Emanuel von Swedenborg auserlesene Schriften. Vierter Theil . Frankfurt am Mayn, zu finden bey dem Commercienrath Daniel Christian Hechtel , 1776 . Vorrede. H ier uͤbergebe ich dem Leser etwas selte- nes zur Pruͤfung dessen, was GOtt fuͤr die gegenwaͤrtige Zeit hat lassen kund werden. Es ist nuͤtzlich, auch ungewohnte Dinge mit gewohnten zu vergleichen. Aber dabey ist noͤ- thig, mit seinem Urtheil zuweilen still zu ste- hen, bis man die ganze Sache uͤbersiehet. Der Unglaube der Welt hat GOtt bewegt, einen beruͤhmten Philosophum zu einem Ver- kuͤndiger himmlischer Nachrichten zu machen. Dieser Philosoph hat seiner Jmagination durch die Mathematik Einhalt gethan. Man sage demnach nicht, daß es blose Ein- bildungen seyen. Standhafte Erfahrungen sind keine Einbildungen. Diese Erfahrungen sind aus einem Ein- fluß himmlischer Jntelligenzen durch des HErrn Befehl geflossen. Sagt man: Wir haben Mosen und die Propheten, so hat man die Wahl, es nicht zu lesen. A 2 Je- Vorrede . Jedoch solle ein lehrbegieriger Mensch nichts vorbey lassen, was ihme neue Aufschluͤsse der Wahrheit anbietet. Swedenborg, ein vornehmer Berg-Asses- sor in Schweden, hat ein grosses Buch in Folio, so sehr kostbar ist, geschrieben. Diese Philosophie nenne ich irrdisch, im Gegensatz gegen der folgenden, welche himmlischen Ur- sprungs ist, welche er in 13. noch theurern Buͤchern edirt. Findet man nicht nur unglaubliche, son- dern auch dem Schein nach widrige Saͤtze, so bedenke man, wie die 12. Epheser, Act. 19, 2. welche nie gehoͤrt, daß ein Heil. Geist sey, gleichwohl so bald gewuͤrdiget worden, den Heil. Geist zu empfahen, ungeachtet sie in ei- nem Hauptgrund unwissend, und der Schrift entgegen waren. Daher ich diese ganze Sache als eine Phi- losophie, nicht als eine Theologie anzusehen bitte. Eine Philosophie kan auf mancherley zweifelhafften und wahren Seiten angesehen werden. Paulus als er himmlische Offenbarungen vorgab, sagte: Nimmt mich an als einen Thoren. Er wollte aber doch gepruͤft und er- wogen haben, was er geschrieben. So neh- me der Leser auch diese Schrift an: Doch halte er sie gegen die Heil. Schrift. Preißt nicht Swedenborg die Heil. Schrift hoͤher Vorrede . hoͤher als jemand an? will er nicht nach der- selben seine Erfahrungen gerichtet wissen? Hangt nicht alles wohl zusammen? Beruft er sich nicht auf viele Zeugen? Man durchgehe seine Hauptsaͤtze, z. E. vom Sterben eines Menschen: Kommt es nicht mit Heil. Schrift uͤberein, daß die Engel da- bey ihren Dienst thun? Ferner von der Natur eines Geistes, daß er Geruch, Gesicht und Gehoͤr habe ohne seinen Leib, ist diß nicht Luc 16 gemaͤß? JEsus aber tribuirt dem reichen Mann auch den Geschmack Von den 3. Himmeln sagt er, wie Paulus 2 Cor. 12, 2. die Seelen kommen erst ins Pa- radies, als einen nidrigen Ort. Das sagt Chrysostomus auch mit H. Schrift, ungeach- tet unser seel. Bengel es anderst deutet in der Stelle 2 Cor. 12, 2. bey Paulo, nicht bey dem Schaͤcher. Die Engel sind Bilder des ganzen Himmels, in gesellschaftlicher Vereinigung mit den Kin- dern, nach Matth. 18, 10. Sie sehen uns, ob wir bekehrt seyen oder nicht, nach Luc. 15, 7. Der Himmel ist lauter Liebe des Ganzen. Die Hoͤlle wird von Swedenborg beschrie- ben nach dem Vergeltungsrecht, Luc. 16. da die Unselige die, welche sie in diesem Leben verach- tet, sehen, wie der reiche Mann den Lazarum. Die Strafen der Hoͤlle sind nach ihme zur Besserung, wann schon die Seele in der Hoͤlle eine Verderbniß leidet. Luc. 12, 2. 3. A 3 Nie- Vorrede . Niemand wird in der Hoͤlle gestraft um an- geerbter Suͤnden willen, das ist Heil. Schrift sehr gemaͤß. Strafen ist GOtt ein fremdes Werk, er plagt nicht von Herzen die Menschen. Daß alle Wochen eine Million Menschen- Seelen in die Ewigkeit uͤbergehen, kommt mit Herrn Suͤßmilch ziemlich uͤberein. Die, welche als Gezuͤchtigte sterben, 1 Cor. 11, 30. heissen Entschlafene, sie sind in der Abstreifung oder Vastation. Die Herrlichkeit GOttes wird durch die Be- schreibung des himmlischen Lichts schoͤn bestaͤ- tigt. Denen Unseligen, sagt Swedenborg, seye das Licht GOttes unertraͤglich. Das ist das: O ihr Berge fallet uͤber uns! und 2 Thess. 1, 9. NB. sie meynen, sie seyen wie auf der Welt mit Bergen umgeben, eben wie Swe- denborg sagt. Siehe, mein Leser! wie viel Uebereinkunft giebt es in kurzer Reyhe mit Heil. Schrift, und zwar in wichtigen Dingen. Es finden sich weit mehrere. Tümmius sagt, durch Beschreibung der kuͤnftigen Dinge sey die gemeine Moral vom Evangelio unterschieden. Folglich ist Swe- denborgs Lehre keine gemeine Moral, doch aber auch noch kein Evangelium. Jm Evangelio fehlt nichts. Jn Sweden- borg ist vieles unberuͤhrt. Z. E. von der Auf- erste- Vorrede . erstehung und von dem Feuer des grossen Tags, 1 Cor. 5. und Marc. 9. Zur Pruͤfung dieses Buchs gehoͤrt also, was der solide Schriftforscher Launay, ein Staatsmann in seiner Vorrede uͤber seine Remarques sur le Texte de la S. Bible sagt: nemlich in Heil. Schrift giebt es zweyerley Objecta: Taͤglich Brod und Perlenfischerey. Das letzte wuͤrde, wie mich duͤnkt, manchen zu naß machen, daher ist hierinn die Pruͤfung nicht so leicht. Zweifelt man in solcherley Factis, so hoͤre man, was hohe Standespersonen davon sa- gen, nicht nur was der beruͤhmte Ernesti spricht in seiner Theol. Bibliothec. Zuletzt erinnere ich noch diß, und darinn wird mir Herr D. Ernesti Beyfall geben: Al- le Weissagung ausser Heil. Schrift ist einiger Gefahr der Worte unterworfen, nemlich I. Wann man mit seiner Particulargabe sich wagt, das Ganze der Heil. Schrift zu be- schrenken, wie es J. Bœhm, Guion und Bou- rignon zuweilen gemacht. II. Jndem man unaussprechliche Dinge, Simultanea, oder Dinge, die zumal zu Gesicht kommen, nach und nach ausspricht, wie die Perceptiones centrales simultaneæ seyn, so kan man viele Fehler machen, daher sind ἄρρητα ρηματα nicht wohl auszureden. A 4 III. Vorrede . III. Jndem man nicht gleich weiß, in wel- chen verborgenen Stellen Heil. Schrift die Richtschnur liege. Diß ist schon zur Apostel Zeit dasjenige ge- wesen, welches die Prophetische Aussagen hat veraͤchtlich gemacht. 1 Thess. 5, 20. Paulus aber fagt: Pruͤfet, pruͤfet, behal- tet das Gute; Er sagt nicht: Verwerffet das andere, weil man es kann dem HErrn ste- hen lassen, weil man sein Urtheil auffchieben kann, ehe man verachtet Phil. 3, 15. Diß ist, was ich zur Vorrede noͤthig finde, zu schreiben: Jn dem Buch selbst wird man noch manches finden, wie man pruͤfen muß. Nicht nur die Worte GOttes, sondern auch die Werke GOttes muß man darzu nehmen, wann man pruͤfen will, wie ich in der Vorre- de des von mir edirten Buchs, Divisch Theo- rie der Electricité, beruͤhrt. Leser, merke wohl, was auf den Titul sie- het, zur Pruͤfung des Besten, nicht zur Secti- rerey. Herrenberg, in Wuͤrtemberg, geschrieben den 1. Sept. 1765. der AUCTOR . Sweden- Swedenborgs und anderer Jrrdische und himmlische Philosophie, zur Pruͤfung des Besten, aus Licht gestellt von Friederich Christoph Oetinger, Special-Superintendenten in Herrenberg, Wuͤrtemberger Lands. Das System der irrdischen Philosophie. E manuel Swedenborg, Assessor Colle- gii Metallici in Schweden, ein sehr ge- lehrter Edelmann, hat ein neues sehr begreifliches Systema ersonnen, darinnen er die bißher bekannte Experimente mit dem Mag- neten, desgleichen Keplers Reglen von den Geschwindigkeiten, periodischen Zeiten und den viribus centripetis der Planeten in den verschiedenen Entfernungen von ihrer Son- ne und ihrer Excentricitaͤt, vermittelst seines Systems à priori erwiesen. Das System lauft da hinaus. Der Auszug ist gemacht aus dem Buch in Folio, Swedenborgs principia re- rum naturalium. Aus dem Invinito ist entstanden der erste Punkt, und in diesem ist der Kraft nach al- les gelegen: Es ist als ein simplex secundum quid zu concipiren. Jn diesem Simplici ist ein Das System ein innerlicher Zustand zu einer Siehe, mein Leser! wie Swedenborg Principia und ein Principiatum zum Grund aller Dinge setzt, eben wie Jac. Boͤhm. Es muß in der Creatur etwas seyn, das finirt, einschließt und zusam- men haͤlt. Das ist das erste Principi- um in Jac. Boͤhm, die erste Bewe- gungsquelle zum einschliessen, zum con- trahiren der Jrregularitaͤt. Es muß fer- ner ein Activum da seyn, das sich aus- dehnt; es muß in beyden ein Anfang oder Centrum dieser contrahirenden Be- wegungen seyn, und daraus wird ein Principiatum elementare, welches doch hernach ein eigen Principium ist. Wei- len nun ein jedes alles in sich hat, und, wer eines kennt, alle kennt, so muß auch die Spiralbewegung in allen seyn. Mit viel groͤsserem Recht setzt Jacob Boͤhm die Circularbewegung mit der blitzenden Decussation, davon das Ebraͤische Aleph \<supplied\>N\</supplied\> eine Figur ist, gleich in die erste An- faͤnge, in die Materiam primam, in das ringende Rad der urspruͤnglichen Kraͤf- ten und Qualitaͤten. Da ist ratio suffi- ciens zu allen Geburten, zu allem, was entsteht und hervor gebracht wird; da hin- Schrau- benfoͤrmigen Bewegung, und folglich auch solcher- der irrdischen Philosophie solcherley Bemuͤhung zur Bewegung. Aus diesem ist entstanden das erste Finitum, und in diesem also auch eine Schraubenfoͤrmige Bewegung der Theile: Daraus entstehet ein motus internus progressivus im Ganzen, ein motus um die Axe, und endlich der motus lo- calis, wenn nichts im Weg stehet. Der Mo- tus localis bringt ein Activum mit sich, und aus diesem entstehen mehrere Activa, da eins dem andern aͤhnlich ist. Aus den Finitis und Activis entstehet das elementare, eins dem an- dern aͤhnlich; nur daß sie im Grad und in der Abmessung unterschieden sind, woraus erhellet, daß Swedenborg drey Grundan- faͤnge annimmt, Finita, Activa und Elemen- taria. Sie bringen alle wieder andere her- vor; nemlich Finita von der ersten, andern, dritten, vierten Generation; Das zweyte ist dem Simplici am gleichsten. So auch die Activa, so auch die Elementaria, welche aus Finitis hingegen in den andern Systematis nichts biß auf die Ultima kann erklaͤrt werden. Eine Wolfische Monade generirt nichts. Aus dem unendlichen Aggregat der Ein- heiten solle das Corpus nur als eine Er- scheinung werden; wie ist da so wenig vom principio rationis sufficientis? Jch sage aber darum nicht, daß die generatio rerum durchaus nach solchem principio gehe. Das System Finitis und Activis entstehen, dabey die Finita, die Superficiem, die Activa aber den innerli- chen Jnnhalt ausmachen. Wer nun eines der Finitotum, Activorum und Elementarium weißt, der weißt alle, und auf diese Art kann man zur wahren Erkaͤntnis der Dinge kom- men. Jn jedem ist eine dreyfache Bewegung, eine innerliche, in den spiraliter bewegten Theilen, und heißt Motus progressivus, eine aͤusserliche um sich selbst, und heißt Motus axillaris, und eine Local-Bewegung. Swe- denborg glaubt nicht, daß es andere Arten der Bewegung gebe: er glaubt, daß alle die- se Bewegungen nur einen Ursprung haben, nemlich die Spiral-Bewegung: Jedennoch, wenn mir vergoͤnnet ist, gleich hier etwas ent- gegen zu halten, so denke ich, es gebe viel Be- wegung, die nicht per pulsum primi simplicis, sondern aus der inneren verkehrten Activité, durch Erhebung der Imagination entstehen. Wahr ist es, wenn alle Bewegung gleich im Anfang mechanisch und geometrisch ist, wie Swedenborg sagt, so ist eine Nothwendig- keit in allen Geburten und Entstehungen: Aber in dem Principio activo ist ein grosser Ueberfluß von Selbsbewegung; diese Selbs- bewegung kan durch falsche Vorstellung wie- der ruckwaͤrts in die ersten Principia gehen, und dadurch eine Verkehrung und Abirrung des Geschoͤpfs verursachen: Darinnen beste- het eigentlich die Suͤnde, die Verkehrung und der der irrdischen Philosophie. der Abfall, daß eine Creatur nicht in der Wahrheit besteht, sondern etwas erregt, das wider GOttes Ordnung ist, wie der erste En- gel oder der erste Mensch. Swedenborg setzt alle Bewegun- gen als mechanisch, geometrisch und auf sol- che Art hypotheticé nothwendig: nur die Be- wegung des ersten Simplicis kann er nicht me- chanisch machen; denn weil da keine vis iner- tiæ, keine Resistenz, kein Mittel und kein Ve- hiculum von anderer Art, kein Finitum, kein Activum, kein Elementare kann gedacht wer- den, sondern lauter Bemuͤhung aus gleicher in gleiche Bewegung, so ist also alle Mecha- nic der Seele eine pure Selbsbewegung ohne Mechanic. Hier siehet man den Defect in aller Philosophie! Es laͤßt sich nicht ohne grossen Sprung gedenken, und kann man von dem Ursprung des Boͤsen wenig tuͤchtiges philosophiren, es seye dann, ich nehme an, das erste Finitum seye in sich sehr chaotisch und itregular, werde aber regulair, wenn es fuͤr sich nicht hinter sich bewegt wird. Fuͤr sich wird etwas aus der Finsterniß ins Licht bewegt; hinter sich aus dem Licht in die Fin- sterniß; alles Tohu und Bohu, alles Wuͤste und Leere, ist nach Heil. Schrift Finsterniß, diß sehnet sich regular zu werden: Wenn der erste Mensch mit dem ersten chaotischen Fini- to waͤre fuͤr sich gegangen, so waͤre alles sehr gut Das System gut geblieben; Nachdem er aber die Principia ruckgaͤngig gemacht hat, und mit dem Activo die Finsterniß als den Grund des Finiti er- regt, so ist die Suͤnde und Fall durchaus entstanden. Diß seye gesagt per parenthesin. Nun wieder zu Schwedenborgs System. Aus der Bewegung der ersten Finitorum um die Axe, welche die Finita secunda mit in Bewegung bringen, wenn sie sich in plano eclipticæ, wo das Centrum gravitatis ist, durchschneiden, entstehet eine superficies ap- parens: Durch die Geschwindigkeit der Be- wegung erlangen sie eine Vim; Gleichwie in Menschen und Thieren die Bewegung von den Musculis kommt, der Musculorum Be- wegung aus andern Organis, die Organa von der Seele erregt werden, und alle diese Bewegungen eine einige ganze Bewegung zu seyn scheinen. Jn dieser Bewegung bestehet nun das Activum, welches mit dem Finito primo coexistirt; daraus entstehet nun auch ein agens und ein patiens; wenn die vis finitorum in aggregato gehemmet und zusam- men gebunden ist, so ist ein patiens da; wenn sie aber in wuͤrklich freyer Bewegung ist, ein agens. pag. 70. 74. 78. Princip. rerum naturalium. Nun kommt erst etwas elementarisches zum Vorschein, etwas, das da Natur kann genen- der irrdischen Philosophie. genennet werden. Die Natur ist ein Drit- tes aus Zweyen, aus Activis und Passivis, denn die Natur ist eine Kraft in die Koͤrper zu wuͤrken und zu lenken, vereinigt mit ei- ner Potenz und mit einer vi inertiæ. Aus den Finitis secundis und Activis der erstern finitorum entstehet ein Element, welches eine sehr elastische Superficiem hat. Die Activa haben nur eine scheinbare Superficiem, und sind innerhalb der finitorum, als welche den Raum einschliessen. Die Activa der ersten machen das innere Spatium, die Finita beschlies- sen das Aeussere, welche aber alle per conti- guam seriem an einander druͤcken. Jn die- sem Element ligt nun alles, was dazu noͤthig ist, der erste Punct, das erste finitum, dieses finiti sein activum, und das zweyte finitum: Da hat also Swedenborg dreyerley Din- ge zum Grund, finita, activa, und aus die- sen die elementaria. Nun beweißter, daß das groͤste und klein- ste in der Welt aus solchen Sachen bestehe, solche Polos, solche Bewegung in sich selbs und wieder aus sich habe: Die Mannigfal- tigkeit der zusammen gesetzten Dinge zu er- klaͤren, zeigt er, daß die finita prima die se- cunda, und diese tertia, quarta, u. s. fort generiren, und daß sie alle einander aͤhnlich; daß, wer eines wisse, auch die andern wisse, weil sie nur gradu und dimensione differiren: Sw. Sch. IV. Th. B So Das System So auch die activa prima, secunda, tertia werden von einander generirt: Die Elemen- taria seyn vielerley, das erste, andere, drit- te, vierte seyn einander aͤhnlich, wer eines wisse, wisse alle. Das erste Element besteht ex secundo fini- to und activo primi finiti: Die activa in der Mitte verursachen die groͤste Elasticitæt an den Enden; daher wenn es gedruckt wird, restituirt es sich gleich wieder in den vorigen Stand: ihre Wirbelfoͤrmige Bewegung ent- stehet von der bewegenden Kraft im Centro; der geringste Schall geht Wirbelfoͤrmig fort in der Luft, das Wasser gehet Wirbelfoͤrmig aus einander: Auch ist in dem ganzen Volu- mine eben die Elasticitæt, die im jeden Theil- gen ist; sie premiren unter und uͤber sich æqualiter secundum Altitudinem; siehe pag. 96. Das zweyte Element ist der Magnet, so aus finitis tertiis und activis secundis \& pri- mis entstehet. Er beweiset, daß dieses Ele- ment den Wirbel der Sonnen ausmacht; auch beweißt er die Ursache und den Mecha- nismum der magnetischen Kraͤfte weitlaͤufig, pag. 125. Mit einem Wort: Alle Bewe- gung unter den Elementar-Theilen, die mag- netisch genennt werden, laufft durch eine Schraubenfoͤrmige Figur aus, um ein ge- wisses der irrdischen Philosophie. wisses Centtum, und kommt zur Ruhe durch einen Situm rectilineum, und gehet wieder von eben demselben aus mit der Lage der ru- henden Theile; Es koͤnnen auch so viel aggre- gationes spirales oder Vortices seyn, so viel centta motus es gibt, und die Vortices koͤn- nen auch in ihren Centris zusammen lauffen oder zusammen gebunden werden. Das dritte Element ist der Æther, so aus finitis quattis bestehet. Diese aͤtherische Par- ticuln sind viel weiter, als die des ersten und zweyten Elements. Jhr Spatium internum sind keine Activa, sondern Elementaria, sie sind ganz rund, aber die des ersten und an- dern Elements sind mit Kegelfoͤrmigen Poris begabt Die Bewegung, welche durch die aͤtherische Particuln von einem Centro aus- gestreuet wird, bringt das Licht hervor. Denn durch dieselbe Bewegung wird von einem je- den Vorwurf der Æther reflectirt, und also wird die Jdee derselben Sache den Augen sichtbar. Die centrale Bewegung der aͤthe- rischen Theile verursacht nicht nur der harten Theile staͤrkere Ausdehnung, sondern auch die Waͤrme, und, wenn sie vom Centro zur Peripherie getrieben wird, wuͤrkt sie das Licht und Waͤrme; wenn sie aber von den Centris gegen die Peripherien getrieben wird, ohne centrale Umwaͤlzung jedes Theils, so entstehet ein Licht in dem Kalten. Etliche B 2 Aus- Das System Ausduͤnstungen sind so klein, daß sie allein den Æther bewegen, nicht die Luft; abson- derlich wenn eine zitternde Bewegung in electrischen Dingen vorgeht; diß Element umgibt die Planeten und unsere Erde. Das vierte Element ist die Luft. Die- se besteht nach der Superficie aus finitis quar- ti , welche auch dem Feuer ihr Element ge- ben; inwendig bestehen sie aus dem ersten und zweyten Element. Sie ist vom Æther nur gtadu unterschieden. Was das Aug vom Æther empfindet, das empfindet das Ohr von der Luft. Es ist auch zu wissen, daß alle Finita koͤnnen wuͤrksam werden und Actu werden, wenn sie einen Raum haben, worinnen sie ihre Circul machen koͤnnen, und wenn keine Elementaria sie in andere Arten verwandlen. Daher koͤnnen die finita quar- ta und quinta in dem ersten und andern Ele- ment nicht wuͤrksam seyn, ohne gleich in aͤtherische und kuͤnftige Theile verwandelt zu werden. Die Activa des vierten Finiti geben das subtile elementarische Feuer ab; die fini- ta quinta, wenn sie activ werden, geben ge- mein Feuer. Das Wasser ist ein finitum materiale, das sich nicht wuͤrksam macht, wie die an- dern: daß aber das Wasser so fluͤßig ist, das hat es von dem Æther, der dazwischen fließt. Das der irrdischen Philosophie. Das fuͤnfte Element sind die waͤsserige Duͤnste, welche aus der Oberflaͤche des war- men Wassers aufsteigen in die Luft; indem der Æther sie in sich nimmt, und sich mit Wasser bekleidet, eben wie die aͤtherische Thei- le von den Elementischen ersten in den Æther und von den Elementischen zweyten in Luft verwandelt worden sind. Nun kommt er auf das Patadoxon, daß die Erde anfangs naͤher an der Sonne gewe- sen, und in Wirbelfoͤrmiger Bewegung um dieselbe geloffen, anfangs in kleine Circuln, hernach in groͤssern: Daß also der Alt-Vaͤt- ter Jaͤhre kuͤrzer haͤtten seyn muͤssen, wel- ches mir nicht glaublich ist. Was die Seele des Menschen in dem Leib betrift, so glaubt er, weil er nichts fin- den kann, das nicht nach mechanischen Reguln wuͤrkt, und weil kein Finitum ohne Exten- sion concipirt werden kann, auch die Seele kein purum simplex seyn koͤnne, sondern al- lerdings bey der Activitæt der Seele auch ein Passivum seyn muͤsse, so muͤsse auch die See- le nach mechanischen Reglen wuͤrken. Die Seele seye zwar aus andern Gruͤnden un- sterblich, gleichwohl seye sie dem contiguo na- turali zugeordnet, d. i. es werde immer eines vom andern bewegt, biß endlich die Bewe- gung in die Seele reiche. Er glaubt, es B 3 gebe Das System gebe eine subtilere Welt in der groben- die auch ihre Elemente habe, weil wir so viel Phænomena sehen, welche weder der Luft, noch dem Æther, noch dem Magneten zuzuschreiben, und diese sub- tile Elemente koͤnnen in einem Moment so viel Geschwindigkeit des Laufs ha- ben, als die grobe in laͤngerer Zeit. Der Leser merke hier den Grund seiner himmlischen Philosophie. Es seye ein Nexus der Bewegungen, wie ein Nexus der Theile selbst, oder ein Nexus mo- dorum, wie ein Nexus substantiarum. Er setzt daher, das die Membranulæ diese Motus aller Elemente muͤssen recipiren, daß es groͤ- bere und subtilere Membranas gebe, welche ihre gehoͤrige Spannung haben, und daß die Membranæ crassiores gespannt gehalten wer- den durch die eingeschlossene Fluida oder Ele- menta: Daß das allerfluͤßigste oder beweg- lichste verursache, daß die Membranulæ in ihrer Spannung harmoniren; daß die em- pfangene Bewegungen koͤnnen gleichfoͤrmig ausgebreitet und propagirt werden; daß die regulæ motus in den Elementis aͤhnlich seyen denen regulis motus in den Membranis und menschlichen Organis: endlich, daß die See- le das Centrum aller solchen Bewegungen seye; sie seye nicht uͤberall gleich im Leib, son- dern da, wo die Membranæ in die subtileste aus- der irrdischen Philosophie. ausgehen, da werde die Seele nach und nach formirt und gewohnt nach dem motu mem- branarum. Das Hirn seye in allen Theilen mit Mem- branis bekleidet: Die gemeinste Theile wer- den lax bekleidet von der dura meninge; meh- rere Theile von der pia meninge, welche sich in tieffe Gaͤnge des Hirns einsenken, und in die Spinam dorsi auslauffen, und die Nerven bedecken, endlich aber dem anatomi- schen Aug unsichtbar werden. Jm Hirn lauffe pia meninx oder mater mit Blut-Ge- faͤssen in Aeste aus, und gehe in Substantiam corticalem, hernach in medullarem, endlich ins cerebellum und in die ganze modullam oblongatam; allwo wir Spuren sehen, daß die Membranæ sich ramificiren; und weil aͤhnliche Wesen fast das ganze Hirn einneh- men, auch das Cerebellum und die Spinam, so schließt Swedenborg, die Seele residi- re in der Substantia corticali und medullari, wo ein Nexus solcher Haͤutlein von Theilgen zu Theilgen seye, oben und um und um und innerhalb jedes Theilgens. Die Substantia corticalis ist den Meningibus genau angebun- den, und zwar zwey Linien dick, und kriecht Schlangen-weiß herum, geht auch ins Hirn selbst hinein, im Cerebello aber ist die Rami- fication noch haͤuffiger, so auch in der glan- dula pineali, deren Fortsetzung medullarisch B 4 ist: Das System ist: Die Medulla oblongata, welche beyden Hirn-Theilen untergesetzt ist, ist nemlich Aschenfarbig, und sonsten medullaris. Die Medullaris substantia ist nicht von der Seele entaͤussert; denn sie erscheint durch Fibras und Tubulos, und ist mit Arterien gemischt. Daraus ist zu schliessen, die Seele seye an allen Orten, wo die Membranæ sich in klei- nere und kleinere ausbreiten, und wo sie ih- ren fixen Ursprung haben. Endlich sagt er, sie seye der letzte Terminus aller mittleren Bewegungen; doch sey darinnen nichts paß- sives, nichts elementarisches, sondern im Cen- tro lauter actives: wenn aber die Action der Seele abgetrennt von den membranis con- cipirt werde, so koͤnne man keinen gewissen Ort von ihr sagen. Es koͤnnen aber die Acti- va in ihrer Nachbarschaft nicht bleiben ohne Raum und ohne membranulis: Sie selbs seye wohl im Centro das activeste, aber sie muͤsse doch mit etwas endlichem oder paßivem um- geben seyn. Status Integer . Diesem nach betrachtet er den Menschen im Stand der Unschuld also: Der Mensch war im Centro, worinnen er alle Periphe- rien seiner Welt gleichsam in einem Blick durchmessen konnte: Was er ansahe, drang ungehindert durch alle Werkzeugliche Ner- ven gleich zu der Seele. Es hieng alles or- dent- der irrdischen Philosophie. dentlich an einander, und das Contiguum na- turale war ununterbrochen: Er wurde von den regulairesten Bewegungen der Gewaͤchse, der Farben, des Geruchs, in der grossen Har- monie durchdrungen, nach der Aehnlichkeit seiner kleinen Welt mit der grossen: Alle Philosophie hatte er in sich selbst; nichts war in nexu causarum, das er nicht durch ein rei- nes Gefuͤhl im Augenblick, ohne raisonniren, ohne lange Schluͤsse vernahme. Die Seele mit einem so regulairen Leib konnte sich ohne Lehrmeister bloß durch die Sinnen instrui- ren. Status Lapsus . Der Mensch kan jetzo nichts forschen, als durch viele Mittel und Kuͤnste. Nichts dringet zu dem letzten Activo, nemlich der Seele, als durch viele Erfahrung und Ge- geneinander-Haltung des Vergangenen mit dem Gegenwaͤrtigen. Der Weg zur Wahr- heit ist fast verschlossen: denn der Mensch ist voll von andern als vernuͤnftigen Bewegun- gen; Seine Sinnen werden bestaͤndig davon turbirt. Was die Bewegungen von der Wol- lust und von den Begierden in den zarten Nerven-Haͤutlein zuruͤck lassen, ist klar: denn zutheuerst das Angesicht wird davon verstellt; die Membranæ bringen es in die Meninges, und diese in die Seele. Wenn nun die Mem- branæ von den Begierden der Wollust beruͤhrt B 5 werden, Vergleichung dieser Philosophie werden, so werden die Meninges im Hirn auch davon voll. Daraus wird eine Gewohnheit, und die Gewohnheit macht einen fremden eigenwilligen Trieb; Die Begierden machen also das Licht in der Seele finster: Was der Mensch will, das wird von den Begierden, und nicht vom Licht, regieret. Diese Ge- wohnheit disponirt die Glieder des Leibes in die Aehnlichkeit solcher boͤsen Bewegungen, und eine solche Structur der bewegten Glie- der wird von den Eltern den Kindern zur Erbschaft uͤberlassen. Also wird der Mensch der wahren Harmonie ganz fremd; er kann die natuͤrliche Contiguité nicht geniessen. Status Damnatorum . Die Seele wird mit ihren Bewegungen dergestalt an den groben Leib und dessen Ob- jecta gebunden, daß, wenn sie vom Leib loß ist, ihr die heiligste Ordnung ein Abscheu ist, wie es denn hier schon so ist. Nur die Be- wegungen der unreinen Welt fuͤhlt sie mit Lust; das Himmlische bringt ihr Schmerzen und Unlust. Vergleichung dieser Philosophie mit Jac. Boͤhmens. S wedenborg hat seine Seele, (wie er selbst sagt, daß sie erst gebildet werde,) ganz mit Jac. Boͤhmens. ganz in die Geometrie und Mechanic transfor- mirt: Darum stellt er sich auch die Seelen-Sa- chen so mechanisch vor. Er ist zwar kein Mate- rialist, weil er die Seele im innersten Centro ohne elementarische Eigenschaften concipirt, deren Natur in lauter Activitæt besteht: Er muß aber gleichwohl in der Seele eine Spi- ral-Bewegung statuiren, weil er in primo simplici eine solche annimmt. Wie er nun in das erste simple Wesen, so aus Gott aus- gegangen, eine Wirbelfoͤrmige Spiral-Be- wegung setzt, so ist mir nicht zu verdenken, wenn ich in der ersten Einheit oder in dem aus der substantiellen Weisheit schiedlich ge- machten puncto diffusivo sui einen solchen in- nern Statum eines in sich selbst lauffenden Feuers concipire, welches in der hoͤchsten Concentration sich in Activa und Passiva ver- mittelst einer Decussation oder blitzenden Durchkreutzung zertheilt, und aus der Zer- theilung sich wieder in den Circular-Lauf be- gibt, daß die Passiva zu Activis werden, bis endlich eine foͤrmliche Species substantialis hervor kommt, darinn die Materie mit dem activesten Geist-Wesen ein Individuum aus- macht, wie ich diß Herrn Prof. Ploucquet in meiner Philosophie der Alten entgegen gehal- ten. Ueberhaupt aber nimmt der Herr Swe- denborg an, es gebe kein endliches Ding, welches Vergleichung dieser Philosophie welches nicht nach mechanischen Regeln wuͤr- ke Allein die Subordination der Motuum naturalium und Voluntatiorum, welche im menschlichen Leib ohne Schaden der Ord- nung im Ganzen, taͤglich an allen Affecten wahrzunehmen, zeigt an, daß dieser Saz von dem Herrn Auctore seinem System zu lieb angenommen worden. Es gibt in der Na- tur manches ens penetrabile, das den mecha- nischen Reglen nicht unterworfen, das nicht divisible ist, wie die Materie, und doch auch kein einfaches Ding ist. Auf diese Jdee hat der Herr Auctor keine Attention gemacht, weil seine Seele schon in diese Denkungs- Art figirt ware. Zwar gestehe ich, daß die- ses System recht schoͤn laͤßt, sehr begreiflich ist, und vor allen andern durch seine Intelligibi- lité sich legitimirt: allein an statt der Conti- guité so vieler Activorum, Finitorum und Elementarium wird die wahre Jdee eines en- tis penetrabilis genug seyn, sein System zu widerlegen. Die Transmutation des Eisens in Kupfer, des Bleyes in Silber, des Mer- curii in Gold verwirft er aus eben dem Prin- cipio, weil es wider die Contiguitæt seye, welche Herr Prof. Ploucquet Legem continui- tatis heißt. Er sagt in seinen Miscellaneis Observationibus pag. 117. (darinn sonsten recht schoͤne Observationes sind,) wenn ein unaͤcht Metall sollte in Gold verwandelt wer- den, so muͤßte solches Metall zuruͤck gebracht werden mit Jac. Boͤhmens. werden in seine urspruͤngliche Materie, nem- lich Salz: Nun habe das Salz oder die Crystallisation des Silbers eine andere Figur, des Eisens eine andere, des Bleyes eine an- dere, u. s. w. so haben auch die Solutiones einen ganz verschiedenen Geschmack; des Mer- curii Geschmack seye hoͤchst herb und ekelhaft, des Silbers hoͤchst bitter, andere seyen suͤß, andere sauer, welches von der verschiedenen Figur der Particuln komme. Nun waͤre es uͤbernatuͤrlich, ja ganz wider alle Mechanic, wider alle Contiguitæt, wenn durch eine sub- tile Materie die Figur der Particuln, der Geschmack, das Gewicht, die Farb und die Ziehbarkeit sollten so bald veraͤndert und in ganz andere verwandelt werden. Auch habe kein Metall groͤssere Particuln als das Gole, und die Interstitia des Golds muͤssen groͤsser seyn als des Wassers, der Diameter eines Gold-Theilgens muͤsse zehenmal groͤsser seyn, als eines Wasser-Theilgens, darum werde das warme Wasser durch die potos auri durch- gezwungen in einem goldenen Gefaͤß mit ei- nem Stempel. Aber alle diese mechanische Ursachen be- weisen nichts. Was das letzte betrifft, so beweißt sich nur so viel, daß das Gold eine nachgebende penetrable Form im innersten habe, und daß es am meisten von dem ente penetrabili \& in omnes formas mutabili par- ticipi- Vergleichung dieser Philosophie ticipire. Was aber das erste betrift, so ist nicht noͤthig, daß die Transmutation so mecha- nisch per contiguitatem geschehe: Die Trans- mutation geschieht durch eine blizende Deeus- sation, welche dem ersten Wesen von GOTT eingesenket ist, wie man an dem Schlag- Gold und an dem Stoß der Electricitæt sie- het. Die Electricité beweißt schon genug, daß er ein ens penetrabile gebe, welches auf einmal ohne Contiguité durch alles dringt, und sich nicht an die Reglen der Contiguité bindet. Hieraus siehet man, daß Herr Swe- denborg aus blosem Raisonnement, nicht aus Experimenten die Transmutation fuͤr unmoͤglich haͤlt. Uebrigens gestehe ich, daß seine Nachsinnungen uͤber die Elementen koͤn- nen gebraucht werden, vieles in Jac. Boͤhm verstaͤndlich zu machen. Was nun das ens penetrabile betrift, so verweise ich den Leser auf die Demonstration, welche der Auctor der Recherches Philoso- phiques sur la necessité de s’assurer par soi- même de la verité, pag. 451. wo er beweißt, daß wo Coͤrper und Bewegung seye, da seye Materie und das Leere nothwendig; die Seele sey unter- schieden von der Materie, die Seele habe ei- ne Extension; es gebe extensionem materia- lem, spiritualem, penetrabilem, \& immen- sam vel divinam: Das Vacuum seye ein ens penetrabile; ein solches Ens sey ein We- sen, mit Jac. Boͤhmens. sen, das, ohne etwas von dem zu verliehren, was es ist, sich dargibt, in ein anderes ein- zugehen ohne materielle Zertheilung oder Se- paration der Theile pag. 444. Es gebe sol- che penetrable Dinge, und sie gehoͤren zu den andern, welche impenetrable sind, nach dem Vers Horatii: Alterius sic altera poscit opem. Nun ist die subtile Tinctur-Materie der Adeptorum ein solches ens penetrabile und dergleichen etwas herrschet uͤber die seriem elementorum. Man merke also: 1) Das Schwedenborgische System ist zu viel ausser GOtt. Nach H. Schrift ist GOTT uͤber alles, durch alles, in allem; GOTT ist nicht το παν, sondern alles in al- lem. Man muß also das universum nicht so weit ausser GOtt setzen, als die Erde vom Himmel. Das Universum ist in GOtt. GOtt ist dessen Centrum, aber nicht physi- cum. Er gehoͤrt nicht zur Geburt der Na- tur, sondern bleibt und wohnet in sich selbst, ob er schon die Natur uͤberall durchdringt. GOtt ist selbststaͤndig, die Natur nicht. 2) Das Swedenborgische System ist zu wenig, den Abfall der Natur zu erklaͤren. Alle philosophische Systemata verstummen all- hier: Nur Jacob Boͤhms System allein reicht hin, den Abfall und Wiederbringung verflaͤndlich zu machen. Der Haupt, Begrif in Vergleichung dieser Philosophie dem System Jac. Boͤhms ist der, der allen Philosophen fehlt, nemlich das ens penetrabi- le, das nicht materiell und auch nicht pur geistlich ist, sondern indifferent zum Geist und zur Materie. Nun vermehre der Leser den Unterschied Swedenborgs und Jac. Boͤhms. Swedenborg sagt, aus dem Infinito seye das erste einfache Wesen gekommen, und aus diesem erst das Finitum activum und Elementare mit denen Wirbelfoͤrmigen Be- wegungen, welche innerlich à centro anfan- gen und cir culiren, und aͤusserlich um die Axe sich drehen: Aus dem Finito und Activo seyen die vielerley Elementaria entstanden, welche alle, ohne einander zu durchdringen, mit mechanischer Contignitaͤt auf einander folgen. Jac. Boͤhm lehrt uns ganz anderst, nem- lich so, wie die Adepti, besonders Eugenius Philalethes, aus Erfahrung schreiben: Filii filius est, qui filii pater fuit: peperit natura filios lucidos, \& hi generant matrem. GOtt ist eine ewige Freyheit, und doch auch die ewige Guͤte, die sich mittheilt, und in mit Jac. Boͤhmens. in die Creatur einfuͤhrt. GOtt sprach aus sich die attrahirende und repellirende Kraͤfte als den Grund der ringenden Natur mit zwey Grund-Eigenschaften: Unmoͤglich wars, daß GOtt der Creatur eben die Indissolubili- ré oder Temperatur mittheilte, die er selbst hatte; also mußte die Creatur mit dem Ge- gensatz des Lichts ihre Endlichkeit an sich tra- gen, und geschaffen werden mit der Eigen- schaft der Potential-Finsterniß. Jn dem Buch von der Menschw. cap. 2. §. 4. redet J. B. also: „GOTT als der „urspruͤngliche Schoͤpfer hat in sich sieben „Muͤtter, daraus die prima materia entste- „het; Alle sieben sind ein einig Wesen; „Keine ist die erste, keine die letzte; sie ha- „ben keinen andern Anfang, als die Eroͤf- „nung des ewigen Willens. Der ewige „Wille muß attrahirend seyn, sonst koͤnnen „sich die sieben Muͤtter nicht offenbahren; „ist er aber attrahirend, d. i. begehrend, so „geschieht diß durch Jmaginirung in sich „selbst, (nicht nur durch spiegelhafte Re- „praͤsentation) dadurch findet er in sich die „sieben Gestalten, da keine die andere, auch „keine ohne die andere ist; jede gebiehrt die „andere, wir aber muͤssen sie getheilt betrach- „ten in der Zahl Sieben.“ Weil nun das letzte das erste gebiehrt, so ist filius, qui filii pater fuit. Es ist ein Rad der Geburt, Sw. Sch. IV. Th. C mit Vergleichung dieser Philosophie mit welchem sich GOtt offenbahret: J. Boͤhm redet davon in Aurora Cap. 13. §. 71. so deutlich, als Ezechiel, nemlich: aus der At- traction und Repulsion entstehet ein drehend Rad im heiligen Feuer, der Esch mitlakachat ein in sich selbst laufendes Feuer nennt. Das Centrum in diesem Rad ist der feste Fuͤrsatz des Willens GOttes, sich der Crea- tur mitzutheilen, zu offenbahren, ja selbst zum Theil sich creatuͤrlich zu machen, so viel es moͤglich, damit GOtt alles in allem wer- den koͤnne. Die Axe des Rades, daran die Speichen oder Radii befestigt sind, ist das attrahirende Begehren: Die Speichen oder ausgehende Strahlen sind die scharfe Essentien, so aus der Axe ausgehen. Die Ursache der umdrehenden schnellen Bewegung ist der Geist GOttes, mit welchem sich GOtt aus der Freyheit in etwas creatuͤrliches ein- schließt und einfaßt, und doch nicht kann gefaßt bleiben; daher entstehet die Figur ei- nes Creuzes im innersten, nemlich: Einschies- sen macht, daß der bewegende Geist einen geradlinichten Strahl formirt, mit welchem er alles durchdringt; und hingegen aus der Einschliessung wieder ausdringen, das macht diesen penetrirenden Strahl queer, daß eine Durchkreuzung des Strahls entsteht. Die unendliche Vermehrung solcher Strahlen in die Figur des Creutzes in der aͤussersten Beweg- lichkeit gebiehrt endlich eine Theilung der Es- sentien. mit Jac. Boͤhmens. sentien. Dadurch macht der Unendliche den Anfang der Schoͤpfung, und zwar nicht oh- ne Feuer, der alles in sein Nichts verzehren will, aber auch nicht ohne Lebens Licht, der der Verzehrung wehrt, und also die drey An- faͤnge in Selbst-Bewegung setzt, nemlich 1) Finsterniß, 2) Licht, und mit diesen 3) die Zeit der sichtbaren Welt. Da GOtt zur sichtbaren Welt durch Fin- sterniß und Licht einen greiflichen Stoff be- reiten wollte, so hat er sie im Feuer vorher zur Spititualité gebracht; Da wurden vier penetrable Wesen, nemlich 1) Chaos men- tale, ein Jnnbegriff aller Kraͤften in einan- der, 2) eine himmlische Leiblichkeit, die ge- gen den Dingen hier unten lauter Geist ist, und alles haͤlt und fix macht, ein Oel, dar- aus der Glanz der Herrlichkeit scheint, 3) ein Element, d. i. eine webende Kraft, so aller Dinge Stoff ist, und 4) die obere Was- ser, welche die Verzehrung im Feuer tempe- riren. Dieses sind vier penetrable Wesen: aber keines ist ohne das andere allein, wie in Swedenborgs System jedes ausser dem andern ist. Vorzuͤglich ist das H. Element, wie Swedenborgo primum simplex, gewe- sen; das hat in sich gehabt alle Kraͤften, ab- sonderlich die Decussations-Kraft, wodurch die Elemente entstanden. Man zehlt ins- gemein vier Elementen, aber es ist nur durch C 2 Men- Vergleichung dieser Philosophie Menschen also in den Gang gekommen: Aus dem einzigen ersten Element ist durch Anzuͤn- dung des Feuers, welches der gefallene En- gel erweckt, mancherley Art von Stoff chao- tisch entstanden, Luft, Finsterniß in der Luft, Wasser und Erde, und noch mehrere; daraus hat GOtt das Boͤse von dem Guten geschieden, und, mit den 6. Tagwerken, das Licht, den Himmel, das Trockene, die feuri- ge Gestirne, und die Arten und Geschlechter der Dinge formirt: Da herrscht nun die Tinctur oder der Spiritus rector, die treiben- de, bildende und selbst alle Gestalten anneh- mende Kraft darinnen. Diese Kraft wird von den Philosophis nicht erkannt: Jsaac Holland aber zeigt in seinem opere vegeta- bili, wie die Dinge zu scheiden; allda siehet man die wahre Principia handtastlich, und damit sollte man Jacob Boͤhms General- Principia individualisiren. Aus dem incom- pleten Tinctur-Wesen, welches man durch Geruch, Geschmack und mancherley Mani- pulation entdeckt, wird endlich die wahre Tinctur ausgearbeitet: denn die Tinctur, ob sie wohl in allem ist, kann doch ausser der Alchemie nicht gesehen werden; sie ist zer- theilt in magnetischen, aͤtherischen, luͤftigen, waͤsserigen Erscheinungen, und muß durch Handgrife des Arbeiters von den Befleckun- gen des Fluchs entledigt werden; denn die Tinctur und das H. Element ist so nachge- bend, mit Jac. Boͤhmens. bend, daß sie auch von dem Fluch eingenom- men wird. Ein mehrers moͤchte bey dieser Verglei- chung des Swedenborgischen Systems diß- mal uͤberfluͤßig seyn: Nun noch eins ziehe ich an aus der Memoire des Msr. le Cat, pag. 13. „Eure Vibrationen, ihr Physici, ge- „hen durch eine Continuité in das Sensori- „um commune; aber diese Continuité ist „eine blosse Supposition, den Factis zuwi- „der. Jn Jac. Boͤhms Schriften ist ausfuͤhr- lich zu lesen, was die wuͤrkende Ursach und der Quell-Bronn seye der vier Elementen, warum sie aus Einem ausgegangen, was ih- re Wuͤrkungen seyen, wie sie im Streit und Ringen stehen, und dermaleins wieder verei- nigt werden sollen? Nur noch eine Stelle will ich hier zum Beschluß einruͤcken, aus Tab. Princ. 52. 53. „Die vier Elementen „urstaͤnden von den vier Eigenschaften der „ewigen Natur; als die Erde und Grob- „heit von der sinstern Begierde, da allezeit „die sechs andere Eigenschaften mit mate- „rialisch worden sind, wie an den Metal- „len zu sehen; aber die finstere Begierde „hat sie alle coagulirt: Die Luft urstaͤndet „von der Bewegniß der magnetischen Jm- „preßion durchs Feuer im zersprengten Mer- C 3 curio, Vergleichung dieser Philosophie „ curio, daraus das Wasser kommt. Das „Wasser ist der zersprengte Mercurius, da „die feurige Art getoͤdtet ist; das Wasser „ist das Weiblein des feurigen Mercurii, „darinn er wuͤrket, davon Hitze und Kaͤl- „te, sowohl Dicke als Duͤnne im Streit „sind; Das Feuer urstaͤndet vom geistlichen „Feuer des innern Grundes; Die Kaͤlte „verstehet man in der magnetischen zusam- „menziehenden Schaͤrfe, als in der rechten „Wurzel zum Feuer.“ Es sind freylich diese Begriffe schr com- plicat und nicht so ordentlich auseinander ge- setzt, als die mechanische Elementen des Swe- denborgs: allein es ist nicht moͤglich, sie so aus einander zu setzen, eben darum, weil sie nicht mechanisch, sondern penetrable sind, da immer eine Kraft in der andern ist, und da sie alle im Ringen der sieben Gestal- ten stehen. Eben darum nennt sie J. Boͤhm Gestalten, weil sie nicht so mechanisch stehen bleiben, wie die Theile einer Uhr, sondern weil sie sich alle Moment anderst gestalten, in einander gehen, und in continuo fieri be- griffen sind. Es waͤre noch viel zu sagen, wie aus der Sonne und Sternen die Ele- mente qualificirt werden, und wie durch die Sonne und Sternen das Salz der Erden ei- nen Geist empfangt, so daß der Geist der Aspecten Qualitaͤt bekommt, siehe Auror. cap. 4. §. 32. ferner, wie die aͤussere Elemen- tische Die himmlische Philosophie tische Welt mit dem Gestirn eine Figur ist der innern Kraͤfte der geistlichen Welt, und wie die siebende Gestalt eigentlich keine Ge- stalt mehr ist, sondern die Offenbarung der sechs ersten Gestalten; denn was die sechse im Geist sind, das ist die siebende im begreif- lichen Wesen: Es ist aber zur Vergleichung mit Swedenborgs System diß schon ge- nug Waͤre es moͤglich, penetrable und in ringenden Gestalten wallende Wesen so zu bestimmen, wie die mechanische, so wuͤrden sich schon Leute gefunden haben, die es in dieser Ordnung vorgetragen haͤtten; ich weiß aber niemand, und Jac. Boͤhm gesteht selbst, daß diese Ordnung sehr schwer zu treffen: Ohne ein Collegium von ihrer etlichen sehr unpartheyischen Maͤnnern wird es schwerlich zu Stande kommen. Es muͤssen aber er- fahrne, alte, wiedergebohrne, treue und un- uͤberwindlich standhafte Leute seyn, die diß unternehmen sollen. Die himmlische Philosophie Emanuel Swedenborgs J ch habe allbereits gesagt, es muͤssen erfahr- ne, alle, wiedergebohrne und unuͤber- C 4 wind- Emanuel Swedenborgs. windlich standhafte Maͤnner seyn, welche die Concepte, welche man aus der sichtbaren Na- tur nimint, mit den Perceptionen der unsicht- baren Welt nach denen in Heil Schrift herr- schenden Grundzuͤgen, vergleichen wollen. Da ich nun schon vor 15. Jahren die Swe- denborgische Philosophie zusammen gezogen, und A. 176; in einer schweren Krankheit, vor der Pforten der Ewigkeit, dieser wichti- gen Vergleichung nachzuspuͤren bin angetrie- ben worden, so ist mir erst A. 1765. bekannt worden, daß dieser grosse mechanische Philo- soph Swedenborg schon 1749. ein anders Buch habe in Latein ausgehen lassen, darin- nen er, was er im Himmel gesehen und ge- hoͤrt, beschreibt: Tit. Arcana Cœlestia in Ver- bo Domini detecta, una cum mirabilibus quæ visa sunt in Mundo Spirituum \& in Cœlo An- gelorum. Das Buch hat 13. Tomos, in groß Quarto, und kostet etlich dreyßig Thaler. Jch wunderte mich, daß die Gelehrte diß Buch so wenig ihrer Pruͤfung wuͤrdigen, und daß es so unbekannt geblieben, so daß durch hohe Haͤupter mehr davon bekannt worden, als durch die Gelehrte. Baron von Velt- heim, Graf von Schulenburgs Schwaͤhr hat mir kuͤrzlichst erzehlt: Er habe es aus dem Munde, Jhro Hoheit der Herzogin von Braun- schweig, was Sie von Jhro Majestaͤt der Koͤni- Die himmlische Philosophie ꝛc. Koͤnigin in Schweden, betreffend Sweden- borg, gehoͤret. Jch tractire diese Dinge als eine philoso- phische Sache, weil alle neue Weissagung der Gefahr unterworfen ist, daß sich im Aus- druck der Worte eigene Gedanken einschlei- chen, darum soll man sie nicht verachten, sondern pruͤfen, 1 Thess. 