angenommen. Es sind noch Herren von Yxkuͤl da, die in Liefland grosse Guͤter besitzen, und vielleicht von diesem ihrem Stamhause nichts wissen Diese uralte und ansehnliche Familie weiß allerdings von diesem ihrem Stamhause Meyendorf, aus dem in aͤltesten Zeiten um den Staat wohlverdiente Maͤnner entsprossen. Es hat uns nicht gluͤcken wollen, von ihrem vornehmen Geschlechte die noͤthige Nachricht einzuziehen. So viel ist uns be- kant geworden, daß die eine Branche sich von Uxkuͤll aus dem Hause Meyendorf schreibet, wel- che Anno 1679 den 16 April in den Freyherrenstand erhoben worden. Das andere fuͤhret den Bey- namen vom Guͤldenband, und ist schon seit 1648 den 23 August baronisiret . §. 3. Unterdessen schickte man tuͤchtige Kundschafter nach Thoreide aus, die den Weg der Feinde fleißig ausforschen, und Bericht davon abstatten konten. Der vorerwehnte Anfuͤhrer der Semgallen, samlete aus jedem Hause in Riga Pro- viant, und fuͤhrte es der Armee zu, die von weit entlegenen Orten kommen war. Die Litthauer kamen endlich mit uͤberaus viel Gefangenen, und einer unzaͤhlba- ren Beute an Vieh und Pferden zuruͤck, und nachdem sie in Liefland ankommen waren, gingen sie ganz sachte von Dorf zu Dorf, schlugen sich endlich nach dem Schlosse des Caupo, und nahmen bey den Liven Nachtquartier, weil sie ihrem Frieden traueten. Es hatten aber die ausgeschickten der Deutschen und Sem- gallen ihren Zug genau ausgekundschaftet, und meldeten es gleich bey ihrer Armee. Des andern Tages liefen ausser den vorigen noch mehrere Nachrichten ein, die alle aussagten, die Litthauer wolten den naͤchsten Ruͤckweg uͤber Rodenpois nach Ykeskola nehmen. Wie diese Zeitung kund ward, freuete sich das ganze Heer Wo hier Herr Gruber und mein Rigisches Manuscript militantium turba haben, da braucht das Revelsche Malewa, welches Wort die Muthmassung des beruͤhmten Herrn Grubers bey Anno 1214 not. h ) bestaͤtiget. , und jeder machte sich um die Wette zum Gefechte bereit. Die Litthauer kamen also mit der ganzen Beute und den Gefangenen, die uͤber tausend sich erstreckten, theilten ihren Trup in zwey Haufen, stelten die Gefangenen in die Mitte, und gingen wegen des alzutiefen Schnees nur auf einem Wege Mann hinter Mann. Gleich aber, so bald die ersten die Fußtapfen gewahr wurden, daß welche voraus gegangen, so besorgten sie einen Hinterhalt, und machten Halte: also kamen die letzten mit den Gefangenen bey den ersten an, und formirten eine spitzige Schlacht- ordnung. Sobald die Semgallen diese Menge ansichtig wurden, waren viele unter ihnen, die fuͤr Furcht nicht fechten, und lieber einen sichern Ort suchen wolten. Einige von den Deutschen merkten dieses, wandten sich demnach an den Ritter Conrad, und baten instaͤndig, daß sie mit den Feinden Christi zuerst anbinden duͤrften; versicherten dabey, es waͤre ruͤhmlicher, fuͤr Christum in den Tod zu ge- hen, als zur Schande seines Volks eine schimpfliche Flucht zu ergreifen. Dieser Herr hatte sowol sein Pferd, als seine Person, nach Cavalierart wohl gepanzert, und grif mit den wenigen anwesenden Deutschen die Litthauer an. Jene aber ent- satzten sich uͤber dem Glanz dieser Ruͤstung, und weil auch eine Furcht von GOtt uͤber sie gekommen, so wichen sie von allen Seiten. Wie nun der Semgallen Heerfuͤhrer die Litthauer durch GOttes Barmherzigkeit so bestuͤrzt sahe, sprach er seinen Leuten ein Herz ein, mit ihnen tapfer ein Treffen zu wagen. Solchergestalt wurden die armen Litthauer mit gesamter Armee auf dem Wege, als die Schafe, zerstreuet, und musten von ihnen auf zwoͤlfhundert uͤber die Klinge springen. §. 4. Einer aber von des Bischofs Bedienten, Dietrich Schilling, fand Swel- legaten, der gesagt hatte, er wolle die Stadt GOttes verheeren, und da er ihn auf einem Wagen erblickte , stieß er ihn mit seinem Speer in die Seite. Etliche Semgallen, die ihn noch zucken sahen, schnitten seinen Kopf ab, legten ihn mit auf ihre Wagen, so sie mit lauter Litthauischen Koͤpfen beladen hatten, und fuͤhrten ihn nach Semgallien. Auch viele von den gefangenen Esthen musten ihr Leben lassen, weil diese ebenfals bestaͤndige Feindseligkeiten gegen die Christen veruͤb- von 1204 bis 1205. veruͤbten, und also erfochten die Christen, mit Huͤlfe der heidnischen Semgallen, 1204 uͤber die Litthauer und Esthen einen voͤlligen Sieg. Hierauf kehrten die Deutschen mit den Semgallen nach der Niederlage der Litthauer und Esthen zuruͤck, diese beyden Voͤlker zu pluͤndern, und erhielten eine unbeschreibliche Beute, sowol an Pferden als Vieh, an Kleidung und Gewehr, und kehrten alle durch GOttes Gnade wohlbehalten, frisch und gesund wieder zu den Jhrigen, und lobe- ten GOTT. Hier fehlet der Rede was, wenn man an stat quem Auch hier sind die Manuscripte hartnaͤckig, und muß daher durch das Moͤnchslatein entschuldiget werden. nicht eumque lieset. §. 5. Ein damals in Litthauen gefangener Priester, mit Namen Johannes, er- zaͤhlte, daß auf einem Dorfe funfzig Weiber, um des Todes ihrer Maͤnner wil- len, sich erhenket haͤtten . Sie stunden nemlich in der Einbildung, sie wuͤrden bald in jenem andern Leben bey ihnen seyn . Diese machten es den Cimbrischen Weibern nach, welche, als ihre Maͤnner von dem Marius im Raudischen Felde niedergehauen waren, vorher ihre Kinder erwuͤrg- ten und zerschmetterten, und hernach entweder eine die andere todt stach, oder aus ih- ren Haren Stricke flochten, und sich damit an die Baͤume oder Querhoͤlzer ihrer Wa- gen henkten. Wenn Florus hist. rom. l. 3 c. 3 das erzaͤhlet, so nennet er diese To- desart sehr ansehnlich, ( speciosam mortem, ) einen Tod zur Parade. Valerius Maxi- mus l. 5 c. 1 fuͤget hinzu, der Deutschen Weiber haͤtten den Ueberwinder Marius gebeten, er moͤchte sie den Vestalischen Jungfrauen zum Geschenke senden, mit der Versicherung, sie wolten eben so wie jene, sich nimmer wieder verheirathen, und als sie das nicht erlangen koͤnnen, haͤtten sie sich die Nacht drauf mit dem Strange getoͤdtet. Mit diesem Exempel wird bestaͤtiget, was Kojalow Hist. Lituan. tom. 1 l. 5 p. 140 von den Litthauern schreibet: Von jenem Leben, sagt er, welches die Menschen nach dem Tode haben solten, und von der Wiederkunft der Seelen in ihre Leiber, wenn ein ihnen unbekanter GOtt das ganze menschliche Geschlechte aus den Graͤbern auf einen sehr hohen Berg zum Gerichte berufen wuͤrde, glaubten doch die alten Litthauer etwas, ob- gleich nach heidnischer und aberglaͤubischer Art; weil sie in GOttes Wort voͤllig unerfah- ren waren. Das ist doch richtiger, als was Kadlubko hist. Polon. l. 4 c. 19 p. 512 edit. Dobromil. den Geten, das ist, den Samogeten beymist, wo er sagt: Alle Geten, (die er vorher Preussen genennet,) haben diese Thorheit gemein, als ob die vom Leibe getrenten Seelen wieder in Leiber gestecket wuͤrden, die noch solten geboren werden: wie auch, daß einige durch Annehmung viehischer Koͤrper zum Vieh wuͤrden. Und vielleicht machts diese besondere Meynung von ihrem bevorstehenden Schicksal, daß sie von der Unwissenheit der wilden Thiere nicht weit entfernet sind. Hingegen der Duisburger schreibet part. 3 c. 5: Die alten Preussen haͤtten die Auferstehung des Fleisches geglaubet; dis kan aber sein Ausleger nicht verdauen. Doch wenn man be- denkt, daß dieses ein an die Redensart der Schrift gewoͤhnter Geistlicher geschrieben, die heilige Schrift aber die Frage von der Auferstehung von der Unsterblichkeit nicht trenne, ja, daß die Auferstehung so viel sey, als das ewige Leben, wie Grotius ep. 130 f. 49 bemerket: so hat Peter von Duisburg eben das gesagt, was die Litthauischen Wei- ber geglaubet, nemlich, ein ander Leben nach dem Tode. Die uͤbrigen Meynungen der Nordlichen Voͤlker hieruͤber hat Hartknoch gesamlet und gelehrt untersucht in der Abhandlung von den Leichenbegaͤngnissen der alten Preussen, im letzten §, welche Ab- handlung unter den Preußischen Dissertationen die dreyzehnte ist. §. 6. Als inzwischen sich viele Leute in Deutschland mit dem heiligen Kreuz hat- ten bezeichnen lassen: so ging der Herr Bischof endlich zu Schiffe, und nahm seinen Bruder Rothmar aus dem Kloster Sigeberge mit sich; weil ihm auf Vol- macht des allerfroͤmsten apostolischen Vaters Jnnocentius frey stund, aus jedem Kloster einen von den Bruͤdern, welchen er wolte, zum Gehuͤlfen seiner Arbeit mitzunehmen . Sie kamen also nach Riga unter Anfuͤhrung dessen, der dem Wind und Meer gebieten kan. Daselbst ward der Herr Bischof, nach welchem L die Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebentes Jahr, 1204 die Seinigen ein groß Verlangen getragen, nebst der gesamten Ritterschaft der Pil- ger mit allen Ehrenbezeigungen aufgenommen. Es befand sich unter diesen Rit- tern der Kriegesobriste Graf Heinrich von Stumpenhusen , Cono von Y- senborch, einer von Adel , und andere Ritter mehr, so wol aus Westphalen als Sachsen, mit noch mehrern Pilgern. Man merke sich hier den dritten Bruder des Bischofs Rotmarn, einen regulairen Ca- nonicus des Klosters Sigeberg, der nachher der erste Praͤpositus bey der Domkirche zu Dorpat geworden, Anno 1223 n. 8. Hieher gehoͤret des Pabsts Jnnocentius des III Rescript an den Erzbischof von Bre- men und dessen untergebene Bischoͤfe, worinne er sie vermahnet, daß sie sowol Priester und Geistliche, die das Zeichen des Kreuzes genommen, und einen Feldzug nach Jeru- salem zur Verkuͤndigung des Glaubens an CHristum angelobet haͤtten, als auch Laien, die aus Mangel der Reisekosten, oder Kraͤnklichkeit des Leibes, nicht nach Jerusalem walfarten koͤnten, ihr Geluͤbde aͤndern, und gegen die Unglaͤubigen nach Liefland zie- hen liessen. Gegeben Rom beym heiligen Peter den 10 October, im siebenten Jahr seines Sitzes; wie solches ausser Raynalden n. 56, auch Bzovius beym Jahr 1204 n. 8, und Spondanus bey diesem Jahre n. 14 anfuͤhren. Den zehnten Moͤnch aber allezeit dazu zu werben, daran ist damals gar noch nicht gedacht worden. Der Grafen von Stumpenhusen Laͤnder sind zur Grafschaft Hoye gekommen, und aus den Ruinen des Schlosses Stumpenhusen, wie Mushard von der Bremi- schen Ritterschaft p. 58 aus einer geschriebenen Chronik von Hoya anfuͤhrt, sol das Schloß Nienburg an der Weser errichtet seyn. Bey einem alten Meßbuch steht unterm 29 Octobr. beygeschrieben: Heute starb Heinrich, Graf von Stumpenhusen, der sein Begraͤbniß in der Kirche zu Mellinghausen hat. Er war ein Sohn Widekinds. Adolph ein Graf von Bergen, Erzbischof von Coͤln, so den Kaiser Otto IIII zu Aachen gekroͤnet, bauete erst das Schloß Jsenhurg an der Roer, und belehnete nach- mals seinen Bruder Arnold damit, der zuerst samt seinen Soͤhnen den Titel eines Grafen und Edlen von Jsenborch annahm, um sich von seinem Bruder und uͤbrigen mit ihm verwandten Grafen von Bergen und von Altena zu unterscheiden. Gelen. in auctar. ad vitam Engelbert. p. 4 \& 308 seq. legt ihm aus alten Briefschaften acht Soͤhne bey, welchen dieser Cono oder Conrad als der neunte beyzufuͤgen. Denn ausser diesem Arnold, als dem Vater, und seinen Soͤhnen, hat niemand aus dieser Fa- milie den Jsenburgischen Titel gefuͤhret. Denn da der aͤlteste Bruder Friedrich wegen veruͤbter Mordthat an dem Erzbischof Engelbert, zu Coͤln geraͤdert wurde: so ward auch zu Vertilgung des Andenkens dieser so grossen Uebelthat, das Schloß Jsen- burg geschleifet. Und obgleich noch zwey Soͤhne von diesem Friedrich uͤbrig waren: so enthielten sie sich doch des Jsenburgischen Namens, und liessen sich von dem Schlos- se Limburg, so ihnen zu gefallen ihr Großvater muͤtterlicher Seite an dem Fluß Lenna erbauet, Grafen von Limburg nennen, die in ihren Nachkommen, den Grafen von Limburg und Herren in Stirum, noch bis diesen Tag in Westphalen uͤbrig seyn. §. 7. Nun wolte der Bischof auf Rath und Beystand so wichtiger Maͤnner die Re- ben in dem Weinberge des Herrn unter den Heiden vermehren: daher ward, nachdem er auf der Duͤne eingelaufen, das Cistercienser Kloster nach Duͤnemuͤnde verlegt, uͤber dessen Moͤnche der Bischof vorerwehnten Bruder Dietrich zum Abt einsetzte, und Conradum von Meindorp nach dem Schloß Ykeskole schickte, dem er schon laͤngst dasselbige Schloß zum Lehn verliehen; damit auf seinen Be- richt die Liven voraus erfuͤhren, daß der Bischof mit einigen Fremden zu ihnen kommen werde, und sie zugleich ihn wie die lieben Bruͤder ihren lieben Vater guͤtig aufnehmen, und mit ihm uͤberlegen moͤchten, wie sie ihres Orts Friede haben und der Glaube weiter fortgepflanzet werden koͤnte. §. 8. Da nun die Liven, welche auf die von ihrem ersten Bischof Meinhard empfan- gene Taufgnade den Glauben an Christum verlachten, und sich oft verlauten liessen, sie wolten ihn in der Duͤne wieder von sich abwaschen und abbaden, von dem An- zuge von 1204 bis 1205. zuge des Bischofs Nachricht hatten: so machten sie sich mit den noch uͤbrigen Heiden 1204 zur Flucht zu rechte, riefen mit Anbruch des Tages obbenanten Conrad vor sich, und trachteten ihn heimlich hinzurichten. Doch, weil ein Pfeil, den man vorher siehet, nicht gut trift, und er ihre Tuͤcke ganz gut wuste: so legte er seine Ruͤstung an, und ging mit seinem Gefaͤhrten zu ihnen hinaus, gab ihnen auch auf jeglichen Punkt geziemende Antwort, da sie mit ihm sich in eine lange Unterredung ein- liessen. Unterdessen kamen einige, die vor dem Bischof vorausgezogen waren, dazu. Hieruͤber entsazten sich die Liven desto mehr, sahen sich nach der Flucht um, war- fen sich in einige kleine Boͤte, und fuhren mit ihren Weibern und Kindern nach dem Schloß Lenewarden hinauf. Hierdurch gaben sie deutlich genug zu verstehen, daß sie aus der schon laͤngst empfangnen Taufe wenig machten. Da also die Frem- den sahen, daß die Neubekehrten Liven so sehr ausschweiften, und als Hunde zum Gespieenen wieder gingen, weil sie des vorher angenommenen Glaubens vergassen: so geriethen sie in einen goͤttlichen Eifer und setzten den Fluͤchtigen nach. Bald aber, wie sie gewahr wurden, daß sie sich mit andern Heiden von Lenewarden verbun- den, ihre Doͤrfer stehen gelassen, und mit ihnen sich in den dicken Wald verkrochen hatten: so steckten sie ihre Stadt in Brand. §. 9. Als nachher die Pilger laͤngst der Duͤna hinaufgezogen, siehe! so nahmen die Liven aus dem Schloß Ascherade, weil sie hoͤrten was vorgegangen, ihre Zuflucht in die sichersten Oerter des Busches. Wie man aber deswegen ihr Schloß durch GOttes Gnade in die Asche gelegt: machten sie Friede mit den Deutschen, gaben Geisseln aus, und versprachen in kurzem nach Riga zu kommen und sich taufen zu lassen. So auch nachher also geschahe. §. 10. Nachdem aber der kleine Koͤnig Vesceke von Kukenoys gehoͤrt, daß die Pilger von der lateinischen Kirche mit so starker Anzahl angekommen, und ihm auf der naͤhe, auf drey Meilen nemlich, stuͤnden: so bat er sich durch einen Abgeordne- ten von dem Bischof sicher Geleite aus, fuhr also zu Schiffe zu ihm hinunter, und da sie sich unter einander mit Reichung der Haͤnde gegruͤsset, schloß er mit den Deutschen daselbst einen vesten Frieden; der aber nachher nicht lange Bestand hatte. Nach dem Friedensschluß nahm er von allen Abschied, und kehrte froͤlich zu den Seinigen. Vesceke komt wieder vor beym Jahre 1206 n. 2 und sonst noch. Uebrigens, wie das Schloß Kokenhusen bey unserm Verfasser Kukenoys heist; also ist die Ursache nun bekant, warum die Herren des Schlosses Adenhusen, kuͤrzer Adensen, zu dieser Zeit Herren von Adenois genennet werden. 11. Wie dis vorbey war, so nahmen die Pilger ihren Ruͤckweg; wurden aber in einem sehr dicken Busche, neben dem Wege nach Memekuͤlle durch die Liven aus den beyden Staͤdten, Lenewarde und Ykeskole, sehr beunruhiget; sie ent- kamen doch diesem Ueberfal ohne sonderliche Gefahr, und erreichten Ykeskole. Sie bemerkten dabey, daß diese Stadt, die weiland der Bischof Meinhard erbauet, sehr veste, und zugleich ledig stuͤnde; daher deuchte es ihnen, die Liven waͤren einer so wichtigen Vestung nicht werth, die doch noch immer rebellisch und unglaͤubig blieben, ohnerachtet man sie getauft haͤtte. Dieser Ursache wegen setzten sie Conraden in Besitz dieses Lehns, und liessen von den Pilgern einige tapfere und streitbare Maͤnner bey ihm. Sie wolten ihn auch mit Getreide versehen zum Kriegsvorrath, und schnitten deswegen die schon reife Saat der Liven theils mit Sicheln, theils mit Schwerdtern ab. Da sie aber der Heiden Nachstellungen nicht so ofte auszuhalten vermochten; so machten sie sich mit ihrer Ruͤstung an die gesamte Saat und fuͤlten die Stadt bis oben an. Der Herr Bischof war uͤber dieses Ver- L 2 fahren Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebentes Jahr, 1204 fahren sehr erfreuet, empfahl diejenigen GOtt, so daselbst blieben, und zog mit dem uͤbrigen Zeuge der Pilger nach Riga herunter. §. 12. Kurze Zeit darauf, da die Pilger aus Ykeskole heraus zogen, um sich wieder Vorrath anzuschaffen: wurden ihrer siebzehn von den Liven, so in den Waͤl- dern auf sie laurten, erschlagen. Etliche von diesen opferten sie ihren Goͤttern und richteten sie nach einer grausamen Marter hin. Doch, obgleich die Feinde auf diese und dergleichen Art hausirten, so verstopften sie doch den Christen zur Predigt des Worts GOttes den Mund nicht, sondern musten aus der Ausbreitung des Glaubens sehen, daß jene taͤglich so wol durch Streiten als Lehren mehr und mehr sich verstaͤrkten. Siehe die Geschichte Meinhards not. m ). §. 13. Daher kam es, daß die in ihren Herzen ganz bestuͤrzten Liven, so um die Duna wohnten, sich in ihrer Seele schaͤmten, Geisseln lieferten, bey dem Herrn Bischof und den uͤbrigen Deutschen Vergebung suchten, und versprachen, welche noch von ihnen Heiden waͤren, wolten sich taufen lassen. Also ward das unbaͤn- dige und den heidnischen Gebraͤuchen sehr ergebene Volk auf den Ruf Christi nach und nach zu dem Joch des HErrn hingebracht, und es sahe, nachdem es die Fin- sterniß seines Heidenthums verlassen, das wahre Licht, so Christus ist, allein durch den Glauben. Deswegen erlaubte man ihnen nicht unbillig, ihre Doͤrfer, Felder und was sie sonst mit Recht schienen verloren zu haben, wieder in Besitz zu nehmen Fuͤr resumere list hier das Revelsche Manuscript rehabere permittuntur. . Sie wurden aber von der bey Ykeskole errichteten Vestung gaͤnzlich ausgeschlossen. Beide, sowol die von Lenewarde als von Ykeskole, kehrten nach ihrem Ei- genthum zuruͤck. §. 14. Denselbigen Winter fuͤhrte man mitten in Riga ein sehr wohlangeordnetes Prophetenspiel auf, so die Lateiner eine Comoͤdie nennen; damit die Heiden- schaft die Anfangsgruͤnde des christlichen Glaubens auch durch einen anschauenden Glauben lernen moͤchte. Der Jnhalt dieses Spiels und der Comoͤdie ward durch einen Dolmetscher, so wol den Neubekehrten als den Heiden, die dabey Zuschauer abgaben, aufs umstaͤndlichste erklaͤret. Wie aber die Gewafneten des Gideons mit den Philistern stritten: wurde den Heiden bange, sie moͤchten mit todtge- schlagen werden, und fingen an auszureissen; doch rief man sie, als in aller Sicher- heit zuruͤck. Also war nur eine kurze Zeit in der Kirche GOttes eine Stille, da sie in Frieden ruhete. Dieses geistliche Spiel aber war gleichsam ein Vorgang, Vorspiel und Vorbedeutung des kuͤnftigen Ungluͤcks. Denn es kamen in dieser Comoͤdie Kriege vor, als, des Davids, des Gideons, des Herodes. Man hatte auch da die Lehre altes und neues Testaments, weil nemlich die Heidenschaft durch viele Kriege die noch kommen, muste bekehret werden, und durch die Lehre altes und neues Testaments unterwiesen werden, wie sie zu dem wahren Friedens- stifter und zu dem ewigen Leben gelangen koͤnten. Eine Comoͤdie, die sonst fuͤr eine Schule guter Sitten gehalten wird, ist hier eine Lehr- meisterin der biblischen Historie, und ersetzet den Mangel einer christlichen Unterweisung. Spaͤter hin fing man in Frankreich an, dergleichen geistliches Spielwerk oͤffentlich aufzu- fuͤhren, und nennete es Mysteria, bis es Anno 1548 durch ein koͤniglich Edict verboten ward. Mehr Exempel, oder Proben vielmehr, von dieser bund scheckigten Erbauung, stellet uns die Geschichte der Franzoͤsischen Schaubuͤhne vor, die neulich in Druck ge- kommen. Die Sache selbst beschreibet uns der sehr scharfsinnige Satirenschreiber in Frankreich, in dem dritten Liede seiner Dichtkunst: Chez nos devots Ayeux le Theatre abhorré Fut long ‒ tems dans la France un plaisir ignoré. De von 1204 bis 1205. De Pelerins, dit-on, une Troupe grossière En public à Paris , y monta la première, Et sottement zelée en sa simplicité Ioüa les Saiets, la Vierge \& Dieu par pieré. Le savoir à la fin dissipant l’ Ignorance Fit voir de ce projet la dévote Imprudence On chasse ces Docteurs prêchans sans mission, On vit renaitre Hector, Andromaque, Ilion. Ob diese Meistersaͤnger, (welche der Landgraf von Thuͤringen, Hermann, zu diesen Zeiten am Hofe zu Eisenach oder Wartenburg hielt, der von ihren deutschen Ge- dichten, in welchen sie ebenfals die goͤttlichen Geheimnisse besungen, ein sonderlicher Lieb- haber war, und so nur schlechthin das Spiel zu Wartburg genennet wurde, von de- nen die Historie von den Landgrafen ums Jahr 1207 nach des Eckarts Ausgabe mel- det,) Comoͤdianten gewesen, oder wenigstens ihre Lieder auf oͤffentlichem Schauplatz hergesaget, und also ebenfals biblische Comoͤdien gespielet, leidet die Zeit nicht zu unter- suchen. Daß es diesen Leuten, die nach Liefland gewandert, an Einfaͤllen und Mun- terkeit nicht gefehlet habe, zeigen alle Umstaͤnde, man mag nun annehmen, daß sie diese Schauspiele selbst erfunden, oder nur aufgefuͤhret, und die Composition davon aus Deutschland mit sich gebracht Man blieb nicht allein bey der Vorstellung solcher andaͤchtigen Dinge auf dem Theater, sondern sie wurden auch noch gar in Romanen getragen, damit die Abwesenden dieser seltsamen Erfindung nicht verlustig gingen. Besiehe la Bibliotheque de Romans par Mons. Langlet du Fresnoy 1734. Man schrieb sogar von dem Kyrie Eleison eine Rittergeschichte. Christus und Apollo, Cupi- do und der Heilige Geist, die Jungfrau Maria und Venus, hatten darinnen eine stete Zusam- menkunft. Ja in diesen Zeiten der Unwissenheit machte man den Ritter Kyrie Eleison von Montauban, den Deuteronium (das fuͤnfte Buch Mosis,) und den Paralipomenon (die Buͤcher der Chronike,) zu grossen und vornehmen Heiligen. . Des Bischof Alberts, achtes Jahr, vom Jahr Christi 1205 bis 1206. §. 1. M it Anfang des achten Jahrs wolte der Herr Bischof sich um eben die 1205 Freundschaft und Vertraulichkeit des Koͤnigs Woldemars von Plosceke bewerben, die er seinem Vorfahren, dem Bischof Mein- harden, erwiesen, und schickte ihm sein Handpferd samt der Ruͤstung durch den Abt Dietrich zu, der aber von Litthauischen Schnaphaͤnen unter- wegens gepluͤndert ward. Er vor seine Person, und seine Leute mit, verloren alles, was sie bey sich hatten; doch langten sie bey dem Koͤnige, dem Leibe nach, frisch und gesund an. Da sie aber in die Stadt traten, fanden sie etliche Liven vor sich, so von den Landesaͤltesten der Liven heimlich geschickt waren. Diese Kerl brachten wider den Bischof und die Seinen mit einem schmeichelnden und tuͤckischen Vortrag alles vor, was sie ihrer Arglistigkeit nach erdichten konten, um den Koͤ- nig nur zur Verjagung der Deutschen aus Liefland zu vermoͤgen. Denn sie gaben vor, der Bischof und seine Consorten waͤren ihnen Fuͤr ei lese ich eis. ein alzuhartes und unertraͤgliches Glaubensjoch. Der Koͤnig trauete ihren Worten alzuleichte, und stelte Befehl an alle seine Untersassen, je eher je lieber sich zum Aufbruch bereit zu halten, daß sie auf dem schnellen Duͤnastrom zu Schiffe und auf Flossen, wo- rauf sie das unterwegens noͤthige bringen koͤnten, nach Riga abfahren solten, wel- ches auf diese Art bequemer und geschwinder geschehen koͤnte, (als zu Lande). Die Gesandten der Deutschen, so um das Eingeben der Liven und des Koͤnigs Vor- haben nichts wusten, wurden deswegen vor den Koͤnig vorgefordert, wo man sie M in Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205 in Gegenwart der Liven befragte, was die Ursache ihrer Herkunft sey. Jndem sie nun gerade zu sagten, sie waͤren Friede und Freundschafts halber gekommen, so riefen die Liven im Gegentheil uͤberlaut, dis waͤren Leute, die weder Frieden such- ten noch hielten. Jhr Mund, der vol Fluchens und Bitterkeit war, reizte also das Herz und Gemuͤthe des Koͤnigs, mehr Krieg zu veranstalten, als Frie- de zu machen. §. 2. Da aber der Koͤnig befurchte, es moͤchten seine geheimen Anschlaͤge ans Ta- geslicht kommen, ließ er die Deutschen von sich, mit Befehl in ihren Quartiren sich inne zu halten. Der Abt hingegen dachte dem Dinge nach, und man bestach einen von den koͤniglichen Raͤthen mit Geschenken und Gelde, wodurch so gleich der so lange verborgne Rathschlag entdecket ward. Wie er diesen heraus hatte, so kam die wunderbare Vorsehung GOttes dem Abt recht entgegen, welche die Sa- chen zum besten kehret. Denn er erfuhr durch GOttes Schickung, daß ein armer Mann vom Schlosse Holme sich daselbst aufhielte; diesen bedung er um ein halb Mark, fertigte ihn mit einem Schreiben ab, und eroͤfnete durch ihn dem Herrn Bi- schof von Riga und der ganzen Gemeine der Glaͤubigen, was er gehoͤret und ge- sehen hatte. Daher kam es, daß viele von den Pilgern, so sich schon uͤber See zu fahren zurechte gemacht, das Kreuz wieder nahmen und zuruͤckkehrten. Selbst der Bischof, der mit andern wegzuziehen in Bereitschaft stand, nahm von den Wegse- gelnden Abschied, und kehrte nach Riga zu den Seinigen. §. 3. Der Koͤnig welcher des Abts Verfahren inne worden war, ließ ihn vor sich fordern, und that die Frage, ob er nach Riga einen Boten gesandt. Aber dieser gestund vor des Koͤnigs Angesicht unerschrocken, er habe jemanden mit Briefen fort- geschickt. Es baten zwar die uͤbrigen Gesandten, die ihm von Riga mitgegeben, und vor Gewaltthaͤtigkeiten des Koͤnigs bange waren, den Abt hoͤchlich, und rede- ten ihm ein, zu leugnen, was er gesprochen hatte. Er wuste aber ganz gut, daß ein einmal von sich gegebnes Wort, sich nicht wieder zuruͤcknehmen ließ, und leug- nete dem Koͤnige gar nicht, was er gestanden. Der Koͤnig nun, der wol sahe, er richte solcher Gestalt nichts aus, weil sein Vorhaben verrathen waͤre, und ihm Krieg und Gewalt zu brauchen nicht anging, bediente sich daher einer List. Denn wer in Taubengestalt glatte Worte gibt, richtet eben so viel Schaden an, als eine Schlange die im Grase verborgen liegt. Der Abt ward nach Hause gelassen, und wurden zugleich Rußische Gesandten mit Friedensvorschlaͤgen hinterlistiger Weise abgefertiget, daß beyde Partheyen, so wol die Liven als der Bischof, solten ge- hoͤret, und was recht waͤre, beschlossen werden, damit denn beyde solten zufrie- den seyn. Nachdem sie vom Koͤnig ihren Abschied genommen, erreichten sie das Reußische Schloß Kukenoys gar bald. Sie schickten einen Diakonus, Ste- phan, doch nicht den, der der erste Maͤrtyrer war Hier hat der Chronikschreiber die Leser gar zu einfaͤltig gehalten, die diesen Stephanus vielleicht mit dem ersten Maͤrtyrer verwechseln moͤchten, von dem Apostel Geschicht am 7ten Kap. stehet. , mit dem Abt nach Riga, liessen den Bischof ersuchen, ihnen entgegen zu kommen, setzten den Termin zur Un- terredung auf den 29sten Junii, und bestimten den Ort dazu neben dem Wogene- fluß . Die andern gingen weit und breit im Lande herum, und riefen die Li- ven und Letten, die eigentlich Lettgallen hiessen , zu den Waffen. Die Li- v en kamen und waren fertig nicht allein dem Willen des Koͤnigs Gehorsam zu leisten, sondern auch die Verraͤtherey wider die Glaͤubigen an Christum unterstuͤtzen zu helfen. Die Letten oder Lettgallen, ob sie schon noch Heiden waren, wolten doch lieber, daß die Christen beym Leben blieben, und suchten sie zu erhalten. Daher kamen sie nicht in die Unterredung dieser Treulosen. Sie konten auch von den Russen durch von 1205 bis 1206. durch angebotene Geschenke nicht bewogen werden, den Deutschen mit jenen ein 1205 Ungluͤck zuzubereiten. Der Wogastrom fliesset aus dem innern Theil von Liefland herunter in die Duͤne, und faͤlt zwischen Yxkul und Lenewarden in dieselbe. Jch finde, daß Gall oder Kall im Esthnischen eine Lage an der Seite bedeute. Daher glaube ich, die, so die Duͤne befahren, haben das Land, so sich an der westli- chen Seite des Stroms in die Laͤnge hinziehet, Semgal genant, welches einige fuͤr das Ende des Landes erklaͤren. Denn Sem heist Land. Also scheinen auch die Letten als Bewohner des innern Theils von Liefland Lettgallen genennet zu werden; weil ihre Wohnplaͤtze laͤngst dem Ledastrom sich erstrecken, der in den Lieflaͤndischen Meerbusen sich ergiesset. Das sage ich aber doch nicht ohne Beysorge zu verstossen, und bin willig gerne denen nachzugeben, welche dieser Oerter kundiger sind. §. 4. Der Herr Bischof, der von des Koͤnigs Gesandten zu diesem Gespraͤch mit eingeladen war, ertheilte auf Rath seiner Leute an gemeldeten Stephanus diese Antwort: Es ist bekant, sprach er, daß es eine durchgaͤngige Gewohnheit aller Laͤnder ist, daß Gesandte, welche ihr Principal bestimmet, zu dem hingehen, oder ihn aufsuchen, an wen sie geschickt werden. Ein Fuͤrste aber, so demuͤthig und leutselig er auch ist, gehet niemals aus seiner Festung den Gesandten entgegen. Denn es geziemet, fuhr er fort Fuͤr inquam list das Revelsche Manuscript namque. , solchen und solcher Herren Abgeordneten, uns in unsrer Stadt zu finden, wo sie von uns so wol als den unsrigen koͤnnen anstaͤndi- ger empfangen und bequemer bedienet werden. Sie moͤchten also nur kommen und fuͤr nichts bange seyn, sie solten standesgemaͤs bewirthet werden. Als der bestimte Tag kam, erschienen die Liven zum Gespraͤche an dem Wogenefluß im Gewehr. Auch die Aeltesten vom Schloß Holme, die Stifter des ganzen Un- gluͤcks, fuhren zu ihnen hinauf zu Schiffe, landeten bey dem Schloß Ykeskole an, und riefen diese auch mit sich. §. 5. Als die Deutschen die Arglist der Liven in Erwegung zogen, bedankten sie sich gleich und wolten nicht hinauf. Jene aber blieben auf ihrem Sinn und bespra- chen sich mit ihren Landsleuten, die Christen aus dem Lande zu schaffen. Jndes- sen baten zwey von den Neubekehrten in Ykeskola, Kyran Fuͤr Kyranus list das Revelsche Manuscript Hircanus. und Layan, den Commendanten Conrad instaͤndigst, er moͤchte ihnen doch verstatten der Liven Versamlung mit beyzuwohnen, damit sie ihre Hartnaͤckigkeit wissen, und melden koͤn- ten, was jene vor Anschlaͤge gegen die Glaͤubigen Christi unternehmen. Sie hat- ten Herz genug, zu dem fuͤrchterlichen Heer der Feinde hinzugehen, indem sie sich auf ihre zahlreichen Verwandten und Freunde darunter steiften. Conrad hielt dieses fuͤr hoͤchst thoͤricht, und rieth ihnen, wegen Menge und Bosheit der Liven es bleiben zu lassen. Doch ließ er sich auf ihr anhaltend Flehen bewegen, und gab ihnen Urlaub. So bald sie in die Versamlung traten, wurden sie von den Landes- aͤltesten beym Leibe genommen, und man wolte sie zwingen, den Glauben an Chri- stum abzulegen und von den Deutschen sich los zu sagen. Doch diese waren bestaͤndig in der Liebe GOttes, und bekanten, daß sie den angenommenen Glauben von ganzem Herzen lieb haͤtten; bezeugten daneben, daß keine Arten der Marter vermoͤgend waͤren, sie von der Liebe und Gemeinschaft der Christen zu trennen und loszureissen. Daher wurden so gar ihre Anverwandten so grimmig erbittert, daß nun ihr jetziger Haß staͤrker war, als die vorige Liebe. Hierauf wurden ihnen, auf einmuͤthigen Ausspruch der Liven, Stricke an die Fuͤsse gebunden, und sie mitten durch die Versamlung geschleifet; da man sie denn erbaͤrmlich quaͤlte , das Einge- weide heraus riß, und Beine und Arme aus einander renkete. Wir haben keinen Zweifel daran, daß sie mit den heiligen Maͤrtyrern fuͤr ihr so wichtiges Marterthum das ewige Leben werden empfangen haben. M 2 c) Hier Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205 Hier steht das Wort pœnæ wieder an statt Pein. Siehe die Geschichte Meinhards not. k ). Und es scheinet, diese Neubekehrten sind die, deren Nachruhm uͤber die See gekommen, und deren Standhaftigkeit Arnold von Luͤbek l. 7 c. 9 n. 9 ruͤhmet. §. 6. Jhre Leiber ruhen in der Kirche zu Ykeskole, und sind neben dem Grabe der Bischoͤfe Meinhards und Bertolds beygesetzet , davon der erste als Bekenner gestorben, der andere aber als Maͤrtyrer, wie oben berichtet, von eben die- sen Liven hingerichtet worden. Hierauf wurden die Liven eins, von allen Ek- ken ihres Landes sich zu versamlen, das der Stadt nahgelegene Schloß Holme erst wegzunemen, alsdenn auf die Rigischen, deren damals blutwenig waren, zu stuͤrmen, und Riga zu zerstoͤren. Als nun diese Verbindung und Verschwoͤ- rung zu Stande kam, gedachten sie weder an die empfangenen Sacramente, noch an die Taufe, warfen den Glauben von sich, achteten den Frieden nicht, such- ten immer Krieg zu verneuren, und zogen alle zusammen hinunter nach den Holme, brachten auch einige von den Litthauern, so wol von Thoreida als Wenial auf, und versamleten sich alle daselbst. Man merke sich hier den Begraͤbnißort der zwey ersten Bischoͤfe, wider Arnolden von Luͤbek. §. 7. Die nun von Holme, deren Fuͤsse schnel waren Blut zu vergiessen, griffen ihren Priester Johann, schnitten ihm den Kopf ab, und zergliederten den uͤbri- gen Koͤrper stuͤckweise. Er war aus Wierland gebuͤrtig, von den Heiden in der Jugend gefangen, durch den hochwuͤrdigen Bischof Meinhard aber von der Gefangenschaft entlediget, und von ihm in das Kloster Segeberg gethan, die Gottesgelehrsamkeit zu erlernen. Als er nun daselbst viel vor sich gebracht Jch folge hier dem Revelschen und Rigischen Manuscript: Ubi, cum plurimum profecisset. , hatte er sich mit dem Bischof Albert nach Liefland begeben, wurde ordiniret, und hat in dem Kirchspiel Holme viele von der Abgoͤtterey bekehret. Er kam endlich nach volbrachter Arbeit mit zwey andern Bruͤdern, Gerharden und Hermannen, wegen seines Glaubensbekentnisses, wie wir vorher erwehnet, durch den Sieg des Marterthums zum ewigen Leben. Seinen Leichnam und seine Gebeine, so nach- her von den andern Priestern zusammen gelesen worden, hat der Herr Bischof mit seinem Kapitel zu Riga in der Kirche Unsrer lieben Frauen andaͤchtig beerdiget. §. 8. Wie diß vorbey war, und der Schwarm der Liven bey dem Schloß Hol- me sich versamlete, so fuhren einige Neubekehrte, Lembewalde mit etli- chen andern, die sich treu erwiesen und Weib und Familie in Holme zuruͤck ge- lassen, hinunter nach Riga, dem Herrn Bischof an die Hand zu geben, welcherge- stalt er sich vor seinen Feinden wehren koͤnne; indem sie den Fortgang der Chri- sten lieber sahen, als wenn ihre untreuen Liven was gewinnen solten. Alle Li- ven aber waren im Schlosse etliche Tage beysammen. Einige unter ihnen streif- ten bis Riga, die sowol die Pferde auf der Weide entfuͤhrten, als die Menschen, so sie antrafen, todt schlugen, und alle Bosheit veruͤbten, so viel sie konten. Zu- letzt wurden sie verdrießlich; etliche kehrten nach den ihrigen, etliche blieben noch nach. Wie aber der Bischof Post erhielt, daß einige weggezogen, rief er die Bruͤ- der der Ritterschaft, Buͤrger und Pilger zusammen, und befragte sich, was gegen die Anschlaͤge der Liven vorzunehmen sey? Es deuchte allen rathsam, wenn sie die Huͤlfe des allmaͤchtigen GOttes uͤber sich anriefen, ihm die neue Kirche empfoͤhlen, mit denen in Holme eine Schlacht wagten, und daß es besser sey, wenn alle um des Glaubens Christi willen stuͤrben, als daß einer nach dem andern taͤglich ge- toͤdtet wuͤrde. Also uͤberliessen sie dem Herrn Bischof die Stadt, und die taug- lichsten Deutschen nahmen Steinschleuderer und Bogenschuͤtzen mit sich, zogen mit von 1205 bis 1206. mit ihren Rigischen Liven in ihrer Ruͤstung auf Fahrzeugen hinauf, und lande- 1205 ten bey dem Schloß Holme vierzehen Tage nach Pfingsten an. Die Feinde, so diese kommen sahen, wolten das Ufer und den Zugang schuͤtzen, und kamen ihnen verwegen entgegen. Anfaͤnglich erstaunten die Christen sehr, da sie so wenig Leu- te hatten: denn ihrer waren nur hundert und funfzig Mann; die feindliche Macht hingegen war gar betraͤchtlich. Sie riefen aber in ihrem Gesang die Barmherzig- keit GOttes an, staͤrkten ihren Muth, und sprungen endlich heraus. Der erste war Arnold, ein Bruder der Ritterschaft Christi; hernach ruͤckten die Be- dienten des Bischofs aus einem andern Schiffe mit allen den uͤbrigen zugleich an den Feind an. Zuerst musten sie im Wasser fechten, und hielten die vom Ufer aufge- lesenen Steine und die feindlichen Lanzen, welche grausam uͤber ihre Koͤpfe weg- flogen, maͤnlich aus. Endlich erreichten sie das Ufer, und stritten sehr tapfer. Die Feinde, so meist nackend waren, wurden haͤufig von den fliegenden Pfeilen ver- wundet: man wurde handgemein; die Feinde wurden geschlagen, nahmen Reiß- aus, und wurden theils niedergehauen, theils musten sie im Ueberschwimmen ersau- fen, theils wurden ins Schloß mitgenommen: die andern so mit Schwimmen entka- men, entgingen doch den Stacheln des Ungeziefers nicht. Sie hatten den Ako bey sich gehabt, ihren Vornehmesten und Landesaͤltesten, so der Urheber der ganzen Ver- raͤtherey und alles Ungluͤcks war; der den Koͤnig von Plosceke wider die Rigi- schen aufgehetzet; der die Litthauer versamlet, und die aus Thoreide und ganz Liefland wider den Christlichen Namen aufgeboten. Unter andern ward auch dieser mit niedergesebelt, und des Entleibten Haupt ward dem Bischof mit der Zeitung des Sieges uͤberbracht. Der Bischof hatte eben mit seiner Geistlich- keit Messe gehalten, und wartete in der Furcht GOttes und im Gebet, ob sich et- wan einer sehen ließ, der Post braͤchte, wie es abgelaufen. Denn sein Herz stand auf diese Art immer in guter Fassung, und hatte ein groß Vertrauen auf den HErrn. So gleich ließ sich von weitem ein Schifchen sehen, auf welchem einer von den Bruͤdern der Ritterschaft mit etlichen Verwundeten zuruͤck kam, und des Akons Kopf zum Zeichen des Sieges dem Bischof uͤberreichte. Dieser freute sich mit allen, die zu Hause geblieben, und dankte GOtt, der durch so wenige seiner Kirche Heil verschaffet. Etwan, von Lenewarde Die Manuscripte haben Lembewalde. ? §. 9. Die Christen naͤherten sich inzwischen den Mauren der Vorstadt, warfen Feuer auf die Schloßmauer, und schleuderten auch Feuer und Steine mit ihren Patherellen ins Schloß. Die Steinschleuderer verwundeten gar viele in der Vestung; daher jene, nachdem so viele umgekommen, nicht mehr im Stande waren sich zu wehren. Also baten die von Thoreida um Friede, der ihnen auch eingestanden ward, und bekamen Erlaubniß auszuziehen. Sie zogen also heraus und waren fast alle verwundet. Die von Holme aber, als Anfaͤnger des Un- gluͤcks, musten sich gefangen geben, deren Landesaͤlteste man nach Riga fuͤhrte, und sie nach Verdienst in Eisen legte. Der uͤbrigen die im Schloß waren, ver- schonte man, und that ihnen weiter kein Leid ; weil sie schon lange das Sacra- ment der heiligen Taufe empfangen hatten. Alles aber, was bisher in Liefland so ruͤhmlich vorgegangen, hat GOtt nicht durch Staͤrke vieler, sondern allezeit durch wenige ausgerichtet. GOtt sey daher fuͤr so vielfachen Sieg in Ewigkeit gelobet. Es war aber zu der Zeit ein grosser Hunger und Mangel an Lebensmitteln in der Stadt, und GOtt schickte wunderbar den Daniel, einen Priester des Bischofs von Gothland, her mit zwey Fahrzeugen , die mit Getreide und andern derglei- chen Nothwendigkeiten bis oben an geladen waren. Eben diesen Daniel schickte der Bischof mit seinem Truchses Gevehard, etlichen Steinschleuderern, und ei- N nigen Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205 nigen andern, vorbesagtes Schloß Holme, es voraus zu besetzen, damit die Li- ven nicht nachgehends Russen und Heiden zusammen rufen und den Christen sich widersetzen koͤnten. Die Aeltesten aber aus Holme nahm der Bischof nachher mit sich nach Deutschland, damit sie, wenn sie den Wandel der Christen da- selbst saͤhen und hoͤrten, lernten glaͤubig werden, die sie immer unglaͤubig gewesen waren. Von diesen kan Bangert uͤber Arnold von Luͤbek l. 6. c. 20. nachgelesen werden. Siehe Anno 1186. n. 6. Der Bischof bedient sich seines Sieges mit Maͤßigung. Er schenket nicht nur den Ge- fangenen das Leben, sondern auch die Freyheit, da er sie doch dem Voͤlkerrechte nach zu Knechten machen koͤnnen, §. 3 \& 4. T. de jur. person. ja er schickt sie nach Sachsen, um sie zu einer gesittetern Lebensart zu gewoͤhnen. Haͤrter war Karl der Grosse: und noch grausamer die ersten Kreutzfahrer nach dem gelobten Lande. Denn jener wolte Anno 1282 bey Verden 4500 Sachsen auf einem Flecke und an einem Tage den Kopf abgeschlagen wissen: diese liessen 8000 Tuͤrken vor den Mauren der Stadt Acra uͤber die Klinge springen, wie Gottfried von Coͤln meldet bey dem Jahr 1191. Das Wort Coggones braucht unser Verfasser ein und das andre mal, fuͤr Lastschiffe. §. 10. Die Rigischen dachten nach diesem an alle Beleidigungen, so ihnen die noch heidnischen Einwohner von Thoreida zugefuͤget, wie auch an den so oftmals von jenen gebrochnen Frieden, und riefen die Semgallen zu Huͤlfe, um an ih- ren Feinden sich zu raͤchen. Es hatten aber die Semgallen eine bestaͤndige Feind- schaft gegen die von Thoreida; daher freueten sie sich und stiessen alsbald unter ihrem Fuͤrsten Westhard, etwan 3000 Mann stark, zu den Rigischen. Als sie an die Coiwa kamen, theilten sie ihre Armee, und gaben dem Landesaͤltesten Caupo, der Heerfuͤhrer war, die Helfte: (denn nachdem er von Rom kam, war er sehr glaͤubig und bestaͤndig geworden, hatte aber wegen der Verfolgung von den Liven, seine Zuflucht in die Stadt genommen, die Deutsche Sprache ge- lernet, und fast An stat, fere per totum annum, lese ich, super totum annum, uͤben ein ganzes Jahr. uͤber ein ganzes Jahr bey den Christen sich aufgehalten.) Die andre Helfte det Armee fertigten sie nach dem Schlosse des Dabrel ab. Caupo ruͤckte mit seinem Heere gegen sein Schloß, in welchem seine noch heidnischen Ver- wandten und Freunde sich befanden. Wie nun diese die Armee schnel und unver- hoft ankommen sahen, uͤbernahm sie die Furcht, und nur wenige aus ihnen stiegen auf die Waͤlle das Schloß zu vertheidigen. Die meisten sprungen hinten uͤber das Schloß und nahmen die Flucht nach Waͤldern und Gebirgen. Die Christen aber wagten einen tapfern Sturm, und erstiegen es endlich beherzt, schlugen die Fein- de, jagten sie vom Walle herunter, und eroberten das Schloß. Sie verfolgten die Heiden von allen Seiten im Schlosse, machten ungefaͤhr funfzig von ihnen nie- der; die uͤbrigen waren mit der Flucht entkommen. Also schlepten sie alle Sachen nebst vieler Beute weg, und steckten das Schloß in Brand. Als aber die auf der andern Seite der Coiwe stehenden Liven in dem Schlosse Dabrels Rauch und Feuer aufsteigen und des Caupo Schloß brennen sahen, waren sie in Sorgen, es moͤchte ihnen und ihrem Schlosse auch so gehen: daher kamen sie mit einander ins Schloß, stiegen auf den Wall, erwarteten ihre Feinde, und thaten bey deren An- kunft eine tapfere Gegenwehr. Denn Dabrel ihr Landesaͤltester sprach ihnen einen Muth ein, und machte sie beherzt, wie ehmals die Philister sagten: So seyd nun getrost und Maͤnner, ihr Philister, und streitet, daß ihr nicht den Hebraͤern dienen muͤsset, 1 B. Sam. 4, 9. Die Pilger aber stuͤrmten mit den Sem- gallen das Schloß den ganzen Tag, und konten es nicht einbekommen; und ob gleich einige auf der andern Seite es mit wenigen andern zu ersteigen suchten: so musten sie doch fuͤnfe Fuͤr cum suis sociis list die Revelsche Abschrift: Quinque e suis. der ihrigen, so von den Liven getoͤdtet wurden, im Stich lassen. Doch da sie befanden, das Schloß sey veste und nicht zu erobern, zogen sie von 1205 bis 1206. sie ab, pluͤnderten das Land, und kehrten zu den ihrigen. Jm Ruͤckwege liessen sie 1205 sich mit der gesamten Armee bey Riga nieder, und theilten alle Beute, so sie mit- gefuͤhret. Der Bischof aber dankte GOtt, und schickte die Semgallen mit Freuden zuruͤck in ihr Land. An einigen Orten steht Goiwa, Das Revelsche Manuscript hat allezeit Coiwa, welches die Aa auf Esthnisch bedeutet. welches wie Gowa oder Ava laͤst. Er versteht aber den Strom, der etwas uͤber Riga ins Meer fliesset, den ich auf den Karten die Ava oder Aa (die Treyder Aa ) genent sehe. Jst der Name eines vornehmen Wilden, der bald Dabrelis, bald Dabrelus heist. §. 11. Nachdem der Bischof einen neuen Frieden mit den Liven getroffen: so ent- schloß er sich hierauf nach Deutschland zu fahren; wie er aber auf die See kam, hatte er die ganze Nacht durch einen entsetzlichen Sturm, und ward Tages darauf nach der Duna zuruͤck getrieben. Hier ruhete er etliche Tage aus und vergnuͤgte sich, daß er beym Ende der Fruͤhmetten und der Vesper, da ihn weder die Sonne des Gluͤcks bey Tage stach, noch der Mond des Ungluͤcks bey Nachte betruͤbte. Und, damit er das Werk des HErrn weder auf dem Lande noch auf dem Wasser liegen ließ, dankte er GOtt und begab sich wieder in die Gefahr, der er neulich ent- gangen. Da nun GOtt stilles Wetter schenkte, so segelte er nach Deutschland, um Pilger aufzubringen, die die Kirche schuͤtzen solten. §. 12. Einige von den Liven, so in ihrer Treulosigkeit beharreten, thaten hierauf dem Koͤnige von Plosceke durch ihre Abgeordneten die Wunden und den Verlust der ihrigen zu wissen, mit Ersuchen, er moͤchte ihnen gegen die Deutschen zu Huͤlfe kommen; zumal, da wenige in Riga nachgeblieben, und viele mit dem Bi- schof weggezogen. Der Koͤnig, der sich ihren Anschlag und ihre Einladung gefal- len ließ, ließ aus allen Orten seines Reichs, wie auch von andern Koͤnigen, die seine Nachbaren und guten Freunde waren, eine Armee aufbieten, und fuhr mit grosser Heersmacht auf Schiffen die Duͤne hinunter. Und da sie bey Ykeskole anlegten: wurden etliche von ihnen von den Steinschleuderern des Ritter Con- rads hart verwundet. Wie sie nun fuͤhlten, daß noch Deutsche im Schlosse waren: fuhren sie weiter hinunter, ruͤckten geschwind vor das Schloß Holme, und besetzten es rund umher. Einige Liven aber, die von dieser Armee auch nichts wusten, waren nach den Waͤldern gefluͤchtet und entkommen; etliche versamleten sich zu den Deutschen ins Schloß, sperten das Schloß zu, die Steinschleuderer stiegen auf die Mauer, und verwundeten sehr viele. Die Russen, so sich auf die Steinschleuderkunst nicht verstanden, und noch des Bogens gewohnt waren, beschaͤdigten viele auf den Vestungswerken, stritten viel Tage lang, schlepten einen grossen Haufen Holz zusammen, und bemuͤheten sich die Werke anzustecken. Doch ihre Arbeit war um- sonst, und wurden viele aus ihnen von den Steinschleuderen in Zurechtlegung des Holzes verwundet und niedergemacht. Der Koͤnig schickte demnach Boten an die herumliegenden Heiden von Thoreide und Lettland, daß alle gegen die Rigi- schen zu Felde ziehen solten. Daruͤber waren die von Thoreide froh und kamen gleich zum Koͤnige. Wie sie ankamen, gab man ihnen keine andere Arbeit, als Holz zusammen zu fuͤhren, und das Schloß aufzubrennen. Bey dem Zurechtle- gen des Holzes ward eine grosse Menge unter ihnen, weil sie ganz blos waren, von den fliegenden Pfeilen ploͤtzlich erschossen. Die Letten aber erschienen nicht, schick- ten auch keine Boten. Auch machten die Russen von Polocz nach deutscher Manier eine kleine Maschine; weil sie aber die Kunst, Steine zu werfen, nicht wu- sten, so schleuderten sie hinterwerts, und beschaͤdigten viele von ihren eigenen Leu- ten. Der Deutschen waren wenig, nemlich, nur zwanzig, und befurchten daher von den Liven verrathen zu werden, deren sie viel im Schlosse bey sich hatten: sie N 2 sassen Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205 sassen also Nacht und Tag oben auf der Vestung, und beschuͤtzten das Schloß sowol vor ihren Freunden von innen, als vor ihren Feinden von aussen. Die Liven schmiedeten inzwischen taͤglich allerhand Anschlaͤge mit dem Koͤnig, wie sie denen im Schlosse mit List beykommen, und sie den Russen in die Haͤnde spielen moͤch- ten. Und wenn die Tage des Krieges nicht waͤren verkuͤrzet worden: so wuͤrden die von Riga sowol, als von Holme, wegen ihrer schwachen Anzahl, sich kaum haben retten koͤnnen. Denn in Riga war Furcht von innen, weil die Stadt noch nicht veste ausgebauet, und Furcht von aussen, weil die ihrigen in Holme belagert waren. Es kamen auch einige Livische Kundschafter zum Koͤnige zuruͤck, welche berichteten, daß das ganze Feld und alle Wege um Riga mit eisernen drey- zackigten Fußangeln volgeworfen waͤren. Sie zeigten auch einige davon dem Koͤ- nige, und sagten, die Fuͤsse ihrer Pferde sowol, als ihre eigene Ribben und ihr Hintertheil, waͤren allenthalben mit dergleichen Hacken empfindlich durchgeboret. Der Koͤnig ließ sich diese Furcht abschrecken, und zog deswegen mit seiner Armee nicht nach Riga hinunter. Und GOTT erloͤsete die, so auf ihn hoffeten; denn die von Thoreida erblickten Schiffe auf der See, und berichteten es dem Koͤni- ge. Wie aber dieser nach einer eilftaͤgigen Belagerung des Schlosses nichts aus- richtete, sondern durch Verlust der Seinigen mehr geschwaͤchet wurde, und wegen Ankunft der Deutschen in Sorgen stand: so brach er mit der ganzen Armee auf, und kehrte zu Schiffe wieder in sein Land, nachdem die Seinen verwundet und niedergemacht worden. Gevehard, des Bischofs Truchses , starb nachher an einer kleinen Wunde. Die uͤbrigen aber waren frisch und gesund, und priesen GOTT, der seine Kirche auch dismal durch die Hand weniger vor ihren Fein- den geschuͤtzet hat. Aus dieser Stelle und einer andern am Ende dieses Abschnits, erhellet offenbar, daß hier die Rede von dem Koͤnig von Polocz, und nicht von Pleskow sey; weil von ihm gesaget wird, er sey die Duͤne herunter gekommen, und mit einem Fahrzeuge wieder in sein Land gekehret. Denn Polocz liegt an der Duͤne; Pleskow aber nicht. Sonst ist Schade, daß das Wort dieser zwey Oerter in unserm Buche fast auf einerley Art ge- schrieben stehet, daß man gemeiniglich nicht weiß, welcher von beyden zu verstehen, wenn die andern Umschreibungen dabey fehlen. Gerhard, des Bischofs Truchses, ist schon oben vorgekommen n. 9. Dapifer wird auf Lateinisch der Mann genant, den die deutschen Schriften Drozet, heutiges Ta- ges Drost heissen. Es ist aber darunter ein Vorgesetzter einiger Unteramtleute, oder ein Oberamtmann zu verstehen, der im Namen des Fuͤrsten den Unterthanen Recht sprach, die Quartiere fuͤr das Hoflager anordnete, ja, in benoͤthigtem Fal sie in Krieg fuͤhrte, so lange die Fuͤrsten keine Soldaten in Lehnung hatten. Dergleichen Mann brauchte auch der Bischof Albert, uͤber seine Bedienten sowol, als uͤber die Untertha- nen des eingenommenen Stuͤcks von Liefland, die Aufsicht zu haben, und das Regiment zu fuͤhren. §. 4. Damals kam der Koͤnig von Daͤnnemark mit einer starken Armee, daran er schon drey Jahr geworben, und lagerte sich in Oesel. Er hatte den Erzbi- schof von Lunden, Andreas bey sich, der eine unendliche Menge Menschen zur Vergebung der Suͤnden mit dem Zeichen des Kreuzes gezeichnet; um Rache zu neh- men an den Voͤlkern, und die Heiden dem christlichen Glauben zu unterwerfen. Sie baueten zwar ein Schloß, da sich aber keine fanden, die gegen die Anfaͤlle der Heiden Stand zu halten sich getraueten: so steckten sie es in Brand, und der Koͤ- nig zog mit seinem ganzen Heer wieder in seine Laͤnder . Allein vorbesagter Erz- bischof von Lunden , und der Bischof Nicolaus , und ihre ganze Bedienung, fuhren mit zwey Fahrzeugen, die sie mit Lebensmitteln beladen hatten, nach Riga. Als sie zu Riga ankamen, wurden sie von dem Praͤpositus bey St. Marien, Engelberten , und seinem ganzen Convent, sehr andaͤchtig empfangen. Und da sie die grosse Bedraͤngniß der Kirche, und derselben abermalige Errettung hoͤr- ten, von 1205 bis 1206. ten, so wuͤnschten sie sich unter einander Gluͤck, freueten sich, und priesen GOTT, 1205 weil er mitten unter den Heiden, bey so geringer Anzahl Leute, jederzeit seine Kir- che erhalten. Der Erzbischof ließ nachher die ganze Klerisey zusammen kommen, trug ihnen die Theologie vor, las den Psalter, und man brachte den ganzen Win- ter in gottseligen Betrachtungen zu. Und billig folgete die Lehre aus GOttes Wort auf die Kriege, weil zur selben Zeit, nach Endigung aller vorbeschriebenen Kriege, Liefland bekehret und getaufet worden. Denn, nachdem der Koͤnig der Reussen mit seinem Heer abgezogen, so fiel eine Furcht GOttes uͤber die Liven durch ganz Liefland, und die von Thoreiden sowol, als von der Duͤne, schickten Boten nach Riga, und baten um Friedensvorschlaͤge. Man stellete also denen von Thoreide alles Ungluͤck vor, was sie waͤhrend des Friedens oft ange- richtet, und wie sie den Frieden gebrochen haͤtten. Denn sie hatten viel erschlagen, dem Caupo, der sich von ihnen abgekehret hatte, und in Geselschaft der Christen immer gegen sie fochte, vieles Herzeleid angethan, alle seine Guͤter in die Asche ge- leget, die Aecker abgenommen, die Bienenstoͤcke zerbrochen, und uͤber dem manche ungerechte Kriege wider die Rigischen oft angezettelt. Daher ward ihnen der Friede abgeschlagen, und zwar mit Recht; weil sie nicht wolten Kinder des Frie- dens seyn, und den Frieden allezeit stoͤrten. Doch sie drungen instaͤndig darauf, getaufet zu werden, gelobten auch an, Priester zu nehmen, und in allem ihnen zu ge- horchen. Die von Lenewarden versprachen auch zur Aussoͤhnung ihrem Herrn Daniel, der dieses Schloß schon laͤngst zum Lehn erhalten, alle Jahr von einem Pfluge ein halb Talent Korn zu geben, welches sie bis auf den heutigen Tag ent- richtet, nur daß das Maß vergroͤssert worden. Weil Oesel zu Esthland gerechnet wurde, so pflegen die Daͤnischen Scribenten die- sen Feldzug den Esthnischen zu nennen. Die Seelaͤndische Chronik beym Jahr 1206 spricht so davon, als ob der Koͤnig Woldemarus dabey nichts gethan habe. Es heist da: Der Erzbischof Andreas fuͤhrte mit seinen deutschen (leiblichen) Bruͤdern ei- ne Armee nach Esthland. Pontanns hist. Dan. libr. 6 p. 298 heist es eine Seear- made wider die Esthlaͤnder, und nennet des Erzbischofs Bruͤder, Suno, Ebbo und Lorenz. Mit dem Suno fehlt er, denn so hieß der Vater. An dessen Stelle aber muß sein Bruder Jacob stehen, und Peter, so dem Absolom im Bisthum Roth- schild folgte. Die drey Bruͤder, Jocob nemlich, Ebbo und Lorenz, blieben nicht lange nachher in dem Anno 1208 mit den Schweden an der Laͤne gehaltenen Treffen. Wovon Upsaliens. libr. 3 p. 103; Johann Messenius Analect. tom. 2 p. 3; Mat- thiaͤ Chron. Episcop. Lundens. p. 58, (nachzusehen). Erich, oder wer der Verfas- ser historiæ gentis Danorum ist bey Lindenbrog p. 272 schreibet, es sey eine Armee ins Revelsche geruͤcket; allein das ist nicht an dem. Denn die Daͤnische Armee setzte erst Anno 1218 aufs veste Land in Esthland uͤber, wie Erich selbst hat, und unser Ver- fasser um dieses Jahr weitlaͤuftiger abhandeln wird. Andreas, des Suno von Knardrup Sohn, ein Seelaͤnder, hatte in auswaͤrtigen Reichen, in Engeland nemlich, Frankreich und Jtalien, lange Zeit den Studien obgelegen, und ward, als er nach Hause kam, des Koͤnigs Canutus des juͤngern Ober- kanzler, und nach Ableben des beruͤchtigten Absoloms Anno 1201 Erzbischof von Lun- den, Primas von Schweden, und des apostolischen Stuhls bestaͤndiger Gesandte bey den Nordischen Kronen. Diesem sowol frommen als gelehrten Mann geben die Scri- benten selbiger Zeit sein gebuͤhrend Lob, als, Saxo Grammaticus , der ihm seine Daͤnische Geschichte zugeschrieben, und Arnold von Luͤbek libr. 4 c. 8. Jch kan des Johann Messenius Zeugniß von ihm hier nicht weglassen. Dieser sagte Scond. Illustr. tom. 2 p. 29: Andreas war ausser seinen andern schoͤnen Wissenschaften auch ein treflicher Poet, wie das zwey seiner Buͤcher nicht undeutlich erweisen, so er in heroischem Syl- benmaß von den fuͤrnehmsten Glaubensartikeln und von den sieben Sacramenten der Kirche geschrieben, und noch heutiges Tages zu Lunden in Schonen zu sehen sind. Die Seelaͤndische Chronik beym Jahre 1228 p. 60 thut zu diesen Poesien noch ein Ge- dichte hinzu, so Hexameron (Hexaemeron) betitelt ist, und die Sequentias virginis glo- riosæ. Seine Reise nach Liefland haben uns die Alten verschwiegen. Der einzige Lebensbeschreiber Matthias l. c. p. 60 schreibt also: Jm Jahr unsers HErrn 1207 ward der Erzbischof Andreas von dem Koͤnig Woldemar mit einer starken Armee nach Liefland O gesandt, Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205 gesandt, dasselbe unters Joch zu bringen, und zu zwingen den christlichen Glauben mit Ernst anzunehmen. Daß er mit ganz andern Waffen versehen gewesen und gebrau- chet, als er dahin gekommen, zeiget das folgende an. Dieser Nicolaus ward dem Waldemar, einem Fuͤrsten koͤnigl. Hoheit, Bischofen von Schleswig, der, weil er nach der Krone getrachtet, ins Gefaͤngniß gelegt wor- den, zum Nachfolger verordnet und Anno 1202 von dem Erzbischof von Lunden, An- dreas mit dem Schleswigischen Bischofshute beehret. Chron. Slesvic. bey Herrn Menkens script. tom. 3. p. 588 und 589. Cypraͤus annal. Slesvic. libr. 2. c. 3. hat uns verschiedene Pastoral- und Religionsfragen gesamlet, so dieser Nicolaus an den roͤmischen Pabst gelangen lassen, zugleich mit den Entscheidungen Pabstes Jnno- centius III, von denen libr. 16. ep. 26. handelt. Pontanus rer. Dan. libr. 6. p. 301. 302 zeiget, daß er uns die Schleswickischen Reliquien zusammen gelesen. Des Bischof Alberts Bruder, wie wir gesehen haben. Saxo redet in der Zueignungsschrift seiner Historie den Erzbischof also an: Du hast nach langwierigen Reisen das ansehnlichste Regiment einer auswaͤrtigen Schule uͤber dich genommen, und bist eine so starke Stuͤtze derselben geworden, daß es scheinet, du ha- best dem Magisteramte mehr Zierrath gegeben als von ihm empfangen. Stephanus meinet, diese Worte waͤren von derselben akademischen obrigkeitlichen Wuͤrde zu ver- stehen, die manchmal auch Auslaͤndern pflegt ertheilt zu werden, fuͤrnemlich die durch ihren Stand, Wissenschaften und Geschicklichkeit sich hervorthun. Vellejus aber er- klaͤret es von einer oͤffentlichen Professur. Mir, der ich Arnolden von Luͤbek lib. 3. c. 5. n. 2. zu meinem Beystande nehme, scheinet Saxo anzudeuten, Andreas habe bey den Auslaͤndern, wenn mir recht ist, zu Paris, in der Gottesgelehrsamkeit oder Rechts- wissenschaft die Magisterwuͤrde erhalten, und oͤffentlich Collegia gelesen, daß er nicht so wol Magister hieß, als wirklich war. Welche Gewohnheit er diesen Winter, weil es die Gelegenheit so gab, zu Riga fortsetzte, in zahlreicher Versamlung allerhand und unterschiedener Nationen, von geistlichen Priestern und Predigern, die sich haͤufig dahin begeben hatten, die Liven zum Christlichen Glauben zu bringen, und hier aus dem Unterricht dieses nicht nur gelehrten und frommen, sondern auch sehr gesetzten und er- fahrnen Mannes manches zu besserer Amtsfuͤhrung erlernen konten. Wenn man der Geschichte Jnnocentius III. §. 127 folget, so war Andreas als gevolmaͤchtigter Ge- sandte des apostolischen Stuhls zu Riga, und erzaͤhlte bey seiner Zuruͤckkunft dem Pabste, daß ganz Liefland das Sacrament der heilgen Taufe angenommen; wie denn auch die benachbarten Voͤlker dazu groͤsten Theils bereit waͤren. Raynald berichtet dieses beym Jahre 1207. n. 4. Dis kan sonst nicht an dem seyn, wenn mans nicht von Riga nimt. Denn ganz Liefland ist spaͤter getauft worden. §. 14. Der Praͤpositus von Riga ließ sich also auf des Erzbischofs Befehl die Kinder der Vornehmsten aus ganz Liefland zu Geisseln geben, und schickte alsdenn Priester hin, ihnen zu predigen. Der erste davon Alobrand zog nach Thoreida, theilte das Wort der Predigt und das Sacrament der Taufe aus, machte die Ein- theilung der Kirchspiele und bauete in Cubbesele eine Kirche. Der Priester Alexander ward nach Metsepole abgefertiget, der diese ganze Provinz taufte, zugleich unter ihnen wohnte, den Samen des Evangelii ausstreuete, und eine Kirche zu bauen anfing. Der Priester Daniel, der bey Belagerung des Schlo ß es Holme manche Pruͤfungen uͤberstanden, ward an die von Lenewarde geschickt; die ihn geneigt aufnahmen und sich von ihm taufen liessen. Und da er nach dem Dorfe kam, so Sydegunde hieß, berief er gleich die Leute zusammen GOttes Wort zu hoͤren. Es kam aber ein Live des Nachts aus dem dicken Busche und erzaͤhlte eine Erscheinung die ihm widerfahren, also: Jch sahe, sprach er, den GOtt der Liven, der uns kuͤnftige Dinge prophezeyet. Es war nemlich ein Bild, so von der Brust bis oben an aus einem Baume gewachsen, das sagte zu mir, der Litthauer Armee werde Morgen anruͤcken, und wir getrauen uns aus Furcht vor dieser Armee, nicht zusammen zu kommen. Doch der Priester merkte wohl, daß es ein Teufelsspiel sey, weil zur Herbstzeit dahin kein Weg gehet, den die Litthauer kommen koͤnten, daher blieb er in seinem Gebete und empfahl sich GOtt. Wie es Tag ward, und sie nichts dergleichen hoͤrten und vernahmen, was das Gespenste dem von 1205 bis 1206. dem Liven voraus gesaget, versamleten sie sich alle an einen Ort; der Priester 1205 bezeugte ihnen den Greuel der Abgoͤtterey und erwieß ihnen, daß solche Gespenster ein Blendwerk des Teufels seyn, und predigte ihnen vor von Einem GOtt, dem Schoͤpfer aller Dinge, von Einem Glauben und Einer Taufe; mit diesen und der- gleichen lockte er sie an zur Verehrung des einzigen GOttes. Wie sie das hoͤrten, entsagten sie dem Teufel und seinen Werken, und versprachen an GOtt zu glau- ben, und liessen sich taufen, so viel von GOtt bestimmet waren. Nachdem er die von Remine auch getauft, ging er nach denen von Ascherade, und da diese das Wort GOttes mit Freuden annahmen, und man das Sacrament der Taufe vol- zogen: so kehrte er wieder nach Thoreide, kam zu dem Schlosse des Dabrels und ward da sehr gut aufgenommen. Wie er auch hier den Samen des Wortes gestreuet, sie bekehret, und getaufet hatte: so zog er endlich aus dieser Gegend weg, und wandte sich zu den Wenden. Die Wenden waren aber zu der Zeit gerin- ge und arme Leute, die man nemlich von Wyndo, einem Flusse in Curland, weggejagt, und wohnten auf dem alten Berge, neben welchem die Stadt Riga nun angeleget ist. Von da wurden sie wieder durch die Curen vertrieben, viele niedergemacht, und die uͤbrigen musten zu den Litthauern fluͤchten; daselbst wohnten sie bey ihnen und freueten sich uͤber die Ankunft eines Priesters. Da auch diese bekehrt und getauft waren, empfahl der Priester diesen schon gepflanzten Wein- berg und besaͤeten Acker dem Herrn; und zog zuruͤck nach Riga. Siehe die Geschichte Bertolds. n. 8. Hier muß man Letten oder Lettigallen lesen: wie es die Lage der Wendischen Stadt ausweiset. Uebrigens ist diese Wanderschaft der Wenden nach Lettland merk- wuͤrdig, als die denen im Wege zu stehen scheinet, welche in der Einbildung stehen, als ob die Venedi (Wenden) der Wendischen Stadt den Namen gegeben: wo man nicht glaubt, daß selbst Windan in Curland von den Wenden seinen Namen habe. Die treffen es noch weniger, die vorgeben, Wenden sey von dem ersten Ordensmei- ster Vinno angelegt und nach ihm benamet worden. §. 15. Nachdem wurde er an die Ydumaͤer geschickt, woselbst er viele Letten und Ydumaͤer taufte, uͤber der Ropa eine Kirche bauete, auch bey ihnen blieb und sie zum ewigen Leben anfuͤhrte. Die von Thoreide aber, da sie das Sacrament der heiligen Taufe nebst aller geistlichen Anwartschaft empfangen, baten ihren Prie- ster Alobrand, daß, wie er ihnen im geistlichen Recht verschaffet, also sich ihrer auch in buͤrgerlichen Dingen, so wir das weltliche Recht nennen, annehme, nach den Rechten der christlichen Kaiser Das Rigische Manuscript hat eben so, das Revelsche hat, secundum jura Christianorum; welches ich vorziehe. . Denn die Liven waren vor diesem ein sehr treuloses Volk, und ein jeder nahm seinem Naͤchsten mit Gewalt, was er hat- te, wenn er nur staͤrker war; und daher wurde ihnen Gewaltthaͤtigkeit, Diebstal, Rauben und dergleichen bey der Taufe untersaget. Die aber vor der Taufe wa- ren ausgepluͤndert worden, und uͤber den Verlust ihrer Habseligket sich beklagten, verlangten einen weltlichen Richter, dergleichen Sachen abzumachen; weil sie nach der Taufe das ihrige gewaltsamer Weise nicht wiederwegnehmen durften . Da- her ward dem Priester Alobrand gleich anfaͤnglich aufgelegt, so wol geistliche als buͤrgerliche Klagen anzuhoͤren. Dieser verwaltete auch sein ihm aufgetragenes Amt so wol um GOttes, als seiner Suͤnden willen getreulich, machte des Stehlens und Raubens weniger, schafte das unrecht Entwandte wieder, und zeigte den Li- ven den Weg gerecht zu leben. Den Liven gefiel diese Gewohnheit der Chri- sten das erste Jahr ganz wohl, weil das Amt dieser Advocatur durch treue und ge- rechte Maͤnner versehen ward, so aber nachher durch die Haͤnde unterschiedlicher weltlicher Richter und Laien, wegen der schaͤndlichen Geldsucht durch ganz Liefland, Lettgallien und Esthland alzusehr verschlimmert worden. Die so wol um O 2 ihren Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, 1205 ihren Beutel zu fuͤllen, als dem Schein nach der Gerechtigkeit genug zu thun, der- gleichen Advocatenamt Aduocatia ecclesiæ war die hoͤchste Wuͤrde, die vermoͤge der Wahlcapitulation nur allein den Kaisern zukam, welche aber gemeiniglich solches Amt ihren fuͤrnehmsten Bedienten uͤbertrugen, daß sie der Kir- che GOttes und den Armen Recht schaften, wie sie es einmal vor dem hoͤchsten Richter verantworten koͤnten. Sie hatten darinne die hoͤchste und unumschraͤnkte Gewalt, daher auch auswaͤrtige Koͤnige sich bey den Kaisern darum bewarben. Weil sie es aber zur Erweiterung der weltlichen Macht miß- brauchten, trugen die Kaiser Bedenken, es ihnen zu uͤberlassen. Jn Liefland hiessen Aduocati die Schirmherren oder Kastenvoigte, welche in der Kirche die weltlichen Affairen abmachten, und jedem zu seinem Rechte halfen. Aus den Tradit. Fuldens. lib. 1. 2. 3. ist zu ersehen, daß einem jeden Stifte bey seiner Errichtung ein dergleichen Advocate zugestanden worden. fuͤhrten. Jst das zu verstehen von den Kaiserlichen Roͤmischen Rechten oder vielmehr von den Kaiserlichen Deutschen Rechten? Komt etwan dieses Einrathen von dem Erz- bischof von Lunden her, der was er zu Paris zur Schlichtung buͤrgerlicher Haͤndel dienliches erlernet hatte, vor gut befunden, den Liven es anzupreisen, die nun zu einer neuen Republik anwachsen solten? Arnold von Luͤbek libr. 3. c. 5. n. 2 bezeuget wirk- lich, daß die Daͤnen zu seiner Zeit zu Paris gute Decretisten oder Rechtsgelehrte ge- worden. Und Joh. Messenius Svec. Sanct. libr. 2. c. 21. sagt ausdruͤcklich, Andreas sey zu einem Doctor beyder Rechte mit grossem Ruhm gemacht. Der Koͤnig von Daͤn- nemark Waldemar II fuͤhrte den Beynamen des Gesetzgebers, weil er zuerst die von unterschiedenen, sonderlich von den Bischoͤfen gesamleten Gesetze in ein Buch brin- gen lassen. Die Fortsetzung des Saxo bey Benzeln monum Suec. p. 147: Dieser Woldemar hat unter seinen uͤbrigen denkwuͤrdigen Thaten auch die Gesetze der Daͤnen bekant gemacht. Lyschander geneal. Dan. p. 226. Joh. Svaning chronol. Dan. p. 81. Pontanus rer. Dan. libr. 6. p. 321. Daß diese nicht nur in paͤbstlichen, son- dern auch in kaiserlichen Rechten sehr erfahren gewesen, hat daher seinen gnugsamen Beweiß, weil offenbar ist, daß viele Hauptstuͤcke aus den Gesetzen von Wort zu Wort in dieses Werk gebracht worden. Also meldet das Chron. Slesvic. l. c. p. 591. Cypraͤus Annal. Slesvic. l. 2. c. 5. p. 245. Des Herrn Arpe Themis Cimbrica p. 112. seq. Der alzustarke Eifer, den die Lehrer zu Paris damals fuͤr das weltliche Recht hatten, bewog den Pabst Honorius lll, daß er Anno 1220 nach Frankreich ein Rescript sandte, so c. 28 X. de priuileg. zu lesen ist: Ob gleich die heilige Kirche den Dienst weltlicher Ge- setze nicht verschmaͤhet, so ferne sie den Spuren der Billigkeit und Gerechtigkeit nach- gehen|; doch weil in Frankreich und einigen Provinzen die Laien der Gesetze der Roͤ- mischen Kaiser sich nicht bedienen, und selten dergleichen Processe in der Kirche vor- fallen, die nicht aus den Canonischen Verordnungen ausgemacht werden koͤnten: so un- tersagen wir ernstlich und verbieten ausdruͤcklich, daß weder zu Paris, oder in andern Staͤdten und Oertern sich niemand unterfange das buͤrgerliche Recht entweder zu lehren oder auch nur zu hoͤren, damit man sich desto eigentlicher an die Bibel halte. Die Ci- stercienser waren auch gleich folgsam, und legten in ihren Buͤcherschraͤnken die Buͤcher des buͤrgerlichen und des canonischen Rechts jegliches an besondre Stellen. Denn in der Distinct. 1. cap. XI. der zu dieser Zeit gesamleten Verordnungen stehet also: Die Buͤcher des weltlichen und die Buͤcher des geistlichen Rechts sollen ganz und gar nicht in einem Behaͤltniß bey einander liegen ꝛc. Spondanus beym Jahr 1223 schliesset hier- aus, man habe auf den Schulen in Frankreich eher uͤber das Kirchenrecht zu lesen ange- fangen, als uͤber das buͤrgerliche. Es kan aber auch das daraus geschlossen werden, daß die buͤrgerliche Rechtsgelehrsamkeit um diese Zeit in solchem Flor gestanden, daß der Pabst daruͤber gar den Verfal des Ansehens der Kirchengesetze besorgte. Von Einrich- tung der Pariser Schule ist eine merkwuͤrdige Stelle im Chronico Alberici ums Jahr 1209 p. 451: Jn dieser so beruͤhmten Stadt wird nicht allein eine volstaͤndige und vol- kommene Unterweisung gegeben von den Trivial- und Quadrivialwissenschaften, sondern auch in den Streitfragen des geistlichen und weltlichen Rechts, und in der Kunst, die von Heilung der Koͤrper und Erhaltung der Gesundheit handelt; doch wurde den Studenten auf ihr haͤufiges Verlangen mehr die heilige Schrift und die theologischen Fragen geleh- ret. Hier hat man die so genanten vier Facultaͤten, und insonderheit die Lehre so wol des buͤrgerlichen als kirchlichen Rechts. Es ist aber durch das paͤbstliche Verbot auf den Akademien nichts ausgerichtet worden. Denn ausser dem, daß wir uͤberhaupt dem Verbotenen gerne entgegen handeln, so haben die Paͤbste selbst in ihren Verordnungen hier und da das buͤrgerliche Recht verbessert, und dadurch den Geistlichen eben den Appe- tit gereizet, oder vielmehr sie genoͤthiget, das verbesserte Recht sich bekant zu machen. Daß wirklich unsre Deutschen schon im vorigen Jahrhundert die Buͤcher des Roͤmisch kaiser- von 1205 bis 1206. kaiserlichen Rechts sich wohl bekant gemacht, davon entdecken sich viele Anzeigen, von 1205 denen wir doch etliche beybringen wollen. Da Conrad II Anno 1145 zu Magdeburg die Schenkung Hartwichs bey Lindenbrog Script. Septemtr. p. 155 mit angehaͤng- ter Vorbehaltungsclausel bestaͤtiget, so faͤhrt er also fort: Die Schriften des heiligen Roͤmischen Reichs bezeugen, es sey ungezweifelt Rechtsbestaͤndig, daß eine Bedingung in allen Contracten gelte. Friedrich der erste bey Hund. metrop. tom. 2 p. 113 be- staͤtiget Anno 1166 einen Gegenwechsel, und setzt hinzu: Wer auf richterlichen Ausspruch der Besitzer ist, der ist es rechtmaͤßig. Heinrich der Loͤwe in einer Urkunde, die der Reichersbergischen Chronik beym Jahr 1162 einverleibet worden, sagt: Die Kir- che sucht in Ersetzung des Schadens nichts mehr, als daß ihr selbiger einfach ersetzet werde, den doch die kaiserlichen Rechte gedoppelt und druͤber zu erstatten gebieten. Eben derselbe Herr sagt 1170 in Stiftung der Kirche zu Schwerin bey Lindenbrog p. 165: Drey Bisthuͤmer haben wir errichtet. Den Vorzug der ganzen Kirchenfreyheit, haben wir nach Maßgebung der heiligen Rechte, und nach den Gesetzen der Kaiser in unserm Edicte bestaͤtiget. Um eben diese Zeiten sagt der Abt von Reinhusen Script. Brunsuic. tom. 1 p. 704: Die Hildesheimischen Bruͤder bemuͤhen sich vergeblich, die Schen- kung zu widerrufen, weil die Kirche zu Reinhausen dieses vor meinem Antrit schon zwanzig Jahr, und eben so lange nachher unterbrochen, unter rechtmaͤßigem Titel, und mit gutem Grunde ruhig besessen. Bey Petzen Cod. diplom. part. 2 p. 26 ums Jahr 1170, ist folgendes Rescript: die scheinen durch euch unrechtmaͤßig belaͤstiget zu werden, welche sagen, ihr habet ein Eigenthum, so die Kirche bis auf diese Zeiten un- ter ihrer Gerichtbarkeit, auf gutem Glauben, mit sicherm Erweiß und ruhigem Besitz inne gehabt, euch ungerecht zugeeignet. Eben daselbst part. 1 p. 309 spricht Pabst Jnnocentius II, ums Jahr 1130, da er die Appellationen an den paͤbstlichen Stuhl vertheidiget: Nach den kaiserlichen Verordnungen, wenn ordentliche Richter das Appelliren nicht annehmen, werden sie um dreyßig Pfund Goldes ge- straft. Nichts von den schon eroͤfneten Erbvermaͤchtnissen zu gedenken, weil ih- nen die Rechtsschluͤsse zu statten kommen, auf welche der Bischof von Hildesheim, Adelogus, sich beziehet, wenn er ums Jahr 1179 saget: Wir bestaͤtigen auch die Te- stamente unserer Bruͤder, die sie gemacht, oder was ihnen aus anderer letztem Willen vermacht ist, kraft der Decrete. Als Heinrich der Stifter des Canonicats zu Sten- del, in Becman. Notit. Uniuers. Francofurt. auctar. p. 29 beym Jahr 1192 den Dom- herren Erlaubniß ertheilet hatte, Testamente zu machen, so setzet er darauf: Wenn sichs aber, GOtt verhuͤte es, begeben solte, daß einer ohne Testament mit Tode abginge: so uͤberlassen wir das, was wir dem Stifter des Erbvermaͤchtnisses freywillig zugeste- hen, ‒ ‒ ‒ dem Kloster, es stat des Verstorbenen anzuwenden. Der Verfertiger des Petersbergischen Chronikons beym Jahr 1205 berichtet, daß zu dieser Zeit der Gebrauch der Appellation und der Redensarten aus den paͤbstlichen Verordnungen, von dem Probst Dietrich eingefuͤhret, und daselbst sehr im Schwange gegangen. Diese Mode, wie Caͤsarius von Heisterbach lib. 11 c. 46 schreibet, gab Veranlassung zu einem spitzigen Scherz auf die unrecht beredten Decretisten, und die Rechtsverkehrten. Denn als dasselbe Jahr einige von ihnen, nebst etlichen Adelichen, ins Grab musten, so sagte ein Canonicus: Die Herren von Adel thun wohl, daß sie bey ihrem Tode jene Ad- vocaten mitnehmen; denn sie werden ihnen unentbehrlich seyn. Endlich macht er den Schluß: Jn jenem goͤttlichen Gerichte ‒ ‒ ‒ wird kein Advocate weder fuͤr sich noch fuͤr andere etliche falsche Stellen aus den Gesetzen oder paͤbstlichen Verordnungen anfuͤhren koͤnnen. So schreibt Caͤsarius lib. 6 c. 28. Das alles dienet zum Beweiß, daß das kaiserlich roͤmische Recht zu der Zeit weder den Deutschen noch Daͤnen unbe- kant gewesen, und daß die Bischoͤfe ein gleiches in Liefland haben wagen koͤnnen, die ehemals dem Koͤnig Waldemar den Rath gegeben, einen Mischmasch aus den einhei- mischen, buͤrgerlichen und geistlichen Rechten zusammen zu schmieren. Doch meine rech- te Meinung zu sagen, so glaube ich nicht, daß der Erzbischof von Lunden, Andreas, als ein Fremder sich in weltliche Dinge und in die Verwaltung eines fremden Landes eingedrungen; sondern ich urtheile, er habe die Regirung dem Truchses Gerharden unangeruͤhrt uͤberlassen, als dem sie vom Bischof Albert uͤbertragen war. Eine groͤsse- re Wahrscheinlichkeit hat es, daß diese neuen Einwohner Lieflands, die fast alle ent- weder Magdeburger, oder Braunschweiger und Luͤneburger, oder Schaum- burger, Bremer, Westphaͤlinger und Holsteiner, mit einem Worte, Sachsen gewesen, die Rechte ihres Vaterlandes, obgleich nicht schriftlich, nach Liefland mit ge- bracht, davon einige Spuren beym Jahre 1211 n. 6 vorkommen. Wie nun der Mag- deburgische Schoͤppenstuhl viel Auf hebens machte, als wenn diese Rechte vom Karl P dem Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtes Jahr, von 1205 bis 1206. 1205 dem Grossen und denen Kaisern, Ottonen, an die Sachsen gekommen: so ist es durch Einbildung des Poͤbels, die kurz hernach der Zusammenflicker des Sachsenspie- gels in Schriften ausgebreitet, wohl moͤglich gewesen, daß man diese die Rechte der Christlichen Kaiser genennet hat. Denn jenes Jus Cæsareum Germanicum, so unter dem Titel Keiser-Recht noch ungedruckt herumwandert, obgleich ich einige Spuren seines Gebrauchs in diesen Laͤndern, sonderlich zu Luͤneburg und Hildesheim finde, ist doch eine viel neuere Geburt, und scheinet uͤber die Zeiten Kaiser Karls des IIII nicht wegzugehen. Die Gruͤnde dieser Muthmassung, die vielleicht bey anderer Gele- genheit sich entdecken lassen, halte ich fuͤr unnoͤthig, hier her zu schreiben. Daß aber das Jus Cæsareum scriptum, der Kaiser geschrieben Recht, welchem Heinrich der VII in einer zu Speier 1309 datirten Achtserklaͤrung wider die Moͤrder Kaiser Alberts des ersten, gefolget zu seyn gestehet, das roͤmische buͤrgerliche Recht gewesen sey, be- lehret uns desselben Jnhalt. Man sehe einmal, wie redlich diese Leute zu Werke gegangen. §. 16. Denselbigen Winter war eine Finsterniß, wodurch die Sonne einen guten Theil des Tages erschrecklich verdunkelt ward . Godefriedus Colon. beym Jahre 1206: Es entstand eine Sonnenfinsterniß den 28 Febr. um die zehnte Tagesstunde. Viele bezeugen, sie haͤtten in der Sonne einen Men- schenkopf gesehen. §. 17. Es war Bischof Albert der erste, der in Deutschland durch alle Flecken, Strassen und Kirchen umher zog und suchte Ritter auf die mit walfarten wolten. Er durchreisete Sachsen, Westphalen und Frisland, kam endlich bey der Hofstadt des Koͤnigs Philippi an; und da er von keinem Koͤnige sich einige Huͤl- fe versprechen konte, so wandte er sich ans Reich, sprach selbiges an, und erhielt von demselben mit algemeinem Beyfal des Kaisers und der Staͤnde Ju dem Revelschen Manuscript stehet blos: ad imperium se conuertit \& Liuoniam ab imperio recipit. Liefland . Vorbesagter Koͤnig Philippus versprach zwar, daß ihm jaͤhrlich hundert Mark Silbers zur Beysteuer solten gegeben werden wenn nur jemand auf Zusage haͤtte reich seyn koͤnnen. Der Koͤnig Otto war damals nicht am Hofe. Denn wie er von Coͤln aufgebrochen, kam er nach Braunschweig; wie er auch da seine Sachen in Ordnung gebracht, be- gab er sich zu Schiffe uͤber Meer nach Engeland, wo ihn der Koͤnig, sein Herr Vetter von muͤtterlicher Seite, und alle dessen Lords, mit grossen Ehrenbezeigungen aufnahmen, und eine Zeitlang bey sich behielten, sagt eben dieser Gottfried von Coͤln l. c. Uebri- gens komt noch eine andere Stelle unter folgendem Jahre n. 3 vor, da das Reich ein Recht auf Liefland affectiret. Hier sind die Worte: Quod diuitem fecisset Das Revelsche Manuscript hat blos die Aenderung: si promissis suis quispiam diues esse poterit. , oder sonst von gleichem Jnhalt, verloren gegangen. Des Des Bischof Alberts, neuntes Jahr, vom Jahr Christi 1206 bis 1207. §. 1. N achdem ganz Liefland sich nun hatte taufen lassen, so war im neun- 1206 ten Jahr seines Bisthums die Kirche GOttes stille, und genoß der Ruhe des Friedens, nur daß sie auf die Ankunft ihres Bischofs wartete. Der Erzbischof von Lunden aber und der Kanzler mach- ten sich mit allen den Jhrigen zur Ruͤckreise fertig, erreichten auch am Palmen Son- tage Gotland, und feierten das hochheilige Osterfest in ihrem Lande. Der Bi- schof von Riga kam nun auf Pfingsten zu Riga an, ward von allen mit Freuden empfangen, und hatte den Grafen von Peremunt, (Pyrmont), Gottschal- ken, und einen andern Grafen , nebst vielen andern auslaͤndischen Edlen, und ehrbaren Maͤnnern bey sich, die an dem Frieden der Kirche mit Theil nahmen, und die Mauer der Stadt so weit erhoͤheten, daß man nachher vor dem Anfal der Heiden nichts zu befuͤrchten hatte. Vielleicht der Graf Marquard von Sladem aus dem Bisthum Hildesheim, der beym Jahre 1209 n. 5 vorkomt. §. 2. Dem kleinen Koͤnig von Kukonoys aber, Vesceka, kam die Ankunft des Bischofs und der Pilger zu Ohren, daher machte er sich mit seinen Leuten auf, ihnen entgegen zu gehen, ward auch bey seinem Eintrit in Riga von allen sehr vornehm in Empfang genommen. Nachdem er in dem Hause des Bischofs viele Tage sich aufgehalten und viel Liebe genossen, sprach er endlich den Bischof gegen die Streifereyen der Litthauer um Huͤlfe an, mit dem Erbieten, ihm die Helfte seines Landes und seines Schlosses abzustehen . Der Bischof nahm das an, verehrte diesem kleinen Koͤnige viele Geschenke, sagte ihm Beystand an Mann- schaft und Gewehr zu, und ließ ihn vergnuͤgt nach Hause. Nachgehends hatte der Bischof seine Freude uͤber der Liven Bekehrung und Taufe; deswegen schickte er Priester an alle, nach Thoreida, nach Metsepole, nach Ydumaͤa, und nach der Dune, ließ Kirchen aufbauen, und setzte in diese Kirchspiele Prediger ein. Chytraͤus Saxon. lib. 1 p. 18 schreibet bey diesem Jahre also: Anno 1206 residirte der Russen Herzog, Viescus, zu Kokenhusen, und rief Alberten gegen die Litthauer zu Huͤlfe, dafuͤr er dem Bischof sein halbes Schloß und halbes Land pfandsweise zu be- sitzen gab. Was unten n. 8 folget, zeiget, daß ihm der halbe Theil des Schlosses Ko- kenhusen nicht als eine Hypothek, sondern als ein Lehn angetragen worden. §. 3. Es begab sich aber zu der Zeit, daß der HErr von Tage zu Tage die Anzahl und die Hausgenossen der Bruͤder von der Ritterschaft Christi vermehrte, daher es ihnen gut schien, daß sie, so wie ihre Personen und Arbeiten sich haͤuften, auch an Vermoͤgen und Guͤtern bemittelter wuͤrden, damit sie, weil sie in Kriegen und andern anhaltenden Strapazen des Tages Last und Hitze getragen, auch zusammen den Trost ihrer Arbeit, einen Groschen zum Tagelohn erhielten. Sie baten dem- nach den Herrn Bischof mit taͤglichem Ueberlaufen um den dritten Theil von Lief- land, wie auch von andern herumliegenden Laͤndern, und noch unbekehrten Voͤl- kern, welche der HErr durch sie zugleich mit den uͤbrigen aus Riga kuͤnftig hin dem christlichen Glauben unterwerfen moͤchte; damit, gleichwie sie mit staͤrkern Ausgaben beschweret wuͤrden, sie auch mehrere Einkuͤnfte zu geniessen haͤtten. Der Bischof aber, der gerne solche Maͤnner, die sich fuͤr das Haus des HErrn Tag und Nacht zur Mauer stelten, nach Art eines Vaters hegte, und ihre Zahl mehrte, wolte ebenfals gerne ihre Muͤhe und Kosten ersetzen, und gestand ihnen den ganzen P 2 dritten Geschichte des dritten Bischof Alberts, neuntes Jahr, 1206 dritten Theil von Liefland zu. Und weil er selbst Liefland mit der voͤlligen Oberherschaft und allen Rechten vom Kaiser erhalten, so uͤberließ er ihnen auch ihr drittes Theil mit allen Rechten und der Oberherschaft. Wegen der Laͤnder aber, die noch nicht erobert und bekehret waren, bedeutete er sie ganz vernuͤnftig, daß er nicht geben koͤnte, was er selbst nicht haͤtte. Wie sie aber mit ihren Bitten immer ernstlicher anhielten, zu rechter Zeit und zur Unzeit: ließ ers endlich an den roͤmischen Pabst gelangen, der durch einen gleichen Bescheid die noch nicht be- zwungenen Landschaften GOtt anheim stelte, und ihnen blos von den eroberten den dritten Theil zusprach. Dem Bischof uͤber Liefland ward auch in ihrem Antheil das Viertel von den Zehnden gelassen, damit sie als Vasallen ihre Unter- thaͤnigkeit erwiesen . Die Bruͤder der Ritterschaft theilten also auf Ersuchen des Bischofs Liefland in drey Theile, erkanten ihm aber, als Vater und Aeltesten, die erste Wahl zu. Daher als der Herr Bischof erst fuͤr sich des Caupo Gebiet, den Strich um Thoreida, nahm, suchten sich die Bruͤder von der andern Seite der Goiwe die Provinz Saccala aus, und liessen auch fuͤr den Bischof den dritten Theil in Metsepole uͤbrig. Wegen der andern Provinzen und Guͤter aber, (die nachher erobert wurden,) empfingen sie durchgaͤngig aaf eine andre Art eine nachherige Verguͤtung. Nachdem Liefland so in Theilung gebracht, schickte der Bischof Priester in seine Gegenden, und den Bruͤdern der Ritterschaft uͤbertrug er auch nachher voͤllig, ihr Theil fuͤr sich zu be- sorgen. Die paͤbstliche Bestaͤtigung ist erst 1210 erfolget, die wir an ihrem Orte sehen werden. §. 4. Auch ward in diesem Jahre Gottfried, einer von den walfahrenden Rittern, nach Thoreide verschicket, das Amt eines Advocaten in weltlichen Rechten zu verwal- ten. Dieser zog in den Kirchspielen umher, schlichtete die Rechtssachen und Streitigkei- ten der Leute, samlete sich brav Geld und Geschenke, brachte dem Bischof nur weniges und behielt fuͤr sich das meiste. Hieruͤber wurden einige andere Pilger unwillig, er- brachen seinen Kasten *) und fanden von den Diebsgeldern neunzehn Mark an Silber, ohne das viele andere, so er schon durchgebracht. Und weil er gottlos gehandelt, das Recht verdrehet, die Armen gedruͤcket, die Ungerechten losgespro- chen, die Neubekehrten ausgesauget: so geschahe es durch ein gerechtes Gerichte GOttes, daß er andern zum Schreck in solche Schande gerieth, und, wie uns nach- her berichtet worden, ein gar schlimmes Ende genommen. §. 5. Nach diesem dachten die Litthauer an alle die Jhrigen, die vor zwey Jahren von den Rigischen und Semgalliern erschlagen waren, und schickten durch ganz Liefland, brachten eine starke Armee auf die Beine, paßirten die Duͤne, und kamen, nachdem sie die ganze Nacht marschiret waren, den heiligen Abend vor Weihnachten nach Thoreide, gingen mit fruͤhem Tage uͤber die Coiwe, breiteten sich auf allen Doͤrfern aus, und weil sie in ein Land kamen , da das Geruͤchte von ihrem Anzuge die Einwohner nicht vorher in Verfassung gesetzet, hieben sie viele nieder, und schlepten noch mehr in die Gefangenschaft. Es waren aber eben am Weihnachtstage zwey Priester in der Kirche zu Cubbesele, welche fuͤr die Liven Messe hielten, Johann Strick nemlich und Dietrich Rabbe mit seinem Knechte. Als die erste Messe aus war, und Johann schon die andre hielt, liefen die Eingepfarrten, die von der ankommenden Armee Wind vernahmen, aus der Kirche heraus, und einige, die sich in die Schlupfloͤcher der Waͤlder versteckten, entkamen. Etliche die nach Hause eilten, wurden unterwegens gefangen; die mei- sten von 1206 bis 1207. sten aber niedergemacht. Und da nach geendigter epistolischen Festlection Sequentia ist jede Lection, die vor dem Evangelio vorhergehet, nach dem alten Meßbuche. Nach dem neuen ist es ein in Knittelversen abgefaster Lobgesang. das 1206 Evangelium abgelesen ward: sprengten die Litthauer mit ihren schnellen Pfer- den hin und her um die Kirche herum, kamen doch nicht hinein, weil GOtt seine Kirche bewahrte, sondern ranten nach dem Pfarrhause, nahmen Pferde und Vieh mit sich, und warfen Kleider, Eßwaaren, und alles was sie fanden, auf ihre Wagen. Und da sie uͤber dem Pluͤndern auf der Pfarre so lange sich verweilten, verrichtete der Priester unterdessen in der Kirche die hohe Messe des hochwuͤrdigen Nachtmahls des Leibes und Blutes Christi, hatte auch kein Bedenken sich selbst dem HErrn zum Opfer hinzugeben, und empfahl sich ihm. Der Priester Dietrich stand ihnen treulich bey, wartete mit auf, der Knecht hielt die Kirchthuͤre vest , und beyde staͤrkten ihn, daß er aus Furcht vor den Heiden das hohe Amt nicht ste- hen ließ. Wie nun durch GOttes Gnade die Messe vorbey war, nahmen sie die Bekleidung des Altars ab, packten alle Meßgewandte zusammen, legten sie in die Sakristey in einen Winkel, setzten sich neben einander und verbargen sich in diesen Winkel mit. Kaum daß sie damit fertig waren, siehe! so kam einer von den Fein- den in die Kirche, lief allenthalben herum, und fast bis in die Sakristey; wie er aber den Altar blos und ledig sahe, auch nichts antraf, was ihm anstand, sprach er mit aufgespertem Rachen: Ba! (ein Spruͤchwort, so bey dieser barbarischen Nation uͤblich ist,) und ging nach seinen Kammeraden. Nachdem nun die Lit- thauer alles weggenommen, was sie gefunden, gingen sie ihren Weg, und kaum waren sie aus dem Pfarrhause ausgezogen, siehe! so kam ein anderer und noch staͤrkerer Haufen als die vorigen, und wie sie das Haus gepluͤndert funden, eileten sie hinter den andern her, von denen einer in die Kirche kam, ohne von seinem Pfer- de abzusteigen; weil er aber nichts zu rauben antraf, und die Versteckten im Win- kel nicht zu Gesichte bekam, machte er sich wieder in aller Eil fort. Und da auch der dritte Trupp der Litthauer ankam, so sas einer von ihnen auf seinem Wagen, und fuhr durch die Kirche durch, sahe aber auch die Priester nicht. Diese dankten also GOtt, daß er sie gesund und frisch in dem Gesicht der Feinde erhalten. Sie gingen nach deren Wegzuge gegen Abend aus der Kirche, fluͤchteten nach dem Bu- sche, assen darinne drey Tage lang das truckne Brod und langten den vierten Tag in Riga an. Die Litthauer aber pluͤnderten die ganze Provinz rund herum, und versamleten sich des Nachts in dem Dorfe des Anno , brachen mit fruͤhem Morgen wieder auf, und fuͤhrten Weiber, Jungfrauen, kleine Kinder und eine grosse Beute an Vieh aus dem Lande. Aber eben in der Christnacht schickten die Liven Boten an den Bischof, mit Vermelden, der Litthauer Heer sey einge- brochen, und gleich darauf kam eine Nachricht nach der andern; und erzaͤhl- ten den Mord und die Gefangenschaft der Menschen, die Verwuͤstung der Kirchen, und allen Schaden, den die Heiden der neuen Gemeine zugefuͤget hatten. Auf diese Nachricht ließ der Bischof die Pilger, die Ordensbruͤder, die Kauf- leute und alle die Seinigen vor sich kommen, und that an sie die Vorstellung, daß sie sich zur Vergebung ihrer Suͤnden als eine Mauer um das Haus des HErrn stel- len und die Kirche von ihren Feinden willig erretten solten. Diese waren so gleich gehorsam, machten sich zur Schlacht fertig, und sandten an alle Liven und Letten mit Bedrohen und Vermelden: Wer nicht ausziehen und der christlichen Armee mit folgen wuͤrde, solle drey Mark Strafe geben. Also kam allen eine Furcht an und machten sich auf, den Rigischen bey der Duͤne entgegen zu ge- hen. Nach ihrem Aufbruch kamen sie in Lenewarden zusammen, und pasten unterhalb der Stadt in aller Stille auf den Ruͤckmarsch der Litthauer. Man schickte auch Kundschafter aus, ihren Weg zu beobachten. Diesen begegneten sie, als sie mit allen Gefangenen und Raube bey Lenewarden des Nachts auf dem Eise uͤber die Duͤne gingen. Jhr Heerfuͤhrer aber ruͤckte mit seinen Begleitern etwas naͤher hinauf ans Schloß, und wie er den Aeltesten des Schlosses aufgefordert, Q fragte Geschichte des dritten Bischof Alberts, neuntes Jahr, 1206 fragte er: Wo ist der Haufe der Christen? Geh, sagte er, melde den Christen, welche vor zwey Jahren meine aus Esthland zuruͤckgehende Armee gleichsam im Schlafe niedergehauen, sie sollen mich und alle meine Leute nun wachend fin- den. Wie die Christen das hoͤrten, eilten sie zum Streite des HErrn, setzten den Feinden mit fruͤhem Morgen nach, passirten ungefaͤhr um drey Uhr bey Asche- rade die Duͤne, und fanden sie da vor sich. Die Heiden, welche sahen, daß diese nachkaͤmen, erschracken uͤber gewisse Umstaͤnde und erhuben ein starkes Ge- schrey. Sie riefen auch die ihrigen zusammen und ruͤckten den Christen entgegen. Die Christen entsatzten sich vor diesem Geboͤlke und ihrer Macht gar nicht, son- dern verliessen sich auf GOtt, [Jm Lateinischen stehet, et ideo confidentes. Vielleicht hat ein Manuscript gehabt, et in deo confi- dentes, welches allerdings richtiger ist. brachen auch mit empor gehaltnen Fahnen in sie ein, hieben hier und da nieder, und machten das Gefechte auf beyden Theilen immer hitziger. Die Litthauer, die fast geschwinder und grausamer sind als andre Voͤlker, und vorher sich verlauten lassen, sie waͤren jetzo am besten wachend um sich zu schlagen, zeigten endlich nach einer langen und tapfern Gegenwehr den Ruͤcken; und wie sie zum Gefechte gewandt waren, so wurden sie noch weit schnel- ler zur Flucht. Einige flohen nach den Waͤldern, andere nach dem Wege, und liessen Gefangene und Beute im Stiche. Die Christen verfolgten sie den ganzen Tag, und toͤdteten ihrer viele; die uͤbrigen entkamen mit der Flucht. Darauf wandten sie sich zur Beute, und nahmen den Weibern und Kindern der Neubekehr- ten nebst allen Gefangenen die Ketten ab. Es kamen auch alle Neubekehrte, Liven so wol als Letten, samt den Deutschen zusammen, dankten GOtt fuͤr das verlorne und wiedergefundene Schaf, oder fuͤr die Schafe, die aus der Woͤlfe Rachen entrissen waren, theilten die Beute unter sich, und schickten alle erledigte Gefangene an ihre Freunde zuruͤck. Fuͤr venientes, moͤchte ich lesen, inuenientes. [Scheint doch wol auch venientes bey- behalten werden zu koͤnnen. Dieser Strik komt wieder beym Jahre 1213 n. 7 vor. Ostium Beyde Manuscripte lesen hier hostiam, wiewol das Rigische dieses Wort geaͤndert zu haben scheinet; habe daher die Grubersche Leseart beybehalten. pflegen die Moͤnche gern mit einem h. zu schreiben. Siehe die Geschichte Meinhards n. 4. §. 6. Nachdem der HErr seine Kirche von dem Ueberfal der Heiden befreyet, so besorgte der Bischof, sie moͤchten nach seiner Abreise ein gleiches thun, und Lief- land aller Orten verwuͤsten; daher gedachte er die Burg der Selen zu schlei- fen, welche ihnen allezeit bey ihrem Aus- und Einzuge zur Zuflucht diente, und fertigte durch ganz Liefland und Lethgallien Boten ab, zum Feldzuge die auf- zubieten, welche sich schon zum Christlichen Glauben geschlagen hatten. Wie nun eine grosse Armee beysammen war, schickte der Bischof den Abt Dietrich und den Praͤpositus Engelbert mit seiner ganzen Hofstatt und mit den Pilgern, nebst den Bruͤdern der Ritterschaft Christi aus, die Selen anzugreifen. Diese schlu- gen sich nach Ascherad, gingen uͤber die Duͤne, und fanden die Koͤrper der vor- her erschlagenen Litthauer noch unbegraben, die sie auf dem Wege zertraten, in guter Ordnung weiter gingen, und vor die Burg der Selen kamen. Sie schlos- sen die Burg auf allen Ecken ein, verwundeten viele auf den Werken mit Pfeilen, viele auf den Doͤrfern nahmen sie gefangen, viele machten sie nieder, trugen Holz zusammen, und zuͤndeten ein starkes Feuer an. Sie liessen den Selen keine Ru- he Tag und Nacht, und jagten ihnen manches Schrecken ein. Daher riefen diese die Aeltesten von der Armee heimlich zu sich und hielten um Friede an. Diese aber sprachen: Wenn ihr den wahren Frieden begehret, so entsaget der Abgoͤtterey, und nehmt den wahren Friedensstifter, der Christus ist, in euer Schloß auf, lasset euch taufen und weiset ein andermal die Litthauer, als Feinde des christlichen Na- mens, vor eurer Burg weg. Dieses Friedensformular stand ihnen an; sie haͤn- digten von 1206 bis 1207. digten die Geisseln aus, versprachen die Taufe und die Sacramente anzunehmen, 1206 schaften die Litthauer von sich und gelobten den Christen in allem Gehorsam an. Da sie nun ihre Knaben ausgeliefert hatten, ließ sich die Armee besaͤnftigen; wor- auf der Abt und Praͤpositus mit andern Priestern zu ihnen hinauf ins Schloß stie- gen, sie zum Glauben aufuͤhrten und unterrichteten, die Burg mit Weihwasser be- sprengten; die Fahne der heiligen Jungfrau Maria auf das Schloß pflanzten, sich uͤber die Bekehrung der Heiden freueten, GOtt fuͤr das Wachsthum seiner Gemeine priesen, und mit den Letthgallen und Liven froͤlich nach ihrem Lande kehrten. Seleburg liegt an der Duͤne oberhalb Kokenhusen, am Ufer nach Semgallen, so nachher die Residenz des Bischofs von Semgallen geworden, der deswegen der Sele- burgische Bischof geheissen. §. 7. Zur selben Zeit ward der Priester Alobrand mit einigen andern nach Un- gannien geschickt, die Guͤter der Kaufleute wieder abzufordern, die man ihnen vor Erbauung der Stadt Riga abgenommen, als sie nemlich von der Duͤne nach Pleskow mit Frachtwagen dahin gefahren. Der Stuͤckguͤter waren viel, so von denen Unganniern auf Anstiften der Liven unterwegens geraubet waren und kamen auf tausend Mark Hier hat das Revelsche Manuscript: nongentis marcis, um neunhundert Mark. und mehr zu stehen. Die von Ungannien gaben aber weder die Guͤter heraus, noch einige Antwort von sich, sie kuͤnftig zuruͤck zu liefern. Weswegen Alobrand, der sich hierum nicht sonderlich bekuͤmmerte und den Kopf vol von andern Dingen hatte, zuruͤck kam, und unterwegens den Letthgallen, die um die Ymer wohnten, das Wort GOttes von Annehmung der Taufe predigte, zumal, da schon ganz Liefland und viele von den Letthgal- len das Wort des HErrn angenommen. Diese freuten sich uͤber die Ankunft des Priesters, weil sie von den Litthauern oft gepluͤndert, von den Liven immer gedruͤckt, und durch die Deutschen erleichtert und geschuͤtzt zu werden hoften, und nahmen das Wort GOttes mit Vergnuͤgen an. Doch warfen sie vorher das Loos , und erforschten die Meinung ihrer Goͤtter: Ob sie die Taufe der Russen von Plescekow, die den grichischen Glauben mit andern Letthgallen von Tholowa hatten; oder der Lateiner und Deutschen ihren annehmen solten. Denn die Russen waren eben zu der Zeit gekommen, ihre Letthgallen von Tholowa zu taufen, welche ihnen allezeit Tribut erlegen musten. Das Loos fiel auf die Lateiner, und sie wurden also mit samt der Lieflaͤndischen Kirche denen in Riga beygezaͤhlet. Alobrand taufte auch einige Doͤrfer, ging nach Riga zuruͤck, und stattete dem Bischof Bericht ab. Dieser nahm an seiner Freu- de mit Theil und weil er wuͤnschte diese Gemeine stets zu versorgen: so sandte er seinen Scholaren, Heinrich, der in den geistlichen Orden getreten, mit diesem Alobrand dahin, und Alobrand kehrte nach der in diesen Gegenden volbrach- ten Taufe wieder zuruͤck. Der andre aber, da man eine Kirche erbauet, und ihn dabey eingesetzt, unterließ nicht bey ihnen zu wohnen und ihnen die Seligkeit des kuͤnftigen Lebens vorzuhalten, ob er gleich vielen Gefaͤhrlichkeiten unterwor- fen war. Das gehet auf alle Voͤlker, die des Criwe in Preussen Unterthanen waren, und sogar mit auf die Liven, wie Peter von Duisburg part. 3. c. 5. schreibet: Die Preussen fangen selten etwas wichtiges an, wo sie nicht vorher das Loos geworfen, und nach ihrer Manier von ihren Goͤttern erforschet haben, ob es gut oder schlecht fuͤr sie ablaufen werde. §. 8. Es entstand zu dieser Zeit eine Uneinigkeit zwischen dem kleinen Koͤnig von Kukenois und Danieln, einem Kriegsobersten von Lenewarden. Denn da der Koͤnig dessen Leuten allerhand Schaden zufuͤgte, und auf oftmalige Warnung Q 2 von Geschichte des dritten Bischof Alberts, neuntes Jahr, 1206 von dergleichen Beunruhigung nicht abstand; so machten sich des Daniels Knechte bey Nachte auf, eileten mit ihrem Herrn schnel nach des Koͤnigs Schlosse, kamen mit der Morgendaͤmmerung hin, und fanden die, so unten im Schlosse wa- ren, schlafen, anbey die Schildwache oben nicht gar wachsam. Sie kletterten also in der Geschwindigkeit hinauf, erstiegen die Hoͤhe der Vestung, begaben sich ins Schloß, hatten aber das Herz nicht die Russen, weil sie den Namen der Chri- sten fuͤhrten, todt zu machen, sondern droheten nur ihnen mit dem Schwerdte, und jagten einige in die Flucht; andere nahmen sie vest und liessen sie schliessen. Unter diesen fingen sie selbst den Koͤnig mit, und legten ihn in die Eisen; schlepten alle Habseligkeit im Schlosse auf einen Ort, bewachten sie fleißig, und riefen ihren Herrn den Daniel, der in der Naͤhe war und nur wartete, wie es ablief, zu sich. Er selbst aber verlangte den Rath des Bischofs uͤber diese Begebenheit einzuziehen, und schrieb alles an die Rigischen. Hieruͤber betruͤbte sich der Bi- schof mit allen seinen Leuten, weil er mit dem Vorgegangenen uͤbel zufrieden war, und befahl den Koͤnig wieder in seine Burg einzusetzen, und alle Guͤter wieder zu geben. Er ließ auch den Koͤnig vor sich kommen, beschenkte ihn reichlich mit Pfer- den, verehrte ihm viel Paar kostbarer Kleider, bewirthete ihn mit allen seinen Leuten das Osterfest gar freundlich, und wie er alle Mishelligkeit zwischen ihm und dem Daniel beygeleget, schickte er ihn mit Freuden nach seinem Schlosse wieder heim. Der Bischof dachte auch an sein Versprechen, was er ihm angelobet, als er von ihm die Helfte seines Schlosses annahm, und schickte mit ihm zwanzig brave Maͤnner mit ihrem Gewehr und Pferden, Soldaten, Steinschuͤtzen und Mauermei- ster das Schloß zu bevestigen, und es gegen einen Anlauf der Litthauer zu verthei- digen, versahe sie auch in allem nach ihrem Behuf auf seine Kosten. Der Koͤnig zog mit froͤlichem Angesichte von ihnen, ob er gleich innerlich mit Betrug schwanger ging, kehrte nach Kukenois und ließ den Bischof in Duͤnemuͤnde, der seiner Ge- wohnheit nach in Deutschland reisen wolte, um auf das folgende Jahr Pilger zu werben. Denn die, so das Jahr ihrer Pilgrimschaft schon ausgedienet hatten, stunden fertig nach Deutschland zuruͤck zu gehen; GOtt aber trieb sie, nachdem sie in Dunamunde schon lange gelegen, durch Gegenwind zuruͤck und ließ sie nicht aus. §. 