CATECHJSMVS- MJLCH/ Oder Der Erklaͤrung des Christ- lichen C atechismi Sechster Theil/ Begreiffend den Dritten Articul des Vralten Apostolischen/ auch Nicenischen Glaubens/ Zu Straßburg im Muͤnster gepredi- get/ und auff instaͤndig frembder begehren in Truck gegeben/ Durch Johann-Conrad Dannhawern/ der H. Schrifft Doctorem, der Uni- versit aͤt Professorem und Predi- gern im Muͤnster. Straßburg / In Verlegung Fridrich Spoors . M. DC. LVII . DEDICATIO. Dem Reichs-Wohl-Edlen/ Gestrengen Herrn A dolph D uͤmlern/ Der Hochloͤblichen Cron Schweden gewesenen Rittmeistern/ Meinem großguͤnstigen hochgeehrten Herrn und Goͤnner/ Goͤttliche Gnad/ geist- und leiblichen Segen von Gott dem Vater/ durch Jesum Christ im Heiligen Geist/ Amen. R Eichs-Wohl-Edler Gestrenger ꝛc. Wol- te Gott/ daß alle das Volck des HErren Num. 11. 29. weissagete! So lautet der innigliche und tieffsinnige Wundsch des grossen Manns Got- tes Mose/ im 11. Cap. seines 4. Buchs. Dann als er aus Göttlichem Befelch das Synedrium und oberste Cammergericht von zwey und siebentzig Maͤnnern bestellt/ sie fůr die Stifftshuͤtten gefůhret/ daß der HErr von seinem Geist nehme/ und auff sie legete/ durch dessen Vberkunfft und Beruhung sie angefangen mit verwundern zu weissagẽ ꝛc. und ihrer Rathstellen Proben zu thun; vnterdessen aber sich begeben/ daß Eldad und Medad/ die im Laͤger zuruck geblie- ):( 2 ben/ DEDICATIO. ben/ daselbst auch geweissaget/ Josua daruͤber geeifert/ und ge- sagt zu Mose: Wehre ihnen/ es wird allzugemein werden! Darauff bricht Mose in diese Wůndsch-Wort aus/ in seiner Sprache heisset es: Wer will geben? Jst ein hebraismus, gleich wie Jon. 3. Mi Jodeah? Wer weiß? Wolte Gott ? Die Hebreische Sprache pflegt fragsweise auß- zusprechen/ was wůndschweise zu verstehen. Res voti, das jenige/ was er wuͤndschet/ ist weissagen: heisset zwar seinem ersten/ urspruͤnglichen/ natuͤrlichen und gemeinen Verstande nach so viel als zukuͤnfftige Sachen aus goͤttlicher/ unfehlba- rer Offenbarung von Christo/ seinem Reich und dessen fatis verkůndigen/ wie Esaias/ Daniel/ David ꝛc. Paulus und Jo- hannes im Neuen Testament gethan. Es pfleget aber die Schrifft dieses Wort in noch weitern Verstand außzudeh- nen/ und heisset demnach ferner weissagen so viel als 2. Got- tes Rath und Willen/ wie Er in seinem Wort geoffenbaret/ verstehen/ erklaͤren und außlegen. Dann gleich wie Aaron Exod. 7. der Prophet Mosis genennet worden/ dieweil er sein Mund und Außleger war: Also die Schrifft nach der Glau- bens- regul außlegen/ das heisset weissagen/ Rom. 12. ja die gantze heilige Schrifft wird deßwegen Προφητικὸς λόγος, ein Pro- phetisches Wort genennet. 3. Weissagen heisset den erklär- ten Rath/ Ruhm und Willen Gottes/ mit herrlichen/ außerle- senen/ apophthegmat ischen Worten/ auch wohl in allerhand Zungen und Sprachen außlegen/ darvon singen und sagen/ nicht nur mit lebendiger Stimm/ sondern auch mit musica- lischen Jnstrumenten; in welchem Verstand Saul unter die Propheten/ die vom Huͤgel Gottes/ von der Schul/ weissagend herab gangen/ mit Psalter/ Paucken/ Pfeiffen und Harffen gezehlet worden/ 1. Sam. 10. \& 19. sonderlich 1. Chron. 26 die 1. Chron. 2. 4. Kinder Assaph/ Heman und Jedithun/ die Propheten mit Psalmen/ die da weissagen zu Danck und Lob dem HEr- DEDICATIO. HErren. Jm Neuen Testament waren solche Wunder- Propheten aus göttlicher/ unmittelbaren Erleuchtung/ die je- nige/ deren der Apostel gedenckt 1. Cor. 14. In specie heisset weissagen die Theologiam, die Köni- gin aller Wissenschafften profit iren/ lehren/ verfechten/ auß- wuͤrcken/ so wohl auff der Cantzel in der Kirch/ als auff der Ca- theder in der Schul/ daher die Studiosi Theologiæ im Alten Testament Propheten-Kinder genennet; im N. Testament sind es die Propheten und Lehrer/ von welchen Ephes. 4. ge- schrieben stehet/ daß Christus als er gen Himmel gefahren/ Gaben fuͤr sie empfangen. Solche Propheten sind gewest Hieronymus, Augustinus, Chrysostomus, Lutherus, und so fort an. Weissagen heisset in Koͤniglichen/ Fuͤrstlichen Cantz- leyen/ bey offentlichem Rathsitz/ in Gerichtstuben gleichsam als oracula ἔμψυχα, gute/ vernuͤnfftige/ kluge und nuͤtzliche Raͤthe und Einschlaͤge geben/ das Recht vom Vnrechten un- terscheiden/ die justitiam administr iren/ in welchẽ Verstande der beruͤhmte Prophet Heman 1. Chron. 26. wird genennet der Schauer des Koͤnigs in den Worten Gottes das Horn zu erheben/ das ist/ wie er streiten und regieren soll. Sonderlich gehoͤret hieher was Salomon in seinem panareto, Prov. 16. von dem Munde des Koͤnigs geruͤhmet/ Weissagung seye in demselben; Kesem heisset ins ge- mein ein iede scharffsiñige Gedanck/ Raͤtzel/ senten tz/ Sprich- wort/ sonderlich aber prophetia, eine Weissagung. Jst in dem Esa. 3, 2. Mund/ schwebet auff der Zung/ in den decretis, legibus, ju- diciis, die man außspricht/ des Koͤnigs/ der ein Koͤnig ist/ nicht ein Scherge/ Dan. 11. nicht ein hoͤltzener Goͤtze auffm güldenen Thron/ wie Zedekias gewest/ der von seinen Raͤthen als Rath-Sclav depend irt. Am wenigsten ein Tyrann/ wie Ahab/ wie Pharao/ Antiochus, Herodes, aus deren Mun- de blutdůrstige consilia, tyrannische Vrtheil/ naͤrrische decre- ):( 3 ra, und DEDICATIO. ta, und also Narrheit gegangen. Sondern in dem Munde eines vernuͤnfftigen/ rechtschaffenen/ frommen Königs/ der- gleichen erschienen in dem Munde des Königs Salomons/ aus welchem geflossen das scharffsinnige Vrtheil/ in Sachen eines streitigen lebendigen Kindes zwischen zwey Weibern/ da er aus der verwirreten Sachen anders nicht kommen kan/ be- fihlet er ein Schwert herzubringẽ/ damit das muͤtterliche Hertz zu verwunden/ zu ergruͤnden/ zu finden und recht zu treffen. Dergleichen Exempel gemeldter Scharff sinnigkeit lesen wir mehr in den Historien/ sonderlich wird erzehlt von Claudio Druso Cæs. ( apud Cluver. p. 268.) daß/ als einsmahls ein Weib fuͤr ihn kommen/ welche ihren Sohn nicht fuͤr den ihren erkennen und annehmen wolte/ hat er sie zur Bekaͤntnuͤß der War- heit getrieben durch einen Befehl/ sie solten einander zur Ehe nehmen/ worauff aus natuͤrlichem abscheue auff beyden Theilen die Warheit an Tagesliecht kom- men. Von Alphonso dem weisen Koͤnig in Arragoniâ; Es war ein alt Gesetz und Ordnung in Hispanien/ wann ein Herr oder Hauß-Vater eine leibeigene Magd beschlieff/ und dieselbe von ihm ein Kind bekaͤm/ daß die Mutter alß dann die Freyheit haben solte. Ein solcher Fall begab sich unter Koͤnig Alphonso; Aber da die Magd einen Sohn geboren/ und das Spanische Recht ihrer Freyheit halben anruffte/ laͤugnete der Herr/ daß er Vater zum Kinde waͤre/ konte dessen auch nicht uͤberwiesen werden. Da erdachte Koͤnig Alphonsus diesen Fund/ er hieß das Kind/ nach dem es entwoͤhnet war/ oͤffentlich feil bieten und verkauffen. Es war einer da/ der bote ein zimlich Geld fuͤr das Knaͤblein/ ward ihm auch dar- umb zuerkant. Der Vater des Kindes stund nicht weit davon/ und als er sahe/ daß das K ind dem Kaͤuffer geliefert ward/ giengen ihm erstlich die Augen uͤber/ letzlich konte er den Schmertzen des Gemuͤths nicht laͤnger ertragen/ bekante/ das Kind waͤre sein/ moͤchte derowegen nicht verkaufft werden. Da faͤllet Koͤnig Alphonsus ein Vrtheil/ erkante dem Vater seinen Sohn/ und der Mutter die Freyheit zu/ nach Hispanischem Recht. Confer exempla Rudolphi I. apud Iust. Lips. in monit. polit. p. 135. \& Iacob. Reg. Angl. apud Thuan. l. 135. p. 1207. Von Ca- rolo V. von dem Lutherus tom. 5. Ien. fol. 281. geschrieben/ daß er soll gesagt ha- ben/ wann die Pfaffen fromm waͤren/ so duͤrfften sie keines Luthers. Was ist das anders gesagt/ dann wie Salomon sagt: Des Koͤnigs Lippen weissagen? dann Seine May: will damit so viel anzeigen/ daß der Luther sey der Pfaffen Ruthe/ und habens auch wohl verdienet/ und seyen nicht recht in ihrem Wesen. Von Kaͤy- ser Ferdinando II. der/ als Ioh. Iessenius nach Wien gefaͤnglich gebracht/ und aber durch einen Tausch mit einem Jtaltaner widerumb loß gelassen worden/ an die Wand des Kaͤrckers folgende Buchstaben geschrieben: I. M. M. m. M. diese Buchstaben haben unterschiedliche nach seinem Abzuge gesehen/ aber niemand konte sie außlegen. Der einige Ferdinandus, nach dem er darzu kommen/ wie erzehlet wird/ hat die Sache troffen/ und also außgeleget? Imperator Matthias Mense Martio Morietur. Kaͤyser Matthias wird in dem Mertz sterben. Vnd also- bald Kreide genommen/ und darneben geschrieben: Iesseni m entiris, Malâ Morte Morieris! Jesseni du leugest/ du wirst eines boͤsen Todes sterben! Wann dieses Iessenius DEDICATIO. Iessenius erzehlete/ pflegte er hinzu zu setzen: Vt ego mentitus non sum, ita Fer- dinandus operam da bit, ne vates vanus sit. Gleich wie ich nicht gelogen habe/ also wird Ferdinandus Fleiß ankehren/ daß er nicht die Vnwarheit geweissaget habe. Beydes hat sich begeben: Der Kaͤyser Matthias ist in dem Mertz von die- ser Welt geschieden. Iessenius ist auch zur Todes-Straff gezogen worden. Weissagen heisset philosoph iren/ die Natur und dero Geheimnuͤß/ gute Sitten und Policey-Verfassung aus be- waͤhrten Historien/ und in den selben göttliche providen tz for- schen und andern vortragen/ auch wohl mit schoͤnen carmini- bus, Gedichten und Liedern dieselbe nach poët ischer Art zieren Job war freylich ein Prophet/ nicht nur dazumahl/ da er von Christi Aufferstehung propheceyet/ sondern auch in seinem sehr schoͤnen compendio physico von c. 36. biß c. 42. David war ein Prophet/ nicht nur Ps. 2. \& 110. ꝛc. sondern auch/ da er alle Ps. 2, 22. Creaturen/ sonderlich im 148. Ps. in gewisse Chor abtheilt und Gott zu loben befihlet/ da er seine Psalmen nach poët ischer Art/ alios trimetro, alios tetrametro beschrieben/ wie Joseph Ioseph. l. 7, 12. bezeuget. Assaph war ein Prophet/ nicht nur zu andern Zeiten/ sondern auch Ps. 78. Ich will meinen Mund auffthun Ps. 78, 2. zu Spruͤchen/ und alte Geschichte außsprechen/ und wer wolte Salomon/ dem Weisesten den Titul eines Prophe- ten absprechen/ wann die Schrifft seine philosophi herrlich heraus streicht/ 1. Reg. 4. 1. Reg. 4, Was Moses gewuͤndschet/ das ist zwar dazumahl klar und wahr worden/ aber nur Tropffenweise; Die zwey und sie- bentzig Maͤnner tretten auff und weissagen/ was sie aber/ auff welche Art und Weise sie geweissaget/ meldet die Schrifft nicht/ den Rabbinen lassen wir hievon ihre Gedichte. Ver- muthlich ist/ sie werden in einem schoͤnen præludio auff die Pfingst-Propheten/ Act. 2. die magnalia Dei außgesprochen/ und zu ihren kuͤnfftigen Rathstellen fpecimina abgelegt/ und Proben gethan haben. Vollkommenlich aber/ herrlich und uͤberfluͤssig in den Zeiten des Neuen Testaments/ auff das erste Pfingst-Fest/ nach der Aufferstehung und Him̃elfahrt Christi/ da sich DEDICATIO. da sich Gott der H. Geist reichlichst ergossen uͤber die Jůnger des HErren/ daß sie in allen Sprachen die herrlichen Thaten Gottes außgeredet/ der heroische Apostel St. Petrus deutet Act. 2, 16. 17. 18. mit Fingern darauff und spricht: Das ists/ das durch den Propheten Joel zuvor gesagt ist: Vnd es soll geschehen in den letzten Tagen/ spricht Gott: Jch wil außgiessen von meinem Geist auff alles Fleisch/ und euere Soͤhne und euere Toͤchter sollen weissa- gen/ und euere Juͤnglinge sollen Gesichte sehen/ und euere Eltisten sollen Traͤume haben/ und auff meine Knechte und auff meine Maͤgde will ich in denselbi- gen Tagen von meinem Geist außgiessen/ und sie sollen weissagen. Vber welche Wort D. Lutherus see- liger in seinem Commentario uͤber den Propheten Joel tom 8. VVitteberg. folgende Anmerckungen beygetragen: Diß Wort (außgiessen) wird recht außgeleget und verstanden von einem grossen reichen Vberfluß nnd Menge. Dann nach dem das Wort bißher nur allein in einem kleinen Winckel des Juͤdischen Lan- des gewesen ist/ dadurch der H. Geist die Hertzen der Heiligen oder Glaͤubigen zu allen Zeiten erleuchtet und regieret hat/ so soll nun das Evangelium durch die Apostel in allen Sprachen und Landen ver- kuͤndiget/ und der H. Geist auch den Heyden gege- ben werden. Ob nun wohl in solchem hohen Grad und Liecht dieser Gnaden-Guß nicht fort und fort continu iret/ sondern gleich andern ausser-ordentlichen Ampts- Gaben/ nach dem die Christliche Kirch in aller Welt außgebreitet worden/ verlo- schen/ so ist doch die substan tz und das Wesen des charismatis der DEDICATIO. der Gabe der Propheceyung in gewisser Maß geblieben. Diese Gab/ schreibt Lutherus, ist nicht gar verloschen/ Luth. l. cit. p. 349. dann von der Apostel Zeit an bißher ist in der Kir- chen allwege eine Wissenschafft und Erkaͤntnuͤß der zukuͤnfftigen Dinge etlicher massen gewest/ durch welche die Gottseeligen und Christen ihr Leben und Wandel desto fleissiger regieret/ Linderung des Vn- gluͤcks vom Vater im Himmel/ mit gewisser Hoff- nung der Erloͤsung/ gewartet haben. Sonderlich wann das Wort weissagen so viel heisset als die Schrifft auß- legen/ verstehen/ applic iren/ Trost/ Heil/ Leben/ Warnung daraus schoͤpffen/ die grosse Thaten Gottes mit Mund und Feder růhmen und außsprechen/ so hat es hieran auch anfangs in der ersten Kirchen nicht gemangelt/ da so gar auch die Bar- barischen Voͤlcker/ namentlich die Teutschen die H. Schrifft in der Hebreischen Sprach gelesen/ wie Hieronymus ruͤhmet/ Hieron. tom. 3. ep. ad Suniam \& Fretel. da die edlen Tugend-Kronen/ die Gottesgelehrte Weiber Læ- ta, Furia, Salvia \&c. an welche Hieronymus unterschiedliche Sendbriefe und dedicationes lassen abgehen/ dem Verstande der H. Schrifft embsig obgelegen/ (Si viri de scripturis quære- rent, mulieribus non loquerer, scribit idem Hieronymus ad Principiam) da * Melania durch scharffes disput iren die Kaͤtzer * apud Spond. an- no 434, n. 2. bekehret; biß der Guckguck den grossen Wider Christ und seine Schwartzsagenden Anhang außgebruͤtet/ welche/ auff daß sie desto ruͤhiger und muͤssiger der Menschen Tage pflegen/ desto sicherer ihre fimbrias erweitern/ und ihre Scheuren erfuͤllen/ die Glaubens-Gnugsamkeit gar eng gesponnen/ und verur- sacht daß die arme/ getruckte/ in der Babylonischen Gefaͤng- nuͤß jaͤmmerlich geaͤngstigte/ verlassene Kirch seuffzen und kla- gen müssen aus Psal. 74. Wir sehen nicht mehr die Zeichen groß/ und kein Prophet uns prediget mehr/ Kirchen und Schulen stehn oͤd uud bloß/ man lehrt nicht mehr gesunde Lehr. ):( ): ( Es hat DEDICATIO. Es hat sich aber der Vater aller Barmhertzigkeit uͤber Teutsch- land in dem letzten Welt-Abend erbarmet/ und demselben eine helle Abend-Roͤthe und helles Liecht bescheret; Die Weissa- gung hat sich widerumb herfuͤr blicken lassen in Luthero son- derlich/ dem außerwehlten Ruͤstzeug Gottes/ deme/ wer seine Propheceyung von Teutschland mit der heutigen scheinbaren und traurigen experien tz vergleicht/ niemand leichtlich diesel- be allerdings wird absprechen können. Der auch sampt seinen getreuen parastat en und eiserigen Nachfolgern die lange Bar- barische Nacht und dero Gespenst/ sonderlich das Blind- maͤußspiel des eingeflochtenen Koͤhlers-Glaubens beschämet und vertrieben; Vnd waͤre gut gewest/ wann solcher Fleiß waͤre allezeit und allenthalben secund irt worden: Aber der unzeitige Eifer des jungen Josua hat sich zeitlich mit herfuͤr gethan/ der auch geruffen. Wehre ihnen! Wie solt ieder- man ohne Vnterscheid jung und alt/ Burger und Bauren/ Mann und Weib weissagen/ die Schrifft außlegen/ alle Ge- heimnuͤssen der Christlichen religion fassen wollen oder auch muͤssen/ welche confusion wird daraus entstehen ? biß endlich die schwartzsagende Nacht- monstra nach einander/ der Gal- lionismus, Syncretismus \&c. mit ihren höchstschädlichen Fruͤchten fast unmercksam eingeschlichen/ davon in dem re- form irten Gruß und Widergruß außfůhrlich gehandelt wor- den. Nun aber ist es einmahl Gottes Ordnung/ Eines ist noͤthig/ dem allein und fuͤrnemlich abzuwarten/ andere Welt-Geschäffte sind parerga und Neben-Wercke; Sollen diese gesegnet seyn/ so muß das Liecht der gruͤndlichen Erkaͤnt- Matt. 6, 24. nuͤß Gottes vorher leuchten/ Matth. 6. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes/ und nach seiner Gerech- tigkeit/ so wird euch das ander alles zufallen. Ο῾ ἀναγι- νώσκων νοείτω, Wer Gottes Wort liset/ der mercke drauf/ er lerne es auch verstehen! Mein Wundsch ist Mosis Wundsch: DEDICATIO. Wundsch: Wolte Gott/ daß alle das Volck des HEr- ren weissagte! Mich freuet von Hertzen zu erfahren/ daß noch/ wiewohl sehr rare und wenige Christliche fromme Her- tzen sind/ denen eusserst angelegen/ wie das Wort Gottes ins gemein/ also auch der liebe Catechismus/ und in demselben das uralte Apostolische Symbolum nicht nur zu hören/ son- dern auch zu lesen/ auch eigentlich/ sattsam und gruͤndlich zu verstehen/ damit der Sathan durch seine boßhafftige strate- gemata und arge Kriegs-List ihnen die tesseram militarem, das Losungs-Wort nicht raube und entziehe. Vnter andern strategematibus und Kriegs-Listen/ damit ein Feind den an- dern verfaͤhrt und verfuͤhrt/ wird auch von den politicis ge- zehlet der boßhafftige und tuͤckische Wort-Raub/ da ein Feind seinem Feinde die tesseram militarem, das Wort-Zeichen ab- gewinnet und abstihlet/ auff daß er demselben unter dem Schein der Freundschafft desto baß zukommen und uͤberman- nen moͤchte. Als zum Exempel der Hertzog von Savoy die apud Thu- an. l. 129. ann. 1602. Statt Genev mit allerhand Kriegs-Listen unterstanden zu occup iren/ hat sichs begeben/ daß Bringnoletus der Oberste auff die Mauren und Wälle heimlich gestiegen/ der ersten Schildwacht mit Bedrauung des Todes das Wort abge- zwungen/ da er das Wort zur Außbeut davon gebracht/ und außgepresset/ dem er einen Weg als den andern den Rest gege- ben/ und einer Runde nach der andern das Liecht außgeblasen/ ermordet/ seinen Soldaten/ die unterdeß auff sonderbaren Kunst-Leytern hinauff gestiegen/ Platz gemacht/ waͤre auch/ so der Boß abgangen/ Genev unversehens ůberrumpelt worden/ wo nicht ein Knabe/ der einer Rund die Latern vorgetragen/ entrunnen/ und den Anschlag geoffenbaret/ und in der Statt alarma gemacht haͤtte. Eben das thut auch der oberste Rot- tenmeister und Seelen-Moͤrder/ der Sathan/ der raubet das Wort-Zeichen der Christlichen religion, und verbirget unter ):( ):( 2 seinen DEDICATIO. seinen Fahnen allerhand Seeten und Jrrthumb/ die alleg iren alle das Apostolische Symbolum fuͤr sich/ Sub ipsis paucis August, l. de fid. \& Symb. c. 1. verbis in symbolo constitutis pleriq; hæretici venena sua occultant, schreibt Augustinus. Dringet man aber auff den rechten sensum, Sinn und Verstand/ so findet man den Betrug/ darumb Auffsicht/ Vnterscheid und Rettung von nõthen. Gar keinen Fehler kan ich begehen/ wann ich unter solche auffmercksame nicht nur Hoͤrer/ sondern auch Leser/ und stand- hafften/ Christ-klugen Vorfechtern besagten Apostolischen Glaubens auch E. Gestrengkeit zehle/ als welche/ nach dem sie das weltliche Kriegswesen/ in deren sie ihren Fahnen offt im Felde loͤblich geschwungen/ das Schwert in mancher harten occasion ritterlich gefuͤhret/ endlich quitt iret/ nach dem don irten rude gegriffen/ und sich zu einer Christ-seeligen Ruhe begeben/ in welcher sie ohne Ruhe/ des wahren Gottes- dienstes und dessen gottseeligen Vbungen abwartend/ das Wort Gottes in offentlichen Versamlungen embsig hoͤrend/ auch neben andern meine bißher in Truck gegebene Predigten/ denen ich/ weil einmahl die Hand an die Preß geleget/ und ich nicht zuruck kan/ sondern aus Vrsachen die in den vorigen Vorreden angezeiget worden/ dem Werck den Lauff lassen muß/ daheim zu Hauß fleissig lesend/ andaͤchtig nachdenckend/ und also weissagend zur ewigen/ allerseeligsten himmlischen Ruhe sich bereitet. Johann Herold/ der sich sonst discipulum nennet/ fůhret in seiner Postillen dieses Exempel ein: Es war/ schreibt er/ ein Edelmann/ der gab seinem Sohn die drey Leh- ren auff/ Erstlich soll er sich vor boͤser Gesellschafft huͤten: Zum andern/ mit den Froͤlichen soll er froͤlich seyn/ und mit den Weinenden weinen: Zum dritten soll er taͤglich eine Meß hoͤ- ren. Nach diesen dreyen gegebenen Lehren commend irt er den Sohn gen Hof einem Koͤnige/ und stirbt daruͤber. Des- selben Koͤnigs Gemahl gieng mit ihrem Herren Koͤnig zu- weilen DEDICATIO. weilen froͤlich zur Tafel/ zuweilen traurig und weinend. Der junge Hofmann hielt feines Vaters regul, und stellet sich ge- gen der traurigen Koͤnigin traurig/ und gegen der frölichen frölich. Das mercket nun einer/ der ihn abguͤnstig war/ und verklagt ihn heimlieh bey dem Koͤnige/ als ob er umb die Koͤ- nigin buhlete; Der König gibt Achtung drauff/ und befindet/ so offt die Koͤnigin lachet/ daß der Juͤngling/ so fuͤr der Tafel stund und auffwartete/ auch lache/ und so offt sie weinet/ daß er mitweine; Daraus wird sein Verdacht gestärcket/ und be- gehret von dem Klaͤger Rath/ wie er den Jůngling/ der ihm von seinem Vater so fleissig befohlen war/ heimlich hinrichten moͤchte lassen ? Der Beschluß ist/ man soll den Kalckbrennern gebieten/ der erste/ so morgens fruͤh sich werde bey ihnen im Namen des Königs anmelden/ den sollen sie alßbald in Ofen werffen und verbrennen. Als der Morgen anbricht/ schicket der Koͤnig diesen Jůngling zu den Kalckbrennern/ weiß nicht was daselbsten außzurichten/ der Juͤngling oder Juncker pa- r irt/ und reutet dem Kalck-Ofen zu/ wie er aber zu einem Wal- de sich nahet/ höret er in einem Dorff zum Gottesdienst laͤu- ten/ da fiel ihm seines Vaters Lehr ein/ daß er taͤglich Messe hoͤren solte/ und reutet der Kirchen zu/ steiget ab vom Roß/ und wohnet dem Gottesdienst biß zum Ende bey; Nach verrich- tetem Gottesdienst gibt er sich widerumb auff den Weg; Mit- lerzeit aber war dem/ der ihn angegeben hatte/ so jäh nach des Juͤnglings Tode/ daß er nicht anders vermeynte/ er waͤre schon im Rauch auffgangen/ laufft derohalben hin zu den Kalckbrennern/ und fraget sie im Namen des Koͤniges/ ob sie das verrichtet/ was ihnen von Jhrer Majestät waͤre an befoh- len/ antworten sie darauff: Nein: Aber ietzt wollen wirs ver- richten/ und nehmen den Herrn/ und werffen ihn flugs in Ofen; Wie nun der aus der Meß hinkommen/ thun sie ihm nichts/ weil sie allein Befelch hatten/ den ersten/ der sich im Namen des Koͤnigs anmelden wuͤrde/ zu verbrennen. Das ):( ):( 3 erfuhr DEDICATIO. erfuhr eilends der Koͤnig/ und fraget vom Juͤngling/ warumb er lache und weine/ wann sein Gemahl lachet und weinet/ und warumb er nicht stracks sey den Kalckbrennern zugeritten/ sondern hab einen Absprung auff die Seiten genommen ? Da faͤhet der Juͤngling an zu dem Koͤnige die drey regul n zu erzeh- len/ welche ihm sein Vater am Tod-Bette fuͤrgeschrieben. Daruͤber verwundert sich der Koͤnig/ erkennet seine Vnschuld/ und war ihm hinfuͤran mit groͤssern und mehrern Gnaden ge- wogen als zuvor iemahls. Bißher das Exempel. Georg Scherer der Lojolit/ nach dem er in seiner Postill in den fůnff- ten Predigt des ersten Sontags nach der Heiligen drey König Tag/ ersterzehlte Legend erzehlt/ schreibet er ferner/ es habe dem Lutherischen Superintendenten Sigefrido Sacco, Thumpre- dicanten zu Magdeburg/ so wohl gefallen/ daß ers in seine Postillen gesetzt; gleichwohl gefaͤlschter Weise; Dann da der discipul sagt von der Meß/ kratzet er die Meß aus/ und setzet dafuͤr die Predigt/ als wann der Vater seinem Sohn be- fohlen hätte taͤglich Predigt zu hören/ und daß der Sohn mit Anhoͤrung einer Predigt sein Leben salv iret haͤtte. Reime dich/ wo hat man vor hundert Jahren alle Tage durch die gantze Wochen geprediget ? Vnd weil das Gelaͤut im Dorffe/ welches der Jůngling bey dem Wald gehöret/ am Werck-Tag geschehen/ wird es eine Meß/ und nicht eine Predigt bedeutet haben. Also haben die Lutherischen auch das Sprichwort veraͤndert/ das ihnen ietzt lauten muß: Predigt hoͤren versaͤumet nichts. Vnd nicht: Kirchen gehen versaͤu- met nichts. Gerad/ als wann kein anderer Gottesdienst waͤre als Predigt hören. Ein Churfuͤrst von Sachsen hat im 1547. Jahr auch Predigt gehoͤret/ ist aber darůber vom Kaͤy- ser Carl gefangen/ und am lincken Wang mit einer zim- lichen Schramm bezeichnet worden. Diese Predigt hat ihm viel versäumet/ und auffgehalten in der Flucht auff Witten- DEDICATIO. Wittenberg zu. Biß hieher der Lojolit/ und verlogene Sycophant; Verlogen/ in dem er in die Welt hinaus schreyen und schreiben dörffen/ es waͤre der Churfuͤrst Johann Friederich Christloͤblichst. Andenckens ůber der Predigt ge- fangen und verwundet worden; und darff noch solches aus Sleidano beweisen wollen/ der zwar meldet/ daß er vor der Schlacht/ und wie es die Vmbstaͤnde geben/ fruͤh Morgens eine Predigt gehöret/ spat aber hernach/ sintemahl die Schlacht biß in die Nacht hinein gewaͤhret/ gefangen und verwundet worden. Ein Sycophant/ in dem er weiland Herrn D. Sacco seel eine Verfälschung zumesset; Gerade/ als waͤre es unrecht/ die in Predigten alleg irte exempla nach der hypothesi des ietzigen Standes/ Zeit und auditorii zu accommod iren/ bevorab/ wann es apolog ische exempla und sinnreiche Gedichte sind; Jnmassen dann auch vorer- zehltes Exempel ein apologus und Parabel gewesen/ dadurch die weiße antiquit aͤt diese Lehr andeuten wollen/ daß Predigt gehen nicht saͤume. Welches Sprichwort bey E. Gestr. ohn Zweifel manch mahl auch ein wahr Wort worden. Be- sagter/ und bißher billich geruͤhmte Eifer Fleiß und Begierde zu weissagen/ das ist/ den Schatz uͤber alle Schaͤtze/ Gottes Wort wohl fassen/ verstehen/ den Glauben daraus zu stärcken/ Trost/ Heil/ Leben und Seeligkeit daraus zu schoͤpffen/ ist auch die jenige motiv gewest/ die E. Gestrengk. diesen sechsten Theil der Catechismus-Milch zu dedic iren und ge- buͤhrlich zu præsent iren mich bewogen. Wie ich nun der großguͤnstigen und wohlgeneigten acceptation dieses schlecht- papiernen Ehren-Geschencks mich versichert halte/ also bitte ich von dem Allerhoͤhesten Geber alles guten/ Er wolle E. Gestr. sampt dero Wohl-Edlen/ Tugendreichen Hauß- Ehre und hertzlieben einigen Wohl-Adelichen Gottseeligen Toͤchterlein geben/ was ihr Hertz begehrt/ und erfuͤllen ihre Anschlaͤge/ DEDICATIO. Anschlaͤge/ und nach geendetem weissagen das himmlische wahr haben/ nach dem Glauben die seelige Schau/ nach dem dunckeln Wort das helle Liecht der unendlichen Glori und Herrligkeit/ die uns GOTT der Vater durch Christum bereit/ deme sey Lob/ Ehr und Preiß in Ewigkeit. Geschrie- den dritten Martii, Anni 1657. E. Gestr. Gebett- und Dienstgeflissener Johann-Conrad Dannhawer/ der H. Schrifft Doctor, Professor und Prediger im Muͤnster. Bericht An den Christlichen Leser. Bericht an den Christlichen Leser/ Von der extension und Erweiterung des Apo- stolischen Symboli. D Emnach mein Sigalion, welchen ich den neuen syn- cret ischen consili en vor sechs Jahren entgegen gesetzt/ biß dato eine geschweigende Sigalion geblieben/ und sich niemand densel- ben anzufallen erkuͤhnet/ ausser der/ in demselben begriffenen trilanx oder dreyfachen Tafel des Apostolischẽ Glaubens/ (nicht ohn imitation, weiland H. D. Pappi sel. in defens. anti-Sturm. III. p. 104.) an welche sich nicht nur H. Samuel Maresius ein reform irter Lehrer in Niederland gerieben/ deme aber in fine Hodomoriæ spir. Calviniani satisfaction geschehen: sondern auch ὁ δει̃να N. N. daran zu Ritter werden wollen/ deme die extension und Erweiterung des Apostolischen Glaubens ein Dorn in Augen wordẽ/ und deroselben einen weit- extend irten und außgedaͤhnten unnoͤthigen discurs entgegen gesetzt/ veranlasset durch etliche wenige Staͤublein/ damit Siga- lion seine allzuzarte thesin obiter beruͤhret p. 171. Er aber dieselbe mit Kieselsteinen beantwortet/ nach dem Lateinischen Sprichwort: Pulvere qui visus lædere, saxa tulit. Als hab ich fuͤr eine Nothdurfft erachtet/ dieweil auch die bißher im vierten/ fuͤnfften und sechsten Theil der Catechismus-Milch weitlaͤuffiger außge- fuͤhrte Erklaͤrung fuͤr eine friedenstoͤrende Erneuerung und unnoͤthige Er- weiterung moͤchte angesehen und gehalten werden/ auff Anmahnungen Christeiferiger Theolog en eine kleine Schutz-Rede vorher zu fuͤgen/ dem Christlichen Leser allerhand Scrupel/ die ihm moͤchten beygebracht wer- den/ zu benehmen. Zuvorderst koͤnte ich mich dessen allen nicht anneh- men/ wann es nicht unter meinem Namen und præsidio waͤre außkom- men/ sintemal nicht ich/ sondern mein damaliger Respondens derselbẽ Ta- bell auctor gewesen: Koͤnte mich auch damit schuͤtzen/ daß besagte Ta- bellen weiter nicht gezielet/ als den Syncretist en den Vnterscheid zu zeigen zwischen den dreyfachen Glaubens-Bekaͤntnuͤssen/ wie dieselbe heutiges Tages von allerseits Lehrern angenommen und verstanden wird/ dazu waren mir keiner Patrum testimonia und widerholeten consens der al- ten allgemeinen Kirch/ sondern allein der beruͤhmten/ geuͤbten und bewaͤhr- ten neuern Lehrern von noͤthen/ daß dannenhero Succensor manchen stol- ):( ):( ):( tzen Bericht tzen Lufft streich gethan: Damit er aber sehe/ daß man sich vor seinem blin- den und lamen nicht fuͤrchte/ so lese und bedencke er was folget. Alfantze- reyen/ paratragœdi en/ unblutige Stich/ hoͤhnisches schertzen und Mißdeu- Aug. è l. 3. contra Pe- til. c. 1. tungen schencke ich den Kirchen-Frieden/ und uͤberlasse ichs ungeaͤfert ei- nem hoͤhern Gericht/ als der ichs laͤngst mit Augustino gehalten: Si vel- lem pro maledictis maledicta rependere, quid aliud quàm duo maledici essemus, ut ii, qui nos legerent, alii detestatos abjicerent sanâ gravitate, alii suaviter haurirent malevolâ voluntate. Ego quandoque cuique vel dicendo vel scribendo respondeo, etiam contumeliosis criminatio- nibus lacessitus, quantum mihi Dominus donat, frenatis atque coërci- tis vanæ indignationis aculeis, auditori lectorivè consulens, non ago ut efficiar homine conviciando superior, sed errorem convincendo salu- brior. Vnd greiffe nun die Sache selbst an. Meine veranlassende Wort waren diese: Fuit nuper, qui eadem principia secutus ausus est scribere: Omnia dubia in dissidio religionis clara erunt, si ut litera sonat, verba catechetica sumpserimus: per quod caput ex Photinianis Christiani, ex Papistis catholici, ex Calvinianis Lutherani, omnes fratres \& unus in Christo fient. Das ist: Es hat sich neulich einer gefunden/ der vorgenanten principi en gefolget/ und schreiben doͤrffen: Es werden alle zweifelhafftige Puncten in religion s- Streit klar und lauter werden/ wann wir die Catechismus- Wort nehmen und verstehen werden/ wie der Buchstabe lau- tet: Durch welches Hauptstuck aus Photinianern Christen/ aus Papisten Catholische/ aus Calvinisten Lutheraner/ alle Bruͤder und einer in Christo werden werden. Denselben eine Farb anzustreichen/ wird zur Entschuldigung vorgegeben/ litera sey von dem literali sensu, die Wort wie sie lauten/ nicht von blossen Wor- ten/ sondern von mitverstandenen Erklaͤrung nach der Schrifft und Kir- chen- consens zu verstehen. Daß die aͤrgesten Kaͤtzer offt mit den herrlichsten Symbolis sich behelffen/ und dieselbe den Worten nach angenommen/ den Verstand aber nach ihrer Meynung gedeutet/ reimet sich auff solchen Fall nicht/ auff das/ was in der Frage ist; Dann ein anders ist/ das Symbolum nach den Worten/ wie sie lauten/ erklaͤren/ ein anders/ sich der Worte annehmen/ und sie doch nicht recht deuten. Jst eine solche Farb/ die sich leicht zerblasen laͤsset; Sintemahl sonat \& significat zwey Dinge sind: an den Christlichen Leser. sind: Viel Dinge bedeuten ohne Wortlaut; und viel Wortlauten ohne eigentliche Bedeutung. Litera sonat stehet im Text/ nicht significat. Vnd waͤr zumal ein unnoͤthiges consilium irenicum gewest/ dadurch alle Zweifel/ alle religions -Spaltungen außgeklaͤret werden moͤchten/ zu sagen/ wann Photinianer/ Paͤpstler/ Calvinisten den Glauben in schrifftmaͤssigen und der reinen antiquit aͤt gemaͤssem Verstand annehmen/ das ist/ wann alle dieselbe recht glaubeten/ so wuͤrden sie alle gute Christen/ Catholisch und und Lutheraner werden. Jst eben/ als sagte man: Wann alle in facto recht- inform irte Jurist en nach den rechtverstandenen regulis juris ihre proceꝛ fuͤhreten/ und nach denselben auch alle Referent en und Richter urtheilen wuͤrden/ so wuͤrde die justitia nimmer geschwaͤcht/ und alle Par- teyen einig werden. Wann alle Menschen klug waͤren/ so geb es keine Phantasten in der Welt. Wer weiß das nicht? Wiewohl/ wann auch gleich alle Photinianer den Christlichen Glauben nicht nur nach dem Wortlaut/ sondern auch nach dem schrifftmaͤssigen und uralten sechshun- dert-jaͤhrigen damahl außgewirckten Verstand annehmeten/ so wuͤrden doch darumb die Photinianer noch keine Christen werden/ dann sie wuͤr- den den Verstand der satisfaction und Gnugthuung Christi (als welche erst im eilfften seculo von Abailardo angefochten worden/ den abzutrei- ben neue Erklaͤrungen von noͤthen seyn) nicht annehmen wollen/ und sich/ ob sie gleich alles andere bekenneten/ durch Verlaͤugnung dieses Grund-Punctens aus dem Christenstand setzen: Es wuͤrden auch die Paͤpstler keine Catholici werden/ wann sie gleich den literalem sensum Symboli behielten/ allweil sie lange nach dem ævo der sechs hundert Jahr noch auff den heutigen Tag den Antichrist fuͤr Gottes Statthalter ange- nommen: Ebenmaͤssig/ weil im Apostolischen Symbolo (so viel dasselbe anlangt) des Heiligen Abendmahls mit keinem außgetruckten Wort ge- dacht wird/ wuͤrden die Calvinianer noch nicht in die Gemeinschafft der Lutheraner angewuͤntschet werden/ wann sie glauben alle Glaubens- Articul/ wie die Wort dem alten Verstande nach lauten/ sintemahl Berengarii boͤser Wind nach dem ævo der sechs hundert Jahr das Liecht des rechten Verstandes per accidens angeblasen. So viel von der ange- strichenen Farb. Folgt der Paralogismus und Schluß-Fehler. Alle die jenige/ welche das Apostolische nach den author n der Er- sten sechs hundert Jahr erklaͤrete Symbolum oder das gantze alte corpus Symbolicum, als die vollkommene/ gnugsame/ un- veraͤnderliche/ des Grund-Glaubens bezielende regul, Ver- ):( ):( ):( 2 fassung Bericht fassung aller zur Seeligkeit noͤthigen Grund-Lehren/ auff welchen als den gnugsamen Grund des Glaubens viel alte Leute getaufft sind/ und das Abendmahl empfangen/ welches auch die Christlichen fuͤnffhundert-jaͤhrige Concilia und hei- lige Vaͤter fuͤr gnugsam und vollkommen gehalten/ erklaͤret und darinn beruhet/ welches die Bischoffe bey ihrem Antritt bezeichnet. Welcher/ sage ich/ so gethanes Symbolum ver- mehret durch Zusaͤtze/ Schluͤsse und neue Einfaͤlle solcher fuͤr- gegebenen nöthigen Glaubens-Lehren/ die in alten Symbo- lis weder mit hellen Worten zu finden/ noch mit richtigen Folgen daraus folgen/ so von keinem einigen alten auctore und Patre in dem Wort-Verstande des Symboli gefunden und verthädiget/ auff welche auch sie extendent en selbst/ ja kein Mensch iemahl getaufft worden/ ohne welcher Bekaͤnt- nůß vieler million Christen und Märtyrer/ auch viel tausend in unsern Kirchen/ sonderlich die Einfältigen auff den Doͤrf- fern seelig worden; derselbe ist ein Novator, ein Vrheber einer Erneuerung/ Trenner und Hinderer des Kirchen-Friedens. Das thut (ὁ δει̃να) N. N. der auctor noviter extensæ fidei, Er vermeh- ret das Apostolische Symbolum mit so gethanen Zusaͤtzen/ als da sind/ daß ich glaube/ beym Anfang des Symboli so viel heisse/ daß ich ver- stehe/ gebe Beyfall und eigne mir zu/ was in der Canonischen Schrifft stehet/ die alleine die einige regul des Glaubens. Jch/ der ich kurtz zuvor nichts war/ von Natur ein Zorn-Kind/ leer von Furcht/ Zuversicht und Vertrauen zu Gott/ bin nicht allein von Gott abgewandt/ sondern wider Gott/ glaube daß ein dreyfacher Gott sey nach den Personen/ und daß dieser Vnterscheid nach der Metaphysica muͤsse verstanden/ und der/ so es aus der Canonischen Schrifft nicht erkennet/ dieser Sache Beyfall gibt/ (sonderlich die Langhosen/ so umb Ham- burg her wohnen) und durch Hoffnung ihme zueignet/ nicht solle seelig werden. Et in Jesum unum unicum Dominum nostrum, Vnd in Jesum unsern einen/ einigen HERRN/ ( dann an den Christlichen Leser. dann ob wohl die orientales das Wort unum gehabt nach Ruffin. so haben sie doch nicht noch ein Wort/ das unicum geheissen/ gebraucht/ und unicum auch nicht zu dem Wort Dominum ohne Mittel gesetzt/ sondern entweder gesagt: Fi- lium Dei unicum, oder unigenitum, unum Jesum, oder unum Dominum Jesum Christum, oder unum Christum. Da im Symbolo gesagt wird: Seinen eingebornen Sohn/ man verstanden/ in quo summa sit unio (die vielleicht uͤber die Einigkeit gehet/ da der Sohn im Vater und eins mit ihme ist. Joh. 10.) ut inde κοινωνία idiomatum vel reciproca ad personam, quâ Ioh. 10, 30. realiter h. e. verè \& reipsâ utriusque naturæ proprietates in personâ Christi communicant, vel non reciproca ad naturam axiomatum divi- norum majestatis omnipotentiariæ ac infinitæ cœlo terraq́ue superio- tis, und was des Dinges mehr ist. Daß Christus warhafftig zur Hellen ohne Wort-Blum und triumphirend gefahren. De- rowegen/ so ist ein solcher extensor ein Novator, Vrheber einer Erneuerung und Friedens-Trenner oder Hinderer des Kirchen-Friedens. Wie? Wann ich dem succensori die conclusion und den End- Schluß passteren ließ? Vrheber einer Erneuerung ist fuͤr sich selbst kein boͤser Name/ es haben ihn getragen Christus und seine Apostel/ S. Paulus bringet neue Goͤtter zu Athen daher/ die Homousiani, unter welchen Atha- nasius der Fuͤrnehmste (dann ja auch die () Arianer mit der antiquit aͤt stoltziglich gepranget und gepralet.) Jn deren Chor auch Lutherus und seine Mit- reformant en gehoͤrig. Es ist ie die Reformatio und Erneue- rung ein Werck des Heiligen Geistes/ uns hoch befohlen/ wie im Leben/ also auch in der Lehr/ 2. Cor. 3. sonderlich/ wann der Sathan allerhand 2. Cor. 3, 18. neue Fuͤnde/ und namentlich den zur apostasi verleytenden Syncretism um erdenckt/ die Statt Gottes zu bekriegen/ so sind auch neue Arten der fortifi- cation, Schantzen und Vorwerck von noͤthen. Non ait Apostolus * ver- * ita Au- gust. tract. 97. in Ioh. borum novitates: sed addit: profanas: Sunt enim \& doctrinæ reli- gionis congtuentes verborum novitates. Sonst moͤgen unnoͤthige () à conspiratione cum doctrinâ priscâ se Collucianistas dixere. Dion. Alexand. \& Luciani συμψηγισμῷ gaudentes, contra Athanasianos ob novum homousii commentũ novitatis dam narunt, vide Spond. ann. 311. 3. Dionys. Petav. tom. 2. Theol. dogm. l. 1. c. 8. p. 42. Gothofr. ad Philostorg. dissert. ad l. 2. c. 158. 16. ):( ):( ):( 3 unge- Bericht ungegruͤndete neue Einfaͤlle billich taxiret werden/ deren/ die aus Vberwitz/ wie man pflegt zu sagen/ das Magnificat wollen corrig iren (fuͤr dispersit superbos, setzen super bovem. ) Den Vorsatz stoͤsset umb die instantia von dem Zusatz der Formul/ der vom Sohn außgehet. Wider welchen die Griechen eben mit des succensoris Anklag die Lateinische Kirch beschweret und angefochten/ vorgebend/ die Lateiner seyen Novatores und Friedenstoͤrer/ als die dem gnugsamen/ vollkommenen/ unveraͤnderlichen Apostolischen Symbolo, wider das Ephesinische anathema, einen solchen Zusatz gegeben/ welcher weder im Nicenischen noch Constantinopolitanischen Symbolo zu fin- den. Jn Photii Encyclicâ Epist. welche Dionysius Petavius tom. 2. dogm. l. 7. c. 2. widerholet/ stehen diese harte Wort: Præter illa, quæ commemoravimus, inquit, absurda, sacrum etiam, \& sanctum Symbo- lum, cui synodica omnia, \& œcumenica suffragia inexpugnabile ro- bur addiderunt, adulterinis rationibus \& non sinceris sermonibus, non sine incredibili audaciâ falsare aggressi sunt: O mali Dæmoni s machi- namenta! Spiritum sanctum non ex Patre solùm; sed etiam è Filio procedere vanissimè prædicantes. Wovon auch zu lesen Jeremias wei- land Patriarch zu Constantinopel in seiner Antwort an die Tuͤbingische Theologos p. 58. nach dem er das Niceno- Constantinopolit anische Sym- bolum widerholet/ da allein stehet: Der vom Vater außgehet/ ruͤhmet er dasselbe mit diesem Zeugnuͤß: Οὑτος ὁ τῆς ἀληϑου̃ς πίϛεως ϑη- σαυρὸς, Diß ist der Schatz des wahren Glaubens/ der mit dem Heiligen Geist versigelt ist/ daß nicht iemand etwas davon nehme/ noch etwas frembdes hinein fuͤhre. Dieses ist das Goͤttliche/ heiligste und allerseits vollkommene Zeichen unse- rer Gottesfurcht/ dieses ist der Graͤntz-Stein unsers Christen- thumbs/ nemlich diese aller Heiligen Vaͤter Bekaͤntnuͤß. Confer Gerh. Joh. Voss. dissert. 3. de trib. Symb. thes. 16. p. 63. 86. 87. 90. Leonem Allatium de Eccles. orient. \& occident. perpet. consens. l. 2. c. 2. p. 485. So wird es auch schwer hergehen/ wann durch eine wichtige Folge besagte formula aus dem Symbolo solte gezogen werden wollen: Vnd ob wohl etliche auch Griechische Vaͤter alleg irt werden moͤchten (deren Wort doch anders von den neuen Græcis gedeutet worden) so wird doch schwer- lich aus denselben zu erweisen seyn/ daß sie solchen Zusatz in dem Wort- Verstande des Symboli gefunden: Vnd wie viel tausend einfaͤltige Chri- sten und Maͤrtyrer sind vor und ohn diesen Zusatz seelig worden? Sind darumb an den Christlichen Leser. darumb alle die Lehrer/ die gemeldten Zusatz angehenckt/ boßhafftige Nova- tores und Trenner des wahren heiligen Friedens zu schelten geweßt? Der Nachsatz wird per omnia durch und durch nicht gestanden/ daß der in meiner Tafel geschehene Zusatz mit benamsten qualit aͤten behafftet; Ich traue dieselbe wohl nicht nur durch consequen tz aus dem Schrifft- und Rein- antiquit aͤtmaͤssigen Verstand des Symboli richtig zu folgern/ alles nach dem Modell und Anweisung des erklaͤrlichen Decalogi ange- zeigt und mit mehrern deduc irt in meiner hermeneuticâ sacra p. 460. \& seqq. Glaub ich an Gott als einen Vater und Schoͤpffer/ so glaube ich zugleich meine Nichtigkeit/ Elend/ und mit barmhertzigen Vaters- Augen angefehenen Jammer und Elend/ darinn ich geboren. Hindert nichts/ daß die Augspurgische Confession einen absonderlichen Articul von der Erb-Suͤnde gefasset/ dann ja auch das siebende Gebott vom letzten abgesondert/ und doch jenes Verbott noch in diesem begriffen. Glaub ich an Vater/ Sohn und Heiligen Geist/ als drey Personen/ und wie sie die H. Schrifft nennet/ drey (persoͤnliche) Zeugen/ so glaub ich auch einen dreyfaltigen Gott/ drey Personen/ die (nach Art einer Person) realiter, thaͤtlich/ und nicht nur Namens-Sinn-Bilds- und Gedan- ckensweise von einander unterschieden/ wiewohl dieses eben nicht in actu signato mit Schul- terminis von und bey iederman vorzutragen. Es ist eine Weise fuͤrhanden/ dadurch man solche Dinge auch dem gemeinen Manne lactific iren und leicht fuͤrtragen kan/ wavon im reform irten Salve mit mehrem pag. 680. Glaub ich an Jesum Christum meinen Herren/ so glaube ich auch nach der Schrifft Außlegung einen einigen Herren/ 1. Cor. 8. Eph. 4. 1. Tim. 2. Glaube ich die hoͤchste/ verstehe 1. Cor. 8, 6. Eph. 4, 5. 1. Tim. 2, 15. die persoͤnliche Einigkeit (welcher massen der Vater und Sohn nicht unus oder einer sind und heissen) so glaub ich die Gemeinschafft der Naturen und Eigenschafften/ deren voͤlligere Erklaͤrung (wiewohl eben nicht in Schul- terminis, doch) verstaͤndlich/ auch dem gemeinen Mann kan insinu irt und eingebildet werden. Glaube ich eine Hoͤllenfahrt Christi/ wie die Wort und Ordnung der Symbol ischen Articul lauten und fol- gen/ so glaube ich eine solche Hoͤllenfahrt/ die nach der Begraͤbnuͤß vor der Aufferstehung sich begeben/ und demnach eine (nicht mehr leidende/ son- dern) siegende Hoͤllenfahrt/ vide Reform Salve p. 413. sondern auch den- selben mit auctorit aͤt der Vaͤter zu belegen/ etliche specimina sind allbereit abgelegt in Christeid. p. 414. \& seqq. Vnd sollen/ geliebts Gott/ der- gleichen in folgenden actibus Christeidos mehr folgen. Vnd ob gleich auch Bericht auch der alten Vaͤter keiner an die heutige neue Zusaͤtze gedacht haͤtte; Folgt darumb nicht/ daß dieselbe aus ihren Worten nicht zu schliessen waͤren: Die Propheten haben an Jesum von Nazareth nicht gedacht/ da sie ihre Prophetisch-Evangelische oracula getraͤufflet/ noch gleichwohl sagt St. Petrus/ daß von Jesu von Nazareth zeugen alle Pro- pheten/ ꝛc. Einwurff: Keine vollkommene/ gnugsame/ unaͤnderliche regul leidet einigen Zusatz. Antwort: Keine absolutè vollkom- mene nicht; aber die so nur debitè! sonst wuͤrden unrecht dran seyn ge- west die Constantinopolitani Patres, wann sie dem Nicenischen Symbolo etliche Zusaͤtze angefuͤgt. Was ist das also genante Athanasianum Sym- bolum (sonst von den Feinden des Symbol ischen Zusatzes Sathanasia- num genennet) welches also gefasset (nach Lutheri Meynung tom. 8. Witteberg. fol. m. 383. daß ich nicht weiß/ ob sind der Apostel Zeit in der Kirche des Neuen Testaments etwas wichtigers und herrlichers geschrieben sey ) anders als ein Zusatz des Niceni- schen Symboli? Diese Lehr von der Heiligen Dreyeinigkeit ist noͤthig/ nicht allein darumb/ daß ohne dieselbe kein recht Erkaͤntnuͤß Gottes seyn kan/ sondern auch umb des anruffens und Ge- betts willen/ schreibt Lutherus ferner. Es haben zwar auch vorzeiten Athanasius und Hilarius gemeynet/ man solle dem Nicenischen Symbolo nichts weiters anfuͤgen/ deren Wort Gerh. Joh. Voss. dissert. 2. de trib. Symb. thess. 11. p. 45. angezogen; Aber als hernach Macedonius und an- dere Woͤlfe eingerissen/ hat die Noth Eisen gebrochen/ und hat Christi Schaf-Stall muͤssen erweitert werden. Hinc Gregor. Nazianz. episto- lâ secundâ ad Celidonium, explicandum quiddam à Patribus Nicenis ἐλλιπῶς εἰρημένον, minus plenè dictum, addens: περὶ του̃ ἀγίου πν ματος, διὰ τὸ μηδὲ κεκινῆσϑς τηνικαῦτα τετὶ τὸ ζήτημα, ὅτι μίας ϑεότητος εἰδέν - χρὴ τὸν Πατέρα, καὶ τὸν ὸν, καὶ τὸ ἅγιον πνε̃υμα. Proptereà, quòd quæstio nondum excitata \& agitata fuerat, unam eandemq́; Patris, \& Filii, \& Spiritûs S. Deitatem esse agnoscendam. Cum hæretici fraudulenter dicerent, se nihil aliud de fide, præter quod fuerat Niceæ definitum, suscipere velle, iisdem literis S. Leo Imperato- rem admonuit, haut satis esse ad perfectam fidei confessionem his tem- poribus Nicenum tantummodò Symbolum profiteri, in quo non de humanitate Christi, sed de divinitate potissimùm actum esset; in Con- cilio an den Christlichen Leser. cilio verò Chalcedonensi tractatum sit de verâ \& perfectâ ipsius huma- nitate: ac proinde, sicut verum Deum \& verum hominem Christum unum confiteri fideles deberent, ita pariter astringi omnes utram que Synodum suscipere ac profiteri. Hæc post Baronium Spondanus ann. 457, 7. Aus gleichdringender Nothdurfft hat auch Carolus M. seine Confession (welche er fidem Catholicam genennet) dem neu-entstan- denen Jrrthumb/ Elipandi und Felicis orgelitani den Ranck abrennen wollen/ da er nicht allein etliche mahl der Trinit aͤt gedacht/ sondern auch außtrucklich diese Wort zu- und eingesetzt: Verus in utraque substantiâ Dei Filius, non putativus, sed verus, non adop- tione, sed proprietate. Was sonst von den fuͤnffhundert- oder sechshundert-jaͤhrigen Beruhigungen in der declaration der damahligen Vaͤter und Concilien angebracht wird/ dasselbe ist abgelehnet/ und von succensore unberuͤhret geblieben in Sigalione p. 175. \& seqq. Symbola sind ihrer Natur nach nicht adæqu irte und außschoͤpffende Bekaͤntnuͤssen aller Grund-Lehren/ sondern allein der jenigen Graͤntz-Lehren/ dadurch die rechtglaubige Kirch von iederweilen neu-entstandenen Jrrthumb zu un- terscheiden gewest. In epilog. August. Confessionis extant ista: Præcipuos articulos, doctrinæ summam, dogmata quæ vi- debantur necessariò dicenda, è quibus tamen alia facilè judicari queant, prætermissis multis brevitatis studio, in- formatione latiore, si quid desideraretur, non denegatâ. Einwurff: Ich will zu allen/ die in diesen Landen woh- nen/ ihrer Wissenschafft mich beruffen haben/ ob sie bißhero/ wann sie Morgens und Abends ihren Glauben betrachtet bey den Worten/ Jch/ ( Ego ist sonst nicht in Lateinischen/ und ist was neues/ wiewohl daß es in dem Worte Credo be- griffen/ das ist nicht zweifelhafftig) die Natur der Erb-Suͤn- de/ und daß sie bestehe nicht allein in der Beraubung/ sondern auch in der Widersetzung wider GOTT/ und daß aus den Buͤchern/ da etliche apocryph ische und Canonische/ die letzten alleine/ (und also nicht aus dem catechesi das Symbolum ) die regul des Glaubens sey. Wann sie aber gebettet oder gesagt: Jch glaube/ daß sie eine solche Meynung gehabt/ ich erkenne/ was in der Schrifft lautet/ (und also auch Bdellium, ):( ):( ):( ):( Urim, Bericht 1. Cor. 15, 29. Urim, Thummim, Ophir, Gog und Magog/ von Hyssopo, Hedera Jonæ Todentauff/ 1. Cor. 15. uñ mit wenigẽ/ was schweres in der Schrifft ist/ versteh ich ) ich geb auch Beyfall/ ergreiffe es und ziehe mit Zuversicht (daß Tobi æ Hund mit dem Schwan- tze gespielet/ und in Salomonis Schiffe Elephanten gewesen) es auff mich. Antwort: Die Allfentzerey mit dem Ego uͤbergehe ich; warne allein vor dem succensore die jenigen/ die klaͤreren und mehr empha- t ischen Verstands haben/ das Ego hinzu setzen! Virgilius latinissimus ist hie nicht sicher mit seinem ille ego! die uͤbrigen nugæ sind Lufftstreiche; Aus den blossen Worten/ à Deo aversus \& adversus Deo, ist weder bloß die Natur der Erb-Suͤnde/ nach dero Bestand in Beraubung oder Wi- dersetzung außgetruckt. Scriptura Canonica tanquam fidei unica re- gula schleust die ihre subordin irte schrifftmaͤssige/ Symbol ische Glaubens- regul so wenig aus/ als wenig/ wann ich sage/ der Sonnen Lauff seye die einige regul der Zeit/ ich damit die horologia Statt- und Stund-Vhren will außgeschlossen haben. Die Wort: Ich erkenne/ verstehe ꝛc. so zu den folgenden Worten gehoͤren/ Gott Vater ꝛc. werden fallaciter den vorhergehenden/ was in der Schrifft lautet ꝛc. gezogen. Jch sage nicht/ daß ein ieder Glaubens-Bekenner sage: Ich verstehe alles/ was in der Canonischen Schrifft lautet. Sondern/ was ich von Gott Vater ꝛc. verstehe/ dessen bin ich beredet aus Got- tes Munde/ welcher Mund Gottes in den Canonischen Schrifften lautet. Bdellium, Urim, Thumim sind nicht Gottes Mund selbst. Tobi æ Hunds-Schwantz spielet in einem apocryph ischen Buch. Gefpoͤtt mag ich hie mit Gespoͤtt nicht vergelten. Einwurff: Es wuͤrde gar unbillich seyn/ wann nur die/ die der Logic maͤchtig wären (und Ideas schreiben könten) den Glauben verstehen koͤnten. Antwort: Wer sagt das? Es wuͤrde warhafftig auch gar unbillich seyn/ wann nur die jenige/ die die sechshundert-jaͤhrigen Patres und Symbola conciliorum (aus welchem die unverfuͤhrliche declatation und discretion des Apostolischen Symboli zu erhalten) wissen den Glaubẽ verstehen koͤnten. Sonst hat Gott auch den Idioten eine natuͤrliche logic eingepflantzet: Vnd beduͤrfften sie hie keine groͤssere Kunst/ als sie beym Pfennig rechnen/ anwenden: Jst zu erbar- men/ daß auch ein Jdiot und Bauer in Vnterscheid der Muͤntz so accurat und an den Christlichen Leser. und genau seyn kan/ in Sachen seines Ackers- oder Ochsen-Kauffs/ aber muthwillig/ blind-einfaͤltig in Vnterscheidung der Luͤgen und Warheit in Sachen die ewige Seeligkeit betreffende. Jm uͤbrigen hat Papst Leo (denen die auff den Zusatz der Formul DE FILIO gedrungen und ge- sagt: Si quis nescierit, vel ita non crediderit, num salvus esse poterit? ) Klaͤrlich geantwortet: Quisque ad hoc sensu subtiliori pertingere potest, \& id scire, aut ita sciens, credere noluerit, salvus esse non poterit. Sunt enim multa, è qui- bus istud unum est, sacræ fidei altiora mysteria, ad quorum indagationem pertingere multi valent: multi verò aut ætatis quantitate præpediti, non valent: \& ideò, ut prædixi- mus, qui potuerit, \& noluerit, salvus esse non potuerit. vide Voss. de trib. Symb. p. 72. Einwurff: Wer will auff diesen Tag heute so hoffaͤrtig seyn/ sich einzubilder/ daß er aller Spruͤche der Bibel richtige Erklärung wuͤste? Vnd sind auch wohl auff unsern Univer- sit aͤten zwey Colleg en in einer Facult aͤt/ die in Erklaͤrung al- ler Spruͤche ůberein kommen? Antwort: Doch muß man in Grund-Lehren gefaßt und einig seyn/ auffs wenigste in einem und dem andern Grund-Spruch/ damit des Glaubens ἀσφάλεια und Gewißheit nicht sincke. Es moͤchten solche schaͤdliche Glossen seyn/ (zum Exempel die von Calvino Judentzenden) daß man sie nicht also frey passiren und dulden koͤnte. Wahr ist darneben auch/ was unser D. Joh. Pappus ange- mercktan Esa. 60. Legentibus Patrum sive Scriptorum Eccle- siasticorum libros manifestum sit, nullam unquam exor- tam fuisse hæresin, quin Ecclesiæ ejusmodi interpretationis donum concederetur, ut quod anteà in iisdem locis expli- candis priores non vidissent, vel certè non notassent, poste- riores certaminibus illis impliciti, sic demonstrarint, ut legentibus illa nihil magis mirum videri possit, quam ea- dem illa à prioribus non fuisse annotata. Einwurff: Es bleibet demnach noch die Frage/ welche dann diese zur Einigkeit der Kirchen gehörige Glaubens- Lehren seyn/ und sonderlich/ wo sie ordentlich erzehlet und deter- Berichtan den Christlichen Leser. determin iret seyn? Es waͤre zwar zu wuͤndschen/ daß sie einen extend irten Catalogum zu ihren Glaubens-Lehren uͤber die so im Symbolo seyn/ belieben/ daß sie durch Spruͤche der Schrifft solchen vorstellen koͤnten/ dem auff solchem Fall die decision leicht fallen wuͤrde. So viel aber mir bewust/ habe ich dergleichen Spruͤche noch nie anziehen gehõret/ und zweifele auch/ ob hinfuͤro moͤchten von einem Biblische Spruͤche gefunden werden. Antwort: Diß waͤre ein fuͤrtreff- licher Vortheil fuͤr die Herren Walenburchios, mit denen Succensor in ein Horn blaset. Vide illos de missione protest. \& ib. annexis motivis c. 4. \& in princip. fidei examine 1. §. 9. Die auch sonst mit οῦ δεῖνα principiis gar wohl fortkommen/ und das Thor zum Lutherischen Schaf-Stall bald werden finden koͤnnen. Er sehe aber zu/ wie ersich/ salvâ suâ hypothesi, aus deroselben laqueis außstricke! Jch stehe/ Gott Lob/ bey dieser Frage nicht bloß oder wehrloß. vide reform irten Salve in der vierten Frage p. 176. \& seqq. \& p. 201. Eingangs- Eingangs-Predigt/ Vber den dritten Articul des Apostolischen und Nicenischen Glaubens/ Von der suͤndlichen Vnart des Fleisches. TEXTUS. Johan. 3. spricht Christus unser Herr zu Nicodemo: Was vom Fleisch geboren wird/ das ist Fleisch. G Eliebte in Christo: Wann S. Paulus der außerwehlte Ruͤstzeug Gottes in der Epistel an die Roͤmer im vierten Rom. 4, 17. Capitel den heroischen grossen Glauben Abrahams auff das herrlichste ruͤhmend vnd heraus streichend vnter an- dern schreibt: Abraham habe dem geglaubet/ der da ruffet dem das nicht ist/ daß es sey/ so sihet er zwar fuͤrnemlich auff die hypothesin, auff den damaligen Zustand des heiligen Patriarchen Abrahams/ da er noch kein Kind gehabt von seinem Leib vnd doch die Verheissung empfangen/ daß in seinem Samen sollen gesegnet werden alle Voͤlcker auff Erden/ er soll ein Abraham vnd Vater vieler Voͤlcker werden; Auff die nihilitudinem Abrahamicam, auff die Vnvermögligkeit vnd Nichtigkeit der Krafft Kinder zu gebären: Nichts war derselbe in seinen Kraͤfften/ er war allbereit hundert Jahr alt/ zu alt vnd kalt dazu/ sein Leib/ wie auch seiner Sara der unfruchtbaren alten Matronen/ erstorben zur Kinder-Zucht/ ja sonderlich/ da er seinen Sohn Jsaac schlachten solt/ der schon in seinem Hertzen er- storben gewesen/ da war nichts; noch gleichwol hab er geglaubt/ τὸ εἶναι, daß es sey und unfehlbar seyn werde/ es seye Gott nur vmb ein kraͤfftiges/ segenreiches Ruff-Wort zu thun/ so seye es da! er koͤnne auch den toden Jsaac wiederumb aus der Asche zum Leben aufferwecken/ vnd also seiner Verheissung Krafft geben. Sechster Theil. A Es sihet Eingangs- Es sihet aber auch der Apostel samt dem Vater Abraham zuruͤck auff die nihilitudinem macrocosmi, auff die Nichtigkeit der grossen Welt/ in deren sie verborgen vnd vergraben gelegen vor der Erschoͤpffung/ dann von Ewigkeit her war keine Welt/ keine Creatur/ Deus tunc ubi nunc in se, quoniam sibi sufficit ipse, Gott allein war eben wo er ietzt auch ist/ welcher keines andern bedarff/ sondern in ihm selber vergnuͤget ist. Aber Gott der Herr hab ein kraͤfftiges Fiat gesprochen/ so seye die erste massa aus dem Loch vnd Nacht-Winckel der Nichtigkeit herfuͤr gesprun- gen/ wie ein Knecht aus seinem Nest und Winckel herfuͤr kreucht/ wann ihn der Herr auffwecket vnd ihm ruffet/ daß er komme: Erstlich zwar lag der grosse ungestalte/ gemengte Klumpen Himmel und Erden und Vid. Grot: de verit. re. lig. Christ. p. 20. Elementen uͤber einem Hauffen/ war alles noch oͤde/ finster und leer/ die Welt lag da als ein grosses Ey/ das war aber noch nicht außgebruͤtet/ darumb hab sich der Geist Gottes uͤber die Wasser und den Klumpen geleget/ gesetzet/ Er sey darauff geschwebet/ anders nicht als ein Vogel oder Henn uͤber den Eyern/ dieselbe außgebruͤtet/ alles lebend und webend ge- macht/ ein iedes nach seiner Art/ so sey es allererst recht gut gewesen und gut gepriesen worden/ alles durch ein eintziges Ruff-Wort/ Fiat, es werde/ und es ward also. Darauff sahe Abraham/ darauff gruͤndete er seinen Glauben: Hat Gott Himmel und Erden aus nichts erschaffen koͤnnen/ wie solt Er ihm auch nicht koͤnnen Samen geben/ und gleichsam aus Steinen Kinder erwecken? Es sihet aber S. Paulus allhier samt Abraham freylich auch auff die nihilitudinem microcosmi communem, auff die Nichtigkeit und Vntuͤchtigkeit des Menschen ingesamt/ wie so gar es war sey/ was Psal. 39, 6. \& 12. mit sonderbaren affect en in Psal. 39. zum zweyten mal außgesprochen wird: Ach wie nichts sind doch alle Menschen! Ach wie nichts sind doch alle Menschen! Ja freylich nichts vor der Erschoͤpffung/ nichts in der Erschoͤpffung/ nichts nach der Erschoͤpffung. Vor etzlich tausent Jahren war noch kein lebendiger Mensch im Wesen/ vor dem sechsten Schoͤpff-Tage war noch kein Mensch auff Erden. Jn der Er- schoͤpffung/ da Gott der Herr die Hand angelegt/ war zwar ein unfoͤrmlicher Klumpen da/ ein leimen massa, aber die war untuͤchtig/ daß ein Mensch daraus werden solte. Gott muste ein Wort sprechen/ so wurde ihm ein lebendiger Geist eingeblasen/ er wurde mit dem goͤttlichen Ebenbild gezieret/ vnd also etwas gutes. Nichts nach der Erschoͤpffung/ nemlich nach dem Suͤnden-Fall/ da ist der Mensch recht homo nihili worden/ Predigt. worden/ ein untuͤchtiger/ kein-nuͤtzer/ ohnmaͤchtiger/ loser Mensch/ zu allem recht-gutem erstorben/ da ist das ejulate, das Ach vnd Wehe angangen/ Ach wie gar nichts sind doch alle Menschen/ ꝛc. solte nun der Mensch wiederumb etwas werden/ da war von Noͤthen ein Ruff-Wort einer gluxenden Brut-Henne/ einer lebendigen Krafft des heiligen Geistes/ dadurch dieses Ey außgehecket/ außgebruͤtet/ flick gemacht/ nemlich virtus \& gratia Spiritus sancti vivifica \& sanctifica, die leb- und heiligmachende Krafft und Gnade des heiligen Geistes. Von diesem hohen himmlischen Geheimnuͤs/ der Heiligung des heiligen Geistes/ welche uns im dritten Articul unsers Christlichen Glau- bens zu erkennen und zu bekennen fuͤrgehalten wird/ ietzt und hinfort durch Gottes Gnade zu handlen/ wollen wir zuvor mit der Philologiâ carnis, das ist/ mit der Erkaͤntnuͤs des Fleisches/ unserer nichti- gen/ untuͤchtigen/ schnoͤden und sůndlichen/ verfluchten und verdamten Vnart/ das fundament und Grund legen/ auff daß wir hernach im Gegentheil verstehen moͤgen/ wie hoch wir des Heil- und heilig- machenden Gnade des heiligen Geistes benoͤthiget. Gott segne den Anfang durch seinen Geist. Amen. W As vom Fleisch geboren wird/ das ist Fleisch/ spricht unser Herr vnd Heiland zu Nicodemo/ dem zwar grossen/ auff dem Stul Mosis sitzenden Rabbi/ aber groben igno rant en/ der zwar nach Art der Phariseer vom Himmels-Lauff/ von des Himmels Zeichen/ von dem fato viel gewust zu sagen/ und sich selbst noch nicht erkant/ ausser seinem Hause curios vnd fuͤrwitzig gewesen/ aber das innerste seines argen Hertzen-Hauses noch nicht ergruͤndet/ einem grossen einbildenden/ groß-heiligen Phariseer/ sonderlich der Schuͤssel und Becher rein gehalten/ die Haͤnde/ so offt er vom Marckte kommen/ gewaschen/ als der sich besorgte/ er haͤtte irgend unheilige Zoͤllner und Suͤnder als ein to- des Aaß beruͤhret/ und sich verunreiniget/ unter dessen gedacht er nicht an sein inwendiges/ an den inwendigen garstigen Wust und Vnflat seines Hertzen. Summa/ daß er Fleisch sey vom Fleisch geboren/ den fuͤhret der grosse Meister in Jsrael/ und Rabbi uͤber alle Rabbi in seine hohe Schul/ und lehret ihn/ was er zuvor nicht gewust/ daß nemlich alles/ was vom Fleisch geboren wird/ Fleisch seye/ Fleisch und Blut koͤnnen das Himmelreich nicht ererben/ es muß eine neue Wiedergebaͤrung und Heiligung des Geistes vorgehen; ohn dieselbe koͤnne niemand das Reich Gottes sehen: Es hat sonst das Wort Fleisch in heiliger Schrifft A 2 vie/ Eingangs- viel und mancherley Bedeutungen/ welche alle namhafft zu machen und zu erzehlen unnoͤthig; dißmal sind allein die jenigen Stellen und Zeug- nuͤssen fleissig zu beobachten/ in welchem Fleisch so viel heist als die böse/ suͤndliche/ unartige/ verdamte Natur des Menschen nach dem Fall/ bey deren wir drey Stuͤck nach Beschreibung des heiligen Geistes zu bedencken haben/ Φύσιν, ἕξιν, κρ σιν, das ist/ Die Natur und Vnart des Fleisches selbst/ deroselben Waͤrung/ und die darauff folgende goͤttliche Zorn-Straffe. Jst demnach das Fleisch/ davon allhier Christus redet/ oder die fleischliche Natur des Menschen/ der alte fleischliche Adam/ davon der Gen. 6, 3. Herr klagt: Die Menschen/ spricht Er: wollen sich meinen Geist nicht mehr straffen lassen/ dann sie sind Fleisch. 1. Ein todes/ ohnmaͤchtiges/ krafftloses Fleisch; dann was ist Fleisch ohne Seel? Ein toder Leichnam/ ein Toden-Aaß/ das ist auch Fleisch ohne Geist. Ein schwaches Fleisch/ ein kein-nuͤtzes Fleisch in goͤttlichen Sachen/ conse- quenter staarblind/ lahm/ taub/ stumm und bresthafftig/ dem das goͤtt- Rom. 3, 23. liche Ebenbild/ der Ruhm in Gott mangelt/ denn wir sind allzu- mal Suͤnder/ und mangeln des Ruhms/ den wir an GOTT 2. Cor. 3, 18. haben sollen/ dort aber schauen wir alle die Klarheit des HEr- ren/ wie in einem Spiegel/ mit auffgedecktem Angesichte/ und wir werden verkläret in dasselbige Bilde/ von einer Klarheit zu der andern/ als vom HErren/ der der Geist ist. Wie wir 1. Cor. 15, 49. getragen haben das Bilde des irdischen Menschen; Also wer- 1. Cor. 2, 14. den wir auch tragen das Bilde des himmlischen. Da ist kein Erkaͤntnuͤs der Goͤttlichen Geheimnuͤssen/ kein Beyfall/ keine natuͤrliche Luc. 18, 34. Faͤhigkeit/ keine glaubige/ zuversichtliche Benamsung des Herrn Jesu/ 1. Cor. 12. 3. denn niemand kan Jesum einen HErren heissen/ ohn durch den heiligen Geist. Jam ignoti nulla cupido, wo es an der Erkaͤnt- nuͤs eines Dinges mangelt/ da ist kein Sehnen noch Begierd/ wo kein Matt. 7, 16. 17. 18. \& 20. guter Baum ist/ da sind auch keine guten Fruͤchte: Kan man auch Trauben lesen von den Dornen/ oder Feigen von den Disteln? Ein ieglicher guter Baum bringet gute Fruͤchte/ aber ein fau- ler Baum bringet arge Frůchte; ein guter Baum kan nicht arge Fruͤchte bringen/ und ein fauler Baum kan nicht gute Fruͤchte Predigt. Fruͤchte bringen/ darumb an den Fruͤchten kan man ihn erken- Ioh. 15, 5. nen; Jch bin der Weinstock/ sagt der Herr Christus: Wer in mir bleibet/ und ich in ihm/ der bringet viel Fruͤchte/ was nicht Rom. 14, v. ult. aus dem Glauben ist/ das ist Suͤnde; und ohne Glauben ists unmoͤglich GOTT gefallen; Wer zu GOTT kommen Heb. 11, 6. will/ der muß glauben daß er sey; den Vnreinen/ sagt der Apostel: Tit. 1, 15. und Vnglaubigen ist alles unrein/ beyde ihr Sinn und Ge- wissen/ sie sagen sie erkennen GOTT/ aber mit den Wercken verleugnen sie es. Die Vnwiedergeborne thun zwar τὰ τοῦ νόμου, was das Gesetz auß- weiset/ aber dieweil es nicht ist in Gott gethan/ nicht aus dem Glauben/ aus der Liebe (welche Gottes Gabe ist) entspringet/ nicht zu Gott und 1. Ioh. 4, 7. Gottes Ehr/ nicht goͤttlich/ nach der Regul des goͤttlichen Wortes gethan/ so ists fuͤr Gott nicht wol gethan/ ist kein Gott wolgefaͤlliges Werck: Es ist kein Gold/ sondern Messing: hell Wasser in einem unsaubern Ge- faͤß/ ist und wird unsauber. Man hoͤre hiervon den Herren selbst reden/ Wenn ihr herein kommet/ spricht Er/ zu erscheinen für mir/ wer Esa. 1, 12. fordert solches von euern Haͤnden/ daß ihr auff meinen Vor- hof tretet? bringet nicht mehr Speiß-Opffer so vergeblich/ das Raͤuchwerck ist mir ein Greuel; denn wer einen Ochsen c. 66, 3. schlachtet/ ist eben als der einen Mann erschluͤge: Wer ein Schaf opffert/ ist als der einem Hund den Halß breche. Wer Speiß-Opffer bringet/ ist als der Saͤu-Blut opffert. Wer des Weyrauchs gedencket/ ist als der das Vnrecht lobet. Sonst ist das Fleisch lebend/ webend und wuͤrckend gnug zum boͤsen/ seine Fruͤchte werden der Laͤnge nach erzehlet/ daß es seyn: Ehebruch/ Gal. 5, 19. Hurerey/ Vnreinigkeit/ Vnzucht/ Abgoͤtterey/ Zauberey/ Feindschafft/ Hader/ Neid/ Zorn/ Zanck/ Zwytracht/ Rotten/ Haß/ Neid/ Sauffen/ Fressen/ und dergleichen. Es ist tuͤckisch Ier. 17, 9. und listig/ das fleischliche Hertz ist ein trotzig und verzagt Ding/ wer kan es ergruͤnden? Ja es ist das Fleisch ein gantz letzer umbge- kehrter Decalogus; ein grober ignorant in goͤttlichen Sachen/ und darzu gantz verdrossen himmlische Sachen zu verstehen/ lieber gehet es mit Wuͤrffeln/ als der Bibel/ mit Bretspiel/ als dem Bet-Buch umb. A 3 Christus Eingangs- Christus bezeuget solches selber/ als Er seine Juͤnger gefraget/ was sie von Matt. 16, 17 seiner Person halten/ Simon Petrus aber antwortet: Du bist Christus des lebendigen Gottes Sohn. Spricht der HErr: Simon/ dein Fleisch und Blut hat dir das nicht offenbaret/ sondern mein Vater im Himmel. Fleisch oder ein fleischlicher Mensch ist ein Spoͤtter Gen. 6, 3. und Richter Gottes vnd seines Worts/ er will dasselbige nicht leiden; Die Menschen wollen sich den Geist Gottes nicht mehr straf- 2. Cor. 10, 3 fen lassen/ denn sie seynd Fleisch. Ein rebell vnd Him̃el-stuͤrmender cyclops, der sich Gott und seinem Wort freventlich widersetzet/ und spricht: Ier. 44, 16. Nach dem Wort das du im Namen des HErren uns sagest/ wollen wir nicht thun/ sondeꝛn wollẽ thun nach alle dem Wort/ das aus unserm Munde gehet. Ein Goͤtzen Knecht/ Luͤgner/ Sabbath- Ezech. 8, 3. \& 8. Schaͤnder. Solte der Mensch/ wie dort der Prophet Ezechiel/ koͤnnen die Wand und Mauren des Hertzens durchgraben/ und darinn alle Winckel durchschauen/ O was Greuel! wie viel Goͤtzen! wie scheußlich wuͤrde da herfuͤr scheinen das grosse idolum, das da heisset Philavtia der Selbst- Col. 2, 18. Buhl. Es ist das Fleisch ein auffgeblasener/ geschwulstiger/ hoffaͤrtiger Vnflat. Ein Neid-Wurm/ Zaͤncker und Staͤncker/ Moͤrder und Tod- 1. Cor. 3, 3. Gal. 5, 19. schlaͤger/ sintemal Eifer/ Zanck und Zwietracht unter euch sind/ seyd ihr denn nicht fleischlich/ und wandelt nach menschlicher Weise? Es ist ein geiles/ unzuͤchtiges Fleisch; so bald man es fuͤttert/ Rom. 13, 14 2, Pet. 2, 10. \& 18. so schaumet es. Darumb wartet des Leibes also/ daß er nicht geil werde/ allermeist aber die/ so da wandeln nach dem Fleische in der unreinen Lust/ denn sie reden stoltze Wort/ da nichts ist/ und reitzen durch Vnzucht zur fleischlichen Lust die jenigen/ die recht entrunnen waren/ und nun in Jrthumb wandeln. Matt. 26, 41 Ein faules und traͤges Fleisch zur Arbeit; Der Geist ist zwar willig/ aber das Fleisch ist schwach: schwaͤtz- und tadelhafftig/ allen boͤsen Ioh. 8, 15. Lastern und Begierden ergeben: ist fleischlich gesinnet/ will mans Rom. 8, 5. gleich außfuͤhren aus den verderblichen Egypten/ so sehnet es sich immer Rom. 8, 7. wieder nach seinen vorigen Fleisch-Toͤpffen/ ist ein Feind Gottes/ widerstre- Gal. 5, 17. bet seinem Willen/ Wort und Ordnung; die Quell aller Laster und Vn- 1. Pet. 2, 11. tugend/ dadurch das Hertz vergifftet/ und zu einem Goͤtzen-Hauß worden/ Matt. 15, 18. zu einem Basilisken-Nest/ zu einer Otter-Mutter/ daraus Ottergezuͤcht entsprin- Predigt. entspringt/ zu einem Huhrhauß/ zu einem stinckenden offenen Grab/ einem * Vide compara- tionẽ ho- minis cum bestiis in- stitutam à Chrysost. hom. 23. ad Popul. An- tioch. Basi- lium ho- mil. 10. in Hexaë- mer. Stall voller wilden/ grimmigen/ garstigen * Bestien/ nichts kan so ab- scheulich erdacht werden/ das fleischliche Hertz ist noch abscheulicher. Belangend die ἕξιν die Währung des Fleisches/ so ist dasselbe kein solch wandelbar Ding/ dessen man sich leichtlich entladen/ das da kuͤnte irgend in einem Bad außgeschwitzet/ oder mit Feuer außgebrennet werden/ sondern es ist ein malum necessarium, ein nothwendiges/ ange- bornes/ unwandelbares Vbel/ ein unheilsamer Aussatz/ eine Mohren- Schwaͤrtze/ die nicht zu weissen. Kan auch ein Mohr seine Haut wandeln/ oder ein Parthel seine Flecken? so koͤnnet ihr auch guts thun/ weil ihr des bösen gewohnet seyd/ denn da ihr der Ier. 13, 23. Suͤnden Knechte waret/ waret ihr frey von der Gerechtigkeit. Rom. 6, 20 Ε᾽υπερίςατον, das hart anklebt und wie ein Kuͤriß am Leib anliegt/ ἀκατά- Hebr. 12, 1 παυςον, ein unruhiges Vbel/ das dem Menschen Tag und Nacht keine Ruhe 2. Pet. 2, 14. laͤst/ sondern im̃er reitzet/ locket uñ treibet zum boͤsen/ und das gute verleydet. Denn die Leute lassen sich die Suͤnde nicht wehren/ locken an sich die leichtfertigen Seelen/ haben ein Hertz durchtrieben mit Geitz/ verfluchte Leute/ verlassen den richtigen Weg/ und gehen irre. Zwar durch die heilige Tauff und Wiedergeburt wird die schnoͤde Vnart des Fleisches so fern gezaͤhmet vnd gehaͤmmet/ daß sie das Regi- ment und Herrschafft verlohren/ der Wust desselben wird mit dem Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi bedecket/ die Schuld und Straff-Pflicht vergeben/ so wird und soll desselben Boßheit durch taͤgliche Toͤdtung des Fleisches immer ie mehr gebrochen und hindertrieben: Aber die gifftige/ boͤse Natur bleibet noch/ quillet noch/ auch der wiedergeborne Mensch ist 1. Reg. 21, 25. verkaufft unter die Suͤnde/ nicht auff die Art und Weise wie Ahab/ der sich selbst muhtwillig unter die Suͤnde verkaufft/ sondern/ wie Jo- seph/ der in die Hafft gezwungen worden/ Joseph ward zum Knecht Ps. 105, 17, verkaufft. Es wohnet auch in den wiedergebornen Menschen die suͤnd- liche Vnart/ das Hertz ist ein Nest der boͤsen Lust-Seuch/ aber der Geist Gottes wohnet im Hertzen/ als in einem Tempel/ der bricht und hindert des Fleisches Willen. Wie manchmal in einem Hauß ein frommer Mann und boͤses Weib beysammen wohnet/ aber der Mann laͤst das Weib nicht Meister seyn. Das stinckende Fleisch liegt noch da; gleich wie Pharao zwar im rothen Meer ersaͤufft worden/ aber der garstige Leichnam lag noch am Eingangs- am Vfer/ gleich wie ein Dieb/ der ihm das Mausen angewoͤhnet/ wann er Vide Zei- leri tragi- sche Ge- schichten/ p. 185. gleich vom Stricke und Galgen erloͤset worden/ so lasset er doch nicht von seiner Diebs-Art ab/ inmassen hiervon ein denckwuͤrdiges Exempel im Frantzoͤsischen Geschichten/ bey Zeilero zu lesen. Hierauff folget nun Κρίσις meritum \& reatus, die wolverdiente Straff-Pflicht/ nemlich exilium cœli, es ist das Fleisch als ein Ban- 1. Cor. 15, 50. dit vom Himmelreich und aller Gemeinschafft himmlischer Guͤter außge- schlossen/ zum ewigen Tod verurtheilt und verdammet/ denn Fleisch Gal. 5, 19. \& 21. und Blut koͤnnen das Reich Gottes nicht ererben; Offenbar seyn die Wercke des Fleisches/ von welchen ist zuvor gesagt/ Rom. 8, 6. daß wer solche thut/ kan das Reich Gottes nicht erben. Dann fleischlich gesinnet seyn ist der Tod/ aber geistlich gesinnet seyn ist Leben und Friede. Das Fleisch muß gesaltzen werden/ sonst blei- bets thumb; Es muß verbrennet werden/ entweder durch das heilig-geist- liche Opffer-Feuer der taͤglichen Reu/ und Toͤdtung desselben/ oder durch Marc. 9, 49. das unaußloͤschliche hoͤllische Feuer/ Es muß alles mit Feuer gesal- tzen werden/ der Stab ist uͤber das Fleisch gebrochen/ crucifige, crucifige, creutzige/ creutzige ihn. Gleich wie Christus nach Gottes Rath gecreutziget worden/ und des jenigen Lasts/ den er als ein bajulant auff sich ans Creutz genommen/ und auff dem Holtzgeopffert/ entgelten muͤssen/ also ist er das Gal. 5, 1. Exemplar: So bestehet nun in der Freyheit/ damit uns Chri- stus befreyet hat/ und lasset euch nicht wiederumb in das knech- tische Joch fangen. Nach demselben muß unser alte Mensch wie- Rom. 6, 6. derumb gecreutziget werden/ dieweil wir wissen/ daß unser alter Mensch samt ihm gecreutziget ist/ auff daß der suͤndliche Leib auffhoͤre/ daß wir hinfort der Suͤnde nicht dienen/ nach dem Gal. 6, 14. Exempel Pauli/ welcher saget: Es sey ferne von mir ruͤhmen/ denn allein von dem Creutz unsers HErren Jesu Christi/ durch wel- chen mir die Welt gecreutziget ist/ und ich der Welt. Diß ist also die physiologia und Beschreibung des Fleisches ohne Rhetorische exaggeration und weitgesuchtes Verkuͤnstlen/ ist die lau- tere/ einfaͤltige/ in Gottes Wort gegruͤndete Warheit/ uñ mangelt noch bey weitem viel. Der selbst Betrug ist allzugroß; die Boßheit liegt allzutieff/ wer kans ergruͤnden? Wo bistu denn nun/ du elender/ freyer und frecher Wille/ den der Predigt. den der Pelagianische Jrr-Geist allzuhoch erhoben? Wir sind von Natur allesamt zwar etwas/ haben ein natuͤrliches Wesen und Leben/ natuͤrlichen freyen Willen zu thun und zu lassen in eusserlichen Sitten und burgerli- chen/ haͤußlichen Sachen/ was recht ist und dem Goͤttlichen Wort ge- maͤß/ da haben wir wiewol ein sehr geschwaͤchten freyen Willen/ und dem- nach die Wahl des guten und boͤsen: Da David gesuͤndiget hatte/ hieß der Herr durch den Propheten Gad ihn erwehlen entweder drey Jahr Theurung/ oder drey Monden flucht fuͤr seinen Widersachern und fuͤr 1. Chron. 22, 12. \& 13. dem Schwert seiner Feinde/ oder drey Tage das Schwert des Herren/ und Pestilentz im Lande; da erwehlete ihm David/ und sprach: Jch will in die Hand des HErren fallen/ denn seine Barmhertzigkeit ist groß; Also sprach auch Petrus zu Anania/ da er etwas vom Gelde des Ackers entwendet hatte: Haͤttestu ihn doch wol mögen behal- Act. 5, 4. ten/ da du ihn hattest/ und da er verkaufft war/ war es auch in deiner Gewalt. Also sagt auch Paulus: So iemand sich laͤst 1. Cor. 7, 36. 37. 38. duͤncken/ es wolle sich nicht schicken mit seiner Jungfrauen/ weil sie eben wol mannbar ist/ und es will nicht anders seyn/ so thue er was er will/ er sůndiget nicht/ er lasse sie freyen. Wenn einer aber ihm fest fuͤrnimbt/ weil er ungezwungen ist/ und seinen freyen Willen hat/ und beschleust solches im Her- tzen/ seine Jungfrau also bleiben zu lassen/ der thut wol. End- lich/ welcher verheyrathet/ der thut wol/ welcher aber nicht verheyrathet/ der thut besser. Belangend auch die eusserliche pædagogi oder Zucht und Hand- Leitung zum guten/ kan der Mensch Gottes Wort suchen oder begehren: Sihe/ es kommet die Zeit/ spricht der HERR HERR/ Amos, 8, 11, 12. daß ich einen Hunger ins Land schicken werde/ nicht einen Hunger nach Brod/ oder Durst nach Wasser/ sondern nach dem Wort des HErren zu hoͤren/ daß sie hin und her/ von einem Meer zum andern/ von Mitternacht gegen Morgen umblauffen/ und des HErren Wort suchen/ und doch nicht finden werden. Von der Koͤnigin aus Arabien lesen wir/ da das 1. Reg. 10, 1. 2. \& 3. Gerichte Salomo von dem Namen des Herren fuͤr sie kommen/ daß sie kommen gen Jerusalem mit einem sehr grossen Zeug ihn zu versuchen mit Raͤtzeln; und da sie zum Koͤnige Salomo hinein kam/ stehet geschrie- Sechster Theil. B ben Eingangs- ben/ redet sie mit ihm alles/ was sie fuͤrgenommen hatte. Ferner dasselbe Marc. 6, 20. Wort/ wann ers gefunden/ kan ers mit Freuden ein- und annehmen: Herodes furchte Johannem/ dieweil er wuste/ daß er ein frommer und heiliger Mann war/ und gehorchet ihm in vielen Sachen/ und hoͤret ihn Act. 13, 7. gerne. Der falsche Prophet/ ein Juͤde mit Namen Bar Jehu/ in der Statt Paphos/ als Barnabas und Saulus allda hinkamen/ rieff er sie zu Act. 24, 24. sich/ und begehrte das Wort Gottes zu hoͤren; Nach etlichen Tagen/ nemlich nach der Verhoͤrung des gefangenen Pauli/ kam Felix mit sei- nem Weibe Drusilla/ die eine Juͤdin war/ und fordert Paulum/ und hoͤ- ret ihn von dem Glauben an Christo. Dahin gehoͤren alle Anmah- nungen zum eusserlichen Gehorsam/ welche umbsonst und vergebens we- ren/ so der Mensch allerdings keinen freyen Willen haͤtte/ man vermahnet ja keinen Baum zum Frucht-tragen/ noch das Feuer zum brennen: Es gehoͤret hieher alles loben und lohnen/ alles schelten und straffen; kein Hund wird gescholten oder belohnet/ wann er billet/ das ist also seine Na- tur: Deßgleichen alle consilia, deliberationes und Berathschlagungen; niemand wird begehren im Rath diese Frage fuͤrzubringen/ ob die Sonn auffsteigen oder niedergehen soll? sie hat ihren unveraͤnderlichẽ natuͤrlichen Lauff/ der last sich durch mein berathschlagen weder foͤrdern noch haͤmmen. Bißhieher ist der Mensch etwas durch die Erfchoͤpffung worden/ aber nichts ist er von Natur im geistlichen Leben. Er liegt da als das Ioh. 15, 5. Weisse und Dotter in der Eyer-Schal/ kan sich selbst nicht gebaͤren/ ma- Ioh. 3, 5. chen/ bruͤten/ außbrechen/ sondern durch den/ der sagt: Ohne mich koͤn- net ihr nichts thun/ durch Wasser und Geist muß er wieder geboren Luc. 15, 24. werden; Es muß die geistliche Henn durch die Krafft seines Heiligen Eph. 2, 3. 8. Geistes ihn außbruͤten. Vnd welches noch aͤrger ist/ der Mensch von Col. 2, 13. Art und Natur/ vnd folgends boͤser Gewohnheit und Werck ist noch nicht so gut als ein Kuͤchlin/ sondern er ist eine feindselige Kroͤte/ gifftige Spinn/ unnuͤtze Lauß; ja noch nicht so gut als diese/ dann sie sind solch Geschoͤpff/ die in ihrer Ordnung geblieben/ ihr Gifft ist Gottes Creatur/ sie haben sich an Gott nicht versuͤndiget: aber der Mensch ist durch die Suͤnde dermassen zugerichtet/ daß er ein Feind Gottes worden von Na- tur/ und welches das alleraͤrgeste ist/ so mangelts ihm am γνῶϑι σεαυτὸν, er kennet sich selbst nicht/ er weis und glaubet es nicht/ daß es so uͤbel mit Psal. 39, 6. \& 12. ihm stehe/ er steckt im Selbst-Betrug biß uͤber die Ohren. Ach wie so gar nichts sind doch alle Menschen. Er ist tod in Suͤnden/ soll er lebendig werden/ so muß der Herr sagen: puella surge, stehe auff vom Schlaff Predigt. Schlaff der Suͤnden und aller Vngerechtigkeit: Er ist blind in geistlichen Sachen; dann der natuͤrliche Mensch vernimmet nichts vom 1. Cor. 2, 14. Geist Gottes/ es ist ihm eine Thorheit/ und kan es nicht erken- nen/ wañ er wird von geistlichen Sachen gefraget. Er ist gebuͤcket zur Erden und geneiget zu lauter irrdischen Sachen/ wie jenes Weib/ das einen Geist der Kranckheit hatte achtzehen Jahr/ und war krumm/ daß Luc. 13, 11. sie nicht wol auffschen konte/ soll sie sich auffrichten/ so muß der Herr auffloͤsen. Er hat ein steinern unbeweglich Hertz/ darein man nichts schreiben oder bilden kan/ ist gleich jener Hebreischen Niobe des Loths Gen. 19, 26. Weib/ so in eine Saltz-Seul verwandelt worden/ soll ein fleischernes Hertz Plin. l. 36. 7. quæ quo- tidiano so- lis radio tacta cre- pat. daraus werden/ soll er reden/ so muß er gleich der Memnons-Seul von der himmlischen Sonn angeleuchtet werden. Er ist ein arger Baum/ der keine gute Fruͤchte bringen kan/ er ist gleich dem verdorreten und verfluchten Feigen-Baum/ welcher verdorret war biß auff die Wurtzel/ soll er Fruͤchte tragen/ so muß er in den Baum des Marc. 11, 20. Lebens/ in den safftigen Oel-Baum Christum eingepfropffet werden. Eine verwelckte/ abgeschmackte Blum/ so die liebliche Paradeiß-Farb und Geruch verlohren/ soll dieselbe gruͤnen/ muß es durch ein Goͤttlich miracul geschehen/ wie geschehen an dem duͤrren Stab Aarons. Thut ein solcher Num. 17, 8. Mensch was dem Gesetz eusserlich gemaͤß/ so ists doch noch lang kein Gott wolgefaͤlliges Werck/ sondern nur ein Bild eines rechten/ lebendigen/ glaubreichen/ Christlichen Wercks/ ein gemaltes Werck/ ein Affen-Sp i el/ es fleust nicht aus Gott in Gott/ und ist nicht in Gott und Goͤttlich gethan. Dann was nicht aus Glauben geschicht/ das ist fuͤr Rom. 14, 23, Gott Suͤnde und Greuel/ ohne wahren Glauben ist Gott Hebr. 11, 6. unmoͤglich zu gefallen. Ein Vater hat kein Belieben an einem toden Kinde/ sondern wann es leibet und lebet/ fuͤr ihm lieblich spielet: ein Co- m œ dien-Spiel ist so angenem nicht/ als eine froͤliche Historie selbst/ die- selbe zu geniessen/ und sich damit zu belustigen: Die Stimm eines toden/ leblosen Seiten-Spiels/ vorab wann kein sonderbarer Geist in demselben erscheinet/ ist bey weitem so angenehm nicht/ als eine liebliche Jungfraͤu- liche Menschen-Stimm/ nichts/ pfleget man zu sagen/ ist uͤber eine Men- schen-Stimm. Vnd ob schon eine Metz/ daran sich ein Ehemann ver- sehen und verhuret/ schoͤn von Gestalt/ artig von Sitten und Gebaͤrden/ anmuthig von Lippen und Reden/ so hat doch die Ehefrau ein Greuel ab derselben/ sie moͤchte dieselbe verspeyen/ mag sie nicht fuͤr Augensehen: Vr- sach/ die Person ist nicht versoͤhnet und angenehm. Solche Beschaffenheit B 2 hat es Eingangs- hat es mit allen Wiedergebornen/ und derselben schein-guten Wercken fuͤr Gottes Angesicht; Dem Allerhoͤhesten ist zuwider liebloser Glaube/ glaub- lose blinde Liebe/ ohndaͤchtiges Gebet/ Ampts-Gaben ohne die Furcht Got- tes/ Cantzel-Com œ dianterey und pralen der Gaben/ die grosse miracul der Matt. 7, 21. Wunder-Maͤnner/ die da sagen: Herr/ Herr ! und thun doch den Phil. 3, 8. Willen nicht des himmlischen Vaters. St. Paulus nennet seine vorige/ Phariseische Gesetz-Gerechtigkeit σκύβαλον, Koth und Vnlust. Die heidnische/ unwiedergeborne Lucretia hat den Namen bey den Roͤmern gehabt der Keuschheit/ die wiedergeborne/ Juͤdische Susanna hat auch denselben Ruhm erhalten: aber jenes war ein Affen- und gebildete Keuschheit: diese war das Wesen und Leben der Keuschheit selbst. Jener Selbst-Mord kam aus Schand-Flucht und Ehr-Sucht: Were diese/ wie verdammet/ also auch hingerichtet worden/ so were es ein edele Maͤrtyrer- Tugend gewesen. Dieses ist also die Lehre vom freyen Willen; ob und was er vermag/ wie weit er sich erstrecke/ und laut demnach unser Glaube: Jch weiß zwar/ daß ich in eusserlichen/ weltlichen/ buͤrgerlichen/ sittlichen/ haͤußlichen Sa- chen/ und also in dem untern refier der menschlichen Haͤndel und Ge- schaͤfft einen noch uͤbrigen/ wiewol sehr geschwaͤchten und verfinsterten freyen Willen/ freye Willkuͤhr/ freye Wahl habe zu thun und zu lassen das eusserliche gute und boͤse. Aber ich glaub darneben/ daß ich aus eigener Vernunfft noch Krafft nicht glauben/ noch zu Jesu Christo meinem Herren kommen/ sondern der Heilige Geist/ ꝛc. Hæc regia via! das ist abermal der Mittel-Weg zwischen zwey ge- faͤhrlichen Jrr-Wegen/ dort des stoltzen/ phariseischen/ paͤpstischen Jrr- wisch/ der die Kraͤfften von freyem Willen allzuhoch erhebt/ halt zwar da- fuͤr/ daß ohn die erleuchtende/ vorkommende/ auffweckende/ goͤttliche Gnad der Mensch sich selbst zu bekehren/ zum Glauben und Himmelreich zu helffen nicht vermag/ aber die Krafft in actu primo, die wohne dem Men- schen noch bey/ die werde durch die auffweckende Gnad wuͤrcklich gemacht; gleich wie der Mensch von Natur hat die Krafft und Macht etwas zu Ierem. 38, 12. 13. sehen/ soll er aber wuͤrcklich sehen/ so gehoͤret ein Liecht dazu: Jeremias habe zwar nicht koͤnnen aus seiner Gruben selbst herauff steigen/ aber da ihm Ebedmelech das Seil gereichet/ so hab er selbst mitgewuͤrcket/ und ihm Act. 12, 7. \& seqq. heraus geholffen: Petrus im Gesaͤngnuͤs habe zwar wuͤrcklich nicht koͤn- nen heraus gehen/ aber er hab doch die natuͤrliche Krafft behalten heraus zu gehen/ alsbald der Engel ihn an die Seite geschlagen/ daß er von den Ketten loß worden/ so seye dieselbe Krafft wuͤrcklich gemacht worden/ und ist also Predigt. ist also der paͤpstische Glaube dieser: Jch glaube an den heiligen Geist/ als einen halb-wuͤrckenden/ halb-lebendigmachenden Geist: Jch glaube/ daß ich aus eigener Vernunfft uñ Krafft/ mir gelassen/ gute Gott-wolgefaͤl- lige/ ruͤhmliche Werck thun/ dazu bedarff ich keines heiligen Geistes nicht/ neben der fuͤrgehenden Gnad des heiligen Geistes an Jesum Christum glauben/ der heilige Geist hat mich zwar beruffen/ aber ich hab mitgewuͤr- cket/ ich habe das meine darzu gethan/ mein Glaube/ so fern er mensch- lich ist/ ist er ein Werck meines freyen Willens/ so fern er ein Werck der Gnadẽ Gottes/ so geschiehet alles zu groͤsserer Ehre Gottes/ das ist/ meiner Ehr. Jst eine falsche Lehr/ deren die H. Schrifft widerspricht/ so offt sieden Menschen nach dem Fall beschreibt/ als einen geistlich-toden Menschen/ Luc. 15, 24. dieser mein Sohn/ sagt sie/ war tod/ und ist wie der lebendig worden/ er war verlohren/ und ist funden worden. Vnd auch Eph. 2, 1. \& 3. euch/ die ihr tod waret/ durch Vbertretung und Suͤnde/ unter welchen wiꝛ auch alle weiland unsern Wandel gehabt haben in den Lůsten unsers Fleisches/ und thaten den Willen des Flei- sches/ und der Vernunfft/ und waren auch Kinder des Zorns von Natur/ gleich wie auch die andern. Gott hat euch mit Col. 2, 13. Christo lebendig gemacht/ da ihr tod waret in den Suͤnden/ und in der Vorhaut euers Fleisches/ solte ein so gethane tode Mensch lebẽ/ so muß Christus sagẽ: Puella surge, Toder/ ich sage dir/ stehe auff Marc. 5, 41. Hier der Zwinglische Jrrgeist/ derselb untertruckt den freyen Willen auch in weltlichen/ sittlichen/ haͤußlichen/ natuͤrlichen Sachen/ kompt mit dem Stoischen/ fatal ischen/ vorzielenden/ vorruͤhrenden/ und un- vermeidlichen/ unwiderstreblichen Noth-Zwang auffgezogen. Stuͤnde es bey Calvino (was Lutherus de servo Arbitrio geschrieben/ ist kein Glaubens-Articul/ bekennen gern/ daß er in gewissen phrasibus zu weit gangen/ jaber hernach wie Augustinus retract irt.) wuͤrde er auch den Namen liberi arbitrii aus der Kirch anßmustern/ er uͤberlasset dem Men- schen mehr nicht/ als einem thummen/ unvernuͤnfftigen Viehe/ welches was es thut/ das thut es spontè aus Trieb seiner Natur/ ohne gewaltsa- men Noth-Zwang/ aber alle Willkuͤhr und freye Wahl ist demselben be- nommen. Maccovius schreibet/ es seye falsch und erlogen/ daß der Mensch Vid. hodo- mor. Calv. p. 1055. einen freyen Willen habe gutes zu erwehlen/ es seye Gottes Vorschung zuwider; Denn/ spricht er: Absolon wehlete auch zwischen dem Raht 2. Sam. 17, 5. \& seqq. Achitophel und Chusai/ von welchen zu lesen 2. Sam. 17. Doch weil B 3 Gottes Eingangs- Gottes Fuͤrsehung das Werck regierte/ muste er nothwendig Husai Rath dem Rath Ahitophels fuͤrziehen/ in Betrachtung daß es ihm zu sei- Ibidem. nem Verderben geriethe. Jtem/ es seye auch dieses falsch/ daß wer Macht hat etwas zu thun oder zu lassen/ der koͤñe auch dasselbe thun oder lassen; be- Ioh. 19, 10. weiset solches mit Pilato/ welcher zwar Amptswegẽ Macht hatte Christum loß zu lassen/ doch kunte er dasselbe nicht thun/ weil es dem ewigen Rath- Vide hod. Calv. pag. 1056. Pfaͤl- tzisch An- hang p. 68. Schluß zuwider war. Diese beyde Punctẽ de servo arbitrio uñ vom freyẽ/ ledigen/ unveraͤnderlichen Willen oder Rath-Schluß Gottes hangen also an einander/ daß keiner ohn den andern koͤnne recht oder falsch seyn. Kom̃t alles her aus dem absoluto decreto, als ob vi decreti, in Krafft desselben schrecklichen/ unwidertrreiblichen Decret s die Außerwehlten nothwendig glauben und gutes thun muͤssen/ der Verworffene nothwendig sich wider- setzen muͤste/ und laut demnach der Calvinische Glaube also: Jch glaube/ daß ich nicht nur aus eigner Bernunfft und Krafft zu Christo nicht kom- men kan/ sondern daß ich allerdings auch in eusserlichen/ natuͤrlichen/ sittlichen/ haͤußlichen/ buͤrgerlichen Sachen/ allerdings keine Willkuͤhr/ Wahl und freyen Willen hab/ sondern was ich thue/ gutes oder boͤses/ das thue ich alles genoͤthiget durch den vorzielenden Rath-Schluß Got- tes. Welche eine solche Lehre ist/ so Gottes Wort/ der gesunden Vernunfft und Erfahrenheit schnur-stracks engegen und zuwider. Act. 16, 14. Hier nun Augen/ Hertzen und Ohren auff! auff! wie Lydia die Purpur-Kraͤmerin. Gott hat uns die Augen auffgethan/ wir sollen nicht schliessen/ nicht blintzlen/ sondern das nosce te ipsum die Selbst Spur und Selbst-Kundschafft wol uͤben lernen/ ignoti nulla cupido, daran mangelts am meisten der gott- und geistlosen Welt/ der Welt-Geist kan Gottes Geist nicht empfangen/ weil niemand sich selbst kennen will/ so achtet man auch der Suͤssigkeit der Gnaden des Heiligen Geistes nicht/ ja man darff wol aus dieser Lehre Gifft saugen/ und sagen: Wer wolt nicht gerne Lutherisch seyn/ da bedarffs keiner guten Werck/ der Mensch hat keinen freyen Willen. Zwar war ist es: hypocrisis taug nicht/ Gleiß- ners Werck Gott hoch verdammt! Vnter des aber verdammt Gott noch hoͤher die Gottlosigkeit/ non est è calcariâ ad carbonariam migrandum. Du kanst nicht mit der Gnade mitwuͤrckẽ/ aber du kanst derselben boßhaff- tig widerstreben: Widerstrebestu nicht/ so wird der Geist Gottes dich trei- ben zu allem guten/ sein Wort wird Krafft haben. Eben in dem ein Ladung- Matt. 11, 28. Wort wann er saget: Kom̃et her zu Christo alle die ihr muͤheselig und beladen seyd/ wircket schon die bewegende Krafft. Widerstrebestu aber/ Predigt. aber/ so kommestu unter die Rott der rohen Burst/ daruͤber der Herr klagt: Die Menschen wollen sich meinen Geist nicht straffen Gen. 6, 3. lassen/ worauff Gottes Zorn und Straffe folgen muß. So offt wir zu Hauß/ auff dem Felde und Fuhrwerck/ im Huͤner-Stall die jungen Kuͤchelein an sehen/ sonderlich Maͤgde und Dienst-Botten/ so mit Huͤnern/ Huͤnlein und Eyern taͤglich umbgehen/ solten diese Exempel lassen ihre Lehrmeister seyn/ uñ dabey ihrer Nichtig- und Vnvermoͤglichkeit sich eriñern/ seuffzen und sagẽ mit der Jungfrauen Maria aus ihrẽ Magni- Luc. 1, 47. \& seqq. ficat vnd in demselben Demuth und Danck lernẽ: Meine Seel erhebt den HErren mein/ mein Geist thut sich erspringen/ in dem der soll mein Heiland seyn/ mich schlechte Mäyd/ auch Nichtigkeit/ allein hat angesehen/ in mir vollbracht/ sein Göttlich Macht/ all Gschlecht mir Lob verjaͤhen. Sein Nam der ist allein be- reit/ und thut all Welt ergoͤtzen/ die sich in sein Barmhertzig- keit/ mit Furcht allzeit thun setzen. Dann sein Gewalt/ von an- der spalt/ so er sein Arm thut regen/ was Hoffart treibt/ kein Gwalt auch bleibt/ vom Stul thut ers bewegen. Was De- muth/ Gdult und Hunger hat/ die will er gaͤntzlich speisen/ hoch setzen sie und machen satt/ damit sein Gwalt beweisen. Die Reichen schon/ laͤst leer hingohn/ thut sie in Trauren setzen/ doch was arm ist/ dem hie gebrist/ will er mit Freud ergoͤtzen. Anders als jene stoltze Jesabel/ die gottlose/ abgoͤttische/ schnoͤde Koͤ- 2. Reg. 9, 30. \& seqq. nigin in Jsrael/ als der Held Jehu/ der goͤttlichen Justitiæ executor und Scharff-Richter/ allbereit ihren Sohn den Koͤnig Joram tod geschossen/ und gen Jesrael gezogen/ gleiche Rach an dem Hause Ahab zu uͤben auff Goͤttlichen Befehl/ sie tanquam re præclarè gestâ, als wenn sie es gar wol außgerichtet/ ihr Angesich geschmincket/ und ihr Haupt geschmuͤ- cket/ und frech zum Fenster hinaus gegucket. Wer war Jesabel? Was hatte sie fuͤr Vrsach sich zu schmincken? Jehu visirt ihr das Wappen/ und fast ihr Articul in zwey Puncten zusammen: Deiner Mut- ter Jesabel Hurerey und Zauberey wird nur groͤsser. Sie war eine geist- liche Hur/ eine Goͤtzen-Dienerin/ eine abgoͤttische Heydin von Sidoniâ, Koͤnig Ethbaals Tochter/ Ahabs Gemahl/ nicht nur dieser/ sondern auch venefica, eine Zauberin/ gleich wie ihre Base Dido den Æneam soll mit einem philtro verzaubert haben/ daß er sie maͤchtig lieb gewon- Eingangs- gewonnen: Also hat sie auch geistlicher weise das Hertz Ahabs verzaubert mit dem philtro ihrer glatten Wort/ daß er aus unzeitiger Weiber-Lieb/ als Siemann nicht nur neue und frembde Baals-Abgoͤtterey uͤber die Jerobeamische gestifftet/ dem Baal Berg und Waͤld geweyhet/ Tempel und Altar gebauet/ Pfaffen mit Pfruͤnden versehen und verpflegt/ die Propheten des Herren verfolgt/ und greuliche Moͤrderey veruͤbet. Noch gleichwol/ da die justitia erscheinet/ deren sie sordidata als eine ma- leficantin solte begegnet seyn/ so butzet sie sich heraus/ schmincket sich/ und sihet Jehu unter die Augen/ vermeynet ihm mit ihrer schoͤnen Gestalt und außpolierten Huren-Spiegel das Hertz zu nehmen/ daß er den gefasten Zorn-Eifer fallen/ daß er sie seines Frauen-Zimmers und seiner Liebe wuͤrdigen/ so wuste war seyn/ was jener Heyd Carneades gesagt/ pulchri- tudinem esse ἀδορηφορητον βασιλεῖον, Schoͤne der Weiber bedarff ke i ner Leib- quardi, regnum sine satellitio, sie gedachte/ er wuͤrde als ein Caval- lier nicht so barbarisch mit ihr handeln. Solch Jesabels-Spiel spielet die Welt noch mit Gott im Him- mel/ der Mensch will sich immer beschoͤnen/ entschuldigen/ selbst fromm Luc. 18, 11. \& 12. machen/ wie der Phariseer. Die schnoͤde Heucheley laͤst sich beduͤncken/ sie sey from̃ und heilig genug/ wann man nicht fluche/ schwehre/ staͤle/ laͤsteꝛe/ hure und eusserliche gute Werck thue/ das ist aller ignorant en Meynung. Prov. 30, 12. Er ist eine Art die sich rein duͤncket/ und ist doch von ihrem Kot nicht gewaschen/ spricht Salomon: Das ist die eigentliche/ innerliche Hertzens Abgoͤtterey/ der heimliche Goͤtz/ der im Hertzen sitzet: Wiltu Christi Juͤnger seyn/ so mustu dich selbst verlaͤugnẽ/ das ist/ dich gar fuͤꝛ nichts achtẽ und halten/ also/ wenn gleich du selbst oder ein ander dir ein paar Ohren ansetzet/ und ein paar Schellen anhaͤnget/ uñ sagt: Ey du bist gleichwol ein feiner Mensch/ du bist gleichwol weise/ klug/ verstaͤndig/ reich/ schoͤn/ herrlich/ in grossen Ehrẽ: Ach so huͤte dich/ daß du fuͤr diesem Goͤtzen nicht niederfaͤl- lest/ und ihn anbetest/ sagend/ sihe das ist das guͤldene Kalb/ sondern sprich: Jch bin nichts. Das heist sich selbst verlaͤugnen/ ich bin lauter nichts/ Gott ists allein. Gedenck an den 39. Psalm/ Wie gar nichts sind alle Menschen/ die so sicher leben/ sie sind wie ein Schatte. Was ist ein Schatte? Nichts ist er/ Jer. 9. Ein Weiser ruͤhme sich nicht/ ꝛc. Psal. 62. Homo vanitate vanior, sie wegen weniger denn nichts/ so viel ihr seyn. Ein Mensch/ er sey so groß als er wolle/ so ist er nicht allein nichts/ sondern er ist weniger denn nichts/ sagt der Psalm: Ja das noch weniger ist/ universa vanitas om nis homo. Psal. 144. Wenn alle Nichtig- Predigt. Nichtigkeit in der gantzen Welt auff einem Hauffen lege/ so ist der Mensch unter aller Nichtigkeit das nichtigste/ sihe/ das heisset sich selbst verlaͤugnen/ thustu das nicht/ so bistu Christi Juͤnger nicht: Das heisset absagen allem dem/ das er hat/ Gal. 6. Wer sich lässet duͤncken/ er sey etwas/ da er doch nichts ist/ der betreuget sich selbst. Ach Gott/ wenn werden wir das lernen/ wenn werden wir anfahen rechte Juͤnger Christi zu seyn/ wenn werden wir doch lernen in unsern Hertzen nichts seyn/ auff daß Gott etwas aus uns mache. O wie weit gefehlet/ wie nichts/ wie blind sind doch alle Men- schen/ es gehoͤret ein anderer Schmuck dazu/ gloria filiæ Regis ab intus, gratia gallinaris, die lebendigmachende/ wiedergebaͤrende/ gerecht- und heiligmachende/ einwohnende/ leuchtende/ staͤrckende Zeug- und Trost- Gnad/ dadurch das Kuͤchelein lebendig und flick gemacht wird. Wie Gott der Herr den Anblick unserer suͤndlichen Natur uns fuͤr Augen legt/ so muͤssen wir (wollen wir anders genesen) denselben ihm hinwie- derumb fuͤr Augen legen. Wir lesen von dem armen/ lahmen Mann/ Actor. 3, 2. \& 8. den St. Petrus wiederumb gesund gemacht und auffgerichtet/ daß er sich fuͤr die schoͤne Thuͤr des Tempels geleget/ und seinen Schaden maͤnniglich entdecket/ und fuͤr Augen geleget/ auff daß/ wer in den Tempel gehet/ und Gottes Barmhertzigkeit zu erlangen begehret/ auch seiner sich erbarme/ und ein Allmosen mittheile: Also wer heil will seyn von seinem argen/ unartigen/ verdammten Fleisch/ der muß dasselbe Gott im Himmel fuͤr Augen legen/ den Greuel seiner boͤsen Natur erkennen/ bekennen/ bereuen/ das Fleisch nicht mit der Hundes-Zung lecken/ sondern auß- speyen und vermaledeyen/ Gott im Himmel umb sein Goͤttliches Allmosen ansprechen/ das ist/ umb die kraͤfftige Gnad des Heiligen Gei- stes: sprechen mit der alten Kirchen: Lehre mich thun nach deinem Ps. 143, 10. \& 11. Wolgefallen/ dein guter Geist fuͤhre mich auff ebener Bahn/ HERR erquicke mich/ mit der Kirchen des neuen Testaments das Veni sancte taͤglich anstimmen. Ach mein Gott/ ich lege dir die eusserste Verderbung meiner argen Natur fuͤr Augen/ daß ich leider in Grund und Boden zu allem guten verdorben/ all mein dichten und trachten nur boͤß ist von Jugend auff/ auch das gute/ das ich gedencke zu vollbringen/ ist alles mit der Erb-Suͤnd vergifftet. Jch bitte dich umb deinen H. Geist/ ohn welchen ich nichts guts vermag/ dir auch nichts gefaͤllig ist/ als was von demselben lebet und herkommet/ daß er mich wolle heiligen gantz durch und durch/ Leib und Seel ꝛc. Sechster Theil. C So Die Erste So wenig ein Vater seinem Kind/ wann es ihn umb ein Stuͤck Luc. 11, 11. Brod anspricht/ dasselbe abschlagen kan/ so wenig wird er auch einem solchen Geist-begierigen versagen die kraͤfftige/ selig-lebendig- und heilig- Psal. 34, 7. machende Gnad des Heiligen Geistes. Da dieser Elende rieff/ hoͤrets der HErr/ und halff ihm aus allen seinen Nöthen/ ipse pauper clamavit, dieser Arme. David saget nicht/ da dieser gerechter und grosser Heilige rieff/ sondern dieser Elende/ auff daß wir nicht we- gen der Vnwuͤrdigkeit kleinmuͤthig werden. Es ist aber hierbey zu lernen die geistliche Armuth des Hertzens/ Matth. 5. spricht unser lieber Herr: Selig seynd/ die geistlich arm sind/ das Himmelreich ist ihr/ ist aber das gantze Himmelreich ihr/ so ist auch die Gnade des Heiligen Geistes ihr. Auff daß wir gleichsam flick werden/ trachten nach dem/ was droben ist/ und den froͤlichen Flug und Zug thun moͤgen in seinen himm- lischen Freuden-Saal. Amen/ das ist/ es werde war/ HErr/ stärcke unsern Glauben immerdar. Die erste Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von dem menschlichen Elend/ so des Heiligen Geistes Krafft beduͤrfftig. Apoc. 3, 17. \& 18. G Eliebte in Christo: Du sprichst: Jch bin reich/ und habe gar satt/ und darff nichts/ und weissest nicht/ daß du bist elend und jämmerlich/ arm/ blind und bloß: Jch rathe dir/ daß du Gold von mir kauf- fest/ das mit Feuer durchlaͤutert ist/ und du reich werdest/ und weisse Kleider/ daß du dich anthust/ und nicht offenbar werde die Schande deiner Blösse/ und salbe deine Augen mit Augen-Salbe/ daß du sehen moͤgest. Sind harte und scharffe Verweiß-Worte des treuen und warhafftigen Zeugen Jesu Christi an den Engel der Gemeine zu Laodicea, und durch denselben der gantzen Predigt. gantzen Gemein/ in welchen er schilt und strafft/ 1. Jactantiam, Die Ruhmredigkeit; Du sprichst ꝛc. Wiewol auch sie sich moͤgen geruͤhmet haben ihrer guten Nahrung/ wolgelegenen Ort und Ein- kommen/ so sie gehabt von der koͤstlichen Woll und Schaͤferey/ wie davon Strabo bezeuget/ iedoch verstehet er fuͤrnemlich die geistliche Gnuͤgsamkeit Strabo. l. 12. und Vberfluß/ und daher erwachsenden Eckel/ wie auch heut zu Tag man sich ruͤhmet des Evangelii/ der groͤssern Menge der Predigten/ da ist man so satt/ wie die Jsraeliten des Manna. 2. Jactantiæ vanitatem, des Ruhms Eitelkeit; Wann mans beym Liecht besihet/ so seye es ein stinckender Pracht/ und armer Leute Hoffart/ der in Spittal gehoͤret; Es seye nichts darhinder/ es sey lauter Heucheley/ wie groß die eusserliche Gnade von Gott/ so groß seye die Vn- danckbarkeit/ in der Warheit seyen sie elend und jaͤmmerlich/ in specie arm/ blind und bloß: arm von Glauben/ der durchs Feuer probirt/ und dessen freygebigen Liebes-Fruͤchten: blind vom Liecht der gnugsa- men Erkaͤntnuͤß/ als die den Weg der Seligkeit nicht recht und gnugsam verstehen: bloß von dem weissen Ehren-Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi. 3. Vanitatis causam, die Vrsach der Eitelkeit/ nemlich die Vn- wissenheit; Sie wissens nicht/ daß sie so elend seyn/ oder Muthwillens wollen sie nicht wissen; mit einem Krancken/ der die Kranckheit empfindet/ stehet es noch wol/ wann ers aber nicht empfindet/ sondern noch darzu will gesund seyn/ so ist es desperat: Ein Student oder Seuch-Gelehrte/ der grosse Einbildung hat/ wie gelehrt er sey/ der kommet nimmer zur rech- ten voͤlligen Wissenschafft/ sondern seine Einbildungen sind Daͤmpffe/ die in der Lufft verschwinden; Also auch hier; Weret ihr blind/ saget der Ioh. 9, 41. Herr Christus zu den Juden/ so haͤttet ihr keine Suͤnde/ nun ihr aber sprecht: Wir sind sehend/ bleibet eure Suͤnde. 4. Endlich wird ihnen gezeiget Remedium, eine Artzney wider die Kranckheit/ aus dem treuhertzigen Rath Christi: Jch rathe dir/ als der treue und warhafftige Zeuge/ daß du von mir kauffest/ was? Gold wider die Armuth/ so durchs Feuer gelaͤutert/ das die Prob haͤlt/ den wahren Glauben wider alle Jrrthumb/ der da bestehet wider alle Verfolgungen; die Augen-Salb wider die Blindheit/ das nosse te recht zu verstehen/ das ist das edle Liecht des Worts Gotttes/ welches C 2 vnsere Die Erste unsere Augen liecht machet; und dann weisse Kleider/ damit deine Suͤnden-Schand zu bedecken. Er will sagen: Jhr habt zu Laodicea gute weiche schwartze Woll/ wie Raben so schwartz/ wie Strabo bezeuget/ aber das gibt euch nur von aussen warm. Es ist euch ein ander Seelen-Kleid Esa. 61, 10. und Zierat von noͤthen/ die Kleider des Heils und Rock der Gerechtigkeit/ Gal. 3, 27. und das alles/ sagt er/ kauffet von mir. Wie kauffen? Kan man dann Esa. 55. 1. die Gaben des Heiligen Geistes mit Gelde kauffen? Ach nicht umb Geld; nicht durch unser Verdienst/ prompta munifica ac prolixa natura est Greg. Na- zianz o- rat. in S. Baptism. Deus, jucundius dat, quàm alii accipiunt, sitit sitiri, sagt Gregorius Na- zianzenus; Gott ist eine freywillige/ freygebige und weitlangende Na- tur/ Er gibt viel lieber als andere nehmen/ es duͤrstet ihn gleichsam nach unserm Durst/ Er will/ daß wir nach ihm Verlangen haben sollen: son- dern das Geld ist das Rantzion-Blut Christi; wir kauffen nicht aus un- Ambros. l. de Ioseph. c. 7. serm/ sondern Christi Seckel/ wie es Ambrosius erklaͤret/ sintemal der jenige kein Geld von uns begehret/ der selbst fuͤr uns sein eigen Blut zur Rantzion und Loͤse-Geld gezahlet; das muͤssen wir erlangen precatu, durch bitten und flehen/ cùm à Deo beneficium petitur, beneficio se affici pu- tat, sagt abermal Gregor. Nazianz. Wenn wir Gott umb eine Wol- that bitten/ so nimmet er es fuͤr eine Wolthat an; Gott befiehlet uns das jenige/ so wir nicht koͤnnen/ auff daß wir erkennen und wissen moͤgen/ was August. de grat: \& l. arb. c. 16. wir von ihm bitten sollen/ schreibt Augustinus. Zu welchem Ende wir uns auch bey Zeiten als die klugen Jungfrauen einstellen/ in der geistlichen tabernâ und Gaden zu kauffen/ was uns noͤthig/ Gold/ Augen-Salb und Kleider/ und dasselbe von dem Geist aller Gnaden: Wir wollen sitzen zu Jerusalem/ biß wir angezogen Luc. 24, 49. werden von der Krafft aus der Hoͤhe/ mit de Gold des Glaubens ꝛc. Geben uns an als arme Bettler mit unser armen Bettlers-Hand das Goͤttliche Allmosen zu empfahen/ und demnach zuvorderst das γνῶϑισεαυτὸν practi- cum, die rechte geistliche Augensalbe/ daß wir unser Elend und Duͤrfftigkeit recht moͤgen erkennen; Alle Gaben werden hoch gehalten/ wann man der- Prov. 27, 7. Luc. 15, 16. \& 17. selben Mangel hat. Eine volle Seele vertritt auch Honig: Alsdann erkennet der verlohrne Sohn/ was er in seines Vaters Hause gehabt/ da er der Schweine gehuͤtet: Also wird die Gabe des Heiligen Geistes nicht erkennet/ ohne wenn die Noth da ist/ und man derselben Mangel hat/ und haben wird in Ewigkeit/ wann die Verdammten heu- len werden uͤber den Verlust des Himmel-Brods und der Trost-Quellen des Heiligen Geistes. Der Heilige Geist wolle ims allen beywoh- nen/ Predigt. nen/ daß wir vor dieses mal unsere Duͤrfftigkeit und Mangel recht lernen erkennen/ seine edle Gabe und Geschenck hoch halten/ und desselben faͤhig werden moͤgen/ Amen. W As ist dañ ein Mensch/ ihm gelassen von Natur ohne den H. Geist? und warum̃ hat er solcher theuren Gab des H. Geistes und seiner Gnaden-Schaͤtz so hoch von noͤthen? Wir duͤrffen nicht weit gehen/ unser dritter Articul gibts uns von Stuͤck zu Stuͤck an die Hand/ dann in dem wir bekennen 1. Spiritum vivificantem, den lebendigmachenden Geist/ so ver- rathen wir uns selbst/ was der Mensch aus und von sich selbst seye: Ein Gott-Geist- und Lebloser Mensch/ ohne Gott/ ohne Geist/ ohne Leben/ das aus Gott ist: lebendig zwar und kraͤfftig gnug und allzuviel in Eph. 2, 12. der Boßheit; auff die Art und Weise/ wie auch ein toder cadaver einen Ge- stanck von sich gibt/ Wuͤrme gebaͤret/ und scheutzlich da liegt: halb lebend in der Natur/ was die uͤbergebliebene Paradiß-Kraͤffte belanget/ nemlich lumen veri \& semen boni, das Liechtlein der Erkaͤntnuͤß/ und ein Saͤm- lein des Guten/ dannenhero auch eine schwache/ verwundete Freiheit in Num. 30, 14. sphærâ morali, civili, œconomicâ, in eusserlichen/ buͤrgerlichẽ Vernunffts- 2. Sam. 24, 12. Sachen; Aber alles imperfect und unvollkommen/ wie dort jener halb- tode Mensch/ Luc. 10. Es mangelt das vollkom̃ene Liecht/ der heilige Will/ 1. Reg. 3, 3. die schoͤne Harmoni der affect en und Vernunfft/ in sphærâ pœdagogicâ, 1. Cor. 9, 1. in der Ordnung zur Kirchen zu gehen/ vermoͤg welcher Mensch Gottes Actor. 5, 4. Wort entweder suchet/ oder einen Eckel dafuͤr hat/ das gesuchte und gefun- Luc. 10, 30. dene Wort mit Lust anhoͤret/ den Goͤttlichen Bewegungen widerstrebet Amos 8, 11. \& 12. oder nicht; gleich wie ein Fenster nicht hindert das Liecht/ so durch dasselbe Act. 17, 11. ins Gemach hinein fallen will/ und doch nicht des Liechtes oder Tages 1 Reg. 10, 1. Vrsach ist. Marc. 6, 20. Aber was anlanget das Leben/ das aus Gott ist/ das innere und Act. 13, 7. c. 24, 24. innigliche hoͤren und gehorchen/ die Kraͤffte der Bekehrung/ die sind nicht Act. 7, 51. nativ sondern dativ, nicht unser eigen/ in oder von unser Natur/ sondern Matt. 23, 37. frembde vom Himmel herab gestifftet/ in solchem Stand ist der Mensch Eph. 2, 1. 5. gleichsam lebendig tod/ sintemal der Mensch ist der Gerechtigkeit gestorben; Col. 2, 13. Jns gemein ist der Mensch entfrembdet und verlustigt des Gnaden-Le- Luc. 15, 24. bens/ des rechten Paradiß-Lebens/ des rechtschaffenen vollkommenen hei- Rom. 3, 20. 1. Cor. 2, 14 ligen Lebens; In specie und insonderheit Liecht-loß/ er tappet wie ein Blin- 2. Cor. 3, 15 der in geistlichen Sachen/ Verstand-loß/ Glaubens-Articul sind ihm Luc. 18, 34. 1. Cor. 12, 3. C 3 Boͤhmi- Die Erste Iob. 31, 7- Boͤhmische Doͤrffer/ Glaub- und Gebet-loß/ Lust-loß/ sintemal was einer Luc. 13, 11. nicht weiß/ das begehret er nicht/ das Hertz trauet den Augen/ der Will Rom. 8, 7. und alle affect en sind auff das Jrrdische geneiget/ Krafft-loß. Das Matt. 7, 18. boͤse ohnmaͤchtige Fleisch/ vermag nicht dem Gesetz unterthan Ioh. 15, 5. zu seyn/ ein fauler Baum kan nicht gute Frůchte bringen/ Ohne mich/ sagt Christus/ koͤnnet ihr nichts thun; verstehe άδυνα- μὶαν, non passivam, nicht eine leidende Vnmoͤgligkeit/ als wañ der Mensch ein Klotz were oder der Sathan selbst/ der nicht koͤnte der Goͤttlichen Bewe- gungen faͤhig werden/ passivè \& obedientialiter, durch Nicht-Widerstre- bung/ sondern potentiam activam, aus eignen Kraͤfften/ welche bey diesem Wercke nichts uͤberall vermoͤgen; derowegen ist von noͤthen der Lebendig- machung Gottes des Heiligen Geistes. Hier moͤchte iemand auff diese Gedancken gerathen/ und fragen/ warumb Gott gebiete Glauben/ Bekehrung/ Heiligkeit ꝛc. als unmoͤgliche Dinge? Esscheinet als sey es ein unbillichs Begehren/ gleich des Koͤnigs Nebucadnezars an seine Weisen. Antwort/ officium nomen exigit Dan. 2, 5. non potentiam, das Ampt erfordert die Schuld/ nicht die Moͤglichkeit/ Luc. 7, 14. ist eben so wenig unrecht/ als unrecht/ wann der Herr sagt zum toden Gen. 1, 3. Juͤngling: Jch sage dir/ stehe auff! also auch/ Gen. 1. Es werde Matth. 8, 3. liecht/ und Matth. 8/ 3. Καϑαρίϑητι, sey gereiniget/ werde rein! Dann in dergleichen Worten befiehlet Er 1. pædagogiam externam \& ordinem divinum, seine Goͤttliche Ordnung und dero Folg/ daß man die groben eusserlichen Laster meide/ und also obices und Riegel der Goͤtt- lichen Gnade hinderlich hinweg thue. 2. Passivam non resistentiam, die Vnwiderstrebligkeit/ daß man die Goͤttliche Bewegungen soll lassen Act. 2, 40. Krafft gewinnen/ und das Hertz einnehmen ohne Widerstehung; dan- 2. Reg. 2, 11. nenhero schreyet der Apostel in passivo σώϑητε, Lasset euch helffen; gleich wie der Prophet Elias fuͤr sich aus seinem Vermoͤgen und Natur nicht were gen Himmel gefahren/ aber da Gott ihm den Himmel-Wa- gen sendet/ da haͤtte zuvor Elias widerstehen/ oder nicht widerstehen koͤn- nen/ haͤtte er sich sperren und schwer machen wollen/ so were er wol hierun- ten bliebẽ. Also ists auch beschaffen mit dẽ Menschẽ und seiner Bekehrung. II. Jn dem wir bekennen Ecclesiam, eine Gemein der Hei- ligen/ eine Christliche Kirche/ das ist ein Außschutz aus den Men- schen/ und sehnen uns in diese Gemeine zur Gemeinschafft der Heiligen/ eben in diesem Stuͤck verrathen wir uns abermals/ daß der Mensch ihm selbst Predigt. selbst gelassen/ sey außgetrieben aus dem Schutz/ Garten und Hofstatt Gottes/ ein Bandit/ entfrembdt von dem Leben/ das aus Gott ist/ Eph. 2, 12. ausser der Burgerschafft Jsrael/ und also Land und Heimat-loß/ derowegen boͤchst noͤthig und beduͤrfftig der Beruffung zu solcher Gemein/ zur Christlichen Kirchen. III. Jn dem wir bekennen Vergebung der Suͤnden: so gibt sich der Mensch selbst an/ als einen Feind Gottes und rebell en/ der wider seinen Schoͤpffer gekrieget/ und durch die ἀμνηςίαν, durch Vergeßligkeit aller Suͤnden wiederumb muß außgesoͤhnet werden. Dann ja der Mensch Col. 1, 21. c. 2, 13. von Natur ist am gantzen Leib/ an allen Gliedern angethan mit feindse- Rom. 6, 13. cap. 8, 7. ligen Waffen wider Gott und sein Gebott/ mit Waffen der Vngerech- tigkeit/ dann fleischlich gesinnet seyn/ oder eigentlich die Klugheit Rom. 7, 15. 16. 19. des Fleisches ist eine Feindschafft wider Gott/ der Will ist dem goͤtt- lichen Siñ und Willen zuwider/ die affect en alle seynd feindselig/ welche der Mensch feindseliger weise richtet wider den Naͤchsten/ als der das Eben- bild Gottes ist; gleich wann man einem Panterthier auff dem theatro in einem Thier-Spiel/ eine Puppe nach Menschen-Gestalt gemacht/ vor Augen stellet/ so kan es nicht grimmig gnug wider dasselbe wuͤten/ es stosset alle seinen gifftigen Zorn wider dasselbe aus/ zerreisset/ zerfetzet und zerlumpet dasselbe auff das allerscheutzlichste/ daraus abzunchmen/ welchen grimmigen Zorn dasselbe Thier wider einen lebendigen Menschen selbst habe und trage; also wann der Mensch wider seinen Naͤch- sten erzuͤrnet/ mit vergaͤlten affect en denselben angreifft/ und auffs grim- migste tractir et/ schlaͤgt/ tritt/ ermordet/ so ist daraus unschwer abzuneh- men/ welchen Grimm/ Groll und Feindschafft er im Busen trage wider Iud. 16, 21. Gott den Herrn selbst/ zu des Ebenbild der Naͤchste gebildet worden. Luc. 4, 18. Nicht allein aber das/ sondern es gibt sich auch der Mensch an als einen Rom. 6, 20 gefangenen/ leibeigenen Knecht/ der dem Teufel malen muß/ wie Simson 2. Pet. 2, 19. den Philistern/ dann in dem er bittet umb Ablaß und Erlassung von sei- Matt. 7, 18. c. 12, 35. nen Suͤnden-Banden/ zeiget er an/ daß er gebunden sey/ ein Knecht der Suͤnden aus unmeidenlicher/ natuͤrlicher Nothwendigkeit. Sintemal 1. Reg. 21, 20. Paulus/ der nach seiner Bekehrung ein untadelhafftes Leben gefuͤhret/ Rom. 7, 14. 23. doch schreibet/ daß er verkaufft sey unter die Suͤnde; nicht als der sich selbst activè verkaufft wie Ahab/ sondern in die Hafft Bernhard, hom. 81. in Cant. durch die Natur genoͤthiget worden/ auch aus muthwilliger Nothwen- digkeit/ wie sie Bernhard nennet/ derowegen von noͤthen ist die Gerecht- Eph. 2, 12. fertigung. 1. Thess. 4, 13. Leben; Die Erste IV. Jn dem wir bekennen die Aufferstehung zum ewigen Leben; so bekennen wir/ daß wir von Natur seyen sine solatio, Trost- loß/ Hoffnung-loß/ wie die Heyden/ und folgends schuldig und wuͤrdig der ewigen Verdamnuß; Derowegen von noͤthen der Aufferstehung. Solches was bißhero beschrieben mit bewaͤhrten Zeugnuͤssen zu be- Ioh. 3, 20. kraͤfftigen/ tritt uns unter Augen I. Scriptura, die Heilige Schrifft/ stellet uns die arme blinde Heyden vor Augen/ unser Art in denselben zu bespiegelen. Jhre Werck waren nicht aus Gott gethan/ zieleten nicht nach Gottes Ehre/ kamen aus einer gifftigen Quell/ derselben Elend und Jammer legt S. Paulus vor in den Exempeln der Roͤmer/ von deren Tu- genden zwar gantze Buͤcher außgefertiget/ nicht allein von Valerio M. dem es aber als einem Heyden besser zuverziehen/ sondern auch von dem hey- dentzenden politico. J. Lipsio in seinen admirandis, aber es waren nur si- vide Chri- steid. art. 1. p. 48. \& seqq. mulacra virtutis, blosser Schein der Tugend/ wie Moͤß scheinet als wer es Gold. St. Paulus Rom. 1. gibt ihrer selbst eingebildeten Weißheit den rechten eigentlichen Namen/ nennet sie moriam, eine Narrheit/ ἐμωράνϑη- σαν, sie sind zu Narren worden; ja freylich/ daß sie nicht nur die unver- nuͤnfftige kriechende Thiere vergoͤttert/ sondern gar die crepitus, des Menschen unterwind in den Goͤtter-Himmel so viel an ihnen/ erhoben. II. Historia de Veteribus Germanis, Die Histori von den alten Teutschen/ da war grausame Barbarey/ gottloses Leben/ Abgoͤt- terey/ wilde Frechheit/ spielen/ sauffen und alle Vppigkeit gar gemein/ Tag und Nacht mit sauffen zubringen war keine Schande/ sie dieneten dem Teufel/ Jrmen-Seul/ Kroͤten-Teufel und andern Greueln. III. Experientia, Die warhafftige Erfahrung selbst der Wilden in Americâ, wer dahin gereiset/ der hat warnehmen koͤnnen barbarische unverschaͤmte Bloͤsse des Leibes/ Vnerfahrenheit in Kuͤnsten/ sie dieneten dem Teufel durch Opfferung der Menschen/ ihrem Goͤtzen dem Chiappen zu Ehrẽ geschlachtet/ es war eine purlauter Sathanische Dienst- barkeit/ davon bey Lerio zu lesen. Jst also der Mensch ihm gelassen ein geist- und lebenloser Mensch/ ein ehr-liecht- und krafftloser Mensch/ ein gottloser/ gefangener/ trost-uñ him̃el-loser Mensch von Natur; Also sind wir gewesen/ also waͤren wir/ also koͤnten wir seyn ohne den Heiligen Geist; und ist bey weitem noch nicht genug die miseria, das Elend und Jammer des menschlichen Geschlechts entworffen/ der Greuel ist unaußsprechlich; Es muß ja grosse Vrsach seyn gewest/ warumb uns nicht anders hat koͤnnen geholffen werden/ als durch das Gnaden-Geschenck des eingebornen Sohns/ Predigt. Sohns/ und Sendung des Heiligen Geistes; hat also der Mensch des Heiligen Geistes hoͤchst von noͤthen. Also verstehen wir nun in θέσει, wie wahr/ was wir in der Außlegung uͤber den dritten Articul bekennen: Jch glaub/ daß ich nicht aus eigner Vernunfft noch Krafft an Jesum Chri- stum meinen HErren glauben oder zu ihm kommen kan ꝛc. wie wahr/ was in der Augspurgischen Confession im andern Articul stehet: Es wird bey uns gelehret/ daß nach Adams Fall alle Menschen/ so natuͤrlich geboren werden/ in Suͤnden empfan- gen und geboren werden/ das ist/ daß sie alle von Mutterleibe an voller boͤser Lüste und Neigungen seynd/ und keine wahre Gottesfurcht/ keinen wahren Glauben an Gott/ von Natur haben koͤnnen/ daß auch dieselbige Seuche und Erb-Suͤnde warhafftiglich Suͤnde sey/ und verdamme alle die unter ewi- gen Gottes-Zorn/ so nicht durch die Tauffe und Heiligen Geist wiederumb neu geboren werden. So wahr es aber ist/ so wenig wills der Mensch verstehen/ der Mensch ist von Natur ein Heuchler und Phariseer/ in seinem eigenen Elend blind. Es ist leider der Mensch gleich jenem wahnsinnigen beym Athenæo, der sich an den See-Port gestellet/ und gesagt: Alle Schiffe sind mein; reich im Sinn/ er habe satt von Natur/ dencket nicht einmal uͤber sich? Oder wie jene Harpaste, des Senec æ Magt/ welche alsobald in Seneca ep. 50. einẽ Augenblick nicht mehr gesehẽ/ und gemeynt nicht sie/ sondern das Hauß sey finster. Was wir an derselbẽ belachen/ das klebet uns allen an; niemand meynet/ daß er der Geitzhalß sey/ davon man predigt/ niemand meynet/ daß er in der Predigt getroffen werde/ daß es ihn angehe/ sihet seinen Naͤchsten drum̃ an/ und gehet ihn doch am meisten an; Es gehet dem Menschen/ wie des Ulyssis Gesellen; der Mensch stecket im Schlam biß uͤber die Ohren/ und ist ihm noch wol dabey/ er wuͤntschet nicht einmal die Gabe des Heili- gen Geistes; Vnd das geschicht auch wol bey den Wiedergebornen/ daß sie ihr Elend nicht allerdings erkeñen und verstehen; Sprichstu: Jch bin wie- dergeborẽ/ heilig gemacht/ gerecht ꝛc. so hab ich uͤber solche Duͤrfftigkeit nicht zu klagen. Aber/ O der grossen Vnvollkommenheit/ daruͤber St. Paulus klagt Rom. 7. Die Funcken/ bleiben stets in der Aschen liegen/ die reitzen- de Lust stecket noch in dir/ die neue Kraͤffte seynd zwar da/ aber gar schwach/ lam; und wann wir die Warheit bekennen muͤssen/ so ist die Sechster Theil. D Froͤm- Die Erste Froͤmmigkeit bey den meisten Pharisaismus, Ethnicismus, Phariseische Schein-Heiligkeit/ eine heydnische Erbarkeit/ ist aber noch nicht die rechte aus dem Heiligen Geist herfliessende Kern- und Grund-Froͤmmigkeit/ gleich einem Bilde eines toden Menschen. Was fuͤr ein Vnterscheid ist unter einem Affen oder Bilde eines Menschen und unter dem warhaffti- gen wesentlichen Menschen selbst/ ein solcher Vnterscheid ist auch zwischen einem eusserlich-frommen/ und innerlichen/ geistlichen/ hertz-frommen Menschen/ welchen Vnterscheid Gott weiß/ der nicht den eusserlichen Schein/ sondern den Abgrund des Hertzens ansihet und richtet. Derowegen lasset uns in ὑποϑεσει, ein iedweder insonderheit vor die Hand nehmen das γνῶϑι σεαυτὸν, daß ein iedweder sich selbst lehre recht erkennen/ durch alle prædicamenta: daß er sey in substantiâ, seinem Wesen nach ein Erden-Kloß/ in quantitate, seiner Wichtigkeit nach/ quantulus, O wie klein! ja gar nichts gegen Gott/ den er doch taͤglich erzuͤrnet: qualitate, seiner Natur nach in geistlichen Sachen blind/ ohn- maͤchtig/ tod; relatione, seiner Art und Geschlecht nach ein Kind des Zorns; actione, seinem thun nach ein staͤter Suͤnder/ auch das gute/ das er thut/ seye mit Erb-Suͤnde befleckt; passione, in seinem Hertz und Gemuͤth den passion en und boͤsen affect en ergeben/ die in seinem Hertzen den Thum- mel-Platz haben; ubi, seiner leiblichen Vmbschreibung nach sey er da in der Welt/ und stehe situ, dem Ort nach zwischen Him̃el und Hoͤlle/ wie Da- mocles, quando, der Zeit nach lebe er einen Augenblick gegen die Ewig- keit gerechnet; habitu? seinem habit nach/ mit der Suͤnden als einem Kuͤriß umbgeben/ ἐυπερίςατοσ ἁμαρτία, Summa ein Greuel fuͤr Gott. Derohalben σώϑητε, lasset uns sitzen fuͤr die schoͤne Thuͤr des Tempels/ Actor. 3, 2. und sprechen: Agnosco, ich erkenne mein Elend; Ach Gott/ wem soll ichs klagen/ daß ich so elend bin? Mein Hertz will mir verzagen/ mein Suͤnd liegt mir im Sinn/ in Suͤnd bin ich empfangen/ in Suͤnd bin ich geboren/ viel Suͤnd hab ich begangen/ freudig kan ich nicht werden/ den Himmel anzu- sehen/ so schäm ich mich auff Erden ꝛc. doleo, ich klage und seuffze Rom. 7, 24. mit St. Paulo: Ach ich elender Mensch/ wer wird mich erloͤsen von dem Leibe dieses Todes. Confiteor \& contradico, ich bekenne und widerspreche allen Synergist en. Sitio, mich duͤrftet nach dem Trost- Wasser des Heiligen Geistes/ mich verlanget nach dem huͤlff-reichen Finger Gottes/ nach dem Oel der Freuden/ nach dem himmlischen Gnad- Krafft- Predigt. Krafft- und Trost-Wind/ nach dem Liebs-Feuer/ nach dem Freuden- Liecht/ Gott dem werthen Heiligen Geist/ Er durchwehe meinen Cant. 4, 16. Garten/ daß seine Wuͤrtze trieffen. Komm Heiliger Geist/ HErre Gott! Komm heiliges Liecht/ edler Hort! Komm heilige Brunst/ suͤsser Trost! Amen! erfuͤll/ laß leuchten/ waͤrme/ daß Matth. 5, 3. \& 6. wir von dir getrieben durch Christum zu Gott im Himmel kom̃en! Selig seynd die da geistlich arm seynd/ dann das Himmelreich ist ihr! Selig seynd die da hungert und duͤrstet nach der Gerechtig- keit/ dann sie sollen satt werden! Gott der Heilige Geist erwecke solchen Hunger und Durst in unsern Hertzen/ auff daß wir satt werden/ hier im Gnaden-Reich/ dort im Freuden-Reich Gottes/ durch Jesum Christum/ Amen. Die ander Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der Gottheit des Hei- ligen Geistes. G Eliebte in Christo: Vnter andern schoͤnen und anmu- thigen Gleichnuͤssen/ in welchen Gott der Heilige Geist sich selbst/ seine Majestaͤt und Gutthaten gleichsam con- trafeyet und abmalet/ ist auch die arrha, wann er sich durch St. Paulum seinen außerwehlten Ruͤstzeug nennen laͤsset/ ἀῤῥαβῶνα, das Pfand ἀῤῥαβῶνα τῆς κληρονομίας, das 2. Cor. 3, 22. c. 5, 5. Pfand unsers Erbes/ das ist/ eine Hafft-Gabe/ eine Angabe. Gott hat uns das Pfand den Geist gegeben in unser Hertz/ eine Gabe simpli Eph. 1, 14. citer, und ohne Beding/ und deßwegen von dem pignore oder Vnter- pfand unterschieden. Ein Vnterpfand wird fuͤr eine geliehene Summa Geldes dargegeben mit dem Beding/ wann dieses erstattet und gelieffert wird/ soll auch das Pfand wieder gegeben werden/ (wie Hieronymus schreibet) da im Gegentheil die arrha die Hafft-Gabe deme/ der sie Hieron. in Eph. 1. pag. 208. empfangen/ eigenthuͤmlich bleibet/ ist aber so zu reden/ wie eine Stuͤck D 2 Gabe/ Die Ander Gabe/ eine Angabe/ dadurch der Geber den jenigen/ der es empfaͤnget/ ver- sichert/ es werde die gantze Summa drauff folgen: (Dann wer in einem contract einem etwas auff die Hand gibt/ der muß den contract fest halten/) Also ist der Heilige Geist auch freylich eine freye/ fuͤrtreffliche und reiche himmlische Gabe des Vaters und des Sohns/ von denen er auch Act. 2, 38. außgehet/ δωρεὰ τοῦ ἀγίου πνεύματοσ, wie St. Petrus redet: Jhr wer- det die Gabe des Heiligen Geistes empfahen; O ein theure Gabe! ist die Angabe so koͤstlich/ was wird dann das Erb-Gut selbst seyn? Es muß ein theurer Schatz seyn/ da man hundert oder mehr Thaler auff die Hand gibt. Aber donum arrhativum \& obsignativum, eine solche Zeug- und Angabe/ Hafft-Gabe/ dadurch wir sollen versichert Tettull. l. de resurr. c. 51. werden der vollkommenen Summ/ davon Tertullianus sehr schoͤn redet: Christus sequester Dei \& hominum appellatur, ex utriusque partis de- posito commisso, sibi carnis quasi depositum servat, in semetipso arrha- bonem summæ totius. Quemadmodum nobis arthabonem Spiritus relinquit, ita \& à nobis arthabonem carnis accepit, \& vexit in cœlum, pignus totius summæ illuc quandoque redigendæ; Christus wird der Mittler zwischen Gott und Menschen genennet/ wegen der Beylage/ so aus beyden Naturen zusammen fleust von Geist und Fleisch/ mit des Geistes Erstlingen verehret Er uns Menschen als einer Angabe/ in Hoff- nung die voͤllige Ernde werde darauff in jenem Leben unfehlbar folgen: Er behaͤlt fuͤr sich unser das menschliche Fleisch/ so uns mit Freundschafft zugethan/ und von Jhm in Himmel erhoben worden. II. In specie und insonderheit arrha amicitiæ, nuptialis, fœde- ralis, adoptiva, Eine Freunds-Gabe/ eine Hochzeit-Gabe oder Mahl-Schatz/ eine Buͤndnuͤß-Gabe/ eine Liebs-Gabe; Eine Ver- Gen. 24, 48. sieglungs-Gabe der Kindschafft. Also hat Eleazar/ da er gesehen/ daß Gott Gnade gegeben zu seiner Braut-Werbung/ welche er wegen seines jungen Herren Jsaacs abgelegt/ und ihn seines Wuntsches gewaͤh- ret/ die Rebecca verehret mit einer guͤldenen Ohren-Spang/ Arm-Ring oder Arm-Band/ das war eine Angabe der jenigen Guͤter/ die sie hernach besitzen und erben solte. Da Alexander Magnus in den letzten Zuͤgen lag/ uͤberreichet er Perdiccæ einem seiner getreuen Kriegs-Obersten/ den er zu einem Reichs-Erben erkohren/ seinen Ring/ zur gewissen Anzeige/ daß er nach ihm an das Regiment gelangen solte: dann er ihm sein Koͤ- vid. Curt. l. 10. p. 434. nigliches Erbe von Hertzen goͤnne; Also der Heilige Geist ist das Pfand oder Gabe/ dadurch uns Gott die himmlische Kindschafft versiegelt/ er ist Predigt. er ist der rechte Mahl-Schatz oder Braut-Gabe der geistlichen Ehe- Buͤndnuͤß und Liebe zwischen uns und unserm Seelen-Braͤutigam Chri- sto Jesu; Er ist die Versicherungs-Gabe der Besitzung des Himmel- reichs. III. Artha preciosissima, Eine sehr köstliche Gabe. Ein Braͤutigam greiffet sich an/ was ihm sonderlich lieb ist/ was er hoch æsti- mirt, lang aufgehebt/ das schencket er; koͤstlich warẽ die guͤldene Geschmeide/ die Eleazar gegeben/ die guͤldenen Spangen; noch koͤstlicher der Purpur und Gen. 24, 22. \& 48. die guͤldene Kron/ wie auch der guͤldene Guͤrtel/ wie man allein des Koͤnigs Freunden gibt/ eines halben Seckels schwer/ damit der Koͤnig Alexander Koͤnig in Syrien/ Antiochi des Edlen Sohn/ den Juͤdischen Fuͤrsten Jo- nathan den Maccabeer verehret/ und ihm ihn also subarrhirt und ver- 1. Macc. 10, 20, 89. hafft gemacht; Aber unerschaͤtzlich koͤstlicher ist der theure werthe Schatz/ die Gabe uͤber alle Gaben/ der Brunn aller koͤstlichen Geschenck und Gaben/ der Heilige Geist; Jst der jenige Pfand-Schatz/ der uns im dritten Articul zu erkennen/ bekennen/ glauben/ anzunehmen commendirt und fuͤrgehalten wird/ dieweil er ist eine Goͤttliche Gabe/ Gott und das hoͤchste Gut selbst/ was ist koͤstlicher als Gott? Wir haben heut acht Tage gehoͤret unsern eussersten Jammer/ Noth/ Armuth und Elend/ darinnen wir durch die Suͤnd versencket/ stecken/ daß der Mensch seye an und vor sich cadaver fœtidum sine spiritu, ein todes Aaß ohne Geist und Leben/ exul und Bandit/ maleficant, Trost-loß/ gleich den wilden Leuten/ den alten Teutschen barbarischen Voͤlckern/ und ist der Jammer nicht außzuschreiben/ umb dessen willen das hoͤchste Gut vom Himmel herab gesendet/ alles darumb/ damit ein heiß-begieriger Durst und sehnliches Verlangen nach dem Wasser des Lebens/ nach dem Freuden-Oel/ nach dem Gnaden-Winde/ nach dem Gnaden-Feuer/ nach dem Liecht der wahren Erkaͤntnuͤß in uns angezuͤn- det werden moͤge/ das ist die einig noͤthige Gabe/ noͤthiger als das taͤgliche Brod/ als die Sonn am Himmel deren beyde wir zum natuͤrlichen Le- ben nicht entrathen moͤgen/ viel weniger koͤnnen wir der edelsten Gabe des Heiligen Geistes zum geistlichen/ himmlischen und rechtschaffenen Leben so aus Gott ist/ mangeln. Zu allervorderst muͤssen wir die Gött- liche substan tz und Wesen dieser Gabe erkeñen und verstehen lernen/ daß er seye eine Person des Goͤttlichen Wesens/ und also das hoͤchste Gut/ nemlich ein gleicher ewiger GOTT mit Vater und Sohn. Gott der Vater des Liechts schencke uns die Gabe seines Heiligen Geistes/ D 3 daß Die Ander daß wir seine Gottheit/ Majestaͤt/ Hoheit und Wuͤrde recht erkennen/ auff daß er geehret und wir durch ihn zum Himmelreich erleuchtet/ bekehret und gefuͤhret werden/ umb Christi Jesu willen/ Amen. D Aß nun der werthe Heilige Geist keine erschaffene und ge- machte Creatur/ sondern der wahre/ lebendige Gott seye/ mit Vater und dem Sohn ὁμοούσιος und gleiches We- sens/ das zeiget unser Niceno-Constantinopolitanum Symbolum klar an; I. Nomine, mit dem Göttlichen Namen HERR; Jch glaub in den HERREN den Heiligen Geist; den HERREN mit den grossen Buchstaben/ in welcher fractur Lutherus das nomen Jehova in seiner Teutschen Bibel allezeit geschrieben und Hebr. 1, 7. drucken lassen zum Vnterscheid anderer Herren/ deren viel seynd. Jst Luc. 23, 46. also dieser Geist kein erschaffener Geist/ kein Engel/ keine Seel/ kein Wind/ Ioh. 3, 8. kein blosser halitus, Athem oder Krafft der Seelen; viel weniger eine blosse Esa. 2, 22. Bewegung oder affect, sondern ein solcher Geist/ der da heisset Jehova, wel- Hagg. 1, 14. cher Nam ist wie drobẽ vermeldet/ der eigentliche/ sonderbare und unmittel- Ezech. 13, 3. bare Namen Gottes/ der da heisset und ist αυτοουσιος, μονουσιος, παντούσιος, Prov. 29, 11. ὑπερούσιος, ἀπειρούσιος, αειούσιος φύσει Θεὸς, der selbststaͤndige/ einige/ we- Rom. 11, 8. sende/ allwesende/ hoͤchstwesende/ unendliche und ewigwaͤrende Grundveste/ HErr uñ Gott von Natur/ wie drobẽ dieser Name weitlaͤufftig außgeleget. Vnd damit es aber nicht das Ansehen habe/ als were es ein blosser Menschen-Fund und Gedicht deren zu Nicea und hernach Constanti- nopel versamleten Bischoffe/ Vaͤter und Lehrer gewesen/ so fundirt sich diese Bekantnuͤß auff den klaren Buchstaben Goͤttlichen Worts. Jn Num. 6, 24. 25. 26. c. 12, 6. dem allgemeinen Aarons- und Kirchen-Segen/ da der Name Jehova dreymal widerholet wird/ auff alle drey Personen und alle consequenter auch auff den Heiligen Geist zu ziehen. Der HErr der Vater/ als die Quell alles Segens/ aller guten und vollkommenen Gaben/ Sonn Rom. 14, 17. c. 15, 5. c. 12, 6. und Schild/ der segne und behuͤte dich: der Sohn Gottes/ als der Glantz der Herrligkeit Gottes laß sein Angesicht leuchten. Der HERR der Heilige Geist/ als der Athem des Vaters und 2. Sam. 23, v. 2. Sohns/ der Freuden-Geist/ der Frieden-Geist/ erhebe sein Antlitz Eph. 3, 5. er hauche dich an mit Fried und Freud. Ferner in der intimation der 1. Petr. 1, 10. Propheten; Jst iemand ein Prophet des HErren/ dem will ich 2. Petr. 1, v. ult. mich/ der HErr/ kund machen in einem Gesichte und im Traum? Predigt. Traum? Wer ist derselbige Jehova, der sich den Propheten geoffen- baret? Es ist der Heilige Geist/ der durch die Propheten geredet/ wie wir bald mehr vernehmen werden; Jn dem bekanten τρισαγίῳ und En- Esa. 6, 3. gel-Gesang: Heilig/ Heilig/ Heilig ist Gott der HErre Zebaoth. Wer ist daselbst der dritte Heilige HErr? Es ist der Heilige Geist/ wie es St. Paulus in den Apostolischen Geschichten erklaͤrt/ Act. 28, 25. Jn der Versuchung der Kinder Jsrael in der Wuͤsten/ wer ist der Jeho- Psal. 95, 5. va, der HErr/ den sie versuchet und erbittert? Es ist der Heilige Num. 14, 22. Geist/ der Geist des HErren. Hieher ziehen wir im Neuen Testa- Esa. 63, 10. 2. Cor. 3, 17. ment die jenigen testimonia und Zeugnuͤsse/ da der Heilige Geist Κύριος oder ein Herr ἐξοχικῶς außtruͤcklich und fuͤrnemlich genennet wird. Der HERR ist der Geist/ spricht St. Paulus. Es zeiget des Heiligen Geistes Gottheit an unser vorhabendes Sym- bolum, II. Idiomatibus divinis, mit den Goͤttlichen Eigenschaff- ten/ die es ihm zuschreibet/ als da ist/ 1. Spiritualitas, die Geistlichkeit/ daß er ist ein Geist/ verstehe dem Namen Jehovæ oder HERR gemaͤß/ ein solcher Geist/ der da heisset Jehova und also ein unendlicher und unermeßlicher Geist/ wo soll ich hingehen fuͤr deinem Geist? Psal. 139, 7. und hinfliehen fuͤr deinem Angesicht? Eine zwar allmaͤch- tige/ aber zugleich persoͤnliche Krafft; wie der Geist in einem iedem Ding die Krafft und Macht ist/ als der Geist des Feuers in einer gesprengten Mine/ des Donners/ des Erdbiedens/ des groben Geschuͤtz/ des edlen Weins/ des Oels und dergleichen: Was ist staͤrcker als ein Englischer Geist? Was vermag der Geist des Menschen der in ihm ist/ er schwingt manchmal seinen Stein-schweren Leib als ein leichtes Voͤgelein in die Luc. 24, 49. Lufft hinauff. Zerbricht nicht manchmal der Wind grosse Baͤume? 2. Tim. 1, 7. Also ist dieser Geist die allmaͤchtige Krafft Gottes/ die Krafft aus Act. 10, 38. der Hoͤhe/ damit Christus seine Juͤnger angezogen/ der gleich einem Wind Ezeh 3, 12. den Propheten Ezechiel auffgehoben und hinweg gefuͤhrt/ den Propheten Mich. 3, 8. Micha voll Krafft gemacht/ Christum in die Wuͤsten getrieben/ Philip- Matth. 4, 1. pum von des Kaͤmmerers Wagen hinweg gerissen/ St. Paulum als ein Act. 8, 3. c. 18, 5. Winds-Braut in der gantzen Welt herumb gejagt und getrungen/ und Rom. 8, 14. treibt noch heutiges Tages die Kinder Gottes zu allem guten. Geist ist allen dreyen Personen zwar ein gemeiner Nam/ Gott ist ein Geist/ aber auff eine sonderbare Weise wird diese dritte Per- son ein Die Ander son ein Geist genennet/ nemlich so zu reden passivè ad intra quia spiratus, dieweil er vom Vater und Sohn außgeblasen/ activè ad extra, dieweil er sich Ioh. 3, 8. sonderlich in geistlichen unsichtbaren/ unempfindlichen trieben/ und Bewe- gungen in den Hertzen der Menschen erzeiget. Der Wind bläset wol/ spricht Christus zu Nicodemo/ wo er will/ du hoͤrest sein sausen wol/ aber du weissest nicht von wannen er kommt und wohin er Luc. 17, 20. fähret. Regnum Dei non venit cum observatione, Das Reich Gottes kommt nicht mit eusserlichen Gebaͤrden/ wie wir alle aus den eusserlichen Bewegungen der Seelen spuͤren daß eine Seele in uns wohne/ ob wir sie gleich mit Augen nicht sehen koͤnnen: Wir hoͤren den Schall/ aber wir fehen ihn nicht: Die Juͤnger Christi sahen wol die feurige Zungen/ sie hoͤrten das sausen des gewaltigen Windes/ aber den Geist Gottes selbst konten sie nicht anschauen: Also wird ein Christlicher Mensch manchmal durch das Wort und Sacrament in Andacht entzuͤn- det/ daß er fast nicht weiß wie ihm geschehen: Es entfahrt ihm manchmal ein Wort/ das im fleischlichen Garten des Hertzen nicht gewachsen. Er wird vom innerlichen Pfingst-Wind getriben etwas gutes zurathen/ zureden und zuwuͤrcken/ die Augen schwim̃en bißweilen in geistlichen Freu- den und Liebes-Thraͤnen/ er kan aber mit allen seinen fuͤnf Sinnen à priori nicht empfinden und fuͤhlen woher/ was und wie. Der Geist Gottes muß 1. Ioh. 5, 6. von ihm selbst zeugen durch sein Wort/ daß der Geist Warheit sey. 2. Sanctitas, die Heiligkeit/ Er ist heilig/ κατ᾽ ἐξοχην`, vor allen 1. Sam. 2, 2. im hoͤchsten Grad/ niemand ist heilig wie der Herr; Er ist ein heiliger Athem. Wie der Mund/ so ist der Athem; stincket der Mensch im Munde/ so stincket auch der Athem/ riechet er wol/ so riechet auch der Athem: Also/ Athanas. ep. ad Se- rapion. weil dieser Geist des allerheiligsten Gottes Athem ist/ so ist Er der Aller- heiligste. Dannenhero schreibet Athanasius: qui habet Spiritum San- ctum, is dicat, bonus odor sum, Wer den Heiligen Geist bey sich hat/ der tom. 2. p. 21. kan und mag sagen: Jch bin ein guter Geruch Gottes. 3. Ο῾μοουσία; daß 1. Ioh. 5, 7. er ist ὁμοούσιος, gleiches Goͤttliches Wesens mit dem Vater und Sohn; dieweil er vom Vater und Sohn außgehet/ als wie der Strahl von der Sonnen-Liecht; als wie der Strom von der Quell und Brun- nen außfleusset/ und doch ein Wasser/ eine substan tz ist mit dem Quell und Brunnen-Wasser/ aus welchen es herfleusset. Davon aber bey naͤchstem mit mehrerm; Spiritus Sanctus est ineffabilis quædam Patris Filiique Augustin. l. 5. de Trin. c. 11. communio, \& ideò fortassis sic appellatur, quia Patri \& Filio potest eadem appellatio convenire, schreibet Augustinus, der Heilige Geist ist eine Predigt. eine unaußsprechliche Vereinigung oder Gemeinschafft des Vaters und des Sohns/ und wird vielleicht deßwegen ein Geist genennet/ dieweil dieser Name dem Vater und Sohne auch kan gegeben werden. 4. Æternitas, Die Ewigkeit/ daß Er ist ein ewiger Geist; dañ daß er nicht neulich erst erschaffen: nicht allererst angefangen zu seyn/ da er sichtbar in der Taube/ im Athem Christi/ im Feuer erschienen/ sondern langst zuvor gewest/ das bekennet unser Symbolum in diesen Worten/ da es saget/ Er habe durch die Propheten geredet/ dann der Geist 2. Sam. 23, v. 2. des Herren redete durch David/ und alle Propheten ins gemein/ dahin auch gehoͤren alle dialogi divini, alle Goͤttliche Gespraͤch/ da der Heilige Luc. 3, 68. Geist der revelator und Verkuͤndiger gewest; daß Er aber ewig seye/ ein Eph 3, 5. ewiger Geist/ dasselbe bekennen wir in den Worten/ der vom Vater und 1. Petr. 1, 10. 11. Sohn außgehet/ durch eine ewige procession und Außgang/ wie wir 2. Pet. 1, v. ult. naͤchst zu erweisen haben/ ietzs nur setzen als ein αἴτημᾳ und glaubwuͤr- dige Vor-Lehr. Hebr. 9, 14. III. Operibus divinis, Mit den Goͤttlichen Wercken/ als da ist die Lebendigmachung; Aus nichts etwas und das tode lebendig machen/ aus eigener Krafft zu eigener Ehr/ die geistlich-tode lebendig machen ist ein Goͤttlich Werck; Nun ist der Heilige Geist/ der Eph. 1, 19. 20. anfangs sich uͤber das erste Chaos/ den ersten Welt-Klumpen/ als eine Henn uͤber die Eyer geleget/ alle Creaturen außgebruͤtet/ lebendig gemacht was lebẽ solte/ und herfuͤr und ans Liecht gebracht/ wird auch am juͤngsten Tage wiederumb alles Fleisch durch sein allmaͤchtiges Anhauchen wieder- Gen. 1, 2. umb lebendig machen und auffrichten. 2. Die Heiligmachung/ Psal. 33, 6. in der Versamlung der Christlichen Kirchen/ Vergebung der Suͤn- Ioh. 6, 54. den/ in der Heiligen Tauffe/ dann darumb werden diese Werck im dritten Articul erzehlet/ als Wercke des Heiligen Geistes/ in dero Ansehen und Genuß wir in Jhn glauben sollen; Nun ist der Heilige Geist der Stiffter Act, 20, 28. des Heiligen Predig-Ampts/ der Werber und Samler der Christenheit Rom. 1, 4. aus allen Voͤlckern/ der Vrheber der Gemeinschafft der Heiligen/ der Schatz-Herr uͤber den Ablaß der Suͤnden/ der collator und Geber des ewigen Lebens. IV. Cultu religioso, Mit der Ehr des Anbetens; wie unser Symbolum saget/ der mit dem Vater und Sohn zugleich angebetet und zugleich mit solcher Ehr/ die sich in die erste Tafel ziehet/ geehret wird. Daß alleine der wahre lebendige Gott rechtmaͤssiger Sechster Theil. E Weise Die Ander Weise koͤnne angeruffen/ angebetet und also geehret werden/ ist droben Esa. 42, 8. außgemachet/ und leidet die Glaubens-Regul keine instan tz; Nun aber Esa. 6, 3, \& 9. Confer ist der Heilige Geist der jenige/ der da mit Vater und Sohn zugleich an- Act. 28, 25. gebetet und geehret wird; weil wir nicht nur in ihm/ sondern auff seinen Matth. 