5, 20. 21. Meine Theologia ex idea vitæ deducta ka- me A. 1765. aus Licht, und weilen die Grund- ideen der Theologie eben auch die Grundideen seyn von diesem Buch, so dachte ich genug berechtigt zu seyn, eine Vergleichung seiner himmlischen Philosophie mit seiner irrdischen anzustellen. Dieses zu bewerkstelligen wollte ich vorher die historische Erzehlungen in einen Auszug bringen, damit es nicht nur Gelehrte die La- tein koͤnnen, sondern auch andere lesen koͤn- nen. Jch ziehe aber nur aus dem ersten Theil die wichtigsten Dinge heraus. Ehe ich also die letzte Notionen z. E. von dem Seyn und Gestaltung eines Geists, von der todten Materie, von der lebendigen Kraft der himmlischen Leiblichkeit, von dem Exten- so aus dem Intenso, von dem Licht, worinn GOtt wohnt, von dem Ort der Geister ꝛc. aus diesen Erfahrungen Schluͤsse heraus ziehe, so lasse ich vorher die historische Nachrichten der Geisterwelt und des Himmels aus Swe- denborgs Urkunden Part. I. voran gehen. Diese sind wie folget. C 5 Von Von der H. Schrift oder dem Wort, Von der H. Schrift oder dem Wort, wie es den goͤttlichen Sinn auf- schließt, der den guten Geistern und Engeln offenbar ist. W enn ein Mensch, der das Wort des HErrn liebt, und sonst in der Liebe lebt, oder, der aus einfaͤltigem Herzen glaubt, was ge- schrieben ist, und sich nicht selbst eigene Grund- saͤtze wider die im innern Sinn verborgene Glaubenswahrheit macht, dasselbe ließt, so wird es von dem HErrn vor den Engeln in einer solchen Schoͤnheit und Lieblichkeit dar- gestellt, auch wohl mit perspectiven Vorstel- lungen, und mit einer unbeschreiblichen Ver- schiedenheit, die sich allemal nach seinem da- maligen Zustand richtet, daß es sich gleich- sam empfinden laͤßt, als ob alles darinn ein Leben haͤtte, nemlich ein solches Leben, das in dem Wort ist, und woraus das Wort, da es aus dem Himmel herunter kam, gebohren worden. Deswegen ist das Wort des HErrn so beschaffen, daß es, ob man es gleich nach dem Buchstaben vor todt ansiehet, doch im- mer innerlich geistliche und himmlische Din- ge aufschliesset, welche vor den guten Gei- stern und Engeln klar da liegen, indem man es ließt. Diß ist der Grund, wornach alles fol- gende muß gepruͤft werden; der innere Sinn Hiezu wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. Hiezu will ich einige Erfahrungen anfuͤh- ren: Es kam ein Geist zu mir nicht lange nach seinem Tod, (welches ich daraus abnahm, weil er meynte, er seye noch im Leben des Leibes.) Jch wurde belehrt, er seye den Stu- dien ergeben gewesen, woruͤber ich auch mit ihm redte. Er wurde aber sodann ploͤtzlich in die Hoͤhe erhaben. Jch meynte, es wie- derfahre ihm deßwegen, um ihm die Nichtig- keit einer Phantasie, welche er sich bey Lei- bes-Leben machte, auf diese Art Erfahrungs- maͤßig darzuthun; erfuhre aber sogleich, er seye zu den Engelischen Geistern aufgenom- men worden. Von da aus redte er sodann mit mir, und sagte, er sehe hoͤhere Dinge, als irgendwo ein menschlicher Verstand er- reichen koͤnne. Zu dieser Zeit lase ich das erste Cap. des 5ten Buch Mos. Er bezeug- te mir, er vernehme nichts von dem, was sich nach dem buchstaͤblichen Verstand ergiebt, sondern den geistlichen Verstand, und solche wunderbare Dinge, die man nicht beschreiben koͤnne. Dieses war an dem aͤussern Theil des Himmels der Englischen Geistern. Wie wird es nicht in dem Himmel selbst, ja in dem Englischen Himmel seyn? Einige Sinn muß dem buchstaͤblichen niemahl widersprechen, sonst nuͤtzt alles diß we- nig. Von der H. Schrift oder dem Wort, Einige Geister, die damalen um mich wa- ren, und vormals von solchem geistlichen Ver- stand nicht viel hielten, fiengen an, ihren Un- glauben zu bereuen, und sagten, sie glauben es jetzt, weil sie von jenem hoͤren, daß er es so erfahren habe. Andere Geister beharrten noch in ihrem Un- glauben, und gaben es vor Phantasien aus. Sie wurden aber ploͤtzlich in die Hoͤhe geris- sen, redeten von dannen mit mir, und be- kannten, nun empfinden sie es auf eine reelle Weise, und diese Empfindung seye viel herr- licher, als man bey Leibes-Leben irgend eine haben koͤnne. Unter andern sahe ich auch einen, den ich im Leben wohl kannte, der eben diß bezeugte, und sagte, er koͤnne vor Erstaunen die Herr- lichkeit dieses innern Verstands des Worts nicht genugsam aussprechen. Er bedaure die Menschen, daß sie nichts davon geniessen. Er sagte, er koͤnne von da aus meine Gedanken und Neigungen vollkommen sehen, worinnen er mehr empfinde als ers aussprechen koͤnne, nemlich deren Ursachen, was und wer einen Einfluß in dieselbe habe, wie in den Begrif- fen noch eine Mischung vom irrdischen und himmlischen seye, welche geschieden werden muͤssen, u. s. w. Nachmals sahe ich zu zweymal andere Gei- ster in den andern Himmel erhaben. Diese sagten wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. sagten mir, indem ich das dritte Capitel Deut. lase, sie haben allein den innern Verstand des Worts, worinn ihnen alles biß auf das ge- ringste Puͤnctlein, auch so gar die Namen selbst als Sachen, nach dem geistlichen Sinn erklaͤret werden. Also wurden sie in ihrem Unglauben uͤberzeugt, daß alles und jedes von GOtt eingegeben seye, so, daß sie es auch vor andern mit einem Eyd betheuren wollten, wenn es ihnen waͤre zugelassen worden. Andere, welche auch nach dem Tod noch in ihrem Unglauben verharrten, wurden bloß durch meine Vorlesungen einiger Psalmen Davids, ohne in den zweyten Himmel erha- ben zu werden, von dem innern Sinn des Worts so durchdrungen, daß sie sagten, sie haben noch nie nichts dergleichen geglaubt. Dieses Wort hoͤrten auch noch andere Gei- ster, welche es nach ihrer verschiedenen Be- schafenheit und Faͤhigkeit verschiedentlich em- pfunden. Bey einigen, welche damals nichts von dem innern Sinn faßten, wurde das Wort als ein todter Buchstab aufgenommen, zum Be- weiß, daß der Buchstab lebloß sey, wenn er nicht von dem HErrn belebt werde. Wenn der Buchstab vom HErrn belebt wird, so muß Statt GOttes auch im geistli- Oefters Von der H. Schrift oder dem Wort, Oefters wurde es mir auch geschenkt, das Wort nach seinem innern Sinn, nicht nach allen Reden und Woͤrtern, sondern uͤberhaupt alles auf einmal in seiner ganzen Schoͤnheit zu sehen; wovon man sagen kann, es seye aus dem irrdischen Paradieß in das himm- lische hinein gesehen. Diejenige Geister, welche sich in diesem Le- ben an dem Wort ergoͤtzt haben, empfinden dort eine gewisse angenehme himmlische Waͤr- me, die ich auch erfahren habe. Die Waͤr- me derjenigen, die sich hier nur ein wenig am Wort ergoͤtzt haben, empfand ich, als waͤre es eine Fruͤhlingswaͤrme. Sie fieng an um die Gegend der Lippen, dehnte sich aus um die Wangen, von da an biß zu den Ohren und Augen, und hoͤrte ungefehr um die Mitte der Brust auf. Die sich aber mehr an dem Wort ergoͤtzten, hatten, wie es mir communicirt wurde, eine mehr innere Waͤrme, die sich anfieng von der Brust, gegen das Kinn hinauf, und gegen die Lenden herab stieg. Die geistlichen Sinn Statt GOttes bleiben. Leser, behalte wohl was JEsus spricht Matth. 5, 18 sonst nuͤtzt alles diß wenig. wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. Die noch ein groͤsseres Vergnuͤgen daran hatten, in denen ware dort auch die Waͤrme weit innerlicher und angenehmer von den Len- den hinauf gegen die Brust, und von da an durch den linken Arm gegen die Haͤnde, aber so, daß sie diese Waͤrme nicht merkten, weil sie in ihnen war, wie ein Juͤngling in dieser Welt seine innerliche Hitze nicht spuͤhrt. Die sich wohl an dem Wort ergoͤtzt, aber um den Verstand desselben nicht bekuͤmmert waren, hatten die Waͤrme nur im rechten Arm. Es giebt auch eine solche Waͤrme, welche boͤse Geister mit ihren Kuͤnsten nachmachen, und mittheilen koͤnnen; sie ist aber nur aͤus- serlich und vergaͤnglich. Solche Leute, die den innern Verstand des Worts nicht fassen wollen, haben in dieser Welt vornemlich in Werken ein Verdienst gesucht, und welche diese Werke nicht um Got- tes Willen, sondern um Ehre oder Reichthum ꝛc. gethan haben: Solche wollen dort vor andern in Himmel eingehen, weilen sie sich aber den innern Sinn nicht gefallen lassen, so koͤnnen sie nicht. Mit einigen Geistern habe ich auch geredt von der Nothwendigkeit einer Offenbarung. Diese sagten mir, sie seye ein allgemeines Ge- faͤß, welches geistliche und himmlische Din- ge Von der H. Schrift oder dem Wort, ge in sich enthalte, und welches den Men- schen die Reguln und Ordnungen des zukuͤnf- tigen Lebens beybringe, ohne welches die Er- de von dem Himmel getrennt bleiben und alles verlohren gehen wuͤrde. Es koͤnnte einem ungereimt vorkommen, wenn ich nicht zuverlaͤßig davon versichert worden waͤre, daß die Engel mehr von dem innern Sinn des Worts empfinden, wenn es junge Knaben und Maͤgdlein, die noch in der Liebe und Unschuld stehen, als wenn es Alte lesen. Denn es koͤnnen ihre noch zarte Gefaͤsse so von dem HErrn gestellt wer- den, daß die Engel die groͤste Lieblichkeit em- pfinden, wovon die Kinder nichts fuͤhlen, ausser etwas, welches ihren Schutzengeln angemessen ist. Es wurde mir auch gezeigt, wie vieles in einem Wort der Schrift liege, indem mir die Begriffe eines Gedanken aufgeschlossen wur- den. Dieses kann zum Wunder in jenem Le- ben so lebendig geschehen, daß man die Be- griffe als gemahlte Bilder sichtbar vor sich da liegen hat. Jch sah also die Begriffe ei- nes, der in diesem Leben in der Liebe und in dem Vergnuͤgen am Wort lebte. Jch erblick- te da unzaͤhlig viele schoͤne und ergoͤtzliche Dinge. Man sagte mir, das, was mir hier also sichtbar worden seye, koͤnnte weiter er- oͤffnet werden, da ich sodann noch weit an- geneh- wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. genehmere und schoͤnere Dinge sehen wuͤrde. Und so ist es mit den Jdeen der Englischen Geistern. Dieses verhaͤlt sich eben so, wie man in der Natur durch immer bessere Mi- croscopia immer neue und kleinere Dinge ent- deckt. So drucken auch in dem Wort jede Wor- te ihre Jdeen aus, denn ein jedes Wort ist ein also gebildeter Begriff, daß man einen Verstand davon empfindt. Darinn liegen nun unzaͤhlige Dinge, welche nicht zum Ge- fuͤhl des Menschen kommen koͤnnen. Wenn nun dieses von dem HErrn eroͤffnet wird, so stellen sich die innere Gestalten der Empfin- dung durch liebliche und selige Dinge, dem Gesicht aber durch perspectivisch vorstellende und Paradisische Dinge dar. Jenes kommt von dem himmlischen und geistlichen der Lie- be des HErrn, dieses aber von den Strahlen des davon ausgehenden Lichts her. Und so haben jede Buchstaͤblein etwas von der Eigen- schaft und dem Leben, das in dem ganzen Wort ist, und das auf alle besondere Um- staͤnde des ganzen Zusammenhangs auf das genaueste paßt. Wenn man das Wort, besonders das Pro- phetische z. E. ließt, so scheinet es etwas un- ordentliches zu seyn; wenn es aber von ei- nem Kind gelesen wird, so wird es Stuffen- weiß immer schoͤner, und endlich stellt es sich Sw. Sch. IV. Th. D vor Von der H. Schrift oder dem Wort, vor dem HErrn dar als das Bild eines Men- schen, worinn und wodurch der ganze Him- mel abgebildet wird, so, wie ihn der HErr ha- ben will, nemlich, daß er sein Bild seye. Jch redte mit guten Geistern, es seye vie- les in dem Wort nach dem Schein und Be- trug der Sinnen geschrieben, z. E. wenn es von GOtt heißt, er entbrenne im Zorn wi- der die Gottlose. Es ist aber darum also ge- schrieben, auf daß die Einbildungen und Nei- gungen der Menschen nicht mit Gewalt zer- brochen, sondern gelenkt wuͤrden. Denn anders reden, als der Mensch es faßt, nem- lich nach dem Schein und Betrug der Sin- nen, waͤre eben so viel, als saͤete man den Saamen ins Wasser, oder man sagte etwas unnuͤtzliches. Es kann vielmehr statt allge- meiner Gefaͤsse geistlicher Dinge dienen, denn dadurch kann einem beygebracht werden, daß alles vom HErrn herkomme, eben so, daß er das Boͤse nur zulasse, dann diß seye eigent- lich nur den boͤsen Geistern zuzuschreiben, hernach aber sorge er davor, es so zu lenken, daß das Boͤse in Gutes verwandelt wird, und endlich komme in der That sonst nichts als lauter Guts von dem HErrn. So geht der buchstaͤbliche Sinn, wie er aufsteigt, ver- lohren, und wird zuerst geistlich, hernach himmlisch und denn goͤttlich. Die wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. Die Namen der Maͤnner, Staͤdte, Laͤn- der, die in der Schrift vorkommen, verlie- ren sich wie die Stimmen der menschlichen Sprache selbst, so weit sie aufsteigen, immer mehr. Denn sie sind grob, irrdisch und coͤr- perlich. Man weiß bey den Engeln nichts von den Nominibus propriis, diese Namen werden in ihren Jdeen zu Sachen, und be- deuten also Sachen, wovon ich sehr oft mit den Engeln geredt. Jndem die Geister mit einander reden, sprechen sie kein einiges Wort der menschlichen Sprache und also auch kei- nen Namen aus. Sie koͤnnen es auch nicht aussprechen, jo sehr sie sich auch bemuͤhen, sondern je hoͤher die Worte zu den Geistern, den Englischen Geistern und den Engeln auf- steigen, desto geistlicher werden sie von ihnen empfunden. Es gibt auch dorten einige, die das Wort verachtet haben, andere, welche einen Spott damit getrieben, wieder andere, welche es vor einen blossen Zaum des Poͤbels gehalten, noch andere, welches es gar gelaͤstert und ent- heiliget haben; diese haben in jenem Leben ein erbaͤrmliches Looß, je nachdem sie es auf einen grossen oder geringen Grad der Ver- achtung, der Spoͤtterey, Laͤsterung oder der Entheiligung getrieben haben. Dann das Wort ist im Himmel so selig, daß es gleich- sam der Himmel selbst ist. Deswegen koͤn- D 2 nen Von der H. Schrift oder dem Wort, nen sie, weil man einander alle Gedanken mittheilet, nicht in Gesellschaft seyn, son- dern sie muͤssen sich entfernen. Da ich im Bett lag, erfuhr ich, es haͤt- ten sich boͤse Engel wider mich verschworen, mich umzubringen. Weil ich aber unter dem Schutz des HErrn war, so achtete ich wenig darauf, und schlief wieder ein. Um Mitternacht wachte ich wieder auf, und spuͤrte, ich athme nicht von mir selbst, son- dern aus dem Himmel. Man sagte mir da- mahls, es stuͤnden mir Geisier nach, welche den innern Sinn des Worts, d. i. die Glau- bens-Wahrheiten selbst haßten, und diß deß- wegen, weil er ihren Neigungen und Per- suasionen, denen der buchstaͤbliche Sinn noch das Wort reden koͤnnte, zuwider waͤre. Weil dieser ihre Bemuͤhung fruchtloß abge- loffen, so versuchten die vornehmste dersel- ben in die Eingeweyde des Leibs biß an das Herz hinein zu dringen. Es wurde ihnen auch gestattet, wie ich es denn stets mit ei- ner merklichen Empfindung gewahr wurde. Jch bin aber sogleich in einen himmlischen Zustand versetzt worden, welcher darinnen bestunde, daß ich sie auf keinerley Weise be- gehrte zuruͤck zu treiben, vielweniger mich an ihnen zu raͤchen. Sie sagten, diß seye fried- fertig gehandelt. Sie wurden aber bald wie aller Vernunft beraubt, voll Rach-Begier- de wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. de und Eyfer, ihr Vorhaben ins Werck zu setzen, aber vergebens. Was uͤberhaupt die Geister und Engel betrift, welche alle Menschen-Seelen sind, so haben sie viel schaͤrfere Sinnen als die Menschen, nemlich das Gesicht, Gehoͤr, Ge- ruch, Gefuͤhl, nicht aber den Geschmack. Die Geister aber, und noch viel weniger die Engel koͤnnen niemalen etwas mit ihren ei- genen Augen sehen, was in der Welt ist, denn selbst das Sonnen-Licht ist ihnen die dickste Finsierniß; eben wie der Mensch mit dem Auge seines Leibes auch nichts von je- ner Welt sehen kan, denn das Licht GOttes ist vor ihn die dickste Finsterniß. Doch aber koͤnnen die Geister und Engel bestaͤndig, so oft es dem HErrn gefaͤllt, vermittelst der Augen eines Menschen in diese Welt herein sehen, der HErr aber erlaubt es ihnen bey keinem andern, als welcher die Gnade hat mit den Engeln zu reden, und bey ihnen zu seyn. Durch meine Augen und Ohren haben sie koͤnnen andere Menschen eben so klar als ich selbsten sehen und reden hoͤren. So haben einige durch mich mit grossem Erstaunen ihre Anverwandte, Ehmaͤnner und Kinder eben so deutlich gesehen, als bey Lei- bes-Leben. D 3 Da Von der H. Schrift oder dem Wort, Da mir ein innerer Sinn aufgeschlossen wurde, und die Geister und Engel durch mei- ne Augen die Welt und weltliche Dinge sa- hen, so sind sie so sehr daruͤber erstaunet, daß sie sagten, es seye etwas sehr wunderbahres, und haben sich aufs neue gefreuet, daß es auf solche Weise eine neue Communication zwischen der Erde und Himmel gebe, allein dieses Vergnuͤgen waͤhrete nur einige Mona- the, denn nachdeme es etwas gewohntes wur- de, so verwundern sie sich jetzo nimmer. Jch habe erfahren, daß die Geister und Engel bey andern Menschen nicht das ge- ringste von der Welt sahen, sondern nur die Gedanken und Gemuͤths-Verfassungen de- rer bey welchen sie sind, erkennen. Hieraus erhellet, der Mensch seye dazu erschaffen, damit er, indem er auf Erden neben den Menschen lebt, zugleich unter den Engeln im Himmel leben sollte, und hinwie- derum, so, daß Himmel und Erde beysam- men waͤren und eines ausmachten, daß die Menschen wuͤßten, was im Himmel, und die Engel, was auf Erden vorgienge, und daß die Menschen, wenn sie aus dieser Welt giengen, aus dem Reich des HErrn auf Er- den in das Reich des HErrn im Himmel uͤber- giengen, nicht als in ein verschiedenes Reich, sondern in eben dasjenige, worinn sie waren, so lang sie im Leib lebten; weil aber der Mensch so wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. so leiblich worden ist, hat er sich den Him- mel zugeschlossen. Die Geister nehmen es sehr uͤbel, und zuͤrnen, wenn man ihnen sagt, die Menschen glauben nicht, daß sie sehen, hoͤren, fuͤhlen, riechen, da doch die Menschen wissen sollten, daß bey einem jeden Leben auch Sinnen seyen, und daß diese Sinnen desto fuͤrtreflicher seyen, je herrlicher das Leben, daß die Vorwuͤrfe ihrer Sinnen eben so vortreflich als die Sin- nen selbsien seyen, und daß die, welche vom HErrn sind, reelle Dinge seyen; ja (dieses sind ihre eigene Worte) sie haben noch viel bessere und vortre flichere Sinnen als die Menschen selbst. Jch habe auch zwey ausserordentliche Ar- ten von Gesichtern, welche im Wort vorkom- men, erfahren. 1) Jn den Himmel entzuͤckt, und vom Leibe hinweg gefuͤhrt werden, wie Paulus, sagt: Wenn der Mensch in einen gewissen Mittel-Stand zwischen Wachen und Schla- fen versetzt wird, worinnen er nichts anders weißt, als daß er ganz wache. Alle Sinnen sind so wach sam, als es bey der hoͤchsten Wach- samkeit des Koͤrpers jemalen seyn kann, so- wohl das Gesicht, als auch das Gehoͤr, und was das wunderbarste ist, das Gefuͤhl, wel- ches sodann viel schaͤrfer ist als sonsten. D 4 Jn Von der H. Schrift oder dem Wort, Jn diesem Zustand sahe ich auch Geifter und Engel sehr lebhaft, ich hoͤrte sie auch, und ich fuͤhlte sie selbst, und damals war auch fast nichts coͤrperliches dabey. Von diesem Zustand heißt es, man werde von dem Leibe hinweg gefuͤhrt, und man wisse nicht, ob man in oder ausser dem Leibe seye, 2. Cor. 12, 2. 3. Jn diesen Zustand wurde ich 3. oder 4. mal versezt, nur um zu wissen, wie er beschaffen seye. 2) Bin ich auch 2 biß 3 mal vom Geist in einen andern Ort hingefuͤhrt worden, wie Philippus. Jch wandelte einsmal durch die Gassen und Felder, und war damals auch im Gespraͤch mit den Geistern, ich wußte nichts weiters, als ich waͤre eben so wach und sehend als zu andern Zeiten. So wan- delte ich fort ohne strauchlen, und war in- dessen in einem Gesicht, da ich Hayne, Fluͤs- se, Pallaͤste, Haͤuser, Menschen ꝛc. sahe. Nachdem ich aber also Stunden-lang fort- lief, ware ich ploͤzlich wieder im Gefuͤhl des Leibes, und wurde gewahr, ich seye in ei- nem andern Ort. Hieruͤber erstaunte ich, und wurde versichert, ich seye in einem sol- chen Zustand gewesen, worinnen diejenige, von denen es heißt, daß sie vom Geist in ei- nen andern Ort gefuͤhrt werden, sich befin- den. Denn so lang es waͤhrt, denkt man weder an den Weg noch an die Zeit, man spuͤrt wie es den goͤttl. Sinn aufschließt. spuͤrt auch keine Ermuͤdung, und der Mensch wird durch ihm selbst unbekannte Wege an seinen bestimmten Ort gefuͤhrt. Dieses sind aber ausserordentliche Gesich- ter, da hingegen andere meiner Gesichter or- dentliche sind, ( Visa nicht Visiones ) welche ich schon seit mehrern Jahren wachend ge- habt habe. Von der Sprache der Geister und der Engel. E s ist bekannt aus dem Wort des HErrn, daß ehmalen viele Menschen mit Gei- stern und Engel geredt haben, und daß sie vieles vom andern Leben gehoͤrt und gesehen haben: Nachhero aber seynd die Himmel gleich- sam aufgeschlossen worden, so daß man heut zu Tag kaum noch glaubt, es gebe Geister und En- gel; noch vielweniger aber, daß jemand mit ihnen reden koͤnne, weil man meynt, es seye unmoͤglich, daß man mit solchen, welche man nicht sieht, und die man in seinem Herzen laͤugnet, rede. Weil es mir aber durch die goͤttliche Barmherzigkeit des HErrn geschenkt worden ist, daß ich schon einige Jahre her fast in einem bestaͤndigen Umgang und Ge- spraͤch mit ihnen bin, so will ich etwas von ihren Gespraͤchen unter einander erzaͤhlen. D 5 Jch Von der Sprache der Geister Jch habe das Gespraͤch der Engel mit mir so deutlich gehoͤrt und vernommen, als es irgend bey einem Menschen geschehen kann, ja wann ich mitten unter der Gesellschaft der Menschen mit ihnen redete, so nahm ich wahr, daß ich sie eben so gut laut als die Menschen hoͤrte, so daß sie sich manchmalen daruͤber verwundert, daß nicht auch andere ihr Gespraͤch mit mir gehoͤrt haben; Dann was das Gehoͤr betrift, so ist gar kein Un- terschied zu machen; weil aber ein anderer Einfluß in die innerliche Gehoͤr-Werkzeuge da ist, als bey einer Unterredung mit andern Menschen, so konnte ich es nur allein hoͤ- ren. Dann die menschliche Rede kommt durch einen Weg von aussen hinein vermit- telst der Luft durch das Ohr in den Menschen, die Geister Sprache aber dringt weder durchs Ohr noch vermittelst der Luft, sondern durch einen inneren Weg in eben die Werkzeuge des Haupts oder des Gehirns; daher ist es ein aͤhnliches Gehoͤr, zur Geister-Sprach. Wie sauer es den Menschen ankomme, Geister- und Engel- und noch mehr eine Gei- ster-Sprache mit den Menschen zu glauben- ist, aus folgendem Exempel klar: Es waren einige Geister, welche bey Leibes-Leben un- ter die Gelehrten gerechnet wurden, und mir im Leben bekannt waren: (dann ich habe fast mit allen denjenigen, welche ich bey Leibes- Leben und der Engel. Leben kannte, gesprochen, mit einigen etliche Wochen lang, mit andern ein Jahr lang, als lebten sie im Leibe.) Diese wurden ein- mal in eine aͤhnliche Stellung der Gedanken versetzt mit denen, welche sie in der Welt hatten, wie es dann leicht nach dem Tod ge- schehen kann. Man brachte ihnen die Fra- ge bey, ob sie glauben, daß ein Mensch mit den Geistern reden koͤnne? Sie sagten in ihrem damaligen Zustand, es seye eine Ein- bildung dieses zu glauben, und behaupteten es fest; daraus merkte ich, wie schwer es hergehe, biß der Mensch glaube, man koͤnne mit den Geistern reden, weil man keine Gei- ster glaubt, und noch viel weniger, daß man nach dem Tod unter dieselbe kommen werde, woruͤber sie sich eben damals sehr verwun- derten. Dieses waren Leute, welche in die- ser Welt vor Gelehrte gehalten wurden, und es oͤfters von Canzeln und Cathedern herab bewiesen, es gebe noch ein anderes Leben, ei- nen Himmel und Engel. Es ist etwas wunderbares, daß die Gei- ster mit einem Menschen in seiner Mutter- Sprache und zwar so fertig und geschickt re- den, als waͤren sie in dieser Sprache geboh- ren und erzogen worden, er mag hernach aus einem Theil der Welt her seyn, aus welchem er will, ja die Geister moͤgen auch vor tau- send oder mehr Jahren, ehe die Sprache auf- gekom- Von der Sprache der Geister gekommen, gelebt haben. Die Geister wis- sen es nicht anders, als daß die Sprache, worinn sie mit einem Menschen reden, ihre eigene Sprache sey, und so gehet es auch mit andern Sprachen, die der Mensch kann, aus- ser diesem aber koͤnnen sie nicht ein Woͤrt- lein einer andern Sprache hervor bringen, wann es ihnen nicht gegeben wird: Selbst die Kinder, welche gestorben sind, ehe sie ei- ne Sprache erlernt, reden also. Die Ur- sache ist diese, weil die Sprache, die den Gei- stern eigen ist, eine Jdeen-Sprache der Ge- danken ist, welches eine Universal-Sprache ist: Wenn sie nun bey einem Menschen sind, so fliessen die Begriffe ihrer Gedanken in die Worte, die bey dem Menschen sind, ein, und zwar so schicklich und angemessen, daß es die Geister nicht anders glauben, als die- se Worte seyen ihre eigene Worte, und sie reden in ihrer eigenen Sprache, ob sie gleich in des Menschen Sprache reden. Hieruͤber habe ich mich oft mit den Geistern bespro- chen. Diese Gabe, die Sprachen aller Men- schen auf dem ganzen Erdboden so vollkom- men zu verstehen, erlangen alle Seelen, die in jenes Leben hinuͤber kommen: Denn ne- ben andern Eigenschaften, welche noch viel vortreflicher sind, vernehmen sie alles, was der Mensch denkt: daher kommts, daß die Seelen nach dem Tod des Leibs mit allen Menschen reden und umgehen koͤnnen. Die und der Engel. Die Worte, womit sie reden, oder viel- mehr, welche sie aus dem Gedaͤchtniß des Menschen hervor nehmen und erwecken, und sichs zueignen, sind auserlesen und deutlich, haben einen vollen Verstand, sind vernehm- lich ausgesprochen, lassen sich zur Sache ge- brauchen, ja sie wissen auch eine bessere Wahl der Worte zu treffen, als ein Mensch, sie wissen die vielerley Bedeutungen der Woͤr- ter, welche sie dem Menschen in einem Au- genblick beybringen, ohne darauf zu denken, deßwegen, weil die Begriffe ihrer Sprache nur in diejenige Worte, welche sich schicken, einfliessen. Die Sache verhaͤlt sich fast eben so, wie wenn der Mensch redt, und sich nicht auf die Worte befinnt, sondern sich nur nach seiner Empfindung ausdruckt, alsdann fallen die Gedanken nach demselben schnell und von selbsten in Worte: Dann das in- nere Gefuͤhl ist es, das die Worte anbringt. Und in einem solchen innern, noch viel sub- tileren und besseren Gefuͤhl besteht die Spra- che der Geister, durch welches Gefuͤhl der Mensch unwissender Weise eine Gemeinschaft hat. Demnach ist die Wort-Sprache die ei- gentliche Sprache der Menschen und des leiblichen Gedaͤchtnisses derselben, die Jdeen. Sprache aber ist die Geister-Sprache, und zwar des inneren Gedaͤchtnisses des Geistes. Die- Von der Sprache der Geister Dieses Gedaͤchtniß besitzen die Menschen un- wissender Weise, weil das Gedaͤchtniß be- sonderer oder materieller Dinge alles wuͤrkt, und das innere Gedaͤchtniß benebelt, da doch der Mensch ohne sein inneres Geistes-Ge- daͤchtniß nichts denken kann. Aus diesem innern Gedaͤchtniß habe ich oft mit den Gei- stern nach ihrer Weise oder durch die Jdeen- Sprache geredt, welches eine sehr reiche und allgemeine Sprache ist: Denn ein jedes Wort hat eine Jdee von grosser Ausdehnung, und man kann sehr viel reden, biß es ganz er- klaͤrt ist. Also muͤssen wir die Wort-Sprache der Heil. Schrift vor allen behalten. Von ihrer Sprache ließ 1. Cor. 13, 1. Jch habe nicht nur dasjenige, was die Geister mit mir geredet, deutlich vernom- men, sondern auch wo sie damalen waren, zur rechten oder zur lincken, neben oder in meinem Leib ꝛc. dann-sie haben aus solchen verschiedenen Stellungen mit mir geredt. Jch konnte auch vernehmen, wann sie kamen und weg giengen, wohin und wie weit, ob es viel oder wenige waren ꝛc. aus ihrer Sprache merkte ich auch, was es fuͤr Geister seyen: Dann aus der Sprache und aus ih- rer Sphaͤre erhellt es deutlich, was sie fuͤr ei- ne Art und Genium haben, was sie vor Per- suasio- und der Engel. suasionen und Neigungen haben. So wann sie tuͤckisch sind, merkt man in allen ihren Reden und Ausdruͤcken ihre Tuͤcke an, und so druͤcken sich alle uͤbrige Bosheiten und Luͤ- sten in jeden Worten und Jdeen offenbar aus. Man merkt auch, ob die Jdee ihrer Sprache verschlossen oder eroͤffnet sey, was sie aus sich, von andern oder von dem HErrn reden, so wie man aus dem blossen Angesicht des Menschen ohne seine Reden lesen kann, ob es etwas verstelltes, etwas tuͤckisches, et- was heiteres, etwas froͤliches durch Natur oder durch Kunst, etwas von Herzen freund- schaftliches, etwas schamhaftes oder auch et- was wahnwitziges bey ihm ist, manchmalen sieht man auch so etwas aus den Reden der Menschen. Wie wird dieses nicht in jenem Leben so deutlich zu erkennen seyn, da die Perception viel groͤsser ist als die Appercep- tion: Ja man kan es einem Geist anmerken, ehe er noch redet, aus dem blossen Gedanken, was er reden will, dann der Gedanke senkt sich baͤlder in den Menschen als in die Sprache. Die Geister im andern Leben reden mitein- ander, wie die Menschen auf Erden, und zwar die gute Geister in aller Vertraulich- keit und Liebe. Sie koͤnnen in einer Mi- nute mehr ausdruͤcken, als ein Mensch in einer ganzen Stunde, dann ihre Sprache ist eine Von der Sprache der Geister eine Universal Sprache, vermittelst der Pri- mitiv-Begriffe der Worte. Sie reden von den Sachen so scharfsinnig und einsichtsvoll durch eine solche Reihe von auf einander fol- genden Gruͤnden und Beweisen, daß ein Mensch erstaunen wuͤrde, wann er es hoͤ- ren sollte: Sie bringen auch Beweggruͤnde dabey an, und lassen ihre Zaͤrtlichkeit so sehr in ihre Rede mit einfliessen, daß sie damit ganz beseelt wird. Manchmalen stellen sie die Sache auch ganz lebhaft vor die Augen dar, z. E. wann sie von der Schamhaftig- keit reden wollen, ob sie ohne Ehrerbietung bestehen koͤnne, so kan der Mensch anders nicht als durch viele Gruͤnde, Exempel und Schluͤsse davon reden. Bey den Geistern aber werden in einer Minute alle Gemuͤths- Verfassungen in der Schamhaftigkeit und Ehrfurcht nach der Ordnung, und so auch die Uebereinstimmungen und Widrigkeiten dieser Gemuͤths-Stellungen dargestellt, daß sie gleichbalden daruͤber schluͤßig werden. Diese Eigenschaften erlangen die Seelen nach dem Tod: da machen sich die guten Gei- ster aus nichts mehr Freude, als daß sie die neue Ankoͤmmlinge und Unwissende unter- richten. Die Geister wissen selbst nicht, daß sie eine so vortrefliche Sprache und Gabe ha- ben, wann es ihnen nicht der HErr schenkt, daruͤber zu reflectiren. Die- und der Engel. Dieses ist nun die Sprache der Geister: aber die Sprache der Englischen Geister ist noch universeller und vollkommener, wie dann auch diese durch die Sprache der En- gel weit uͤbertroffen wird. Die Vollkom- menheiten derselben steigen neben dem Ver- haͤltniß, wie sich das aͤussere zum innern verhaͤlt, oder wie sich das Gehoͤr zum Ge- sicht, und das Gesicht zum Denken verhaͤlt: Dann worzu das Gehoͤr eine Stunde braucht, das sieht man in einem Augenblick, und wozu das Aug mehrere Stunden noͤthig hat, das kann man in einer Minute uͤber- denken. So begreifen die Englische Geister in einer Vorstellung der Sprache oder des Gedankens etwas viel deutlicher als die Gei- ster mit etlich tausend, und die Engel gleich- falls in der Gleichung mit den Englischen Geistern. Wie wird es nicht bey dem HErrn selbst seyn? Die Sprache der Englischen Geister ist unbegreiflich, die Sache selbst stellt sich auf eine wunderbare Weise, die von denen Ge- genstaͤnden der Sinne abstrahirt ist, perspe- ctivisch dar, und wird durch die allerange- nehmste und schoͤnste Abbildungen durch un- zaͤhlige Arten veraͤndert mit einem bestaͤndi- gen Einfluß der Gemuͤthsneigungen ( affectu- um ) der allgemeinen Liebe, welche von dem HErrn oben herab fließt, aus welchem Ein- Sw. Sch. IV. Th. E fluß Von der Sprache der Geister fluß alles lebt. Es ist nicht moͤglich, nur eine einige solch perspectivische Vorstellung ( repræsentativum ) verstaͤndlich zu beschreiben, die Geister selbst vernehmen dieses noch nicht deutlich. Es giebt viele innere ( interiores ) boͤse Gei- ster, welche zwar nicht reden, wie die Gei- ster, doch aber in den Principiis der Jdeen stehen, und also subtiler sind, als die Geister. Diese sind von den Englischen Geistern ganz abgesondert, und koͤnnen sich nicht zu ihnen hinnahen. Diese boͤse Geister verbinden zwar auch ihre Jdeen abstract an Gegenstaͤn- de und Sachen, aber an garstige, und stellen sich da vieles vor, aber garstig. Sie sind gleichsam, wie toll. Jhre Sprache ist mir auch bekannt worden, sie wurde mir da- bey vorgestellt durch die unreine Heffen aus einem Gefaͤß, das verstaͤndliche aber in ihrer Sprache durch das Hintertheil eines Pferds, dessen Vordertheil man nicht sahe: Dann das Verstaͤndliche wird in der Geister-Welt durch Pferde vorgestellt, hingegen die Spra- che der Englischen Geister wurde vorgestellt durch eine Jungfrau in einem weissen Kleid, welches sich zierlich uͤber ein Brustkleid schick- te, zierlich angezogen, und in einer anftaͤndi- gen Leibesgestalt. Die Sprache der Engel ist unaussprechlich. Sie ist den Menschen, so lange sie leben, und selb- und der Engel. selbsten den Geistern, unbegreifllich. Jhre Sprache gehet nicht auf Sachen, welche man sich durch gewisse Jdeen vorstellt, wie bey den Geistern und Englischen Geistern, son- dern auf die Endzwecke und den Gebrauch, welche das wesentliche und vornehmste in al- len Dingen sind, deßwegen auch die Engel, die bey den Menschen sind, auf nichts an- ders merken, als auf die Endzwecke und den nuͤtzlichen Gebrauch, und sonst alles andere aus den Gedanken der Menschen verbannen; um das uͤbrige, was ideel und materiel ist, be- kuͤmmern sie sich nicht viel, weil es unter ih- rem Wuͤrkungs-Crays ist. Die Sprache der Engel wird bisweilen in der Geisterwelt bekannt, und faͤllt vor ihrem inneren Gesicht also auf, wie das Blanken des Lichts oder einer glaͤnzenden Flamme, und zwar beedes mit einer grossen Verschiedenheit nach dem Zustand der Bewegungen ihrer Sprache. Der himmlischen Engel ist unterschieden von der Sprache der geistlichen Engel, und ist un- aussprechlicher, und laͤßt sich weniger aus- druͤcken, sie ist auch viel reicher. Die Sprache der guten und der Englischen Geister, est simultanea plurium, hat auf ein- mal sehr viel in sich, besonders in ihren Cir- culgaͤngen gyris und Choͤren. Die Sprache, welche sie in Choͤren gebrauchen, habe ich oft gehoͤrt, sie ist wie schoͤn ausfallende Reimen. E 2 Sie Von der Sprache der Geister Sie denken nicht viel an Worte oder Jdeen, die empfundene Sachen fliessen von selbst in Worte, keine solche Worte oder Jdeen kom- men darein, welche den Sinn uͤberhaͤuffen oder auf Nebensachen ziehen, oder welches et- was ausgekuͤnsteltes besagt, oder welches sich selbst seiner Zierde halber aus Eigenliebe ge- faͤllt; sie wuͤrden diß gleichbald zernichten. Sie halten sich bey keinem woͤrtlichen Aus- druck auf, nulli voci inhærent, sie drucken nur den Sinn aus, der Ausdruck ergibt sich selbst, desinunt in unitates, ut plurimum sim- plices, dum in compositas, per accentum vol- vunt se in sequentem. Diß ist schwer zu uͤbersetzen, wir haben gethan, was wir gekonnt. Jndem sie ihren Sinn in zusammengesetzten Ausdruͤcken en- digen, so bringen sie die Einheiten, welche mehrentheils einfach seyn, mit zum schlies- senden Sinn, durch den Ton und Accent fal- len sie vom vorhergehenden in den Verstand des folgenden. Dieses kommt daher, weil sie in der Ge- sellschaft denken und reden, deßwegen faͤllt auch ihre Art zu reden nach der Verbindung und Einmuͤthigkeit der Gesellschaft aus. Die- ses war die Art der ehemaligen Gesaͤnger der Psalmen Davids. Man und der Engel. Man muß sich wundern, daß diese Rei- menweiß lauffende oder harmonische Redart der Gesaͤnger denen Geistern natuͤrlich ist; sie reden also untereinander, ob sie es gleich nicht wissen. Die Seelen bekommen gleich- balden nach dem Tod ein Geschick so zu reden. Jch selbst bin in ein gleiches Geschick versetzt, und endlich ist es mir ganz gelaͤuffig und ge- wohnt worden. Jhre Redart ist deswegen so beschaffen, weil sie in der Gesellschaft re- den, welches sie gemeiniglich nicht wissen. Jst dieses nicht das klatste Anzeigen, daß sie alle in gewisse Gesellschaften eingetheilt sind, und daß daher alles aus dem Bild gewisser For- men der Gesellschaft fließt. Die Unterredungen der Geister mit dem Menschen geschehen vermittelst der woͤrtlichen Stimmen ( per voces ) da hingegen die Spra- che der Geister untereinander durch Jdeen, welche von den Worten urspruͤnglich sind ( ori- ginarias vocum ) geschieht, sie sind aber nicht so undeutlich wie bey dem Menschen, so lang er in dem Leib lebt, sondern so deutlich wie die Reden. Die Gedanken der Menschen werden nach dem Tod deutlicher und klaͤrer, und die Jdeen der Gedanken kommen zu groͤs- serer Unterscheidung, so, daß sie als deutli- che Formen der Sprache dienen: Dann das dunkele ist mit dem Leib Den Leib, oder wie es Swedenborg E 3 an zerstreut worden, und Von der Sprache der Geister und also ist die denkende Kraft gleichsam von ihren Schlaiffen, womit sie bestrickt war, als von Schatten, worein sie eingewickelt war, frey worden. Sie bringt alles mehr in einem Augenblick zu Stand, daher ist auch der An- blick besonderer Umsiaͤnde und Theile heller und praͤsenter, und eben so auch das Bewußt- seyn, ( apperceptio ) und die Aussprach. Die Sprache der Geister ist nach den ver- schiedenen Classen oder Familien der Geister auch unterschieden: man kan sie an der Sprache unterscheiden lernen, ja es hat selbst ein jeder Geist seine besondere Sprache wie die Menschen. Dieser Unterschied kommt nicht nur von den Affectionen, welche das Le- ben der Sprache ausmachen, und welche die Woͤrter gleichsam ausfuͤllen und fortfuͤhren, noch allein von dem Aceent, sondern auch von dem verschiedenen Schall und andern Zeichen her. Die an den meisten Orten nimmt, das Fleisch gibt er gemeiniglich als die Hinderniß, welche den Geist des Menschen zuruͤck haͤlt in das Himmlische aufzusteigen, und sich mit den himmlischen Geistern zu vereinigen, als die Ursache der boͤsen Persuasionen und Neigungen an. und der Engel. Die Sprache der himmlischen Geister kann nicht leicht in die vernehmliche Toͤne oder Stimmen bey dem Menschen einfliessen: denn sie schickt sich wuͤrklich in keine Stim- me, in welcher etwas knarrends ( stridulum ) oder eine etwas harte Verdopplung der Con- sonanten ist, oder worinn auch eine Jdee aus dem wissenschaftlichen Denken liegt; deßwe- gen fliessen sie selten anders in die Sprache ein, als durch zarte Anregungen des Herzens (Affectiones), Dieses Wort kommt oͤfters vor. Wir haben es durch Bewegungen, Neigun- gen, Affectionen uͤbersetzt, es scheint das παϑος in einer Rede auszudruͤcken. welche die Worte gleich ei- nes Flusses oder der Luft zaͤrtlich und sanft fliessend machen. Die Sprache derjenigen Geister, welche in der Mitte sind zwischen den himmlischen und geistlichen, ist fliessend wie die sanfteste Athmosphaͤre, sie erquickt die Werkzeuge, worein sie kommt, und macht selbsten die Stimmen sanft, sie ist auch schnell, und gewiß, ihr fliessendes und liebliches We- sen entsteht daher, weil das himmlische Gut in den Jdeen derselbigen, und weil die Spra- che mit ihren Gedanken aufs beste uͤberein- stimmt. Alles harmonische Angenehme in jenem Leben kommt von der Guͤte und Liebe her. Die Sprache der niedrigen Geistern ist E 4 auch Von der Sprache der Geister auch fliessend, aber nicht so sanft und gelind; diese sind es welche hauptsaͤchlich reden. Es giebt auch eine Sprache der boͤsen En- gel, ( geniorum ) welche fliessend ist, aber nur aͤusserlich zum Gehoͤr, innerlich aber ist sie knarrend, weil sie uns einer Verstellung zum Guten und aus keiner inneren Bewegung darzu entstehet, es giebt auch eine Sprache solcher Geister ohne etwas fliessendes, in wel- cher man die Widrigkeit der Gedanken ver- nimmt als ein heimliches kriechendes Thier. Es gibt Geister, welche nicht auf eine Fluß- artige Weise einfliessen, sondern durch schwin- gende und hin und her gezogene Bewegungen, wie wenn aus einer Linie eine Flaͤche wird, mehr oder weniger scharf. Diese fliessen nicht allein mit der Sprache, sondern auch mit der Antwort ein. Dieses sind solche, welche das innerste des Worts aus vielfaͤltigen Ursachen verwerfen, welche andere Menschen vor ihr blosses Werkzeug und vor nichts halten, und nur sich selbsten suchen. Es giebt Geister, welche nicht reden, son- dern nur durch vielerley Gestalten und Ver- aͤnderungen, welche sie in meinem Angesicht hervorgebracht haben, ihre Gesinnungen aus- druckten, und die Jdeen so lebhaft hingestellt haben, daß man darum ihre Gedanken gleich- sam und der Engel. sam im Bild sahe: dieses geschah durch Ver- aͤnderungen um die Gegend der Lippen, so- dann uͤber das Gesicht, und hernach um die Augen herum, indem sie nur ihre innerste Gesinnungen mittheilten, und zwar geschah es um das linke Aug, wann sie mir Wahr- heiten und Anregungen zu Wahrheiten, um das rechte aber, wann sie mir gute Dinge und Anregungen zum Guten beybrachten. Jch hoͤrte auch mehrerer Geister-Spra- chen zugleich, sie war Wellenweiß fortflies- send, und flosse in das Gehirn mit verschie- dener Bestimmung. Andere Geister redten so, daß es sich vierfach endigte, als lautete es nach dem Schall und Ton der Drescher. Diese Geister sind von andern ganz abgeson- dert, sie bringen dem Haupt einen Schmer- zen bey, wie wenn man mit der Sprize etwas zuruͤck zieht; andere hoͤrte ich, welche zwar ei- ne helle Stimme hatten, aber so, als red- ten sie in sich innerlich, doch immer, daß man sie hoͤren konnte. Andere redeten, als muͤßten sie alle ihre Worte aus dem Bauch heraus holen, dieses sind solche, welche gar nicht viel auf den Verstand der Sache acht geben, sondern von andern zum Reden ge- zwungen werden. Jch hoͤrte andere, welche mit einem haischen Schall, als waͤre er in 2. Theile gespalten, redeten, diese machen sich an die linke Seite unter dem Vorder- E 5 theil Von der Sprache der Geister ꝛc. theil des Arms oder auch an das linke Ohr. Wieder andere konnten nicht laut reden, sondern sind wie solche, die einen Husten und Catharr haben. Einige derselben locken die Heimlichkeit anderer heraus, in der Ab- sicht zu schaden, indem sie sich durch solche Dinge, womit sie sich ergoͤtzen, bey ihnen be- liebt zu machen suchen. Es gibt kleine Gei- ster, obgleich nicht viele, welche reden, als hoͤrte man eine ganze Menge wie Donnernd, ich hoͤrte sie uͤber meinem Haupt, und meyn- te, es waͤre eine ganze Menge; es kam aber einer zu mir an meiner linken Seite unter dem Arm, und redte auf eine aͤhnliche Wei- se mit einer donnernden Stimme, er schied sodenn von mir, und machte nach seiner Weise fort. Doch sind solche Arten zu re- den etwas selten; wem seine innere Gehoͤr- Werkzeuge geoͤfnet sind, der hoͤrt dieses so deutlich und laut, gleich denen Geistern, als man die Sprache der Menschen und den Schall auf dieser Erden hoͤrt. Einmal redeten auch Geister mit mir durch blosse bildliche Vorstellungen vor den Augen: sie stellten mir Flammen von vie- lerley Farben, Lichter, auf- und absteigen- de Wolken, verschiedene Haͤußlein und Puͤl- ter, Gefaͤsse, verschiedentlich gekleidete Per- fonen und andere Dinge vor: dieses alles hatte seine besondere symbolische Bedeutung, wor- Von dem Licht, wor. die Engel leben. woraus man abnehmen konnte, was sie wollen. Von dem Licht, worinnen die Engel leben. D aß die Geister und Engel alle Sinne ausser dem Geschmack Der Geschmack ist vielleicht in den Sta- tum resurrectionis aufbehalten. in einer groͤs- seren Schaͤrfe und Vollkommenheit hesizen, als irgend ein Mensch, ist mir vielfaͤltig ge- zeigt worden. Sie sehen nicht nur einan- der, und gehen miteinander um, besonders die Engel leben in der groͤsten Gluͤckseligkeit vermittelst der gemeinschaftlichen Liebe, son- dern es gibt auch noch viel mehr Dinge, wel- che sie dort sehen, als es ein Mensch glau- ben kann. Es gibt eine Geister-Welt, und es gibt ganze Himmel voll abbildender Dar- stellungen, dergleichen die Propheten gesehen haben, und welche so groß sind, daß ein Mensch, wann ihme das Gesicht sollte geoͤf- net werden, und er einige Stunden lang hinein schauen doͤrfte, anders nicht als er- staunen muͤßte. Das Licht in dem Himmel ist so beschaffen, daß es den mittaͤglichen Glanz der Sonnen-Welt auf eine unglaub- liche Von dem Licht, liche Weise uͤbertrift, hingegen die Geister haben kein Licht in der Welt, weil sie ent- weder uͤber oder unter der Sphaͤre dieses Lichts sind, sondern allein von dem HErrn, der ihre Sonne ist. Auch das mittaͤgliche Licht der Welt ist den Engeln wie eine dichte Finsterniß: wenn es ihnen gegeben wird, in dieses Licht hinein zu schauen, so ist es ihnen, als ob sie in lauter Finsterniß hinein schauten: So sehr ist das Licht des Himmels von dem Licht der Welt unterschieden. Das Licht, worinn die Geister und En- gel leben, habe ich so oft gesehen, daß es mir endlich ganz gewohnt worden ist. Jch will einiges von meinen Erfahrungen anfuͤhren. Damit ich wußte, was es fuͤr ein Licht seye, bin ich einigemal in die Wohnungen der guten und der Englischen Geister hinge- fuͤhrt worden, und habe da nicht nur sie, sondern auch alles, was dorten ist, gesehen. Jch sahe auch unmuͤndige Kinder und Muͤt- tern, in einem hellglaͤnzenden und schim- mernden Licht, daß es nichts hellers geben kann. Unvermuthet fiel etwas starkflammen- des ( flammeum intensum ) vor mein Aug hin, welches es sehr blendete, nicht nur das Gesicht des aͤusseren, sondern auch des inne- ren worinnen die Engel leben. ren Auges. Bald darauf erschien mir et- was dunkeles, als eine schattichte Wolke, worinnen gleichsam etwas irrdisches war. Da ich mich hieruͤber wunderte, wurde ich innen, so groß seye das Licht bey den En- geln im Himmel, in Vergleichung mit dem Licht in der Geister-Welt, ob sie gleich schon im Licht leben, und daß sich eben so der Ver- ftand und Weisheit der Engel und alles, was zu diesem gehoͤrt, und davon abhangt, nem- lich die Sprache, die Denkungskraft, die Freude und Gluͤckseligkeit derselben gegen die Geister verhalte. Wie groß mag nicht der Unterschied zwischen Engeln und Men- schen seyn, welche doch nur gegen die Gei- ster schon im Dunkeln sind? Es wurde mir gezeigt das Licht, worin- nen diejenige leben, die ungefaͤhr zu einer inneren Gegend des Angesichts gehoͤren. Es war ein Licht, mit schoͤnen Veraͤnderungen von guͤldenen Lichter-Strahlen, welches vor diejenige gehoͤrte, welche in denen Neigun- gen zum Guten stehen, und ein anderes Licht von mancherley Abwechslungen silberner Lichts-Strahlen, worinnen diejenige stehen, die in Neigungen zur Wahrheit sind. Biß- weilen sehen sie auch den Himmel, nicht den, welchen wir sehen, sondern einen vor ihnen dargestellten mit Sternlein aufs schoͤnste ge- schmuͤckten Himmel. Der Unterschied kommt daher, Von dem Licht, daher, daß alle Geister und Engel in allen drey Himmeln in Himmlische und Geistliche eingetheilt sind: Jene sind es, die in der Liebe zum Guten, diese aber, die in der Lie- be zur Wahrheit stehen. Jch bin von dem Particulair-Jdeen oder von dem Leib hinweg gefuͤhrt worden, so daß ich in geistlichen Jdeen erhalten wurde, da erschien mir ein lebendiges Fuͤnklein ei- nes Diamantenen Lichts (dann anders kann ich es nicht beschreiben) und zwar ziemlich lang. So lang ich darinnen war, sah ich die Particulair-Dinge als etwas Weltliches und Coͤrperliches, als unter mir, und ent- fernt an. Daher erkannte ich, in welchem Licht diejenige seyen, die von den materiellen Jdeen zu den Geistlichen erhoben sind. Manchmahlen erscheinen die gute Gei- ster vor andern, und vor sich, als leuchten- de Sterne, welche nach dem Grad ihrer Liebe und des Glaubens schimmern: Die boͤse Geister hingegen als Kuglen eines Koh- len-Feuers. Den boͤsen Geistern kommt bißweilen das Leben der Luͤsten oder der Wolluͤsten als ein Kohlen-Feuer vor: in dieses gleichsam feurige Wesen wird das Leben der Liebe und der Barmherzigkeit des HErrn, welches bey ihnen worinnen die Engel leben. ihnen einfließt, verkehrt, hingegen das Leben ihrer Phantasien erscheint ihnen, als ein da- her entstandenes Licht, welches aber sehr dun- kel ist, und sich auf keine Weite erstreckt: Wenn sich aber das Leben der gemeinschaft- lichen Liebe annaͤhert, so loͤscht das Feurige aus, und kehrt sich in Kaͤlte, und das dun- kele Licht in Finsterniß. Denn die boͤsen Geister leben in Finsterniß, und es ist kein Wunder, daß auch einige die Finsterniß lieben, und das Licht hassen. Jm Himmel (in der Geister-Welt aber nicht eben so) ist es ganz bekannt, daß das Licht vom HErrn herkommt, und im dritten Himmel erscheint der HErr denen himm lischen Engeln als die Sonne, denen geistlichen aber als der Mond. So viel aber die Engel himmlisches und geistliches Wesen haben, so viel Licht haben sie, und wie dieses himmlische und geistliche beschaffen ist, so ist auch das Licht beschaffen. Dieses kann man aus der Verklaͤrung des HErrn, da sein Angesicht wie die Son- ne, und seine Kleider, wie das Licht glaͤnz- ten, Matth. 