9. Wie vorbesagter Koͤnig aber in Kukenois ankam, und nicht zweifelte, die Pilger wuͤrden mit dem Bischof schon abgesegelt seyn, er auch ganz gut wuste, daß nur eine Handvol in Riga nachgeblieben: so konte er seine untreue Tuͤcke nicht laͤnger im Herzen verborgen halten; sondern uͤberlegte es mit seinen Leuten, war- tete auf bequeme Zeit und Stunde, da fast alle Deutschen bey der Arbeit waren, und zur Erbauung des Schlosses Steine aus einer Grube brachen, auch indessen ihre Schwerdter und Gewehr oben auf der Grube abgeleget hatten, uͤber dem von dem Koͤnig, als ihrem Herrn und Vater, sich nichts befuͤrchteten. Und siehe! gleich kamen die Knechte des Koͤnigs und alle seine Maͤnner, nahmen den Deutschen ihre Schwerdter und Waffen, und machten viele wehrlose und blosse, so in der Ar- beit begriffen stunden, von ihnen nieder. Etliche davon entwichen, und flohen Tag und Nacht durch nach Riga, wo sie nach ihrer Ankunft das Geschehene erzaͤhlten. Es waren aber siebenzehn Mann geblieben, drey hatten mit der Flucht das Leben gerettet, der uͤbrigen Koͤrper hatten sie in die Duͤne geworfen und den Rigischen schwimmend wieder geschickt. Diese nun fischten die Leichname auf, so in dem Dienst GOttes ihr Leben verloren, und begruben sie andaͤchtig und mit Thraͤnen. Der verraͤtherische Koͤnig schickte auch die besten Pferde der Deutschen, ihre Mauerbrecher, Panzer und dergleichen an den Großkoͤnig Woldemar nach Moscau, bat ihn und uͤberredete ihn, seine Armee zusammen zu ziehen, und je eher je lieber zu kommen, um Riga wegzunehmen. Er ließ dabey sagen, es waͤ- ren nur wenig Mann darin geblieben, die besten unter ihnen todgeschlagen, und die andern mit dem Bischofe zuruͤck gereiset. Der Bischof war indessen in Duna- munde von 1206 bis 1207. munde vom Gegenwinde zuruͤck gehalten. Als er nun die Zeitung von der Er- 1206 mordung seiner Leute und der Verraͤtherey seiner Kirche erhielt, rief er alle Pilger zusammen, entdeckte ihnen den Schaden der Kirche unter Vergiessung der Thraͤ- nen, und noͤthigte sie Beschuͤtzer und tapfere Helfer der Kirche zu werden. Er sprach ihnen ein Herz ein, und erinnerte sie, das Zeichen des Kreuzes von neuem anzunehmen zur gaͤnzlichen Vergebung der uͤbersehenen Suͤnden; verhieß ihnen auch groͤssern Ablaß und das ewige Leben, wegen der langen Pilgrimschaft und der dabey uͤbernommenen sauren Arbeit. Wie sie das hoͤrten, so traten fast drey- hundert von den Vornehmsten herzu, nahmen das Kreuz wieder an, und scheue- ten sich nicht nach Riga wieder zu gehen, und sich zur Mauer um das Haus des HErrn zu stellen. Der Bischof warb uͤber dem noch viele um Sold an, schickte sie nach Riga zuruͤck; ferner kamen auch alle Deutsche, die durch ganz Lief- land zerstreuet waren, mit andern Landesaͤltesten der Liven nach Riga, die Kirche zu vertheidigen. Wie nun die Russen vernahmen, daß die Deutschen und Liven in Riga sich wieder versamleten, so waren sie fuͤr sich und ihr Schloß bange, weil sie verraͤtherisch gehandelt, und da sie sich nicht getraueten die Ankunft der Rigischen in ihrem Schlosse zu erwarten, so packten sie ihre Sachen ein, theilten die Pferde und Waffen der Deutschen unter sich, steckten das Schloß Kukenoys in Brand, und gingen ein jeglicher seinen Weg. Die Letthgallen und Selen, welche da wohnten, verkrochen sich in die dunkelsten Winkel der Waͤlder. Oftbemeldter kleine Koͤnig aber, wie er (hieran) uͤbel gethan, so wandte er sich nach Rußland, und wolte nachher nie wieder in sein Reich kommen . Er nennet den Monarchen der Russen einen Groskoͤnig Dis muͤste Grosfuͤrste heissen. Unser Auctor haͤtte wol Magnus Princeps, oder Magnus Dux setzen koͤnnen; da er aber diesen Herrn Magnus Rex nennet, so haben wir den Worten eigentlich folgen wollen, um die alte Benennung zu zeigen. , wie die Griechischen Ge- schichtschreiber den Persischen Monarchen tituliren. Chytraͤus am angefuͤrten Orte schreibet: Viesecus schlug die Litthauer, und als er hoͤrte, daß die Rußischen Herzoge von Novogrod und Plescow den Bischof be- kriegen wolten, ward er anderer Gedanken, und ermordete alle Deutschen, die zu Ko- kenhusen in Besatzung lagen. Wie er aber von den Deutschen, die diese Schmach raͤchen wolten, belagert ward; so steckte er sein Schloß in Brand, und nahm seine Zu- flucht nach dem Herzog von Plescow. Wie das aus unserm Chronikschreiber muͤsse verbessert werden, liegt am Tage. Nota. Herr Pastor Kelch bringet in dieses Jahr die Ankunft des Modenesischen Bi- schofs Wilhelms, als paͤbstlichen Gesandten in Liefland. Allein selbiger erhielt seine erste Volmacht vom Pabst Honorius III, den 30 December 1224, im neunten Jahr seiner paͤbstlichen Regirung; und die andere vom Gregorius VIII, den 21 Febr. 1234, im siebenten Jahr seiner Regirung; die uͤbrigen Befehle aber von 1236, 1237 und 1238, wie Raynald sie nach der Ordnung anfuͤhret. R Des Des Bischof Alberts zehntes Jahr, vom Jahr Christi, 1207 bis 1208. §. 1. 1207 W ie dis vorbey war, zog der Bischof im zehnten Jahr seines Bisthums nach Deutschland, unterschiedener Kirchenangelegenheiten wegen, sowol Pilgrimme, als andere Sachen, damit der noch neuen und nothduͤrftigen Kirche gedienet war, aufzubringen, nachdem er zuvor seine Gemei- ne in Liefland dem HErrn , den Pilgern und andern Einwohnern christliches Namens in Liefland, empfohlen hatte. Er hatte viel Beschwerlichkeiten auszu- stehen, da er herumzog, und aller Orten predigte. Die aber in Riga zuruͤck blieben, staͤrkten sich unter einander, verhielten sich als brave Maͤnner, und beve- stigten die Stadt von allen Seiten. Da sie nun die Einaͤscherung des Schlosses Kukenois erfuhren, schickten sie einige nach, die Russen auf der Flucht zu ver- folgen. Unter diesen befand sich Meinhard, Bard Bardus ist in der Revelschen Abschrift nicht zu finden, nach der Kigischen ist es der Zuname von Meinhard, und hier ist zugleich das Rigische mangelhafte Manuscript zu Ende. und einige andere Be- dienten des Bischofs, die denen Fluͤchtigen nachsetzten, und viele von ihnen in Waͤl- dern und Moraͤsten einholten, Letthgallen nemlich und Selen, die dem Rußi- schen Groskoͤnige zinsbar waren, um alles wusten, und bey Verraͤtherey und Hin- richtung der Deutschen huͤlfliche Hand geleistet! sie erhaschten auch einige Rus- sen, nahmen ihnen Raub und Gut ab, und erbeuteten etwas deutsches Gewehr wieder. Die sie fuͤr schuldig befanden, machten sie alle nach Verdienst grausam nieder, weil sie an der Verraͤtherey Theil genommen, und rotteten die Verraͤther aus diesen Gegenden aus. Man muß im lateinischen hier das Wort valedicens Beyde Manuscripte habens nicht; und man kan auch gar wohl annehmen, daß die Wortfuͤgung noch vom Wort committens abhange. suppliren. §. 2. Zu der Zeit hatten die Rigischen und die Christen in Liefland groß Ver- langen nach Friede, und konten ihres Wunsches doch nicht theilhaftig werden; sie suchten Gutes, und siehe! es erfolgete Unruhe. Denn nach der Flucht der Rus- sen hoften sie der Traufe entgangen zu seyn, es uͤberfiel sie aber ein einbrechender und naher Platzregen; weil Westhard, der Semgallen Herzog, die Kriege und das viele Ungluͤck noch nicht vergessen hatte, wenn ihn die Litthauer so oft uͤberzogen, und in allen Gegenden Semgalliens gepluͤndert hatten. Daher ruͤ- stete er sich zu einem Feldzuge gegen die Litthauer, und bat die Christen in Ri- ga demuͤthig um Beystand, fuͤhrte dabey an, daß er sonst auch schon den Rigi- schen gegen andere Heiden Beystand geleistet; und wandte ausser dem noch vor, daß das Loos seiner Goͤtter gluͤcklich ausgefallen. Hierauf versagten ihm die Ael- testen in Riga ihren Beystand, weil sie sich an das Loos seiner Goͤtter nicht kehr- ten, hauptsaͤchlich aber, weil ihrer sehr wenig waren, und widersprachen dismal dem Kriege gegen die Litthauer auf alle Art und Weise. Doch liessen sie sich endlich durch sein anhaltendes Bitten, und durch die eigensinnige Verwegenheit einiger dummen Leute, die mit ihm zu Felde gehen wolten, uͤbertaͤuben, und beschlossen, ihnen den Krieg nicht zu verwehren, sondern sie vielmehr im Gehorsam in Krieg zu schicken, damit sie nicht an Leib und Seele verloren gingen. Also gab man West- harden funfzig Mann oder einige mehr, Soldaten, Steinschleuderrr, ingleichen viele von den Bruͤdern der Ritterschaft Christi mit. Sie nahmen auch mit sich einen Priester aus Ydumaͤa, Danielen, und zogen in das Land der Semgallier, Wie von 1207 bis 1208. Wie nun diese zu Pferde sassen, und mit ihrer schimmernden Ruͤstung ankamen, 1207 wurden sie von den Semgalliern ganz guͤtig aufgenommen. Diese schickten auch gleich durchs ganze Land, brachten eine starke Armee auf die Beine, ruͤckten gegen Litthauen an, hielten da Nachtlager, und waͤhrendes Ausruhens fragten sie ihre Goͤtter uͤber den kuͤnftigen Ausgang, warfen das Loos, baten sich die Gunst ihrer Goͤtter aus, und beschworen sie mit der Anfrage, ob nemlich die Nachricht von ihrem Anmarsch schon kund geworden, und ob die Litthauer sich ins Feld stellen wuͤrden gegen sie zu streiten? Das Loos fiel, es waͤre sowol das Geruͤchte unter ihnen erschollen, als auch, daß die Litthauer sich zur Schlacht fertig hiel- ten. Daruͤber wurden die Semgallier nicht wenig bestuͤrzt, und fingen an, mit den Deutschen vom umkehren zu reden; weil sie vor der Litthauer Angrif sich sehr furchten. Die Deutschen aber gaben zur Antwort: Es sey ferne, daß wir dieses thun und vor ihnen laufen, und unserer Nation Schande machen; sondern last uns auf unsere Feinde losgehen, ob wir vielleicht mit ihnen fechten koͤnnen. Und es konten sie auch die Semgallier nicht auf andere Gedanken bringen: denn es waren der Semgallier eine unglaubliche Menge, auf die sich die Deutschen verliessen. Ohnerachtet nun So laͤst sich wol am fuͤglichsten abtheilen. Jm Lateinischen stehet undeutlicher, erat enim ‒ ‒ ‒ multitudo de quibus confidebant Teutonici, licet pluuiarum ‒ ‒ esset inundantia. Procedunt tamen \&c. des vielen und starken Regens, drungen sie doch beherzt in Litthauen ein, und vertheilten ihre Haufen auf die Doͤrfer her- um, die sie aber leer fanden; indem alle Leute mit Weib und Kindern davon ge- laufen waren. Wie sie nun daher befurchten, daß es zum Treffen kommen wuͤrde, zogen sie sich aufs geschwindeste zusammen, verweilten sich gar nicht, und machten sich noch denselbigen Tag zum Ruͤckmarsch fertig. Die Litthauer so dis merkten, umzingelten sie mit ihren schnellen Pferden von allen Seiten, tummelten sich ihrer Gewohnheit nach rechts und links mit ihnen herum, setzten bald ab, bald an, und verwundeten durch Lanzenwerfen und Pfeilschiessen gar viele. Die Deut- schen stopften sich nachher auf einen Haufen, hielten die Armee im Ruͤcken sicher, und liessen die Semgallen vorausgehen. Diese aber wurden den Augenblick in die Flucht geschlagen, und quetschten selbst durch Ueberreiten einer den andern todt; andere verkrochen sich in Waͤlder und Moraͤste, und die ganze Last des Tref- fens fiel den Deutschen auf den Hals. Daher einige sich tapfer wehreten, und lange fochten, weil ihrer aber Jm Lateinischen stehet, et; sol wol besser heissen, at. wenig waren, konten sie einer so grossen Macht nicht widerstehen. Es waren die braven Maͤnner dabey Gerwin und Rabodo, mit mehrern andern, die nach langem Gefechte zum theil verwundet ins Gras beissen musten, zum theil von den Feinden gefangen genommen und nach Lit- thauen geschlept wurden; theils durch die Flucht entkamen, und in Riga wie- der anlangten, zu berichten wie es abgelaufen. Der Ausdruck repræsente: Das Revelsche Manuscript hat hier repente, wiewol es an andern Stellen repræsente auch list. Jm Rigischen steht derepente, doch ist repræsente daruͤber geschrieben. (ploͤtzlich) komt alzuofte vor, als daß ich solte glauben koͤnnen, es waͤre ein Schreibfehler. §. 3. Die Stadt nun, die von der Flucht der Jhrigen und der Litthauer Kuͤhn- heit Nachricht erhielt, gerieth in Betruͤbniß: die Harfe der Rigischen verwan- delte sich in Trauerlieder, und ihr Gesang in die Stimme der Weinenden. Sie beteten gen Himmel, und alle Aeltesten und bescheidene Maͤnner faͤlten den Ausspruch, man solle kuͤnftig sich nicht mehr auf die Menge der Heiden verlassen, noch mit Heiden gegen andere Heiden kriegen; sondern auf GOtt hoffen, und mit allen schon getauften Liven und Letten kuͤhnlich unter alle Heiden gehen; wie auch geschahe. Denn dasselbe Jahr ward die Fahne der heiligen Jungfrau Maria von den Liven und Letten und Deutschen in Ungannien getra- R 2 gen Geschichte des dritten Bischof Alberts, zehntes Jahr, 1207 gen und also nachgehends unter alle Esthen und herumliegende Voͤlker; weil GOtt mitwirkte, der allein alle Reiche bezwungen. §. 4. Nach diesem brachen die Litthauer mit einer starken Heeresmacht in Sem- gallien ein, und fingen an alles todt zu schlagen und zu verheeren, was sie antra- fen. Doch die Semgallier laurten ihnen unterwegens auf, hieben die Waͤlder aus, und machten fast alle auf dem Ruͤckzuge nieder. Sie schickten auch von de- ren Beute den Rigischen, ihren erlittenen vorigen vielen Schaden etwas zu ersetzen, ansehnliche Geschenke zu. §. 5. Zu derselben Zeit schickte GOtt seiner Kirche zur Troͤstung viele Ordensleute, nach der Duͤne: Florenz Cassen Bey diesen Maͤnnern fehlen mir alle die Zunamen. , einen Abt Cistercienser Ordens: Ro- bert Gilbanen, einen Coͤlnischen Kanonicus, Conrad Kolben, von Bre- men, mit etlichen andern; davon einige in dem Kloster Duͤnemuͤnde, etliche mit den Bruͤdern der Ritterschaft den heiligen Ordenshabit erwaͤhleten , etliche zur Arbeit des Predigens schritten: uͤber aller deren Ankunft die noch kleine Ge- meine sehr erfreuet und gestaͤrket ward, und nach den betruͤbten Kriegen GOtt dankte, der immerdar die Seinigen in allerley Anfechtungen zu troͤsten nicht auf- hoͤret. Also haben auch die Schwerdtbruͤder der Manier der uͤbrigen geistlichen Ritterorden es nachgemacht, und Priester gehalten, die im Orden stunden, und nach dessen Regel le- ben musten. §. 6. Und es begab sich, da schon ganz Liefland und Letthigallien getauft war, daß die Landesaͤltesten von den Letten, Ruscin aus dem Schloß Soteele Jch lese Soteske und Hiaͤrne Sotecke, welches Sotack im Doͤrptschen ist. , Waridote von Antine, Taliald von Beverin, wie auch Bertold, Bruͤ- der der Ritterschaft von Wenden ihre Boten an die Esthen nach Ungannien schickten, Recht zu begehren uͤber alle von ihnen zugefuͤgte Beleidigungen. Denn die Letten waren vor Annehmung des Glaubens geringschaͤtzig und veracht , und standen von den Liven und Esthen viel Unrecht aus; daher sie uͤber die An- kunft der Priester sich desto mehr freueten, weil sie alle nach der Taufe gleiches Recht und gleichen Frieden zugleich genossen. Die Esthen kehrten sich an den Vortrag der Abgeordneten wenig, thaten auch keine Genugthuung, sondern sand- ten mit denselben ihre Boten nach Letthigallien. Und da die Bruͤder der Rit- terschaft nun in Wenden schon seßhaft waren, schickten sie Bertolden, als den vornehmsten unter ihnen zum Vergleich der Letten mit den Esthen. Es kam auch von Seiten des Bischofs der Priester Heinrich und noch mehrere Letten. Also fingen sie an sich zu besprechen, was zum Frieden und zur Gerechtigkeit abzie- lete. Allein die Abgeordneten der Esthen verachteten sowol den Frieden mit den Letten, als wegerten sich auch, das ihnen unrechtmaͤßig entwandte zuruͤck zu liefern, daher widersprachen sie den Letten in allen Stuͤcken, droheten sich feindlicher Weise Fuͤr inuicem lese ich inimice. mit ihren sehr spitzigen Lanzen, und gingen aus einander, ohne daß man uͤber einem Formular des Friedens haͤtte koͤnnen eins werden. Nachdem indessen etli- che Kaufleute und Deutsche aus Gothland dazu kamen, machte sich Waridote mit andern Landesaͤltesten der Letten auf, gingen nach Riga, und suchten demuͤ- thig um Huͤlfe an, wider der Esthen Gewaltthaͤtigkeit. Die Rigischen nun erwegten, wie ihnen ebenfals Unrecht geschehen, und wie vormals ihren Kaufleu- ten sehr viele Guͤter von denen Unganniern abgenommen worden, gaben also diesem von 1207 bis 1208. diesem Ansuchen Gehoͤr, und sagten eine Armee zu; zumal, da ihre eigne Boten 1207 so sie dieser Kaufmannsguͤter halber abschickt, ofte von den Unganniern veracht und verlacht zuruͤck gekommen, und sie das unrechtmaͤßig entwandte nicht erstatten wolten. Die Rigischen riefen hierauf den almaͤchtigen GOtt und die heilige Mutter GOttes, Maria, die unbefleckte Jungfrau, um Huͤlfe, an, und zogen mit den Bruͤdern der Ritterschaft, und Dietrichen, des Bischofs Bruder, mit den Kaufleuten und uͤbrigen Deutschen nach Thoreida, boten in ganz Liefland und Lettigallien eine starke und grosse Macht auf, marschirten Tag und Nacht, erreichten Ungannien, pluͤnderten die Doͤrfer, machten die Heiden alle nieder, raͤchten alle Beleidigungen mit Feuer und Schwerdt, versamleten sich endlich bey dem Schlosse Odempe, das ist, Baͤrenkopf Odempe, caput ursi, oder wie das Revelsche Manuscript hat, caput ursæ, Baͤrenkopf, duͤrfte viel- leicht nicht jedem gleich, der Abstammung wegen, begreiflich fallen, indem die Esthen einen Baͤr Kar- ro, oder Wanna must, den alten schwarzen nennen. Daß aber das Wort Ott in alten Zeiten ei- nen Baͤr bedeutet, erhellet nicht nur aus dieser Stelle, indem die Bauren den Ort noch Ottepeh heissen; sondern auch aus dem noch uͤbrig gebliebenen aberglaͤubischen Gebrauch dieses Namens. Denn wenn sie Haber saͤen, pflegen sie aus Aberglauben das Gesichte nach einer besondern Gegend zu kehren, damit es der alte Ott nicht sehe, oder wenn sie einen Baͤr geschossen, stossen sie ihn wol aus Zorn mit dem Fusse an, und sagen: Du alter Ott; weil sie dieses schaͤdlichen Thieres rechten Namen nicht gerne nennen. Sonst sol der Schloßberg von Odempeh der Figur eines Thierkopfs nicht unaͤhn- lich seyn. , und steckten selbiges in Brand. Nach dem lagen sie drey Tage stille, und brachen den vierten Tag, mit Vieh, Ge- fangenen und der ganzen Beute wieder nach ihrem Lande auf. Die Letten kehrten auch wieder in ihr Land, bevestigten ihre Schloͤsser, und suchten sich zum Krieg gefast zu halten. Sie brachten alles das Jhre in die Schloͤsser zur Sicher- heit, erwarteten die Armee der Esthen und stunden in Bereitschaft ihnen entge- gen zu gehen. Die Ungannier riefen demnach die von Saccala zu Huͤlfe, drungen ploͤtzlich in das Land der Letten, in die Gegend von Tricatien, ver- branten einen Letten, Namens Wardeke, lebendig, machten andere zu Gefan- genen, fuͤgten den Letten vielen Schaden zu, belagerten die Burg Beverin, und stuͤrmten den ganzen Tag auf die Letten, die sich im Schlosse befanden. Die Letten aber thaten einen Ausfal, gingen tapfer auf die Feinde zu, mit ihnen zu schlagen, toͤdteten fuͤnfe Jn meiner Abschrift steht quinque. von ihnen, nahmen ihnen die Pferde ab, liefen wieder ins Schloß zu ihrem Priester, so damals zu Hause war, und preiseten alle mit ihm GOTT, den sie fuͤr sich streiten sahen. Unter diesen war Roboam einer von den tapfersten, der sich mitten unter die Feinde wagte, zweye von ihnen erlegte, und auf der andern Seite des Schlosses frisch und gesund zu den Seinigen kam, auch GOTT fuͤr diesen besondern Ruhm dankte, den ihm der HErr an den Hei- den verliehen. Auch ihr Priester, der sich aus dem Sturm der Esthen wenig machte, stieg auf die Vestungswerke des Schlosses, und spielete, indem die andern stritten, auf einem musikalischen Jnstrumente, und betete zu GOtt. Die Bar- baren, so dieses angenehme Lied und den helklingenden Thon des Jnstruments hoͤrten, blieben stehen, weil sie in ihrem Lande dergleichen nicht gehoͤret hatten, hielten auch mit dem streiten inne, und wolten die Ursache dieser Lustbarkeit gerne wissen. Die Letten aber gaben zur Antwort: sie freueten sich und lobten den HErrn deswegen, weil sie neulich die Taufe empfangen, und saͤhen, daß sie der HErr beschuͤtze. Hierauf thaten die Esthen einen Vorschlag, den Frieden zu er- neuren. Die Letten aber versetzten: Jhr habt noch nicht die Guͤter ausgeliefert, welche ihr den deutschen Kaufleuten so wol als uns oftmals abgenommen. Es kan aber unter Christen und Heiden weder ein Herz noch eine Seele, noch ein vester Friedensplan stat finden, wo ihr nicht mit uns das Joch des Christenthums und eines ewigen Friedens auf euch nehmet, und nur einen GOtt verehret. Als die Esthen das hoͤrten, kehrten sie mit groͤstem Verdruß von der Burg weg; die Letten aber fielen ihnen in den Ruͤcken, und verwundeten sehr viele. Sie S schickten Geschichte des dritten Bischof Alberts, zehntes Jahr, 1207 schickten auch die Nacht durch an den Meister der Ritterschaft Christi in Wen- den Vinno der damals zu Hause war, und baten, er moͤchte mit seinen Leu- ten kommen, den Esthen nachzusetzen. Dieser berief alle Letthen, in der her- umliegenden Gegend, und erreichte mit fruͤhem Tage Beverin, befand auch, daß die Armee der Heiden schon laͤngst abgezogen, und verfolgte sie also den ganzen Tag. Die Nacht aber drauf fiel ein entsetzlicher Frost ein, und da fast alle Pfer- de hinkten, konten sie die Feinde nicht einholen, weil selbige, nach dem sie das Vieh getoͤdtet, und die Gefangenen frey gelassen, auf der Landstrasse flohen und keinen weitern Krieg abwarten wolten, jeder also nach seiner Heimat gekehret war. Die Letthen von Beverin betruͤbten sich uͤber den Tod der ihrigen, welche von den Esthen niedergemacht, und mit Feuer verbrant waren, und schickten an alle Letten in der Nachbarschaft, sie moͤchten sich Marschfertig halten, damit sie mit GOttes Huͤlfe sich an ihren Feinden raͤchen moͤchten. Daher sich Russin, so der tapferste unter den Letten war, und Waridote mit allen Letten, die in seinem Gebiete wohnten, bey vorerwehntem Schloß Beverin in grosser Menge sich versamleten. Sie vereinigten sich demnach wider die Esthen und ruͤsteten sich der- selben Land zu verheeren, legten ihre Waffen, so sie hatten, an, gingen eine Tag- reise, machten Halte, und stelten die Armee in Ordnung, marschirten Nacht und Tag, und brachen in die Provinz Saccala ein. Daselbst trafen sie Maͤnner und Weiber und Kinder in ihren Wohnungen, auf allen Doͤrfern und aller Orten an, machten nieder, was ihnen vor die Hand kam, von fruͤhe bis auf den Abend, so wol Weiber als Kinder, auch drey hundert von den besten Maͤnnern und Landes- aͤltesten der Provinz Saccala, ohne noch unzaͤhlige andre, bis ihre Haͤnde muͤde und die Arme der Wuͤrger von alzuvieler Niedermetzelung des Volks kraftlos wurden. Da nun alle Doͤrfer durch das viele Blut der Heiden gefaͤrbet waren, kehrten sie Tages darauf zuruͤck, brachten aus allen Doͤrfern viele Beute zusammen, schlepten vielen Anspann, und ander Vieh auch sehr viele Maͤdgen mit sich weg, derer die Armee in diesen Laͤndern allein zu schonen pfleget, und verzoͤgerten sich in ihrem langsamen Ruͤckmarsch unterwegens viele Tage; denn sie hielten sich im- mer fertig, wenn etwan die uͤbrigen Esthen ihnen in Ruͤcken fallen wolten. Doch die Esthen wagten wegen ihrer grossen Niederlage nicht zu kommen und den Letthen nachzuziehen, sondern lasen viele Tage lang die betruͤbten Leichen zusam- men, welche die Letten erschlagen, verbranten sie mit Feuer , und begingen nach ihrer Art deren Leichenbegaͤngniß mit vielen Wehklagen und Saufen. Die Letten aber setzten sich bey dem See Astigerwe Die Burtnickische See. , und kehrten froͤlich, nach voͤllig unter sich getheilter Beute, wieder nach Beverin. Da sie nun daselbst den Bruder der Ritterschaft Bertolden antrafen, wie auch ihren eignen Prie- ster, mit einigen Soldaten und Schuͤtzen des Bischofs, verehrten sie ihnen von allem etwas. Und weil es eben der Sontag Gaudete war, lobten alle einmuͤthig und mit Freuden GOtt, der durch die Neubekehrten auch unter andern Nationen eine so grosse Rache angerichtet. Russin ging wieder nach seinem Schlosse Beverin, that seinen Mund auf und sprach: Meine Kindeskinder werden das ihren Kindern erzaͤhlen bis ins dritte und vierte Glied, was Russin mit Huͤlfe des Hoͤchsten an den Leichen der Saccalaner gethan. Wie Hermann der Liven Advocat dieses hoͤrte, ward er auf die Letten ziemlich ungehalten, weil der Krieg gegen die Esthen mehr und mehr von neuem angehen solte, deswegen schickte er hin, berief alle Landesaͤltesten der Liven und Letthen, und hielt mit ihnen, wie auch mit den Deutschen Rath, ob ihrer gleich noch wenig waren und wenig Deutsche im Lande wohnten. Es schien allen rathsam mit den Esthen Friedensunterhandlungen zu pflegen, bis der Herr Bischof kaͤme, der in Deutsch- land war Pilger aufs nachfolgende Jahr aufzubringen. Dieser Ausspruch war auch den Esthen beliebig, welche den Frieden so gleich annahmen, weil sie nach Hin- von 1207 bis 1208. Hinrichtung ihrer Vornehmsten vor den Letthen schon anfingen grosse Furcht zu 1207 haben; und weil die Sache noch nicht ausgemacht war; machten sie eine Art eines Waffenstilstandes auf ein einzig Jahr. Das Schloß Wenden, war das vornehmste von dem Theil Lettiens, so die Bruͤ- der der Ritterschaft Christi zu ihrem Antheil bekommen hatten. Daruͤber war, wie wir sehen, einer gleichsam als Commendator gesetzet, der unter dem Ordensmeister, welcher zu Riga sich beym Bischof aufzuhalten pflegte, das Schloß vertheidigte, uͤber die dasigen Ordensbruͤder die Aufsicht hatte, und sie im Kriege anfuͤhrte. Die Letten scheinen unter den Liven eben so angesehen worden zu seyn, als bey den Malabaren die Poreier unter den Suttirern. Die erste Erwehnung des ersten Ordensmeisters der Bruͤder von der Ritterschaft Christi hat uns angetrieben, seine Herkunft auszuforschen. Wir haben aber nichts ausgerich- tet, denn ausser einem gewissen Vinold, kuͤrzer Vinno, Buͤrgermeister zu Hamburg, der als Zeuge in einer Urkunde von Anno 1190 vorkomt, haben wir nichts angetroffen, was diesem Namen gleich laute. Die Neuern, welche die Gebraͤuche aͤlterer Zeit nach der Manier der ihrigen beurtheilen, fuͤhren hier einen Edelmann auf den Schau- platz’, und nennen ihn Vinand von Rorbach, mit welcher Zuverlaͤßigkeit, ist noch nicht bekant. Joh. Messenius Scond. tom. 10. p. 6. macht nicht ohne Wahrschein- lichkeit die ersten Schwerdtbruͤder zu Rathsherrensoͤhnen aus Bremen und Luͤbek, (ich thue auch Hamburg hinzu,) dergleichen der Ordensmeister Vinno seyn koͤnnen, da eben nicht gelesen wird, daß man bey Aufnehmung dieser Ritter nach ihren adlichen Ahnen gefraget. Nach der Heiden Weise, die auch in Deutschland im Schwange gegangen, aber von Karl dem Grossen ernstlich untersaget, und von den zum Christenthum gebrachten Hei- den muste verschworen werden. Der erste an die Sachsen ergangene Befehl befindet sich bey Baluz. Capitular. tom. 1. p. 253: Wer einen verstorbenen Menschenleib nach Art der Heiden durch Feuer verzehren, und seine Gebeine zu Asche brennen wird, dem sol es das Leben kosten. Der andere folgte p. 254: Wir befehlen, daß die Leiber der christlichen Sachsen auf die Kirchhoͤfe, und nicht zu den Graͤbern der Heiden getragen werden. An dieses Gesetze dachte Adolph, Graf von Schaumburg, und befahl bey Einweihung der ersten Kirche zu Oldenburg in Wagrien, Anno 1156 den her- umliegenden Slaven, daß sie nicht allein die Festtage zur Kirche kaͤmen, das Wort GOttes zu hoͤren, sondern auch ihre Todten auf den Kirchhof zu begraben braͤchten. Helmold libr. 1. c. 83. n. 18. Daher nach Verbindung der Deutschen und Lieflaͤn- dischen Ritter die Neubekehrten dem 1249 nach Preussen abgeschickten paͤbstlichen Ge- sandten unter andern versprachen, daß sie und ihre Erben in Verbrennung der Todten und in allen andern Stuͤcken, die Gebraͤuche der Heiden nicht weiter beobachten, son- dern ihre Todten, christlichem Gebrauch nach, auf die Gottesaͤcker begraben wolten. Den ganzen Vergleich hat Hartknoch in des Duisburgensis Chronicon Prussicum beygebracht. Nota. Jn dieses Jahr setzet der Herr Pastor Kelch die Erbauung des Doms zur alten Pernau. Wir sprechen dieser Stadt nicht gerne die Ehre des Alterthums ab; so viel ist aber aus diesem Werke erweißlich, daß, obgleich die Rigischen die Provinz Sa- letsa und Sogentagana sehr ofte durchzogen, dennoch nirgends eine Spur vorkomt, wo nur einer Kirchenverfassung, geschweige einer Stiftskirche Erwehnung geschicht. S 2 Des Geschichte des dritten Bischof Alberts, eilftes Jahr, Des Bischof Alberts eilftes Jahr, vom Jahr Christi 1208 bis 1209. §. 1. 1208 D er Bischof Albert langete im eilften Jahre seines Bisthums wieder aus Deutschland an, und hatte in seiner Reisegeselschaft eine zahlreiche Menge Pilger. Unter diesen waren Rudolph von Jericho und Wolther von Hamersleven, und andere mehrere Vornehme, Ritter und Geist- liche mit allem ihrem Volke, die sich allesamt auf das gefaͤhrliche Meer begeben, und in Liefland ankamen. Auf ihr Anrathen berief der Bischof alle schon laͤngst bekehrte Liven und Letten zusammen, und erinnerte sich der grossen Kraͤn- kung, in welche der Koͤnig Vesceka von Kukenois ihn und die Seinen voriges Jahr gesetzet, als er die Ritter, und seine Bedienten, so er auf seine Bitte ihm mit vielen Kosten wider die Litthauer zu Huͤlfe geschickt, mit List und grossem Betrug niedergemacht, und wandte sich mit allen Pilgern und seiner Armee nach Kukenois. Da er nun den Schloßberg an sich selbst wuͤste, und wegen Unsau- berkeit der ehmaligen Einwohner voller Ungeziefer und Schlangen fand, befahl und bat er diesen Berg zu reinigen und wiederherzustellen, ließ ihn mit vesten Wer- ken versehen, bauete ein sehr vestes Schloß daselbst, hinterließ dabey Soldaten und Steinschuͤtzen mit seinen eigenen Bedienten, das Schloß zu bewahren, ließ es auch mit vielen darauf gewandten Kosten genau bewachen, damit nicht etwan der Litthauer Geschwindigkeit, oder der Russen Verstellung und List ihnen den vorigen Possen spiele. Er uͤberließ zugleich an oberwehnten Rudolph von Je- richo zwey Theile Jm Manuscripte stehet medietatem, die Helfte, daß also der Bischof den vierten Theil fuͤr sich be- halten. des Schlosses in seinem Namen, und den Bruͤdern der Ritterschaft gab er ihren dritten Theil. Nachdem er sie daselbst gelassen, und alles wohl eingerichtet, kehrte er nach Riga wieder zu seiner Gemeine. Die Letten aber fielen immittelst mit zwey Armeen in Litthauen ein, machten ver- schiedene nieder, nahmen manche gefangen, und langten wieder bey unsern Leu- ten in Kukenois an, begaben sich auch hierauf mit dem Bischof und allen den Jhrigen wieder nach Hause. Chytræus Saxon. l. 1. p. 18. Jm Jahr 1208 machte Albert Rudolphen von Jeri- cho uͤber das von ihm daselbst erbauete Schloß (nemlich Kokenhusen ) zum Commen- danten. §. 2. Zu derselben Zeit war einer unter den Bruͤdern der Ritterschaft , Wigbert, der vielleicht sein Herze mehr zur Liebe der Welt als zur Ordenszucht geneiget, und vor seine Person unter den Bruͤdern viele Mißhelligkeiten angestiftet hatte. Dieser, weil er einen rechten Abscheu an dem Umgang der Heiligen, und einen Ueberdruß an dem Ritterorden Christi spuͤren ließ, kam zu dem Priester nach Ydumea und gab vor, er wolle daselbst warten, bis der Bischof kaͤme und gegen denselben in allem sich folgsam erweisen. Die Bruͤder der Ritterschaft aber, Bertold von Wenden und einige an- dere Bruͤder und Bediente, setzten dem Bruder Wigbert als einem Entlaufenen nach, bekamen ihn in Ydumea, fuͤhrten ihn wieder nach Wenden und legten ihn in Ei- sen. Als Wigbert des Bischofs Ankunft vernommen, bat er um seine Loslas- sung und um die Freyheit nach Riga zu gehen, versprach auch dem Bischof und den Bruͤdern gehorsam zu seyn. Die Bruͤder freueten sich und hoften, ihr Mit- bruder wuͤrde nach so vielen widrigen Verdrießlichkeiten als der ungerathne Sohn Busse thun; schickten ihn also mit allen Ehren nach Riga und thaten ihn wieder in die Bruͤderschaft. Dieser aber, nachdem er als ein Judas unter den Bruͤdern sich eine kleine Zeit aufgehalten, oder besser, als ein Wolf unter den Schafen, wuste von 1208 bis 1209. wuste sein tuͤckisches und verborgenes Vorhaben nicht laͤnger zu verbergen, und war- 1208 tete auf einen bequemen Tag, da er das Maß seiner Bosheit, die er im Herzen hegte, koͤnte vol machen. Und es geschahe an einem Festtage, daß, als die uͤbri- gen Bruͤder mit andern Leuten ins Kloster gingen, er inzwischen den Ordensmei- ster der Ritterschaft, Vinno, und Johannes, den Priester der Bruͤder, zu sich rief, mit dem Vorgeben, er wolle ihnen seine Heimlichkeit eroͤfnen; spaltete aber gleich mit seiner Streitaxt, die er immer bey sich zu fuͤhren pflegte, auf dem ober- sten Zimmer seines Hauses dem Ordensmeister den Kopf von einander, und er- mordete zugleich den Priester mit samt dem Ordensmeister auf einer Stelle Herr P. Kelch setzt diese Mordthat zuruͤck bis ins Jahr 1223, doch ohne Grund. Vermuthlich, weil er hier das Manuscript nicht gelesen, sondern der Preußischen Chronik gefolget. . Wie es unter den andern Bruͤdern ruchtbar ward, und der Thaͤter aus seinem Hause in die Kapelle sprang, so liefen sie nach, griffen ihn, und richteten ihn nach weltlichem Urtheil, seinem Verdienste gemaͤß, gewaltsam hin. Nachdem nun die Bruͤder mit grossen Wehklagen ihren treuen und gottseligen Meister Vinno samt dem Priester beerdiget, setzten sie Volquin an seine Stelle, einen so wol from- men und gutthaͤtigen als mit allen Tugenden begabten Mann. Dieser uͤbernahm nachher so wol in Gegenwart, als in Abwesenheit des Bischofs das voͤllige Com- mando uͤber das Heer des HErrn in allen Feldzuͤgen, fuͤhrte die Kriege des HErrn mit Freuden und ging aus und ein bey allen herumliegenden Heiden. Es stun- den ihm auch alle seine Bruͤder bey, und der Arm des HErrn war jederzeit mit ihnen. Die neuern Scribenten nennen ihn Wigberten von Soͤst, einem Staͤdgen in West- phalen, mit welcher Gewißheit, weiß ich nicht. Heinrich der Loͤwe hatte 1161 un- ter andern Zeugen auch einen Volquin von Soͤst, Burgemeister in Luͤbek, Man meint fast, dieser sey der Mundschenke von Wintersteden gewesen. Dafuͤr moͤ- gen die Schriftsteller stehen. Denn die Mundschenken von Wintersteden, des heili- gen roͤmischen Reichs Beamte und Truchsesse von Waldpurg, hiessen mit ihrem Ge- schlechtsnamen von Tanne, und waren von den vornehmsten Familien aus Schwa- ben. Ursperg, beym Jahr 1221. Die von Oberdeutschland aber, ob sie gleich in den Deutschen Ritterorden getreten waren, hatten mit denen, so Liefland be- zwungen, nichts zu thun. Eben die Vertheidiger jener Meinung thun dem Volquin nach seinem Tode noch zu viel, da sie seine meisten Thaten seinem Vorgaͤnger Vinno zuschreiben, und des Vinno Meisterthum bis Anno 1223 verlaͤngern. Dieses ist selbst Schurzfleischen begegnet hist. Ensifer. p. 4. der schlechten Erzaͤhlungen beygetreten, wider welche einer einen dreyfachen Panzer um die Brust nehmen muß, wenn er die aller- aͤltesten Berichte und Begebenheiten voriger Zeit sorgfaͤltig erzaͤhlen wil. §. 3. Als auch in eben diesem Jahre der Probst zu Unsrer Lieben Frauen, Engel- bert , mit Tode abging, nahm der Bischof einen sanftmuͤthigen, bescheidenen und in allen seinen Wegen vorsichtigen Mann aus dem Kloster Stethen an, Namens Johannes, setzte ihn an die Stelle seines Bruders, gewesenen Probstes, und gab ihm die Kirche Unserer Lieben Frauen unter seine Aufsicht. Und da die- ser Johannes von der Regel und dem Orden des heiligen Augustinus war, die einen weissen Ordenshabit trugen, der die Reinigkeit in der That bedeutet: so ließ der Bischof zur Beybehaltung dieser Tracht, die schwarzen Kutten und Kap- pen, oder Moͤnchmuͤtzen der Domherren bey dieser Kirche, in weisse veraͤndern. Weil man auch sich vor den Heiden von innen und aussen zu fuͤrchten hatte, so wohnte diese Versamlung innerhalb der alten Stadt in der zuerst erbaueten Kir- che. Nach Einaͤscherung der Kirche und der Stadt aber, fingen sie ausserhalb den Mauern an bey der Duͤne die Kirche Unserer Lieben Frauen zu bauen, und daselbst sich niederzulassen. Die Pilgrimme, so dieses Jahr hier zubrachten, wa- ren zu allem Gehorsam fertig, sowol bey Auffuͤhrung der Mauer, als auch in an- dern Dingen, worinne sie GOTT dienen konten. T d ) Des Geschichte des dritten Bischof Alberts, eilftes Jahr, 1208 Des Bischofs Bruder, als Probst des Rigischen Domkapitels. Stade etwan? Jch sehe, daß auf ein Kloster Augustinerordens gezielet werde; es mag auch liegen wo es wolle. Jch zweifele aber, ob diese von Cranzen entlehnte Re- densart einen Deckmantel meiner Unwissenheit abgeben koͤnne. Die Feuersbrunst in Riga wird beym Jahr 1213 n. 6. erzaͤhlet. §. 4. Wie es gegen den Herbst ging, hielt der um die Befoͤrderung und Beschuͤ- tzung der Lieflaͤndischen Kirche allezeit bekuͤmmerte Bischof einen Rath mit seinen verstaͤndigsten Maͤnnern, und uͤberschlug sorgfaͤltig, wie er die neuange- legte Kirche vor den Nachstellungen der Letten und Russen frey behalten moͤchte. Und da er an alle das Ungluͤck dachte, so der Koͤnig von Gerceke mit den Litthauern der Stadt Riga, den Liven und Letten verursachet: so ward beschlossen, gegen die Feinde des christlichen Namens ins Feld zu ruͤcken. Denn der Koͤnig Wissewald von Gercike war ein Erbfeind der Christen, und sonderlich derer von der Lateinischen Kirche. Er hatte die Tochter eines vorneh- men Litthauers geheirathet, und war gleichsam einer aus ihnen, nemlich, ihr Schwiegersohn, und sehr vertrauter Freund, wie auch deswegen ihr oftmaliger Heerfuͤhrer . Er bewilligte ihnen nicht allein den freyen Paß uͤber die Duͤne, sondern er gab ihnen auch Lebensmittel, sowol, wenn sie nach Rußland, als nach Lief - und Esthland zogen. Die Litthauer hatten auch damals in densel- ben Laͤndern uͤber alle sowol christliche als heidnische Voͤlker so stark die Ober- hand, daß kaum einige in den Doͤrfern zu wohnen sich getraueten, sonderlich die Letten. Diese liessen ihre Haͤuser wuͤste stehen, und suchten sich immer in den Waͤldern die finstersten Schlupfwinkel; doch auch so konten sie ihnen nicht ent- wischen. Denn nach stetem Auflauren ergriffen sie selbige in dem Gehoͤlze, machten manche nieder, andere schlepten sie in ihr Land, und nahmen ihnen alle das Jhrige. Auch so gar die Russen entzogen sich durch Waͤlder und Doͤrfer vor dem Gesichte der Litthauer, wenn derselben gleich noch so wenig waren, wie das Wild fliehet vor dem Angesicht der Jaͤger. Die Liven und Letten aber waren fuͤr die Litthauer nur ein Maulvol, und ein Bissen, recht wie Schafe in den Rachen der Woͤlfe, wenn sie ohne Hirten sind. Da nun GOtt einen guten und treuen Hirten schickte, nemlich, den Bischof Albert, so erloͤsete er seine Schafe, die schon getauften Liven und Letten aus dem Rachen dieser Woͤlfe. Der Bischof ließ Leute aus allen Graͤnzen Lief - und Lettlands zusammen kommen, und fuhr mit den Rigischen und Pilgern und allem Volke auf der Duͤne nach Kuke- nois. Und weil Gercike allen, die an der Duͤne wohnten, Getauften und Un- getauften ein Falstrick und recht ein grosser Teufel war, auch der Koͤnig von Ger- cike stete Feindschaft und Kriege gegen die Rigischen fuͤhrte, und mit ihnen Friede einzugehen abschlug; so ruͤckte der Bischof mit seiner Armee vor die Stadt Gercike. Die Russen aber, als sie die Armee von ferne kommen sahen, liefen vor das Stadtthor, und da die Deutschen sie mit dem Degen in der Faust an- griffen, und einige von ihnen toͤdteten: so ergriffen sie die Flucht, und befanden sich nicht im Stande Gegenwehr zu thun. Die Deutschen eilten hinter ihnen her, drungen zugleich mit ihnen ins Stadtthor, und erschlugen aus Hochachtung des christlichen Namens nur wenige, machten aber viele zu Gefangenen, liessen sie doch mit Fleiß wieder entwischen, verschonten nach Eroberung der Stadt, Wei- ber und Kinder, und machten nur viele Gefangene. Der Koͤnig entkam mit vielen andern auf einem Fahrzeuge uͤber die Duͤne, die Koͤnigin ward vest ge- nommen, und mit ihren Jungfrauen und Damen und allem ihrem Vermoͤgen vor den Bischof gebracht. Also blieb denselben Tag die ganze Armee in der Stadt. Sie samleten viele Beute, brachten aus allen Winkeln der Stadt Kleider, Sil- ber, Purpur und viel Vieh zusammen, holten aus den Kirchen die Glocken, Bil- der , uͤbrige Zierrathen, Geld und Gut mit Haufen, nahmen es mit sich weg, und von 1208 bis 1209. und lobten GOtt, daß er so geschwind und mit leichter Muͤhe ihnen Sieg uͤber ihre 1208 Feinde geschenket, und ihnen die Stadt eroͤfnet, ohne daß ein Mann der Jhrigen zu Schaden gekommen. Des folgenden Tages brachten sie alles in Ordnung, machten sich zum Ruͤckmarsch fertig, und zuͤndeten die Stadt an. Der Koͤnig, der auf der andern Seite der Duͤne Feuersbrunst erblickte, seufzete heulete und schrie erbaͤrmlich unter vielen Wehklagen, und sprach: O! Gercike, du liebe Stadt! O! Erbtheil meiner Vaͤter! O! unvermutheter Untergang meines Volks? Wehe mir! daß ich geboren bin, die Einaͤscherung meiner Stadt zu sehen! die Aufreibung und das Verderben meines Volks mit an zu schauen! Der Bischof und die ganze Armee theilten nachher die Beute unter sich, und kehrten mit der Koͤnigin und al- len Gefangenen nach ihrem Lande, man ließ auch dem Koͤnig zuruͤck entbieten, er solte nach Riga kommen, wenn er wenigstens noch Friede haben und die Gefan- genen ausgeliefert wissen wolte. Er kam auch und bat seiner Vergehungen hal- ber um Verzeihung; nante den Bischof seinen Patschka, bat alle Lateiner, als seine Mitbruͤder in Christo demuͤthig, das vorige Boͤse zu vergessen, ihm Friede zu schenken, seine Gemahlin und Gefangene auszuantworten, und berief sich auf Feuer und Schwerdt, als zwey scharfe Ruthen, mit denen er von den La- teinern schon genug waͤre gezuͤchtiget worden. Den Bischof und alle seine Leute jammerte der Koͤnig, weil er so flehentlich bat, und er schlug ihm eine Art des Frie- dens vor, mit dem Antrage: Wenn du kuͤnftighin den Umgang mit Heiden wilst bleiben lassen, dergestalt, daß du durch sie unsere Kirche nicht zerstoͤrest, zugleich aber auch das Land deiner Russen, die Christen sind, durch die Litthauer nicht verwuͤsten laͤssest; wenn du uͤberdem dein Reich an die Kirche der heiligen Mutter Mariaͤ auf ewig verschenken wilst, doch daß du es aus unserer Hand wie- der empfaͤngest, und eben wie wir, einen immerwaͤhrenden Frieden zu erhalten suchest; so und auf keine andere Art wollen wir dir die Koͤnigin mit den Gefange- nen ausgeben, und dir allezeit getreue Huͤlfe leisten. Der Koͤnig bewilligte diesen Friedenstractat, gelobte an, hinfuͤhro der Kirche der heiligen Jungfrau Mariaͤ allezeit getreu zu bleiben, und versicherte, in die Rathschlaͤge der Heiden sich nicht zu mengen, sondern den Christen anzuhangen. Er verschenkte auch sein Reich und sein Gebiet an diese Kirche, und nahm es wieder durch die Hand des Bischofs, unter feyerlicher Vortragung dreyer Fahnen zum Lehn, erwaͤhlte ihn zu seinem Vater, und schwur, alle Rathschlaͤge der Russen und der Litthauer boͤses Vor- haben kuͤnftig zu offenbaren . Also ward ihm die Koͤnigin samt allen Gefangenen eingehaͤndiget, und er kehrte froͤlich in sein Land. Hier rief er seine Leute zusam- men, die gefluͤchtet waren, und fing an, das an die Stadt stossende Schloß wieder aufzubauen. Er mischte sich aber nichts destoweniger in die Anschlaͤge der Lit- thauer, vergaß der versprochenen Treue, und hetzte die Heiden oftmals auf ge- gen die Deutschen in Kukenois. Dieser Wissewald, obschon er ein Russe und Christe war, heirathete ein Lit- thauisch Frauenzimmer, und ward Swelegatens Nachfolger im Herzogthum. Doch war diese Dame, um deren Vermaͤhlung willen Wissewald der Litthauer Schwie- gersohn heist, nicht des Swelgats Prinzeßin, sondern die Tochter eine Dangeruthe, dessen Name beym Jahr 1212 n. 3. befindlich ist. Ykonias : das sind Bilder, welche die Russen gerne haben, und sich daran vergnuͤgen. Das ist ein wichtig Unternehmen von einem Bischof, der einen so grossen Mann zum Huldigungseid noͤthigte, und bey Ertheilung des Lehns den Staat mit drey Fahnen ge- brauchte: wie man lieset, daß die Kaiser sich deren bedienet, als Lotharius bey dem Landgraf Ludwig I in Thuͤringen, Histor. de Landgrau. beym Jahr 1124. Fri- drich I Anno 1180 bey dem Erzbischofe Philipp von Coͤln, als Herzoge von West- phalen, bey Gelen. de magnitudine Colon. p. 74. Fridrich II Anno 1235 bey Otto I Herzog von Braunschweig und Luͤneburg. Anonym. Menke tom. 3. p. 128. Albert I Anno 1298 bey seinen Prinzen den Erzherzogen von Oesterreich. Dumont. Corp. diplom. tom. 1. part. 1. p. 314. und der Koͤnig von Daͤnnemark Christoph T 2 Anno Geschichte des dritten Bischof Alberts, eilftes Jahr, von 1208 bis 1209. 1208 Anno 1322 bey der Belehnung des Ruͤgischen Fuͤrsten Witzlaw, der schriftlich beym Pontanus libr. 7. p. 432. bekennet, er habe von ihm seine Laͤnder, nach gethanem Eide, durch das Lehnsrecht, welches Fahnelehn genant wird, in Besitz uͤberkommen. Daß Albert die Kunst zu herrschen verstanden, zeigen seine Geschichte uͤberfluͤßig; in welchen nichts ansehnlicher herauskomt, als dieser Aufzug, woruͤber ein jeder urtheilen kan, als er wil. Den meisten moͤchte es scheinen, als habe er den Namen der Drey- einigkeit zum Deckmantel seiner Affecten und dazu die drey Fahnen als Vorstellungszei- chen gebrauchet, bey Belehnung eines Schlosses, wozu auch eine Fahne genug gewe- sen. Es ist unser Werk nicht, uͤber Bischoͤfe zu urtheilen, da sie oͤfters von vielen, viel und manchmal auch ohne Grund gerichtet werden. Ein gewisser Geistlicher zu Paris sprach vor etlichen Jahren (das ist Anno 1222 geschrieben,) ein entsetzlich Wort gegen die Bischoͤfe, und sagte: Alles kan ich glauben; aber kaum kan ich glauben, daß je- mals ein deutscher Bischof in Himmel kommen kan. Warum hat er wol die Bischoͤfe in Deutschland haͤrter beurtheilt, als die in Frankreich, Engeland, der Lombar- dey oder Toscana? Weil fast alle Bischoͤfe in Deutschland ein doppelt Schwerdt haben, das geistliche nemlich und das weltliche, und weil sie Blutgerichte halten und Kriege fuͤhren, so muͤssen sie wol mehr fuͤr der Soldaten Lehnung, als das Heil der ih- nen anvertrauten Seelen bekuͤmmert seyn. Das sage ich nicht, sondern Caͤsarius von Heisterbach memorabil. libr. 2. c. 28, damit man sehen moͤge, daß Albert in Wer- bung der Soldaten, in Vermehrung seiner Clienten, in Fuͤhrung der Kriege, in Aus- breitung seiner Laͤnder und Religion nichts gethan habe, so wider die Gewohnheit da- maliger Zeiten streite. Jch saͤhe lieber, unser Verfasser haͤtte nicht damit hinterm Ber- ge gehalten, mit welchen Ceremonien der Bischof Liefland vom Reich erhalten, durch eine Fahne oder mehrere; durchs Scepter oder durchs Schwerdt. Nun haͤlt uns das tiefe Stilschweigen hievon in dem Argwohn, daß von dieser kaiserlichen Belehnung un- ter den Bedienten des Bischofs mehr Aufhebens gemacht worden, als wahr ist. §. 5. Nachdem nun der Friede zu Ende ging, den man mit den Unganniern geschlossen hatte, berief Bertold, Bruder der Ritterschaft in Wenden, Rus- sinen mit seinen Letten zu sich, und zog mit andern Letten von Antine und mit seinen Wenden nach Ungannien. Sie trafen da Leute in ihren Doͤrfern an, die noch nicht nach dem Schlosse gefluͤchtet waren; von denen sie viele todt schlugen auf allen Doͤrfern, zu denen sie kommen konten. Da sie nun viele nieder- und etliche zu Gefangenen gemacht, bekamen sie grosse Beute, fuͤhr- ten die Weiber und Maͤdgen mit sich weg, und liessen die Doͤrfer gleichsam leer ste- hen. Nach grossem Morden, Sengen und Brennen, kehrten sie wieder in ihr Eigen- thum. Wie die Liven von Thoreida dieses hoͤrten, welche ihre treulosen An- schlaͤge, die sie mit den Esthen pflegten, allezeit heimlich gehalten, wurden sie unwillig, daß Bertold von Wenden mit den Letten den Krieg gegen die Esthen von neuem anfing, und gaben dem Bischof ein, Boten um Friede nach Ungannien abzufertigen. Der Bischof schickte auch den Priester Alobrand nach Odempe, sowol den Frieden zu erneuern, als die Guͤter der Kaufleute wieder zu fordern. Als die Esthen in ganz Ungannien erfuhren, daß des Bi- schofs Gesandten angekommen, erschienen sie an beliebigem Orte. Hierauf that Alobrand seinen Mund auf, und lehrte ihnen den Glauben an Christum. Die Esthen, so dieses hoͤrten, ranten mit Schwerdtern und Lanzen auf ihn zu, ihn umzubringen. Einige aber der Landesaͤltesten nahmen sich seiner an, und sprachen: Wenn wir diesen Gesandten des Bischofs toͤdten, wer wird uns nachher glauben, oder einen Gesandten schicken? Doch sie wolten die Worte des Heils nicht hoͤren, und schickten Alobranden an den Bischof zuruͤck, gaben auch Maͤnner mit, Friede mit ihnen zu schliessen. Also ward Friede gemacht mit den Liven und Letten des Bischofs auf der einen Seite der Goiwe: Bertold aber von Wenden und Rußin mit seinen Letten wolten den Frieden nicht annehmen, und machten sich zum Streit fertig. Des Des Bischof Alberts zwoͤlftes Jahr, vom Jahr Christi 1209 bis 1210. §. 1. E s war nun das zwoͤlfte Jahr des Bischofs, da die Kirche eine Stille 1209 von kurzer Zeit hatte. Der Bischof war mit seinen Pilgern wieder nach Deutschland gesegelt, und hatte seine Leute mit etlichen Pil- gern zuruͤck gelassen. Sogleich liessen sich die Curen, als Feinde des Namens Christi, beym Sunde am Strande sehen mit acht Raubschiffen. Die Pilger wurden dieses inne, stiegen aus ihren Kaufartheyschiffen aus, bega- ben sich in ihre Chaloupen, ruderten auf die Heiden los, eileten aber zu unvor- sichtig. Ein Schif kam vor dem andern voraus, so daß das erste auf die Feinde stieß. Die Curen erleichterten das Vordertheil ihrer Kaperschiffe, richteten es gegen die, so auf sie los ruderten, in die Hoͤhe, stelten zwey neben einander, und liessen allezeit zwischen zwey und zwey Raum. Da nun die Pilger mit den zwey ersten Booten und Chaloupen anruͤckten, so verwickelten sie sich in die Luͤcke der Raubschiffe, und konten, weil sie auf niedrigen Fahrzeugen waren, die uͤber ih- nen stehenden Feinde aus der Tiefe nicht erreichen. Daher wurden etliche unter ihnen durch die feindlichen Lanzen getoͤdtet, andre ins Wasser gestuͤrzet, noch an- dere verwundet, einige aber entkamen nach ihren grossen Schiffen. Die Curen samleten nachher die Koͤrper der Verungluͤckten, zogen sie aus, und theilten ihre Kleider und uͤbrige Beute unter sich. Doch hatten die Buͤrger von Gothland zweye aufgefischet und andaͤchtig begraben. Es waren aber bey nahe dreyßig Rit- ter und andere, so daselbst ihr Leben einbuͤsten. Der Bischof hatte uͤber die Seinigen etliche Tage Betruͤbniß, doch er wuste wohl, wie heilsam die Verfolgung dem Geduldigen sey; denn selig sind, die um der Gerechtigkeit willen Verfolgung leiden: so wie die Gefaͤsse des Toͤpfers der Ofen pruͤfet; also laͤutert auch die An- fechtung der Truͤbsal die Gerechten. Sund ist ein Daͤnisches Wort, so aber bey den uͤbrigen Anwohnern der Ostsee auch gebraͤuchlich ist, wenn sie die engen Strassen des Meers bezeichnen wollen, die ihren Beynamen nach unterschieden werden. Daher hat man die bekanten Meerengen Ore- sund, Gruͤnesund, Calmarsund, Strelasund ꝛc. von denen Pontanus Chorogr. Danic. p. 726. Hier wird die Enge verstanden, wo eine Spitze des Landes auf der ei- nen Seite von Curland, auf der andern von der Jnsel Oesel sich in die See erstrecket, und die Einfart in den Rigischen Meerbusen schmal macht, von der man so lange nichts gewust, und die wegen der Oeselschen und Curischen Seeraͤuber unsicher gewesen. Denn solcher Kerl Auflauren laͤst sichs nicht entgehen, wo Vorgebirge sind, dahinter sich solche Spitzbuben verstecken koͤnnen; woraus sie hernach heimlich auslaufen, und Unbehutsame todtschlagen. Helmold libr. 2. c. 13. n. 6. welches aus Adamo Bremensi libr. 2. c. 29. weiter bekraͤftiget wird, wo er sagt, die kleine Ueberfart der Ostsee bey Halsingburg, wo man von Schonen nach Seeland sehen kan, sey der Kaper ge- woͤhnliches Raubnest. Daß es also nicht unwahrscheinlich ist, daß die Bremischen Kaufleute nicht aus Vorsatz, sondern durch Sturm zuerst an die Muͤndung der Duͤne verschlagen worden. Jch sehe aber, daß diese Meerenge von der Curischen Spitze Domnesnes, wie es in des Adam Olearius Rußischer und Persianischer Reise- beschreibung libr. 1. c. 3. heist, Domnes-Sund genant worden. Nes heist in Nor- maͤnnischer Sprache ein Vorgebirge, wie Torfaͤus Glossar. ad histor. Norveg. tom. 3. adiecto zeiget, und sich auf Lindisnis, Tialdanes, Engilsnes, und der- gleichen berufet. §. 2. Um diese Zeit kam der Groskoͤnig von Neugarden, und zugleich der Koͤ- nig von Plescekow mit allen ihren Russen und einer starken Armee nach Un- gannien, berenten das Schloß Odempe und fochten mit ihnen acht Tage. Da U aber Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwoͤlftes Jahr, 1209 aber im Schlosse ein Mangel an Wasser und die Hungersnoth einriß, so baten sie die Russen um Frieden. Diese gaben ihnen auch Frieden und tauften etliche un- ter ihnen mit ihrer Taufe; nahmen anbey von ihnen vier hundert Mark an Na- gaten , zogen wieder in ihr Land, und liessen sagen, sie wolten ihre Popen (Priester) zu ihnen senden, die das Bad der heiligen Taufe weiter ertheilen sol- ten, so sie aber doch aus Furcht vor den Deutschen nachher unterliessen. Denn die Ungannier nahmen die Rigischen Priester an, und liessen sich von ihnen taufen, wurden aber nicht mit unter die Rigische Gemeine gezaͤhlet. Siehe beym Jahre 1206 not. k ). Es gibt etliche, die sich einbilden, als ob die Liven vor Ankunft der Sachsen weder vom Gebrauch des Geldes Daß diese Nation einen besondern Namen zum Gelde hat, macht keine gewisse Folge, daß auch vorher unter ihnen Geld gangbar gewesen. Denn ausser dem, daß diese Woͤrter uͤberhaupt ihrem Ursprung nach Hab und Gut bedeuten, sind viele Dinge mit eigenen Benennungen versehen worden, die vorher entweder nicht im Gebrauch gewesen, oder doch erst durch Auslaͤnder bekant geworden. Zwar wird wol in den meisten fremden Sachen der fremde Name beybehalten, oder doch nach der Mundart nur so geaͤndert, daß man gleich sein Herkommen errathen kan. Doch hat zum Exempel die Esthnische Sprache ganz einheimische Namen zu verschiedenen Dingen, die aus der Fremde gekommen, als Schild- kroͤte, Loͤwe, Wiege, Drache, Pulver, Affe, Schroͤpfen ꝛc. Aber der Name Oesering ist deutsch, davon bey gemeldetem Jahre. noch von dem Namen desselben was gewust; das ist aber falsch. Denn die Esthen nennen das Geld Rahha, was die Liven, Naud heis- sen. Wexion. descript. Suec. l. 3. c. 11. so allem Ansehen nach aus Nagat zusammen gezogen ist, und seinen Ursprung verraͤth. Es scheinet uͤberdem, daß sie eine Sorte Geld gehabt; wie ich denn dafuͤr halte, daß die Oeseringe beym Jahr 1214 n. 3. dafuͤr anzunehmen seyn. §. 3. Nach etlichen Jahren [So stehet zwar im Lateinischen, post annos aliquot; kan aber unmoͤglich richtig seyn, obgleich weder beym Herrn Grubern noch aus den Handschriften etwas angemerket wird: indem nicht zu begreifen ist, warum der Verfasser solte eine Sache, die etliche Jahre spaͤter geschehen, hierauf setzen in des Bischofs zwoͤlftes Jahr. Es streitet auch dawider, daß die Friesen vorerwehnte Kaper und Curlaͤnder noch mit gesamter Beute angetroffen haben, dergleichen nicht zu vermuthen ist, wenn diese Friesen nach et- lichen Jahren gekommen sind. Daher wol wahrscheinlich mag gestanden haben, post 7anas aliquot; oder septimanas, (Wochen,) so ein Abschreiber gar leicht in Jahre verwandelt hat. Des Bischofs §. 4 gemel- dete Abreise muß nicht fuͤr verschieden von der §. 1. gemeldeten gehalten werden, indem er sich in Goth- land scheinet etwas aufgehalten, und eben daselbst von gedachtem Unfal der Seinigen Nachricht erhal- ten, und alsdenn die Reise fortgesetzet zu haben.] kamen Friesen mit Pilgern auf vorerwehnte Jnsel Gothland, und fanden da Curen vor sich mit grossem Raube; daher umzingel- ten sie dieselben, schlugen sich mit ihnen gleich herum, und erlegten fast alle, be- maͤchtigten sich auch vier Kaperschiffe mit samt der Beute, fuͤhrten sie mit nach Riga, nahmen ihnen unsaͤglich viel Schafe ab, so sie aus christlichen Laͤndern er- beutet, und brachten sie mit nach Riga. Ueber diese Rache an den Curen ent- stand grosse Freude. §. 4. Ob nun gleich der Bischof uͤber bis anhaltende Ungemach und den Tod der Seinigen sich ungemein betruͤbte: so nahm er seine Zuflucht doch ferner zum HErrn, empfal ihm seine Reise und Verrichtungen, und ging wieder nach Deutschland. Er klagte den Schaden der Seinigen frommen und gottesfuͤrchtigen Seelen auf Gas- sen und Strassen; er suchte in Grafschaften und Schloͤssern auf, wer sich zur Mauer um das Haus des HErrn stellen; wer das Zeichen des Kreuzes sich anheften, und zur See gehen wolte, um den wenigen zum Troste nach Liefland zu segeln, welche daselbst geblieben waren. Und es fand sich Yso, Bischof von Verden, samt dem Bischof Philipp von Ratzeburg, wie auch der Bischof von Padelborn , die sich zur Reise aufs folgende Jahr mit ihren Rittern und vielen andern an- schickten. Auch der Bischof von Muͤnster Otto, hatte sich mit dem Kreuze zeichnen lassen: wie der an ihn so wol als den von Verden und Paderborn abgelassene Brief des Pabsts besaget. von 1209 bis 1210. besaget. Wenn man ihn fuͤr giltig annimt: so muͤste der Abzug dieser Bischoͤfe bis auf 1209 das Jahr 1213 ausgesetzet werden. Weil Otto verhindert ward; so ersetzte der Bischof von Ratzeburg Philipp seine Stelle. §. 5. Nach des Bischofs Abreise und dem Scharmuͤtzel der Curen mit den Pil- gern, hoͤrten alle herumliegende Heiden, daß einige Fremdlinge von den Curen niedergemacht waͤren, und schickten einander Boten zu. Erst die Liven an die Curen, die Curen an die Esthen und Litthauer, Semgallen und Rus- sen, und suchten moͤglichst auszumachen, wie sie Riga vertilgen und alle Deut- schen mit List greifen und toͤdten moͤchten. Die Litthauer aber meinten, es waͤren in Kukenois wenig zuruͤck geblieben, und ruͤckten vor das Schloß mit ei- ner starken Armee; doch fanden sie Rudolphen von Jericho mit den uͤbrigen Maͤnnern des Bischofs im Schlosse, und fielen sie maͤchtig an. Die Bedienten des Bischofs und die Letten thaten aus der Burg einen Ausfal, machten viele von den Feinden mit ihren Lanzen nieder, wie denn auch die Steinschleuderer von den Vestungswerken einige verwundeten. Die Litthauer konten diese Stoͤsse nicht aushalten, und nahmen also von ihnen Abschied. Hierauf gingen etliche Liven von Adya, die schon laͤngst getauft, aber noch vol Galle der Untreue waren, nach Curland, hetzten das ganze Land gegen die Kirche von Riga auf, brachten eine grosse und starke Armee auf die Beine, und gaben vor, daß nur wenige in der Stadt nachgeblieben, wie es auch in der Wahrheit war. Die Einwohner, so dieses hoͤrten, schickten Kundschafter auf die See. Die Curen aber versamleten sich mit allen ihren Truppen, lagerten sich in der Nachbarschaft vierzehn Tage lang, und erkundigten sich durch ihr Loos wegen der Goͤtter Huͤlfe und gelegener Zeit. Jn- zwischen kamen die Kundschafter zuruͤck, weil sie nichts gesehen hatten. Damals begab sich der Graf von Sladem, der Ritter Marquard, mit andern Pil- gern, so die Ostern uͤber da geblieben, und nach Deutschland gedachten, auf ihren Fahrzeugen hinunter nach Duͤnemuͤnde, liessen aber nur wenige auf den Schiffen, und schliefen des Nachts im Kloster. Mit Anbruch der folgenden Mor- gendaͤmmerung schien die ganze See gleichsam mit einer finstern Wolke uͤberzogen. Daher die, so auf den Schiffen waren, und die Menge der Heiden, wie auch die starke Armee auf sich zukommen sahen, sich theils zur Gegenwehr fertig machten, theils nach dem Kloster flohen. Die Heiden hoften die Stadt ohne vorhergegan- gene Nachricht unversehens zu uͤberrumpeln, und griffen die fremden Schiffe selbst nicht an, sondern ruderten aufs geschwindeste an die Stadt. Allein die Fischer auf beyden Seiten der Duͤne wurden sie inne, flohen nach Riga, und verriethen den Anzug dieser Truppen. Die Buͤrger aber und die Bruͤder der Ritterschaft, auch die Steinschuͤtzen, so wenig ihrer auch waren, liefen samt den Geistlichen und dem Frauensvolke alle ins Gewehr: sie riefen den Poͤbel zusammen mit der Sturm- glocke, die nur zur Kriegeszeit gelaͤutet wurde, und gingen ihren Feinden am Ufer der Duͤne entgegen, verwundeten auch viele mit Steinwerfen. Die Cu- ren liessen ihre Schiffe auf der Duͤne stehen, stelten auf dem Felde ihr Heer in Schlachtordnung, und jeder trug vor sich eine hoͤlzerne Tafel, aus zwey Bretern zusammen geschlagen , und eine Keule, nach Art eines Hirtenstabes, die Tafel darauf zu stuͤtzen. Wenn nun die Sonne auf die weissen Tafeln schien, so gaben Wasser und Felder davon einen Wiederschein. Denn es war eine grosse und star- ke Armee; und so naͤherten sie sich der Stadt. Die Liven und Steinschleuderer ruͤckten heraus bis an die erste Schanze, die auf dem Felde vor dem Stadtthore war, und schlugen sich mit ihnen bis um die dritte Tagesstunde. Die Buͤrger aber zuͤndeten die Vorstadt an, die ausserhalb der Mauer lag . Einige unserer Leute hatten eiserne dreyzackigte Fußangeln bey sich, so sie auf den Weg warfen, wor- uͤber die Armee paßiren muste. Und da einige Buͤrger beherzt zum Treffen gin- gen, und viele Feinde, die unter ihren Tafeln stunden, erlegten: so blieben sie in U 2 der Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwoͤlftes Jahr, 1209 der Retirade auf diesen Fußangeln hengen. Einige wurden erschlagen, einige ent- ronnen zu uns uͤber. Nachher ging die Armee zu Schiffe, und nach gehaltenem Mittagsmahl ruͤstete sie sich wieder zur Schlacht; da sie aber das Gelaͤute der gros- sen Sturmglocke hoͤrten, sprachen sie, sie wuͤrden von diesem GOtt der Christen verzehret und aufgefressen . Doch ruͤckten sie wieder vor die Stadt, und fochten den ganzen Tag. Und als sie unter ihren Tafeln hervor krochen, um Holz zum Feuer zusammen zu schleppen: so wurden ihrer viele von den Bogenschuͤtzen ver- wundet. Wer nun von ihnen durch die Steine des Geschuͤtzes, oder von den Steinschleuderern verwundet lag, dem schnitte sein Bruder oder sein Kamerad gleich den Kopf ab, und brachte ihn gaͤnzlich ums Leben. Da sie auch von allen Seiten die Stadt aͤngstigten und ein starkes Feuer machten: so kamen die von Holme mit ihren Pferden an den alten Berg, droheten den Feinden mit ihren Schwerdtern, und schlugen sich auf einer andern Seite nach der Stadt. Die Cu- ren, so diese erblickten, zogen von der Stadt ab, samleten ihre Erschlagenen und begaben sich wieder zu Schiffe, paßirten die Duͤne, lagen drey Tage stille, ver- branten ihre Todten und machten ein groß Wehklagen uͤber sie. Wie die Liven von Thoreida hoͤrten, daß Riga von den Curen belagert sey, und den Un- tergang der Stadt wuͤnschten, brachten sie eine zahlreiche Armee zusammen, auf daß sie den Curen zu Huͤlfe kaͤmen. Denn einige treulose Liven und Sem- gallen, nebst andern Heiden, warteten wie es mit den Curen ablaufen wuͤr- de, damit sie alle zugleich zur Zerstoͤrung der Stadt sich einfinden moͤchten. Aber die von Holme kamen denselben Tag in die Stadt, nachdem sie auf den Jnseln verschiedene von den Curen getoͤdtet, und ihre Schiffe genommen hatten. Der Ritter Marquard kam von Duͤnemuͤnde, schlug sich mitten durch die Fein- de in die Stadt, und vereinigte sich nachher mit dem Orden der Bruͤder der Rit- terschaft. Caupo langte auch mit allen seinen Freunden und Verwandten, wie auch mit den getreuen Liven, folgende Nacht in der Stadt an. Conrad von Ykeskole erschien mit oberwehnten Liven Morgens fruͤhe auf freyem Felde, dichte bey der Stadt, und als er ein grosses Thurnier hielt mit Pferden und ih- ren Ruͤstungen , kamen alle aus der Stadt zu ihm, und machten sich unter ein- ander ungemein lustig. Sie naͤherten sich auch an die Curen, und forderten sie zur Schlacht heraus, weil sie sich gefast hielten, entweder tapfer zu sterben, oder zu uͤberwinden. Diese aber trugen mehr Sorgfalt fuͤr ihre Leichen, sprachen ganz friedlich, und zogen nach drey Tagen ab. Die Liven aber, so an dieser Ver- raͤtherey schuld waren, gaben GOTT und den Bedienten des Bischofs freywilli- ge Genugthuung, ohne daß man den ihrigen weiteren Schaden zugefuͤget, und versprachen, nachgehends treu zu seyn. Die Stadt aber, so dismal durch GOt- tes Gnade und Barmherzigkeit von den Heiden errettet ward, opferte GOTT Dank, und verordnete, daß nachher der heilige Margarethentag, an welchem sie entsetzet worden, feyerlich solte begangen werden in der Stadt. Auch Berthold von Wenden kam zur selben Zeit mit den Letten von Ungannien unterhalb der Stadt an, nachdem er viel Doͤrfer verbrant, viel Heiden getoͤdtet, und ihnen grossen Abbruch gethan hatte, und zog in eigener Person den Rigischen zu Huͤl- fe. Wie aber die Curen abzogen, reiste jeder wieder zuruͤck in sein Land. Dergleichen Schilde hat Caspar Kirchmaier in Kupfer stechen lassen in seiner Erlaͤu- terung zu des Tacitus Germania. Villa extra muros, heist eine Vorstadt. Siehe die Geschichte Meinhards, n. 10. Siehe beym Jahr 1207. not. g. ) Facto ludo magno cum equis \& armis suis. Auf schlecht Latein heist es: Tornea- mentum ein Thurnier. §. 6. Nach diesem brachte dieser Berthold eine Armee auf, und es zogen die Be- dienten des Bischofs, Sigfried und Alexander und mehr andere, auch Liven und von 1209 bis 1210. und Letten, nach Ungannien vor das Schloß Odempe, trafen aber wenige 1209 Leute darinne an. Die im Schlosse, waren also bey ihrer gar schwachen Anzahl in Schrecken, und liessen Bertolden mit guten Worten ins Schloß ein. Die Bedienten des Bischofs nebst einigen Liven, die um Bertolds Einlassung ins Schloß nichts wusten, erstiegen das Schloß auf der andern Seite. Die ganze Armee folgte ihnen nach, und erstiegen den Wall der Burg, bemeisterten sich der Vestungswerke, machten alle streitbare Maͤnner im Schlosse nieder, nahmen das Weibesvolk gefangen, und raubten viele Beute. Einige entflohen. Hierauf la- gen sie etliche Tage daselbst stille, theilten den Raub aus, zuͤndeten das Schloß an, und kehrten wieder nach Liefland. §. 7. Die Kirche in Liefland stund damals in grossen Drangsalen, nemlich mit- ten unter so vielen Nationen, und herumliegenden Russen und Litthauern, die alle an einem Rath schmiedeten, sie zu verstoͤren. Dahero entschlossen sich die Ri- gischen an den Koͤnig von Plosceke Boten zu schicken, ob sie vielleicht mit ihm einen Friedenstractat treffen koͤnten. Rudolph von Jericho ward also mit einigen andern abgefertiget nach Rußland zu gehen. §. 8. Da sie nun nahe an Wenden kamen, siehe! so kamen die Esthen mit star- ker Heeresmacht und belagerten Wenden. Rudolph mit seinen Leuten warf sich ins Schloß. Die Esthen stritten mit Bertholden und seinen Bruͤdern und den Wenden drey Tage, bey dem alten Schlosse, in welchem die Bruͤder mit den Wenden noch wohnten. Die Esthen wurden von den Steinschleuderern ver- wundet, und musten ins Gras beissen, gleichfals wurden auch etliche der Wenden durch die feindlichen Lanzen hingerichtet. Denn die Esthen trugen grosse Holz- haufen zusammen, legten zur Aufbrennung des Schlosses Feuer an, rissen ganze Baͤume mit Wurzeln aus den Waͤldern, legten sie wie eine Schanze uͤbereinander, bevestigten und verkeilten sie mit anderm Holze, fochten darunter, und machten von oben her mit Feuer und Rauch denen, so im Schlosse waren, viel Beschwer- de. Und wenn die Tage des Krieges nicht waͤren verkuͤrzet worden, haͤtten sie freylich groͤssern Schaden gethan; weil durch einiger Nachlaͤßigkeit die Zeitung den Rigischen weder den ersten, noch den andern, sondern erst den dritten Tag nach der Belagerung zu Ohren kam, daher sie sich den vierten Tag aufmachten und nach Siegenwolde aufbrachen. Da nun die Esthen desselben Tages hoͤrten, daß ein grosser Schwarm Liven und Letten samt Caupo und seinen Freunden sich versamlet hatte: begaben sie sich von Wenden weg, gingen uͤber die Goiwe, und hielten Nachtlager bey einer See, so an der Strasse nach Beverin liegt. Die Bruͤder aber von Wenden und Caupo folgten mit ihren Liven und Letten fruͤh nach, liessen sich bey eben dieser See nieder, das Mittagsmahl zu geniessen, schickten auch Spionen und Kundschafter voraus, davon einige zuruͤck kamen mit Vermelden, daß die Esthen uͤber Hals und Kopf uͤber der Ymer fluͤchteten. Die Liven und Letten glaubten ihren Worten alzugeschwinde, und eilten alzu- hitzig ihnen nachzusetzen, sagten dabey, sie koͤnten auf das Zaudern der Rigi- schen nicht laͤnger warten. Caupo aber mit seinen Deutschen sprach: Last uns auf unsre Bruͤder warten, alsdenn koͤnnen wir fechten, und mit diesen unsern Fluͤgeln erst in die Hoͤhe fliegen. Sie aber schlugen diese heilsame Warnung in Wind, wolten auch lieber der Deutschen Untergang sehen, und jagten den Esthen nach. Doch hatten sie die Deutschen an die Spitze gestellet, daß sie im Ruͤcken stuͤnden und den Ausgang des Krieges sehen moͤchten, damit sie desto fertiger waͤren, entweder nachzuhauen, oder das Hasenpanier zu ergreifen. Dar- auf zogen sie nach der Ymer, wusten aber nicht, daß die Armee der Esthen in den Gebuͤschen an der Ymer verborgen staͤcken, und sahen also das ganze Heer X ploͤtzlich Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwoͤlftes Jahr, 1209 ploͤtzlich auf sich zu marschiren. Alsdenn hielt der Bruder der Ritterschaft Ar- nold geschwind die Fahne in die Hoͤhe und sprach: Lasset uns zusammen treten, ihr deutschen Bruͤder, und sehen ob wir fechten koͤnnen. Last uns nicht vor ihnen laufen, damit wir nicht unserm Volk einen Schandflecken anhaͤngen. Und sie gingen auf sie los, machten welche nieder, schlugen sich mit ihnen herum; Ber- told des Caupo Sohn, wie auch sein Schwiegersohn Wane, ein tapferer beherzter und tugendsamer Mann, nebst einigen andern Bruͤdern, blieben, und die Bedienten des Bischofs Wichmann und Alder wurden schwer verwundet. Als die Liven aber, so hinterher gingen, das weitlaͤuftige Heer von allen Seiten des Waldes anziehen sahen, wandten sie sich gleich nach der Flucht um, und die Deutschen blieben alleine. Die Deutschen wurden dieses inne, und da sie ihre wenige Anzahl in Erwegung zogen, weil sie nicht staͤrker, als etwan zwanzig Mann waren; so stellten sie sich dichte in einen Haufen, und gingen geradesweges, unter stetem Scharmutziren mit den Feinden nach der Goiwa zuruͤck. Ru- dolph von Jericho ward mit einer Lanze verwundet und sank zur Erde; Wicbold, ein Friese, half ihm wieder aufs Pferd. Dieser Friese verließ sich auf sein schnelles Pferd, jagte bald weg, bald wieder auf die Feinde zu, hielt sie in den engen Wegen auf, und erloͤsete viele. Die Esthen aber waren hinter der Deutschen und Livischen Reuterey so wol, als den Lettischen Fußgaͤngern her, die zur rechten und linken flohen, nahmen ihrer fast hundert gefangen, mach- ten einige nieder, andere schlepten sie wieder an die Ymer und thaten ihnen einen grausamen Maͤrtyrertod an. Denn es waren ihrer etwan vierzehn von unsern Deutschen, davon sie einige lebendig brateten, andern die Kleider abzogen, mit ihren Schwerdtern Kreuzen auf den Ruͤcken schnitten, und toͤdteten, und sie, wie wir hoffen, in die Geselschaft der Maͤrtyrer in Himmel schickten. Darauf kehrten die Esthen wieder in ihr Land, und da sie den Christen bald auf dem Nacken seyn wolten, so sandten sie durch alle Provinzen Esthlands, verschworen und verbun- den sich, daß sie gegen den christlichen Namen ein Herz und eine Seele seyn wol- ten. Caupo also und seine Liven und Letten kamen aus der Schlacht, beklag- ten ihre Getoͤdteten, und traurten, daß die nur erst neulich Getauften von den Heiden hingerichtet worden. Die ganze Kirche hatte Beyleid mit ihnen, die da- mals war, wie ein Bogen, der stets gespannet wird und nie springet als die Arche Noah, die zwar durch hohe Wellen empor gehoben, aber nicht zerscheitert ward, als das Schiflein Petri Meine Abschrift list nauicula Petri , da in der Gruberschen Ausgabe Petri fehlet. , daran zwar die Fluthen schlagen, das aber nicht sank; als das Weib, welches der Drache verfolgete, aber nicht bezwungen. Denn auf diese Beangstigung folgte ein Trost; nach der Traurigkeit schenkte der dreyeinige grosse GOtt, grosse Freude. Denn es ward der Ritter Ordensbruder Arnold mit seinen Kameraden an den Koͤnig von Plosceke nach Rußland gesandt, ob er vielleicht Frieden eingehen und den Rigischen Kaufleuten einen Weg nach sei- nem Lande oͤfnen wolte. Der Koͤnig nahm ihn mit geneigtem Gemuͤthe auf, freu- ete sich mit uͤber die Ruhe des Friedens, wiewol nur verstelt, und schickte mit ih- nen einen klugen und sehr reichen Mann von Smolensko, Ludolfen, daß der nach Riga gehen und ausmachen solle, was zur Gerechtigkeit und zum Frieden diene. Wie diese in Riga ankamen und des Koͤnigs Willen anbrachten; so gefiel den Rigi- schen das Friedensformular, und ward zwischen dem Koͤnig und Rigischen ein ewi- ger Friede getroffen, doch also, daß die Liven dem Koͤnig den schuldigen Tribut jaͤhr- lich zahlen, oder der Bischof denselben an ihrer statt entrichten solte. Und es freue- ten sich alle, daß sie desto sicherer mit den Esthen und andern benachbarten und an- graͤnzenden Voͤlkern kriegen koͤnten. Wie auch nachher geschahe. Es scheinet, sie haben mit dieser Grausamkeit auf eine spoͤttische Art machen wollen, daß diese Deutschen das Kreuz, welches sie auf ihren Kleidern angenaͤhet getragen, auch auf der Haut truͤgen. §. 9. Das von 1209 bis 1210. §. 9. Das heilige Weihnachtsfest war vor der Thuͤre, und die Strenge des Win- 1209 ters nahm zu. Also schickten die Aeltesten von Riga durch ganz Liefland Mein Manuscript fuͤget hier die Worte hinzu: \& Letthiam \& per totam provinciam. , Lettland, durchs ganze Gebiet und an alle Schloͤsser an der Duͤne und Goiwe, alle solten kommen und sich fertig halten, sich an den Nationen der Esthen zu raͤchen. Dis Geruͤchte drung nach Pleseekowe, die damals mit uns Frieden hatten, und es kam ein maͤchtiger Haufen Russen den Unsrigen zu Huͤlfe. Es erschienen auch die Landesaͤltesten Rußin, Caupo, Nunnus und Dabrel samt andern, und marschirten vor den Rigischen und Fremden voraus. Die ganze Armee folgte nach Metsepole, und zogen nach der See, nachdem sie von den Liven, so man fuͤr treulos hielte, Geisseln genommen. Sie marschirten Tag und Nacht auf der Heerstrasse laͤngst der See, und erreichten die erste Provinz, die Sontagana hieß. Die Wegehuͤter flohen, als sie die Armee erblickten, um es den ihrigen an- zusagen. Aber die, so unter der Armee die schnelsten waren, drungen mit den Kundschaftern zugleich in die Doͤrfer, und fanden fast alle in den Dorfschaften zu Hause. Die Armee theilte sich durch alle Wege und Doͤrfer, brachte aller Orten viel Volk um, verfolgte die in den nahegelegenen Provinzen, nahm ihnen Wei- ber und Knaben weg, und versamlete sich bey dem Schlosse. Den andern und dritten Tag zogen sie umher, verwuͤsteten und steckten alles in Brand, was sie fanden, und erhielten Pferde und unzaͤhlig viel Vieh. Denn der Ochsen und Kuͤhe waren vier tausend; ausser den Pferden, dem andern Vieh, und den Gefangenen, die niemand zaͤhlen konte. Viele Heiden, die in den Waͤldern und auf dem Eise des Meers mit der Flucht entkommen, froren auch zu todte. Wie sie nun drey Schloͤsser erobert und in Brand gestecket, fingen sie den vierten Tag an, mit der ganzen Beute, aus dem Lande zu ziehen, nahmen sich Zeit zum Ruͤckwege, theilten alsdenn alles gleich unter sich, und wandten sich mit Freuden wieder nach Lief- land, und lobten alle den HErrn, der ihnen Rache uͤber ihre Feinde gegeben. Die Esthen sagten nicht ein Wort wegen des Vorwurfs, da sie den Liven und Letten anfaͤnglich den Maͤrtyrertod der Jhrigen vorgeruͤckt hatten. Bey folgen- dem Mondlichte kamen die Liven und Letten wieder mit den Rigischen bey der See Astigerwe Auf deutsch die Burtnickische See. zusammen, und stiessen auf einen Trup Sacalanen und Un- gannier, ruͤckten auch an sie an, und wolten sich mit denselben schlagen. Diese aber wie- sen den Ruͤcken und nahmen Reißaus, doch blieb einer von ihnen stehen. Der trat zu den Unsrigen und sagte aus, daß ein ander starkes Heer von den Provinzen an der See in selbiger Nacht den Strandweg kommen, und in Liefland einfallen wuͤrde. Die Landesaͤltesten der Liven eilten auf diese Nachricht zu ihren Weibern und Kindern, sie vor den Feinden in Sicherheit zu bringen, und jeder zog nach seiner Schanze. Gleich aber morgendes Tages kamen die Esthen, so erst entwischet waren, aus Sontagana Thomas Hiaͤrne macht das zur Provinz Sontagana, wo jetzt die Kirchspiele St. Michaelis und Fickel liegen. Der Zug von Riga aber nach Oesel und andere Stellen zeigens an, daß sie gleich nach Paßirung des Flusses und der Provinz Salis in Sontagana getreten, und muͤste also wol das Pernauische darunter verstanden werden. und andern herumliegenden Provinzen, mit einer grossen Ar- mee nach Metsepole, und weil alles Volk in den Schloͤssern sich aufhielt, steck- ten sie die leeren Doͤrfer und Kirchen an, veruͤbten auch mit ihren Opfern viele Leichtfertigkeit um die Kirchen und um die Graͤber der verstorbenen Christen. Die Rigischen kamen hierauf in Thoreida zusammen, sie zu verfolgen. Auch Berthold von Wenden und Rußin mit allen Letten begaben sich nach der Ro- pa. Da sie das hoͤrten, gingen sie schleunig aus dem Lande, und warteten das Treffen mit den Christen nicht ab. Bey dem dritten Mondscheine machten die Rigischen sich gefast, das Schloß Viliendi in Saccala zu belagern, und be- riefen die Liven und Letten aus allen Graͤnzen und Schloͤssern zusammen, und X 2 be- Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwoͤlftes Jahr, 1209 bedroheten die ausbleibenden, mit schwerer Strafe, wodurch sie ihnen ein Schrecken einjagten, und also eine starke Mannschaft samleten. Es zog auch mit ihnen Engel- bert, des Bischofs Schwager . der dasselbe Jahr die Advocatur in Thoreida verwaltete, nebst den Bruͤdern der Ritterschaft und den Pilgern, ruͤckten in Saccale ein, fuͤhrten mit sich eine kleine Maschine oder Patherelle und Ballisten, auch anderes zum Sturm noͤthiges Werkzeug. Das Wort gener bedeutet sonst einen Schwiegersohn. Die Lateinischen Schriftsteller aber der juͤngern Zeit zwingen diesem Worte einen andern Sinn an. Denn da Arnold libr. 2. c. 36. n. 7. den Koͤnig von Engeland, Heinrichen, einen gener Heinrichs des Loͤwen nennet, und libr. 3. c. 2. n. 4. Heinrich den Loͤwen, generum des juͤngern Koͤnigs Canutus von Daͤnnemark heist: so nimt er gener fuͤr socer oder einen Schwie- gervater. Jn welchem Verstande Johannes, Herzog von Luͤneburg, Gerhar- den, einen Grafen von Holstein, dessen Tochter Ludgard er zur Gemahlin hatte, sei- nen generum prædilectum nennet beym Meibom. scriptor. tom. 1. p. 539. Gleichfals Arnold, da er libr. 6. c. 15. n. 2. Wilhelmen, einen Prinz Heinrichs des Loͤwen, der des juͤngern Canuts in Daͤnnemark Schwester geheirathet, des Koͤnigs Canuts gener nennet; braucht das Wort gener zum Ausdruck der Schwaͤgerschaft im ersten Grade, fuͤr, seiner Schwester Mann. Jn diesem Verstande muß man auch hier das Wort gener nehmen, da ein im ledigen Stande lebender Bischof weder einen Schwie- gervater noch Schwiegersohn, sondern nur Schwaͤger, das ist, Schwestermaͤnner, ha- ben konte. Denn daß unser Verfasser beym Jahre 1208 n. 4. Wissewalden, einen Russen, deswegen, weil er eine Gemahlin aus Litthauen genommen, einen Schwie- gersohn der Litthauischen Nation heist, das findet man sonst nirgends. Der Schwa- ger des Bischofs aber wird unten beym Jahr 1223 Engelbert von Tissenhausen genant. Des Bischof Alberts dreyzehntes Jahr, vom Jahr Christi, 1210 bis 1211. §. 1. 1210 N ach der Menschwerdung Christi im tausend zweyhundert und zehnten, als dem dreyzehnten Jahre des Bischof Alberts, geschahe die erste Belagerung des Schlosses Viliende in Saccala von den Deutschen, Liven und Letten; und die Deutschen schickten die Liven und Letten aus, die ganze umliegende Gegend auszupluͤndern, und Lebensmittel und Getreide anzu- schaffen. Diese zogen auf allen Doͤrfern herum, schlugen viel Heiden todt, und brachten einige vor das Schloß gefangen. Hierauf nahm Bertold von Wen- den und Rußin mit andern Letten und Landesaͤltesten, die Gefangenen in Ver- wahrung, ruͤckte naͤher an das Schloß, und sprach: wenn ihr euch von dem Dienst eurer falschen Goͤtter lossagen, und mit uns an den wahren GOTT glauben wol- let: so wollen wir euch die Gefangenen wieder lebendig zustellen, und uns mit euch in bruͤderlicher Liebe durch das Band des Friedens verbinden. Allein diese wur- den unwillig, und wolten von Einem GOTT und dem Namen der Christen nichts hoͤren, sondern droheten vielmehr mit Krieg. Sie zogen auch der Deutschen Ruͤstung an, die sie bey dem ersten Scharmuͤtzel im Schloßthore erbeutet hatten, trotzten auf die Hoͤhe ihrer Vestung, machten sich zum Treffen fertig, spotteten und lachten bey sich selbst dieser Armee. Rußin und die Letten nahmen alle Ge- fangene bey den Koͤpfen, saͤbelten sie nieder, wurfen sie in Graben und droheten denen im Schlosse ein gleiches. Jnzwischen toͤdteten die Bogenschuͤtzen viele, trie- ben alle von der Gegenwehr ab, andere baueten ein Sturmhaus, die Liven und Letten warfen den Graben mit zusammen getragenen Hoͤlzern ganz vol bis oben an, und schoben das Sturmdach daruͤber. Die Letten aber stiegen mit den Arm- brustirern von 1210 bis 1211. brustirern oben hinauf, erlegten viele auf der Mauer mit Pfeilen und Lanzen, ver- 1210 wundeten auch eine grosse Menge, und der hitzige Streit dauerte fuͤnf Tage. Die Esthen bemuͤheten sich, die oberste Holzschichte zu verbrennen, und wurfen haͤufi- ges Feuer aus dem Schlosse, in gewissen Gefaͤssen [So ist wol das lateinische, igne copioso in vehiculis misso, am fuͤglichsten zu uͤbersetzen; indem sich von Wagen hier nichts denken laͤsset; vehiculum aber gar oft, besonders bey den Aerzten, fuͤr etwas genommen wird, das man wozu braucht.] . Allein die Liven und Let- ten schmissen Eis und Schnee daruͤber, und loͤschten es. Der Ordensbruder Ar- nold arbeitete auch Tag und Nacht dabey, ward aber endlich von einem grossen Steine getroffen, und gelangte zur Gemeinschaft der Maͤrtyrer. Das war ein sehr gottesfuͤrchtiger Mann, der bestaͤndig im Gebet lag, und was er betete, hat er, wie wir hoffen, auch gefunden. Die Deutschen machten eine Maschine fertig, und warfen die Vestungswerker durch stetiges Steinwerfen nieder, toͤdteten auch im Schlosse viele Menschen und Vieh, indem die Esthen dergleichen nie gesehen, und ihre Haͤuser gegen dergleichen Stuͤrme nicht verwahret hatten. Die Liven und Letten erhoͤheten den Holzhaufen noch mit truckenem Holze bis an die Planken Eylard von Dolen stieg darauf. Die Deutschen folgten ihm im Gewehr nach, rissen die Planken von einander, fanden aber von innen eine andre Verschanzung, die sie nicht erbrechen konten. Die im Schlosse traten darauf, trieben die Deut- schen durch Stein- und Holzwerfen ab, welche endlich im Abzuge Feuer anleg- ten und das Schloß ansteckten. Die Esthen brachen die gluͤhenden Planken und das angezuͤndete Holzwerk der Vestung ab, rissen es aus einander. Wie die Feuersbrunst zu Ende war, setzten sie des Morgends alles wieder an die vorige Stelle und ermunterten sich wieder das uͤbrige zu vertheidigen. Es waren aber in dem Schlosse viel todte Koͤrper, und Mangel an Wasser, dabey fast alle so ver- wundet, daß sie in letzten Zuͤgen lagen. Des sechsten Tages sprachen die Deut- schen: Wehret ihr euch noch und erkennet unsern Schoͤpfer nicht? Sie versetzten hierauf: Wir erfahren nun, daß euer GOtt maͤchtiger ist als unsere Goͤtzen, der uns uͤberwunden und unser Herz zu seinem Dienste geneiget hat. Daher bitten wir daß ihr unser schonet, und uns das Joch des Christenthums, so wie den Liven und Letten, barmherzig aufleget. Hierauf riefen die Deutschen die Aeltesten aus dem Schlosse heraus, hielten ihnen alle Pflichten des Christenthums vor, und versprachen Friede zu einer bruͤderlichen Liebe. Diese verliessen sich ganz sicher auf den Frieden, freueten sich, versprachen mit den Liven und Letten zu gleicher Zeit und nach gleicher Verbindlichkeit das Sacrament der Taufe anzunehmen. Da- her stelten sie Geisseln von sich, bestaͤtigten den Frieden, und nahmen Priester ins Schloß, die alle Haͤuser, das Schloß, Maͤnner und Weiber samt dem ganzen Volk mit Weihwasser besprengten, sie einigermassen einweiheten, und erst catechi- sirten , indem sie wegen des vielen Blutvergiessens das Sacrament der Taufe auf- schoben. Wie dis bestellet war, kehrte die Armee zuruͤck nach Liefland, und alle preiseten GOtt fuͤr der Heiden Bekehrung. Nachgehends in dem Osterfeste er- fuhren die Kaufleute alle Anschlaͤge der Esthen und anderer Heiden in der Nach- barschaft, was massen sie vor Ankunft des Bischofs und der Fremdlinge Liefland und die Stadt Riga zu zerstoͤren gedachten und versparten ihre Reise nach Goth- land, liessen ihren Handel und Gewerbe liegen, und blieben mit allen Schiffen da, bis die Pilger anlangten. Jnzwischen sandte man Abgeordnete nach Esthland um zu sehen, was die Heiden da vorhaͤtten. Diese meldeten bey ihrer Zuruͤck- kunft Krieg, brachten den (kurz vorher gemachten) Frieden wieder mit sich zuruͤck, und entdeckten die Anschlaͤge der Unglaͤubigen und Treulosen. Und gleich stand auf Caupo und Bertold von Wenden mit seinen Mitbruͤdern, und des Bi- schofs Diener, zogen in die benachbarte Provinz, Saccala, steckten alle Doͤrfer in Brand, zu denen sie kommen konten, machten alle Maͤnner nieder, fuͤhrten die Weiber gefangen mit sich weg, und wandten sich wieder nach Liefland. Die Y von Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr, 1210 von Saccala zogen hinter ihnen her, und verbranten die Doͤrfer alle um Asti- gerwe, kamen bis an die Ymer, erschlugen einige Letten, nahmen Weiber und Kinder gefangen, und trugen viele Beute davon. Nach ihnen machten sich Lam- bito und Meme, Landesaͤltesten von Saccala, auf, paßirten mit einer andern Armee die Ymer, kamen an die Kirche (daselbst), zuͤndeten sie an, verstoͤrten al- les, was dem Priester gehoͤrte, trieben durchs ganze Kirchspiel viel Vieh und Beu- te zusammen, toͤdteten die geraubten Menschen, entfuͤhrten Weiber, Knaben und Maͤgdgen in die Gefangenschaft, und es entstand eine grosse Drangsal in allen Ge- genden von Liefland. Denn die von Saccala und Ungannien uͤberfielen die Letten. Die von Roͤtel und aus der Strand Wyck gingen auf die Liven des Bischofs in Metsepole und Lethegorwe mit dreyen Armeen los, so daß ein Heer dem andern folgte, eines wegging, das andere ankam, die den Liven Tag und Nacht keine Ruhe liessen, sondern sie sowol in den Kluͤften der Waͤlder, als in Seen und Feldern aufsuchten, sie hinrichteten, die Weiber gefangen nahmen, Pfer- de und Vieh wegtrieben, und viele Beute fortschlepten, daß wenige von ihnen noch uͤbrig blieben. So demuͤthigte GOTT groͤsten theils ihre Untreue zur selben Zeit, damit sie nachher desto getreuer werden moͤchten. Die Oeseler liefen indes- sen mit ihren Raubschiffen in die Goiwe ein, stiegen bey Thoreida ans Land, ver- wuͤsteten das Kirchspiel in Cubbesel gaͤnzlich, pluͤnderten die ganze Provinz rings herum, machten einige nieder, andere zu Gefangenen, und noch andere fluͤchteten nach Riga, die gluͤcklich entkamen, und gegen den Anfal der Heiden Huͤlfe be- gehrten. Die Rigischen aber hielten die Stadt unter genauer Wache, weil sie eine Verraͤtherey einiger Treulosen befuͤrchteten, und warteten auf des Bischofs und der Pilger Ankunft. Siehe, beym Jahre 1218. n. 8. Jm Lateinischen steht immer caterizantur Caterizantur wird geschrieben an stat catezizantur, und dieses wieder fuͤr catechisantur, das heist, die Hauptstuͤcke der christlichen Lehre durch Frage und Antwort jemand beybringen. Herr Gruber wolte erst caracterizantur lesen, und es von der vor der Taufe uͤblichen Salbung verstehen; es war ihm aber die Stelle beym Jahr 1218 n. 7. im Wege; wo die Catechismuslehre, die Oelung mit Chri- sam und die Taufe, als drey unterschiedene und aufeinander folgende Handlungen beschrieben werden. fuͤr catechizantur. §. 2. Der Bischof aber kam um diese Zeit mit Volquinen, dem Ordensmeister der Bruͤder von der Ritterschaft Christi nach Rom, ward von dem Pabst unge- mein gnaͤdig empfangen, erhielt Privilegien uͤber die Theilung von Lief - und Lett- land, zugleich eine neue Volmacht , Ablaß zu predigen, und zog mit Freuden wie- der zuruͤck. Er schickte die Abschriften der Privilegien nach Preussen, und er- freuete alles Volk in Liefland nicht wenig, daß sie auch mit Thraͤnen den Boten entgegen liefen, weil sie nach so vielem Kriegesungemach auch von dem roͤmischen Pabste getroͤstet wurden. Es war schon das dreyzehnte Jahr des Bischofs, und die Kirche hatte noch keine Ruhe von dem Kriege. Da nun der Bischof aus Deutschland anlangte, kamen mit ihm in allen Freuden drey Bischoͤfe, Phi- lipp von Ratzeburg , Yso von Verden und der Bischof von Padel- born . Helmold von Plesse, Bernhard von der Lippe und viele Edle und Fremdlinge, deren Ankunft von allen sehr erwartet wurde, damit sie aus der Gefahr, darin sie waren, errettet wuͤrden. Die Letten nun, die sich uͤber die Ankunft der Pilger freueten, kamen bey der Ymer zusammen, marschirten mit etlichen wenigen voraus, begegneten einer starken Armee Heiden, und wie sie ihre Anzahl erblickten, sahen sie sich nach der Flucht um. Die Esthen waren hinter ihnen her, schlugen einige von ihnen todt, folgten bis an die Ymer, und gingen die ganze Nacht durch bis nach Ropa, verbranten die Kirche und durchzogen so wol die Guͤter der Kirchen, als auch die ganze Provinz, steckten Doͤrfer und Haͤu- von 1210 bis 1211. Haͤuser an, hieben die Maͤnner nieder, zogen die Weiber und Kinder aus den 1210 dicksten Waͤldern hervor, und schlepten sie gefangen mit sich. Als die Rigischen und Pilger davon Nachricht erhielten, so machten sie sich auf, und kamen nach Thoreida. Die Heiden aber die solche Ankunft vermuthet hatten, kehrten nach drey Tagen mit aller ihrer Beute uͤber Hals und Kopf wieder in ihr Land. Caupo zog ihnen mit einigen Deutschen und andern nach Saccala nach, steckte viele Doͤrfer und die Schloͤsser Owele und Purke in Brand, nahm viele Beute mit sich, toͤdtete viele Manspersonen, und fuͤhrte die Weiber mit ihren Kindern in die Gefangenschaft mit weg. Die Formalien liefern wir in dem Anhang der Urkunden Die Bestaͤtigung dieses Vergleichs befindet sich unter den Bullen des Pabsts Jnnocentius III libr. 13. ep. 141. p. 479. Die Formalien bestehen darinne, daß den Bruͤdern der dritte Theil von Lett- und Liefland zugestanden wird, wofuͤr sie in zeitl. nichts zu erlegen, sondern nur fuͤr den Schutz der Kir- che wider die Heiden stets zu sorgen haͤtten. Der damalige Ordensmeister verspricht dem Rigischen Bischof unverruͤckten Gehorsam, die Bruͤder aber und die Geistlichen, werden von Entrichtung der Zehnden, der Erstlinge, des Opfergeldes und der Ordinationsunkosten losgesprochen. Doch sollen die Bauren den Zehnden an ihre Kirchen zahlen, davon das Viertel dem Bischof anheim faͤlt, wenn ers nicht aus vernuͤnftigen Ursachen freywillig erlassen will. Die Bruͤder und ihre Nach- folger behalten das Recht Candidaten in Vorschlag zu bringen, die der Bischof so gleich annehmen wird. Zur Kirchenvisitation sollen sie dem Bischof jaͤhrlich einmal zwanzig Fuhren stellen, wenn er ihr Haus besucht; zweymal aber des Jahrs ihn auf die Pfarren herumschaffen. Von den auswaͤrtigen Provin- zen, die sie noch einbekommen moͤchten, sind sie an keine Rechenschaft vor dem Bischof gebunden, son- dern haben sich, wenn wegen der Wahl der Bischoͤfe keine Einigkeit da ist, an den roͤmischen Stuhl zu wenden. Sie solten auf ihrem Kleide ein ander Zeichen, als die Tempelherren tragen, um zu zei- gen, daß sie diesen gar nicht unterworfen waͤren. Sie solten dabey fuͤr sich und die ihrigen freyes Be- graͤbniß haben, auch so gar die, so sich in Riga das Grab bestellen wuͤrden, doch unbeschadet des ver- ordneten Antheils der Kirchen, wovon die Leichen weggefuͤhret wuͤrden. Diese ist gezeichnet im Lateran den zwanzigsten October, im dreyzehnten Jahr seiner paͤbstlichen Regirung (Anno 1210) und an den Bischof Albert selbst gerichtet. Ein ander Breve an den Ordensmeister Volquin von gleichem Tag, Orte und Jahre datirt, befindet sich eben daselbst von eben demselben Jnhalt. . Diesem Philipp, als viertem Bischof der erneuerten Residenz Ratzeburg, hat Arnold von Luͤbek sein Chronicon Slavorum zugeschrieben, dessen angetretene Regirung er libr. 7. c. 11. sehr ruͤhmet. Er war ein guter Freund von der Familie der Wepen, wie sein Vorfahre im Amte Jsfried, der Heinrich den Loͤwen auf dem Sterbebette bedienet. Als der Pabst, Kaiser Otto den IV und dessen Freunde in Bann gethan, so wolte Philipp diesem Bannstrahl entgehen und zog nach Liefland, brachte seine Lebens- zeit da zu, und war in Deutschland wenig bekant; kan aber nun endlich aus dieser Geschichte wieder erkant werden. Denn was Cranz hat Metropol. l. 7. c. 22. ist nicht werth, daß mans nachschlaͤgt. Jso, Bischof von Verden an der Aller, ein Graf von Welpen, wird von Arnol- den libr. 7. c. 9. n. 7. denen Grossen beygezaͤhlet, die Alberten in seinem Unternehmen auf Liefland huͤlfliche Hand geboten; gleichfals c. 19. n. 2. stehet er unter den Bischoͤ- fen und Fuͤrsten, die Anno 1209 nach Wuͤrzburg zogen, sich dem Kaiser Otto dem IV ten zu unterwerfen. Als er aber auf seiner Ruͤckreise aus Jtalien wegen Drohungen des Pabsts selbigem aufzuwarten sich nicht getrauete: so unterließ er doch nicht dessen Bruͤdern alle Ehre zu erzeigen, insonderheit, seit dem nach des Otto Tode Heinrich von der Pfalz und Friederich der andere in so genaue Freundschaft gekommen, daß dieser jenen zum Abgesandten des Reichs machte. Da auch dieser mit Tode abgegan- gen, hat unser Jso fuͤr den jungen Otto, der damals zu Schwerin gefangen saß, alle Kraͤfte angewendet, daß er sein vaͤterlich Erbtheil ungekraͤnkt behielt. Sonderlich half er seiner Mutter Helena, daß sie dieses behauptete, und die Liebe der Nach- baren gewinnen konte. Und weil er in seinem Ausschreiben die Helena seine Mitmutter nennet, so glaubt man nicht ohne Grund, daß er den jungen Otto aus der Taufe ge- hoben und sein Pathe gewesen. Dieses Herrn Thaten beschreibet Schaten Annal. Paderborn. tom. 1. beym Jahr 1203 und folgenden. Bernhard von der Lippe, Generalissimus der Truppen Heinrichs des Loͤwen, ein braver Soldate, wurde nach dem toͤdlichen Hintrit seines Herrn der Welt uͤberdruͤßig, zog in dem Cistercienser Kloster Marienfelde im Bisthum Muͤnster die Moͤnchskutte an; legte sich noch in seinen alten Tagen aufs Studiren, und fand mehr Vergnuͤgen an den Moͤnchsuͤbungen, als an den Waffen; reiste hierauf aus heiligem Eifer nach Liefland, und ward daselbst Abt von dem Kloster Duͤnemuͤnde; solte auch nachher Y 2 Bischof Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr, 1210 Bischof von Semgallien werden. Seine besondern Begebenheiten erzaͤhlen Albert von Stade beym Jahre 1228. Albericus beym Jahre 1207 p. 445. Meibom. Scriptor. tom. 1. p. 902. Zu welchen unser Chronikschreiber hinzugethan werden kan unten n. 4. und beym Jahre 1217. n. 1. §. 