28, 19. Namen getaufft/ als seine Knechte und geweihete Tempel/ so soll Er auch von uns als der Tempel-Herr und edle Gast unser Stelen in dem Hertzen- Tempel geehret/ angebetet und angeruffen werden; darzu dann kommt die Suͤnde wider den Heiligen Geist/ die gibt auch ein argument und Be- Psal. 51, 6. weiß dar. Dann so der Mensch allein suͤndiget Gott in dem Himmel/ wie David bekennet im Psal. 51. Vnd aber eine Suͤnde wider den Hei- Act. 5, 4 . ligen Geist begangen wird/ so muß ja der Heilige Geist unwidersprechlich ein wahrer Gott seyn. St. Petrus schliesset selbst also wider Ananiam: Du hast/ sagt er/ nicht Menschen/ sondern GOTT gelogen: Der jenige/ dem Ananias gelogen/ ist der wahre Gott im Himmel/ der jenige/ dem Ananias gelogen/ ist der Heilige Geist/ darumb ist der Heilige Geist der wahre Gott im Himmel. Act. 13, 2. Also ist Er im neuen Testament in der That angebetet worden/ bey der ordination der Apostel/ da sie den jenigen Geist angebetet/ der geredet und sie außgefendet. Aus dem uhralten loͤblichen Gebrauch der ersten Christlichen Kirchen haben wir noch uͤbrig das Veni Sancte Spiritus, Komm Heiliger Geist ꝛc. ist nichts anders als eine demuͤchige zu- Iust. Mar- tyr. in apo- log. 2. sammen-stimmende Anruffung des Heiligen Geistes. Justinus Martyr einer von den aͤltesten Lehrern der Kirchen bezeuget klar/ Christianos σέβεϑς καὶ πρησραυει῀ν τὸν Πατέρα καὶ τὸν παρ᾽ αῦτοῦ ιὸν ἐλϑόντα, καὶ τὸ πνεῦμα προφητικὸν, daß die Christen ehren und anbeten den Vater und den Sohn/ der vom Vater kommet/ und den Prophetischen Geist. Dieses alles fasseten die Nicener zusammen in das Woͤrtlein JN/ Jch glaube JN. Das objectum fidei IN oder der jenige/ JN wel- Ioh. 14, 1. chen wir glauben sollen/ ist allein der einige wahre Gott/ an den sollen wir glauben/ als den letzten Zweck/ als das hoͤchste Gut/ dahin wir einig in allen unfern Geschaͤfften Glauben und Glaubens-Vbungen zielen muͤssen/ da hingegen der jenige verflucht ist/ der sich auff Men- Ier. 17, 5. schen verlässet/ und Fleisch fuͤr seinen Arm haͤlt; das heisset: Jch glaube JN den Heiligen Geist/ das ist/ ich glaube nicht nur/ daß ein Heiliger Geist seye: nicht nur glaube ich dem Heiligen Geiste/ was er mir in Gottes Wort verkuͤndiget und offenbaret; sondern ich glau- Predigt. ich glaube auch JN den Heiligen Geist mit hoͤchster Zuversicht/ dem vertraue ich mich/ ihm lasse ich mich im Leben und Tode/ hie zeitlich und dort ewig. Nun dieses ist die Gabe: Was fuͤr eine Gabe? O uͤber- aus-köstliche Gabe/ eine Goͤttliche unerschaͤtzliche Gabe; dann was ist koͤstlicher/ edler und besser als Gott das hoͤchste Gut? So ist nun diese edle Gabe auff seiten unser Eine so hohe Gabe/ die lobens Sir. 20, 32. und consequenter 1. Erkaͤntnuͤß werth. Ein weiser Mann der sich nicht brauchen laͤsset/ und ein verborgener Schatz/ wozu sind diese beyde nuͤtze? fragt Sirach/ und fragt zwar zuvorderst von der theoriâ, was ein Schatz nuͤtz/ davon man nichts wisse? Ignoti nulla cupido. Was hats (zum Exempel) vor zwey hundert und mehr Jahren die Europe ischen Voͤlcker gebattet/ daß in Americâ (der hernach erfunde- nen neuen Welt) koͤstlich Gold/ Gewuͤrtz und andere Kleinodien in grosser Menge zu finden gewest/ davon sie keine Spur noch Kundschafft gehabt? Es meynet aber Sirach auch zugleich die scientiam practicam, was tau- get ein Schatz/ den man entweder nicht brauchen darff oder zu brauchen weiß? Was nuͤtzet das Korn eines Wucherers auff der Biene oder in der Scheure/ wann es eingehemmet wird/ oder einen Apotheker/ wann man die darinn beygelegte heilsame Mittel und Artzneyen nicht weiß zu appli- cir en und anzulegen? Also was hilfft uns Menschen das Goͤttliche Va- ter-Hertz/ die theure ranzion Christi Jesu zu unserer Erloͤsung erleget und bezahlet/ wovon in obigen zweyen Glaubens-Articulen gehandelt worden/ so uns niemand darzu leitet/ niemand den Schatz ergraben und außspuͤren lehret/ so wir nicht begabet wuͤrden mit dem Heiligen Geist/ und dessen Liecht und Gnad/ ohne welchen niemand Jesum Christum einen 1. Cor. 12, 3. HERREN nennen kan. Christophorus Columbus haͤtte lang auff dem Oceano und wilden Meer herumb schiffen und verirren moͤgen/ biß ihm/ so zu reden/ die Jndia- nische gebratene Taube waͤre ins Maul geflogen/ wo ihn nicht ein Jndia- nischer Wind haͤtte angewehet und ihm den Weg gezeiget? Also haͤtte uns der himmlische Pfingst-Wind/ der Heilige Geist/ nicht angeblasen/ so waͤ- ren wir in der Finsternuͤß/ im Vnglauben und Jrrthumb/ ohne Gott/ ohne Verheissung/ ohne Trost/ in der Welt geblieben/ darumb wir auch in der Außlegung des dritten Articuls bekennen und sagen: Jch glaub daß ich nicht aus eigener Vernunfft noch Krafft/ an Jesum E 2 Christum Die Ander Christum meinen HErrn glauben oder zu ihm kommen kan/ sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium be- ruffen/ mit seinen Gaben erleuchtet ꝛc. Diesem allem nach ist die- ses theure und werthe Goͤttliche Geschenck der Heilige Geist wol wuͤrdig und werth/ daß man ihn recht und eigentlich ohn Jrrthumb lerne erkennen und verstehen/ wessen wir uns zu ihm zu verfehen/ was wir von ihm zu hoffen und zu erwarten. Nicht nur erkennens/ sondern auch schaͤtzens werth/ und weil die Gabe unerschaͤtzlich/ sie schaͤtzen lernen/ fuͤr die allerkoͤst- lichste Gabe. Es haben vorzeiten die Roͤmischen Kaͤyfer sich arm geschencket/ gros- Lips. de milit. p. 329. l. 2. ad- mirand. c. 12. sen luxum und Vberfluß angewendet in ihren congiariis zu spendir en/ ihre magnificen tz andern zu erweisen; Lipsius kan hierzu nicht gnug Wort finden/ wann schon/ schreibet er/ ein Midas were/ der alles was er anruͤhrete/ zu Gold machete/ so koͤnte er doch nicht so viel zu wege bringen als jene ver- schenckten. Iulius Cæsar hat seinen Soldaten einem ieden ein Ritter-Gut eingegeben und verehret. Einmal im burgerlichen Kriege verehret er un- ter feine Soldaten funffzehen Millionen Goldes. Augustus bezahlet einem Griechen fein carmen festertiis centenis, das ist/ zwey tausent und fuͤnff hundert Philips-Thaler. Commodus II. hat einsmals einẽ Solda- ten bey der Statt Ravenna/ welchem der Fuß abgehauen war biß uͤber die Cluver. p. 492. Knorren/ Stieffel mit Golde gefuͤllet/ verehret. Wie hoch die Feuda und Lehen æstimir t/ bezeuget die Erfahrung; mancher laͤsset Gott Gott seyn/ Gewissen Gewissen/ religion religion, Geist Geist/ setzt Leib und Seel in stich/ auff daß er adeliche Lehen empfangen und erhalten moͤge. Das seynd βασιλικὰ δῶρα, Koͤnigliche Geschencke; Aber O wie gering/ ja wie gar nichtig/ wie so gar fluͤchtig gegen dem hoͤchsten Gut! Gott koͤnte uns nichts hoͤhers schencken als den Heiligen Geist. Nun cum Dei sint omnia, habenti Deum nihil deerit, fi Deo ipse non desit, schrei- Cyprian. de Orat. Dom. bet Cyprianns: Weil Gott alles hat/ weil alles Gottes ist/ so wird dem auch nichts mangeln/ der Gott hat/ wo er nicht selbst Gotte man- gelet oder von Gott weichet. Es ist diese Gabe nicht nur Erkaͤntnuͤß sondern auch er- haltens werth/ eine Krone/ die wir uns nicht muͤssen durch Ketzer und Schwaͤtzer/ durch Philosophi und Phantasy/ rauben und nehmen las- sen/ sondern dieselbe raͤchen/ retten und vertheidigen wider alle falsche und widrig-glaubende. Die alte Macedonianer ( Macedonius war ein Politischer untheologischer Hofmann ein mit Gewalt und Blut- vergiessung Predigt. vergiessung eingetrungene Bischoff zu Constantinopel/ ein halber Arianer/ der erste pnevmato-machus und Geist-Stuͤrmer/ welcher Gotteslaͤsterlich außgeben/ der Heilige Geist were eine Creatur von Gott dem Herrer in der Zeit erschaffen; deme die Vaͤter zu Constantinopel diese bißher erklaͤrte Wort entgegen gesetzt/ und damit seine Lehr anathe- matisir et;) sind langst tod/ aber ihr Geist lebet noch in den heutigen Pho- tinia nern/ welche ebenmaͤssig die Gottheit des Heiligen Geistes anfechten/ halten den H. Geist nur fuͤr eine Krafft und Wirckung Gottes/ wie Osto- Ostorod. c. 4. instit. p. 32. rodus schreibt: der verwegene Ketzer Joh. Crell nennet den H. Geist Deo supremo subordinatum, einen untergeordneten Gott/ der dem hoͤchsten Ioh. Crell. de Vno Deo Patre l. 2. sect. 3. Gott geunterordnet seye/ als media actionum divinarum causa, eine Mittel-Vrsach/ durch welche die Goͤttlichen Sachen außgerichtet und verrichtet wuͤrden. Jonas Schlichting, ein Polnischer Edelman in seinem Buch de Trinit. adversus Meisn. braͤcht gern die Apostel und die Beken- ner zu Niceâ selbst auff seine Meynung/ schreibet: Entweder die jenigen/ so den Apostolischen Glauben geschrieben und zusammen getragen/ haben geglaubet/ daß der Heilige Geist Gott seye/ oder haben es nicht geglau- bet: Haben sie es geglaubet/ warumb haben sie dann dasselbe nicht auß- druͤcklich im Glauben gesetzet? Haben sie es nicht geglaubet/ warumb sollen dañ wirs glaubẽ? Gerad als were es nicht genug in dẽ Wort Credo, Jch glaube/ angezeiget/ und zwar in dem Wort Gott/ welches sie ἀπ ὸ κοινοῦ wollẽ widerholet habẽ/ und deßwegen vorher im ersten Articul gesetzet/ weil dasselbe allen dreyes Personen/ Vater/ Sohn und Heiligem Geist ge- mein ist; hernach mit dem Woͤrtlein JN: Da sich aber hernach die Πν ματομάχοι und H. Geist-Stuͤrmer herfuͤr gethan/ so ist ihnenklaͤrer wi- dersprochẽ wordẽ in diesem zu Constantinopel abgefassten Symbolo; Die erst-ermeldten Photinianer sind uns weit entlegen/ wiꝛ tragen abeꝛ noch in uns die Πν ματομαχίαν, wann unsere blinde und toll-sinnige Vernunfft und arger Will sich wider den H. Geist will aufflehnen/ und denselben unter sich zwingen; und also nicht Gott in uns seyn und herrschen las- sen. Diesen allen stehet entgegen der Apostolische Fluch: So iemand/ Gal. 1, 8. 9. were es auch ein Engel/ ein anders Evangelium predigen wird/ als wir auch verkuͤndiget haben/ der sey verflucht. Es ist diese edle Gabe nicht nur erhaltens sondern auch hoch ruͤhmens werth/ gleich wie die jenigẽ præsent und Geschencke/ die Jacob seine Soͤhne hieß zu sich nehmen/ als sie in Egypten zogen/ Getreide zu holen/ Joseph damit zu verehren/ genennet werden in der Hebreischen E 3 Grund- Die Ander Gen. 43, 11. Grund-Sprache zimroth haaretz, auff Teutsch das Lob der Erden/ das ist/ terræ κειμήλια omnium ore decantata, die edelsten Kleinodien/ so zu reden/ des Landes/ umb welcher willen es allenthalben von iederman ge- ruͤhmet wuͤrde/ des Landes beste Fruͤchte/ Balsam/ Honig/ Wuͤrtze/ Myr- rhen/ Datteln vnd Mandeln/ warumb nicht viel mehr hier? da sind zimroth haschamajim, die edleste Himmels-Gabe/ welche mit zusam- men-stimmenden Mund/ Hertz vnd Thaten von iederman einhelliglich soll geruͤhmet/ gelobet und gepreiset werden; weil sich auch diese Person des Menschen so hoch angenommen/ und sich so tieff herab gesencket; welches dann auch die beste harmonia ist/ wann die Stimmen des Hertzen/ Mun- des und eusserlichen Wercks wol zusammen gehen ohne Heucheley; der Devt. 33, 3. c. 4, 7. Text unter solcher Melodey ist dieser: Wie hat doch GOTT die Menschen so lieb? Wo ist ein Volck zu dem sich die Goͤtter so nahen? Wie grosse Gutthat/ daß sich auch der Heilige Geist so tieff herab gesencket in unsern Spital/ in unserm Hertzen zu wohnen! Jsts dann nicht gnug/ daß der Sohn Gottes Mensch worden/ der Vater seine Hertzens-Kron angegrieffen/ und was wollen wir sagen? obmutescen- dum, obstupescendum, mirandum non rimandum, wir muͤssen daruͤber erstummen/ wir verstarren/ wir muͤssen uns hoͤchst daruͤber verwundern/ und koͤnnen mit vnsern Vernunffts-gruͤbeln nicht fortkommen. Eine Gabe die nicht nur ruͤhmens/ sondern auch anneh- mens werth. Jst diese edle Gabe so ein Wunder-Geschenck/ wer wolte Act. 8, 18. 19. dann dieselbe nicht annehmen? Wie aber? Vielleicht durch Geld-Kauff/ wie Simon/ der dieselbe kauffen wolte von den Aposteln/ damit er sie wieder verkauffen koͤnte: wie hernach im Papstumb die geistliche Fuggereyen/ Jahrmaͤrckte/ Marcketendereyen so gemeine worden/ daß sie in Himmel geschrien/ auch wol zu vnsern Zeiten durch heimlichen Verstand bey dem Evangelio dergleichen Simonien fuͤrgangen mit præbend en/ mit voca- tion en/ Chur und Wahlen/ da aus Hoffnung eines Geschencks; die groͤsten Narren die besten Pfarren gekriegt/ umb Zusag eines jaͤhrlichen Canonis: Solt dergleichen auch noch geschehen/ so wirds Gottes Rach gewiß finden/ und noch an der posterit aͤt straffen; da sey Gott fuͤr! sondern durch eiferiges Gebet/ Bitt und Flehen/ dessen Gott iederman ge- Luc. 11, 11. 12. waͤren will; Luc. 11. stehet die Verheissung/ Brod nicht Stein: Fisch nicht Schlang: Ey nicht Scorpion: Was wollen wir aber bitten? Wollen wir vnsere Lust haben an Gold/ Silber/ Ehr ꝛc. O nein! dañ da ist uns so viel nicht an gelegen/ sondern den Heiligen Geist/ die erste Bitte im Vater Predigt. Vater unser: daß Gottes Name bey uns geheiliget werde/ daraus alles folgen soll. Er ist donum catholicum, eine allgemeine Gabe/ aber die Welt kan ihn nicht empfangen/ dann sie sihet ihn nicht/ Ioh. 14, 17. und kennet ihn nicht/ das ist/ sie verstehet nichts von ihm/ weder nach seiner Person noch Ampt; so achtet sie ihn auch nicht/ sie trachtet nicht nach ihm/ Welt-Geist und Gottes-Geist seynd ἀσύςατα, sie koͤnnen nicht bey einander stehen/ niemand kan zweyen Herren dienen. Die Matt. 6, 24. Welt/ das ist die Alleredelsten/ die Allerweisesten/ die Allerreichesten/ sie ver- trauen auff ihre Weißheit/ darumb wollen sie die himmlische Weißheit nicht; sie ruͤhmen sich ihrer Ehr/ darumb wollen sie dieses Liecht nicht; sie ergetzen sich mit ihren Wolluͤsten/ darumb achten und trachten die nicht nach dem Himmels-Trost/ sie erlangen auch die ewige Freude nicht: Sie freuen sich ihres Reichthumbs/ darumb wollen sie dieses nicht. Summa bring her/ bring her ein Geschenck nach dem andern/ ist der Welt ihr Be- gehren. Es schreyet alles nach Reichthumb und Geschencke/ dieselbe blen- den/ sie obligir en/ sie sclavisern/ mutnegra cum murvâ faciunt rectissima curva, aber das himmlische Geschenck/ die Himmels-Gabe die ist unan- genehm/ die begehrt man nicht. Nun am Juͤngsten Tage wird der Reuer kommen/ und wird in der heissen Hoͤllen-Glut die Verdammten auch frie- ren nach dieser Sonne. Gott der Heilige Geist wolle selbst solche Hertzen/ Sinnen/ affect en/ Begierden erwecken und bescheren/ daß wie schenck-suͤchtig der Mensch ist und nur schreyet/ Affer, Affer ! bring her/ bring her! unersaͤttlich: also wir Geist-begierig seyen: wie ein Verwundeter nach Balsam-Oel schreyet: also wir nach diesem edlen Himmels-Oel; wie einer der in der finstern tappet/ ein Blinder nach dem Liecht; wie ein Erfrorner nach der Feuer- Hitz/ und mit was grossem Durst die Leute den Artzney- und Heil-Brun- nen zulauffen/ also wir auch eilen mit Hirsches-Begier zu dieser Gnaden-Quell/ damit wir/ die wir hier haben das Pfand/ dort das voll- kommene Erbe erlangen/ Friede und Freude im Heiligen Geist/ Amen. Die Die Dritte Die dritte Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der procession und Außgehung des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Ob wol alle sichtbare auch leblose Sap. 13, 5. Creaturen Bilder sind ihres Schoͤpffers/ so mag doch sol- ches κατ᾽ ἐξοχν` von dem Element des Wassers/ dem gros- sen Meer/ der offenbaren See gesagt/ da sich Gottes Ma- jestaͤt/ providen tz/ Regierung und Wesen spiegelt/ wie die Sonn im Wasser sich selbst pfleget abzumalen; Darumb Herod. in Melpom. p. m. 252. zu gleicher weise/ wie jener Darius Hystaspes bey dem Herodoto auff einen hohen Thurn sich gestellet/ die Weite/ Breite und Laͤnge des Meers zu Rom. 11, 33. schauen und zu betrachten: sich auch der Apostel St. Paulus gleichsam auf einen Thurn/ ja auff einen Mast-Baum gestellet/ zu betrachten die Tieffe des Reichthumbs und der Weißheit/ und der unbegreifflichen Gerichte/ und unerforschlichen Wege des Herrn/ der Heiligen Drey- einigkeit/ und nach dem er sich genug ersehen/ obsign irt ers mit dieser exclamation: ῶ βάϑος! O welch eine Tieffe! Ja freylich βάϑος 1. Essentiæ \& opulentiæ, eine Tieffe des Wesens und des Reichthumbs; Das Meer ist ja eine Zusammenfliessung aller Eccles. 1, 7. Wasser/ ein unendlicher Guß/ wie alle Wasser aus dem Meer fliessen/ und Circulweise/ auch hinein/ und wird doch das Meer nicht voͤller; Die Tieffe kan kein Taͤucher finden/ kein Bley- wurff ergruͤnden/ ist an etlichen Orten unergruͤndlich/ ob schon es bißwei- len nicht tieffer seyn soll als anderthalbe welsche Meilen; Was will man sagen von dem Reichthumb/ so im Meer verborgen/ der Schaͤtze/ Kleino- dien/ Gold und Perlen? Also ist das Goͤttliche Wesen π λαγος ἂπειρον καὶ ἀορίςον, ein unergruͤndliches/ unendliches Meer/ ein Circul/ aus wel- chem alles und in welches wieder hinein kommet und geschlossen ist/ das hoͤchste und alles Gut; Es ist Ens opulentissimum, wie aller Reichthuͤ- mer Vrsprung/ also auch die Fuͤlle/ ein Schatz/ der nicht kan erschoͤpffet Mich. 7, 19. confer Ier. 51, 63. 64. werden/ vnd sonderlich zu vnserm Trost abyslus misericordiæ, ein Ab- grund der Barmhertzigkeit. 2. βαϑος Predigt. 2. Βάϑος sapientiæ, Eine Tieffe der Weißheit/ uͤber wel- cher erstarret Koͤnig David in seinem 104. Ps. HERR/ wie sind alle Ps. 104, 24. deine Werck so groß und viel/ du hast sie alle weißlich geordnet. 3. Βάϑος κριμάτων, die Tieffe der Gerichte; allerhand wunder- liche motus, fata und Regierungen: wie wunderlich die Natur des toden Meers/ welches alles/ was es antrifft/ submergirt, wie Plinius bezeuget/ wie seltzam/ wie ungleiche fortun, der Wind-Strich/ der Wellen-Lauff/ daß man lafir en und den Segel nach dem Wind richten/ und des Meeres Willen sich ergeben muß/ wie dort Act. 27. Paulus mit seinen Geferten wi- Act. 27, 40. derfahrẽ? Also sind die Goͤttlichẽ Gerichte ἀνεξερ νητα, unbegreifflich/ wer will sie ergruͤnden? Wer will sich unterstehen außzusprechen/ warumb die Juden die letzten/ und die Heyden die ersten seyn sollen im Himmelreich? Warumb Gott Straßburg verschonet/ und Magdeburg verstoͤret? Warumb Sodoma mit einem Feuer-Regen verbrennet und untergan- gen/ Rom aber in voller Bluͤhte gleichsam prange? Warumb das Maß seiner Goͤttlichen Langmuth so ungleich? Da ist am besten die Hand auff den Mund legen und gewonnen geben: 4. Βάϑος ὁδῶν ἀνεξιχνιάςων; die Tieffe seiner unerforsch- lichen Wege/ woruͤber auch der weiseste Koͤnig Salomo in Verwun- derung gerathet/ Drey Ding/ sagt er: sind mir zu schwer/ des Prov. 30, 18. Schiffs Spur kan man nicht finden/ noch seine Bahn in den Sap. 5, 10. Fluthen: Also seynd auch die Wege Gottes unerforschlich/ unerforsch- lich der Weg der Beruffung Abrahams aus Chaldea/ des Jsraelitischen Volcks/ der Apostel; Vnerforschlich seynd die gradus der Wege/ die horæ \& moræ, die Zeiten und Stunden derselben/ wie der Herr Christus selbst solches an Tag giebet/ sagende: Were in Tyro und Sidon Matt. 11, 21. also geprediget worden und solche Wunder geschehen/ wie zu Chorazin/ sie hätten im Sack und in der Asche Busse gethan. Wunderlich ist es/ daß Teutschland mit dem hellen Liecht des H. Evangelii begnadet und erleuchtet/ und nicht so wol Jtalien? Vnerforschlich seynd die Wege der Geburt/ die Wege des Lebens/ die Wege des Todes. 5. Βάϑος SS. Trinitatis, die Tieffe der Heiligen hochge- lobten Dreyeinigkeit. Bey Wasser und Seen ins gemein findet sich die Quell/ der Brunn und der Strom/ in einer wesentlichen unver- mischten Natur: Also ist Gott der Vater die Quell/ der Brunn Ier. 2, 13. Sechster Theil. F ist der Die Dritte Ps. 68, 27. ist der Sohn/ der da ist der Brunn Jsrael/ der Heil-Brunn: der Zach. 13, 1. Strom und das Gnaden-Meer ist der Heilige Geist/ Apoc. 22. Von Ioh. 4, 14. dieser Quell sind alle Ding/ Segen/ Krafft und Safft/ durch diesen Apoc. 22, 1. Brunn werden uns vom Himmel herab alle Gnaden-Schaͤtze zuge- floͤtzet und zugefuͤhret; Jn diesen Strom muß sich alles wieder termini- ren/ zur Ehre des Heiligen Geistes/ in welchem wir seynd/ leben und weben/ als wie ein Schiff in dem grossen Meer schwebet. Nun meine Liebsten/ wir stehen mit Paulo auch auff dem Mast- Baum/ oder viel mehr in portu, an dem Anfurth des Meers/ zu betrachten Βάϑος Deitatis, die Tieffe der Gottheit/ sonderlich der dritten Person in der hochgebenedeyeten Dreyeinigkeit. Die erste und andere Person haben wir droben betrachtet/ haben neulich Βάϑος mise- riæ, die unergruͤndliche Tieffe unsers Elendes/ unserer Duͤrff- tigkeit demonstr irt/ wie noͤthig unserer lechzenden Seel dieser Himmels- Strom: Wir haben Βάϑος doni divini, die Tieffe der Goͤttlichen Gabe æstim irt: folget doni originatio, die Entspringung sol- cher Gabe/ wie solche Gabe außfliesse/ ist auch ein βάϑος und grosses Geheimnuͤß; Gott gebe/ daß wir ohne Schwindel dasselbe anschauen/ so viel uns davon geoffenbaret/ der Sache weder zu viel noch zu wenig thun/ alles zu unserer Lehr und Gottes des Heiligen Geistes Ehr/ Amen. W Ann demnach in unserm Symbolo Nicæno geglauber wird/ daß der Heilige Geist vom Vater und Sohn außgehet/ so wird uns erstlich klar gedeutet auff das origi- natum, wer nemlich vom Vater und Sohn außgehe/ das ist nun eine andere Person vom Vater und Sohn unterschieden/ und zwar die Dritte; Eine Person/ sag ich/ denn Außgehen ist ein actus personalis, eine solche Handlung oder Werck/ so einer Person zuste- Iob. 34, 14. het: Eine selbstaͤndige/ lebendige/ Job. 34. Joh. 3. weise/ 1. Cor. 2. und freye Ioh. 3, 6. Person/ 1. Corinth. 12. deren/ wie dieser actus personalis, der Außgang 1. Cor. 2, 10. 11. vom Vater und Sohn/ also auch andere persoͤnliche Handlungen 1. Cor. 12, 11. zugeschrieben werden/ (Psal. 104. Joh. 15. und 16. Actor. 20.) als da ist Ps. 104, 30. die Sendung/ die Schwebung uͤber den Wassern/ die Schoͤpffung/ die Ioh. 15, 26. c. 16, 13. Heiligung/ die Bezeugung. Es termin iren sich auch in derselben per- Act. 20, 28. soͤnliche Handlungen/ als da sind/ die Anbetung/ lobende Erhebung/ die Suͤnde Predigt. Suͤnde in den Heiligen Geist/ lauter characteres personales, solche Kenn- Zeichen/ die eine gewisse Person andeuten vnd anbilden. Jch sage eine andere Person vom Vater und Sohn unterschieden/ (nicht dem Wesen nach/ von welchem wir oben gehoͤret/ sondern) durch den per- soͤnlichen characterem und Merckmahl/ die procession und Auß- gang: Es ist ja eine andere Person/ von welcher außgangen wird/ vnd eine andere/ die außgehet; Dannenhero heisset er ἄλλος παράκλκτος, ein anderer Troͤster/ nicht ἄλλο ein anders Wesen. Die dritte Person/ 1. Ioh. 5, 7. sag ich/ dann drey seynd die da zeugen/ 1. Joh. 5. Die erste Per- son saget: Jch/ Jch der Herr dein Gott. Die andere Person Psal. 2, 7. heisset Du/ Psal. 2. Hebr. 1. und 5. Die Dritte heisset ille, ἐκει῀νος, Hebr. 1, 5. c. 5, 5. Er oder derselbige/ Joh. 15. und 16. Ioh. 15, 26. c. 16, 8. II. Originatio ipsa, der Außgang an sich selbst/ Joh. 15. Ioh. 15, 26. Das ist nun nicht eine Schoͤpff-Handlung/ Schoͤpff-Werck oder Thun/ dann der H. Geist ist selbst der Schoͤpffer/ Ps. 33. nicht 2. ei- Psal. 33, 6. ne Zeugung oder Gebaͤrung/ sintemal in der Dreyfaltigkeit nur eine Person gezeuget und geboren ist/ die heisset μονογενὴς, der eingeborne Sohn Ioh. 3, 16. Gottes/ nicht 3. ein Gebot-Befehl und passiv- Sendung/ wie der Engel Gabriel von Gott außgangen/ eine Goͤttliche legation und Bott- Luc. 1, 19. 26. schafft abzulegen; Der Heilige Geist ist gesender worden/ aber nicht als ein Diener in der Zeit/ sondern als eine Goͤttliche/ gleich-ewige Person von Ewigkeit/ dero Außgang ist ewig. Sondern sie heisse ἐκπόρ σις, ein unaußsprechlicher/ unbegreifflicher Außgang/ mehr koͤnnen wir davon nicht lallen: ἀπόρροια τοῦ Θεοῦ, wie Athanasius redet/ eine Außfliessung Gottes/ wie ein Strom von einem Brunn auß- fliesset: und zwar processio æterna, interminabilis, ad intra, Apoc. 22, 1. Ioh. 15, 26. eine ewige/ unendliche und untheilbare Außgehung. Daß dem also/ bezeuget nicht nur das præsens ἐκπορ εται, er saget nicht er ist auß- gangen oder er wird außgehen/ sondern er gehet aus/ nemlich ewiglich/ unanfänglich/ unauffhoͤrlich; gleich wie auch das Woͤrtlein hodie, heute von Christo gebraucht wird/ da es dann keine Fortfliessung in der Zeit bedeutet/ sondern eine Geburt in der Ewigkeit; Es erhaͤllet auch aus F 2 dem Die Dritte dem scopo und Zweck des Herrr Christi/ wenn er saget: Jch will euch einen andern Tröster senden/ der vom Vater außgehet/ als wolte Er sagen: Jhr habet zu thun mit dem Fuͤrsten dieser Welt/ euere Anfechtungen werden alle Vernunfft uͤbertreffen/ euere Duͤrfftigkeit ist ein βάϑος miseriæ, ein tieffes/ unergruͤndliches Jammer-Meer: Dar- umb will ich euch keinen Engel senden/ der zwar auch troͤstet/ wie Christo geschehen in seinem Leiden und Anfechtungen/ sondern einen solchen Geist/ der vom Vater außgehet/ der bey euch bleibet ewiglich. Ein Göttlicher Geist/ consequenter ein ewiger Geist/ der allen euren Feinden gewachsen/ und gewest ehe sie waren/ seyn wird/ wann sie nicht mehr seynd/ der nicht nur βάϑος Sathanæ, die Tieffe des Sathans/ 1. Cor. 2, 10. 11. die Tieffe vnd den Abgrund des menschlichen Hertzen/ sondern auch die unergruͤndliche Tieffe Gottes erforscher. Es ist diese originatio und Außgehung spiratio passiva, Gen. 1, 2. eine solche Handlung/ so durch ein blasen geschiehet/ dann Psal. 33, 6. darumb heisset er Spiritus, ein Geist/ nicht so wol ratione essentiæ, Esa. 11, 4. 5. weil er ein wesentlicher Geist ist/ sintemal auch der Vater auff diese Iob. 33, 4. 2. Thess. 2, 8. Weise ein Geist heisst; auch nicht so wol ratione virtutis activæ, we- gen der wůrckenden Krafft/ sintemal auch der Sohn des Varers Krafft ist; sondern ratione virtutis passivæ, weil er vom Vater und Sohn auff eine Göttliche unbegreiffliche Weise geblasen und gehauchet wird: welches Geheimnuͤß Christus uns selbst gleich- Ioh. 20, 22. sam abgemalet/ Joh. 20. da er seine Juͤnger angeblasen/ und mit diesem eusserlichen actu und anhauchen das ewige blasen des Heiligen Geistes bezeugen wollen. Es ist aber diese spiratio und blasen nicht ein zeit- liches/ erschaffenes/ endliches und theilbares/ sondern ewiges/ unmit- theilbares/ unendliches blasen und hauchen. Gleich wie aus dem Menschen zweyerley flatus und spiritus gehen/ einer gehet aus dem Hertzen und bleibet im Menschen/ das ist/ spiritus vitæ, der Lebens-Geist/ welchen wir etlicher massen erkennen und abnehmen aus der λ᾽ειποϑυμίᾳ oder Ohn- macht eines Menschen/ wenn ein Mensch in Ohnmacht gerathet/ da sihet man was dem Menschen mangelt/ nemlich die innern dißmal aber verstopffte Lebens-Geisterlein/ welche man mit Balsam/ Rosen-Essig und dergleichen Geist- und Geruchreichen Artzneyen renov iren/ widerholen und erweckẽ muß: Der ander ist accidentarius, ein zu- und abgehender Athem/ die Lufft/ Predigt. die Lufft/ so der Mensch durch die Lung von aussen an sich ziehet/ und wieder- umb von sich außblaset: Also ist ein ander spiritus, ein ander Geist/ der unerschaffene/ in Gott bleibende/ ewige Geist; ein ander spiraculum vitæ, der Lebens-Hauche/ der lebendige Athem/ welchen Gott dem Adam eingeblasen/ die vernuͤnfftige Seel. III. Originationis origo, Die Quell und Vrsprung solcher Außgehung; das ist nun die erste Person/ die Quell der Ioh. 15, 26. Gottheit/ ausser allem Zweifel; Aber von der andern Person ist in der Griechischen Kirch grosser Streit vor alters gewest und noch/ Ob er nemlich auch von dem Sohn außgehe? Daß dem also/ beweisen wir 1. aus der Art zu reden/ daß er in heiliger Schrifft genennet wird der Geist Christi. Warumb heisset er der Geist des Vaters? Dieweil er vom Vater außgehet; Also/ warvmb heisset er der Geist Christi? Die- 1. Cor. 2, 12. weil er von Christo dem Sohne Gottes außgehet. Rom. 8, 9. 2. A missionis naturâ, von der Natur und Eigenschafft der Sendung; principium missionis temporalis est etiam princi- pium missionis æternæ, von wem er in der Zeit gesendet wird/ von dem- felben ist Er auch von Ewigkeit her außgangen; Nun aber wird Er von dem Sohn gefendet/ gesendet ist Er worden von dem Sohn aut per imperium, aut per originem, entweder aus Befehl/ Gebots- weise/ oder Vrsprungs-weise: Nicht aus Befehl und Gebot/ weil er der Heilige Geist eine Person von gleicher Majestaͤt und Herrligkeit/ mit Vater und Sohn/ der keinen Herrn oder Herrscher uͤber sich erkennet/ so folget/ daß er vom Sohn außgehe als eine Person/ die von ihm ent- sprungen. 3. Ex παντολήψει, aus der Allnehmung/ wann der Herr Christus saget: Von dem meinen wird ers nehmen/ und euch Ioh. 16, 14. 15. verkuͤndigen. Alles was der Vater hat/ das ist mein; darumb habe ich gesagt: Er wirds von dem meinen nehmen/ und euch verkuͤndigen. Von dem meinen/ das ist/ von meinem We- sen. Wo die Weißheit herkommet/ da kommet das Wesen her; Er wirds nehmen/ entweder in der Zeit oder von Ewigkeit her; nicht in der Zeit/ dann die Goͤttliche Weißheit ist eine unerschaffene/ ewige Weißheit. Wo aber nicht in der Zeit/ so hat ers von Ewigkeit her. F 3 4. Ex Die Dritte 4. Ex opulentiâ Filii, aus dem Reichthumb des Soh- nes; Alles was der Vater hat/ das ist sein; nun aber spirationem activam, die Blasung hat der Vater/ derowegen auch der Sohn. Dieses nun ist mysterium I. Agnoscendum, Ein zwar ver- borgen Geheimnuͤß/ aber zugleich solches Geheimnuͤß/ welches wir so wol als andere Geheimnuͤsse verstehen můssen/ so viel uns darvon 1. Timoth. 6, 16. geoffenbaret. Es wohnet zwar Gott in einem Liecht/ da nie- man zukommen kan/ aber per συγκατάβασιν, durch eine sonderbare Matt. 3, 16. Gemaͤhe und freundliche Zuneigung hat er sich hernieder gelassen. Der Himmel hat sich auffgethan bey der Tauffe Christi am Jordan/ da der Heilige Geist sichtiglich in Gestalt einer Tauben herab gefahren/ damit wir schauen und sehen moͤgen/ so viel gnug und von noͤthen ist. Es ge- hoͤret dieses Geheimnuͤß unter die Articul/ davon Athanasius saget: Wer da will selig werden/ der muß vor allen Dingen dieses glauben; Der Vater ist Gott/ der Sohn ist Gott/ der Heilige Geist ist Gott/ und sind doch nicht drey Goͤtter. Eine an- dere Person ist der Vater/ eine andere der Sohn/ eine andere der Heilige Geist/ aber der Vater/ Sohn und Heiliger Geist ist ein einiger Gott/ gleich in der Herrligkeit; Der Heilige Geist ist vom Vater und Sohn nicht gemacht/ nicht geschaf- fen/ nicht geboren/ sondern außgehend. Darumb wir zwischen zweyen extremis durchseglen muͤssen/ disseit liegen lassen ignorantiam, die grobe Vnwissenheit/ jenseit curiositatem, uͤbelfuͤhrenden Fuͤrwitz. II. Defendendum, Wir muͤssen solches Geheimnuͤß auch vertheidigen/ nicht allein wider die Photinianer/ welche laͤugnen und nicht zugeben wollen/ daß der Heilige Geist eine wahre Per- son seye: Sondern auch wider die halßstarrige Griechen in der Griechi- schen Kirchen/ welche in diesem Stuͤck was besonders gehabt und noch haben/ daß sie nemlich den Außgang vom Sohn laͤugnen; Ob wol auff dem Concilio zu Florentz die Versoͤhnung tent irt worden/ auch Genna- dius Scholatius der Patriarch zu Constantinopel/ ein Geferte Johannis Paleologi sich bekehret und wider seine Landes-Leute den Außgang des Heiligen Geistes defend irt/ so hat er doch nichts außrichten koͤnnen/ sie sind v. Osiand. Cent. 15. p. 477. auff ihrer alten Geige beharret/ und ist ihre Meynung/ der Heilige Geist gehe aus vom Vater allein/ und nicht vom Sohne; daraus per conse- quentiam Predigt. quentiam folget negatio Trinitatis, die Verneinung und Verlaͤugnung der Heiligen Dreyeinigkeit: Dann so der Heilige Geist nicht vom Sohne außgehet/ so muß er der Sohn selbst seyn; wo nicht ist relationis oppo- sitio, wo nicht der Sender dem Gefendeten entgegen gefetzt wird/ wo kein actus internus, keine innerliche/ eigene/ persoͤnliche/ unmittheilbare Hand- lung/ da ist auch kein Vnterscheid/ so muͤssen nothwendig nur zwo Per- sonen seyn. Es hat aber der gerechte Gott bald hernach solche Halßstarrigkeit an den Griechen schroͤcklich gestraffet/ dieweil sie durch Suͤnden den H. Geist erbittert/ mit der aͤussersten ruin der Statt Constantinopel; die Mahomet/ der Groß-Tuͤrck anno 1453. mit einer Macht von vier hundert tausenten/ und uͤber dritthalb hundert Schiff belaͤgert/ einbekom̃en/ und also gehauset/ wie unsere Christen heutiges Tages/ dẽ garans gespielet/ die Haupt-Kirche zu St. Sophia zum Roß-Stall gemacht/ die Weiber auff den Altaren gefchaͤndet/ alle des Kaͤyfers (der zutreten worden in der Flucht) Bluts- Freunde ermordet/ der Jammer ist mit Menschen-Zungen nicht außzu- sprechen/ und ist also die schoͤne Statt Constantinopel/ so vom Constan- tino gebauet/ 1122. Jahr in der Christen Hand gewest/ von Constantino dem Funffzehenden und letzten Griechischen Kaͤyser der Helen æ Sohn verlohren worden. Was war doch die Vrsach? fraget Gennadius, Vnser Volck hat keinem Goͤtzen gedienet/ noch den Sohn Gottes gecrentziget/ noch dennoch/ O des unertraͤglichen Schmertzens! O des unerhoͤrten Vngluͤcks und Jammers! Wir seynd aller Heyden/ ja der Juͤden selbst/ Knechte worden. Es hat zwar die reiffe/ uͤbermachte/ Himmel-schreyende Boßheit/ die Goͤttliche Nemesin und Rach arm irt und in Harnisch ge- jagt; aber die Verlaͤugnung des Heiligen Geistes hat die Waffen des Goͤttlichen Zorns acu irt und gewetzet. Jsts wahr/ was die Historien melden/ so ists freylich nicht sine omine und ohne sonderbare Bedeutung gewest/ daß da Constantinus die Statt gebauet/ observ iret ein Feuer vom Himmel herab fallen in die Statt/ und als Mahomet sie belaͤgert/ soll man wieder ein Feuer gesehen haben/ das sich aus der Statt erhoben und in Himmel zugeflogen/ nemlich der Heilige Geist wird gegeben vom Him- mel herab/ aber wann er verachtet wird/ so weichet er wieder hinweg. Dieses ist uns zum Muster und Fuͤrbild geschehen/ daß wir an frembden Schaden witzig werden/ und mit der Offenbarung Goͤttlicher Geheimnuͤß nicht spielen/ den H. Geist nicht betruͤben/ nicht erbittern/ durch die Vnwissenheit der groben ignorant en/ die besorglich/ wann man Act. 19, 2. ein examen anstellen solte/ sagen wuͤrden: Wir haben auch nie ge- hoͤret/ Die Dritte hoͤret/ ob ein Heiliger Geist sey; daß wir ihn nicht betruͤben durch ein ungeistlich Leben; Es ist ein alter Paͤpstischer Wahn/ als muͤsten al- lein die Paͤbstische monopolæ, die Pfaffen und Moͤnche geistlich seyn und heissen: da wir doch alle den Heiligen Geist empfangen und geistlich seyn sollen: anders als unsere σαρκικοὶ und fleischlich-gesinnete Welt-Kinder/ die sich wenig umb diesen Geist bekuͤmmern/ Fleisch her/ Toͤpffe Egypti/ die das irrdische dem geistlichen und himmlischen/ das sichtbare dem un- sichtbaren entgegen setzen; Sack voll Geld/ Keller voll Wein/ Kasten voll Frucht/ das sind herrliche und koͤstliche Gaben/ Summa: Ambitiosus honos \& opes \& fœda voluptas: Hæc tria pro trino Numine mundus habet. Ehr/ Reichthumb und weltliche Freud/ Das ist der Welt Dreyfaltigkeit. Aber es wird der Reuer hernach kommen/ wann der Richter am Juͤngsten Tage wird sagen: Hi sunt Dii tui! Da hastu deine Goͤtter/ O du gottlose Welt/ die du geehret und geliebet uͤber den rechten wahren Gott! die Luc. 16, 24. werden vergehen im Feuer: Reu in der Ewigkeit! was gebe der Schlem- mer umb ein Troͤpfflein Trost-Wasser/ aber Durst und kein Loͤschen. III. Mysterium admirandum, Wir müssen uns ůber diesem Wunder-Geheimnuͤß verwundern/ Gott will admi- rant en haben/ daß er ein sehnliches und flehenliches Verlangen nach sich selbst anzuͤnde/ verwundern/ sage ich/ aber nicht mit der Vernunfft gruͤ- belen. Die Verwunderung ist der Philosophi und Vernunfft Mutter/ aber der Theologi und Goͤttlichen Geheimnuͤß-Lehr Tochter: da heisset es ὦ βάϑος! O unergruͤndliche Tieffe! IV. Mysterium adorandum \& celebrandum; Wir muͤssen dieses hohe Geheimnuͤß anbeten/ loben und preisen. Das taͤgliche gesprochen das walt Gott! ist unser abgekuͤrtztes Symbolum und Glaubens-Bekaͤntnuͤß; Die Egyptier haben vorzeiten dem Nilo, die Hessen dem Brunn/ die Peruaner dem Meer gleichsam als Goͤttern geopffert; Aber hier ist das rechte Goͤttliche Meer/ dem wir unsere Hertzen und uns gantz taͤglich opffern/ und dasselbe anbeten sollen. V. Mysterium fide hauriendum, Wir muͤssen dieses Glaubens Geheimnuͤß mit wahrem Glauben schoͤpffen/ fas- sen und auffheben in unsern Hertzen; Ach wie hat doch Gott die Men- Predigt. die Menschen so lieb! Eine grosse Wolthat ist die Offenbarung selbst/ dan- nenhero sind wir seine Freunde. Dieser Titul ist mit keinem Welt- Ioh. 15, 15. Gut zu bezahlen. Wann ein Meister seinen Knecht oder Lehr-Jungen ein arcanum seiner Kunst offenbaret/ so haͤlt ers fuͤr ein groß Freundstuͤck! Also wir billich noch mehr. Grosse Wolthat ist die die Schen- ckung und Sendung Gottes des Heiligen Geistes/ daß Gott der Vater so hoch sich und sein Hertz angegrieffen/ nicht nur die Kron seines Hertzens/ seinen hertzallerliebsten/ eingebornen Sohn: sondern auch den Athem/ Geist/ Krafft und Leben seines Hertzens gegeben/ vnd also das Hertz mitgetheilet/ von warmen Hertzen zu Hertzen gesendet/ und wie vorzeiten sichtbar/ also noch heute zu Tage unsichtbar außgegossen/ daß wir schreyen und sprechen duͤrffen: Abba! lieber Vater! Rom. 8, 1 6 . Wann ein malefic ant auff Leib und Leben mit der desperation ringet und saget: Ach Gott! der Richter ist allzuzornig/ ich habs zu grob gemacht; Es kaͤme aber des Richters geheimer Freund/ der des Rich- ters Hertz weiß/ und troͤstet ihn/ rathet ihm eine supplication zu schreiben/ er woll ihn vertretten! quantum solatium! behuͤte Gott/ was were das fuͤr ein Trost! Hier aber handelt mit uns der Geist Gottes/ der Hei- lige Geist. Grosse ja uͤber-grosse Wolthat ist ipsa συγκάταβασις, daß der Geist sich schencken vnd senden laͤsset/ ja selbst frey-willig in den Spital herab kommet/ der suͤsse Seelen-Gast/ und sich umb das menschliche Ge- schlechte verdient gemachet. O grosse Liebe! O grosser Trost! Aber ie Ioh. 16, 8. groͤssere Liebe/ ie groͤsser Haß/ wann er verachtet wird. Nun wir das βάϑος mysterii, die Tieffe dieses Geheimnuͤß beschauet mit St. Paulo/ so schliessen wir auch mit demselben: ὦ βάϑος! O welche eine Rom. 11, 33. 36. Tieffe des Reichthumbs/ beyde der Weißheit und der Erkaͤnt- nuͤß Gottes! Von Jhm (dem Vater) durch Jhn (den Sohn) in Jhm (dem Heiligen Geist) sind alle Ding/ Jhm sey Ehre in Ewigkeit/ Amen. Sechster Theil. G Die Die Vierte Die Vierte Predigt/ Vber den dritten Artieul/ Von dem Anblasen und Anhauchen des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Was die Sulamitin/ die edle Toch- ter zu Sion/ die lieb-wutzdte/ die lieb-krancke/ wehemuͤ- thige/ geistliche Braut von ihrem Braͤutigam dem himm- lischen Salomone so bruͤnstig/ so sehnlich und heiß-eiferig gewuͤntschet/ mit demselben Wuntsch ihr hohes/ geistliches Cant. 1, 2. Braut-Lied angestimmet/ sprechend: Er kuͤsse mich mit dem Kuß seines Mundes! Er der himmlische Salomon/ der geist- liche Seelen-Braͤutigam/ mein edelster Schatz im Himmel und auff Er- den! Was soll er thun? Soll er fulmin iren und blitzen vom Berge Sina herab/ mit Donner und Stralen schrecken/ verjagen/ ergeistern? Nein; sondern er kuͤsse mich/ er hertze mich/ er liebe mich/ und minschi- koth mit vielen Kuͤssen. Ein Kuß saͤttiget mich nicht/ sondern mit vielen Gnaden-Kuͤssen/ Ehren-Kuͤssen/ Frieden-Kuͤssen/ Liebes-Kuͤssen/ son- derlich mit seinen Honig-suͤssen Evangelischen Kuͤssen und seinen Sacra- menten; Aber mit dem kuͤssen seines Mundes/ als der mir mit Blut- Freundschafft zugethan/ den er in der incarnation an sich genommen/ nicht mit frembden stinckendem Munde/ dafuͤr mir eckelt/ der mir nicht Exod. 4, 10. mundet/ der stincket; nicht mit dem stammlenden Mosis-Munde/ den Esa. 6, 5. unreinen Lippen Esai æ/ mit dem unmuͤndigen Munde Jeremi æ/ sondern Ierem. 1, 6. seinen eigenen heiligem Munde/ Athem/ Kuß und Gruß! Dessen hat er sie in den Tagen seines Fleisches reichlich und holdselig gewaͤhret und hoch-troͤstlich beseliget/ nicht allein osculis corporalibus, mit leiblichen und sittlichen Kuͤssen; Dann ob wol wir in der Evange- lischen Histori mit so viel Worten nirgend finden/ daß er iemands leiblich gekuͤsset; Wer kan aber laͤugnen/ daß er in seiner zarten Kindheit nicht auch wie ein ander Kind seine Mutter gekuͤsset/ daß er der leutseligste Menschen- Freund in der conversation den Orientalischen Brauch unterlassen/ und Luc. 7, 45. niemand eines Gruß-Kusses solte gewuͤrdiget haben/ der doch an Simon geschol- Predigt. gescholten/ daß er ihm die Freundschafft nicht gethan/ und mit einem Gruß-Kuß empfangen; Sondern vielmehr osculis mysticis, mit geist- lichen Kuͤssen/ solche/ die geistlicher Weise anzunehmen und zu verstehen/ als da gewest/ wie ins gemein alle seine incarnations-merita und bene- ficia, evangelia \& sacramenta, sein Verdienst und Wolthaten/ alle seine Predigten und miracula, so viel er deren gethan und außgestanden/ so viel wuͤrckliche Liebs-Kuͤsse/ basia, das ist/ bases amotis, Liebes-Stuͤtzen und Grundfeste/ hat er außgetheilet; Sonderlich aber ziehen die lieben Alten daher osculum paschale \& pentecostale, den Oster- und Pfingst-Kuß/ der hohen/ theuren und theuer-erworbenen Gnaden-Gabe des Heiligen Geistes/ von St. Johanne dem Ioh. 20, 19. 21. Schos-Juͤnger Jesu so fleissig auffgezeichnet. Dann da finden wir alle Stuͤcke/ so zu einem Gruß und Liebes-Kuß gehoͤren: os suave, die holdseligen Lippen/ aus welchen geflossen der Gruß-Fried/ zum zwey- ten mal/ Friede sey mit euch! Jch bringe euch einen froͤlichen Oster- Tag/ Sabbathum conscientiæ, Sabbathi serenum, sereni quietem, quie- tis delicias, den Gewissens-Sabbath/ den froͤlichen Sabbath/ den Ruhe- Sabbath/ den rechten Ruhe-Tag/ den lieblichen Sabbath/ den Frieden/ Phil. 4, 7. der höher ist als alle Vernunfft/ pacem meam, meinen/ Ioh. 14, 27. das ist den geistlichen Frieden/ Hertzens-Frieden/ bestaͤndigen Seelen- Frieden/ paß-machenden Trost-Frieden; pacem resurrectionis fructum, die Frucht der Aufferstehung/ den Frieden/ in welchem alle geistliche und himlische Segen begrieffen; darumb seyd getrost! Wir finden hier 2. oris halitum, das Anhauchen des Mun- des; sicut ii, qui se osculantur (sind Ambrosii Gedancken uͤber den Ambros. in Ps. 118. 118. Psalm) non labiorum prælibatione contenti, sed spiritum suum sibi invicem videntur infundere; gleich wie die jenigen/ so einander kuͤs- sen/ nicht sich gnuͤgen lassen mit Anruͤhrung der Lippen/ sondern es schei- net/ als wann sie einander den Athem einhauchten; Also hat Christus seine Juͤnger/ neben dem Munde der holdseligen Lippen/ auch mit sei- nem allerheiligstem Athem angehauchet und angeblasen: Darauff folget das osculum, der Kuß selbst; Was ist das? Der Heilige Geist; Nehmet hin/ sagt Er/ den Heiligen Geist; gleich wie der H. Geist ist ein Kuß in der H. Dreyfaltigkeit/ der Vater und der Sohn in der hochge- benedeyeten Gottheit/ welche die wesentliche Liebe selbst ist/ kuͤssen sich unter einander mit dem Munde des Heiligen Geistes. Pater est osculans, Filius G 2 oscula- Die Vierte Bernh. serm. 8. in Cant. osculatur, Spiritus Sanctus est osculum: Der Vater ist der Kuͤsser/ der Sohn Gottes ist der Gekuͤssete/ der Heilige Geist ist der Kuß/ sind Bernhardi Gedancken; Also kuͤsset der himmlische Vater die ver- lohrne und zerstreuete Soͤhne mit seinem Gnaden-Kuß; der Sohn Got- tes auch seine Juͤnger mit dem angehauchten Heiligen Geist/ damit er sie verehret und begabet/ zu einem Oster- salve, Oster-Gabe und edelsten Oster-Frucht/ mit dem Kuß seines eigenen Mundes/ von welchem der Heilige Geist außgehet. Wir wollen/ meine Liebsten/ dißmal alleine bey dem allerhei- ligsten und holdseligsten Gruß- und Kuß-Athem des Heiligen Geistes still stehen/ als einer sermon de Tempore, und sonderlich zu dem heutigen Evangelio gehoͤrig. Der sieg-reiche Oster-Fuͤrst Jesus Christus kuͤsse uns auch mit dem Kuß seines Mundes/ daß wir davon Fried/ Heil/ Leben/ Trost/ Krafft/ Andacht/ Liecht/ ja der Seelen Sabbath- Ruh empfangen/ und ihn wiederumb kuͤssen moͤgen hier/ mit Glauben und Gehorsam/ dort mit Ehr- und Ruhms-Kuß/ umb seines theuren Ver- diensts willen/ Amen. E S war/ meine Liebsten/ ein halitus, ein Athem/ den der triumphirende Oster Fuͤrst/ der Hertzog des Lebens/ aus seinem hei- ligem Munde außgeblasen/ und damit feine bloͤde schichtere Juͤn- ger angehauchet ( νεφύσησε, ab ἐμφυσάω à φῦσα vel φύοςα follis ) und zwar ohn allen Zweifel I. Verus halitus, Ein rechter/ leiblicher/ lebendiger/ menschlicher Athem/ was Gott und Mensch einen Athem heisset/ eine durch den Mund angezogene/ aͤusserliche geschoͤpffte Lufft/ so von den innerlichen Blaß-Baͤlgen (dann daher hat das Grie- chische Wort den Namen) der Lungen wiederumb heraus geblasen wor- Act. 1, 3. den/ und gehoͤret unter die Τεκμήρια, damit Er erwiesen/ daß er warhafftig wiederumb lebendig worden. Dann wann ein toder Coͤrper wieder anfahet 2. Reg. 4, 35. Athem zu ziehen und von sich geben/ so haͤlt maͤnniglich un disput irlich/ ohnfehlbar dafuͤr/ er lebe. Gleichwol aber geschahe folche respiration κατ᾽ οἰκονομίαν, willkuͤhrlich/ gleich wie er mit seinen Juͤngern gessen und getrun- cken wahrhafftig/ damit die Wahrheit seiner erweckten menschlichen Natur zu bezeugen/ aber nicht auff natuͤrliche Weise/ als Er zuvor im Stande seiner Erniedrigung gethan/ sintemal Er schon in seine Herrligkeit eingangen/ und einen geistlichen/ himmlischen/ verklaͤrten Leib gehabt/ der weder Essen noch Trincken beduͤrfftig; Also hat er auch einen warhafftigen Athem von sich geben/ aber nicht auff solche natuͤrliche Weise/ aus Noth der Natur/ welche zur Erkuͤhlung der natuͤrlichen Hitz einen Predigt. einen Athem von noͤthen hat/ daß sie Lufft schoͤpffe/ sich erkuͤhle und er- frische. Ein Feuer im Back-Ofen ohne Lufft verloͤschet/ also das natuͤrliche Lebens-Feuer: sondern willkuͤhrlich und uͤbernatuͤrlich/ inmassen dann auch der Mensch im Himmel droben keinen solchen elementarischen Lufft haben und denselbigen an sich ziehen wird. II. Halitus vehicularis, Ein reicher/ hoͤchstbegabter Geist-Wagen/ in welchem/ auff/ mit und durch welchen der unsicht- bare Heilige Geist den Juͤngern wahrhafftig gegeben/ angehauchet vnd mitgetheilet worden/ gleich wie er in der Tauffe durchs Wasser/ gleich wie er in der Pfingst-Tauffe durchs Feuer ist gegeben und mitgetheilet worden/ also hier durch den Athem: Jch sage aber bedencklich die Person des Hei- ligen Geistes/ nicht nur die Gaben desselben/ dann hier stehet das Wort klar: Nehmet hin den Heiligen Geist/ Geist und Gaben lassen sich hier nicht treñen/ so werden die Gaben als accidentia in keinem coͤrper- lichen Bilde præsent iret. Er meint eben den Geist der Warheit/ der vom Ioh. 15, 26. Vater außgehet/ den Er ihnen zuvor so treulich zugesaget: præsentis- simè, exhibitivè, wesentlich und gewaͤhrlich gegenwaͤrtig. Zwar Piscator in seiner teutschen vergiffteten Herbornischen Bibel unterstehet die Wort zu verdraͤhen vnd zu verkuͤnstlen/ Lehr 6. p. 417. Aus dem/ schreibet er/ daß Christus seine Juͤnger angeblasen und zu ihnen gesagt: Nehmet hin den Heiligen Geist ꝛc. haben wir zu lernen/ wie die Reden von den Heiligen Sacramenten zu verstehen seyen. Dann der Blast oder Athem des Herren Christi wird allhier der Heilige Geist genennet/ nicht der gestalt/ als wann er/ eigentlich zu reden/ der Heilige Geist selbst/ oder mit demselbigen wesentlich vereinigt gewesen were/ sondern weil er ein Zeichen war/ damit der Herr Christus seinen Juͤngern verhiesse/ daß Er durch ihre Predigten mit seinem Heiligen Geist die Hertzen der Außerwehlten anblasen und bewegen wolte/ dem Evangelio zu glauben: Also nennet auch Christus in der Einsetzung des Heiligen Abendmahls das Brod seinen Leib/ und den Wein sein Blut; nicht zwar als ob sein Leib mit dem Brod/ und sein Blut mit dem Wein wesentlich vereiniget sey: sondern weil diß Brod und dieser Wein Zeichen seynd/ damit er verheissen/ daß sein Leib fuͤr uns in den Tod gegeben/ und sein Blut zu Vergebung unserer Suͤnden am Creutz wuͤrde vergossen werden. Das sind des Fischers faule Fisch/ verkuͤnstelte Glossen: keinẽ mensch- lichẽ Verstande/ wañ er nicht selbst muthwilliger weise die Wort draͤhẽ und G 3 kuͤnstlen Die Vierte kuͤnstlen will/ kommen diese Gedancken in Sinn/ wann ers lieset/ sondern diese/ nehmet hin/ das ist mein Leib/ das ist/ in/ mit und unter diesem Brod; darumb kehren wir seine Glosse umb/ gleich wie der HErr hier saget: Nehmet hin den Heiligen Geist/ also saget Er auch dort: Neh- met hin/ das ist mein Leib ꝛc. das ist/ unter/ mit und in diesem Brod geb ich euch wahrhafftig meinen Leib zu essen. Solte ein grosser Herr sei- nem Diener ein Buͤchslein darreichen und sagen: Nim hin/ das ist Gold; wuͤrde er nimmermehr in diese abentheuerliche Gedancken gerathen/ als ob entweder das Buͤchslein in Gold verwandelt oder ein Zeichen sey/ da- durch ein abwesendes Gold bedeutet wuͤrde: sondern gedencken/ mein Herr ist ein frommer/ weiser/ reicher und gutthaͤtiger Herr/ er weiß was er redet/ und kan thun was er zusagt/ darumb fasse und verstehe ich aus seinen Worten so viel/ er gebe mir in und mit dem Buͤchslein wahrhafftiges Gold. So und auff solche Weise haben auch Christi Juͤnger die Wort des Herrn angenommen/ nehmet hin den Heiligen Geist/ das ist/ unter/ in und mit diesem coͤrperlichen Athem schencke und uͤbergebe ich euch die edelste Himmels-Gabe/ den Heiligen Geist/ der von mir in der Ewig- keit außgehet und mein ist. Dieses mag mir eine Gabe seyn! die edelste und koͤstlichste Gabe/ gleich wie der Vater nichts hoͤhers gehabt/ das er uns Menschen schencken koͤnne/ als seinen Sohn/ also hat der Sohn nichts hoͤhers und koͤstlichers gehabt/ als den Heiligen Geist/ donum carissimum, die allertheuerste Ga- be/ theuer erkaufft und erworben. Dann es ja gar fest gehalten eine solche Gabe zu erlangen/ zu senden und zu verschaffen/ daß er der allerheiligste Geist in dem stinckenden Lazaret der allerunheiligsten Seelen sich sencken Ioh. 16, 7. solte; Jch sage euch die Wahrheit/ es ist euch gut/ daß ich hin- gehe/ so ich nicht hingehe/ so kommet der Troͤster nicht zu euch. III. Halitus symbolicus \& hieroglyphicus, Ein Geheimnuͤß-reicher Athem/ in welchem Christus der Herr uns gar artig/ eigentlich und verstaͤndlich wollen fuͤrbilden dieser so hohen Per- son Natur/ Vrsprung und Eigenschafft. Was der Athem im Menschen ist/ das ist (nach Abschabung und Ablaß aller Trusen und Haͤfen der an- klebenden imperfection ) der Geist Gottes in der Heiligen Dreyfaltigkeit: Der Athem entstehet aus dem Abgrund des menschlichen Hertzens/ und tringet durch den Mund hindurch/ wird von Hertz und Mund außgebla- sen: Predigt. sen: Also gehet dieser Geist aus der Hertzens-Quell des himmlischen Va- ters durch den Mund des selbstaͤndigen Worts/ und heisset Spiritus Elohim, spiritus oris Christi \& labiorum, der Geist Gottes/ Esa. 11, 4. der Geist des Mundes Christi/ der Athem seiner Lippen. 2. Thess. 2, v. 8. Der Athem ist ordinariè und seiner Natur nach unsichtbar/ sonderlich im Sommer/ hat Wind-Art an sich; Also auch der Heilige Geist ist der Himmels-Wind/ darumb sagt Christus zu Nicodemo: Der Wind Ioh. 3, 8. bläset wo er will/ bald leise/ bald starck ꝛc. IV. Halit us organicus \& symbolicus, Ein werck zeug- licher Athem/ der die lebendige Krafft des Heiligen Geistes mit sich bringet/ der Werckzeug/ durch welchen Christus in seinen Juͤngern zu dero Trost und Auffrichtung kraͤfftiglich gewircket. Der grosse Wunder-Prophet Elisa/ da er den verstorbenen Sohn 2. Reg. 4, 34. 35. der Sunamitin seiner Wirthin wiederumb lebendig gemacht/ legt er sei- nen Mund auff des Knaben Mund/ blaset und hauchet ihn an/ alsbald schnauber der Knabe siebenmal und that seine Augen wiederumb auff. Jm Griechischen Text heisset es ἐνεφύσησεν ἀυτὸν, er hat ihn eingehauchet: Also auch/ weil der Herr seine Juͤnger bey verschlossener Thuͤr/ wo nicht gantz/ doch halb tod angetroffen ohne Glauben/ ohne Liecht/ ohne recht- schaffen Leben/ im Vnglauben vom Welt-Geist betrogen/ sie dachten im- mer an ein weltlich Reich/ nun die Schuhe entfallen/ so war alles tod/ Hoffnung verlohren; hier werden sie angeblasen durch eine lebendige Krafft/ daß sie von der Ohnmacht sich wieder ermuntern/ der Athem machet liecht und hell/ es wird ein gluͤender Funcken angeblasen/ daß es bald ein hell Liecht daraus werde; Also auch dieser Athem/ da er angetrof- sen blinde Thoren und traͤge Hertzen/ (halten die Oster-Zeitung fuͤr eine Luc. 24, 25. Maͤhr und Fabel) ein glimmendes Taͤchtlein/ hat Er sie angehauchet/ daß hernach lumina mundi, grosse Welt-Liechter daraus worden. Der Athem erquicket die Ohnmaͤchtigen/ gibt Waͤrme dem erkalteten Leibe/ kuͤhlet die grosse Hitz; im Winter waͤrmet man die Haͤnde mit dem Athem/ die Speiß kuͤhlet man mit dem Athem/ eine Mutter/ wañ dẽ Kinde heiß ist/ wañ es schwitzet/ so kuͤhlet sie es mit ihrem zartem Athem/ sonderlich der Athem è spiritibus, von Balsam/ Augstein und dergleichen koͤstlichen Oliven: Also weil die Juͤnger Christi auch da lagen beysam̃en/ innwendig Luc. 24, 17. 21. voller Traurigkeit und Schwermuth/ da man ihnen die Traurigkeit an den Augen angesehen; kalt von Liebe/ von Freude/ sonderlich aus verwundeten Gewissen/ als die beym HErrn uͤbel gehalten/ ihn verlassen/ verlaͤugnet/ heiß vom Die Vierte vom hoͤllischen Feuer; außwendig Furcht und Angst/ Zagen/ Vnruh fuͤr den Juͤden/ fuͤr welchen sie sich verschlossen/ alle Augenblick eines Vberfalls sich versehen/ als die gewust/ wie es Petro ergangen/ da sassen sie bey- sammen schichter/ bloͤde/ ergeistert/ derowegen erquicket Er sie/ und richtet sie auff durch einen Athem/ giesset gleichsam durch denselben neue affect en ein/ nemlich παῤῥησίαν, die Freyheit und den Muth zu reden und zu ver- antworten. V. Halitus sanctificus, Ein heiligmachender Athem/ Eine gesunde Natur gibet auch einen gesunden und angenehmen Geruch von sich: Ob wahr was von Alexandro Magno Plutarchus schreibet/ daß nicht nur aus seiner Haut und gantzem Leibe ein lieblicher Geruch ge- gangen/ sondern auch aus seinem Munde/ καὶ τὸ ςόμα κατείχειν ἐυωδία, welches Plutarchus seiner hitzigen Natur zuschreibet/ gleich wie die aroma- ta und wolriechenden Gewuͤrtze/ ie hitziger/ ie wolriechender; das lassen wir dahin gestellet seyn; Allezeit kan die Kunst hierbey etwas thun/ wann der Mensch wolriechende Sachen in den Mund nimmet/ so gehet auch ein lieblicher Geruch heraus. Solchen lieblichen Geruch gab von sich dieser Goͤttliche Athem in den stinckenden Aposteln/ als Mamelucken/ sie haben ihren Meister stinckend gemacht/ von welchem zugerichtet seynd die wol- 2. Cor. 2. 15. riechenden Gefaͤsse/ wolriechend aber Gotte/ nicht allezeit den Menschen/ durch boͤse und gute Geruͤchte. Ein gut Gewissen koͤnnen wir allezeit haben/ aber nicht allezeit ein gut Geruͤcht. VI. Halitus precum motivus, Ein bewegender Seuff- zer-Athem; Der Athem ist die Seel der Seuffzer/ wann ein Mensch seuffzen solte ohne hauchen/ ohne ach/ es wuͤrde ihn schwer ankommen; Ein Holtzhauer/ so offt er uͤber einen Streich seuffzet/ so hauchet er auch. Was ist ein Seuffzer anders/ als ein zusammen-gefuͤgtes Werck aus Stimme und Athem? Also waren die Apostel zwar beysammen ἐν ςε- ναγμοῖς, im Seuffzen/ Ach und Weh/ ach! ach! Damit nun die Seuffzer auch leben und Trieb habẽ und im Him̃el hinauff steigen moͤgen/ sihe/ so bla- set der Herr seine Juͤnger an/ und wehet ihr seuffzen durch/ lehret sie nicht nur beten/ sondern Er vertritt sie auch mit unaußsprechlichen seuffzen/ die Beklagten machet Er behertzet in Sachen des Mißtrauens/ der Schwa- chen Gebet staͤrcket Er/ was unsauber ist/ reiniget Er/ was unangenehm ist/ machet Er angenehm/ Er treibet die Hertzens-Seuffzer in die Hoͤhe/ Er als der treue/ him̃lische Zeuge versichert unser Hertz von dem vaͤterlichen Hertzen Predigt. Hertzen Gottes/ Er erforschet den tieffen Abgrund des Goͤttlichen Hertzens wider unsern Vnglauben. VII. Halitus inaugurativus, Ein Einweihungs- Athem/ dadurch die Apostel zu geistlichen Posaunen eingeweihet wor- den. Daß die Posaunen/ Drommeten und andere organa pnevmatica, so durch den Athem getrieben werden/ ohne den Athem keinen resonan tz/ Schall und Hall von sich geben/ sondern durch den Athem erreget/ anim irt und figur irt werden muͤssen/ ist aus der Erfahrung gnugsam bekant/ und sind der exempla obhanden von den Hall-Posaunen altes Testaments/ Num. 10, 2. \& seqq. den zwo Ticht-Silbern/ welche nicht nur evangelia, festalia, jubilæa, Freu- den-Feste/ sondern auch alarma mit Claret außgeblasen/ wann das Volck auffstehen und seinem Feinde unter Augen tretten muste. An den Po- saunen fuͤr Jericho haben wir einen schoͤnen bey den Alten beliebten typum Ios. 6, 16. 17. und Fuͤrbild/ dadurch Evangelia der Rahab gepfiffen worden/ aber der Statt Jericho der Vntergang: Also hat der Herr/ als der himmlische Organist diese Posaunen rege und lebendig gemacht durch seinen Athem und einhauchen/ daß sie den Evangelischen Trost der gantzen Welt ver- kuͤndigen/ und sie freundlich gleichsam damit anblasen solten/ den Rebellen aber der gottlosen halßstarrigen Welt den Vntergang/ das ewige Ver- 2. Thess. 1, 9. derben/ daß sie jenen durch den Loͤse-Schluͤssel ankuͤndigten Vergebung/ Versenckung und Schenckung aller Suͤnden/ und die rechte ἀσυλίαν und himmlische Freyheit; diesen aber durch den Bund-Schluͤssel ewige Ban- de/ biß sie sich bekehren; daß sie seyn solten Evangeli, Friedens-Engel/ Friedens-Prediger/ gleich wie der Engel/ Actor. 12. Zugleich aber auch Act. 12, 7. 8. 9. 10. 11. ὀργάγτελοι Zorn-Engel mit dem geistlichen Bann/ 1. Corinth. 5. alles aber 1. Cor. 5, 4. 5. nicht durch leibliche Waffen/ sondern mit dem Geist des Mundes Christi; Der Herr saget nicht: Gehet hin und nehmet weltliche 2. Thess. 2, 8. Wehr und Waffen/ zwinget die Leute zum Glauben durch Schwerdt/ Gewalt/ mit tyrannischen Schnauben. Auff solche Weise faͤnget man keinen freyen Vogel/ durch Bruͤgel werden die Vogel nicht gefangen/ son- dern durch die Evangelische Lock-Pfeiffe; Er saget nicht: Jhr sollet einen Bauren-Krieg anheben/ und mit Macht das Reich Christi weiter ma- chen/ sondern durch den Geist des Mundes Christi/ der die Hertzen und das Gewissen angreiffet/ mit der Hoͤllen und Juͤngsten Gericht draͤuet/ Krafft hat der Bann. Summa es ist ein Vorgericht des Juͤngsten Ge- Esa. 30, 33. richtes wie Tertullianus saget. Sechster Theil. H Ob nun Die Vierte Ob nun wol dieser Athem fuͤrnemlich das Ministerium, die Lehrer der Kirchen/ als in gewisser Maß Succeslores und Nachfolger der Apostel Esa. 58, 1. angehet/ Er der Geist blaͤset in die Blaß-Baͤlge/ daß sie die Orgel-Pfeiffen gleichsam sollen thoͤnend machen/ sie sollen ihre Stim̃e erheben als eine Posaune/ die sich hierbey ihrer Ordnung zu erinnern/ daß sie nicht leer seyen/ als wie die knallenden Schweins-Blasen/ so voll Erbsen sind. 1. Cor. 8, 1. Doch sollen sie nicht auffgeblasen seyn durch Hoffart/ sondern an- geblasen und voll vom Geist/ lebendig von dem Athem Christi/ erleuchtet mit Erkaͤntnuͤß und Wissenschafft. Jn den Schulen werden die Fuͤncklein eingeblasen/ daß sie hernach grosse Liechter der Welt werden; angeblasen im Gemuͤthe/ mit Trost/ ardeat orator, si vult accendere plebem, wann einer das gemeine Vojck will anzuͤnden und brennend machen/ muß er selbst zuvor brennen und leuchten; im Seuffzen und Gebet starck und tapffer/ sonderlich odoriferi, sie sollen einen guten Geruch von sich geben/ () teste Ri- veto in cõ- sult. p. 22. niemand hoͤret gerne Worte von einem stinckenden Munde. () Johanna Koͤnigin in Schottland wolte nicht geschehẽ lassen/ daß des Ertz Bischoffs Hamilthonii Speichel und Athem ihr Kind beruͤhre bey der H. Tauffe/ dann sie wuste daß er mit Frantzosen angestecket war/ sondern ein ieder soll 2. Cor. 2, 17. sagen koͤnnen mit St. Paulo 2. Cor. 2. Wir sind ein guter Geruch. 1. Tim. 3, 7. Trotz dem Teufel/ trotz allen Laͤster-Zungen; er soll haben ein gutes Zeugnuͤß bey denen die draussen sind. Jedoch/ so ist dieser Athem flatus catholicus, ein allge- Act. 1, 13. 14. meiner Athem und Hauch/ niemand ist davon außgeschlossen; in dem ὑπερώῳ, auff dem Soͤller sassen nicht nur die Juͤnger/ sondern auch Esa. 57, 16. 18. die so nach Emaus giengen/ die Jungfrau Maria; die allgemeine Ver- heissung stehet da/ Esa. 57. Es ist da die allgemeine Nothwendigkeit zu 1. Cor. 12, 3. glauben; Jch glaube/ sagt ein ieder in dem dritten Articul; Nie- mand kan Christum einen HErren heissen ohne den H. Geist/ niemand kan sagen: Abba! lieber Vater! Herr! Herr! ohne diesen Heiligen Geist; so noth ist uns diese geistliche respiration und Athe- mung/ als noth uns die natuͤrliche ist; Der Sorites und Schluß ist just: Niemand kommt in Himmel ohne den Schluͤssel/ das ist/ Vergebung der Suͤnden: niemand erlangt Vergebung der Suͤnden ohne die Gerechtig- keit und das Verdienst Christi: niemand ergreiffet dieses ohne den Glau- ben: niemand hat den wahren seligmachenden Glauben ohne den Heili- gen Geist/ und hingegen/ wer nicht hat den Heiligen Geist/ der hat auch nicht den Glauben/ der erlanget auch das andere nicht. Zwar Predigt. Zwar der grosse Hauff meinet/ geistlich seyn stehe ihn nicht zu/ seye dem Stammen und Namen eine Schande/ ruͤhmet sich der Weltlig- keit/ der weltlichen Klugheit/ Staͤrcke ꝛc. daher es dabey bleibet/ was Chri- stus saget: Die Welt (so fern sie also bleibet) kan den Geist der Ioh. 14, 17. Warheit nicht empfahen/ dann sie kennet ihn nicht/ und begeh- ret ihn auch nicht. Dieser Athem mundet nicht: was nicht nach Welt und Geld riechet/ das ist nausea, das eckelt/ pfui! sprechen sie/ das riechet nicht wol; Hingegen genius Politicus, der Welt-Geist/ der wird erkant/ das stud irt man; was nach dem H. Geiste riechet/ das ist pfui/ pfui! was nach der Welt riechet/ das ist anmuthig. Daher kommen die Blaß-Baͤlge der Welt/ dem Anhauchen Christi entgegẽ/ daher entspringen so viel aͤrgerliche 2. Sam. 14, 3. Exempel/ daher alle Ohren-Blaͤser/ Laͤrmen-Blaͤser/ Vnter-Blaͤser/ die kalt und warm aus einem Munde blasen/ machen/ daß grossen Herren und Richtern wird eine opinion eingeblasen/ darauff dieselbe fussen/ und ist nicht wahr/ wann mans beym Liecht besihet; Ziba spielet noch seine 2. Sam. 9, 11. c. 16, 3. c. 19, 27. Com œ di/ es sind nicht alle Zib æ gestorbẽ/ stehet einem Richter uͤbel an/ wañ man sagen muß/ der erste der da kommt/ der hats gewonnen; darzu schla- get sich der ander Geist/ der hoͤllische Geist/ des Welt-Geists Bruder oder Vater mir Mord und Luͤgen/ der blaͤset ein apertè oͤffentlich/ ohne Scheu/ und tectè heimlich/ Phariseer waren heilige Leute/ Christus muste seyn 1. Reg. 22, 22, 23. der Beelzebub; So gehets noch/ manches Werck muß Heiligthumb seyn und Bisam zu Gottes Ehr angesehen/ besihet mans recht beym Liecht/ so menschelts/ riechet nach dem Welt-Geist. Also gieng es in Sachen Lutheri auff dem Concilio zu Trident und desselbẽ Sack-Pfeiffe/ da die versamlete Patres placet sagen und blasen muͤssen/ was der Roͤmische Sack-Pfeiffer ihnen eingeblasen/ und gehet noch wol auff den heutigen Tag also/ was Caiphas/ was Achitophel im Rath einblasen/ das muß iederman mit Ja und Amen versiglen. Außerwehlte Kinder Gottes/ Geist-faͤhige/ die da verstehen/ wie nothwendig dieser Athem/ der Heilige Geist/ sey zu Erhaltung des geist- lichen Lebens/ die fragen/ wo ist doch der Heilige Geist? Antwort: Jm Tauff-Wasser/ im gelesenen/ gehoͤrten und betrachteten Wort Gottes. Der himmlische Organist Christus lebet noch/ der Heilige Geist ist noch nicht verschwunden/ die geistlichen Blaß-Baͤlge und Posaunen sind noch nicht zerbrochen/ die Apostolischen Posaunen lassen ihren Schall stets hoͤ- ren in dem Goͤttliehen Wort/ das Wort ist lebendig und kraͤfftig; So offt das instrument, die geistliche Orgel geschlagen wird durch fleissige Lesung/ Hoͤrung/ Betrachtung/ so offt blaͤset daselbst der H. Geist; wo gute Ge- H 2 dancken Die Vierte dancken erscheinen/ die Fleisch und Blut nicht geoffenbaret/ daselbst ist die- ser him̃lische Athem; wo Andacht zum Wort/ wo Hertz-klopffen zur Busse/ wo innerliche Bewegung zum Gebet/ wo Andacht im Gebet/ wo das Ver- langen nach dem das droben ist/ wo Kampff des Geistes und des Flei- 1. Reg. 17, 9. sches/ wo Bewegung zur Tugend/ gleich wie 1. Reg. 17. da ist das Anblasen des H. Geistes/ hier ist Gottes Finger! das heisset auch der gute Geist. Væ ἀντιπνέοντι, wehe alsdann dem Widerstrebendem und Wider- schnaubendem! gleich wie der ungluͤckselige Felix der Landpfleger gethan/ den St. Pauli Geist hat angeblasen/ erschroͤcket und beweget/ aber er hat solchen Trieb bald in Wind geschlagẽ. Bene λαβ ντες, wol allen Geist-faͤhi- gen/ zu denen saget der Herr: Nehmet hin den H. Geist/ nehmets Act. 24, 25. danckbarlich an; die lassen sich anwehen; Behaltet/ was ihr habt/ durch staͤtiges athemen und respir iren nach GOTT/ vielmehr soll man Sir. 39, 17. Gottes sich erinnern als Athem holen; bitten Gott umb die Erhaltung des Geistes/ erweiset diesen Geist durch guten Geruch/ durch den Geruch eines guten Namens/ der Gedult; wolriechende Gewuͤrtze geben einen Geruch von sich/ wann sie gerieben werden/ wann Sathans Engel mit Eccles. 4, 1. Faͤusten schlaͤget; geniesset den Trost des Lebens/ des Liechts/ des Trosts Prov. 29, 27. alles Trosts wider das wuͤtende Schnauben des Sauls/ fluchen sie/ so betet ihr/ Ner Jehova nischmath Adam, die Leuchte des HErrn ist des Menschen Athem/ die gehet durchs gantze Hertz. Hier ist noch schnaubens und keuchens Zeit/ wir sind Tagloͤhner/ die keuchen unter der Last/ der H. Geist vertritt aber ihr kranen/ winseln und kirren/ mit unaußsprechlichen seuffzen; Endlich nach dem Streit und Num. 15, 24. Wahlfahrt wird folgen die rechte Cananeische Ruhe im himmlischen Ca- naan und Lust-Hause; nach dem Vorschmack das Vollkom̃liche geniessen/ hier Vorschmack/ dort Genieß! nach den seuffzenden Athemen/ die ewige Ruhe! hier Athem und Seuffzen/ dort stoltze Ruhe/ Gott und alles genug! hier Gnaden-Kuß/ (vermenget mit Judas-Kuͤssen) dort aber Christi Ehr- und Freuden-Kuß/ nach dem Gnaden-Kuß folget der Ehren-Kuß/ Got- tes-Kuß/ Engel-Kuß/ aller Außerwehlten Kuß/ Friede und Freude im H. Geist. Das gebe uns allen der Hertzog des Lebens Jesus Christus durch den Gruß und Kuß seines Mundes/ seinen Heiligen Freuden- und Trost-Geist/ Amen. Die Predigt. Die Fuͤnffte Predigt/ Vber den dritten Artieul/ Von den Ampts-Gaben des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Wann Christus unser Herr un- ter andern vor seiner Himmelfahrt seine dazumal zag- haffte und bloͤde Juͤnger vertroͤstet eines Kleides/ eines Schmuckes/ damit sie sollen angezogen werden/ und Luc. 24, 49. spricht: Jhr sollet in der Statt Jerusalem blei- ben/ biß daß ihr angethan werdet mit Krafft aus der Hoͤhe So verstehet Er dadurch/ wie unschwer auch Einfaͤltigen zu erachten/ keinen leiblichen/ aͤusserlichen/ weltlichen/ sondern 1. Einen geistlichen Seelen-Schmuck/ und zwar den Heiligen Geist selbst/ sammt seinen Gaben/ wie Actor. 1. die Außlegung zu finden: Act. 1, 8. Jhr werdet die Krafft des Heiligen Geistes empfahen/ welche auff euch kommen wird; Jst eine Art zu reden im alten Testament/ gebraͤuchlich von den Gaben des Heiligen Geistes und seiner Außruͤstung; Der Geist des HErren zog Gideon an; Amasai den Haupt- Iud. 6, 34. mann unter dreyssigen/ den Priester Zacharia des Priesters 1. Chron. 13, 18. Jojada Sohn/ anzudeuten/ daß so nah/ so genau einem ein Hembd 2. Chron. 24, 20. oder ein Kleid am Leibe liegt/ so genau wolle sich auch der Heilige Geist mit einem Menschen vereinbaren/ vnd wie ein Kleid Waͤrme gibt/ zieret und verwahret/ vnd gleichsam fest machet/ also thu auch der Heilige Geist ver- mittelst seiner Gaben/ er waͤrmet/ er verwahret/ er zieret geistlicher Weise/ und das ist/ was der Herr durch und in dieser Wort-Blume meynet und verstehet. 2. Ein fuͤrgebildetes Kleid; fuͤrgebildet in dem Propheten 2. Reg. 2, 13. 14. Elia/ dessen entfallene/ wunderthaͤtige Mantel/ durch welchen er den Jor- dan zertheilet/ seinem Juͤnger dem Elisa ein gewisses Pfand-Zeichen ge- west/ daß der Heilige Geist/ auch auff ihn hernach den Elisa gerathen; der H 3 anti- Die Fůnffte antitypus und das Gegentheil scheinet herfuͤr aus den Worten Christi/ Marc. 16, 17. damit er von seinen Juͤngern ein valet genommen und gesagt: Die Zei- chen aber die da folgen werden/ denen die da glauben/ sind die: Jn meinem Namen werden sie Teufel außtreiben/ mit neuen Zungen reden ꝛc. Jnmassen dann auch erfolgt und gefchehen. 3. Ein erworben und verehrtes Kleid; Jst ein Kleid/ wel- ches so zu reden der himmlische Seiden-Wurm Christus erspunnen und gewunnen/ der weiland verachtete Wurm/ der sich hernach in den Himmel Psal. 68, 13. erschwungen/ nach dem er sein Gewerb außgespunnen/ und das erworbene Iud. 5, 30. Kleid als eine Außbeuthe außgetheilet/ laut des 68. Psalms; diß sind die bunte gestickte Kleider zur Außbeuthe/ welche die Mutter Sissera ihrem Frauenzimmer gegeben/ versprochen/ hier ist die Warheit. 4. Ein nothwendiges Kleid; Dann dieweil wir leider durch den traurigen Fall/ so bald der Mensch nackend gewest/ umb unser Feyer- und Ehren-ja Engel-Kleid/ dariñ/ wir fuͤr Gottes Thron haͤtten prangen/ erscheinen und bestehen moͤgen/ verschertzet/ und in ein Schafs-Fell schlupf- fen/ weiland Koͤnige uͤber alle Thiere/ nunmehr deroselben Bettler dersel- ben Haut/ Fell/ Beltz/ Wolle von denselben borgen vnd erbettlen muͤssen/ und also wehrlos auff dem Kampff-Platz dieser Welt gelassen worden/ allen widrigen Elementen und Himmels-Stuͤrmen unterworffen; so war vns ja von noͤthen ein neues und anders Kleid/ damit wir durch den H. Geist angezogen/ nemlich ein Buß-Rock oder Buß-Sack/ der Rock der Gerech- Luc. 15, 22. tigkeit Jesu Christi/ der erste Rock der Wiedergeburt/ da wir Christum selbst Matth. 22, 11. 12. angezogen: das Hembde der Heiligkeit/ das hochzeitliche Kleid/ die weissen Apoc. 3, 18. Kleider/ die geistliche armatur, der Harnisch der Warheit/ der Auffrichtig- Eph. 6, 11. 13. 14. 15. 16. \& 17. keit und gerechten Sache/ der Schuh des Evangelii/ daß wir gestiffelt seyn: der unuͤberwindliche Schild des Glaubens/ das Schwert des Hei- ligen Geistes. 5. Sonderlich aber sihet er auff die herrliche schön-gläntzende Act. 12, 21. Kleinodien/ die in gemeldetem Kleid herfuͤr lenchten koͤstlicher als in He- rodis guͤldenem Schmuck/ das ist auff die Apostolischen χαρισματα und Ampts Gabẽ/ dadurch sie die Apostel außstaffieret/ getroͤstet/ dem Teufel und alle seinẽ Heer unter die Augen gangẽ/ seinen Schupen dẽ Trutz gebotẽ/ zerstoͤret die Anschlaͤge und Hoͤhe/ die sich erhebet uͤber das Erkaͤntnuͤß Got- tes; die alte barbarische unteutsche und unlateinische Schul Lehrer neñens gratias gratis datas, solche Gaben/ so aus Gnaden und umb- sonst Predigt. sonst gegeben werden/ gantz ungereimt/ gerade als weren etliche andere Gaben des Heiligen Getstes/ die nicht aus Gnaden sondern aus Ver- dienst dispenfi rt und außgespendet werden; Wir nennens in unsern Schulen die dona administrantia, Verwaltungs- oder Ampts- Gaben/ den Zierrath der Kirchen/ damit das geistliche Hauß der Christ- lichen Kirchen gezieret und geschmuͤcket/ davon Ephes. 4. und 1. Cor. 12. Eph. 4, 16. zu lesen. Damit der H. Geist die Apostel zwar damals im hohen Grad an- 1. Cor. 12, 1. \& seqq. gezogen/ aber auch auff den heutigen Tag in gewisser Maß und Weise noch in der Christlichen Kirchen scheinen und bleiben. Jst die erste classis und Ordnung der Gaben des Heiligen Geistes/ ποικιλότης χάριτος, die mancherley Art und Vnterscheid der Gaben/ davon wir dißmal zu reden; Nach dem wir donum perso- nale, das persönliche Gnaden-Geschenck oder die Person des Heiligen Geistes Euer Liebe aus Gottes Wort recommend iret und fuͤrgetragen; Seine Gottheit und Vrsprung oder Außgang angezeiget; so folgen nun die gratiæ \& χαρίσματα, die Gaben an ihm selbst/ und zwar erstlich die administrantia, die angedeutete Bau- und Verwaltungs-Gaben/ die der heilige/ freythaͤtige Geist dispensi ret zum besten des gemeinen Wesens; Lasset uns derowegen sitzen/ das ist/ ruhen von unserm Werck in diesem geistlichen Jerusalem/ auff daß wir auch angethan werden mit der Krafft aus der Hoͤhe/ durch Jesum Christum/ Amen. Z Weyerley Ampts-Gaben finden wir in heiliger Schrifft/ so von dieser hoͤchsten Quell/ dem Heiligen Geist/ entsprungen; Erstlich Extra-Ecclesiastica, Gaben ausser der Kirchen/ so unmittelbar zu dem innern Kirchen-Bau nicht gehoͤren/ wiewol den- selben auch serv iren und Dienst leisten moͤgen und sollen; das sind nun 1. Die Obrigkeitliche Regiments-Gaben/ Weißheit/ Ver- stand/ Eifer und Helden-Muth/ dann also lesen wir: GOTT Num. 11, 25. nahm vom Geist Mose/ und legets auff die Siebentzig/ die fiengen an zu weissagen/ und hoͤrten nicht auff. Von Josua/ Devt. 34, 9. dann da Mose seine Hand auff ihn geleget/ sey er erfuͤllet wor- den mit dem Geist der Weißheit; Also auch Gideon ward an- gezogen Die Fuͤnffte gezogen mit dem Heiligen Geist/ daß er zog wider die Mi- Iud, 6, 34. dianiter mit drey hundert Mann/ und hat in Krafft solches 1. Sam. 10, 6. Anzugs einen grossen Wunder-Sieg erhalten. Von Saul stehet dergleichen: daß der Geist des HErren uͤber ihn gerathen/ und er ein ander Mann worden. Was nun damals unmittelbar und ausser-ordentlich geschehen/ das geschiehet noch heutiges Tages in gewisser Maß und ordnung und Weise/ daß auch wol mancher Efeltrei- ber/ mancher Handwercksmann ein kluger Regent/ und also ein anderer Mann werden kan/ welche Aenderung er nicht von sich selbst/ sondern vom Himmel herab empfangen; dann wen Gott schicket/ den machet er auch geschicket/ wiewol durch Mittel. Exod. 31, 2. 3. 2. Sonderbare Kuͤnste; wie klar von Bezaleel stehet: Jch habe mit Namen beruffen Bezaleel/ und habe ihn erfuͤllet mit dem Geist Gottes/ Verstand und Erkantnuͤß kuͤnstlich zu arbeiten an Gold/ Silber/ Ertz/ kůnstlich Steine zu schneiden und zimmern am Holtz; Was abermal damals unmittelbar und ausser Ordnung geschehen/ geschicht noch heute bey allen Kuͤnsten und Handthierungen derer/ die mit Sinn-reichen/ gelahrten und hurtigen ge- schickten Haͤnden ein Werck/ Bau/ Gemaͤld oder ander Kunst Stuͤck auß- arbeiten und außwircken; gleich wie nicht nur das manna Gottes Gabe gewest/ sondern auch das Brod/ so durch den Ackerbau aus der Erden ge- wachsen/ daruͤber der Mensch seinẽ Schweiß vergiessen muͤssen. Sonderlich gehoͤren hieher neue/ nuͤtzliche excellent- Fuͤnde/ als die edle Truckerey fuͤr zwey hundert Jahren/ die Gott der letztẽ Welt zur guten Nacht geschencket/ da sollen wir druͤber schreiben: Θεοςδοτον! Das ist Gottes Gabe! Spiritus Sanctus inventor \& autor! Dieser Kunst Erfinder und Vrheber ist Gott der Heilige Geist! Da ist Gottes Finger! Ioh. 3, 27. Kein Mensch nimmet ihm selbst/ sondern hats von Gott/ Ein Mensch kan nichts nehmen/ es werde ihm dann gegeben vom Himmel. Ambros. in Ps. 118. Ambrosius fuͤhret hiervon schoͤne Gedancken uͤber den 118. Ps. Est spiritus Prophetarum, est spiritus Apostolorum, est etiam artificum spiritus, sicut Bezaleel \& Ooliab, quos implevit Dominus Spiritu Sapientiæ \&c. Es ist zwar der Propheten Geist/ es ist der Apostel Geist/ es ist aber auch ein Kunst-Geist/ wie der Geist des Bezaleel und Ahaliab/ welche Gott der Herr erfuͤllet hat mit dem Geist der Weißheit. Belan- Predigt. Belangende aber die Christliche Kirche innerhalb/ umb welche es dem H. Geist sonderlich zu thun/ so finden sich dariñ schöne anathe- mata und Schätze/ damit er dieselbe ie und allezeit gezieret/ und sind dieselben abermal zweyerley/ sonderbare/ ausser-ordentliche Ga- ben/ die nur eine Zeitlang waͤren/ welche anfangs in der ersten/ Aposto- lischen/ neu-gepflantzten Mutter- und Milch-Kirche geleuchtet als Kleino- dien und Edelgesteine/ von sonderbaren unvergleichlichen rari taͤten/ von welchen St. Paulus einen gantzen Catalogum zusammen gefuͤget/ na- 1. Cor. 12, 1. seqq. mentlich: Das heilige von Gott angezuͤndete/ unfehlbare Liecht der Weißheit; in welchem die hohe/ alle Vernunfft uͤbersteigende Ge- heimnuͤß herfuͤr gebrochen/ geoffenbaret zu unserer Seligkeit; sintemal 2. Petr. 1, v. ult. keine Weissagung aus eigenem Willen herfür bracht/ sondern die heiligen Maͤnner Gottes haben geredt/ getrieben von dem Heiligen Geist. Das Liecht der Gesichte/ Traͤume und Weissagungen/ dergleichen bey St. Paulo/ Petro und Agabo erschienen/ so auch nach der Zeit der heiligen Apostel eine Zeitlang geleuchtet und mit denselben nicht allerdings verloschen; daher die Gläubigen zu Samarien auff das Act. 8, 17. 18. 19. Gebet der beyden Apostel Petri und Johannis den Heiligen Geist der gestalt sichtbarlich empfangen/ daß Simon denselben leicht mit Act. 10. 44. c. 11, 15. Augen sehen und faͤlschen koͤnnen; Auff Cornelii Hauß-Gesinde ist der Heilige Geist gefallen/ gleich wie auch auff sie die Apostel/ scheinbarer Weise/ ohne Zweifel auch in einem lieblichen/ holdseligen Feuer- Regen/ Feuer-Thau und Feuer-Tauffe. So bald die zwölff Maͤn- Act. 19, 6. ner zu Epheso die Feuer-Tauffe des H. Geistes empfunden/ fien- gen sie an mit frembden Sprachen zu reden und zu weissagen/ wie Justinus Martyr in seinem Gespraͤch mit dem Juden Tryphone be- richtet. Das Liecht die Geister zu unterscheiden/ Daß zum Exem- Actor. 5, 3. c. 13, 9. pel St. Petrus dem Anania/ der dem Heiligen Geist gelogen/ St. Paulus dem Zauberer Elymas ins Hertz hinein gesehen/ und dero Tuͤck verra- then. Das klare Liecht der mancherley frembden/ ungestudir- ten Sprachen. Heroischer groß-freyer Helden-Muth/ durch dessen Trieb sie mit freyein Muth und freyẽ Munde getrost die Warheit gefagt/ und was Sechster Theil. J deß- Die Fuͤnffte deßwegen zu leiden gewest/ zur Maͤrter-Kron sich gleichsam gedrungen/ ihre Act. 4, 21, c. 5, 40. 41. Haͤlse umb Christi und des Worts Gottes willen willig und freudig dar- gerecket/ zur Maͤrter-Kron als zu einem Tantz froͤlich gesprungen. Die wunder-thätige Krafft/ so in unerhoͤrten Zeichen und Wundern sich vorgethan/ dadurch die Krancken gesund gemacht/ so starck Act. 19, 12. und kraͤfftig/ daß da sie auch von St. Paulo die Schweiß-Tuͤcher und Kol- ler uͤber die Krancken hielten/ die Seuche von ihnen gewichen/ vnd die boͤsen Geister von ihnen außgefahren; darzu auch gehoͤret die ausser-ordentli- Actor. 5, 5. c. 13, 11. che Krafft/ gottlose Leute zu straffen/ welche St. Petrus wider dẽ Anania und Saphira/ St. Paulus gegen Bar Jehu bewiesen/ und heisset dieselbe Gabe δύναμις ἐνεργημάτων. Diß war die jenige Feuer-Tauffe/ davon Actor. 1, 5. c. 2, 1. der Herr geweissaget/ den Er auch herrlich und Majestaͤtisch geleistet/ auff das Pfingst-Fest/ in welchem Gott der Heilige Geist in einem rech- ten/ guͤldenen/ feurigen Regen sich uͤber die Haͤupter der heiligen Apostel ergossen/ sie truncken gemacht/ nicht vom Wein/ sondern von dem Heiligen Geist/ die Funcken hat man damals nur gesehen/ es ist aber darauff erfol- get eine anmuthige/ hochtroͤstliche/ gnadenreiche Feuers-Brunst/ so in der gantzen Welt geleuchtet und gewaͤrmet. Diese Gaben/ nach dem sie ihren Zweck erreichet und der Glaube gepflantzet worden/ sind laͤngst verschwunden/ gleich wie nach dem die Kin- der Jsrael in das Land Canaan kommen/ und nicht mehr in der Wuͤsten herumb gewandert/ das Manna auffgehoͤret/ und nicht mehr vom Him- mel gefallen. Zwar nach Goͤttlicher intention solte dieses Gaben-Liecht (gleich wie das Opffer-Feuer im Alten Testament so erstlich auff das Opffer Aarons gefallen) in der Christlichen Kirchen/ der substan tz und Wesen nach unerloschen fortgepflantzet und fov irt werden/ wie- wol die unmittelbare Anhauchung desselben auffgehoͤret/ Gottes Geist wolte hinfort durch das gepredigte Wort handlen und wuͤrcken/ Spra- chen sollen die Kirche zieren/ aber in den Schulen erlernet: Geister sollen durch die ordentliche edle disput ir-Kunst entschieden: Die leibliche mi- racul in geistliche (dahin jene gezielet) verwandelt werden: Helden-Muth () vide D. Ioh. Papp. Comm. in Esa. p. 67. solte sich herfuͤr thun/ so offt es die Nothdurfft erfordert/ und die ordentliche Waͤchter-Hund einschlaffen wurden: Die () Gabe der Weissagung solte sich beweifen in Erklaͤrung der dunckeln Spruͤche heiliger Goͤttlicher Schrifft/ sonderlich wann diefelbe durch der Jrr-Geister neue Schwer- mereyen wollen angefochten werden. So folte es seyn/ und allzeit geblieben seyn: aber es ist beym SOLLEN verblieben/ das woͤllen ist nicht erfolget/ der Predigt. der Sathan hat die finstere Nacht bald wiederumb eingefuͤhret/ in solcher finstern gemauset/ und in derselben allerhand Jrrwische und Jrr-Geister außgebreitet/ davon Barbarey/ Aberglauben/ Abgoͤtterey/ Greuel uͤber Greuel entstanden. Zwar an Visio nen/ Traͤumen/ Erscheinungen/ des Geistes Propheceyungen/ vermeynten Wunder-Wercken ist niemals kein Mangel gewest/ sie waren aber auch darnach. St. Paulus nennet sie 2. Thess. 2, 10. 11. krafftige Jrrthumb/ verfuͤhrische Wunder und Zeichen. Vnd ob schon wol im Papstumb groß Gepraͤng und ruͤhmens ist von solchen Gaben ie und allzeit gewesen; der vermeynte Statthalter Pe- tri/ wie er ihm den Apostolischen Sitz imput irt und zuschreibet/ also auch diese Apostolische Gabe Wunder zu thun/ damit prangen sie/ daß sie dieselbe unter die characteres und unfchlbare Kenn-Zeichen der wahren Kirchen zeichnen; Wir aber gestehen ihnen diese Apostolische Gabe nicht/ sie stehet zu erweisen/ wir haben grosse Vrsachen ihren fuͤrgewendeten Wunder-Wercken nicht zu trauen/ der Teufel ist ein Schalck/ die Lugen- den sind betruͤglich. Man scheuet das Liecht/ were was dran/ solten die grossen Wunder-Maͤnner unter uns (als nach ihrem Sinn/ Kaͤtzern) sol- che Zeichen thun/ auff daß wir als die Vnglaubigen/ glaubeten/ aber das lassen sie wol anstehen/ sie fuͤrchten die Kunst werd ihnen auffgethan. Zu dem werden solche Lehren mit dergleichen miracul en von ungeschwunge- nen Luͤgen bestaͤtiget/ die dem Apostolischen Bann-Strahl unterworffen/ Gal. 1, 8. davon S. Paulus schreibet: Daß wañ auch ein Engel vom Him- mel kaͤme/ der ein anders und widriges Evangelium predigen wolte/ als er geprediget/ verdammt undverflucht seyn solle. Wir lassen uns Christum/ die Warheit selbst warnen/ der saget: Sehet euch fuͤr/ es werden (sonderlich verstehe in den letzten Zeiten) Matth. 24, 24. falsche Propheten auffstehen/ und grosse Zeichen und Wunder thun/ daß verfuͤhret werden in den Jrrthumb (wo es muͤglich were) auch die Außerwehlten! und wann es gleich mit andern Ga- ben richtig were/ so mangelts doch den armen Stuͤmplern an der Aposto- lischen Gabe der frembden Sprachen. Wehe uns den vermeynten Kaͤ- tzern/ solte die Roͤmische Kirche mit der δυνάμει ἐνεργημάτων mit der jenigen Gabe außgeruͤstet seyn/ dadurch Ananias getoͤdtet/ Elymas geblendet wor- Actor. 5, 5. c. 13, 11. den/ so bedoͤrffte der Papst keinen weltlichen Arm/ er wuͤrde dem Hencker manche Arbeit sparen. Daselbst ist aber leider offt weder ςόμα noch σοφία, weder Sprache noch Weißheit vorhanden. J 2 Aber Die Fuͤnffte Aber wie dem allem! so ist doch die analogia und gemessene Gleich- foͤrmigkeit gemeldter Gaben etlicher massen uͤberblieben/ und sind demnach die ordentliche Ampts-Gaben stets bey und in der wahren Christlichen Kirchen zu finden/ wiewol nicht in gleichem flor, frequen tz und Grad; Es leuchtet ja heut zu Tage/ noch unter uns/ nach dem die helle Fackel des Evangelii wiederumb loh-hell brennt/ und von der alten Paͤpstischen Vn- sauberkeit gereiniget worden/ die Goͤttliche Weißheit in der Lehr/ 2. Tim. 2, 15. rechter Abtheilung und Außlegung des Goͤttlichen Worts/ Gal 6, 6. 2. Tim, 2, 24. aus den Grundsprachen/ die Gabe wol zu lehrẽ und zu unterrichtẽ/ die Gabe zu widerlegen falsche Lehrer/ Rotten und Secten und die Geister/ (Luͤgen und Warheit) zu pruͤfen und zu unterscheiden aus dem Hebr. 5, 12. Worte Gottes/ nach der Vermahnung St. Pauli. Ja auch die Gabe Tit. 1, 9. zu weissagen/ das ist die Prophetischen Weissagungen zu erklaͤren. Vnd wuͤrde unserm theuren Luthero/ wer seine Propheceyung von Teuschland mit der heutigen scheinbaren und traurigen experien tz vergleicht/ niemand leichtlich dieselbe allerdings absprechen koͤnnen/ anders nicht als auff die Art und Weise/ wie auch der alte Kirchen-Lehrer Athanasius in der Kir- chen-Histori προφητικος ώνὴρ ein prophetischer Mann ist genennet wor- den. Die Wissenschafft so wol außlaͤndischer/ als in der Kir- Esa. 50, 4. chen uͤblicher Sprachen/ die gelehrte Zung/ weißlich und kluͤglich zu reden/ und doch nach eines iedwedem Verstand/ daß es iederman verste- hen kan. Wie die Weißheit ohne Wort nicht viel taug/ also viel Wort oh- ne Verstand/ ist nichts nuͤtz. Vox est prætereaq́; nihil, Es sind blosse lehre Wort ohne Verstand/ sonst nichts/ pflegt man zu sagen. Nicht weniger auch Θυμὸς, der Heroische Helden-Muth/ der Eifer-Geist/ und freudige Muth im Gewissen-Grad/ mit aller Freu- digkeit kluͤglich und bescheidenlich zu reden/ es treff Bischoff oder Bader/ biß an den Maͤrter Platz/ es koste Blut oder nicht. Der gluͤckselige Fort- gang und kraͤfftige Wůrckung; An statt der aͤusserlichen sichtbaren in die Augen-leuchtenden miracul en erzeigen sich unter uns diewunderlichen Bekehrungen/ die geistliche Blinde werden sehend/ die geistliche Tauben werden hoͤrend/ die geistliche Toden stehen auff/ steinerne Hertzen werden in fleischerne verwandelt/ alles in Krafft des Geist-reichen Worts Gottes. Wann nun dem also/ und wir greiffen muͤssen/ daß solche Gaben noch unter uns im Schwang gehẽ und im flor stehen/ durch Gottes unver- diente Barmhertzigkeit/ so haben ihre lection zu behalten/ I die Vasalli und Predigt. und Gottes Lehen Leute/ die Gott der HErr vor andern so hoch belehnet/ mit erst-ermeldten Gaben außstaffiret/ und ange- zogen mit der Krafft aus der Höhe; daß sie folgende drey Wort fleissig und bestaͤndig in acht nehmen: Accipe, redde, fuge! nim an/ gib wieder und meyde. Gleich wie alle andere Gut- und Woltha- ten/ die uns Gott erzeiget/ uns mit diesen dreyen Worten anreden: Hugo de 5. Victore. Accipe beneficium: redde debitum: fugepeccatum \& sup- plicium; Nim diese Gutthat an/ gib hingegen wieder deine Gebuͤhr/ und meyde so wol die sůndliche Vndanckbarkeit als die darauff folgende Straffe! Accipe, Nim dieselbe an durch Gebet und ordentliche Mittel; wen Gott in einen Stand beruffen/ daß er zuforderst Gott um̃b seinen Heiligen Geist anruffe/ die ordentliche Mittel gebrauche/ ἰδίαν δμίαμιν, das Pfund/ das ihm Gott verliehen/ bey sich ermesse/ wie hoch es sich erstrecke/ Gott nicht versuche; Jnson- derheit im Wehr-Stande/ Obrigkeit soll bitten umb religion, Verstand und Weißheit/ sich aus den Historien vnd andern guten Mitteln fund i- Iac. 1, 5. ren; Jm Nehr-Stande deßgleichen heisset es οὔρῳ καὶ εἰρεσίᾳ wer was erlangen will/ der muß neben der Arbeit Gott umb Segen bitten und erbe- ten/ er mußzufehen/ daß er nicht nur ein Kuͤnstler/ sondern guten Wind und ein heiliger Kuͤnstler sey/ ein Christlicher Schneider/ Schuhmacher ꝛc. Sonderlich aber im Lehr-Stande/ die das Ampt des Geistes fuͤh- ren wollen/ als junge angehende Studiosi Theologiæ, daß sie sich ja nicht auff die faule Seite legen/ nicht Menschen-Tage suchen/ und ihnen selbst allzubald Feuer-Abend geben/ nicht ihr talent vergraben/ nicht wie es 1. Cor. 12, 31. c. 14, 1. wol geschicht/ wann sie durch Traͤgheit dem freygebigen und freythaͤtigen guten Geist nicht in guter Ordnung begegnet/ die Schuld auff Gott 2. Tim. 1, 6. Miror (ait Chrysost. in epist. ad Hebr.) si quẽ ex his qui obti- nent prin- cipatũ in Ecclesia contigerit salvari in tantâ eorũ desidia. legen/ als haͤtte Er nicht genug Gaben gegeben; Es ist von noͤthen ζήλωσις, der Eifer/ Strebet/ sagt St. Paulus/ nach den besten Gaben/ fleis- siget euch der geistlichẽ Gaben; Es ist von noͤthen ἀναζ ωπύρωσις, eine Auffmunterung und Erweckung der Gaben/ wann die Flamme will auß- gehen/ muß man sie wieder anblasen; Gedencke nicht auff den Augen- Dienst der Leute/ die Augen/ die Ohren zu fuͤllen mit Stick- und Flickwerck/ wie Hieronymus von solchen Leuten klaget/ daß gewesen seyen/ die ihnen nicht haben lassen angelegen seyn/ wie sie das Marck/ Kern/ Safft und Krafft aus der Schrifft heraus saugen/ sondern nur wie sie dem Poͤbel die J 3 Ohren Die Fuͤnffte Interpre- tamur (ita Hieron. l. 3. ad Galat. 5.) scriptu- ras, sæpe vertimus stylũ, quæ digna le- ctione sũt, scribimus, \& nisi Chri- sti causa fi ant, sed memoriæ in poste- ros \& fa- mæ in po- pulos, totꝰ labor fit irritus, \& erimꝰ qua- si tympa- nũ sonans \& cymba. lum con- crepans. 1. Pet. 4, 10. 1. Cor. 13, 12. Ohren mit allerhand lieblichen und wolklingenden Worten ohne Geist fuͤllen moͤchten. Das andere Stuͤck dieser lection heisset Redde, gibs wie- der was du empfangen mit Wucher und Danck! gedenck von wem du es empfangen hast/ und warumb? Dem Allerhoͤchsten zu Ehren/ dem Naͤchsten zu Dienst und Erbauung. Daß einer dem andern diene/ ein ieglicher mit der Gabe/ die er empfangen hat/ als die guten Haußhalter der mancherley Gnaden Gottes/ nach der Vermahnung Petri/ und das alles aus Liebe/ das Hertz im Leibe mit- zutheilen/ allen Rath Gottes offenbaren/ und wie du fuͤr Gott begehrest zu bestehen/ andere auch lehren/ wie gesagt/ alles aus Liebe/ nach dem Exempel Pauli/ der sagt: Wann ich mit Engels-Zungen redete/ und haͤtte der Liebe nicht/ das ist/ wann die Liebe nicht das Werck als eine Meisterin fuͤhret/ und das geistliche Pfeiffen-Werck richtet/ Wann ich gleich sonst mit Menschen- und Engels-Zungen redete/ so were ich ein thoͤnend Ertz und eine klingende Schel- le; vnd wann ich weissagen koͤnte/ und wuͤste alle Geheim nůß und alle Erkäntnuͤß/ und hätte allen Glauben/ also daß ich Berge versetzete/ und hätte der Liebe nicht/ so were ich nichts. Das dritte Stuͤck dieser lection heisset Fuge, fliehe/ meyde! disseit superbiam, die leidige Hoffart/ die Kunst-Geschwulst/ den stinckenden Gaben-Pracht; Dencke daß nichts von dir komme als Suͤn- de/ von Gott aber komme alles was du hast: jenseit invidiam, den gifftigen Neid; Mißgoͤnne deinem Naͤchsten seine hoͤhere Gaben nicht/ trucke sie nicht durch ungleiche/ unzeitige Vrtheil/ daͤmpffe die Geister nicht/ der Teufel ist ohne das guten Gaben feind/ sie sind ihm ein Dorn in Au- gen/ und sind sonderbar-begabte Maͤnner duͤnne gesaͤet; Sprich vielmehr Num, 11, 29. mit Mose: Wolte Gott/ daß alle das Volck des HErren weissa- get. Fuge abusum, huͤte dich fuͤr dem schnöden Mißbrauch und Verunehrung der verliehenen Gaben/ so geschicht wann Re- genten und Obern ihrem Stad einen Schand-Flecken anhaͤngen/ Erger- nuͤß geben; Kuͤnstler ihre Koͤpffe auffsetzen/ wie sie offt seltzame Narren- Koͤpffe haben/ so bald sie einen Pfenning verdienen/ muß er an nasse Wahr geleget seyn; das ist der Danck. Prediger/ wann sie uͤbel leben und wol predigen/ so unterweisen sie Christum/ wie er einen der uͤbel lebet/ straffen Predigt. straffen solle; Da muß man mit Verwunderung sagen: Jst Saul auch unter den Propheten? Jst Saul auch unter den Pro- 1. Sam. 19, 24. pheten/ von dem der Geist Gottes gewiechen? II. Diese lection gehet aber auch das gemeine Volck und Zuhoͤrer an/ die sich in Beweisung bißher geschehenen Fuͤrtrags sollen anfristen lassen 1. zur gratulation, daß sie sich freuen/ allweil sie die Gaben noch sehen/ allweil sie die Strahlen der Gnaden-Sonn noch spuͤren/ Gott hertzlich dancken; So lange dieses palladium stehet/ so lange stehet die Christliche Kirche. 2. Ad æstimationem; daß sie solche Gaben/ welche als Luc. 1, 78. 1. Reg. 9, 28. () vid. Mal- vend. l. 4. de Antichr. c. 32. Guͤter ex Uraniâ von dem Orient und Auffgang aus der Hoͤhe alles Ophi- rische Gold/ so Salomon abholen lassen/ alle () Jndianische Schaͤtze und cantica terræ weit uͤbertreffen/ nicht sollen so gering schaͤtzen und halten/ nicht conculc iren und verachten. Eine schwere Suͤnde ist es/ das Brod mit Fuͤssen tretten/ noch schwerer die Gaben des Heiligen Gei- stes schaͤnden oder ab denselben eckeln/ wer Brod mit Fuͤssen tritt/ ist keines Bissen Brods werth/ was ist dann der werth/ der die himmlichen Gaben des H. Geistes verachtet? wiewol auch in dieser Schaͤtzung Maß zu hal- ten/ die Gaben von den Personen/ die Kleinodien von den Kaͤstlein wol zu unterscheiden/ nicht wie die zu Corintho gethan/ umb der Gaben willen 1. Cor. 1, 12. die Personen vergoͤttern/ die προσωπομαχία gebaͤret gar bald die προσωπο- λατρείαν, ist lauter Greuel fuͤr Gott. 3. Ad conservationem, daß sie solchen Schatz sollen helffen erhalten/ durch milde Stifftungen/ der Nothdurfft unter die Arm greiffen/ das Gaben-Liecht nicht lassen verloͤschen durch Geitz/ und allerhand politische/ widrige Winde. Moses muste vorzeiten wehren/ da Exod. 36, 6. es so weit kommen/ daß nicht nur die Maͤnner ihre beste Kleinodien/ son- dern auch die Weiber ihre außpolirte Pracht-Spiegel zum Schmuck des Heiligthumbs/ der Stiffts-Huͤtten und Gottes-Dienst haͤuffig beygetra- gen/ dann sie der Sachen nur zu viel thaͤten. Aber so fern ist man heutiges Tages noch nicht entgroͤbet; Surdo fabula, Es ist doch eben/ als wann man einem Tauben ein Maͤhrlein erzehlete/ man machet ein Gelaͤchter daraus; Jst hoͤchst zu besorgen/ es werde auff die grosse Wolfeile/ grosse Theurung/ gleich wie auff die sieben gute Jahr in Egypten sieben magere Gen. 41, 29. 30. 53. 54. Jahr erfolgen. 4. Ad Die Fůnffte 4. Ad ζήλωσιν meliorum donorum, zu eiferigen Be- gierd/ höherer und Gott wolgefälligen heilig-machenden Gaben; Ampts-Gaben gefallen Gott nicht absolutè, bloßhin Ps. 147, 10. wol/ Er hat keinen Gefallen an der Stärcke des Rosses/ es koͤn- nen auch durch Goͤttliches Anleuchten die Bileami/ die Saules/ die Ca- japh æ weissagen mit dem Munde/ im Hertzen einen Schalck verbergen/ gleich den Schwanen von weissen Federn und schwartzer Haut/ uͤber wel- che Gesellen St. Judas in seiner Epistel das Wehe außgeschrien/ sind sie gleich in der gantzen Welt bekant und beruͤhmt/ so wird sie doch der Herr nicht kennen an jenem grossen Gerichts-Tage; dannenhero St. Paulus/ als er einen gantzen catalogum der Ampts-Gaben vollge- 1. Cor. 12, 31. schrieben/ zu Ende des 12. Capitels der ersten Epistel an die Corinthier schreibet: Jch will euch noch einen koͤstlichen Weg zeigen/ stre- bet nach der Liebe/ daß eure Weißheit bruͤnstig seye in der Liebe; nach dem Eifer der Gottesfurcht; Die Sprache aller Sprachen ist/ daß wir an- derer Sprachen uns gern begeben/ und einig und allein diese lernen/ daß Rom. 8, 15. wir von gantzem Hertzen sprechen koͤnnen: Abba/ lieber Vater! Wer diese Sprache kan/ der uͤbertrifft den Koͤnig Mithridatem, welcher zwey und zwantzig Voͤlcker unter sich gehabt/ und mit einem ieglichen in seiner eige- nen Sprache reden koͤnnen; Aber die Sprache eines Christglanbigen Her- tzen hat er nicht verstanden/ er hat nicht zu Gott sagen koͤnnen; Abba/ lieber Vater. Gott sey Danck/ daß wirs verstehen und sagen koͤnnen! Ja Abba/ lieber Vater ! Wir bitten dich umb den Heiligen Geist/ der uns lehre Gott recht erkennen/ von Hertzen Vater ihn nennen! auff daß Ioel. 2, 32. geschehe/ was Joel zugesaget im andern Capitul: Wer den Namen des HErren anruffen wird/ soll errettet und selig werden/ und also endlich zur Fuͤlle und vollen Strom gelangen. Wir schliessen () tom. 4. in der Vor- red uͤber dẽ Propheten Zachar. mit () Luthero und sprechen: Lieber Herr Christe/ gib uns deinen Geist und Gaben nicht zu unserm Ruhm/ sondern zu Nutz und Besserung der Christenheit/ auff daß es gleich und recht außgetheilet werde: nemlich uns Schande und Scham fuͤr unser Suͤnde und Vntugend/ dir aber Lob und Ehr/ Lieb und Danck fuͤr deine unaußsprechliche Gnade und Gaben in Ewigkeit/ Amen. Die Predigt. Die Sechste Predigt/ Vber den dritten Artieul/ Von der lebendigmachenden Gnade des Heiligen Geistes ins gemein. G Eliebte in Christo: Nicht allein holdselig/ sondern auch Geist- und Geheimnuͤß-reich ist die jenige hypotyposis oder figur in welcher Moses der uraͤltiste Historicus die Schoͤpff-Krafft und Wuͤrckung Gottes des H. Geistes beschrieben in diesen Worten: Veruach Elohim merachepheth al pene hamajim, Vnd der Geist Gottes Gen. 1, 2. schwebete uͤbeꝛ den Wassern; holdselig und anmuthig/ sag ich/ ist die figur genommen von der Brut und Außheckung der Voͤgel/ als Ba- Basil. l. 2. hexaëm. silius wol erwiesen; das unaußgebruͤtete Ey war an diesem Orte das un- geheure/ unordentliche/ ungestalte Chaos, Himmel und Erden/ wie dieselbe noch unter den Wassern/ ohne Form/ Ornat/ Ordnung und Vnterscheid gelegen/ ohnmaͤchtig/ lebloß/ als ein oͤder und wuͤster Klumpen. Der Vogel/ der sich druͤber gemacht/ dasselbe außzubruͤten und lebendig zu ma- chen/ heisset Ruach Elohim, der Geist Gottes/ dadurch keines Wegs zu verstehen ein außtrockender Wind/ wie es der Chaldeische Dol- metschen Onkelos außleget/ und die heutigen Geist-Feinde/ die Photinia- ner fuͤr bekant annehmen/ dann damal waren noch keine meteora, weder Regen noch kein Wind/ ein Nebel (oder waͤsseriger Dampff) gieng auff von der Erden/ und feuchtet das Land/ sondern wie David bezeuget: Psal. 33, 6. Der Geist des Mundes Gottes/ der Heilige Geist/ der schwebet uͤber dem unformlichen Wasser-Klumpen. Die Brut an ihr selbst stehet in dem Hebreischen merachephet, Er schwebete/ Gott-geziemender Weise ohn-coͤrperlich/ raͤumlich wan- cken und schwancken. Basilii gloss. lautet also: Συνέϑαλπε καὶ ζωογόνει τὴν τῶν ὑδάτων φύσιν κατὰ τὴν εἰκόνα τῆς ἐπωαζούσης ὄρνιϑος, καὶ ζωτικὴν τινα δύναμιν ἐνιεισὴς τοῖς ωοϑαλπωμένοις; gleich wie eine Henne sich uͤber Sechster Theil. K die Die Sechste die Eyer setzt/ dieselbe erwaͤrmet/ fruchtbar und kraͤfftig machet zur Geburt der lebendigen heraußschlieffenden Kuͤchlein/ also ist von und durch diefen Goͤttlichen incubitum oder Aufflager; durch diefes weben und schweben alles lebend und webend worden/ was leben und weben solte. Das war die vivificatio vitæ naturalis, die natuͤrliche Lebendigmachung/ damit zu bezeugen/ daß er Gott der Heilige Geist auch in dem microcosmo in der kleinen Welt dem Menschen sey der Vrheber des natuͤrlichen Lebens/ auch noch heut zu Tage. Es ist aber auch diese figur zugleich ein mysterium und ty- pus, ein Geheimnüß-reiches Vorbild/ damit der Geist Gottes selbst sein lebendigmachendes Ampt abmalen wollen/ Erstlich in dem Reich der Gnaden zu dem Gnaden-Leben: gestalt dann nicht ohn gefaͤhr geschehen/ daß die ergeisterte/ halb tode und erschrockene Juͤnger des Herren/ da sie vom Oel-Berge zuruͤcke nach Jerusalem sich begaben/ daselbst in einem Saal auffgehalten/ welches ὑπερῶον, das ist ein Vogel- oder Eyer-Neste sich zusammen befunden/ da sie auff die ἐπέλ σιν, die kraͤff- tige vnd lebendigmachende Vberkunfft des Heiligen Geistes gewartet/ welcher/ als er zu bestimmter Zeit erschienen/ sich auff einen ieden unter ihnen gleichsam uͤber ihn als eine Taube uͤber die rohen Eyer schwebend gesetzet/ sie zu andern Leuten/ ja zu recht-lebendigen/ getrosten/ hertzhafften Doctorn und Welt-Lehrern bereitet und außgeruͤstet/ uͤber welche ploͤtzliche Enderung sich maͤnniglich verwundern muͤssen/ anzudeuten/ daß auff solche Art und gewisse Weise der Heilige Geist seiner Kirchen zu ieden und allen Zeiten ins kuͤnfftige erscheinen wolle/ uͤber den Menschen/ der von Natur ein leeres/ untuͤchtiges/ lebloses Ey/ (κακοῦ κόρακος κακὸν ὦον, ein boͤser Vogel leget ein boͤses Ey) gerathen/ uͤber denselben schweben/ gaͤntzlich mu tiren und lebendig machen wolle/ zu einer neuen/ Gott wolge- faͤlligen Natur und Creatur. Nicht weniger/ so deutet auch die obernennete figur auff die Lebendigmachung zum ewigen seligen Leben/ im Reich der Rom. 1, 4. kuͤnfftigen glori und Herrligkeit; Daß eben der Heilige Geist der jenige sey/ durch dessen lebendigmachende Krafft/ wie alle Toden zum Gerichte/ also insonderheit die Außerwehlten zum ewigen glori- Leben und Seligkeit sollen aufferwecket werden. Summa/ es ist uns die gantze lebendigmachende Krafft und Gnade des Heiligen Geistes/ davon der dritte Articul unsers Glau- Predigt. Glaubens eigentlich redet und handelt/ in dieser figur fuͤrgebildet worden/ so anietzo und ins kuͤnfftige außfuͤhrlich zu tract iren und abzu- handlen/ nach dem wir biß dato vernommen das Gnaden-Geschenck Gottes des Heiligen Geistes/ die æstim und Hoheit des Ge- schencks/ die Důrfftigkeit des menschlichen Geschlechts/ so folget anietzo gratia sanctificans \& vivificans, die heilig- und lebendigmachende Gnade; davon dißmal in genere und ins gemein/ die species werden in folgenden Predigten erklaͤret werden. Er der Heilige Geist wolle schweben vber dieser Gemein/ wie er ge- schwebet uͤber den Wassern/ alles lebend und webend machen/ in Christo Jesu/ Amen. S O ist nun gratia generalis \& universalis, die allgemeine Gnade/ die Quell- und Haupt-Gnade/ deren wir vns im dritten Articul zu getroͤsten haben/ und heisset dieselbe die Lebens-Gnade/ welche geglaubet worden/ aus Gottes Wort/ darinn der Heilige Geist klar genennet wird ein Geist der da lebendig Ioh. 6, 63. Rom. 8, 2. macht/ von den Nicenischen Glaubens-Bekennern in den klaren auß- gedruckten Worten/ die sonst in vnserm Apostolischen Glauben nicht ste- hen/ aber darinnen begriffen. Jch glaube an den HErren den Hei- ligen Geist/ der da lebendig machet. Die Meinung ist diese/ wann wir erholen/ was droben von dem menschlichen Elend und Duͤrfftigkeit weitlaͤufftig außgefuͤhret worden: Jch armer/ elender/ gefallener Mensch/ der ich von Natur Fleisch bin/ und zwar ein todes und kein-nuͤtzes Fleisch/ bekenne/ daß ich durch des Heiligen Geistes Krafft geistlich lebendig wor- den; Jch elender Bandit und Himmel-loser Mensch zum Himmelreich beruffen und eingeladen; Jch Gott- und Recht-loser und verdammter Mensch/ grrechtfertiget; Jch Erb- und Vater-loser Mensch wiedergeborn: Jch Trost-loser Mensch getroͤstet und gestaͤrcket: Jch Glaub- und Liecht- loser blinder Mensch erleuchtet: Jch Tugend- und Heil-loser Mensch geheiliget und geweyhet: Jch Hoffnung-loser Mensch in das himmlische vivarium, die rechte Fried- und Freuden-Statt/ das Himmelreich aus dem Vorhoff der Christlichen Kirchen werde auffgenommen werden. Jst eben das/ was wir auch in der Außlegung des dritten Articuls bekennen und sagen: Jch glaube/ daß ich nicht aus eigener Ver- K 2 nunfft Die Sechste nunfft noch Krafft an Jesum Christum meinen HErren glau- ben oder zu ihm kommen kan/ sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium beruffen/ mit seinen Gaben erleuch- tet/ im rechten Glauben geheiliget und erhalten: gleich wie er die gantze Christenheit auff Erden beruffet/ samlet/ erleuch- tet/ heiliget/ und bey Jesu Christo erhaͤlt im rechten einigen Glauben; Jn welcher Christenheit er mir und allen Glau- bigen täglich alle Sůnde reichlich vergibet/ und am Juͤngsten Tage mich und alle Toden aufferwecken/ und mir sammt allen Glaubigen in Christo ein ewiges Leben geben wird; Das ist gewißlich wahr. II. Sie ist eine geoffenbarte Gnade in dem Wort des Gal. 3, 2. Ioh. 1, 12. Rom. 8, 2. Eph. 1, 4. 5. 2. Tim. 1, 9. heiligen Evangelii/ davon St. Paulus feine Galater fragt/ ob sie den Geist und dessen Gaben durch des Gesetzes Werck em- pfangen oder durch die Predigt vom Glauben? Sie mustens ihm gestehen/ daß sie nicht aus dem Gesetz/ sondern aus dem Evangelio als der Lehre des Glaubens denselben erlanget/ als ein solchen geistlichen Gna- den-Segen im himmlischen Guͤtern/ welche uns Christus erworben mit seinem theuren Verdienst und hochpriesterliche Bitt. Es ist auch die Gnade der Erschoͤpffung eine herrliche/ theure und werthe Gabe/ dadurch der Mensch zum natuͤrlichen Leben geboren/ mit schoͤnen Natur-Gaben gezieret/ und ie laͤnger ie mehr im natuͤrlichen Leben waͤchst/ erstaͤrcket und zunimmt/ die gehoͤret aber hieher in den dritten Articul eigentlich nicht/ sondern hieher gehoͤrt die heilsame Gnade/ so im Evangelio geoffenbaret/ so aus dem Gnaden-Brunn Christo Jesu geflossen/ welcher allein in der Augustin. cp. 95. ad Innocent. Canon ischen Heiligen Schrifft den Namen der Gnaden traͤgt/ wie Au- gustinus in seinen Streit-Schrifften wider die Pelagianer wol ange- mercket. Gratia creatrix, eine Schöpff-kraͤfftige Gnade. So wenig als ein toder Mensch sich selbst kan lebendig machen: ein Stein in die Hoͤhe fliehen/ ein Eisen sich empor erheben/ ohne einen Magnet/ so wenig kan der Mensch ihm selbst aus eigener natuͤrlichen Krafft zum geistlichen Leben in Gott helffen. Jst derowegen eine lebendigmachende Schoͤpff- Eph. 1, 19. Col. 2, 12. Krafft von noͤthen/ eine uͤberschwengliche Krafft nach der Wuͤr- ckung seiner Macht und Staͤrcke/ welche er gewircket hat in Christo Predigt. Christo/ da er ihn von Toden aufferwecket. Ja viel ein groͤsse- res Werck ist ἀνακτίζειν als κτίζειν, ἀνάπλασις als πλάσις, das Wieder- schaffen/ Wieder-lebendigmachen/ als anfangs schaffen/ jenes kostet den Herrn nur ein ein iges Wort/ dieses kostet des Sohns Gottes eigen Leib und Blut. III. Eine solche Gnade/ welche er der H. Geist selbst mit schõnen anmuthigen und verständlichen Gleichnůssen erklaͤret/ damit wirs desto leichter fassen und verstehen moͤgen/ als da ist 1. Die Gleichnuͤß vom Brut-Vogel/ von welchem wir im Ein- gang vernommen 2. Die Gleichnuͤß und figur des Athems bla- sen und hauchen/ der Heilige Geist ist der Blaser; Gott der Herr blaset dem form irten Erden-Kloß ein eine lebendige Seel. Gott der Herr war der Blaser des form irten Erden-Klosses; das objectum der tode leblose Leib/ dem gibt er nicht eine sterbliche Seele aus der Erde/ wie den andern Creaturen/ sondern cœlitus von oben herab/ vom Himmel blaset er ihm ein spiraculum vitarum, das ist das allerherrlichste/ vernuͤnff- tige/ unsterbliche Leben/ daraus wird der Mensch in animam viventem, es leibet und lebet alles an ihm/ und wird eine andere Creatur als zuvor/ da er ohne Leben und Liecht/ als ein Klotz da gelegen: Auff solche Weise 2. Reg. 4, 34. 35. blaset Elisa der Prophet das verblichene Kind an/ und legt sich auff das- selbe/ auch Paulus thut dergleichen mit dem Eutyche, so werden sie wieder Act. 20, 10. 12. lebendig. Also der Sohn Gottes der erste Gestalt-Geber und form irer des Menschen/ der nimmt nicht nur menschliche Gestalt an sich/ sondern wohnet auch unter uns Menschen/ messet sich gleichsam an dem Menschen an/ wird ihm gantz gleich/ scheuet sich nicht ab der aͤrmlichen Gestanck/ machet mit seinem hauchen und anblasen des Heiligen Geistes lebendig/ wie er dessen ein klar und sichtbar specimen gethan/ da er seine Juͤnger an- gehauchet/ und mit dem Athem ihnen den Heiligen Geist verehret. Ioh. 20, 22. 3. Similitudo majim mephacim, die Gleichnuͤß von dem gesunden Tempel-Wasser/ Ezech. 47. Es war das tode Ezech. 47, v. 1. Meer vorzeiten nicht nur fuͤr sich selbst tod/ sondern auch ein todwuͤrcken- das/ pestilentzisches/ gifftiges Meer/ darinn alle Fische/ so aus dem Jordan geflossen/ sterben und verschmachten muͤssen/ ja auch ein frucht-luͤgendes und betruͤgliches Meer/ Baͤume stunden da/ trugen dem eusserlichen Schein nach schoͤne Fruͤchte/ wann mans aber abgebrochen und auffge- than/ wurden sie Asche; Aber bey dem Propheten Ezechiel wird gedacht Sap. 10, 7. K 3 eines Die Sechste eines frischen/ lebendigen Tempel-Wassers/ so unter der Schwell des Tempels geflossen/ da es in das tode Meer kommen/ sind die Wasser davon gesund worden/ ja alles was darein kommen oder geschwummen/ Esa. 57, 20. dasselbe hat gelebt und gewebt: Also ist die gantze Welt ein Meer/ ein toͤdtendes Pestilentz-Meer/ so alles anstecket/ was darein kommet/ da gibt es poma Sodomica, Sodomische Aepffel/ simulacra virtutum, das ist/ eusserlichen Schein der Tugenden/ Gleißners-Wercke; Aber das leben- Ioël. 2, 28. Ioh. 7, 38. 39. dige Quellen-Wasser des Heiligen Geistes machet alles gesund und lebendig. Was damal Ezechiel im Gesicht gesehen/ dasselbe ist im Neuen Testament biß auff den heutigen Tag zur wahrhafftigen Histori worden; Solten wir mit geistlichen erhobenen und erleuchteten Augen alle Adams- Kinder uͤbersehen koͤnnen/ so wuͤrden wir lauter stinckende/ geistlich-tode Aaß sehen/ aber die durch den H. Geist in den Thier-Garten der Christ- lichen Kirchen (so zu reden) gebracht/ sind wiederumb lebendig worden/ alle die der Ordnung Gottes sich nicht widersetzet und entzogen. Sie ist endlich IV. eine hochloͤbliche Gnade/ wegen dero herrlichen/ reichen und fuͤrtrefflichen effect en, derselbe heisset vita gratiæ, das G naden-Leben. Was ist das fuͤr ein Leben/ das diese Eph. 4, 21. G nade wuͤrcket? I. Ein rechtschaffen Wesen; Das natuͤrliche Leben ist zwar auch ein Leben/ aber ein elendes muͤhesames Leben/ ein sterb- liches/ vergaͤngliches Leben: vita supplicio mors est solatio, da das Leben eine Straffe ist/ der Tod aber ein Trost; Aber dieses Gnaden-Leben ist ein wahrhafftiges/ bestaͤndiges/ unvergaͤngliches/ himmlisches seeliges Leben; II. Das alte Leben/ so wir im Paradiß verloren/ dasselbe wuͤrcket nun diese lebendigmachende Gnade wieder in uns/ hier zwar inchoativè, stuͤckweise/ es faͤhet nur an/ dort aber completivè, auff den Tag der Erstat- tung alles dessen/ wessen wir durch den traurigen Suͤnden-Fall sind ver- lustiget worden. III. Ein ordentliches/ heiliges und in der H. Schrifft geweihetes Leben; Mancher Mensch fuͤhret ein unordentlich/ wuͤstes und wildes Sau-Leben/ frisset und saufft/ was ihm schmecket/ haͤlt keine diet, braucht keine Artzney/ verkuͤrtzet ihm selbst das Leben: Ein solches Leben ist dieses nicht/ sondern ein regul irtes/ bescheidenes/ feines/ diet isches Matth. 4, 4. Leben/ so erhalten wird durch die Speise des Goͤttlichen Worts/ und durch die heilsame Artzney des Heiligen Abendmahls wider die λυποϑυμίαν, geistliche Ohnmacht und Kranckheit unserer Seelen. Gen 5, 22. 24. IV. Ein G oͤttlich Leben/ wie dergleichen von dem Leben Henochs geruͤhmet Predigt. geruͤhmet wird/ da im Gegentheil die Welt lebet/ ein heydnisches/ epieu- risches/ viehisches Leben/ ein Wolfs-Leben/ Hund- und Katzen-Leben/ ja ein recht teufelisches Leben/ ein solcher roher Gott- und Geistloser Welt- Mensch ist lebendig tod/ gleich wie der verlohrne Sohn/ und eine Wittwe/ Luc. 15, 13. 1. Tim. 5, 6. so in Wolluͤsten lebet; Hingegen ist vnser bißhero hochgeruͤhmtes Gna- den-Leben ein Leben aus Gott/ mit Gott/ in Gott/ zu Gott/ ein Goͤttliches Leben gegen Gott/ wegen des guten Gewissens; ein ge- rechtes Leben gegen dem Naͤchsten/ ein maͤssiges Leben gegen sich selbst. Es bilden ihnen zwar die paͤpstische Ordens-Leute in ihren Kloͤstern grosse Ding ein/ ihr Kloster-Leben soll das rechte Goͤttliche Leben seyn: ja umb- gekehrt! Es mangelt demselben Leben an dem besten Adel der Goͤttlichen Weihe? Wo hat Gott dergleichen befohlen? der heilige Patriarch He- noch hat ausser Zweifel ein Goͤttliches Leben gefuͤhret/ aber in der Ehe/ in der haͤußlichen Nahrung/ in Goͤtttlichem/ vernuͤnfftigen Gehorsam/ οὐ παρθέ- νος ἀλλ᾽ ενκρατὴς, schreibt von ihm Epiphanius, er war zwar keine Jung- frau und doch keusch. V. Ein huldreiches Leben; Ein erstgebornes junges Kind so noch im Blute da liget/ sihet greßlich/ scheutzlich und abscheulich aus/ aber nach dem Bade gewaͤschet/ wanns angethan ist/ so ists holdselig; Also auch der Mensch nemlich vor der Wiedergeburt zum geistlichen Leben ein Greuel/ nunmehr aber nach der Wiedergeburt delicium Patris cœlestis, Gottes des himlischen Vaters schoͤner anmuthiger Augen-Lust. VI. Ein ewiges/ vollkommenes Leben/ da Schalom, Friede und Freude und alles vollauff/ wie dann bey den Hebreern das Wort vita Leben/ alles was gut ist und angenehm/ begreifft. Dieses ist die lebendigmachende Gnade des Heiligen Geistes ins gemein; gratia ignota mundo, verborgen in Gott/ wie ein Kind in Col. 3, 3. Mutterleibe; vor und bey der Welt sind diß lauter Boͤhmische Doͤrffer/ wann der Herr seinen Juͤngern von seinem Reich gesagt/ so wolte es ihnen nicht in Kopff und Sinn/ sie verstundens alles weltlich. Jst ein groß stuͤck unserer Erb-Suͤnde/ daß der Mensch so gar nicht verstehet/ was des Geistes Gottes ist/ das Gesetz und dessen Erkåntnuͤß ist uns etlicher massen angeboren/ aber das Evangelium die gnadenreiche Bottschafft von den Gnaden-Gaben des Heiligen Geistes sind unbekant/ dunckel/ und daher auch ungeachtet/ wann man von Tugenden und La- stern predigt/ so fafset es iederman/ aber die heilsame Gnade Gottes und dero unerschaͤtzlichen Schaͤtze bleiben ungeschaͤtzet; ignoti nulla cupido, was nicht in die Augen faͤllet/ was nicht das Fleisch kuͤtzelt und dem Leibe 2. Cor. 4, 3. 4. wolthut/ Die Sechste wolthut/ das achtet der Mensch nicht; dem reichen Korn-Bauer ist seine Luc. 12, 19. c. 16, 19. Esth. 5, 11. volle Scheuer die Gnade: dem Schlemmer sein Vollauff: dem Haman die fluͤchtige Gunst seines Koͤniges. Jn der Welt/ wann einer herfuͤr kommet ans Bret/ ein anderer wird reich/ ist gesegnet/ das Gluͤck schneyet ihm zum Fenster hinein/ sein Hauß stehet in der Sonnen/ andern ists ver- bauen/ den ruͤhmet die Welt als einen der in grosser Gnade schwebet/ wol dem/ dem es also gehet/ das ist ein Mann! Aber die lebendig- und seligma- chende Gnade/ von welcher wir so offt hoͤren/ die die schnurret fuͤr die Ohren fuͤruͤber/ unbeherberget. Nun es wird einmal eine Zeit oder vielmehr die Ewigkeit kommen/ da manchen wird nach dieser Sonne frieren. Die zeit- Luc. 12. 20. Esth. 7, 10. Luc. 16. 24. liche Gnade machet nicht selig: Der Korn-Bauer muste seine Gnade ploͤtzlich quitt iren/ Haman muß hencken/ und was geb der Schlemmer drumb/ daß ihm ein eintziger Gnaden-Tag moͤchte werden? Es gehen zwar die weltliche Gluͤck-Voͤgel aus der Welt dahin/ werden mit Pomp und Pracht begraben/ kommen aber nur desto unseliger in der Hoͤlle an/ gehet ihnen wie den gekroͤnten Opffer-Ochsen/ man fuͤhret sie mit Kraͤntzen zum blutigen Toden-Tantz. Rechtschaffene Christen und Chur-Kinder Gottes lassen der Welt ihre gratias temporales, ihre zeitliche Gnade/ sprechen: Sie haben ihren Lohn! bekommen durch Verachtung des zeitlichen Lebens eine sehnliche Begierde nach dem Geistlichen/ sie sehen an das natuͤrliche/ kurtze und elende Leben als eine Wahlfahrt/ Schattẽ/ Wind/ Rauch/ Nebel/ Wolcke/ Schnee/ Wasser/ als ein Com œ di/ Geschwaͤtz/ wann man außgespielet/ singet man mit Augusto, hab ich mein Person geschickt gnug vertretten? Hieron. in Psal. 89. und damit ist alles aus. Hieronymus erklaͤrets mit der Spinnenwebe/ gleich wie eine Spinne/ die ihre Faͤden spinnet/ hin und her laͤuffet/ webet und wircket den gantzen Tag/ ist zwar eine grosse Arbeit/ aber das Werck an sich selbst ist nichts sollend/ es taug nichts; also ist es auch beschaffen mit diesem zeitlichen Leben/ da man sich hefftig bemuͤhet und ermuͤdet/ in allerhand Geschaͤfften/ wann mans beym Liecht besihet/ ists offt nur Aug. l. 8. Confess. c. 11. Spinnen-Arbeit; Jst dem also/ spernamus ergò nugas nugarum \& vauitates vanitatum, sprechen wir billich einander zu mit Augustino: so lasset uns diese Spinnwebe/ diese vanit aͤten und Eitelkeit verachten/ Gen. 49, 14. dann was zeuhet sich Isaschar der beinerne Esel vnd Last-Traͤger? Dero- halben ich begehre nunmehro abzuscheideu zu meinem Herren Jesu Christo/ sein Sterben ist mein Gewinn/ ich verliere nichts durch meinen Tod/ wiewol ich alle commoda seculi mit dem Ruͤcken ansehen mus/ son- dern ich gewinne noch/ und empfange Gnade vmb Gnade die himmelische vollkom- Predigt. vollkommene Glori-Schaͤtze. Wie der Hirsch schreyet nach frischem Wasser/ so seuffzet meine Seele nach meinem Heiland/ Jmmanuel und Bruder Christo. Aber das wisse/ keiner wird leben in der seligen Ewigkeit/ er lebe dañ hier in dem Gnaden Leben/ nicht im Sau Leben; Last uns derowegẽ diese theure Gnade hoch achten/ lasset uns verwundern uͤber der wundersamen/ grossen Herrligkeit/ du wirst die Herrligkeit Gottes sehen/ spricht Christus Ioh. 11, 37. zu der Martha des Lazari Schwester/ als Er Lazarum auffwecken wolte/ nemlich die Herrligkeit seiner Allmacht/ daß der Schaden so verzweifelt- boͤß/ und ihme ohne Goͤttliche Allmacht nicht konte abgeholffen werden; die Herrligkeit seiner Weißheit/ daß Er den dem gefallenen/ geistlich-toden Menschen den Weg zum Leben wiederumb zeiget. Die Juden sprechen: Kunte/ der dem Blinden die Augen auffgethan/ nicht schaf- fen/ daß auch dieser nicht stuͤrbe? als wolten sie sagen: Was weinet und betruͤbet Er sich lange/ warumb hat Er nicht den Tod verhuͤtet? Also spricht auch unsere tolle Vernunfft: Warumb hat Gott den Fall nicht verhuͤtet? Aber digito compesce labellum, hier lege den Finger auff den Mund/ gruͤble nicht/ sondern vielmehr verwundere dich/ ja verwundere dich uͤber den Reichthumb der Barmhertzigkeit/ damit Er uns gelie- Ephes. 2, 5. bet/ und da wir tod waren in Suͤnden/ Er uns lebendig gemacht. Diß sind die Wunderwerck vnserer Kirchen. Gehet hin und Matth. 11, 4. 5. saget/ was ihr sehet/ die Tauben hören/ die Blinden sehen und dergleichen; Jm Papstumb werden durch die miracula die Blinden verblendet/ die Tauben betaͤubet; hier aber sind die rechten Wunderwercke: Die Geistlich-Blinde werden sehend/ die Geistlich-Tode wiederumb leben- dig durch die allmaͤchtige Krafft des lebendigmachenden Geistes. O un- außsprechliche grosse Gnade! O edler Trost unser Seelen! Wann Prov. 16, 15. des Koͤnigs Angesicht freundlich ist/ das ist Leben/ und seine Gnade ist wie ein Abend-Regen/ spricht Salomon: Wie viel lieb- licher Leben/ wann das Liecht des Goͤttlichen Angesichts einen Menschen bescheinet/ und alle Noth/ Schrecken/ Angst und Furcht vertreibet/ wann der Than der geistlichen Gnaden-Gaben das tode Graß erquicket? O Danck-Pflichte! Eine malefi tz-Person/ deren das Leben geschencket/ kan seinem Retter nimmer gnug dancken. Ein Kind kan seinen Eltern fuͤr das natuͤrliche Sechster Theil. L Leben Die Siebende Leben (welches doch ein Anfang ist zum ewigen Tode) nimmer gnug dan- cken/ quomodo genitus potest regenerare genitores? sagt Philo: wie kan ein Sohn seine Eltern wieder gebaͤren? Ernehre deinen Vater/ und ob du Ambros. in c. 18. Luc. Gal. 5, 16. 22. ihn schon ernehrest/ so hastu ihm doch noch nicht wieder gegeben den Schmertzen und die alimenta und Nahrung/ schreibt Ambrosius: O wel- chen grossen Danck sind wir dem Heiligen Geiste schuldig! O wie viel ist das geistliche Leben herrlicher als das zeitliche? Lasset uns demnach im Geiste/ in den Fruͤchten des Geistes leben und wandeln. Moͤgen aber auch zwey mit einander wandlen/ sie seyen dann einig unter Amos. 3, 3. einander? spricht der Herr beym Propheten Amos. Lasset uns Rom. 14, 8. creutzigen unser Fleisch und Blut! Leben wir/ so leben wir dem HERREN/ ist bald gesagt/ aber schlecht practic iret; Lasset uns nicht leben der Welt/ unserm Fleische/ dem Teufel! das facit ist von St. Paulo Rom. 8, 13. kurtz gemacht/ Rom. 8. Wo ihr nach dem Fleische lebet/ so werdet ihr sterben/ wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Ge- schaͤffte toͤdtet/ so werdet ihr leben: Das gebe uns der Geber des Ioh. 14, 6. Lebens Jesus Christus/ der da ist die Warheit/ der Weg und das Leben! Amen. Die Siebende Predigt/ Vber den dritten Artieul/ Von der Natur/ Eigenschafft/ Art und Beschaffen- heit der lebendigmachenden Gnade des Hei- ligen Geistes. Exod, 8, 19. G Eliebte in Christo: Das ist Gottes Finger/ sprechen die Zauberer in Egypten/ da Moses den Staub der Erden in Laͤuse verwandelt durch Goͤttliche Krafft/ daß alles an Menschen und Vieh gewuͤmmelt von Vnziefer/ sie aber die 2. Tim. 3, 8. Zauberer Jannes und Jambres/ dergleichen durch ihr be- schweren und schwartze Kunst nicht konten zu wegen bringen/ so geben sie Gott die Ehre/ und sprechen: Das ist G ottes Finger! Jn welchen Worten Predigt. Worten sie nicht allein gleichsam ohne ihren Danck und Willen ein trophæum und Siegs-Zeichen auffrichten der G oͤttlichen Majestaͤt zu Preiß und Ruhm/ als panegyristæ und Lob- sprecher der G öttlichen Ehre; bekennen rund/ daß die Macht des Hebreischen Gottes seye unvergleichend groß uͤber alle ihrer Goͤtter Macht und Vermoͤgen/ es seye ihm so leicht ein Wunder zu thun/ daß Er auch nur ein Finger darzu bedoͤrffe/ ohne Muͤhe und Arbeit/ sie seye so klar und offen- bar/ daß man mit Fingern darauff deuten moͤge; als wolten sie sagen: Wir muͤssen mit Fingern den Finger Gottes greiffen/ fuͤhlon und beken- nen/ daß der Hebreer Gott maͤchtiger als unsere Goͤtter; die uͤbrigen miracul haben wir Mosi nachgethan/ aber da es an die Laͤuse kommet/ koͤnnen wir nicht fort/ wir seynd uͤberwunden und zu schanden worden/ was wollen wir machen? Wer kan dem Finger Gottes widerstehen? Sondern es stellen vns auch dieselbe fuͤr Augen/ gleichsam als pæ- dagogi, Zuchtmeister und Lehrer/ ein herrliches Exempel/ Mu- ster und Beyspiel/ wie auch wir den Finger G ottes in allen Wer- cken erkennen/ ruͤhmen und preisen sollen; in dem Wercke der Schoͤpffung/ da sagt David wol: Die Himmel sind deiner Hände Werck. Pfal. 8, 4. Wann wir unsere Augen auffheben/ Sonn/ Mond/ Sternen/ ja den gan- tzen macrocosmum und grossen Welt-Bau anschauen/ sollen wir spre- chen: Digitus DEI hîc! Hier ist Gottes Finger/ der die Erden be- Esa. 40, 12. Hebr. 1, 3. greifft mit einem Dreyling/ Er traͤget alles mit seinem gewaltigen Finger; in microcosmo, in der kleinen Welt/ dem Menschen/ da sehen wir diesen kunstreichen Finger Gottes/ der als ein Seidensticker gleichsam ge- kuͤnstelt/ gewircket und bereitet/ daß man billich mit Job sagen mag: Dei- Iob. 10, 8. ne Hände haben mich gearbeitet/ und gemacht/ alles was ich umb und umb bin. Erkennen und preisen sollen wir G ottes Finger in dem Werck der G oͤttlichen Fuͤrsehung/ Schick- und Fuͤgung/ Erhal- tung un d Regierung; in den wunderbarlichen Goͤttlichen Wegen/ wann offt alles umbgekehret/ den Krebsgang/ das hinderst zu forderst ge- het; wie auch in den Verwirrungen der Rathschlaͤge/ da man sich nicht außwicklen kan/ und aber unverhofft Raht oder Huͤlffe erscheinet/ da heisset es: digitus DEI hîc! das und da ist G ottes Finger! Omnia ad divinæ providentiæ regimen referantur, quæ stulti quasi casu tenerè L 2 \& nullâ Die Siebende August. in Psal. 9. \& nullâ divinâ administratione fieri putant, schreibet Augustinus: Wir muͤssen alles der Goͤttlichen Vorsehung und Regierung zuschreiben/ was die Narren meynen und dafuͤr halten/ daß es ohngefaͤhr/ ohne Vrsach und Matt. 3, 16. ohne eintzige Regierung und Waltung Gottes geschehe. Jn dem Wercke der Erlösung; da ist der Herr der allgemeine Welt-Hei- land gleichsam mit Fingern gezeiget durch Gott den Heiligen Geist. Ioh. 19, 5. Als Pilatus in der blutigen Passions-Trag œ di mit Fingern auff Jesum von Nazareth gedeutet/ und gesagt: Ecce homo! Sihe welch ein Mensch! als er ihm oben uͤber sein Haupt mit Fingern schreiben und Ioh. 19, 19. setzen lassen die Vberschrifft: Jesus Nazarenus Rex Judæorum! Jesus von Nazareth der Juden Koͤnig! so hat man mit Warheit sagen koͤnnen: Hierbey und das ist der Finger G ottes! hier geschicht/ Act. 4, 28. was die Hand Gottes zuvor bedacht und beschlossen hat. Sonderlich in dem sonderbaren Wercke G ottes des Heili- Luc. 11, 15. 20. gen G eistes/ die Heiligung genant/ dann da Luc. am 11. der Herr von einem Besessenem den Teufel außgetrieben/ laͤsterten ihn die Phariseer und Schrifftgelehrten/ als haͤtte Er einen heimlichen Verstand mit dem Beelzebub/ und sprechen: Dieser treibet die Teufel aus durch Beelzebub den Obersten der Teufel. Aber wie vindic irt sich Chri- stus? Er saget: Er treibe die Teufel nicht aus durch Beelzebub/ sondern durch den Finger G ottes/ das ist/ durch den H. G eist/ derohalben ist der Heilige G eist der Finger G ottes/ der Finger/ durch welchen die Gaben dispensi rt und außgetheilet werden. Darumb wir auff diesen Finger/ sein deuten und Wuͤrckung fleissige Achtung geben/ wie in donis administrantibus und Ampts- G a- ben/ da wir billich sagen: Hier ist Gottes Mund/ Weißheit/ Rath/ Krafft/ Liecht/ hier ist G ottes Finger; zu Anzeigung dessen ist auch in der ersten Kirchen die χειροτονία und Hand-Auffhebung im Gebrauch gewest/ und ist durch die ἐπίϑεσιν oder Hand-Aufflegung die jenige Per- Act. 20, 28. son gezeiget und geweyhet worden/ welche der Heilige Geist zum Bischoff gesetzet; gleich als wolte man sagen: Hier ist G ottes Finger. Also auch in donis sanctificantibus und heiligmachenden G aben; Jst der jenige Goͤttliche Gnaden-Finger/ der den Tod bedrauet/ daß er wi- der außwuͤrgen muß; der da lebendig machet/ beruffet/ locket/ lencket/ leitet/ bietet Predigt. bietet uns die Hand/ ziehet aus dem Abgrunde des Verderbens in Gottes Schos/ aus der Hoͤllen in Himmel/ aus dem Tode ins Leben. Jst demnach von noͤthen/ daß nach dem wir naͤhermal die Krafft dieses Fingers ins gemein erwogen/ die lebendigmachende Krafft; Ehe wir auff die species kommen/ auch die Natur und qualit aͤt die- ses Fingers/ nemlich der lebendig- und heiligmachenden Gnade behertzigen. Gottes Finger ruͤhre und bewege unsere Hertzen/ daß wir dadurch geleitet im Reich der Gnaden/ zum Reich der Herrligkeit gefuͤhret und erhalten werden/ Amen. S O ist nun/ meine Liebsten/ die lebendigmachende Gnade des Heiligen Geistes ihrer qualit aͤt/ Art und Eigenschafft nach Erstlich eine wahrhafftige Gnade/ da affect und effect, Gedancken/ Wort und That uͤberein stimmen. Jn der Welt gehet es mit weltlichen Gnaden wunderlich her/ Einer hat eines grossen Herren Gnade in Worten/ aber nicht im affect und Wercken; der ander hats in affect en und Wercken/ aber nicht in Worten; der dritte hat sie im affect, aber nicht im effect; der vierte im affect und Werck/ aber nicht im affect, es gehet nicht von Hertzen; hier lauter Gnade und Wahrheit/ das ist warhafftige Gnade von affect und effect, von Liebe und Werck. Eine gantz unverdiente/ frey-geschenckte Gnade; Nie- mand kans erwerben/ noch ererben durch Wercke solche Gna- de/ die uns errett vom sterben; confer irt/ dispensi rt und mitgetheilet ohne unser rennen und lauffen/ bemuͤhen und arbeiten/ Verdienst und Wuͤrdigkeit/ disposition oder dependen tz des freyen Willens/ Χάρις ἀντὶ- χάριτος, wie sie St. Johannes nennet/ Gnade umb Gnade/ das ist/ Ioh. 1, 16. lautere/ blosse Gnade/ nicht Gnade umb Verdienst/ eine Gnade bietet der andern die Hand/ eine Gnade gehet aus der andern/ eine Gnade gebaͤret gleichsam und zeitiget die andere; Jn der Welt werden die Lehen/ die Rit- ter-Preiß und Jungfrauen-Danck außgetheilet nach Kunst/ nach Ver- dienst/ nach thurniren/ rennen und lauffen. Aber hier umbsonst/ da ligts Rom. 9, 16. nicht an iemands wollen oder lauffen/ sondern an Gottes er- barmen; Esau der profan- Welt-Feld- und Wald-Mann meynet/ er wolle einen Hasen erlauffen/ vnd die erste Geburt ihme dadurch erkauf- fen/ aber er bekommt eine Nase/ er betreugt sich in seiner eingebildeten Hoffnung/ Jacob nimmt ihm den Segen hinweg ohne Verdienst/ ohne L 3 Muͤhe- Die Siebende Muͤhewaltung/ aus lauter Goͤttlicher Gnade/ Gunst und Gewogenheit/ Gott hatte Jacob lieb in collation und Belehnung dieses zeitlichen Se- gens/ Esau hat Er gehasset/ das ist/ nach Art der heiligen Schrifft/ postha- b irt und jenem nachgesetzet. Gratia non est gratia ullo modo, si non est omni modo, Stuͤck- und Stuͤmpel-Gnade ist keine Gnade/ gantze Gna- de ist rechte Gnade. Eine allgemeine allemans Gnade/ die nicht/ in Sachen un- ser Seligkeit betreffend/ einem Menschen geneigter ist als dem andern/ sondern auff Seiten Gottes eine gleiche/ und gantz unparteyische Gnade/ Tit. 2, 11. dann es ist erschienen die heilsame Gnade allen Menschen/ gleich wie die Sonn uͤber alle gleich leuchtet/ so weit sich Gottes Barmher- tzigkeit/ Christi Verdienst außbreitet/ so weit gehet auch die Gnade des Hei- ligen Geistes/ niemand ist hier absolutè und bloß außgeschlossen. Gleich ist die heiligmachende Gnade/ dann sonst sind die Ampts-Gaben un- Rom. 12, 6. 1. Pet. 4, 10. Luc. 23, 43. Act. 9, 5. 9. Matth. 11, 21. gleich; gleich ist die ordentliche Mittel-Gnade des gepredigten Worts und Sacramenten/ dann sonst ausser dieser Ordnung ist die Gnade bey dem bekehrten Schecher/ bey Paulo und denen zu Chorazin scheinbarer und maͤchtiger gewest. An und vor sich selbst/ und ihrer eigenen innerlichen Art nach/ dann daß in effectu die Gnade ungleich wuͤrcket/ das kommet ex accidenti \& circumstantia subjectorum, zufaͤlliger weise aus mehrer passiv- Fuͤgligkeit bey dem einen als bey dem andern; gleich wie der Son- nen Stralen ungleich wuͤrcken/ in dem Wachs und Erden; jenes erweicht sie/ diese verhaͤrtet sie/ Vrsach/ die subjecta sind ungleich/ alsol ist die Be- kehrung der Heyden freylich leichter gewest als der Juden; der Huren und Zoͤllner als der Phariseer: der einfaͤltigen Leute eher als der Welt-Praller 1. Cor. 1, 27. und Welt-Weisen; Nicht viel edle/ sagt St. Paulus/ seynd beruf- fen/ sondern was thõricht ist fuͤr der Welt/ das hat Gott er- wehlet; Selbst-Witz/ und vorgefassete/ starcke/ inprim irte Meynungen sind harte Rigel/ so den Geist Gottes seine Wuͤrckung sperren; Daß aber dem also/ daß ordentlicher Weise/ an und vor sich selbst die lebendigma- chende Gnade gleich sey gegen alle Menschen gesinnet/ bey einem wie gegen Rom. 5, 15. 20. dem andern wuͤrcke/ das lehret St. Paulus/ da diese Gnade den Titul und Namen fuͤhrt sie seye περιοςευούσα, ὑπερεκπερισσευούσα ὑπερβάλλουσα, ἀνεκ- διήγητος χάρισ, ein uͤber uns außgegossene/ reiche/ uͤberfliessende/ uͤberschwengliche/ unaußsprechliche Gnade/ so vielen wiederfahren/ maͤch- tiger Predigt. tiger als alle Suͤnde/ welches wahr seyn/ auch bezeuget die Gleichheit der Jnstrumenten oder ordentliche Mittel/ solcher Gnade/ nemlich das Wort und Sacrament/ so dargereichet werden/ beydes den Glaubigen und Vn- glaubigen/ wie dem Schos-Juͤnger Christi dem Johanni/ also dem Ver- raͤhter Jud æ. Eine wahrhafftige/ kraͤfftige Gnade; Christus ist die Quell/ aus dem nichts anders flenst als eitel Gnade und Warheit/ das ist eine wahrhafftige Gnade. Jn der Welt heissets Euer Gnaden! Ioh. 1, 14. 17. Euer Fuͤrstl. Gnaden! aber vielmal ists eine Gnade ohne That/ eine Huld ohne außloͤschen der Schuld/ ein Wort und Hof-Gnade ohne Krafft und Nachtruck; da hat mancher zwar Gnade bey seiner Obrigkeit/ hat Gunst/ aber sie gibt ihm weder warm noch kalt/ er geniesset nichts/ ist eine Schein- Gnade/ die man bald verlieren kan; hier aber Gnade und War- heit/ das ist eine kräfftige Gnade/ wie das Wort Gnade verstund der alt-verlebte Vater Jacob/ da er zu seinem Sohne Joseph sprach: Habe ich Gnade fuͤr dir funden/ so lege deine Hand unter Gen. 47, 29. meine Hůfften/ daß du Liebe und Treue an mir thust; wie es Ios. 2, 14. auch verstanden die Kundschaffter Josu æ / und der Koͤnig David. 2. Sam. 2, 6. Eine solche kraͤfftige/ wuͤrckende und thaͤtige Gnade ist die Gnade des Heiligen Geistes/ so da wuͤrcket und handelt nicht auff natuͤrliche Weise/ als steckte sie im Wort wie eine Artzney in der Buͤchse; nicht auff blosse Rethor ische Art/ wie ein kluger Redner durch feine argumenta eines Menschen Gemuͤth einnehmen und ihn uͤberreden kan; gestalt man von Platone liefet/ daß er durch sein suadam und wolgeloͤsete wolgestimmte Zunge den Tyrannen Dionysium auff einen gelindern und mildern Sinn und Weg gebracht; oder wie Cicero zu Rom mit seiner Zungen den gantzen Rath gelencket und geleitet wohin er gewolt; wo dañ in dem Menschẽ erfordert wuͤrd eine Krafft solches was der Redner fuͤrbringet zu verstehen/ und mit Vernunfft solches zu fassen/ zu erwegen/ auch davon zu urtheilen/ ob der Rath gut und annehmlich oder nicht! sie ist nicht ductiva, nicht eine fuͤhꝛende begleitende Krafft/ was anbelanget den Aufang vor der Bekehrung. Es fuͤhret mancher einen bey der Hand/ leitet uñ gegleitet ihn/ er aber der Gefuͤhrte und Begleitete ge- het auch und wandelt seinẽ Gang zugleich mit/ ob wol schwaͤcher und lang- samer/ als wann er allein gehen muͤste; nicht violenta, nicht eine gewalt- Die Siebende gewaltsame/ nothzwingende Wůrckung/ auff Art und Weise/ wie irgend ein Metzger sein thummes Kalb zur Schlachtbanck zwinget/ sondern sie ist tractiva, eine liebliche/ anmuthig-ziehende Krafft; hyperphysica, eine uͤbernatuͤrliche/ bloß-goͤttliche und himlische Krafft/ die in schoͤnen Wort-Blumen/ genommen von natuͤrlichen Sachen/ Gleichnuͤßweise erklaͤret wird/ durch die Saat/ das Oel/ den Wind/ den Regen/ Donner ꝛc. als kraͤfftig der Samen zur Frucht wuͤrcket/ der Regen befeuchtet/ der Blitz die finstere Nacht erleuch- tet/ der Donner erschreckt/ der Stral entzuͤndet und durchbricht/ der Wind an- und durchwehet ꝛc. Also ist auch die Wuͤrckung des H. Geistes/ aber mediata \& organica, durch Mittel und instrumenta voll- bracht/ von welchen an andern Orten mit mehren. Eine wachsende und zunehmende Gnade/ die sich ie laͤnger ie mehr vermehret; Ein Kind wird nicht in einem Augenblick voll- kommen/ sondern es gehoͤren unterschiedliche actus, Bewegungen und 2. Reg. 4. 35. Handlungen darzu/ σπορὰ, διάπλασις, ἐμψύχωσις, γένεσις, die Empfaͤng- nuß/ Formirung/ Belebung und Geburt; Elisa/ da er den Knaben wieder lebendig machete/ gieng es nicht im Augenblicke her/ sondern successivè, allgemaͤchlich/ er stund auff/ gieng einmal hie- und daher/ breitet sich her- nach uͤber den Knaben/ da schnaubete der Knabe siebenmal/ darnach that er die Augen auff: Also auch die Gnade des Heiligen Geistes; Augustinus theilet dieses Wachsthumb in unterschiedliche gradus und Stafflen ab/ der erste heisset gratia præveniens, excitans, invitans, trahens, impellens, pulsans, die vorkom- mende weck-lock-ziehende/ treibende und anklopffende Gnade/ die zuͤndet das Liecht an/ die bescheinet den Verstand mit einem himlischen Gnaden-Glantz/ fanget an den Willen zu lencken/ und die asfect in eine Eph. 5, 14. harmoni zu bringen/ die ruffet: Wache auff der du schläffest/ stehe Apoc. 3, 20. auff von den Toden! Sihe/ ich stehe fůr der Thuͤr und klopffe an/ so iemand meine Stimme hören/ und die Thuͤr auffthun Luc. 19, 5. \& seqq. wird/ zu dem werde ich eingehen; Auff solche Weise klopffet der Herr an bey Zacheo/ da Zacheus sein Hertz nicht verrigelt/ kehrete der Herr bey ihm ein/ und wiederfaͤhrt alsdann seinem Hause grosses Heil. Widerstehet der Mensch nicht dieser ersten Bewegung/ wie der unse- Act. 24, 25. lige Felix, so folget darauff gratia aperiens, die auffthuende G nade/ die er- Predigt. die erweichet das steinerne Hertz/ den grossen Grab-Stein/ der fuͤr dem to- Ezech. 11, 19. c. 36, 26. den Hertzen ligt/ weltzet sie ab vnd hinweg/ thut die Laͤden eusserlicher Sinne auff/ daß der HErr/ wie er durch den Mund des Propheten Ezechiels 2. Cor. 3, 3. zugesaget/ das steinerne Hertz weg nehmen/ und ein flei- schern Hertz geben/ auf daß der Finger Gottes/ der H. Geist/ in solche be- reitete Tafel des fleischlichen Hertzen sein Evangelium kraͤfftiglich einschrei- ben koͤnne. Jst der Stein also abgeweltzet/ so stehet das Hertz offen/ und ist faͤhig zu empfangen was Gott der Herr hinein giessen und verehren will. Ein fuͤrtrefflich schoͤnes Exempel dessen haben wir an der Lydia der Act. 16, 14. Gottseligen Purpur-Kraͤmerin/ die auff der Meß und Marckte zu Philip- pis gar gute Wahrẽ eingekramt. Sie kom̃t in die prosevcham in das Bet- Hauß/ da St. Paulus eine kraͤfftige schoͤne Predigt abgeleget/ sie eroͤffnet die eusserlichen leiblichen Ohren/ worauff der Geist Gottes ihr hinwieder- umb oͤffnet die innerlichen Hertzens-Ohren zur Andacht/ fleissigen Auff- mercken/ Lust/ Liebe und Anmuth zu dem gepredigten Worte Gottes. Widerstrebet der Mensch nicht/ so folget gratia perficiens, die thaͤtige Phil. 1, 6. c. 2, 13. außmachende und gäntzlich vollbringende/ uͤberwindende Gnade/ die den Willen des Menschen uͤberwindet/ vnd wuͤrcket beyde das Wollen/ das Vermoͤgen und das Vollbringen/ so ist des Menschen- Hertz gewonnen: dem fuͤget sich hernach zu das andere choragium gratiarum, die herrliche schöne Gnaden-Cron/ von welchem ins kuͤnfftige mit mehrerm. Eine widerstrebliche Gnade/ deren das menschliche vergiff- tete boͤse Hertz sich widersetzen kan; aus eigenen Kraͤfften kan zwar der Mensch ihm selbst nicht helffen zu seiner Bekehrung und Seligkeit/ daher ist der freye Wille untuͤchtig/ erstorben und verlohren; aber boßhafftiger Weise solche Gnade von sich zu stossen/ und der huͤlffreichen Gnaden- Hand Gottes des Heiligen Geistes zn widerstehen/ darzu ist er nur allzu- maͤchtig; Es waͤre Gotte zwar ein leichtes mit uns Menschen zu handlen/ durch eine unwidersetzliche und vnuͤberwindliche gewaltige Krafft/ er koͤnte einen gottlosen Menschen mitten in flagtanti peccato, mitten in der Furi und Brunst seiner Suͤnden gleichsam bey den Haaren herzu ziehen/ ihn sider iren/ erschrecken und zu Boden schlagen/ wie Er mit dem schnauben- den Saul proced irt; Aber Er als ein Gott und Liebhaber der Ord- nung/ handlet mit uns Menschen nicht zwangsweise/ Er noͤthiget nie- Actor. 9, 4. 5. 6. mand absolutè in seinen Himmel/ Er ziehet vns nicht/ wie die Kaͤlber Sechster Theil. M oder Die Siebende Ose. 11, 4. oder andere unvernuͤnfftige Thiere/ mit Zwang-Stricken/ sondern mit menschlichem Joch und Liebes-Seilen gantz freundlich/ in und durch heilsame von ihm selbst gestifftete Ordnung/ da geschiehet es dann meisten- theils/ daß der Mensch resist irt/ sich sperret und widerstrebet/ Stuͤle und Baͤncke darzwischen wirfft/ die Augen zuhaltet/ damit der Gnaden-Glantz nicht einleuchte/ das Hertz verstocket/ Riegel fuͤrschiebet durch Verachtung Goͤttlichen Worts/ durch vorgefaste falsche Meynung/ durch unverstaͤn- Luc. 7, 30. digen Eifer/ durch Welt-Sorge/ daraus kommet Verachtung/ Verstos- Matth. 23, 37. sung/ Verwerffung der angebottenen Gnade/ dann das meynet St. Pau- Act. 7, 51. c. 13, 46. lus in seinem Vorwurff/ den er den hartnaͤckigen Juͤden gethan und ge- sagt: Euch muste zuerst das Wort Gottes gesaget werden/ nun ihr es aber von euch stosset/ und achtet euch selbst nicht werth des ewigen Lebens/ Sihe/ so wenden wir uns zu den Heyden. Eine verlierliche Gnade/ deren sich ein bekehrter Christ/ auch ein Außerwehlter totaliter, gantz und gar sich verlustigen kan/ wiewol was die Außerwehlte belanget/ nicht finaliter, beharrlich und endlich; Verloh- ren kan diese Gnade werden aus eigener Boßheit/ nicht aber durch eusser- liche Gewalt/ dann es ist ja nichts/ keine eusserliche Macht und Gewalt/ Ioh. 10, 27. die die Außerwehlten scheiden koͤnne von der Liebe Gottes/ die da ist in Rom. 8, 38. Christo Jesu/ so fern ist dieselbe unzerstoͤrlich und unuͤberwindlich/ außge- Iud. 16, 9. \& seqq. nommen die Suͤnde. Gleich wie dem Simson durch keine Gewalt das herrliche Gnaden-Geschenck/ die Riesen-Staͤrcke/ damit ihn Gott der Herr begnadet/ konte genommen werden/ ohn biß er felbst das Nazareer- Geluͤbde gebrochen/ und offenbaret/ worinnen seine Staͤrcke verborgen waͤ- re/ so kommt er drumb; so bald er die Schur bekommen/ wich der Herr von ihm/ seine uͤbernatuͤrliche Krafft entgieng ihm/ er wurde den Phi- listern preiß/ Philister uͤber dir Simfon! hieß es; die stachen ihm die Au- gen aus/ und er muste mahlen: Also ist es auch beschaffen mit den Wieder- gebornen/ die koͤnnen die vorige uͤbernatuͤrliche ihnen gegoͤnnete Gnade/ so sie einmal erlanget/ auch wiederumb von in und durch sich selbst aus eigener Boßheit und bloß geben verschertzen und verlieren. Daß aber dem also/ davon bezeuget die Schrifft 1. mit klaren Eph. 4, 30. Worten/ wann sie sagt: Der Heilige Geist wurde betruͤbet/ gedaͤmpffet; 1. Thess. 5, 19. der unsaubere Geist/ welcher neben dem Heiligen Geiste nicht wohnen kan/ Matt. 12, 43. Hebr. 6, 6. kehre wieder ein/ und komme wieder in seine vorige Wohnung. 2. mit ernsten Predigt. ernsten Warnungen/ welche alle vergebens waͤren/ wann ein Mensch in der Gnade Gottes also bekraͤfftiget und gestaͤrcket/ daß er durchaus nim- mermehr aus derselben fallen koͤnte; wann durch die Vnmuͤgligkeit einer fest/ schoß-hau- und stoß-frey waͤre/ oder mit einem starcken Brust-Har- nisch und Kuͤriß dermassen verwahret/ daß man ihm mit keiner Wehr und Waffen konte zukommen/ ein anderer aber warnete ihn und spraͤche: cave tibi ab ictu! huͤte dich fuͤr dem Streich oder Hieb! waͤre das nicht ver- geblich? Solte St. Paulus zu einem heiligen satt-bekraͤfftigten Engel des Liechts gesagt haben/ Lieber Engel/ huͤte dich fuͤr dem Fall/ damit es dir nicht gehe wie den andern gefallenen Engeln der Finsternuͤß/ wuͤrde nicht der Engel geantwortet haben/ Paule du rasest; Jch bedarff deiner Warnung nicht/ ich bin in einen solchem seligen Stand befestiget und gekroͤnet/ daß ich Ezech. 18, 24. nimmermehr in Ewigkeit entfallen kan. Nun aber ist solcher Warnungen die Schrifft voll an die Wiedergebornen/ sonderlich vermahnet St. Pau- Rom. 11, 20. 21. 22. lus gar ernstlich die Roͤmer: Sey nicht stoltz/ sondern fuͤrchte dich/ 2. Cor. 6, 1. dann so Gott der natůrlichen Zweige nicht verschonet/ daß Er 1. Tim. 1, 18. vielleicht dein auch nicht verschone! Gottes Guͤte ist über dir/ Act. 20, 21. so fern du in der Guͤte bleibest/ sonst wirstu auch abgehauen 2. Tim. 1, 14. c. 3, 14. werden. 3. mit Exempeln und Beyspielen/ mit den Exempeln Ad æ/ Sauls/ Davids/ Salomons/ die durch die Suͤnde/ Gottes Huld Hebr. 12, 16. und Gnade des Heiligen Geistes verlohren; Es bezeugens die Exempel Gen. 3, 6. 7. derer die Schiffbruch erlitten haben an dem Glauben als Hymenæus und 1. Sam. 16, 14. Philetas; Petri trauriger Fall ist ein schreckliches Exempel! gantze Kir- Psal. 51, 12. chen im Orient/ die nunmehro Behausungen seynd der unreinen Voͤgel 1. Reg. 11, 2. und Greuel des Alcorans; die zeugen hiervon Sonnenklar/ sonderlich 1. Tim. 1, 19. 20. auch die Roͤmische Kirche auff den heutigen Tag/ die weiland eine keusche Jungfrau gewesen/ laͤngst aber deflor irt und zu einer Babylonischen 2. Tim. 2, 17. c. 4, 10. Damen worden. Eine liebmachende Vereinigungs-Gnade; umb welche Marc. 14, 68. seqq. mit vielen inniglichen Seuffzen fuͤr seine Glaubigen der Herr Chri- stus zu seinem himmlischen Vater flehenlich gebeten: Heiliger Vater/ Ioh. 17, 11. 17. 21. 22. 24. erhalte sie in deinem Namen/ heilige sie in deiner Warheit/ dann dein Wort ist die Warheit/ daß sie auch in uns eins seyen; (verstehe durch den Geist im Wort) daß sie eins seyen (ver- stehe im Geist) gleich wie wir im Geist eines sind. Das war der scopus und endliche Zweck/ dahin Christus gezielet/ darumb er herab zu M 2 uns Die Siebende uns in dieses Jammerthal sich niedergelassen/ in unser armes Fleisch und Blut sich gekleidet/ sein Fleisch und Blut fuͤr uns dahin gegeben/ sein Fleisch und Blut im Sacrament zu geniessen geordnet/ sein Fleisch und Blut empor und in Himmel erhoben/ daß wir mit ihm und durch ihn in die allerholdseligste Vereinigung mit der hochgebenedeyten Dreyeinigkeit gezogen und auffgenommen wuͤrden. Darumb er auch endlich schliesset: Vater/ ich will/ daß/ wo ich bin/ auch die seyen/ die du mir ge- geben hast/ daß sie meine Herrligkeit sehen. Dieses ist der lebendigmachenden Gnade Gottes des Hei- ligen Geistes Natur/ Art und Eigenschafft/ so wird sie uns beschrieben/ davon Euer Liebe offt hoͤret implicitè und ins gemein/ aber selten expli- citè, klar und deutlich; und ist doch an diesem Verstand viel ja alles gele- gen/ sehr noͤthig zu wissen/ zu betrachten/ zu behalten und zu glauben theils wider allerhand Jrrgeister/ welche eines Theils diese Gnade und den freyen Willen des Menschen/ gleichsam als zwey Pferde/ die eine Last zie- hen muͤssen/ unter ein Joch zusammen kuplen; die da eine vermischte Gna- de lehren/ aus Gesetz und Evangelio und dem freyen Willen zusammen geflochten und gewebet. Theils die/ welche so reichlich und uͤberfluͤssig angebottene Gnade restring iren/ particul iren und in die enge ziehen/ und den groͤsten Hauffen des menschlichen Geschlechts davon bloß auß- schliessen/ gemeldte Goͤttliche Gnade so viel an ihnen ungleich machen/ und unkraͤfftig halten/ bey den bloß-verworffenen/ hinwiederumb als waͤre sie unwiderstreblich bey den bloß-außerwehlten ertichten; auch die so genante bloß-außerwehlten ausser aller Gefahr gaͤntzlichen Verlustes der Gnade setzen/ so gar/ daß auch David mitten in der unkeuschen ehebrecherischen Brunst/ Gottes Gnade und seinen Heiligen Geist solle behalten haben/ davon aber zu anderer Zeit/ geliebt es Gott/ in der antithesi und Gegen- satz der falschen Lehr mit mehrerm. Sind lauter monstra, greuliche und abscheuliche Lehren! Glauben/ sage ich/ soll man diese Gnade. Wahr ist es zwar/ die Gnade des Heiligen Geistes ist nicht allezeit schein-offenbar und empfindlich/ das Reich Gottes kommet nicht mit Empfindung; Mancher ist in der Welt reich/ und weiß es nicht; Also manch angefochtenes Hertz hat den Schatz des Heiligen Geistes und fuͤhlet nichts; empfindet hingegen lauter Zorn und Vngnade/ sihet lauter Suͤnd und Vngerechtigkeit/ ist voll Furcht und Schrecken alles nach dem Fleisch/ aber unter des hat er den Geist warhaff- Hiob. 3, 3. tig in sich wohnend: Dem lieben Job kam Gott fuͤr als ein grimmiger und Predigt. und grausamer Feind/ darumb er auch den Tag der Geburt verfluchet/ und saß doch mitten in Gottes Gnaden-Schos drinn; David singet hiervon ein manches Trauer-Lied Psal. 13. und 77. in seinen Thraͤnen-Psalmen/ Psal. 13, 2. 3. \& 77, 10. er klaget/ er sey verlassen/ er sey vergessen/ Gott hab seine Barmhertzigkeit verschlossen und vergessen gnaͤdig zu seyn/ und eben damals redet der Geist Gottes durch ihn. 2. Sam. 23, v. 2. Gleichwol ausser diesem deliquio und geistlichen Seelen-Ohnmacht lasset sich der Geist auch bißweilen mercken/ schmecken und gleichsam fuͤh- len in heiligen/ heilsamen/ geistlichen Gedancken/ Andachten/ Einsprechen/ Bewegungen/ Trieb und Reitzungen zum guten/ Abmahnung vom boͤsen/ in innerlichen durch den beygelegten Samen des Goͤttlichen Worts/ kraͤff- tigen Seelen-Gespraͤch/ in Leibs-Thraͤnen/ darinnen die Andacht sich er- geust/ und die Augen badet/ das Hertz schlaͤget wie David/ wann er im Ab- grund des Hertzens aus Betrachtung Goͤttlichen Worts einsmals leicht 2. Sam. 24, 10. und hell wuͤrde/ wann der Mensch in flagranti cursu peccati, mitten im Wuͤten der Suͤnden-Brunst zuruͤcke gehalten/ da soll man dencken: Digitus Dei hîc! Dieses ist Gottes Finger! Ein guter Geist! wann sich erzeigt Anreitzung zur Tugend/ zur Gottseligkeit/ zur bruͤderlichen Liebe/ Versoͤhnligkeit/ Sanfftmuth/ wann man Auffmunterung und Lust empfindet zum Gebet/ wann Trost fuͤrhanden/ so gedencke man nicht an- ders/ und soll nicht anders gedencken als digitus Dei hîc, das ist Gottes Finger! dann Fleisch und Blut offenbaret und erwecket solche und dergleichen Dinge nicht. Erreget sich eine Begierde nach dem das droben ist im Himmel/ entstehet ein Eckel gegen dem/ das unten ist auff Er- den: stehet der neue Mensch im Kampff mit dem alten Menschen/ mit Fleisch und Blut/ erscheinet ein willfaͤhriger hertzlicher Fuͤrsatz eines Gott- seligen Lebens/ so heissets abermal: Hier ist Gottes Finger! O schwere Suͤnde! wer da nicht ruhet in seinem Hertzen/ von welt- lichen Sinnen und Begierden bey solcher Anlaß/ dem Heiligen Geiste ab- wartet/ sondern sein Hertz verstocket wie Pharao/ mit einem Worte diesem Exod. 8, 19. treuen Gnaden-Gott gleichsam den Korb gibt/ dem were besser/ er waͤre nie geboren; wer durch dieses himmlische Feuer sich nicht will erweichen/ erwaͤrmen/ durchtreiben und durchweyhen lassen/ den wird nichts anders erweichen und erwaͤrmen koͤnnen als das hoͤllische Feuer/ dessen er aber nicht zu gelachen. Alle Kranckheit kan cur irt und geheilet werden/ außge- nommen die Verachtung der Artzney. 