17. C. v. 2. sehen, da wurde den Juͤngern ihr inneres Aug aufgethan, so wird eben dieses bey den Propheten Jes. C. 30. v. 26, und bey Joh. Apocal. 21. v. 23. C. 22. v. 5. und bey Mose Num. 24. v. 10. bestaͤt- Von dem Licht, bestaͤtigt. Weil also das himmlische und geist- liche Wesen des HErrn vor dem aͤusseren Aug der Engel als die Sonne und der Mond erscheint, so bedeutet die Sonne im Wort das Himmlische, und der Mond das Geist- liche. Den Mond ich habe also gesehen, aber die Sonne nicht. Aus dem Licht des HErrn im Himmel fieht man unzaͤhlige Wunderdinge. Sie stellen bestaͤndig den HErrn, und sein Reich bildlich dar, wie bey den Propheten, und den Apoc. Sobald dem Menschen sein inneres oder sein Geistes-Aug geoͤfnet wird, so kan er solches sehen, wie Johannes den guͤldenen Leuchter. Apoc. C. 1. v. 12. 13. und andere Dinge C. 21. v. 2. 10. Jch konnte von denen unzaͤh- ligen Dingen, welche in dem andern Leben erscheinen, ehe miꝛ dieses Licht aufgegangen ist, keinen anderen Begriff bekommen, als andere haben, nemlich daß das Licht, und was neben dem sinnlichen aus demselben her- vor kommt, keineswegs in dem andern Leben seyn koͤnne, und dieses aus der gefaßten Mei- nung der Gelehrten von dem Jmmateriellen, welches sie hauptsaͤchlich denen Geistern zu- schreiben, und von allem, was in jenem Leben ist, woraus man sich keinen andern Begriff bilden kan, als daß, weil es immateriel, es entweder so dunkel, daß man keinen andern Begriff fassen koͤnnte, oder gar nichts waͤre, dann Von den Parad. u. Woh. der Engel. dann etwas immaterielles besagt dergleichen etwas, da doch das Gegentheil offenbar an- genommen werden muß, dann wann die Geister nicht organisch, und die Engel orga- nische Substanzen waͤren, so koͤnnten sie weder reden noch sehen, noch denken. Hier siehet man, daß Swedenborgs himmlische Philosophie von seiner irr- dischen weit unterschieden ist. Sw. Sch. IV. Th. F Von den Paradiesen und Woh- nungen der Engel. W as man in der Geister-Welt und im Himmel sehen kan, ist so unzaͤhlbar, daß man es nicht ausreden kan. Hier will ich von einigen Dingen, welche unmittelbar aus dem Licht sind, etwas melden, nemlich von den Athmosphaͤren, paradisischen Ge- genden, Regenbogen-Farben, Palaͤsten und Wohnungen, welche dort vor dem aͤussern Aug der Geister und Engel so licht und le- bendig sind, und zugleich mit allen Sinnen genossen werden koͤnnen, daß sie sagen, die- se Dinge seyen allein reell, hingegen diejeni- ge, welche in der Welt sind, seyen in Ver- gleichung mit denselbigen, nur Schatten und nichts reelles. Die Von den Paradiesen u. Wohnungen Die Athmosphaͤren des Lichts, welche aus dem Licht entstehen, worinn die Seeli- ge leben, sind unzaͤhlbar, und unbeschreib- lich schoͤn und angenehm. Es gibt diaman- tene Atmosphaͤren, welche in allen ihren kleinsten Theilchen gleich als von diamante- nen Kuͤgelein blitzen: Andere Athmosphaͤren sind ihrem Schimmer nach allen kostbaren Steinen gleich. Wieder andere sind, als waͤren sie von Perlen, welche in ihren Mit- tel-Puncten einen halben Schein von sich ge- ben, und mit denen zierlichsten Farben be- strahlt. Noch andere sind flammend als von Gold oder Silber, auch aus diamantenem Gold und Silber. Es gibt noch andere Athmosphaͤren von vielerley faͤrbigen Blu- men, welche in sehr kleinen und unsichtba- ren Formen sind; solche erfuͤllen den Him- mel der unmuͤndigen Kinder mit einer gros- sen Verschiedenheit; ja es gibt auch Athmos- phaͤren gleich als von spielenden Kindern, in unsichtbaren kleinen Formen, welche aber nur mit der innersten Jdee vernehmlich sind, woraus die Kinder den Begriff be- kommen, es lebe alles um sie herum, und sie seyen im Leben des HErrn, welches ihr innerstes mit Seeligkeit durchdringet. Die Paradisische Vorstellungen sind er- staunlich, es stellen sich da vors Gesicht pa- radisische Gaͤrten von unermeßlicher Aus- deh- der Engel. dehnung aus allerley Baͤumen, so schoͤn und lieblich, daß es alle menschliche Vorstellung uͤberschreitet. Sie sehen es nicht nur mit ihrem aͤusseren Aug, sondern sie empfinden auch einzele Dinge viel lebhafter, als ein Aug auf Erden. Jch habe es selbsten gese- hen, da ich vorwaͤrts weiter hinauf gegen dem Winkel des rechten Augs zu denen ge- fuͤhrt wurde, welche ein paradisisches Leben fuͤhren. Hier erscheint alles in seinem schoͤnsten Fruͤhling und Bluͤte, mit groͤsse- ster Pracht und Verschiedenheit, alles und jedes lebt aus Abbildungen des Himmlischen und Geistlichen. Einige Seelen, welche noch neue Ankoͤmmlinge aus der Welt sind, und nach ihren gefaßten Grundsaͤzen im Le- ben zweifleten, ob es auch dergleichen etwas im andern Leben geben koͤnnte, wurden dorthin erhaben, und redten von da aus er- staunend mit mir: Es ist, sagten sie, etwas unaussprechliches, und es laͤßt sich diese Sache, die grosse Lieblichkeit und Gluͤcksee- ligkeit, und die auf einander folgende Ver- schiedenheiten mit keiner Jdee vorstellen. Die Seelen, welche in den Himmel einge- fuͤhrt werden, kommen gemeiniglich zuerst in dergleichen paradisische Oerter; die Engel aber ergoͤtzen sich nicht an diesen Paradiesen, sondern an denen abbildenden Vorstellungen. 1. Petr. 1, 12. F 2 Was Von den Paradiesen u. Wohnungen Was die Regenbogen-artige Erscheinun- gen betrifft, so gibt es gleichsam einen Himmel von Regenbogen, wo die gantze Athmosphaͤre als von kleinen aneinander hangenden Re- genbogen bestehend, erscheint. Dort besteht die ganze Athmosphaͤr- oder Luft-Gegend aus solchen blitzenden Bewegungen, sie ist auf diese Art gleichsam in allen ihren Um- faͤngen strahlend, um diese herum ist die Ge- stalt des groͤsten Regenbogens sehr schoͤn aus gleichen kleinern zusammen gesetzt, welche die allerpraͤchtigste Bilder des groͤssern sind. Eine jede Farbe besteht also aus unzaͤhligen Strahlen, so, daß ganze Myriaden mit einander Ein empfindliches Wesen ausma- chen, welches gleichsam eine Modification der Lichts-Quellen vom Himmlischen und Jrrdischen ist. Es gibt aber ungemein viele Verschiedenheiten und Veraͤnderungen dieser Regenboͤgen. Jch sahe eine etwas groͤssere Gestalt eines Regenbogens, daß ich daher wissen koͤnnte, wie sie in ihren kleinsten Formen beschaffen seyen. Es war das allerhellste Licht mit ei- nem gewissen Umfang umringt, um dessen Mittel-Punct gleichsam etwas dunkeles, irrdisches mit dem allerlichtesten Wesen um- gossen, welches sich bestaͤndig veraͤnderte, und durch ein anderes lichtes Wesen mit feuergelben Puͤnctlein als Sternen unter- schie- der Engel. schieden wurde, neben anderen Verschieden- heiten, welche durch die vielfaͤrbige Blumen, die in das allerlichteste Wesen hinein gien- gen, deren Farben nicht von dem weissen sondern von dem flammenden Licht ausflossen, welches alles Vorstellungen vom Himmli- schen und Geistlichen waren. Die Farben aus dem flammenden bilden ab, was zur Lie- be und Neigung zum Guten gehoͤrt. Die aus dem hellen Licht aber, was zum Glau- ben und zur Neigung nach Wahrheit gehoͤrt. Daher kommen alle Farben im andern Leben. Es gibt auch noch Farben, die man in dieser Welt nicht sieht. Ueberdiß sieht man auch Staͤdte mit praͤchtigen, nahen, mit schimmernden Far- ben gezierten, uͤber alle architektonische Kunst erhabenen Pallaͤsten. Solche Dinge haben schon die Propheten und Johannes Apoc. 21, 10. 12. 18. 19. 20. mit ihrem inneren Auge gesehen. Unzaͤhlige solche Dinge sehen die Engel und Englische Geister am hellen Tag, und empfinden es mit allen Sinnen; Niemand aber, der seine geistliche Jdeen durch die Kunst-Woͤrter, Erklaͤrun- gen und Schluͤsse der menschlichen Philoso- phie ausgeloͤscht hat, kan es glauben, da es doch schon die Heilige gesehen haben. F 3 Jch Von den Paradiesen u. Wohnungen Jch durfte auch manchmalen Auszie- rungen. z. Ex. von Stuffen und Pforten sehen, sie bewegten sich, als waͤren sie le- bendig, und veraͤnderten sich mit immer neuer Schoͤnheit und Symmetrie. Jch wurde belehrt, es koͤnnte in Ewigkeit also fortwaͤh- ren, so daß die Folge von Veraͤnderungen selbst eine Harmonie darstellen wuͤrde. Und dieses seyen noch Kleinigkeiten. Alle Engel haben ihre Wohnungen, wo sie sind, welche praͤchtig sind. Jch war da, und sahe sie einigemal mit Verwunderung, und redte mit ihnen: dann sie fallen gar of- fenbar ins Gesicht. Die Wohnungen auf Erden kommen kaum in eine Vergleichung damit, sie nennen auch die irrdische Dinge todt, und nicht reell: die Baukunst ist so beschaffen, daß die Kunst daraus hervor leuchtet mit unglaublicher Abwechslung. Sie sagten, wann sie alle Pallaͤste auf der ganzen Erden bekommen sollten, so moͤch- ten sie das ihrige dagegen nicht verwechseln. Was von Stein und Holz ist, ist ihnen todt: Was aber vom HErrn ist, ist leben- dig, und desto mehr, weil sie es mit allen Sinnen geniessen: Dann was dort ist, daß schickt sich vollkommen zu den Sin- nen der Geister und Engel: Dann das Geistliche paßt zu den geistlichen Ge- schoͤpfen eben so wohl zusammen, wie sich der Engel. sich das Koͤrperliche zum Koͤrperlichen reimt. Die Wohnungen der guten und Engli- schen Geister haben gemeiniglich Spatzier- Gaͤnge oder lange Vorhoͤfe, gewoͤlbt, auch manchmalen verdoppelt, deren Waͤnde mit vieler Verschiedenheit gebildet, auch mit Blumen und sehr wunderbar zusammen ge- wundenen Blumen-Kraͤnzen geziert sind, neben vielen andern Zierlichkeiten, welche sie bald in hellerm bald in geringerem Licht stets mit innerer Lust erblicken. Jhre Woh- nungen verwandeln sich auch in schoͤnere, wie die Geister selbst vollkommener werden: Wann sie sich verwandlen, so erscheint ih- nen etwas, welches ein Fenster vorstellt, zur Seite, dieses erweitert sich immer mehr, innerlich wird es dunkeler, und es ist gleich- sam etwas vom Himmel mit Sternen offen, und eine Wolke, sodann wird ihre Woh- nung in eine lieblichere verwandelt. Denen Geistern thut es sehr wehe, daß sich die Menschen solche wunderliche Gedan- ken von ihnen machen, als waͤren sie in einem dunkelen, leeren und betruͤbten Zu- stand. Einige Seelen, welche neu in jenes Leben ankamen, wurden, um in ihrem Un- glauben beschaͤmt zu werden, zu den Woh- nungen der Engel hingefuͤhrt, da redten sie F 4 mit Von den Parad. u. Woh. der Engel. mit ihnen, und sahen alles an; nachhero sagten sie, sie haben es erfahren, daß es so seye, und jenes seye erst reell; es seye etwas wunderbares; aber es ist eine Erfahrung der inneren Sinne, und es ist ungereimt, deß- wegen zu zweiflen, weil man es nicht faßt: Dann so muͤßte man alles, was eine innere Natur hat, und was zum ewigen Leben ge- hoͤrt, verwerfen. Daher kommt der Unsinn unserer Zeit. Die in dieser Welt reich waren, und in praͤchtigen Pallaͤsten wohnten, dieses vor ih- ren Himmel hielten, ohne Gewissen und Lie- be lebten, und andere unter allerley Schein um ihre Guͤter brachten, werden nach ihrem Tod zuerst in ihr nemliches voriges Leben ge- fuͤhrt, manchmalen haben sie auch dorten ei- nen aͤhnlichen Pallast, wie in dieser Welt, (dann alle Menschen sind dort anfangs Gaͤ- ste und neue Ankoͤmmlinge, denen die En- gel manches zu gut thun von dem HErrn) aber die Scene veraͤndert sich, die Pallaͤste verschmelzen nach und nach, und werden zu Haͤußlein, immer schlechter, und endlich zu nichts, sodann gehen sie herum wie die Bettler, und bitten sie auch aufzunehmen, weil sie aber solche Leute sind, so werden sie ausgestossen, und endlich werden sie Aus- wuͤrflinge, und hauchen eine ganze Sphaͤre vom Gestank der Zaͤhne aus. Jch Von den Wuͤrk.-Crays. der Geister. Jch redte mit den Engeln uͤber die Vor- stellungen, daß nemlich alles im wachsthuͤm- lichen Reich dieser Erden etwas von dem Reich des HErrn abbildet, sie sagten, alles, was schoͤn darinnen sey, urstaͤnde durch den Himmel vom HErrn, und indem das Himm- lische und Geistliche von dem HErrn in die Natur einfliesse, so entstehe solches in der That: Daher komme die wachsthuͤmliche Seele. Dieses nannten sie ein himmlisches Geheimniß. Ein solcher Einfluß findt auch bey dem Leben der Thiere, welche nach dem Tod saͤmtlich zerstoͤrt werden, statt. Von den Wuͤrkungs-Craysen der Geister. D er Wuͤrkungs-Crayß der Geister breitek sich in eine Weite aus, und wird auch, wann es der HErr zulaͤßt, an andern em- pfindlich. Jch bin unterrichtet worden, wie diese Wuͤrkungs-Crayse, die in jenem Leben so empfindlich seyn, zu vergleichen seyen. Es seye zum z. Ex. wer von sich und seiner Vortreflichkeit vor andern, eine Meynung eingesogen, der wird endlich mit einer solchen Art uͤberzogen, daß, wo er geht und andere ansiehet, und mit ihnen redt, er sich selbst besehe; dao geschieht zuerst offen- barlich, hernach nicht offenbarlich, also daß F 5 er Von den Wuͤrkungs-Craysen er es selbst nicht weiß, aber es herrscht im- merhin, wie in jeden Theilen der Neigungen und Gedanken, so in jeden Theilen der Ge- berden und der Rede; das koͤnnen die Men- schen an andern sehen; und dergleichen etwas ist, was den Wuͤrkungs-Crayß in jenem Leben ausmacht, welcher empfunden wird, doch je und je nicht oͤfters als so oft es der HErr erlaubt. So verhaͤlt es sich mit andern angewohn- ten Neigungen, daher gibt es so viel Wuͤr- kungs-Crayse als angewohnte Neigungen seyn, und der angewohnten Neigungen ihre Verbindungen, als welche unzaͤhlbar seyn. Es ist nemlich der Wuͤrkungs-Crayß gleich- sam ein ausser der Seele ausgebreitetes Bild, und zwar von allem, was in ihm ist; Was nun im Reich der Geister zu sehen und zu empfinden dargestellt wird, ist nur etwas all- gemeines; Die besondere Dinge darinn, werden in hoͤhern Aussichten des Himmels erkannt; die eigentlichste und innerste Dinge weiß niemand als der HErr allein. Damit man wisse, was fuͤr Art die Wuͤr- kungs-Crayse seyen, davon kan ich etwas aus einiger Erfahrung beybringen: Ein ge- wisser Geist, der mir bekannt war, als er noch im Leib lebte, nachdem ich mit ihm ge- redt, ist mir nachher oft erschienen unter boͤ- sen; der Geister. sen; weil er nun grosse Meynung von sich hatte, hat er sich einen hochtragenden Wuͤr- kungs-Crayß vor andern zugezogen, und weil er ein solcher war, so flohen die Geister ploͤtzlich von ihm, so daß keiner sich sehen ließ, als er allein, der damal den ganzen Crayß um und um erfuͤllt, in welchem er sich beschauete; bald hernach, als er von de- nen ihm geselligen Geistern ganz entaͤussert war, ist er in einen ganz andern Zustand verfallen; da derjenige, welcher von seiner Gesellschaft in jener Welt verlassen wird, wird anfaͤnglich wie halb todt, sein Leben wird alsdann nur unterhalten von dem Ein- fluß des Himmels in sein Jnneres, da hat er angefangen zu wehklagen und Pein zu fuͤhlen: Hernach haben andere Geister ihm gesagt, daß sie seine Gegenwart, weil er groͤsser seyn wolle als andere, nicht haben ertragen koͤnnen. Endlich hat er andere Mitgesellen bekommen, und ist in die Hoͤhe erhaben worden, da ihme vorgekommen, daß er allein die Welt regiere, dann wann einer sich selbst uͤberlassen wird, so blaͤßt ihm die Eigenliebe so grosse Dinge ein; nach der Hand ist er unter die hoͤllische Rotte gewor- fen worden: Ein solches Loos bleibt denen, welche sich groͤsser als andere duͤnken; die Eigenliebe ist vor aller andern Liebe der ge- genseitigen Liebe zuwider, welche im Leben des Himmels ist. Ein Von den Wuͤrkungs-Craysen Ein anderer, der sich vorher groß und weise geduͤnkt, dabey aber uͤbrigens guter Art, als der andere nicht so verachtete, sich aber in seiner Hoheit dannoch, weil er im Ansehen war, einen solchen Wuͤrkungs- Crayß zugezogen, ist zu mir gekommen, hat lange nichts geredt, aber ich nahm wahr, daß er gleich als mit einem wolkichten Duft umgeben war, der von ihm ausgieng, und die Geister zu umwoͤlken anfieng; von die- sem sind die Geister in Bedraͤngniß gerathen, daher, als sie mit mir geredt, sprachen sie, sie koͤnnen gar nicht da seyn, sie werden al- ler Freyheit beraubt, so daß sie nicht so keck seyen, etwas zu sagen; Derselbe hat auch angefangen zu reden, und zwar mit ihnen, die er seine Soͤhne nennte, zuweilen lehrend, und zwar mit Auctoritaͤt, die er sich zugezo- gen: Daher kan man erkennen, was der Wuͤrkungs-Crayß des Ansehens zu sagen habe in jenem Leben. Jch habe oft wahrgenommen, daß die in der Welt in hohen Ehren gestanden, nicht haben anderst als sich einen Wuͤrkungs- Crayß des Ansehens zuziehen, und also sol- chen weder verbergen noch ablegen koͤnnen in jener Welt. Welche nun unter denselben mit Glauben und Liebe begabt waren, deren Wuͤrkungs-Crayß der Auotoritaͤt wird mit dem Wuͤrkungs-Crayß der Guͤte wunder- bar der Geister. bar vereinbahrt, daß er einem nicht be- schwehrlich faͤllt. Ja es wird ihnen auch ei- ne Art der Unterthaͤnigkeit von wohlgesitte- ten Geistern eingeraͤumt, aber sie begehren nicht zu herrschen, sondern es ist ihnen als natuͤrlich, weil sie so gebohren waren, sie legen auch solche Sphaͤre mit der Zeit ab, weil sie gutes Sinnes seyn, und solche ab- zulegen sich befleissen. Es waren bey mir einige Tage lang sol- che Geister, welche so lange sie in der Welt gelebt, nichts zum Nutzen der Gesellschaft, sondern sich allein zu lieb alles gethan, un- tuͤchtig zu den Aemtern in dem gemeinen Wesen; die allein zum Zweck gehabt haben, niedlich zu leben, praͤchtig sich zu kleiden, reich zu werden, sich einzuschmeichlen, Hof- Manieren anzunehmen. Deren Wuͤr- kungs-Crayß war, daß sie mir allen Ernst zum Nachdenken benahmen, mir Verdruß machten ernsthafte Sachen zu thun, so daß ich nicht mehr wußte, was ich thate, solche bringen den Geistern gleichen Verdruß zu al- lem Ernst bey, sind unnuͤtze Glieder der an- dern Welt, und werden uͤberall zuruͤck ge- stossen. Ein jeder Geist und noch mehr eine jede Gesellschaft der Geister hat ihre Wuͤrkungs- Crayse aus denen angenommenen Grund- Saͤzen Von den Wuͤrkungs-Craysen. Saͤzen und Beredungen, und diß ist ihre Ueberzeugungs-Sphaͤre, die boͤse Geister ha- ben einen Wuͤrkungs-Crayß von Begier- den. Die Ueberzeugungs-Sphaͤre ist so, daß wann einer in den andern wuͤrkt, er es dahin bringt, daß ihm das wahre als falsch vorkommt, und daß er alles, was ihn darinn bestaͤrken kan, aufsucht, so daß er sich die Gewohnheit zuzieht, daß das Falsche wahr seye, und daß das Boͤse gut seye; da- her kan man erkennen, wie leicht ein Mensch im Falschen und Boͤsen koͤnne bestaͤrkt wer- den, wo er nicht der Wahrheit, die vom HErrn kommt, Glauben zugestellt hat: Es erhellet auch daher, woher so viel falsche Beredungen bey den Menschen kommen, es geschiehet nicht ohne Einfluß solcher Geister. Dergleichen Wuͤrkungs-Crayse, wann sie gesehen werden, erscheinen wie Wolken, mehr oder weniger dicht, nach der Beschaf- fenheit der Phantasien, wie unten von den Nephilim wird gesagt werden. Solche Sphaͤren sind gifftig. Einer von denen, welche lau genennt werden, ist zu mir gekommen, welcher sich auffuͤhrte als haͤtte er sich gebessert, und ich habe den Betrug nicht gemerkt, ob ich wohl gedachte, daß er inwendig verborgen liege; Es haben aber die Geister gesagt, daß sie seine der Geister. seine Gegenwart nicht ertragen koͤnnen, und daß sie bey sich etwas solches spuͤren, wie wann einer speyen muͤste, und daß sie un- ter solchen seyen, welche ausgespeyet werden muͤssen. Derselbe hat hernach abscheuliche Dinge geredt, und konnte nicht ablassen, wie sehr man ihn auch uͤberreden wollte, daß man nicht so reden muͤste. Die Wuͤrkungs-Crayse werden auch empfindlich gemacht durch den ausfliessenden Geruch, welchen die Geister viel genauer empfinden als die Menschen: Dann denen Wuͤrkungs-Craysen seyn die ruchbare Aus- fluͤsse gemaͤß. Der Heuchler Geruch, den ihr Wuͤrkungs-Crayß von sich gibt, ist ein zum Brechen einfallender Dunst. Der pra- lenden Redner Ausduͤnstung ist wie gebrannt Brod, der Wolluͤstigen Dunst ist wie ein Secret, der Ehebrecher ihrer riecht noch uͤb- ler. Der Gehaͤßigen Ausduͤnstung ist ein Todten-Geruch, der Geitzigen ist wie der Maͤuse, die welche Unschuldige verfolgt ha- ben, haben eine Ausduͤnstung wie Laͤuse. Dergleichen Ausduͤnstungen koͤnnen von kei- nem gefuͤhlt werden, als von dem, welchem die innere Fuͤhl-Kraͤfften eroͤffnet seynd, so daß er mit Geistern umgehe. Der Dunst-Crayß, der von einem Weibsbild empfunden worden, welche her- nach Von den Wuͤrkungs-Craysen nach sich zu den Sirenen-Gestalten gesellt, hat etliche Tage einen Gestank von sich ge- geben, wo sie hinkam. Die Geister sagten: Dieser Dunst sey wie toͤdtlich. Das Weibs- bild selbst aber hat nichts von dem Gestank gefuͤhlt. Der Gestank dieser Sirenischen Weibs- bilder ist eben so, weil ihr innerstes voll Wust ist, aber uͤberzogen mit aͤusserlichen Schoͤn- heiten. Diese Schwaͤtzerinnen nehmen in jener Welt alles an was zugegen ist, und wissen vor andern, wie eine Sache zugehe, abson- derlich in Lehr-Sachen, aber sie haben den Zweck es in Zauber-Kraͤfte zu verwandlen und zu herrschen. Die Lehr-Gebaͤude sind nichts werth, wann man nicht so werden will im Leben, wie man denkt. Es sind viele in der Hoͤlle, welche die Lehr-Sachen vor andern gewußt, die aber, welche ihr Leben in Liebe gefuͤhrt, sind alle im Himmel. Jch habe mit den Geistern von dem Ge- schmack geredt, sie sagten, daß sie den nicht haben, sondern etwas, woraus sie gleich- wohl erkennen, was fuͤr ein Geschmack es seye, den haben sie dem Geruch verglichen, der Geschmack und Geruch kommen in etwas uͤber- der Geister. uͤberein, wie denn gewisse Thiere mit dem Geruch vernehmen, ob ihnen eine Speise gut seye. Jch habe einen warmhaften Geruch ein- genommen, und bin informirt worden, daß er von denen seye, welche aus Freundschaft und erlaubter Liebe schmeichelhaft thun, so daß bey den Schmeichei-Reden noch etwas wahres zu seyn im Himmel geurtheilt wird: Dieser Geruch ist von vieler Mannigfaltig- keit, und er ist aus der Sphaͤre des wuͤrk- lich schoͤnen. Die Wuͤrkungs-Crayse derer, die im Glauben und Liebe gelebt, wann sie als Aus- duͤnstungen des Geruchs empfunden werden, seynd sehr lieblich. Sie sind wie der Blu- men und gewuͤrzhaften Gewaͤchse mit unbe- stimmter Verschiedenheit. Ueberdiß werden auch die Sphaͤren der Engel zuweilen sicht- bar als Luͤfte und Atmosphaͤren, deren Schoͤn- heit und Kraft nicht zu beschreiben. Was aber hier von dem empfindlichen Gefuͤhl des Jnnersten der Geister durch ihre ausgebreitete und in alle Weite gehende, auch durch den Geruch sich offenbarende Wuͤr- kungs-Crayse gesagt worden, das aͤussert sich nicht zu aller Zeit. Der HErr tempe- rirt sie, damit die Geister nicht allezeit offen stehen vor andern. Sw. Sch. IV. Th. G Von Von der Empfindung der Geister Von der Empfindung ( percep- tione ) der Geister und Engel: und von den Wuͤrkungs-Craysen, ( Sphæ- ris ) in jenem Leben. U nter den wundersamen Dingen in jenem Leben sind die Empfindungen, deren 2. Arten seyn. Eine ist die Englische, daß sie empfinden, was wahr und was gut ist, und was vom HErrn und was von ihnen selbst seye, auch was sie denken, reden und thun, wann es von ihnen selbst ist, woher und von was Art es seye? Die andere Art ist, die allen gemein ist, denen Engeln in hoͤchster Vollkommenheit, und den Geistern nach der Beschaffenheit dessen, daß sie bey der ersten Ankunft des andern gleich wissen, was vor einer er ist. Von der ersten Art ist mir gegeben wor- den mit den Soͤhnen der aͤltesten Gemeine zu reden. Sie haben gesagt, daß sie nichts von sich selbst thun oder denken koͤnnen, und nichts von sich selbst wollen, sondern daß sie in allem was sie denken und wollen, em- pfinden und vernehmen ( percipiant ) was vom HErrn und was anders woher komme, und vernehmen nicht nur, wie viel vom HErrn und wie viel von sich, sondern auch wann und Engel ꝛc. wann gleichsam als von sich, woher, von welchem Engel es komme, und was es vor Engel seyn, was ihre Gesinnungen seyn, mit allem Unterschied, auch welche Einfluͤsse da seyen, und unzaͤhlige andere Dinge. Die Empfindungen dieser Art sind mit grosser Verschiedenheit. Bey den himmli- schen Engeln (von hoher Art) die in der Lie- be zum HErrn stehen, ist eine Empfindung des Guten, und daraus alles dessen was wahr ist, und weil sie aus dem Guten das Wahre empfinden, so nehmen sie keine Spra- che ( Loquelam ) an, noch weniger Schluͤsse vom Wahren, sondern sagen, so ist es, so ists nicht. Aber die Engel von niedriger Art, Spiritualis, welche auch die Empfin- dungs-Kraft haben, aber nicht wie die von hoͤherer Art, reden vom wahren und vom Guten, vernehmen auch immer mehr, aber mit Unterschied, denn unzaͤhliche Verschie- denheiten dieser Perception gibt es. Die Verschiedenheiten gehen dahin, daß sie ver- nehmen, ob vom Willen des HErrn, ob aus Erlaubniß, ob aus Zulassung etwas gesche- he, als welche sehr von einander unterschie- den seyn. Es gibt Geister, die zur Gegend der schup- pichten Haut gehoͤren, welche von allem wol- len Schluͤsse machen, nichts vernehmen, was G 2 (ur- Von der Empfindung der Geister (urspruͤnglich) gut und wahr seye, und die, je mehr sie aus Gruͤnden schliessen, desto we- niger empfinden, welche die Weisheit allein in Schluͤssen setzen und angesehen seyn wol- len, denselben ist gesagt worden, daß der Eng- lischen Weisheit zukomme, etwas ob es gut oder wahr seye, zu vernehmen ohne Schluß- Gruͤnde, aber dieselbe fassen nicht, daß eine solche perceptio centralis moͤglich seye, das sind dieselbe, welche bey Leibes-Leben das Wahre und Gute durch wissenschaftliche und Philosophische Einsichten unter einander verwirrt haben, und daher geglaubt, sie seyen gelehrter als andere, und doch aus dem Wort GOttes die Gruͤnde der Wahrheit nicht vorher gefaßt haben, die daher weniger Sensum Communem haben; So lange die Geister meynen, daß sie sich selbst fuͤhren, aus sich selbst denken, aus sich selbst wissen, so koͤnnen sie keine wahre Perception haben, sondern halten es fuͤr Fabeln. Jch habe etlichemahlen von der Empfin- dung mit denen im andern Leben geredt, wel- che geglaubt, so lange sie gelebt, sie koͤnnen alles durchdringen und verstehen, was die Engel vernehmen, denken und reden, wollen und thun vom HErrn, aber sie haben nicht koͤnnen begreiffen, was eine fuͤhlende Em- pfindung ( perceptio ) seye, meynend, wann alles in sie von aussen hinein kaͤme, so waͤ- ren und Engel ꝛc. ren sie alles Lebens beraubt, weilen sie nichts aus eigenem Grund daͤchten, darinn haben sie gemeint, bestehe das Leben, und wann diß nicht waͤre, so wuͤrden nicht sie, sondern ein anderer gedenken, und daß ihre Den- kungs-Werckzeuge von keinem Leben waͤren. Es ist ihnen aber gesagt worden, daß ein solcher Lebens-Unterschied seye zwischen Em- pfindung haben und nicht haben, als zwi- schen Licht und Finsterniß, und daß sie als- dann erst (in) sich leben, wenn sie derglei- chen Perception empfangen, dann sie leben alsdann vom HErrn, und haben doch ihr Eigenes, das ihnen gegeben ist mit seligem und angenehmen Umfang. Es ist ihnen auch gezeigt worden mit vieler Erfahrung, wie es sich mit der Perception verhalte, da haben sie erkannt, daß es eine gebe, aber nach einiger Weile der Zeit haben sie es wie- der nicht gewußt, gezweifelt und verlaͤugnet, daraus kann man sehen, wie schwer ein Mensch fassen koͤnne, was perceptio seye. Die andere Art der fuͤhlenden Empfindung ist, wie gesagt, welche allen gemein ist, En- geln in der hoͤchsten Vollkommenheit und den Geistern nach der Beschaffenheit dessen, daß sie nemlich gleich bey der ersten Ankunft eines andern wissen, was fuͤr einer er seye, ob er schon nichts redt; Er offenbahrt sich gleichbald durch einen wundersamen Einfluß: G 3 Ein Von der Empfindung der Geister Ein guter Geist wird erkannt nicht nur von was fuͤr einer Guͤte er ist, sondern auch von was Glauben er ist, und wann er redt, wird er erkannt aus allen Worten. So auch ein boͤser Geist wird erkannt, von welchem Grad der Bosheit, und von welchem Un- glauben er ist, und auch wann er redt, aus allen Worten, und diß ist so offenbar, daß es niemahl fehlt. Dergleichen etwas ist auch bey uns Menschen, welche auch aus der an- dern Geberden, Gesicht, Rede zuweilen wis- sen koͤnnen, was er denkt, ob et schon mit der Rede es anderst bezeugt, welche Wissen- schaft bey dem Menschen natuͤrlich ist, und hat ihren Ursprung von der Geister Natur, und eben auch von des Menschen geistlichem Wesen und seiner gemeinschaftlichen Mit- theilung mit der Geister-Welt; Diese mit- theilende Empfindungs-Kraft hat ihren Ur- sprung daher, weil der HErr will, daß alles Gute mittheilbar seyn solle, und daß alle aus gegenseitiger Liebe beruͤhrt werden, und solchergestalten selig seyn: Daher eine solche fuͤhlende Empfindung bey den Geistern durch- gehends herrschet. Die Seelen, welche in jenes Leben ge- kommen, haben sich gewundert, daß es eine solche Mittheilung der Gedanken gebe, und daß sie ploͤtzlich wuͤßten, nicht nur was fuͤr ein Gemuͤth, sondern auch, was fuͤr einen Glau- und Engel ꝛc. Glauben der andere habe, aber es ist ihnen gesagt worden, daß die Geister viel hoͤhere Faͤhigkeiten erlangen, wann sie vom Leib ab- gesondert seyn. Die viele Bewegungen des Gemuͤths wegen der leiblichen Dinge sind nicht mehr da, eben die Vermoͤgenheiten ha- ben sie, aber viel freyer und lichter, beson- ders bey denen, welche in Liebe und Glau- ben in dem HErrn und in Unschuld gelebt, deren Faͤhigkeiten wachsen unermeßlich weit uͤber die, welche sie im Leib gehabt haben, bis in die Englische des dritten Himmels. Aber es gibt nicht nur eine Mittheilung der Gedanken und Neigungen, sondern auch dor Wissenschaft, so gar daß der andere Geist meynt, er habe gewußt, was der andere weiß, ob er schon nichts davon gewußt, al- so wird alle Wissenschaft des andern mitge- theilt, etliche Geister behalten sie, etliche nicht. Die Mittheilungen geschehen sowohl durch ihre Sprache unter sich, als durch Jdeen und zugleich durch Vorbildungen, denn die Jdeen ihres Gedenkens sind repraͤsentirend als im Spiegel von vielen zugleich, daher al- les in Menge dargestellt wird, durch eine Jdee koͤnnen sie mehr vorstellen als durch tausend Worte ausreden. Aber die Engel vernehmen, was inwendig in der Jdee sey, was fuͤr eine Art, was fuͤr ein Ursprung, G 2 was Von der Empfindung der Geister was fuͤr ein Endzweck, und noch mehrere innere Dinge. Die liebliche Ergoͤtzungen und selige Er- giessungen pflegen in jenem Leben auch von einem auf viele mitgetheilet zu werden durch wuͤrkliche Transmißion, welche wundersam ist, als durch welche sie eben so durchdrun- gen werden, als derjenige selbst, der sie in andere ergießt, dergleichen Transmißionen geschehen ohne Verringerung bey dem, der sie mittheilet: Es ist mir selbst gegeben wor- den liebliche Ergoͤtzungen auf solche Art an- dern mitzutheilen: Daher kann daraus er- kannt werden, was fuͤr eine Seligkeit derer seye, die den Naͤchsten mehr lieben als sich selbst, und die nichts mehr wuͤnschen, als ihre Gluͤckseligkeit auf andere zu bringen, welches seinen Ursprung vom HErrn hat, der auf solche Art die Seligkeiten in die En- gel bringet: Die Mittheilungen der Selig- keiten sind solche bestaͤndige Transmißionen, aber ohne Reslexion, welches herkommt von solchem activen Ursprung, und von einer Bestimmung, die willkuͤhrlich und offenbar ist. Die Mittheilungen geschehen auch wun- derbar durch Wegraͤumung, welche von den Menschen nicht koͤnnen vernommen werden, wie sie geschehen. Es werden die verdruͤßli- che Sachen im Augenblick weggenommen, und und Engel ꝛc. und so werden die annehmliche und selige Dinge dargestellt ohne Hinderniß, dann wann dieselbe weggeraͤumet seyn, so influiren die Engel, und theilen ihre Seligkeiten mit. Weilen die fuͤhlende Empfindung so ist, daß einer im Augenblick wissen kann, was der andere ist in Ansehung der Liebe und des Glaubens, daher kommts, daß sie nach der Uebereinkunft in der Gesellschaft zusammen gesammlet werden, und nach der Widrigkeit von einander getrennet werden, und diß so genau, daß nicht der geringste Unterschied bleibt zwischen dem, was nicht dissocirt, was nicht entgegen steht oder zusammen trift; da- her sind die Gesellschaften im Himmel so deut- lich unterschieden, daß nichts deutlichers kann gedacht werden, und diß nach allen Unterscheidungen der Liebe und des Glau- bens an den HErrn, welche unzaͤhlig seyn; daher die himmlische Form so ist, daß sie zu- sammen einen einigen Menschen vorstellt, welche Form immer voͤlliger wird. Wie sich die Art dieser fuͤhlenden Em- pfindung verhalte, ist aus vieler Erfahrung mir gegeben worden zu wissen, welches zu erzaͤhlen zu weitlaͤufig waͤre: Es ist oft (von mir) gehoͤrt worden, als Betruͤger geredet haben, und ist empfunden worden, nicht allein, daß ein Betrug darunter seye, son- G 5 dern Von der Empfindung der Geister dern auch was fuͤr ein Betrug und was fuͤr eine Bosheit im Betrug seye, es ist gleich- sam in jedem Schall das Bild des Betrugs; so ist auch empfunden worden, ob der Be- trug von ihm oder von andern gekommen, die durch ihn geredt haben. Eben so verhaͤlt es sich mit denen, welche im Haß sind: es wird ploͤzlich empfunden, was fuͤr ein Haß es seye, und viel mehrere Dinge sind im Haß, als irgend ein Mensch zu glauben kann bewegt werden: Wann die Personen gegenwaͤrtig dargestellt werden, wider welche sie Haß ge- habt haben, daher entstehet ein lamentabler Zustand, dann es stehet alles da, was man wider einen andern gedacht hat, oder wor- auf man umgegangen. Ein gewisser Geist, der sich aus seinen Handlungen und Lehre einen Verdienst an- massen wollte, da er noch in der Welt lebte, ist linker Seits geschritten zu denen, die nicht so waren, er sagte: Es seye nichts, und er wolle ihnen dienstbar seyn; aber sie haben gleich bey der ersten Ankunft vernom- men, wer er seye, sie sagten sogleich, daß er derjenige nicht, sondern groß seyn wolle, und, daß er auf solche Art nicht mit denen uͤberein kommen koͤnne, welche klein seyn, daher ist er beschaͤmt zuruͤck gegangen, mit Verwunderung, daß sie es schon von ferne wuͤßten. Wei- und Engel, ꝛc. Weilen die Empfindungen so scharf seyn, so koͤnnen die boͤse Geister nicht in den Cir- cul oder Gesellschaft kommen, wo gute Gei- ster in gegenseitiger Liebe seyn, so bald sie sich annaͤhern, fangen sie an Angst zu haben, zu klagen und zu winslen. Es war einer von boͤser Art, der so kuͤhn und selbstver- trauend war, und sich in eine Gesellschaft eingewagt, welche an der ersten Schwelle des Himmels war, aber so bald er daher ge- kommen, hat er kaum athmen koͤnnen, und hat den Leichenartigen todten Geruch seiner selbst gefuͤhlt, daher ist er zuruͤck gewichen. Es waren viele, nicht gute, Geister, bey mir: Es kam ein Engel, und ich sahe, daß sie dessen Gegenwart nicht ertragen konnten, dann sie entfernten sich mehr und mehr, je naͤher er herbey geruͤckt, woruͤber ich mich gewundert, aber es ist mir gegeben worden zu wissen, daß die Geister in dem Umfang oder Sphaͤre, die er mit sich gehabt, sich nicht koͤnnen aufhalten; daher ich auch erkannt worden, wie auch aus einer andern Erfahrung, daß ein Engel Myriaden von boͤsen Geistern abtreiben koͤnne, dann sie koͤnnen die Sphaͤre oder die ausgehende Kraft der gegenseitigen Liebe nicht ertragen: aber \<supplied\>es\</supplied\> ist dabey noch zu verstehen gegeben wor- den, daß seine ausgehende Kraͤften sind ge- maͤßigt worden durch eine Vergesellschafftung mit Von der Empfindung der Geister ꝛc. mit andern, dann wann sie nicht waͤre ge- maͤßigt worden, wuͤrden sie alle zerstreuet worden seyn. Ein jeder Geist hat mit dem innern und innersten Himmel Gemeinschaft, welches er selbst durchaus nicht weiß, sonst koͤnnte er nicht leben; was er nun nach dem innersten seye, das wird von den Engeln erkannt, welche im innersten sind, und durch sie wird er im innersten regiert. Demnach gibt es im Himmel eine gemeinschaftliche Mitthei- lung der innersten Dinge, gleichwie in der Geister-Welt eine gemeinschaftliche Mitthei- lung der Vergleichungs-weiß mehr aͤusserli- chen Dinge: Durch die innere Mittheilun- gen wird er geschickt gemacht zu den gewissen nuͤzlichen Verrichtungen, worzu er geleitet wird, ohne daß er es weiß. ( præter quod sciat. ) So verhaͤlt es sich auch mit dem Menschen, er hat durch die Engel Theil am Himmel, das weiß er aber nicht, er koͤnnte aber ohne diß nicht leben, sein Leben ist mit dem Himmel im innersten vereinigt, was davon in die Gedancken einfließt, ist nur un- ter den lezten Wuͤrkungen, Vom Himmel ist des Menschen Leben, und dorther werden alle Bemuͤhungen seines Lebens regiert. Von Von dem Raum und Ort der Geister. Von dem Raum und Ort der Geister. D ie Seelen werden von den Engeln in vie- le Wohnungen getragen, welche sind besondere Gesellschafften, (kommt mit Abra- hams Schoos uͤberein) und von dannen wie- der in andere auf einige Zeit, biß sie in die Gesellschafft kommen, worinn sie gewesen, als sie noch im Leib waren, und da bleiben sie, allwo ein neuer Anfang ihres Lebens an- gehet. Ein Heuchler, ein Betruͤger, wird zu- weilen von guten Geistern aufgenommen, und nach kurzer Zeit wieder abgesendet, als- dann irrt er herum ohne Engel, begehrt zwar aufgenommen zu werden, aber er wird zu- ruͤck gestossen und gestraft, und endlich unter die hoͤllische Gesellschafft gestossen. Die, welche nach den Abstreifungen un- ter die Engel kommen, veraͤndern auch die Gesellschafften, und gehen zu andern uͤber, biß sie zu der Englischen Gesellschafft kom- men, welche mit der Art ihrer Liebe und Froͤmmigkeit uͤbereinkommt. Jch bin durch Wohnungen gefuͤhrt wor- den, sie haben mit mir geredt, damit ich wuͤßte, Von dem Raum und Ort wuͤßte, wie es sich da verhalte, da wurde mir gegeben uͤber die Veraͤnderungen des Orts zu sinnen, daß sie nur apparent oder schei- nend seyen, und daß sie nur Veraͤnderun- gen, gegen dem Leib, der an einem Ort bleibt, seyen. Unter die seltene Dinge der andern Welt gehoͤrt: I. Daß der Geister Gesellschafften unter- schieden vorkommen der Lage und Situ nach, wann schon Situs, Entfernung, nichts sind, als Veraͤnderungen des Status. (Er definirt nicht, was er unter Statu versteht. Status ist ein Bezug des Veraͤnderlichen auf das Bestaͤndige.) II. Daß die Lagen und Abstaͤnde sich Bezie- hungsweise auf den menschlichen Leib ver- halten, so daß wer zur Rechten ist, auch erscheine zur Rechten. III. Daß die Geister, deren andere Bekann- te gedenken, im Augenblick da seyn, wann es der HErr erlaubt, zum Ohr oder zur Beruͤhrung, wann sie auch tausend Mei- len weg waͤren, weil die Distanz in jenem Leben, nil facit, nichts ausmacht. IV. der Geister. IV. Daß bey den Engeln kein Begriff der Zeit seye, nulla indea temporis sit. Alles und jedes ist dem HErrn gegenwaͤrtig. (Das hat schon David gesagt, solch Er- kaͤnntnis ist mir zu hoch.) Wegen der Lage zur Rechten, Linken, uͤber sich, unter sich, ist es also: Zur Rech- ten des HErrn sind die Engel, zur Linken, die boͤse Geister, fuͤr sich sind die mittlere Sorte, hinter dem Rucken sind die Maligni, die giftig Boͤse. Ueber dem Haupt sind die, welche hohen Dingen nachgestrebt, unter den Fuͤssen sind die Hoͤllen, und correspondiren denen, wel- che uͤber dem Haupt sind. Also sind alle in ihrer Lage Beziehungs- weise auf die (Menschheit) des HErrn nach allen Gegenden, horizontaliter, eben und verticaliter, aufrecht und schief. Diese La- ge ist bestaͤndig. Das