3. Jnzwischen boten die Oeseler, die Reveler und Rotalier eine grosse und starke Armee, aus allen an die See grenzenden Oertern auf, hatten alle Lan- desaͤltesten von Oesel und Roͤtel und ganz Esthland, wie auch viel tausend Pferde, und noch mehrere tausend zu Schiffe bey sich, und fielen in Liefland ein. Die Reuterey und das Fußvolk kamen in Metsepole an, und brachen eilend nach Thoreida auf. Die andern kamen uͤber die See und fuhren mit ihren Raub- schiffen die Goiwa hinauf, versamleten sich auch an einem Tage zugleich mit al- len ihren Reutern bey dem grossen Schlosse des Caupo, in welchem die Liven damals aus Furcht vor den Heiden wohnten, und schlossen sie rund herum allent- halben ein. Die Reuterey lagerte sich an das Vordertheil des Schlosses, die andern an das Hintertheil bey ihren Raubschiffen an dem Flusse. Die Stein- schuͤtzen zogen ihnen aufs Feld heraus entgegen, die man von Riga dahin ge- schickt hatte, das Schloß mit den Liven zu bewachen; sie verwundeten viele un- ter ihnen, viele toͤdteten sie, weil jene kein Gewehr hatten und nicht gewohnt wa- ren die Waffen so zu fuͤhren, als andre Voͤlker. Nach diesen schickten die Esthen ihre tapfersten Leute umher, das Land zu pluͤndern; diese branten Doͤrfer und Kirchen auf, schlugen die Liven, so sie ertapten, todt, fuͤhrten einige gefangen; schlepten viel Beute mit sich, trieben Ochsen und Vieh an den Ort, wo ihre Leute sich versamleten, schlachteten die Ochsen und das Vieh, opferten es ihren Goͤttern, und forschten nach derselben Gunst. Das Fleisch aber fiel, da es ge- schlagen war, auf die linke Seite, und zeigte dadurch an, daß die Goͤtter zornig, und lauter Uebel bedeutet waͤre . Jedennoch liessen sie sich von ihrem Vorsatz nicht abschrecken, sondern stuͤrmten auf die im Schlosse los, machten grosse Holz- schichten, und untergruben den Schloßberg, versprachen auch da magetas, das ist, auf ewig zu bleiben, bis sie entweder das Schloß niedergerissen, oder die Li- ven zur Einstimmung bewogen, damit sie gleich drauf desselben Weges mit ihnen vor Riga ruͤcken und es zerstoͤren huͤlfen. Ein Live rief auch aus dem Schlosse heraus: Maga magamas, daß heist: So bleib denn hier ewig liegen. Die Bruͤder aber der Ritterschaft in Sygenwalde Sygewalde ein ehemaliges Dorf und Schloß, so jetzo Jhro Hochreichsgraͤflichen Excellenz dem Herrn General-Feldmarschal, Peter von Lascy erblich zugehoͤret. , wie sie sahen, was die Hei- den alle vorhatten, thaten es denen in Riga zu wissen, und begehrten die Pilger zu Huͤlfe. Es kamen von denen im Schlosse belagerten Liven auch Boten dazu, die alles Herzeleid, was die Liven und Letten von den Heiden litten, mit Thraͤ- nen anbrachten, und die Bischoͤfe instaͤndig baten, ihnen Leute zu schicken, und ihre Kirche zu erretten. Die Bischoͤfe sprachen ihrem Kriegsvolk einen Muth ein, und legten den Pilgern und dem ganzen Volke zur Vergebung ihrer Suͤnden auf, ihren Bruͤdern, den Liven, zu Huͤlfe zu eilen, und an den Nationen der Esthen unter goͤttlichem Beystande sich zu raͤchen. Und es machten sich die Pilger mit den Bruͤ- dern der Ritterschaft, und Helmold von Plesse nebst andern Rittern auf, legten ihr Gewehr an, putzten ihre Pferde schoͤn aus, reiseten mit ihren Fußknechten und Liven und ihrer ganzen Bedienung nach der Goiwa, paßirten dieselbe, mar- schirten die ganze Nacht durch, gelangeten an die Heiden, stelten ihre Armee, fuͤhr- ten sie zum Treffen an, und liessen das Fußvolk die grosse Strasse nach Wende- culle voraus ruͤcken. Die Reuterey aber kam den Weg zur rechten nach. Das Fußvolk ging sehr vorsichtig und in Schlachtordnung, zog mit fruͤhem Morgen den Berg hinab, und bekam das Schloß und das feindliche Heer zu Gesichte, daß nur ein Thal dazwischen war. Sogleich schlugen sie die Freudenpaucken, und mach- ten von 1210 bis 1211. ten mit Jnstrumenten und ihrer Musik die Herzen ihrer Leute muthig, riefen die 1210 goͤttliche Barmherzigkeit uͤber sich an, eileten schnel auf die Heiden los, setzten uͤber den kleinen Bach, und hielten etwas stille, um sich wieder zu schliessen. Die Heiden, so dis sahen, und durch gewisse Dinge in Entsetzen geriethen, liefen und griffen nach ihren Schilden. Einige warfen sich auf die Pferde, andere sprun- gen uͤber den Zaun; versamleten sich, erfuͤlten mit ihrem Geschrey die Luft, ranten in unzaͤhlbarer Menge auf die Christen zu, und warfen Lanzen auf sie als einen Platzregen. Die Christen fingen die Lanzen mit ihren eisernen Schilden auf, und griffen, wie sich jene verschossen hatten, nach den Schwerdtern, gingen naͤher drauf los und hielten eine Schlacht: da viele verwundet wurden und zur Erde fie- len; die Heiden fochten dennoch tapfer. Da die Ritter ihre Herzhaftigkeit merk- ten, brachen sie eilend mit Gewalt in den Feind, machten ihn mit ihrem vortrefli- chen Pferdezeuge zu fuͤrchten, warfen viele zur Erde, schlugen die andern in die Flucht und verfolgeten die Fluͤchtigen, saͤbelten auch alle nieder, die sie auf der Strasse oder den Feldern einholten. Die Liven kamen mit ihren Steinschleuderern aus dem Schloß denen fluͤchtenden Heiden entgegen, staͤupten sie empfindlich auf dem Wege, schlossen sie in die Mitten, und hieben in sie hinein bis an die Deutschen, verfolgten sie auch so weit, daß wenige entronnen, und die Deutschen selbst einige von den Liven mit den Esthen niedermachten. Etliche aber, die den andern Weg ums Schloß nach der Goiwe flohen, gelangten zu einem andern Trup ih- rer Armee und entkamen. Viele aber darunter wurden bey dem Heruntersteigen vom Berge durch die nachsetzenden Ritter in die Pfanne gehauen. Wobey Ever- hard, ein Ordensbruder der Ritterschaft, blieb, auch einige unserer Soldaten bles- siret wurden. Jndessen sahe das andere Theil der Armee den Untergang der ihri- gen, und versamlete sich auf dem Berge zwischen dem Schlosse und der Goiwa, machte sich auch zur Gegenwehr fertig. Die Liven aber und andere Fußgaͤnger der Christen liefen zur Beute, nahmen die Pferde weg, deren viele tausend da waren, und versaͤumten gegen die uͤbrigen Heiden zu streiten. Doch die Ritter und Steinschleuderer fielen sie auf dem Berge in ihrem Lager an, und toͤdteten viele aus ihnen. Daher sie um gut Wetter baten, und angelobten, das Sacrament der heiligen Taufe anzunehmen. Die Soldaten traueten ihrem Worte, und melde- ten den Bischoͤfen, sie moͤchten kommen, und diese Leute aufnehmen. Aber des Nachts flohen sie auf ihre Raubschiffe, und wolten nach der See zu. Die Stein- schuͤtzen hingegen machten ihnen auf allen Seiten der Goiwe den Abzug hinderlich. Einige Pilger, die mit Bernharden von der Lippe aus Riga nach der Goi- we gekommen, schlugen eine Bruͤcke uͤber den Strom, baueten grosse Holzgeruͤste daruͤber, und bewilkommeten die ansegelnden Kaper mit Pfeilen und Lanzen. Der Weg zu fliehen ward den Heiden uͤberal versperret. Daher sie folgende Nacht in aller Stille alle das Jhrige im Stiche liessen, heimlich aus ihren Raubschiffen aus- stiegen und davon liefen. Etliche nahmen ihren Weg nach dem Gehoͤlze, andere wieder anderwaͤrts hin, musten aber vor Hunger jaͤmmerlich umkommen, und we- nige entwischten nach ihrem Lande dieses anzusagen. Der bey dieser Gelegenheit erbeuteten Pferde waren wol zweytausend. Die Pilger und alle, so zu Felde ge- wesen, kehrten wieder nach Riga, und nahmen fast dreyhundert Raubschiffe mit sich, ausser den kleinen Fahrzeugen. Alle Pferde und Beute theilten sie unter sich in gleiche Theilung, gaben auch den Kirchen ihr Theil, und lobten mit den Bischoͤ- fen und gesamtem Volke GOTT, der gleich bey Ankunft so vieler Bischoͤfe einen so herlichen Triumph uͤber die Feinde verliehen. Denn damals sahe die Kirche in Liefland GOTT fuͤr sich wahrlich streiten, weil in diesem Kriege der Provinz Esthland das Haupt abgefallen, das ist, die Landesaͤltesten von Oesel und Ro- talien, und anderen Provinzen, welche daselbst umgebracht worden. Also legte der HErr ihren Stolz nieder, und demuͤthigte den Trotz der Starken. Siehe beym Jahre 1206 not. h ) eine neue Art des Weissagens, da das geschlagene Opfervieh, wenn es auf die linken Seite fiel, einen ungluͤcklichen; und auf der rech- Z ten Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr, 1210 ten Seite einen gluͤcklichen Ausgang des Unternehmens bedeutete. Caspar Peucer de var. divinat gener. p. 360. seq. erzaͤhlet noch mehrere, weiß aber von dieser nichts. §. 4. Der Bischof von Liefland nun, der von dem Pabst Volmacht erhalten, in den Laͤndern jenseit des Meers, die GOtt durch die Kirche in Liefland dem christlichen Glauben unterwerfen wuͤrde, stat eines Erzbischofs, Bischoͤfe zu waͤh- len und einzuweihen, nahm Dietrichen, einen Abt Cistercienser Ordens in Duͤnemuͤnde, zum Mitgehuͤlfen seiner noch immerwaͤhrenden Arbeit an, und weihete ihn zum Bischof, versprach ihm das Bisthnm in Esthland . Bern- harden von der Lippe weihete er nachgehends zum Abte ein. Derselbige Graf Bernhard, weil er ehmals in seinem Lande viel Sengen, Brennen und Rauben veruͤbet, war von GOtt gezuͤchtiget worden, und hatte einen Schlag der Schwachheit an seinen Fuͤssen bekommen, daß er an beyden Fuͤssen gelaͤhmet war, und sich lange Zeit in einem Korbe tragen lassen muͤssen. Daruͤber ward er in seinem Gewissen geruͤhret, nahm den Cistercienser Orden an, erlernete auch in etlichen Jahren die Ordensregeln und (andre) Wissenschaften, und er- hielt vom Herrn Pabst die Volmacht das Wort GOttes zu predigen und nach Liefland zu ziehen. Wie er oftmals selbst erzaͤhlte, so waren seine Fuͤsse wie- der stark geworden, so bald er das Kreuz nach dem Lande der heiligen Mutter GOttes angenommen, und hat gesunde Beine bekommen. Bey seiner ersten Ein- kunft in Lieflaͤnd wurde er zum Abt geweihet, ist auch nachgehends Bischof von Semgallien geworden. Da die Anzahl der Christen in diesen Gegenden sich gar besonders stark mehrete, trug der Pabst dem Bischof in Liefland auf, daselbst neue Domkirchen anzulegen, und und Bischoͤfe daruͤber einzusetzen, wie Raynald ums Jahr 1217 n. 45 berichtet, und dieses auf Pabst Honorium III deutet. Daß aber selbst vom Jnnocentius dem III schon vorher diese Volmacht ergangen, lehret nicht allein unser Verfasser, son- dern auch das unten beygebrachte Schreiben des Pabsts. Er nahm die Bischoͤfe von Ratzeburg, Verden und Paderborn bey dieser Ein- segnung zu Huͤlfe, die damals zu Riga gegenwaͤrtig sich befanden. Denn daß diese Einweihung zu Riga volzogen sey, bejahet unser Verfasser mit deutlichen Worten ums Jahr 1218 n. 2. Welches deswegen zu erinnern achte, daß niemand meine, Dietrich sey in Deutschland eingeweihet, wegen der verschiedenen Jahrrechnung, so bey dem Paͤbstlichen Breve stehet, und nicht leicht mit unserm Verfasser zu reimen ist, wo man nicht fuͤr das sechzehnte Jahr seiner paͤbstlichen Regirung das dreyzehnte setzet, so nach Christi Geburt das 1210 ist, welches unser Schriftsteller hat. Ob nun gleich dieser Dietrich gemeiniglich fuͤr den ersten Bischof von Esthland ausgegeben wird, so hat man doch Beweisthuͤmer zur Hand, mit welchen das Gegentheil erwiesen werden kan. Denn wie wir oben in den Geschichten Meinhards not. c ) erwiesen haben, daß Esth- land, als der nordliche Theil von Liefland von alters her den Christen bekant, und von ihnen besucht sey, also muß man an dieser Stelle merken, daß die Schwedischen Koͤnige und Bischoͤfe, die Pabst Alexander III dazu angereizet, schon hundert Jahr vorher auf die Seligkeit der Esthen, und derselben Bekehrung zu Christo bedacht gewesen. Jch berufe mich jetzo nicht auf die Unterschrift der drey hundert und zwey Bischoͤfe, so nach der Kirchenversamlung im Lateran aus unterschiedenen Welttheilen zusammen gerufen worden, welche 1179 unter dem Pabst Alexander dem III ge- halten ward: davon uns Herr Martene collect. ampliss. tom. 7. p. 78. seq. das Ver- zeichniß giebt, und worinne p. 86. aus der Provinz Bremen erscheinet Bernoz Viri- nensis episcopus. Denn obgleich es das Ansehen hat, als ob der Wirlandische Bi- schof in Esthland hier koͤnne verstanden werden, der deswegen zur Bremischen Mutterkirche gerechnet wird, weil aus dem uͤbrigen Norden kein Bischof aufm Con- cilio zugegen gewesen; so ist doch offenbar, daß die Buchstaben hier uͤbel getheilet seyn und man lesen muͤsse Berno Zwirinensis episcopus, ( Berno Bischof von Schwerin ) Helmold libr. 1. c. 87. n. 10. und Arnold libr. 2. c. 14. n. 6 und libr. 4. c. 24. n. 1. Gewisser ist Fulco ein Moͤnch von Celle, aus der fraͤnkischen Stadt Troyes, dessen oftmals in den Briefen Peters von Celle gedacht wird, die Johann Sirmond herausgegeben. Denn unter den Bullen des Pabsts Jnnocentius des drit- von 1210 bis 1211 dritten sind verschiedene, welche diesen Esthnischen Bischof angehen. Als, zum 1210 Exempel, aus dem sechzehnten Buch die hundert vier und zwanzigste. Da er den Sach- sen recommandiret wird; die hundert acht und zwanzigste, worinne ein Befehl an die Bischoͤfe in Sachsen ergehet, alle aus den Kloͤstern zu lassen, welche dieser Dietrich zu Mitarbeitern erwaͤhlen wuͤrde; die dritte Tages darauf an die Bruͤder der Ritter- schaft, da ihnen anbefohlen wird, dem Bischof von Esthland nicht schwer zu fallen. Doch diese Ermahnung machte die Herren Bruͤder um nichts besser. Denn Pabst Ho- norius III ließ sie ziemlich hart an, daß sie die nur neulich bekehrten Liven zu ihrem grossen Aergerniß plagten und andre Ungerechtigkeiten veruͤbten. Den Brief selbst hat Raynald beym Jahr 1222 n. 40 ins Kurze gebracht. Die vierte an den Bischof selbst, daß er keinem Erzbischof unterwuͤrfig zu seyn noͤthig habe. Diese vier Bullen sind alle vom Jahre 1213. Denn dieser ward ums Jahr 1170 erwaͤhlet, sich an das Bekehrungs- werk der Finnen und Esthen zugleich zu machen, weil beyde Voͤlker nur durch den Fin- nischen Meerbusen abgesondert waͤren und fast einerley Sprache haͤtten. Und ob ihn gleich deswegen die Schweden mit in das Register der Finnischen Bischoͤfe setzen; so nennen ihn unsre Documente doch nur schlechtweg der Esthen Bischof. Der Pabst Alexander der dritte befoͤrderte dieses Unternehmen nicht nur in einem an den Erzbi- schof von Drontheim, und den Bischof von Stavangern abgelassenen Breve, daß sie dem Esthnischen Bischof Fulco, der das Amt der Predigt zur Bekehrung dieses Volks uͤbernommen, den Moͤnch Nicolaus zum Gehuͤlfen uͤberlassen moͤchten, weil er ein Landsmann dieser Nation waͤre; sondern ermahnet auch die Koͤnige, Fuͤrsten und andre Glaͤubigen Christi in Schweden, Daͤnnemark und Norwegen schriftlich, daß sie der Unbaͤndigkeit der Esthen Einhalt thun moͤchten, wobey er allen, die gegen besagte Heiden tapfer und großmuͤthig fechten wuͤrden, Vergebung der Suͤnden auf ein ganzes Jahr versprach, so wie denen, die nach dem Grabe des Heilandes wal- fartheten. Die aber im Treffen blieben, denen solten alle Suͤnden vergeben seyn. Auf Fulco folgte der Esthnische Bischof Julius, den eben dieser Alexander in einem andern Briefe allen Glaͤubigen in Schweden und Daͤnnemark empfielet, als einen Mann, der sichs aus allen Kraͤften angelegen seyn ließ, die Nation in seinem Bisthum zu bekehren, die in dem christlichen Glauben noch unwissend waͤre. Wobey doch anzu- merken, daß vor dem Briefe, der bey Oernhiaͤlm des Julius Namen im Anfange hat, in Sirmonds Ausgabe gleichfals des Fulco Name stehe. Wir werden diese Bullen im Anhang der Urkunden anbringen Das erste Document ist ein Schreiben von dem Abt Petrus Cellensis zu Troyes, und wie Herr Gruber muthmasset vom Jahre 1170, worinne der Moͤnch Fulco dem Koͤnig von Schweden, den Herzogen und Fuͤrsten, und derselben Erzbischof, wie auch allen Bischoͤfen bestens empfolen und zum Bischof der Esthen bestimmet wird. Das andre ist von eben der Jahrzahl ein Empfehlungsschreiben wegen dieses Fulco an den Erzbischof Eskill von Lunden. Das dritte von etwan 1178 ist eine Dank- schrift an den Lundischen Erzbischof Absolon, wegen seiner dem Fulco erzeigten Wohlthaten. Das vierte ein Gluͤckwuͤnschungsschreiben an den Erzbischof Absolon auf Bitte des Fulco, von eben dem Jahre. Das fuͤnfte ein Kriegsmanifest wider die Esthen vom Pabst Alexander III Anno 1171 unge- faͤhr. Jm sechsten verlangt Alexander III aus Norwegen einen Esthnischen Moͤnch zum Dolmet- scher fuͤr den Esthnischen Bischof Fulco. Jm siebenten wird der Esthnische Bischof Julius oder Fulco von diesem Pabst den Daͤnen in Liebe empfolen. Diese beyden letzten sind auch etwan von 1171, und alle Briefe befinden sich in den Briefschaften des Petrus Cellensis. Bey dem letzten meldet Herr Gruber diese Worte: der einzige Claudius Oernhiaͤlm hist. Suec. eccles. lib. 4. c. 7. n. 78. p. 572, hat den Namen Julius an stat Fulco, der auch den Brief da ganz anfuͤhret. Er zeiger aber nicht an, woher er seine Abschrift genommen. Auf dieses einzigen Mannes Ansehen also, das doch bey mir nicht groß ist, steht und faͤlt dieser Esthnische Bischof Julius. . Nach Julius Absterben, hat der Lieflaͤndi- sche Bischof Meinhard, durch Vorschub der Schweden was in Esthland ver- sucht; aber mit schlechtem Fortgange, wie wir in seinen Geschichten n. 13 gesehen. Nun macht Albert, der dreister als Meinhard zu Werke ging, ohne die Schweden darum zu fragen, weil er entschlossen war, Esthland mit Liefland zu vereinigen, oder lieber zu uͤberwaͤltigen, denen Esthen einen Bischof aus, einen Mann, der dem Pabste bekant und lieb war, auch deswegen von dem Pabste gleich sein Bestaͤtigungs- schreiben erhielt; ohne dessen Ansehen das aͤltere Recht der Schweden ohnedem nicht leicht umgestossen werden konte. Wie aber die Daͤnen dazu kamen, und Esthland sich zueigneten, so wurde ihnen nachher das Zuvorkommungsrecht entgegen gesetzet; wie wir zu seiner Zeit sehen werden. Also hat die Herzhaftigkeit und nachdenkliche Bemuͤ- hung eines Mannes die Absichten und Veranstaltungen der ganzen Schwedischen und Daͤnischen Nation mitten in ihrem Lauf aufgehalten. Z 2 §. 5. Nun Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr, §. 5. 1210 Nun kamen die Liven, so sich nach vielem Kriegsungemach so wol uͤber die Ankunft der Bischoͤfe, als wegen des Sieges uͤber ihre Feinde freueten, von der Duͤne und von Thoreida und allen Grenzen Lieflandes zusammen, fielen den Bischoͤfen zu Fuͤssen und baten, daß die Abgaben an die Christen und son- derlich der Zehnden ihnen erleichtert wuͤrde, versprachen auch, so wol in Krie- gen gegen die Heiden, als in allen Angelegenheiten der Christenheit eine ewige Treue. Die Bischoͤfe sagten zu ihrem Vortrag Ja, und gaben dem Bischof von Riga an die Hand, in wie weit er in ihr Begehren willigen moͤch- te, damit er sie allezeit auf seiner Seite behielte. Dieser selbst wuͤnschte seine Leute mit vaͤterlicher Liebe zu hegen, uͤberschlug dabey, wie wichtige Kriege von den herumliegenden Voͤlkern noch zu drohen schienen, und verordnete auf ihr Er- suchen, daß stat des Zehnden von jedem Pferde ein gewisses Maß so achtzehn Finger breit ausmachte, jaͤhrlich solle abgegeben werden, bestaͤtigte es ihnen auch auf diese Art, daß vier Bischoͤfe ihnen daruͤber Brief und Siegel gaben, doch nur in so weit, daß, wenn sie einmal ihrer Pflicht vergessen, oder sich in die Be- rathschlagungen der Heiden einlassen, und das Sacrament der heiligen Taufe mit heidnischen Caͤremonien besudeln solten, sie gehalten waͤren, nachher den Zehnden und die andern Gefaͤlle an die Christenheit volstaͤndig abzutragen. Fuͤr Equus (Pferd) muß allerdings Vncus (Haken) gelesen werden. Es scheinet der Abschreiber habe dieses ihm unbekante Wort Haken, in ein ihm bekanters, nemlich Pferd, verwandelt. Denn die Preussen und Lieflaͤnder nennen eine gewisse Abmes- sung ihrer Aecker einen Haken; und geben es auf Lateinisch mit dem Worte Vncus: welches mit dem deutschen Worte Haken genau uͤbereinkomt. Also befindet sich in der Samlung der Preußischen Privilegien, die zu Braunsberg 1616 ans Licht getreten, aus dem ersten Diploma von Anno 1233 eine Stelle: Wir wollen, daß von jedem Pol- nischen Pfluge, der Hake genent wird, ein Lof Weizen ‒ ‒ jaͤhrlich dem Bischof der Dioͤces stat des Zehnden entrichtet werde. Und in dem Vertrag zwischen den Deut- schen Ordensbruͤdern und zwischen den Neubekehrten in Preussen, der auf Vermitte- lung des paͤbstlichen Gesandten getroffen worden, geloben die Neubekehrten an, sie wolten zum Unterhalt eines jeden Kirchenaͤltesten acht Hufen ( mansos ) Landes geben, vier nemlich von flachem Felde, und vier aus dem Busche, und den Zehnden von zwan- zig Haken, zwey Ochsen, ein Pferd, und eine Kuh. Friderich Menius in Prodrom. Jur. \& Regim. Liuon. p. 7. schreibet, man habe eine Verordnung, nach welcher aus- gemacht sey, wie lang und breit ein Lieflaͤndischer Haken seyn solle Vncus ein Haken, so nante man anfaͤnglich wegen seines Haupttheils einen Pflug, hernach ein Stuͤck Landes, so viel nemlich zwey Pferde in einem Tage umackern konten. Gewoͤhnlich wirds durch ganz Liefland und Preussen ein Haken genant. Aus den Extractis \& transsumtis nonnullorum vet. privileg. Rigens. befindet sich eine Verordnung de anno 1232: Mansus continet triginta juge- ra agrorum, qui Morgen dicuntur: Jugerum, ager, quadraginta in longum \& decem men- suras virgarum in latum habebit. D. i. ein mansus (Haken Landes) haͤlt dreysig Morgen Landes: ein Morgen Landes sol vierzig Ruthen in der Laͤnge und zehn Ruthen in der Breite haben. . §. 6. Wie dis also eingerichtet worde, ließ der Bischof Albert drey Bischoͤfe in Liefland, uͤbertrug dem vierten, der damals eingeweihet war, seine Stelle, und reiste wieder nach Deutschland; um Pilger wie auch andre aufs kuͤnftige Jahr unentbehrliche Dinge zu besorgen, damit nicht die Kirche in Liefland dereinst Gefahr liefe, wenn keine Pilger mehr da waͤren. §. 7. Mitlerweile brachten die von Saccala und Ungannien, so noch mit heiler Haut davon gekommen, ein grosses Heer auf die Beine, fielen in die Provinzen der Letten ein, suchten sie in allen Schlupfwinkeln der Waͤlder auf, und hieben viele von 1210 bis 1211. viele von den Verwandten und Freunden des Rußins, so sie ertapten, nieder. 1210 Jn Tricatien pluͤnderten sie auch den Thalibald und die umliegenden Provin- zen, und versamleten sich bey dem Schlosse Beverin. Sie belagerten das Schloß, schlugen sich den ganzen Tag mit den Letten herum, warfen ein starkes Feuer hinein, und sagten endlich: Habt ihr eurer Erschlagenen an der Ymer schon vergessen, daß ihr noch nicht bey uns um Friede bittet? Sie aber versetzten im Gegentheil: Denket ihr denn auch nicht mehr an eure Landesaͤltesten, und an die unzaͤhligen, so bey Thoreida umgekom- men seyn, daß ihr mit uns an Einen GOtt glaubet, und die Taufe und einen ewigen Frieden empfahet. Da sie das hoͤrten, wurden sie un- willig, zogen vom Schlosse ab, und kehrten mit der Beute geschwind wieder in ihr Land. Der Letten Landesaͤltesten aber von Beverin, Dole und Payke zogen nach Riga, und baten die von Saccala instaͤndig um Huͤlfe. Und die Pilger machten sich also auf mit den Bruͤdern der Ritterschaft, auch Dietrich, des Bischofs Bruder, Caupo mit allen Liven, Berthold von Wenden mit den Letten, und brachten eine starke Armee in Metsepole zusammen, zogen ans Meer, marschirten drey Tagereisen laͤngst dem Strande, schlugen sich nachher ge- gen die Provinz Saccala, zogen noch drey Tage durch Waͤlder und Moraͤste einen sehr schlimmen Weg, daß ihre Pferde auf dem Wege umfielen, und ihrer fast hundert verreckten, bis sie endlich am siebenten Tage an Doͤrfer kamen, und sich durchs ganze Land vertheilten. Die Maͤnner, welche sie funden, stiessen sie nieder, nahmen alle kleine Knaben und Maͤdgen weg, trieben Pferde und Vieh nach den Dorfe des Lembit, wo ihre Maja , das ist, ihre Rendezvous war, und schickten des folgenden Tages die Liven und Letten durch die finstern Kluͤfte der Waͤlder, wo die Esthen fast in Mauseloͤcher gekrochen waren, suchten viel Maͤnner und Weiber auf, zogen sie mit allen ihren Sachen aus den Waͤldern her- aus, machten die Mannspersonen nieder, und schlepten das uͤbrige zu ihren Majen. Dole und Payke, zwey Letten, gingen nach einem Dorfe; es fielen aber ploͤtzlich neun Esthen uͤber sie her, und schlugen sich mit ihnen den ganzen Tag. Die Letten verwundeten und erlegten die meisten, musten aber endlich selbst ins Gras beissen. Des dritten Tages paßirten die beherztesten von der Armee den Palafluß, pluͤnderten die ganze Provinz Murumgunde, branten alle Doͤrfer ab, toͤdte- ten was maͤnnliches Geschlechts war, entfuͤhrten die Weiber, Pferde und Vieh, ruͤckten auch bis an Gerwen. Des Nachts kamen sie zuruͤck, und machten sich eine Lust, schrien, lermten und klapperten mit den Schilden, steckten Tages darauf das Schloß in Brand, nahmen einen andern Ruͤckweg, theilten die ganze Beute unter sich in gleiche Theile, und kehrten mit Freuden wieder nach Liefland. Es entstand aber eine grosse Pest in ganz Liefland, die Leute fingen an zu kranken und zu sterben. Es fieng (dis Uebel) von Thoreida an, wo die Koͤrper der Heiden unbegraben lagen, bis nach Metsepole und so nach Ydumea bis an die Letten und Wenden, und es sturben die Landesaͤltesten Dabrel, Nunnus und viele andre. Gleichfals war ein grosses Sterben in Saccala und Ungan- nien, und in andern Gegenden von Esthland. Manche, die vor der Schaͤrfe des Schwerdts entronnen und ihrem Ungluͤck entgangen waren, konten doch dem Wuͤrgen des Todes nicht entgehen. Die Letten aber von Beverin zogen wie- der in Ungannien, erhaschten die Esthen so mit ihren schmalen Brodsaͤcken nach ihren Doͤrfern wieder umkehrten, und machten alles von maͤnnlichem Ge- schlechte todt; schonten aber der Weiber, nahmen sie mit sich und erhielten viele Beute. Auf ihrem Heimzuge begegneten ihnen unterwegens frische Letten, die nach Ungannien gingen; diese nahmen vollens, was jene uͤbrig gelassen, und fingen da von vorne an, wo jene geblieben. Die jenen entwischet waren, wurden von diesen umgebracht; sie brachen auch in die Provinzen und Doͤrfer ein, wo jene nicht hingekommen waren, und begaben sich mit vielem Raube und Gefangnen zu- ruͤcke. Und da auch diese nach Hause gingen, begegneten ihnen wieder andere A a Letten Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr, 1210 Letten auf dem Wege, die nach Ungannien marschirten. Was nun von den vorigen nicht volstaͤndig geschehen war, das brachten diese erst zu seiner Richtigkeit. Denn alle Maͤnner, so sie erwischten, machten sie nieder, schonten auch der Rei- chen und Landesaͤltesten nicht, sondern verdamten sie alle mit der Schaͤrfe des Schwerdts. Auch Rußin nebst andern ließ, um seine Freunde zu raͤchen, alle, so er veste bekam, theils lebendig braten, theils sonst eines grausamen Todes hin- richten. Doch auch diese wandten sich kaum zu ihren Schloͤssern, da schon wieder andre Letten, als der vierte Trup von Beverin, sich mit wenigen aufmachten durch den Busch in die Provinz Saccala ruͤckten, welche Aliste hieß, und weil sie alle zu Hause fanden, sie vom groͤsten bis auf den kleinsten erschlugen, (und also) viele aus ihnen umbrachten, Weiber, Pferde und Vieh entfuͤhrten, und sich in den ganzen Raub theilten. Daruͤber erschracken die von Alistegunde. Die an- dern von Saccala sandten Boten nach Riga, stelten ihre Knaben zu Geisseln, und nahmen nicht allein den Frieden an, sondern versprachen auch das Sacrament der heiligen Taufe zu empfangen. Auch Dietrich des Bischofs Bruder mit den Leuten des Bischofs, und Berthold von Wenden samleten eine Armee, und zogen im Winter nach Ungannien, fanden das ganze Land von den Letten ver- heeret, das Schloß Tarbat Die bey Kelchen p. 68 angenommene Meynung von dem Namen der Stadt Doͤrpt, als hiesse sie Dar bet, dort weiter, wird hier deutlich umgestossen, weil die Sachsen sich hier nicht gezanket, wo die Stadt anzulegen sey, sondern schon ein Schloß Tarbat vor sich gefunden; welchen Namen es Zweifels ohne von den Heiden erhalten, wie denn selbst die kleine Provinz den Namen Tarbat fuͤhrte. verlassen, und von den Letten ehmals aufge- brant, und paßirten den Fluß, der die Mutter der Gewaͤsser heist; gingen auch ein in die Doͤrfer, fanden aber da wenige vor sich, zogen also nach dem Busche, wo die Heiden in einem dichten Walde eine Art vom Gehege gemacht, und grosse Baͤume rundherum gefaͤllet hatten, damit sie beym Anmarsch einer Armee, sich und ihre Guͤter daselbst in Sicherheit bringen moͤchten. Wie nun das Heer der Christen im Anzuge war, ruͤckten sie verwegen aus, wehrten sich sehr lange, weil ihnen schwer beyzukommen war, konten aber der Menge nicht widerstehen, wandten uns also den Ruͤcken zu, und jagten nach dem dicken Busche. Etliche aber setzten den Fluͤchtlingen nach, erlangten einige, hieben sie nieder, schlepten Weiber und Kinder gefangen mit sich, trieben viel Pferde und Vieh davon, und entfuͤhrten viele Guͤter. Denn aus der ganzen Provinz waren Leute dahin gefluͤch- tet, und hatten ihr ganzes Vermoͤgen bey sich. Nachdem sie die ganze Beute un- ter sich vertheilet, kehrten sie mit den Gefangnen wieder nach Liefland. Nach volbrachtem heiligen Weihnachtsfeste, da der Winter am haͤrtesten war, und sich die tiefen Wege und Auen zugeleget hatten, schickten die Bischoͤfe an alle Schloͤsser in Liefland, und an alle Provinzen der Letten, daß sie mit den Deutschen zu Felde gehen solten, liessen auch ihre Soldaten mit den Pilgern und Ordens- bruͤdern marschiren, und bestelten sie bey dem Schlosse Beverin zur Musterung. Der Bischof uͤber Esthland, Dietrich, ging auch mit, und nachdem sie das Fest der Erscheinung Christi dem grossen GOtt zu Ehren gefeiert hatten, nah- men sie ihren Weg nach Ungannien. Es waren ungefaͤhr an Reuterey und Fußvolk vier tausend Deutsche, von Liven und Letten ebenfals so viel. Sie ruͤckten in die Provinz Tarbat, setzten uͤber den Mutterbach, und gelangten an das Gehege, so vorher die Christen zerstoͤret hatten; da aber die Pilger ausruheten, machten sich die Liven und Letten, und die sonst die schnelsten waren, von der Armee weg nach Wagien, pluͤnderten die ganze Provinz und versamleten sich nachher bey der Burg Somelinde Somelinde heist eigentlich das Schloß der Finnen, und ist das jetzige Somel. So wird noch heuti- ges Tages Wyburg in Carelen genant. Daß die Finnen und Esthen ihrem Ursprung und der Sprache nach nicht viel unterschieden, ist ausgemacht, obgleich die erstern weit etwas aͤlteres und de- nen Morgenlaͤndischen Sprachen aͤhnlichers in ihrer Mundart haben, und ausser andern Aehnlich- keiten alle conjugationes von Kal bis Hithpael mit geringer Veraͤnderung des Stamworts durch- fuͤhren koͤnnen. . Des andern Tages kamen sie zu ihren Leuten von 1210 bis 1211. Leuten in Wagien, lagen drey Tage stille, pluͤnderten das ganze umliegende 1210 Land, liessen Haͤuser und Doͤrfer im Rauch aufgehen, legten viele ins Gefaͤngniß und in Eisen, saͤbelten unterschiedene nieder, und erhielten ansehnliche Beute. Den vierten Tag brachen sie nach Gerwen auf, vertheilten die Armee durch al- le Provinzen und Doͤrfer, erschlugen viele von den Heiden, die sie bekommen, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, entfuͤhrten viel Vieh und Pferde zur Beu- te, hielten ihre Versamlung auf einem Dorfe, so Carethen hieß, und steckten al- les in Brand, was da herum lag, Es war aber Carethen damals ein sehr schoͤ- nes, grosses und volkreiches Dorf, wie alle Doͤrfer in Gerwen, und in ganz Esthland waren, die alle nachgehends oftmals von den Unsrigen verheeret und aufgebrant seyn. Nach drey Tagen kehrten sie mit aller Beute nach Hause, und verbranten die Doͤrfer und benachbarten Provinzen, Mocha nemlich und Nor- megunde , gelangten endlich an die See Worcegerwe , wo sie uͤbers Eis zogen und mit Freuden nach Liefland kehrten. Das Wort Maja braucht unser Auctor nicht allein fuͤr eine oͤffentliche Zusammenkunft, sondern auch fuͤr jeden Ort, wo die Armeen ihren Sammelplatz hatten, und das so oft, daß er einen sonderlichen Gefallen daran zu haben scheinet. Wegen des Grundes die- ser Benennung kan man Goldasten nachschlagen uͤber den Eginhard p. 172 und Andreas Rivinus de panegyricis Majumis, Maicampis \&c. c. 8. Uebrigens bin ich nicht entgegen, wenn man meinet, die Worte: das ist, eine Versamlung, haben sich vom Rande in Tert eingeschlichen Das Manuscript behaͤlt die Glosse. Sonst heist Maja im Esthnischen eine Sommerlaube, Huͤtte, Nachtlager, und hier ein Feldlager. . Wenn promtualia Weil die Bauren bey ihren Reisen das Brod und die Zukost in Saͤcken fuͤhren, so hat man sich nach diesem Gebrauch richten wollen. hier nicht Lebensmittel heissen sollen, von welcher Bedeutung ich doch die Guͤltigkeit nicht anzugeben weiß: so erreiche ich des Verfassers Sinn nicht. Man sehe nach ums Jahr 1214 n. 3. wo sie des Proviants wegen aus den Waͤldern auf die Doͤrfer gingen. Ein Fluß bey Dorpat, wo der Peipus- und die Wurznische See an einander stossen. Bey den Liven heist er Emmajoͤggi, bey den Deutschen Embek, bey un- serm Verfasser, der da wuste, daß die erste Haͤlfte des Worts im Hebraͤischen So heist auch die Mutter bey den Esthen, Emma, indem die Esthnische Sprache einige Hebraͤi- sche Woͤrter, die Finnische noch mehr, beybehalten. eine Mutter bedeute, heist er mater aquarum, als ob man sagte: Mutterbach. Oben n. 7 stand Murumgunda Jch lese oben Murmugunde, und hier ebenfals Normegunde. geschrieben. Worcegerwe, heutiges Tages Wurzgerwe Sie ist sieben Meilen lang und drey Meilen breit, und liegt auf selbiger das alte Kastel Woro- meggi oder Warenberg, gleich daran stossen die zwey kleinen Seen, Mochjerwi und Porri- jerwi. , ist die Einsee, woraus die Em- bach komt. Gerwe heist bey den Finnen und Esthen eine See. §. 8. Wie nun der Groskoͤnig von Neugarden Misceslawe zu Ohren be- kam, daß ein Heer der Deutschen in Esthland sich befinde, machte er sich mit funfzehn tausend Mann auf, ging nach Wagien, und wandte sich von Wagien nach Gerwen; als er aber keine Deutschen fand, zog er nach Harrien und belagerte das Schloß Warbole, fochte mit ihnen etliche Tage, und da ihm die Belagerten sieben hundert Mark Nagaten zusagten, kehrte er wieder in sein Land. Siehe oben beym Jahr 1209 n. b ). A a 2 §. 9. Nach- Geschichte des dritten Bischof Alberts, dreyzehntes Jahr, §. 9. 1210 Nachdem aber die Deutschen aus dem Felde wieder nach Riga kamen, sandte der Bischof uͤber Esthland seinen Priester Salomon nach Saccala, ihnen das Wort der Predigt zu ertheilen, und das Sacrament der Taufe, die sie anzunehmen schon laͤngst angelobet hatten, feierlich zu volziehen. Er kam auch nach dem Schlosse Viliende, wo er von einigen angenommen und wilkommen geheissen ward; doch nur mit dem Grusse des Mundes und nicht des Herzens, wie Judas Jscharioth den HErrn JEsum gruͤste. Er predigte ihnen das Wort des Heils und taufte auch ihrer etliche. Allein die von Saccala und Ungan- nien hoͤrten, daß eine Rußische Armee in Esthland sey, und versamleten eben- fals ein Heer aus allen ihren Provinzen. Da nun der Priester Salomon von ihrer Zusammenkunft Nachricht erhielt, machte er sich mit den Seinen aus dem Schlosse weg, und gedachte nach Liefland zu kehren. Aber Lembit von Sac- cala nahm einen Schwarm Esthen zu sich, setzte dem Priester nach, holte ihn ein, und toͤdtete ihn des Nachts, wie auch Dietrichen und Philippen seine Dolmetscher , nebst einigen andern, die alle um des Glaubens an Christum willen ihr Leben eingebuͤsset, und, wie wir hoffen, zur Gemeinschaft der Maͤrtyrer gelanget sind. Es war dieser Philipp ein Lette Das Revelsche Manuscript list, de gente Letthorum an stat Letthonum. von Nation, in dem Hause des Bischofs erzogen, und so glaͤubig geworden, daß er als Dolmetscher andere Voͤlker zu belehren geschickt ward, und gleichwie er des Martyrthums theilhaftig geworden, so hat er auch verdienet ein Erbe der ewigen Seligkeit zu werden. Oben not. k ) haben wir gesehen, daß Alexander der III. dem Fulco, als er die Esthen zu lehren ausgesandt worden, einen gewissen Moͤnch zugeordnet, der aus der Esthni- schen Nation herstamte; welches um keiner andern Ursache willen geschehen zu seyn scheinet, als daß der Bischof Fulco, weil er kein Esthnisch verstand, einen der Spra- che kundigen Dolmetscher haͤtte. Selbst die vom Roͤmischen Hofe in andre Reiche ab- gefertigten Gesandten, hatten einen der die Landessprache wohl inne hatte allezeit unent- behrlich von noͤthen. Wie Pabst Jnnocentius IIII. 1251 einen solchen in Deutschland hielte, um gewisse Befehle an die Fuͤrsten zu bestellen, so schrieb er an ihn: Wir er- mahnen dich, daß du den Bruder Dietrich zu dir nimst, den Heermeister des Deut- schen Hauses in Preussen, der der deutschen Sprache kundig ist, wenn du zu den Her- zogen, Marggrafen und Grafen des Reichs hingehest, sie zum Gehorsam der Kirche wieder noͤthigest, und dich bemuͤhest, sie ernstlich anzuhalten, doß sie dem Koͤnig Wil- helm huldigen ‒ ‒ ‒ Raynald ums Jahr 1251 n. 7. Die auslaͤndischen Priester pre- digten also auch in Liefland durch Dolmetscher vor dem Volke, bis sie die Landesspra- che erlernten. Vielleicht nach dem Exempel jenes Bruno, von dem Helmold handelt, Chron. Slav. l. 1. c. 38. n. 18. Sie hatten ihre Predigten in Slavischen ( Lieflaͤn- dischen ) Worten aufgeschrieben, die sie nachher bey Gelegenheit den Leuten vorlasen. §. 10. Lembit aber kehrte nach Hinrichtung dieser frommen Maͤnner nach seinem Heere, und indem die Russen in Esthland stunden, gingen diese indessen in Rußland, drungen in die Stadt Plescekowe, fingen an alles aus dem Poͤbel nieder zu machen, und da einiger Lerm entstand, kehrten sie nebst etlichen wieder fluͤchtig nach Ungannien; die Russen hingegen fanden bey ihrer Ruͤckkunft ihre Stadt gepluͤndert. §. 11. Hierauf wurden die Liven, Letten und Esthen, wegen anhaltender Pest und Hungersnoth, des Kriegesungemaches uͤberdruͤßig, und schickten sich unter einander Boten zu, machten Friede mit Ausschliessung der Rigischen. So bald der Krieg aufhoͤrte, ließ auch der Hunger und das Sterben der Menschen nach. §. 12. Wie nachher das Eis auf der See und auf der Duͤne aufging, kehrte der Bischof von Verden, und der Bischof von Pathelborn mit ihren Pilgern zuruͤck von 1210 bis 1211. zuruͤck nach Deutschland; Philipp Bischof von Ratzeburg blieb in Riga 1210 nach, der an dem Hofe des Kaisers Otto einer der vornehmsten Minister gewesen; wie aber gegen ihn die Achtserklaͤrung ergangen war, hielt er sich, um nicht um diesen Herrn herum zu seyn, in Liefland bis ins vierte Jahr in der Pilgerschaft auf. §. 13. Nach dieser ihrem Abzuge fasten die Russen von Plescekowe einen Unwil- len gegen ihren Koͤnig Woldemar, und zwar deswegen, weil er seine Prinzeßin dem Bruder des Bischofs in Riga zur Gemahlin gegeben; daher sie ihn mit samt seiner Familie aus der Stadt jagten; dieser wandte sich zu dem Koͤnig von Ploscekowe , erhielt aber schlechten Trost von ihm. Deswegen fuhr er nach Riga samt seinen Leuten hinunter, und ward von seinem Schwiegersohn und Angehoͤrigen des Bischofs mit allen Ehrenbezeigungen aufgenommen. Dietrichen, der deswegen Wlodimirs Schwiegersohn heist. Hier siehet man wieder, daß Plescow von Polocz an der Duͤne unterschieden sey, ob es gleich fast auf eine Art geschrieben ist; beydes aber den Russen gehoͤret habe. Und obgleich letzteres heutiges Tages zu Litthauen gerechnet wird, so bewohnen doch noch bis jetzo die Russen den ganzen Strich Landes bis Kiow. Jch fuͤhre hier Me- choven zum Zeugen an, der libr. 2. c. 3. p. 146. also schreibet: Jn den andern herum- liegenden Provinzen, als, in Novogrod, Plescow, Polocz, Smolensko, und gegen Mittag bis Kiow sind alles Russen und reden auch Rußisch oder Sclavo- nisch. Sie behalten die Griechischen Gebraͤuche, und leisten dem Patriarchen zu Con- stantinopel kirchlichen Gehorsam. Des Bischof Alberts vierzehntes Jahr, vom Jahr Christi 1211 bis 1212. §. 1. E s war das tausend zweyhundert und eilfte Jahr nach der Menschwerdung 1211 unsers HErrn, und der Anfang des vierzehnten unsers Bischofs, da die Kirche in Liefland sich uͤber desselben (abermaliger) Ankunft mit seinen Pilgern freuete. Alle zogen mit dem Koͤnig Woldemar ihm entgegen, und empfingen ihn mit Lobgesaͤngen zu GOtt. Der Bischof gab dem Koͤnig sei- nen Segen und Geschenke in Liebe von allem, so er aus Deutschland mit ge- bracht, ließ auch mit eifriger Hochachtung ihn in allen Stuͤcken hinlaͤnglich bedie- nen. Die Esthen kamen hierauf aus allen an der See gelegnen Provinzen mit einem starken Heere, lagerten sich in Coiwemunde, und hatten Sigfriden, ei- nen Abgeordneten aus Riga, bey sich, den sie auf erhaltene Nachricht von des Bi- schofs und der Fremden Ankunft, wieder nach Riga zuruͤckschickten, nachdem sie ihm unterschiedene Marter angethan hatten. Sie selbst machten sich bald wieder aus dem Staube, und kehrten nach ihrem Lande. Hierauf schickten die Liven und Letten Boten nach Esthland, und riethen ihnen, sie solten den unter ihnen getroffenen Frieden erneuren. Die Esthen freueten sich, und schickten mit ihnen ihre Leute wieder nach Thoreida. Der Bischof samt den Bruͤdern der Ritterschaft, und den Landesaͤltesten von Riga wurden eingeladen, und besprachen sich mit den Abgeordneten der Esthen, untersuchten dabey, was recht sey, und woher die vielen Kriege entstanden. Nach vielen Wortwechsel ward endlich ein dreyjaͤhriger Friede durchgaͤngig geschlossen. Doch blieben die Saccalaner bis an den Palastrom unter des Bischofs und der Deutschen Botmaͤßigkeit, damit sie, weil sie bey Auslieferung der Geisseln sich anheischig gemacht den Christlichen Glauben anzunehmen, auch des angenommenen Taufrechts und Christenthums B b recht Geschichte des dritten Bischof Alberts, vierzehntes Jahr, 1211 recht froh wuͤrden. Nachdem der Friede mit den Esthen geschlossen, ließ das Sterben so wol in Riga als in Lief- und Esthland nach, doch aber nicht das Kriegen. Denn einige treulose Liven, die noch Blutduͤrstige Kinder waren, zerrissen die Bruͤste ihrer Mutter der Kirche, und berathschlagten sich auf alle Weise, wie sie die Bruͤder der Ritterschaft, die in Sigewalde sich befanden, mit List griffen und hintergingen, damit sie nach deren Verjagung, des Bischofs Familie mit andern Deutschen desto leichter aus dem Lande treiben koͤnten. Siehe wegen des Worts pœnæ die Geschichte Meinhards not. k) Not. eine alte geschriebene Nachricht fuͤhret von diesem Jahre den Stiftungsbrief der Rigischen Domkirche an, daran sich doch keine Siegel befunden. §. 2. Jnzwischen schickte der Koͤnig von Plosceke hin, ließ den Bischof vor sich rufen, und Zeit und Ort bestimmen, er moͤchte doch vor seiner Majestaͤt bey Gercike sich einfinden, und wegen der ihm ehmals zinsbaren Liven sich erklaͤren, damit sie auf gepflogene Unterredung denen Kaufleuten auf der Duͤne eine sichere Farth verschaffen und durch Erneurung des Friedens den Litthauern desto leich- tern Widerstand thun koͤnten. Der Bischof nahm alle seine Maͤnner mit sich, wie auch den Koͤnig Woldemar mit den Ordensbruͤdern und Landesaͤltesten der Liven und Letten, zog dem Koͤnig entgegen und mit ihm die Kaufleute auf ihren Schiffen. Alle legten ihre Ruͤstung an, um vor dem Aufpassen der Litthauer von allen Seiten der Duͤne, sicher zu seyn. Und da sie zum Koͤnige gelangten, fingen sie an mit ihm, von dem, was recht waͤre, zu handeln. Der Koͤnig sprach dem Bischof bald mit Schmeicheleyen, bald mit harten Drohworten zu, und bat ihn, mit der Taufe der Liven sich nicht weiter zu thun zu machen, sagte dabey, es stuͤnde bey ihm, seine Knechte, die Liven, entweder zu taufen, oder ungetauft zu lassen. Denn es pflegen die Koͤnige der Russen es so zu machen, daß sie die bezwungenen Voͤlker nicht zum Christlichen Glauben zwingen Diese Bekehrungsart beschaͤmet den ehmaligen Religionszwang der roͤmischen Kirche nicht wenig, weil selbst rechtschaffene und vernuͤnftige Maͤnner im Pabstthum gegen die unvernuͤnftige Bekehrungssucht und die ungereimten Zwangsmittel ihrer Glaubensgenossen geeifert haben. Man sehe hier artige Nachrichten nach in Arnolds Kirchenhistorie tom. 1. lib. 9. cap. 1. §. 5. 6. 7. , sondern nur unter ihr Joch brin- gen, damit sie Tribut und Geld zahlen. Der Bischof aber hielt dafuͤr, er muͤsse GOtt mehr gehorchen, denn den Menschen, mehr dem Koͤnige des Himmels als dem der Erden, so wie er in seinem Evangelio selbst geboten, wenn er spricht: Gehet hin, und lehret alle Heiden, und taͤufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes; und daher blieb er bestaͤndig dabey, er wolle weder von seinem Vorhaben abstehen, noch das vom Pabst ihm aufgetragene Predigtamt verabsaͤumen. Doch war er nicht entgegen, daß man dem Koͤnig Tribut geben solte, nachdem, was der HErr in seinem Evan- gelio weiter sagt: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und GOtte, was GOttes ist. Weil der Bischof ja selbst oftmals, da sich das Blat wandte, diesen Schoß dem Koͤnige fuͤr die Liven bezahlet hatte. Die Liven aber, wolten nicht zween Herren dienen, und lagen dem Bischof allezeit in Ohren, daß er sie von dem Joch der Russen voͤllig frey machen solte. Der Koͤnig hinge- gen, der mit den rechtmaͤßigen Gruͤnden seines Vortrags nicht zufrieden war, ward zuletzt unwillig, und drohete, alle Schloͤsser in Liefland so wol als Riga selbst in die Asche zu legen, ließ auch seine Truppen aus dem Schlosse ruͤcken, und that, als wolle er mit den Deutschen anbinden. Er stelte wirklich alle seine Leute aufs Feld in Schlachtordnung nebst seinen Bogenschuͤtzen, und fing an auf sie los zuge- hen. Daher zogen alle Maͤnner des Bischofs mit dem Koͤnig Woldemar den Bruͤdern der Ritterschaft, und den Kaufleuten in voller Ruͤstung dem Koͤnig be- herzt entgegen. Da sie auf einander los gingen, trat der Probst bey der Kirche Unsrer von 1211 bis 1212. Unsrer Lieben Frauen, Johann und der Koͤnig Woldemar, mit etlichen andern, 1211 zwischen beyde Heere, und redeten dem Koͤnige zu, er moͤchte mit den Christen nicht anbinden, noch mit seinen Kriegen die neue Kirche beunruhigen, damit er nicht selbst mit seinem Volke von den Deutschen Ungelegenheit haͤtte, die alle tapfer in Gewehr standen, und ein grosses Verlangen bezeigten mit den Russen zu fech- ten. Der Koͤnig wunderte sich uͤber ihre Herzhaftigkeit, ließ seine Armee abzie- hen, ging hinuͤber zum Bischof, gruͤste ihn als seinen geistlichen Vater und bezeigte sich sehr ehrerbietig. Er ward auch gleichfals als ein Sohn von ihm aufgenom- men. Sie blieben eine Zeit beyeinander, und nach verschiedenen Wortwechsel be- rathschlagten sie sich fleißig, wie man etwa einen Frieden treffen koͤnte. Bis end- lich der Koͤnig, vielleicht auf goͤttliches Eingeben, ganz Liefland dem Herrn Bi- schof ohne Tribut frey und frank abtrat, daß also zwischen ihnen ein ewiges Buͤnd- niß gemacht wurde, so wol gegen die Litthauer, als gegen andre Heiden, und daß die Paßage auf der Duͤne den Kaufleuten allezeit offen stehen solte. Wie dis zu Stande war, fuhr der Koͤnig mit den Kaufleuten und allen seinen Leuten die Duͤne hinauf und begab sich wieder nach seiner Stadt Plosceke mit Freu- den. Der Bischof aber kehrte mit allen den seinigen mit noch groͤsserer Freude nach Liefland. §. 3. Nach ihrer Zuruͤckkehr erhub sich ein grosser Zank zwischen den Bruͤdern von der Ritterschaft von Wenden und den Letten von Antine, die damals dem bischoͤflichen Antheil anheim gefallen, wegen der Felder und Birnenbaͤume. Da nun einige Letten von den Bruͤdern beschaͤdiget wurden, so gelangte die Klage vor den Bischof. Der Bischof machte sich auf mit dem hochwuͤrdigen Herrn Phi- lipp, Bischofen von Ratzeburg, und berief die Ordensbruͤder mit den Liven und Letten zusammen, den Streit beyzulegen und sie zu voriger Eintracht zu bringen. Sie konten aber nach vielem Wortgezaͤnke in zwey Tagen keinen Frie- densvergleich unter sich finden. Daher gingen die Liven und Letten von den Deutschen weg, verschworen sich unter einander, und bekraͤftigten nach Art der Heiden ihre Verschwoͤrung unter sich, indem sie auf ihre Schwerdter traten. Der vornehmste unter ihnen war Caupo; dessen Worte ungefaͤhr so lauteten: Er wol- le nie vom christlichem Glauben abtreten, sondern fuͤr die Liven und Letten bey dem Bischof eine Fuͤrbitte einlegen, damit ihnen die Unpflichten Jura Christianitatis sind nicht allein Freyheiten und Privilegien, sondern auch die Pflichten und Abgif- ten, so Christen abgefordert, und von unserm Auctor hier und da das Joch des Christenthums ge- nennet werden. Die hiesigen Bauren brauchen noch jetzo das Wort Kohhus, eine Pflicht, eine Ge- rechtigkeit von den Abgaben an den Edelhof, oder an den Prediger, welche die Deutschen die Gerech- tigkeit heissen. an die Chri- sten erleichtert wuͤrden. Aber die andern fragten alle nichts nach seiner Meinung, sondern verschworen sich gegen die Ordensbruͤder, und waren gesonnen, alle Deut- sche und den christlichen Namen aus Liefland zu verbannen. Wie der Bischof und die Ordensbruͤder dieses sahen, begaben sie sich mit ihren Freunden, so mit ihnen gekommen waren, jeder in seine Vestung. Hierauf versamleten sich die Liven von Sattesele in ihr Schloß, und sandten an die von Lenewarden, von Holme und Thoreiden, und an alle Liven und Letten hin, um sich mit ihnen zu berathschlagen. Alle waren gleicher Meynung, und fingen an ihre Schloͤsser zu bevestigen, damit sie gleich nach eingefuͤhrten Feldfruͤchten in den Ve- stungen waͤren. Dieses Gerede kam Danieln von Lenewarden geschwind zu Ohren, der daselbst Verwalter der Advocatur war, und schickte welche aus, die al- le Landesaͤltesten der Liven in der Provinz, so um alle boͤse Anschlaͤge wusten, vest nehmen musten, welche er in Ketten legte, und ihr Schloß in Brand steckte. Gleichfals schickten die Rigischen, so die boshaftigen Gedanken derer von Hol- me vernommen, etliche ab, die Hoͤhe ihres steinernen Schlosses abzubrechen, wel- ches ihr erster Bischof Meinhard gebauet hatte. Sie schickten auch nach Tho- B b 2 reida, Geschichte des dritten Bischof Alberts, vierzehntes Jahr, 1211 reida, und liessen das Schloß der Einwohner bey stiller Nacht anzuͤnden, damit sie sich nicht da versamleten und in der Burg gegen die Rigischen einen haͤrtern Krieg anspinnen koͤnten. Daher zerfiel auch der Rath der Treulosen nach Ein- aͤscherung ihrer Schloͤsser. Die Liven aber von Sattesele, so schon laͤngst in ihre Vestung sich begeben hatten, fingen gegen die Ordensbruͤder von Syge- walde Krieg an, verfolgten ihre Bedienten, und liessen etliche von ihnen uͤber die Klinge springen. Diese aber fielen aus dem neulich erbaueten Schloß Syge- walde aus, trieben sie weg, gingen weiter auf sie zu, setzten ihnen nach, und er- legten einige. Die Liven, die sich an Anzahl und Macht verstaͤrkten, gingen wieder auf sie los, verfolgten sie, toͤdteten einige, und trieben sie in ihr Schloß zu- ruͤck. Und auf die Art fochten sie einige Tage. Der Bischof vernahm diesen Lerm, und sandte Boten, nach der Ursache dieses Krieges sich zu erkundigen. Der Li- ven Abgeordnete kamen hierauf nach Riga, brachten viele Klagen uͤber Rudol- phen , den Ordensmeister der Bruͤder, an, und erwaͤhnten, daß ihnen Aecker, Wiesen und Gelder abgenommen waͤren. Der Bischof schickte anfaͤnglich den Prie- ster Alobrand, der sie getauft hatte, nebst einigen andern dahin, sie gaben sich aber vergebliche Muͤhe, und konten ihren Streit nicht ausmachen. Der Bischof kam nachher selbst mit dem Herrn Bischof von Ratzeburg, Philipp, nach Thoreida. Er beschied die Liven und die Ordensbruͤder vor sich. Die Liven lagen uͤber dem Fluß im Gewehr, sprachen mit den Deutschen, und beschwerten sich uͤber die Or- densbruͤder in vielen Punkten. Der Bischof versprach ihnen auch die Erstattung alles unrechtmaͤßig entwandten. Dafuͤr aber ward ihnen keine Ersetzung verspro- chen, was sie fuͤr ihre Ausschweifungen erlitten, weil sie es rechtmaͤßig verdienet hatten. Auf Angeben kluger Leute verlangte der Bischof ihre jungen Bursche zu Geisseln; daß sie nicht vom christlichen Glauben abfallen wolten. Sie wolten aber weder Geisseln ausliefern, noch dem Bischof und den Ordensbruͤdern gehorsamen, sondern dachten noch immer den christlichen Glauben mit allen Deutschen aus dem Lande auszurotten. Die Bischoͤfe merkten dieses, und gingen wieder nach Riga. Es folgte ihnen aber ein Bote von ihnen nach, und bat mit Thraͤnen, der Bischof von Ratzeburg moͤchte wieder mit dem Probst geschickt werden, ob sie vielleicht sich zur Ruhe bequemen und die Erinnerungen der heilsamen Lehre annehmen wol- ten. Also ward Philipp von Ratzeburg, mit dem Probst Johannes und Dietrichen, des Bischofs Bruder, samt dem Caupo und vielen andern an die Liven abgefertiget. Und sie setzten sich alle bey die Liven vor ihr Lager, und nahmen von neuem vor, was zum Frieden und zur Gerechtigkeit gehoͤrte. Etli- che aber von ihnen, die von hinten nachkamen, berichteten luͤgenhaftig, daß die Ordensbruͤder mit ihrer Armee die Provinz pluͤnderten. Dahero rissen sie mit grossem Geschrey und Lermen den Probst Johannes und Dietrichen, den Bru- der des Bischofs, Bernharden, den Advocaten, Ritter und Geistliche, nebst al- len Knechten weg, schlepten sie aufs Schloß, pruͤgelten sie durch, und legten sie ins Gefaͤngniß. Sie wolten auch den Bischof anpacken, es wehrte ihnen aber sein Priester und Dolmetscher, Heinrich der Lette. Wie nun ihr Geschrey und ihre Wuth ein Ende hatte, bat der Bischof, daß sein Probst nebst allen andern ihm ausgeliefert wuͤrde, und that auch dieser Beschimpfung wegen noch Drohwor- te hinzu. Also wurden alle zuruͤck gebracht, und der Bischof ermahnte sie ein- mal nach dem andern, sie moͤchten nicht das Sacrament der Taufe verachten; noch ihr Christenthum und ihren Gottesdienst schaͤnden, auch nicht wieder ins Hei- denthum fallen, und verlangte von ihnen zwey bis drey Knaben zu Geisseln. Sie gaben zwar freundliche Antwort, bekuͤmmerten sich aber nicht darum, Geis- seln zu stellen. Der Bischof sagte demnach: O ihr Unglaͤubigen im Herzen, von harter Stirn und von schmeichelhafter Zunge, erkennet doch euren Schoͤpfer. Ferner sagte er: Seyd stille und erkennet euren GOTT, und verlasset die Sitten der Heiden. Da sie aber nichts aus- richteten, sondern gleichsam in die Luft redeten, kehrten sie wieder nach Riga. Nicht von 1211 bis 1212. Nicht weniger fingen auch die Liven wieder an gegen die Bruͤder der Ritter- 1211 schaft zu kriegen. Einige Zeit dachte ich, es haͤtte muͤssen an stat des Namens Rodolf, der Name Vol- quin geschrieben und gelesen werden, der nunmehro Ordensmeister der Bruͤder von der Ritterschaft Christi war; aber seitdem ich von neuem beym Jahr 1218 n. 6 und 7. ei- nen Ordensmeister Rodolf, und beym Jahr 1219 n. 2. einen Rodolf von Wenden, und nachher wieder einen Ordensmeister Volquin antreffe: so komt mirs glaubwuͤrdig vor, daß dieser Rodolf Viceordensmeister uͤber die im Schlosse Wenden wohnen- den Ordensbruͤder gewesen, und daß er in diesem Amte mit Bertolden von Wenden, der erst ums Jahr 1215 erschlagen worden, abgewechselt habe. §. 4. Weil nun der Bischof Albert das Unkraut vom Weizen scheiden, und das im Lande entstandene Unheil ausrotten wolte, ehe es uͤberhand nahm, rief er die Pilger mit dem Ordensmeister und seinen Bruͤdern zu sich, wie auch die Ri- gischen und Liven, so noch bisher getreu und standhaft geblieben. Alle kamen zusammen, und da sie eine grosse Armee zusammen gebracht, und alle Nothwendig- keiten mit sich genommen, ruͤckten sie nach Thoreida, belagerten eben das Schloß des Dabrels, darinne sich die abtruͤnnigen Liven befunden, und zwar nicht allein die Liven der Ordensbruͤder, sondern auch die Liven des Bischofs von der andern Seite der Goiwe; deren Oberster und Landesaͤltester Vesike war. Die Liven fielen aus dem Schlosse aus, auf der hintersten Seite, be- schaͤdigten einige von der Armee, nahmen ihre Pferde und andere Beute mit sich, kehrten wieder ins Schloß und sagten: Seyd stark und wehret euch, da- mit ihr nicht den Deutschen dienet. Und sie stritten und wehrten sich viele Tage. Die Deutschen aber warfen mit ihren Patherellen die Werke des Schlosses um, schmissen viele und grosse Steine in die Vestung, und toͤdteten viele Menschen und Vieh. Einige fuͤhrten einen hohen Schanzthurm auf, den der Wind in folgender Nacht uͤber den Haufen schmiß, daruͤber ein groß Geschrey und Jauchzen im Schlosse entstand. Sie bewiesen ihren Goͤtzen die alten ge- woͤhnlichen Ehrenbezeigungen, schlachteten Thiere, und warfen die geopferten Hunde und Boͤcke den Christen zur Schmach aus dem Schlosse heraus, recht ins Gesichte des Bischofs und der ganzen Armee. Doch alle ihre Arbeit war ei- tel. Denn es ward ein staͤrker Blockhaus aufgefuͤhret, ein Thurm aus Holze in Eil zusammen geschlagen, nach dem Graben geschoben, und das Schloß untermi- niret. Rußin rief inzwischen oben vom Schlosse den Ordensmeister Berthold von Wenden, als seinem Draug Draug heist in Lettischer und Curischer Sprache ein Freund. Herr Hiaͤrne begehet hier einen Fehler in der Uebersetzung, da er den Rußin beschuldiget, als habe er Bertholden von Wenden umbringen wollen. , das ist, seinem Kamerad und Freund zu, nahm seine Sturmhaube vom Kopfe, beugte sich von der Mauer herunter, und that einen Vortrag vom Frieden und ihrer alten Bekantschaft. Aber eben, da er noch redete, bekam er unversehens von einem Schuͤtzen einen Pfeil in Kopf, daß er herunter fiel und nachher starb. Also gruben die Deutschen Tag und Nacht am Walle, und liessen nicht eher ab, bis sie an die Spitze des Schlosses gelangten, bis der Wall durchschnitten, und der Fal der ganzen Bevestigung schon erwartet wurde. Wie die Liven sahen, daß die Hoͤhe ihres sehr vesten Schlosses schon zu Boden sinke; so wurden sie bestuͤrzt und im Gemuͤthe unruhig, deswegen schickten ihre Volksaͤltesten Assen samt den andern zum Bischof, baten um Verzeihung, und nicht umgebracht zu werden. Der Bischof aber beredete sie, sich zu dem Sa- cramente des Glaubens zu wenden, und schickte seine Fahne ins Schloß, die auch von einigen aufgestecket, von andern aber niedergerissen wurde. Man band daher den Asso auf die Folter. Der Krieg ging von neuem an, und das letzte Gefechte ward heftiger und grausamer als das erste. Endlich ergaben sie sich, und C c steckten Geschichte des dritten Bischof Alberts, vierzehntes Jahr, 1211 steckten die Fahne der heiligen Maria wieder auf; streckten ihren Hals dem Bi- schof hin, und baten demuͤthig um Gnade und Verschonen; sie wolten den ver- absaͤumten Glauben an Christum wieder einholen, alle Kirchengebraͤuche nach- her standhafter beobachten, und die Sitten der Heiden niemals mehr in Sinn und in die Gedanken nehmen. Der Bischof hatte mit ihnen Mitleiden und stelte an die Armee Befehl, ja nicht unterdessen ins Schloß zu gehen, und diese demuͤthig Flehenden weiter nieder zu machen; damit nicht so viele Seelen der Hoͤlle uͤberlie- fert wuͤrden. Die Armee gehorsamete treulich, und hatte vor dem Bischof Ehr- furcht, stande vom Kriege ab, und schonte der Unglaͤubigen, auf daß sie glaͤubig wuͤrden. Also kehrte der Bischof mit den Seinigen wieder in seine Stadt, und nahm mit sich die Gemeinenaͤltesten der Liven, legte dabey den andern auf, daß sie gleich nachkaͤmen, das Sacrament der Taufe von neuem zu empfangen, und die Ruhe des erstern Friedens auf neuen Fuß zu setzen. Also kamen die Abge- ordneten der Liven dem Bischof zu Riga nach, und suchten Pardon vor der gan- zen Gemeine. Derohalben sprach der Bischof zu ihnen: Wenn ihr dem Dienst der falschen Goͤtzen absaget, und von ganzem Herzen euch zur Anbe- tung des einigen GOttes wenden wollet; auch eine anstaͤndige Ge- nugthuung fuͤr eure so ausschweifende Verbrechen GOtt und uns werdet gegeben haben: alsdenn wollen wir endlich den von euch un- terbrochnen Frieden erneuren, und euch in die Gemeinschaft der bruͤ- derlichen Liebe aufnehmen. Sie aber versetzten: Lieber Vater, was vor Genugthuung verlangst du von uns? Demnach ging der Bischof mit dem andern Bischof von Ratzeburg und dem Dechanten von Halberstadt, der da- mals zugegen war, und mit seinem Abt und Probste, wie auch mit dem Ordens- meister und andern seinen Verstaͤndigen zu Rathe, antwortete ihnen endlich und sprach: Weil ihr die Sacramente des Glaubens verschmaͤhet, und die Ordensbruͤder, unsre Herren und lieben Soͤhne mit Kriege beunruhi- get, ganz Liefland wieder zur Abgoͤtterey habet verleiten wollen, und hauptsaͤchlich, weil ihr aus Verachtung des hoͤchsten GOttes und zu unsrer und aller Christen Schmach die Boͤcke und andere Thiere, so ihr den Goͤtzen der Heiden geopfert, uns und unsrer Armee ins Ge- sichte geworfen; so fordern wir dafuͤr eine maͤßige Summe Geldes, nemlich, hundert Oeseringe Oesering heisset in Chur- und Lettischer Sprache eine silberne Hemdenschnalle oder ein Broͤschen mit Buckeln von gleichem Metal, welches die Bauerweiber vor der Brust zur Zierrath tragen. Daß es ein deutsch Wort sey, weisen die Sylben, Oese und Ring. Oer, ist noch jetzo eine Schwedi- sche Muͤnzsorte. Oese und Ring zeigen die runde Forme an. Vielleicht sind es alte Silberstuͤcken gewesen, mit Henkeln oder Oesen versehen, die eine halbe Mark am Gewichte gehalten. Das Bauervolk weibliches Geschlechts pflegets noch fuͤr seinen groͤsten Staat zu halten, wenn es um den Hals eine Schnure von alten Henkelthalern und andern Schaupfennigen oder angereiheten Geldsorten tragen kan. Und weil die Liven mit den Fremden Handel getrieben, so ist nicht un- wahrscheinlich, daß einige ausser dem Tausch der Waaren auch einen andern Werth an Silber dafuͤr empfangen, weil sie ihr Geld nicht gezaͤhlet, indem es kein Gepraͤge hatte, sondern nur gewogen, bis die Bischoͤfe Freyheit erhielten, selbst Muͤnzen schlagen zu lassen. Jst ja gepraͤgtes Geld unter ihnen im Gange gewesen, so war es wol kein anders vermuthlich, als auslaͤndisches, weil man kein Erempel hier weiß, daß irgendwo eine alte Muͤnzsorte wo gefunden seyn solte, welche in so spaͤte Zeiten fallen koͤnte. , oder funfzig Mark Silber von der ganzen Provinz. Ueberdem seyd ihr gehalten, den Ordens- bruͤdern ihre Pferde, Ruͤstung und anderes Abgenommene wieder zuzustellen. Wie das diese Treulosen hoͤrten, die noch zur Er- stattung keine Ohren hatten: so kehrten sie wieder zu den ihrigen, stun- den bey sich an, uͤberlegten es und hatten nur Trug im Sinn, wie sie nemlich das im Kriege Geraubte behalten und dem Bischof nichts von vorgeschriebner Strafe abtragen duͤrften. Sie schickten auch andre ab, die besser seyn solten als die ersten. Diese brachten wol bey dem Bischof ihre Schmeichelworte an, sie gingen aber im Herzen mit Schelmstuͤcken schwanger. Jhr erster Priester Alobrand merkte ihre Treulosigkeit, nahm sie derohalben bey Seite und gab ihnen diese Lehre: Jhr Ot- von 1211 bis 1212. Otterngezuͤchte, wie wollet ihr dem Zorne GOttes entrinnen koͤn- 1211 nen, die ihr stets vol Galle der Untreue seyd, und fuͤr eure Buben- stuͤcke nicht wolt genugthun? Thut demnach rechtschaffene Fruͤch- te der Busse. Und wenn ihr euch wahrhaftig zu GOTT bekehren wollet, so wird GOtt freylich mit euch seyn, als die ihr zwar bis- her doppeltes Herzens und unbestaͤndig gewesen, aber nun bestaͤndig seyd in euren Wegen, damit ihr uͤber euch die Huͤlfe des Herrn sehen moͤget. Denn ihr habt noch nicht voͤllige Glaubensstandhaftig- keit erwiesen. Jhr habt OOTT mit dem Opfer eures Zehnden noch nicht ehren wollen. Fallet nun dem Hochwuͤrdigen Herrn Bischof zu Fusse, damit er aller euer Ausschweifungen vergesse, und zur voͤlligen Vergebung eurer Suͤnden euch auflege, bey auf- richtigem Glauben zu GOTT alle Pflichten des Christenthums volkommen uͤber euch zu nehmen, und den Zehnden der Fruͤchte GOTT und seinen Knechten zu geben, als wie alle andere Voͤlker, die durch das Bad der heiligen Taufe wiedergeboren seyn: so wird euch der HErr die uͤbrigen neun Theile segnen, daß ihr rei- cher seyd an Vermoͤgen und Barschaft, als vormals. Und GOtt wird euch von den Anfaͤllen anderer Heiden und aus allen euren Noͤthen erretten. Nach Anhoͤrung dieser heilsamen Vermahnungen freueten sich die Liven, kehrten wieder nach Thoreida und erzaͤhlten alles, was der Priester Alobrand gesagt hatte. Und es gefiel allen, deswegen, weil sie keine Geldbusse vorjetzo zu erlegen gezwungen wurden; sie hoften aber doch folgendes Jahr mit den Esthen gegen die Deutschen zu rebelliren. Es kamen auch alle Volksaͤltesten von dem Schlosse des Dabrels, die gesund geblieben waren [So wird wol fuͤglicher abgetheilet, als im lateinischen bisher stehet, et venerunt omnes seniores, qui remanserant, sani de castro Dabrelis. ] , wie auch die Liven des Bischofs von der andern Seite der Goiwe, Vesike mit seinen Leuten, und noch andere von Metsepole nach Riga, und baten den Bischof, er moͤchte, wie Alobrand sie belehret, auch sie im christlichen Glau- ben voͤllig bestaͤtigen, und zur Buͤssung ihrer Verbrechen ihnen den Zehnden jaͤhr- lich zu entrichten auflegen. Doch dieser Antrag mißfiel in den Augen der Bischoͤfe sowol, als anderer vernuͤnftigen Maͤnner, indem sie besorgten, daß ihr Verspre- chen vol allerley Betrug und Ersinnung neuer Raͤnke sey. Der Bischof ließ sich aber doch durch ihr unverschaͤmtes Bitten bereden, und weil er insbesondere die Vorstellungen der fremden Bischoͤfe und des ganzen Volks stat finden ließ: so bewilligte er ihr Gesuch, nahm sie zu Kindern auf, stund ihnen den Frieden zu, und bestaͤtigte was sie schon versprochen hatten, nemlich, inskuͤnftige treu zu seyn, und den Zehnden jaͤhrlich zu bezahlen. Assen, der gleich darauf Asso heist, scheinet derjenige Azo, ein Kamerad des Cau- po zu seyn, von welchem oben beym Jahre 1299 n. 3. 4. nachzusehen. Der Ratzeburgische nemlich und Esthnische. Denn die andern, als der von Verden und der von Paderborn, waren schon wieder in ihr Vaterland gereiset. §. 5. Daher trugen die Liven aus dem Schlosse Dabrels, ihrem Versprechen nach, den Zehnden jaͤhrlich ab, darum hat der HErr sie bisher vor allem Ueber- fal der Heiden und Russen geschuͤtzet. Die Liven aber des Bischofs haben stat ihres Zehnden, weil er aus Barmherzigkeit und aus grosser Froͤmmigkeit es ihnen erlassen, bis dato nur ein gewisses Maß entrichtet. Auch die Ydumeer und Letten, die nicht zu Felde gegangen, noch die Sacramente des Glaubens verletzet hatten, erlegten stat des Zehnden jaͤhrlich, bis auf den heutigen Tag , das erste Maß, so ihnen von den vier Bischoͤfen, die zur selbigen Zeit in Liefland beysammen gewesen, angesetzet war. Die aber unter ihnen mit in diesen Krieg C c 2 gegan- Geschichte des dritten Bischof Alberts, vierzehntes Jahr, 1211 gegangen, oder Boten geschickt, oder, da sie schon unter Wegens waren, sich wie- der nach Hause gemacht, oder, die wenigstens ihre Pferde zum Ritt gesattelt hatten, musten sich bey ihren Advocaten mit einem Stuͤck Geldes abfinden. Siehe beym Jahr 1210 n. 5. §. 6. Es kamen auch die Letten von Antine nach Riga, und gaben bey den Bischoͤfen wider die Ordensbruͤder von Wenden ihre Beschwerde ein, wie ihnen zu viel geschehen und uͤberdem ihre Bienenbaͤume weggenommen waͤren. Sie er- waͤhlten sich also Schiedsrichter, und es fiel der Ausspruch , daß die Letten ih- re Bienbaͤume nach abgelegtem Eide wieder haben solten. Die Bruͤder aber der Ritterschaft solten auf ihren Schwur die Aecker behalten, und den Letten ihren Schaden mit einer hinlaͤnglichen Summe Geldes ersetzen. Man sehe doch die Schreibart und den Gebrauch des Saͤchsischen Rechts ehe noch des Repekov sein Magdeburgischer Sachsenspiegel jung geworden; welches Recht jedoch die Sachsen mit den Daͤnen gemein hatten. Denn nach diesem Rechte waren die Eidschwuͤre stark im Schwange, und bey jeder Klage entstund unter den Parten die Hauptfrage, welche von beyden zum Eide zu lassen waͤre. Das Recht gab gemeinig- lich den Ausschlag fuͤr den Beklagten, sonderlich, wenn er, um den Verdacht seines Leichtsinnes zu heben, noch einige an der Seite hatte, die mit schworen ( consacramen- tales ). Dieses schien dem Pabst Honorius III gegen das algemeine Recht zu laufen, daß Beklagte gegen rechtmaͤßige Beschuldigungen mit leugnen sich behelfen koͤnten. Er gab daher eine Bulle heraus, daß man den Beweiß des Klaͤgers hoͤren solle, und schrieb an die Bischoͤfe: Wir wollen diese Pest, die wider alle Rechte ist, ganz ausgetilget wissen, und befehlen, ihr solt niemand hoͤren, der sein Nein auf dergleichen Art bewei- sen wil, da doch des andern Ja im Gegentheil erwiesen werden kan. Raynald beym Jahre 1218 n. 41. Die Sachsen hatten auch diesen gemeinen Beweiß mit nach Lief- land gebracht. Doch Pabst Honorius der III schafte ihn wieder ab, und schrieb an den Bischof, er solte das Gerichte, welches durch ein gluͤhendes Eisen mit den Neuge- tauften so in Tag hinein gehalten wuͤrde, gaͤnzlich einstellen. Raynald beym Jahre 1222. n. 40. §. 7. Hierauf zog der Koͤnig Woldemar mit diesen Letten nach Antine, und stand bey ihnen der Advocatur so lange vor, bis auf den getroffenen Tausch die Ordensbruͤder das Schloß Kukenois dem Bischof gaͤnzlich uͤberliessen, und sie wieder Antine fuͤr ihr Drittel an Kukenois unter ihre Botmaͤßigkeit bekamen. Also ward dem Koͤnig Woldemar die Advocatur seines Schwiegersohns Die- trichs uͤber Ydumea uͤbertragen, weil Dietrich nach Deutschland ging. §. 8. Zu der Zeit kamen die Litthauer nach Kukenois und baten um Friede und freyen Durchzug nach Esthland. Es ward ihnen auch der Friede und Weg zu denen noch nicht bekehrten Esthen zugestanden. Gleich kamen sie mit einer Ar- mee, gingen in aller Stille durch Lettland, fielen in Saccala ein, nahmen viele Maͤnner bey den Koͤpfen, schlugen sie todt, entfuͤhrten ihr ganz Vermoͤgen, schlepten ihre Weiber, Kinder und Vieh mit sich, und, nachdem sie vielen Raub zusammen getragen, zogen sie einen andern Weg wieder in ihr Land. Daher wur- den die Deutschen unwillig, daß sie Saccala gepluͤndert, das sich schon unter den Bischof begeben. Sie antworteten aber, wie es die Wahrheit war, und sag- ten, die Esthen truͤgen den Hals noch zu steif, und waͤren weder den Deut- schen noch andern Voͤlkern unterthaͤnig. Not. Jn dieses Jahr gehoͤret noch die Gesandschaft der Bruͤder der Ritterschaft Christi, da sie einen Mitbruder an Pabst Jnnocentius den III schickten, und sich einen eigenen Bischof in ihrem dritten Theil ausbaten, welches ihnen freundlich und in Gnaden ab- geschla- von 1211 bis 1212. geschlagen wurde. Gegeben aus dem Lateran den 25ten Jan. im vierzehnten Jahr sei- 1211 ner paͤbstlichen Regirung. Hieher laͤst sich noch der Freyheitsbrief bringen, datirt zu Segny den 21 Jun. darinne dem Ordensmeister und Bruͤdern der Tempelritterschaft von den Bischoͤfen ihrer Dioͤces Ablaß ertheilet werden kan, wenn sie sich untereinander, oder mit andern geistlich und weltlichen Personen etwas gezauset haͤtten, wenn es nur nicht zu grob gemacht, und zum Blutvergiessen, oder Verlust eines Gliedes gekommen; welche Bulle Herr Gruber auch auf die Ordensbruͤder in Liefland ziehet, die manch- mal vom Pabste Tempelherren in Liefland genennet werden, davon ein Exempel bey Raynalden ums Jahr 1222 n. 40. vorkomt. Die Bullen finden sich in der Samlung des Papsts Jnnocentius III Libr. 14. ep. 149. tom. 2. p. 580. und Lib. 15. ep. 129. tom. 2. p. 654. Jngleichen ist noch hierher zu bringen das Rescript Jnnocentius des III an den Erzbischof zu Lunden und den Bischof zu Riga, wegen eines Buͤr- gers in Lunden, Strango genant, erschlichener Dispensation in einer Heirathssache, der mit seiner Frau im vierten Grade der Schwaͤgerschaft verwandt war, aber faͤlschlich vorgegeben, er habe vor Volziehung der Ehe nichts von der nahen Freundschaft ge- wust, und haͤtte es ihm sonst das Leben gekostet, wenn er nicht mit ihr zugehalten. Des Bischof Alberts funfzehntes Jahr, vom Jahr Christi 1212 bis 1213. §. 1. D as funfzehnte Jahr nach seiner Einweihung ging der Bischof nach 1212 Deutschland zuruͤck, und hinterließ so lange in seiner Stelle vor- erwehnten hochwuͤrdigen Bischof von Ratzeburg Philippen, der in seinem Gottesdienst und ganzem Wandel ungemein andaͤchtig war, seine Augen und Haͤnde stets nach dem Himmel hob, und seinen unermuͤdeten Geist vom Ge- bet kaum einmal ruhen ließ. Er liebte die Ritter, unterwieß die Geistlichen, hegte die Liven und Deutschen mit einer recht vaͤterlichen Liebe, und leuchtete dadurch der neuen Kirche unter den Heiden mit Worten und mit Beispielen vor. Die Kirche hatte auch in seinen Tagen etwas Ruhe vor dem Ungemach des Krieges, obgleich taͤglich grosse Furcht von innen und aussen uͤber der Liven und Esthen betruͤgliches Tichten und boͤses Trachten war, die allezeit gegen die Deutschen und die Stadt Riga nichts gutes im Schilde fuͤhrten. §. 2. Die Litthauer aber, machten sich aus dem mit den Deutschen geschlof- senen Frieden nichts, kamen an die Duͤne, riefen einige aus dem Schlosse Kuke- nois heraus, warfen eine Lanze in die Duͤne , und widersprachen solcher Ge- stalt dem Frieden und der Freundschaft mit den Deutschen. Sie samleten hierauf ein starkes Heer, paßirten die Duͤne, kamen in Lettland, pluͤnderten alle Doͤr- fer und erschlugen viele. Wie sie nach Tricatien kamen, fingen sie Thalibalden, den Aeltesten dieser Provinz und Waribulen seinen Sohn auf, ruͤckten uͤber die Goiwe, trafen bey der Ymer die Leute in ihren Doͤrfern an, nahmen sie gefan- gen, toͤdteten etliche, und nahmen mit aller ihrer Beute geschwind den Ruͤckweg. Da aber Rameko sahe, daß sein Vater und Bruder gefangen weggebracht wur- de, machte er sich mit allen Letten auf, und mit selbigen Berthold von Wen- den nebst den Ordensbruͤdern, und setzten ihnen nach. Als sie nun nahe an sie kamen, befurchte Rameko, sie moͤchten seinen Vater toͤdten, wenn er sie in Ruͤ- cken angrif, und lockte sie also auf einen andern Weg. Die Litthauer aber ro- chen den Braten, liefen uͤber Hals und Kopf fort, und entwischten ihnen. Wie sie aber uͤber die Duͤne gefahren, und der Grenze ihres Landes sich naͤherten, ent- lief ihnen Thalibald und kam froͤlich in sein Vaterland, nachdem er in zehn Ta- gen keinen Bissen Brod gegessen. Siehe Bertholds Geschichte n. 5. D d §. 3. Zur Gesch. des 3ten Bischof Alberts, funfzehntes Jahr, von 1212 bis 1213. §. 3. 1212 Zur selbigen Zeit begab sich Dangeruthe, des Koͤnigs Wissewalde Schwiegervater, mit vielen Geschenken zu dem Groskoͤnig von Neugarden, und schlos mit ihm ein Friedensbuͤndniß. Er ward aber im Ruͤckwege von den Bruͤ- dern gefangen nach Wenden gefuͤhrt, und in Eisen gelegt. Er ward auch darin viele Tage gelassen, bis aus Litthauen einige von seinen Freunden ihm zuspra- chen. Nachgehends entleibte er sich mit seinem eignen Schwerdte. Siehe beym Jahre 1208. n. 4. §. 4. Waͤhrend der Zeit erndtete Woldemar, der Ydumeer und Letten Advo- cate vieles, das er nicht gesaͤet hatte, und hielte Gerichte und Untersuchungen; weil aber seine Urtelsspruͤche dem Bischof von Ratzeburg wie auch allen andern nicht gefielen: so wandte er sich endlich wieder nach Rußland, welches alle lange gewuͤnschet hatten. §. 5. Zu dieser Zeit pluͤnderten auch die Ritter von Kukenois und die Letten oftmals die Selen und Litthauer aus, verbranten ihre Doͤrfer und sengten auf den Grenzen, schlugen einige todt, fuͤhrten andre in die Gefangenschaft, laurten ihnen auf dem Wege stark auf, und thaten ihnen viel Unheil an. Daher brachten die Litthauer ein Heer zusammen, kamen uͤber die Duͤne in die Provinz Lenewar- den, uͤberrumpelten die Liven in den Doͤrfern, machten einige nieder, nahmen Weiber, Kinder und Vieh mit sich, entfuͤhrten viele Beute, und brachten den Volksaͤltesten dieser Provinz, Uldewene, in die Gefangenschaft. Es kam aber der Ordensmeister Volquin uͤber sie, dessen Ordensbruͤder mit Kaufleuten die Dune hinaufgefahren waren. Vorbesagter Ordensmeister verfolgte die Litthauer mit weniger Mannschaft, fiel ihnen in Ruͤcken, und schlug sich mit ihnen herum. Es blieb auch der Litthauer Landesaͤltester und ward erschlagen, wie auch viel andre mit ihm. Die uͤbrigen so im Vordertreffen gestanden, flohen und entkamen und nahmen Uldewenen mit sich. Fuͤr dessen Ranzion ward nachher der Kopf dieses erschlagenen Litthauers ausgewechselt, damit sie, wenn sie wenigstens den Kopf wieder bekaͤmen, das gewoͤhnliche Leichenbegaͤngniß um ihn herum mit Saufen nach heidnischer Art begehen koͤnten. §. 6. Den Winter darauf kehrte Woldemar mit seiner Gemahlin, mit seinen Soͤhnen und seiner ganzen Familie wieder nach Liefland, und die Letten und Ydumeer nahmen ihn an, ob sie gleich nicht sonderliche Freude daruͤber hatten. Es schickten die Priester Alobrand und Hinrich Lebensmittel und Geschenke an ihn und er saß auf der Burg Metimne, hielt Gerichte, zog auch aus der Provinz, so viel ihm noͤthig war. Die Litthauer kamen mit ihrem Schwarm abermals uͤber die Dune. Sie hatten ihren Herzog und Fuͤrsten Stecse bey sich, uͤber dessen Mitkunft die Deutschen sich freueten. Es kam auch Berthold von Wenden mit seinen Bruͤdern zusammen, und riefen den Koͤnig Woldemar mit sich samt andern Deutschen und Letten. Diese gingen auf jene los, stelten ihnen unterwegens einen Hinterhalt, fielen uͤber sie her, und machten vorerwehnten ihren Herzog Stecse, wie auch viel andre nieder. Die uͤbrigen entkamen, damit sie das Paßirte zu Hause melden konten, und die Kirche hatte auf die Art etliche wenige Tage Ruhe. Des Des Bischof Alberts sechszehntes Jahr, vom Jahr Christi 1213 bis 1214. §. 1. E war im sechzehnten Jahre des Bischofs, als er wieder nach 1213 Liefland mit vielen Pilgern kam, und die Kirche einigermassen in dem Genuß der Ruhe und des Friedens, wie auch vorerwehn- ten Hochwuͤrdigen Bischof von Ratzeburg dieselbe an seiner Statt regierend fand. Er ordnete an, was zu veranstalten war, und eilete wie- der nach Deutschland, damit er desto leichter folgendes Jahr auf das Concilium nach Rom ziehen koͤnte; als welches schon seit zwey Jahren angekuͤndiget war, und ließ besagten Bischof in seinem Hause und auf seine Kosten in Riga. Es war auch die Gemahlin und die ganze Familie des Woldemars daselbst, der sie alle liebreich zur Hand gingen. §. 2. Woldemar selbst zog viel Geld und Gut in Jdumea und Lettland, und hielt das weltliche Gerichte. Es begegnete ihm aber der Jdumeer Priester Alobrand und sprach zu ihm: Du soltest, o Koͤnig, der du gewuͤrdiger bist, Richter uͤber Menschen zu seyn, ein gerechtes und unparteiisches Urtel sprechen, die Armen nicht druͤcken, und ihr Bisgen ihnen nicht abnehmen; damit du nicht unsere Neubekehrten verwirrest und sie mehr vom Glauben an Christum abtreten machest. Der Koͤnig ward hieruͤber entruͤstet, bedrohete Alobranden, und sagte: Alobrand, ich werde den Reichthum und den Ueberfluß in deinem Hause beschneiden muͤs- sen. Denn er fuͤhrte eine starke Armee der Rußischen Koͤnige nachher in dessen Haus, und machte alles leer, wie unten wird gesaget werden. Und nach einer kleinen Zeit zog er mit seiner ganzen Familie wieder nach Rußland. §. 3. Nach diesen ging der Bischof von Ratzeburg mit den Pilgern und dem Advocaten Gerard, nach Thoreida, bauete fuͤr den Bischof ein Kastel, so er Fredeland hieß, gleichsam, das Friede im Lande machen solte, hofte dabey, dieses Schloß werde dem Lande Ruhe schaffen, und daselbst den Priestern und allen seinen Maͤnnern zur sichern Freystadt dienen. Es kamen auch dahin zu ihm die Soͤhne Thalibalds von Tholowa, Rameko mit seinen Bruͤdern, die sich in den Schutz des Bischofs begaben. Sie versprachen dabey, den von den Russen angenommenen christlichen Glauben mit den lateinischen Caͤremonien zu vertauschen, und von zwey Pferden jegliches Jahr ein gewisses Maß Getreide zu entrichten, dafuͤr, daß sie so wol zur Friedens als Kriegeszeit stets von dem Bischof geschuͤtzet wuͤrden, und sie mit den Deutschen ein Herz und eine Seele waͤren, auch ihres Beystandes gegen die Esthen und Litthauer immer geniessen moͤchten. Der Bischof nahm sie mit Freuden auf, und schickte mit ihnen seinen Priester, der bey der Ymer war, ihnen die Sacramente des Glaubens zu rei- chen, und die Anfangsgruͤnde der christlichen Religion beyzubringen. Siehe beym Jahr 1210. not. l ). §. 4. Unterdessen verklagten die Ritter von Kukenois, Meinhard, Johann und Jordan, nebst andern, den Koͤnig von Gerzike, Wissewalden, daß er nach Erhaltung seines Lehnreichs schon viele Jahre sich vor seinem Vater, dem Bischof, nicht gestellet, sondern immer den Litthauern mit Rath und That an die D d 2 Hand Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechszehntes Jahr, 1213 Hand gegangen. Sie liessen ihn daher einige mal fordern und zur Rechenschaft anhalten; Er machte sich aber nichts daraus, erschien nicht, und schickte auch kei- nen, der seine Entschuldigung vorbraͤchte Responsalis ein Gesandter, oder abgeschickter Gevolmaͤchtigter, der seines Principalen Aussenbleiben zu entschuldigen und Rechenschaft davon zu geben hat. Das Glossarium Freheri, so dem ersten Theile der Scriptor. German. angehaͤnget worden, erklaͤret es unrichtig durch ein Beantwortungs- schreiben. . Hierauf fragten diese erst um des Bischofs Genehmhaͤltung, kamen hernach mit ihren Knechten und den Letten zu- sammen, und marschirten mit allen ihren Leuten neben der Dune hinauf. Da sie nun im Anzuge gegen das Schloß Gercike begriffen waren, nahmen sie einen Russen veste, den sie bunden, und des Nachts mit sich nach dem Schlosse schlep- ten. Derselbe stieg auch, wie ihm befohlen war, zuerst auf den Wall, sprach mit dem Waͤchter, und die andern folgten einzeln nach. Der Waͤchter dachte, es kaͤ- men seine Landsleute, die ausgewesen waren. Sie kletterten also Mann fuͤr Mann auf, bis endlich alle die Spitze der Vestung erreichet hatten. Und wie sie alle bey- sammen waren, schlossen sie die Vestung rund umher ein, und liessen keine Rus- sen aus dem Schlosse, bis sie das Tageslicht saͤhen. Bey anbrechendem Tage stie- gen sie hinab ins Schloß, raubten alles, was da war, fingen viele auf, und liessen die andern gutwillig entwischen. Sie brachten also viele Beute weg, liessen das Schloß ledig stehen, begaben sich nach ihrem Eigenthum, und theilten alles unter sich, was sie mit sich genommen. §. 5. Drey Jahr waren nun um, und der Stilstand mit den Esthen lief zu Ende. Der Bischof ließ also alle Priester zusammen kommen, hielt Kapitel und berath- schlagte sich mit ihnen, wie auch mit den Rittern und versamleten Laͤndesaͤltesten, wegen einer Unternehmung auf Esthland, weil die Esthen nicht kaͤmen, und um Erneuerung des Friedens ansuchten, sondern vielmehr die Zerstoͤrung der Lief- laͤndischen Kirche gerne saͤhen. Hierauf sandte der Bischof an alle Schloͤsser der Letten und Liven, und brachte von allen Grenzen der Dune und Goiwe eine grosse und starke Armee auf die Beine. Es waren auch in Riga viele Pilger und Kaufleute, die alle mit dem Ordensmeister und seinen Bruͤdern freudig zu Fel- de gingen. Den Sammelplatz der Armee bestimten sie in Goiwemunde. Der Bischof kam auch mit ihnen dahin, und einige Liven wolten mit der Armee in Cur- land einruͤcken. Die Zeit aber war noch nicht da, da sich GOtt uͤber dieses Volk erbarmen wolte. Nachdem der Bischof den Segen gesprochen, kehrte er wieder nach Riga. Die Armee aber marschirte nach Saletsa, und kam in die Provinz, die Sontagana heisset. Die Deutschen dachten hierbey an ihre Worte und an den Frieden, den sie vormals den Einwohnern der Provinz gegeben hatten, und zogen also ganz geruhig durch dieses Land, thaten nirgends Schaden, jagten die Menschen nicht aus ihren Haͤusern, holten die Fluͤchtigen auch nicht ein, sondern marschirten in aller Stille durch, bis sie andere Provinzen betraten, die niemals sonderliche Lust gehabt, mit den Rigischen Friede zu machen, sondern in dem Wahn stunden, die Rigischen koͤnten an ihre so weit abgelegenen Provinzen nicht gelangen. Es waren von den Unsrigen ungefaͤhr dreytausend Deutsche, und von Liven und Letten eben so viel. Sie gingen alsdenn uͤbers Eis, Sa- letsa vorbey, bis sie dahin gelangten, wohin sie gedachten, nemlich in Rotalien. Wie sie dahin kamen, zertheilten sie ihre Truppen auf alle Strassen und Doͤrfer, trafen auch alle Maͤnner, Weiber und Kinder und jederman, vom groͤsten bis zum kleinsten, in ihren Dorfschaften an, weil sie durch keinen Lerm vor ihrem Anzuge gewarnet worden. Dieselben schlugen sie in ihrem Zorn, und stiessen alle Maͤn- ner nieder. Die Liven aber sowol, als die Letten, weil sie grausamer sind als alle andere Nationen, wusten nicht recht, wie dort der Knecht im Evangelio, sich uͤber ihren Mitknecht zu erbarmen, und brachten ein unsaͤglich Volk um, toͤdteten auch von 1213 bis 1214. auch einige Weiber und Kinder, und wolten niemands auf den Feldern und Doͤr- 1213 fern schonen. Sie faͤrbten alle Wege und Oerter mit dem Blute der Heiden, und verfolgten sie bis in alle Provinzen, die an der Seekuͤste lagen, und Rotalewien oder Rotalien hiessen . Auch die Letten, nebst andern, jagten etlichen unter ihnen nach, welche uͤber das Eis der See fluͤchteten, machten die, welche sie erhasch- ten, gleich nieder, und fuͤhrten alle ihr Hab und Gut mit sich weg. Thalibalds Soͤhne raubten alleine drey Lieflaͤndische Talente Jch weiß nicht, ob das Lispfunde seyn; das waͤre zu selbiger Zeit ein ziemlicher Reichthum gewesen, da das Silber noch ungemein rar war, und man damit gar vieles kaufen konte. Vielleicht ist das Wort Lispfund aus Livisch Pfund zusammen gezogen, und von den dahin handelnden Nationen bey- behalten worden; da zumal diese Sprache ein besonder Wort Leisik dazu hat. an Silber, ohne Kleider, Pferde und viel andere Beute, welches sie alles nach Beverin mitnahmen. Gleichfals war die ganze Armee den ersten, andern und dritten Tag hinter den fluͤchtenden Esthen allenthalben her, und schlugen sie hier und da todt, bis sie muͤde und mat waren, sowol sie selbst, als ihre Pferde. Endlich den vierten Tag darauf kamen sie insgesamt an einem Ort mit allem ihrem Raube zusammen, trieben noch viel Pferde und Vieh weg, nahmen Weiber und Kinder und Maͤdgen mit sich, mach- ten fette Beute und kehrten froͤlich wieder nach Liefland, da sie denn den HErrn lobten, der sie an den Heiden gerochen hatte. Die Heiden wurden hieruͤber be- stuͤrzt, und machten ein erbaͤrmliches Weinen und Heulen. Denn Esthland be- weinete seine Kinder und wolte sich nicht troͤsten lassen, weil diese verloren waren, sowol hier, als in jenem Leben, sonderlich aber wegen der Vielheit der Erschlagenen, die nicht zu zaͤhlen waren. Daß dieses Rotalien den Schweden vormals viel zu thun gemacht, indem es einige in Schweden selbst gesuchet haben Es setzen nemlich einige Schwedische Geschichtschreiber, der Bischof Karl von Lincoͤping und der Herzog Karl, waͤren nicht weit von Lincoͤping zu Rotala in Ostergothland umgebracht wor- den. Daß aber die Gleichheit der Namen diese unaleiche Meynung veranlasset, erhellet aus dem, was beym Jahr 1219. n. 3. vorkomt. Ehe die Stadt Hapsal erbauet worden, fuͤhrte der nordliche Theil von der Wyck nach dem Roͤtelschen Landstriche den Namen Rotalien, der nunmehr bey Aufnahme der Stadt Hapsal verloschen und aus dem Gebrauch gekommen. Weil das Alterthum dieser Stadt nicht bis in diese spaͤten Zeiten gehet: so kan von ihrer Erbauung nicht eher als im andern Theil Erweh- nung geschehen. , zeiget Herr Erich Benzelius uͤber Vasto- vium p. 59, vornemlich nachdem sie in Russovs Lieflaͤndischer Chronik p. 8. fuͤr Rotal durch ein Versehen Rokal gedruckt gefunden. Es ist aber Rotalien ein klein Laͤndgen an der Seekuͤste von Esthland, der Jnsel Oesel gegen uͤber, welche Seeseite auf deutsch die Strand-Wyck, auf esthnisch Loͤnema heisset: worinne das Kirchspiel Roͤtel, auf esthnisch Riddalikirrik den vorigen Namen beybehalten. §. 6. Nachher in der Fastenzeit entstand um Mitternacht in der Stadt Riga eine starke Feuersbrunst, wodurch der Haupttheil der Stadt, der nemlich zuerst ge- bauet und am ersten mit einer Mauer versehen worden, im Rauch aufging; von der Marienkirche an, die mit ihren grossen Glocken verbrante, bis an den Hof des Bischofs und die dranstossenden Haͤuser bis an die Ritterschaftskirche. Die Leu- te betruͤbten sich hauptsaͤchlich uͤber die angenehm schallende Sturmglocke, und uͤber den in der Stadt geschehenen Schaden; man goß aber kurz nachher eine andre Glocke, die noch groͤsser war, als die erste. §. 7. Nachdem nun die Muͤden von diesem Feldzuge ausgeruhet, und so wol sie, als ihre Pferde sich wieder erholet hatten; so schrieben sie in der Fasten einen an- dern Feldzug aus. Die Rigischen brachen auf, riefen die Liven und Letten mit sich, zogen nach Saccala, liessen das Schloß Viliende im Ruͤcken, pluͤnderten das ganze herumliegende Land, und versamleten sich endlich unversehens bey dem Schlosse des Lembit, so Leale heisset. Die im Schlosse befindlichen Esthen E e aber, Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechzehntes Jahr, 1213 aber, fielen auf die, so am ersten kamen, hitzig aus, und jagten ihnen ein Schrecken ein; diese aber samleten sich erst auf einen Haufen, warteten auf der Jhrigen An- kunft, bestuͤrmten die Burg den andern und dritten Tag, trugen einen Holzhaufen uͤber den Wall zusammen, und legten Feuer darauf. Also steckten sie den Wall, weil er nur aus Holz und Erde bestand, in Brand; das Feuer aber stieg almaͤlig in die Hoͤhe und kam der Vestung selbst von oben nahe. Wie nun die im Schlosse sahen, daß der Wall verbrante, und sie besorgten, es moͤchte dadurch das Schloß eingenommen werden, so versprachen sie ein Stuͤcke Geld, daß jene die Belagerung aufheben solten. Die Deutschen hingegen versicherten, sie suchten nichts anders, als, daß sie sich taufen liessen, damit sie sich mit dem wah- ren Friedensstifter versoͤhneten, und ihre Bruͤder werden moͤchten, so wol in der jetzigen als zukuͤnftigen Welt. Diese hatten aber einen Ab- scheu davor, und furchten sich ihnen in die Haͤnde sich zu ergeben. Die Liven hin- gegen und die Letten, samt der ganzen Armee machten das Feuer staͤrker, und droheten mit Brand und Mord. Doch jene wurden, da der Wall schon hin war, bange, sie moͤchten uͤber die Klinge springen muͤssen, und baten demuͤthig um Par- don; zogen aus dem Schlosse aus, und versprachen sich taufen zu lassen. Die Priester Johannes Strick und Otto, so ein Priester der Ordensbruͤder war, waren zugegen. Also wurde der sehr treulose Lembit mit allen uͤbrigen im Schlos- se befindlichen, so wol Weibern als Kindern und Maͤnnern getauft, die dabey an- gelobten, die Pflichten der Christenheit mit einer steten Treue zu beobachten. Welches Versprechen sie doch nachher durch ihre schelmische Untreue gebrochen. Die Armee drang inzwischen nach und nach ins Schloß, pluͤnderte alles aus, fuͤhrte Pferde, Ochsen und alles Vieh davon, hoben viele Beute, theilten sie unter sich und begaben sich mit Freuden wieder nach Liefland. Sie nahmen auch mit sich die Schloßaͤltesten, Lembiten und andre. Doch diese stelten ihre Soͤhne zu Buͤr- gen, und wurden also in ihr Land zuruͤck gesandt. Alle lobten demnach GOTT, der so wunderbar das Schloß, ohne es mit Steinschleudern oder andern Krieges- maschinen zu bestuͤrmen, in ihre Haͤnde gegeben, und der Name Christi erscholl auch in andre Provinzen. §. 8. Es war in dem neulich erbaueten Kastel Fredeland ein gewisser Prister Ci- stercienserordens, Friedrich von Cella, welchen der Bischof auf Verordnung des Pabstes zum Werk des Evangelii angenommen hatte. Dieser feyerte am Pal- mensontage das Geheimniß der Paßion JEsu CHristi mit vielen Thraͤnen, und trug das Wort der Ermahnung von dem Kreuze unsers HErrn mit lieblichen und heilsamen Erinnerungen den Anwesenden vor. Nach feyerlich begangenem Oster- feste wolte er mit seinem Scholaren und einigen andern zu Schiffe hinunter nach Ri- ga fahren. Es begegneten ihm aber die von Oesel auf der Muͤndung des Flusses, fielen uͤber ihn her, nahmen ihn mit dem Knaben, den er bey sich hatte, und eini- gen Liven gefangen, fuͤhrten ihn auf ihren Raubschiffen fort, legten an dem Ufer der Adya an, und peinigten ihn mit unterschiedlichen Martern zu todte. Denn da er star nach dem Himmel sahe, und mit seinem Scholaren sein Gebet, Lob- und Dankopfer zum HErrn brachte, zerdroschen sie ihnen beyden Kopf und Ruͤcken mit ihren Keulen, lachten dabey hoͤnisch und sprachen: Laula, Laula, Pap- Ps. 129. v. 3. 4. pt ! wie geschrieben stehet: Die Suͤnder haben auf meinem Ruͤcken geackert. Doch der HErr, der gerecht ist, wird ihren Nacken zerhauen; wie unten sol gesaget werden. Nachher machten sie truckne und harte Hoͤlzer spitz, keil- ten sie ihnen zwischen die Naͤgel und das Fleisch ihrer Finger, zerfleischten sie an al- len Gliedern stuͤckweise, legten Feuer dabey und quaͤlten sie grausam. Endlich durchhieben sie ihre Schulterblaͤtter mit ihren Beilen mitten von einander, machten ihnen das Garaus, und schickten ihre Seele ausser Zweifel in Himmel in die Gesel- schaft der Maͤrtyrer, die Leiber aber warfen sie weg. Wie geschrieben stehet: Das von 1213 bis 1214. Das Fleisch deiner Heiligen gaben sie den Thieren im Lande zu fres- 1213 sen: Sie haben Blut vergossen um Jerusalem her, wie Wasser; Ps. 79, v. 2. 3. und war niemand, der begrub. Die Oeseler fuͤhrten auch einige Li- ven mit sich nach Oesel, die nach ihrer Zuruͤckkunft uns alles vorerwehnte berich- tet haben. Laula! Laula! Pappi! Das sind Esthnische Worte, als wenn man Spottweise sagte: Singe! singe! Pfaffe! Laulma bedeutet, singen. Ma laulan, ich singe. Laula: Singe du. §. 9. Meinhard aber von Kukenois mit seinen Kameraden brachte wieder eine starke Armee auf wider den Koͤnig Wissewald von Gercike. Wissewald hoͤrte dis, und schickte Boten an die Litthauer, die auch kamen, und jenseit der Duͤne auf sie warteten. Die, welche bey Meinharden waren, wusten nichts von ihnen, sondern kamen und eroberten Gercike, machten viel Beute, und raubten eine grosse Menge Vieh und Pferde. Die Litthauer liessen sich auch auf dem andern Ufer der Duͤne sehen, und baten, man moͤchte ihnen Schiffe zufuͤhren und sie heruͤber holen, den Frieden zu erneuern. Diese Einfaͤltigen glaubten ihren betrieglichen Worten alzu geschwind, und schickten ihnen Schiffe hinuͤber. Sogleich stiegen die Litthauer hinein, eine Partey setzte die andere uͤber, und es kamen immer mehrere und mehrere herzu. Zuletzt warf sich der ganze Schwarm in die Duͤne, und fing an zu ihnen hinuͤber zu schwimmen. Die Ritter wurden ihre Menge ansichtig und waren bange, das Gefechte mit ihnen abzuwarten, daher fuh- ren einige von ihnen die Duͤne herunter, und kamen wohl behalten in Kukenois an; andere zogen mit den Letten die Heerstrasse, und wurden von den Lit- thauern im Ruͤcken angefallen. Die Letten, welche die wenige Anzahl ihrer Leute in Betrachtung zogen, gaben auch Reißaus und sahen sich nach der Flucht um. Es fochten zwar die Ritter Meinhard, Johannes und Jordan, sie konten aber einer so zahlreichen Armee nicht widerstehen, und wurden daher von ih- nen umgebracht. Der Bischof und die Rigischen, so dis hoͤrten, bedauerten sie 1 Sam. 1. p. 25. und sagten: Wie sind die Helden gefallen im Streit, und die Streitba- ren umkommen? Not. Aus den Briefsamlungen des Pabsts Jnnocentius des III gehoͤret in dieses Jahr desselben Bulle libr. 16. ep. 120. p. 807. an den Erzbischof Andreas von Lunden, darinne er ihm Volmacht ertheilet, einen Bischof uͤber Saccala und Hugenhus (Ungannien) zu setzen. Aus libr. 16. ep. 119. p. 806. ein Befehl an den Abt, Priorund Cu- stos zu St. Nicolai in Riga, den Bischof zur Haltung des Vergleichs mit den Bruͤdern der Ritterschaft zu noͤthigen, weil er und der Probst dem Volke der Ritter nicht verstat- ten wollen auf Holme eine Kirche zu bauen, noch einen Pfarrer dazu vorzuschlagen, auch besagter Bischof ihnen die Kirchen in der Stadt, den Zehnden, die Advocatur, die Muͤnze, die Fischerey, und den dritten Theil der Stadt nicht wolte nutzen lassen, wel- ches doch dem Vertrag entgegen lief. Aus libr. 16. ep. 121. p. 807 ein Warnungs- schreiben, daß der hochwuͤrdige Bruder Bischof von Riga einige noch rohe Neube- kehrte in Riga nicht ferner enterben, und sie ungebuͤhrender Weise mishandeln solte, welches den Bruͤdern der Ritterschaft Christi nachtheilig fiele. Aus libr. 16. ep. 123. p. 808 eine Bestaͤtigung fuͤr die Bruͤder der Ritterschaft wegen ihrer Guͤter in Esthland. Aus libr. 16. ep. 122. p. 807 einen Befehl an den Abt von Gothland, von North- land und Sutherland unter dem Erzbischof von Lunden gehoͤrig, daß sie auf An- suchen der Bruͤder die Verbrecher aus dem Bremischen in Bann thun und den Ri- gischen Bischof selbst, wenn er den Bruͤdern aus Bosheit Verdruß mache, zu den Unkosten verdammen koͤnnen. Aus libr. 16. ep. 182. p. 834 ein Privilegium, daß die Rigische Kirche unter keinem Erzbischof stehen solle. Dieses ist von Rom bey dem heiligen Peter den 20 Febr. dahingegen die andern von Segny datirt seyn. Noch ein anderer Befehl, davon das Jahr ungewiß ist, der auch entweder unter die ver- lornen oder noch nicht herausgekommenen Breve des Pabsts zu rechnen; den aber E e 2 Herr Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechzehntes Jahr, 1213 Herr Gruber aus c. 11. de vita \& honest. cler. c. 9. de diuortiis und c. 8. X. de pœni- tent. \& remiss. inter antiquas Petri Beneuentani \& Antonii Augustini decretalium collectiones in Form eines Breve gebracht; daß 1) wie alle Geistliche ein Herz und eine Seele, also auch einerley Kleidertracht haben sollen; 2) man die sonst verbotenen Ehen dulden; und 3) man die Leute in den Grundlehren der christlichen Religion und der Sacramente besser unterweisen muͤsse. Zuletzt noch eine an den Bischof Albert von Riga, daß er unter keinem Metropoliten stehen duͤrfe: gegeben zu Rom beym heilgen Peter vom 20 Febr. im sechzehnten Jahr der paͤbstlichen Regirung. An diese letzte Bulle kehrte sich der neue Erzbischof zu Bremen, Gerhard wenig oder nichts, son- dern verlangte aller Verdienste Alberts um die Kirche ohnerachtet seine Unterwerfung, machte auch denen Pilgern, wenn sie nach Liefland walfahrteten, alle Hindernisse, bis ihn Honorius III Anno 1218 befehligen muste, er solle sich ja nicht unterstehen, die Kirche in Riga unter seinen Sprengel zu zwingen. Der Pabst gab ihm einen der- ben Verweis dazu, daß er den Kreuzfahrern verwehrte, den Glaͤubigen Christi in Liefland zu Huͤlfe zu ziehen. Den Jnhalt beyder Schriften hat Kaynald bey die- sem Jahr Anno 40. Wie Gerhard gestorben, und das Kapitel ein gleiches versuchte, bekam es ebenfals vom Pabst Honorius einen Ausputzer, und Albert hingegen ward mit samt der Lieflaͤndischen Kirche in Apostolischen Schutz genommen. Eben der- selbe beym Jahr 1219, n. 31. Die Volmacht aber neue Domkirchen in Liefland an- zulegen, und Bischoͤfe daruͤber einzusetzen war ihm 1217 verliehen. Raynald bey die- sem Jahre n. 45. Des Bischof Alberts siebenzehntes Jahr, vom Jahr Christi 1214 bis 1215. §. 1. 1214 D es Bischof Alberts siebenzehntes Jahr kam nun, und der Krieg ging in allen Provinzen von Liefland aufs neue los. Denn nach dem Feldzuge nach Rotalien und der Unterwerfung Lembits von Sac- cala, fing ganz Esthland an, gegen Liefland zu toben. Die Esthen gingen demnach zu Rathe, sie wolten mit drey Armeen anmarschiren, Liefland verhee- ren, die Oeseler nemlich solten Riga belagern, und den Hafen an der Duͤne sperren; die von Rotalien solten die Liven von Thoreida bekriegen. Die von Saccala und Ungannien solten das Land der Letten inzwischen verheeren, damit die Liven und Letten mit ihren eigenen Kriegen alle Haͤnde vol zu thun haͤtten und den Rigischen nicht zu Huͤlfe kommen koͤnten. §. 2. Also kamen die Oeseler mit einer starken Seemacht nach Dunemunde, und hatten sowol ihre Kaper- als andere kleinen Schiffe ( Liburnas ) mit sich. Diese fuͤlten sie mit Steinen an, versenkten sie bey dem Einlauf des Flusses in die Meerestiefe, baueten hoͤlzerne Kasten, machten sie ebenfals mit Steinen vol, und versenkten sie in der Muͤndung der Duͤne, um Fahrt und Hafen den Ankommen- den zu verderben. Einige fuhren mit gedachten kleinen Schiffen nach der Stadt, ruderten bald rechts bald links, und erreichten endlich das Ufer und freye Land. Die Ordensbruͤder, samt andern aus der Stadt, stunden vor der Pforte. Einige von den Knechten des Bischofs, samt andern Liven, erblickten die Feinde auf dem Felde, uͤberrumpelten sie ploͤtzlich, machten manche nieder, und verfolgten sie bis an die Schiffe. Jn waͤhrender Flucht scheiterte und sank eins von ihren Raub- schiffen, mit allen, so drauf waren; die uͤbrigen entkamen, und langten wieder bey den Jhrigen in Dunemunde an. Die Rigischen machten sich auf mit allen ihren Leuten, so viel sie bekommen konten, und fuhren hinter ihnen her, einige zu Schiffe, andere zu Lande. Wie die Oeseler diese ansichtig wurden, beugten sie von von 1214 bis 1215. von ihnen ab nach der andern Seite der Duͤne, und wolten auf kein Gefechte mit 1214 ihnen warten. Unvermuthet bekamen die Rigischen von ferne in der See zwey Kauffartheyschiffe zu Gesichte, auf welchen Burchard, Graf von Aldenborch, und des Bischofs Bruͤder, Rothmar und Dietrich, sich befanden. Diese se- gelten nach der Duͤne, und sahen die Feinde auf dem einen Ufer, die Rigischen aber auf dem andern, und wusten also nicht, welches die Christen waͤren. Die Rigischen gaben ihnen aber ein Zeichen mit Aufsteckung der Fahne. Wie sie nun selbige erkanten, und zugleich die Anzahl der Feinde gewahr wurden: so steu- reten sie ihre Schiffe auf die Feinde, und segelten eiligst auf sie zu. Es waren auch einige aus Riga zu Schiffe, die ihnen auf der Duͤne nachruderten, da in- zwischen die andern am Ufer abwarteten, wo es hinaus wolte. Nachdem aber die Feinde sahen, wie sie von den christlichen Armeen umzingelt waͤren, liefen sie uͤber Hals und Kopf nach ihren Fahrzeugen, wurden auf der See mitten unter ihnen zerstreuet, und verschwunden vor ihren Augen. Die Rigischen setzten ihnen nach, nahmen ihnen einige Schiffe ab. Die uͤbrigen gingen durch. Die Rigischen em- pfingen also die Fremden mit allen Freuden, und priesen GOtt, der in gegenwaͤr- tiger Anfechtung sein Volk getroͤstet hatte. Das Wasser aber des Duneflusses, das seinen Zug und Strom stark und frey haben wolte, ingleichen die See zerdruͤm- merte nachgehends durch das starke Schlagen der Wellen die versenkten Werke wieder. Was nach blieb, zogen die Deutschen heraus, rissen es aus einander, und machten jedermann Weg und freye Paßage, wer auf der Duͤne einlaufen wolte. §. 