2. Cor. 6, 1. 2. Derowegen so huͤte dich O lieber Mensch/ so lieb dir Seel und Selig- keit ist/ daß du die heilsame Gnade Gottes nicht vergebens empfahest/ ietzt Rom. 11, 20. M 3 ist die Die Siebende ist die angenehme Zeit! huͤte dich vor dem hoͤllischen Guckauch/ daß er nicht bey dir einniste/ du kanst ihn bald mercken/ gleich wie den Vogel am Ioh. 8, 44. Gesang/ also an Mord und Luͤgen als seiner Liberey/ seinen boͤsen Fruͤchten. Wann dir Gedancken beykommen wider Gottes Wort/ falsche opiniones Matth. 16, 23. und Meynungen vom Glauben/ da sage alsbald: Apage! heb dich weg Sathan! du bist mir ärgerlich; Kommen dir sichere Gedan- cken ein/ daß du gedenckest/ es ist nicht halb so boͤß/ als mans macht auff der Cantzel/ es wird keine Noth haben/ weder vom Auffgang noch vom Niedergang; Der Sabbath ist fuͤr die Juden: ich bin ein freyer Christ/ und so hart an die Sabbath-Feyer nicht angestrenget: was schadet ein Duck in die Welt thun/ mit guter Gesellschafft unter der Burst mitma- chen/ mit prangen/ mit sauffen/ mit buhlen/ mit balgen/ mit kaͤrtlen/ mit laͤstern ꝛc. wann es nur die Eltern/ die Præceptores, Herrschafft nicht er- fahret; was schadet ein Christliches Raͤuschlein? ein kleines Wuͤcherlein wird nicht gleich verdammen/ wann ich meinen Naͤchsten gleich uͤber den Toͤlpel werffe/ und ihm eins anmache/ er wirds nicht erfahren; erfaͤhret mans gleich/ so heiß ich ihn luͤgen und wills nicht geredt haben; warhafftig Fleisches-Lust/ Augen-Lust/ hoffaͤrtiges Leben/ das sind Bewegungen des Sathans/ wo Mord und Luͤgen grassi ren/ da ist nicht Gottes sondern des Teufels Finger. Wo Neid/ Haß/ Groll/ falscher Argwohn; wo Pracht/ wo huͤrische Brunsten sich erzeigen/ da heisset es: Est Pluto in vobis, agitante calescitis illo ! Der Teufel wohnet in euch/ der leitet und treibet euch auch! Huͤte dich O lieber Mensch/ daß du solchen theuren Schatz/ solche 1. Cor. 10, 12. grosse Gnade nicht wieder verlierest/ wer da stehet/ der sehe zu/ daß 2. Pet. 2, 22. Matth. 7, 6. er nicht falle; damit das letzte nicht aͤrger werde: Der Hund frisset wieder/ was er gespeyet; die Saue waͤltzet sich wieder in den Koth/ derowegen soll man die edlen Perlen nicht fůr die Saͤu werffen. Vnd dieweil solche Gnade zu erlangen oder zu behalten in unsern Kraͤfften nicht stehet; dieser Pfingst-Wind laͤsset sich nicht kauffen und verkauffen/ wie die Lapplaͤnder den Wind verkauffen/ so muͤssen wir uns demselbigen gaͤntzlich lassen/ vnsere Hertzen ihm einig ergeben/ ie leerer das Gefaͤß von Welt/ ie faͤhiger ist es Gott zu empfangen/ Veni pau- per, nihil habes, nihil nosti? sequere me, ait Dominus, apud Augustinum serm. 59. de verb. Dom. tam largo fonti vas inane admovendum est, das Psal. 114, 8. ist: Komm her/ spricht Augustinus, der du geistlich-arm bist/ hastu nichts/ findest nichts in dir: wolher/ folge dem Herrn Christo nach/ Er ist ein reicher voller Gnaden-Brunn/ erfordert demnach leere Gefaͤß. Gib Predigt. Gib mir mein Sohn dein Hertz/ spricht Christus der Gna- den-Koͤnig durch den Mund des Koͤnigs Salomons. Mein Sohn/ Meine Tochter Zion/ gib und schencke/ ich begehr dir dein Hertz nicht zu rauben und mit Gewalt an mich zu ziehen: ich habe dir mein Hertz geschen- cket/ so schencke mir auch das deine. Dein Hertz das ist die edelste Krafft und Kron deiner Seelen/ Sinn/ Willen/ affect en und Begierden/ zu einer Schul/ Tempel/ Lust-Hauß/ Gebaͤu/ Gefaͤß/ Jnstrument und Werckzeug der Gerechtigkeit/ MJR und keinem andern/ nicht dir/ nicht der schnoͤden Welt/ am allerwenigsten dem Sathan; der Obrigkeit gib Schoß/ Zoll ꝛc. was ihr gebuͤhrt/ andern Vorgesetzten gib Ehre/ reveren tz/ Gehorsam nach den Reguln der andern Gesetz-Tafel/ aber mir das Hertz/ das Gewis- sen/ freyen Muth und freyen Mund. Lasset uns erfreuen in solcher Gna- de/ an andern zeitlichen Gaben mag man sich auch erfreuen/ aber da ist grosse Gefahr. Englische Gemuͤther muͤssen haben die jenigen/ die sich ohne Hoffart erfreuen sollen ihrer Kunst/ Gunst/ Ehre/ Geld/ Gut/ und dergleichen leiblichen Gaben; aber hier ist dergleichen nicht zu befahren. Jn Gott kan sich kein Mensch gnugsam erfreuen und erquicken/ solche Seelen- Freude ist an sich selbst rein und unbefleckt/ sie saͤttiget das Hertz/ und setzet dasselbe in eine Goͤttliche Ruhe/ daß ein solch begnadetes Hertz nichts fragt nach Himmel und Erden. Lasset uns solcher theuren Gnade Gottes troͤsten in aller Truͤbsal/ als die Traurigen und doch allzeit frölich/ 2. Cor. 6, 10. vide adh. l. Augustin, in Psal. 48. quasi tristes semper autem gaudentes, ALS die Traurigen und doch war- hafftig froͤlich in Gott. Lasset uns/ so wir solche grosse Gnade empfangen/ auch dafuͤr hertzlich dancken/ und in derselben uns inniglich erfreuen. Haman ruͤhmt die grosse Esth. 5, 11. Koͤnigliche Gnade/ die er erlangt bey dem maͤchtigsten Koͤnige Ahasvero, aber was war es? ein Schatten und Bild ohne Wesen/ ohne Wurtzel/ Safft und Krafft; wie vielmehr haben uns zu freuen der Gnade bey dem Koͤnig aller Koͤnige. Lasset uns dieselbe/ wiewol sie unerschaͤtzlich/ æsti- m iren als ein grosses miracul und Wunderwerck/ daß deß Loths Weib/ die Hebreische Niobe, in eine felsine/ unzerfließliche/ mineralische Saltz- Gen. 19, 26. Seule verwandelt worden/ das hat man allzeit fuͤr ein groß Wunder ge- halten. Daß der Felß in der Wuͤsten in Wasser-See und Wasser-Brunn Psal. 114, 8. zerflossen/ war ein groß Goͤttlich Wunder. Nicht ein geringeres Wunder ist es/ wañ Gott das steinharte und kalte menschliche Hertz durch seine Gnad erweichet/ in Buß-Thraͤnen zerschmeltzet/ ohne Zwang/ Ergeisterung/ Ver- dusterung/ Die Achte Amos 6, 12. dusterung/ holdselig und anmuthig veraͤndert. Wer kan mit Ochsen pfluͤgen auff Felsen? fragt dort Amos: Antwort/ der HERR kan es durch seinen Geist. So lasset uns bitten/ daß Er mit seiner Gnade wolle fortfahren uns zu bewegen/ anzuklopffen/ auffzuwecken/ auffzuthun und zu vollbringen/ das Gute das in unsern Kraͤfften nicht stehet/ ihm zu Ehren/ uns zur Seligkeit. So růhr nun HERR mein hartes Hertze/ Weiche auff den festen Stein/ Daß ich ja nicht halt fuͤr Schertze/ Was mich lehrt der Wille dein. Nimm mich mir und gib mich dir/ Was von dir wend/ wend von mir/ Dann ich begehr mich zu lassen/ Daß ich dich allein moͤg fassen/ Amen. Die Achte Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der beruffenden Gnade Gottes des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Drey hoch-bedenckliche und wichtige Stuͤcke haben wir zu erwegen bey dem Geist- und Geheimnuͤß-reichen prophetischen Segen No æ/ den er unter andern uͤber seinen erstgebornen Sohn Gen. 9, 27. Japhet außgesprochen und gesagt: GOTT breite Japhet aus/ und laß ihn wohnen in den Huͤt- ten des Sems/ oder wie es eigentlich nach dem original- Text lautet: Luther. Comm. ad h. l. fol. 156. Gott locke Japhet/ Gott uͤberrede Japhet/ daher das Griechische πει´ϑω kommen/ wie Lutherus wol ermessen/ uͤber diese Wort. Drey Predigt. Drey Stuͤck/ sag ich/ sind allhier wol in acht zu nehmen I. Erstlich das Göttliche Locken; Jst ein Gleichnuͤß genommen von den Vo- gelfaͤngern/ die haben ihre aves illices, ihre Lock-Voͤgel und Lock-Pfeiffen/ und locken die fluͤchtigen und irrenden Voͤgel/ daß sie sich in ihren Vogel- Herd begeben: Also wuͤntschet/ also bittet/ also propheceyet Noah/ daß Gott der Herr dermaleins durch die Apostolische Lock-Voͤgel und holdselige Evangelische Pfeiffe wolle pfeiffen/ locken/ beruffen und uͤber- reden die Verlockte und im Heydenthumb gefaͤhrlich herumb- vag irende Taube. Ose. 7, 11. 2. Wen werde er locken? den Japhet: Jst eine liebliche παρονομασἰα im Hebreischen/ Japhet lejephet, Gott werde locken den loͤcklichen oder einfaͤltigen Japhet/ der seine Vernunfft gefan- gen nehmen werde/ unter den Gehorsam des Glaubens; Es wird aber hiedurch nicht præcisè und eigentlich Japhet in der Person verstanden/ sondern seine familia und poster itaͤt; das seynd nun fuͤrnemlich wir Teutschen/ die wir von Thuisco und seines Manni Sohne einem Herkom- men; Tacitus schreibet/ daß die Alten den Thuisconem/ der ein Gott sey von der Erden erschaffen/ und seinen Sohn Mannum fuͤr den Vrsprung und Vrheber dieses Volcks gehalten/ welchem Manno sie drey Soͤhne zuschreiben. Wer ist dieser Thuisco/ so von der Erde geboren oder ge- schaffen/ als Adam der erste Mensch? Wer ist dieser Mannus anders/ als der Noah und seine drey Soͤhne/ oder vielmehr auch Gomer/ der Sohn Japhets/ der drey Soͤhne hatte/ Ascenas/ Riphat und Thogarma. Etliche Gen. 10, 3. wollen unser Geschlecht von Ascenas deduc iren und herfletzen/ andere glaͤublicher von Thogarma/ weil die Namen Thogarma und Germania correspond iren/ auch der uralte Chaldeische Dolmetsch das Thogar- ma Ezech. 27. durch das Wort Germaniam uͤerdolmetschet. Dem sey Ezech. 27, 14. wie ihm wolle/ so ists unstreitig/ daß wir von dem Japhet herkommen; Von dem sagt Noah: Er werde in seinen Nachkommen gelocket werden/ er werde sich locken und beruffen lassen. 3. Wohin? Zu der Huͤtten Sems/ das ist/ zu dem geist- lichen Sion/ zu der Christlichen Kirchen/ aus welcher und in welcher der Messias und Heiland der Welt geboren/ von dannen der Lock-Schall des Goͤttlichen Worts außgegangen; zur wahren Kirchen/ hier einer fahren- den Huͤtte/ die sich von einem Ort zum andern laͤsset bewegen/ aber von dan- nen in die bestaͤndige/ unzerstoͤrliche/ himlische Wohnung. Sechster Theil. N Diß Die Achte Diß ist/ meine Liebsten/ der scopus, terminus, Ziel und Zweck/ darauff Noah mit seinen uralten prophetischen Augen gefehen/ dahin er mit seinem geistreichen Segen gezielet/ so weit sihet er hinaus? Jst ein väterlicher sehnlicher Wuntsch: Ach daß meine liebe Japhets-Kinder doch nicht im exilio bleiben/ sterben und verderben/ sondern wiederumb zuruͤck ins rechte Vaterland gelangen moͤchten! Ein kraͤfftiger/ Patriar- chalischer Segen/ und zugleich Prophetische Weissagung/ Es werde warhafftig also geschehen. Nun was Noah gewuͤntschet/ das ist geschehen: Dann ja freylich Gott der Herr nach der Himmelfahrt Christi seine Lock-Voͤgel außgesendet/ deßgleichen an der Welt Abend Lu- therum und seine Gehuͤlffen: die uns arme Japhiten beruffen/ gepfiffen/ ge- locket/ ja wie Noah drey Tauben aus der Archen außfliegen lassen/ den Ab- gang des Gewaͤssers außzuspaͤhen; die erste machte sich nicht weit von ihrem Neste/ kam bald wieder: die andere kam eben weit davon/ blieb lange aussen/ biß umb Vesper-Zeit/ da brachte sie das Oel-Blat in ihrem Mun- de: die dritte Taube kam gar nicht wieder: Also die drey Soͤhne Noah; Sem der hielt sich zu der Huͤtten/ das sind die Hebreer; Cham blieb gar draussen/ das seynd die Cananiten; Aber die Japhiten seynd zwar eine ge- raume Zeit fluͤchtig gewest/ umb den Abend der Welt stellen sie sich wieder ein/ und bringen das Evangelische Oel-Blat mit sich/ werden also zu der Christlichen Kirchen versammlet/ und geniessen wir noch anietzo wuͤrcklich unsers Groß-Vaters Segen! der da heisset Gratia vocans, die beruffende Gnad oder gnaͤdige Beruffung zum Reich Christi/ hier in Gnaden dort in der ewigen glori und Herrligkeit. Davon dißmal erbaulich zu reden wolle uns der Vater des Liechts umb Christi willen mit dem Gnaden-Glantz seines guten Heiligen Geistes be- scheinen/ Amen. S O ist nun I. die beruffende Lock-Gnade Gottes eine warhafftige und ernstlich-gemeynte Gnade; Dann wie es dem himmlischen Vater ein grosser Ernst/ wann Er durch seinen Mund-Botten St. Paulum/ der Welt seinen Willen entdecket/ 1. Tim. 2, 4. sagen und predigen laͤsset/ 1. Tim. 2. Gott will/ daß allen Menschen 2. Petr. 3, 9. geholffen werde/ GOTT will nicht/ daß iemand verlohren werde! wie es freylich dem Sohne Gottes bitter-ernst/ und kein Spiel- werck gewest/ da Er fuͤr das menschliche Geschlecht schmertzlich und pein- lich gelitten: So ists ie freylich dem H. Geist ernst mit seiner vocation und Predigt. und Beruffung/ davon wir in der Außlegung des dritten Articuls beken- nen/ Er hab uns beruffen. Da hat keine luͤgenhafftige zwey-zuͤngige sinceration nicht Platz/ alles ohne Betrug/ List/ alles redlich und wolge- meynt. Absolon ladet seinen Bruder Amnon zum Mahl/ er brauchet gar 2. Sam. 13, 26. seqq. c. 11, 14. seqq. eine liebliche Pfeiffe; Aber es war mors in ollâ, der Tod lag in den Haͤfen/ David gibt dem frommen Vria einen Brief mit/ von aussen war er lauter Butter/ inwendig Gifft und Galle. Das sey fern/ daß Gottes Beruff von gleichen falschen Worten seyn solte/ sondern Ja und Amen; da ist keine Falschheit oder Argelist/ wann Er ruffet: Wendet euch zu mir/ so Esa. 45, 22. werdet ihr selig aller Welt Ende! Kommet her zu mir alle/ die ihr muͤheselig und beladen seyd/ ich will euch erquicken; Matt. 11, 28. Gehet hin/ sagt Er zu seinen Juͤngern: in alle Welt/ lehret alle Heyden/ und machet mir zu Juͤngern alle Voͤlcker; Christus Matth. 28, 19. ruffet Johan. 7. mit lauter Stimme: Wen da duͤrstet/ der komme Marc. 16, 15. zu mir/ und trincke/ darumb auch St. Paulus sagt: Gott gebeut Ioh. 7, 37. allen Menschen an allen Enden Busse zu thun. Das sind lau- Act. 17, 30. ter hertz-wolmeynende/ hertz-iringende/ im Hertzen gewachsene und nicht bloß auff der Zungen schwebende Wort/ so vom Goͤttlichen Hertzen zum menschlichen Hertzen gehen. II. Eine allgemeine unpassionirte Gnade/ die keine Person ansihet; Wer einem einen Baum schencket/ der schencket ihm auch die Fruͤchte: Gott der Herr hat allen Menschen seinen Sohn/ als den Baum des Lebens geschencket/ warumb nicht auch dessen Fruͤchte/ die Gaben des Heiligen Geistes? so da sich erstrecket/ nicht allein in genera singulorum, uͤber allerley Menschen/ von allerley Geschlecht und Stand/ sondern auch in singula generum, uͤber alle und iede insonderheit; nicht nur uͤber die Außerwehlten/ sondern auch uͤber die durch ihre eigene Schuld Verworffenen/ wie der Herr solches selbst bezeuget/ und spricht: Jch Esa. 65, 2. recke meine Hände aus den gantzen Tag zu einem ungehor- Prov. 1, 24. samen Volck/ das seinen Gedancken nachwandelt auff einem Matth. 23, 37. Wege/ der nicht gut ist; gestalt dann der liebe Gott sich niemal Act. 14, 17. unbezeuget gelassen/ sondern sich geoffenbaret 1. durch die Lock- Pfeiffe der Natur/ durch die Creaturen in dem Wercke der Schoͤpf- fung; dañ ja so viel Creaturen/ so viel sind Stralen dieser him̃lischen Son- nen; Es ist allen Menschen angeboren die Begierde zum hoͤchsten Gut/ N 2 und der Die Achte und der Seligkeit/ auch nach diesem Leben/ dieweil sie wissen/ daß die Seel Matth. 19, 16. unsterblich ist: Nach demselben sehnet sich nicht nur jener Juͤdische Juͤng- Act. 16, 30. ling/ sondern auch der Heydnische Kerckermeister. Aber Blindheit stehet Act. 13, 11. im Wege/ welche die Heyden selbst erkennet; darumb ruffet der Mensch Act. 17, 27. billich nach Hand-Leitern/ daß er Gott suche und finde; Hand-Leitern aber so da fuͤhren nicht zwar ohnmittelbar zur Seligkeit/ sondern zum Liecht des Goͤttlichen Worts/ deroselben sind nun sehr viel. Jn uns seynd es die sacra lipsana paradisiaca, das Para- diß-Heiligthumb/ so wir noch nach dem traurigen Adams-Fall uͤbrig behalten/ das heisset mit zweyen Worten semen boni \& lumen veri, der Samen des guten und das Liecht der Warheit/ das man Rom. 1, 19. 20. c. 2, 14. weiß/ daß ein Gott sey/ dann Gott hat es uns in uns ge- offenbaret/ damit/ daß Gottes unsichtbares Wesen/ das ist/ seine ewige Krafft und Gottheit wird ersehen/ so man das war- nim̃t an den Wercken/ nemlich an der Schoͤpffung der Welt; sintemal auch die Heyden/ die das Gesetz nicht haben/ und doch von Natur thun des Gesetzes Werck/ dieselbigen/ dieweil sie das Gesetz nicht haben/ sind sie ihnen selbst ein Gesetz/ da- mit daß sie beweisen/ das Gesetz sey beschrieben in ihrem Her- tzen/ welches Heiligthumb also geartet/ daß es im Hertzen und Gewissen den Menschen reitzet und treibet zu forschen und zu ehren den wiewol noch zur Zeit unbekanten/ doch aus dem geoffenbarten Worte kantbaren Gott. Act. 14, 17. Ausser uns bezeugets das unsichtbare Wesen eines solchen Got- tes/ der sich uns sichtbar gemacht/ wann er viel gutes thut ohn unterlaß/ und vom Himmel Regen und fruchtbare Zeitung gi- bet/ unsere Hertzen erfůllet mit Speise und Freuden. Diese Gutthaten ruffen alle: Quære Deum, Suche und frage nach diesem Gott/ der solches schaffet/ lerne ihn erkennen/ daß du ihm danckbar seyest/ und gebuͤhrlich ehrest/ nicht nach deinem Sinn/ Wahn und Gutduͤncken/ son- dern nach der Regul des geoffenbarten Willen Gottes/ auff daß du dersel- ben Regul nach fragest/ wo sie in der Welt anzutreffen/ und ist dieselbe nichts anders/ als das geoffenbarte Wort Gottes. 2. Mit der Lock-Pfeiffe der Vorsehung/ Erhaltung und Regierung der Creaturen/ durch Zeichen und Wunder/ wie durch dergleichen Pfeiff gelocket wurden die Babylonische Bottschaff- ten/ Predigt. ten/ die Koͤnigin aus Reich Arabia/ durch die Weißheit Salomonis/ die 2. Chron. 32, 31. Weisen aus Morgenland durch den sonderbaren neuen Stern; Etliche 1. Reg. 10, 1. Matth. 2, 1. \& 2. seynd gelocket worden durch das koͤstliche loͤbliche und gute Geruͤchte/ so in die Welt erschollen von Gott/ dadurch bekehret worden die Hur Rahab/ der Syrer Naeman/ diese alle schreyen: O Mensch/ O Adams-Kind/ Ios. 2, 11. wer du seyest/ suche das wahre Liecht/ daß du in demselben sehest die wahre 2. Reg. 5, 3. Sonn! Suche das Wort Gottes/ auff die Art und Weise/ wie die Wei- sen aus Morgenland durch den Stern sich in die prophetischen Schriff- ten/ so unter ihnen in den Juͤdischen Synagog en gewohnet und gelesen worden/ von dannen nach Jerusalem/ von Jerusalem gen Bethlehem/ von Bethlehem in das Hauß des grossen Heiden-Liechts/ so in die Welt kommen/ alle Menschen zu erleuchten/ nemlich des neugebornen Koͤnigs der Juͤden geleitet und begleitet worden. 3. Er locket auch mit der lieblichen Wort-Pfeiffe/ durch das gnadenreiche Evangelium; mit welcher er bald zuerst gepfiffen im Paradiß und Adam zu sich gelocket/ und in Adam alle Menschen/ gleich wie auch hernach in Noah/ dem andern Welt-Vater/ in welchem auffs neue alle Voͤlcker beruffen durch den Gnaden-Bund/ den Gott mit ihnen auffgerichtet. Gott der HErr (so lautet das Lied des geist- Genes. 9, 8. seqq. reichen Assaphs) der mächtige redet/ und ruffet der Welt vom Psal. 50, 1. Auffgang der Sonnen biß zum Niedergang. Christus und Matth. 11, 17. 28. Johannes sprechen: Wir haben euch gepfiffen; Eben derselbe Pfeiffer pfeiffet und ruffet noch: Kommet her zu mir alle/ (οὐχ ὁ δει῀να καὶ ὁ δει῀να, ἀλλὰ πάντες, wie Chrysostomus saget: nicht einer oder der andere/ sondern alle) die ihr beladen seyt/ ob ihr auch gleich eure Last nicht fuͤhlet: Alle welche von Christo dem Herrn Sanfftmuth und Demuth zu lernen verbunden seynd. Alle/ sage ich/ nach Goͤttlicher intention und vorhergehenden Rath und Willen/ alle die ihr mit geist- lichen Schulden-Last wie () jene vier hundert Maͤnner/ welche dem lieben David nachgezogen/ behafftet/ alle Creutz- und Wall-Bruͤder/ niemand ist hie außgeschlossen/ als wer sich selbst außschleust. Christi kraͤfftiger Gna- () 1. Sam. 22, 2. videri possit Catilinarium consortium, Davidi exprobrabi- le; at non semper quem fortuna fecit miserum, eundem \& improbum. Ac pecca- rint licet inter eos nonnulli fugiendo creditorum rigidas vexationes: non tamen peccavit David eos suscipiendo in patrocinium : fuerint improbi, tamen disciplinâ \& exemplo Davidis meliores facti. Sunt qui conjiciunt, ad hanc militum turbam erudiendam à Davide Psalmum XXXIV. compositum fuisse. N 3 den-Zug Die Achte Ioh. 12, 32. den-Zug ist universal, Er verspricht: wann er werde erhöhet wer- den/ wolle er alle Menschen zu sich ziehen; Er weiß wol daß wir aus eigenen Kraͤfften anfangs vor der Bekehrung zu ihm nicht kommen Esa. 35, 6. moͤgen: Aber wer nicht Fuͤsse hat/ dem macht er Fuͤsse: Die Lahmen macht Actor. 3, 6. 7. 8. Er lecken wie die Hirsche: und so bald Petrus den von Mutterleibe an lahmen Menschen befihlet er soll auffstehen und wandeln/ so bald er ihn bey der rechten Hand ergriffen und auffgericht/ so stehet er und springt da- Gen. 45, 21. von: Dem hinckenden Jacob schickt der him̃lische Joseph Waͤgen entgegẽ: 2. Reg. 2, 11. Eli æ sendet er feurige Roß und Wagen/ das ist das ministerium. Alles in Goͤttlicher/ heilsamer bedingter Ordnung die jenigen die ihre Buͤrde und Muͤdigkeit erkennen/ nach der Erquickung sich sehnen/ sind Trost-duͤrfftig/ (*) vide D. Aeg. Hũn. ad Ioh. 6. part. 13. d. Chemnit. harm. c. 56. p. 966. Trost-hungerig/ Trost-gewuͤrdigte/ die sollen auch in eventum wuͤrcklich erquickt werden/ die sind die jenigen (*) τεταγμενοι und geordnete/ die der himmlische Vater zu seinem Sohne ziehen thut. Sprichstu: Wie reimt sich so gethane Universal itaͤt und weite Außthaͤ- nung des Goͤttlichen Einladen mit den vorhergehenden Worten/ da Chri- stus der Herr seinem himmlischen Vater einen panegyticum haltet und Matth. 11, 25. 26. einen Lob-Spruch zu Ehren thut/ sprechend: Jch preise dich Vater und HERR Himmels und der Erden/ daß du solch (Ge- heimnuͤß des Glaubens) den Weisen und Klugen verborgen hast/ und hast es den Vnmuͤndigen offenbaret/ Ja Vater/ dann es ist also wolgefaͤllig gewesen fuͤr dir. Das heisset ja das absolu- tum decretum und blossen Goͤttlichen particular- Willen starck bekraͤff- Luc. 7, 30. tigen? Antwort nichts weniger/ Christus hat ja seinen Willen und Rath Gottes den Phariseern und Schrifftgelehrtẽ geoffenbaret/ welche gemeldtẽ Rath wider sich selbst verworffen/ und daher rechtmaͤssiger weise verdammt Matt. 11, 21. worden: Er hat denen zu Chorazim/ Bethsaida sich gantz herrlich geoffen- baret/ Er hat ihnen gnugsam gepfiffen/ die wenigsten aber wolten dantzen. Darumb ruͤhmt er Gottes heilige nachfolgende gerechte Gericht/ und sagt: Jch preise dich Vater/ daß du solche Geheimnuͤß verborgen () eventualiter, das ist/ weil sie ihre Augen davor zugeschlossen/ die Decke nicht wollen abziehen lassen/ sind sie ihnen verborgen geblieben. () Iuxta regulam, verba activa non semper propositum antecedaneum, sed eventum notant, sicut Devt. 29, 3. Matth. 10, 34. Wem aber? Allen sophis, allen Weisen und Klugen ohn Vnterscheid? O nein! Das streitet wider die Sonnenklare offenbare Warheit/ dann ja Nicode- Predigt. Nicodemus und die Weisen aus Morgenland keine albere Narren ge- wesen: sondern den geschwulstigen auffgeblasenen Welt-Weisen/ Selbst- Weisen/ den Nasen-Weisen/ den Meistern von hohen Sinnen/ die ihre Vernunfft nicht wollen gefangen nehmen unter den Gehorsam des Glau- bens/ die witziger wollen seyn als Christus selbst. Wem ist im Gegen- theil der Rath Gottes geoffenbaret? den Vnmuͤndigen? welchen? viel- v. Luther. tom. 8. Ien. p. 336. f. 2. leicht den muthwillig- ignorant en/ den albern simplic isten/ den thummen und stummen idiot en und Schepsen/ denen vor der Wissenschafft Goͤtt- licher Dinge eckelt? O nein! sonst muͤsten wir alle Universit aͤten und hohen Schulen beurlauben/ muͤsten mit Carolstad alle Bruder Andres werden; sondern νηπίοις die sich wie die Kinder gern lassen bereden/ die wie die unmuͤndige Saͤuglinge begierig sind nach der lautern Milch des Evan- gelii/ die muͤheselig und beladen/ consequenter Trost- und Lehr-begierigen Zuhoͤrern/ die sich mit der blossen figur und parabel nicht content iren/ son- dern den Coͤrper selbst/ Safft und Krafft aus den Geheimnuͤssen Christ- licher religion zu saugen sich duͤrstiglich sehnen. Jn welchem Verstand es wol geschehen kan/ daß ein (in Erkaͤntnuͤß Gottes) unweiser und einfaͤltiger Baur/ der sonst auff seinen Geitz Augen und Hirns gnug hat/ klug und weise allhier heisse/ und im Gegentheil ein grosser Doctor unmuͤndig und einfaͤltig seye! daß nun solchen Selbst- Klugen das Geheimnuͤß Gottes vom Reich Christi nicht recht zu Hertzen gehet/ ist ihre Schuld und Gottes Gericht/ und das preiset der Sohn Got- tes billich an seinem himmlischen Vater. St. Paulus und die uͤbrigen zwoͤlff Botten die ruffen und schreyen in der gantzen Welt: GOTT gebeut allen Menschen Busse zu Act. 17, 30. thun an allen Enden/ allen denen/ die vor dem Juͤngsten Ge- richte werden erscheinen muͤssen; Da lasset sich keine exception Col. 1, 23. Rom. 10, 18. erdencken/ der Apostolische Schall ist in alle Welt außgebrochen/ und in alle Lande/ sie die Apostel sind zwar tod/ ihr Schall ist laͤngst verstimmet/ aber er lebet und webet noch in der uͤberlassenen Heiligthumb ihrer Send- Briefe/ aus und durch welche noch heutiges Tages alle getreue Prediger laden und ruffen: Καταλλάγητε, Lasset euch versöhnen mit Gott! 2. Cor. 5, 20. Wir predigen nicht nur generibus singulorum, allerley Menschen/ nicht nur den Außerwehlten/ welche allein Gott der Herr ohnfehlbar kennet/ sondern unparteyisch allen und ieden Menschen. Misericors DEUS, schreibet Augustinus: vocat undique ad correctionem, vocat undique August. in Psal. 102. ad pœnitentiam, vocat beneficiis creaturæ, vocat impertiendo tempus vivendi, Die Achte vivendi, vocat per lectionem, per tractationem, per intimam cogitatio- nem, per flagellum correptionis, per misericordiam consolationis; Der barmhertzige Gott beruffet allenthalben zur Besserung/ Er beruffet allenthalben zur Busse/ Er beruffet durch Wolthaten der Creatur/ Er be- ruffet durch langes Leben/ Er beruffet durch lesen/ durch Abhandlung Goͤttliches Worts/ durch innerliche Gedancken/ durch die Straff-Geissel/ Er beruffet auch durch die Barmhertzigkeit mit Trost. Wer wolte dann die noch entschuldigen/ so nicht kommen wollen? Welcher massen der Allerhoͤchste seinen Goͤttlichen Beruff gegen uns Menschen hier in dieser Welt dispensi re und erscheinen lassen/ koͤnnen wir nicht besser erklaͤren als in den Gleichnuͤssen weltlicher intimation en und Verkuͤndigungen. Zu gleicher weise wie grosse Herren und Koͤnige vorzeiten/ wann sie eine neue Zeitung haben wollen in ihrer gantzen Herr- schafft und Botmaͤssigkeit lautbrecht machen/ so haben sie (sonderlich die Persianer) ihre ignes Angaros, Post-Feuer oder Post-Facklen auff den Bergen anstecken lassen/ aus dero Anblick iederman auffgemuntert und wissen koͤnnen/ was die Glock geschlagen: Neben dem haben sie auff den Bergen præcones und Außruͤffer gehalten/ deren ie einer dem andern hat zuruffen und die famam oder die Bottschafft anzeigen muͤssen/ worauff Esa. 52, 7. der Prophet Esaias allud irt/ wann er sagt: Wie lieblich sind auff den Bergen die Fuͤsse der Botten/ die da Friede verkuͤndigen/ gutes predigen/ Heil verkůndigen/ die da sagen zu Zion: Dein Gott ist Koͤnig: Worauff dann ein ieder Nachbar und Freund den andern/ Eltern ihren Kindern und Gesinde die offentliche erschollene Zei- tung erzehlet. Die erste Bottschafft ist eine stumme Bottschafft/ und vergleichet sich mit dem allgemeinen Beruff der stummen Natur/ welche Gott der Herr in allen seinen Creaturen vorgestellet/ Gott hat das Heer des Himmels/ alle leuchtende Sternen als helle Lock- und Liecht-Facklen ver- Devt. 4, 19. ordnet allen Voͤlckern unter dem gantzen Himmel; Jm Hebreischen Text stehet das Wort heisset auch so viel als sanfft liebkosen/ und locken: Die andere ist vocal, die heiligen Apostel und zwoͤlff Botten/ die anfangs außgangen/ und die froͤliche Evangelia und Zeitungen von Heil/ Leben und Segen in Christo Jesu/ allenthalben kund gemacht/ und wo ihre Fuͤsse nicht hinlangen moͤgen/ da hat sich ihre Stimme/ Schall und Wort er- schwungen/ Christlichen Regenten/ Predigern/ Hauß-Vaͤtern hat von alters her gebuͤhrt/ und gebuͤhrt ihnen noch was sie gehoͤret/ andern ihren Anver- Predigt. Anvertrauten mitzutheilen: so wird der Bernff und Einladung Gottes allenthalben bekant werden/ und so soll er seyn nach Goͤttlicher intention, Rath und Willen. III. Es ist diese Gnade des Heiligen Geistes eine freye Gnade/ die nicht an einen einzelen Ort angefesselt/ sondern der H. Geist Ioh. 3, 8. blaͤset wo und wie er will/ wo und wann es ihm beliebet/ und wuͤrcket den Glauben/ verstehe nicht de substantiâ vocationis, sed modis, nicht von der Beruffung an sich selbst/ sondern von den unter- schiedlichen Arten/ gradibus, und Zeiten; deren dispensation und Mittheilung er ihme fuͤrbehalten/ 1. Was anlanget die modos, die Arten und Weisen der Beruffung/ so ist und bleibet zwar der Beruff universal und allgemein/ die Natur pfeifft immer/ Gott laͤst sich niemal unbezeuget; was aber die hohe/ sonderbare/ ausser-ordentliche/ wunder- thaͤtige Einladung belanget/ da ist der Geist Gottes/ ein freythaͤtiger Geist/ gleich wie er eine so gethane ausser-ordentliche Gnade niemand nicht schuldig/ so ist er auch dieselbe niemand zu geben verbunden/ So thut er Ps. 147, 20. keinen Heyden/ noch laͤsset sie wissen seine Rechte/ wie Er seinem Volck den Juden gethan. Weren diese Thaten/ spricht Christus von Matt. 11, 21. seinen Wundern/ zu Tyro und Sidon geschehen/ wie zu Chora- zin/ sie hätten im Sack und in der Asche Busse gethan. Sonst bleibet der ordentliche Beruff/ so da geschicht durch das Wort und die H. Sacramentẽ/ so lange bey einer nation und Menschen/ als lange man den- selben behalt/ ehret und demselben Folge leistet: Jm fall aber das widrige geschicht/ so ist der Geist an kein Volck/ weniger an einigen Menschen ge- bunden/ Er wendet sich zu einem andern Volck/ schicket einen Hunger nach Matth. 21, 43. dem Wort/ wie es die Erfahrung und Historien Sonnen-klar an Tag geben. Was anlanget 2. horas inceptionis, die Stunden und den Anfang der Beruffung; So ziehet Er ein Volck lang auff/ dem andern begegnet Er bald/ zu erst den Juden/ hernach den Rom. 1, 16. Griechen/ Rom. 1. Actor. 13. Da Paulus und Silas durch Phrygiam Act. 13, 46. c. 16, 6. 7. und Galatiam zogen/ ward ihnen gewehret durch den Heiligen Geist zu zu reden in Asia/ deßgleichen in Mysia/ Bithynia/ aber hernach ist doch 1. Petr. 1, 1. noch der Beruff an gemeldte Ort kommen. Was anlanget 3. Moras commorationis, die Zeit der Sechster Theil. O Ver- Die Achte Verharrung/ wie lange diese Gnade bleibet/ so ist zuvor vermeldet/ wann ein Volck das Reich Gottes von sich stosset/ wann es dieses depo- situm, diese herrliche Beylage nicht wol auffhebet/ wann Gott verlassen Matth. 21, 43. und hindan gesetzt wird/ so verlaͤsset Er auch/ so last Er alsdann das Volck A\&. 14, 16. c. 17, 30. tappen auff seinen Wegen/ εἰσ ἀπώλειαν ins Verderben hinein; Gott Hebr. 4, 7. hat zwo Stunden/ die eine heisset hora ἐπισκοπῆς, die Stunde Luc. 19, 44. oder Zeit der gnaͤdigen Heimsuchung; allweil die noch waͤret/ sind die Draͤuungen noch nicht peremptoriæ, da halt Gott seine Straffe Ier. 18, 8. noch auff. Die andere heisset hora ἐκδικήσεως, die Stunde oder Ion. 3, 4. Zeit des Zorns/ der Rach und Vergeltung/ der Tag des Herrn/ dem Menschen Tag entgegen gesetzt/ wann die ankommet/ und die Bier reiff und zeitig/ das Suͤnden-Maß voll worden/ so hilfft nichts mehr/ keine Ezech. 14, 14. confer D. Luther. tom. 8. Witteb. ad Ioël. f. 359. Fuͤrbitt mehr/ und wann gleich die drey heiligen Maͤnner Noah/ Daniel und Job in einer solchen Statt waͤren/ so wuͤrden sie allein ihre eigene Seel erretten; da gehets peremptoriè her; da muß im Augenblick die exe- cution ergehen/ wie bey der Verstoͤrung der Statt Jerusalem geschehen. Dieses ist nun also die beruffende Gnade/ schrifftmaͤssig fuͤr- getragen nach der regul des goͤttlichen Worts. Von dero weit abgewichen/ () quorum sententiã refero in hodomor. Calvin. Phantas. 9. p. 1830. \& seqq. pag. 1840. seqq. die also von sich selbst genante () Reformirten/ welche von dieser Gnade viel anders halten/ als in Gottes Wort geoffenbaret/ machen einen Vn- terscheid unter der eusserlichen/ geoffenbarten Gnade/ da Gott von aussen gebeut allen Menschen Busse zu thun/ und sich stellet/ als wolte Er alle selig haben; und dann unter der innerlichen allein bey den bloß Außerwehlten kraͤfftigen Gnade/ vermoͤg des blossen Vorsatz/ nach welchem e r beschlossen von Ewigkeit her die jenigen nur und allein selig zu machen/ welche Er zur Seligkeit bloß ohne Beding erkohren/ und wie Piscator * in der vergiffteten Herbornischen Bibel schreibet uͤber die Wort Christi Matth. 11. Gott ruffe den Außerwehlten/ und bewege ihnen gleich das Hertz/ und gebe ihnen Krafft/ daß sie kommen koͤnnen/ die Wort aber/ die ihr muͤheselig seyt/ heissen so viel/ die ihr die Suͤnden fuͤhlet/ und daruͤber seuffzet/ und begehret der Gnade! Wo bleiben aber die andern/ die nicht bloß außerwehlt/ die * Ad Matth. 11, 28. \& in annot. Latin. p. 122. Abutuntur hoc dicto, qui inde volunt probare Christi gratiam pertinere ad omnes omnino homines, nullo prorsus excepto, Etenim Christus gratiam suam promittit non omnibus sim- pliciter hominibus sed omnibus qui fatigati sunt \& onerati, h. e. qui sentiunt onus peccati \& ex eo cupiunt levari, atque his quoque eâ demum conditione gra- tiam suâm promittit. SI AD IPSVM VENERINT, h. e. in ipsum crediderint. so kranck Predigt. so kranck und schwach/ daß sie auch ihren Jammer nicht fuͤhlen? denen werden die blossen Schalen ohne den safftigen Kern angebotten. Jst dem also? so ist dieses Gnaden-Wort/ die Beruffung Gottes eine particular Pfeiffe/ die nicht alle angehet; eine Luͤgen-Pfeiffe/ die nicht einerley Thon und Harmoni fuͤhret; eine betruͤgliche Pfeiffe/ die zwar lieblich pfeiffet/ aber nur daß sie ins Garn locke und wuͤrge/ und laut des gemeinen Vers: Fistula dulce canit, volucrem dum decipit auceps, Wann des Voglers Pfeiffe lieblich klinget/ der Vogel im Garn mit dem Tode ringet. Was kan anders alsdann gesagt werden/ als daß es sey eine ungerechte Pfeiffe/ eine ungerechte Beruffung? Zum Exempel: Es ruffet ein Koͤnig einen lahmen Bettler zu sich und sagt: Komm her/ empfange mein Allmosen/ wo nicht/ so mustu sterben! Er kan nicht kom- men/ der Koͤnig gibt ihm die Kraͤffte nicht auffzustehen und sich einzustel- len/ und laͤsset hernach ihn toͤdten/ deßwegen/ daß er nicht gekommen; Jst das nicht Tyranney und Grausamkeit? Niemand kan es ja laͤugnen. Was ists dann/ wann Gott der Herr solte einigen Menschen/ der von Natur geistlich-lahm und nicht kommen kan/ eusserlich mit dem Munde ruffen thaͤte/ ohne mitgetheilten Kraͤfften zu kommen/ hernach denselben dem ewigen Tod in den Rachen hinein schiebete/ darumb/ die- weil er nicht gekommen! O schroͤckliche Lehr! eusserlich zur Hochzeit laden den jenigen/ den man in dem innern geheimen decret zum ewigen Tode verworffen/ ist eine Parisische (dabey mehr Blut als Wein vergossen) nicht Paradisische Hochzeit. Wie wir nun verstanden/ was diese Art der Goͤttlichen Gnade sey/ so folget daß man sie auch hoch halte/ in Ansehen derer viel tausent Menschen und Nationen/ so diese Gnade in dem hohen Grad nicht haben gleich wie wir; Ach/ sprichstu/ dieselbe Voͤlcker tauren mich gleichwol/ wann Gott Apostel sendete in Jndien/ in die Barbarey/ Tuͤrckey und unter die Juden/ vielleicht wuͤrde noch der meiste Theil/ wo nicht alle bekehret! Aber das ist ein unzeitiges Tauren/ die ordentliche Gnade ist verschertzt/ woruͤber sie Gott den Herren nicht anzuklagen haben/ sondern ihrer Vorfahren Vndanckbarkeit und eigene Vnachtsamkeit und Faulheit; gleichwol unter deß hat sich Gott nicht unbezeuget gelassen/ sie werden gelocket durch die Pfeiffe der Natur und Goͤttlichen Vorsehung/ daraus solten sie ja schliessen/ daß ein Gott were/ der sie wie alle andere Creaturen er- schaffen/ erhalte und regiere/ und deßwegen zu ehren/ fuͤrchten und zu lieben were; Solten/ zum Exempel/ nicht die Tuͤrcken aus der famâ und gutẽ Ge- ruch/ so aus der H. Bibel (welche in der Tuͤrckey allenthalben/ wo nicht bey O 2 Christen Die Achte Christen/ doch den Juden/ so unter ihnen wohnen/ sich außbreitet) sich lei- ten lassen zum rechten Liecht und Weg der Seligkeit? Jhr Gewissen sagts ihnen/ daß sie umb der Suͤnden willen verdammt/ es sehnet sich umb Cur/ () ut appa- ret è dicto Rustani a- pud Gis- bert. Bus- beq. ep. 3. Sap. 5, 21. Artzney/ Huͤlff und Rath/ reitzet sie zu suchen und zu forschen/ wo/ wie und wann? Aber es hat auch in der Tuͤrckey die grosse religion und () syncre- tismus uͤberhand genommen/ das ist das cauterium das Brandmahl des Gewissens/ dadurch alle gute affect en gehemmet werden; Jn Vnter- lassung dessen sind sie ἀναπολόγητοι, sie koͤnnen sich an jenem grossen Tage nicht entschuldigen/ alle Creaturen werden zum Streit außziehen wider die Vnweisen. Jst diese Gnade theuer und werth zu schaͤtzen/ so ist sie auch wuͤr- dig daß man sie ergreiffe/ fasse und fest halte/ weil die Gnaden- Thuͤr noch offen stehet/ weil es noch heute heisset/ damit nicht ein gestern daraus werde/ und sie morgen nicht mehr erscheine/ allweil der Herr vom Himmel herab uns noch seinen Wagen und Reuter sendet uns ab- zuholen. So wenig Elias aus eigenen Kraͤfften sich kunte gen Himmel hinauff erschwingen und erheben/ weren ihm nicht feurige Roß und Wa- 2. Reg. 2. 11. gen vom Himmel herab entgegen gesendet worden/ ihn abzuholen/ so were er wol herunter geblieben; eben so wenig kan der Mensch von und aus sich selbst in den Gnaden-Himmel sich empor erschwingen; wann aber Gott der Herr seinen Gnaden-Wagen des ministerii und Predig-Ampts entgegen schicket/ sich selbst bey dem Menschen zu Gaste ladet/ und den- selben begehret auffzuladen/ und aber der geladene Mensch sich selbst nicht schwer machet/ sondern sich auffladen laͤsset/ so thut er eine selige Wahlfahrt aus dem Reich der Welt/ und dero Fuͤrsten dem Teufel in Gottes Gna- den-Reich hier zeitlich/ und Glori-Reich dort ewig. Meynet E. L. daß es ohngefaͤhr geschehe/ daß bey diesen Kriegslaͤuff- ten (mehr als vor diesem geschehen) aus allen Orten/ aus dem Papstumb und andern angestecktẽ Laͤndern viel Leute zu uns in Schirm/ in Dienst uñ Act. 2, 39. Vnterschleiff kommen? Einmal der jenige Geist/ von dem St. Petrus sa- get: Euer ist die Verheissung/ und deren die noch ferne sind ꝛc. der hat hie sein Werck und Hand dabey/ Er will die Leute von dem Finster- nuͤß/ von den Menschen-Satzungen zu dem Wort Gottes leiten! es ist wol mehrmal geschehen/ daß grosse gelehrte Leute/ die es nie/ sondern viel- mehr das widrige im Sinn gehabt/ zum Wort Gottes/ und dadurch zur Bekehrung gebracht worden. Petrus Paulus Vergerius und Jacobus Rei- hing/ wolten an Lutheri Lehr/ dem reinen Evangelio/ und der Augspur- gischen Predigt. gischen Confession zu Rittern werden; aber ie mehr sie wider dieselbe ge- wuͤtet/ ie heller sind sie im nachdencken erleuchtet worden/ ie mehr sie wollen ableiten und verfuͤhren/ ie mehr haben sie beruffen; ie mehr abgelocket/ ie mehr herzu gelocket. Wir haben diese theure Gnade nicht nur anzunemen/ sondern auch danckbar zu erkennen/ umb den Beruff zu bitten/ auff daß wer da anklopffet/ finde/ und Vermehrung der Goͤttlichen Gnaden erlange; diese Gnaden-Pfeiffe hat uns arme Japhiten gelocket und beruf- fen am Abend der Welt: Jst ein gut Omen und Zeichen von guter Hoff- nung hoͤhere Gnade zu erlangen. Jener blinde Bartim æ us rufft Jesu du Marc. 10, 47. seqq. Sohn David erbarm dich mein/ so bald er ruffet/ stehet der HErr still/ und laͤsset durch seine Juͤnger auch ruffen/ diese sagen ihm/ er soll getrost seyn/ es sey bonum omen, ein gutes Zeichen/ daß ihm der Herr geruffen/ der HErr saget: Was wiltu das ich dir thun soll? Rabboni/ sagt er/ daß ich sehend werde. Dictum atque factum, er hat das Wort kaum außgeredet/ so wird er sehend. Dieses geschicht noch auff den heutigen Tag/ ruffen wir zu Gott im Himmel/ und schreyen wie der Hirsch nach frischem Wasser/ so antwortet Gott der HErr vom Himmel/ und laͤsset uns ruffen/ erleuchtet/ heiliget/ erwecket/ und gibt mehr als wir begehrẽ/ doch daß wir auch seyen κλητοὶ und zwar κατὰ πρὸϑεσιν, nach dem Fuͤrsatz beruffen/ solche Leute/ die der Goͤttlichen Rom. 8, 28. intention und Fuͤrsatz recht an die Hand gehen/ und in der Gnad behar- Matth. 20, 16. ren/ sonst sind viel beruffen/ aber wenig sind außerwehlet. Hier soll iederman wol zusehen/ daß man solches herrliches deposi- tum, solche Beylage behalte/ solche hohe Gnade nicht verschertze/ sonderlich denen es am mehrsten anvertrauet ist/ daruͤber sie dermal eins Rechen- schafft geben muͤssen; Vater und Mutter sollen nach dem Exempel Abra- Gen. 18, 19. hams solches ihre Kinder lehren/ in dem andere nation en und Voͤlcker in der Jrre und eusserstem Elend schweben; O daß du Vater verdammt werest mit deinem Geld/ das du dem Kinde ersparest/ wann du durch deine Vnachtsamkeit/ die unwiderbringliche Gnade des Beruffs verschertzest/ dich sollen witzigen die jenigen Ort/ Laͤnder und Staͤtte/ die da klagen aus dem 74. Psalm: Wir sehen nicht mehr die Zeichen groß/ Kir- chen und Schulen stehen oͤde und bloß/ kein Prophet uns pre- diget mehr/ man lehrt uns keine gesunde Lehr. O 3 Wie Die Achte Wie endlich diese Gnaden-Pfeiffe anzunehmen/ und danckbarlich zu erkennen ist/ also ist im Gegentheil die frembde Pfeiffe des argen Fleisches/ der schnoͤden Welt/ des boͤsen Geistes/ der pfeifft immer einen froͤlichen Thon/ laͤsset uns des Leibs/ der Welt und dero Fleisches-Lust/ Augen-Lust/ hoffaͤrtiges Leben brauchen/ zu fliehen; da im Gegentheil des Heiligen Geistes Pfeiffe pfeiffet ein trauriges Lied/ Matt. 11, 17. im tieffen Thon/ klagt und sagt: Wir haben euch gepfiffen/ aber ihr habet nicht wollen tantzen; Ach wie wehe thuts/ vergebens pfeiffen ohne audien tz! Aber am Juͤngsten Tage wird es ach und weh thun Matth. 25, 41. die schroͤckliche Pfeiffe zu hoͤren/ Discedite, gehet weg von mir/ ꝛc. da wird der Reuer und zu spat hernach kommen. Viel lieber hoͤret man des Satans/ des hoͤllischen Voglers Pfeiffe/ und gehet fast her/ wie bey dem Pfeiffer zu Hamlen in Braunschweig Anno 1284. davon die Sage ist/ wann es anders wahr/ und nicht eine blosse tradition ist ohne Grund der Warheit/ Es soll daselbst in gemeld- tem Jahr einsmals ein Abentheurer (vielleicht der Teufel selbst) sich mit den Burgern umb ein gewiß Geld verglichen/ und zugesagt/ er wolte alle Ratten und Maͤuse aus der Statt fuͤhren/ uud sie dieses Vnziefers ent- laden. Was er zugesagt/ das geschahe also: Da ihm aber die Burger seinen gedingten Lohn nicht abrichten wolten/ kam er in die Statt eben umb die Zeit/ da die Leute in der Kirchen waren/ fieng an zu pfeiffen/ da samleten sich zu ihm ein hundert und dreyssig Kinder/ die fuͤhret dieser Pfeiffer alle hinaus/ in das Thal Koppenberg in den Berg hinein/ daß weder Stumpff noch Stiel nach derselben Zeit gesehen worden. Solche Kin- der sind alle Welt-Kinder/ ja die gantze Welt/ nach dem der hoͤllische Pfeif- fer pfeiffet/ so tantzet man; Jst eine kraͤfftige Pfeiffe/ dieweil der Mensch zur selben inclin irt ist/ wer gerne tantzet/ dem ist gut pfeiffen/ daher kom- mets/ daß mehr verdammt als selig werden; Darumb wir grosse Vrsach haben zu bitten/ daß Gott das gute Werck/ das er in uns angefangen/ wolle außfuͤhren/ nicht Hand abthun/ seinen Heiligen Geist nicht entziehen/ uns staͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden/ biß auff den Tag Jesu Christi/ da das venite gloriæ wird angehen/ und die letzte Posaun erschallen; Das helff uns der HERR Jesu Christ/ der unser Mitler worden ist/ es ist mit unserm Thun verlohrn/ verdienen nur eitel Zorn/ Amen. Die Predigt. Die Neunte Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der wiedergebaͤrenden Gnade. G Eliebte in Christo: Deine Kinder werden dir gebo- ren/ wie der Thau aus der Morgenröthe/ So spricht David aus Goͤttlichen Eingeben in dem 110. Psal. 110, 3. Psalm zu seinem Sohne/ nach dem Fleisch/ dem Messia: Merechem mischchar lecha, tal Ja- ludtecha, welche Wort zwar die siebentzig Griechischen Dolmetscher letz verstanden/ wie auch/ der Lateinische Dolmetsch/ ἐκγαςρὸς πρὸ Φωσφόρου ἐγέννησά σε, Jch habe dich gezeuget vor dem Morgensterne/ und daher etlichen von den Alten Anlaß gegeben/ daß sie mit diesem Fehl- Spruch die Arianer angegriffen/ und von der ewigen Geburt des Sohnes Gottes erklaͤret. Aber () Lutherus der dẽ Zweck uñ Vmbstaͤnde des Psalms () v. D. Lu- ther. tom. 7. p. 327. gesehen/ hat es wol gegeben und verstanden von der geistlichen Wie- dergeburt. Ja liebster Messia/ du ewiger Vater/ deine Kin- Esa. 9, 6. der werden dir geboren werden wie der Thau aus der Mor- genroͤthe I. Cœlitùs, vom Himmel/ der Thau faͤllet vom Himmel herab/ als der Speichel des Gestirns/ der Schweiß der Sterne/ die Tochter des Monds/ ohne unser Zuthun/ Spur und Empfindligkeit/ Er ist gleich- Gen. 27, 28. sam das Kind und Geburt der Morgenroͤthe/ Gott zeuget die Tropffen des Thaues/ und gehet dasselbe also her zu Fruͤhlings- und Herbst-Zeit: in den Mich. 5, 7. gelinden Naͤchten/ werden die von der Erd auffsteigende subtile Duͤnste Iob. 38, 28. per ἀντιπερίςασιν, durch Widerstehung der naͤchtlichen Kaͤlte condensi- ret/ und zusammen getrieben/ gerieben und gedruckt/ von der anbrechenden Morgen-Sonne geschmeltzet und fliessend gemacht/ und gleichsam in der Morgen-Lufft concip iret und empfangen/ folgends fallen sie herab auff Laub und Graß/ wie das Rosen-Wasser vom Distillier-Helm/ ein hold- Ioh. 1, 13. selig meteoron: Also ist die Widergeburt der Kinder Gottes vom Him- Zah. 8, 12. mel/ Menschen koͤnnen keine Kinder Gottes gebaͤren/ so wenig als ein Ioh. 3, 3. Mensch Die Neunte Matt. 5, 36. c. 6, 27. Mensch von sich selbst vermag sein Haar weiß oder schwartz zu machen/ sei- ne schwindsuͤchtige Leber aͤndern/ seiner Laͤnge eine Elle zusetzen/ so wenig kan er sich selbst oder auch andere gebaͤren zum Himmelreich. II. Copiosè, reichlich und uͤberfluͤssig/ der Thau faͤllet ohnempfindlich/ ploͤtzlich aber reichlich auff die Erden/ ein gantz Land wird uͤbergossen und vom Thau erquicket/ eh man sichs versihet/ und wer kan zehlen die Tropffen des Morgen-Thaues? Daher die Hebreer/ wann sie ein groß Volck beschreiben wollen/ das Gleichnuͤß vom Thau entlehnen; 2. Sam. 17, 12. Also gab Husai der Arachiter einen Rath/ Absolon solte versam- len gantz Jsrael von Dan an biß gen Berseba/ viel/ als Sand am Meer/ so wollen wir/ sagt er: David uͤberfallen/ und uͤber ihn kommen/ wie der Thau auff die Erden fället; Also auch die Kinder Christi. Es moͤgen die Tyrannen wuͤten und toben/ der Teufel zubersten/ die Welt verfolgen/ morden/ toͤdten/ doch soll das Reich Christi wachsen und zunehmen/ rores sanguinei martyrum fœcundabunt agrum Ecclesiæ, das Maͤrtyrer-Blut wird gleichsam als ein lieblicher Thau den Acker der Christlichen Kirchen fruchtbar machen/ es soll allenthalben wuͤmlen von Christen/ viel haͤuffiger und reicher als im Alten Testament/ Iud. 6, 37. Jst gar schoͤn angezeiget in einem typo und Vorbild/ Jud. 6. III. Gratiosè, aus lauter Gnaden; Der Morgen-Thau ist/ meine Liebsten/ ein edels Gnaden-Werck/ so nicht schroͤcket/ raßlet/ wuͤ- Ose. 6, 4. tet und tobet/ wie der starcke Wind/ Donner und Hagel/ sondern ein Gna- den-Geschenck/ so da erscheinet cœlo sereno, wann der Himmel schoͤn/ lieblich und hell; Wann der Himmel nicht hell und lauter ist von boͤsen 1. Pet. 1, 3. 0 Tit. 3, 5. Duͤnsten purg iret/ so fallet kein Thau; Also entspringen die wiedergebornen Kinder Gottes aus der Barmhertzigkeit Gottes/ nach dem Gott versoͤh- Exod. 16, 14. net durch das Reinigungs-Opffer Christi. Der Thau ist gleichsam der Wagen/ darauff das Manna vom Himmel auff die Erde gefuͤhret wor- den/ also auch das Evangelium Christi; Der Thau faͤllet herab ohne Geraͤusch/ also kommet das Reich Gottes/ daß man es nicht mercket. IV. Utiliter, nuͤtzlich und fruchtbarlich; gratiæ effectu, durch Würckung der Gnade Gottes/ es ist alles mit Gnade ver- Apud Cel- lar. partit. meteor. f. 25. p. 300. bunden/ aus Gnade geflossen; der Thau befeuchtet und erquicket die Felder/ den duͤrren und lechzenden Erdboden. Als Anno 1540. ein heisser Som̃er gewest/ von so untraͤglicher Hitze von Ostern biß Michaelis/ daß wenig Re- gen von obẽ herab sich ergossen/ so hat Gott dẽ Thau geschicket/ der taͤglich so haͤuffig Predigt. haͤuffig gefallen/ daß die Furchen morgends voll Wasser gewesen/ und reiche Ernde gegeben: Also auch der Evangelische Gnaden-Thau des Heiligen Geistes. Welcher massen dann es sich auch verhaͤlt mit der wie- dergebärenden Gnade Gottes des Heiligen Geistes/ von wel- chem grossen Gnaden-Werck wir dißmal zu reden haben/ als von der lebendigmachenden Gnaden-Krafft des H. Geistes; Gott wolle sein Wort zu einem Thau machen/ dadurch unsere duͤrre Hertzen befeuchtet/ erquicket und fruchtbar gemacht werden/ daß ihme viel geistliche Kinder moͤgen geboren werden/ ihm zu Ehren/ sein Reich zu meh- ren/ des Satans Reich zu verstoͤren/ Amen. W As nun/ meine Liebsten/ bey einer leiblichen Geburt zu beobach- ten/ alles das erscheinet auch in diesem hohen/ geist- lichen Gnaden-Werck des Heiligen Geistes; I. Der Esa. 44, 3. Vater und die Quell/ dieselbe ist der dreyeinige Gott; Er der Iacob. 1, 18. Vater des Liechts hat uns gezeuget nach seinen Willen/ durch 1. Ioh. 3, 1. das Wort der Warheit/ auff daß wir weren Erstlinge seiner Creaturen/ doch im folgenden Vnterscheid; GOTT der Vater machet seinem Sohne Hochzeit/ daß er ihm geistliche Kinder zeuge/ die Psal. 89, 29. Engel-Luͤcken zu ersetzen; der Sohn Gottes/ Christus Jesus/ ist Ps. 110, 3. der ewige Vater/ und der edle Stam̃baum/ darein wir versetzet werden/ Esa. 9, 6. dem alten vergifften Adams-Stam̃baum entgegẽ gesetzt/ ist auch Imagoad Rom. 5, 14. quam, das jenige Bild/ nach welchẽ und nach dessen Muster das edle Kind 1. Cor. 15, 47. Gottes gebildet werden soll. Jn den Geschichten des Mohren-Lands wird v. Heliod. histor. Ac- thiop. l. 4. \& 10. p. 157. \& 430. erzehlt ein seltzames Exempel/ so sich begeben mit einer Mohren-Koͤnigin/ die in ihrem Zimmer und Gemach das schoͤne schneeweisse Bild der Jungfrauen Andromeda auffgehenckt gehabt/ welches Weib sie/ da sie schwanger worden/ und auff schwerem Fuß gegangen/ immer angeschauet/ wol und tieff eingebildet/ worauff sichs begeben/ daß wider die Natur/ Art und Sitt der Mohren (nicht ein schwartzes/ sondern) schneeweisses Kind an die Welt geboren worden. Nun sind wir auch von vnserer ersten Art uud Natur schwartze/ ungestalte/ scheitzliche Mohren fuͤr Gott und allen hei- ligen Engeln/ koͤnnen uns selbst von uns selbst nicht anders bilden und faͤrben/ Kan auch ein Mohr seine Haut wandlen? spricht Jere- Ier. 13, 23. mias: Sollen wir nun schoͤn/ weiß/ wol und anders gebildet und wieder- Amos, 9, 7. geboren werdẽ als die Kinder des Liechts/ die candidat en des Him̃elreichs/ Sechster Theil. P so kan Die Neunte so kan es anders nicht seyn und geschehen als durch den holdseligen Anblick Hebr. 1, 3. Jesu Christi/ der das Ebenbild Gottes selbst ist; der Heilige Geist ist ἐπιφερόμενος, der Mahler/ Contrafeter und Bildmacher/ durch dessen kraͤfftige und fruchtbare ἐπέλ σιν, Vberkunfft und einwuͤrckende Vber- Ioh. 3, 6. schattung der Mensch wiedergeboren; gleich wie die Jungfrau Maria Christum empfangen durch die Vberschattung des Heiligen Geistes: Also Luc. 11, 35. wird auch der neue Mensch durch die kraͤfftige Vberkunfft des Heiligen Geistes gezeuget/ gesegnet und geboren. II. Die Mutter ist die Christliche Kirche/ so von dem Psal. 87, 5. Wort Gottes geschwaͤngert ist: Gleich wie Maria ist gewesen die Mutter Gal. 4, 26. Christi/ und doch dabey eine reine Jungfrau: also/ wie Augustinus schrei- Esa. 54, 1. c. 60, 4. c. 49, 18. bet/ hat Christus seiner Kirchen gegeben im Geist/ was seine Mutter gehabt in ihrem Leibe/ daß sie nemlich Mutter were und Jungfrau/ Mut- ter wegen ihrer inbruͤnstigen Liebe/ Jungfrau wegen ihres ungefaͤrbten Glaubens; Wie die Mutter Christi nicht allein unter/ sondern auch im Hertzen empfangen und Christum getragen; Also auch die Christliche Kir- che/ als die geistliche Mutter empfaͤhet Christum mit dem Munde im Sa- crament/ im Hertzen durch den Glauben. August. ferm. 50. de verb. Dom. Christus Ecclesiæ concessit in spiritu, quod mater ejus habuit in corpore, ut sc. mater esset \& virgo: mater visceribus cha- ritatis, virgo integritate fidei. hæc August. Dicitur quidem phrasi Ecclesiastica Ecclesia mater in regeneratione; propriè tamen Deus ipse mater est Esa. 66, 9. Ecclesia est sinus IN quo Filius DEI renascitur: est obstetrix, nutrix, alumna. III. Die leider uͤbelgeborne Mißgeburt/ so wiederge- boren werden soll/ ist ein Adams-Kind/ welches zwar natuͤrlicher Weise geboren/ aber als ein todes Kind/ so tod auff die Welt kommen/ als eine unzeitige Geburt außgesetzet/ so zwar lebendig gnug zum boͤsen/ ein Greuel fuͤr Gottes Augen/ so scheußlich als ein Kind seyn mag/ das noch in seinem Blute und secundinis ligt/ occiso magis quam nato si- milis, vielmehr einem ertoͤdteten als gebornen Menschen aͤhnlich/ wie Plu- tarchus schreibet; Soll ein solcher Vnflat anders und besser gebildet wer- Ioh. 3, 3. 5. den/ ist die Wiedergeburt von noͤthen. Es sey dann daß iemand wiedergeboren werde/ so kan er nicht in das Reich Gottes kommen. IV. Die Wiedergeburt an sich selbsten/ bestehet in einer augenblicklichen Aenderung/ da erstlich die alte Geburt Ioh. 12, 24. getoͤdtet/ und die neue erschaffen wird; Wie der Samen muß zuvor Predigt. zuvor getoͤdtet/ der tode Mensch begraben werden/ daß er mit verklaͤrtem Leibe wieder herfuͤr kommet: Also muß der alte Adam ersaͤufft/ durch die Rom. 6, 4. Tauffe begraben werden in den Tod/ und ein neuer Mensch herfuͤr kom- men/ eine neue Creatur. Ein Goldschmied/ wann derselbe ein alt abge- nuͤtztes Geschirr in die Hand bekommet/ soll ers wiedermb neu machen/ und in eine andere Form und Model giessen/ so muß er dasselbe im Tiegel umbschmeltzen: Also gehets auch in gewisser maß in diesem hohen Goͤttlichen Wercke her. V. Der geistliche/ fruchtbare/ wolgedeyende Samen/ so von dem Heiligen Geist erweckt und fruchtbar gemacht/ ist zweyer- ley/ Einmal der unverweßliche Same des Göttlichen Worts/ dadurch Abraham vor der Beschneidung/ Cornelius der Hauptmann/ Luc. 8, 11. Valentinianus und andere Gottselige catechumeni allbereit vor dem Iac. 1, 18. Gebrauch und Genuß der heiligen Tauffe wiedergeboren; Der andere 1. Pet. 1, 23. Samen ist das fruchtbare Sacrament/ das Bad der H. Tauff/ Ioh. 3, 5. dadurch ordinariè, als durch ein ordentliches Mittel die Kinder wieder- Eph. 5, 26. geboren werden. Tit. 3, 5. VI. Die holdselige Geburt/ so heraus kommet/ die Frucht/ ist das wiedergeborne Kind Gottes/ ist eine lebendige/ geistliche/ warhafftige Geburt; Jst keine pictur oder Gemaͤlde/ kein Kunststuͤck/ kein ἀυτὀματον oder Vhrwerck/ wie Alberti Magni Gemaͤchte; sondern das da leibet und lebet/ in Bewegungen/ Athem und lebendigen Geschaͤfften sich/ wiewol in gewissen gradibus, erzeiget/ waͤchset und zunimmet durch das Wort/ als die reine lautere Milch und Nahrung. Es ist diese Geburt ein Kind/ mit kindlichen Tugenden begabet. 1. Ein gläubig Kind/ das da begierig ist nach der lautern Milch/ sich an die Bruͤste Alten und Neuen Testaments legt/ sauget die Milch biß zur Vollkommenheit; das Eph. 4, 13. ein gut Vertrauen hat/ fleissig und leutselig/ laͤsset eine gute Hoffnung von Rom. 8, 24. sich scheinen; ein gehorsames und gedultiges Kind unter der Ruthen/ wann es gezuͤchtiget wird; ein versoͤhnlich/ keusch/ demuͤthig/ freygebig Kind/ das umb kein Laster weiß/ gebildet nach dem Ebenbilde des Vaters Christi. Es ist diese Geburt 2. ein wolgeboren Edel-Kind/ ein Außerwehlter/ Verlobter Gottes/ ein Nazareer/ ein Erst- ling; fuͤr der Welt zwar veracht/ wie Christus in der Krippen/ aber Iac. 1, 18. werth geachtet fuͤr den Engeln und Gotte/ ein junger Koͤnig/ aber noch Apoc. 14, 4. unter dem Zuchtmeister. P 2 3. Ein Die Neunte 3. Ein koͤnigliches Kind/ ein geborner Koͤnig des himm- lischen Jerusalems und Ritter des guͤldenen Fluͤß; ein Kind des Liechts/ Ephes. 1, 5. ein wolgeborner Freyherr/ frey von des Gesetzes Zwang und Fluch/ und 2. Petr. 1, 4. des Teufels Anspruch. 4. Ein liebes Schoß-Kind Gottes/ Ioh. 1, 14. Gott affection irt/ charisi rt dasselbe/ und zuͤchtiget mit Massen/ gehet saͤu- berlich umb mit ihm; Es ist ein Mitgenoß der Goͤttlichen Natur durch die Kindschafft/ sitzet Gotte in dem Schoß/ auff dasselbe quillet und fliesset die vaͤterliche Liebe/ Sorge/ Gnade/ Engel-Schutz/ Erhoͤrung des Gebets; Es ist ein Blutsfreund Christi nicht nur nach dem Fleische/ son- dern auch fuͤrnemlich im Geist; Ein Wohn-Hauß des Heiligen Geistes/ an welchem Gott der Heilige Geist seine Freude und Lust siehet/ in wel- chem er auch gern wohnet; Ein Gast-Hauß des Heiligen Geistes/ in welchem das Ebenbild Gottes wieder erstattet wird. 5. Ein Glůcks-Kind/ ein seliges Kind/ wegen der Hoffnung zu einem unvergaͤnglichen/ unbefleckten/ unverwelcklichen Erbe/ welches von Gott dem Vater bereitet/ von Christo erworben/ von dem Heiligen Geist zubracht und geschencket wird/ nemlich das liebliche weit uͤber jenes irrdische Honig-fliessende und Milch-reiche Erbland Canaan/ dadurch die Kinder Jsrael hoͤher hinauff zu zielen und zu dencken gelocket worden/ durch das perspectiv und Spiegel des irrdischen Canaan/ in ein anders himmlisches Erb-Land Canaan zu blicken und dahin sich zu sehnen; einem reich Erbe/ weit uͤber Caroli V. Erbe/ der alsobald in seiner Empfaͤng- nuͤß und Geburt ererbet von seinem Vater Philippo die Niederlaͤndischen Provincien/ von seiner Mutter Hispanien und einen guten Theil Jtalien/ von seinem Groß-Vater Maximiliano das Ertzhertzogthumb Oesterreich; der mochte wol sagen: Mir ist ein schoͤn Erbtheil worden: Aber vielmehr ein wiedergeborner Mensch; Ein Erbe/ da nichts mangelt/ ein unzerstoͤr- liches Erbe/ wann alle weltlichen Erbe zerstuͤben/ Brieff und Siegel nichts mehr gelten/ der pappirne Mam̃on zum Mamelucken wird/ so bleibet dieses Erbtheil der Heiligen im Liecht unverruckt; Ein Erbe/ welches nicht kleiner noch geringer wird/ wegen der Menge der Besitzer/ nicht enger wegen der grossen Zahl der Mit-Erben/ sondern ist und bleibet so groß in vielen als in August. in Ps. 136. 149. wenigen/ wie allen also einem ieglichen/ gerecht und gnug/ wie Augustinus schreibet: Jst also in der Summa die wiedergebaͤhrende Gnade eine solche Gnade/ da ein armes in Grund und Boden ver- derbtes/ geistlich-todes Eva-Kind durch die Gnade Gottes des Predigt. des Vaters/ Sohns und Heiligen Geistes aus dem unver- gänglichen Samen des Goͤttlichen Worts und gnadenrei- chen Wasser-Bad der Wiedergeburt/ wider im Verstand/ Hertz und Willen/ und von neuen geboren und geartet/ wird zu einem frommen/ edlen/ koͤniglichen Gluͤck und Erb-Kind des himmlischen Canaans/ der ewigen Freude und Seligkeit. O eine theure Gabe! Sehet welch eine Liebe ist das/ Sehet 1. Ioh. 3, 1. welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget/ daß wir Gottes Kinder heissen! Erkennets doch/ æstim irt es auch/ daß ihr nicht einen Verweiß verdienet/ wie Nicodemus/ der alles gewust/ ohne dieses einige necessarium, welches von noͤthen zu wissen. Geschicht noch manchẽ Rabbi und weltweisen Mañ; und mag dieselbe wol genennet werden I. Gratia- rum apex, der höchste Gnaden-Adel! Der Welt-Adel wird hoch gehalten/ machet auffgeblasene Hertzen; A jax und Ulysses schlagen sich umb die Narren-Kapp/ welcher Jovi naͤher verwand: Alexander M. reiset in Libyam Æthiopiæ durch Wuͤsteneyen und wilde Sandfeld/ mit grossem Vnkosten/ Lebens-Gefahr und Beschwerden/ auff daß er von Jove Ammonio, das ist/ dem Teufel fuͤr einen Sohn Jovis erkant und gegruͤsset werde: last ehe seinem Vater Philippo Hoͤrner auffsetzen/ die Mutter zu schanden werden/ als daß er ihm diesen Titul nehmen ließ. Romulus will eintziger noth Martis Sohn heissen. Lasset sie pralen/ ihr Pracht ist laͤngst aus/ und schwitzen allbereit in der Hoͤllen-Glut. So pranget man heutiges Tages mit Adel und Namen/ Herkommen und Stammen/ und gedenckt doch so gar nicht zuruͤck an die natuͤrliche unflaͤtige Geburt/ deren wir uns mehr zu schaͤmen als zu freuen. Was ruͤhmet sich ein Kind/ dessen Vater ein maleficant, ein Bandit/ ein perduell gewest? Wir schreiben uns alle von Adams Jammerthal und Ev æ Grabstein. Was hilfft es/ wann einer sich schreibet invictissimus, der Vnuͤberwindlichste/ und muß sich von einem Fieberlein uͤberwinden lassen? Serenissimum, den Allerdurchlaͤuchtigsten/ dessen Hertz verfinstert/ der sich fuͤr Gottes Au- Prima. ait Augustinus serm. 24. de temp. nativitas ex masculo \& fœminâ; secunda nativitas ex Deo \& Ecclesiâ. Ecce ex Deo nati sunt. Vnde factum est, ut habitaret in nobis. Magna mutatio! ille factus est caro, iste spiritus! Quid est hoc? qualis Dignatio, Fratres mei? Erigite animum ad speranda \& capienda potiora, nolite adjicere cupiditatibus secularibus, precio emti estis, propter nos verbum caro factum est: propter vos, qui erat Filius Dei, factus est Filius homi- nis, ut qui eratis Filii hominum, efficeremini Filii Dei. P 3 gen Die Neunte gen nicht darff sehen lassen: generosissimum und Wolgebornen/ der doch so uͤbel geboren? Aber hier ist die rechte γένεια und Gottes-Adel/ da einer geboren ist aus Gott/ von Gott/ durch Gott/ in Gott/ zu Gott/ Act. 17, 28. Θεοῦγένος ἐσμὲν, Wir sind Goͤttliches Geschlechts/ so geboren wor- den von dem alleredelsten Vater des Liechts/ durch die alleredelsten Mittel/ zu dem alleredelsten Ende und Zweck/ ad cœlestes μονὰς, zu den ewigen Freuden-Wohnungen; das ist der rechte Gnaden-Adel. Welt-Edlen 1. Tim. 1, 4. ist hoch angelegen/ den Vrsprung ihres Stammes zu erkundigen/ spend i- Tit. 3, 9. ren auff genealogias, lassen dieselbe illumin iren/ pralen fuͤr andern damit/ Aber was finden sie in ihren genealogiis und Stamm-Linien? bestias und centauros, wilde Maͤnner und barbaros, das bekuͤm̃ert sie weniger als 2. Sam. 20, v. 1. wañ Pfeffer mit einvermischt sich erzeigt. Sie findẽ offt Absolones in Da- vids Lini/ Sebas, beruͤhmte heillose Leute/ das ist/ Edel von Gebluͤt/ Bauren von Gemuͤth. Wie viel mehr liget uns ob die Erkundigung des Vr- sprungs und Stammes/ woher wir uns schreiben/ als viel mehr uns daran 1. Reg. 22, 24. gelegen! und ob wol die Κρ ίσις schwer/ das examen mißlich/ die Probe ge- faͤhrlich/ die Heucheley allzugroß: Der Baals-Pfaff Zedekias will den H. Geist haben/ Micha der Prophet des HErrn soll eine Maulschell dafuͤr 2. Sam. 15, 7. seqq. empfangen/ Absolon will ein frommes Kind seyn/ und Gottesdienst thun/ eben da er seine rebellion anspinnet. Judas hat den Schein der Froͤm- Ioh. 12, 4. 5. migkeit/ da er fuͤr die Armen sorget; hingegen Christus muß den Namen Luc. 11, 15. haben/ er hab Gemeinschafft mit dem Beelzebub: Maria war schwanger Matt. 1, 19. in einem falschen Argwohn/ als haͤtte sie nicht vom Geist/ sondern von einem Ehebrecher empfangen. Jedoch sind Kenn- und Merck-Zeichen da/ die zwar andere/ aber uns selbst nicht bethoͤren koͤnnen/ als da sind 1. motus Spiritus S. Rom. 8, 14. die Bewegung des Heiligen Geistes/ die Antreibung zum Gebet/ zu Anhoͤrung des Goͤttlichen Worts/ zum Eifer/ zur Gottseligkeit nach der Regul des Goͤttlichen Worts/ nicht den selbst-eingebildeten/ falsch-erdich- Matth. 18. 3. teten/ paͤpstischen Gottesdienst. 2. Indoles infantiles, die kind- liche Art/ Sitten und Tugenden/ 3. Recht thun und nicht fre- ventlich suͤndigen/ ist der Wiedergebornen eigen character und Merck- mahl/ dann wer aus Gott geboren ist/ der kan nicht suͤndigen/ 1. Ioh. 3, 9. oder Suͤnde thun/ spricht St. Johannes: Ohne Suͤnde ist nie- mand/ die Suͤnde wohnet auch in dem allerheiligsten: aber keine Suͤnde Predigt. Suͤnde wissentlich und williglich wider Gewissen thun sie/ wann und so lang der Samen Gottes in ihnen bleibet: gleich wie ein Organist nicht fehlet/ so lange er nach der recht-gestellten Tabulatur schlaͤget. 4. Son. derlich charitas, die rechte/ wahre/ ungefaͤrbte Liebe/ Es moͤgen sich alle Christen zeichnen mit dem Zeichen des Creutzes/ alle in der Gemeine antworten/ Amen/ einmuͤthiglich und einmuͤndig singen Alleluja/ alle ge- taufft werden/ in die Versamlung der Christlichen Gemein kom̃en/ die Kir- chen hauffenweiß besuchẽ; nichts aber unter allen solchẽ Werckẽ unterschei- det Gottes und des Teufels Kinder/ als die wahre ungefaͤlschte vom Him̃el entzuͤndete hertzliche Liebe gegen Gott und dem Naͤchsten/ spricht Augustin. August. ad Laurent. c. 117. Hingegen die Adams-Kinder sind die Abtruͤnnigen/ Vngerathe- nen/ Mamelucken/ die Welt-Kinder/ die ungetaufften Juden und Heyden/ welche einig nach der Welt und dem irrdischen trachten: Die Belials Kin- der/ die alle gute Ordnung und disciplin verachten: Veneris nepotuli, un- keusche Venus- Kinder/ Absolones, verlorne Soͤhne/ die Cyclopen/ Rauffer/ duellant en und Stein-Helden/ die ihre arme Seel dem Teufel zur Ran- tzion und Pfand auffsetzen/ und so sie in solchem unseligen Stande ohne wahre Busse bleiben/ als Teufels-Kinder/ Kinder des Todes/ Selbst- Mord-Kinder/ dem Teufel zufahren. So wehe es einem Vater thut/ den seine Kinder stinckend machen/ so wehe (menschlicher Weise davon zu reden) dem Vater im Himmel! O wehe ! rufft er uͤber den boß- Esa. 1, 4. hafftigen Samen/ die schaͤdlichen Kinder die zuruͤck weichen/ den HERRN verlassen/ den Heiligen in Jsrael lästern. Welches Wehe er wecket das ewige Wehe. III. Es ist aber auch diese wiedergebaͤrende Gnade eine Anfristung und Trieb zu unserm obliegenden Christen- Ampt; Varro pflegte zu sagen/ es were einer Statt nuͤtzlich/ wann sich Varro a- pud Au- gust. l. 3. de C. D. c. 4. tapffere Maͤnner/ ob es schon nicht sich also verhielte/ meyneten/ sie weren von den Goͤttern geboren/ damit auff solche Weise sie zu gleichen Tugen- den/ heroischen mann- und namhafften Thaten gereitzet und bewogen wuͤrden. Was Varro der Heyde seines gleichen faͤlschlich eingebildet/ das sprechen und ruͤhmen wir uns mit Warheit! wañ derwegen mit ihrer Versuchung auffgezogen kommet die gottlose verfuͤhri sche Welt/ mit ihrem glatten Huren-Spiegel/ wann boͤse Gesellschafft locket zur Babylonischen Dame/ zu den admirandis seculi, oder was die Welt hoch schaͤtzet und ruͤhmet/ so sage ein Kind Gottes mit Cypriano: Nunquam opera hu- Cyprian. l. de spectac. mana mirabitur, qui se filium DEI cognovit; Es wird sich einer nicht zu sehr Die Neunte sehr uͤber Menschen- und Schatten-Werck verwundern/ wann er weiß daß er ein Kind Gottes sey/ apage ! heb dich weg/ solt ich meines grund- guten himmlichen Vaters seinen Namen stinckend machen? das sey fer- ne von mir! Wann dich versuchet dein Fleisch und Blut/ so antworte: apage! weg mit dir! Jch bin ein Kind Gottes/ ich halte mich zu gut dazu/ ich bin zu hoͤhern Sachen geboren/ als daß ich der weissen und rothen Er- den dienen soll. Was wuͤrde ein junger Edel-Knabe gedencken und sa- gen zu einem Bauer/ wann er ihm ruffete/ er solte ihm helffen arbeiten in der Mist-Grube/ eben das sage du auch/ wann dich Fleisch und Blut reitzet zum Argen: Packe dich du Vnflath! Versuchet dich der Sathan/ sprich du getrost: Apage! packe dich Sathan! dein Exempel schroͤcket mich/ zuvor warest du ein Kind Gottes/ ietzo aber ein Hoͤllen-Burger; solte ich ein Kind des Teufels werden/ und mich des himmelischen Erbes verlustig machen? da sey Gott vor! IV. Endlich auch Fons solatiorum, Ein unerschoͤpfflicher Trost-Brunn/ wider die fleischliche suͤndliche Geburt/ wider Armuth/ wider Verachtung der Welt. Ein außerwehltes Chur-Kind Gottes tröstet sich des vergangenen Gnaden-Wercks der Wiedergeburt/ und gedencket an seine genealogi, seinen hohen Adel und Stamm-Baum/ und spricht: Θεοῦ γένος ἐσμὲν, Wir sind Got- Act. 17, 28. tes Geschlecht/ ich ruͤhme mich in dem Herrn/ ein ander mag sich ruͤhmen seines Reichthumbs/ seines hohen weltlichen Standes und Stammes/ ich ruͤhme mich in dem Herrn/ damit uͤberwinde ich alle Anfechtungen/ so gedachte jener heilige Maͤrtyrer Romanus genennet/ da er zur Marter hinaus geschleppet worden/ sagte er: —— absit ut me nobilem sanguis parentum præstet aut lex curiæ, generosa Christi secta nobilitat viros. Welt-Adel frucht mich nicht/ Christen-Adel ist mein Liecht. Jch troͤste mich in præsens der gegenwaͤrtigen δοκία Dei, des Wolgefallen Gottes/ als der mich liebet in seinem geliebten Sohne/ und vom Himmel herab/ auch umb desselben willen mir den Lob- und Lieb-Spruch gethan in der heiligen Tauffe: Diß ist mein lieber Matt. 3, 17. G naden-Sohn/ an dem ich Wolgefallen habe. Es sind zwar Predigt. zwar meine gute Werck unvollkommen und befleckt/ aber sie gefallen Gott wol; Was fuͤrchstu dich derowegen O from̃er Christ in dem Schoß Got- tes? sagt Augustinus. Ey so kom gleich diese oder jene Zeitung wo sie her wolle/ solten alle Vngluͤck uͤber mein Haupt wie Hagel-Steine zusammen schlagen und auff mich stuͤrmen/ solte auch die Welt gar untergehen/ so ste- het mein Glauben fest auff einem staͤhlern Grund/ der heisset Kindschafft Gottes; Wo zehlet ein Vater alle Haar seines Kindes? das thut aber der Luc. 12, 7. himmlische Vater/ und laͤsset keins ohn seinen Willen herab fallen. Wo Luc. 11, 11. 13. bittet ein Sohn den Vater umbs Brod/ daß er ihm einen Stein darfuͤr biete? oder umb einen Fisch/ daß er ihm eine Schlange darbiete? Vielmehr wird der Vater im Himmel uns alles gutes geben/ so wir ihn bitten. Creutz-Ruthen sind vaͤ- terliche Zucht-Besserungs- und Artzney-Ruthen/ sie thun wehe/ kommen Hebr. 12, 5. aber von lieber Hand/ unterdessen ist und bleibt des ewigen Vaters Gut/ Jesu Christi Blut/ des Heiligen Geistes Muth/ unser bestes Erb-Gut. Sehr schoͤn und hochtroͤstlich lauten die Wort im 37. Psalm: Faͤllet ein Psal. 37, 24. Kind Gottes/ so wird es nicht weggeworffen/ sondern der HErr haͤlt es bey der Hand. Ein Kind ist einfaͤltig und unvorsichtig/ unschuldig/ faͤllet bald/ und wann es faͤllet/ so stoͤsset mans nicht alsobald gantz zu Boden/ sondern man richtet es wieder auff/ und haͤlt dasselbe bey der Hand; also faͤllet manchmal ein frommes Chur-Kind Gottes in allerhand Vngluͤck/ Schaden und suͤndliche Schwachheiten/ aber der Herr laͤst ihn nicht allzutieff fallen/ will Petrus sincken auff dem Meer/ Matth. 14, 30. 31. der Herr reichet ihm die Hand/ das er nicht verderbe. 3. In futurum, Trost wider das zu kuͤnfftige Vngewitter/ dessen man sich befahrt wider den scheutzlichen Anblick des grimmigen To- des/ wider die Forcht der Hoͤllen. Kinder Gottes seyn ist uͤber alles! ὑπερνικῶμεν, spricht St. Paulus: Wir uͤberwinden weit uͤber das Rom. 8, 37. alles! Ein Kind Gottes schwebet im Glauben uͤber allen meteoris, Wol- cken und Wettern. Es wird zwar/ spricht es/ geschehen nach meines himli- schen Vaters Ordnung/ ich werde durch die Todes-Schmertzen/ durch die enge Todes-Pforte è secundinis, aus dem Haͤutlein und Fell des alten Adams/ damit ich umbwickelt und gefangen gewest/ her aus schlieffen/ ster- ben und begraben werden/ aber froͤlich wieder aufferstehen in der andern Wiedergeburt der Gerechten zur seligen Offenbarung der Kinder Gottes/ und als eine selige Geburt anschauen das ewige Himmels-Liecht: das Sechster Theil. Q Ange- Die Zehende Angesicht des Vaters/ das Mutter-Hertz Christi/ die huͤlff- und liebreiche Hand des Heiligen Geistes/ der Heiligen Engel Gesellschafft/ das schoͤne Erbe; Wer kan lassen/ daß wo er in solcher devotion und Gedancken er- Phil. 1, 23. warmt/ er nicht solt sagen: Cupio dissolvi, Jch begehre auffgeloͤset zu seyn. Transvolemus hinc! Lasset uns dahin schwingen/ Gott laß gelingen! Amen. Die Zehende Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der gerechtmachenden Gnade Gottes des ge- fallenen Menschen/ welchem gemeldte Gnade Gottes angeboten wird. Gen. 3, 9. G Eliebte in Christo: Ajecha? Wo bistu? so lautet die Stimme des ewigen Sohns Gottes/ der in angenommener menschlicher Gestalt nach dem Fall un- sern Eltern auff den Abend/ da der Tag kuͤhl worden war/ im Garten gangen/ und nach dem sich Adam verstecket/ und das Verbergen gespielet/ unter die Baͤum im Gartẽ/ geruffen/ Adam wo bistu? Jst zwar keine Frag-Stim̃ eines Vnwissenden/ als haͤtte ihn das allsehende Auge nicht gesehen/ und als were er der Goͤttlichen providen tz Apud Au. gust. l. 22. contra Fau st c.1. 1. entgangen/ wie Faustus Manichæus vorzeiten geschwaͤrmet/ nicht/ sage ich/ eine solche Frag- sondern Straff-Stim̃e/ ich frage nicht/ Adam/ in welchem Ort/ sondern in was fuͤr einem Stande du seyest/ wo dich deine Suͤnde hingefuͤhret/ daß du deinen Gott ietzo fliehest/ welchen du zuvor Ambros. l. de paradis. c. 14. suchetest/ wie Ambrosius gloss irt/ meynstu/ ich sehe dich nicht/ du elender Tropff! Jst eine Göttliche citation, damit der gerechte Gott den gefallenen Menschen fuͤr seinen Thron cit iret/ Rede und Antwort zu geben/ als wolter sagen: Komm herfuͤr/ du must fuͤr Gericht/ du must erscheinen fuͤr dem Richter aller Welt/ sage an/ Hastu nicht gessen von dem Baum/ davon ich dir gebot/ du soltest nicht davon essen? Jst eine Stimme die noch nicht erstummet oder ver- schwunden/ Predigt. schwunden/ sondern eine immer-ruffende Stimme biß an den Juͤngsten Tag inclusivè, welche der Herr mehrmal wieder- holet/ c. 4. Wo ist dein Bruder Abel? Was hastu gethan? Gen. 4, 10. Die Stimme deines Bruders Blut schreyet zu mir von der Erden/ sie cit iret und fordert mich zur Rache/ darumb cir ire und fordere ich dich fuͤr Gericht. O Cain wo bistu? Vnd erschallet dieselbige Stim- me noch biß auff den heutigen Tag in dem Hertzen und Gewissen eines gefallenen suͤndhafften Menschen/ und thut sich herfuͤr auff mancherley Weise durch einen freundlichen Anblick/ wie Petro geschehen/ Luc. 22, 61. durch Exempel eigener und frembder Straffen/ da der unbekante Gen. 42, 21. Joseph seine Bruͤder hart gehalten/ Simon in die Hafft gezogen/ da fieng diese Stim̃e an in der uͤbrigen Bruͤder Gewissen zu reden: Das haben wir an unserm Bruder verschuldet/ da wir sahen die Angst sei- ner Seelen. Es redet diese Stimme durch allerhand Gelegenheiten/ da- durch der schlaffende Hund wird auffgewecket. () Origeni wurde eins- () apud E- piphan. hæres. 64. mals zugemuthet/ er solte eine Predigt thun/ gerathet uͤber den 51. Buß- Psalmen Davids/ den nimmt er zum Text/ da er anfangen will zu predi- gen/ kom̃t ihm ins Gedaͤchtnuͤß sein begangener schwerer Fall/ da er durch ein heydnisches Opffer Christum verlaͤugnet/ fangt daruͤber an bitterlich zu weinen/ so erbaͤrmlich/ daß das gantze auditorium mit ihm weinen muͤssen. Ordentlicher Weise aber geschicht solche citation und Ein- ladung zum Goͤttlichen Gerichte durch das hell-lautende Ge- setz-Wort. Mit welcher citation wir auch den hochwichtigen Arti- Act. 2, 37. cul unsers Christl. Glaubens von der Rechtfertigung hiemit an- tretten/ als welcher Articul auch klar im Apostolischen und Niceni- schen Symbolo begriffen: Credo remissionem peccatorum, Jch glaube eine Ablaß oder Vergebung der Suͤnden/ da dann zuvorderst von noͤthen/ daß wir zu allererst die citation fuͤrnehmen/ das objectum justificationis, die cit irte Person/ die da soll gerecht- fertiget werden/ beschauen/ alles in seiner eigenen Art/ positur und Far- ben/ worauff als dañ ex opposito die Krafft/ Wichtigkeit und Wuͤrdigkeit der gerechtmachenden Gnade desto heller wird erscheinen. Spre- chen demnach aus Gottes Munde: Adam ubi es? O Mensch Q 2 wo bistu? Die Zehende wo bistu? wo steckestu? in was Stande bistu begriffen? herfuͤr! heraus! laß dich hie richten/ auff daß du nicht dort gerichtet werdest mit deinem un- wiederbringlichen Schaden. Daß nun/ wie das gantze Werck der Rechtfertigung eines ar- men Suͤnders fuͤr GOTT/ so fern dieselbe dem Menschen soll durch das Ampt des Geistes applic iret und zugeeignet werden/ als auch die citation und Einladung fuͤr Gottes Gerichte ein Werck und Gnaden-Geschaͤffte des Heiligen Geistes seye/ hat Christus unser Ioh. 16, 8. 9. 10. 11. Heiland selbst gelehrt und verkuͤndiget/ es werde derselbe die Welt straffen umb die Sůnde/ daß sie nicht glauben an mich/ das ist/ er werde kraͤfftiglich (ἐλεγξει) uͤberweisen/ daß sie in der Suͤnde unter dem Reat und Straff-Pflicht Gottes lige/ so lang sie nicht glauben; umb die Gerechtigkeit/ daß ich zum Vater gehe/ daß kein anderer Weg der fuͤr Gott allein guͤltigen Gerechtigkeit und Seligkeit seye/ als der blutige Creutz-Gang/ dadurch ich zum Vater gegangen: umb das Gerichte/ daß der Fuͤrst dieser Welt gerichtet/ uͤberwunden/ disar- m irt und außgezogen/ und also alle recht an uns durch Christi Blut theuer erkaufftes Eigenthumb/ verlohren/ deme wir allein zu dienen schuldig/ und uns nicht mehr in vorige Tyrannische Dienstbarkeit des Sathans einzu- flechten haben. Gott der H. Geist/ der die Welt straffet umb die Suͤnde/ aber auch gerecht und heilig machet/ wolle außforschen und straf- fen/ daß wir durch ihn zum rechten Gnaden-Thron Christo gelangen/ da Heil/ Leben und Seligkeit erlangen moͤgen/ Amen. W Ann wir demnach fragen: Adam wo bistu? was bistu? in was Stande bistu begriffen von Natur/ durch den Fall/ ausser der G nade G ottes? so kan das Gewissen Rom. 4, 5. aus Gottes Wort anders nicht antworten/ als: Jch bin ein armer Suͤnder/ ungerecht und gottloß/ Gott machet aber den Suͤnder gerecht; Vngerecht ist er fuͤr und wider seinen Gott/ dem er seine Ehr geraubet durch eigen-Ehrsucht/ ein rechter Ehren-Dieb worden/ in dem er ihn nicht uͤber alle Ding gefuͤrchtet/ sondern sicher manche Suͤnde vor seinen Augen begangen: nicht uͤber alle Ding geliebet/ sondern Eigen- und Fleisches-Lust dem hoͤchsten Gute fuͤrgezogen; nicht uͤber alle Ding vertrauet/ sondern offt menschlichen Arm zu einem Gott auffgeworffen/ auff sein Netz/ Gold und Gaben getrutzet/ Gottes Namen und Sabbath enthei- Predigt. entheiliget: Vngerecht auch wider seinen Naͤhesten/ dem er unge- horsam gewest/ nicht gebuͤhrlich/ so viel ohne Versehrung des Gewissens und ohne Abgang der Ehre Gottes (dann die erste Tafel gehet allzeit der andern vor) hat seyn koͤnnen und sollen/ geehret/ den naͤhesten unter ihm geaͤrgert/ durch Ergernuͤß die unschuldigen Seelen gemordet/ den Naͤch- sten neben ihm gehasset/ angefeindet/ geneidet/ und ob irgend die Flamme nicht allzeit außgebrochen/ so hat sie doch im Hertzen gegluntzet/ so ist doch das Hertz die Moͤrder-Grube/ da es wimmelt voll boͤser stratio ten/ die wider die Seele streiten; Vngerecht endlich gegen sich selbst/ in dem er sich ver- unreiniget/ Leib und Seel beschweret mit uͤbrigen essen und trincken/ sein Hertz ist ein recht lupanar und Lust-Grab voll Fleisches-Lust/ er ist seines eigenen Hertzens Peiniger und Moͤrder seiner Seelen gewesen/ und wel- ches das aͤrgste/ den zehenden/ ja hunderten Theil commissorum, omisso rum, occultorum; der begangenen Suͤnde/ des unterlassenen Guten und denn der heimlichen/ verborgenen Suͤnden verstehet man nicht/ man ver- gisset offt viel/ was im Goͤttlichen protocoll auffgeschrieben stehet. Wer sich hie excip iren und außnehmen/ und allerding glaßrein seyn will/ der ist der aͤrgste und groͤste Suͤnder. Spricht der Mensch/ er hab keine Suͤn- de/ so ist er ein Luͤgner/ so wir sagen/ wir haben keine Suͤnde/ 1. Ioh. 1, 8. 10. halten uns Engel-rein in Gedancken/ affect en/ Begierden/ so verfuͤh- ren wir uns selbst/ wir sind Heuchler/ stoltze/ auffgeblasene Heiligen/ und die Warheit ist nicht in uns Jch bin ein verklagter Suͤnder von Mose/ durch den Ioh. 5, 45. schwartzen Buchstaben/ durch das nigrum theta, der sagt: Verflucht Devt. 27, 26. sey der Mensch/ der nicht thut alles/ was im G esetz geschrieben Gal. 3, 10. stehet. Wie die Sonn/ wann sie auff einen Koth oder Mist-Grube sticht/ Gestanck erwecket/ also auch der Feuer-Spiegel des allgerechtesten/ gestrengesten und schaͤrffesten Gesetzes. Ja auch im Neuen Testament ist Paulus Mosis Dolmetsch/ der malet alle Menschen gar schroͤcklich ab/ Rom. 3, 10. 12. 13. 23. er sagt/ es sey nicht einer/ der gerecht sey unter allen Menschen- Psal. 14, 3. Kindern/ sie sind allzumal Suͤnder/ und mangeln des Ruhms/ den sie vor G ott haben sollen/ der vollkommenen eigenen Gerechtig- keit/ ὑςεροῦνται τῆς δόξης, gleich einem Lauffer im stadio und Welt-Lauff/ wie hefftig er sich auch bemuͤhet/ wann er einen Kuͤriß an hat/ so erlanget er das Kleinod nicht: Also der Mensch/ wann er gleichsam mit der Suͤnde als einẽ Harnisch und Bantzer umbgeben ist περιςάτῳ ἁμαρτίᾳ mit der in Q 3 und Die Zehende und anhangenden Suͤnde/ wann er mit Suͤnde umbfangen. Keiner thut guts/ auch nicht einer/ sie sind alle abgewichen/ hacol Sar, gleich einem abgefallenen stinckenden Wein/ sie sind alle untuͤchtig worden/ unnuͤtze Knechte/ bey weitem nicht so gut als unnuͤtze Knechte/ ihr Schlund ist ein offenes G rab/ eine stinckende garstige Schlutt/ daraus unauffhoͤrlicher Vnlust herfuͤr steigt/ Otter- G ifft ist unter ihren Lippen/ auch die besten Wort haben offt Gifft in sich/ ists nicht allezeit in actu, so ists doch in habitu, bricht die Frucht nicht allezeit aus/ so ist doch die Wurtzel vorhanden/ fahren die Funcken nicht allezeit her- fuͤr/ so gluntzet es doch/ erzeigen sich die Wasser nicht allezeit/ so ist doch die Quell da. III. Jch bin ein überzeigter und uͤberweiseter Suͤnder aus dem protocoll und Handschrifft meines eigenen Gewissens/ welches wider mich zeuget/ ex actis \& probatis, ex judicio rigido \& reflexo, wann der Mensch recht in sich gehet/ in den Abgrund seines Hertzens durchbricht/ Ezech. 8, 3. seqq. wie dort Ezech. 8. da sihet er die Greuel zum Verdruß des Herren/ wann er Jahre/ Zeiten/ Orte bedencket/ wo eine und andere Suͤnde voll- bracht worden/ Peccata mea, sagt Bernhardus, celare non possum, quo- niam quocunque vado, conscientia mea mecum est, secum portat,- quicquid in eâ posui sive bonum sive malum; servat vivo, restituet de- functo depositum, quod servandum accepit. Meine Suͤnde kan ich nicht verhaͤlen/ dann wo ich hingehe/ da ist mein Gewissen bey mir/ und traͤget mit sich/ was ich in dasselbe geleget/ es sey gut oder boͤse; Es hebt mir auff/ weil ich lebe/ und wird mir auch wiedergeben nach diesem Leben/ was es auffzuheben von mir bekommen. Da stehet nun der arme Mensch schamroth/ er muß die Augen niederschlagen/ und verhuͤllen/ wie Haman Esth. 7, 8. sein Angesichte verhuͤllet/ und sich schaͤmen. IV. Jch bin ein verurtheilter und verdammter Suͤn- Ioh. 16, 8. der/ also folgends schuldig des Todes/ durch den Heiligen Geist/ der die Welt straffet/ fuͤr GOTT/ der da ist ein verzehrend Feuer/ Rom. 3, 20. nichts kan fuͤr ihm bestehen/ ohne das da gantz rein und ohne Mackel ist/ Matth. 18, 24, Gott fordert sein Recht und Schuld/ der Mensch ist χρεωφηλέτης, der grosse Schuldner/ der nimmermehr von sich selbst bezahlen kan/ ja von sich 2. Sam. 12, 5. selbst (ἀυτοκατάκριτος) zum ewigen Tode verurtheilt und verdammt/ wie David uͤber sich selbst das Vrtheil gesprochen und gesagt: Jch bin der Mann Predigt. Mann des Todes/ ich hab gesuͤndiget/ und damit den Tod verwircket/ deme muß ein iedweder Mensch nachsprechen und also fol- geren: Wer nicht thnt alles/ was im Gesetz geschrieben stehet/ der ist ver- flucht und verdammet; Jch thu nicht alles ꝛc. derowegen so bin ich ver- dammet. In domô propriâ, in propriâ familiâ, sagt abermal Bernhar- dus, habeo accusatores, testes, judices, tortores: accusat me conscientia, testis memoria, ratio judex, voluptas carcer, timor tortor; Jn meinem eigenem Hause hab ich meine Verklaͤger/ Zeugen/ Richter/ Peiniger: Es verklaget mich mein Gewissen/ es zeuget das Gedaͤchtnuͤß/ die Vernunfft ist mein Richter/ die Wollust das Gefaͤngnuͤß/ die Furcht mein Peiniger. V. Jch bin aus und von mir selbst ein an sich verzwei- flender Suͤnder; dann wer Gott zum Feinde hat/ wo will der hinaus? was will er hoffen? wer einen ungnaͤdigen Koͤnig hat/ dem ist niemand hold im gantzen Lande/ vielmehr wer einen ungnaͤdigen Gott im Him- mel hat/ dem sind alle Creaturen zuwider und zu seiner Rach bereitet. Will er zu den Engeln/ so sind sie Cherubim/ die ihm widerstehen mit Gen. 3, 24. einem feurigen/ hauenden Schwert; will er auff sich selbst und eigene Buß und Versoͤhnungs-Wercke bochen/ so ist es wie Wachs gegen dem Feuer/ ein bekleidtes garstiges Kleid/ davon man Abscheuen hat und traͤgt/ und wie heilig solche Werck auch scheinen moͤchtẽ/ so sind sie noch keine Englische/ geschwelge dann unendliche Gerechtigkeit/ dadurch der unendliche Zorn Gottes wider die Suͤnde moͤchte gestillet werden. Wann wir gleich Luc. 17, 10. alles gethan haben/ was wir zu thun schuldig sind/ so sind wir unnuͤtze Knechte/ sind also noch nicht so gut/ als unnuͤtze Knechte/ weil wir ja nicht alles gethan/ was wir zu thun schuldig gewesen/ meine gute Werck die golten nicht/ es war mit ihnen verdorben/ der frey Will hasset G ottes G ericht/ er war zum guten erstorben; die Angst mich zu verzweifeln treib/ daß nichts dann sterben bey mir bleib/ zur Höllen must ich sincken/ so lautet der allgemeine eju- latus des menschlichen Geschlechts. VI. Ein versöhn-faͤhiger Sůnder/ der bey G ott wieder kan außgesoͤhnet werden; Dergleichen mag dem Sathan nimmer- mehr gedeyen/ derselbe glaubet zwar/ aber φρίττει, er erzittert; quot myste- ria fidei tot tormenta, so viel Glaubens-Geheimnuͤßer erkennet/ so viel Furcht- und Angstgeisseln empfindet er. Deßgleichen ist auch nicht weniger als Die Zehende als den Teufeln die Gnaden-Pforte beschlossen/ allen nunmehr verdamm- ten Hoͤllen-Braͤnden/ die die Gnaden-Zeit versaumet/ denen ist alle Hoff- nung abgesagt; Aber HJE/ HJE/ HJE ist noch Hoffnung/ HJE all Suͤnde vergeben werden/ HJE heisset es: Credo remissionem peccatorum, Jch glaube gewiß eine Verge- bung der Suͤnden/ HJE in der Christlichen Kirchen/ G ott hat alle Menschen unter den Vnglauben beschlossen/ gleich als in Rom. 11, 32. Gal. 3, 22. einem Kercker. Wann ein Koͤnig viel Moͤrder/ Diebe und Strassenraͤuber und dergleichen boͤse Buben ins Gefaͤngnuͤß legen und sagen solte/ Jch hab diese saubere Gesellen alle miteinander in die Hafft gezogen: niemand wird aus solchen Wortẽ ein andere consequen tz und Folge schliessen koͤñen als diese: ad Justitiam, ad Nemesin, auff daß ich sie alle wegen ihrer Miß- handlung abstraffe andern zum Exempel. Aber in dem mildesten Gnaden- Gericht/ kom̃t gar eine andere unverhoffte consequen tz heraus/ deren man sich nicht haͤtte versehen/ die lautet also: Auff daß er sich ihrer aller erbarme. Doch mit angehengter condition der Goͤttlichen Ordnung/ so sie sich demuͤtigen und appell iren vom Thron der Gerechtigkeit zu dem Gna- den-Thron: wañ sie sich von Mose als dem Zuchtmeister lassen fuͤhren und leiten zu Christo: wann sie von den Wunden zu dem Artzt/ von dem credi- tore und Glaͤubiger zu dem Buͤrgen sich begebẽ; Er der medicus selbst gibt Luc. 12, 58. 59. einen guten Rath; So du mit deinem Widersacher fuͤr den Fůr- sten gehest/ so thue Fleiß an auff dem Wege/ daß du sein loß werdest/ als wolte er sagen: Verklaget dich einer fuͤr Gerichte/ und dir ist nicht geheuer bey der Sache/ so wag es nicht/ vergleiche dich mit ihm guͤt- lich/ mache ihn klagloß/ auff daß er dich nicht etwan fuͤr den Rich- ter ziehe/ und mit scharffem Recht mit dir verfahre: und der Richter (wann du sachfaͤllig worden) uͤber antworte dich dem Stockmei- ster/ und der S tockmeister werffe dich ins G efaͤngnuͤß/ Jch sage dir/ du wirst nicht von dannen heraus kommen/ biß du den letzten Heller bezahlest; Aber das wird wol anstehen biß in Ewig- keit. Also wer mit Mose will rechten/ der verlieret es richtig/ er ist gar zu accurat, hart und scharff/ er will bey einem Oertlein oder Hellerlein bezahlet werden. Jn der Welt gewinnet mancher eine boͤse/ faule Sache vor Ge- richt/ da man bißweilen die kleine Diebe hencket/ die grossen aber laͤsset durch- Predigt. durch schlupffen. Jn Mosis Gericht nicht also/ darumb wer gewinnen und nicht verlieren will/ der gebe sich hier schuldig/ er submitt ire/ er suche einen wolberedten Advocat en und Fuͤrsprecher/ der ihn wider das strenge Mosaische Gericht vertrette. Jst dem also/ was hat sich dann der stoltze/ auffgeblasene/ geschwulsti- ge/ auffgebaumte Phariseer/ duͤrffen einbilden/ daß er fuͤr Gottes Angesicht Luc. 18, 11. 12. getretten/ und dem Herren seine gute Werck in die Sonne gelegt/ sich glaßrein gemachet im Gebet fuͤr Gott; Was zeihen sich die stoltzen/ scheinheiligen () Phariseische (welches Tituls sie sich nicht mehr schaͤmen) () Vide Corn. à Lap. ad Phil. 3. p. 589. Papisten/ die Halb-Suͤnder und Halb-Gerechten/ die durch eigene dispo- sition, so wol aus eigenen Kraͤfften des freyen Willen als zufliessender Gnaden die erste eingegossene Gerechtigkeit zu erlangen/ hernach nach dem sie gerecht worden/ durch vermeynte/ mehrsten Theils selbst-erwehlte gute Gesetz-erfuͤllende Wercke/ verdienstlich die ewige Herrligkeit zu erwerben vermeynen. Das laß mir stoltze Heiligen seyn! gerade als wann einer uͤber dem Pranger pralen wolte; Wann ein Dieb fuͤr dem malefi tz-Gericht stoltzie- ren/ ein Soldat fuͤr dem Standrecht auffschneiden wolte von seinen Schlachten/ Paßporten und Mannheit/ dadurch wuͤrde er den Richter ie mehr irrit iren und in Harnisch jagen. Bey Josepho lesen wir von Herode, daß da er wegen allerhand Muthwillen und Vnfugen wider der Juden Gesetz und Herkommen veruͤbet/ fuͤr das Synedrium cit irt und ge- stellet worden/ Rede und Antwort zu geben/ so sey er erschienen nicht als ein reus und Beklagter/ sondern als ein praͤchtiger stratiot mit auffge- buͤfften Haaren/ mit gewehrter Hand/ mit Purpur bekleidet/ dem Syne- drio fuͤr die Nase geschnellet/ als wann ers wol haͤtte außgerichtet; das verdroß einen eiferigen Patrioten mit Namen Sameas, der stund mitten unter ihnen auff/ und sprach: Was soll das seyn? dergleichen ist nie ge- hoͤret worden/ daß eine malefi tz-Person in solcher positur erscheinen solte/ die Histori ist weitlaͤufftiger zu lesen bey Josepho. Es laͤst Gott nicht () lib. 14. mit sich spielen/ Er kan und will von keinen Menschen-Ruhm nicht wis- antiq. c. 17. sen/ alle Werck-heilige Pralerey ist ihm zuwider/ daß aller Mund ver- stopffet werde/ sagt St. Paulus/ damit sich nicht iemand ruͤhme/ Rom. 3, 19. hat Gottder HErr diese Art der Gerechtmachung nicht aus unsern Wer- cken/ auch denen so JN der Gerechtigkeit geschehen/ erkant und geoffen- baret. Vnd hilfft nicht allhier der eitele prætext der Goͤttlichen Gnade/ daß alle Werck fliessen von der Gnade/ durch Gnaden/ aus der Gnade/ die Sechster Theil. R Gnade Die Zehende Gnade seye der Samen zur Ehre/ darumb habe er sich nicht zu ruͤhmen/ dieweil es aus Gnaden ist. Jst/ sage ein eiteler Fuͤrwand und vergebene Außflucht. Dann ists nicht also/ ob gleich ein Soldat unter einem gluͤckseligen Obersten und durch sein Gluͤck milit irt und sich wol haltet/ so mag er sich doch noch sei- nes Wolverhaltens ruͤhmen; Eiu Holtzhauer/ wann er nur wol hauet/ ob ihm gleich die Axt geschencket/ so hat er doch Ruhm und Lohn davon; Aber hier ist aller Ruhm gantz abgeschnitten und außgeschlossen. Ja was gedencken doch die rohe Welt-Kinder/ boßhafftige Laster-Daͤrme und Schand-Pecken/ welche wann sie auch von Eltern/ Herrschafft/ Predig- Ampt und Richter uͤber einer und der andern Mißhandlung gefraget werden/ nicht gestehen wollen/ daß sie unrecht gethan/ sondern ihnen ehe eine Ader nach der andern wollen aus dem Leibe reissen lassen (wie solche Leute manchmal reden) ehe sie solten gestehen was wahr ist/ auch wann sie ἐν ἀυτο φόρῳ, auff frischer That ertapt und die Hand im Sack erwischt/ Ios. 7, 20. 21. zeitlicher Schmach zu entfliehen/ anders als Achan der Gott dem Herrn die Ehr gegeben/ und seinem Richter Josua rein gebeichtet und zu seinem Hertzen geraͤumet. Einmal wer sich hie in foro conscientiæ, im Gewissens-Gericht nicht selbst verdammet/ der ist ewig verdammet/ 1. Cor. 11, 31. Wann wir uns selber richteten/ so wuͤrden wir nicht gerichtet. Gen. 3, 7. Was bilden ihnen ein die elenden Schurtzflicker/ die mit Feigen-Blaͤttern umbgehen/ wie Adam/ und die allsehenden Augen Gottes blenden wollen? Der Teufel hat zwo perspectiv en/ dafuͤr huͤte sich iederman/ die eine ist der Phariseische Spiegel/ zeiget lauter schoͤn Ding und phantasmata, lauter Heiligkeit/ Gaben/ herrliche Thaten. Wer sich da ver- fihet/ wird gleich jenem Narcisso, er will recht haben/ trauet seinen affect en und Passionen zu wol/ forschet nicht recht/ durch den Selbst-Betrug an- gefuͤhret/ darff sich wol unter die Seraphin und Cherubin hinauff erheben/ der ist kein reus, hat kein Wasser betruͤbt/ er waͤschet mit eigener Hand seine Matth. 27, 24. Haͤnde wie Pilatus/ da er warten sollen/ biß ihn Christus abwasche und rein erkenne: ja es darff ein solcher auffgeblasener Heillge nicht nur selbst seine Geschwaͤr/ Druͤsen und Blattern lecken/ sondern auch andern zumu- then/ sie sollen als Hunde dergleichen thun/ oder keine Gnade haben; dem mangelt niemand als ein Hof-Narr/ der die Warheit saget. Oder ob gleich gemeldter Spiegel etwas tadelt/ so præsen rtirt er gar klein/ macht aus Vergen Wartzen oder Staͤublein/ was wolt das seyn/ das hat so viel nicht zu bedeuten/ wir sind Menschen/ haben Fleisch und Blut/ sind nicht Engel- Predigt. Engel-rein/ es ist ietzt der Welt Lauff/ man muß mit machen. Wer nach den zehen Geboten leben will/ wo will der hinkommen? Der andere Spiegel præsent irt die Sůnde allzugroß/ und treibt den Menschen zur Verzweifelung/ macht die Suͤnde so unermeßlich groß/ als koͤnte sie nicht vergeben werden/ wie Cain in den Gen. 4, 13. Wahn gerathen. Denen muͤssen wir entgegen setzen andere zween Spiegel/ jenem zwar den Gesetz-Spiegel/ das heilige Gesetz/ das repræsent iret ohne passion, unparteyisch/ ohne Falsch den suͤndlichen Wust/ Greuel und Vnlust/ dessen Groͤsse/ Menge/ Schwere in allen Farben und Vmbstaͤnden/ verklagt/ uͤberzeigt und verdammt den Menschen/ Sap. 7, 26. in dem muͤssen wir uns hinden und forn auffs allexgenauest beschauen. Prov. 7, 2. Es præsent irt zwar ein wolpolirter Kunst- und Hauß-Spiegel alles was ihm fuͤrkommt wol und eigentlich/ viel schoͤner und besser der natuͤrliche Augen-Spiegel/ der zarte Kugel-rundte hell-leuchtende Augen-Stern/ in deme sich die gantze Natur abmahlet: nichts aber ist uͤber den Aug- Apffel Gottes/ der unbefleckte Feuer-Spiegel des Goͤttlichen Gosetzes. Diesem/ den Evangelischen S piegel in unserm Aposto- lischen Glauben vorgetragen/ der heisset: HJE all Sůnd ver- geben werden. Man fuͤge sich in die Ordnung/ bestehend in dem geist- lichen Hunger und Durst nach der Gnaden/ Aus der Tieffen ruff ich Ps. 130, 1. 3. HErr zu dir/ so du willst S uͤnde zurechnen/ O wer wird be- stehen? Vater ich bin nicht werth/ daß ich dein Kind heisse/ Luc. 15, 21. c. 18, 13. mit dem Zoͤllner an die Brust geschlagen/ mit Paulo geseuffzet: HErr/ Actor. 9, 6. was wiltu/ daß ich thun soll? Ach suͤssester Herr Jesu/ sihe mich an mit den gnaͤdigen Augen/ damit du angesehen Petrum in atrio, pecca- tricem in convivio, latronem in patibulo, ut cum Petro fleam, cum peccatrice diligam, cum latrone te æternum videam, mit welchen du angesehen Petrum in Caiphas Sahl/ die grosse Suͤnderin bey Simons Gast-Mahl/ den Schaͤcher an des Creutzes Pfahl/ auff daß ich mit Thraͤ- nen mich betruͤbe/ mit der Suͤnderin dich hertzlich liebe/ mit dem Schaͤcher von deinem Gnaden-Blicke/ mich hie und dort ewig erquicke. Luthero ist Luth. tom. 6. pag. 57. hie gut ahzulernen die rechte Appell ir-Kunst. Mich lehret die Schrifft/ daß Gott zween Stuͤle gestellet/ einen Richt-Stul fuͤr die Sichern und Stoltzen/ die ihre Suͤnde nicht erkennen; und einen Gnaden-Stul fuͤr arme bloͤde Gewissen/ die ihre Suͤnde fuͤh- len/ bekennen/ verzagen und Gnade suchen/ der Gnaden-Stul ist Christus R 2 selbst/ Die Eilffte selbst/ da will ich mich zuhalten/ nicht abtreiben lassen/ da soll mein Hertz und Gewissen zugedecket seyn/ ein Gewoͤlb und schoͤnen Himmel druͤber schlagen/ der es decke/ schuͤtze und verthaͤdige/ das heist Gnade und Ver- gebung der Suͤnden/ da soll mein Hertz und Gewissen hin kriechen und sicher bleiben! So wird das Aschre haisch, das elogium folgen; Matth. 5, 6. Wol denen/ selig sind die/ die nach der Gerechtigkeit hungerig sind/ die sollen satt werden/ in geistlichen Durst gerathen/ wie der Hirsch von Schlangen angesteckt/ also die Seel im Schwitz-Bad/ dem die Flammen des Zorns Gottes unter die Augen geschlagen; da wird Chri- sti Heiligkeit/ Gnade/ Weißheit/ Liecht/ Gerechtigkeit/ Krafft/ Erloͤsung und Leben seyn; Gott erwecke unter deß Hirsch-Durst/ damit wir satt Psal. 17, 15. werden/ satt in Gnaden/ wann wir erwachen nach seinem Bilde/ Amen. Die Eilffte Predigt/ Vber den dritten Articul/ Vom Ablaß der Suͤnden/ das ist: Von dem ersten Theil der gerechtmachenden Gnade Gottes/ die da heisset privativa die wegnehmende oder Suͤnden-Straff-abwen- dende Gnade/ dadurch dem armen Suͤnder Ablaß seiner Suͤnden wiederfaͤhret und geschen- cket wird. G Eliebte in Christo: Appello Cæsarem, Jch beruff mich auff den Kaͤyser! so lautet die Apostolische ap- pellation St. Pauli vor dem Richter-Stul des Roͤmi- schen Landpflegers Festi zu Cæsarea abgelegt; Es ward Act, 25, 11. dieselbe eine rechtmässige appellation, dann nach dem er von seinen abgesagten Feinden/ den Juden/ so von Jerusalem zu solchem Werck geordnet/ und abgesand gewest/ schwer und hart verklagt/ aber die Beweisung nicht folgen wollen/ St. Paulus sich stattlich verant- wortet/ und demnach ex actis \& probatis, nach der regul und Lauff der Rechten Predigt. Rechten wol haͤtte koͤnnen erlassen werden: So hat er doch ein anders erfahren muͤssen/ daß der Gunst-Richter Festus den Juden zugefallen/ ihn nach Jerusalem geschleppet/ da er sich keines andern als lauter gifft-gaͤlliger Partheiligkeit und Feindthaͤtlichkeit zu versehen gehabt: so ergreifft er das præsidium juris naturale, das jenige Huͤlffs-Mittel/ welches ihm die Na- tur und der Kaͤyser gegoͤnnet/ als einem Roͤmischen Burger/ beruffet sich auff das Roͤmische privilegium, und sagt: Jch stehe fůr des Kaͤysers Gerichte/ da soll ich mich lassen richten/ ich beruffe mich auff den Käyser. Es war aber auch gemeldte appellation ein exemplar und Muster uns zu gebuͤhrlicher Nachfolge auffgezeichnet/ daß ein Christ/ auch wol Prediger/ rechten und Recht-Haͤndel fuͤhren/ da man ihm das seine nehmen oder fuͤrhalten will/ sondern auch gar auff Paulinisch an ein hoͤheres Gericht/ im Fall in dem niedrigen ihm hell und klar unrecht geschehen were/ appell iren koͤnne/ und soll darob niemand Ergernuͤß neh- men. Jch sage aber auff Paulinische Weise/ mit gutem Gewissen/ in einer guten und gerechten Sache/ ohne unbilliche Gefaͤhrde seiner Gegen- Part/ auch wol fuͤrnemlich durch den dazu geordneten appellation s-Eyd/ anders als in der Welt offt appellationes vorgehen und gestattet werden ex conjecturâ vincibili, aus uͤberwindlicher Vnwissenheit/ die Zeit zu ge- winnen/ die Partey zu ermuͤden/ da mancher unrichtiger Kopff sich nicht will weisen lassen/ in einer ungerechten Sache seinen Naͤchsten auffzuzie- hen/ und bey der Nasen lang herumb zu fuͤhren/ nach der Meynung einer guten Sache/ biß die Ganß wol geropfft/ und wol das Fleisch darzu gefres- sen/ weder Klaͤger noch Beklagten viel uͤberbleibt/ als was man ihnen dar- wirfft. Das laͤsset man in foro soli, in weltlichen Gerichten so passi ren und hingehen/ aber im Gewissens-Gericht lautet es viel anders. Sonderlich ist diese appellation ein schönes Muster un- serer Gerechtfertigung in Gottes Gericht. Wann Moses all- zuhart an uns setzen will mit seinem Fluch und nigro theta, wann das hoͤllische Feuer unter die Augen brennet/ wann der Mensch fuͤr Gottes Zorn nicht weiß wo aus noch an/ wann er heulen und klagen muß: Dem Teufel ich gefangenlig/ ꝛc. Wann er in foro legali, vor dem Gesetz-Stul Mosis seine Sache verlohren/ und der Stab uͤber ihn gebro- chen; wo hinaus? wo solle er dann fliehen hin/ da er koͤnne und moͤge blei- ben? soll er an den Kaͤyser appell iren? Ach das ist viel zu wenig! der Kaͤy- Bernegg. ad Sueton. Aug. c. 33. ser selbst muß sich hie richten lassen. Es hat zwar Augustus (da zuvor R 3 zu Rom Die Eilffte zu Rom auff dem Rathhause man nur dreyerley Tafeln gehabt/ darauff die Rath-Herren ihre vota geschrieben/ auff der eine stund der Buchstaben D. bedeutet die Damnation oder Verdammung des Beklagten; auff der an- dern A. bedeutet die Absolution, die Loß-Zehlung/ wann der Beklagte un- schuldig befunden/ und fuͤr quitt und loß zu sprechen erkant worden; auff der dritten N.L. non liquet, bedentet daß die Sache noch nicht klar/ sie sey noch nicht außgemacht/ man muͤsse dieselbe zu weiterer deliberation ge- stellet seyn lassen:) eine außer-ordentliche/ sonderbare Tafel mit dem Buchstaben I. not irt hinzu gethan/ ignotoriam genant/ die Verzeihungs- Tafel. Aber dieses ( I. ) ist viel zu stumpff und zu schwach in dem Goͤtt- lichen Gericht. Wie dann? Soll der arme beklagte und beschuldigte Vbelthaͤter sich Huͤlffe erholen bey der hochgebenedeyten Mutter Gottes des Herrn/ Jungfrauen Maria/ von welcher jener Fabel-Hanß Jacobus de Vora- gine getichtet/ daß man in allen Beschwernuͤssen an sie gleichsam als an eine Herrscherin und Koͤnigin appell iren soll/ wann man auch von Gott selbst oder der Gerechtigkeit mit Vnrecht belaͤstiget und beschweret were. Ach nein! Maria ist viel zu wenig/ sie ist selbst die Κεχαριτωμένη passivè, sie hat selbst empfangen Gnad umb Gnad/ sie muß sich selbst erfreuen uͤber ih- ren Heiland/ sondern einen andern Gnaden-Thron hat uns Gott vorge- Exod. 25, 17. seqq. stellet/ einen warhafftigen Thron/ vorgebildet im Alten Testament/ einen eintzigen Gnaden-Stul/ der keinen Dagon neben sich leidet/ das ist der 1. Sum. 5, 3. 4. Mittler-Thron/ der Schutz-Thron/ der Versoͤhnungs-Thron/ der Bet- Rom. 3, 25. Thron: Das ist der offene Thron/ von welchem droben im erston Articul gehoͤret. Dieses ist das ultimum refugium rei, die eusserste Burg und Schirm eines beklagten und im Gesetze verdammten Suͤnders/ an die Hoͤrner dieses Gnaden-Throns muß er sich halten/ der ist mit dem Regen- Apoc. 4, 3. bogen der Barmhertzigkeit gekroͤnet und umbgeben/ da finden wir gratiam Hebr. 4, 16. πρόσιτον, den rechten Gnaden-Stul/ dahin wir mit Freudigkeit treten/ und Gnade schoͤpffen koͤnnen/ und zwar die gerechtmachende Gna- de/ zwar privativam, die jenige Gnade/ dadurch das jenige/ so uns irret/ und fuͤr Gott verstellet/ im Wege ligt/ nemlich die leidige Suͤnde/ und dero schröckliche Straffe abgethan und abgeleget wird/ heisset mit einem Worte: Der Ablaß der Sůnden. Davon wollen wir anietzo in der Furcht des Herren handeln/ welches hochwichtige Geheimnuͤß/ daß wirs recht verstehen/ wolle Predigt. wolle uns Gott von oben herab im lehren und hoͤren mit seinem Heiligen Geiste erscheinen/ umb Jesu Christi unsers liebsten Gnaden-Throns wil- len/ Amen. S O ist nun das præsidium, die sichere Burg/ feste Hort und Horn/ das Huͤlff- und Heil-Mittel/ so einem ar- men auff den ewigen Tod verklagten/ uͤberweiseten/ verdammten/ unter dem reat und Straff-Pflicht gefangenen Suͤnder zu statt und rath kommen soll/ ins gemein Gratia justifica, die gerechtmachende Gnade/ die barmhertzige Gnade. Dann da stehet der arme Gnad- 2. Sam. 19, 32. begierige Suͤnder nicht wie Barsillai vor David als ein getreuer unbe- klagter Knecht oder Vnterthan fuͤr seinem gnaͤdigen Herren/ oder wie die Engel fuͤr Gott; fondern als der gefallene Adam auff dem Pranger/ als der Mundschenck Pharaonis/ als eine elende erbaͤrmliche Person/ den Gen. 14, 2. hungert nach der Gerechtigkeit/ er sehnet sich nach Trost/ er suchet Ablaß Tit. 3, 6. und Vergebung seiner Suͤnden/ und glaubet auch nach Anweisung des Apostolischen Glaubens/ nicht nur daß ein Ablaß der Suͤn- den in der heiligen Christlichen Kirch seye/ sondern daß auch ihme in particulari solcher Ablaß gedeyen werde. Er glaubet nicht nur eine Vergebung der Suͤnden/ welche der verzweifelte Franciscus Spiera auch geglaubt/ ja der Teufel glaubt es auch/ aber mit zittern/ als der keinen Ablaß in Ewigkeit fuͤr sich zu hoffen: sondern es glaubt auch ein bußferri- ger Mensch/ daß auch seine Suͤnde JHME/ JHME/ JHME vergeben werde/ und fund irt solche seine glaubige Zuversicht auff die Goͤtt- liche Himmel- und Eyd-feste Verheissungen/ deren das grosse Trost-Buch die heilige Schrifft uͤberfluͤssig voll ist. Thut euer boͤses Wesen von meinen Augen ꝛc. Kehre wider der Abtruͤnnige Jsrael ꝛc. Wo Esa. 1, 16. sich der Gottlose bekehret ꝛc. Bekehre dich Jsrael zu dem Ier. 3, 12. HERRN deinem Gott/ nehmet diese Wort mit euch/ und Ezech. 18, 21. bekehret euch zum HErrn/ und sprecht zu ihm: Vergib uns Ose. 14, 21 3. 5. alle Suͤnde/ und thue uns wol/ so will ich ihr Abtretten wieder heilen/ gern wih ich sie lieben/ dann soll sich mein Zorn von ihnen wenden. Von Christo Jesu zeugen alle Propheten/ Act. 10, 43. daß in seinem Namen Vergebung der S ůnden empfahen sollen alle/ die an ihn glauben. Vnd Die Eilffte Vnd damit ein angefochten Hertz diese Wort ihme selbst in indivi- duo desto behertzter und getroster applic iren moͤge/ hat der Herr nicht nur die Sacramentlichen Sigell/ als medullam gratiarum, sondern auch dem ministerio und Predig-Ampt als dem Ampt der Versoͤhnung den hochtroͤstlichen Loͤse-Schluͤssel angehenckt/ auff daß so gewiß JCH und kein anderer fuͤr mich getaufft: so gewiß JCH und kein anderer fuͤr mich das gesegnete Brod/ welches ist eine Gemeinschafft des Leibes Christi/ den gesegneten Kelch/ welches ist die Gemeinschafft des Blutes Christi genos- sen/ zu Vergebung der Suͤnden/ so gewiß JCH und kein anderer fuͤr mich die absolution angehoͤret und angenommen/ so unfehlbar gewiß seye auch mir und keinẽ andern fuͤr mich/ uñ an meine statt die Suͤndẽ erlassen. Jst also außgemacht/ daß ein solcher Ablaß der Suͤnden in der Christ- lichen Kirchen zu hoffen/ was aber und wie dieselbe Gnade geartet/ davon ist noch ferners Bericht zu leisten/ sie ist nemlich eine vollkomme- ne Gnade/ so nicht nur uͤber alle Menschen/ sondern auch uͤber alle Suͤn- den sich außbreitet/ wie hoch/ wie lang/ wie tieff/ wie breit diese im̃er seyn moͤ- Ps. 103, 11. 12. gen/ so ist die Gnad noch hoͤher/ noch groͤsser/ noch laͤnger/ noch tieffer/ noch breiter/ So hoch der Him̃el ůber der Erden ist/ läst er seine Gna- de walten/ uͤber die so ihn fuͤrchten/ so fern der Morgen ist vom Abend/ laͤst Er unser Vbertrettung von uns seyn. Non quan- titas criminis, nec brevitas temporis, nec horæ extremitas, nec vitæ () serm. de cœnâ. enormitas, si vere pœnitentia adfuerit, excludit à veniâ, sagt () Cypria- nus, weder die Groͤsse und Schwere der Suͤnd/ noch die Kuͤrtze der Zeit/ die noch uͤbrig ist im Leben/ noch auch die letzte Stunde des Lebens/ kan einen Menschen außschliessen/ ausser Gottes Gnaden-Schoß/ wann nur die Reu und Busse rechtschaffener Art ist. Rom, 5, 5. Gratia effusa, Eine auß- nicht eingegossene Gnade/ eine uͤberschwengliche Gnade (welches man von der eingegossenen Gnade nicht sagen kan) gratia ante-secularis, eine Gnade/ so gewesen ist 2. Tim. 1. 9. vor der Zeit der Welt/ eine Gnade/ so dem Zorn Gottes entgegen ge- Eph. 2, 3. setzet; nichts kan uͤberschwenglich seyn/ was in gewisser Maß eingegossen/ nichts ewig/ was in der Zeit gegeben worden; Wie der Zorn Gottes nicht ist JN dem Menschen affectivè, dem affect und der Natur nach/ sondern effectivè, der Wuͤrckung nach/ wann Gott der Herr uͤber einen Menschen erzuͤrnet/ so giesset Er keinen einwohnenden Zorn- affect JN densel- Predigt. denselben/ sondern es ergeust sich der Zorn uͤber denselben; Also auch die gerecht- und seligmachende Gnade ist nicht eingegossen/ eingeflossen/ son- dern außgegossen. Eine lautere und unverdiente Gnade auff seiten unser/ sonst auff seiten Christi ist sie Christo sauer genug worden zu erwerben/ welches damit wirs wol verstuͤnden/ hat der Apostel das δωρεὰν hinzugesetzet/ gantz umbsonst ohn unser mitwuͤrckenden Verdienst/ bloß umbsonst/ aus lauter Guͤte und Liebe/ aus sonderbarem Goͤttlichem affect, den Gott gegen dem Menschen traͤgt. Tit, 3, 4. Jnsonderheit/ so ist diese Gnade eine vergessende Gnade der vergangenen Schuld; per πάρεσιν, durch die Vergebung. Rom. 3, 25. Wann Gott gleich die Suͤnde/ offens und injuri, so ihme der Mensch zu- gefuͤgt/ fuͤrkom̃t/ so laͤst ers aus den Augen gehen/ per non imputationem, er rechnets dem Suͤnder nicht zu/ gerade als wann es nie were geschehen/ Rom. 4, 8. per submersionem, er versenckt die Suͤnde in das unergruͤndliche Meer 2. Cor. 5, 19. seiner tieffsten Barmhertzigkeit/ wirfft sie hinter sich zuruͤck/ wie eine Wol- Mich. 7, 19. cke und Nebel verschwindet. Summa per omnimodam ἀμνηςείαν, durch die gaͤntzliche Vergessung aller Suͤnden/ daß keiner Vbertretung mehr soll Ezech, 18, 22. gedacht werden. Was Simei gesucht/ aber nicht vollkommen erlangt bey David/ dann David verspricht ihm zwar das Leben bey seiner Regie- 2. Sam. 19, 19. rung/ schencket ihm die privat-injuri, aber publicam vindictam, oͤffent- liche Rach uͤberlaͤsset er seinem weisen Sohne; Laß ihn/ sagt er zu Sa- 1. Reg. 2, 9. lomo/ nicht unschuldig seyn/ daß er seine graue Haar mit Blut hinunter zur Hoͤllen bringe. Das sucht und erlanget ein armer bußfertiger Suͤnder bey Gott. Eine solche Gnade/ dadurch auch die Straffen erlassen Luc. 1, 77. werden/ so auff die Suͤnden folgen sollen/ durch einen Durchstrich der Rom. 4, 7. Handschrifft aus dem Goͤttlichen Schuld-Buch/ durch Hinwegnehmung Col. 1, 14. der Schuld/ und Entledigung der Straff-Pflicht/ und hindert allhie nicht Act. 3, 19. das nach der Straff noch folgende Creutz/ damit nach geschehenem Ablaß Rom. 8, 1. bußfertige Suͤnder noch beleget werden/ Calamitates ante remissionem sunt supplicia peccatorum, post remissionem verò sunt certamina exer- citationesq́; piorum, schreibt () Augustinus: Creutz und Truͤbsal/ ist zwar () l. de pec- cat. mort. \& remiss. peccat. l, 2. c. 83. * in 1. Cor. 11. eine Straffe Gottes bey denen die noch nicht mit Gott versoͤhnet/ denen aber die Ablaß erlanget/ ists nichts anders dann eine Christliche Vbung der Gottesfurcht. Cum corripimur à Domino, sagt Chrysostomus, magis est admonitionis quàm damnationis; medicinæ quam supplicii, Wann wir nach der Busse von dem Herren gezuͤchtiget werden/ Sechster Theil. S so ists Die Eilffte so ists uns vielmehr eine Anmahnung als verdamnuͤß/ vielmehr eine Artz- ney als eine Zorn-Straffe. Tribulationes piorum sunt amaræ sagittæ ex dulci DEI manu emistæ, spricht Greg. Nazianz. Truͤbsal so die Glau- bigen trifft/ ist zwar ein scharffer bitterer Pfeil/ wird aber aus der suͤssen Va- Act. 12, 7. 8. 9. 10. ters-Hand außgeschossen. Wie der Engel als goͤttliche Raths-Bott Petro erschienen/ ihn auffgewecket/ darauff die Ketten von seiner Hand gefallen/ die eusserste Thuͤr sich selbst auffgethan; Also der Heilige Geist vergiebet durch das ministerium und Predig-Ampt als diener Gottes per ῥῦσιν, und Errettung von der Obrigkeit der Finsternuͤß: so bald Petrus erwacht/ und die Thuͤr geoͤffnet wordẽ/ so nim̃t ihn der Engel bey der Hand/ und fuͤhrt ihn heraus durch die erste und ander Hut: er erlangt freyen Paß/ gehet da- von; Also wird auch der arme Suͤnder quitt und loß. Man hats in Er- fahrung bey Vnholden/ die sich dem boͤsen Geist ergeben und mit Blut ver- schreibẽ/ daß offtmal Obrigkeitliche Hafft und Krafft so viel nicht vermag/ daß nicht die Obrigkeit der Finsternuͤß maͤchtiger were/ der boͤse Geist unter- stehet sich solche maleficant en aus der Hafft heraus zu fuͤhren/ aber so bald die pœniten tz fuͤrgangen/ die absolution gesprochen/ so trollet er sich und hat keine Macht mehr. Auff solche Weiß muͤssen wir uns die Sache festig- lich einbilden von der Quittantz und Ablaß der Suͤnden ins gemein. Eine zudeckende Gnade/ so wol des Gesetzes/ dadurch das An- gesicht Mosis gedecket/ daß er nicht fulmin iren und blenden kan/ wie auch die Tafeln des Gesetzes durch den Vorhang des Gnaden-Stuls. Vnsere liebe alte Vorfahren haben diß geheimnuͤß mitten im blinden Papstumb gar artig eingebildet/ in unserm Muͤnster/ an dem Portal auff der Graͤt/ bey dem Vhrwerck/ da Sabina des Werckmeisters Tochter mit ihrer eige- nen Hand zwey Bilder bossiert und außgehauen/ so gegen einander uͤber stehen/ das eine/ so den Glauben bedeutet/ und in einer Hand einen Kelch sampt der Ostien/ in der andern ein Creutz-Bild fuͤhret/ redet das ander an und sagt: Mit Christi Blut uͤberwind ich dich: das ander/ so das Gesetz bedeutet/ verbunden uͤber den Augen/ in einer Hand die gebrochenen Tafeln Mosis fuͤhrend/ sagt: Dasselbe Blut blendet mich. Als der noch beywohnenden eingewurtzelten Erb-Suͤnden und Erb-Lust so be- Psal. 32, 1. decket wird/ nach dem 32. Psal. Der Mann wol selig ist fuͤr Gott/ dem Rom. 4, 7. seine Suͤnde bedecket ist/ wie aber? Vielleicht tectione absorptivâ durch eine verschlingende Verdeckung/ wie etwan eine Klufft in der Erden verdeckt wird/ wann man viel Grund hinein wirfft/ dieselbe auß- fuͤllet und also bedecket? Nein/ sondern tectione 1. juridicâ, durch eine Predigt. eine gerichtliche Zudeckung; Gott bedecket unsere Suͤnde/ daß er sie nicht sehen moͤge zur Straffe/ schreibt Augustinus uͤber den 32. Psalm/ er bedecket dieselbe/ daß sie uns nicht schaden moͤge. 2. Medicà, durch Sicut Alex, M. percus. so in fron- te, Lysima- cho, fluen- tẽ sangui- nem dia- demate suo, quod sibi è capi- te detraxe- rat, obliga- vit \& re- pressit. eine Artzney-Bedeckung/ als mit einem heilsamen Pflaster/ da der Artzt und Wund-Balbierer zuvor den Eiter und groͤbsten Wust wegnim- met/ darnach die Wunde mit einem Pflaster bedecket/ dadurch es dann geschicht/ daß zwar nicht alsobald in selbigen Augenblick/ sondern all- maͤhlig nach und nach die Wunde geheilet werde. Eine vom Himmel verordnete und mitgetheilte Gnade/ da der himmlische Vater aus unergruͤndlicher Liebe/ die Er gegen das menschliche Geschlecht hat und traͤget/ dem armen verlohrnen Sohn aus Gnaden wuͤrcklich vergibet/ ihn haͤlset und kuͤsset/ Er der grosse creditor ihm alle Schulden erlaͤsset/ und sagt durchs Wort in sein Hertz: Sihe! alle diese Schuld hab ich dir erlassen. Wann der arme Suͤnder und Matt. 18, 32. verlohrne Sohn kommet mit reuendem Hertzen/ so gehet alsdann das disputat in dem Hertzen Gottes an: Was soll ich aus dir machen? Ose. 11, 8. da streitet Gerechtigkeit und Liebe mit einander/ endlich vergleichen sie sich und kuͤssen einander. Chesed veemeth niphgaschu, zedek va- Psal. 85, 11. schalom naschaku, Ja die Barmhertzigkeit behaͤlt Vberhand und ruͤhmet sich wider das Gericht. Iac. 2, 13. Von dem loͤblichen und milden Kaiser Augusto schreibt () Seneca, daß als ihm auff eine Zeit einer von seinen rebell en und meutmachern fuͤr- kommen/ Namens Cinna, da hab er bey sich selbst in seinem Kaͤyserlichen Hertzen Rath gehalten/ was und wie er gegen demselben zu verfahren/ Quid ergo, ego percussorem meum securum ambulare patiar, Wie? soll und kan ich dem das Leben schencken/ der mir nach Leib und Leben gestan- den? Sein Gemahl Livia redet ihm ein und sagt: Handle mit ihm wie ein Artzt/ vergib ihm/ er ist ergriffen und bekennet sich zur Vbelthat/ nocere tibi non potest, potest prodesse famæ, er kan dir nicht mehr schaden/ aber er kan dir einen grossen Namen machen/ daß iederman von der Kaͤyser- lichen Mildthaͤtigkeit und Barmhertzigkeit wird sagen und ruͤhmen koͤn- nen. Darauff der Kaͤyser sich zu ihm gewendet und gesagt: Vitam tibi () lib. 1. de clem. c. 9. Jta \& Raniminus Rex Hisp. conjuratoribus in se pe- percit, dono, inquiens, vobis vitam experiarq́ue an vincam beneficentia, quos mi- nis \& terroribus flectere non potui? Joh. Læt. p. 284. contra exempla Cæsaris ἀχρή- ςου ac implacabilis vide in historiâ Henrici VI. Imp. S 2 Cinna Die Eilffte Cinna iterum do prius hosti, nunc parricidæ, ex hodierno die inter nos amicitia incipiet, Cinna hiermit schenck ich dir als meinem Feind und darzu Kaͤyser-Moͤrder das Leben zum andern mal/ wiltu meine Gnade annehmen/ so wollen wir ietzo und von stund an gute Freunde seyn. Das thut auff gewisse Maß und Weise auch der liebe Gott/ und solchen Proceß fuͤhret er mit einem armen Suͤnder in seiner Rechtfertigung: Er vergibt/ laͤsset sich gutwillig versoͤhnen und sucht Freundschafft mit demselben zu machen/ allein zu Ruhm und Ehr seiner grossen unverdien- ten Gnad und Barmhertzigkeit. Christus Jesus feyret nicht bey diesem Handel/ Er haͤlt der unend- lichen Gerechtigkeit fuͤr sein gehorsams Leiden/ und sagt wuͤrcklich: Dieser Suͤnder hat zwar Hoͤll und Tod verwircket/ er solte im Zorn Gottes unter- gehen/ er solte verzweifeln und verzagen; Aber ich habe fuͤr ihn gebuͤsset/ ich bin fuͤr ihn gestanden/ ich habe gekaͤmpffet mit dem Tode/ daß der blutige Schweiß mir außgegangen/ darumb missa esto, er soll loß seyn! da kommt der Heilige Geist/ leget Hand an/ bringet den Loͤse-Schluͤssel/ stellet ihn auff freyen Fuß/ recht fertiget also den Menschen/ spricht ihn aller Suͤnden loß/ und sagt thaͤtlich/ ja auch muͤndlich zu ihm durch das Predig-Ampt: Dir sind deine Suͤnde vergeben! wie der Sonnen-Glantz die Wetter/ Wolcken und Nebel dissip irt/ so ist auch die Suͤnde hinweg getrieben/ vertilget und krafftloß gemacht/ und solche Gerechtigkeit versigelt mit den Sacramenten/ das ists/ das wir sagen: Jch glaube eine einige Tauffe zur Ver- gebung der Suͤnden/ dabey wir uns aber anietzo nicht laͤnger auffhal- ten/ dieweil von der Tauffe/ wie auch vom Loͤse-Schluͤssel im vierten und sechsten Stuͤck soll gehandelt werden. Gnug ist fuͤr dieses mal/ daß wir die thesin verstehen/ das und was die gratia justifica privativa, die gerechtmachende Straff-hin- Gen. 3, 7. wegnehmende Gnade/ das ist/ der Ablaß der Suͤnden seye? nem- lich nicht medicina palliativa, eine heillose Chur eines Quacksalbers/ der zwar die Wunde eusserlichen verbindet/ aber die Wurtzel des Schadens nicht hinweg nimmt: nicht ein Rock damit man den Grind eusserlich verdecket/ oder ein getuͤnchtes Grab/ wie Becanus, Costerus und andere von unser Rechtfertigung laͤstern. Was der Mensch deckt/ das ist Heu- cheley/ wie Adam und Eva Schuͤrtze macheten von Feigen-Blaͤttern/ ihre Scham und Schande zu bedecken; Was Gott deckt/ das ist und Becanus tom. 1. p. 365. Costerus p. 228. contra Bellarminus agnoscit me- dici nam quæ vulnus regit \& simul curat l. de grat. primi hom. c. 6. heist Predigt. heist justificatio, die rechte gruͤndliche vollbringende Gerechtmachung/ da die vergangene Suͤnd verschwindet/ die gegenwaͤrtige Erb-Suͤnd bedecket/ abgewendet/ folgends dero Straffe/ die Wunde allerdings ihr Regiment verlieren/ und der Schade nach und nach durch taͤgliche mortification und Toͤdtung des Fleisches heil wuͤrd. Vnd das ist eigentlich das troͤstliche Evangelium von dem Jubel- Jahr Neues Testaments/ daß Christus in die Welt gebracht/ damit man- cher Suͤnder erquickt worden: Sey getrost mein Sohn ꝛc. davon alle Act. 10, 43. Propheten geprediget/ allen zerknirschten geist-hungerigen und geist-dursti- gen Suͤndern zu Trost und Labsal/ dasselbe hat er bald anfangs zu Naza- reth seiner Heimat geprediget/ da er das Buch herumb warff/ funde Luc. 4, 16. \& seqq. er den Ort/ da geschrieben stehet: Der Geist des HERRN ist bey mir/ derhalben hat er mich gesalbet und gesand zu ver- kuͤndigen das Evangelium den Armen/ zu heilen die zerstossens Hertzens sind/ zu predigen den Gefangenen/ heute ist diese Verheissung erfuͤllet; Wir sprechen billich auch: Heute ist diese Schrifft erfuͤllet auch fuͤr euren Ohren/ wann ihrs wollet annehmen. Welche froͤliche Botschafft uͤber alle Zeitungen gehet/ die man mit grossen inniglichen Hertzens-Freuden anzunehmen/ alle vorerzehlte Verheissun- gen Gott fuͤrzuhalten. Ein Soldat auff der Wahlstatt/ wann er hoͤret/ Quartier! ich meyn/ er spitzet die Ohrẽ und richtet sich wieder auff. Ein ma- leficant, der auff das Leben gefangen/ wann derselbe von einiger Gnade hoͤ- ret/ mit was Danck und Freuden nimmet ers an/ wie fasset er alle Wort so fleissig zu Ohren? Solte einer armen Seelen der die Gnaden-Zeit versau- met/ in der Hoͤllen diß Evangelium geprediget werden/ was unaußsprech- liche Freude wuͤrde sie empfinden? Solte den boͤsen Geistern dergleichen wiederfahren/ sie wuͤrden mit Freuden aller Marter vergessen/ die sie ge- litten haͤtten/ oder noch eine Zeit leiden muͤsten. Als vorzeiten die gantze Juͤdische nation durch Hamans practic en Esth. 3, 13. zum Tode verdammt gewest/ was Noth/ was Jammer/ was heulen/ was c. 4, 1. seqq. Weheklagen/ Zetter- mordio, Ach und Weh war damal? Aber da sie c. 8, 11. seq. contrari- Lufft bekommen/ und die Evangelia/ die Laͤuffer aus Ahasveri c. 9, 18. seq. Cantzley außgeflohen/ und eine allgemeine perdon und Ablaß der ange- droheten Marter und Plagen außgeruffen worden/ so haben sie ein sonder Fest angestellet/ das Purim- Fest Esther/ da war Freude und Wonne und Wolleben bey allen Juden; dasselbe Fest soll unser taͤglich Fest seyn. S 3 Wann Die Eilffte Wann wir bedencken/ in was grosser Noth wir gestecket/ was die Kirche klaget: Dem Teufel ich gefangen lag/ im Tod war ich verloh- ren ꝛc. Wie einem armen Suͤnder zumuthe/ der auff Leib und Leben ge- fangen/ der auff der Schwaͤtz-Schul gewest/ uͤber den der Stab gebrochen/ die traurige Botschafft kommen/ er werde vom Leben zum Tode gerichtet werden/ was fuͤr Schauder ihn ankomm/ wie er erschreck fuͤr dem Anblick des unumbgaͤnglichen Todes/ da ist wenig Schlaff/ schroͤckliche Traͤume/ traurige imaginationes und Einbildungen; schroͤcklicher/ wann der Iud. 16, 25. Thurnhuͤter oder Hencker ein Tyrann ist/ und nach der Schaͤrffe alles exe- qui ret/ ja wann er noch seiner spottet/ wie die Philister des Simsons. So/ sagt die Kirche/ sey es ihr ergangen/ wann sie zuruͤck auff den vorigen Suͤnden-Stand/ und neben sich gedencket auff die viel nation en und Voͤlcker/ so solcher Pein und Fluch noch unterworffen; Aber da sie sich erinnert dieses Evangelii von der gerechtmachenden Gnade/ so wird ihr Heulen ploͤtzlich in ein Freuden- und Fest-Lied verwandelt/ Nun freuet euch lieben Christen gemein ꝛc. Dieses Evangelium muͤssen wir nun entgegen setzen erstlich Cacan- gelio () Novatiano, dem alten Novatian ischen Schwarm/ der den jenigen/ so nach der Tauffe in schweren Suͤnden-Last/ sonderlich in die apostasi und Abfall vom Christenthumb ins Heydenthum̃ gerathen/ der Ablaß der Suͤnden/ so in der Kirchen vermittelst des Loͤse-Schluͤssels ge- * Sozom. l. 1. c. 21. schicht/ gaͤntzlich abgestrickt. * Constantinus M. der Christ-loͤbliche Kaͤyser hat einen von solchen Schwaͤrmern/ Acesius genant/ artig beschlagen/ da er desselben Meynung von diesem Articul angehoͤrt und vernommen/ sagt er zu ihm: Acesi, hat es die Meynung/ so mache dir eine Leiter biß an Him- mel hinauff/ und steig und kletter allein hinauff! als wolt er sprechen/ auff diese Weise wirstu allein in Himmel kommen/ niemand wird dir folgen koͤnnen. () à Novat. quem Cyprianus ep. 1. ad Cornel. nominat Misericordiæ hostem \& interfectorem pœnitentiæ. 2. Cacangelio papæo, dem Päpstischen Zweifel- S trick/ (*) Can. 13. den die geistlosen Seiler im (*) Concilio zu Trident zusammen geflickt/ und also lautet: Wer da sagt/ daß dem Menschen zur Erlangung der Vergebung der S uͤnden/ von nöthen sey/ daß er gewiß und ohn allen Zweifel glaube/ ihm seyen die S uͤnde vergeben/ der soll verflucht seyn. Bey diesem Jrrthumb bleibt es nicht/ sondern es hangen Predigt. es hangen an demselben noch andere. Sonderlich der jenige/ der uns das HJE will hinweg nehmen/ durch das leidige/ trostlose und ertichtete () Feg-Feuer/ davon in der antithesi zu seiner Zeit mit mehrerm. Es wird ferner den blinden Leuten eingebildet/ es werde durch die eingegossene Gna- () vide ho- domor. pap. Phan- tasm. 12. p. 967. de (von welcher zu seiner Zeit in der antithesi mit mehrerm) als durch ein Liecht alle Suͤnden-Finsternuͤß vertrieben/ auch die Erb-Suͤnde/ so fern sie Suͤnde ist/ ob gleich der unsuͤndliche fomes conscientiæ, Gewissens- Zundel noch bleibet/ gantz außgetilget. Wer hilfft aber der vergangenen Suͤnden-Schuld/ die zwar fuͤruͤber und begangen worden/ aber doch in Gottes Schuld-Buch auffgeschrieben stehet? davon weiß das Papstumb nichts/ von keinem Huͤlffs-Mittel/ da ist altum silentium, lauter still- schweigen davon bey ihnen; Zu viel/ in dem wider die Glaubens-Regul geglaubet wird/ als wuͤrde die Suͤnde alsbald in der ersten justification und Gerechtfertigung gaͤntzlich getilget/ nicht nur daß sie uns nichts mehr schade/ sondern auch daß sie gar nicht mehr seye. Das lauffet neben Gottes Rom. 7, 14. 15. Wort auch wider die experien tz. Es spuͤret ja und erfahret auch der heiligste Apostel Paulus/ daß auch nach seiner Wiedergeburt und erlangten Gerech- tigkeit des Glaubens/ dennoch er unter die Suͤnde verkauffet/ thue was er nicht wolle/ und lasse was er nicht solle. Ein Dieb wird manchmal vom Strang erloͤset/ aber die Diebs-Art bleibet/ er last das Maufen nicht; Also ists auch mit dem Menschen ins gemein beschaffen/ die suͤndliche Art bleibet biß in Tod/ wird hie nicht allerdings außgewetzet/ wiewol durch Krafft des Heiligen Geistes nach und nach geschwaͤchet werden muß. Es laufft die widrige Lehr wider das taͤgliche Gebet aller Heiligen/ die alle zu- sammen schreyen und sagen: Dimitte nobis, Ach Vater/ vergib Matt. 6, 12. uns unsere S chuld! wider den Rath Gottes/ der uns Feinde hinter- lassen zum Kampff/ zu einer staͤten Tilgung der Suͤnde biß an die letzte ἀπολύτρωσιν, an die letzte Auffloͤsung den Tod/ da das sterbliche und con- Hebr. 3, 18. sequenter auch das suͤndliche wird absorb irt und verschlungen. 1. Cor. 15, 54. 3. Cacangelio Calviniano, dem Jrrthumb des Zwing- lischen Jrr-Geistes/ der wie alles anders/ also auch diesen Articul in die Enge der particularit aͤt einziehet/ wie anderswo aus ihren Schrifften () vide ho- domor. Calvin. Phant. 10. p. 3067. erwiesen wordẽ. Geben sie in ihren auditoriis ein anders und widriges fuͤr/ so predigen sie auff Frantzoͤsische Art/ sie schreiben anders und reden anders. 4. Cacangelio Cainico, dem falschen Cainischen Wahn/ also lautend/ Meine Suͤnde ist grõsser/ dann daß sie mir kan ver- geben werden! (anders als Piscator gedolmetschet Gen. 4, 13. Meine Die Eilffte Meine S traffe ist grösser dann daß ich sie ertragen koͤnne/ Luther. Comm. h. l. p. 67. f. 2. welche Dolmetschung Cain zu einen Maͤrtyrer machet/ wie Lutherus wol erwiesen) deme aber widerspricht unser Apostolischer Glaube/ wann er sagt: Jch glaube Vergebung der S uͤnden. Vnd ob gleich das Hertz nicht allzeit verzweifelt wie Cain/ so zappelt es doch in schweren Anfechtungen/ und stehet im Kampff/ kan mitten in der Hoͤllen- Angst nicht uͤber sich sehen und greiffen nach diesem Glaubens-Articul/ die Suͤnde stehet dazwischen wie eine Maur/ es spricht die Vernunfft mit Iud. 6, 13. Gideon: Jst GOTT gnaͤdig/ warumb geschicht mir solches? Antwort: Was Gott vergessen/ das vergiß du auch/ grab die getoͤdtete Suͤnde nicht wieder herfuͤr/ mach Gott nicht zum Luͤgner; man darff Psal. 25, 7. sich zwar wol derselben erinnern/ nach dem Exempel Davids und Pauli/ Devt. 9, 7. bevorab wann die cicatrices und maculæ, die Wundmahl noch fuͤrhan- 1. Corinth. 15, 9. den: Petrus soll/ wie Lyranus erzehlet/ alle Nacht so offt er den Hahn hoͤren kraͤhen/ auffgestanden und mit bittern Zaͤhren seines Falles sich erinnert 2. Cor. 12. 7. haben: St. Paulus muß des Sathans Faͤustschlagen noch empfinden: Lutherum hat sein Gewissen offt remord irt/ widergebissen und geschmertzt/ wann er sich des Greuels der Abgoͤtterey/ den er im Papstumb veruͤbet/ () in Ge- nes. 37. fol. 311. erinnert/ das schwartze boͤse Huͤndlein/ () schreibt er/ der Reulin heisset/ waͤ- ret dein Lebtag und hoͤret nicht auff/ wann auch schon die Suͤnde vergeben ist/ aber zur Demuth/ Gedult und Wachsam- oder Fuͤrsichtigkeit/ nicht zur Verzweifelung: aus der memoria muß man kein pabulum infidelitatis machen/ sondern vielmehr dieselbe gebrauchen zu einer Anmahnung zur Danckbarkeit. 5. Cacangelio paralogistico, Der falschen Folgerey Rom. 6, 1. 2. 3. 12. und boͤsen Mißbrauch; Was wollen wir hierzu sagen? sollen wir dann in der S uͤnde beharren/ auff daß die Gnade desto mächtiger werde? Das sey ferne! wie solten wir in S uͤnden wollen leben/ der wir abgestorben sind; Vielmehr das widrige! S o lasset nun die S ůnde nicht herrschen in eurem sterblichen Leibe/ Gehorsam zu leisten in ihren Luͤsten. Das wer so absurd, als wann ein Christ einen Tuͤrckischen Sclaven gefangen heimbraͤcht/ und er wolte ihn zum Junckern/ sich zum Sclaven machen/ daß ist den Sclaven zum Herrn/ die Magd zur Frau machen/ und ihm selbst eine Ruthe auff den Ruͤcken binden. Das sey ferne von einem geistlichen Heldenmuth/ vielmehr also: Jst die Suͤnde vergeben/ so lasset uns danckbar seyn/ so lasset uns Christo Predigt. Christo dienen/ dem Naͤchsten verzeihen/ der Friede Christi soll den Sieg Matt. 18, 35. und Preiß gewinnen/ das Hertz ringet gleichsam zwischen der Beleidigung und Gedult/ Gedult und Sanfftmuth soll den Siegs-Lohn/ den Siegs- Ruhm darvon tragen; So soll hinfuͤro die Suͤnde nicht herrschen/ zum Rom. 6, 1 . Schemel der Fuͤsse soll sie ligen/ biß Christus das letzte consum matum est sprechen/ und die Suͤnde verschlingen wird in den Sieg/ und seine Gemei- ne gantz vollkommen/ heilig und unstraͤfflich darstellen/ daß allerdings kein Eph. 5, 27. Flecken/ Runtzel oder des etwas mehr wird uͤberbleiben/ da wir das grosse Apoc. 19, 7. Confitemini anstimmen werden Ps. 107. und singen aus dem 124. Psal. 8. Confer Thomam Aquin. part. 3. q. 8. art. 3. resp. ad 2. Gott Lob und Danck Strick ist entzwey/ wie ein Vogel des Stricks kommt ab/ ist unser Seel entgangen/ und wir sind frey/ Lob/ Preiß/ Ehr und Ruhm sey Gott dafuͤr in alle Ewigkeit/ Amen. Die Zwoͤlffte Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von dem andern Theil der gerechtmachenden Gnade Gottes/ die da heisset Positiva \& imputativa, die ge- rechtgebende und zugerechnete Gnade/ dadurch der arme Suͤnder gerecht gemacht wird. G Eliebte in Christo: Es stellet St. Paulus in der zwar kleinen aber sehr Lehr-reichen und wichtigen Epistel an den Philemonem einem edlen und nahrhafften Bur- ger zu Colossen nach Ermessung D. Lutheri in der Vor- rede daselbst/ ein schoͤnes Bild der Rechtfertigung eines armen Suͤnders fuͤr GOTT vor/ und dasselbe in drey unterschiedlichen Personen. I. Jn der Person des Onesimi, dem Namen nach nuͤtzlich/ aber re ἀχρηςου, in der That eines unnuͤtzen Knecht v. 11. der seinem Herren zu Schaden gethan v. 18. und wie Hiero- nymus dafuͤr haͤlt/ demselben abgetragen/ auch hinter der Thuͤr Vrlaub genommen/ von Colossen nach Rom kommen/ und da St. Paulum in der Hafft und Banden angetroffen/ aber gleichwol hernach sorte divinâ, durch ein sonderbar Goͤttliches Gluͤck und Gnaden-Geschick ἔυχρηςος, Sechster Theil. T Onesi- Die Zwölffte Onesimus, ein rechter nutzer Knecht worden/ nach dem er von St. Paulo in seinen Banden gezeuget/ und wiederumb zuruͤck gesand: da er nutz worden nicht nur feinem Herren/ sondern auch der gantzen Christlichen Kirch/ Ignatius in ep. ad Eph. sintemal er hernach Bischoff worden zu Epheso/ Timotheo succed irt/ von Ignatio mit herrlichen elogiis orn iret und gezieret/ gar die Maͤrterer-Kron erlangt zu Rom unter dem Kaͤyser Trajano. Quis ille Onesimus ἄχρηςος ἔυχρηςος? Wer ist dieser unnůtze Knecht/ diese unnuͤtze Luc. 17, 10. Magd? Der Mensch nach dem Fall/ welcher wann er gleich alles thut/ so ist er doch imnuͤtz; Ach wie vielunnuͤtzer/ untauglicher ist er/ in dem er nicht nur omissivè nicht thut/ sondern noch commissivè seinen Matth. 18, 32. 33. himmlischen Vater bestihlet/ wie dort jener Schalcks-Knecht Matth. 18. Aber durch die Gerechtfertigung und Heiligung ἔυχρηςος, ein nuͤtzer an- c. 25, 21. genehmer Knecht/ da heisset es: Komm her du getreuer Knecht. II. Jn der Person seines Herren Philemons, ein holdseli- ger Nam/ ein hold feliger Mann/ das ist/ liebreich/ liebthaͤtig/ freundlich/ in Wercken der Liebe/ durch welche er die Hertzen der Heiligen/ ihre viscera er- quicket v. 7. freundlich in der Versoͤhnligkeit. Ohne Zweifel wird es demsel- ben anfangs wehe gethan haben/ da ihm sein leibeigener Knecht entlauf- fen/ abgetragen/ er wird erzuͤrnet seyn/ Boten nachgeschicket/ und da er ihn bekommen haͤtte/ nach Roͤmischem Recht/ wie er verwircket/ abgestrafft ha- ben: Aber er erzeigt sich gantz gelinde und versoͤhnlich/ laͤsset sich durch die sponsion, intercession und Buͤrgschafft St. Pauli bewegen/ daß er One- simo, nach dem er sich gedemuͤthiget/ alles erlassen/ denselben zu Gnaden auffgenom̃en. Quis hic Philemon? Wer ist dieser versöhnliche Freund? GOTT der φιλάνϑρωπος und Liebhaber des mensch- lichen Geschlechts/ der uns unsere Hertzen erquicket leiblich und geist- lich/ und nach dem der Mensch gefallen/ sich versoͤhnlich erzeigt und erboten/ Ezech. 18, 23. 32. Er begehre nicht den Tod des Suͤnders. III. Jn der Person St. Pauli/ als der sich geeussert seines Rechten/ damit er erhalten/ daß Philemon auch sich seines Rechten verzeihen muß; der gleichsam Buͤrge wor- den/ und muthet dem Philemoni zu/ er soll die Schuld seines Knechtes ihme dem Apostel zurechnen/ stellet sich nicht anders/ als er sey selbst Onesi- mus, der sich verfuͤndiget/ als der ander Onesimus, so er dir/ schreibet er an Philemon/ was Schaden gethan/ oder schuldig ist/ das rechne mir zu. Jch Paulus habe es geschrieben mit meiner eigenen Hand/ Predigt. Hand/ (hier hastu die Handschrifft) ἔγὼ ἀποτίσω, Jch will bezahlen v. 18. 19. Als eine Mittels-Person und Vorbitter; Ach/ sagt er: Du wollest ihn als mein eigen Hertz annehmen v. 12. als mei- nen Sohn/ den ich gezeuget v. 10. als meinen lieben Bruder und nicht mehr Knecht v. 16. Jch habs aus Zuversicht geschrie- ben/ ich weiß/ du wirst mehr thun/ als ich sage v. 21. als der dem Onesimo alle seine privilegia und Rechte zuschreibet; So du mich haltest fuͤr deinen Gesellen κοινωνὸν, so wollestu ihn als mich selbst annehmen v. 17. (anders nicht/ als wann ich One- simus wer und jener Paulus; Sihe/ ich schenck ihm mein Recht an meine statt/ du wollest ihn meiner geniessen lassen.) Darauff uͤberwindet er Phi- lemoni sein Hertz und erhaͤlt die Sach. Wer ist dieser Paulus und Friedmacher in dem Wercke des Heils/ der Gerechtfertigung? Wir duͤrffen nur Pauli Namen weg thun/ so kan alles auff Christum den Apostel aller Apostel applic iret werden/ der sich enteussert seines Vaters Schoß/ der alle unsere Vngerech- 2. Cor. 5, 21. tigkeit ihme selbst imput irt und zugerechnet/ ἐγὼ ἀποτίσω, Hie bin ich/ Ps. 40, 8. sagt Er/ ich bezahle/ was ich nicht geraubet habe/ Er ist der Advo - Ps. 69, 5. cat, der dem himmlischen Vater das Hertz uͤberwindet: Ach/ sagt Er von einem iedwederm Onesimo und bußfertigen Suͤnder/ du woltest ihn als mein eigen Hertz annehmen! Jch weiß/ du wirst mehr thun/ als ich sage/ und den Knecht zu einem Sohn dir anwuͤnschen/ an Kind- schafft auffnehmen. Vnd dann sonderlich ist er der jenige/ der uns alle seine jura acquisita, seine erworbene Rechte und Gerechtigkeit imput irt; davon dißmal/ nemlich de gratiâ justificâ positivâ, von der gebenden gerechtmachenden Gnade der zugerechneten Gerechtigkeit Christi/ so auff die Vergebung der Suͤnden folget/ und das andere Stuͤck unserer Gerechtfertigung begreifft/ zu handeln/ wolle uns der grosse φιλάνϑρωπος, der grundguͤtige Gott hierzu des Heiligen Geistes Krafft und Schein verleihen/ daß wir dieselbe recht ler- nen erkennen/ ergreiffen/ applic iren/ und endlich durch dieselbe ewig gerecht und selig werden moͤgen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. T 2 So Die Zwölffte S O ist nun gratia positiva, die gebende Gnade in dem Bezirck unserer Gerechtfertigung mit einem Worte: Justitiæ Christi imputatio, Die Zurechnung der Ge- rechtigkeit Christi; da dann die Wort recht zu verstehen/ was hier justitia, Gerechtigkeit Christi heisse/ und was da heisse imputatio, die Zurechnung? justitia heisset allhier nicht die wesentliche Ge- rechtigkeit Christi/ welche Er mit Vater und dem Heiligen Geist ge- mein hat/ dann die ist nicht Christi allein und eigen/ sie ist nicht communi- cabilis ad extra, sie kan uns Menschen nicht gemein gemacht werden/ sie ist ein verzehrend Feuer/ sie verdammet vielmehr/ als daß sie gerecht machen solte. So wenig die Jsraeliten fuͤr dem Berge Sinai stehen und hinzu Exod. 19, 21. 22. brechen kunten/ daß sie der Herr nicht zuschmetterte/ so wenig ein Suͤn- der fuͤr Gottes wesentlicher Gerechtigkeit bestehen mag; Sondern die Gerechtigkeit Jesu Christi/ die allhier in diesem Articul zu verstehen/ ist activa, eine wůrckende Gerechtigkeit/ die da gerecht macht/ ist vide Luth, tom. 1, fol. 42. die justitia Evangelica, die Evangelische Gerechtigkeit/ allein in dem Evangelio geoffenbaret/ die Gerechtigkeit des Glaubens/ so allein durch den Glauben zu ergreiffen; die fuͤr GOTT geltende Gerechtigkeit/ dieweil sie ist dem Verdienst nach die allervollkommenste; dem valor, Gewichte und Werth nach/ die allerwichtigste und edelste; dem Stande nach im Goͤttlichen Halß-Gerichte die allerguͤltigste/ nemlich der gantze so wol wuͤrckende als leidende Gehorsam Christi/ alle sein Thun/ Muͤhe/ Arbeit/ Lauffen/ Rennen/ Leiden/ Blutvergiessen/ Creutz/ Tod/ Begraͤbnuͤß/ ꝛc. Summa/ die gantze passion und das gantze heilige Leben Christi/ welches zwar laͤngst und fuͤr sechszehen hundert Jahren con- summ irt und vollbracht/ aber so offt ein reuender Suͤnder kommet/ und mit wahrem Glauben an den Gnaden-Thron appell irt/ so werden sie im Gedaͤchtnuͤß Gottes erfrischet und neu/ und werden dem Menschen zuge- rechnet/ fast auff die Art und Weise/ wie David den Mephiboseth der Treu seines Vaters Jonath æ entgelten lassen/ seine treue Dienste sind neu wor- 2. Sam. 9, 6. seqq. den. Mephiboseth lahm an Fuͤssen/ war ein toder Hund; Was bin ich/ saget er zu David: dein Knecht/ daß du dich wendest zu einem toden Hunde/ wie ich bin? David that Barmhertzigkeit an ihm umb Predigt. umb Jonathan willen/ daß er taͤglich aß das Brod an des Koͤnigs Tisch/ worauff er auch den confisc irten Acker Sauls wieder bes essen. Folget II. λογισμὸς, im putatio, das Zurechnen; Jederman verstehet leichtlich/ woher dieses Wort entlehnet und genommen/ nemlich aus der Schreib-Stube der Kauffleute/ der Schaffner/ der Rentmeister/ da man Schulden bezahlet und machet/ Geld außleihet und wiederbrin- get/ da geschiehet dann/ daß wann man rechnet mit Rechen-Pfenningen/ so sagt man/ dieses ist hundert Guͤlden/ dieser Zahl-Pfenning thut tausend/ nicht in sich selbst/ sondern es wird ihm einem Rechen-Pfenning ein Du- cat/ oder Portugaleser zugerechnet/ anders nicht/ als wann er so viel thaͤte/ λογισμῷ humano, nach menschlicher Rechnung. Also ist ein ieder Mensch der verlohrne Groschen/ keinnuͤtz von Natur und unguͤltig/ es wird ihm aber Luc. 15, 8. aus frembder Huld eine vollkommene Guͤlte und Werth zugerechnet. Oder wann ein Schuldener fuͤr seinen creditorem kommet und bringet einen Buͤrgen mit sich/ der bahr außzahlet/ so sihet und nimmet der credi- tor oder Glaubiger den debitorem und Schuldener anders nicht an/ als haͤtte er selbst bezahlet/ und sagt: Diese Bezahlung seye nun dir zugeschrie- ben und zugerechnet; Also verhaͤlt sichs auch in diesem Geheimnuͤß; der nichts-geltende/ nichts-werthe Mensch/ ein toder Hund wird fuͤr gerecht erkennet/ des Buͤrgen Zahlung wird fuͤr seine Zahlung angenommen/ und ihm angerechnet/ und dasselbe 1. Λογισμῷ serio \& reali, durch eine warhaffte/ ernste/ thätige/ nicht erdichtete/ eingebildete Rech- nung; Hier ist kein fictio juris, keine Erdichtung oder Einbildung des Rechten ohne fundament, wie irgend ausser der Schreib-Stube der Re- chenmeister mit seinem scholar rechnet/ oder wie ein verdorbener Jud im Sinne rechnet. Ach nein! das sey ferne! sonder so gewiß und warhaff- tig Christus vor Gott fuͤr uns zur Suͤnden gemacht/ (Gott hat den/ 2. Cor. 5, 21. der von keiner Suͤnde gewust/ unter die Vbelthaͤter gerechnet.) Marc. 15, 28. zum Fluch worden/ das war kein Spiegelfechten/ Er hats gefuͤhlet und Gal. 3, 13. empfunden/ und wehe uns/ wann das nicht were! so gewiß ist Er fuͤr uns worden die Gerechtigkeit/ so gewiß wird sie uns zugerechnet. 2. Λογισμῷ gratioso non debitorio, durch eine Gna- den-Rechnung/ nicht aus Verdienst; St. Paulus zeiget einen Rom. 4, 4, v. Luth. de justificati- one gratiæ in valle Io- saphat in Ioel. p. 392. 3 94. 399. nothwendigen und mercklichen Vnterscheid an inter im putationem ex gratiâ \& ex debito, unter dem Gnaden-Lohn und Pflicht-Lohn/ dem der mit Wercken umbgehet; wer zum Exempel seine Schuld selbst bezahlet aus seinem Beutel/ dem wird sie billich aus Schuld und Pflicht zugerech- T 3 net/ Die Zwőlffte net/ er mag die Quittung fordern von rechtswegen/ aber wer und wo ist ein solcher Bezahler iemal in der Welt gewesen? Wer aber eine ranzion zu legen hat/ kan sie selbst nicht bezahlen/ bringet aber einen Buͤrgen/ dem ge- schichts aus Gnaden/ daß der creditor und Glaubige eine solche gebuͤrgte ranzion annimt. Es begehret irgend ein Ambassador oder Gesandte an der Otomannischen und Tuͤrckischen Port etliche arme Christen-Sclaven außzuloͤsen/ da stehet es noch bey dem Groß-Tuͤrcken/ oder einem Herrn der einen solchen Sclaven erkaufft gehabt/ ob er so gethane ranzion wolle annehmen oder nicht? thut ers/ so ists ein Gnaden-Werck. Eine solche Rechnung/ eine solche Zurechnung ist hie auch. Ob gleich Christus ranzio- nirt mit seinem Blut und Tode/ so geschicht doch auff seiten Gottes solche Annehmung aus Gnaden. 3. Λογισμῷ satisfactorio, durch Ge- nugthuuns-Rechnung/ dann so erforderts Gottes strenge Gerechtig- keit/ einen gnugsamen Abtrag/ εἰς ἔνδειξιν τῆς δικ ωσ ης, zu Bezeugung Rom. 3, 4. der Gerechtigkeit. Dann Gott macht keinen Gottlosen gerecht/ ohne Be- Prov. 17, 15. zahlung und Außlegung eines allguͤltigen Buͤrgen. 4. Λογισμῷ justo, durch warhafftige und gerechte Zurech- Marc. 15, 28. nung; Christus ist fuͤr der Welt unter die Vbelthaͤter gerechnet/ aber iniquè, unbillicher Weise/ vor Gott aber justissimè, auff das allerrechteste und warhafftigste. Gottes Gerechtigkeit hat den Sohn Gottes auff dem passion s- theatro angesehen/ nicht nur als eine fuͤr sich selbst allerheiligste Person/ sondern auch als einen Buͤrgen und Buͤsser/ der ihme selbst frey- willig alle menschliche Schulden-Last auff sich geladen/ und als der groͤste maleficant und Vbelthaͤter da gestanden/ und in solchem respect auch ohne schonen umb unsert willen gestrafft/ gemartert und gepeiniget worden. 