Bestaͤndige ist dem- nach die Figur des Menschen. Die Himmel sind in menschlicher Figur, auf den aller Be- zug ist, was bey dem Menschen ist. Daher bey jedem Engel gleicher Situs, gleiche Lage aller ist, similis Situs omnium, und bey je- dem Menschen, dem der Himmel eroͤffnet wird, das bringt die Gegenwart des HErrn mit Von dem Raum und Ort mit sich, und wann der HErr im Himmel nicht allgegenwaͤrtig waͤre, wuͤrde es nicht so seyn. So sind alle Seelen der Menschen an ei- ne Gesellschafft gebunden, haben ihre Lage nach ihrer Gemuͤths-Art, und Statum. Wann sie in der Welt tausend Meilen weg waͤren, koͤnnten sie doch in einer Gesellschafft seyn. Die Menschen, welche tausend Meilen auf Erden weg find, wann sie im sensu in- terno erscheinen, sind einander nahe. Wann viele waͤren auf Erden, denen sensus internus eroͤffnet waͤre, koͤnnten sie doch unter einander reden, wann der eine in Asien, der andere in Europa waͤre. Also sind alle unter den Augen des HErrn. Es ist unter allen Begriffen keiner schwe- rer als der Begriff des Raums und Orts. Swedenborg hat offt mit den Geistern geredt von der Jdee des Orts und der Distanz, daß es nichts reales sey, sondern nur eine Relation, ein scheinender Bezug. Eigentlich ist es ein Stand ( Compræsenz der denkenden und neigenden Krafft der Seele gegen dem Ursprung, dem HErrn) der bildenden Krafft der der Geister. der Seele, so sich zu etwas neigt, ( cogita- tionis \& affectionis. ) Status cogitationis \& affectionis werden veraͤndert, und werden zu sehen so dargestellt in mundo spirituum, aber im Himmel bey den Engeln ists nicht so, als welche nicht sind in der Jdee des Orts und der Zeit, sondern in der Idea statuum. Die Geister, denen die irrdische Jdeen anhangen, fassen das nicht, sie glauben nicht, daß sie Geister seyen, sie meynen, sie leben im Leib, da es doch nur eine Erscheinung ist, und ein Betrug der Sinnen. Es ist ihnen offt gezeigt wor- den, daß die Veraͤnderung des Orts (die Be- wegung) nur seye eine Apparenz und Betrug der Sinnen. Dann es sind zwey Arten der Ort-Veraͤnderung in jenen Leben. Die ei- ne, daß alle Geister in einem Bezug auf die Form des groͤsten Menschen stehen, und darinn bestaͤndig Lage oder Stellung haben, welches doch nur dem Schein nach eine Ap- parenz ist. Die andere ist, daß die Geister in einem gewissen Ort erscheinen, da sie doch allda ei- gentlich nicht seyn, welches ein Betrug der Sinnen ist. Daß Ort, Veraͤnderung des Orts, und Abstand von einem Ort, in der Welt der Sw. Sch. IV. Th. H Gei- Von dem Raum und Ort Geister nur eine Erscheinung seye, kan dar- aus erklaͤrt werden, daß, so viel auch See- len von der ersten Schoͤpfung an gewesen, bestaͤndig an ihrem Ort erscheinen, und nie- mahlen den Ort veraͤndern, als wann ihr Stand ( Status ) veraͤndert wird, und wie der Stand veraͤndert wird, so veraͤndert sich auch der Ort und die Distanz. Aber weil jeder einen gemeinsamen Sta- tum hat, der vorzuͤglich bestehet, und weil die besondere Veraͤnderungen des Status sich auf den gemeinsamen ( Communem ) beziehen, so kommt es daher, daß nach solchen Veraͤn- derungen sie sich wieder in ihre Stellung be- geben. Jch bin unterrichtet worden, sowohl durch Gespraͤche mit den Engeln, als durch lebendige Erfahrung, daß Geister, als Gei- ster, nach den werckzeuglichen Theilen, die ihre Leiblichkeit ausmachen, nicht sind in dem Ort, wo sie gesehen werden, sondern daß sie weit entfernt seyn, und doch allezeit da erscheinen. Jch weiß, daß die, welche sich von betruͤglichem Schein abfuͤhren lassen, es nicht glauben werden, aber die Sache ist doch immer also. Das ist vor denselbigen Geistern erklaͤrt worden, welche nichts ge- glaubt haben wahr zu seyn, was sie nicht mit Augen gesehen, ob es schon ein bloser Be- der Geister. Betrug mit dem Schein ware, durch das, daß dergleichen etwas bey den Menschen auf der Welt dargestellt werde, zum Ex. wann der Mensch nicht durch Unterscheidungen, so er gelernt zu machen, wuͤßte, daß ein Schall von weitem her kaͤme, und wann er ihn nicht abstehend vor sich saͤhe, so wuͤrde er glauben, er seye allein nahe in seinen Ohren. So ist es auch mit dem Gesicht: wann man entfernte Sachen siehet, so wuͤr- de man sie am Aug nahe zu seyn glauben, wann man nicht die darzwischen liegende Sa- chen saͤhe, und daraus den Abstand eines vom andern durch einen Schluß des Ver- stands abnaͤhme. Das Gesicht der Geister ist vielmehr so, dann es ist von aller groben undurchdringlichen Coͤrperlichkeit frey, das Gehoͤr der Geister eben also, alles was ferne ist, alles was an einem Ort ist, verhaͤlt sich nicht wie bey uns, es erscheint an einem Ort, ist aber nicht dahin determinirt. Es sind viele Sachen in der Welt, welche schei- nen, aber nicht sind, viele Sachen, die das innerste der Natur ausmachen, sind nicht, wo sie sind, sie sind durch alles und in allem, (die sieben Geister Zachariaͤ, die alle Lande durchziehen, diß ist nach der Apparenz ge- redt.) Ein groberes Exempel ist, die Schif- fahrt um die runde Erde, wer dem Schein glaubt, meint, daß der Schiffer und das Schiff, weil sie dem Aug gegen uͤber seyn, H 2 hinab Von dem Raum und Ort hinab sinken, und daß die Gegen-Fuͤßler nicht aufrecht stehen. Mit solchen Exem- peln hat Swedenborg die unglaubige Gei- ster uͤberredt, daß in jenem Leben viele Din- ge denen betruͤglichen Sinnen entgegen seyen, und doch wahr seyen, absonderlich, daß der Mensch nicht habe das Leben von sich, son- dern vom HErrn. Daraus ist klar, daß Versetzungen und Fortgaͤnge der Geister in jener Welt, welche oft gesehen werden, nichts seyn, als Veraͤn- derungen ihres Status, das ist, daß, wie sie als Veraͤnderungen des Orts erscheinen in dem Reich der Geister, als im ersten Him- mel, so seyen sie Veraͤnderungen des Stands im andern Himmel und in hoͤheren Wohnun- gen. (Paulus sagt daher, ich weiß nicht, ob er im Leib oder ausser dem Leib gewesen.) Daß Ort, Veraͤnderung des Orts, und Abstand des Orts, in jenem Leben nur eine scheinbare und betruͤgliche Vorstellung seye, kan daraus erkannt werden, daß die Geister durch bildende Gedanken und phantastische Stellungen im Augenblick sich versetzen in die Hoͤhe, und in eben dem Augenblick in die Tieffe, und gleichsam von einem End des ganzen Universi zu einem andern. Ja die Magi und Tausend-Kuͤnstler wollen in jenem Leben durch ihre bildende Seelen-Kraft an- dere Von dem Raum und Ort der Geister dere bereden, daß, indem sie in einem ge- wissen Ort seyen, so seyen sie zugleich auch in einem andern, und in vielen, luͤgen also eine Gegenwart uͤberall. Die, welche hohen Dingen nachgetrachtet im Leben des Leibs, und welche Betrug gespielt, erscheinen oft oberhalb des Haupts, und sind doch in der Hoͤlle unter den Fuͤssen; so bald ihnen der Hochmuth benommen ist, fallen sie herab in ihre Hdlle, welches mir gezeigt worden. Das ist keine Apparenz, sondern eine Falla- cia, dann wie gesagt, es sind zwey Arten der Veraͤnderung des Orts: daß alle Geister bestaͤndig ihre Stellung haben, ist eine Ap- parenz, und daß sie in einem gewissen Ort erscheinen, da sie doch ihren Situm oder Lage nicht da haben, ist eine Fallacia. Die Seelen, welche noch keinen gewissen Situm in der Figur des groͤsten Menschen er- langt haben, werden an verschiedene Oerter gebracht, bald dahin bald dorthin, bald oben bald unten, diese werden genennt irrende Geister. Die Menschen koͤnnen nicht anderst als das Unendliche GOttes ( Neutons sensorium Divinum ) mit der Unendlichkeit des Raums verwirren, dieses koͤnnen sie nur als ein Nichts gedenken, also glauben sie auch das Unendliche GOttes also. So begreiffen sie H 3 das Von der aͤltesten Gemeinde, ꝛc. das Ewige GOttes auch nur als eine ewige Zeit, ærernum temporis, die Jdee der Un- endlichkeit GOttes wird den Engeln dar- durch insinuirt, daß sie den Augenblick im Gesicht des HErrn sind, ohne Zwischen- raum, und die Jdee des Ewigen durch das, daß tausend Jahr ihnen nicht als Zeit er- scheinen, beydes dadurch, daß sie in ihrem Gegenwaͤrtigen Vergangenes und Kuͤnftiges haben. Darum sie vom Zukuͤnftigen keine Sorge haben, haben auch keine Jdee vom Leben, also ist in ihrem Gegenwaͤrtigen allem GOttes Ewiges und Unendliches al- lein. Von der aͤltesten Gemeinde, Mensch oder Adam genannt. E ngel und Geister, oder Menschen nach dem Tod, koͤnnen alle, die sie in der Welt gekannt, und von denen sie gehoͤrt haben, welche sie wollen, antreffen, sie als gegen- waͤrtig sehen, und mit ihnen reden, wann es der HErr zulaͤßt; sie sind in einem Au- genblick da. So kan man nicht allein mit Freunden reden, die einander gemeiniglich antreffen, sondern auch mit andern, die man aͤstimirt hat. Jch konnte nicht nur mit denen reden, die ich in der Welt gekannt habe, Mensch oder Adam genannt. habe, sondern auch mit denen, welche im Wort (GOttes) vor andern beruͤhmt sind. Die von der aͤltesten Gemeinde, so himm- lische Menschen waren, sind sehr hoch uͤber dem Haupt, und wohnen da bey einander in groͤster Gluͤckseeligkeit; selten kommen ande- re, sagten sie, zu ihnen, ausser zuweilen ei- nige anderswoher, ex universo; daß sie so hoch oben seyen, komme nicht aus Hochmuth her, sondern daß sie die, welche dort sind, gouverniren. Jch sahe die Wohnungen derer, die von der andern und dritten Nachkommenschaft dieser aͤltesten Gemeinde waren: Sie sind praͤchtig, sehr lang, von allerley schoͤnen Farben, purpurfaͤrbig und blau; Dann die Engel haben die praͤchtigsten Wohnungen, die man nicht beschreiben kan: Jch sahe sie oft vor ihren Augen so lebhaft, daß man sich nichts natuͤrlicher vorstellen kan. Sie leben so zu sagen, in der Lufft eines Lichts, das wie Perlen und bisweilen wie Diamant glaͤnzt: Dann in der andern Welt gibt es wunderbare Luͤfte von unzaͤhlicher Mannig- faltigkeit. Es irren diejenigen sehr, welche meynen, daß es nicht dergleichen gebe, da es doch noch weit mehr daselbst gibt, als man sich hat bisher einbilden koͤnnen. Zwar sind es Vorstellungen ( repræsentativa ) dergleichen H 4 auch Von der aͤltesten Gemeinde, auch die Propheten sahen, aber doch so Be- standhaltend und reel, daß die, welche in der andern Welt sind, sie fuͤr wuͤrkliche halten, und die Sachen auf der Welt fuͤr nichts Bestandhaltendes. Sie leben in groͤstem Licht, das Licht der Welt ist nichts dagegen: Jenes sahe ich durch ein flammendes Licht, welches vor meinen Augen gleichsam herab fiel, und die von der aͤltesten Gemeinde sag- ten, daß sie ein solches und noch staͤrkeres Licht haͤtten. Mir wurde durch einen gewissen Einfluß, den ich nicht beschreiben kan, gezeigt, wie ihre Rede gewesen, da sie noch auf der Welt lebten, nicht sylbenhaft ( articulata ) wie heut zu Tag, sondern still ( tacita ) nicht durch aͤus- serliches, sondern innerliches Athmen. Die- ses gieng von dem Nabel gegen dem Herzen zu, und so fort durch die Lippen, ohne etwas thoͤnendes: es kam auch dem andern nicht durch einen aͤusserlichen Weg zu Ohren, und schlug auch nicht an dem Trommelhaͤutlein des Ohrs an, sondern es gieng durch einen innern Weg innerhalb des Mundes, und zwar durch etwas, das heut zu Tag die Roͤh- re Eustachii heißt. Durch solche Rede konn- ten sie ihre Gedanken viel vollstaͤndiger aus- druͤcken, als es durch die vernehmliche Stim- men oder schallende Worte geschehen kan, nach welchem sich zwar auch die Respiration, aber Mensch oder Adam genannt. aber nur die aͤusserliche, richtet. Dann es ist nichts in einem Wort, wobey nicht das Athmen applicirt wird; Bey jenen aber war es weit vollkommener, weil es durch die in- nere Athmung gehet, eben deßwegen, weil sie eine innere, vollkommener und den Jdeen der Gedanken gemaͤsser ist. Ueber dieß gehet es auch durch einige kleine Bewegungen der Lippen, und schickliche Veraͤnderungen des Gesichts: Dann, weil es himmlische Leute waren, so leuchtete das, was sie gedachten, aus ihrem Gesicht und Augen heraus, wel- ches sich nach Beschaffenheit der Sache ver- aͤnderte; sie konnten nicht anders aussehen, als wie ihre Gedanken waren; Verstellung und noch mehr ein tuͤckisches Wesen war bey ihnen ein grosses Laster. Jch sahe deutlich, wie ihr inneres Ath- men still in ein aͤusserliches, und darauf in eine stille Rede, deren der andere in seinem innern Menschen gewahr worden, den Ein- fluß hatte. Die sagten, daß diese Respira- tion sich veraͤndert habe, je nachdem ihre Liebe und Glaube an den HErrn beschaffen war; zur Ursache wurde angegeben, daß, weil sie mit dem Himmel Gemeinschaft hat- ten, es nicht habe anderst seyn koͤnnen, dann sie respirirten mit den Engeln, in deren Ge- sellschaft sie stunden. Die Engel athmen auch, womit das innere Athmen uͤberein H 5 kommt, Von der aͤltesten Gemeinde, kommt, und diß veraͤndert sich ebenfalls bey ihnen: Dann wann ihnen etwas vorkommt, das der Liebe und dem Glauben zuwider ist, so wird ihnen eng, und werden beklemmt; wo sie aber in der seeligen Liebe und Glauben sind, da haben sie eine freye und leichte Re- spiration. Bey einem jeden Menschen ist auch etwas dergleichen, aber nach seiner coͤr- perlichen und weltlichen Liebe, und nach sei- nen Grundsaͤzen: Streitet etwas datwider, so kommt die Respiration ins Gedraͤnge; ge- het es aber nach denselben, so ist sie leicht. Allein diß gehoͤrt zum aͤusserlichen Athmen. Mir wurde auch gezeigt, daß die innere Respiration der aͤltesten Menschen, welche vom Nabel an gegen die innere Gegend der Brust gieng, sich mit der Zeit, oder bey den Nachkommen, veraͤnderte, und sich mehr gegen der Gegend des Ruͤckens, und dem un- tern Leib zu, und also mehr aus- und unter- waͤrts zuruͤck zog, und daß endlich bey der lezten Nachkommenschaft, die kurz vor der Suͤndfluth war, kaum etwas von derselben uͤbrig blieb; und da sie endlich bey der Brust ganz aufhoͤrte, sie von sich selbst zergieng. Allein darauf fieng bey einigen die aͤusserliche Respiration an, und mit dieser die vernehm- liche Stimme oder Rede mit Worten. Al- so verhielt es sich mit den Respirationen bey den Menschen vor der Suͤndfluth nach dem Zu- Mensch oder Adam genannt. Zustand ihrer Liebe und Glaubens, und da diese sich verlohren, und das Falsche ergrif- fen wurde, hoͤrte auch das innere Athmen auf, und mit diesem die unmittelbare Com- municatio und Perceptio (Begriffe) mit den Engeln. Jch wurde auch durch die aͤlteste Men- schen von dem Zustand ihrer Perception be- lehret; sie hatten nemlich Begriffe von al- lem, was zum Glauben gehoͤrt, fast wie die Engel, mit denen sie Gemeinschaft hatten, aus der Ursache, weil ihr innerer Mensch oder Geist, auch vermittelst der innerlichen Respiration, mit dem Himmel verbunden war, und weil die Liebe gegen GOtt und den Naͤchsten es so mit sich bringt; dann auf sol- che Weise wird der Mensch mit den Engeln durch ihr eigentliches Leben, welches in einer solchen Liebe bestehet, verbunden. Jn ihnen war, wie sie sagten, das Gesetz beschrieben, weil sie in der Liebe wandelten: und da kam mit ihrer Perception uͤberein, was die Ge- fetze angeben, ihr zuwider aber war, was die Gesetze verbieten. Sie zweifelten auch nicht, daß nicht alle menschliche Gesetze, wie die Goͤttlichen, in der Liebe gegen GOtt und den Naͤchsten gegruͤndet seyen: weil sie nun den Grund in ihnen von dem HErrn hatten, so muͤßten sie auch folglich alles erkennen, was daher ruͤhrte: Sie glaubten auch, daß alle Von der aͤltesten Gemeinde, alle die jezt in der Welt leben, und GOtt und den Naͤchsten lieben, auch das Gesetz in ihnen beschrieben haben, und uͤberall auf der Erden liebe Buͤrger seyen, wie sie es in dem andern Leben sind. Ferner vernahm ich, daß die aͤlteste Men- schen sehr ergoͤtzliche Traͤume, und uͤberdiß Gesichte gehabt haben, und daß ihnen zu- gleich die Bedeutung mitgetheilt worden: Daher ihre paradisische Vorstellungen und dergleichen mehr kamen. Deßwegen mach- ten sie aus dem, was von irrdischen und weltlichen Dingen in die aͤusserlichen Sinne fiel, nichts, empfanden auch nichts ange- nehmes darinn, sondern nur in dem, was sie anzeigten und vorstellten; und das war ihnen das Lieblichste, dann es war derglei- chen etwas, das im Himmel ist, woraus sie den HErrn selbst sehen. Jch habe mit dem dritten Geschlecht der aͤltesten Gemeinde geredet, welche sagten, daß sie zu ihrer Zeit, als sie in der Welt leb- ten, den HErrn erwartet haben, welcher das ganze menschliche Geschlecht seelig ma- chen sollte, es sey bey ihnen eine gemeine Sage gewesen, daß des Weibes Same der Schlange den Kopf zertreten wuͤrde. Sie sagten, daß von der Zeit an ihnen das Lieb- ste in ihrem Leben gewesen sey, Kinder zu zeu- Mensch oder Adam genannt. zeugen, so daß es ihre groͤste Lust war, den Ehegatten um der Kinder willen zu lieben: Sie nannten es die angenehmsten Ergoͤzlich- keiten, und die ergoͤzlichsten Annehmlichkei- ten, Da muͤssen sie von der Fleisches-Lust weit entfernt gewesen seyn, und dem verderbten Trieb im aͤussern Menschen ungleich besser als jezt haben widerstehen koͤnnen. und fuͤgten hinzu, daß die Empfin- dung davon von einem Einfluß aus dem Himmel hergekommen, weil der HErr sollte gebohren werden. Es waren auch bey mir solche, welche von der Nachkommenschaft waren, die vor der Suͤndfluth gelebt hat, nicht von denen, welche umkamen, sondern die etwas besser als sie waren. Anfaͤnglich influirten sie sehr gelinde und unempfindlich: allein ich konnte merken, daß sie innwendig boͤse waͤren, und von innen gegen die Liebe handelten. Von ihnen dunstete ein Todten-Geruch aus, so daß die Geister, die um mich waren, davon flohen; sie meyneten, sie seyen so subtil, daß niemand ihre Gedanken einsehen koͤnnte. Jch redete mit ihnen von dem HErrn, ob sie nicht auch wie ihre Vaͤter auf ihn gewartet haben? Sie sagten, sie haͤtten sich Jhn vor- gestellt als einen alten heiligen Mann mit ei- nem Von der aͤltesten Gemeinde, ꝛc. nem grauen Bart, und daß sie von Jhm hei- lig und gleichfalls bartig wuͤrden; daher bey ihren Nachkommen die Baͤrte so heilig gehal- ten wurden; sie fuͤgten hinzu, daß sie Jhn jezt auch, aber nur von sich selbst, anbeten koͤnnten: Allein es kam alsdann ein Engel, dessen Ankunft sie nicht ertragen konnten. Jch durfte auch reden mit denen, die von der Gemeinde Enosch genannt waren, wovon 1. Mos. 4. v. 26. stehet. Jhr Ein- fluß war gelind, die Rede modest; sie sag- ten, daß sie bey einander in Liebe lebten, und andern, die zu ihnen kommen, die Pflich- ten der Freundschaft erzeigten: Es erhellete aber, daß ihre Liebe eine freundschaftliche Liebe waͤre. Sie leben ruhig, wie gute Buͤr- ger, und thun niemand etwas zu Leyd. Jch sahe ein enges Gemach, und als die Thuͤre eroͤfnet wurde, sahe ich einen langen Mann, weiß angezogen, die Weisse war sehr stark: sie sagten, daß er diejenigen be- deute, welche Noach hiessen, oder welche die allerersten von der alten Gemeinde waren, so die Kirche nach der Suͤndfluth ist, und daß sie sich so praͤsentirten, weil es wenige waren. Jch konnte mit denen reden, welche von der alten Gemeinde waren, Schem genannt: Sie influirten gelind durch die Gegend des Haupts Von denen, welche vor der Suͤnd- ꝛc. Haupts in die Gegend der Brust dem Her- zen zu, aber nicht biß aufs Herz: Aus ih- rem Einfluß kan man wissen, wer sie sind. Jch sahe einen gleichsam mit einer Wol- ke bedeckt, und auf seinem Angesicht viele Jrrsterne, welche die Falschheiten bedeuten. Man sagte, daß die Nachkommenschaft der alten Kirche so gewesen, als sie anfieng ver- lohren zu gehen, insonderheit bey denen, welche den Gottes-Dienst durch Opfer und Bilder anstelleten. Von denen/ welche vor der Suͤndfluth lebten, und umkamen. U eber dem Haupt waren in einiger Hoͤhe viele, welche in meine Gedanken influir- ten, und sie gleichsam gebunden hielten, daß ich sehr im Dunkeln war; sie sezten mir sehr stark zu; die Geister um mich wurden eben- falls von ihnen als wie gefesselt gehalten, so daß sie wenig gedenken konnten, ausser was von ihnen influirte, und das noch darzu mit Unwillen. Man sagte, es seyen die, wel- che/ vor der Suͤndfluth gelebt haben, aber nicht von denen, so Nephilim hiessen, und umkamen, dann sie hatten so keine starke Einbildung, ( Persuasivum. ) Die, Von denen, welche vor der Suͤnd- Die, welche vor der Suͤndfluth lebten und umkamen, sind in einer Hoͤlle unter dem Fersen des linken Fusses, und mit einem stuͤrmischen Felsen bedeckt, der aus ihren grausamen Phantasien und Einbildungen hervor raget, wodurch sie von den uͤbrigen Hoͤllen getrennet, und von der Geister Welt abgehalten werden; Sie bestreben sich be- staͤndig, sich heraus zu winden, aber sie koͤn- nen nicht; dann sie sind so beschaffen, daß, wann sie in die Geister-Welt kaͤmen, sie mit ihren graͤulichen Phantasien und giftigem Athem ihrer Einbildungen allen Geistern, die sie antraͤfen, die Guten ausgenommen, das Vermoͤgen zu Denken benehmen wuͤrden; und wo nicht der HErr durch seine Zukunft ins Fleisch die Welt der Geister von diesem losen Haufen befreyet haͤtte, so waͤre das menschliche Geschlecht zu Grunde gegangen, dann es haͤtte kein Geist bey dem Menschen seyn koͤnnen, und es kan ja kein Mrnsch ei- nen Augenblick leben, wo nicht Geister und Engel bey ihm sind. Diejenige von ihnen, welche es eigen- sinnig wagen, sich aus der Hoͤlle heraus zu machen, werden von ihren Gesellen grausam mißhandelt; dann sie haben einen Tod-Haß gegen jedermann, auch gegen ihre Camera- den. Das, was ihnen noch am angenehm- sten ist, besiehet darinn, daß sich einer den andern lebten, und umkamen. andern unterwuͤrfig mache, und gleichsam ermorde. Die, welche noch fester darauf beharren, heraus zu kommen, kommen noch tiefer un- ter den stuͤrmischen Felsen hinab: dann es ist ihnen eine unsinnige Begierde eingepflanzt, alles zu Grund zu richten, welche sie verlei- tet sich hervor zu machen: dann welche sie antreffen, die wickeln sie in ein Tuch ein, fuͤhren sie als Gefangene weg, und werffen sie in ein Meer, wie sie duͤnket, oder gehen sonst grausam mit ihnen um. Jch wurde wohl beschuͤzt jenem stuͤrmi- schen Felsen zugefuͤhrt, (diß geschiehet nicht von einem Ort zum andern, sondern durch die Gesellschafften der Geister und Engel, die dazwischen sind, so daß ein Mensch an Einem Ort bleibt, es ihm aber doch so vor- kommt, als wann er hinab gelassen wuͤrde.) Da ich nahe bey dem Felsen war, kam mit eine Kaͤlte entgegen, welche den untern Theil des Ruͤckens einnahm. Darauf redete ich mit ihnen von ihren Einbildungen, und was sie bey Leibes-Leben von dem HErrn geglau- bet haben; Sie antworteten, daß sie viel an GOtt gedacht, aber sich eingebildet haͤt- ten, es gebe keinen GOtt, sondern die Men- schen seyen Goͤtter, sie seyen also Goͤtter ge- wesen, und daß sie sich darinnen aus ihren Traͤumen bestaͤrket haͤtten. Sw. Sch. IV. Th. J Damit Von denen welche v. d. Suͤndfluth Damit ich aber noch besser wuͤßte, wie sie beschaffen waͤren, durften einige aus Zu- lassung des HErrn in die Geister-Welt her- auf kommen; Ehe diß geschahe, ließ sich ein schoͤner Knab in einem weissen Kleid se- hen, hernach in einer offenen Thuͤre ein an- derer in einem gruͤnen, bald darauf auch zwey Maͤgdlein weiß um den Kopf: was sie aber anzeigten, wurde mir nicht entdeckt. Es wurden bald einige aus der Hoͤlle her- aus gelassen, der HErr fuͤgte es aber durch die Geister und Engel, daß sie mir nichts schaden konnten: Sie kamen aus der Tiefe vorwaͤrts, und machten sich, wie es schien, einen Weg durch die Hoͤhlen des Fel- sen, und so hinaufwaͤrts: sie erschienen end- lich oben zur Linken, um in mich also in der Ferne zu influiren. Man sagte mir, sie duͤrf- ten in den rechten Theil des Haupts, nicht aber in den Linken, und von dem rechten Theil des Haupts in die linke Seite der Brust, aber nicht in die rechte des Haupts influiren, dann wann diß waͤre, wuͤrde es um mich geschehen seyn, dann alsdann wuͤrden sie mit ihren graͤulichen und toͤdtlichen Einbildungen influiren: Waͤre es aber auf die rechte Sei- te des Haupts, und von da auf die linke der Brust, so wuͤrde es durch die Begierden ge- schehen: Und so verhaͤlt sichs mit ihrem Ein- fluß. Jhre Persuasionen sind so, daß sie alles, lebten, und umkamen. alles, was wahr und gut ist, vertilgen, so daß die, in welche sie influiren, nichts begreif- fen, und hernach auch nicht denken koͤnnen: deßwegen wurden auch die Geister beyseit gethan. Als sie anfiengen zu influiren, fiel ich in einen Schlaf, darauf influirten sie im Schlaf durch die Begierden, und zwar so stark, daß ich auch wachend ihnen nicht haͤtte widerste- hen koͤnnen. Jm Schlaf fuͤhlte ich eine Schwere, die ich nicht beschreiben kann, ausser daß ich mich hernach besann, daß sie mich durch ihr erstickendes Anhauchen, wel- ches wie ein graͤulicher Alp war, haben toͤd- ten wollen. Als ich aber darauf erwachte, nahm ich wahr, daß sie nahe bey mir waͤren, da sie aber merkten, daß ich wachte, flohen sie oben hinauf an ihren Ort, und influirten von dar. Als sie da waren, kamen sie mir vor, als wann sie in ein Tuch gewickelt waͤ- ren; ich meynte, sie waͤren es selbst, es wa- ren aber andere, welche sie einwickelten: Diß geschiehet durch die Phantasien, die Geister aber, wider welche sie so wuͤrken, wissen nichts anderst, als daß sie verhuͤllet werden: Diese, welche sie so einwickelten, waͤlzten sie einen abschuͤßigen Felsen hinab, allein die Verhuͤllten wurden dadurch loß und befrey- et, es waren die Geister, welche nicht wei- chen wollten, also von dem HErrn erhalten, J 2 son- Von denen welche v. d. Suͤndfluth sonsten waͤren sie erstickt, ob sie gleich wieder aufgelebet haͤtten, aber nach der Qual. Sie wichen darauf den Felsen hinab zuruͤck, von dannen man einen Ton hoͤrte, als wann es viele grosse Baͤren waͤren, und man wurde innen, daß es ihre graͤuliche Phantasien ge- gen den HErrn waren: Nachgehends wur- den sie in die finsteren Loͤcher unter dem stuͤr- mischen Felsen in ihre Hoͤlle gestuͤrzt. Da sie in der Geister-Welt waren, aͤnderte sich dorten die Sphaͤre. Es waren auch hernach einige Geister tuͤckisch, welche wollten, daß sie sich herauf machten, und ihnen eingaben zu sagen, sie seyen nichts, damit sie so von unten hinzu kommen koͤnnten: Darauf hoͤrte man in der Hoͤlle ein Geraͤusch, wie eine grosse unruhige Rolle, ( Volumen ) diß kam von der Bewe- gung derer her, die heraus wollten. Deß- wegen wurde wiederum einigen gestattet, her- aus zu kommen, und man sahe sie an dem nemlichen Platz, wo die ersten waren. Sie wollten mir darauf eine toͤdtliche Einbildung beybringen, und wurden von den tuͤckischen Geistern unterstuͤzt, es war aber vergeblich, weil ich von dem HErrn beschuͤtzt wurde, ich merkte deutlich, daß ihre Beredung etwas erstickendes sey. Sie meynten, sie koͤnnten alles, und einem jeden das Leben nehmen: Weil sie aber meynten, sie koͤnnten alles, so war lebten, und umkamen. war es nur ein Kind, das sie hinab stieß, vor dessen Gegenwart sie zitterten und schryen, daß es ihnen angst sey, und zwar so sehr, daß sie zu demuͤthigen Bitten ihre Zuflucht nahmen. Die Tuͤckischen wurden auch ge- straft, erstlich von ihnen fast erstickt, hernach zusammen gefuͤgt, damit sie von dergleichen abstuͤnden, nachgehends aber befreyet. Jch sahe auch hernach, wie ihre Weiber gekleidet waren, um das Haupt hatten sie einen runden schwarzen lang ausgestreckten Huth, der vorwaͤrts gleichsam wie ein Thurn war, sie hatten ein klein Angesicht: Die Maͤnner waren rauh und haarig. Mir wurde gezeigt, wie sie sich wegen der Menge ihrer Kinder so groß machten, weil, wo sie hingiengen, sie ihre Kinder bey sich, hatten, die in einer eingebogenen Linie voraus gien- gen. Man sagte ihnen aber, daß alle un- vernuͤnftige Thiere, auch die schlimmsten, ei- ne Liebe zu ihren Jungen haͤtten, und daß das kein Beweis sey, daß etwas Gutes bey ihnen seyn moͤchte: Wann sie aber ihre Kin- der geliebt haͤtten, nicht um ihre Liebe und Ruhms willen, sondern daß die menschliche Gesellschaft um des gemeinen Besten willen vermehrt, und noch mehr, daß der Himmel dadurch vermehrt wuͤrde, und also um des Reichs des HErrn willen: So sey ihre Liebe zu den Kindern rechter Art gewesen. J 3 Von Von den Abstreifungen. Von den Abstreifungen. ( Vastationibus. ) E s giebt viele, die, als sie auf der Welt lebten, aus Einfalt und Unwissenheit falsche Dinge in Ansehung des Glaubens eingesogen, und einen Schein des Gewissens nach ihren Glaubenssaͤtzen gehabt, und nicht wie andere in Haß, Rache und Ehbruch ge- lebt haben, die koͤnnen in der andern Welt, so lange sie im Jrrthum sind, in die himm- lische Gesellschaften nicht aufgenommen wer- den, dann sie wuͤrden solche verunreinigen: Deßwegen muͤssen sie auf einer unten liegen- den Erde eine Zeitlang hatten, daß sie daselbst ihre falsche Grundsaͤtze fahren lassen. Die Zeiten, die sie da bleiben, sind laͤnger oder kuͤrzer, je nachdem ihr Jrrthum beschaffen, und das Leben darnach gefuͤhrt, auch die Grundsaͤtze bey ihnen bestaͤrket worden. Eini- ge haben da einen harten Stand, andere aber nicht: und diß heißt man Abstreifun- gen, davon in dem Wort zum oͤftern Mel- dung geschiehet. Wann die Zeit verflossen, werden sie in dem Himmel aufgenommen, und als Novitii in den Wahrheiten des Glau- bens unterrichtet, und zwar von den Engeln, von welchen sie aufgenommen werden. Einige sind willig, sich abstreifen zu las- sen, und wollen gern ihre falsche Saͤtze, die sie Von den Abstreifungen. sie mit sich aus der Welt genommen haben, fahren lassen: (dieselben kann in dem andern Leben niemand anderst ablegen, als bis einige Zeit vorbey ist, und durch die Mittel, die der HErr darreicht:) Diese werden, so lang sie auf der untern Erden harren, von dem HErrn in der Hoffnung, daß sie frey wer- den, und in dem Gedanken, daß es ein Ende nehme, unterhalten, daß sie auf solche Wei- se gebessert, und zubereitet werden, die himm- lische Seligkeit zu empfahen. Andere befinden sich in einem mittlern Stand zwischen Wachen und Schlaffen, und denken sehr wenig, sie wachen gleichsam nur Wechselsweise auf, und erinnern sich dessen, was sie bey Leibes-Leben gedacht und gethan haben, und fallen wieder in ihren Stand zu- ruͤck, und werden also abgestreift. Sie sind unter dem linken Fuß ein wenig vorwaͤrts. Diejenigen, welche sich in ihren falschen Grundsaͤtzen ganz verhaͤrtet haben, gerathen in eine voͤllige Unwissenheit, und sind als- dann in einer solchen Dunkelheit und Ver- wirrung, daß, wann sie nur an das, worinn sie sich gesteift haben, gedenken, sie innwen- dig Schmerzen haben; Wann aber die Zeit vorbey, werden sie gleichsam von neuem ge- schaffen, und in den Wahrheiten des Glau- bens unterwiesen. J 4 Die- Von den Abstreifungen. Die, welche die Gerechtigkeit durch gute Werke haben verdienen wollen, und also die Kraft selig zu machen sich, und nicht dem HErrn und seiner Gerechtigkeit und Verdienst zugeschrieben, auch sich in ihren Gedanken und Leben darinn verhaͤrtet haben: Deren falsche Principia werden in dem andern Le- ben in Phantasien verkehrt, daß es sie be- duͤnkt, sie spalten Holz; so kommt es ihnen gaͤnzlich vor. Jch habe mit ihnen geredet. Wann sie in ihrer Arbeit begriffen sind und gefragt werden, ob sie nicht muͤde seyen? so antworten sie, sie haͤtten noch nicht so viel gearbeitet, daß sie den Himmel verdie- nen koͤnnten. Wann sie Holz hauen, scheint es, als wann gleichsam etwas von dem HErrn unter dem Holz waͤre, also daß das Holz ein Meritum sey; je mehr von dem HErrn in dem Holz ist, desto laͤnger muͤssen sie harren, wann aber diß sich anfangt zu verlieren, so gehet es mit ihrer Abstreifung zu Ende. End- lich werden sie so, daß sie auch in die gute Gesellschaften koͤnnen aufgenommen werden, sie schweben aber noch lange zwischen dem Wahren und Falschen. Fuͤr die, welche fromm gelebt haben, sorget der HErr gar sehr, und schicket ihnen immer die Engel zu. Diese sind es, welche in der Juͤdischen Kir- che durch die Holzhauer vorgestellet wurden, Jos. 9, 23. 27. Wel- Von den Abstreifungen. Welche ein ehrbares, sittlich gutes Leben gefuͤhrt, sich aber durch Werke den Himmel zu verdienen eingebildet, und geglaubt haben, es sey genug, wenn sie einen einigen GOtt den Schoͤpfer der Welt erkennen, deren fal- sche Grundsaͤtze werden in der andern Welt in solche Phantasien verwandelt, daß es sie duͤnkt, sie maͤhen Gras ab, und werden Gras-Maͤder genennt. Sie sind kalt, und wollen sich durch diß Maͤhen warm machen, fragen auch bey denen, die sie antreffen, ob sie ihnen einige Waͤrme mittheilen moͤchten, welches auch die Geister thun koͤnnen: Aber die Waͤrme die sie erhalten, richtet nichts bey ihnen aus, weil sie eine aͤusserliche ist, und sie eine innerliche haben wollen; deßwe- gen kehren sie wieder zu ihren Saͤgen um, und machen sich also mit Arbeiten warm. Jch habe ihre Kaͤlte gefuͤhlet: sie hoffen immer, in den Himmel aufgenommen zu wer- den, zuweilen berathschlagen sie sich, wie sie aus eigener Kraft sich hinein schwingen moͤ- gen. Diese, weil sie gute Werke gethan ha- ben, sind unter denen, welche abgestreift wer: den, und werden nach Verfluß der Zeit in die gute Gesellschaften eingelassen und un- terrichtet. Diejenigen aber, welche guten und wah- ren Glaubens-Lehren gefolget, und daher ein gut Gewissen und Leben in der Liebe uͤber- J 5 kommen Von der Hoͤlle. kommen haben, werden gleich nach dem Tod von dem HErrn in den Himmel erhoben. Es gibt Maͤdgen, welche zur Hurerey ver- fuͤhret und beredt worden sind, daß es nichts Boͤses sey, sonst aber von guter Art sind; diese, weil sie noch nicht in das Alter gekom- men, da sie ein solches Leben haͤtten verstehen und beurtheilen koͤnnen, haben einen Lehrer bey sich, der sehr streng ist, und sie zuͤchtiget, so oft sie in ihren Gedanken in solchen Muth- willen ausbrechen: Diesen fuͤrchten sie gar sehr, und sie werden auf solche Weise abge- streift. Erwachsene Weibsbilder aber, wel- che Huren gewesen, und andere verfuͤhrt ha- ben, kommen nicht in die Abstreifung, son- dern sind in der Hoͤlle. Von der Hoͤlle. D er Mensch hat wie von dem Himmel so auch von der Hoͤlle nur einen gemeinen Begriff, welcher so dunkel ist, daß er fast nichts ist Gleichwie etwa die, welche nicht vor ihre Wald-Huͤtten hinaus gekommen sind, einen Begriff von der Erde haben koͤn- nen, und nichts wissen von Kayserthuͤmern und Koͤnigreichen, noch weniger von den Regierungs-Formen, am wenigsten aber von den Gesellschaften und gesellschaftlichen Le- ben, Von der Hoͤlle. ben, ehe sie dieses wissen, koͤnnen sie nur ei- nen sehr gemeinen Begriff von der Erde ha- ben, welcher fast keiner zu nennen ist: Also verhaͤlt sichs auch bey Himmel und Hoͤlle; da es doch beederseits unzaͤhliche und weit mehr gibt, als auf einem Erden-Crays. Wie sie nicht zu zehlen, kann man daraus ersehen, daß, gleichwie nirgends einer einen aͤhnlichen Himmel hat, also auch niemand eine aͤhnli- che Hoͤlle, und daß alle Seelen, welche von der ersten Schoͤpfung an in der Welt gewe- sen sind, dahin kommen und bey einander versammlet werden. Gleichwie die Liebe zu dem HErrn und dem Naͤchsten, und die daher ruͤhrende Freu- de und Gluͤckseligkeit den Himmel ausmacht: Also bestehet auch die Hoͤlle in dem Haß gegen den HErrn und den Naͤchsten, und in der darauf folgenden Strafe und Qual. Vom Haß gibt es unzaͤhlige Geschlechte: und noch mehrere Arten: So viele Hoͤllen sind! Gleichwie der Himmel von dem HErrn gleichsam Einen Menschen und Eine Seele durch die Liebe zu einander ausmacht, und auf Einen Zweck zielet, welcher dahin gehet, alle in Ewigkeit zu erhalten und selig zu ma- chen: Also stellt im Gegentheil die Hoͤlle von ihrem eigenen durch die Liebe zu sich und zu der Welt, das ist, durch den Haß, Einen Teufel Von der Hoͤlle. Teufel und Einen Geist ( animum ) vor, und gehet auf Einen Zweck, nemlich jedermann zu verderben und in Ewigkeit zu verdammen. Jch babe viel tausendmal wahrgenommen, daß sie sich dahin bestreben; Wenn nicht de- rohalben der HErr jedermann auch sogar die kleinsten Augenblicke erhielte, jedermann ver- lohren gehen wuͤrde. Es hat aber der HErr eine solche Form und Ordnung in den Hoͤllen eingefuͤhrt, da- mit sie alle von ihren Begierden und Phan- tasien, worinn selbst ihr Leben bestehet, ge- fesselt und gebunden gehalten werden. Diß Leben, weil es (ein Leben) des Todes ist, wird in schroͤckliche unbeschreibliche Plagen verwandelt. Denn das liebste in ihrem Le- ben besteht darinn, daß einer den andern straf- fen, plagen und martern kann, so gar durch die auf der Welt unbekanntesten Kuͤnste, wo- durch sie sehr heftige Einpfindungen, eben als wann sie in dem Leibe waͤren auch schroͤck- liche und graͤßliche Phantasien neben dem Schrecken und Grausen einzufuͤhren wissen, und dergleichen mehr. Diß erweckt bey dem hoͤllischen Haufen ein so groß Vergnuͤgen, daß, wenn sie die Schmerzen und Plagen ins unendliche vermehren und vergroͤssern koͤnn- ten, sie auch alsdann nicht einmal sich zur Ruhe geben, sondern vielmehr noch ins un- endliche entbrennen wuͤrden: Allein der HErr hebt Von der Hoͤlle. hebt ihre Unternehmungen auf, und mildert die Plagen. Bey allen und jeden ist in der andern Welt ein solches Gleichgewicht, daß das Boͤ- se selbst sich straft, so daß in dem Boͤsen die Strafe der Boͤsen ist: eben so verhaͤlt es sich auch mit dem Falschen, welches auf den zu- ruͤck faͤllt, der im Jrrthum steckt. Daher bringt ein jeder die Strafe und Marter selbst uͤber sich, und lauft alsdann in den teufeli- schen Haufen, welcher dergleichen thut, hi- nein. Der HErr wirft niemals jemand in die Hoͤlle, sondern er will jedermann aus der Hoͤlle herausfuͤhren, noch weniger fuͤhrt Er jemand in die Qual hinein, sondern weil der boͤse Geist selbst hinein rennt, so wendet der HErr alle Strafe und Plage zum Guten und zu einigem Nutzen. Es kann keine Strafe jemals geben, wo nicht der HErr sein Absehen auf einen Nutzen haͤtte, denn das Reich des HErrn ist ein Reich der Endzwecke und der Nutzbarkeiten. Aber der Nutzen, den die in der Hoͤlle geben, ist sehr gering, und wenn dieses geschiehet, so sind sie nicht so in der Qual, sie werden aber, wenn der Nutzen aufhoͤrt, wieder in die Hoͤlle versetzt. Bey einem jeden Menschen sind zum we- nigsten zween boͤse Geister und zween Engel: Durch die hoͤsen Geister hat der Mensch Ge- mein- Von der Hoͤlle. meinschaft mit der Hoͤlle, und durch die En- gel mit dem Himmel; ohne die Gemeinschaft zu beeden Seiten kann der Mensch keine Mi- nute leben. Demnach ist ein jeder Mensch in einer Gemeinschaft mit denen in der Hoͤlle, welches er gar nicht weiß; er hat aber kei- nen Theil an ihren Plagen, weil er in der Zubereitung zum Ewigen Leben stehet. Jh- me wird zuweilen die Gesellschaft, in welcher er war, in dem andern Leben gezeigt, dann er kommt wieder zu ihr, und folglich in das Leben, das er in der Welt gehabt: darauf er entweder der Hoͤlle zu gehet, oder er kommt in den Himmel. Also ist ein Mensch, wel- cher nicht in dem koͤstlichen Ding der Liebe lebt, und sich nicht von dem HErrn fuͤhren laͤßt, einer von denen aus der Hoͤlle, und wird nach dem Tod auch ein Teufel. Ausser der Hoͤlle gibt es auch Abstreifungen, wovon vieles im Wort stehet: denn der Mensch nimmt aus den wuͤrklichen Suͤnden unzaͤh- lich viel Boͤses und Falsches mit sich in das andere Leben, er haͤufet und verbindet es mit- einander: bey denen, die fromm gelebet ha- ben, ist es eben so; ehe diese in den Himmel aufgenommen werden koͤnnen, muß vorher ihr Boͤses und Falsches zerstreut werden, eine solche Zerstreuung wird eine Abstreifung ( va- statio ) genennet: dergleichen es vielerley Ar- ten gibt, auch sind ihre Zeiten groͤsser und kleiner: Von der Hoͤlle. kleiner: Einige kommen in einer etwas kuͤr- zeren Zeit in den Himmel, andere gleich nach dem Tod. Damit ich sowohl die Plage derer, die in der Hoͤlle sind, als auch die Abstreifungen derer, die auf der untern Erde sind, sehen konnte, bin ich etlich mal hinunter gelassen worden: (in die Hoͤlle hinunter gelassen wer- den ist nicht von einem Ort zum andern ver- setzt werden, sondern es ist eine Einlassung in eine hoͤllische Gesellschaft, so daß der Mensch an Einem Ort bleibt.) Jch kann aber allein diese Erfahrung hie erzehlen: Jch empfand offenbarlich, daß gleichsam eine Saͤule mich umgab, diese Saͤule wurde merklich groͤsser, und ich wurde belehret, daß diese die eherne Mauer waͤre, wovon in dem Wort stehet, die aus englischen Geistern formirt worden, damit ich sicher zu den Unseligen hinab ge- lassen werden konnte: Als ich da war, hoͤrte ich erbaͤrmliches Wehklagen, und zwar diß: ach GOtt, ach GOtt! erbarme sich unser, erbarme sich unser! und das lang. Jch durf- te auch mit diesen Elenden reden, und zwar sehr viel: sie klagten insonderheit uͤber die boͤsen Geister, daß sie nichts anders suchten mit brennender Begierde, als sie zu quaͤlen; sie stacken in der Verzweiflung, und sagten, sie glauben, daß ihre Marter ewig seyn wer- de: allein ich konnte sie troͤsten. Weil Von den Hoͤllen der Feindseligen, Weil es, wie gesagt, so viele Hoͤllen gibt, so muß in der Ordnung davon gehandelt werden. 