3. Jmmittelst, da die Oeseler auf der Duͤne sich aufhielten, brachten die Ro- talier aus ihren Strandlaͤndern ein Heer zusammen, und brachen damit in Lief- land ein. Sie pluͤnderten die Doͤrfer in Metsepole zuͤndeten sie an, konten aber keinen von den Liven zu Hause finden, weil alle mit Weib und Kindern in die Schloͤsser gefluͤchtet waren. Die Liven liessen auch ein Heer versamlen, ihren Feinden entgegen zu ruͤcken. Wie nun die von Rotalien deren Vorhaben und zugleich die Flucht der Oeseler von der Dune erfuhren, liefen sie auch davon und kehrten wieder nach ihrem Lande. Gleichfals kamen unterdessen die von Saccala und Ungannien in das Land der Letten mit einer starken Armee, und belagerten das Schloß Antine. Als die Bruͤder der Ritterschaft von Wen- den aber aufbrachen und mit ihnen sich schlagen wolten, so rochen sie den Braten und machten sich auch auf die Hinterbeine. Gegen Abend kamen sie nach Trica- ten, und fanden, daß der Gemeinenaͤlteste Thalibald aus seinem Schlupfloche, das er im Walde hatte, nach seiner Badstube [ Ad balnea stehet zwar im Lateinischen; welcher Ausdruck doch nicht sonderlich begreiflich ist, und muth- maslich aus ad cibaria verfaͤlschet worden, so oͤfter vorkomt.] zuruͤck gekehret war, den nahmen sie veste, roͤsteten ihn auf eine grausame Art am Feuer lebendig, und droheten ihn zu toͤdten, wenn er ihnen nicht alle sein Geld wiese. Er zeigte ihnen hierauf funfzig Oeseringe. Diese aber nahmen das Geld, und schmauchten ihn dem ohn- erachtet. Er sagte es auch: Wenn ich euch auch alle mein und meiner Kinder Geld weisen wuͤrde, so wuͤrdet ihr mich dennoch verbrennen, und wolte ihnen nichts mehr entdecken. Daher legten sie ihn wieder ans Feuer, und brateten ihn als einen Fisch, bis er den Geist aufgab, und verschied. Und weil er ein Christe war, und einer der glaͤubigen und getauften Letten, so hof- fen wir, es werde seiner Seele eines solchen Maͤrtyrertodes wegen in Geselschaft der heiligen Maͤrtyrer ewig wohl seyn. Die Esthen kehrten also in ihr Land, und der HErr machte ihren Anschlag zu nichte. Hierauf wurden die Soͤhne Thali- balds, Rameko und Drunwalde, da sie sahen, daß ihr Vater Thalibald todt gemacht sey; wider die Esthen entruͤstet, und brachten einen Haufen Let- ten nebst ihren Freunden und Verwandten zusammen. Es schlugen sich die F f Ordens- Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebenzehntes Jahr, 1214 Ordensbruͤder von Wenden mit andern Deutschen auch zu ihnen, fielen in Ungannien ein, pluͤnderten die Doͤrfer, steckten Feuer darein, und branten alle Mannspersonen, so viel sie erhaschen konten, lebendig auf, um des Thalibalds Tod zu raͤchen. Sie legten alle ihre Schloͤsser in Asche, damit sie keinen Hinterhalt mehr haben moͤchten. Sie suchten sie in den finstersten Kluͤften der Waͤlder auf, daß sie sich vor ihnen nirgends wo verbergen konten, schlepten sie aus den Buͤschen vor, schlugen sie todt, nahmen ihre Weiber und Kinder mit sich gefangen, entfuͤhr- ten Pferde und Vieh, raubten viele Beute und begaben sich wieder in ihr Land. Es begegneten ihnen aber bey ihrem Heimgeben noch andre Letten die zogen nach Ungannien, und fingen es da wieder an, wo jene es gelassen hatten. Denn diese drungen in die Doͤrfer und Provinzen, da jene nicht hin gelanget waren, und wer jenen noch entkommen, der konte diesen nicht entwischen. Sie ergriffen also viele, hieben alle Mannspersonen nieder, schlepten Weiber und Kinder gefangen mit sich, und entfuͤhrten viel Vieh und Geraubtes. Wie diese heimkehrten, be- gegneten ihnen unterwegens schon wieder andre Letten, die einen Marsch nach Un- gannien vorhatten, die auch ihres Orts gerne Beute davon tragen, und die Mannsbilder todtschlagen wolten, um den Tod ihrer von den Esthen erschlagnen Eltern und Verwandten zu raͤchen. Sie brachen in Ungannien ein, pluͤnderten so gut, als die ersten, und machten so gut Gefangene, als die ersten. Denn sie krigten die, so aus dem Gehoͤlze gekrochen, um von ihren Feldern und Doͤrfern Essen zu holen, beym Felle, verbranten einige zu tode, hieben andern mit ihren Schwerdtern den Hals ab, und thaten ihnen allerhand Marter an, bis sie alle ihr Geld entdeckten, bis sie sie alle zu allen ihren Loͤchern im Walde gefuͤhret, und Weiber und Kinder ihnen in die Haͤnde geliefert. Aber auch so wurden die aufge- brachten Letten nicht besaͤnftiget. Sondern sie nahmen Geld und alle Habselig- keit, Weib und Kind, zuletzt auch den Kopf, der allein nachblieb, durchstrichen alle Provinzen bis an die Embach in Darbeten , schonten keines, sondern machten nieder, was maͤnnliches Geschlechts war, fuͤhrten Weib und Kind gefan- gen, nahmen sich an ihren Feinden Rache, und kehrten mit der ganzen Beute lustig nach Hause. Jnzwischen versamlete sich Bertold von Wenden mit seinen Leu- ten, und Dietrich des Bischofs Bruder mit seinen Rittern und Knechten, wie auch Thalibalds Soͤhne mit ihren Letten, ruͤckten mit ihrer Armee in Ungan- nien, nahmen viele von den Esthen gefangen, die vorher vor den Letten entkom- men, machten sie nieder, steckten die noch gebliebenen Doͤrfer in Brand, und was von den ersten nicht gut genug geschehen war, trieben diese desto besser, zogen in allen Provinzen umher, paßirten die Embach, kamen bis an die Waiga, pluͤn- derten gleichfals das Land jenseit des Flusses, steckten die Doͤrfer an, schlugen die Maͤnner todt, machten Weib und Kinder zu Gefangenen, veruͤbten allen Scha- den, den sie nur konten, und gingen so dann wieder nach Liefland. Sie beor- derten unverzuͤglich wieder andre, die nach Ungannien ziehen musten und jenen gleichen Schaden zufuͤgten, und da diese abzogen, wurden wieder frische ausge- schickt, daß also die Letten nicht stille sassen, noch den Esthen in Ungannien Ruhe liessen. Sie begehrten auch selbst keine Ruhe zu haben, bis sie selbigen Sommer nach neun verschiedenen Feldzuͤgen und mit neun Armeen das Land der Esthen verwuͤstet, verheeret und zerstoͤret hatten, daß weder Menschen noch Le- bensmittel mehr wo zu finden waren. Denn sie gedachten so lange mit ihnen Krieg zu fuͤhren, bis entweder die uͤbrigen kaͤmen und unter einem ewigen Frieden die Taufe empfingen, oder bis auch alle aus dem Lande ausgerottet waͤren. Also hat- ten des Thalibalds Soͤhne die Zahl der Vornemsten uͤber hundert vermehret, die sie zur Rache ihres Vaters entweder lebendig verbrant, oder mit andern verschie- denen Martern hingerichtet hatten, ausgenommen die unzaͤhlbaren, so jeder Lette mit Huͤlfe der Deutschen und Liven umgebracht. Darbeten auf Rußisch Juriowgrod, von ihrem Erbauer Jaroslav, Castrum Geor- von 1214 bis 1215. Georgianum, ( Juͤrgensstadt ) heist gewoͤhnlich Dorpat. Chronic. Kioviens. beym 1214 Jahr 1030 Collect. Rer. Russic. part. 3. p. 186 Die Provinz Ungannien hatte verschiedene kleinere unter sich, darunter die Provinz Darbeten und in selbiger die Stadt Darbet, oder Tarbat lag. Vielleicht daß ein Fluͤßgen in selbiger Gegend den Namen damals gefuͤhret, welche Namen alle aͤlter seyn, als die Deutschen, und also nicht von diesen ihre Benennung empfaugen haben koͤnnen. Siehe beym Jahr 1210. n. 7. . §. 4. Da nun die, so noch in Ungannien uͤbrig geblieben, sahen, daß sie vor der Wuth der Deutschen und Letten keinen Ausweg haben koͤnten, schickten sie Boten nach Riga mit Friedensvorschlaͤgen. Man sagte ihnen aber, sie muͤsten die den Kaufleuten ehemals abgenommenen Guͤter wieder geben. Sie versetzten, die rechten Entwender der Guͤter waͤren von den Letten niedergemacht, und sagten frey, daß sie nicht im Stande waͤren, dieselben zu- ruͤck zu geben. Sie baten, man moͤchte alle Punkte vergessen, und ihnen die Tau- fe geben, damit sie den wahren Frieden und eine bestaͤndige bruͤderliche Liebe von den Deutschen und Letten erhalten moͤchten. Die Deutschen freueten sich auch, bestaͤtigten mit ihnen den Frieden, und versprachen Priester zur Taufe nach Ungannien zu schicken. Wie die von Saccala alle das den Unganniern zu- gefuͤgte Herzeleid vernahmen, befurchten sie, ihnen moͤchte ein gleiches widerfah- ren, und schickten daher auch einige, mit Ersuchen, man moͤchte doch Priester zu ih- nen abfertigen, damit sie nach volzogener Taufe in ihrer Provinz, auch mit den Christen Freunde wuͤrden. Demnach wurden die Priester Kakewald von Vinland und Otto, Priester der Ordensbruͤder, gesandt, die nach Saccala abreiseten und die Taufe bis an die Pala, und in Ungannien bis an die Em- bach verrichteten. Hierauf kehrten sie wieder nach Liefland; denn sie konten noch nicht unter den Esthen wohnen, wegen der andern Unbaͤndigkeit. Die Wuth der Deutschen war bey den Roͤmern auch gleichsam zum Spruͤchwort geworden. §. 5. Der Bischof von Ratzeburg aber eilte samt Dietrichen, dem Bischof uͤber Esthland nach Rom aufs Concilium, und begab sich mit den Pilgern, die nach Deutschland zogen, auf die See, und fuhr mit neun Kauffartheyschiffen nach Gothland. Die Nacht drauf erhub sich ein Gegenwind mit Donner, und da sie einen ganzen Tag schwer Wetter gehabt, trieben sie endlich in den neuen Hafen nach Oesel. Wie die Oeseler erfuhren, daß sie von Riga gekommen, so dro- heten sie ihnen Krieg. Sie schickten auch uͤber ganz Oesel, und brachten ein star- kes Schifsvolk zusammen. Andere kamen zu Pferde, und baueten an dem See- ufer ein Geruͤste von Balken auf, fuͤlten es voller Steine, und bemuͤhten sich, den Hafen zu verschuͤtten, als der eine schmale Einfahrt hatte, damit sie, wenn der Ha- fen gesperret, alle gefangen naͤhmen und hinrichteten. Die Deutschen setzten mit ihren Booten oder Chaloupen ans Land, maͤheten das Getreide mit ihren Schwerd- tern ab, und wusten nichts davon, daß eine Armee auf dem benachbarten Ufer stuͤn- de; thaten auch viele Tage durch an einem andern Ufer ein gleiches. Endlich krigten die Oeseler, die aufgelauret hatten, achte von ihnen zu packen, schlugen ei- nige todt, machten andere zu Gefangenen, entfuͤhrten auch ein Boot. Dadurch wurden sie noch muthiger, schickten in alle Provinzen in Esthland, und liessen sa- gen, sie haͤtten den Bischof von Riga mit samt seiner Armee veste genommen. Sie kamen hierauf alle mit einer starken Heeresmacht. Wie es tagete bey fruͤhem Morgen, schien die ganze See gegen uns finster, indem sie mit ihren Raubschiffen bedecket war, und fochten wider uns den ganzen Tag. Einige von ihnen brachten hoͤlzerne Geruͤste und alte Schiffe herbey, senkten sie in die Tiefe, fuͤlten sie mit Steinen an, und versperten uns den Hafen. Daher uͤberfiel uns grosse Angst, F f 2 und Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebenzehntes Jahr, 1214 und wir meinten ihren Haͤnden nicht zu entrinnen. Einige von ihnen brachten drey grosse Feuer herbey aus truckenem Holze, so sie mit Fett von Thieren ange- brant, und auf das Geruͤste etliche hohe Baͤume gelegt hatten. Das erste Feuer, so uͤber alle andere wegbrante, ward auf die See getrieben und kam an uns; denn der starke Suͤdwind wehete es mit heftigem Blasen auf uns los. Die Esthen auf ihren Raubschiffen fuhren um das Feuer herum, unterhielten es, und liessen es gerade mitten auf unsere Kauffartheyflotte zu gehen. Die Schiffe waren nemlich alle an einander gebunden, damit wir uns gegen die Feinde desto besser wehren wolten; desto mehr aber besorgten wir, dem Feuer nicht entgehen zu koͤnnen. Und da schon diese Glut, die hoͤher als unsere Schiffe war, mit ihren Flammen uͤber uns schlug, riefen wir den Bischof aus seiner Kajuͤte, in der er Tag und Nacht betete. Er kam auch und sahe, daß wir keine Huͤlfe und Rath wusten, als bey GOtt. Also hob er seine Augen und beyde Haͤnde gen Himmel und betete, von gegenwaͤrtigem Feuer erloͤset zu werden. Und wir sahens alle, und siehe! so- gleich wandte sich der Suͤdwind nach Osten, und der Ostwind drehete die Flag- ge , so auf dem Segel war, auf die andere Seite, hielt das Feuer von uns ab, und trieb es ganz gelinde bey den Schiffen vorbey, hinter uns auf die See. Wir lobten auch alle den HErrn, der so augenscheinlich uns von der gegenwaͤrtigen Feuersbrunst errettete. Hierauf trieben sie das andere und dritte Feuer auf uns, gegen welches wir uns lange wehrten und mit Wassergiessen viel zu thun hatten; bis es der Wind endlich auch von uns abtrieb. Jnzwischen ruderten einige Esthen um uns herum, und verwundeten mit ihren Lanzen und Pfeilen viele unserer Leu- te; andere ruderten wieder selbigen Weg um uns herum, und warfen Steine aus ihren Patherellen auf uns. Wir hatten auch Angst sowol wegen des versperten Hafens, als andern Kriegsungemachs. Demnach sprach Albert unser Stu- cuante : Wenn ihr geduldig folgen wolt, so wird uns der HErr aus gegenwaͤrtigen Gefaͤhrlichkeiten heraus helfen. Weil, sagte er, unsere Schiffe nicht geladen, sondern leer sind, und eine maͤßige Tiefe vor sie zu- reichet: so koͤnnen wir auf einem andern Wege auskommen, wenn ihr starken und gewapneten Maͤnner in die Boote tretet, die Anker aufziehet, sie (hinaus) nach der Tiefe bringet, und mitten durch die Feinde wieder zu uns komt; die uͤbrigen moͤgen Taue an die Anker anbinden, die Fahrzeuge buxiren und nachkommen, bis wir auf die hohe See gelangen. Wir gehorchten alle, und zogen an, bis wir nach uͤberstandenen Schwierigkeiten in die grosse und geraume See stachen. Die aber auf den Booten die Anker lichteten, Ritter sowol als Knechte, stunden einen sehr grausamen Anfal aus, denn sie wurden durch ihre Lanzen und Pfeile, wie auch durch ihr Steinwerfen, hart verwundet. Endlich ergriffen sie ein krummes Eisen, oder einen eisernen Haken, so sie auf eins der Kaperschiffe warfen und es damit an sich ziehen wolten. Sie trafen auch eines, und dachten es her zu ziehen. Al- lein die Esthen ruderten brav zu und entkamen ihnen, denn sie hatten andere Raubschiffe, die sich zu ihnen schlugen. Und da nun eben auf diese Stunde das Gebet des Bischofs an die heilige Jungfrau einfiel: Zeige, daß du eine Mut- ter seyst; Zeige, daß du eine Mutter seyst: so zeigte sie auch in der That, sie sey Mutter. Denn dieses entkommene Raubschif, so groß und mit vielem Volk besetzt war, fuhr mit heftigem Krachen uͤber ein anders, daß es mit starkem Knall mitten entzwey ging und sich vol Wasser schoͤpfte. Die Mannschaft fiel ins Meer, sank unter, und alle andere wurden zu Schande. Da sie nun sahen, daß wir die tiefe See schon erreichet, so versamleten sich alle am Strande. Es waren ihrer aber viele tausend, die sowol zu Pferde, als zu Fusse, sich aus ganz Esthland auf fast zweyhundert Raubschiffen aufgemacht hatten. Sie liessen also ihren Zorn ge- gen einander unter sich aus, mit grossem Geschrey und auch wol mit Pruͤgeln, weil sie mit einer zweywoͤchentlichen Arbeit nichts ausgerichtet, uͤberdem viele der ihrigen im Wasser ersoffen, und noch mehrere durch unsere Steinschleuderer kaput gegangen waren. Sie zogen also ihre Segel auf, wurden aber auf dem Meer zerstreuet, und jeglicher von 1214 bis 1215. jeglicher fuhr seinen Weg. Die Unsrigen setzten hinter ihnen her mit Booten, und jag- 1214 ten ihnen ein grosses Raubschif ab, das sie mit sich nach Gothland fuͤhrten. Al- so befreyete uns die heilige Jungfrau an diesem Tage, wie sie allen Lieflaͤndern bisher aus allen ihren Noͤthen geholfen, bis auf den heutigen Tag. Ventilogium, eine Flagge, ist zwar kein gut lateinisch Wort, aber doch net nachgemacht und nicht uneben getroffen. Denn wie wir horologium (eine Uhr) eine Maschine heis- sen, welche die Stunden anzeiget, also konte das Faͤhnchen, das auf den Giebeln der Haͤuser, auf den Spitzen der Thuͤrme und Mastbaͤume sich nach jeder Veraͤnderung des Windes herumdrehet, und dessen Strich zeiget, kaum geschickter benennet werden. Stucuanta ist ein Ungeheuer von einem Worte, dessen Ursprung und Bedeutung mir nicht bekant ist. Doch deucht mir es ein Amtsname zu seyn, und entweder einen, der die Maschinen zum Wurf richtet, oder besser einen Steuermann zu bedeuten, der am Ruder sitzet. Ja, well der Verfertiger dieser Chronik nicht allezeit deutsche Worte verachtet, wenn ihm die lateinischen nicht eingefallen, und er de plancis et erkeriis (von Planken und Erkern) spricht: so wolte ich wol nicht eigensinnig leugnen, daß hier Stuurmann noster (unser Steurmann) geschrieben gewesen; welches Wort der Ab- schreiber, als ein ihm wider Vermuthen vorgekommenes, lieber hat moͤgen verpfuschen, als beybehalten wollen Mein Manuscript hat auch Stucuanta; Herr Hiaͤrne schreibt diese Errettung dem Steurmann zu; und gibt also der Muthmassung des Herrn Hofraths Beyfal. [Diese Muthmassung, die dem Jnhalt nach richtig ist, moͤchte wol manchem zu sehr vom geschriebenen abzugehen scheinen; welches weniger geschiehet, wenn Iminauta, priminauta dafuͤr gelesen wird, da der Abschreiber gar leicht sich hat ir- ren koͤnnen.] . §. 6. Nachdem uns der Herr von den Oeselern errettet, lagen wir eine Zeit von drey voͤlligen Wochen im selben Hafen stille, und hatten taͤgliches Unwetter, star- ken Sturm und Gegenwind. Es entstand auch ein grosser Hunger und Mangel an Proviant. Der Bischof theilte alles aus in Liebe, was er hatte, und wir thaten taͤgliche Geluͤbde und beteten, daß uns der Herr von diesem Orte moͤchte weghelfen. Und es geschahe am heiligen Abend vor Marien Magdalenen, da wir gleichsam nur mit halbem Leben das Responsorium Responsorium ist der Kirchengesang, wenn nach verlesenen Fruͤhlectionen der Priester gewisse Worte vorsinget, und das Chor eben so antwortet. Wenn der Meßpriester langsam sung, und die Worte nach der Musik zog und ausdehnete; das Chor aber nichts antwortete, so hieß es tractus. Bey- des muß von antiphona unterschieden werden, wo der Priester und das Chor wechselsweise sungen. sungen; so bließ ein Suͤd- wind, alle andre Gegenwinde legten sich, und der HErr gab uns guten Wind, daß wir die Segel aufzogen und den Morgen darauf nach Gothland kamen. Der Bischof stelte sich da auf einen Stein des Altars, brachte GOTT Dank und sprach: HErr, wir sind in Feuer und Wasser gekommen; aber du hast Ps. 66, 12. v. 10. 11. uns ausgefuͤhret und erquicket. Denn GOtt, du hast uns versucht und ge- laͤutert, wie das Silber gelaͤutert wird; du hast uns lassen in den Thurm werfen; du hast auf unsere Lenden eine Last geleget; du hast Menschen lassen uͤber unser Haupt fahren. Du hast uns errettet, o HErr! aus al- v. 12. len Gefaͤhrlichkeiten und hast uns gefuͤhret auf diesen vesten Felsen. Denn er hatte ein groß Verlangen zum Felsen, der Christus ist, zu kommen, und es kostete ihm viele Seufzer, daß er nicht auf der See die hohe Messe lesen konte, ob er gleich auch zwey Tage vor dem Sontag Messe hielte [So ist wol das unverstaͤndliche Latein zu uͤbersetzen, lieet tamen alternis diebus infra dominicum, officium communicaret. ] . GOtt erfuͤlte endlich sein Verlangen, und fuͤhrte ihn auf dieser Reise nach Verona Weil Herr Gruber hier Neronia, und gleich darauf Neroniensis list, da es doch Veronia und Veroniensis heissen muß: so hat ihm solches Gelegenheit zu einer zwar vergeblichen, aber an sich doch gelehrten und belesenen Anmerkung gegeben, welche wir unsern Lesern hier unter e ) mitthei- len wollen. , wo ihn eine kleine Schwachheit uͤberfiel, und er dem HErrn seinen Geist empfal. Sein Leichnam ward beygesetzt in das marmorsteinerne Grab eines ehmaligen Cardinals, in einem Kloster Augustiner ordens, so oberhalb dem Flusse lag . Es sahe G g ein Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebenzehntes Jahr, 1214 ein Veroneser ein Gesichte, nemlich eine Seule wie einen Blitz glaͤnzen, die von jenseit den Alpen kam, und sich daselbst niederließ. Es bezeugten auch andre, sie haͤtten dergleichen engelische Erscheinungen mehr bey seinem Grabe ge- sehen. Was war es auch Wunder? denn er war ein vester und standhafter Mann, der sich weder in Gluͤck noch Ungluͤck von dem Verlangen nach Christo abbrin- gen ließ, daß er auch nicht einmal die Ordnung seiner stillen Andacht vor den Fruͤh- psalmen und vor geendigter ersten Tagesstunde jemals unterbrechen wolte [Jm Lateinischen steht, ut nec etiam ordinem silentii sui ante matutinantem cursum et ante horam diei primam finitam, umquam interrumpere vellet, so auch uͤbersetzt werden kan: daß er auch seine gewoͤhnliche Ordnung, so lange zu beten bis die Morgenroͤthe anbrach und die erste Tages- stunde zu Ende ging, nicht hat unterbrechen wollen u. s. w.] ; es mochte seyn in der Feuersbrunst zu Riga, da er, wie alles niedergebrant, aus seinem Hause verjagt wurde; oder, da er unter den Feinden zur See sich befand; oder auch das drittemal, da ihn ein Waͤchter hart verwundete, als er auf der Mauer des Nachts in seinem Gebete begriffen war. GOtt gab ihm also einen ve- sten und steten Ort auf dem Felsen, wie er sich gewuͤnschet hatte. Seine Seele sey bey Christo, und sein Gedaͤchtniß bleibe bey uns im Segen! Und hier moͤchte ich lieber Unterricht annehmen, als ertheilen. Jch habe aber keinen, der mir ihn gibt. Jn der Zeit seines Todes stimt Albert von Stade beym Jahr 1215 mit ein, da er den Hintrit des Bischofs Philipp von Ratzeburg mit drey Wor- ten bemerket, den Ort aber seines Todes und Begraͤbnisses verschweiget. Unser Ver- fasser hat uns nichts davon verbergen wollen. Er meldet, Philipp sey in Neronia gestorben, und in ein marmorsteinern Grab eines gewissen Cardinals beygesetzet wor- den, in dem Augustinerkloster, so uͤber dem Flusse liegt. Da er uns aber Ne- ronia in Weg legt, und weder den Namen des Klosters noch des dabey fliessenden Stroms ausdruͤckt, so macht er uns viel zu thun, weil wir dieses Neronia vergeb- lich aufsuchen. Der am Gemuͤthe und Leibe kraͤnkliche Bischof war nach Gothland gekommen. Er hatte sich auf der Reise zur See und unter dem Schwarm der Feinde alzusehr abgemattet, und mochte daher fuͤr dienlich befinden, bey dieser seiner Schwach- heit nicht ferner unter Segel zu gehen, sondern in einem nahen Kloster seines Ordens Herberge zu nehmen. Zwar finden wir in dem Verzeichniß aller Kloͤster im Koͤnig- reich Schweden, das dem IX Tom. Scondiæ illustratæ des Johann Messenius ein- verleibet ist, und deren Anzahl Johann Vastovius in vire Aquilonia vergroͤssert und bis auf vier und sechzig gebracht, nicht ein einiges, das Augustinerordens gewesen. Und obgleich unter den neun und sechzig Kloͤstern im Koͤnigreich Daͤnnemark achte dieses Ordens sich befunden, so komt doch kein einziges darinne vor, dessen Benen- nung wie Neronia klinget. Weil aber diese beyden Herren an die Kloͤster auf Goth- land nicht gedacht, so gar, daß Vastovius, ohnerachtet er in der Zueignungsschrift an den Koͤnig von Polen Sigismunden III die zu Wisby in dem Moͤnchskloster Benedictinerordens vorhandene beruͤhmte Bibliothek ruͤhmet, doch dieses Kloster nachher in dem Register der Kloͤster des Koͤnigreichs Schweden nicht einmal anfuͤhret; so ists gar kein Wunder, daß Neronia, wenn es ein Kloster in Gothland ist, uns unbekant geblieben. Denn wir haben noch keine recht hinlaͤngliche Beschreibung von dieser Jnsel: Des Johann Nilson Strelovs Gothlaͤndische Chronik in Daͤnischer Sprache haben wir auch nicht jetzo zur Hand, und die uͤbrigen, so man nachschlagen kan, sind in Beschreibung derselben alzu trucken. Daß inzwischen doch einige Kloͤster daselbst im Flor gewesen, ist aus andern tuͤchtigen Zeugnissen bekant. Denn Jacob Ziegler, der schon lange vor Vastoven, Scondien beschrieben, meldet, daß die Stadt Wisby ein schoͤnes Schloß und vortrefliche Kloͤster habe, dabey er sonderlich das Benedictinerkloster ruͤhmet, das mit zwey tausend Manuscripten angefuͤllet gewesen. Pontanus Chorogr. Dan. p. 734 setzet, es haͤtten sich ehmals zehn Kirchen und vier Kloͤster in dieser Stadt befunden. Adam Olearius, der Anno 1634 etliche Tage auf dieser Jnsel gelegen, und nicht allein die Stadt Wisby sondern auch die ganze Seekuͤste mit eigenen Augen besichtiget, ruͤhmet vor andern den Hafen Ostergard, Slitoe und Narwyk, und bezeuget, daß er drey Meilen von Slitoe ein altes Klo- ster gesehen. Persianische Reisebeschr. lib. 2. c. 3. p. 69. Haͤtte er dis doch weit- laͤufiger beschrieben! Denn wenn es nahe bey Narwig laͤge, so wuͤrde es die Stelle unsers Neronia haben vertreten koͤnnen. Was wuͤrde man aber alsdenn mit dem marmor- von 1214 bis 1215. marmorsteinernen Grabmal eines ehmaligen Cardinals machen? Nicolaus, Erzbischof 1214 von Lunden, erzaͤhlet in der Chronik der Lundischen Bischoͤfe, die vor Anno 1370 geschrieben und unter dem Namen des Ausschmierers Two herumgetragen worden, bis es Thomas Bartholinus 1709 zu allererst in Coppenhagen aus einem alten Per- gament herausgegeben, und neulich der Kanzler von Ludewig aus einem zerstuͤmmel- ten Manuscript, Reliq. tom. 9. p. 166. seqq. wieder auflegen lassen; ingleichen Pon- tanus rer. Dan. libr. 6. p. 290. und Johann Messenius Scond. illustr. tom. 2. p. 17, und tom. 15. p. 31, daß der Cardinal Fidentius, welchen die Lundischen Pergament- haͤute Fiderarium nennen, weil sie entweder schlecht geschrieben, oder schlecht gelesen worden, da doch Ciaconii Gesta Pontificum \& Cardinalium p. 516. keinen andern als den Fidentius kennen, Anno 1193 zum Cardinalpriester mit dem Titel des heiligen Marcellus gemacht worden. Dieser sey hierauf vom Coͤlestinus dem dritten nach Daͤnnemark geschickt, die Loslassung des Bischofs Woldemar auszuwirken, waͤre aber 1197 in Schonen mit Tod abgegangen, und haͤtte seinen Begraͤbnißort zu Lun- den in der Kirche des heiligen Laurentius gefunden. Wenn nun Philipp in das Grab dieses Cardinals beygesetzet ist: denn es ist nicht bekant, daß ein andrer Gesandte des Apostolischen Stuls in Daͤnnemark oder Schweden begraben worden, wuͤrde man wol annehmen muͤssen, daß er zu Lunden in Schonen gestorben und begraben sey? Jch solte wol nicht meinen. Denn erstlich finde ich in dem Verzeichniß des Mes- senius kein Augustiner kloster in Lunden. Zum andern, wenn auch schon in Lunden eines in Flor gestanden; so heissets doch nicht, Fidentius sey in ein Kloster, sondern in die Domkirche selbst begraben worden. Zum dritten haben von dem Jahre 1197 an die Gebeine des Fidentius nicht so geschwind in einem marmorsteinernen Grabe in die Asche gehen und verwesen koͤnnen, daß nach siebenzehn Jahren ein andrer Leichnam darinne Platz gehabt. Endlich zum vierten, ist Lunden, wenn man auch Lundonia schrei- ben solte, von Neronia gar zu sehr unterschieden, als daß man eins fuͤr das andre verschrieben zu seyn glauben koͤnte. Es hat eine Warscheinlichkeit, daß auf Gothland, einer an Marmor reichen Jnsel, ein marmorsteinern Grabmal zum Begraͤbniß des Car- dinal Fidentius verfertiget, aber nicht abgeholet und nun gebrauchet worden sey, den Leichnam des Bischofs darein zu legen. Hier hat der Leser eine Muthmassung; wem diese aber nicht anstehet, so ist noch die andre da. Philipp war gesonnen, nach Rom auf die vom Pabst angesetzte Lateranische Kirchenversamlung zu gehen. Unterwegens kam er nach Neronia, und starb daselbst, ehe er Rom erreichen konte. Wie wenn man durch Neronia Narnia ( Narni eine Bischoͤfliche Stadt in Umbrien ) verste- het? Unsrer Muthmassung komt die Erscheinung der Taube zu Huͤlfe, die von jenseit den Alpen gekommen. Aber auch hier faͤlt es schwer, ein Kloster Augustiner ordens und den Ort des Begraͤbnisses anzuzeigen, weil wir Narni wenig kennen, und was Leander Alberti descript. Ital. p. 153 von dieser Stadt hat, einen nicht kluͤger macht. Daß Ratzeburg aber selbst durch Neronia von unserm Auctor verstanden werde, laͤsset die Redlichkeit dieses einfaͤltigen Mannes nicht zu, obgleich die Geschichte der Ratzeburgischen Kirche nicht undeutliche Merkmale gibt, daß Ratzeburg bey der erstaunlichen Veraͤnderung des Nordalbingischen Reichs gleichsam ein Zuchthaus fuͤr die Bischoͤfe gewesen, die keine neuen Herren erkennen wolten. Solte aber dis alles je- manden noch nicht warscheinlich genug vorkommen; indem es mir selbst nicht Gnuͤgen leistet: so wuͤnsche mir den Tag zu sehen, der diesem Neronia Der Tag ist nun da. Es ist in der That Schade, daß die Scharfsinnigkeit des Herrn Hoferath Gru- bers nicht auf das leichte Veronia gekommen, als auf welches sich auch alle Umstaͤnde passen; weil wir sonst aus der Feder dieses gelehrten Mannes hiervon etwas mehrers zu vernehmen haͤtten, zu dessen Abhandlung wir nicht mit den rechten Buͤchern versehen seyn. das erwuͤnschte Licht gibt, und es naͤher vor die Augen bringet. Denn wenn man auch Neronia fuͤr Coronia verschrieben haͤlt, wie Landeskrone in Schonen manchmal beym Ponta- nus heist; so zeiget doch schon des Pontanus Chorographia, daß Landeskrone da- mals noch nicht in der Welt gewesen. Daß man fuͤr columna (Seule Jn dem Revelschen Manuscript stehet columna ganz deutlich. , columba (Taube) lesen muͤsse, daran lassen uns die Ausdruͤcke und Exempel nicht zweifeln. Also sahe nach dem Absterben des Luͤbecki- schen Bischofs, Heinrichs eine Nonne in Zevena im Schlafe eine Schneeweisse Taube, die in ihren Schooß flog, mit der sie auch gesprochen, und die endlich sagte: Jch heisse Heinrich, und war Bischof in Luͤbeck. Arnold von Luͤbek libr. 3. c. 3. n. 5. Ob gleich die Erscheinungen der Seulen nicht ungewoͤhnlich sind, Cæsar. Mirabil. l. 4. c. 96. G g 2 §. 7. Jm Geschichte des dritten Bischof Alberts, siebenzehntes Jahr, §. 7. 1214 Jm Jahr nach der Menschwerdung Christi tausend zweyhundert funfzehn, ward das Kirchen concilium zu Rom unter dem Vorsitz Pabst Jnnocentius die- ses Namens des dritten, in Beyseyn von vier hundert Patriarchen, Cardinaͤlen und Bischoͤfen, und acht hundert Aebten gehalten. Unter diesen befanden sich der Bischof uͤber Liefland Albert, und der Bischof uͤber Esthland. Er gab dem Pabste, wie auch allen Bischoͤfen von den Drangsalen, Kriegen und Anstalten der Kirche in Lief- land Nachricht. Es freueten sich auch alle uͤber die Bekehrung der Heiden, und uͤber die Kriege und vielfaͤltigen Siege der Christen. Demnach sagte der Bischof: Heiliger Vater, wie du das Land Jerusalem, welches das Land des Sohnes ist, nicht aufhoͤrest mit dem Eifer deiner Heiligkeit in Pflege zu nehmen: also solst du auch Liefland, so das Land der Mutter ist, und durch die Bemuͤhung deines Trostes bisher unter den Heiden ist erweitert worden, nicht Trostlos lassen. Denn ein Sohn liebt seine Mutter, und wie er nicht wil, daß sein Land zu Schaden gehe, so wil er auch nicht, daß seiner Mut- ter Land Gefahr laufe. Der Pabst gab ihm zur Antwort und sprach: Wir wollen das Land der Mutter mit gleichem Eifer unserer vaͤterlichen Fuͤrsorge allezeit so erweitert wissen als das Land ihres Sohnes. Nach geendigten Un- terredungen schickte er sie mit Freuden nach Hause, erneuerte ihnen die Volmacht zu predigen, und Pilger mit dem Kreuze zur Vergebung der Suͤnden bezeichnen, die mit ihnen nach Liefland gehen und die Kirche vor den Anfaͤllen der Heiden schuͤtzen solten. Rom gab die Freyheit, Riga aber taufte [Hier spielt der Verfasser wieder mit Worten, Riga vero rigat gentes. ] die Heiden. Denn Peter Kakewald und der Priester Otto wurden von Riga abgeferti- get, versahen Saccala und Ungannien inzwischen mit der heiligen Taufe und beriefen sie zum ewigen Leben. §. 8. Die von Rotalien aber waren noch aufsaͤtzig und wegerten sich, von den Christen sich Gesetze vorschreiben zu lassen. Man beschloß also, sie mit Krieg zu uͤberziehen. Wie das heilige Weihnachtsfest vorbey war, sagte man den Liven und Letten an, sie solten sich fertig halten, und wider die Feinde des Namens Christi sich aufmachen. Es stiessen auch die Deutschen mit den Ordensbruͤ- dern zu ihnen. So war auch Graf Burchard mit seinen Pilgern dabey, die zusammen uͤber das Eis des Meers marschirten, und in die erste Esthnische Pro- vinz gelangten. Sie zertheilten die Armee auf alle Doͤrfer, folgten den fluͤchtigen Esthen aufm Fusse nach, schlugen die, so ertappet wurden, todt, entfuͤhrten Wei- ber, Kinder und Vieh, versamleten sich vor dem Schloß Sontagana, belager- ten die Esthen in selbigem, und fochten mit ihnen neun Tage. Sie richteten de- rohalben ein hoͤlzern Sturmdach auf, so ganz nahe an das Schloß gebracht ward. Auf selbiges stiegen die Liven und Letten mit ihren Schuͤtzen, und schos- sen viele Esthen auf der Spitze der Vestung mit Lanzen und Pfeilen zu todte, ver- wundeten viele und hinderten sie an der Gegenwehr. Denn die Esthen sprun- gen alzu verwegen zum Gefechte heraus, und bekamen also desto mehr Bleßirte und Todte, da sie gleichsam den Schuͤtzen Platz machten. Nachdem endlich viel darauf gegangen, und sie weder Wasser noch Proviant hatten, ergaben sie sich und baten um gut Wetter. Die Deutschen aber sagten: Wenn ihr die Waffen eu- rer Untreue wollet strecken, und den wahren Frieden, der Christus ist, in euer Schloß aufnehmen; so wollen wir eurer gerne schonen, und euch wieder zu unsern Bruͤdern in Liebe annehmen. Wie sie das hoͤrten, versprachen sie mit Freuden, sogleich das Sacrament der heiligen Taufe mit den Pflichten des Christenthums anzunehmen. Daher ward sogleich nach zwanzig Tagen der Priester Gottfried zu ihnen ins Schloß geschickt; der sie segnete von 1214 bis 1215. segnete und sprach: Wollet ihr wol der Abgoͤtterey entsagen und an den 1214 einzigen GOtt der Christen glauben? Wie sie nun alle mit Ja antworte- ten, goß er Wasser auf sie und sagte: Jhr werdet also getaufet im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Nach dieser Verrichtung ward ihnen Friede gegeben, und nachdem man der Landesaͤltesten Soͤhne zu Geisseln genommen, kehrte die Armee mit aller Beute, Raub und Ge- fangenen nach Liefland, und lobten fuͤr diese Heidenbekehrung GOtt, der da ge- lobt ist in Ewigkeit. Ein Graf von Altenburg oder Oldenburg von welchem oben n. 2. §. 9. Nach einem Ausruhen auf wenige Tage und nach wieder erlangten Kraͤften, versamleten sich die Rigischen mit den Liven und Letten von neuem, gingen uͤber das Eis des Meers, das durch eine anhaltende strenge Kaͤlte sehr hart gefro- ren war, und schlugen sich mit ihrer Armee nach Oesel. Da sie nun sehr guten Weg zur See gefunden, so theilten sie ihre Armee, durchzogen alle Strassen und Doͤrfer, erhaschten viele, brachten alle Maͤnner um und hiessen Weib, Kind und Vieh mit sich gehen. Sie kamen zwar bey einer Burg Das war vermuthlich die erste aber vergebliche Belagerung des Schlosses Mone. zusammen und fochten mit denen im Schlosse, verwundeten auch einige und schossen sie todt, konten aber fuͤr alzustrenger Kaͤlte die Eroberung des Schlosses selbst nicht unternehmen, und suchten also mit aller Beute und Gefangenen ihren Ruͤckweg uͤber das Eis. Und da einige riefen, es kaͤme eine Malewa nach, so liefen etliche geschwind nach dem Feuer, etliche aber fielen dabey um und waren erfroren, daß sie davon sturben, die andern aber kamen gesund nach Hause. Wenn es Malina oder Malinea geschrieben waͤre: so wuͤrde ich darunter eine schnelle, uͤber das Eis auftreibende Fluth verstehen, der sie bey ihrem Zug uͤbers Eis haͤtten entgehen wollen. Es zeigens aber andere Stellen des Verfassers, daß malewa bey ihm ein gros- ser Schwarm Feinde Wir haben schon oben angemerket, daß in unserm Manuscripte einmal Malewa stehe, wo das Gru- bersche militantium turba lieset, und also ein Kriegesheer bedeute. bedeute. Siehe beym Jahr 1215 n. 2 und 1218 n. 7. Mir ist nicht bekant, wovon und aus welcher Sprache das Wort herkomme. Bey den Esthen bedeutet Wanlane einen Feind. Ob unser Verfasser dieses in sein Malewan veraͤn- dert, getraue mich nicht auszumachen. §. 10. Nach volbrachten Osterfeyertagen aber schickten die Esthen an den Koͤnig Woldemar von Plosceke, er moͤchte mit einer zahlreichen Armee vor Riga ziehen und es belagern. Sie selbst versprachen, die Liven und Letten unterdes- sen mit Krieg zu demuͤthigen, und dabey den Hafen in Duͤnemuͤnde zu sperren. Dem Koͤnig war der Rath der Treulosen gefaͤllig, indem er die Kirche in Liefland allezeit zu beunruhigen suchte, schickte nach Rußland und Litthauen, brachte auch ein starkes Heer Russen und Litthauer zusammen. Wie nun alle versam- let und fertig waren, der Koͤnig auch eben ins Schif steigen wolte, mit ihnen zu reisen; siehe! so fiel er gleich hin und starb, und nahm ein ploͤtzliches und unverse- henes Ende; seine ganze Armee aber ging hierauf auseinander, und kehrte wie- der in ihr Land. §. 11. Als die in Riga von des Bischofs Leuten und die Ordensbruͤder die Anschlaͤ- ge der Esthen erfuhren: so kauften sie ein Lastschif, verschanzten es rund umher wie ein Schloß, legten funfzig Mann darauf mit Ballisten und Gewehr, setzten es bey die Muͤndung des Duͤnestroms, den Paß beym Eingang des Hafens zu bewahren, damit nicht die Oeseler kaͤmen, wie ehemals, und ihn verschuͤtteten. Wie nun der Koͤnig gestorben, kam das Wort nach Oesel, und da sie hoͤrten, H h daß Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtzehntes Jahr, 1214 daß Steinschuͤtzen und bewafnete Maͤnner den Hafen der Duͤne bewachten: gin- gen sie nach Saletsa, ruͤckten hinan bis an den See Astigerwe, pluͤnderten der Letten Doͤrfer aus, machten die Weiber zu Gefangenen, und brachten die Maͤnner ums Leben. Es versamleten sich auch einige Letten, die hinter ihnen herfolgten und manche, so sie ergriffen, niedermachten; die andern flo- hen nach den Schiffen. Hierauf hatte die Kirche auf wenige Tage Ruhe, und wartete auf die Ankunft ihres Bischofs. Des Bischof Alberts achtzehntes Jahr, vom Jahr Christi 1215 bis 1216. §. 1. 1215 E s war das achtzehnte Jahr des Bischofs, da er vom roͤmischen Hofe zu- ruͤck kam. Er war in Hagenow vom Koͤnig Friedrichen vertroͤstet worden, und kehrte wieder nach Liefland mit dem Bischof von Esth- land, Dietrichen, und mit andern glaͤubigen Rittern und Pilgern, fand aber seine Leute in Dunemunde den Hafen bewahren. Diese erzaͤhlten ihm ihre Zuͤge nach Esthland, den Tod des Koͤnigs Woldemars, und wel- chergestalt sie in allen ihren Truͤbsalen getroͤstet worden waͤren. Also entstand eine grosse Freude in der Gemeine, sowol uͤber die Ankunft des Bischofs, als uͤber ihre Befreyung von den Russen und andern Voͤlkern. §. 2. Nachdem kamen die Bischoͤfe mit den Bruͤdern von der Ritterschaft zusammen, und machten eine Theilung uͤber Esthland. Weil aber selbige nachmals keinen Bestand hatte, so halte ichs fuͤr unnuͤtze, sie zu beschreiben. Jch wil lieber mel- den, wie die Rigischen mit den Liven und Letten, und der Ordensmeister Volquin mit seinen Bruͤdern und Pilgern, wie auch mit den Leuten des Bischofs, von neuem zusammen getreten und mit ihrer Armee, doch in allem Frieden, nach der schon getauften Provinz Saccala gezogen. Sie liessen die Landesaͤltesten zu sich kommen, nach deren Rath sie sich an die andern Esthen machten, und ge- brauchten sie zu Wegweisern. Am Tage der Himmelfahrt Mariaͤ aber fielen sie in die Provinz Harrien, die mitten in Esthland lieget, wo auch alle umherliegen- de Voͤlker jaͤhrlich, um verschiedenes abzumachen, in Rugele Mein Manuseript list Rangola. zusammen zu kom- men pflegten. Als wir dahin kamen, theilten wir unsere Armee durch alle Wege und Doͤrfer, ingleichen durch alle Provinzen dieses Landes, sengten und ver- wuͤsteten alles, machten nieder was maͤnnlich war, nahmen Weib und Kinder ge- fangen, und nahmen ihnen viel Pferde ab. Endlich kamen wir nach dem grossen Dorfe Lone so uͤber dem Bache mitten im Lande ist, lagen drey Tage stille, verwuͤsteten das ganze Land umher, und streiften bis an die Revelschen Doͤrfer. Am vierten Tage laurten wir an dem Dorfe auf, erhaschten neune von ihnen, und machten auch etliche nieder. Die Armee kehrte mit grosser Beute zuruͤck, und trieb unzaͤhlige Ochsen und Schafe mit weg. Zwar setzten ihnen die Esthen mit einer starken Malewa nach, und wolten ihnen in Ruͤcken fallen. Das Loos ihrer Goͤtter aber fiel fuͤrs Gegentheil aus. Hierauf kehrten die Rigischen mit grosser Freude nach Liefland, und theilten alles, was sie mit sich genommen, in Liebe. Ganz Esthland ist in 5 Provinzen getheilet, nemlich, Alentaken, dessen Hauptstadt Narva ist; Wirland, worinne Borcholm; Harrien, darinne Revel; Jer- wen, darinne Weissenstein; und Wyck oder die Strandwyck, darinne Leal liegen. von 1215 bis 1216. liegen. Die Strandwyck heist von dem Ort noch heutiges Tages auf Esthnisch 1215 Loͤne-ma, das ist das Land Lone. Siehe beym Jahr 1214 n. 9. §. 3. Nachdem wurden die Russen von Plescekowe auf die Ungannier unge- halten, daß diese die Taufe der Lateiner angenommen, und ihre, das ist die Griechische, verachtet hatten, deswegen droheten sie ihnen mit Krieg und for- derten ihnen Schoß und Tribut ab. Die Ungannier aber befragten sich deswe- gen bey dem Bischof von Liefland und bey den Ordensbruͤdern, begehrten auch hierinne Huͤlfe. Diese schlugen ihnen selbiges nicht ab und versprachen mit ihnen zu leben und zu sterben, sagten ihnen auch zu, sie waͤren frey von den Russen, so wie ehemals vor ihrer Taufe also auch nun. Nach dem Tode des Groskoͤnigs, Woldemars von Plosceke aber, ward ein neuer Feind gegen die Lieflaͤn- dische Kirche erwecket, nemlich Woldemar von Plescekowe , der kam nach Ungannien, setzte sich auf dem Berge Odempe, und sandte seine Armee auf allen Doͤrfern und Provinzen umher, die das ganze Land verheerten und in die Asche legten, viele Mannsleute todt schlugen, Weiber und Kinder aber gefangen fuͤhrten. Es war auch daselbst ein Deutscher Kaufmann Sigfrid, der um alles das Seinige gekommen, welcher nach Riga gefluͤchtet, und es da gemeldet hat. Siehe beym Jahr 1214. n. 10. Von Pleskow, der also ein anderer ist, als der, so in Polocz schon gestorben. §. 4. Hierauf kamen die Rigischen Volksaͤltesten mit den Bischoͤfen, Albert und Dietrich, und den Ordensbruͤdern, zusammen. Jn Erwegung, daß sie sich eines Krieges von den Russen zu versehen haͤtten, machten sie eine Einthei- lung uͤber alle Provinzen Esthlands, so durch die Lieflaͤndische Kirche unters Joch gebracht und getauft waren, und bestimten der Lieflaͤndischen Kirche und dem Bischof uͤber Riga den dritten Theil aller Einkuͤnfte und Abgaben, die von Estland fielen, damit er, wie an ihren Arbeiten und Kriegen, also auch an ihren Troͤstungen Antheil haͤtte; den andern Theil sprachen sie dem Bischof von Esth- land; das uͤbrige Drittel aber den Ordensbruͤdern fuͤr ihre Muͤhe und Unko- sten zu. §. 5. Es kamen aber die Ungannier zum andernmale zu den Bischoͤfen, um Huͤlfe gegen die Russen zu ersuchen, worauf die Bischoͤfe ihre Leute mit den Ordensbruͤ- dern nach Ungannien schickten. Diese brachten die Esthen aus allen Provin- zen zusammen, und baueten mit ihnen den Berg Odempe, wohnten daselbst, be- vestigten das Schloß ungemein stark, theils gegen die Russen, theils gegen ande- re Voͤlker, welche sich noch nicht hatten taufen lassen. Die Russen kamen auch, ihrer Gewohnheit nach, ins Land der Letten von Tholowa, um ihren Tribut zu heben. Nachdem sie selbigen empfangen, legten sie das Schloß Beverin in die Asche. Es sahe aber der Ordensmeister, Bertold von Wenden, daß sie auf Krieg ausgingen, weil sie die Schloͤsser der Letten in Brand gesteckt, schickte derhalben Leute hin, ließ sie beym Kopf nehmen und ins Gefaͤngniß werfen; doch ließ er sie bey Ankunft der Gesandten des Koͤnigs von Nogarden los, und sand- te sie mit allen Ehren wieder nach Rußland. Die Ungannier aber wolten sich an den Russen raͤchen, und stunden auf mit den Maͤnnern des Bischofs und zu- gleich mit den Bruͤdern der Ritterschaft, und zogen nach Rußland auf Nogar- den los. Sie funden da ein Land vor sich, so von ihrem Anzuge nicht das ge- ringste vorher vernommen, weil sie sich eben am Fest der Erscheinung Christi mit H h 2 Gastiren Geschichte des dritten Bischof Alberts, achtzehntes Jahr, 1215 Gastiren und Saufen mehr als sonsten lustig zu machen pflegten. Hierauf theilten sie die Armee auf alle Doͤrfer, brachten viel Volk um, schlepten viel Weiber in die Gefangenschaft, trieben viel Pferde und Vieh weg, entfuͤhrten eine grosse Beute, raͤchten ihr Unrecht mit Feuer und Schwerdt, und kehrten lustig mit dem ganzen Raube wieder nach Odempe. §. 6. Nach dem Fest der Erscheinung Christi aber schickten die Rigischen an alle Liven und Letten, brachten ein groß Heer auf, zogen nach Saecala und nah- men die Landesaͤltesten dieser Provinz zu ihren Fuͤhrern. Es kamen auch die Un- gannier mit ihren Deutschen zu ihnen, die nach Gerwen marschirten, ihre Armee auf alle Doͤrfer und Provinzen dieser Landschaft vertheilten, und das ganze Land mit einer schweren Plage schlugen. Sie lagerten sich bey dem Dorfe Ca- rethen sechs Tage, sengten, brenten und raubten rund umher. Die, so gute Pferde hatten, ruͤckten auch in Wirland ein, verwuͤsteten selbiges Land gleicher- massen, brachten die Mannsleute um, machten Weib und Kinder zu Gefangenen, und begaben sich nach reicher Beute wieder nach Carethen. Und es kamen da- selbst zu ihnen die Landesaͤltesten der Provinz Gerwen, die um Frieden baten, daß sie aus ihren Grenzen weichen moͤchten. Sie antworteten ihnen aber: Wenn ihr den wahren Frieden wollet, so mußt ihr Kinder des wahren Friedensstifters Christi werden, damit ihr nach Empfang seiner Taufe, unsere immerwaͤhrende Bruͤderschaft erlangen moͤget. Wie die von Gerwen dieses hoͤrten, wurden sie froh, und versprachen, damit sie nur Friede vor den Rigischen haben moͤchten, so wol ihre Taufe zu behalten, als auch ihnen einen ewigen Tribut zu geben. Daher tauften wir auch etliche da, nahmen ihre Kinder zu Geisseln mit, kehrten wieder mit aller unsrer Beute nach Liefland, und lobten GOtt auch fuͤr die Bekehrung dieser Nation. §. 7. Nachdem die Liflaͤndische Armee aus Gerwen ausruͤckte, brachten die von Nogarden unverzuͤglich ein groß Heer Russen in der Fasten auf. Es zog mit ihnen Koͤnig Woldemar von Plescekowe mit seinen Leuten, die Boten durch ganz Esthland schickten, sie moͤchten kommen und die Deutschen und Ungannier in Odempe belagern. Es kamen auch nicht allein von Oesel, sondern auch aus Harrien und Saccala, die schon lange getauft waren, in Hofnung, das Joch der Deutschen und ihre Taufe solchergestalt von sich abzu- schuͤtteln. Sie zogen demnach den Russen entgegen, belagerten mit ihnen das Schloß Odempe, und schlugen sich mit den Deutschen, und ihren Gehuͤlfen siebenzehn Tage lang herum, konten aber ihnen nicht sonderlichen Schaden thun, weil das Schloß sehr veste war. Die Bogenschuͤtzen des Bischofs, so im Schlosse waren, desgleichen die Ordensbruͤder verwundeten und toͤdteten viel Russen mit ihren Steinschleudern. Gleichfals verwundeten auch die Russen einige von den Belagerten mit den Pfeilen ihrer Bogen und Armbruͤste. Die Russen zogen im Lande herum, fingen viel Leute auf, schlugen sie todt, und warfen ihre Koͤr- per ins Wasser, das am Fuß des Berges war, damit die im Schlosse vom Was- ser nicht schoͤpfen konten. Sie thaten dabey allen Schaden, den sie nur immer konten, verheerten auch und branten im ganzen Lande umher. Und wenn sie es wagten nach ihrer Manier mit gesamter Macht auf diese Bergvestung zu klettern: so wurden sie von den Deutschen und Esthen tapfer abgetrieben. Daher musten sie manchen braven Kerl davor sitzen lassen. Als die Bischoͤfe mit den Ordensbruͤdern vernahmen, daß ihre Leute belagert waͤren, schickten sie drey tau- send Mann ihnen zu Huͤlfe. Volquin der Ordensmeister zog auch mit ihnen, ingleichen Bertold von Wenden, und Dietrich des Bischofs Bruder, mit den Liven und Letten und einigen Pilgern. Da sie an die See Rastigerwe kamen, von 1215 bis 1216. kamen, begegnete ihnen ein junger Kerl aus dem Schlosse, den nahmen sie zum Weg- 1215 weiser, erreichten mit fruͤhem Morgen das Schloß, liessen die Oeseler zur rechten, gingen auf die Russen zu und schlugen sich mit ihnen. Da sie aber die starke und zahlreiche Armee ansichtig wurden, zogen sie sich zuruͤck ins Schloß. Denn es waren von den Russen und Oeselern bey zwanzig Tausend. Wie sie nun die Menge sahen, stiegen sie wieder nach dem Schlosse, und es blieben einige von den Ordensbruͤdern, tapfre Maͤnner, Constantin, Bertholdus und Elias; desgleichen einige von den Bedienten des Bischofs. Die andern kamen alle wohl behalten nach dem Schlosse; wegen der alzuvielen Mannschaft und Pferde aber entstand im Schlosse Hunger und Mangel an Lebensmitteln und Heu, daß die Pferde sich einander die Schwaͤnze abfrassen. Da nun ebenfals bey der Rußi- schen Armee es an allem gebrach, begaben sie sich endlich drey Tage nach dem Scharmuͤtzel mit den Deutschen in Unterredung. Sonst Astigerwe genant Jn meinem Manuscript steht Ratisjerwe. . Bertold von Wenden, weil er eine Zeitlang der Bruͤder in Wenden Unterordens- meister gewesen; denn seiner wird im folgenden nicht mehr Erwehnung gethan. §. 8. Endlich machten sie nach gepflogenen Tractaten Friede mit ihnen, doch so, daß alle Deutschen das Schloß raͤumen und nach Liefland kehren musten. Der Koͤnig Woldemar rief seinen Schwiegersohn Dietrich, er solte zur Bestaͤti- gung des Friedens mit ihm nach Plescekowe kommen. Er traute ihm auch und zog mit hinein. Die von Nogarden aber rissen selbigen gleich aus seinen Haͤn- den und fuͤhrten ihn mit sich gefangen. Die Deutschen marschirten hierauf mit den Liven und Letten nach getroffenem Frieden mitten durch die Russen und Oeseler aus dem Schlosse heraus, und zogen wieder nach Liefland. Jnzwi- schen fielen die Saccalaner den Letten ins Land, zerstoͤrten ihre Doͤrfer, fuͤhr- ten die Leute an der Ymer gefangen, kehrten wieder nach Saccala, ohne an alle vorher empfangne Sacramente zu gedenken, und weil ihnen an dem mit den Deutschen ehmaligen Frieden nichts gelegen war, so brachen sie selbigen. Des Bischof Alberts neunzehntes Jahr, vom Jahr Christi 1216 bis 1217. §. 1. N eunzehn Jahr war nun Albert Bischof und die Nation der Liven 1216 hatte noch keine Ruhe vor dem Kriege . Denn es schickte vorer- wehnter hochwuͤrdige Bischof seine Abgeordneten nach Nogarden so wol, als nach Saccala, zur Bestaͤtigung des Odenpeischen Friedens, bat auch fuͤr seinen Bruder Dietrich bey ihnen fuͤr. Weil sie aber Leute waren vol auf- geblasenes Stolzes, und bey ihrer Hoffart alzuuͤbermuͤthig thaten; achteten sie we- der die Fuͤrbitte des Bischofs noch den Frieden der Deutschen, sondern bliesen mit den Esthen in ein Horn, und schmiedeten Anschlaͤge, wie sie die Deutschen uͤberrumpeln und der Lieflaͤndischen Kirche das Garaus spielen moͤchten. Wie obbesagter Bischof dieses vermerkte, ging er mit den nach Hause fahrenden Pilgern wieder nach Deutschland, empfal Liefland dem Herrn JEsu Christo und seiner glorwuͤrdigen Mutter auch dismal zum Schutz an, that das Kriegsunwe- sen und der Seinigen Verlust allen kund, und ermunterte sie mit seinen Rittern, sie solten sich als tapfere und edle Maͤnner zur Mauer vor das Haus des HErrn J i stellen, Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216 stellen, das Kreuz annehmen und nach Liefland walfarthen zur Vergebung der Suͤnden. Und es vernahm der Graf Albert von Louenborg alles Ungluͤck, was die Russen und Esthen der Kirche in Liefland zugefuͤget, nahm also das Kreuz an zur Vergebung der Suͤnden, und zog mit seinen Kriegsleuten, und tapfern und edlen Maͤnnern nach Liefland. Es kam auch mit ihm Bernhard von Dunemunde und andre, obgleich wenige Pilger. Man nahm ihn auch mit grossen Freudensbezeigungen auf. Es hatte ihn der HErr bisher in seinen Koͤcher geleget, als einen auserlesenen Pfeil, den er zu gelegener Zeit nach Liefland schi- cken wolte, seine Kirche von den Feinden zu erretten. Die meisten Jahre Alberts faͤngt unser Chronikschreiber mit lateinischen Versen an; als: Præsulis Alberti decimus nonus fuit annus, Er non a bellis siluit gens Liuoniensis. [Dergleichen Anfang doch nur in den folgenden Jahren gefunden.] Wer Graf Albert ge- wesen. Das ist der beruͤchtigte Graf Albert, der im Anfang dieses Jahrhunderts als ein neuer Stern an dem Himmel jenseit der Elbe aufgegangen, und nach kaum vollendetem vier- ten Theil seines Laufs wieder auf einmal verschwunden ist. Jn den Geschichten ist er ohne Vater ohne Mutter und ohne Frau, bis endlich Cranz Saxon. libr. 7. c. 22. ver- sprach, zu seiner Zeit zu zeigen, wer und woher er gewesen, auch c. 27. seine Zusage gehalten, wo er, nachdem er erzaͤhlet, daß Albert Graf von Orlemunde von dem Koͤnige Waldemar in Daͤnnemark uͤber das ganze Gebiete gesetzt worden, das ehmals Cranzens falsche Nach- richt von ihm. der Graf Adolph von Schauenburg besessen, hinzufuͤget: „Er war ein Sohn „ Heinrichs von Orlemunde, der Adolphs des andern nachgelassene Witwe gehei- „rathet, womit er, wie man muthmasset, diesen Albert gezeuget ‒ ‒ ‒ Das ist der „ Albert, dessen Name in den Chroniken vorkomt, dessen Herkunft aber man laͤcherli- „cher Weise verschwiegen: ein leiblicher Bruder Adolphs des dritten, dessen Mutter, „wie wir schon gesaget, den Vormund ihres kleinen Prinzen Heinrichen zum Gemahl „genommen.„ Das Ansehen eines Mannes, der dis mit so grosser Gewisheit vortraͤgt und hier und da c. 36 einschaͤrft, daß er sich wundert, und es fast fuͤr was laͤcherliches haͤlt, warum andren vor ihm es nicht eingefallen, hat gemacht, daß alle die andern, so hieruͤber geschrieben, mit nachgeleiret, und ich glaube, deswegen, damit sie nicht wol- ten ausgelacht werden. Und diese Meinung, obschon die natuͤrliche Verwandschaft redet, daß der Koͤnig Waldemar lieber seinem Fleisch und Blute als Fremden und Feinden es goͤnnen wollen, ist in alle Zeitbuͤcher und Geschlechtregister gesetzet worden, sonderlich von der Zeit an, da Cranz des sonst gelehrten und scharfsichtigen Manns Hen- rich Bangerts Beyfal erhalten, in den Anmerkungen uͤber Helmold libr. 2. c. 7. bis unser Vorfahre, der Herr Eckard geneal. Saxon. p. 511 Cranzens Betrug ent- deckte, und augenscheinlich zeigte, daß des Graf Alberts Vater Siffrid ein Graf von Orlemunde gewesen, die Mutter aber eine Schwester des Daͤnischen Koͤnig Wal- Alberts Va- ter war Graf Sigfrid von Orlamuͤnde. demars II, deren Namen er doch so wol als der Gemahlin des Alberts nicht gewust hat, weil nemlich nicht allein unsere, sondern auch die Daͤnischen Ge- schichtbuͤcher davon schweigen, welche doch in einheimischen Sachen besonders ausfuͤhr- lich seyn solten. Wir lassen, was schon erwiesen ist, fahren, und wollen das uͤbrige vornehmen, damit der Nachwelt die Geschlechtslinie und die Verwandten Alberts nicht laͤnger verborgen bleiben. Sifrid, Alberts Vater, hatte zum Grosvater Al- berten, der 1170, und zum Vater Hermannen, der 1176 gestorben ist. Chron. Erford. bey Herrn Menke Script. tom. 3. p. 224. Das ist der Graf Hermann von Orlamunde, der 1173 dem Kaiser Friedrich I in einem Cellischen Diplo- ma zu Goslar sich als Zeuge unterschrieben, so aus der Original-Abschrift zu sehen ist, in der fortgesetzten Samlung von alten und neuen theologischen Sachen des 1722 Jahrs p. 517 und dessen Handbrief Meibom gesehen zu haben bezeuget, tom. 1 p. 529 welches Handschreiben Erwehnung thut von seinem Vater dem Marggrafen Adelbert, seiner Gemahlin Adelheit, und seinem Sohn Sigefrid. Dergleichen auch etwas beym Hoen ist in der Coburgischen Historie part. 1. p. 110. Sifrid, Hermanns einziger Sohn, erhielt 1179 von Kaiser Fridrich I die Guͤter, so im Dorfe Orla gelegen. Die Urkunde befindet sich beym Kanzler von Ludewig reliq. tom. 10 p. 148. Eben dieser hat sich 1180 zu Gelenhausen als Zeuge mit unter die guͤldene Bulle von Coͤln unterschrieben, beym Gelenius p. 74 und war 1181 mit aufm Reichstage zu Erfurt, bey Meibom tom. 1 p. 529. wie auch bey der Versamlung zu Traremuͤnde, wo er eine Prinzeßin des Koͤnigs Waldemars I von Daͤnnemark zur von 1216 bis 1217. zur Gemahlin empfing, und zu Schleswig Hochzeit hielt. Siehe die alte Chrono- 1216 logia Sveo-Danica bey Herrn Benzel. Monumentis Sveo-Gothicis part. 3. p. 83. Das Seelaͤndische Chronicon, so Arnas Magnaͤus herausgegeben p. 48. Erich histor. gent. Dan. bey Lindenbrog p. 271. Saxo. Grammat. libr. 15 p. 371. Doch muß man wissen, daß von diesen Zeugen allein der Name Sifrid benennet werde, ohne daß der Name eines Grafen von Orlamunde und seiner Braut dabey stehe. Weiter finde ich einen Graf Sifrid von Orlamunde als Zeugen in Schriften von 1183 beym Herrn Menke Script. tom. 1 p. 772 von Anno 1190, bey Becmannen in Notit. Vniuersitat. Francofurt. auct. p. 30. von Anno 1192, bey Langens Zeitzischer Chronik p. 1160 vom Jahr 1193. bey Sagittar. histor. Magdeburg. Msct. und von Anno 1194 in einem noch ungedruckten Diploma, von den bald ein mehrers. Er selbst war Anno 1192 gegen das Kloster Heusdorf bey Jena gutthaͤtig. Die Urkunde davon hat Thurin- gia Sacra p. 332 von welchem ich wuͤnschte, daß es das enthielte, was der Titel verspricht. Anno 1198 als zu Jchtershausen, dichte bey Erfurt, im Lande dieses Sifrids einige Fuͤrsten und Grafen Philippen zum Koͤnige ernenten, war er der vornemste der erwaͤhlenden Grafen, wie man lieset Chron. Erford. Menk. tom. 3 p. 233. Endlich Anno 1206 starb Sifrid von Orlamunde, wie die annales Reinersborn. Mscrpt. bey diesem Jahr bezeugen. Nun muͤssen wir auf Sifrids Gemahlin kommen, Alberts Die Mutter Alberts war Sophia, eine Prinzeßin des Daͤnischen Koͤnigs Wol- demars I. Mutter, des Koͤnigs von Daͤnnemark Waldemar des II Schwester, und Wal- demars des I Prinzeßin Tochter. Waldemar I selbst war von einer Mutter aus Holmgarden erzeuget, einer Prinzeßin Haralds, nemlich der Jngeburg einer Enkelin Waldemar des II, welcher Name von da nach Daͤnnemark, und aus Daͤnnemark nach Deutschland gekommen; und hatte zur Ehe Sophien, eine Prin- zeßin des Holmgardischen Hoͤnigs Waldemars des III und letzten Koͤnigs in Holm- garden, seine Muhme. Aber in welchem Theil der Welt liegt das Koͤnigreich Holm- Was Holm- garden sey? garden, und von welcher Nation sind die Holmgardischen Koͤnige? Jch wil kurz sagen, was ich zu sagen habe. Jn einer alten Charte von Schweden heist das Koͤnig- reich Holmgarden derjenige Strich Landes, der Carelien und Jngermannland mit den herumliegenden Jnseln unter sich begreift, dessen Mittelpunkt jetzo St. Peters- burg, das Augenmerk der Welt, ist. Holmgard war der Name der koͤnigl. Residenz, weil sie auf einer Jnsel angeleget worden. Das Reich selbst, weil es viele Garden oder Buͤrge hatte, ob gleich die Russen gard allenthalben in grod verwandelt haben, hieß Gardarike, in Absicht seiner Lage aber Ostragardia oder Austan, ja von dem Fluß Kymen, Kymenelf bey Wexion. descript. Svec. libr. 1 c. 28 oder von der Jnsel Chyeina auf dem Finnischen Meerbusen, bey Joh. Messen. Scond. illustr. tom. 10 præfat. ist es Kiaͤnugard Weil Kuͤmme oder Kuͤmne auf Finnisch und Esthnisch Zehne bedeutet: so hat der Strom wegen seiner 10 Arme und Einfluͤsse ins Meer, den Namen von der Zahl, und das Reich den Namen vom Flusse erhalten, dessen Gegend noch jetzo Kuͤmmenegaͤrds-Lehn heisset. genant worden. Diese 3 Namen kommen vor in der Ge- schichte Gothrichs und Rolvons, die Olaus Verelius Gothisch und Schwedisch zu Upsal Anno 1664 herausgegeben. Die 2 letztern hat auch Helmold, libr. 1 c. 1 „n. 4 wo er saget: „ Rußland wird von den Daͤnen Ostrogard geheissen, weil es „gegen Morgen liegt. ( Adam von Bremen nent es Ostrogard in Rußland, „um es von dem Gothischen Ostrogarden auf der Jnsel Gothland zu unterschei- den.) „Dieses heist auch Chunigard, weil die Hunnen daselbst anfaͤnglich ihren „Sitz gehabt.„ Welche Ursache wenig Warscheinlichkeit hat. Chunigard, Koningard, zeiget offenbar, daß es regia aula, koͤnigliche Residenz oder Koͤnig- reich heisse. Das Chronicon der Deutschen Ordensritter, bey Matthaͤi Annal. tom. 5. p. 699 seq. der neuesten Edition, dessen Erzaͤhlung von den Lieflaͤndischen Begebenheiten wir in den Anhang der Beylagen gebracht n. II sagt, daß die Einwohner desjenigen Rußlands, so an die Duͤne gegrenzet, damals Keenen geheissen. Wenn das mit aͤltern Zeugnissen be- wiesen werden koͤnte, so waͤre der Ursprung des Worts Kiaͤnugard nicht weit herzu- holen. Man kan leicht erachten, daß es in Schweden an denen nicht fehle, die da behaupten, daß die Holmgardischen Koͤnige aus Schwedischem Gebluͤte entspros- sen. Vor andern hat der koͤnigl. Historienschreiber Claudius Arrhenius Oern- hiaͤlm das als sein Werk angesehen, daß er das Geschlecht dieser Koͤnige dem Schwe- dischen Namen zueigne, hist. Svec. libr. 4 c. 8. wo er dieses hat: Der siegreiche Erich und Olaus Skattkonung sein Sohn, haben nicht nur Curland, sondern auch Esthland, Liefland, und mehr mit diesen benachbarte Laͤnder unter ihrer Bot- maͤßigkeit gehabt. Damit sie nun diese desto geruhiger vor dem Ueberfal der wilden J i 2 Hei- Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216 Heiden daherum besitzen moͤchten, so haben sie gewisse Lehnskoͤnige ihres Gebluͤts mitten in diesen Meerbusen gesetzet und mit ihrer Macht sie unterstuͤtzet; weil nun deren Residenz auf den nicht weit vom Ufer gelegenen Jnseln war, und ihr Reich auch auf die an die Jnseln stossende Laͤnder sich erweiterte, welche nachher von den Moscovi- tern oder Russen eingenommen worden: so werden sie in den alten Geschichtbuͤchern unsers Reichs die Holmgardischen Koͤnige genant. Jch saͤhe lieber, dieser gelehrte Mann haͤtte einen andern Beweisgrund angenommen, als von den Hervarar, (alten klugen Weibern, Sagis ) seines Vaterlandes, und aus den Gesaͤngen und Maͤhrlein der Sturlonischen Weiber und Skalden, die nur erdacht worden, um grossen Herrn die Naͤchte zu verkuͤrzen, welche da bekanter massen sehr lang sind. Gewiß, daß Koͤ- nige sich mitten in das Meer gestuͤrzet, im Seeboden mit den Feinden Schlachten gehalten und dergleichen schoͤne Siebensaͤchelchen mehr, wird nicht leichte ein deutscher Magen verdauen koͤnnen. Billiger geht doch noch Verelius zu Werke. Denn ob er gleich selbst l. c. not. p. 3 und 4 die Lieder der Schwedischen Meistersaͤnger nicht zu verwerfen scheint, weil die Maͤhrlein so gut als die Geschichte einer Sprache Eigenschaft und Art, und der Menschen Lebensart, Gebraͤuche und Einrichtungen vorstellen sollen; so laͤst er doch noch die Sache dahin gestellet seyn, wenn er p. 96 sagt, daß durch Gar- darike derjenige Theil von Rußland verstanden werde, der naͤher an unser ( Schwe- disches ) Reich stoͤsset, und ehemals von eignen Koͤnigen sey beherrschet worden. Was wuͤrden die, so dieser Meinung seyn in den Stamregistern derer nicht vor eine Nieder- lage anrichten, so aus dieser Quelle das Rußische Gebluͤte in die Adern einiger durch- lauchtigen Familien Deutschlands ableiten? Wie Herr Eckard aus diesen Verwir- rungen sich geholfen, zeiget das Werkchen, so p. 631 in der Geneal. Saxon. stehet, da- bey ich mich sehr wundere, wie dieser gelehrte Mann dem schoͤnen. Werke einen so schlech- Wolde- mars I Prin- zeßinnen, wie viel und wel- che? ten Zusatz anflicken koͤnnen. Doch ich komme wieder zur Sache. Diesem Waldemar nun, dem ersten Daͤnischen Koͤnige dieses Namens, gebar die Holmgardische So- phia, eine Prinzeßin aus Rußischem oder Schwedischem Gebluͤte, zwey Prinzen, Canuten und Waldemarn, welche beyde, doch nach einander, nach dem Tode des Vaters regiret haben, und 5 oder 6 Prinzeßinnen. Henrich Ernst gibt sich ent- setzliche Muͤhe, diese auszuforschen, und ihre Namen anzugeben, weil er in Erlaͤute- rung uͤber ein Stamregister einiger Daͤnischen Koͤnige, so vom Herrn von Ludewig reliq. tom. 9. neulich wieder aufgelegt worden, bey Vereinigung der unterschiedenen Meinungen lieber, als bey Nachschlagung der Qvellen schwitzen wollen. Weil wir die Prinzeßinnen nicht nach der Ordnung ihrer Geburt nennen koͤnnen, sondern sie nach der Zeit ihrer Vermaͤhlung anfuͤhren, so ist die erste davon Sophia; der andern Name ist nicht ausgedruͤcket; beyde sind auf dem Vergleich zu Traremuͤnde, nemlich, jene an Sifriden, von dem wir Handeln; diese an Kaiser Friedrichs des I Prinzen verlobet. Jene war damals schon mannbar, diese noch nicht. Jndem Saxo berichtet, daß So- phia ihre Vermaͤhlung gleich zu Schleswig gehalten; diese aber ward an den kaiserl. Hof geschickt, bis sie groß wuͤrde, und muste nachher mit einem schimpflichen Korb ver- lieb nehmen. Arnold. libr. 3 c. 20. Der Sophie ihr Name ist bekant aus einem noch ungedruckten Pergament, so wir in unsern Anhang versparet, welches Anno 1194 der Erzbischof von Maynz, Conrad, dem Grafen von Orlamunde Sifriden ausge- fertiget, zum Zeugniß, daß die Orlamuͤndische Schloßkirche dem heiligen Pancra- tius zu Ehren von ihm eingerichtet sey. Die dritte Prinzeßin hieß Jngeburg, die Anno 1193 von dem fraͤnkischen Koͤnige Philipp August geheiratet, gleich drauf wieder ver- stossen, doch um der Draͤuungen des Pabsts willen wieder ins Ehebette aufgenommen worden. Wovon ausser den Geschichtsbuͤchern der Franken des Pabsts Caͤlestinus des III Briefe zeugen, so vom Herrn Martene tom. 3. Coll. ampliss. herausgekommen, ingleichen die Urkunden, die der Herr Baluzius Miscell. tom. 7 p. 245 seq. ans Licht gestellet. Wir wollen doch die Ehestiftung hier mit her setzen, weil sie sehr kurz ist, „und das gemeldete, voͤllig zuverlaͤßig machet: „ Philipp ꝛc. Urkunden ꝛc. daß wir der „ Egemburg, der Durchlauchtigsten Schwester unsers geliebten Koͤnigs von Daͤnne- „mark, die wir durch GOttes Gnaden zur Gemahlin genommen, zum Brautschatz alles „schenken, was zur Probstey Orleans, Checy, Chateau neuf und Neufville Weil wir die Namen dieser Oerter aus Mangel der Nachricht nicht unfehlbar uͤbersetzen koͤnnen, son- dern sie nur errathen muͤssen: so folget die Lateinische Benennung hierbey: Checiacum, castrum nouum und Nouilla. „gehoͤret, damit nun gegenwaͤrtiges seine bestaͤndige Dauer erreiche ꝛc.. Gegeben zu „ Amiens im Jahr 1193.„ Als ihr der Jnhalt des Scheidebriefs durch einen Dol- metscher von 1216 bis 1217. metscher erklaͤret ward, und sie nicht appelliren konte, indem sie gar kein Franzoͤsisch 1216 verstand; so brach sie in die Worte aus: Boͤses Franken! boͤses Franken! und rief hinterher Rom! Rom! Gesta Innocentii III §. 49. Welches Wort fuͤr eine Appel- lation an den Roͤmischen Stuhl angenommen ward. Die vierte war Helena, die an Wilhelmen, den juͤngsten Prinzen Heinrichs des Loͤwen, zu Hamburg vermaͤhlet ward Anno 1202, Arnold libr. 6 c. 15. Albert von Stade um dieses Jahr: Der Koͤnig Otto verheirathete seines Bruders Heinrich Prinzeßin in Ham- burg an der Daͤnen Herzog ( Waldemarn ), und des Herzogs Prinzeßin Helena an seinen Bruder Wilhelmen. Wobey diejenigen ganz unrecht haben, die fuͤr seine Bruders Tochter lesen seines Vaters Tochter, und aus diesem Grunde Waldemar dem II Heinrichs des Loͤwen Prinzeßin zur Gemahlin beylegen, welche doch dessen Bruder der Koͤnig Canut zur Ehe hatte. Und welcher Mensch, der im Kopfe richtig ist, wird doch wol seine leibliche Schwester, eine Tochter seines Vaters nen- nen? Demnach ist die Prinzeßin Heinrichs von der Pfalz zu verstehen, der des Koͤ- nigs Otto Bruder war, ob gleich wegen erfolgter Mißhelligkeiten dieses Verloͤbniß nicht zu Stande gekommen. Aus der Ehe Wilhelms und Helenen ward der junge Otto gezeuget, als erster Herzog der Braunschweigischen und Luͤneburgischen Lande: den Albert von Orlamunde der Helena Schwester Sohn von der Sophia, deswegen seinen Blutsfreund nennet in einer Urkunde bey Lambec. Orig. Hamburg. libr. 1 n. 118. Die fuͤnfte hieß Regissa oder Richuenza, so 1210 an den Koͤnig Erich von Schweden vermaͤhlet worden, Chron. Dan. beym Herrn von Ludewig reliq. tom. 9. p. 153, der Canutus Prinz und Erichs des Heiligen Enkel gewesen. Ernst thut die sechste hinzu, Walpurg, Bogislaus I, Herzogs zu Pommern, Gemahlin, die Micraͤlius Chron. Pomeran. libr. 2 n. 82 in Hildemaris verwan- delt, welche den Fuͤrsten von Ruͤgen Jaromar geheirathet. Wie aber Juristen ohne ihr Gesetz zu reden sich schaͤmen muͤssen, also auch wir Geschichtschreiber ohne tuͤchtige Zeugen und Beweisthuͤmer. Sifrid hatte mit der Sophia zwey Soͤhne Hermannen Alberts Bru- der Hermann. und Alberten; davon jener des Vaters, dieser des Grosvaters Namen fuͤhrte. Der aͤlteste folgte dem Vater in der Regirung, doch so, daß der juͤngste auch einen Theil der vaͤterlichen Laͤnder bekam, wie wir bald sehen wollen. Doch rief die- sen das Gluͤck an den Daͤnischen Hof zu dem Koͤnig seiner Mutter Bruder, Albert kam an Daͤnischen Hof. unter dessen Regirung er Anno 1202 zum Ritter geschlagen wurde, wie die Daͤ- nischen Chronikenschreiber beym Herrn von Ludewig reliq. tom. 9 p. 152 und 27 und Erich hist. gent. Dan. um dieses Jahr genau bemerken. Welches uns zweyer- ley lehret. Einmal, daß der Bruͤder Geburtstag in die ersten Jahre nach der Eltern Hochzeit einfaͤlt, weil Hermann schon 1206 von so reifem Alter war, daß er selbst die Regirung uͤber seines Vaters Laͤnder uͤbernehmen konte. Zum andern, daß Al- bert schon von seiner Kindheit an einen Soldatengeist gehabt, den er uͤberal an den Koͤpfen seiner Feinde auslassen wollen, wie seine Thaten bezeugen. Doch hat es auch sogar seiner Jugend nicht an der Regirungskunst gefehlet, weil der Koͤnig kein Beden- Ward Gou- verneur von Nordalbin- gien. ken getragen, einem so jungen Herrn saͤmtliche zwischen der Elbe, Eider und See ge- legene Laͤnder anzuvertrauen, so kurz vorher mehr als einen Grafen und Gouverneur gehabt. Denn es trug sich zu, daß dasselbige Jahr, da Canut gestorben, und Wal- demar II zur Regirung gekommen, der Graf Adolph, der den groͤsten Theil dieser Provinz besessen, gefangen genommen, und Albert von dem neuen Koͤnig uͤber ganz Nordalbingen gesetzet ward. Er war nicht allein Regente uͤber eines fremden Herrn Land, sondern besaß auch ein gut Theil desselben eigenthuͤmlich, und zwar namentlich Hamburg und Lauenburg, so er entweder fuͤr sein Geld gekauft, oder ihm vom Koͤnig, seiner Mutter Bruder, eigenthuͤmlich geschenket worden. „Daß er das Vica- riat aber doch mit sehr unumschraͤnkter Gewalt gefuͤhret, laͤst sich daher beweisen, daß er bey Erledigung des Ratzeburgischen Bisthums Anno 1206 den unter sich unei- nigen geistlichen Amtsbruͤdern Philippen zum Bischof setzte. Der Geschichtschreiber gibt vor, es sey deswegen geschehen, weil der Herr Koͤnig Waldemar in Schwe- den mit den Kriegen zu thun hatte.„ Arnold libr. 7. c. 11. Eben dieses erhellet aus des Koͤnigs und dieses Alberts Titel. Jener wird in den Urkunden dieser Zeit Koͤnig der Daͤnen und Slaven, Herzog von Juͤtland und Herr uͤber Nordalbingien genant, bey Terpager. Rip. Cimbr. p. 685 p. 177 p. 178 und bey Raynalden ums Jahr 1206. n. 19. Dieser behalf sich ausser der ihm angestamten Ehre eines Grafen von Orlamunde bloß mit dem Titel eines Grafen von Nordalbingien oder Holl- stein: wie die Samlung der Urkunden ausweiset, sowol in Lambec. Orig. Hamburg. als in Molleri histor. Cimbr. Nun aber war die Benennung eines Herrn von ein K k Zeichen Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216 Zeichen einer obersten und unumschraͤnkten, eines Grafen aber ein Beweiß seiner ein- geschraͤnkten und von anderer Befehl abhangenden Gewalt. Von Hamburg und dem wird Herr von Lawenburg. Rechte Alberts auf selbige Stadt handelt Lambec. Von Lovenburg aber bezeu- gens alle Scribenten damaliger Zeit, so viel ihn nur einen Grafen von Louenburg, manchmal auch aus Versehen der Abschreiber von Luͤneborg nennen. Man verstehet aber darunter Lauenburg an der Elbe, mit der herumliegenden Gegend Sadelbende, welches der Koͤnig 1204 dem Grafen Adolph von Hollstein entrissen und es an Alber- ten gegeben, der wiederum durch dessen Zuruͤckgebung Anno 1227 sich aus dem Gefaͤng- niß los geholfen. Er beklagt sich hieruͤber in einem an den Pabst abgelassenen Schrei- ben bey Schannat. vindem. l. p. 196: „Jch ward gefangen und saß sehr lange in „Eisen, woraus ich nicht eher errettet noch losgelassen werden konte, bis ich eins meiner „vestesten Schloͤsser, so mir durch das Erbschafts- (d. i. Eigenthums) Recht zustaͤndig „war, fahren lassen muste ꝛc.„ Was das vor ein Schloß gewesen, und an wen es uͤberlassen worden, erklaͤret uns Albert von Staden ums Jahr 1227: „Das Schloß „ Louenburg wird dem Herzog (von Sachsen ) Alberten fuͤr die Loslassung des Gra- „fen Albert wieder ausgegeben.„ Dieser, weil ihm zu gleicher Zeit Ratzeburg mit ab- getreten wurde, behielt diese 2 Schloͤsser als gleichsam zum Grunde des neu anzulegenden Herzogthums Sachsen, nachdem nicht allein Heinrich der Loͤwe und dessen Prinzen, sondern auch Adolph von Schauenburg und die Koͤnige von Daͤnnemark, Canut und Waldemar, dasjenige Gewebe zerrissen hatten, welches sein Vater, erwaͤhlter Herzog von Engern und einen Theil von Westphalen, in diesen Gegenden jenseit der Elbe unrechtmaͤßig angezettelt. Denn Lauenburg ist niemals ein Stuͤck von En- gern oder Westphalen gewesen. Wenn das wahr ist, wie es auch ist: so sehe ich nicht ab, wie Lauenburg die Seitenverwandten angehe, die nicht von dem ersten Stifter des neuen Fuͤrstenthums, Alberten, abstammen, und sich selbst nicht einmal Alberts Ge- mahlin war Hedwig, eine Prinzeßin des Landgrafen von Thuͤrin- gen, erster Ehe. vor Nachkommen Alberts, sondern seines Bruders Heinrichs, ausgeben. Das an- sehnliche Gluͤck dieses jungen Orlamuͤndischen Herrn, so ihm von der Gnade seines Vetters, des Koͤnigs, anleuchtete, und die Herrschaft uͤber ganz Nordalbingen ihn hoffen ließ, bewog den Landgraf Hermannen von Thuͤringen, daß er ihm seine Prin- zeßin Tochter erster Ehe, Namens Hedwig, zur Gemahlin gab, die die einzige leibli- che Schwester von derselben Jetta war, welche nachher die Landgrafschaft Thuͤringen auf das Haus Meissen gebracht. Daß Landgraf Hermann eine Tochter dieses Na- mens aus ersterer Ehe gehabt, und diese an einen Graf Alberten vermaͤhlet worden, ist ausser Zweifel. Denn so melden die annales Landgraviorum p. 350 edit. Eccard. „ Hermann hatte von Sophien 2 Toͤchter, Jutta und Hedwigen. Die historia de „Landgraviis p. 406. Hermann nahm Sophien, des Pfalzgrafen einzige Prin- „zeßin zur Gemahlin, und zeugte 2 Prinzeßinnen mit ihr, davon eine den Grafen von „ Elsaten geheirathet, die andere, Namens Jutta, mit Dietrichen ‒ ‒ verlobet wor- „den. Annales Breves p. 345. Hermann bekam die Sophie aus der Pfalz zur „Gewahlin, und zeugtete mit ihr 2 Toͤchter; davon die eine mit dem Marggrafen von „ Meissen, Dietrichen, getrauet ward, die andere, Heddewiges, bekam den Graf „ Albert von Alsaten. Die Annales Reinersbornenses in Manuscript: „Die an- „dere Prinzeßin des Landgrafen Hermanns, nemlich Hedwigis, ward an den Graf „ Albert von Alsaten vermaͤhlet.„ Also schreibt auch Roth, Ursinus und alle alte Jrthum bey der Heirath dieser Hed- wig. und neue Verfasser der Thuͤringischen Geschichte. Die einmuͤthige Uebereinstimmung dieser Scribenten hat den Herrn Eccarden bewogen, unter den Elsaßischen Landgra- fen sich einen zu suchen, dem er die Hedwig zur Gemahlin beylegen koͤnte, und endlich Alberten, des Koͤnigs Rudolphs Vater, dazu zu erwaͤhlen, in Geneal. Saxon. p. 335. ohnerachtet die Genealog. Habsburg. p. 83 von der Vermaͤhlung dieses Alberts mit der Thuͤringischen Hedwig nichts gewust, der auch Herr Hergott im tom. 1. p. 130 sei- nes ansehnlichen genealogischen Werks Recht, und anderer ihren Romainen aus der Hi- storie spoͤttischen Abschied gibt. Wie ich nun hierbey die Erfindungskraft des Herrn Eccards bewundere, der aus allem allerley machen kan: also halte ichs diesem Mann auch zu gute, weil er durch die einhellige Aussage aller Thuͤringischen Historienschrei- Quelle des Jr- thums. ber, die wir nur haben, zu diesem Fehltrit sich verleiten lassen, helfe ihm auch gerne und willig auf, und bringe ihn wieder auf den rechten Weg. Die Quelle der ganzen Thuͤ- ringischen Geschichte mitlerer Zeit, so weit noch was gesundes daran ist, sind die Rei- netsbornischen Jahrbuͤcher, welche die Moͤnche dieses Klosters von seiner ersten Gruͤn- dung an bis auf die Zeiten Karls des IIII ausgefuͤhret haben. Es ist Sonnen- klar, daß die uͤbrigen Scribenten alle daraus geschoͤpfet, und jeder nach seinem Gutbe- finden theils manches weggelassen, theils hinzugethan, theils geaͤndert haben, wie es ei- nes von 1216 bis 1217. nes jeglichen Absicht oder Kopf mit sich zu bringen geschienen. Es mag nun an der dar- 1216 aus jetzo angefuͤhrten Stelle, der erste Buchstabe des Worts Alsaten in dem Original entweder mit einem a geschrieben, oder so undeutlich gezogen seyn, daß er von denen gemeiniglich sehr eilfertigen Abschreibern fuͤr ein a angesehen worden, da doch eigent- lich ein o geschrieben gestanden. Eins von beyden muß es freylich gewesen seyn: und also ist die Quelle des Jrthums da und zugleich klar, wie gar nichts auf die Ueberein- stimmung aller Manuscripte zu bauen sey. Daß aber ein Schreibefehler vorgefallen, und man fuͤr Graf von Alsaten nothwendig Olsaten lesen muͤsse, beweiset die vetus Narratio Althahensis Script. Brunsuicens. tom. 2 p. 21, dabey ich erstaune, wie diese Stelle der Scharfsichtigkeit und dem Gedaͤchtniß des in solchen Dingen sehr bewander- ten Herrn Eccards entwischet sey. Denn obgleich jener Verfasser bey der Mutter Hedwigs und ihren Kindern selbst etwas menschliches scheinet begangen zu haben: so hat er doch in Hedwigs Vermaͤhlung gar nicht geirret. „ Otto, Herzog von Bayern, „schreibt er, hatte 5 Prinzeßinnen,„ gemeiniglich weiß man nur von zweyen: „Die eine „von ihnen, nemlich Sophien, heirathete der Landgruf von Thuͤringen, Hermann, „und zeugete mit ihr Ludewigen, einen Gemahl der heiligen Elisabeth, und Hein- „richen ‒ ‒ und ‒ ‒ die Gemahlin des Grafen Alberts von Holtsezzen, der ein Bru- „der des Orlamuͤndischen Grafens Hermanns gewesen.„ Was kan deutlicher seyn? Wer damit noch nicht zufrieden seyn wil, der schlage weiter nach, was die Annales Reinersbornenses in Manuscript haben beym Jahre 1214: „Jnzwischen kam Krieg „auf Krieg, Mord auf Mord, und kein Bruder war vor dem Auflauren des andern „mehr des Lebens sicher. Denn der Graf Hermann von Orlamuͤnde trachtete in Ab- „wesenheit seines leiblichen Bruders mit List, Gewalt und Macht, so viel er konte, nach „den Guͤtern und Schloͤssern desselben, und suchte seine Rechnung nur zu finden, wenn „er auch den Bruder auf allerhand Art und Weise um die Erbschaft braͤchte. Weiter, „setzen sie, konte der Landgraf, des Grafen Alberts Schwiegervater, den erlittenen Be- „leidigungen seines Schwiegersohns nicht laͤnger zusehen, und grif daher, nach seiner ge- „woͤhnlichen Tapferkeit, nach den Waffen, machte alle Kriegesanstalten, und schloß mit „zureichender Mannschaft das Schloß Wymar auf allen Seiten ein ꝛc.„ Hier hat man die Hedewig, des Thuͤringischen Landgrafens Prinzeßin, welche an einen Gra- fen von Holstein, Alberten, vermaͤhlet worden. Hier ist dieses Grafens Bruder, Herrmann, Graf von Orlamuͤnde, der, als sein Bruder nicht zu Hause war, nach desselben Schloͤssern in Thuͤringen getrachtet und geschnappet hat. Hier siehet man endlich den Landgraf Hermann, der als Schwiegervater von demjenigen Graf Al- bert, der mit dem Grafen von Orlamuͤnde, Hermannen, Bruder ist, die Laͤnder seines Eidams vertheidiget. Aus diesen Saͤtzen ist offenbar, daß dieser Albert, der ein Graf bald von Orlamuͤnde, bald von Holstein, bald von Nordalbingien, bey den Hi- storienschreibern aber mehrentheils ein Graf von Lauenburg heisset, und einjuͤngerer Bru- der von dem Orlamuͤndischen Grafen Hermann war, die Hedwig, eine Prinzeßin des Landgrafen Hermanns von Thuͤringen zur Gemahlin gehabt, und daß diese Hedwig an keinen Grafen von Elsaß verheirathet gewesen. Welches hier muste erwiesen werden. Al- bert stund auch nicht allein beym Koͤnig Waldemar in Daͤnnemark in hohen Gnaden, so Albert ward am roͤmi- schen Hofe bekant. lange des Koͤnigs Gluͤck waͤhrete, sondern hatte sich auch am roͤmischen Hofe wohl einge- schmeichelt, welcher damals sehr maͤchtig war. Denn als zu dieser Zeit in Sachsen jenseit der Elbe alles in Ruhe und hinlaͤnglicher Sicherheit zu seyn schiene, so gab er sich, um bey diesem Hofe sich recht beliebt zu machen, mit an, den heiligen Krieg in Liefland mit auszu- fuͤhren. Als er dem Pabst Honorius III von seinem Entschluß Theil gegeben; so machte ihm dieser das Herz immer groͤsser, dis Vorhaben ins Werk zu setzen, in einem Apostolischen Breve, so in der Samlung der Briefschaften ( Regesto ) von diesem Pabste libr. 1 ep. 197 be- findlich ist, wie Raynald beym Jahre 1217 n. 45 bemerket. Wer dieses weiß, den wirds nicht Wunder nehmen, daß Albert nach Einbuͤssung der jenseit der Elbe gelegenen Laͤnder seine Zuflucht zum roͤmischen Hofe genommen, und nebst seinem Mutterbruder die Losspre- chung von der Verbindlichkeit an seinen Eid erhalten, den er in der Gefangenschaft dem Fein- Zeugen seiner Walfahrt nach Lief- land. de geschworen. Wir haben auch noch andere Zeugen von seinem heiligen Feldzuge. Denn Albert von Stade schreibet beym Jahre 1227 also: „Der Graf Albert kam nach Lief- land.„ Cranz schreibet diesen aus in Saxon. l. 7. c. 37, und thut noch etliche Dinge dazu, worinne er unserm Chronikschreiber zum Besten redet: „ Albert, Graf von Nordalbin- „gien schifte nach Liefland, um gegen die Unglaͤubigen zu Felde zu gehen. Diese Wal- „farth ward alle Jahre von neuem fortgesetzet, und brachte in Bekehrung der Heiden gros- „sen Nutzen, weil sie aus Haͤrtigkeit ihrer Nation nicht anders als durch die Waffen zur Ge- „rechtigkeit (des Glaubens) konten gebracht werden. Der Bischof in Liefland, Albert, K k 2 fuͤhrte Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216 „fuͤhrte daruͤber die Umsorge, und schafte 30 Jahre, durch anhaltende Schiffahrt, Pilger hin „und wieder her, nemlich, Herzoge, Grafen, Bischoͤfe, Praͤlaten, Ritter, Edelleute, Reu- „ter und Fußgaͤnger, Buͤrger und Kaufleute. Diese wurden von dem Eifer ihrer Andacht „angetrieben, und konten nicht eher ruhen, so lange noch was zu verrichten uͤbrig war.‟ Das uͤbrige gehe ich nicht durch, weil es die Gelegenheit nicht zulaͤst, die andern Begeben- heiten des Grafen Alberts, ingleichen das letzte Stamregister der Grafen von Orlamuͤn- de, von denen Albertus Stadensis, Godefridus Coloniensis und andere Scribenten selbiger Die Orla- muͤndischen Laͤnder kom- men zu Thuͤ- ringen. Zeit nachgelesen werden koͤnnen, hier vor Augen zu legen. Eines kan ich mit Stillschweigen nicht uͤbergehen, daß die Landgrafen von Thuͤringen, Meißnischer Linie, bey almaͤligem Verfal dieser graͤflichen Familie nicht allein auf mancherley Art die Orlamuͤndischen Lehnguͤter an sich gebracht, sondern sie auch zu ihrem Erbgute gemacht; welches die letz- ten aus diesem Geschlechte Anno 1395 dem Landgrafen Balthasar nach einer alten Saͤch- Nach Maß- gebung des Saͤchsischen Rechts. sischen Rechtsformel dergestalt uͤbertragen, daß, wenn Balthasar es Jahr und Tag im Besitz gehabt haͤtte, ers denen von Orlamuͤnde wieder zuruͤck gaͤbe, als ein Lehn, das nach ihrem Tode an den rechten Herrn wieder kommen solte. Not. Weil der Herr Hofrath Gruber die Holmgardischen Koͤnige lieber zum Rußischen Reiche zu rechnen scheinet, und das jetzige St. Petersburg recht die Mitte desselben Koͤnigreichs ausgemacht, so wollen wir die Geschlechtstafel der Holmgardischen Koͤnige hier mittheilen, wie sie Oernhiaͤlm abgefasset. Waldemar I Koͤnig von Holmgarden oder Rußisch Ostrogarden, ward Anno 984 durch Oloff Tryggoson, nachmaligen Koͤnig von Norwegen, zu erst zum Christlichen Glau- ben gebracht, unter Beystand eines gewissen Priesters Paul, den der Koͤnig bey seiner Ruͤck- reise von Constantinopel aus Griechenland mit sich zum Reisegefaͤhrten genommen. Seine Gemahlin hieß Arlogia. §. 2. Nach- von 1216 bis 1217. §. 2. Nachdem er in Riga anlangte, schickten die Esthen nach Rußland an die 1216 Russen viele Geschenke, und baten, sie moͤchten mit einer Armee kommen, und die Kirche in Liefland zu Grunde richten. Der Groskoͤnig von Nogarden, Misceslaus aber hatte eben zu der Zeit eine weite Reise vorgenommen, um wegen des Reichs Gallatien mit dem Koͤnig von Ungern anzubinden, hatte auch einen neuen Koͤnig in seiner Residenz Nogarden nachgelassen. Dieser ließ durch seine Boten in Esthland ansagen, er wolle in Begleitung des Koͤnigs Wol- demars und vieler andern Koͤnige, mit einer starken Armee anruͤcken. Die Esthen freueten sich daruͤber, schickten durch ganz Esthland umher, und ver- samleten ein sehr starkes und zahlreiches Heer. Sie lagerten sich bey der Pala in Saccala. Jhr Oberhaupt, der untreue Landesaͤlteste Lembit, bestelte alle aus allen Provinzen, und es stiessen sowol die von Roͤtel, Harrien und Wier- land, als die von Reval, Gerwen und Saccala zu ihm. Jhrer waren etwan sechstausend Heiden, die alle in Saccala fuͤnf Tage auf den Anmarsch der Rußischen Koͤnige warteten. Die Rigischen, die von ihrer Zusammenkunft und Absicht Wind hatten, machten sich auf und eilten aufs geschwindeste zu ihnen, weil sie den Russen zuvor kommen wolten. Also zogen aus mit ihnen der Graf Albert mit seinen Rittern und Knechten: Der Ordensmeister Volquin mit sei- nen Bruͤdern. Bernhard, Abt von Dunemunde ; der Probst Johan- nes; die Liven und Letten; auch der getreueste Caupo, der die Kriege und Feldzuͤge des HErrn niemals verabsaͤumete. Diese gingen mit einander zu Felde. Alle oberwehnten kamen also nach Saccala, wo der Ort des Gebets und der Unterredungen fuͤr die Armee war. Sie bestunden aus etwan dreytausend auser- lesenen Leuten. Sie stelten die Deutschen in die Mitten, die Liven zur Rech- ten, und wiesen den Letten den Weg zur Linken an. Sie schickten auch einige aus auf die Doͤrfer, die etliche Leute auffingen und von ihnen die Staͤrke des Heers vernahmen, das ihnen schon entgegen zog und sich zum Streite gefast machte. Auf diese Nachricht marschirten sie vorsichtig und in guter Ordnung, und erreichten mit dem Abend das Schloß Viliende , wobey sie Nachtquartier nahmen, die hohe Messe hielten und am Tage Matthiaͤ des Apostels auf die Feinde zugingen. Allein sie befanden, daß jene sich anderwerts hingewendet, und setzten daher ihnen gleich nach, und da sie sahen, wie jene in voͤlliger Bereitschaft zu schlagen sogleich aus den Waͤldern entgegen ruͤckten, gingen sie ebenfals drauf los, und die Deut- schen fochten in der mitten, wo der groͤste und staͤrkste Trup war. Einige von ihnen ruͤckten zu Pferde, andere zu Fuß, in guter Ordnung etwas aus, brachen mitten ein, trenten ihre Schlachtordnung und schlugen sie in die Flucht. Das Reich Gallatien ist derjenige Theil von Rußland, der heutiges Tages unter Polen stehet, und Lemberg ( Leopolin ) zur Hauptstadt hat; die ehemals Halicz oder Galiz hieß, davon das Reich den Namen bekommen. Die Veranlassung des Krieges war, daß die daselbst wohnenden Russen die Fuͤrsten Rußisches Gebluͤts verwarfen, und Colomannen, des Ungerischen Koͤnigs Andreas, andern Prinzen, einen Bru- der der heiligen Landgraͤfin Elisabeth, zum Koͤnig beriefen; welchen der Erzbischof von Gran und Vincentius Kadlubko, Bischof von Cracau, zum Koͤnig von Halicz kroͤnte. Dieser Kadlubko hat zuerst unter den Polen in der Geschichte seines Va- terlandes was gewaget, was nemlich uns in die Haͤnde gekommen, ob es gleich durch eines muͤßigen Schwaͤtzers laͤppische Erlaͤuterungen sehr verstelt ans Licht getreten. Die- sen Haliczischen Krieg beschreibt des Kadlubko weit wuͤrdiger Nachfolger in Beschrei- bung der Geschichte, Dlugossus, libr. 6 p. 604 seq. und dessen Auszugsverfasser Mechovius libr. 3 c. 31 p. 118 seq. nach der Cracauischen Ausgabe, der nicht selten Galatien fuͤr Halicz gebraucht. Man sehe ums Jahr 1221 not. c). Jn dieses Un- ternehmen schlaͤgt auch des Pabst Honorius III an den Ungerischen Koͤnig Andreas abgelassenes Breve mit ein, bey Raynalden ums Jahr 1222 n. 42. Den Mieces- laus aber, Koͤnig von Neugarden, kennen wir schon vom 1210ten Jahr n. 8. L l d ) Nem- Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, 1216 Nemlich der alte Kriegesheld Bernhard von der Lippe, der nun in einem andern La- ger in einer andern Ruͤstung zu Felde lag, von dem beym Jahre 1210 n. 2 und 4. Viliende ist ein Schloß, so heutiges Tages Felein heisset. §. 3. Auch die Letten, so auf dem linken Fluͤgel fochten, drungen beherzt mit den Deutschen unter ihre Feinde ein, gegen welche die von Saccala mit Lembi- ten und andern Volksaͤltesten sich gestellet hatten. Diese verwundeten auch viele von den Letten, brachten einige ums Leben und wehrten sich lange und tapfer. Da sie aber gewahr wurden, daß ihr mittelster Trup von den Deutschen in die Flucht geschlagen, gaben sie selbst Fersengeld. Die Letten setzten ihnen hierauf nach, machten viele nieder und die andern fluͤchteten. Veko, Jerobeams Bruder, kante Lembiten, setzte ihm nach, schlug ihn todt, und nahm ihm seine Kleider ab; die andern hieben ihm den Kopf herunter, und brachten ihn mit sich nach Liefland. Es blieben auch damals manche Landesaͤltesten von Saccala; als Wottele, Maniwalde Meine Abschrift hat Wanewalde. , mit mehrern andern. Die Liven aber, die den rechten Fluͤgel ausmachten, wie sie die Lanzen der Esthen so grausam uͤber sich wegfliegen sahen, schlugen sich zu den Deutschen, und setzten mit ihnen den Fluͤch- tigen nach. Die Esthen gingen zwar auf sie los, und fielen uͤber einige von un- sern Leuten her, die jenen im Ruͤcken folgten. Allein diese wehrten sich maͤnnlich und schlugen sie in die Flucht. Wie nun alle Esthen verjagt waren, so jagten die Liven und Letten und Sachsen ihnen nach, hieben manche im Busche nieder, fast auf tausend, ja unzaͤhlige, die im Walde und Moraͤsten nicht konten gerechnet werden, brachten meist zweytausend Pferde davon, nahmen ihnen alles Gewehr und Beute ab, und theilten folgendes Tages alles Geraubte unter sich in gleiche Theile. §. 4. Caupo aber, dessen beyde Seiten mit einer Lanze durch und durch geboret waren, betrachtete glaͤubig die Paßion des Heilandes, nahm die Sacramente des Leibes des Herrn, und gab unter herzlicher Bekentniß der Christlichen Religion sei- nen Geist auf, nachdem er vorher alle seine Guͤter den Kirchen vermacht, die in Liefland errichtet waren. Es bedauerten ihn so wol der Graf Albert, als der Abt, und alle, die sich bey ihm befanden. Also ward sein Leib verbrant , seine Gebeine nach Liefland gebracht und in Cubbesele begraben. Weil den Christen, sonderlich den Sachsen, das verbrennen der menschlichen Koͤrper bey Lebensstrafe verboten, und an dessen stat die Beerdigung anbefohlen worden; so koͤnte die Verbrennung von des Caupo Leichnam wunderlich und gegen die christlichen Gesetze anstoͤßig scheinen. Da aber nicht gesagt wird, daß die Gebeine mit dem Fleische zugleich zu Asche verbrant seyn, welches das Gesetz verbietet, sondern vom Fleische ab- gesondert, nach dem Vaterlande gebracht, und zur Erde bestattet sind, so findet dabey keine Uebertretung des christlichen Gesetzes stat. Denn man pflegte nach Gewohnheit damaliger Zeit, daß ich mich hier der Worte des Gelenius ad vitam Engelberti. p. 158 als eigner bedienen darf, das Fleisch von den Knochen in einer Pfanne abzuloͤsen, so ofte todte Menschen anders wohin solten fortgebracht werden. So lesen wir, daß dieses Engelberts Gebeine selbst Anno 1225 von Coͤln nach Nuͤrnberg abgefuͤhret seyn, dem Koͤnig Heinrich als in der Sache sitzenden Richter das corpus delicti (die Wahr- heit der That) zu erweisen. So finden wir, daß man die Gebeine des Landgrafen Ludwigs, eines Gemahls der heiligen Elisabeth, ausgekocht, von ihrem Fleisch abge- sondert, auch der andern ihre, die auf den Kreuzzuͤgen gestorben; sie hierauf nach Hause gebracht, wo sie denn in den Kloͤstern beygesetzet worden. Demnach war Cubbesele der eigentliche Sitz und das Schloß dieses Mannes. Einer der dreister ist, als ich bin, koͤnte schliessen, weil es von dem Caupo seinen Namen zu haben scheinet, daß es vom Caupo zu erst erbauet worden sey. Denn Cubbesele, oder von 1216 bis 1217. oder nach einer geringen Veraͤnderung Cobbesale, was ist das anders als Cobbonis 1216 Sala oder des Caupo Residenz. Wie ich nun diese Wahrscheinlichkeit nicht eben wil verworfen haben, so bin ich doch in Behauptung derselben etwas furchtsam, seitdem ich einen Nicolaus von Cubesol unter die Schrift eines Saͤchsischen Grafen Alberts von Anno 1242 unterschrieben gesehen, und aus unzaͤhlichen Exempeln gewitziget bin, wie betruͤglich alle Wortforschungsspiele seyn, zumal in Sprachen, die aus dem Gange gekommen, oder wenig bekant seyn. Caupo hat seine Guͤter an die Kirchen vermacht, vielleicht, weil er ausser seinem Sohn Bertolden, der vor seines Vaters Tode ein glei- ches Ende genommen, keine Kinder mehr hatte. Die uͤbrigen Anverwandten aber, da sie noch vom Christenthum ferne waren, der Erbschaft unfaͤhig erklaͤrte. §. 5. Nach der Schlacht zog die Armee fort nach der Pale, in das Dorf des Lem- bits, lagerte sich daselbst drey Tage und schickte die Liven und Letten aus, alle Provinzen umher zu verheeren und aufzubrennen. Daher kam Lembits Bruder Unepewe zu ihnen, mit andern, die zuruͤck geblieben, und baten gar sehr, daß der alte Friede moͤchte erneuert werden. Die Deutschen hingegen sagten: Weil ihr das angenommene Sacrament der heiligen Caufe verachtet, und den Glauben an Christum mit den Rathschlaͤgen der Heiden und Russen beflecket habet; so hat euch GOtt gestraft. Kehret nun wieder glaͤu- big um zu Christo, so wollen wir euch in die Gemeinschaft seiner bruͤ- derlichen Liebe auf und annehmen. Dis war ihnen gefaͤllig. Und es wurde ihnen nach ausgelieferten Geisseln zum andernmale Friede gegeben, daß sie alle Pflichten der Christenheit getreulich beobachten solten. Hierauf wandte sich die Armee mit aller ihrer Beute wieder nach Liefland, und lobten fuͤr den so herr- lichen von GOtt verliehenen Sieg den HErrn, der da ist gelobet in Ewigkeit. Nachdem der Graf Albert von der Schlacht mit denen von Saccala zuruͤckkam, wolte er gerne einen andern Kriegszug nach Oesel unternehmen, ließ auch eine groͤssere Maschine machen, und ermunterte alle zu diesem Marsche. Er ließ densel- ben Winter der Armee oft die Zusammenkunft ansagen, allein es fielen so haͤufige Schlackregen, daß sie, bey aufgegangenem Eise der See, nach Oesel, weil es eine Jnsel im Meer ist, nicht gelangen konten. Daher die Rigischen mit den Li- ven und Letten in der Fasten aufbrachen, und auf andere Esthen los zu gehen, Anstalt machten. Bey ihrer Ankunft nach Saletsa, schickten sie ihre Kundschafter voraus, und stiessen auf die Oeseler. So bald die Oeselschen der Rigischen Armee Anzug vernahmen, so gleich sahen sie sich nach der Flucht um. Die Rigi- schen aber setzten mit ihrer Armee ihnen den ganzen Tag nach, drangen den Tag drauf in die am Strande um Oesel gelegenen Provinzen, breiteten sich mit der Armee auf alle Strassen aus, pluͤnderten das Land, machten alle erhaschte Manns- personen nieder, fuͤhrten Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Vieh weg, holten viele Beute, und liessen Doͤrfer und Haͤuser im Rauch aufgehen. Wie sie die Armee zusammengezogen hatten, lagerten sie sich und ruheten etliche Tage mitten im Lande aus. Und es kamen zu ihnen die Landesaͤltesten von Hamale und Cozzo und allen Provinzen, die von Roͤtel bis Revel und Harrien sich erstreck- ten, baten um Frieden, und dabey, daß sie von ihren Grenzen weichen moͤchten. Die Rigischen aber sagten: Wenn ihr euch mit dem Bad der heiligen Taufe wolt besprengen lassen, und mit uns Kinder des wahren Frie- denstifters werden, der Christus ist; so wollen wir auch wahren Frie- den mit euch machen, und euch in unsre Bruͤderschaft aufnehmen. Die Esthen wurden uͤber diese Antwort erfreuet, stelten Geisseln von sich, und unterwarfen sich der Lieflaͤndischen Kirche, so wol um die heilige Taufe zu em- pfangen als eine jaͤhrliche Gerechtigkeit zu erlegen. Also ward ihnen Friede zuge- standen, die Rigischen kehrten mit vieler Beute zuruͤck, und lobten GOtt, weil sie dieses Volk unter ihr Joch gebracht. L l 2 §. 6. Nach- Geschichte des dritten Bischof Alberts, neunzehntes Jahr, §. 6. 1216 Nachdem die Saccalaner sich das andremal zum Christenthum bekeh- ret, kamen auch die von Gerwen zum andernmale und ergaben sich an die Kirche von Liefland in Gegenwart des Grafen Alberts und aller Rigischen Aeltesten, lieferten dabey ihre Kinder zu Geisseln, damit sie auch die heilige Taufe empfingen, und der Lieflaͤndischen Kirche einen ewigen Schoß erlegten, oder ein gewisses stat des Zehnden verordnetes Maß Getreide entrichteten. Also kehrten sie wieder in ihr Land und freueten sich uͤber die Ruhe des Friedens. §. 7. Zu derselben Zeit stunden die Oeseler auf und ruͤckten mit einer Armee nach Metsepole. Sie hatten etwan tausend der besten Leute bey sich und pluͤnderten die ganze Provinz in Metsepole. Nachdem brachen sie in ein ander Kirchspiel Ledegore ein, verheerten das Land rund umher, machten etliche Mannsbilder nieder, Weiber und Kinder aber nahmen sie mit sich weg. Wie sie sich dem Pfarrhause naͤherten, sahe sie der Priester Gottfried eben kommen. Er stieg al- so unverzuͤglich auf sein Pferd, flohe vor ihnen, und ritte im ganzen Kirchspiel herum, rief alle Kerl zusammen mit den Heiden zu fechten, und schickte auch die ganze Nacht durch, an die benachbarten Kirchspiele, daß sie den folgenden Tag zur Schlacht kaͤmen. Es erschienen also Vesike mit seinen Liven, wie auch ei- nige Bedienten des Bischofs aus dem Schlosse Fredeland, und versamleten sich, den Oeselern nachzusetzen. Es waren aber nur sieben Deutsche von den Be- dienten des Bischofs und der achte war der Priester Gottfried, der seine Ruͤ- stung umnahm, seinen Panzer anzog, und als ein Goliath ( gigas ) seine Schafe aus dem Rachen der Woͤlfe herauszureissen suchte. Sie fielen jenen auch in Ruͤcken, und hieben sie brav in die Pfanne. Allein jene wandten sich um, und verwundeten nach langer Gegenwehr ebenfals viele von diesen. Nach langem Ge- fechte ergriffen die Oeseler endlich die Flucht, und blieben ihrer ungefaͤhr Hundert, die uͤbrigen entflohen. Doch die Knechte des Bischofs samt den Liven folgten ihnen nach, bis uͤber Saletsa auf ebener Strasse am Strande, erbeuteten auch fast vier hundert der besten Pferde: die sie nachher mit gesamtem Raube theileten, und GOtt lobeten, der durch wenige Sieg uͤber ihre Feinde verschaffet hatte. Herr Eckard rer. Wirzeburg. tom. 1. p. 728, da er den von den Slaven erschlagenen Bischof Arno zu canonisiren sich bemuͤhet, leugnet ganz steif, daß die Bischoͤfe ehmals gefochten und in Gewehr gestanden: denn ob sie gleich in Krieg gehen muͤssen, so waͤ- ren ihre Waffen doch immer geistliche gewesen; Aufmunterungen nemlich und Gebet zu GOtt, weil sie sich nicht unterstanden, etwas vorzunehmen, so gegen die Kirchenge- setze liefen. Hierbey faͤlt mir vor andern jener Bischof von Maynz, Gerwilio, ein, der dem heiligen Bonifacius Platz machte. Ferner ein Christian, desselbigen Stuhls Erzbischof, den der Kaiser Friderich der I als seinen Generalfeldmarschal in Jtalien „hielt, „der zu Pferde saß, einen Panzer und oben darauf ein Hyacinthenfarbenes Kleid „an hatte, auf dem Kopfe einen Helm, in den Haͤnden eine dreyknotigte Keule fuͤhrte, „und in einer Schlacht neun Kerl mit eigner Hand erlegte.„ Albert von Staden, beym Jahr 1172; wo auch das nachfolgende gelesen zu werden verdienet. Zulezt, da die Rednerkunst uͤber die Vernunftslehre in dem Bisthum Hildesheim siegte, so wurde gewiß nicht mit Gebet sondern mit Waffen gefochten, und zwar da die Bischoͤfe von beyden Seiten das Commando fuͤhrten, nemlich auf dieser der Halberstaͤdtsche, auf jener der von Hildesheim. Seriptor. Brunsvic. tom. 2. p. 800. Ja was noch mehr, die Moͤnche selbst und die Ordensleute enthielten sich nicht einmal des Blutver- giessens. Ermold Nigeleus diente als ein Freywilliger in Diensten Kaiser Lude- wigs des Frommen, ob er gleich Benedictinerordens gewesen. Joh. Mabillon, nimt deswegen, weil er dis nicht verdauen konte, lieber zwey Ermolde an, als einen, der aus seinem Orden Soldate gewesen waͤre. Der Gelehrte Gentilotti erweiset nicht allein, daß dieser Ermold ein Poete, ein Benedictinermoͤnch und ein Soldat gewe- sen; sondern haͤlt es als was bekantes, daß zu der Zeit die Moͤnche so gut als die Aebte zu Felde gegangen seyn. Script. Menke tom. 1. p. 877. Hier haben wir auch von 1216 bis 1217. auch einen Priester, der geharnischt und gepanzert wie ein Riese, nicht mit Gebet, 1216 sondern mit der Keule seine Schafe aus der Woͤlfe Rachen reissen wolte. Die Schaͤrfe der Kirchengesetze verdamt zwar die Priester, so Gewehr fuͤhren, und selbst Jnnocen- tius III libr. 1. epist. 