5. Λογισμῷ formali \& appropriato ad nos terminato, durch eine zugeeignete und auff uns gerichtete Zurechnung/ Esa. 61, 10. so genau als einem ein Kleid am Leibe ligt/ dann das ist das Kleid des Rom. 13, 14. Heils/ und der Rock der Gerechtigkeit/ Christi Leben/ Vnschuld/ Heilig- Gal. 3, 27. keit ꝛc. ist mein durch den Glauben/ der solchen angebotenen Schatz er- greifft/ anders nicht/ als haͤtte ich Gott uͤber alles geliebet/ mich nichts boͤses geluͤsten lassen/ durch den Glauben bin ich der Allerheiligste/ weil ich die allerheiligste Gerechtigkeit Christi Jesu angezogen/ anders nicht als haͤtte ich selbst gebuͤsset/ So einer stirbet/ so sind sie alle gestorben/ 2. Cor. 5. 14. spricht St. Paulus. Daraus folget/ daß die Gerechtigkeit oder Gerechtfertigung nicht Predigt. nicht dem Menschen eingegossen. Dann dergleichen Guß oder Einguß/ davon vorzeiten den muͤssigen Moͤnchen im Papstumb getraͤumet/ den sie aus Vnwissenheit der Sprachen/ in die Kirch Gottes außgegossen/ leidet weder der stylus, die Art zu reden von der justification der Recht- fertigung des Suͤnders für Gott/ welche niemal anders als in dem Bild eines polit ischen Standrecht oder Blutgericht nach allen Vmbstaͤn- den befchrieben/ es wird gedacht des Richters/ des peinlichen Halßgerichts Ordnung/ welche ist das Gesetz/ des Klaͤgers Mosis/ der Zeugen des Ge- wissens/ des verklagten maleficant en und seines Fuͤrsprechs; noch auch leidet gemeldten Einguß der Gegensatz der Verdamnuͤß (wo Verdam- nuͤß ist/ da hat die Eingiessung oder Einpflantzung der Verdamnuͤß keinen Rom. 8, 4. Platz) sondern eine gerichtliche Erklaͤrung/ durch welche man einen gerecht spricht: da dann der Heilige Geist als das fac totum 1. illumin iret und diesen Schatz offenbaret durch das Evangelium. 2. applic iret durch den Loͤse-Schluͤssel/ und durch die Heiligen Sacramenta obsign iret und ver- siegelt die Gerechtigkeit/ und ist demnach die Gerechtfertigung eines armen Suͤnders vor Gott/ eine solche gerichtliche Handlung/ da der Beklagte/ in seinem eigenen Hertzen ůberwiesene und verdamte arme Suͤnder/ von dem Richter aller Welt/ umb und von wegen seines Bůrgen Christi Jesu/ und desselben allgil- tigen ranzion und imputation oder Zueignung oder Zurech- nung/ seiner des Bůrgen theuer-erworbenen Gerechtigkeit absolv irt/ quitt/ frey und loß gesprochen/ und fuͤr gerecht und heilig erkennet worden. Daß aber dem also/ und daß ersterwehnte und erklaͤrte Gerechtig- keit in Gottes Wort fund irt/ dasselbe erscheinet aus folgenden Sonnen- klaren argument en/ 1. Aus dem klaren Buchstaben/ der HErr Messias ist unsere Gerechtigkeit/ spricht Jeremias/ wie solches zu Ier. 23, 6. verstehen/ das erklaͤret der Prophet Esaias: Jm HErren werden ge- Esa. 45, 25. recht seyn/ aller Same Jsrael/ nemlich wie der fuͤr sich selbst wuͤr- ckende Mond leuchtet von/ in und durch die Sonn und dero mitgetheilten Glantz/ welchen der Mond gleichsam anzeucht als ein Kleid. Nach der Verheissung/ Dan. 9. wird die Missethat versiegelt und die nicht Dan. 9, 24. zeitliche/ eingegossene/ wachsende/ sondern ewige Gerechtigkeit ge- bracht. Wie durch eines Menschen Suͤnde die Verdamnuͤß uͤber Die Zwoͤlffte uͤber alle Menschen kommen/ Adams Suͤnd und wuͤrckliche Apffel- Biß ist auff alle Menschen gefallen; wie? durch irgend einen Einguß der- selben Suͤnd? O nein: sondern es ist dieselbe Suͤnd uns allen zugerech- net worden/ als haͤtten wir sie in Person begangen: Also ist auch durch Rom. 5, 18. eines (Christi des andern Adams) Gerechtigkeit die Rechtferti- gung des Lebens uͤber alle Menschen kommen: durch eines Gehorsam καταςαϑήσονται, constituti sunt, sind viel als G erech- 1. Cor. 1, 30. te dargestellet worden. Christus ist uns gemacht zur G erechtig- keit/ verstehe nicht bloß efficienter, weil Er uns gerecht machet/ auff welche Weise auch der Vater und der Heilige Geist unsere Gerechtigkeit mag genennet werden/ sondern formaliter, dieweil seine Gerech- tigkeit uns zugeeignet und durch den Glauben unser eigen worden. 2. Cor. 5, 21. G ott der HErr hat den/ (Christum) der von keiner Suͤnden wuste/ fuͤr uns zur Suͤnde gemacht. Wie? Hat er ihm unsere Suͤnde eingegossen? Das sey ferne/ sondern zugerechnet. Auff daß auch wir wuͤrden in ihm die G erechtigkeit/ die fuͤr G ott gilt/ das ist/ Er hat ebener massen seine Gerechtigkeit uns zugerechnet und zu- gemessen. Welche Kern- und Macht-Spruͤche wol in das Gedaͤchtnuͤß zu fassen und ins Hertz zu schreiben sind/ als daran der Grund/ Safft und Krafft unsers seligmachenden Glaubens hafftet. 2. Aus der Abwegung der G erechtigkeit/ zu deren Bezeu- gung unsere Gerechtfertigung eingesetzt/ die stehet da und hebt die Wage/ leget in eine Schal unsere Schuld/ das sind zehen tausend Pfund/ in die andere Schal justitiam infusam, gradualem, die endliche/ eingegossene/ proportion irte Gerechtigkeit/ und wanns gleich Adams im Stande der Vnschuld/ ja Englische Gerechtigkeit were. Da findet sie keine proportion nach dem Seckel des Goͤttlichen Heiligthumbs; darumb sagt sie: Was soll der Strohhalm? sie blaset ihn weg/ es ist leicht Geld/ es ist zu leichte/ Dan. 5, 27. mene tekel, man hat sie gewogen/ aber zu leichte funden; Wann aber eine frembde/ nemlich die allervollwichtigste/ theureste Christi Gerechtigkeit von unendlicher Krafft und Adel/ darauff gelegt wird/ so uͤberschlaͤget sie/ der Glaube greiffet alsobald darnach/ fallt darauff. Auff solche Weise wuͤrde der Mensch justissimus, der allergerechteste/ durch eine unendliche Gerechtigkeit. Wie aber/ durch eigene oder durch frembde Ge- rechtigkeit? nicht durch jene/ die ist zu wenig/ zu gering vor der unend- lichen Gerechtigkeit und Majestaͤt Gottes zu bestehen/ vor welcher auch die heili- Predigt. heiligen Engel des Liechts ihre heilige Fuͤsse bedecken/ derowegen durch diese/ nemlich die frembde/ welche unser eigen-anders nicht werden kan/ sie werde uns dann zugerechnet. 3. Aus dem Gewissens-Frieden; Eine solche Gerechtfer- tigkeit muß der Mensch haben fuͤr Gott/ aus welcher der Friede im Gewis- sen mit Gott herquillet/ Rom. 5. da hingegen ein Schuldener sich nicht Rom. 5, 1. zu seinem Glaubiger machen darff/ er fliehet seinen Schuld-Glaubiger zu Weg und Steg/ gehet eine andere Gassen/ in der Gassen da man schuldig ist/ stirbt es. Solcher Friede und Gewissens-Ruh kan und vermag keine habitual-gradual- und endliche Gerechtigkeit zuschaffen: wann der Schuld-Glaͤubige sein Recht streng urg irt/ so content irt er sich nicht mit zehen gegen tausend/ hier gehet unendlich gegen unendlich: Wer bezahlen sich und seinen Glaubiger befriedigen will/ der muß nicht stuͤmplen/ er muß biß auff den letzten Heller bezahlen/ und dem Ge- setz den allerreinesten/ vollkommensten/ genauesten Gehorsam leisten/ und ob ers gleich also leistet/ so thut er doch erst/ was er fuͤr sich selbst aus obligation der Schoͤpffung schuldig/ und mag damit ihm selbst nichts verdienen. 4. Aus Abrahams/ des Vaters aller Glaubigen Exem- Rom. 4, 3. pel; der Glaube ist ihm zur Gerechtigkeit zugerechnet/ das ist/ die Gerechtigkeit Christi/ die Er in seiner Glaubens-Hand als einen wer- then Schatz ergriffen und gehalten/ die ist ihm dergestalt zugerechnet wor- den/ als haͤtte er dem Gesetz ad speculum, gantz Spiegel-rein eine vollkom- mene Gnuͤge gethan. Dieses ist das Evangelium/ πάσης ἀποδοχῆς ἄξιον! ist abermal eine froͤliche Bottschafft/ ein theures und werthes Wort mit Freuden an- zunehmen/ und zwar 1. agnoscendum, zu erkennen und anzusehen als das fundament, die Grundveste unsers Heils/ ohn dessen Erkaͤnt- nuͤß niemand iemal selig worden. Der Heilige Geist ist deßwegen gesendet und geschencket/ daß er Christum verklaͤre/ seine Tugenden nicht im fin- stern verligen/ sondern mit auffgedecktem Angesicht spiegeln lasse/ uns zu erleuchten von einer Klarheit zur andern; Wahr ist es/ es gibet viel Schul-Fragen/ die eben nicht iederman zu wissen von noͤthen/ es gibt cu- riosa quomodo? unnuͤtze/ unglaubige/ uͤberwitzige Wie- Fragen/ Wie soll das zugehen? Aber eine solche ist diese nicht/ hier ist von noͤ- Ioh. 3, 9. then/ daß man frage wie? Wie werden wir in Christo gerecht fuͤr Sechster Theil. V Gott? Die Zwoͤlffte Gott? Wie ist Christus unser G erechtigkeit worden? zu entfliehẽ und zu widerlegen der Kaͤtzer Hauffen. Der Papist bekeñet auch/ daß Chri- stus sey unsere Gerechtigkeit/ auch der Photinianer/ ja auch die Arminianer erkennen die justitiam imputativam, die zugerechnete Gerechtigkeit/ aber wie? Ja ich sage/ daß kein Mensch iemal selig worden ohne Erkaͤntnuͤß dieses Articuls; dieser Articul ist des ersten gefallenen Menschen Haupt- Trost gewest/ abgebildet in dem Rocke aus Fellen vom Opffer-Vieh ge- macht. Hinweg mit den Feigen-Blaͤttern eigener Gerechtigkeit! das Sterb-Fell des unschuldigen Laͤmbleins thuts/ darauff Adam sein sym- bolum und Glaubens-Bekaͤntnuͤß fund irt und gegruͤndet. Sie soll Gen. 3, 20. Eva heissen/ sagt er/ das ist eine Mutter der Lebendigen/ ist ein Name entgegen gesetzt der Todes-Draͤuung/ nicht tod sondern chava, lebendig! das ist das Marck und Kern gewest in den Opffern/ da der opffernden Suͤnder Vngerechtigkeit ist zugerechnet worden dem Bock/ andern Vieh und Brand-Opffern/ auff dieselbe geleget und bekennet worden. Hingegen die Reinigkeit und Gerechtigkeit des Messi æ/ durch die reine Opffer-Thier bedeutet auff den Opfferer gelegt worden. O ein seliger Wechsel! da Christus von mir nimmet was mein ist/ nemlich mei- nen Vnflat/ und mir gibt was sein ist/ nemlich seine fuͤsse Wunderthat. 2. Assentiendum, man muß dieses grosse Geheimnuͤß annehmen/ und demselben beypflichten/ auff die Art und Weise/ wie es beschrieben und nicht anders mahlen lassen/ auch keine andere Ge- rechtigkeit/ und also den Schatten fuͤr die Warheit annehmen. Jst ein Geheimnuͤß unter allen/ deme widersprochen wird/ so ist es dieses. Die elo- gia und schoͤne Ehren-Titul/ die man ihm gibt/ im Papstumb sind diese: Stapletonus nennets amentissimam insaniam \& spectrum cerebri Lu- therani, die allerthoͤrichste Vnsinnigkeit und Gespenst des Lutherischen Gehirns; Cornelius à Lapide, larvatam justitiam, eine vermummete Ge- rechtigkeit/ Bailius, justitiam incrustatam similem sepulchris dealbatis, meram Chimeram, Eine scheußliche Gerechtigkeit/ ein getuͤnchtes Grab; Es sey eben so viel/ als wann man von einem hinckenden Vulcano sagte: Er gehet gerad/ aber auff frembden/ gemachten Beinen; von einem Ther- site, er sey so schoͤn als Absolon/ wegen seiner eingebildeten Schoͤnheit. Conzen. ad Rom. 10. p. 396. Adam Conzen vergleichet die zugerechnete Gerechtigkeit einem Puppen- Spiel der Kinder/ die mit einer Puppen als mit einem lebendigen Men- schen spielen/ sie an- und außziehen/ schlaffen legen/ auffheben/ zu essen geben. Ein anderer schreibet/ wie Christus alles fuͤr die Lutheraner gethan/ gebuͤs- set/ ge- Predigt. set/ gebetet und gefastet/ und sie dessen frey/ also sey Er auch fuͤr sie gen Him- Zach. 3, 2. v. D. Gerh. l. 2. CC. part. 3. pag. 684. Col. 2, 8. mel gefahren/ auff daß sie draussen in nobis, Hauß bleiben muͤssen. Der HERR schelte dich du Sathan! Wir halten nur desto fester ob diesem Schatz wider die falsch-Apostolische Gesetz-Gerechtigkeit/ nach der Apostolischen Vermahnung/ Sehet zu/ daß euch niemand berau- be durch die falsche Philosophia und lose Verfuͤhrung nach der Menschen Lehre/ und nach der Welt Satzungen/ und nicht nach Christo. 3. Unicè tenendum, man muß dasselbe einig und al- lein behalten/ und an dasselbe sich halten; Ade! Ethnico-Pha- risaico legalis justitia mercenaria, O du Heydnische/ Phariseische Gesetz- verdienstliche Gerechtigkeit/ davon ein falscher Wahn uns leider von Na- tur angeboren. Fragt man in dem wilden Wald einen Wald-Bauren/ in der Tuͤrckey/ Tarterey/ Heydenthumb: Wie meynestu deine unsterb- liche Seele nach diesem Leben zu versorgen/ wie wiltu fuͤr Gott bestehen/ dein Gewissen uͤberzeuget dich/ daß du wegen begangener Mißhandlung Rach und Straffe verdienet/ wie wiltu der ewigen Straffe entgehen? Die Antwort fallet alsbald: Ey wann ich fromm bin/ wann ich nach der regul meines Alcorans lebe/ wann ich gute Werck thue/ Amosen gebe/ ꝛc. Aber was sagt der Mund und Grund aller Warheit hierzu? Es sey Matt. 5, 20. dann deine Gerechtigkeit besser als diese Phariseische G erech- tigkeit/ so kanstu nicht ins Himmelreich kommen/ nemlich eine andere uͤber-phariseische/ ja uͤber-Englische Gerechtigkeit von dem H. Geist geoffenbaret. Ade Psendo-Apostolica, Evangelico-legalis-Papistica justitia! Weg mit der falsch-Apostolischen/ Paͤpstischen/ gemengter Ge- setz-Evangelischen Gerechtigkeit; da heisset es auch: Es seye dann euer G erechtigkeit besser dann der Phariseer G erechtigkeit/ so koͤn- net ihr durch dieselbe nicht bestehen fůr G ott. St. Paulus gibt allen selbst-erwehlten Gerechtigkeiten/ Wercken und Verdiensten den Ab- scheid/ so fern man mit denselben prangen will in foro justificationis, in dem Gericht Gottes. Er gibt solchen pralendẽ Wercken ein wuͤst prædicat, das heisset σκύβαλα, was der Hund fallen laͤsset/ eure G erechtigkeit ist Phil. 3, 8. gleich einem besudelten/ unflätigen Tuche/ wie Esaias spricht. Esa, 64, 6. 4. Magna fiducia \& gaudio amplectendum, man muß dasselbe mit grossem Vertrauen und Hertz-begieriger V 2 Freude Die Zwölffte Freude annehmen. Schulden-Last ist eine schwere Last! dannenhero apud Ma- crob. wundert sich Kaͤyser Augustus uͤber jenes Ritters Haupt-Kuͤssen/ daß er auff so einem sanfften Kuͤssen/ unter so grossen Schulden/ schlaffen koͤn- nen; Aber Erleichterung der Schuld ist eine grosse Freude/ mancher der seine Schulden bezahlet/ der saget: Mir ist ein Berg ab dem Halß. Zuvor fliehet er seinen creditor en/ wie contra ein redlicher Mann gern bezahlet/ wer nichts schuldig ist/ der ist getrost und stirbet getrost: Ach wie viel ein Rom. 5, 1. groͤsser Vertrauen hat einer in der Gerechtfertigung/ wann er der Gerech- Esa. 61, 10. tigkeit den Rock der Gerechtigkeit fuͤrhalten kan/ Esa. 61. und sagen: Ps. 85, 14. Sihe mein Gott/ da ist der Rock deines lieben Sohnes! in gar Gen. 37, 31. einem andern Verstand/ mit andern affect en/ als die boßhafftigen Bruͤder Josephs/ die aus blutduͤrstigem Gemuͤthe/ mit verkratzter/ unverschaͤmter Stirn ihrem alten Vater ohne schen fuͤr Augen tretten/ zeigen ihm Jo- sephs Rock/ und sagen: Diesen haben wir gefunden/ sihe obs dei- nes Sohns Rock ist/ oder nicht? Auch in einer andern Meynung als vorzeiten Richardus Koͤnig in Engelland/ nach dem er Philippum Belloavcensem Episcopum im Krieg/ den er rebell ischer Weise wider den Koͤnig gefuͤhret/ gefangen bekommen/ fuͤr den der Papst Ansuchung gethan/ umb dessen als seines geliebten Sohns Erledigung/ so schicket Richardus animo indignabundo, aus zornigem Gemuͤthe des Bischoffs außgezogenen Kuͤriß/ Pantzer/ Waf- fen und Kriegs-Ruͤstung gen Rohm/ und laͤsset dem Papst sagen und fra- gen: Sihe heiliger Vater/ ob diß deines Sohns Rock sey? sondern aus bußfertigem/ glaͤubigem/ freudigem/ getrostem Gemuͤthe/ in grosser parrhe- sia, freyem Muth und freyem Munde zu sagen: Sihe himmlischer Va- ter/ ist das nicht der Rock deines Sohns/ den du mir angezogen in der hei- ligen Tauffe/ in welchem ich erscheine/ und meiner geistlichen Bloͤsse dem Mangel dessen anerschaffenen Schmuck des Goͤttlichen Ebenbilds/ den- selben entgegen setze/ in zuversichtlicher Hoffnung/ es habe nun alle Fehde/ Verdruß/ Haß/ Grimm ein Ende. Lieber Herr Christe/ (so lautet tom. 4. lat. in cap. 3. D. Luthers Buß-Gebet) ich bin deine Suͤnde/ dein Fluch/ dein Tod/ dein Galat. Zorn Gottes/ deine Hoͤlle: dagegen bistu meine Gerechtigkeit/ mein Se- gen/ mein Leben/ meine Huld Gottes und mein Himmel; du hast auff dich genommen/ was mein ist/ und mir gegeben was dein ist: So gib mich dir/ und nim mich mir! laß deine Gerechtigkeit mein seyn und bleiben/ daß ich darinnen fuͤr deinem Richter-Stul prangen moͤge. Dannenhero waͤchset das grosse Vertrauen/ daß man mit St. Paulo sagen Predigt. sagen kan: Quis condemnabit? Wer will verdammen? Rom. 8, 34. Christus ist/ der gerecht machet. Da gehoͤret auch her die Freude der geistlichen Gesponß der Christlichen Kirchen/ Esa. 61. Jch freue mich Esa. 61, 10. im HErren/ und meine Seele ist froͤlich in meinem Gott ! dann Er hat mich angezogen mit Kleidern des Heils/ und mit dem Rock der Gerechtigkeit bekleidet/ wie einen Braͤutigam mit Priesterlichem Geschmuck gezieret/ und wie eine Braut in ihrem (von dem Braͤutigam empfangenem) Geschmeide berdet; nach dem Exempel des H. Bernhardi/ von dessen Kampff wider den Sa- vid. Lyser. harm. pag. 137. than wird folgends erzehlt; Er wolt alle Moͤnche uͤbertreffen in der Froͤm̃ig- keit/ niemand war ihm fromm genug/ verlaͤst sich darauff; Aber er sagt/ es sey ihm gewest als were er cit iret vor dem Richter-Stul Gottes/ und an- geklagt von dem Sathan/ er haͤtte gesagt: Jch habe gethan/ was ich ver- mocht: Der Sathan antwortet: Du bist alles zu thun schuldig gewest: Bernhardus hat geseuffzet: Ach Herr ich habe boͤse gelebet! der Sathan hat ihm die conclusion gemacht: Darumb hat Gott Plagen und Straffen fuͤr dich: Bernhardus spricht wieder: Ach du guͤtiger Gott! hier schlage zu/ brenne/ schone nur dort in Ewigkeit! hingegen der Sathan: Nein! sondern du solt hier und dort gequaͤlet werden. Da faͤhet Bern- Bernh. in ep. 190. ad Innocent. hardus an: Wer will verdammen? Christus hat mich gerecht gemacht ꝛc. Recht guͤldene Wort sind es/ die er fuͤhret: Quod si dixerit: Pater tuus Adam adduxit te; Responde. sed Frater meus redemit me, cut non ali- unde justitia, cum aliunde reatus? alius qui peccatorem constituit, alius qui justificat à peccato: aliter in semine, aliter in sanguine: peccatum in semine peccatoris, \& non justitia in sanguine Christi? si mea traducta culpa, cur non \& mea indulta justitia? \& sane mihi tutior donata, quam innata, das ist/ was die Christliche Kirche singet: Wie uns hat eine frembde Schuld/ in Adam all verhoͤnet/ also hat uns ein frembde Huld/ in Christo all versoͤhnet/ dadurch wir seyn/ von Tod und Pein erlöst/ so wir vertrauen/ in diesem Hort des Vaters Wort/ wem wolt fuͤr sterben grauen? Vnd in seinem Commentario uͤber das Hohelied Salomonis: Du bist mir zur Ge- id. in Can- tic. serm. 61. rechtigkeit gemacht von Gott! solte ich dann zweifeln/ ob eine (nemlich deine) Gerechtigkeit gnug were vor beyde? Es ist nicht ein solcher kurtzer Deck-Mantel/ daß er nicht koͤnte zween bedecken. V 3 5. Evan- Die Dreyzehende 5. Evangelium castigans; Ein recht Zucht-Evange- Tit. 2, 11. 12. lium; Die heilsame Gnade ist uns zwar erschienen/ aber sie bringt eine Zucht-Ruthe mit sich/ und zuͤchtiget uns/ daß wir nicht wie der grosse Welt-Hauff der Heuchler und Halb-Christen gesinnet/ aus dem Kleide der zugerechneten Gerechtigkeit Christi einen Deckel der Schalckheit machen/ und das Blut Christi zu einem Pflaster der beharr- lichen und immer-wachsenden Boßheit/ ohne derselben hertzlich hassen und losen Mißbrauch/ und also der widrigen calumni en wahr machen/ mit der Warheit ins Geschrey kom̃en. Sondern gottselig/ gerecht und zuͤchtig leben. Hat Christus unsere schwere Last auff sich genom̃en/ war- umb wolten wir dann nit (wann Er uns gleich toͤdtet) sein leichtes Creutz Matth. 27, 32. und Joch auff uns nehmen/ wie Simon von Cyrene? Hat Er selbst uns seine Gerechtigkeit geschencket/ und uns ein rechter Onesimus, sehr nuͤtz worden/ warumb wolten wir uns dann nicht selber nuͤtz werden durch Lie- be und Dienst des Naͤchsten/ aus freudigen/ lustigen/ ungezwungenen/ freyen/ edlen Geist? vnd derselb als Kinder/ nit wie die Paͤpstischen Tagloͤh- ner aus Zwang und Furcht der straffen/ anders als die jenige lieblose Ano- nesimi die fuͤr sich selbst sind/ wie ein klein Reichs-Staͤttlein/ niemand bey- springen/ niemand zu Huͤlffe noch Trost kom̃en. Vnter dem Gesind gibt es wenig Onesimos, treue und nuͤtze/ vielmehr ἄχρηςους, unnuͤtze Knechte und Phil. 1, 10. 11. Maͤgde. GOTT geb uns seinen Geist/ daß wir lauter seyen und unanstoͤssig/ biß auff den Tag Christi/ erfuͤllet mit Fruͤch- ten der Gerechtigkeit/ die durch Jesum Christum geschehen/ zu Lob und Ehren Gottes/ Amen. Die Dreyzehende Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der Goͤttlichen Buß-Ordnung. G Eliebte in Christo: Viel und mancherley Versöh- nungs-Mittel/ positur en/ Geberden/ Weisen und Wege finden wir so wol in profan -Historien/ als auch in der heiligen Schrifft/ so die jenigen Personen/ die etwas auff der Haub gehabt/ denen nach begangenen Miß- Predigt. Mißhandlungen nichts gutes geschwanet/ die sich Gott im Himmel oder auch den Abgoͤttern zur Busse nach begangener Suͤnde dargestellet/ den himmlischen Zorn abzuwenden/ auffrecht zu bleiben/ und Gnade zu erlangen; so theils aus dem Liecht der Vernunfft erglastet/ theils aus des heiligen Teufels Einblasen und superstition erdacht/ auff die Bahn ge- bracht/ und wuͤrcklich geuͤbet die Gewissen zu seren iren und beruhigen. 1. Donaria, Geschenck/ præsen tz und Verehrungen; Als die Philister vom Herren dem Hebreer Gott wegen der geraubten und profan irten Bunds-Lade hart geschlagen waren/ und Gottes schwe- re Hand auff ihnen ligend empfunden/ schicken sie aus Rath ihrer Prie- ster zum Schuld-Opffer fuͤnff guͤldene Maͤuse/ fuͤnff guͤldene Aerse/ guͤl- dene Kleinod in ein Kaͤstlein geleget mit der Bunds-Lade zuruͤck/ ex talio- ne, dieweil sie an heimlichen Orten geschlagen/ und ihre Acker durch die Maͤuse verderbet worden/ 1. Sam. 6. den Hebreer Gott damit zu be- 1. Sam. 6. 4. seqq. guͤtigen. 2. Magica Incantamenta, Zauberey-Mittel; aus der schwartzen Kunst/ nach der boͤsen regul: Flectere si nequeo superos acheronto movebo, will Gott nicht helffen/ so helff der Teufel; Jn dem sie die manes evoc irt/ und die Seelen aus der Hoͤllen gelocket/ von denselben sich Raths zu erho- len/ umb die Goͤtter zu versoͤhnen; in welchem Stuͤck ihnen der unselige/ gottlose/ in seinen Suͤnden verstorbene Saul prælud irt/ da ihm die Philister 1. Sam. 28, 5 . seqq. auff dem Halse gewest/ und er ins Gedraͤng kom̃en/ und aber der Herr der eusserst erzuͤrnete Gott mit keiner andern Antwort erscheinen wollen/ hat er eine Wahlfahrt gen Endor gethan/ zu einer Wahrsagerin/ den verstor- benen Propheten Samuel herfuͤr zu bringen/ denselben umb Rath und Huͤlffe zu ersuchen/ wie er Gott im Himmel wiederumb beguͤtigen moͤge? Also machet es Bassianus Caracalla, welcher seinen Bruder Getam im Schoß seiner Mutter entleibet/ und ihm mit folgendem epicedio parẽt irt: Sit divus, dum̃odo non vivus, Jch will ihm seine Heiligkeit den Himmel gern goͤnnen/ wann er nur nicht hier lebet/ und Papinianum ICtum, der diesen Mord aus seinen Rechten nicht konte oder wolte gut heissen/ sondern gesagt: Non tàm facilè parricidium excusari posse quàm fieri, Es lasse sich ein Mord nicht so leicht entschuldigen/ als begehen/ hat er ihm lassen das Haupt zwischen zwey Beine legen; daher es kommen/ daß Er fuͤr den spectris keine Ruhe gehabt: Was thut er? Er laͤst die Gespenster zu be- guͤtigen/ viel Seelen durch Huͤlffe der Schwartzkuͤnstler und Zauberer aus der Die Dreyzehende der Hoͤllen herfuͤr ruffen und bringen/ deren eine Commodi Seel gesagt: ( ) v. Chri- steid. act. 1. phœnom. 1. p. 15. Perge ocyus ad supplicium, Eile fort zur Straffe! wie bald erfolget. 3. () Sacrificalia, allerhand Versöhn-Opffer/ daß sie auch gar kommen biß auff die ἀνϑρωποϑυσίαν und Menschen-Opffer; sonder- 2. Reg. 17, 31. lich haben in diesem Stuͤck greulich gewuͤtet die Assyrier/ welche ihre Kin- der dem Abgott Adramelech geopffert/ und soll auff solche Weise der Koͤ- nig Sanherib/ nach dem er von dem Gott der Hebreer auffs Haupt ge- schlagen worden/ denselben zu versoͤhnen im Sinn gehabt haben seine Soͤhne auffzuopffern/ deme sie aber vorkommen/ wie Lyranus schreibt. Die Pœni zu Carthago; die Griechen habens nachgemacht mit der Iphige- niâ, der Tochter Agamemnonis, die solte der Dianæ auffgeopffert werden aus Rath des Oraculi, welches geantwortet: Die Griechen koͤnten die Dianam nicht anders versoͤhnen/ als durch das Agamemnon ische Blut/ sintemal Agamemnon sie erzuͤrnet; Die Roͤmer thaten dergleichen in ihren Saturnin ischen Fecht-Spielen; und die Juden/ so nach der benach- barten Heyden Weise ihre Kinder dem Moloch auffgeopffert; und mag solches geschehen seyn aus letzem Verstande der Histori von Abraham/ der seinen Sohn Jsaac auff Goͤttlichen Befehl auff dem Berge Moria Gen. 22, 2. seqq. schlachten wolte/ dem es auch Jephtha unzimlich nachgethan: da er seine Tochter aus unzeitigem unbedachtem Eifer geopffert. Iud. 11, 39. 4. Externa Sclerogagica, Eusserliche selbst-auffgenom- mene harte und schwere Marter-Busse/ die sie ihrem Leibe und Matth. 6, 1. Gliedmassen angethan/ προς τοϑεαθῆναι, zur Schau/ als da sind gewesen 1. Reg. 18, 28. die Asche/ damit man sich besprenget/ der Sack/ das Fasten/ das geisseln und ritzen biß auffs Blut/ wie die Baals-Pfaffen gethan/ ob Baal davon auffwachen/ und in ansehen solcher harten/ strengen Busse helffen wolte/ das sollen zwar eusserliche Zeichen seyn der innerlichen Hertzens-Reu/ wann aber das Hertz nicht rechtschaffen ist/ so sinds Greuel/ wider welche Esa. 58, 3. 4. 5. Gott der Herr fulmin irt und seinen Mißfallen andeutet: Wann ihr fastet/ so uͤbet ihr euren Willen: Jhr hadert und zancket/ soll das ein Fasten seyn/ das ich erwehlen soll? daß ein Mensch seinem Leibe des Tages uͤbel thue/ oder seinen Kopff henge wie ein Schilff/ oder auff dem Sack in der Aschen ligt; wollet ihr das ein Fasten nennen/ und einen angenehmen Tag des HERREN? Dahin gehoͤret 5. Trina pœnitentia, die im Papstumb hochge- Predigt. hochgelobte/ glaub-heil- und gottlose Busse/ so da bestehet in dreyen Stuͤcken/ nemlich in Reu des Hertzens/ Bekaͤntnuͤß des Mundes aller Suͤnden in particular, und Gnugthuung der Wercke; deren die erste als glaub-loß/ eine Judas-Busse; die andere carnificina animæ, eine Seelen-Folter/ oder Beichtweh; die dritte Gottes-laͤsterlich/ haͤttestu dir was koͤnnen erwerben/ was haͤtte dann Christus duͤrffen fuͤr dich leiden und sterben? Weit eine andere bewaͤrte Ordnung zeiget uns Gott der Heilige Geist/ Huld und Gnade zu erlangen/ davon David in seinen Buß-Psalmen klaͤglich gesungen/ nemlich das præsent Ps. 51, 19. und Opffer eines zerknirschten und zerschlagenen Hertz/ das wird Gott nicht werffen hinderwerts; hier ist die theschubhah, aversio à malo \& conversio ad Deum, die Abwendung vom boͤsen/ von der Suͤnd/ als dem aͤrgsten Vbel/ und Bekehrung zu Gott/ als dem besten und hoͤchsten Gut: μετάνοια, gruͤndliche Hertz-Enderung des Gemuͤths/ Nachwitz nach der Thorheit/ ἀνανήψωσις die Ernuͤchterung. 2. Tim. 2, 26. Mit einem Worte die Göttliche Ordnung/ nicht zwar dispo- sitiva, einer eigenthaͤtlichen/ ursaͤchlichen Bereitung/ weniger meritoria, eines verdienstlichen Mittels: es heisset auch allhier nicht aus Verdienst der Wercke: sondern 1. ordo pædagogicus, Rom. 9, 11. Eine Zucht-Ordnung/ und auf seiten des Glaubens organicus, als eines Jnstrument von Gott geordnet die Gnad zu ergreiffen. 2. Man- datus, Eine gebotene und von GOTT befohlene Ordnung/ Esa. 1, 16. Waschet euch/ reiniget euch/ thut euer boͤses Wesen von mei- nen Augen! lauter Befehlichs-Wort. 3. Commendatus, geprie- sen und angewiesen von Johanne dem Taͤuffer/ Christo selbst/ und den Marc. 1, 15. Aposteln. 4. Declaratus, Außgeleget und klar gemacht mit Matt. 3, 1. 2. c. 4, 17. dem Exempel und Gleichnuͤß/ genommen von der Medicin und Cur einer Act. 2, 38. c. 3, 19. gefaͤhrlichen Kranckheit/ da man zu erst die Kranckheit entdecken und empflnden muß/ alßdann bringet der Medicus die Artzney darzu: Also ist Luc. 24, 47. es beschaffen mit der Busse/ die bestehet in angeregten zweyen Stů- cken/ nemlich in Abwendung vom Boͤsen/ und Bekehrung zu GOTT dem hoͤchsten Gut; Dißmal bleiben wir bey dem ersten Stuͤck/ so da heisset: Aversio à malo, Die Abwendung vom Boͤsen; Vnd wie wir neulich Reum, den Schuldigen und Sechster Theil. X Be- Die Dreyzehende Beklagten dargestellt in der Suͤnden- positur unter der Zorn-Ruthen/ also wollen wir ihn anietzo darstellen in der positur der Busse/ unter dem Liecht der Goͤttlichen Gnaden/ und wie er faͤhig seye der gerechtmachenden Gnade; Gott ruͤhre und regiere durch seinen Heiligen Geist unsern Verstand/ Hertz und Sinn/ alles wol zu hoͤren/ wol zu fassen/ zu behalten und anzuwenden zu seinen Ehren und unser gesampten Bekehrung/ umb Jesu Christi willen/ Amen. D Amit wir nun die positur und Geberde/ den Stand eines armen reuenden Suͤnders/ so gerechtfertiget werden soll fuͤr GOTT/ recht verstehen/ wollen wir uns denselben/ gleichsam auff dem Pranger und Laster-Stein stehenden unter seines Richters Ruthe und Zorn eigentlich ansehen/ wol einbilden und erstlich betrachten und Achtung geben auf I. sein erleuchtetes/ scharf- fes/ durchspuͤrendes Auge: Ein rechter Buͤsser der sihet sich selbst an auffs allerschaͤrffeste/ stellet sich fuͤr den Feuer-Spiegel des Gesetzes/ gibt dem alten Adam auff seine Mißtritte genaue Achtung/ erweget bey sich alle categorias peccati, peccati substantiam, quantitatem, multitudinem, προαίρεσιν, qualitatem, relationem societatis, actiones, passiones, ubi, quando, situs, habitus, was nemlich die Suͤnde sey/ die er begangen/ wie groß und schwer/ wie mancherley/ die Menge derselben/ die Willkuͤhr des Fuͤrsatzes/ er bedencket die boͤse Gesellschafft/ durch welche er sich verfuͤhren lassen/ alles was er dabey wuͤrcklich gethan und gelitten? die Zeit/ wann? den Ort/ wo? auff was Weise? wie offt er sie begangen und sich darinn Psal. 51, 5. () apud D. Gerhard. de Eccles. p. 1325. versencket habe? er klaget sich selbsten an/ spricht mit David: Meine Suͤnde ist immer fuͤr mir! Das Exempel von () Carolo V. ist mehr alleg iret worden/ welcher/ als er einsmals in seinem Escurial und Kloster/ da er sein Leben beschlossen/ darinnen seine Thaten/ so er verrichtet/ auff den mappis und Tafeln gemahlet/ beschauet/ und unter andern auch das Gemaͤlde des Schmalcaldischen Kriegs und Gefaͤngnuͤß des Churfuͤr- sten Johann Friderichs kommen/ hat er daruͤber geseuffzet und gesagt: Ach haͤtt ich diesen Mann lassen seyn wer er war/ so wer ich auch blieben/ der ich war. Eben so erscheinet auch einem bußfertigen Suͤnder seine be- gangene Mißhandlungen in der Mappa des Gedaͤchtnuͤß fuͤr Augen/ sie tretten ihm Heersweise feindlich fuͤrs Angesicht/ klagen und beschaͤmen ihn. Ps. 51, 19. Bernhard. serm 10. in Cant. II. Auff sein zerknirschtes und betrůbtes Hertz. Bern- hardus vergleicht das Gewissen einem Moͤrsel/ darinnen das Hertz zerstos- sen/ in Predigt. sen/ in der Buß-Lauge gleichsam gesotten/ biß aus dem steinern Hertzen ein fleischern Hertz werde/ non infundit Deus oleum gratiæ, nisi in vas contritum, Gott giesset das Gnaden-Oel nicht in das Hertz/ es sey dann wol zerknirscht; Soll ein Goldschmied aus einem alten Geschirr ein neues machen/ so zuschlaͤgt er dasselbe und schmeltzets umb: Also ein zerschlagen Hertz. Es muß auch seyn ein trauriges Hertz/ in Goͤtt- 2. Cor. 7, 10. licher Traurigkeit gleichsam ertruncken und versunckenes Hertz/ so da trau- Gen. 27, 34. ret nicht uͤber den Verlust des hohen Adels der ersten Geburt wie Esau/ nicht uͤber den Fleisch-Mangel/ wie die Kinder Jsrael in der Wuͤsten/ Num. 11, 4. nicht uͤber den Vorzug des Mardochai wie Haman/ nicht uͤber den ge- Esth. 6, 13. schwundenen und schwangern Bauch wie eine geschaͤndete Jungfrau/ nicht uͤber den leeren Beutel wie der Spieler/ nicht uͤber den Strick wie der Dieb/ nicht wie Amnon umb die schnoͤde Liebe/ nicht wie Achab umb 2. S am. 13. den Weinberg/ nicht wie Jonas umb die Kuͤrbiß/ dann das ist die tristitia 2. 1. Reg. 21, 4. ϑανατοφὸρος, eine Traurigkeit/ so den Tod wuͤrcket; sondern man soll trau- Ion. 4, 8. ren uͤber den erzuͤrneten Gott/ daß man den grundguten Gott belei- diget/ uͤber den Verlust Goͤttlicher Gnade und des hoͤchsten Gutes/ wie Thamar uͤber ihren Ehren-Krantz getrauret/ Aschen auffs Haupt geworf- 2. Sam. 13, 19. fen ꝛc. und sagen: O wehe daß wir so gesuͤndiget haben! Ach Thren. 5, 16. daß meine Augen Thränen-Quellen weren/ welche Petrinische Thraͤnen schwerlich außbleiben; Wer weinen kan umb den Schaden des Ierem. 9, 1. leiblichen/ der kan auch weinen umb den geistlichen Schaden: gleich wie wer das boͤse behalten kan/ der kan auch das gute. Sonst ist wol irgend die Natur und das temperament so kalt und fest/ daß sie nicht leichtlich zu Thraͤnen zu bewegen/ oder ist das Hertzenleid so groß/ daß man wie Niobe druͤber erstarren und erstummen muß/ curæ parvæ loquuntur, majores stupent. () Phammenitus Koͤnig in Egypten/ () apud Camerar. hor. subcis. l. 1. c. 29. p. 146. da er von Cambyse dem Koͤnig in Persia auffs Haupt geschlagen und ge- faͤnglich angezogen worden/ kund zwar weinen/ da er einen von seinen mit- gefangenen Freunden gesehen Brod bettlen/ da er aber wahr nehmen muͤssen/ daß man seine Soͤhne und Toͤchter schaͤndlich tract iret und miß- handelt/ da kunt er fuͤr grossen Hertzens-Schmertzen keine Zaͤhren vergies- sen. Petri Buß-Thraͤnen sind wol allhier ein schoͤnes exemplar und Luc. 22, 61. 62. Muster. So bald die strahlenden Augen Jesu Christi auff ihn gefallen/ so bald schmeltzet ihm sein Hertz wie Wachs von der Sonnen/ die Augen fangen an zu schwitzen/ sie baden gleichsam und schwimmen in Thraͤnen/ die ungezwungene/ ungekuͤnstlete Zaͤhren lauffen die Wangen herab/ daß X 2 ein Die Dreyzehende ein Tropffen den andern geschlagen/ und zwar die bittern Zaͤhren/ er weinet bitterlich: Suͤsse Thraͤnen sind Lieb-Freude- und Lust-Thraͤnen/ als Gen. 29, 11. c. 43, 30. nemlich Jacobs Thraͤnen/ da er seine Bluts-Freundin Rahel zum ersten mal gesehen/ Josephs Thraͤnen/ da ihm sein Bruder Benjamin wieder- 1. Sam. 20, 41. umb in die Augen kommen/ Jonathans und Davids Thraͤnen/ dulciores sunt lacrymæ amantium, quàm gaudia theatrorum, schreibt Augustinus in Ps. 127. Lieb-Thraͤnen sind suͤsser als aller Augen-Lust bey den Com æ - dien und Spielen. Aber Buß- und Trauer-Thraͤnen die sind bitter/ reiff und in der innersten Hertz-Kammer/ wol außgekocht/ sie () kratzen die Au- gen aus/ solte man sie kosten und schmecken/ so bitter und ungeschmack wuͤrden sie einem fuͤrkommen/ als der mit Asch und Leid-Thrånen gemeng- ter Tranck der Koͤnigin Artemisiæ. () vide de tertio Calumniatore Narcissi historiam apud Euseb. l. 6. c. 8. 2. Sam. 24, 10. confer 1. Chron. 22, 8. Ein angsthafftiges Hertz/ welches in ihm schlaͤget als ein Vhrwerck/ furchtsam/ nicht aus Knechtischer Furcht bloß aus Furcht der Straffe/ ohne Betrachtung der Suͤnde/ die aus freyen Willen herfuͤr Dan. 5, 6. 9. bricht/ wie sich gefuͤrchtet Belsazer/ sondern es muß die Furcht mit Glau- ben per crasin vermischet seyn. Da dann der Vnterscheid der Kindlichen und Knechtischen Furcht sehr wol in acht zu nehmen/ * jener affect bren- net vor Liebe/ und treibet die Knechtische Furcht aus/ macht freymuthig reden und sagen: Abba lieber Vater; diese entstehet aus Schrecken und Haß/ aus Furcht der Straffe/ und zielet endlich durch Beyrath des Sa- thans auff die Verzweifelung/ wie an Judas Exempel zu sehen/ Da ich Matt. 27, 5. Gesichte betrachtet in der Nacht/ spricht Eliphas von Theman, Iob. 4, 13. 14, 15. da kam mich Furcht und Zittern an/ und alle meine Gebeine erschracken/ und da der Geist fuͤr mir fuͤruͤber gieng/ stunden Lev. 26, 36. mir die Haar zu Berge an meinem Leibe/ ein solch knechtisch- furchtsames Hertz jaget auch ein rauschendes Blat. Ein gedultiges und demuͤthiges Hertz/ daß sich Gottes Gericht unterwirfft/ und ihm Lev. 26, 41. Gottes Straffe gefallen laͤsset/ und spricht wie D. Luther am Rand Lev. 26. glossi rt: Ach wie recht ist uns geschehen/ Danck hab unser verfluchte Suͤnde/ das haben wir nun davon/ O recht lieber Gott/ O recht. Das sind Wort einer ernsten Reu und Busse/ die sich selbst aus Hertzengrund hassen und anspeyen lehret/ pfui dich/ was hab ich gethan? Das gefaͤllet * Vbi plus amoris, ibi minus timoris, hinc Adulteri (impiâ licet flammâ flagrantes) cupiditate incensi, multa faciunt audacius, juxta Philosophum l. 3. Eth. cap. 11. dann Predigt. dann Gott/ daß er wieder gnaͤdig wird. Wie Eli/ der saget/ als ihm 1. Sam. 3, 18. Gott ließ seine Straffe verkuͤndigen: Er ist der HERR; David: 2. Sam. 16, 10. Der HERR hats ihn geheissen/ wie Mauritius der Kaͤyser/ als er eine Stimme gehoͤret: Wo wiltu daß ich dich straffen solle? geantwortet: v. Cluv. p. 407. Amator hominum Domine \& judex juste, hîc, non in illo seculo. O guͤtiger Menschen-Liebhaber/ gerechter Richter/ nicht dort/ sondern hier/ ich will gern leiden/ was du uͤber mich verhaͤngest. III. Seine schamrothe Stirn und niedergeschlagenes Angesicht/ so sich schaͤmet und scheuet fuͤr Gott und allen H. Engeln/ von Miriam der Schwester Mosis/ die wegen ihrer Suͤnd mit Außsatz gestrafft worden/ spricht der Herr zu Mose/ wann ihr Vater ihr Num. 12, 14. ins Angesicht gespeyet hatte/ solte sie nicht sieben Tage sich Ier. 31, 19. schämen/ nach dem ich/ spricht das schamrothe buͤssende Ephraim, gewitziget bin/ schlag ich mich auff die Huͤffte: Dann ich muß leiden den Hohn meiner Jugend/ du HERR bist ge- recht/ sagt Daniel in seinem Buß-Gebet/ wir aber muͤssen uns Dan. 9, 7. schämen. IV. Seinen abgewendeten Ruͤcken/ Ade/ spricht ein sol- ches Hertz/ ihr lose Suͤnden/ was habt ihr mir fuͤr Hertzeleid gemacht? nun- mehr Vrlaub ihr geuͤbte und unzimlich geliebte Suͤnden! Er begibet sich nicht nur actu peccandi, der eusserlichen groben That/ wie ein febricitant des Weins/ oder ein Cartheuser des Fleisches; sondern auch affectus peccandi, der iñerlichen Begierd und Lust zu suͤndigen per desuetudinem, durch Entwoͤhnung/ er gewoͤhnt ihm solchs ab/ wie ein Spieler und Dopler Ambros. l. 2. de pœ- nit. c. 10. der viel verspielt/ die Kartẽ anspeyet und vermaledeyet/ oder wie jener Juͤng- ling zun Zeiten des Ambrosii, der mit einer unzuͤchtigen Dirne zugehalten/ daruͤber aber verreiset/ und eine Zeitlang aussen gewesen/ unterdessen die boͤ- se Art ihm abgehwoͤhnet und bereuet; Als er nun wieder zuruͤck anheim kommen/ und gemeldte Schandpeck ihme fuͤr Augen getretten und ge- sagt: Kennestu mich nicht mehr? Nein/ sagt er/ ich kenne dich nicht mehr/ packe dich von mir du schnoͤde Verfuͤhrerin: Also thut auch ein recht reuendes Hertz/ es beurlaubet die vorig-geuͤbte und beliebte Suͤnden/ sagt Ade! Jch habe den Teufel lernen kennen/ ich begehre ihm nicht mehr in die Klauen. V. Seinen beichtenden Mund/ mit welchem er seine Suͤn- de rein bekennet/ und fuͤr Gott dem HErren als Greuel außschuͤttet/ ist X 3 noth- Die Dreyzehende Psal. 32, 3. nothwendig fuͤr GOTT. David saget: Da ich meine 1. Ioh. 1, 9. Sůnde wolte verschweigen/ verschmachten mir meine Gebei- ne. Cur tibi tot rerum narrationes digero? non utique, ut per me August. l. 11. Confess. c. 1. noveris ea, sed affectum meum excito, sagt Augustinus: Warumb/ lieber Gott/ erzehle ich dir doch so viel Sachen? fuͤrwar nicht darumb/ daß du sie durch mich wissen soltest/ sondern daß ich meine affect en und Be- gierden auffmuntere. Es ist solche Beichte billich auff seiten des Naͤchsten/ den man beleidiget und erzuͤrnet/ daß man auch mit Bekaͤntnuͤß des Vnrechten ihm entgegen gehe. Christi Vermahnung ist bekant/ Matth. 5, 23. 24. 25. Wann du deine Gab auff dem Altar opfferst/ so gehe zuvor hin und versoͤhne dich mit deinem Bruder/ ꝛc. Es ist auch nuͤtzlich/ die begangene Suͤnde fuͤr dem Kirchen-Diener und Beicht-Vater abzulegen/ David bekennet rund fuͤr seinem Seelsorger Nathan/ und sagt: 2. Sam. 12, 13. Jch hab gesuͤndiget! die Taͤufflinge so von St. Johannes dem Taͤuf- Matth. 3, 6. fer getaufft worden/ bekanten ihre Suͤnde/ des gleichen thaͤten die Buͤsser Act. 19, 18. zu Epheso/ die Bekanten. Jst endlich auch zimlich/ und eine feine Kirchen-Zucht/ wann man in offentlichen Ergernuͤssen und bannigen Ios. 73, 20. Lastern fuͤr der gantzen Gemeine die Suͤnde bekennet wie Achan. VI. Seine eusserliche Geberden und Wercke/ Ob wol in eusserlichen Gebaͤrden und Wercken die Busse nicht bestehet/ gleich wie das Gebet auch nicht in Kniebeugen/ so sind es doch etlicher massen Zeugen einer wahren/ rechtschaffenen Busse/ so fern man nur den Hoffart nicht ankleibet/ oder die Einbildung eines Verdiensts; sonderlich gehoͤret hieher Num. 5, 7. satisfactio, die Gnugthuung oder Wieder-Erstattung dessen/ so man abgetragen/ oder worinn man den Nächsten beschaͤ- Luc. 19, 8. diget/ wie Zach æ us thaͤt/ der saget: So ich iemand betrogen habe/ gebe ichs vierfaͤltig wieder; cùm res aliena non redditur, quæ reddi v. Luth. pa- storal. p. 269. potest, non agitur, sed fingitur pœnitentia, schreibt Augustinus, Wann man das jenige/ so man entwendet und wieder geben kan/ doch nicht wie- der gibt oder erstattet/ so ist es keine wahre/ sondern erdichtete Busse. Das ist also die figur und Gestalt eines rechten und ernstlichen reuenden/ buͤs- senden Suͤnders. Fragstu aber/ Woher kommen solche affect en und Bewe- gungen? Antwort/ der Vrheber so gethaner Busse ist Gott der Heilige Geist/ ohn welchen Gott nichts gefaͤllet: der lebendig- machende Predigt. machende Geist; welcher die in Suͤnden erstorbene Hertzen wiederumb Act. 11, 18. geistlicher Weise lebendig machet. Gott ist der jenige/ der den Heyden Busse gegeben zum Leben/ eine Gabe die kein Potentat/ ja kein Engel geben kan/ Welt- und Geld-Bussen/ Leib-Straffen aͤndern das Hertz nicht/ son- dern verhaͤrtens vielmehr/ von oben herab kom̃t das selige corditropium, die Hertzenswende goͤttlicher Traurigkeit. Die Vnwiedergeborne haben auch eine Reue/ sie bekuͤmmern sich auch/ wie auch die Phariseer/ Heyden/ Papisten/ Tuͤrcken/ aber es ist Affenwerck/ gleich wie der Affen Thun und Gauckeley der Menschen Thun und Geschaͤfften aͤhnlich ist/ dem sie alles nachmachen: Also ist auch die Busse der Vnwiedergebornen ein blosses simulactum, Schatten und Bild ohne Wesen/ ein Schein der wahren Busse/ Vrsach/ es mangelt an dem rechten motore, es ist dieselbe nicht aus Gott gethan/ von Hertzen/ nach der regul des Goͤttlichen Worts. Der H. Geist ist der Excitator, Er muntert/ wecket auff/ und klopffet an; Von einer statuâ Memnoniâ, des Memnons Bild in Egypten schreibet man/ es sey dasselbe durch die Bescheinung der Son- nen/ wann sie fruͤh auff dasselbe mit ihren Strahlen gefallen/ vocal wor- den/ hab sich gereget und eine menschliche Stimm von sich erschallen las- sen. Eine solche Stimm und thummes Bild ist der Mensch nach dem Fall von Natur/ es ist kein geistliches Leben in ihm. Wird er aber von dem Gnaden-Glantze des Heiligen Geistes angeleuchtet/ so reget er sich/ so wen- det er sich zu Gott/ so erhebt er seine Stimm zu Gott und schreyet aus der tieffen Noth! Abba/ lieber Vater. Ach Vater/ ich hab gesuͤn- Rom. 8, 15. diget in den Himmel und fuͤr dir. Luc. 15, 18. 21. Er ist nicht nur der illuminator, so da erleuchtet durchs Ge- setz; sondern Er erreget auch die geistliche Traurigkeit/ die Reue uͤber die Suͤnde in dem Hertzen; Er moder irt alles in der praxi, temper irt per κράσιν, vermischet das Schrecken des Gesetzes mit honig- suͤssem Evangelischem Trost/ den Glauben mit der Reue: Er verwandelt das steinere Hertz in ein fleischeres/ so gibts eine Goͤttliche Reue/ welches 2. Cor. 7, 10. Er alles wuͤrcket/ das ist/ der Heilige Geist schaffet und machet/ daß eine Matth. 27, 3. 4. Luc. 22, 61. 62. Brentius ad Acta p. 27. confer hodomor. Calv. part. 2. p. 1850. solche Busse heilsam seye; und daran hats gemangelt Jnd æ dem Verraͤ- ther/ die exteriora und eusserlichen Buß-Zeichen sind ansehnlicher bey Juda als Petro/ Petrus erzeiget keine solche Reu/ er recant irt nicht/ thut keinen solchen Widerruff fuͤr den Hohenpriestern wie Judas/ dennoch war Petri eine rechtschaffene Busse/ jene nicht. Ecce Judam, sagt Brentius, \& time, Die Dreyzehende \& time, ecce Petrum \& fide ! Sihe Judam an/ und fuͤrchte dich/ schaue Petrum an und glaube. Jm Papstumb ruͤhmt man auch eine Busse/ aber sie ist eine Spiel- Ludovic. Viv. ad l. 8. de Civ. Dei c. 27. Busse/ eine rechte histrionia, wider welche auch Ludovicus Vives geeifert/ sonderlich in der Marter-Woch/ da man als in einer Trag œ di und Auff- zug die Busse theatrisi rt/ auff die Schau fuͤhret/ zugleich auch in einer lan- gen procession die Selbstbuͤsser erscheinen/ denen der He rr Christus langst Esa. 1, 12. abgedanckt und gesagt: Wer hat dieses von euren Händen ge- fordert? Ein ander Bildnuͤß mahlet uns der Heilige Geist fuͤr Augen/ an der schoͤnen Buß-Reue der jenigen armen bußfertigen Suͤnder im Alten und Neuen Testament auffgezeichnet/ die zwar auch mit eusserlichen ceremoni en Hertzens- affect en bezeuget/ aber es war nicht die foͤrm- Matt. 12, 41. confer Ion. 3, 5. seqq. () ita enim usurpatur vox μετα- νοια apud LXX. Prov. 24, 32. Hebr. 12, 17. Ier. 31, 19. Sap. 5. 3. Act. 11, 18. 2. Cor. 7, 10. 2. Ti- mot. 2, 25. liche Busse selbst. Christus unser Heiland stellet uns gar bedenck- lich zu einem exemplar und Buß-Muster/ die bußfertige Statt Ninive/ ruͤhmt von derselben die () metanœan, das ist/ das genaue/ scharffe/ ernsthaffte/ strenge nachsinnen/ nachdencken/ nachforschen im Gemuͤthe des Verstandes: Die Nach-Reu in der edelsten Krafft der Seelen dem Willen/ darinnen sie das volo in nolo, das volui in nollem, das volam in nolam convert irt: Die Nach-Traur/ Nach-Schmertzen/ Nach- Angst/ Nach-Furcht/ Nach-Scheu in den affect en/ die sich alle in eusser- lichen Gebaͤrden Kleider-Wechsel/ Asch-Sitzen/ Anzug der Saͤcke/ heffti- Buß-Litaneyen und wuͤrcklicher Bekehrung von ihren boͤsen Wegen und Greuel herfuͤr gethan/ und weil dieselbe mit der edlen Krafft des seligma- chenden Glaubens begleitet gewesen/ so war es μετάνοια εἰς ζωην` εἰις σωτηρίαν εἰς ἐπἰγνωσιν ἀληθείας, ein Reu die zum Leben/ Liecht und Heil gedeyet/ davon sie aus ihrem Suͤndenschlaff erwachten/ und die viertzig Tage/ so ihnen zur 1. Sam. 25, 38. Buß gefristet und gegoͤñt gewesen/ besser angelegt als Nabal seine 10. Tage. Petri Thraͤnen/ zum Exempel/ waren die Fenster/ dadurch man ihm ins Hertz hinein schauen konte/ wie der Artzt aus dem Gebluͤt/ so aus der eroͤffneten Ader geflossen/ von dem Temperament des Menschen urtheilet/ wie die Mutter-Milch/ davon das Kind an dero Bruͤsten gesaͤuget wird/ zeuget von der Philostorgiâ und muͤtterlichen Bluts-Liebe/ wie das gum- mi oder Hartz/ so aus den Baͤumen schwitzt/ deroselben Fettigkeit andeu- tet/ also sind auch die Buß-Thraͤnen sanguis vulnerati cordis, das Zeug- Blut eines verwundeten Hertzens. Aber wie dem allem/ so besteht doch da- rinn die Buß nicht foͤrmlich und eigentlich/ weniger sind dieselben die jenige buͤssenden Thraͤnen/ dadurch seine begangene Mißhandlung abgewaschen/ und außgesoͤhnet worden/ es gehoͤren andere Zaͤhren zu seiner buͤssenden Busse/ Predigt. Busse/ nemlich die Bluts-Thraͤnen die Christus im Oel-Garten vergos- sen. Lacrymas Petri lego, satisfactionem non lego, schreibt () Ambro- sius, Jch lese wol von Petri Thraͤnen/ aber von keinen buͤssenden und gnug- thuenden Thraͤnen. Buß-Zeichen sind es/ nicht versoͤhnende Buß- Wercke. () Ambros. in Luc. 22. contra Leonem M. qui serm. 9. de passione scribit, lacrymæ Petri ad diluendam culpam negationis virtutem habuerunt S. Baptisma- tis, confer Bellarm. in gemitu Columb l. 1. c. 10. Cornel. à Lap. ad Ezech. pag. 1000. Raderi Bavariam Sanct. de lacrymis Ottiliæ part. ult. pag. 7. Dienet alles zu einer Leuchte und Schau/ daß wir uns umbse- hen/ ob und wo solch ernste Buͤsser heutigs Tages anzutreffen? Es man- gelt an scharffen Augen/ niemand gehet fast recht in sich selbst/ einer sihet den andern an/ und meynt/ der sey getroffen/ ihn geh es nicht an. Zwar Buß-Zeichen erscheinen bey vielen/ ein Sack aber ohn Hertz/ ein Hertz-loser Sack/ ein Hertz-loser beichtender und betender Mund/ Hertz-loses Nim- merthun: Pharao hat auch eine Zeitlang ingehalten von seiner Boßheit/ aber so bald er Lufft bekommen/ sein Hertz wiederumb erhaͤrtet: einem Dieb werden die Haͤnde gebunden/ daß er nicht mehr stehlen kan/ aber der affect, Lust und Begierde zu stehlen bleibt ungebunden/ daher man die exempla gehabt deren/ die vom Galgen erloͤset/ dannoch wiederumb angefangen zu mausen. Alte Geissen lecken noch gern Saltz/ ist schon die Vermoͤglichkeit verschwunden/ so ist doch der affect und flammende Lust vorhanden. Das Gemuͤth ist blind/ sihet mit Phariseischen Augen den Splitter Luc. 6, 41. ins Bruders Auge/ wird aber des Balcken in seinem Auge nicht gewar. Bonifacius VIII. Papst war so verblendet/ daß er bey seiner unerschwing- vid. papyr. Massov. in ejus vitâ. lichen Tyranney ihm noch eingebildet/ er leide unschuldig: da er von einer conspiration wider ihn gehoͤrt/ sagt er/ er troͤste sich mit Christo/ der sey auch verrathen worden. Welt-Traurigkeit ist gemein/ die Goͤttliche Traurig- keit rar. Saul und David geben uns beyder Traurigkeit Exempel an die Hand/ Saul trauret umb den Verlust seines Koͤnigreichs/ er ließ Gott gern sein Him̃els-Kron/ wañ er nur seine weltliche Koͤnigs-Kron erhalten Psal. 51, 13. moͤcht: David trauret uͤber den Verlust des hoͤchsten Guts/ des Heiligen Geistes/ den er verlohren/ und bittet/ daß er ihm nicht wieder genommen werde/ er ließ einem andern sein Koͤnigreich gern fahren/ wann er nur Got- tes Huld erlangen und erhalten moͤchte. Jener trauret wegen der ange- draͤueten Straffe/ dieser uͤber die leidige Suͤnde/ Meine Suͤnde ist Psal. 51, 5. 2. Sam. 15, 26. immer fuͤr mir/ der Straffe untergibt er sich gedultig. Jener laͤsset Sechster Theil. Y keinen Die Dreyzehende keinen Glauben von sich leuchten/ er hat das Hertz nicht/ Gott den Herrn anzuruffen und zu sagen: Mein GOTT! sondern er bittet 1. Sam. 15, 30. den Samuel/ daß er fuͤr ihn beten wolle/ kehre mit mir umb/ daß ich den HERREN DEJNEN GOTT anbete. Dieser Psal. 51, 3. rufft mitten unter der Ruthe: Erbarm dich mein GOTT nach 2. Cor. 7, 10. deiner Gůte: Jener verzweifelt in seinen Suͤnden; dieser trauret zur Busse/ die da gewuͤrcket eine Reu/ die ihn nimmermehr gereuet. Es gehet in diesem Fall eben/ wie wann einer auff dem Pranger ste- het iederman zu Spott/ aber unter dem Hauffen stehet mancher/ der es eben so grob und noch groͤber gemacht/ der spottet mit/ meynet es gehe ihn nichts an: Oder wie sich bißweilen begibet/ daß wann einer am Halß- Eisen stehet/ ein anderer unversehens aus Vnwissenheit auff den Laster- Stein tritt/ man lacht ihn aus/ er lachet mit/ gerade als haͤtt er es wol ge- troffen/ er seye nicht gemeynet: so gehets in der Welt; man hoͤret von der Busse/ und deren Exempel leuchten fuͤr Augen in der Schrifft; Aber das achtet nicht der blinde/ unsinnige Suͤnder/ der in Suͤnden stecket biß uͤber die Ohren/ will kein Wasser betruͤbt haben/ und glaubet nicht daß sein Schade so verzweifelt-boͤse/ steckt in grosser aber uͤberwindlicher Blind- und Vnwissenheit. Jch will von der Erb-Suͤnde nichts sagen; die Vnwis- senheit des Decalogi, daß man die zehen Gebott Gottes nicht recht/ eigent- lich/ gruͤndlich wissen noch verstehen will/ die ist semen malorum, die Wurtzel alles boͤsen/ aller Suͤnde und Ergernuͤß. Es mangelt an einem recht zerknirschten/ zerschlagenen/ mit Goͤttlicher Traurigkeit umbfangenen Hertzen/ die fuͤhlet kein Stahl- und Eisen-hartes oder Diamant-festes/ kein erstarretes/ Pharaonisches Hertz/ so mit allerhand fulcris sich auffhaltet. Wann man ein wenig Lufft bekommt/ so laͤst man die motus divinos, die Goͤttlichen Bewegungen/ nicht auffkommen/ man sop iret und daͤmpffet dieselbe mit dem Trunck fleischlicher Wollust und Gesellschafft/ kommt Creutz/ Straff/ Vngluͤck/ so faͤllt man auf das ander extremum, da wird man ungedultig/ murret wider Gott wie die Jsraeliten/ bellet wie der Hund wider den Stein damit man geworffen/ wuͤndscht ihm selbst den Tod/ gerathet in die desperation und Selbst-Mord; nichts ist gemeiner als den Tod wuͤn- schen/ daß man aus Vngedult saget/ Ey daß ich zehen Klaffter unter der Erden leg! ja wann keine tieffere Hoͤlle waͤr! Ierem. 3, 3. Es mangelt an der schamhafften Stirn/ sie haben eine Hu- Ies. 3, 9. ren-Stirn/ schaͤmen sich ihrer Suͤnden nicht/ mehren und naͤhren sie/ und ruͤhmen Predigt. ruͤhmen sich noch derselben wie die zu Sodom/ sonderlich der Suͤnden der Jugend/ ist ein Ruhm dem schweigen besser anstuͤnde. Die alte langge- uͤbte Suͤnde wird nicht beurlaubet/ jung gewohnt/ alt gethan: und ob irgend die Kraͤfften weiter in Lastern fortzufahren zerrinnen/ so bleibt doch der affect und Lust noch uͤber/ ein alter Fuhrman hoͤret das knallen noch gern/ alte Ziegen lecken noch gern das Saltz. Hat man gleich den Kopff ein Weile gehaͤnget und Schein-Busse gethan/ so waͤltzet man sich doch bald wieder in den Koth/ frischet die Suͤnden in den Buß-Thraͤnen/ da man sie solt ersaͤuffen/ man bleibt ligen auf den alten Hoͤfen; Keine rechtschaffe- ne Fruͤchte der Busse scheinen herfuͤr/ keine restitution des abgewaͤltigten Gutes/ noch bleibt der seindselige Epha in des Gottlosen Hause: noch Amos. 8, 5. bleibt der Kipper-Gewinn/ noch bleibt dem Koͤnig Achab der von Naboth wider Recht entzogene Weinberg. Man gehet zum Tisch des Herren/ 1. Reg. 21, 15. 16. wischt das Maul/ fanget es wieder an/ wo man es vor gelassen. Man halt eben wie ein loser Bogen. Nun die Straffe ist angedraͤuet; Gnade oder Ruthe! das Schwert ist gewetzt/ der Bogen gespannen/ Will man sich nicht bekehren/ Ps. 7, 13. 14. so hat er sein Schwert gewetzet/ und seinen Bogen gespannet/ und zielet/ und hat drauff geleget tödliche Geschoß/ seine Pfeile hat er zugerichtet zum Verderben. Christi Donner-Wort stehet Luc. 13. da ihm aviso kommen von den Galileern den Auffruͤhrern/ Luc. 13. 1. 2. 3. 4. 5. deren Blut sammt ihrem Opffer Pilatus vermischet hatte/ sprach er: Meynet ihr/ daß diese Galileer fuͤr allen Galileern Suͤnder gewesen sind/ dieweil sie das erlitten haben? Jch sage: Nein! sondern so ihr euch nicht bessert/ werdet ihr alle auch also umb- kommen. Oder meynet ihr/ daß die Achtzehen/ auff welche der Thurn zu Siloha fiel/ und erschlug sie/ seyen schuldig ge- wesen fuͤr alle Menschen/ die zu Jerusalem wohnen? Jch sage: Nein; sondern so ihr euch nicht bessert/ werdet ihr alle auch also umbkommen; Also auch ihr/ meynet ihr/ daß die zu Magdeburg und andern ruin irten Orten/ Staͤtten und Laͤndern allein Suͤnder gewe- sen/ werdet ihr nicht Busse thun/ ihr werdet alle umbkommen/ wiewol nicht alsobald: Gott richtet zwar nicht zur Stund/ aber Er richtet zu grund: Gott straffet nicht auff einerley Weise/ wem Ers hier schencket/ dem wirds dort eingetraͤncket/ multa nunc fiunt, quæ ante diluvium; sed dilu- vium non fit, gehenna manet, schreibet Chrysostomus: Es geschiehet Y 2 heut Die Dreyzehende heut zu Tag viel boͤses/ das vor der Suͤndfluth geschehen ist/ und kom̃t doch keine Suͤndfluth/ aber darauff wartet ein hoͤllisches Feuer; Gott hat viel Plagen/ der Sodomer Schwefel- und Feuer-Regen/ der Jsraeliten feurige Schlangen/ Wuͤrme/ ꝛc. Die blinde Last-Traͤger und tolle Buͤsser/ flagel- lant en und Geißler im Papstumb werden am Juͤngsten Tage wider solche zarten Buͤsser aufftretten/ und sie ins Angesicht schelten/ als die solch groß Liecht nicht gehabt! Hier stehet ferner der pœnitentiarius, der Buͤsser fuͤr Augen/ zur imitation, Nachfolge und Nachahnung/ daß man diesem Bilde aͤhnlich werde. Dann was ist die Vrsach/ daß nicht alle Menschen selig werden? Auff seiten Gottes ist die Gnade gleich gegen einem wie ge- gen dem andern: Einig und allein die Busse machet den Vnterscheid. Matth. 7, 6. Das will Gott einmal haben/ Er will das Heiligthumb und die Perlen seiner Gnaden-Schaͤtze nicht lassen fuͤr die Schwein und Hunde hinwerf- fen/ Er will Busse fuͤr Suͤnde annehmen/ aber daß es eine rechte ernst- Luc. 4, 18. haffte und wahre Busse sey: Das Evangelium gehet auff die zerschla- gene Hertzen. Die Exempel find fuͤrhanden: David/ der seine Suͤnde Luc. 7, 38. offentlich cant iren lassen; Petrus/ die grosse Suͤnderin/ Augustinus, der in offentlichen von ihm außgegangenen Beicht-Buͤchern seine Suͤnden der gantzen Welt gebeichtet. Nimmer wird kein Richter keinen loßsprechen/ wann gleich ranzion fuͤr ihn bezahlet/ der seine Suͤnde nicht auch beken- net/ abbittet/ bereuet/ sich schaͤmet/ abstehet; man hat irgends das erste mal bedauren mit einem Diebe/ Ehebrecher ꝛc. kommt er aber noch einmal/ Ier. 31, 18. so exequ irt man ohn Barmhertzigkeit. So lasset uns nun Jeremi æ sein kurtz Gebet nachsprechen allezeit! gehoͤret unter unser taͤglich Bitt/ nach dem das walt Gott gesprochen/ soll alsobald dieses Gebetlein folgen: Jst ein suspirium jaculatorium, ein rechtes Stoß-Gebetlein: Bekehre du mich HERR/ (als wie ein Schiff) so werde ich bekehret/ dann du HERR bist mein GOTT/ Amen. Die Predigt. Die Vierzehende Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von dem Glauben als der annehmenden Hand/ welche die angebotene Gerechtigkeit fasset und begreiffet. G Eliebte in Christo: Als Hiskias der Gottselige Juͤ- dische Koͤnig in seiner loͤblichen reformation, auch das lang-unterlassene Passah-Fest durch ein offentlich mandat und manifest außruffen lassen in gantzem Juda und Jsrael von Berseba an biß gen Dan/ daß sie sich gen Jeru- salem zu dem Heiligthumb Gottes begeben und Passah halten/ so laͤst er unter andern auch diese bedenckliche Wort mit einrucken: Gebet eure Hand dem HERREN; thenu jad lajovah, 2. Chron. 30, 8. verstehet dadurch 1. die demuͤthige Buß-Hand; manum dare oder die Hand geben/ heist in allen Sprachen so viel als sich ergeben/ ge- wunnen geben/ demuͤthigen/ auch in der Hebreischen/ Jerem. 50. da der Ier. 50, 15. Prophet von der ruin und Vntergang der Statt Babel propheceyet/ so sagt er unter andern: Sie muß sich geben/ im Hebreischen Text stehet: nothena jadah, dedit manum suam, sie hat ihre Hand gegeben: Also will auch hier Hiskias sagen: Demuͤthiget euch unter die bißher schwere und gewaltige Hand Gottes/ und wie er fich selbst erklaͤret: Jhr Kinder Jsrael bekehret euch zu dem HERREN/ dem Gott Abraham/ Jsaac und Jsrael/ so wird Er sich kehren zu den Vbrigen/ die noch uͤbrig unter euch sind/ aus der Hand des Königs zu Assur. 2. Die versprechende Hand eines bestaͤndigen Gehorsams; Dann so ist in aller Welt more gentium, nach Art und Sitt der Voͤlcker das herkommen/ daß man mit Hand-gegebener Treu und Hand-Streich etwas zusaget/ ist auch bey den Hebreern uͤblich/ wie zu lesen 2. Reg. 10. 2. Reg. 10, 15. da Jehu in seinem Goͤttlichem Eifer auff Jonadab den Sohn Rechab gestossen/ gruͤsset er ihn und spricht: Jst dein Hertz richtig/ wie mein Y 3 Hertz Die Vierzehende Hertz mit deinem Hertzen? Er saget: Ja! Jsts also/ sprach Jehu weiter/ so gib mir deine Hand/ und er gab ihm seine Hand; Also weil Gott auch ihnen den Jsraeliten seine treue Bunds-Hand wiederumb anbietet/ sollen sie mit ihrem Hand-Streich ihm begegnen und von neuem Treu und Gehorsam zusagen. 3. Die Bitt- und Bet-Hand des Glaubens; Jst aber- mal bey allen Voͤlckern uͤblich/ daß wer suppli ciret bey einem Richter oder Potentaten/ der hebet seine Haͤnde empor; Ein Bettler/ der ein Almosen empfahen soll/ hebet seine Haͤnde auff/ sonderlich im Gebet zu Gott ist solche ceremoni gebraͤuchlich gewest; Salomon in seiner Kirchweihe 1. Reg. 8, 22. breitet seine Haͤnde aus gen Him̃el/ es vermahnet auch herzu St. Paulus/ 1. Tim. 2, 8. hebet auff/ spricht er/ heilige Hände. Also weil Gott selber den gantzen Tag seine Haͤnde außstrecket zu einem Volck/ das ihm nicht sagen Esa. 65, 2. laͤsset und widerspricht; weil e r seine beneficia Evangelica, seine geistlichen Rom. 10, v. ult. Wolthaten im Wort und Passah-Sacrament offer iret/ so will er haben manum apprehendentem correlatam, manum fidei mendicam \& sup- plicem, eine zugreiffende/ demuͤthige Bitt-Bet- und Glaubens-Hand/ Hand gegen Hand. So gebet nun auch dem HERREN eure Hand/ sprechen wir mit Hiskia. Davon dißmal etwas mehrers zu handlen. Wir haben gehoͤret/ welcher massen GOTT der Heilige Geist dem ministerio und Predig-Ampt die Hand fuͤlle durch Wort und Sa- cramenten zu verkuͤndigen und wuͤrcklich zu schencken/ die absolution, Esa. 61, 1. Esa. 61. die Vergebung der Suͤnden/ Luc. 24. die Versoͤh- Luc. 24, 47. nung/ 2. Cor. 5. die vor Gott geltende Gerechtigkeit/ Rom. 1. 2. Cor. 5, 20. ja alle andere gratias und Gnaden-Geschencke des Heiligen Geistes/ und alles was uns im andern Articul von Christo zu glauben vorgehal- Rom. 1, 17. ten worden; So folget nun manus accipiens mendica \& sup- plex, der Glaube/ durch welchen als ein ordenliches Mittel der Mensch von der Suͤnde abgekehret/ zu GOTT bekehret/ und gewendet/ den angetragenen und dargebotenen Gnaden- Schatz/ wie ins gemein also insonderheit die Gnade des Ablaß/ der Vergebung der Suͤnden/ der fuͤr GOTT gel- tenden Gerechtigkeit/ gefasset/ ergriffen/ und angenommen werden muß. Gott gibets/ Christus erwuͤrbets/ Glaube ergreiffts/ Creutz Predigt. Creutz bewaͤhrets/ Werck bezeugens/ Juͤngster Tag eroͤffnets/ und das ists/ das wir sprechen: Jch glaube an den Heiligen Geist/ der da le- bendig machet/ Jch glaube eine einige Tauffe zu Vergebung der Suͤnden; Vor dieses mal (nach dem bißher Fides quæ creditur, der geglaubte Glaube oder die jenige Geheimnuͤß/ welche ein Christ glauben soll/ außfuͤhrlich und weitlaͤufftig erklaͤret wor- den) folget FIDES QUÆ CREDIT, der glaubende Glau- be im Hertzen der Glaubigen/ der das geglaubte Geheimnuͤß er- greifft/ annimmt und zueignet/ in 4. Vmbstaͤnden zu betrachten/ als da sind 1. fidei justificæ quidditas, was der gerecht- und selig- machende Glaube sey/ und was er in seinem gantzen Circk in sich begreifft. 2. Respectus, worauff er sich gruͤnde. 3. So- litudo, daß er auff unser Seiten allein gerecht mache. 4. Ori- go, der Vrsprung/ wo er her entspringe. Gott wolle uns hierzu von oben herab seinen Heiligen Geist verleihen/ der unsern Glauben wolle anzuͤnden/ staͤrcken und gruͤnden/ daß wir denselben biß ans Ende fest behalten/ und dermal eins auch ewig gerecht und selig werden moͤgen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. S O ist nun/ damit wir in angefangener figur bleiben/ die Hand/ so solcher gratiarum und Gutthaten/ sonderlich aber der Rechtfertigung theilhafftig wird 1. Manus quo- ad substantiam \& quidditatem illuminata, ihr Wesen betref- fend eine erleuchtete Hand/ mit dem hellen Morgenstern der Goͤtt- lichen/ warhafftigen/ unfehlbaren Offenbarung/ als mit Diamant gezie- ret/ welche das Evangelische Geheimnuͤß verstehet/ ohne Falschheit; weiß Iob. 19, 25. Esa. 53, 11. Matt. 13, 19. Luc. 1, 77. Ioh. 17, 3. c. 20, ult. Rom. 10, 14. c. 14, 22. 1. Cor. 1, 5. Col. 1, 19. Tit. 1, 19. Hebr. 11, 3. 2. Petr. 1, 5. 1. Ioh. 5, 4. was weiß und schwartz/ Liecht und Finsternuͤß/ laͤsset ihm keinen Boͤhmi- schen Diamant fuͤr einen Orientalischen/ keine Luͤgen fuͤr Warheit ver- kauffen und einschwaͤtzen/ so wird der Glaube defin irt/ Job. 19. Esa. 53. Matth. 13. Luc. 1. Joh. 17. und 20. Rom. 10. \& 14. 1. Cor. 1. Col. 1. Tit. 1. Hebr. 11. 2. Pet. 1. 1. Joh. 5. Hinweg mit dem Koͤhler-Kinder- und Narren-Glauben/ den der Teufel im Papstumb zu einem Heiligthumb und Abgott geweihet. 2. Manus annuens, Eine zuschlagende Hand/ durch die Bey-Pflicht bewogen/ durch das Ansehen und unfehlbare Warheit dessen/ Die Vierzehende dessen/ der da redet/ so bald das Wort wird gehoͤret/ ist das Hertz convinc irt/ als durch ein kraͤfftiges argument: laͤsset ihm es nicht nehmen durch die Col. 2, 8. 1. Thess. 2. 13. Hebr. 11, 1. Philosophi und Vernunfft: widerspricht den widrigen Luͤgen und falschen Einbildungen/ sagt mit den Thessaloniern/ Dieses Wort nim ich nicht auff als Menschen Wort/ sondern (wie es dann warhafftig ist) als Got- tes Wort/ dabey ich bleib/ wag Gut und Leib. Das ist der elenchus! hier Kinder-Glaub! hinweg ἐποχὴ und wanckelmuͤthiger Zweifel. 3. Manus apprehendens fiduciâ, Eine zugreiffende und fassende H and durch ein wahres Vertrauen; Wann sie den Goͤttlichen in der theuren Verheissung angebotenen Schatz ersehen/ darnach sich gesehnet/ denselben in die Hand bekommen/ so ziehet sie den- Ioh. 1, 5. 11. 12. c. 17, 8. Rom. 9, 30. Gal. 3, 14. Col. 2, 6. Phil. 3, 9. Hebr. 4, 2. selben an sich/ haͤlt ihn fest/ verlaͤsset sich darauff mit aller Macht/ faͤllet darauff/ dann so wird der Glaub durch die Ergreiffung beschrieben/ Joh. 1. und 17. Cap. Rom. 9. Galat. 3. Coloss. 2. Phil. 3. per συγκράσιν, durch die Vermengung des Worts mit dem Glauben/ und geschicht solch em- pfangen/ annehmen/ erlangen/ ergreiffen/ vermengen 1. apprehensione βιαςικῆ, durch gewaltsame H inzudringung/ Matt. 11, 12. Gen. 19, 3. Matth. 11. dergleichen Noͤthigung beschrieben wird Genes. 19. so feste und gewaltsam/ als der jenige/ der im schwimmen in Wassers-Noth/ in einen Wasser-Kessel oder Strudel gerathen/ sich haͤlt an die Hand eines guten Freunds/ der ihm zu helffen und heraus zu ziehen gewillet/ ehe muͤste dieser mit ihm im Wasser versincken/ eh er ihn solt lassen. 2. ἰδιοποιητικῇ appro- priativâ ad hoc, hîc \& nunc, durch eigentliche Zueigung/ Iob. 19, 25. Gal. 2, 19. 20. Rom. 8, 38. 1. Tim. 1, 15. 2. Tim. 4, 8. daß ein Mensch mit Job frey spricht: Jch weiß daß MEJN Erloͤ- ser lebt ꝛc. und mit St. Paulo: JE H bin mit Christo gecreutzi- get/ der Sohn Gottes hat MJC H geliebet/ und hat sich selbst fuͤr MJE H gegeben/ anders nicht/ als wann Christus allein fuͤr ihn gestorben und in die Welt kommen/ als wann sonst kein Mensch in der Welt gewesen waͤre als er: neque enim Christus recusaturus erat, vel ob unum tantam habere dispensationem, ait Chrysostomus in ep. ad Galat. 3. Apprehensione conquiescentiæ, durch die Beruhi- gung des Gewissens/ wann das Hertz den edlen Schatz/ und das koͤstliche Perlein im Evangelio angetragen/ ihm zugeeignet/ sich damit be- lustiget/ als einer Freuden-Schau/ ihm denselben vereinbaret als das hoͤchste Gut/ sich darauff verlaͤsset/ leget sich darauff und ruhet auff ihm als dem Port des Heils: setzet ihn als einen Gnaden-Thron entgegen der Suͤnde Predigt. Suͤnde und dem Zorn. Er haͤlt denselben fest als ein Pfand des Heils/ Ioh. 3, 36. welches er hat: Er setzet denselben allen Versuchungen entgegen/ als einen Schild/ spricht mit Jacob: Jch lasse dich nicht/ du segnest mich Gen. 32, 26. Luc. 2, 28. Rom. 5, 1. dann/ fasset ihn auff seine Arm/ halset und kuͤsset ihn wie Simeon. Diß ist der rechte Gewissens-Friede. IV. Manus fructuosa \& liberalis \& viva, Eine frucht- bare/ freygebige und lebendige durch die Liebe thaͤtige Hand/ dergleichen erschienen der grossen Suͤnderin/ Luc. 7. welche von hinden zu des Herren Christi Fuͤssen trat/ weinete und netzet seine Fuͤsse mit Luc. 7, 38. Thraͤnen/ trucknet sie mit dem Haar/ waͤschet seine Fuͤsse und salbet sie mit Salben/ dergleichen gutthaͤtige/ liebreiche Hand hatte auch die Purpur- Act. 16, 15. 33. 34. Kraͤmerin Lydia/ wie auch der Kerckermeister/ nach dem sie glaubig wordẽ. Belangend zum andern die relation, Anfuͤgung und Ver- wandnuͤß mit dem darauff diese Hand sich gruͤndet und begreiffet/ ist es in dem Bezirck der Gerechtfertigung manus passiva, ei- ne bietende und zulassende H and/ die nicht widerstrebet/ sondern an- Ioh. 1, 12. Rom. 9, 30. Phil. 3, 12. nimmet und zulaͤsset die Bewegungen des Heiligen Geistes/ eine demuͤ- thige Bitt- und Bet-Hand; Dann so fern der Glaube/ absolutè und bloßhin betrachtet wird als ein gutes Werck/ darff er sich in diesem Bezirck nicht mucken noch sehen lassen. Fides quæ justificat, Die Glaubens- H and/ so da gerecht machet/ ist wie gemeldet eine fruchtbringende und wuͤrckende H and/ so durch die Wercke der Liebe thaͤtig ist/ aber quâ justificat, so fern sie gerecht machet/ ist sie mehr nit als eine blosse Annahm und Ergreiffung der Gut- und Wol- thaten des Messi æ. Der Glaube/ wann er betrachtet wird als eine Tugend/ ist er ein guts Werck/ nun ist aber die Gerechtfertigung nicht aus den Wer- cken: die Gerechtfertigung so aus dem Gesetz geschiehet/ erfordert alle gute Werck/ und daß dieselben nicht geschehen aus Schuldigkeit/ und auch gantz heilig und vollkommen seyen/ der Tugend-Glaube aber ist nur ein einiges Werck/ darzu unvollkommen/ und geschicht aus Schuldigkeit. Nun aber was in der Gerechtfertigung bestehen will/ muß vollkommen und gantz hei- lig seyn/ welches vom Glauben als Werck nicht mag gesagt werden. Hunn. ad epist. ad Rom. pag. 154. Die Hand ist ein Glied des menschlichen Leibes/ hat fuͤnff Finger/ ist arbeitsam/ kunstreich/ aber auch bißweilen bittet und betet sie umb eine Steuer und Allmosen. Nach der ersten Tugend und Wuͤrckung gehoͤret sie Sechster Theil. Z hieher Die Vierzehende hieher nicht/ sondern nach der andern Art: Wann ein kunstreicher Mah- ler zum Bettler wird/ und kommet einem reichem Manne zur Erbar- mung fuͤr die Thuͤr/ da wird seine Kunst nicht angesehen/ sondern seine Duͤrfftigkeit; er empfanget die Gabe mit seiner kunstreichen Hand/ nicht als mit einer kunstreichẽ sondern als einer Bettel-Hand/ dann sonst moͤcht er prangen wollen mit seiner Kunst und dexterit aͤt/ und vorgeben/ der reiche Mann waͤr schuldig gewest/ solche grosse Kunst zu verehren. Noch heyterer: so erinnern sich etliche unter euch eines kunstreichen Sphaͤrendraͤhers/ der die himmlische globos mit gluͤckseliger und sonder- barer kunstreichen Hand verfertiget/ welcher wegen Ehebruch und lenon i- en und anderer Vppigkeit eingezogen/ und zum Schwert verurtheilet wor- den; dem hat feine kunstreiche Hand nicht geholffen/ er hat damit nicht prangen doͤrffen/ der Richter hat sie nicht angesehen noch ansehen sollen: Haͤtte es aber durch die Vnmoͤgligkeit ohn Abtrag der Gerechtigkeit ge- schehen koͤnnen/ daß ein ander fuͤr ihn gestanden und ihn ranzion iret/ so wuͤrde er seine arme supplicant en-Haͤnde auffheben/ und solche Gnade haben annehmen muͤssen; Also verhaͤlt sichs auch mit der Glaubens-Hand in dem Bezirck der Rechtfertigung eines armen Suͤnders vor Gott/ Tugenden und Werck der Liebe duͤrffen sich da nicht sehen noch mercken lassen/ Gott will an solchen Ort kein pralen nicht leiden/ auff daß sich nie- mand auch im geringsten nicht zu ruͤhmen Anlaß habe. Vrsach/ es ist ein stuͤck goͤttlicher Seligkeit/ niemand nichts von Reichs wegen schuldig seyn/ es ist seliger geben als nehmen. Die arme Hand des Glaubens greifft nach dem Schatz/ der im Evangelio und Sacramenten dargeboten wird/ greifft nach dem barmhertzigen Hertzen des himmlischen Vaters/ nach den Ver- diensten/ Buͤssen/ Creutz/ Tod/ lebendigmachenden Leib und ranzion Blut Jesu Christi/ nach den thaͤtigen Gnaden und Gaben des Heiligen Gei- stes/ bietet diese Schaͤtz der strengen Gerechtigkeit Gottes an/ und sagt hie ranzion fuͤr meine Suͤnde/ hie salva quardia, hie asylum und Freiheit/ hie Gnaden-Thron/ hie ara clementiæ, hie Heil/ Leben und Segen/ der Herr Christus haͤlt solche arme supplic irende Hand selbst empor/ und zeiget seinem Vater an/ daß er fuͤr diese Person hab gnug gethan/ nicht Phil. 3, 12. daß ichs ergriffen hab/ spricht St. Paulus/ sondern daß ich von Christo Jesu ergriffen bin/ solche theure Schatz den der Glaube empfangen/ der ists/ den die Goͤttliche Justitia ansihet/ umb des Kleinods/ welches die Hand gefasset/ nicht umb der Hand willen/ ist Heil und Leben fuͤrhandẽ/ und also wird der Schatz in der Hand zur Gerechtigkeit zugerech- net/ das heist alßdañ relativè werd der Glaub zur Gerechtigkeit zugerechnet. III. Dero- Predigt. III. Derowegen manus fidei sola, allein der Glaube auff seiten unserer macht gerecht ohn Werck; daß dem also/ erhaͤllet aus der Apostolischen definition, Act. 15. da alle Wercke/ auch moral Wercke/ Act 15, 10 Matt. 23, 23. Luc. 11, 42 Rom. 3, 28. c. 11, 6. Gal. 2, 16. Eph. 2, 8. Tit. 3, 5. tanquam βαρύτερον jugum, als ein schweres Joch außgeschlossen/ wie auch aus den klaren Zeugnuͤssen St. Pauli: So halten wir dafuͤr/ daß der Mensch gerecht werd ohne des Gesetzes Werck/ allein durch den G lauben. Aus G naden seyd ihr selig worden/ durch den G lauben/ und dasselbe nicht aus euch/ G ottes G abe ist es/ nicht aus den Wercken/ auff daß sich nicht iemand ruͤhme; sonderlich in dem klaren Muster und Exempel Abrahams/ welcher zwar Iac. 2, 21. seqq. vor der Welt fuͤr gerecht gelobet wordẽ aus dẽ Wercke des Gehorsams/ als einem Zeichen; Rahab die Hur/ welche zwar aus dem guten Werck/ wel- ches sie den Kundschaffern erwiesen/ fuͤr der Welt gerecht geachtet worden; Rom. 4, 2. Hebr. 11, 31. aber vor Gott ist Abraham gerecht worden/ allein durch den Glauben/ und Rahab/ durch den Glauben ward sie nicht verloren mit den Vnglaubigen. Wurmstichig und kein-nuͤtz/ ja keiner butten oder tauben Nussen werth ist die gewoͤhnliche instan tz der Paͤpstler/ als wuͤrden allhier allein außgeschlossen die opera ante gratiam \& fidem, die jenigen gu- ten Wercke/ so der Mensch verrichtet/ ehe er der G naden G ot- tes und des G laubens faͤhig werde/ wie Bellarminus inton iret/ dem Bellarm. l. 1. de Iustif. c. 19. die andern nachbellen/ oscitante uno oscitat \& alter; wann ein Wolff heulet/ so heulen die andern nach; Aber diese Außflucht benimmet St. Paulus 1. inscriptione, mit der Vberschrifft der Epistel/ Er schreibet an die Roͤmische/ nunmehr heilige und wiedergeborne Kirche/ welcher liebthaͤtige Glaube in der gantzen Welt bekant worden. 2. Sco- po, mit dem Zweck/ damit nemlich sich niemand ruͤhme; gesetzt/ es thue einer gute Werck durch und aus der Gnade/ so hat doch ein Ruͤhm- lein (so zu reden) noch Lufft/ gleich wie der jenige/ welcher mit einen ge- schenckten Karst oder Ham̃er arbeitet/ recht sagt und sagen darff: Es kostet mich gleichwol meine saure Arbeit/ ob mir gleich der Werckzeug geschenckt worden: oder der jenige client, dem was gutes von irgend einem Patron en geschehen/ wol sagen und ruͤhmen mag: Ob mir gleich dieser Mann einen guten Heyrath/ Ampt und Dienst zuwegen gebracht/ so hab ich doch dar- umb lauffen/ rennen und verehren muͤssen. 3. Exemplo, mit dem Exempel Abrah æ/ der/ ob er schon gerecht gewesen/ und in Gottes Huld Z 2 gestan- Die Vierzehende gestanden/ demnach wird ihm die Rechtfertigung aus Ansehen der Werck pur abgeschlagen. 4. Collatione und Vergleichung der Aposto- lischen Wort/ in denen er Werck und Gnade gegen einander haltet/ Tit. 3, 5. die Werck aber hindan setzet/ nicht/ spricht er/ umb der Wercke willen/ τῶν ἐν δικαιοσύνη, so aus der G erechtigkeit herfliessen/ die wir ge- than hatten/ sondern nach seiner Barmhertzigkeit. IV. Manus cœlitus excitata, Eine vom Himmel herab erweckte Hand; Wie der gantze Mensch aus und von sich selbst tod/ Marc. 3, 1, 3, 5. so ist auch seine Hand tod und verdorret/ gleich jenes verdorreten Hand/ so elend zugerichtet/ daß ob ihm gleich die Goͤttliche Allmosen und Gnaden- Gaben dargeboten werden/ so kan er nativis viribus, aus natuͤrlichen Kraͤf- ten darnach nicht greiffen/ hat noch nicht so viel Krafft als ein maleficant oder Bettler/ der kan noch nach dem Allmosen oder ra zion aus eigener Krafft greiffen/ aber hie ist Gottes Gnade das fac totum, Gott der H. Geist ist auch da allein der Geber und Wecker/ gleich wie Er das Evangelium offenbaret/ darbietet/ also machet er auch die Hand lebendig/ ermuntert die- selbe/ erhebet und strecket sie gleichsam aus/ und geschicht allhier geist- Act. 9, 40. 41. licher Weise/ was dort Actor. 9. da Petrus der Tabe æ die Hand geboten/ Er sagt: Stehe auff! sie thut die Augen auff und sihet den Tag/ aber sie Ioh. 6, 29. Phil. 1, 29. Col, 2, 12. 2. Cor. 4, 13. Eph. 2, 18, 2. Thess. 1, 11. Luc. 24, 49. Ioh. 16, 13. Rom. 10, v. ult. Es. 62, 2 kan sich nicht auffrichten und lebendig da stehen/ darumb gibt ihr Petrus die Hand/ und richtet sie auff; Jst dannenhero und bleibet der Glaube Gottes Werck und Gabe. Gott der H. Geist ist abermal hie der illumi- nator und Erleuchter/ der aus dem steinharten/ kalten und toden Hertzen durch sein kraͤfftiges Wort die helle Glaubens-Funcken erweckt und auff- blaset; Er ist der Lehrer/ der Vberzeuger/ der Ergreiffer/ der Versiegler/ alles universaliter, niemand hier außgenommen/ Den gantzen Tag hebet Er seine H aͤnde auff zu einem Volck/ das ihm widerspricht/ unpassionirt/ unpartheyisch/ wie Er das Wort allen laͤsset predigen/ also bietet er allen den Glauben dar. Ex eventu, was den Außgang und Wuͤr- ckung belanget/ ist zwar der Glaube nicht iedermans Ding/ weil ihrer viel die Hand zuruͤck ziehen/ oder muthwillig die angebotene Gnade von sich stossen/ aber ex intentione und nach dem vorgehenden Willen des Gebers Gen. 31, 26. Luc. 2, 28. Mat. 27, 59. Act. 13, 39. Rom. 8, 24. Eph. 2, 8. T it. 3, 5. so universal, als seligmachend und kraͤfftig. Dieses ist die gerechtmachende H and/ mit welcher den allge- meinen Welt-Heiland umbfangen haben Jacob der Patriarch/ Simeon/ Joseph von Arimathia/ Wer an diesen glaubet/ der ist gerecht; dieses Predigt. dieses ist die G nad- und Segen-bringende Hand/ durch welche Ioh. 1, 12. Gal. 3, 9. Ioh. 3, 16. Tit. 3, 7. Marc. 16, 16. wir die Kindschafft empfangen und des himmlischen Segens theilhafftig werden/ die des G laubens Abraham sind/ werden gesegnet mit dem glaubigen Abraham/ dieses ist die herrlichmachende H and/ mit welcher wir ergreiffen die ewige Seligkeit. So heilsam nun dieser Glaube ist/ so verhasset ist er dem Sathan; Was gebe der Sathan drumb/ daß er dieser Hand maͤchtig werdẽ/ und dieselbe dem Menschen ab- hauen moͤcht/ die ist ihm allzeit ein Dorn im Auge gewest/ die laͤstert er auffs greulichste. * Becanus in seinem manuali, dadurch viel Seelen verfuͤhret worden/ nennet ihn scabiosam manum pauperis, eine schaͤbichte/ gruͤndige und kraͤtzige Bettlers-Hand/ man soll erkennen/ ob sie oder wir mehr auff den Glauben halten/ bey ihnen sey der Glaube basis, fundamentum \& radix justificationis, der Grund der Gerechtfertigung/ bey uns eine raͤu- digte Hand. Bruder Naß in seinem Paßquill wider das Concordien- Bruder Naß c. 29. Buch zieret unsern Glauben mit folgenden schoͤnen Tituln/ nennet ihn einen Solen-Glauben/ Suldanischen Glauben/ Fastnacht-Glauben/ Wurst-Glauben/ Affter-Glauben und Narren-Glauben. * Becanus l. 1. de justif. c. 16 q. 4. confer alias calumnias apud Ad. Conzen ad Rom. 10. pag. 401. 402. 425. 438. adde D. Gerh. l. 2. Conf. Cath. part. 3. p. 179. Hodo- soph. Phænom. 11. p. 915. Aber sie spotten hin oder her/ Gott der sich nicht spotten laͤst/ wird sie zu seiner Zeit geschweigen und Spott mit Spott vertreiben/ ἀντιμυκτη- ρισμῷ und mit vollem Maß bezahlen; Lutheri einiger Glaub allein soll blei- ben/ nicht so fern es Lutheri Glaube ist/ sondern dieweil er in Gottes Wort fund irt/ dann ja auch vor Luthero folgende Reimen erschollen: Sind daß Christ ist geboren/ ist kein glaubige Seel verlohren/ wuͤste das die gantze Christenheit/ das waͤr uns Moͤnchen und Pfaf- fen leid/ sondern dieweil/ wie gesagt/ er in Gottes Wort fest gegruͤndet; Lutheri Wort lauten also tom. 5. Jen. in der Gloß auff das vermeinte Luth. tom. 5. Ien. Kaͤyserliche edict. fol. 316. Weil ich sehe/ daß diesen Haupt-Articul der Teufel immer lästern muß durch seine Säu-Lehrer/ und nicht ruhen noch auffhoͤren kan/ so sage ich/ D. Martin Luther unsers HErrn Jesu Christi unwuͤrdiger Evangelist/ daß diesen Articul: der Glaube allein ohne Werck machet gerecht fuͤr GOTT/ sollen lassen stehen und bleiben der Roͤmische Kaͤy- ser/ der Tuͤrck/ der Tartarische/ der Persen Koͤnig/ der Papst/ Z 3 alle Die Vierzehende alle Cardinaͤle/ Bischoffe/ Pfaffen/ Moͤnche und Nonnen/ Koͤnige/ Fuͤrsten/ Herren/ alle Welt/ sammt allen Teufeln/ und sollen das höllische Feuer darzu haben auff ihre Köpffe/ und keinen Danck darzu! das sey meine D. Lutheri Außspre- chung vom heiligen Geist und das rechte heilige Evangelion. Dann da stehet der Articul/ den die Kinder beten: Jch glaube an Je- fum Christ/ gecreutziget/ gestorben/ ꝛc. Das ist die Lehr/ wir haben die rechte Gott wolgefaͤllige Hand/ damit Gott zu begegnen/ erken- nen lernen. Folget die caution I. à manu rebelli, vor der rebell ischen Hand uns zu hůten/ so lieb uns unser Seel und Seligkeit ist/ als da ist/ die blinde H and/ die im finstern mauset/ die das fundament der Selig- 1. Cor. 6, 6. c. 10, 27. Eph. 2, 3. 2. Thessal. 1, 9. Hab. 2, 4. Rom. 1, 17. keit nicht erkennet/ consequenter ist ihr eines/ Wein und Wasser/ Nacht und Tag/ Liecht und Finsternuͤß; ie groͤssere Nacht in diesen letzten Zeiten/ ie groͤsser und schwerer die Verdamnuͤß. Die irrende und tappende H and/ da laß sich niemand anfuͤhren von grossen Welt-Liechtern/ der Gerechte wird seines und keines frembden Glaubens leben/ niemand vergaffe sich an denselben/ niemand vergaffe sich auch an den ungelehrten Photinianern und Anabaptisten/ die einen Schein fuͤhren einer sonderbaren charit aͤt und Liebe/ und ist doch blinde Liebe. Gleich wie Matth. 20, 21. die Mutter der Kinder Zebedei aus blinder Liebe ihren Soͤhnen einen Vor- sitz zu erbeten vermeynt. Hier die verzweifelnde H and/ die nicht zu- greiffen darff; dort die freche und verwegene H and/ die ihr zu viel zumisset ohne Wort-Verheissung. Das Evangelium ist der Armen/ der Luc. 4, 18. Zerschlagenen/ und nicht der einbildenden Heuchler/ wer ein anders glau- bet/ der betreugt sich/ er gehet im Traum/ versuchet Gott/ und stuͤrtzet sich in die Verdamnuͤß. Cautio und Vorsehung II. à manu sinistrâ, vor der letzen H and/ als da ist die erstarrete Liebs-Hand/ die heuchlerische Hand/ Ja- cobs Stimm und Esaus Hand/ die tode Hand/ dieweil die Seele des kind- lichen Vertrauens nicht in ihr ist; Woher kennet man einen Toden? 1. Reg. 17, 17. Iac. 2, 19. Matth. 28, 11. seqq. Wann kein Athem aus ihm gehet/ wie dort an dem toden Sohn der Haußwirthin Sohn des Eli æ? deßgleichen manus φρίττουσα, die erzitternde Hand/ wann zum Exempel die Hohenpriester zwar glauben muͤssen/ daß Christus aufferstanden/ sie haͤttẽ ihnen den Vnglauben gern gewuͤnscht/ die Luͤgen Predigt. Luͤgen mit Gelde erkaufft/ da huͤte sich maͤnniglich fuͤr! dann so die muͤss- und laͤssige Hand verdammen wird die jenige/ so die Hungerigen nicht ge- speiset/ wo wird dann bleiben die treulose Hand/ die Mord-Hand/ die Diebs-Hand/ sonderlich die hoffaͤrtige Hand/ die keiner disciplin, ob- servan tz und Ordnung sich nicht mag und will untergeben/ trutzet/ fuͤr die Nasen schnellet/ die da spricht: Lasset uns zureissen ihre Psal. 2, 3. Bande/ und von uns werffen ihre Seile! bey welcher melior cyclopismus Schola lopecismo, besser die wilde/ ungeseilte/ tolle furi als Schulfuͤchserey! Christi Rath der beste ist/ wol dem der ihm folget! Matth. 18. Ergert dich deine Hand/ so haue sie ab! Jm Matt. 18, 8. Luc. 1, 51. 52. Magnificat werden uns zwo Haͤnde Gottes geoffenbaret/ 1. manus premens \& elevans, die Stoß-Hand und die Erhebungs- Hand. GOTT uͤbet Gewalt mit seinem Arm/ Er zer- streuet die hoffärtig sind in ihres Hertzen Sinn. Er uͤbet Gewalt/ das hat erfahren Lucifer/ der Koͤnig zu Vabel/ zu Tyro/ die Pha- riseer und andere hohe Praler. Er zerstreuet/ das erfaͤhret noch heu- tiges Tages mancher duellant in Balgereyen/ wo Gottes Geist weichet. Er stoͤsset die Gewaltigen vom Stul/ das hat mancher/ ich will nicht sagen/ Edelman/ sondern Grosse Fuͤrst ꝛc. bißher erfahren muͤssen. 2. Manus levans ad solatium, die Erhebungs-Hand zum Trost/ Er erhebet die Elenden/ die mit ihrer Bet-Hand bitten in dem Bezirck der Gerechtfertigung umb die Gnade; ausser derselben mit ihrer demuͤthigen/ arbeitsamen und liebreichen Hand Nutz schaffen. Er erhebet aus dem Staube/ versetzet unter die Fuͤrsten/ unter die Himmels-Fuͤrsten/ und bescheret des Glaubens Ende/ der Seelen Seligkeit/ Amen. Die Die Fuͤnffzehende (Erste) Die Fuͤnffzehende Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Erste Predigt/ Von der einwohnenden Gnade des H. Geistes. Wisset ihr nicht/ daß ihr Gottes Tempel seyt/ und der Geist Gottes in euch wohnet? So iemand den Tempel Gottes verderbet/ den wird Gott verderben: dann der Tempel Gottes ist heilig/ der seyt ihr. G Eliebte in Christo: Ein schreckliches spectacul und er- baͤrmliches habitacul, Schauspiel und Wohnung eines vom Teufel besessenen Menschen/ so Christo auffgestossen/ Marc. 5, 2. beschreibet sonderlich Marcus c. 5. da er uns fuͤr Augen stellet einen Menschen/ als 1. eine Wohnung/ Hauß und Herberg des boͤsen Geistes/ daß er vom Teufel/ vom un- faubern Geist/ ja nicht nur von einem/ sondern von einer gantzen Legion Teufel besessen/ das macht nach der Roͤmischẽ Kriegsverfassung sechs tau- send/ sechs hundert und sechs und sechtzig Teufel/ so in diesem armen Men- schen gewohnet. 2. Eine garstige/ unlustige/ elende/ erbärm- liche Wohnung/ darinnen der Teufel grosse Tyranney und Boßheit veruͤbet; Ja zu gleicher weise/ wie dieser Mensch in Toden-Graͤbern/ auff den Bergen/ in Wuͤsten und Wildnuͤssen gewohnet/ also ist er selbst ein solch Toden-Grab/ Moͤrder-Grube und Wildnuͤß gewest/ der nicht nur andere Leute/ so fuͤruͤber gezogen/ grimmig und duͤrstiglich angefallen/ son- dern sich selbst erbaͤrmlich mit Steinen geschlagen. 3. Eine be- ständige und feste Wohnung/ eine unuͤberwindliche Festung; Der Predigt. der Teufel als ein starcker Gewapneter hat aus diesem Menschen eine Festung gemacht/ daraus er nicht koͤnte oder solte getrieben werden. Dann ob man wol die Werck der Barmhertzigkeit an ihm thun wollen/ mit Ket- ten und Fesseln binden/ ihm die Ordnung und die Artzney beybringen/ so war es doch vergebens/ er wolte sich nicht zaͤmen lassen/ die Ketten riß er ab/ die Fessel zerrieb er/ es war umbsonst. Jst/ meine Liebsten/ ein schroͤckliches Bild eines geistlich-besessenen Menschen/ mit dem es der Sathan so weit gebracht/ daß er ihm das Hertz eingenommen/ durch die boͤse Vbung und Gewohnheit besessen/ da wohne- te er/ machte ein garstiges Grab aus ihm/ und last sich durch keine Gewalt außheben und vertreiben/ wie sonderlich das Exempel Jud æ des Verraͤ- ters außweiset. Nach dem derselbe durch Geitz und Dieberey dem Sathan Thuͤr und Thor auffgethan/ so ist ihm der Teufel ins Hertz gefahren/ da wohnet er/ da ritte er ihn/ daß er die grosse Suͤnde begangen/ ein Mammel- luck/ Verraͤther und Moͤrder des Sohnes Gottes worden: Keine Wort- Fessel/ keine Bedrauung/ Abmahnung des Herren wollen nichts mehr helffen/ biß er ihm selbst vom Leben durch den Strang abgeholffen. So schentzlich und abscheulich ersterzehlter massen ein solch besessener/ verteufelter Mensch ist vor Gott und fuͤr Christlichen Augen: so schroͤck- lich das spectacul, so unflaͤtig und erbaͤrmlich die Wohnung: So lieb- lich/ so holdselig/ so herrlich ist im Gegentheil der Mensch/ in welchem Gott der Heilige Geist wohnet/ den der Heilige Geist außerwehlet zu einem ha- bitacul und Wohnung/ zu einem lebendigem und heiligem Tempel/ zu einer bestaͤndigen Wohnung; welches schoͤne habitacul der heilige Apostel Paulus/ wie anderswo Ephes. 2. 1. Corinth. 6. 2. Cor. 6. also auch allhier Eph. 2, 21, 1. Cor. 6. 19. 2. Cor. 6, 16. seinen Corinthiern und uns fuͤrspiegelt/ sprechend: Wisset ihr nicht/ daß ihr Gottes Tempel seyt/ und der Geist Gottes in euch wohnet/ ꝛc. welchen Text wir erkohren/ dißmal und ins kuͤnfftige außfuͤhrlich zu tract iren/ Theils zu mehrer Erleuchtung und Verstaͤndnuͤß des Apostolischen und Nicenischen Glaubens/ als unsers ordent- lichen Texts/ da von dem Ampt und Gaben des Heiligen Geistes zu handlen/ unter welchen die einwohnende Gnade eine von den fuͤr- nemsten ist. Theils auch einen Eingang zu machen in den Articul von dem grossen Tempel Gottes/ der da heisset eine einige/ heilige/ Christliche/ Apostolische Kirche. Der Geist Gottes/ den wir von Gott als ein theures Geschenck haben/ der in uns ist/ dessen wir Sechster Theil. Aa eigen Die Fuͤnffzehende (Erste) eigen sind mit Leib und Seel/ wolle auch den Anfang unsers Vorhabens segnen/ daß des Teufels Capell zerstoͤret/ der () Tempel Gottes erbauet werde/ Amen. () Vnicum templum (ita Chrysost. orat. 3. contra Iudæ.) diruit Deus Hic- rosolymis, \& innumerabilia erexit illo longè venerabiliora. Vos, inquit, tem- plum estis Dei viventis. Etsi pecuniæ vim immensam dinumeraverit aliquis, nihil simile præstiterit ei, quod præstat is qui servat animam. Hæc est major ele- emosyna, quàm decem millia talentorum, quàm hic mundus Vniversus, quantus quantus undiq́ue patet oculis: siquidem homo est toto mundo preciosior: hujus enim causa \& cœlum \& terra \& mare \& sol \& stellæ condita sunt. W Ann demnach der Apostel sagt: Wisset ihr nicht/ daß ihr Gottes Tempel seyt/ und der Geist Gottes in euch wohnet? so deutet er auff einen Tempel/ daß der Christen-Mensch ein Tempel sey; Der Geist klopffet nicht nur an/ sondern wann er eingelassen wird/ so wohnet er auch darinn; Nicht/ wie iederman leicht verstehet/ ein steinerner Tempel/ wie der Tempel zu Jerusa- lem von Salomon erbauet gewest mit Menschen-Haͤnden/ sondern eine fuͤrgebildete Wohnung/ so durch jenen den Salomonischen wunderschoͤnen Tempel abgebildet gewesen/ wie ins kuͤnfftige vielerley membra collationis und Vergleichungs-Stuͤck werden erscheinen. Eine verheissene Wohnung/ so wol der Christenheit im Neuen Te- stament/ als dem Volcke Gottes im Alten Testament/ allermassen/ wie Lev. 26, 11. 12. 2. Cor. 6, 16. St. Paul auff die alte Verheissung ein Absehen gehabt/ Lev. 26. wann er schreibet: Jhr seyt der Tempel des lebendigen Gottes/ wie dann Gott spricht: Jch will in ihnen wohnen/ (als ein Koͤnig in einem palatio und Lust-Hause; als ein Vater in einem Hause unter seinen Kindern; als ein Gott in seinem Himmel) Jch will in ihnen wandlen und spatzieren als in einem Garten/ wie ein Garten-Liebhaber an seinen Tulipan und Blumen sich belustiget/ und unter denselben als seinem erwuͤndschten Augen-Lust herumb spatzieret/ und will ihr Gott seyn/ und sie sollen mein Volck seyn. Ezech. 37, 26. 27. \& c. 48, 35. Ein zuvor verkuͤndigter Tempel. Mein Heiligthumb soll unter ihnen seyn ewiglich/ und ich will unter ihnen woh- nen/ und will ihr Gott sein/ und sie sollen mein Volck seyn/ spricht der Prophet Ezechiel/ alßdann soll die Staͤtte heissen Je- hova Predigt. hova schamma, der HERR daselbst. Ein angedeuteter Tempel/ von Christo: Wer mich liebet/ der wird mein Wort Ioh. 14, 23. halten/ und mein Vater wird ihn lieben/ und wir werden zu ihm kommen/ und Wohnung bey ihm machen; und auch von Paulo im gegenwaͤrtigen Text/ als ein geistlicher Tempel/ dieweil der Heilige Geist in demselben wohnet: Ein lebendiger/ beseelter/ wan- delnder und redender Tempel; Jhr traget Gott in euren Hertzen herumb/ so viel Christen/ so viel Tempel! Es lobet aber St. Paulus denselben ferner als einen hochheili- gen Tempel; Jhr seyt Gottes des Allerheiligsten Tempel/ der Heilige Geist wohnet in euch/ dann der Tempel Gottes ist heilig; und dasselbe 1. consecratione, durch die heilige Weihe; Zu gleicher weise/ wie Salomon/ da er seinen wunderschoͤnen/ in aller Welt beruͤhmten Tempel erbauet/ denselben geweihet/ geheiliget und abgesondert von aller profanit aͤt zum Gottesdienst/ mit dem Wort und Gebet/ er selbst auff eine kesselrunde Kantzel und Ehren-Seule gestiegen/ seine Haͤnde gen 2. Chron. 6, 13. Himmel außgebreitet/ eine lange/ schoͤne Predigt abgeleget/ und sein Gebet verrichtet/ folgends die gantze solennit aͤten mit reichen und ansehenlichen Opffern/ musi ciren/ Drommeten/ Cymbeln/ Psaltern/ Harffen und Sey- tenspiel gezieret/ 2. Chron. 5. \& c. 7. sonderlich Psal. 136. Also/ will der 2. Chron. 5. \& c. 7, 1. seqq. Psal. 136. Apostel sagen/ ist die heilige Tauffe bey uns Christen anders nicht/ als eine solche geistliche Kirchweihe/ da der Mensch von aller profanit aͤt abgeson- dert/ durch Wort und Gebet/ mit dem Wasser und Geist gereiniget/ ge- weihet/ geopffert wird zu einem vernuͤnfftigen Gottesdienst; Freude ist alßdann im Himmel bey den himlischen Chor-Saͤngern; da hingegen 1. Cor. 6, 10. 11. weder die Hurer/ Abgoͤttischen/ Weichling/ Knaben-Schän- der/ Geitzige/ Trunckenbold/ Raͤuber und dergleichen das Reich Gottes ererben werden/ und solcher sind euer etliche gewesen/ spricht der Apostel ferner/ aber ihr seyt abgewaschen/ ge- heiliget und gerecht worden durch den Namen des HErren Jesu/ und durch den Geist unsers Gottes. 2. Nominatione, durch die heilige Benamsung. Sa- lomons Tempel hat den Namen von dem Herren/ er war dem Na- men des Herren geweihet/ daß er geheissen κατ᾽ ἐξοχὴν, des HEr- ren Hauß/ wie sonderlich 1. Reg. 8. solcher Name unterschiedlich gefun- 1. Reg. 8, 10. 11. 63, 64. Aa 2 den/ Die Fuͤnffzehende (Erste) 2. Chron. 6, 33. den/ 2. Chron. 6/ 33. spricht Salomon: Auff daß alle Völcker auff Erden deinen Namen erkennen/ und innen werden/ daß diß Hauß/ das ich gebauet hab/ nach deinem Namen genennet sey/ das ist/ daß dein Name darinn geprediget/ verkuͤndiget/ deinem Namen darinn geopffert werde. Also/ will der Apostel sagen/ seyt ihr auch getaufft auff den Namen Gottes/ ihr heisset nunmehr Gottes des himmlischen Vaters Kinder/ eure Seelen sind die Braut Christi/ von Christo ihrem Braͤutigam Christinnen genennet. Jhr seyt geistliche Priester von Gott dem H. Geist geweihet/ von einem getaufftem Kinde moͤget ihr wol sagen: Dieses Kind heisset nunmehr ein Tempel der Heiligen Dreyeinigkeit/ ein Tempel unsers Heilandes/ ein Tempel des Heiligen Geistes. Heilig 3. præsentiâ Dei, wegen der heiligen/ gnaͤdigen Gegenwart Gottes! So bald Salomon die Bunds-Lade in den Tempel gebracht/ in den Chor des Allerheiligsten/ unter die Fluͤgel der Che- rub/ so erfuͤllet eine Wolcke das Hauß des Herren/ daß die Priester nicht stehen konten/ noch ihres Ampts pflegen/ dann die Herrligkeit des Herren erfuͤllet das Hauß des Herren/ also ward der Tempel 2. Chron. 7, 1. von Gott erfuͤllet; sonderlich 2. Chron. 7. stehet geschrieben/ daß so bald Salomon außgebetet/ sey ein Feuer vom Himmel gefallen/ und habe das Brand-Opffer und andere Opffer verzehret: Also/ will Paulus sagen/ seyt ihr auch voll Gottes worden. Dann was ist das anders/ als ein sym- bolum und Zeichen der Goͤttlichen Gegenwart/ und sonderlich das Opf- fer-Feuer/ gedeutet auffs Pfingst-Feuer des Heiligen Geistes/ zu bezeugen/ daß ein Christen-Mensch sey voll Gottes/ in welchem leuchtet und brennet das Feuer des Heiligen Geistes/ und toͤdtet den alten Menschen. Heilig 4. ob ἀσυλίαν, wegen der Freyheit/ in dem der Tem- pel durch die Goͤttliche einwohnende Gegenwart/ und bey dienenden Eng- lischen Schutz dermassen privileg irt und verwahret/ daß man sich an dem- selben nicht vergreiffen darff. Von dem Tempel zu Jerusalem schreibet () l. 5. bell. c. 14. San- ctum san- ctorum ἄβατον, ἀχραντὸν καὶ αϑέατον πάσιν. l. 6. bell. l. 7. c. 4. () Josephus/ es sey derselbe mit einem aͤhren Zaun umbgeben gewest/ nnd seyen auff der Thor-Seulen geschrieben gestanden diese Wort: Μὴ δει῀ν ἀλλόφυλον ἐκτὸς τοῦ ἁγίου παριέναι, kein Frembder oder Heyde soll sich ge- luͤsten lassen diesen Zaun zu uͤberschreiten/ weniger das Heilige oder Hei- ligthumb zu beschimpffen oder zu beschaͤdigen. Titus der Roͤmische Gene- ral nach dem er die Statt eingenommen/ wirfft den Juden in seiner pathe- t ischen oration und Rede/ so er an sie gethan/ unter andern auch dieses fuͤr/ und sagt: Haben wir (Roͤmer) euern Tempel nicht mit Gittern verwahret! Haben Predigt. Haben wir nicht mit Griechischen und Lateinischen Buchstaben in aͤhrne Tafel eine Salva guardia anschreiben lassen/ und bey Leib- und Lebens- Straffe den Frembden und Roͤmern selbst den Eingang desselben Orts verboten/ ja euch auch erlaubt/ so sich iemand dergleichen zu wagen erkuͤh- nen solte/ denselben am Leben zu straffen? Viel herrlicher/ maͤchtiger und gewaltiger ist Gottes Tempel/ die Wohnung des Heiligen Geistes/ nemlich das glaubige Hertz durch Gottes Krafft umbzaͤunet/ umbgegaͤttert und verschantzt/ daß demselben von aus- sen her kein Schaden geschehen kan/ oder wer sich daran machet/ unge- strafft nicht bleiben soll. Wer diesen allerseligsten Gast/ Gott den Hei- Dan. 3, 27. c. 6, 22. Exod. 14, 22. \& Matt. 8, 26. Exod. 8, 3. 4. 2. Reg. 19, 37. 1. Reg. 2, 28. seqq. Ios. 10, 16. seqq. Amos. 9, 2. ligen Geist in seinem Hertzen hat/ der ist wol sicher wo er ist/ sicher im Feuer- Ofen/ wie Daniels Gesellen/ sicher in der Loͤwen-Grub/ wie Daniel selbst/ sicher mitten im Meer/ wie die Kinder Jsrael/ und die Juͤnger Christi: Wer desselben gnaͤdiger Einwohnung mangelt/ der ist gleichsam Vogel- frey/ nicht sicher in seinem eigenen Hauß und Schloß wie Pharao/ nicht in seinem Tempel und Goͤtzen-Hause wie Sanherib/ nicht sicher an den Hoͤrnern des Altars wie Joab/ nicht sicher in der Hoͤle der Erden/ wie die fuͤnff Cananeische Koͤnige/ und wann sie (die Gottlosen) gleich/ spricht der Prophet Amos/ sich in die H ölle vergruͤben/ soll sie doch meine H and von dannen holen/ ꝛc. H eilig 5. liturgiâ sanctâ, wegen des heiligen Gottes- dienstes; Jm Alten Testament bestunde die liturgia in allerhand Levi- tischen Ceremonien und Opffern: Also ist der Heilige Geist nicht muͤssig/ sondern kraͤfftig/ Er lehret/ troͤstet/ schlachtet den alten Menschen und ver- brennet ihn/ zieret den Tempel des Hertzen/ zuͤndet an auff dem Altar den Weyrauch des Gebets/ wie ins kuͤnfftige weiter Außfuͤhrung erfolgen soll; Der Mensch ist der Priester/ der Altar das Hertz/ der Weyrauch das Ge- bet; Der H. Geist ist der ὑπερεντυγχάνων der das Gebet durchwehet und durchweihet/ erhebt/ demselben Krafft und Nachdruck gibt. Vber das ist dieser Tempel ein bestaͤndiger Tempel; dann hierauff deutet auch St. Paulus: Ein Tempel ist kein diversorium, Gast- oder Nacht-Herberge/ sondern eine bestaͤndige Wohnung; Der Psal. 132, 13. 14. HERR hat Zion erwehlet/ und hat Lust daselbst zu wohnen/ diß ist meine Ruhe ewiglich: Also ist ein wahrer Christ ein bestaͤndi- ger Tempel und Wohnung/ mit Gottes des Vaters Schutz und Hut als 1. Ioh. 2, 24. 1. Petr. 1, 5. 2. Tim. 1, 12. mit einer Besatzung befestiget/ durch Goͤttliche Macht bewahret/ mit Aa 3 einem Die Fuͤnffzehende (Erste) einem festen Bund gegruͤndet/ Der HERR wird sein Volck nicht Psal. 94, 14. Ioh. 17, 11. verstossen/ noch sein Erbe verlassen; Bewahrrt ist ein solcher Tempel durch Christi bruͤderliche Vorbitt; Heiliger Vater/ erhalte sie in deinem Namen/ die du mir gegeben hast/ wie auch Ioh. 10, 28. durch die unuͤberwindliche Macht seiner Hand/ niemand/ sagt Er/ soll mir die meinen aus meiner Hand reissen; Bewah- ret auch durch die Bekraͤfftigung/ Grůndung/ Befestigung und Vollbringung des Heiligen Geistes; der GOTT aller Gnade/ das ist/ der Troͤster der Heilige G eist/ der uns beruffen hat zu seiner ewigen H errligkeit in Christo Jesu/ derselbe wird 1. Pet. 5, 10. euch/ die ihr eine kleine Zeit leidet/ vollbereiten/ stärcken/ kräfftigen/ gruͤnden/ das ist das donum perseverantiæ, die Gabe der 1. Macc. 4, 60. Bestaͤndigkeit geben. So wol hat Judas Maccabeus seinen geweiheten Tempel nicht verwahret mit einer Besatzung/ befestiget das Heiligthumb mit Mauren und Thuͤrnen; Hier ist viel ein staͤrckerer Wall und maͤchti- gere Pastey. Jst dem also/ moͤchte iemand sagen/ so bleibet der Mensch/ der einmal den Heiligen Geist kraͤfftiglich empfangen/ immer in Gottes Gnade/ hat sich keines Verlusts zu befahren: Ja/ so schlossen die Juden vorzeiten: Templum Domini! templum Domini! templum Domi- Ierem. 7, 4. ni! H ier ist des HERREN Tempel! hier ist des HERREN Tempel! hier ist des HERREN Tempel! Jn ihrer Belaͤge- rung hielten sie dafuͤr/ es koͤnte der Tempel nicht gewonnen werden; Aber wie sie die Juden die Sache letz verstunden/ also glauben noch heut zu Tage Catech. Heidelb. q. 53. c. 5. p. 369. unsere Calvinisten gantz unrecht. Deren postulata sind diese in Catech. Heidelberg. Er der H. Geist wird bey mir bleiben biß in Ewigkeit/ das ist/ wie es der Synodus zu Dordrecht erklaͤret/ in der einmuͤtigẽ Erklaͤrung von der Beharrligkeit der Heiligen: Gott/ der da reich ist von Barmhertzigkeit/ nach seinem unwandelbarẽ Schluß und Vorsatz der Gnadenwahl nim̃t er von dem traurigen gefallenen Menschen (David/ Petro ꝛc.) seinen H. Geist Beza part. alt. ad act. Colloq. Montis b. nicht gaͤntzlich hinweg/ und laͤsset sie auch nicht so tieff fallen/ daß sie aus der Gnade der Kindschafft und Gerechtfertigung entfallen solten. Beza schreibet: Loth ward in seiner Blut-Schande ein gerechter und heiliger Mann/ David ist in seinem schweren Fall des Heiligen Geistes nicht gar verlustiget/ wie auch Aaron der Hohepriester in seiner Abgoͤtterey. Aber Predigt. Aber die Schrifft lehret uns viel ein anders/ die weiset uns auff die bedingte Bestaͤndigkeit des Glaubens/ sie befihlet uns das Wachen; Wachet/ stehet im G lauben/ seyt männlich und seyt starck ! 1. Cor. 16, 13. welche Vermahnungen umbsonst weren; wann durch die Vnmoͤgligkeit einer feste wer/ wol verwahret inneriich und eusserlich/ oder wann einer hin- ter einer dicken Wallmauren saͤß/ und iemand spraͤche: Huͤte dich/ daß dich keine Musqueten-Kugel treffe! das were ja vergebens gewarnet. Es be- zeugen das widrige die leidige Exempel; Eva/ die ihre Festung verlohren/ die zuvor ein Tempel und Wohnung war des Heiligen Geistes/ gibt das castrum und die Festung dem leidigen Schand-Geist auff. Vnd Davids/ der nach seinem eigenem Vrtheil ein Mann des Todes gewest/ der/ wann 2. Sam. 12, 5. er in der wuͤtenden Vnzucht were mit einem jaͤhen Tode angegriffen wor- den/ dem ewigen Tode were in den Rachen gesprungen/ wie hat er dann da- zumal zugleich ein Schos-Kind Gottes seyn koͤnnen? Gott befestiget uns/ so fern wir in der Schantze bleiben! Christus ist ein treuer Hirte/ so lange das Schaf ein Schaf bleibet/ solls ihm niemand durch einige Ge- walt nehmen oder rauben/ wann aber das Schaf ein Bock wird/ da hoͤren auch die Verheissungen auff; Der Heilige Geist staͤrcket/ bewachet und bewahret; Aber was gehet dieses die ῥίψασπιδας, die Fluͤchtigen an/ die Vberlaͤuffer/ die zu dem geschwornen Feinde Christi dem Sathan sich meineydiger Weise schlagen/ welche die geistlichen Waffen hinwerffen/ und den geistlichen Kampff auffheben? Wann Gott erzuͤrnet wird/ so weichet Er; Werdet ihr meine Rochte verlassen/ spricht Er: 2. Chron. 7, 19. 20. so will ich das H auß von meinem Angesichte verwerffen/ und geben zum Sprichwort und Fabel unter allen Voͤlckern/ Wo Gottes Ehre geschaͤndet wird/ da packen auch die Heiligen Schutz-Engel auff/ und sprechen: Migremus hinc ! Lasset uns von hinnen weichen! Hierauff folget das Apostolische examen: Wisset ihr nicht/ dencket ihr nicht daran/ ihr sollets in alle wege wissen/ ich habs euch zuvor gesagt/ und habt ihrs nicht geachtet/ ists euch außgefallen/ habt ihr euer selbst vergessen/ so wissets nunmehr und lernet es von neuem zur Lehre und Erkäntnuͤß euers hohen Adels/ daß Gott der Herr euer Hertz erwehl zu seinem Tempel/ ja Himmel/ darinn er sich ergiesse/ belustige und wohne. Gideon fragt ob der Herr mit ihm sey/ da ihm und sei- Iud. 6, 13. nem Volcke so viel Vbels widerfahren. Ja/ spricht der Herr/ eben darumb laß ich solches Vngluͤck geschehen/ damit das Hertz muͤrb und faͤhig werde mich und meine Gnade zu bewuͤrthen/ als der ich nirgend lieber Die Fuͤnffzehende (Erste) Esa. 57, 15. lieber wohne als in zerkuirschten und zerschlagenen Hertzen/ Dann so spricht der H ohe und erhabene/ der ewiglich wohnet/ des Na- men heilig ist/ der in der H öhe und im H eiligthumb wohnet/ und bey denen/ so zerschlagens und demuͤthiges G eistes sind/ die ein solch demuͤthiges Hertz haben wie Christus Jesus/ in dem die Fuͤlle Ps. 113, 5. 6. der Gottheit leibhafftig gewohnet. Wer ist wie der HERR unser GOTT/ der sich so hoch gesetzet/ und sihet/ wohin? vielleicht auff das/ was groß im Himmel ist/ die himmlische Thronen und Herrschaff- ten? Nein/ sondern auff das niedrige im H immel und auff Er- den. Keine Creatur ist in welcher der Herr lieber wohnet als im Menschen/ so gar daß auch der Sohn Gottes (nicht Englische/ sondern) menschliche Natur an sich genommen. Zur Vermahnung; Jhr seyt G ottes Tempel/ weiland Teu- fels Capellen/ nunmehr Gottes des Lebendigen/ nicht der toden stummen Goͤtzen. Euer Hertz ist und soll seyn kein Idoléum und Goͤtzenhauß/ darin- nen ihr frembden Goͤttern dienen oder mit denselben collud iren moͤchten. Wie reimet sich des Herren Tisch mit der Teufel Tisch? Jhr seyt con- Bellarm. l. de cult. S. c. 4. secr irt und geweihet/ nicht den Heiligen/ von welchen Bellarminus schrei- bet: Sacræ domus non solùm Deo, sed etiam sanctis rectè dedicantur; Es werden die Kirchen nicht allein dem unsterblichen Gott/ sondern auch den verstorbenen Heiligen mit Recht geweihet. Jhr seyt keine Bacchus-Kirche/ darinnen ihr paschalet und wuͤtende Freß- und Saͤuf- ferey anstellet/ wie vorzeiten die Heydnischen Kirchen fast Sauff-Haͤuser gewest; Jst im heydentzendem Papstumb nicht viel besser gegangen/ son- derlich wann jaͤhrlich auff die Kirchweihe/ hie auch an diesem Ort/ gefeyret vide Scha- dæum in S. templ. Ar- gent. c. 15. p. 84. worden/ da blieben die Leute des Nachts im Muͤnster; in Catharin æ Ca- pellen wurden geleget etliche Faß mit Wein/ die zaͤpffte man aus/ sahe also der Meß-Tag einer Faßnacht gleicher als einen heiligen Feyer- und Fest- Tage. Zu erbarmen ists/ daß noch bey so hellem Tageliecht des Evangelii die Leute auff die Kirchweihe und Meß-Tag dergleichen hinaus lauffen/ daselbst zu treiben und veruͤben/ was sonst in der Statt nicht erlaubt/ der- gleichen Tempel sind/ Bacchus-Freß- und Sauff-Haͤuser/ nicht Gottes- Haͤuser. Euer Hertz ist und soll seyn kein lupanar und Huren-Hauß/ zwar die Strabo l. 8. Tempel zu Corintho/ da wie Strabo bezeuget/ in fano Veneris, in dem Tem- pel/ so der Veneri geweihet und gewidmet/ auff die tausend unzuͤchtige Weiber Predigt. Weiber auff der Streu gehalten/ der Goͤttin Venus zu Ehren al- lerhand Schande veruͤbet worden/ sondern ihr seyt Gottes Tempel/ ihr solt heilig seyn/ dann ich bin heilig; Der Heilige Gott konte Lev. 19, 2. nicht leidẽ unter seinem Volck/ daß sie in der Huͤtten solte die Noth der Na- tur verrichten; Jhr sollet meinem Namen keinen Macul anhangen/ mei- Devt. 23, 12. 13. nen Namen nicht stinckend machen/ aussen fuͤr dem Laͤger solt ihr einen Ort haben/ da ihr zur Noth außgehet/ und wann sich einer setzen will/ soll er mit einem Schaͤufflein graben und zuscharren/ was von ihm gangen ist; wie viel weniger wuͤrd Er leiden/ wann man aus seinem Hause ein Sauff- und Huren-Hauß machen will? Die Vrsache warumb? ist/ dann der HERR dein Gott wandelt unter deinem Laͤger/ wer den Tempel G ottes verderbet oder profan iret/ den wird G ott verderben. Cum omnes (ait Tertull. l. de cultu fœm.) templum simus Dei illato in nos \& consecrato Spiritu S. ejus templi æditua \& antistita est pudicitia, quæ nihil immundum ac profanum inferri sinit, ne Deus ille qui inhabitat, in qu inatam sedem offensus derelinquat. Jhr solts wissen zur Warnung; weil wir diesen Schatz in irrdenen Gefaͤssen tragen/ und wieder verlustiger werden koͤnnen/ so heisset es/ wie der ewige Sohn Gottes sagt zum Engel der Gemeine zu Phila- Apoc. 3, 11. delphia/ halte was du hast. Jn den Olympischen Fecht- und Renn- Schulen ists mehrmal geschehen/ daß einer die Krone zwar mit Fingern ergriffen/ aber nicht fest gehalten/ ein anderer ist ihm vorkommen/ oder jener hat sie irgends im Getraͤng verlohren/ unter wegen hat ihm einer den Preiß aus den Zaͤhnen gerissen: Also/ sagt der Sohn Gottes/ ist dir die Gnaden- Kron auffgesetzt: Die Kron der Ehren wartet auff dich/ du hast sie schon/ halte nur was du hast! was einem/ diesem oder jenem hat koͤnnen be- gegnen/ das kan allen widerfahren! Huͤte dich fuͤr boͤser Gesellschafft/ fuͤr den Ergernuͤssen der Welt/ dem Muͤssiggang/ Wollust/ Pracht und son- derlich fuͤr dem Ertz-Gnadenstoͤrer/ der Trunckenheit/ die wie Circe aus einem Schaf einen Bock/ aus einem Menschen ein wild Thier machet/ manchen Held hat der Wein gefaͤllet/ wie des traurige Exempel Loths außweiset/ quem Sodoma non vicit, ebrietas prostravit, schreibet Hiero- Gen. 19, 33. seqq. nymus, welchen Sodom mit ihrer Vnzucht nicht hat koͤnnen uͤberwinden/ den hat die Trunckenheit erleget; beten ist von noͤten/ all Augenblick zu den- cken und zu sprechen: Fuͤhr uns HERR in Versuchung nicht/ wann uns der boͤse Geist anficht ꝛc. damit nicht ein ander die Sechster Theil. Bb Kron Die Fuͤnffzehende (Erste) Kron empfange/ daß es dir nicht gehe wie Saul/ wie Judas. Jn dem Martyrologio und Maͤrtyrer-Buch wird gedacht viertzig Maͤrtyrer/ die zu dem kalten Eiß verdammt gewest/ daß sie an demselben erfrieren und sterben solten; Einer setzt aus/ last sich in eine warme Bad-Stube fuͤhren/ der schnelle Wechsel toͤdtet ihn; die andern ruffen zu Gott und sprechen: quadraginta stadium ingressi sumus, quadraginta etiam ô Domine co- ronemur, ne una huic numero desit; unser viertzig sind an diesen Mar- ter-Reyen angetretten/ so laß O Herr auch viertzig gekroͤnet werden/ damit nicht eines an der Zahl ermangele! wie gebeten so gewaͤhrt; Einer von den Scherganten selbst/ durch solche constan tz bewogen/ tritt in die Gesellschafft/ bekennet den Namen Christi/ erlanget die Kron/ und wird Matt. 16, 25. also war/ was Christus sagt/ Matth. 16. Wer sein Leben will erhal- ten/ der wirds verlieren/ wer aber sein Leben verlieret umb meinet willen/ der wirds finden. Jhr sollet solches wissen 3. zum Trost/ der Tempel Gottes August. l. 1. de C. D. confer hi- storiam de Alarico apud Spond. ann. 410. 6. ist ἄσυλον und eine Freyheit jure gentium, nach dem Recht aller Voͤlcker: Von den Gothen ruͤhmet Augustinus, daß sie zu Rom/ da sie die Statt erobert/ alles außgepluͤndert/ erwuͤrget und gemetzet/ doch der Tempel und Gottes-Haͤuser geschonet/ dahin die Leute sich salv irt/ biß da- dahin/ schreibet Augustinus, wuͤtete und wuͤrgete der Blut-duͤrstige Feind/ aber daselbst wurde dem wuͤten und wuͤrgen die Graͤntze gesetzt. Scipio da er die Statt Carthago erobert/ theilet er die Beuten aus/ außgenom- men denen gab er nichts/ die Apollinis Tempel angetastet und beschaͤdiget (χωρὶς τῶν εἰς τὸ ἀπολλώνειον ἁμαρτανόντων, sagt Appianus ). Jst nun ein ieglicher wahrer Christ ein Tempel Gottes/ so ist er frey/ ja ein Asy- lum und Freyheit selbst/ wer demnach einen Christen beleidiget oder verle- tzet/ der begehet ein sacrilegium, einen heiligen oder Kirchen-Raub. Der Tempel des Herren ist Segen-reich/ wo er ist/ bringt er Segen mit sich. 2. Sam. 6, 11. Obed Edom hatte Segen/ da er die Bunds-Lade beherberget/ und aus seinem Hause ein sanctuarium und Heiligthumb worden: Also ist ein solcher Mensch/ der da ist der Himmel (gleichsam) und Paradiß Gottes/ Cyprian. in Orat. Dom. Gen. 17, 8. Lev, 26, 12. 1. Cor. 6, 16. Ps. 144, 15. gesegnet leiblich und geistlich. Cùm Dei sint omnia, habenti Deum nihil deerit, si Deo ipse non desit, sagt Cyprianus: Weil alle Dinge Gottes eigen sind und er alles hat; so wird dem jenigen/ der Gott hat/ auch nichts mangeln/ so fern er nur selbst nicht Gott mangele. Jch will ihr Gott seyn/ sagt der Herr: Wol aber dem Volck/ dessen der HERR ein G ott ist. Neben Predigt. Neben dieser Trost-Quell ligt noch eine andere verborgen/ so da entspringet aus der constan tz und B eständigkeit der gnädi- gen Einwohnung Gottes. Menschen-Gunst ist bald verlohren/ Hof-Gnade ist gleich einem schoͤnen rothen Apffel/ ie feiner und suͤsser der- Aula velut meretrix nunc hũc. nunc susci- pit illum. Et quem suscepit dejicit. Esa. 54, 10. selbe ist/ ie baͤlder wuͤrd er faul und wurmstichig/ hat ein Herr einmal auff einen Hof-Diener eine Vngnade geworffen/ ist der Danck gleich und eben eins/ er mach es hernach gut oder boͤse. Nicht also die Goͤttliche Gnade/ die ist auff seiten Gottes gantz bestaͤndig und immerwaͤhrend ewig/ Gottes Gnade waͤhret fuͤr und fuͤr/ es sollen wol Berge weichen und Huͤgel hinfallen/ aber meine Gnade soll nicht von dir weichen/ und der Bund meines Friedes soll nicht hinfallen/ spricht der HERR dein Erbarmer. Wir schliessen mit Salomon und beten ihm seinen Wunsch nach/ damit er seine Kirchweihe versigelt/ Der HERR unser GOTT 1. Reg. 8, 57. 58. sey mit uns/ Er verlaß uns nicht/ und ziehe nicht die Hand von uns ab/ zu neigen unser Hertz zu ihm/ daß wir wandlen in allein seinen Wegen/ und halten sein Gebott/ recht und Sitt/ Apoc. 21, 22. biß der Tempel dieses Leibes gebrochen/ wir an den Ort kommen/ da kein Tempel mehr/ sondern Gott alles in allem seyn wird! Amen. Die Sechszehende Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Ander Predigt/ Von der erleuchtenden Gnade Gottes des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Wann St. Johannes 1. Joh. 2. 1. Ioh. 2, 20. 27. an die allgemeine glaubige Kirche unter andern schreibet: Jhr habt die Salbung von dem der heilig ist/ und wisset alles: Dieselbe Salbung/ die ihr empfangen habt/ bleibet bey euch/ und duͤrffet Bb 2 nicht/ Die Sechszehende (Ander) nicht/ daß euch iemand lehret/ sondern wie euch die Salbung allerley lehret/ so ists war. So verstehet er freylich nicht chrisma corporeum, medicinale, mirificum, eine leibliche/ Artzney- Marc. 6, 13. Iae. 5, 14. und Wunder-Salbe/ von welcher gehandelt wird/ Marc. 6. Jac. 5. am allerwenigsten Chrisma sacramentale, eine Sacrament- liche Geheimnuͤß-Salbe/ so im blinden Papstumb bey dem also Bellarm. l. 2. de Sa- cram. con- firm. c. 5. \& 8. Apoc. 13, 16. genanten Sacrament der Firmung uͤblich/ wie es Bellarminus faͤlschlich deutet; als welcher Chrisam vielmehr ein character und Kenn-Zeichen ist der Antichristischen Bestien; Sondern er verstehet Gott den Hei- ligen Geist selbst/ den uns der allerheiligste Christus selbst erworben und geschencket/ sampt seinen Gaben: Nicht nur Spiritum Sanctum medicum, den allerhoͤchsten Artzt-Geist/ welcher als ein Artzt/ sa- nat quod est saucium, heilet was verwundet ist/ als das koͤstlichste Wund- Oel: nicht nur Spiritum Sanctum paracletum, den allertheu- resten Trost-Geist/ welcher als ein bewaͤhrter Balsam und gelindes Oel erquicket/ erfrischet/ und in der Ohnmacht wiederumb Geist und Leben gibet: Sondern vielmehr balsamum illuminationis, die Erleuch- Esa. 11, 2. tungs-Salbe/ den Geist der Weißheit/ Verstand/ Rath/ Erkaͤntnuͤß/ von welcher er der Heilige G eist den Namen hat/ und heist illu- minator, ein Erleuchter/ ein erleuchtender G eist und himlischer Lehrer/ wie das Oel/ wann es brennet/ ein gantz Gemach erleuchtet: Also dieses heilige Oel/ wann es in der Ampel des Hertzens anfaͤhet zu brennen/ erleuchtet den gantzen Menschen. August. tract. 3. in epist. 1. Iohan. Quid nos facimus Fratres, quia doce- mus vos? si Vnctio vos docet de omnibus, quasi nos sine causa laboramus? sonus verborum nostrorum aures percutit, Magister intus est, nolite putare quenquam hominem aliquid discere ab alio homine; admonere possumus per strepitum vocis nostræ : si non est intus qui doceat, inanis est strepitus noster. Wie die Koͤnige/ Priester und Propheten im Alten Testament/ so bald sie mit dem heiligen Oel gesalbet worden/ andere Maͤnner worden; die Koͤnige sind geschickt worden zum Regiment/ die Priester zu ihrer litur- gia und priesterlicher Ampts-Verwesung/ die Propheten zum Lehr-Ampt außgeruͤstet: Also ist der Heilige G eist eine solch χρίσμα oder unguentum Doctoreum und Lehr-Salbe/ mit welcher die geist- Apoc. 1, 6. lichen Priester und Koͤnige im Neuen Testament gesalbet und außgeruͤstet werden/ Predigt. werden/ welchen edlen Balsam der grosse Hohepriester Christus erworben/ geschencket/ in unser Hertz außgegossen/ von dem haben wir diese hohe Gabe empfangen: Gleich wie der koͤstliche Balsam vom Haͤupt Aaron herab Psal. 133, 2. geflossen auff sein gantzes Kleid/ Ps. 133. Also ist Christus als das Haupt mit unermeßlichen Gaben gesalbet/ aber die Troͤpfflein sind auch auff die membra und Gliedmassen gefallen: Dannenhero wir auch den Namen fuͤhren/ und heissen Christiani, Christen/ von Christo dem G esalb- ten/ und chrismate Spiritus S. dem H eiligen G eiste als der Sal- bung. Es ist derselbe ein solch vollkommener Lehrer/ der uns allerley lehret/ was wahr ist/ durch welchen wir allen Rath Gottes in Sachen unserer Seligkeit betreffend wissen/ also gar/ daß uns niemand lehren darff; Wie? das scheinet fast Enthustastisch geredet; Darff uns dann niemand lehren/ was bedarffs dann des kostbaren Predig- Ampts? Antwort: Das sey fern/ daß diese Meynung St. Johanni in Sinn kommen/ dann so wuͤrde er sich selbst in Backeu gehauen haben; Doͤrffen wir keines Lehrers mehr/ was bemuͤhet sich dann der Apostel? Warumb schreibet er diese Epistel? Warumb gedencket er der Schrifft mit Ehren? Warumb berufft er sich auff das/ was er zuvor gehoͤret v. 21. 24. 25. 26. Warumb schweigen die Enthusiasten nicht selbst/ sondern ver- kluͤttern alle Buͤcher? Sondern er redet von neuen Lehren/ der damals v. D. Luth. gloss. ad Ier. 31, 23. grassi renden und verfuͤhrenden Wider-Christen und Flader-Geister/ die von der Apostolischen Kirchen abgefallen/ außgangen/ und hohe/ sonder- bare/ neue Lehren und Geheimnuͤssen auff die Bahn gebracht uͤber das was sie von den heiligen Aposteln und Apostolischen Maͤnnern aus Got- tes Wort gehoͤret und gelernet. Die Meynung ist diese: Jhr wisset alles aus dem Gehoͤr und lesen Goͤttliches Worts/ was euch zu glauben/ zu hof- fen und zu thun noͤthig/ ihr beduͤrfft keiner neuen Lehrer/ die euch die Ohren grauen mit sonderbaren/ selbst-erdichteten Geheimnuͤssen. Durch das in Gottes Wort geoffenbarte Liecht/ den H. Geist/ und dessen Lehr-reichen Salbung seyt ihr gnugsam erleuchtet worden/ darumb lasset jene die Mei- ster von hohen und neuen Sinnen fahren; dann der Heilige Geist lehret nichts neues/ sondern das alte repet irt Er durch Erinnerung/ Erleuch- tung und kraͤfftige Bewegung. Ioh. 16, 13. Er ist ein bleibender und innwohnender Lehrer/ der da bey euch bleibet in Ewigkeit/ als ein Gast in dem Hause/ als der Lehrer Ioh. 14, 16. im Tempel/ verstehe/ so lang der Mensch demselbẽ nicht selbst gleichsam Vr- Bb 3 laub Die Sechszehende (Ander) laub gibet/ und so viel an ihm desselben Salbung und Vnterrichtung von sich stosset. Jst das erste Ampt und G eschaͤfft/ so dieser edle Gast in dem Tempel unserer Hertzen/ gleichsam als auff einer cathedrâ oder Cantzel verrichtet/ darinnen lehret/ prediget/ zeuget/ weissaget/ urtheilet/ aller- massen wie wir hiervon in der Außlegung des dritten Articuls glauben und bekennen: Jch glaub/ daß ich nicht aus eigener Vernunfft an Jesum Christm meinen HERRN glauben/ oder zu ihm kommen kan/ sondern der Heilige G eist hat mich durchs Evan- gelium beruffen/ mit seinen G aben ERLEVCHTET ꝛc. Wovon dißmal nuͤtzlich und aufferbaulich zu handeln/ wolle Gott der Heilige Geist als der Lehrer der Einfaͤltigen uns mit seiner Gnade beywoh- nen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. D O sind nun Tempel und Lehrer correlata, sie koͤnnen nicht getrennet werden; Wo ein Tempel ist/ da muß man lehren und predigen/ wie dann der Tempel zu Jerusalem niemal stumm ge- west/ da ist man zusammen kommen Gott zu loben/ da ist das Goͤttliche Num. 7, 89. oraculum erschollen/ die Priester haben die Opffer-Bilder/ worauff sie ge- deutet und gezielet/ erklaͤren und außlegen muͤssen/ da haben die Propheten gemeinlich ihre Propheceyungen abgeleget/ da hat Christus und die Apo- stel geprediget. Jst nun unser H ertz ein Tempel worden des H eiligen Gei- stes/ so ist der H eilige Geist der Doctor und Lehrer in diesem Tempel und zwar I. præfiguratus, holdselig vorgebildet durch das brennende und leuchtende Tempel-Liecht/ welches muste fo- Exod. 25, 31. v iret werden auff dem guͤldenen Leuchter; Dasselbe Liecht ist der H ei- lige G eist/ als der Erleuchter/ der durch das hell-leuchtende Wort Gottes nicht nur das Liecht der Welt Christum den Herrn ins Hertz Ioh. 16, 14. hinein setzet/ seine Person/ Ampt und Gutthaten verklaͤret/ den Weg der Seligkeit/ und das himmlische Vaterland zeiget/ erleuchtet/ Leben und un- 2. Tim. 1, 10. Psal. 146, 8. vergaͤngliches Wesen ans Liecht bringet; sondern er machet auch sehend/ er thut die Augen der Blinden auff: Das gemeine natuͤrliche Liecht thut das nicht/ sondern es suppon iret die Augen/ wer das natuͤrliche Tage-Liecht sehen will/ der muß die Augen zuvor haben und mitbringen; aber dieser un- ser heiligste Gnaden-Glantz gibt zugleich leuchtende Augen/ das Liecht der Goͤttlichen Erkaͤntnuͤß zu fassen und anzunehmen/ von welchem Wercke 2. Cor. 3, 18. des Heiligen Geistes St. Paulus gar bedencklich redet 2. Cor. 3. nach dem er den Predigt. er den Vnterscheid der Mosaischen/ unertraͤglichen Gesetz-Klarheit/ und der lieblichen anmuthigen Evangelischen Klarheit/ so sich sonderlich Matt. 17, 2. Matth. 17. herfuͤr gethan/ angezeiget/ saget er: E s spiegelt sich in uns des HERREN Christi Klarheit mit auffgedecktem Angesich- te/ und wir werden verkläret in dasselbige Bilde/ von einer Klarheit zu der andern/ als vom G eist des HERREN; wie Moses/ wann er in die Stiffts-Huͤtten gangen/ die Decke weggethan/ so ist ihm die Herrligkeit des Herren erschienen/ die er mit auffgedecktem Angesichte gesehen; wie auch Moses durch das anschauen Gottes seren irt und glaͤntzend worden: Also werden wir auch durch den Heiligen Geist/ Exod. 34, 29. durch das geistliche anschauen des Evangelii von einer Klarheit zur an- dern erleuchtet; Wiederumb G ott (der Vater) der das Liecht hieß 2. Cor. 4, 6. aus der Finsternuͤß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen Schein/ ἔλλαμψιν (verstehe das Liecht des Heiligen Geistes) in unser Hertz gegeben zur Erleuchtung der Klarheit Gottes/ in dem Angesichte Jesu Christi. II. Promissus, Ein verheissener Lehrer/ nicht nur im Alten Testament: Es werden alle deine Kinder gelehrt werden vom Esa. 54, 15. Ioh. 6, 45. Ier. 31, 34. HERREN/ θεοδίδακτοι, als Gottes-gelehrte. Jch/ spricht der HERR: will mein Gesetz in ihr Hertz geben/ und in ihren Sinn schreiben/ durch dey Finger Gottes den H. Geist; Jm Alten Te- stamment war das Gesetz in Steine geschrieben/ es blieb im Stein und gieng nicht zu Hertzen; Aber im Neuen Testament solls zu Hertzen von Hertzen aus willigen affecten hergehen/ und wird keiner den andern/ noch ein Bruder den andern lehren und sagen/ Erkenne den HErren/ sondern sie sollen mich alle kennen/ beyde klein und groß/ spricht der HERR/ verstehe ἀκουςικῶς und mittelbar/ durch das Gehoͤr Goͤttliches Worts/ nicht ἐνϑουσιαςικῶς, nicht durch unmittel- bare/ Enthusia stische Eingebung/ Erleuchtung und Einbildung: Als wolt er sagen: Schatten und Dunckel und grosse Muͤhe wird auffhoͤren/ ein helles Liecht wird auffgehen/ dabey jung und alt wird sehen koͤnnen: Es wird nicht nur ischet achiv, ein Bruder den andern/ ein Jsrae- lit den andern/ wie im Alten Testament geschehen: sondern auch die Hey- den/ die weiland nicht der Juden Bruͤder/ sondern frembde und ausser der Burgerschafft Jsraels in finstern getappet/ werden ein grosses Liecht sehen: deß- Die Sechszehende (Ander) Ioel. 2, 28. deßgleichen Joel: Nach diesem will ich meinen Geist außgiessen uͤber alles Fleisch ꝛc. sondern es hat auch Christus solche Verheissung Ioh. 14, 26. gethan im Neuen Testament/ Joh. 14. Der Troͤster/ sagt Er/ der Hei- lige Geist/ welchen mein Vater senden wird in meinem Na- men/ der wirds euch alles lehren/ und erinnern alles des/ das ich euch gesaget habe. III. Exhibitus; Ein geleisteter und erschienener Lehrer; nach langen seuffzen und sehnen; Fromme Hertzen im Alten Testament haben nach dieser Verheissung instaͤndig verlanget/ es mangelte dem an- dern Tempel das grosse Heiligthumb/ die Lade des Bunds/ das Feuer/ Urim und thumim, der Prophetische Geist/ wie die Rabbinen selbst kla- gen/ darumb verlanget sie/ wie nach der Anschauung des Messi æ/ als der rechten Bunds-Lade des Hohenpriesters/ in welcher das urim und thu- mim, Liecht und Recht gewohnet/ also auch des Feuers und Prophetischen Geists; der ist nun sichtbarlich erschienen den Aposteln/ und hat in einen Augenblick Doctores aus ihnen gemachet; Petrus deutet mit Fingern Actor. 2, 3. seqq. darauff/ Actor. 2. und wird noch taͤglich in der Glaubigen Hertzen außge- sendet. Was einmal geschehen sichtbarlicher Weise/ das geschiehet stets unsichtbarlicher Weise/ doch κατὰ μέτρον τὴς δωρεᾶς, nach dem freychuͤr- lichen Maß und Grad der Gnaden. Dieu ad Act. 8. p. 86. è Gemorâ c. 1. in Ioma. quinque res defuere in templo secundo, arca, propitiatorium \& Cherubim; Ignis : præsentia Majestatis DEI: Spiritus Sanctus in Prophetis, Vrim \& thumim. IV. Doctor testis, Ein bezeugender Lehrer; Er wird Ioh. 15, 26. zeugen von mir/ sagt der Herr Christus Joh. 15. von meinem Ampt und Person/ von meiner Vnschuld/ die Hertzen convinc iren und uͤber- zeugen; zeugen durch Wunderwercke/ durch martyria, sonderlich aber durch das theure werthe Wort des Evangelii/ wie dann kraͤfftiglich geschehen durch die Apostel und noch geschiehet/ und soll geschehen von uns allen/ und geschiehet in unsern Hertzen/ zeugen wider den Vnglauben und Miß- trauen zu Gott. V. Doctor Propheta, Ein Prophetischer Lehrer; Was Ioh. 16, 13. zukuͤnfftig ist/ sagt der Herr: wird er euch verkuͤndigen. Jst geschehen durch die Apostel/ Petrum/ Paulum/ Johannem/ Agabum; Jst geschehen und geschiehet taͤglich durch die Erklaͤrung und Außlegung der Prophetischen Weissagungen; Soll von uns allen geschehen durch die staͤte Predigt. die staͤte Betrachtung der ewigen Gnaden-Wahl/ aus oder durch welche wir uns gleichsam als durch einen Prophetischen Traum selbst den Zu- stand des kuͤnfftigen Lebens weissagen moͤgen. VI. Doctor Judex controversiarum elenchticus, Ein Richter/ Widerleger und Entscheider aller in Glaubens- und religion s-Sachen fůrfallenden Streitigkeiten/ Er wird Ioh. 16, 8. die Welt straffen/ umb die Suͤnde/ und umb die Gerechtig- keit/ und umb das G erichte; hat solches Richter-Ampt wuͤrcklich vertreten in dem Apostolischen Concilio, Actor. 15. nicht zwar scheinbar/ Act, 15, 28. wie in weltlichen Gerichten pfleget zu geschehen/ da der Richter eine Sach zwischen verschiedenen Parteyen muͤndlich also außspricht/ daß man den Richter selbst mit coͤrperlichen Augen sehen/ und sein Wort unmittel- bar hoͤren kan: sondern wie das Reich Gottes nicht kommt scheinbar auff polit ische Art und Weise/ sondern im Hertzen des Menschen/ also regieret dieser Richter im Hertzen/ Gemuͤth und Gewissen innerlich/ wann er dassel- be aus Gottes Wort kraͤfftiglich uͤberfuͤhret/ uͤberweiset/ und die Warheit so klar von dem Jrrthumb und Luͤgen unterscheidet/ daß niemand ihm λόγῳ ἔσῳ innerlich im Gewissen widersprechen kan/ ob gleich eusserlich die Sprache nicht allzeit hernach will/ ja oder nein darzu sagen. Die oͤffentliche Vberzeigung/ daß einer mit eigenem Munde sein Tit. 3, 11. Vnrecht gestehen/ und sich selbst muͤndlich gefangen geben muß/ wird dem zukuͤnfftigen Richter der Lebendigen und der Toden/ Christo Jesu vorbe- halten/ welcher es solchen Leuten oͤffentlich wird ins Angesicht hinein sa- gen/ was sie hier nicht haben gestehen wollen/ und sie fuͤr aller Welt zu schanden machen/ wie solches Gott der Herr Fuͤrbildsweise practi- c iret mit Hiob/ nach dem er lange zugehoͤret/ wie er mit seinen Freunden disput iret und gestrittẽ/ endlich ihn oͤffentlich ins examen fuͤhret/ aus dem Wetter antwortet/ und seine Fehler ihm unter Augen saget. Dieser bekeñet er hab unweißlich geredet/ die decisiv und Vrtheil auff seiten der Freunde Jobs lautet fast hart/ Mein Zorn (so redet der Herr selbst an den Iob. 42, 3. 7. Eliphas von Theman) ist ergrimmet uͤber dich/ und uͤber deine zween Freunde/ dann ihr habt nicht recht von mir geredet/ wie mein Knecht Hiob: So wirds auch lauten am Juͤngsten Tage/ da aller religion s-Streit endlich und voͤllig wird abgehandelt und abgeleget werden. Jst derowegen eine verzweifelte/ verwegene und Gottes-laͤsterliche Colloq. Ratisbon. sess. 9. Rede des Jesuiten Gretseri auf dem colloquio zu Regenspurg gewest/ da er Sechster Theil. Cc gesagt: Die Sechszehende (Ander) sagt: Hier sitzen wir in Gegenwart der heiligen Schrifft/ wann nun die- selbe oder der Heilige Geist mit außdruͤcklichen Worten saget: Gretsere, deine Meynung ist nicht gut/ du hast die Sach verlohren; Jm Gegentheil du Heilbrunner hast gewonnen! so will ich mich alsobald zu euch begeben/ adsit, adsit \& condemnet! wo ist er dann nun/ so komme er her und ver- damme mich! Jch besorge/ er sey ihm bald gnug kommen und seiner Bitte ihn gewaͤhret/ daß ers in Ewigkeit nicht zu gelachen. Er ist VI. ein thaͤtiger und wuͤrcklicher Lehrer/ der nicht nur lehret mit Worten/ sondern Er fuͤhret auch eine solche kraͤfftige Lehre/ Psal. 34, 9. die das Hertz empfindet/ fuͤhlet/ schmecket wie freundlich der HERR ist/ Er troͤstet das Hertz/ erfreuet das Gemuͤth/ erweckt das Gebet/ gibt Andacht und heilige Gedancken ein/ pflantzet Gedult/ Sanfftmuth/ De- muth/ saͤnfftiget das Hertz mit dem Frieden Gottes/ der hoͤher ist als alle Vernunfft/ bildet Gottes Ebenbild in ihm/ lehret der Welt Eitelkeit verachten/ sich allein Gott dem hoͤchsten Gut zu lassen/ zu ergeben/ und in demselben zu ruhen. Das heisset von Gott gelehret seyn/ das ist eine lebendige Lehre/ nicht ein toder Buchstabe. Diß ist der Finger Gottes/ wel- cher das lebendige Wort ins Hertz schreibet. Das ist Gottes Schrifft ge- schrieben nicht mit Dinten/ sondern mit dem lebendigen Geist Gottes/ solche Wort sind Leben und Geist. VII. Doctor Dux, er ist ein leitender Lehrer in alle Warheit; Er wird euch/ sagt der Herr/ in alle Warheit leiten/ gleichsam Ioh, 16, 13. als ein hodogeta und Wegweiser; Er saget: Ducet, er wird euch fuͤhren oder leiten/ nemlich ductu suavi, durch sanffte Handlei- tung/ und nicht rapiet, er wird euch nicht mit Gewalt zu sich reissen und in Him̃el hinein gewaltthaͤtiger weise zwingẽ; sondern gleich wie er die Vnwi- dergebornen durch sein kraͤfftig Wort zu sich freundlich ziehet/ also wird er die nunmehro Wiedergebornen gleichsam als ein pædagogus und Weg- weiser bey der Hand fuͤhren/ durch Mitwuͤrckung ihres eigenẽ von Gott be- gnadetẽ Willens leiten und fuͤhren. 2. Ductu fideli, er wird sie leiten mit Treue; sintemal er als ein treuer Fuͤhrer durch die Wuͤste dieser Welt/ durch welche die Glaubigen wallen und wandern muͤssen/ den Weg zeigen/ vorgehen/ Ruhe/ Schatten und Herberge verschaffen wil/ davon David im Ps. 23, 4. 23. Psal. ruͤhmet/ aus Geist-freudigen Hertzen singet/ Ob ich wandert im finstern Thal/ ꝛc. 3. Ductu mediato, er wird sie leiten mittelbar; durch den Mund des Goͤttlichen Worts/ das heilige Predig- Ampt/ Predigt. Ampt/ als durch eine Goͤttliche Rede und Antwort in seinem gantzen Lehr- Ampt. Hier moͤchte iemand gedencken/ Ach daß ich diesen so hochgeruͤhm- ten Lehrmeister selbst redend hoͤren solt/ daß Er auch uͤber mich kaͤme/ wie uͤber die Apostel: ich hoͤre ja nichts! ich sehe nichts! Er lehret mich und schweiget doch! wann Er selbst mit mir redete immediatè und ohne Mit- tel/ wann Er mich auch im Augenblick zum Doctor machte/ wie Er seine Apostel begnadet/ so wolt ich es mit Freuden annehmen? () Augustinus () in prin- cip. l. de Doctr. Christ. leget dir hier den Finger auff den Mund/ und saget: Huͤte dich O lieber Mensch fuͤr solchen stoltzen und gefaͤhrlichen Anfechtungen: Lasset uns die Bruͤder vermahnen/ daß sie nicht ihre Kinder also lehren/ daß weil in einem Augenblick durch die Zukunfft des Heiligen Geistes die Apostel sind er- fuͤllet worden mit allerhand Sprachen/ oder daß wem solches nicht ge- schehe/ er meine er sey kein Christ oder habe den heiligen Geist nicht. Dann wie weren die Wort wahr: Der Tempel Gottes ist heilig/ der seyt ihr? Wo nicht Gott von einem menschlichem Tempel antwortete/ und alles das jenige/ was er von den Menschen wolte gelernet haben/ vom Him̃el durch die Engel allererst muͤste kund werden? Dann wie kan man sagen/ daß der stillschweige/ welcher durch das heilige Predig-Ampt redet? Wie soll der schweigen/ der in der That und Warheit antwortet? Jst nicht die heilige Schrifft Gottes Stimm/ von Gott dem Vater herab zu uns als ein Brief gesendet? Biß hieher Augustini Wort verdeutschet. Ein Sohn/ wann er seines Vatern Brief liset/ gehet derselbe ihm nicht anders zu Hertzen/ als hoͤrete er den Vater selbst unmittelbar-muͤnd- lich mit ihm reden. Nun ist die heilige Schrifft des allmaͤchtigen Gottes Send-Brief vom Himmel herab/ und zu uns seinen Creaturen und Kin- dern gesendet/ dadurch redet Er so gnug und viel/ daß wir nach keiner un- mittelbaren Erleuchtung und Erscheinung zu gaffen haben. Zum Exem- pel/ fragstu/ welches ist dasselbe Wort Gottes/ welches da sey das un- fehlbare rechte Liecht der Blinden zur Seligkeit? Der H. Geist antwortet/ aus und durch die Heilige Schrifft/ durch Mosen/ Propheten und Apostel: Ps. 119, 24. 105. Das Wort Gottes/ das ist unser Fuͤsse Leuchte/ und ein Liecht auff unsern Wegen/ die Zeugnuͤssen Gottes sollen seyn unsere Raths-Leute. Wo ist dasselbige Liecht zu finden? wo scheinet es? Antwort: Suchet in der Ioh. 5, 39. 2. Tim. 3, 16. Schrifft/ dann die ist die von mir zeuget. Alle Schrifft von Gott eingegeben kan dich unterweisen/ πρὸς το σοφἰσαι, daß du weise und vollkom̃en seyest/ zu allen guten Wercken geschicket. Cc 2 Wer Die Sechszehende (Ander) Actor. 9, 6. Wer wird mich aber unterweisen/ daß ich es verstehe? Stehe auff/ gehe in die Statt/ nemlich die Christliche Kirche/ da wird man dir sagen was du thun solt. Welches ist aber die warhafftige Kirche? Matt. 7, 16. Exod. 33, 19. oder wo ist dieselbe/ da das Liecht leuchtet? Aus ihren Lehr-Fruͤch- ten sollet ihr sie erkennen. Welches oder was ist das hoͤchste Gut/ an dem der Mensch/ so hier so dort all sein Begierden und Verlangen saͤttigen mag? Gott der da heist Jehova Cotlobh das Liecht/ die we- Ier. 2, 13. sentliche Liebe/ das Liecht selbst wesentlich/ die lebendige Quell alles guten/ wer denselben sihet den gnuͤget/ er hat Gott und gnug. Durch welchen Weg soll oder kan ich zu ihm gelangen? Entweder viâ legali, durch den stachlichten Gesetz-Weg/ welcher dir als einem Blinden und gar Act. 16, 31. Ezech. 18, 32. Matth. 11, 28. Toden in geistlichen Sachen unmoͤglich zu wandlen; oder viâ Evange- licâ, durch den heilsamen Weg des Evangelii; glaube an den HERREN Jesum Christ/ so wirstu selig; glaube dem Evan- gelio/ das da saget: Jch will nicht den Tod des Sůnders/ ꝛc. Kommet her zu mir alle die ihr muͤheselig und beladen seyt/ ich will euch erquicken/ ꝛc. Wie und in was Ordnung soll ich aber kom- Marc. 1, 15. Act. 2, 40. men? Thue Buß und glaube dem Evangelio/ laß dir helffen! sagt St. Petrus. Wodurch soll ich mir helffen lassen? durchs Wort und Sacramenta/ und so fortan. Sic itur ad Cœlum, das ist der Himmels- Weg/ dessen Ende ist die ewige Seligkeit. So ist nun diese heilige/ edle/ heilsame Salbe und Gna- den-Geschenck eine ůberschwengliche/ grosse/ unerschaͤtzliche/ unermeßliche Gabe/ nemlich der Heilige Geist/ das höchste Gut selbst/ ein theurer/ werther Hertzen- und Seelen-Gast/ das Liecht der selig- machenden Weißheit/ damit er den Tempel des Hertzens erleuchtet und schmuͤcket/ und den edlen Schatz seines Wortes in des glaubigen Men- schen Gedaͤchtnuͤß beyleget/ denselben zur Zeit der Noth auffwecket und gleichsam lebendig machet. Es hat offtmal ein Mensch diesen Schatz in seiner Seelen ligen/ aber er schlafft gleichsam/ Gott der Herr ist der Gen. 21, 19. Wecker! Die Hagar hatte in der Wuͤsten einen Brunnen gleichsam fuͤr der Nasen/ aber sie sihet ihn nicht/ biß der Engel des Herren ihr die Augen auffgethan. Vmb so viel hoͤher ist diese Gabe/ als weniger die Welt derselben achtet; Es bleibet wol dabey/ was Christus saget; Ioh. 14, 17. Die Welt kan den Geist der Warheit nicht empfahen/ dann sie sihet Predigt. sie sihet ihn nicht und kennet ihn nicht; Ja wanns ein falscher Gen. 3, 5. 1. Reg. 22, 22. 35. Schwindel und Luͤgen-Geist were/ der Evam hinterschlichen/ und ihr von der ἀποϑεώσει gepredigt/ der hernach Achab zu tode gepredigt; wañs ein Spi- ritus familiaris were/ damit vorzeiten fuͤrwitzige Leut umbgangẽ/ so moͤchte er æstim iret werden: Aber die Welt gedencket mit Pilato: Was ist Ioh. 18, 38. Warheit? Was ist judex controversiarum? was bedarff man der Entscheidung schwerer Streitigkeiten in religion s-Sachen/ man schaff das Gezaͤncke mit einander ab? Was elenchus? ja wanns ein Welt- Geist were/ dessen profession ist Fleisches-Lust/ Augen-Lust/ hoffaͤrtiges Leben/ weltliche Sitten/ weltliche Vbungen/ weltliche Weißheit/ von unten her/ die da ist irrdisch/ ja teuflisch/ da duͤrffte die Welt zueilen! Es wird war- hafftig die Zeit kom̃en am letzten Welt-Tage/ da die Barbarischen Voͤlcker die Tuͤrcken/ die Tartaren und blinde Heyden diß Geschlecht werden ver- dammen/ denen das Liecht so hell nicht auffgangen; und was meynen wir/ was die Vrsach sey/ oder was wollen wir uns wundern/ der viel und man- cherley Straffen und Plagen/ damit uns Gott beleget/ sonderlich der dreyssig-jaͤhrigen Blut-Fluth/ der Trompeten Schall? will man den Heili- gen Geist durch seinen Mund/ nemlich das Predig-Ampt nicht hoͤren/ so schicket Gott der Herr einen Kriegsmann/ einen Nebusar Adan/ Ier. 40, 2. einen Roͤmischen Titum/ der muß predigen/ dessen Musqueten knallen/ daß die Ohren daruͤber gellen. Ja was kan endlich/ wann man sich nicht bes- sert/ anders folgen/ als die eusserste Finsternuͤß? Es ist aber auch dieses Geschenck eine allgemeine unpar- teyische Gabe/ die keinem versagt wird/ so wol als Christus selbst/ der in die Welt kommen/ daß Er alle Menschen erleuchte/ da iederman drumb bitten darff/ man darff kein didactron oder Lehr-Danck drumb geben/ es machet sich der H. Geist nicht schwer; Zwar in dem Papstumb wird diese Gab dem heiligem Stul zu Rom allein vorbehalten/ dañenhero Andr. Andr. Du- dith. Epi- scop. quin- que Eccles. in epist. ad Maxim. II. Dudithius an Kaͤyser Maximilian aus dem Concilio zu Trident geschrie- ben: Es gemahne ihn das Concilium zu Trident an eine Sack-Pfeiffe/ die Bischoffe seyen die leblosen Pfeiffen/ welche keinen Thon von sich geben/ biß sie Wind bekommen/ so bald aber der Papst den Wind hinein blase/ so klingen sie alle einstimmig/ und pfeiffen was der Papst gern hoͤret. Solte in gemeldtem Reich der Finsternuͤß eine privat- Person sich ruͤhmen/ sie haͤtte den Heiligen Geist/ man doͤrffte ihn fuͤr einen Gottes-Laͤsterer auß- geben/ spreche er: Jch habe den Heiligen Geist/ doͤrffte man sagen: Ey du hast den Teufel! Die Calvinisten particul iren hier abermal/ einer mit Cc 3 Namen Die Sechszehende (Ander) Bisterfeld. in myste- rio pietatis contra Io- han. Crel- lum p. 361. Namen Bisterfeldius gibt fuͤr/ der Zweck der heiligen Schrifft seye nicht der/ daß dadurch ohne Vnterscheid Glaubige und Vnglaubige solten erleuchtet werden/ sondern daß allein die erwachsene Glaubige (das ist die bloß Außerwelte) dadurch zum Heil und Seligkeit gefuͤhret/ die Vnglau- bige (das ist die bloß Verworffene) durch das Liecht der heiligen Schrifft verblendet wuͤrden. O schnoͤde Lehr! Jst demnach endlich ein solch himmlisches præsent und Geschenck/ annehmens und auffhebens werth/ ja wuͤrdig und werth/ daß man auff so gethane Lehr Achtung gebe/ wie und auff was Weise Gottes Geist im Hertzen arbeite durchs Wort; wie er den Marc. 4, 28. im Gedaͤchtnuͤß geseeten Samen segne/ daß er Frucht bringet/ erstlich Graß/ darnach die Aehren/ darnach den vollen Weitzen in den Aehren; wie Er dem Menschen offt heilige Gedancken/ Sinne und affect en einblase/ die Fleisch und Blut nicht offenbaret; wie er im Ge- bet sein Geschaͤffte habe? Lutherus schreibt/ es sey ihm offt begegnet/ daß er mitten im Gebet nach der einen oder andern Bitt habe muͤssen still halten/ der Geist habe ihn in die Schrifft gefuͤhret/ und reichlich gelehret/ darnach sey er wieder fortgefahren: Also wo in den Rath-Stuben einem ein guter heilsamer Rath einfaͤllet/ das ist vom Heiligen Geist; offt muͤssen wir im privat- wesen erkennen/ daß Gott dieses oder jenes geheissen/ wir muͤssen sagen: Jch habe da einen guten Geist gehabt; Also hieß er die Wittwe zu 1. Reg. 17, 9. 1. Thess. 5. 19. Sarepta dem Propheten Eli æ Vnterhalt geben; Aber wehe dann dem jenigen/ der den Heiligen Geist und sein heiligs und heilsam wuͤrcken/ rei- tzen/ seuffzen/ sehnen/ troͤsten/ erinnern/ durch reuen und erneuen im Hertzen und Gewissen daͤmpffet! Es ist dieser Lehrer wuͤrdig/ daß man seine Lehr höre/ ihn ehre und folge; Jener Heyde Æneas, als er vor der Sibyllen Hoͤle stehet/ und die oracula hoͤren will/ so laͤufft ihm der Schauder uͤber die Haut/ Arme und Beine zittern/ er faͤhet an von gantzem Hertzen zu beten: Wie vielmehr will uns Christen gebuͤhren vor der Majestaͤt dieses so gros- sen und wertthen Geistes uns zu entsetzen/ und mit andaͤchtiger reveren tz Psal. 25, 14. seinen Bewegungen Statt und Platz zu geben? Das Geheimnüß des HERREN ist bey denen/ die ihn fuͤrchten. welche vor- zeiten bey dem Æsculapio in ihren Kranckheiten Rath gesucht/ die haben die Nacht uͤber in seinem Tempel schlaffen muͤssen: Vielmehr will uns Christen geziemen diesen guten Geist/ gleich den Schlaffenden und Ruhen- den Predigt. den sich zu lassen gantz und gar/ und ohne Widerspenstigkeit seinen guten Anregungen zu folgen. Des Pythagoræ Schuͤler und Studenten ha- ben die ersten fuͤnff Jahr nichts fuͤr sich selber reden/ sondern nur sagen muͤssen ἀυτὸς ἔφα, er unser Meister hats also gesagt! hier ist der rechte ἀυτὸς ἐφα, was der redet durch und in seinem geoffenbarten heiligen Wort/ das ist ja und Amen! Wuͤrdig und werth ist dieser Geist/ daß man ihn frage und den Mund goͤnne/ in allerhand schweren Geschaͤfften/ Verrich- tungen/ Bedencken/ Faͤllen/ allerforderst durchs Gebet zu Rath frage? Dann soll nicht ein Volck seinen Gott fragen? Soll nicht ein Esa. 8, 19. Iof. 9, 14. seqq. 1. Reg. 22, 18. seqq. Christ den Mund des Herren forschen? Josua hat einmal den Mund des HErren uͤbergangen/ aber er wurd schaͤndlich betrogen. Achab veracht den Mund des Herren durch Micha redend/ kommt druͤber umb Leib und Leben: Also im privat- Leben spannt man ohne Gottes Rath die Pferde hinter den Wagen/ man begibt sich in die Ehe/ und fraget Gott nicht drumb/ daher erlaufft man auch offt fuͤr eine Sara eine Jesabell/ von aussen eine schoͤne Helena/ inwendig eine garstige unflaͤtige Hecuba. Solte/ sag ich/ nicht vielmehr ein Christ fuͤr der cathedra des Heili- gen Geistes und seinem oraculo, das ist Hoͤrung und Lesung Goͤttlichen Worts/ mit demuͤthigem Hertzen erscheinen? Solte er nicht von Hertzen beten aus dem 67. Psalm: HERR laß du dein Antlitz leuchten/ Ps. 67, 2. 