1) Von den Hoͤllen derer/ die ihr Leben in Haß, Rache und Grau- samkeit zugebracht haben. D ie, welche eine Todfeindschaft haben, und daher vor Rache schnauben, auch nach nichts anders trachten, als den andern umzu- bringen, und nicht eher ruhen, halten sich in der tiefsten Todtenhoͤlle auf, wo ein uͤbel stin- kender Geruch wie von Todtencoͤrpern ist. Man muß sich wundern, daß sie sich an die- sem Gestank so sehr delectiren, daß sie ihn auch dem lieblichsten Geruch vorziehen. So wuͤst ist ihre Natur und Phantasie. Aus dieser Hoͤlle duftet solcher Gestank wuͤrklich heraus, wann sie eroͤffnet wird, welches selten, und nur ein wenig geschiehet; so wallet ein sol- cher Gestank heraus, daß die Geister in der Naͤhe nicht bleiben koͤnnen. Es wurden ei- nige Geister oder vielmehr Furien, damit ich wuͤßte, wer sie sind, herausgelassen: Sie steck- ten die Sphaͤre mit einem so giftigen und pe- stilenzischen Dampf an, daß die Geister, die um mich waren, nicht bleiben konnten; Es hatte auch zugleich eine Wuͤrkung auf meinen Magen, daß ich mich brechen mußte. Sie offen- Rachgierigen und Grausamen. offenbarten sich durch ein Kind von einem nicht unfeinen Gesicht mit einem verborgenen Dolch; dieses schickten sie zu mir, es trug ein Gefaͤß in der Hand. Daraus konnte ich ihr Vorhaben abnehmen, mich entweder mit dem Dolch oder mit dem Gifft unter dem Schein der Unschuld zu toͤdten. Sie selbst hatten einen blosen sehr schwarzen Leib, wurden aber bald wieder in ihre Todtenhoͤlle gestuͤrzt. Als- dann konnte ich wahrnehmen, wie sie hinun- ter fielen; Sie giengen links auf der Ebene des linken Schlafs, und zwar sehr weit, ohne hinab zu fahren. Darauf aber fielen sie hin- unter, erstlich in ein Feuer, welches erschien, nachgehends in einen feurigen Rauch, als wie von einem Ofen, bald darauf drangen sie niederwaͤrts unter dem Ofen gegen die vor- dere Seite, wo viele sehr finstere Hoͤhlen sind: Unterwegs dachten und sannen sie auf lau- ter Boͤses, und zwar hauptsaͤchlich gegen die Unschuldigen ohne Ursach; als sie durchs Feuer fielen, lamentirten sie sehr. Damit man sie auch kennen moͤge, woher und wer sie sind, so haben sie, wann sie herausgelassen worden, etwas rundes, woran gleichsam eherne Sta- chel gemacht sind, welche sie mit den Haͤnden drucken und zusammen kruͤmmen. Diejenigen, welche ein solches Vergnuͤgen an dem Haß und Rache haben, daß sie sich nicht begnuͤgen lassen, den Leib zu verderben, Sw. Sch. IV. Th. K son- Von den Hoͤllen der Feindseligen, sondern auch nach der Seele, die doch der HErr erloͤset hat, streben, fahren durch ein sehr fin- steres Loch gegen die untersten Oerter der Er- de, tief hinunter nach dem Grad ihrer Feind- seligkeit und Rachsucht: darauf kommt sie ein grosser Schrecken und Grauen an, sie werden auch in der Rachbegierde gelassen, und wie diese zunimmt, desto tiefer kommen sie hinab. Hernach werden sie auf einen Platz unter der heissen Feuerhoͤlle geschickt, wo graͤu- liche grosse Schlangen mit weiten Baͤuchen zu sehen sind, und zwar so nach dem Leben, als wann es gaͤnzlich waͤren, von deren Bis- sen, die bey ihnen gleichfalls einschneiden, sie gemartert werden. Diß fuͤhlen die Geister auf das empfindlichste, es trift auch mit ih- rem Leben uͤberein, so wie das coͤrperliche bey denen die im Leibe sind. Unterdessen leben sie da in wuͤsten Phantasien ganze Jahrhunderte lang, biß sie nicht mehr wissen, daß sie Men- schen gewesen sind: Anderst kann ihr in Haß und Rache gefuͤhrtes Leben nicht verloͤschen. Weil es unzaͤhlig viel Arten und unzaͤhlig mehrere Gattungen von Haß und rache gibt, und eine Art nicht eine gleiche Hoͤlle wie die andere hat, es also unmoͤglich ist, ein jedes in der Ordnung anzufuͤhren, so will ich erzaͤh- len, was ich gesehen habe. Es kam einer zu mir, der sahe wie ein Edelmann aus: (Sie erschienen mir wie am hellen Tag, und noch heller Rachgierigen und Grausamen heller, aber vor dem innerlichen Gesicht, weil ich aus goͤttlicher Barmherzigkeit des HErrn unter den Geistern seyn durfte:) Er gab mir, so bald er auf mich zukam, verstellter Weise durch Winke zu verstehen, daß er mir vieles zu sagen haͤtte, und fragte mich, ob ich ein Christ sey, ich antwortete mit ja, er sagte, er sey auch einer, und bath mich, daß er allein bey mir seyn duͤrfte, er wolle mir etwas er- zaͤhlen, das andere nicht hoͤren duͤrften: Jch antwortete aber, daß sie in dem andern Leben nicht allein seyn koͤnnen, wie die Menschen es meynen auf der Erde zu seyn, und daß mehrere Geister da waͤren: Er aber machte sich naͤher herbey, und schlich gegen das Hin- tertheil des Haupts auf den Ruͤcken zu; ich merkte alsdann, daß er ein Meuchelmoͤrder war, und als er da war, fuͤhlte ich als wie einen Stich durchs Herz, und gleich darauf im Hirn, an welchem Stich ein Mensch leicht- lich sterben muͤßte: weil ich aber von dem HErrn beschuͤtzt wurde, hatte ich nichts zu be- fuͤrchten; was er fuͤr eine List dabey gebraucht, weiß ich nicht. Er meynte, ich sey todt, und sagte zu andern: Er komme eben von einem Menschen her, den er so ermordet haͤtte, und zwar hinterwaͤrts durch etwas toͤdtliches. Er gab auch vor, die Kunst zu koͤnnen, daß es der Mensch nicht wuͤßte, ehe er todt hinfiele, und daß man nicht anders von ihm glaubte, als er sey unschuldig. Jch konnte nachge- K 2 hends Von den Hoͤllen der Feindseligen, hends erfahren, daß er erst neulich gestorben, nachdem er eine solche That begangen hatte. Jhre Bestraffung ist graͤulich: wann sie die hoͤllische Martern ganze Jahrhunderte hin- durch ausgestanden haben, wird ihr Gesicht scheußlich und sehr ungestalt, so daß es kein Gesicht mehr, sondern etwas ist als wie von Abwerg, schwarz-gelb. Demnach legen sie alles Menschliche ab, und wer sie siehet, ent- setzt sich vor ihnen: Deßwegen schweiffen sie wie die wilden Thiere an schattigen Orten herum. Es kam einer aus einer hoͤllischen Cammer, die auf der linken Seite liegt, zu mir, und re- dete mit mir: Jch konnte merken, daß er un- ter den Lasterhaften ist. Was er auf der Welt begangen hatte, wurde also entdeckt: Er wur- de auf die untere Erde etwas vorwaͤrts ein wenig links hinunter gelassen, biß es tief ge- nug war, und da fieng er an eine Grube aus- zuwerffen, wie die, welche sie fuͤr die Todten machen, die man begraben muß: Daraus ent- stund der Verdacht, daß er einen Mord bey Leibes Leben begangen haben muͤsse: darauf erschien eine Todenbaar mit schwarzem Tuch umhaͤngt, sogleich stund einer von denselben auf, kam zu mir, und erzaͤhlte mit einer from- men Mine, er seye gestorben, in der Meynung, daß er ihn mit Gift vergeben, und daß er diß um die Stunde des Todes gedacht habe, aber doch Rachgierigen und Grausamen doch nicht wisse, ob es ein Argwohn seyn moͤch- te: wie der boͤse Geist dieses hoͤrte, bekannte er, daß er es gethan. Auf die Bekaͤnntniß folgte seine Bestrafung; Er wurde zweymal in die schwarze Grube, die er gegraben hatte, geworffen, er wurde schwarz gemacht, wie die Egyptischen Mumien sowohl im Gesicht als am Leib, und so wurde er in die Hoͤhe geho- ben, und vor den Geistern und Engeln herum- getragen, man schrye auch, was er fuͤr ein Teufel sey, er wurde auch kalt gemacht, wie es unter denen kalten in der Hoͤlle ist, und in die Hoͤlle verstossen. Unter den Hinterbacken ist eine greßliche Hoͤlle, wo die, welche da sind, auf einander mit Messern zu stechen scheinen, sie zielen mit den Messern den andern auf die Brust wie die Furien, allein das Messer wird ihnen im- merzu in waͤhrendem Stich weggenommen. Es sind die, welche in Haß gegen andere so entbrannt sind, daß sie dieselben auf eine grau- same Art umzubringen getrachtet haben, wo- von sie auch eine so graͤßliche Natur bekom- men haben. Diese Hoͤlle wurde mir eroͤffnet, aber nur ein wenig, um ihrer schroͤcklichen Grausamkeiten willen, damit ich sehen konn- te, was es mit dem Tod-Haß fuͤr eine Be- schaffenheit hat. Links auf einer Ebene mit den Untertheilen des Leibs, ist ein See, der groß, und laͤnger ist als breit. Um sein vor- K 3 deres Von den Hoͤllen der Feindseligen, deres Ufer herum, erscheinen denen, welche dort sind, ungeheure Schlangen, dergleichen in Suͤmpfen sind, mit einem pestilenzischen Hauch: Am linken Ufer etwas weiter weg, sind die zu sehen, welche Menschenfleisch und sich unter einander fressen, sie hangen mit ih- ren Zaͤhnen andern an den Schultern; noch weiter weg zur linken erscheinen grosse Fische, ungeheure Wallfische, welche einen Menschen verschlingen und ausspeyen: Am weitesten weg, oder an dem gegenseitigen Ufer, siehet man sehr heßliche Gesichter, besonders alter Weiber, die so ungestalt sind, daß man es nicht beschreiben kann, sie laufen herum wie unsin- nig: An dem rechten Ufer sind die, welche mit grausamen Jnstrumenten einander umzubrin- gen trachten, es sind mancherley Werkzeuge, nach den Verwilderungen ihres Herzens: Jn der Mitte des Sees ist es uͤberall schwarz, wie Wasser, das lang stille stehet. Jch sahe etlichemal einige an diesem See ankommen und verwunderte mich daruͤber, es belehrten mich aber einige die daher kamen, und sagten, daß es solche waͤren, die einen innerlichen Groll gegen den Naͤchsten geheget haben, und daß der Haß, so offt sich die Gelegenheit er- eignete, ausgebrochen sey, so ihr groͤßtes Ver- gnuͤgen gewesen; es haͤtte sie nichts mehrers gefreuet, als den Naͤchsten vor Gericht zu for- dern, und zu machen, daß man ihn strafte, auch ihn umzubringen, wenn ihnen nicht die Straf- Rachgierigen und Grausamen. Straffen des Gesetzes noch Einhalt gethan baͤtten. So lauft es endlich mit den Feind- seligkeiten und Grausamkeiten der Menschen ab nach dem Leben des Leibes: Jhre daher ent- stehende Phantasien sind gleich als lebten sie. Diejenigen, welche bey Leibes-Leben Raͤu- bereyen zu Land und auf dem Wasser getrieben haben, lieben vor andern fluͤßigen Dingen den stinkenden und stark riechenden Urin, nach ih- rem Beduͤnken wohnen sie auch in dergleichen Dingen und stinkenden Pfuͤtzen. Es kam ein Raͤuber zu mir, der knirschte mit den Zaͤh- nen, der Laut davon wurde zum Wunder so ausdruͤcklich gehoͤrt, als wie von einem Men- schen, ob sie gleich keine Zaͤhne haben. Er be- kannte, daß er viel lieber in wuͤsten Dingen von Urin leben moͤchte, als in dem klaresten Wasser, und daß es der Gestank vom Urin sey, woran er sich delectirt; er sagte, er wol- le lieber vor andern in Tonnen von Urin sich aufhalten, und da seine Wohnung haben. Es giebt einige, welche von aussen ein ehr- lich Gesicht und ein ehrbares Leben zu haben scheinen, so daß sie honnet seyen: sie befleißi- gen sich auf alle Art, ein solches Ansehen zu haben, aus der Ursache, weil sie gerne moͤch- ten zu Ehren sich empor schwingen, und ohne Abbruch ihrer Reputation Gewinn machen: Darum thun sie es auch nicht offentlich, son- dern sie nehmen andern ihr Gut durch andere K 4 mit Von den Hoͤllen der Feindseeligen, mit listigen Raͤnken, und bekuͤmmern sich nichts, wann die Familien, die sie auspluͤn- dern, vor Hunger umkaͤmen; Wann es nicht vor der Welt offenbar wuͤrde, so wuͤrden sie selbst es wuͤrklich ohne Gewissen thun. Es sind die heimlichen Diebe, und die Art ihres Hasses ist mit Hochmuth, Gewinnsucht, Un- barmherzigkeit und List verknuͤpfet. Solche wollen in dem andern Leben unschuldig seyn, und sagen, sie haͤtten nichts Boͤses gethan, weil es nicht heraus gekommen ist, und damit sie sich als unstraͤflich erzeigten, ziehen sie ihre Kleider aus, und stellen sich nackend hin, und bezeugen dergestalten ihre Unschuld: Wann sie examinirt werden, so merkt man wohl aus einem jeden Wort, und aus einer jeden Jdee ihrer Gedanken, wer sie sind, welches sie nicht wissen. Diese suchen in dem andern Leben, ihre Cameraden, es gilt gleich, welche sie an- treffen, ohne Bedenken zu ermorden; sie ha- ben eine Axt bey sich, und einen Hammer in der Hand, und es scheint, sie haben einen Geist bey ihnen, dem sie ruͤcklings einen Streich versetzen, aber nicht daß Blut vergossen wird, weil sie des Todes wegen besorgt sind; sie koͤn- nen auch diese Jnstrumente nicht aus der Hand werffen, wiewohl sie sich deßhalber alle ersinn- liche Muͤhe geben, damit ihr wilder Sinn vor Geistern und Engeln offenbar seyn moͤchte: Sie sind in einer mittlern Entfernung unter den Fuͤssen gegen die vordere Seite. Es Rachgierigen und Grausamen. Es gibt eine Art von Haß gegen den Naͤch- sten, da es einiger ihre Freude ist, Unrecht zu thun, und jedermann zu verunruhigen, und je mehr sie Schaden thun koͤnnen, desto groͤs- ser ist auch ihr Vergnuͤgen; dergleichen gibt es viele unter dem gemeinsten Poͤbel; es gibt auch einige, die zwar nicht von dem gemeinen Hauffen sind, jenen aber dem Sinn nach gleich kommen, wiewohl sie dem aͤusserlichen nach gesitteter sind, indem sie zur Hoͤflichkeit auf- erzogen worden, und die Straffen der Gesetze scheuen: Diese erscheinen nackend nach dem Tod an dem obern Theil des Leibs, mit um- herfliegenden Haaren; sie rennen auf einan- der loß, stellen die Haͤnde dem andern auf die Achseln, und fallen ihn also an, sie springen dem andern auf den Kopf, sie kehren etliche mal um, und kommen gleich wieder, und schlagen mit Faͤusten drein: Diejenigen, welche, wie gemeldt, gesitteter gewesen sind, machen es auch also, sie gruͤssen aber vorher einander, schleichen sich hintenhinum, und versetzen ih- nen eines mit der Faust; wann sie aber im Gesicht sehen, so gruͤssen sie freundlich, und gehen wieder hinten hinum, und schlagen mit der Faust darem; also erhalten sie den Schein. Sie werden links in einer mittlern Hoͤhe auf einige Weite gesehen. Alles was ein Mensch bey Leibes-Leben ge- than hat, das kommt wieder nach und nach in dem andern Leben, ja auch was er gedacht hat. K 5 Wenn Von den Hoͤllen der Wolluͤstigen Wenn die Feindseeligkeit, Haß und Betrug sich wieder aͤussern, so stellen sich auch die Per- sonen die man angefeindet und heimlich verfol- get hat, als gegenwaͤrtig, und zwar in einem Augenblick. Also verhaͤlt es sich in dem an- dern Leben, und die Gedanken, die man wider sie gehabt hat, werden offenbar, dann man kan alle Gedanken empfinden; daher kommen die lamentable Zustaͤnde; heimlicher Haß bricht da oͤffentlich aus. Welche boͤse sind, deren boͤse Thaten und Gedanken leben also wieder auf; welche aber gut sind, bey denen ist es nicht also: Alle ihre Status sind gut, in Freundschaft und Liebe, mit groͤstem Vergnuͤgen und Gluͤck- seligkeit. 2) Von den Hoͤllen derer, wel- che ihr Leben in Ehebruch und Geil- heit gefuͤhrt, und von den Hoͤllen der Heimtuͤckischen und Hexen. U nter der Ferse des rechten Fusses ist eine Hoͤlle, wo die sind, welche im Leben ihr groͤ- stes Vergnuͤgen an Grausamkeit und zugleich an Ehebruch gehabt haben: Man muß sich wundern, daß die, welche bey Leibes-Leben grausam waren, auch vor andern Ehebrecher gewesen sind. Diese sind in jener Hoͤlle: sie veruͤben da Grausamkeiten auf unsaͤgliche Weise. Sie machen sich durch Phantasien Gefaͤsse, gleichsam als wie die, womit man etwas, und Falschen. etwas, z E. Kraͤuter zerreibt, und Dreschin- strumente, womit sie also zermalmen und quaͤ- len, wen sie koͤnnen. Sie machen sich auch gleichsam breite Beile, wie der Scharfrichter ihre, und Bohrer, womit sie grausam mit ein- ander verfahren, ohne andere graͤuliche Din- ge mehr. Daselbst sind einige von den Ju- den, welche ehmalen so grausam mit den Hey- den umgegangen sind. Diese Hoͤlle wird noch heut zu Tag groͤsser, insonderheit von denen, welche aus der sogenannten Christenwelt sind, und im Leben alle ihre Freude an Ehebrechen gehabt haben, die dabey meistens grausam sind. Zuweilen verkehrt sich ihre Annehmlichkeit in einen Gestank von Menschenkoth, welcher, wann diese Hoͤlle aufgemacht wird, haͤufig aus- duͤnstet, man empfand ihn in der Geisterwelt, ich fiel davon fast in eine Unmacht. Dieser wuͤste Gestank erfuͤllet Wechselsweise die Hoͤl- le, hoͤret auch manchmal auf: Das, was ihnen im Ehebrechen angenehm ist, wird in einen sol- chen uͤblen Geruch verwandelt. Mit der Zeit werden sie, wann sie ihr Alter in dergleichen Dingen zugebracht haben, allein gelassen, sie sitzen in der Quaal, werden wie heßliche Tod- tengerippe, sie leben aber noch. Auf der Flaͤche der Fußsohlen vorwaͤrts in einer zimlichen Weite ist eine Hoͤlle, die heisse Feuerhoͤlle ( Gehenna ) genannt, wo die unzuͤch- tige Weibsbilder sind, welche all ihr Vergnuͤ- gen in das Ehebrechen gesetzt, und die Ehebruͤ- che Von den Hoͤllen der Wolluͤstigen che nicht allein fuͤr erlaubt, sondern auch fuͤr ehrlich gehalten, und die Unschuldigen unter allerley Schein der Ehrbarkeit zu dergleichen verleitet haben. Daselbst ist es, als wann man etwas feuriges saͤhe, wie es in der Luft bey ei- ner grossen Feuersbrunst zu leuchten pflegt; es ist auch eine Hitze dabey, welches ich an der Waͤr- me spuͤren konnte, die sich davon in mein Ge- sicht verbreitete: Es gehet auch daselbst ein Ge- stank auf, wie von verbrennten Knochen und Haaren: Da moͤchten sie gerne todt seyn, sie koͤnnen aber nicht sterben. Einige wurden herausgelassen, und als sie zu mir kamen, sagten sie, daß eine grosse Hitze da sey, und daß diese Hitze, wann sie zu einer Gesellschaft guter Gei- ster hinzu nahen duͤrffen, in eine grosse Kaͤlte verwandelt werde, und alsdann walle bey ih- nen Hitze und Kaͤlte von einem aͤussersten Grad zu dem andern, wovon sie auch erbaͤrmlich ge- quaͤlt werden. Sie haben aber noch ihre ( In- terstiria ) Zwischen-Raͤume, darinn sie in der Brunst ihrer heissen Lust sind, es veraͤndern sich aber, wie gesagt, ihre Umstaͤnde. Es waren einige von beyderley Geschlecht aus der sogenannten Christen-Welt, welche bey Leibes-Leben geglaubt haben, daß ihr Ehebrechen nicht nur erlaubt, sondern auch heilig sey, und also gemeinschaftliche Ehen, wie sie es nenneten, unter dem Schein der Heiligkeit gehabt haben: Jch sahe, daß sie in die heisse Feuerhoͤlle versetzt wurden, wie sie und Falschen. sie aber da ankamen, geschahe eine Veraͤn- derung, das feurige Wesen in der Hoͤlle, wel- ches mehr ins rothe faͤllt, wurde von ihrer Ankunft weiß-gluͤender, und man merkte, daß sie sich nicht mit einander vereinigen konnten; deßwegen wurde dieser schaͤndliche Haufe von da weggethan, und in die Gegend von hinten zu gebracht, man sagte, daß sie in eine andere Welt kaͤmen, wo sie in Suͤm- pfe versenkt werden, und von dar in eine Feuerhoͤlle, die fuͤr sie sey Man hoͤrte in der Feuethoͤlle etwas zischendes, welches man nicht beschreiben kann, es war aber das Gezisch oder Geraͤusch staͤrker als bey denen, welche die Heiligkeit mit Ehebruch beflecket haben. Welche die List gebrauchen, als wenn sie eine ehliche Liebe, auch eine Liebe zu Kin- dern haͤtten, und sich so auffuͤhren, daß der Mann keinen Verdacht hat, daß es nicht keu- sche unschuldige Gaͤste und liebe Freunde sey- en, und welche also unter diesem und noch vielfaͤltig anderm Schein desio sicherer einen Ehbruch begehen: Diese sind in einer Hoͤlle unter dem Hintern in einem sehr garstigen Unflath und werden da verwuͤstet, bis sie wie Knochen werden, weil sie unter den Be- truͤgern sind. Sie wissen nicht einmal, was das Gewissen ist; ich habe mit ihnen geredet, und sie haben sich verwundert, daß jemand ein Gewissen hat, und daß man sagt, der Ehe- bruch Von den Hoͤllen der Wolluͤstigen bruch sey wider das Gewissen. Jhnen wur- de gesagt, daß es solchen Ehbrechern ohne Gewissen so unmoͤglich sey in den Himmel zu kommen, als wenig ein Fisch in die Luft, und ein Vogel in die subtile Himmelsluft ( æther, ) weil, wann sie nur nahe kommen, sie gleichsam eine Erstickung fuͤhlen. Eine sol- che Lust endigt sich endlich in einen uͤbeln Ge- stank. Sie muͤssen nothwendig in die Hoͤl- le verstossen und endlich wie beinern werden, sie haben wenig Leben, weil sie sich ein sol- ches Leben zugezogen haben; wann sie es ver- liehren, bleibt ihnen so gar wenig von einem wahrhaftig menschlichen Leben uͤbrig. Welche nichts mehr begehren, als die Jungfrauen um ihre Jungfrauschaft zu brin- gen, und darinn ihr groͤßtes Vergnuͤgen ha- ben, ohne alle Absicht auf die Ehe oder Kin- der, und sie hernach im Stich lassen, verab- scheuen und beschimpfen; Diese, welche ein solches Leben gefuͤhrt, werden in dem andern Leben sehr hart bestraft, weil es wider die na- tuͤrliche, geistliche und himmlische Ordnung ist, und weil es nicht nur mit der ehlichen Liebe, welche in dem Himmel sehr heilig ge- halten wird, sondern auch mit der Unschuld, die sie verletzen und niederreissen, streitet, in- dem sie die Unschuldigen, denen eine eheliche Liebe eingefloͤßt werden koͤnnte, zu einem hu- rischen Leben verfuͤhren; (es ist bekannt, daß die erste Bluͤte der Liebe die ist, welche die und Falschen. die Jungfrau in eine keusche ehliche Liebe ein- leitet, und die Gemuͤther der Ehegatten ver- bindet;) auch weil die Heiligkeit des Him- mels in der ehlichen Liebe und Unschuld ge- gruͤndet ist, und jene also innerliche Moͤrder sind. Es beduͤnket sie, sie sitzen auf einem rasenden Pferd, welches sie in die Hoͤhe wirft, so daß sie, gleichsam mit Lebensgefahr, von dem Pferd stuͤrzen, so ihnen einen grossen Schrecken einjagt; nachgehends duͤnkt es ih- nen, als ob sie unter dem Bauch des wilden Pferds waͤren, und gleichbalden durch den Hintertheil des Pferds in seinen Bauch schlupften, sogleich kommt es ihnen vor, als ob sie bey einer garstigen Hure seyen, welche sich in einen grossen Drachen verwandelt: Daselbst bleiben sie in ihrer Quaal zugedeckt: Diese Strafe kommt innerhalb hundert und tausend Jahren gar oft wieder, bis ihnen vor solchen Begierden grauet. Von ihren Kin- dern wurde mir gesagt, daß sie schlimmer sind als andere Kinder, weil sie etwas an ih- nen haben, das sie von ihrem Vater geerbet, deßwegen werden auch aus ihrer Vermischung Kinder gebohren, und die gebohren werden, bleiben nicht lang im Leben. Welche bey Leibes-Leben geile Gedanken haben, und alles was andere reden, auch heilige Dinge, nach ihrem Muthwillen dre- hen, und zwar wann sie schon erwachsen und alt sind, und von Natur keinen Trieb zur Geil- Von den Hoͤllen der Wolluͤstigen Geilheit haben: Dieselben hoͤren auch in dem andern Leben nicht auf, so zu denken und zu reden, und weil daselbst ihre Gedanken an- dern mitgetheilt werden, und bißweilen bey andern Geistern in schaͤndliche Vorstellungen ausschlagen, woraus Aergernisse kommen; so ist ihre Strafe, daß sie vor den Geistern, die sie beleidiget haben, den langen Weg aus- gestreckt, und wie eine Rolle von der Linken zur Rechten schnell herum gewaͤlzet werden, hernach uͤberzwerch in einer andern Lage, und so wieder in einer andern, sie sind entbloͤßt vor jedermann, oder halb nackend, nach der Beschaffenheit ihrer Leichtfertigkeit, und es wird ihnen zugleich eine Schaam eingeflantzt; Sie werden auch vom Kopf und Fuͤssen wie eine Axe in die Ouere herum gewaͤltzt, und man macht, daß sie sich sperren, und zu- gleich Schmerzen haben: Dann es wuͤrken zweyerley Kraͤften, die eine herumwaͤrts, und die andere wieder zuruͤck: Dabey gehet nun eine schmerzhafte Verdrehung vor. Wann nun diß vorbey ist, so darf sich einer von den Geistern entfernen, und man macht ihn schamhaft; es sind aber noch immer einige, die ihn probiren, ob er noch auf solchen Din- gen beharre, so lang er sich aber schaͤmt und Schmerzen hat, huͤtet er sich davor. Auf solche Weise ist er sich selbst unbekannt, ob man gleich weiß, wo er ist. Diese Strafe war vorwaͤrts in einiger Weite zu sehen. Es und Falschen. Es gibt auch Buben und Juͤnglinge, wel- che aus Unverstand ihres Alters und nach ih- rem Kuͤtzel die schaͤndliche Principia geheget haben, daß die Weiber, insonderheit die jun- ge und schoͤne, nicht dem Mann sondern ih- nen und ihres gleichen seyn sollten, so daß der Mann allein der Haus-Vater bleiben und die Kinder auferziehen sollte: Diese werden in dem andern Leben auch an ihrer kindischen Stimme erkannt; sie sind hinten in einiger Hoͤhe. Diejenigen von ihnen, welche sich in ihren Principiis verhaͤrtet, und darnach ihr Leben wuͤrklich gefuͤhret haben, werden in dem andern Leben von den Gei- stern, welche ihnen durch Kunst die Phanta- sie des Leibes, und zugleich die leibliche Em- pfindung des Schmerzens beybringen koͤnnen, erbaͤrmlich abgestraft, indem sie hin und her verrenket, oder zusammen geschraͤnket und wieder zuruͤck gedrehet werden: Von welchem hin und her werfen, dar- wider sie sich sperren, sie so zerfetzt werden, daß es sie neben einem grausamen Schmer- zen beduͤnket, sie seyen gleichsam in kleine Stuͤcklein zerrissen. Und das geschiehet so oft, biß es ihnen vor solchen Principien grau- et, und sie von dergleichen Gedanken abstehen. Welche mit einer subtilen List die Leute betruͤgen, sich in dem Angesicht und in der Rede freundlich anstellen, in ihrem innern Sw. Sch. IV. Th. L aber Von den Hoͤllen der Wolluͤstigen aber mit giftig boͤsen Streichen umgehen, und so die Leute in der Absicht sie ungluͤcklich zu machen, einnehmen: deren Hoͤlle ist noch grausamer als der andern, auch selbst als die Hoͤlle der Todtschlaͤger. Es ist ihnen, als lebten sie unter den Schlangen; und je schaͤd- licher ihre Tuͤcken waren, desto graͤulichere und giftigere, auch desto mehr Schlangen er- scheinen ihnen, welche sie umgeben und quaͤ- len, sie meynen nicht anders, als daß es Schlangen seyen, sie fuͤhlen aͤhnliche Schmer- zen und aͤhnliche Marter, welches vielleicht wenige glauben werden, es ist aber doch wahr: Es sind diejenigen, welche mit gutem Vor- bedacht solche Streiche spielen, und daran ihr Vergnuͤgen im Leben haben. Die Stra- fen der Heimtuͤckischen sind verschieden, bey einem jeden nach der Natur der Arglist. Ue- berhaupt werden sie bey den Gesellschaften nicht gedultet, sondern vertrieben. Dann al- les was ein Geist denkt, wissen und merken sogleich die benachbarten, also auch wann ein Betrug darbey, und was es fuͤr eine List ist. Wann sie nun aus den Gesellschaften ver- ftossen worden, so sitzen sie allein, und er- scheinen mit einem breiten Gesicht, so breit als 4. biß 5. andere, und breiten fleischfar- bigen Hut, so weiß wird, sie sitzen in der Qual wie Todtenbilder. Es sind auch ande- re, welche von Natur und nicht mit Vorbe- dacht, auch nicht heimlich verstellter Weise tuͤckisch und Falschen. tuͤckisch sind, diese kennet man gleich, und ihre Gedanken merkt man wohl; sie ruͤhmen sich auch deßhalb, gleichwie die andern, daß sie wollen fuͤr verschlagen angesehen seyn; diese haben keine solche Hoͤlle. Es gibt einige, welche nach ihrem Genie gelebet, nur sich und der Welt zu gefallen getrachtet, und in ihrem ganzen Leben nichts anders gethan haben, als sich nach dem aͤus- serlichen Wohlstand zu richten, so ihr groͤstes Vergnuͤgen war, und weßwegen sie auch in der buͤrgerlichen Gesellschaft vor andern aͤsti- mirt worden; daher sie auch eine solche Fer- tigkeit bekommen, daß sie sich durch Galan- terien in anderer ihre Begierden und Neigun- gen haben insinuiren koͤnnen, unter dem Vor- wand der Ehrbarkeit, aber in der eigentlichen Absicht, sich uͤber sie hervor zu schwingen, deren Leben folglich gleißnerisch und faͤlschlich gewesen ist: Eben so als wann andere oft in die Kirche kommen zu keinem andern En- de, als daß sie fuͤr brav und fromm angese- hen werden; die noch uͤber diß kein Gewissen gehabt haben, und zu den Lastern und Ehe- hruͤchen in so ferne sie verborgen bleiben konn- ten, sehr geneigt gewesen sind. Diese den- ken in dem andern Leben eben also, sie wissen nicht, was das Gewissen ist, sie verlachen die, welche das Gewissen nennen; Sie schlei- chen sich in anderer ihre Neigungen ein, in- dem sie sich ehrbar, fromm, barmherzig, un- L 2 schul- Von den Hoͤllen der Wolluͤstigen schuldig anstellen, welches eben die Mittel sind, wodurch sie andere hintergehen; Sie rennen, so oft sie von ihren aͤusserlichen Fes- seln loß werden, in die schaͤndlichsten Laster hinein. Diese sind es, welche in dem an- dern Leben Hexen oder Zauberinnen werden, einige davon werden Sirenen genennet: Sie legen sich daselbst auf Kunstgriffe, die auf der Welt unbekannt sind; Sie sind wie Schwaͤmme, welche schaͤndliche Kuͤnsten in sich schlucken, und haben ein solches Genie, daß sie dieselben fertig treiben. Die auf der Welt unbekannten Streiche, welche sie da- selbst lernen, sind: Daß sie reden koͤnnen, als wie anderswo, so daß man eine Stimme als wie von guten Geistern hoͤret, an einem andern Ort; daß sie zugleich gleichsam bey mehrern seyn koͤnnen, indem sie andere so be- reden, daß sie uͤberall gleichsam zugegen seyn koͤnnen; daß sie reden als wie mehrere zu- gleich, auch auf einmal an mehr Orten; daß sie das, was von guten, auch so gar von Eng- lischen Geistern influirt, abtreiben, und auf der Stelle zu ihrem Vortheil auf verschiedene Weise anwenden koͤnnen; daß sie eine aͤhn- liche Vorstellung von einem andern beybrin- gen koͤnnen durch Jdeen, welche sie auffan- gen und ausbilden; sich bey einem jeden be- liebt machen, indem sie sich bey dem andern, selbst nach dem Zustand seiner Neigungen in- finuiren, daß sie koͤnnen sich ploͤtzlich weg- schlei- und Falschen. chen und unsichtbar werden; vor den Geistern eine weisse Flamme um das Haupt darstellen, und diß vor vielen, welches ein Englisches Zeichen ist; sich auf mancherley Art unschul- dig anstellen, indem sie so gar Kinder vor- stellen, welche sie kuͤssen: Sie geben auch andern, auf die sie einen Haß geworfen, ein, sie sollen sie umbringen, weil sie wissen, daß sie nicht sterben koͤnnen: Hernach klagen sie dieselben als Moͤrder an, und ruffen sie aus; sie haben aus dem Gedaͤchtniß heraus gelocket, was ich Boͤses gedacht und begangen hatte, und das auf das listigste; da ich schlief, ha- ben sie mit andern, so daß sich die Geister be- reden liessen, voͤllig, als wann es von mir waͤre, geredet, und zwar falsche und wuͤste Dinge, und was dergleichen mehr. Sie koͤn- nen von Natur so gut uͤberreden, daß man meynt, es sey nicht zu zweifeln: Daher wer- den ihre Jdeen nicht, wie bey andern Gei- stern, andern beygebracht, und sie haben Au- gen als wie Schlangen, wie man sagt, sie sind mit ihrem Gesicht und Jdeen allenthal- ben zugegen. Diese Zauberinnen oder Sire- nen werden hart bestraft; einige in der heissen Feuerhoͤlle, einige in einem Hof ( curia ) un- ter den Schlangen, andere durch Verdrehun- gen und Zerquetschungen, mit sehr grossen Schmerzen und Qual; mit der Zeit werden sie von einander getrennet, und werden wie Seelete von oben an bis unten aus. L 3 3) Von Von den Hoͤllen der Geitzigen, Von den Hoͤllen der Geitzigen/ von dem unsaubern Jerusalem und von den Moͤrdern in der Wuͤsten, deß- gleichen von den unflaͤtigen Hoͤllen derer, welche in lauter Wolluͤ- sten gelebt haben. D ie Geitzigen sind die Garstigsten, und ge- denken am allerwenigsten an das Leben nach dem Tod, an die Seele, und an den in- nern Menschen, sie wissen nicht einmal, was der Himmel ist, weil sie am allerwenigsten ihre Gedanken empor schwingen, sondern sie gaͤnzlich in leibliche und irrdische Dinge ver- senken, derowegen wenn sie in das andere Leben kommen, wissen sie lange nicht, daß sie Geister sind, sondern sie meynen, sie seyen noch voͤllig im Leib; Die Jdeen in ihren Ge- danken, welche von dem Geitz gleichsam leib- lich und irrdisch worden, werden in graͤuliche Phantasien verkehrt; und was unglaublich, aber allezeit wahr ist, so kommt es den schaͤnd- lich Geitzigen vor, als ob sie sich in Kellern, wo ihr Geld ist, aufhielten, und daselbst von den Maͤusen angefallen wuͤrden, es mag ih- nen aber zugesetzt werden, wie es will, so ge- hen sie doch nicht weg, bis sie muͤde sind, und so winden sie sich endlich aus diesen Graͤbern heraus. Was fuͤr wuͤste Phantasien aus den Jdeen der filtzigten Geitzhaͤlse werden, erhellet aus ihrer und v. d. unsaubern Jerusalem ꝛc. ihrer Hoͤlle, welche unter den Fuͤssen tief liegt. Es steigt davon ein Dampf auf, wie der Dampf von geschundenen Saͤuen im Trog, daselbst haben die Geitzigen ihre Wohnungen. Die, welche dorthin kommen, erscheinen zu- erst schwartz, und es ist ihnen, als ob sie da, durch das Abschaben der Haare, wie es bey den Schweinen zu geschehen pflegt, weiß ge- macht werden; Also kommen sie sich alsdann vor; Es bleibt ihnen aber immer ein Merk- mal, daß sie solche seyen, davon zuruͤck, wo- hin sie irgend kommen. Ein gewisser schwar- tzer Geist, welcher noch nicht in seine Hoͤlle gebracht worden, weil er noch in der Geister- welt bleiben wollte, wurde dort hinunter ge- lassen, er war nicht so geitzig gewesen, son- dern er hatte, so lang er lebte, boßhaftig an- dern nach ihrem Gut getrachtet: wie er nun ankam, flohen die Geitzigen davon, und sag- ten, er sey ein Raͤuber, weil er schwartz waͤ- re und sie also toͤdten wollte; Dann die Gei- tzigen fliehen vor solchen, weil sie wegen ih- res Lebens in Sorgen stehen: endlich als sie erfuhren, daß er kein solcher Moͤrder sey, sagten sie zu ihm: wenn er wollte weiß wer- den, so muͤßte man ihm die Haar, wie den Schweinen, die sie vor ihnen sahen, abstrei- fen, und so wuͤrde er weiß werden: er woll- te aber dieses nicht, und wurde unter die Geister erhoben. L 4 Jn Von den Hoͤllen der Geitzigen, Jn dieser Hoͤlle sind groͤßten theils Juden, welche garstige Geitzhaͤlse gewesen sind, deren Gegenwart man auch, wenn sie zu andern Geistern kommen, an den Gestank nach Maͤu- sen wahrnimmt. Weil von den Juden die Rede ist: so will ich erzehlen, wie mtserable ihr Zustand nach dem Tod sey, derjenigen nemlich, welche filzige Geitzhaͤlse gewesen sind, und andere neben sich aus angebohrnem Stolz, daß sie meynten, sie seyn allein diejenigen, welche erwaͤhlet worden, verachtet haben; Auch will ich Meldung thun von ihren Staͤd- ten, und von den Strassenraͤubern in der Wuͤste. Weil sie sich bey Leibes-Leben ein- gebildet, und sich in der Phantasie verhaͤrtet haben, daß sie nach Jerusalem und in das heilige Land, welches sie besitzen sollten, kom- men wuͤrden, und nicht haben wissen wol- len, daß durch das neue Jerusalem das Reich des HErrn in den Himmeln und auf den Er- den verstanden werde, so erscheinet ihnen, wann sie in das andere Leben kommen zur linken der heissen Feuerhoͤlle, ein wenig vor- waͤrts, eine Stadt, in welcher sie Hauffen- weiß ankommen, es ist aber eine kothige und stinkende Stadt, deßwegen sie auch das un- saubere Jerusalem heißt, daselbst laufen sie auf den Gassen im Schlamm und Koth bis uͤber die Knoͤchen herum, klagen und heulen. Es erschien mir einer, der finster aussahe, und aus diesem wuͤsten Jerusalem kam; es wurde und v. d. unsaubern Jerusalem ꝛc. wurde gleichsam als wie ein Thor aufgemacht, um ihn herum waren Jrrsterne, insonderheit zu seiner linken, die Jrrsterne um einen Geist bedeuten in der Geister-Welt die Unwahr- heiten, anderst ists, wenn es keine Jrrsterne sind; er naͤherte sich mir, und machte sich oben zu meinem linken Ohr, welches er gleich- sam mit dem Mund beruͤhrte, daß er mit mir reden moͤchte, er redete aber nicht mit einer laut toͤnenden Stimme wie andere, sondern inwendig in sich hinein, doch so, daß ichs hoͤrte und verstund. Er sagte, er sey ein Juͤ- discher Rabbiner, und schon lange in dieser kothigen Stadt, er sagte auch, daß die Gas- sen allda nichts als Schlamm und Koth waͤ- ren, wo man gehen muͤßte, und daß man nichts als Koth zu essen haͤtte. Jch fragte, woher er kaͤme, weil er ein Geist sey, daß er zu essen verlangte: Er sagte daß er esse, und wann er essen wolle, ihm nichts anders als Koth gegeben werde, deßwegen er sehr lamentirte: Nun fragte er, was zu thun sey, er finde Abraham. Jsaac und Jacob nicht? von die- sen erzaͤhlte ich ihm einiges, und sagte, daß man sie vergeblich suchte, sie auch, wann man sie findet, gar nichts helfen koͤnnen; neben andern Dingen mehr, die noch gehei- mer sind; ich sagte, daß man niemand an- ders zu suchen habe als allein den HErrn, welcher ist der Meßias, den sie im Leben ver- achtet haben, und daß er den ganzen Himmel L 5 und Von den Hoͤllen der Geitzigen, die ganze Erde regiere, und man bey niemand anders Huͤlfe zu suchen habe. Er fragte forg- faͤltig und etlichemal, wo ist Er? ich sagte, Er sey uͤberall zu finden, und hoͤre und ken- ne jedermann: allein alsdann zogen ihn eini- ge Juden-Geister zuruͤck. Es ist auch eine andere Stadt zur Rechten der heissen Feuerhoͤlle, oder zwischen der Feu- erhoͤlle und dem See, wo diejenigen von den Juden die noch besser sind, wohnen, wie es sie beduͤnkt: Allein diese Stadt veraͤndert sich bey ihnen nach ihren Phantasien, bald in Doͤrfer, bald in einen See, bald wiederum in eine Stadt: Sie fuͤrchten sich da vor den Spitzbuben, und so lange sie in der Stadt sind, sind sie sicher. Zwischen zweyen Staͤd- ten ist gleichsam ein dreyeckigter finsterer Platz; allda sind Spitzbuben, welches Juden sind, aber die schlimmsten von ihnen, diese martern jedermann, den sie antreffen, erbaͤrmlich. Diese Spitzbuben heissen die Juden aus Furcht den Herrn, und die Wildniß, wo sie sind, nennen sie die Erde. Damit sie sicher vor den Strassenraͤubern in die Stadt zur Rech- ten kommen moͤgen, ist auf der Graͤntze im Eck ein guter Geist, welcher die Ankommen- de empfaͤngt; wann sie zu ihm kommen, buͤ- cken sie sich auf den Boden, und werden un- ter seinen Fuͤssen hinein gelassen. Diß ist der Gebrauch, wann man in diese Stadt ein- gelas- und v. d. unsaubern Jerusalem ꝛc. gelassen wird. Ein gewisser Geist kam ge- schwind zu mir, ich fragte, woher er komme, er sagte, daß er vor den Strassenraͤubern, welche die Menschen umbringen, schlachten, verbren- nen und sieden, fliehe, und sich fuͤrchte, und suche, wo er sicher seyn koͤnnte. Jch fragte, woher er dann waͤre, und aus was fuͤr einem Land, er war aber nicht so keck aus Furcht etwas anders zu antworten, als daß die Er- de des Herrn sey, dann sie nennen die Wuͤ- ste Erde, und die Moͤrder den Herrn. Es kamen auch hernach Moͤrder, welche sehr schwarz waren, in einer Baßstimme, wie die Riesen, redeten, und bey ihrer Ankunft einen seltsamen Schrecken und empfindliches Grausen einjagen: Jch fragte, wer sie waͤ- ren, sie sagten sie gehen auf Raub aus; ich sagte, wo sie ihre Beute hin thun wollten, ob sie nicht wissen, daß sie Geister waͤren, und die Beute weder wegnehmen noch samm- len koͤnnten, auch daß dergleichen Dinge Phantasien der Boͤsen waͤren; Sie antwor- teten, sie seyen in der Wuͤsten, gehen auf Raub aus, und plagen, wen sie antreffen: Sie haben endlich erkannt, als sie bey mir waren, daß sie Geister waͤren, aber doch nicht dahin gebracht werden koͤnnen, anders zu glauben, als daß sie im Leibe lebten. Es sind Juden, die so herum schwaͤrmen, und denen man es im Gesicht ansehen kann, daß sie umbringen, schlachten, verbrennen, sieden, und Von den Hoͤllen der Geitzigen, und das gegen jedermann, wann es auch Ju- den oder Freunde waͤren: Daraus hat man ihre Gesinnung kennen lernen, ob sie es gleich auf der Welt nicht wagen, dergleichen an den Tag zu geben. Nicht weit von dem unsaubern Jerusalem ist auch eine andere Stadt, welche das Gericht der heissen Feuerhoͤlle heißt: Allda sind die, welche sich aus eigener Gerechtigkeit den Him- mel zueignen, und welche andere verdammen, die nicht nach ihren Phantasien lebten. Zwi- schen dieser Stadt und der heissen Feuerhoͤlle siebet es aus, wie eine Bruͤcke, die ziemlich schoͤn und von blasser oder grauer ( grisei ) Far- be ist: wo ein schwarzer Geist, den sie scheuen, wehret, daß sie nicht hinuͤber gehen: dann auf der andern Seite der Bruͤcke erscheint die Feu- erhoͤlle. Diejenigen, welche bey Leibes Leben lauter Wolluͤste zum Zweck gehabt, und nur gute Tage und praͤchtig und koͤstliches Leben gelie- bet, sich allein und der Welt zu gefallen be- muͤhet, und goͤttliche Dinge fuͤr nichts gehal- ten haben, ohne Liebe und Glauben: die wer- den nach dem Tod erstlich in ein Leben, so dem- jenigen, das sie in der Welt gehabt haben, gleich ist, eingefuͤhret: Der Ort ist vorwaͤrts zur Linken etwas tief, wo nichts ist als Lustbar- keiten, Spiele, Taͤnze, Schmausen, Geschwaͤ- tze. Dergleichen Leute kommen dahin, und da und v. d. unsaubern Jerusalem ꝛc. da meynen sie nicht anders, als daß sie auf der Welt sind: Es aͤndert sich aber der Schau- platz; nach einiger Zeit werden sie in die Hoͤlle unter dem Hintern versenket, welcher lauter Unflath ist: dann dergleichen Wollust, welche pur leiblich ist, verkehrt sich in dem andern Le- ben in das unstaͤthige. Jch habe sie da gese- hen Mist tragen und lamentiren. Die Weibsbilder, welche aus einer wuͤsten und schlechten Lebensart reich und darauf stolz worden sind, und sich gaͤnzlich der Wollust und einem desicaten und muͤßigen Leben ergeben haben, indem sie wie Koͤniginnen auf ihren Betten liegen, an Tafeln und Tischen sitzen, und sich um nichts anders bekuͤmmern, prel- len und stossen in dem andern Leben, wann sie zusammen kommen, erbaͤrmlich an einan- der an, zerreissen einander, ziehen einander bey den Haaren herum, und werden wie Furien. Anderst aber ist es mit denen bewandt, wel- che zu der Lust, oder zu den Annemlichkeiten dieses Lebens gebohren, und die zu dergleichen von Kindheit an auferzogen worden sind, als wie die Koͤniginnen und andere aus vornehmen Geschlecht, wie auch die Reichen: Diese, ob sie gleich in Lustbarkeiten, Kostbarkeiten und Pracht lebten, wann sie nur im Glauben an den HErrn und in der Liebe gegen den Naͤch- sten zugleich gelebet haben, sind in dem andern Leben unter den Gluͤckseligen: Dann sich der Froͤ- Von den Hoͤllen der Geitzigen, ꝛc. Froͤlichkeiten des Lebens, der Macht und des Reichsthums begeben, und durch Elend den Himmel verdienen, das ist falsch: aber das wird in dem Wort verstanden, sowohl die Lust als auch die Macht und Reichthum fuͤr nichts halten in Absicht auf den HErrn, und das Le- ben der Welt gegen das himmlische Leben fuͤr nichts achten. Jch habe mit den Geistern davon ge- sprochen, daß vielleicht wenige glauben werden, daß es so viel und solcherley Din- ge in dem andern Leben gebe, aus der Ur- sache, weil ein Mensch von seinem Leben nach dem Tod keinen andern Concept hat, als einen sehr gemeinen dunkeln, welcher nichts ist, worinn sie sich daraus bestaͤrket haben, daß sie eine Seele oder einen Geist nicht mit Augen sehen; und daß die Ge- lehrten, ob sie gleich sagen, daß es eine Seele und Geist gebe, deowegen weil sie an erdichteten Woͤrtern und Terminis, welche das Verstaͤndniß der Sachen mehr verdunkeln, ja gar ausloͤschen, hangen, und weil sie, sich und der Welt zu gefal- len, selten das allgemeine und den Him- mel studiren, noch weniger als die sinn- liche Menschen glauben: so haben sich die Geister mit denen ich redete, verwundert, daß es einen solchen Menschen gebe, da er doch wisse, daß es selbst in der Natur und in einem jeden Reich von ihr, so viel und Von andern Hoͤllen, ꝛc. und mancherley Dinge gebe, die er nicht weiß, wie z. E. nur bey dem innerlichen menschlichen Ohr, wovon man ein gan- zes Buch mit erstaunlichen und unerhoͤr- ten Dingen anfuͤllen koͤnnte, denen ein je- der Glauben zustellt; wann aber von der geistlichen Welt, woraus alles was in den Reichen der Natur ist, entsteher, etwas gesagt wird, so glaubt es kaum je- mand, aus Ursache, wie gesagt, einer vor- gefaßten und verhaͤrteten Meynung, daß es nicht sey, weil ers nicht siehet. 