381 hat den Ausspruch gethan, daß die alle sich entsetzlich versuͤn- digen, die entweder in eigner Person eine Schlacht liefern, oder andere zum Fechten anreizen, c. 5 X. de pœnis. Allein das Werk GOttes, oder ein heiliger Krieg und eine obschwebende Noth schien kein Gesetz zu haben und eine Ausnahme zu machen. „Ja „man muß allerdings gestehen, daß die Kirchenvorsteher ein wahres Lob sich verdienen „und erwerben, wenn sie mit Gewalt, und im Fal der Noth, mit Waffen das Unrecht „abwenden. Denn daß solches die kluͤgsten und unstraͤflichsten Bischoͤfe gethan, faͤlt je- „dem alzuklar und deutlich in die Augen, der auch nur obenhin in den Kirchengeschich- „ten bewandert ist.„ So antwortet Raynald ums Jahr 1200 n. 42 dem Aventinus, da er wider die kriegerischen Bischoͤfe ausfaͤhret. Ein Moͤnch aus der Schulpforte bey Naumburg, der kurz nachher Prior des Klosters war, ward endlich nach gar vielen gehaltenen Treffen Bischof von Leal, und der Ritter Gottfried; wo nicht zwey dieses Namens, in Liefland zu Felde gedienet. Man sehe unten beym Jahr 1218. not. x ). Des Bischof Alberts zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1217 bis 1218. §. 1. D as zwanzigste Jahr des Bischofs war schon da, und Liefland hatte 1217 vor den Kriegen noch keine Ruhe. Selbiges Jahres kamen ober- wehnter Bischof von Riga, der von Esthland und der Abt Bernhard, so in diesem Jahre zum Bischof von Semgallen ge- weihet worden, mit dem aus Liefland zuruͤckziehenden Grafen Albert, zum Koͤ- nige von Daͤnnemark und baten unterthaͤnigst, daß er seine Seemacht kuͤnftiges Jahr nach Esthland schicken moͤchte, damit die Esthen desto mehr gedemuͤthigt wuͤrden und nachliessen mit den Russen die Kirche in Liefland zu bekriegen. Da nun der Koͤnig den schweren Krieg der Russen und Esthen gegen die Liven vernahm; so versprach er, er wolte mit seiner Armee folgendes Jahr nach Esth- land kommen, sowol der Mutter GOttes zu Ehren, als zur Vergebung seiner Suͤnden. Hieruͤber freueten sich die Bischoͤfe. Der hochwuͤrdige Bischof der Lieflaͤndischen Kirche, Albert, zog wieder weg, samlete Pilger, predigte ih- nen Vergebung der Suͤnden und schickte sie nach Liefland, damit sie sich am Ta- ge des Streits um das Haus des HErrn stellen und die neue Kirche vor dem An- fal der Heiden beschuͤtzen solten. Er fuͤr seine Person schob seine Reise nach Lief- land dis Jahr auf, damit er folgendes Jahr desto Mannstaͤrker und mit mehrern ankaͤme. Er setzte auch an seine Stelle inzwischen den Dechanten von Halber- stadt, der mit Heinrich Burewinen , einem vornehmen Mann von Wende- lande, und einigen andern Pilgern nach Liefland gezogen war, daselbst das Jahr seiner Pilgerschaft zuzubringen. Dietrich war mehr dem Namen als der That nach Bischof uͤber Esthland, und hat von seiner Einweihung an sich mehrentheils in Sachsen aufgehalten; vornemlich in dem Bisthum Coͤln, wo ich finde, daß er daselbst die Stelle eines Suffragan bi- schofs vertreten habe. Eine alte Aufschrift bey Schaten in annal. Paderborn. tom. 1 „p. 963 zeuget davon. „Anno 1213 den 25ten August ist der Altar des neuen innern Chors „von dem Esthnischen Bischof zur Ehre der Jungfrau Maria eingeweihet worden.„ Auf ihn beziehet sich auch das, was Godefridus Colon. beym Jahr 1216 meldet: „Selbiges Jahr ist die Kirche des heiligen Pantaleons von dem hochwuͤrdigen Bischof „der Heisten (Esthen) den 27 April eingeweihet worden.„ Das Kloster des heiligen Pantaleons zu Coͤln ist dasselbe, worinne Gottfried lebte, als er dieses geschrieben. Diese und vielleicht mehrere andere Zeugnisse hat Gelenius vor Augen gehabt, da er beym Leben des heiligen Engelberts p. 158 versichert, Engelbert habe, ob er schon M m sein Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwanzigstes Jahr, 1217 sein Bischoͤfliches Amt dem Bischof der Heisten, Dietrichen, und dem Bischof von Carlisle, Walthern, aufgetragen, doch weder durch die Reichsangelegenheiten, noch durch die Verwaltung der Grafschaft Bergen sich von der persoͤnlichen Amtsverrichtung seines Bisthums lassen abhalten. Man merke sich das Jahr, da der Graf Bernhard von der Lippe, bisheriger Abt von Duͤnemuͤnde, zum Bischof von Semgallen gewaͤhlet und eingeweihet worden; davon unsre Chroniken bis dato nichts wissen. Jch sage, zum Bischof von Semgallen; nicht von Leal, wie viele wollen, die sich von Cranzen Metropol. libr. 7 c. 4 verlei- ten lassen, unter denen auch Schaten ist in annal. Paderborn. tom. 1 p. 903. Denn zum Lealschen ist er weder jetzt, noch jemals gewaͤhlet worden. Es war ihm zu sei- nem Sitz das Schloß Mesothen angewiesen, so etwas uͤber dem heutigen Mietau an der Mussa recht mitten in Semgallen lieget. Siehe beym Jahr 1218 n. 4. Weil aber der Krieg die Bewerkstelligung desselben unterbrochen, so aͤnderte man das Vorha- ben, und gab das Schloß Seleburg an der Duͤne den Bischoͤfen von Semgallen zur Residenz, die deswegen Bischoͤfe von Seleburg und von Semgallen ohne Unter- scheid genennet werden. Und so laͤßt sich endlich Albertus Stadensis verstehen, wenn er beym Jahre 1228 saget, dieser Bernhard sey der Selischen Nation zum Bi- schof gesetzet worden. Von dem durch die Christen eroberten Schlosse Selen aber ist beym Jahr 1206 n. 6 schon was vorgekommen. Uebrigens hatte es mit diesem Bisthum fast gleiche Bewandniß, wie mit dem Esthnischen. Denn Bernhard lag entweder dem Lieflaͤndischen Bischof Alberten zu Riga auf dem Halse, oder kreuzte West- phalen durch, und kroch mehrentheils in den Coͤlnischen Kloͤstern herum. Wir wol- len hievon einen Zeugen anfuͤhren bey dem Jahre 1222, in welchem er gestorben. Dieser Burewin hatte Nicloten zum Grosvater, einen Landesaͤltesten der Obotriten. Helmold libr. 1 c. 49 n. 9 c. 92 n. 8 und zu seinem Vater Pribislaum den II, den letzten Obotritischen Koͤnige. Arnold lib. 3 c. 4 n. 5. Denn ohnerachtet Albert von Stade beym Jahre 1164 ihn zu einem Sohne des Wertislaus machet, der ein Bruder vom Pribislaus gewesen; so ist doch das Ansehen Arnolds giltiger, der nicht nur diesen Maͤnnern naͤher war, sondern auch an angefuͤhrtem Orte ihre Geschichte weitlaͤuftiger abhandelt. Er hatte die Mechtilda, eine natuͤrliche Tochter des Herzogs von Bayern und Sachsen, Heinrichs des Loͤwen, zur Gemahlin. Siehe Arnolden und Al- berten in den vorbemeldten Stellen. Von welchem Stande diese Dame gewesen, mit der Heinrich der Loͤwe die Mechtildis gezeuget, habe nach vielem und langem Su- chen endlich, wie mir deucht, nach Wunsch gefunden, welches auch bey andrer Gele- genheit dem Leser mittheilen wil. Jetzt sage nur so viel, daß sie aus einer alten und schon laͤngst ausgestorbenen Graͤflichen Familie herstamme. §. 2. Nach dem Feste Mariaͤ Himmelfart aber, da schon die Sommerhitze vorbey war, ward der Zug gegen die von Revel und Harrien angesaget, die sich noch immer widerspenstig und grausamer als die andern aufgefuͤhret hatten. Dem- nach kamen die Rigischen mit den Liven und Letten zusammen, und es zog mit ihnen Heinrich Burewin, und der Ordensmeister Volquin mit seinen Bruͤ- dern. Diese kamen nach Saccala, wo der Ort des Gebets und der Versamlung der Armee zu seyn pflegte , wo auch Graf Albert eine Bruͤcke schlagen ließ, und nahmen daselbst Abrede, die Provinz Revel zu pluͤndern. Tages darauf zogen sie durch Saccala, kamen an das Schloß Viliende, und ihre Kundschafter langten hier wieder bey ihnen an, die sie ausgeschicket hatten, die Landesaͤltesten dieser Provinz zusammen zuberufen, damit sie ihnen der Gewohnheit nach Weg- weiser abgaͤben. Diese brachten die Boten der Russen und Oeseler mit sich, so sie auf den Doͤrfern ertappet hatten, die von den Russen abgefertiget waren, um durch ganz Esthland eine Armee aufzubringen, und selbige nach dem Rus- sischen Heere zu fuͤhren, damit sie zugleich in Liefland einfallen moͤchten. Sel- bige stelten sie mitttn unter das Volk, und befragten sie um die Ursachen ihrer Ge- sandtschaft. Diese sagten hierauf aus, daß ein starkes Heer der Rußischen Koͤ- nige morgendes Tages aus Ungannien nach Liefland im Anmarsch begriffen; sie waͤren zu dem Ende abgeschickt, daß sie die Armee der Esthen den Russen zufuͤhren solten. Auf diese Aussage kehrte die Lieflaͤndische Armee denselbigen Weg, von 1217 bis 1218. Weg, den sie gekommen war, um, und zogen den Tag darauf den naͤchsten Weg 1217 gegen Ungannien den Russen entgegen. Die Russen setzten auch den ganzen Tag uͤber den Fluß, so die Embach genennet wird, und kamen den Liven ent- gegen. So gleich auch kamen unsere Kundschafter zuruͤck, mit Vermelden, der Russen Heer sey schon im Anzuge begriffen. Wir machten uns geschwind auf, und stelten unsere Truppen in Schlachtordnung, so daß die Liven und Letten zu Fuß, die Deutschen aber zu Pferde fochten. Nach gestelter Armee ruͤckten wir grades Weges auf sie an. Und da wir an sie kamen, griffen die im ersten Gliede sie an, schlugen sich mit ihnen, jagten sie in die Flucht, und setzten hinter ihnen drein, eroberten auch die Fahne des Groskoͤnigs von Nogardien, wie auch zwey andre Fahnen von andern Koͤnigen und haueten die Maͤnner, so sie trugen, nieder. Es wurden unterwegens hier und da welche von ihnen niedergemacht, un- sere ganze Armee folgte ihnen nach, bis die Liven und Letten, die zu Fuße liefen, mat wurden. Jeder setzte sich also auf sein Pferd, und verfolgte die Russen. Dann und wann heists der Verfasser Maja, von der schon oben da gewesen. Wenn der Abschreiber die Worte sich hat vorsagen lassen; so hat er leichte an stat via breuissima sich verhoͤren und preuidisse Bey mir heists via prævidisse, so ebenfals keinen Verstand hat. schreiben koͤnnen. Eine andre Art, ihm durch- zuhelfen, faͤlt mir nicht ein. §. 3. Die Russen aber flohen fast zwey Meilen, und kamen an einen kleinen Strom, uͤber den sie gingen, und Halte machten. Sie zogen hier ihre Truppen wieder zu- sammen, ruͤhrten ihr Spiel, Trummeln und Pfeifen, der Koͤnig Woldemar von Plescekowe und der Koͤnig von Nogarden ritten um die Armee herum, und ermunterten sie zum Fechten. Die Deutschen aber, nachdem sie diese bis an den Strom verfolget, stunden gleichfals stille, und waren wegen Menge der Russen nicht im Stande zu ihnen uͤber den Fluß zu kommen. Doch besetzten sie einen kleinen Huͤgel im Flusse, und warteten, bis die folgenden nachkammen. Sie stelten auch ihre Armee zum andernmale in Schlachtordnung, daß einige zu Fusse, einige zu Pferde den Russen gegen uͤber standen. Welcher Live und Lette aber auf den Huͤgel des Flusses kam, wo die Truppen in Ordnung gestellet waren, und die Menge der Rußischen Armee ansichtig ward, der war wie mit der Keule vor den Kopf geschmissen, und sahe sich nach dem Ruͤckwege um, nahm auch ge- schwind Reisaus. Einer lief immer hinter dem andern her; und wie sie vollends die Pfeile der Russen auf sich los fliegen sahen, gingen sie alle auf einmal durch. Die Deutschen allein hielten Stand, deren nur zwey hundert waren. Aber auch von ihnen schlichen sich etliche weg, daß kaum hundert nachblieben, welchen die ganze Last des Streites auf den Hals gewaͤlzet wurde. Die Russen fingen an den Bach zu paßiren, und die Deutschen liessen es zu, bis etliche heruͤber waren, auf welche sie beym Bache wieder losschlugen und ihrer etliche toͤdteten. Es bega- ben sich auch noch andere uͤber den Bach zu den Deutschen, die aber zuruͤck zu weichen genoͤthiget wurden. Ein gewisser sehr maͤchtiger Herr von Nogarden, ging uͤber den Strom um Kundschaft einzuziehen, als er aber um die Liven von ferne herum ritte, stieß Dieterich von Kukenois auf ihn, hieb ihm die rechte Hand ab, in welcher er den Degen fuͤhrte, und schlug ihn im Nachsetzen nieder. Die uͤbrigen machten dem Reste das Garaus, und also sprungen sie mit allen um, die auf sie uͤber den Strom angeruͤcket waren. Auf solche Art daurte das Ge- fechte beym Boche von neun Uhr des Morgens bis fast an der Sonnen Untergang. Nachdem nun der Koͤnig von Neugarden den Tod seiner Leute, ungefaͤhr funfzig, sahe, verbot er der Armee, es solte keiner mehr uͤbergehen. Also kehrten die Rus- sischen Truppen zu ihren Feuern. Die Deutschen aber kamen alle frisch und M m 2 gesund Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwanzigstes Jahr, 1217 gesund nach Hause und sungen den ganzen Weg, ausser einem Soldaten des Hein- rich Burewins, welcher an der Wunde eines Pfeils starb, und einem Letten, Veko, der sich an einen Baum gestelt und allein mit neun Russen sich lange Zeit herumschlug, bis er endlich eine Wunde von hinten bekam, niederfiel und starb. Die andern Liven und Letten kamen alle ohne Schaden davon, von welchen viele aus dem Busche, worinne sie sich verkrochen, wieder zu den Deutschen auf den Weg kamen, und mit ihnen sich freueten, daß sie, so wenig ihrer auch gewesen, einer so starken Anzahl Russen entgangen waͤren. Und sie lobten alle die Gna- de des Heilandes, der sie zuruͤckgefuͤhret, und aus den Haͤnden ihrer Feinde erloͤ- set hatte, daß sie bey ihrem gar schwachen Haufen fast funfzig Russen umgebracht, und ihnen Gewehr, Raub und Pferde abgenommen. Es waren aber von den Russen sechszehen tausend Mann, die der Groskoͤnig von Nogarden durch ganz Rußland schon zwey Jahre lang werben, und mit der besten Ruͤstung, die man in Rußland hatte, versehen lassen. Diese fielen nach drey Tagen in Liefland ein. §. 4. Gleich anfangs pluͤnderten sie die Doͤrfer der Letten an der Ymer, und steckten ihre Kirche in Brand. Nachher versamleten sie sich bey dem Schlosse Urele, lagen zwey Tage daselbst stille, und kamen den dritten Tag auf den Hof des Priester Alobrands oberhalb Raupa , wie ihm Woldemar einmal voraus gesaget, blieben daselbst drey Tage liegen, verbranten alle Kirchen so wol der Liven als der Ydumeer umher, pluͤnderten alle Provinzen und Kloͤster, nahmen die Weiber und Kinder gefangen, schlugen das Mannsvolk, so sie erwisch- ten, todt, schlepten das Korn von dem Felde allenthalben zusammen und legten Feuer darein. Ebenfals kam Gerceslaws , Woldemars Sohn, mit einem andern Heer, belagerte die Bruͤder der Ritterschaft in Wenden, und fochte mit ihnen den ganzen Tag. Tages darauf ging er uͤber die Goiwa zu dem Koͤnig von Nogarden und zu seinem Vater nach Jdumea, pluͤnderte und verheerte das Land der Letten, der Ydumeer und Liven, und veruͤbte allen moͤglichen Schaden. Die Rigischen, die von allem Unheil Nachricht hatten, was die Russen in Ydumea stifteten, stunden wieder auf mit dem Ordensmeister Vol- quin, mit Heinrich Burewinen und ihren Pilgern und Liven, und gingen nach Thoreida, liessen aus den herumliegenden Provinzen alle Mannsleute zu- sammen kommen, und wolten wieder mit den Russen anbinden. Sie schickten auch Kundschafter nach ihnen aus, die so gleich einen Haufen Russen auf dem Dorfe Ymme antrafen, denen sie auch bis nach Raupa nachjagten. Ropa ist noch heutiges Tages ein Schloß und Gut der Herren von Alvendiel. Es ist einerley, ob man Gercislaus lieset, oder Werceslaus. Beyde Namen sind Sclavonisch. Denn derjenige, den Adam von Bremen, libr. 2 c. 28. den Koͤnig Gerzlef von Rußland nennet, heisset in der Historie von den Koͤnigen in Norwe- gen c. 16 der Koͤnig Wirzlaus, wie wir durch die Bank Wilhelmus und Guiliel- mus, Guelphus und Welfus schreiben; ob wir gleich eines dem andern vorziehen. §. 5. Nachdem sie wieder zu den Jhrigen kamen, so berichteten sie, die Deutschen waͤren im Anmarsch. Auf diese Nachricht brachen die Russen gleich da auf, gin- gen uͤber die Goiwe, belagerten das Schloß Wenden, und fochten mit ihnen den ganzen Tag. Die Schuͤtzen der Ordensbruͤder kamen auch aus ihrem Schlosse, warfen sich in das Schloß der Wenden, erlegten mit ihren Steinschleudern viele, und verwundeten noch mehrere. Daher wurden viel vornehme Herren nach har- ten Blessuren zwischen zwey Pferden auf ihren Tragsesseln halbtodt aus der Schlacht getragen. Der Ordensmeister von Wenden aber war mit seinen Bruͤdern Ta- ges vorher nach dem Versamlungsort der Deutschen abgegangen. Die ganze Rußi- von 1217 bis 1218. Rußische Armee belagerte unterdessen das Schloß. Daher gingen sie des Nachts 1217 mitten durch die Feinde und kehrten wieder in ihr Schloß. Des Morgens drauf, da der Koͤnig von Nogarden seine besten Leute beschaͤdigt und andere umgebracht sahe, auch die Unmoͤglichkeit, das Schloß Wenden zu erobern, uͤberlegte, da es das kleinste Schloß war, das Liefland damals hatte: sprach er mit den Ordens- bruͤdern ganz friedfertig. Diese wolten von keinem solchen Frieden wissen, und trieben sie mit Geschuͤtz von sich weg. Daher die Russen vor dem Anfal der nach- folgenden Deutschen sich furchten, von dem Schloß sich wegmachten und den ganzen Tag marschirten, bis sie nach Tricatien gelangten, und also eiligst sich aus dem Lande machten. §. 6. Wie sie in Ungannien angekommen, vernahmen sie, daß in Rußland eine Litthauische Armee sey, daher sie nach Plescekowe kehrten, und schon ei- nen Theil der Stadt selbst von den Litthauern gepluͤndert funden. §. 7. Damals brachen auch einige Letten auf und machten sich mit weniger Mann- schaft in Rußland, pluͤnderten die Doͤrfer, schlugen die Menschen todt, fuͤhrten einige gefangen, holten Beute, und thaten, um die Jhrigen zu raͤchen, allen Schaden, den sie konten. Und da diese nach Hause zogen, gingen wieder andere hin und unterliessen ebenfals nichts, wodurch sie Schaden zufuͤgen konten. §. 8. Es hatten auch die Oeseler einen Rath gepflogen, daß sie mit den Rus- sen und Esthen nach Liefland ziehen und die Kirche zerstoͤren wolten. Aber wegen der Schlacht der Deutschen mit den Russen wurde ihr Anschlag zunich- te, daß weder die von Saccala noch von Oesel erschienen. Nur die von Har- rien nebst einigen andern folgten den Russen, stiessen zu ihnen bey Wenden und kehrten auch mit ihnen zugleich wieder um. Die von Oesel aber fuhren zu Schiffe auf die Duͤne, machten auf den Jnseln etliche zu Gefangenen, raubten viel Vieh und brachten einen Einsiedler um, der aus Duͤnemuͤnde ausgezogen, und auf der benachbarten Jnsel das Einsiedlerleben erwaͤhlet hatte, auch daselbst auf den Kampf seines Maͤrtyrerthums wartete. Wie er diesen volbracht, ist er ohne Zweifel gluͤcklich zur Gemein- und Geselschaft der Heiligen gelanget. Es schickten zwar die Russen von Plescekowe Gesandten nach Liefland mit dem Anbrin- gen, sie wolten mit den Deutschen Frieden machen. Aber sie hatten allezeit hoͤse Anschlaͤge nebst den Esthen vor, und lauter Betrug im Sinn. §. 9. Dieses sahen die Rigischen ganz wohl und schickten an die Liven und Let- ten, sie solten ein Heer zusammen ziehen und gegen die Esthen zu Felde gehen. Sie kamen auch um den ersten Fastensontag nach Saletsa, und es war daselbst der Ordensmeister Volquin samt Heinrich Burewinen und den Pilgern, Li- ven und Letten, wo sie uͤbers Eis gingen, bis sie nach Sontagana kamen. Da nahmen sie von dem Schlosse Wegweiser, und marschirten die ganze Nacht nach der Provinz Revel. Sie hatten aber einen kalten Nordwind im Gesichte. Denn es war eine so schneidende Kaͤlte, daß vielen die aͤussersten Theile der Glieder vor Frost zu schande gingen, einigen die Nase, andern die Haͤnde und noch an- dern die Fuͤsse erfroren, und daß uns allen bey unserm Ruͤckzuge nach Hause eine neue Haut im Gesichte wuchs, nachdem wir die alte wie einen Balg abgeworfen hatten. Einige musten auch nachher sterben. Sie theilten aber ihre Armee in drey Haufen; und Veseke mit seinen Liven nahm das eine Corps und den Weg N n zur Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1217 zur Linken; die Letten aber zur Rechten, und liessen den Deutschen, nach ge- woͤhnlicher Art, die Mittelstrasse. Veseke aber blieb nicht auf seinem Wege, son- dern ging die mitlere Strasse mit seinen Liven vor den Deutschen voraus, die mit fruͤhem Morgen vor Tage das erste Dorf, so sie antrafen, in Brand steckten, um sich zu waͤrmen. Wie die Esthen aus der ganzen Provinz das Feuer sahen, merkten sie gleich, daß eine Armee der Liven da sey, und jeder flohe nach seinem Schlupfloche. Die Deutschen aber, so nach kamen, das Dorf vor Tage im Brande erblickten, und meinten ihr Wegweiser habe des Weges verfehlet, schlu- gen denselben da todt. Bey Anbruch des Tages aber durchstreiften sie alle Doͤr- fer, steckten sie an, schlugen die Menschen todt, machten einige zu Gefangenen, nahmen viel Vieh und Beute, und gelangten des Abends an ein Dorf, so Ladysse hieß, ruheten daselbst des Nachts, kamen des folgenden Tages an ein ander be- nachbartes Dorf, so Culdale genennet wurde, begaben sich des dritten Tages weiter, und machten viele Beute. Nach einer Zeit von drey Tagen gingen sie uͤber das Eis des benachbarten Meers, trieben alle Beute und Gefangenen mit sich, wo jetzt die Duͤnen ihr Schloß in der Naͤhe gebauet haben. Nach und nach kehrten sie uͤbers Eis der See zuruͤck, machten wegen der Gefangenen und der Beute ei- nen zehntaͤgigen Aufenhalt, warteten dabey die Oeseler oder andere Esthen ab, ob sie vielleicht mit kommen moͤchten uns zu bekriegen. Und da wir an Saletsa kamen, theilten wir alle Beute unter uns, kehrten nach Liefland und freueten uns, wie sich Sieger freuen, wenn sie Beute austheilen. Am Rande steht Padysse geschrieben, damit man das heutige Padies dadurch verste- hen sol. Weil mich aber erinnere gelesen zu haben, daß das spaͤter von den Daͤnen erbauet worden, so wird man mit Ladysse sich behelfen und Lais verstehen muͤssen. Des Bischof Alberts ein und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1218 bis 1219. §. 1. 1218 D as ein und zwanzigste Jahr des Bischofs trat nun ein, und die Kirche in Liefland hatte vor den Kriegen noch keine Ruhe. Denn in selbi- gem Jahre geschahen viele Feldzuͤge und der Krieg ging von neuem los. Da nun besagter Bischof aus Deutschland kam: so langten auch mit ihm viele Pilger und Edele an. Unter denen war der vornehmste der Graf von Sachsen-Anhalt, Albert ; Rudolph von Stotle; ein Burggraf; ein gewisser junger Graf und andere mehr, die alle bereit waren die Kirche zu schuͤ- tzen, und am Tage des Streits fuͤr das Haus des HErrn sich hinzustellen. Man siehet hier noch einen Albert, der keinesweges schlechter ist als jener von Orla- munde. Er war ein tapferer, großmuͤthiger, kluger und gluͤcklicher Herr; der in sei- ner zarten Jugend schon mit grossen Absichten schwanger ging, einen hohen Geist besaß und sich in Gluͤck und Ungluͤck zu schicken wuste; dabey schwaͤchten ihn keine Strapazen, sondern hatte, wenn es wunderlich herging, stets guten Rath zur Hand, und machte sich alle Gelegenheit kluͤglich zu nutze. Mit einem Worte, er war so beschaffen, als einer seyn sol, der durch Verdienste sich ein Reich erwerben wil. Dieser bekam von der vaͤ- terlichen Erbschaft, ob er gleich der juͤngste Sohn war, das Herzogthum. Albert von Stade beym Jahr 1211: „Denn der aͤlteste, Heinrich, wolte lieber eine Graf- „schaft in Ruhe besitzen, als eine groͤssere Wuͤrde mit Muͤhe. Denn so lange Hein- „richs des Loͤwen Prinzen lebten, war es ihnen immer ein Dorn im Auge, daß ein „Auslaͤnder die Wuͤrde ihres Vaters und ihre Guͤter von Vater und Großvater her be- „sitzen solte. Sie konten nicht die Competenten gleichguͤltig ansehen, die durch ihres „Vaters Nachlassenschaft in Ansehen gekommen waren. Heinrich aber uͤberließ aus „Beschei- von 1218 bis 1219. „Bescheidenheit seinem juͤngern Bruder das Herzogthum, dabey er alle Haͤnde vol zu 1218 „thun fand.„ Also schreibt Cranz Metropol. libr. 7. c. 32. Cranz nent dieses Herzogthum plenum laboris ducatum, weil es noch nicht eingenommen war, sondern erst eingenommen werden solte. Denn des Leo Prinz, Heinrich von der Pfalz, wie eine geschriebene Chronik von Verden anmerket, hatte, nach seines Bruders Otto Ab- sterben, durch Zuruͤcklieferung der Reichskleinodien zu Goslar sich bey Kayser Fri- drich II dergestalt in Gnade gebracht, daß er die Volmacht erhielt, an stat eines Koͤ- nigs Hiaͤrne macht ihn zum Churfuͤrsten. Das Universallexicon ebenfals, schickt ihn aber erst 1223 nach Liefland uͤber ganz Sachsen zu herschen; ja, daß er auch seine ganze Lebenszeit in dem groͤsten Theil von Sachsen regirte; und in seinen Patenten den Namen eines Legatus Imperii vorzeichnete [ Datis diplomatibus, quibus legati imperii nomen præseriptum est, koͤnte vielleicht auch heissen: wie hieruͤber (vom Kaiser) Patente ausgefertiget worden, darin er legatus imperii genennet wird.] . Bey solchen Umstaͤnden gefiel diesem Herzog Albert die Luft in Sachsen freylich nicht zum besten, und meinte deswegen in Liefland frische zu schoͤpfen, Er hatte kaum die Kinderschuhe vertreten, als er sich zu diesem Feldzuge an- schickte, darinne er auch eine vortrefliche Lehrprobe abgeleget, und insbesondere eine grosse Fertigkeit in gluͤcklichem Gebrauch der Kriegesmaschinen erwiesen; wie wir wei- ter sehen werden. Denn bis dato ist von seinem Zuge nach Liefland nichts als ein schwaches Geruͤchte zu uns gekommen, ohne Erwehnung der Zeit und seiner Thaten, an denen zu wissen am meisten gelegen war. Rudolph von Scotle steht geschrieben; es muß aber Zweifelsohne von Stotle gele- sen und ein Herr uͤber diejenige Landschaft verstanden werden, die am rechten Ufer der Weser unterhalb Bremen liegt. Jn Mushards Theatro Nobilitatis Bremensis ist derjenige Theil, der von diesem Grafen handelt, am besten ausgearbeitet, und spart uns also hier die Muͤhe. Durch den Burggraf koͤnte man leicht den von Magde- burg verstehen, weil der Bischof Albert zu Magdeburg sich manchmal aufgehalten, und aus dem Magdeburgischen viele vom Adel mit nach Liefland genommen. Weil ich aber einen Ulrich, Burggrafen von Wetin, erblicke, der sich in gar vielen Brief- schaften des Herzog Alberts unterschrieben: so meine ich, man koͤnne diesen eher, als sonst einen andern, darunter verstehen. Wenn doch unser Verfasser hier nicht den Na- men des jungen Grafen verschwiegen haͤtte! Unten n. 7 heist es: Er sey von des Bi- schofs Familie gewesen, und n. 9 wird sein toͤdtlicher Hintrit gemeldet. §. 2. Es machte sich auch zu der Zeit der Koͤnig von Daͤnnemark Waldemar der andre mit einem starken Heer auf; und es kam mit ihm der Hochwuͤrdige Erz- bischof Andreas von Lunden, und der Bischof Nicolaus, und der dritte Bi- schof, des Koͤnigs Kanzler . Gleichfals befand sich bey ihnen der Bischof Die- trich von Esthland, so ehmals in Riga eingeweihet worden; Dieser hatte die Lieflaͤndische Kirche wegen entsetzlicher Grausamkeit der Heiden stehen gelassen, und sich beym Koͤnige aufgehalten. So war auch der Slaven Fuͤrst Wen- zeslaus mit seinen Leuten darunter. Diese alle setzten ihre Armee an den Revel- schen Kuͤsten aus, und fasten in Lyndanisse, einem ehmaligen Schlosse der Re- velschen, Posto. Sie rissen hierauf das alte Schloß nieder und fingen ein an- der neues an zu bauen . Die von Revel und Harrien aber versamleten gegen sie eine grosse Armee, und schickten ihre Volksaͤltesten an den Koͤnig mit friedfer- tigen doch schalkhaften Worten ab, denen der Koͤnig auch trauete und sich ihrer Betriegerey nicht versahe. Er gab ihnen noch Geschenke; die Bischoͤfe tauften sie, und liessen sie mit Freuden nach Hause. Doch da sie zu den Jhrigen kamen, fun- den sie sich nach drey Tagen mit ihrer ganzen Armee Abends nach der Mahlzeit wieder ein, fielen uͤber die Daͤnen an fuͤnf Orten her, schlugen sich mit ihnen un- vermuthet herum, und weil einige von ihnen dachten, der Koͤnig sey im Zelte, wel- ches dem Hochwuͤrdigen Bischof Dietrichen von Esthland gehoͤrte, brachen sie in dasselbe hinein, und brachten ihn ums Leben ; einer kam immer nach dem an- dern hinein und sie machten viele von ihnen nieder. Der Herr Wenceslaus aber N n 2 stand Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 stand im Thale mit seinen Slaven, wo man den Berg hinunter nach dem Strande gehet. Wie er sie anmarschiren sahe, ruͤckte er gleich auf sie los, schlug sich mit ihnen, jagte sie in die Flucht, verfolgte sie, und hieb im Nachsetzen viele zu schande. Nachdem die andern Esthen, so auf die Daͤnen ansetzten, die Flucht derer, so mit den Slaven gefochten, sahen, stunden sie ebenfals stille, und hoͤrten auf die Daͤnen zu verfolgen. Alle Daͤnen mit ihrem Koͤnige und einige Deutsche, so bey ihnen waren, thaten sich demnach zusammen, gingen auf die Esthen zu, und stritten mit ihnen tapfer. Die Esthen liefen auch vor ihnen, und nachdem ihre ganze Macht die Flucht ergriffen, eilten die Daͤnen mit den Deutschen und Sla- ven hinter ihnen her, und machten von ihnen mehr als tausend Mann nieder; die uͤbrigen entliefen. Der Koͤnig und die Bischoͤfe dankten GOtt fuͤr den von dem HErrn ihnen verliehnen Sieg . Sie setzten auch in die Stelle des vorerwehnten Bischofs Dietrich seinen Kapellan Wesselin , und nachdem sie das Schloß aus- gebauet, und Besatzung darein geleget, kehrte der Koͤnig wieder in Daͤnnemark. Es blieben aber die Bischoͤfe mit den Maͤnnern des Koͤnigs zuruͤck, die mit den Revelschen das ganze Jahr durch gefochten hatten, bis diese endlich das Sacra- ment der heiligen Taufe angenommen. Die Geschichtsbuͤcher sind alle von diesem Feldzug vol. Denn so schreibt der Fortsetzer des Saxo Grammaticus bey Herrn Benzel. Monument. Sveo. Goth. part. 5. p. 146: „Anno „1218 segelte der Koͤnig Waldemarus mit 1500 Orlogschiffen Hiaͤrne fuͤhrt aus den Daͤnischen Scribenten an, der Koͤnig sey mit 500 grossen und 500 kleinen Schiffen eingelaufen, deren jedes grosse mit 120 Mann, jedes kleine mit 12 Ruderknechten, einem Kuͤraßirer, und einem Armbrustirer besetzt gewesen. Ohnerachtet diese eine Armee von 67000 Mann ausmachen, so sol der Koͤnig doch bey Erblickung der wilden Esthen so verzagt geworden seyn, daß er wieder umkehren wollen. Doch der Bischof von Aarhus ermunterte ihn wieder, Stand zu hal- ten, und gab ihm die Versicherung des Sieges, so ferne er sein Leben bessern, der gottlosen Koͤnigin nicht mehr folgen, die bischoͤflichen Einkuͤnfte nicht beschneiden, und die Unterthanen mit grosser Schatzung belegen wuͤrde. Der Koͤnig versprach nicht allein dieses, sondern gelobte auch, daß jeder in seinem Lande uͤber 12 Jahr alt auf St. Laurentius Abend zum Andenken des erfochtenen Sieges bey Wasser und Brod fasten solle. Der Erzbischof Andreas verrichtete indessen sein Gebet auf einem Berge, da es ihm wie Mose erging. Denn so lange er seine Haͤnde empor hielt, siegten die Daͤ- nen, wenn sie aber niedersunken, lagen die Esthen ob, bis ihm die andern Bischoͤfe die Arme stuͤtzten. Hierauf sol nach Verlust ihrer Fahne eine andre vom Himmel gefallen seyn; welches Maͤhr- chen denn schon von den Gelehrten seine Abfertigung erhalten. nach Esthland, „bezwang es nach vielen Schlachten, brachte es endlich zum Christenthum, und unter- „warf es den Daͤnen bis auf den heutigen Tag. Erich von Upsal. libr. 3 p. 105. „Um diese Zeit kam der Daͤnische Koͤnig Waldemar mit 1500 Kriegesschiffen nach „ Esthland, brachte es unters Joch und bekehrte es zum christlichen Glauben.„ Das Seelaͤndische Chronicon p. 14: „Anno 1219 zog Waldemar mit einer Armee gegen „die Heiden in Esthland. „ Nicolai Chronicon Lundens. Episc. p. 8. „Zu An- „dreaͤ Zeiten eroberte der Koͤnig Waldemar nach vielen vorgefallenen Kriegen und „Beschwerden zuerst Esthland von den Heiden, im Jahr unsers HErrn 1219.„ Den Erzbischof von Lunden, Andreas, und den von Schleswig, Nicolaus, den die Schleswigische Chronike Anno 1215 gestorben zu seyn, faͤlschlich vorgiebt, kennen wir aus dem, was beym Jahr 1205 gemeldet worden. Der 3te Bischof aber, des Koͤnigs Kanzler, war Peter, des Andreas Bruder, Bischof von Rothschild. Arnold libr. 6 c. 17 n. 2 \& 3. obgleich das Chronicon, Ludewig. Reliq. tom. 9 p. 28, will, er sey schon 1214 mit Tode abgegangen. Unter den Slavischen Fuͤrsten findet sich aber kein Wenzeslaus: Wenn man auch Wertislaus oder Wiceslaus lieset, so moͤchte es doch schwer seyn, den mit diesen Worten beschriebenen Prinz anzuzeigen, weil in Hinterpommern mehrere Wertislai, in Vorpommern damals Wizlaus bekant ist. Der sehr gelehrte Erlaͤuterer der Pommerischen Historie, Herr Schwarz, von den Grenzen des Fuͤrstenthums Ruͤgen p. 99 eignet dieses Lob dem Ruͤgischen Fuͤrsten Witzlaus dem I zu, und folget vielleicht, weil er keinen andern hatte, dem Ansehen des Micraͤlius, der Chron. Pomeran. libr. 3 c. 8 es eben so macht. Bey Cranzen ist keine Huͤlfe zu holen. Denn der schreibet Vandal. libr. 7 c. 17 (sol es Ernst oder Scherz seyn?) „Die vortreflichen „Thaten der Fuͤrsten (von Pommern ) sind mir nicht zu handen gekommen, ob ich sie „gleich mit nicht geringem Fleiß aufgesuchet.„ Nun bringet unser Geschichtschreiber einen von 1218 bis 1219. einen Pommerschen Fuͤrsten auf den Schauplatz, welcher die Sache der Daͤnen, 1218 als sie in dem Treffen weichen wolten, wieder herstelte. Albert von Stade ums Jahr 1219. Der Koͤnig von Daͤnnemark behaupter ge- gen die Heiden Reval und nimt es in Besitz. Anonym. Menke seript. tom. 3 „p. 121. „Um diese Zeit bauete der Koͤnig von Daͤnnemark das Schloß Revel in „ Esthland. „ Welcher Scheinwiderspruch aus unserm Verfasser leichtlich mit einan- der zu reimen stehet. Das ist das Ende eines Mannes, der wol eines bessern Gluͤcks werth gewesen. Er war der erste unter denen, die das Christenthum anfaͤnglich nach Liefland gebracht, ein Mitarbeiter des ersten Bischof Meinhards; und war am Roͤmischen Hofe, wie auch an den Hoͤfen und Kloͤstern der Bischoͤfe von Sachsen sehr bekant. Daß er von den Heiden erschlagen worden, merkt nicht allein Albert von Stade an, sondern es „schreibt auch Albericus beym Jahr 1221 p. 510. „Der Bischof von Esthland, „Dietrich, ward um Christi willen in Liefland zum Maͤrtyrer.„ Daß man also siehet, dieses Mannes Name sey auch uͤbern Rhein gekommen. Von welchem Stam und Familie er gewesen, kan ich nicht sagen. Unser Auctor hat seine Begebenheiten genau aufgezeichnet. Und weil wir weiter nichts von ihm sagen werden, so wollen wir einige Denkwuͤrdigkeiten mit anhaͤngen, welche seine Gemuͤthseigenschaft entdecken. Caͤsa- rius von Heisterbach Mirabil. libr. 8 c. 13 da er von einem jungen Moͤnche Peter „aus dem Kloster Hemmenrade viele Wunderdinge erzaͤhlet, fuͤget hinzu: „Dieser „ Peter war so eifrig in der Paßion Christi, daß er aus Hofnung der Maͤrtyrerkrone, „ Dietrichen, Bischofen in Liefland, ohne Erlaubniß seines Abts folgte. Jener hatte „vom Herrn Pabst Jnnocentius Volmacht empfangen, alle mit zu nehmen, die mit „gehen wolten, den Weinberg des HErrn Zebaoth unter einem wilden Volk auszu- „breiten. Wie man sagt, so lebt dieser ( Peter ) noch, und bedienet ein Kirchspiel in „ Liefland auf Befehl seines Abts, wo er prediget und taufet, und so wol mit Wort „als Wandel viele erbauet, und im Glauben staͤrket.„ Man moͤchte denken, hier wer- de Peter Kakewald verstanden, den unser Schriftsteller so sehr lobet. Aber des Ka- kewalds stete Wanderschaft und dieses Peters Religion steht uns im Wege, der aus einem Cistercienserkloster in ein anders von gleichem Orden in Liefland gezogen, nem- lich in das Duͤnemuͤndische, wo er unter dem Abt gestanden, und nach der Regel dieses Abts ohne Zweifel einer benachbarten Pfarre vorgestanden. Eben dieser libr. 8 c. 80 erzaͤhlet ein Gesichte, so sich begeben, als der weiland Hochwuͤrdige Dietrich, Bischof von Liefland, Klosternonnen einweihete. Jch verspare hier das Gesichte selbst herzusetzen, weil es nicht diesem Dietrich, sondern einem dabey stehenden Moͤnche wi- derfahren seyn sol. Diese Stelle aber bestaͤtiget Gelens Meinung, der Dietrichen mit unter die Bischoͤfe rechnet, die unter dem Erzbischof von Coͤln, Engelberten, ge- standen. Daß aber auch Dietrich nicht den Erscheinungen zuwider gewesen, erzaͤhlet „eben dieser libr. 9 c. 3. Man hoͤre die Begebenheit selbst: „Als der Hochwuͤrdige Bi- „schof von Liefland und Magister Lambert, Decanus bey den heiligen Aposteln in „ Coͤln, vor wenigen Jahren zugleich an den kaiserlichen Hof reisten, und unterwegens „aus der Schrift sprachen; so gedachte man auch des Leibes Christi. Da nun der „Decanus bey diesem Sacramente den Christlichen Glauben ruͤhmte, antwortete der „Bischof:„ Jch kenne einen Priester, der neulich mit seinen leiblichen Augen Christum „auf dem Altar gesehen. „Wie nun der Decanus die Person, welche einer so wichtigen „Erscheinung gewuͤrdiget worden, damals nicht heraus krigen konte, so gestund ihm „der Bischof den letzten Tag, da sie sich beyde von einander scheiden musten, er waͤre „die Person selbst. Das hat dieser Decanus an den Probst von Pleißenlande und „dieser mir erzaͤhlet.„ Ein noch groͤsser Wunder meldet von sich Cantipratens. Ap. libr. 2 c. 40. „Wenn wir von Gesichtern reden, so wird das meiste dazu gepralet, „das man groͤstentheils der Unwahrheit beschuldigen kan. Manchmal betriegen die Sinne; „die Seele macht sich laͤppische und wunderliche Vorstellungen, und oftmals wird zu den „goͤttlichen Erscheinungen entweder durch Unachtsamkeit der Leute, oder aus Leichtsinn, „oder auch bisweilen aus Bosheit mehr zugethan.„ Also raisoniret Raynald beym Jahr 1216 n. 12 gegen diesen Cantipratensis, der ein Gesichte dem Leben der heiligen Luitgard einverleibet, so dem Andenken des Pabsts Jnnocentius des III sehr nach- theilig faͤlt. Und dis ist die bey der ganzen Nachwelt denkwuͤrdige Schlacht, welche die gemeine Sage noch groͤsser gemacht, da man unter den Leuten ein Wunderwerk ausgesprenget, als waͤre eine Fahne vom Himmel gefallen, wodurch dieser Daͤnische Constantinus O o uͤber- Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 uͤberwunden, der daher einen Ritterorden gestiftet, welcher nach diesem Zeichen der Danebroggische genennet worden, zum ewigen Gedaͤchtniß dieser Daͤnischen Fahne. „Als man im ersten Scharmuͤtzel die Feinde angrif, und das Haupttreffen hielt; so ging „die Fahne verloren, welcher unsre Leute nachmarschirten; geschahe es nun durch Ver- „sehen des Faͤhndrichs, oder auf GOttes Willen, damit die Macht der goͤttlichen Ma- „jestaͤt desto offenbarer hervorleuchtete, das weiß ich nicht, gnug, die Unsrigen wurden „in die Flucht getrieben.„ Weil es aber schimpflich war, nach etwas zu greifen, und es doch nicht zu erhalten, so fing der Koͤnig Waldemar die Schlacht von neuem an, und machte, daß die Fluͤchtigen Stand hielten. Er betete zu GOtt, dem er seine Krieges- macht unter seinem koͤniglichen Commando empfolen hatte, und hofte, das Loos des Krieges werde fuͤr ihn guͤnstiger ausfallen. Diese Bemuͤhungen eines so frommen und tapfern Koͤnigs unterstuͤtzte auch der Himmel durch ein goͤttliches Wunderwerk. Denn eine neue Fahne fiel vom Himmel, die ordentlich gewebet war, auf deren rothen Grunde ein weisses Kreuz schimmerte, die man den Fluͤchtigen vortrug, welche die Daͤnen zu einem sehr hitzigen Gefechte ermunterte, und die Feinde im Triumph, nicht so wol dem unuͤberwindlichen Koͤnige, als vielmehr Christo, dem HErrn der Himmel, zu Ehren auffuͤhrte. So schreibet Thomas Bartholin von dem Ursprung des Ritteror- dens vom Dannebrogge S. 7 und 8 ohne Zeugen, ohne Grund, ohne ein Merkmal aus einer alten Schrift, und das so dreiste, daß er nicht einmal fuͤr noͤthig haͤlt S. 6 um Vergebung zu bitten, daß er GOtt und Menschen unter einander menget, um nur den Ursprung dieses Ordens ansehnlicher zu machen. Er begleitet es nicht allein mit harten Auslassungen gegen die, so anderer Meinung seyn, sondern auch mit einer grossen Menge von Beyspielen aus allen Zeiten der Ritter her: wo insonderheit lustig ist, wenn S. 33 Albert, Graf von Orlamunde, Anno 1201 dieses Ordens Zeichen sol angenommen haben, wegen seiner Thaten, die er in dem heidnischen Liefland so ruͤhmlich verrichtet hat. Verschlagener machts doch Saxo, der lieber sein Chaos ganz ohne Licht lassen wollen, damit er nicht in gleiche Netze verwickelt und eingeflochten wuͤrde. Doch Bartholin sol Vergebung haben, ob er sie gleich nicht gesucht hat, weil er nach dem Sinn des Ho- ses und an einen neuen Ritter geschrieben, der nur erst neulich in diesen Orden aufge- nommen war. Pontanus rer. Dan. libr. 6 p. 306. 307 obgleich er auch selbst in vie- lem fehlet, und den Ort des Treffens bey der Stadt Wolmer setzt, damit er der Stadt den Namen vom Koͤnige Waldemar geben moͤchte; setzet doch gleich, (wo er Huit- „felden folget,) dieses dabey: „Ob aber diese Fahne vom Himmel herabgelassen, oder „aber vom Pabste des Koͤnigs Eifer zu vermehren, stat der Kreuzfahne, wie man sie „damals hieß, zugesandt sey, ist unsre Absicht nicht daruͤber zu streiten.„ Keins von beyden gefaͤlt uns, weil unser Verfasser und die Scribenten selbiger Zeit schweigen, die wir not. c ) angefuͤhret. Zwar war Waldemar Anno 1210, seitdem er auf diesen Feldzug dachte, schon mit dem Kreuze bezeichnet, weil der Pabst Jnnocentius III „ihn lobet, „daß er aus Eifer den wahren Glauben, zum Lobe GOttes und zur Ehre „der Christlichen Religion, das Zeichen des Kreuzes angenommen, um die Wuth „der unglaͤubigen Nation zu hemmen, und das Schwerdt der koͤniglichen Gewalt zu „brauchen sich entschlossen; er empfoͤle den frommen und andaͤchtigen Vorsatz ihm im „HErrn, saͤhe ihn mit der Gnade des Apostolischen Stuls an, naͤhme die Person des „Koͤnigs samt dem Reiche mit allen dessen Guͤtern unter des heiligen Peters und seinen „Schutz, und verordne, daß, so lange er diesen gottseligen Werken obliegen werde, al- „les in voͤlligem Stande bleiben, und vor dem Anlauf jedes Verwegenen in Ruhe ste- „hen solle.„ Raynald ums Jahr 1210 p. 178. Ja der Pabst Honorius der III Anno 1217 hat zur Befoͤrderung dieses Werks zu dem Vergleich zwischen Kaiser Friedrich dem II und unserm Waldemarn (daß Nordalbingien dem Koͤnigreiche Daͤnnemark zu- geschlagen wuͤrde) auf Waldemars Bitte seine Genehmhaltung hinzugefuͤget, wie eben dieser Raynald bey diesem Jahr p. 242 berichtet. Doch wir lesen nicht, daß Wal- demaren zu dem Ende die Fahne aus Rom zugeschickt sey, ob es gleich nicht unge- woͤhnlich gewesen. Denn eine dergleichen und zwar die St. Petersfahne sandte Pabst Jnnocentius III dem Armenischen Koͤnige Leo, die er gegen die Feinde des Kreu- zes allein brauchen, und ihren Stolz, durch Beyhuͤlfe der Verdienste des Obersten Apo- stels, mit Erlaubniß des HErrn, zertreten solte. Libr. 2 epist. 254. Sie hieß die St. Petersfahne, weil das Gesichte dieses Hauptapostels darauf gestickt war. Die Fahne aber, der die Daͤnen ihre Errettung danken, war mit dem Zeichen des Kreuzes versehen. Dergleichen war die Deutsche Fahne auch n. 8. Weil sie nun von diesen wider Erwarten Huͤlfe bekamen, und die Kreuzfahne der Deutschen erblickten, so konten sie glauben, sie sey vom Himmel, das heist, nicht ohne besondere Vorsehung GOttes ihnen zugebracht worden, von 1218 bis 1219. worden, wie etwan ein Schutzgott (auf der Comoͤdie) aus der Maschine faͤlt. Doch 1218 wil ich nicht entgegen seyn, wenn man lieber den Ursprung und Grund der Begebenheit auf die Fahne des Fuͤrstens der Slaven deute. Denn der hat an der geleisteten Huͤlfe den vornehmsten Antheil gehabt. Oder wenn man sonst eine gleichfals natuͤrliche Erklaͤ- rung annimt, dabey eben nicht noͤthig ist, daß GOtt dabey sey, oder das, was wir zu erst sagten. Von Wesselinen, dem Substistuten des Esthnischen Bischofs, ist eine schoͤne Stelle bey Alberichen p. 456, die wir unten beybringen wollen, not. x ). §. 3. Als der Bischof mit seinen Pilgern wieder in Liefland sich einfand, kamen die Semgallen von Mesoyten zu ihm, und ersuchten um Huͤlfe gegen die Litthauer. Der Bischof antwortete: Wenn ihr euch taufen lassen und den christlichen Gesetzen unterwerfen wollet; so wollen wir euch Huͤlfe leisten, und euch in unsere Bruͤdergemeine aufnehmen. Sie erwiederten hingegen: Wir getrauen uns nicht, wegen der Wuth anderer Semgallen und Litthauer uns taufen zu lassen, wo du nicht deine Maͤnner zu uns in unsere Burg schickest, und uns vor ihren Anfaͤllen vertheidigest; diese koͤnnen nachher bey uns bleiben, das Sacrament der heiligen Taufe uns reichen, und in den Ge- setzen des Christenthums uns unterrichten. Jhr Vorschlag gefiel dem Bischof und zugleich den Rigischen wohl, die auch ihre Leute mit ihnen schickten, das Ja- wort der andern zu erfragen, so zu Hause geblieben. Sie kamen aber zu zweyen und mehrern malen, und begehrten immer dasselbe. Zuletzt machte sich der Bi- schof mit dem Herzoge von Sachsen, mit etlichen andern Pilgern, samt dem Probst Unserer Lieben Frauen und seinen Leuten auf, zog nach Semgallen, lagerte sich in aller Stille bey dem Schlosse Mesoythen, und berief die Sem- gallen aus dieser Provinz vor sich. Diese waren ihrer Zusage nach redlich gehor- sam und erschienen alle, nahmen die Lehre des Evangelii an, liessen sich taufen, et- wan dreyhundert Mann ohne Weiber und Kinder, da denn eine grosse Freude uͤber ihre Bekehrung entstand. Nachher legte der Bischof auf ihre Bitte seine Maͤnner zu ihnen in die Burg Mesothen, mit einigen Fremden und andern, schickte auch einige ab, von Riga die Nothwendigkeiten auf Strusen herbey zu fahren. Er selbst kehrte mit dem Herzog und andern wieder nach Riga. Mesoyten oder Mesoten, ist heutiges Tages ein Dorf an der Musse, gleich uͤber Mietau, der Hauptstadt in Semgallien. Johannes, dem Probste an der Stiftskirche in Riga, die der Mutter GOttes, Maria, gewidmet war. §. 4. Hierauf bekam Westhard, ein Landesaͤltester uͤber andere Semgallen, aus der benachbarten Provinz, so Thernetene hieß, die Bekehrung derer von Me- sothen zu wissen; brachte deswegen eine Armee aus allen seinen Laͤndern auf, un- terbrach den Frieden, kam ans Schloß, und fochte mit den Deutschen den gan- zen Tag. Sie trugen einen grossen Holzhaufen zusammen und steckten ihn an, kon- ten aber der Burg damit nichts anhaben, doch stritten sie ungemein tapfer. West- hards Schwestersohn ward mit einem Pfeil erschossen. Westhard selbst ward uͤber diesen Anblick so betruͤbt, daß er mit seiner Armee vor dem Schlosse gleich ab- ruͤckte. Jnzwischen erfuhr er, daß andere Deutschen auf der Mussa mit einem Fahrzeuge angekommen, denen er eiligst entgegen ging, sie an einem engen Passe antraf, wo der Strom nicht alzutief war, von ihnen etwan dreyßig Mann oder et- liche mehr gefangen nahm und sie todt machte. Die andern kamen nach Riga zu- ruͤck. Unter diesen war Segehard, ein Priester Cistercienser ordens, der von Duͤnemuͤnde nach diesem Schlosse geschicket war, um dem Bischof Bernhard aufzuwarten, zu dessen bischoͤflichem Sitze man diesen Ort einsweils bestimmet O o 2 hat- Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 hatte . Dieser saß am Ufer, und wie er die Heiden kommen sahe, legte er einen Ermel von seiner Kutte uͤber den Kopf, und erwartete was die Wut der Heiden mit ihm vornehmen wuͤrde. Nachdem er seinen Geist in die Haͤnde des HErrn empfolen, ward er selbst mit andern erschlagen, deren Seelen sich ohne Zweifel in Geselschaft der Maͤrtyrer mit Christo freuen werden, weil ihr Geschaͤfte heilig war, indem sie gekommen die Heiden zu taufen und den Weinberg des HErrn zu pflan- zen, so sie auch mit ihrem Blute gethan haben. Deswegen sind ihre Seelen den Heiligen im Himmel an Seligkeit gleich. Wie nun die Deutschen im Schlosse von Hinrichtung der Jhrigen hoͤrten, und was auf ein Jahr erforderlich war, nicht hatten, zugleich auch die Tyranney der Semgallen, Litthauer und Curen gegen den christlichen Namen in Erwegung zogen; so brachen sie mit allen ihren Leuten auf, liessen das Schloß stehen und zogen nach Riga zuruͤck. Die getauf- ten Semgallen aber begingen einen Ruͤckfal, dachten nicht mehr an die empfan- genen Sacramente, thaten sich mit andern Semgallen zusammen, verschworen sich mit den Litthauern und verbunden sich gegen die Rigischen, gegen die Li- ven und gegen alle Christen. Also versamleten sich alle, sowol Heiden als Ge- taufte in dasselbe Schloß, schanzten daselbst, und baueten dessen Werke sehr veste, unternahmen auch einen Zug gegen die Liven von Holme, und fingen an sie zu ermorden und zu pluͤndern. Die Liven kamen auch wieder in ihre Grenzen, und thaten ihnen gleichen Schaden. Als nun der Bischof und der Herzog von Sach- sen, Albert, von seiner Leute Hinrichtung und von allem durch die Semgallen veruͤbtem Unheil Zeitung erhielt, schickte er an alle Liven und Letten die Ordre, sich fertig zu halten, wenn etwan der HErr einen gluͤcklichen Feldzug erlauben wuͤr- de, um an den Heiden Rache zu nehmen. Siehe, was wir beym Jahre 1217 not. b ) gesaget haben. §. 5. Jnzwischen hatten die Letten von Kukenois und einige andere Letten der Ordensbruͤder Meluke und Wargribbe noch nicht vergessen, was die Rus- sen von Plescekowe und Nogarden voriges Jahr in Liefland vor allerley Schaden veruͤbet; zogen daher nach Rußland, verwuͤsteten die Doͤrfer, schlu- gen die Mannsleute todt, fuͤhrten die Weiber gefangen, machten den ganzen Strich um Plescekowe oͤde und trugen allezeit fette Beute davon. Sie liessen zu Hause ihren Ackerbau liegen, baueten sich in dem Lande der Russen an, lauer- ten ihnen auf dem Felde, im Walde und Doͤrfern auf, griffen und toͤdteten sie, liessen ihnen keine Ruhe und entfuͤhrten Pferde, Vieh und Weiber. Die Rus- sen von Plescekowe aber schaften um die Herbstzeit ein Kriegesheer zusammen, fielen in Lettland ein, pluͤnderten die Dorfschaften, lagerten sich in den Grenzen des Meluke und Warigribbe, verwuͤsteten alles, was sie hatten, verbrenten ihr Getreide und unterliessen nicht allen moͤglichen Schaden zu thun. Der Or- densmeister von Wenden schickte hierauf an alle Letten, daß sie kaͤmen, die Russen aus dem Lande zu weisen. Wie aber die Russen aufbrachen, sahen die Letten gleich, daß sie von ihrem Nachsetzen geringen Vortheil haben wuͤrden. §. 6. Daher wandten sie sich mit ihrem Heer nach Saccala, nahmen die Sac- calaner mit sich, gingen uͤber die Pale, brachen in Gerwen ein, schlugen das ganze Land mit einer harten Plage, brachten die Maͤnner um, nahmen die Wei- ber gefangen, schlepten viel Pferde, Vieh und Beute mit sich, unter dem Vorge- ben, jene waͤren den Revelschen wider die Daͤnen zu Huͤlfe gekommen. Die Landesaͤltesten der Provinz Gerwen kamen daselbst zu dem Ordensmeister Ru- dolpf und sagten, sie haͤtten schon laͤngst mit den Rigischen im Beyseyn des Grafen Alberts Friede gemacht; sie wolten ihre Taufe annehmen und baͤten, er moͤchte von 1218 bis 1219. moͤchte doch mit seinen Truppen von ihren Grenzen weichen. Also empfing Rudolph 1218 ihre Kinder zu Geisseln und erneuerte mit ihnen den Frieden. Sie versprachen deswegen, alles ehemals von den Christen angenommene, sowol ihren Glauben, als ihre Gesetze beyzubehalten. Sie lagen auch den Ordensbruͤdern in den Ohren, bald zuruͤck zu gehen, um mit der Armee in ihrer Geselschaft in Wirland einzu- fallen, damit sie das Joch des Christenthums auch in diese Provinzen uͤberbraͤch- ten; welches diese ihnen auch versprachen und mit gesamter Beute nach Liefland kehrten. §. 7. Nach der Unternehmung auf Gerwen riefen die Ordensbruͤder von Wen- den die Maͤnner des Bischofs, den Advocaten Gerharden mit allen Liven und Letten, und den jungen Grafen aus des Bischofs Familie , (der unter des Bischofs Hofstatt war,) mit den uͤbrigen aus Riga vor sich, zogen nach Saccala, nahmen die von Saccala und Ungannten mit sich, ruͤckten in Gerwen ein, suchten sich von den Gerwenschen Wegweiser aus, und mar- schirten die ganze Nacht durch nach Wirland, so ein fruchtbares, recht schoͤnes und an Flaͤche der Felder geraumiges Land ist. Die von Gerwen folgten mit ihnen sowol zu Pferde als zu Fusse. Die von Wirland hatten nichts von dem Anzuge der Lieflaͤnder gehoͤret, und waren also alle zu Hause in ihren Doͤrfern. Jene vertheilten mit anbrechendem Morgen ihre Armee in alle Provinzen, und liessen einige durch die Gerwischen, andere durch die Ungannier, und wie- der andere durch die Liven und Letten pluͤndern. Also trafen sie alle Leute in ganz Wierland auf den Doͤrfern an, schlugen sie vom Kleinsten bis zum Groͤ- sten und schonten keines Mannsbildes, nahmen die Weiber und Kinder gefangen, trieben viel Pferde und Vieh zusammen und erhaschten viele Beute. Die Deut- schen verlegten ihr Hauptpuartier in ein grosses Dorf, so Tuwine hieß. Die Liven und Letten nahmen das ihrige in Anispe. Die von Saccala lagerten sich in der Provinz Revel. Die von Gerwen blieben in ihren Landen liegen. Die Ungannier pluͤnderten die an sie grenzende Provinz Pudurn aus und fasten daselbst Posto. Und nachdem sie das ganze Land fuͤnf Tage lang sehr hart mit- genommen und viel tausend Leute erschlagen, kamen die auf der Flucht entkomme- nen Landesaͤltesten endlich zu uns und baten ganz demuͤthig um Frieden. Da sag- te Rudolph, der Ordensmeister der Bruͤderschaft, zu ihnen: Verlanget ihr noch Frieden, die ihr unsern Frieden durch eure Kriege so oft gestoͤret? Doch sol euch kein Frieden gegeben werden, als der Friede jenes wahren Frieden- stifters, der aus beyden eins gemacht, Himmel und Erde verbunden und Friede verschaft; der als ein laͤngstverlangter Koͤnig den Voͤlkern vom Him- mel gekommen, als ihre Hofnung und ihr Seligmacher; der seinen Juͤn- gern befohlen und gesagt: Gehet hin in alle Welt: lehret alle Heiden, und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Wenn ihr euch nun taufen lassen und denselben GOtt der Christen mit uns verehren wolt, so wollen wir euch den Frieden schenken, den er uns gegeben, und den er bey seinem Abschied seinen Dienern hinterlassen, und wollen euch in die Gemeinde unserer Bruͤderschaft aufnehmen. Dieser Antrag gefiel ihnen, und sie versprachen gleich, alle Pflichten des Christenthums und die Taufe der Rigischen treulich anzunehmen. Es befand sich aber unter ihnen ein von den Unsern auf Gothland ehmals Getaufter, Namens Tabelin, und ein ander, Ryriawan, der bat uns, wir moͤchten ihm doch einen guten Gott geben, er habe bisher einen boͤsen Gott gehabt. Denn dieser Kerl war in allen Stuͤcken bisher hoͤchst ungluͤcklich gewesen. Nachdem er aber sich von uns taufen ließ, ward aus ihm ein recht gluͤcklicher Mensch; wie er uns nachher selbst gestanden, und mit der Taufe ging ihm auch alles gut von statten. Um seines un- verschaͤmten Geilens willen versprachen wir ihm auch einen gnaͤdigen GOtt, der P p ihm Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 ihm an Zeitlichem in diesem Leben gnug, und in jener Welt das ewige Leben schen- ken wuͤrde. Er glaubte uns, und wir catechisirten ihn gleich, der Ordensmei- ster Rudolph stand auch bey ihm zu Gevattern. Da wir ihn nun eben mit dem heiligen Chrisam salben solten, erhub sich ein grosses Geschrey und Zusammenlaufen unserer Armee auf allen Strassen, alle liefen ins Gewehr und riefen, es komme eine grosse Malewa Heiden auf uns los. Daher warfen wir das hochheilige Salboͤl und die uͤbrigen Sacramente aus den Haͤnden, sahen uns nach dem Schutz der Schilde und Schwerdter um, eilten nach dem Felde und stelten unsere Trup- pen gegen die Feinde in Schlachtordnung. Die Landesaͤltesten von Wirland stunden auf unserer Seite. Also ruͤckten diejenigen in grosser Anzahl an, die wir fuͤr unsere Feinde hielten. Es waren aber die von Saccala, unsere Mitbruͤder, die mit aller Beute zu uns kamen. Daher kehrten wir zuruͤck, und brachten die Tauf- handlung zu Ende, und verschoben bis auf andere Zeit die uͤbrigen zu taufen. Also ward Friede ertheilet, und wir zogen nach Empfang der Geisseln aus fuͤnf Provinzen Wirlands wieder nach Liefland mit allen Gefangenen und der Beute, und opferten GOtt Dank wegen Bekehrung der Heiden. Es kamen auch die fuͤnf Landesaͤltesten aus den fuͤnf Provinzen Wirlands nach Riga mit ihren Geschenken nach, nahmen das Sacrament der heiligen Taufe an, uͤber- gaben sich und ganz Wirland der heiligen Maria und der Lieflaͤndischen Kirche, bestaͤtigten den Frieden und kehrten mit Freuden nach Wirland. Siehe not. t ). Hier steht wieder caterizauimus fuͤr catechizauimus. §. 8. Nach dem Feste der Geburt Christi kamen die Gemeinaͤltesten der Lieflaͤn- dischen Kirche zusammen, und kuͤndigten gegen die Abtruͤnnigen und in Meso- then versamleten Heiden den Kriegeszug an. Doch sie wurden von den schla- ckigten Suͤdwinden daran gehindert. Sie kamen also nach Mariaͤ Reinigung zum andernmal zusammen, brachten aus Lief- und Lettland eine starke Armee auf, bey welcher sich als Chef der Hochwuͤrdige Bischof von Liefland samt dem Herzog Albert von Sachsen, und allen Pilgern, wie auch der Ordensmeister mit seinen Bruͤdern befanden. Da sie nun vier tausend Deutsche und andere vier tausend an Liven und Letten hatten, gingen sie nach Holme, nahmen eine grosse Maschine mit sich, auch einige kleinere, und die uͤbrige Kriegsgeraͤthschaft, das Schloß zu bestuͤrmen. Sie marschirten die ganze Nacht, musterten ihre Armee an der Musse, ruͤckten vor das Schloß, nahmen das dabey gelegene Dorf in Be- sitz, holten die Beute mit sich weg, und belagerten das Schloß. Sechs Tage hielt das Gefechte an. Etliche baueten ein Sturmdach; andere errichteten Patherellen; andere brachten die Steinschleudern in Gang; noch andere machten stachlichte Sturm- Jgel , und fingen an unten den Wall durchzuboren; einige schlepten Holz zu- sammen, und fuͤlleten den Graben damit. Hieruͤber wurde das Sturmdach gescho- ben, und unter selbigem wieder von noch andern gegraben. Viele Semgallier im Schlosse wurden durch Steinwerfen beschaͤdiget, viele mit Pfeilen verwundet, viele durch die Lanzen der Liven und Letten vom Sturmdache erschossen. Doch das rebellische Volk ließ noch nicht nach sich zu wehren. Man errichtete also eine groͤssere Maschine; man warf auch grosse Steine ins Schloß, uͤber deren Groͤsse Anblick die Belagerten in grosses Schrecken geriethen. Der Herzog richtete die- se Maschine in eigner Person. Er schleuderte den ersten Stein und zerschmetterte ihren Erker nebst den Maͤnnern in selbigem. Er schmiß den andern, und warf die Planken und das Holzwerk der Vestung damit zur Erden. Er warf auch den dritten, und durchborte drey grosse Seulen der Vestung, zersplitterte sie, und beschaͤdigte und zerquetschte die Menschen. Wie die im Schlosse das sahen, liefen sie von der hoͤlzernen Mauer herunter, und suchten sich sicherere Oerter. Doch als von 1218 bis 1219. als sie keine Retirade sonst hatten, baten sie um Vergebung, und ersuchten, daß 1218 sie zum Bischof hinunter kommen duͤrften. Man erlaubte ihnen Stilstand und ei- nen freyen Paß. Also kam Made und Gayde mit den andern herunter. Es wurde ihnen angedeutet, sie moͤchten das Schloß, und alles, was drinnen waͤre, uͤbergeben, damit sie das Leben erhielten. Den Heiden stand dieser Accord nicht an; sie kehrten wieder ins Schloß, und der Streit ward hitziger als vorher. Man machte alle Kriegsmaschinen von neuem zu rechte. Die Ritter legten ihre Ruͤstung an, erstiegen zugleich mit dem Herzog den Wal, und wolten sich der Spitze des Schlosses bemaͤchtigen, sie wurden aber doch von den im Schlosse befindlichen, die kaum das halbe Leben noch hatten, zuruͤck getrieben. Nachher machte man grosse Haufen von trocknem Holze, legte Feuer darein, und beaͤngstigte diese Treulosen auf alle Weise, bis sie endlich ermatteten und den folgenden Morgen sich ergaben. Es kam einer nach dem andern aus der Vestung herunter gekrochen, stelte unserer Armee sich dar, und streckte seinen Hals hin. Nachdem ungefaͤhr eine Zahl von zweyhundert Personen herunter gestiegen, siehe! so kuckte um die Mittagszeit Westhard mit seinen Semgallen und einigen Litthauern, die zusammen ei- nen starcken Haufen ausmachten, ploͤtzlich aus dem Busche hervor, naͤherte sich und wolte mit uns anbinden. Wir commandirten gleich unsre Heere gegen sie, und stelten das Fußvolk um das Schlos herum. Es kamen aber von unsern Leuten etliche Narren, deren es sehr viel gibt, die krigten die Landesaͤltesten, so aus dem Schlosse gezogen, bey den Koͤpfen, schlugen ihrer hundert und mehr todt, ohne daß die Herren was darum wusten, die gegen die Heiden zu fechten zu Felde gegan- gen. Viewald aber, Schloßaͤltester von Ascherade, trat naͤher hin an die Feinde, und rief, sie moͤchten ins Feld ruͤcken, und mit den Deutschen sich schlagen. Diese hingegen sprachen: Wir haben von den Semgallen Lohn genommen, daß wir kommen wolten eure Deutsche Armee zu sehen. Nun wir sie be- sehen haben, so gehen wir wieder unsern Weg richtig nach Hause, und sind nicht gesonnen mit euch den geschloßnen Frieden zu brechen. Nach Abzug der Litthauer, kehrten die Deutschen wieder ans Schloß und fanden die Volks- aͤltesten erschlagen. Die in der Burg nachgebliebenen Semgallier sahen ihre Ael- testen vor dem Schlosse umgebracht, und traueten sich nicht heraus zu kommen, son- dern befurchten ein gleiches. Also ging das Treffen von neuem an. Die Pfeile flogen. Die Lanzen der Liven und Letten vom Sturmdache toͤdteten viele. Man machte Feuer an, und der unterminirte Wal sank schon mit der Vestung zur Erde. Wie sie das sahen, und keinen Trost der Beschuͤtzung mehr hatten, baten sie die ganze Nacht flehentlich, es moͤchte die Sicherheit des Friedens ihnen von neuem zu- gestanden werden, damit sie bey ihrem Ausziehen aus dem Schloß das Leben er- hielten. Der Bischof samt dem Herzog und allem Volke hatte mit ihnen Mit- leiden, und schickte ihnen daher die Fahne des heiligen Kreuzes ins Schloß . Diesem glaͤubten sie also, und sagten zu, sie wolten nachher nie das Sacrament der heiligen Taufe beschimpfen. Sie zogen auch vom Schlosse mit Weib und Kind aus, und jeder ging nach seinem Dorfe heim. Die Armee aber begab sich hierauf auf die Burg, erbeutete alles Geld, Vorrath, Pferde und Vieh. Die Liven und Letten liessen nichts liegen, sondern hiessen alles mit sich gehen, steckten hier- auf das Schloß in Brand, und kehrten mit aller Beute nach Liefland, wobey sie GOtt Dank brachten fuͤr die verhaͤngte Rache uͤber ein ungerathnes Volk, das seiner Zusage vergessen, den Christlichen Glauben von sich gestossen, die Gnade der Taufe verlachet, und kein Bedenken getragen sich mit den teuflischen Gebraͤuchen der Heiden wieder zu beflecken. Ericius, (ein Sturmigel) ist an dieser Stelle eine Kriegesmaschine, die ein Jgel hieß, weil sie wie das Thier dieses Namens allenthalben voller Spitzen und Stacheln war. Das Wort, so in diesem Verstande schon bey den Roͤmern uͤblich gewesen, komt wieder vor beym Jahre 1223 n. 5. P p 2 p ) Das Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 Das deutsche Wort bedeutet ein aus dem Hause oder der Mauer hervorragendes Ge- taͤfele, wie ein Bolwerk. Das Wort Planca ist ebenfals nicht besser Lateinisch. Wir brauchen es doch aber mit den Franzosen, um eine Reihe aufrechts gestelter Breter auszudruͤcken. Signum sanctæ crucis war eine Fahne, auf der die Figur eines Kreuzes stand. §. 9. Wie die Rigischen mit dem Bischof, und dem Herzog von Sachsen aus Semgallien zuruͤckkamen, so erinnerten sie sich alles Ungluͤcks, was die von Harrien und Oesel der Kirche in Liefland oftmals zugefuͤget, und ruheten zwey Wochen aus, so wol sie, als ihre Pferde. Sie boten eine starke Armee von Liven, Letten und Deutschen auf, die den Herzog Albert von Sachsen zum Obersten, den Ordensmeister Volquin mit seinen Schwerdtbruͤdern , und Dietrichen des Bischofs Bruder, mit den uͤbrigen Maͤnnern der Kirche bey sich hatten. Diese versamleten sich nahe bey Saccala, wo der Ort der Unterredung und des Gebets fuͤr die Armee war, und ruͤckten nachdem sie daselbst hohe Messe gehalten, an die Pala, liessen die von Saccala und Ungannien, ingleichen auch von Gerwen zusammen berufen, lasen sich aus ihnen Wegweiser aus, und vertheilten die ganze Armee in drey Schwadronen. Nach geworfenem Lose erhiel- ten die Liven den Weg zur linken Hand. Die Esthen bekamen durchs Loos den Weg zur rechten. Die Deutschen aber samt den Letten nahmen nach ge- woͤhnlicher Manier fuͤr sich die mittlere Strasse. Als wir nun fruͤhe vor Tage auf- brachen, nahmen wir den mittlern Weg nach Nurmegunde, und als die Sonne eben aufgegangen, ging auch vor unserm Augen ein starkes Feuer und ein dicker Rauch in Gerwischen auf. Es waren aber die von Gerwen von der Lief- laͤndischen Kirche schon oft unterwuͤrfig gemacht worden, hatten ihre Kinder auch in Liefland zu Geisseln, und waren fertig so wol ihren Schoß jaͤhrlich zu erlegen, als die Taufe anzunehmen. Hierauf brachten die Oeseler ein maͤchtig Heer zu- sammen, und erforschten durch Loos den Willen ihrer Goͤtter, ob sie nemlich mit den Daͤnen in Revel eins wagen, oder in die Provinz Gerwen einruͤcken sol- ten. Das Loos fiel aber uͤber die von Gerwen. Und GOtt schickte sie eben den Tag dahin, als wir kamen. Sie vertheilten also ihre Armee denselben Morgen auf allen Doͤrfern, pluͤnderten und sengten darinne, davon einige der Unseren die Flammen und den Rauch sahen, nemlich der Herzog Albert mit seinen Rittern, und der Ordensmeister Volquin mit seinen Bruͤdern. Diese legten gleich ihre Ruͤstung an, und zogen den Feinden nach Gerwen entgegen. Wie sie nun alle Doͤrfer angesteckt und gepluͤndert fanden, eilten sie desto mehr hinter ihnen her, und begegneten etlichen von Gerwen, die durch die Flucht den Feinden entgangen waren. Und jeder von ihnen berichtete dieses Ungluͤck und sprach: Die Oeseler schlugen unser Land mit einer alzuschweren Plage, und ich bin allein entrunnen, daß ichs euch ansage. Da wir nun die Feinde des Christlichen Namens nennen hoͤrten, gingen wir gleich auf sie los, und nach neun Uhr ertapten wir viere von den Feinden, die eben ein Dorf einaͤscherten; Als wir diese nieder- gehauen, und die Pferde weggenommen, eilten wir hinter andern her, und bega- ben uns mit den Letten, so zum Nachsetzen am leichtesten waren, an ein Dorf, Carethen genant, wo ihre Maja, das ist, ihre Versamlung gewesen war. Nach Annaͤherung an dasselbe, erblickten wir so gleich ihren ganzen Schwarm gegen uns im Anzuge aufs Feld, mit uns zu schlagen. Sie schrien mit starker Stimme, klapperten mit ihren Schildern, und gingen auf uns zu; Auch die, so im Dorfe nachgeblieben, folgten ihren Kameraden. Wie sie nun der Unsrigen wenige Mann- schaft ansichtig wurden, liefen sie zu, und warfen ihre Lanzen auf uns, es mach- ten auch die Letten, und diejenigen, so bey uns zum ersten gekommen, deren aber noch sehr wenig waren, ein Geschrey, liefen gleichfals auf sie zu, und warfen ihre Lanzen auf dieselben. Unser Weg war sehr enge wegen des zusammengebackenen Schnees, von 1218 bis 1219. Schnees, und einer muste hinter dem andern hergehen. Daher waren auch die 1218 Deutschen, so weit von ferne im Ruͤcken folgten, noch nicht angekommen, und uns voͤrdersten fiel ihr Aussenbleiben beschwerlich. Doch vertrauten wir dem HErrn, und stelten die Letten zur Linken. Die Deutschen aber marschirten alle auf der Landstrasse, und postirten sich zur Rechten. Wie wir aber die Standarte der Or- densbruͤder ankommen und dabey den Herzog Albert mit seiner grossen Fahne nach- folgen sahen; wurden wir nicht wenig erfreuet. Der Herzog erblickte unsre we- nige Anzahl und jener ihre Menge, und fragte: Sind sie denn Feinde Christi? Und einer antwortete mit Ja. Hierauf sprach der Herzog: So last uns im Namen des HErrn drauf los gehen. Und gleich ruͤckten wir mit den Bruͤ- dern der Ritterschaft, in Begleitung der Deutschen und Esthen an sie an, bra- chen mitten in sie ein, und metzelten zur Rechten und Linken, daß sie von allen Seiten fielen, wie Heu zur Erde faͤlt vor dem Maͤher. Wir schlugen selbige bis ans Dorf, setzten den Fluͤchtlingen durch Gassen und Haͤuser nach, zogen sie heraus, und machten sie nieder. Die auf die Daͤcher gestiegen, und sich uͤber den Holzhau- fen wehrten, rissen wir herunter, brachten alle mit der Schaͤrfe des Schwerdts um, und wolten keines von ihnen schonen. Es sprungen auch die Gerwischen Wei- ber hervor, so von den Oeselern gefangen waren, die schlugen mit eigner Hand und dicken Pruͤgeln auf die schon vorher geklopften Oeseler zu, und sagten dabey: Es schlage dich der Christen GOtt! Die Deutschen jagten sie aus dem Dorfe aufs Feld, schlugen sie aufm Felde bis an ihre See, und besudel- ten ihren geheiligten Wald mit dem Blut ihrer Erschlagenen. Die Letten aber streiften ums Dorf herum, begegneten einigen Fluͤchtlingen, zerstreueten sie hin und wieder, machten sie todt, raubten ihre Pferde, und zogen mit ihrer Beute davon. Nach ihrer Zuruͤckkunft auf das Schlachtfeld, bekamen sie Pferde, Klei- der und viele Beute. Die Gefangenen aber mit Weibern und Kindern stelten sie denen von Gerwen wieder zu. Doch die Pferde und andre uͤbrige Beute theil- ten die Deutschen und Letten in gleiche Theile unter sich, und lobten den HErrn, der einen so herrlichen Sieg durch die Hand weniger verschaffet. Es lagen aber auf der Wahlstat bey fuͤnfhundert Mann, und mehrere waren aufm Felde, den Stras- sen und anderwerts umgekommen. Von unsern blieben zwey Deutsche und zwey Letten; des Rußins Bruder, und Drunwalds Bruder von Astigerwe. Von Deutschen, der eine Graf aus der Familie des Bischofs , und ein Ritter des Herzogs; deren Gedaͤchtniß im Segen bleiben, und ihre Seelen in Christo ruhen muͤssen. Die Liven aber, die zur Linken einen andern Weg genommen, und die Esthen, so zur Rechten abgebeuget, waren nicht zum Treffen gekommen und erhielten folglich auch bey Theilung der Beute ihr Antheil nicht; sondern sie waren die Nacht durch gerades Weges nach Harrien gegangen, wo sie mit fruͤhem Morgen ihre Armee auf allen Doͤrfern ausbreiteten, die Maͤnner todtschlugen, die Weiber gefangen nahmen, und viele Beute aufbrachten. Die Deutschen und Letten folgten ihnen aufm Fusse nach, veruͤbten Tages darauf gleichen Scha- den, und verlegten ihr Hauptquartier in das Dorf Lone, so mitten im Lande lie- get. Die Liven aber nahmen ihren Sammelplaz anderer Orten, und die Sac- calaner lagerten sich bey Revel. Doch diese uͤberschritten den Befehl ihrer Lan- desaͤltesten, und pluͤnderten die Provinz Revel aus, so das Joch der Daͤnen schon uͤbernommen hatte. Die von Warbol aber schickten zu uns, liessen um Friede bitten, und zugleich ersuchen, wir moͤchten aus ihren Grenzen gehen. Der Ordensmeister Volquin hingegen erwiederte: Wenn ihr mit uns Einen GOtt ehren, euch taufen lassen, und eure Kinder zu Geisseln geben wollet; so wol- len wir mit euch einen ewigen Frieden machen. Dieser Vertrag gefiel denen von Warbol, und sie lieferten Geisseln. Das ist die einzige Stelle, wo die Bruͤder von der Ritterschaft Christi Gladiferi (Schwerdttraͤger) heissen, Ensiferi nirgends. Von Schurzfleischens Tractaͤtchen, das er Historia Ensiferorum (die Geschichte der Schwerdtbruͤder) betitelt, haben wir andres Q q Orts Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 Orts unsre Gedanken eroͤfnet. Man muß den Kopf daran abhauen, wie an den mei- sten historischen Buͤchern, wenn man den Leib nutzen wil. Denn die voͤrdersten Nach- richten darinnen sind fast meist besudelt und aus dem Kothe gezogen. Dieser junge Graf wird auch n. 7 einer aus der Familie des Bischofs genant, nicht daß er des Bischofs Befreundter oder Anverwandter gewesen; sondern weil er unter dem Bischof Kriegesdienste gethan. Denn wie bey den Roͤmern das Wort Familia eine Menge Knechte bedeutet; §. 2. I. de his, qui sui vel alien. iur. also heissen nach der Schreibart der mitlern Zeiten Leute aus Fuͤrstlicher, Bischoͤflicher und Herren Familie solche, die Leibeigen seyn, Bedienungen haben, oder in gewissem Lohn und Brode ste- hen. Dergleichen der Bischof genung in Liefland gehalten. Daher lesen wir, daß die Familie des Bischofs, oder die Maͤnner des Bischofs in den Feldzuͤgen manchmal eine besondre Compagnie ausgemacht haben. Die Unwissenheit einer so gar gemeinen Sa- che hat einen unserer Landsleute zu einem heßlichen Schnitzer verleitet. Er hatte nemlich ein Privilegium von Heinrich dem Loͤwen vor sich, welches dieser den Knechten Got- „tes zu Catlenburg ertheilet, „daß, wer da nur aus der Familie selbiger Kirche Be- „lieben haͤtte, derjenige solte durch ein rechtmaͤßiges Eheband in unsre ( Luneburgische ) „Familie ohne einigen Widerspruch aufgenommen werden: und wem es Wechselsweise „aus unserer Familie anstehen wuͤrde, solle mit gleicher Bedingung in die Familie be- „sagter Kirche heirathen koͤnnen.„ Der gute Mann hatte aber vergessen, daß die Moͤnche wegen des Geluͤbdes der Keuschheit den Ehelosen Stand beobachten muͤssen, und preiset seine Landesleute daher gluͤcklich, daß sie zu einer so vornehmen Heirath, aus dem Welfischen Hause nemlich, haben gelangen koͤnnen. O wie schwer ists hier, sich des Satirenschreibens zuenthalten. Und doch, wenn man solche Leute bey dergleichen Versehen erinnert, so beissen sie nicht nur die Zaͤhne zusammen und ruͤmpfen die Nase, sondern wenden auch alle Kuͤnste an es zu rechtfertigen. Also spielen sie oͤffentlich eine Komoͤdie, die noch schlimmer ist, als die vorige, und groͤber herauskomt, als die aͤrgsten Bauerstreiche. Das Kirchspiel Warbol wird noch heutiges Tages zur Seekante, oder zum Strand- wyck, so auf Esthnisch Loͤnema heisset, gerechnet. Die Esthen nennen es Warb- lakabbel, die Deutschen Werpel. Es gehoͤren dazu die Hoͤfe Warbla, Sau- leppe und Waiste. §. 10. Es schickten auch unsere Ritter ihre Boten zu dem Erzbischof, dem Hochwuͤr- digen Herrn Andreas, und an andre Bischoͤfe der Daͤnen, und an die Maͤn- ner des Koͤnigs, so auf dem Revelschen Schlosse waren. Diese fertigten gleich des Koͤnigs Maͤnner an uns ab, dankten GOtt und uns wegen diesem Angrif der Heiden, so wol derer von Oesel, als aus Harrien, und fuͤgten hinzu, ganz Esthland gehoͤre dem Koͤnig von Daͤnnemark, weil es ihm von dem Lief- laͤndischen Bischoͤfen abgetreten worden. Sie ersuchten dabey, die Geisseln derer von Warbol moͤchten ihnen eingehaͤndiget werden. Der Ordensmeister Volquin aber bezog sich standhaft darauf, daß er von der Verschenkung Esth- lands an den Koͤnig von Daͤnnemark nichts wisse, erzaͤhlte dabey, vor dem Herzog von Sachsen und vor allen, die mit jenen hier sich versamlet hatten, daß ganz Esthland unter der Fahne der heiligen Jungfrau von den Rigi- schen zum Christlichen Glauben gebracht sey, ausser die einige Provinz Revel und die Jnsel Oesel. Er fuͤgte weiter hinzu: Wir stellen gegenwaͤrtig die Geisseln der Provinz Harrien zwar ihren Vaͤtern wieder zu, und wollen darunter gerne dem Koͤnig von Daͤnnemark Ehre anthun, doch mit der Bedingung, so ferne denen von Riga hieraus nichts nachtheiliges zuwaͤchst. Daher liessen wir die Geisseln desselben Landes da bleiben, und kehrten mit unserer Beute nach Liefland. Die Beute der Liven aber betrug was ansehnliches. Sie besetzten die Hoͤlen derer von Harrien unter der Erden, wohin sie sich immer zu retiriren pflegten, machten vor die Oefnungen Rauch und Feuer, schmauchten sie Tag und Nacht, und erdaͤmpften alle, so wol Maͤnner als Weiber. Sie zerreten einige schon odemlos, andere halb- etliche ganz todt aus den Kellern her- vor, machten ihnen das Garaus, nahmen andre gefangen, und holten ihr Ver- moͤgen, von 1218 bis 1219. moͤgen, Geld, Kleider und viele Beute mit sich. Der todtgeschmauchten aber 1218 beyderley Geschlechts aus allen Loͤchern waren bey nahe tausend Seelen. Hier- auf begaben sich die Liven mit den Deutschen zuruͤck, und priesen GOTT, daß er auch die hoffaͤrtigen Herzen derer von Harrien gedemuͤthiget den Christ- lichen Glauben anzunehmen. Bey diesem Kriege geschicht des Herzogs von Sachsen zum letzten mal Erwehnung. Daher schliesse ich, er sey nach volbrachtem Jahre seiner Walfahrt wieder in sein Va- terland gegangen. Nach seiner Ankunft in Deutschland hielt er sich 1220 zu Erfurt am Hofe Kaiser Friedrichs II auf. Denn in einem Freyheitsbriefe, den er damals der Lausenitzischen Kirche im Pleißnerlande gegeben, werden folgende als unter- schriebene Zeugen gelesen bey Schiltern de Inuestitura simultanea c. 4. §. 9: Heinrich, Graf von Anehalt, Albert, dessen Bruder, Herzog von Berneburch, Die Prinzen des Herzogs Bernhards. Worauf dis ziele, siehet jeder, der was wir oben gesagt in Erwegung gezogen. Anno 1222 bekam er Agneten zur Gemahlin, des glorreichen Leopolds, Herzogs von Oesterreich und Steiermark Prinzeßin. Denn so hat das Chronicon Mellicense Des Herzog Alberts von Sachsen er- ste Heirath ums Jahr 1222: „ Albert, Herzog von Sachsen, nahm des Herzogs von Oesterreich „und Steiermark Prinzeßin, Namens Agnete, zur Gemahlin.„ Und das Chron. Austral. bey Freber. Script. Germ, tom. 1 p. 452: „Anno 1222 war ein grosses Fest zu „ Wien, so der Herzog Leopold gab, dessen Prinzeßin Tochter mit einem Saͤchsi- „schen Herzog ehelich getrauet ward.„ Das Todtenregister vom Kloster Neuburg bey Petz Script. Austr. tom. 1 p. 494 hat auch nicht unrecht: „Den 28 August. starb „ Agnes, Herzogin von Sachsen, eine Tochter Leopolds, Herzogs von Oester- reich. „ Durch diese Heirath hat Albert viele zu Schwaͤgern bekommen, nicht allein den letzten und sehr maͤchtigen Herzog von Oesterreich, Friedrichen, der seiner Ge- mahlin Bruder war; sondern auch des Kaiser Friedrichs II Prinz, den Koͤnig Hein- rich; den Landgrafen von Thuͤringen, Heinrich, so ebenfals nachher Koͤnig ward, und einen dritten Heinrich, Maggrafen zu Meissen und Landgrafen von Thuͤringen; als denen die uͤbrigen Schwestern seiner Gemahlin nach und nach vermaͤhlet worden. Siehe Hagens, Einikels und Eberndoͤrfers Oesterreichische Chronik bey Pez. tom. 1 p. 1065, tom. 2 p. 540 und p. 716. Albert hat mit Agneten nichts anders Zeugte vie Prinzeßin- nen. als Prinzeßinnen gezeuget. Darunter die erste Judith eine Gemahlin Erichs, des Prinzen Koͤnigs Waldemar II in Daͤnnemark geworden. Albert von Stade ums Jahr 1239: „ Abels Bruder, Erich der juͤngere, Koͤnig von Daͤnnemark, verlobte „sich mit der Prinzeßin des Herzogs Albert von Anehalt am Tage Dionysius. „ Er nennet ihn Herzog von Anehalt, weil viel Scribenten, ja selbft die Paͤbste, die Wel- fischen Fuͤrsten noch immer Herzoge von Sachsen titulirten. Der Name Judith komt vor in histor. gent. Dan. bey Lindenbrog p. 273 und in der Fortsetzung des Saxo Grammaticus bey Herrn Benzels Monum. Sueo-Goth. part. 5 p. 147 mit diesen Worten: „Der Koͤnig Erich bekam die Jutta, eine Prinzeßin des Her- „zogs von Sachsen zur Gemahlin. Die andere, Elisabeth, fiel Johannes, einem „Erbprinz des Grafens Adolfs von Holstein anheim, den man, weil er zu Hamburg „sich unter die Franciscaner begeben, nur Bruder Adolph zu nennen pflegte.„ Alber- tus Stadensis ums Jahr 1241: „Der Graf Johann, des Bruder Adolfs Sohn, „ward den 10 Novembr. in Hamborch mit grossem Frolocken der Geistlichkeit und „des Volks aufgenommen, dem man auch zu gleicher Zeit die damals noch gar kleine „Prinzeßin des Herzogs von Sachsen zur Ehe versprach.„ Den Namen Elisabeth hat das Chron. Slau. bey Lindenbrog p. 277, und den Namen Adolpheis hat Meibom c. 13. Daher irret Lambec. Orig. Hamburg. l. 1. n. 176. 177, da er sie zu einer Prinzeßin Alberts II macht. Die dritte, Mathildis, war erst an den Otto, des Otto Puer Erbprinz; hernach an den Kaiser Fridrich II versprochen, wegen der Drohworte des Pabstes aber nicht heimgeholet worden. Eine Handschrift des Al- bert von Staden auf der Helmstaͤdrschen Bibliothek ums Jahr 1247 meldet bey der 220 Seite nach des Reineccius Ausgabe nach den Worten, est electus, dieses: „Kurz „vorher ward eine Prinzeßin des Herzogs von Sachsen dem ehmaligen Kaiser Frie- „drich zugeschickt, mit der er sich verlobet hatte. Diese hatte sich ein wenig vorher „ Otto, des Herzogs von Braunschweig Prinz, versprechen lassen, der aber bald nach- her gestorben.„ Die paͤbstliche Bulle, darinne der Pabst entgegen ist, und diese Ver- Q q 2 maͤhlung Geschichte des dritten Bischof Alberts, ein und zwanzigstes Jahr, 1218 maͤhlung bestreitet, findet man bey Raynalden ums Jahr 1247 n. 8. Der Name Mathildis ist in Alberts Billingischer Geschlechtstafel p. 277. Das ist vielleicht die, so nachher der Schwerinische Graf Helmold zur Ehe hatte, den der Prinz Jo- hannes 1274 in einem geschriebenen Diploma seiner Schwester Mann nennet. Und weil Albert II Anno 1292 den Burggrafen von Nuͤrnberg, Friedrichen, auch sei- nen Schwestermann in einem geschriebenen Diploma heisset, so war seine Gemah- lin Helene ebenfals eine Prinzeßin Alberts des I, aber von der andern Ehe, wie der Name zu bedeuten, scheinet. Nun ist die 4te oder 5te noch uͤbrig Elisabeth, Graͤfin von Brenne. Von welcher Eccards geneal. Saxon. p. 89 handelt. Vielleicht aber war sie eine Witwe des Grafen Johannes von Holstein, weil ich das Jahr ihres Todes in den Holsteinischen Scribenten nicht bemerket finde. Es koͤnte es aber ein an- derer einmal finden, der gluͤcklicher ist, als ich. Die Mutter Agnes ging schon 1238 mit Tode ab. Doch ich muß hier von Alberts Familie mich ab, und zu den oͤffent- lichen Angelegenheiten dieses tapfern Fuͤrsten wenden. Denn weil ihm das Stillesitzen unertraͤglich war, so ging er nicht lange nach volzognem Beylager nach Jtalien zum Kai- ser Friedrieh dem II in die Campagne, wo er in dem naͤchstfolgenden Jahre fast unter allen kaiserlichen Briefschaften unterschrieben stehet: A. Herzog zu Sachsen. Als 1225 der Landgraf von Thuͤringen, Ludwig der Heilige, in Vormundssachen des Meißnischen Marggraf Heinrichs, seines Schwestersohns, an den Kaiser sich wen- den wolte; so traf er den Kaiser, und dessen Armee wie auch unsern Albert zu Ra- venna an. Der Landgraf hatte seinen Kapelan Bertold zum Reisegefaͤhrten bey sich, der seines Herrn Leben beschrieben: daraus die Reinersbornischen Moͤnche das wich- tigste Stuͤck in ihre Jahrbuͤcher eingetragen, die noch nicht recht voͤllig im Drucke liegen. Darinne wird genau erzaͤhlet, wie der Kaiser mit der Armee von Ravenna nach Pla- cenz aufgebrochen, und was er vor Beschwerlichkeiten ausgestanden, als er das For- lische, Bolognesische, Modenesische, Rezzische und Parmesanische paßiret. Darzwischen wird namentlich erwehnet, was dem Herzog zu Sachsen begegnet sey, „mit diesen Worten. „Der Kaiser zog von Modena weg, und in Reggio ein, blieb „auch dieselbe Nacht da bis an fruͤhen Morgen. Wie der Tag aber anbrach, machte „sich der Kaiser mit seiner ganzen Armee wieder aus derselben Stadt weg. Einer von „den Buͤrgern der Stadt aber, bey dem der Herzog von Sachsen im Quartiere lag, „fing mitten in der Nacht an mit dem Herzoge und seinen Leuten sich zu uͤberwerfen, und „der Herzog konte nichts dagegen thun. Wie nun beyde Parteien auf einander losgin- „gen, so wurden 2 Bediente des Herzogs hart verwundet, und liessen den Streit also „nach. Die Buͤrger aber jagten dieser Beleidigung halber des Kaisers Vieh, das er „bey der Armee zum taͤglichen Unterhalt hertreiben ließ, von ihrer Weide, und wolten „die Jungen, welche die Heerde trieben, todtschlagen. Nachdem der Kaiser solches „vernommen, ging er eiligst zuruͤcke, und zog in die beruͤhmte Stadt Parma. „ Da Albert be- komt Lanen- burg, Ratze- burg und das Obereigen- thum uͤber Nordalbin- gien. unterdessen es mit den Daͤnen in Hollstein zur Neige ging, weil ihr Koͤnig Walde- mar und dessen Prinz gleiches Namens gefangen worden; so kam er auf Antrag der Feinde des Koͤnigs unverzuͤglich herbey, nahm Lauenburg und Ratzeburg weg, ge- wann das Treffen bey Bornhoveden Anno 1227, und erhielt zugleich, mit Genehm- haltung seiner Alliirten, die Herrschaft uͤber ganz Nordalbingien. Jch wil von die- ser Schlacht was hersetzen aus Contin. Saxonis Grammatici l. c. was mich nicht erin- nere, sonst wo gelesen zu haben: „Der Koͤnig ( Waldemar ) selbst hatte ein Auge ver- „loren und war so getroffen, daß er ganz ohne Gefuͤhl lag. Er wuͤrde auch wieder ge- „fangen oder getoͤdtet worden seyn, wenn nicht ein deutscher Ritter ihn quer uͤber vor „sich auf sein Pferd geleget, und ihn durch heimliche Wege nach Riel gebracht. Denn Luͤbek hatte schon vor der Schlacht sich in Freyheit gesetzt. Nachdem aber Graf Adolf die grosvaͤterlichen Laͤnder wieder bekam, so erkante er Alberten fuͤr seinen Herrn und unterwarf sich ihm als Vasal. Das ist daraus zu erweisen, daß in denen hernach ausgegangenen Patenten ausser dem herzoglichen Titel von Sachsen, Engern und Westphalen, der Name eines Herrn uͤber Nordalbingien vorgeschrieben stehet. Wie dergleichen bey Pfeffinger. jun. hist. Brunsuic. tom. 2. p. 364 vorhanden. Jn des Herrn Staphorst. hist. eccles. Hamburg. tom. 2. p. 21. wird einer Bulle gedacht vom Albert, Herzog von Sachsen, Engern und Westphalen, auch Herrn uͤber Nordalbingien, darinne er den Hochgebornen (illustrem) Grafen von Hollstein seinen Vasallen nennet, die Anno 1237 datiret ist. Und Anno 1232 hat unser Albert ein Privilegium von Graf Adolfen bestaͤtiget, so dem Kloster Preze ertheilet worden, und nicht eher gelten solte, als bis des Kaisers und Herzogs Alberts Einwilligung da- zu kaͤme bey Moller. hist. Cimbr. part. 4 p. 392 p. 397 §. 8. Es koͤnten dergleichen Jnstru- von 1218 bis 1219. Jnstrumente noch mehr angefuͤhret werden. Aber das ist jetzo unsere Absicht nicht. Als 1218 Besorget, Ot- to von Luͤ- neburg moͤch- te in Frie- drichs II Stelle erwaͤh- let werden. 1228 der Pabst Gregorius der IX den Kaiser Friedrich II in Bann gethan, und er sich gleich drauf nach einem andern Fuͤrsten umsahe, der die Kaiserkrone annehmen wol- te; so uͤberfiel Alberten recht ein Schauer, bevoraus, da der Cardinal de carcere Tul- liano, Otto, des Apostolischen Stuhls Gesandter, nachdem er den norwegischen Koͤnig Haquin vergeblich aufgehetzet, nach Sachsen kam, und daruͤber des Otto, Herzogs von Lunimburg, Rath vernehmen wolte. Gottfried von Coͤln ums Jahr 1228: „Denn ob dieser gleich es abschlug, wider den Kaiser etwas zu wagen; „welches ihm nachher im herzoglichen Diploma Anno 1235 als ein Verdienst angerechnet „worden; nichtsdestoweniger als eben dieser Gesandte einen Reichstag zu Wuͤrzburg „aufs Jahr 1231 ausgeschrieben; gab Albert mit seinem Bruder sich alle Muͤhe, diese „Zusammenkunft zu verhindern, weil er befurchte, es moͤchte Otto Koͤnig werden.‟ Alberic. ums Jahr 1241 p. 577. Es ist noch ein Brief uͤbrig, der damals an die Erz- bischoͤfe und Bischoͤfe abgefertiget worden, in welchem er sie von der Reichstagsversam- lung abschrecket, unter dem Vorwand der Kirchenfreyheit, bey Alberic. p. 539. Als die- ses Wetter sich geleget, so fing er an, dem Koͤnig Heinrich genauer anzuhaͤngen, dessen Briefschaften er als Zeuge fast alle unterschrieben; auch eine, wie der Prinz die vaͤter- liche Ordre uͤberschritten, sonderlich Anno 1234. Siehe Gottfrieden von Coͤln um dieses Jahr. Wie die Ausfoͤhnung mit Otto erfolgte, und es mit den Affairen Frie- drichs in Deutschland nicht zum besten aussahe; so dachte er auf seine andere Heirath, Heirathet die- ses Otto Prinzeßin. und erwaͤhlte sich Helenen, dieses Otto Prinzeßin Tochter, welche an Hermann den juͤngern, Landgrafen von Thuͤringen, der Anno 1241 starb, vermaͤhlet gewesen. Welche Vermaͤhlung ihm hauptsaͤchlich damals lieb war, als der Koͤnig Wilhelm der Helene Schwester, Elisabeth, heirathete, und er selbst ein Vater zweyer Soͤhne wurde, Johannis und Alberts, da er schon zur Fortpflanzung seines Geschlechts alle Hofnung fahren lassen, und sich einen Nachfolger suchte, wenn er ohne maͤnnliche Erben absterben solte, nicht in seines Bruders Familie, sondern unter seinen Brandenburgischen Wolte nicht die Anbalti- sche Linie, sondern die Marggrafen von Bran- denburg zu Erben haben. Nebenverwandten. Denn diese waren seine Mithelfer in der Eroberung von Nord- albingien und Lauenburg, nicht aber das Geschlechte seines Bruders Heinrichs. Der Koͤnig Wilhelm that es ihm zu Gefallen, und setzte in einer daruͤber ausgefertigten Acte die Marggrafen zu Erben von diesem Albert ein, zu Braunschweig Anno 1252. Wir wollen es im Anhang der Urkunden mittheilen. Seine uͤbrige Lebenszeit brachte er in Ruhe zu, ausser daß die Holsteinischen Bischoͤfe ihm den Gehorsam versagten, bis ums Jahr 1260, da er den Weg aller Welt ging. Dis mag dem neuen Stifter des Herzogthums Sachsen zu Gefallen seyn, als einem Fuͤrsten, der so weit zu loben ist, als man Tugend, Weisheit, Grosmuth und edle Gemuͤthseigenschaften darunter verste- hen kan: er wird aber doch fast unbekant in der langen Nacht des Todes begraben liegen; Weil kein Homerus ihn der Nachwelt kund gemacht. §. 11. Eben selbiges Jahr, nachdem der Hochwuͤrdige Bischofuͤber Esthland, Die- trich, der in Revel durch das Schwerdt der Gottlosen erwuͤrget ward, und un- serer Hofnung nach in die Gemeinschaft der Maͤrtyrer uͤbergegangen, setzte der Bi- schof von Liefland, Albert, seinen Bruder Hermann an dessen Stelle, den nicht weniger Hochwuͤrdigen Abt zu St. Paul bey Bremen . Dieser schickte daher durch Curland nach Samland in Preussen und nach Deutschland Abgeordnete, die diese Veraͤnderung kund machten. Er zog auch hierauf in eige- ner Person zu dem Erzbischof von Magdeburg, und ließ sich zum Bischof uͤber Esthland weihen. Wie der Koͤnig von Daͤnnemark das zu hoͤren bekam, hin- tertrieb er dessen Ruͤckreise nach Liefland etliche Jahre. Hieruͤber besprach der Bi- schof den Koͤnig selbst, und verlangte das Bisthum von ihm anzunehmen, versprach auch hinwieder, dafuͤr ihm getreulich anzuhangen. Man sehe hier den vierten Bruder des Bischof Alberts, Hermannen, Abten zu St. Paul in Bremen, Benedictiner ordens. Von der Stiftung dieses Klosters und des- sen erstem Abte, Berthold, kan Mushard nachgeschlagen werden de nobilit. Bre- mens. p. 41 seq. Aus dieser Quelle ist vielleicht der Jrthum hergeflossen, daß man vorgibt, Berthold, der andere Lieflaͤndische Bischof, sey in diesem Kloster Abt ge- wesen. Uebrigens scheinet es, als sey diese Einsetzung gleichsam geschehen, um den Lan- desbesitz zu erhalten, oder wenigstens ihm ein Ehrenamt aufzutragen. Denn die Daͤ- R r nen Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwey und zwanzigstes Jahr, 1218 nen hatten Wesselinen zum Bischof von Esthland gemacht n. 2. Albert von Sta- de ums Jahr 1218 stimt mit unserm Verfasser uͤberein, wenn er spricht: „Jn die Stelle „des von den Heiden erschlagenen Bischof Dietrichs ward Hermann, Abt zu St. „ Paul in Bremen, in das Bischofthum Leal eingesetzet.„ Er sagt richtig Leal. Denn man beliebte almaͤlig jeder Provinz in Esthland einen besondern Bischof zu geben. Damit nun Albert den Daͤnen nicht zu nahe traͤte, die Revel inne hatten; so uͤber- trug er seinem Bruder die Strandwyk, darinne Leal lag. Hier gibt uns Albericus Licht, von dem ichs nicht gehoffet hatte, obgleich an der unrechten Stelle. Denn beym Jahr 1215 p. 486 heist es so, welches, weil es falsch gedruckt, ich aus einer pergamente- nen Handschrift abschreibe: „Jn den Gegenden von Liefland ist Herr Dietrich, der „erste Bischof von Esthland, zum Maͤrtyrer geworden.„ Wenn man nemlich den Fulco ausnimt, der zur Zeit des Pabst Alexanders III ums Jahr 1179 nach Esth- land entweder geschickt oder bestimmet gewesen; der doch gewiß den Titel davon bekom- men. „Auf diesen folgten 2: Magister Herrmann, erster Bischof von Ogonie; bey unserm Verfasser Ungannien, das ist in Doͤrpt. Denn wir werden nachher se- hen, daß es von Leal nach Doͤrpt verleget worden: „und Gottfried, Prior von der „Pforte, Bischof uͤber die Wyk und die Jnsel Oesel; weil er in Hermanns von „ Leal Stelle kam. Nachdem wurden 2 hinzugethan: vielmehr zugleich verbunden: „nemlich Wescelo, bey unserm Auctor Wesselinus: Bischof uͤber Revel, und einer „aus Daͤnnemark, Ostrad, Bischof von Wierland. „ Alwo zu merken, daß der Revelsche und Wierlaͤndische unter dem Erzbischof von Lunden gestanden, weil sie von den Daͤnen eingesetzet wurden. Siehe ums Jahr 1219 n. 2 am Ende. Wes- selin in Revel hatte zum Nachfolger Torchillen, und unter den Wirlaͤndischen Bischoͤfen, die auf Ostraden gefolget, kenne ich einen Dietrich, der zu Minden und Hildesheim gelebet, und dessen Testament ich gesehen habe. Weil es aber in die Jah- re gehoͤret, die unser Schriftsteller nicht beruͤhret, so wil ich hier keine Ausschwei- fung machen. Des Bischof Alberts zwey und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1219 bis 1220. §. 1. 1219 D es Bischofs zwey und zwanzigstes Jahr trat nun ein, und Liefland hatte nur ein wenig Frieden. Der Bischof war besorgt, Prediger nach Esthland zu schicken, auf welche bey allen Kirchen sehr nothwen- dige Sache er allezeit mit grosser Emsigkeit gesehen . Er sandte dem- nach den Priester Alobrand und Ludewigen nach Saccala. Diese tauften viele von Gerwen und andern Provinzen, und kehrten wieder nach Liefland. Der Bischof fertigte auch seine Boten nach Rußland ab, und unterredete sich mit denen von Nogarden ganz friedfertig. Jnzwischen ließ ers auch nicht anstehen, andre Priester nach Esthland zu schicken. Unter welchen der erste Peter Ka- kenwald von Vinland war, und Heinrich, ein Priester der Letten von Ymera, die zusammen nach Esthland gingen, und das schon vorher getaufte Unganien durchzogen, bis sie bey Tarbeten an den Fluß kamen, so der Mutterbach heist. Sie fingen von diesem Strom an, den Samen christlicher Lehre auszustreuen, und besprengten die herumliegenden Doͤrfer mit dem heiligen Bade der Wiedergeburt. Und da sie in Lonecotte, wie auch auf andern Doͤrfern das Sacrament der heili- gen Taufe verrichtet, zogen sie fort nach Sadegerwe Sadejerwe ein zum Kirchspiel Eeks im Doͤrptischen Kreise gehoͤriges adliches Gut, so den Frey- herrn von Wrangeln zustehet, an einer stehenden See gleiches Namens, die ein und eine halbe Mei- le lang und einigen Orten auch wol so breit ist. , riefen die Leute zusam- men, und tauften ihrer da ungefaͤhr drey hundert. Sie gingen hernach in andern Doͤrfern herum, und machtens eben so. Sie kamen auch nach Wayga und Syembe, von 1219 bis 1220. Syembe, theilten an den Oertern dieses Landes eben dieses Sacrament aus, 1219 und tauften alle; endlich versamleten sie die Leute in Riole, so ihre letzte Burg war, und lehrten sie die Lehre des Evangelii. Nachdem sie daselbst bey fuͤnf hundert von beyderley Geschlechte durcheinander getauft hatten, begaben sie sich nach Wirland. Es nahmen sie auch die Wirlaͤnder von der ersten Provinz auf, so Pudymen genant wird, und es wurden von ihnen fast alle vierzehn Doͤrfer getauft, zugleich mit ihrem Landesaͤltesten Tabellin, so nachher von den Daͤnen gehenket worden, weil er die Taufe der Rigischen angenommen, und seinen Sohn an die Bruͤder der Ritterschaft zur Geissel gegeben. Die uͤbrigen Wirlaͤnder aber aus den andern Provinzen, getraueten sich wegen Bedrohungen der Daͤnen nicht, die Rigischen Priester anzunehmen, und riefen also die Daͤ- nen als ihre Nachbaren zu sich, von denen sie sich taufen liessen. Die Wir- laͤnder glaubten also, es sey nur Ein GOtt der Christen, der Daͤnen so wol als der Deutschen, Ein Glaube, und Eine Taufe, und weil sie meinten, es werde kein Aufsehen verursachen, nahmen sie die Taufe der Daͤnen als naͤchsten Nachbaren ohne Unterscheid an. Die Rigischen hingegen bezogen sich darauf, Wirland waͤre ihre, nemlich von ihren Leuten dem christlichen Glauben unter- worfen, und sandten vorbenante Priester hinuͤber, dasselbe zu taufen. Hier scheinet im Lateinischen etwas ausgelassen und zugleich geaͤndert zu seyn. Denn entweder muß man lesen: Cujus instantia plus quam sollicitudo omnium ecclesiarum illum semper detinuit, oder: Cujus instantia \& sollicitudo super omnium eccle- siarum, (sc. sollicitudinem,) illum detinuit. [Mit der wenigsten Aenderung ist in dieser Uebersetzung; cujus instantiæ soll. angenommen worden, daß instantia ecclesiarum, die noch fehlende Prediger sind.] §. 2. Die Daͤnen aber, so dieses ihnen benachbarte Land gerne zuvor wegfischen wolten, schickten ihre Priester dahin, gleichsam in eine fremde Erndte. Diese tauf- ten etliche Doͤrfer und sandten ihre Leute wieder auf andre, wohin sie nicht so gleich selbst kommen konten, liessen auf allen Doͤrfern grosse hoͤlzerne Kreuze ma- chen, schickten auch durch die Haͤnde der Bauren das Weihwasser herum, beorder- ten sie, Weiber und Kinder damit zu besprengen, und unternahmen sich solcher Gestalt den Priestern von Riga zuvorzukommen, faͤdelten es auch auf die Art ein, da- mit sie das Land der Gewalt des Koͤnigs in Daͤnnemark voraus unterwerfen moͤch- ten. (Gedachter) Peter und Heinrich merkten das Ding und gingen nach Ger- wen. Als sie daselbst in den voͤrdersten Doͤrfern viel Leute getauft, vernahmen sie, daß ein Daͤnischer Priester Wolther auch dahin gekommen. Darauf gin- gen sie ihm entgegen, und sagten, das Land stehe unter Botmaͤßigkeit der Rigi- schen, und behaupteten, daß dieser Weinberg durch die Fahne der heiligen Jung- frau Maria, unter vielem Eifer der Pilger und mit saurer Arbeit der Rigischen gepflanzet sey. Nachher begaben sie sich aufs Schloß der Daͤnen mit samt dem Prediger, und berichteten vor dem Hochwuͤrdigen Erzbischof von Lunden, An- dreas, ein gleiches. Der Erzbischof aber erwiederte, ganz Esthland, es moͤch- ten es die Rigischen erobert, oder noch nicht sich unterworfen haben, gehoͤre dem Koͤnig von Daͤnnemark; und waͤre ihm von den Rigischen Bischoͤfen, wegen seines Beystandes gegen die Esthen, abgetreten worden. Er schickte auch Ex- presse nach Riga, mit dem Verbot, sie solten die unreifen kleinen Trauben nicht ablesen, noch ihre Priester in die Winkel in Esthland zum predigen ausschicken. Der Hochwuͤrdige alte Bischof von Riga, Albert, schrieb ihm aber zuruͤck: Der Weinberg der Esthnischen Kirche sey schon viele Jahre vor der Daͤnen Zeit von seinen Leuten laͤngst angeleget, mit dem Blute vieler Deutschen und vie- lem Kriegesungemach bearbeitet worden, und seine Priester waͤren nicht in den Winkeln von Esthland, sondern mitten in Gerwen und Wirland, ja vor den Augen des Erzbischofs selbst erschienen. Auf dieses Schreiben ward der Koͤ- R r 2 nig Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwey und zwanzigstes Jahr, 1219 nig von Daͤnnemark gegen den Bischof von Riga etwas aufgebracht, doch ließ er ihn mit den Bruͤdern der Ritterschaft vor ihm zu erscheinen, berufen. Da dieser aber nicht erschien, sondern in dieser Angelegenheit nach Rom zum Pabste eilte, so fanden sich die Bruͤder der Ritterschaft, Rudolph von Wenden samt den uͤbrigen ein: Und der Koͤnig gab ihm Saccala und Ungannien, das die Rigischen schon laͤngst sich unterwuͤrfig gemacht und getauft hatten, mit den angrenzenden Provinzen, stat ihres dritten Theils an Esthland, mit Ausschlies- fung des Bischofs von Liefland und seines Bruders Hermanns, der erst kuͤrzlich eingeweihet war. Die Zeitung kam nach Riga; und der Bischof Bernhard nebst den andern in Riga wurden daruͤber sehr empfindlich. Sie traten daher mit den Ordensbruͤdern zusammen, und machten unter sich in Guͤte eine dreyfache Eintheilung von Esthland aus, eigneten den Bischoͤfen , wie vorher, also auch nachher ihre Theile zu, und liessen den Bruͤdern ihren dritten. Nachdem nun (die Daͤnen ) die ganze Revelsche Provinz getauft, schickten sie auch ihre Priester nach Harrien, und wie sie diese getauft, hetzten sie die Einwohner auf, mit einem Heer nach Gerwen zu gehen, damit die Gerwischen in Furcht ge- riethen und der Rigischen Herrschaft sich entziehen, auch ihre Herrschaft und Taufe annehmen moͤchten. Und die von Harrien fielen denselben Sommer mit ihren Heeren neunmal denen von Gerwen ins Land, pluͤnderten sie aus, mach- ten viele nieder, fuͤhrten sie gefangen, daß sie auch so gar den Daͤnischen Prie- ster mit unter den andern verwundeten und toͤdteten, bis endlich die meisten unter ihnen die Herrschaft und Taufe der Daͤnen ergriffen. Eben so wurde den Wir- laͤndern, die von den Rigischen zuerst bezwungen waren, durch die Drohun- gen der Daͤnen Angst gemacht, daß sie ihr Wort und ihre Herrschaft annahmen. Daher weihete der Erzbischof einen neuen Bischof uͤber Wirland und Gerwen, und eignete dem Bischof von Revel die Provinzen in Harrien zu. Bernhard, Bischof von Semgallen, der zu Riga die Stelle des Bischof Alberts vertrat, welcher damals nach Rom gereiset war. Nemlich den Rigischen und dessen Bruder Herrmannen, Bischof von Leal. §. 