3. Ps. 143, 10. Ps. 25, 5 Ps. 93, 6. daß ich deinen Weg erkenne! und aus dem 143. Psalm: Lehre mich thun nach deinem Wolgefallen/ dann du bist mein GOTT/ dein guter Geist fuͤhre mich auff ebener Bahn! Leite mich in deiner Warheit/ und lehre mich/ dann du bist der GOTT der mir hilfft! HERR dein Wort ist die rechte Lehr/ Heiligkeit ist die Zierde deines Hauses. Mit Josaphat aus 2. Chron. 20. Wir wissen nicht/ was wir thun sollen/ unsere 2. Chron, 20, 12. Augen sehen nach dir! Solte nicht ein Christen-Schuͤler sich dem Heiligen Geist als ein Schlaffender lassen gantz und gar? Solte er nicht stillschweigen und sagen/ ἀυτὸς ἐφα, Er der Heilige Geist hats gesagt/ son- derlich in den Glaubens-Geheimnuͤssen? Solte man nicht in dieser Schul den methodum stud iren und observ iren/ den Syrach fuͤrschreibet cap. 15. Syr. 15, 1. seqq. da er die Weißheit (und nicht μωρίαν die Thorheit/ an welcher viel zu Nar- ren worden) fuͤrstellet/ als eine Doctor in/ die ihre Huͤtten und Kram-Laden auffgeschlagen: Zeiget an/ wie man sich umb sie bewerben muß; nemlich mit Die Siebenzehende (Dritte) mit der edlen Gottesfurcht: Solches/ sagt er/ thut niemand/ dann der den HERREN fuͤrchtet. Es muß darzu kommen die andaͤchtige Auffmerckung; wer sich an Gottes Wort haͤlt/ der findet sie; darauff folget Ἰχν σις, παράκυψις, κατ λυσις, daß man ie mehr und mehr forsche/ zu ihrem Fenster hinein gucke/ nahe Herberge bey ihr suche; endlich aber auch μελέτη \& διάνοια, daß man sie von Hertzen betrachte und gruͤndlich verstehen lerne; sonderlich ἀκρόασις, daß man horche an der Thuͤr der Weißheit; Was wird dann endlich daraus wer- den? Er machet sie zu einer Belohnerin/ aus der Doctor in eine Koͤni- gin/ sie belohnet mit dem Krantz der Ehren/ Staͤrcke und unsterblichem Namen/ sie wird ihn erhöhen uͤber ihren Naͤchsten/ seinen Mund auffthun in der Gemeine/ sie wird ihn krönen mit Freuden und Wonne/ und begaben mit ewigem Namen/ durch Jesum Christum/ Amen! Die Siebenzehende Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Dritte Predigt/ Von der Opffer-Gnade des Heiligen Geistes/ oder von dem geistlichen Opffer des Alten Menschen. G Eliebte in Christo: Von einem seltzamen Abentheuer/ ungeheurem monstro und wunderbaren Mißgeburt schreibet Buchananus, so sich in Schottland Anno 1489. ohngefaͤhr herfuͤr gethan/ nemlich einem Zwilling/ an wel- chem von oben her biß an die Weiche und Nabel alle Glied- massen gedoppelt gewesen/ untenher aber einfach; oben war es ein doppel- ter/ unten ein einfacher Mensch; so gelebt biß ins acht und zwantzigste Jahr; Vnter dessen aber in ewigem Streit geschwebet/ in widrigen Be- gierden und Willen; wann der eine da hinaus gewolt/ hat der andere dort hinaus gesehen: wann der eine gelachet/ hat der andere geweinet: wann der Predigt. der eine erzuͤrnet/ ist der ander sedat und still gewest; daraus erfolget/ daß sie ihnen selbst manchmal in die Haar gerathen. Eben ein solch mon- strum und Mißgeburt/ ein solcher doppelter Mensch ist nunmehr ein ieder Mensch nach dem Fall. Da zuvor alle innerliche Kraͤfften in holdseliger Harmonia zusammen gestimmet/ so ist ietzt/ nach dem die Seiten zusprun- gen/ alles in dissonan tz gerathen; gestalt dann solches auch die Philosophi aus eigener Erfahrung wargenommen/ sonderlich Aristoteles, der erken- Arist. in fi- ne l. 1. Eth. Nic. net zwo Arten und Naturen in der Seel/ λογικηὺ καὶ ἄλογον, die vernuͤnff- tige (so zu reden) und unvernuͤnfftige/ die wider einander streiten/ verglei- chet dieselbe mit einem Glied eines paralytici und Gichtbruͤchigen/ wann derselbe seine Hand gern zur Rechten lenckete/ so schnellet sie ihm zur Lin- cken \& contrà: So gehets auch in der Seel/ video meliora proboq́ue, deteriora sequor, sagte Medea, Jch sehe und erkenne das gute/ lobe es auch/ ergreiffe doch das boͤse. Woher kommt dieses monstrum, fragt Augustinus zum dritten August. l. 8. Confess. c. 9. mal? Im perat animus corpori, \& paretur statim; imperat animus sibi \& resistitur; Das Gemuͤthe gebietet dem Leibe/ und er leistet gar bald Ge- horsam; das Gemuͤthe befihlet ihme selbst/ aber da ist Widerstand. Er August. in Psal. 75. antwortet an einem andern Ort und saget: Sic vindicatur in rebellem adversus Deum, ut ipse sibi sit bellum, qui pacem noluit habere cum Deo; Es geschehe zur Rach wegen des Auffruhrs wider Gott/ daß der jenige mit sich selbst zu streiten habe/ der keinen Frieden mit Gott haben wollen. Ja was wollen wir sagen? Erzeiget sich solches monstrum und Mißgeburt auff gewisse Weise und Maß auch bey den allbereit heiligen und wiedergebornen Kindern Gottes/ die seuffzen allesammt mit der Kirch: Ertoͤdte uns durch deine Guͤte/ erwecke uns durch deine Gnad/ den alten Menschen kraͤncke/ daß der neu leben mag! Der Apostel schreibet davon Galat. 5. Das Fleisch geluͤstet wider Gal. 5, 17. den Geist/ und den Geist wider das Fleisch; dieselbe sind wi- der einander/ daß ihr nicht thut was ihr wollet: Sonderlich er- scheinet solches aus der eigenen Erfahrung/ auch des heiligen Apostels Pauli selbst/ der saget Rom. 7. Jch thue nicht/ das ich will; son- Rom. 7, 15. 17. 22. 23. 24. dern das ich hasse/ das thue ich/ nicht aber ich/ sondern die Suͤnde/ so in mir wohnet. Jch habe Lust an Gottes Gesetz/ nach dem innwendigen Menschen/ ich sehe aber ein ander G e- setz in meinen G liedern/ das da widerstreitet dem G esetz in mei- Sechster Theil. D d nem Die Siebenzehende (Dritte) nem G emuͤthe; O ich elender Mensch! wer wird mich erloͤ- sen von dem Leibe dieses Todes? Er redet anders nicht/ als wer er an ein todes Aaß angebunden/ das unertraͤglich stincket/ (wie Mezentius durch dergleichen schroͤckliche copulam die Leute gemartert) davon er gern loß were. Act. 10, 13. Was ist aber zu thun bey solchem Jammer? Macta, sagt die Goͤtt- liche Stimm Actor. 10. zu Petro/ als er essen wolte/ ward ihm ein groß leinen Tuch voll allerley unreiner Thier gezeiget/ und eine Stimme fprach: Schlachte! Jn dir wimmelt auch ein solch Vnzifer und unrein Thier/ darumb macta, so schlachte! opffere/ als ein geistlicher Priester/ dann dar- vid. Aug. l. 20. C. D. c. 10. Apoc. 1, 6. 1. Pet. 2, 5. 9. umb bistu in der Tauffe gesalbet und geweihet mit dem Heiligen Geist/ daß du solt ein geistlicher Priester seyn/ in das Koͤnigliche Priesterthumb auffgenommen/ zu opffern geistliche Opffer/ die Gott angenehm sind durch Jesum Christ/ alles durch die heiligmachende und toͤdtende Gnade des H. Geistes; dann auch die Toͤdtung des suͤndlichen Fleisches. Jst ein Ioh. 12, 24. Stuͤck der Heiligmachung. Es seye dann daß das Weitzenkorn in die Erde fall/ und ersterbe/ so bleibt es allein: das ist/ tod und fruchtloß/ wo es aber erstirbt/ so bringt es viel Frůchte. Also/ es sey dann daß die alte arge Natur des Menschen durch die toͤdtende Gnade des Heiligen Geistes ersterbe/ so erzeigen sich keine Fruͤchte der hei- ligmachenden Gnade des Heiligen Geistes! soll diese erscheinen/ so muß jene sterben/ des neuen Menschen Leben ist des alten Tod und contra, des Gen. 18, 11. 13. alten Menschen Leben ist des neuen Tod. Solte der Sara ein Jsaac oder frembder Sohn geboren werden/ so muß ihr Leib zuvor ersterben: Soll ein lebendiges Huͤnlein aus dem Ey heraus schlieffen/ so muß die Schale zuvor auffgebrochen werden*. Davon dißmal etwas weiters zu han- deln sind wir im Namen des Herren zusammen kommen; Wir ha- ben euer Liebe fuͤrgetragen den geistlichen Tempel/ die einwohnen- de G nade/ die erleuchtende G nade; folget gratia sanctificatrix Spiritûs S. Sanctificatoris, die heiligmachende G nade des * Somniavit servus quidam, ait Putean. orat. 20. ovum sibi ab hero, sed coctum tradi, quod ille sic accepit, ut nucleo uteretur, putamen abjiceret. Quid factum? Prægnans hera erat, \& mox filium enixa, ê puerperio periit. Servus igi- tur infanti nutricius datur, qui tum demum intellexit mulieris gravidæ imagi- nem esse, cocto maturitatem fœtus designari maternum corpus vitâ destitutum pro putamine habitum. Heili- Predigt. Heiligen G eistes/ der deßwegen ist und heisset Heiligmacher; dessen erstes Werck ist sacrificium spirituale carnis, die geist- liche Opfferung/ das wuͤrgen des suͤndlichen Fleisches; Von welcher zwar seltzamen/ aber hoͤchstnothwendigen materi, als einem vorne- mes Stuͤck unsers Christenthumbs/ wir dieses mal reden und handlen wollen/ Gott der Heilige Geist wolle uns mit seiner Gnade beywohnen/ umb Jesu Christi/ des einigen Versoͤhn-Opffers willen/ Amen. S O sind nun Templum \& sacrificium correlata, Tem- pel und Opffer gehoͤren zusammen; wo von anbeginn Gott der Herr seines Namens Gedaͤchtnuͤß gestifftet/ da hat man muͤssen opffern/ wie die historia des Alten Testaments durch und durch bezeuget/ und hat solch Opfferwerck in der Kirchen des Neuen Testa- ments nicht allerdings und gaͤntzlich auffgehoͤret/ sondern es hat dem leib- lichen eusserlichen Schatten-Opffer succed irt und gefolget ein geistliches/ innerliches/ warhafftiges Opffer im Geist und in der Warheit. Dabey wir dann zu allerforderst muͤssen Achtung geben auff die victimam, auff das Ding so zu schlachten und auffzuopffern ist. Jm Alten Testament ist die gewoͤhnliche victima und Schlacht-Opffer gewest nicht nur das stumme und thumme Vieh/ Kaͤlber/ Laͤmmer/ Boͤcke/ Wider/ wie bekant/ sondern auch ein geschworner/ abgesagter Erb- und Ertz-Feind Jsraels/ auff Hebreisch cherem, Griechisch anathema, den Gott geboten zu verbrennen. Jn den Staͤtten der Cananeischen Devt. 20, 16. 17. Voͤlcker durfften sie nichts leben lassen/ was den Athem hat/ sondern musten alles mit der Schaͤrffe des Schwerts schlagen/ und also dem her- ren opffern. Jst wuͤrcklich exequ iret worden von Josua an der Statt Ios. 6, 21. Jericho/ da er alles verbannet mit der Schaͤrffe des Schwerts/ was er angetroffen/ beyde Mann und Weib/ jung und alt/ Ochsen/ Schaf und Esel; also hat er auch die fuͤnff Koͤnige getoͤdtet/ Jos. 10. und solchen Pro- Ios. 10, 26. 1. Sam. 15, 33. ceß nahm auch Samuel fuͤr mit Agag/ den zerhieb Samuel zu Stuͤcken fuͤr dem Herren in Gilgal. Fragstu/ welches nunmehr im Neuen Testament das geistliche Opffer sey? Welches das Opffer? Augustinus antwortet sehr wol in dem 51. Psal. Noli extrinsecus pecus quærere, quod mactes; ha- August. in Psal. 51. bes in te quod occidas, Suche nicht von aussen ein Vieh/ daß du schlach- test/ du hast in dir selbst wohnen ein thummes und feindseliges Thier/ so dir zu wuͤrgen und zu toͤdten obliget/ das ist/ das Fleisch/ fleischliche affect D d 2 und Die Siebenzehende (Dritte) und Begierde; Was das sey/ ist droben in der ersten Predigt außge- fuͤhret: Wann du die Hoffart abschneidest/ so opfferst du ein Kalb/ wann du den Zorn und Haß außtreibest/ so opfferst du einen Widder; wann du die Geilheit abschaffest/ so opfferstu einen Bock; wann du deine umb- schweiffende Gedancken im Zaum haltest/ opfferstu eine Taube oder Tur- Orig. l. 9. in ep. ad Rom. v, August. l. 10. C. D. c. 4. teltaube/ sagt Origines. Fragstu/ wer der jenige abgesagte Feind sey/ den man zu verbannen verbunden? den darffstu nicht weit suchen in der Tuͤrckey/ oder im Papstumb; Er ist leider dein Naͤchster in deinem Busen/ dein alter ego, dein ander ich/ ja du selbst bist dein aͤrgster Feind/ der alte feindselige Adam/ der alte Mensch/ der eusserliche Mensch/ der der alten Schlangen nachartet/ des alten Adams Natur an sich hat/ wie man sagt/ ein alter Wolff aͤndert die Haar nicht/ ein alter Fuchs ist schlauh: Ein alter Mensch ist hartnaͤckig/ laͤsset ihm seine Mey- nung nicht leichtlich nehmen; Jst eine Gewohnheit bey ihm eingewurtzelt/ so verhaͤrtet er sich und verjaͤhret im argen! Ein alter Mann ist gemeinig- lich schlauh/ listig/ wie jener Dioxippus, der alte versuchte Fechtmeister/ den Alexander M. an den jungen Macedonischen Soldaten/ den Cora- gum gehen lassen. Coragus war jung/ starck/ wol gewapnet; jener alte aber listig/ nackend/ mit Oel uͤber den gantzen Leib geschmieret/ hatte mehr nicht als einen hoͤltzernen/ knoͤpffichten Kolben in der Hand/ gleichwol schlaͤgt er jenem dem jungen Hachen ein Bein unter/ faͤllet ihn und gewin- net den Sieg; Also ist der alte Adam verhaͤrtet im boͤsen/ hinderlistig/ Ier. 17, 9. tuͤckisch/ er lauret/ a koth halebh micol, das menschliche Hertz ist ein trotzig Ding/ ein verzweifelt boͤse Ding/ das den neuen Menschen bald einen Fuß unterschlaͤget und faͤllet. Das ist dein Feind/ der ἀντίϑεος, Gottes des Allerheiligsten Widerpart/ Feind/ ja ein rechter Wider-Gott/ ein umbgewendeter Decalogus, ἀντίχριςος, ἀντιπνσυματικὸς, Christo und dem Heiligen Geist zuwider; ἀντίψυχος, sein Selbst-Feind und eigener Seelen-Moͤrder/ der Selbst-Moͤrder; uͤber denen das Goͤttliche Vrtheil laͤngst gefaͤllet/ die solches thun/ diesem Moͤrder folgen/ werden das Reich Gottes nicht erben. Indicitur tibi bellum non solùm adversus suggestiones diaboli, sed ad- versus teipsum. Quomodo adversus teipsum? adversus tuam consuetudinem malam \&c. August. in Psalm. 75. Quid faciendum? Was soll man mit diesem Feinde machen? Soll man ihm liebkosen/ den Fuchs-Schwantz streichen/ auff Kuͤssen setzen/ sanffte thun/ ihm anhelffen/ seinen Seelen-moͤrderischen Luͤsten Predigt. Luͤsten folgen? Nein; sic itur ad orcum, so fahrt man der Hoͤllen zu! Sondern sacrificandus est, GOTT im Himmel zu Ehren/ als ein cherem und anathema, soll man ihn schlachten und auffopffern. 1. Abnegatione, Durch Absagung und Ver- leugnung. Ein bußfertiger glaubiger Jsraelit/ wann er sein Opffer zur Stiffts-Huͤtten gebracht/ so hat er zuvorderst dasselbe resign iren muͤs- sen und sagen: Nun ist es nicht mein! Also hat freylich Josua/ da er die fuͤnff Koͤnige verbannet/ dieselbe nicht fuͤr die seinen erkennet/ wie er gethan den Gibeoniten/ sondern als abgesagte Feinde sie von sich gestossen/ anders als Achan/ der sich geluͤsten lassen des verbanneten: So will Chri- stus von allen seinen Juͤngern haben die abnegation, die Selbst-Verleug- nung/ Wer mein Juͤnger seyn will/ sagt Er/ der verleugne sich Mat. 16, 24. selbst ! Was das geredt sey/ koͤnnen wir aus dem Fall Petri abnehmen/ der verleugnet seinen Herren Christum/ verschweret ihn/ sagt ihm ab/ c. 26, 70. seqq. und sagt/ er kenne ihn nicht/ er hab mit ihm nichts zu schaffen/ sagt ihm alle Freundschafft auff. Wie nun er Petrus unzimlicher Weise seinen HErrn verleugnet/ so muß ein rechter Christ zimlich verleugnen den alten Adam/ absagen allen seinen Begierden/ wann dieselbe sich anmelden und sagen: Non novi vos ! Jch kenne euer nicht! Jhr seyt nicht am rechten/ ich schaͤ- me mich euer/ ich sage ab eigener Weißheit/ Willen/ affect, Lust/ Ehre/ Liebe/ Nutzen/ ja wanns meines HErren Christi Ehr und Will erforderte/ dem Leben selbst. Ein schoͤn Exempel haben wir an David/ der wird einsmals 2. Sam. 23, 15. 16. 17. luͤstern zu trincken von dem Brunn zu Bethlehem/ aber da die drey Helden ins Laͤger der Philister reisen/ goß ers dem Herren; damit hat er seinen Willen gezaͤumet; Also auch wer duͤrstet nach Gold/ Geilheit/ Rath und dergleichen schaͤdlichen Dingen/ ihm aber alsobald abbricht/ und seine unordenlichen affect en und Luͤste im Zaum halten/ der verleugnet sich selbst. II. ᾽Απεκδύσει, exuviis sive exumento, Durch das auß- ziehen; Dem Opffer muste die Haut abgezogen werden. Ein Soldat/ wann er seinen Feind erhaschet/ so pluͤndert er ihn/ ziehet ihm Harnisch/ Kleid und alles aus/ allermassen wie Saul begegnet/ dem die Philister auff 1. Sam. 31, 8, 9. Col. 2, 15. Col. 3, 9. dem Gebirge Gilboa die Waffen abgezogen: Also hat auch Christus die Fuͤrstenthumb und Gewaltigen außgezogen; dahin sihet St. Paulus Coloss. 3. wann er saget: ἀπεκδ υσάμενοι παλαιὸν ἄνϑρωπον, Ziehet den alten Menschen aus mit seinen Wercken; Ziehet ihm aus larvam D d 3 Satha- Die Siebenzehende (Dritte) Sathanicam, des Teufels Larv/ die Nebel-Kapp der Blindheit/ das Engel- Kleid der Heucheley/ das Narren-Kleid allerhand Thorheit/ das garstige Suͤnden-Kleid sam̃t allem Vnzifer/ so eingenistet/ den gantzen Harnisch/ Wehr und Waffen der rebellion wider Gott. III. Occisione, Durch das wuͤrgen und toͤdten; dann das folget darauff! bey dem Viehe zwar jugulatio, daß man ihm die Gur- gel absteche/ hernach zu Pulver und Asch verbrennet/ bey den Menschen ge- 1. Sam. 15, 33. Ios. 10, 24. 26. schah solches durch die Schaͤrffe des Schwerts/ wie Agag/ zu Stuͤcken zerhauen worden; Also nach dem Josua die fuͤnff Koͤnige lassen ihre Haͤl- se mit Fuͤssen treten/ so toͤdtet er sie und laͤst sie auffhencken an fuͤnff Baͤu- c. 6, 21. 24. me zum Triumph/ welcher massen auch die gantze Statt Jericho und alles was drinnen war/ die toden Leichnam verbrant er mit Feuer: dergleichen mortificatio, Wuͤrgung und Toͤdtung fordert Christus auch von uns/ nicht zwar der Natur und Wesen des Menschen/ der Mensch bleibt Mensch in seiner substan tz/ wie er von seinem Gott erschaffen/ die Opffer Rom. 12, 1. Chrysost. ad Rom. 6. Col. 3, 5. des Neuen Testaments sind lebendige Opffer/ Rom. 12. sondern die boͤse suͤndliche Art und dero Wuͤrckung muß getoͤdtet werden; οὐ γὰρ οὐσία ἀπέϑα- νεν, ἀλλ᾽ ὁ ἐξαμαρτίας ἄνϑρωπος τοῦτ᾽ ἐσιν ἡ κακία. So tödtet nun eu- re Glieder/ so auff Erden sind/ das ist/ die Glieder eures suͤndlichen Rom. 8, 13. Leibes/ mit angehengter Verheissung/ Rom. 8. Wo ihr durch den Geist des Fleisches Geschäffte toͤdtet/ so werdet ihr leben! Insonderheit ist der alte Mensch zum Creutz-Tode verdammt/ Galat. 5. Gal. 5, 24. die aber Christum angehoͤren/ die creutzigen ihr Fleisch sammt den Luͤsten und Begierden: Der Stab ist gebrochen/ der senten tz Luc. 23, 21. gesprochen/ das Vrtheil gefaͤllet/ der Tod bestellet/ crucifige! creutzige/ creutzige ihn/ heisset es. Gleich wie Christus/ da er gecreutziget worden/ ist zuvor angeklagt/ gebunden/ gegeisselt und mit Faͤusten geschlagen/ end- lich mit Haͤnden und Fuͤssen angenagelt worden: Also soll auch tract iret werden unser alter Adam; man muß ihn anklagen durch die ἀυτοκατάκρι- σιν, durch ein Selbst-Gericht/ Selbst-Vrtheil/ Selbst-Verdammung/ anklagen/ sage ich/ und sagen: O du schnoͤder Seelen-Moͤrder! du wilt mich umbs ewige Leben bringen/ Ecce homo! Sihe da erbarer Gesell! ich kenne dich wol! man muß ihn betruͤben per δουλαγωγίαν \& ὑπωπιασμὸν, durch Zaͤumuug und Wehethuung des Fleisches/ wie Paulus gethan/ 1. Cor. 9, 27. 1. Corinth. 9. Jch zaͤhme/ sagt er/ meinen Leib/ als wie ein hartmaͤu- liges/ stoͤssiges/ beissiges und umbschlagendes Pferd/ ich nehme ihn unter die Predigt. die Sporen: und betäube mich selbst durch Maͤssigkeit und fasten. ῾ϒπώπια sind blaue geschlagene Striemen unter den Angen: Jch thue mir selbst wehe/ will er sagen. Folget darauff die crucifixio und Creutzigung selbst/ daß der Mensch seine Haͤnde und Fuͤsse annagele/ gleich einem Gecreutzigten/ daß sie nicht eilen Schaden zu thun: Der Schaͤcher am Creutz kan nie- mand mehr Schaden thun mit seinen Haͤnden; Ein Gecreutzigter kan sich nicht regen: Also muß mans dahin bringen/ daß der alte Mensch sich nicht rege/ und seinen schnoͤden Willen vollbringe. Endlich gehoͤret auch darzu die sepultura oder Begräbnuͤß/ gleich wie auch Christus nicht nur gestorben/ sondern auch begraben worden. Es scheinet bißwei- len/ die Suͤnde sey tod im Menschen/ bevorab wann ihm die Kraͤffte aller Laster zu begehen zerrinnen; bißweilen wird die Suͤnde eine Zeitlang sepo- n irt/ aber nicht gaͤntzlich depon irt: Soll man glauben daß die Suͤnde warhafftig tod und ab/ so muß sie auch begraben werden. Wir sind zwar Chrysost. ad Rom. 6. duplicem agnoscit νέκρωσιν unam in baptismo alteram in nostro stu- dio. schon mit Christo in die Tauffe begraben/ und der Suͤnden reat und Straff-Pflicht tod und ab worden: der suͤndliche Leib aber bleibt noch da ligen/ er mus endlich auch begraben werden. Pharao ist ersaͤufft im rothen Meer/ aber der stinckende Leichnam ligt am Vfer/ der muste vollends be- graben werden; dasselbe geschicht taͤglich durch Ablegung und Abgewoͤh- nung voriger geliebten und geuͤbten Vntugenden/ der letzte Grab-Stoß geschicht im letzten nun und Augenblick des Lebens. III. Quis ignis sacrificialis? Welches ist das Opffer- Gen. 4, 4. c. 15, 17. Lev. 9, 24. Iud. 6, 21. 2. Chron. 7, 1. 1. Reg. 18, 38. Lev. 24, 3. Matt. 3, 11. c. 23, 19. 1. Thess. 5, 19. Rom. 8, 14. Feuer? Das Opffer-Feuer im Alten Testament war ein himmlisches/ unaußloͤschliches Feuer/ dasselbe Feuer ist der Heilige Geist/ der verzehret und heiliget das Opffer; Eigene natural Krafft ist viel zu ohnmaͤchtig/ der Mensch ihm selbst gelassen gehet saͤuberlich umb mit dem Knaben Ab- solon. Schwer gehet es zu bey herrlichen tractament en Hunger leiden/ bey viel und koͤstlichen Kleidern frieren/ bey Reichthumb Armuth außste- hen; Aber Gott der Heilige Geist ist hier abermal/ der es thut/ der oberste Fechtmeister/ der die Natur aͤndert/ durch die heiligen instrumenta und Werckzeuge/ die er in seinem heiligen Wort dazu geweihet und geordnet/ sonderlich beisst er die boͤse Art durch das Saltz/ welches ist das liebe Creutz/ dadurch bringet er viel zu wege; durch das heilige Predig-Ampt/ welches Marc. 9, 49 ein gutes Saltz ist/ das muß die faulen Hertzen saltzen durch Gesetz-Pre- digten. Will dieses Saltz nicht durchdringen/ so brauchet er ein schaͤrffer Saltz/ Die Siebenzehende (Dritte) Hos. 6, 5. Saltz/ das schwert der Obrigkeit. Beym Propheten Osea braucht der Heilige Geist eine artige figur hiervon/ und sagt: Jch hoͤfele sie durch die Propheten/ und toͤdte sie durch meines Mundes Rede. Vber welche Wort Lutherus einen schoͤnen commentarium ge- schrieben: Diß ist eine herrliche und schoͤne Beschreibung des Kirchen- und Predig-Ampts/ welches zu allen Zeiten in der Christlichen Gemeine gewesen/ dann es einem Hoͤfel verglichen wird/ nicht allein/ daß durch die Krafft des Goͤttlichen Worts/ das/ so boͤse nnd untuͤchtig ist/ abgehauen werde/ und etwas guts herfuͤr sprisse/ sondern der Mensch wird auch da- durch wiederumb gereiniget und neu geboren/ daß derselbe/ welcher zuvor gar ungeschickt/ und ein knoͤtig Holtz/ und unflaͤtig anzusehen/ auch zum Werckzeuge Gottes gantz unartig war; gleich als ein feiner/ schlechter und außpolirter sich gegen Gott erzeige/ der zu heiligen Dingen und Wercken koͤnne gebraucht werden/ \& mox: Die Lehrer und Prediger der Christ- lichen Kirche thun fuͤrwar nichts anders/ wann sie ihrem Ampt gnug thun/ dann daß sie die Leute/ als ein grobes und knoͤtiges Holtz behoͤfeln/ und die Aeste abhauen; Dann gleich wie das Holtz/ so aus der Erden ge- wachsen/ zu keinem Gebrauch nuͤtz ist/ wanns aber erstlichen mit der Axt von der Wurtzel abgehauen/ die Aeste und Zacken abgeschlagen werden/ hernacher auch mit dem Hoͤfel oder andern instrument en fein schlecht und gerade gemacht wird/ so kan mans alßdann zu mancherley Dingen ge- brauchen und nuͤtze machen. Also befinden wir auch/ daß noch viel Vn- flats und boͤses in den Menschen stecket/ welches man alles durch das Wort reinigen muß. Der Geitz ist ein sehr unflaͤtiger grober Knot und boͤses Laster: Wann nun der Prediger in der Christlichen Kirchen lehret/ daß man sich vor demselben huͤten und fliehen soll/ sonderlich wann er den Geitzigen die Straffe/ die uͤber sie kommen wird/ anzeiget/ so wird er irgend einen unter seinen Hauffen finden/ welcher Reu und Leid fuͤr solche seine gethane Suͤnde haben wird/ und sich hinfuͤrder fuͤr diesem boͤsen Laster huͤ- ten/ dann das Wort nicht vergebens und ohne Frucht wiederumb zu dem kommen wird/ der es gegeben hat. So auch von andern Lastern/ wann sie fleissig von dem Lehrer gestrafft und behoͤflet werden. Wir sollen aber hier wol mercken/ daß er nicht spricht/ die Propheten sinds/ die das zackete und aͤstige Holtz behoͤflen/ das ist/ die die Suͤnder zur Besserung und Busse ver- mahnen/ sondern daß es Gott selbst thut. Jch/ spricht Er/ habe sie durch die Propheten behoͤflet. Dann Er will uns hier lehren/ daß wir nicht auff unsere Prediger und Lehrer einen Haß werffen/ wann sie die Laster an uns straffen/ die wol eine Straffe verdienet haben/ sondern daß wir derselben Wort Predigt. Wort und Straffe/ als Gottes Wort auffnehmen/ wie es dann auch in Warheit Gottes Wort ist/ daß Gott auff diese Weise die Wolfahrt der Suͤnder sucht/ auff daß sie nicht so sicher in ihren Suͤnden zu leben fort- fahren/ und darinn verdammt werden. Vnd wann wir diß Ebenbild in unsere Hertzen schliessen koͤnten/ daß wir fuͤr Gott einem heßlichen und unfoͤrmlichen Baum/ der mit vielen scheußlichen Zacken bewachsen ist/ vergleichen werden/ wuͤrden wir nimmermehr koͤnnen auffhoͤren Gott dem Allmaͤchtigen dafuͤr zu dancken/ daß Er uns so vaͤterlichen vermah- nen/ und durch sein Goͤttliches Wort wiederumb behauen/ behoͤflen und form iren laͤst/ damit wir auch Erben seines Reichs werden moͤgen. Das Wort ( Hazaf ) heist nicht eigentlich hoͤflen/ welches man allein auff das Holtz deuten kan/ sondern heist auch außhauen/ verschneiden und umbher abhauen/ außhoͤlen/ wie man die Kaͤhne und Wein-Pressen und derglei- chen Ding außhoͤlet. Das Wort (hoͤflen) haben wir darumb behalten/ daß es einen schoͤnen/ lieblichen senten tz in sich begreiffet/ und sich naͤher zur Lehre der Busse reimet. Er saltzet gleichsam das faule Fleisch durch die Ruthen der Præ- ceptorum, wie auch der Eltern/ deren Ampt ist/ so bald sie an Kindern den alten Adam mercken/ die Ruthen zur Hand nehmen/ nicht Laͤuse in Beltz setzen/ und Juͤnckerlein aus den Kindern machen. O Rut/ wie machstu boͤse Kinder so gut! Lutherus redet gar wol hiervon: Soll er das Vbel Luther. in Gen. 42. fol. 94. außfegen/ so muß er nehmen einen Strohwisch und scharffen Sand und scheuren/ daß das Blut hernach gehe. \& ib. Je lieber Kind/ ie schaͤrffer Ruthen. Vnd ib. fol. 102. Wann der Teufel durch den Diocletianum oder Tuͤrcken unter den Christen herumb raset/ so seuffzen und schreyen sie: Ach Herr Gott erhoͤre mein schreyen! Sihe meine Plage/ warumb verlachestu und verachtestu unser Angst und Elend? Da antwortet Gott: Dieses thue ich darumb/ daß du gereiniget werdest/ ich reinige dich/ damit du selig werdest/ ich kan dich sonst nicht selig machen/ zu solchen groben Knoten gehoͤret eine starcke Artzney/ daß sie unten und oben auß- speyen. Es ist/ wie gesagt/ dieses alles ein Gnadenwerck des Hei- ligen Geistes/ das glaubt unser alter Adam nicht: Aber in Gottes Wort ist es außgemacht/ Vaters-Ruthe ist eine Gnaden-Ruthe. Ein Wund-Artzt meynet es hertzlich gut mit einem patienten, wann er ihm Clementissimus medicus incidere cupiens putridas carnes, \& cariosa vulne- ra adurere cauterio non parcit ut parcat, non miseretur ut magis misereatur. Hie- ronym. in Ezech. c. 7. Sechster Theil. E e ein Die Siebenzehende (Dritte) ein Glied abnimmet/ auff daß der Brand nicht zuschlage. Christus hat zwar unsere Suͤnden am Creutze vertilget/ durch sein Blut verschlungen/ die Handschrifft/ so wider uns gewest/ durch strichen/ an dem Creutz-Altar ist angeschrieben gewesen ἀμνηςεία, Ablaß der Suͤnden. Aber die boͤse Natur ist noch fuͤrhanden/ da kommt die himmlische Gnaden-Sonn/ der Heilige Geist/ der daͤmpffet und tilget der Suͤnden Krafft/ Macht/ Regi- ment/ Wuͤrckung/ daß sie uns nicht peinige/ quaͤle/ faͤlle/ und wuͤrcklich dem ewigen Tod in Rachen hinein liefern koͤnne; doch so fern der Mensch den Goͤttlichen Bewegungen sich boßhafftig nicht widersetzt/ sich zerknitschen und zerschlagen/ entzuͤnden und opffern laͤsset. Solch Opffer ist das jenige/ Ps. 51, 18. 19. davon David in seinem bekanten Buß- und Klag-Liebe singet: Du hast nicht Lust zum Opffer/ ich wolt dir es sonst wol geben/ Brand- Opffer gefallen dir nicht/ die Opffer die Gott gefallen/ sind ein geaͤngstiget und zerschlagen Hertz. Niemals erzeiget sich diese Art der Goͤttlichen Gnade heller und scheinbarer als bey armen bußferti- gen maleficant en/ die auff den Halß gefangen ligen/ denen das Leben ab- gekuͤndet worden/ wann sie in die officin und Werckstatt des Heiligen Geistes/ die Artzney des Predig-Ampts gerathen/ da wird durch den Ham- mer des Gesetzes/ das steinerne Hertz zerschlagen/ daß Glaubens-Funcken heraus fahren/ das Fleisch wird muͤrb und zahm/ der alte Adam wird ge- schwaͤcht/ die Welt verleidet/ alles durch kraͤfftige Wuͤrckung des Heiligen Geistes. Diogenis Lucern beduͤrffen wir allhier/ daß wir suchen/ nicht Men- schen/ sondern Christen/ geistliche Priester/ Creutz-Ritter Jesu Christi; Dann wo sind sie/ die solches Geheimnuͤß nur verstehen/ ich geschweige practic iren? Wer verstehets recht/ was es sey/ wann wir singen: Den alten Menschen kraͤncke/ daß der neu leben mag? O zarte Maͤrtyrer! Wo sind die Abrahami ἰχυροὶ, die Abrahamischen Helden- Gemuͤther/ die ihrem Fleisch und Blut wehe thun? Die Kinder laͤsset man verwilden: die Alten lassen sich nicht mehr biegen: brandmaͤhlige/ entschmertzte Gewissen allenthalben. Jm Papstumb hat der vermeynte heilige Dominicus pflegen auff blosser Haut einen eisernen Pantzer zu tra- gen: Franciscus weltzet sich im Schnee: Benedictus in Nesseln und Dor- nen/ dem Fleisch den Kuͤtzel zu vertreiben: Andere schlaffen in zwilchinnen Saͤcken/ haͤrinnen Kutten/ macer iren sich mit wachen/ fasten/ geisseln/ und andern disciplin en. Beruͤhmt ist die grosse Geisselfahrt (so sich erhoben Anno 1350. ohn- gefaͤhr) Predigt. gefaͤhr) der flagellant en/ die sich in die gantze Welt außgebreitet/ und auch Verba sunt Iacobi võ Koͤnigs- hof/ in der Chro- nick. hieher anfangs bey zwey hundert gen Straßburg kommen/ die zogen auff mit procession en/ koͤstlichen Fahnen und Kertzen/ giengen alles zween und zween miteinander/ die sungen: Hie ist die Straß also bereit/ die uns zu un- ser Frauen treit/ in vnser Liebẽ Frauen Land/ helff uns der Heiland ꝛc. Wañ sie da wolten buͤssen des Tages zweymal/ Morgens und Abends/ da zogen sie hinaus auffs Feld/ so stuͤrmete man die Glocken gegen ihnen/ lagerten sich auff die Geisselstatt nackend nieder/ nach dem ein ieder gesuͤndiget/ so le- get er sich; der Meineydige leget sich auff eine Seite und hub drey Finger auff: der Ehebrecher auff den Bauch/ ꝛc. Darauff schritte der Meister uͤber ihnen her/ und ruͤhret mit der Geissel wen er wolte/ und saget: Stand auff durch der reinen Maͤrter Ehr/ und huͤt dich fuͤr der Suͤnden mehr! darauff stund dieser auff und geisselt sich mit Riemen/ so fornen mit Knoͤpffen und spitzigen Nadeln besteckt: Das Volck sahe zu/ und weinet mit grosser An- dacht; allein zu Straßburg samletẽ sich zu ihnen auff die tausend Personẽ. Jener blinde Thor Robertus Cœlestinus, welchen Gretserus in fei- Grets. pag. 144. ner virgidemiâ in Himmel hinauff hebet/ und zu einem lebendigen Hei- ligen machet/ der hatte ein groß verlangen umb Christi willen zu leiden und zu sterben; dieweil ihn aber niemand in Italiâ wuͤrgen/ und ihm also zur Maͤrter-Kron befoͤrderlich seyn wolte/ so erdenckt er einen Weg/ wie er Christi Leiden an seinem Fleisch empfinden moͤchte/ ersihet einsmals in einem Waͤldlein/ neben seinem Closter gelegen/ einen Baum/ der fast einem Creutz aͤhnlich gewest/ denselben hauet er bey Nacht ab/ traͤgt ihn heimlich in seine Cell auff seinen Ruͤcken heim/ knuͤpffet Seilen umb seine Arm/ haͤnget sich also selbst an gemeldten Baum lebendig auff/ und das thut er alle Tage so lange/ als er zehen pater noster beten koͤnnen; dieselben betet er/ aber so langsam/ daß ein ander wol hundert pater noster unter des- sen ablegen moͤchte. Jn diesem supplicio, schreibet Gretserus, hab er sich taͤglich Gott im Himmel geopffert/ und Thraͤnen nicht Tropffens-sondern Stromsweise vergossen/ er habe druͤber hefftig geschwitzet/ die Seele wer ihm offt außgefahren/ wo er nicht durch Goͤttlichen/ innerlichen Hertzen- Trost were gestaͤrcket und erquicket worden. Lauter Blindheit/ Antichri- stische Greuel/ Fehl- und Lufft-Sreiche/ den rechten Feind haben sie nicht getroffen/ der stack im Busen/ und erstaͤrcket sich vielmehr in Abgoͤtterey und geistlicher Hoffart/ lachet der Thorheit. Hieronymus sitzt in der Ein- oͤde unter den Scorpionen/ aber gedencket gen Rom/ kuͤtzelt sich mit den Roͤmischen Wolluͤsten/ deren Gedaͤchtnuͤß ihm noch wol gethan. Aber es werden gleichwol diese Leute am Juͤngsten Tage unsere E e 2 Richter Die Siebenzehende (Dritte) Richter seyn/ nemlich der jenige/ so an den geistlichen Creutz Tantz nicht wol- len/ die da sagen und gedencken: Was soll ich ein Cartaͤuser werden/ soll ich meinen Muth nicht kuͤhlen/ soll ich meinem Hertzen nicht raumen und druͤber erkrancken/ das laß ich wol: doͤrffen noch wol Pauli Wort miß- Rom. 7. 18. Matth. 26, 41. Prov. 24, 16. brauchen: Das wollen hab ich wol/ aber das gute finde ich in mir nicht; das Fleisch ist schwach; der Gerechte fället des Ta- ges siebenmal. So dancket man dem Heiligen Geist ab/ damit muß er sich abweisen lassen; Soll dann solcher Vndanck ungestrafft bleiben? O nein! aut peccato aut peccatori moriendum, entweder muß die Suͤn- de in uns oder der Suͤnder selbst sterben. Darumb man sich nicht wun- dern darff/ woher allerhand Straffen und Plagen kommen/ wann Gott seine Geissel in die Hand nim̃et/ allerhand Kranckheiten/ das podagra und dergleichen; die Kriegs- furi verhaͤngt. Wil der Mensch mit sich selbst nicht streitẽ/ so schickt er ihm andere Priester uͤber den Halß/ die muͤssen pluͤndern/ creutzigen/ geisseln und torqu iren/ endlich folget der Suͤnden ὀψώνιον und Sold der ewige Tod/ und wird am Juͤngsten Tage keine Entschuldigung gelten/ der neue Mensch wird seine Schuld nicht auff den alten legen koͤñen; So wenig als der witzige Bruder dem albern die Schuld seines Vngluͤcks zumessen konte in jenem apologo, von zween Bruͤdern/ einen Weisen und einem Thoren/ die mit einander eine Reise vorgenommen/ der Albere wolt einen zwar schoͤnen anmuthigen aber gefaͤhrlichen Weg gehen: der Weise erwehlet einen andern/ zwar rauhen Weg/ aber ausser Gefahr: da jener diesem nicht folgen wolt/ bequemet sich dieser nach jenem/ zogen also fort/ kommen endlich in eine Moͤrder-Grube; es war an dem/ daß sie solten erwuͤrget werden/ dawider protest iret der Weise und saget/ sein Bruder der Narr sey schuldig an ihrem Vngluͤck/ denselben solt man beym Kopff/ ihn aber als den Vnschuldigen passiren lassen: Nein/ sagt der Thor/ nicht also! ist mein Bruder witziger gewest als ich/ warumb hat er mir als dem Albern gefolget. Darauff der Richter unter den Moͤrdern beyde zum Tode verdammt/ den Thoren/ daß er sich nicht hat wollen lassen regie- ren/ den Witzigen/ daß er dem Thoren Folge geleistet. Exod. 32, 26. 27. Her zu mir/ sagt Moses/ wer dem HERREN angehoͤret/ guͤrte ein ieder sein Schwert auff seine Lenden/ erwuͤrge ein ieder seinen Bruder/ Freund und Naͤhesten; Des Menschen Feinde sind seine eigene Haußgenossen! gib dem alten Adam acht auff sei- ne Werck/ und dem Heiligen Geist auch auff seine Werck; Es ist auch ein Stuͤck der Gottseligkeit/ daß man sich in diesem Fall crudel und grau- sam Predigt. sam erzeige/ sich selbst und sein eigen Hertz martere/ und toͤdte/ das ist/ den alten Adam/ die suͤndlichen Luͤste und Begierde/ so im Hertzen stecken/ zaͤhme und (so viel moͤglich) außtilge; So wird auch folgen der heilsa- me Trost/ daß die das thun/ die haben den characterem prædestinationis, das zeichen der ewigen Gnadenwahl an sich/ daß sie die Außerwehlten Got- tes seyen/ gleich wie die dreyhundert Mann Gideons/ die mit der Hand gele- cket/ Jud. 7. und ihren Lust nicht gebuͤsset/ sondern gebrochen/ die sich selbst Iud. 7, 6. 7. Gal. 5, 24. creutzigen sammt den Luͤsten und Begierden/ die gehoͤren Christo zu/ der H. Geist wohnet in ihnen; Spiritus concupiscit adversus carnem in hominibus bonis, non malis, qui Spiritum Dei non habent, sagt Au- Aug. serm. 45. de verb. Dom. gustinus: Der Geist ist wider das Fleisch/ aber in den Frommen/ nicht in den Boͤsen und Gottlosen/ welche den Geist Gottes nicht haben/ und das ists/ das wir singen und bitten: Ertoͤd uns durch dein Guͤte/ erwecke uns durch deine Gnad/ den alten Menschen kraͤncke/ daß der neu leben mag! wol hier auff dieser Erden/ den Sinn und alle Begehrden/ und Gedancken haben zu dir. Ruͤhr O Herr mein hartes Hertz/ und weiche auff den festen Stein/ daß ich ja nicht halt fuͤr Schertze/ was mich lehrt der Wille dein/ nim mich mir/ und gib mich dir/ was von dir wend/ wend von mir/ dann ich begehr mich dir zu lassen/ und gehn auff des Himmels Strassen. Das helffe uns der grosse Hohepriester und oberste Fechtmeister/ der uns diesen Feind uͤber- lassen/ daß er uns hier exerc ire und mustere/ dort endlich kroͤne mit der Lebens-Freude und Wonne/ Amen. Die Achtzehende Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Vierte Predigt/ Von der raͤuchenden Gnade des Heiligen Geistes/ oder von dem geistlichem Raͤuch-Opffer/ dem Weyrauch des Gebets. G Eliebte in Christo: Vnter andern præsent en und Ga- ben/ damit die Oriental-Weisen den neugebornen Juden- und Heyden-Trost Christum Jesum verehret E e 3 und Die Achtzehende (Vierte) und empfangen/ hat sich gefunden auch der edle Weyrauch; als eine Gabe die sich gar wol auff Christi Person und Ampt geschicket/ es habens die Weisen also verstanden/ oder durch sonderliche Fuͤgung des Heiligen Geistes/ der sie getrieben/ ist es dahin verstanden worden/ zu brin- gen Weyrauch/ Gold und Myrrhen/ diesen zwar sein kuͤnff- tig Leiden und Tod damit anzudeuten/ und vorzukommen seinem Marc. 14, 8. Begraͤbnuͤß/ wie jenes Weib in Simons Hause mit dem Narden-Was- ser/ dann (mit Myrrhen salbeten sie die Toden-Coͤrper) die Faͤule von demselben zu vertreiben/ wie auch Nicodemus gethan. Jenes aber das Ioh. 19, 39. Gold als einen König zu verehren. Es war Christus ihr Koͤnig/ an des- sen verachteten Reich sie sich nicht geaͤrgert/ darum̃ stellen sie sich ein mit ge- buͤhrendem Tribut/ dem koͤstlichem Golde; so dann auch dem Wey- rauch als einem grossen und wahren GOTT/ dann Opffer und Raͤuchwerck gebuͤhret niemand als dem wahren lebendigen Gott im Himmel. II. Als eine bequeme und nuͤtzliche Gabe; Es kam eben damal wol/ das Kind solte wachsen und zunehmen/ seine zarten Gliedlein solten consolid irt werden/ darzu halff der Myrrhen: Wie zuvor der Stall wuͤste und unflaͤtig gewest/ also hat auch das Losament zu Nazareth eines suffi ts und wolriechenden Raͤuchwercks wol bedorfft/ dazu dienete der Weyrauch: Es solte das Kind bald darauff in Egypten geflehet werden/ dazu war Gold vonnoͤthen/ alles dieses schaffet die Goͤttliche providen tz und Vorsorge. III. Als eine Geheimnuͤß-reiche Prophetische Gabe; dadurch die Pflicht aller Christen angezeiget und propheceyet worden in den primitiis gentium (so zu reden) in den Weisen/ als den Erstlingen der Heyden/ welcher massen dieser Koͤnig in seinem Reich biß ans Ende wuͤrde verehret werden; gleich wie Gold ihren Glauben/ die Myrrhen ihre patien tz und Gedult bedeutet/ also der Weyrauch das Gebet. Jst kein Eigen-Duͤnckel und Fund/ sondern (was sonderlich den Weyrauch betrifft/ den man zum heiligen Raͤuchwerck gebraucht) in heiliger Ps. 141, 2. Schrifft angezeiget 1. mit klaren Worten/ Psal. 141. Mein Ge- bet můsse fuͤr dir tuͤgen wie ein Räuch-Opffer. Das in der Juͤ- dischen Kirchen gebraͤuchlich gewesen/ wann der Priester geraͤuchert auff dem Raͤuch-Altar/ alßdann die gantze Menge des Volckes unter der Stunde Predigt. Stunde des raͤucherns gebeten/ ist aus der historia Zachari æ klar und Luc. 1, 10. Apoc. 5, 8. offenbar. Apoc. 5. sihet der Evangelist in der Hand der vier und zwantzig Eltisten guͤldene Schalen von Raͤuchwerck/ welches sind die Gebete der Heiligen. Jn folgendem achten Capitul erscheinet der Engel-Koͤnig und c. 8, 3. grosse Hohepriester Christus bey dem Altar mit guͤldenem Raͤuch-Faß/ und ihm ward viel Raͤuchwerck gegeben/ daß er gebe zum Gebet aller Hei- ligen auff dem guͤldenen Altar fuͤr dem Stul. Nicht allein zeiget die Schrifft diese Bedentung an mit klaren und außlegenden Worten/ sondern auch in der historia Zacha- ri æ/ Luc. 1. Der fromme Priester Zacharias gehet nach Gewohnheit sei- Luc. 1, 8. seqq. nes Priesterthumbs/ da die Ordnung an ihm war/ in dem Tempel zu raͤu- chern: betet darneben sehnlich nicht allein er fuͤr sich selbst/ sondern auch die Menge des Volcks ausser dem Tempel im Vorhof/ zur Stunde des raͤucherns/ die beten zusammen ihre Litaney nicht allein umb die Wolfahrt des Juͤdischen Volcks/ sonder vornemlich umb die so lang verlangte Zu- kunfft des Messi æ/ umb das auffgerichte Horn des Heils im Hause Da- vid/ durch die hertzliche Barmhertzigkeit/ welche copulation des Gebets v. 78. mit dem Raͤuchwerck die Bedeutung selbst an die Hand gibt; dahin dann auch gehoͤret die Propheceyung Malach. 1. An allen Orten soll mei- Malach. 1, 11. nem Namen geräuchert werden/ nicht nur im Tempel; ist eben das/ was der Herr sagt Johan. 4. Die rechten Anbeter werden den Ioh. 4, 23. 1. Tim. 2, 8. Vater anbeten im Geist und in der Warheit/ und 1. Timoth. 2. St. Paulus saget: Man soll an allen Orten auffheben heilige Haͤnde. Wie nun die Weisen die primitiæ gentium, die ersten unter den Heyden gewest/ die sich zu Christo bekehret/ in andern Stuͤcken/ also auch im Gebet/ denen wir billich folgen und nachbeten; lassen das coͤrperliche raͤuchern dem alten Testament/ und gehen auff den antitypum, auff das Gegen-Bild im Neuen Testament/ das ist das Gebet: Wir lassen dem judentzenden Papstumb die incensa und angezuͤndetes Rauchwerck/ und sprechen mit Tertulliano: Non grana thuris unius assis incendi- Tertull. c. 30. apolog. mus, nec arabicæ arboris lacrymas, sed orationem de carne pudicâ, de anima innocenti, de Spiritu Sancto profectam, Wir zuͤnden nicht an und raͤuchern vor einen Schilling Weyrauch aus Arabia/ sondern ein Gebet/ das da herkommet von keuschen Lippen/ von einer unbefleckten Seel und von dem Heiligen Geist. Jst ein vornehmes Werck der Hei- ligung Die Achtzehende (Vierte) ligung des Heiligen Geistes/ welcher ein Geist des Gebets genennet wird/ so er in dem Hertzens-Tempel erwecket und opffert; Wir haben neulich Euer Liebe vorgetragen in unterschiedlichen Predigten die innwohnende Gnade/ die erleuchtende Gnade/ die heilig- machende Gnade Gottes des Heiligen Geistes/ deren erstes Werck gewest die mortificatio und Tödtung des suͤndlichen Fleisches; Folget die thurificatio, die Räucherung des Gebets/ Zach. 12, 10. dieselbe anietzo nuͤtzlich zu betrachten/ wolle Gott auch den Geist der Gnaden und des Gebets in unsere Hertzen und Gemuͤther außgief- sen/ daß wir lernen bruͤnstig beten und erhoͤrlich erbeten/ umb seines Na- mens Ehre willen/ Amen. S O sind nun abermal Tempel und thymiamata Räuch- werck correlata, die sich nicht trennen lassen; sind wir Tem- pel des Heiligen Geistes/ so ist das Hertz ein geistlich Raͤuch-Faß: das ist ein Bet-Hauß/ gestalt dann Salomon nicht allein mit dem Gebet/ sondern auch zum Gebet den Tempel geweihet 1. Reg. 8, 33. 35. 37. 38. 39. 1. Reg. 8. Wann dein Volck/ spricht er/ für seinen Fein- den geschlagen/ wann der Himmel verschlossen/ daß nicht regnet/ wann eine Theurung/ Pestilentz und dergleichen Noth und Gefahr im Lande seyn wird/ und man kommt fuͤr deinem Act. 10, 4. Altar in diesem Hause/ so wollestu ihr Gebet und Flehen hören im Himmel! Gar bedencklich spricht der Engel zu Cornelio dem Hauptmann zu Cæsareâ: Dein Gebet und deine Allmosen sind hinauff kommen ins Gedaͤchtnuͤß fuͤr GOTT/ ἀνεβησαν εἰς μνημόσυνον ist eine levit ische phrasis und Art zu reden/ und wird gelesen Levit. 2, 2. von dem Raͤuchwerck im Alten Testament/ da dann auff seiten unser also- bald die Frage fuͤrfaͤllet: 1. Quis Sacerdos? Wer der Opffer- Priester sey/ der da raͤuchert? Wer abermal anders/ als ein wie- dergeborner Mensch? Wir sind beruffen und erkohren zum heili- gen Priesterthumb/ zu opffern geistliche Opffer/ die Gott an- 1. Petr. 2, 5. Apoc. 1, 6. Exod. 30. 7. 8. Cant. 3, 6. genehm sind durch Christum Jesum; Der Priester im Alten Te- ment muste des Tages zweymal raͤuchern: Also soll unser juge sacrificium taͤglich und stetes Opffer seyn das Gebet; So offt einer betet/ begehet er einen priesterlichen actum; Wer ist die/ spricht der geistliche Braͤuti- gam Predigt. gam im Hohenlied Salom. die herauff gehet aus der Wuͤsten/ wie ein gerader Rauch/ wie ein Geraͤuch von Myrrhen/ Wey- rauch und allerley Pulver eines Apothekers? Antwort/ es ist eine andaͤchtige betende Christen-Seele. 2. Quæ grana thuris? Welches ist der Weyrauch? Alle unsere Gebete/ δεήσεις, προσευχαὶ, ἐντἐυξεις, abbitten/ zubitten/ fuͤrbitten/ nachbitten/ wohin gehoͤren im heiligen Vater unser die sieben Bitten desselben. 3. Quod thuribulum? Welches ist das Raͤuch-Faß? Ein zerknirschtes/ durch das Blut Christi gereinigtes/ an- daͤchtiges Hertz/ daß vom Golde des Glaubens zubereitet und glaͤn- tzet; Sancta anima quasi thuribulum cor suum facit, sagt Gregorius: Greg. M. in Cant. c. 3. Eine heilige Seele machet ihr Hertz gleichsam zu einem Raͤuch-Faß; und demnach Cor. 1. fidele; ein glaubiges Hertz/ daß durch den Glauben gereiniget ist/ von den eusserlichen objectis, Creaturen und welt- lichen Geschaͤfften abgezogen und gewendet/ Gott alleine gelassen/ son- derlich zu fruͤher Zeit/ da der Mensch nuͤchtern und von keinen affect en an- gefuͤllet/ da die Thuͤr noch beschlossen/ noch keine frembde Gedancken durch die Porten der Augen und Ohren eingeflogen/ Christus gehet gerne durch geschlossene Thuͤren/ da ist die Einsamkeit gut/ kan es nicht geschehen leib- lich/ so soll es doch seyn mit dem Gemuͤthe; Ein Hertz das alle Geschaͤffte und Arbeit von sich geleget; der Teufel und sein Statthalter der alte Adam ist geschaͤfftig/ wann er sihet/ daß der Mensch opffern will/ so sagt er wie Pharao/ Exod. 5. Man trucke die Leute mit Arbeit/ daß sie zu Exod. 5, 9. schaffen haben; Darwider lautet Christi Verweiß/ sagend: Martha/ Martha/ du hast viel zu schaffen! eins aber ist noth. Luc. 10, 41. 42. Es lasset sich da nicht viel Arbeit zugleich thun/ Brief lesen/ Brief dictir en/ Brief schreiben/ singen und pfeiffen zugleich. Pluribus intentus minor est ad singula sensus, Wer viel auff einmal thun will/ der verrichtet keines recht. 2. Cor præparatum, Ein zubereitetes Hertz; Ein Lau- tenschlaͤger stimmet zuvor/ ein Redner medit irt zuvor/ fallet nicht mit allen vieren hinein; Also muß auch das Hertz/ soll es ein angenehmes Raͤuch- faß fuͤr Gott seyn/ zubereitet und gereiniget seyn/ durch wahre Busse/ hertzliche Reu und Leid; Wer opffern wolte im Alten Testament/ muste Lev. 5, 5. 16. c. 16, 21. Ioh. 9, 31. zuvor sich bereiten/ das Vnrecht erstatten/ fasten/ Dann Gott erhoͤret Sechster Theil. F f die Die Achtzehende (Vierte) Luc. 13, 1. vide D. Chemnic. harm. c. 3. p. m. 2103. die Suͤnder nicht/ die in vorsetzlichen Suͤnden wider das Gewissen ohne Busse leben. Es machten zum Exempel etliche auffruͤhrische Gali- leer eine conspiration, die Freyheit wider der Roͤmer Gewalt zu vindic i- ren/ damit aber ihr Fuͤrnehmen desto gluͤcklicher von statten gehen moͤchte/ so thun sie zuvor ein Opffer/ dadurch Gott im Himmel zur Huͤlffe und schleunigen Fortgang ihres Beginnens zu bewegen/ aber es schlaͤgt uͤbel aus/ Pilatus kommt darzwischen/ und vermischt ihr Blut mit dem Opffer. Esa. 1, 15. Wann ihr schon eure Hände außbreitet/ verberge ich doch mei- ne Augen von euch/ und ob ihr schon viel betet/ hör ich euch doch nicht/ dañ eure Haͤnde sind voll Bluts; Vnsere Suͤnden antworten wider uns/ gleich als ein echo; Dann wie soll doch dem heiligen und ge- rechten Gott eine Seele gefallen/ so mit allerhand Welt- und Wollust- Koth befudelt/ und gleichsam davon stincket? Wie sollen ihm gefallen und angenehme seyn die moͤrderische Haͤnde/ so mit seines lieben Sohnes Blut besprengt? Das Exempel des tyrannischen Antiochi stehet uns 2. Macc. 9, 13. vor Augen/ uͤber den sich Gott nicht mehr erbarmen/ noch sein Gebet erhoͤren wolte/ als dessen Busse nur eine Heuchel-Busse gewest. 3. Cor vigilans, Ein wachsames Hertz; Seyt maͤssig 1. Pet. 4, 8. und nůchtern zum Gebet/ schreibt St. Petrus. Die Alten pflegten zu sagen/ daß Gebet werde durch zween Fluͤgel in die Hoͤhe getrieben und befoͤrdert/ durch Allmosen und fasten/ welches gleichwol cum grano salis und ohne Gewuͤrtz nicht anzunehmen. Solte Abrahams Opffer Gott dem Herrn annehmlich seyn/ so muste er zuvor das Gevoͤgel davon Gen. 15, 11. scheychen: Soll ein Barbirer die Haar/ und nicht die Kehl abschneiden/ so muß er gar eben und genau auff seine Scheer oder Schnitt Achtung ge- ben: Also wird von einem rechtschaffenen Gebet-Opffer auch erfordert Act. 1, 14. die προσκαρτήρησις, die Gewahr- und Wachsamkeit/ auff alle Wort fleissige und scharffe Achtung zu geben/ allen einfliegenden frembden Gedancken steuren und wehren/ hoc age! heist es auch allhier. 4. Cor attentum \& intelligens, Ein auffmerckendes Rom. 12, 1. und verstaͤndiges Hertz/ durch und aus welchem Gott ein ver- nuͤnfftiges Gebet-Opffer gebracht wird; nicht nach der Vernunfft/ son- dern in und mit der Vernunfft gesprochen/ in Erwegung quem und quis? Quem? Wen man anruffe? nemlich/ den allerreinesten Gott/ fuͤr welchem die Engel die Fuͤsse decken; den Allergerechtesten/ der da ist ein verzehrend Feuer; den Allwissenden/ der wol mercket/ aus was Predigt. was Hertzen es gehet; den allmaͤchtigen/ allgegenwaͤrtigen Gott/ der kein ohnmaͤchtiger Baal: Aber gleichwol auch einen barmhertzi- gen Vater. Quis? Wer da anruffe? das ist/ der Mensch/ Gen. 18, 27. von Natur und Herkommen Asche/ Erde und Staub/ der nicht so gut als eine bestia, Kuh/ Roß/ sondern ein Vnflat/ der sich an seinem Schoͤpffer ver- griffen: Aber nunmehr aus Gnaden filius reconciliatus, ein auß- gesoͤhntes Kind/ das da brennet fuͤr Andacht und Liebs- affect en/ wel- ches viel heisser brennet vor Liebe/ als ein Braͤutigam/ viel demuͤthiger Gott ehret als ein Vnterthan und Knecht seinen Herren; viel inbruͤn- stiger im Glauben und Vertrauen/ als ein Kind; viel freudiger als ein Freund/ der mit aller παῤῥησία, Freyheit und Freudigkeit sein Hertz außschuͤttet; der aus andaͤchtigen Begierden und Geberden des Leibes die Augen in Buß unterschlaget/ das Haupt im Glauben erhebet und ent- bloͤsset/ in reveren tz/ in lauter Stimm und Thraͤnen die Arm außbreitet ihn zu fassen/ und dann sonderlich/ wo es bequemlich seyn kan/ mit Knie- beugen; πρησκυύησις durch Kniebeugen anbeten ist Gottes eigene Ehr/ Genes. 24, 26. Exod. 34, 8. 1. Reg. 18, 42. Eph. 3, 14. Apo- cal. 4, 10. Mat. 26, 39. Dan. 3, 16. seqq. Esth. 3, 4. Act. 10, 26. Apoc. 19, 10. Matt. 4, 9. \& 6, 5. die ihm gegeben von Eleazar/ Mose/ Elia/ Paulo/ den vier und zwantzig Eltesten/ Christo selbst/ welche Sadrach dem Colosso/ Mardochai dem Ha- man abgeschlagen: Petrus von Cornelio/ der Engel von Johanne nicht annehmen wollen; die Ehre/ deren der Satan gefaͤhr/ und seinem Statt- halter dem Antichrist gegeben. Alles nicht πρὸς το ϑεαθῆναι, zur Augen- schau/ wie die Phariseer gebetet/ sondern in Einfalt/ wie dann das Gebet auch secretum einen abgesonderten/ verborgenen Ort suchet und liebet/ es geschicht einem rechten frommen/ demuͤthigen/ andaͤchtigen Hertzen kein groͤsser Leid/ als wann es arbitros umb sich wissen solte/ die nicht imi- t iren und nachthun/ sondern solchen Beter anderswo fuͤr den Leuten loben und fuͤr groß-heilig ansehen und ruͤhmen wollen. Folget nun Terminus ad quem, Wohin das Raͤuchwerck des Gebets soll gerichtet seyn? Antwort: Sursum corda! Zu GOTT im Himmel muͤssen die Hertzen erhoben werden. Dieses Raͤuchwerck soll heilig seyn dem HERREN/ wer Exod. 30. 37. 38. ein solches machen wird/ daß er damit raͤuchere/ der wird auß- gerottet werden von dem Volck! anders als Jerobeam den Kaͤlbern/ 1. Reg. 12, 33. c. 13, 1. Ezech. 8, 11. Ier 7, 17. 18. c. 19, 13. c. 44, 17. die Juden den Goͤtzen/ sampt den siebentzig Maͤnnern und Eltesten des Hauses Jsrael; oder wol gar dem Heer des Him̃els auff den Daͤchern ge- raͤuchert; Sie sind aber redlich bezahlet worden; Gott hat gedacht an das F f 2 raͤuchern/ Die Achtzehende (Vierte) raͤuchern/ daß es stinckend und das Land zur Wuͤste und Einoͤde worden: Bellarm. l. 1. de beat. sanct. c. 13. noch kehren sich die blinden Leute im Papstumb nicht dran/ Bellarminus schreibet: Nos etiam suaves odores in ipsâ Ecclesiâ offerimus imagini- bus \& reliquiis, Wir opffern auch ein liebliches Raͤuchwerck in der Kir- chen selbst den Bildern und Heiligthumb; aͤrger als vorzeiten Carpocra- apud Epi- phan. hæ- res. 80. tes, welcher den Bildnuͤssen Jesu/ Pauli/ Homeri und Pythagoræ heim- lich geraͤuchert; Carpocrates thaͤts heimlich/ aber die Roͤmische Dam hat eine Huren-Stirn/ sie thuts offentlich/ und schaͤmet sich nicht mehr/ depu- duit! sie hat sich außgeschaͤmet; weil sie die Goͤtzen-Knechte fuͤr der Schrifft die Ohren stopffen/ weisen wir sie zu der heydnischen Sibylla Ovid. l. 14. metam. beym Ovidio, da ihr Æneas die Ehre des raͤucherns angeboten/ tribuam tibi thuris honorem, sagt er: Jch will dich mit Weyrauch verehren: So antwortet sie: Non Dea sum, dixit, nec sacri thuris honore humanum dignare caput, Ich bin ein Mensch/ mir gebuͤhrt keine Goͤttliche Ehr/ mir unwuͤrdigen Menschen darff nicht geraͤuchert werden. O daß wir auch rein weren bey Hab. 1, 16. unserer religion! Ach wie viel opffern ihrem Netze/ und raͤuchern ihrem Garn/ das ist ihrem ingenio, suadæ, consili en/ polit ischer Klugheit/ Scharffsinnigkeit mit elogiis und Lobsprechen; wie ist dieselbe Abgoͤtterey Ezech. 8, 8. so gemein! solte man durchs Hertz graben koͤnnen/ so wuͤrde man solche Greuel fuͤr Augen sehen liegen/ davon man erschrecken muͤste. Exod. 30, 36. Lev. 16, 13. Zu gleicher weise aber wie das Raͤuchwerck geschehen muste fuͤr dem Zeugnuͤß der Bunds-Laden/ sonderlich auff dem hohen Versoͤhnungs- Fest/ so muste der Hohepriester das Raͤuchwerck hinein hinter den Fuͤrhang bringen und das Raͤuchwerck auffs Feuer thun fuͤr dem Herren/ daß der Nebel vom Raͤuchwerck den Gnaden-Stul bedecket/ der an dem Zeug- nuͤß ist: Also soll unser geistlich Raͤuchwerck angenehm seyn/ so muß es sich richten/ heben und weben lassen gegen dem rechten Gnaden-Thron Christo Jesu/ der nicht nur der Thron ist/ sondern auch der Hohepriester Apoc. 8, 3. 4. selbst/ dem viel Raͤuchwerck gegeben/ von dessen Hand der Rauch des Raͤuchwercks vom Gebet der Heiligen auffgehet fuͤr GOTT. Sonderlich aber muͤssen wir hier Achtung geben abermal auff das Opffer-Feuer/ dadurch das Raͤuchwerck angezuͤndet/ empor in die Hoͤhe getrieben wird/ Gott zu einem suͤssen Geruch/ das ist eben niemand an- Zach. 12, 10. ders als der H. Geist/ der Geist des Gebets/ das α und ω und fac to- Predigt. fac totum, der das Gebet anfahet und vollendet/ das himmlische Feuer; Lev. 9, 24. 2. Chron. 7, 1. gleich wie das Opffer-Feuer vom Himmel gefallen und die angenehmen Opffer verzehret: Also ist der Heilige Geist gleichsam vom Himmel herab gefallen/ und hat das Gebet der Heiligen angezuͤndet/ wie solches Johanni angedeutet/ Apoc. 8. wann er saget: Der Engel nam das Raͤuch- Apoc. 8, 5. Faß/ und fuͤllet es mit Feuer vom Altar/ und schůttets auff die Erden/ ist kein profan und gemeines/ sondern ein heiliges Feuer/ so nach dem heiligen und heiligmachenden Geist riechet. Woraus zugleich unschwer abzunehmen/ was von den heutiges Tages uͤblichen/ seltzamen/ Lev. 10, 1. gebluͤmten/ gefrenselten/ verkuͤnstelten/ verreimeten/ rhetor ischen/ polit ischen Gebeten zu halten/ da mehr menschlich als goͤttlichs innen zu finden/ die mehr nach dem Welt- als Gottes Geist riechen: wie man sich dann auch wol enteussern koͤnte der falschglaubigen Gebet-Buͤcher/ dadurch der Cal- vinismus allgemach plant irt und insinu irt wird; der Teufel ziehet auch Schrifft an/ und sagt: Jesu/ ich weiß wer du bist/ der Heilige Marc. 1, 24. c. 5, 6. Gottes. Er ist und bleibt dannoch ein Schalck/ wann er gleich die Warheit sagt/ aber Christus leget ihm das Handwerck nieder/ daß er muß stillschweigen. Der rechte Heilige Geist ist ignis sanctificans, ein erlaͤu- terendes/ rein- und heiligmachendes Feuer; der das Opffer heili- Matth. 23, 19. get/ dann dieweil unser Hertz ein Pfuhl ist von allerhand Suͤnden-Ge- stanck/ daraus so rein kein Gebet herfuͤr kommt/ es klebet Gestanck an dem- selben. Dioscorides bezeuget/ es werde der Weyrauch offtmal verfaͤlscht mit Hartz und gummi; darumb ist ein heiligmachendes/ himmlisches/ reinendes Feuer vonnoͤthen/ das ist der Heilige Geist/ der heiliget/ durch- wehet und saͤubert das Gebet πρὸς ἐυωδίαν zu einem lieblichen Geruch/ non ut placet sed ut placeat, nicht daß das Gebet an ihm selbst versoͤhne/ (welche Ehre allein der Fuͤrbitt Christi gebuͤhret) sondern daß es Gott im Himmel umb Christi Opffer und Fuͤrbitt willen gefaͤllig seyn koͤnne. Er ist ignis levitans, ein erleuchtendes Feuer/ davon das Hertz erhebt/ das Gebet durch die Wolcken durchdringet/ es werden demselben gleichsam Fluͤgel gemacht und angehaͤnget. Er ist ignis accendens Psal. 141, 1. \& incendens, ein anzuͤnden des Feuer; dann der Mensch hat von Natur kein Hertz zu Gott/ aber der Geist/ der Gottes Hertze kennet/ der macht ihm ein Hertz/ gemere facit, er macht die Hertzen seuffzen: Er selbst Rom. 8, 26. seuffzet mit unaußsprechlichen seuffzen/ er zuͤndet das Hertz an/ daß wie in F f 3 einem Die Achtzehende (Vierte) einem distillir Gefaͤß und Helm/ wann dasselbe warm worden/ Lieb-Thraͤ- nen heraus tropffen; so bald man Weyrauch/ Myrrhen oder mastyx ins Feuer legt/ so steiget ein Raͤuchlein auff und gibt einen lieblichen Geruch: also so bald das Feuer des H. Geistes unser Hertzen beruͤhrt/ und er nicht verhindert wird/ so bald steiget ein Seuffzerlein nach dem andern auff/ Ach lieber Gott! Ach du getreuer Gott! Ach erbarm dich meiner! ꝛc. Er ist ignis obsignans, ein versieglendes Feuer/ das die Gen. 4, 4. Erhoͤrung versiegelt; So bald das Feuer auff Abels Opffer gefallen/ war Abel getroͤstet und gesichert/ er sey Gott angenehm. Da das Feuer vom 2. Chron. 7, 3. Himmel herab fiel/ und Salomons Opffer verzehret/ fielen die Kinder Jsrael auff ihre Knie nieder auffs Pflaster/ und danckten Gott/ daß er 1. Reg. 18, 38. guͤtig/ und seine Barmhertzigkeit ewiglich waͤret: So bald in dem reli- gion s-Streit Eli æ mit den Baalitischen Pfaffen das Feuer vom Him- mel herab gefallen/ war es ein Zeichen des warhafftigen gnaͤdigen Gottes. Jst demnach in der summa summarum das geistliche Raͤuch- Opffer des Gebets in einem geistlichem Tempel ein solch Opffer/ da ein widergeborner Mensch/ als ein geistlicher Prie- ster den Weyrauch des Gebets/ zu einem lieblichen Geruch/ aus einem glaubigen/ andaͤchtigen/ reinen/ wolbereiteten/ wachsamen/ verständigen Hertzen und Begierden/ durch die himmlische/ heiligmachende/ entzuͤndende/ versieglende G na- de G ottes des Heiligen G eistes empor zu G ott im Himmel ab- fertiget. Nun/ meine Liebsten/ diese Raͤucherung stehet nicht in unserer Chur/ es ist ein hoͤchstnothwendig Werck/ wir sind darzu geweihet durch die heilige Tauffe/ die Befehl stehen da/ deßgleichen die Exempel in grosser Menge/ sonderlich des sancti sanctorum, des allerheiligsten Ho- Luther. tom. 6. Ien. fol. 181. henpriesters Christi; Lutherus wuͤndschet unter allen Wercken Chri- sti des grossen Hohenpriesters/ nur gesehen und gehoͤret zu haben seine Ge- bet/ wie Er sich gestellet und geberdet/ wann Er gebetet und mit seinem Vater geredet/ weil sonst viel geschrieben/ wie Er geprediget und Wunder gethan/ aber wenig wie Er gebetet habe: Weiset uns sonderlich Ioh. 17, 1. seqq. auff die historiam von St. Johanne c. 17. beschrieben/ eines Gebetes/ so Er fuͤr seinen Juͤngern geredet/ und ihnen zuletzt gelassen hat/ und achtets doch niemand/ were es nicht geschrieben/ so wolten wir biß an der Welt Ende darnach lauffen. Vnd ist fuͤrwar aus der massen ein hefftig hertzlich Gebet/ Predigt. Gebet/ darinnen Er den Abgrund seines Hertzen/ beyde gegen uns und sei- nem Vater eroͤffnet/ und gantz heraus schuͤttet. Es sind aber solche Wort/ die in unsern Ohren/ so sie ohne Geist hoͤren/ lauten als lauter Kin- derteidungen/ die weder Krafft noch Safft haben/ ja nicht werth sind zu reden. Dann Vernunfft und menschliche Weißheit haͤlt nichts von dem/ so man nicht mit praͤchtigen und hochtrabenden Worten fuͤrgibt und auffmutzet/ daß iederman Augen und Ohren auffsperren muß. Hier hal- tet uns selbst die regul, wann man recht beten will/ doͤrffe man nicht viel langer und koͤstlicher Wort machen/ sondern nur schlecht und recht das beste. Aber wo ist solches raͤuchern? Wo ein warhafftiges Gebet? Wo die Andacht? Wo ist das guͤldene Raͤuch Faß eines glaubigen Hertzen? O wie seltzame Ding! Ach Gott/ wie steckt der Paͤpstische Sauerteig so vielen im Hertzen/ die es mit Bellarmino dem Roͤmischen Cardinal halten/ der Bellarm. l. 1. de bon- oper. c. 19. schreibet an einem Ort/ es sey kein Zweifel/ daß das Bet-Ampt ein Werck so allein den Pfaffen und Moͤnchen zustehe/ darumb sprechen unsere Leute noch/ Pfaffen sollen beten/ sie haben die Besoldung darauff. Gleich wie/ so folgert Bellarminus ferner/ in einer Statt eine grosse Schild-Schar- und Nacht-Wacht bestellet/ die fuͤr die uͤbrige schlaffende und ruhende Buͤrgerschafft wachet/ also beten auch die geistliche allein fuͤr die weltliche. Was sagt aber unser Heiland Christus? Was ich sag/ sag ich allen: Marc. 13, 37. Wachet! ein ieder ist seiner eigenen Seelen bestellter Waͤchter. Vnter vier und zwantzig Stunden des Tages findet mancher Mensch nicht eine Stunde/ die er zum beten anwendete/ der liebe getreue Gott muß sich irgend/ wann man Morgens auffstehet/ abweisen lassen mit einpar Wor- ten/ Morgens/ Das walt Gott/ damit auff und davon. Zu Mittage/ Aller Augen ꝛc. Wanns hoch kommt/ auff den Abend einen Abend-Se- gen: Soll das recht und gnugsam gebetet seyn? Was wollen wir sagen von dem kalten oder lauen ohnandaͤchtigen Gebet/ da man nur betet ex opere operato, weils man so gewohnet/ oder doch aus Zwang/ ohne Verstand/ wie die Nonnen den Psalter; klingende Schellen! Bileams Esel-Stimm! Kaͤlber-Geschrey! soll das ein Opffer seyn/ das Gott gefalle? Wie offtmal Gebet ohne Buß/ Jndas-Kuß und Hencker-Gruß? wie wahr sagt der Herr von manchem heuchleri- schen Hertzen: Mein Hauß ist ein Bet-Hauß/ ihr aber habts Matt. 21, 13. gemacht zur Moͤrder-Gruben! Ja freylich leider! nicht nur zur Moͤrder-Gruben/ sondern zum Hur-Hauß/ Raub-Hauß/ außwendig haͤlt Die Achtzehende (Vierte) Mat. 23, 25. haͤlt man Schuͤssel und Becher reinlich/ innwendig ists voll Raubs und Fraß. Hæc fundi nostri calamitas! da kommt und waͤchst alles Vn- gluͤck her/ da steckts! Wir klagen uns selbst an in unserm Kirchen-Gebet/ daß wir nicht ernstlich gebetet haben/ daß wir uns von den Suͤnden bekehrt: Wie solls dann Wunder seyn/ daß unser Gebet nicht erhoͤret wird? Vielmehr ist sich zu verwundern uͤber Gottes Langmuth/ daß Er mit sich so spielen laͤsset als einer Puppen/ in dem Er nicht so viel reveren tz bekommet als der ohn- maͤchtige Baal; Es wags ein Burger gegen seinem Ammeister/ ein Bauer bey seinem Schultzen/ und rede bey ihm wie er zu Gott betet ohne Bedacht/ ob ers ihm wird zu gut halten? und der grosse Gott muß es leiden von seiner Creatur/ daß man ihn so sehr verschimpfft! O ein ge- Gal. 6, 7. treuer und langmuͤthiger Gott! aber irret euch nicht/ Gott laͤsset sich nicht spotten! warhafftig der ἀντιμυκτηρισμὸς und Gegen-Spott wird folgen/ Gottes Draͤu-Wort muͤssen Krafft- und Wahr-Wort wer- Amos 5, 21. 23. den/ Amos 5. Jch mag nicht riechen euer Versamlung/ thut weg von mir das Geplerr euer Lieder/ ich mag dein Psalter- Esa. 29, 13. Spiel nicht hoͤren; darumb daß diß Volck zu mir nahet mit seinem Munde/ und mit seinen Lippen mich ehret/ aber ihr c. 28, 11. Hertz ferne von mir ist/ so will ich mit spoͤttlichen Lippen/ und mit einer andern Zungen zu diesem Volck reden. O Gott wie wahr ist das worden! wie hoͤren wir frembde/ barbarische Zungen/ daß uns die Ohren gellen/ und der hoͤchste Jammer ists/ daß niemand fast zu Hertzen nimmt/ zu besorgen/ es werde gehen als wie in der ersten Kir- chen/ in der letzten Diocletian ischen Verfolgung/ von welcher der Histori- cus meldet/ daß nach dem man dazumal unter den Christen das Gebet hindan gesetzt/ durch welches man vielem Vngluͤck haͤtte vorkommen koͤn- nen/ so hab man durch solche Sicherheit die damal grassi renden Verfol- gungen ie laͤnger ie mehr gehaͤuffet und entzuͤndet. Gott gebe es maͤn- niglich zu erkennen! Es moͤchte aber ein einfaͤltiges Hertz einwenden und sagen/ auff ietzt der Laͤnge nach fuͤrgeschriebene Art und Modell/ kan ich nicht beten voll- koͤmlich! der Geist ist willig/ das Fleisch ist schwach; Solt ich geloben alle meine Gedancken zu sagen/ die mir im Gebet einfallen/ ich wuͤrde mich tom. 6. Ie- nens. fol. 183. fuͤr mir selbst schaͤmen muͤssen/ so jaͤmmerlich (sind Lutheri Wort) zerrissen Ding ists umb des Menschen Hertz/ das gehet/ webet und wancket/ daß kein Wind noch Wasser so beweglich und unbestaͤndig ist: Antwort: Jubet Predigt. Jubet Deus, quod non possumus, ut noverimus, quid ab eo petere debea- mus, sagt Augustinus: Gott befihlet und erfordert das jenige von uns/ August. de grat. \& lib. arb. c. 16. \& l. de cor- rept. grat. c. 3. 1. Reg. 18, 36. 37. das wir nicht koͤnnen/ damit wir wissen/ was wir von ihm bitten sollen; Lasset uns derowegen beten umb den Finger G ottes den Heiligen Geist/ daß e r unsere Hertzen und Mund beruͤhre/ stimme und befreye von frembden Gedancken/ das himlische Feuer wie Elias bitten/ und von Hertzen wuͤndschen: Komm heiliger G eist/ heilige Brunst/ edler Hort/ nun hilff uns froͤlich und getrost/ daß wir auch im G ebet ritterlich ringen/ daß es mag zu dir dringen! So wenig ein Luc. 11, 9. Vater seinem Kinde/ so es ihn bittet/ fuͤr Brod einen Stein/ fuͤr einen Fisch eine Schlange/ fuͤr ein Ey einen Scorpion reichet und gibt/ vielweniger wird solches thun der Vater im Himmel/ sondern erhoͤren/ und geben was zur Seligkeit noͤthig/ und in diesem Leben () uns gut und nuͤtz ist/ nach seiner Verheissung Devt. 4. Devt. 4, 29. Wann du den HERREN deinen GOTT suchen wirst/ so wirstu ihn finden/ wo du ihn wirst von gantzem Hertzen und von gantzer Seelen suchen. So betet nun recht/ im Geist und in der Warheit/ so suchet! alßdann wird Er sich finden lassen; so klopffet/ alßdann wird euch auffgethan werden/ Amen/ das werde wahr! Amen. () Quod Deus non semper ad voluntatem, sed ad utilitatem exaudiat etiam, ethnici agnovere. Iuvenal. fatyr. 10. —— nos animorum impulsu \& cæca pravaq́uecupidine ducti conjugium petimus, partumq́ue Vxoris, at illis ( Diis ) Notum, qui pueri, qualisq́ue futura sit Vxor? Sechster Theil. G g Die Die Neunzehende (Fuͤnffte) Die Neunzehende Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Fuͤnffte Predigt/ Von der heiligmachenden/ erneuernden Gnade des H. Geistes. G Eliebte in Christo: Es gedencket die Evangelische Hi- Luc. 21, 5. stori St. Luc æ cap. 21. unter anderer Herrligkeit und Schmuck des Tempels zu Jerusalem auch der anathematum, der Kleinodien/ wie es D. Luther gegeben; Dann als der Herr diesem Tempel den Vn- Mat. 23, 38. Luc. 19, 43. 44. tergang gedraͤuet Matth. 23. daß ihr Hauß ihnen soll wuͤste gelas- sen werden/ daß die Feinde werden die Statt schleiffen/ und keinen Stein auff dem andern lassen; so tretten etliche seiner Juͤn- ger auff/ zeigen ihm nit nur das schoͤn Gebaͤu/ die edle Steine des Tempels/ sondern sie sagten ihm auch von dem Κόσμῳ ἀναϑημάτων, Es seye die- ser Tempel von feinen Kleinodien geschmuͤcket/ als wolten sie sagen/ es seye immer Schade/ daß ein solch wunderschoͤner Tempel soll ruin iret und oͤde werden. Verstehen hierdurch ἐν ὐποϑέσει eigentlich alle die jenige trophæa, Gaben/ Schaͤtze und Beylagen/ damit theils der Tem- pel behaͤnget/ theils auch in demselben bewahrlich beygeleget gewesen/ wie 1. Sam. 21, 9. 2. Reg. 11, 10. 2. Macc. 9, 16. Iud. 16, 23. Ioseph. l. 15. c. ult. vorzeiten Goliaths Schwert/ Davids Spieß und Schild im Heilig- thum̃/ deßgleichen auch hernach Antiochus zu verehren gelobet/ 2. Macc. 9. Judith wuͤrcklich verehret. Dazumal aber in dem Herodischen Tempel waren spolia barbarica, die Raube und Beuten/ welche Herodes den bar- barischen Voͤlckern abgenommen und gewidmet hatte/ als Josephus be- zeuget/ deßgleichen auch Augustus soll gethan haben/ wie Philo refer irt: sonderlich wird verstanden der jenige guͤldene Weinstock/ dessen auch * Ta- citus gedencket/ so von Herode dahin geordnet worden. Josephus nen- * Tacit. l. 5. n. 13. confer exempla gentilium anathemata templis devoven- tium Virg. l. 7. Aen. multaq́ue præterea sacris in postibus arma \&c. Persius satyr 6. —— — missa est à Cæsare laurus \&c. Livius l. 10. de quadam dedicatione à Papyrii Consulis Filio factâ. nets Predigt. nets ϑαῦμα καὶ τοῦ μέγεθους καὶ τῆς τέχνης, ein wunderschoͤnes Kunststuͤck/ das Juͤdische Volck damit zu bedeuten/ nach Assaphs Anleitung Psal. 80. GOTT du hast einen Weinstock aus Egypten geholet/ und Ps. 80, 9. 15. Esa. 5, 1. gepflantzet/ GOTT Zebaoth wende dich doch/ schaue vom H immel/ und suche heim diesen Weinstock. ᾽Εν ϑέσει anzudeuten/ daß Tempel und Gottes-Haͤuser wol moͤgen zimlich gezieret werden/ und sey kein Vnsinn die Kirchen mit Bildern und andern ornat zieren/ damit unter einem Gottes-Hause und Schwein- Stall ein Vnterscheid erscheine. Es soll in der Kirch alles gehalten werden ἐυχημόνως, erbar/ wider Carlstadii Bilder-Stuͤrmerey; Zimlich/ sag ich/ mit Maß ohne Pracht und Vberfluß der Babylonischen Dam Huren- Schmuck/ dawider die alten Lehrer und Warheit-Zeugen so hefftig/ son- derlich Hieronymus geschrieben/ geschrien und gerathen/ so man was Hieron. ad Demetriũ ad ep. 8. Bell. l. 3. de Cult. S. c. 6. Isid. Pelus. l. 2. ep. 246. uͤbrig habe/ soll man dasselbe vielmehr an die lebendigen Tempel des Heili- gen Geistes anwenden. Deme zuwider Bellarminus lehret/ wañ Arme und Kirchen in gleichem Mangel begriffen/ so seye es besser/ die Kirch mit ornat versehen/ als die Armen mit Nothdurfft. Sonst wuͤndschet Isidorus Pe- lusiota gelebt zu haben zun Zeiten der Apostel und der ersten Kirch/ da man von solchem koͤstlichem Kirchen-Gepraͤng noch nichts gewust/ aber von innerlichen geistlichen Gnaden-Gaben die gantze Gemein geleuchtet: Als zu den letzten Zeiten/ da zwar die Kirche von Marmelstein und Gold geschimmert/ unter deß der geistlichen Gnaden-Gaben verlustiget gewest/ besser (sagte vorzeiten Bonifacius in Concilio Triburiensi: Meliores au- rei sacerdotes \& lignei calices, quàm lignei sacerdotes \& aurei calices, ) guͤldene Priester und hoͤltzene Kelche/ als hoͤltzene Priester und guͤldene Kelche. Nun meine Liebsten/ wir stehen auch in der theoriâ des wun- derschoͤnen Tempels ad Spiritum sanctum zum heiligen G eist/ welches seyt ihr! haben bißher gratiæ inhabitatricis ope- rationes, die Wůrckungen der einwohnenden G nade des hei- ligen G eistes besehen/ als da sind die Erleuchtung/ Trost/ H eilig- machung und in specie die Opffer- G nade/ das geistliche Räuch- werck. Folget gratia κοσμοποιητικὴ, Renovatrix, die erneuernde Zier- G nade/ welche nicht weniger ein species ist der H eiligung/ wie St. Paulus lehret Tit. 3. Nach seiner Barmhertzigkeit hat Er Tit. 3, 5. uns selig gemacht durch das Bad der Widergeburt/ und Er- G g 2 neurung Die Neunzehende (Fuͤnffte) neuerung des Heiligen Geistes. Tempel und Tempel-Schmuck sind correlata, wo der Gast ist/ da sind seine Schaͤtze. Sind wir Tempel des Heiligen Geistes/ so hat Er auch dahin gelegt seinen Schmuck/ Klei- nodien und herrliche Gaben/ nicht nur administrantia, Lehr- und Ampt- G aben/ sondern auch fuͤrnemlich sanctificantia, heilig- machende G aben: Davon dißmal in der Furcht des Herren fruchtbarlich zu handeln/ wolle der oberste Tempel- He rr Christus Jesus uns außruͤsten und erleuchten mit den G aben seines H. G eistes/ damit wir solches geistlichen Schmucks faͤhig/ und unsere Hertzen ge- schmuͤckte und angenehme Tempel der Heiligen Dreyeinigkeit werden moͤ- gen/ Amen. W Elches ist dann das edle anathema, der köstliche Schatz oder donum sanctificans, die heiligmachen- de G abe/ welche der inwohnende heilige G eist in die Seel des Menschen sencket und beyleget/ dadurch der Mensch fuͤr GOTT geschmuͤckt und erneuert wird? Es ist ohne weiten Vmbschweiff anders nichts als das goͤttliche Ebenbild/ so wir im Paradiß verlohren/ biß auff wenig rudera, Stuͤckwerck/ Scherben/ so noch (als wie an einem eingefallenem Hause) uͤberblieben/ welches nach dem Fall gantz verdunckelt ist/ aber wieder erstattet/ erleuchtet und erneuert werden/ endlich gantz vollkoͤmlich wieder gegeben werden soll/ nach diesem 1. Cor. 15, 49. Leben/ auff den Tag der herrlichen Wieder-Erstattung/ dessen was wir im Paradiß verlohren; gleich wie ein Kind in Mutterleibe nach und nach gebildet wird/ biß daß ein vollkom̃ener Mensch draus und an diese Welt ge- Matth. 19, 28. boren werde: Also wird die Vollkommenheit des Ebenbildes vorbehalten biß auff die παλιγτενεσίαν und endliche Widergeburt der Kinder Gottes. Es ist aber dasselbe Bild imago I. generosa, Ein Bild von dem edelsten prototypo GOTT im Himmel selbst ge- macht/ mit dem Finger G ottes dem heiligen G eist contro feet Col. 3, 10. und zierlich form iret/ wie St. Paulus erweiset Col. 3. Ziehet den neuen Menschen an/ der da verneuert wird zu der Erkäntnuͤß/ nach dem Ebenbilde des/ der ihn geschaffen hat/ ja nicht nur dessen/ der uns anfangs erschaffen/ sondern auch wieder gemacht und erloͤ- set nach dem Bilde Jesu Christi/ der uns durch sein liebes Evangelium abcon- Predigt. abcontrafehet/ also daß sich in uns spiegelt des HERREN 2. Cor. 3, 18. Klarheit mit auffgedecktem Angesicht/ und wir werden ver- klaͤret in dasselbige Bild/ von einer Klarheit zu der andern/ als vom G eist des HERRN. Christus der ewige Sohn Hebr. 1, 3. Ioh. 14, 9. G ottes ist der character hypostaseos divinæ, das Bild des goͤttlichen Wesens/ wer ihn gesehen/ der hat den Vater gesehen/ daran der himmlische Vater all seine Lust und Freude sihet/ wie ein Vater an sei- nem Kinde/ dem muͤssen wir uns conform iren in allen. Er ist das we- sentliche Ertz-Bild/ unser Bild ist nur ein accidens der Seelen. II. Imago radiosa, Ein glaͤntzen des Bild/ so da glaͤntzet von den Strahlen der Weißheit; GOTT der da hieß das 2. Cor. 4, 6. Liecht aus der Finsternůß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen Schein in unsere Hertzen gegeben/ daß durch uns entstuͤnde die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit Gottes/ in dem Angesicht Jesu Christi; Es glaͤntzet von Strahlen der Gerechtigkeit/ welche begreifft in sich allerhand Tugenden/ den gantzen Ephes. 4, 1. seqq. decalogum, und namentlich belangend die erste Tafel 1. Θεοσέ- βειαν, die Gottes-Ehrung/ durch Glauben/ Liebe/ Furcht. 2. Δοξο- λογἰαν, die Lob- und Dancksagung/ durch lesen/ hoͤren/ Bekaͤntnuͤß/ predigen/ Segen/ beten/ Eyd-schwoͤhren/ fingen/ gute Ordnung. 3. Sanctificationem diei septimæ Sabbathicam \& doxolo- gicam, die Heiligung des Sabbaths/ in welcher der Mensch von seinem Thun lasset ab/ daß Gott sein Werck in ihm hab. Nach der andern Tafel/ die Liebe des Naͤchsten/ durch ziemende Selbst- Liebe/ Naͤchsten-Liebe/ Gegen-Liebe/ Eltern-Liebe/ insonderheit aber die Demuth/ Leutseligkeit/ Barmhertzigkeit/ Mit-Freude/ Lang- und Sanfft- muth: die Keuschheit/ Gerechtigkeit im Handel und Wandel: die Zun- gen-Zucht/ Maͤssigkeit/ Genuͤgsamkeit. Aus welchen allen folget splendor \& serenum conscientiæ, der Glantz eines guten Gewissens/ darein Gott geluͤstet zu schauen. Nihil hâc luce clarius, nihil hoc gloriosius testimonio, cum veritas in mente fulget, \& mens in veritate se videt, Was ist heller als ein solches Liecht? was herrlicher als solches Zeugnuͤß? wann die Warheit im Gemuͤthe leuchtet/ und das Ge- muͤth in der Warheit sich bespiegelt/ wie Bernhardus redet. G g 3 III. Imago Die Neunzehende (Fünffte) III. Imago fructuosa, Ein nuͤtzliches Bild. Ein bloß Gemaͤlde oder Bild gibt weder kalt noch warm; Jene Voͤgel flogen zwar Zeuxidis des kunstreichen Mahlers an der Wand gemahlten Trauben zu/ daran zu picken/ aber sie flogen mit leeren Baͤuchlin davon; Aber Gottes Ebenbild im Menschen ist kein eitel und unfruchtbar Wesen/ sondern es Matt. 7, 17. hat seine edle Fruͤchte gleich einem Baum/ das sind die guten Gott wol- gefaͤlligen/ aus guter intention, durch gute Mittel aus Glauben nach der bewaͤhrten regul des Gesetzes herfliessende gute Werck/ dieselben sind und heissen nicht merita aut media salutis vel acquirendæ vel conservandæ, Verdienst-Mittel die Seligkeit entweder zu erwerben oder zu erhalten; Jst beydes unrecht geredt: Vnrecht sind dran die Paͤpstler/ wann sie aus guten Wercken Verdienst machen/ theils die Gerechtigkeit zu vermehren/ theils die glori zu ererben/ dann es mangelt ihnen an allen Stuͤcken eines rechten Verdiensts; sie sind nicht unser/ sie entspringen nicht aus unsern natuͤrlich-eigenen Kraͤfften/ sie sind nicht indebita, ungepflichtete Werck/ die in unserer Freyheit solche zu thun Luc. 17, 10. oder zu lassen stuͤnden/ sondern wann wir alles gethan haben/ was uns befohlen ist/ sollen wir sagen: Wir sind unnuͤtze Knechte/ wir haben gethan/ was wir zu thun schuldig gewesen. Viel- weniger sind sie proportion irt und gleiches valors, wann man sie gegen der ewigen/ unendlichen Gerechtigkeit und Seligkeit abwegen solte; Ebenmaͤssig sind auch die Werck nicht media necessaria, noth- wendige Mittel die Seligkeit zu erhalten oder zu erlangen/ wie die Majoristen geschwaͤrmet: Wolte Gott sie haͤtten nicht magnos Rom. 3, 20. c. 4, 6. c. 11, 6. Eph. 2, 8. Tit. 3, 5. hinder sich gelassen! dergleichen leidet die Schrifft nicht/ setzt allzustarcke exclusiva entgegen/ Rom. 3. cap. 4. c. 11. Ephes. 2. Tit. 3. nicht aus den Wercken/ auch denen nicht so da geschehen ἐν δυκαιοσύνη, in der Gerechtig- keit. Nicht den Wercken/ fondern dem Glauben allein wird die conser- vatio und Erhaltung zugemessen. Wollen wir aber wissen/ was gute Wercke sind/ und wofuͤr man sie soll halten? Antwort: Es sind nuͤtzliche Fruͤchte der Phil. 1, 11. Tit. 2, 10. Matth. 5, 16. Rom. 8, 12. Gerechtigkeit/ Phil. 1. herrliche ornamenta und Zierrathen der Lehre Jesu Christi/ Tit. 2. scheinende Liechter des Glau- bens/ Matth. 5. nothwendige Schulden der Danckbarkeit/ Rom. 8. welche/ so sie unterlassen werden/ und nicht geschehen/ verdam- men Predigt. men sie. Woraus unschwer abzunehmen/ wie unguͤtlich uns geschehe von den Laͤster-Maͤulern im Papstumb/ die uns folgende/ in Ewigkeit unerweißliche παράδοξα auffsattlen. Bellarminus schreibet: Wann man Bell. l. 4. de Iustif. c. 1. der Lutheraner principia und die meisten Lehren und Schrifften Lutheri wol und genau betrachtet und examin iret/ so erhelle daraus/ daß der Mensch einmal koͤnne selig werden/ wann er gleich kein gutes Werck thue. Luthetani sunt opericidæ, schreibet Lessius: Die Lutheraner sind Werck- Moͤrder. Lessius in consult. p. 18. confer alia dicteria collecta à D. Gerhardo l. 2. Con- fess. Cath. part. 3. p. 767. Es ist ferner der innere Seelen-Schmuck IV. Imago gloriosa, Ein Ehren-Bild; Ein Koͤnig oder Potentat/ der eine Statt erbauet/ der laͤsset irgend seine statuam und Bildnuͤß mitten auff dem Marckt auffrichten/ daß man wisse/ wer der Bau-Herr gewesen/ da- von er bey der posterit aͤt Ruhm habe: Also Gott/ nach dem Er den macrocosmum, den grossen Welt-Bau außgefuͤhret durch seine allthaͤ- tige Macht/ hat Er den microcosmum, die kleine Welt den Menschen/ als sein statuam und Bildnuͤß auffgerichtet zu seiner Ehr und Preiß: Zu welchem Ende auch nunmehr das verlohrne Ebenbild wieder erneuert/ und in einem widergebornen Christen muß wiederumb erbauet werden/ daß der Herr der Herrligkeit dadurch geehret und gepriesen werde. V. Imago gratiosa, Ein Gnaden-Bild; die Quell ist hier abermal GOTT der heilige Geist/ es ist seine Gnade und Werck; Es ist hier der sanctificator und Heiligmacher/ von ihm entspringet die substantia und das Wesen des Wercks/ als einem kuͤnstlichen Mahler oder Schreiber/ der das Goͤttliche Gesetz ins Hertz gibt Ier. 31, 33. und im Sinn schreibet/ von ihm ist des Wercks Warheit als aus Gott gethan/ da hingegen der Vnwidergebornen Wercke nur sind simulacra virtutum, Tugend-Schein/ Tugend-Schatten/ nicht die lebendige Tu- gend selbst; Von ihm ist des Wercks Heiligkeit/ Freyheit/ facilit aͤt und Ps. 110, 3. Rom. 8, 15. 2. Cor. 3, 17. Matt. 11, 30. Leichte; daher es kommen/ daß die Gebott Christi einen Widergebornen nicht schwer ankommen. Was er thut/ thut er mit Liebe/ Lust und Freude/ mit willigem Geist/ die Buͤrde der Goͤttlichen Gebott ist alßdann nicht eine beschwerliche Last/ sondern ein Fittich eines Fliegenden. Sintemal auch die Voͤgel ein Laͤstlein tragen/ nemlich ihre Federn/ welche sie aber nicht beschweren: die Voͤgel tragen sie/ und sie werden von ihnen getragen: Sie tragen sie auff die Erde/ sie werden von ihnen in der Lufft getragen/ sind Augu- Die Neunzehende (Fuͤnffte) Augustini Gottselige Gedancken; Einem Liebhaber komt alles leichte an/ was er umb des Geliebten oder der Geliebten thun und außstehen muß/ die Liebe uͤberzuckert alle Bitterkeit/ wie solches bezeuget das Exempel Jacobi/ als er seine Rahel lieb hatte/ und aus Liebe gegen sie dem Laban zwantzig Gen. 29, 20. Jahr dienete/ welche ihn doch nur dauchte/ als werens eintzele Tage; amor vincit omnia, die Liebe uͤberwindet alle Dinge/ getreue und liebreiche Ehe- gatten erfahren dergleichen. Jn Summa/ von diesem Geist kom- met auch visagendi, die Krafft zu wuͤrcken/ und das gute Werck zu verrichten/ da dann der Vnterscheid des Zustands eines Menschen vor und nach der Bekehrung wol in acht zu nehmen; vor der Bekehrung Eph. 2, 5. Ioh. 8, 36. Rom. 8, 14. Matth. 9, 9. Luc. 19, 6. Esa. 1, 16. E- zech. 18, 31. Col. 3, 8. Matt. 5, 16. Psal. 1, 3. Rom. 6, 4. c. 12, 2. Eph. 4, 24. 2. Tim. 2, 21. 1. Ioh. 3, 3. 1. Petr. 4, 2. 1. Cor. 15, 10. 2. Cor. 13, 3. c. 3, 5. Gal. 5, 22. ist der Mensch tod/ gefangen/ ohnmaͤchtig/ blind; Aber wann er bekehret ist und widergeboren/ da hat er ein neu Leben bekommen/ er ist geloͤset von seiner Gefaͤngnuͤß/ wird als ein gehorsames Kind sanfft geleitet/ er folget/ er nimmet an die Verheissungen und Draͤuungen/ und thut selbst ex viri- bus dativis, aus geschenckten und mitgetheilten Kraͤfften gute Werck/ da laͤsset er sein Liecht leuchten/ er bringet seine Fruͤchte zu seiner Zeit/ er wuͤr- cket gute Werck/ aber alles aus Gnaden; die Wurtzel selbst und die Fruchtbarkeit ist von Gott/ gleich wie in einem Baum die fruchtbare Krafft ist von Gott/ aber doch wuͤrcket der Baum mit. August. serm. 24. de verb. Apost. confer Luther. tom. 8. Witteb. in Proph. Michæ. fol. m. 482. \& seqq. Dieses ist die gratia renovatrix, die erneuernde Gnade von dem heiligen Geist/ dessen terminus und Zweck ist das göttliche Ebenbild/ dadurch der Mensch erneuert wird. Hieraus er- scheinet nun/ welches des Menschen höchster Adel und vornem- ste Schönheit/ Schmuck und Zierrath seye? nemlich nicht 1. die Welt und dero Gepraͤng; Welt liebt das ihre/ dem Narren gefaͤllt sein Kolben/ Hoffart in Kleidung/ abentheuerliche Tracht/ ab- surde gestus und gaͤucklerische Geberden/ das soll den Menschen zieren/ ja verfuͤhren/ das ist mundi mundus, der Welt ihr Schmuck/ davon oder dawider man heur und fern predigt/ aber ohne Frucht/ man hoͤrets nicht anders an/ als wann eine Ganß angepfiffen haͤtte/ niemand bessert sich in diesem Stuͤck/ und wie ungern man die Frantzosen im Lande sihet/ doch will alles mitmachen/ frantzoͤsisch seyn/ Francisci Hosen wollen nicht ver- leiden/ ô lues gallica mala lues! Gott woll uns vor der frantzoͤsischen Seuche behuͤten! 2. Nicht die eusserliche schoͤne Gestalt und pro Predigt. proportion des Leibes/ daran man sich zu Jerusalem vergaffet/ wann man den wunderschoͤnen Absolon angesehen/ dessen Haar die ade- 2. Sam. 14, 25. 26. Ioseph. l. 8. c. 7. lichen Jungfrauen nach der Schur auffgekaufft (umb zwey hundert Se- ckel/ dann nicht glaublich/ daß Absolon der Schwere nach solchen grossen Haar-Last auff dem Haupte getragen/ sondern sind dem precio nach so theuer gewuͤrdiget und geschaͤtzet worden) und Perrucken daraus gemacht/ und also in frembden Federn gepranget. Lieblich und schön seyn Prov. 31, 30. ist nichts/ ein Weib das den HERREN fuͤrchtet/ soll man loben. 3. Nicht die Gemuͤths-Vernunfft und Mund- Gaben; wann dieselben recht gebrauchet werden/ sind sie wol ein edler Seelen-Glantz/ im fall sie aber uͤbel und schaͤndlich angeleget werden/ so schlagen sie per accidens aus zu Greueln: beyneben auch diß anzumercken/ daß die χαρίσματα administrantia, die Ampts-Gaben geringer/ als die heiligmachenden Gaben zu schaͤtzen seyn/ sintemal propter quod unum quodque tale, id magis tale, die Ampts-Gaben sind umb der Heiligma- chenden willen gegeben/ darumb sind diese hoͤher zu achten als jene; Der HERR hat nicht Lust an der Stärcke des Rosses/ son- Ps. 147, 10. 11. dern hat Wolgefallen an denen die ihn fuͤrchten; Man lobe einen so hoch man woll/ mache einen zum miraculo mundi, wann das Leben und Wandel nicht conspir irt und mit eintrifft/ so ist es nichts! Nicht 4. die Phariseische Schein-Heiligkeit/ der bloß-eusser- liche Tugend-Glantz/ von aussen lauter Bisam/ von innen Koth: auß- wendig ein Engel des Liechts/ inwendig und in der That selbst ein boͤser Butz/ eusserlich ein Himmel/ innerlich eine Hoͤll. Sondern 5. der rechte Schmuck/ das rechte bestaͤndige Seelen-Liecht/ der innere Schmuck/ des Königs Tochter ist gantz herrlich inwendig/ Psal. 45. ist das edle/ leuchtende/ Psal. 45, 14. fruchtbare/ herrliche/ Eben- und Gnaden-Bild/ das machet den Menschen gratiosum, zu einem Gnaden-Kinde Gottes/ daß derselbe Gnade find fuͤr Gott/ wie Joseph fuͤr seinem Gen. 39, 3. Esth. 2, 17. Nehem. 2, 8. August. in Psal. 85. Herren/ Esther fuͤr ihrem Koͤnige/ Nehemia fuͤr Artasasta. Es machet den Menschen heilig; Ein Glaubiger ist in Christo/ als sei- nem Haupt ein Glied Christi/ schreibt Augustinus, wann du dich nicht heilig nennest/ bistu und anckbar; Sage zu deinem Gott: Jch bin hei- lig/ dieweil du mich geheiliget hast/ dieweil ichs empfangen/ nicht weil ichs Sechster Theil. Hh aus Die Neunzehende (Fuͤnffte) aus mir hab; dieweil du mirs gegeben hast/ nicht weil ichs verdienet hab: Dieses ist keine Hoffart eines Stoltzen/ sondern eine offentliche Bekaͤntnuͤß eines danckbaren Hertzen. Es machet den Menschen amabilem Deo, lieb und angenehm nicht nur bey GOTT/ sondern befoͤrdert ihn zur Gesellschafft der heiligen Engel/ machet ihn wolgefaͤllig bey den Men- fchen: gleich wie im Gegentheil ein unehlich Kind/ von einer ehebreche- rischen Mutter geboren/ einem Ehemann ein Greuel ist; also auch ein Mensch/ wann er mit des Teufels Larv noch vermummet fuͤr Gott. Wo finden wir abermal solche Schoͤnheit/ solchen Schmuck? Sie ist ein seltzam Wildpret! Wie gar will doch niemand sich erneuern/ den alten Menschen außziehen? wie tieff ist doch der alte genius, die ratio status und der alte Sauerteig/ die alte boͤse Gewohnheit eingewurtzelt in Lehr und Le- ben? welches Hercules Arbeit hat der selige Lutherus außschoͤpffen muͤs- sen/ da er den alten Paͤpstischen Sauerteig außzufegen sich bemuͤhet? wie hat man ihn deßwegen außholhippet/ fuͤr ein Neuling gescholten/ da er doch nichts neues auff die Bahn gebracht/ sondern allein das alte erneuert/ keine neue Lehr form irt/ sondern die alte reform irt/ kein neues Liecht auff- gestellt/ sondern das alte gebutzet/ und von dessen Vnrath und Vnflath () vid. Ber- negg. qq. ad Tacit. q. 107. gereiniget. Jm Leben bleibts beym alten Trab/ () Sic seculum est, pflegt man zu sagen/ es ist ietzt so der Gebrauch und die Manier. Inter causas malorum nostrorum est, quod vivimus ad exempla! Das ist alles Jam- mers eine Vrsach/ daß wir nur auff anderer Leute Exempel sehen: Man- cher meynet/ alleman Schuhe muͤssen nach seinen Leisten gemacht werden. Wo bleibt aber das einige rechte vor Gott dem Herren selbst-gewei- hete Exempel aller Tugend/ das Ebenbild Gottes/ so in Christo unserm Heiland geleuchtet? wem beliebt dieser Spiegel? wem die conformation und Bildung nach demselben? Nun es muß seyn: Wer Gottes Bild in seinem Hertzen nicht wissen oder leiden will/ der muß des Sathans scheutzliche Suͤnden-Larv beherbergen. Wir sind zu guten Wercken er- Eph. 2, 10. schaffen/ erloͤset und geheiliget; Wisset ihr nicht/ daß ihr Gottes Tempel seyt/ der ihn heiliget? Wir muͤssen uns taͤglich erneuern/ Christus will neue Leute haben in seinem Reich/ Ohne solche Heili- Hebr. 12, 14. Luc. 19, 24. gung wird GOTT niemand sehen. Hier stehen die Goͤttlichen Gebott/ Verheissungen/ Draͤuungen und Exempel; Der reiche Schlaͤm- mer schreyet aus der Hoͤllen Schlund heraus: Jch leide grosse Qual umb guter Werck Vnterlassung willen. Eins unter diesen zweyen hastu Luc. 16, 24. O Mensch zu erwehlen/ discite justitiam moniti, nec temnite Jovam, Ehret Predigt. Ehret Gott und fuͤrchtet sein Gerichte: Nimm an/ entweder ἀνάϑημα oder ἀνάϑεμα, Schmuck oder Fluch/ aut ara aut hara ! Gottes Hauß oder des Schwein-Stall. Ach Gott/ moͤcht iemand sagen: ein solch streng heiliges Leben und so gethaue Erneuerung nach der Schnur des Goͤttlichen Worts ge- messen/ so dem Ebenbilde Gottes in Christo Jesu Spiegel-klar und pur aͤhnlich/ ist mir armen Menschen zu leisten unmoͤglich/ meine Werck sind unvollkommen/ die Suͤnde wohnet in mir/ das Fleisch widerstrebet dem Geist; Ach daß ich mit allem Ernst Gottes Rechte halten koͤnte/ daß es in meinem Vermoͤgen were! kaum erwehr ich mich einer Suͤnde/ bald kommt die ander/ der Fuß ist mir bald unterschlagen/ Antwort: Gott Luth. tom. 8. Witteb. ad Oseam p. 336. \& in Prophet. Michæ. p. 467. weiß wol/ daß du nicht zur Vollkommenheit in dieser Welt kanst gelangen/ biß auffs lotzte consummatum est; da gehet die Vollkommenheit erst an/ Da wird ihm Christus selbst darstellen eine Gemeine/ die nicht habe einen Flecken/ oder Runtzel/ oder des etwas/ die da gantz heilig sey und unsträfflich. Koͤnnen wir den Zehenden nicht brin- gen von unsern Fruͤchten/ der Herr laͤst sich auch content iren mit den Erstlingen/ die sind als die Zartesten auch die Liebsten/ ob gleich die gantze Ernd noch nicht eingesamlet worden; gleichwol aber so gefaͤllet ihm der conat, die Befleissigung eines guten Gewissens/ der Eifer/ Act. 24, 16. Tit. 2, 7. Phil. 3, 13. die Angelegenheit. Ein Herr der kein Tyrann ist/ nimmt vorlieb mit seinem Knechte/ wann er erst neulich von einer Kranckheit auffgestanden/ mit dem conat und Vnterstand seine Pflicht und Dienste zu leisten/ ob ers gleich noch nicht vollbringen kan. Gradus perfectionis, die Staffel der Vollkom̃enheit gefaͤllt Gott wol/ ob man wol die perfection und Vollkom̃enheit des gradus nicht ersteigen oder erreichen kan/ ἀκρὸν λάβε καὶ μέσον ἕξεις! strebe nach dem hoͤchsten/ so wirstu doch noch in der mitten bleiben. Die sincerit ät/ die Auffrichtigkeit/ wie sie in Job ge- 1. Tim. 1, 5. Iob. 31, 1. seqq. v. Luth. ad Genes. 20. p. 146. wesen/ als solches bezeuget sein Tugend-Spiegel/ Job. 31. Die simpli- cit aͤt/ Hirten-Einfalt/ Abrahamische Enfalt/ Moses Einfalt. Jn der legend des allerheiligsten Patriarchen/ im Leben Abrahams wird keines selbst erwehlten Moͤnchen- und Nonnen-Werck/ Kloster-Geluͤbd/ und strengen Ordens-Leben gedacht: sondern sie wurden gelobt von ein- faͤltiger Gottesfurcht/ Tugend-Fleiß/ Zucht-Liebe/ nach der regul des Goͤtt- lichen geoffenbarten Willens/ uns zur Nachfolge. Es wird so gethaner guten Werck der reiche Act. 10, 4. Vergelter alles guten gedencken/ da im Gegen-Theil der Hh 2 Gottlo- Die Zwantzigste (Sechste) Gottlosen Werck werden ins Waffer geschrieben seyn/ diese in Gottes dia- rum, chronic, und Tag Buch/ wie Mardochai treue Dienst in des Koͤnigs Esth. 2, 23. Plin. l. 36, 12. Ahasveros Chronic auffgezeichnet worden. Das Gedaͤchtnuͤß der in Egypten vorzeiten auffgerichteten Pyramidum und dergleichen Aucto- rum ist langst verschwunden: die Namen derselben Bauleute sind ver- loschen: Vrsach/ es waren vanit aͤten und Puppenwerck/ aber der recht- schaffenen in Gott gethanen guten Wercke wird nimmer vergessen werden/ Der HERR wird alles vergelten/ nicht zwar opera, die Werck an sich selbst/ sondern secundum opera, nach den Wercken; Vnd dieweil Gott befihlet/ was wir nicht koͤnnen/ damit wir wissen moͤgen/ was wir bitten sollen/ soll dieses unser taͤglicher Wundsch seyn/ aus dem Ps. 143, 10. 143. Psalm: Lehre mich/ OHERR thun nach deinem Wol- gefallen/ dann du bist mein GOTT/ dein guter Geist fuͤhre Ps. 119, 133. mich auff ebener Bahn. Laß meinen Gang gewiß seyn in deinem Wort/ und laß kein Vnrecht uͤber mich herrschen; 1. Thess. 5. 23. 24. und aus 1. Thess. 5. Der GOTT des Friedes heilige mich/ ge- treu ist er/ der euch ruffet/ der wirds auch thun/ Amen. Hier solte nun folgen die troͤstende oder Trost-Gnade des H. Geistes/ dieweil ich aber nach entledigung gegen- waͤrtigen Texts/ dieselbe in einem andern dazu erwehlten Text fuͤrzutragen vorgenommen/ wird solche tractation dahin versparet. Die Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Sechste Predigt/ Von den Kenn-Zeichen des Tempels des H. Geistes. G Eliebte in Christo: Je und allezeit ist die Frage in der Christlichen Kirchen ventil irt und auff die Bahn gebracht worden: Quodnam templum Spiritus sancti? Welcher Mensch ein rechter Tempel und Woh- nung Predigt. nung des heiligen Geistes sey? wo G ottes G eist wohne? darauff St. Paulus allhier deutet: Wisset ihr nicht/ daß ihr G ot- tes Tempel seyt/ und der G eist G ottes in euch wohnet? oder welches gleichviel: Wisset ihr nicht/ daß ihr den wahren seligmachenden Glauben habt/ gerecht fuͤr Gott worden/ Kinder und Erben Gottes? sin- temal diese elogia in Mosis Theologiâ reciproca sind. Wer glaubet/ der hat den Heiligen Geist/ \& contrà, wer den H. Geist hat/ der glaubet; dann der Heilige Geist wird empfangen und fov irt durch die Predigt des Glau- Gal. 3, 2. Rom. 5, 1. c. 8, 9. 15. Ioh. 1, 34. bens/ wer gerecht worden durch den Glauben/ der ist im Geist/ so ist der Geist ein Geist der Kindschafft. Johannes folgert wol/ der Heilige Geist bleibet auff Christo/ darumb ist er der Sohn Gottes/ und wiederumb: Dieser ist der Sohn Gottes/ darumb bleibet der Heilige Geist auff ihm- Jst Quæstio ardua \& difficilis, eine sehr schwere Frage wegen der Heucheley; Heucheley machet die decision schwer auff einer Seiten/ auff der andern die inadvertentia characterum, die Vnmercksamkeit der Kenn-Zeichen; Mosis Widersacher die Zauberer Exod. 8, 19. 2. Tim. 3, 8. Jannes und Jambres/ die wolten ohne zweifel fuͤr keine Teufels-Maͤn- ner gehalten werden/ sondern fuͤr Goͤttliche organa, Gottes Werckzeuge/ biß der Finger Gottes die decision gab; Micha und Zedekia erscheinen 1. Reg. 22, 24. beyde mit Traͤumen fuͤr Achab/ jener widerrieth den Zug gen Ramoth; dieser rathet dazu/ was? sagt er/ hat mich dann der Herr verlassen? Micha wird mit Faͤusten abgezwaget. Passur und Jeremia kommen Ier. 20, 1. 2. auch in contention, Passur gewinnets vor der Welt/ Jeremias wird in die Hafft gezogen als ein Vnsinniger; Die Mutter Gottes/ so voll des Matt. 1, 18. 19. Heiligen Geistes gewesen und schwanger vom Heiligen Geist/ kommet bey ihrem eigenem Braͤutigam Joseph in ungleichen Verdacht: unser liebster c. 10, 25. Actor. 2, 13. Heiland selbst muß mit dem Beelzebub besessen seyn: Die Apostel/ die der Heilige Geist mit Feuer gecroͤnt/ muͤssen voll suͤsses Weins seyn: Zvving- lius, Carolstad/ Müncerus und andere himmlische Propheten/ die haben den Heiligen Geist mit Federn gefressen/ aber Lutherus muß ein Zaͤncker seyn und δαιμονοδίδακτος, Er muß eine Teufels-Lehre fuͤhren; und so ge- hets noch heutigs Tages/ mancher Abfalon und Judas haͤlt hinder dem 2. Sam. 15, 7. 8. Ioh. 12, 4. 5. 7. Berge/ fuͤhret den Schein/ als were es ihm umbs Opffer oder umb die Armen zu thun/ und ist ein Schalck und Phariseer in der Haut; ein ander/ der mit der Kunst nicht so wol kan umbgehen/ muß Suͤnder seyn. Noch gleichwol ist es Quæstio necessaria, eine sehr noth- wendige Frage/ und muß dieser Scrupel exim irt/ das Gewissen gesaͤtti- Hh 3 get Die Zwantzigste (Sechste) get und beruhiget werden/ wir muͤssen die Geister pruͤffen/ ob sie aus Gott sind/ ja uns selbst pruͤfen/ ob wir Gottes Kinder seyen/ gerecht/ glauben/ ob der Heilige Geist in uns wohne? sonst wird St. Paulus einen scharffen Verweiß thun/ und sagen: Wisset ihr nicht/ seyt ihr so weit noch nicht kommen in eurer geistlichen logistic, auff die δοκιμασίαν reflexam, daß ihr euch selbst pruͤfen koͤnnet/ das soll euch eine Schande seyn. Jst endlich Quæstio decisa, eine außgemachte Frage/ Rom. 8, 16. entscheidet und beantwortet von Gott dem Heiligen Geist; Gottes Geist gibt Zeugnuͤß unserm Geist; Aber mit was fuͤr Kenn-Zei- chen? Eben mit denen jenigen/ mit welchen der Herr Christus in der Tauffe am Jordan bezeichnet wurde; die Evangelisten zeigen derselben vier Merckmahl an/ daraus so wol Johannes geschlossen und auch wir versichert/ ja er selbst des H. Geistes versichert gewest; Der erste chara- cter ist testimonium verbale, die Stim̃ des Vaters vom Him- mel; Du bist/ sagt Er zu Christo seinem Sohne/ mein lieber Sohn/ an dem ich Wolgefallen habe. Der andere ist testimonium sacramentale, die Auffthuung der Himmel und ein liecht- heller Strahl/ durch welchen bezeichnet worden/ daß die Himmel sich Columba tàm verè viva quàm verè erat Spiritus S. Tertull. Jhm auffgethan/ so dann auch die Taube/ welche so gewiß lebendig/ als ge- wiß und warhafftig es der H. Geist war/ schreibt Tertullianus. Der dritte ist testimonium reale, der Trieb des Heiligen Geistes/ auff die cathedram und Lehr-Stul/ ans Creutz/ zu lehren/ Wunder zu thun/ zu leiden/ sonderlich zu dem geistlichen Kampff in die Wuͤsten/ daß er versuchet wuͤrde; und dann endlich μονὴ, die Bleibung/ daß der Heilige Geist Ioh. 1, 33. auff ihm blieben/ Johannes sagt c. 1. Er hab ihn zuvor von Ange- sichte nicht erkant/ aber der mich sandte zu taͤuffen mit Wasser/ der sprach zu mir/ uͤber welchen du sehen wirst den Geist herab fahren/ und auff ihm bleiben/ derselbige ists/ (verstehe wie bald folget/ und Johannes bezeuget) der S ohn Gottes. Hæc no- bis cynosura, hæc norma, dieses soll unsere Leuchte/ unsere regul und Richt- S chnur seyn/ deren wir nachgehen/ und auff die Frage: Woher weistu/ daß du ein Tempel Gottes des Heiligen G eistes seyest? antworten: Gott der Heilige Geist gebe hiervon zu seiner Ehr und Staͤrckung unsers Glaubens fruchtbarlich zu redẽ/ Amen. Der Predigt. D Er Mensch verstehet nicht was Gottes ist/ es seye dann/ daß der G eist/ der die Tieffe der G ottheit forschet/ selbst sol- 1. Cor. 2, 10. Rom. 8, 15. 16. ches offenbare/ wie dann er derselbe ist/ der Zeugnuͤß gibet unserm Geist/ wir haben den Geist aus Gott empfangen/ daß wir wissen koͤnnen/ was uns von Gott gegeben ist; und ist sein μαρτυρία und Zeugnuͤß I. verbalis, so da geschicht durchs Wort; lange Weile/ Enthu- fiastische Gelassenheit/ Traͤume und unmittelbare Erscheinung/ Stockwer- dung/ Entgroͤbung/ Vergeisterung und stiller Sabbath taugen hier nichts/ sondern das geoffenbarte im Hertzen beygelegte Wort Gottes/ das ist das Zeugnuͤß/ dadurch der Geist Gottes in uns zeuget/ dadurch das mensch- liche Hertz uͤberfuͤhrt/ folgender gestalt schliesset: Wem die Suͤnde ver- ziehen ist/ der ist gerecht/ ein seliges Kind Gottes und Wohnung des Heili- gen Geistes; Dann selig ist der Mann/ welchem GOTT Rom. 4, 3 . keine Sůnde zurechnen kan! Nun zeuget der Heilige Geist nicht nur in universum vnd ins gemein/ sondern auch in individuo und einem ieglichem insonderheit: Dir sind deine Suͤnde verziehen; dann so redet Gott selbst in seinem Wort dich an (wie dann kein Mensch Got- tes Wort anders hoͤren noch lesen soll/ als redete ihn Gott in singulari an) Lobe den HERREN meine S eele/ und vergiß nicht/ was Er Ps. 103, 2 3. mir guts gethan hat! Er hat DJR alle deine S uͤnde vergeben/ und deine Gebrechen geheilet. Mir hastu Arbeit gemacht Esa. 43, 25. mit deinen S uͤnden/ und hast mir Muͤhe gemacht mit deinen Missethaten/ Jch/ Jch tilge DEJNE Vbertretung umb meinet willen/ und gedencke deiner S uͤnde nicht ! Glaubstu daß wahr seyn oder nicht? Jsts nicht wahr/ so machstu Gott zum Luͤgner. Haͤltestu es fuͤr wahr/ so glaubestu ja. Wer da glaubet an den S ohn 1. Ioh. 3, 10. Gottes/ der hat solch Zeugnuͤß bey ihm; wer GOTT nicht glaubet/ der machet ihn zum Luͤgner; Jch weis/ du wirst dem Hei- ligen Geist muͤssen gewonnen geben/ Ja und Amen sagen/ und so glau- bestu; du wirst sagen mit dem Vater des Monsuͤchtigen: Lieber HErr/ Marc. 9, 24. Matt. 9, 28. ich glaube! mit den Blinden/ Matth. 9. Ja HERR/ wir glau- ben/ daß du solches thun kanst! mit den Juͤngern/ Johan. 6. Du Ioh. 6, 68. 69. hast Wort des ewigen Lebens/ und wir haben geglaubet/ daß du bist Christus der S ohn des lebendigen Gottes! mit dem Kaͤmme- Die Zwantzigste (Sechste) Act. 8, 37. Kaͤmmerer/ Actor. 8. Jch glaube/ daß Jesus Christus Gottes c. 10, 43. S ohn ist/ ꝛc. von welchem alle Propheten zeugen/ daß in sei- nem Namen Vergebung der S uͤnden empfahen alle/ die an ihn glauben. Das ist die συμμαρτυρία und Mitzeugnuͤß des Aug. l. 13. de Trinit. c. 1. Hertzens und Gewissens/ von welcher Augustinus also schreibet: Suam quisque fidem in seipso videt, eamq́ue tenet certissimâ scientiâ, Ein ieglicher sihet und empfindet seinen Glauben in ihm selbst/ und haͤlt daran steiff und fest. Was ist nun uͤbrig/ als die unuͤberwindliche/ un- auffloͤßliche conclusio: Derohalben so bin ich gerecht/ so bin ich ein Kind Gottes/ so habe ich den Heiligen Geist. II. Μαρτυρία sacramentalis, das sichtbare sacramentliche Ioh. 4, 48. Zeugnuͤß/ ist ein theures Zeugnuͤß; Wann ihr nicht Zeichen und Wunder sehet/ so glaubet ihr nicht/ spricht Christus Joh. 4. zu dem 1. Ioh. 5, 8. Ende sind die Sacramenta geordnet/ so da zeugen durch das Wasser und Blut/ dadurch nicht allein Gnade/ Heil/ Gerechtigkeit/ Kindschafft/ Glau- be/ Heilige Geist gegeben/ sondern auch versiegelt werden; Ja der Hei- 2. Cor. 1, 21. 22. Eph. 1, 13. 14. c. 4, 30. lige Geist als das Pfand unsers Erbes wird als eine Arrha dargegeben/ das ist ein Hafft- und Gottes-Pfennig unsers himmlischen Erbes; Jst nicht eine blosse Gabe oder Geschenck/ sondern eine Pfand-Gab/ viel koͤst- licher und bewaͤhrter als wann einem eine guͤldene Kette von einem Koͤ- nige verehret wuͤrde; Jst auch nicht ein solches Pfand/ das wieder koͤnte zuruͤck genommen werden/ wann die Verheissung geleistet und die Schuld bezahlet/ sondern arrha irrevocabilis, ein unwiderruffliches Pfand/ so lang der Mensch Glauben haͤlt. Jst ein stuͤck und voraus von der gantzen Summa der himmlischen Guͤter/ wie ein Braut-Schatz; Vnd das mey- 1. Cor. 12, 13. net der Apostel/ wann er saget 1. Cor. 12. Durch einen Geist sind wir alle getaufft/ zu einem Geist getraͤncket. Vnd gehet mit diesem Zeugnuͤß so her: Der Diener sagt im Namen des Heiligen Geistes/ dessen Ampt er fuͤhret: Jch tauffe dich im Namen G ottes des Vaters/ S ohns und Heiligen G eistes/ das ist: Jch erklaͤre dich oͤffentlich/ und inaugutire dich/ daß du seyn solt ein Kind des Vaters/ eine Gespons des Sohns/ ein Tempel des Heiligen Geistes. Wiederumb beym Tisch des Herren: Nim hin und iß/ das ist der wahre Leib Jesu Christi/ fuͤr deine S ůnde in den Tod gegeben! Nim hin und trinck/ das ist das wahre Blut Jesu Christi/ fuͤr deine S uͤnde vergos- Predigt. vergossen. Jsts wahr/ was Gott durch seinen Diener der Geheim- nuͤß an Gottes statt redet/ oder ists falsch? das sey fern/ daß es solt Luͤgen seyn! darumb so ist es wahr! davon wird erwecket die συμμαρτυρία und Mitzeugnuͤß im Hertzen/ daß es spricht Ja und Amen! und also schliesset/ darumb bistu gerecht; darumb bistu ein Kind G ot- tes; darumb bistu ein Tempel des heiligen G eistes. ἀνωποτα- μῶν ἰερῶν χωροῦσει πηγαὶ. Rom. 8, 14. Gal. 5, 18. III. Raptus \& ductus Spiritus sancti, der Zug und Trieb G ottes des heiligen G eistes/ die der G eist G ottes treibet und regieret/ die sind G ottes Kinder; die er treibet wie der Wind das Schiff/ wie ein Reuter sein Pferd/ dem er die Sporen gibt/ denen er die suͤndliche Welt verleidet/ die suͤndliche Vnart zu fuͤhlen gibt/ ihre Be- gierden empor erhebt/ ad ἀνωφρόνητιν, daß sie suchen was droben Col. 3, 1. Rom. 5. 2. Matth. 1, 20. 21. ist/ Er treibet sie zum freudigen Zutritt zum Gnaden-Stul/ haͤlt sie ab vom boͤsen/ wie Joseph/ treibet zu andaͤchtigem Gebet/ Dancksagung/ Psalmen und geistlichen lieblichen Liedern/ zum geistlichen Kampff wider Fleisch und Blut/ und Daͤmpffung boͤser Begierden des alten Adams/ zur correction und Besserung/ wo irgend ein Mißtritt begangen were worden/ zu emsi- gen/ redlichen/ unfaulen Ampts-Verrichtungen ohne Falschheit/ Geld/ Welt und respect suchen/ dann wer unzimlichen respect in allen Sachen suchet/ dem wird mit despect abgedanckt/ welche unfehlbare Zeichen sind des inwohnenden Heiligen Geistes/ dann wessen das Hertz voll ist/ c. 12, 34. gehet der Mund ůber; Zacharias ist unglaubig/ darumb wird er Luc. 1, 20. Ps. 116, 10. 1. Cor. 12, 3. stumm; hingegen machet der Glaube beredt/ Niemand kan Jesum einen HERREN nennen ohne durch den H. Geist. Am allermeisten aber gehoͤret hieher der Trieb in die Wuͤsten/ der Streit-Trieb/ der Creutz-Trieb/ darauff folgende Gedult und Großmuͤthigkeit; das ist das Wappen/ mit welchem Gott der Heilige Geist seinen Tempel be- zeichnet; da im Gegentheil (sind Lutheri Wort) Welt-Kinder gemei- Luth. tom. 3. Ien. in Proph. Ha- bac. p. 233. niglich Loͤwen/ Baͤhren/ Woͤlfe und andere wilde Thier im Schilde fuͤhren/ dann das bedeutet ihre Art. Jm Papstumb ist alles voll Creutz/ aber geschnitzelt/ hoͤltzen/ schein- heiliges gemachtes Creutz/ die Kirchen sind mit Creutz-Figuren gezeichnet/ alle voll Crucifix/ daraus soll man schliessen/ hier wohne Gott! Jst weit gefehlet/ das rechte warhafftige Creutz/ so von Gott zugesendet wird/ der Trieb in die Wuͤsten/ in die Einoͤde/ da der Mensch verlassen/ mit An- fechtung ringen muß/ das ist das Tav der Gezeichneten an der Stirn/ Ezech. 9, 4. 5. Sechster Theil. Ji das Die Zwantzigste (Sechste) das ist ein Tempel des Heiligen Geistes/ daher entspringet die rechte συμμαρτυρία und Zeugnuͤß im Hertzen: Wo das liebe guͤldene Creutz einkehret/ wo dem Menschen unschuldig/ unverdienter Weise ein Creutz zustehet/ daß sein Glaube/ seine Gedult/ seine Großmuͤthigkeit dar- durch versuchet wuͤrde/ es sey ein Seelen-Creutz/ Leibes-Creutz/ Gluͤcks- Creutz/ Ehren-Creutz/ wie es den Namen hab? Wo sag ich/ wie schliesset Matth. 4, 3. alsdann der Sathan durch die Vernunfft/ Nicht Kind Gottes/ bistu Gottes Sohn/ so sprich/ daß diese S teine Brod werden/ oder c. 27, 40. kanstu es nicht/ so bistu nicht Gottes Kind; bistu Gottes S ohn/ so steige herab vom Creutz/ Gottes Geist hat dich verlassen; das war ein paralogismus, Sophisterey uͤber alle Sophisterey und Falschheit. Aber wie schliesset der Heilige Geist? GOTT wohnet bey denen/ die Ps. 34, 19. Esa. 57, 15. Ps. 102, 10. 11. zerschlagenes und demuͤthiges G eistes sind; Wo Creutz ist/ da ist Gott daheim/ der Gottlose gruͤnet wie ein Lorbeerbaum/ der ist Christia- nus lucis, ein Gluͤckes-Kind; Aber wie sagt der heilige Prophet David? Jch esse Aschen wie Brod/ und mische meinen Tranck mit vid. Cram. ad Ps. 102. weinen/ fuͤr deinem Draͤuen und Zorn/ der ist ein Christianus cru- cis, ein Creutz-Kind/ Creutz ist des Heiligen Geistes (wo Er wohnet) Rom. 8, 17. Gast-Recht. Creutz ist der Fahnen Jesu Christi/ doch daß wir mit leiden. Christus wohnet mit seinem Geist gern bey den Creutz-Bruͤdern/ Matth. 9, 24, 25. aber die Pfeiffer und Lachende treibet Er aus; Ja welches noch mehr/ Creutz ist ein signum μονῆς, ein Zeichen des innwohnenden und innblei- benden Heiligen Geistes/ derowegen ist Bestaͤndigkeit vonnoͤthen: S elig seyt ihr/ wann ihr geschmaͤhet werdet ůber dem Namen Chri- sti/ (das ist als Christen unschuldig) dann der G eist/ der ein G eist 1. Pet. 4, 14. der Herrligkeit und G ottes ist/ der ruhet auff euch/ sagt St. Pe- trus 1. Pet. 4. Erras Frater, erras, si putas unquam Christianum persecutionem non pati: Tunc maximè oppugnaris, cum te oppugnari nescis. Tranquillitas illa tempestas est. Hieron. ad Heliodor. Dannenhero der IV. character uud Kenn-Zeichen ist μονὴ, constantia, die Beständigkeit; Felix hatte auch einen pulsum, der Act. 24, 24. 25. Heilige Geist klopffet auch bey ihm an/ aber er blieb infelix, ein ungluͤck- haffter Felix. Zu einer steten Wohnung wird erfordert die Bestaͤndigkeit/ wo wohnet Er aber? wo seine Fruͤchte sich bestaͤndig erzeigen/ der Geist thut Predigt. thut sich herfuͤr in seiner Majestaͤt und Gaben; Wo wohnt das Leben? wo die spiracula und Lebens-Geister sich bestaͤndig erzeigen; Wo wohnet das Leben eines Baums? wañ er bestaͤndig seine Fruͤchte bringet zu seiner Zeit; Nun aber sind Fruͤchte des G eistes/ Liebe/ (ἄνω καὶ κάτω, gegen Gott Gal. 5, 22. 24. und dem Naͤchsten) Freude/ aus der Gnaden Gottes; Friede/ aus dem guten Gewissen; G edult/ Freundligkeit/ G uͤtigkeit/ G laube/ so wol in Worten als in der That; Keuschheit/ sonderlich Creutzi- gung des Fleisches sampt Lüsten und Begierden. So gehet nun die συμμαρτυρία und Mitzeugnuͤß im Hertzen also her: Wo die Fruͤchte des Geistes sich erzeigen à posteriori, da wohnet der Heilige Geist; Nun sagt dir dein eigen Hertz/ ( der G eist des Menschen weiß/ was 1. Cor. 2, 11. im Menschen ist/ ) daß solche Fruͤchte sich bey dir erzeigen. Ja/ sprichstu/ ich bin aber bißweilen gar schwach! Antwort: Ligt nichts dran/ ob du schon nicht den hoͤchsten Grad der Vollkommenheit erlanget/ gnuͤge dich/ wann nur das Leben oder das Wesen ohne falsch da ist/ ja wann du nur darnach strebest/ so gefaͤllets Gott auch/ wann ein Baum eben nicht gleich voll traͤgt/ ist er doch angenehm; Ja/ sagstu/ dergleichen fuͤhle ich bey mir nicht/ ich habe keine solche geistliche Empfindung bey mir/ meine Seele ligt manchmal in der Ohnmacht? Antwort: Ohnmacht ist noch nicht der Tod selbst/ sicherer ist zwar hier affirmativè schliessen/ als negativè, wo die Fruͤchte des Geistes sich nicht mercksam erzeigen/ da wohnet auch der Heilige Geist nicht; das folget nicht/ sondern also: Wo die edlen Glau- bens-Fruͤchte sich herfuͤr thun/ da ist der Geist: aber wo sie sich nicht erzei- gen/ folget darumb noch nicht/ daß der gute Geist nicht vorhanden/ sondern daß er da gleichsam ruhe/ und doch in dem Menschen wohne: Wo im Ge- gentheil contrarii fructus, boͤse Fruͤchte herfuͤr blicken/ da ist auch ein boͤser Baum. Hierauff folget nun die Apostolische Verweiß-Frage: Wisset ihr nicht/ daß ihr G ottes Tempel seyt/ und der G eist G ottes in euch wohnet? So ist demnach einer Wissenschafft von noͤthen/ Jhr sollts ja wissen; Wir haben nicht empfangen den G eist der vers. 12. Welt/ sondern den G eist aus GOTT/ daß wir wissen koͤnnen/ was uns von GOTT gegeben ist; als wolte er sagen: Lasset die Welt-Leute hier unwissend seyn/ die dergleichen Sachen nicht achten/ denen vor solchen Gaben eckelt/ bey denen das Sprichwort wahr/ die Kuh fragt nicht viel nach Muscaten-Blumen/ Vrsach/ Haberstroh ist ihr an- Ji 2 geneh- Die Zwantzigste (Sechste) genehmer: also fragen die Kinder dieser Welt nichts nach Geist-Lust/ Himmel-Lust/ Seelen-Lust; Vrsach/ Fleisches-Lust/ Augen-Lust/ hoffaͤrti- ges Leben das blendet sie/ aber es wird ihnen endlich der Glaube mit allzu- langer Spat-Reu in die Hand kommen. Die Welt kan den Geist Gottes nicht empfangen/ derselbe wohnet nicht in unreinen/ rohen/ sichern/ frechen Seelen/ sondern in geaͤngstigten und zerschlagenen Hertzen/ die in Gottes heilsamen Ordnung begriffen/ durch Gebet seuffzen/ weinen/ geistliche Vbung wird derselben herzu gelocket/ durch eben dieselbe Mittel fov irt und erhalten/ aber hiervon weiß die Welt nichts. Lasset Adrianum den Roͤmischen Kaͤyser ruffen/ und in diese ver- zweifelte Wort seine Seel ansprechen: Animula, vagula, blandula, hospes comesq́ue corporis, quò nunc abibis in loca? pallidula, rigida, nudula, nec ut soles dabis jocos. O liebe/ irrende Seel/ die du ein Gast und Ge- ferte des Leibes bist/ wo wilstu nun hinfahren? bleich/ erstarret/ nacket und bloß/ und wirst hinfort nicht mehr schertzen/ wie du sonst pflegest. Lasset zweifeln die Blinden im Papstumb/ da die Gewißheit der gnaͤdigen Ver- gebung der Suͤnden anathematisi ret; Nemo fidelis citra peculiarem revelationem potest aut debet fide divinâ certò \& infallibiliter credere sibi peccata remissa, gratiamq́ue Dei justificantem collatam esse, Kein Sess. 6. Concil. Trid. can. 13. confer Tanner. tom. 2. Theolog. schol. disp. 6. quæst. 4. dub. 5. Hebr. 11, 6. glaubiger Christ kan oder soll ausser sonderbarer Goͤttlicher Offenbarung gewiß und unfehlbar nach Goͤttlichem (im Worte Gottes geoffenbarten) Glauben sagen oder glauben/ daß ihm seine Suͤnde vergeben und die ge- rechtmachende Gnade Gottes mitgetheilet seye. Lasset zweifeln die Zwing- lianer/ denen es allenthalben fehlet à priori \& posteriori, die Verheissung ist particular, die Sacramenta particular, der Trieb des Heiligen Geistes allein bey den Außerwehlten/ welche aber dieselbige seyen/ ist ungewiß; Die Fruͤchte des Glaubens sind Einbildungen/ wo man vom Glauben nicht zuvor versichert/ Ohne Glauben ists unmöglich Gott gefallen; Welche etwan den lebendigmachenden Glauben nicht fuͤhlen/ dieselben/ so fern sie nur die Mittel der Bekehrung gebrauchen/ haben nicht zu er- schrecken oder sich zu fuͤrchten vor der Verdamnuͤß/ doch sollen sie unter- dessen ie laͤnger ie mehr fortfahren in der Erkaͤntnuͤß/ sollen taͤglich forschen und verlangen nach der bekehrenden und widerruffenden Gnade. Aber ihr sollts wissen/ die Kenn-Zeichen sird vorhanden. Vnd demnach ist vonnoͤthen II. δοκιμασία reflexa, eine ver- nuͤnfftige Průfung; Ein bestia oder unvernuͤnfftiges Vieh sihet wol/ riechet/ hoͤret ꝛc. weiß aber nicht/ was und ob es riecht/ sihet und hoͤret; Aber dem Menschen ist gegeben notitia reflexa, eine solche Wissenschafft/ daß er zuruͤck Predigt. zuruͤck dencken/ sich erinnern und dencken kan/ was er thut. Ein Arith- meticus oder Rechenmeister/ wann er gleich eine Rechnung machet/ so trauet er ihm selbst nicht zu wol/ er haͤnget die Probe an: Also vermahnet uns auch St. Paulus/ daß wir unsern Glauben auff die Prob legen/ δοκι- 2. Cor. 13, 5. 1. Cor. 6, 19. μάζετε, versuchet euch selbst/ pruͤfet euch selbst/ ob ihr im Glau- ben seyet/ erkennet ihr euch selbst nicht/ daß Jesus Christus in euch ist? Průfet auch allhier die Geister/ ob sie aus Gott seyen/ 1. Ioh. 4, 1. der heilige Teufel ist ein arger Schalck/ auff Erden ist nicht seines gleichen/ er stehet im theatro diabolorum oben an/ er verstellt sich in einen Engel des Liechts/ und ist so unverschaͤmt/ daß er einem angefochtenen Hertzen den Weg zur Seligkeit zu zeigen sich unterstehen darff/ er soll/ zum Exempel/ ei- nen Menschen ermorden/ auff daß er unter des Scharffrichters Hand/ mit Predigern begleitet/ und also in guter Bereitschafft sterben/ und das gewisse spielen moͤge/ wie man irgend dergleichen tragica exempla gehabt und er- fahren. Befindet ihr obige characteres nicht/ sondern vielmehr das widri- Luth. tom. 3. Ien. ge/ Vnglauben/ Verachtung der Sacramenten/ raptus Sathanicos, Sa- thanische Einwuͤrffe und Trieb ohne Widerstand/ fonderlich die Fruͤchte des boͤsen Geistes/ Luͤgen und Mord/ wie Saul/ wie David/ als er noch 1. Sam. 19, 1. 2. Sam. 11, 14. 15. in seinen Suͤnden lag/ und den Vrias-Brief zu Joab sendete/ bezeuget; So ist gewißlich der Tod/ ja der Sathan selbst sampt seiner alten Schlan- gen-List und der boͤsen Adamischen Suͤnden-Lust in euch/ die treiben euch/ bleibt Busse aus/ so ist ein solcher Mensch verlohren. Hingegen/ wo vermeldte characteres sich erzeigen/ da folget 3. πλη- ροφορία, die allergroͤsseste Wissenschafft/ die starcke Hoffnung/ Col. 2, 2. Rom. 4, 21. aller Reichthumb des gewissen Verstandes. Jst ein holdselig Gleichnuͤß genommen von einem Schiff; Ein Schiff/ wann es mit koͤst- lichen Kauffmanns-Wahren und Schaͤtzen wol beladen/ nach den fortu- natis Insulis und portu bonæ spei absegelt/ hat guten/ treibenden/ frisch- und gesunden Wind/ so faͤhret es wol/ gluͤcklich/ mit grossen Freuden/ kom- met endlich in Hafen an: Also ein Heetz/ welches ein Hauß und Woh- nung ist des Heiligen Geistes/ in welchem die Gaben des Heiligen Geistes/ die himmlischen Schaͤtze wohnen/ das wird von dem edlen/ sanfften Him- mels-Winde/ Gott dem Heiligen Geist/ getrieben/ und faͤhret in vollem Sprung und Freuden; Freude ist da im Gebet/ Freude im Creutz unter allen Sturm-Wettern/ und spricht mit St. Paulo: Jch bin Rom. 8, 38. 39. gewiß/ daß mich weder Tod noch Leben/ noch einige Creatur scheiden mag von der Liebe Gottes/ die in Christo Jesu ist Ji 3 meinem Die Zwantzigste (Sechste) 1. Timoth. 1, 15. meinem HERREN. Dann das ist ie gewißlich wahr/ daß Jesus Christus kommen ist in die Welt/ mich armen 1. Ioh. 3, 14. c. 4, 13. Suͤnder selig zu machen; und mit St. Johanne: Wir wissen/ daß wir aus dem Tode ins Leben kommen sind/ dann wir lieben die Bruͤder. Freude wider alle ungleiche censur und Splitter-Ge- () tom. 2. Isleb. in Ps. 9. \& 17. richt/ darwider () Lutherus ein schoͤn nachdenckliches Gebet gerichtet/ also lautend: HERR/ ich will nicht/ daß meine Sach von den Menschen gerichtet werde/ bey denselben hab ich schon verloh- ren/ da werd ich nichts außrichten/ dann sie verdammen/ darumb richte du und vertritt meine Sach/ und treibe jene zuruͤck/ lieber HERRE GOTT/ sey du HERR/ regiere du/ und Menschen laß nicht regieren/ sie wollen sonst ůber dich/ dein Wort und Volck regieren/ darumb laß sie geurthei- let werden fuͤr dir/ dann fuͤr der Welt werden sie nicht gerich- tet/ sondern sie sind selbst Richter/ biß hieher Lutherus. Die Welt richtet κατ᾽ ὄψιν, nach der eusserlichen Schau/ Worten/ Geberden/ nach Kopff hencken/ nach der περιεαυτονλογία, dem Selbst-Ruhm eigener devo- tion, Gebet und Tugenden/ Gott der Hertzenkuͤndiger aber weiß was bißweilen fuͤr ein Schalck darunter verborgen. * Der Selbst-Betrug ist hier ein gefaͤhrlich Ding/ mancher steckt in der Blindheit/ in der opinion eines gar guten Gewissen/ darff wol darauff pochen und damit triumphi- ren/ wann mans aber recht beym Liecht besihet/ so gehen seine Handlungen ex conscientiâ erroneâ, aus irrendem Gewissen/ hefftiger apprehension, und darauff folgender starcker execution. Ein anderer muß nach mensch- lichen/ mit boͤsen affect en gefaͤrbten Vrtheilen Suͤnder seyn/ und gehet einem Christen offt/ wie seinem Herrn Christo/ daß man sagt: Er hat Ioh. 10, 20. den Teufel/ und ist unsinnig/ was hoͤret ihr ihn zu? Joh. 10. * Homines periclitantur \& sperando \& desperando. Sperando dum dicunt, bonus est Deus, faciam quod mihi placet, quod libet: desperando, dum ob gravia peccata dicunt, jam damnandi sumus. Metuendum est ne te occidat spes, ne te occidat desperatio. Igitur propter illos qui desperatione periclitantur, proposuit indulgentiæ portum: propter illos qui spe periclitantur, fecit diem mortis incertum. Augustin. tract. 33. in Ioh. Freude wider alle Anfechtungen/ sonderlich auch der per- severan tz in Gottes Gnad/ wann der starcke Hertz-Stoß sich erzeigt/ und Predigt. und das Gewissen sich selbst fragt/ werde ich auch Gott im Himmel im Schos immerzu sitzen bleiben? Es sind wol mehr heilige Leute entfallen von des rechten Glaubens Trost! ietzt stehe ich/ vielleicht werde ich morgen fallen und umb mein Theil des Himmelreichs und ewiger Seligkeit kom- men! Antwort: Auff seiten Gottes fehlet es niemal/ wer nach seiner re- gul, in seiner Ordnung gehet/ den wird Er nicht fallen lassen. Jsts nicht also/ wann dir Gott der Herr haͤtt 70. Jahr zu leben versprochen/ doch mit dem Geding/ daß du ordentliche Speise zu dir nehmen/ diet halten/ im Fall der Noth Artzney brauchen sollest/ dir wuͤrde nicht zweifeln/ so fern du ersterwehnter Ordnung nachgeleben wuͤrdest/ es werde dein Alter so hoch kommen/ wie zugesagt: Also weil dir Gott der Herr Bestaͤn- digkeit seiner Gnade/ und endlich gar das ewige selige Leben zugesagt/ in gewisser Ordnung und Beding/ so hastu dich auch zu versichern/ es werde also geschehen/ dann treu Er ist. Aber wie naͤchst erwehnet worden/ gehoͤret darzu 4. cura reti- nendi, die Hut-Sorge/ daß wir diesen werthen Gast behalten; Er ist ein zarter Gast/ e r will wol gehalten seyn/ daß man ihn nicht betruͤbe; David hats erfahren/ was es sey/ wann einer einmal den guten Geist ver- lohren/ welch monstrum er worden? darumb bittet er so instaͤndig/ Gott wolle seinen Heiligen Geist nicht von ihm nehmen; Das soll auch unser taͤglich Gebet und Wundsch seyn/ damit wir diese Predigt beschliessen: Schaffe in mir GOTT ein reines Hertz/ und gib mir einen Psal. 51, 12. 13. 14. neuen gewissen Geist! verwirff mich nicht von deinem An- gesicht/ und nim deinen Heiligen Geist nicht von mir. Troͤste mich wider mit deiner Huͤlffe/ und der freudige Geist enthalte mich! Er wolle uns behuͤten an unserm Ende/ wann wir heimfahren aus diesem Elende/ Alleluja/ Amen. Die Die Ein und Zwantzigste (Siebende) Die Ein und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Siebende Predigt/ Von der suͤndlichen ναοφϑορᾷ, das ist: Entheiligung des geistlichen Tempels oder der Verunreinigung des menschlichen Hertzens. G Eliebte in Christo: Mein Hauß soll ein Bet- Hauß heissen/ ihr aber habt eine Moͤrder-Grube Matt. 21, 13. daraus gemacht/ so spricht der Herr/ da Er seinen Einzug zu Jerusalem gehalten/ und als der oberste Tempel- Herr zu seinem eigenen Tempel kommen/ umbgesehen/ denselben reform irt/ Kaͤuffer und Verkaͤuffer heraus getrieben/ der Wechsler Tische und der Tauben-Kraͤmer Stuͤle umbgestossen/ sagt Er zum anwesenden Juͤdischen Volck: Es stehet geschrieben/ nemlich Esa. 56, 7. Esa. 56. mein Hauß soll ein Bet-Hauß heissen allen Völckern/ ihr aber machets zur Moͤrder-Gruben. Jst eine hefftige/ aber hochbefuͤgte und abgenoͤthigte invectiv und Verweiß-Klage; Quæ ca- tastrophe? will der Herr sagen; Wie kehrt sich alles umb? Jhr wisset ja worzu anfangs die Stiffts-Huͤtte conseor irt/ worzu Salomon den Tempel erbauet/ nemlich wie in seinem Weih-Gebet er selbst die Wort ge- 1. Reg. 8, 43. braucht/ daß alle Voͤlcker hier anbeten sollen/ opffern und Gottesdienst ver- richten; Jhr wisset/ was beym Propheten Esaia geschrieben stehet/ die Exempel leuchten euch fuͤr Augen/ deren die von weit-abgelegenen Orten Juden und Juͤdengenossen hieher kommen zu beten: Jhr wisset/ sind Chrysost. hom. 36. in 1. Cor. Chrysostomi Wort: Neque enim tonstrina aut unguentaria taberna est Ecclesia aut officina forensis, sed locus Angelorum, locus Archange- lorum, Regia Dei, cœlum ipsum. Quemadmodum igitur si cœlum quispiam in angustum redactum illuc inducat, etiamsi patrem, etiamsi fratrem videas, præ stupore non alloquare: Sic neque hîc quicquam quàm sancta sonare decet. Daß die Kirche oder der Tempel nicht seye eine Predigt. eine Bad-Stube oder Marckschreyers Stand oder eine Handwercks- Statt/ sondern ein Ort/ da Engel und Ertzengel zusammen kommen/ eine residen tz Gottes/ ja der Himmel selbst. Gleich wie nun/ wann der Him- mel in die Enge getrieben wuͤrde/ und dahin koͤnte gebracht werden/ ob du schon Vater und Mutter sehest/ fuͤr Verwunderung wuͤrdestu doch nicht mit ihnen reden: Also soll auch hier nichts dann heilige Sachen gehan- delt werden. So solts seyn; Aber Ara hara! ihr verunheiliget meinen Tempel und Altar, Jhr habt nicht nur ein Kauff-Hauß/ ein Raub-Hauß/ son- Ioh. 2, 16. dern gar eine Moͤrder-Grube daraus gemacht/ davon zeuget eure Seelen- moͤrderische Lehre/ wie Er anderswo erwiesen/ Dann alle die vor mir c. 10, 8. kommen sind/ ( non tempore, sed ordine sine me vocante, nicht der Zeit/ sondern dem Stande nach ohne meinen Beruff) sind Diebe und Moͤrder gewesen; davon zeugen eure Kraͤmerey und Wechsel/ dann es hatten die Priester in den Vorhoͤfen des Tempels einen oͤffentlichen Marckt und Wechsel-Banck auffgerichtet/ auff daß da iemand von weit- gelegenen Orten ankommen und opffern wolte/ er die Opffer in præsenti erkauffen koͤnnen/ und so er irgend ungaͤnge oder ungebige Muͤntze mitge- bracht/ es außgewaͤchselt/ da schlugen die collyb isten ihren Auffwechsel drauff/ die Priester trieben simoni und Fuggerey mit den Baͤncken und Stuͤlen/ waren geistliche Holtz-Haͤndler/ schlugen theils auff die Opffer selbst/ theils auff den Platz Profit/ und das thaͤten sie im Tempel ihren Bruͤdern/ von denen sie keinen Wucher nehmen solten; So gieng es da- mal her! Jst das nicht Schande? ist das nicht unrecht? Was Christus dazumal gesagt/ geklagt und gethan/ dasselbe thut Er noch heut zu Tage/ Er sihet umb/ wann Er von seinem hohen Himmel Marc. 11, 11. herab sihet/ nicht nur auff die templaorientalia, auff die herrlichen/ Kunst- und kost-reichen Tempel in Orient/ da vorzeiten Gottes Wort gewohnet/ ietzt aber die Greuel des Alcorans; sondern auch in Occident die vielfaͤl- tige weiland schoͤne Bet-Haͤuser/ wie dieselbe zu einer Moͤrder-Grube wor- den: sonderlich zu Rom/ wann Ignatius der uralte heilige Maͤrterer die Statt Rom elogisi ren und derselben einen Lob-Spruch thun will/ so kan er fast nicht gnug Titul finden/ er neñet Rom ἐκκλησίαν ἡγιασμένην, πεφω- τισμένην, ἀζιόϑεον, προκαθημένην τῆς ἀγάπης, πατρώνυμον, χρίςώνυμον, πν - ματοφόρον, eine heilige/ erleuchtete/ Gott-wuͤrdige/ liebreiche/ Christliche/ geist- volle Mutter-Kirche; solte er aber gemeldte Roͤmische Kirche anietzo an- schauen/ so wuͤrde er warhafftig bekennen muͤssen/ es sey eine Moͤrder- Sechster Theil. Kk Grube Die Ein und Zwantzigste (Siebende) Grube daraus worden: kein Schaf-Stall Christi/ sondern eine rechte Lycaonis und Wolffs-Grube; idolum babylonicum, das Babylonische Apoc. 18, 2. Goͤtzen-Hauß/ Behausung der Teufel/ Behaltnuͤß aller unsaubern Gei- ster/ da der Antichrist bestaͤndig sitzet/ als ein Gott herrschet/ regieret/ uͤber 2. Thess. 2, 4. () serm. de convers. ad Cleric. die Gewissen tyrannisiret/ laut der Apostolischen Propheceyung 2. Thess. 2. verstehet sich auch von Kloͤstern; solte man/ wie () Bernhardus redet nach der Weissagung Ezechielis/ die Waͤnde und Mauren der Kloͤster und Cel- len durchboren/ und den Augenschein einnehmen/ was Wust und Greuel wuͤrd man da sehen ligen? Lutherus wird fuͤr einen grossen Kirchenraͤuber außgeschrien. Vrsach die Teufel weren gern wider im Himmel/ daraus sie verstossen worden! darumb klagen sie uͤber den Executorem ihre Straff/ da sie doch unsere Anklaͤger des schnoͤden Kirchen-Raubs am allermeisten uͤber Halß und Kopff zu uͤberweisen/ unter welchen die vornemsten sind die Kelch-Raͤuberey/ das prassen von den Allmosen/ welches die Jesuiten den Moͤnchischen Ordens-Leuten/ da sie uͤber der Stifft-Beute uneins wor- Marc. 11, 17. Apoc. 18, 1 9. 1 6. den/ wol auffs Brod gestrichen: Christus sihet es wol! Marc. 11. Er saget: Mein Hauß ist ein Bet-Hauß/ die Straffe wird nicht aussen blei- ben/ Babylon wird fallen/ nnd werden die Kauffleute von ferne stehen/ heulen und klagen: Wehe der grossen Statt! ꝛc. Ja das allsehende Auge Christi kommet auch an uns/ Er sihet auch umb sich/ in den Abgrund unserer Hertzen hinein/ welche Er als Tem- pel des Heiligen Geistes in der heiligen Tauffe mit den Erst- lingen des Geistes begabet/ mit mancherley Gaben außge- růstet/ wie bißher gehoͤret; Aber/ O wie manche Moͤrder-Grube! O Goͤtzen-Hauß! Wie viel sind/ die den Tempel Gottes muthwillig verderben/ von welcher Tempel-Verderbung St. Paulus allhier redet; Jst die schwere Suͤnde/ davon dißmal mit mehrern zu han- deln/ gebe Gott/ daß wir recht lehren/ recht verstehen und erkennen/ und den Tempel unserer Hertzen reinigen durch seinen Heiligen Geist/ umb des grossen Tempel- He rren Jesu Christi willen/ Amen. D En Tempel Gottes verderben/ φθορὰ ναοῦ heisset in ge- nere und ins gemein eine iedwede Verderbung und Entheiligung des Tempels/ dadurch der Tempel ent- heiliget/ verunehret/ in aͤrgern Stand gesetzet/ in seiner vori- gen Wuͤrde nicht bleibet/ da demselben ein Spott/ und dem Tempel- Predigt. Tempel-Herren ein Verdrieß wird angethan; Salomon der weiland weise und grosse Koͤnig/ der den Tempel zu Jerusalem mit grosser magnificen tz erbauet und geweihet/ war hernach selbst der jenige/ der den- selben/ als ihn die Weiber zu einem cornut und Narren gemacht/ entweihet/ demselben einen Trutz-Tempel auff dem Oel-Berge entgegen gesetzt/ auff daß er dem Tempel zu Jerusalem gleichsam fuͤr dem Liecht stuͤnde; Salomon bauet eine Hoͤhe Chamos (das ist der Heydnischen 1. Reg. 11, 7. Griechen ihr Comos oder Freß-Gott) dem Greuel der Moabiter/ und Molech dem Greuel der Ammoniter auff dem Berge/ der fuͤr Jerusalem ligt/ davon der Berg genennet worden Maschith/ 2. Reg. 23, 13. das ist mons perditionis, der Berg des Verderbens. O Salomon wie haͤngestu deiner Ehr einen Schandfleck an! das heisset ne- Syr. 47, 21. ben Gottes Tempel eine Teufels-Capell bauen. Also heisset nunmehr im verbluͤmten und geistlichen Verstande/ den Tempel Gottes/ das ist/ einen Gott-geheiligten/ Christlichen Menschen verderben so viel/ als denselben scandaliz iren/ aͤrgern/ Gott zu einem Schimpff/ dem Teufel zu gefallen/ das Griechische Wort φθορᾶ wird in solchem Verstand gelesen 1. Cor. 15, 33. 2. Cor. 7, 2. c. 11, 3. Apoc. 19, 2. 1. Cor. 15. 2. Cor. 7. 2. Cor. 11. Apoc. 19. und gebens die Vmbstaͤnde des Apostolischen Texts; dann weil die Lehrer zu Corintho mit ihren Gaben gepranget/ Vrsach zu schismatibus und Spaltungen gegeben/ dadurch sie vergoͤttert worden/ und in partes und Secten sich gezweyet/ gedreyet/ ja ge- viertheilt/ so haben sie nicht geringe Ergernuͤß gegeben; darauff saget der Apostel: Wer den Tempel Gottes verderbet/ den wird Go t t verderben; Wer ein templum perditionis, Maschith daraus machet/ da dem Tempel-Herren die Ehr genommen/ den Creaturen gegeben/ und der Geist Gottes contrist irt und betruͤbet wird. Jst derowegen die Verderbung des Tempels des HErren alle Ergernuͤß/ so wol in der Lehr als im Leben/ alle die Lotterfall/ alle der Stein des anstossens/ alle die ansteckende Seuche/ alle das boͤse Exempel/ dadurch unschuldige Hertzen/ sonderlich junge Bluͤtlein verfuͤh- ret/ angestecket/ gereitzet und geaͤrgert werden/ daß sie aͤrger werden als sonst von Natur/ dadurch landstuͤrtzende Suͤnden außbrechen: Wann Eva ihrem Mann den Apffel gezeiget/ und mit gleichem Gifft an- Gen. 3, 6. gehauchet zur apostasi, Suͤnde und Abfall von Gott; Wann Jerobeam nach seinem beruͤhmten prædicat Jsrael suͤndigen ma- 1. Reg. 14, 16. chet; Atii Zung den gantzen Erdkreiß inflamm irt: Wann die Welt- Kk 2 Pfeiffe Die Ein und Zwantzigste (Siebende) Pfeiffe zur Welt-Freude vom Sabbath abhalt/ in die Pasteten-Wirths- und Spiel-Haͤuser locket: Wann Eltern Laͤuse in Beltz/ und Mucken in die warme Stube jagen/ den im zarten Hertzen glutzenden Zundel entzuͤnden/ Gen. 9, 21. fluchen/ schweren/ haben am Sontag lieber das Kaͤrtel als Bibel in der Hand: Wann der alte Noah sich voll saͤufft/ und die Scham entbloͤsset; was da die Alten sungen/ das zwitzern die Jungen/ so werden die Kin- der dem Moloch in die Hand/ in den Rachen/ zu seinem Dienst auff seinem gluͤenden Hoͤllen-Altar auffgeopffert: Wann die peregrinant en aus Franckreich welsche Kleider/ Sitten/ Hertz/ Geberden mitbringen zum un- seligen Kram: Wann incendiarii, Mordbrenner/ Teufels-Apostel/ Oh- ren- und Laͤrmenblaͤser/ duellan ten Feindschafft zettlen/ pomum Eridos, allerhand Gelegenheit zu zancken ins Mittel werffen/ Staͤnckerey anfan- c. 39, 7. gen: Wann Potiphars Weib einen frommen Joseph anficht; Wann nasse Burscht einander zum sauffen zwingen: Wann man allerhand Diebs-Griff erfindet/ die der Sohn vom Vater/ der Lehr-Jung von sei- nem Meister lernet; Wann Doppler einander locken: Wann die Zung gleich als ein Phaeton eine gantze Nachbarschafft/ Statt oder Land er- reget und entzuͤndet; alle Fleisches-Lust/ Augen-Lust ꝛc. dadurch unschul- dige Hertzen gestellet und gefaͤllet werden. Da sitzt die lena, die huͤrische/ reitzende und empfangende Lust als eine schnoͤde Mutter/ und hecket ihre Brut aus. Das ist die Verderbung des Tempels ins gemein/ das ist des Teufels Capell. In specie aber und insonderheit stehet voran I. Idolothesia, 2. Reg. 21, 3. 4. 5. c. 23, 4. 5. 6. 2. Chron. 33, 5. 7. Ezech. 8, 3. seqq. der Götzendienst/ gestifftet von Manasse/ der in beyden Hoͤfen am Hause des Herren Altar bauet allerley Heer des Himmels/ Bilder und Goͤtzen in das Hauß des Herren setzet; eben umb dieselbe Zeit fuͤhrt der Herr den Propheten Ezechiel in einer Entzuckung und Goͤtt- lichem Gesicht auff den Augenschein/ daß er per gradus sehe im Tempel das Goͤtzen-Bild Baals/ so Manasses auffgerichtet zu Verdrieß dem Hauß-Herren; Er fuͤhret ihn zur Thuͤr des Vorhofs/ da war ein Loch in der Wand/ er muste durch die Wand graben/ da sahe er Greuel uͤber Greuel und Scheuel/ allerley Vildnuͤssen der Wuͤrm und Thier umbher an der Wand gemacht/ er sahe die siebentzig Eltesten/ die raͤucherten den Goͤttern/ die Weiber sassen da und weineten uͤber den Thamus: das wa- ren schroͤckliche Greuel: Also wird der Tempel Gottes verderbet c. 14, 7. c. 20, 16. per idololatriam cordialem, durch innerliche Abgötterey des Hertzens; wann der Mensch von Gott weichet/ und mit seinem Her- tzen an Predigt. tzen an den Goͤtzen haͤnget/ durch die mamonolatriam, wann der Mensch fuͤr seinem Gold-Klumpen/ Wein-Faß/ Frucht-Boden stehet und sagt: Hi dii mei Israël, Du bist mein Trost! wo Hertz da Schatz/ da Gott! wann man besser lernet kennen Gold als Gott! mehr uͤber jenes Besitz sich erfreuet/ dessen Verlust betrauret/ als Gottes im Himmel! Hieher gehoͤret auch die idololatria Veneris, Bacchi, Junonis \&c. ja auch falsche conceptus und Einbildungen von Gott/ wann man sich Gott einbildet als einen ungerechten/ unbarmhertzigen Gott; die anthropolatria, wann ein Mensch aus den andern Wegen seiner Kunst/ Verstand/ Heiligkeit/ Macht/ Hoheit/ autorit aͤt/ Reichthumb/ qua- lit aͤten einen Abgott machet/ scheuet sich mehr fuͤr ihm/ als fuͤr Gott/ ach wanns nur der Mann nicht erfahrt/ wann ich nur den Mann nicht fuͤr den Kopff stosse! O Stoß-Kopff was grossen Schaden thustu? wie stoͤssestu manchmal mit deinen Hoͤrnern παῤῥησίαν καὶ ἀλήθειαν zu boden/ man bauet ein Schloß auff solchen Mann/ opffert demselben allerhand præsent en/ wo nicht auff daß er gutes thue/ doch daß er nicht schade/ betruͤbt sich mehr umb desselben favor als Gottes; Das ist die heutige Politic: wer diese kan/ der kommt durch die Welt/ aber O elende Politic! kommts auff den Noth-Knopff/ so haben solche selbst-erwehlte Goͤtter Augen die nicht sehen/ Ohren die nicht hoͤren/ Zungen die nicht reden/ Haͤnde die nicht helffen; sonderlich die grosse Diana, die φιλαυτία, idololatria reflexa, wann der Mensch in sich selbst sich zu hoch liebet/ spiegelt/ hoͤret sich selbst gern ruͤhmen; wañ man opffert eigenem Netz und raͤuchert eigenem Garn/ machet sich selbst zum Zweck alles Thuns/ was Nebucadnezar auff feiner Dan. 4, 27. Burg gefagt: Diß ist die Babel ꝛc. das dencken diese/ ja was das allerabscheulichste/ viel machen ihren Bauch zu einen Gott. II. Θεο μάχεια, Gottes-Krieg/ wann ein Mensch denen von Gott im Wort angebotenen Mitteln zur Seligkeit sich widersetzet/ dem Tempel Gottes Hohn spricht wie Sanherib/ an den Opffern und Gna- 2. Reg. 19, 4. 1. Sam. 2, 12. seqq. Psal. 2, 3. den-Mitteln sich selbst versuͤndiget/ wie die Kinder Eli/ das waren rechte Belials Kinder/ die ohne Joch leben/ die Seile und Bande Gottes zerrissen und von sich wurffen/ die auff Gott und sein Wort nicht ein Haar gegeben/ fragten nicht nach dem Herren/ noch nach dem Recht der Priester/ versuͤndigten sich am Opffer; Also Joh. 8. schalten die Juden Ioh. 8, 84. 59. Christum das Wort des Vaters und Tempel- He rren einen Samariter/ sagten/ er haͤtte den Teufel/ huben Steine auff ꝛc. Hieher gehoͤret aller Vn- Kk 3 gehor- Die Ein und Zwantzigste (Siebende) gehorsam gegen Gott dem Heiligen Geist/ da man sich seiner Regierung entschlaͤget; Wann die Juden zwar in die Kirch kommen und geopffert/ aber dem Munde des Herren ungehorsam gewest/ sondern frey gesagt: Ier. 44, 16. Nach dem Worte des HERREN wollen wir nicht thun; den Tempel- He rren selbst wollen steinigen: Also suͤndiget man in den Act. 5, 4. Heiligen Geist/ wann man ihn versuchet/ wann man die Warheit sagen oder zeugen soll/ und will nicht heraus/ wann man ihm widerstrebet/ wie c. 7, 51. die Zuhoͤrer Stephani gethan/ wann man gar endlich die ungeheure/ unvergebliche Suͤnde wider den Heiligen Geist (die κατ᾽ ἐξοχὴν also ge- nennet wird) begehet/ davon ins kuͤnfftige mit mehererm. III. Profanatio templi per admissionem Ethnicismi, Die Entheiligung des Tempels durch ein heydnisches Leben; Die Juden hielten auff ihren Tempel so viel/ daß kein Heyde sich demselben v. Ioseph. l. 15. c. 14. \& de bello l. 6, 6. nahen dorffte/ er muste ausser dem Tempel im Vorhofe sein Gebet verrich- ten; wer sich in den innern Tempel wolte lassen/ dem wars Capital/ Leib und Leben stund ihm darauff/ und damit solches iederman kund wuͤrde/ ward das Verbot mit Griechischer und Lateinischer Schrifft in eine Seul gehauen; dannenhero sie es auch fuͤr ein grosses Vnrecht und boͤse That 1. Macc. 1. 23. hielten/ daß Antiochus thaͤt/ als er in Egypten victorisi ret/ durch Jerusa- lem reiset/ er gieng trotziglich in das Heiligthumb/ und ließ das- selbe pluͤndern/ deßgleichen auch Pompejus, nichts ist den Juden ver- v. Ioseph. l. 1. bell. 5. Act. 21, 28. seqq. drießlicher fuͤrkommen/ als daß Pompejus in den Tempel gegangen; und wie wuͤteten die Juden uͤber den armen Griechen und Frembdling den Trophimum, was gab es fuͤr Laͤrmen/ da die calumnia außgebrochen/ als haͤtte Paulus ihn mit sich hinein in den Tempel bracht? Sie stiessen deßwegen Paulum gar zum Tempel hinaus: Also wird auch der Tempel verunheiliget durch die heydnischen Aberglauben/ deren wir noch viel haben; durch heydnische aͤrgerliche Feuer-wuͤrdige Buͤcher/ durch unflaͤtige Poesi und gedichte/ durch die mehr als heydnische Entheiligung des Sabbaths/ durch profan- und weltliche Vbung/ durch die barbarischen duella und Balgereyen/ daß so bald einer ein wenig auff den Fuß getreten wird/ er alsobald will vom Leder zucken und Kugeln wechseln/ durch die heydnischen Gewohnheiten/ κακοζηλίας und eingewurtzelte boͤse Gebraͤuche/ fechten/ spielen ꝛc. Bellarm. lib. 3. de cultu S. c. 6. IV. Fastus \& luxus, Der geistliche Kirchen-Hoffart; Bellarminus schreibet/ wann Kirchen und arme Leute mit gleicher Duͤrff- tigkeit Predigt. tigkeit behafftet weren/ so sey das Geld besser an Kirchen-Schmuck als an die Armen angelegt/ welches dann nichts anders ist als eben der Babylo- nischen Dam Huren-Schmuck/ das heisset vielmehr den Tempel verun- ehret/ aus einen Schaf-Stall eine Basilicam oder Koͤniglichen Pallast machen; Also wird der Tempel verderbet durch uͤbermaͤssigen Pracht/ wann man aus dem Tempel und Gottes-Hause ein Narren-Hauß ma- chet. Jungfrauen-Schmuck ist wol erlaubet/ aber Huren-Schmuck/ der Helenæ Huren-Spiegel/ dadurch sich viel inamor iren und gleich- sam als in einem philtro den schnoͤden Kuß empfangen/ das ist unrecht: Ein Teutscher der in einem welschen Butzen-Habit auffgezogen daher trittet/ soll derselbe ein Tempel Gottes seyn? aber dieser Schade ist verzwei- felt boͤß/ er will sich nicht mehr heilen lassen. V. Lupanar, Wann man aus dem Tempel Gottes ein Huren-Hauß machet/ wie gethan die Soͤhne Eli/ dergleichen gewesen 1. Sam. 2, 22. 2. Reg. 23, 7. 2. Macc. 6, 4. die Haͤuser der lenonum und Hurer am Hause des HErrn/ die Josias zer- stoͤret/ deßgleichen zur Zeit Antiochi prasseten die Heyden im Tempel nach den Opffern/ und schwelgeten/ trieben allerley Vnzucht mit den Weibern an der heiligen Staͤtte/ was da realiter, eusserlich/ scheinbar geschehen/ das geschicht an manchem lebendigen Tempel Gottes durch Vnzucht/ so wol stum̃/ als offenbar/ bey ledigen und verehlichten. Solten alle Awen redẽ/ alle Winckel schwaͤtzen/ alle Baͤuche geschwellen/ alle Kinder ihre Muͤtter ver- rathen/ wo wolte der Hencker gnug Ruthen und Schwerter nehmen? wie dann daher der jenige der eine Jungfrau schaͤndet/ im Griechischen φθορ ς, ein Verderber genennet wird/ und zeiget solches der Apostel klar an 1. Cor. 6. 1. Cor. 6, 15. 18. 19. Wisset ihr nicht/ daß euere Leibe Christi Glieder sind? solte ich nun die Glieder Christi nehmen/ und Huren-Glieder daraus machen? Alle Suͤnde/ die der Mensch thut/ sind ausser sei- nem Leibe; wer aber huret/ der suͤndiget an seinem Leibe: Oder wisset ihr nicht/ daß euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist? Jhr seyt nicht euer selbst/ ihr seyt theuer erkaufft. VI. Ἱεροσυλία, Kerchen-Raub; So machets der trotzige An 1. Macc. 1, 23. tiochus, der gieng hinein in das Heiligthumb zu Jerusalem/ und ließ wegnehmen den guͤldenen Altar/ Tisch/ Leuchter/ guͤlden Gefaͤsse/ Kronen und guͤlden Schmuck am Tempel; dergleichen heutigs Tages viel Exem- pel vorgehen/ da man auch der Glocken/ ja wol der Graͤber nicht geschonet in der Kirchen. Figuͤrlich und wortblumsweise ist ein solcher Kirchen- Raub/ wann ein Mensch durch vorsetzliche Suͤnde sich selbst des Heiligen Geistes Die Ein und Zwantzigste (Siebende) Geistes und seiner Gaben/ sonderlich der heiligmachenden Gnade berau- bet/ und auch eusserlich/ wann man das/ was ad pios usus und den Armen gestifftet/ unterschlaͤget. VII. Epicureismus \& porcina vita, Ein Epic ureisches Dan. 5, 2. seqq. Saͤu-Leben; Belsazer ist nicht allein der Vnflath/ der die silbern und guͤlden Gefaͤsse aus dem Tempel genommen/ und aus denselben sich mit seinen Weibern und Kebs-Weibern voll gesoffen; nicht allein die Hey- 2. Macc. 6, 4. ep. Iud. v. 12. den/ so im Tempel zu Jerusalem schwelgeten und prasseten/ sondern es sind noch heute zu Tage alle die jenigen solcher Schwein-Art/ die in ihre Fuß- stapffen treten/ die da prassen von dem Allmosen; die Hectores udi, nasse Bruͤder/ die verderben Leib/ Seel/ Gedaͤchtnuͤß/ Sinn und alles was sie haben; sind untauglich zu allen Sachen/ rechte pecora Epicuri, Epien- rische Mast-Schweine/ und solche Leute gibts in allen Staͤnden. VIII. Templi destructio, Wann man den Tempel selbst angreiffet/ ruin irt/ in die Asche leget/ oder im Tempel 2. Chron. 