4) Von andern Hoͤllen/ welche von den vorigen unterschieden sind. D iejenigen, welche heimtuͤckisch sind, und meynen, alles durch listige Streiche er- halten zu koͤnnen, sich auch darinn bey Leibes- Leben deswegen verhaͤrtet haben, weil ihnen dergleichen gelungen ist, duͤnket es, daß sie in einer Tonne zur Linken wohnen, welche die hoͤllische Tonnen ( Tonna infernalis ) heißt; oben darauf ist eine Decke, und auswendig auf einem Kegelfoͤrmigen Gestell eine Schei- be, welche sie fuͤr das universum, das sie im- mer beschauen und regieren sollen, halten. Diejenigen aus ihnen, welche die Unschuldi- gen tuͤckisch verfolget haben, sind daselbst Jahr- hunderte hindurch: Es ist mir gesagt worden, daß einige allda schon 20. Secula lang geblie- ben Von andern Hoͤllen, ben seyen. Wann sie heraus gelassen werden, haben sie eine solche Phantasie, daß sie mey- nen, die ganze Welt sey eine Scheibe, sie spa- ziren um dieselbe herum, und treten sie mit Fuͤssen, in der Meynung, sie seyen Goͤtter der Welt. Jch habe sie etlichmal gesehen und mit ihnen von ihrer Phantasie gesprochen, weil sie aber auf der Welt so beschaffen waren, konnte ich sie nicht davon abbringen. Jch habe auch einige mal wahrgenommen, mit was fuͤr einer subtilen List sie die Gedanken ver- kehren, und in einem Augenblick anderswo- hin drehen, auch andere Dinge substituiren konnten, so daß man kaum hatte erkennen koͤn- nen, daß es von ihnen sey: Darzu haben sie eine solche Natur, daß man es nicht glauben kann. Diese werden, weil sie so beschaffen sind, nirgends zu den Leuten gelassen; dann sie koͤnnen so heimlich und verborgen Gifft bey- bringen, daß man es nicht wohl merken kann. Es ist auch zur Linken eine andere Tonne, so kommt es ihnen vor, darinnen sind einige, wel- che bey Leibes-Leben gemeynt haben, daß, wann sie Boͤses gethan, sie Gutes gethan haͤtten, und so im Gegentheil, daß sie also das boͤse fuͤr gut gehalten haben: Diese harren da eine Zeit- lang, und werden alsdann ihrer Vernunft be- raubt: Wann sie dieselbe verlohren haben, sind sie gleichsam im Schlaf und wird ihnen das, was sie alsdann thun, nicht zugerechnet; Sie meynen aber immer, sie wachen. Wann ihnen welche von vorigen unterschieden. ihnen der Verstand wieder gegeben wird, so kommen sie wieder zu sich selbst, und sind wie andere Geister. Zur Linken vorwaͤrts ist eine Kammer, wo nichts von Licht, sondern lauter Finsterniß ist, weßwegen sie die finstere Kammer heißt: da- selbst sind diejenigen, welche auf anderer ihr Gut, worauf ihr Sinn bestaͤndig gestanden, gelauret, und es auch, ohne sich ein Gewissen daraus zu machen, weggeschleppet haben, so oft sie es unter einem scheinbaren Vorwand haben thun koͤnnen. Es sind allda die, wel- che in ziemlich grossem Ansehen, als sie auf der Welt gelebt haben, gestanden sind, und die Ehre der Klugheit in die Hinterlist gesetzt ha- ben. Jn dieser Kammer berathschlagen sie sich untereinander, als wie sie im Leibe lebten, wie listig sie andere hintergehen wollen: Die Finsterniß allda nennen sie eine Lust. Mir wurde ihr Bild, welches ich, wie am hellen Ta- ge sahe, gezeigt, wie die, welche daselbst sind, und mit Betrug umgegangen sind, endlich wer- den, daß nemlich ihr Gesicht aͤrger als ein Tod- ter, und schwarzgelb wie die todten Coͤrper wird, auch graͤßlich einfaͤllt: Also muͤssen sie in quaͤlender Angst schweben. Es fuhr ein Schwarm Geister auf der Sei- te der heissen Feuerhoͤlle in die Hoͤhe vorwaͤrts herauf, aus deren Sphaͤre man wahrgenom- men hat, (dann sobald die Geister ankommen, kann man allein aus ihrer Sphaͤre abnehmen, Sw. Sch. IV. Th. M was Von andern Hoͤllen, was es fuͤr welche sind) daß sie den HErrn ge- ring schaͤtzten, und allen Gottesdienst verach- teten; Sie redeten auf eine Wellenfoͤrmige Art; ( undu atorie ) einer davon redete aͤrger- lich wider den HErrn, welcher augenblicklich gegen eine Seite der Feuerhoͤlle hinab gestuͤrzt wurde: Sie schwebten vorne her uͤber den Kopf, mit dem Vorsatz andere zu beleidigen, zu welchen sie sich geselleten, und unter sich zu bringen; sie wurden aber auf dem Weg zu- ruͤckgehalten, und es wurde ihnen gesagt, sie sollten davon ablassen, sie blieben also still; alsdann sahe man sie: sie waren im Gesicht schwarz, und hatten um das Haupt eine weise Binde, wodurch bedeutet wird, daß sie den Dienst GOttes als schwarz ansehen, und so auch das Wort des HErrn, so nur dazu diene, das gemeine Volk in dem Gewissenszwang zu halten. Jhre Behaussung ist nahe bey der hei- sen Feuerhoͤlle, wo fliegende nicht vergifftete Drachen sind, daher sie auch die Drachenwoh- nung heißt: Weil sie aber nicht heimtuͤckisch sind, so ist ihre Hoͤlle nicht so schwer. Solche schreiben sich und ihrer Klugheit alles zu, und prahlen damit, daß sie sich vor niemand fuͤrch- ten; aber es ist ihnen gezeigt worden, daß nur das Zischen sie in den Schrecken und in die Flucht jage: Wie sie ein Gezisch hoͤrten, meyn- ten sie vor Angst, es komme die ganze Hoͤlle herauf, sie fortzunehmen, und wurden ploͤtz- lich aus Helden als wie die Weiber. Die, welche von vorigen unterschieden. Die, welche sich bey Leibes-Leben fuͤr heilig gehalten haben, sind auf der untern Erde vor dem linken Fuß: Daselbst kommt es ihnen vor, daß sie zuweilen im Gesicht leuchten, wel- ches aus den Jdeen ihrer Heiligkeit herkommt, es laufft aber bey ihnen so ab, daß sie allda in der groͤßten Begierde gelassen werden, in den Himmel aufzusteigen, welchen sie meynen in der Hoͤhe zu seyn: ihre Begierde wird groͤsser, und schlaͤgt je laͤnger je mehr in eine Aengst- lichkeit aus, welche unermeßlich zunimmt, biß sie erkennen, daß sie keine Heilige sind: Wenn sie da heraus kommen, koͤnnen sie einen Ge- stank von sich empfinden, welcher beschwerlich ist. Ein gewisser hat auf der Welt geglaubt, er habe heilig gelebt, aus der Ursache, daß er von den Leuten fuͤr heilig gehalten wuͤrde, und also den Himmel verdienete; Er sagte, er habe ein frommes Leben gefuͤhrt, fleißig gebetet, und meynete, es sey genug, daß ein jeder auf sich se- he, und auf seinen Nutzen bedacht sey; er sag- te auch, daß er ein Suͤnder gewesen, und daß er habe leiden wollen, so gar, daß er sich von andern unter den Fuͤssen treten ließ, welches er die christliche Gedult nennete, und daß er der Kleinste seyn wollte, damit er der Groͤste in dem Himmel wuͤrde. Als er examinirt wur- de, ob er auch einem etwas Gutes oder Werke der Liebe gethan habe, oder habe thun wollen, sagte er, er wisse nicht, was sie sagen, sondern M 2 nur Von andern Hoͤllen, nur, daß er heilig gelebt habe: Weil er nun den Vorzug seiner selbst vor andern, die er also fuͤr geringer als sich hielte, zum Zweck gehabt, so wurde er, er stlich weil er sich fuͤr heilig gehalt- ten, in einer menschlichen weissen Gestalt biß auf die Lenden gesehen, aber zuerst in eine dun- kel-blaue, und hernach in eine schwarze ver- wandelt, und weil er uͤber andere hinaus seyn wollte, und sie neben sich verachtete, wurde er noch schwaͤrzer. Von denen, welche die Groͤßsten im Him- mel seyn wollen, sehe man unten. Jch wurde durch einige Wohnungen des ersten Himmels gefuͤhret, von dar konnte ich von ferne ein grosses ungestuͤmmes Meer mit grossen Wellen sehen, so ich aber auf einer Graͤnze nicht erblicken konnte, und es wurde mir gesagt, daß diejenigen solche Phantasien haben, und ein solches Meer, in Furcht, hinein versenket zu werden, sehen, welche auf der Welt haͤtten groß seyn wollen, und sich nichts dar- um bekuͤmmerten, ob es mit Recht oder Un- recht geschaͤhe, wann sie sich nur einen Ruhm erwerben koͤnnen. Die Phantasien, die man bey Leibes Leben gehabt hat, werden in dem andern Leben in an- dere verwandelt, welche sich aber doch nach je- nen richten: Zum Exempel, welche auf der Erden gewaltthaͤtig und unbarmherzig gewesen sind; deren Gewaltthaͤtigkeit und Unbarmher- zigkeit schlaͤgt in eine unglaubliche Grausam- keit welche von vorigen unterschieden. keit aus, und es ist ihnen, als ob sie ihre Mit- gesellen, welche sie antreffen, sie moͤgen seyn, wer sie wollen, umbraͤchten, und auf unter- schiedliche Arten quaͤlen, woran sie sich so sehr delectiren, daß ihnen dergleichen das groͤste Vergnuͤgen ist. Welche Blutduͤrstig gewesen sind, die quaͤlen mit Lust die Geister, (dann sie meynen, die Geister seyen Menschen, sie wissen es nicht besser,) biß aufs Blut, und wann sie dieses sehen, (dann ihre Phantasie ist so beschaffen, daß sie gleichsam Blut sehen,) so ist es ihnen ein sehr grosses Vergnuͤgen. Aus dem Geitz brechen Phantasien aus, daß es sie beduͤnket, als ob sie von den Maͤusen, und der- gleichen, je nachdem ihr Geitz beschaffen, an- gefallen wuͤrden. Welche an lauter Wolluͤ- sten ihre Freude gehabt, und sich dieselben zu ihrem letzten Endzweck gemacht, und sie fuͤr das hoͤchste Gut, ja gleichsam fuͤr ihren Him- mel gehalten haben, halten sich am liebsten in beimlichen Gemaͤchern auf, wo sie die ange- nehmste Empfindungen haben; einige in uri- nosen und stinkenden Seen, andere in mora- stigen und so weiter. Es giebt uͤber diß verschiedene Strafen, wo- mit in dem andern Leben die Boͤsen sehr hart bestraft werden, sie rennen in dieselben hinein, wann sie wieder auf ihre schaͤndliche Begier- den verfallen, wodurch sie sich in Scham, Schrecken und Grauen vor solchen setzen, daß sie endlich gar davon ablassen. Die Strafen M 3 sind Von andern Hoͤllen, sind verschieden, uͤberhaupt sind es Strafen einer Zerfetzung, Strafen einer Zerreissung, Strafen unter Tuͤchern, u. a. m. Welche sehr rachgierig sind, und welche sich groͤsser als alle andere zu seyn duͤnken, und an- dere gegen sich fuͤr nichts achten, die werden mit der Strafe der Zerfetzung belegt, welche also beschaffen ist: Sie werden am Leib und Ge- sicht ungestalt, daß kaum noch etwas mensch- liches uͤbrig zu seyn scheinet, das Angesicht wird wie ein runder Kuchen breit, die Aerme sehen aus wie Lumpen; diese streckt man einem aus, und treibt ihn in der Hoͤhe wie ein Rad um, bestaͤndig gegen dem Himmel zu, und man ruft vor allen aus, daß er ein solcher sey, biß er sich in seinem Jnnersten schaͤmt: Also bringt man ihn dahin, daß er eine demuͤthige Abbitte thut, und thut einen Spruch uͤber ihn: Her- nach wird er in den morastigen See, welcher nahe bey dem unsaubern Jerusalem ist, ge- bracht, und da gewaͤlzt und eingetunkt, daß er wie Koth wird: und diß geschiehet etlichmal, biß ihm dergleichen Begierden vergehen. Jn diesem morastigen See sind boͤse Weiber aus der Gegend der Harnblase. Welchen es bey Leibes-Leben zur Natur ge- worden, anders zu reden und anders zu den- ken, insonderheit die, welche unter dem Schein der Freundschaft andern nach ihrem Gut ge- trachtet haben, die vagiren herum, und fragen, wo sie hinkom men, ob sie da bleiben koͤnnen, sagen welche von vorigen unterschieden. sagen sie seyen arm, und wann sie aufgenom- men werden, lauren sie nach ihrer angebohrnen Lust auf alles: wann man sie nun kennen ler- net, werden sie mit einer Sirafe ausgetrieben, und bißweilen erbaͤrmlich zerrupft auf unter- schiedliche Weise nach der Natur ihres tuͤcki- schen verstellten Wesens, das sie angenommen haben, einige an dem ganzen Leib, einige an den Fuͤssen, einige an den Lenden, einige an der Brust, einige an dem Kopf, andere allein an der Gegend des Mundes: Sie werden mit Gewalt hin und her geschmissen, daß sie zu- ruͤck prallen. Was diß sey, kann man nicht beschreiben, es bestehet in einem gewaltsamen Zerschmettern der Theile, und also in einem Auseinanderziehen, daß sie glauben, sie seyen in kleine Stuͤcke zerrissen; Sie werden auch aufgebracht, daß sie sich darwider straͤuben, da- mit es sie desto mehr schmerze. Solche Stra- fen des Zerreissens sind von mancherley Arten, und werden nach einiger Frist so oft wieder- holet, biß ihnen ein Schrecken und Grauen vor ihren Betruͤgereyen durch Unwahrheiten eingejaget wird. Eine jede Bestraffung nimmt etwas hinweg. Die, welche sie zerzerreten, sagten, sie haͤtten ein so grosses Vergnuͤgen, jene also zu strafen, daß sie nicht aufhoͤren wol- len, wann es auch in Ewigkeit waͤhren sollte. Es gibt Schaaren von Geistern, welche her- um schwaͤrmen, und vor denen sich die Geister gar sehr fuͤrchten, sie machen sich von unten an M 4 den Von andern Hoͤllen, den Ruͤckentheil, sie quaͤlen durch schnelle hin und her Wendungen, ( reciprocationes ) denen niemand Einhalt thun kann, und die einen Laut von sich geben, sie richten die sich zusam- men und wieder zuruͤck strickende Bewegung ( motum constrictorium \& restrictorium ) hin- aufwaͤrts nach Art eines oben zugespitzten Ke- gels: Wer nun innerhalb diesen Conum hin- ein, besonders wer gegen seine Spitze kommt, der wird an allen und jeden Theilgen der Glie- der erbaͤrmlich zerstuͤckelt. Es sind die tuͤcki- schen Gleißner, welche hineingeschickt und so abgestrafft werden. Jch wachte des Nachts aus dem Schlaf auf, und hoͤrete Geister um mich, die mir im Schlaf nachstellen wollten, als ich aber gleich wieder einschlief, hatte ich einen traurigen Traum: Jch erwachte aber, und alsbald waren die Plag- geister da, woruͤber ich mich verwunderte, und bestraften die Geister, die auf mich im Schlaf laureten, erbaͤrmlich, indem sie dieselben gleich- sam mit Koͤrpern, die man sahe, uͤberzogen, und leibliche Empfindungen beybrachten, und sie also durch gewaltsame Zerquetschungen der Theile vor- und ruͤckwaͤrts quaͤleten mit vie- len Schmerzen, welche davon, daß sie sich sper- reten, herruͤhreten. Diejenigen, welche sie ab- straften, hatten so gar Lust, sie, wann sie haͤtten koͤnnen, umzubringen, daher thaten sie es mit groͤster Gewaltsamkeit. Es waren meisten- theils Sirenen, wovon oben; die Bestrafung daure- welche von vorigen unterschieden. daurete lang, und man schritte damit um mich herum zu mehreren Hauffen; zu meiner Ver- wunderung fand man Alte, die nachgestellet hatten, ob sie gleich sich verbergen wollten. Weil es Sirenen waren, so probirten sie viele Streiche, der Straffe zu entgehen, aber sie konnten nicht: Bald wollten sie sich in ihre innere Natur hinein schleichen, bald anfuͤhren, daß es andere seyen, bald die Strafe uͤber an- dere durch Uebertragungen der Jdeen bringen; bald gaben sie sich als Kinder, die sie quaͤlen wollten, aus, bald als gute Geister, bald als Engel, u. a. m. es war aber vergebens. Jch verwunderte mich, daß sie so bestraft wuͤrden, wurde aber innen, daß dergleichen aus der Weise sey, und aus Noth geschehe, daß ein Mensch sicher schlaffen soll, dann wann die- ses nicht geschaͤhe, wuͤrde das menschliche Ge- schlecht zu Grunde gehen, dahero eine so grosse Straffe nothwendig sey. Jch merkte, daß auch dergleichen um andere Menschen herum geschehe, die sie in dem Schlafe hinterlistiger Weise anfallen wollen, ob es gleich der Mensch nicht weiß: Dann wem es nicht gegeben ist, mit den Geistern zu reden, und nach einem in- nerlichen Sinn bey ihnen zu seyn, der kann auch nichts dergleichen hoͤren, noch weniger sehen; da doch immer dergleichen um andere vorhanden ist. Der HErr behuͤtet hauptsaͤch- lich einen Menschen, wann er schlaͤfft. M 5 Es Von andern Hoͤllen, Es gibt einige heimtuͤckische Geister, welche, als sie in dem Leibe lebten, heimlich mit Tuͤ- cken umgegangen sind, und einige von ihnen, welche sich durch schaͤdliche Kunstgriffe als En- gel, um Betrug zu spielen, angestellet haben: diese lernen in dem andern Leben sich in eine subtilere Natur einziehen, und sich aus ande- rer ihren Augen wegzuschleichen, in der Mey- nung, sie seyen also von aller Strafe sicher: Allein sie muͤssen nicht nur wie andere die Stra- fe der Zerquetschung, nach der Natur und Bos- heit ihres tuͤckischen Wesens ausstehen, son- dern sie werden auch zusammen geleimet, je mehr sie nun, wann dieses geschiehet, sich loß zu machen, oder von einander wegzureissen suchen, desto fester werden sie angebunden: ihre Strafe ist mit einer heftigern Marter be- gleitet, weil sie sich nach ihren heimlichen Tuͤ- cken richtet. Einige gebrauchen aus Gewohnheit, andere aus Verachtung in ihren gemeinen Reden, um einen Spaß zu machen, oder ihr Gespoͤtt da- mit zu treiben, Redensarten aus der Heiligen Schrift, in der Meynung, daß es schoͤn heraus komme: Allein solche Gedanken und Reden fuͤgen sich zu ihren coͤrperlichen und unreinen Jdeen hinzu, und bringen ihnen in dem an- dern Leben vielen Schaden; dann sie kommen mit den weltlichen wieder. Diese fallen auch in die Strafe der Zerreissung, biß sie sich der- gleichen abgewoͤhnen. Es welche von vorigen unterschieden. Es giebt auch eine Strafe der Zerreissung in Absicht auf die Gedanken, also daß die inne- re Gedanken mit den aͤusserlichen streiten, wel- ches mit einer innerlichen Pein geschiehet. Unter denen Bestrafungen kommt auch die- se haͤufig vor, daß ein Tuch uͤber sie geworfen wird; diß gehet also zu, daß es ihnen durch die Phantasien, die sie sich gemacht haben, vor- kommt, als ob sie unter einer weit ausgebrei- teten Decke seyen: Es ist als wie eine an ein- ander hangende Wolke, welche sich nach ihrer Phantasie verdicket: unter derselben laufen sie da und dorthin, vor heisser Begierde von dar auszubrechen, in unterschiedener Geschwin- digkeit, biß sie muͤde sind; dieses pflegt eine Stunde lang zu dauren, mehr oder weniger, und geschiehet mit verschiedener Pein, nach dem Grad ihrer Begierde sich heraus zu wickeln. Es ist eine Decke vor denen, welche, ob sie gleich die Wahrheit sehen, sie doch nicht, aus Liebe zu sich, erkennen wollen, und bestaͤndig murren, daß dem also ist. Einige haben unter der De- cke eine solche Angst und Schrecken, daß sie zweifeln, ob sie jemals wieder koͤnnen loß wer- den, welches mir einer sagte, der davon frey worden ist. Es gibt auch noch eine andere Art von De- cke, daß sie gleichsam in ein Tuch eingewickelt werden, so daß es ihnen ist, als ob sie an Haͤn- den, Fuͤssen und Leib gebunden seyn, und man macht Von andern Hoͤllen, macht sie hitzig, sich heraus zu wickeln; weil nun einer ein einiges mal eingerollet ist, so meynt er, er werde leichtlich heraus gewickelt werden, wann er aber anfangt sich heraus zu winden, so faͤhrt er in die Laͤnge, und die Aus- wicklung bleibt bestaͤndig, biß er die Hofnung aufgiebt. So viel von den Hoͤllen und von ihren Straffen. Die hoͤllischen Plagen sind nicht, wie einige dafuͤr halten, Gewissensbisse; Dann die in der Hoͤlle sind, haben kein Ge- wissen gehabt, deswegen koͤnnen sie auch an demselben nicht gequaͤlet werden: Welche ein Gewissen gehabt haben, sind unter den Seligen. Es ist anzumerken, daß niemand in dem andern Leben einige Strafe oder Marter um seiner Erbsuͤnde willen zu leiden hat, sondern um seiner wuͤrklichen Suͤnden willen, die er selbst gethan hat. Wann die Boͤsen bestraft werden, sind die Engel allezeit dabey, welche die Straffe maͤßigen, und die Schmerzen der Erbar- mungs-wuͤrdigen lindern, aber nicht weg- nehmen koͤnnen, weil in dem andern Leben bey allen ein Gleichgewicht ist, daß das Boͤ- se selbst sich bestraft; und wann dieses nicht durch die Bestraffungen weggeschaft wuͤrde, so muͤßten solche nothwendig in einer Hoͤlle in Ewigkeit aufbehalten werden, dann sonst wuͤr- welche von vorigen unterschieden. wuͤrden sie die Gesellschaften der Guten be- unruhigen, und sich an der von dem HErrn eingefuͤhrten Ordnung, in welcher das Wohl der ganzen Welt bestehet, vergreiffen. Einige haben aus der Welt mit sich diese Jdee genommen, daß man mit dem Teufel nicht reden, sondern ihn fliehen soll: Sie sind aber belehret worden, daß es denen, wel- che der HErr beschuͤtzt, nicht das mindeste schade, wann sie auch von der ganzen Hoͤlle sowohl aus-als innwendig umgeben wuͤrden, welches ich aus vieler und wunderbarer Er- fahrung lernen konnte, so daß ich mich end- lich vor nichts fuͤrchtete, auch selbsten nicht vor den schlimmsten aus dem hoͤllischen Heer, daß ich vielmehr mit ihnen redete; weil ich auch wissen konnte, was es fuͤr waͤren. De- nen, welche sich wunderten, daß ich mit je- nen redete, konnte ich ferner sagen, daß die- ses mir nicht allein nichts schade, sondern auch, daß diejenige Teufel seyen in dem an- dern Leben, welche Menschen gewesen sind, und welche, da sie auf der Welt lebten, ihr Leben in Haß, Rache und Ehebruch gefuͤh- ret haben, und zwar dazumal vor andern aͤsti- mirt worden; ja daß einige unter ihnen sey- en, welche ich bey Leibes-Leben gekannt ha- be: und daß der Teufel nichts anders bedeu- te als einen solchen Hoͤllenhaufen; und noch uͤber das, daß die Menschen, indem sie auf der Welt leben, zum wenigsten zween Geister aus Von andern Hoͤllen, aus der Hoͤlle bey sich haben, aber auch ne- ben diesen zween Engel aus dem Himmel, welche hoͤllische Geister bey den Boͤsen regie- ren, bey den Guten aber unter das Joch ge- bracht sind und dienen muͤssen: Es sey also falsch, daß sie meynen, es sey ein Teufel von Anfang der Schoͤpfung ein anderer ge- wesen als Menschen, welche so waren. Wie sie das hoͤreten, erstaunten sie und bekann- ten, daß sie eine ganz andere Weil diß nur Erzaͤhlungs-weiß gegen andere gesagt wird, welche poͤbelhafte Be- griffe vom Teufel mit sich genommen, so muͤßte der Auctor vorher gefragt wer- den, ob er schlechterdings laͤugne, daß der Morgenstern gefallen, oder, ob er nur glaube, daß von Anfang der Schoͤ- pfung gewisse Menschen zu Teufeln wor- den; Denn daß alle Teufel vorher Men- schen gewesen, ist nicht. Leser, pruͤfe Geister. Meynung von dem Teufel und dem teufelischen Heer gehabt haben. Jn einem so grossen Reich, wo alle See- len von der ersten Schoͤpfung an, und von dieser Erde fast tausendmal tausend in einer jeden Woche versammlen, und alle eine be- sondere von andern unterschiedene Art und Natur haben, wo auch ein jeder seine Jdeen andern gemein machen kann, und alles und jedes welche von vorigen unterschieden. jedes in Ordnung, und zwar diß bestaͤndig, zu bringen ist, kann es nicht anders seyn, als daß unsaͤglich vieles da vorhanden seyn muß, welches niemal in eines Menschen Jdee gekommen ist, und weil einer von der Hoͤlle, so wie von dem Himmel, kaum einen als nur einigen dunklen Vegriff sich gemacht hat, so kann es nicht anders seyn, als daß ihm dieses fremd und wundersam vorkommen wird, insonderheit deß wegen, weil man meynt, die Geister haben keine Empfindung ( Sensum ) da sie doch eine staͤrkere als die Menschen ha- ben; auch von den boͤsen Geistern wird ih- nen, durch auf der Welt unbekannte Kunst- griffe, ein Sensus beygebracht, fast wie ein leiblicher, der aber viel groͤsser ist. Von dem Himmel und von der himmlischen Freude. W as der Himmel und die himmlische Freu- de sey, weiß noch niemand: Diejeni- gen, welche daran gedacht haben, haben sich einen so gemeinen und so groben Begriff ge- macht, daß es kaum einer ist: Von den Gei- stern, welche erst aus der Welt in das ande- re Leben kommen, habe ich am besten erfah- ren koͤnnen, was sie sich fuͤr einen Begriff von dem Himmel und der himmlischen Freu- de gemacht haben; Dann wann sie sich selbst uͤberlassen werden, gleich als wann sie auf der Von dem Himmel der Welt waͤren, so denken sie eben also: Jch will nur einige Exempel anfuͤhren. Einige, welche auf der Welt vor andern fuͤr sehr erleuchtet in dem Wort gehalten wur- den, haben sich eine so falsche Jdee von dem Himmel gemacht, daß sie meynten, sie seyen in dem Himmel, wann sie in der Hoͤhe waͤ- ren, und daß sie von da das, was unten ist, regieren koͤnnten, demnach lauft es auf eige- ne Ehre und Vorzug vor andern hinaus: Weil sie nun solche Phantasie hatten, so sind sie, damit sie auch wuͤßten, daß sie irrig dar- an waͤren, in die Hoͤhe erhoben worden, und es wurde ihnen gestattet, uͤber etwas in der Tieffe zu regieren; sie merkten aber zu ihrer Schande, daß dieses ein Himmel in der Phan- tasie waͤre, und daß der Himmel nicht in der Hoͤhe bestuͤnde, sondern wo nur irgend einer in der Liebe und in dem Glauben stehet, oder in dem Reich des HErrn ist, und der nicht uͤber andere hinaus seyn will: dann groͤsser seyn wollen als andere, ist nicht ein Himmel, sondern eine Hoͤlle. Es hat ein gewisser, der bey Leibes-Le- ben vor andern gewaltig war, diß in dem an- dern Leben beybehalten, daß er auch herrschen wollte; ihm wurde gesagt, daß er in einem andern Reich sey, welches ewig: und daß sein Herrschen auf Erden abgestorben sey; und daß man jetzo einen nicht anders schaͤtze, als nach dem Guten und nach der Wahrheit, wie und von der himmlischen Freude. wie auch nach der Barmherzigkeit des HErrn, darinn er stehe; Ferner, daß dieses Reich sich verhalte wie auf der Erde, wo man niemand als nur um des Reichthums, und um der Gnade bey dem Fuͤrsten willen aͤstimirt: Hier aber sind die Guͤter das, was gut und wahr ist, und die Gnade bey dem Fuͤrsten ist die Barmhertzigkeit des HErrn: Wann einer an- derst herrschen wollte, so ist er ein Aufruͤh- rer, dann er ist in eines andern seinem Reich; als er das hoͤrete, schaͤmte er sich. Jch redete mit Geistern, welche meyne- ten, der Himmel und die himmlische Freude bestehe darinn, daß sie die groͤsten seyen; sie wurden aber berichtet, daß in dem Himmel der, welcher der kleinste ist, der groͤste sey; Dann der, welcher der kleinste seyn will, ist der gluͤcklichste, und weil der kleinste der gluͤck- lichste ist, so folget daraus, daß er der groͤste sey; Was ist wohl der groͤste seyn anders als der gluͤcklichste seyn: nach diesem streben die Gewaltigen durch ihre Gewalt, und die Rei- chen durch ihren Reichthum. Es wurde auch ferner gesagt, der Himmel bestehe nicht dar- inn, daß einer verlange der kleinste zu seyn deswegen, damit er der groͤste sey, dann da bestrebt er sich, und sucht der groͤste zu seyn, sondern darinn, daß er es mit andern besser, als mit sich meyne, und andern diene, um ihr Gluͤck zu befoͤrdern, nicht aus eigenen Absichten, sondern aus Liebe. Sw. Sch. IV. Th. N Ei- Von dem Himmel Einige haben einen so groben Begriff von dem Himmel, daß sie meynen, es sey nur eine Audienz, ja es sey ein Zimmer, in wel- ches sie durch eine Thuͤre, die eroͤffnet wer- de, eingelassen, und von denen, die dazu bestellt sind, hinein gefuͤhret werden. Einige meynen, er bestehe in einem muͤß- sigen Leben, worinn sie von andern bedienet werden, man bedeutete ihnen aber, eine Gluͤck- seligkeit bestehe nirgends darinnen, daß sie ruhen, und daher Gluͤck haben. Ein solches Leben wuͤrde nicht activ, sondern muͤßig seyn, darinnen sie verliegen wuͤrden, da ihnen doch bekannt seyn koͤnnte, daß das Leben ohne Wuͤrksamkeit nicht gluͤcklich zu nennen sey. Das Englische Leben besiehet in Ausuͤbung der Liebe und in dem Guten, daß sie bey sich fuͤhret: Dann sie empfinden keine groͤssere Gluͤckseligkeit als die, daß sie die Geister die aus der Welt ankommen informiren und leh- ren; daß sie den Menschen dienen, und die boͤse Geister bey ihnen regieren, damit sie nicht die Graͤnzen uͤberschreiten; und daß sie je- nen Gutes einfloͤssen; ferner, daß sie die Tod- ten in das Leben der Ewigkeit auferwecken, und hernach, wann sie es koͤnnen, daß die Seelen so beschaffen sind, in den Himmel einfuͤhren. Weßwegen sie sich viel gluͤcklicher schaͤtzen, als man sagen kann. So sind sie Bilder des HErrn: so lieben sie den Naͤch- sten mehr als sich selbst; deßwegen ist es der Him- und von der himmlischen Freude. Himmel: Darum bestehet die Englische Gluͤck- seligkeit in Uebung der Liebe, sie entsiehet aus derselben, und wird auch nach ihr abge- messen. Welche einen solchen Begriff, als ob die himmlische Freude darinn bestuͤnde, daß sie muͤßig waͤren, gehabt, und sich in gu- ter Ruhe nach der ewigen Freude gesehnet ha- ben, denen bedeutete man, daß sie sich schaͤm- ten, und man ließ sie von einem solchen Le- ben die Probe machen, sie wurden aber in- nen, daß es ein sehr betruͤbres Leben seyn wuͤrde, und daß sie dasselbe, weil es auf solche Weise um alle Freude geschehen waͤre, ver- abscheuen und einen Grauen dafuͤr haben wuͤrden. Ein gewisser unter den Gelehrtesten im Wort hat, als er auf der Welt lebt, einen solchen Begriff von der himmlischen Freude gehabt, daß sie in dem Glanz der Herrlich- keit, wie das Licht, wann die Sonnenstrah- len guͤlden erscheinen, und also auch in ei- nem unwuͤrksamen Leben, bestuͤnde; Damit er nun seinen Jrrthum einsehen moͤchte, wur- de ihm ein solches Licht gegeben, und er de- lectirte sich auch mitten in dem Licht also, als wann er, wie er auch sagte, in dem Him- mel waͤre; er konnte aber nicht lang darinn subsistiren, dann er wurde allmaͤhlich uͤber- druͤßig, und hatte darzu keine Freude mehr. Die, welche eine sehr grosse Kaͤnntniß gehabt haben, sagten, die himmlische Freude N 2 bestehe Von dem Himmel bestehe in einem Leben, ohne daß man einander Liebes und Gutes erweise, sondern nur den HErrn lobe und preise; und daß eben dieses das wuͤrksame Leben seye: Allein es wurde gesagt, daß den HErrn loben und preisen, nicht ein solches actives Leben, sondern eine Wuͤrkung jenes Lebens sey: Dann der HErr hat das Lob nicht vonnoͤthen, sondern er will, daß sie einander Liebe erzeigen, nach diesem empfangen sie von dem HErrn die Seligkeit. Dem ohnerachtet konnten sich doch diese sehr erfahrne bey jenen Liebeserweisungen keinen Begriff von einer Freude, sondern vielmehr von einer Dienstbarkeit machen; Es haben aber die Engel bezeuget, daß es etwas sehr freywilliges, und mit einer unaussprechlichen Gluͤckseligkeit verbunden sey. Fast alle, die aus der Welt in das andere Le- ben kommen, meynen, daß bey einem jeden die Hoͤlle gleich sey, und so auch der Himmel, da doch die Verschiedenheiten und Mannig- faltigkeiten auf beyden Seiten nicht zu be- stimmen sind, und nirgends einer eine voͤllig gleiche Hoͤlle und Himmel wie der andere hat. Gleichwie es auch nirgends einen Men- schen, Geist oder Engel gibt, der einem an- dern ganz gleich waͤre. Als ich nur gedachte, daß je zwey und zwey einander ganz aͤhnlich oder gleich waͤren; entsatzten sich die dafuͤr, welche in der Geister-Welt und in dem Eng- lischen Himmel waren, und sagten, daß ein jedes und von der himmlischen Freude. jedes Eins aus der Harmonie vieler formirt werde, daß das Eins so sey, wie die Harmo- nie ist, und daß das Eins nicht absolute be- stehen koͤnne, sondern das harmonische Eins. Also formirt eine jede Gesellschaft in den Him- meln Eins, und alle Gesellschaften zugleich, oder der ganze Himmel auch Eins; und diß allein von dem HErrn durch die Liebe. Ein gewisser Engel zehlete nur die allgemeineste Ar- ten von der Freude der Geister, ohngefaͤhr biß auf 478. Daraus konnte man schlies- sen, wie viel unzaͤhliche Arten, die nicht so universell sind, auch wie viel unzaͤhlige Gat- tungen seyn muͤssen, die eine jede Art unter sich hat; und da deren eine so grosse Menge ist, wie viel unbestimmte Arten von Gluͤckse- ligkeiten in dem Himmel der Englischen Gei- ster, und noch mehr in dem Himmel der En- gel seyen. Die boͤse Geister haben einige mal ge- meynt, es gebe noch einen andern Himmel als des HErrn, denen auch erlaubet wurde zu suchen, wo sie nur koͤnnten; sie wurden aber beschaͤmet, und fanden nirgends einen andern Himmel; Dann die boͤse Geister ren- nen sowohl aus Haß gegen dem HErrn als auch von Hoͤllen-Schmerzen getrieben, in Unbesonnenheit dahin, und fangen derglei- chen Phantasien auf. Es sind drey Himmel: Der erste ist, wo gute Geister, der andere, wo Englische Gei- N 3 ster, Von dem Himmel ster, der dritte, wo die Engel sind: Sowohl die Geister, als die Englische Geister und En- gel werden in Himmlische und Geistliche ein- getheilt Die Himmlische sind, welche durch Liebe den Glauben von dem HErrn empfan- gen haben, als wie die, welche aus der aller- aͤltesten Gemeine sind. Die Geistliche sind, welche durch Erkaͤnntnisse des Glaubens die Liebe von dem HErrn erhalten haben, aus welcher sie angenehme Dinge thun. Es machte sich ein gewisser Geist auf meine linke Seite, und fragte mich, ob ich wuͤßte, wie er in den Himmel eingehen koͤnn- te: dem mußte ich antworten, daß in den Himmel eingelassen werden, allein dem HERRN zustehe, welcher allein weiß, wie er beschaffen ist. Dergleichen kommen sehr viele aus der Welt, welche nichts anders su- chen, als in den Himmel zu kommen, und wissen gar nicht, was der Himmel und die himmlische Freude sey, daß der Himmel eine Liebe unter einander, und daß die himmlische Freude eine Freude sey, die aus jener entste- he. Die es nun nicht wissen, werden zuerst unterrichtet, was der Himmel und die himm- lische Freude sey, auch durch eine lebendige Erfahrung: Als wie ein gewisser Geist, der auch erst aus der Welt kam, und gleichfalls in den Himmel wollte, damit er einsehen moͤchte, was es fuͤr eine Beschaffenheit mit dem Himmel habe. Sein Jnneres wurde aufge- und von der himmlischen Freude. aufgeschlossen, damit er etwas von der himm- lischen Freude erfuͤhre: wie er es empfand, fieng er an zu lamentiren und sich zu kruͤm- men, bate, man moͤchte ihn befreyen, und sagte, er koͤnne vor Angst nicht leben: Dar- auf wurde sein Jnnwendiges gegen dem Himmel wieder zugeschlossen, und er also restituirt. Hieraus kann man sehen, mit was fuͤr Gewissensbissen und Angst die ge- quaͤlet werden, welche nur ein wenig hinzu gelassen werden, wann sie nicht rechter Art sind. Es wollten einige auch in den Himmel, und wußten nicht, was der Himmel ist: Die- sen wurde gesagt, daß es so gefaͤhrlich sey, in den Himmel zu kommen, als wie in eine Flainme, sie verlangten aber doch hinein: Wie sie nun an den Vorhof oder in die un- tere Sphaͤre der Englischen Geister kamen, wurden sie so stutzig, daß sie sich in groͤster Eil wieder zuruͤck zogen. Daraus wurden sie belehret, wie gefaͤhrlich es sey, sich nur dem Himmel zu naͤhern, ehe sie noch bereitet sind von dem HErrn die Eigenschaften des Gla ubens zu empfahen. Es wurde ein gewisser, welcher bey Lei- bes-Leben den Ehbruch fuͤr nichts gehalten hat, auch, weil er es begehrte, zu dem ersten Eingang des Himmels gelassen; wie er nun dahin kam, fieng er an, eine Angst zu bekom- men, und einen Todtengestank von sich zu N 4 em- Von dem Himmel empfinden, bis ers nicht mehr ausstuͤnde; wann er weiter kommen waͤre, so waͤre es ihm gewesen, als ob er umkommen muͤßte. Darauf wurde er auf die untere Erde ver- stossen, im Zorn, daß, da er kaum an die er- ste Graͤnze des Himmels anlangte, er in sol- che Pein kam, weil er nemlich in eine dem Ehbruch entgegen gesetzte Sphaͤre gekommen ist: Er ist unter den Unseligen. Fast alle, welche in das andere Leben kom- men, wissen nicht, was die himmlische Se- ligkeit ist, weil sie auch nicht wissen, was die innerliche Freude, und wie sie beschaffen ist; sie haben allein von leiblichen und welt- lichen Freuden eine Empfindung, deßwegen meynen sie, das, was sie nicht wissen, sey nichts, da doch die leiblich- und weltliche Freu- den nichts dagegen und wie Koth sind. Da- mit nun die Frommen, welche nicht wissen, was die himmlische Freude ist, es wissen und erkennen moͤgen, so gelangen sie zuerst zu den paradisischen Dingen, die man sich nicht ein- bilden kann: Alsdann meynen sie, sie seyen in das himmlische Paradiß gekommen, sie werden aber belehret, daß das noch nicht die wuͤrkliche himmlische Seligkeit ist: Deßwe- gen wird ihnen eine Einsicht in die innere Be- wandtnisse ( Status ) der Freude, die sie in ihrem Jnnersten empfinden koͤnnen, mitge- theilt; hernach werden sie in einen Stand des Friedens, dessen sie in ihrem Jnnersten gewahr und von der himmlischen Freude. gewahr werden, versetzt, und bekennen als- dann, daß sich nichts davon sagen oder ge- denken lassen; endlich gelangen sie in einen Stand der Unschuld, der auch bis auf ihre innerste Empfindung gehet. Aus diesem koͤn- nen sie erkennen lernen, was ein wuͤrklich geistlich und himmlisch Gut sey. Einige, welche nicht wußten, was die himm- lische Freude ist, sind unversehens in den Him- mel erhoben worden; sie wurden in den Zu- stand versetzt, daß sie konnten erhoͤhet werden, sie wurden nemlich in Ansehung der leiblichen Dinge und Phantasien eingeschlaͤffert: Dar- auf hoͤrte ich einen zu mir sagen, daß er nun erst empfaͤnde, was fuͤr eine grosse Freude in dem Himmel sey, und daß er sich sehr darinn, weil er eine andere Jdee gehabt, betrogen habe, auch daß er jetzt sein Jnnerstes weit staͤrker fuͤhlete, als ehmals, wann eine Lust bey Lei- bes-Leben bey ihm aufs hoͤchste gestiegen, wel- ches er garstig nennte, woran man sich delectirt. Welche in den Himmel aufgenommen wer- den, um zu wissen, was es fuͤr eine Bewandt- nis damit habe, denen werden die leibliche Din- ge und Phantasien eingeschlaͤffert, dann es kan niemand mit leiblichen Dingen und Phanta- sien, die man mit sich aus der Welt nimmt, in den Himmel eingehen: oder sie werden mit ei- ner Sphaͤre Geister umgeben, durch welche das was unrein ist, und nicht zusammen stimmt, auf eine wunderbare Weise gemaͤßiget wird; N 5 Eini- Von dem Himmel Einigen wird ihr Jnneres aufgeschlossen. Auf solche und andere Weise gehet es zu, je nach- dem ihr Leben beschaffen war, und sie daraus diese oder jene Art angenommen haben. Es verlangten einige zu wissen, was die himmlische Freude sey: Deßwegen wurde ih- nen gestattet, ihr Jnnerstes biß auf den Grad zu empfinden, daß sie es nicht mehr ausstehen konnten; aber es war doch noch keine Engli- sche Freude, kaum war es wie die kleinste Eng- lische, welches ich durch Mitiheilung ihrer Freude wahrnehmen konnte; Es war so ge- ring, daß es gleichsam etwas frostiges war, und sie nenneten es doch sehr himmlisch, weil es ihr Jnnerstes betraf. Daraus erhellete, nicht allein, daß es Grade giebt, sondern auch, daß des einen sein Jnnerstes kaum zu dem Aeu- sersten oder Mittlern des andern hinanreicht; ferner daß, wann man einen sein Jnnerstes fuͤhlen laͤßt, er in seiner himmlischen Freude ist, und daß er das Jnnwendigere nicht aus- stehen kann, und ihm schmerzhaft wird. Es wurden einige in den Himmel der Un- schuld des ersten Himmels eingelassen, sie re- deten von daraus mit mir, und bekannten, es sey ein solcher Stand der Freude und Froͤlich- keit, davon man sich nirgends eine Jdee ma- chen koͤnne. Allein dieses war nur in dem ersten Himmel, dann es sind drey Himmel, und in einem jeden ist ein Stand der Unschuld mit seinen unzaͤhligen Varietaͤten. Damit und von der himmlischen Freude. Damit ich aber wissen konnte, was und wie der Himmel und die himmlische Freude ist, so vergoͤnnete mir der HErr offt und lang die Lieblichkeiten der Himmels Freude zu empfin- den, deßwegen ich es zwar niemals beschrei- ben, aber doch wissen kann, weil es in einer le- bendigen Erfahrung gegruͤndet ist. Damit man aber nur einen Begriff davon haben moͤ- ge: so ist es ein Eindruck ( affectio ) von unzaͤh- lichen Annehmlichkeiten und Freuden. welche etwas allgemeines zugleich und auf einmal ausmachen; in diesem allgemeinen Eindruck sind Harmonien von unzaͤhligen Eindruͤcken, welche sich nicht deutlich, sondern dunkel em- pfinden lassen, weil es ein allgemeines Gefuͤhl ist: So viel habe ich merken koͤnnen, daß un- zaͤhlige Dinge dabey seyen, die so geordnet sind, daß man es nicht beschreiben kann: Jhre Be- schaffenheit fließt aus der Ordnung des Him- mels. Eine solche Ordnung ist in einem je- den auch den kleinsten Theilen des Eindrucks, welche nur als ein sehr allgemeines einiges Ding dargestellt und empfunden werden nach der Faͤhigkeit des Gegenstandes: mit einem Wort, unbestimmt viele Dinge sind in der or- dentlichsten Form bey einem jeden allgemeinen (Gefuͤhl,) und nichts ist, das nicht lebt und afficirt, und zwar das Jnnerste, dann die himm- lische Freude kommt von dem Jnnersten her- aus. Jch habe auch empfunden, daß die Freu- de und Wonne gleich als wie vom Herzen kam, und Von dem Himmel und sich sehr sanfft durch alle innerste Fibern, und von dar in die sich zusammen sammlende Fibern ausbreitete, mit einer solchen innersten Empfindung der Lieblichkeit, daß eine Fiber- nichts als Freude und Wonne ist: Die Freu- de uͤber die leibliche Wolluͤste verhaͤlt sich zu jenen Freuden, wie grobe und raue aufgewor- fene Erde zu der reinen und gelindesten Luft. Damit ich wuͤßte, was es mit denen fuͤr ei- ne Beschaffenheit habe, welche in den Himmel wollen, und doch nicht so beschaffen sind, daß sie da seyn koͤnnen: Als ich in einer himmli- schen Gesellschafft war, sahe ich einen Engel als ein Kind, um das Haupt hatte er ein Kraͤnz- lein von blauen glaͤnzenden Blumen, um die Brust war er umgeben mit Straͤussen von an- dern Farben: Daraus konnte ich erkennen, daß ich in einer Gesellschaft war, worinn Liebe ist: darauf wurden in eben diese Gefellschaft einige fromme Geister gelassen, welche sogleich bey ihrem Eingang viel verstaͤndiger wurden, und wie Englische Geister redeten. Nach die- sem ließ man solche hinein, welche von sich selbst unschuldig seyn wollten, deren Zustand mir durch ein Kind vorgestellt wurde, welches Milch aus dem Mund speyete: Auf solche Weise verhalten sich jene. Hernach wurden die vorgelassen, welche von sich selbst verstaͤn- dig zu seyn meyneten; ihr Zustand wurde durch ihre Angesichter vorgestellt, welche spitzig und ziemlich schoͤn aussahen. Man sahe auch ei- nige und von der himmlischen Freude. nige mit einem spitzigen Hut versehen, aus wel- chem ein Pfeil gieng, sie sahen aber nicht wie menschliche Angesichte von Fleisch aus, son- dern wie geschnitzte Bilder ohne Leben: So ist der Zustand derer, welche glauben, sie koͤnnen von sich selbst geistlich seyn, oder aus sich selbst den Glauben haben. Man ließ noch andere Geister beykommen, welche nicht da bleiben konnten, sie wurden consternirt, und in Angst gesetzt, deswegen sie davon flohen. Die Seelen, welche in das andere Leben kommen, wissen alle nicht, was der Himmel und die himmlische Freude ist; die meiste meynen, es sey eine Freude, in welche sie hinein gelassen werden koͤnnen, sie moͤgen gelebet haben wie sie wollen, auch die, welche in Haß gegen den Naͤch- sten, und in Ehebruch gelebet haben, und wissen durchaus nicht, daß der Himmel eine Liebe un- ter einander, und eine keusche Liebe ist, und daß die himmlische Freude die daher ruͤhrende Gluͤckseeligkeit ist. Jch habe mit Geistern, welche erst aus der Welt kommen sind, etlich mal von dem Zustand des ewigen Lebens geredet, weil ihnen nemlich daran gelegen, zu wissen, wer der HErr des Reichs, wie das Regiment, und was fuͤr eine Regierungsform sey: Gleichwie diejenige, wel- che auf der Welt in ein anderes Reich kommen, sich zuerst nichts mehr angelegen seyn lassen, als zu wissen, wer und wie der Koͤnig, wie seine Re- gierung, und noch mehrers, was zu diesem Reich Von dem Himmel Reich gehoͤre; desto mehr werde es also seyn in dem Reich, worinn sie in Ewigkeit leben sollen: und es wurde gesagt, daß allein der HErr nicht nur den Himmel, sondern auch die ganze Welt regiere, dann wer das eine regiert, wird auch das andere regieren: ferner daß das Reich, worinn sie jetzt sind, des HErrn sey, und daß die Gesetze dieses Reichs ewige Wahrheiten seyen, welche alle in dem einigen Gesetz ge- gruͤndet sind, den HErrn uͤber alles zu lieben, und den Naͤchsten als sich selbst, und zwar jetzt um so mehr, wann sie wie die Engel seyn wol- len, daß sie den Naͤchsten mehr als sich selbst zu lieben hatten. Als sie das hoͤrten, konnten sie nichts antworten, weil sie bey Leibes-Leben etwas dergleichen gehoͤret, aber nicht geglaubet haben; sie verwunderten sich, daß eine solche Liebe in dem Himmel sey, und daß es eine sol- che gebe, daß ein jeder den Naͤchsten mehr als sich selbst liebe, da sie doch gehoͤret haben, daß sie den Naͤchsten lieben sollten als wie sich: sie wurden aber belehret, daß alles Gute in dem andern Leben unbeschreiblich wachse, und daß das Leben in dem Leib so beschaffen, daß sie nicht weiter thun koͤnnen, als den Naͤchsten lieben wie sich selbst, weil sie in coͤrperlichen Dingen sind, wann aber dieses hinweg faͤllt, so wird die Liebe alsdann reiner und endlich Englisch, wel- ches ist den Naͤchsten mehr als sich selbst lieben. Daß es eine solche Liebe geben koͤnne, hat man aus einiger Personen ehlicher Liebe ersehen koͤn- nen und von der himmlischen Freude. nen, daß sie lieber haben sterben wollen, als den Ehgatten beleidigen: ferner aus der Liebe der Eltern gegen die Kinder, daß die Mutter eher Hunger leidet, als ihr Kind hungerig zu sehen; so auch bey den Voͤgeln und Thieren; wie auch von einer aufrichtigen Freundschaft daß man sich fuͤr Freunde in Gefahr begiebt; auch aus der hoͤflichen und verstellten Freund- schaft, welche eine aufrichtige nachaͤffen will, daß man denen das beste offerirt, denen man wohl will, und dergleichen mit dem Mund vor- geben, ob es ihnen gleich nicht ums Herz ist; endlich aus der Natur der Liebe, welche von der Art ist, daß es ihr eine Lust ist, andern zu die- nen, nicht um sein selbst, sondern um des an- dern willen. Allein dieses konnten sie nicht fassen, welche sich vor andern liebten, und die, welche bey Leibes-Leben gewinnsuͤchtig waren, am allerwenigsten die Geitzige. Der Englische Zustand ist also beschaffen, daß ein jeder seine Seligkeit und Gluͤck dem andern communicirt; dann in dem andern Le- ben giebt es die feinste Gemeinschaft und Em- pfindung von allen Eindruͤcken und Gedanken: Deswegen theilet ein jeder seine Freude allen mit, und alle einem jeden, so daß ein jeder gleichsam der Mittelpunct von allen ist; wel- ches die himmlische Form ist: je mehrere es nun sind, welche das Reich des HErrn aus- machen, desto groͤsser ist die Gluͤckseligkeit, dann sie nimmt in einer Verhaͤltniß von mehreren zu: Von dem Himmel zu: Daher kommts, daß die himmlische Se- ligkeit unaussprechlich ist. Eine solche Ge- meinschaft haben alle mit jeden, und jede mit allen, wann einer den andern mehr als sich selbst liebt: Wann aber einer mehr auf sich als den andern sieht, alsdann herrschet die Lie- be seiner selbst, welche dem andern nichts aus sich mittheilet als eine sehr garstige Jdee von sich, so bald man sie vermerket, gehet eine Scheidung und Verwerfung vor. Gleichwie in dem menschlichen Leib all- und jedes zu dem allgemeinen und besondern Nu- tzen fuͤr alle concurrirt: Eben so verhaͤlt es sich auch in dem Reich des HErrn, welches als wie Ein Mensch ist, und auch der groͤste Mensch genennet wird: Daselbst concurrirt also ein jeder auf vielfache Weise naͤher oder entfern- ter zu eines jeden Gluͤckseligkeiten, und das nach der von dem HErrn allein eingefuͤhrten und vor bestaͤndig festgesetzten Ordnung. Weil der ganze Himmel sich auf den HErrn beziehet, und alle und jede auf Jhn allein in dem allgemeinen und in den sonderbaresten Dingen; so entstehet daher Ordnung, Verei- nigung, Liebe zu einander, und daraus Gluͤck- seeligkeit: Dann also siehet ein jeder auf die Wohlfarth und Gluͤckseligkeit aller, und alle auf eines jeden. Daß alle Freude im Himmel allein von dem HErrn sey, ist mir durch viele Erfahrungen ge- zeiget worden, davon ich hier Orts diese anfuͤh- ten und von der himmlischen Freude. ten will. Jch sahe, daß einige Englische Gei- ster mit groͤstem Fleiß einen Leuchter mit sei- nen Lichtern und Blumen auf das zierlichste zur Ehre des HErtn formirten; ich konnte ein und andere Stunde lang sehen, wie sehr sie sich bemuͤheten, daß all, und jedes sich schoͤn praͤsentiren moͤchte, in der Meynung, daß es von ihnen sey: ich konnte aber deutlich wahr- nehmen, daß sie so gar nichts von sich ihnen selbst erfinden konnten: Endlich sagten sie nach einigen Stunden, daß sie einen sehr schoͤnen Leuchter, der sich wohl sehen lasse, zur Ehre des HErrn verfertiget haͤtten, und freueten sich daruͤber in ihrem Jnnersten. Jch sagte aber, sie haͤtten nichts aus sich jemals erfunden und gemacht, sondern allein der HErr: Diß woll- ten sie anfaͤnglich kaum glauben, weil es aber Englische Geister waren, wurden sie erleuchtet, und bekannten, daß dem also sey. Gleicher- gestalt verhaͤlt es sich mit den uͤbrigen Vorstel- lungen, und mit allen und jeden Stuͤcken ei- nes Eindrucks und Gedankens, und also auch mit der himmlischen Freude, daß das aller- kleinste davon allein von dem HErrn ist. Welche in der Liebe unter einander stehen, die gehen stets dem Fruͤhling ihrer Jugend ent- gegen, und je mehr Jahrtausende sie leben, de- sto lieblicher gruͤnen sie, und das in Ewigkeit unter stetem Wachsthum, nach den Progressen und Graden der Liebe und des Glaubens. Die- jenige von dem weiblichen Geschlecht, welche Sw. Sch. IV. Th. O in Von den Himmel, ꝛc. einem hohen Alter gestorben sind, und in einer gluͤckseligen ehlichen Liebe mit dem Mann ge- lebet haben, gelangen mit den Jahren je laͤnger je mehr in die Bluͤte der Jugend und werden wieder so schoͤn, daß es alle Begriffe von ei- ner Schoͤnheit, die man jemals gesehen, uͤber- steigt. Dann die Guͤte und Liebe ist es, welche so bildet, und ihres gleichen darstellt, und macht, daß das angenehme und schoͤne der Lie- be aus den besondersten Theilen des Gesichts heraus leuchtet, so daß es selbst Gestalten der Liebe sind: Einige haben sie gesehen, und sind daruͤber erstaunt. So ist die Gestalt der Lie- be, die man in dem andern Leben nach dem Le- ben siehet, daß es selbst die Liebe ist, welche bildet und ausgebildet wird, und zwar also, daß der Engel ganz, insonderheit das Angesicht, gleichsam die Liebe ist, die man ausdruͤcklich