3. Der Koͤnig von Schweden Johannes mit seinem Herzog Carl und feinen Bischoͤfen kam inzwischen mit einer starken Armee nach Rotalien , und trachtete einige Theile in Esthland und die Oberherrschaft daruͤber zu erhalten. Er nahm seine Residenz auf dem Schlosse Leal, uͤber welches der Bischof Hermann, des Bischofs von Liefland Bruder, von dem Herrn Pabst bestaͤtiget war; indem diese Provinz ehmals durch den Rigischen erobert, und zum christlichen Glauben un- terwiesen worden. Auch die Schweden durchwanderten die Provinz, lehrten und tauften etliche und baueten Kirchen. Sie kamen zu den Daͤnen in Revele und besprachen sich mit ihnen. Ebenfals fertigten die aus Riga an sie Boten ab, mit der Nachricht, diese Laͤnder waͤren durch sie zum christlichen Glauben gebracht, warneten sie auch, den betruͤglichen Worten der treulosen Esthen nicht alzuviel zutrauen, und nicht so schwache Bedeckung um sich zu haben. Der Koͤnig aber legte seine Maͤnner in das Schloß, nemlich in Leal , samt dem Herzog Carl und dem Bischof zur Besatzung, und begab sich wieder nach Schweden. Weil sie nun auf der einen Seite Liefland, auf der andern die Daͤnen hatten, und also in der Mitten sich befanden, waren sie vor den Heiden nicht sonderlich bange. Es begab sich aber eines Tages, mit dem fruͤhesten Anbruch der Morgendemmerung; so kamen die Oeseler uͤbers Meer mit einem starken Heer, belagerten die Schwe- den, schlugen sich mit ihnen herum, und legten Feuer ans Schloß. Die Schweden fielen zwar aus, mit ihnen zu streiten, sie waren aber einer so gros- sen Menge nicht gewachsen. Also fielen die Schweden und wurden nieder ge- macht, ihr Schloß erobert, und der Herzog blieb auf der Wahlstat . Auch der Bischof von 1219 bis 1220. Bischof ward mit Feuer und Schwerdt getoͤdtet, und gelangte zur Gemeinschaft 1219 der Maͤrtyrer . Die Daͤnen kamen nachher, samleten ihre Leichname auf, und beerdigten sie mit Trauren. Gleichfals auch die Rigischen, da sie ihre Nieder- lage vernommen, betraureten sie viele Tage mit Seufzen. Der Erschlagenen waren bey nahe fuͤnf hundert, davon nur wenige entkommen waren, die sich nach dem Schloß der Daͤnen hin retiriret hatten. Die uͤbrigen alle fielen durch die Schaͤrfe des Schwerdts, deren Gedaͤchtniß im Segen, ihre Seelen aber bey Chri- sto in Ruhe bleiben muͤssen! Von diesem Koͤnig schreibt Ericus Vpsaliensis also: „Jm Jahr unsers HErrn 1219 „ward zum Koͤnig erwaͤhlet Johannes, des Koͤnigs Sverckers Prinz, in seiner „Kindheit, und hieß daher Johannes der Junge, ingleichen Johannes der From- „me. Dieser fuͤhrte nur 3 Jahr den koͤniglichen Titel, starb eines natuͤrlichen Todes in „ Wisingzoe, und ward begraben in Alvastra im Jahr unsers HErrn 1222.„ Ein gleichmaͤßiges meldet Johannes Magnus histor. Svec. libr. 19 c. 13. Von diesem Feldzuge wissen die alten Geschichtschreiber der Schweden nichts, wenn anders die, welche sie haben, alt zu nennen seyn. Joh. Messenius hat dem 13 Theil seiner Scon- „dia illustrata „ein Verzeichniß aller Scribenten beygefuͤget, so wol der alten als neuern, „der aus- und einlaͤndischen, welche die Scondischen Geschichte bisher beschrieben, ent- „weder ganz oder stuͤckweise, in gebundener oder ungebundener Rede, Lateinisch, Teutsch „oder Scondisch, entweder mit Roͤmischen oder Rhunischen Buchstaben, gedruckte „so wol als ungedruckte.„ Darinne thut er, nach dem Adam aus Bremen und dem Saxo Grammaticus, einen Sprung ins 15te Jahrhundert, und nennet uns Lorenzen von Westeråås, ( Arusiensem ), und Erichen von Upsala, dessen Erzaͤhlung vom Koͤnig Johannes wir kurz vorher geliefert haben. Nachdem Job. Scheffer die Grabschrift dieses Erichs, der Anno 1486 gestorben, beschrieben hatte, Upsal.. antiq. „c. 13 p. 228, so fuͤget er hinzu: „Dis ist der Verfasser der Geschichte, die vom Mel- „senius zu Stockholm zuerst Anno 1615 (welcher Ausgabe wir bisher uns bedienet,) „und vor wenig Jahren von-meinem Schwiegervater Johann Loccenius zum an- „dern male ans Licht gegeben worden. Wir haben keine aͤltere und bessere als diese in „der Art, die wenigstens oͤffentlich bekant und in Schweden ehmals geschrieben wor- „den.„ Selbst der gewesene Upsalische Universitaͤtsbibliothekarius, Erich Benzelius, Monument. Sveo-Goth. prolegom. p. 2, da er glaubet aus gewissen Merkmalen ent- decket zu haben, als ob das Leben Sifrids des Bekenners ums Jahr 1205 geschrieben „sey, daruͤber wir jetzo nicht urtheilen; behauptet; „daß ihm, so fleißig er auch die ei- „gentliche Zeit der Schriftsteller seines Vaterlandes, die entweder in Druck gekommen, „oder noch in Manuscript auf den Bibliotheken stecken, nachgesuchet, bisher unter den „Einheimischen, Lateinisch geschrieben, kein aͤlterer als dieser vorgekommen sey.„ Ob nun gleich dieses gegen Scheffers Meinung einen Scheinwiderspruch hat; so fuͤhret er doch nur den aͤltesten Schwedischen Verfasser von den Lebensbeschreibungen der Heiligen an, da doch Scheffers Meinung auf die Geschichtschreiber gehet. Joh. Messenius Scondiæ tom. XII p. 113 ist auch nicht in Abrede, daß er in Erzaͤhlung die- ses Krieges, des Balthasar Russovens Lieflaͤndische Chronik|gebraucht habe, „weil, wie Messenius Worte selbst lauten; „keiner unserer Chronikschreiber diesen Feldzug „des Johannis bisher in einer deutlichen Erzaͤhlung bekant gemacht.„ Da er nun ei- ne offenbare und deutliche Meldung der Geschichtschreiber vermisset, so gibt er zu, daß die Verfasser der Lebensbeschreibungen von den Heiligen in Schweden manches mangel- haft aufgesetzet. Doch in dem Jahre irret er selbst tom. 2 p. 24 wo er von Begeben- heiten des 1218 Jahrs handelt, und dieses anfuͤhret, so doch noch ordentlich gnug zusam- „men haͤnget: „Unterdessen ward der Koͤnig von Schweden Johannes durch die oͤf- „tern Einfaͤlle der Esthen aufgebracht, und weil ihn zugleich die Liebe zur Ausbreitung „der christlichen Religion und der Schwedischen Herrschaft antrieb, so grif er gleich „ Liefland an, bezwung die Wyck, nahm das Schloß Leal, so dem damals abwe- „senden Bischof Hermannen gehoͤrte, mit stuͤrmender Hand weg, legte seine Solda- „ten zur Garnison ein, und vertrauete es ihnen zur Beschuͤtzung des bezwungenen Lan- „des. Carlen aber, dem Bischof von Linkoͤping, der mit vielen Priestern dabey „war, empfal er die Heiden bekehrung, und segelte als Ueberwinder wieder nach Hause.‟ Ein groͤsser Licht, so wie in der ganzen Historie, also auch in den Geschichten dieses Johannes, von denen die Schweden selbst nicht viel wissen, geben uns die Paͤbst- lichen Breve: wenn wir diese alle haͤtten, so wuͤrde fast nichts in der Historie aller Reiche mitlerer Zeit vermisset werden, weil fast alles auf den Wink der Paͤbste an- S s kam, Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwey und zwanzigstes Jahr, 1219 kam, so ferne sie Richter oder Schiedsmaͤnner abgaben. Daß die Thronfolge dieses Johannis streitig gewesen, zeiget des Pabsts Honorius des 4ten Befehl an die Bi- schoͤfe zu Luͤbek, Schwerin und Ratzeburg, daß sie dem Erzbischof von Upsala andeuten solten, wenn er Johannen zum Koͤnig gesalbet, sich vor dem Roͤmischen Pabst zur Verantwortung zu stellen, und daß sie die widriggesinnten Fuͤrsten zu verein- baren trachten moͤchten; wuͤrde aber der Ausgang davon nicht nach Wunsche gelingen, so solten sie uͤber alles, oͤffentliche Acten verfertigen und dem Apostolischen Stul Nach- richt ertheilen. Raynald ums Jahr 1219 n. 30. Dieser berichtet weiter ums Jahr 1220 n. 36 wie der Pabst den Johannes nach seiner Bestaͤtigung auf dem Thron gewar- net, er solle keine Kirchenguͤter anpacken, noch der Kirche unechte Bischoͤfe aufdringen. Dieser Karl war Herzog von Ostergothland, ein juͤngerer Bruder desjenigen Birgers von dem ich bey den Geschichten Meinhards gemeldet, daß er Anno 1202 mit Tode abgegangen, ein Sohn Benedicts, ebenfals Herzogs von Ostergothland. Dieses Benedictus Vater, Fulco, hatte die Ehre die Prinzeßin Jngergerdis koͤniglicher Hoheit zu heirathen, und fing daher an das Haupt uͤber alle vornehme Familien in Schweden zu erheben. Unser Geschichtschreiber nennet Karln seinen Herzog, nemlich des Koͤnigs Johannes, weil er des Koͤnigs Vormund gewesen, und vor ihm das Reich verwaltet. Johannes Magnus histor. Svec. libr. 19 c. 13 sagt deutlich, der Koͤnig habe unter Vormuͤndern gestanden, und setzet Karln noch den Erzbischof von Upsala Olaus zur Seite. Wegen Rotalien siehe, was wir beym Jahr 1213 not. b ) gesagt. Die Worte: nemlich in Leal Weil das Revelsche Manuscript sie auch hat, so kan es zu den uͤberfluͤßigen Erklaͤrungen unsers Chronik- schreibers gerechnet werden. ; scheinen nach einer Glosse zu schmecken, oder sind nicht an gehoͤrigem Orte angebracht. Der Koͤnig, der mit mehrern Bischoͤfen angekommen, ließ bey seinem Abzug einen noch da, den unser Verfasser nicht nennet. Es nennen ihn aber die Schwedischen Scri- benten des Lebens der Heiligen, Vastovius und Joh. Messenius, davon gleich mehrers. Diese Niederlage der Schweden faͤlt in das folgen de 1220te Jahr. Den Tag hat uns die Wadstenische Chronik und eine alte Schwedischdaͤnische Zeitrechnung in Benzels. Monum. Sveo-Goth. part. I aufbehalten, nemlich den 8ten Au- gusti. Der Herzog Karl wird deswegen zwar nicht von Messenius, doch von Joh. Vastovius unter die Schwedischen Heiligen gerechnet. Jener der dessen Leben vite Aquilonia p. 73 beschreiben wolte, komt vor die unrechte Thuͤre, und erzaͤhlet uns die Thaten eines andern Karls Ulphons Sohn, der 1264 sich in den Ritterorden der Rreuz fahrer begab, und in einer Schlacht mit den Litthauern geblieben, wie Benzelius in Noten p. 58 anmerket. Benzelius hat sich um die gelehrte Welt und Geschichte wohlverdient gemacht, daß er des Joh. Vastovius Vitem Aquiloniam, der zu Coͤln 1623 herausgekommen, aber so rar war, daß sie schon zur Zeit des Clau- dius Arrhenius in weniger Haͤnden sich befunden, zu Upsala 1708 wieder auflegen lassen, und sie mit einigen Anmerkungen versehen, die Vastovens erheblichste Fehler entdecken. Er wuͤrde sich weit verdienter gemacht haben, wenn er nicht auf die Ge- danken gekommen, die Briefschaften der Koͤnige, die Bullen der Paͤbste und den ge- samten Vorrath der uͤbrigen Jnstrumente, die in ganz Schweden die aͤltesten seyn, welchen Vorrath Vastov von allen Orten herbeygeschaffet, und damit die Coͤlnische Auflage sich ausnimt, das ist recht die Adern und Glieder diesem Buche bey dieser andern Auflage wegzuschneiden; weil er sich durch das Vorhaben des Claudius Ar- rhenius und Joh. Peringskioͤlds abschrecken ließ, die damals auf eine Roͤmisch- Schwedisch-Gothische und ich weiß nicht, auf was sonst noch vor eine Samlung paͤbstlicher Bullen bedacht waren. Wiewol diesem Uebel hat doch eben derselbe Arrhe- nius, oder besser zu sagen, Oernhiaͤlm einiger massen abgeholfen, daß er ein Theil dieser Urkunden in das 4te Buch der Schwedischen Historie eingetragen, darinne er die Dinge des 12ten Jahrhunderts durchgehet. Dis war der Bischof von Linkoͤping Rarl; ein Bruderssohn des Herzog Rarls von seinem Bruder Magnus. Dessen Lebenslauf liefet man gleichfals in dem Nordi- schen Weinstock p. 73 aber so, daß er kaum etliche Worte ausmachet. Joh. Mes- senius in der Chronik von den Bischoͤfen von Linkoͤping hat dieses von ihm p. 56 „ Karl von 1219 bis 1220. „ Rarl ein leiblicher Bruder des durchlauchtigsten Herzogs Birger Jerl, und ein son- 1219 „derbarer Patron der Gerechtigkeit, erhielt mit Genehmhaltung desselben Pabsts Au- „sonius ( Honorius des III ten) zur Zeit Johannis des I sten, allergnaͤdigsten Koͤnigs „in Schweden den Linkopingischen Bischofsstab, und zog nachher in Geselschaft „einiger andern Praͤlaten mit seinem Vaterbruder, dem Herzog Karl nach Rußland „(nach Esthland solte es heissen,) um die christliche Religion fortzupflanzen, wo er „von dem wuͤtenden Rußischen (Esthnischen) Volke in Recalom (Rotalien) „Anno 1220 niedergehauen ward und eines ruͤhmlichen Todes starb.„ Welches er nach- gehends Scond. tom. XII p. 113 verbessert. Weil nun Birger Jerl II dieses Rarls Bruder gewesen, so haben diejenigen, die Jahrzahl 1220 unrecht bey das Bildniß des Herzog Birgers beygeschrieben, das aufm Schlosse Tawasthus in Finnland zu se- hen ist, die das alte und heutige Schweden mit den saubersten Kupferstichen auf koͤnigliche Kosten uns geliefert haben. Welches Werk neulich durch die Vorsorge des beruͤhmten Herrn von Meiern, meines sehr werthen Freundes und Collegen, in des Koͤ- nigs Bibliothek gekommen. Denn dieser Birger kam vor dem Jahre 1248 nicht zur Regirung, da nemlich Jerl erwaͤhlet und in solcher Wuͤrde in seines Vaters Bruders Sohnes Ulpho Stelle gekommen, welcher zu dieser Zeit starb; wobey die sehr fehlen, welche behaupten, dieser sey auf den Anno 1202 verstorbenen Birger gefolget. Gewiß, jener Birger fuͤhrte nur erst in den letzten Jahren des Koͤnigs Erichs eine Armee in Tawasthland, und bauete daselbst Tawasthus als ein Denkmal seines Sieges Anno 1250. Siehe Erichen von Vpsal libr. 3 p. 109 Joh. Messen. tom. 12 p. 117. Daher muß bey dem Birgerischen Bildnisse die Jahrzahl 1250 beygeschrieben werden. Damit aber die Verwandschaft dieser Rarle unter sich und mit dem Herzog Birger dem II dem Leser gleich vor den Augen deutlich sey, so haͤngen wir gegenwaͤrtige Ge- schlechtstabelle an. Der Daͤnen Schloß hieß ehmals Lyndanisse, nun Revel. Bey den Russen heists Rolivan Dieser Name hat sich nun seit 50 Jahren ganz verloren, und nennen es die Russen jetzt auch Revel. und bey den Esthen Talin, das ist Danilin, der Daͤnen Stadt. Da- her finde ich: Talin Eesti-ma pea-lin, das ist: Reval Esthlands Hauptstadt. §. 4. Der Bischof von Liefland aber, der zur See gegangen war, langete in Luͤbek an. Hier ward ihm gestecket, daß der Koͤnig von Daͤnnemark ihm auflauren lasse, und machte sich daher unter Beystand seiner getreuen Freunde heimlich aus der Stadt . Er kam in groͤster Eil nach dem Roͤmischen Hofe zu dem Pabst Honorius III. Dieser erhoͤrte seine Bitte mitleidig und vaͤterlich. Der Koͤnig von Daͤnnemark schickte seine Gesandten wider ihn auch hin, welche die Geschaͤfte der Lieflaͤndischen Kirche am Roͤmischen Hofe nicht wenig stoͤrten, und sich doch noch weniger damit Nutzen schaften . Der Bischof von S s 2 Lief- Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwey und zwanzigstes Jahr, 1219 Liefland wandte sich hierauf an den Kaiser Friderich, der nur neulich erst zur hoͤchsten Wuͤrde des Reichs erhaben worden, und suchte bey ihm Rath und Huͤlfe, sowol gegen die harten Feindseligkeiten des Koͤnigs von Daͤnnemark, als auch der Russen, der Heiden und anderer, aus der Ursache, weil Liefland mit al- len bezwungenen Provinzen gewisser massen sich immer aus Roͤmische Reich hielt . Der Kaiser aber, so mit verschiedenen und wichtigen Reichsaffairen beschaͤftiget war, gab dem Bischof schlechten Trost, weil er angelobet, das heilige Land um Jerusalem zu schuͤtzen; und entzog aus diesem Grunde und diesem Anliegen dem Bischof seinen Beystand , doch ermahnte und belehrte er ihn, mit den Daͤnen sowol, als mit den Russen, Friede und Freundschaft zu halten, bis man auf die neue Grundlage mit der Zeit ein dauerhaft Gebaͤude auffuͤhren koͤnte. Weil nun der Bischof keinen Trost weder vom Pabst noch vom Kaiser erhielt; so kehrte er wieder nach Deutschland. Und da schien es ihm dienlich, auf Einrathen redli- cher Maͤnner, sich lieber zum Koͤnig in Daͤnnemark zu begeben, als die Kirche in Liefland in Gefahr zu setzen. Denn der Koͤnig von Daͤnnemark verbot den Luͤbekern, als seinen Unterthanen, an die Fremden keine Schiffe nach Lief- land zu geben, bis er den Bischof zu seiner Einstimmung bewogen. Daher wandte sich der Hochwuͤrdige Bischof mit seinem Bruder, dem Bischof Herrmann, zu hochbesagtem Koͤnig von Daͤnnemark, und uͤbergab sowol Lief- als Esth- land in seine Gewalt, doch nur in so ferne, wenn die Praͤlaten seiner Kloͤster, seine Maͤnner, alle Rigischen und alle Liven und Letten, auf diesen Fuß mit eimwilligen wuͤrden . Zu der Zeit starb auch die Koͤnigin , die Gemahlin nem- lich des Koͤniges von Daͤnnemark, in der Geburt. Es sagte hieruͤber ein Ge- wisser, die neue Kirche, so in die Gewalt des Koͤnigs uͤbergeben waͤre, und taͤg- lich eine geistliche Frucht gebaͤren wolte, wuͤrde zu den Zeiten, da sie unter ihm stuͤnde, unfehlbar in Gefahr gerathen. Dieser hat auch die Wahrheit prophezeiet, wie unten erhellen wird. Denn Luͤbek samt ganz Nordalbingien stund unter Daͤnischer Botmaͤßigkeit bis auf die Gefangenschaft Waldemars, und bis auf die Schlacht bey Bornhoveden, in welchem 1227 Jahr es mit den Daͤnen in Deutschland gar aus war. Der Bischof Albert hatte den Roͤmischen Hof in der Sache wider Waldemaren deswegen nicht sonderlich auf seiner Seite, weil dieser sich und das Reich dem Apostoli- schen Stul zinsbar gemacht: wie es im Rescript des Pabsts Honorius III an den Coͤl- nischen Erzbischof lautet, bey Raynalden ums Jahr 1223 p. 301. Albert hatte ei- gentlich um die Erzbischoͤfliche oder besser um die Wuͤrde eines Metropolitans uͤber ganz Liefland Ansuchung gethan; weil er nach dessen Erhaltung nicht zweifeln konte, es wuͤrden sich die Bischoͤfe in demjenigen Theil Esthlands unterwerfen muͤssen, den die Daͤnen unter sich gebracht, oder noch unter sich bringen wuͤrden. Der Pabst aber willigte in dieses Anbringen nicht, weil es ihm vor die Lieflaͤndische Kirche noch nicht zutraͤglich zu seyn schiene, wie Raynald ums Jahr 1219 n. 31 bemerket, in der That aber, um nicht dem Koͤnig von Daͤnnemark vor den Kopf zu stossen. Doch in Lief- land neue Domkirchen anzulegen, und Bischoͤfe daruͤber zu setzen, dazu hatte der Pabst schon Alberten auctorisiret Anno 1217, wie eben dieser bey diesem Jahre n. 45 bezeu- get. Und hier haͤtte sollen der Beweiß gefuͤhret werden, durch Zeugen oder durch Briefschaf- ten, daß er Liefland vordem von dem Koͤnig Philipp und vom Reiche zum Lehn er- halten. Kaiser Friderich der II wolte auch nicht gerne Waldemaren beschwerlich fallen, als der ihm die Macht der Welfen schwaͤchen und Nordalbingien ihnen hatte entreissen helfen. Nicht allein die Daͤnischen Chroniken besagens oft, daß eine Abtretung die- ses Landes von Friedrichen an Waldemaren geschehen, sondern Joh. Messenius Scond. tom. 2 p. 23 beym Jahr 1214 vertheidiget sie noch gar. Hier wird der Bruͤder von der Ritterschaft Christi mit keinem Worte gedacht, weil diese vorher, ohne Vorwissen des Bischofs einen besondern Frieden und Theilung mit den Daͤnen getroffen haben. Die Koͤnigin hieß Berengaria. Seelaͤndische Chronik, p. 54. §. 5. Mitler von 1219 bis 1220. §. 5. Mitler Zeit, da die andern um die Beherschung der Laͤnder sich zankten, ging 1219 der Priester der Letten von der Ymera zum andernmal nach Esthland, nahm einen andern Priester, Dietrich, mit sich, der nur neulich ordiniret war, gin- gen durch Saccala, kamen an die Pale, fingen von diesem Strom an, und tauften die benachbarte Provinz, so Wormegunde heisset, hielten sich auch in jedem Dorfe etwas laͤnger auf, riefen das Volk zusammen und predigten ihnen das Evangelium. Sie zogen sieben Tage umher, und tauften jeden Tag wol drey- bis vierhundert beyderley Geschlechts. Hierauf machten sie sich nach Ger- wen, und gingen in die aͤusserste an Wirland gelegene, aber noch ungetaufte Provinz Lappegunde, verrichteten in jedem grossen Dorfe das Sacrament der heiligen Taufe, bis sie an ein Dorf, Rettis genant, kamen, woselbst sie ein glei- ches thaten. Hier haben nachgehends die Daͤnen eine Kirche erbauet, wie sie es auch auf andern vielen von uns getauften Doͤrfern machten. Endlich erreichten sie das Dorf, so den Namen Reynenen fuͤhrte, und schickten welche aus, die Leute aus andern Doͤrfern her zu bestellen. Es sagte aber ein Bauer, ihr Landesaͤlte- ster: Wir sind schon alle getauft. Und da diese fragten, mit welcher Tau- fe sie getauft waͤren; gab er zur Antwort: Als wir auf dem Dorfe Solge- sim waren, da eben der Daͤnische Priester daselbst seine Taufe verrichtete, taufte er auch von uns etliche Maͤnner, und gab uns das gesegnete Wasser mit; worauf wir nach unsern Doͤrfern umkehrten, und jeder von uns be- sprengte mit selbigem Wasser seine Familie, Weiber und Kinder; und was vor ein Getaufe sollen wir weiter mit uns machen ? Denn da wir einmal getauft sind, so brauchen wir euch nicht weiter anzunehmen. Die Priester hoͤrten dieses und laͤchelten ein wenig, schuͤttelten aber den Staub von ihren Fuͤssen auf sie, eilten nach andern Doͤrfern, und tauften auf der Grenze von Wirland drey Doͤrfer. Daselbst war ein Berg und ein schoͤner Wald, worinne nach Aus- sage der Einwohner der grosse Gott der Oeseler geboren, der Tharapita heist, und von demselben Ort nach Oesel geflogen seyn sol . Es ging auch ein anderer Priester herum, der hieb die Bilder und Gleichnisse ihrer Goͤtter, so daselbst ge- macht waren, um, daß die Heiden sich wunderten, warum kein Blut auslief, und daher den Priestern desto eher glaubten. Wie nun sieben Tage lang die Taufe in felbiger Provinz gehalten worden, kehrten die Priester nach einer andern Provinz, die Mocha hieß, brachten da gleichfals eine Woche zu, zogen auf den Doͤrfern umher, und tauften des Tages drey- bis vierhundert beyderley Geschlechts, bis sie endlich in allen Gegenden mit der Taufe fertig waren und die heidnischen Gebraͤuche abschaften. Aus dieser Provinz begaben sie sich nach Waiga, fanden unterwegens viele Doͤrfer, die von keinen Priestern noch besucht waren, tauften daselbst alle Maͤnner, Weiber und Kinder, gingen um die See Wercegerwe herum, erreichten Waiga, und da Waiga schon vorher getauft war, kehrten sie wieder zu der Provinz um, die Sogentagana hieß, besuchten alle und je- de Doͤrfer, so vorher ungetauft geblieben waren, nemlich Ygetenere, Welpole und Wasala, nebst vielen andern, und tauften Maͤnner, Weiber und Kinder durchgaͤngig. Nachdem sie eine ganze Woche da verharret, und die heilige Taufe zu Ende gebracht, so kehrten sie froͤlich wieder an die Embach, volzogen an de- nen Ungetauften zu beyden Seiten des Flusses das gute Werk, lehrten fleißig und wandten sich endlich wieder nach Odempe, uͤberliessen den neugepflanzten und mit der heiligen Taufe bewaͤsserten Weinberg GOtte, der das Gedeien geben solte, und zogen wieder nach Liefland. Jch glaube, man muͤsse hier lesen: Et nobis vltra quid facietis Mein Manuscript behaͤlt die Worte: Et nobis vltra quem (baptismum) faciemus? ? was wolt ihr uns uͤberdem noch zu thun auflegen, da wir einmal getauft seyn? T t t ) Die, Geschichte des dritten Bischof Alberts, zwey und zwanzigstes Jahr, 1219 Die, welche sich und andern einbilden, daß der Schweden und Gothen Gott Thor allen Voͤlkern bekant und von ihnen verehret worden, meinen auch hier den Thor anzu- treffen. Denn wenn sie Tharapita hoͤren, so glauben sie, der Gott Thor sey von den Esthen vor der Schlacht zu Huͤlfe gerufen worden, die immer geschrien: Thorawwita! das ist: Thor hilf! Thor stehe bey! Sie beschuldigen die noch wol gar eines Jr- thums, welche der Meinung seyn, die Esthen haͤtten ehmals einen GOtt unter diesem Namen verehret, weil es kein eigentlicher Goͤtzenname sey, sondern nur ein Anrufen des GOttes Thor, Allein diese werden von unserm Verfasser widerleget, der nicht nur hier, sondern auch unten beym Jahre 1225, wo er von der Eroberung Oesel spricht, den Oeselern einen Gott zuschreibet, den sie Tharapitha oder Tharapilla genant. Denn so ist das Wort geschrieben, daß mans auf beyderley Art lesen kan, und zweifel- haft bleibet, welche Lesart der andern vorzuziehen. Fraͤget man, was es vor ein Gott gewesen, so muß man die Landessprache der Nation, die ihn verehret, zu Rathe zie- hen. Weil nun in der Esthnischen Sprache Thara einen rundumher umzaͤunten Ort, und Pilla einen Affen bedeutet; so ist der Tharapilla vielleicht kein anderer Gott, als der Gartenwaͤchter, dessen Bildniß die Schweden vormals mit einem grossen Priapus aufgestellet, wie Adamus Bremensis de sim Daniæ n. 92 meldet. Ja es komt treflich mit dem Flug, davon unser Verfasser schreibet, uͤberein, was eben dieser Adam l. c. n. 75 von den gefluͤgelten Goͤtzen der Esthen spricht: Sie beten die Drachen und Voͤgel an. Jch lasse dieses aber der weitern Untersuchung anderer anheimge- stellet Daß Thor oder Thar bey den Nordischen und andern Voͤlkern den Donnergott bedeutet, ist aus- gemacht. Die Esthen nennen noch die brummende Baßroͤhre in ihrem Dudelsacke Torro, und den Discant Pil, woraus das zusammengesetzte Wort Torropil, eine Sackpfeife herkomt. Die Oeseler, welche ein solch Jnstrument gehoͤret, moͤgen sich wol zum ersten male haben lassen weis machen, als waͤre ein Gott darinne, der im Walde gewachsen, weil die dicke Roͤhre des Basses von Holze war. Da aber Tharabita in meinem Manuscripte stehet, auch Kelch und Hiaͤrne so ge- lesen haben, so muͤssen wol die andern Einfaͤlle hier schweigen. . Sonst heist sie Sotagana oder Sontagana. Hier fehlen bey Herr Grubern 4 Bogen und darinne die Geschichte des 1220 Jahrs, die hier in der Uebersetzung so wol als denen zu Gefallen welche das Gruberische Werk besitzen, im Lateinischen folgen. Die Note in dem Lateinischen Exemplar des Herrn Grubers heist so: Von den Begebenheiten des 1220 Jahrs kan ich nichts hier zur Ergaͤnzung einschieben, weil nirgends gelesen wird, was bis Jahr in Liefland sich zu- getragen; ausgenommen die Stiftung des Bisthums Pilten in Curland, welche die neuern Scribenten in diese Zeiten werfen, und sie dem Daͤnischen Koͤnige Walde- mar II zuschreiben: Wie weit man sich drauf verlassen koͤnne, weiß ich nicht. Gewis- ser ist die Sorgfalt des Pabsts Honorius des III, fuͤr die Vermehrung der Anzahl von Predigern, davon wir dessen Breve in den Anhang der Urkunden zum Beweis anfuͤhren. §. 6. Ganz Esthland wird getaufet. Eine kurze Zeit darauf kam eben die- ser Priester Dietrich zuruͤck nach Ger- wen und Wierland zu seinen Getauf- ten, und wohnte bey ihnen. Die Daͤ- nen, so davon Nachricht hatten, nah- men ihn mit seinem Knechte gefangen, nahmen ihnen die Pferde und alles was sie hatten ab, und schickten sie aus- gepluͤndert wieder nach Liefland. Sie [Man stehet leicht aus dem Zusammenhange, daß dis nicht richtig seyn kan, indem es auf die Daͤnen gehet, die doch Rotalien selbst besetzet und diesen Priester daraus fortgeschaft haben; daher fuͤr mi- serunt etiam fratrem Episcopi Rigensis Salomonem: ohne Zweifel gelesen werden muß,- Episcopi, Rigenses, die Rigischen haben nach Verlust der Schweden Rotalien wieder in Besitz zu nehmen gesucht. Wenn man diesen Worten trauen kan, so ist dis der 6te Bruder des Bischof Alberts, den Herr Gruber ad an. 1198 not. a. nicht gewust hat, oder vielmehr nicht wissen koͤnnen.] sandten auch nach der Schwe- den Niederlage den Bruder des Ri- §. 6. Estonia tota baptizatur. Postmodicum vero temporis spatium rediit iterum idem Theodoricus sacer- dos in Gerwam et Wironiam, ad bapti- zatos suos, et habitauit ibidem cum eis. Et audientes Dani comprehen- derunt eum cum seruo suo, et auferen- tes eis equos, et omnia quæ habebant, despoliatos remiserunt in Liuoniam. Miserunt etiam fratrem Episcopi Ri- gensis, Salomonem, sacerdotem, in Ro- thaliam, post interitum Suecorum, qui gischen von 1219 bis 1220. gischen Bischofs, den Priester Sa- lomon, nach Rothalien, den sie guͤtig da aufnahmen und versprachen, der Kirche zu Riga allezeit willig zu die- nen; der Daͤnen Herrschaft oder Tau- fe aber nimmermehr anzunehmen. Da brachten sie die Schatzung in allen ihren Grenzen zusammen, wie sie vorher im- mer zu thun pflegten, und uͤbermachten sie durch die Haͤnde des Priesters an die von Riga. Da die Daͤnen aber ka- men, nahmen sie alles ab, und schick- ten ihn ausgepluͤndert nach Liefland fort. Es zog auch Harwich, ein jun- ger Priester der Ordensbruͤder, nach Un- gannien, und wohnte da mit seinen Bruͤdern und taufte, so viel er ungetauft antraf. Gleichfals zog auch der Let- ten Priester nach Ungannien, und kam nach Wayatapalwe gegen Ples- cekowe zu, taufte oͤffentlich in ihren aͤussersten Dorfschaften, erklaͤrte ihnen den Glauben an Christum, und kehrte nach volzogener Taufe wieder nach Lief- land. Zu der Zeit ward die Taufe durch ganz Esthland bestellet, und viele Voͤlker in allen Laͤndern und Provinzen Esthlands liessen sich taufen, derge- stalt, daß etliche sowol Priester als auch andre mehr, fuͤnf tausend, etliche auch zehn tausend getaufet haben unter ihren Tausenden [Der lateinische Ausdruck, ‒ ‒ ‒ baptizaverint in millibus suis \& plures, ist kaum richtig; vielleicht hat gestanden in malibus, d. i. ministerialibus suis; denn die Rede ist von den Daͤnen, die den Bauern das Wasser mit nach Hause gaben; daß also der auf diese Art getauften Anzahl dem ersten Priester, so dieses veranstaltet, zugerechnet wird; oder, item alii bis VI millia, oder was vor eine andere Zahl.] und mehrere. Die Kir- che genoß also einen geruhigen Frieden, und alles Volk priese den HErrn, der nach so vielen Kriegen die Herzen der Heiden endlich von dem Goͤtzendienste zur Verehrung ihres GOttes bekehret, der da ist hochgelobet in Ewigkeit. §. 7. Ungluͤcklicher Feldzug der Oeseler wider die Revelschen Daͤnen. Zu der Zeit eroberten auch die Chri- sten vom Gelobten Lande die Stadt Damiata in Aegypten, und wohne- ten in derselben. Und die Kirche GOt- tes siegte und triumphirte uͤber die Hei- den auf dem ganzen Erdboden, obgleich fuͤr uns nicht gar zu lange. Denn gleich das Jahr darauf nach Ostern kamen die benigne receptus est ab iis, promit- 1219 tentibus, se Rigensi semper Ecclesiæ libenter deseruire; Danorum vero do- minium siue baptismum se nunquam accepturos. Et colligebant censum de cunctis finibus suis, sicut antea semper solebant, mittentes per manus ipsius sacerdotis Rigensibus : et venien- tes Dani abstulerunt omnia, et mise- runt eum spoliatum in Liuoniam. Abiit etiam Harvicus, fratrum militiæ juue- nis sacerdos, in Unganniam, et habita- uit ibi cum fratribus suis, et baptiza- uit, quoscunque non baptizatos inue- nit. Similiter et Letthorum adhuc sa- cerdos abiit in Unganniam, et venit in Wayatapalwe versus Plescekowe et in extremis villulis illis omnibus cele- brando baptismi sacramentum, fidem eis aperuit Christianam, et consumma- to baptismate reuersus est in Liuoniam. Eodem tempore consummatus est ba- ptismus per uniuersam Estoniam, et baptizati sunt in omnibus finibus et pro- uinciis Estoniæ populi multi, et ita, ut alii sacerdotum et plures alii quinque millia, quidam etiam ex eis decem mil- lia baptizaverint in millibus suis et plu- res. Et gaudebat Ecclesia pacis tran- quillitate, et collaudabat omnis popu- lus Dominum, qui post bella plurima tandem conuertit ab idololatria corda paganorum ad sui DEI cultum, qui est benedictus in secula. §. 7. Osiliensium in Danos Reualienses infausta expeditio. Eodem etiam tempore Christiani de terra Hierosolymitana ceperunt Da- miatam, ciuitatem Aegypti, et habi- tabant in ea; et habebat ecclesia DEI victoriam et triumphos de paga- nis per orbem undique terrarum, li- cet nobis non longo tempore. Nam statim sequenti anno post Pascha ve- T t 2 Oeseler Geschichte des dritten Bischof Alberts, drey und zwanzigstes Jahr, 1219 Oeseler mit einer starken Herrsmacht, und belagerten die Daͤnen in Revel. Sie fochten sich vierzehn Tage mit ihnen herum, zuͤndeten starke Feuer an, und hoften ihrer auf solche Manier maͤchtig zu werden. Die Daͤnen wagten auch unterweilen einen Ausfal aus dem Schlosse, und schlugen sich mit ihnen, wurden aber doch wieder von jenen ins Schloß zuruͤck getrieben. Doch, wie die Oeseler vier Kaufartheyschiffe auf der See ansegeln sahen, so besorgten sie, der Koͤnig von Daͤnnemark kaͤme mit einer Armee an; daher liessen sie das Schloß der Daͤnen stehen, ranten nach ihren Schiffen, und fuhren nach Oesel zuruͤck. Die Daͤnen machten kurze Springe, krigten die Landesaͤltesten der Provinz Revel, Harrien und Wier- land bey den Koͤpfen, und hingen alle an Baͤume auf, so viel waͤhrend der Be- lagerung ihres Schlosses bey den Oese- lern gewesen, oder an ihren boͤsen Rath- schlaͤgen Theil genommen. Sie legten auch den uͤbrigen ein gedoppelt oder drey- fach staͤrkeres Kopfgeld auf, als sie vor- her zu geben pflegten, und nahmen also von ihnen haͤufige und wichtige Ersetzung. Daher fasten die Esthen gegen die Daͤnen einen starken Haß, und sonnen immer auf betruͤgliche Raͤnke und An- schlaͤge wider sie, wie sie selbige aus ih- ren Grenzen verjagen moͤchten. nerunt Osilienses cum exercitu magno, et obsederunt Danos in Reualia, pu- gnantes cum eis diebus quatuordecim, et ignes multos accedentes, eos in hunc modum capere sperabant. Et exiue- runt Dani de castro quandoque prœ- liantes cum eis iterumque repulsi sunt ab eis post tergum in castrum. Et vi- dentes Osilienses coggones quatuor ve- nientes in mari, timebant, regem Daniæ cum exercitu venire: et relin- quentes castrum Danorum, abierunt ad naues suos, et reuersi sunt in Osi- liam. Et miserunt Dani statim et ce- perunt seniores Reuelensis prouinciæ et Harrionensis, nec non et Wironiensis, et suspenderunt omnes in arbores, quotquot fuerant cum Osiliensibus in obsidione sui castri, siue in consiliis suis malignis. Et duplicem censum vel triplicem, quam ante dare sole- bant, imposuerunt reliquis, satisfactio- nesque multas et graues acceperunt ab eis. Unde majus odium Estones contra Danos habere cœperunt, et do- losas multorum consiliorum machina- tiones semper quærebant contra eos, qualiter eos de finibus suis expellere valerent. Des Bischof Alberts drey und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1220 bis 1221. Die Daͤnen uͤberlassen Esthland den Deutschen. §. 1 1220 N unmehro war es das drey und zwanzigste Jahr, nachdem der Bischof eingeweihet war, und die Kirche in Liefland hatte nur weni- ge Tage Ruhe. Wie der Graf Adolph von Dale weggezogen, so kam vorer- wehnter Hochwuͤrdige Bischof von Ri- ga mit andern Pilgern, obgleich weni- gen wieder ins Land. Unter diesen be- fand sich auch Rodo von Hocken- borch, ein Edler Herr, nebst andern Dani Estoniam Teutonicis relinquunt. §. 1. A nnus erat consecrationis An- tistitis XXIII, et siluit pau- cis Liuonum terra diebus. Abeunte itaque Comite Adolpho de Dale, iterum rediit præfatus venerabi- lis Antistes Rigensis cum aliis peregri- nis, licet paucis, inter quos erat Ro- do de Hockenborch, homo nobilis, cum aliis militibus et clericis. Et in ejusdem Episcopi reuersione cogno- uerant Rigenses, quod tradita esset Rit- von 1220 bis 1221. Rittern und Geistlichen. Bey des Bi- schofs Zuruͤckkunft vernahmen die Ri- gischen, daß nicht nur Esthland son- dern auch Liefland in die Gewalt des Koͤnigs von Daͤnnemark uͤbergeben sey. Hieruͤber wurden alle sehr bestuͤrzt, und widersprachen insgesamt einhellig aus einem Munde, so wol die Praͤlaten der Kloͤster, als die Maͤnner der Kirche, Buͤrger und Kaufleute, Liven und Letten, und sagten, sie haͤtten bisher die Kriege des HErrn wider die Heiden zur Ehre unsers HErrn JEsu Christi und seiner geliebten Mutter gefuͤhret und nicht zur Ehre des Koͤnigs von Daͤn- nemark; sie wolten lieber das Land verlassen, als Hocherwehntem Koͤnige dienen. Diese Rede gelangte vor die Ohren des Hochwuͤrdigen Erzbischofs der Lundischen Kirche, der in der Be- lagerung des Schlosses Revel durch die Verfolgungen der Heiden nicht wenig war geaͤngstiget worden. Er erkante, daß er die Huͤlfe der Rigischen nicht Umgang haben koͤnte, und schickte seine Abgeordneten an den Bischof von Ri- ga, mit dem Versprechen, er wolte Liefland in seine vorige Freyheit setzen. Der Bischof reiste also mit dem Ordens- meister und seinen Maͤnnern zu dem Erz- bischof nach Revel, und erhielten Ver- troͤstung und Geschenke; er versprach ih- nen auch, er wolle mit allem Fleiß Lief- land wieder zu seiner Freyheit verhelfen, nur daß die Deutschen und Daͤnen einen gemeinschaftlichen Frieden und ge- meinschaftlichen Krieg gegen die Heiden und Russen haͤtten. Jn Saccala und Ungannien aber, traten sie den Ordensbruͤdern alle koͤnigliche und welt- liche Rechte ab: dem Bischof trugen sie die geistlichen Rechte auf, und also kehrten diese mit Freuden nach Lief- land. §. 2. Lob der heiligen Maria, die ihr Liefland wider feindliche An- faͤlle beschuͤtzer. Rach ihrer Zuruͤckkunft kam ein ge- wisser Ritter Gottschalk, des Koͤnigs von Daͤnnemark Gevolmaͤchtigter nach Riga, der abgeschickt war, die Gerichtsbarkeit der Stadt unter die Ge- non tantum Estonia, verum etiam Li- 1220 uonia in potestatem Regis Daniæ, et conturbati omnes valde, simulque omnes uno ore contradixerunt, tam Prælati conuentuum, quam viri Eccle- siæ, et ciues et mercatores, et Liuo- nes et Letthi, dicentes, se ad hono- rem Domini nostri JEsu Christi , suæ- que dilectæ genitricis hactenus se prœ- lia Domini prœliari contra paganos, et non in honorem Daciæ Regis, magis- que terram ipsam se velle relinquere, quam Regi prædicto seruire. Et per- uenit verbum hoc ad autes Archiepi- scopi venerabilis Ecclesiæ Lundensis, qui fuerat in obsidione arcis Reuelensis paganorum persecutionibus non modi- cum examinatus, et cognouit se Ri- gensium adjutorio plurimum indigere, misitque nuncios Episcopo Rigensi, promittens, se Liuoniam in pristinam libertatem reducturum. Et abiit Epi- scopus idem cum Magistro Militiæ et viris suis ad eundem Archiepiscopum in Reuelam, et acceperunt consola- tionem et munera, promisitque eis omni studio Liuoniam se velle iterum in suam reuocare libertatem, tantum ut una pace belloque unico contra paganos et Ruthenos Teutonici cum Da- nis gauderent. In Saccala vero et Ungannia Regalia cuncta simul et se- cularia jura Fratribus Militiæ dede- runt: et Episcopo spiritualia commi- serunt et reuersi sunt gaudentes in Liuoniam. §. 2 Laudes beatæ Virginis, Liuoniam suam contra injurias bostium defendentis. Post quorum reuersionem venit miles quidam Godeschalkus Regis Da- niæ nuncius in Rigam, missus præoccu- pare ciuitatis ipsius aduocatiam ad manum Regis. Et coutradixerunt U u walt Geschichte des dritten Bischof Alberts drey und zwanzigstes Jahr, 1220 walt des Koͤnigs zu ziehen. Es wider- sprachen ihm aber alle, so in ganz Lief- land wohnten, sowol Liven als Let- ten, und sonderlich die Deutschen, ja so gar, daß auch die Kaufleute ihm so wol bey seiner Herfarth von Gothland nach Liefland, als bey seiner Abfarth von Liefland nach Gothland keinen Piloten mitgeben wolten. Er fuhr al- so beschaͤmt und bestuͤrzt von Liefland ab, kam auf die grosse und geraume See, und ging ohne Steuermann; daher wur- de er von widrigem Winde verschlagen, und weil er vielleicht gegen den Willen dessen, der den Winden befehlen kan, nach Liefland gekommen; so erhuben sich nicht unbillig Gegenwinde wider ihn, und die Sonne der Gerechtigkeit schien ihm nicht, weil er ihre Mutter Maria beleidiget, welche ein Stern des Meers genant wird. Daher zeigte sie ihm auch den sichern Weg nicht. Auf solche Art ward dieser Ritter aus Liefland abge- wiesen, und kam wieder nach Daͤnne- mark, entsagte auch nachher der koͤnig- lichen Advocatur auf das Land der hei- ligen Mutter GOttes So, so beschuͤtzet der Stern des Meers sein Liefland al- lezeit. So, so beschuͤtzet diese Beherr- scherin der Welt, und die Gebieterin uͤber alle Laͤnder ihr geistliches Land im- mer. So, so herrschet die Koͤnigin des Himmels uͤber die irdischen Koͤnige. Herrschet sie nicht? Wenn sie viele Koͤ- nige, die wider Liefland stritten, un- gluͤcklich gemacht. Hat sie dieselben nicht ungluͤcklich gemacht, da sie den Groskoͤnig Woldemar von Plosceke, der mit einer Armee in Liefland einfiel, eines ploͤtzlichen Todes umkommen las- sen? Hat sie nicht den Groskoͤnig von Nogarden, der Liefland zum ersten mal pluͤnderte, gleich um sein Reich ge- bracht, daß ihn seine Unterthanen verjag- ten? Hat sie nicht einen andern Koͤnig von Neugarden, der das zweite mal Liefland verheerte, durch die Tartern erschlagen lassen? Hat sie nicht den Koͤ- nig Wissewald von Gercike, welcher die Rigischen gepluͤndert, mit Feuer und Schwerdt genugsam gedemuͤthiget? Jst nicht der Koͤnig Viesceka, der die omnes ei, qui erant per uniuersam Li- uoniam, tam Liuones quam Letthi, et præcipue Teutonici in tantum, ut etiam mercatores sibi gubernatorem nauis suæ tam de Gothlandia in Liuoniam ve- niendo, quam de Liuonia in Gothlan- diam redeundo denegarent. Et reces- sit ipse confusus a Liuonia, venitque in mare magnum et spatiosum, et ibat sine rectore nauis, et projectus est a vento contrario, et quia fortassis con- tra voluntatem ipsius, qui ventis im- perat, venerat in Liuoniam; ideo non immerito venti contrarii in eum sur- rexerunt, et sol justitiæ non illuxit ei, eo quod Mariam Matrem ejus of- fenderat, quæ maris dicitur stella [ Maria, illuminatrix, siue stella maris, Isidorus lib. 7 Etymol, c. 10 gehet auf den eigentlichen Namen Miriam. ] . Quapropter et ipsam certam ipsi viam non ostendit. Taliter idem Miles ex- pulsus a Liuonia rediit in Daniam ab- renuncians deinceps in terram beatæ Virginis Mariæ regalem Aduocatiam. Sic, sic maris stella suam semper cu- stodit Liuoniam. Sic, sic mundi Domi- na terrarumque omnium Imperatrix spiritualem suam terram semper defen- dit. Sic, sic Regina cœli terrenis Re- gibus imperat. Nonne imperat? Quando Reges multos contra Liuo- niam pugnantes exacerbauit. Nonne exacerbauit? quando Regem Magnum Woldemarum de Plosceke venientem in Liuoniam cum exercitu subitanea morte percussit. Numquid non Re- gem Magnum Nogardiæ, qui Liuo- niam prima vice spoliauit, regno suo statim priuauit? ut a ciuibus suis expelleretur; et alium regem Nogar- diæ, qui secunda vice Liuoniam de- prædauit, per Tartaros occidit? Num- quid non regem Wissewaldum de Ger- cike, qui Rigenses spoliauit, igne et gladio satis humilitauit? Numquid non Maͤnner von 1220 bis 1221. Maͤnner des Bischofs ehmals in Kuke- nois todtgeschlagen, nachher eines schmaͤligen Todes, wie unten sol gesagt werden, in Tarbet gestorben? Sol ichs wagen und die Schweden anfuͤhren, welche in die Provinzen in Rothalien gedrungen, die doch durch die Fahne der Mutter GOttes bezwungen waren; sind sie nicht selbst von den Oeselern hinge- richtet worden? Hat sie nicht auch den Koͤnig von Daͤnnemark, wenn ichs sagen darf, der Liefland durch seine Herrschaft zu beunruhigen trachtete, mit einer langwierigen und wunderbaren Ge- fangenschaft durch die Hand weniger Leute gestrafet? Hat sie nicht Svelle- gaten, wie auch andere Fuͤrsten und Landesaͤltesten der Litthauer mehr, durch ihre Knechte in Liefland umge- bracht? Muste nicht Ako, der Oberste uͤber die ehmals in Holme treulosen Li- ven, mit andern mehrern, die von den Rigischen niedergehauen wurden, auch sein Leben verlieren? Kam nicht auch Rußinus, der Letten Landesaͤlteste, in Dabrelsburg um? Fielen nicht alle Aeltesten von Thoreida, welche treu- los hiessen, zur Zeit der Pestilenz, und musten crepiren. Blieben nicht alle Ael- testen von Oesel und aus den Provin- zen Rothaliens, als sie bey Thorei- da von den Rigischen niedergemacht wurden? Muste nicht Lembitus Wy- tamas mit seinen andern treulosen Ael- testen in Saccala sich von den Rigi- schen erschlagen und toͤdten lassen? Und so viel noch uͤbrig blieben, die in ihrer Untreue nachher verharreten, sind sie nicht alle umgekommen? Siehe! wie saͤuberlich die Mutter GOttes mit den ihrigen umgehet, die ihr in Liefland treu- lich dienen, wie sie selbige stets vor allen ihren Feinden in Schutz nimt; und wie grausam sie mit denjenigen verfaͤhret, die sich erkuͤhnen, ihr Land anzutasten, oder den Glauben und die Ehre ihres Sohns in diesem Lande zu verhindern. Siehe! wie viel und grosse Koͤnige sie gestuͤrzet? Siehe! wie viel Fuͤrsten und Volksaͤl- testen der Treulosen und Heiden sie von der Erde vertilget? Wie ofte sie den ih- rigen Sieg uͤber ihre Feinde verliehen? Denn sie hat bisher ihre Fahne in Lief- land so wol im Vorausgehen als Nach- Rex Viesceka, qui viros Episcopi in 1220 Kukenois quondam mortificauerat, crudeli morte postmodum, sicut in- fra dicetur, in Tarbeto interiit? Sue- cos etiam numquid audebo dicere, qui Rothalienses prouincias beatæ Vir- ginis vexillo subjugatas intrauerunt, numquid non ipsi ab Osiliensibus inter- fecti sunt? Numquid etiam non Re- gem Danorum, sic dicere fas est, qui Liuoniam domino suo turbare voluit, longa et mirabili per manum pauco- rum captiuitate turbauit? Numquid non Suellegaten, nec non et alios plu- res Letthonum Principes, ac Seniores per seruos suos Liuonienses interfecit? Nonne Ako, Liuonum in Holme quon- dam perfidorum Princeps, cum aliis quam plurimis a Rigensibus interfectis cecidit? Nonne Russmus, Letthorum Senior, in castro Dabrelis occubuit? Nonne omnes Seniores Thoreida, qui perfidi dicebantur, tempore pestilen- tiæ ceciderunt, et mortui sunt? Num- quid non omnes Seniores Osiliæ, nec non Rothaliensium prouinciarum apud Thoreidam a Rigensibus interfecti ce- ciderunt? Numquid non Lembitus Wytamas cum aliis Senioribus suis perfidis in Saccala a Rigensibus inter- fecti ceciderunt? Et quicunque tunc superfuerunt, et postmodum in per- fidia sua durauerunt, numquid non omnes interierunt? Ecce! DEI mater quam mitis circa suos, qui fideliter ei deseruiunt in Liuonia, qualiter ipsa semper defendit eos a cunctis inimicis suis, quamque crudelis circa illos, qui terram ipsius inuadere, siue qui fidem et honorem filii sui, in terra ipsa conantur impedire. Ecce! quot et quantos Reges ipsa exacer- bauit. Ecce! quot perfidorum et paganorum Principes ac Seniores de terra deleuit; quoties victoriam suis de inimicis concessit. Semper enim hactenus vexillum suum in Liuonia et præeundo et subsequendo defendit ac U u 2 folgen Geschichte des dritten Bischof Alberts, drey und zwanzigstes Jahr, 1220 folgen beschuͤtzet und uͤber die Feinde triumphiren lassen. Und welcher unter den Koͤnigen oder Heiden, hat jemals zu dieser Zeit gegen Liefland gestritten, und ist nicht umgekommen? Merket auf und sehets, ihr Fuͤrsten der Heiden, oder der Daͤnen, oder von welcher Na- tion ihr auch seyd. Fuͤrchtet diese sanft- muͤthige Mutter der Barmherzigkeit; betet diese Mutter GOttes an; machet diese grausame Raͤcherin an ihren Fein- den mit euch versoͤhnet; fallet ihr Land nachher nimmer an, damit euch die als eine Mutter begegne, welche eine ewige Feindin derer gewesen, so der ihrigen Feinde waren, welche diejenigen noch mehr geplaget hat, so die Jhrigen in Liefland geplaget. Merket auch auf und sehets, die ihr den HErrn fuͤrchtet, und in ihrem Lande Advocaten seyd, daß ihr die Armen nicht so sehr druͤcket, die armen Liven und Letten, sage ich, oder was sonst vor Neubekehrte da seyn, die der heiligen Jungfrau angehoͤren; welche den Namen Christi ihres Soh- nes bisher zu andern Voͤlkern getragen haben, und noch tragen werden. Stel- let euch mit uns das schmaͤliche Ende ei- niger, die ihren Unterthanen schwer ge- fallen, vor die Augen eures Gemuͤths, und erschrecket daruͤber mit einem tiefen Nachdenken. Denn die heilige Jung- frau hat keinen Gefallen an der grossen Schatzung, welche die Neubekehrten zu ge- ben pflegen. Sie laͤst sich nicht mit dem Gelde versoͤhnen, das jenen in verschiede- nen Gerichtshaͤndeln abgenommen wird; sie wil ihnen kein schweres, sondern ein er- traͤgliches und sanftes Joch aufgelegt wis- sen, weil ihr Sohn saget: Mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht. Die- ser fordert hier nur dis von ihnen, daß sie an seinen Namen glaͤuben, ihn als einen wahren einigen GOtt mit dem Vater er- kennen, damit die, so da glaͤuben, das Leben haben in seinem Namen, der da ist gelobet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. §. 3. Die Russen und Letten greifen Lettland an. Es kamen auch zu der Zeit die Buͤrger von Riga mit den Kaufleuten, wie auch de inimicis triumphare fecit. Et quis unquam hoc tempore Re- gum aut paganorum contra Liuo- niam pugnauit, et non interiit? Ani- maduertite et videte, Principes paga- norum et Ruthenorum, siue Danorum, siue quarumcunque gentium Seniores. Ipsam jam mitam Matrem misericor- diæ timete; ipsam DEI Matrem ado- rate; ipsam tam crudelem vindicatri- cem de inimicis suis placatam vobis reddite; terram ipsius deinceps im- pugnare nolite, ut ipsa sit vobis ma- ter, quæ fuit hactenus semper inimi- ca de inimicis suis, et affligentes suos in Liuonia magis ipsa semper afflixit. Attendite etiam et videte, qui time- tis Dominum et aduocatias in terra ipsius geritis, ne pauperes nimium opprimatis, pauperes, dico, Liuo- nes et Letthos, siue quoscunque Neo- phytos, beatæ Virginis suos, qui no- men Christi, filii sui deportauerunt hactenus ad alias gentes, et adhuc portabunt. Nobiscum crudelem quo- rundam mortem, qui subditis suis graues fuerunt, ante mentis oculos reuocate, et alta consideratione perti- mescite. Non enim beata Virgo cen- su magno, quem dare solent Neo- phyti, delectatur, non pecunia di- uersis actionibus ipsis ablata placatur, neque jugum graue, sed quod sibi portabile magis, atque suaue vult eis imponi, cujus filius dicit: Iu- gum meum suaue est, et onus meum leue. Qui simpliciter hic exigit ab eis, ut credant in nomine ejus et cognoscant eum cum patre Deum verum esse unum, et credentes vi- tam habeant in nomine ejus, qui est benedictus in secula seculorum. Amen. §. 3. Rutheni et Lettbones Letthiam inuadunt. Conuenerunt etiam eodem tem- pore ciues Rigenses cum mercatori- mit von 1220 bis 1221. mit den Liven und Letten bey Tho- reida zusammen, und verschwuren und verbunden sich so wol wider den Koͤnig von Daͤnnemark, als gegen alle die ihre Feinde waren. Die Bruͤder der Ritterschaft schickten auch ihre Knechte aus, schnapten etliche Landesaͤltesten der Liven weg, und legten sie in Syge- walde in die Eisen. Daher ging der Rath der andern den Krebsgang. Die Russen uͤberschickten aus Plescekowe eine Abschrift des Friedens, der bey Odempe geschlossen war; folgten aber auch gleich mit einer starken Heeresmacht nach. Die Armee commandirte der Koͤ- nig von Nogardien, der gleich das Jahr drauf von den Tartern erschlagen ward. Unter diesem Heere befanden sich 12000 Russen, die so wol aus Nogar- dien, als andern Staͤdten Rußlands gekommen waren, wider die Christen in Liefland. Sie ruͤckten in Lettland, lagerten sich da, und warteten zwey Wo- chen auf die Litthauer, verwuͤsteten aber alles, was in der Naͤhe war. Nachdem naͤherten sie sich an Wenden, wo ihnen die Bruͤder der Ritterschaft mit ihren Wenden vors Thor entgegen ruͤckten; da sie aber nicht im Stande waren, der Menge Widerstand zu thun, steckten sie Haͤuser und Flecken in Brand, und zo- gen sich nach ihrem Schlosse. Die Rus- sen aber liessen das Schloß im Ruͤcken, gingen uͤber die Coiwa, und kamen nach Thoreida, pluͤnderten das ganze Land, branten alle Doͤrfer und Kirchen, wie auch das im Felde schon zusammen gebrachte Getreide auf, nahmen die Menschen beym Kopfe schlugen sie todt, und veruͤbten schrecklich Unheil im Lande. Die Lit- thauer marschirten denselben Weg bey Wenden vorbey den Russen nach, pas- sirten die Coiwa, kamen auch mit ihnen zusammen, und was die Russen boͤses noch nicht gnug begangen, das wusten die Lettowinen erst nachzuholen. Es zog aber der Ordensmeister von den Bruͤdern der Ritterschaft mit seinen Leuten aus Riga aus, wie auch der Ritter Rodo mit etlichen Pilgern; es zogen auch nur andre wenige mit, wegen der Mishellig- keit, so im Lande gewesen war. Dieser Ordensmeister ging also mit seinen Leuten und in Geselschaft einiger anderer nach bus, et cum Liuonibus suis et Lettis 1220 apud Thoreidam conjurantes et con- spirantes tam contra Regem Daniæ, quam contra cunctos sibi aduersantes. Et miserunt Fratres Militiæ seruos suos, et ceperunt quosdam ex Senio- ribus Liuonum, et in Sygewalde pro- jecerunt eos in vincula. Vnde dissi- patum est consilium aliorum, et re- miserunt Rutheni rescriptum pacis de Plescekowe, quæ facta fuit apud Odem- pe, et sequebantur statim cum exer- citu magno, et præerat exercitui Rex Nogardiæ, qui statim anno sequenti a Tartaris occisus est. Et erant in exercitu illo duodecim millia Rutbe- norum, qui venerunt tam de Nogar- dia, quam de aliis ciuitatibus Russiæ, contra Christianos, qui erant in Liuo- nia. Et venerunt in terram Lettho- rum, et sederunt exspectantes Lettho- nes hebdomadibus duabus, vastantes ea, quæ in vicino erant. Post hac adpropinquarunt ad Wendam, quibus occurrerunt Fratres Militiæ cum Wen- dis suis ad portam, et non valentes resistere multitudini, domos et villam incenderunt, et declinauerunt ad ca- strum suum. Rutheni vero relinquen- tes castrum, transiuerunt Coiwam, et venerunt in Thoreidam, et depræda- uerunt totam terram, incendentes vil- las omnes et Ecclesias, et annonam, et quæ jam collecta erant in campis, et homines capientes et interficientes fecerunt mala multa in terra: Lettho- nes vero venientes eadem via prope Wendam sequebantur Rutbenos, et transeuntes Coiwam venerunt ad eos, et quæ minus mala fecerunt Rutheni, Lettowini suppleuerunt. Et exiuit de Riga Magister Militiæ Fratrum cum suis, et Rodo Miles cum peregrinis quibusdam, et alii pauci sequebantur propter discordiam, quæ fuerat in ter- ra. Et abiit Magister cum suis et cum aliis sequentibus ad Coiwam, et pro- X x der Geschichte des dritten Bischof Alberts, drey und zwanzigstes Jahr, 1220 der Coiwa, und hielt die Russen vom Ufer ab, damit sie nicht in sein Gebiete kaͤmen. Einige von den Liven setzten uͤbern Strom, und jagten einem Trup Litthauer nach, die mit Gefangenen und mit Beute von Goywemuͤnde ka- men, machten fast zwanzig aus ihnen nie- der; die andern retirirten sich mit der Flucht zu den Russen. Sie trafen auch in dem Dorfe Coggelse einen andern Trup Russen an, erlegten ihrer ebenfals sieben Mann, etliche fluͤchteten nach ihren Kameraden zuruͤck, andre versteckten sich in die Waͤlder und entkamen. Die Rus- sen aber sagten, hier ist nicht gut seyn, weil die Liven und Deutschen sich um uns von allen Ecken her versamlen. Also brachen sie um Mitternacht auf, und gin- gen aus dem Lande. Die folgende Nacht blieben sie in Ykewalde, pluͤnderten aber das Land umher, sengten und brenten. Die dritte Nacht machten sie es an der Ymer eben so, drungen hierauf eilend in Ungannien, und kehrten nach einer viertaͤgigen Verwuͤstung dieses Landes wieder in Rußland. Die Litthauer aber, die aus Furcht vor den Deutschen, von den Russen zu trennen sich nicht ge- traueten, gingen mit ihnen nach Plesce- kowe, und hielten sich einen ganzen Mo- nat bey ihnen auf, damit sie einen sichern Ruͤckweg nach ihrem Lande haͤtten. §. 4. Niederlage der Letten. Die Deutschen aber und die Or- densbruͤder samt andern die mit ihnen an der Ymer gewesen waren, nahmen sich vor, den Litthauern entgegen zu kom- men, und zogen nach der Duͤne zuruͤck. Sie bestelten auch einen Hinterhalt, und warteten mit den Bedienten des Bischofs auf sie drey Wochen; den Ordensbruͤ- dern aber ward die Zeit zu lang, und be- gaben sich wieder nach Riga. Dietrich hingegen von Kukenois nebst andern Rittern und Knechten des Bischofs zog mit wenig Letten gegen Plescekowe, und suchte sie auf dieser Strasse sieben Tage lang auf. Wie sie endlich von ih- nen Spur fanden, eilten sie gleich hinter ihnen drein. Allein, weil ihrer von Deutschen nur funfzehn waren, der Letten hingegen mehrere, so daß sie al- hibebat litus Ruthenis, ne transirent in partes suas. Et transeuntes flumen quidam de Liuonibus, turbam unam Letthonum cum captiuis et spoliis de Goymunde (Goywemunde) persequeban- tur, et occiderunt fere ex eis viginti, et alii per fugam euaserunt ad Rutbe- nos. Et aliam turbam Ruthenorum in- uenerunt in villa Coggelse, similiter ex eis septem interfecerunt, et alii fu- gientes ad suos redierunt, et alii in siluis latitantes euaserunt. Et dixe- runt Rutheni, non est bonum hic es- së, quia Liuones et Teutonici circa nos undique congregantur. Et sur- gentes media nocte cœperunt exire de terra, et sequenti nocte in Ykewalde manentes, prouinciam in circuitu spo- liantes incenderunt. Tertia quoque nocte apud Ymeram similia mala fa- ciebant, et festinantes in Unganniam quatuor diebus terram similiter vasta- uerunt et redierunt in Russiam. Let- thones vero non audentes separari a Ruthenis, propter timorem Teutoni- corum, abierunt cum eis Plescekowe, et manserunt cum eis per totum mensem, ut postea securi redirent in terram suam. §. 4. Letthonum clades. Teutonici vero et Fratres Militiæ cum aliis, qui secum fuerant ad Yme- ram, cogitantes occurrere Letthonibus ad Dunam redierunt, et ponentes in- sidias cum familia Episcopi de Kuke- nois exspectauerunt eos tribus hebdo- madibus; |sed Fratres Militiæ tædio adfecti redierunt in Rigam. Theodo- ricus vero de Kukenois cum aliis Mi- litibus et seruis Episcopi cum paucis Lettis abierunt versus Plescekowe die- bus septem itinere quærentes eodem. Et tandem inuenerunt vestigia eorum, et statim festinant ad eosdem. Et cum essent quindecim tantum ex Teutonicis, Letthorum vero plures, ut les von 1220 bis 1221. les in allen neunzig weniger einen aus- machten; die heidnischen Litthauer aber sechs hundert betrugen: so waren sie zwar vor der Vielheit bange, doch setzten sie ihre ganze Hofnung auf den HErrn, und gingen beherzt auf sie los. Die Lit- thauer sahen sie auf sich anruͤcken, und stelten ihre Macht gegen uͤber. Sie postir- ten auch zwey hundert ihrer besten Reu- ter an einen besondern Ort, den fluͤchti- gen Deutschen nachzujagen; der ganze uͤbrige Schwarm hingegen solte sich den Deutschen in Weg legen. Die Deut- schen konten sich wegen Schwaͤche ihrer eignen Leute mit ihnen nicht schlagen, es fochte aber derjenige, der ehmals gemacht hat, daß einer Tausend jagte, und zwey zehn Tausend in die Flucht schlugen. Jn diesem erhoben sie zuversichtlich ihre Fah- ne, und gingen drauf los. Sie wag- ten also die Schlacht; und es fielen fangs so wol von den als jenen, und weil der Weg des nahe gelegenen Waldes halber enge war, so kamen die Deutschen zuerst zum Treffen, die Let- ten aber alle folgten gleich nach und schrien auf Deutsch, wie man es ihnen an die Hand gegeben hatte, sie solten an- packen, niederreissen und todtschlagen. Durch dieses vielfache Geschrey wurden die Litthauer alzu schuͤchtern, und sahen, sich, weil sie meinten, daß noch viele Deutschen nachkommen duͤrften, ei- lends nach der Flucht um. Es fiel auch ihr tapferster Heerfuͤhrer, und von den andern uͤber hundert. Die uͤbrigen wur- fen ihr Gewehr weg, und liefen nach dem Busche. Die Deutschen aber samle- ten alle ihre Beute, und was sie nicht mit fortbringen konten, das branten sie auf. Sie erhaschten auch bey vierzig Pferde, die sie mit wegnahmen, und lobten GOtt, der fuͤr sie gestritten hatte. Von den Deutschen blieben drey auf der Stelle, deren Seelen in Christo ruhen muͤssen in Friede. Amen! Diejenigen Lit- thauer aber, so nach dem Gebuͤsche ent- ronnen, weil es sehr spaͤte im Herbste war, versoffen wegen der beschwerlichen Paßage des Duͤnestroms entweder in der Duͤne, oder erhenkten sich in diesen Waͤldern, damit sie nicht in ihr Land kehren konten, deswegen, weil sie das Land der heiligen Jungfrau gepluͤndert per omnia uno minus quam nonagin- 1220 ta; paganorum vero Letthonum sexcen- ti: multitudinem eorum formidan- tes quidem, sed spem totam pone- bant in Domino, et audacter ad eos appropinquant. Letthones quoque vi- dentes eos ad se venientes, ordinant exercitum suum ex aduerso, et ducen- tos meliores ex equitibus suis seorsim statuentes, ut ipsi persequantur Teuto- nicos fugientes; ceteri vero omnes in magna turba veniant obuiam Teuto- nicis. Et non poterant Teutonici propter paucitatem suorum pugna- re cum eis, sed pugnauit ille, qui quondam fecit, ut unus persequeretur mille, et duo fugarent decem millia. In quo confidenter elato vexillo pro- pinquant ad eos: et committentes prœlium ceciderunt primo tam ex il- lis, tam ex istis, et cum esset via stricta propter adjacentem siluam, Teutonici primo venerunt ad prœlium, et Letthi omnes sequebantur, claman- tes, sicut edocti erant, lingua Teutonico- rum, ut caperent, raperent, interficerent. Quo clamore multiplici nimium ex- territi Letthones, et putantes multos sequi sibi Teutonicos, celeriter con- uersi sunt in fugam, et cecidit fortis- simus eorum Dux et ex aliis supra centum, et ceteri abjectis armis suis fugerunt per siluas. Et collegerunt Teutonici, omnia spolia eorum, et quæ secum ferre non poterant, igne com- busserunt, et ex equis eorum com- prehendentes circiter quadragintas se- cum deduxerunt, Deum collaudantes, qui pro eis pugnauit. Ex Teutonicis tres ibidem sunt interfecti, quorum animæ in Christo requiescant in pace! Amen. Letthones, qui euaserant per siluas, cum esset jam tempore hiema- li, præ difficultate transitus Dunæ aut submersi sunt in Duna, aut se ipsis in siluis suspenderunt, ne redirent in terram suam, eo quod terram beatæ Virginis despoliauerant; cujus filius X x 2 hatten, Geschichte des dritten Bischof Alberts, drey und zwanzigstes Jahr, 1220 hatten, deren Sohn die Rache vergolt, dem sey Lob in Ewigkeit. §. 5. Nogardien wird von den Rigi- schen gezuͤchtiget. Die Buͤrger von Riga zogen hierauf mit ihren Kaufleuten nach Koͤtel, und da kamen die Daͤnen, und nahmen sie in Verhaft, mit dem Vorgeben, das Land gehoͤre dem Koͤnige von Daͤnnemark, bunden sie auch, und fuͤhrten sie mit sich nach Revel. Der Bischof von Riga aber und der Ordensmeister fertigten ei- nige ab, zu bitten und zu begehren, daß man sie zuruͤck schickte; jene hingegen wol- ten nicht. Nachher erhielten die Daͤnen Nachricht, die Rigischen kaͤmen mit ei- ner Armee, und da gaben sie sie gleich los. Die Rigischen aber ruͤckten nicht in Esthland ein, sondern marschirten mit den Liven und Letten nach Un- gannien. Sie boten auch die von Sac- cala und Ungannien auf und zogen mit ihnen in Rußland, zu ihren Fein- den, die Liefland gepluͤndert hatten, liessen Plescekowe im Ruͤcken, und drun- gen in das Reich Nogardien, verheer- ten das Land rund umher, steckten Haͤu- ser und Doͤrfer in Brand, nahmen viel Leute gefangen und erschlugen die andern. Die Letten kamen auch an eine Kirche, die nicht weit in der Stadt Nogardien war, nahmen die Bilder, Glocken, Raͤu- chergefaͤsse und dergleichen weg, und kehr- ten mit fetter Beute wieder zu ihrer Ar- mee. Nach genommener Rache an ihren Feinden begab sich die ganze Macht mit Freuden ohne eines Menschen Beschaͤdi- gung jeder nach seinem Hause, und die Drangsal der Russen gegen die Kirche von Liefland hatte ein Ende. Auch die Letten, und die von Saccala und Un- gannien brachen hintereinander in Rußland ein, machten da viele nieder, nahmen viele beyderley Geschlechts ge- fangen mit weg, und erbeuteten ein An- sehnliches. Ebenfals fielen auch die Let- ten von Kukenois und die Deutschen in das Land der Russen und machten allezeit brave Beute, und viele Gefan- gene. Damals versahen die Bruͤder der Ritterschaft aus Wenden mit ihren vindictam retribuit, cui sit laus per secula. §. 5. Nogardia a Rigensibus vexata. Mercatores quoque Rigenses ibant cum mercatoribus. suis [Das Latein ist hier sehr unverstaͤndlich; dem am besten abgeholfen wird, wenn fuͤr suis, gelesen wird aliis; es zogen die Rigischen Kaufleute mit andern nach Roͤtel. ] in Rotaliam, et venerunt Dani et ceperunt eos, di- centes, terram Regis esse Danorum, et ligauerunt eos, et deduxerunt eos secum in Reuelis. Et misit Episcopus Rigensis et Magister Militiæ rogantes et postulantes, ut remitterent eos; et noluerunt. Post hoc nunciatum est Danis, quod Rigenses venirent cum exercitu, et statim remiserunt eos, et non iuerunt Rigenses in Esto- niam, sed cum Liuonibus et Letthis iuerunt in Unganniam, et conuocan- tes ad se Saccalanenses et Ungannenses abierunt in Russiam ad inimicos suos, qui Liuoniam spoliauerant, et relin- quentes post tergum Plescekowe, re- gnum Nogardensium intrauerunt, et totam terram in circuitu despoliaue- runt, incendentes domos et villas et populum multum captiuum duxerunt, et alios interfecerunt. Et peruene- runt Letthi ad Ecclesiam, quæ fuerat non longe in ciuitate Nogardia, tollen- tes iconias, campanas, thuribula et similia, et cum spoliis multis redie- runt ad exercitum. Et facta vindicta de inimicis, reuersus est uniuersus exer- citus gaudens sine læsione alicujus unusquisque in domum suam, et ces- sauit opprobrium Ruthenorum aduer- sus Liuoniensem Ecclesiam. Letthi quoque et Saccalanenses et Ungannen- ses continuo Russiam intrantes, mul- tos ibidem interfecerunt, et multos promiscui sexus captiuos duxerunt et spolia multa tulerunt. Similiter et Letthi de Kukenois ac Teutonici Rus- siam intrantes omni tempore prædam multam et captiuos multos deduxe- runt. Erant eodem tempere Fratres Militiæ de Wenden cum seruis suis in Knech- von 1220 bis 1221. Knechten in allen Schloͤssern, die so wol Ungannien als Saccala, die Advo- caturen, und nahmen den Tribut ein; dem Bischof verwahrten sie sein Antheil, und haben alle Schloͤsser erbauet, mach- ten sie treflich veste, gruben Brunnen innerhalb denselben, und fuͤlten die Ve- stungen mit Gewehr und Steinschleudern an. Aus Furcht vor den Russen jag- ten sie auch die Esthen in die Schloͤsser und blieben mit ihnen beysammen. omnibus castris tam Unganniæ quam 1220 Sacculæ procurantes Aduocatias, et congregantes tributa, et Episcopo suam partem conseruantes, et ædifi- cauerunt castra omnia, et firmissime muniuerunt, et cisternas infra fodien- tes armis et balistis repleuerunt, et propter timorem Ruthenorum Estones in castra compellentes, simul cum eis commanserunt. §. 6. Die aus Ungannien aber brachen mitten im Winter mit der Armee auf bey einem sehr tiefen Schnee, zogen Wirland vorbey, gingen uͤber die Narwa, pluͤnderten das benachbarte Land, und entfuͤhrten Gefangene und Beute. Nach ihrem Ruͤckmarsch nahmen die von Saccala denselben Weg, paßirten die Nar- wa, ruͤckten einen sehr abgelegenen Weg weiter vorwerts in ein Land, so Jnga- rien hieß, und ein Stuͤck des Reichs Nogardien war . Sie fanden da das Land voller Leute, indem sie durch keinen Bericht voraus gewarnet worden, und schlugen die Jngarer mit einer alzu harten Plage, brachten die Mannsbilder und viel Volk um, nahmen noch mehr von beyderley Geschlechte gefangen, und schlach- teten Schafe, Ochsen und vieles Vieh ab, weil sie nicht alles mit nehmen konten. Also kehrten sie mit reicher Beute nach Hause, und ganz Esth- und Liefland war mit Gefangenen angefuͤllet. Die Russen bekamen also schon dieses Jahr al- les Ungluͤck gedoppelt und dreyfach wieder, was sie den Liven angethan hatten. Also war Jngermannland als ein Stuͤck des alten Holmgardischen Reichs schon da- mals unter Rußischer Botmaͤßigkeit, weil das Koͤnigreich Neugarden ein Rußisches Reich ist. Ja eben dieselben Grenzen haben damals Rußland von Esthland abge- sondert, wornach man sich nachher viele Jahrhunderte hindurch gerichtet; nemlich Narva disseits des Stroms und Jvanogrod, so jenseit gelegen. Not. Aus einer alten Notiz ersehe, daß in diesem Jahr das St. Georgen-Hospital von dem Bischof Albert in Riga gestiftet sey. Des Bischof Alberts vier und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1221 bis 1222. §. 1. D as vier und zwanzigste Jahr des Bischofs trat nun ein, und das Land ge- 1221 noß noch keinen ruhigen Frieden. Dasselbige Jahr waren die Tartern im Lande der heidnischen Valven , die von einigen Parther ge- nant werden. Diese essen kein Brod, sondern das rohe Fleisch ihrer Thiere. Mit diesen kriegten die Tartern, bezwungen sie auch, und schlugen alle mit der Schaͤrfe des Schwerdts; etliche entflohen zu den Russen und suchten bey ihnen Huͤlfe. Und diese Nachricht erschol durch ganz Rußland, daß sie wider die Tartern fechten solten. Es machten sich also die Koͤnige in ganz Rußland gegen die Tartern auf, sie vermochten aber nicht mit ihnen zu fechten, sondern flohen vor ihnen. Es blieb auch der Groskoͤnig Mysceslaus von Kyowa , mit vierzig tausend Mann, die ihm beystunden. Der andre Koͤnig hingegen, aus Galacien , Mysceslaus entwischte auf der Flucht . Von andern Koͤnigen blieben in demselben Krieg bey funfzig. Sie setzten ihnen ganzer sechs Tage nach und erschlugen von ihnen uͤberhaupt mehr als hun- dert tausend Mann, deren Anzahl GOtt allein bekant ist; die uͤbrigen entflohen. Y y Der Geschichte des dritten Bischof Alberts, vier und zwanzigstes Jahr, 1221 Der Koͤnig von Smolensko, der Koͤnig von Ploscekow, und etliche andre Koͤnige aus Rußland schickten hierauf ihre Boten nach Riga, und baten um das, was zum Frieden dienet. Also ward der laͤngst getroffene Frieden gaͤnzlich von neuem geschlossen. Daß der Name der Tartern zu dermaligen Zeit zum ersten gehoͤret worden, bejahen nicht allein alle Polnischen Scribenten einmuͤndig, sondern es gestehens auch die Unsri- gen, so gar, daß Caͤsarius auch in dem Jahre mit ihnen uͤbereinkomt. Denn als er libr. 10 c. 47 gesagt, es schiene zu seinen Zeiten erfuͤllet, was der HErr im Evangelio sagt: Ein Volk wird sich wider das andre empoͤren ꝛc. so fuͤget er unter andern „Exempeln auch dieses hinzu: „Es kam auch in vorigem Jahre eine Nation in die Rus- „sischen Reiche, und rieb daselbst dieses Volk voͤllig auf Caͤsarii Worte heissen: \& totam ibidem gentem vnam deleuit; wo vielleicht besser vna gelesen wird. , wir haben keine Nachricht „was es vor Leute gewesen, woher sie gekommen, oder wohin sie ziehen moͤchten.„ Das vorige Jahr ist das 1221te, weil er im folgenden 48 Cap. sagt: Jm gegenwaͤrtigen Jahre, welches das 1222te ist nach der Menschwerdung unsers HErrn. Was dis vor ein Volk gewesen, welches dieser Heisterbacher damals noch nicht gekant, erklaͤrt Martinus Polonus Chronol. Pontif. unter Pabst Jnnocentio III. Unser Verfasser nennet aber diese von den Tartern vertilgte Nation die Valven, nach Deutscher Art Walwen hiessen bey den Deutschen alle Voͤlker deren Namen sie nicht verstunden. Das Chronicon Verumense beym Jahre 1227 p. 488 setzet: Boritz ein vornehmer Fuͤrst der Hunnen, welche die Deutschen Walwyn nennen, ist durch die Bruͤder des Predigerordens zum christlichen Glauben gebracht. , welche die Voͤlker, deren Sprache sie nicht verstunden, noch mit einem andern Namen zu un- terscheiden wusten, ehmals Valwen zu nennen pflegten, gleichsam Leute von fremder Sprache. Also gedenket schon Otto von Freisingen Chron. libr. 6 c. 10 zu seiner Zeit, nachdem er die Ungern, Avaren und Peucener genant, solcher, die Falonen hiessen, die rohes und unreines Fleisch, nemlich von Pferden und Fuͤllen bis auf den heutigen Tag noch fressen. Also wird Arnold von Luͤbek libr. 6 c. 5 n. 4 fast boͤse, daß der Koͤnig Philipp in seinem Lager eine sehr liederliche Art Leute gehabt, die Valve hiessen, und libr. 7 c. 14 n. 1, daß er eine unzaͤhlbare Armee aus dem ganzen Reiche an- geworben, wobey ungemein viel von den Ungerischen Grenzen sich befanden, wie auch die Huͤlfstruppen von den liederlichsten Leuten, die Valve genant werden. Cranz Sax. libr. 7 c. 16 beschuldiget Arnolden, daß er ausgelassen, wo die Valven hergekom- men. Bangert beschuldiget wieder Cranzen, daß er die Wallonen darunter ver- standen, sagt aber selbst nichts. So sind auch die Verbesserer des Woͤrterbuchs des Herrn du Frêne stumm, die zufrieden sind Arnolds Worte blos nachzuschreiben, und von ihrem Vorrath nichts hinzuzuthun. Wir wollen also sehen, ob die Sache so viel Muͤhe koste, den Sitz dieser Valven aufzusuchen. Einigermassen gibt Arnold zu verstehen, daß sie an Ungern grenzen, recht so wie Otto von Freisingen seine Falonen zu Nach- barn von den Peucenern macht, l. c. Leichter laͤsset sie unser Verfasser finden, indem er die Valven von den Tartern unterscheidet, und behauptet, sie seyn Heiden gewe- sen, und von einigen Parther genant worden. Nun aber schreibet Mechovius Sarmat. libr. 1 c. 2 daß an dem nordlichen Ufer des schwarzen Meers, wo heutiges Tages die Crimmischen, Donnischen und Precopensischen Tartern wohnen, nicht lange vor diesem eine Art Tartern gelebet, Polowczer genant, die aber von denen aus Orient einbrechenden Tartern in oftmaligen Scharmuͤtzeln so aufgerieben seyn, daß sie nach und nach gaͤnzlich ausgegangen. Die gelehrte Erzaͤhlung des Herrn Muͤllers von den Schicksalen der Stadt Azow, die eben jetzo zu uns von Petersburg aus der Presse herkomt, untersuchet nicht allein den Ursprung der Polowczier, und weiset ihren Sitz an, sondern zeiget auch, daß sie Besitzer der Donnischen Stadt, das ist, der Stadt Azov gewesen p. 41 seq. Ferner erzaͤhlet Dlugossus libr. 3 p. 247 libr. 4 p. 315 und libr. 6 p. 599 die von den Polowcziern mit den Russen gefuͤhrten Kriege. Und ge- genwaͤrtigen Krieg, davon unser Verfasser handelt, beschreibet dieser Dlugossus libr. 6 p. 612 und im folgenden, wie auch Mechovius Chron. Polon. l. 3 c. 32 und von Sarmatien an der angefuͤhrten Stelle. Allein die Deutschen Scribenten, so dieser Niederlage gedacht, heissen diejenigen Parther und Valven, welche die Polen und Russen Polowczier nennen. Als ein Ungenanter in Menk. Scriptor. tom. 3 p. 122. „Zu Zeiten dieses Kaisers ( Friderichs des II ) kam ein Heer aus Asien her, das neben einem Flusse, der Thau (Than Thanais) genant, wohnte, und die Parther angrif, denen die Russen zu Huͤlfe kamen. Sie hielten auch mit den Tartern ein Treffen, und von 1221 bis 1222. und wurden uͤberwunden. Also blieben von den Russen und Parthern auf hundert 1221 tausend Mann. „Die Luͤneburgische Chronik in Eccard. Scriptor. tom. 1 p. 1403 „ums Jahr 1221. Bi desselven Keisers Tiden vor en Here von Asia, ‒ den qvamen „de Ruzen to Helpe ‒ dar ward der Ruzen unde Valwen geslagen mer den hundert „dusent. Und p. 1410. Jn denselven Tiden qvamen de Tateren met eme creftigen „Here in dat Land to Polonen, de darvore hadden vorovert Walwen, Ruzen unde „mennich Lan, das ist: Zu der Zeit, nemlich Anno 1242, brachen die Tartern mit einer grossen Armee in Polen, nachdem sie vorher die Valven, Russen und mehrere Pro- vinzen unter sich gebracht. Daraus ist zu schliessen, daß die Valven keine andre Leute gewesen, als die aͤltesten Einwohner der Tarterhorden, und die auf Sclavonisch Poloczier genent worden: deren Beschreibnng wolbemeldte Asovische Historie des beruͤhmten Herrn Muͤllers ein recht Meisterstuͤcke ist. Einmal gerieth ich auf die Ge- danken, daß die Blachen, von denen vieles in den Briefen des Pabst Jnnocentius des III vorkomt, unter diesem Namen staͤcken. Wie ich aber gewahr wurde, daß die Blachen und Bulgaren immer beysammen stehen, und Jnnocentius sich Muͤhe ge- geben, beyde Voͤlker zur Lateinischen Kirche zu bringen; so aͤnderte ich meine Meinung, und solte wol glauben, daß durch die Blachen die mit den Bulgaren benachbarten Walachen angedeutet werden. Kiow war schon ehmals des Rußischen Monarchen Sitz und Hauptstadt. Wenn Adamus Bremensis libr. 2 c. 13 von Rußland erwehnet, so thut er hinzu: Dessen Hauptstadt die Stadt Chive ist, die mit dem Constantinopolitanischen Reiche um den Vorzug eifert, die beruͤhmteste Stadt in Griechenland. Mechovius Sarmat., libr. 2 c. 1 p. 141 berichtet, daß die Gegend von Halicz vor Zeiten Gallicien geheissen. Bey dem Sarmatischen Gebirge, spricht er, wohnet eine Nation Russen, uͤber welche die vornehmen Polen in Kolomya, in Zidazou, in Sniatin zu gebieten haben. ‒ Unter diesem Gebuͤrge ist der Strich von Halicz, ehmals Gallicien genant, und Przemisl ‒ ‒ Wenn man den Weg mitten nach Reussen nimt, so komt die Woywodschaft Lemberg ꝛc. Siehe oben beym Jahr 1216. not. c ). Wie schwer dieser endlich entwischet, beschreibet Mechow Chron Polon. libr. 3 c. 32, wo er erwehnet, er habe endlich vol Furcht und Zittern Halicz noch erreichet. §. 2. Der Koͤnig von Daͤnnemark Mit diesem Koͤnig, wie Thomas Hiaͤrne meldet, sollen die beyden Gebruͤder Herr Dietrich und Herr Johann von Tuwen oder Tauhen aus dem Hanse Paterborn angekommen seyn, die schon vorher dem Koͤnig gegen die Hamburger und andre Feinde treue Dienste geleistet hatten. Besagter Verfasser schreibet, man vermeine, der Koͤnig habe um diese Zeit den Dom und die Stadt Reval, ingleichen Narva und Wesenberg theils anlegen, theils bevestigen lassen. Auch confirmirte der Koͤnig dem Ritter und koͤniglichen Rath in Esthland Herrn Henrich von Lode verschiedene Lehnsguͤter. Des- sen Vater Odert von Lode der schon 1196 mit Koͤnig Canutus dem 6ten als Ritter ins Land ge- kommen, und seiner tapferen und treuen Dienste wegen ein ansehnliches Lehn empfangen, ist der Stammherr aller noch jetzt lebenden Herrn von Lode, die schon uͤber das 16 Glied ausmachen; von welchem auch der Gustav von Lode entsprossen, der als Mannrichter und Rittmeister ein kurzes Mannscript von Esth- und Liefland nachgelassen. brachte ebenfals ein starkes und maͤchtiges Heer auf, zog mit dem Grafen Albert nach Oesel, und fing an ein steinern Schloß zu bauen. Von da fielen die Daͤnen aus gegen die Oeselschen zu fechten, waren ihnen aber allein nicht gewachsen. Doch der Graf Albert kam ihnen mit seinen Leuten zu Huͤlfe. Der jagte die Oeseler in die Flucht; sie machten auch viele von ihnen nieder, die uͤbrigen alle gaben Reisaus. Es trafen auch der Hoch- wuͤrdige Bischof von Riga mit dem Ordensmeister und seinen Bruͤdern, nebst ei- nigen Liven und andern, die im Namen des ganzen Lieflandes an den Koͤnig von Daͤnnemark nach Oesel abgeordnet waren, daselbst ein. Der Koͤnig freuete sich uͤber ihre Ankunft. Er besprach sich mit ihnen wegen der Schenkung, nach welcher ihm Liefland verehret worden. Aber es sagte keiner hierzu Ja, sondern alle widersprachen einmuͤthig, wie sie von allen Einwohnern Lieflands dazu ange- wiesen waren. Sie ersuchten ihn hierbey demuͤthigst, er moͤchte von dergleichen Beeintraͤchtigungen Lieflands abstehen, und das Land der heiligen Jungfrau in Freyheit lassen. Er nahm daher seine Kluͤgsten zu Rathe, und sprach endlich Y y 2 dem Geschichte des dritten Bischof Alberts, vier und zwanzigstes Jahr, 1221 dem Bischof Liefland und alles zu Liefland gehoͤrige samt der ganzen Frey- heit zu. Jn Saccala und Ungannien uͤberließ er die koͤniglichen Vor- rechte den Bruͤdern von der Ritterschaft; dem Bischof von Riga aber die ganze geistliche Gerichtbarkeit, mit dem Hinzufuͤgen, sie solten ihm eine immerwaͤhrende Treue erzeigen, und ihre Huͤlfe ihm so wol gegen die Russen als gegen die Heiden nicht versagen. Sie versprachen auch, so wol ihm als den Seinigen stets getreuen Beystand . Daher liessen sie Dietrichen, des Bischofs Bruder, mit einigen andern Ordensbruͤdern auf des Koͤnigs Bitte daselbst im neuen Schlosse bleiben, und sie vor ihre Person kehrten nach Liefland. Nachdem nun die Mauer die- ses Schlosses so geschwind als moͤglich zu stande gebracht worden war, legte der Koͤnig Besatzung darein, und kehrte wieder nach Daͤnnemark. Das ist eben der Albert, Graf von Orlamuͤnde, des Waldemars Schwestersohn, der Nordalbingien als Vicekoͤnig regirte: von dem oben. Das Geruͤchte von die- sem wiederholten Feldzuge kam auch vor Alberten von Stade. Denn er schreibet beym „Jahr 1222. „Der Koͤnig von Daͤnnemark kam ins Land Leal mit dem Grafen „ Albert, verjagte die Feinde christliches Namens, und bauete in selbigem eine Stadt, „die nicht lange darauf von den Heiden zerstoͤret ward.„ Was weiter in unserm Auctor folget, zeiget genugsam an, daß er das Land Leal: wie es auch ein Helmstaͤdtisch Manuscript hat: hat sollen das Land Oesel oder besser die Jnsel Oesel geschrieben wer- den, weil terra gemeiniglich das veste Land bedeutet und den Jnseln entgegen gesetzet wird. Man denke ja nicht, daß Liefland durch diesen Vertrag unter Daͤnnemark gekommen. Der Chronikschreiber redet hier nur von der Bruͤder der Ritterschaft ihren Guͤtern in Saccala und Ungannien. §. 3. Die Oeseler kamen hierauf aus allen Doͤrfern und Provinzen zusammen, belagerten das Schloß und schickten zu den Strand-Esthen , sie solten ihnen zu Huͤlfe kommen. Einige derselben gingen nach Warbola, und besichtigten das Kunststuͤck einer Patherelle oder Kriegesmaschine, welche die Daͤnen den Bauren von Warbola als ihren Unterthanen geschenket hatten. Da sie nach Oesel kamen, fingen sie an, solche Patherellen und Maschinen nachzubauen, und lehrten es auch andern. Ein jeder von ihnen machte sich solche Maschinen. Also kamen sie alle auf einmal mit siebenzehn Patherellen an, und warfen viele und grosse Steine fuͤnf Tage lang unablaͤßig hinein, liessen denen im Schlosse keine Ruhe, indem sie nicht Haͤuser noch Gebaͤude hatten, und weil sie weder Raum noch Zuflucht in dem unausgebaueten Schlosse funden, wurden ihrer viele beschaͤ- diget. Von den Oeselern blieben aber auch viele, die von unsern Steinschleu- derern getroffen wurden. Nichts destoweniger feierten sie nicht, das Schloß zu stuͤrmen. Doch nach einem Gefechte von vielen Tagen sagten die Oeseler zu de- nen, die im Schlosse waren: Weil ihr wisset, daß ihr in diesem Schlosse ge- gen unsern anhaltenden Sturm euch doch gar nicht sichern koͤnt: so rathen wir euch und bitten darum, daß ihr mit uns Frieden machet, alle gesund und frisch abziehet, und Schloß und Land uns uͤberlasset. Da nun diese unter blossem Himmel fochten, und es ihnen an Wohnungen und allen Nothwen- digkeiten mangelte: so nahmen sie diesen Vergleich an, zogen aus dem Schlosse aus, brachten ihre Habseligkeit zu Schiffe, und liessen Schloß und Land den Oese- lern uͤber. Die Oeseler behielten auch sieben Daͤnen und Dietrichen, des Rigischen Bischofs Bruder, zu Geisseln da, bis der Friede bestaͤtiget war, die uͤbrigen alle begaben sich nach Revel zu den Daͤnen. Strandesthen sind die von Werpel, Roͤtel und alle die andern, die der Jnsel Oesel gegen uͤber wohnen auf dem vesten Lande an der Seekante. Siehe beym Jahr 1223 not. c ). §. 4. Die von 1221 bis 1222. §. 4. Die Oeseler schleiften hierauf das Schloß in seinem ganzen Umfange, und 1221 liessen keinen Stein auf dem andern, breiteten auch diese Sache durch ganz Lief- und Esthland aus, daß sie des Koͤnigs von Daͤnnemark Schloß erobert, und die Christen aus ihrem Lande gejaget. Sie machten den Heiden und Esthen in allen Provinzen ein Herz, sie solten mit aller Gewalt das Joch der Daͤnen von sich abwerfen, und den Namen der Christen, durch den sie unters Joch gekommen, zur Erhaltung ihrer vorigen Freyheit von der Erde vertilgen, wobey sie sagten, das Daͤnische Schloß Revel koͤnne ja leichtlich eingenommen werden. Sie lehrten ihnen anbey, mit Maschinen und Patherellen, wie auch an- derer Kriegesgeraͤthschaft umzugehen. Daher entstand ein Haufen Ungluͤck in ihrem Lande. Nachdem nun die Oeseler und die von Harrien die leichtfertigen Anschlaͤge ihrer Verschwoͤrung wider die Daͤnen und wider den Christlichen Namen zu stande gebracht hatten, so versamleten sie sich alle mit den Strand- esthen auf dem Schlosse Warbola, und erschlugen einige von den Daͤnen und ihren Priestern, so bey ihnen wohnten. Sie sandten gar Boten nach Wirland, daß die Wirlaͤnder es auch so machen solten. Die Wirlaͤnder aber und die von Gerwen, weil sie einfaͤltige Leute sind und schlechter als andere Esthen, erkuͤhn- ten sich nicht dergleichen zu wagen, sondern holten ihre Priester zusammen und schickten sie unbeschaͤdigt in das Schloß der Daͤnen. §. 5. Die Saccalaner aber, so bey den Bruͤdern der Ritterschaft im Schlosse Viliende wohnten, konten die tuͤckischen Gedanken ihrer Herzen gegen die Bruͤ- der nicht mehr verbergen, sondern liefen alle mit ihren Schwerdtern, Lanzen und Schilden zu, krigten etliche von den Bruͤdern nebst ihren Knechten, und die deut- schen Kaufleute zu packen, und erwuͤrgten sie. Da nun der vierte Sontag nach Epiphanias einfiel, an welchem das Evangelium verlesen wird: Da trat JEsus in das Schif, und siehe! es erhub sich ein groß Ungestuͤm im Meer ꝛc. eben als der Priester Dietrich die Messe hielt, und die uͤbrigen Bruͤder in der Kirche dabey stunden: so erhub sich in der That ein groß Ungestuͤm und eine grosse Bestuͤrzung. Denn da sie alle Bruͤder, Knechte und Deutsche, die aussen im Schlosse waren, todt geschlagen hatten, versamleten sie sich bey der Kirche, nicht zu beten, sondern ein Blutbad anzurichten; nicht der Messe beyzuwohnen, sondern die Ruhe JEsu Christi zu stoͤren, weil sie nemlich Cains Bosheit mit dahin brachten. Demnach besetzten sie gleich die Thuͤre und umringeten sie. Sie stelten sich bewafnet um die Wehrlosen Bruͤder herum. Um sie nun leichter heraus zu locken, gaben diese Betruͤger ihnen die Hand, und versprachen ihnen Friede. Jhr gewesener Advocat Moritz trat zu erst zu ihnen hinaus, und trauete diesen Un- glaͤubigen alzuviel. Ueber den fielen sie gleich her und toͤdteten ihn. Die uͤbrigen, die uͤber diese unzweifelhafte Gefar in Schrecken geriethen, machten sich zur Ge- genwehr zu rechte; da sie aber zulange machten, und ihnen endlich der Friede zuge- schworen wurde, so gingen sie einzeln zu ihnen heraus. Die Treulosen nahmen sie aber bey dem Kopfe, legten sie gleich in Strick und Bande, rissen ihre Habse- ligkeit, Geld und Pferde alle zu sich, und theilten sich darein. Die Leiber der Erschlagenen warfen sie aufs Feld den Hunden zu zernagen vor, wie geschrieben stehet: Sie haben die Leichname deiner Knechte den Voͤgeln unter Ps. 79, v. 2. dem Himmel zu fressen gegeben: und das Fleisch deiner Heiligen den Thieren im Lande. Sie haben Blut vergossen wie Wasser; und war nie- v. 3. mand, der begrub. Etliche aus ihnen machten sich auch an ein ander Schloß an der Pala, und hiessen daselbst ein gleiches thun. Jhren Priester nebst andern schlugen sie unterwegens todt. Z z §. 6. Nach Geschichte des dritten Bischof Alberts, vier und zwanzigstes Jahr, §. 6. 1221 Nach diesem gingen eben diese Saccalaner nach Gerwen, und griffen daselbst einen Daͤnen, Hebbe, der ihr Advocat war; den fuͤhrten sie mit den andern Daͤnen in ihr Schloß, und quaͤlten ihn und die andern mit einer grausa- men Marter zu Tode. Sie zerfleischten ihnen die Gedaͤrme, rissen des Hebbe Herze lebendig aus dem Leibe heraus, brateten es am Feuer, theilten es unter sich, frassens auf, um gegen die Christen stark zu werden, und warfen ihre Lei- ber den Hunden und Voͤgeln des Himmels zu zerreissen vor. §. 7. Nach Volziehung einer so abscheulichen, verfluchten und treulosen That, sand- ten die Schloßaͤltesten von Viliende denselben Tag nach Odempe, und riethen den Einwohnern, es eben so wie sie, zu machen. Sie uͤberschickten auch denen in Tharbat die blutigen Schwerdter, womit sie die Deutschen ermordet, nebst ihren Pferden und Kleidern zum Zeichen. Diese nahmen das Wort mit Freuden auf, uͤberfielen die Bruͤder von der Ritterschaft, bunden sie, und schlugen ihren gewesenen Advocaten, Johannes, und alle deren Knechte todt. Sie erschlugen auch viel Kaufleute, die uͤbrigen aber machten sich aus dem Staube und versteckten sich, welche sie nachher doch in die Eisen legten. Sie raubten auch den Ordens- bruͤdern und andern Deutschen und Kaufleuten alle ihr Vermoͤgen, theilten es unter sich, und liessen die Leiber der Getoͤdteten auf den Feldern unbeerdiget lie- gen, deren Seelen in Christo in Friede ruhen muͤssen. Zu der Zeit befand sich eben in Tharbat bey den Ordensbruͤdern ihr Mitbruder, der Priester Hard- wich, den sie auf den besten Mastochsen setzten, weil er selbst eben so dicke war. Sie fuͤhrten ihn zum Schlosse heraus, und erkundigten sich durchs Loos um den Willen ihrer Goͤtter, wen sie von beyden, den Priester oder den Ochsen zum Opfer erwaͤhlen solten. Das Loos fiel auf den Ochsen, und er ward den Augenblick geopfert. Den Priester aber erhielten sie nach dem Willen ihrer Goͤtzen am Leben, ausser daß er eine grosse Wunde bekam, die nachher ihm wieder zugeheilet worden. Alsdenn breitete sich die Nachricht durch ganz Esth- land und Oesel aus, daß sie auf die Daͤnen und Deutschen losschlagen sol- ten. Sie verbanneten also den Christlichen Namen aus allen ihren Grenzen. §. 8. Sie riefen aber die Russen, sowol von Nogardien als von Plescekowe, zu Huͤlfe, machten Friede mit ihnen, und verlegten einige derselben nach Thar- bat; etliche nach Viliende, andere in andere Schloͤsser, damit sie gegen die Deutschen, Lateiner und alle Christen streiten solten, theilten Pferde und Geld mit ihnen, und alles Vermoͤgen der Ordensbruͤder und Kaufleute, und al- les was sie geraubet hatten; bevestigten auch ihre Schloͤsser ungemein stark. Sie baueten in allen Schloͤssern Patherellen, lehrten sich die Steinschleuderkunst unter einander selbst, theilten auch die vielen von den Bruͤdern geraubten Steinschleude- rer unter sich. Sie nahmen ausserdem ihre Weiber wieder an, die sie zur Zeit ih- res Christenthums verstossen; die Leiber ihrer Verstorbenen, die sie auf dem Kirchhof verscharret, gruben sie auf, und verbranten sie nach der alten heidni- schen Manier , wuschen sich, ihre Haͤuser und Schloͤsser mit Wasser ab, fegten sie mit Besemen und bemuͤheten sich auf die Art das Sacrament der heiligen Taufe von ihren Grenzen gaͤnzlich wieder auszutilgen. Siehe, was wir beym Jahr 1207 not. g ) gesaget. Die Sagaͤ (fabelhaften Erzaͤhlun- gen) der mitternaͤchtigen Voͤlker ermangeln des noͤthigen Lichts aus der Zeitrechnung, weil sie das, was niemals Quia quæ nunquam contigere, sol vielleicht heissen, quæ vnquam, was sich nur irgend zugetragen, konten sie die Zeit noch nicht bestimmen. geschehen, zu keiner Zeit bringen konten; doch unterscheiden sie von 1221 bis 1222. sie die alten Zeiten so, daß sie das die erste Zeit nennen, in welcher alle Todte verbrant 1221 wurden; die andere, in der man die Vornehmen alle in Begraͤbnisse legte, das gemeine Volk aber nach dem Tode schlechtweg verscharrete, wie Olaus Verelius bey der Historie Gothrichs p. 81 anmerket, wo er auch hinzu setzet, daß eine zeitlang beydes beysam- men gewesen, und daß selbst das Verbrennen zur Auffuͤhrung der Graͤber Veranlassung gegeben, weil die Asche des verbranten Leichnams mit Erde beworfen, und mit Steinen bedecket wurde. Er erzaͤhlet weiter, wie er selbst ein grosses Begraͤbniß von dieser Art durch angenommene Arbeiter eroͤfnet, und was er darinne gefunden. Jch uͤberhebe mich der Muͤhe, das hierher zu schreiben, weil es nicht dieses Orts ist; und begnuͤge mich das eine noch zu sagen, daß die Oerter, wo man heut zu Tage die Spuren des Verbrennens angetroffen, vormals von niemand bewohnet worden, weil die Verbrennung und die Errichtung der Graͤber nur an unfruchtbaren und wuͤsten Oertern geschahe, ob- gleich einiger Orten auch an der oͤffentlichen Landstrasse. Man sehe des Herrn Schmincks gelehrte Abhandlung von den Aschenkruͤgen in den Graͤbern, darinne er erzaͤhlet, wie der Durchlauchtigste Landgraf Karl, als ihm vorgebracht worden, daß man nicht weit von der Edder auf einem unfruchtbaren Felde, das die Einwohner von dem nahgele- genen Dorf Mader die Maderheide nennen, viele aus Rasen errichtete Begraͤbnisse erblicket, selbige in seiner Gegenwart habe lassen oͤfnen, und was er in selbigen angetroffen. Uebrigens scheinet Albert von Stade auf diesen Abfal der Esthen vom christlichen „Glauben zu zielen, wenn er beym Jahre 1224 also schreibet: „Die Esthen verliessen „den katholischen Glauben, und machten mit den Wilden und Russen ein Buͤndniß. „Die neue Armee der Pilger aber ließ an ihnen dafuͤr ihre Rache aus.„ Dis geschahe auch kurz nachher bey Eroberung des Schlosses Dorpat. §. 9. Die von Saccala schickten hierauf Boten nach Riga, mit dem Vermel- den, daß sie zwar gerne einen andern Frieden haͤtten; allein sie wuͤrden nachher keinen christlichen Glauben annehmen, so lange ein Knabe eines Jahres alt, oder einer Elle hoch im Lande bliebe. Sie begehrten dabey ihre Geisseln, die jungen Bursche zuruͤck, und versprachen vor jede Geissel, einen Ordensbruder und Kauf- mann, die sie noch lebendig in Ketten hielten, auszuliefern; wie denn auch gesche- hen ist. §. 10. Es befand sich damals ein christlicher Kaufmann in dem Hause eines Esthen in Saccala, und wie alle Deutschen niedergehauen wurden, fiel auch der Esthe uͤber diesen seinen Gast den Kaufmann her, und schlug ihn todt. Kurz nachher kam dieses Moͤrders Weib mit einem Sohne in die Wochen, und der Knabe hatte auf seinem Leibe ganz frische Wunden, an allen den Orten, wo der Vater den Un- schuldigen verwundet und getoͤdtet hatte, die den Wunden des entleibten in allen gleichten. Doch sind sie nachher zugeheilet worden, nur daß die Narben bis diese Stunde zu sehen sind . Viele, die es in Augenschein nahmen, wunderten sich druͤber, statteten Zeugniß davon ab, und priesen die Rache GOttes; denn auch dieser Moͤrder ist gleich darauf von der Armee der Christen erschlagen worden. Wie gemeine Leute gerne an solchen Wunderwerken ihre Belustigung und Vergnuͤgen fin- den; also ist das Andenken dieser seltsamen Begebenheit auch auf die Nachwelt fortge- pflanzet, und endlich in die Chronik des Deutschen Ordens eingeschlichen, und daraus in Waissels Preußische und Russovs Lieflaͤndische Chronik; doch, daß hier und da was zugesetzet und etliches veraͤndert worden. §. 11. Darauf ging der Krieg in allen Gegenden in Esthland von neuem an. Denn die von Oesel, die von der Strand-Wyck und von Warbola zugleich mit den Gerwenschen und Wirlaͤndern hielten die Daͤnen in Revel durch eine langwierige Belagerung warm, bis der HErr sie errettete. Denn die im Schlosse alzuviel und lange abgematteten Deutschen thaten mit den Daͤ- Z z 2 nen Geschichte des 3ten Bischof Alberts, 24stes Jahr, von 1221 bis 1222. 1221 nen einen Ausfal, schlugen sich mit jenen, und GOtt trieb die Esthen in die Flucht; viele von ihnen blieben auch, so von den Christen umgebracht wurden, die andern entflohen. Die Christen nahmen ihre Ochsen und Pferde und viele Beute, und lobten GOtt, der sie auch dismal aus so grossem Ungluͤck erloͤset hat. §. 12. Wie nun die Letten alles Ungluͤck sahen, so die Esthen wider Liefland im Schilde fuͤhrten, fingen sie auch an mit den Esthen anzubinden; Denn Ra- meko mit seinen Leuten und Warigerbe mit andern Letten gingen nach Ungan- nien, pluͤnderten die Doͤrfer, nahmen die Leute gefangen, brachten sie um, und machten viele Beute. Wie diese zuruͤckgingen, kamen wieder andre an, und mach- ten es eben so arg. Ebenfals setzten die Esthen den Letten nach, brachen in Lettland ein, und veruͤbten gleichen Schaden. §. 13. Nach diesem gingen die Ordensbruͤder nach Ungannien, pluͤnderten einige Doͤrfer aus, zuͤndeten sie an, und vergolten den Esthen ein gleiches. Wie sie nun nach Riga kamen, baten sie die Maͤnner des Bischofs und alle Deutsche, sie moͤchten ihnen doch gegen die Grausamkeit der Esthen zu Huͤlfe kommen. Diese aber antworteten alle aus einem Munde: Wenn ihr wollet der Kirche der heili- gen Jungfrau Maria und dem Rigischen Bischof ihr Drittel in Esthland las- sen, und dem Bischof Hermann sein drittes Theil wieder frey geben, und ihr mit eurem Drittel zu frieden seyn: so wollen wir euch gerne Huͤlfe verschaf- fen. Sie gelobten auch an, nachher den Bischoͤfen ihre Theile ganz abfolgen zu lassen. Hierauf machten sich gleich alle Maͤnner der Kirche auf, und beriefen von ihren Liven und Letten ein Heer, nebst den Rigischen und Ordensbruͤdern, ruͤckten in Saccala und liessen sich mit fruͤhem Morgen bey dem Schloß Viliende sehen. Die Esthen fielen auch aus, und fochten mit ihnen bis um drey Uhr, sie wandten sich aber weg, vertheilten ihre Armee auf alle Doͤrfer, pluͤnderten im Lande, nahmen und schlugen todt, so viel sie nur funden, zogen ihr Heer wieder zu- sammen, wandten sich nach Liefland zu dem Schloß an der Pala, und klopften sich da drey Tage mit ihnen herum; ein Theil ging uͤber die Pale, pluͤnderten und sengten in ganz Nurmegunde, machten da viele nieder, kamen endlich wieder zu den Jhrigen, und kehrten mit gesamter Armee wieder nach Liefland. Allen Maͤn- nern, die sie gefangen weggefuͤhret, schlugen sie die Koͤpfe ab, damit an den Ueber- tretern und an diesen untreuen Nationen Rache veruͤbet wuͤrde. Nach Theilung ihrer Beute lobten sie den, der da allezeit gelobt ist. Des Des Bischof Alberts fuͤnf und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1222 bis 1223. §. 