24, 1. Mord begehet/ wie Zachari æ Jojad æ Sohn begegnet: Solche und dergleichen Tempel-Verderbung ist ein ieglicher Mord und Tod- schlag; Schaoͤcklich war das Deicidium, der Gottes-Mord/ welchen die Juden an dem Herren Christo begiengen/ darauff der Herr allud irt Ioh. 2, 19. Johan. 2. Brechet/ sagt Er/ diesen Tempel/ und nach zweyen Tagen will ich ihn auffrichten: Eine schwere Suͤnde ist es einen Menschen umbbringen/ als welcher zu Gottes Ebenbild geschaffen ist/ Gen. 9, 6. dann Gott hat den Menschen zu seinem Bilde gemacht; noch schwerer einen widergebornen Menschen/ in welchem das verlohrne Ebenbild Gottes durch Christum wider gebracht/ leuchtet; die schwereste Suͤnde ists einen Maͤrtyrer tyrannischer Weise toͤdten; am alleraͤrgsten aber ist die ἀυτοχειρία, der Selbst-Mord/ der Seelen-Mord/ wann der Mensch die zwey vertrauete Kleinod/ Leib und Seel/ deren er als ein Prie- ster auff der Hut und Sigrist warten solte/ verderbet. Das heisset den Tempel Gottes verderben durch Ergernuͤß/ Abgoͤt- terey/ geistlichen Krieg/ wann man Gott widerstrebet; durch heydnische Verunreinigung/ Pracht/ Vnflaͤterey/ Kirchen-Raub und gaͤntzlichen ruin: Jst kein schlechter Handel/ sondern eine von den groͤssesten und ab- scheulichsten Suͤnden/ die der Mensch begehen kan/ συμδρομὴ \& confluxus peccatorum, eine Anzucht/ da alle Vnreinigkeit der Suͤnde zusammen fliesset/ dafuͤr auch die blinden Heyden einen einen Abscheu gehabt: Scipio, nach Predigt. nach dem er die Statt Carthago erobert und eingenommen/ hat seine Soldaten herrlich beschencket/ aber außgenommen alle die jenigen/ die sich an dem Tempel Apollinis vergriffen hatten: Dannenhero offtmals ἄσπονδοι πόλεμοι unversoͤhnliche Krieg entsprungen; Wir beduͤrffen kei- ner alten Exempel/ unser Teutschland ist eine lebendige/ warhafftige Hi- stori; und was Tempel-Verderbung vermag in den Hertzen der Aberglaͤu- bigen/ das erfahrt Teutschland mit blutigem Kopffe; die Haupt-Vrsach aller diffiden tz des Teutschlandes und alles Jammers ist der prætext und Fuͤrwendung der geistlichen Guͤter/ dann da wird geschrien und geschrie- ben: Lutherus und sein Anhang seyen sacrilegi und Kirchen-Raͤuber/ sie haben die geistlichen Guͤter an sich gezogen/ ohne Erstattung derselben koͤnne kein Friede getroffen werden! Jst eben die Klage Demetrii, dem sein Act. 19, 27. Genieß abgieng/ Paulus muste ein auffruͤhrischer Kirchen-Dieb seyn: Jst des alten Heydnischen Roͤmers () Symmachi Klage/ deme aber Am- () vide Ga- maliel. Hebræo- Teut. brosius auff seine Einwuͤrffe geantwortet/ und was er jenem geantwor- tet/ das antworten auch wir unsern criminatoribus und unbefuͤgten Klaͤ- gern. Wir besitzen mit gutem Gewissen/ was Gott uns geschenckt und zu- getheilet hat. Nach dem Christus die Tyranney des Roͤmischen Egypten gesehen/ so hat Er uns in unserm Christlichen Vorhaben/ gleich wie das Juͤdische Volck aus Egypten/ und hernach aus der Babylonischen Ge- faͤngnuͤß nicht mit leerer Hand gefuͤhret/ die heiligen Gefaͤß/ welche der Roͤmische Belsazer entheiliget uns wider gegeben. Gleichwol halten die Aber- und Vbelglaubigen so streng uͤber ihren sa- cris, uͤber ihren idoleis und Goͤtzendienst/ und Gott der HErr solte zulassen/ daß man ihm seinen rechten Tempel verderbe? Das sey ferne! Schimpff nicht mit Ernst! Wer auff das Fleisch das Verderben säet/ der Gal. 6, 8. wird auch das Verderben ernden/ nach dem alten Talions-Recht; Dannenhero kommts/ daß so viel verderben und verdorbene Leute seyn/ davon wir auffs naͤchste mit mehrerm hoͤren werden. Nun oderunt peccare boni virtutis amore \& vitii deformitate, wer fromm seyn will und solcher Verderbung entgehen/ der soll sich fuͤr der Suͤnde huͤten/ und zwar mehr aus Liebe der Tugend/ und Abscheu fuͤr dem Greuel der Laster/ das schroͤcket fromme Hertzen aͤrger als der Butz selber. Daß ich nicht an- ietzo sage von der Furcht fuͤr der unertraͤglichen Straffe/ so darauf folget; sonderlich (dann von andern Lastern wird sonst gehandelt) huͤte man sich fuͤr Ergernuͤß/ auff welches der Apostel gar genau zielet/ als eine Mutter alles Kirchen-Raubs: Prediger sollen den Buͤnd-Schluͤssel/ Sechster Theil. Ll so viel Die Ein und Zwantzigste (Siebende) so viel an ihnen ist/ nicht lassen verdrehen oder verrosten/ sondern sollen vielmehr das Schwert des Geistes wetzen: Obrigkeit sollen da nicht con- niv iren/ wie Constantinus M. der sich einsmals aus unzeitiger clemen tz erklaͤret/ daß/ wann er solte einen Bischoff/ Priester oder Kirchen-Diener im Ehebruch ertappen/ so wolt er den Mantel der Liebe druͤber decken/ und also das Laster verduschen dem Predig-Ampt zu Ehren! Ja vielmehr zu Vnehren! Eltern sollen die Ruthen brauchen; maͤnniglich sich vor Ergernuͤß huͤten/ gedencken an das Muͤhlstein-schwere Weh/ welches Christus auß- Matth. 18, 6. 7. geschrien uͤber die jenige so Ergernuͤß geben. Das lasset euch gesagt seyn/ ihr Kupler/ Staͤncker/ Auffwickler/ Raͤdelsfuͤhrer/ und unter den Studenten die Pennalbutzer/ lauter incarnati Diaboli, leibhaffte Teufel/ sie sind aus dem Vater dem Teufel/ und eben damit geben sie ihr unadelich Gemuͤth an 2. Chron. 22, 3. 2. Reg. 12, 2. 2. Sam. 12, 25. 1. Reg. 12, 8. Tag. Gewarnet sollen seyn unselige Eltern/ wie Athalia/ die ihren Sohn Ahasia angehalten/ daß er gottloß seyn muste. Selig dargegen ist Joas unter der disciplin, selig Salomon unter der Hand Nathan/ unselig Reha- beam/ der sich an junge Burst gehangen: Selig die Wilhelmiten und Stu- diosi, die an solche Ort gerathen/ da man sie mit extra, leichtfertigem Ge- schwaͤtz/ Buhlschafften und andern Faͤllen nicht reitzet/ sondern mit guten Exempeln zur Tugend auffmuntert: Gluͤckselig die Dienstbotten/ da man Matth. 16, 26. ihnen den Schim̃el nicht laͤsset anwachsen/ Ach was hilffts dem Men- schen/ wann er die gantze Welt gewinne/ und litte Schaden an seiner Seelen? Selig die Kinder/ die hinweg geruckt aus den Erger- Prov. 1, 10. Matth. 18, 8. 9. nuͤssen dieser Welt! Summa/ wann dich die bösen Buben locken/ so folge ihnen nicht; Ergert dich deine Hand/ das ist/ dein Freund/ der dir nuͤtz ist; Ergert dich dein Auge/ das ist/ deine Præ- ceptores, die da sollen Liechter und Augen der Welt seyn mit exemplari- schem Leben und disciplin; Ergert dich dein Fuß/ das ist/ dein Knecht/ Magd/ so haue ihn abe/ das ist/ entschlage dich sein/ und folge nicht/ da- mit er dir nicht hinderlich seye an deiner Seligkeit! Aber da ist nun abermal eines examinis und Pruͤfung vonnoͤthen/ wie der Apostel sagt: Wisset ihr nicht? Also wisset ihr auch/ daß ihr solche ἱεροσυλει῀ς seyet/ solche Tempel-Verderber? Plato pfleget seinen Schuͤlern die Lehr geben/ wann sie etwas boͤses hoͤren/ sollen sie sich selbst fragen/ und sagen: Nunquid ego tale? Herr bin ichs? Vernarr dich nicht zu sehr durch Affen-Liebe/ gehe nicht allzuseuberlich mit dem Knaben Predigt. Knaben Absalom umb/ das ist/ mit dir selbst. Ein Kind wird in der H. Tauffe zu einem Tempel Gottes geweihet/ aber so bald dasselbe seine sieben Jahr erreichet/ wird es verderbet durch boͤse Exempel! O selige Kinder/ die den Ergernuͤssen entnommen werden in der zartesten Jugend/ deren Seligkeit die Eltern sicher seyn koͤnnen! O freundliche Creutz-Geisseln/ dadurch der Mensch reform irt/ wems so gut werden kan/ viel sterben in ihren Suͤnden; was fuͤr rebellion und Streit gegen Gott! Je mehr Gott kriegt vom Himmel herab/ ie mehr der Mensch hinauff! Wie ist das Christenthumb so welsch/ so heydnisch worden! Das Hertz/ so ein Heiligthumb Gottes seyn solte/ ist ein Topff/ darinnen der Teufel seinen Mord-Gifft kochet. Es solt dasselbe ein schoͤner Himmel seyn/ darinnen Gott wohnet/ so wimmelts darinn von allerhand Gewuͤrm und Vnzifer boͤser Luͤste und Begierden: Vnsere Nazareer/ das ist/ in der heiligen Tauff Geweihete und Verlobte Gottes solten reiner seyn dann Schnee: so sind sie geschwaͤrtzt mit Suͤnden-Ruß: ihre Zaͤhne solten weisser seyn dann Milch/ so ist Otter-Gall unter ihren Lippen/ ihr Rachen ist ein offenes Grab. Pracht ist so hoch gestiegen/ daß man fast nichts mehr davon sagen mag/ niemand will mehr druͤber eifern/ die Pest lasset man nicht in die Statt/ Aber die Frantzoͤsische welsche Laster-Pest bleibt unverwehrt: solte man durchbrechen mit dem Propheten Ezechiel cap. 8. was lupanaria, Huren-Winckel und Vnflaͤtherey wuͤrde man finden? Der Mensch ist sein eigener Dieb und Moͤrder/ er beraubet sich selbst seines eigenen Scha- tzes/ und bringet sich umb sein Leben. Summa/ Gottes Heiligthumb ist allenthalben verstoͤret! solte Jeremias leben und solchen Jammer se- hen/ welche threnos wuͤrde er schreiben/ ja vergiessen? Dieses soll man erkennen lernen durch die wahre Busse mit dem bußfertigen Zoͤllner! wo nicht/ so wartet der Verderber auff mit seiner Straffe/ der Leib und Seel verderben mag in die Hoͤlle. Fromme Hertzen Luc. 18, 13. Matth. 10, 28. sollen sich fuͤr solchen Greueln huͤten/ fleissig im Gebet anhalten/ mit guten Exempeln vorleuchten/ so wird sie Gott nicht verderben/ sondern aus ihren irrdenen Gefaͤssen guͤldene Tempel machen/ die in Ewigkeit nicht ver- derbet werden moͤgen. Ach das helff uns die Heilige Dreyfaltigkeit/ daß wir sie loben in Ewigkeit! Amen/ durch Jesum Christum/ Amen. Ll 2 Die Die Zwey und Zwantzigste (Achte) Die Zwey und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Achte Predigt/ Von der Ναοφϑορᾷ pœnali, der Goͤttlichen Straff- Verstoͤrung/ dadurch Gott der HErr Suͤnde mit Suͤnden straffet. G Eliebte in Christo: Hie ist des HErren Tempel! Hie ist des HErren Tempel! Hie ist des HErren Tempel! So schrien vorzeiten wider den Propheten Ierem. 7, 4. Jeremia die gottlose Juden und dero Verfuͤhrer die falsche Propheten/ ihre Meynung ist diese: Der Prophet Jere- mias mag predigen/ traͤufflen und draͤuen/ was und so lang er will/ wir verlassen uns auff unsern Tempel/ der kan nicht gewonnen/ nicht verstoͤret werden. Gott hat versprochen da zu wohnen/ Feuer und Herd zu hal- ten/ darumb wird der Tempel wol bleiben/ und dasselbe certissime unfehl- bar/ welches sie mit dreyfacher repetition und Widerholung einerley Wort bezeuget: Hie ist des HErren Tempel! Hie ist des HErren Tempel ! Hie ist des HErren Tempel! Hie ist unser palladium, so lange das stehet/ wirds keine Noth haben; welche consequen tz Micheas Mich. 3, 11. andeutet: Jst nicht der HERR unter uns/ derohalben kan kein Vngluͤck uͤber uns kommen. Das war wol ein tolles und unsinniges Geschrey und Gespey! dann wo hat sich der Herr iemal an den Tempel gebunden? Wo haben sie die Verheissung/ daß (wie sicher und roh sie lebeten/ wie undanckbar sie waͤ- ren) gleichwol der Tempel bleiben solte? Haben sie nicht das klare Exem- pel fuͤr sich an Silo/ so ihnen der Prophet gleichsam auffs Brod streichet; Ier. 7, 12, 13. 14. Gehet hin/ sagt er Jerem. 7. an meinen Ort zu Silo/ da vorhin mein Name gewohnet hat/ und schauet/ was ich daselbst ge- than habe/ umb der Boßheit willen meines Volcks Jsrael; Weil Predigt. Weil ihr dann alle solche Stück treibet/ spricht der HERR/ und ich stets euch predigen lasse/ und ihr wollet nicht hoͤren: Jch ruffe euch/ und ihr wollet nicht antworten/ so will ich dem Hause/ das nach meinem Namen genennet ist/ darauff ihr euch verlasset/ und dem Ort/ den ich eueren Vaͤtern gegeben habe/ eben thun/ wie ich Silo gethan habe. Dencker ihr an die 1. Sam. 4, 4, 11. Bunds-Lade/ ist sie nicht von Silo wegkommen/ und in der Philister Land gerathen/ habe ich nicht umb euer Abgoͤtterey willen meine Woh- nung zu Silo lassen fahren? Jst eben der coccysmus und das Gauchge- Ps. 78, 60. schrey/ damit die Juden in der andern Belaͤgerung Josephum ihren Landsmann/ der sie mit einer schoͤnen/ langen und beweglichen oration von ihrem Beginnen und Vnsinn abgemahnet/ wie dieselbe zu lesen beym Josepho l. 6. bell. c. 11. abgefertiget und gefagt: Gottes Statt/ darinn der Ioseph. l. 6. bell. c. 11. Tempel des Herren ist/ kan nicht gewonnen werden/ dann diese opinion wohnete ihnen bey. Nicht aber war das vorzeiten die Meynung allein der desperat en Juden/ sondern das Templum Domini waͤret noch im Papstumb/ im Zwingelthumb/ ja auch im falschen Lutherthumb. Die Papisten ver- lassen sich auff den Stul Petri/ da heisset es: Hie des HErꝛen Tempel! Die Pforten der Hoͤllen koͤnnen die Roͤmische Kirche nicht uͤberwaͤltigen/ sie ist unuͤberwindlich/ unbeweglich/ unfehl- und unfallbar; Die Gottselige Bellarm. l. 4. R. P. c. 4. Rom. 11, 20. 21. und allerbewaͤhrteste Meynung ist/ schreibet Bellarminus, daß der Stul Petri nicht koͤnne von Rom genommen werden; Wider Pauli Draͤu- Wort an die uralte Roͤmische Kirche: Sey nicht stoltz/ sondern fuͤrchte dich/ hat Gott der natůrlichen Zweige nicht verscho- net/ daß er vielleicht dein auch nicht verschone. Die Calvinisten beharren auff ihrer indeficibilit aͤt/ dem unwandelbaren Gnaden-Besitz/ ist Synod. Dordr. c. 5. de persev. auff dem Synodo zu Dordrecht beschlossen. Aber leider unter uns gehets auch so her/ da schreyet man den Juden nach: Hie ist des HErꝛn Tem- pel! Hie ist die loͤbliche/ wolbestellte Schul! hie sind Allmosen-Stiffte! hie hat man nosodochia und allerhand Haͤuser die Frembden und Krancken auffzunehmen! So und so viel Predigten werden woͤchentlich gehalten/ drumb wirds keine Gefahr mit uns haben! Ja in particulari wohnet ihrer vielen sichern/ unbußfertigen Welt-Kindern oder Phariseischen Heuchlern dieser Wahn bey: Jch bin in dem Namen Gottes getaufft/ ich gehe in die Kirche/ ich brauche das heilige Abendmahl/ darumb so habe ich keine L l 3 Noth Die Zwey und Zwantzigste (Achte) Noth zu fuͤrchten. Ja es darff wol ein frecher Mensch/ wann man ihn fragt/ ob er traue auff solche rohe Weise selig zu werden? antworten: Ey wie anders/ da ist kein Mangel. Aber was saget der Mund Gottes? Es ist eine Luͤgen/ verlasset euch nicht auff die Luͤgen/ wann sie sagen: Hier ist des HEr- Matt. 24, 2. ren Tempel! Es soll kein Stein auff dem andern bleiben; St. Paulus stimmet mit zu in unserm Texte: Wer den Tempel Gottes verderbet/ den wird Gott verderben; Der den Tempel gebauet hat/ kan ihn auch widerumb brechen; Die ναοφθορὰ peccami- nosa und suͤndliche Verderbung des Tempels irrit irt und ziehet nach sich ναοφθορὰν pœnalem, die Straff-Verderbung des Tem- pels; Von welcher vor dieses mal zu handlen Gott der Heilige Geist uns allerseits wolle beywohnen mit seiner Gnade/ umb Jesu Christi wil- len/ Amen. Φ Θερει῀ τοῦτον ὁ ϑεὸς: So iemand den Tempel Gottes verder- bet/ den wird Gott verderben: Die Wort lauten schoͤn/ figuͤr- lich/ klingen wol auffeinander in einer schoͤnen παρονομασία, aber die Sache und Verstand ist hart/ es sind schroͤckliche Draͤu-Wort! ist eine rechtmaͤssi- ge und billiche Straffe gerade und gleich abgewogen und gemessen; nach Exod. 21, 24. Lev. 24, 19. Sap. 11, 16. Gottes uralten/ allezeit-geuͤbten Talionsrechte: Blut umb Blut/ Seel umb Seel/ Auge/ Zahn/ Hand/ Fuß/ Brand/ Wunde/ Beule/ das ist (wie es Sap. 11. erklaͤret wird) womit iemand suͤndi- get/ damit wird er auch geplaget; Wer mir meinen Tempel verderbet/ der soll und wird wider verderbet werden: Wer mir meine Kinder aͤrgert/ der soll wider geaͤrgert werden/ das ist/ in aͤrgern Ioh. 5, 14. Stand gesetzt werden/ als er gewest/ es soll ihm aͤrgers widerfahren/ es soll Matt. 18, 6. ihm aͤrger gehen/ als wann er sonst bloß gesuͤndiget/ besser were es ihm/ er hätte einen Muͤhlstein an seinem Halse/ und wuͤrde ersaͤuffet im Meer/ da es am tieffsten ist. Wer in specie ein Goͤtzen-Hauß aus seinem Hertzen machet/ und also dem Teufel dienet/ der soll des Teufels Danck haben: Wer cyclop i- scher weise wider meinen Geist sich aufflehnet/ der soll als ein Cyclop tra- ct irt und gestuͤrtzt/ und mit rebellion gestrafft werden/ spuit in se qui ad- versus Olympum, wer in die Hoͤhe Holtz hauet/ den fallen die Splitter in die Augen/ wer die Heyden in den Hertzens-Tempel laͤsset einnisten/ der soll auch Predigt. auch zu einem Heyden und Vnchristen werden/ excommunic irt/ verban- net und außgestossen: Wer aus seinem Leibe ein Huren-Hauß machet/ dessen Seele soll ein geistlich Huren-Hauß werden/ da der hoͤllische rival und Buhler seine lenocinia und Straͤu haͤlt; sein Leib soll wider geschaͤn- det werden zur Schmach und Schande/ Motten und Wuͤrme sollen ihn frrssen; der soll aus meinem Hause außgestossen werden: Wer wie ein Schwein lebt/ soll auch wie ein Schwein sterben/ und wie der Schlaͤmmer/ seinen Wein-Durst mit Wasser-Durst/ den Suff mit Durst buͤssen; Die Säuffer und Schlaͤmmer verarmen; Wer in sein Prov. 23, 21. Hauß außgespeyet/ soll wider aus seinem Hause außgespeyet werden; wer sich selbst Gottes Gaben spol irt/ soll auch wieder sampt allem/ was er hat/ zum spolio und Raub werden: Summa/ wer Verderben saͤet/ soll Ver- derben ernden/ wer den Tempel Gottes verderbet/ soll wider verderbet werden. Jnsonderheit folget unter den Goͤttlichen Straffen auff die ναοφθοραι` malitiosam, auff die muthwillig-boßhafftige Tempel-Ver- derbung I. desertio templi, die Tempel-Verlassung; Beym Propheten Ezechiel c. 3. lesen wir/ daß er der Prophet einsmals ein Gethoͤn Ezech. 3, 12. 13. gehoͤrt hinder ihm her/ wie eines grossen Erdbebens/ ein Geraͤusch von Fluͤ- geln der vier Thiere/ und ein Rasseln der Raͤder/ und eine Stimme: Gelobet sey die Herrligkeit an ihrem Ort/ oder de loco suo, mim Komo von ihrem Ort; dadurch die Verlassung des Juͤ- dischen Tempels angedeutet; Gleich wie wann ein grosser Herr von einer Statt auffbricht/ so gibts einen Tumult/ die Raͤder rasseln/ man spannet an/ auff von dannen! Also wird auch die Verlassung Gottes/ wann er einen Menschen verlaͤsset/ angedeutet: Klaͤrer lesen wir es von dem andern Ioseph. l. 7. bell. c. 12. Tempel bey Josepho/ der schreibet an dem Pfingst-Fest zu Nacht/ als die Priester in den Tempel giengen/ sie zu erst gehoͤrt eine Bewegung und Ge- raͤusch/ hernach eine Stimme der Schutz-Engel/ sprechende: Migremus hinc! Ade fort/ lasset uns von hinnen ziehen! Also wann man diesen theu- ren Gast/ dem Heiligen Geist eine Vnlust und Vnflath fuͤr die Nasen und Augen setzet/ den Tempel verunreiniget/ so wird der Gast-Geist betruͤ- bet/ erbittert/ entruͤstet/ bindet auff/ cassi ret solch Losament/ nimmet mit sich was er zuvor gegeben/ Gnade/ Glauben und alles was am geistlichen Le- ben in Gott hanget/ sein satellitium die Schutz-Engel folgen nach/ da stehet dann der arme Mensch bloß/ wehr- und schutzloß/ uͤbergeben in seines Hertzens Duͤnckel/ als ein Raub dem Sathan/ und ist lebendig tod! O wehe Die Zwey und Zwantzigste (Achte) O wehe ihnen/ wann ich werde gewichen seyn/ spricht der Herr Ose. 9, 12. 1. Sam. 16, 14. durch Oseam. Sauls Exempel ist bekant/ da Gott gewichen/ O wehe wie gieng es ihm? Das naͤchste daran ist II. Traditio in potestatem Satha- næ, Die Vbergebung in des Sathans Gewalt: So bald der 2. Reg. 25, 8. seqq. Herr gewichen vom Tempel zu Jerusalem/ da war er dem Nebusar- Adan preiß/ der verbrand das Hauß/ zerbrach die Gefaͤß und spol irt den Tempel. So bald die Engel das migremus hinc! das Ade inton irt/ so bald sagten die Roͤmer: Accendamus \& prædemur hîc! hîc cædamus ! Lasset uns hier brennen/ rauben und wuͤrgen! Also uͤbergibt Gott dem Sathan einen Menschen/ nicht zwar traditione excitativâ aut im- pulsivâ, daß er den Menschen darzu erwecke oder mit Gewalt treibe; Aber auch nicht gantz bloß negativâ \& otiosâ, daß er den Menschen lasse gehen und fallen in die Stricke des Sathans/ und allerdings nichts wuͤrcklich darbey thue/ nur bloß muͤssig zusehe/ das ist/ daß ers nicht wehre oder hindere; sondern judiciariâ, als ein Richter die maleficant en/ als ein Oberster die rebell ischen Soldaten dem Hencker und Profosen uͤbergibt; oder auch venatoriâ; Gleich wie ein Jaͤger die Jagthunde beyeinander haͤlt gebunden/ wann er sie loß laͤsset/ so lauffen sie auf das Wild zu/ fallen es an/ und haltẽ gleichsam ihr Trag æ di-Spiel mit demselben: Also hat Gott gleich einem Jaͤger alle Teu- fel in seinen Stricken/ laͤsset er sie loß/ so brechen sie ein/ und wird der Mensch Matt. 8, 23. eine Außbeuth/ eines andern Gast/ der faͤhret ein wie dort in die Schwein! Also da der gute Geist von Saul gewichen/ kam ein boͤser Geist an statt. 1. Sam. 16, 14. Ioh. 13, 27. Da Judas sich des Heiligen Geistes verlustig machte/ fuhr der Sathan in ihn; Vnd so gehets noch heut zu Tage/ wo der Heilige Geist von einem Menschen weichet/ da gibt sich der Sathan an/ der starcke gewapnete nim- met das Losament ein/ und fuͤhrt den Menschen in seinen Stricken von einem Laster ins ander. Folget III. plena obsessio, die völlige/ wůrckliche Be- sitzung; Aus ruin irten Tempeln werden Wildnuͤssen/ Wohnung der Es. 13, 21. 22. Ohim und Zihim/ der Drachen und Schlangen/ wie der Prophet Esaias solches fatum dem herrlichen Koͤnigreich Babel stellet und weissaget: Die Zihim werden sich da lagern/ und ihre Haͤuser voll Ohim seyn/ und Straussen werden da wohnen/ und Feldgeister wer- den da huͤpffen/ und Drachen da singen: Also ein Mensch/ der des Sathans Predigt. Sathans Gewalt uͤbergeben ist/ wird eingenommen und besessen von dem feurigen Drachen des boͤsen Gewissens; wann er brennet/ und die Schlan- ge sticht/ O wehe/ so ist die Welt zu eng/ man weiß weder aus noch an; Nulla est major afflictio, quàm conscientia delictorum; cùm enim exterius patitur homo, ad Deum fugit: quòd si malæ conscientiæ tri- bulationem perferens in arcano cordis non in venit Deum, ubi conso- lationem inveniet? schreibet Gregorius M. Es ist keine groͤssere Plage/ als Greg. M. in Psal. 143. ein boͤß Gewissen; dann wann der Mensch von aussen leidet/ so fliehet und flehet er zu Gott; Wann er aber von dem boͤsen Gewissen genaget und geplaget wird/ so findet er Gott nicht in seinem Hertzen/ wo soll er als- dann Trost suchen oder finden? Er wird geschroͤckt von den Gespensten oder Furien/ gleich wie die Gespenster oder Furien umb ihn herfahren/ und vor Augen tretten/ von den ungluͤckhafften Voͤgeln/ gleich denen die Tityo sein Hertz genagt/ gefressen/ und doch nicht aufffressen noch ernagen koͤnnen/ —— rostroq́ue immanis vultur obunco Immortale jecur tundens, fœcundaq́ue pœnis Viscera. Virg. l. 6. Aen. Ja er wird besessen/ geritten vom Teufel selbst/ wie geschrieben stehet Matth. 12. Wann der unsaubere Geist von dem Menschen Matth. 12, 43. 44. 45. außgefahren/ (in der ersten Widergeburt) so durchwandert er duͤrre Stätte/ suchet Ruhe und findet ihr nicht; Da spricht er dann: Jch will wider umbkehren in mein Hauß/ daraus ich gegangen bin/ dann gehet er hin/ und nimmet sieben Geister zu sich/ die ärger sind/ dann er selbst/ und wann sie hinein kommen/ wohnen sie allda/ und wird hernach mit demselbigen Menschen aͤrger/ dann es vorhin war. Wo nun dieser Gast einkehret/ da ist Jammer und Noht/ da folget 1. excœcatio, die Finsternuͤß des Vnglaubens/ Vngluͤcks und Vnstern in allem Thun und Wercken/ Blindheit in con- siliis und Rathschlaͤgen/ daß sie tappen am hellen Mittag/ sie werden Devt. 28, 28. Gen. 19, 11. geschlagen mit Wahnsinn und rasen des Hertzens/ wie die zu Sodom oder die Trunckenen; solcher Mensch kan offt andern besser rathen als ihm selbst/ alle seine consilia gehen den Krebsgang/ und wann ers am aller- kluͤgsten vermeynet angegriffen zu haben/ so fehlts; Also ward Saul ver- irret und verblendet/ daß er seinen eigenen Waffentraͤger nicht kennet; 1 Sam. 17, 55. Sechster Theil. M m Davids Die Zwey und Zwantzigste (Achte) 2. Sam. 11, 6. seqq. Davids consilia, Mittel und Pflaster/ mit welchen er seine stinckenden Wunden verbinden und verwicklen wolte/ waren/ daß Urias solt ein Gauch seyn/ und das Ey vollends außbruͤten; Aber der Compaß wird verruckt. Ein blinder Mann ein armer Mann/ aber geistlich blind/ das ist Marc. 10, 46. Jammer und Elend; Bartimæus war noch gluͤckseliger/ der zwar blind gewest eusserlich/ aber er hat innerlich das Liecht des Glaubens gehabt! 2. Lapsus de peccato in peccatum, Der Fall von einer Suͤnde in die andere. Wann der Rath blind ist/ helff Gott der 2. Sam. 16, 21. Policey: Wann Achitophel Absalom den Rath gibt/ so ists umb ihn ge- schehen: Wann der Hofmeister ein Schalck ist/ O wehe des armen disci- Matt. 6, 23. 1. Sam. 16, 14. 2. Sam. 11, 14. c. 12, 30. 31. pul! Jst das Auge finster/ so ist der gantze Leib Finsternuͤß; Die Exempel bezeugens abermal an Saul/ der wird unruhig/ der boͤse Geist machet ihn wild und wunderlich/ daß ihm kein Stecken recht gestan- den; David schreibet den Vrias-Brief/ tyrannisiret mit der Statt Rabba und allen Staͤtten der Kinder Ammon/ in dem er das Volck heraus fuͤh- ret/ leget sie unter eiserne Segen/ und Zacken/ und eiserne Keule/ und ver- brante sie in den Ziegeloͤfen. Judas Jschariot laͤsset sich einnehmen von dem Geitz/ dadurch wird er ein Dieb/ ein Menschen-Dieb/ ein Simoniacus, der das selbstaͤndige Wort Gottes freventlich verkaufft/ und also endlich ein Kirchen-Dieb. 3. Induratio, Die Verhaͤrtung/ so er an sich ziehet durch die boͤse Gewohnheit als eine Kette (so zu reden) der Laster: Die Verhaͤr- tung durch boͤse Gewohnheit ist/ daß der Mensch anders nicht kan/ er ist Ioh. 13, 21. seqq. verhaͤrtet/ da hilfft kein Zusprechen nichts mehr/ wie an Juda zu sehen/ der allerhonigsuͤsseste Trost Christi wird bey ihm in toͤdliches Gifft verwan- delt: Mancher Mensch bildet sich ein/ es komme vom fato oder Gestirn/ er koͤnne nicht anders als stelen ꝛc. Aber nein/ es kommet von der Verhaͤr- tung des innwohnenden boͤsen Geistes: Zwar bißweilen erzeiget sich auch ein guter Gedanck/ wie Saul geschach/ aber es waͤret nicht lang; Viel Anshelm. l de simi- litud. Geitzige und Wolluͤstige sind/ sagt Anshelmus, welche ihnen ernstlich vor- setzen dergleichen Laster zu verlassen/ aber weil sie durch boͤse Vbung und Gewohnheit verstrickt sind/ werden sie gehalten vnd wider ihren Willen in solche Laster gestuͤrtzt/ und geschicht dieses zum oͤfftern/ werden auch nicht errettet/ es sey dann daß durch grosse Muͤhe und sonderbare Gnade Gottes die Seile der boͤsen Gewohnheit zerrissen und zerschnitten werden; Vrsach der Sathan als ein starcker Gewapneter bewahret seinen Pallast/ der Wolff laͤsset ihm kein Schaf nehmen/ da fuͤhlet der Mensch nicht mehr: gerath ihm ein Stuͤck/ so indur irt er sich durchs Gluͤck und success, selbst steifft Predigt. steifft er sich; Saul bekennet zweymal/ daß er unrecht thue an David/ 1. Sam. 24, 18. c, 26, 21. faͤhret doch fort; Bey Juda hafftet nichts mehr/ sondern wird alles zu bit- terer Gall. Also folget das zeitliche und ewige Verderben/ Verlust und Vntergang/ Veraͤnderung des Verstandes/ des Leibes; Verlust der zeit- lichen Guͤter/ Verlust endlich des ewigen Heils und Seligkeit: Vnd wird aus dem Tempel ein Exempel und Scheu-Saal/ wie das Exempel der Jnden gnugsam außweiset; Sauls Exempel: Saul verlieret zeitlich den H. Geist/ aber die dona creationis \& providentiæ, die Gaben der Schoͤpf- fung zum ersten Articul des Glaubens gehoͤrig/ bleiben noch eine Weil/ da- mit steifft er sich/ aber endlich fallets alles zu boden/ Scepter und Kron/ Leib und Seel/ uñ stirbt Saul in seiner Missethat/ O ein schrecklich epitaphium! 1. Chron. 11, 13. Also gehets noch heut zu Tage; Gott laͤsset die naturalia, die Natur-Gaben bleiben eine Zeitlang aus Goͤttlicher Langmuth/ der Mensch verkleibt das Auge der Welt/ bringets durch autorit aͤt vnd Zwang durch/ was ihn ge- luͤstet/ erhaͤlt sein credit, aber er gehet auff schluͤpfferigem Wege/ endlich gehet dem Faß der Boden aus. Ein solcher Jammer ist die schröckliche ναοφθορὰ und Tem- pel-Verderbung! So irret demnach auch euch nicht ihr Gottes- Schaͤnder/ ihr scandalizantes und geistliche Kinder-Moͤrder/ die ihr Ergernuͤß gebet der Jugend. So viel boͤse Exempel ihr von euch den Kin- dern in die Augen lasset leuchten; so viel Seelen-Gifft giesset ihr ihnen ins Hertz hinein; ihr Goͤtzen-Diener/ ihr Widerspenstige/ ihr Heydnischen Cy- clopen; ihr Huren-Vaͤlge/ Vnflaͤther/ ihr Selbst-Moͤrder und Kirchen- Raͤuber! GOTT laͤst sich nicht spotten! Zwar Welt-Kinder Gal. 6, 7. nehmens auff die leichte Achsel/ spielen mit Gott/ als wie jener Dionysius mit seinen Goͤtzen bey dem Valerio Maximo: Dionysius Syracus. spol irt Valer. M. l. 1. c. 1. p. 28. der Proserpinæ Tempel und schimpfft noch wol/ Sehet/ sagt er/ wie ich dem Gott Jovi sein guͤldenes Goller abgenommen/ habe ihm einen woͤlle- nen Mantel dafuͤr angehencket: Jenes war ihm im Sommer zu schwer/ im Winter zu kalt. Ja wann Gott ein solcher stummer/ blinder Goͤtz were/ der Augen hat und nicht sihet/ Ohren und nicht hoͤret ꝛc. Aber es heisset/ schimpff nicht mit Ernst/ Θεὸς οὐ μυκτηρίζεται, Gott laͤsset ihm nicht fuͤr die Nasen schnallen/ hinderwaͤrts den Narren bohren; de facto geschiehet es leider allzuviel/ aber/ aber nicht impune und ungerochen; Er hat auch eine Nase/ eine scharffe/ Feuer-rauchende und schnaubende Psal. 18, 16. Nase/ Zorn/ Dampff faͤhret aus derselben heraus/ daß es davon blitzt: bey ihm stehet der ἀντιμυκτηρισμὲς, der Gegen-Spott/ Er vergilt Nasen mit Nasen/ Narren mit Narren/ Spott mit Spott/ Hohn mit Hohn/ M m 2 Lachen Die Zwey und Zwantzigste (Achte) Lachen mit Lachen/ ja mit Zetter und Mordio-Geschrey! Von den Juden 2. Chron. 36, 16. Ezech. 33, 32. Nehem. 4, 4. stehet dort 2. Chron. 36. ἦσαν μυκτηρίζοντες τοὺς ἀγγέλους ἀυτοῦ, Sie spotte- ten seiner Botten/ sie pfeiffen den from̃en Prophetẽ Ezechiel an/ machen ein Liedlein/ daß sie gerne singen und spielen; Aber was stehet Nehem. 4. Ἐγεννήθημεν ε ς μυκτηρισμὸν, Wir sind den Heyden ein Spott worden/ sie klagen daruͤber Psal. 137. Ach lieber/ sprechen die zu Babel/ ihre Spoͤtter/ die sie gefangen hielten: thut uns singen/ ein Lob-Gesang/ ein Liedlein schon/ von den Gedichten aus Zion/ das frölich thut erklingen. Derselbe alte Gott lebet noch/ e r hat noch sein alt Talions-Gericht: Iud. 1, 7. Adonibesek ließ siebentzig Koͤnige mit verhauenen Daumen an Haͤnden und Fuͤsen aufflesen unter seinem Tisch/ dem wurden auch Haͤnde und Lev. 10, 1. 2. Exod. 1, 22. c. 14, 27. 28. 2. Sam. 18, 9. seqq. Esth. 7, 10. 1. Reg. 22. 38. Fuͤsse verhauen; Aarons Soͤhne brachten frembde Feuer auff den Altar/ musten im Feuer verbrennen; Die Egypter erfaͤufften der Hebreer Knaͤb- lein/ sie musten hernach alle im rothen Meer erfauffen; An seinem schoͤnen Haar vergafft sich Absalom/ dasselbe muste ihm zum Hencker werden; Haman bauete ihm selbst den Galgen; An dem Ort/ da die Hunde Na- boths Blut lecketen/ den Achab der Koͤnig Jsrael ließ unschnldiger weise steinigen/ lecketen sie auch hernach Achabs Blut; Julius Cæsar hat den gantzen Welt-Kreiß mit blutvergiessen erfuͤllet/ hernach hat er auch mit seinem eigenem Blute das Rathhauß zu Rom erfuͤllet. Derselbe alte Gott/ sage ich/ lebet noch heute zu Tage: Er verderbet epidemicè durch das lang- und Land-verderbliche Kriegswesen: Er ver- derbet privatim, im Haußwesen/ daß alles durch bancorupo zerstaͤubet und verdirbet. Wie viel sind οὶ ἀπωλείας, Kinder des Verderbens/ die als die Verdorbene herumb gehen leiblich/ aber vielmehr geistlich! Kinder des Verderbens! von welchen der gute Geist gewichen/ und an statt des- selben der boͤse eingezogen/ von dem sind sie besessen/ verblendet und verhaͤr- tet worden: Man sihets keinem an der Stirn an/ aber die rimæ sind da: Warhafftig Gottes Geist regieret nicht die scandalizant en/ so Ergernuͤß geben in spielen/ in raßlen/ die eine profession daraus machen/ sie sind Diebe/ sie moͤgen gewinnen oder verspielen; die rebell en/ die der Acade- m ischen disciplin als einem Wercke des Heiligen Geistes sich entgegen setzen/ und so viel an ihnen/ aus den Schulen die da seyn solten officinæ und Werckstaͤtte aller Gottseligen und Christlichen Tugenden/ Saͤu- Staͤll oder Scheu-Saal machen; aͤrger die sie steiffen und de- fend iren; Gott hat noch Muͤhlsteine gnug sie zu stuͤrtzen in den Ab- grund Predigt. grund des Verderbens; Es gibet auch Baͤhren/ die Elisam raͤchen. 2. Reg. 2, 24. Von dem Heiligen Geiste kommet nicht die mammonolatria, der schnoͤde Mammons-Dienst/ dadurch manchmal dem Gewissen wird eine Ader geschlagen/ davon alle Redligkeit außblutet. Deßgleichen ist die ver- fluchte Huren-Liebe fern von der geistlichen suͤssen Liebe/ davon wir singen: Du suͤsse Lieb schenck uns deine Gunst/ ꝛc. Alles was Gottes Wort zuwider laufft/ kommt von dem Geist/ der da heisset Apollyon oder der Apoc. 9, 11. v. part. 2. moral. p. 176. Verderber; Die Gelehrten wollen hier lesen das Buch des Plutarchi, welches handelt de serâ Numinis vindictâ, von der langsamen aber schwe- ren Rach Gottes/ da werden sie finden laneos deorum pedes, sed plumbe- as manus seu iras, woͤllene Fuͤsse aber bleyene Haͤnde/ das ist/ langsame aber schwere Straffen Gottes; Man laß sich die Zeit nicht zu lang werden/ Gott hat fein Straff-Maß/ Straff-Zahl/ Straff-Gewicht/ die Missethat ist noch nicht all/ die Pirn ist noch nicht reiff-zeitig/ und wehe dem/ den Gott hier nicht straffet/ auff den folget die ewige Straffe/ wie solches bezeu- Luc. 16, 23. Luth. tom. 2. Ienens. get das Exempel des reichen Schlaͤmmers. Lutheri Wort sind kraͤfftig in einer missiv an Harten muth von Cronberg p. 69. Wie sicher ist Pharao/ ehe er im rothen Meer ersaufft/ und sihet nicht/ daß eben diese Sicherheit der ernste Zorn Gottes sey; HErr himlischer Vater/ laß uns in alle Suͤnde fallen/ so wir ie suͤndigẽ muͤssen/ behuͤt uns aber fuͤr Verstockung/ und behalt uns an dem und in dem/ den du einen Herrn uber Suͤnde und Schuld gesetzet. Hinweg mit dem verfluchten templum Domini! Verlasset Ierem. 7, 4. 5. 7. euch nicht auff die Lůgen/ wann sie sagen: Hier ist des HERREN Tempel! sondern bessert euer Leben und We- sen/ so will ich immer und ewig bey euch wohnen/ hier zeitlich und dort ewig/ da wir bey dem Herren seyn werden/ und Er alles in allem. Gott erfuͤll in uns durch seinen Geist die condition, und vollziehe die Verheissung durch seinen Sohn Jesum Christum/ Amen. M m 3 Die Die Drey und Zwantzigste (Neunte) Die Drey und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Pauli 1. Corinth. 3/ 16. 17. Die Neunte Predigt/ Von der widerruffenden Gnade Gottes des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Wann St. Paulus in erst-abgelese- nem Text den Tempel Gottes heilig nennet und sa- get: der Tempel Gottes ist heilig/ der seyt ihr! so folgert er zwar daraus claram \& legalem con- sequentiam, diesen hellen/ deutlichen Gesetz- Schluß und Lehr/ man solle denselben nicht viol iren/ profan iren/ ent- heiligen/ mit einem Worte/ verderben/ durch Ergernuͤß in Lehr und Leben/ durch Abgoͤtterey/ rebellion, Heydenthumb und Heydnisch Wesen/ man soll kein Huren-Hauß/ Raub-Hauß/ Sauff-Hauß/ Moͤrder-Grube daraus machen/ wie droben in der Tempel-Verderbung mit meh- rerm davon gehandelt worden; dann so wenig ein Herr im Hause ihm sein Schloß/ Palast/ Hauß oder Statt laͤsset verschimpffen/ verderben/ ruin iren/ er eifert druͤber/ es thut ihm wehe: so wenig koͤnne es auch Gott leiden/ Er laͤsset sich nicht spotten/ Er laͤsset ihm keinen Narren bohren/ schimpff nicht mit Ernst! Gleichwol aber deutet der heilige Apostel/ wiewol obscurè und dunckel auff eine holdselige Evangelische consequen tz: Der Tempel Gottes ist heilig/ er ist in dem Bunde Gottes/ Gotte einmal initi irt und geweihet/ derhalben wird er ihn nicht in solchem elenden/ verderbten Stande allezeit lassen/ sondern reform iren/ umb seines Namens Ehre willen/ dem Teufel den Sieg und Triumph nicht lassen/ sondern in inte- gtum restitu iren/ in verigen guten Stand wider richten und bringen; Lev. 26, 41. seqq. dann so hat es der Herr versprochen Lev. 26. nach der langen/ scharffen und ernsten Gesetz- und Straff-Predigt/ nach dem donnern und blitzen fangt Predigt. fangt an das Evangelium holdselig traͤufflen/ Wann sie die Jsrae- liten in frembde Land getrieben/ und als dann sie ihnen die Straffe ihrer Missethat werden gefallen lassen/ das ist/ wie Lutherus glossi rt: Ach wie recht ist uns geschehen/ Danck hab unserer verfluchten Suͤnde/ das haben wir davon: O recht lieber Gott! O recht! pfui und was hab ich gethan? so wolle der HERR gedencken an seinen Bund mit Abraham/ und wolle an das Land geden- cken/ das wůste ligt/ auch wann sie schon in der Feinde Land seynd/ habe ich sie gleichwol nicht verworffen/ und eckelt mich ihr nicht also/ daß mit ihnen aus seyn solte/ und mein Bund nicht mehr solt gelten/ dann ich bin der HERR ihr Gott/ Lev. 26, 11, 12. 15. ich wohn und wandele unter ihnen/ meine Seele soll sie nicht verwerffen: Jch will ůber sie gedencken an meinen ersten Bund/ dann Gottes Gaben sind ἀμεταμέλητα, sie lassen sich nicht aͤndern. Solt ihr Vnglaube Gottes Glauben auffhe- Rom. 11, 29. c. 3, 4. 1. Reg. 8, 12. seqq. 2. Chron. 1. seqq. ben? das sey ferne! Darumb betet Salomo in seinem Weihe- Gebet/ daß sein Name da wohnen moͤge ewiglich; Wann die Kinder Jsrael fuͤr ihrem Feind geschlagen/ umb ihrer Suͤnde willen/ Mangel an Regen seyn werde/ Theurung/ Pestilentz/ Brand/ Heuschrecken/ Raupen oder sie gefangen seyn werden/ und sie sich bekehren/ also an ihr Hertz schla- gen/ so wolle Gott hoͤren im Himmel/ vom Sitz seiner Wohnung/ dann sie sind sein Volck und sein Erbe! Gott bekraͤfftiget solchen Wundsch mit Feuer vom Himmel und sonderbaren Erscheinung 2. Chron. 7. 2. Chron. 7, 1. 2. 3. Das hat der HERR vorgebildet in den mancherley Kir- Weihungen und reformationibus des Tempels; geschehen durch Hiskiam/ der das Hauß des Herren geheiliget/ den Vnflath 2. Chron. 39, 3. seqq. aus dem Heiligthumb abgethan/ weihet darauff den Tempel mit Opffer/ Geber und schoͤner Music; desgleichen Josias 2. Chron. 34. schaffet die 2. Chron. 34, 3. seqq. Greuel ab. Sonderlich sind beruͤhmt die grossen Encœnia Macca- baica, die Kirchweihe zun Zeiten der Maccabeer/ 1. Maccab. 4. 1. Macc. 4, 36. seqq. Deren solennit aͤt noch auff die Zeiten Christi gewaͤhret/ da Judas das Heiligthumb gereiniget. Da sie dann zuforderst in ernster Busse eine grosse Klag gefuͤhret/ auff ihr Angesicht gefallen/ Aschen gestreuet/ die Greuel und unreine Steine weggetragen an unheilige Ort/ mit Gebet/ Opffer/ Gesang/ Pfeiffen/ Harffen und Zimbeln ꝛc. Was Judas Maccabeus der Die Drey und Zwantzigste (Neunte) der großmuͤthige/ kuͤhne/ unuͤberwindliche Siegs-Held und getreue Juͤ- dische Patriot gethan/ und nach dem Antiochus der grosse Juden-Feind/ der sonst genant Επιφανὴς der Edle/ aber in der Warheit ἐπιμανὴς der tolle/ das Heiligthumb verwuͤstet/ mit Goͤtzen-Bildern verunehrt/ die Kirchweih Macc. 4, 36. angestellet/ das Juͤdische Volck angefristet und gesagt: Lasset uns hinauff gehen gen Jerusalem/ und das Heiligthum wider Ioh. 2, 14. 15, 16. reinigen: Das hat Christus der grosse Tempel- He rr in den Tagen seines Fleisches auch gethan/ da Er einsmals in den Tempel kommen/ und mit Wehmuth sehen und erfahren muͤssen/ wie man aus Gottes- und Bet-Hauß ein Kauff-Hauß/ Raub-Nest und Moͤrder-Grube gemacht/ ex arâ haram, wie man dariñ Simoni, Kraͤmerey/ Marckenthenterey und allerley Fuggerey getrieben/ so ergreifft Er (nicht einen Fuchs-Schwantz/ sondern) eine Geissel/ und jagt die Verbrecher ohne Widerstand hinaus. Welches freylich ein grosses Wunderwerck eines einigen/ darzu verachteten Menschen gewesen/ der hat mit einer eintzigẽ Geissel vielmehr außgerichtet/ Hieron. in cap. 21. Matth. als ein gantzes Kriegs Heer mit aller Macht thun koͤñen. Hieronymus haͤlt dieses Wunderwerck fuͤr das groͤsseste; Grosse Wunder/ sagt Er/ seyen ge- wesen/ daß der Herr den Lazarum von den Toden erwecket/ den Blind- gebornen sehend machet/ wie nicht wenig auch die Verklaͤrung auff dem heiligen Berge; Aber dieses duͤncket ihn seye weit druͤber. Lauter typi und Vorbilder auff die geistliche encœnia und Tempel-Reinigung oder Weihe. Aus welchem allen dieser ohnfehlbare syllogismus und Schluß- Rede folget: Welcher Tempel heilig ist/ auff welchen Gott als auff sein Hauß ein sonderbares Auge hat/ dessen Er will eingedenck seyn/ denselben will Er nicht allezeit in ruin ligen lassen/ sondern reform iren/ wider auff- richten und von neuem zieren: Nun ist ein widergeborner Christ ein sol- cher Tempel/ dann sagt St. Paulus: Der Tempel Gottes ist heilig/ der seyt ihr/ darumb wird Gott gewißlich auch seiner Verheissung Krafft geben/ und wahr machen was er versprochen hat. Jst die letzte materi, davon dißmal noch zu handlen und die Frage zu eroͤrtern/ Ob ein solcher unseliger Mensch/ der den Tempel Gottes verderbet/ durch schwere Suͤnde gefallen in apostasi, Abgöt- terey/ Vnzucht/ Zauberey/ oder was fuͤr ein anderer Suͤnden- Greuel seyn mag: der die Gnaden-Ordnung verlassen/ und in die Ordnung der strengen Gerechtigkeit gerathen/ durch die ναοφθορὰν pœnalem, die Tempel-Verderbung und gleiche Predigt. gleiche Straff/ von Gott deser irt/ dem Teufel uͤbergeben/ von ihm obsid irt/ geritten/ verblendet/ verhaͤrtet/ in das Verder- ben gerathen/ in dem allergefährlichsten Stand begriffen/ in des Teufels Stricken verhafftet/ widerumb koͤnne refor- m irt/ begnadet/ bekehret/ gereiniget/ und zu einem Tempel Gottes geweihet/ ja widerumb und von neuen geboren wer- den. Davon dißmal weiter zu handeln/ wolle uns Gott mit seinem gutem Heiligen Geist im lehren und hoͤren beywohnen/ damit wirauch auffs neue zu Tempeln Gottes moͤgen geweihet werden/ umb Jesu Christi seines lieben eingebornen Sohns willen/ Amen. () vide Darmstattinos in der gruͤndlichen Außfuͤhrung wider die Casse- lische Wechsel-Schrifften c. 7. p. 556. A Vff fuͤrgelegte Frage antwortet unser Christlicher Glau- be mit Ja: Jch glaube Ablaß der Suͤnden/ nicht nur primam veniam, die erste Vergebung/ sondern stets/ so lange es heute heisset/ hie alle Sůnde vergeben werden; Ein Hertz dieses zu glauben machet uns I. Cor Patris ὀικτιρμῶν, das von Barmhertzigkeit stets-brennende Hertz des himmlischen Va- ters/ welcher gegen dem gefallenen Menschen so wol entzuͤndet/ als gegen dem/ der erst zu bekehren/ Er kennet das arme Gemaͤchte/ wir sind in Suͤn- den empfangen und geboren/ der Mensch ist bald gefaͤllet/ Er will nicht 2. Pet. 3, 9. Ezech. 18, 32. \& 33, 11. daß iemand verlohren werde/ auch nicht den Tod des Ster- benden. Vber alle Massen hertzlich und schoͤn hat er sein Hertz denud irt und entbloͤsset in der holdseligen Parabel von dem verlohrnen Sohn. Luc. 15, 13. seqq. Tertull. l. de pœnit. p. m. 442. Illum mitissimum patrem non tacebo, qui prodigum filium revocat, \& post inopiam pœnitentiæ libens suscipit, immolat vitulum præopimum, convivio gaudium suum exornat. Quidni? Filium enim invenerat quem amiserat, cariorem senserat, quam lucrifecerat. Quis ille nobis intelligendus pater? Deus sc. tam pater nemo: tàm pius nemo. Is ergò te Filium suum, etsi acceptum ab eo prodegeris. \& si nudus redieris, recipiet, quia rediisti, magisq́ue de regressu tuo, quam de alterius sobrietate lætabitur : sed si pœniteat ex animo \&c. II. Cor Christi Fratris, Das bruͤderliche/ liebreiche Hertz Christi des Sohns Gottes/ der da ist der Brunn der Gna- den/ von welchem die Gnaden-Stroͤme herfliessen/ der freye offene Davids- Zach. 13, 1. Brunn wider die Suͤnde und Vngerechtigkeit/ der blut-fliessende Brunn Sechster Theil. N n zur Die Drey und Zwantzigste (Neunte) 1. Ioh. 1, 7. Hebr. 9, 14. 1. Ioh. 2, 2. Luc. 22, 32. Luc. 15, 4. Ier. 3, 12. zur ewigen Artzney wider die Wunden des Gewissens; Er ist unser steter Versoͤhner und Vorbitter/ der treue Hirte/ welcher die irrende Schaf (die ihn so viel gekostet und theuer gestanden) widerumb sucht/ der Ehemann/ der dort rufft Jer. 3. Kehre wider du abtruͤnnige Jsrael/ spricht der HERR/ so will ich mein Antlitz nicht gegen euch verstel- len/ dann ich bin barmhertzig/ und will nicht ewiglich zuͤrnen. Hochtroͤstlich hat der Herr solches zu erkennen geben beym Propheten Hosea/ da der Herr befohlen/ es soll der Prophet hingehen/ und nehmen Hos. 1, 2. \& 3, 1. (verstehe ehlicher weise zur Eh) ein Huren-Weib eschet zenonim, eine grosse Schand- und Land-Hur/ und nach dem ihm das Weib nicht glauben gehalten/ sondern widerumb von neuem untreu worden/ befihlet der Herr cap. 3. Gehe noch eins hin (kehr dich nicht dran) und buhle wider umb das ehebrecherische Weib/ wie dann der HERR umb die Kinder Jsrael buhlet. Christus Jesus der Ezech. 16, 3. seqq. Seelen-Braͤutigam ist hier der Hoseas/ diese Gomer ist das Volck Jsrael nach dem Gebluͤt/ daß Abgoͤtterey getrieben/ und geistlicher weise die Ehe gebrochen; dasselbe ehebrecherische Weib hat der Herr in das reiche/ fette und nahrhaffte Land Canaan gefuͤhret/ sie ist aber daselbst durch Goͤtzen-Dienst abgefallen/ und die erste Treue gebrochen: Die Wider Auff- und Annehmung ist die Vergebung der Suͤnde: Also noch heut zu Tage eine iegliche Seele/ so da suͤndiget/ so wider auffs neue in Suͤnde gerathet/ und davon auffsteht/ wird wider von neuem geboren. Das dritte fundament ist III. Cor Spiritus S. paracleti- cum, das Trost-Hertz des heiligen Geistes/ aus demselben liebrei- chen/ liebflammenden Hertzen/ tringet und scheinet heraus Iradius gratiæ gratuitæ, indebitæ, oder der edle Gnaden-Strahl der un- verdienten Gnade/ dann es ist ja der Herr keinem Menschen icht- was schuldig/ keinem Gefallenem ist er anders nichts schuldig als hoͤllisch Feuer: Niemand ist schuldig die jenige Gutthat wider zu erstatten/ welche ein Mensch muthwillig verschertzt und verlohren/ der Vater des verlohrnen Sohns war ihm keinen Heller schuldig/ er war schon außgewiesen/ er hatte Matth. 25, 28. seine portion dahin; kein Ehemann ist schuldig sein ehebrecherisch Weib wider anzunehmen/ alle Rechte erlauben die Scheidung: Jener Mensch der uͤber Land gezogen und unterdessen seine Guͤter den Knechten/ damit zu schalten/ walten und wuchern eingethan/ war nicht schuldig dem boͤsen und faulen Knechte seinen muͤssigen/ verborgenen und unfruchtbaren Centner Predigt. Centner wider zu erstatten/ sondern er gibt ihn einem andern; Wie? sprichstu/ wann gleichwol der Suͤnder wahre Busse thut/ wann er grosse Reue/ schoͤne Glaubens-Funcken/ neuen Gehorsam von sich leuchten laͤsset/ solte Gott der Herr solche herrliche Werck nicht ansehen/ und deßwegen die verschertzte Ehren-Kron widerumb gedeyen lassen? O nein! Fůr Gott gilt nichts dann Gnad und Gunst die Suͤnde zu ver- geben: der Adel der Goͤttlichen Gnade ist zu hoch darzu/ als daß derselbe mit Trauren und Gebet/ als verdienstlichen Wercken/ koͤnte erworben wer- den/ nichts ist in uns/ das Gott nicht in uns thut; dann woher hat der Mensch die Thraͤnen/ die Reu/ das Gebet/ den Glauben? Wer hat diese Ding erwecket? Wer hat das Glaubens-Feuer aus dem harten Stein gleichsam herfuͤr bracht und erreget? Hat es nicht gethan der Heilige Geist? der ist/ der das reine Hertz schaffet und einen neuen Geist; der be- Ps. 51, 12. Ier. 31, 18. Ezech. 11, 19. c. 36, 26. Act. 11, 18. 2. Tim. 2, 25. 26. kehret uns/ daß wir Busse thun/ Er nimmet das steinerne Hertz hinweg/ und gibt ein fleischernes/ der da Busse gibt den Heyden zum Leben/ daß sie die Warheit erkennen/ und wider nuͤchtern werden aus des Teufels Strick/ von dem sie gefangen sind zu seinem Willen; Wer dem Sathan als einem starcken gewapneten Riesen einmahl in die Hafft und Stricke gerathet/ den haltet er fest/ keine erschaffene Krafft kan einen sol- chen gefangenen ihm aus den Klauen heraus reissen/ es gehoͤrt uͤber- natuͤrliche/ hoͤll-stoͤrende/ Teufels-herrschende/ Goͤttliche Krafft dazu: Der Mensch kan von sich selbst fallen/ aber nicht von sich selbst aus eigenen Kraͤfften auffstehen; Non solùm, cùm agitur pœnitentia, verùm etiam ut agatur, Dei misericordia necessaria est, alioquin non diceret Aposto- lus de quibusdam, ne fortè det iis Deus pœnitentiam, schreibt Augusti- August. in Enchirid. c. 82. nus: Nicht allein in der Busse/ sondern auch vor der Busse/ daß man wahre Busse thun koͤnne/ ist die Barmhertzigkeit Gottes von noͤthen/ sonst wuͤrde der Apostel nicht von etlichen sagen: Ob ihnen vielleicht Gott wolle Busse geben! 2. Gratiæ supernaturalis, Der Goͤttlichen und uͤber- natuͤrlichen Gnade; Gleich wie der Mensch von sich selbst faͤllt/ aber von sich selbst nicht mehr kan auffstehen: Also wird er auch von sich selbst wund/ kranck/ siech/ kan aber ihm selbst nicht artzneyen/ die Wunde ist toͤd- lich/ hoͤchst-gefaͤhrlich; Wer entflohen ist dem Vnflath der Welt/ 2. Petr. 2, 20. 22. wird aber wider eingeflochten und uͤberwunden/ da wird das letzte aͤrger als das erste/ da frisset der Hund wider was er ge- speyet hat. Zu dem ligt er dem Teufel in Stricken/ er der starcke Ge- N n 2 wapnete Die Drey und Zwantzigste (Neunte) wapnete laͤsset ihm seinen Pallast nicht nehmen/ er wehret sich auffs eusser- ste/ der Wolf gibt kein Schaf heraus/ muß also der Mensch ihm gelassen/ verderben/ wann der vertriebene heilige Gast und Geist sich nicht wider er- barmet/ und durch uͤbernatuͤrliche Krafft auffrichtet und heilet. Esa. 1, 18. 3. Gratiæ anacleticæ, der widerruffenden/ widerlocken- den/ widerweckenden Gnade des Heiligen Geistes; Jch habe Ezech. 33, 11. keinen Gefallen/ spricht Gott/ am Tode des Gottlosen! So bekehret euch doch nun von eurem boͤsen Wesen/ warumb wolt Hos. 14, 3. Iocl. 2, 13. ihr sterben? Bekehret euch zu dem HERRN/ und sprecht: Vergib uns alle Suͤnde/ und thue uns wol! Zureisset euere Hertzen und nicht eure Kleider/ und bekehret euch zu dem HERREN euren Gott/ dann Er ist gnaͤdig und barm- Zach. 1, 3. hertzig/ und reuet ihn bald der Straffe! Bekehret euch zu mir/ so will ich mich zu euch auch kehren; Wer ist der diese Lock-Pfeiffe treibet? Niemand anders als der Finger Gottes/ Gott der heilige Apoc. 2, 5. Geist/ der wincket und locket; Gedenck wovon du gefallen bist/ thue Buß/ und thue die ersten Werck. 4. Gratiæ restauratricis, der widererstattenden Gnade/ durch welche ein bußfertiger Suͤnder nicht nur von neuem in Gottes Gnaden-Schos wider auffgenommen/ sondern auch wiederum und zwar offt herrlicher/ als der Verlust gewest/ gekroͤnet und verehret wird. 5. Gratiæ firmatæ Evangelio, der im Evangelio ver- siegelten und bekraͤfftigten Gnade/ welches ein allgemein/ immer- Rom. 15, 4. waͤhrendes nimmerstumme Trost-Wort ist/ sonsten muͤste ein ieder Suͤn- der/ der einen schweren Fall gethan/ verzweifeln. Sie ist befestiget in der heiligen Tauffe/ deren sich Petrus nach seinem Fall getroͤstet/ bekraͤfftiget Ioh. 20, 23. mit dem Loͤse-Schluͤssel/ bekraͤfftiget in dem heiligen Abendmal/ mit dem Zeugnuͤß des Bluts zur Vergebung der Suͤnden/ Christus ist das Opffer fuͤr uns dahin gegeben; bekraͤfftiget endlich mit unzehlichen Exempeln; Gen. 3, 9. vnserer ersten Eltern/ denen der getreue Hirt unser Seelen nach dem Fall wiederumb gepfiffen und gesagt: Adam wo bistu? Davidis/ der in seiner 2. Sam. 24, 2. seqq. Jugend keine Seiden gespuñen/ der zwo grosse Haupt Suͤnden begangen/ als welcher neben dem Ehebruch hoffaͤrtig ließ das Volck zehlen/ das kostet 70000. Mañ in dreyen Tagẽ; Gott hat ihn wider zu Gnaden angenom̃en; Salo- Predigt. Salomon hat den Trutz-Tempel gebauet/ ist doch vermuthlich widerumb 1. Reg. 11. 7. 2. Sam. 7, 15. 2. Pet. 1, 21. 2. Reg. 21, 16. bekehret worden nach der Verheissung/ dannenhero er in seinem Alter das Hohelied geschrieben/ wie auch seinen Prediger von der Eitelkeit/ welche Buͤcher er geschrieben als ein heiliger Mann Gottes. Manasse vergoß viel unschuldig Blut/ fuͤllet damit Jerusalem an; O ein schroͤcklicher Vnflat/ aͤrger als die Heyden! ein Goͤtzen-Knecht/ Propheten-Moͤrder/ Kinder- Moͤrder/ die er dem Moloch auffgeopffert; Petrus der sich so hoch ver- Matth. 26. 70. seqq. Luc. 15, 12. seqq. flucht/ und ohne Zweifel Schiffbruch am Glauben gelitten; Der verlohrne Sohn/ deme sein Hertz-frommer Vater την´ ςολην´ την´ πρώτην, h. e. prio- rem \& preciosissimam, den vorigen/ abgelegten Ehren-Rock/ den er vor der Reise abgeleget/ hinweggeworffen/ und mit neuen Allomodo-Kleidern außgetauschet gehabt/ und zwar unter den jenigen Roͤcken/ die ihm der Vater im Kasten auffgehebt/ den besten/ theuersten und koͤstlichsten wider- umb angezogen und von neuem invest irt. Die Juden/ die Deicidæ und Gottes-Moͤrder/ so den Herren der Herrligkeit umbbracht/ noch dan- noch wider zu Gnaden angenommen/ so lange die Heyden eingehen/ so lange stehet ihnen die Gnaden-Thier offen/ nach Außsage St. Pauli Rom. 11. Jch will euch nicht verhalten/ lieben Bruͤder/ dieses Rom. 11, 25. 26. 27. Geheimnüß/ auff daß ihr nicht stoltz seyd; Blindheit ist Jsrael eins Theils widerfahren/ so lange biß die Fuͤlle der Hey- den eingegangen seye/ und also das gantze Jsrael selig werde/ wie geschrieben stehet: Es wird kommen aus Zion der Erloͤ- ser/ der da abwende das gottlose Wesen von Jacob. Vnd diß ist mein Testament mit ihnen/ wann ich ihre Sůnde werde wegnehmen. 6. Gratiæ liberrimæ, der freywilligen Gnade/ 1. quoad gradus gratiæ, was anlanget die Grad/ Vnterscheid und Zu- rechnung der Gnaden; Bey allen Menschen bleibt lumen naturale in actu primo, der natuͤrliche Verstand/ und ist zwar gefangen durch die Vngerechtigkeit/ aber bißweilen stechen etliche radii durch die Wolcken hindurch/ bißweilen wird der Mensch nuͤchtern/ daß er in sich selbst schlaͤget/ was mach ich doch? Dieses ist die Beruffung: Aber was anlanget die special- Gnade/ so ist dieselbe sehr ungleich/ der Wind blaͤset wo und wie er Ioh. 3, 8. will/ also auch wuͤrcket der Heilige Geist. Etliche haben noch das uͤber- natuͤrliche Liecht des Glaubens/ was anlangt die Wissenschafft/ und bleibt noch ein Glast davon/ dann wir halten nicht dafuͤr/ schreibt Cyprianus, Apoc. 3, 2. N n 2 daß Die Drey und Zwantzigste (Neunte) daß sie gantz tod seyen/ sondern vielmehr halb tod ligen/ welche wir durch grausame Verfolgung verwundet sehen: Welche so sie gantz tod waͤ- ren/ so wuͤrden hernach aus denselben nimmermehr so standhaffte Beken- ner und Maͤrtyrer werden. Jn der Kirche erschallet die Gesetz-Stimm/ 2. Sam. 24, 10. Luc. 22, 61. da klopffet der Geist an/ erscheinet mit einem neuem Liecht/ wie David wi- werfahren/ Petrus empfieng einen extraordinar- Blick: Aber das gedeyet vielen nicht; bey vielen brauchet Gott andere Gelegenheiten/ gewaltsame Philem. v. 11. Luc. 23, 43. Mittel/ in dem Er sie beleget mit Creutz und Truͤbsal/ mit allerhand Straf- fen/ und sie also endlich durch Krieg/ ja durch die Suͤnde selbst/ wie One- simum, oder wol gar durch den Hencker/ wie den bußfertigen Schecher be- kehret und zum Himmel fuͤhret. 2. Quoad tempus gratiæ, was anlanget die Zeit der Gnaden/ wie lange Gott einem Menschen nachsehen/ gnaͤdig seyn Luc. 4, 19. Hebr. 4, 7. und Raum zur Busse geben will; Gott hat sein ἐνιαυτὸν δεκτὸν, seine angenehme Zeit/ Er hat sein hodie, wann Er gnaͤdig seyn will; viertzig Jahr hat gewaͤhret das hodie Judaicum, die Gnaden-Frist/ die der Herr den Juden verliehen vor der Zerstoͤrung der Statt Jerusalem; Also hat Er einem ieglichen Menschen seinen ambitum, sein Circk/ Ziel und Maß gesetzt/ wie weit und lange Er ihm will nachsehen/ dasselbe ist zwar uns un- bekant/ aber der Goͤttlichen providen tz ohnfehlbar bewust und bekant/ wel- ches Ziel zwar gemeiniglich biß ans Ende des Menschen sich erstrecket/ es sey dann/ daß der Mensch dasselbe selbst ihme abschneide durch uͤber- machte Hartnaͤckigkeit; Derowegen stehet uns solches zur Warnung/ daß wir unser Hertz nicht verhaͤrten/ weil es noch heute heisset; dann es ja nicht gewiß/ wañ Gott die Gnaden Thuͤr verschliessen werde; Wie viel sind 1. Chron. 11, 13. Num. 25, 2. seqq. der jenigen/ die in flagranti peccato, in ihren wuͤtendẽ Suͤnden untergehen und sterben/ als Saul? Saul starb in seinen Suͤnden/ so laut das traurige epitaphium, Also auch/ da sich das Volck an Baal Peor gehenckt/ wurde Gottes Zorn entbreñet/ die Obersten auffgehenckt/ die Kinder Jsrael weineten fuͤr der Thuͤr der Huͤtten des Stiffts/ aber der Jsraelitische Fuͤrst sampt seiner Midianitin wurden in ihren Suͤnden hingeraffet; Wie viel kommen ohngefaͤhr umb/ ehe sie es vermeynet/ sonderlich im Kriege/ durch Selbst-Mord/ in duell und Balgereyen? 3. Quoad numerum, was anlanget die Zahl/ wie offt Gott vergeben will; Vns ist gesagt Matt. 18, 22. zu vergeben sieben und siebentzig mal: Aber Gott hat kein Gesetz; man- chem ruffet Er/ manchem wincket Er/ manchem halt Er viel zu gut/ manchem wenig. 7. Gra- Predigt. 7. Gratiæ ordinatæ, Einer geschraͤnckten und geordneten Gnade/ auff die heilsame ordentliche Busse; GOTT gebeut Ier. 3, 12. 13. Act. 17, 30. Marc. 1, 15. allen Menschen an allen Enden Busse zu thun/ Thut Busse/ und glaubet an das Evangelium; Der Heilige Geist der thut das seine auch durch die Kirche/ als durch ein sorgfaͤltiges Weib/ Er suchet/ kehret/ zuͤndet ein Liecht an/ Er machet dem Menschen Angst im Gewissen/ Luc. 15, 8. das Liecht gehet auff; da muß sich nun der Groschen finden lassen/ sonst ists vergebens; dann wo das nicht folget/ sondern beharrliche Vnbußfer- tigkeit biß ans Ende/ da wird der Tempel oͤde gelassen/ da wird der Bund auffgehoben. Zach. 11, 10. 8. Gratiæ inimitabilis, Einer solchen Gnade/ die in weltlichem Gerichte nicht nachzuahnen allzeit; dann ob wol in der sphærâ und Gecirck des Gnadenreiches Jesu Christi wir barmhertzig Luc. 6, 36. seyn sollen/ wie unser Vater/ χρηςοὶ, gutig und sanfftmuͤthig nach Gottes edler Natur/ iedoch in politiâ externâ, was anlanget eusserliche/ weltliche Ehren-Stellen und Ehren-Aempter/ bleibets ordinariè bey der alten re- gul: Evangelium non abolet politias, das Evangelium hebt die Policey nicht auff/ ob gleich auch Reu/ Busse und censur vorgangen; Rahab be- haͤlt in heiliger Schrifft den Namen einer Huren/ auch nach dem sie Busso gethan: Zum Exempel/ der Ehebrecher soll nicht zu Ehren gelangen und zur Ehren-Stell erhoben werden/ es gibt boͤse Exempel; Die Ehebrecherin soll nicht wider von dem Mann angenommen werden/ es wird ein gantzes Ierem. 3, 1. Matt. 1, 19. Land dadurch verunreiniget, Joseph Mari æ Braͤutigam wurde deßwe- gen mit dem elogio eines gerechten Biedermanns gezieret/ dieweil er seine vertraute/ wiewol aus falschem Argwohn/ heimlich verlassen wolte. Ein Prediger/ der Ergernuͤß gibt/ und die Beurlaubung verwuͤrckt/ soll nicht wider auff die Cantzel gelassen werden: Jst von der alten Ehrwuͤrdigen und Ehrliebenden Kirchen also decret irt auff dem Concilio zu Tolet; Concil. Tolet. 1. can. 12. v. Cluver. p. 429. und ist diß an dem Griechischen Constantino Copronymo billich geschol- ten worden/ daß er Anastasium den Patriarchen zu Constantinopel/ nach dem er ihn wegen Befoͤrderung der Auffruhr/ auff einem Esel ruͤckwaͤrts setzen/ in der Statt herumb fuͤhren und verhoͤnen lassen/ hernach widerumb in seine vorige Pfarr und Cantzel kommen lassen. Noht und Gott sind außgenom̃en: Nohtfall besonderlich bey unvergleichlich hohen Gaben/ in Ansehung derer Origenes, Hieronymus, Augustinus, welches zwar grosse Liechter gewesen/ aber keine Seiden/ sondern grob Garn und Zwilch ge- spunnen/ nach ihren Faͤllen nicht allerdings verstossen/ sondern zu Ehren- Stellen Die Drey und Zwantzigste (Neunte) Stellen gelassen worden; unter die goͤttlichen regalia und Ehren-Rechte/ Ion. 21, 15. 16. 17. Ion. 3, 1. so er ihm vorbehalten/ gehoͤret auch/ daß er aus dem schwergefallenem Pe- tro einen Apostel/ aus dem fluͤchtigen und ungehorsamen Jona einen Propheten gemacht. Moͤgen und sollen wir hier nicht billich exclar iren und uns verwun- dern mit St. Paulo/ da er am Vfer des Abgrunds der Goͤttlichen Barm- hertzigkeit gestanden/ und uͤber die uͤberschwengliche Reichthumb der Goͤtt- Rom. 11, 33. lichen Gnade sich verwundert und gesagt: Ω᾽ βάϑος! ja freylich ὦ βάϑος! Welch eine Tieffe/ Höhe/ Breite/ Laͤnge der Liebe Gottes! Mich. 7, 18. Wo ist ein solcher GOTT/ wie du bist? der die Suͤnde ver- gibt/ und erlässet die Missethat den Vbrigen seines Erbtheils/ der seinen Zorn nicht ewiglich behaͤlt/ dann Er ist barmhertzig: Ja welches noch mehr ist/ welche eine Tieffe der inbruͤnstigen Goͤttlichen Liebe gegen einem widerkehrenden Suͤnder/ den Er delicatius, zaͤrter und mehr liebt/ als den/ der in dergleichen Fall nicht gerathen/ wie an dem Vater Luc. 15, 20. seqq. des verlohrnen Sohns zu sehen. Moͤgen wir nicht aus innerlicher Her- tzens-Freude in unsere Haͤnde klopffen/ jubil iren und frolocken uͤber dieses hocherfreuliche Evangelium/ und sagen: O dulce Evangelium! O du sůsses Evangelium! O edler Honig und Honigsem! O Evangelium columbinum! O des edlen Oel-Blats ! Der Rabe Cain und Judas sind aus der Arch blieben/ aber Jonas die Taube ist wider kommen/ und hat das Oel-Blat mit sich gebracht/ und den Weg allen ihm gleichen Suͤndern gezeiget: Er ist vorher geflogen! O Evangelium exemplare, reale, virtuale! O welch ein exemplarisches/ thaͤtiges/ kraͤfftiges Evangelium! Gleich wie Gen. 22, 9. seqq. Luc. 23, 40. 41. 42. Ion. 2, 10. Abraham auff dem Berge ein Exempel des Glaubens gewesen/ troͤstlich denen/ welche dergleichen Fußstapffen betreten muͤssen; Gleich wie der Schecher am Creutz geprediget allen armen/ bußfertigen/ glaubigen Suͤn- dern: Also Jonas mit seinem Exempel prediget in der That/ und bekraͤff- tiget wahr seyn/ daß Gott der Vater ein barmhertziger Vater seye/ der nicht wolle den Tod des Suͤnders/ so lange die Gnaden-Thuͤr offen stehet: Luc. 15, 4. 5. Ioh. 20, 22. 23. daß Christus seye der treue Hirte/ welcher auch ein eintziges verirretes Schaͤflein mit gantzem Ernst suche/ daß Er als der claviger, wecher seinen Jungern (und dero treuen Nachfolgern) die Schluͤssel gegeben und dero Macht anvertrauet durch das anblasen und einhauchen des Heiligen Geistes: seye der holdselige Seelen-Braͤutigam und geistliche Ehemann/ welcher Predigt. welcher sein unvergleichlich liebreiches Hertz und Begierde entdecket und herfuͤr gethan casu \& chriâ, mit einem casu und Gewissens-Frage/ die Er form irt Jer. 3. Wann ein Mann sich Ier. 3, 1. scheidet von seinem Weibe/ und sie zeucht von ihm/ und nim- met einen andern Mann/ darff er sie auch wider annehmen? Jsts nicht also/ daß das Land verunreiniget wůrde? du aber hast mit vielen Bulern gehuret/ aber doch komm wider zu mir/ spricht der HERR: Weiter zeiget Er sein liebreiches Hertz an mit einer Chriâ, mit einem lebendigen Exempel und Gleichnuͤß der Hure Gomer/ welche der Prophet Hoseas auff Befehl Gottes zum Weibe Hos. 1, 2. 3. nahm; dieselbe ehebrecherische Hure ist eine iegliche Seele/ so da suͤndiget; der Hoseas ist Jesus/ Jehoschua/ der Heiland der Welt/ der nimmet die grossen Suͤnder wider an/ so fern sie sich zu ihm locken und reitzen lassen. II. Evangelium exemplificatum, Ein solches Evan- gelium/ das an viel tausent Exempeln wahr und erwiesen Gen. 3, 9. 2. Sam. 12, 13. 2. Chron. 33, 12. 13. Luc. 15, 21. seqq. c. 22, 61. 2. Cor. 2, 5. seqq. worden; alßbald an Adam und Eva/ da sie gefallen/ ruffet der HErr: Adam ubi es? Adam wo bistu? an David/ Manasse/ dem verlohr- nen Sohn/ Petro und dem Blutschaͤnder zu Corintho ꝛc. Mir zweifelt nicht/ wer noch auff den heutigen Tag zuruͤck dencket an die edle Kron/ so jhm auffgesetzet worden in der heiligen Tauffe/ wann er bedencket/ wie er dieselbe muthwillig verschertzet/ wann er sich erinnert/ wie er gelebet in seiner Jugend/ im wachsenden Alter/ der ein Exempel an und fuͤr sich selbst fin- den wird; mancher wird finden Jonam apostaticum, einen fluͤchtigen-ab- Ion. 1, 3. truͤnnigen Jonam/ der fuͤr dem Herren geflohen/ das ist von dem Tauff-Bund/ da er getaufft worden im Namen Gottes des Vaters/ Sohns und Heiligen Geistes/ durch vorsetzliche Suͤn- den abgetreten/ sicher dahin gelebet/ ohne Gewissen ein Papist worden/ und als ein Wetter-Hahn vom Tauff-Bund abgefallen/ ein Marianer und Goͤtzen-Knecht worden! sicher in Gottes-Laͤsterung/ fluchen/ Meineyd/ luͤgen und betruͤgen fortgefahren; ohne Scheu den Sabbath entheiliget; O wie viel schlaͤget allhier das Schwert des Geistes mit einem Streich! die sicher und ohne Furcht rebell iren/ den verlohrnen Sohn ag iren/ sicher rauffen/ balgen/ den Neidhart spielen/ sicher in Vnzucht leben/ die nicht an die Sonn kommen/ in stummen Suͤnden/ unkeusche Natur-Reitzung/ muthwillig abort irt/ und Vrsach zur Mißgeburt gegeben/ oder die Frucht mit Artzney abgetrieben/ Ehebruch begangen/ und den Ehemann ein Sechster Theil. O o frembdes Die Drey und Zwantzigste (Neunte) frembdes Ey lassen außbruͤten/ gleich einer Graßmuck: Saͤuffer/ Spieler/ Diebs-Griff! verleumbden ꝛc. Gottes Auge und eigen Hertz sind hier zween Zeugen/ in dero Mund alle Warheit bestehet; ist iemand/ dem das Gewissen deßwegen noch nicht auffgewachet/ der dasselbe entschmertzet und ihm Gewalt anleget/ oder will dasselbe nicht revel iren lassen/ O wehe ihm! der schwebet in der allerhoͤch- sten Gefahr seiner armen Seel; Bedencke woraus du gefallen bist? nem- lich aus dem Gnaden-Schos Gottes; Es ist grosse Zeit; nicht Gnad/ sondern der Zorn bleibet auff einem solchen Menschen/ und wann er gleich ein Prophet/ ein Regent waͤre/ und die eusserliche Gaben empfangen haͤtte/ die Verdamnuͤß ist nur desto groͤsser; Saul blieb auch eine Zeitlang Koͤ- nig/ Bileam und Caiphas waren auch Propheten; Wer aber bedenckt was er verschertzet/ wer zuruͤck dencket/ wie er gesuͤndiget; was er mit seinen Suͤnden verdienet? laͤngst das hoͤllische Feuer/ daß er darinn sitzen und schwitzen solte: gedencket wañ und wie er sey wider zuruͤck geruffen wordẽ? da reget sich das honigsuͤsse/ troͤstliche Evangelium/ das presset die Buß- Psal. 34, 9. Zeichen heraus/ das erweckt Freude! daheisset es alßdann: Schmecket und sehet wie freundlich der HERR ist! Ein solcher Mensch Ion. 4, 2. Ps. 103, 1. findet Vrsach mit Jona zu sagen von Gottes Langmuth/ mit David zu singen: Nun lob mein Seel den HErren/ was in mir ist den 2. Chron. 33, 13. Namen sein! ꝛc. zu erkennen mit Manasse/ daß der Herr Gott sey/ wie? hat ers dann zuvor nicht erkant? ja/ wie die athei und Gottlosen/ die Gott nicht achten; was hat er dann erfahren oder gelernet? daß Gott nicht ein blinder oder schlaffender Gott seye/ oder ein ohnmaͤchtiger Baal/ sondern ein maͤchtiger Eiferer und ein barmhertziger Vater; welches ihm eine Vrsach gewesen/ ad cautionem, daß er nicht mehr soll suͤndigen/ Ioh. 5, 14. auff daß ihm nicht etwas aͤrgers widerfahre/ sondern wie Jonas andere zu lehren/ zu staͤrcken wie Petrus/ dem der Herr Christus diese Vermah- Luc. 22, 32. nung gab/ Wann du dich dermal eins bekehrest/ so staͤrcke deine Bruͤder/ geordnet? nicht vergebens sind dem verlohrnen Sohne neue Eph. 6, 15. Schuh angemessen worden! Warumb? Der Apostel Paulus legts aus; Seyt/ sagt er/ an Beinen gestiffelt oder geschuhet/ als fertig zu treiben das Evangelium des Friedes/ damit ihr bereitet seyt. III. Evangelium rosaceum, Ein wolriechendes/ kräff- tiges/ Seel- Hertz- und Gemuͤth-stärckendes Evangelium/ gleich einem lieblichen Rosen-Balsam oder Honig; sintemal das Predigt. das Evangelium gleiche fata mit dem Rosen-Stock außstehen muß; Ein fruchtbares Bienlein sauget Honig daraus/ eine Spinne Gifft/ eine Rau- pe frisset es gar ab und verderbets mit einander; die Raupen sind die No- vatianer/ die zwar einem gefallenen Suͤnder eine Hoffnung machen von der Gnade Gottes/ aber den Loͤse-Schluͤssel machen sie gantz zweifelhafftig; deren einen aber Acesium, Constantinus Magnus sehr wol beschlagen. apud So- zom. l. 1, 21. Der Novatianismus ist laͤngst außgestorben/ keine Sect hat weniger Nachfolger hinderlassen: An dessen statt ist kommen veteranismus, die rohe/ sichere/ epicurische Welt/ die nichts glaubet/ nichts hoͤret/ will sich nicht locken noch bewegen lassen/ eben als Ulyssis Gesellen*. * Nach dem Vlyssis Gesellen von der Circe in unvernuͤnfftige Thiere verwandelt/ und der Vlysses mit der Circe gute Freundschafft gemacht/ sind sie auff einmal/ sich zu erquicken/ spatzieren gangen in den gruͤnen Wiesen/ Hoͤltzun- gen/ an der Seekamiten und andern lustigen Orten. Wie sie nun mancherley discurs e gehalten/ hat Vlysses die Circe gebeten/ sie moͤchte ihm/ ehe er von ihr schiede/ die Gnade erzeigen/ und ihm behuͤlfflich seyn/ damit er von den unver- nuͤnfftigen Thieren/ die seine Gesellen und Geferten vormals gewesen/ eine muͤndliche Antwort erlangen koͤnte/ ob sie anch widerumb in ihr Vaterland zu reisen begehrten. Solches hat Circe dem Vlyssi zu thun und zu vergoͤnnen ver- heissen; daß nemlich ein ieglichs Thier/ das zuvor Mensch gewesen/ so lange widerumb seine Sprache und Vernunfft erlangen und gebrauchen solte/ biß sie auff Vlyssis Fragen geantwortet. Auff diese Zusage und der Circe Wort ist Vlysses fortgangen/ und hat sich auff einen gruͤuen lustigen Huͤgel/ nicht ferne vom Meer niedergesetzet/ umbhersehend/ ist er alßbald ansichtig worden einer Aufter/ mit ihren Schalen an der Klippen hangend/ welche er zu sich geruffen/ sie angeredet und gefraget/ ob sie nicht wolte wider ein Mensch werden/ und mit in Griechenland ziehen/ dann er koͤnte ihr solche Gaben wol mittheiien/ weil es ihm von der Circe vergoͤnnet. Die Auster hat Vlyssis Anbringen angehoͤret/ alßbald darauff geant- wortet: O mein liebster Vlysses, deine Beredsamkeit und Weißheit gebrauchest du anietzo gegen mir nur vergebens und umbsonst/ meinen gluͤckseligen Stand/ darinnen ich ietzt lebe/ gedencke ich mit nichten zu veraͤndern. Da fragt Vlysses : Ey lieber! Was bistu zuvor fuͤr ein Mensch gewesen? sage mirs doch! Die Auster antwortete/ sie waͤre aus Griechenland buͤrtig/ und fuͤr diesem ein Fischer gewesen. Vlysses fragt weiter: Haͤltestu dann diesen Stand hoͤher als das menschliche Wesen? Sie antwortet: Ja freylich halte ich ihn hoͤher. Da ich ein Mensch war/ und mich von fischen ernehren muste/ habe ich weder Tag noch Nacht geschlaffen/ in Schnee und Regen/ Kaͤlte und Frost muste ich mein Leben zubringen/ und zwar nicht auff dem Lande/ wie der Menschen Gewohnheit ist/ sondern auff dem kalten Wasser/ in grosser Gefahr des Lebens. O wie hab ich mich so offt matt und muͤde gearbeitet/ und dannoch kaum ein stuͤcklein Brods erworben. Wie offt habe ich mit ledigen Netzen muͤssen zu Hause gehen/ mit hungerigem Magen und kurrendem Bauch/ auch kaum so viel Zeit und Raum gehabt/ daß ich mich haͤtte koͤnnen schlaffen legen. Nun aber hab ich von Natur uͤberfluͤssig/ alles/ dessen ich benoͤthigt/ darff nicht arbeiten; dann meine Speise/ O o 2 davon Die Drey und Zwantzigste (Neunte) davon ich lebe/ faͤllet vom Himmel: und bin auch mit zwo Schalen umbgeben/ das ist mein Haͤuß und festes Schloß/ darumb ich keine Wohnung fuͤr Geld mie- ten darff/ diß schließ ich auff und zu/ wann mirs beliebet. Ja diß ist auch mein natuͤrlich Kleid und Harnisch/ mit welchem ich von Natur versehen bin: Darge- gen werdet ihr Menschen nacket und bloß auff diese Welt geboren/ koͤñet nit gehen noch stehen/ verstehet auch nicht was gut oder boͤse ist. Von diesem allem hat mich die Natur befreyet/ und mich mit einem gluͤckseligem Stand begabet. Darumb lieber Vlysses, du magst hinziehen wo du wilt/ ich will hier bleiben/ und mich wider nach meiner Klippen verfuͤgen. Damit hat die Auster den Vlyssem allein ge- lassen/ welcher zum Theil sich verwundert uͤber diesen discurs zum Theil auch zor- nig worden/ daß er mit Schimpff bestanden war. Vnd auff gleiche Weise haben auch die uͤbrige andere Thiere Vlyssem beantwortet/ derer Gespraͤch in der acerrâ philologicâ zu finden. Da sauget sie gleichsam als eine Spinn ihr Gifft heraus/ O eine Rom. 6, 1. Sap. 2, 6. boͤse Spinn! Derowegen spricht sie ihren Kindern zu: Lasset uns in der Sůnde beharren/ auff daß die Gnade desto maͤchtiger sey! Lasset uns dann leben und unsers jungen Leibs und Lebens vnd was wir haben/ brauchen/ weil es da ist! Lassets uns drauff hinein wagen und am Suͤnden-Knaul winden! die Gnade Gottes wird uns schon wider- ruffen und bekehren! weil wir in dem vorigen Stande/ in Ehren-Aemptern sitzen/ weil uns Gott mit herrlichen Gaben außruͤstet/ so ist Er uns gnaͤ- dig! darumb cras! cras! morgen und alle Tage ist es Zeit mit der Busse; Gott ist langmuͤthig und guͤtig/ Er ist ein guter Gott! O blasphe- miam! O der grausamen Gottes-Laͤsterung! O du boßhafftiges/ ver- Rom. 2, 4. stocktes Hertz! gedenck an den Apostolischen Verweiß Rom. 2. Verach- testu den Reichthumb seiner Guͤte/ Gedult und Langmuͤthig- Ps. 95, 7. 8. Hebr. 3, 7. c. 4, 7. keit/ weissestu nicht/ daß dich Gottes Guͤte zur Busse leitet? Gedenck an das hodie incertum, daß es heisset heute! Heute/ so ihr des HERREN Stimme hoͤret/ so bekehret euch/ so ist es noch Zeit! wie lange? weiß Gott. Es stehet in seiner Hand/ einem gibt er lange Ion. 3, 4. Zeit/ Jerusalem viertzig Jahr/ Ninive nur viertzig Tage; gedencke an das νυν῀, ietzt ist der Tag des Heils/ wer weiß/ wie lange das ietzt werden wird? Num. 25, 8. wie viel sind in flagranti peccato, mitten in der Suͤnde dahin gestorben/ die in gleicher Suͤnde mit Simri und Casbi gestecket? Wie viel seynd in Narrat Herodotus l. 2. Cyrum, cùm Iones pacis conditiones, quas priùs repudiârant, ab eo reposcerent, dixisse eis apologum tibicinis, qui ad alliciendos pisces tibiâ cecinerat, sed cùm nihil proficeret, sagenam misit in mare, multosq́ue pertraxit, quos cùm palpitantes intueretur: Temperate, ait, jam à saltationibus, quia me canente noluistis saltarè. Ita Deus Iudæis tibiam Ezechielis \& Prophe- tarum respuentibus, hamum Chaldæorum immisit, quo capti \& necati sunt. dem Predigt. dem neulichen dreissig-jaͤhrigen Krieg dahin gefallen/ die nicht einmal zu dieser Gnade kommen? Zwey oder dreymal sihet GOTT etwan Iob. 33, 29. zu/ daß Er eine Seele herumb hole aus dem Verderben. Gedencke an die Wort Lutheri: Quanquam Deus promisit ve- Lüth. ad Gen. 50. fol. 249. f. 2. niam, tamen non promisit, quod certò sis rediturus ! Saul \& Judas non redierunt: Pharisæus non debet salvus fieri præsumendo, nec latro perire desperando. Ob zwar Gott Vergebung der Suͤnden versprochen hat/ so hat Er doch dir nicht ohnfehlbar zugesaget/ daß du wirst widerkommen mit wahrer Busse! Saul und Judas sind nicht widerkommen: Der werck-heilige Phariseer soll nicht selig werden durch selbst-erdichtete Ein- bildung/ und der Schecher auch nicht verderben durch Verzweifelung. Vnd wie D. Gerhardus sagt: Promisit Deus veniam pœnitenti, sed vo- D. Gerh. meditat. p. 29. luntatem pœnitendi non promisit delinquenti, Gott hat zwar Erlas- sung verheissen den bußfertigen Suͤndern/ aber die Busse nicht einem ieg- lichem verheissen/ so offt er suͤndiget. Lutherus schreibet uͤber das dritte Luth. tom. 8. Witteb. fol. 268. Capitul Hose æ pag. 268. Gedencke du bey dir selbst/ was diese Ehebreche- rin fuͤr ein Hertz haben wird/ welche also guͤtig von ihrem Mann wider- umb wird auffgenommen/ wann sie nur allein gewiß glaubet/ daß sie von ihrem Mann geliebet werde. Meynstu nicht daß sie einen hefftigern Schmertzen empfangen wird/ wann sie an ihre greuliche Suͤnde/ so sie mit andern begangen/ gedaͤchte? oder meynstu/ daß nicht/ daß sie sich hernach befleissen wuͤrde/ sich ihres Mannes Willen zu vergleichen/ deßgleichen auch alles thun und anfangen/ damit sie wuͤste ihren Mann zu erfreuen/ dage- gen alles fliehen und verhuͤten/ damit sie wuste/ daß sie ihn erzuͤrnen koͤnte? Es wird aber derhalben der Christlichen Gemein die Barmhertzigkeit Gottes nicht gelobet/ daß sich die Leute an ihr aͤrgern/ und derselben miß- brauchen sollen/ und zu suͤndigen fortfahren/ sondern daß sie anfahen sich mit hoͤhern Ernst und Fleiß darinnen zu bemuͤhen/ damit hinfuͤrder der Wille Gottes von ihnen gethan werde/ welcher von ihnen bißher gantz boß- hafftiglichen verachtet worden ist. Gott geb uns allen apinam pru- dentiam, Jmmen-Klugheit/ außzulesen und zusammen zu tragen einen heilsamen Honigseim zur geistlichen Hauß- und Hertzens-Apotheck/ damit unsere Seel zu nehren/ uns/ kommt Anfechtung her/ zu wehren/ daß sie uns nicht moͤge verkehren/ sondern vielmehr durchs Creutz widergebaͤren zum besten Kleide der himmlischen Ehren/ der Heilige Geist wolle uns unsers Wunsches gewaͤren/ Amen. O o 3 Die Die Vier und Zwantzigste Die Vier und Zwantzigste Predigt Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort Matth. 12/ 31. 32. Von der Suͤnde in den Hei- ligen Geist. Alle Suͤnde und Laͤsterung wird dem Menschen vergeben/ aber die Laͤsterung wider den Hei- ligen Geist wird dem Menschen nicht ver- geben; und wer etwas redet wider des Menschen Sohn/ dem wirds vergeben: aber wer etwas redet wider den H. Geist/ dem wirds nicht vergeben/ weder in dieser noch in jener Welt. 1. Reg. 2, 8. G Eliebte in Christo: Vnter andern novissimis und letz- ten Worten/ damit der alte betagte Koͤnig David seinem Sohn Salomon gleichsam valedic irt/ lesen wir auch diese Klag-Wort/ die er fuͤhret uͤber Simei/ den Sohn Gera/ den Sohn Jemini; Es hat derselbe zur Zeit seiner Flucht/ da er gen Mahanaim gangen/ ihm schaͤndlich geflucht/ in seiner Sprach lautets also: Kalala Nimrezeth, in der lateinischen 2. Sam. 16, 7. version: maledictione pessimà, 2. Sam. 16. Er erinnert sich 1. der malediction an ihr selbst; Die Rabbinen quaͤlen sich mit der Ca- bala, und wollen per acrosticha des Worts Nimrezeth erkundigen/ was eigentlich der Fluch moͤg gewest seyn/ halten dafuͤr/ so viel Buchstaben in dem Wort nimrezeth begriffen/ so viel opprobria und Schmaͤhwort; bedeutet Noeph, adulterum, einen Ehebrecher/ moabitam, einen Moabiten/ dieweil er aus der Ruth entsprungen Rozeach, homicidam, einen Todschlaͤger/ Zaruach, leprosum, einen Aussaͤtzigen/ der als ein Aussaͤtziger zur Statt hinaus muß toebah, abominabilem, einen ab- scheuli- Predigt. scheulichen Mann/ einen Greuel. Aber was darffs viel cabalisi rens/ die Histori zeigets klar an/ was es fuͤr Scheltwort gewest/ Heraus/ heraus v. 7. du Bluthund/ du loser Mann/ du bist ein Bluthund. Ze ze isch hadamim veisch habelial. Das war wol nimrezeth, roborata calumnia, vielfaͤltige Laͤsterung/ keine einfache/ sondern 1. mala, eine böse Laͤsterung/ so aus boͤsem/ gifftigem/ lang-ingehaltenem/ feindseligem Hertzen entspros- sen/ er war vom Geschlechte Saul/ calumn irt/ als waͤre David schuldig am Blute Saul und seinem Hause/ der Herr hab ihm vergolten; Es sagt zwar David/ als Abisai an ihn wolte/ und ihm den Laͤster-Kopff abreissen: Der HErr hats ihn geheissen/ fluche David/ laß ihn fluchen! v. 10. so es der Herr geheissen/ moͤchte iemand sagen/ so ists nicht unrecht; Es ist aber hie zu wissen/ daß es der Herr anders nicht geheissen/ als er auch zum Luͤgen-Geist gesagt; 1. Reg. 22. Gehe aus und thue also/ als Chri- 1. Reg. 22, 22. Matt. 8, 32. stus geheissen die Teufel in die Schwein fahren; als eine Obrigkeit den Hencker heisset den Vbelthaͤter vom Leben zum Tode zu richten: Sonst muͤste Gott der Herr ungerecht/ Simei aber gerecht gesprochen werden. Der Herr hats ihn geheissen/ nicht als wann Er ihn darzu gereitzet oder getrieben/ sondern als ein Richter den teufelischen Willen/ der schon in Simei gebrant/ und keines reitzens von noͤthen gehabt/ zuzulassen/ welcher nicht haͤtte außbrechen koͤnnen/ so Gott nicht verhenget haͤtte. 2. Maledictio pejor, Die Laͤsterung war noch aͤrger/ in Betrachtung daß sie nicht auff eine privat Person/ sondern auff den Koͤnig gezielt/ den Gesalbten des Herren getroffen/ der doch jure divino \& gentium nach allen Rechten privileg irt; dann dem Koͤnig soll man nicht fluchen/ der Koͤnig ist ἄσυλος, frey als der Gesalbte des Herren; Es waͤr diese Laͤsterung nicht außgestossen auff eines gemeinen Menschen Sohn/ sondern auff einen Propheten und Koͤnig von Gott gesalbet/ der mit Vnrecht entsetzet/ daher die indignit aͤt und Vnbilligkeit der Sach den Helden Abisai bewogen/ daß er gesaget: Solte dieser tode Hund 2. Sam. 16, 9. meinem Herren dem Koͤnig fluchen? Jch will hingehen/ und ihm den Kopff abreissen. 3. Maledictio pessima, Am alleraͤrgsten war diese Laͤ- sterung/ dieweil sie Gott im Himmel selbst angetastet und betroffen/ dann Gott der Herr ist selbst interessi rt/ wird injur irt durch David. Jn dem er ihn den Koͤnig von Gott erwehlt anspricht/ gerad als haͤtte er ohne Die Vier und Zwantzigste ohne Beruff mit Gewalt Kron und Seepter ergriffen; Er nennet ihn v. 7. 8. einen Bluthund/ der HERR/ sagt er/ hat vergolten alles Blut des Hauses Saul/ daß du an seine statt bist Kõnig worden/ gleich als haͤtte sich David ohne Gottes Beruff mit Gewalt in das Reich eingetrungen/ gleich als haͤtte Gott einen rebell ischen Mann zum Scepter v. 8. erhaben/ er setzet noch darzu: Nun hat der HERR das Reich ge- geben in die Hand deines Sohns Absalons; Er nennet den Mann Gottes einen isch belial, einen Teufels-Mann/ die con- sequen tz ist bald gemacht: Jst der Mann Gottes ein Teufels-Mann/ was ist Gott? Gleichwol aber 4. maledictio remissibilis, ein Fluch und Laͤsterung so Vergebung erlanget; dann nach dem Simei gesehen/ wie die fata lauffen und zuruͤck gehen/ Absalom umbkommen/ David sein Scepter und Kron gewunnen/ da wird ihm bange/ er kriecht zum Creutz/ ist der erste der David einen Fußfall thut/ bittet umb perdon und Gnad/ 2. Sam. 19, 19. 20. 21. 22. 23. 2. Sam. 19. wie er dann auch Gnad erlanget/ David schweret/ er soll nicht sterben/ verstehe durch die Hand Davids/ in dem Leben Davids/ heute die- sen Tag; Abisai meynet/ man solt ihm den Proceß alsobald gemacht ha- ben/ solt Simei nicht sterben/ so er doch dem Gesalbten des Herren ge- flucht? Aber David sagt: Solt heute iemand sterben in Jsrael? Solt ich diesen meinen Ehren- und Freuden-Tag in einen Blut- und Trauer-Tag verwandlen? und waͤr ihm auch dieser Verspruch wol ge- halten worden/ wo er Salomons Gebott nicht uͤbertretten und aus dem 1. Reg. 2, 36. seqq. Arrest außgewichen waͤre. Biß hieher Kelalah Nimrezeth Simeia, der Fluch Simei. Viel ein anderer schroͤcklicher und schaͤndlicher uͤberaͤrgerer Fluch wird uns in vorgelesenem Texte beschrieben/ nemlich die Laͤsterung und Suͤnde wider den Heiligen Geist/ die Suͤnde uͤber alle Suͤnde/ die unvergebliche Suͤnde/ davon der Herr sagt in vorhergehenden Wor- ten/ nach dem die Phariseer sein Wunderwerck/ so Er durch Gottes Fin- ger den Heiligen Geist gethan an einem Besessenen/ Blinden und Stum- men/ die Phariseer ohngefaͤhr darzu kommen/ und aus Neid gesagt: Er treibet die Teufel nicht anders aus als durch Beelzebub; so sagt der Herr darauff: Jch sage euch/ alle Suͤnde und Lästerung wird dem Menschen vergeben/ und wer etwas redet wider des Menschen Sohn/ Predigt. Sohn/ als Er sey ein Weinsaͤuffer/ Samariter. Aber wer etwas redet wider den Heiligen Geist/ dem wird es nicht vergeben/ weder in dieser noch in jener Welt/ das ist/ wie es Marcus auß- leget c. 3. Er hat keine Vergebung ewiglich/ sondern ist schuldig Marc. 3, 29. des ewigen Gerichts. Jst ein Thema, welches wir zu Ende der Wercke des Heiligen Geistes fuͤrtragen wollen; dann nach dem wir bißhero von den Gaben und Aemptern des Heiligen Geistes gehandelt/ erheischet es die gute Ordnung/ daß wir auch ex opposito han- deln von der Sůnde in den Heiligen Geist; Dieselbe zu verstehen/ und uns dafuͤr zu huͤten/ wolle uns Gott der Heilige Geist reichlich bey- wohnen mit seiner Gnade/ umb Jesu Christi willen/ Amen. E S sind zwar unterschiedliche Sůnden/ so auff den Heili- gen Geist zielen/ Erstlich communis, initialis, disposi- tiva, Eine allgemeine Suͤnde/ so der Anfang ist zur rechten grossen Suͤnde wider den H. Geist/ wird begangen so offt man sonderlich die Person und Ampt des H. Geistes angreiffet/ den- selben zu betruͤben/ welches er ein Weile vertraͤgt per τροποφορίαν, gleich wie Eph. 4, 30. Act. 13, 18. Actor. 5, 4. seqq. c. 8, 19. Esa. 64, 10. 1. Thess. 5, 19. er geduldet die Kinder Jsrael in Egypten viertzig Jahr; zu versuchen/ wie Ananias und Saphira Gott den H. Geist versuchten Actor. 5. depre- ciando, mit den Gaben des H. Geistes/ Fugger- und Kraͤmerey zu treiben/ dergleichen Simon begehrte von den Aposteln Actor. 8. zu erbittern und zu entruͤsten Esa. 64. zu daͤmpffen in seinen Gaben 1. Thessal. 5. sind zwar grosse/ schwere/ Cyclopische/ ungeheure Suͤnden/ aber es ist noch nicht das nimrezeth, die allergrösseste und unvergebliche Suͤnde; Dieselbe recht grosse κατ᾽ ἐξοχην´ und eigentlich also genante Suͤnde wider den Heiligen Geist begreifft in sich I. Repulsam officii Spiritûs Sancti, Einen feindseligen Eckel/ Widerstand Act. 7, 51. und Verwerffung des Ampts des H. Geistes in der Kirchen/ so er vermittelst des Predig-Ampts fuͤhret/ als welches den hohen adelichen Namen fuͤhret/ daß es ein Ampt seye des Heiligen Geistes/ 2. Cor. 3. Der 2. Cor. 3, 8. Act. 20, 28. 1. Cor. 12, 4. seqq. 1. Ioh. 5, 7. Hebr. 10, 29. Heilige Geist ists/ der das Predig-Ampt beruffet/ mit Gaben außruͤstet/ der da zeuget als der Gnaden-Geist/ von Gnad/ Heil und Vergebung der Suͤnden/ so von dem himmlischen Vater allen Menschen angeboten/ durch Christum allen erworben/ aus Gnaden wuͤrcklich confer iret; Er ists der es versigelt mit den heiligen Sacramenten/ Er ist der Goͤttliche Finger/ Sechster Theil. P p durch Die Vier und Zwantzigste durch welchen Christus und alle Thaumandri und Wunder-Maͤnner Luc. 11, 20. miracula gethan: Wann nun ein Gottes-vergessener Mensch dieses al- les verwirfft/ von sich stoͤsset/ nicht annehmen/ nicht glauben will/ so stehet er auff der ersten Staffel. II. Repulsam proæreticam, Eine vorsetzliche Ver- stossung der Göttlichen angebottenen Gnade/ so da geschicht von einem solchen Menschen/ der da ist einmal gnug/ das ist/ vollkommen erleuchtet/ dem das Liecht der Warheit in die Augen geschienen/ der da weiß was er thut; dann wer einen Koͤnig nicht kennet/ der kan ihn auch Hebr. 6, 4. c. 10, 26. nicht laͤstern als einen Koͤnig: von einem solchen Menschen/ der da ge- schmecket die himmlischen Gaben und das guͤtige Wort Gottes/ und theilhafftig worden des Heiligen Geistes/ die Erkaͤntnuͤß der Warheit Tit. 3. 10. empfangen/ der in seinem Hertzen uͤberzeuget/ daß er die Warheit laͤngne und laͤstere: der weder durch Draͤu- oder Verheissungs-Wort/ sondern elchinam gratis, muthwillig/ freywillig/ ohngezwungen/ gleich wie Pharao alle Mittel verstoͤsset. III. Repulsam Apostaticam, Eine ab- Hebr. 6, 6. c. 10. 26. 27, Matt. 12, 31. truͤnnige Verstossung/ so da geschicht durch Verlaͤugnung des Glau- bens/ durch einen oͤffentlichen Widerruff. IV. Repulsam Blasphe- mam, Ein gotteslästerliche Verstossung/ wann man den Sohn Gottes ereutziget/ seine Wunden auffkratzet mit Schmach- und Laͤster- Worten/ und ihn fuͤr einen Spott haltet/ gleich wie seine Creutziger; den Geist der Gnaden schmaͤhet/ wie die Phariseer gethan. Also consequenter V. Repulsam irremissibilem, Eine un- vergebliche Verstossung und Suͤnde; dann so lesen wir klar von 1. Sam. 2, 25. den Soͤhnen Eli 1. Sam. 2. welche sich an dem Versoͤhn-Opffer und den Mitteln der Seligkeit selbst/ an dem Opffer-Fener/ dadurch der Heilige Geist bedeutet worden/ versuͤndiget; denen sagt Eli: Wann iemand wider einen Menschen suͤndiget/ so kans der Richter schlich- ten/ wann aber iemand wider den HERREN suͤndiget/ gleich wie die Soͤhne Eli/ sie laͤsterten das Speiß-Opffer des Herren wer kan fuͤr ihn bitten? sonderlich im Neuen Testament sagt Christus Mat. 12, 32. Matth. 12. Wer etwas redet wider des Menschen Sohn/ dem wirds vergeben/ wer aber etwas redet wider den Heiligen Geist/ dem wirds nicht vergeben/ weder in dieser/ noch in jener Hebr. 6, 4: 5. 6. Welt. Widerumb St. Paulus Hebr. 6. Es ist unmoͤglich/ daß die Predigt. die einmal erleuchtet sind/ und geschmecket haben die himlische Gaben/ (Freude und Trost des Heiligen Geistes) und theilhafftig worden der Gaben des Heiligen Geistes/ und geschmecket das guͤtige Wort Gottes/ und die Krafft der zukůnfftigen Welt/ das ist/ deroselben Vorschmack gehabt/ wo sie abfallen/ und wider- umb ihnen selbst den Sohn Gottes creutzigen/ und fuͤr Spott halten/ mit Fuͤssen tretten/ daß sie wider solten erneuert werden zur Busse. Vnd St. Johannes 1. Johan. 5. So iemand sihet 1. Ioh. 5, 16. 17. ( per donum discretionis ) seinen Bruder suͤndigen nicht zum Tode/ der mag bitten/ so wird er geben das Leben/ denen/ die da suͤndigen nicht zum Tode; Es ist aber eine Suͤnde zum Tode/ dafuͤr sage ich nicht/ daß iemand bitte; Alle Vntugend ist Suͤnde/ und es ist etliche Suͤnde nicht zum Tode/ gleich wie zweyerley Wunden sind/ eine ist zum Tode/ die andere ist nicht zum Tode; von jener sagt man/ sie koͤnne nicht geheilet werden: Also wer suͤndiget zum Tode/ dem kans nicht vergeben werden/ das ist die rechte unvermei- dentliche Tod-Suͤnde. Moͤchte iemand sagen: Wie? nicht vergeben werden? Hab ich doch ie und allezeit gehoͤret/ es sey keine Suͤnde so groß/ sie koͤnne vergeben werden wann man Busse thue? Wo die Suͤnde maͤchtig ist/ da Rom. 5, 21. ist Gottes Gnade viel maͤchtiger; Ob bey uns ist der Suͤn- den viel/ bey GOTT ist vielmehr Gnade/ seine Hand zu helffen hat kein Ziel/ wie groß auch sey der Schade? Antwort: Ja freylich bleibet beydes wahr/ auff Seiten Gottes ists gewiß/ daß Gott der Vater den Suͤnder in den Heiligen Geist nicht bloß verworffen/ son- dern so viel an ihm/ wolle/ daß er nicht sterbe! Der Sohn Gottes ist auch fuͤr diese Suͤnde/ wider den Heiligen Geist begangen/ gestorben/ sein Blut ists/ damit er gereiniget; der Heilige Geist eben in ipso actu, da der Mensch gemeldte Suͤnde begehet/ so offer irt Er ihm ja seine Gnade kraͤfftig/ sonst suͤndigte er nicht in den Heiligen Geist/ und koͤnte nicht mit Recht gestrafft werden: Die Epistel an die Hebreer c. 10. bezeuget klar/ daß der Herr Hebr. 10, 29. Christus in particulari sein Blut vergossen habe/ auch fuͤr die/ so wider den Heiligen Geist suͤndigen/ da sie sagt/ daß ein solcher Verbrecher das Blut des Testaments unrein achte/ durch welches er gehei- liget ist: Sondern auff seiten des Menschen ists unmoͤglich/ oder der P p 2 Mensch Die Vier und Zwantzigste Mensch ist selbst schuld an solcher impossibilit aͤt/ dieweil er die Gnaden- Mittel selbst verachtet und mit Fuͤssen tritt; zum Exempel/ ein Krancker der mit einer unheilsamen gifftigen Kranckheit behafftet/ kan nicht geheilet werden potentiâ naturali, durch natuͤrliche Krafft und Vermoͤgen/ kan aber doch obedientiali, durch uͤbernatuͤrliche Krafft/ so fern er nicht wider- stehet; verachtet er diese/ so kan er gar nicht cur irt werden/ nicht aus Mangel der Artzney/ sondern aus eigener Boßheit/ aus eigener Schuld; Iohan. 9, 1. seqq. Der Blindgeborne Joh. 9. hat natuͤrlicher Weise nicht koͤnnen cur irt und sehend gemacht werden/ aber durch Gottes sonderbare Gnade hat er koͤn- nen sehend werden; haͤtte er aber diese mit Fuͤssen getretten/ so haͤtte ihm gar nicht koͤnnen geholffen werden/ sondern were ewig blind geblieben. Folgends endlich VI. finaliter perseverantem, eine verhärtete Suͤnde/ darinnen einer verharret biß ans Ende; der Zorn Got- tes bleibet uͤber ihn/ wegen der unuͤberwindlichen Verhaͤrtung/ welche nicht kan uͤberwunden und gebrochen werden durch den freyen Willen/ das ordentliche Mittel seiner Bekehrung verwirfft er/ kein extraordinarium und uͤberordentliches Mittel ist ihm Gott schuldig. dann ob zwar die reciprocatio nicht angehet/ und nicht folget: Ein ieglicher beharrlich un- bußfertiger Suͤnder/ der in seiner Vnbußfertigkeit beharret biß ans Ende/ ist ein Suͤnder in den Heiligen Geist; so folget doch im Gegentheil/ und kan nicht anders seyn: Eine iegliche Suͤnde/ so nicht vergeben wird/ die herrschet in dem Suͤnder biß an sein Ende; dann sonst/ wo er nicht drin- nen verharrete biß ans Ende/ so wuͤrde sie vergeben: es ist die Beharrligkeit ein adjunctum inseparabile, und mag nicht von dieser Suͤnde abgeson- dert und getrennet werden/ gleich wie eine iedwedere unheilsame Kranckheit zum Tode ist. So viel in Θέσει von der definition, was die Sůnde in den Heiligen Geist eigentlich seye? Jst alles conjunctim zu verstehen/ da kein stuͤck von denen ersterwehnten Gliedern/ so diese Suͤnde in sich be- greifft/ mangeln muß; Es ist dieselbe allererschroͤcklichste Suͤnde/ aus oberzehlten/ eine solche Suͤnde/ da ein Mensch/ der zuvor die Warheit erkannt/ in seinem Hertzen und Gewissen derselben uͤberzeuget/ aus Vorsatz/ ohne Noth-Zwang und Furcht der Gefahr/ dieselbe öffentlich verlaͤugnet/ laͤstert und schmähet/ und freywillig das heilige Evangelium und Predig-Ampt/ als ein Gnaden-Ampt Gottes des Heiligen Geistes von sich stösset/ von dem reinen seligmachenden Glauben abfaͤllet/ densel- Predigt. denselben verlaͤstert und verfolget/ keine Vergebung erlanget/ biß an sein Ende darinnen verharret/ und dem ewigen Tode nicht entgehen kan. Belangende nun die ὑπόθεσιν und die exempla, so kan dieser Suͤnde nicht bezuͤchtiget werden I. Κατ᾽ ἄρσιν, Petrus/ nicht Paulus/ nicht alle apostatæ und heutige/ gezwungene/ abtruͤnnige Mamelucken/ nicht jener Straßburgischer Priester/ von dem () Bucerus schreibt/ () in cap. 12. Matth. confer D. Feurborn. de peccat. in Spir. S. p. 532. welcher im ersten Anblick der reformation sich anders nicht gestellet als waͤre er Evangelicissimus, pur lauter Evangelisch/ hernach aber/ als er gese- hen/ daß das Evangelium verhasset/ und bey demselben aus Abschaffung der Meß und des Opffer-Pfennigs wenig Genieß zu erholen/ sich geaͤndert und zuruͤck geprellet. Es sind zwar gewisse Exempel aus Gottes Munde selbst not irt und gezeichnet/ als Suͤnden wider den Heiligen Geist/ sonder- lich aus dem Munde Christi/ die Phariseer/ Matth. 12. der in ihr Hertz Matt. 12, 31. hinein gesehen/ und das monstrum war genommen/ dasselbe geoffenbaret/ entdecket und gesagt: Jch sage euch/ nemlich Gegenwaͤrtigen! Mar- cus zeucht die thesin in hypothesin cap. 3. dann sie die Pharifeer sagten: Marc. 3, 30. Er hat einen unsaubern Geist/ darumb sage ich/ die Laͤsterung wider den Heiligen Geist wird euch nicht vergeben: Gewiß sind die Exempel aus der Histori und event nach dem Tode worden; son- derlich das Exempel Juliani, der von Eusebio Nicomed in der Christ- lichen religion unterrichtet/ vollkommlich erleuchtet/ die Gnaden-Gaben des Heiligen Geistes empfangen und genossen/ und so weit kommen/ daß er gar in der Jugend Iector worden in der Kirchen zu Nicomedien; her- nach durch Verfuͤhrung der Heydnischen Præceptor en/ sonderlich Libanii Rhetoris widerumb ins Heydenthumb zuruͤck gefallen/ den Schalck zwar verborgen/ biß er den Schluͤssel gefunden/ darauff er angefangen/ nach dem er bey Straßburg eine Schlacht erhalten/ sechtzig taufent Aleman- nier erschlagen/ den Koͤnig seinen Feind gefangen bekommen/ da hat er apostasi rt/ mit sonderer solenni taͤt/ die Tauffe mit Opffer-Blut abge- waschen/ das Heydenthumb wider auffgerichtet/ der Christen Schulen verboten: Christo zu Trutz den Juden gestattet ihren Tempel wider zu bauen/ und Policey anzurichten; der Christen ihre ἀπολογίας, Bekaͤntnuͤß und Verthaͤdigung verworffen mit diesen Worten: ἀνέγνων, ἔγνων, κα- τέγνων, ich habe es gelesen/ habe es verstanden/ aber doch verdammt und verworffen/ ihnen ihre Guͤter spol irt/ damit sie desto ehe in das Himmel- P p 3 reich Die Vier und Zwantzigste reich kommen moͤchten/ Jovianum und Valentinianum umb und von we- gen Christi Namen und Evangelii schaͤndlicher Weise releg iret/ Christum gelaͤstert und wider seine Gliedmassen schroͤckliche persecution geuͤbet/ son- derlich Athanasio sehr zuwider gewest/ der ihn einer nubeculæ citò transeunti und Woͤlcklein/ so bald verschwinden wuͤrde/ verglichen; Jn seiner expedition als er sterben wolte/ hat er seine Hand voll Blut genom- men/ und in die Lufft gespruͤtzt und gesagt: vicisti Galilæe! du hast ůberwunden du Galileer/ und also alle numeros und Grad der Suͤnde wider den H. Geist erfuͤllet. Vngewiß ist heut zu Tage/ wer in solcher Suͤnde stecke/ wegen Man- gel die Geister zu pruͤfen und zu unterscheiden/ ultima semper expectanda dies, der letzte Tag machet alles offenbar/ man muß eines sein Ende be- trachten. Aber gleichwol ist das wahr/ daß gar nahe darzu haben die ab- truͤnnigen Mamelucken/ so anfangs in Boͤhmen/ Oesterreich ꝛc. umb der religion willen vertrieben/ deren etliche ein groß Liecht gehabt/ aber hernach widerumb freventlicher Weise zuruͤck geprellet. Ein solcher Mensch muß weit lauffen/ soll er der Anklag eines solchen schweren Suͤnders entlauffen. Nahe haben darzu die laͤsternden Jesuiten/ die laͤsternden Calvinisten/ die sagen/ sie seyen unserer Meynung/ und laͤstern doch; Vnsere Laͤster Maͤuler/ wañ man zum Exempel laͤsterlich heraus faͤhret: Welcher Teufel hat das gethan? hingefuͤhrt/ hergefuͤhrt? Wann man die H. Sacramenta laͤster- licher Weise Gott fuͤr die Fuͤsse wirfft/ dieselbe dem Neben-Menschen anfluchet/ sind nicht Suͤnden/ so von den unwissenden Juden/ sondern von apud Mar- chant. in horto past. p. 20. den wissenden Christen vorsetzlich begangen werden; Hieher gehoͤren alle Atheisten. Jener Simon von Tornaco zu Pariß/ welcher lieber wolte mit Aristotele und dem groͤsten Hauffen gelehrter Leute verdammt wer- den/ als bey den gemeinen Leyen in dem Himmel wohnen; O daß nicht solche auch unter uns seyen! Derowegen obsta principiis, serò medicina paratur, suche Rath beyzeiten/ warte nicht biß man nicht mehr helffen kan! Entschlage dich aller Gelegenheiten und Reitzungen zur apostasi, unnoͤthiger Reisen/ con- versation, Heyrath/ dadurch der hoͤllische Jaͤger stellet/ und allbereit man- chen in sein Strick und Garn gezogen; Man bedencke daß schroͤckliche Exempel und Schroͤck-Spiegel Fr. Spieræ; Fr. Spiera ein Burger zu Ci- tadella, ein beruͤhmter Jurist und Advocat in Italia, der empfieng die Ga- be des Heiligen Geistes im Evangelio/ wird erleuchtet im funffzigsten Jahr seines Alters/ wird von des Papsts Legat en Joh. de la Casa gen Venedig cit iret/ da er durch Draͤu-Wort bezwungen/ aus Furcht des Todes und Verlust Predigt. Verlust seiner Nahrung oͤffentlich und solenniter revoc irt/ die Evange- lische Lehr verschworen; unterwegen trieb ihn der Geist: Ach Francisce, dein Fleisch hat dich uͤbereilt/ bestaͤntige es nicht! Aber er fuhr fort/ revoc irt und thut einen Widerruff in der Kirch in Angesicht zwey tausent Perso- nen/ erlegt dreissig Guͤlden zur Busse/ bald folget Gottes Gericht/ er ver- leuret die Gaben des Heiligen Geistes/ aller Trost verschwindet/ alle Suͤn- den der Jugend wachen auff/ der Gewissens-Wurm wird zu einem Dra- chen/ nach dem er sechs Monat lang gequaͤlt/ ist er nach Padua gezogen/ Linderung gesucht/ aber vergebens/ kein zusprechen halff; Er sprach/ er habe gesuͤndiget in den Heiligen Geist/ er sey schon in der Hoͤll/ Paulus Vergerius und D. Grybald ruffen ihm zu/ er soll gedencken an den bußfertigen Pe- trum! da gab er zur Antwort: Der Teufel glaube das auch/ es gehe ihn nicht an/ was einem geschehen. Ob wir wol nicht sagen wollen/ daß dieser Mann die Suͤnde wider den Heiligen Geist begangen/ so hat er sich dersel- ben genaͤhert. Ach was hilffts/ wann ein Mensch die gantze Matth. 16, 26. Welt gewinn/ und litte Schaden an seiner Seelen? Man ge- be dem Teufel keinen Finger/ er greiffet nach der Hand. Wir muͤssen aber kleinmuͤthige Hertzen auch nicht ohne Trost lassen heimgehen: Es gibet Leute/ die in der melancholia und Miltz-Kranck- heit Suͤnden dichten/ da keine Suͤnden sind/ fassen ein Wort aus der Predigt/ machen hernach schroͤckliche monstra daraus/ hoͤren offt mehr als geprediget worden/ werden kleinmuͤthig/ ringen mit der desperation, duͤrffen wol auch sich unter die Rott der Suͤnder in den Heiligen Geist mischen/ geben fuͤr/ sie fuͤhlen keine Bewegung des Heiligen Geistes. Wie nun Prediger/ Beicht-Vaͤter ꝛc. hie sich nicht zu uͤbereilen haben/ und nicht alsobald einen Menschen verdammen und ergeistern sollen/ de nullo est despetandum, quamdiu ad pœnitentiam patientia Dei ad- ducit, sagt* Augustinus, man soll an keinem Menschen zweifeln/ so lange Gott ihn durch seine Langmuth zur Busse leitet. Also sollen auch die Zuhoͤrer ihnen nicht vergebene tragelaphos fing iren/ nicht heissen recht und gut/ ohn was Gott selbst redt und thut/ Gesetz und Evangelium unterscheiden/ die definition der Suͤnde in den Heiligen Geist * August. serm. 11. de verb. Dom. Non quantitas criminis, nec brevitas temporis, nec horæ extremitas, nec vitæ enormitas, si vera contritio adfuerit, excludit à veniâ. Cyprian. serm. de cœnâ Dom. Tantæ pietatis est Dominus Iesus, ut ipsi Iudæ donasset veniam si Christi expectasset misericordiam. Ambros. l. 1. epist. 3. ad Simpl. recht Die Vier und Zwantzigste recht fassen/ Gott die Ehre geben/ zuvor glauben/ darnach fuͤhlen/ an- ders als es in natuͤrlichen Dingen hergehet/ da zum Exempel ein junges Kind das Feuer ehe fuͤhlet/ hernach glaubet/ daß es brenne/ hie umbge- kehrt/ man muß eh glauben als fuͤhlen/ ja glauben ob man gleich nicht fuͤhlet/ den Heiligen Geist als einen theuren Schatz annehmen/ wol auff- heben und bewahren/ gedencken welch ein unermeßlicher Schatz diß seye? () apud Ciceron. l. 5. Tusc. qq. () Ptolemæus der Koͤnig in Egypten/ da er einsmahls in seinem grossen Hunger in einem Bauren-Hauß unterwegen ein stuͤck schwartz rauh Bauren-Brod zu essen bekommen/ sagte/ er haͤtte die Tage seines Le- bens niemahl kein besser Brod gegessen/ Vrsach optimum Condimentum s u mes. Darius der Koͤnig in Persiâ loͤschete einsmahls seinen Durst in einer wuͤsten unflaͤthigen Muhrlach/ bekennet gleichfalls/ kein Trunck hab ihm besser geschmecket/ Vrsach er hatte niemahl getruncken aus Durst und Mangel/ sondern er hatte allezeit die Fuͤlle/ darinn die Wollust nicht beste- het/ sondern im Genuß/ zu der Zeit da ein Mangel erscheinet: Also achtet man der Gaben des Heiligen Geistes nicht/ wo man derselben voll ist/ aber wo Trost-Mangel ist/ wo Durst nach frischem Wasser/ da erschmeckt man allererst das guͤtige Wort Gottes/ und die Gnaden-Gaben des H. Geistes/ Esa. 28, 19. Anfechtung lehret auffs Wort mercken! darumb ja billich/ daß wann die Gnad einem gedeyen mag/ daß er darnach greiffe/ hoch schaͤtze/ Num. 14, 24. und wie gesagt/ wol auffhebe/ auch im Glauben bestaͤndig bleibe wie Caleb/ in dem ein ander Geist/ nicht des murrens/ rebellion, Vnglaub/ sondern Gehorsams gewesen/ den will der Herr ins Land Canaan bringen/ das mit Milch und Honig fleusset; Solte es auch persecution geben/ (inmas- sen dann der Teufel eine persecution kochet/ wann nur der Tisch gedecket/ so wird er anrichten) Ach so bleibe getreu biß an den Tod/ so will Apoc. 2, 10. 2. Tim. 4, 8. ich dir die Kron des Lebens geben/ spricht der Herr/ die Kron der Gerechtigkeit/ welche GOTT der HERR mir und euch allen geben wolle an jenem Tage/ die seine Erscheinung lieb haben/ Amen. Die Predigt. Die Fuͤnff und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Luc æ c. 22/ 43. Es erschien Jhm (dem HErren Christo) ein Engel vom Himmel/ und staͤrcket Jhn. Die Erste Predigt/ Von dem Trost-Ampt des Heiligen Geistes. G Eliebte in Christo: Wie der Hirsch schreyet nach Psal. 42, 2. frischem Wasser/ so schreyet meine Seele Gott zu dir! sind bekante/ offt widerholte/ aber niemals gnug- sam außstudirte/ außbedachte/ außgesonnene und außge- sprochene Wort im 42. Psalm: Wessen aber? Zwar ins gemein eines ieden glaubigen Seel- und nothleidenden/ an- gefochtenen/ trostlosen Christen-Hertzen; dann dieser Psalm Maschcil genant/ zur information uñ Vnterricht dedic irt uñ zugeschrie- ben/ wie der Titul außweiset; fuͤrnemlich des exul irenden/ verbann- ten und verjagten/ in wilden Waͤlden und Einoͤden herumb- termin irenden Davids/ von den geistreichen Poeten und Musicanten/ den Kindern Kore/ und derselben Chorago oder Vorsaͤnger mit Mund/ Seyten und Pfeiffen nachzusingen uͤbergeben; Am allermeisten aber des Haupts und Exemplars der gantzen werthen Christenheit/ des Messi æ Christi Jesu/ dann der ist ja Ps. 22, 1. die fruͤh-gejagte/ betraͤngte und geaͤngstigte Hindin/ die liebreiche Hindin/ die ihre junge Kaͤlblein in die dickeste Gebuͤsch verstecket/ die sich aus dem Gebuͤsch (darinn sie ihre Jungen verwahret) heraus gewaget unter die Jaͤger und Jaghunde/ sie vom Gebuͤsch abgetrieben/ fuͤr ihre Jungen Leib und Leben gegeben/ seine Salva guardia lautet also: Suchet ihr mich/ Ioh. 18, 8. Sechster Theil. Q q so las- Die Fuͤnff und Zwantzigste (Erste) so lasset diese gehen. Der edle und heilsame Hirsch/ dessen Athem/ sonderlich Haut und Hoͤrner ein bewaͤhrtes antidotum gewest wider das Seelen-Gifft der hoͤllischen Schlangen/ uns angehauchet; Der lechzende/ Arist. l. 6. hist. ani- mal. c. 29. durstige Hirsch/ διὰ τὸ καῦμα καὶ τὸ ἄσϑμα, wie Aristoteles einen Hirsch be- schreibet/ von der Hitz/ Hatz und Jagt ermuͤdet/ keuchend/ durstig. Wie schreyet dann dieser Hirsch? taarog stehet in seiner sprach/ und Ioel. 1, 20. wird in der Hebreischen Bibel nur zweymal gelesen/ hie und Joel. 1. Es schreyen auch die wilden Thiere zu dir/ dann die Wasser- baͤche sind außgetrucknet. Das Wild/ und also auch der Hirsch/ Ier. 14, 6. stehet auff den Huͤgeln/ und schnappet nach Lufft/ wie die Drachen/ und verschmachtet/ weil kein Kraut waͤchset; der Hirsch schreyet mit grossem Schall glocitando, er gluchset gleichsam als wie eine Gluck-Henn/ und laͤsset nicht nach/ biß er ein echo aus den Gruͤnden und Gebuͤrgen und Wassern/ da der Widerschall geboren wird/ erwecke/ dadurch er ein Wasserbaͤchlein oder kuͤhlen Quell erspaͤet und ermerckt: Also hat auch Christus am Oel-Berge in seiner Hoͤllen-Noth und Qual geklaget uͤber seinen Durst/ Er hat nach den Bergen geschnap- Hebr. 5, 7. pet und geathmet/ davon ihm Huͤlffe kommen solte/ Er hat am Tage seines Fleisches Gebet und Flehen mit starckem Geschrey und Thraͤnen geopffert/ zu dem/ der ihn von dem Tode kunte auß- Matth. 26, 39. 42. 44. helffen/ und ist erhoͤret: Er hat gegluchst zum drittenmal: Ach Va- ter! Jsts muͤglich ꝛc. Er hat nicht nachgelassen/ biß Er einen Wider- schall und eine Trost-Quell vom Himmel herab durch einen Engel/ der ihn gestaͤrcket/ gefunden. Wornach schreyet dann dieser H irsch so aͤngstlich/ so sehnlich/ so hefftig? Nach Wasser/ nach frischem Wasser/ nach der lebendigen Quell; dann solchen Durst erweckte die hoͤllische Marter und Pein/ die Er außgestanden. Gleich wie der reiche Schlaͤm- mer nach Wasser/ und nicht nach Malvasier/ nur nach einem Tropffen/ nicht Faß oder Eymer voll geschrien/ denselben zu empfahen/ nicht in einem guͤldenen Gefaͤß/ sondern aus den weiland garstigen/ gruͤndigen Haͤnden Luc. 16, 24. Lazari; Vater Abraham! schreyet er: erbarme dich mein/ und sende Lazarum/ daß er das eusserste seines Fingers ins Wasser tauche/ und kuͤhle meine Zunge/ dann ich leide Pein in dieser Flam- Predigt. Flammen. Also auch Christus nach Wasser/ Erquickung/ Labsal/ Staͤrckung/ Rath und Trost. O des Wunders! die lebendige Quell verseuget/ leidet Durst/ der Trost Jsrael ist trostloß/ der Elgibbor und starcke Held wird so schwach und matt/ daß er durch einen Engel gestaͤrckt/ erquicket und auffgerichtet werden muß/ davon Lucas alleine berichtet. Jst/ meine Liebsten/ sermo de tempore, der Passions-Text/ den wir ietzt und ins kuͤnfftige zu tract iren fuͤrgenommen; wir wollen mit- einander eine unkostbare/ geistliche/ andaͤchtige Wahlfahrt thun nach dem Oel-Berge/ und diesen hochbedencklichen actum in allen Vmbstaͤnden beschauen/ betrachten und behertzigen/ Erstlich den Staͤrck- und Trost- duͤrfftigen/ Trost-wuͤrdigen/ Trost-losen/ Trost-begierigen Je- sum; darnach den Trost Engel und Staͤrcker/ dessen Liecht und Erscheinung; und dann die so wol muͤndlich als thaͤtige con- fortation an ihr selbsten. Er der Herr verleihe/ daß wir seines himmlischen Trostes in Krafft des Heiligen Geistes moͤgen theilhafftig werden/ Amen. E S erscheinet uns aber Christus Jesus am Oel-Berge in seiner Passions-Trag œ di in vier unterschiedlichen posi- tur en und figur en I. als eine S tärck-Huͤlff-Krafft- und Trost-duͤrfftige Person/ der Hoͤllen patient, nicht nur ein Welt- patient, dem die hoͤllische Jaghunde zugesetzt/ da Er hoͤllische Qual/ Marter und Pein warhafftig gefuͤhlet und außgestanden/ davon zeugen die grausamen/ entsetzlichen und erbaͤrmlichen symptomata, die ihn hauffenweise angefallen 1. affectus cordis, der innerliche Her- tzens- affect der unerhoͤrten Angst und Traurigkeit/ daruͤber Er selbst klaget: Περίλυπος, Meine S eele ist betrůbt/ ist gleichsam Mat. 26, 38. umbgeben und umbfangen mit Traurigkeit; Traurigkeit ist schon die Hoͤll/ dann im Himmel ist lauter Freude und Wonne; so dann auch die schroͤckliche Furcht/ Furcht gehoͤret in die Hoͤll/ im Him̃el ist keine Furcht; κθάμβησις horripilatio heist ein solches Schroͤcken/ Zittern und Zagen/ Marc. 14, 33. Engstigung und Ergeisterung/ so dem jenigen begegnet/ welchem ohngefaͤhr ein Gespenst auffstoͤst/ daruͤber einem die Haar gen Berg stehen/ gleich wie c. 16, 5. sich die Weiberlein entsetzet haben/ als sie in das Grab Christi gucketen/ und unverhofft einen Engel sahen; oder welchen der ploͤtzliche Doñerstrahl erschuttert/ wie Paulo begegnet auff dem Wege gen Damascon; gleich wie Act. 9, 6. Q q 2 Moses Die Fuͤnff und Zwantzigste (Erste) Moses erschrack auff dem Berge Sinai fuͤr dem Gesichte/ daß er Hebr. 12, 21. Dan. 10, 6. sprach: Jch bin erschrocken und zittere. Gleich wie Daniel nach dem Anblick des Sohns Gottes/ der in schrecklicher Majestaͤt ihm erschienẽ/ im blitzenden Antlitz/ in Feuer-facklenden Augen/ in klar-gluͤenden Fuͤssen/ in der Stimm eines grossen Gethoͤns/ auff einen solchen Schroͤcken gefal- len/ daß keine Krafft mehr in ihm uͤberblieben: Also da Christus ἀπε- σπάσϑη gerissen worden fuͤr den Richterstul Gottes/ dahin die strenge Ge- rechtigkeit Christo auff das allerfchroͤcklichste erschienen in fulminibus iræ, in den Donner-Strahlen des Goͤttlichen Zorns/ das gantze hoͤllische Heer auff das allerscheutzlichste sich præsent iret/ da war unerhoͤrte/ unbegreiff- liche/ unaußsprechliche Furcht/ Angst und Bangigkeit hatte ihn umb- fangen. 2. Motus animi in ἀγωνία, Der Gemůths-Sturm und Seelen-Angst in dem bittern Todes-Kampff/ mit dem lebendi- gem Tode/ mit dem beissenden Tode/ mit dem stachlichten Tode/ mit dem ergeisternden Tode/ mit dem andern Tode; den must er schmecken. Der erste Tod waͤre ihm wol Kinderspiel gewest/ welchen die heiligen Maͤrtyrer mit heroischem Freuden-Muth uͤber- und außgestanden: Aber Christus κατὰ ζῶντος ϑανάτου ςρατ εται, sagt Basilius, streitet und kaͤmpffet mit dem lebendigen ewigen Tode. 3. Fletus rubicundus \& sanguineus, Die blutrothe Zaͤhren/ die Christum schamroth gemacht/ als der alle Suͤnden auff sich ligend gehabt: Fletus ex toto corpore; hie sind nicht nur die Augen zu Thraͤnen-Quellen worden/ sondern der gantze Leib ist ein Zaͤhren-Brunn worden/ daraus die ϑρόμβοι ἅιματος, die Bluts- Tropffen geflossen/ wie distilliret Regen-Wasser von der grossen Feuer-Hitz erpresset: Fletus expiatorius, Versöhnungs-Thraͤnen/ der da- Ps. 22, 7. mit unsere Suͤnde beweinet. Summa/ da lag er lo isch, nicht als ein Mann und Held/ sondern als ein verachteter/ nicht-sollender Wurm/ Marc. 9, 12. ἐξουθενημένος, der gar vor nichts geachtet wurde/ da ist er ja wol Trost- und Staͤrck-duͤrfftig gewest. II. S taͤrck- und Trost-würdige Person innocentiâ personæ \& causæ, als der unschuldig wegen seiner Person und S ache; seiner Person Vnschuld haben seine eigene Feinde bekennen und erretten muͤssen vor seinem Creutzgang und Tod/ Judas/ Pilati Matth. 27, 4. 19. \& 24. Luc. 23, 22. Weib/ ja Pilatus selbst: Jch finde keine Schuld des Todes an ihm/ waͤschet druͤber die Haͤnde und saget: Jch bin unschuldig am Blute Predigt. Blute dieses Gerechten/ am Creutz der Schecher/ der den andern straffte und sprach: Wir empfahen/ was unsere Thaten werth Luc. 23, 40. 41. \& 47. sind/ dieser aber hat nichts ungeschickts gehandelt. Vnter dem Creutz der Hauptmann/ als er sahe/ was da geschahe/ preiset er GOTT und sprach: Fuͤrwar dieser Mensch ist ein from- mer Mensch gewesen/ unschuldig von aller Vrsach/ Fug und Recht der Anklage; man hat zwar grosse Klage von ihm gefuͤhret/ aber nichts auf ihn mit Bestand der Warheit erwiesen. Die Vrsach zu lei- den auff seiten der goͤttlichẽ Gerechtigkeit war die uͤbernom̃ene Buͤrgschafft/ der Buͤrg muste sich lassen wuͤrgẽ/ er muste bezahlen/ was er nicht geraubet; Psal. 69, 5. auff seiten des Teufels und dessen seine Werckzeuge/ der dazumal geschaͤff- tig gewest im Rath zu Jerusalem/ und der Scharwacht auffgeboten/ war eigentlich gruͤndlich und urspruͤnglich das lumen χαρισμάτων, das Liecht Ps. 45, 8. der unermeßlichen Ampts-Gaben/ damit ihn der Heilige Geist gesalbet mehr als seine Gesellen/ das Liecht der Weißheit/ krafft welcher er auff das allerschaͤrffste disput irt wider die Phariseer und Schrifftgelehrten; die gratia und Liebligkeit des Mundes/ von dero holdselige Wort geflossen/ Ioh. 7, 46. Marc. 1, 22. 27. Niemand hat iemal so geredet/ sie entsatzten sich uͤber seiner Lehre/ dann er lehret gewaltiglich/ und nicht wie die Schrifft- gelehrten/ sie entsatzten sich alle/ also/ daß sie untereinander sich befragten/ und sprachen: Was ist das? die wunderthaͤtige Hand; der Zulauff des Volcks; diese lumina stachen den Hohenpriestern und der Juͤdischen Clerisey in die Augen/ ja sie haͤtten ihnen moͤgen die Augen außbrennen/ giengen damit umb/ daß sie die Leute blendeten und bethoͤreten/ sie solten sich nicht von diesem Mann blenden und bethoͤren lassen/ und weil das nicht angehen wollen/ so muste er sterben. III. S taͤrck- und Trost-lose Person/ verlassen von Gott und allen Creaturen/ eine rechte Rohrdommel in der Wuͤsten/ wer solte ihn da billicher getroͤstet und auffgerichtet haben als seine zwoͤlff Juͤnger/ aber die schlaffen und schlummern/ der eine wird gar sein Vetraͤther; Nicode- mus und Josephus schweigen und schwitzen im Rath zu Jerusalem/ daß ihnen der Hertzbaͤndel moͤchte verspringen/ besorgten sich/ sie moͤchten den Hohenpriester vor den Kopff stossen; wer billicher als die heiligen Engel? Solten ihm nicht zwoͤlff Legion Engel zu Huͤlff kommen seyn? Aber da war auch niemand daheim; zwoͤlff Legion Engel haͤtte er koͤnnen erbeten ihm zu Huͤlff/ aber das muste ietzt nicht seyn/ sonst were uns armen Men- Q q 3 schen Die Fuͤnff und Zwantzigste (Erste) Psal. 8, 6. Hebr. 2, 7. schen nicht geholffen worden/ er muste eine kleine Zeit der Engel mangeln ἡλαττώμενος, Er ist geringer worden; Wer haͤtte am allerbillichsten nach unserer Vernunfft hie helffen und troͤsten sollen/ als GOTT sein himmlischer Vater selbst/ der inwohnende Sohn Gottes und Heil-Brunn/ der auff ihm ruhende Heilige Geist? Aber da ist alles still und kleinlaut; Gott der Vater schonet seiner nicht/ sondern richtet ihn/ wie er ihn findet: die inwohnende Gottheit ruhet und schlaffet/ und last keinen Geruch und Labsal aus sich fliessen; die Quell des Trosts der Heilige Geist ist verstopffet und versiegen. Jm Gegen- theil wird ihm ein Kelch gereichet/ O ein schroͤcklicher Kelch! den soll Er außtrincken/ und damit seinen Durst loͤschen/ kein Kelch vom Wein und starckem Getraͤncke/ damit sonst die zum Tode verurtheilte erlabet werden: auch kein Essig-Tranck/ der ihm hernach am Creutz gereichet worden: auch kein leiblich/ natuͤrlich Artzney- oder Gifft-Tranck/ wie Socrati dem Ehren- und Biedermann begegnet (Einer aus denen/ welche die dreissig Tyran- nen zu Athen erwuͤrgen lassen/ ist der fromme Socrates, ein trefflicher Phi- losophus und Ehrenmann gewest; dem haben sie durch den Hencker einen vergifften Trunck ins Gefaͤngnuͤß geschickt/ da er nun solchen empfieng/ sprach er/ er wolte dem Critia eines bringen (dann also hieß einer von den dreissig Tyrannen/ und wol der allergeitzigste und blutgierigste) und zwar Critias hat ihm bald Bescheid thun muͤssen/ dann nicht lang hernach ist er von Thrasibuli Anhang erschlagen worden) sondern das hoͤllische Gifft aus den Baͤchen Belials geschoͤpffet/ der spiritus tartari, die quinta essen- tia und gleichsam der Geist/ Krafft/ Flor und Außschuß aller hoͤllischen Marter und Pein/ die wurden ihm von der grimmigen/ zornigen Hand der Goͤttlichen Gerechtigkeit gereichet außzutrincken biß auff die Haͤfen. IV. Krafft- und Trost-durstige und begierige Person/ die in solcher Noth nicht verzaget/ sondern umb Trost geschrien/ so den Trost durch inniglich/ hertzlich/ instaͤndig/ unablaͤßlich beten/ flehen und grossem Geschrey gesucht; kein besser Mittel findet er in solcher Noth/ als beten/ beten/ darzu Er zwar seine Juͤnger vermahnet/ aber umbsonst! dar- Luc. 22, 40. 44. umb betet Er selbst/ er betet ἐκτενέςερον προσηύχετο, Er betet ie länger ie hefftiger/ intensissimè, im hochgetriebenem Grad/ extensissimè, in unterschiedlichen mahlen/ protensissimè totis viribus, ohn auffhoͤren in Marc. 14, 36. dreyfacher repetition: Abba! mein Vater! dir ist alles muͤglich/ uͤberheb mich dieses Kelchs/ doch nicht mein/ sondern dein Will Predigt. Will geschehe ! Mein Vater ists nicht můglich/ daß dieser Matth. 26, 42. Kelch von mir gehe/ ich trincke ihn dann/ so geschehe dein Wille! Ach Vater! wiltu/ so nim diesen Kelch von mir/ doch Luc. 22, 42. nicht mein Will/ sondern dein Will geschehe! welches Gebet leuchtet vom Glauben/ brennet von Liebe/ lautet von lauter Gedult/ Gehor- sam und Demuth. Ecce homo! Sihe mein lieber Mensch diesen Menschen an! Pilati Finger und Zeiger gehet durch die gantze Passion; Sihe/ und uͤbersihe/ uͤberschiele nicht/ was zu deiner Seelen besten dienet/ schlaff nicht und schlummere nicht/ wie die Juͤnger Christi/ sondern sihe mit auff- mercksamen Augen und Hertzschauen! Sihe ihn an I. als ein grande sacramentum fidei, als ein grosses Glaubens-Geheimnuͤß; warumb diese so hohe heilige Person sich so tieff herab gelassen/ und Trost-duͤrfftig/ Trost-loß/ Trost-begierig werden wollen? nemlich zu buͤssen und zu verdienen; zu buͤssen als ein Buͤrg und zu be- zahlen/ was Er nicht geraubet hat/ den ersten Trost-Krafft- und Macht- Raub unserer ersten Eltern; so uns allen noch anklebet/ da ein ieder des an- dern Gott/ meisterloser Meister/ ja Tyrann seyn will. Gleich wie Chri- stus arm worden/ auff daß Er uns reich machet; also Trost-loß/ daß er uns zu Trost den Paracletum, die Quell des Trosts den Heiligen Geist erwerb/ und wir endlich getroͤstet werden in Abrahams Schos. II. Illustre exemplum, Sihe ihn an als ein klares Muster und Exempel einer Trost-fähigen Seelen; Wer Trost- faͤhig seyn will/ der muß zuvor Trost-duͤrfftig seyn und patient. Das ist Ps. 119, 50. mein Trost/ spricht David: in meinem Elend/ dann sein Wort erquicket mich. Hie setzet der Heilige Geist zusammen Gottes Trost/ und des Menschen Elend/ anzuzeigen/ daß Gottes Trost nicht haffte in einem Hertzen/ in welchem der Welt-Trost ist. Darumb betruͤbet uns Gott der Herr/ und beleget uns mit dem heiligen Creutz/ auff daß wir Gottes Trost auch schmecken lernen/ was fuͤr grosse Suͤssigkeit und himm- lische Krafft und Staͤrcke Gott in sein Wort geleget hat. Welt-volle Welt-Kinder/ Welt-Weider/ Welt-Stutzer/ Welt-Fratzen/ die haben Luc. 6, 24. c. 5, 31. Psal. 73, 5. Ps. 37, 31. ihren Trost dahin; Die Gesunden beduͤrffen keines Artztes/ sie sind nicht in Vngluͤck wie andere Leute/ gruͤnen wie der Lorbeer- Die Fuͤnff und Zwantzigste (Erste) Ps. 144, 12. 13. 14. Lorbeer-Baum/ hencken kettenweise aneinander/ freuen sich/ daß ihre Söhne auffwachsen in ihrer Jugend wie die Pflantzen/ und ihre Toͤchter wie die außgehauene Ercker/ gleich wie die Palläste/ und ihre Kammern voll seyn/ die heraus geben kön- nen einen Vorrath nach dem andern/ daß ihre Schafe tragen tausent und hundert tausend auff ihren Doͤrffern; daß ihre Ochsen viel erarbeiten/ daß kein S chade/ kein Verlust noch Klage auff ihren Gassen sey. Aber Trost gehoͤret fuͤr Krancken: O wie gut waͤr es manchem Welt-Kinde/ wann es ein recht empfindlich wehthuendes Creutz haͤtte/ daß es dadurch zu Christo gezogen wuͤrde! Nun solchen Leuten prediget Abraham in der Parabel vom reichen Schlaͤm- Luc. 16, 25. mer: Gedencke S ohn/ daß du dein gutes empfangen hast in jenem Leben. Er muß ein warhafftiger patient, und nicht agent seyn/ nicht das Creutz selbst zimmern/ schnitzlen und machen durch blosse Phantasey/ falschen Argwohn/ Allfantzerey und Heucheley/ mancher will Abel seyn/ und sein Naͤhester/ den er anfeindet/ ist in seinem Hertzen Cain; er will Schaf seyn/ dieser muß Wolf heissen/ dem das Schaf das Wasser truͤbe gemacht; Vmbgekehret! Wer leidet/ der ist Abel und Schaf: Wer unterdruckt/ der ist Cain und Wolf. Ein patient von hoͤchster Noth; die Hoͤll und ewiger Tod muß einmal gekostet seyn/ wo nicht hier in der Zeit der Gnaden/ dort in der Ewigkeit. Gewissens-Angst/ Furcht/ Trau- rigkeit/ Schroͤcken fuͤr Gottes Zorn/ das ist der Vorschmack der Hoͤllen/ Mat. 20, 23. der Herr hat den Kelch gar außgetruncken/ aber wir sollen auch von seinem Kelche trincken. Ubi lux, ibi crux, wo Liecht da Creutz. Glaubige Christen sind Kinder des Liechts/ so muͤssen sie auch Creutz-Bruͤder Jesu Christi werden. Alles gut gemeynt. III. Ein Trost-faͤhiger Mensch muß auch Trost-wuͤr- Psal. 73, 1. dig seyn/ das ist/ unschuldig/ Jsrael hat Gott zum Trost/ die reines Hertzens sind/ unschuldig; hier ist das γνῶθι σεαυτὸν vonnoͤthen/ vide Luth, tom. 8. Witteb. fol. 492. Ioh. 9, 1. 2. Act. 28, 4. daß man nicht von andern oder von sich selbst allzumild oder unmiild ur- theile/ wie dort die Juͤnger des Herren Christi von dem Blindgebor- nen/ meyneten er haͤtte gesuͤndiget/ oder seine Eltern; oder wie die unberich- teten Leute in der Jnsul Melite/ als Paulo aus dem Feuer eine Otter an die Hand fuhr/ sprachen: Dieser Mensch muß ein Moͤrder seyn/ welchen die Rache nicht leben laͤsset. Tres cùm patiuntur idem, non est Predigt. non est idem*, Wann drey eines leiden/ so ist es offt nicht einerley; Der Burger zu Samaria/ der verlohrne Sohn und der arme Lazarus leiden alle drey Hunger/ ist aber ein ungleich Leiden/ bey dem ersten Straffe Hun- ger/ beym andern Zucht-Hunger/ beym dritten Maͤrterer-Hunger. Saul und Job werden beyde vom Teufel angefochten/ beyder humores braucht er zu instrument en seiner Boßheit/ beyde treibt er zum Lebens-Verdruß: Aber weil jener dem Sathan durch vorsetzliche Suͤnde Thier und Thor geoͤffnet/ und sich ie laͤnger boßhafftiger weise verhaͤrtet/ mehr ein agent als patient gewesen/ so macht er sich Trost-unfaͤhig/ Gott der Herr wolt ihm nicht mehr antworten/ weder durch Wort noch durch Traum; dieser aber der liebe Job war vielmehr patient als agent, fromm/ Gottfuͤrchtig und gedultig/ der Allerhoͤchste verhengt zwar uͤber ihn deliquia, des Sa- thans Anfechtungen/ daß er den Tag seiner Geburt/ und die Goͤttlichen Gutthaten (die er haͤtt ohn unterlaß loben sollen) und durch dieselbe den gutthaͤtigen Gott im Himmel selbst verflucht/ gewuͤndschet erhangen zu seyn/ den Tod aus der Erden heraus gekratzet/ aber der Herr laͤsset ihn nicht dem hoͤllischen Drachen gar in den Rachen hinein fallen/ sondern Er troͤstet ihn hernach widerumb reichlich/ da bey ihm der Strick am haͤrtesten war/ da brach er/ das Thal Achor ist das ostium bonæ spei, davon zu lesen vide Luth. tom. 8. Witteb. in Ose. p. 258. seqq. \& ib. in Michæ p. 517. beym Luthero. Saul/ Josias/ Jonathan kommen alle drey im Kriege umb; beym ersten ists ein Straffe Tod/ beym andern ein Zucht-Tod/ beym dritten ein Maͤrterer-Tod; Elimas/ Saul/ Tobias sind alle drey blind; beym ersten Straff-Blindheit/ beym andern Zucht-Blindheit/ beym drit- ten Maͤrterer-Blindheit; Christus und seine zween Creutz-Bruͤder leiden einerley Schmertzen/ aber in unterschiedlicher figur und Gestalt; beym unbekehrten Schaͤcher Straff-Creutz/ beym andern Zucht-Creutz/ bey Christo Maͤrterer-Creutz. * Vt flagellorum, inquit Beda, distantia in disparibus me- ritis longè dispar appareat, videamus unâ eademq́ue cœcitatis molestiâ To- biam, Saulum, Elymam fuisse percussos. Sed Tobiam ob hoc, ut virtus patientiæ ejuslatius in exemplum cunctis claresceret, Tob. 2, v. 11. seqq. Saulum ob hoc, ut de Saulo persecutore in Paulum mutaretur Apostolum. Actor. 9, v. 8. Elimam verò, ut dignas suæ perfidiæ pœnas luens, ab eorum quoque, qui credi- turi erant, dementatione cessaret. Actor. 13, v. 11. Et mihi si detur optio, malim cum tanto patre (Tobia) sive divinis sive humanis subjacere justus verberibus, quàm ab injustitiâ verborum vi ad justitiæ studia trahi: rursumq́; malim à culpâ flagello retrahi, (cum Paulo) quàm pro insanabili pondere peccatorum æternæ ultioni subjici (cum Elyma.) Γνῶθι σεαυτὸν! Da gehe nun ein ieder in sein Hertz außzuspuͤren/ in welche Claß sein Leiden gehoͤr? kommet nun Vngluͤck daher; alsobald Sechster Theil. R r gedacht Die Fuͤnff und Zwantzigste (Erste) gedacht hoho! wo kommt das her? ists ein Talions-Gericht/ stehestu in der Vnbußfertigkeit? O wehe dir! so leidestu als der unbekehrte Schaͤ- cher; crux tua est præsagium mortis æternæ, dein Creutz ist ein Vorbott des ewigen Leidens; dir gehoͤret kein Trost/ sondern scharffe Lauge und Buß-Predigt/ und wehe dem Troͤster/ der hie Pfulwen unterleget! wehe dem unvernuͤnfftigem Artzt/ der lenitiva anschmiert/ ehe er purgantia ge- braucht! Bistu in der andern Claß/ so verzage nicht/ dort stehet ein Hebr. 12, 7. Spruch/ der ist fuͤr dich: So ihr die Zuͤchtigung erduldet/ so erbeut sich euch Gott als Kindern: dann wo ist ein Sohn/ den der Marc. 16, 7. Vater nicht zuͤchtiget? darumb laͤsset auch Christus Petro/ weil er sich bekehret/ fuͤr andern insonderheit das Oster-Evangelium verkuͤndigen; Gehet hin/ spricht der Engel im Grabe zu den Weiberlein: sagts sei- nen Jůngern und Petro! Vnser Catechismus thut hiervon satten Bericht: Die Schwachglaubigen/ spricht er: so etwan von einem Fehl ůbereilet werden/ denen ihr Fehl leid ist/ und in Traurigkeit kommen/ soll man auffnehmen/ sie mit sanfft- muͤthigem Geist unterweisen/ und mit der Verheissung dapf- fer trösten/ Der Gerechte schlage mich freundlich/ spricht Da- Ps. 141, 5 vid Psal. 141. das wird mir so wol thun/ als ein Balsam auff meinem Haupt; Gleich wie ein schwaches Haupt gestaͤrcket wird durch einen koͤstlichen wolriechenden Balsam/ oder ein schmertzhaffte Wunde gelindert wird mit einem Wund-Balsam/ also soll man die armen gefal- lenen Suͤnder/ die nicht aus Muthwillen oder Vorsatz/ sondern aus Schwachheit straucheln/ und ihr Gewissen verwundet haben/ freundlich straffen und schlagen/ und ihre Wunden nicht verderben noch aͤrger ma- chen/ sondern Balsam hinein giessen/ daß sie gebessert werden. Es finden sich wol Leute/ wann ein fromm Mensch strauchelt/ die aus einer Muͤcke einen Elephant machen/ und nur drauff lauren/ wann einer fallen moͤchte/ Ps. 41, 9. ja stellen ihm wol Netze/ und sagen dann: Harr/ wann er faͤllet/ soll er nicht wider auffstehen/ das heisset nicht Balsam in die Wunden gossen/ und auffs Haupt/ sondern Gifft: Dawider bittet David: Jch be- 2. Cor. 2, 6. 7. te/ daß sie mir nicht Schaden thun. Dannenhero auch St. Pau- lus vermahnet: Es ist genug/ daß ein solcher Mensch von vielen also gestrafft ist/ daß ihr nun fort ihm desto mehr vergebet und tröstet/ auff daß er nicht in allzugrosse Traurigkeit versincke. Bistu Predigt. Bistu in der dritten Claß/ mustu leiden ohne deine Schuld/ wegen deiner aus Gnaden von Gott verliehenen Gaben/ oder auch wegen deiner Gut- und Wolthaten/ die dem Neidhart als der Tugend unverschiedene Ge- faͤrten in die Augen stechen und brennen; O wol dir! so bistu in der edelsten Claß/ da ist nichts als Trost/ da heisset es: Troͤstet! troͤstet mein Esa. 40, 1. 2. Volck/ redet mit Jerusalem freundlich! III. Wer Trost-faͤhig seyn will/ der muß zuvor Trost- loß und Trost-arm werden/ wann er mit David aus dem 102. Psal. heulen und klagen muß: Jch bin wie eine Rohrdommel in der Ps. 102, 7. 8. Wüsten/ ich bin gleich wie ein Keutzlein in den verstoͤreten Stätten/ ich wache/ und bin wie ein einsamer Vogel auff dem Dache/ das ist/ ich bin gar von Menschen verlassen/ ich bin Huͤlff-loß und Trost-loß/ iederman sondert sich von mir ab; Wann ein Mensch so ein- sam und Trost-loß ist/ so ist er freylich wie eine Rohrdommel in der Wuͤ- sten/ und ein Keutzlein in den verstoͤreten Einoͤden/ das sind solche Voͤgel/ mit welchen die andern keine Gemeinschafft haben/ sondern meiden und fliehen dieselbe/ und lassen sie allein/ so halten sich alsdañ diese zu den Einoͤ- den und Wildnuͤssen/ da sitzen sie traurig/ und kirren als weineten sie/ und singen Trauer-Lieder. Der Onocrotalus oder Rohrdom̃el soll einen solchen Gesang haben/ als heulete er greßlich wie ein Esel schreyet/ von welcher Stimme dieser Vogel den Namen hat/ oder wie eine Kuhe/ welche einen rechten heulenden Thon fuͤhrt; Also ist mancher Mensch ein solcher Vo- gel in seiner Einsamkeit/ der Tag und Nacht ein solch innerlich Heulen und Seuffzen fuͤhret/ oder wie die Nacht-Voͤgel/ die auff den Daͤchern sitzen und wachen/ wann sie ihren Ehegatten verlohren haben/ wann andere Voͤgel in ihrem Nestlein sitzen und ruhen; wie manche Seele ist ein solcher einsa- mer verschuͤchteter Vogel/ der in seinem Betruͤbnuͤß und Anfechtung oder Kranckheit des Nachts alleine wachet/ wann andere Leute schlaffen und ruhen/ so seuffzet und winselt dieser dagegen. Ein Trost-faͤhiger Mensch der troͤstet sich nun wider den Trost-Mangel/ laͤsset sich nicht befrembden/ wann es ihm gehet wie dort Salomon redet in seinem Prediger/ da er spricht: Jch wandte mich/ und sahe an alle die unrecht leiden Eccles. 4, 1. unter der Sonnen/ und sihe/ da waren Thraͤnen deren/ so un- recht litten/ und hatten keinen Tröster/ und die ihnen unrecht thaͤten/ waren zu maͤchtig/ daß sie keinen Troͤster haben konten. keinen Troͤster/ keinen patron, auff den man sich verlassen moͤgen. R r 2 IV. Wer Die Sechs und Zwantzigste (Andere) IV. Wer Trost-faͤhig seyn will/ der muß auch Trost- begierig und Trost-důrfftig seyn; Das beste Mittel solchen Trost zu erlangen ist das liebe eiferige/ inbruͤnstige Gebet/ ἐκτενέςερος προσ χὴ, ie laͤnger/ ie eiferiger und bruͤnstiger; das wird gewiß erhoͤrlich und gewaͤr- lich seyn: Der Engel wird erscheinen/ troͤsten und staͤrcken auff Maß und Weise/ wie ins kuͤnfftige soll vermeldet werden; Er wird zwar hier eine kleine Zeit verlassen seyn/ dort aber mit Ehren und Schmuck gekroͤnet. Wer also zu Christo kommet/ und in seine Fußstapffen tritt/ der soll Erqui- ckung/ Ruhe und Trost fuͤr seine Seele finden. Vnsere Seele ist unsterb- lich/ wie kan sie dann in sterblichen Dingen ruhen? Ein ieglich Ding ruhet am besten in seinem Vrsprung/ ein Kraͤutlein in seinem Acker/ der Fisch im Wasser/ der Vogel in der Lufft/ also die Seele in Gott/ dann sie ist aus Gott und seinem unvergaͤnglichen ewigen Wort/ die rechte Ruhe ist und muß in dem seyn/ das ewig ist/ das unvergaͤnglich ist/ das unwandel- Matth. 11, 29. bar ist/ das ist aber Gott selbst. Trost soll er endlich finden in Abrahams Schos/ da alle Creutz-Bruͤder Christi sollen nicht mehr Trost-durstig/ son- dern Trost-truncken und Trost-voll werden/ nicht Tropffen-sondern Stromsweise. Das helff uns Jesus Christus unser Herr/ der es er- worben hat! Jhm sey Lob/ Preiß und Ehr! Amen. Die Sechs und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und ůber die Wort St. Luc æ c. 22/43. Die Andere Predigt/ Von dem Englischen Troͤster. G Eliebte in Christo: Jn dem dritten Capitul des hoch- Dan. 3, 24. seqq. erleuchteten Fuͤrstlichen Propheten Daniels lesen wir von einer sehr herrlichen/ Trost- und Lehr- reichen/ himmlischen apparition und Erschei- nung/ damit die drey standhafftige Glaubens-Bekenner Sadrach/ Mesach und Abednego sind mitten im Chaldeischen Feuer-Ofen erquicket und erfreuet worden: Eine herrliche/ sag ich/ und Predigt. und majestaͤtische Erscheinung/ wegen des vierten Ofen-Gesellen/ der sich unversehens bey ihnen eingestellet und zugesellet/ dann es fragt und sagt der Koͤnig Nebucadnezar: Haben wir nicht drey Män- ner gebunden in das Feuer lassen werffen? Wie sehe ich dann vier Maͤnner loß im Feuer gehen/ und der vierte ist gleich als waͤre er ein Sohn der Goͤtter? Er hats errathen/ freylich war Er der Sohn des lebendigen/ wahren Gottes im Himmel/ der in einer sonderbaren/ herrlichen Majestaͤt/ Gestalt und Glantz erschienen/ daraus der Koͤnig abnehmen und muthmassen koͤnnen/ es sey kein blosser sterblicher Mensch/ sondern eine Goͤttliche Person/ inmassen auch diese apparition von dem Sohne Gottes außgeleget und gedeutet Tertullia- Tertull. l. 4. contra Marcion. c. 10, \& 21. Iren. l. 4, 37. l. 5, 5. Hieron. ad h. l. nus, Irenæus und Hieronymus. II. Trost-Gnad- und Huͤlff-reiche Erscheinung; Es wurden die drey Maͤnner mit Kleider/ Hut/ Maͤnteln und Schuh ge- worffen in einen gluͤenden Ofen/ den man siebenmal heisser machen muste als sonst geschahe/ der war mit so wuͤtenden Flammen eingeheitzt/ daß auch die Maͤnner/ so zugeschieret und die execution verrichten solten/ von den Feuer-Flammen verdorben; Aber was geschicht? so bald die drey Glau- bens-Helden in den Feuer-Ofen gerathen/ ehe das Feuer einige Macht an ihnen uͤbet/ so erscheinet und gesellet sich zu ihnen der ewige Sohn Gottes/ entlediget sie der Bande/ haͤlt die Flammen zuruͤck/ schaffet einen kuͤhlen Thau/ daß das Feuer sie gar nicht anruͤhrete/ noch schmertzete/ noch be- schaͤdigte/ das Feuer thut ihnen keinen Schaden/ Maͤntel und Kleider bleiben unversehret/ die Haupt-Haar unversenget/ so gar/ daß man auch keinen Brand an ihnen riechen kunte: Hertz/ Muth und Geist wachset/ ist getrost/ daß sie mitten in den Feuer-Flammen als im Paradieß herumb spatzieren/ ihren Gott loben und preisen; alles uns und allen Glaͤubigen zum exemplar, Muster und Trost/ daß wir uns versichert halten/ was einmal sichtbar und leiblich geschehen/ noch offt und vielmal geschehen soll unsicht- barer weise/ eben derselbe Sohn Gottes wolle seinem Zusage-Wort Krafft geben: So du durchs Wasser gehest/ will ich bey dir seyn/ daß Esa. 43, 2. dich die Stroͤme nicht sollen ersäuffen/ und so du ins Feuer gehest/ soltu nicht brennen/ und die Flamme soll dich nicht anzůnden. Du solt gleich dem edlen Stein Amiant, ja wie Gold im apud Basil. orat. 5. de jejun. Feuer bewaͤhret/ also mitten in dem Feuer-Ofen der Anfechtung unver- fehret/ unverstoͤret/ unuͤberwindlich bleiben. R r 3 III. Ty- Die Sechs und Zwantzigste (Andere) III. Typica, Eine fuͤr bildende Erscheinung; welchen typum Hieron. Comm. adh. l. Hieronymus folgender gestalt deduc irt und außgefuͤhret: In typo præ- figurat Angelus, h. e. Filius Dei, Dominum nostrum Jesum Christum, qui ad fornacem descendit inferni, in quo clausæ \& peccatorum \& justorum animæ tenebantur, ut absque exustione \& noxiâ sui eos, qui tenebantur inclusi, mortis vinculis liberaret. Jn diesem Fuͤrbilde bildet uns der Engel/ das ist/ der Sohn Gottes/ schattenweise fuͤr un- sern Herren Jesum Christ/ welcher zu dem Feuer-brennenden Hoͤllen- Ofen hinab gefahren/ in welchem geschlossen und gehalten wurden die Seelen/ beydes der Suͤnder und der Gerechten/ daß Er ohne Entzuͤndung und Schaden seiner dieselbigen/ welche geschlossen gehalten wurden in den Banden des Todes/ befreyete und erloͤsete. Wir arme Menschen sind die devoti und Verdammten in der Feuer-Grube/ da kein Wasser ist/ Christus ist vom Himmel herab kommen/ und hoͤllische Marter außge- standen/ daß wir sicher und unversehrt außgehen/ und derselben befreyet werden moͤchten. Ja nicht nur ein Vorbild unserer Höllen- Angst/ sondern auch der Höllen-Marter und Angst/ so Christus außgestanden/ zu welchem sich der Engel zugesellet zum Trost vom Himmel herab/ und die Loh zuruͤck geschlagen/ und kuͤh- len Thau gemacht. Dessen Person/ positur und figur, wir die- ses mahl zu betrachten fuͤrgenommen/ nach dem wir heut acht Tage in unserer angefangenen Bilger- und Wallfahrt zum heiligen Oel-Berge Christum unsern Heiland angesehen/ als eine Trost-duͤrfftige/ T rost-wůrdige/ Trost-lose/ Trost-begierige Person; Gott der himmlische Vater wolle uns hierzu von oben herab des Heiligen Geistes Krafft/ Liecht und Schein verleihen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. A Ber ein Engel vom Himmel erschien ihm/ und stär- cket ihn. Das Wort Aber hat etwas auff sich/ es refer irt sich auff die vorhergehende Haͤndel/ und ist so viel gesagt: Ob gleich Christus der HERR von Gott/ Engeln und Menschen bißher eine kleine Zeit verlassen gewest/ so ist Er doch nicht allezeit in solcher Einoͤde geblieben/ ein Engel hat sich herfuͤr gethan und troͤstliche Huͤlffe geleistet/ Ein Engel/ sagt er: das ist/ ein Englischer Geist/ eine Englische Person in seinem eigenem buchstaͤbigem Verstande genommen/ nach der Schul- regul: analogum per se positum stat pro suo significato famosiori. Was Predigt. Was aber fuͤr ein Engel? Der Sathan heisset auch Engel/ St. Pau- Rom. 8, 38. 39. lus sagt: Jch bin gewiß/ daß weder Tod noch Leben/ weder Engel noch Fuͤrstenthumb ꝛc. uns scheiden mag von der Liebe Gottes/ die in Christo Jesu ist/ unserm HErren; da durch die Engel boͤse Engel zu verstehen/ dann kein guter Engel wird begehren moͤ- gen außerwehlte Kinder Gottes aus Gottes Liebes-Schos zu reissen. Er hat sich auch an Christum gemacht in der Wuͤsten/ in drey unterschied- Matth. 4, 2. seqq. lichen positur en/ als der schwartze Hunger-Geist/ der weisse heilige/ und dann der goͤttische Geist/ wie Lutherus schreibet: ohne Zweifel in keiner Luth. tom. 6. p. 511. scheutzlichen Gestalt/ sondern vermum̃et in einen Engel des Liechts. Die- ser ists nicht. Der boͤse Geist begehret Christum nicht zu troͤsten/ sondern in die Verzweifelung/ nicht zu staͤrcken/ sondern zu faͤllen; Sondern/ wie klar dabey stehet/ ein Engel vom Himmel/ aus himmlischer legation und Beruff/ von dem jenigen Himmel/ von welchem sich die Tauffe Johannis Matth. 21, 25. Matth. 18, 10. des Taͤuffers geschrieben/ einer von denen/ die da sehen allezeit das Angesicht Gottes des Vaters im Himmel; der himmlischen Trost und Krafft mitgebracht/ auff daß er Christum mitten in der Hoͤllen- Angst mit himmlischen Trost erquicken/ und einen Blick aus der Hoͤllen in den Himmel thun lasse. Angelus visibilis, ein sichtbarer/ scheinbarer/ mercksamer und empfindlicher Engel/ ὤφθη γὰρ, dann er ist erschienen/ und von ihme Christo gesehen worden/ ohne Zweifel in einem schoͤnen/ an- muthigen/ lieblichen/ Englischen Glantz/ als ein warhafftiger Engel des Liechts und durchleuchtiger Himmels-Fuͤrst/ wie dergleichen Erschei- nung mehrmahl geschehen; dort in der Geburs-Nacht des Herren Christi/ da die Hirten des Nachts huͤteten ihrer Herde/ Sihe/ spricht Luc. 2, 9. St. Lucas: des HErren Engel trat zu ihnen/ und des HErren Klarheit leuchtet umb sie. Deßgleichen/ als die Weiblein zu dem Grabe des Herren Christi kommen/ ihn zu salben/ und ins Grab hinein gehen/ sehen sie einen Juͤngling zur rechten Hand sitzen/ der hat ein Marc. 16, 5. Act. 12, 7. lang weiß Kleid an; wie dann auch/ da Petrus im Gefaͤngnuͤß gebunden/ schlieff zwischen zweyen Kriegs-Knechten/ Sihe/ da kam der Engel des HErren daher/ und ein Liecht schein in dem Gemach/ und schlug Petrum an die Seiten/ und weckt ihn auff/ und sprach: Stehe behends auff ! und die Ketten fielen ihm von seinen Die Sechs und Zwantzigste (Andere) seinen Haͤnden: Also erscheinet dieser Engel Christo bey eiteler Nacht und erfreuet ihn mit dem Augen-Lust und representation seines himm- lischen Liechts. Angelus ἀνώνυμος, Es wird sein Name eigentlich nicht benamset/ darumb wir auch hie das Nachdencken und Fuͤrwitz sparen. Jm Papstumb ists bey etlichen Nacht-Eulen und namentlich dem aber- Carol. Stengel. in S. Michaël. Archange- lo c. 19. glaͤubigen Benedict iner-Moͤnch Carolo Stengelio außgemacht/ es seye der Engel Michael gewest/ welcher Christo dem Herren verkuͤn- diget/ daß er sampt allen Engeln sein inbruͤnstiges Gebet fuͤr seinem himm- lischen Vater gebracht habe/ es seye aber doch dieses seines Vaters einiger Wille/ daß er solle sein Blut vergiessen/ und fuͤr der Welt-Erloͤsung sterben. Ohne allen Grund und Spur der Warheit. Gilt es muthmassens/ so wollen wir ehe glauben/ es seye der Engel Gabriel gewest/ der mehrmal dem Herren Christo in seinen himmlischen/ geheimnuͤß-reichen Ver- richtungen offenbare Dienste geleistet/ sonderlich im Englischen Gruß: sein Name bringets mit sich/ er heisset Gabriel/ das ist ἰσχὺς Θεοῦ, Gotthard/ Gottes-Krafft und Staͤrcke/ er solte billich den ohn- maͤchtigen Christum gestaͤrcket haben/ als ein Engel/ der Gottes Staͤrcke Dan. 9, 21. und Krafft heisset: der typus des Propheten Danielis correspond iret und trifft mit zu/ da Daniel der liebe Mann betet mit fasten/ im Sack und in der Asche gelegen/ daruͤber in grosse Schwachheit gerathen/ da flog der liebe Mann Gabriel oder Gabriel in Mannes-gestalt daher biaph nogeah, in lassitudine tetigit, er hat ihn in der Schwachheit und Mattigkeit an- geruͤhret/ das ist/ er hat ihn gestaͤrcket/ womit? nemlich mit den rechter Hertz- und Seelen-Staͤrckung/ Christo/ wie er dann bald darauff saget: ibid. v. 24. Siebentzig Wochen sind bestimmt uͤber dein Volck/ und uͤber deine heilige Statt/ so wird dem Vbertreten gewehret/ und die Suͤnde zugesiegelt/ und die Missethat versuͤhnet/ und die ewige Gerechtigkeit gebracht/ und die Gesichte und Weissa- gungen zugesiegelt/ und der Allerheiligste gesalbet werden. Das war der holdselige/ himlische Legat/ hic consolator extraordinarius, dieses ist der sonder- und Wunder-Troͤster. Es moͤchte ein angefochtenes Hertz gedencken: Ja wann mir in meiner Anfechtung und Noth auch ein solcher Troͤster vom Himmel herab kaͤme/ so wuͤrde mein Hirsch-Durst geloͤschet/ meine Seele wuͤrde genesen! Aber hierauff wirstu lang warten muͤssen/ du wirst dich in der langen Weile verspaͤ- Predigt. verspaͤten/ du hast hiervon keine Verheissung/ ist Gottes Ordnung nicht gemaͤß/ es ist mißlich und gefaͤhrlich mit solcher Erscheinung/ der Teufel ist ein Schalck/ er doͤrffte sich verkappen in einen Engel des Liechts/ wie mehr- mahl geschehen/ der wuͤrde dich nicht staͤrcken/ sondern faͤllen; darumb gehe dieses Wundsches und Verlangen muͤssig/ dieser ist ein extraordinari- Legat. Vnterdeß wird dir weder am Troͤster noch Engel etwas abgehen/ du hast einen zum Troͤster/ den Troͤster uͤber alle Troͤster/ der mehr ist als ein erschaffener Engel/ hoͤher als der Himmel/ staͤrcker als Gabriel/ die Krafft aus der Hoͤhe/ welchen dir der Krafft-lose Christus mit seiner Ohnmacht erworben/ nemlich Gott der Heilige Geist/ der Paracletus und Tröster/ davon der Herr selbst gesagt: Waͤr ich nicht hingangen/ mei- Ioh. 16, 7. nen passion- Creutzgang und namentlich den Kidron-Gang am Oel- Berge verrichtet/ der Troͤster were nicht vom Himmel herab gesendet/ der warme und erwaͤrmende Geist/ von dem Hertzen Gottes warm gemachet/ welcher den verborgenen Rath des Goͤttlichen Hertzens erforschet/ und den Abgrund des menschlichen Hertzens weiß/ derselbe/ wann er in ein verza- gendes Hertz kom̃et/ machet/ daß dasselbe anfahet zu sagen: Abba/ lieber Vater! Er ist der Paracletus κατ᾽ ἐζοχὴν, der Außbund alles Rom. 8, 15. Trostes. Der H. Geist aber heisset ein Troͤster auff eine sonderbare/ hohe/ unbegreiffliche Weise/ als ein solcher der alles thut/ was ein treuer Ad- vocat thun kan bey seiner beklagtẽ/ bedraͤngtẽ Part: Dem Blinden theilt er Liecht und Rath mit/ den Kleinglaubigen machet er ein Hertz/ den Verzag- ten troͤstet er/ den Verklagten beschuͤtzet und vertritt er ςεναγμοῖς ἀλαλή- c. 8, 26. τοις, mit unaußsprechlichen seuffzen/ dem Bittenden und Seuff- zenden hilfft er seuffzen/ stellet die supplication, leget Wort in den Mund. Dieses alles nicht immediatè und ohne Mittel/ sondern vermittelst seines Worts/ welches er durch seine Engel ankuͤndigt/ durch welche er solch sein Staͤrck- und Trost-Ampt verrichtet/ Erstlich ordinarios, Ampts- Engel/ diese sind zuforderst die Propheten und Apostel/ die zwar lange tod/ aber noch leben in ihren sacris lipsanis der heiligen Schrifft/ die sind ihrer Sache so gewiß/ daß sie auch die Engel heraus fordern/ Gal. 1. und nach diesen alle dero getreue Successores und Nachfol- Gal. 1, 8. ger im Lehr- und Trost-Ampt/ welche der Heilige Geist mit dem Namen und Ehren-Titul der Engel geadelt Apoc. 1. 