siehet und empfindet. Siehet man diese Ge- stalt, so ist es eine unaussprechliche Schoͤnheit, welche in das innerste Leben des Gemuͤths Liebe einfloͤset: Durch diese Schoͤnheit wer- den in einem Bild, die Wahrheiten des Glau- bens dargestellt, welche man auch daraus ge- wahr wird. Diejenige, welche im Glauben an den HErrn gelebt haben, d. i. im Glauben der der Liebe, werden in dem andern Leben solche Gestalten; alle Engel sind dergleichen Schoͤn- heiten mit einer unzaͤhligen Mannichfaltig- keit; aus diesen besteht der Himmel. Von Von den Gesellschaften/ welche den Himmel ausmachen. E s sind drey Himmel, der erste, wo gute Gei- ster, der andere, wo Englische Geister, der dritte, wo Engel sind, und es ist immer einer innerlicher und reiner als der andere; sie sind also unter einander sehr unterschieden. Alle drey sind in unzaͤhliche Gesellschaften einge- theilt, und eine jede besteht aus vielen, welche aus der Harmonie und Einmuͤthigkeit gleich als wie eine Person ausmachen, und alle Gesell- schaften zugleich als wie Einen Menschen Die Gesellschaften sind unter einander unterschie- den nach der Verschiedenheit ihrer Liebe zu ein- ander, und ihres Glaubens an den HErrn. Diese Verschiedenheiten sind so unzaͤhlig, daß man nicht einmal die allgemeineste Arten an- fuͤhren kann; so ist auch bey einer Verschie- denheit nicht das geringste, welches nicht auf das ordentlichste so gefuͤget worden, daß es auf das einmuͤthigste zu dem gemeinen Eins con- spirire, und das gemeine Eins zu dem einmuͤ- thigen eines jeden: und also zu der Gluͤckse- ligkeit, die alle von einem jeden, und ein jeder von allen zu erwarten hat. Daher ist ein je- der Engel und eine jede Gesellschaft ein Bild des ganzes Himmels, und gleich als wie ein kleiner Himmel. Es gibt in dem andern Leben wunderbare Vergesellschafftungen, sie verhalten sich Ver- O 2 glei- Von den Gesellschaften, gleichungs-weise wie die Anverwandschaften auf Erden, nemlich daß sie erkannt werden als wie Eltern, Kinder, Bruͤder, Blutsver- wandte, Schwaͤger; nach solchen Verschieden- heiten geht die Liebe: Die Verschiedenheiten sind nicht zu bestimmen, und die Empfindun- gen, die mitgetheilt werden koͤnnen, so fein, daß man sie nicht beschreiben kann; es wird dabey gar nicht gesehen auf die Eltern, Kinder, Bluts- verwandten, Schwaͤger auf der Erden, noch auf einige Person, sie mag auch gewesen seyn wer sie will, und also auch nicht auf Wuͤrde, Reichthum und dergleichen, sondern allein auf die Verschiedenheiten der Liebe unter einander und des Glaubens, welche zu empfangen sie das Vermoͤgen von dem HErrn bekommen ha- ben, da sie auf der Welt gelebt haben. Es ist die Barmherzigkeit des HErrn, d. i. die Liebe gegen dem ganzen Himmel und das ganze menschliche Geschlecht, also allein der HErr, welcher alles und jedes zu Gesell- schaften determinirt; diese Barmherzigkeit ist es, welche die ehliche Liebe hervor bringt, und daraus die Liebe der Eltern zu den Kin- dern, welches die fundamental- und vornehm- ste Arten der Liebe sind, woraus alle uͤbrige entstehen, mit einer unbestimmten Varietaͤt, die auf das genaueste zu Gesellschaften ver- ordnet worden sind. Weil es nun mit dem Himmel eine sol- che Bewandtnis hat, so kann niemals ein Engel welche den Himmel ausmachen. Engel oder Geist einiges Leben haben, er sey dann in einer Gesellschaft, und also in einer Harmonie von mehreren. Eine Gesellschaft ist nichts anders als eine Harmonie Vieler: Dann niemand hat ein Leben, das von dem Leben anderer getrennt waͤre; ja es kann niemals ein Engel, oder ein Geist, oder eine Gesellschaft einiges Le- ben haben, d. i. von dem Guten afficirt wer- den, wollen, von dem Wahren afficirt wer- den, denken, wo er nicht in einer Verbin- dung durch mehrere von seiner Gesellschaft mit dem Himmel und mit der Geister-Welt stehet: Desgleichen kann auch das menschli- che Geschlecht, ein Mensch, er mag auch seyn wer und was er will, nicht leben, d. i. von dem Guten afficirt werden, wollen, von dem Wahren afficirt werden, denken, er sey dann gleichfalls mit dem Himmel durch die Engel die bey ihm sind, und mit der Geister-Welt, ja mit der Hoͤlle durch die Geister, die bey ihm sind, verbunden: Dann ein jeder ist, wann er in dem Leibe lebt, in einer Gesell- schaft der Geister und Engel, ob er es gleich gar nicht weiß, und wann er nicht durch die Gesellschaft, worinn er ist, mit dem Him- mel und mit der Geister-Welt verbunden ist, so kann er keine Minute leben. Es ver- haͤlt sich dieses eben so wie bey dem menschli- chen Leib: welcher Theil von ihm nicht mit den uͤbrigen durch die Fasern und Gefaͤsse, O 3 und Von den Gesellschaften, und also durch die Verhaͤltnisse des Diensts unter einander, verknuͤpfet ist, der ist kein Theil des Leibes, sondern wird sogleich abge- sondert, und als ein solcher, der kein Leben hat, weggeworfen. Selbst die Gesellschaf- ten, in denen und mit denen die Menschen bey Leibes Leben gewesen sind, wurden ih- nen gezeigt, als sie in das andere Leben ka- men: Wann sie in eine solche Gesellschaft nach dem Leben des Leibes kommen, so kom- men sie in ihr eigentliches Leben, welches sie im Leibe gehabt haben, und fangen von die- sem Leben ein neues an, und fahren also nach ihrem Leben, das sie im Leibe gefuͤhrt haben, entweder in die Hoͤlle oder in den Himmel. Weil nun eine solche Verbindung aller mit einem jeden ist, und eines jeden mit al- len, so ist es auch gleichmaͤßig mit den aller- besondersten Theilgen eines Eindrucks und Gedankens. Daher entstehet ein Gleichgewicht zwischen allen und jeden in Ansehung der himmlischen, geistlichen und natuͤrlichen Dinge, daß keiner denken, empfinden und agiren kann, ausser von mehreren, und doch meynet ein jeder, daß es ganz frey von ihm selber sey: Auf gleiche Weise ist nichts, das nicht von seinem Gegensatz und denen in der Mitte liegenden Dingen des Gegensatzes gleich abgewogen wird, so daß ein jeder durch sich und mehrere zu- welche den Himmel ausmachen. zugleich in dem vollkommensten Gleichgewicht leben. Darum kann auch keinem ein Uebel wiederfahren, daß nicht sogleich ein Gleich- gewicht erfolge, und wann von dem Boͤsen ein Uebergewicht vorhanden, so wird alsdann das Boͤse oder der Boͤse nach dem Gesetz des Gleichgewichts bestraft, als wie von sich selbst, aber niemals um eines andern Endzwecks willen, als daß daraus Gutes entstehe. Jn einer solchen Form und Gleichgewichte beste- het die himmlische Ordnung, welche allein von dem HErrn gemacht, gesetzt, und in Ewigkeit erhalten wird. Man muß aber das wissen, daß niemals eine Gesellschaft der andern, auch nicht in einer Gesellschaft einer dem andern, ganz und schlechterdings gleich sey, sondern es ist eine uͤbereinstimmende und harmonische Mannig- faltigkeit unter allen, welche Verschiedenhei- ten von dem HErrn so angeordnet worden sind, daß sie auf Einen Zweck abzielen, wel- ches geschiehet durch die Liebe und Glauben an Jhn, woraus die Vereinigung erfolget. Daher wird auch niemals einem, wie dem andern, ein ganz und schlechterdings gleicher Himmel und himmlische Freude zu Theil, son- dern wie sich die Verschiedenheiten der Liebe und des Glaubens verhalten, so ist auch in ihnen der Himmel und die Freude. Diß habe ich uͤberhaupt von den Gesell- schaften, aus einer vielfachen und langen Er- O 4 fah- Auferweckung des Menschen fahrung, anfuͤhren wollen, insbesondere ist davon in dem vorhergehenden gehandelt worden. Von der Auferweckung des Menschen von den Todten, und von seinem Eingang in das ewige Leben. W ie dieses zugehe, habe ich nicht bloß gehoͤ- ret, sondern es durch eine lebendige Er- fahrung gesehen. Jch bin in einen Stand der Unempfindlichkeit, was die leibliche Sin- ne betrift, gerathen, also fast in den Zustand der Sterbenden, doch so, daß das innere Le- ben, mit dem Denken, unversehrt blieb, da- mit ich das, was denen begegnet, welche ge- storben sind und wieder auferwecket werden, erfahren, und im Gedaͤchtniß behalten moͤch- te, mit einer dem Leben gemaͤssen, und her- nach mit einer stillen Respiration. Es waren himmlische Engel zugegen, wel- che die Gegend des Herzens besetzten, so daß ich dem Herzen nach mit ihnen vereinigt zu seyn schien, endlich also, daß kaum noch et- was von mir uͤbrig, als ein Gedank und ein Gemerk ( Perceptio ) daraus; und diß etliche Stunden lang. Von der Gemeinschaft mit den Geistern in der Geister-Welt wurde ich also wegge- bracht, welche meyneten, daß ich nicht mehr in dem Leibe lebe. Ausser und Eingang in das ewige Leben. Ausser den himmlischen Engeln um die Gegend des Herzens, sassen auch zween En- gel bey dem Haupt, und ich nahm wahr, daß es einem jeden so ergehe. Die Engel um das Haupt waren die stil- lesten, und theilten nur ihre Gedanken dem Angesicht mit, so daß ich merkte, daß ich gleichsam ein anderes Gesicht bekam, und zwar ein doppeltes, weil es zween waren. Wann die Engel merken, daß ihr Gesicht empfangen werde, so wissen sie alsdann, daß der Mensch gestorben sey. Nachdem sie ihr Gesicht erkannt haben, fuͤhreten sie um die Gegend des Munds ei- nige Veraͤnderungen ein, und theilen so ihre Gesinnungen mit: Dann durch die Gegend des Mundes reden, das ist dem himmlischen gemein: Jch konnte ihre Gedankensprache vernehmen. Jch empfand einen wuͤrzhaften Geruch, als wie von einem einbalsamirten Leichnam; Dann wann himmlische Engel zugegen sind, fuͤhlet man einen Todtengeruch wie von Ge- wuͤrz, und wann diesen boͤse Geisier empfin- den, so koͤnnen sie sich nicht naͤhern. Unterdessen war ich der Gegend des Her- zens nach mit denen himmlischen ziemlich ge- nau vereinigt, welches ich merkte, und auch an dem Puls fuͤhlete. O 5 Mir Auferweckung des Menschen Mir wurde insinuirt, daß die Gedanken, welche ein Mensch in dem Punct des Todes hat, und gottselig und heilig sind, von den Engeln erhalten werden, wie auch daß die Sterbende gemeiniglich an das ewige Leben, selten an ihr Wohl und Gluͤckseligkeit geden- ken, darum unterhalten sie die Engel in den Gedanken von dem ewigen Leben. Jn diesem Gedanken werden sie von den himmlischen Engeln ziemlich lang unter- halten, ehe sie weichen, und den geistlichen Engeln uͤbeꝛlassen werden, denen sie hernach zugesellet werden: Unterdessen meynen sie nicht anders, wiewol dunkel, als sie leben noch im Leib. Die Lebenssubstanzen werden, so bald das innwendige leibliche erkaltet, von dem Menschen geschieden; sie moͤgen seyn wo sie wollen, und wann sie auch in tausend Jrrgaͤnge eingeschlossen waͤren: Dann die Barmherzigkeit des HERRN ist von einer so grossen Kraft, welche ich zuerst innen wurde, als wie eine lebendige und starke At- traction, so daß nichts zum Leben gehoͤrig uͤbrig bleiben kann. Die himmlischen Engel, welche bey dem Haupt sassen, sind, nachdem ich gleichsam wie auferweckt war, einige Zeitlang bey mir gewesen, und haben nicht anderst als still ge- redet, ich merkte dieses aus ihrer Gedanken- sprache, daß sie alles betruͤgliche und falsche We- und Eingang in das ewige Leben. Wesen fuͤr nichts hielten, es zwar nicht als ein Gespoͤtt verlachen, sondern als nichts ach- teten. Jhre Gedankensprache ist ohne etwas schallendes, in welcher sie auch anfangen mit den Seelen zu reden, bey denen sie zuerst sind. Wenn nun der Mensch also von den himmlischen (Engeln) auferweckt worden, so ist er noch in einem dunkeln Leben, wann aber die Zeit vorhanden ist, daß er den geist- lichen Engeln uͤbergeben werden soll, so wei- chen alsdann nach einiger Zeit die himmli- schen, wann die geistlichen herbey gekommen, und es ist mir gezeiget worden, wie diese zu Werke gehen, daß einer das Licht ‒ Komme, und nutzen kann. Wann die himmlische Engel bey einem Wiederauferweckten sind, so verlassen sie ihn nicht, dann sie lieben einen jedweden: Wann es aber mit einer Seele so weit gekommen, daß sie in der Gesellschaft der Himmlischen nicht mehr seyn kann, so sehnet sie sich von ihnen hinweg: wann dieses geschiehet, so kommen die geistlichen Engel, welche ihr zum Licht verhelfen, dann vorher hat sie nichts gesehen, sondern allein gedacht. Jch sahe, wie die Engel es bewerkstelli- gen: Es schiene, als ob sie die Haut des lin- ken Augs gegen der Nase zu aufwickelten, da- mit sich das Aug oͤffnete, und sie das Licht sehen koͤnnten: der Mensch meynt nicht an- ders, Auferweckung des Menschen ders, als es geschehe wuͤrklich also, es scheint aber nur so. Wann sich das Haͤutlein entwicket hat, erscheint etwas Leuchtendes, aber noch dun- kel, gleich als wann ein Mensch beym er- sten Auf wachen durch die Augenlieder sieht; er ist in einem ruhigen Stand, und wird noch beschuͤtzet von den himmlischen Engeln: Darauf erscheint etwas Schattichtes von einer himmlischen Farbe mit einem Stern- lein: ich nahm aber wahr, daß dieses auf mancherley Weise geschahe. Nach diesem scheint es, als ob sich etwas von dem Angesicht gelind auswickelte, und es wird ihm eine Empfindung beygebracht: Darauf tragen die Engel sehr grosse Sorge, daß keine andere Jdee, als eine etwas sanfte oder liebreiche bey ihm entstehe; und es wird ihm zu erkennen gegeben, daß er ein Geist ist. Alsdann fangt er an zu leben, welches Leben zuerst gluͤckselig und froͤlich ist, dann es ist ihm, als ob er in das ewige Leben ge- kommen sey: Dieses praͤsentirt sich durch ein weisses Licht, das schoͤn gelb wird, wodurch sein erstes Leben bedeutet wird, daß er nem- lich das Himmlische mit dem Geistlichen verwechsle. Daß er nachgehends in die Gesellschaft guter Geister aufgenommen wurde, wurde durch einen Juͤngling vorgestellt, welcher auf einem und Eingang in das ewige Leben. einem Pferd saß, und es gegen die Hoͤlle rich- tete, das Pferd kann aber keinen Schrirt thun: Gleichwie ein Juͤngling sich praͤsen- tirt, weil er, sobald er in das ewige Leben kommt, unter den Engeln ist: Also duͤnkte es ihn, er sey gleichsam in der Bluͤthe der Jugend. Das folgende Leben wurde damit vorge- stellt, daß er von dem Pferd herab stieg, und zu Fuß gieng, weil er das Pferd nicht von der Stelle bringen kann; und es wird ihm insinuirt, daß er in der Erkaͤnntnis dessen, was wahr und gut ist, unterrichtet wuͤrde. Nachgehends sahe ich schiefe Fußsteige, welche allmaͤhlig aufwaͤrts fuͤhreten, und be- deuteten, daß man durch Erkaͤnntnis des Wahren und Guten, und durch Erkaͤnnt- nis seiner selbst nach und nach dem Himmel zugefuͤhret wuͤrde: Dann ohne Erkaͤnntnis seiner selbst, und dessen, was wahrhaftig und gut ist, kann niemand dahin gebracht werden. Wann einem Wiederauferweckten oder einer Seele zu dem Licht, damit sie sich um- sehen kann, verholfen worden, so erweisen ihm die geistlichen Engel allen Dienst, den er nur in diesem Zustand verlangen kann, und belehren ihn von denen Dingen, welche in dem andern Leben vorhanden sind, so viel er nemlich fassen kann: Sie zeigen ihm auch, wann Auferweckung des Menschen wann er im Glauben gewesen ist, und es ver- langt, das Wunderbare und Praͤchtige des Himmels. Wann er aber nicht will unterrichtet seyn, so begehret der Wiederauferweckte oder die Seele von der Gesellschaft der Engel hinweg: welches die Engel genau merkten; dann in dem andern Leben gibt es eine Gemeinschaft aller Jdeen und Gedanken; und wann er von ihnen hinweg verlanget, so verlassen sie ihn alsdann nicht, sondern er trennet sich von ihnen. Die Engel lieben einen jeden, und sehnen sich nach nichts so sehr, als wie sie Liebes-Dienste erzeigen, unterrichten und in den Himmel erheben moͤgen: Darinn beste- het ihr groͤstes Vergnuͤgen. Wann die Seele sich also trennet, wird sie von den guten Geistern aufgenommen, und wann sie in ihrer Gesellschaft ist, wer- den ihr auch alle Dienste erwiesen. Wann aber ihr Leben auf der Welt so beschaffen war, daß sie in der Gesellschaft der Guten nicht hat bestehen koͤnnen, so begehrt sie als- dann von ihnen hinweg, und das so lang und so oft, bis sie sich zu solchen gesellet, welche mit ihrem Leben auf der Welt ganz uͤberein kommen, bey denen findet sie gleichsam ihr Leben, und fuͤhret mit ihnen ein gleiches Le- ben, wie in dem Leib. Wann sie aber in dieses Leben wieder gekommen sind, so gehet darauf und Eingang in das ewige Leben. darauf ein neuer Anfang des Lebens an, bey einigen spaͤter, bey andern eher, sie werden darauf gegen die Hoͤlle gebracht. Diejenigen aber, welche im Glauben an den HErrn ge- sianden sind, werden von jenem neuen An- fang des Lebens an durch Grade zu dem Him- mel gefuͤhrt. Es kommen aber einige langsamer, andere schneller in den Himmel; ich habe so gar ge- sehen, daß einige unmittelbar nach dem Tod in den Himmel aufgenommen worden sind: Jch will nur zwey Exempel anfuͤhren. Es kam einer zu mir, und redete mit mir: daß er erst kuͤrzlich gestorben, hat man aus einigen Zeichen abnehmen koͤnnen; anfaͤng- lich wußte er nicht, wo er war, und meynte, er sey auf der Welt: Und als man ihm zu wissen gethan hatte, daß er in dem andern Leben sey, und nun nichts mehr z. Ex. Haus, Guͤter, und dergleichen haͤtte, sondern daß er in einem andern Reich sey, wo er alles, was er auf der Welt gehabt, vermissen muͤs- se; so wurde ihm darauf bange, und er wuß- te nicht, wo er sich hinwenden und wo er wohnen sollte; man sagte ihm aber, daß al- lein der HErr ihn und alle versorge. Er wurde darauf sich selbst uͤberlassen, daß er wie auf der Welt sich Gedanken machte, und er dachte nach, (man kann aber in dem an- dern Leben offenbarlich wissen, was ein jeder denkt Auferweckung des Menschen ꝛc. denkt) was er nun anfangen sollte, weil et von alle dem nichts mehr haͤtte, wovon er haͤtte leben koͤnnen. Als er aber in der Angst war, wurde er unter die himmlischen Geister versetzt, welche aus der Gegend des Herzens waren: Diese erzeigten ihm alles Gute, was er nur immer verlangte, darauf wurde er wiederum sich selbst uͤberlassen, und er fieng an nach der Liebe zu denken, wie er eine so grosse Gnade wieder vergelten koͤnnte. Da- raus erhellete, daß er bey Leibes-Leben im Glauben und in der Liebe gestanden, darum wurde er gleich in den Himmel aufgenommen. Jch sahe auch, wie ein anderer unmittelbar in den Himmel von den Engeln versetzt, und von dem HErrn aufgenommen, und ihm die Herrlichkeit des Himmels gezeiget wurde. Jch habe auch sonst vielmals erfahren, wie dieses andern erst nach einiger Zeit wiederfahren ist. Wie das Leben einer Seele oder eines Geists beschaffen. W as uͤberhaupt das Leben der Seelen oder neuen Geister nach dem Tod betrifft, so wurde mir durch viele Erfahrungen bekannt, daß ein Mensch, wann er in das andere Leben kommt, nicht weiß, daß er in einem andern Leben ist, sondern meynet, er sey noch auf der Welt, ja gar in seinem Leib; so gar, daß wann man ihm sagt, er sey ein Geist, er sich daruͤber ver- und Eingang in das ewige Leben. verwundert und entsetzt, sowohl aus der Ur- sach, weil er durchaus wie ein Mensch ist nach den Sinnen, Begierden und Gedanken, als auch deßwegen, weil er, da er auf der Welt lebte, nicht geglaubt hat, daß ein Geist sey, und ein anderer, daß es mit einem Geist eine sol- che Bewandtniß haben koͤnne. Das andere ist, daß ein Geist viel fuͤrtreff- lichere sinnliche Kraͤfften und weit herrlichere Gaben zu denken und zu reden hat, als da er im Leibe lebte, so daß man sie nicht damit ver- gleichen kann; obgleich dieses die Geister nicht wissen, ehe ihnen von dem HErrn die Refle- xion gegeben wird. Man huͤte sich vor der falschen Meynung, daß die Geister kein Vermoͤgen zu empfinden, das noch weit fuͤrtreflicher, als bey Leibes- Leben ist, haben, ich weiß das Gegentheil aus tausend, und aber tausend Erfahrungen; und wann man es wegen seiner untergelegten Grundsaͤtze vom Geist nicht glauben will, so mag man zusehen, wann man in das an- dere Leben kommt, wo die Erfahrung machen wird, daß man es glaubt. Sie haben nicht allein ein Gesicht, dann sie leben im Licht, und zwar leben die gute Geister, die Engli- schen und die Engel in einem so grossen Licht, daß das Licht am Mittag auf der Welt kaum damit verglichen werden kann. Sie haben ein so scharfes Gehoͤr, daß das Gehoͤr im Lei- Sw. Sch. IV. Th. P be Auferweckung des Menschen ꝛc. be nichts dagegen ist; sie haben mit mir nun seit einigen Jahren fast bestaͤndig geredet; sie haben auch einen Geruch, und sehr seines Gefuͤhl, daher die Schmerzen und Qual in der Hoͤlle kommen, dann auf das Gefuͤhl be- ziehen sich alle Empfindungen, als welche nur verschiedene Arten und Abaͤnderungen des Gefuͤhls sind; sie haben Begierden und werden afficirt: Sie denken viel scharfsichti- ger und deutlicher, als sie bey Leibes-Leben gedacht haben; wann sie denken, so fassen sie in einer Jdee weit mehr, als sonst in tau- send, wann sie bey Leibes-Leben gedacht ha- ben. Sie reden mit einander so hell, subtil, schlau, und deutlich, daß, wann ein Mensch nur etwas davon inne wuͤrde, er daruͤber er- staunete. Jn Summa, sie haben gar nichts verlohren, daß sie nicht noch wie Menschen seyn sollten, aber vollkommenere, ohne Bein, Fleisch und andere Unvollkommenheiten Sie erkennen und werden gewahr, daß es, wie sie auf der Welt lebten, der Geist gewe- sen, welcher empfunden hat, ob es gleich sich an dem Leib aͤusserte, so gieng es doch eigent- lich nicht den Leib an: Wann sie demnach den Leib abgelegt haben, so leben die Empfin- dungen ( Sensationes ) weit seiner und voll- kommener. Das Leben bestehet in der Em- pfindung, dann ohne Empfindung ist kein Leben, und wie die Empfindung so ist auch das Leben, welches einem jeden bekannt seyn kann. Einige Einige Exempel von Geistern, was sie bey Leibes-Leben von der Seele oder Geist gedacht haben. J n dem andern Leben kann man offenbahr- lich merken, was sie fuͤr Mennungen, da sie im Leibe lebten, von der Seele, vom Geist, vom Leben nach dem Tod gehabt ha- ben: Dann da sie in einem Zustand, als wann sie im Leibe waͤren, gelassen werden, so denken sie eben also, und ihr Gedank wird so deutlich gemein gemacht, als wann sie of- fenherzig redeten. Jch habe von einem, der vor kurzer Zeit gestorben war, erfahren, wel- ches er auch bekannte, daß er zwar einen Geist geglaubt habe, aber daß er ein obscures Leben haben werde. Deßwegen weil, wann das Leben des Leibes wuͤrde entzogen werden, et- was dunkles uͤbrig bleiben wuͤrde: Dann er hat das Leben in den Leib gesezt; darum hat er auch vom Geist eine Jdee gehabt, als wie von einem Gespenst; und hat sich darinn bestaͤrket, weil er sehe, daß die unvernuͤnf- tigen Thiere auch ein Leben fast wie die Men- schen haͤtten. Er verwunderte sich jetzt, daß Geister und Engel in groͤstem Licht, groͤstem Verstand, Weisheit und Gluͤckseligkeit, mit einem solchen Gemerk leben, daß man es kaum beschreiben kann, und also gar nicht in einem dunkeln, sondern in einem klaren und deutlichen Leben. P 2 Jch Exempel von Geistern, Jch habe mit einem geredt, welcher als er auf der Welt lebte, geglaubet hat, ein Geist seye kein ausgedehntes Wesen, vermoͤ- ge dieses Grundsatzes wollte er kein Wort gelten lassen, welches ein ausgedehntes We- sen in sich faßte: Jch fragte, was er jetzt von sich, da er eine Seele oder Geist sey, empfinde, daß er ein Gesicht habe, ein Ge- hoͤr, Geruch, ein zartes Gefuͤhl, Begierden, Gedanken, so gar, daß er meynet, er sey gaͤnz- lich im Leib; Er beharrete auf der Jdee, in welcher er war, da er also auf der Welt dach- te: Darauf sagte er, Geist sey ein Gedank; ich konnte ihm aber antworten, als wie er auf der Welt gewesen waͤre, ob er nicht wis- se, daß das leibliche Gesicht ohne ein Werk- zeug des Gesichts oder Aug nicht seyn koͤnne, wie sollte nun das innerliche Gesicht oder der Gedank ohne eine organische Substanz seyn koͤnnen. Er erkannte alsdann, daß er sich bey Leibes-Leben mit einer solchen Phantasie geschleppt habe, daß er meynte, Geist sey nur ein Gedank ohne alles organische oder ausge- dehnte Wesen. Es wurde hinzu gefuͤgt, daß, wann Seele und Geist nur ein Gedank waͤ- re, der Mensch so kein grosses Hirn vonnoͤ- then haͤtte, da das ganze Hirn das organische Wesen von den innerlichen Sinnen sey: Wann das nicht waͤre, so haͤtte die Hirnscha- le ausgehoͤlt seyn, und der Gedank eben an dem Ort auf den Geist wuͤrken koͤnnen. Hier- aus was sie von der Seele gedacht. aus allein, wie auch aus der Wuͤrkung der Seele in die Muskeln, so daß so grosse Be- wegungen entstehen, konnte er ersehen, daß der Geist organisch oder eine organische Sub- stanz sey. Deßwegen bekannte er seinen Jrr- thum, und verwunderte sich, daß er so naͤr- risch gewesen. Ferner wurde gesagt, die Gelehrten glau- ben nichts anders, als daß die Seele, welche nach dem Tod leben soll, oder der Geist, ein abstracter Gedank sey, welches daraus offen- barlich erhellet, daß sie das Wort ausgedehnt nicht annehmen wollen, deßwegen, weil ein Gedank, wann man von dem Subjecto ab- strahirt, nicht ausgedehnt, sondern nur das Subject und die Objecta (Gegenstaͤnde) des Gedankens ausgedehnt sind; und welche Ge- genstaͤnde nicht ausgedehnt sind, dieselbe schraͤnken die Menschen ein, und machen sie ausgedehnt, damit sie es fassen. Hieraus ist offenbar zu ersehen, daß die Gelehrten durch Seele oder Geist nichts anders verstehen, als allein das Denken, und daß sie also niemal anderst glauben koͤnnen, als daß es verschwin- den werde, wann sie sterben. Jch redete mit Geistern von der Meynung der Menschen, welche heut zu Tag leben, daß sie keinen Geist glauben, weil sie es nicht mit Augen sehen, und auch durch die Wissen- schaften nicht fassen, und daß sie also nicht P 3 allein Exempel von Geistern, allein laͤugnen, daß ein Geist ausgedehnt sey, sondern auch, daß er eine Substanz sey, weil sie daruͤber streiten, was eine Substanz sey; und weil sie das ausgedehnt seyn laͤugnen, und uͤber der Substanz mit einander zanken, so laͤugnen sie auch, daß der Geist an einem Ort, folglich also in dem menschlichen Leib sey, da doch der Einfaͤltigste wissen kann, daß seine Seele oder Geist in seinem Leib ist. Als ich dieses sagte, verwunderten sich die Geister, die unter den etwas einfaͤltigen waren, dar- uͤber, daß die Menschen heutiges Tages so thoͤricht sind; und wie sie Woͤrter, woruͤber man streitet, als Theile ausser Theilen und dergleichen, hoͤreten, nenneten sie dieses un- gereimte, kurzweilige und theatralische Din- ge, welche ihnen niemals in den Sinn kom- men sollten, weil sie den Weg zum Verstaͤnd- nis verschliessen. Es redete ein gewisser neu angekommener Geist mit mir. Wie er hoͤrte, daß ich vom Geist redete, sagte er, was ist ein Geist, in Meynung, er sey Mensch; als ich ihm sag- te, daß Geist in einem jeden Menschen sey, und daß der Mensch nach dem Leben Geist sey, und ihm der Leib nur diene auf Erden zu leben, und daß Bein und Fleisch, oder der Leib gar nicht gelebt und gedacht habe, fragte ich, da er stutzte, ob er jemalen von der Seele gehoͤrt habe: darauf sagte er, was Seele! ich weiß nicht, was die Seele ist. Als- was sie von der Seele gedacht. Alsdann wurde mir gegeben, ihm zu sagen, daß er nun eine Seele oder Geist sey, wel- ches er daher wissen koͤnnte, daß er uͤber mei- nem Haupt sey, und nicht auf dem Erdreich stehe, ob er das nicht merken koͤnnte: Er aber erschrack, flohe davon und schrye, ich bin ein Geist, ich bin ein Geist. Ein gewis- ser Jud meynte, er lebe noch ganz im Leibe, und steifte sich so darinn, daß er kaum konn- te von dem Gegentheil uͤberzeuget werden; da man ihm zeigte, daß er Geist sey, behar- rete er noch darauf und sagte, daß er Mensch sey, weil er sehe und hoͤre. Eben so sind die alle, welche auf der Welt coͤrperlich im Fleisch gelebt haben. Es haͤtte noch sehr viel ange- fuͤhret werden koͤnnen, es ist aber dieses nur zur Bestaͤttigung geschrieben, daß es der Geist im Menschen sey, welcher empfindet, und nicht der Leib. Jch habe mit vielen geredet, die mir im leiblichen Leben bekannt waren, und zwar lange, Jahr und Tag, mit so heller aber in- nerlichen Stimme, als wie mit Freunden in der Welt; mit welchen auch einige Ge- spraͤche von dem Zustand des Menschen nach dem Tod untergeloffen sind. Sie wunder- ten sich sehr daruͤber, daß niemand bey Lei- bes-Leben wisse oder glaube, daß er nach dem Leben des Leibes also leben werde, da es noch eine Fortsetzung des Lebens sey, und zwar eine solche, daß er aus einem dunkeln Leben P 4 in Exempel von Geistern, ꝛc. in ein solches uͤbergehe, und bey denen, die im Glauben an den HErrn gestanden, in ein noch helleres. Sie wollten, ich sollte es ih- ren Freunden sagen, daß sie leben, und daß ich ihnen schreiben sollte, wie ihr Zustand sey; ich erzaͤhlte ihnen auch vieles von dem Zustand ihrer Freunde, meldete aber dabey. daß wann ich es sagen oder schreiben wuͤrde, so wuͤrden sie nicht glauben, sondern es vor Einbildungen halten, verlachen, Zeichen, und Wunder fordern, ehe sie glauben: Jch wuͤr- de mich also ihrem Gespoͤtt bloß geben. Daß diß wahr sey, werden vielleicht wenige glau- ben, dann sie laͤugnen im Herzen, daß sie Gei- ster seyn, und die, welche es nicht laͤugnen, wollen nichts davon hoͤren, daß jemand mit Geistern reden koͤnne. Zu den alten Zeiten hat man von dem Wesen der Geister nicht so geglaubt, aber heut zu Tag, da sie aus ei- genen Hirnschluͤssen erforschen wollen, was Geister seyen; sie berauben dieselbe aller Em- pfindungskraft durch ihre Erklaͤrungen, und Erfindungen; und je gelehrter sie seyn wol- len, je mehr sie so halten; (sagende: Geist sey ein einfach Wesen, das keine Bewegung, keine Figur, keine Ausdehnung, keine sinn- liche Eigenschaften habe.) An- Anhang Aus Hans Engelbrechts Nachrichten vom Himmel und der Hoͤlle. G leichwie ich in der Hoͤlle roch einen greuli- chen Gestank, also roch ich auch im Him- mel wieder einen uͤber alle massen lieblichen Ge- ruch: Und wie ich auch fuͤr der Hoͤllen sahe eine grosse Finsterniß, also sahe ich auch im Himmel dargegen ein groß Licht und Klarheit. Wer es nun zwar nicht glauben will, was ich da gese- hen habe, der mag es lassen, das verdammet nie- mand, und macht auch niemand selig. Das ist mir nun vornemlich geoffenbart, und habe es gesehen um der Bekuͤmmerten willen, daß sie dabey lernen sollen, ein Quentlein Creutz, das sie in der Welt leiden, werde ihnen wieder mit hundert tausend Centner himmlischer Freude aus Gnaden vergolten werden. Da gilt kein Verdienst. Wer aber das nicht glauben will, was ich jetzo beschreiben werde, das sind wahr- haftig verdammte Menschen. Dann ich habe es von keinem Menschen auf der Welt gelernt, und auf keiner hohen irrdischen Schule, son- dern allein auf der himmlischen hohen Schule von dem Heil. Geist durch den H. Engel. Dar- um merket alle wohl auf, was ich jetzo beschrei- ben werde: Dann hie gehet das ganze Werk hin, was ich sonsten rede und schreibe, das an- dere mag einer glauben oder mag es laffen; das P 5 ver- Aus Hans Engelbr. Nachrichten verdammt niemand, und macht niemand seelig. Aber wer das nicht glauben will, was ich jetzo schreiben werde, der verdammt sich selbst. Das vernuͤnftige glauben hilft wenig, es muß im Herzen sey. Mir ist befohlen von GOtt durch seinen Heil. Engel, ich sollte wieder in die Welt, und es den Leuten sagen, und verkuͤndigen, was ich gesehen und gehoͤrt haͤtte fuͤr der Hoͤlle, den Gottlosen zur Warnung, und was ich in dem Himmel hoͤrte und sahe, den Betruͤbten zum Trost: Und der Befehl lautet eigentlich also im Verstand, wie ich den himmlischen Verstand die Englische Sprache in meiner Sprache fuͤr den Tag gebe. Jhr muͤßt es aber nicht also verstehen, daß es mir so raͤumlicher Weise von Worten zu Worten also gesagt, wie ich es auf die Weise raͤumlicher Weise von Wor- ten zu Worten sage und an den Tag brin- ge: Nein, auf solche Weise ist es mir nicht ge- offenbahret und gesagt. Es ist mir durch ei- nen hohen Englischen Verstand gesagt mit Eng- lischer Sprach. Was das aber vor eine Stim- me ist, die die Engel im Himmel reden mit GOtt, und einer dem andern, das ist mir jetzt unmoͤg- lich, daß ich die Sprache beschreiben koͤnnte in der Zeit. Dann es hat mich der Heilige Geist durch einen Engel den ganzen Verstand der gan- zen Bibel gelehrt im Augenblick, und da hat mir der Engel befohlen, was ich in der Welt sagen soll. Ja ich habe da im Augenblick mehr ge- lernt als kein Doctor auf der irrdischen hohen Schu- vom Himmel und der Hoͤlle. Schule kan studieren und lernen, wann er auch etlich tausend Jahr darauf studirte und lernte, ja in alle Ewigkeit koͤnnte er das auf der irr- dischen hohen Schule nicht lernen. Nun so ward mir da im Englischen Ver- stand geoffenbaret, ich sollte den Leuten sagen, wer nun wollte in das Reich der Herrlichkeit kommen, der sollte diese Regul in acht nehmen: An JEsum Christum soll er glauben, einen le- bendigen Glauben haben, seinen Glauben in der Liebe darthun und beweisen, von Herzen Busse thun, und sich bekehren, dann GOtt kan und will die Heucheley und die Scheinheiligkeit nicht mehr leiden, die in der Welt im Schwang geht. Dann es ist also beschlossen im Rath der Heil. Dreyeinigkeit, daß kein Mensch in je- ner Welt Christum soll anschauen von Ange- sicht zu Angesicht leiblich in alle Ewigkeit, er soll ihn dann erstlich anschauen in der Zeit im Glauben, im Geist, im Herzen; Aber so ward mir da gesagt: Wenig, wenig Menschen schau- en ihn jetzo an in der Zeit im Glauben, im Geist, im Herzen, in der That und Wahrheit; aber viele im Fleisch, in der Wissenschaft, in der Vernunft, weil keine Liebe in der Welt ist, sondern lauter Heucheley. Conf. aus Hans Engelbrechts Leben vom Arnold beschrieben. p. 644. seqq. Nachdeme Hans Engelbrecht in dem Pa ra- dieß, wohin er versetzt worden, viel Wunder gesehen und gehoͤrt hatte, wie die Heilige GOtt lobe- Aus Hans Engelbr. Nachrichten lobeten, auf allerhand Weise wunderschoͤn sin- gende und spielende, sagte der HErr Christus zu ihm: Nun gehe wieder hin in die Welt, und sage denen Menschenkindern, was du hier sie- hest und hoͤrest, und sage ihnen, wann sie nun hieher wollen in das Paradieß, so sollen sie von Herzen wahre Busse thun, und den Heil. Geist nicht mit wissentlichen Suͤnden wider streben, damit derselbe in ihren Herzen wuͤrken koͤnne den Glauben an mich, dadurch sie selig werden, und daß derselbe ihre Seelen erst in der Zeit koͤnne verklaͤren; dann keines Menschen Leib solle in Ewigkeit verklaͤret werden, dessen See- le nicht in der Zeit verklaͤret worden. Wann aber nan ihre Seelen erst in der Zeit verklaͤ- ret werden, so sollen hernach auch ihre Leiber in der Ewigkeit verklaͤret werden. So aber ihre Seelen nicht erst in der Zeit verklaͤret werden von dem H. Geist, so sollen ihre Leiber auch nicht verklaͤret werden in der Ewigkeit, sondern sol- len samt der Seelen ewig unverklaͤrt bleiben. Und als Engelbrecht auf diesen Befehl Chri- sti im Paradieß zu bleiben begehrte, sprach Chri- stus zu ihm: Gehe du nur hin, und thue, was ich dir befehle. Obschon viele in der Welt sind, die mein goͤttlich Werk, diese goͤttliche Offenbarung laͤstern, so werden sich doch auch wieder einige finden, die es mit Freuden hoͤren werden, was ich dir hier offenbare. Jeb will aber die Spoͤtter wohl zu finden wissen, wann meine Zeit kommt, darum, daß sie mein goͤtt- lich vom Himmel und der Hoͤlle. lich Werk verlaͤstern, das sie doch nicht verste- hen. Daß du es aber hoͤren mußt, und deß- wegen sehr geaͤngstigt wirst, wann sie mein goͤttlich Werk laͤstern, das leide gedultig, dann je mehr du um meinetwillen leidest in der Zeit, desto mehr sollest du in der Ewigkeit an Leib und Seele wieder ewiglich erfreuet werden. Hieraus lerne, Leser, daß jeder andere Figu- ren und Gestaltungen vom Himmel und Hoͤlle in Gesichtern siehet. Wie noͤthig ist demnach die Regel der Schrift, deren Aussicht von A bis O ist, nicht wie En- gelbrechts oder Swedenborgs ist. Goͤttliche Offenbarungen/ Lorenz Pscherers, eines Schul- meisters im Flecken Altstadt, Von der Lehre Lutheri. A nno 1627. den 13. Jan. als ich Morgens zur Kirchthuͤre eingieng, kam ein klein schneeweisses Knaͤblein zu mir, hatte in der lin- ken Hand ein Buͤchlein, und in der rechten ei- nen Kelch, und sagte zu mir: Das Buͤchlein das ich habe, bedeutet den Evangelisch-Luthe- rischen Glauben, dann er ist der rechte in Got- tes Wort gegruͤndet, und stimmet mit demsel- ben uͤberein, deßwegen thun die groß Unrecht, welche um des zeitlichen Guts willen von dem- selben Bestaͤttigung der Lehre Lutheri. selben abfallen. Der Kelch, sagte es ferner, be- deutet das Heil. Abendmahl in beyder Gestalt. Alle, die solches aͤndern, begehen eine grosse Suͤnde, als die Christi Wort verdrehen, und nur die eine Gestalt vor recht sprechen. Und sprach weiter zu mir: Was ich dir jetzo gesagt habe, das sollt du am allermeisten den vertrie- benen Exulanten, Geistlichen und Weltlichen anzeigen, daß sie in ihrem Gebet fortfahren und fleißig beten. Als ich aber darauf antworete: Jch seye ein schlechter Mann, die Leute wuͤrden mir nicht glauben, sondern meiner spotten, sagte es zu mir: Du mußt es offenbahren. Weist du nicht, daß GOtt immer etwas durch schlech- te und verachtete Leute hat offenbahren lassen, die Frommen werden dein nicht lachen; sage es nur fleißig den Exulanten, die werden schon wissen, wie sie sich gegen dir verhalten sollen. Den 4. Febr. kamen wieder nach und nach 4. Knaͤblein zu mir, als ich Morgens zur Kir- che gieng, und ermahneten mich stark, ich solle alles sagen, was ich gesehen und gehoͤrt, da- mit die Leute Busse thun. Dann man muͤsse GOtt mehr gehorchen dann den Menschen. Den 5. Martii kamen Morgens wieder 4. Knaͤblein in der Kirche zu mir, alle schneeweiß, und sagten zu mir: Weil du verrichtet, was dir befohlen worden, wird der Friede des HErrn mit dir seyn, und du wirst stets beschuͤtzet wer- den; Wie man das Buch zu pruͤfen habe. den; und sagten zum Ende noch zu mir: Daß alle diejenige, welche mit eifrigem Herzen bey der reinen Evangelischen Wahrheit bestaͤndig bleiben, auch um derselben willen gerne Ver- folgung leiden, sollen einen solchen Lohn im ewigen Leben haben, den keine Menschenzun- ge auszusprechen vermoͤge, und daß A. 1631. die Verfolgung werde ein Ende haben; wel- ches auch geschehen ist. Nachricht , wie man das Buch zu pruͤfen habe. D er gelehrteste unter den Koͤnigen der Erden, der Philosoph de Sans Souci erfordert in seinen Carmen an den Marquis d’Argens, mit dem ich ehmals viel Umgang gehabt, zu uͤber- sinnlichen Dingen ein uͤbersinnliches Senso- rium. Diß hat nun, welches wunder ist, der Me- chanische Philosoph Emanuel Swedenborg von oben empfangen, aus diesem gehet seine himmlische Philosophie. Er gibt zwar sehr wenige Definitionen de Spiritibus, Angelis, Cœlo primo, secundo, ter- tio, de Loco \& Statu, de perceptionibus Spi- rituum, de Sphæra activitatis Spirituum; man kann aber diese Definitionen leicht heraus hoh- len. Und diese gehoͤren darzu, wenn man diß Wie man das Buch zu pruͤfen habe. diß Buch solle pruͤfen koͤnnen. Eben diese muͤssen auch in Heil. Schrifft liegen. Wer die Heil. Schrift nicht mit Philoso- phischen Jdeen benebelt, sondern als ein Kind ohne Vorurtheile ließt, der siehet bey dem er- sten durchlesen, daß GOtt sein Contrefait durch den Heil. Geist im heiligen Feuer, im gewissen Ort des Throns, mit einer Lage zur Rechten und zur Linken, aber auch fahrend auf den Fit- tichen des Windes dargestellt. Daß die Engel und Geister als ausgedehnte Spiracula oder Winde und Feuerflammen ge- zeichnet werden. Daß der Mensch den Odem der Leben un- mittelbar aus GOttes Mund empfangen. Daß GOtt den Geist, wie das Licht, in der Mitte des Menschen bilde, Zachar. 12, 1. Daß die Geister nach dem Tod, wann der Leib im Grab liegt, Augen, Ohren, Zunge und dergleichen wahrhaftig an sich haben, kurz, daß die Freude des Himmels in keinen andern, als lebendig und geistlich coͤrperlichen Ausdehnun- gen, nicht todt materiellen Gestalten beschrie- ben werde. Diß kommt den Gelehrten allzu imaginativ vor, sie wollen diese grobe Concepte von aller coͤrperlichen Indecenz reinigen, so, daß endlich alles auf ein bloses incogitables weiß nicht was binaus lauft. Diß ist das Fundament des Unglaubens dieser Welt. Aber Wie man das Buch zu pruͤfen habe. Aber die, welche die Heil. Schrifft auf sol- che Art lesen, daß sie sich ihre Gedanken von dem klar ausgedruckten Wort bilden lassen, kehren es gerade um. Sie verstehen es, wie es da liegt, sie murren, und disputiren nicht viel, sie begnuͤgen sich mit Uebersetzungen Heil. Schrift, sie schlagen nicht viel Commentarios auf in Sachen, da das klare Wort schon genug von den Grundbegriffen der Maͤnner GOttes angiebt, und also finden sie in kurzem den leichtesten, nothwendigsten und nuͤtzlichsten Verstand, ohne viel Ausle- gungsregeln, welche vorhin aus jedem Brief bekannt seyn: Da ist Gnade und Friede in ih- rem Herzen, hingegen tausend Unruhe und tau- send Zweiffel in den Herzen der philosophischen Schriftausleger. Mein, warum hat D. Young zuletzt seine Manuscripten so veraͤchtlich angesehen? Es ist ihnen nicht unglaublich, daß ausser dieser coͤrperlichen Welt eine andere seye; dann sie lesen 2 Koͤn. 6, 17. als dem Gehasi die Au- gen geoͤffnet worden, daß er alles voll feuriger Rosse und Wagen gesehen, und Joas C. 13. sahe diß auch v. 14-19. und wer dieß mit Respect ließt, siehet weit hinaus uͤber die coͤr- perliche Welt, weit uͤber die mechanische Noth- wendigkeit in die Freyheit der Geister. Es ist eine Zeit wie zu Elias Zeiten. Die Zeugen GOttes, die Philadelphische Gesell- schaft in Engelland, Hans Engelbrecht in Sw. Sch. IV. Th. Q Braun- Wie man das Buch zu pruͤfen habe. Braunschweig und andere hat man wenig an- gehoͤrt. Nun tritt auf ein grosser Philosoph, und sagt uns, daß die Sachen so seyn, wie es die Heil. Schrift ohne verbluͤmte Auslegung in kurzen Anzeigen vorstellt. Da heißt es wohl: seelig ist, der sich nicht an mir aͤrgert. Es gehoͤret aber nicht bloses Nachdenken, sondern eine Gemeinschaft mit dem Vater und Sohn im Heil. Geist darzu, um diese erhabene Dinge recht zu pruͤfen, und die Weisheit GOt- tes zu rechtfertigen, wie es JEsus, der HErr alles Fleisches, haben will, Luc 7, 35. Jch habe mit einem Mann GOttes in Calw, Praͤceptor Schill, seel. Andenkens, als mit meinem Gevatter und Taufzeugen, schon An. 1739. viel von diesen Dingen gesprochen, er hatte auch wie Swedenborg mit den Geistern geredt, und mit seinem Zeugniß kommt alles das uͤberein, was Swedenborg schreibt. Er hat aber nichts davon in den Druck geben wol- len. D. Weißmann und Praͤlat Oechslin waren seine Adhaͤrenten in diesen Dingen. Jedannoch haben diese nicht viel davon geredt, wegen des Unglaubens der Zeit. Es kommt aber allem seine Zeit. Es ist nichts heimliches, das nicht offenbar werde, spricht der Groͤste unter den Weisen, Luc. 12. Diß ist vor einen jeden Layen zur Pruͤfung genug, aber vor die Gelehrte gehoͤrt die Ver- glei- Wie man das Buch zu pruͤfen habe. gleichung der himmlischen Philosophie, mit Swedenborgs irrdischer. Swedenborgs Philosophie, so mechanisch sie auch ist, hat doch, wie ein jeder selbst aus meinem Auszug sehen kan, sehr gesunde und mit Heil. Schrift viel uͤberein stimmende Begriffe. Er glaubt, die Seele sey ein Extensum. Er glaubt, in der sichtbaren Welt liegt eine unsicht- bare, ob er aber auch glaubt, daß alles per con- tiguitatem elementorum geschehe, zweifle ich sehr. Mich duͤnkt, da er sogar das erste Cap. Ge- neseos blos geistlich auf die Wiedergeburt zieht, und den Physicum Sensum uͤbergeht, er sehe nicht mehr zuruͤck auf seine irrdische Gedenkungsart. Alles und in allem Christus, hieß es bey ihm. Er wird nach der allerersten Verheissung JE- su Joh. 1. influirt von der Himmelsleiter, auf welcher die Engel hinauf und hinab steigen. Er siehet nach JEsu Verheisung den Himmel offen, und vergißt, was dahinten ist, er be- gnuͤgt sich, daß sich GOtt aus dem Munde der Kinder und Saͤuglinge ein Lob zugerichtet; der Sterne, und wie unsere Erde ehemals so nahe an der Sonne gewesen, gedenkt er im er- sten Theil nicht, er denkt etwa, er werde dort sehen die Himmel seiner Finger Werk, den Monden und Sterne, die GOtt bereitet. Nun wollen wir sehen, was zur himmli- schen Philosophie fuͤr Grundbegriffe gehoͤren, und erstlich Q 2 Von Von dem Wort Heil. Schrift. W as nun dieses betrift, so muß ich erstlich den Einwurf, den alle Welt macht aus den Wort: Sie haben Mosen und die Propheten, beantworten. Diese Antwort des Abrahams an den rei- chen Mann sagt nicht, daß GOtt keine Nach- richten aus der unsichtbaren Welt mehr mit- theilen wolle, sondern nur so viel, 1) daß, wann man Mosen und die Propheten nicht betrachte, so helfen auch keine Nachrichten aus Himmel oder Hoͤlle nichts. 