1. D es Bischofs fuͤnf und zwanzigstes Jahr war schon da, und die Kirche hat- 1222 te vor dem Kriege und Kriegsungemach noch keine Ruhe. Denn als der Bischof Bernhard, welcher der erste Bischof uͤber Semgallen war, mit vielen Pilgern aus Deutschland zuruͤck kam, brachten die von Saecala und Ungannien nebst den angrenzenden Provinzen eine grosse Armee zusammen, ruͤckten an die Ymer ins Land der Letten, pluͤnderten es, schlugen viel Letten todt, nahmen die Weiber gefangen mit sich, breiteten sich mit dem Heer durch die ganze Provinz aus, und schlugen das Land mit einer harten Plage. Denn einige wandten sich nach Tricatien, andere nach Rosula, ein Theil nach Metsepole, der andre nach Thoreida, trafen auf allen Doͤrfern viel Maͤnner und Weiber zu Hause, machten ihrer viele nieder, fuͤhrten einige gefangen mit weg, hoben brave Beute, steckten alle Doͤrfer und Kirchen in Brand, und branten sie rein auf. Nachher verlegten sie den Musterplatz oder Sammelplatz ihrer Armee mit aller Beute nach Letthegore. Rameko aber folgte den Esthen im Ruͤcken nach mit wenigen andern Letten bey Vrele, und kam ungefaͤhr zu Waremaren, der ein Rußischer Fuͤrst in Viliende gewesen, den hieb er mit vielen andern Russen und Esthen nieder. Sie brachten auch viel Gewehr und andere Beute davon, und kehrten wieder nach Wenden. Die Zeitung aber breitete sich in Ri- ga aus von allem Ungluͤck, so die Liven und Letten erlitten hatten, und be- weinten und beklagten ihre erschlagenen Mitbruͤder; Sie saͤumten dabey nicht lange, sondern griffen gleich nach ihren Saͤcken, Brod und Kleidern und gingen zu Pferde und zu Fusse, samt den Bruͤdern der Ritterschaft und ihren Pilgern, Kaufleuten und Liven nach Thoreida. Sie erfuhren aber durch ausgeschickte Kundschafter, daß die Feinde von Lettegore schon aufgebrochen, daher marschirten sie Tag und Nacht ihnen nach. Ueber diese zu starken Strapazen wurden alle Fußgaͤnger und viel andere mehr marode, und kehrten wieder nach Riga. Doch die in ihrem Vorsatz bestaͤndig blieben, an den Nationen Rache auszuuͤben und sich fuͤr das Haus des HErrn zur Mauer zu stellen, gingen nicht zuruͤcke. Unter diesen war der Vornehmste, der Probst zu unsrer lieben Frauen Johannes, der Priester Daniel, und der Ordensmeister Volquin, die auch die uͤbrigen staͤrkten, ihnen einen Muth zusprachen, und sie ermunterten, daß sie solten treulich und tapfer wi- der diese Abtruͤnnigen und Verwegenen des HErrn Kriege fuͤhren. Die Bruͤder der Ritterschaft von Sygewalde und von Wenden nebst einer grossen Menge Liven und Letten stiessen gleichfals zu ihnen, und zogen den Weg, der nach der Goywa gehet; hinter dem Feinde her. Die Feinde aber hatten sich einen andern Weg weggemacht, der von der Ymer ab nach einer benachbarten Kirche ging. Jn diese Kirche postirten sie des Nachts ihre Pferde, und trieben daselbst allerhand Leichtfertigkeit und schaͤndliche Unzucht mit den gefangenen Weibern und Jungfern an diesem heiligen Orte, machten Fruͤchte, Haus, und alles, was dem Priester gehoͤrte, zu schande, legten es in die Asche, und ruͤckten mit fruͤhem Morgen an die Ymer. Und es begab sich, da schon ein Theil der Armee die Bruͤcke uͤber die Ymer paßiret war, kamen die Christen gleich einen andern Weg von der Ne- benseite, brachen mitten in die Feinde ein, fochten mit ihnen, doch die treulosen Esthen stuͤrmten hoͤchstverwegen auf sie los. Endlich aber machte sie der schuͤchtern, der ehmals die Philister erschreckte, daß sie vor David flohen, und die Deut- schen hielten eine Schlacht mit ihnen, daß die Esthen den Ruͤcken wandten und vor den Christen flohen. Sie jagten ihnen also nach, fegten sie wie Spreu vor A a a dem Geschichte des dritten Bischof Alberts, fuͤnf und zwanzigstes Jahr, 1222 dem Winde, zertraten sie auf dem Wege, wo sie gingen, und machten ihrer sehr viel nieder. Einige setzten ihnen nach bis an die Bruͤcke, und hieben einige auf diesem Wege nieder, fochten auch an der Bruͤcke mit ihnen, wo der Ordensbruder Die- trich, ein tapferer, beherzter und andaͤchtiger Mann mit einer Lanze durchboret ward und sterben muste, die andern setzten uͤber die Bruͤcke, und kamen an sie. Jene aber liessen alle ihre Beute, Pferde, Gefangenen und einige Todten im Stiche, liefen zu Fusse nach dem Busche, und wurden ihrer uͤber sechs hundert getoͤdtet. Einige crepirten in Waͤldern, andere ersoffen in der Goiwa. Die uͤbrigen kehrten mit Schimpf und Schande wieder in ihr Land, um die Nachricht mit nach Hause zu bringen. Die Christen aber, so wol Deutsche als Liven und Letten, nahmen deren Beute, Pferde und Ochsen, und theilten sie unter sich in gleiche Theile, setzten auch ihre gefangenen Mitbruͤder, so wol Maͤnner als Weiber, in die vorige Freyheit, und lobten und preisten den, der nicht allein dismal, son- dern allezeit in Liefland fuͤr sie gestritten, und stets einen herrlichen Sieg uͤber die abtruͤnnigen Heiden verliehen hat. §. 2. Nachdem nun die von dem christlichen Glauben abgefallenen Esthen an der Ymer diesen Verlust erlitten hatten; schickte der Bischof Bernhard durch ganz Lief- und Lettland, und ließ alle Maͤnner der Kirche so wol, als die Bruͤ- der der Ritterschaft mit den Liven und Letten zusammen kommen, gegen die Esthen zu Felde zu ziehen. Diese waren auch alle treulich gehorsam. Sie ver- samleten sich; die Pilger und Kaufleute fanden sich mit ein. Ein Theil ging auf der Goiwa zu Schiffe; andre marschirten zu Fusse, und noch andre waren be- ritten. Sie erschienen an dem Orte, wo sie ihr Gebet hielten und Verabredung nahmen, mit acht tausend Mann. Wie nun die Feierlichkeit der Betstunden und Unterredungen vorbey war, ruͤckten sie eilend in Esthland, belagerten das Schloß Viliende zum andern male, so vor zehn Jahren von den Deutschen eingenommen und der Christenheit unterwuͤrfig geworden; baueten kleine Geruͤste und Pathe- rellen, und fuͤhrten einen sehr starken und hohen Thurm von Holze auf, den sie bis an den Graben vor sich her schoben, damit sie das Schloß unterminiren moͤchten; sie wurden aber von den Steinschleuderern ungemein gehindert, die im Schlosse waren: denn sie hatten viel solche Schleudern der Ordensbruͤder auf dem Schlosse, welche sie wider die Steinschleudern der Christen gebrauchten, und hatten Pathe- rellen und Maschinen gebauet die Maschinen der Christen unbrauchbar zu machen und stritten daher unter sich viel Tage. Denn im Augustmonat um Petri Ketten- feyer den 1 August. geschahe die Belagerung des Schlosses, und auf Mariaͤ Himmelfart den 15 Aug. ergaben sie sich erstlich, aus Unvermoͤgen sich laͤnger zu halten. Weil nemlich die Hitze stark und eine grosse Menge Volk und Vieh im Schlosse waren, und schon vor Hunger und Durst umfielen: so entstand wegen des unertraͤglichen Gestanks der Leichen eine starke Pest im Schlosse; die Leute fingen an zu kranken und zu sterben, und waren ausser Stande sich zu wehren. Die, so uͤbrig geblieben, er- gaben sich lebendig, nebst allen den Jhrigen in die Haͤnde der Christen, zumal, da sie sahen, daß das Schloß von den Christen sonst wieder wuͤrde angesteckt seyn, und sie mit genauer Noth sich und das Schloß beschuͤtzet haͤtten. Also schlossen sie Friede mit den Christen, zogen zum Schlosse hinaus, nahmen das Joch des Christenthums zum andern male an und versprachen, sie wolten nachher nim- mermehr die Heiligthuͤmer des Glaubens durch ihren Abfal schaͤnden, sondern we- gen des geschehenen eine Gnugthuung leisten; daher schonten ihrer alle Bruͤder der Ritterschaft und die Deutschen, ob sie gleich Leben und alle das Jhrige verwir- ket hatten. Die Armee aber hing alle in der Burg gewesene Russen, und die den Abtruͤnnigen zu Huͤlfe gekommen, nach dessen Eroberung vor dem Schlosse auf, andern Russen zum Schrecken. Nach voͤllig erneuertem Frieden zogen die Christen aufs Schloß, nahmen alles daselbst befindliche weg, trieben Pferde und von 1222 bis 1223. und Vieh heraus, theilten es gerade unter sich, und liessen die Menschen auf ihre 1222 Doͤrfer gehen. Nach Theilung der Beute ruͤckten sie vor ein ander Schloß an der Pala, und machten sich ebenfals uͤber selbiges her. Jene aber beforgten die Er- oberung ihres Schlosses, die Pestilenz, die Sterbefaͤlle, welche in vorigem Schloß hausiret hatten, und mehr dergleichen Ungluͤck; daher ergaben sie sich je eher je lie- ber den Christen in die Haͤnde, und baten nur ums Leben und ihre Freyheit. Jhr Vermoͤgen alle aber liessen sie der Armee Preis. Die Christen gestunden ihnen auch Leben und Freyheit zu, schickten sie nach ihren Doͤrfern, erhielten reiche Beute, Pferde, Schafe, Ochsen und alles, was im Schlosse war; und lobten dabey auch GOtt fuͤr die Wiedererlangung der zwey Schloͤsser, wie auch fuͤr die abermalige Bezwingung dieses verkehrten Volkes, und kehrten mit grosser Freude nach Liefland. Weil hier die letzte Erwehnung Da die Geschichte dieses Herrn manche Merkwuͤrdigkeiten enthalten, so wollen wir zum Vergnuͤgen des Lesers das uͤbrige mit beybringen. Sein Vater war Bernhard der I, und seine Mutter eine An- verwandtin des Kaisers Lotharius, Petronella von Arne. Er hatte in seiner Jugend den geist- lichen Stand erwaͤhlen muͤssen, und erhielt auch ein Kanonicat im Stifte Hildesheim, weil ihm aber sein aͤltester Bruder durch den Tod zur Regirung Platz machte, so uͤberredete ihn der Vater den geistlichen Stand niederzulegen. Die Uebermacht seiner Feinde, die in seinen Laͤndern uͤbel hausten, noͤthigte ihn bey Heinrich dem Loͤwen Dienste zu nehmen, wo ihm seiner bekanten Herzhaftigkeit und Klugheit wegen das Hauptpanier anvertrauet, und der Zuname Achilles und Ulysses gegeben wurde. Henricus Leo erlaubte ihm eine Armee, um seine verlornen Laͤnder wieder zu erobern; weil er ihn instaͤndigst um Beyhuͤlfe ersuchet hatte. Der Graf gab diesen Soldaten eine schimmernde Ruͤstung, und ließ seinen Unterthanen ihre Pflugscharen, Spaten und ander Eisenzeug so blank machen, daß die Feinde, weil ihnen die Armee bey scheinender Sonne mit ihren polirten Waffen so in die Augen blitzte, aus Furcht die Flucht ergriffen. Weil es diesem Graf aber an Vestungen fehlte, so wandte er sich wieder an Heinrich den Loͤwen und brachte es auf einem Reichstage dahin, daß Friede gemacht, und er Freyheit erhielt das heutige Lippstadt anzulegen. Anno 1156 ging er mit dem Herzog als dessen General unter Kaiser Fridrich dem I in Jtalien zu Felde, hielt im Bisthum Coͤln auf gut soldatisch haus, und ward Commendante in Haldensleben, wovon er 1180 die Be- lagerer tapfer wegschlug; auch das folgende Jahr ein gleiches that, aber doch endlich den Ort mit Accord uͤbergab. Er sprung mit des Herzogs Feinden uͤbel um, daher ihm viele gram wurden, und die benachbarten Bischoͤfe ihm seine Laͤnder aufs neue entrissen, konte auch in dem Coͤlnischen Ver- gleiche nichts mehr als Lippe und Lipperode erhalten, dagegen ihm der Herzog Heinrich die Herrschaft Engern und mehr andre Guͤter schenkte. Aus Gewissensangst legte er 1190 den Degen nieder, trente sich von seiner Gemahlin und ging 1210 nach Liefland. Jn seiner Jugend machte er sich in Thurnieren ein grosses Ansehen, erhielt auch den Beynamen des Grosmuͤthigen. Er war dabey gastfrey, und ruͤhmet man ihm nach, daß er oͤfters mehr Gaͤste gehabt, als Stuͤhle fuͤr sie zu bekommen gewesen, wobey er sich mit Musik brav lustig gemacht. Andre Geschichtschreiber und Herr P. Kelch setzen seinen Tod Anno 1220 in der Duͤnemuͤnde, wir finden ihn aber hier 2 Jahr nachher noch lebendig. Der 23 Jan. wird ihm zum Andenken gefeyert. Seine Gemahlin sol Graf Friedrichs des Streitbaren zu Arensberg Tochter, Namens Sophia, gewesen seyn. Weil seine Kinder nicht alle bekant sind, so hat Herr Gruber ein altes Document von 244 angebracht, dar- inne sein Sohn Gerhard, Erzbischof von Bremen, ein Vermaͤchtniß allen seinen Bruͤdern und Schwestern bestimmet, und seine Mutter nicht Sophia, sondern Heilwig eine edle Matrone nennet Die Kinder waren also 1) Herr Gerhard, Erzbischof von Bremen. 2) Otto, Bischof zu Utrecht. 3) Bernhard, Bischof zu Paterborn. 4) Dietrich, Probst zu Deventer. 5) Hermann, von Lippia. 6) Frau Hethelint, Aebtißin zu Berse. 7) Gerdrut, ‒ ‒ zu Hervorden. 8) Conegundis, ‒ ‒ zu Vrekenhorst. 9) Athelheid, ‒ ‒ zu Alten. 10) Heilwig, Graͤfin von Kegenhagen. 11) Beatrix, ‒ ‒ von Lutterberg. des Bernhards von der Lippe geschiehet, und un- ten beym Jahr 1224 n. 7 ein anderer Bischof der Semgallen, Lambert, ans Licht trit; so wollen wir doch hier bemerken, was Caͤsarius von Heisterbach von diesem ihm gar wohl bekanten Herrn aufgezeichnet hat; theils weil es die Gemuͤthseigenschaften dieses Bernhards bekant macht; theils weil Zeugen von eigener Erfahrung in der Ge- „schichte rar, und vor allen andern muͤssen gehoͤret werden. „Es erzaͤhlte uns, schreibt „ Caͤsarius libr. 9 c. 37. der Herr Bernhard von der Lippe, Abt in Liefland, nun- „mehriger Bischof daselbst, eine gar ruhmwuͤrdige Begebenheit. Als ein gewisser Be- „kehrter, wenn ich mich recht besinne, der nur neulich den christlichen Glauben ange- A a a 2 „nommen Geschichte des dritten Bischof Alberts, fuͤnf und zwanzigstes Jahr, 1222 „nommen, die Moͤnche communiciren gesehen, und man ihn verstaͤndiget, er habe noch „keine Erlaubniß dazu; so stelte er sich dem Altar gegen uͤber, und seufzete aus sehnli- „chem Verlangen, das Nachtmahl mit zu halten. Und siehe! der gute Herr wuͤrdigte „ihn ohne den Dienst des Priesters im Sacramente, vom Altar sich in seinen Mund her- „abzulassen. Dieser that gleich seinen Mund auf, zeigte die Hostie, offenbarete ihnen „die Ursache dieser so grossen Gnade, und setzte alle Anwesende dadurch in Erstaunen. „Denn man fand, daß eben dieselbe Hostie auf dem Altar gefehlet hatte. Und libr 10 „c. 35 schreibet Caͤsarius: Der Herr Bernhard von der Lippe vormaliger Abt und „nunmehr Bischof in Liefland pflegte ein Wunder zu erzaͤhlen. Jch kante, sprach er, „einen Fischer in dem Bisthum Utrecht, der lange Zeit mit einem gewissen Weibes- „stuͤcke zugehalten. Und weil sein Vergehen alzuruchtbar war, so ward ihm einmal „bange auf dem naͤchsten Synodo verklagt zu werden, und sprach in seinem Herzen: „Was wilst du armer Mensch nun anfangen? Wirst du auf der Synode der Hurerey „wegen verklagt und gestehest es, so wirst du gleich gezwungen, sie zu heirathen: leug- „nest du es aber; so wirst du noch mehr zu schande, wenn dich das gluͤhende Eisen uͤber- „fuͤhren wird. Er ging also gleich hin zum Priester, legte seine Beichte ab, doch mehr „aus Furcht der Strafe, wie man nachher gesehen hat, als aus Liebe zur Gerechtigkeit, „suchte guten Rath und fand ihn. Der Priester sprach: Hast du einen vesten Vorsatz „niemals mit ihr wieder zu suͤndigen; so wirst du das gluͤhende Eisen sicher halten, und „diese Suͤnde leugnen koͤnnen. Jch hoffe aber, daß die Kraft deines Bekentnisses dich „befreyen wird. Welches auch so geschahe, daß alle druͤber erstaunten, denen sein Hu- „renleben bekant gewesen. Nach vielen Tagen fuhr er mit einem andern Schiffer, in sei- „nem Beruf auf dem Wasser, und da sie das Haus vorgemeldter Weibesperson zu Ge- „sichte bekamen, sagte einer zum andern: Jch und viele mit mir wundern uns sehr, warum „dich das gluͤhende Eisen auf der Kirchenversamlung nicht verbrant, da deine Suͤnde „doch so kundbar gewesen. Dieser pralte mit der erhaltenen Gnade auf eine unrechtmaͤßige „Weise, weil er schon wieder Lust hatte mit ihr zusammen zu kommen; schlug hierauf mit „der Hand aufs Flußwasser und sprach: Siehe! so viel schadete mir jenes Feuer. (Wie „wunderbar war hier die Gerechtigkeit GOttes! der diesen busfertigen aus Barmherzig- „keit behuͤtet; strafte ihn bey seinen Ruͤckfal auf eine gerechte und alzuwunderbare Art. „Kaum hatte er das Wasser angeruͤhret, so wurde ihm selbiges zu einem gluͤhenden Eisen.) „Er zog die hand mit starkem Geschrey heraus, ließ aber die Haut im Wasser stecken; „Er erzaͤhlte hierauf seinem Kammerad alles, was mit ihm vorgegangen, und lernte end- „lich, wiewol spaͤte, Busse thun.‟ §. 3. Es waren auch die Landesaͤltesten von Saccala nach Rußland mit Gelde und vielen Verehrungen abgefertiget worden, ob sie etwan die Koͤnige der Russen zu ihrem Beystande wieder alle Deutschen und Lateiner bewegen koͤnten. Der Koͤnig von Susdal schickte seinen Bruder und eine starke Armee mit ihm denen von Nogarden zu helfen. Die von Nogarden zogen auch mit, ingleichen der Koͤnig von Plescekowe mit seinen Buͤrgern; und dieses Heer belief sich auf zwanzig tausend Mann. Sie kamen in Ungannien an, nahe bey Tarbat, und die von Tarbat schickten ihnen grosse Geschenke, lieferten auch die Ordensbruͤder und Deutschen, die sie bey sich gefangen gehalten, dem Koͤnig in die Haͤnde, wie auch Pferde, Steinschleudern und viel anders, und begehrten gegen die Latei- ner Huͤlfe. Der Koͤnig verlegte seine Leute ins Schloß, damit er die Oberherr- schaft in Ungannien und uͤber ganz Esthland haben moͤchte. Er ging auch nach Odempe und machte es da eben so. Nachgehends wandte er sich mit der Armee nach Liefland gegen Pnydise. Die Ungannier kamen nach, und die Armee war sehr ansehnlich. Da begegneten ihm die Oeseler unterwegens, mit Bitte, seine Armee gegen die Daͤnen in Revel zu fuͤhren, damit er nach Bezwin- gung der Daͤnen mit den Lieflaͤndern leichter fertig wuͤrde, und sagten, es waͤ- ren in Riga viel Pilger, die fertig stuͤnden gegen sie anzumarschiren. Der Koͤ- nig hoͤrte sie an, und zog mit der Armee einen andern Weg nach Saccala. Hier fand er ganz Saccala schon von den Deutschen bezwungen, zwey Schloͤs- ser erobert, und seine Leute bey Viliende aufgehenket; daruͤber ward er derge- stalt von 1222 bis 1223. stalt entruͤstet, daß er seinen Zorn an den Saccalanern ausließ, und das Land 1222 empfindlich zuͤchtigte. Alle, die noch vor den Deutschen und vor der im Schlosse gewesenen grossen Pestilenz entkommen, musten hier ins gras beissen, und etliche nach den Waͤldern fluͤchten. Er zog auch mit seinem starken Heer nach Gerwen, und berief die von Gerwen, Wirland, Warbola und Oesel vor sich. Mit allen diesen belagerte er das Lyndaviensische Schloß der Daͤnen fochte mit den Daͤnen vier Wochen, konte aber weder sie noch ihr Schloß bezwingen, weil viele Steinschleuderer auf dem Schlosse waren, welche viele Russen und Esthen erlegten. Daruͤber schaͤmte sich der Koͤnig von Susdal und zog mit seiner ganzen Macht wieder nach Rußland. Es war aber diese Armee sehr zahlreich und maͤchtig, und versuchte nach deutscher Manier das Schloß der Daͤnen einzu- bekommen, sie vermochte es aber nicht; sondern sie verheerte und pluͤnderte die Provinz weit und breit, und ging endlich wieder in ihr Land. Susdal ist eine Rußische Provinz, und stoͤsset gegen Morgen an Wlodomir und gegen Abend an Rostov. Der Name der Hauptstadt und des Landes ist einerley. Siehe Alpbonsus Lasor y varea Orbe Geogr. tom. 2 p. 541. Lyndanisse hieß es beym Jahre 1218 n. 2 ein altes Schloß der Heiden, so die Daͤ- nen zerstoͤrten, und in Revel ein neues anlegten. §. 4. Jnzwischen hatten die Bruͤder der Ritterschaft und andre Deutsche mit we- niger Mannschaft das Schloß Darbat belagert, und fochten mit ihnen fuͤnf Tage. Sie konten aber mit so wenigen das Schloß nicht einnehmen, sondern pluͤnderten das Land umher, und kehrten mit der ganzen Beute wieder in Liefland. Kurz drauf brachten die Ordensbruͤder eine Armee auf, brachen in Esthland ein, und schlugen die von Gerwen mit einer harten Ruthe, weil sie in Geselschaft der Daͤnen immer Krieg erregten, schlugen viel todt, nahmen viel gefangen, entfuͤhrten auch grosse Beute. Daher kamen die Gerwischen in Keytis zu ihnen, und gelobten den Deutschen und allen Christen eine ewige Treue. Hierauf entfern- ten sie sich von ihren Grenzen und zogen mit aller Beute wieder in ihr Land. §. 5. Nachdem schickten die Nogarder den Koͤnig Viesceka, der ehmals die Maͤn- ner des Rigischen Bischofs in Kukenois ermordet hatte, und gaben ihm Geld und zwey hundert Mann mit, uͤbertrugen ihm auch die Oberherrschaft in Darbet, und in andern Provinzen, die er sich unterwuͤrfig machen koͤnte. Dieser Koͤnig kam mit seinen Leuten in Darbet an, und die im Schloß empfingen ihn mit Freu- den, damit sie gegen die Deutschen verstaͤrket wuͤrden; sie gaben ihm auch Tri- but aus den umliegenden Provinzen; und die ihm nicht Tribut zahlten, gegen die schickte er sein Heer, und zerstoͤrte alle wider ihn rebellische Laͤnder von der Wayga an bis nach Wirland; von Wirland bis Gerwen und Saccala, und that den Christen alles gebrante Herzeleid an, so viel er konte. Siehe oben beym Jahr 1206 n. 9. §. 6. Nach begangener Feyer des heiligen Weihnachtsfestes gedachten die Rigi- schen das Schloß Tarbat zu belagern. Sie kamen daher mit den Ordensbruͤ- dern, mit den Pilgern und mit den Liven und Letten bey Astigerwe zusam- men, und hatten eine zahlreiche Armee. Doch sie besonnen sich auf die Daͤnen, die in langwieriger Drangsal stunden, und gegen welche schon laͤngst alle herum- liegenden Laͤnder und Voͤlker gestritten hatten; deswegen stelten sie ihre Reise nach Tarbat ein, und machten sich mit der ganzen Armee hin nach Harrien, belager- ten das Schloß Lone, fochten fast zwey Wochen davor, baueten Maschinen, B b b Pathe- Gesch. des 3ten Bischof Alberts 25stes Jahr, von 1222 bis 1223. 1222 Patherellen und einen sehr starken hoͤlzernen Thurm, den sie an das Schloß naͤher brachten, damit sie darunter das Schloß untergraben und von dessen Hoͤhe es bes- ser bestuͤrmen koͤnten. Die Daͤnen freueten sich auf diese Nachricht, und kamen ihnen Dank abzustatten, weil sie sich ihrer erbarmet und ihnen zu Huͤlfe gekommen. Nachdem aber wurden viele durch die Steinschleuderer verwundet, und von den Maschinenmeistern niedergeworfen, die uͤbrigen fingen an hart krank zu werden und zu sterben. Dazu waren die Minirer schon bis an die Hoͤhe des Schlosses gekom- men, so daß die Belagerten dachten sie wuͤrden mit samt dem Walle in Abgrund sinken. Sie baten daher die Armee der Deutschen flehentlich sie moͤchten doch ihnen das Leben und die Freyheit schenken. Sie schenkten ihnen auch das Leben und branten das Schloß auf. Alle Pferde, Ochsen, Vieh, Vorrath, Geld, Kleider und alles, was im Kastel war, hiessen die Deutschen mit sich gehen, und theilten es mit den Liven und Letten gemeinschaftlich. Den Daͤnen aber gaben sie ihre Leute wieder, und liessen die uͤbrigen frey nach ihren Doͤrfern gehen. Unterdessen schickten die Deutschen etliche von ihrer Armee an drey andre kleine herumliegende Schloͤsser, und bedroheten sie mit Krieg, wo sie sich nicht an sie er- geben wuͤrden. Diese drey benachbarten Schloͤsser ergaben sich auch gleich in die Gewalt der Rigischen, und schickten ihnen Tribut und viele Waypen in die- sem Feldzug. Die Armee der Rigischen kehrte nach Gerwen, einige hingegen gingen aus, die Provinzen zu pluͤndern. Die Gerwischen und Wirlaͤnder aber kamen ihnen entgegen, baten demuͤthig um Friede, und gelobten an, sie wol- ten kuͤnftig die heiligen Sacramente des christlichen Glaubens nicht mehr schaͤnden. Sie machten also einen neuen Frieden mit ihnen, nahmen sie zu Gnaden an, und empfingen Geisseln von denselbigen. Die Daͤnen aber, die undankbaren Gaͤste, beunruhigten doch nachher diese Leute sehr stark, und fingen mit ihnen Krieg an, weil sie von den Rigischen den Frieden und das Joch des Christenthums ange- nommen. Die Rigische Armee kehrte hierauf mit Freuden nach Liefland und lobte JEsum Christum, der sie allezeit frisch und gesund hin und her gefuͤhret hat in allen ihren Unternehmungen. Jnzwischen waren die Gesandten der Rußi- schen Koͤnige in Riga, und warteten auf den Verlauf dieser Sachen. Sie verwunderten sich auch ziemlich daß die Rigischen nie ohne Sieg und mit leerer 2 Sam. 1, 21. 22. Hand zuruͤckkommen, weil der Pfeil Jonathans nie gefehlet, noch sein Schild im Kriege abgeschlagen worden, und das Schwerdt Saul nie leer wiederkommen ist, indem grosse Armeen und tapfere Koͤnige der Russen niemals ein Schloß haben koͤnnen durch ihre Eroberung dem christlichen Glauben unterwerfen. Unser Verfasser, der ein aus der Mauer ausgebauetes Getaͤfel Erkerium und eine Zu- sammenfuͤgung von Bretern, so um Gaͤrten und Hoͤfe gefuͤhret seyn, plancas genent, hat auch wol die Waffen Waypas Waip, in der mehrern Zahl Waibud bedeutet eine Art Kleider oder Decken von Watmann, welche die Bauerweiber der Letten und Esthen zum Zierath umzuhaͤngen pflegen. heissen koͤnnen. Doch ich wolte lieber, Schafe und Ochsen und ander zum Unterhalt der Menschen bequemes Vieh darunter verstehen, es moͤchte nun im Busche gehen, oder keinen Herrn mehr haben, dergleichen Vieh in den Schriften der Engellaͤnder Wayf genant wird, wie das Glossarium Cangianum belehret. Des Des Bischof Alberts sechs und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1223 bis 1224. §. 1. N och hatte die Kirche keine Ruhe, und war doch schon das sechs und 1223 zwanzigste Jahr nach der Einweihung des Bischof Alberts. Denn der Koͤnig Viesceka beunruhigete mit seinen Leuten von Tarbat das ganze Land umher; und obgleich die Liven und Letten oft mit wenigen auf sie los gingen, so konten sie ihnen doch nichts an haben. Zwar brach- ten die Bruͤder der Ritterschaft nach Ostern eine andermalige Armee auf, und be- lagerten Tarbat, schlugen sich auch fuͤnf Tage mit ihnen davor herum, sie ver- mochten aber wegen Wenigkeit der Jhrigen nicht das Schloß einzunehmen, sondern pluͤnderten das Land umher, und kehrten mit ihrer Beute zuruͤck nach Liefland. Mitlerzeit langte der Hochwuͤrdige Bischof Albert wieder aus Deutschland mit vielen Pilgern und seiner ganzen Reisegeselschaft an. Es kam auch mit ihm der nicht weniger Hochwuͤrdige Bischof Hermann, der zwar laͤngst zum Bischof uͤber Esthland war erwaͤhlet und eingeweihet von dem Koͤnig von Daͤnnemark aber, schon viele Jahre her von seinem Bisthum abgehalten worden. Doch nachdem der Koͤnig von Daͤnnemark von den Deutschen nach Sachsen in die Gefangen- schaft gefuͤhret wurde, begab sich hocherwehnter Rigischer Bischof mit diesem seinen Bruder zum Koͤnige, um dessen Genehmhaltung und Einwilli- gung zu begehren. Dem Koͤnige beliebte es auch, daß er nach Liefland, und von da nach Esthland zu seinem Bisthume ginge. Wie sie nach Riga kamen, empfingen die Rigischen, und alle die in Liefland waren sie mit grossen Freudensbezeigungen. Es freuete sich auch jeder und lobte GOtt, daß nach so haͤufigem Ungluͤck und betruͤbten Kriegen Esthland zum andern mal er- obert und fast ganz wieder bezwungen sey, ausser das einige Schloß Tarbat, von welchem die Rache GOttes noch zuruͤck blieb. Als Waldemar II Koͤnig in Daͤnnemark alle jenseit der Elbe gelegenen Lande unter seiner Botmaͤßigkeit hatte, und, um seinen Sieg zu zeigen, an den Namen eines Koͤnigs von Daͤnnemark und Herzogs von Juͤtland auch den Titel eines Roͤnigs der Sla- ven und Herrns von Nordalbingien anhaͤngte, als ob er diese Provinzen wie ein nicht vom Reiche, sondern von GOtt gemachtes Oberhaupt besitzen wolte; so musten auch die Grafen von Schwerin, obschon nach langem und vielem Widerstande zu Kreuze kriechen. Sintemal ihre Diplomata eben so wie der uͤbrigen dieser Gegend jenseit der Elbe zu dieser Zeit nicht mehr den Namen des Kaisers oder Koͤnigs bey den Jahrzahlen haben; sondern meistens datirt seyn Rege Waldemaro regnante, oder regnante Wal- demaro Rege (unter der Regirung des Koͤnigs Waldemar ) welches das allerunfehl- barste Kenzeichen der oberherrlichen Gewalt ist. Schon Anno 1207 hatte der Koͤnig den Grafen Albert in die Schwerinischen Laͤnder gesandt, der nach Zerstoͤrung des Schlosses Boitzenburg die Bruͤder, Graf Guͤnzeln und Heinrichen, so in die Enge trieb, daß sie ihm im Jahr 1214 huldigen, wenn sie die Grafschaft von dem Koͤnig wie- der erhalten wolten, Arnold libr. 7 c. 13 histor. gent. Dan. bey Lindenbrog p. 272 und der Tochter, die der Koͤnig mit seinem natuͤrlichen Prinz Nicolaus verlobet, die Helfte ihrer Guͤter zur Morgengabe versprechen musten. Als nun Graf Heinrich nach seines Bruders Tode diesen Vertrag nicht halten wolte; so entriß ihm der Koͤnig das meiste mit Gewalt, und gab ein Theil der Grafschaft an seinen Prinz Nicolaus, der hernach zum Herzog von Holland gemacht worden. Chronol. Sveo-Danica in Benzels Monument. Sveo-Goth. part. 3 p. 85. Nachdem Heinrich, wie wol ver- gebens, alle Wege versuchet, um die grosvaͤterliche Verlassenschaft wieder zubekommen; so unterfing er sich eines Unternehmens, das bey der ganzen Nachwelt denkwuͤrdig ist. Denn er nahm den Koͤnig gefangen, samt dessen damals schon gekroͤnten Prinzen Wal- demarn in seinem eigenen Lande auf eine ganz unvermuthete Art, ja gar in dessen ei- genem Zelte, und fuͤhrte ihn mit sich als einen Arrestanten fort nach dem Schloße Dan- B b b 2 nenberg. Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechs und zwanzigstes Jahr, 1223 nenberg. Albertus Stadensis beym Jahr 1223 nent die Jnsel, wo er vest genommen ward, Lytthoe. Contin. Saxon. Grammat. bey Benzel. p. 146 gibt ihr den Namen Lyuthe. Histor. gent. Dan. p. 272. Diese wird man kaum in Lethra finden, weil Lethra die koͤnigliche Residenz war, wo der Hofstaat und des Koͤnigs bestaͤndige Gvarde war. Der Koͤnig aber hatte in Begleitung weniger Minister die Einsamkeit gesucht, und zwar auf einer von dem Getuͤmmel der Leute entfernten Jnsel. Vielleicht ist Lyoe zu verstehen, die eine kleine Jnsel des Balthischen Meers bey Fuͤnen ist, gegen Suͤden. Cluver. Mecklenburg. part. 1 p. 116. Den Ort, wohin er gebracht wor- den, nennen alle Danneberg; wiewol Heinrich, nach Wiedereroberung des Schlosses Schwerin, ihn lieber in seinem eigenen, als in einem fremden Schlosse wolte verwah- ret wissen. Die Zeit, wenn sichs zugetragen, beschreiben einige durch den Tag St. Johannis vor der Lateinischen Pforte. hist. gent. Dan. p. 272. Das Rudi- mentum nouitiorum p. 387 und Hermann Corner p. 856 nent es die Nacht St. Johannis vor der Lateinischen Pforte. Das ist aber der 6 May. Hierbey ist der Schnitzer des Gandersheimischen Zusammenstoppelers laͤcherlich, der den Tag St. Johannis vor der Lateinischen Pforte, in die St. Johannis Pforte des Schlosses Schwerin verwandelt hat, als den Ort des Arrests: welches einem Mann nicht kan zu gute gehalten werden, der Urkunden unter Haͤnden gehabt, und die unter selbigen unterschriebene Zeitbemerkungen hauptsaͤchlich inne haben solte. Kaum war die Zeitung von des Koͤnigs Gefangenschaft dem Kaiser Fridrich dem II zu Ohren gekommen, als dieser schon dem Bischof von Hildesheim Befehl ertheilte, alle Bemuͤhungen an- zuwenden, daß der Koͤnig und sein Prinz in des Kaisers Gewalt kaͤmen. Siehe das kaiserliche Schreiben deswegen bey Schannat. Vindem. I p. 194. Er meinte, der Graf von Schwerin wuͤrde es so machen, wie es Leopold von Oesterreich in Auslieferung des Koͤnigs von Engelland Richards gemacht, daß er nicht allein ganz Nordalbingien und Slavien, sondern auch eine gute Summe Geldes von Walde- maren erpressen koͤnte. Der Pabst hingegen arbeitete daran mit aͤussersten Kraͤften, daß Waldemar je eher je lieber seines Gefaͤngnisses entlassen wuͤrde, und schrieb an des Koͤnig Heinrichs damaligen Vormund, den Erzbischof von Coͤln, Engelberten einen wichtigen Brief, den Raynald hat beym Jahre 1223 p. 301. Hieruͤber ward zu Nordhausen und Bardewik ein Reichstag gehalten: auf welchem man mit dem Koͤnige einen Vergleich traf, daß er die abgenommenen Laͤnder dem Reiche wiedergeben, die Krone aus der Hand des Kaisers empfangen, und fuͤr seine Befreyung hundert tau- send Mark erlegen solte. Wie das nun den anwesenden Fuͤrsten genehm fiel; so wider- sprach der Graf Albert von Orlamunde ganz allein, der das Gluͤck mit Huͤlfe der Waffen zu versuchen meinte. Es lief aber fuͤr ihn so mißlich ab, daß er in dem Tref- fen gefangen, bey dem Koͤnig in dasselbe Gefaͤngniß geworfen, und der Vicekoͤnig En- gelbert inzwischen von dem Jsenburgischen Grafen Friedrich ermordet wurde; Der Graf Heinrich wolte nicht mehr dem Kaiser, sondern sich Vortheil schaffen, und er- laubte nach Empfang einer ansehnlichen Geldsumme, und vieler Geisseln dem Koͤnig mit seinem Prinze nach Hause zu ziehen, nachdem sie vorher schweren musten, niemals die- sem Lande mehr Schaden zuzufuͤgen. Godefridus Colon. beym Jahre 1223, 1224, 1225. Rudim. nouit. l. c. Der Pabst ließ hieruͤber den Grafen Heinrich hart an, und mu- thete ihm zu, dem Koͤnige so wol die Geisseln als die Ranzion wieder zu zustellen. Raynald beym Jahre 1226. p. 334. Wie ers aber dazu nicht bringen konte, so sprach er den Koͤnig vom Eide los, damit er was unternehmen moͤchte. Weil wir aber schon oben zum voraus gemelder, wie es mit dem bey Bornhoveden im folgenden Jahre gehaltenen Treffen vor die Daͤnen abgelaufen; so thun wir weiter nichts mehr hinzu, als daß die Lieflaͤndischen Bischoͤfe und die Ritterschaft nach dem Beyspiel der uͤbri- gen keine Gelegenheit vorbey gelassen, die Schlappe des Koͤnigs in Daͤnnemark zu ihrem Vortheil anzuwenden. §. 2. Hierauf kamen die Bruͤder der Ritterschaft mit den Bischoͤfen und Maͤn- nern der Kirche, und mit allen Rigischen uͤber die Eintheilung der Provinzen Esthlandes, die nach Riga gehoͤrten , zusammen. Und sie gaben dem Bi- schof Hermann, Ungannien mit seinen Provinzen; die Ordensbruͤder aber be- kamen durchs Loos Saccala zu ihrem Antheil. Der Kirche Unserer Lieben Frauen in Riga, und dem Bischof von Riga sprachen sie die Strandwyk mit sieben Kylegunden zu. Wie die in der Strandwyk das hoͤrten, daß sie von 1223 bis 1224. sie unter die Kirche nach Riga gehoͤrten, freueten sie sich sehr, und bezahlten 1223 Tribut fuͤr zwey ganze Jahre, den sie wegen des Ueberfals der Daͤnen nicht entrichtet hatten. Die von Ungannien freueten sich gleichfals uͤber die Herr- schaft des Bischof Hermanns, der in Odempe war; aber der Koͤnig Vies- ceka stoͤrte sie mit seinen Leuten von Tarbat, denn er war fuͤr die Sacca- laner und andere angrenzende Esthen ein Falstrick, und recht ein grosser Teufel. Das wird deswegen dabey gesetze, daß man wisse, der Theil von Esthland, der un- ter den Daͤnen stand, sey davon auszunehmen. Kylegunde scheint von Kirche, Kiliche, Kile Kylegunde scheinet wol natuͤrlicher von kuͤl, das einen Haufen, eine Menge bedeutet, oder von kuͤl, kuͤlla, pagus, eine Dorfschaft, herzukommen, dem man nachher die Endigung gunde angehaͤnget, um die ganze Provinz, die man nach dem Hauptdorfe, oder dem Landesaͤltesten benennet, anzuzei- gen. So wird es auch in unserm Verfasser oftmals hinten an gesetzet, als Memekulle, Jmme- kuͤlle, Wanekulle, davon doch die letztere Sylbe le heutiges Tages wegfaͤlt. genennet zu seyn, und ist ein klei- ner Strich Landes, dessen Einwohner, ob sie gleich zerstreuet wohnen, doch alle dar- inne in eine Kirche gepfarret seyn; welches wir gemeiniglich eine Parochie (Kirchspiel) nennen. Unten n. 7 und 8 heissen die Provinzen Kylegunden. Und in diesem Ver- stande muß man die Kylegunden auf Oesel nehmen, beym Jahr 1225 n. 5, als die zwar noch heidnisch und ohne Kirchen waren, die aber unser Chronikschreiber vor- laͤufig so mag genennet haben. Hauptsaͤchlich aber ist hier zu erwehnen, daß die Strand- wyk noch heute zu Tage in die sieben Kirchpiele, von denen hier die Rede ist, abge- theilet sey, deren Namen ich, weil sie ausser Werpel und Roͤtel sehr kauderwelsch klingen, aus dem Register der undeutschen Grammatik ( ex nomenclatore ) abzuschreiben keine Lust habe. Siehe beym Jahr 1221 not. g ). §. 3. Die Bischoͤfe schickten auch Boten an den Koͤnig nach Tarbet, mit Bitte, er moͤchte von den Rebellen im Schlosse sich wegmachen, welche das Sacrament ihrer Taufe geschaͤndet, den Glauben an JEsum Christum verworfen, zum Heidenthum uͤbergetreten, die Bruͤder der Ritterschaft als ihre Mitbruͤder und Herren theils durch Todtschlagen, theils durch Gefangennehmen aus ihren Gren- zen geschaft, und alle benachbarte Provinzen, die zum Glauben an JEsum Chri- stum gekommen, durch taͤgliches Pluͤndern verwuͤstet haͤtten. Der Koͤnig aber wolte nicht von ihnen weg, weil die Nogarder und Koͤnige der Russen ihm das Schloß mit den angrenzenden Laͤndern durch eine ewige Schenkung abgetreten, und Schutz vor der Deutschen Ueberfal versprochen hatten. Jn diesem Schlosse hatten sich beym Koͤnige alle Boͤsewichter aus den benachbarten Provinzen von Saccala eingefunden, die nun Verraͤther und Moͤrder ihrer Bruͤder, der Bruͤder der Ritterschaft und Kaufleute, und Erfinder von allen heillosen Rath- schlaͤgen wider die Kirche in Liefland geworden waren. Jhr Fuͤrst und Ober- herr war der Koͤnig selbst, der die alte Wurzel alles Ungluͤcks in Liefland gewe- sen, der den Frieden des wahrhaftig Friedfertigen und aller Christen gebrochen, der die ihm getreuen Maͤnner, welche die Rigischen ihm wider den Einfal der Litthauer zu Huͤlfe geschickt, heimtuͤckischer Weise ums Leben und um alle ihre Guͤter gebracht. Diese alle nun pochten auf ihr oberwehntes sehr vestes Schloß, verachteten den Frieden der Christen, und trachteten taͤglich ihnen zu schaden: denn in der That war dis Schloß vester als alle Schloͤsser in Esthland, weil die Ordensbruͤder es vorher mit vieler Muͤhe und Kosten zur Vestung gemacht, und mit ihrem Gewehr und Steinschleudern wohl versehen hatten, so die Treulo- sen alle zu sich rissen. Der Koͤnig hatte auch viele Rußische Schuͤtzen da, wel- che theils Pfeile schossen, theils aus Katapulten warfen. Ueberdem machten sie Patherellen nach Oeselscher Manier und andre Kriegsgeraͤthschaft zu rechte. C c c §. 4. Also Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechs und zwanzigstes Jahr, §. 4. 1223 Also war die Esthlaͤndische Kirche vielen Kriegsunruhen unterworfen, die wie ein gebaͤrend Weib war, so Traurigkeit und grossen Schmerz hat, bis sie geboren hat, und deren Geburt der Drache verfolget, nemlich derjenige Behemoth, der den Fluß verschlang und noch Hofnung hatte, daß gar der Jordan in seinen Rachen stuͤrzen wuͤrde. Von solchen Beaͤngstigungen des Krieges konte nun ob- erwehnte Kirche, die noch ganz klein und schwach war auf keinerley Art frey wer- den, als durch die Kirche von Liefland. Diese war ihre rechte und erste Mutter allezeit durch die Wehen der Eroberung, und weil sie selbige durchs Bad der Wie- dergeburt JEsu Christi geboren hatte; obgleich viele Muͤtter sich diese Tochter faͤlschlich angemasset, und mit luͤgenhaftem Vorgeben allezeit an sich gezogen; da- von die eine Mutter der Russen ohne Kinder und unfruchtbar war, weil sie nicht aus Hofnung der Wiedergeburt im Glauben an den HErrn JEsum Christum, sondern aus Hofnung des Tributs und der Beute sich Laͤnder zu unterwerfen trachtete. §. 5. Damit nun die Kirche in Liefland ihre Tochter die Esthlaͤndische Kirche, welche sie JEsu Christo geboren hatte, von den gegenwaͤrtigen Drangsalen er- loͤsen moͤchte; so schickte der Hochwuͤrdige Bischof von Riga hin, und ließ die Or- densbruͤder wie auch die Maͤnner der Kirche mit den Pilgern, Kaufleuten und Ri- gischen Buͤrgern, auch allen Liven und Letten zusammen kommen, und kuͤn- digte allen, die der Kirche in Liefland angehoͤrten, den Feldzug an. Alle wa- ren treulich gehorsam, versamleten sich mit ihrer Armee bey der See Astigerwe, und riefen vorerwehnten Hochwuͤrdigen Bischof von Riga mit sich, samt seinem nicht weniger Hochwuͤrdigen Bruder, dem Bischof Hermann, wie auch mit allen seinen Maͤnnern, Priestern und Rittern. Nach daselbst genommenen Unterredun- gen und nach verrichteter Andacht sandte man die besten und staͤrksten von der Armee voraus, daß sie durch Ungannien Tag und Nacht fort marschirten, und den fol- genden Morgen das Schloß Tarbat zum voraus erreichen moͤchten. Diese theil- ten ihr Heer wieder und beorderten einige, das Schloß anzugreifen; die andern schickten sie nach Wierland die noch bisherigen Rebellen auszupluͤndern; diese brachten auch nach drey Tagen Schafe und Ochsen und andere Nothwendigkeiten zur Armee in Ueberfluß herbey. Die Bischoͤfe aber, die samt den Pilgern und dem ganzen Haufen nachfolgten, ruͤckten am Mariaͤ Himmelfarths Tage vors Schloß; weil ein Jahr vorher am selbigen Tage Viliende eingenommen worden. Sie schlugen das Feld vol Zelter; stritten wider die im Schlosse, verfertigten sich da- bey kleine Geruͤste und Patherellen; machten vor sich viel Kriegsmaschinen zu rechte; und fuͤhrten ein Sturmdach oder einen sehr starken hoͤlzernen Thurm auf, den sie aus den groͤsten und hoͤchsten Baͤumen recht kuͤnstlich und mit dem Schlosse gleich hoch gezimmert hatten. Sie brachten ihn naͤher an den Wal, und fingen gleich an darunter die Erde zu untergraben. Die Helfte der Armee ward befehliget, Tag und Nacht zu miniren, die uͤbrigen musten die nachgefallene Erde wegschaffen. Hierdurch sank Morgens fruͤh ein grosser Theil des Gegrabenen am Walle ein, worauf sie das Sturmdach naͤher ans Schloß schoben. Jnzwischen fertigten sie auch Priester und Ritter, die lauter ehrbare Maͤnner waren zu dem Koͤnig ab, ver- sprachen ihm dabey freyen Abzug, er solle mit Mann und Pferd und allen seinen Sachen abziehen, wenn er nur aus dem Schlosse gehen, und dieses abtruͤnnige Volk verlassen wolle. Allein der Koͤnig, der von den Nogardern Entsatz hofte, stand recht hartnaͤckig darauf, das Schloß keinesweges so stehen zu lassen. Unterdessen kamen die Russen, und pluͤnderten in der Provinz. Jn den Zelten ward lerm, und gleich machten die Deutschen sich fertig, um ihnen entgegen zuruͤcken. Da- her begaben sie sich aufs freye Feld, und liessen die andern beym Schlosse zur Be- lagerung. Wie aber keine Russen kommen wolten, schritten sie wieder zur Be- stuͤrmung von 1223 bis 1224. stuͤrmung des Schlosses, beschaͤdigten viele auf der Spitze des Schlosses mit Pfei- 1223 len aus ihren Ballisten, andere aber toͤdteten sie mit Steinwerfen aus ihren Ma- schinen; sie schmissen auch mit ihren Patherellen gluͤhend Eisen und Feuertoͤpfe ins Schloß. Sie jagten denen im Schlosse noch mehr Schrecken ein, indem etliche das Kriegsgeraͤthe, das man Sturm-Jgel und Sturm- Schweine nennet, bereiteten; andere Holzhaufen herbey schaften, noch andere Feure anmachten; und auf diese Art stritten sie viele Tage. Die Belagerten zimmerten gleichfals Maschinen und Patherellen gegen die Maschinen der Christen, und stelten ihre Bogenschuͤtzen und Steinschleuderer ihren Pfeilen entgegen. Sie feyerten dabey nicht, Tag und Nacht zu graben, daher kam der Thurm dem Schlosse immer naͤher. Man ließ den Muͤ- den keine Zeit auszuruhen. Des Tages fochten sie, des Nachts musicirten sie und schrien. Die Liven und Letten klapperten mit den Schwertern auf ihre Schilde und lermten dabey. Die Deutschen paukten, pfiffen, posaunten und hatten noch andere Musik. Die Russen brachten alle Naͤchte mit ihren Jnstrumenten, Trompeten und Geschrey, schlaflos zu. Demnach kamen alle Christen zusam- men, gingen zu Rathe und beteten bruͤnstig zu GOTT. Sie hatten aber einen Herzog Friedrich und Herzog Friedehelm , desgleichen einen Advocaten der Pilger, einen vornehmen und reichen Mann bey sich, der sagte: Jhr muͤst das Schloß mit Gewalt ersteigen, es durch Erklettern einnehmen, und an den Boͤsewichtern andern zum Schreck ein Exempel statuiren. Denn sie haben bisher in allen durch die Lieflaͤnder eroberten Schloͤsser Leben und Freyheit immer erhalten, und daher haben die andern keine Furcht mehr. Wir wol- lens nun so halten; wer von unsern Rittern das Schloß zuerst ersteigen und hineindringen wird, dem wollen wir die groͤste Ehre erweisen, und ihm die besten Pferde und den obersten Gefangenen im Schlosse verehren, nur den untreuen Koͤnig nicht, den wir auf dem hoͤchsten Baumast uͤber alle die andern weg henken wollen. Der Rath gefiel allen wohl. Sie thaten dem HErrn und der heiligen Jungfrau ihr Geluͤbde. Gleich mit fruͤhem Morgen, nach vorher gehaltener Messe ging der Sturm an. Man trug viel Holz zusam- men; alle Muͤhe aber war vergeblich, weil die Zeit der Rache GOttes noch nicht gekommen war. Um neun Uhr nun machten die verdamten Esthen im Schlosse ein starkes Feuer; oͤfneten ein grosses Loch in der Mauer aus welchem sie Feuer- raͤder heraus, und auf den Thurm zu warfen, auch grosse Haufen Holz hinter her schmissen. Die tapferen Geharnischten unter den Christen aber stoͤrten das Feuer auseinander und loͤschten es, schlugen die Raͤder in Stuͤcken, daͤmpften die Gewalt der Glut und vertheidigten ihren Thurm mit starker Faust. Jnzwischen schlepten andere von der Armee Holz herbey, und steckten die Bruͤcke in Brand. wowider alle Russen ans Thor zur Gegenwehr liefen. Der Verfasser scheinet die Rußischen Trompeten von ihrem Schal Tarantas zu nennen. Siehe den du Cange unter dem Worte Taratantara. Wer sind denn diese Herzoge Friedrich und Friedehelm? Diese Namen sind gewiß zu damaliger Zeit unter den Herzogen von Niedersachsen und den Nordischen Reichen nicht zu finden. Jch glaube daher, das Wort Herzog sey hier kein Ehrentitel Die geschriebenen Chronikbuͤcher von Liefland, welche aus diesem Werk einen kurzen Auszug liefern, machen diese beyden Maͤnner mit Gewalt zu Herzogen, und hingegen den Herzog Karl von Oster- gothland nur zum koͤniglichen Hauptmann. , son- dern das Unterscheidungswort einer Familie, die den Zunamen Herzoge gefuͤhret. Jch glaube auch nicht, daß Friedehelm von Adel gewesen, als nur in einem nach der Grammatik uͤblichen Verstande, da ein vir nobilis so viel heist, als ein vornehmer Mann. Denn schon oben in den Geschichten Meinhards not. p ) hatten wir einen Buͤrger von Magdeburg, der ebenfals ( nobilis ) vornehm und reich genant wird. Solte wol Friedehelm Hertoge in solchen Ehren gestanden, weil er der Armee der Kreuzfarer Proviant, Geld und Gewehr vielleicht zugefuͤhret, und das Amt eines Kriegescommissarius verwaltet haben? Denn solche Herren sind gemeiniglich angesehen C c c 2 und Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechs und zwanzigstes Jahr, 1223 und reich, oder werdens doch, wenn ihr Dienst gut gehet. Jn dieser Meinung bin ich bestaͤrket worden, seit dem mir in einer Urkunde, die ich No. IX. §. 7 beygebracht, ein Bremischer Buͤrger vorgekommen, Albero, genant Koͤnig, ( Albero, dictus Rex, ) und in einer andern, unter den Buͤrgemeistern der Stadt Bremen Thiderich Dux; der im Deutschen ohne Zweifel Hertoge geheissen. §. 6. Johannes aber von Appeldern , des Bischofs Bruder, ein vortreflicher Ritter, nahm Feuer in seine Hand, und fing zuerst an auf den Wal zu steigen. Sein Bedienter Peter Og, stand zu naͤchst bey ihm, und beyde kletterten unver- zuͤglich auf Sturmleitern bis an das Vestungswerk. Wie die andern Ritter dis sahen, liefen sie alle, und kletterten ihnen beherzt nach. Was sol ich hier viel Worte machen? Jeder eilte, daß er am ersten hinauf kam, damit er den Ruhm und die Ehre JEsu Christi und seiner Mutter Mariaͤ erheben, und nach diesem Leben endlich den Lohn fuͤr seine Arbeit empfangen moͤchte. Er stieg also auf, (wer ihm zuerst im Weg gekommen, weiß ich nicht, GOtt weiß es,) und die ganze Menge folgte ihm nach. Denn jeder hob seinen Kamerad aufs Schloß, und die andren krochen durch das Loch, wodurch die Belagerten die feurigen Raͤder gewor- fen. Die ersten machten immer den nachfolgenden Platz, stiessen die Esthen mit Schwerdtern und Lanzen herunter, und jagten sie von den Vestungswerken weg. Nachdem nun schon viele Deutschen ins Schloß gedrungen, kamen auch die Let- ten nach und einige von den Liven. Diese fingen gleich an das Volk niederzu- metzeln, so wol Mann als Weib, und verschonten keinen, daß die Erschlagenen mehr denn Tausend ausmachten. Die Russen aber, so sich am laͤngsten wehrten, zogen zuletzt auch den Kuͤrzern und sprungen von oben die Vestung hinab; sie wur- den aber auch hier hervorgeholet, und alle mit ihrem Koͤnig erschlagen, uͤber zwey hundert an der Zahl. Andre von der Armee umringeten allenthalben das Schloß, und liessen keinen entwischen. Wer nun von der Vestung herunter war, und in- wendig noch durchkam, der fiel doch denen von aussen in die Haͤnde. Also blieb von allen Maͤnnern im Schlosse nur ein einziger am Leben, ein Vasal des Gros- koͤnigs von Susdal, der von seinem Herrn mit andern Russen nach dem Schlosse geschickt war. Diesen kleideten die Bruͤder der Ritterschaft nachher an, und schickten ihn nach Nogarden und Susdal auf einem guten Pferde, da- mit er diese vorgefallene Begebenheit den Koͤnigen melden solte. Nach geschehener Hinrichtung aller Leute, machten die Christen sich eine grosse Lust und Musik mit ihren Pauken, Pfeifen und andern Jnstrumenten, weil sie sich an ihren Uebelthaͤtern gerochen, und alle aus Lief- und Esthland versamlete Treulosen da umgebracht. Sie nahmen nachher der Russen Waffen, Kleidung, Pferde, und alle Beute im Schlosse, auch die noch uͤbrigen Weiber und Kinder, steckten das Schloß in Brand, und kehrten Tages darauf mit grosser Beute wieder nach Liefland. Sie dankten aber auch GOtt im Himmel fuͤr den ihnen geschenkten Sieg; denn er ist freundlich und seine Guͤte waͤhret ewiglich. Die von Nogar- den aber kamen mit einem starken Heer nach Plescekowe, und wolten das Schloß Tarbat entsetzen. Doch wie sie hoͤrten, es waͤre schon uͤbergegangen, und ihre Leute todtgeschlagen, kehrten sie mit grossem Schmerz und Unwillen wie- der nach ihrer Stadt. Nun haben wir endlich den Geschlechtsnamen Der Herr Hofrath Gruber waget hier einen Schritt, der uns in Liefland dreiste vorkomt, weil wir das Vorurtheil der gemeinen Sage und der von den Vorfahren empfangenen Berichte schwerlich uͤber- winden der Familie Alberts, der uns bey des Bischofs Bruder, Johann, entdecket wird. Dieser Beweisgrund ist bey denen Natio- nen, so jeglichem Bruder aus adelichen Haͤusern einen besondern und zwar verschiedenen Zunamen beylegen, ganz unnuͤtz, unter den Deutschen aber ungemein bindig, die nur einerley Zunamen mehrern Bruͤdern geben. Daher die deutschen Geschlechtregister viel leichter zu verfertigen sind, seitdem die Zunamen aufgekommen, als der Franzosen und von 1223 bis 1224. und Engellaͤnder und derer ihre, die ihrer Manier folgen. Das uͤbrige von denen von 1223 Apeldern siehe oben beym Jahr 1198 not. a ). §. 7. Die Oeselschen entliessen auch des Bischofs Bruder Dietrichen aus der Gefangenschaft, und sandten ihn wieder nach Liefland. Die von der Strandwyk aber winden koͤnnen. Die Familie der Herren von Buxhoͤveden behaͤlt dennoch alle Vorzuͤge des Anse- hens und des Alterthums, ob ihr gleich die Ehre der Verwandtschaft mit dem Bischof Albert strei- tig gemacht wird. Vielleicht, daß dieses alte Haus einmal sichere Documente vorbringt, die diesen gelehrten Muthmassungen widersprechen. Wir liefern hierbey die vom Herrn Hofrath beym Jahr 1198 not. a ) angezogene Nummer IX, daraus zugleich die Herkunft des Bischof Alberts von muͤtterli- cher Seite zu ersehen ist, und welche umstaͤndlich zu erweisen suchet, daß der Bischof Albert kein Herr von Buxhoͤveden sondern von Appeldern gewesen sey. §. IX. Nun ist noch uͤbrig, daß wir von der Familie des Bischofs von Liefland, Alberts, noch einiges beyfuͤgen. Daraus, daß sein Bruder Johannes von unserm Chronik- schreiber ein Ritter von Apeldern genant wird, ist ein unumstoͤßlicher Schluß zu ma- chen, daß diese Bruͤder nicht buͤrgerlichen Standes oder gemeiner Herkunft, sondern aus ritterlichem Geschlechte gewesen, die ihren Zunamen von dem Dorfe Apeldern er- halten, welches sie entweder von ihren Voreltern geerbet, oder selbst bewohnet haben. Und weil wir ein Dorf dieses Namens, wo noch heutiges Tages ein adliches Gut zu sehen ist, in der benachbarten Gegend im Schauenburgischen, und also gleichsam vor unsern Fuͤssen finden: so wuͤrde vielleicht kaum zum Schein was koͤnnen eingewen- det werden, wenn man saget, diese Herren von Apeldern waͤren Schauenburgische Vasallen gewesen. Doch leugne ich nicht, da ich historische Berichte nicht ohne schar- fe Untersuchung anzunehmen und nachzusagen pflege, daß von mir, wenn ichs behaupte, eines vermisset werde, nemlich ein klares Zeugniß, oder eine zuverlaͤßige Urkunde, wor- aus man sehen moͤge, daß im Schauenburgischen Adliche vormals gelebet, oder auch noch leben, die von Apeldern oder Apelern geheissen. Denn jener Burgemei- ster von Stadthagen, des Graf Adolphs Jordan von Apeldern, den die Num. IIX. h. beygelegte Schrift von Anno 1333 zeiget, duͤrfte vielleicht eben so unerweislich und unrichtig unter die Adelichen gerechnet werden, als die uͤbrigen, welche in selbigem Briefe vorkommen, und noch andere seines Standes aus unserer Stadt, denen zu Ge- fallen wir das Diploma unten angehaͤnget a ). Und hier gestehe ich gerne, daß ich nicht fortkomme. Doch mache ich mir Hofnung, meinen Wunsch zu erlangen. Da es aber auch fehl schlagen kan, so wollen wir indessen aus dem Schauenburgischen in die Nachbarschaft der Stadt Bremen spatzieren, und sehen, ob Hoͤfe eines gleichen oder ei- nes aͤhnlichen Namens uͤbrig seyn, wo die Ritter von Apeldern etwan ihren Sitz ge- habt. Fahren wir auf dieser Reise uͤber die Weser, und durchreisen die Grafschaft Hoya, so finden wir ganz hinten an den Grenzen des Amtes Ehrenburg, nach der Hunte zu, nicht weit von der Stadt Wildeshausen, die Doͤrfer Apenderden und Duvenek, die als ein paar Schwestern nahe beysammen liegen. Ob nun gleich das erste heutiges Tages Abbenthurn heisset; so nennen es doch die alten Schriften Apen- derden, welcher Name von Apeldern nicht weit unterschieden ist. Hier aber ist uns eben diese, wo nicht noch groͤssere Schwierigkeit im Wege. Jndem weder in alten Ur- kunden noch bey Menschen Gedenken eine Spur vorhanden, daß Edelleute daselbst je- mals residiret, oder davon ihren Namen gefuͤhret. Wir wollen also tiefer ins Bremi- sche gehen, in die Nachbarschaft der Herrschaft Bederkesen, die schon von den aͤlte- sten Zeiten her viel vornehme Ritter hervorgebracht. Da komt erstlich zwischen der Luͤne und Geiste, bey dem Schlosse Nukel, dessen Castellane in alten Schriften oft angefuͤhret werden, das Dorf Bexhaven vor, und etwas druͤber ein Dorf Apelern genant. Bexhaven ist zweifelsohne das Bikishovede, davon die Ritter von Bi- kishovede genant worden, weil sie Herren dieses Dorfs waren und daselbst ihren Sitz hatten. Weil nun der Bischof Albert und seine Bruͤder daher stammen sollen, so ver- lohnt sichs der Muͤhe, die Ritter von Bikishovede, so viel ihrer in diesen 300 Jahren vorkommen, gleichsam zu uͤberzaͤhlen, und nachzusehen, ob ihre Namen und Ehrenaͤm- ter so beschaffen seyn, daß sie mit den Namen und Wuͤrden dieser 5 Bruͤder (nunmeh- D d d ro Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechs und zwanzigstes Jahr, 1223 aber kamen nach Riga und unterwarfen sich dem Bischof zu Gehorsam, gaben auch ihren Zins doppelt, den sie der Daͤnen wegen zwey Jahr verabsaͤumet, be- zahlten alles volkommen, versprachen der Kirche zu Riga ewige Treue, und tra- ten ro 6,) koͤnnen vereinbaret werden. Wenn ichs dahin bringen koͤnte: so solte der Zuna- me von Apeldern, den er von dem benachbarten Dorfe Apelern annehmen konte, mich nicht irren, Alberten und seine Bruͤder nach der gemeinen Mode zur Bikishoͤv- denschen Familie zu schreiben und zu rechnen. Die ersten Ritter dieses Namens, so viel zu unserm Vorhaben dienet, die Gebruͤdere Geltmar, Albert und Luder, hat- ten das Dorf Bekeshovede von der Bremischen Kirche zu Lehn erhalten, und in selbigem auf ihre Kosten die erste Kirche erbauet, welche der Erzbischof Sifrid, ein Sohn Albert des Baͤren, eingeweihet hat. Das Capital der Stiftung hat erstlich 1202 Sifrids Nachfolger, Hartwich der II, bestaͤtiget, welches beygehendes Do- cument mit mehrerm besaget. Anno 1203 den 25 May steht unter einem Diploma, vom Erzbischof Hartwich, darinne er den Zehnden in Emceke dem Probst bey der Kirche des heiligen Willehad in Bremen bestaͤtiget, als Zeuge| unterschrieben: Henrich von Bekeshovede, Canonicus der Hauptkirche. Dieser Heinrich gelangte endlich zur Wuͤrde eines Probsts bey der Hauptkirche in Bremen, und starb ums Jahr 1241, nachdem er der Kirche eine ansehnliche Stiftung vermacht. Das Diploma des Erzbischof Gerhards II ist lesenswuͤrdig, wegen Men- ge und Ansehen der Zeugen, in welchem Jwan (die Alten schrieben Unwan ) von Blitterstorpe derselbige ist, welcher am Rande zur Rechten auf unserer genealogischen Tabelle erscheinet, ein Sohn nemlich der Gertrudis und Daniels, und ein Bruder des juͤngern Daniels. Ausser diesen vieren lebte zu gleicher Zeit, nemlich Anno 1208, der fuͤnfte, Johann von Bikishovede. Wir fuͤhren deswegen diese Schrift ganz zum Zeugen an, weil sich daraus schliessen laͤst, daß Herren aus dieser Familie auch am Bischoͤflichen Hofe zu Minden hoch am Brete gewesen. Eben dieser Johann, Rit- ter von Bikishovede, ist unter ein Diploma von diesem Gerhard gezeichnet, in wel- chem er auf Ansuchen des Probst Dietrichs den Nonnen von Zevena Anno 1226 Si- cherheit wegen ihrer Privilegien verspricht. Ferner werden bey einer Schenkung dieses Gerhards an das Kloster Lilienthal Anno 1232, als Zeugen angefuͤhret gelesen, aus den Domherren Alexander von Bikishovede; von den Layen: Gottfried, Advocate von Staden: Dietrich von Haseldorpe, und Jwan von Blitterstorpe. Anno 1235, da eben dieser Gerhard die Kirche in Vilhausen confirmirte; so standen En- gelbert von Bekeshovede und sein Bruder Bernhard, Ritter und bischoͤflicher Be- amter der Bremischen Kirche, als Zeugen dabey. Also hat Mushard p. 104 unrecht, wenn er meldet, diese Bruͤder waͤren bey Graf Heinrichen von Hoya und dem Ol- denburgischen Grafen Otto in Diensten gewesen: deren doch nicht in dem Diploma gedacht wird. Anno 1245 komt Engelbert wieder allein vor, und in einer andern Ur- kunde vom selben Jahre werden als weltliche Zeugen gelesen: H - - - Edler von Wiknigerothe, Engelbert von Bikishovede, Alard von Hutha, H - - - - von Hasbergen. Die in folgenden Zeiten beruͤhmt gewesen, lassen wir weg, weil sie nicht hierher gehoͤren. Nun wollen wir so lange setzen, daß die von Bikishoveden auch das nechste Gut Apelern besessen: gesetzt auch das Uebrige was man setzen sol; daß man annimt, die von Bikishoveden und Apeldern waͤren aus einer Familie gewesen, nemlich das Dorf Apelern waͤre in der bruͤderlichen Theilung einem gewissen Ritter von Bikishoveden zugefallen, der davon den Bey- namen von Apeldern angenommen und auf seine Nachkommen gebracht: so wird doch immer die Hauptfrage sich wieder einfinden, warum bey einer so grossen Wolke Zeugen, die sich unter die Bremischen, Schauenburgischen, Luͤbekischen, und andere, so- wol gedruckte als geschriebene Urkunden unterzeichnet, nicht ein einziger Ritter sich dar- stellet, der von Apeldern geheissen? Da nun hierauf nichts anders erwiedert werden kan, als daß die Jnhaber des Guts Apelern zwar gemeiniglich Ritter von Apel- dern geheissen, sich aber nach der Schreibart bey Hofe von dem Hauptgute von Bi- kishovede geschrieben, und daher unsere Lieflaͤndische Herren unter dem nur vorher angebrachten Namen der Ritter von Bikishovede verborgen staͤcken: wolan! so wol- len wir die Namen dieser Bikishoveden und unserer Lieflaͤnder gegen einander hal- ten; darunter dann nur 3 mit einander uͤbereinkommen, Albert nemlich, Johann und Engelbert. Denn Rothmar, Dietrich und Herrmann, (auch Salomon, ) welche von 1223 bis 1224. ten wieder zum christlichen Glauben. Die von Warbola brachten auch Tribut 1223 und Geschenke, und ergaben sich an die Rigischen gaͤnzlich. Die Rigischen aber, als honette Maͤnner, bestimten ihrentwegen nichts gewisses, nur sieben in der Strandwyck gelegene Provinzen, die sie mit allem Recht jederzeit besessen, nah- men sie als was ungezweifeltes an. Es fehlte den Rigischen niemals am Rechte auf die Strandwyck, als die sie durch Zwang zum christlichen Glauben gebracht, durch die Taufe, Schatzung und Geisseln allezeit inne gehabt, und dem Koͤnig von Daͤnnemark niemals Geisseln aus dieser Seekuͤste gegeben hatten. Auch die von D d d 2 Wirland welche Namen die uͤbrigen Bruͤder des Bischofs gefuͤhret, sind unter denen Bikisho- veden nicht zu finden. Nun aber ist derjenige Albert, der bey Stiftung der Bikis- hovedenschen Kapelle vorkomt, nicht der Bischof Albert von Liefland, weil er an- dere Bruͤder hatte, nemlich Geltmarn und Luͤdern. Und damit man nicht denke, Geltmar sey verschrieben, fuͤr Rotmar; so kan man sicher meinen Augen trauen, der ich Geltmars Namen in andern Bremischen Urkunden gebraucht gesehen. Johan- nes aber, Ritter von Bikishovede, welcher Anno 1208 zu Minden und Anno 1226 zu Bremen sich aufgehalten, ist der Johannes von Apeldern auch nicht, als der in diesen letzten Jahren in Liefland gedienet, und als der vornehmste Eroberer des Schlosses Dorpat, nach dem Exempel seines Bruders Dietrich, ohne Zweifel einen fetten Lohn seines Sieges in Ungannien davon getragen, welches ihn in Liefland auf- gehalten hat. Auch Engelbert von Bikishoveden kan unsers Bischofs Bruder En- gelbert nicht seyn: weil jener Ritter und Bischoͤflicher Bedienter bey der Bremischen Kirche, dieser ein Moͤnch und zuletzt Praͤpositus in Riga gewesen: jener lebte bis 1245, dieser starb schon 1208. §. X. Hieraus siehet der Leser, wie wichtig es sey, in alten Geschichten nicht in Tag hin- ein, sondern mit Vernunft und Wegraͤumung aller Zweifel was gewisses zu be- stimmen ‒ ‒ ‒ ‒ ‒ Aus beygehender Tabelle laͤst sichs ersehen, wie weitlaͤuftig des Lieflaͤndischen Bischof Alberts Verwandtschaft gewesen. Geschichte des dritten Bischof Alberts, sechs und zwanzigstes Jahr, 1223 Wirland und Gerwen, als sie die Eroberung des Schlosses Tarbat ver- nahmen, kamen nach Riga, und brachten, als vor ihre Herren, Pferde und Geschenke mit. §. 8. Der Bischof Hermann aber ging mit seinen Leuten nach Ungannien, und fing an das Schloß Odempe zu erbauen, legte auch zur Besatzung edle Herren und ehrbare Ritter, nemlich seinen Eidam Engelbert von Tysenhusen , seinen Bruder Dietrich , und Helmolden von Luneborch , einen klugen und fuͤhrnehmen Mann, ingleichen Johannem von Dolen, hinein, schenkte einem jeden von ihnen eine Provinz, das ist, eine Kylegunde zum Lehn, nahm auch viel andre Deutsche ins Schloß auf, mit daselbst zu wohnen, daß sie Land und Schloß vor den Feinden schuͤtzten, und den Esthen, ihren Unterthanen, den christlichen Glauben lehrten. Sie liessen aber die Esthen, weil sie noch bis jetzo treulos gewe- sen, nicht bey sich im Schlosse wohnen. Eben dieser Bischof rief auch Priester mit sich nach Ungannien, schenkte ihnen die Kirchen zum Lehn, und verehrte ihnen hinreichenden Feldwachs und Ackerbau. Jngleichen that er den Esthen wegen des von GOtt allezeit angeordneten Zehnten durch geziemende Belehrung einen Antrag, den sie auch annahmen, und den Anfang ihn jaͤhrlich zu zahlen machten. Hierauf verfuͤgte er treulich Anstalt, den Priestern und seinen Vasal- len das noͤthige zu ertheilen und sein Versprechen zu halten. Er setzte uͤberdem seinen Bruder Rotmar zum Probst ein, verordnete ihm eine Stelle im Kloster zu Darbet, und sprach ihm vier und zwanzig Doͤrfer, Einkuͤnfte und Felder zu seinem hinreichlichen Auskommen zu. Er bestelte auch, daselbst regulaire Dom- herren zu machen, und verordnete, daß dieses ihre Domkirche seyn solte. Hier siehet man den Anfang des Gluͤcks der Herren von Tiesenhausen, die seit fuͤnf hundert Jahren her in Liefland so wol ihres Adels als ihrer grossen Thaten halber in grossen Ehren gestanden, und bis jetzo noch grosse Guͤter und Ansehn haben. So gerne wir dem Publico mit einer gruͤndlichen Nachricht von dieser adlichen und nunmehro zum theil Freyherrlichen Familie aufgewartet haͤtten, so wenig sind wir dieser Dienste auf unser Ver- langen gewuͤrdiget worden. Da inzwischen der Herr Hofgerichts-Assessor von Tiesenhausen bey der letztern Lieflaͤndischen Adels-Matricul-Commission eine sehr gruͤndliche Ableitung des Ur- sprungs dieser alten Familie aus Deutschland, und von desselben Flor und Wachsthum in Lief- und Esthland, aufzusetzen geruhet: so waͤre zu wuͤnschen, daß einmal eine geschickte Feder nobili- tatem Livoniœ der gelehrten Welt mittheilen moͤchte, weil insbesondere Auslaͤnder die Zweige des Lieflaͤndischen Adels vermissen, der doch so wol an Hoheit der Ehrenstellen, als an Groͤsse der Heldenthaten, und Besitz ansehnlicher Guͤter nicht geringer als der Deutsche ist, wo nicht manche angesehene Familien Deutschland noch uͤbertreffen. Jn den Gruberischen Documenten befindet sich eine Stiftung von Anno 1281, in welcher Margareta, eine Gemahlin des Herrn Gottfried von Tisenossen, zwey Salzpfannen, welche sie vom Grafen Ludolph von Wunstorpe in Munder zu Lehn gehabt, mit dessen Genehmhaltung dem Nonnenkloster in Lodhenn zur Rettung ihrer Seele ver- macht; woraus der Herr Hofrath folgert, daß die Herren von Tiesenhausen nicht in Pommern, wie man wol geglaubet hat, sondern in Engern in Westphalen ihr Stamhaus zu suchen haben. Der von den Oeselern gefangen und kurz vorher losgelassen worden. Einige wollen das Suum nicht auf den Bischof ziehen, sondern auf Engelberten, und statuiren des- wegen zwey Bruͤder von Tiesenhausen. Doch gefaͤlt mir das erste besser, weil es der Eigenschaft der Sprache naͤher komt. Die Familie derer von Luͤneburg ist Zweifels ohne eine der vornehmsten gewesen, weil Heinrich der Loͤwe, als er nach dem gelobten Lande ziehen wolte, Heinrichen von Luͤneburg nebst Ecberten von Wolfenbuͤttle seiner Gemahlin zu Hofmeistern ge- setzet. Arnold von Luͤbek l. 3 c. 2 n. 5. Jch wuͤnschte, daß diese Stelle die recht ansehen moͤchten, welche alle Herren von Luͤneburg oder von Braunschweig, wo sie dergleichen finden, zur Familie der Welfen rechnen, und die Diener unter die Herren mengen. Einige muthmassen nicht ohne Grund, daß die Herren von Wittorp unter diesen Namen stecken, und ihn deswegen fuͤhren, weil sie der Stadt Luͤneburg als Advocaten fuͤrgestanden. Denn welche aus den Welfen so hiessen, deren sind nicht so viel, daß man sie nicht gleich aufzaͤhlen koͤnte: der Vater nemlich Wilhelm, und der Sohn von 1223 bis 1224. Sohn Otto. Diese Grafen hatten aber ihre Vasallen, und hatten einen Adel aufzu- 1223 weisen, der mit den aͤltesten um den Vorzug streiten konte. Siehe Arnolden von Luͤ- bek libr. 6 c. 15 n. 1; das Weingartensche Chronicon c. 3. Doch sind diese nicht allein so genent worden, wenn sie es ja so heissen; massen diese Ehre auch andern wi- derfahren, die in dieser Stadt das Amt eines Advocaten fuͤhrten. Mir schwebt eben jetzo vor Augen eine geschriebene Urkunde von Anno 1280, darunter als Zeugen stehen Otto Magnus von Luͤneburg und sein Bruder Gerhard. Dieses Grote (Magnus) von Luͤneburg Zuname ruhet auf keinem andern, als vorbesagtem Grunde. Ein Welfe war er gewiß nicht, und konte es auch nicht seyn. §. 9. Die Bruͤder der Ritterschaft aber gingen nach Saccala, und weil sie das Schloß Viliende inne hatten; so fingen sie an dasselbe mehr zu bevestigen. Sie setzten auch Priester an den Kirchen, schlugen ihnen zulaͤngliche Einkuͤnfte zu, so wol an Getreide als Laͤndereyen, und empfingen ebenfals den Zehnden von den Esthen. Ueberdem erhielten sie volstaͤndige und gaͤnzliche Gnugthuung fuͤr alles ihnen entwandte, und fuͤr den ihnen zugefuͤgten Schaden so wol in Un- gannien als in Saccala. Sie theilten auch Wayga, und schlugen die Helfte nach Ungannien; die andre Helfte mit Saccala, Normegunda und Mo- cha behielten sie vor sich. Die Russen von Nogarden und Plescekowe schickten hierauf Gesandte nach Riga, und baten um Frieden. Die Rigischen nahmen sie an, machten mit ihnen Friede, und gaben ihnen den Tribut wieder aus, den sie allezeit in Tholowa gehabt hatten. Die Letten aber von Tho- lowa theilte der Bischof mit seinen Ordensbruͤdern; zwey Theile nahm der Bischof, den dritten ließ er den Ordensbruͤdern uͤber. Des Bischof Alberts sieben und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1224 bis 1225. §. 1 A ls das sieben und zwanzigste Jahr des Bischofs eintrat, so hatte Lief- 1224 land einen geruhigen Frieden. Denn nach Eroberung des sehr vesten Schlosses Tarbat und nach Hinrichtung aller Esthen und Russen mit samt ihrem Koͤnige, uͤberfiel die Furcht vor den Rigischen und Deutschen alle benachbarte Lande und herumliegende Voͤlker. Deswegen schick- ten alle ihre Abgeordneten mit Geschenken nach Riga, so wol die Russen, als die Esthen am Strande, die Oeseler, Semgallen und Curen; ingleichen die Litthauer, welche alle um Friede und Buͤndniß baten, weil sie bange waren, es moͤchte ihnen eben so, wie denen in Tarbat gehen. Die Rigischen nahmen sie auch an, und gaben allen Friede, die sie nur darum baten, und das Land hatte Ruhe in ihrem Angesicht. Es gingen gleichermassen die Esthen aus ihren Schloͤssern, und baueten ihre abgebranten Doͤrfer und Kirchen wieder auf; ebenfals krochen die Liven und Letten aus ihren Loͤchern im Busche, darinne sie sich zur Kriegeszeit schon viele Jahre verborgen gehalten, jeder kehrte in sein Dorf, und zu seinen Aeckern, und alle pfluͤgten und saͤeten in der groͤsten Sicherheit, die sie auf vierzig Jahr vorher nicht offenbar gehabt, weil ihnen die Litthauer und andre Voͤlker so wol vor der Predigt des goͤttlichen Worts in Liefland, als nach ihrer Taufe niemals Ruhe und Sicherheit gelassen hatten. Nunmehro aber von dieser Zeit an und von diesem Jahre an, fingen sie an zu ruhen, und wurden ihrer Felder und ihrer Arbeit wieder froh, indem niemand sie erschreckte. Und weil sie im christlichen Glauben mehr Einsicht bekamen, bekanten sie JEsum Christum den Sohn GOttes, der nach betruͤbten Kriegen, nach vieler Hin- E e e richtung Geschichte des dritten Bischof Alberts, sieben und zwanzigstes Jahr, 1224 richtung, nach schwerer Pestilenz und manchem Ungluͤck endlich sich seines uͤber- gebliebenen Volks erbarmet hat, und ihnen Friede und Sicherheit geschenket. Und alles Volk ruhete im HErrn, und lobte den, der da ist gelobet von Ewig- keit zu Ewigkeit. Amen! Die Unruhen fallen also ins Jahr 1184. Und da man von diesen 40 Jahren etliche auf die Zeit rechnen muß, die vor der Verkuͤndigung des Worts GOttes vorher verlaufen; so folgern wir einen neuen Beweisgrund daraus, daß Meinhard vor besagtem Jahre nicht nach Liefland gekommen, und daß das Jahr 1186, welches Arnold hat, nicht das erste von Meinhards Bisthum, sondern von seiner Ankunft und seinem Predigen gewesen. §. 2. Selbiges Jahrs, so nach Christi Geburt das tausend zwey hundert und vier und zwanzigste war, sandte der Hochwuͤrdige Bischof von Riga seinen Priester Mo- ritz an den Roͤmischen Hof, um einen Gesandten des Roͤmischen Stuhls nach Liefland sich auszubitten. Der Pabst Honorius der dritte, der damals nicht zu Rom, sondern zu Bari seine Hofstadt hatte, gab auch seine Einwil- ligung dazu. Er schickte also den Hochwuͤrdigen Bischof von Modena, Wil- helmen , seines Palasts Kanzler, mit demselben Priester nach Liefland; der kam mit seiner Bedienung, mit Pilgern und mit seiner ganzen Reisegeselschaft auf der Duͤne an. Die Rigischen zogen ihnen entgegen, nahmen sie wohl auf, und holten sie mit grosser Freude und Staat in die Stadt ein. Er bezeugte seine Freude mit, und lobte JEsum Christum, Mariaͤ Sohn, daß er den so herrlich gepflanzten Weinberg GOttes und die mit dem Blut so vieler Glaͤubigen bewaͤsserte Kirche so groß und ansehnlich erweitert fand, daß sie mit ihren Reben auf zehn Tagereisen bis nach Reval sich ausbreitete und erstreckte, oder den andern Weg nach Plescekowe, oder auch laͤngst der Duͤne bis Ger- ceke gleichfals so viel Tagereisen ausmachte, anbey schon fuͤnf besondere Bisthuͤ- mer mit ihren Bischoͤfen hatte. Er schickte auch gleich seine Botschafter an den Roͤmischen Hof, und uͤberschrieb dem Roͤmischen Pabst die wahren Umstaͤnde davon. Das ist so zu verstehen, daß die Absendung dieses Moritz ins Jahr 1223, und die Ankunft des Gesandten nach Liefland ins Jahr 1224 faͤlt. Denn da Moritz den Pabst nicht zu Rom, sondern zu Bari angetroffen; so muß er wol das Jahr zuvor dahin gekommen seyn, als der Pabst Honorius der III in Campanien auf der Soldaten Versamlung ( militari concilio ) zugegen war: von dem Raynald beym Jahre 1223 n. 1. Von dieses Wilhelms von Savoyen, erst Modenesischen, hernach Sabinischen Bischofs und der heiligen Roͤmischen Kirchen Cardinals, der zuletzt 1251 zu Lion mit Tode abgegangen, handelt mit mehrerm Vghelli Ital. sacr. tom. 1 p. 172 unter den Sabinischen Bischoͤfen, und tom. 2 p. 120 unter den Modenesischen, wie auch Alphonsus Ciacon. Gest. Pontif. \& Cardin. tom. 1 p. 568 und dessen Ausleger Ol- doinus tom. 2 p. 116. Aus welchen so wol als aus des Baronius Fortsetzern, dem Spondanus, Bzovius und Raynalden bekant, daß er nicht nur nach Liefland und Preußen, sondern auch im uͤbrigen Norden mehrere Gesandschaften fuͤr den apostolischen Stuhl verrichtet, unter denen dieses die erste gewesen. Das Antragungs- schreiben des Pabsts Honorius des III, liefern wir im Anhang der Urkunden. Wir wollen doch das Zeugniß des Albericus hier beyfuͤgen, der von dem Fleiße und Eifer „dieses Mannes also schreibet beym Jahre 1228. „Jn Preußen, welches uͤber Polen „und uͤber Pommern lieget, hat der Bischof von Modena, Wilhelm, als vom „Pabst dahin abgefertigter Gesandte, durch seinen Verstand und seine Weisheit, „(nicht mit Gewehr und Waffen,) viele Heiden zum Glauben gezogen, und ihre „Sprache grossen Theils erlernet. Ueberdem hat er die Anfangsgruͤnde der Sprach- „kunst, nemlich den Donat, mit recht vieler Muͤhe in diese fremde Sprache uͤbersetzet. „Es waren aber dieses Jahr in diesen Gegenden nur 5 heidnische Provinzen zu erobern „die, davon wir handeln, nemlich Preussen und Curland, Lettland, Withland „(vielleicht Wierland ) und Sambiter, (vielleicht Sambland ). Franciscus Augusti- nus von 1224 bis 1225. nus ab Ecclesia in der historischen Zeitrechnung der Erlauchteten Cardinaͤle der roͤmi- 1224 schen Kirche, der Erz- und Bischoͤfe, wie auch Aebte des Fuͤrstenthums Piemont, „die Anno 1645 zu Turin gedruckt worden, spricht also von ihm: „Weil Wilhelm, den „ Ciaconius, einen Landsmann unter den Alpen her, und Deostubery einen Piemon- „teser nennen, dessen Vaterland und Zunamen man noch nicht weiß, wegen seines ehr- „baren Lebens, guten Wandels und ungemeiner Gelehrsamkeit in Ansehen stund; so „ward er vom Pabst Honorius dem III als Gesandter und Erzbischof (man lese hier: „als apostolischer Gesandter) nach Liefland und Preußen (doch nicht zu einer Zeit) „geschickt, mit der Volmacht, bischoͤfliche Sitze in diesen Laͤndern zu errichten, und Bi- „schoͤfe einzusetzen, die den katholischen Glauben den wilden und unglaͤubigen Voͤlkern „predigen solten; und hat sich so ruͤhmlich dabey aufgefuͤhret, daß er bey seiner Ruͤckkunft „an den Roͤmischen Hof, die Cardinalswuͤrde sich verdienet. Daher Jnnocen- „tius IV ihn aus einem Bischof von Modena Anno 1244 zum Cardinalbischof von „ Sabina machte. Er starb zu Lion kurz vor dem Abzuge des Jnnocentius Anno „1251 und lieget bey den Predigermoͤnchen begraben, mit folgender Grabschrift: „ Hier liegt der sehr eifrige Prediger und Lobredner des Namens JEsu CHristi, Retter des Glaubens und der ganzen Wahrheit, ein Mann von gar grosser Heiligkeit und eine Zierde der Gottesfurcht, der Hochwuͤrdige Vater, D. Wilhelm, Cardinalbischof von Sabina. Diese 5 Bisthuͤmer: 1) das Rigische, welchem Albert selbst vorstund; 2) Das Lealsche, nachher das Oeselsche genant, welches nach Dietrichen und Hermannen, einem Bru- der des Bischofs, damals Gottfried ein Prior von der Himmelspforte, einem Cister- cienser Kloster bey Naumburg an der Saale in Thuͤringen, bekleidete; 3) Das Seleburgische in Semgallen, worinne auf Bernharden, Grafen von der Lippe, Lambert folgte; 4) Das Ungannische oder Doͤrptische, so des Bischof Alberts Bruder, Hermann angeleget; 5) Das Revelsche, dessen Bischofshut zuerst Wesse- linen, einem Kapelan des Daͤnischen Koͤnigs Waldemar II zugefallen, (wenn man nicht lieber fuͤr das Revelsche das Piltensche nehmen wil). Ausser diesem, so unter dem Erzbischof von Lunden stund, waren die uͤbrigen dem Rigischen unterworfen. Denn schon ein Jahr vorher 1223, wie Raynald bey diesem Jahre n. 30 meldet, war Pabst Honorius der III gebeten worden, daß er die Lieflaͤndische Kirche, das ist, die Rigische, mit der Metropolitanwuͤrde beehren, und sie uͤber die Seleburgische und Lealsche setzen moͤchte, als die nur erst neulich aus den neubekehrten Heiden waͤren ge- samlet worden. Ob nun gleich dieser es auf eine bequemere Zeit ausgesetzet; so ließ er doch inzwischen den Bischof von Liefland (Alberten) als Vicepabst seyn, und so gar Dinge abmachen, die sonst vor den Roͤmischen Stuhl gehoͤrten, ohne daß zu appelliren erlaubet war. Und da eben derselbige bey dem apostolischen Stuhl sich uͤber das Unrecht beschweret hatte, welches ihm der Erzbischof von Bremen und das Collegium der Domherren selbiger Kirche zugefuͤget, als die sich bemuͤheten die Lieflaͤndische Kirche der ihrigen, als einer Mutterkirche zu unterwerfen: so befahl doch Honorius, sie sol- ten von solchem Vornehmen abstehen. Nun, da auf eben dieses Bericht beym Jahr 1225 n. 16. der Gesandte Wilhelm in seinem aus Liefland an den Pabst geschrie- benen Briefe nicht gnug erzaͤhlen konte, wie sehr das Christenthum in diesen Gegen- den sich vermehret und ausgebreitet; so fiel der Pabst von selbst darauf, eine Metropoli- tankirche da anzulegen, und schrieb deswegen an den Gesandten Wilhelm, dem er zugleich Ordre gab, das zu bewerkstelligen, was der Kirche ersprießlich schiene, ihm auch zugleich von allem Bericht abzustatten. Der Wunsch, dessen der erste Albert nicht theilhaftig werden koͤnnen, ward endlich an seinem Nachfolger nach dem Nicolaus, nemlich an Albert dem andern, erfuͤllet; der doch dadurch, wie seine Geschichte melden, nichts gluͤcklicher war, ausser, daß ihm bey Verbindung der Deutschen- und Schwerdt- traͤger Ordensbruͤder auch gleichfals die Bischoͤfe von Preussen mit unterworfen wurden. §. 3. Er selbst aber vor seine Person gab sich um die Neubekehrten viele Muͤhe, ließ die Liven und andre, die in der Stadt waren, Maͤnner und Weiber oft zu- sammen kommen, handhabete das Wort GOttes fleißig, und ertheilte viel Ab- lasbriefe mit Freuden. Nachher kam ihm die Lust an, die Liven und andere, so wol Letten als Esthen zu besuchen, und ging nach Thoreida, wo er den Hoch- wuͤrdigen Bischof von Riga und Johannem, Probsten zu Unsrer Lieben E e e 2 Frauen, Geschichte des dritten Bischof Alberts, sieben und zwanzigstes Jahr, 1224 Frauen, nebst mehrern andern verstaͤndigen und bescheidenen Maͤnnern bey sich hatte. Erst kam er nach Cubbesele , hielt den Liven daselbst die Messe, und predigte das Wort des Heils, um sie im katholischen Glauben zu staͤrken. Nachher machte ers eben so in Vitisele und Letthegore. Ferner that er ein gleiches in Metsepole, in Ydumea, und in Lettland, streuete den Samen des Evan- gelii fuͤr alle aus, lehrte sie gute Fruͤchte bringen, und erklaͤrte ihnen den christlichen Glauben deutlich und fleißig. Hierauf begab er sich nach Ungannien, und fand daselbst die Kirche der Glaͤubigen so wol an Deutschen als Esthen, wie auch das von den neuen Einwohnern bewohnte und vest erbaute Schloß Odempe, und priese den HErrn, daß er auch in Esthland eine Versamlung der Glaͤubigen angetroffen. Die Esthen unterwieß er im Glauben an JEsum Christum: die Deutschen vermahnte er treulich, und warnete sie, wie sie guͤtlich bey ein ander leben, und sich unter ein ander keinen Verdruß machen solten; daß die Deutschen den Schultern der Neubekehrten kein unertraͤglich Joch zur Beschwerde auflegen, sondern das sanfte und leichte Joch des HErrn, und ihnen immerfort die Geheimnisse des Glaubens beybringen moͤchten. Er segnete sie hierauf ein, und reiste nach Saccala, wo er im ersten Kirchspiel, das er bey der See Worce- gerbe fand, die Neubekehrten sehr erbaulich lehrte, und vermahnte, nimmer vom Glauben unsers HErrn JEsu Christi abzutreten. Von da machte er sich nach dem Schlosse Viliende, welches den Ordensbruͤdern gehoͤrig war, und sie damals sehr veste erbauet hatten. Die Bruͤder selbst kamen heraus und gingen mit Freu- den dem Gesandten des apostolischen Stuhls entgegen, nahmen ihn in ihr Schloß, und erzaͤhlten ihm alles Ungluͤck, so sie des christlichen Glaubens halber von den Esthen ausgestanden. Er ließ hierauf die Esthen, Maͤnner und Weiber, zur Kirche rufen, ging zu ihnen, ertheilte ihnen treulich das Wort der Ermahnung, und warnete sie, sie moͤchten nicht mehr solch Boͤses thun, und sich unterfangen die Geheimnisse des Glaubens zu beschimpfen. Gleichfals ertheilte er den Bruͤdern der Ritterschaft Ermahnungen der heiligen Lehre gar erwecklich, und stelte ihnen vor, sie moͤchten doch nicht ihren Unterthanen den dummen Esthen weder in Em- pfang des Zehnden, noch irgend in andern Stuͤcken alzuschwer fallen, damit sie nicht durch dergleichen Veranlaßung wieder in den abgoͤttischen Dienst des Heidenthums verfielen. Es kamen auch die Boten der Daͤnen aus Revel daselbst zu ihm, die ihn mit Freuden wilkommen hiessen, und ihm ihre Anfechtungen und Kriege erzaͤhl- ten. Ebenfals langten die Boten der Strandesten, so mit den Daͤnen sich im- mer in Haaren lagen, bey ihm an, erboten ihm ihr Land und ihre Provinzen, wie sie dieselben auch den Rigischen immer anboten, wenn er sie nur vor den Daͤnen und Oeselern schuͤtzen wolte, welche er auch in Schutz nahm. Nachdem kehrte er wieder in Lettland, und in Tricatien trafen die Letten bey ihm ein aus der ganzen Provinz, die Tolowa hieß; denen er das Wort GOttes mit Freuden predigte, und alle Glaubenslehren treulich und fleißig vortrug. Von da brach er nach Wenden auf, und ward von den daselbst wohnenden Ordensbruͤdern und andern Deutschen mit grosser Ehrfurcht in Empfang genommen, er fand auch eine sehr grosse Menge Wenden und Letten da vor sich. Demnach ließ er mit fruͤhem Morgen alle Letten zusammen kommen, und predigte ihnen lustig und mit Freuden die froͤliche Lehre unsers HErrn JEsu Christi vor, erinnerte sie oftmals an die Paßion des HErrn JEsu, machte die ohndem froͤlich waren unter ihnen, damit nochmehr erfreuet, und ruͤhmte ihre Treue und Standhaftigkeit, weil sie von freyen Stuͤcken und ohne Kriegsgetuͤmmel gleich anfangs den christlichen Glau- ben angenommen, und nachher niemals den Bund der Taufe, wie die Liven und Esthen doch gethan, gebrochen haͤtten. Er priese auch ihre Demuth und Ge- duld, als die den Namen JEsu Christi zu den Esthen und zu den andern Na- tionen mit Freuden getragen, und viele aus ihren Landsleuten, die wegen des christlichen Glaubens hingerichtet worden, ohne Zweifel in die Gemeinschaft der Maͤrtyrer gesandt haͤtten. Auch den Wenden entzog er die treuen Ermahnun- gen von 1224 bis 1225. gen seiner Lehre nicht, und schaͤrfte es ihren Herren, den Ordensbruͤdern mit allem 1224 Bedacht ein, wie sie ihren Unterthanen allezeit ein leichtes Joch auflegen und treu- lich bey einander wohnen solten. Nachher legte er in Sygewalde gleiche Pro- ben seiner Gottesfurcht ab, und ermahnte die Liven mit allem Fleiß, den Eid ihrer Taufe nicht zu brechen, und sich wieder zum Heidenthum zu wenden. Die Ordensbruͤder und andre Deutsche in andern Provinzen warnete er allezeit be- daͤchtlich, sie solten den Liven und Letten und andern Neubekehrten den christli- chen Glauben beybringen, die leichte Last JEsu Christi auf derselben Schultern legen, und so wol im Zehend, als in andren Stuͤcken mit ihnen saͤuberlich verfah- ren, daß sie nicht, wenn sie zu sehr beschweret wuͤrden, in den Unglauben zuruͤck- fielen. Und nachdem er dieses alles vollendet hatte, kehrte er wieder nach Riga. Einem Schlosse des Caupo; von dem oben gnug da gewesen. Zu Wenden waren also drey wie der Sprache, also mehrentheils auch den Gemuͤthern nach verschiedene Nationen wohnhaft. Die Letten, als Landeskinder; die Wenden als Fremdlinge; die Deutschen als Ueberwinder und Herren: denn der Gesandte hat jede insbesondere unterrichtet. Durch welches Verhaͤngniß die Wenden dahin ge- rathen und der Stadt den Namen gegeben, hat unser Auctor beym Jahre 1205 n. 14. gesagt Die Worte oben, vtpote a Windo repulsi, sind im Revelschen Manuscript weggelassen. . §. 4. Es kamen auch daselbst zu ihm Deutsche, Liven und Letten, die in un- terschiedlichen Angelegenheiten Recht suchten. Er antwortete einem jeglichen nach Beschaffenheit seiner Sache und Klage, entschied auch viele Haͤndel und Streitig- keiten. Selbst die Russen von Nogarden, und andre aus andren Staͤdten schickten auf die Nachricht, daß ein Gesandter des Roͤmischen Stuhls in Riga sey, ihre Abgeordneten an ihn, und ersuchten denselben um Bestaͤtigung des von den Deutschen schon lange geschlossenen Friedens. Er erhoͤrte sie auch mit ihrem an- bringen, staͤrkte ihren Glauben mit vielen Ermahnungen, und schickte sie alle wieder in ihr Land mit Freuden zuruͤck . Es fand sich auch der Fuͤrste der Semgal- len, Westhard, auf sein Einladen ein, den er nach vielen Wortwechsel und mit langen Reden zum Glauben an JEsum Christum beredete. Dieser aber ver- stand wegen der Haͤrtigkeit seines Unglaubens das Wort des Heils nicht, nahm auch die Taufe noch nicht an, sondern versprach es wieder aufs kuͤnftige, und nahm einen Prediger von dem Herrn Gesandten mit sich nach Semgallien. Also ka- men von allen herumliegenden Laͤndern, den Gesandten des Roͤmischen Hofes zu sehen; unter denen waren Wissewald, Koͤnig von Gercike; Der Graf Burhard ; Die Bischoͤfe der Daͤnen aus Revel: auch die Oeseler und Strandesten, die sich unter seinen Schutz anboten und angelobten, sie wolten die Priester mit aller christlichen Pflicht annehmen, wenn er sie nur von dem Ueberfal der Daͤnen befreyen wolte. Er versprach ihnen auch die Freyheit, und schickte Boten an die Daͤnen und Oeseler, sie solten den Krieg bleiben lassen, seinen Frieden annehmen und seinen Verordnungen Folge leisten. Dieses Compliment der Russen hat der Gesandte nach Rom gemeldet. Daher er- falgte derselben Einladung Gegeben an alle Koͤnige von Rußland vom Pabst Honorius dem III, aus dem Lateran den 17ten Jan. 1227. daß sie die Glaͤubigen in Lief- und Esthland nicht beschweren solten, aus Raynald. annal. eccles. tom. 13. P. 337. zum Beytritt zur Lateinischen Kirche bey Raynalden ums Jahr 1227. n. 8. Vermuthlich jener Graf von Aldenburg, von dem beym Jahre 1214 n. 2 stehet, der nun vielleicht im Daͤnischen Lager bey Revel in Dienste getreten. F f f §. 5. Er Geschichte des dritten Bischof Alberts, sieben und zwanzigstes Jahr, §. 5. 1224 Er hatte aber noch Verlangen, auch andern Neubekehrten zuzusprechen, und besuchte die Liven auf Holme. Nachdem er daselbst die Messe gelesen, und den Samen der heiligen Lehre ausgestreuet: begab er sich nach Ykeskole, wo er das Gedaͤchtniß der ersten heiligen Bischoͤfe feyerte, und diese Liven in dem Dienst GOttes staͤrkte. Nachher mahnete er die Liven in Lenewarden und in Asche- rade gleichfals von der Abgoͤtterey ab, und unterrichtete sie fleißig in dem Dienst des einigen GOttes. Endlich ertheilte er ebenmaͤßig die Vermahnungen heiliger Lehre in Kukenoyse sowol den Deutschen als Russen, Letten und Selen die bey einander wohnten, nach aller Treue, und warnete nur immer die Deut- schen, daß sie ihren Unterthanen mit harten Auflagen und unrechtmaͤßigem Ein- treiben Fuͤr exactionibus in debitis eorum, ist hier angenommen worden, exactionibus indebitis eorum, daß indebitis zu exactionibus gehoͤre, wie duris grauaminibus; sonst ist der Verstand dunkel. nichts zu nahe thaͤten, sondern von dem Glauben an Christum sie eifrig belehrten, christliche Gewohnheiten einfuͤhrten, die heidnischen Gebraͤuche abschaf- ten, und sowol mit ihrem guten Exempel als mit Worten sie erbauen moͤchten. §. 6. Als der Gesandte des apostolischen Stuhls wieder nach Riga zuruͤck gezogen war: so machten sich die Deutschen in Odempe auf, und zwar zur Herbstzeit mit ihrem ganzen Gefolge, um die Aeltesten von Wirland zusammen zu fordern, gingen auch nach Wirland, nahmen alle Schloͤsser darinne weg, trieben die Daͤnen heraus und sagten, das Land waͤre durch die Fahne Unserer Lieben Frauen gleich anfaͤnglich zum christlichen Glauben gebracht worden. Sie fingen an in al- len Provinzen und Schloͤssern Wirlands den Meister zu spielen. Auf eingelau- fenen Bericht aber beschied der Herr Gesandte diese Deutschen vor sich, und zwang sie bey Strafe des Kirchenbannes, das Land in den Schutz des Pabsts zu uͤbertragen; schickte auch gleich seine Expressen an die Daͤnen nach Revel, und noͤthigte sie ebenfals das Land, wie auch die andern Laͤnder, uͤber welche die Deut- schen mit den Daͤnen zerfallen waren, in seine Haͤnde zu uͤbergeben. Die Daͤ- nen getraueten sich nicht wider den Stachel zu lecken, sondern versprachen dem Roͤmischen Hofe treulich zu gehorchen. Sie uͤbertrugen also Wirland, Ger- wen, Harrien und die Wyk in die Haͤnde der Boten des Herrn Gesandten, Wilhelms, Bischofs von Modena, schickten die Briefschaften daruͤber mit ih- rem Jnsiegel nach Riga, und bestaͤtigten die Schenkung. Hierauf fertigte der Gesandte seine Maͤnner, Pilger und Priester nach Wirland ab, gab allen Deut- schen und Daͤnen ihren Abschied, und behielt diese Laͤnder in seiner Gewalt. §. 7. Nach dem Fest der Erscheinung Christi aber, da wegen des Schnees und Frostes in diesen kalten Laͤndern der beste Weg zum reisen ist, zog der Herr Bi- schof von Modena, paͤbstlicher Gesandter, mit Geistlichen und Knechten weg, nahm den Bischof Lambert von Semgallen, und den Rigischen Probst Johannes, wie auch Rigische Buͤrger und etliche Ordensbruͤder mit andern mehr mit sich, ging durch Liefland, kam in Lettland an, und aus Lettland nach Saccala, obgleich in grosser Schwachheit seines Leibes. Jn Viliende oder Vellnio ruhte er zwey Tage aus, zog nachher nach Gerwen, und alle Ein- wohner in Gerwen kamen ihm im Dorfe Karethen entgegen, denen er das Wort GOttes mit Freudigkeit verkuͤndigte, sie im katholischen Glauben unterrich- tete, und sie in die Haͤnde des Roͤmischen Pabstes samlete. Er reiste hierauf nach dem ersten Schlosse in Wirland, so Agelinde hieß, ward daselbst sehr freudig und mit Ehren empfangen, ließ die Leute alle zusammen kommen, ertheilte ihnen von 1224 bis 1225. ihnen die heilsamen Lehren zum ewigen Leben, und machte ihnen den Namen JE- 1224 su Christi bekant. Von da ging er nach Tarwaupe, und machte es auch so. Die Daͤnen, weil sie mit gefordert waren, erschienen ebenfals. Und also ward erst der Friede zwischen Deutschen und Daͤnen, nachher auch mit den Esthen in allen Provinzen geschlossen. Nachdem zog dieser Gesandte in die Provinz Ta- bellus, wo alle Aeltesten von Wirland zu ihm kamen, und die christliche Lehre und Glauben bey ihm anhoͤrten. Er nahm sie auch alle in paͤbstlichen Schutz, setzte etliche unter ihnen zu Aeltesten und Richtern in allen ihren Provinzen, und kehrte alsdenn wieder nach Tarwaupe. Von da begab er sich nach dem Schlosse der Daͤnen in Revelim, und ward von den Daͤnen, Schweden und gesam- ten Einwohnern daselbst mit Freuden aufgenommen. Nach diesem fing er an die jungen Bursche aus Wirland, die Geisseln waren, von ihnen zuruͤck zu fordern; sie wol- ten ihm aber selbige nicht aushaͤndigen; doch da sie mit dem Kirchenbann erschrecket wurden, sahen sie sich endlich genoͤthiget, sie wieder auszugeben; welche Geisseln er hernach an ihre Eltern nach Wirland zuruͤck schickte. Die von Warbola nahmen auch den Frieden des Roͤmischen Herrn Gesandten an, und kamen zu ihm nach Revel. Doch auf der Daͤnen instaͤndig Anhalten, sprach er sie, nebst den uͤbrigen Einwohnern in Harrien, den Daͤnen zu Die Strandkiligun- de aber, nebst einem andern ganzen Kirchspiel, das an der See lag, wie auch Wirland und Gerwen, schlug er zur Botmaͤßigkeit des Roͤmischen Pabstes an. Es versamleten sich auch die Esthen aus Revel vor ihm, und mit selbigen die Daͤnen, welchen er gar erbaulich die Worte des ewigen Lebens reichte, und sie treulich ermahnete, sie solten doch in Guͤte bey einander wohnen, und sich in kei- nen Rath der Unglaͤubigen mehr einlassen. Wie diß alles vorbey war, schickte er seine Priester nach der Strandseite, und kehrte fuͤr seine Person durch Saccala nach Riga zuruͤck. Diese Priester aber, nemlich Peter Kakewald, mit seinem Mitbruder, einem andern Priester, gingen nach Sontagana, und die am Stran- de nahmen sie mit Freuden auf; Es hoͤrten ihnen auch zu Maͤnner und Weiber und Kinder, die vormals ungetauft geblieben waren sowol in Sontagana, als in Majanpathe und Puekalle. Nachdem kehrten sie auch selbst froͤlich wieder in Liefland, und lobten den Hoͤchsten wegen Fortpflanzung des Glaubens. Bis auf diese Zeit war Graf Bernhard von der Lippe Bischof von Semgallen oder zu Seleburg, dessen Absterben der Verfasser unserer Chronik nicht bemerket hat. Daß er aber doch vor diesem Jahre Todes verblichen, zeiget nicht allein diese Stelle an, sondern wird auch aus Alberichen geschlossen, der beym Jahre 1232 p. 542 also schreibet: „Der erste Bischof von Seleburg war der Herr Bernhard; der „andere Lambert, der dritte vorerwehnter Balduin (von Alna ), und heisset Bischof „von Semgallien. „ Hierdurch wird dasjenige schoͤn bekraͤftiget, was wir beym Jah- re 1217 not. a ) gesaget. Mehrere Bischoͤfe hat Seleburg nicht gehabt. Denn ob- gleich der Erzbischof von Maynz nach Baͤlduins Absterben einen Moͤnch Minoriten- ordens, Heinrichen von Luͤtkeburg zum Seleburgischen Bischof eingesetzet: so hat doch Jnnocentius IIII das Bisthum Seleburg oder Semgallien zum Rigi- schen geschlagen, und diesen Heinrich in den Sitz von Curland oder Pilten gesetzet, der damals ledig war. Die Briefschaften der deputirten Commißion liefern wir im An- hange der Urkunden Weil nemlich die Seleburgische Dioͤces so klein war, daß sie keinen eigenen Bischof unterhalten konte, so ward selbige dem Rigischen Bisthum unterworfen, nachdem der Pabst 1245 Petern, Bischof von Alba, Wilbelmen, nunmehrigen Bischof von Sabina, und Johannem, einem Cardinal- Presbyter, die Sache zu untersuchen und abzumachen auctorisiret hatte. . §. 8. Als nun der Gesandte des apostolischen Stuhls, der Bischof von Modena, wieder zu Riga anlangte, so kamen die Bischoͤfe, Priester, Geistlichen, die Bruͤ- der der Ritterschaft mit den vornehmsten Vasallen der Kirche, und die Buͤrger in F f f 2 Riga Geschichte des dritten Bischof Alberts, sieben und zwanzigstes Jahr, 1224 Riga zu ihm. Jn dieser aller Gegenwart hielt er ein feyerlich Concilium in der Kirche der heiligen Jungfrau Mariaͤ, in der Fasten unsers HErrn, angehend die Verordnungen des Jnnocentius ; fuͤhrte ihnen selbige zu Gemuͤthe, und that noch einige neue hinzu, die der neugepflanzten Kirche unumgaͤnglich schienen. Nach- dem aber alles volbracht und geendiget war, sowol zwischen dem Bischof, den Geistlichen, den Ordensbruͤdern, und der Stadt Riga, so viel er nemlich vor der Hand, kraft seiner Volmacht, abmachen konte Jn den extractis und transsumtis nonnullorum veterum priuilegiorum Rigensium, befindet sich die Vermittelung dieses Modenesischen Bischof Wilhelms zwischen dem Erzbischof, (diesen Titel scheinet der Gesandte zu fruͤh ertheilet zu haben,) dem Ordensmeister und der Stadt, von Anno 1225, woraus zu schliessen, daß dieser Legate nicht eher als mit den Fruͤhlingsschiffen von 1225 weggegan- gen, wie §. 1 beym Jahre 1225 stehet. Die Bestaͤtigung davon ertheilte Pabst Alexander IIII von 1256, und die andere Bestaͤtigung uͤbersandte Pabst Honorius IIII von 1287. Der Stadt wird das Gothische Recht erklaͤret, sich nemlich einen Stadtrichter zu erwaͤhlen, doch daß sie selbigen dem Bischof vorher zur Bestaͤtigung vorstellen, welcher Richter uͤber alle weltliche Sachen sprechen sol. Die Leute des Bischofs aber und der Bedienten des Bischofs sind nicht gehalten, diesem Rich- ter sich zu stellen, als nur in Contractsachen, und in Verbrechen, die in der Stadt oder auf dem Gebiete der Stadt begangen worden. Die Muͤnze sol der Bischof praͤgen von Gothischem Korn und Schrot, ( bonitatis et ponderis Gothorum , ) die Buͤrger sollen frey seyn von der Strafe des gluͤhenden Eisens, von Zolgeldern, vom Strandrechte und vom Kampfgerichte. , gab und ertheilte er hinreich- lichen Ablaß, nahm von allen herzlichen Abschied, segnete sie ein, und kehrte wie- der zu seinen Schiffen, empfal ganz Liefland in seinem Gebet der heiligen Mutter GOttes, der Jungfrau Maria, und ihrem Sohn JEsu CHristo, unserm Herrn und Heiland, der da ist gelobet und gebenedeyet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Et memini et meminisse juuat. Scis cetera mater, Virgo Maria, DEI. Tu miserere mei! Das ist: Jch gedenke noch immer mit Vergnuͤgen daran. Das uͤbrige weist du, Mutter GOttes Maria! Erbarme dich meiner! Es werden die Decrete des lateranischen Concilii verstanden, die Jnnocentius III Anno 1215 herausgegeben. §. 9. Es haben sich zwar auch noch viele andre und herrliche Dinge in Liefland zu der Zeit begeben, da die Heiden zum Glauben an JEsum Christum sich wandten, in den verflossenen sieben und sechzig Jahren, seit dem der Lieflaͤndische Hafen zu erst von den Bremischen Kaufleuten erfunden worden, die nicht alle be- schrieben oder zur Nachricht verzeichnet werden koͤnnen, damit es nicht den Lesern verdrießlich falle. Dieses wenige aber ist geschrieben zum Lob unsers HErrn JEsu Christi, der da wil, daß sein Glaube und Name zu allen Voͤlkern gebracht und herumgetragen werde; indem der mitwirket und Kraft gibt, durch welchen der- gleichen geschehen ist. Der den Seinigen in Liefland allezeit so viele, grosse und herrliche Siege uͤber die Heiden verliehen, und zwar immer, mehr durch wenige Leute denn durch viele, aus Gnaden seiner geliebten Mutter, als deren Ehre samt ihrem Sohne, unserm HErrn JEsu Christo, alle diese neubekehrten Laͤnder ge- widmet worden. Und damit dieser Ruhm, der ihr vor so herrliche Thaten gebuͤh- ret, kuͤnftig durch etwaige Traͤgheit und Nachlaͤßigkeit nicht vergessen werde; so haben wir diese Geschichte auf Bitte und Dringen meiner Herren und meiner Glaubensgenossen in niedriger Schreibart und Worten aufzeichnen wollen, und es der Nachwelt, die das folgende fleißiger und gelehrter ausfuͤhren duͤrfte, hinter- lassen, damit sie auch GOtt Lob geben, ihre Hofnung auf ihn setzen, der Werke GOttes nicht vergessen, und nach seinen Geboten fragen moͤchte. Nichts aber ist hier zugethan, ausser alles das, was wir mit unsern Augen fast alle gesehen haben, und was wir nicht selbst mit eigenen Augen gesehen haben, das haben wir doch von denen von 1224 bis 1225. denen gehoͤret und vernommen, die es gesehen und dabey gewesen. Wir habens 1224 auch nicht geschrieben aus Schmeicheley oder um zeitlichen Gewinstes willen, auch keinem zu Liebe noch zu Leide, sondern nach der blossen und lautern Wahrheit, zur Vergebung unsrer Suͤnden, zum Lobe unsers HErrn JEsu Christi, und der heiligen Jungfrau Maria, der Mutter unsers HErrn, welcher mit dem Vater und Heiligem Geiste allezeit war, und ist, und wird gebenedeyet seyn von Ewig- keit zu Ewigkeit. Amen. Durch diese Herren scheinet er die Bruͤder von der Ritterschaft zu verstehen, welche die Bischoͤfe selbst, wenn sie einen Vortrag an das Volk hielten, hin und wieder ihre Herren zu nennen pflegten; zum Exempel, beym Jahre 1223, n. 3 und 7. Not. 1. Jn dieses Jahr faͤlt die Zuschrift des Pabst Honorins des III an die Lieflaͤnder, wegen seines Gesandten, des Bischofs von Modena Wilhelms, als paͤbstlichen Gesandtens in Holzeten, He- stonien, Semgallien, Curland, Wirland und den Jnseln Guland, Burgundomlin, Rive, und Gothland, aus Raynald beym Jahr 1224. §. 38: wie auch die wiederholte Warnung an den Erzbischof und das Kapitel von Bremen, dem Lieflaͤndischen Bischof bey Leibe nicht mehr die Un- terwerfung anzusinnen; welches Herr Gruber aus einem alten Manuscripte genommen. Not. 2. Herr Thomas Hiaͤrne fuͤhrt bey diesem Jahre aus einer untergeschobenen Bulle an, daß den 1sten Decembr. auf dem Reichstag zu Nuͤrnberg der Bischof Albrecht zu Riga, und sein Bruder Hermann, Bischof zu Doͤrpt, vom Heinrich dem Roͤmischen Koͤnige in die Zahl der heiligen Roͤmi- schen Reichsfuͤrsten aufgenommen, und mit allen Zubehoͤrigen, und den Reichsfuͤrsten gebuͤhrenden Vorrechten belehnet worden sey. Herr Gruber hat beyde Documente aus dem Diario Europ. Tom. VIII Append. p. 47 seq. angebracht, wie die Schwedischen Gesandten selbige bey den Olivischen Friedenstractaten aufgewiesen. Das erste von Anno 1224, von der Jnvestitur des Bischofs Albert, enthaͤlt die Freyheit, daß Albert Muͤnze praͤgen und zu Riga eine Stadt anlegen koͤnne. Dabey Herr Gruber folgende Anmerkung macht. Hier verraͤth sich die Spitzmaus mit ihrem Gepfeife. Es ist ein Gluͤck fuͤr die Diplomatik, daß solche falsche Bullenschmiede die wahre Geschichte derselben Zeit, wohin sie ihren Hammerschlag werfen, nicht gewust, und daher ihrer Betruͤgerey desto leichter uͤber- fuͤhret werden koͤnnen, indem Riga 24 Jahr eher gestanden. Das andre Document betrift die Jn- vestitur des Bischofs Hermann zu Doͤrpt, welche unserm Revelschen Manuscript hinten mit ange- haͤnget ist. Dem Bischof wird gleiches Vorrecht zugestanden, wie denn auch von ihm noch Muͤnzen vorhanden seyn sollen. Doch laut des Revelschen Manuscript ist selbiges nur die Bestaͤtigung, so Anno 1224 bey Nuͤrnberg den 1sten Decembr. abgefasset worden. Das kaiserliche Patent der Jn- vestitur selbst, ist bey Wimpfen unter dem 6ten Nov. 1224 unterzeichnet, und weil es bey den Gru- berischen Documenten, auch andern Schriftstellern nicht befindlich, so wollen wir es hier nach seiner wahren Gestalt liefern. Litteræ investituræ Hermanni, episcopi Torpatensis. Henricus, Dei gratia Romanorum Rex \& semper Augustus, vniuersis Imperii fidelibus, ad quos hæ litteræ peruenirent, gratiam suam \& omne bonum. Accedentem ad præsentiam vestram Hermannum, venerabilem Torpatensem episcopum, benigne, \& quo decuit honore, recepimus, inuestientes eum de regalibus Torpatensis episco- patus, ciuitatis, \& attinentiis prouinciæ, videlicet Vgenois cum Waigel, Sobolitz, Saccala cum Moicke, Alumbus \& Nurmegunde, recipientes ab ipso fidelitatis jura- mentum. Statuimus igitur, \& sub interminatione gratiæ nostræ præcipimus firmi- ter, quatenus Episcopo prænominato de omnibus justitiis \& rationibus ad regalem jurisdictionem pertinentibus plene respondeatis, \& per omnia intendatis, scituri, quod ipsum tanquam dilectum imperii principem sincere diligimus, \& cum per ipsum Imperiales termini dilatentur, \& barbarorum infidelitas, annuente Domino, Christianæ Culturæ subjugatur, nihil eorum omittere volumus, quæ suo commodo conduci poterunt \& honori. Datum apud Wimpiam IIX Idus Nov. 1224. Aber auch diese Urkunde koͤnte uns verdaͤchtig vorkommen, weil unser Auctor als ein Cliente der bi- schoͤflichen Familie sie verschweiget, und der Name Torpatensis episcopus viel zu neu ist, als daß | sie von unserm Verfasser herruͤhre, der niemals Tarpat, sondern Tarbet oder Darbet schreibet. Not. 3. Auch verkaufte der Abt von Dunemunde zwey und ein halb Haken Landes an das neue Kloster, wozu Herzog Albert von Holstein seine Genehmhaltung gab: der Kaufcontract ist von dem Bi- schof Albert und seinem Bruder Rothmar unterschrieben 1224 den 29 Merz. G g g Des Geschichte des dritten Bischof Alberts, acht und zwanzigstes Jahr, Des Bischof Alberts acht und zwanzigstes Jahr, vom Jahr Christi 1225 bis 1226. §. 