2. 3. die man auch nicht anders als Engel Gottes annehmen soll/ wie St. Paulus von Gal. 4, 14. seinen Galatern ruͤhmet; die sind die Angeli pacis, die Friedens- Sechster Theil. S s Engel/ Die Sechs und Zwantzigste (Andere) Esa. 52, 7. Act. 4, 36. () v. Luth. præfat. in Habacuc. Engel/ die Friedens-Prediger/ die () Habacuci, die Barnabæ die υἱοὶ παρακλησεως, die Trost-Soͤhne/ Barnabas heisset ein Sohn des Trostes. Angeli è cœlo, zwar irrdische Engel/ aber vom Him- mel herab erleuchtet und entzuͤndet. Angeli lucis, Liecht-Engel oder Engel des Liechts/ das ist/ der leuchtenden Weißheit/ in welchen leuchtet das Liecht der Wissenschafft/ die mit discretion wissen mit einem ieden reden zu rechter Zeit/ dann die Weißheit machet einen einem Engel gleich/ wie dann jenes Weib von Thekoah frey heraus sagte zum Koͤnige 2. Sam. 14, 20, David: Mein Herr ist weise/ wie die Weißheit eines E ngels Gottes/ daß er mercket alles auff E rden. Wo es hieran mangelt/ so sinds empirici. Das ist virtutis exemplatis, sie befleissigen sich eines heiligen/ unstraͤfflichen Lebens und Wandels/ das ist das Engel-Kleid/ sonst sinds Bileami, die zwar wol segnen/ aber sich selbst verfluchen/ einen Schalck im Busen tragen/ gautzen und geitzen. II. Angeli χαρίσματι consolationis decori, Trost- E ngel/ Rom. 1, 11. 12. welchen die Gabe zu troͤsten mitgetheilet/ davon St. Paulus an seine Roͤ- mer schreibet: Mich verlanget euch zu sehen/ auff daß ich euch mittheile etwas geistlicher Gabe/ euch zu stärcken/ das ist/ daß ich sampt euch getroͤstet wuͤrde/ durch euren und meinen Glau- ben/ den wir untereinander haben. III. Freud- E ngel von Rechts wegen. Ein ieder Christ/ der den andern troͤsten kan/ heisset in H. Schrifft ein Engel/ wie abermal das 2. Sam. 14, 17. Weib von Thekoah den Koͤnig David ruͤhmet/ und spricht: Deine Magd gedacht/ meines Herren des Koͤnigs Wort soll mir ein Trost seyn: dann mein Herr der Koͤnig ist wie ein E ngel Got- tes/ daß er guts und böses hören kan. Homo homini Angelus! Ein Mensch ist des andern Engel/ sonderlich Blutsfreunde/ Ehegatten/ Nachbarn/ Gabrieles, die die Kraͤfften haben zu troͤsten. Wie aber so getha- ne Trost-Huͤlff practic irt und werckstellig gemacht werde de facto und in der That/ davon zeuget der Tag der Warheit/ die taͤgliche experien tz. Psal. 27, 10. Etliche wollen und koͤnnen nicht/ sind keine Gabrieles, Mein Vater und Mutter wolten gern in Noͤthen bey mir stehen/ können mir doch keine Huͤlff gewärn/ ich muß fuͤr Leid vergehen/ ohn Gottes Trost/ der mich erloͤst/ der HERR thut mich auffneh- men/ Predigt. men/ wann alle Welt/ von mir abfaͤllt/ und meiner sich will schaͤmen. Etliche koͤnnen und wollen nicht/ sondern schlaffen wie die Juͤnger Christi/ achten anderer Leute nicht/ bekuͤmmern sich nicht umb den Matth. 26, 40. Iob. 2, 13. Schaden Josephs/ sind fuͤr sich selbst/ werden stumm wie Jobs Freunde/ welche sieben Tage und sieben Nacht bey ihm auff der Erden sassen und redeten nichts mit ihm/ dann sie sahen/ daß der Schmertze groß war/ und da sie angefangen zu reden/ warens leidige Troͤster. Andere reden zwar aber boͤse/ harte Schelt-Wort/ werffen einem sein Elend fuͤr/ wie Jobs Iob. 2, 9. Weib auch spottete und sprach: Hältestu noch fest an deiner Froͤm- migkeit? Ja/ segne Gott und stirb. Wie Nabal gegen die 1. Sam. 25, 10. 11. Knechte Davids/ als er ihn umb eine Ritter-Zehrung ansprechen ließ: Wer ist der David? wer ist der S ohn Jsai? es werden ietzt der Knechte viel/ die sich von ihren Herren reissen: S olt ich mein Brod/ Wasser und Fleisch nehmen/ das ich fuͤr meine S chaͤrer geschlachtet habe/ und den Leuten geben/ die ich nicht kenne/ woher sie sind? Etliche sind gar ἐπιχαιρέκακοι Schadenfroh/ die sich freuen/ wann es dem Naͤhesten uͤbel gehet/ lachen in die Faust/ da! da! das haͤtte ich laͤngst gern gesehen/ ietzt hat ers! es ist ihm recht gesche- hen! pfui dich! Ita fit homo homini diabolus! der des andern Engel seyn solt/ ist sein Teufel/ sein furia, das Weib des Mañes/ Vater und Mutter ha- ben einen Teufel am Kind/ ein Absalon/ oder contrà der Sohn und Toch- ter einen Laban/ der Bruder die Schwester/ der Schwager; So viel Schwaͤger/ so viel Knebel-Spiesse ꝛc. Darumb sind noch uͤbrig IV. die Noth- E ngel/ denen Gott der Herr zischet/ die uͤberzwergs Feldes daher kommen/ deren man sich nicht haͤtte versehen/ Josephs Wegweiser; Joseph/ als ihn sein Va- ter Jacob sendete zu seinen Brůdern/ gieng irre auff dem Gen. 37, 15. 16. 17. Felde/ da kommt ein Mann uͤber das Feld her/ fraget ihn/ wen er suchet? Er antwortet: Jch suche meine Bruͤder. Da sprach der Mann: S ie sind von dannen gezogen/ dann ich hoͤrete/ daß sie sagten: Lasset uns gen Dothan gehen/ da folget Joseph seinen Bruͤdern nach/ und fand sie zu Dothan. Quando duplicantur lateres, venit Moses, Wann am groͤsten ist die Noth/ so erscheinet mit seiner Huͤlffe Gott. Ein solcher Noth- E ngel 1. Reg. 17, 9. war die Witwe zu Zarpath/ welcher Gott in der dreyjaͤhrigen Theu- S s 2 rung Die Sechs und Zwantzigste (Andere) rung geboten/ daß sie den Propheten Eliam versorgen muste; deßgleichen widerfuhr dem armen unter die Moͤrder gefallenen und halb toden Men- Luc. 10, 30. seqq. schen auff dem Wege nach Jericho Luc. 10. da der Priester und Levit mit harten Hertzen und trockenen Augen fuͤruͤber gangen/ erreget Gott dem Samariter und Land-frembden das Hertz/ daß er sich seines Elends erbar- mete und huͤlffreiche Hand leistete; Als der Koͤnigin Candaces in Mo- Act. 8, 27. seqq. renland Caͤmmerer von Jerusalem wider heim zoge/ und auff seinem Wa- gen den Propheten Esaiam lase/ verstunde aber nicht/ was er laß/ da fuͤh- ret Gott Philippum gleich als einen Engel in den Luͤfften her/ der muß ihm aus dem Traum helffen/ und den Propheten erklaͤren. Also wissen und verstehen nun alle Trost-betruͤbte/ angefochtene/ nothleidende/ bedraͤngte/ Trost-duͤrstige/ Trost-wuͤrdige/ Trost-begierige Hertzen/ wo hinaus? wo die rechte Trost-Quelle? wer der Troͤster? welches die E ngel sind? nemlich ordinariè, Lehrer und Pre- diger/ und wer sonst troͤsten kan und mag. Darumb lassen sie billich fahren alle frembde/ falsche/ eitele und leidige Troͤster und verfuͤhrische Jrrwische/ die uͤbel aͤrger machen. Die einem Ps. 165, 4. andern nacheilen/ werden groß Hertzeleid haben/ sie muͤssen end- lich das Trauer-Lied hoͤren bey Jerem. 38. Ach/ deine Troͤster haben Ier. 38, 22. dich uͤberredet und verfuͤhret/ und in Schlam gefuͤhrt und las- sen dich nun stecken. Jn der Welt gehets so her/ wann Noth fuͤrhan- den/ wann Vngluͤck gehet daher/ so rufft ein ieder seinen Gott an/ wie dort Ion. 1, 5. Jon æ am 1. cap. der blinde Papist die cœlites, die Heiligen im Himmel/ anders nicht als der reiche Schlaͤmmer den Vater Abraham/ da er umb einen Tropffen Wasser fuͤr seine gluͤende Zunge gebeten/ hat aber keiner Luc. 16, 26. 29. andern Antwort zuerwarten/ als er der Schlaͤmmer: Es ist eine grosse Klufft zwischen uns und euch befestiget/ daß die da wolten von hinnen hinabfahren zu euch können nicht; Jhr habt Mosen und die Propheten/ dieselben sollet ihr hören. Eben dieselbe Cornel. à Lap. ad Matth. p. 343. blinde Leute suchen auch ihren Trost bey ihrem Schutz-Engel/ dem sie wun- derbare Abentheuer zuschreiben/ daß er dem Sterbenden beystehe/ ihn biß an den letzten Todes-Kampff staͤrcke/ auff allerhand Art und Weise ihm helffe; nach dem Tode seine Seele zum Himmel fuͤhre/ oder so sie noch Reinigung von noͤthen/ in das Feg-Feuer begleite/ daselbst nach und nach Gregor. de Valent. r om. 4. p. 2125. dieselbe troͤste/ biß sie gantz und gar gereiniget/ und er sie mit sich in den Himmel hebe; Daß sie dieselben Seelen troͤsten/ als wie die jenigen/ welche Ampts- Predigt. Ampts und Trosts wegen die jenigen begleiten/ welche zur Schaͤdelstatt ge- fuͤhret werden. Der uͤbel- reform irenden Reform irten Hoͤllen-Trutz und Himmel-Trost/ ihr Horn und Hort ist das fatale, absolutum, ungeheure decret und blosse Rath-Schluß Gottes. Die Welt und dero Kinder ha- ben ihren Trost/ etliche an dem kuͤhlen Baccho, vermeynen mit Wein den Gewissens-Wurm zu daͤmpffen/ aber es ist demselben Milch! ie mehr sie zugiessen/ ie mehr erstaͤrcket und waͤchset derselbe/ und wird endlich zu einem feurigen/ unloͤschlichen Drachen. Andere haben den Mammon zum Trost/ dum nummos contemplor in arcâ sprechen sie: O rothes Gold/ O edles Geld/ mein Trost bistu hier in der Welt; Andere die Ne- mesin, schlagen mit dem Schwerte drein wie Petrus. Ioh. 18, 10. Ja der Teufel selbst der schwartze Butz/ der ie und allweg des grossen und wahren Gottes und seines Geistes Aff gewesen/ der wirfft sich auch fuͤr einen Troͤster auff/ sonderlich wo der Zaun nieder/ bey armen/ melancho- lichen/ trostlosen Weibern/ wann dieselbe nicht wissen/ wo aus noch an/ stellet er sich bey ihnen ein/ præsent ret Huͤlffe an/ verspricht guͤldene Berge/ gibet ihnen auch vermeynet Gold und Silber zum Vor- und Angelde/ und wann er sie gefaͤllet/ daß sie der Heiligen Dreyfaltigkeit abgesagt/ so be- redet er sie/ sie solten (als Teufels-Maͤrtyrer) bestaͤndig hey ihm außhalten/ und den Tod außstehen/ er woll sie in ein solch Ort bringen/ da ihnen ewig wol soll seyn/ zeiget denselben zuvor die Hoͤlle in Gestalt eines Paradieses/ da alles vollauff/ da die vorigen enthaupten Personen auff guͤldenen Ses- seln sitzen/ lustig und froͤlich seyn/ und spricht: Das ist die Hoͤll/ davon die Pfaffen predigen! Aber/ O Schalck! man kennet dich wol. Diß sind lauter Zweck-Fehler. Hinweg! hinweg! weit von dannen! Jsrael hat dannoch GOTT zum Trost/ wer nur reines Hertzens ist! mit diesen Worten stimmet der geistreiche Assaph den 73. Psalm an. Psal. 73, 1. Jsrael/ das ist/ Jsrael das Trost-lose/ uͤber die alle Wetter gehen/ Trost- faͤhige/ rechtschaffene Jsrael in Buß und Glauben. Gott der Vater ist der Gott alles Trostes/ ja die Trost-Quelle selbst/ der Sohn Gottes/ ist der Heil-Brunn/ Allein zu dir HERR Jesu Christ ꝛc. Gott der H. Geist ist der lebendige Trost-Strom/ der durch seine Ampt- und Noth-Engel als siphunculos und Roͤhrlein den Trost außfliessen und außtheilen laͤsset in der Kirch als in dem Thal Achor/ wer nur reines Hertzen ist/ von reinem Hertzen/ den sein Hertz Ose. 2, 15. 1. Ioh. 3. 21. nicht verdammet/ als welches durch Vbertretung Goͤttlicher Gebot und S s 3 Hindan- Die Sechs und Zwantzigste (Andere) Hindansetzung der bruͤderlichen Liebe nicht versehret und beschweret ist/ oder doch durch Glauben nach der Buß gereinigtem Hertzen/ wen sein Hertz nicht verklagt. Hieher derowegen du Trost-loses Jsrael! alle Trost-lose/ Trost-duͤrff- tige Creutz-Bruͤder und Creutz-Schwestern! hieher! niemand fresse sein Matth. 27, 4. 5. Leid in sich/ niemand mach es wie Judas/ der argwoͤnische/ der Christo nicht recht getrauet/ da er ohne Trost von den Hohenpriestern abgewiesen wor- den/ ἀνεχώρησεν den sonderling gespielet/ endlich gar an den Strick gelauf- fen. Wer sich hencken will/ der hencke sich an den Baum des Creutzes Chri- sti/ an welchem auch die Handschrifft/ so wider ihn ist auffgehenckt und durchstrichen/ wer sich ertraͤncken will/ der ersaͤuff sich im Sinn in das grundlose Meer der Goͤttlichen Barmhertzigkeit/ in das Tauff-Wasser/ darein sein alter Adam und dessen Straff-Pflicht ersaͤuffet; wer sich selbst verwunden will/ der halte sich an die Wunden Christi; Hieher mit demuͤ- thigem eiferigem Gebet! wer aus dem Brunn trincken will/ der mus auch schoͤpffen/ und demnach nicht nur zur Pfingst-Zeit/ sondern allezeit/ so offt die Noth fuͤrhanden/ beten und singen: Du hoͤchster Troͤster in aller Noth! hilff daß wir nicht fuͤrchten Schande noch Tod/ daß in uns die Sinne nicht verzagen/ wann der Feind wird das Leben verklagen! HERR durch deine Krafft uns bereit/ und staͤrck des Fleisches Bloͤdigkeit/ daß wir hie ritterlich ringen/ durch Tod und Leben zu dir dringen/ Gott wird seinen Na- 2. Cor. 1, 3. 4. men an dir nicht verlieren. Der Vater der Barmhertzigkeit und Gott alles Trostes/ der uns troͤstet in allem unserm Truͤbsal/ gebe daß wir auch troͤsten können/ die da sind in allerley Truͤb- sal/ mit dem Trost damit wir getroͤstet werden von Gott! Der uns troͤstet in aller unser Truͤbsal/ Der fuͤhr uns aus dem Thraͤnenthal Durch einen seligen Wechsel in seinen Trost- und Freuden-Saal/ Amen. Die Predigt. Die Sieben und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Luc æ c. 22/ 43. Die Dritte Predigt/ Von dem Englischen Wort-Troste. G Eliebte in Christo: Wann die liebe Christliche Kirche von alters her in dero monument en/ pictur en/ Mappen/ Waͤnden/ Buͤchern durch sinn- und kunstreiche Mahler den jenigen Engel/ der vom Himmel herab kom- men/ und Christum gestärcket am Oel-Berge/ in der figur, emblemate und Gestalt eines Schencken oder Apothe- kers abcontrafeet/ der mit freundlichen/ holdseligen Geberden dem HErren Christo einen Kelch gereichet und dargeboten; So haben sie zwar damit wollen andeuten I. passionis diritatem, die unzehliche/ unerschwingliche/ grausame Bitterkeit des peinlichen Leidens und Sterbens Jesu Christi. Es muͤssen ein- mal schroͤckliche/ bittere und ungeschmackte ingredientia in diesen Kelch geflossen seyn/ umb dero willen der Herr so hefftig sich vor denselben entsetzet/ gereudert und gezittert; kein blosser Gifft-Trunck/ sintemal jener Heydnische Philosophus Socrates, da man ihm Gifft zu trincken gegeben hat/ den Becher mit Freuden an Mund gesetzet und außgetruncken/ und noch zum Trotz Critiæ dem Ertz-Tyrannen aus dem Becher eines ge- bracht und begehrt/ er soll ihm Bescheid thun; Solte dann der Held vom Stamm Juda so feige gewest seyn/ daß ihm vor einem Gifft-Trunck so sehr solte gegrauet haben/ wann nicht was anders darein eingeschenckt gewest? Die zween Soͤhne Zebedei Jacobus und Johannes bekommen auch einen Trunck davon/ trincken ihren bescheidenen Theil/ in dem der eine uͤber die Klinge gesprungen/ der andere in Oel gesotten/ sie trincken Act. 12, 2. Act. 5, 41. mit Freuden/ sonderlich Johannes/ da er gestaͤupt worden/ gieng er froͤlich von des Raths Angesichte/ daß er wuͤrdig worden umb Christi seines Heylandes willen Schmach zu leiden. Was mag dann wol einge- schenckt Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) Apoc. 14, 19. Ezech. 23, 33. Esa 51, 22. Psal. 18, 5. Exod. 7. 21. 24. schenckt seyn gewest? Der grimmige Zorn Gottes/ der Traur- und Jam- mer-Kelch/ der Daumel-Kelch/ voll Hefen des Grimmes Gottes/ die Baͤche Belial/ das ist die gantze Fuͤlle und Stroͤme des Goͤttlichen Zorns von unerschwinglichen/ unermessenen Schmertzen/ der tartarus des hoͤl- lischen Giffts/ die Colocynthen des ewigen Todts/ alles Blut und Blut- Schulden/ viel greßlicher als der Blut-Tranck/ den die Egyptier in Man- gel des Wassers trincken solten/ aber nicht mochten/ hinc illæ lachrymæ sanguineæ ! das triebe ihm den Blut-Schweiß/ die Blut-Zaͤhren heraus. II. Passionis dirissimæ indeprecabilem necessitatem, Die unvermeidenliche/ unabbitteliche Nothwendigkeit des Lei- dens und Sterbens Christi. Er der HErr waͤre dieses Truncks gern quitt gewesen/ es hat ihm nicht munden noch schmecken wollen/ seuffzet gen Himmel hinauff zu seinem Vater/ er wolle seiner schonen mit diesem Kelch/ erwartet gewaͤhrliche Antwort vom Himmel herab; Aber es er- scheinet der Englische Ehrnhold vom Himmel herab/ bringet den Kelch wider mit sich/ zeiget ihm die negativam an/ es seye abgeschlagen/ er muͤsse trincken/ diß und anders nicht; Vrsach/ das solte das soterium seyn/ der Schwitz-Becher und Gesund-Tranck/ zur Artzney/ Heil/ Leben und Se- ligkeit der in Suͤnden kranck-ja todligenden Menschen; es seye kein ander Heil noch Namen den Menschen gegeben/ darinnen selig zu werden/ als dieser Passions Kelch. Wie bißweilen eine Mutter eine herbe/ unanmutige Artzney zu sich nim̃t ihre Leibesfrucht/ die sie unter dem Hertzẽ/ oder auch im Schos traͤget und saͤuget zum besten: Also muste Christus auch diesen Artz- ney Becher schlucken auff Gesundheit des armen menschlichẽ Geschlechts. III. Passionis necessariæ malagmata \& solatia, Des nothwendigen Leidens Jesu Christi Heil und Trost. Kein Medicus ist so herbe/ hart und unfreundlich mit seinen Traͤncklen/ daß er nicht auch Zucker oder Citronen-Safft und dergleichen anmuthige Labsal mit einmische/ und den Tranck durchsuͤsse/ damit er desto besser munde und schmacke/ und zugleich dem patient en zuspreche/ mit lieblichen Worten den Psal. 75, 9. Tranck einschwatze: Also auch der himmlische Vater hat einen Becher in der Hand/ und mit starckem Wein voll einge- schenckt/ last auch him̃lischen Trost mit einfliessen aus ihme selbst/ als der lebendigen Quell alles Trosts/ den bietet nun auch der Engel als ein Apotheker dem HERREN Christo an in diesem Kelch/ und erquicket Predigt. erquicket und staͤrcket ihn mit lieblichen Worten und Wer- cken. Von dem Wort-Trost/ wollen wir diesesmahl handeln/ den Werck-Trost biß uͤber acht Tage geliebts Gott versparen; Gott der himmlische Vater verleihe uns hierzu von oben herab die Krafft des Heiligen Geistes umb Jesu Christi willen/ Amen. S O ist nun die Englische Stärckung zuvorderst gewest I. verbalis, eine muͤndliche Wort-Staͤrckung; sinte- mal solchen Verstand das Griechische Wort hat/ da der Devt. 1, 38. Herr zu Mose spricht: Josua der Sohn Nun/ der dein Diener ist/ der soll hinein kommen/ denselben staͤrcke (sprich ihm einen Muth ein) dann er soll Jsrael das Erbe (des gelobten Landes) außtheilen; also da Josia das Passah hielt/ stellet er die Priester 2. Chron. 35, 2. in ihrer Hut/ und staͤrcket sie in ihrem Ampt (Er vermahnete sie mit Worten und mit seinem eigenem Exempel/ daß sie mit treuem Fleiß ihr Ampt verrichten solten) im Hause des HErren/ und wird sonder- lich in solcher Meynung gelesen Dan. 10. nach dem Daniel fuͤr einem Dan. 10, 18. grossen majestaͤtischen Goͤttlichen Gesicht/ dermassen ergeistert und er- schroͤcket worden/ daß er von allen Kraͤfften kommen/ zur Erden niederge- suncken/ und keinen Athem mehr holen koͤnnen/ so tritt der Sohn Gottes herfuͤr/ der ungeschaffene Engel in Gestalt eines Menschen/ der staͤrcket ihn/ ἐνίχυσε, wie aber? mit freundlichen/ holdseligen Worten: Fuͤrchte dich nicht/ du lieber Mann/ Friede sey mit dir/ sey getrost! sey getrost! Chasak vachasak, robora te, richte dich auff/ staͤrcke dich/ fasse guten Muth. Also ist freylich der Engel/ der Christum im Garten am Oel-Berg gestaͤrcket/ kein κωφὸν πρόσωπον und stummer Oel-Goͤtze/ seine Staͤrckung keine stumme Sprach-lose action und Handlung gewesen/ sondern er hat mit seiner Englischen Zungen und himmlischen suadâ dem- selben zugesprochen/ Wort gewechselt/ und ihm also/ wie obermeldt/ den Artzney-Tranck eingeredet. II. Unde verba? Mit was fůr Worten hat er ihn getroͤ- stet/ wo hat er sie hergenom̃en? Antwort: Mit Worten/ so vom Himmel herab kommen; woher der Trost-Engel kommen/ von dan- nen hat er auch den Trost mitgebracht/ nemlich vom Himmel/ und koͤnnen die Wort ἀπ᾽ οὐρανοῦ gar wol auff das prædicatum auch gezogen werden; Ein Engel vom Himmel ist kommen und hat auch vom Himmel Sechster Theil. T t herab Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) herab getroͤstet/ himmlische/ Englische/ ja Goͤttliche Trost-Wort dem Her- ren Christo angebracht. Es hat die Vernunfft auch ihre solatia unter- Matth. 16, 21. 22. standen beyzutragen/ sonderlich durch dero ergebenen Juͤnger Petrum/ als Jesus anfieng seinen Juͤngern zu zeugen/ wie er muste hin gen Jerusalem gehen/ und viel leiden von den Eltesten/ und Hohenpriestern und Schrifft- gelehrten/ und getoͤdtet werden/ und am dritten Tage aufferstehen; Da nahm ihn Petrus zu sich/ fuhr ihn an und sprach: HErr schone dein selbst/ das widerfahr dir nur nicht! Ja der Sathan hat auch troͤsten wollen/ und ihm einen Weg an die Hand geben/ dadurch er davon kommen moͤchte/ Medice cura teipsum! Artzt hilff dir selbst! Matth. 27, 40. Luc. 4, 4. 8. \& Ioh. 8, 59. Steige herab vom Creutz/ so du Gottes Sohn bist/ suche deine alte Wunderwerck herfuͤr/ hastu koͤnnen den Steinen entfliehen/ so thue anietzo dergleichen. Aber das waren irrdische/ fleischliche/ ja Sathanische Gedancken und Sarcasterey/ die nicht nach dem Himmel/ sondern nach dem Abgrund der boͤsen Natur/ ja der Hoͤllen selber gestuncken; Er sagt: Hebe dich weg Sathan! Christi Trost-Quell war hoͤher/ vom Himmel herab/ aus der Quellen der himlischen Weißheit/ deren Adern in Gottes Wort verborgen ligen. Demnach was der Engel geredet/ das hat er aus und mit der himmlischen Apothek der heiligen Schrifft geredet/ in- massen er der Engel mehrmahl mit und aus Prophetischen Schrifften/ schrifftmaͤssig zu reden gepfleget/ und die Wort aus der heiligen Schrifft Luc. 2, 14. zu entlehnen. Vnd was ist der Englische Lob-Gesang und die darauf fol- gende Erklaͤrung anders als ein mellificium und suͤsser Honig aus den Bluͤmlein der heiligen Schrifft zusammen getragen? III. Quæ verba formalia? Was aber sind eigentlich fuͤr Wort gefallen? Das zeiget der Evangelist nicht an/ verwehret aber auch nicht das Gottselige scrutinium und fleissige nachsinnen; er zeucht gleichsam eine Decke fuͤr; wir moͤgen aber wol durch die Spalten hinein gucken. Englischen Zungen koͤnnen wir es nicht nachahmen/ Eng- lische Wort nachzusprechen/ darzu gehoͤren Englische Zungen/ aber das Carolus Stengel. pag. 134. Nachlallen ist unverboten; Jm Papstumb hat mans getroffen/ Carolus Stengelius weiß eigentlich/ was der Engel Christo ins Ohr gesagt/ nem- lich/ daß er sampt allen andern Engeln sein Gebet dem himlischen Vater vorgetragen/ und doch des himlischen Vaters Wille sey/ daß Er sein Blut vergiessen und sterben solle fuͤr der Welt Erloͤsung; Also hat er angefangen ihn zu staͤrcken/ in dem er ihm fuͤrgeleget die herrliche Belohnung der Erloͤ- sung der Welt/ die Ersetzung der gefallenẽ Engel/ und dañ die Erloͤsung der Alt- Predigt. Altvaͤter aus der Vorburg der Hoͤllen/ bißher der Moͤnche. Viel glaublicher uñ der Glaubens- regul aͤhnlicher sind anderer unverwerffliche Gedanckẽ: Er hab ihm 1. vorgehalten das decretum divinum, den göttlichen Rath-Schluß/ in welchen der Sohn Gottes selbst gewilliget/ und den- selben zu vollbringen versprochen/ welchen kurtz zuvor Caiphas (wiewol mit seinem unreinen Sauruͤssel) außgesprochen/ doch aus Eingebung und Erleuchtung des Heiligen Geistes: Es ist besser/ daß ein Ioh. 11, 50. Mensch sterbe fuͤr das Volck/ dann das gantze Volck verderbe; Es sey waͤger und besser/ Jonas werde ins wuͤtende Meer geworffen/ als daß das gantze Schiff zerscheitere. Dannenhero sagt St. Petrus: Act. 4, 12. 27. 28. Es ist in keinem andern Heil/ ist auch kein ander Name den Menschen gegeben/ darinn wir sollen selig werden. Jtem/ es ge- schehe ihm nichts frembdes/ allbereit haben sich uͤber ihn versamlet Herodes und Pontius Pilatus/ mit den Heyden und dem Volck Jsrael/ zu thun/ was Gottes Hand und sein Rath zuvor bedacht hat/ das geschehen solt. 2. Vocis divinæ promissum, Die Goͤttliche/ unfehl- bare Verheissung; Bedencke doch/ wird er gesagt haben/ deines him- lischen Vaters Stimme/ Er hat geschworen/ und wird ihn nicht Ps. 110, 4. 7. gereuen/ daß du solt Priester seyn ewiglich nach der Weise Melchisedech! Aber zuvor soltu trincken vom schwartzen Bach auff dem Wege/ darnach das Haupt empor heben. Es waͤre ja dem himmlischen Vater nichts leichters als zwoͤlff Legion Matth. 26, 53. 54. Engel herab senden/ aber wie wuͤrde die Schrifft erfuͤllet? wie wuͤrde Er seinem Worte Krafft geben? es muß also gehen; Gedencke zuruͤck an deine eigene Wort vom Versen-Stich/ bedencke wie du durch den Mund Gen. 3, 15. David versprochen hast: Sihe/ ich komme/ im Buch stehet von Ps. 40, 8. 9. mir geschrieben/ deinen Willen/ mein Gott! thu ich gerne Gleich wie Moses in der Wuͤsten eine Schlange erhoͤhet hat; Ioh. 3, 14. 15. Also muß auch des Menschen Sohn erhoͤhet werden/ auff daß alle/ die an ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben. Bedencke wie der Heilige Geist durch alle Pro- pheten geredet/ welche einhelliglich außgeschrien: Christus muß leiden/ wie dann dessen der Herr selbst/ den beyden Juͤngern auff dem Wege T t 2 nach Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) nach Emaus/ nach seiner Aufferstehung einen harten Verweiß gibet und Luc. 24, 25. 26. spricht: O ihr Thoren und träges Hertzen zu glauben alle dem/ das die Propheten geredet haben! Muste nicht Christus sol- ches leiden/ und zu seiner H errligkeit eingehen? Bedencke aber Dan. 9, 24. 26. auch meine eigene Wort/ welche ich zu dem Propheten Daniel geredet: Siebentzig Wochen sind bestimmet uͤber dein Volck/ und ůber deine heilige Statt/ so wird dem Vbertreten gewehret/ und die Sůnde zugesiegelt/ und die Missethat versuͤhnet/ und die ewige Gerechtigkeit gebracht/ und die Gesichte und Weissa- gung zugesiegelt/ und der Allerheiligste gesalbet werden; und nach zwey und sechtzig Wochen wird Christus außgerottet werden/ und nichts mehr seyn. Bedencke das bloͤcken des Opffer- Viehes und das schreyen der andern Schlacht-Opffer/ die alle dahin ge- zielet und nach dir geschrien. 3. Victoriam \& brabeum, Den herrlichen Sieg und Preiß/ welchen Er in diesem Kampff davon tragen wird; Dieser Trunck wird dir seyn ein Erloͤsungs-Trunck/ Gnaden-Trunck/ Ehren-Trunck/ ein Gen. 3, 15. Ps. 110, 1. 7. Siegs-Trunck/ victoria Sathanæ, du wirst der hoͤllischen Schlangen den Kopff zertretten/ wann du getruncken vom Hoͤllen- Vach/ so wirstu als ein Siegs-Fuͤrst den Kopff empor heben/ und alle deine Feinde zum Schemel deiner Fuͤsse legen: generis humani λύτρον, das gantze menschliche Geschlecht wird dir zur Beute gegeben werden; das wird dein gloria und brabeum, dein Ruhm und Preiß seyn/ dessen Candidat du ietzo bist/ nach dem du ein hartes examen außgestanden/ welche Ehre du selbst gewuͤndschet/ da du Ioh. 17, 5. Ioh. 12, 18. Hebr. 2, 7. sprachest: Nun verklaͤre mich du Vater bey dir selbst/ mit der Klarheit/ die ich bey dir hatte/ ehe die Welt war; Du wirst eine kleine Zeit der Engel mangeln muͤssen/ mit Preiß und Ehren wird dich dein himmlischer Vater krönen/ und setzen uͤber die Werck seiner H aͤnde/ Er wird dich erhöhen und dir Phil. 2, 9. einen Namen geben/ der ůber alle Namen ist. Hinc celeusmata! das erwecket solchen Freuden-Schall! darumb chasak, chasak, sey Ier. 14, 9. getrost! sey getrost! Auff! Auff! Wache auff du Held! Warumb stellestu dich als ein H eld/ der verzagt ist? und als ein Riese/ der nicht Predigt. nicht helffen kan? HERR! stehe auff/ laß deine Feinde zer- Num. 10, 34. Esa. 59, 17. streuet/ und die dich hassen/ flůchtig werden fuͤr dir! Zeuch Gerechtigkeit an/ wie einen Pantzer/ setz den Helm des Heils auff dein Haupt/ kleide dich mit Eifer/ wie mit einem Rock/ zeuch dich an zur Rach. Dictum atque factum! Wie getroͤstet so gethan! Diesen Englischen Trost hat Christus angenommen und em- pfangen/ daß Er hernach gesagt: Soll ich den Kelch nicht trincken/ Ioh. 18, 11. den mir mein Vater gegeben hat? Soll ich nicht umb meiner lie- ben Rachel willen Frost und Hitze leiden? Zwey Feuer haben in ihm ge- stritten/ das peinliche und schmertzliche Hoͤllen-Feuer/ und das bruͤnstige/ holdselige Liebs-Feuer; Liebs-Feuer hat gewonnen und jenes außge- loͤschet. Nun/ meine Liebste/ dieser Englische Trost ist nun abermal unser Trost/ ja die lebendige Quell/ Stock-Wurtzel und fundament unsers Trosts/ ein Muster alles Trosts; Diß ist Ps. 133, 2. der Balsam/ der vom Haupt Aaron herab fleusset/ nicht nur auff seinen Bart oder ehrwuͤrdigen Mund/ das ist/ Lehrer und Prediger/ sondern auch auff den gantzen Leib und gantzes Kleid/ die geistlichen Gliedmassen des HErren Jesu/ wer ihm gleichfoͤrmig ist im Creutz/ der soll ihm auch gleich- foͤrmig werden hier im Trost/ dort in der Glori und Herrligkeit; Christi Englischer Trost ist die lebendige Quell unsers Trosts; dieser Englische Trost ist das exemplar unsers Trosts/ der soll gleich seyn dem Troste des Herren Christi/ und von dem Ampt-Freund- und Noth-Engeln recht angebracht werden/ das ist/ es soll kein stummer und thummer Anblick/ und Hart-Anschnarcher/ sondern holdseliger/ vernuͤnfftiger verbal. Trost seyn; Worte sind Trost! meines Herren des Koͤnigs Wort soll mir ein 2. Sam. 14, 17. Trost seyn/ sprach das Weib von Thekoah zu David. Durch Wort ist anfangs der Mensch erschroͤckt und geaͤngstiget worden im Paradieß/ durch Worte muß er wider geheilet werden/ Wann dein Wort/ Ps. 119, 92. spricht David: nicht waͤre mein Trost gewest/ so waͤre ich ver- gangen in meinem Elende ! Das Wort Gottes ist eine heilsame Artzney/ Es heilet weder Kraut noch Pflaster (nemlich die bloͤden Sap. 16, 12. und erschrockenen Hertzen) aber dein Wort/ HERR/ welches alles heilet/ das heilet sie. Es muß ein himmlisch Wort seyn/ das ist/ der himmlischen Weiß- T t 3 heit Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) heit in der heiligen Schrifft aͤhnlich. Wo ein Fall geschicht/ wo Truͤbsal/ Widerwertigkeit einkehret/ da finden sich gemeiniglich dreyerley Troͤster und Trost-Worte: Eines von der blinden Vernunfft aus der Erden/ das andere vom Sathan aus der Hoͤllen/ das dritte vom Himmel herab des Heiligen Geistes. Da Job kam in unsaͤgliche grosse Noth/ an Leib/ Seel und Gluͤck angefochten und angefallen auffs eusserste/ die Vernunfft kommet auffgezogen daher mit ihren paralogismis und Schlußfehlern/ durch seine Freunde die leidigen Troͤster angebracht: Ein ieglicher/ der von Gott mit Creutz beleget wird/ ist bey Gott in Vngnaden und verhasset/ dieweil es den Frommen uͤbel/ den Boͤsen aber und Gottlosen wol gehet; Nun du bist ietzo von Gott mit Creutz uͤberladen und beleget; was kan anders folgen/ als daß du bey Gott in Vngnaden/ ein Gottloser und Heuchler seyest. Der Sathan war geschaͤfftig/ der bietet ihme den Strang Iob. 7, 15. c. 3, 1. 2. 3. c. 42, 7. an. Aber Gottes Trost ist uͤber alles/ da Er des Hiobs Freunde straffet/ uͤber sie ergrimmet wird und spricht: Jhr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Der verlohrne Sohn/ da ihm das Wasser ins Maul gelauffen/ und an die Bindriemen gangen/ da er umb das seinige kommen/ alles durchgebracht/ verprasset/ gibt ihm die Ver- nunfft den Rath/ er soll Schweine huͤten/ den Hunger zu stillen. Præposte- rum consilium! ein verkehrter Rath war es. Ja wann er zuvor einen gnaͤ- digen Gott im Himmel gehabt. Der Sathan war beraͤthig mit dem Luc. 15, 22. 23. 24. Strick; Aber Gott sein Vater/ der brachte den rechten Trost/ sprach zu seinen Knechten: Bringet das beste Kleid herfuͤr/ und thut ihn an/ und gebet ihm einen Finger-Reiff an seine Hand/ und Schuh an seine Fuͤsse/ und bringet ein gemaͤstet Kalb her/ und schlachtets/ lasset uns essen und froͤlich seyn/ dann dieser mein Sohn war tod/ und ist wider lebendig worden/ er war verlohren/ und ist funden worden/ und fieng an froͤlich zu seyn. Matth. 27, 3. 4. 5. Judas/ da das Gewissen auffgewachet und schmertzlich gebissen/ da er in sich selbst gangen und schwermuͤthig worden/ gibt ihm die Vernunfft den Rath/ er soll jus talionis spielen/ er soll Reu und Leid uͤber seine Suͤnde haben/ dieselbe mit dem Munde bekennen/ und dafuͤr buͤssen/ also genug fuͤr dieselbe thun/ die Priesterschafft spricht ihm die absolution: Da sihe du zu! Wir haben kein Wasser betruͤbt. Jst der Paͤpstische Trost/ von dem unsere Apostatæ und Mammelucken so groß pralen machen/ wie in grosse Ruhe der Seelen sie versetzet/ da doch in effectu, in dem Werck und in der Predigt. in der Wuͤrckung die Paͤpstische Busse nichts anders als Judas Busse/ die absolution, die Hohepriesterliche absolution ist/ die heist/ Da sihe du zu! ob deine Reu so groß als die begangene Suͤnde gewesen/ ob deine Beichte perfect, ob du nichts verschwiegen/ ob du satisfaction geleistet oder Gnugthuung in der proportion so viel guͤltig/ als die gebuͤste Suͤnde. Fo Forerus part. 3. an- tiqu. Pap. p. 865. rerus der Jesuit fuͤhrt diesen Schluß uͤber die Wort Syrach am 5. Cap. v. 5. De propitiato peccato noli esse sine metu. Von der verziehenen Suͤnde seye nicht ohne Furcht. Wann derhalben ein Beicht-Vater dem Buͤs- senden eine Busse aufferleget/ und er dieselbe nach Moͤgligkeit leistet/ kan er zwar gantz zuversichtlich getrost seyn/ daß er die gantze schuldige Straffe dadurch bezahle; iedoch weil auch aus Vnwissenheit oder uͤbersehen in unsern Handlungen Mangel einlauffen/ wird allen der Rath gegeben/ sie sollen sich mit der aufferlegten Busse nicht begnuͤgen lassen/ sondern von sich selbst und gutwillig noch andere Buß-Wercke/ so offt es seyn kan/ dar- zuthun; damit also auff dieser Welt die Gerechtigkeit Gottes befriediget/ und nichts in jene Welt gesparet werde. Der allgemeine/ gewisse/ unfehlbare Christen-Trost fuͤr alle trostmuͤ- thige Hertzen fleust aus der Quell der Heiligen Dreyfaltigkeit/ von dem Rom. 8, 30. Apostel Paulo Rom. 8. geschoͤpffet und dargeboten/ heist I. der Wille des himmlischen Vaters/ welche er zuvor verordnet/ die hat er auch beruffen/ welche er aber beruffen hat/ die hat er auch ge- recht gemacht/ welche er gerecht gemacht/ die hat er auch herr- lich gemacht; Von welchem uns dargereichet wird der vaͤterliche Kelch/ der Heil-Kelch/ der Schwitz-Kelch/ oder Schwitz-Becher/ die edle præservativ, die ordentliche diet, dadurch unsere Seele cur irt/ gereiniget/ fuͤr aller Vntugend und Vnheil bewahret/ und in ordentlicher diet, in Christlichen Tugenden/ Gedult und Demuth erhalten wird; Ehe ich Ps. 119, 67. 71. gedemuͤthiget ward irret ich/ nun aber halte ich dein Wort/ es ist mir lieb/ daß du mich gedemuͤtiget hast/ daß ich deine Rechte lerne/ spricht David. 2. Συμμορφία Filii, die ähnligkeit des Sohnes Gottes/ daß wir sollen aͤhnlich werden dem Bilde seines Sohnes/ so wol sorte als hæreditate, hier in Creutz und Leiden/ dort in der Erbschafft und Rom. 8, 17. Herrligkeit. So der Herr seines liebsten einigen Schos-Kindes nicht geschonet/ ja ihn nicht erhoͤret/ so soll uns nicht befrembden/ wann Er uns nicht hoͤret/ Herr so du wilt kanstu uns wol helffen/ mit erben mit leiden/ Luc. 5, 12. Rom. 8, 17. 18. und ist doch das Leiden nicht werth der Herrligkeit. 3. Spiri- Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) 3. Spiritus sancti parastasis \& synantilepsis, Die Huͤlff und Beystand Gottes des Heiligen Geistes/ der hilfft unserer Rom. 8, 26. Schwachheit auff/ und vertritt uns mit unaußsprechlichen Seuffzen/ ia wann nur ein Seuffzerlein und kleines Raͤuchlein des Vertrauens in uns ist/ so steiget es hinauff zu Gott/ und erfuͤllet den Luth. ad Genes. 43. p. 123. Cant. 3, 6. Himmel/ wie Lutherus zu reden pfleget/ das ist/ was Salomon sagt in sei- nem Hohenlied: Wer ist diese/ so herauff kommet/ wie ein wol- riechender Trociß/ ist ein sehr duͤnner Rauch/ und koͤstliches/ wolrie- chendes Raͤuchwerck/ nichts kan duͤnner und schwaͤcher außgedacht wer- den. Aber wer treibet so einen kleinen Rauch oder Dunst in die Hoͤhe? Die feurige Krafft des Glaubens und des Gebets/ welche den Himmel erfuͤllet. In particulari, in sonderbaren Anligen/ Anfechtungen/ Widerwertig- Ps. 65, 10. keit hat auch das Brünnlein Wassers die Fuͤlle. Jst iemand Trost-loß/ veracht und verlassen in der Welt/ wie eine Rohi dommel/ muß darzu noch gedruckt werden von den Tyranniscis, die heissen nicht nur Pharaones, Tuͤrcken/ Antichristen/ sondern auch die Preß-Reuter in der Christenheit/ von denen manchmal solche Tyranney und Gewalt wird geuͤbet mit grossem Schein des Rechten/ auch unter Gottes Namen und Ehre mit grossem Ansehen/ und geschwinder List/ daß es niemand mercket/ daß es Pharaonische Stuͤcklein seyn/ daß es Antichristisch sey. So spricht einem solchen Gott der Herr in seinem Hertzen einen kraͤfftigen Trost zu/ Ps. 102, 18. 20. 21. aus dem 102. Psal. Er der HERR wendet sich zum Gebet der Verlassenen/ und verschmaͤhet ihr Gebet nicht; dann Er Solaria Ethnicorum. Plutarch. l. de anim. tranq. Molestum tibi est, quòd prole cares? at Romanorum vide Reges, quorum nullus filio regnum reliquit. Pau- pertas tibi gravis est? quis verò Bœotorum esse malles, quàm Epaminondas, aut Romanorum quàm Fabricius? adulterata est mulier: nonné legisti inscriptio- nem apud Delphos: Agis me posuit terræ Rex, \& maris idem? \& audivisti uxorem ejus Timæam fuisse ab Alcibiade vitiatam? verùm id Agidi non obstitit, quò minùs Græcorum fieret clarissimus \& maximus. Seneca: Totum fortunæ Regnum despiciam, \& malo me fortuna in castris suis, quàm in deliciis habeat: torqueor sed fortiter, bene est: occidor, sed fortiter, bene est. Ita ipse epist. 68. Idem de remed fortuit. Dolor, ait, imminet: si exiguus est, feramus. non levis est gloria. Dura res est dolor: imò tu mollis. Pauci dolorem ferre potuerunt: simus ex paucis. Imbecilles na- turâ sumus: naturam infamare nolite; illa nos fortes genuit. Fugiamus do- lorem: quid, quòd ille sequitur fugientes? schauet Predigt. schauet von seiner heiligen Hoͤhe/ und der HERR sihet vom Himmel auff Erden/ daß er das Seuffzen der Gefangenen hoͤre/ und loß mache die Kinder des Todes. Jn der Welt gehets so zu/ daß von dem/ das verlassen und verachtet ist/ iederman die Augen abwendet/ niemand will gerne damit zu thun haben/ iederman sihet nach grossen/ hohen/ reichen/ gluͤckseligen/ herrlichen Leuten in der Welt/ die hat man gerne zu Freunden/ aber zu verachteten und verlassenen Menschen haͤlt man sich nicht gerne/ Gott aber thut das Gegenspiel/ sagt dieser Psalm: Er wendet sich zum Gebet der Verlassenen/ die der Menschen und Welt-Trost verlassen hat/ darumb behaltet diesen Trost/ wann die Welt sich vom Menschen wendet/ und ihm den Ruͤcken kehret/ so wendet sich Gott zu ihm/ dann alles/ was die Welt thut/ da thut Gott gerade das Gegenspiel/ die Welt ist wie eine Wage; auff welcher Seiten das schwere liget/ dahin wendet sich auch das Zuͤnglein in der Wage. Quò se fortuna, eò se favor hominum inclinat, wohin sich das Gluͤck wendet/ dahin wenden sich auch die Leute. Gott thut gerade das Widerspiel/ und wendet sich dahin/ da das verachteste und leichteste Theil liget/ so fuͤr der Welt gering anzusehen ist/ daß er dasselbe auffrichte aus dem Staube. Es sind viel Menschen/ wann sie auff der Wagen dieser Welt gewogen werden/ nach menschlichem Vrtheil sehr schwer/ dagegen andere leicht und gering. Der Gerechte ist fuͤr der Welt ein verachtetes Liechtlein/ aber wann Gott die grossen in der Welt beginnet zu wegen nach seinem Vrtheil/ so gehets/ wie dort Koͤnig Belsazer im Daniele/ Man hat dich auff einer Wage gewogen/ und zu leicht ge- Dan. 5, 27. funden. So schwer dieser wieget auff der Welt-Wage/ so leicht wieget er auff Gottes Wage. Er verschmaͤhet ihr Gebet nicht/ wann einer fuͤr der Welt nicht herrlich und praͤchtig reden kan/ so wird er mit seiner Rede bald ver- achtet und verspottet/ nicht aber ist es bey Gott also/ da heissets/ aus dem Ps. 8, 3. Munde der jungen Kinder und Saͤuglingen hastu dir eine Macht zugerichtet/ und das Reich Gottes stehet nicht in Wor- 1. Cor. 4, 20. ten/ sondern in der Krafft/ Gott sihet nicht darauff/ wie zierlich und koͤstlich du betest/ wie liebliche Wort du fuͤhrest/ sondern Er sihet auffs Hertz/ obs demuͤthig/ gottesfuͤrchtig/ glaubig/ voll Liebe und Hoffnung sey. Jst dem also/ so verschmähet Gott das Gebet nicht/ und wanns noch so einfaͤltig und alber waͤre/ wie des geringsten und einfaͤltigsten Kin- Sechster Theil. V u des Die Sieben und Zwantzigste (Dritte) des Gebet. Gott urtheilet dein Gebet nicht nach dem Maul/ sondern nach dem Hertzen/ Gott hat nicht fleischliche Augen und Ohren/ daß er hoͤre und sehe wie ein Mensch sihet/ das rechte beten ist inwendig/ sehet den Luc. 18, 11. 13. Phariseer an/ wie zierlich redet er in seinem Gebet; Jch dancke dir Gott/ noch ward sein Gebet verworffen. Sehet den Zoͤllner an/ der sprach: Gott sey mir Suͤnder gnaͤdig! dessen Gebet ward nicht verschmaͤhet. Eine kleine Gabe/ die aus gutem Hertzen geben wird/ ist viel angenehmer/ dann eine grosse Gabe/ mit falschem Hertzen/ Vrsach/ der die kleine Gabe gibet/ der gibt das Hertz mit/ der ander behelts; so ists bey Gott Luc. 21, 2. 3. 4. auch/ darumb verschmaͤhet Gott das Gebet der Elenden nicht/ das Schaͤrfflein/ das die Wittbe aus gutem Hertzen in Gottes-Kasten gab/ war Gott lieber/ dann die grossen stuͤck Silber der Heuchler/ so ists mit dem Gebet auch. Gott schauet von seiner heiligen Hoͤhe. Sihet uns nun Gott aus seiner verborgenen Majestaͤt/ aus seinem Himmel/ seiner Herrligkeit/ die Himmel und Erden erfuͤllet/ alle Creaturen in sich beschleus- set/ haͤlt und traͤget/ regieret und versorget; da sihet er nach seiner allgemei- nen Versehung auff alles/ so im Himmel und Erden ist/ specialiter aber insonderheit auff das Gebet seiner glaubigen Kinder/ und sihets also/ daß ers auffmercket/ und daß es ein Denck-Zedul ist fuͤr seinen Augen/ Ma- Mal. 3, 16. lach. 3. Ja daß es in Gott und zu Gott gehet/ daselbst auffgesamlet wird als ein Schatz/ gezehlet wird als koͤstliches Gold. Da erhoͤret Gott die Seuffzen der Gefangenen/ sie duͤrffens sonsten keinem Menschen klagen/ man darff kein Woͤrtlein davon sagen/ die Scorpion- Ps. 10, 9. Peitsche ist ihm schon auff dem Ruͤcken/ und der Verraͤchter lauret in den Hoͤlen wie ein Loͤue/ daß er den Elenden erhasche/ daruͤber seuffzen die Leute/ klagen ihr Trangsal Gott nicht mit leiblicher Stimme/ sondern mit Seuffzen und mit Furcht/ sie thun den Mund des Hertzers Ps. 12, 6. auff durch seuffzen/ darauff Gott vorlaͤngst geantwortet hat im 12. Psalm/ Weil dann die Elenden verstõret seyn/ und die Armen seuffzen/ will ich auff/ spricht der HErr/ ich will ihnen Huͤlffe schaffen. Muß ein anderer durch boͤse Zungen sich schlagen lassen/ deren die ihre Zunge schaͤrffen wie eine Schlange/ Otter-Gifft ist unter ihren Lippen; wann sie ihr Hertz mit boͤsen blutgierigen Gedancken erfuͤllet haben/ so las- sen sie ihren Gifft aus durch die Zunge wie eine Schlange/ wie die Schlan- gen Predigt. gen mit der Zungen stechen und vergifften/ so thun solche Leute auch/ sie schaͤrffen ihre Zunge taͤglich mit neuem Gifft/ welches sie erdencken/ vene- num aspidum sub labiis ipsorum, das Gifft der Schlangen/ so man Aspides nennet/ ist ein toͤdlich Gifft/ dringet stracks zum Hertzen/ und breitet sich aus in den gantzen Leib; Also ist solcher gifftigen Feinde Art. Solch schaͤdlich Gifft der boͤsen Zungen zu vertreiben/ koͤnnen wir keine andere Artzney finden/ dann Gottes Wort. Dann gleich wie den Jsraelitischen feurigen Schlangen-Biß nichts heilete/ dann Gottes Wort/ also auch Sap. 16, 12. den Schlangen-Biß der gifftigen Zungen. Darumb nur frisch und tapffer dran/ chasak, chasak, lasset uns lauffen durch Gedult in Hebr. 12, 1. 2. den Kampff/ der uns verordnet ist/ und auffsehen auff Jesum/ den Anfaͤnger und Vollender des Glaubens/ welcher/ da er wol haͤtte moͤgen Freude haben/ erduldet er das Creutz/ und achtet der Schande nicht/ und ist gesessen zur Rechten auff dem Stul Gottes. Der Allerhoͤchste wird erscheinen mit der victoriâ, Rom. 8. 28. sintemal denen die GOTT lieben/ muͤssen alle Dinge zum besten dienen/ und gloriâ; Dieser Zeit Leiden ist nicht werth ibid. v. 18. der Herrligkeit/ die an uns soll offenbaret werden: gutta in pœna bibitur, in remunerante torrens \& voluptas, sagt Augustinus, hier im August. serm. 2. de temp. Leiden tropffenweise/ dort in der Vergeltung und Freuden stromsweise. Amen! V u 2 Die Die Acht und Zwantzigste (Vierte) Die Acht und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und uͤber die Wort St. Luc æ c. 22/ 43. Die Vierte Predigt/ Von der wuͤrcklichen oder Werck-Staͤrckung Christi am Oel-Berge. G Eliebte in Christo: Wann Gott der Heilige Geist Matth. 4, 3. seqq. durch die Feder Matth æ i des heiligen Evangelisten und Apostels c. 4. den agonem, den siegreichen Kampff unsers Herren Jesu Christi/ den Er gehalten und erhalten wider den Sathan in der Wuͤsten/ und ihm drey Stuͤrme nach einander abgeschlagen/ mit diefem denckwuͤrdigem Nota bene beschleust und sagt: Sihe! da traten die Engel zu ihm und die- neten ihm. So deutet Er damit auff eine selige/ erwuͤndschte und hoͤchsterfreuliche catastrophen, Tausch und Wechsel sei- nes des HERREN Christi damaligen Zustandes; Bißher/ will er sagen/ saß Jesus von Nazareth in der Wuͤsten unter den wilden/ grimmigen/ gifftigen Thieren/ Woͤlfen/ Baͤhren/ Loͤwen/ Schlangen; Marc. 1, 13. Aber sihe/ ietzt kommen die Engel des Liechts daher in sichtbarer Gestalt/ gesellen sich zu ihm/ sprechen ihm freundlich zu/ und ergeben sich zu seinem Dienst: Bißher wurd e r vom Sathan versucht zum Fall und Sturtz/ den haͤtte er der boͤse Geist gern gesehen/ zur desperation, præfiden tz und Abgoͤt- terey/ zu bringen. Er solte entweder verzagen oder Lufft-Spruͤnge wagen/ und Gott dem HErren absagen; Aber sihe/ hier erscheinen die Engel ad exaltationem \& glorificationem ihm zu Ehren/ ihn zu ruͤhmen und zu preisen/ als seine des HErren Zebaoths/ des Engel-Koͤnigs Chor- Saͤnger/ die gratul iren ihm/ halten ihm ein panegyricum und Triumph/ 1. Sam. 18, 6. 7. viel herrlicher als die Weiber dem David/ nach dem er den Goliath er- schlagen/ dann da heissets nicht nur: Christus hat ein tausend oder zehen tausend/ sondern unzehlich viel million tausend erschlagen/ das gantze Nest und Predigt. und Schlangen-Brut verstoͤret/ den Ertz-Teufel sampt allem seinem An- hang uͤberwunden. Bißher hat Er viertzig Tag und Nacht gefastet/ weder zu beissen noch zu brechen gefunden; Aber sihe/ da kommen die Engel daher/ die dienen ihm/ sind seine Schencken und Auffwaͤrter/ erquicken ihn mit Speiß und Tranck/ wie Eli æ widerfahren/ des Herren Christi Vorbilde: Jnmas- 1. Reg. 19, 6. sen das Wort διακονει῀ν diesen Verstand vielfaͤltig in heiliger Schrifft er- halten; Als der Herr Christus der Schwieger Petri vom Fieber halff/ Matt. 8, 15. da schreibet der Evangelist von ihr διηκόνει ἀυτοῖς, sie dienete ihnen/ also saget der Herr von denen zur Lincken/ daß sie dermal eins werden zu ihm sagen: HERR/ wann haben wir dich gesehen hungerig/ c. 25, 44. oder durstig/ oder einen Gast/ oder nacket/ oder kranck/ oder gefangen/ und haben dir nicht gedienet? also schreibet St. Lucas Luc. 10, 40. von der Schwester Lazari/ Martha: Martha machte ihr viel zu schaffen/ und ihm (dem HErren Christo) zu dienen. Selig/ sagt Christus/ sind die Knechte/ die der Herr/ so er kommt/ wa- c. 12, 37. chend findet/ warlich ich sage euch/ er wird sich auffschuͤrtzen/ und wird sie zu Tische setzen/ und fuͤr ihnen gehen und ihnen dienen. Welcher/ sagt der Herr weiter zu seinen Juͤngern/ Herr c. 17, 7. 8. ist/ der zu seinem Knechte/ wann er heim von seiner Arbeit kommet/ sage: Gehe bald hin/ und setze dich zu Tische? Jsts nicht also/ daß er zu ihm saget: Richte zu/ daß ich zu Abend esse/ schuͤrtze dich/ und diene mir/ biß ich esse und trincke? Wel- c. 22, 27. cher ist der grössest/ der zu Tische sitzet oder der da dienet? Jsts nicht also/ daß der zu Tische sitzt? Jch aber bin unter euch wie ein Diener. Als Jesus gen Bethanien kam/ da Lazarus war/ Ioh. 12, 1. 2. machten sie ihm daselbst ein Abendmahl/ und Martha diene- te/ Lazarus aber war der einer/ die mit ihm zu Tische sassen. Was sie aber ihme fuͤr Speise gebracht/ woher und von wannen/ das hat zwar der blinde/ aberglaubische Moͤnch Carolus Stengelius seinem Carolus Stengel. in Michaele Arch. pag. 129. Wahn nach erforschet und errathen/ in dem er verwegen in die Welt hin- aus schreibet/ es haben die Engel die Speise abgeholet aus dem Hause und vom Tisch der Jungfrauen Mari æ seiner Mutter; Warumb nicht Hero- dis oder Pilati Tafel? Aber wir lassen hier unsern Fuͤrwitz! dort wird Er gefuͤhret auff die Zinne des Tempels/ da solte er einen Lufft-Sprung thun/ V u 3 das Die Acht und Zwantzigste (Vierte) Ps. 91, 11. das solte ihm nichts schaden/ dann der HERR hab seinen Engeln befohlen/ daß sie ihn auff den Haͤnden tragen; Sihe/ hie kom- men die Engel/ tragen ihn auff den Haͤnden/ fuͤhren ihn in ihrem Eng- lischem Geleit/ und dasselb vom Berge herab/ und warten ihm auff. Dort wurde ihm zugemuthet/ Er solte fuͤr dem grossen goͤttischen Teufel nieder- fallen und ihn anbeten; Hie kommen die Engel und dienen ihm/ beten Ps. 97, 7. ihn an/ und machen wahr was geweissaget im 97. Psalm: Betet ihn an alle Goͤtter/ und auff Christum gezogen worden in der Epistel an die Hebr. 1, 6. Hebreer/ wann daselbst stehet: Es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten. Eben ein solcher hochtroͤstlicher Wechsel begegnet auch Christo un- Herren im Garten am Oel-Berge/ nach dem er bißher in der ἀγωνίᾳ gestanden/ mit der hoͤllischen Schlangen gerungen/ und die Hoͤlle durch uͤberstandene Hoͤllen-Pein zerstoͤret/ so kommet ein Engel vom Himmel an/ der dienet ihm/ das ist/ er gesellet sich zu ihm/ er ruͤhmet ihn/ ihn geluͤstet hinein zu schauen in dieses tieffe Geheimnuͤß/ und verwundert sich/ daß der Schoͤpffer aller Ding worden so gering/ daß Er da gelegen auff gruͤnem Graß/ so durch sein Blut worden naß; er erquickt ihn mit Artzney/ er treibet die Loh der hoͤllischen Flam̃en ab/ und machet ihm Lufft/ er betet ihn an/ und wie es unser Text alles mit einem Wort begreifft/ er staͤrcket ihn/ nicht nur mit Worten můndlich/ wie wir heut acht Tage vernom- men/ sondern auch/ wie wir anietzo zu vernehmen haben/ mit Wercken/ wuͤrcklich/ thaͤtlich. Damit wir solchen Englischen Trost Christi also moͤgen betrachten/ daß wir auch dermahleins in unserm letzten Todes- Kampffe desselben moͤgen faͤhig werden/ wolle Gott uns seinen Heiligen Geist von oben herab verleihen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. S O ist nun diese Englische confortation, Stärcke/ Trost und Erquickung nicht nur muͤndlich geschehen mit leiblichen Trost-Worten/ ohne Hand-Anlegung und wuͤrckliche Huͤlffleistung/ sondern freylich realiter, thaͤtlich/ empfind- lich und haͤndlich/ inmassen das Griechische Wort eigentlich diesen Verstand allenthalben hat. Es sind zwar etliche von den alten Lehrern/ Epiphan. hæres. 69. namentlich Epiphanius und Theophilactus uͤber diese Wort in den Wahn gerathen/ als ob das Griechische Wort nicht von einer wuͤrcklichen Krafft-gebenden Staͤrcke zu verstehen; dann wie solte der ewige Sohn Gottes Predigt. Gottes/ und Schoͤpffer aller Dinge/ der grosse Held/ Loͤw vom Stamm Juda/ El gibbor, virtus Altissimi, die Krafft des Höhesten/ Luc. 1, 35. von einer Creatur Krafft und Huͤlffe schoͤpffen? sondern es sey bloß und allein zu verstehen von einem herrlichen Lob/ Verwunderung und Herr- lichmachung/ und sey da erfuͤllet worden/ was Moses geweissaget Devt. 32. Devt. 32, 43. Ἐνισχυσάτωσαν ἀυτῷ πάντες υἱοὶ Θεοῦ, wie es die Siebentzig gegeben/ Es ha- ben ihm alle Kinder Gottes einen Trost zugesprochen. Aber diese Gloß kan nicht bestehen/ sie ist in der Grund- oder in der Quell-Sprach nicht fund irt/ darinn dergleichen nichts zu lesen. Sie ist ungnugsam. Dann ob wol freylich die Engel sich belustiget/ auch in dieses Geheimnuͤß hinein zu schauen/ dasselbe nicht erschoͤpffen koͤnnen/ geruͤhmet und admir irt/ so ist doch dieses noch nicht gnug und alles. Es ist auch diese Gloß der Glau- bens- regul nicht gemaͤß/ laut welcher/ Christus muste in diesem Stuck be- Ps. 69, 5. zahlen/ was Er nicht geraubet/ den Macht- und Staͤrck-Raub unserer ersten Eltern per talionem durch Ohnmacht außwetzen und buͤssen/ und zum Zeugnuͤß dessen/ daß es kein Schertz sey/ vom Engel unterstuͤtzt und wuͤrcklich gestaͤrcket werden. So gewiß und real die Ohnmacht/ so ge- wiß und real war auch die Staͤrckung. Es wird uns auch durch diese Gloß eine edle Trost-quell verstopfft/ die heisset die gantze/ vollkommene/ voll- guͤltige/ gleichsam abgemessene satisfaction und Gnug-Busse fuͤr uns. Haͤtte Er sich selbst als der El gibbor, der starcke Held durch den Arm seiner aus der Gottheit fliessenden Staͤrcke auffrichten und gleichsam Stahl-feste machen/ und dem deliquio vorkommen wollen/ wie haͤtte Er leiden koͤnnen? Nicht zwar als haͤtte der Engel mitgetragen/ mitgeholffen/ mitgebuͤsset: O nein! das ist zu hoch und zu koͤstlich fuͤr eine blosse Crea- tur. Angelus confortat non portat, der Engel staͤrcket von aussen/ ist kein Mit-Traͤger und Mit-Buͤsser. Jch sahe mich umb/ spricht der Messias Esa. 63, 5. durch den Mund seines Vettern/ des Propheten Esai æ: und da war kein Helffer/ und ich war im Schroͤcken/ und niemand enthielt mich/ sondern mein Arm muste mir helffen. II. Confortatio sanguistitialis, Eine Blut-stillende Stärcke; dann darzu hat er sonderlich Staͤrcke von noͤthen gehabt/ da- mit mit dem Gebluͤt nicht alle Lebens-Geisterlein verschwinden/ und er auff dem Platze bleiben muͤste/ wie es natuͤrlicher Weise nicht anders seyn koͤnnen/ wegen solcher grossen Verblutung und Ohnmacht/ darumb er eines Artztes/ eines Apothekers oder Balbierers noͤthig gehabt. Es lautet zwar die historia dahin/ als ob die Englische Staͤrckung waͤre vorhergan- gen/ Die Acht und Zwantzigste (Vierte) gen/ die series und Ordnung ist diese: Nach dem Er geblutet/ so erschein ihm ein Engel/ darauff folget: und es kam/ daß Er mit dem Tode rang und betet hefftiger/ es ward aber sein Schweiß wie Bluts-Tropffen/ die fielen auff die Erden: Waͤre also der Engel schon hinweg gewest/ da der Schweiß begunte zu kommen. Dieweil aber in heiliger Schrifft die prolepsis oder hysterolo- gia nichts neues und frembdes/ auch die copulativa καὶ gar wol ratioci- nativè und dahin verstanden werden kan/ der Engel erschein ihm/ dieweil es kam/ daß Er mit dem Tode rang/ als wolte er sagen: Da die Noth am groͤsten gewest/ und Er am hefftigsten gebeten/ da Er mit dem Tode gerungen/ und ihm fuͤr unaußsprechlicher Todes-Angst der Schweiß wie dick geliefert Blut daruͤber außgangen/ und wegen grosser Menge auff die Erden gefallen/ da ist ihm der Engel zu Huͤlff und Trost kommen/ und hat das Blut/ den uͤbernatůrlichen Blut-Fluß vid. Gerh. harm. p. 16. auff uͤbernatuͤrliche Weise gestillet und gedaͤmpffet. Wir lesen von keinem Balbierer oder Artzt/ der da erschienen/ die Juͤnger schlieffen/ Gott vom Himmel herab muß helffen/ die Blut-Thraͤnen durch einen Engel abwa- schen und abtrucknen lassen. Jch sage bedencklich/ uͤbernatuͤrlichen Blut-Fluß/ dann so war es auch. Sintemal in grosser Furcht und Zittern schwitzen/ und zwar warm Blut schwitzen nicht muͤglich; natuͤrlicher Weise in grosser Furcht/ Zittern und Zagen gehet das Gebluͤt zuruͤck dem Hertzen zu/ die Lebens-Gei- sterlein weichen/ der Mensch wird bleich/ erblasset wie ein weiß-gewaschen Tuch/ wann einer erschrickt oder ergeistert wird/ so lauffet das Blut nicht in der Aderlaß; daß aber hie Christo das Blut in der Angst heraus ge- Thuan. l. 11. p. 326. drungen/ das ist un- und uͤbernatuͤrlich. Thuanus erzehlet von einem Kriegs-Obersten/ welcher auff der Besatzung in einem Staͤttlein einem sehr festen Ort in dem Vntergebirge Montismarin genannt/ gelegen/ als er von des Kaisers Gesandten Magio mit Namen/ gefangen und ver- mahnet worden/ daß er das Staͤttlein uͤbergeben solte/ er aber dasselbe ab- geschlagen; da er nun zum Tode perurtheilet/ und zur Straffe gezogen worden/ ist er aus Furcht so eines schmaͤhlichen Todes also bestuͤrtzt wor- den/ daß er Blut uͤber den gantzen Leib geschwitzet. Jsts war/ so ists rar/ das kan aber geschehen seyn ex vitio facultatis retentricis, weil etwan die Blut-Ader verletzt gewest; hier die edelste Natur/ das beste Temperament eines Herren/ der uͤber seine eigene affect en und humor en Meister ge- west; Aber das sind noch keine ϑρομβοι, die durchs Kleid gedrungen/ auff die Predigt. die Erde gefallen; Vnd warumb solte das nicht geschehen seyn? pfleget doch unnatuͤrliche Weise das herausschwitzende Blut eines erschlagenen toden Coͤrpers den gegenwaͤrtigen Thaͤter und Moͤrder zu verrathen/ von deme es natuͤrlicher Weise als den Feind per ἀντιπάϑειαν fliehen solte; Warumb solte nicht auch das Blut unnatuͤrlicher Weise heraus geflos- sen seyn/ das gantze menschliche Geschlecht eines Mordes zu uͤberzeugen? Nun diesem unnatuͤrlichem Fluß muste auch hoͤhere uͤbernatuͤrliche und Englische Stillung widerfahren. III. Confortatio medicinalis; Eine Artzney-Stär- ckung. Gleich wie die jenigen/ so in Ohnmacht gerathen/ mit Krafft- Wasser oder Balsam erquicket/ und die Lebens-Geister recre irt werden. Jn der Apostel Geschicht cap. 9. lesen wir von St. Paulo/ daß da er drey Act. 9, 19. Tage und drey Nacht gefastet und sich abgemattet/ hab er Speise zu sich genommen und sich gestaͤrcket/ ἐνίχυσεν; die Speise war seine Artzney: Also ist auch gar vermuthlich/ es hab der Engel toͤrperliche Artzney-Mittel mitgebracht/ virtuale balsamum, das die Balsam-Kraft/ oder die Tugend eines Pezoars/ Krafft-Perlin oder Rosen-Wasser gehabt/ und die spiritus widerumb auffgebracht; Eine Engel-Speise/ von dem Engel uͤbernatuͤr- licher Weise bereitet/ wie dort vom Manna geschrieben stehet: Sie assen Ps. 78, 25. Engel-Brod. Dann sonst haͤtte ihn Gott der Herr wol un- mittelbar staͤrcken koͤnnen durch sein kraͤfftiges Wort/ wie Er dort gethan denen/ die von den feurigen Schlangen gebissen wurden/ es heilete sie Sap. 16, 12. weder Kraut noch Pflaster/ sondern das Wort des HErren/ welches alles heilet. Daß Er aber einen Englischen Schencken oder Apotheker darzu gebraucht/ vom Himmel herab kommen lassen/ erscheinet/ daß derselche nicht mit leerer Hand kommen/ sondern gleich wie dem Pro- 1. Reg. 19, 5. 6. 7. 8. pheten Elia/ als er von Jsebel fliehen muste/ unter einem Wachol- der-Baum lag und schlieff/ ein Engel ruͤhrete/ ihn gleichsam speisen und staͤrcken muste/ und sprach zu ihm: Stehe auff und iß! Vnd er sahe sich umb/ und sihe zu seinen Haͤupten lag ein ge- roͤstet Brod/ und eine Kann mit Wasser; und da er gessen und getruncken hatte/ legte er sich wider schlaffen/ und der Engel des HErren kam zum andernmal wider/ und růhret ihn an/ und sprach: Stehe auff und iß/ dann du hast einen Weg vor dir/ und er stund auff/ aß und tranck/ und gieng durch Krafft Sechster Theil. X x dersel- Die Acht und Zwantzigste (Vierte) derselben Speise viertzig Tage und viertzig Nacht/ biß an den Berg Gottes Horeb. IV. Confortatio erectiva per tactum, Eine auffrich- tende Staͤrckung/ worauff er ihn beruͤhret und also auffge- Gen. 48, 2. Dan. 10, 10. richtet/ inmassen in solchem Verstand das ἐνιχύειν gelesen wird Gen. 48. und Dan. 10. da spricht Daniel: Eine Hand eines erschaffenen Engels ruͤhret mich an/ und halff mir auff die Knie und Haͤnde. V. Confortatio roborativa ad agones reliquos, Die ruͤstende Staͤrcke/ dadurch er von neuem außgerüstet worden/ er machte ihn nicht Stahl- oder Mauer-fest/ wie der Teufel manchmal sei- ne Knechte/ Vnholde und verwegene Kriegs-Gurgeln pfleget fest zu ma- v. Del Rio l. 2. disq. qu. 21. chen durch Passauische Kunst oder andere Teufels-Wercke/ daß sie weder gestochen/ gehauen oder geschossen werden koͤnnen/ O nein! dann daß Christus hernach widerumb mit Geißlen/ Dornen/ Naͤglen und Spaͤr durchstochen und verwundet werden koͤnnen/ bezeuget die folgende Pas- sions-Histori: sondern er stärcket ihn/ wie dort (da unser Grie- chisch Macht-Wort gebraucht wird) Simson betet: da ihm Iud. 16, 28. die Philister die Augen außgestochen/ Ach HErr/ HErr! gedencke mein und staͤrcke mich noch dißmahl/ daß ich fuͤr meine beyde 2. Sam. 22, 40. Ezech. 30, 24. Augen mich raͤche an den Philistern. Du kanst mich ruͤsten mit Staͤrcke zum Streit; Aber die Arme des Koͤnigs zu Ba- bel/ spricht der HERR: will ich staͤrcken/ und ihm mein Schwert in seine Hand geben. Also hat der Engel Christum von aussen gestaͤrcket/ und die inwohnende/ schlaffende und ruhende Gottheit gleichsam auffgewecket und ermuntert/ daß Er in Krafft derselben sich er- holet/ sich auffgemachet/ der Schaarwacht getrost unter die Augen getret- Gen. 19, 11. ten/ dieselbe geblendet/ wie der Engel die Sodomiten/ daß sie nicht gewust/ wo sie daheim. Christus erat in medio eorum, notabatur osculo Judæ, adlucebat luna, affulgebant faculæ, \& tamen non agnoscunt, quærunt præsentem, schreibet Chrysostomus: Christus war mitten unter ihnen/ wurde gezeichnet mit dem Kuß Jud æ/ der Mond schiene hell/ die Fackeln leuchteten ihn an/ noch kennen sie ihn nicht/ suchen ihn/ ob Er gleich gegen- waͤrtig war. Er hat sie zu boden geschlagen/ und gleichsam gesagt wie Iud. 15, 16. Simson: Hie ligen sie bey Hauffen! durch ein einiges Wort hab ich so viel darnieder geschlagen. Hie Predigt. Hie abermal diese von Christo angenommene passiv- Staͤrckung das fundament unserer Krafft und Stärcke/ die Grundfest und Krafft unserer Seelẽ! Gleich wie Christus fuͤr uns arm worden/ auff daß Er uns reich mache: Also hat Er sich von seiner Creatur einem Engel staͤrcken lassen/ auff daß Er auch uns staͤrcke/ und wir jung werden als wie ein Adeler; Die auff den HErren Ps. 103, 5. Esa. 40, 31. harren/ kriegen neue Krafft/ daß sie aufffahren mit Fluͤgeln wie Adeler/ daß sie lauffen und nicht matt werden/ daß sie wandeln und nicht muͤde werden/ starck im Geist nach dem inwendi- gen Menschen und gesunden schoͤnen dapffern Leibe nach den Kranckheitẽ. Er ists der unser Dothan gestaͤrckt/ verwahret mit Englischen Roß und 2. Reg. 6, 17. Marc. 5, 26. 29. Wagen/ Er hat das Blut gestillet durch den langgewuͤndschten Teutschen Frieden/ dem es gangen wie jenem blutfliessenden Weibe/ nach dem sie alles verartzet/ nun wider heil worden/ das hat man alles Christo/ dem El gibbor dem starcken Helden zu dancken/ sonderlich die geistliche Staͤrcke/ die Krafft im Geist/ im Glauben/ Gebet/ Andacht/ Tugend und Krafft den Schmertzen zutragen/ ja starck/ Ehrnvest und großmuͤthig in al- lem Vngluͤck/ den Creutzlast nachzutragen/ und dasselbe thut er ordentlicher weise in seiner Apothek durch seine confortantia, Wort und Sacrament. Jm Papstumb hat man ein sonderbar Sacrament erdacht/ die Con- firmation oder Firmung genant/ das wird mit grossem Gepraͤng admi- nistr irt/ Gnade dadurch zu wege zu bringen und im Glauben zu staͤrcken; Es mangelt aber den blinden Leuten nicht nur am rechten Element; das soll nach der alten tradition und Apostolischen Satzung Balsam-Oel seyn/ da doch von dem rechten/ unverfaͤlschten/ Juͤdischen/ Apostolischen Balsam ungewiß/ ob er noch in rerum naturâ sey/ wie nicht allein Plinius Plin. l. 12, 25. bezeuget/ sondern auch Adrichomius: Am mehrsten aber mangelts an Goͤttlicher Weyhe/ dem Wort des Befehls und der Verheissung/ darumb wir diesen characterem bestiæ, Merckzeichen des Antichrists/ beurlauben und fahren lassen: Vnsere edelste geistliche Staͤrcke schoͤpffen wir aus dem Sacrament des heiligen Abendmahls/ da ist Manna/ Engel-Speiß/ da ist Speiß und Tranck/ Abrahams Soldaten zuerquicken/ da ist bewaͤhr- Gen. 18, 18. te Artzney fuͤr die Wunden unserer Seelen/ der rothe/ rosinfarbe Bluts- Tranck Christi ist dem Sathan erschroͤcklich/ daher Wehr und Waffen wider ihn. Sonst finden wir auch in der beglaubten Kirchen-Histor: wunderbare exempla, in welchen der Allerhoͤchste durch seine Engel die heiligen Maͤrtyrer wuͤrcklich getroͤstet und gestaͤrcket. Von einem Maͤr- Ruffinus l. 1. c. 36. X x 2 tyrer Die Acht und Zwantzigste (Vierte) tyrer Theodorus genant/ der mitten in der Marter an der Folter mit freudigem Angesicht einen Psalmen gesungen/ woruͤber Salustius der Blut-Richter erstarret/ ihn von der Tortur abnemen lassen und gefragt/ ob er kein Schmertz und Pein empfunden. Ja/ sagte er/ anfangs hat michs ein wenig geschmertzt/ es hat sich aber bald ein schoͤner Juͤngling erzeigt/ der stund bey und neben mir/ und wusche mit einem schneeweissen Tuch mir den Schweiß ab/ und goß immer kalt frisch Wasser zu/ davon er dermas- sen erquickt worden/ daß es ihme ietzo/ nach dem er von der Folter abge- nommen worden/ mehr weh sey als zuvor. II. Exemplar nostri, der Engel in seiner action ist hier unser Doctor, der die geistliche Artzt und Apotheker-Kunst mit seinem Exempel lehret/ wie auch verlassene/ Trost-lose/ Trost- muͤthige Personen zu erquicken/ darzu wir verbunden; Christi Luc. 22, 32. Gerhard. harm. part. 3. pag. 260. Wort an Petrum gehen uns auch an: Ein ieder seinen Bruder nach der regul Christi: Wann du dermaleins dich bekehrest/ so staͤrcke deine Bruͤder. Das ist/ wer gestrauchelt oder gefallen/ den ruin ire nicht gar/ stoß ihn nicht/ daß er vollend falle/ sondern richte ihn auff durch dein Exempel/ wie aber? realiter, nicht mit blossen kalten Worten allein/ son- dern in der That und Warheit/ durch Allmosen/ treulich ohne allen Trug/ Luc. 10, 30. seqq. wie der Samariter im Evangelio/ in welcher Parabel Christus den armen verwundeten und halb toden Menschen gleichsam als auff ein theatrum dahin geleget/ und den mildreichen und barmhertzigen Samariter uns zum Exemplar fuͤrgestellet/ der ihm seine Wunden verbunden/ in dieselbe Oel und Wein gegossen/ auff sein Thier gehoben/ in die Herberge gebracht und seiner wol gepfleget/ doch daß es Bruͤder seyen in Christo/ Christo gleichfoͤrmig/ Staͤrck-duͤrfftig/ Staͤrck-wuͤrdig/ Staͤrck-begierig. Syrach Syr. 12, 4. spricht: Gib dem Gottsfuͤrchtigen/ und erbarme dich des Gottlosen nicht/ thue guts dem Elenden/ und gib dem Gott- losen nicht/ behalt dein Brod fuͤr ihm/ und gib ihm nichts/ daß er dadurch nicht gestaͤrcket werde/ und dich untertrete. Verstehe von bekantlich offenbarem Gottlosen/ so gleichwol noch nicht im eussersten Stand seines Elends begriffen; Es sind offentliche Bettler/ die sich muthwillig mit dem bettlen ernehren/ faule vagant en und fahrende Schuler/ starcke Bettler/ die wann man ihnen Brod gibt zur Staͤrcke/ sehen sie es schaͤl an/ haͤtten gerne Geld dafuͤr. Es gibt unersaͤttliche Ar- men/ gibt man wenig/ so klecket es nicht/ gibt man viel/ so wirds verthan und geschuͤttet in eine durchloͤcherte Wanne. Es gibt trutzige Armen/ die es her- Predigt. es heraus bochen und zu Danck Laͤster-Wort geben. Denen gehoͤret Meister Hansen sein Almosen/ und wer in diesem Stuͤck gute Ordnung oder die renovation der alten Ordnung von noͤthen. Lutherus schreibet Luth. ad Gen. 43. fol. 127. f. 2. eine gute regul fuͤr: Es soll eine Obrigkeit hierinn ein Einsehen haben/ und solche Buben und Diebe von Statt und Land vertreiben. Man soll dergleichen frembden und unbekanten Leuten/ welche nicht ein ehrlich Zeugnuͤß auffzuweisen haben/ nichts mittheilen; wiewol der jenigen Zahl von Tage zu Tage staͤrcker und schier zu groß wird/ welche von audern Or- ten glaubwuͤrdige testimonia und Zeugnuͤsse mit sich fuͤhren/ und bey uns durch Almosen ihres Schadens sich widerumb erholen wollen/ in Betrach- tung/ daß wir und unsere Burger nit so uͤberfluͤssig und alles vollauf haben/ daß wir allen den jenigen/ welche gleichsam wie ein Heer zu uns anhero zie- hen/ fliehen und flehen/ außhelffen koͤnten/ sintemal auch nicht eine geringe Anzahl armer Burger bey uns sind/ welchẽ man fuͤr andern beyspringẽ soll. Es gibt aber auch ungewisse gottlose Gesellen/ denen man es an der Stirn nicht ansehen kan; Die Liebe argwohnet nicht/ sonderlich die aus- gesprungenen Moͤnche/ die man fast fuͤr verlohren annehmen muß/ wann man sie eine geraume Zeit verpfleget/ daß sie warm werden/ fangen sie aͤrgerliche Haͤndel an und reissen aus/ doch mus man das Hertz nicht verschliessen/ wann unter zehen kaum einer/ wie Luc. 17, 16. 17. Eccles. 11, 1. dort unter den Aussaͤtzigen gerathet/ so ists wol angelegt. Las dein Brod uͤbers Wasser fahren/ spricht Salomon: Thue als wann du es ins Wasser wirffest/ so wirstu es finden auff lange Zeit/ gleich wie Polycrates. Von Polycrate einem gluͤckseligen Koͤnig in Asiâ schrei- bet Herodotus, daß weil demselben nie kein Vngluͤck/ Widerwertigkeit Herod. l. 3. und Creutz zugestanden/ er einmal zu erfahren/ wie wehe es thue/ etwas liebs zu verlieren/ sein edelst Kleinod in seiner Schatzkammer/ einen guͤlde- nen Ring mit einem hochgeschaͤtzten eingesetzten Smaragd in den Fluß geworffen/ den er in die Schantze geschlagen und fuͤr verlohren gehalten; Was geschicht? Ein Fisch verschluckt den Ring/ ein Fischer fanget den Fisch/ der Koch siedet den Fisch/ der wird an die Koͤnigliche Tafel auffge- tragen/ und im Fisch der Ring wider funden. Auch so/ sagt Salomon/ wage es mit deinem Almosen/ schleuders im Nothfall bißweilen hinaus/ was gilts/ du wirsts wider finden/ Gott der Herr wird dirs wider bes- sern mit Wucher. Dann es ist das Almosen eine solche Kunst/ welche Chryso- stomus. Gewinn uͤber allen Gewinn erwirbt/ betrachte doch dieses Gewinns und Wuchers seltzame und wunderbare Art! Ein ander ist/ der empfaͤ- het/ ein ander/ welcher sich verbindet den Wucher zu geben: und dieses X x 3 nicht Die Acht und Zwantzigste (Vierte) nicht nur mit blossen Worten auff den Schein/ sondern weil in dieser Art des Wuchers die Vndanckbarkeit keinen Platz noch Statt findet/ noch einiger anderer Verlust; auch nicht als wie es hier pfleget zu geschehen/ nur einfach zu geben versprochen wird/ sondern hundertfaͤltig/ ja mehr als hun- dertfaͤltig; dann etliches wird gegeben in diesem Leben/ etliches in dem kuͤnfftigen ewigen Leben; Waͤre es nicht so/ wann einer in dieser Welt einem fuͤr das jenige/ welches er ihnen herliehe/ doppelten Zins oder dasselbe doppelt wider zu geben verspraͤche/ es wuͤrde derselbe alle seinen Reichthumb hergeben/ da doch grosse Vndanckbarkeit/ ja grosser und uͤbermachter Be- trug und Argelist mit unterlauffet; Viel so man vor fromm und ehrlich ansihet/ hinderhalten den Zins entweder aus Boßheit/ weil sie ihn nicht wollen entrichten/ oder aus Armuth und Vnvermoͤgen/ weil sie nicht koͤn- nen. Weil aber deren keines dem Herren zugeleget werden kan (sin- temal auch das Capital gewiß ist/ hier aber hundertfaͤltig verheissen wird/ denen so aus gutem Hertzen Almosen geben und anwenden/ welches ihnen in dem kuͤnfftigen ewigen Leben vergolten werden wird) wie wollen wir uns alßdenn verantworten/ wann wir fahrlaͤssig seyn/ und nicht eilen wol- len hundertfachen Nutz fuͤr wenig angewendets/ fuͤr das gegenwaͤrtige zukuͤnfftiges/ fuͤr zeitliche Guͤter ewige/ himmlische Schaͤtze zu empfahen? Nun die Wahlfahrt nach dem Oelberg ist vollbracht! Wir haben bißhero betrachtet in vier unterschiedlichen Passions-Predigten/ als Traͤuffler/ den trostmuͤthigen Patient en/ den Trost-Engel/ die Eph. 3, 15. 16. Trost-Wort und wůrckliche Staͤrcke. Zum Beschluß/ beugen wir die Knie gegen dem Vater unsers HERREN Jesu Christi/ der der rechte Vater ist/ daß er uns Krafft gebe nach dem Reichthumb seiner Herrligkeit/ starck zu werden durch seinen Geist an dem inwendigen Menschen! Er Christus 1. Pet. 5, 10. Jesus der Elgibbor und starcke Held/ der woll uns vollberei- ten/ staͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden! demselben sey Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen. Die Predigt. Die Neun und Zwantzigste Vber den dritten Articul/ und von der heiligen Christ- lichen Kirchen und derselben Schoͤnheit Die Erste Predigt/ G Eliebte in Christo: Wann Gott den hocherleuchten Pro- pheten Ezechiel c. 24. mit diesen Worten anredet und sagt: Ezech. 24, 15. Du Menschen-Kind! Jch will dir deine Augen- Lust nehmen durch eine Plage: So verstehet er zwar 1. literaliter, dem Buchstaben nach die Prophe- tin/ des Propheten Weib/ als seiner des Propheten Augen-Lust und Augen-Trost/ Augen-Freud und Augen-Weide/ Augen-Wonne und Sonne/ die ihm der Herr ploͤtzlich weggenommen durch den jaͤhen Tod/ wie hiervon der Prophet selbst zeuget/ Da ich/ sagt er: des Morgens v. 18. frůh zum Volck redete/ starb mir zu Abend mein Weib. 2. Hieroglyphicè, Bildnuͤßweise verstehet er was mehrers/ darauff v. 19. 20, 21. auch seine Zuhoͤrer gedrungen und zu wissen begehret/ was das bedeute/ Wiltu uns das nicht anzeigen/ was das bedeutet? Antwortet er aus dem Munde Gottes: Es bedeutet das Heiligthumb Got- tes/ der Juden höchsten Trost/ den Wundsch ihres Hertzens/ und Lust ihrer Augen/ das woll er entheiligen/ so spricht der HERR HERR: machmad enechem; verstehet dadurch τὸ περιο ὸν, die Herrligkeit Jsraelis/ ihr maozim, alle ihre ornamenta und lumina, Zierat und Schmuck/ damit sie fuͤr andern Voͤlckern gepranget in gemeinem Leben/ die Herrligkeit des geistlichen Friedes/ der Freyheit/ der ceremoni en und heilsamen Ordnung/ in der Policey den Glantz der Juͤ- dischen Majestaͤt/ daß sie Koͤnige aus ihren Bruͤdern gehabt/ die Comitia, Vnter- und Ober-Hof- und Cammer-Gericht/ schoͤne wol- gefaste Policey-Ordnung: sonderlich ihren Tempel/ sampt dessen Ornat, Levitischen Gottesdienst/ die Hierarchiam und Priester-Ordnung/ die Schulen/ das Hauß der Weißheit auff sieben Seulen und Cathedern. Prov. 9, 1. 2. 3. Ana- Die Neun und Zwantzigste (Erste) 3. Analogicè und Gleichnuͤßweise verstehet er durch die Augen-Lust/ die einige/ heilige/ allgemeine Messianische Kir- che/ sampt allen ihren luminibus, Herrligkeiten/ Schaͤtzen/ Zieraten; dann die mag wol mit Warheit genennet werden der Au- gen-Lust. Delicium 1. divinum, Eine Göttliche Lust/ wann Gott vom Himmel herab sihet/ so sihet Er nichts schoͤnes unter allen seinen Creaturen/ die Er gemacht; wie davon das gantze Epithala- mium und Braut-Lied des Heiligen Geistes/ das Hohelied Salomonis singet/ da der Sohn Gottes der himmlische Braͤutigam nicht allein seine Cant. 1, 8. 15. Braut die glaubige Kirche/ die schoͤne offtmal anredet: Du bist schoͤne/ schoͤne bistu/ die schoͤnste unter den Weibern! mahlet dieselbe gleichsam nach aller ihrer Gestalt/ proportion, Gliedmassen/ wiewol ænigmaticè, dunckel und raͤtzelsweise/ absonderlich c. 4. \& 7. sondern er delect irt sich auch mit dero von ihm aus Gnaden empfangener Schoͤne/ als einem außbuͤndig schoͤnen Augen-Lust/ Zeige mir deine Gestalt/ Cant. 2, 14. Cant. 2. Du hast mir das Hertz genommen/ meine Schwester/ liebe Braut/ mit deiner Augen einem/ das ist/ dem Glauben an Cant. 4, 9. c. 6, 4. mich/ und mit deiner Halß-Ketten eine/ das ist/ der Liebe/ wende deine Augen von mir/ dann sie machen mich bruͤnstig. Iob. 1, 6. 2. Angelicum, eine Engel-Lust/ dann die Engel sind auch in der Kirche und offentlicher Versamlung warhafftig zugegen/ sehen die schoͤne Gottesdienst/ sie geluͤstet zu schauen in die Geheimnuͤssen/ sie freuen sich 1. Cor. 11, 10. uͤber die Bußfertigen/ daher St. Paulus vermahnet 1. Corinth. 11. Ein Weib soll eine Macht auff dem Haupt haben/ umb der Engel willen/ das ist/ sich schaͤmen und scheuen/ Pracht in Kleidung ist den Cant. 6, 12. Engeln ein Greuel/ dahin dann etliche ziehen die προσφώνησιν Cant. 6. da der Sohn Gottes die Engel anredet und sagt: Was sehet ihr an Sulamith/ das ist/ die friedsam/ den Reigen zu Mahanaim/ Gen. 32, 1. 2. der gleichsam zwey Heer machet aus Juden und Heyden/ wie vorzeiten zwey Heer den Patriarchen Jacob auff seiner Reise ihm zu Schutz und Schirm erschienen. 3. Humanum, Menschen-Lust; dann auch Bileam/ da er auff dem Felsen und Huͤgel gestanden/ da er das Heer Jsrael in ihrer Ordnung und nach ihren Staͤmmen/ schroͤcklich wie Heer-Spitzen gesehen da camp iren und ligen/ nicht Wort und Figuren gnug finden koͤnnen/ die Predigt. die Schoͤne außzusprechen/ Num. 24. Wie fein sind deine Huͤtten Num. 24, 5. Jacob/ und deine Wohnung Jsrael? Mah tobhu, wie schoͤn/ lieblich! fuͤrnemlich aber sehen glaubige Christen/ die mit rechten Lux- Augen weiter penetr iren als andere Leute auff die rechten innere und ge- heime ornamenta und Kleinodien/ die haben ihre Freude und Hertzens- Lust an der Christlichen Kirche/ darumb auch die Kirche mit Warheit sagen kan aus 1. Cor. 4. Θέατρον ἐγεννήθημεν, Wir sind ein Schau- 1. Cor. 4, 9. spiel worden der Welt/ den Engeln und Menschen/ gleich als wie eine Com œ di und ϑηριομαχία, den Gottlosen zum Spott und Hohn/ den Glaubigen aber zur Freude und Verwunderungs-Lust. Nun meine Liebsten/ diese Augen-Lust ist die jenige θεωρἵα, die Schau der streitenden und wallenden Kirchen hie auff Erden/ welche wir anietzo nach Erheischung unsers Apostolischen und Nicenischen Glaubens/ da wir bekennen eine einige/ heilige/ Christliche/ Apostolische Kirche/ zu beschauen im Namen Gottes antretten/ wir gehen auff den Geistlichen Augenschein zu betrachten der Christlichen Kirchen dignit aͤt und Schoͤne/ variet ät und quiddit aͤt/ unit ät/ sanctit ät/ Universit ät/ wie dieselbe uns in unserm Christlichen Glauben fuͤrgetragen und fuͤrgehalten. Jst wol ein schöner/ rarer/ Lehr- und Trost-reicher Augen-Lust. Gott verleihe erleuchtete Augen/ daß wir hie mit Glaubens-Augen also schauen/ damit wir dort mit Glori-Augen Gott sehen wie Er ist/ von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen. B Elangende zuforderst der streitenden und wallenden Kirchen dignit aͤt und Schoͤne/ so finden wir dieselbe nirgend besser und artiger zusammen gefasset/ als in onomato- logiâ, in den Tituln/ Lob-Spruͤchen und Namen/ damit sie von dem Heiligen Geiste geadelt und gezieret/ und stehet in den- selben fornen an der Name selbst. Jn der H. Sprache wird sie genennet Ps. 149, 1. de nomine Ecclesiæ. Prov. 5, 14. v. D. Luth. in Catech. major. p. m. 498. \& tom. 7. Ien. fol. 279. Kahal chasidim, cœtus Sanctorum, eine Gemeine der Heili- gen/ Psal. 149. Kahal edah, Prov. 5. Jn der Teutschen Mutter- Sprache/ Kirche/ quasi κυριακὴ, congregatio κυριακὴ, eine Ver- samlung des HErren/ dieweil sie von dem Herren/ nemlich Christo/ durch den Herren erkaufft und erloͤset/ herrlich gezieret/ Sechster Theil. Y y zu dem Die Neun und Zwantzigste (Erste) Iac. 2, 2. zu dem Herren gefuͤhret wird; nicht nur σαυαγωγὴ, eine blosse Versamlung/ sondern fuͤrnemlich ἐκκλησία, das ist/ ein Außschutz/ die Blum und Kern des menschlichen Geschlechts/ ist das schoͤ- ne Gleichnuͤß von einem Kriegs-Heer/ das der Herr selber brauchet/ Cant. 6, 3. Cant. 6. da Er seine liebe Gespons nennet schroͤcklich wie die Heer- Spitzen/ in unterschiedliche regiment und Fahnen außgetheilet/ nach Iud. 7, 3. seqq. gehaltener Musterung außerkohren und außerwehlet/ wie Jud. 7. Gideon dergleichen Musterung angestellet: Darumb glaube ich/ daß Gott der Herr unter denen viel Million tausend Menschen/ so ie gelebet und noch leben/ und leben werden biß ans Ende der Welt/ ihm einen außer- wehlten Außschutz außerkohren/ der heisset Ecclesia, Gottes Gemein/ Gottes Volck/ Gottes Kirche. Jm judentzenden Papstumb haͤnget man an den blossen Steinen/ und eusserlichen Zierat und Glast/ das ist der armen Leute Augen-Lust/ daran vergaffen und verhuren sich viel/ und sind wol auch der albern Leute unter uns/ die durch das Wort Kirche nichts anders verstehen/ als den eusserlichen in die Augen fallenden Tempel; Aber das heissets hie eigentlich v. Gerh. de Eccl. p. 567. 2. Macc. 5, 19. nicht/ kan auch kein locus aus der Schrift angezeiget werden/ da Ecclesia solte so viel heissen als den Steinhauffen/ Gott der Herr hat nicht umb des Orts willen die Menschen/ sondern umb der Menschen willen den Ort erwehlet; Gleich wie ein anders ist civitas, die Burgerschafft/ ein anders urbs, das Gebaͤu der Statt; Atheniensis civitas urbe exivit, Iustin. l. 2, 12. sagt Justinus: Die Burgerschafft zu Athen ist einsmals aus der Statt gangen; als das Delphische oraculum den Atheniensern die Antwort ge- ben/ sie wuͤrden ihr Leben nicht besser salv iren/ als wann sie hinder hoͤltzenen Mauren wohneten: welches Raͤtzel Themistocles bald verstanden/ daß die Burgerschafft dadurch gemeynet worden/ nicht die Mauren/ und daß die Burgerschafft nicht in Gebaͤuen bestuͤnde/ darauff sind sie aus der Statt gewichen/ und in die Schiffe sich begeben. Es erhellet ferner die Außbund-schoͤne Herrligkeit und Adel () confer D. Gerhar- di postill. Salom. p. 213. 301. 369. 451. 499. \& ib. part. 2. p. 97. 622. der Kirchen aus den figuͤrlichen Namen/ so der Heilige Geist () von allen ornamentis dieser Welt/ von allen denen Creaturen/ die in der Weltschoͤn/ lieblich und anmuthig sind/ entlehnet/ was nur schoͤn/ zier- lich/ ordentlich/ herrlich/ majestaͤtisch/ magnific und koͤstlich ist in der Welt/ davon nimmt er Gleichnuͤssen den Adel der Kirchen Gottes/ uns zu præsent iren: I. Jm Himmel stellet er uns vor Augen dar die Predigt. die Morgenröthe/ Mond und Sonn/ alle drey Figuren stehen Cant. 6. Wer ist die herfuͤr bricht/ wie die Morgenroͤthe/ schön Cant. 6, 9. wie der Mond/ außerwehlt wie die Sonn? schoͤn ist/ meine Lieb- sten/ die vollkommene Morgen- und Abend-Roͤthe/ unter der die Sonne verborgen: Wann man Morgens reiset/ oder Abends spatzieren gehet/ und sihet die Rosin-Roͤthe/ darunter die guͤldene Sonne verborgen/ ist ein holdseliger Augen Lust; Nun ein solche ist die Kirche mit Christi Blut gefaͤrbet/ in welcher Christus zugegen/ aber er leuchtet dunckel; Noch schoͤner ist der silberne Mond/ wann man bey Nacht reiset/ ein liebliches Liecht/ ein solches Liecht ist die Kirche/ wiewol Finsternuͤssen und Wechselungen unterworffen/ und dieses ist auch schoͤn; Nichts schoͤner ist als das grosse Welt-Auge die guͤldene Sonn am hellen Mittag/ die alles erleuchtet und erwaͤrmet: So schoͤn leuchtet die Kirche vor Gottes und aller heiligen Engel Augen. II. Auff der Erden stellet Er uns vor die schoͤnste Zierde und hoͤchste Wollust der Erden/ den Garten und zwar den edlen Pa- radeiß-Garten/ der heisset hortus Dei, ein Garten Gottes/ Gen. 13, 10. Neh. 3, 15. Cant. 4, 13. Eccles. 2, 5. Ezech. 28, 13. ein Garten der Wollust/ Ezech. 28. der allerschoͤnste Garten von Baͤumen und Fluͤssen/ ein exemplaischer Garten/ nach dessen Muster wir andere zu bauen gleichsam als Gaͤrtner zuerst von Gott geschaffen worden. Got- tes Wille war/ daß die gantze Welt solte ein solch Paradeiß werden. Ein solcher edler Lust-Garten/ ein solch Paradeiß/ ein solcher Weinberg/ ein solcher Acker ist die Christliche Kirche/ in welcher Ier. 31, 12. so viel Baͤume und schoͤne Blumen/ als glaubige Christen/ da der Baum des Lebens Christus/ der verbotene Baum eine iedwede verbotene Crea- tur/ da der lebendige/ der versiegelte Brunn/ Cant. 4. Jst ein Gleichnuͤß Cant. 4, 12. Athenæus ex Agato- cle l. 12, 3. genommen von den koͤstlichen Brunnen; Athenæus berichtet/ daß bey den Persen Brunnen seyen/ aus welchen niemand erlaubet ist zu trincken/ als allein dem Koͤnige und seinem aͤltesten Sohne/ ist auch bey Leib und Lebens-Straffe verboten/ wo iemand anders daraus trincken wuͤrde. Ein solcher koͤstlicher Brunn ist die Christliche Kirche/ wohin auch gehoͤrt die schoͤne Gleichnuͤß vom Weinberge/ deme ebenmaͤssig der Geist Gottes die Christliche Gemein vergleichet. III. Jn der Lufft () stellet Er uns dar den schoͤnen/ reinen () Esa. 5, 1. \& seqq. vid. ad h. l. D. Papp. p. 8. Vogel/ die mit einem Auge in die Hoͤhe sehende/ einfaͤltige/ Y y 2 keusche/ Die Neun und Zwantzigste (Erste) keusche/ reine/ holdselige/ gemähe/ fruchtbare/ in den Fels- loͤchern und Steinritzen gesicherte Taube: Eine solche liebe Taube ist die Christliche Kirche/ darumb sagt der himmlische Braͤu- Cant. 1, 15. c. 2, 14. confer Ier. 48, 28. Ps. 55, 7. 8. 9. tigam Cant. 1. Deine Augen sind wie Tauben-Augen/ meine Taube in den Felßloͤchern und Steinritzen/ wirstu sicher seyn/ wann die zehen Donner-Stimme Gottes/ unertraͤgliche Mord-Glocken/ Donner-Keile und Aexte einschlagen in die staͤrckeste Thuͤrne/ stoͤltzeste Ce- dern und hoͤchste Tannen/ da hilfft weder Augusti Haut von dem Meer- Kalb genommen/ noch Tiberii Lohrbeer-Krantz/ noch die getauffte Glo- cken und Wetter-Segen: Ein unvernuͤnfftig Mann ist/ der sich unter 1. Reg. 19, 9. seqq. einen hohen Eichbaum unterstellet/ sondern wie Elias gethan 1. Reg. 19. in eine Felsen-Hoͤle sich verkrochen/ und daselbst eines sanfften/ abkuͤhlen- den und fruchtbaren Regens erwartet: Also soll der Kirchen als einer zarten Tauben asy! um, Schutz und Freyheit gedeyen wider die Donner- Stimme/ Schlos- und Hagel-Steine des Zorns Gottes/ so thuts nicht wurmstichtige Eiche eigener Gerechtigkeit/ sondern die Felßloͤchern der auffgespaltenen Seiten Jesu Christi und seiner fuͤnff Wunden. IV. Fuͤhret Er uns ans Wasser/ Jn dem Wasser ist nichts koͤstlichers/ Reichers/ nuͤtzlicher und schoͤner als ein reich/ wolgelade- nes Marck-Schiff/ wann es mit vollen Rudern daher faͤhret; Ein solches herrliches Schiff ist die Christliche Kirche/ die geistliche Arche Noah/ in welcher erhalten werden/ die sich dahin ver- 1. Reg. 9, 28. c. 10, 22. fuͤgen/ ausser welcher kein Heil/ Stern und Segen zu hoffen ist: Sie ist gleich den Ophirischen Schiffen/ welche Salomon koͤstliche Schaͤtze und Reichthumb aus der neuen Welt zufuͤhreten; dem Bett-Schiff Jon æ/ dem Fischer-Schiff Petri/ dem Wander- und Reise-Schiff Pauli. Das tode Meer ist die Welt/ der Steurmann und oberste Schiff-Patron Christus/ die ὑπηρέται und Ruder-Knechte/ die Diener der Kirchen/ Leh- rer und Prediger/ der Zeiger/ das Wort Gottes/ die Wahren der Kirchen/ geistliche Schaͤtze und Gaben/ die Bolismeß und Bleyglotz die Busse/ der Ancker der Glaube/ die pericul und See-Gefahr sind die Meerwunder/ das Sturmwetter/ die See-Raͤuber/ der Schiffbruch/ findet sich alles bey diesem geistlichen Schiff: die Speise ist das heilige Abendmahl/ die Syr- ten und gefaͤhrliche Felsen/ da eine Seele muß fuͤruͤber fahren/ ist die Hoͤll/ der pulchri-portus die erwuͤndschte und liebliche Anfurth/ dahin wir mit vollem Glaubens-Segel eilen/ sind die fortunatæ insulæ, die gluͤckseligen Jnseln des ewigen Lebens/ der geistliche Himmels-Wind ist Gott der Heilige Predigt. Heilige Geist/ der einem geistlichen Columbo die andere edle und neue Welt entdecket und geoffenbaret. V. Er fuͤhret uns in die Policey: Jn derselben ist nichts schoͤners als Regnum Monarchicum, eine Monarchey/ da nur ein Herr ist und allein regieret: regnum sacerdotale, ein Prie- sterliches Reich. Wie dann bey allen Voͤlckern die Koͤnigliche und Priesterliche Ehre die hoͤchste Ehre gewest/ dannenhero Melchisedech ein Koͤnig und Priester zugleich gewest. 2. Liberrimum, ein freyes Reich von aller Beschwehrung/ ein sichers Reich/ das wol verwahret. Ein solches Reich ist das Himmelreich/ die Christliche Kirche/ die ist Monarchica, eine geistliche Monarchey/ nicht unter einem sichtbarn Haupt/ dem Papst/ sondern dem einigen unsichtbarn Haupt und HErren Christo: Es ist ein Priesterlich Reich mit dem allerfreyesten/ sichersten Engel-Schutz und Wacht umbgeben; Summa ein Him- melreich/ dieweil es vom Himmel kommt und zu dem Himmel fuͤhret. So lieblich wie Thirza/ lieblich wie Jerusalem. Jn obge- Cant. 6, 3. meldter Policey ist nichts schoͤners auch als eine metropolis, eine volckreiche/ wolverwahrte/ schoͤne/ reiche Mutter-Statt/ wie sie beschrieben wird Psal. 87. Sie ist fest gegrůndet auff den Psal. 87, 2. heiligen Bergen/ uͤber alle Wohnunge Jacob/ herrliche Dinge werden in dir geprediget/ du Statt Gottes/ der Berg Gottes ist wie ein schoͤnes Zweiglein/ des sich das gantze Land tröstet/ Ps. 48, 3. eine Fuͤrstin unter den Heyden und Koͤnigen in den Landen. Eine solche allgemeine Mutter-Statt ist die glaubige Kirche auff Erden/ eine Statt auf einem hohen Berge und Felß gelegen/ Sol \& Sal gentium, aller Welt Liecht und Heil. VI. Jn dem Haußwesen ist erstlich lieblich anzusehen ein schönes lustiges Hauß und Wohnung: Ein solches ist die Christliche Kirche/ die ist Bethel und Hauß Gottes/ ein erleuchtetes 1. Tim. 3, 15. conf. Ioh. Arnd. in Ps. 46. p. 286. 293. \& seq. p. 317. \& seqq. Iustin. in dial. Hauß in Gosen/ mitten in den dickesten Finsternuͤssen: das Schutz-Hauß Rahab/ daran das rosinfarbe Seil/ das Zeichen des Bluts Christi han- get/ wie Justinus redet. Das Hauß zu Bethlehem/ darinn Christus durch den hellen Morgenstern des Worts Gottes gezeiget wird. Einem Hause stehet wol an thesaurus, ein sonderbarer Schatz/ damit Y y 3 man Die Neun und Zwantzigste (Erste) 2. Reg. 20, 13. Malach. 3, 17. Devt. 32, 9. Act. 20, 28. Eph. 1, 14. 1. Pet. 2, 21. 24. man pranget/ wie Hiskias: Also ist die Kirche Christi ein solches Eigenthumb/ das Gott wol auffhebt/ Gottes Loß/ Gottes erworbene Gut/ kein Schatz ist einem lieber/ als den er selber mit seinem sauren Schweiß erworben/ als Jacobs Herde/ der Dienstbotten ihre Kleidle und Haußraͤthle; manche Magd pranget mehr in ihrer Kappen/ Rock/ Kra- gen/ die sie mit saurer Arbeit verdient/ ꝛc. als der Tuͤrckische Kaͤyser in sei- nem Constantinopel: Also hat Christus ihm eine Kirche erworben durch seinen blutigen Schweiß; die Kirche ist Christi Loß/ Erbtheil/ Guͤrtel und Cron. Das vornehmste in einem Hause ist sponsa virgo, die Haußehre; Wem ein tugendsam Weib bescheret ist/ die ist viel Prov. 31, 10. Ose. 2, 19. 1. Cor. 11, 3. edler/ dann die koͤstliche Perlin: Also ist die Kirche eine liebe Gespons Christi/ mit welcher Er sich verspricht zu verloben in Ewig- keit/ wie solches Geheimnuͤß St. Paulus erklaͤret 1. Cor. 11. VII. Jn dem Tempel selbst stellet er uns fuͤr den Leuchter/ Exod. 25, 31. c. 31, 8. Exod. 25. von feinem Golde zubereitet und hell-leuchtend/ der alles im Tempel hell machet: Also glaͤntzet die Kirche von dem Golde des Glaubens/ sie ist eine Seule der Warheit/ die Cynosur, die feurige Wol- Apoc. 1, v. ult. ckenseul in der Wuͤsten/ der guͤldene Leuchter Apoc. 1. da scheinet Gottes H. Wort/ meinen Fuͤssen eine brennende Lucerne/ ein Liecht das uns den Weg weiset fort/ so dieser Morgensterne in uns auffgehet/ so bald der Mensch verstehet die hohen Gaben/ die Gottes Geist/ denen gewiß verheist/ die Hoffnung darein haben. Hoc delicium oculorum Christianum, das ist die Christliche Augen-Lust! 1. Ioh. 2, 16. Die Welt hat ihren Augen-Lust/ nemlich vanit aͤt und Eitelkeit/ Puppen- und Affenwerck/ hie lauter Warheit. Der Astrologorum Augen-Lust sind die Sternen/ wann sie stellatum gehen/ der Planeten Lauff erkundigen und beschauen: Hier ist die rechte Morgenroͤthe/ der Mond/ die Sonn; jenes sind nur Figuren/ hat zwar seinen Nutz/ wann man sich nicht dran vergaffet/ und Goͤtter daraus machet/ aber hilffet doch nichts zur Seligkeit; Hier ist die rechte Warheit! Die Anthologi, Blu- men-Narren suchen ihre Ergoͤtzligkeit an Tulipan und frembden rarit aͤten/ spend iren offt mehr/ ich will nicht sagen auff natuͤrliche/ sondern gemahlte Blumen/ als auff lebendige Kirchen-Blumen/ das ist/ glaubige Armen/ das ist ihre Augen-Lust/ aber vanitas! es ist Eitelkeit! Hier ist veritas! die rechte Blume/ die edle Rose zu Saron! Columbarii, Tauben-Narren haben Predigt. haben mehr Tauben im Kopffe als im Schlage/ gehen mit verbotenen Kuͤnsten und Segen umb/ das ist ihre Augen-Lust/ aber vanitas! Eitel- keit! Hie veritas, die rechte liebe Taube! Kanffleute reisen in Ost- und West-Jndien/ Spanien ꝛc. solten daselbst kramen die reine religion, bringen aber nichts als Pfauen und Affen darvon; Perigrinanten/ Pil- gram und Wallbruͤder ziehen in ferne Lande/ ihre Augen mit schoͤnen Laͤn- dern/ Staͤtten und Koͤnigreichen zu weiden/ reisen in Franckreich/ Hispa- nien/ Jtalien/ gen Rom/ bringen nichts als verwundete Gewissen und ge- leerte Beutel zuruͤck/ das ist Eitelkeit! Hie ist das rechte ewige Reich/ Dan. 7, 27. Dan. 7. dahin wir uns alle sehnen und wallen sollen. Oeconomi, Hauß-Narren bauen und ersterben druͤber/ machen Spinnweben-Arbeit/ oder wann es gleich Seidenwerck ist/ so sterben sie in ihrem Hause/ wann es außgebauet ist/ wie die Seiden-Wuͤrme/ das ist ja Eitelkeit! Sie sam- Ps. 39, 7. len Schaͤtze/ und wissen nicht wers soll kriegen/ ob der Sohn ein Narr werde wie Rehabeam/ Salomons Sohn ꝛc. das ist ja Eitelkeit und Betrug! Weiber-Narren haben ihre Augen-Lust an Jefabel/ uͤbergeben Naboth umb ihren willen/ das sind γυναικοκρατούμενοι Siemaͤnner! vani- tas vanitatum, das ist Eitelkeit und Thorheit! Hie ist veritas, die rechte Augen-Lust/ die Christliche Kirche/ eine keusche Jungfrau. So lasset uns demnach anschauen! Aber nicht wie eine Kuh ein () v. Luth. tom. 8. Witteb. in Ose. fol. 341. neu Thor/ nicht mit fleischlichen Augen/ dann denselben kommt Christi Kirche heßlich/ ungestalt und verachtet vor/ sondern mit Glaubens-Au- gen/ wie die Weisen das Hauß zu Bethlehem/ darinn der Herr Chri- stus gelegen. Lasset uns nicht aͤrgern an derselben geringen Gestalt und verachteten Wort; Jch/ sagt sie Cant. 1. bin schwartz/ ihr Toͤchter Cant. 1, 5. 6. Jerusalem/ aber lieblich/ wie die Huͤtten Kedar/ und Teppich Salomo. Sehet mich nicht an/ daß ich so schwartz bin/ dann die Creutz-Sonne hat mich so verbrant; Sihe/ meiner Mut- ter Kinder zůrnen mit mir. Lasset uns anschauen 1. cum ad- miratione, mit Verwunderungs-Augen/ wie Moses Devt. 33. Devt. 33, 29. Wol dir Jsrael! Wer ist dir gleich? nemlich in Vergleichung und Ansehung der umbligenden/ abgoͤttischen Voͤlcker/ die noch in des Sa- thans Dienstbarkeit gehalten werden: O arme Sclaven! Q elende Na- tionen! wie viel herrlicher ist Gottes Berg als alle Raube-Verge? Wol dir/ sag ich noch einmal/ wol dir Jsrael! Wer ist dir gleich? Psal. 76, 5. vid. ib. Ioh. Arnd. pag. 430. A chrecha Jisrael mi camocha am? Jn welchen Worten der theure Die Neun und Zwantzigste (Erste) theure Mann Gottes erstlich gleichsam sein linckes Auge wendet auff die umbligende Heydnische Voͤlcker/ sihet an deroselben Wuͤ- sten und unseligen Zustand/ so hie zeitlich/ so dort ewig; sihet ihre greuliche Abgoͤtterey und servitut des Sathans/ den Mangel aller himmlischen Guͤter und endlich das ewige Verderben. 2. Sihet er mit dem rechten Auge auff das Volck Gottes/ dessen Adel und Hoheit/ den gnaͤdigen Schutz uͤber ihn/ das Gnaden-Antlitz des Allerhoͤchsten. O Volck/ sagt er/ daß du durch den HERREN selig wirst/ der deiner Huͤlffe Schild/ und das Schwert deines Siegs ist! Devt. 4, 7. Wo ist ein solch herrlich Volck/ zu dem die Goͤtter sich so nahe thun/ als der HERR? Vnd wo ist so ein herrlichs Volck/ das so gerechte Sitten und Gebott habe/ als dieses Gesetz/ das ich euch heutigs Tages fuͤrlege? 3. So stellet er eine comparation an unter diesen bey- den/ betrachtet den eusserlichen Zustand der beyden Völcker/ betrachtet der umbligenden Cananiter ihre Macht/ ihre schoͤne Mann- schafft/ ihre Schaͤtze und Guͤter/ sihet Moab an mit den Augen/ mit wel- Ier. 48, 34. chen sie Jeremias angesehen/ als eine dreyjaͤhrige Kuh/ aber er betrachtet das Ende/ die Catastroph en; Du setzest sie auffs schluͤpffrige und Ps. 73, 18. stuͤrtzest sie zu boden. Er laͤsset sie frey gehen wie Schafe/ Ier. 12, 3. er sparet sie/ daß sie gewůrget werden/ behertziget im Gegentheil den eusserlichen unseligen Bilgram-Stand der Kinder Jsrael in der Wuͤsten/ bedencket aber darneben/ daß das wenige/ das ihnen Gott gibt/ ihnen Devt. 30, 9. geschehe zu gut/ den andern zum Verderben; Jhre Hoheit/ ihre Herrligkeit/ ihre eusserliche Herrligkeit/ daß sie das Volck seyn vor allen Voͤlckern er- Exod. 19, 6, Luc. 20, 26. Devt. 4, 20. c. 7, 6. c. 26, 19. Exod. 15, 11. wehlet/ das außerwehlte Priesterthumb/ ein Priesterlich Koͤnigreich und ein heiliges Volck/ mein Eigenthumb fuͤr allen Voͤlckern/ das Erb-Volck Gottes/ ein Volck des Eigenthumbs. Er sihet sie an als die Arche No æ mitten in der Suͤndfluth/ mi camacha, wer ist dir gleich? Ein herrliches Echo und antiphona, wann Mirjam singt von Gott Exod. 15. mi camocha und Moses: Wer ist dir gleich unter den Goͤttern? Antwort von der Kirchen: mi camocha? Nun/ meine Liebsten/ was vorzeiten von den Kindern Jsrael gesagt worden/ das haben wir alles ererbet: sie die Juden sind verstossen/ ihr Thun Cluv. pag. 299. hat gaͤntzlich ein End genommen/ sonderlich unter dem Kaͤyser Adriano; Sie Predigt. Sie gehen unter uns herumb als ein Scheusal/ als ein Sprichwort und Spott unter allen Voͤlckern/ uns zum Exempel; Wir moͤgen auff uns Devt. 28, 37. allen Juͤdischen Adel ziehen/ alle Verheissungen/ wir sind nun die rechte Kirch Gottes/ das Volck des Eigenthumbs/ ein außerwehltes 1. Pet. 2, 9. Geschlecht/ das Koͤnigliche Priesterthumb/ das heilige Volck/ das Volck des Eigenthumbs; Ja wir moͤgen auch mit Mose mit dem einen Auge sehen auff alle andere Nationen/ Voͤlcker und Sprachen; mit dem rechten auff uns und sprechen: Aschrecha lisrael, Wir sind das geistliche Jsrael! wir moͤgen auch wol eine compara- Rom. 9, 8. tion anstellen und sprechen: mi camocha? Sie die Juden hatten nur 2. Cor. 3, 9. den Schatten/ wir die Klarheit/ das Ampt der uͤberschwenglichen Klar- heit/ nemlich Gott selbst geoffenbaret im Fleisch. 1. Tim. 3, 16. Lasset uns anschauen 2 cum conservandi curà, mit begie- rigen Fortpflantzungs-Augen/ daß wir doch ja diesen schoͤnen Au- gen-Lust erhalten. Der gegenwaͤrtige Krieg ist ein Kirch- und Stifftskrieg/ dieselben zu erhalten laͤsset man sich auff jener Seit eusserst angelegen seyn. Darumb wird so viel Christen Blut vergossen/ darumb ists den Pfaffen zu thun/ diesen Schatz wollen sie ihnen nicht lassen nehmen/ das ist ihr palla- dium; unter dessen muß die Kirche zun Fuͤssen ligen/ wird ihres innerlichen Schmucks beraubt/ das Wort vnd der Kelch wird ihr entzogen/ man macht es wie Herodes/ welcher Christum und seine Mutter verfolget/ die Kinder ge- schlachtet/ unterdessen bauet er einen Tempel; denen gleich sind die da reich- lich spend iren auff Kirchen-Bilder/ und der lebendigen Bilder Gottes vergessen/ auch Gottes geistlichẽ Seelen-Tempel verderben/ non parietum, sed animarum causa Christus venit, sagt Isidorus, Christus ist nicht kom- men umb der koͤstlichen Gebaͤu/ sondern der Menschen Seelen willen. Ein Isid. Pelus. () tom. 5. Ien. fol. 71. Marmel-Kirch bauen/ schreibt D. Luther/ guͤldene Kleinod schencken/ den toden Steinen und Holtz dienen das gleisset/ das scheinet/ das heist Koͤnig- liche/ Fuͤrstliche Tugenden. Wolan laß scheinen/ laß gleissen. Ja das thut ein ungleissender Pfarrherr die Tugend/ daß er Gottes Reich mehret/ den Himmel fuͤllet mit Heiligen/ die Hoͤlle pluͤndert/ ꝛc. Lasset uns anschauen 3. cum cautione amissionis \& jactu- ræ, mit sorgenden Augen/ daß wir dieses theure Kleinod nicht widerumb verlieren; Die Juden haben ihr περισσὸν verlohren/ gehen ietzt als Augen-Greuel herumb zum Zeichen und Wunder; das naͤchste ist an uns. Vnser Teutschland ist neulich eine heroische Amazon gewesen/ Sechster Theil. Z z deren Die Neun und Zwantzigste (Erste) deren scharffes Gesicht und Anblick andere Voͤlcker nicht haben ertragen koͤnnen/ wie Julius Cæsar geruͤhmt; ietzt schlaͤgt sie die Augen unter/ schaͤ- met sich als eine Braut die ihren Krantz verlohren/ vorzeiten hat sie dem unachtsamen schlaffenden Griechenland und Jtalien die schoͤnste Kuͤnste entzogen/ nunmehr aber gehet es allgemach zum Abscheid/ Summa sie war weiland eine Augen-Lust/ nunmehr aber ein Augen-Wust. Lasset uns anschauen 4. cum gaudio \& solatio, mit freudigen Trost-Augen! Xerxis schau gieng auff ein lami aus/ der stund einsmals auff eine hohe Wart/ da er alle sein Volck uͤbersehen koͤn- nen tausendmal tausend Mann/ fieng bitterlich an zu weinen; und als er gefraget wurde/ warumb er weinete/ gab er zur Antwort/ er sehe die schoͤne volckreiche Macht vor Augen/ und bedaͤchte doch dabey/ daß uͤber hundert Jahr kein Haͤrlein von keinem mehr vorhanden: Viel anders schauen wir dieses Volck der Gemeine Christi an/ daß wir nemlich hoffen und glauben/ es werde uͤber hundert Jahr/ wie wir hoffen/ in der seligen Aufferstehung wider leben; dessen troͤsten wir uns: Ja vielmehr/ daß wir auch an diesem Reich Theil und Gemeinschafft haben; Wir sind wie die Sonne und Mond ꝛc. die Gaͤrten und Blnmen unter den Rosen/ wie viel wahre Pet. 2, 9. Christen sind/ so viel Sonnen/ Blumen/ Bruͤnne/ Schiffe/ Tauben/ so viel Koͤnige/ so viel Haͤuser und Leuchter/ so viel Schaͤtze/ so viel Braͤute und Freundinnen/ denen Christus im Hertzen sitzet; Es bringets manchmal in der Welt ein Mensch mit Tugend/ schoͤner Gestalt/ eloquen tz dahin/ daß er dem andern im Hertzen sitzet/ wie vielmehr Christus die Blume Ps. 45, 3. aller Tugenden/ der schoͤnste unter den Menschen-Kindern von holdseligen Lippen/ in unsern Hertzen? O suavia! ô Evangelia ! ô Gaudia! O Lieb- ligkeit/ O honigsuͤsser Evangelischer Trost! O herrliche Freude! O der gnadenreichen Vorschau des hoͤchsten Guts! Wer hier also schauet mit Glaubens-Augen/ der wird dort auch schauen mit Ehren-Augen/ und 1. Cor. 2, 9. sehen/ was noch kein Auge gesehen; Zu welchem seligen theatro und himmlischer Augen-Lust uns helffen wolle Gott der himmlische Vater vmb Jesu Christi willen durch seinen Heiligen Geist/ Amen. Die Predigt. Die Dreissigste Vber den dritten Articul/ Von der Kirch/ Die Andere Predigt/ Von der definition und Beschreibung der sicht- baren Kirchen Christi auff Erden/ worinn dieselbe bestehe? G Eliebte in Chr. Zu gleicher weise/ wie der streitbare Held Gideon Jud. 6. 7. und 8. auff Goͤttlichen Befehl/ da er wi- Iud. 6. 7. \& 8. der die Midianiter außgezogen/ eine Musterung angestellt/ einen dreyfachen delect und Außschutz gemacht/ 1. delectum contribulium, in dem er ein allgemein Auffbott gethan auff seine Stamm- und Eydgenossen/ des Stamms Manasse/ sonderlich dem Hause Abieser/ sampt den drey Staͤmmen Asser/ c. 6, v. 35 c. 8, 1. Sebulon und Naphthali/ deßwegen schlechten Danck verdient bey denen vom Hause Ephraim/ die es ihm hefftig verwiesen/ daß er sie nicht mit in Streit genommen. Nun dieser erste Hauff und Außschutz bestunde von zwey und dreissig tausend Mañ/ wie die Vmbstaͤnd es klaͤrlich geben/ darun- ter faule und feige Tropffen gewest/ wie es hernach die Prob außgewiesen/ da es an die Bindriemen kommen. 2. Delectum Fortium, den Außschutz der tapffern/ kuͤhnen Helden; dann da er auff Goͤtt- lichen Befehl lassen außruffen durch einen Herold: Wer bloͤde ist und verzagt/ der kehre umb und hebe sich bald vom Gerbůrge Gi- lead/ Jud. 7. da kehreten umb zwey und zwantzig tausend/ und blieben c. 7, 3. nur zehen tausend tapffere uͤbrig/ jene reuet es des Kauffs/ wurden feig/ ohne Zweifel/ dieweil sie sich uͤbermannet gesehen/ und der Feind zu starck gewesen; wurden also licent irt. 3. Delectum perseverantium, den Außschutz der θυμο- λεόντων, der heldenmuͤthigen Soldaten/ deren die außtauren koͤn- nen/ der ruͤstigen und standhafften; dann auff ebenmaͤssigen Goͤttlichen Z z 2 Befehl Die Dreissigste (Andere) Befehl stellet er eine wunderbare Prob und Musterung an mit den uͤber- bliebenen zehen tausenden/ er fuͤhret sie hinab ans Wasser/ da dann die jeni- ge/ die auff ihre Knie gefallen zu trincken/ von den andern/ die aus der Hand zum Mund mit der Zung gelecket wie die Hunde/ abgesondert/ deren letzte waren drey hundert Mann/ die waren die selectissimi und außerle- c. 7, 7. sensten; Durch die drey hundert Mann/ spricht der HERR/ die gelecket haben/ will ich euch erlösen/ und die Midianiter in deine Haͤnde geben/ aber das andere Volck laß alles gehen an seinen Ort: Vrsach/ diese hatten das ἀνέχου καὶ ἀπέχου wol gelernet/ maͤssig gewest/ welches sie mit ihren Geberden erwiesen/ sie truncken stehend/ kunten noch frisch herumb sehen/ auff den Feind Achtung geben/ nicht nur hertzhaffte/ sondern auch dauerhaffte Soldaten/ die einen Buff kunten außstehen/ Hunger und Durst leiden: jene haben das Wasser haͤuffig und gierig in sich gesoffen und den Durst gebuͤsset/ wiewol mehrmal geschehen/ daß der unleidenliche Durst ein gantzes Heer geschlagen; Als Alexander Magnus einsmals im fandichten Gebuͤrge kein Wasser haben kunte/ und die Soldaten begunten zu verschmachten/ da sie aber in den Fluß Oxum kommen/ so fuͤllen ihrer zween Maͤnner ihre Laͤgel mit Wasser/ in der Mey- nung ihre Soͤhne damit zu erlaben: stossen dem Koͤnig Alexandro auff/ der eine offer irt ihm ein offenes Laͤgel/ O nein! sagt der Koͤnig: Jch mag nicht alleine trincken/ und so ists auch zu wenig unter so viel Volck allen außzutheilen/ bringets euern Kindern/ darauff als sie auff den Fluß kom- men/ ist es geschehen/ daß die so begierig und unmaͤssig getruncken/ sind Curt. l. 7, 5. n. 12. Plutarch. de serâ vindictâ. p. 187. davon gehling gestorben/ und ist derselben viel eine groͤssere Zahl gewesen/ als die vor dem Feinde gefallen und umbkommen/ wie Curtius die Histori beschreibet: Also Lysimachus, da er von den Getis oder Wallachen umb- ringet in Durst gerathen/ da hies es: Vogel friß oder stirb! worauff er sich ergeben/ die Schantz verlohren/ mit der Nachreu zu spat kommen/ und ge- sagt: Wehe mir elenden Menschen/ der ich umb einer solchen kleinen und geringen Wollust willen solch groß Koͤnigreich verlohren! Zu gleicher weise/ sag ich/ wie Gideon einen solchen dreyfachen delectum gemacht: Also thut Isch milchama, der HERR Ze- baoth/ der hat freylich auch von anbegin biß dato unter dem menschlichen Geschlechte dergleichen delectus und Außschutz gemacht. Der 1. delectus heisset Ecclesia visibilis vocatorum, der sichtbare/ empfindliche/ in die Augen und eusserliche Sinn fallende grosse Predigt. grosse Hauffen deren/ so sich zum Wort und Sacramenten halten/ unter welchen es viel Heuchler/ Maul-Christen und Vnglaubige gibt/ die Gott kennet/ aber kein Mensch/ als welcher aus Liebe/ so manch- mal blind ist/ von allen das beste hoffet; Jn welchem Verstande auch alle Zuhoͤrer/ die Außerwehlte genennet werden/ verstehe außerwehlet zum Reich der Gnaden. 2. Ecclesia invisibilis verè credentium, Der unsichtbare/ unempfindliche Hauff/ derselb gehet genau zu- sammen/ der wahren Kern-Christen und Glaubigen/ die man wegen der Heucheley nicht allezeit gewiß kennen und nennen kan/ es gibt Marc. 4, 17. Scheinheilige und προσκαίρους, die eine Zeitlang glauben/ aber zur Zeit der Anfechtung/ wanns an das ἀνέχου καὶ ἀπέχου, an das Leiden kommt/ ab- fallen. 3. Delectus electorum perseverantium, Das Haͤuff- lein deren/ die außdauren biß ans Ende/ beharren in der Anfech- tung/ lassen sich weder Lust noch Furcht von dem ἀνέχου καὶ ἀπέχου abtrei- ben; Diß sind die edelste und außerwehlten Nazareer/ welche allein Gott kennet/ 2. Tim. 2. und werden wahr die Wort Christi: Viel sind be- 2. Tim. 2, 19. Matth. 20, 16. ruffen/ aber wenig außerwehlet. Wann wir dann neulich das thema von der Kirchen gruͤndlich zu tract iren angefangen/ damal nobilitatem Ecclesiæ, der Kirchen hohen Adel fuͤr Augen gelegt/ so ist von noͤthen/ daß wir von allen dreyen delectibus und Außschutzen specialiter handlen/ und erst- lich zwar de delectu visibili, von dem gantzen grossen sichtba- ren Hauffen/ von dem es heisset: Video Ecclesiam, Jch sehe eine Christliche Kirche/ und demnach dißmal desselben quiddit aͤt und eigentliche Beschreibung an Tag geben; Gott wolle uns hierzu kraͤfftiglich beywohnen mit seinem Heiligen Geiste/ umb Jesu Christi wil- len/ Amen. G Elangende die quidditatem Ecclesiæ visibilis, Was die sichtbare Kirche seye? so beschreibet uns dieselbe die heilige Schrifft 1. tanquam cœtum, als einen Hauffen/ ein Volck oder Versamlung der Menschen; Ein Mensch allein Hebr. 10, 25. machet keine Kirche/ sondern Menschen muͤssens seyn/ es seyen derselben viel oder wenig/ ligt nichts dran/ Christus sagt: Wo zween oder drey συμφωνήσουσι, eins werden oder uͤberein stimmen/ da bin ich mitten Matth. 18, 19. 20. Z z 3 unter Die Dreissigste (Andere) unter ihnen. Jst demnach nicht nur eine Kirche die Ecclesia universalis, die allgemeine Kirche/ so in der gantzen Welt umbher Eph. 1, 22. 23. zerstreuet ist/ das gantze corpus der Kirchen/ die gantze Fuͤlle ins gemein/ nicht nur particularis, eine sonderbare Kirche in einer gewissen 1. Cor. 10, 17. Eph. 4, 15. 16. 1. Co- rint. 16, 19. Col. 4, 16. provin tz oder Statt/ da viel ein Brod und ein Kuche werden; son- dern auch in einer familiâ, in einem Geschlecht oder Hause/ als dergleichen war die Kirche in dem Hause Aquilæ und Priscillæ, die Kirche in dem Hause Nymphan zu Laodicea: Das solte der ersten Kir- chen uͤbel gesagt seyn gewest/ wann eine Kirche allezeit im Liecht/ in grosser Menge bestehẽ muͤste/ damal als sie verstolener weise in cryptis und verbor- () confer Plin. l. 10. ep. 97. genen Hoͤlen zusammen kom̃en/ ἴσασιν μεμυημένοι, wie () Chrysostomus redet/ das ist/ sie waren verborgen und gleichsam verschlossen: Dienet zum Bericht und Trost in Noth-Tauffen/ in Kranckheiten/ in andern Christ- lichen haͤußlichen Versamlungen und Betstunden: daß man wissen soll/ es seye auch dieselbe kleine doch eine warhafftige Kirche und Versamlung Gottes; wiewol offentliche Versamlung deßwegen nicht zu verlassen aus Hebr. 10, 25, Marc. 16, 15. Rom. 9, 25. Matt. 22, 3. c. 23, 37. Verachtung/ Lasset uns nicht verlassen unsere Versamlung/ sagt der Apostel/ Hebr. 10. II. Cœtum vocatum, als ein beruffenes Volck/ nicht der jenigen/ welche nur sind κεκλημένοι, die zwar beruffen werden/ aber nicht kommen wollen/ wie dort Matth. 22. und 23. Wie offt/ sagt der HErr/ habe ich deine Kinder/ das ist/ das gantze Juͤdische Volck/ versamlen wollen/ wie eine Henne versamlet ihre Kůch- lein unter ihre Fluͤgel/ aber ihr habt nicht gewolt? sondern τῶν κλητῶν, die da erscheinen bey der himmlischen Mahlzeit/ wiewol im mercklichen Vnterscheid; Etliche bringen das hochzeitliche Kleid mit sich/ etliche nicht; daher es dann kommt/ daß sich allezeit unter dem Weitzen das Vnkraut/ unter die guten Fische die faulen/ unter die gesunde Schaf die raͤudige/ unter den klugen Jungfrauen die thoͤrichten gemenget/ in einem Kriegs-Heer unter den Loͤwen die Hasen/ das ist/ die Heuchler/ die schismatici, welche nicht aus vorsetzlicher Boßheit irren/ die Kaͤtzer und heimlichen grossen Suͤnder/ wie unter dem Volck Gottes/ so aus Egypten außgezogen/ in der Wuͤsten viel sich enthalten und einge- 1. Cor. 10, 5. Matth. 26, 25. mischet/ an denen der Herr keinen Gefallen gehabt; wie Judas in dem letzten Abendmahl des Herren/ welche alle zwar nicht warhafftige und lebendige Glieder der wahren/ vielweniger der unsichtbaren glaubigen und Predigt. und außerwehlten Kirchen sind/ sind aber Glieder des gesampten sichtba- ren Hauffen der Kirchen/ wie das Vnkraut nicht eigentlich ein stuck des Weitzen-Ackers ist/ ist aber doch ein stuck des Ackers/ so da bestehet aus Weitzen und Vnkraut: sunt in Ecclesiâ, sed non de Ecclesiâ, pertinent ad Ecclesiam, numero non merito. Augustinus. Wer nun/ meine Liebsten/ in diesem Hauffen seyn will/ deren/ die zum ewigen Leben erkohren/ der muß hie die erste Staffel legen/ und der voca- tion par iren ohne tergiversation, sein Weib/ Ochsen und dergleichen nicht præpon iren und vorziehen: sondern so bald er hoͤret die Glocke laͤuten/ ge- dencken/ ietzt werde ich von Gott zu Gott beruffen: so bald man die Posaunen/ die geistliche Heer- oder Feld-Drommet hoͤret erschallen/ soll man sprechen: hîc adsum, hie bin ich! verstehet sich sonderlich vom Son- tage; dann sechs Tage soltu arbeiten/ soltu/ soltu/ ꝛc. aber der siebende Tag ist ein Feyer dem HErren deinem GOTT/ Exod. 20 : 9. 10. und dasselbe der gantze Tag/ anders als die Sabbath-Stuͤmpler/ die den Tag mit sich und dem Teufel theilen; Es ist ein sacrilegium, ein alter Sauerteig. Jst demnach wol zu klagen uͤber den widrigen event, und zu erbarmen/ daß auch wol allhie in einer solchen Evangelischen Statt und Kirch dergleichen Athei sollen gefunden werden/ die wol das Wort und Sacramenta niemal besuchen/ sich selbst excommunic iren! hie soll ein Luc. 25, 4. Hirte sein Ampt in acht nehmen/ das verlohrne Schaf suchen/ wanns gleich keine Woll gibt; hie soll man der gnadenreichen Ruff-Stimme Folge leisten/ dann es ist ausser der Kirche/ wann man dieselbe muthwillig verachtet/ keine Seligkeit zu hoffen noch zu finden/ gleich wie nichts leben- dig geblieben ansser der Arch No æ: Was sagt der Herr von denen/ die nicht erscheinen wollen bey seiner Hochzeit? GOTT schicket sein Matt. 22, 7. Heer aus/ und zuͤndet die Statt an. III. Cœtum Regenitorum, Als ein widergebornes Volck/ entweder durchs Wort oder Sacramenta; dannenhero Tuͤrcken/ Juden/ Heyden hieher nicht gehoͤren/ sie sind die ὁι ἔξω 1. Cor. 5. 1. Cor. 5, 12. Apoc. 22, 15. Draussen sind die Hunde! Jch sage aber bedencklich/ entweder durchs Wort; dann auch Gliedmassen der sichtbaren Kirchen sind die Catechumeni, die noch ungetauffte Catechismus- Schuͤler/ wie Valenti- nianus, der Kaͤyser/ die () Proselyti, die ungetauffte Glaubensgenossen/ () vide D. Luth. ad Gen. 9. \& 17. Act. 10, 1. 2. Luc. 23, 40. seqq. so aus dem unvergaͤnglichen Samen des Goͤttlichen Worts widergebo- ren/ wie Cornelius Actor. 10. die Maͤrtyrer so vor der Tauffe hingerichtet worden/ der Schecher am Creutz. IV. Cœ- Die Dreissigste (Andere) IV. Cœtum selectorum, Ein abgesondertes und auß- erlesen Volck von der offenbarlich rohen/ gottlosen/ argen Welt/ die im Ioh. 15, 10. c. 17, 14. c. 18, 36. 1. Pet. 2, 9. argen ligt; deren die nicht von der Welt sind/ mein Reich ist nicht von dieser Welt/ sagt Christus: Ein außerwehltes Volck/ wie vor- zeiten die Juden vor allen Voͤlckern abgesondert. Werden demnach allhie außgemustert Apostatæ, alle abtruͤnnige Mamelucken/ die von uns auß- 1. Ioh. 2, 19. gangen/ dann sie waren nicht von uns/ als Carolstatt ꝛc. Widertaͤuffer/ die Antichristen und uͤberzeugten offentlichen Ketzer/ als Papisten; sie sind außgangen aus uns/ das ist/ aus der alten Prophetischen Apostolischen Kirchen/ deren unsere mit der Lehr auff das allergenaueste verwand; Wir sind zwar auch von der Roͤmischen Kirche außgetretten/ oder vielmehr durch den blind-rasenden Bann außgestossen worden/ aber gleichsam als aus einem angesteckten/ pestilentzischen Hanse sind wir widerumb in unsere alte Wohnung ad πατρῶον ϑεὸν, zu unserer Vaͤter Gott getretten. Euere Liebe verstehe es in einem Gleichnuͤß: Wann eine Mutter aus fuͤr- witziger Boßheit oder boßhafften Vnschamhafftigkeit aus ihrem alten Stamm-Hause ihre Kinder außfuͤhret in ein angestecktes/ vergifftetes Hauß/ die Kinder erwachsen/ sehen die Gefahr/ lassen die Mutter/ weil sie nicht weichen will/ darinn sitzen/ und begeben sich davon wider in ihre alte/ sichere/ rechtmaͤssige/ vaͤterliche Wohnung; welche haben allhie apostasi rt/ welche sind abtruͤnnig worden? die Mutter oder die Kinder? Freylich nicht diese/ sondern jene; Eine solche Beschaffenheit hat es auch mit uns und der Roͤmischen Kirchen. Außgemustert sind auch die rechtmaͤssig- ex communici rte oder bannhaffte und bannwuͤrdige Personen/ die wegen ihrer Ergernuͤß billich Matt. 18, 17. 1. Cor. 5, 1. seqq. von der Gemeine Christi solten außgeschossen werden. Diese alle sind keine wahre Gliedmassen/ auch der sichtbaren Kirchen nicht/ in sensu com- posito, so lange sie in solchem unseligem Stande verharren; Wann sie aber aus der Wildnuͤß zuruͤck kommen und zahm werden/ wann aus dem Wolf beginnet ein Schaf zu werden/ wie Paulus/ so wird er ein Burger und Gliedmaß der Kirchen/ und wann er bestaͤndig verharret biß ans Ende/ ein außerwehlter Himmels-Burger. Jst er noch nicht von dem Ioh. 10, 16. Schaf-Stall/ so kan er noch darzu kommen; Dannenhero Augustinus schreibet: Secundum præscientiam \& prædestinationem quàm multæ oves foris, quàm multi lupi intus? Wie viel Schafe gibts ausser der Kirchen nach der Vorwissenheit Gottes und ewigen Gnadenwahl? Wie viel hingegen werden Woͤlfe auff solche Weise in der Kirche gefunden; Die Predigt. Die Exempel bezeugens/ Jud æ des Verraͤthers in der Kirchen/ der war ein Wolf; Pauli/ der zwar vor seiner Bekehrung ein wuͤtender Wolf/ aber nach derselben ein sanfftes und gedultiges Schaf worden; Also noch heute zu Tage sind viel Lutheraner zwar eusserlich in der reinen/ seligmachenden Kirchen/ aber sie werden dermal eins doch verworffen und verdammt wer- den/ hingegen viel Papisten/ die zwar eusserlichem Ansehen nach ausser der wahren Kirchen sind/ werden dermal eins vor jenen selig werden. Dieses alles dienet zu einem elencho und Widerlegung des Papstumbs/ da nimmet man alles an (wie im Kriege) was kommt/ Tros Rutulusq́ue fuat, wann man sich nur an den Roͤmischen Papst haͤnget: man nimmet ein und an die bannhaffte/ gottlose Leute/ wann sie sich nur zur also genanten Catholischen religion bekennen/ aber die schi- smatici, das ist/ die Henrici, Ludovici, und andere Christ-loͤbliche Poten- taten und Zeugen der Warheit/ welche sich nicht einem rechtmaͤssigen Hir- ten (dem Roͤmischen Papst) untergeben wollen/ werden außgeschlossen; Ja es stehet daselbst auch Thuͤr und Thor offen den Ketzern/ so im funda ment der Seligkeit irren/ wann sie nur den Papst fuͤr ihr Haupt erkennen; Pius V. schrieb an Elisabetham, Koͤnigin in Engelland/ er wolte die Cal- vinische Bibel/ die Ceremonien der Englischen Kirchen/ wie auch ihre Ge- bet mit Apostolischer autorit aͤt confirm iren/ bekraͤfftigen und versieglen/ wann sie nur ihn den Papst fuͤr das Haupt der Kirchen annehmen wolte! Was ist die Vrsach? theils amplificatio regni, auff daß er sein Reich er- weitere und groß mache/ anders nicht als mancher Oberster annimmt/ was er nur aufftreschen kan/ damit er den Namen hab/ er sey starck auff den Beinen/ und seinem Feind ein Schroͤcken einjage: theils sich und seine Pr æ laten vor Schimpff zu bewahren/ daß wann irgend ein Priester/ Abt/ Bischoff ein Bub in der Haut waͤre/ man ihn doch fuͤr ein Glied der Catholischen Kirch ansehen und halten solte: Ja wann der Papst selbst ein Zauberer/ ein Goͤtzen-Knecht/ ein Blutschaͤnder waͤre/ man dannoch nicht zweifeln solte/ ob er der Kirchen sichtbar Haupt in so gethaner Con- junctur seyn koͤnne? damit man nicht einreden moͤchte/ es sey der jenige fuͤr kein Haupt der Kirchen zu halten/ der derselben (als bannwuͤrdig) Glied nicht ist. 2. Zu einem kräfftigen Troste/ geschoͤpfft von dem πολί- τευματι, dem Burgrecht in dem himmlischen Jerusalem; Kunte Paulus trotzen auff sein πολίτευμα, daß er ein Burger war von Tharsen aus Cili- cien/ einer namhafften Statt/ deren Julius Cæsar das Roͤmische Burg- Act. 21, 39. recht geschenckt/ wie viel mehr hat ein glaubiger Christ sich dessen zu troͤsten/ Sechster Theil. A a a daß er Die Dreissigste (Andere) daß er ein geistlicher Himmels-Burger und Erbe des Himmelreichs seye. 3. Zur Anweisung und Annehmung zum Danck fuͤr das unerschaͤtzliche/ grosse und reiche Loß-Gluͤck/ dadurch wir theilhafftig wor- den der Gemeinschafft der Heiligen im Liecht; wer den Atlantem oder die Land-Tafeln daheim hat/ der sehe/ wie viel nation en ausser der Kirche leben/ die kein Theil haben an diesem Heil/ und dancke Gott dem Vater/ der ihn tuͤchtig gemacht hat/ mit Hertz/ Mund und Wercken/ mit einem guten Gott-gefaͤlligem Leben und Wandel: Si vivis Romæ, Romano vivito more, heisset es/ nach der bekanten regul, νὀμῳ καὶ χώρᾳ, laͤndlich/ sittlich/ wiltu in der Statt Gottes wohnen und ihres Burgrechts geniessen/ so mustu nach derselben Brauch/ Ordnung und Gesatzen leben; Aber die Statt Gottes ist der heutigen Welt verleidet/ es muß alles bey derselben Heyd- nisch/ Frantzoͤsisch/ Jtaliaͤnisch seyn. Was folget? ἔξω! hinaus aus dem Vaterland/ aus Teutschland/ aus dem Himmel! fuͤr der Thuͤr draus- sen ist ihr Theil; Euer Hauß/ sagt der Herr/ soll euch wuͤste ge- Matt. 23, 38. lassen werden. V. Als cœtum vincibilem \& deficibilem, als einen fallbaren und fehlbaren Hauffen; sintemal tota Ecclesia, die gantze Kirche irren/ fehlen und fallen kan (ob schon nicht totum Ec- clesiæ, das gantze der Kirchen/ in sensu diviso ) wann sie von dem Ioh. 8, 31. Worte Gottes weichet/ und nicht bleibet an der Rede des Herren/ wie wir drunten vernehmen werden. Das will man im Papstumb nicht glauben/ widrige opinion wird den Leuten starck eingebildet/ das ist das robur indurationis, die Quell und Vrsach folcher greulicher Verhaͤrtung/ das sind die Ketten der Finsternuͤß/ damit sie die armen einfaͤltigen Hertzen anfesseln; wer diesen eingebildeten Wahn von der Vnfallbarkeit der Roͤ- mischen Kirchen nimmt/ der stoͤsset den Roͤmischen Stul umb; wie die Pr æ laten vorzeiten im Judenthumb wider den Propheten Jeremiam ge- Ier. 7, 4. ruffen: Templum Domini \&c. Hie ist des HErren Tempel! Hie ist Gottes Gnadenthron/ Mosis Stul/ hie Verheissung/ latria, testa- menta, hie Synedrium: davon kan Gottes Geist nicht weichen/ die c. 18, 18. Priester köñen nicht irren im Gesetz/ und die Weisen nicht feh- len mit Rathe/ und die Propheten köñen nicht unrecht lehren: Also schreyet man noch heute zu Tage im Papstumb ad ravim usque, hie Roͤmi- Predigt. Roͤmische Kirche/ hie ist Petri Stul/ dem sie zu Ehren ein Feyer und Fest angeordnet; Also lehret der Roͤmische Catechismus. Vnd dieweil es Catech. Rom. part. 1. p. 83. Bellarm. l. 3. de Eccl. c. 13, 14. \& l. 4. de Rom. P. c. 5. dann gewiß und bekant ist/ schreibet Becanus, daß die Kirche im Glauben nicht irren noch fehlen koͤnne/ und auch nirgend gefunden werde als im Papstumb/ so folget unlaͤugbar/ hell und klar/ daß alle Glaubens-Articũl derselben wahr und gut sind; und dannenhero muß die Lutherische Kirche falsch seyn/ dieweil sie abgefallen ist. Jst aber alles lauter Vngrund/ und schroͤcklich glaucoma und blau- er Dunst/ damit die Roͤmische Camarim die arme gefangene Leute ver- blenden/ daß sie das Liecht nicht sehen koͤnnen/ der heiligen Schrifft klar zu- wider/ als in welcher die deficibilitas Ecclesiæ, daß die Kirche/ insonderheit auch die Roͤmische irren/ fehlen und fallen kan/ erwiesen/ 1. vaticiniis, mit Biblischen Weissagungen Matth. 24. Matth. 24. 23. 24. 25. da der Herr Christus selbst sagt: So iemand wird sagen: Hie ist Christus/ da ist Christus/ solt ihrs nicht glauben/ dann es werden falsche Christi und falsche Propheten auffstehen/ und grosse Zeichen und Wunder thun/ daß verfůhret werden in Jrrthumb (wo es moͤglich wäre) auch die Außerwehlten. Sihe/ ich habe es euch zuvor gesagt. 2. Thessal. 2. da der Apostel 2. Thess. 2. 3. außtruͤcklich propheceyhet von einer apostasiâ und Abfall/ nicht zwar uni- versali, welche die gantze Kirche auff einmal allenthalben uͤberschwemmen und ersaͤuffen werde; sondern nach Vnterscheid der Zeit/ Ort und Personen. 2. Comminationibus \& monitis, Durch die ernste Draͤuungen und Warnungen wegen des besorglichen Falls; Matth. 7. 16. 24. Actor. 20. 2. Corinth. 11. da der Apostel schreibet an Matt. 7, 15. c. 16, 6. c. 24, 24. Act. 20, 29. 2. Cor. 11, 3. seine Corinthier: Jch befuͤrchte/ daß nicht wie die Schlange Evam verfuͤhret mit ihrer Schalckheit/ also auch eure Sinne verruͤcket werden von der Einfältigkeit in Christo; die Schlan- ge/ die ins Paradieß krochen/ kan auch auff den Roͤmischen Stul kommen. Phil. 3. 1. Joh. 4. sonderlich Rom. 11. \& 16. da der Apostel die Roͤmische Phil 3, 2. 1. Ioh. 4, 1. Rom. 11, 20. 21. 22. c. 16, 17. Kirche selbst schrifftlich also anredet: Sey nicht stoltz/ sondern furchte dich/ hat Gott der natuͤrlichen Zweige nicht verscho- net/ daß Er vielleicht dein auch nicht verschone; Schaue die Guͤte und den Ernst Gottes/ den Ernst an denen die gefallen A a a 2 sind/ Die Dreissigste (Andere) sind/ die Guͤte an dir/ so ferne du an der Gůte bleibest/ sonst wirstu auch abgehauen werden; So kan demnach die Roͤmische Apoc. 17, 5. Kirche abgehauen und verworffen werden/ als das Babylon Apoc. 17. gesetzt aber/ es sey die Kirch absolutè, bloß/ ohnbedingter weise unabfaͤllig/ sie seye mit Goͤttlichem Schutz/ Schirm und Vorsorge also verschantzet und verwahret/ daß sie durch keinen Fall gestuͤrtzt werden/ fallen oder irren koͤnte/ so muste der Apostel ihrer spotten; Gleich wie/ wann einer sagen wolte zu einem Hirten/ dessen Schaf-Stall mit einer Mauer umbgeben und ver- wahret/ huͤte dich/ daß dir kein Wolf schade! oder wann wahr/ was man von Engelland schreibet/ daß man keinen Wolf darinnen spuͤren solte/ und man zu ihnen sagen wolte/ huͤtet euch fuͤr den Woͤlfen! das hieß der Leute gespottet. 3. Exemplis, Mit den Exempeln/ Fůrbildern und 1. Cor. 4, 10. Lev. 26, 11. 2. Chron. 15, 2. Ps. 132, 13. Ier. 7, 13. Gen. 4, 26. c. 6, 2. c. 11, 31. Ios. 24, 2. Ezech. 20. 7. \& 8. Exod. 32, 4. 1. Cor. 10, 7. Iud. 2, 10. 1. Reg. 19, 10. 14. Rom. 11, 3. 2. Chron. 21, 6. c. 15, 3. c. 28, 24. 2. Reg. 16, 16. Ier. 3, 6. Ezech. 23, 4. 2. Reg. 16, 10. Esa. 42, 19. c. 56. 10. Mustern; Die Synagog ist uns zum Fuͤrbild und Warnung fuͤrgestellt; Es hat ja die Kirche im Alten Testament herrliche Ver- heissung gthabt ihrer Vnbewegligkeit halben/ sonderlich wegen des kuͤnff- tigen Messi æ/ Levit. 26. 2. Chron. 15. Psal. 132. Jerem. 7. Wie hat sie gehalten? anders nicht als ein loser Bogen 1. die Kirche der Pa- triarchen und Altvaͤter vor und nach der Sůndfluth/ wie schaͤndlich hat sie degener irt/ und auff der Cainiten Seiten umbgeschla- gen? 2. Die Jsraelitische Kirche in Egypten/ Ezech. 20. von denen sagt der Herr: Jch dachte meinen Grimm uͤber sie außzuschuͤtten noch in Egypten. 3. Jn der Wuͤsten Exod. 32. da Aaron das Haupt an Mosis statt mit den Leviten/ wiewol sie sich her- nach bekehret/ schwerlich gesuͤndiget und einen greulichen Fall gethan; Es sind noch etliche verborgen gewesen/ die stand gehalten/ aber gar wenig/ 1. Cor. 10. 4. Jn dem Lande Canaan zu unterschiedlichen mahlen/ wie dann der Prophetischen Klage kein Ort und kein Ende; sonderlich zur Zeit Eli æ/ da nicht allein die Staͤmme Jsrael/ sondern auch der Stam̃ Juda abgefallen/ daruͤber die Propheten hefftig geklaget/ Juda hats offt groͤber gemacht als ihre Schwester/ Ahala Samaria, Ahaliba Jerusalem/ und haben die geistlichen Pr æ laten eben so wol darzu geholffen/ der Hohe- priester selbst. 5. Nach der Babylonischen Gefaͤngnuͤß vor Christi Geburt/ da sie sich gespalten in allerhand Secten. 6. Von der Kirche Neues Testaments/ schreibt Eusebius: v. Christeid. p. 90. Euseb. ex Egesippo l. 3, 26. apud Eufeb. l. 4, 7. confer D. Hellbronn. Vncath. Papstumb art. 15. c. 12, p. 520. Es sey Predigt. Es sey dieselbe biß auff die Zeiten des Kaͤysers Trajani eine unversehrte reine Jungfrau geblieben/ nach dem aber der heilige Chor der Apostel durch mancherley Weise und Marter ihr Ende genommen/ da hab die falsche und verkehrte Zusammenblasung der gottlosen Jrrthumb ihren Anfang gehabt. Joh. Gerson, weiland Cantzler zu Pariß/ klagt in einer vor dem Papst am neuen Jahrstage gehaltenen Predigt/ statum Ecclesiæ factum esse totum quasi brutalem \& monstrosum, der Kir- chen-Stand sey aller wild und abscheulich worden/ mit Vermeldung der Vrsach/ daß ausser und uͤber die H. Schrifft so viel Menschen-Satzungen gemacht worden/ gleich ob die heilige Schrifft zum regiment der Kirchen nicht gnugsam seye/ und daß die geistlichen mit der ehebrecherischen/ irr- dischen und teufelischen Huren/ das ist/ mit der irrdischen Witz- oder Weiß- heit Hurerey getrieben/ etliche auch so naͤrrisch und aberglaͤubisch worden/ daß sie gemeynet/ die Kirch koͤnne besser durch Menschen-Satzungen als durch das Goͤttliche Evangelische Gesatz regul irt werden. Was wuͤrde der alte Gerson zu diesen Zeiten sagen und klagen/ wann er hoͤren solte/ was die Jesuiter fuͤrgeben/ die Kirch hab nie keinen Augenblick geirret/ und koͤn- ne nicht irren? Jhre Feigen-Blaͤtter sind/ darunter sie ihre Greuel verbergen und vermaͤnteln wollen Matth. 16. wann der Herr die Verheissung thut/ Matth. 16, 18. es sollen die Höllen-Pforten die Kirche nicht uͤberwaͤltigen; Aber das ist zu verstehen de toto Ecclesiæ \& Ecclesiâ invisibili, von der unsichtbaren Kirche der Außerwehlten/ welche Gott kennet und unter dem sichtbaren Hauffen biß aus Ende in seiner Gnade erhaͤlt Johan. 14. Ioh. 14, 16. 16, 12. und 16. Jtem daß der HErr Christus seinen Juͤngern einen an- dern Troͤster verheisset/ nemlich den H. Geist/ den Geist der Warheit/ der soll bey ihnen bleiben ewiglich und in alle War- heit leiten; Aber dieses ist zu verstehen de μονῇ \& ductu conditionato von einer bedingten Wohnung und Leitung/ so da geschicht durch und nach dem Goͤttlichen gepredigten Wort/ so fern man sich an dasselbe haltet. Jtem es wird ja die Kirche als Gottes Hauß genennet/ die Grund- fest und Pfeiler der Warheit. Antwort/ er redet unmittelbar von der 1. Tim. 3, 15. Ephesinischen Kirche/ welche langst abgefallen/ die Warheit verlohren/ und Woͤlfe eingelassen. Die Roͤmische ist solcher Gefahr nicht befreyet. Zu dem heisset sie nicht anders ἑδραίωμα als eine Buͤcherschafft/ darauff die mo- nimenta der Goͤttlichen Warheit depon irt und beygelegt: Nicht anders ein Pfeiler/ als wann irgend ein Koͤniglich mandat an einer Pfaltz- A a a 3 Stube Die Dreissigste (Andere) Stube angeschlagen hafftet und intim iret worden/ daraus noch lange kein indeficibilit aͤt zu erweisen. Jst also in der Summa die sichtbarliche Christliche Kirche oder Gemeine Christi hie auff Erden ein zum Himmelreich beruffenes/ widergebornes/ außerkohrnes/ von der offenbar- lich-rohen und gottlosen Welt abgesondertes/ doch Jrrthumb- und Fall-faͤgiges Volck/ von Christo/ in Christo/ zu Christo aus der Welt gesamlet. Heiliger Vater/ heilige uns in dei- ner Warheit/ dann dein Wort (und nicht Petri Stul) ist die Warheit; dein Wort ist das helle Liecht/ von welchem der gantze Leuch- ter der Kirchen erleuchtet wird und glaͤntzet; Behuͤt uns HERR fuͤr falscher Lehr/ daß wir nicht Meister suchen mehr! Erbarm dich uͤber die armen Gefangenen in Babylon/ die umb so viel elender/ als blind sie sind! Ach daß nur eine Spalte sich oͤffnete/ daß eine Taube hinein fliegen/ und den Brief der Goͤttlichen Warheit einbringen koͤnte! Aber hie heisset es manum ad os! lege die Hand auffs Maul! das gruͤblen ist uns hierinne verboten/ und im Gegentheil das verwundern geboten/ daß wir mit dem Apostel Paulo fuͤr grosser Verwunderung sprechen: Rom. 11, 33. 36. ὦ βάϑος! O welch eine Tieffe Gottes! wie gar unbegreifflich sind seine Gerichte/ und unerforschlich seine Wege! Von ihm/ und durch ihn/ und in ihm sind alle Ding: Jhm sey Ehre in Ewigkeit/ Amen. Die Predigt. Die Ein und Dreissigste Vber den dritten Articul/ Von der Kirch/ Die Dritte Predigt/ Von der unsichtbaren Kirchen. G Eliebte in Christo: Wann der himmlische Seelen- Braͤutigam/ der ewige Sohn Gottes/ Cant. 2. Cant. 2, 2. seine geistliche Braut mit folgendem elogio und Lob- Spruch zieret/ und sagt: Wie eine Rose unter den Dornen/ so ist meine Freundin unter den Töch- tern/ so gibt Er zwar zu verstehen Ecclesiæ præcellentiam, die Herrligkeit der Kirchen; sie seye die Lili/ Rose oder Lili-Blum/ dann die wird eigentlich durch das Ebreische Wort schoschanna oder Susanna verstanden/ so den Namen hat von sechs Blaͤttern/ wie dann auch daher die Hauptstatt in Persien Susan/ das ist/ Lilienstatt genennet worden/ weil daselbst/ als Athenæus bezeuget/ viel Lilien gewach- Athenæus. l. 12. sen; Eine solche Rosen-Lili/ oder Lili-Blum wachset auff dem Felde daher/ ist schoͤn von Gestalt/ welche sie von Gottempfangen; Die Lilien/ sagt Christus Matth. 6. arbeiten/ spinnen und nehen nicht/ noch wer- Matth. 6, 28. 29. den sie so schoͤn gekleidet/ theils mit Himmel-blauen/ theils Gold-farben/ theils Silber-weissen/ theils Fleisch-farben Roͤcklein/ also daß auch Salomon in aller seiner Herrligkeit nicht also bekleidet/ als derselben eins; Sie ist lieblich von Geruch/ kraͤfftig und heilsam in der Artzney: Also auch die heiligen Kinder Gottes/ die bluͤhen wie die Lilien/ schoͤn in Tugenden/ Gold-farb im Glauben/ blau im sehnlichen Verlan- Syr. 40, 1 3 . gen nach dem blauen Himmels-Schloß/ da das πολίτευμα und rechte Heimat; weiß im heiligen Leben; Fleisch-farb in der Freundligkeit und Barmhertzigkeit/ alles aus Gnaden οὐρανόθεν, von oben herab: Sie sind ein suͤsser Geruch Christi im Gebet/ Bekaͤntnuͤß und wolriechendem Christ- Die Ein und Dreissigste (Dritte) Christlichem Wandel und gutem Namen/ kraͤfftig in Trost und Wercken der Liebe: Das sind rechte Lilien und Susann æ. Es zeiget aber der Sohn Gottes zugleich an amicæ suæ Ec- clesiæ fata, paroxysmos, seiner geliebten Gespons der Kirchen Zufaͤlle und Anstoß/ sie seye gleich einer Rosen oder Lilien unter den Dornen; Jn wolauffgeraumten Gaͤrten/ da der Garten- mann fleissig jaͤtet und außreutet/ findet man nicht leichtlich eine Lili unter den Dornen/ kan aber in der Natur leichtlich einer Feld-Lilien solcher Krantz begegnen; dieselbe/ wann sie der Wind anwehet/ so wird sie von den stachlichten Dornen geritzet und verletzet: Eben das ist der Zustand der Kirchen Gottes/ sie wohnet unter den Dornen/ unter stachelichten/ un- fruchtbaren/ unartigen/ zum Feuer verdammten/ hie falscher Lehrer/ da- Matt. 7, 16. von Christus sagt Matth. 7. Kan man auch Trauben lesen von den Dornen/ oder Feigen von den Disteln: Dort der aͤrgerlichen schnoͤden Welt/ da der beste ist wie ein Dornstrauch/ und der Mich. 7, 4. redlichste als eine Heck/ Mich. 7. Die exempla sind obhanden: Noah unter der gottlosen ersten Welt/ Loth in Sodom/ David unter seinen Fein- den/ Daniel zu Hof/ der zwar einmal in der Loͤwen-Grub gewesen/ aber Ezech. 2, 6. immer unter den Loͤwen gelebet; Von Ezechiel c. 2. sagt der Herr: Es sind widerspenstige und stachelichte Dornen Ezechiel bey dir/ und du wohnest unter den Scorpionen; Susanna im Gar- ten mit den alten Schalcken umbgeben/ war wol eine Susanna/ schoͤne Lili unter den Dornen; Christus das Haupt selbst mit Dornen gekroͤnet/ mit Dornen gestochen: Vnd also noch heutiges Tages/ wer sein Gewissen in acht nimmet/ der Warheit beystehet und gottselig leben/ und wo es die Redligkeit erfordert/ den Katzen die Schell anhencken will/ wie man im Sprichwort redet/ der darff fuͤr die Dornen nicht sorgen/ er muß immer die Hand im Haar haben/ der Teufel goͤnnet ihm keine gute Stunde; Lu- Luth. tom. 4. germ. fol. 117. therus schreibet: Loth und Abraham haben gewohnet zwischen Dornen/ Ottern und Scorpionen/ wie dann alle Christen und Kinder Gottes/ da wird nichts anders aus/ es muß also gehen/ wie im Hohenlied Salomo- nis stehet: Wie eine Rose unter den Dornen/ so ist meine Freun- din unter den Toͤchtern. Sonderlich aber so sihet der Sohn Gottes auch auff die ἀορασίαν und Vnsichtbarkeit; Wie eine Lili manchmal unter den Dornen ver- wachset/ daß man sie kaum sehen kan/ ja sie wird manchmal biß auff die Wurtzel Predigt. Wurtzel abgeschnitten und abgeritzt/ dannoch so schlaͤget sie doch wider aus und gruͤnet herfuͤr: Also die Christliche Kirche/ wann sie offt gantz schei- net untergedruckt seyn/ so kommet sie wider herfuͤr; sie waͤchset und bluͤhet viel schoͤner vnter den Creutz-Dornen/ als in eusserlicher Gluͤckseligkeit/ crescit sub pondere palma, ie mehr sie untergedruckt wird/ ie mehr waͤch- set sie herfuͤr wie ein edler Palmbaum. Nun/ meine Liebsten/ von diesem Zustand der Kirchen haben wir dißmal zu reden/ nemlich de Ecclesia in visibili credentium, von der unsichtbaren Kirchen der Glaubigen/ welche freylich unter dem grossen sichtbaren Hauffen unsichtbar/ verborgen/ ungenant und un- bekant fuͤr der Welt/ mitten unter Dornen geritzet und gequaͤlet. Jst der ander Außschutz! welche in der andern Musterung uͤberbleibt/ das un- sichtbare Himmelreich Christi; die schöne Sarons-Blum und wolriechende Lilien im Thal; Von welcher wir dieses mal in der Furcht des Herren etwas weiters handlen wollen; Gott wolle seine Gnade und Gedeyen darzu geben durch seinen Heiligen Geist umb Jesu Christi willen/ Amen. S O sprechen und bekennen wir abermal mit den Apostolischen Ni- cenischen Glaubens-Bekennern eine unsichtbare/ un- scheinbare/ verborgene Kirche und Gemeine Chri- sti/ welche sie klar bekennen in dem Wort Credo, Jch glaube eine Kirche: Nun sagt St. Paulus Hebr. 11. der Glaube sey der jenigen Hebr. 11, 1. Dinge/ die man nicht sihet; daraus nothwendig folget/ daß gleich wie das eusserliche Auge sihet auff den eusserlichen in die Augen scheinenden Hauf- fen/ also das glaubige Lux-Auge weiter penetr ire und sehe/ was in diesem Hauffen unsichtbar ist/ eine Kirche oder Versamlung der War- hafftig-Glaubigen/ und demnach spreche ich mit erstgemeldten Apo- stolischen Bekennern/ ich sehe mit Glaubens-Augen/ und bin dessen gewiß/ daß unter diesem grossen hauffen etliche verborgẽ sind/ deren Glaub geheim und nicht offenbar. Jch glaube eine unsichtbare Kirche 1. κατα τι, in gewisser Masse/ nicht absolutè bloß und schlechter Dinge; dann fuͤr Gottes Augen ist die dunckele Gemeine hell und klar gnug/ sie ist frey- lich offenbar/ ein lustiges theatrum und Schauspiel Gottes/ GOTT kennet die seinen/ Johan. 10. So ist sie auch in eines ieden Hertzen Ioh. 10,, 4. 2. Tim. 2, 19. 1. Cor. 2, 11 bekant/ der Geist des Menschen/ der in ihm ist/ der weiß/ Sechster Theil. B b b ein Die Ein und Dreissigste (Dritte) ein ieglicher weiß seinen Glauben bey sich selbst am besten und gewissesten/ sagt Augustinus, und ist dazu versichert/ daß er ein Glied sey an dem geist- lichen Leibe Christi/ ein safftige Reb an dem edlen Weinstock. Sonsten ist sie auch dem naͤchsten ausser ihm sichtbar in guten Wercken und Vbungen des Glaubens/ aber nur conjecturaliter \& probabiliter, muth- massentlich aus dem Vrtheil der Liebe/ die zwar nicht argwohnet/ aber durch die Heucheley kan verfuͤhret und betrogen werden. Vnter deß ist sie der Welt unbekant/ verachtet und ungeachtet/ als welche weder auff artige und grundgute Werck noch auff den rechten Glauben sihet/ sondern an der eusserlichen Larv und scheinbaren Glast der ungebottenen selbst- erwehlten Heiligkeit sich vergaffet. Vnsichtbarlich ist sie 2. formaliter, in ihrer eigentlichen Schoͤnheit; dann gleich wie Christus von allen denen gesehen worden mit fleischlichen Augen/ die umb ihn gewohnet und gewesen/ aber daß er der Messias sey/ das haben allein die Lux-Augen gesehen/ Maria/ Joseph/ die Weisen/ der bekehrte Schaͤcher. 3. Gradualiter, in unterschied- lichem Stand und Grad/ gleich wie man den Mond bißweilen gantz nicht sihet/ bißweilen nur etliche Zoll und Grad: Also kommets mit der Kirche manchmal dahin/ daß man sie gantz nicht kennet/ wer und wo sie seye/ als zur Zeit Eli æ/ damal als auch die Propheten des Herren umb- 1. Reg. 19, 14. kommen/ die Obadias zuvor verforgete/ 1. Reg. 19. bißweilen laͤsset sie sich blicken unter den Wolcken/ und sihet herfuͤr in den Bekaͤntnuͤssen/ Zeug- nuͤssen der Warheit/ martyriis, ist aber nicht anders als ein Blick vom voll- kommenen Glantz. 4. Indefinitè, was Zeit und Ort anlangt/ das ist immer gewiß und wahr/ es muß eine wahre Kirch Christi seyn in der Welt biß ans Ende/ wegen der Verheissungen/ auff welche Verheissun- gen der Glaube sihet/ es gehe wie es wolle/ so muß die Statt Gottes auff ihrem Felsen unbeweglich stehen bleiben: Aber das τόδέ τι, νυν῀ und ποῦ, was/ wann und wo sie sey/ ie und allezeit sich auffhalte? das τὶς? wer eigentlich zu derselben gehoͤre/ ist unbekant: ὅτι und τι bekant/ das und was? bey welchen zween Vmbstaͤnden wir auch ietzt bleiben. Belangende I. das ὅτι, daß warhafftig ein solch unsicht- bar Himmelreich auff Erden/ solcher heiliger Außschutz unter dem grossen Hauffen/ der sich zum Christlichen Glauben und Namen bekennet/ seye/ erhaͤllet I. è clarà scripturæ literâ, aus Ps. 83, 4. dem klaren Buchstaben der Heiligen Schrifft; Psal. 83. Die Feinde Predigt. Feinde machen listige Anschläge wider dein Volck/ und rath- schlagen wider deine Verborgene/ daruͤber D. Luther am Rande also glossi rt: Diese sind die im Glauben der Welt verborgen leben/ daß Rom. 2, 28. man sie fuͤr Ketzer haͤlt. Rom. 2. Das ist nicht ein Jude/ der auß- wendig ein Jude ist/ auch ist das nicht eine Beschneidung/ so außwendig im Fleische geschicht/ sondern das ist ein Jude/ der inwendig verborgen ist/ und die Beschneidung des Her- tzens ist eine Beschneidung/ die im Geist und nicht im Buch- staben geschicht; Der feste Grund Gottes bestehet/ und hat 2. Tim. 2, 19. 1. Pet. 3, 3. dieses Siegel/ der HERR kennet die seinen. Der Weiber Schmuck ist nich außwendig mit Haar-flechten/ Gold-umb- hengen/ Kleider-anlegen/ sondern der verborgene Mensch des Hertzens unverruͤcket mit sanfftem und stillem Geist/ das ist koͤstlich. II. Ex conciliationis necessitate, Aus der nothwen- digen Vbereinstimmung und Vereinigung zweyer (wie sie scheinen) widerwertigen Spruͤche und Reden; die Schrifft saget beydes: Die Kirche sey unuͤberwindlich/ sie sey gegruͤndet auff Matth. 16, 18. einen Felsen; Der Geist des HERREN/ der in Zion ist/ und das Wort/ das er in seinen Mund geleget/ sollen nicht weichen von Kind und Kindes-Kindern von nun an biß in Ewigkeit/ spricht der HERR/ Esa. 59. Es sey unmoͤglich/ Esa. 59, 21. Matth. 24. 24. daß die Außerwehlten verfuͤhret werden/ Matth. 24. Christus wolle bey seiner Kirche unaußsprechlich seyn biß ans Ende der Welt/ Matth. 28. Vnd ist doch widerumb wahr/ und droben erwiesen/ c. 28, v. ult. daß die Kirche koͤnne uͤberwunden werden/ durch Ergernuͤß/ Woͤlfe/ dafuͤr Christus und Paulus treulich warnet; Gott draͤuet Amos. 8, 11. Apoc. 2, 5. einen Hunger nicht nach Brod/ sondern nach dem Wort Gottes; Er draͤuet dem Engel der Gemeine zu Epheso/ er werde den Leuchter von seiner staͤtte wegstossen. Die experien tz ist obhanden/ und hat die Roͤmische Kirche kein Brieflein/ daß ihr nicht auch dergleichen Enderung hab be- gegnen koͤnnen: Sollen nun die λογία ϑεοῦ Gottes Wort nicht wider einander rennen/ so kan man der Sache nicht besser helffen als per di- stinctionem Ecclesiæ visibilis \& invisibilis, wann man einen B b b 2 Vnter- Die Ein und Dreissigste (Dritte) Vnterscheid machet unter deꝛsichtbaren und unsichtbaren Kirche/ und saget/ jene vorige elogia seyen von der unsichtbaren/ diese fata und Mich. 4, 8. () vide D. Luth. ad Micheam fol. 490. tom. \& Witteb. 