2) Es schicke sich nicht vor die Hoheit GOt- tes, und vor die Einfoͤrmigkeit seiner Wege, daß er einem in der Quaal gepeinigten Ver- aͤchter der Wahrheit zu lieb, auf seine Einfaͤl- le, einen Gesandten zu seinen Bruͤdern sende. 3) So zeigt JEsus, daß alle, die das Wort GOttes verachtet haben, noch in jener Welt keine Achtung dafuͤr haben, daß es eine Stra- fe ihrer vorigen Gedenkungsart seye, daß sie ausserordentliche Wege wuͤnschen, weil sie nie- mal Mosen und die Propheten und Apostel ordentlich gelesen. 4) Daß, wann man Mosen und die Pro- pheten wohl inne habe, man auch desto besser glaube, daß es Fruͤchten der Auferstehung in viel Arten gebe. Nun will alle Welt sich der Verbindung entledigen, wann GOTT fuͤr gut haͤlt, durch seine Von dem Wort Heil. Schrift. seine Heilige uns Nachrichten zur Erlaͤuterung der dunklen und kurzen Schriftworte aus der unsichtbaren Welt zu schenken. Was GOtt dem reichen Mann verweigert, das verweigert er seinen Glaubigen nicht. Nein, sie doͤrffen und sollen zu der Menge vieler Tausenden, und zu den Geistern der Vollendeten kommen, Ebr. 12. Sie sollen aus ihrer Gemeinschaft Nachrichten mittheilen. Es ist ihr Privilegi- um, sie sollen den Himmel offen sehen, und die Engel GOttes sollen mit ihnen nach den Stuffen der Himmelsleiter, aus Befehl des souverainen HErrn, umgehen, Joh. 1. Es hat noch niemal aufgehoͤrt, was GOtt schon durch Joel Act. 2, 17. auf die NB. gan- ze Zeit des neuen Testaments verheissen. Die Unglaubige sagen, Petrus habe es nur an den Pfingsttag gebunden, es habe nach der Hand aufgehoͤrt, aber sagt GOtt nicht auf die letzte Zeit des neuen Testaments? Jch will sie Wun- der sehen lassen, wie zur Zeit in Egypten, Mich. 7, 17. sagt er diß nicht auf unsere und folgen- de Zeiten? Diejenige, welche sich so sehr gegen die Weissagungen und Prophetische Ausspruͤche, dergleichen Hans Engelbrechts und Swe- denborgs seyn, wehren, kommen mir fuͤr, wie bey Jeremia die Schriftgelehrte, da ihnen Je- remias etwas mehrers, als in Mose stund, auf GOttes Befehl gepredigt, da sagten sie, was haben wir dich einen neuen Propheten noͤthig, Q 3 wir Von dem Wort Heil. Schrift. wir haben Mosen, wir haben die Schrift vor uns, Jer 8, 8. Wie moͤgt ihr Unglaubige doch sagen: Wir wissen schon, was recht ist, wir sind die Weise und Ausleger ( anachnu chachamim, ) wir haben die Heil. Schrifft vor uns, so sagt Jehovah selbst zu diesen Un- glaubigen, und antwortet ihnen: achen, fuͤr- wahr hinneh, siehe doch, o Gemeine mit dei- nen Augen, leschækær, zum Eitlen, Asah, hat er (GOtt) es gemacht. Æth der Stylus, Schæ- kær Sophrim ist Luͤgen der Gelehrten. v. 9. Die Weisen sind zu Schanden wor- den, sie sind gefangen (in ihren Widerspre- chungen gegen einander.) Siehe, sie haben das Wort des HErrn verachtet, und die Weis- heit? wie solle sie ihnen zu Theil werden? Wann die Schriftgelehrte den Ausspruch: Sie haben Mosen und die Propheten fuͤr so allgemein ausgeben, daß er alle noch jetzo moͤgliche Prophetische Anzeigen ausschliesse, so muͤste auch Merlini Weissagung, welches der Adler in Apocalypsi ist, der die hundert und eilf Paͤbste voraus beschrieben, fuͤr fanatisch oder untauglich gehalten werden. Merkwuͤrdig ist, daß GOtt die Reforma- tion Lutheri mit einer Erscheinung beehrt. Als die Pfalz gegen hundert Jahr nach der Refor- mation Lutheri von den Kayserlichen verheert worden, und wegen der Religion viel Verfol- gung entstanden, da hat GOtt fuͤr gut gefun- den, durch Erscheinungen der Engel die in der Pfalz Von dem Wort Heil. Schrift. Pfalz Verfolgte zu troͤsten, davon ein kleiner Auszug oben pag. 237. gegeben worden. Nun haben die Engel einem Schulmeister in Alt- stadt im Sulzbachischen, Namens Pscherer, schon A. 1628. zum Trost vorher gesagt, A. 1631. solle sich das Blatt wenden. Traf es nicht schoͤn zu, daß die Kayserliche bey Leip- zig geschlagen, und der erste Grund zur Reli- gionsfreyheit gelegt worden? Seynd nicht die Schweden und Sachsen damahl Meister worden? Gehet, gehet, ihr Unglaubige, laßt euch an- derst berichten, es hat eine grosse Folge in die Ewigkeit, was ihr euch fuͤr eine Gedenkungsart erwaͤhlet. Seyd ihr weise, so seyd ihr es euch, seyd ihr Spoͤtter, so werdet ihr es tragen, so wie es Swedenborg nach seiner Art vormahlt. Moͤchte einer aber sagen: Es ist ein bloses Phantasma wann einer auftritt, und auf GOt- tes Befehl vorgiebt, Dinge gesehen zu haben, davon die Heil. Schrift kein Exempel giebt. Z. E. Engelbrecht gibt vor, er habe Voͤgel flie- gen gesehen im Himmel: So antworte ich wie beym Ehegesetz, da sind acht Casus consangui- nitatis, und sieben Casus affinitatis ausdruͤck- lich gemeldet, es sind aber darunter alle Casus begriffen, die die Generalregul auf similes ca- sus in eodem gradu cons. \& affinitatis verstan- den haben will. Es wird keiner Voͤgel im Himmel gedacht, aber der weissen Pferde wird gedacht, Apoc. 19. die im Himmel seyn muͤs- Q 4 sen, Von dem Wort Heil. Schrift. sen, also sind uͤberhaupt auch Thiere im Him- mel, und diß ist richtig gedacht und geschlossen, also ist es kein Phantasma, kein Traum, keine nur uͤbergehende Vorstellung, sondern eine bleibende Sache. Man lerne doch richtig denken uͤber die Heil Schrift, sonst werden unsere unrichti- ge Schluͤsse erst dorten mit laͤngeren Gegen- Erkaͤnntnissen abgethan werden. Man kann zu allen Sachen, die Swedenborg vor- bringt, etwas dergleichen in Heil. Schrift fin- den, wohl nicht in extenso, sondern in intenso. Der beruͤhmte D. Ernesti beschuldigt Swe- denborg des Coccejanismi oder, daß die Heil. Schrift vielerley Sinn haben koͤnne. Aber, o wie wenige haben aus Cocceji Lexico Ebra- ico, und aus dem ganzen Zusammenschluß seiner tiefen Einsichten die Summe seiner Be- griffe eingesehen. Gewiß nach Petri Grund- satz wird alle Weissagung Heil. Schrift nicht verstanden durch eigene Auslegung, sondern wie die H. Maͤnner GOttes geredt, und ge- trieben worden vom Heil. Geist, so muͤssen auch die Schluͤsse aus Heil. Schrift einen solchen Antrieb haben, und da gibt es frey- lich in einem Spruch unzehlige abgetheilte partial Sensus, die zusammen den ganzen Sinn ausmachen, den der Heil. Geist schon von Ewigkeit im Gesicht gehabt. Man muß die Fehler, die manche da nicht wider die Hauptsache machen, nicht in die Rech- Von dem Wort Heil. Schrift. Rechnung bringen. Ubi plura nitent in Car- mine, non ego paucis offendar maculis. Jeder wahrer Schriftforscher, derglei- chen Cocoejus im hohen Grad war, muß glau- ben, daß die Stellen Heil. Schrift nach Matth. 5. v. 18. uͤberreich und voll Geistes seyen, erstlich intensive, nach der zusammen gezogenen Kraft; Zweitens, extensive, nach der Aus- breitung; Drittens, protensive, nach der per- spectivischen Aussicht auf alle Zeiten, und end- lich spiritualiter, auf alle geistliche Staͤnde: Daher kann jeder Heyls-begieriger etwas dar- innen mit Grund sehen, welches ein anderer nicht siehet, der eine sieht nach der Kraft, der andere nach der Ausbreitung, und so ferner. Durch Sensum intensum, extensum, proten- sum wird der geistliche Sinn am meisten erzielt. Hans Engelbrecht sagt, er habe im Augen- blick durch einen Englischen Verstand, ohne raͤumliche Worte, der ganzen Heil. Schrift Sinn ergriffen. Er hat also Sensum inten- sum und Sensum spiritualem zumahl erblickt, aber nicht allen Sensum literalem aller Stellen. Jn jedem Spruch liegt etwas davon, ja in je- dem liegt auch das ganze, wann es pur und geistlich genommen wird, also seynd so viel geistliche Sinn, als ohne Widerspruch dar- innen koͤnnen gefunden werden. Aber con- traire Sensus koͤnnen es nicht seyn, es kann wohl contrair scheinen, aber es ist nicht. Z Ex. im Luca sagt JEsus: Die Weisheit seye von Q 5 allen Von den Elementen, allen ihren Kindern erkannt und gerechtfertigt worden. Dieser ist Lutheri Version contrair: die Weisheit muß sich meistern lassen. Diese zwey Sinn koͤnnen nicht in einem und eben demselben Spruch seyn: spiritualiter per consequentiam endlich wohl, nemlich von den Kindern der Weisheit wird sie gerechtfertigt, von den Thoren gemeistert. Die Kraft, die Ausbeitung, die Aussicht auf viele Zeiten muß die Sensus dirigiren, einschraͤnken und ausdeh- nen, damit alles Grund habe Diß ist wohl Cocceji und Swedenborgs Sinn. Man richtet aber beyden viele ethi- sche, nicht logische Consequenzien an. Diß sind meine Gedanken zur Pruͤfung dessen was Swedenborg von dem Wort GOttes schreibt. Wir kommen auf den zweyten Punct. II. Von den Elementen, wor- aus alles geworden. V on den Elementen, die Swedenborg in seiner irrdischen Philosophie angiebt, ist mein Sentiment dieses, daß er in seiner himm- lischen Philosophie sich nicht mehr getrauen werde, wiederum die Anzahl der Elemente, aus welchen alles entstanden, zu bestimmen, noch auch die Wuͤrkung und Gegenwuͤrkung derselben auszusprechen. Es scheint nicht sei- ne Gabe zu seyn, die Origines rerum in seiner himm- woraus alles geworden. himmlischen Philosophie zu erkennen. Diß war Jacob Boͤhmens Gabe, aber weil es unaussprechliche, meistens zumahl in einan- der fallende Dinge sind, so desiderirt man auch an J. Boͤhm selbst, daß er in Annehmung dreyer Principien, und der sieben Geistesge- stalten sich nicht verstaͤndlich genug habe erklaͤ- ren koͤnnen. Man wird in der Ewigkeit diß nicht seine erste Lection seyn lassen, aus was fuͤr Elementen die Dinge bestehen, und wie die Art der Zusammensetzung seye, so wenig man in einem Kaufladen die Faͤden und Urstoffe der Zeuge zuerst untersucht. Man wird diß seine erste Lection seyn lassen, ob man an dem Goͤttlichen Element des Flei- sches und Bluts Christi Theil habe, weil da- von abhangt, die schnelle und geschwinde Perceptiones des Gegenwaͤrtigen, Vergange- nen und Kuͤnftigen zu haben, so daß die Hei- lige werden die boͤse Engel richten. So muͤs- sen sie demnach das Protocoll nicht auf solche successive Art erlernen, sondern εν στιγμῆ, im Centro, so wie der Teufel im Centro, im Augenblick der Zeit und Raums, JEsu alle Reiche der Welt gezeigt. Diese Art der Perception ist denen Phi- losophen unbekannt, aber die Heilige, als der aͤltere Helmont, Boͤhm, Bromley, En- gelbrecht, Therese von Bourdeaux, und andere haben sie in verschiedenen Graden be- sessen: wie weit man aber dadurch die Origi- nes Von den Elementen, nes rerum hier in der Welt sehe, ist nicht zu bestimmen. Jch habe deßwegen der Philosophen ihre wahrscheinliche Muthmassungen hinten ange- haͤngt, und mit Ezechiel und Boͤhm verglichen, damit man sehe, wie weit die irdische Philo- sophie der himmlischen nahe komme. Jch glaube, die Dinge in ihrer lezten Figur und Bewegung ( microscopice ) zu sehen, gehoͤrt nicht vor die Welt, auch nicht vor den naͤchst- folgenden \<supplied\>Ac\</supplied\>on, sondern erst alsdann wird man diß sehen, wann GOtt seyn wird alles in allem. Alsdann werden wir kein Raison- nement noͤthig haben, und unsere Vorberei- tungen in dieser Zeit werden auch uns nicht geschickter machen, zu erkennen, wie wir von GOTT erkannt seyen, 1. Cor 13, 15. Dann wir erkennen jezt Stuͤckweiß, dort aber nicht mehr so, sondern wie wir von GOtt erkannt seyn. Welch ein Grund der Liebe muß in dem Geist verborgen liegen! Wir koͤnnen uns begnuͤgen, daß wir aus Heil. Schrift ersehen, es seye alles Geistliche mit einer himmlischen Extension und unzer- stoͤrlichen Leiblichkeit umgeben. Jch habe in meiner Vorrede uͤber die Theologiam ex idea vitæ deductam, und in der Lehrtafel Antoniaͤ, Prinzeßin von Wuͤrtemberg mich genugsam uͤber die erste Definitionen vom Licht und Fin- sterniß, Geist und Coͤrpern, Materie und Leben, Herrlichkeit GOttes, Seele, Geist und woraus alles geworden. und Leib erklaͤrt. Die lezte Begriffe, die ich da aus Heil. Schrift erwiesen, sind auch Swedenborgs lezte Begriffe. Die H. Schrift hat zwey Elemente, Was- ser und Erde, 2 Petr. 3, 5. in der Erde ist Feuer, und im Wasser ist Licht. Die Ele- mente sind nicht mechanisch zusammengesetzt, sondern sie sind in einer unverwirrten pene- trabilité. Democritus ein uralter Philosoph und Vorgaͤnger Neutons hat auch nur zwey, nemlich solida und spirabilia. Aus den So- lidis gehen unendliche imagines spirabiles, und das ist der Grund, warum die Geister aus ihrer centralen Jntension, solche Luͤfte, sol- che Lichter, solche Geruͤche, solche Farbenhal- tende extensible Bilder von sich werfen. Um Christi Menschheit willen hat GOtt die Anordnung der Elemente so gemacht, wie sie sind. Es sind atomi opacæ \& spirabiles, so daß zwar eine mechanische Ordnung in dem Coͤrper dieser Erden ist, wo aus der Plump- heit und todten Materie ein solcher Raum, Ort, Zeit und Apparenz entstehet, aber im innersten Grund ist eine unerschoͤpfliche Um- gestaltungskraft, und dabey eine Contingen- tia infinita, so daß in einem atomo, wie es Pascal in der Connoissance generale de l’hom- me beschreibt, dieganze Welt liegt, Geist und Stoff ist in einem beysammen, Stoff sind atomi molis, Geist ist ens penetrabile, wo al- les in einem und eins in allem ist. Darum ist Von den Elementen, ist es spitabile, und in unzaͤhlige Formen ex- tensibel, so, daß dem Gebet eines Manns GOttes die Elementa muͤssen unterworfen seyn, wie wir es 2 Koͤn. 13. v. 14-18. deut- lich sehen. Jn meinem Buch, Philosophie der Alten habe ich aus dem juͤngern Helmont gezeigt, pag. 150. daß alles aus einer feurigen Erde und Wasser bestehe, daß das Leben jeder Crea- tur ein Geist seye, oder eine Lebensflamme, welche sich nach denen ihm gegebenen Kraͤften einen Leib bildet, daß das Salz seinen Ur- sprung aus dem Feuer habe, und das auch alles mit Feuer muͤsse gesalzen werden, (und daß aus diesem Grund der H. Geist selbst uns mit Feuer tauffen werde, wie Johannes der Taͤufer gesprochen) Daß aber auch das Wasser ein geistliches Wesen sey, aus weichem durch die Kraft der feurigen Geister alle Coͤrper gebildet werden, daß ein Coͤeper nicht bloß eine Extension in die Laͤnge, Breite und Hoͤhe seye, sondern ein empfindlich oder sensibles Wesen, aus Wasser gebohren, welches nach seines bilden- den Geistes Kraͤfte allerley Gestalten an- nimmt. Weil nun eine jede Creatur einen leben- digen feurigen Geist zum Zeuger hat, so muß sie auch eine receptive Kraft oder Mutter ha- ben, nemlich Wasser, dabey muß jeder zeu- gende woraus alles geworden. gende Geist noch viel andere Gestaltungskraͤf- ten in sich und unter sich haben, welche zu- sammen ins Ganze mitwuͤrken. Aus allem diesem folgt, daß das Lebensfeuer, durch des- sen Wuͤrksamkeit ein Leib gebildet wird, muͤs- se ein Geist seyn, dann kein Leib als Leib kann wieder einen Leib hervor bringen, und ohne seinen Lebensgeist im geringsten etwas gestalten. Jede Creatur hat demnach einen Lebens- geist, der ihm eigen ist, von welchem alles, was eine Nahrung nimmt, in seine Natur verwandelt wird, dieser bildende Geist ist ei- nes jeden Leibes innerstes Ding, worinn seine Einheit stehet. Daher wann die Pflaumen im diesem 1765 sten Jahr meistens abfallen, und ohne Stein seyn, so muß ja der Lebens- geist, der den Stein bildet, durch eine boͤse Witterung ausgeloͤscht worden seyn. Da nun jeder Leib seinen saͤmtlichen Ur- sprung oder Geist hat, so ist noͤthig, daß er auch seinen Leib muͤsse erhalten. Die Unterhaltung geschieht, wann jedes Ding die Nahrung nach seiner Art empfaͤngt; und die Nahrung in sich verwandelt, nach der Art des Spiritus rectoris, welcher, wie ich in angezeigtem Buch Tom. II. p. 3. bewiesen, intensive oder der Kraft nach die ganze Figur in forma Liquida der Pflanze in sich haben muß. Der Von den Elementen, Der Geist muß eine anziehende Kraft ge- gen allem in der Welt haben. Weil aber jede Creatur ihre Nahrung von aussen an sich nimmt, so muß sie auch ihr in- nerstes oder ihre Gestalt von sich geben, dann wann ihr nichts abgienge, so doͤrfte sie nicht von aussen erhalten werden, damit sie aber nicht in ihrer Art zu groß werde, so muß sie wieder etwas von sich geben. Weilen die Coͤrper ohne Geist nicht beste- hen koͤnnen, und der Mensch seine Gestalt immer von sich gibt, so muß er auch seinen Geist von sich auslassen, wie er dergleichen auch von aussen in sich zieht, und da das We- sentliche, das die Form ausmacht, ein Geist ist, so muß jeder Leib und Glied ein geistlich Bild von sich auslassen, eben wie jeder Mensch durchs Gesicht unzaͤhlige Bilder nimmt, so laͤßt er auch unzaͤhlige von sich aus. Da aber die Bilder in uns aus den Vor- wuͤrfen erweckt werden, und diese von aussen eingenommene keinen Raum einnehmen, und doch gleichwohl etwas seyn, so muͤßten sie entweder Geister oder Coͤrper seyn: coͤrper- lich koͤnnen sie nicht seyn, weil sie keinen raͤumlichen Platz einnehmen, also muͤssen sie geistlich seyn, welche dem Gemuͤth eben die Form darstellen, welche sie in dem Leib gebil- det haben. Die woraus alles geworden. Diese Grundbegriffe hat schon Democritus gehabt, und Hippocrates hat sie von Demo- crito erlernt. Daher Hippocrates dieses zum Grund aller seiner Philosophie annimmt, daß alles aus feuriger Erde, und aus Geistwas- ser bestehe, und daß vermoͤg dessen im ganzen universo alles zusammen rinne, in Ansehung der transformablen Erde; und alles zusam- men athme, in Ansehung der Psyche oder der spirablen Elemente; und also eine Wuͤrkung und Gegenwuͤrkung oder Sympathie aller Dinge gegen einander seye. Hierzu braucht man keine Mathematie, dann diß gehoͤrt ad cognitionem vulgarem \& Philosophicam. III. Von den Wuͤrkungs-Cray- sen aller Geister. A us obigem folgt, daß alles, es sey Geist oder Coͤrper seinen Wuͤrkungs-Crayß habe. Unerachtet diß aus Swedenborg oh- ne alle Mathematik klar ist, so kann es doch aus heutigen inventis electricis und musicis verstaͤndlicher gemacht werden. Die Geister influiren in einander durch die von ihnen ausgehende Bilder, daher ent- stehen perceptiones centrales, d. i. Empfindun- Sw. Sch. IV. Th. R gen, Von den Wuͤrkungs-Craysen gen, wo der Vorwurf in das Wesen selbst eingeht, das heißt Helmont intelligere intel- lectualiter, wie ich es von der Centralerkaͤnnt- niß in dem Leben der Maria de la S. Therese bewiesen. Einen solchen Verstand hat Swedenborg von den himmlischen Dingen gehabt, und Helmont hat ihn gehabt von dem Wesen der Kraͤuter und anderer chemischen Vorwuͤrfe. Nun auf Swedenborgs Sphæram acti- vitatis zu kommen, so waͤre zwar fast unnoͤ- thig, etwas mathematisches hier einzuruͤcken, weil aber die ganze gelehrte Welt nunmehr sich durch die Mathematik oder Bestimmung der Groͤsse versichern will, ob etwas gewiß und intelligibel seye, so will ich mich hier auch in der Pruͤfung himmlischer Philosophie nach dem Geschmak dieses Zeitlaufs richten. Es hat Herr Divisch aus Maͤhren, von dessen Electricité ich ein Buͤchlein edirt, Tit. Theorie der meteorologischen Electricité, mit seiner electrischen Machine dem Wetter auf zwey und drey Stunden weit seine Feuer- kraft entzogen, daß es, wann es vom Hori- zont heraufstieg, und in die Naͤhe seiner Ma- chine kam, ohne Blitz und Donner resolvirt wurde, und in starken Regenguͤssen sich ge- endigt. Hier- aller Geister. Hieraus folgt, daß die Wetterwolken in einer ziemlichen Weite des Luft-Crayses ih- ren Einfluß haben, und auch Einfluͤsse an sich ziehen: dann die Schwaͤchung der blitzen- den Kraft von feuchten Ausduͤnstungen ist bey der Electricité etwas bekanntes. Besonders zeigt Herr Divisch durch ein Experiment, daß ein leichtes an einem Sei- denfaden hangendes Kuͤgelgen von Metall in einer Weite von 4. Schuhen von der Machi- ne so attrahirt wird, daß es seinen verticalen Stand im hangen verlaͤßt, auch daß es so- dann in der Weite von 3. Schuhen ungefaͤhr schon zu leuchten anfaͤngt; Er macht daher einen Unterschied unter der Sphæra attractio- nis, accensionis \& resolutionis. Viel weiter aber als alle, verbreitete sich die Sphaͤre des Geruchs bey der Electricitaͤt, welches nicht nur das Zimmer, sondern oͤf- ters das Haus einnimmt; hieraus ist klar, daß die electrische Ausfluͤsse nicht nur wie der Magnet, in einer gewissen Weite vom Coͤr- per, der sie hergibt, Wuͤrkungen haben, son- dern daß sie in besondern Distanzen oder Aus- breitungen, auch besondere Arten von Wuͤr- kungen verursachen. Wie fern aber die Seele als ein geistlich Wesen mit ihren Kraͤften sich ausbreite, das R 2 muß Von den Wuͤrkungs-Craysen muß am eigentlichsten aus der Theorie der Music erklaͤrt werden koͤnnen, wie davon aus- fuͤhrlich in meiner Inquisitione in sensum com- munem demonstrirt worden. Dann es ist unmoͤglich, daß die Seele von der wahren innern Zusammenstimmung der Toͤne etwas fuͤhlen oder bemerken koͤnnte, wann sie nicht auf doppelte Art in ihrem Gehoͤr bey der Mu- sie beschaͤftigt waͤre, nemlich das eine mal so, daß sie die rationes Geometricas, welche durch Multiplication und Division ausgedruckt werden, nach der genauesten Resolution in ultimas unitates oder numeros primos vor- nimmt, und daher z Ex. von der Lieblichkeit der Terzen und Sexten, welche alle und al- lein von der Messung der Zahl 5 mit den an- dern Primzahlen dependiren, ein Urtheil faͤl- len kann; das andere mal aber, daß sie alle die melodische Wendungen und Bewegungen auf der Scala, ja alle Regulmaͤßige Tonver- staͤrkungen, die Unreinigkeit, ferner die Rau- higkeit des Tons, die Art, wie der Schall in der Luft erregt worden, durch stossen, reiben, blasen u. d. g. ja die Weiche oder Zaͤrte des Jnstruments, seiner Peripherie, oder inner- sten Zitterung spuͤret, und manchmal von solchen Nebendingen, welche bey der Harmo- nie gar keine Hauptsache seyn, hingerissen wird. Da muß nothwendig zum Grund gelegt werden, daß sie gleichsam 2. oder 3. Atmos- phætas aller Geister. phæras oder Wuͤrkungs-Crayse habe; die in- nerste zum Verstaͤndniß des verborgenen Be- zugs aller Haupttoͤne unter einander, oder zum intellectivo harmonico; die andere zur Bewegung in das afficirende oder hinreissen- de, oder zum potestativo in das aͤusserlich sub- til anreizende, oder zum Vol\<supplied\>i\</supplied\>tivo-Sensitivo: Nicht allein aber das, sondern es muͤssen die Seelenkraͤften, so z Ex. in das Intellectivum wuͤrken, alles, was der Seele vorgehalten wird, aufs schnelleste durchlaufen und pene- triren, und muß die Gegeneinanderstellung der 2 Kraͤften 2 und 3 in ihrer Erhoͤhung 3 2 2:3=8:9. der Seelen das erste interval- lum toni zur Beobachtung aller Bewegungen in Scala an Hand geben. Wie kann nun dieses anders erklaͤrt wer- den, als daß der Radius der intellectiven Kraft 2 dreymal, und der potestativen 3 zwey- mal spiraliter aus dem Centto der Seele aus- laufe, da sie in der Begegnung einander hal- ten, und mit Abschneidung der Lineolæ, so zwischen das Octuplum und Noncuplum des Radii faͤllt, ( Sc. 9-8=1) die Mensur zum Tono der Seele von aussen her vorhalten; so haͤtte dann die Seele in solcher Distanz ex Centro Sc. 9:8. ihre ordinaire Termina- tion, hingegen ihre Sphæra activitatis lauft kraft musicalischer Experienz, uͤber solchen 2 Terminum, bis in 6=64. hinaus. R 3 IV. Von Von den Wuͤrkungs-Craysen IV. Von den Geistern und Engeln. D ie Geister seyn von unterschiedener Art, hoͤherer und niedriger Stufe. Die Niedrigere nennt Swedenborg schlechthin Geister, weil sie von der materiellen Plump- heit loß seyn, die Hoͤhere heissen Engel. Alle haben in sich die 3. Himmel, d i. dreyerley concentrirte Kraͤften, Quellende Kraͤften, welche der Aus- breitung oder Sphaͤren der Wuͤrksam- keit faͤhig seyn: Himmel heißt in Heil. Schrift Rakia, und Schamajim. Diese haben viele Kraͤften in sich, wie JEsus aus Jesaia 34, 4. sagt: Sie koͤnnen zerfliessen und wieder ausgebrei- tet werden, Zachar. 12, 1. Sie zerge- hen im Salz, Jes. 51, 6. und wie es inwen- dig ist, so kommt es auch aͤusserlich zur Of- fenbarung. Von der Natur der Geister ste- het wenig in Heil. Schrift. Ps. 102. ist zu lesen: Er machet seine Engel zu Geistern, und seine Diener zu Feuerflammen; wann man aber aus allen Geschichten alle Eigen- schaften zusammen lesen wuͤrde, so waͤre doch schwerer auf eben die Nachrichten zu kommen, die Swedenborg aus besondern Gaben mit- theilt. Geister werden auch genannt die in der aller Geister. der Suͤndfluth in jenen Stand uͤbergegange- ne Seelen, deren Leiber im Meer versunken oder versteinert worden, dergleichen Swe- denborg in seinen principiis rerum naturalium einen Stein in Kupfer zeigt. Diese Geister wurden in ihren Behaͤltnissen und Gefaͤng- nissen aufbehalten, biß Christus nach seinem Tod im Geist zu ihnen gekommen. Diese heis- sen Geister, weil sie von der groben Materie entledigt seyn. Allem Anseben nach seyn es solche, die sich sehr verschulder, ob es die Ne- philim gewesen, weiß man nicht. Es ist dieselbe Stelle desto kostbarer zu halten, weil sie nur einmal qnasi in transitu vorkommt. Die Saͤchsische Theologi, als der beruͤhm- te Teller und dergleichen, scheuen sich, es nach dem klaren Ausdruck zu verstehen. Jch habe es anderer Orten schon gethan, abson- derlich in der Abhandlung von dem Zusam- menhang der Rechtfertigung mit den lezten Dingen, welche der Herr Pastor Freund in Ludwigsdorf edirt hat. Was nun Swedenborg vor besondere Eintheilung der Geister des ersten, andern und dritten Himmels macht, als welche mit den drey innern Kraͤften oder Himmeln uͤber- ein stimmen, das ist der Analogie Heil. Schrift nicht zuwider, doch kann man es auch aus Heil. Schrift allein nicht folgern. Aber diß R 4 ist Von den Wuͤrkungs-Craysen ist gewiß schriftmaͤßig, daß sowohl Geister als Engel, die im Ezechiel beschriebene leibli- che Sensoria oder Fuͤhlkraͤften, Verstands- kraͤften, Sprachen, Geruch, und andere Vermoͤgenheiten haben. Jhre Leiber kann man wohl materiel nennen, aber sie sind im- materiel, nemlich sie haben , geistliche Leiber, sie muͤssen ihre eigene Auf- erstehung schon erlangt haben, nach Geister- art, wie wir sie als Soͤhne der Auferstehung, als Glieder des Leibs Christi erwarten. Die Anzeigen im Ezechiel gehoͤren unter die Perlen Heiliger Schrift, welche zu fischen wenige Theologi sich bemuͤhen. Daher koͤn- nen sie auch Swedenborgs Vorgeben mit keiner Analogie Heil. Schrift rechtfertigen. Man lese aber, was ich am Ende dieses Buchs uͤber Ezechiel Cap. 1. und 10. fuͤr No- ten gegeben, so wird man mehr von der Sub- ordination der Geister unter den Thron GOttes und Christi erlernen. Jn dem 103ten Psalmen werden die En- gel v. 20. 21. eingetheilt in die, welche das Wohlgefallen GOttes, und in die, welche das Wort GOttes ausrichten. Dieses ist eine andere Benennung als Swedenborgs, sagt aber vielleicht eben das. Die Engel des Wohlgefallens sind an nichts gebunden, als nach dem Wink des HErrn sich senden zu lassen, aller Geister. lassen, zum Dienst der Erben der Seligkeit, sie sehen allezeit das Angesicht GOttes, wann sie auch hier unten bey den Kindern seyn, Matth. 18. Sie tragen die Seelen in Abra- hams Gesellschaft, die das Wort ausrichten, nemlich Engel. Es gibt aber Engel der Winde, der Was- ser, des Feuers, diese sind an gewisse Ord- nungen der geistlichen oder leiblichen Natur gebunden, davon habe ich in meiner Theo- logia ex idea vitæ pag. 356. 357. gehandelt. Diese nennt Swedenborg mit Nahmen Geister, dann sie haben ihren Dienst nach der gesezten Ordnung in der Ewigkeit, wie Swe- denborg bey dem Ausgang eines Sterben- den, und Eingang in jene Welt es beschreibt. Swedenborg gedenkt keiner Fuͤrstenthuͤmer und Herrschaften, wie Ephes. 3, 10. Da uͤbrigens an der Gemeine erst die mannigfaltige Weisheit GOttes in gesezten Zeiten denen Fuͤrstenthuͤmern im Himmel d. i. den hoͤchsten Engeln solle kund werden, so ist nicht glaublich, daß sie jetzo schon wissen, wornach sie geluͤstet einzuschau- en. Es moͤgen demnach noch so wichtige Er- zehlungen durch Schwedenborgs Nachrich- ten auf uns kommen, so macht diß die grosse Sache der ganzen Heiligen Schrift noch nicht aus. Man muß es auch nicht zur Maaßre- gel des ganzen Sensus interni machen. R 5 An Von den Wuͤrkungs-Craysen An der Auferstehung Christi hangen die folgende Auferstehungen in ihren gewissen Ordnungen, davon ich in obangezogener Ab- handlung etwas beruͤhrt. Paulo ist das Gan- ze zu uͤbersehen gegeben worden. Mich duͤnkt, dem Herrn Swedenborg seye dasselbe παν nicht offenbahr, sondern nur, was den Zu- stand nach dem Tod betrift. Die Auserwaͤhlte sollen ισαγγελοι En- geln gleich werden. Mich duͤnkt, diß seye also: Engel haben das Fleisch und Blut JEsu nicht eigenthuͤmlich an sich; Sie sind dem Leib Christi nicht immediate subordinirt, wie die durchs Blut Christi erkaufte Menschen- Seelen, daher Paulus die den Corinthern ei- gene Ceremonie des Hauptbedeckens wegen dieser grossen Subordination GOttes, Chri- sti, des Manns, des Weibs eingesezt, und sagt: Die Weiber sollen keine Decke auf dem Haupt haben um der Engel willen, weil nem- lich die Engel nicht dieselbe eigene Subordi- nation an Christi Leib, wie die Menschen ha- ben, da das Weib dem Manne, der Mann Christo, Christus GOtt subordinirt ist. Um der Engel willen heißt, wie mich duͤnkt: Da- mit die Difinition der Subordination des Menschen unter das Haupt Christi und GOttes in der Corinthischen Kirche offentlich erhelle zum Unterricht der Engel. Dann die Engel sind aller Geister. sind von einer andern Subordination. Die Menschen sind mit den Elementen des Was- sers, Bluts und Geists JEsu bekleidet, und scheinen eine ganz andere Reyhe darzustellen, an welchem GOtt erst den Engeln etwas zei- gen will, das sie nicht wissen. Engeln gleich sollen die Menschen wer- den, nemlich darinn, daß sie weder Mann noch Weib seyen, was aber GOtt in dem Ganzen einmal fuͤr einen Rang setzen werde, weiß jetzo noch niemand. VI. Von Vom Raum, Ort und Distanz V. Von dem Raum, Ort und Distanz der Geister, nach dem Ori- ginal der Menschheit Christi. H ievon ist die Beurtheilung schwer. Herr Auctor sagt wohl, die Geister seyen in Statu, aber nicht in dem Ort, wo sie seyen. Es heist hier auch: Die Seele seye, wo liebt, nicht wo sie ist. Ein Status kann schwerlich ohne Ort, ohne Raum begrif- fen werden. Status oder Zustand ist nicht ein bloser Bezug zusammen geordneter Din- ge, sondern ein Bezug veraͤnderlicher Din- ge zu den Fixen. Diß ist die wahre De- finition von einem Statu. Das Fixe und Bestaͤndige ist bey der Geister-Welt, die Stellung der Oerter des Himmels und der Hoͤlle nach dem Haupt, Brust, Haͤnden, Fuͤssen einer Figur des Menschen, welche auch die Seele vor sich selbst hat, nach dem Original der menschlichen Gestalt Chri- sti, nach welchem die Erfuͤllung aller in allem sich richtet, Ephes. 1, 23. Das Veraͤnderliche seynd die Apparentien der Geister, davon Swedenborg so viel neues sagt. Paulus sagt von dem Raum und Ort seines Geistes, der in das Paradiß versetzt war, in den dritten Himmel, er wisse nicht, ob er in oder ausser dem Lei- be der Geister ꝛc. be gewesen. Das zeigt an, daß es sehr schwer zu verstehen, oder mit etwas be- kannteres zu vergleichen seye. Was zu Pauli Zeiten nicht bestimmt war zu wis- sen, kommt vielleicht unsern Zeiten mehr zu, dann GOTT will in den kommenden Zeiten den uͤbersteigenden Reichthum seiner Gnade immer mehr offenbahren. Ueber- sinnliche Dinge des Raums in den Him- meln gehen uns jetzo so nahe noch nicht an. Viele Dinge sind unnoͤthig zu wissen, wann man sich nicht in gehoͤrigem Wachs- thum in Christo weiß. Paulus wußte oh- ne Zweifel viel, das Petrus nicht wußte, und Petrus wußte aus der 40taͤgigen Er- zehlung JESU vom Reich manches, das Paulus nicht wußte. Laßt uns in diesen Dingen Salz und Frieden beweisen, nichts aussen lassen, was zur ganzen Proportion und Aehnlichkeit der unsichtbaren Dinge gehoͤrt, aber auch nichts vor der Zeit zu weit treiben. Wie viel zankten die Refor- mirte mit den Lutheranern wegen des Raums in dem Leib Christi? Man lese das Collo- quium zu Moͤmpelgart zwischen Beza und Praͤlat Andreæ. Dieser blieb bey den heili- gen Ausdruͤcken GOttes. Jener stuͤtzt sich auf die Reglen aus dem sichtbaren Raum ge- nommen. Wir wissen gar nicht, was eine wahre Leiblichkeit ist. Von Plato kommt her, daß wir Corpus vor eine Unvollkommenheit hal- Vom Raum, Ort und Distanz halten, aber die Heil. Schrift lehrt uns, daß GOtt seine vollkommene Fuͤlle im Leib dar- stellen wolle, aus freyem Wohlgefallen, nicht aus der Ewigkeit der Essentien, davon die Philosophi sich selbst nicht verstehen. War- um uns alles in heiliger Schrift so grob und maßiv vorkommt, kommt von dem Platonischen Begrif von den Coͤrpern, als blosen Erscheinungen her, wie wann man ein optisch Bild per microscopium solare an die Wand wirft. Leiblich seyn ist keine Erschejnung, son- dern etwas bleibendes. Alles lebt in jener Welt leiblich, auch sogar der Altar, Apoc. 17, 7. und die sieben Donner, dann sie fuͤhren eine Rede. Es giebt aber Leiber, die zwar eine Subsistenz haben, aber doch durchdringlich seyn, wie alles in dem Raum des Himmels ist. Wir schliessen falsch, wann wir die Ei- genschaften eines impenetrablen Leibs mit den Eigenschaften eines durchdringlichen verwirren. Wir wissen, daß ein un- durchdringlicher Leib Laͤnge, Breite, Tieffe und Hoͤhe hat, wie es auch im neuen Je- rusalem seyn wird, aber es giebt auch geistliche Leiber, die die fuͤnfte Dimension in der Geister ꝛc. in sich haben, das sind Intensa, wie vier lebendige Wesen vor dem Thron GOttes: auch die zwoͤlf Engel auf den Thoren des neuen Jerusalems werden diese Eigenschaft haben. Die rechte Geometrie ist uns noch unbekannt. Man kann einiges im neuen Jerusalem nach 12000. Stadien messen, aber es giebt dorten Dinge die keine con- stante Figur und Maas haben. Was streiten wir uͤber diesen Dingen; Swe- denborg ist in seinen Principiis retum na- tutalium sehr modest, pag 384. Man lese was er da von Archimede sagt: Wir sind Kinder, und reden wie Kinder: Laßt uns warten, bis wir dorten Maͤnner oder maͤnnliche Jungfrauen werden. Das halte ich fuͤr merkwuͤrdig, daß, gleichwie alle Elementa nach dem Vorsatz der Ewigkeiten in Christo als Spitabilia per preces \& fidem mutabilia angeordnet und erwaͤhlt worden, so auch der Raum in der kuͤnftigen Welt nach dem Original- Bild der Menschheit Christi, in welchem alle Fuͤlle der Gottheit sollte leibhaftig wohnen, und alle Figuren der Geschlech- ter und Arten der Dinge sollten ihren Grund haben, sollte gestellt werden, zwar nach dem Tod in einer Beweglichkeit, aber in der Vollendung aller Dinge in einem unver- Von d. aͤussern u. innern Menschen. unverruͤcklichen, unbeweglichen Zustand, Ebr. 12, 27. VI. Von dem aͤussern und innern Menschen. J n dem Capitel von der aͤltesten Gemeine gibt Herr Anctor zu verstehen, daß der aͤussere Mensch von den Zeiten Adams und Seths an, wenigstens der Sprache, der Re- spiration und Athmung, und silbenhaften Aus- sprache nach anderst beschaffen gewesen, als nach der Suͤndfluth. Die bildende Kraft des Geistes, welche mit Glauben und Liebe in dem HErrn inniger gewurzelt war, muß eine uns unbegreifliche Kraft gehabt haben, den ganzen Bau des aͤussern Menschen etwas anderst zu gestalten, wie wir an der bildenden Kraft ei- nes schwangeren Weibs noch die Ueberbleib- sel erfahren. Die Tuba Eustachiana muß auch etwas dahin austragen. Der Geist des innern Menschen muß nicht so begriffen wer- den, als waͤre der aͤussere Mensch nur eine blose Schale des innern gewesen, sondern der Spiritus insitus, der eingepflanzte Geist mag die Spiritus influos in sensoria (in Fuͤhlungs- Kraͤfften) formirt haben, und die erste Zu- sammensetzung Adams, welche nach dem Fall noch geblieben, muß noch viele werkzeugliche Gaͤnge gehabt haben, wordurch Adam mit den Geistern und Engeln hat koͤnnen Gemeinschaft haben. Von d. aͤusern u. innern Menschen haben. Herr Auctor hat ja die Geistersprach noch mit gewissen in dem aͤussern Menschen noch uneroͤffneten Empfindungskraͤfften im Hirn vernommen. Jch getraue mir nicht viel aus H. Schrift von Bestimmung des innern Menschen im aͤussern zu entwicklen. Der Glaubige ist ein Tempel des Heil. Geistes, der Geist kan turbirt, in die Enge gebracht, nieder- geworffen, ausgebreitet und erweitert werden. Man kann davon die Stellen in der Lehrtafel Antoniæ nachschlagen, vielleicht findet man da mehr, als ich jetzt zur Pruͤfung angeben kann. Merkwuͤrdig ist, daß GOtt nahe vor der Suͤnd- fluth hat klagen muͤssen, es reue ihn, den Men- schen gemacht zu haben, ohne Zweifel, weil er nach und nach eine ganz fleischliche, dem Geist undurchdringliche Art, bekommen. Mein Geist, sagt der HErr 1 B. Mos. 6. kann nicht mehr straffen, uͤberzeugen den Menschen, aus Ursach ( beschaggam ) weilen so gar er selber Fleisch worden, das muß bey Seths Zeiten nicht so gewesen seyn, daß sich das Jezær oder die bildende Krafft der Gedanken des Herzens so weit verschlimmert hat. Es ist zu glauben, daß die meiste, die in der Suͤndfluth ersoffen, und denen der HErr nach seinem Tod im Geist gepredigt, sehr arge und zum Geist GOttes gleichsam versteinerte Menschen gewesen, in denen nichts von der ersten Bildungskraft aus dem Glauben und Liebe uͤbrig geblieben. Sw. Sch. IV. Th. S Von Von d. aͤusern u. innern Menschen Von den ersten Menschen ließt man nicht, daß ihnen Engel erschienen, wie zur Zeit Ab- rahams, Jsaacs und Jacobs. Es ist aber glaub- lich, daß ihnen der Himmel noch offen gewesen. in einer mehreren Connexion der Himmelslei- ter, worauf die Engel zuerst aufgestiegen, aber nicht in so individueller Figur, sondern in ei- nem Umgang mit der ganzen Herrlichkeit der unsichtbaren Welt. Der HErr selbst in Be- gleitung seiner Heiligen, Myriaden, hat mit ih- nen geredt. Judaͤ v. 14. Nun ist es mit dem innern Menschen ein anders: so sehr wir dem Leibe des Todes nach verderbt sind, so groß ist die Aestimation und Anrechnung GOttes in den letzten Zeiten, Jes. 59. wann ein Glaubiger das verborgene Leben Christi durch den Glauben in sich hat, und im Glauben die Dinge der unsichtbaren Welt, und die Verrichtungen (πραγματα) oben im Hei- ligthum des HErrn standhaft und bleibend vor sich hat, und sich in der Hoffnung seelig achtet: dann gleichwie Er war im aͤussern Menschen, so seynd auch wir in dieser Welt. 1 Joh. 4, 17. VII. Von Von d. aͤusern u. innern Menschen VII. Von der Perception und Sprache der himmlischen Geister. P aulus hoͤrte unaussprechliche Worte im dritten Himmel, 2 Cor. 12, 4. und 1 Cor. 13, 2. sagt er von Zungen und Sprachen der Engel. Demnach hat man Grund in der Schrift, daß es Engelsprachen gebe. Es ist aber wunderbar, daß auch Kinder, die noch kei- ne Sprache gewußt, nachdem sie in jene Welt uͤbergangen, sogleich die Sprache der Geister koͤnnen. Dieß kommt her von dem allgemei- nen influxu des HErrn in alle Geister. Das ewige Wort beruͤhrt und durchdringt sie alle; Sie leben, sie bewegen sich, sie seyn aledann ei- gentlich in ihm. Was haben wir noͤthig, weiter zu wissen? Die Sprach der Geister ist eine Jdeensprache, weil alle Jdeen in dem Wort, das von Anfang war, liegen, und weil die Weis- heit, wie sie selbst von Ewigkeit als der Anfang der Wege GOttes ausgegossen war, nischach- ti, sich noch in alle die Goͤttliches Geschlechts seyn, ergießt. Was wollen wir einwenden? Wasser, Blut, und Geist ist in erhabenstem Sinn in Christo, der zur Rechten GOttes ist, was richtet diß nicht aus in den Geistern? wie wollen wir uns unterstehen zu concipiren, wie es zugehe, da wir in Vegetabilien, Animalien und Mineralien das wenigste erklaͤren koͤnnen? Jch habe in der Uebersetzung des Lebens der Ma- ria de la S. Therese von der Perceptione centrali S 2 oder Von d. aͤusern u. innern Menschen oder vere intellectuali der Heiligen etwas aus heiliger Schrift und Erfahrungen der Auser- waͤhlten geschrieben. Dahin verweise ich den Leser, wann er Swedenborgs Erfahrungen von der Perception pruͤfen oder nach etwas ver- gleichen will Helmont hat davon schoͤn ge- schrieben, Jacob Boͤhm noch schoͤner in seiner Signatura rerum. Hoͤret sie, dann meine Ga- be ist nicht , sondern . 1 Cor. 12, 8. Hoͤret demnach die, deren Gabe es ist. Hoͤret Boͤhm 1 Cap Sign. rerum. §. 4. Mit dem Hall oder Sprache zeichnet sich die Gestalt in eines andern Gestaltnis ein, ein gleicher Klang fangt und bewegt den andern, und im Hall zeichnet der Geist seine eigene Ge- staltnis, welche er in der Welt geschoͤpft hat, und hat sie aus dem urspruͤnglichen Grund zur Form gebracht, daß man ein Wort ver- stehen kann, worinnen sich der Geist geschoͤpft hat im Boͤsen oder Guten, und mit derselben Bezeichnung gehet er in eines andern Men- schen Gestaltnis, und wecket in einem an- dern auch eine solche Form in der Signatur, auf daß also beyder Gestaltnis in einer Form mit einander zusammen fliessen, alsdann ist Ein Begriff, Ein Wille, Ein Geist, Ein Verstand in beyden. Diß erklaͤrt das, was der Auctor auf andere Weise ausspricht, von der Sprache und Perception der Engel. Aus Von d. aͤusern u. innern Menschen Aus diesem allem moͤgen wir schliessen, wie wir des Auctoris neue Erfahrungen nach der Aehnlichkeit der in heiliger Schrift unsichtba- ren Vorwuͤrfe pruͤfen moͤgen. Die Liebe, die im Himmel regiert, solle auch in Beurtheilung dieser Lehren zum Grund liegen. Die Engel schaͤtzen alles nach der Hauptabsicht eines Menschen, nicht nach den Zufaͤlligkeiten. Nun lerne hieraus nach Englischer Art menschlich richten und urtheilen, welche Glau- bensarticul die erste seyn, deren Nutzen wir in jenem Leben geniessen sollen. Jch ver- muthe, daß es die nicht seyen, woruͤber die Concilia, Streit und Kriege verlanlaßt, son- dern die, welche zur υποστασει oder Grund- stellung des Glaubens im Geist gehoͤren, die, welche uns die zukuͤnftige Dinge durch Er- kaͤnntniß der Herrlichkeit GOttes in dem An- gesicht JEsu Christi erfreulich und lebendig machen, daß uns die Luͤste im Jrrthum ver- gehen. Die Liebe lehret uns, beydes scharff und nachsehend handlen, weil sich die Liebe der Wahrheit freuet. Diejenige Punkten der Religion, welche uns von der Furcht des Todes frey machen, S 3 seynd Von d. aͤusern u innern Menschen seynd die wichtigste, eben diese muͤssen es seyn, welche uns von Tilgung der Suͤnden durch das Anschauen Christi vergewissern. Eben die muͤssen es seyn, welche uns die Sectirerey, da man sich der Menschen ruͤhmt, geringschaͤtzig machen, und uns das Ganze der Religion in Christo vorhalten. Man haͤlt das vor keine Grundsachen, welche davon triftige Einsichten geben, wie behend boͤse Geister seyen, uns in unsern Temperamentssuͤnden einzuschlaͤffern, auch die haͤlt man nicht dafuͤr, welche verweh- ren, daß uns die unsichtbaren Dinge nicht als Phantasien oder Maͤhrlein vorkommen. Es ist nicht etwas geringes, daß den Juͤn- gern JESU die Aufersiehung als ein Maͤhrlein war, da sie am meisten sich dar- an halten sollten. Durch welche Articul oder Glaubens-Vorwuͤrfe helffen wir die- sem Schlummer ab? Practische Jrrthuͤmer sind so gefaͤhrlich als die Theoretische: Wann man an ei- nes andern Religions-Jrrthuͤmern sich selbst fromm macht, so verzeiht man sich gern die schlimmste Weltfoͤrmigkeiten. Man ent- schuldigt sie durch tausend Vorwaͤnde, da- von die Theologi billig das Buch lesen sol- len: Melodii Einfluß der Wahrheiten in den Willen. Der Von d. aͤusern u. innern Menschen Der wahre Glaube ist eine υποστασις, eine Darstellung der unsichtbaren Dinge, Ebr. 11. v. 1. Wann dieser Glaube in uns gewurzelt waͤre, so wuͤrden wir nicht nur mehr im Geist wandeln, nicht nur ge- trost auf unsers Leibes Erloͤsung warten, sondern die von dem Geist GOttes in ver- schiedenen Zeiten ausgegangene Zeugnisse, dergleichen Hans Engelbrechts, Bromleys und anderer seyn, besserer Achtung gewuͤr- digt haben. Auch wuͤrden wir uns besser bescheiden, wie wir die Jrrthuͤmer und Fehler der Weissagungen sollten entschuldigen, wann wir etwa dergleichen entweder dem Schein oder auch dem Seyn nach antreffen sollten. Hymenæus und Philetus gaben irrig vor, die Auferstehung der Todten seye schon ge- schehen; Es kan leicht dergleichen etwas aus den Schriften unsers Auctoris gefol- gert werden, aber man muß vorher alles pruͤfen und sehen, wie die erste Auferste- hung zu verstehen, diese ist freylich an vie- len schon geschehen, aber es ist noch eine andere bevor. Hier gehoͤrt grosse Modera- tion darzu. Lieber Von d. aͤusern u. innern Menschen. Lieber Leser, dieß Buch ist nicht ge- schrieben, daß du alles glaubest, sondern, daß du pruͤfest. Alle Heilige neuerer Zeit haben in ihren Gesichten Traͤume einge- mischt. Behalte das Gute, das wenig ist, laß das Jrrige stehen, das viel ist. Vom