1. 1225 N achdem wir dieses geschrieben hatten, so folgte das acht und zwanzigste Jahr des Bischof Alberts, da eben die Lieflaͤndische Kirche von allen Seiten her ziemlich Friede hatte, in welchem der Gesandte des apostolischen Stuhls, der Bischof von Modena, Wilhelm, Liefland verließ, auf den Schiffen an der See sich lange auf hielt, weil er auf guͤnstigen Wind wartete. Er erblickte aber ploͤtzlich Oeselsche Bauren, die aus Schweden mit Raub und vielen Gefangenen zuruͤck kamen. Diese Kerl pfleg- ten allezeit viel Herzeleid, Bosheit und schaͤndliche Luͤste an den gefangenen Wei- bern und Jungfrauen auszuuͤben, und schaͤndeten sie, kuppelten sich auch einige davon als Weiber zu, der Mann drey, zwey, oder mehrere. Sie hielten sich alle Suͤnde fuͤr erlaubt, da doch Christus mit Belial nicht stimmet, noch die Kuple- rey eines Heiden mit einer Christin sich nicht geziemen wil. Sie pflegten sol- che (gefangene Weiber) wol gar an die Curen und andre Heiden zu verhandeln. Wie nun der Herr Gesandte von Rom allen Schaden sahe, den sie in Schwe- den angerichtet, wo sie nemlich die Kirchen verbrant, die Priester ermordet, die Heiligthuͤmer zernichtet und geschaͤndet, und dergleichen Elend mehr; so hatte er mit den Gefangenen Mitleiden und betete zum HErrn, jene ihrer Uebelthaten we- gen heimzusuchen. Er kam hierauf nach Gothland, streuete den Samen goͤtt- liches Worts aus, und gab allen, die den Namen der Christen fuͤhrten, das Zeichen des heiligen Kreuzes zur Vergebung der Suͤnden, um Rache an den gott- losen Oeselern zu nehmen. Die Deutschen waren gehorsam und nahmen das Kreuz; die Gothen aber hatten keine Lust . Die Daͤnen hatten zu diesem Worte GOttes ebenfals keine Ohren, und fasten es auch nicht. Blos die Deut- schen Kaufleute trugen Verlangen himlische Guͤter vor sich einzukaufen. Sie schaften sich Pferde; sie brachten ihre Waffen in Stand, und kamen nach Riga. Die Rigischen wurden daruͤber froh, und gingen ihnen bey ihrer Ankunft entge- gen. Die Liven, die Letten und die Esthen, so getauft waren, freueten sich mit, daß sie nun auch zu den ungetauften Oeselern den Namen Christi tra- gen konten. Daß fuͤr reuiuunt Meine Abschrift behaͤlt auch reuiuunt. zu lesen sey renuunt, zeiget die Ordnung der Worte an, ausser dem, was beym Jahre 1202 n. 1. 2 beygebracht worden, und welches gnug anzeiget, daß die Gothen, das ist, die Einwohner Gothlands, mit den Oeselern, als Jnsu- laner mit Jnsulanern, Friede gehalten, die ihrer Seeraͤuberey durch die Finger gesehen, und sich an die Gesetze der Christen wenig gekehret. Uebrigens fuͤhret Joh. Messe- nius aus diesem Jahre Scond. Illustrat. tom. 12 p. 103 ein Schreiben des Gesandten Wilhelms an, daraus sein Abtrit auf diese Jnsel zu ersehen, worinne er bezeuget, daß die Gothlaͤnder vom ersten Anfang ihrer Bekehrung der Kirche von Linkoͤping in Glaubenssachen allezeit unterthaͤnig gewesen. Und Claudius Oernhiålm libr. 4 c. 7 n. 74 hat ein Diploma, woraus erhellet, daß Gothland, Oeland und Am- byrde den dritten Theil des Linkoͤpingischen Bisthums ausgemacht. §. 2. Dieses Jahr hatte der Meister Johannes, ein Mitarbeiter des HErrn, diejenigen Laͤnder in Commission, daruͤber zwischen den Deutschen und Daͤnen Verdruß vorgefallen, Wirland nemlich, Gerwen und Rotalien. Nach dem nun der Friede zerrissen war, so fing dieser Meister Johannes mit den Daͤnen zu von 1225 bis 1226. zu streiten an. Die Daͤnen pluͤnderten und sengten in Rotalien, entfuͤhrten 1225 viel Beute, denen aber die Knechte des Meisters nachsetzten, ihrer funfzig nieder- machten und funfzig von ihnen im Schlosse Majanpata belagerten. Doch nach drey Tagen jammerte sie derselben, weil sie Christen waren und liessen sie frey. Der Gesandte schickte auch viel Deutsche nach Wirland diesem Johan- nes so wol gegen die Wuth der Daͤnen, als der Oeseler beyzustehen. Die Rigischen aber, die von den Oeselschen Feindseligkeiten vernahmen, schickten Boten und machten mit den Daͤnen Friede, damit sie die Oeseler desto staͤrker uͤberziehen, und den Glauben unter den Heiden ausbreiten moͤchten. §. 3. Wie nun das Fest der Geburt und Erscheinung Christi vorbey war: be- deckte der Schnee das Land und Eis die See; weil die Flaͤche der offenbaren See zufrieret, und die Gewaͤsser in Liefland zu Eis und so hart werden, wie Steine, und ist der Weg uͤber Wasser besser als zu Lande. So bald nun die See trug, kuͤndigten die Rigischen gleich den Feldzug an; weil sie mit der Besprengung ihrer heiligen Taufe die Heiden auf Oesel, so auf einer Jnsel im Meer wohn- ten, bewaͤssern wolten, bestelten auch alle an den Fluß, so der Mutterbach genant wird. Nach Fabian Sebastian aber kamen alle Deutsche, Rigische, Liven, Letten und Esthen, aus allen ihren Provinzen, und zogen dem Hoch- wuͤrdigen Herrn Bischof von Liefland nach. Bey ihm war der Bischof von Semgallen und der Meister Volquin mit seinen Bruͤdern und Pilgern, die ihre Speise und Ruͤstung mit sich nahmen. Nachdem sie nun die Messe gehalten, so wanderten sie auf dem Eise nach Oesel. Denn die Armee war groß und stark, und bestand bey nahe aus zwanzig tausend Mann. Sie waren alle in besondere Haufen getheilet, deren jeder mit seiner eignen Fahne anzog. Sie betraten also mit ihren Pferden und Wagen das Eis des Meers, und machten ein Geprassel wie ein starker Donner, durch das Anstossen ihrer Waffen, und durch das Ras- seln und Fahren der Wagen, durch das Getoͤse von Mann und Pferden, die hier und da auf dem Eise bald fielen, bald wieder aufstunden; weil das Eis glat war, wie ein Spiegel, von dem mit Suͤdwinde gefallenen Regenwasser, so damals Auf- wasser machte, und durch die darauf erfolgte Kaͤlte glateiste. Also zogen sie mit grosser Bemuͤhung und Arbeit uͤber die See, bis sie mit Freuden an das Ufer von Oesel anlangten Da unser Verfasser den Feldzug nach Oesel uͤbers Eis so pathetisch beschreibet, so ist diese Stelle einer kleinen Anmerkung werth. Die umstaͤndliche Nachricht weisets aus, daß er in Person dabey gewesen, und ihm, als einem einheimischen Letten, die Lage des Landes nicht unbekant seyn koͤnnen. Dieser Zug ging uͤber den grossen Sund, dessen Breite 2 Meilen ist. Gesetzt nun, der Verfasser nehme hier Oesel im weitlaͤufigen Verstande, und sehe die Jnsel Moon als einen Theil davon an, so komt doch noch der kleine Sund, von einer halben Meile, auf dem noch Abentheuer gnug haben vorfallen koͤnnen; von denen doch der Auctor mit keiner Sylbe gedenkt. Zwar meldet die unten angebrachte Urkunde, wenn man der zwiefachen Ordnung nachgehen wil, daß zwischen Carmel und Wolde ein Moon gelegen; dabey aber noch die Frage ist, ob die Erzaͤhlung eben nach der Nachbarschaft der Oer- ter, oder nach der Groͤsse und Fruchtbarkeit der Felder eingerichtet sey, wie denn das Loos selbst zeiget, daß es mehr dem Range und der Nothdurft, als dem Gluͤcke nach ausgefallen; da zumal von dem auf Oesel gelegenen Schloß Mone keine Spur und kein Andenken uͤbrig ist. Man kan sich hier nicht anders helfen, als entweder einen sichtlichen Zeugen der Unwissenheit beschuldigen, oder aber zu- geben, daß die Jnsel Moon, deren Meerenge schmal und seichte ist, damals noch mit dem vesten Lande zusammen gehangen, und erst alsdenn durch diejenige Seeerschuͤtterung abgerissen sey, welche der beruͤhmten Stadt Wisby ein gutes Theil ihrer Groͤsse und denen andern Jnseln an der Ostsee Staͤdte und Felder verschlungen hat; so etwan in der ersten Helfte des 14 Jahrhunderts geschehen seyn duͤrfte: indessen ists dieser Muthmassung nicht entgegen, wenn man auch 2 Schloͤsser gleiches Na- mens anuimt, davon das eine vorne an Oesel, das andre auf der Mitten der Jnsel gelegen. . §. 4. Wie sie nun den neunten Tag das Schloß Mone erreichten, nahmen sie den Vorsatz, nur eine Nacht da auszuruhen, und hatten ein Scharmuͤtzel mit de- nen vom Schlosse. Diese aber furchten sich vor dem nahen Kriege, und den Wurf- G g g 2 pfeilen Geschichte des dritten Bischof Alberts, acht und zwanzigstes Jahr, 1225 pfeilen der grossen Schleudern, daher zogen sie sich in die Haͤuser ihres Schlosses; sie liessen aber die Nacht dem Bischof und den uͤbrigen Aeltesten bey der Armee Wor- te voller Betrug heraus melden, des Jnhalts: sie wolten den Glauben an JE- sum Christum annehmen, und mit den Christen Friede machen; doch nur, damit sie, wenn die Armee weiter fortmarschirte, denen, die hinten nachzoͤgen, Scha- den und eine gute Schlappe anhaͤngen koͤnten. Es wolte auch schon der Bischof mit den uͤbrigen Aeltesten den Vergleich eingehen und Friede ertheilen; aber jener Falschheit und Bosheit stund ihm im Wege, und weil, was wider GOttes Ehre laͤuft, keine rechtmaͤßige Entschliessungen sind. Denn sie wolten ihre gottlosen Streiche nicht fahren lassen, sondern dursteten noch immer nach Christenblut, und hatten nur Lust, die uͤbrigen Bubenstuͤcke und Greuel auszuuͤben: daher wa- ren diese liederlichen Gemuͤther der heiligen Taufgabe nicht werth; denn sie setzten ihre Hofnung auf die Staͤrke ihres Schlosses und wolten keinen Frieden, fuͤhrten allerley schaͤndliche Reden, und verdienten also lieber todtgeschlagen als getauft zu werden. Vielleicht weil sie keinen Frieden wolten, so flohe der Friede von ihnen, und die Rache kam allein uͤber sie. Demnach gingen die Deutschen erst auf den Wal los, und hoften das Schloß zu ersteigen; sie wurden aber von den Oeselern mit Stein- und Lanzenwerfen abgetrieben, und sahen sich daher gezwungen, sowol mit List als Gewalt zu fechten. Also baueten sie Maschinen, und warfen mit ih- ren Patherellen gegen jener ihre Patherellen Steine ins Schloß, und zimmerten ein Sturmschwein, womit sie das Schloß untergruben, bis sie mitten an Wal ka- men. Hier brachten sie das Schwein wieder weg, und setzten an dessen Stelle ei- nen starken hoͤlzernen Thurm hin, auf welchen die, so am besten geruͤstet waren, und die Steinschleuderer aufstiegen, und auf die Oeseler oben auf der Vestung ihre Pfeile, Spiesse und Lanzen abschossen. Von aussen warf man auch Steine und Wurfspiesse auf sie los. Nachdem nun der sechste Tag anbrach, der erste nem- lich nach Mariaͤ Reinigung, damit dieser Reinigungstag nicht selbst durch das Blut der Erschlagenen unrein wuͤrde; so ward mit fruͤhem Morgen das Gefechte immer hitziger, daß sie auch schon mit einem krummen Eisen, oder einem eisernen Sturmhaken die Vestung auseinander rissen: sie zogen einen grossen Balken nach dem andern einzeln heraus, durch welche die Vestung zusammen hielt, daß also ein Theil der Schanze schon der Erde gleich kam. Die Christliche Armee ward hieruͤber froh; sie machte ein Freudengeschrey; sie bat GOtt. Es schrien aber auch jene, und waren trotzig auf ihren Tharabitha . Diese riefen ein Stuͤck Holz; jene JEsum an, in dessen Namen und Lobgesang sie beherzt auf- kletterten, die Spitze des Wals erstiegen, aber von jenen auch sehr muthig zuruͤck- geschlagen wurden. Der zuerst aufstieg, ward unter vielen Lanzenwerfen und Steinquetschen fast zerdruͤcket; den aber freylich GOtt allein unter so vielen er- bosten Feinden unbeschaͤdiget erhielt. Denn er stieg noch einmal auf, ward aber wieder von dem Schwarm der Feinde zuruͤck getrieben, und wiewol er noch ein und das andere mal aufkletterte, so ward er doch so ofte von den Feinden herunter ge- schmissen, als er die Hoͤhe zu ersteigen sich bearbeitete; bis endlich dieser Deutsche mit seinem langen Schwerdte sich durch die feindlichen Spiesse durchhieb, vermuth- lich, weil ihm der Engel GOttes hinauf geholfen, und er die Spitze der Vestung erreichte, die uͤber den Koͤpfen der Feinde war. Damit ihn aber die Lanzen der Feinde nicht beschaͤdigten, so stelte er seinen Schild unten an die Fuͤsse, stand auf dem Schilde Es ist ziemlich unbegreiflich, wie er auf diese Art vor den Lanzen sey sicher gewesen, ne lanceis hostium læderetur, desubtus clypeum locauit sub pedibus, stansque super clypeum, solus pugnauit \&c. Jst doch so zu verstehen, daß er in dem Gebaͤude ganz zu oberst, unter ihm aber die Feinde gewesen; daß sie ihn nun nicht von unten hinauf mit ihren Lanzen treffen koͤnten, hat er sein Schild gleichsam zur Bodendecke gebraucht und sich mit dem Degen uͤbrigens gewehret. , schlug sich mit den Feinden allein herum, bis ihm GOtt den an- dern und dritten Kamerad zuschickte. Der dritte aber ward, leider! weggestos- sen, und stuͤrzte von oben herunter. Nichts desto weniger wehrten sich diese zwey gegen von 1225 bis 1226. gegen die feindliche Macht. Fuͤnfe von den Oeselern stiegen auf eben diese Spi- 1225 tze der Vestung hinter ihrem Ruͤcken, und wurfen Lanzen auf sie, davon der Deut- sche ihn mit seiner Lanze wieder durchborete, Teutonus ense ferit, ille cadendo perit. Des Deutschen toͤdtlichs Eisen, Kont ihm den Ruͤckweg weisen. die andern (viere) begaben sich auf die Flucht. Die uͤbrigen Deutschen, so nachkamen, kletterten beherzt mit auf, um dem ersten zu Huͤlfe zu kommen. Ob sie nun zwar durch die Wuth der Feinde tapfer abgeschlagen, auch viele unter ih- nen getroffen, verwundet und getoͤdtet wurden; so wagten sie es doch auf den HErrn, und schaften sich die feindliche Macht mit vieler Muͤhe vom Halse, bis sie endlich die Spitze der Vestung erreichten. Das Aufklettern fiel aber sehr beschwer- lich und gefaͤrlich, weil der Berg hoch und mit Eis beleget, und die steinerne Mauer uͤber dem Berge wie Eis so glat war, daß sie nirgends vesten Fuß hatten. Doch einige hielten sich an Sturmleitern, andere an Stricke, ja selbst der Engel des HErrn half ihnen auf, daß sie auf die Spitze kamen, wo sie dem fluͤchtigen Feinde von allen Seiten im Ruͤcken lagen. Da war eine Stimme des Frolockens und Heils unter den Christen: hingegen eine Stimme in Rama! des Wei- nens und Heulens, der Schande und des Untergangs der Heiden. die Deut- schen drungen ins Schloß, und erschlugen die Besatzung. Parcere paganis non possunt Osilianis, Nam trucidant alios, et capiunt alios. Man schont der Oes’ler nicht, dis freche Volk der Heiden, Muß groͤstentheils den Tod, die andern Ketten leiden. Die Liven und Letten umringeten das Schloß, und liessen keine Seele durch. Nach Bezwingung der Feinde freueten sich die Ueberwinder, und sungen GOtt ein Loblied. Der den David allezeit vor den Philistern geschuͤtzet, befreyete die Seinen auch noch, und verliehe Sieg uͤber ihre Feinde. Sie nahmen die Stadt ein, raubten die Beute, entfuͤhrten die besten Sachen, trieben Vieh und Pferde weg; das uͤbrige verbranten sie mit Feuer. Also verschlung das Feuer das Schloß der Oeseler; die Christen aber schlepten die Beute mit Freu- den weg. Moon ist heutiges Tages eine Jnsel, die gegen Suͤdost an Oesel stoͤsset, und einen schmalen Sund dazwischen hat. Jn einer Karte des Joh. Pontanus, die Abra- ham Ortel von neuem gestochen, ist Mone Davon aber nicht das Gedaͤchtniß mehr uͤbrig ist. gar ein Schloß auf der Jnsel Oesel, nach dem Sinn unsers Chronikschreibers. Siehe beym Jahr 1220 not. t ). §. 5. Nachdem das Schloß Mone in der Asche lag, eilete die Armee nach ei- nem andern Schlosse, welches mitten auf Oesel lag und Walde hieß. Es ist Walde die staͤrkste Stadt unter allen Staͤdten der Oeseler, bey welchem die Ar- mee sich lagerte, die Kriegesgeraͤthschaft herbey schafte, Patherellen nemlich und eine grosse Maschine, wie auch die hoͤchsten Graͤn- und Tannenbaͤume, um einen Thurm gegen die Vestung zu zimmern. Die Liven aber, die Letten, die Esthen samt etlichen Deutschen, streiften in alle Provinzen, holten schoͤne Pferde und Ochsen, viele Beute, viel Getreide und dergleichen; und branten alle Doͤrfer auf. Die von Walde hingegen konten das Werfen mit Steinen wegen Vielheit ihrer Leute im Schlosse nicht vertragen, noch die Pfeile der grossen Schleudern aushal- ten. Da sie nun vollends die Maschinen besahen, die gegen sie verfertiget wurden, H h h mit Geschichte des dritten Bischof Alberts, acht und zwanzigstes Jahr, 1225 mit welchen das Schloß zu erobern sehr leichte fiel: so kam eine Furcht vom HErrn auf sie, daß sie um Friede baten. Weil sie vielleicht auch einen Schreck uͤber die in Mone Erschlagenen bekommen, so demuͤthigten sie sich, redeten friedfertige Worte, und baten recht fußfaͤllig, ihnen das Sacrament der heiligen Taufe zu reichen. Das war vor die Christen eine Freude. Sie sungen dem HErrn Lobpsalmen, und gaben dem Volke Friede. Sie forderten die Knaben der Vor- nehmsten zu Geisseln. Die Oeseler, die von Walde nemlich, wurden Kinder des Gehorsams, die vormals Kinder der Hoffart waren. Der vorher ein rechter Wolf war, ward nun zum Lamme. Ein ehemaliger Verfolger der Christen ward nun ein Mitbruder in Christo, und nahm den Frieden an, wegerte sich auch nicht, Geisseln zu geben, sondern bat glaͤubig um die Gnade der Taufe, und erschrack gar nicht, wenn er einen immerwaͤhrenden Tribut zahlen solte. Also wur- den die Knaben der Vornehmsten ausgestellet. Den ersten von ihnen katechisirte der Hochwuͤrdige Bischof von Riga mit grosser Freude und Andacht, und be- sprengete ihn mit dem Wasser der heiligen Taufe. Die uͤbrigen tauften wieder andere vornehme Geistlichen, welche man auch mit Freuden in die Stadt fuͤhrte, Christum zu predigen, und den Tarapitha, den Goͤtzen der Oeseler, aus- zuschmeissen. Sie weiheten mitten im Schlosse einen Brunnen dazu ein, und fuͤlten ein grosses Wasserfaß an, worinne sie erst die katechisirten Landesaͤltesten und Vornehmsten, hernach auch andere, Maͤnner, Weiber und Kinder, tauften. Es war aber ein stark Gedraͤnge von Maͤnnern, Weibern und Kindern, die im- mer riefen: Mache fortund taufe mich; von fruͤh bis auf den Abend, daß auch selbst die Presbyters, deren bald fuͤnfe, bald sechse waren, uͤber der vielen Arbeit zu taufen ermuͤdeten. Also tauften die Priester mit grosser Andacht viel tausend Leute, die sie mit groͤster Andacht zur Taufe herzueilen sahen; sie freueten sich auch selbst, weil sie hoften, diese Arbeit werde ihnen zur Vergebung der Suͤnden gereichen. Und was sie an einem Tage nicht bestellen konten, brachten sie den an- dern und dritten zu Ende. Wie diese heiligen Handlungen in der Stadt Walde auf Oesel vollendet und vorbey waren, so kamen Abgeordnete aus allen Staͤd- ten und Kilegunden auf Oesel, die Friede suchten, und das Sacrament der heiligen Taufe begehrten. Die Armee freuete sich deswegen, nahm die Geisseln an, gab Friede, und versprach alle bruͤderliche Liebe. Es ward ihnen hierauf angedeutet, sie solten die gefangenen Schweden beyderley Geschlechts wieder auf freyen Fuß stellen. Sie gehorsamten auch gleich, und gelobten nicht nur an, sie los zu geben, sondern fuͤhrten noch Priester mit sich in ihr Schloß, daß sie Chri- stum predigen, den Tharapitha samt den andern heidnischen Abgoͤttern aus- werfen, und das Volk mit dem heiligen Taufbade besprengen moͤchten. Also tauften die Priester in allen Schloͤssern auf Oesel das ganze Volk beyderley Ge- schlechts mit grosser Freude. Ja sie weineten vor Freuden, weil sie dem HErrn so viel tausend Seelen durch das Bad der Wiedergeburt gezeuget hatten zu einem geistlichen Samen, und zu einer neuen geliebten Braut aus den Heiden. Gentes fonte rigant; fletibus ora rigant. Die Rigischen benetzten die Heiden mit Wasser, und ihr eigen Gesichte mit Thraͤnen Wir koͤnnen hier dem Leser die poetischen Einfaͤlle des Verfassers nicht bergen, weil sonst der deutsche Zusammenhang der Worte Noth litte. Es sieht freylich gezwungen aus, es wuͤrde aber noch ge- zwungener heraus kommen, wenn man diese Gedanken vollends in dentsche Reime zwingen wolte- Das Alterthum der Zeit, davon solche Stellen einen sichern Beweiß geben, hat unter Kennern sol- cher Schriften schon seine hinreichende Entschuldigung. . Auf nur kuͤrzlich erwehnter Landkarte finde ich kein Walde, sondern ein Wykien, so mitten in der Jnsel liegt. Aber beym Pontanus in Chorograph. Dan. p. 735. sehe ich von 1225 bis 1226. ich unter den Oeselschen Kirchspielen ein Wolde gerechnet; daß also das Schloß 1225 Walde Die Waͤlle eines so genanten Bauerberges, welches doch eine Bauerburg heissen sol, sind allerdings davon noch uͤbrig; das Wort urbs aber kan unmoͤglich eine Stadt hier bedeuten, weil nicht er- weißlich, daß die Bauren von Staͤdten was gewust, ehe die Deutschen angekommen, noch vielwe- niger ein Stein vorhanden, der von deren Zerstoͤrung ein Denkmal seyn koͤnte. mit der Zeit ein Dorf geworden zu seyn scheinet. Demnach ist die Taufe dieser Leute durch das Eintauchen verrichtet worden. Derglei- chen Exempel beym Caͤsarius von einem Maͤgdgen von 10 Jahren vorkomt, libr. 10. c. 44. Jn Johann Peringskioͤlds Monument. Upland. tom. 2. p. 48 sind die al- ten Figuren vorhanden, die die Ankunft Heinrichs des Heiligen in Finnland, und die heiligen Caͤremonien vorstellen, damit er die Finnen auf Christi Namen getauft. Darunter erblicket man einen geraumigen Taufstein, worinne zwey Menschen bis an den Nabel nackend stehen. Die Gebraͤuche, so der heilige Otto bey der Taufe der Pommern gemacht, beschreibet sein ungenanter Lebensverfasser weitlaͤuftig libr. 2. c. 15. Es komt aber mit unserm Chronikschreiber genau uͤberein. Denn der ließ auch sehr grosse Kuͤben tief in die Erde senken, so daß der Rand der Gefaͤsse bis an die Knie des Menschen, oder nicht voͤllig so weit ging: diese wurden vol Wasser gefuͤllet, und war also das Einsteigen desto leichter. §. 6. Also bewaͤssert Riga die Heiden immer. Sic maris in medio nunc rigat Osiliam. So befeuchtet es die Jnsel Oesel mitten in der See. Durch das Bad reiniget es solchen Unflath. Dans regna polorum. Es gibt das Himmelreich. Altius irriguum donat, et inferius. Es schenkt das himlische und irdische Wasser. Diese Gaben GOttes sind unsre Freude. Ehre sey GOtt und unserm HErrn JEsu Christo, und der heiligen Jungfrau Maria, die ihren Knechten in Riga solche Freude auf Oesel wi- derfahren lassen, nemlich Rebellen zu bezwingen; sie auf ihr freywilliges und de- muͤthiges Kommen zu taufen, Geisseln und Tribut anzunehmen; alle gefangene Christen frey zu machen, und Siegreich nach Hause zu kehren. Was grosse Koͤ- nige bisher nicht ausrichten koͤnnen, das hat die heilige Jungfrau durch ihre Knechte aus Riga kurz und mit aller Gelindigkeit zur Ehre ihres Namens ins Werk gerichtet. Nachdem dis also vollendet und geschehen war, nemlich, nachdem alles Volk getauft, der Tharapitha ausgeworfen, ihr Pharao ersaͤufet, und alle Gefangene entlediget waren: so gingen die Rigischen mit Freuden nach Hause . Vos semper sequitur victoria clara triumphi, Gloria sit Domino: laus super astra DEO. Jhr habt den Siegespreis doch stets davon getragen, Drum solt ihr: Ehre sey GOTT in der Hoͤhe, sagen. Das Wort ist so geschrieben, daß mans leuiter und leniter lesen kan. Doch glaube ich, man muͤsse das erste Das Revelsche Manuscript behaͤlt leniter, und ist diesem die Uebersetzung gefolget. vorziehen, weil die Oeseler nicht allein in kurzer Zeit, son- dern auch mit leichter Muͤhe und ohne grosse Arbeit und Beschwerde sind bezwungen und uͤberwunden worden. Kurz nach dieser Zeit ging der Bischof Albert den Weg alles Fleisches nemlich Anno 1229. Als die Post davon nach Deutschland und nach Bremen kam: so wolte der Erzbischof, der wohl wuste, daß die drey ersten Lieflaͤndischen Bischoͤfe von sei- nem Amtsvorgaͤnger Hartwich geweihet und nach Liefland geschickt worden, gleiches Recht gebrauchen, und ernente einen andern Albert, einen Scholasticus der Kirche H h h 2 zu Geschichte des dritten Bischof Alberts, acht und zwanzigstes Jahr, 1225 zu Bremen, zum Rigischen Bischofe, den er auch einweihete; als eben indessen die Rigischen Domherren einen Nicolaus von Magdeburg aus dem Mittel ihres Kapitels erwaͤhlet hatten. Wie die Sache an den apostolischen Stuhl gelangete, so trug Pabst Gregorius der IX derselben Eroͤrterung dem Otto uͤber, einem Cardinal des heiligen Nicolaus de carcere Tulliano, und des apostolischen Stuhls in Daͤnne- mark und bald darauf in Deutschland, Gesandten. Damit nun bey Erledigung des Rigischen Sitzes die Verfassung in Liefland keinen Schaden litte; so schickte dieser so gleich seinen Nuncius, jezt nennet man ihn Auditori, den Balduinus von Alna nach Riga, die Kirchenangelegenheiten zu besorgen, bis der Streit entschie- den waͤre. Jch schreibe Balduinus von Alna, wie es in einer Handschrift des Al- bericus mir vorgeschrieben ist, den hingegen die Roͤmischen Urkunden bey Raynal- den, wenn anders Raynald recht gesehen, von Alva oder einen Alvenser nen- nen. Dieser nun hat den groͤsten Theil von Curland mit gar besonderm Gluͤck, ohne Zwang und Schwerdt, durch Antrag billiger Vorschlaͤge zur Annehmung des christli- chen Glaubens gebracht. Nach schleuniger Ausfuͤhrung eines so ruͤhmlichen Werks, begab er sich wieder nach Rom, und erhielt den Bischofshut von Semgallien, der seit Lamberts Tode ledig gewesen, wie auch eine Legatenstelle des apostoli- schen Stuhls uͤber Liefland, Gottland, Finnland, Esthland, Semgallen und Curland zur Belohnung, fuͤr seine angewandte Bemuͤhung, Anno 1232. Damals konten erst die Curen einen Bischof bekommen, darunter der erste Herrmann, der andre Heinrich gewesen. Als inzwischen der Cardinal Otto in der Streitsache uͤber den Bischofshut zu Riga fuͤr den Nicolaus gesprochen, den das Kapitel er- waͤhlet; so bestaͤtigte der Pabst seinen Ausspruch, und legte den Bremischen, wel- che dawider mureten, ein Stilschweigen auf. Jch nehme auf meine Worte zu Zeu- „gen, Alberten von Stade, der ums Jahr 1229 also schreibet: „ Albert, Bischof „von Liefland, starb. Die Kirche in Bremen bediente sich hierauf ihres Rechts, „und erwaͤhlte Magister Alberten, einen Bremischen Scholasticus zum Bischof, „der nachher Primas in Jrrland geworden. Die Rigischen Domherren aber er- „waͤhlten sich einen andern, nehmlich Nicolaussen: Und man zustritte sich lange „auf beyden Theilen vor den von dem apostolischen Stuhl niedergesetzten Commis- „sionsherren. Zuletzt legte der Pabst den Bremischen ein Stilschweigen auf, „weil ers, wie es heist, so haben wolle.„ Und Alberich beym Jahre 1230 p. 536 sagt: „Der Cardinal in Deutschland, der Herr Otto, war in Daͤnnemark, und „machte den Streit volkommen ab, der sich bey der Wahl des Rigischen Bischofs „in Liefland hervorgethan. Er dankte also den ab, der von Seiten des Bremi- „schen Domkapitels erwaͤhlet worden, und weihete Nicolaum von Medebork dazu „ein, welchen die Domherren ernennet.„ Jngleichen ums Jahr 1232 p. 542. „Der „Herr Balduin von Alna, den der Cardinal Otto in die Gegenden von Liefland „geschickt, kehrte, nachdem er manche heidnische Laͤnder in grosser Anzahl an sich ge- „bracht, wieder zuruͤck. Da er an den Roͤmischen Hof kam, fand er daselbst ei- „nige seiner Gegner vor sich, die sich Ritter GOttes nanten. Diese waren vom Bi- „schof Dietrichen (Alberten) dem ersten gestiftet, und ohnerachtet sie vorgaben, daß „sie den Tempelherrenorden hielten, so unterwarfen sie sich doch den Tempelherren in „keinem Stuͤcke. Ob nun schon dieses Kaufleute seyn, dabey reich, und ehmals „aus Sachsen ihrer Schelmstuͤcke wegen verbannet worden, so haben sie doch schon „so weit um sich gegriffen, daß sie glauben, sie koͤnnen ohne Gesetze und ohne Koͤ- „nig leben. Da aber der Herr Balduin dem Herrn Pabst bedeutete, was vorge- „gangen; so ward er zum Bischof von Semgallen und Legaten uͤber ganz Liefland „gemacht.„ Das uͤbrige ergaͤnzen unsere Documente Von diesem Bruder Balduin, des Cardinals Otto Beichtvater und Nuncius, hat Raynald annal. eccl. t. 13. p. 387 einen Vergleich mit den Curen. Jn selbigem boten sich zur Annehmung des christlichen Glaubens an, erstlich, der Koͤnig Lammechin, und die Heiden von Curland, aus den Laͤndern Esestua, nemlich Durpis und Saggara, und zum andern, die Provinzen Tdargolara, Osua, Langis, Venelis, Normis, Kiemala, Puͤgawas, Sarnitus, Riwa, Saceze, Edualia, Aliswanges, Ardus, Alostanotachos, wie auch die andern Kylegunden, oder Dorfschaften, nemlich die an beyden Seiten der Winda liegen. Es wird darinne mit Ge- nehmhaltung der rigischen Kirche, des Abts von Dunemuͤnde, aller Kaufleute, der Ritter Christi, der Pilger, und Rigischen Buͤrgerschaft ihnen gegen Annehmung der Taufe aller Schutz zugesaget, wenn sie ihrem Bischof in allem gehorchen und wie alle Einheimische von Goth- land, ihm und seinen Praͤlaten ein gewisses geben wollen, dafuͤr sie weder dem Koͤnig von Daͤn- nemark , denen wir des Rigischen Bischofs von 1225 bis 1226. Bischofs Nicolaus Diploma beyfuͤgen, wo er recht im Anfang seiner bischoͤflichen 1225 Regirung in ein Wespennest gestochen zu haben scheinet, indem er der Buͤrgerschaft zu Riga den dritten Theil von Oesel Die Urkunde davon hat der Herr Nettelbladt Rerum Curl. Fasc. 1. p. 146. uns aufbehalten, deren dentsche Uebersetzung wir hier liefern. Nicolaus, von GOttes Gnaden Bischof zu Riga, allen Glaͤubigen Christi so wol kuͤnf- Anno 1231. tigen als gegenwaͤrtigen eine gluͤckliche Vollendung. Weil die Qvelle des Glaubens ihre Stroͤme in unterschiedene Provinzen ergossen, und nach Verspottung der Abgoͤt- terey den unter den Heiden unbekanten Namen unsers HErrn JEsu Christi kund gemacht: so wuͤrde es sehr ungereimt und unanstaͤndig scheinen, wenn die dessen be- raubet werden solten, die dieser Wasserqvelle mit saurer Muͤhe und nicht geringen Kosten den Zufluß des Trostes ertheilet. Daher wollen wir Ew. Liebe zu wissen thun, daß wir mit Einstimmung und Vorwissen unsers Kapitels, wie auch auf Rath der ehrbaren und klugen Pilger, und anderer damals gegenwaͤrtigen von den Laͤndern, nemlich Oesel, Curland, Semgallen, ausser Mederothe und Uppernede nicht, die nach Abschied des Herrn Bischofs von Modena, so damals in den Gegenden Lieflands des apostolischen Stuhls Gesandter gewesen, fuͤr den HErrn erobert worden, oder nachher sollen erobert werden, den 3ten Theil, nebst allem weltlichen Rechte und Verpachtung des Kirchenzehnden, denen Buͤrgern in Riga und ihren Erben beyderley Geschlechts zum Lehn gegeben; doch dergestalt, daß sie Kirchen stif- ten und uns tuͤchtige Personen vorschlagen, welche von uns die Seelsorge uͤberneh- men, und die so wol als Layen, wie auch als Geistliche in Kirchensachen gehorchen. Wer aber als Vicebischof die Kirchen- und Synodal-Visitation halten wird, sol mit 7 Personen zu Pferde versehen werden. Obgedachtes Lehn haben die 12 Burgemei- ster im Namen der ganzen Stadt in Empfang genommen, nachdem sie der Rigi- schen Kirche und uns den Lehnseid geschworen, daß sie die Stadt Riga, und alle Grenzen unsers Bisthums, gegen alles, das Reich ausgenommen, schuͤtzen und uns dieselbige Treue leisten, die treue Unterthanen ihren Herren zu halten schuldig seyn, und dasselbe auch in allen Stuͤcken unsern Nachfolgern erfuͤllen. Wenn aber einer von diesen zwoͤlfen durch den Tod oder auf andre Art aus der Rathsversamlung ab- gehen wuͤrde; so ist dessen Amtsfolger gehalten, uns eben diese Huldigung abzulegen, und nach vorgeschriebenem Eidsformular zu schweren. Unter andern thun wir diesen Unterscheid dazu, daß von obgeschaͤtzten Laͤndern, so viel zum Bisthum Riga gehoͤ- ren, alles nach angefuͤhrter Weise sein Bewenden haben sol. Bey den Bisthuͤ- mern aber, die noch angeleget werden sollen, werden wir unsre Vermittelung treulich fuͤr jetzt besagte Buͤrger dazwischen legen, daß sie ihr Antheil erhalten, welches sie aus den Haͤnden der Bischoͤfe, die noch sollen eingesetzet werden, empfangen. Und damit nicht die Folge dieser wohluͤberlegten Handlung vergessen, oder ein Zweifel des Widerspruchs dagegen gemacht werde: so haben wir gegenwaͤrtige Urkunde mit un- serm, und unserer Kirche, wie auch mit des Hauses der Bruͤder von der Ritterschaft Christi Jnsiegeln bevestiget. Die Zeugen dieser Handlung seyn: Johannes, Probst, Moritz, Prior, Heinrich, Kaͤmmerer der Rigischen Kirche, Jordan, Pfarrer zum heiligen Peter, und derselben Kirche Canonicus. Arnold, unser Kapellan, Der Meister Volquin, Rudolf von Casle, Oerfrid Widikee, Bruͤder der Ritterschaft Christi. J i i Der, Curland und Semgallen geschenkt, soferne nemark noch Schweden unterworfen seyn duͤrfen. Gegeben im Jahr 1230, am unschuldigen Kindertage. Einen solchen Vergleich machte er auch selbiges Jahr mit den heidnischen Curen von Bandowe, von Wannen, von disseits der Winda, nemlich mit den Dorfschaften Rende, Wasa, Galle, Matichule, Wanne, Pyrre, Vgenesse, Cadowe, Anzes, Talse, Arowelle Pope, und mehrern andern, die gleiche Bedingungen eingehen musten. Endlich machte der Pabst diesen Balduin 1232 zum Semgallischen Bischof und Gesandten des apostolischen Stuhls in Liefland, Gothland, Finnlaud, Esthland, Semgallen und Curland, gegeben Reate den 28 Jan. im 5ten Jahr seiner Regierung. Geschichte des dritten Bischof Alberts, sieben und zwanzigstes Jahr, 1225 soferne diese Provinzen nach dem Abschiede des Bischofs von Modena erobert wor- den waren. Nicolaus sol 1233 mit Tode abgegangen, und ihm sein Competente Albert gefolget seyn, allein in dieser Zeitrechnung wird verfehlet. Denn Nicolaus ist Der edele Herr, Herr Albert von Arnestein. Hildemar Skoke, Conrad und Volquin von Halle, Pilger, Walther, Ritter, Thiedrich von Berewich, Johann von Ratzeburg, Fridrich von Luͤbek, Heinrich, Ertmars Sohn, Rigische Buͤrger, Gegeben im Gnadenjahr 1231 den 9 August in der 6ten Jndiction, unsers Bisthums im ersten. Jn des Herrn D. Nettelbladts Rer. Curland. fascic. I. p. 145. befindet sich ein Vergleich, den die Rigischen und die Bruͤder der Ritterschaft mit den Curen ein Jahr vorher getroffen, da sich die Curen von Rende, Galewalle, Pidewale, Matekale, Wane, Pure, Ugesse, Candowe und Anses verbinden, fuͤr sich und ihre Nachkommen von jedem Haken (Pfluge) jaͤhrlich ein Schifpfund Rocken, und von jeder Egge ein halbes Schifpfund Rocken zu entrichten, uͤberdem den Priestern, die man je eher je lieber von Riga ohne Gesehrde abholen wolte, die Lebensnothwendig- keiten zu reichen, und die Taufe, wie auch das Christliche Gesetz von ihnen gehorsam anzunehmen, doch daß ihre Guͤter, Aecker und Eigenthum ihnen ungekraͤnkt bleiben moͤchte, daneben ihnen gegen die Feinde Christi beyzustehen. Als Zeugen haben sich unterschrieben: Moritz, Prior bey dem Kloster Unserer Lieben Frauen in Riga, Hedenrich, der Geschwindschreiber, Heinrich, der Kaͤmmerer, Volquin, der Bruͤder Ordensmeister, Rudoph von Cassele, Gerefried Wirdik, Mariaͤward von Thuͤringen, Bruͤder dieser Ritterschaft. Von Rathmaͤnnern: Werner, Triderich von Wenden, Albert, Utnord, Wol- derich. Pilger: Justav von Dut, Alerander von Vechte, Thomas von Hunefelde, Dodo von Travenemine. Luͤbische Buͤrger: Marquard von Hagen, Sifrid von Hosenberge, Heinrich Clenebur und mehr andere. Geschehen oͤffentlich in Riga, im Jahr nach der Menschwerdung unsers HErrn 1230. Der um alte und sichere Abschriften ruͤhmlich bemuͤhte Herr Bernhard von Huikelhaven in Riga, hat unter manchen andern artigen Documenten, die aber noch nicht hierher gehoͤren, auch einige Nachricht von diesem Vertrag aus einer glaubwuͤrdigen Urkunde abnehmen, und sie uns uͤberschicken wollen, deren Auszug hierbey erfolget. Anno 1226 hat der paͤbstliche Legate, Herr Wilhelm, Bischof von Modena, den 11 April einen Bescheid gemacht, daß die bisher noch nicht zum Rigischen Kirchenge- horsam gebrachten Laͤnder in drey gleiche Theile getheilet werden sollen. Ein Theil ward dem bischoͤflichen Stuhl, das andere dem Schwerdtbruͤderorden, das dritte den Buͤr- gern zu Riga angewiesen; doch mit der Bedingung, daß diese 3 Parten unter 3 Fah- nen zu Felde ziehen, und die Laͤnder erobern solten. Wie nun nach erhaltenem Siege das buͤrgerliche Antheil zu knap zugeschnitten worden, so hat zu ihrer Befriedigung der Bischof Nicolaus obgesetztes Jnstrument errichtet. Nachgehends ist mit der Stadt ein noch besonderer Vergleich unterm 1 Merz Anno 1232 getroffen, welcher eine meh- rere Bestaͤtigung des erstern enthaͤlt. Der Bischof von Semgallen, nemlich Balduinus, der erst als paͤbstlicher Ge- sandter ins Land kam, hernach den Bischofshut davon trug, hat Anno 1234 den ‒ ‒ Idus Maj. sich mit der Stadt Riga so verglichen, daß er 70 Buͤrger, jeden auf 25 Haken, zu Vasallen angenommen, worauf die Stadt sich ihres Anspruchs auf Semgallen begeben. Dasselbige Jahr nahm besagter Bischof noch 56 Buͤrger, jeden auf 20 Haken Lan- des, zu Vasallen in Curland an, nemlich auf ein Drittel disseits der Windau, und ein Sechstel jenseit bemeldeten Flusses. Gleichfals ward von dem Bischof Nicolaus, dem Ordensmeister Volquin und der Stadt Riga die Jnsel und das Land Oesel in 3 gleiche Theile folgender gestalt getheilet, davon wir erst das Lateinische und hernach die Uebersetzung liefern. Da- bey mans dem Buchdrucker fuͤr keinen Fehler anrechnen muß, wenn die alten Abschrif- ten einige Buchstaben weniger, als die Grammatik, haben. Una von 1225 bis 1226. ist nicht so schleunig gestorben Der Herr Pastor Kelch setzt dieses Vischofs Ende ebenfals unrichtig in das Jahr 1233. Denn ich finde in den transumtis und extractis nonnull, veter. priuil. Rig. vom 20. Dec. 1234 nicht nur die schon angefuͤhrte Theilung von Oesel, sondern auch von 1238 eine von ihm an die Herren Buͤr- germeister von Riga ertheilte Freyheit, die bisher gebrauchten Gottlaͤndischen Rechte zu verbessern, wie es GOtt zu Ehren und der Stadt zum Nutzen gereiche. Es ist sogar noch eine Urkunde von 1240, bestaͤtiget von 1244, zweymal in selbigem Jahre von diesem Bischof vorhanden, darinne Ni- colaus der Buͤrgerschaft in Riga verbietet, bey Strafe des Bannes, daß keiner sein innerhalb der Stadtmauer gelegenes Haus und Hof an einen Orden oder an ein Gotteshaus verkaufe oder ver- schenke, damit diese Freystadt keinen Mangel an gewissen Einwohnern litte, die zur Zeit des Hun- gers oder Krieges der Stadt mit Rath und That helfen und sie beschuͤtzen koͤnten. Wolte aber je- mand sein Haus veraͤussern, solte ers einer weltlichen Person kaͤuflich uͤberlassen, oder, wenn es ja dem Ordern vermacht wuͤrde, solle es innerhalb Jahr und Tag verkaufet werden. Verkauft ers nicht, so sol es der Magistrat, so hoch es heraus zu bringen stehet, los schlogen, und das Geld dem Orden auszahlen, an welchen das Haus verschenket worden. Bey Strafe des Bannes. Unter den Gruberischen Documenten befinden sich einige, die dieser Sache weiter Licht geben, die aber noch nicht diese Zeiten beruͤhren, sondern aufs folgende versparet werden muͤssen. , und Albert blieb noch lange in seinem Erzbisthum 1225 Armagh sitzen. Anno 1234 kam der Modenesische Bischof Wilhelm, der, wel- cher Anno 1224 zu Riga gewesen, in Balduins Stelle, als Legate uͤber Preußen J i i 2 und Una pars erit Carmele Svorve de centum unci, de Kyligunde, qui incipient nu- merari in villis quæ proxime sunt Suorve. Altera pars erit Horeli Moni, de trecenti unci, de Kyligundi, qui incipient numerari, ubi prædicti centum unci fuerunt terminati. Tertia pars erit Waldele de ducenti unci residui de Kyligundi. Si vero quingen- tis uncis inter Waldele et Horele distribuendis aliqui superfuerint, inter eosdem secundo distribuentur juxta priorem proportionem; si autem defuerint secundum eandem proportionem utique subtrahentur \&c. Hac diuisione facta, conuenimus in hoc, ut partes sic distinctæ sorte partibus assignentur, ut omnis suspicionis scrupulus et occasio tolleretur. Missa itaque sorte, nobis, videlicet: Episcopo Rigensi cessit Wilsdeck (Walde), cum pertinentiis suis, secundum quod præscriptum est. Fratribus Militiæ Christi, Horile Mone cum pertinentiis suis. Ciuibus Rigensibus Carmeli Suorwe cum attinentiis suis. Datum in Riga. Anno Domini 1234 d. 13 Cal. Jan. sub quatuor sigillis. Das ist: Ein Theil sol Carmele Sworwe von 100 Haken aus selbiger Provinz seyn, die man von den Dorfschaften zu zaͤhlen anfangen sol, die zunaͤchst am Sworwischen liegen. Der andere Theil sol Horeli Mone seyn, von 300 Haken selbiger Provinz, die man da zu rechnen anfangen sol, wo vorerwehnte 100 Haken zu Ende gehen. Der dritte Theil sol Waldele seyn, von den uͤbrigen 200 Haken in der Provinz- Solte aber nach Vertheilung der 500 Haken zwischen Waldele und Horele einige uͤbrig bleiben; so sollen selbige unter sie zum andern male nach ersterem Verhaͤltniß ge- theilet werden: wuͤrden hingegen einige fehlen; so sollen nach demselben Verhaͤltniß diese allerdings abgerechnet werden ꝛc. Nach dieser getroffenen Eintheilung machten wir unter uns aus, daß die so bezeich- neten Theile denen Parten durchs Loos angewiesen werden solten, damit alle Gelegenheit und Veranlassung zum Verdacht wegfiele. Wir wurfen also das Loos, und fiel demnach uns zu, nemlich: Dem Bischof von Riga, Wilsdeck (Wolde) mit seinen Zubehoͤrigen. Den Bruͤdern der Ritterschaft Christi, Horile Mone mit seinem Zubehoͤr. Den Buͤrgern von Riga, Carmeli Sworwe mit seinem Zubehoͤr. Gegeben in Riga, im Jahr unsers Herrn 1234 den 20 Dec. unter 4 Jnsiegeln. Aus dieser Urkunde erhellet ein Doppeltes. Einmal, daß damals nur das Landische nicht aber Schworbische von Oesel erobert gewesen. Zum andern, daß die Karte des Johannis Portan- tius, die Ortelius wieder abstechen lassen, nicht unrecht habe, wenn sie Moon zu einem Schlosse auf der Jnsel Oesel macht. Daß aber dieses die Jnsel Moon nicht gewesen, erklaͤren die Worte, daß sich das Moonische da angefangen, wo das Carmelische zu Ende gehet, und ehe man ins Woldische komt. Anno 1234, den 26 Merz (oder wie es anderwerts heisset, den 7 April,) uͤberließ die Stadt Riga die Helfte ihres dritten Theils auf Oesel dem Modenesischen Bischof Wilhelm, als paͤbstlichen Legaten in Liefland, in der Dunemuͤnde auf Lebens- zeit, mit der Clausel, daß diese Ceßion als nicht geschehen angesehen werden solte, daferne der Stadt von Seiten des Oeselschen Bischofs einige Beschwerde des- wegen widerfahren wuͤrde. Gesch. des 3ten Bischof Alberts 28stes Jahr, von 1225 bis 1226. 1225 und Liefland. Die Volmacht dieser andern Gesandschaft liefern wir in dem An- hang der Documenten Diese erbauliche Volmacht ist in gar herzlichen Ausdruͤcken einem so redlichen Streiter JEsu Chri- sti vom Pabst Gregorius dem IX aus dem Lateran unterm 21 Febr. 1234 ertheilet worden. Weil uͤberhaupt die Begebenheiten nach Alberts Tode; zumal die Verbindung der Schwerdtbruͤder mit dem Deutschen Orden, einer volstaͤndigen Ausfuͤhrung werth sind, und diese Materien in den andern Theil dieses Werks nothwendig einschlagen: so bitten wir die Leser um Geduld und Gewogen- heit, dieses Werk einer geneigten Aufnahme und Befoͤrderung zu wuͤrdigen; fuͤr uns aber die Er- laubniß, den ersten Theil hiermit zu endigen. . Jnzwischen begaben sich die Bruͤder von der Ritterschaft Christi in den Schutz der deutschen Ordensbruͤder, die damals sonderlich in Preussen das Haupt empor trugen, weil sie glaubten, sie koͤnten auf dieser Seite die haͤufigen Anfaͤlle der Wil- den, auf der andern Seite die oftern Beunruhigungen der Daͤnen in die Laͤnge nicht aus- halten. Doch kam diese Sache nicht eher zu Stande, als nach der betruͤbten Niederlage in Litthauen, in welcher selbst der Ordensmeister Volquin geblieben. Wir wollen doch den Duisburger daruͤber vernehmen part. 3. c. 28. der also schreibet: „Zu dieser Zeit, „(nemlich Anno 1237) gab sich der Bruder Volquin, der andere Ordensmeister der Ritter „ Christi in Liefland, sechs ganzer Jahr durch feyerliche Unterhaͤndler bey dem Bruder „ Hermann von Salza, Obermeister des Deutschen Hauses, grosse Muͤhe, daß sein Or- „den diesem Orden einverleibet werden moͤchte. Dieser Verrichtung halber wandte sich „vorerwehnter Ordensmeister, der Bruder Herrmann, mit seinem Bruder Johann von „ Magdeburg, auf Bericht des gemeldten Bruders Volquin, an den Herrn Pabst. Waͤh- „render Zeit kam der Bruder Gerlach Fuchs aus Liefland dazu, und berichtete, daß der „Ordensmeister Volquin mit den Bruͤdern, Pilgern, und vielen aus dem Volke GOttes „in einem Treffen todtgeschlagen und niedergemacht waͤren. Wie der Herr Pabst das zu Oh- „ren bekam, so machte er der ganzen Sache ein Ende, und kleidete oberwehnten Bruder „ Gerlach und den Bruder Johannes in den Orden des Hospitals der heiligen Maria „des Deutschen Hauses ein, gab ihnen einen weissen Mantel mit einem schwarzen Kreuz, „und legte ihnen und andern in Liefland befindlichen Bruͤdern desselben Ordens der Ritter „ Christi, zur Vergebung ihrer Suͤnden auf, daß sie den regelmaͤßigen Habit des Deut- „schen Hauses Ordens annehmen solten. Hierauf schickte der Obermeister, Bruder Herr- „mann, den Bruder, Hermann Balke genant, des Preußischen Landes Ordensmeister „mit 40 Bruͤdern und vielen Gewafneten in Liefland. Als vorgemeldter Bruder Her- „mann Balke fast 6 Jahr da regiret, so begab er sich nach Deutschland, und entschlief „daselbst in Frieden.„ Die Volmacht des Pabstes Gregorius des IX ist von Anno 1237. Nachdem unterdessen der Bischof von Semgallen, Balduin, verstorben war, so ward der Erzbischof von Maynz, vom Roͤmischen Pabste befehliget fuͤr die Sem- gallische Kirche mit zu sorgen, der auch Henrichen von Litleburg einen Moͤnch, Minoritenordens dahin schickte. Die Ritter hatten noch nicht gnug, und erhielten nach und nach 2 Theile von Curland, und den 3ten Theil von Semgallien, damit sie desto reichlicher zur Verfechtung der Kirchen herbeygelocket wuͤrden; indem Henrich von Lit- leburg aus dem Bischoͤflichen Sitz in Semgallen nach Curland geschaft wurde, und also das Bisthum Semgallen gaͤnzlich einging; dessen Gebiete zu dem Rigischen ge- schlagen ward 1245. Da Anno 1246 Wilhelm, vormals in Modena, nunmehr in Sabina Bischof, und des Roͤmischen Stuhls Erlauchteter Cardinal, als Legate nach Schweden und Norwegen ging, so berief Pabst Jnnocentius der IV den Erz- bischof Albert aus seinem Sitze in Armagh weg, und schickte ihn als Legaten nach Preußen, Liefland und Rußland, gab ihm auch die Wahl, daß, welchen Sitz, der einmal in Liefland und Preußen ledig wuͤrde, er auslesen wolte, derselbe der Erz- bischoͤfliche und Muttersitz uͤber ganz Preußen und Liefland seyn solte. Wie er bey seiner Ruͤckreise zu Luͤbek sich aufhielt, und der Bischof Johannes mit Tode abging; so foderten ihn die Domherren in Luͤbke zu ihren Bischof, und erhielten ihn auch. Jn diesem Amte nante er sich allezeit von GOttes Erbarmung Erzbischof zu Liefland und Preußen, und Diener der Kirche zu Luͤbek. Wie das 33ste Document aus- weiset. Wie er aber in Luͤbek 6 Jahre zugebracht; so erhielte er die Zeitung von dem Absterben des Rigischen Bischofs Nicolaus, worauf er uͤber Hals und Kopf nach Riga eilte, und sich selbiges zu seinem Erzbischoͤflichen Sitze erwaͤhlte, den endlich Pabst Alexander der IIII 1254 bestaͤtiget hat. Hieraus muß Cranz verbessert werden Metrop. libr. 7 c. 46 und libr. 8 c. 10. Denn die uͤbrigen Chronikschreiber, zumal die, so vor- saͤtzlich von Liefland geschrieben, sind, was diese Zeit betrift, unheilbar, und lassen sich mit der wahren Geschichte nicht zusammen reimen. Register der vornehmsten Namen und Sachen. S. bedeutet Seite. a b c die Gruberischen und *) die in dieser Uebersetzung dazu gekomme- nen Anmerckungen. A. Absolon, Erzbischof von Lunden, S. 24 . §. 3. Adolph, Graf von Dale komt als Pilger nach Liefland, S. 168 . Aduocatio ecclesiarum, was es gewesen, S. 56. *) . Adya, Flus in Liefland, S. 79 . §. 5. S. 110 . §. 8. Aelberg, S. 3 . b). Agelinde, Schlos in Wirland, S. 206 . §. 7. Ako, ein untreuer Live, komt um, S. 49 . Albert, (der erste) wird zum Bischof von Lief- land eingeweihet, S. 22 . §. 1. ausfuͤhrliche Untersuchung von seinem Herkommen und Geschlecht, ibid. a) S. 197 . §. 9. 198. 199. reiset nach Gothland, und bezeichnet viele Pilger mit dem Kreuz, S. 24 . §. 2. er- haͤlt in Daͤnnemark Geschenke, §. 3. macht in Deutschland viele Pilger, §. 4. geht mit 23 Schiffen nach Liefland, S. 26 . §. 1. komt mit grosser Gefahr endlich in Ykeskole an, §. 2. wird in Holme von den Liven bela- gert, S. 27 . schickt den Bruder Dietrich nach Rom, S. 28 . §. 6. komt zum an- dern mal aus Deutschland mit vielen Pil- gern an, S. 29 . §. 1. belehnt zwey von Adel mit 2 Schloͤssern, §. 2. verlegt das Kloster von Ykeskola nach Riga, S. 31 . §. 4. widmet ganz Liefland der heil. Ma- ria, ibid. bauet ein Cistercienser Kloster, §. 5. stiftet den Orden der Ritterschaft CHristi, S. 31 . §. 6. komt wieder mit vie- len Pilgern aus Deutschland zuruͤck, S. 32 . muß seinen Leuten endlich gestatten mit den raͤuberischen Esthen anzubinden, S. 34 . §. 2. schickt die erbeuteten Guͤter den Daͤnen als Eigenthuͤmern wieder zu, §. 3. zieht wieder nach Deutschland Pilger zu holen, S. 37 . komt mit denselben an, S. 41 . §. 9. reiset wieder nach Deutschland und ziehet weit und breit herum, S. 51 . §. 11. S. 58 . §. 17. steht dem Koͤnig Vesceke bey, gegen Abtre- tung eines Theils seines Landes, S. 59 . §. 2. weiset den Bruͤdern von der Ritterschaft ein Stuͤck Landes an, §. 3. nimt sich vor die Selenburg zu schleifen, und bietet ganz Liefland auf, S. 62 . §. 6. ist uͤbel zufrie- den, daß man den Koͤnig Vesceke gefangen genommen, S. 64 . beredet die heimkeh- renden Pilger ihm noch wider die eingefal- lenen Russen beyzustehen, S. 64. 65 . macht in Liefland viel gute Anstalten, und erbauet Kukenois wieder, S. 72 . §. 1. gibt seinen Domherren weisse Tracht, S. 73 . §. 3. laͤst sich von dem Koͤnig Wissewald huldigen, S. 74 . §. 4. bringt in Deutschland viel Pilger auf, S. 78 . §. 4. komt nach Rom und erhaͤlt Privilegia und Erlaubnis zu Ablas, S. 86 . §. 2. weihet Dietrichen zum Bischof und Bernharden zum Abte ein, S. 90 . §. 4. macht Einrichtung we- gen der Abgaben, S. 92 . §. 5. komt wie- der in Liefland an mit Pilgern und Geschen- ken, S. 97 . §. 1. wird vom Koͤnig zu Plosceke zu Unterhandlungen eingeladen, S. 98 . §. 2. bekomt von ihm ganz Lief- land abgetreten, S. 99 . belagert die un- treuen Liven im Schlosse des Dabrels, S. 101 . ziehet aufs Concilium nach Rom, S. 107 . §. 1. erzaͤhlt dem Pabst den Zustand von Liefland, S. 120 . §. 7. komt zum Koͤ- nig von Daͤnnemark und ersucht ihn um Beystand, S. 137 . nimt die Semgallen von Mesoythen in seinen Schutz, S. 147 . macht Anstalt zu einem Zug wider andre, die eingefallen waren, S. 148 . wohnt der Belagerung von Mesothen bey, S. 150. 151 . schickt Priester in Esthland herum, S. 158 . bekomt deswegen Ungelegenheit mit dem daͤ- nischen Erzbischof, S. 159 . §. 2. komt in Luͤbek in Nachstellungen und beklagt sich in Rom wider Daͤnnemark, S. 163 . §. 4. uͤbergibt diesem Koͤnig unter gewisser Bedin- gung Lief- und Esthland, S. 164 . bittet sich ei- nen Gesandten von Rom aus, S. 202. 2 . hat viel Freiheit gehabt, S. 203 . d) ob er in die Zahl der Reichsfuͤrsten aufgenom- men worden, S. 209. not. 2 . von seinem Tod, S. 215 . g). Albert, (der andre) nach dem Nicolaus, Bi- schof von Liefland, S. 23 . vorher in Ar- magh, S. 219 . nent sich Erzbischof von Liefland und Preussen, S. 220 . Albert, Graf von Lauenburg, zieht nach Lief- land, S. 126 . Untersuchung von seinem Herkommen, und merkwuͤrdigsten Umstaͤn- den, ib. b ). K k k Albert Register der vornehmsten Namen und Sachen. Albert, Graf von Sachsen Anhalt, komt nach Liefland, S. 142 . §. 1. haͤlt sich sehr tapfer in Belagerung des Schlosses Mesothen, S. 150 . wird Oberster in dem Feldzuge wider die Harrier, S. 152 . mehr Nachricht von ihm und seiner Geschichte, S. 155. 156 . Alder, Bedienter des Bischofs, S. 82 . Alexander, Priester, S. 54 . §. 14. Aliste, Theil der Provinz Saccala, S. 94 . macht Friede mit den Rigischen, ibid. Alobrand, Priester, hilft das Evangelium ausbreiten, S. 30 . §. 2. richtet die gericht- lichen Haͤndel ein bey den Liven, S. 55 . §. 15. wird nach Ungannien geschickt, S. 63 . thut diese Reise nochmals und prediget, S. 76 . ermahnet die abtruͤnnigen Liven, S. 102 . wird predigens wegen nach Saccala ge- schickt, S. 158 . Alsaten, Graf von, fuͤr Olsaten, S. 130. 131 . Andreas, Erzbischof von Lunden, S. 30 . §. 2. komt mit seinem Koͤnig nach Oesel, S. 52 . §. 4. mehr Nachricht von ihm, S. 53 . o) reiset wieder zuruͤck, S. 59 . §. 1. komt wieder nach Liefland, S. 143 . §. 2. praͤ- tendirt Esthland fuͤr seinen Koͤnig, S. 154. 159 . Anispe, ein Dorf, S. 149 . Anno, Erzbischof von Coͤln, S. 3. b ) . Antine, Schlos, S. 76 . Letten von, haben Streit mit den Rittern von Wenden, S. 99 . §. 3. der endlich beygelegt wird, S. 104 . §. 6. wird von den Esthen belagert, S. 113 . §. 3. Apeldern, von, Untersuchung dieser Familie, S. 23. S. 197 . Apostel, der Bayern, Thuͤringer ꝛc. S. 22 . a) Arnold, ein Bruder von der Ritterschaft, S. 82 . wird nach dem Koͤnig von Plosceke geschickt, ibid. komt bey der Belagerung Viliende um, S. 85 . ‒ ‒ von Meindorp, komt als Pilger nach Lief- land, S. 32 . §. 1. wil wieder zuruͤck nach Deutschland, S. 37 . §. 2. muß auf der Reise viel Gefahr ausstehen, S. 38 . §. 4. ‒ ‒ von Luͤbek, ist in den Nachrichten von den 2 ersten lieflaͤndischen Bischoͤfen nicht zu- verlaͤßig, S. 9 . Ascherade, an der Duͤna, S. 34. 37. 62 . Astigerwe, See, S. 70. *) 81. 82 . Augustinerordensbruͤder, haben den Ruhm der ersten Ausbreitung des Christenthums in Liefland, S. 4 . Azo, einer von den ersten Liven die getauft worden, S. 27 . B Balduin, von Alne, wird nach Liefland ge- schickt, ihm vorzustehen bis zur Wahl eines Bischofs, S. 216 . wird nachher Bischof uͤber Semgallien und Legate des apostoli- schen Stuhls, ibid. vergleicht sich als Bi- schof mit dem zu Riga, S. 218 . Ballistarii, was sie gewesen, S. 7. *) Bannerowe, einer von Adel, empfaͤngt ein Lehn vom Bischof Albert, S. 29 . §. 2. Bernhard von der Lippe, komt als Pilger nach Liefland, S. 87 . g). zieht den Liven wider die Heiden zu Huͤlfe, S. 89 . beson- dre Umstaͤnde, warum er nach Liefland ge- kommen, S. 90 . §. 4. wird Bischof von Semgallen, S. 137 . mehr Nachricht von ihm, S. 138 . b). noch einige Erlaͤuterung seiner Geschichte, S. 187 . *) wenn er ge- storben, 207 . i). ‒ ‒ von Sehusen, komt nach Liefland, S. 32 . §. 1. muß auf der Ruͤckreise nach Deutschland viel Gefahr ausstehen, S. 37. 38 . Bernhard, Advocate, wird von den Liven gefangen, S. 100 . Bertold, anderer Bischof von Liefland, Nachricht von seiner Person und Erwaͤh- lung, S. 15 . §. 1. a). wird unrichtig mit Hermannen, des Bischof Alberts Bruder verwechselt, S. 17 . ob er von der Familie von Lochau gewesen, ibid. komt nach Lief- land, §. 2. sein erster Versuch die Liven zu gewinnen laͤuft ungluͤcklich ab, ibid. kehrt nach Deutschland zuruͤck und beklagt sich daruͤber, §. 3. weihet die erste Kirche in Heseke ein, ibid. c). komt mit gewafneter Hand wieder nach Liefland, S. 18 . §. 4. macht mit den Liven einen Stilstand, S. 18. 19 . §. 5. bleibt in einem Treffen wider sie, §. 6. ‒ ‒ Bruder und Oberster unter der Rit- terschaft von Wenden, S. 68 . §. 6. 70. geht mit zu Felde wider die Ungannier, S. 76 . §. 5. wider die Esthen, S. 93. 94 . nochmals wider die Ungannier, S. 114 . hilft Odempe entsetzen, S. 124 . §. 7. komt um, S. 125 . ‒ ‒ des Caupo Sohn, komt um, S. 82 . Beverin, lettische Burg, S. 69 . wird von den Esthen umsonst belagert, S. 93 . wird von den Russen verbrant, S. 123 . §. 5. Bibliotheca, heist zuweilen auch eine Bibel, S. 35 . §. 6. f). von Bikeshoͤvede, verschiedene dieses Na- mens, S. 197. 198 . Birger Jerl, Herzog von Ostergothland, S. 163 . Bornhoͤveden, Schlacht daselbst, hat den Daͤnen in Deutschland ein Ende gemacht, S. 164 . m) . Bremische Kaufleute, haben zuerst den Ha- fen von Liefland entdecket, S. 5. d) 208 . §. 9. ‒ ‒ Kirche, wil das Recht haben, ei- nen Bischof in Liefland zu setzen, S. 216 . Breve der Paͤbste, geben in der Geschichte mitlerer Zeiten gutes Licht, S. 161 . Bruͤder Register der vornehmsten Namen und Sachen. Bruͤder von der Ritterschaft Christi, heissen auch Bruͤder von Dobrin, S. 31. 32 . s. Ritterschaft. Brudeganus, Dietrich, Pilger in Liefland, S. 36 . Burchard, Graf von Aldenborch, zieht als Pilger nach Liefland, S. 113 . wohnet dem Zuge wider die Oeseler bey, S. 120 . §. 8. besucht den paͤbstlichen Gesandten, S. 205 . §. 4. Burewin, Heinrich, geht als Pilger nach Liefland, S. 137 . Nachricht von seinem Herkommen, S. 138 . c). wohnt dem Feld- zuge wider die Reveler bey, S. 138 . §. 2. Buxhoͤvede, Nachricht von dieser Familie, S. 23 . ob sie zu der Verwandschaft Bischof Alberts gehoͤret, S. 196. 197. *) C. Caͤlestinus der dritte Pabst dieses Namens; unter seinem Namen sind viel falsche Bullen ausgefertiget worden, S. 18 . d). Canur der juͤngere, Koͤnig von Daͤnnemark, Nachricht von seinem Herkommen, S. 24 . b) Carethen, schoͤnes Dorf in der Provinz Ger- ben, S. 95. 124 . §. 6. S. 152 . Carl, schwedischer Herzog, komt mit seinem Koͤnige nach Rotalien, S. 160 . komt um, ibid. mehr Nachricht von ihm, S. 162 . e). i). Caupo, Landesaͤltester der Liven, wird dem Pabst durch den Bruder Dietrich vorge- stellet, S. 35 . §. 5. wird von ihm sehr gnaͤ- dig empfangen und beschenkt, §. 6. komt wieder in Riga an, S. 37 . §. 3. fuͤhrt einen Theil der Rigischen Armee wider Thoreida, S. 50 . §. 10. belagert und erobert sein Schlos von seinen noch heidnischen Freun- den, ibid. komt den Rigischen zu Huͤlfe wi- der die Curen und Esthen, S. 83 . §. 9. thut einen Einfal in die Provinz Saccala, S. 87 . stehet den Letten bey, S. 93 . komt um, S. 134. 4 . Schlos des Caupo, S. 40 . §. 3. sein Gebiet, S. 60 . Coggelse, ein Dorf, S. 174 . Coggones, eine Art Schiffe, S. 50 . h). Coiwa, Flus, S. 50 . §. 10. i) S. 86 . Coiwemuͤnde, S. 97 . §. 1. s. Goiva. Comoͤdie, wird in Riga aufgefuͤret, S. 44 . §. 14. Cono, Graf von Ysenborch, S. 42 . Conrad, Graf von Dortmund, zieht als Pil- ger nach Liefland, S. 26 . §. 1. verschiedene dieses Namens, ibid. a). ‒ ‒ von Meindorf, siehe Meindorp. Cozzo, Provinz, S. 134 . Cubbesele, wird von den Litthauern uͤberfallen, S. 60. 61 . von den Oeselern gepluͤndert, S. 86 . wo es vielleicht seinen Namen her- habe, S. 134 . g). Culdale, Dorf, S. 142 . Curen, lassen sich am Sunde sehen und schla- gen mit den Pilgern bey Gothland, S. 77 . §. 1. werden von den Friesen dafuͤr gezuͤch- tiget, S. 78 . §. 3. verbinden sich mit den Liven und Litthauern wider die Deutschen, S. 79. 80 . D. Dabrel, ein vornehmer heidnischer Live, des- sen Schlos die Deutschen nicht einbekom- men koͤnnen, S. 50 . §. 10. stehet den Ri- gischen bey wider die Esthen, S. 83 . §. 9. stirbt an der Pest, S. 93 . in seinem Schlos- se werden die untreuen Liven belagert, S. 101 . §. 4. Dacien, ist so viel als Daͤnnemark, S. 24 . §. 3. b). Daͤnen, wollen gerne Esthland an sich brin- gen, S. 159 . uͤberlassen es endlich den Ri- gischen, S. 169 . werden von den Russen sehr mitgenommen, S. 189 . vom Meister Johannes bekrieget, S. 210 . ‒ ‒ Koͤnig von Daͤnnemark, lagert sich mit einer Armee auf der Jnsel Oesel, S. 52 . §. 4. wird ersucht seine Seemacht wider die Esthen zu schicken, S. 137 . praͤtendiret Esthland, S. 159 . laͤst es an den Pabst ge- langen, S. 163 . s. auch Waldemar. Damiata, in Aegypten, wenn es von den Christen erobert worden, S. 167 . §. 7. Danebroghsorden, fabelhafte Nachricht von seinem Ursprung, S. 146 . Dangeruthe, Koͤnig Wissewalds Schwieger- vater, schliest mit dem Koͤnig von Nogar- den ein Buͤndnis, wird gefangen, entleibt sich selbst, S. 106 . §. 3. Daniel, ein Priester von Gothland, besetzt das Schlos Holm, S. 49 . §. 9. Nachricht von seinen weiteren Verrichtungen, S. 54 . §. 14. ‒ ‒ Lehnherr von Lenewarden, S. 53 . bekomt Haͤndel mit dem Koͤnig von Kuke- nois, S. 63 . §. 8. macht die Anschlaͤge ei- niger Aufruͤhrer zunichte, S. 99. 3 . Darbeten, Provinz, S. 114 . ‒ ‒ Schlos in derselben, wird vom Koͤ- nig Viesceka in Besitz genommen, S. 189 . §. 5. s. Tarbat. Deutsche, die als Pilger nach Liefland gerei- set sind, und deren mit Namen gedacht wird in dieser Chronik: Adolph, Graf von Daen, S. 168 . Albert, Graf von Lauen- borch, S. 126 . ‒ ‒ ‒ Graf von Anhalt, S. 142 . Alder, S. 82 . Alexander, Prie- ster, S. 54 . §. 14. Alobrand, Priester, S. 30 . §. 2. S. 54 . §. 14. S. 63 . §. 7. von Apeldern, S. 196 . Arnold, S. 82 . von Meindorf, S. 32 . §. 1. Bannerowe, S. 29 . Bernhard von der Lippe, S. 86 . §. 2. S. 133. 134. 137 . Bernhard von Seehusen, S. 327. 32 . Brudegamus, S. 26 . Bur- K k k 2 chard Register der vornehmsten Namen und Sachen. chard, Graf von Aldenborch, S. 113 . Burewin, von Wendeland, S. 137 . Caß, S. 68 . von Cella, Priester, S. 110 . Cono von Ysenborch, S. 42 . Conrad von Dortmund, S. 26 . von Meindorf, S. 29 . §. 2. Constantin, S. 125 . Daniel, Prie- ster, S. 49. 54. 66. 185 . Dietrich, Bi- schof Alberts Bruder, S. 32 . ‒ ‒ ‒ von Kukenois, S. 139. 174 . von Thoreida, Priester, S. 30 . Dietrich, Dolmetscher, S. 96 . §. 9. ein Ordensbruder, S. 186 . von Dolen Eilhard, S. 85 . Johann, S. 200 . Friederich, Friedehelm, Hertzog, S. 195 . Friese, Mart. S. 39 . §. 1. Gerwin, S 67 . Gevehard, S. 49 . Gilban, S. 86 . §. 5. Gottfried, der Advocate, S. 60 . §. 4. Gottschalk, Graf von Pyrmont, S. 59 . Gottfried, Priester, S. 120 . §. 8. von Ha- mersleben, S. 72 . Hardwich, Priester, S. 167. 182 . von Harpenstaͤdt, Priester, S. 35 . Heinrich, Priester, S. 63 . §. 7. Priester der Letten, S. 158. 165 . Helmold von Luͤneborch, S. 200 . von Plesse, S. 86 . §. 2. S. 88 . §. 3. von Hokenborch, S. 168. 173 . von Jericho, Rud. S. 72. 79 . Jo- hann, Ritter, S. 107 . ein Priester, S. 41. 73. 110 . ein Ordensmeister, S. 210 . von Vechten, Priester, S. 35 . aus dem Klo- ster Stethen, Priester, S. 73. 99. 185 . wird von den Liven gefangen genommen, S. 100 . Jordan, Ritter, S. 107 . Kakewald, Prie- ster, S. 115. 120. 145. 158 . Kolben, Prie- ster, S. 68 . Ludewig, Priester, S. 158 . Marquard, Ritter, S. 79 . Meinhard, S. 7 . ein anderer, S. 66. 107 . Moritz, Advocat, S. 181 . Priester, wird nach Rom geschickt, S. 202 . Nicolaus, Priester, S. 26 . §. 2. Og, S. 196 . Otto, Ordensprie- ster, S. 110. 115. 120 . Philip, Bischof von Ratzeburg, S. 78 . Rabodo, S. 67 . Rab- be, Priester, S. 60 . Salomon, Priester, S. 96 . Schilling, S. 40 . Siegfried, S. 36. 80. 97. 123 . von Sladem, Graf, S. 79 . Segehard, Cistercienserbruder, S. 147 . Strick, Priester, S. 60 . von Stumpenhusen, Graf, S. 42 . von Tie- senhusen, S. 200 . Wicbold, ein Friese, S. 82 . Wichman, S. 82 . Wolther, Daͤ- nischer Priester, S. 159 . mehr Deutsche, so sich unter gewisse Urkunden unterschrie- ben, S. 218. 219 . Deutschen, haben lange vor Meinharden nach Preussen gefahren, S. 4. c). S. 5 . d). Dietrich, ein Mitarbeiter des Lieflaͤndischen Bischofs Meinhards, ist in Gefahr von den Liven geopfert zu werden, S. 10 . §. 10. mehr Nachricht von ihm, S. 11 . l). wird vom Bischof nach dem roͤmischen Pabst ge- schickt, S. 14 . §. 12. muß eben diese Reise thun auf Befehl Bischof Alberts, S. 28 . wird Abt im Kloster der Cisterciensermoͤn- che, S. 51 . §. 5. S. 42 . §. 7. wird zum Bi- schof eingeweihet, S. 90 . §. 4. muß doch nicht fuͤr den ersten Bischof in Esthland ge- halten werden, ibid. k). schickt nach Sacca- la, und laͤst da predigen, S. 96 . §. 9. zieht mit aufs Concilium nach Rom, S. 115 . §. 5. hat sich meist in Sachsen aufgehalten, und war fast nur dem Namen nach Bischof, S. 137 . a). haͤlt sich beym Koͤnig von Daͤn- nemark auf, und komt mit ihm wieder nach Liefland, S. 143 . §. 2. wird von den Esthen umgebracht, ibid. 157 . §. 11. mehr Nachricht von ihm, S. 145 . f). ‒ ‒ des Bischof Alberts Bruder, S. 23 , mehr Nachricht von ihm, S. 33 . a) zieht mit wider die Ungannier zu Felde, S. 96 . thut abermals einen solchen Zug mit, S. 93. 94 . heirathet die Prinzeßin des Koͤnigs Wolde- mar, S. 97 . §. 13. wird von den Liven ge- fangen, S. 100 . geht nach Deutschland, S. 104 . §. 7. komt wieder nach Liefland, S. 113, hilft das Schlos Odempe entse- tzen, S. 124 . wird von den Nogardiern gefangen, S. 125 . §. 8. wohnt dem Feld- zuge wider die Harrier bey, S. 152 . be- wohnt das neuerbaute Schlos in Oesel, S. 180 . wird Geissel bey den Oeselern, ibid. §. 3. von ihnen wieder losgelassen, S. 197 . §. 7. mit in Odempe zur Besatzung ge- legt, S. 200 . §. 8. Dluglossus, der aͤlteste Schriftsteller der Poh- len, S. 9 . ein Druckfehler in ihm wird verbessert, S. 10 . Dole, Landesaͤltester der Letten, S. 93 . Drunwald, Thalibalds Sohn, S. 113. 3 . Duͤna, Flus, S. 39. 59 . Duͤnemunde, Kloster, wird vom Bischof Albert erbauet, S. 31 . §. 5. E. Eidschwuͤre, Einschraͤnkung des gerichtlichen Gebrauchs derselben, S. 104 . f). Embach, Flus, S. 94. 95 . o) S. 114 . Engelbert, des Bischof Alberts Bruder, S. 23 . hilft das Evangelium ausbreiten, S. 30 . §. 2. wird Probst in der Kirche zu un- ser lieben Frauen Riga, S. 30. 31 . stirbt S. 73 . ‒ ‒ Advocat in Thoreida, S. 54 . Erycius, Sturmigel, S. 151 . Esthen, thun den Christen grossen Schaden, S. 32 . werden von den deutschen Pilgern geschlagen, S. 34 . §. 2. wollen den Letten keine Satisfaction geben, S. 68 . werden von den Rigischen bekrieget, S. 69 . wun- dern sich uͤber die Musik, ibid. belagern das Schlos Wenden, S. 81 . halten ein blutiges Scharmuͤtzel mit den Deutschen, S. 82 . sqq. werden in Viliende belagert, S. 84. 85 . beschliessen mit andern Voͤlkern einen Einfal in Liefland, S. 88 . §. 3. wer- den Register der vornehmsten Namen und Sachen. den aber uͤbel heimgewiesen, S. 89 . paͤbst- liche Bullen in Absicht der Zuͤge wider sie, S. 90. k) 91 . belagern das Schloß Be- verin, S. 93 . schliessen einen dreyjaͤhrigen Frieden, S. 97 . werden nach dessen Verlauf wieder mit Krieg uͤberzogen, S. 109 . fallen mit 3 Armeen in Liefland ein, S 112 . welches uͤbel ablaͤuft, S. 114 . werden von den Deutschen abermals bekrieget, S. 120 . ver- binden sich mit dem Koͤnig von Plesceke, S. 121 . auch mit den Russen, S. 133 . bit- ten von den Rigischen abermals Frieden, S. 135 . werden von denselben und den Daͤ- nen geschlagen, S. 144 . rebelliren aber- mals wider die Deutschen, S. 182. 183 . §. 11. fallen in Lettland ein, S. 185 . wer- den aber wieder heimgewiesen, S. 186 . Strand- Esthen, wer sie sind, S. 180 . g) Esthland, ist den Christen eher bekant ge- wesen als das uͤbrige Liefland, S. 90 . er- faͤhrt eine Pest, S. 93 . Nachricht von der Eintheilung des Landes, S. 122 . a) wird von den Bischoͤfen getheilt, S. 123 . wird von Daͤnnemark praͤtendirt, S. 154. 159 . nimt die Taufe an, S. 166 . sqq. nochmals getheilt, S. 197 . F. Faldones, s. Paldones. Familie, muß oft in weitem Verstande ge- nommen werden, S. 154 . t). Fahne, sol vom Himmel gefallen seyn, S. 145 . g) vermutlicher Ursprung dieses Vorgebens, S. 146 . ‒ ‒ des heil. Kreuzes wird in ein belagertes Schloß geschickt, S. 151 . Fahnenlehn, Beyspiel davon, da Bischof Al- bert den Koͤnig Wissewald beliehen, S. 75 . Fidentius, Cardinal, S. 119 . Folcho, Herzogs von Schweden Geschlechts- tabelle, S. 163 . Fredeland, Kastel, so der Bischof von Ratze- burg in Thoreida erbauet, S. 107 . §. 3. Friedrich, Koͤnig, troͤstet den Bischof Albert in Hagenau, S. 122 . §. 1. thut eben der- gleichen als Kaiser, S. 164 . Fulco, Nachricht von diesem esthnischen Bi- schof, S. 91. 96 . s) G. Gallacien, ein Theil von Rußland, S. 133. c) 177. 179 . c) Gardericke, was es vor ein Land, S. 127. 128 . Geistliche, ob sie ehedem wirklich mit in Krieg und Schlachten gezogen S. 136 . h) Gercislaus, Koͤnig Waldemars Sohn, be- lagert Wenden, S 140 . Gercike, Koͤnig von, zieht vor Riga, S. 35 . §. 8. was dis vor eine Stadt gewesen, S. 36 . g) muß dem Bischof huldigen, S. 74 . §. 4. wird eingenommen und verbrant, S. 74. 75 . nochmals von Meinharden erobert, S. 111 . §. 9. Gerwen, Esthnische Provinz wird gepluͤ dert, S. 95 . sucht Friede von den Rigischen, S. 124 . §. 6. nochmals, S 136 wird von den Letten uͤberfallen, S. 148 . gibt Geisseln, ibid. wird von den Oeselern gepluͤndert, S. 152 . Gewohnheit der Lieflaͤnder ihre Goͤtzen durchs Loos zu fragen, S. 10 . aͤhnliche bey andern Voͤlkern, S. 11 . n) einen Stilstand zu ma- chen, und zu brechen, S 19 . f) die Ver- storbenen zu verbrennen, S. 71. g) 80. 134. f) 182 . h). Gowemuͤnde, S. 108 . §. 5. Gothrichs und Rolvons Geschichte, S. 127 . Gott, vermeinter der Sachsen, wird von den Liven uͤbers Meer geschickt, S. 20 . §. 8. der Liven, so ihnen zukuͤnftige Dinge prophezeiet, S. 54 . Gottfried, Priester, S. 120 . im Kirchspiel Lethegore, S. 136 . geht mit zu Felde, ibid. S. 137 . wird Bischof zu Leal, S 203 . d). Gottschaik, ein daͤnischer Ritter sucht Riga seinem Koͤnige zu unterwerfen, S. 169 . Graue- Moͤnche, wer sie sind S 15 . a). Gregorii, Pabsts, Bibel, die er selbst geschrie- ben, wird dem Bischof von Liefland vereh- ret, S. 35 . §. 6. H. Halicz, alter Mann von Galatien, S. 133 . c). Hamale, Provinz, S. 134 . Herbert, von Jborg, zieht mit nach Liefland, S 26 . b). Harrien, wird von den Deutschen uͤberzogen, S. 152 . von den Daͤnen aufgewiegelt, S. 160 . Hartwich, Erzbischof zu Bremen ordinirt Meinharden zum Bischof, S. 8 auch den zweiten, Bertolden, S. 15 . a). Hebbe, ein Daͤne, wird von den Saccalanern jaͤmmerlich getoͤdtet, S. 182 . Hedwig, Landgraf Hermans Tochter, 130 . Heinrich, des Bischof Alberts Scholar, 63 . §. 7. wird an die Esthen geschickt, sie zur Wiedererstattung zu bereden 68 . Dolmet- scher und Priester des Bischofs, 100 . ‒ ‒ von Litleburg, wird Bischof von Semgal- len, 220 . Henriqvez, Chrysostom. Urtheil von seinem Werke, 19 20 . Herman, Bischof Alberts Bruder, 23 . wird in Magdeburg zum Bischof uͤber Esthland eingeweihet, 157 . komt in Liefland an, 191 . bekomt Ungannien zu seinem Antheil, 192 . 193 . erbauet und besetzt Odempe, 200 . ‒ ‒ der Liven Advocat, 70 . ‒ ‒ Landgraf von Thuͤringen, einige Erleute- rung seiner Geschichte, 130. 131 . L l l Herme- Register der vornehmsten Namen und Sachen. Hermelins, Schrift vom Ursprung der Liven, S. 6 . e). Herzoge, buͤrgerlicher Name, 195 . e). Holm, wird von den Semgallen verbrant, 32 . §. 7. von den Rigischen belagert, 49 . auch von den Russen und Liven, 51 . doch vergeblich, 51 . die von Holm kommen den Rigischen zu Huͤlfe, 80 . Schloß wird ab- getragen, 99 . §. 3. Honorius, der dritte Pabst dieses Namens, 163 . schickt einen Gesandten nach Liefland, S. 202 . J. Jborg, Nachricht von diesem Schloß, 26 . b). Jngarien, oder Jngermanland, 177 . Jnnocentius, der dritte, ertheilt dem Bischof Albert eine Bestaͤtigung wegen der Pilger und des Ablasses, 28 . gibt denen Bruͤdern der Ritterschaft Christi das Zeichen eines Schwerdtes und Kreuzes, 31 . §. 6. empfaͤngt den Liven Caupo sehr gnaͤdig, und schenkt dem Bischof eine rare Bibel, 35 . einige Briefe von ihm, so Liefland angehen, 111 . haͤlt ein Concilium zu Rom, 120 . seine Verordnungen werden den Liven von dem paͤbstlichen Gesandten eingeschaͤrfet, 208 . Johann von Apeldern, haͤlt sich tapfer bey der Belagerung des Schlosses Tarbat, 196 . ‒ ‒ Koͤnig von Schweden, komt mit einer Ar- mee nach Rotalien, 160 . mehr Nachricht von ihm, 161 . d). ‒ ‒ aus dem Kloster Stethen, wird Probst in Riga, 73 . ‒ ‒ in einer Unterschrift, 217 . ‒ ‒ Ordensmeister, faͤngt mit den Daͤnen in Wirland Krieg an, 210. 211 . Jordan, Ritter in Kukenois, 107 . Pfarherr zum heilgen Peter und Canonicus, 217 . Jsenburg, von Erbauung dieses Schlosses, S. 42 . k). Cono Graf von Jsenburg, komt nach Liefland, 42 . k). K. Kadlubko, erster Geschichtschreiber von Po- len, 133 . c). Kettis, Esthnisches Dorf, 165 . Keytis, 189 . Kiaͤnegund, was er vor ein Land sey, 127 . Kirchholmer, versprechen sich taufen zu las- sen, und erhalten deswegen ein Schloß, 8 . §. 7. Kukenois, Schloß so sonst Kokenhusen heist, 43 . §. 10. l) wird von den Russen in Brand gestecket, 65 . vom Bischof wieder aufgebauet, 72 . von den Litthauern wieder belagert, 79 . §. 5. Ritter in Kukenois, 107 . Kyowa, oder Kiow, rußische Residenz, 179 . b) L. Ladysse, Esthnisches Dorf, 142 . Lappegunde, esthnische Provinz, 165 . Lauenburg, komt an den Graf Albert, 130 . Leale, Dorf des Lembit, 93. 158 . der Koͤnig von Schweden legt sich drein, 160 . Lembit, Live, wird getauft, und sein Dorf er- obert, 109 . schlaͤgt sich zu den Esthen wi- der die Rigischen, 133 . komt um, 134 . Lenewarden, Schloß in Liefland, wird ver- lehnt, 29 . Stadt, 43 . Lethegorwe, Liefl. Provinz, 86. 204 . Lethgallen von Tholowa, nehmen das Evan- gelium an, 63 . Letten, suchen gleiches Recht als andere ge- tauften, 68 . §. 6. werden von den Ungan- niern uͤberfallen, 69 . raͤchen sich dafuͤr wie- der, 70 . fallen in Litthauen ein, 72 . thun in Ungannien grossen Schaden, 114 . uͤber- fallen die Russen, 148 . fallen in Gerwen ein, ibid. §. 6. werden von den Russen und Unganniern hart mitgenommen, 185 . Lettowinen, 173 . Liofland, wird dem Bischof vom Reich uͤber- lassen, 5 . und 60 . faͤngt an stille zu werden, 63 . geniest abermalige Ruhe, 59 . wird zwi- schen dem Bischof und Bruͤdern von der Ritterschaft getheilt, 60 . endlich ganz an den Bischof Albert uͤberlassen, 180 . wird ruhig, 201 . hat 5 . Bisthuͤmer, 202. 203 . d) Lieflaͤndischer Chronik Rechnungsart, 24 . c) Litthauer, wenn dieser Name bekant worden, 30 . d) geben durch ihre Einfaͤlle Gelegen- heit, daß Bischof Meinhard Schloͤsser er- bauet, 7 . §. 5. 6. suchen Friede von Bi- schof Alberten, 30 . §. 4. vereinigen sich mit den Liven wider die Rigischen, 37 . §. 1. un- ternehmen einen andern grossen Feldzug, 39 . Verlauf desselben, seqq. werden mit Huͤlfe der Semgallen geschlagen, 40 . §. 3. ihre Weiber erhenken sich fuͤr Betruͤbnis, 41 . §. 5. bringen eine grosse Armee zusammen sich zu raͤchen, 60 . fallen in Cubbesele ein, 60. 61 . werden aber geschlagen, 62 . wer- den vom Westhard und den Rigischen uͤber- zogen, 66 . §. 2. fallen in Semgallien ein, 68 . verbinden sich mit vielen andern Voͤl- kern wider die Deutschen, 79 . §. 5. fallen in Esthland ein, 104 . brechen den mit den Deutschen gemachten Frieden, 105 . wer- den von den Rittern und Letten sehr mitge- nommen, 106 . verlieren ihren Herzog, ibid. §. 6. helfen dem Koͤnig Wissewald, 111 . §. 9. von ihrem Lehrbegrif in Ansehung der Seelen nach dem Tode, 41 . f). Ur- theil von der Geschichte der Litthauer durch M. Stryckowsky Osostewitz. 7 . Liven, an der Duͤne, was sie vor Grenzen ha- ben, 6 . e). haben wol nie einen eigenen Oberherrn aus ihnen gehabt, ibid. hoͤren zum ersten die Predigt Meinhards, 6 . §. 3. werden theils getauft, §. 5. bekommen von Meinharden ein steinernes Schloß, §. 6. versprechen zum 2ten mal den christlichen Glauben anzunehmen, 12 . §. 11. machen mit Ber- Register der vornehmsten Namen und Sachen. Bertolden einen betruͤglichen Stilstand, 18 . 19 . toͤdten ihn in einem Treffen, und flie- hen, 20 . §. 6. 7. schicken nach Deutschland um einen andern Bischof, §. 8. meinen die Goͤtter wuͤchsen aus den Baͤumen, 21 . l) thun grossen Schaden am Getreide der Chri- sten, 21 . §. 9. beschliessen alle Pfaffen um- zubringen, §. 10. machen einen Stilstand mit Bischof Albert, 26 . §. 2. machen von neuem Friede und werden viel getauft, 27 . geben Geissel, §. 4. vereinigen sich mit den Litthauern wider die Rigischen, 37 . suchen den Conrad von Meindorf hinzurichten, 43 . stellen den Einwonern von Ykeskole nach, 44 . §. 12. versprechen wieder sich taufen zu lassen, §. 13. von Thoreida, werden bekrieget, 50 . machen einen neuen Frieden, 51 . wiegelen bald darauf den Koͤnig von Plosceke auf, §. 12. verbinden sich mit an- dern Voͤlkern wider die Deutschen, 79 . §. 5. von Satteseln, suchen einen algemeinen Aufstand zu erregen, 99 . §. 3. wollen sich nicht besaͤnftigen lassen, 100 . werden im Schlosse Dabrels belagert, 101 . ergeben sich, 102. 103 . Liven, die mit Namen genennet werden Ako, 49 . Alo, 7 . Anno, 13. 61 . Asse, 101 . Azo, 27 . §. 3. 4. Caupo, 27 . Gerweder, 8 . §. 7. Kulewene, 7 . §. 4. Rameko, 105 . §. 2. Rußin, 101 . Thalibald, 93 . Ul- denago, 8 . §. 7. Viezo, 7. 8 . §. 7. Vi- liendi, 8 . Wade, 8 . Waldeko, ibid. Wane, 82 . Waribul, 105 . Ymant, 19 . §. 6. von Lode, adeliche Familie, 179 . *). Lokum, Nachricht von diesem Kloster, 15 . a) Lohne, Dorf, 122 . Schloß, wird von den Rigischen belagert, 189 . Lonecotte, Dorf in Esthland, 158 . Loos, Beyspiele des Gebrauchs unter den Hei- den, 10 . §. 10. S. 12 . p). Ludolf, wird vom Koͤnig von Plescekow nach Riga geschickt, 82 . Luͤbek, wird der Haupthafen an der Ostsee, 5 . d). Lubeckische Kaufleute, ob sie zuerst Liefland befahren haben, ibid. von Luͤneburch, Nachricht von dieser Fami- lie, 200 . i). Lundischer Bischoͤfe Chronik, 119 . Lyndenisse, Revelsches Schloß, 143 . §. 2. wird belagert, 189 . M. Maja, was es heisset, 152. 93 . Majampathe, Provinz, 207 . Schloß wird vom Meister Johannes belagert, 211 . Malewa, in Lieflaͤnd. Sprache ein Heer, 40 . **) 121. 122. 150 . Maria, besondre Lobeserhebung derselben, 170. 171, 172 . Marqvard, Ritter, 80 . Meer, Getraͤnk das die Liven gerne trinken, 20 . §. 8. S. 39 . §. 1. Meindorp, Nachricht von diesem adlichen Geschlecht, 29 . §. 2. b). Conrad von, nent sich nachher von Ykeskole, 39 . §. 2. welches er vom Bischof Albert zum Lehn be- kommen, 42 . §. 7. hilft die Litthauer schla- gen, 40 . §. 3. steht in Gefahr ums Leben zu kommen, 42. 43 . hilft den Rigischen wider die Curen und andre Heiden, 80 . Meinhard, des Ordens des heil. August. rei- set nach Liefland, 3 . §. 2. aus welchem Klo- ster Siegeberg er gewesen, 4 . warum er ein luͤbekischer Priester genennet wird, 4 . besondre Untersuchung, wenn er nach Lief- land gekommen, 4 . n. c). ist vielleicht von Luͤbek abgefahren, 6 . bekomt vom Koͤnig Waldemar Geschenke, predigt und bauet die erste Kirche, 6 . §. 3. tauft zum ersten mal, §. 4. verspricht den Liven Schloͤsser zu bauen, §. 5. 6. bauet eins in Kirchholm, 8 , §. 7. wird zum Bischof ordiniret, 8 . §. 8. wenn dieses geschehen, k). seine Grabschrift, 9 . hat grosse Betruͤbniß uͤber die Untreue der Getauften, 10 . §. 9. nimt sich vor, nach Deutschland zu ziehen, 12 . §. 11. kan nicht aus dem Lande kommen, 13 . stirbt, 15 . §. 14. Meinhard, Ritter von Kukenois, 107 . fuͤhrt eine starke Armee wider den Koͤnig Wisse- wald, 111 . Memekuͤlle, 43 . Mesoyten, semgallisches Schloß, 147 . §. 3. wird von den Deutschen belagert, 150 . Messenii Jrthum bey dem schwedischen Herzog Karl, 162 . i). Metimne, Burg, 106 . §. 6. Metsepole, Liefl. Provinz, 54. 59. 60. 113 . Misceslawe, Groskoͤnig von Neugarden, zieht wider die Deutschen, 95 . verspricht den Esthen Huͤlfe, 133 . Mocha, Provinz, 95. 165 . Moͤnche, sind oft mit zu Felde gezogen, 136 . Mone, Oeselsches Schloß, auf der Jnsel gleiches Namens, wird von den Deutschen belagert, 211. 212 . erobert, 213 . Moritz, Priester, wird nach Rom gesendet, 202 . steht als Zeuge unterschrieben, 217 . Muͤnchhausen, von, scheinen denen von Apel- dern in den Guͤtern gefolgt zu haben, 24 . Murumgunde, Esthnische Provinz, wird ge- pluͤndert, 93 . Mushards Jrthum wegen der von Betes- hovede 198 . Mussa, Fluß, 147. 150 . Mysceslaus, zwey Koͤnige dieses Namens zu einer Zeit, 177 . Mysteria, heissen zuweilen geistliche Comoͤ- dien, 44 . n). L l l 2 Na- Register der vornehmsten Namen und Sachen. N. Nagaten, eine gewisse Muͤnzforte, 78 . c). 95 . §. 8. Neugarden, Groskoͤnig von Neugarden, faͤlt in Ungannien ein, 77 . heist Misceslawe, 95 . faͤlt in Lettland ein, 173 . wird von den Rigischen mit Krieg uͤberzogen, 176 . Nicolaus, Priester, wird getoͤdtet, 26 . ‒ ‒ Bischof von Schleswig,, komt nach Riga, 52 . mehr Nachricht von ihm, 54 . p). komt nochmals nach Liefland, 143 . ‒ ‒ von Magdeburg, wird Bischof uͤber Liefland, 216 . ein Diploma von ihm, 217 . wie lange er gelebt, 219 . Normegunde, Esthnische Provinz, 95. 152 . Nunnus, Landesaͤltester der Liven, 83 . stirbt an der Pest, 93 . O. Octave, was es gewesen, 33 . **) Odempe, Schloß, 69 . wird von dem Rußi- schen Koͤnig bekrieget, 77 . von den Rigi- schen bevestiget, 123 . §. 5. von den abtruͤn- nigen Esthen und Russen belagert, 124 . an sie abgetreten, 125 . vom Bischof Hermann wieder erbauet, 200 . Oernhiaͤlm, Urtheil von diesem Schwedischen Geschichtschreiber, 127. 128 . Oesel, Jnsel, die gemeiniglich zu Esthland gerechnet wird, 53 . n). wird in drey gleiche Theile getheilet, 218. 219 . Oeseler, pluͤndern Cubbesele, 86 . vereinigen sich mit andern Heiden wider Liefland, 88 . bringen einen Priester jaͤmmerlich um, 110 . kommen mit einer grossen Seemacht, 112 . bringen die Bischoͤfe Philippen und Dietri- chen in grosse Gefahr, 115. 116 . werden von den Rigischen wieder sehr mitgenommen, 121 . fallen in Metsepole ein, belagern Revel, 168 . belagern und zerstoͤren ein von den Daͤnen erbautes Schloß, 180 . wiegeln auch andre auf, 181 . Oesering, Muͤnze, 102. 113 . Opfer, Beyspiele von Menschenopfern, 10. 11 . m). Orden der Ritterschaft Christi, wird gestif- tet, 31 . Otto, Cardinal de carcere tulliano, sol die streitige Wahl eines Lieflaͤndischen Bischofs entscheiden, 216 . Owele, Schloß in Saccala, wird vom Cau- po erbauet, 87 . P. Pabst, ein ungenanter, schreibt zuerst einen Kreuzzug nach Liefland aus, 14 . Padelborn, Bischof von, ziehet mit nach Lief- land, 78. 86 . Pala, Fluß, 93 ꝛc. Paldones, Baltische grobe Roͤcke, 13 . s). Peringskioͤls monum. Vpland. 215 . e). Pest, entsteht in Liefland, 93 . Pferd, wird gebraucht, den Willen der Goͤt- ter zu erfragen, 10. 11 . n). Philip, Bischof von Ratzeburg, komt nach Liefland, 86. 82 . g). wird von den Liven beynahe gefangen, 100 . versieht Bischof Alberts Stelle, 105 . §. 1. erbauet das Schloß Fredeland, 107 . §. 3. veranstaltet ei- nen Zug wider die Esthen, 108 . §. 5. zieht nach Rom aufs Concilium, 115 . stirbt un- terwegens nach ausgestandener vieler Noth, 116. 117 . §. 6. Philip, ein Lette, und Dolmetscher des Prie- sters Salomo, komt um, 96 . §. 9. ‒ ‒ Roͤmischer Koͤnig, hielt ein praͤchtiges Hoflager zu Magdeburg, 25 . d). Pilger, bekommen Ablaß ihrer Suͤnden, 14 . §. 12. S. 25 . §. 5. blieben nur ein Jahr in solchen Diensten. 64 . Planci, Planken, 150. 152 . q). Plescekow, Koͤnig von, faͤlt in Ungannien ein, 77 . §. 2. muß von Polocz unterschie- den werden, 97 . u). belagert Lyndanisse, 189 . Plosceke, Koͤnig von, bestuͤrmet das Schloß Ykeskola, 35 . muß vor Holm abziehen, ib. laͤst sich von den Liven aufwiegeln, 51 . die Rigischen suchen mit ihm einen Frieden zu treffen, 81. 82 . so auch zu Stande komt, ibid. schickt den Rigischen Huͤlfe, 83 . §. 9. wil mit dem Bischof tractiren, wegen seiner ehemaligen heidnischen Unterthanen, 98 . §. 2. Pnydise, Esthnische Provinz, 188 . Pœna, pœnosa hebdomas, 9 . Polocz, Ursprung des Namens dieses Lan- des, 28 . Polotta, Stadt und Fluß an der Duͤne, 28 . Puduren, Provinz, wird von den Ungan- niern gepluͤndert 149 . §. 7. Punekalla, Provinz, 207 . Purke, Schloß in Saccala, 87 . Pydymen, Wirlaͤndische Provinz, 159 . R. Rameko, ein Live, sucht seinen gefangenen Vater den Litthauern wieder zu entreissen, 105 . faͤlt in Ungannien ein, 184 . §. 12. thut den Russen und Esthen abermals gros- sen Schaden, 185 . Rastigerwe, See, 124 . §. 7. Ratzeburg, s. Philip von. Rechte, Untersuchung des Gebrauchs des kaiserlichroͤmischen und deutschen Rechts, 56 . u). Regenen, Esthnisches Dorf, 165 . Remine, Dabrels Schloß, 55 . Responsorium, was es ist, 117 . **). Revel, Untersuchung vom Ursprung dieses Worts, 18 . *). wird niedergerissen und neu erbauet, 143. 145 . e). gehoͤrte den Daͤ- nen, Register der vornehmsten Namen und Sachen. nen, 153 . 163 . l). wird von den Oeselern vergeblich belagert, 168 . Bisthum von Revel stund unter dem Erzbischof von Lun- den, 203. d). Revelschen, vereinigen sich mit andern Hei- den wider Liefland, 88 . §. 3. werden von den Deutschen und Liven bekrieget, 138 . §. 2. Riga, Ursprung des Namens, 27 . d) 5 . f). diese Stadt wird erbauet, 29 . §. 1. daselbst wird eine Comoͤdie aufgefuͤhret, 44 . §. 14. komt in grosse Betruͤbniß wegen eines nicht wohl abgelaufenen Treffens, 67 . §. 3. komt in grosse Noth wegen Verbindung der Heiden, 79 . daselbst entsteht eine Feuers- brunst, 109 . wird von den Oeselern mit ei- ner Belagerung bedrohet, 112 . §. 1. 2 . ei- nige Briefe vom Pabst Jnnocentius, die Riga angehen, 111 . das Recht, einen Ri- gischen Bischof zu setzen, ist streitig, 215 . g). Riga, ein Berg, 18 . 27 . ein Ort an der Duͤ- na, 18 . e). Riole, Burg in Esthland, 159 . Ritterschaft Christi, Nachricht von dem Ursprung dieses Ordens, 31 . §. 6. c). be- komt vom Bischof den dritten Theil Lief- lands mit allen Rechten, 59 . 60 . begibt sich unter den Schutz der Deutschen Or- densbruͤder, 220 . Roboam, ein tapferer Lette, 99 . Rodenpois, Ort, 40 . §. 3. Ronneburg, in dem Bildersaale dieses Schlosses stehen die Bildnisse der Rigischen Bischoͤfe, 9 . Ropa, Fluß, 55 . §. 15. S. 83 . §. 9. ein Kirchspiel, 86 . §. 2. gehoͤret heut zu Tage den Herrn von Alvendiel, 140 , f). Rosula, Lettische Provinz, 185 . Rotalewien, oder Rotalien, begreift mehr Provinzen, 109 . b). Rotalier, bekriegen die bekerten Liven, 86 . vereinigen sich mit andern Heiden wider Liefland, 88 . §. 3. fallen in Liefland ein, 113 . werden von den Deutschen wieder uͤberzo- gen, 120 . §. 8. werden getauft, 121 . Rotmar, Bischof Alberts Bruder, komt mit ihm nach Liefland, 41 . §. 6. wird Probst, 200 . §. 8. Rudolph, von Jericho, wird an den Koͤnig von Plosceke mit Tractaten geschickt, 81 . ‒ ‒ Ordensmeister der Bruͤder, wird von den Liven verklagt, 100 . bekomt Saccala und Ungannien vom Koͤnige von Daͤnne- mark, 160 . Rumbul, kleiner Fluß, 27 . Russen, von Polocz, belagern das Schloß Holm, 51 . §. 12. stecken Kukenois in Brand, 65 . von Plescekow, werden boͤse auf die Ungannier, 123 . §. 3. belagern Odempe, 124 . §. 7. von Gercike, muͤssen dem Bi- schof huldigen, 74 . §. 4. versprechen den Esthen zu helfen wider die Rigischen, 133 . fuͤhren ihnen abermalige Huͤlfe zu, 138 . 139 . pluͤndern Lettland und Ydumaͤa, 140 . belagern das Schloß Wenden, ibid. fal- len nochmals in Lettland ein, 173 . machen wieder Friede mit den Rigischen, 201 . Rußin, oder Ruscin, 68 . aus Soteske, 86 . §. 6. sucht sich an den Esthen zu raͤ- chen, 70 . nimt mit Bertolden einen zwei- ten Zug vor, 76 . einen dritten mit den Rigischen, 83 . haͤlt sich tapfer in der Be- lagerung Viliende, 84 . komt um in der Belagerung des Schlosses des Dabrels, 101 . Rutheni, was vor Einwohner darunter ver- standen werden, 35 . §. 7. S. Saccala, Esthnische Provinz, komt an die Bruͤder der Ritterschaft Christi, 60 . ver- einigt sich mit den Unganniern wider die Letten, 96 . wird von den Letten wieder uͤberfallen, 70 . darin waren Owele und Purke, zwey Schloͤsser, 87 . die Einwoh- ner bis an die Pala, fallen dem Bischof in einem Frieden zu, 97 . §. 1. Saccalaner, unternehmen einen Zug wider Liefland, 92 . §. 7. bitten um Friede, 115 . §. 4. werden getauft, ibid. brechen das Buͤndniß, und fallen den Letten ins Land, 125 . machen abermals Frieden, 135 . re- belliren nochmals wider die Deutschen, 182 . 183 . 185 . Sadegerwe, adeliches Gut, 158 . *) Saletsa, Provinz, 108 . §. 5. Salomon, Priester des Bischofs von Esth- land, 96 . 167 . ‒ ‒ Bruder des Bischof Alberts, 166 . 167 . Sattesele, Lieflaͤndische Provinz, 99 . 100 . Schminks Abhandlung von den Aschenkruͤ- gen, 183 . Scburzfleischii historia Ensiferorum ist sehr mangelhaft, 153 . s). Schweden, werden in Leal von den Oeselern belagert, 160 . §. 3. Schwelgate, ein reicher Litthauer, hetzt seine Landsleute auf wider die Rigischen, 39 . komt um, 40 . §. 4. Schwerdrbruͤder, 152 . 155 . s). Nachricht von ihrem Ursprung, 31 . c) Selen, werden von den Rittern hart mitge- nommen, 106 . Seleburg, oder Burg der Selen, nimt den angebotenen Vergleich an, 62 . 63 . §. 6. wie viel es Bischoͤfe gehabt, 207 . i). wird zu dem Rigischen Bisthum geschlagen, ibid. *) Semgallen, wollen das Schloß Ykeskola mit Stricken umreissen, 7 . §. 6. verbrennen die M m m Kirche Register der vornehmsten Namen und Sachen. Kirche in Holm, 32 . §. 7. kommen den Ri- gischen zu Huͤlfe, 39 . schlagen die Litthauer, 40 . §. 4. verbinden sich abermals mit den Rigischen wider die von Thoreida, 50 . §. 10. auch wider die Litthauer, 66 . von Mesoy- ten, lassen sich taufen, 147 . §. 3. Semgallien, Hafen darin, wird vom Pabst hochverboten zu befahren, 28 . §. 6. b). auch von den Kauf leuten, ibid. §. 6. Sequentia, was es ist, 61 . *) Siegeberg, Nachricht von zweyen Kloͤstern dieses Namens in Deutschland, 3 . b). von ihren Stiftungsbriefen, 4 . Siegenwalde, 81 . §. 8. Siegfried, ein frommer Moͤnch, bey dessem Tode sich besondere Umstaͤnde zugetragen, 36 . §. 9. ‒ ‒ Graf von Orlamuͤnde, 126 . b). ‒ ‒ ein Abgeordneter aus Riga an die Esthen, 97 . Solgesim, Esthnisches Dorf, 165 . Somelinde, Burg, 94 . Sonnenfinsternis, bringt einen Christen in Lebensgefahr, 10 . eine andre, 58 . §. 16. Sontagana, Esthnische Provinz, 83 . 108 . §. 5. Sotecle, Soteske, Schloß, 68 . §. 6. Sprache, einige Woͤrter aus der Lieflaͤndi- schen Sprache, Ba, 61 . Draug, 101 . Rylegunde, 193 . c). *) Laula Pappi, 110 . Maga Magamas, 88 . §. 3. Maja, 93 . Nagaten, 78 . c) Odempe, 69 . Patschka, 75 . Waypen, 190 . Stecse, Herzog der Litthauer, komt um, 106 . Stethen, Kloster, 73 . §. 3. Strandwyck, 86 . faͤlt an Riga, 192 . un- terwirft sich freywillig, 197 . 198 . Stumpenhusen, Graf von, komt nach Lief- land, 42 . mehr Nachricht von ihm, i). Sund, was es ist, 77 . a) Susdal, Koͤnig von, 188 . §. 3. Rußische Provinz, 189 . b) Sydegunde, 54 . §. 14. Sygenwalde, 88 . §. 3. Ordensbruͤder von, bekommen Krieg mit den Liven von Satte- seln, 100 . uͤberziehen die Ungannier und Esthen, 185 . T. Tabelin, 149 . wird von den Daͤnen gehenkt, 159 . Tabellus, Wirlaͤndische Provinz, 207 . Taliald, von Bewerin, 68 . §. 6. Thalibald, wird von den Esthen gepluͤndert, 93 . von den Litthauern gefangen, 105 . begibt sich unter den Schutz des Bischofs, 107 . seine Soͤhne machen grosse Beute in Rotalien, 109 . wird von den Esthen sehr gemartert, sein Geld herzuweisen, 113 . sei- ne Soͤhne suchen seinen Tod zu raͤchen, 113 . 114 . Tarbat, Schloß in Ungannien, 94 . auch eine Provinz, ibid. rebelliret wider die Deutschen, 182 . wird vom Koͤnig Viesceka in Besitz genommen, 193 . wird von den Deutschen belagert, 194 . 195 . und endlich erobert, 196 . Tharapita, Gott der Oeseler, 165 . 212 . 214 . 215 . einige Erlaͤuterung dieses Namens, 166 . t) *) Tartarn, wenn dieser Name zuerst gehoͤrt worden, 178 . Tarwaupe, in Wirland, 207 . Taufe der Lieflaͤnder ist durchs Eintauchen verrichtet worden, 214 . 215 . e) Therneten, Semgallische Provinz, 197 . Thuͤringen, Erlaͤuterung eines Theils der Historie Landgraf Hermans, 130 . 131 . Tolowa, Lettische Provinz, 204 . Treyden, oder Thoreida, Liven von, wol- len den Mitgehuͤlfen des ersten Bischofs ihren Goͤtzen aufopfern, 10 . Schloß, wird verbrant, daß es den Liven nicht zum Hin- terhalt dienen koͤnne, 100 . Tricatien, Provinz, 69 . Tuwine, Dorf in Wirland, 149 . §. 7. U. Uldewene, aͤltester der Prov. Lenewarden, wird von den Litthauern gefangen, 106 . Vncus, Hake, Hufe Landes, 92 . §. 5. l). Unepewe, Lembits Bruder, 134 . Ungannien wird von den Rigischen bekrie- get, 69 . Ungannier, werden von den Letten und Wen- den uͤberzogen, 76 . von den rußischen Koͤnigen, 77 . unternehmen nochmals einen Zug wider die Liven, 92 . auch wider die Letten, 112 . werden aber uͤbel abgewiesen, 114 . bitten um Friede, 115 . fallen in Liefland ein, 123 . werden gepluͤndert, ver- sprechen nochmals ihre Treue, 184 . Ungarischer Koͤnig Andreas, gibt Gelegen- heit zu dem Krieg zwischen dem Koͤnig Mis- ceslaus, 133 . Urele, esthnischer Ort, 185 . V. Valven, wer unter diesem Volke zu verste- hen, 177 . 178 . a). Vastovii vitis aquilonia, die Coͤlnische Edit. ist die beste, 162 . i). Veko, ein tapferer Lette, 140 . Ventilogium, 117 . c). Verona, daselbst stirbt Philip Bischof von Ratzeburg, 117 . Vesceke, Konig von Kokenhusen, 43 . schliest mit den Deutschen Frieden, und bittet von ihnen Friede gegen Abtretung eines Theils Landes, 59 . wird von den Knechten Da- niels gefangen genommen, 63 . mit allen Ehren Register der vornehmsten Namen und Sachen. Ehren wieder losgelassen, 64 . uͤberfaͤlt die Rigischen und wiegelt den Groskoͤnig Wol- demar auf, 64 . §. 9. Vesike, Landesaͤltester der Liven, 103 . setzt den Oeselern nach, 136 . §. 7. Vicelinus, erster Probst zu Luͤbek, 3. b) 4 . Vesceke, Koͤnig, besetzt Tarbat, 189 . thut den Christen grossen Schaden, ibid. 191 . wil nicht aus Tarbat weichen, 193 . Viliende, Schloß in Saccala, 83 . wird be- lagert, 84 . aufgefordert den Glauben an- zunehmen, ibid. ergibt sich endlich, 85 . heist jetzo Felein, 133 . 134 . c). darin ent- stehet ein Aufruhr, 181 . wird von den Deut- schen abermals belagert, 186 . und mehr bevestiget, 201 . heist auch Velnio, 206 . Vinno, Ordensmeister der Ritterschaft Chri- sti in Wenden, 70 . 71 . f). wird durch den Wigbert ermordet, 73 . Vitisele, Liefl. Provinz, 204 . Volqvin, Ordensmeister in Wenden, 73 . c). komt mit Bischof Albert nach Rom, 86 . schlaͤgt die Litthauer, 106 . §. 5. hilft Odem- pe entsetzen, 124 . wohnt dem Zuge wider die Harrier bey, 152 . auch wider die Esthen und Saccalaner, 185 . sucht seine Bruͤder mit den deutschen Ordensbruͤdern zu verei- nigen, 220 . komt um, ibid. W. Wagien, Provinz in Esthland, 94 . Waiga, Fluß, 114 . Waypa, Provinz, 158 . 165 . wird getheilt, 201 . Walde, Schloß und Stadt in der Jnsel Oe- sel, wird von den Christen erobert, 213 . Einwohner werden getauft, 214 . Waldemars, des ersten daͤnischen Koͤnigs Prinzeßinnen, 128 . ‒ ‒ der andere, komt mit einer Armee nach Liefland, 143 . mehr Nachricht von ihm, 144 . c). beruͤhmte Schlacht der er beyge- wohnet oder daher er den Danebroghs Orden gestiftet haben sol, 145 . 146 . praͤtendiret Esthland, 154 . 159 . sein Ungluͤck in Deutsch- land komt den Bischoͤffen in Liefland zu gu- te, 191 . 192 . Waldemar aus den Holmgardischen Koͤni- gen, 132 . Walfarten, sind unter Hofnung Vergebung der Suͤnden zu erlangen unternommen wor- den, 25 . d) 5 . *). Warbole, Schloß, wird belagert, 95 . §. 8. bittet von den Deutschen Frieden, 153 . wie es heut zu Tage heisset, 154 . gehoͤrte den Daͤnen, 180 . ergibt sich an die Rigischen, 199 . Waremar, rußischer Fuͤrst, 185 . Waribule, wird von den Litthauern gefangen, 105 . Waridote von Antine, 68 . hilft die Esthen uͤberfallen, S. 70 . Wasela, esthnisches Dorf, 165 . Watmal, Erklaͤrung dieses Wortes, 13 . s). Weiber der Litthauer erhenken sich, auf er- haltene Nachricht von ihrem Tode, 41 . §. 5. aͤhnliche Beyspiele, e). Welfen, Nachricht von dieser Familie, 200 . i). Welpole, Esthnisches Dorf, 165 . Wendecuͤlla, 83 . §. 3. Wenden, was dis vor ein Volk gewesen, 55 . f). ein Schloß, 71 . d). wird von den Esthen belagert, 81 . auch vom Gerceslaus, 140 . von den Russen, ibid. §. 5. Bruͤder der Ritterschaft von Wenden, 68 . 70 . bekom- men Streit mit den Letten von Antine, 99 . daselbst waren dreyerley Nationen, 205 . f). Wenceslaus, ein Slavischer Fuͤrst, zieht mit dem Koͤnig von Daͤnnemark nach Liefland, 193 . wer wol darunter zu verstehen sey, 144 . d). Wesselin, wird Bischof uͤber Esthland, 144 . Westhard, ein Landesaͤltester von Semgalli- en, 39 . fuͤhrt den Rigischen Huͤlfe zu, ibid. 40 . zieht abermal wider die abtruͤnnigen Liven, 50 . bittet von den Rigischen Bey- stand wider die Litthauer, 66 . uͤberzieht die getauften Semgallier, 147 . wird vom roͤmischen Gesandten ermahnet, 205 . §. 4. Wigbert, einer von den Bruͤdern der Rit- terschaft, faͤngt viel Unordnung an, 72 . ermordet den Vinno und Johannes, 73 . Wilhelm von Modena, Gesandter des roͤmi- schen Stuhls in Liefland, 202 . c) gibt sich viel Muͤhe mit den Neubekehrten, 203 . sqq. bringt Wirland an den Pabst, 206 . reiset wieder nach Hause, 208 . ermahnet die Gothlaͤnder und Deutschen zu einem Zuge wider die Oeseler, 210 . komt wieder als paͤbstlicher Legate, 219 . 220 . Wirland, eine schoͤne Provinz, wird von den Deutschen genoͤthigt Friede zu suchen, 149 . laͤst sich taufen, 150 . ergibt sich an Ri- ga, 199 . faͤlt durch den roͤmischen Gesand- ten an den Pabst, 206 . Wirlaͤnder wollen sich in Tractaten einlassen, 14 . Wissewald, Koͤnig von Gercike, muß dem Bischof Albert huldigen, 74 . wird ver- klagt, daß er sich so lange vor dem Bischof nicht gestelt habe, 107 . sein Schloß wird gepluͤndert, 108 . komt den roͤmischen Ge- sandten zu sehen, 205 . Woldemar, Koͤnig von Plosceke, vereinigt sich mit den Esthen wider Riga, 121 . stirbt, ibid. §. 10. ‒ ‒ verheert Ungannien, 123 . belagert Odem- pe, 124 . ‒ ‒ Groskoͤnig von Moscau, wird vom Koͤ- M m m 2 nig Register der vornehmsten Namen und Sachen. nig Vesceke wider die Rigischen aufgewiegelt, 64 . von den Russen verjaget, und wendet sich nach Riga, 97 . uͤbernimt die Advo- catur in Antine, 104 . steht ihr aber nicht gut vor, 106 . begibt sich wieder nach Liefland, 106 . §. 6. bekomt vom Alobrand eine Ver- mahnung wegen seines Geldschneidens, 107 . ‒ ‒ von Polocz, ist dem Bischof Meinhard befoͤrderlich, 6 . §. 3. Wormegunde, 165 . Wottele, Landesaͤltester von Saccala, komt um, 134 . Wyndus, ein Fluß in Curland, 55 . Y. Ydumaͤa, Provinz, 59 . an den Grenzen der Letten und Wenden, S. 93 . Ydumaͤer, hoͤren das Evangelium, 55 . er- legen ihre jaͤhrlichen Abgaben, 103 . Ygetenern, Esthn. Dorf, 165 . Ykeskole, Dorf, wo Bischof Meinhard die erste Kirche bauet, 6 . §. 3. f). Schloß eben dieses Namens, so er erbauet, 7 . §. 6. wird verlehnt, 29 . §. 3. Stadt, 43 . Ykewalde, Dorf, 174 . Ylo, einer der ersten Lieven, so Meinhard ge- tauft hat, 7 . Yme, Dorf, 140 . Yso, Bischof von Verden, komt nach Liefland, 86 . mehr Nachricht von ihm, 87. e) 97 . kehrt wieder nach Deutschland, 96 . Folgende Druckfehler hat man anmerken wollen. Jn den Verweisungen auf andere Stellen im Buch hat man allezeit unter num, die §§. zu ver- stehen. S. 9 . Dhabsburg, fuͤr Habspurg. S. 31 . seinen Bruder, fuͤr den Bruder. S. 61 . stand ihnen treulich bey, fuͤr ihm. S. 99 . Birnenbaͤume, fuͤr Bienenbaͤume.