1. Cor. 1, 2. seqq. Gefahren von der sichtbaren Kirchen zu verstehen. Das geistliche Zion die Christliche Kirche ist der finstere und dunckele Thurn () Eder. Wider- umb fuͤhret die Kirche treffliche elogia in der Schrifft; Sie wird ge- nennet ein Schatz/ eine Krone/ eine Braut: Zum Exempel die Kirche zu Corintho 1. Cor. 1. und waren doch da Staͤncker/ Blutschaͤn- der und Schwaͤrmer/ darumb muß ein Vnterscheid seyn unter der sichtba- ren und unsichtbaren Kirche/ unter dem Außschutz des Heers und unter dem gesampten Hauffen oder Heer selbst; Jene die unsichtbare ist die jeni- ge Kirche/ welcher einig und allein diese Titul gebuͤhren und mit Warheit zukommen. Jtem es ist beydes der Glaubens- regul gemaͤß Extra Ecclesiam non esse salutem \& esse extra, ausser der Kirche seye keine Seligkeit zu hoffen/ und ausser der Kirche koͤñe man selig werden; nemlich ausserhalb der unsichtbaren Kirche ist keine Seligkeit zu hoffen/ wie auch ihr Haupt unsichtbar ist: Aber ausserhalb der sichtbaren Kirchen kan man freylich selig werden/ wie wolte sonst Jonas in Ninive/ ein gefangener in der Tuͤrckey/ ein Kind/ so von Kaͤtzern getaufft/ einer der unrechtmaͤssiger weise in Bann gethan/ bestehen? das solte diesen allen uͤbel gesagt seyn. III. Ex historiâ seculorum, Aus der Histori die sich 1. Reg. 19. 10. 18. zu unterschiedlichen Zeiten begeben/ zur Zeit Eli æ/ da sagt der Mund Gottes selkst/ er hab ihm etliche uͤberlassen/ die die Knie nicht gebeu- get fuͤr dem Baal/ welche der sonst fuͤrsichtige Prophet Elias selbst nicht gekennet/ und ihm eingebildet/ er sey allein von den Rechtglaubigen uͤber- Rom. 11, 4. geblieben/ Rom. 11. Zur Zeit des Leidens Christi/ ich meyne/ da ist die Kirche genau zusammen gangen/ Christus war offt umbgeben mit grossen Hauffen/ die seine Predigt gehoͤret und ihn gedraͤnget bey vielen tausenden; Aber da es zum examine kam/ rissen sie alle aus/ etliche wenig Weiber hiel- ten stand/ die Apostel waren damal beschlossen und verborgen zur Zeit der Verfolgungen/ da die kleine Herd in die Crypten gebrochen; und fruͤh fuͤr Tage Zusam̃enkunfft gehalten; Was war die Kirche vor Luthero/ da Jrr- thumb in der Lehr/ Aberglauben in Ceremonien/ Abgoͤtterey in Gottes- v. 5. dienst/ Tyranney im Kirchen Regiment uͤberhand genom̃en/ da waren wol nur uͤbrig verbliebẽ und verborgen die uͤberbliebene nach der Wahl/ die Erst- Dan. 11, 41. linge der Kinder Ammon/ Moab und Edom; Ob wol Lutheri Name da- Fides QVAE creditur corrupta, sed fides QVAE credit serenior fuit. mal Predigt. mal so unbekant gewest/ als unbekant der Name des ietzigen Papsts und Ignatii Lojolæ, so ist doch die Lehr im fundament geblieben/ viel ha- ben getruncken auch aus dem truͤben Bruͤnnlein Jsraelis; die es lieber anders gesehen und gesenffzet uͤber die Greuel/ geseuffzet/ sag ich/ sie Ezech. 9, 4. durfften aber nicht laut schreyen/ haben offt gute Wort geben muͤssen dem Koͤnig Achis wie David/ dem Koͤnig Ahasveros wie Esther/ dem Holo- fernes, wie die fromme kluge Judith/ aber darumb von Gott nicht ab- gefallen/ sondern den Glauben in der stille und Gedult bewahret/ wiewol Gott allezeit Heroes und testes veritatis, großmuͤthige Helden und Zeu- gen der Warheit im weltlichen und Kirchen-Stand erwecket: Was gebe das widerchristische Papstumb darumb/ daß dergleichen Zeugen nie- mal waͤren an Tag kommen? Wo die Kirch Christi gewest vor Luthero/ ist die gemeine Sage und Frage im () Papstumb? Antwort: Wo dem Herren Christo Kin- () v. Corn. à lap. ad Rom. 11. p. 149. Matth. 24, 28. Ps. 53, 7. * de quib ꝰ vidend. D. Gerhard. l. 1. Confess. Cath. in e- pist. dedic. Boxhorn. in histor. Vniv. pag. 708. \& seq. ** apud Card. Ho- sium in confess. fidei Petri- coll. c. 73. der in der Heiligen Tauffe gezeuget und geboren worden/ deren Glaube freylich unsichtbar und unmercksam gewesen. Wo das Aaß gewest/ da haben sich gesamlet die Adler/ wo Gottes Wort und in demselben die geist- liche Seelen-Speise Christus fuͤrgetragen worden/ wie sonderlich von den elenden * Waldensern geschehen/ die geruffen aus dem 53. Ps. Ach daß die Huͤlffe aus Zion uͤber Jsrael kaͤm/ und GOTT sein ge- fangen Volck erloͤsete. Wo man das fundament des Glaubens fest gehalten/ und ob schon etliche auff dieselbe Grundfeste bißweilen Stoplen/ Heu und Stroh gebauen/ doch im letzten Ende durch das Feuer der An- fechtung/ da sie den Stich nicht gehalten/ verbrennen/ schwinden und fah- ren lassen/ wie hievon die alten monumenta fuͤrhanden/ Hortulus animæ, exhortatio Anshelmi Cantuar. an seinen Bruder/ da er in den letzten Zuͤ- gen gelegen/ ** Sacerdotale Romanum. Sonderlich wird erzehlet von einem Ernesto Ertzbischoff zu Magdeburg/ da ihne in den letzten Noͤthen ein Franciscaner Minorit troͤsten wollen und gesagt: Gnaͤdiger Fuͤrst und Herr/ seyt getrost/ ich und meine Conventua len und Bruͤder wollen E. Fuͤrstl. Gnaden alle unsere gute Werck und uͤbernuͤtzliche merita zu gute mittheilen: Nein/ sagt er/ ich begehr eurer guten Werck nirgend zu/ meines Herren Christi Werck muͤssens allein thun/ darauff verlaß ich mich! Gottes Wort war zwar damahl theuer/ doch war noch Gottes Wort fuͤr- handen/ Fides qvæ creditnr, Die Lehr des Glaubens wurde () vide D. Höpfner. in Saxon. Evang. c. 13. p. 512. \& seqq. in dem Apostolischen und () andern Symbolis erhalten/ wiewol schaͤndlich verfaͤlscht/ das Sacrament des Abendmahls wurde gestim̃let/ B b b 3 die Die Ein und Dreissigste (Erste) die Heilige Tauffe mit allerhand Ceremonien beschmiert/ doch muste die Heilige Tauffe unversehret bleiben/ aus welchen Quellen Fides qvæ credit, der glaubende Glaube in einfaͤltigen Hertzen hat koͤnnen er- weckt und ermehret werden. Tom. 4. Ien. p. 320. Lutheri Wort und Gedancken gehoͤren hieher: Wir bekennen/ daß unter dem Papstumb viel Christliches gutes/ ja alles Christlich-gut sey/ und auch daselbst herkommen sey an uns/ nemlich/ wir bekennen/ daß im Papstumb die rechte Heilige Schrifft sey/ rechte Tauffe/ recht Sacrament des Altars/ rechte Schluͤssel zur Vergebung der Suͤnde/ recht Predig- Ampt/ rechter Catechismus/ als Zehen Gebott/ die Articul des Glaubens/ das Vater unser. Jtem/ ich sage/ daß unter dem Papst die rechte Chri- stenheit ist/ ja der rechte Außbund der Christenheit/ und viel frommer gros- 2. Thess. 2, 4. ser Heiligen. Hoͤre du selber/ was St. Paulus sagt: Der Endechrist wird im Tempel Gottes seyn. Jst nun der Papst (wie ich nicht anders glaube) der Endechrist/ so soll er nicht sitzen oder regieren in des Teufels Stall/ sondern in Gottes Tempel. Nein/ er wird nicht sitzen/ da eitel Teufel und Vnglaubigen/ oder da kein Christus oder Christenheit ist/ dann er soll ein Wider-Christ seyn/ darumb muß er unter den Christen seyn. Vnd weil er daselbst sitzen und regieren soll/ so muß er Christen unter sich haben. Es heisset ja Gottes Tempel nicht Steinhauffen/ son- dern die heilige Christenheit/ darinn er regieren soll. Jst dann nun unter dem Papst die Christenheit/ so muß sie warlich Christus Leib und Glied seyn/ ist sie sein Leib/ so hat sie rechten Geist/ Evangelium/ Glauben/ Tauffe/ Sacrament/ Schluͤssel/ Predig-Ampt/ Gebet/ Heilige Schrifft/ und alles/ was die Christenheit haben soll. Wir schwaͤrmen nicht also/ wie die Rottengeister/ daß wir alles ver- werffen/ was der Papst unter sich hat/ dann so wuͤrden wir auch die Chri- stenheit/ den Tempel Gottes verwerffen/ mit allem/ das sie von Christo hat/ sondern das fechten wir an/ und verwerffen/ daß der Papst nicht bleiben lassen will bey solchen Guͤtern der Christenheit/ die er von den Aposteln ge- erbet hat/ sondern thut seinen Teufels-Zusatz dabey und druͤber/ und brau- chet solcher Guͤter nicht zur Besserung des Tempels Gottes/ sondern zur Verstoͤrung/ daß man seine Gebott und Ordnung hoͤher haͤlt/ dann Chri- stus Ordnung; wiewol in solcher Zerstoͤrung Christus dannoch seine Gen, 19, 9. seqq. Christenheit erhaͤlt/ gleich wie er Loth zu Sodom erhielt. Daß also beydes bleibe/ der Endechrist sitze im Tempel Gottes durchs Teufels Wuͤrckung/ und doch gleichwol/ der Tempel Gottes seye und bleibe Gottes Tempel durch Christus Erhaltung. Rursus Predigt. Rursus scripto von der Winckelmesse und Pfaffenweihe/ quod edidit anno M D XXXIII. Gott hat mit Macht und Wunder erhalten/ Tom. 6. Ien. p. 92. das dannoch unter dem Papst blieben ist/ erstlich die Heilige Tauffe. Darnach auff der Cantzel der Text des Heiligen Evangelii in eines ieg- lichen Landes Sprache. Zum dritten/ die Heilige Vergebung der Suͤn- den und absolution, beyde in der Beicht und oͤffentlich. Zum vierten/ das Heilige Sacrament des Altars/ daß man zu Ostern und sonst im Jahr den Christen gereichet hat/ wiewol sie geraubet haben die eine Gestalt. Zum fuͤnfften/ das Beruffen oder ordin iren zum Pfarr-Ampt/ Predig- Ampt oder Seelsorge/ die Suͤnde zu binden und zu loͤsen/ und im Sterben/ und auch sonst zu troͤsten/ dann bey vielen der Brauch ist blieben/ daß man den Sterbenden das Crucifix fuͤrgehalten/ und sie erinnert des Leidens Christi/ darauff sie sich lassen solten ꝛc. Zuletzt auch das Gebet/ als Psal- ter/ Vater unser/ der Glaube und Zehen Gebott/ item viel guter Lieder und Gesaͤnge/ beyde Lateinisch und Teutsch; Wo nun solche Stuͤcke noch blie- ben sind/ da ist gewißlich die Kirche und etliche Heiligen blieben/ dann es sind alles die Ordnungen und Fruͤchte Christi/ außgenommen der Raub der einigen Gestalt/ darumb ist hie gewißlich Christus bey den seinen ge- west/ mit seinem Heiligen Geist/ und in ihnen den Christlichen Glauben erhalten. Wiewol es alles schwaͤchlich zugangen/ gleich wie zur Zeit Elias/ da sieben tausend so schwaͤchlich erhalten worden/ daß Elias selbst meynet/ 1. Reg. 19, 14. seqq. er waͤre allein ein Christ. Dann so gewaltig als Christus hat muͤssen erhalten die Tauffe/ wider so viel Exempel der Wercke und Secten/ und den Text des Evangelii und die andern obgenanten Stuͤcke/ wider so mancherley Neben-Lehre/ von Heiligen/ von Ablaß ꝛc. Also gewaltig hat er muͤssen erhalten die Hertzen/ daß sie ihre Tauffe/ Evangelium ꝛc. nicht verlohren noch vergessen haben/ bey so vielem aͤrgerlichem Wesen/ hat auch gar starck muͤssen vergeben und durch die Finger sehen/ wo seine Christen zuweilen gefallen und betrogen worden sind/ wie er St. Petro und den Apostel hat muͤssen vergeben ihr Verleugnen. Sonderlich aber hat er muͤssen seiner armen Kirchen zu gut halten/ daß sie ohne ihren Willen hat entberen muͤssen/ als mit Gewalt ihr geraubet/ die eine Gestalt des Sacra- ments/ und wañ sie gleich ihr gantzes Leben waͤren verfuͤhrt gewest/ so hat er sie doch am Ende heraus gerissen/ wie aus einem Feuer. Bißher Lutherus. Welches aber allein zu verstehen von den lieben Majoribus, die vor Luthero in der unuͤberwindlichen Finsternuͤß getappet/ und ob sie wol auf das fundament heillose Stoplen/ Stroh und Heu gebauet/ doch durch das Feuer Die Ein und Dreissigste (Dritte) Feuer der Anfechtung dieselbe lassen verzehren. Eine andere Meynung hat es mit denen die/ bey so hellem angebrochenem Liecht des Evangelii mit muthwilliger und uͤberwindlicher Vnwissenheit behafftet/ welche/ nach dem sie die himlische Stimm aus dem Roͤmischen Babylon heissen auß- gehen/ doch sich widerumb durch leichtfertigen Abfall in dieselbe Gefaͤng- nuͤß begeben/ Christianismum in Marianismum verkehret/ und in den Paͤpstischen als Paͤpstischen Grund-Jrrthumb verharret/ im Paͤbstischen als Paͤpstischen blinden Zweifels-Glauben abgestorben. Wer nicht Ioh. 3, 18. glaubet/ der ist schon gerichtet/ wer nicht recht glaubet/ der glaubet 2. Thess. 2, 12. nicht: Es sind gerichtet/ spricht St. Paulus 2. Thessal. 2. alle die der Warheit nit glaubẽ/ sondern habẽ Lust an der Vngerechtigkeit. Ja moͤchte iemand sagen/ wanns zun letzten Noͤthen kommt/ will ich alle Stoplen und Stroh der Menschen-Satzung ablegen/ und allein auff Christi Verdienst abtrucken/ so wird mirs nicht fehlen. Antwort/ das heisset auff Gnade suͤndigen: ist ein mißliches wagen: Du bist nicht ge- wiß/ daß dir die Gnade dergleichen zu gedencken widerfahren werde/ daß du nicht ubereilet werdest/ daß dir der Roͤmische Beicht-Vater solchen Lu- therischen Tod goͤnnen werde/ er wir dir seinen Maͤuse-Pfeffer mit ein- mischen/ Weyh-Wasser/ Rosen-Krantz/ letzte Oelung/ Creutz anbeten zu- muthen und beybringen. Es wird nicht iederman so gut/ daß er auff gut () vide D. Reinking. l. 1. Bibli- scher Poli- cey axiom. 54. p. 113. \& seqq. Lutherisch wird sterben koͤnnen/ wie () etliche davon halten/ daß in solchem Glauben/ der sich allein auff Christi Blut/ Tod/ Verdienst und Busse verlassen/ ihr Leben geendet haben sollen/ Kaͤyser Carolus V. Kaͤyser Maximilianus II. Koͤnig Philippus in Hispanien/ und andere. Zu dem so ists bey weitem nicht gnug mit dem Munde sagen: Jch verlasse mich gaͤntzlich auff Christi Verdienst/ unter dessen die Quellen des Heils/ aus welchen solcher Glaube und Trost fliesset/ verstopffen/ leugnen/ zum Exem- pel daß der Sohn Gottes warhafftig gestorben/ das Er nach seiner Goͤtt- lichen Natur unser Mitler sey/ ꝛc. Nun wir wollen niemand verdammen/ Actor. 1, 2. Fidem qvæ credit, den glaubenden Glauben koͤnnen wir in keines Menschen Hertzen schauen. Niemand haͤtte gedacht/ daß der buß- fertige Schaͤcher am Creutz waͤre ins Paradiß kommen/ wann ihm der Herr Christus nicht selbst absolv irt und zugesagt. Aus dem Canone caritatis wollen wir lieber bessers als aͤrgers hoffen/ bevorab diewiel auch Act. 1, 27. Petrus den Verraͤther Judam nicht verdammet/ sondern nur gesagt: Er ist gangen εἰς ἰδιον τ πον, wir sind nicht gesand die Toden zu verurthei- len/ sondern den Lebendigen das Evangelium zu predigen. IV. Ex Predigt. IV. Ex futuro Antichristi statu, Aus dem geweissage- tem zukuͤnftigem Zustande des Antichrists; der wird ja das juge sacrificium, das stete und taͤgliche Opffer auffheben/ der offentliche Gottes dienst wird fallen/ die Kirche wird Fluͤgel bekom̃en/ die großmuͤthige Mon- tretterin mit der Sonnen bekleidet/ mit Sternen gekroͤnet/ wird wie ein Adler/ dessen Weg unbekant/ Prov. 30. in die Wuͤsten fliegen. Jst also rich- Prov. 30, 19. tig τὸ ὅτι, daß eine unsichtbare Kirche sey. Folget nun das Was? Was heisset aber die unsichtbare Kirche? Was ist ihre Art und Eigenschafft? Antwort: Sie ist der Außschutz von der sichtbaren/ so falschen so reinen Kir- chen; Sie ist Ecclesia fidelium, die Kirche oder Gemeine der Glaubigen/ die da warhafftig glauben/ und solchen Glauben mit guten Wercken ohne Gleißnerey beweisen/ dessen einem ieden sein eigener Geist und Gottes Geist Zeugnuͤß gibet/ wiewol man das τ δέ τι unfelbar nicht allezeit zeigen kan. Diese ist Ecclesia verissima, die aller- warhafftigste Kirche; Jhr/ sagt der Herr: seyt warhafftig Ioh 8, 31. meine Juͤnger/ so und so lange ihr bleiben werdet in meiner Rede; Sie ist verè una, die warhafftig-einige Kirch in Christo ihrem Haupt/ in dem lebendigem Geist des Glaubens und dem Band der ohngefaͤrbten und unheuchlerischen Liebe/ als unsichtbar und unmercksam das Haupt selbst ist. Sie ist verè catholica, die warhafftig- allgemeine Kirche/ welche Gott ohne Heucheley/ lauter und rein an- hanget in allen Orten und Enden der Welt. Sie ist verè-Apostolica, die warhafftig-Apostolische Kirche/ in der Lehr und im Leben/ verè-sancta, die warhafftig-hei- lige Kirche nach dem innerlichen Schmuck/ Psal. 45. durch die zuge- Psal. 45, 14. rechnete Gerechtigkeit Christi und Heiligkeit; da sind keine simulacra vir- tutum, keine Schein-Bilder/ blosse Schein-Heiligen/ Com œ dianten- ten-Wercke/ wie einer in der Com œ di einen Engel ag iret/ und wann er den Habit außziehet/ ist er offtmal ein Teufel; ein solcher Schein-Heiliger sucht Ehr und Ruhm bey Leuten zu erlangen und sich zu insinu iren/ πρὸς τὸ ϑεαϑῆναι zur Schau/ wie jener Monch/ der im Kloster sich abgemartert und auß gefastet/ aber in der Einoͤde mit Verdruß mit dergleichen Vbun- gen umbgangen/ Vrsach/ es war niemand da/ von dem sie waͤren gesehen und gefeyret worden: da im Gegentheil bey einem rechten Kern-Christen Sechster Theil. C c c vor Die Ein und Dreissigste (Dritte) vor Gottes und der Heiligen Engel Augen erscheinen/ als viva opera, le- bendige Werck in Gott gethan/ so von Hertzen gehen. Sie ist in de- ficibilis, kan nicht abfallen quoad τὸ συν´ολον, nemlich also gar/ daß sie gar nicht mehr seye; Die gantze sichtbare Kirche kan abfal- len und baufaͤllig werden: ein iedwedes Gliedmaß derselben kan verruckt und in Haupt-Jrrthuͤmber verleitet werden. Daß aber solte allerdings keine Kirche in der Welt seyn/ das leiden die Goͤttlichen eyd-feste Verheis- sungen nicht/ sie sey wo und wie sie woll: So wenig ein Koͤnig ohne Koͤnig- reich/ das Haupt ohne Gliedmassen: So wenig kan Christus seyn ohne seine Gemeine; Es sind necessaria correlata, sie muͤssen nothwendig bey- sammen seyn/ und koͤnnen nicht getrennet werden. Hie ist abermal/ meine Liebsten/ lumen, Liecht und Lehre: Hie ist elenchus, Straffe/ hie ist monitum und Vermahnung/ hie ist solamen und kräfftiger Trost! I. Lumen; Ein helles Liecht ist uns angezuͤndet/ zu sehen eins Theils auf das gegenwaͤrtige/ daß nicht alles Gold seye/ was glaͤntzet; anders Theils zu glauben das verborgene/ mit dem Glaubens-Auge zu schen die Kirche/ welche das leib- () vide D. Luther. ad Hagg. tom. 8. Witteb. fol. 560. liche Auge nicht sehen kan; auch bedencken das vergangene/ wie wunder- seltzam/ wie kraͤfftig/ ohne und wider natuͤrliche Ordnung und menschliche Anschlaͤge unter so grausamen und erschroͤcklichen wuͤten des Satans Gott der Herr ihm allezeit ein glaͤubiges/ wiewol nicht allezeit schein- bares Haͤufflein erhalten/ und daß eine Kirche gewesen vor Luthero im Papstumb; sehen daß noch eine unsichtbare Kirche erhalten werde nach Luthero/ im Heiligen Samen unter dem mehr als Heydnischen epicu- reismo, ja daß dieselbe fest bestehen werde biß aus Ende der Welt/ gesichert Matth. 16, 18. durch den Goͤttlichen gewaltigen Geleits-Brief/ daß die Pforten der Hoͤl- len sie nicht sollen uͤberwaͤltigen; sehen das und was/ aber nicht allezeit 1. Sam. 16, 1. seqq. wo sie seye? Gleich wie Samuel fuͤr Augen gesehen die Soͤhne Jsai; das wuste er aus Gottes Wort/ daß einer aus ihnen Koͤnig seyn wuͤrde/ aber das τὶς, welcher es waͤre? war ihm verborgen; Gott der das Hertz ansihet/ der wuste es: Der erstgeborne Eliab gefiel ihm fast sehr/ und ge- dachte/ ob fuͤr dem Herren seye sein Gesalbter? Aber der HErr sprach: Sihe nicht an seine Gestalt/ noch seine grosse Person/ dann es gehet nicht/ wie ein Menschsihet; David der Außwuͤrff- ling der war es. Also noch heut zu Tage kan mancher den Schalck ver- bergen/ sich in einen Engel des Liechts verstellen/ den Fuchs-Schwantz verkauf- Predigt. verkauffen/ insinuirt sich/ wird ein regenitus, widergeborner und frommer Mensch/ in den Augen der Menschen: hingegen mancher heisset ein Kaͤtzer und Zaͤncker/ ein Phariseer und Sonderling/ der es doch nicht ist: Also sind wir ietzo versichert und gewiß/ daß hie in diesem Hauffen seye eine solche unsichtbare Kirche/ es kan nicht anders seyn/ Gottes Wort gehet nicht leer ab; welche es aber seyen/ ist unbewust: Ach Gott/ es gibt man- chen einfaͤltigen Mann/ der gehet auffrichtig in seiner Einfalt hin/ thut redlich was ihm befohlen/ machet von seinem Glauben/ Werck/ Gebet nicht viel pralens/ kan den Heuchler nicht spielen/ der schliesset sein Kaͤm̃erlein hin- der ihm zu/ betet fuͤr die gemeine Noth: seine From̃keit ist ihm an der Stirn nicht geschrieben: Ja mancher ist novissimus, der letzte/ das ist/ geringste/ verachteste fuͤr der Welt/ aber fuͤr Gottes Augen ist er der erste und beste; Gott konnet die seinen Zuletzt wird sichs finden/ wann der Schnee ver- gehet/ in der grossen panegyri, da die Veraͤchter und Spoͤtter die Reu fuͤh- len werden und sagen: Das ist der/ den wir etwa fuͤr einen Spott Sap. 5, 3. 4. 5. hatten/ und fuͤr ein hoͤnisch Beyspiel: Wir Narren hielten sein Leben fuͤr unsinnig/ und sein Ende fuͤr eine Schande; Wie ist er nun gezehlet unter die Kinder Gottes/ und sein Erbe ist unter den Heiligen? Hie II. Elenchus, Straffe oder Widerlegung; Dann wann dem also/ wie bißher erwiesen/ so ist freylich die Roͤmische coaxatio und Froschgeschrey falsch und vergebens vor der sichtbaren Kirchen. Wañ der Roͤmische Cardinal Bellarminus aufftritt/ und die Kirche also be- Bellarm. l. 3. de Eccl. c. 2. schreibet: Ecclesia est cœtus hominum ita visibilis \& palpabilis, uti cœ tus populi Rom. vel Regnum Galliæ vel Respubl. Venetorum; Die Kirche ist ein Hauffen oder Versamlung der Menschen also seh- und fuͤhlbar/ als das Roͤmische Volck/ oder das Frantzoͤsische Koͤnigreich/ oder der Venetier Respublic; mit solchen großsprechen spiegelt sich selbst die Roͤmische Dam/ anders nicht als eine Jungfrau/ die den Krantz verloh- ren/ und ihn doch auffsetzt und erscheinet μετὰ πολλῆς φαντασίας, mit einem grossen Schein und Gepraͤng; die besten Jungfrauen sind die beschlosse- nen/ die nicht auff allen Hoppelreyen fornen drau sind. Jn der Hebreischen Sprach heisset eine Jungfrau Alma, hat den Namen von Alam, vom ver- bergẽ/ wie dañ bey ihnen solche virgines κατάκλειςοι, beschlossene Jungfrau- en/ die nicht unter die Leute gegangen/ gewesen sind/ wie zu sehen 2. Macc. 3. 2. Macc. 3, 19, Hie III. Monitum prudentiæ Christianæ, Eine Ver- mahnung zur Christlichen Klugheit ad nomen \& omen, daß C c c 2 man Die Ein und Dreissigste (Dritte) man in der That den Namen Christ fuͤhr und erweise/ daß man sich finden lasse bey diesem Hauffen der Rechtglaubigen und Glaub-wůrckenden: dann wer in der Kirch ist und nicht glaubet/ dem gehets eben/ wie jenem/ der das hochzeitliche Kleid nicht angehabt/ und ist kein wahres Gliedmaß der Kirchen; daß/ dieweil die Rose unter dẽ Dornen sitzen muß/ diß und kein anders/ sie sich ja huͤten/ daß sie nicht zu Dornen selbst werden und degener iren; sintemal das nicht so ein grosses Wunder oder Kunst ist/ eine Jungfrau zu bleiben in einem ehrlichen/ beschlossenen Gen. 39, 7. seqq. Frauenzimmer/ aber eine Jungfrau in einem Hur-Hause/ sich halten wie Joseph in Potiphars Hause/ das ist Kunst bey menschlicher Schwach- heit; Eine Lili kan wol stehen/ unverletzt bleiben und bluͤhen/ so lange sie unter andern Lilien ist/ aber eine Lili bleiben unter den Dornen/ das ist/ unter den boͤsen fromm bleiben/ das ist fast schwer! Jm himmlischen Pa- radiß sind eitel Lilien/ in der Hoͤll eitel Dornen; Aber auff dem Welt-Acker waͤchset es unter einander/ daß man da darvon komme/ und die Seel zur Bernhard. serm. 48. in Cant. Außbeuthe darvon bringe/ das ist/ heroisch! Spina culpa est, sagt Bern hardus: spina pœna est, spina falsus frater, spina vicinus malus, sicut lilium inter spinas, ita amica mea inter filias. Vide quomodo cautè ambules inter spinas! plenus est mundus spinis: in terrâ sunt, in aëre sunt, in carne tuâ sunt; versari in his, \& minimè lædi divinæ potentiæ est, non virtutis tuæ; Die Dornen sind die boͤsen/ reitzenden/ suͤndlichen Luͤste/ zum Exempel/ die Versuchung und Reitzung zum Geitz/ zur Schwel- gery/ Dornen sind die Straffe; Dorn ist der falsche Bruder/ Dorn ist ein boͤser Nachbar/ gleich wie eine Lili unter den Dornen/ also ist meine Fronn- din Vnter den Toͤchtern. Sihe-zu/ wie du fuͤrsichtiglich wandelst unter den Dornen/ die gantze Welt ist voll Dornen: Dornen sind auff der Erde/ Dornen in der Lufft/ Dornen in deinem eigenem Fleisch/ in deinem Bu- sen; Vnter Dornen herumb wandern/ und doch im geringsten niemals gestochen oder verletzet werden/ ist nicht deine/ sondern Gottes Krafft: Wie fern sind von diesem monito die Syncre tisten/ die Politici, die mit den Woͤlfen heulen/ conniv iren wider Gewissen/ machen sich frembder Suͤn- den theilhafftig/ politisi ren/ judlen/ welschlen und menschlen so mit; das sind nicht die rechte Rosen. Hie IV. Solatium, Ein herrlicher Trost/ daß warhaff- tig eine solche unsichtbare Kirche der Glaubigen sey; Bistu nun ein glaubiger Christ/ das dir dein Hertz wird sagen; wann dein Hertz/ dein unpassionirt/ unbrandmahliges/ illumin irtes Hertz ohne Selbst-Be- 1. Ioh. 3, 20 trug dich nicht verdammt/ so wir unser Hertz in Gott koͤnnen stillen/ wann Predigt. wann unser Gewissen ein angenehmes theatrum und Schauspiel fuͤr Gott/ wann es lauter/ wann es eine schoͤne wolriechende Lili ist/ so gebuͤh- Confer 1. Reg. 15, 14, Malach. 3, 17. ren uns alle Ehren-Titul/ alle elogia der Kirchen. Jst ein grosser Trost! Kaͤyser Theodosius, wie Theodoretus berichtet/ da er zu Meiland seinen Geist auffgegeben/ soll er gesagt haben zum Vmbstand in den letzten Zuͤgen/ erfreue sich ieder vielmehr/ daß er ein Glied der Christlichen Kirchen waͤre/ als Kaͤyser auff Erden zu seyn. Das war ein lieblicher Trost-Geruch einer Lilien unter den stachlichten Todes-Dornen: Freylich Trost! wann die Lili geritzet wird/ wann die Feinde listige Anschlaͤge machen/ und sagen: Wolher/ lasset uns sie außrotten/ daß sie kein Volck seyen/ und Ps. 83, 5. des Namens Jsrael nicht mehr gedacht werde! Susanna Alsa- tica, die Elsaͤssische Gilg (unser Straßburg) hats vor diesem erfahren und gemerckt; da hat die Lilien einen Geruch von sich gegeben in Buß und Gebet/ heut zu Tage/ nach dem dreissig-jaͤhrigen Blut-Regen/ die Friedens- Sonn widerumb anfangen zu scheinen/ ist allen anders worden/ desperat und verlohren. Ja wann auch des ritzens so viel will werden/ daß man seuffzen und sagen muß: Wehe mir/ daß ich muß ein Frembdling Ps. 120, 5, 6. 7. seyn unter Mesech! Es wird meiner Seelen lang zu wohnen unter denen/ die den Frieden hassen; Jch halte Friede/ aber wann ich rede/ so fahen sie Krieg an. Was da Trost? Trost ist/ GOTT kennet die seinen! Er laͤsset dich seyn wie eine Rose unter 2. Tim. 2, 19. den Dornen/ die wilde Wildnuͤß zu verleiden/ und ein Verlangen zu er- wecken nach dem Paradiß; Gott verlegt den Weg mit Dornen/ daß man dem buhlen nicht nachlauffe. Endlich wird folgen die froͤliche cata- Ose. 2, 6. strophe und Wechsel: Die Lili wird ins Paradiß versetzt/ die Dornen in die Hoͤlle geworffen: Die Lili wird auff Gottes Freuden-Tisch zu einer ewigen Schau gesetzt/ die Dornen muͤssen ewiglich in der Hoͤllen- Flammen brennen: Die Lili wird gekroͤnet werden von der Hand des Esa. 62, 3. Herren/ die Verfolger und Feinde sind Kronen- und Creutzmacher. Christus Jesus der weiland mit Dornen gekroͤnte Koͤnig gebe uns allen solchen seligen Stand/ und nach der Dornen-Kron die guͤldene Ehren- Kron/ die Er uns mit seiner Dornen-Kron erworben/ daß wir ihm fuͤr solche und andere Wolthaten vollkommlich dancken in Ewigkeit/ Amen. C c c 3 Die Die Zwey und Dreissigste (Vierte) Die Zwey und Dreissigste Vber den dritten Articul/ Von der Kirch/ Die Vierte Predigt/ Von der Warheit der Christlichen Kirchen auff Erden/ ob und wo dieselbe auff Erden anzutreffen? G Eliebte in Christo: Wo ist der neugeborne Koͤnig Matth. 2, 1. 2. der Juden? so fragen die Weisen aus Morgenland/ nach dem sie zu Jerusalem in der Juͤdischen Haͤupt- und Mutterstatt ankommen/ einen fernen Weg gezogen: Wo/ ruffen und fragen sie/ ist der neugeborne König der Juden? Jst Quæstio I. excitata per stellam, Eine Frage/ die der sonderbare Stern erreget hat; Wir/ sprechen sie/ haben seinen Stern gesehen im Morgenland; Der ungewoͤhnliche Wunder-Stern/ den wir daheim observ irt/ ist unser Wecker gewest/ hat uns auffgemuntert/ uns die Augen auffgethan/ und in die Mosaische und Prophetische Schrifften gejaget/ (nach dem wir in unserer Philosophi nichts hiervon haben koͤnnen erkundigen) so uns durch die hin und her außgestreuete Juden an die Hand kommen/ auffgeschlagen und darinnen Num. 24, 17. Dan. 2, 34. c. 9, 24. gefunden einen Jacobs-Stern/ einen Stein/ der den grossen Colossum er- schlagen/ die siebentzig Jahr-Wochen lauffen zu Ende/ da das ewige Reich des Menschen Sohns soll angehen/ der Heiden Trost muß allbereit erschie- nen seyn/ derselbe ist der magnet, der uns so fernen Weg hieher gezogen; darumb fragen wir billich: Wo ist derselbe Koͤnig/ daß wir ihn gebuͤhrlich verehren und anbeten? Wo ist sein Koͤniglicher Hof? wo seine Residentz? wo sein Thron? wo seine Wohnung? zu Jerusalem oder anderswo? II. Ne- Predigt. II. Necessaria, Eine nothwendige/ keine muͤssige/ Heil- und Frucht- lose Frage/ daran wenig gelegen; keine thoͤrichte/ unnuͤtze/ Zanck-gebaͤrende/ uͤbersubtile Frage/ sondern quæstio prudentiæ, eine weise und kluge Frage/ welche ist unter so viel religion en und Mey- nungen von Gott/ damit wir uns bißher geplaget/ die beste? Jn ihrer Philosophi haben sie wol keine nuͤtzlichere Frage iemahl ersinnen und auff die Bahn bringen koͤnnen/ als diese: Wo ist das hoͤchste Gut? wo der Seelen Heil/ Liecht/ himmlische Weißheit/ Caput bonæ spei und Gutfurt? Wo ist der neugeborne König? III. Decisa, Eine entscheidete Frage/ nicht allein durch das oraculum Micheanum, den Spruch Mich. 5. zu Jerusa- Mich. 5, 2. lem/ darauff sie von den Schrifftgelehrten gewiesen worden/ sondern gantz specialiter von dem Stern; dann es meldet der Evangelist: Sihe/ der Stern/ den sie im Morgenlande gesehen hatten/ v. 9. (der ihnen eine Zeitlang nicht erschienen) gieng fuͤr ihnen her/ biß daß er kam/ und stund oben uͤber/ da das Kindlein war: Daraus sie ohnfehlbar geschlossen/ daß dieses Hauß seye des neuen Koͤ- niges Wohnung: wo nemelich dersolbige gestanden gleich als ein Weg-Zeiger/ der warhafftige Stern/ (nicht ein Jrrwisch) wo der Stern geleuchtet/ wo er gefuͤhret/ wo er erfreuet; dann da sie ihn sahen/ wurden sie hoch erfreuet und getroͤstet in ihren (wie leichtlich zu er- achten/ und ietzt nicht außzufuͤhren) schweren Anfechtungen/ weil sie da angetroffen die edle Gnaden-Sonne/ so herfuͤr gesprungen/ wie ein Braͤu- tigam aus der Kammer; den Jacobs-Stern/ Caput bonæ spei und Ps. 19, 6. Gutfurt/ die himmlische Weißheit. Summa/ der Heyden (deren sie pri- mitiæ und Erstlinge gewest) Trost und Augen-Lust. Nun sie die primitiæ gentium, die Weisen/ als die Erstlinge der Heyden in dem Gnadenreich Christi/ gehen und leuchten uns vor mit ih- rem Stern/ uns die wir auch weiland Heyden gewest/ in grosser Finsternuͤß gestecket: Wir haben gehoͤret in dem andern Glaubens-Articul von dem edlen Jacobs-Stern/ dem Sohn Davids aus Jacobs Stamm/ dem neugebornen Koͤnig; lieblich/ freundlich/ groß und ehrlich/ reich von Gaben/ hoch und sehr praͤchtig erhaben: Wir haben thesauros, delicias, gratias, seine reiche Gnaden-Schätze/ so wir von demselben schoͤpffen und gentessen moͤgen/ und dasselbe aus Got- tes Die Zwey und Dreissigste (Vierte) tes Wort/ welches ist die Leuchte unsern Fuͤssen/ der edle Morgenstern/ der uns den Weg weiset fort; welches Liecht auch uns soll auffmuntern zu suchen das Hauß des Herren Christi: Jst eine Ermunterungs- Frage/ eine nothwendige Frage; dann dieweil ie und allezeit Got- tes Statt und des Teufels Statt in der Welt gewest/ dieweil sonderlich in diesen letzten Zeiten tot fidibus luditur una fides, aller Glaube unter einem allzuengen Mantel des einig-seligmachenden Glaubens sich verbergen wil/ so viel Secten/ religion en/ Kirchen/ der eine sagt: Hie ist Christus! der ander/ da ist Christus! faciunt favos \& vespæ; faciunt Ecclesias \& Tertull, l. 4. contra Marcion. Marcionitæ, schreibt Tertullianus. So soll uns ja so hoch/ als unsere Seligkeit angelegen seyn zu fragen: Wo ist Christus? Die Entschei- dung dieser Frage stehet in Gottes Wort/ in welchem nemlich die himm- lische Warheit erscheinet als ein warhafftiges Liecht/ als der rechte Mor- genstern/ wo sie leuchtet/ wo sie fuͤhret/ wo sie erfreuet. Vnd das ist eben auch die materi, von welcher wir anietzo durch die Gnade Gottes etwas weiter handlen wollen; Nach dem wir bißhero in unterschiedlichen Predigten außgefuͤhret und erhalten die Majestaͤt/ Adel und Hoheit der Kirchen/ aus ihren schoͤnen Namen; wie auch was die sichtbare Kirche seye; Folget ietzo Ecclesiæ ve ritas, wo eigentlich und warhafftig Christi Kirche seye; Davon nun aufferbaulich zu handlen wolle uns Christus Jesus mit seiner Gnade beywohnen/ Amen. S O fragen wir nun: Wo dann und welches ist die wahre Kirche Jesu Christi hie auff Erden? Die Antwort ist ins gemein und summarischer weise allbereit im Eingang angezet- telt: I. Ubi lux veritatis cœlestis habitat; Da das Liecht der himmlischen Warheit wohnet/ nemlich das Wort Gottes/ die Ioh. 17, 17. Ps. 119, 105. 2. Pet. 1, 19. Heilige Schrifft/ die Warheit selbst/ Joh. 17. das Liecht/ Ps. 119. die Wolckenseule/ der Morgenstern/ 2. Petr. 1. Gleich wie aus dem Liecht der Leuchter und der gantze Tempol erleuchtet und erkennet Matth. 5, 15. wird: also auch die Kirche aus und von dem Wort Gottes; das Liecht auff dem Leuchter erleuchtet das gantze Hauß: Also das himlische Liecht erleuch- tet das Hauß der Kirchen; dann hie ist einer Goͤttlichen revelation und Offenbarung von noͤthen: die Kirche sihet man/ aber die Warheit muß man glauben/ dann dieselbe faͤllet keinem in die Augen/ Elisabetha muͤste lange Predigt. lange vor Maria gestanden seyn und sie angesehen/ biß sie sie fuͤr die Mut- ter des Messi æ / und das Hauß/ darinn der Messias gewest/ erkant haͤtte/ wann nicht die ἔλλαμψις, Einleuchtung und Offenbarung von dem Hei- ligen Geiste geschehen; Lange muͤste das Samarische Weib ihren Lands- leuten geprediget haben von dem Messia/ wann sie nicht sein Wort selbst gehoͤret haͤtten/ Joh. 4. Sie glaubten vielmehr umb des Worts willen; Ioh. 4, 41. 42. Wir glauben/ sagen sie/ nun fort nicht umb deiner Rede willen/ wir habẽ selbst gehoͤret/ daß dieser ist warlich Christus der Welt Heiland. Solte nicht ein Volck seinen Gott fragen? Esa. 8. Esa. 8, 19. Nun redet Gott durch die Schrifft/ die ist Richterin; Jch habe euch gezeuget durch das Evangelium/ sagt St. Paulus. Lux causalis seminifica Ecclesiæ, Ein fruchtbares Matt. 13, 23. 1. Cor. 3, 14. 1. Pet. 1, 23. Eph. 2, 20. Liecht/ dadurch die Kirche gepflantzet/ erbauet und gegruͤndet wird/ welcher Lehr/ so auff die Grundfeste der Prophetischen und Aposto- lischen Lehr gegruͤndet ist/ ist der Grund und allergewisseste Kennzeichen à priori, ein solches Liecht/ das da von den lieben Alten ist hoch gehalten worden/ sonderlich Augustino, welcher unter andern schrei- August. de Vnitate Eccl. c. 2. bet: Es ist unter uns und den Donatisten eine Frage/ wo die wahre Kirche sey? Was sollen wir da thun? Sollen wir sie in unsern oder in den Wor- ten ihres Haupts/ unsers Herren Jesu Christi suchen? Jch halte da- fuͤr/ daß vielmehr in seinen Worten/ dieweil Er als die selbstaͤndige War- heit am besten seinen Leib kennet. Bißher Augustinus. Ein Liecht/ das von den Liecht-fluͤchtigen Widersachern und Schrifft- Feinden selbst erkennet und angenommen werden muͤssen/ die ultima λύσις und letzte Beweiß gehet auff die Schrifft: Dann woher weiß ich/ daß Coͤln am Rhein das rechte Coͤln seye/ ohn aus den Historien- Buͤchern/ die davon von Alters her geschrieben/ mit denen gegenwaͤrtiger Statt situs, Zustand und Bewandnuͤß uͤberein kommet: Also/ woher bin ich gesichert/ daß diese/ zum Exempel/ Kirche zu Wittenberg die wahre Kirche Jesu Christi sey? als aus der Heiligen Schrifft/ darinn welches die wahre Gemein Christi sey/ unfehlbar geoffenbaret worden. Jm Papstumb pranget man gewaltig mit Miraclen/ die muͤssen das Liecht geben; Non possumus aliâ re, schreibet Lipsius der Weltgelehrte Politicus an den Papst Paulum V. efficaciùs frangere \& calcare hæ- resin, quàm hoc miraculorum fulmine, ubi jam non verbis, sed factis disputamus: ubi miracula, ibi Ecclesia. Wir koͤnnen mit keiner Sache Sechster Theil. Ddd die Die Zwey und Dreissigste (Vierte) die Kaͤtzer besser beschlagen und widerlegen/ als mit den Wunderwercken/ da wir nicht mit Worten/ sondern mit Wercken disput iren; Wo die Wunderwercke sind/ da ist die wahre Kirche. Nun ist ungewiß/ welches die rechten Wunderwercke seyen? sintemal die Zauberer fuͤr Pharaone eben so grosse Wunder gethan als Moses; Zu geschweigen/ daß unser Hei- Matth. 24, 24. 2. Thess. 2, 9. Bellarm. l. 4. de Ec- cles. c 14. land zuvor gesagt/ daß falsche Propheten werden auffstehen und grosse Zeichen und Wunder thun/ und St. Paulus solches auch von dem Antichrist schon zu seiner Zeit geweissaget. Hie ist eine Pruͤfung und eines Richters von noͤthen; Aber was fuͤr eines? Bellarminus schlaͤ- get uns die Kirche vor und schreibet: Ante Ecclesiæ probationem non est evidens aut certum certitudine fidei de ullo miraculo, quòd sit ve- rum miraculum: Vor der Kirchen Pruͤfung und Außspruch kan man nicht ohnfehlbar glauben/ daß einig miracul recht seye. Das heisset man in der Schulen petitionem principii oder circulum, eben das jenige antworten/ welches man beweisen soll. Die Roͤmische Kirche muß selbst zu- Matth. 16, 17. vor sich legitim iren aus der falsch-außgelegten Schrifft/ Matth. 16. deren doch der eigentliche Verstand der Schrifft nicht allein nicht zu statten kommen/ sondern deroselben Gleißnerey und falschen Ruhm oͤffentlich zu Schanden macht/ die Schrifft ist endlich der bewaͤrteste Probierstein. II. Ubi lux cœlestis purè lucet, da das Liecht rein v. D. Luth. tom. 7. Ie- nens. fol. 281. \& seq. \& p. 316. und lauter leuchtet nach der Glaubens- regul; Ein Liecht das unter einem Schoͤffel stehet/ ist nichts nuͤtze/ ein Jrrwisch betreugt; Aber dieses wahre Liecht muß leuchten in professione \& confessio- ne orali, in der Lehr und Mund-Bekaͤntnuͤß/ wie St. Johan- 1. Ioh. 4, 2. nes klar bezeuget 1. Joh. 4. daran/ sagt er/ solt ihr den Geist Gottes erkennen/ nemlich an der rechten Bekaͤntnuͤß; Ein ieglicher Geist/ der da bekennet/ daß Jesus Christus in das Fleisch kommen/ der ist von GOTT; Es muß leuchten in dem Gehoͤr; Ioh. 10, 16. Wo die Schafe Christi Stimme hoͤren/ da ist Christus/ da ist Christi Wohnung; Meine Schafe hoͤren meine (nicht eines andern) Stimme/ und zwar mit Freuden. Es muß leuchten in signis sacramentalibus, in den hoch- wuͤrdigen Sacramenten/ welche nota und Kenn-Zeicheu zwar ei- gentlich der wahren Kirche zukommt/ aber nicht einer ieglichen/ auch nicht dieselbe allezeit begleitet; sintemal vor Abraham auch eine Kirche gewesen/ doch Predigt. doch ohne Sacramenten/ wie auch in der Wuͤsten gantzer viertzig Jahr ohne Beschneidung. Es leuchtet in crucis vexillo, in dem lieben Creutz/ nicht zwar materialiter aus Holtz zubereitet/ sondern in Verfolgung und Blut- vergiessen/ alles cæteris paribus, daß die andern notæ und Merck-Zeichen/ so darzu erfordert werden/ nicht außgeschlossen werden; Dannen- hero waren die Creutzfluͤchtigen keine Juͤnger Christi/ die Christum nicht offentlich bekanten/ viel unter den Obersten/ ob sie schon an ihn Ioh. 12, 42. glaubten/ doch mit der Sprache nicht heraus wolten umb der Pha- riseer willen/ damit sie nicht in den Bann gethan wuͤrden; dann es heisset/ wie St. Paulus sagt: Alle die gottselig leben wollen in 2. Tim. 3, 12. Christo Jesu/ muͤssen Verfolgung leiden. Aus den Gleichnuͤs- sen ist es klar: Wo ist der Hirt zugegen? Antwort: Wo man seine Stim- me hoͤret: Also wo des rechten Seelen-Hirten Christi Jesu Stimme lauter und rein gelehret und gehoͤret wird/ und nicht eine Wolfs-Stimme/ da ist auch die Herde Christi/ da ist sein Schaf-Stall/ da ist er zugegen: Also/ wann ich frage: Wo ist des Aristotelis warhafftige Schul? Ant- wort: Wo der Philosophus nach des Aristotelis Meynung lehret. Wann im Kriege alles durch einander gehet/ wo ist da Freund? der Oberst/ wo Freunds-Volck? Wo neben dem Fahnen und die Liberey/ die Wort-Losung erschallet. Wo ist anietzo das Roͤmische Reich? wo die Roͤ- mischen Gesetze auctoritativè in Schulen gelehret/ bey Gerichten geuͤbet und gehorsamlich gehalten werden. Also wann ich nun frage: Wo ist v. Alethe. S. sui vin- dicem p. 18. die wahre Kirche Christi? Antwort: Wo die Warheit rein und lauter leuchtet durchs Wort oder nach der regul des Goͤttlichen Worts. Die falschen Propheten werden sagen: Hie ist Matth. 24, 23. seqq. Christus/ dort ist Christus/ aber der rechte Prophet heisset uns sehen/ wo der himlische Blitz leuchtet/ wo derselbe das rechte Aaß/ der Leib Christi/ so geist- lich/ so sacramentlich/ nach den Wortẽ der Einsetzung zeiget und bescheinet. III. Ubi lux cœlestis ducit per fructus ad causam, Wo das himmlische Liecht fuͤhret von den Fruͤchten zu dem Baum; Wo das Liecht leuchtet fuͤr den Leuten; dann aus den Matt. 5, 16. Fruͤchten sollet ihr sie (die falschen Propheten) erkennen/ sagt der Herr Matth. 7. nemlich aus den Lehr-Fruͤchten/ so aus der Lehre per se c. 7, 20. und fuͤr sich selbst herfliessen/ aus der Art der Lehre/ Fruͤchte die nach dem Baume schmecken/ Wasser das nach der Quell riecht; Wo nun heilige D d d 2 Fruͤchte Die Zwey und Dreissigste (Vierte) Fruͤchte der Lehre sich erzeigen/ so den Zehen Gebotten Gottes gemaͤß sind/ da ist die wahre Kirche. Jns gemein wird eines iedweden Dinges Na- tur erkant aus dessen natuͤrlichen operation und Wuͤrckung; zum Exem- 1. Reg. 8, 16. seqq. pel: Fuͤr Salomon kamen zwey Weiber/ eine iede wolte die Mutter seyn des lebendigen Kindes; die eine verdruckt ihr Kind/ und nahm der an- dern Sohn von ihrer Seite/ und leget ihn an ihre Arm; Salmon stehet an/ gehet nicht auff die blossen Wort/ sondern auff die Werck/ das war sein indago und Spur/ kommet auff die affect und die Hertz-Ader/ laͤsset ihm ein Schwert bringen/ das solte die Warheit heraus hauen/ und das muͤt- terliche Hertz auffthun; Jene/ derer das lebendige Kind nicht war/ die sprach: Es sey weder mein noch dein/ laß es theilen! der andern als der rechten und aͤchten Mutter entbrennet ihr muͤtterlich Hertz: Ach nein Herr/ sagt sie/ man gebe ihr das Kind lebendig/ und toͤdte es nicht: Also kom̃en auch zu dem himlischen oder Christlichen Salomon zwey Weiber/ nemlich die Babylonische Hur eins theils/ und das Apocalyptische/ mit der Sonn bekleidete/ mit einer Kron von zwoͤlff Sternen gezierte Weib mit ihrẽ Kind; fraget sich/ welches die wahre Mut- ter des Kindes oder der Glaubigen seye? Da muß man auff die eusserliche blosse Zeichen nicht gehen/ man kan an denselben heßlich gefaͤhret und ver- fuͤhret werden/ sondern auff die τεκμήρια, notas genitivas und innerlich- inniglichen und eigentlichen Zeichen/ wo und bey wem die Art/ der Geist/ der affect der geistlicheu Mutter sich ereignet/ nemlich die hertzliche Liebe 1. Ioh. 4, 7. Ioh. 13, 35. confer Au- gust. tract. 65. in Ioh. von Gott/ als eine edle Gabe Gottes/ 1. Joh. 4. in Gott/ aus Gott/ zu Gott geboren und gerichtet/ Dabey/ spricht Christus/ wird ieder- man erkennen/ daß ihr meine Juͤnger seyt/ so ihr Liebe unter einander habt/ nicht so ihr grosse miracul und Wunder thut. Hieran hat man auch anfangs in der Christlichen Kirchen die Christen vor den Hey- den erkennet/ unterschieden/ mit Fingern auff sie gedeutet und gesagt: Vide te, ut se invicem diligant, Sehet wie diese Leute einander so lieb haben/ wie Tertullianus in seiner Schutz-Schrifft bezeuget. Bey unserer religion ist die Liebe zwar theuer und in den Hertzen erkaltet/ derselbe Fehler aber ist unserer Lehre nicht zuzumessen/ sondern der Boßheit des menschlichen Hertzens. Bey falschen Lehren ist die Liebe wie der Glaube! ist eine Schein-Liebe/ dergleichen auch bey Heyden/ Tuͤrcken und Juden zu finden/ ist aber die rechte generosa charitas nicht. Allein die Liebe ist recht gut/ die zu Gott und Goͤttlich nach der norm der Heiligen Schrifft daher gehet. IV. Ubi lux exhilarat \& solatur, Wo das Liecht troͤstet und Predigt. und erfreuet. Gen. 28. lesen wir von Jacob/ da derselbe in grossen aͤngsten Gen. 28, 10. seqq. und Schroͤcken auff einen Stein sich schlaffen geleget/ muͤde/ furchtsam/ verjagt und verlassen: und aber im Traum ὁράματι καὶ χρηματισμῶ mit einẽ Goͤttlichen Gesicht erquicket und kraͤfftiglich getroͤstet und erquicket wor- den/ so hab er/ als er erwachet/ gesagt: Hie ist Gottes Hauß! schleust kraͤfftiglich: Wo Hertzens-Freude und Trost ist/ da ist Gottes Hauß; also: wo das Liecht des Goͤttlichen Worts erfreuet/ da ist die wahre Kirche; und zwar also erfreuet/ daß wider alle Anfechtung man bestehen kan/ keine An- fechtung so groß/ so schwer/ so uͤberzwerch/ und seye dem Teufel trutz geboten/ daß er eine aus der Hoͤllen solte herfuͤr bringen/ daß nicht Freude/ Trost und Labsal in der Lehre/ die wir aus Gottes Wort fuͤhren/ fuͤrhanden; keine Kranckheit der Seelen/ daß nicht eine Evangelische Artzney dafuͤr waͤre. Psal. 65, 10. Gottes Brůnnlein hat Wassers die Fuͤlle. Falsche religion en geben auch Trost vor/ aber wanns zum treffen kommt/ mags nicht beste- hen/ die Stoplen verbrennen; gehet da wie bey den Quacksalbern. Dieses ist nun also die Antwort auff die vorgelegte Frage/ welches nemlich und wo die wahre Kirch Christi seye? Bey der H. Tauffe pflegt man die Compatres zu fragen/ und ist die andere Frage: Erkennet ihr auch diese unsere Gemeine/ und alle/ die sich bey den Arti- culn des Glaubens mit warhafftigen Hertzen halten/ fůr eine wahre Gemeine Christi? Da antworten sie alsdann Ja/ aber ja und abermal ja! sagen ja ohne Verstand des Worts; Solten sie ge- fragt werden: Woher kanstu es beweisen? Gott behuͤt daß wirs nicht von noͤthen haben/ und die Feinde der Warheit statum quæstionis mov i- ren/ wie solte mancher stehen/ wie Butter an der Sonn und wol gar apo- stasi ren? Mit wenigen koͤnnen wir zwar den Hunger stillen/ aber zur Artzney wider die geistliche Pest ist mehr Wissenschafft von noͤthen; Vor dieses mal lassen wir uns an der thesi und Erklaͤrung genuͤgen; die Gegen-Lehr sam̃t der Widerlegung versparen wir auff andere Zeit und Gelegenheit. Vnd bleibet also auff obgesetzte Frag die Antwort diese: Da ist die rechte Ge- meine Jesu Christi auff Erden/ wo das Liecht der Goͤttlichen Warheit wohnet/ leuchtet/ leitet/ erfreuet und tröstet Gott sey Lob und Danck in Ewigkeit/ daß wir so gethanes Gnaden-Liecht mit Warheit ruͤhmen koͤnnen/ und sagen mit David: Die Lehrer gehen durch Ps. 84, 7. 8. das Jammerthal/ und machen daselbst Brunnen/ sie werden D d d 3 mit Die Zwey und Dreissigste (Vierte) mit viel Segen geschmuͤcket/ und erhalten einen Sieg nach dem andern/ daß man sehen muß/ der rechte GOTT seye in unserm teutschen Zion. Welcher gestalt nun Philippus den auffrichtigen Jsraeliten Na- Ioh. 1. 46. thanael angewiesen Joh. 1. da derselbe gezweifelt/ ob von Nazareth etwas gutes und sonderliches kommen koͤnne/ und gefagt: ἔρχου ηαὶ ἴδε, veni \& vide! komm und sihe es! dasselbe sagen wir auch anietzo billich/ und sollens sagen auch denen/ die von frembden Orten und religion en irgend herkommen/ die/ wann sie von ihrer Meisterschafft zur Kirche angehalten werden/ gedencken auch/ was kan in der Lutherischen Kirche gutes gepre- diget werden? veni \& vide! ey komm und sihe es! gehe auff den Augenschein: Sihe es I. visione necessariâ necessitate periculi, aus Noth wegen der grossen/ besorglichen Gefahr: Es ligt dir alles dran/ daß du wissest/ wo du daheim seyest/ in der Statt Gottes oder des Sathans? in Cains oder Abels Hauß? in Christi Schaf-Stall oder unter den Woͤlfen? in dem edlen Frauenzim̃er Christi oder im Hurhauß? in der Arch No æ oder in der Suͤndfluth? Jst mehr geschehen/ daß eines gemeynet/ es sey in einem Wirthshause/ und ist in einer Moͤrder-Grube gewest; oder in einem Schaf-Stall/ so wars eine Wolfsgrube; oder in einem adelichen Frauen-Zimmer/ so wars im Hur-Hause/ ꝛc. Sihe es necessitate mandati, laß dich Gottes Befehl herzu treiben! Matth. 7, 15. c. 24, 23. 25. 1. Ioh. 4, 1. Gott will haben/ daß wir uns fuͤrsehen fuͤr den falschen Propheten. Sihe ich habe es euch gesagt/ wann sie werden sagen: Hie ist Christus! daß ihr nicht allen Geistern glaubet/ Pruͤfet die Geister. Jst allen gesagt. Sihe es necessitate pœnæ, aus Vermeidung der Straffe/ so auff die Verachtung folget/ nemlich die Verdamnuͤß; Es ist denen zu Bethlehem uͤbel bekommen/ daß sie den Stern nicht geachtet/ es hat sie ihre Matt. 2, 16. Kinder gekostet/ sie machten eine Decke vor die Augen/ giengen ihrer Schaͤ- ferey nach/ liessen Stern Stern seyn/ ihr arme/ zarte/ junge Bluͤtlein musteus entgelten; Jst nicht die geringste Vrsach/ warumb die teutsche Rahel das Blut-Bad ihrer Kinder beweinen muß. Sihe es an II. visione possibili, mit einer wolmoͤglichen Schau. Jm Papstumb machet mon eine blosse impossibilit aͤt hier- aus; Quid enim? an in Ecclesiâ omnes oculi? si ipsis Doctoribus acci- dit hîc hallucinari, quis tàm demens est, ut omnibus omnium homi- num ordinibus h.e. rudibus, illiteratis, agricolis, opificibus tantum in- telli- Predigt. telligentiæ tribuat? schreibet Gregorius de Valentiâ: Was ists dann nun? sind sie dann alle Augen in der Kirche? wann die Doctores und Lehrer (die doch Augen seyn sollen) hie fehlen koͤnnen/ wie soll dann einer so toll und unverstaͤndig seyn/ daß er allen in allen Staͤnden/ das ist/ den Vnverstaͤndigẽ/ Vngelehrtẽ/ Ackerleuten und Handwerckern/ solche Weiß- heit und Verstand zumessen wolte? ἀργὸς λόγος! Jst eine faule Entschul- digung/ Chrysostomus antwortet und saget: ἄτοπον τὸν μὲν ἰατρὸν μετὰ Chrysost. hom. 16. in Ioh. ἀκριβείας ὑπὲρ τῆς τέχνης ἀγωνίζεσϑαι τῆς αὐτοῦ: καὶ τὸν σκυτοτ όμον καὶ τὸν ὑφάντην καὶ πάντας πρὸς τοὺς τεχνίτας: τὸν δὲ χριςιανὸν εἶναι φάσκοντα μὴ δύνασϑαι λόγον ὑπὲρ τῆς οἰκείας παραχ εῖν πίςεως Es sey gar ein unge- reimet ding/ wann ein gelehrter Artzt wider die Feinde seiner Kunst streitet/ und ein Leinweber oder ander Vngelehrter sich auff sein Handwerck wol ver- stehet/ daß einer fuͤr einen Christen sich ruͤhmen soll/ und seines eigenen Glaubens nicht koͤnnen Rechenschafft geben. Jsts moͤglich/ daß die Leyen das Geld lernen koͤnnen an der Prob/ am Klang ꝛc. Solten sie dann nicht auch so viel von der Kirche urtheilen koͤnnen/ als von noͤthen in gradu per- fectionis, ob schon nicht in perfectione gradus. Die Berrhoenser schnei- Act. 17, 11. den solchen muthwilligen Ignorant en durch ihr Exempel alle Entschul- digung ab. Jn fernerer Betrachtung/ daß es viel leichter seye diese weni- ge/ als alle notas und Kenn-Zeichen der Kirchen von Bellarmino auffge- zeichnet/ durchzugehen; welches wol Kopff und Kunst kosten solte. Sihe es III. visione accuratà \& judiciariâ, mit einem ge- nauen Pruͤfe-Vuterscheidungs-Auge; Solten wir alle religion en halten gegen diesem Probier-Stein/ so wuͤrde sichs bald befinden/ was weiß oder schwartz/ Liecht oder Finsternuͤß? daß die sich zur ungeaͤnderten Augspurgischen Confession bekenneten/ die warhafftige/ seligmachende religion seye/ welche einig und allein dem Liecht der Heiligen Schrifft fol- get: nicht allein folget/ sondern auch rein und lauter bekennet/ in dem sie alles gegen dasselbe Liecht haltet und nach derselben lehret; dieweil daselbst das Liecht hell leuchtet/ und per se fuͤhret zu einem heiligem Leben/ troͤstet und selig machet. Das sind wir erbietig zu erweisen/ und gibts die Er- fahrung: Hingegen in der Tuͤrckey ist gar kein Liecht; in der Juͤdischen Synagog ist nur das halbe Liecht/ welches gantz verfinstert worden durch den aberglaͤubischen Thalmud. Jn dem jud- und heydentzenden Papstumb scheinet nicht I. Lux veritatis, das Liecht der Warheit/ rein/ allein/ un- verfaͤlscht nach dem Grund-Text/ nicht an und fuͤr sich selbst frey/ sondern inti. Die Zwey und Dreissigste (Vierte) intim irt/ kraͤfftig gemacht/ befeelet und erleuchtet von dem Papst; Es ist nur allzuwahr der Character des Antichrists/ avon St. Paulus prophe- 3. Thess. 2, 3. seqq. ceyet 2. Thess. 2. Es leuchtet 2. das Liecht daselbst der Warheit nicht rein/ sondern wird verdunckelt und anders gefaͤrbet durch die Auß- legung der Kirchen; gleich wie den ictericis und Gelbsuͤchtigen alle Ding gelb scheinen/ also den Paͤpstlern alles paͤpstisch/ was ihnen in der Bibel fuͤr- kom̃et. Es fuͤhret 3. auch nicht zu einem heiligem Leben; die schoͤ- nen Fruͤchte/ so an diesem Baum wachsen/ heissen also: Du solt neben Gott auch den Papst fuͤr einen Gott ehren: Gottes Namen soltu verunheiligen durch allerhand weihen und segensprechen des Wassers/ des Brods/ Oels/ Wachs-Kertzen/ Glocken/ ungoͤttliche Geluͤbde: den Sabbath und Feyer- tag entheiligen mit der heillosen Meß/ hernach magstu thun was dir gefaͤllt/ spielen ꝛc. den Eltern soltu nicht gehorchen in allen dingen/ sondern ohn und wider ihren Willen ins Kloster lauffen/ hingegen aber den Pr æ laten ver- bunden bleiben mit blinden Gehorsam: Die Ketzer soltu toͤdten und umb- bringen/ dich selbst durch fasten/ geisseln/ und andere aberglaubige Vbun- gen quaͤlen und martern: ohne scheu magstu huren in den oͤffentlichen Hur-Haͤusern/ die Woͤlfinnen anfallen/ damit du der Laͤmmer schonest; stehlen ist erlaubet durch den Muͤssiggang in den Kloͤstern/ durch Wucher auff den montibus pietatis: luͤgen noch mehr/ vermoͤge der heilsamen æquivocation. Den Kaͤtzern ist man keinen Glauben zu halten schuldig/ vide Luth. tom. 3. Ien. fol. 236. \& seqq. wie Johann Huß solches erfahren und Becanus defend irt; anders re- den/ anders gedencken ist erlaubt; boͤse Lust und Begierde ist erlaubt/ voll fauffen ist erlaubet/ sintemal bey dem Gegentheil keiner voll heisset/ er seye dann aller seiner Vernunfft beraubet/ daß er von sich selbst nicht weiß: die reitzende Lust-Seuche ist keine Suͤnde. Es leuchtet in dem Papstumb nicht II. lux solatiflua, das rechte Trost-Liecht/ der beste Trost ist weltlich Gluͤck bey ihnen/ dessen sich auch der Tyrann Dionysius geruͤhmet/ nach dem er den Tempel berau- bet/ und doch gut Wetter zu schiffen bekom̃en. Wann das Gluͤck versagt/ so weiß man nicht wo aus noch an/ Vrsach es mangelt am rechten Trost- Liecht/ dessen man im Leben und Tode sich zu erfueuen/ das ist das unfehl- bare Wort Gottes. Wir koͤnnen am letzten und von Hertzen singen: Mit Fried und Freud ich fahr dahin/ sie aber muͤssen heulen mit Furcht und Zittern/ wer weiß wo hin? Das Wort wird mit dem dicken und Bellarm. l. 1. de purg. c. 15. schroͤcklichen Dampff aus dem Fegfener verfinstert und umbnebelt/ wie Bellarminus selbst bezeuget; Des Schaͤchers Tod ist eine Gnugthnung gewest Predigt. gewest fuͤr seine Suͤnde/ dadurch er von dem Fegfeuer errettet worden; wer wolte dann auff solche Weise nicht lieber am Galgen sterben/ consequen- ter, morden/ stehlen/ ehebrechen als auff dem Bette? Es machet endlich vide Casp. Sanct. ad Nahum p. 1097. dieses Liecht auch nicht selig/ sondern fuͤhret von dem Heiland und ewigem Heil und Seligkeit ab/ man ziehe der Roͤmischen Ba- bylonischen Dam ihren Schmuck ab/ was wird bleiben? O ein garstiger Vnflat. Jm Zweifel gehet man in der Roͤmischẽ Kirchen Hauß/ im Zweifel fahrt man wider draus/ des Priesters zweifelhafftig intention bey der Tauff ist die janua und das Thor zur Kirchen/ der Zweifel begleitet dẽ armen Men- schen in der Kirch/ Zweifel schleust die Thuͤr zu/ wañ er von hinnen scheidet. Die Calvinische und reform irte Kirche belangend/ ist die- selbe auch nicht die wahre Kirche/ dieweil daselbst mangelt das warhaftige Liecht/ hingegen die tolle Vernunfft als ein Jrrwisch herum̃ fackelt/ die spielet den Meister mit Gottes Wort: Es leuchtet zwar das Liecht/ aber nicht warhaftig und rein/ dieweil man irret in fun- damento fidei, in dem Glaubens-Grund: Es fuͤhret nicht zu einem heiligen Leben/ dieweil solches hindert das absolutum decretum, die blosse/ ohnbedingte Gnaden Wahl der Außerwehlten/ die unwiderstrebliche Gnade/ die blosse/ ohnbedingte Außsonderung und prædetermination zur Verdamnuͤß/ sintemal die gemelte Lehr eine hinderlistige/ tuͤckische/ heuchle- rische Lehr ist/ der Geist derselben ist auffruͤhrisch wider Koͤnige und Poten- taten/ wie Jacobus Koͤnig in Engelland/ solches geklagtt an den Purita- nern/ vor welchen er nicht sicher gewest in Mutterleibe; Es ist auch das Calvinische Liecht kein Trost-Liecht/ sondern fuͤhret vielmehr in Ver- zweifelung; gleich wie als Christus sagte Matth. 26. Einer unter euch Matth. 26. 21. 22. (meinen Juͤngern) wird mich verrathen/ fiengen sie alle an/ einer nach dem andern zu fragen: HERR/ bin ichs ! Also wann Gott einen eintzigen Menschen von Ewigkeit her aus blossem/ un- bedingtem Rath zur ewigen Verdamnuͤß bezielet haͤtte/ muͤste ein ieglicher Mensch in Zweifel stehen/ ob er nicht der jenige waͤre? Ja/ spricht Gegen- theil: ich weiß daß ich glaube à posteriori, aus den Fruͤchten des Glau- bens/ die ich bey mir mercke/ kan ich leichtlich den Baum finden. Aber fides quæ credit supponit fidem quæ creditur, niemand kan glauben ohne Verheissung. Was ists das du glaubest? Jsts das Blut Christi/ sein Leiden und Tod fuͤr dich in particulari geschehen? proba. Daß Chri- stus fuͤr etliche Menschen gestorben/ das lehret dein Catechismus/ daß Er Sechster Theil. E e e aber Die Zwey und Dreissigste (Vierte) aber fuͤr alle und folgends fuͤr dich gestorben? das kanstu laut deiner Lehr nicht glauben. Endlich ist es auch kein lux salvifica, kein selig- machendes Liecht/ als durch dero Glaubens-Bekaͤntnuͤß/ alle Trost- Quellen verstopffet werden. Sihe es an IV. visione fideli, mit unverwendeten Glaubens-Augen; So und dieweil Gottes Wort in deinem Hertzen wohnet; so und dieweil dasselbe leuchtet/ in deinem Catechismus/ Con- fession, Gesang/ Gebet/ Vbungen/ Sacramenten; so und dieweil der Glaube thaͤtig ist in dir; so und dieweil Gottes Wort dein Trost ist; so kanstu mit grossen Freuden und Trost sagen: Jch glaube/ daß ich ein Gliedmaß der wahren Kirchen bin/ und deßwegen freue ich mich mit grosser/ inniglicher Hertzens-Freude/ daß zu mir gesagt ist/ daß wir Ps. 122, 1. Ps. 27, 4. werden ins Hauß des HERREN gehen/ Eines bitte ich vom HERREN/ das haͤtte ich gerne/ daß ich moͤchte bleiben im Hause des HErren mein Lebenlang/ zu schauen die schoͤnen Gottesdienste des HErren/ und seinen Tempel zu besuchen; Ps. 84, 2. 3. 4. 5. Der Vogel (die verlockte Taube) hat ein Hauß funden/ und die Schwalbe ihr Nest/ nemlich deine Altar HErr Zebaoth; Wie lieblich sind deine Wohnungen/ HERR Zebaoth! Meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vorhöfen des HEr- ren/ mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott! Wol denen/ die in deinem Hause wohnen/ die loben dich im- merdar! Sihe es an V. visione gratâ, mit Danck-Augen; Nicht allein sollen dancken die jenigen/ so aus dem finstern Papstumb zu dem wahren Liecht bekehret zu uns treten/ sondern auch wir; sintemal es nicht ohngefaͤhr geschehen/ sondern sorte, durch ein sonderbares goͤttliches Gluͤck; daß wir in der jenigen Gemein geborn und widergeborn/ da Gottes Wort Col. 1, 12. 13. hell und klar leuchtet/ mit Paulo/ Coloss. 1. dancksagen dem Vater/ der uns tůchtig gemacht/ welcher uns errettet von der Obrig- keit der Finsternůß/ und versetzt in das Reich seines lieben Sohnes; Jst der Glaube recht/ so wird er nicht nur leuchten/ sondern auch brennen in der Liebe/ diese ist das fuͤrnemste Kenn-Zeichen/ wann man saget wie von der ersten Kirche/ vide ut se invicem diligant, sehet wie lieben Predigt. lieben diese Leute einander. Aber leider der Mangel ist groß: charitas, raritas, Liebe ist gar duͤnne gesaͤet/ zwar charitas frigida, charitas syncre- tica, kalte Liebe/ welsche Liebe/ die durchwandert und fuͤllet die gantze Welt/ es welschelt und menschelt allenthalben/ man findet fast nichts mehr als allenthalben lau/ faul/ und Maul-Christenthumb; hingegen muß man leider sagen: Sihe/ wie die Leute einander hassen/ zuzausen/ in Haaren ligen/ aͤrger als die wilden Thiere/ ja die Teufel selbst/ dann ein ieglich Matth. 12, 25. Reich/ so es mit ihm selbst uneins wird/ das wird wuͤste/ und faͤllet alles uͤber einander/ und kan nicht bestehen; das stinckt/ das haͤlt viel ab von der religion, das aͤrgert/ daher kommen die libri ex- probratorii, die Schmaͤhekarten bey den Widersachern: so dann auch das Teutsch-Evangelische aͤrgerliche Christenthumb und dergleichen. Duas civitates faciunt duo amores. Hierusalem facit amor DEI, Baby- lonem amor seculi. Interroget quisque se quid amet, \& inveniet unde sit civis, ita Augustin. Psalm. 64. Nun der HERR kennet die seinen! bey welchen sein Wort 2. Tim. 2, 19. Frucht bringet/ umb welcher willen die Kirche/ ja die Welt noch erhalten wird. An jenem Tage wird offenbarlich erscheinen/ welcher in der Welt Babylon/ welche Jerusalem gewesen/ wann Er diese zur Rechten/ jene zur Lincken wird stellen/ hie ist alles vermischt unter einander/ sind Augustini August, in Psalm, 64. Gedancken. Heiliger Vater! erhalt uns in deinem Namen/ in deiner Warheit/ dann dein Wort ist die Warheit! die Lie- be/ damit du deinen Sohn liebest/ seye in uns allen/ und er in uns/ auff daß wir alle eines seyen! ja daß wie wir hie sehen/ wo er ist/ wir auch bey ihm seyn/ wo er ist/ daß wir seine Herrligkeit sehen in Ewigkeit/ Amen. E e e 2 Die Die Drey und Dreissigste (Fůnffte) Die Drey und Dreissigste Vber den dritten Articul/ Von der Kirch/ Die Fuͤnffte Predigt/ Von der Einigkeit der Christlichen Kirchen und Gemeinschafft der Heiligen. G Eliebte in Christo: Lieblich/ schön und anmuthig ist symphonia artis musicæ, die figuͤrliche Zu- sammenstimmung allerhand Thonen/ Seyten/ Pfeiffen und Stimmen/ wann nach mathemat i- scher proportion die Stimmen sich zusammen reimen/ die consonantes in einander gefuͤgt/ die dissonantes abgeschafft oder doch mit lieblichen semitoni en moder irt; wann Baß und Discant oder wie 1. Chron. 15, 20. 21. die Schrifft redet 1. Chron. 15. al Alamoth al hasminith, die reine und grobe Stimm sich holdselig vergleichen; das/ sag ich/ ist lieblich zu hoͤren/ dem Sathan thuts wehe in den Ohren/ der wird durch die Music 1. Sam. 16, 16. gebannet/ ist ein Vorschmack und præludium des ewigen Lebens. Jener Atheas beym Plutarcho als Ismenias fuͤr ihm musiciret/ schweret bey sei- nem Sebel/ er wolle lieber sein Pferd hoͤren weyhern und schreyen; Aber Plutarchus sagt/ bovis esse non hominis vocem, es seye keines Menschen/ sondern Viehes- und Ochsen-Stimme; Noch lieblicher und hold- seliger ist symphonia naturæ, die Zusammenstimmung der Iob. 38, 37. Ps. 19, 2. 3. 4. Natur/ concentus cœli, wann die Himmel die Ehre Gottes erzehlen/ und die Veste seiner Haͤnde Werck verkuͤndigen; Ein Tag sagets dem andern/ und eine Nacht thuts kund der andern/ es ist keine Sprache noch Rede/ da man nicht ihre Stimme hoͤre. Der Heydnische Philosophus Pythagoras ein rechter plagiarius, der seine Philosophiam den Juden abgestolen/ hat hoͤren laͤuten/ aber nicht gewust in welchem Dorff/ der hats nach den Buchstaben verstanden von dem Predigt. dem eigentlichen Gesang und Klang aus Zusammenstossung der orbium und himlischen Kraisen/ wie Cicero seine Meynung an Tag gibt; Pytha- Cic. l. 3. de nat. Deor. goras hat gemeynet/ die Oberwelt gebe einen harmonischen Thon und Laut von sich: daß mans aber nicht hoͤre/ kom̃e daher/ weil mans also gewohnet/ wie in einer Muͤhlen; welche Meynung auch Scipio fuͤhret/ auch Philo In somnio Scipionis apud Cic. Philo in l. de somni- is. Ambros. hom. 1. in Hexaëm. Arist. l. 2. de cœl. c. 9. Ps. 111, 2. Judæus; Aber es ist dieser Wahn laͤngst refut irt/ nicht allein in der Kirch von Ambrosio, da er diesen Wahn nennet veteratoriam imposturam \& ruinosà carie perflaccidam, eine alte betruͤgliche/ abgeschmackte Meynung/ sondern auch von Aristotele: Vnterdessen aber ist es gleichwol war im figuͤrlichen Verstand per προσωποποιΐαν, dieweil die gantze machina mundi in eine solche holdselige harmoni zusammen gefasset/ wie vielerley Stimmen ohne dissonan tz sich zusammen reimen/ Wer darauff acht hat/ hat eitel Lust daran; Es ruffet alles/ und zeuget von Gott dem Schoͤpffer/ aller Creaturen Schoͤnheit ist gleichsam etlicher massen eine Stimm/ die da Gott lobet; Der Himmel ruffet zu Gott: Du hast mich gemacht/ und nicht ich mich selbst! Die Erde ruffet: Du Herr hast mich geschaffen/ nicht ich! Wie ruffen dann nun dieselben? Durch dich/ O Mensch! sie ruffen durch deine Betrachtung/ durch deine Stimme ruffen sie/ schreibt Augustinus. August. ad Psal. 148. Nichts aber ist uͤber die symphoniam Ecclesiæ, die har- monische Vbereinstimmung der Kirchen; Die Eintraͤchtigkeit der Kirchen ist uͤber sieben Lauten. Sihe/ wie fein und lieblich ists/ Ps. 133, 1. wann Bruͤder einträchtig bey einander wohnen; Quod in cantu est harmonia, id in Ecclesia est concordia, sagt August. Was im August. l. 2. C. D. c. 21. Gesang/ in der Music die schoͤne Harmoni ist/ das ist in einer Gemeine die Eintraͤchtigkeit/ da so vielerley nation en/ Zungen/ Sprachen/ alle zusam- men ruffen: Wir glauben all an einen GOTT/ ꝛc. Vater unser im Himmelreich/ ꝛc. Jst die herrliche symphonia, von welcher unser Catechismus redet im sechsten Hauptstuͤck/ wann Christus saget: ἐὰν συμφωνήσουσι, Wo zween unter euch eins werden/ nach dem Griechischen/ wo zween zusammen musiciren/ singen und ůbereinstimmen werden; welches eintzige Wort dißmal unser thema seyn soll/ in welchem wir die Einigkeit der Christlichen Kirchen und in derselben die Gemeinschafft der Heiligen abhandlen/ erklaͤren und fuͤrtragen wollen. E e e 3 Jst Die Drey und Dreissigste (Fuͤnffte) Jst ein kurtzes thema, aber von grossem Nachklang: thema confessum, ein solches thema und materi, so wir bekennen in dem Apostolischen Glauben/ wann wir sagen: Jch glaube die Gemeinschafft der Heiligen/ oder welches gleich viel/ eine v. Luth. in Catech. maj. p. m. 499. Christliche Gemein/ sintemal wie Lutherus wol ermessen/ die ange- fuͤhrte Wort (Gemeinschafft der Heiligen) sind dem vorigen Wort Ecclesia allein interpretandi gratiâ Außlegungshalben hinzu gesetzt/ anzuzeigen/ was das Wort Ecclesia auff Teutsch heisset/ nemlich eine Gemeine der Heiligen/ oder eine heilige Gemein; Jm Nice- nischen Symbolo sprechen wir: Jch glaube eine einige/ heilige/ Christliche/ Apostolische Kirche. Seuffzen zuvor mit zusammen- stimmenden Hertzen und Mund: Veni sancte Spiritus! Komm du Tröster Heiliger Geist/ der du hast durch mancherley Zungen und Sprachen aller Welt Völcker zur Einigkeit des Glaubens an Christum versamlet; erfuͤll mit Gnad die Her- tzen deiner Glaubigen/ und entzuͤnd in ihnen die Brunst dei- ner Göttlichen Liebe/ daß sie hier zu ohngefaͤrbter Einigkeit gesamlet/ dich sampt dem Vater und dem Sohn dermal eins mit allen Außerwehlten einhellig in E wigkeit lieben und loben moͤgen/ Amen. B Elangende nun angezogene Unit aͤt und Einmuͤthig- keit der Christlichen/ streitenden Kirchen hie auff E r- den/ so ist dieselbe I. Symphonia adunata, eine verei- nigte Music aus vielen nation en/ Ständen/ Personen/ Sprachen bestehend; Jn einer wolklingenden Music gibts unter- schiedliche Stimmen/ hoch und tieff/ klar und grob/ schnell und langsam/ froͤlich und traurig unter einander gemischet/ wie auch bey Orgel- und Pfeiffenwerck unterschiedliche toni, Seyten/ Pfeiffen; Aber sie werden durch den Componisten und Capellmeister in eine proportion gebracht/ der reimet die consonantes tertiam, quintam, octavam, decimam quintam zusammen/ laͤsset die dissonantes nicht zusammen stossen/ so wird alßdann die Music gratios, lieblich und angenehm: Also in Ecclesiæ societate, in der Kirchen gibts viel nation en/ Sprachen/ Gaben/ Staͤnde/ Empter/ tempe- Predigt. temperamenta, ingenia, Summa viel Huͤhte viel Koͤpffe/ viel Koͤpffe viel Sinne und Gedancken; Aber von dem Geist der Einigkeit Gott dem Heiligen Geist werden sie zusammen gereimet nach der Tabulatur des Goͤttlichen Worts/ daß allzumal ohne ansehen der Person/ Jude und Grieche einer sind in Christo Jesu/ Galat. 3. E ine ist meine Gal. 3, 28. Taube/ meine Fromme/ eine Arch No æ / ein Leib/ ein Geist/ ein Cann 6, 8. Glauben/ eine Hoffnung/ eine Tauff/ ein HERR/ ein Gott und Vater unser aller/ Ephes. 4. Davon lautet nicht nur unser Eph. 4, 4. 5. 6. Christlicher Apostolischer Glaube/ Jch glaub eine Gemein- schafft der Heiligen/ sondern auch das sechste Hauptstuͤck in den Worten/ da in der Außlegung stehet: Alle Glaubige sind in Chri- sto als Glieder zu einem Leibe einverleibet in heiliger Tauffe/ Kinder und Erben Gottes/ Burger im Himmel/ die am ewi- gen Gut eine Gemeinschafft haben. Sanct Paulits fuͤhrt es weiter aus: Wir viel sind ein Leib/ 1. Cor. 10, 17. 1. Cor. 12, 4. 5. 6. 7. 15. 21. 22. 24. 25. Es sind mancherley Gaben/ aber ein Geist: Es sind man- cherley Empter/ aber es ist ein HERR; Es sind mancherley Kraͤfften/ aber es ist ein Gott/ der da wuͤrcket alles in allen. Jn einem ieglichen erzeigen sich die Gaben des Geistes/ zum gemeinen Nutz. So nun der Fuß spraͤche: Jch bin keine Hand/ darumb bin ich des Leibes Glied nicht; Solt er umb des willen nicht des Leibes Glied seyn? Es kan das Auge nicht sagen zur Hand: Jch darff dein nicht; Sondern viel- mehr die Glieder/ die uns duͤncken am schwaͤchsten seyn/ sind die noͤthisten; Aber GOTT hat den Leib also vermenget/ und dem duͤrfftigen Glied am meisten Ehre gegeben/ auff daß nicht eine Spaltung im Leibe sey/ sondern die Glieder fuͤr einander gleich sorgen. Lasset uns rechtschaffen seyn in der Eph. 4, 15. 16. Liebe/ und wachsen in allen stůcken/ an dem/ der das Haupt ist/ Christus/ aus welchem der gantze Leib zusammen gefuͤgt/ und ein Glied am andern hanget/ durch alle Gelencke/ dadurch eines dem andern Handreichung thut/ nach dem Werck eines ieglichen G lieds in seiner Masse/ und machet/ daß der Leib waͤchset Die Drey und Dreissigste (Fuͤnffte) wächset zu sein selbst Besserung/ und das alles in der Liebe. Christus ist das Haupt/ Glieder sind die Christen/ die Liebe ist die harmoni, der Glaube die Seel/ die charismata und Gnaden-Gaben des Heiligen Geistes sind gleichsam die Geisterlein des Lebens. Ein schoͤnes contro- fet dieser Vereinigung haben wir in der Natur an den Jmmen; sie ha- ben einen Koͤnig/ dem sind sie gehorsam; Stehets wol umb ihn/ so sind sie alle einig/ von dessen Gedoͤß werden sie gleichsam als von einer Trompet auffgefrischet/ daß sie Morgens zum Thor hinaus ziehen; leiden die Wespen/ die Spinnen nicht unter sich/ lassen sich von denselben nicht an- stecken; ie eines hilfft dem andern/ die jungen fliehen aus und saugen/ die alten verwerckens daheim/ etliche empfangen/ etliche machen das Nest/ bereiten daraus den lieblichen Honig/ der Goͤtter und Menschen erfreuet. Diese κοινωνία und G emeinschafft der Heiligen ist masculinè und neutraliter, von Personen und heiligen G ů- tern zu verstehen/ vornemlich von diesem Leben συναγωνιςικὴ, die Kampff- G emeinschafft/ nicht aber ἱλαςικὴ, keine Versoͤhn- Verdienst- und Buß- G emeinschafft/ die sich neben Christo in sei- nem Mttler- und Versoͤhnungs-Ampt setzete; Von diesem Leben/ sag ich vornemlich/ dann mit der triumphirenden Kirchen/ den Außerwehlten im Contra Bellarm. l. 2. de In- dulg. c. 1. Him̃el koͤnnen wir in dieser Zeit keine Gemeinschafft haben: es ist da keine Gemeinschafft der Gnugthnungẽ und particular Fuͤrbitt/ gleich wie wir nit fuͤr sie/ also auch daß sie fuͤr uns bitten solten/ in particulari und absonder- lich/ haben wir weder Verheissung noch Exempel. Κοινωνία 2. cordium, eine G emeinschafft der Hertzen/ hertzlicher affect en und Begierden/ Act. 4, 32. wie von der ersten Kirche geruͤhmet wird Actor. 4. Die Menge der G laubigen ist ein Hertz und eine Seele/ dann wir sind alle ein Rom. 12, 5. Leib/ Rom. 12. in dem die Gliedmassen geordnet sind und seyn sollen ad mutuam συνέργειαν \& συναγωνισμὸν, daß sie einander helffen und mit- kaͤmpffen sollen; Das Auge kan nicht sagen zur Hand/ oder das 1. Cor. 12, 21. 26. Haupt zun Fuͤssen: Jch darff euer nicht/ 1. Corinth. 12. ad mu- tuam συμπάϑειαν, daß sie Mitleiden mit einander haben und tragen/ So ein G lied leidet/ so leiden die andern alle mit/ also auch die Glaubigen als Glieder Christi. 3. Vocum \& linguarum, Der Stimme und Zungen/ im Gebet/ im Leben und Bekaͤntnuͤssen ist aller Glaubi- Predigt. Glaubigen eine Stimme/ sie ruffen einhelliglich: Wir glauben alle an einen GOTT/ ꝛc. Vater unser im Himmelreich/ ꝛc. 4. Bonorum Ecclesiæ, die G emeinschafft der Kirchen- G uͤter/ darzu hat einer so viel Recht als der ander/ wovon drunten mit mehrerm. Niemand bilde ihm allhie ein/ irgend eine Platon ische Gemein- schafft der zeitlichen Guͤter/ da alles theil und gemein/ niemand nichts eige- nes behalten/ oder ein widertaͤufferisch Chaos, davon bey Sleidano zu lesen. Dergleichen zwar faule Schlingel gerne sehen/ lieber Fische essen als fan- gen/ lieber das Honig saugen als samlen; ist aber Gottes und zwar dem achten und zehenden Gebott zuwider/ darinn die division, Theiluug und Absonderung der zeitlichen Guͤter fund irt und gegruͤndet/ dannenhero auch der weise Salomon saget: Reiche und Arme muͤssen unter Prov. 22, 2. einander seyn/ dann der HERR hat sie alle gemacht. Zwar an- fangs in der ersten Mutter-Kirche zu Jerusalem Actor. 4. hat die Noth Act. 4, 32. eine communion und Gemeinschaft der zeitlichen Guͤter erfordern wol- len/ aber sie waͤhret nicht lang/ war auff eine gewisse Zeit abgesehen und ge- stifftet/ zur Vorsorge der kuͤnfftigen/ vor Augen schwebenden Trangsahlen/ Verfolgung und Gefahr/ dieselbe desto leichter zu uͤbertragen; Sie haben wol gewust/ daß alles bald werde in die Rappus kom̃en/ darumb haben sie bey zeit alles versilbert/ wie bey August. zu lesen. Sie war voluntaria, stund Augustin. l. 3. Doc t r. Christ. c. 6. Act. 5, 4. 9. einem ieglichen frey nach seinem Belieben und Wilkuͤhr dieselbe mitzu- halten oder zu lassen/ wie Petrus solches Ananiæ und Sapphiræ fuͤrwirfft. Sie war particular, gieng nicht einen iedweden an/ vielweniger exem pla- ris, daß man sie noch heut zu Tage nachahnen solte/ sintemal dieselbe Vr- sach/ warumb sie solche Gemeinschafft gehalten/ uns/ Gott Lob/ heute zu Tage nicht treibet/ so ist demnach solche Gemeinschafft der Guͤter auch nicht von noͤthen. Am allermeisten aber gehoͤret hieher die G emeinschafft aller G lieder des gantzen geistlichen Leibes mit dem Haupt Chri- sto/ zu gemeinem Genuͤß. Wie das Einhorn nur ein Horn hat/ so hat die Kirche nur ein Haupt/ schreibet Theodoretus. Vnd bestehet demnach Theodo- ret. q. 44. in Numer. Ioh. 15, 1. 2. Pet. 1, 4. Esa. 53, 3. Act. 9, 16. solche G emeinschafft mit dem Königlichen H aupt Christo in der G emeinschafft 1. Substantiæ, des geistlichen Weinstocks und der Goͤtttlichen Natur selbst. 2. Passionum, der L eiden/ in dem Er unsere Schmertzen auff sich geladen/ und unsere Kranckheit getragen/ so sollen wir auch umb seines Namens willen leiden. Sechster Theil. F f f 3. Bene- Die Drey und Dreissigste (Fuͤnffte) Ioh. 1, 16. 3. Beneficiorum, der Gut- und Wolthaten; Von seiner 1. Cor. 1, 30. Fuͤlle haben sie alle genommen G nade umb G nade/ Er ist uns gemacht von GOTT zur Weißheit/ zur G erechtigkeit/ zur Phil. 4, 13. H eiligung und zur Erlösung; Jch/ sagt St. Paulus/ vermag alles/ durch den/ der mich maͤchtig machet/ Christus. 4. Of- ficii, des Königlichen Ampts/ dann wir sind geistliche Koͤnige/ Apoc. 1, 6. Apoc. 1. und der Herrschung uͤber alle Creaturen. II. Κοινωνία nominis, die Gemeinschafft des Namens; Ps. 45, 14. Devt. 32, 10. 1. Pet. 2, 9. daß die Kirche genennet wird Christi Gespons/ Freundin/ Tau- be/ Eigenthumb und erworbenes G ut/ des Koͤniges Tochter/ der Augapffel des HERREN/ das Koͤnigliche Priesterthumb; so viel Vnterthanen/ so viel Koͤnige/ gleich wie vorzeiten des Pyrrhi Legat von Rom gesagt/ daß er daselbst gesehen so viel Koͤnige als Rath-Herren Ezech. 48, 35. sind. Jehova schamma, hie ist der HERR. Gott wohnet in ihr/ sie ist mit dem Blut Christi besprenget/ wer sich an ihr vergreiffet/ der ist ein sacrilegus; sind solche Namen/ die ein iedes glaubiges/ Christ- liches Hertz auff sich zu ziehen/ nicht nur aber den Namen; Es sind nicht tituli sine re und blosse Namen ohne Warheit; sondern auch sich der That und Warheit selbst zu troͤsten. III. Κοινωνία regia curæ, die Gemeinschafft der Koͤnig- lichen Vorsorge; Ein Vater hat ja fleissiger Sorge zu seiner Tochter/ als zu seinen mancipi en; ein Ehemann zu seinem Weib als Maͤgden: Also auch Christus zu seiner geistlichen Gespons/ als zu einer frembden: Amos 9, 8. 9. Er schonet ihr/ Sihe/ spricht Er selbst Amos 9. die Augen des HERREN/ HERREN sehen auff ein suͤndiges Koͤnig- reich/ daß ichs vom Erdboden gantz vertilge/ wiewol ich das H auß Jacob nicht gar vertilgen will/ aber doch sihe/ Jch will das H auß Jsrael unter allen H eyden sichten lassen/ gleich wie man mit einem Siebe sichtet/ und die Körnlein sollen nicht auff die Erden fallen. Er straffet sie mit Maß/ seuberlich/ Gleich Esa. 5, 5. c. 65, 8. als wann man/ sagt er Esa. 65. Most in einer Trauben findet/ und spricht: Verderbe es nicht/ es ist Segen drinnen/ also will ich umb meiner Knechte willen thun/ daß ich nicht alles ver- derbe. Er bewahret sie als wie eine Henn ihre Kuͤchelein/ er traͤget sie auff Predigt. auff Adlers-Fluͤgeln; die Statt Gottes bedarff keiner Mauren/ wie dort Babylon/ der Herr ist ihre feurige Maur; Auff sie sind sonderlich bestellt die πν ματα λειτουγικὰ die Heiligen Engel/ die Mahanaim/ die Wacht zu Ebr. 1, 4 . Gen. 32, 2. 2. Reg. 6, 17. Rom. 3, 2. c. 9, 4. Ps. 87, 3. Dothan; die Gottlosen entgelten der Frommen. IV. Κοινωνἰα regiorum κειμηλίων, die Gemeinschaft der Koͤniglichẽ Kleinodien; Jhr gehoͤ- ret die Kindschafft/ die Heiligkeit/ der Bund/ das Gesetz/ der Gottesdienst/ die Verheissung/ sonderlich des Worts und der Sacramenten/ herrliche Dinge werden in dir geprediget/ du Statt Gottes. V. Κοινωνία regiæ libertatis ac immunitatis, die Ge- meinschafft der Koͤniglichen Freiheit; Sie ist ein Koͤnigliches Gen. 47, 22. v. Riv. ad Exod. p. 484. vid. Cluv. p. 64. Act. 16, 37. Priesterthumb/ wie die Priester in Egypten frey waren/ also ist auch die Gespons Christi frey von des Gesetzes Schuld/ hie hat Blatz gleichsam σεισάχϑεια, das ist/ die Vergebung der Suͤnden/ hieher gehoͤren die privi- legia und Freyheiten der Roͤmischen Burger Actor. 16. Alle Fehd hat nun ein Ende. VI. Κοινωνία Regii convivii, die Gemeinschafft der Koͤ- niglichen Evangelischen Mahlzeit/ das ist der Gnade und Gaben des Heiligen Geistes/ wir sollen an seiner Tafel gespeiset werden/ wie Me- 2. Sam. 9, 7. 2. Pet. 1, 4. phiboseth/ da werden auffgetragen μέγιςα καὶ τίμια ἐπαγγέλματα, die groͤssesten und theuersten Verheissungen/ das honigsuͤsse Manna des trost- reichen Evangelii/ der Leib und das Blut Christi/ die gemaͤsteten Ochsen repræsent iren Christum/ der da ist das Lamb Gottes/ die fruͤhgejagte Hindin. VII. Κοινωνία regiæ hæreditatis, die Gemeinschafft des Koͤniglichen Erbes/ des ewigen Lebens; Diß sind ja herrliche Schaͤtze! wem wolt nicht dagegen die Welt/ und was drinnen ist verleiden? wer wolte nicht alles mit Paulo fuͤr rejectamenta und fuͤr Schaden ach- Phil. 3, 7. 8. ten? Was verbeuts/ daß wir nicht abermal mit Mose sprechen aus Devt. 4. \& 33. Last dem Tuͤrcken/ dem Kaͤyser seinen Pracht/ der Paͤpsti- Devt. 4, 7. 8. \& 33, 29. Ps. 45, 14. schen Kirchen ihren eusserlichen ornat und Huren-Stirn/ Des Koͤni- ges Tochter ist und bleibet gantz herrlich innwendig ge- schmuͤcket. Es ist aber von dieser geistlichen Gemeinschafft in Christo droben in Erklaͤrung des andern Articuls außfuͤhrlich gehandelt worden. VIII. Κοινωνία cultuum \& rituum substantialium, die Gemeinschafft des Gottesdiensts und wesentlichen Kirchen- G ebräuche und Ordnungen/ was sonst anlangt die andern zufaͤl- F f f 2 ligen Die Drey und Dreissigste (Fuͤnffte) lige und wandelbare adiaphora und Mitteldinge/ behaͤlt die Kirche ihre Gal. 5, 1. Freyheit: als die frey ist von dem Joch der Mosaischen Satzungen; da ligt nichts dran/ ob man in einer Kirch die privat-absolution halte oder nicht; die Feyertage halte oder nicht; die Zehen Gebott an einem Ort theile wie am andern oder nicht; Vater unser oder unser Vater sage; Chor-Hembd habe oder nicht; den exorcismum in der Tauffe observ ire oder nicht; das Heilige Abendmahl mit der Hand nehme oder nicht; da behaͤlt die Koͤnigin die Christliche guͤldene Freyheit und Oberhand/ die Rom. 14, 1. 1. Cor. 8, 12. c. 10, 23. knechtische Dienstbarkeit muß weichen; da soll man den falschen Bruͤ- dern nicht ein Haar weichen/ doch damit der Christlichen Klugheit und Liebe nicht vergessen werde. II. Symphonia formata, Eine wolbestellte Music; bey einer Music soll sie wol klingen/ finden sich unterschiedliche toni, gradus, ordines, chori und Auffzuͤge/ in schoͤner Ordnung/ Form und Gestalt zu- sam̃en gefuͤget: Also in der Kirche Christi gehet es alles ehrlich und ordente 1. Cor. 14, 40. lich her/ und geschicht zur Besserung. Es hat die Kirche ihre gewisse hie- rarchias, und Staͤnde/ gleichsam als drey Choͤr/ darein sie abgetheilet; Sie hat ihre ordines und Kirchen-Ordnungen/ darinn beschrieben/ wie es soll gehalten werden mit den predigen und deren Abtheilung/ Feyer- und Fest-Tagen/ Gebet und Betstunden/ Gesang und Orglen/ Catechismus und Schulen/ Ceremonien bey der Tauffe und Abendmahl/ bey der Ordi- nation, bey Kinder-Tauff/ Hochzeiten/ Begraͤbnuͤssen/ Ordnung des Kir- chen- Convent s/ Visitation, Censur. Es sind solche wolverfassete Ordnungen/ davon Augustinus schreibet/ daß gleich wie kein gottseliger und gewissenhaffter Mensch sich aufflehnet wider die Heilige Schrifft/ kein Verstaͤndiger wider die Vernunfft/ also auch kein Friedsamer wider die Kirche und dero angetroffene Gebraͤuche; wie man eine Ordnung fin- det/ so soll man sie lassen/ frembde Leute wollen offtmal etwas besonders haben/ sind aber uͤbel berichtet. III. Symphonia separata \& divisa, Eine abgesonderte und zertheilte Music/ von den dissonantibus, die einen boͤsen Nach- klang haben; Jn der Music gehet es so her/ daß man die dissonanti en/ die sich nicht wollen reimen und schicken/ abschaffet/ sonst gibts ein Katzen- Geschrey; und das ist eben der Vnterscheid unter einer figuͤrlichen und Matt. 18, 17. Act. 10, 28. Luc. 27, 28. gemeinen Music: Also ist in der Kirche geordnet die excommunicatio, der Bann/ wer sich nicht in die Ordnung schicken und reimen will/ den halt man als einen Heyden und Vnchristen/ in dem man ihn außschliesset von Predigt. von der (nicht zwar nothwendigen/ sondern) freyen Gesell- oder Gemein- schafft und Versamlung; doch gehet diese excommunicatio per gradus, Erstlich ist minor, der kleinere Bann/ wann man einen außschliesset von der Gevatterschafft/ von seinem Stul oder Sitz in der Kirche/ von dem Heiligen Abendmahl: Darauff folget major, der groͤssere/ wann man einen außschliesset von Hochzeiten und geistlichen Bruͤderschafft: End- lich maxima, der allerschwereste und groͤsseste Bann/ daß man einen dem 1. Cor. 5, 11. 2. Thess. 3, 14. Sathan uͤbergibet/ maranatha aus ihm machet uud verflucht; Es ist auch noch ein Bann/ der heisset virtualis, ist der jenigen/ so sich gleichsam selbst bannen/ die von uns außgehen/ sind alle im fundament und Grund des Glaubens irrige Kaͤtzer und Rottirer/ nemlich nicht nur die blinden im Papstumb/ sondern auch die uͤberwitzigen im Calvinischen Jrrthumb: diese wollen sich zwar unter die Augspurgische Confession s- Genossen mit einmischen/ und ihren Koth unter dem Pfeffer verkauffen. Aber wie sie sich selbst abgesondert durch eine sonderbare Confession, also sind sie auch durch die Augspurgische Confession abgesondert/ und bleiben abgesondert/ so lang sie sich in ihrẽ falschen Wahn steiffen/ und der Warheit nicht weichen werden/ das improbant secus docentes, Art. 10. wer- den sie nicht außwischen/ wann die Augspurgische Confession saget: Wir verwerffen alle/ so da anders lehren; Mit Jrrglaubenden moͤgen wir wol Gemeinschafft haben/ was die Noth-Freundschafft be- trifft/ wann man beysammen wohnen und leben muß in einer Policey/ Buͤndnuͤß mit einander auffgerichtet/ in Mahlzeiten/ im Ehestande (so fern die Ehe schon versprochen und geschlossen) in Noth-Reisen und andern eusserlichen Handel und Wandel/ wohin auch gehoͤret die Noth-Tauffe in casu necessitatis, im Nothfall/ wann mann es nicht anders haben kan; Aber keine Gemeinschafft ist erlaubt quoad officia libertatis, was die Chur-Freundschafft belanget/ in solchen Dingen/ Haͤndlen und Geschaͤff- 2. Cor. 6, 14. seqq. ten/ deren man wol kan eruͤbrigt bleiben. IV. Symphonia proportionata infirmitati humanæ, Eine Music die gerichtet ist nach dem Zustand/ Faͤhigkeit und Schwachheit des menschlichen Lebens; Jn einer Music gehets nicht allezeit gleich her/ es gibt seltzame Tripel/ es koͤnnen nicht alle dissonanti en gerade abgeschaffet werden/ der Componist und Capellmeister muß da das beste thun/ den hartlautenden Stimmen helffen mit Pausen/ semitoni en/ mit schnellen durchlauffenden Fusen/ mit Colorirung der tonorum: Also gehet es auch nicht in der Kirche gleich her/ die Einigkeit F f f 3 der Die Drey und Dreissigste (Fuͤnffte) der Kirchen hat zwey gefaͤhrliche extrema, disseit Syncretismum, den Mischmasch der religion en/ deren die im fundament unterschieden/ davon die Friedens-Pfeiffer viel Jahr ihr Siren en-Lied gesungen: Jenseit Puri- tanismum, die eusserste Reinigkeit/ und unmoͤgliche Vollkommenheit/ da man alles auffs hoͤchste treibt/ und wie man pflegt zu reden/ alles zu Boltzen drehen will/ wann zum Exempel/ vorzeiten die Meister von hohen Sinnen in Engelland/ der Koͤnigin Elisabethen liturgiam und Kirchen-Ordnung nach der Genvischen form iren und richten/ alle alte Mittelding und Cere- monien abschaffen/ Chor-Hembder/ Creutz/ Knie-beugen/ Bilder/ Weiber- Tauffe in dem Nothfall/ von welchen zu anderer Gelegenheit weitlaͤufftiger gehandelt wird abschaffen wollẽ. Das Schiff Christi seglet hie mittẽ durch/ gibt zu und von/ scheidet Mittelding von dem Noth-Werck/ und bequemet sich nach der menschlichen Schwachheit/ ruͤttelt nicht leichtlich die krancke Gliedmassen/ und wirfft nicht alles auff einmal uͤber einen Hauffen/ durch unzeitige reformation- Sucht und gefaͤhrliche Enderung/ wohin dann auch gehoͤret die moderation, daß man gefallene Suͤnder nicht alsobald hinaus stosse und dem Teufel uͤbergebe/ gleichwol auch nicht halßstarrige Suͤnder verzaͤrtle; Die Außlegung des Catechismi gibt einen feinen Auß- schlag/ Die Schwachglaubigen/ sagt sie: so etwan von einem Fehl uͤbereilet werden/ denen ihr Fehl leid ist/ und in Traurig- keit kommen/ soll man auffnehmen/ mit sanfftmuͤthigem G eist unterweisen/ und mit der Verheissung dapffer troͤsten; Aber die Hartnaͤckigen/ so die Kirch zur Besserung nicht hoͤren wollen/ soll man offentlich straffen/ auff daß sie schamroth werden/ sich bekehren und bessern; Gleich wie kein Element gantz lauter und rein/ die Welt bestehet aus contrariis: Dieses ist die Symphonia und G emeinschafft der Heiligen/ nemlich die ver- einigte/ ordentliche/ abgesonderte/ proportion irte Music/ Einigkeit und Vbereinstimmung aller G liedmassen in dem geistlichen Leibe Christi. Luth. tom. 1. Ien. p. 315. So glaube ich demnach mit Luthero eine G emeine der Hei- ligen; Jch glaube/ daß in dieser Gemeine alle Ding gemein sind/ und eines ieglichen Guͤter des andern eigen/ und niemand nichts eigen seye; darumb mir und einem ieglichen Glaubigen alle Gebet und gute Werck der gantzen Gemeine zu Huͤlffe kommen/ beystehen und staͤrcken muͤssen zu aller Zeit im Leben und Sterben/ daß also ein ieglicher des andern Buͤrde Predigt. Buͤrde trage/ Galat. 6. Jch glaube/ daß diese unsere Kirche Gal. 6, 2. Augspurgischer Confession seye eine einige Kirche; Zwar es muß unsere Kirchz bey Paͤpstlern und Calvinisten uͤber die Maß uͤbel hoͤ- ren/ sie seye nicht einig; Concordia discors Hospiniani ist bekant/ und der hieraus gesogene Katzen-Krieg Foreri: da wird den Leuten eingebil- det/ so bald Luthers religion auffkommen/ haben sie sich in viel Secten und Rotten getrennet/ vielerley Kirchen- agend en: geaͤnderte Confession en: Summa es seye die Kirche mit dem Schwindel-Geist geschlagen: Son- derlich muͤssen die neuliche Tuͤbingische und Hessische paroxysmi her- halten. Wir gestehen 1. differentias in adiaphoris, Vnterscheid in Mitteldingen/ wissen uns aber auch der alten regul zu entsinnen: Discrepantia jejunii non ponit dissonantiam fidei, Aus dem Vnterscheid der Ceremonien folget nicht alsobald der Vnterscheid des Glaubens und der Lehre; Ceremoniæ adiaphoræ liberas habent observantias, Cere- monien und Mieteldinge darff man frey halten oder lassen/ schreibet Au- August. ep. 118. gustinus; Wir gestehen 2. paroxysmos und Spaltungen; dergleichen aber auch erschienen zwischen Paulo und Barnaba; Chrysosto- Act. 15, 39. mo und Epiphanio; Augustino und Hieronymo; der Orientalischen und Occidentalischen Kirchen uͤber der Zeit Oster-Fests/ wann es solte gehal- ten werden? 3. Nævos, Fehler/ auch in fundamento, im An- fang/ ehe die controversia und der Streit gnugsam declar irt und erlaͤu- tert worden; deren die Heu und Stoplen auffs fundament gebauet/ so im Feuer der Anfechtung verbrant/ ihnen aber an ihrer Seligkeit nicht hinder- lich gewest: dergleichen schisma ist vorgangen in der Africanischen Kirche mit dem Bischof von Carthago/ Cypriano, dessen Jrrthumb gewest/ die Tauffe der Kaͤtzer gelte nichts/ und daß die jenigen/ so von Kaͤtzern getaufft/ muͤsten widerget aufft werden; Hingegen war Stephanus der Roͤmische Bischof allzustreng/ der hieß Cyprianum einen falschen Christen/ einen falschen Apostel und betruͤglichen Arbeiter. 4. Scandala, Erger- Matth. 13, 25. c. 18, 7. Act. 20, 29. 1. Cor. 11, 18. nuͤsse in Lehr und Leben/ die der Feind saͤet unter den Weitzen/ so bald aber dieselbe ruchtbar und bekantlich werden/ so feyret die Christliche Kirch nicht/ sie bessert/ sie straffet/ sie warnet und mahnet ab mit St. Paulo 1. Cor. 1. Rom. 16. Jch ermahne euch/ lieben Bruͤder/ durch den 1. Cor. 1, 10. Rom. 16, 17. Namen unsers HErren Jesu Christi/ daß ihr allzumal einer- ley Rede fuͤhret/ lasset nicht Spaltungen unter euch seyn/ son- dern Die Drey und Dreissigste (Fůnffte) dern haltet fest an einander in einerley Sinn und Mey- nung. 2. Wir sondern uns ab durch die offentliche Confessio- 1. Ioh. 2, 19. nes und Bekäntnuͤssen/ wir gehen aus von Babylon/ nach der Ver- Apoc. 18, 1. mahnung Apoc. 18. Gehet aus von Babylon/ mein Volck/ daß ihr nicht theilhafftig werdet ihrer Suͤnden. 3. Wir heissen v. Gerh. l. 2. C. C. pag. 1292. For. inbell. Vbique. unsere Anklaͤger fuͤr ihren eigenen Thuͤren fegen; Zwar das pra- len ist groß bey den Papisten/ sonderlich Forerus schneidet gewaltig auff/ Concordia, spricht er: fidei inter membra Catholicæ Ecclesiæ semper fuit, hodieq́ue est plus quàm adamantina, nullo violabilis ævo. Die Ei- nigkeit des Glaubens in der Catholischen Kirchen ist iederzeit so fest be- standen als eine Demantine Kette/ wird auch in Ewigkeit nicht auffgeloͤset werden: Aber O wie viel Vnterscheid im fundamento? wann man nur betrachtet den Articul von dem Haupt der Kirchen: Jch will nicht sagen von der Vneinigkeit der Paͤpste/ Concili en/ Ordens-Leute im neulichen Closter-Kriege/ da zween Hund an einem Bein genaget/ und nichts als den Schatten davon getragen/ der Gelehrten/ sonderlich in der contro. vers von der Empfaͤngnuͤß der Mutter Gottes; allein/ sag ich/ von dem fundament und Haupt der Kirchen/ wann einer sagt: Der Papst ist uͤber die Concilia, der ander/ der Papst ist nicht uͤber die Concilia: Heisset das einig seyn? Jst das nicht eine formalis contradictio, ein innerlicher Selbst-Krieg? Jenes will Spanien/ Jtalien/ und die Jesuiter: dieses Franckreich und die andern Laͤnder in Europâ. Jst eine Einigkeit da/ so ist sie violenta, gewaltsam/ Antichristisch/ gleich einer Sack-Pfeiffe/ mit Ioh. 41, 6. Luc. 11, 18. deren Dudithius das Concilium zu Trient verglich; oder gar eine Sa- thanische Einigkeit. Endlich 4. vermahnen wir auch zur Einträchtigkeit und Zusammenstimmung/ der jenigen Seyten/ so abgelauffen und in ein dissonan tz gerathen. Wuͤndschen nichts mehr von Hertzen/ als daß ein all- gemeiner/ bestaͤndiger/ auffrichtiger und vor Gottes Gericht verantwort- licher Kirchen- und religion s-Fried im Roͤmischen Reich moͤchte erwecket/ auffgerichtet und stabil iret werden/ daß das arme verfuͤhrte Volck bekehrt/ von Woͤlfen uno Miedlingen erloͤset/ das Reich Christi gemehret/ und des Teufels Reich zerstoͤret werde. Wir selbst unter andern/ die wir durch die norm und tabulatur der unveraͤnderten Augspurgischen Confession zu- sammen gestimmet sind/ vermahnen uns unter einander ad sympa- thiam, zur Mitleidigkeit/ sonderlich bey diesen Zeiten/ da abermal Jammer Predigt. Jammer und Noth/ ein neu Feuer außgebrochen/ und unsere unschuldige Glaubensgenossen das Bad außtrincken muͤssen; man sihet/ wie die Pa- pisten sich zusammen thun; da ligt uns nun ob/ wie gesagt 1. συμπάϑεια, das hertzliche Mitleiden/ daß wir uns bekuͤmmern umb den Scha- 1. Cor. 12, 26. den Josephs; Aber was thut man? Jene unsere Glaubensgenosstn an- derswo weinen/ winseln und seuffzen/ wir jubiliren/ jauchzen und freuen uns. 2. Συναγωνία \& συμφωνία precum, die Mitkaͤmpffung und Vbereinstimmung des Gebets/ daß wir in unsern Versam- lungen zusammen tretten/ Gott ein stimmig mit Hertz und Mund anruf- fen: Andere wachen/ wir schlaffen/ Gott mag die religion versorgen/ erhal- ten/ wir haben und wollen damit nichts zu thun haben. 3. Συνέργεια, Die Beyhůlffe und Mitwuͤrckung im burgerlichen Leben/ Nonné spoliator es, schreibet Basilius, qui quæ dispensanda accepisti propria reputas? est panis famelici, quem tu tenes. Bistu nicht ein Rauber/ wann du das jenige dir zu eigen machest/ was du außzutheilen empfangen hast? das jenige das du bey dir hast/ ist des Hungerigen sein Brod/ ꝛc. 4. Συνεπισκοπία, die gemeine Auffsicht auff anderer Leute Leben und Wandel. Ein ieder Christ ist seinem andern Mit- Christen zu einem Bischof gesetzt/ denselben vor zeitlichen und ewigen Schaden zu warnen/ und zum Himmelreich zu befoͤrdern. Keiner soll fuͤr sich selbst allein seyn/ wie die zu Lais ein still sicher Volck/ die nicht Iud. 18, 7. mit andern Leuten zu thun hatten. Wir sind nicht Einsidel sondern Chri- sten und Miterben der Gnaden. Basilius scribit in illud, destruam horrea mea; Cur optari facis à pauperibus sterilitatem, cur non sentiant beneficia fœcunditatis te auctionante precium, te condente frumentum, optant potius nihil nasci, quam te de fame publicâ ne- gotiari. Latrocinium hoc an fœnus appellem? Iosephus sanctus horrea ape- ruit non clausit, ita Ambros. Endlich troͤsten wir auch die Kirche mit ihrer eigenen Ei- nigkeit selbst; Wir troͤsten sie aus der vorigen Zeit mit dem neuen guten Stande/ daß sie aus dem verwirreten Babel erloͤset und befreyet: die symphonia Israelitica, der Lob-Gesang den die Kinder Jsrael an dem rothen Meer einhellig sungen/ war ein Triumph-Lied/ Exod. 15. Also diese Christliche symphonia triumphiret uͤber dem Heydni- Exod. 15, 1. seqq. schen und Antichristischen Egypten/ und wir kommen also zur Gemein- schafft der Heiligen/ Hebr. 12. Wir troͤsten die Kirche in præsenti, Hebr. 12, 23. mit dem gegenwaͤrtigen Zustand der gnaͤdigen Erhoͤrung. Sechster Theil. G g g Die Die Vier und Dreissigste (Sechste) Die Symphoni in einer Music ist von Natur angenehm zu hoͤren; Nun kan keine menschliche Music so wol gestimmet seyn/ es klinget in Gottes Ohren weit lieblicher die Symphoni und Einstimmung der Hertzen/ des Gottesdiensts/ sonderlich des Gebets/ in der Litaney/ wann da/ sagt der Herr Christus im Griechischen/ zween uͤbereinstimmen werden/ Matth. 18, 19. 20. Matth. 18. so sollen sie erhoͤret werden: Was ist die Vrsach? Dann ich bin mitten unter ihnen/ als der Jmmanuel/ Mittler/ Advocat und Fuͤrsprecher/ πᾶν πρᾶγμα, alle Ding/ darumb wir bitten/ solle uns ge- waͤhret werden. Wir troͤsten die Kirche in futuro, mit zukuͤnff- tiger Herrligkeit: wie die liebliche Symphoni, die Music ein Vorspiel ist der himmlischen Symphoni, da die Heiligen Engel das τρισάγιον, Esa. 6, 3. Heilig/ heilig/ heilig ist unser GOTT! einer gegen dem andern in holdseliger fugâ singen: da der heiligen zwoͤlff Botten Zahl/ die lieben Propheten all/ die theuren Maͤrtyrer allzumal/ loben dich Herr mit grossem Schall: Also ist die Symphonia der streitenden Kirchen ein præ- ludium und Vorspiel der Symphoni in der triumphirenden Kirchen/ da wir werden einander lieben und Gott loben ohne Neid und Streit/ in holdseliger Wonn und Freud. Darzu helffe uns allen die wesentliche/ selbstaͤndige Freud/ die hochgelobte Dreyeinigkeit/ Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ hochgepreiset in Ewigkeit/ Amen. Die Vier und Dreissigste Vber den dritten Articul/ Von der Kirch/ Die Sechste Predigt/ Von der Heiligkeit der Kirchen. G Eliebte in Christo: Wol dir Jsrael/ wer ist dir Devt. 33, 29. gleich? sagt Moses Devt. 33. Aschrecha Jisrael mi Camocha am? sind Mosis letzte und sehr bedenck- liche Wort/ mit welchen er seinen Schwanen-Gesang ge- zieret und versiegelt nach seinem langen Thau-Regen und Segen: welches elogium und Segen-Spruch ist I. Elo- gium Predigt. gium comparativum, Ein Vergleichungs-Wort; Es wendet Moses sein Lux-Auge auff die umbligenden Heydnischen/ abgoͤttischen Voͤlcker und Koͤnigreiche/ betrachtet zwar eins Theils derselben zeitliches Gluͤck/ Flor und Wolstand/ Mann und Macht; Aber anders Theils den Mangel der Goͤttlichen Gnade/ daß sie seyen ein Volck ohne Liecht/ ohne Gnad/ ohne Gott/ ohne Hoffnung/ daß ihnen nichts gemangelt/ als das beste in dieser und jener Welt/ das hoͤchste Gut/ in dem wuͤsten/ abscheu- lichen Zustand/ greulicher Abgoͤtterey/ in Hafften und Stricken der Sa- thanischen servitut: Er wendet aber auch sein rechtes Auge auff das auß- erwehlte Volck Gottes/ Gottes Eigen- und Heiligthumb/ erweget bey sich selbst dieses Volcks/ so zwar noch in der Wuͤsten wallete/ und von aussen ein schlecht ansehen hatte/ Wahl/ Loß und Theil/ Beruff/ Absonderung/ Burger-Recht/ Gnaden-Regen und Segen/ Adel/ Hoffnung des irrdi- schen und geistlichen Canaans/ bricht demnach in diese Lob-Wort aus: Wol dir Jsrael! wer ist dir gleich? Darauff per se folget die star- cke negatio: Niemand ist dir gleich. II. Elogium gratulatorium, Ein gluͤckwuͤndschendes Lob! Wol dir Jsrael! Gluͤck zu Jsrael! gratulor! Jch wuͤndsche dir Gluͤck und Heil! wie kan ichs lassen/ daß ich dir nicht solte gratul iren wegen der grossen Ehr? da doch dir Gott selber gratul irt/ wann das Volck gen Himmel hinauff ruffet: Wer ist dir gleich? Exod. 15. so Exod. 15, 11. ruͤfft Gott vom Himmel herab: Wer ist dir gleich? Ja es wird geschehen/ daß nicht nur ich allein/ sondern auch alle Voͤlcker werden dich æstim iren/ admi riren/ zustimmen und sagen: Wann sie hören wer- Devt. 4, 6. 7. 8. den alle diese Gebott/ so werden sie sagen: Ey welche weise und verstaͤndige Leute sind das/ und ein herrliches Volck? dann wo ist so ein herrlich Volck/ zu dem Goͤtter so nahe sich thun/ als der HERR unser GOTT/ so offt wir ihn an- ruffen? und wo ist so ein herrlich Volck/ das so gerechte Sit- ten und Gebott hat/ als alle diß G esetz/ das ich euch heutiges Tages fůrlege? da dann Moses wol ein Prophet gewest; dann frey- lich diese gratulation mehrmal/ sonderlich da diß Volck im hoͤchsten Flor und zenith gestanden/ solenniter von der Koͤnigin aus Reich Arabia ab- geleget worden/ 1. Reg. 10. Es ist die Weißheit dieses Volcks/ der Brunn 1. Reg. 10, 8. 9. gewest/ daraus alle Philosophi ihre Weißheit geschoͤpffet/ und ihre Gaͤrten G g g 2 damit Die Vier und Dreissigste (Sechste) damit besprentzt: Die Roͤmer haben ihr Gesetz von den Griechen/ die Griechen von den Hebreern/ die Hebreer von Mose erschoͤpfft und ein- pfangen. III. Elogium excitatorium, Ein Auffmunterungs- Wort/ dadurch das Volck Jsrael angefrischet worden zur Erkaͤntnuͤß solcher herrlichen Gutthaten/ zur Verwunderung und Danckbarkeit/ in Erwegung/ daß sie solches nicht von sich selbst haben/ du hast/ O Volck Gottes/ nicht Vrsach gehabt dich zu ruͤhmen und zu sagen: Meine Krafft und meiner Hände Staͤrcke haben mir diß Vermoͤgen Devt. 8, 17. c. 9, 4. c. 7, 6. außgerichtet; nicht umb deiner Gerechtigkeit willen/ Devt. 9. sondern aus Gnaden; Es haͤtte ihm Gott wol ein ander Volck aus den Japhi- ten erwehlen koͤnnen/ es muste nicht eben Sem seyn; Er haͤtte Loths Kin- Exod. 32, 10. Devt. 14, 12. Matth. 3, 9. der erwehlen koͤnnen/ es muste nicht eben Abraham seyn: und wie es auch nahe daran gewest/ haͤtte Er dich gantz außrotten/ und aus Mose ein neu Volck erwecken koͤnnen; Er haͤtte auch aus den Steinen Abraham koͤn- nen Kinder erwecken. Nun meine Liebsten/ wer an Jsraels statt kommen/ dem gebuͤhret auch Jsraels Lob: Sie die Juden sind außgestossen/ sie gehen herumb zum Scheusal/ Sprichwort und Spott unter allen Voͤlcken/ wir sind nun- Devt. 28, 37. 1. Pet. 2, 9. mehr das außerwehlte Geschlecht/ das Koͤnigliche Priesterthumb/ das Volck des Eigenthumbs/ das heilige Volck; darumb moͤgen wir auch wol einander ansehen und sprechen: Mi camocha? Wer ist dir gleich? und uns vergleichen/ nicht nur mit den umbligenden/ abgoͤttischen/ aber- und falschglanbigen Voͤlckern/ sondern gar mit den alten vor Christo le- benden Juden selbst/ als die wir im Neuen Testament die κρείττονα erlebt/ 2. Cor. 3, 9. 1. Tim. 3, 16. das Ampt der uͤberschwenglichen Klarheit/ daß GOTT ge- offenbaret im Fleisch; Wir moͤgen einander auch gratul iren/ und einander auffmuntern zur Erkaͤntnuͤß und zur Danckbarkeit. Dann wie kom̃en wir Teutschen/ ja wir Straßburger eben vor andern/ zu dem Liecht und Glantz/ daß wir ein solch heilig Volck worden? ist lauter unverdiente Gnade; Wir haben biß dato der Kirchen nobilit ät/ quiddit aͤt/ verit ät/ unit aͤt betrachtet/ folget in der Ordnung Sanctitas, dero- selben Heiligkeit; Daß wir dieselbe anietzo recht moͤgen lernen erken- nen/ uns druͤber verwundern/ mit danckbarem Hertzen und Munde prei- sen/ darzu wolle der heiligmachende Geist uns mit seiner Gnade reichlich beywohnen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. Wann Predigt. W Ann wir dann uns in den Chor der Nicenischen Vaͤter stellen und mit zustimmen und bekennen eine heilige Christliche Kirche/ oder wie die Schrifft redet: Kahal kedoschim, Psal. 89. Kahal chasidim, Psal. 149. So verstehen wir principa- Ps. 89, 6. Ps. 149, 1. liter und zuvorderst sanctitatem gratiarum, die Heiligkeit der Gnaden/ damit der Tempel Gottes geadelt und gezieret/ und in specie sanctitatem υι῾οϑεσίας, den hohen Adel der Kinder Gottes/ welche der allerheiligste Vater des Liechts von Ewigkeit her erwehlet/ in Ephes. 1, 4. Col. 1, 12. Iac. 1, 18. Ioh. 17, 17. 1. Tim. 4, 5, der Zeit tuͤchtig gemacht/ welche er in der Zeit widergeboren und geheiliget durch das Wort der Warheit/ dadurch alles geheiliget wird. 2. Sancti- tatem lotionis \& indumenti, die Bad- und Kleid-Heiligung/ deren die Christus der Allerheiligste in der Heiligen Tauffe mit seinem Blute gereiniget/ und ihnen selbst worden zur Heiligung imputativè, die Er mit sich selbst gekleidet/ geschmuͤcket und gezieret/ laut der Apostolischen Dan 9, 24. 1. Ioh. 1,7. Eph. 5, 26. 1. Cor. 1, 30. Gal. 3, 27. Ambros. l. 4. hexaëm. 8. Wort/ so viel ihrer getaufft sind/ die haben Christum Jesum angezogen. Ecclesia speciosa est, ut luna; fulget enim non suo, sed Christi lumine \& splendore sibi accersito de Sole justitiæ, ut dicat: vivo autem jam non ego, vivit verò in me Christus, schreibt Ambrosius, das ist: Die Christliche Kirche ist schoͤn wie der Mond/ dann sie glaͤntzet nicht zwar durch ihr eigen/ sondern Christi Glantz und Liecht/ welches sie an sich genommen und bekommen von der Sonne der Gerechtigkeit/ daß sie sagen mag: Jch lebe ietzo/ nicht aber ich/ sondern Christus lebet in mir; doch wie der Mond seine Mackeln behaltet/ also auch die Kirche. 3. Sancti- tatem Spiritus sancti initiationis, die Einweyhung des Hei- Eph. 5, 26. ligen Geistes/ der uns geheiliget durchs Wasser-Bad/ Jhr 1. Cor. 6, 11. Luc. 1, 35. seyt abgewaschen/ ihr seyt geheiliget; Gleich wie Christus das Haupt der Kirchen ist von dem Heiligen Geist empfangen: Also ist die Heilige Kirche auch voll des Heiligen Geistes/ daß sie lebe/ schreibt Gre- Greg. M. super Psal. pœnit. 2. Tim. 1, 9. Ioh. 17, 17. c. 16, 13. 2. Sam. 8, 7. 2. Pet. 1, 4. gorius M. daß wir geweyhet seyen zum heiligen Beruff/ zum Gehoͤr und Leitung des allerheiligsten Worts/ zur Gemeinschafft des allerheiligsten Tisches/ da wir das heiligmachende Blut Christi und seinen allerheiligsten Leib empfangen/ wir sollen an seiner Tafel gespeiset werden wie Mephibo- seth/ da uns auffgetragen werden μέγιςα καὶ τίμια ἐπαγγέλματα, die theuren und Werthen Verheissungen/ das honigsuͤsse Manna des Evan- gelii/ der Leib und das Blut Christi/ der gemaͤstete Ochs/ das Lamb Got- G g g 3 tes/ Die Vier und Dreissigste (Sechste) tes/ die fruͤhgejagte Hindin; zu Gottes Ehr in Christen-Orden gesetzt und Deot. 7, 6. geweyhet/ du bist ein heilig Volck GOTT deinem HErren/ Eph. 1, 11. Luc. 1, 75. dich hat GOTT dein HERR erwehlet zum Volck des Eigenthumbs/ aus allen Völckern/ die auff Erden sind. Zur Gemeinschafft der Heiligen/ zur ewigen Seligkeit/ das ist die Hoff- Eph. 1, 18. nung unsers Beruffs/ das Erbtheil seiner Heiligen. II. Sanctitatem justitiæ inchoatam, Ein heilig Leben 1. Cor. 1, 2. und Wandel; dann darumb werden wir auch heilig genennet/ 1. Cor. 1. Erstlich sanctitate fidei, wegen der Heiligkeit des Glaubens/ dadurch unsere Hertzen beschnitten und gereiniget sind. 2. Sanctitate finis, wegen des heiligen Zwecks/ welcher ist die Ehre des Allerhei- ligsten/ Christi Jesu. 3. Sanctitate vitæ, wegen der Heiligkeit im Leben und Wandel/ abgemessen nach der regul des Goͤttlichen Worts/ den zehen Gebotten Gottes/ deren Summa ist/ Leben σεβῶς, Tit. 2, 12. δικαίως καὶ σωφρόνως, fromm/ gerecht und ehrbar/ daraus fliessen heilige Gedancken/ Wort und Wercke; Zwar alles in grosser Schwachheit/ Ps. 32, 6. Prov. 20, 9. 1. Ioh. 1, 8. Iac, 3, 2. darumb auch alle Heiligen ihn anruffen umb Vergebung; Wer kan sagen/ ich bin rein in meinem Hertzen/ und lauter von Suͤn- den? Wann wir sagen/ wir haben keine Suͤnde/ so verfuͤh- ren wir uns selbst/ wir suͤndigen alle sehr viel; doch daß es Schwach- heiten seyn/ und nicht habitual- Fehler/ angewoͤhnet fluchen/ sauffen/ rasseln/ Sabbath schenden/ ꝛc. Moͤchte iemand sprechen: Jst dem also/ ist die Kirche nicht ohne Fehl und Mangel/ warumb ruͤhmet dann St. Paulus die Braut Christi so hoch? Eph. 5. sie sey herrlich/ sie habe keinen Flecken/ Runtzel oder des etwas/ sondern heilig und Eph. 5, 27. unstraͤfflich? Antwort: Er redet de officio \& debito, von dem was geschehen soll/ de sanctitate imputata, von der zugerechneten Gerechtig- keit Christi/ dadurch die Runtzeln und Flecken bedeckt sind/ de consum- matione, von der endlichen Vollkommenheit/ wann das dritte consum- matum est wird gesprochen werden in jenem ewigen seligen Leben. 4. Sanctitate ἀσυλίας, wegen der geistlichen Sicherheit und vaͤterlichen Vorsorge; Was heilig ist/ das ist unversehrlich und unzerstoͤrlich; in allen Sprachen heisset heilig/ was durch irgend einen salva guardia und Schutz-Hand also verwahret/ damit mans nicht ver- sehren koͤnne. Dannenhero die Roͤmischen Ehrnholde (ίεροβατάνην) Sagmina Predigt. Sagmina, Eisenkraut (von welchem Wort Sanctus kommet) zu tragen pflegten/ wann sie zu den außlaͤndischen Feinden/ ihre Werbung abzulegen gezogen/ zu einem Zeichen der Vnversehrligkeit: Also ist die Kirche heilig/ vide Plin. 22, 2 . dieweil sie ist ἄσυλος, in dem Goͤttlichen salvo conductu und Geleits- Briefe/ Schutz und Schirm/ sicher/ ohn alle Gefahr/ durch die Goͤttliche Henn-Adler- ja Vater-Sorge/ Gott draͤuet mit seinem Finger: Wer euch/ sagt Er/ antastet/ der tastet meinen Augapffel an! Num. 22, 12. Ps. 105, 15. Zach. 2, 8. Ier. 30, 11. c. 46, 28. 2. Reg. 6, 17. Esa. 65, 8. so werth ist die Kirche/ so bewahrt Er sie/ so verwahrt Er sie auch per pa- ternam tractationem, durch die vaͤterliche Zuͤchtigung/ Er zuͤchtiget mit massen: per mahanaim \& custodiam Angelicam, durch der Engel Schutz und Wacht/ als Jacobs kleine Herde/ Elis æ Schul zu Dothan/ ja es geneust die Welt der Kirche/ die sonst laͤngst waͤre untergangen; Gleich als wann man Most in einer Trauben findet/ und spricht: Verderbe es nicht/ es ist ein Segen drinnen/ also will ich umb meiner Knechte willen nicht alles verderben; Es haͤtte Sodom genossen der zehen Gerechten/ wann sie nur da gefunden Gen. 18, 32. Act. 27, 24. und gewesen waͤren. Jm Schiff Pauli geniessen seine Gefaͤhrten seiner des heiligen Apostels. Es sind deren viel ie und allezeit gewest/ die an der Gemeine Christi haben wollen zu Rittern werden/ Cyclopen/ Tyrannen und Verfolger/ aber sie haben ihren blutigen Distel-Kopff zerstossen/ und endlich sagen muͤssen: Vicisti Galilæe ! Es wird bißweilen eine Zeit lang die Christliche Kirche dafuͤr angesehen/ sind Wort Lutheri uͤber den Propheten Oseam als waͤre v. D. Luth. tom. 8. Witteb. p. 264. \& 407. gar kein Richter mehr fuͤrhanden/ der solche Gifft steuren koͤnte; Aber der Zorn Gottes/ der solches nicht ungerochen laͤsset/ ist nicht lange außgewe- sen. Dann also fagt man von Eccio, daß er mit einer sterblichen Kranck- heit sey umbgeben worden/ und da fuͤr ihm auff dem Bette eine Messe ge- halten ist worden/ weiß ich nicht/ was der unsinnige Mensch von vier tau- send Goldguͤlden geredt hat/ sich aber wenig bekuͤmmert umb das/ das da von dem ꝛc. Moͤnche in der Messe ist gehandelt worden/ und nicht lang hernach/ so hat ihn die fallende Kranckheit uͤberfallen/ daß er darnach nicht mehr hat reden koͤnnen/ und hat also der arme Mensch zugleich mit in dem Blut seine Seele außgespiehen. Welcher Kaͤyser/ Koͤnig/ Fuͤrst oder Herr in dieser Welt ist nicht gestrafft worden/ wann er sich unterstanden hat die Kirche zu verfolgen? Welchem ists iemal wol und gluͤcklich hin- aus gangen/ der Abgoͤtterey beschuͤtzet und vertheidiget hat? Jsts nicht wahr? Die Herren/ so in der erste wol und seliglich regieret haben/ als- bald Die Vier und Dreissigste (Sechste) bald sie begunt haben die Kirche zu verfolgen und zu plagen/ die sind in grosse greuliche Gefahr/ Jammer und Noth daruͤber kommen/ das nicht zu glauben ist. IV. Sanctitate externâ, Wegen der eusserlichen Heilig- keit der Sacramenten/ Rechte/ Empter und Ampts-Gaben; Der un- 1. Cor. 7, 4. glaubige Mann ist geheiliget durch das Weib/ \& contrà, das unglaubige Weib durch den Mann/ sonst wären eure Kinder unrein/ so sind sie aber heilig/ spricht St. Paulus/ wegen des Rech- tes zum Heiligthumb/ wegen der Sacramenta/ wegen des heiligen Ampts; das durch gewisse von der Kirchen erkohrene/ von dem Heiligen Geist mit schoͤnen Ampts-Gaben/ außgeruͤstete Personen verwaltet wird/ dann es ist die Christliche Kirche als die Braut Christi 1. prædæ Ps. 68, 13. dispensatrix, Sie als die Haußehre theilet den Raub aus; Sie ist die heilige Mutter/ die da saͤuget ihre Kinder mit den beyden Bruͤ- sten des Alten und Neuen Testaments/ sie widergebaͤret/ waͤschet/ ziehet an/ weidet mit dem Wvrt der Warheit. 2. Regina, eine Koͤnigin/ Ps. 45, 14. Psal. 45. die die jura majestatis hat/ sie ist frey in den adiaphoris und Mit- teldingen; ob sie wol ratione ordinis ihre officiant en hat/ so ist sie doch Koͤnigin und Meisterin derselben/ wanns unrecht hergehet/ so hat sie Macht alles in die Ordnung und in die rechte Tabulatur zu richten. Daher wann die Ordnung zerruͤttet wird/ die Hirten zu Woͤlfen werden/ die Hunde verstummen/ so muͤssen die Gaͤnse schnattern und den Feind verrathen: Wanns loh-hell brennet/ hat iederman Macht zuzulauffen/ Wasser zuzutragen und zu loͤschen. Wann die Woͤlfe eingerissen/ muß wehren wer kan und mag. 3. Judex controversiarum, eine Entscheiderin der 1. Cor. 2, 13. 15. Streitigkeiten in Glaubens-Sachen nach dem Gesetz und Zeugnuͤß unter dem obersten Richter dem Heiligen Geist; alles nach der regul und Richtschnur des Goͤttlichen Worts/ sie richtet und entscheidet durch disput iren/ sie uͤberzeuget die Widersacher ihres Jrr- thumbs/ was sich nicht bessern will/ das schneidet sie ab/ sie treibet ad Tit. 3, 11. ἀυτοκατὰ κρισιν, zur Selbst-Verdam̃ung/ das letzte Gericht behalt sie Chri- sto ihrem Koͤnige vor. 4. Oeconoma clavium, die Haußehre/ so die Schlůssel an sich traͤgt/ beydes/ in das Gefaͤngnuͤß zu binden und zu schliessen/ und dann auch zur himmlischen Schatzkammer/ die geist- lichen Seelen-Schaͤtze außzutheilen. 5. Custos thesaurorum Eccle- Predigt. Ecclesiæ, eine Verwahrerin der Kirchen-Schaͤtze/ des rechten innerlichen Heiligthumbs/ nicht der Toden-Beine oder anderer Paͤpsti- scher Greuel/ die man mit mehrer Vernunfft begrabete/ als theatrisi rete und auff die schau herumb truͤge; sondern der heilsamen so wol Biblischen als Kirchen-Schrifften und Buͤchern. Sie ist custos bibliothe- Rom. 3, 2. caria, die Buchhalterin des Göttlichen Worts/ daher heisset sie ςύλος καὶ ἐδραίωμα, eine Seul und Grundfeste der Warheit/ 1. Tim. 3, 15. gleichsam ein lebendiges repositorium, eine Vnterscheiderin/ Retterin/ Außlegerin/ Verkuͤndigerin und Bottin/ gleich der Ebreischen gefangenen 2. Reg. 5, 5. Ioh. 4, 42. Exod. 36, 6. Matt. 15, 5. Esa. 23, 18. Esr. 1, 7. 1. Sam, 21, 4. 2. Reg. 12, 18. c. 18, 15. Magd Naamans/ und des Weibs in Samaria; Aber zugleich auch eine Verwahrerin der eusserlichen Schaͤtze. Den Vberfluß und Mißbrauch straffet sie/ schaffets ab/ den rechten Gebrauch fuͤhret sie ein/ im Nothfall wann es zum gemeinen besten gereicht/ greiffet sie auch wol die Kirchen- Guͤter an/ wie Joas den Frieden erkaufft von Hasael. Hie erscheinet der rechte nimbus gloriæ, ein Schein der Herrligkeit: Die Heyden vorzeiten haben unter andern in ihrer ἀπο- ϑεώσει, den gemachten und erhabenen Goͤttern nimbos und Scheine an- gemahlet/ Fulminibus manes radiisq́ue ornavit \& astris, sagt der Poet/ Er hat der Verstorbenen Seelen mit Blitzen/ Strahlen und Sternen gezieret; denen es die Papisten hernach nachgeaͤffet; der Vrsprung kommt à nimbo Mosaico, von Mose/ der vom Berge herab gangen mit strahlendem Angesicht/ als ein Welt-Stern geleuchtet; Aber nimbus \& umbra erat, es war nicht mehr als ein Schein. Der rechte nimbus gloriæ, Glantz der Herrligkeit der wahren Kirchen und rechten Heiligen ist die Gnade Gottes/ Gerechtigkeit Jesu Christi/ und der herrliche Gaben-Schmuck des Heili- gen Geistes/ das scheinet/ das zieret/ das pranget/ mi camocha, heissets da/ Wer ist dir gleich? das machet einer Statt fuͤr Gott Devt. 33, 29. und aller erbaren Welt ein Ansehen/ deren Autori taͤt bestehet nicht so wol in viribus \& viris, einer volckreichen Macht/ als Heiligkeit/ Tugend und devotion zu Gott/ das ruͤhmet man und sagt: Ey welch weise und Devt. 4, 8. verstaͤndige Leute sind das/ und ein herrlich Volck! hingegen: O wol ein alber und undanckbar Volck/ das alle ornamenta laͤst sincken! Ja heilig ist eine solche Gottes-vergessene/ undanckbare Kirche ἀντιφραςι- κῶς, in dem widrigen Verstande/ davon man sagt auri sacra fames, der hei- Sechster Theil. H h h lige Die Vier und Dreissigste (Sechste) lige Gold-Hunger/ das ist der verfluchte Geitz; ist eine titular- Heiligkeit/ so da bestehet in Platten/ Kappen und Chor-Hembdern/ blossen Titul und vid. Lorin. ad act. 9. pag. 443. Baron. ad ann. 1044. 11. 5. genommen Ampt/ wie der Papst heilig heisset/ ob er gleich ein Boͤßwicht in der Haut/ der der Koͤnigin/ das ist/ der Christlichen Gemein/ dessen Schuͤtzer er seyn solte/ ihre regalia genommen/ und durch ein unertraͤgliches mono- polium allein an sich gezogen; das ist falsche Heiligkeit: wie auch der Moͤnche Heiligkeit/ die zwar die Welt fliehen/ aber in den Cloͤstern die Welt finden/ da sie mit der Welt streiten und siegen sollen/ lauffen sie davon wie luͤchtige/ untreue Soldaten. Catharina Senensis, die hochgehalten wird im Papstumb/ die litte Hencker-Marter/ daß sie dadurch Christi Exempel nachfolgete/ und fuͤr die malefi tz-Person leidete. Das ist Gotts- laͤsterliche Scheinheiligkeit/ welche aus den Menschen Goͤtter machet: Eine heuchlerische Heiligkeit/ die außwendig einen feinen Schein fuͤhrt/ und albern Leuten ein blauen Dunst fuͤr die Augen mahlet/ inwendig ists lauter Wust und Vnlust. Solte der Babylonischen Dam begegnen/ Nahum. 3, 5. was der hurischen Ninive/ deren Gott der Herr durch den Propheten Nahum gedraͤuet/ er wolle den Heyden ihre Bloͤsse und dẽ Koͤnigreichen ihre Schande zeigen/ das ist/ solten grosse Potentaten und Herren im Papstumb leiden moͤgen/ daß man der Roͤmischen Kirchen die Larv abzoͤge/ und dero verborgene Boßheit aus Gottes Wort entdecken doͤrffte. O was Vn- flath! was Greuel/ was boͤse Fruͤchte/ die vom Baum zeugen/ nemlich Luͤgen und Mord/ character des schwartzen Engels/ den Christus bezeich- Ioh. 8, 44. net Joh. 8. Eine ungewisse Heiligkeit/ dieweil niemand wissen kan/ wel- ches eigentlich die Gerechten seyn; die apparitiones und miracula nach dem Tode auff welchen der Papst seine Canonisation bauet/ sind betruͤg- lich/ und wie man im Papstumb lehret/ muͤssen sie von der Catholischen seblst-betruͤglichen Kirchen bewaͤhret werden/ sind solche miracula, welche 2. Thess. 2, 4. seqq. dem Sathan zu wuͤrcken/ eine schlechte Kunst ist: dafuͤr uns St. Paulus als Wercken des Widerchristes treulich gewarnet. Eine stoltze Heilig- keit/ wie sie genennet wird von dem Propheten Zephania/ die nicht nur den allerseligsten Gott zum Schuldner durch menschliche befleckt e merita machen/ vnd so viel an ihr denselben seiner Seligkeit entsetzen will/ ntemal seliger ist geben als nehmen/ sondern auch auff die ἀποθεώσιν Ca- nonisation den rothen Buchstaben im Calender zielet. Gottes Ehr is t der finis οὗ, er der heilige Phariseer ist finis ὧ. Die vom Allerheiligsten und zugerechnete Gerechtigkeit/ wird verhoͤnet/ und mit allerhand Schand - Namen verschimpfft: aber die Heiligkeit/ heiliges Verdienst und Buß Fran Predigt. Francisci, Dominici \&c. welche andern imput irt und zugerechnet wird/ die wird in Himmel erhoben. Sie moͤgen/ weil sie nicht anders wollen/ die Schale nehmen/ wir be- halten den Kern; sie moͤgen mit dem blossen Bild-Schatten und Schein- Werck vorlieb nehmen/ wir halten an der Warheit/ und sprechen Luthero Luth. Ca- tech. maj. art. 3. ex- plic. p. 499. nach: Jch glaube/ daß da seye ein heiliges Haͤufflein und Ge- meine auff Erden/ eiteler Heiligen unter einem Haupt Chri- sto/ durch den Heiligen Geist zusammen beruffen/ in einem Glauben/ Sinn und Verstand/ mit mancherley Gaben/ doch eintraͤchtig in der Lieb/ ohne Rotten und Spaktung. Derselbi- gen bin ich auch ein stuͤck und Glied aller Guͤter/ so sie hat/ theil- hafftig und Mitgenoß/ durch den H. Geist dahin gebracht und eingeleibet/ dadurch/ daß ich Gottes Wort hab und noch hoͤre/ welches ist der Anfang hinein zu kommen. Fidelis in Christo \& membrum Christi, si te non dixeris esse sanctum; ingratus es; dic Deo tuo: Sanctus sum, quia sanctificâsti me, quia accepi, non quia habui: quia tu dedisti, non quia ego metui: non est ista superbia elati, sed confessio non ingrati, schreibet August. Wann du ein glaubiges Gliedmasse Christi August. in Ps 85. bist/ und sagest nicht/ daß du heilig seyest/ so bistu undanckbar; Sage dero- halben zu deinem Gott: Jch bin heilig/ dieweil du mich hast geheiliget/ dieweil ichs empfangen/ nicht daß ichs von mir selber habe: dieweil du mirs gegeben/ nicht als haͤtte ichs verdienet: Das ist keine Ruhmredigkeit eines hochmuͤthigen/ sondern eine Bekaͤntnuͤß eines danckbaren Hertzen. Aber da huͤte dich/ daß du nicht luͤgest! dann ob wol wahr/ daß eine heilige Christenheit muß auff Erden seyn/ und solten gleich nur zween oder drey oder allein die getauffte junge Kinder (seyn dann der alten sind leider we- nig/ und welche es nicht sind/ die sollen sich nicht fuͤr Christen rechnen/ man solle sie auch nicht troͤsten/ als weren sie Christen/ sie antworten zwar wann man sie fraget/ bistu ein Christ/ Herr ja/ aber sie sprechen das schib Iud. 12, 6. boleth nicht recht und warhafftig/ sondern stamlend und lisplend aus/ sie sind Wider-Christen/ Feinde des Creutzes Christi/ neue Antinomer/ wann sie freventlich wider Gott suͤndigen/ den Namen Gottes enthei- ligen/ und doch unter deß heilige Leute seyn wollen/ sind leichtfertige Wag- haͤlse/ die es auff Gottes Gnade wagen/ suͤndigen frisch drein ohne scheu/ lassen sich beduͤncken/ es sey nur umb einen guten Seuffzer zu thun/ umb ein Brustschlagen/ umb ein Vater unser/ der Loͤß-Schluͤssel sey nicht ver- H h h 2 gebens/ Die Vier und Dreissigste (Sechste) gebens/ mit dem Blute Christi werde aller Vnflath abgewaschen/ pet mi- serere mei tollitur ira Dei, unsinnige tolle Narren! gleich dem/ der ihm selbst ein Messer an die Gurgel setzt/ sticht zu und sagt gewagt! die Artzney wird alles wider heilen) so ist doch die Heucheley gar groß. Col. 1, 12. Also glaube ich/ daß ich Danck sage/ nicht nur mit Wor- ten/ sondern mit einem gantz neuem heiligem Leben/ befleissige 1. Pet. 1, 16. mich der Apostolischen Vermahnung nachzuleben. Es stehet geschrie- ben: Jhr sollet heilig seyn/ dann ich bin heilig/ darumb auch Apoc. 22, 11. nach dem/ der mich beruffen/ heilig ist/ befleissige ich mich auch heilig zu seyn in alle meinem Wandel; ja ich bin auch bereit fuͤr die heilige Kirche heilig zu leiden/ bevorab anietzo/ da es leidens Zeit ist; hat Christus so viel gelitten fuͤr die Kirche/ warumb nicht auch in Mangel des Salarii, des Einkom- Gal. 6, 17. mens/ der Ergetzligkeit/ ja biß auffs Blut/ wie Paulus das Mahl-Zeichen Christi am Leibe zu tragen? Also sage ich Danck/ daß ich es ruͤhme/ dann wem wolten Devt. 33. 29. Psal. 73, 1. nicht die Raube-Berge der Welt/ das grosse Welt-Babel verleiden mit all ihrẽ Pracht? und contra sprechen/ Wol dir Jsrael/ du Berg Sion! Jsrael hat dannoch GOTT zum Trost/ sein groͤster Schatz ist Gott im Himmel/ Christus am Creutz/ und der Heilige Geist vom Him- mel herab gesendet/ Wer ist dir gleich? Jch trutze die Feinde der 1. Sam. 17, 26. Warheit wie David 1. Sam. 17. Wer ist der Philister/ dieser Vn- beschnittene/ der den Zeug des lebendigen Gottes hönet? Trutz/ daß mir Teufel/ Tyrann ꝛc. Schaden thun kan! thut ers/ so greiffet er Act. 9, 5 Gott seinen Augapffel an/ Es wird ihm schwer seyn wider den Stachel zu lecken. Gemach! moͤchte iemand sagen/ was ist das fuͤr vid. Luth. præfat. in Esa. Esa. 55, 11. Cant. 2, 12. ein wohl? ligt nicht die Kirche als ein Schaf-Stall mitten unter den Woͤlfen? ligt sie nicht der Roͤmischen Bestien im Rachen drinnen? muß sie nicht auch heutiges Tags winseln und klagen: Jch bin die Elende und Trostlose/ uͤber die alle Wetter der Truͤbsal gehen: Jch bin eine Blume zu Saron/ und eine Rose im Thal/ eine Rose unter den Creutz-Dornen? Das heist zwar/ wehe dir! fuͤr der Ver- nunfft: hingegen/ wohl in Franckreich/ wol in der Schweitz/ wol in Rosen/ dem das Gluͤckligt in der Schoß! Aber in Gottes Wort wohl dir! dañ das Ps. 46, 2. 3. 4. 5. 6. laut also Psal. 46. GOTT ist unser Zuversicht und Stärcke/ eine Huͤlffe in den grossen Noͤthen/ die uns troffen haben/ darumb Predigt. darumb fuͤrchten wir uns nicht/ wann gleich die Welt unter- gienge/ und die Berge mitten ins Meer sincken: Wann gleich das Meer wuͤtet und wallet/ und von seinem Vngestuͤm die Berge einfielen/ dannoch soll die Statt Gottes fein lustig bleiben mit ihren Bruͤnnlein/ da die heiligen Wohnungen Gottes sind/ dann Gott ist bey ihr drinnen ! Da im Gegentheil des Teufels Capell Gluͤck hat/ aber fortunam fallacem, es ist ein verborgen Vngluͤck/ kein festes/ sondern schlipfferiges Zeit-Gluͤck. Alexander der weltliche Gluͤck-Vogel ist laͤngst verschwun- den/ sein Gluͤck hat sich mit Vngluͤck geendet. Lazari des armen/ fuͤr der Welt ungluͤckseligen Bettlers Gluͤck waͤret ewig. Darumb saget Ose. 2, 1. euern Bruͤdern/ sie sind mein Volck/ und zu euern S chwe- stern/ sie sind in Gnaden. Dieses aber/ schreibet Lutherus, dieweil v. Luth. ad Oseam 2. tom. 8. Witteb. p. 249. mans in solcher Anfechtung schwerlich glauben kan/ daß man einen gnaͤ- digen Gott habe/ so befihlet der Prophet/ und doch Gott mehr durch den Propheten/ daß diese Stimm in der Christlichen Kirche nicht soll verschwiegen bleiben/ Ammi Ryhamo, Jhr seyt mein Volck/ Jch habe mich euer erbarmet/ ich will euch nicht von mir werffen/ ich will euch eure Suͤnden nicht zurechnen/ ich will euch nicht Waͤisen lassen/ ich will euch in euren Anfechtungen nicht stecken und verderben lassen/ will euch auch nicht unter die Gewalt des Todes und Teufels fallen lassen/ dann ihr seyt mein Volck/ und habe euch zu Gnaden auffgenommen. Dann ob ihr wol zu Zeiten gestrafft werdet/ so geschiehet es euch zum besten/ auff daß in euch die Suͤnde gepeiniget und getoͤdtet werde/ auff daß ihr euch Ehre samlet/ wie die tapffern Kriegs-Knechte/ daß in euch euer Glaube zunehme und wachse/ daß ihr mich in der Noth lernet anruffen/ daß in euch mein Name geehret werde/ auff daß meine Krafft in euer Schwach- heit vollkommen sey/ auff daß ich euch meinem Sohn gleichfoͤrmig mache/ erstlich in Creutz/ darnach auch in der Herrligkeit. Ein Schwein hat eine Weil gute Sache/ hernach wirds gestochen: Aber in fine videbitur cujus toni, das Ende wird alles offenbaren. Wol in dem letzten Todes- Kampff! wol im Triumph! wol am Juͤngsten Tage/ da ihm Christus selbst wird darstellen seine Gemeine/ die nicht hat einen Flecken oder Runtzel/ oder etwas dessen/ sondern daß sie heilig und unstraͤfflich seye/ Ephes. 5. Wol in Ewigkeit! Christus Jesus/ Eph. 5, 27. H h h 3 der Die Fuͤnff und Dreissigste (Siebende) 1. Cor. 1, 30. der Allerheiligste/ der uns gemacht zur Heiligkeit/ der wolle uns allen schencken den heiligmachenden Geist/ der uns heilige in der Goͤttlichen Warheit gantz durch und durch/ daß unser Geist sampt Leib und S eel behalten werde auff die Zukunfft 1. Thess. 5, 23. Jesu Christi/ 1. Thessal. 5. Das wird Er thun/ dann treu Er ist/ Amen. Die Fuͤnff und Dreissigste Vber den dritten Articul/ Von der Kirch/ Die Siebende Predigt/ Von dem Catholicismo oder von dem Namen der Catholischen Kirche. G Eliebte in Christo: Groß ist die Diana der Epheser! So schrie vorzeiten der tolle/ rasende und unsinnige Poͤfel Act. 19, 28. 34. zu Epheso bey zwo Stunden/ Actor. 19. Dann nach dem der grosse Goͤtzen-Stuͤrmer und Teufels-Banner St. Paulus in dieselbe abgoͤttische Statt kom̃en/ das Evange- lium geprediget/ daß der Name des HErren Jesu hochgelobet/ und das Wort des HErren gewachsen und zugenommen/ so war es dem Sathan nicht zu leiden/ der macht alarma in allen Gassen/ erwecket den Deme- trium, den Vortheil- und Gewinn-suͤchtigen Goldschmied und Zunfft- meister desselben Handwercks/ der muß der incendiarius und Laͤrmenblaͤ- ser seyn/ er fordert die Zunfft zusammen/ thut eine oration an sie/ in welcher er heraus streichet die grosse Dianam ihre Majestaͤt und Herrligkeit; Groß ist diese Diana 1. wegen des reichen Nutzens/ Hieron. in præfat. ep. ad Ephes. den man von ihr zu geniessen. Sie war πολύμαςος, wie sie Hieronymus nennet/ multimammia, eine fruchtbare Mutter/ die gute Milch geben/ sonderlich dem Handwerck wol eingetragen/ Demetrius machte derselben zu Ehren kleine silberne Tempel und Kirchlein/ die dem siebenden Welt- Wunder dem Tempel zu Epheso gleich und dessen controfet seyn solten/ welche Predigt. welche die außlaͤndische Anbeter als ein sonderbar geweyhetes Heilig- thumb pflegten zu kauffen/ davon hatte das Handwerck einen grossen pro- fit; Wie/ spricht er/ kommt dieser Paulus daher/ machet das Volck abfaͤllig/ uͤberredet und spricht: Es sind nicht Götter/ welche von Haͤnden gemacht/ so will es mit unserm Handel dahin gerathen/ daß er nichts gelte; Darumb fort mit diesem Paulo! Groß ist die Diana! Groß ist sie 2. von Majestät und Herrligkeit; Groß ist bißher ihre μεγαλειότης, Ansehen und Herrligkeit gewest in aller Welt; Lassen wir diesen frembden Juͤdischen Lotterbuben auffkommen/ so wird nicht allein Dianæ Tempel/ an welchem doch gantz Asia gebauet zwey hun- dert und zwantzig Jahr/ und ansehenlich verehret/ wie Plinius bezeuget; Plin. I. 36, 14, fuͤr nichts geachtet/ sondern dazu wird der Goͤttin Majestaͤt untergehen/ derohalben groß ist die Diana der Epheser! Groß 3. wegen der allgemeinen goͤttlichen Verehrung/ welcher gantz Asia und der Welt-Kreiß Gottesdienst erzeiget/ dieses ist die Catholische allgemeine religion, darumb groß ist die Diana der Epheser. Jst/ meine Liebsten/ eine Com œ di/ die man noch heut zu Tage ag irt/ der Teufel spielet einerley Spiel/ aͤndert nur die Personen und Mascara- den; wie es Paulo gangen/ so gieng es Luthero und allen feinen eiferigen Nachfolgern auff den heutigen Tag: So bald das Liecht gefchienen/ und von dem Prediger-Engel Luthero und seiner Klarheit die Erde erleuchtet worden/ da er aus Macht mit grosser Stimm geschrien: Sie ist gefal- Apoc. 18, 2. len/ sie ist gefallen/ Babylon die grosse! so hat er crabrones irrit irt/ ins Wespen-Nest gestochen/ es war Feuer im Dach allenthalben/ bald haben sich die geistlichen Demetrii und deren Anhang/ denen die Pfaffen Kohlen warm gemacht/ herfuͤr gethan/ die geistlichen Kauffleute/ wie sie Johannes nennet Apoc. 18. das ist/ die Ablaß-Kraͤmer und Simonisten/ v. 11. welche ihr palli en und præbend en mit Geld vom Papst erkaufft/ aus dem Gottesdienst ein Gewerbe gemacht/ und sich bey ihren Pfruͤnden/ Cano- nicat en wol befunden; die haben auch geruffen/ schreyen und schreiben ohn Vnterlaß: Romana Diana magna! Groß ist die Roͤmische Diana! die Roͤmische Dam. Groß ist sie usu, wegen des reichen Nutzen; dann sie die Kauffleute/ die Pr æ laten/ sind reich davon worden/ Apoc. 18. Groß von Majestät; dann sie ist eine Koͤnigin/ v. 30 sie spricht Die Fuͤnff und Dreissigste (Siebende) sie spricht in ihrem Hertzen: Jch sitz und bin eine Koͤnigin/ vers. 7. Dio l. 51. ja gar eine Goͤttin/ gestalt dann (als Dio bezeuget) der Heydnischen Statt Rom anders nicht als wie der grossen Dianæ zu Epheso geopffert worden; geschiehet dem Paͤpstischen Rom noch; Koͤnige/ Fuͤrsten und Herren ziehen dahin/ neigen sich gegen ihr/ und unterwerffen ihre Haͤupter diesem einigem Haupt; Was sag ich von Menschen und Fuͤrsten? Die Geister in der Lufft/ ja die untersten Geister oder die genii ehren und erzittern fuͤr ihr/ und erkennen ihre himmlische Gewalt und Macht/ so sie auff Erden Lipsius in præfat. admir. fuͤhret/ So streichet sie Lipsius der Roͤmische Schmarutzer heraus. Groß ist sie catholico cultu \& nomine, der allgemeinen Verehrung und Namen nach/ daß sie sich nennet catholicam Ecclesiam, eine allgemeine Kirche; dann damit pranget das Bellarm. l. 4. de Eccl. c. 4. Tanner. part. 2. anat. A. C. demonstr. 1. n. 21. Papstumb. Dieses/ schreibet Bellarminus, seye die vornemste/ und erste oder hoͤchste nota und Kenn-Zeichen der Kirchen; diesen Namen wollen sie uns nicht gestehen noch goͤnnen. Der Jesuit Tannerus schreibet: Vn- sere Kirche hat den Titul catholica gebraucht und von ihr außgeschrieben nun in die funffzehen hundert Jahr. Als in dem neulichen Colloquio charitativo, in dem Gespraͤch und Spiegelfechten zu Thoren in Preussen/ dem Paͤpstischem Theil zugemuthet worden/ sie solten sich Roͤmisch Catho- Schön- hoff. sess. 22. lisch nennen Vnterscheids halber; dawider protest irt Schoͤnhoff der Je- suit und saget/ es seye dieser Name Catholicus nun in sechszehen hundert Jahr bey ihnen ohne Streit/ in friedlicher Besitzung gebraͤuchlich gewesen; er koͤnte demnach in keine Neuerung einwilligen. Lasset uns/ meine Liebsten/ vielmehr vernehmen veram magni- tudinem Ecclesiæ Christi, die warhafftige Groͤsse der reinen Kirchen Christi/ die Groͤsse des Nutzens aus den geistlichen G naden- G aben/ damit sie gezieret; die Majestaͤt aus ihrer Heiligkeit; den Catholicismum aus der Verwandschafft der reinen Lehre/ mit dem uralten rechten Catholischen Aposto- lischen G lauben; Von welchem ietzo in der Furcht des Herren fruchtbarlich zu handeln/ wolle uns der warhafftige allgemeine Koͤnig Christus/ der von einem Meer zum andern/ uͤber Himmel und Erden herrschet/ mit seiner Gnade erscheinen/ daß alles gereiche zu senen Ehren/ Amen. Es ist Predigt. E S ist zwar an dem/ in unserm Nicæno oder vielmehr dem vermehrten und verbesserten Constantinopolita- no Symbolo stehet das Wort Catholica außtruͤcklich; Credo Ecclesiam catholicam; Lutherus hats verdolmetschet Christlich: wird deßwegen im Papstumb uͤberaus unguͤtlich tract iret und gehalten/ als haͤtte er das Wort Catholicam außgekratzt. Tan- Tanner. part. 1. anat. de- monstr. 3. p. 60. Compos. pacis c. 1. q. 7. p. 11. nerus nennet ihn sacrilegum Apostolici Symboli falsarium, einen Kir- chen-Raͤuber und Verfaͤlscher des Apostolischen Glaubens; Compositio pacis trifft es! die setzet auff die Frage: warumb Luther einen Abscheu gehabt vor dem Wort καϑολικὸν, daß er es gegeben hat. Nicht die allge- meine/ sondern Christliche Kirche? Diese Antwort: dieweil er sich besorget/ es moͤchte sein Glaube und Kirche dem gemeinem ungelehrsa- men Volck verdaͤchtig und verhasset werden/ wann sie sehen und verneh- men/ daß dieselbe nicht were catholica, allgemein/ wie sie von den Aposteln und Patribus beschrieben were/ und was des laͤsterns mehr ist; Sed canis lunam! Was schadets dem Mond/ wann ihn gleich ein Hund anbillet? Jst Lutherus ein Falsarius und Verfaͤlscher/ so sinds laͤngst vor ihm gewest Cyprianus und Epiphanius; die Meintzische Agenda des Ertz- Bischoffen Sebastiani anno 1513. außgangen/ da eben stehet; Eine hei- lige Christliche Kirche; es stehet noch zu beweisen/ daß das Wort Catholica in dem Symbolo Apostolico gestanden/ es sind starcke con- D. Gerh. l. 2. Cons. Cath. part. 1. p. 1298. August. l. 1. de fide \& symb. jectur en fuͤrhanden/ daraus zu vermuthen/ daß das Wort Catholica in dem Apostolischen Glauben nicht gestanden; Ruffinus legt das Wort nicht aus; Cyprianus und Epiphanius lassens aus; Augustinus setzt hinzu Sanctam utique catholicam; da das Wort utique exege- ticum, ein Außlegungs-Wort ist/ und das vorhergehende gleichsam er- klaͤret/ nicht textuale, das in Text gehoͤret. Pacianus Bischoff zu Barci- Pacian. in epist. 1. ad Sympho- riam. v. Voss. p. 27. de trib. Symb. apup So- zon. l. 7, 4. nona in Spanien/ der zu Hieronymi Zeiten gelebt/ schreibet: Zur Apostel Zeiten hab man das Wort Catholicam noch nicht gebraucht/ sey aller- erst zum Vnterscheid der Kaͤtzer/ der Arianer und Donatisten auffkom̃en/ zur Zeit Theodosii, deßwegen von den alten Kaͤysern ein besonder edict. L. cunctos populos, tit. de summâ Trin. \& fide Cath. auffgesetzt worden/ daß die allein/ welche von dem Articul der H. Dreyeinigkeit recht geglaubet/ den Namen Catholici haben/ die andern alle fuͤr Kaͤtzer gehalten werden Sechster Theil. J i i sollen. Die Fůnff und Dreissigste (Siebende) Baron. ad An. 43, 17. sollen. Baronius kan dieses Namens antiquit aͤt nirgend her beweisen/ als aus dem Symbolo Apostolico, aber mit solchem Beweiß gehet er in circulo und im Creutzgang hernmb spatzieren. Jst also Lutherus kein falsator und Verfaͤlscher. Warumb er aber fuͤr das Wort Catholisch/ Christlich gesetzt? ist geschehen nicht aus Betrug oder Haß wider dieses Wort; dann er ja diß Wort behalten in art. Smal. 12. seinem grossen Lateinischen Catechismo p. 400. in den Schmalkaldischen Articuln klar gebraucht; in der Erklaͤrung des dritten Articuls/ Gleich wie er die gantze Christenheit auff Erden beruffet; und in den bekanten Gesang: Wir glauben all an einen Gott: Die gantze Christenheit auff Erden hält in einem Sinn gar eben/ ꝛc. sondern studio 1. biblico, dieweil dieser Name Christlich Act. 11, 26. Biblisch ist; so wurden die ersten Christen genennet Actor. 11. dieweil sie von Christo/ durch Christum in Christlichem Wandel/ zu Christo ge- fuͤhret werden. 2. Studio Germanismi, als der allenthalben so viel moͤglich sein Absehen auff den Teutschen Mann gehabt; Das Wort Catholica ist Griechisch/ dessen Verstand dem gemeinen Mann ohne Erklaͤrung dunckel und unbekant; im Gegentheil das Wort Christlich mehr beruͤhmt/ allermassen wie er sich selbst erklaͤret in der Rand-Gloß/ so in tom. 6. Jen. fol. ult. zu finden; Catholica kan man nicht besser deutschen/ dann Christlich/ wie bißher gesche- hen/ das ist/ wo Christen sind in aller Welt/ dawider tobet der Papst/ und will seinen Hof allein die Christliche Kirche ge- heissen haben/ leuget aber wie der Teufel und sein Abgott. 3. Studio differentiæ, zum Vnterscheid unter bloß-Catho- lisch und Christ-Catholisch; Was (wann die regula Liri- nensis gelten solt) allenthalben/ zu allen Zeiten/ von allen geglau- bet wird/ das ist der Catholische Glaube; subsumo: Daß der Wein besser seye als das Wasser/ glaubet iederman zu allen Zeiten/ an allen Orten/ darumb muͤste das ein Catholischer Glaube seyn; O Thorheit! setzte man nicht das Wort Christlich hinzu/ so wird das Reich des Anti- und Wi- der-Christen eine Catholische Kirche seyn und heissen koͤnnen. Dieweil wir dann nun das Niceno-Constantinopolita- num Symbolum erklaͤren/ ist von noͤthen/ daß wir von dem Wort Catho- Predigt. Catholisch handlen/ was es heisse und bedeute. Was heist dann nun Ecclesia catholica oder Christiano-catholica, die Christ-Ca- tholische Kirch? Antwort/ eine solche Gemeine/ die da ist I. Catholica loco, an allen Orten/ da Christus angenom̃en und außgebrei- tet wird; Ecclesia catholica, schreibt Augustinus, græcè appellatur, quod August. ep. 170. per totum orbem terrarum diffunditur, die Kirch wird mit dem Grie- chischen Wort Catholisch genennet/ dieweil sie durch die gantze Welt sich erstreckt/ ἐν ὄλη τῆ γῆ, die allgemeine/ und nicht gestuͤckte oder gestuͤm- lete Kirche/ welche an keinen gewissen Ort oder Winckel gebunden/ sondern an allen Orten zu finden/ 1. actu, wuͤrcklich und thaͤtig/ dieweil Christus vorzeiten unter allen nation en gepredigt und angenommen wor- den/ seine Schnur in die gantze Welt außgegangen/ laut der Propheti- schen Weissagung Altes Testaments/ und dem klaren Befehl Christi Matth. 28. Gehet hin in alle Welt/ ꝛc. daruͤber hingegen die Heyd- Matth. 28, 19. Col. 1, 6. nische oracula verstummet; dergleichen keiner Kirch begegnet; Die Heyd- nische religion hat sich auch allenthalben außgebreitet/ aber stuͤckweise; eine iede nation hatte ihren besondern Gott und Goͤtzendienst. Die Ju- den waren im Lande Canaan/ wiewol sie hernach in alle Welt disperg iret worden/ dannenhero Petrus schreibet: πρὸς τοῦς ἐν τῆ διασπορᾶ, an die 1. Petr. 1, 1. so hin und her zerstreuet sind. 2. Virtute, der Krafft und Tugend nach/ dieweil die Kirche gleich einer Mutter mit offenem Schos und dar- gereichten Haͤnden alle Voͤlcker von allen Orten und Enden auffzuneh- men begehret und auch kan; in welchem Verstande auch die erste Pfingst- Kirche Actor. 2. Ecclesia catholica, eine allgemeine Catho- Act. 2, 42. lische Kirche hat koͤnnen genennet werden. 3. Negativè, dieweil sie an keinen gewissen Ort gebunden; nicht an die Africanische Winckel/ nicht an den Roͤmischen Stul. II. Catholica subjecto, dem Volck nach/ sie wird die allgemeine oder allemanns Catholische genennet/ dieweil sie sich erstrecket auff alle Menschen in allerley Volck ohn ansehen der Person/ Act. 10, 34. Eph. 2, 14. Ps. 24, 1. Gal. 3, 28. nach dem der Zaun gebrochen/ und aus Heyden und Juden ein Volck worden. III. Catholica tempore, der Zeit nach/ dieweil die Kirche allezeit gewaͤhret und waͤhren soll biß an Juͤngsten Tag/ Die Pforten Matt. 16, 18. der Höllen sollen sie nicht uͤberwältigen; wiewol sie leuchtet in un- J i i 2 gleichem Die Fůnff und Dreissigste (Siebende) gleichem Glantz und Schein: Vnd ob sie wohl bißweilen μάρανσιν oder σβέσιν erfahren/ und eine Verdunckelung oder Finsternuͤß außstehen muͤs- sen; so hat doch Gott allezeit geistliche emunctores geschickt/ muthige Helden/ wie gewesen Enos/ Moses/ Elias/ Johannes der Taͤuffer/ Luthe- rus; da im gegentheil die Juͤdische Synagog/ was den Levitischen Got- tesdienst/ die Vorbilder und Ceremonien anlanget/ ihre Endschafft er- reichet/ (ob wohl πατρῶος Θεὸς, der alte Vaͤter-Gott quoad substantiam, dem Wesen nach iederzeit gewesen und geblieben wie er ist) und in der Asche zu Jerusalem begraben worden/ die Heydnische Abgoͤtterey ist zerstoͤret/ die Oracula sind verstummet/ der boͤfe Geist/ der die Heydnische Tempel inge- habt/ hat sich getrollet. IV. Catholica Christiano sensu \& concentu fidei, Wegen des C hrist- C atholischen Glaubens in C hristum/ und dessen (nicht von aussen her erholten/ sondern) intestino oder in- wendig in der Schrifft selbst/ durch Schrifft erklaͤrten Ver- stand; Chava oder Eva ist gewesen das Symbolum Adæ; Jobs Glau- Iob. 19, 25. be ist bekant/ Job 19. Jch weiß daß mein Erloͤser lebt/ wie auch Abrahams/ Mosis/ Davids Glaube ist erschollen in der Heiligen Schrifft; Pauli deßgleichen Symbolum und Glauben/ darauff er sich gesteiffet/ hat geheissen πατρῶος Θεὸς, der Vaͤter Gott/ das bekenn ich dir/ saget er Act. 24, 14. zu dem Landpfleger Felix Actor. 24. daß ich nach diesem Wege/ den sie eine Secten nennen/ diene ich also dem GOTT meiner Vaͤter/ und ich glaube alles/ was geschrieben stehet im Gesetz und den Propheten; Eben derselbe Glaube ist hernach in der gantzen Christenheit bekant worden/ ist noch heutiges Tags aller rechtschaffenen Christen Glaube und Bekaͤntnuͤß/ aber in dem Verstand/ in welchem der- selbe von den Propheten und Aposteln fuͤrgetragen/ erklaͤrt und außgeleget worden. Welche religion in holdseligem concent ohne Wider- und uͤbel-lauten der dissonan tz mit den Schrifften der allgemeinen Welt- Do- cto ren und ersten uraͤltesten Stifftern der Kirchen Christi in der gan- tzen Welt/ das ist/ der heiligen zwoͤlff Botten und Apostel/ sonderlich St. Pauli uͤbereinstimmet/ die ist die rechte Catholische religion im Werck Aug. l. de verâ relig. c. 5. und in der That selbst. Augustini Wort sind bedencklich/ wann er schrei- bet: Neque in confusione paganorum, neque in purgamentis hæreti- Καθολικὸν λέγεται διὰ τὸ διδάσκειν καθολικῶς καὶ ἀνελλιπῶς ἄπαντα εἰς γνῶσιν ἀνθρώπων ἐλϑεῖν ὁφείλοντα δόγματα Cyrill. Hierosol. Catech. 18. corum, Predigt. corum, neque in languore Schismaticorum, neque in cæcitate Judæo- rum quætenda est religio, sed apud eos solos, qui Christiani, Catholici vel Orthodoxi nominantur, Es ist die rechte religion und Lehre nicht zu suchen bey den Heyden/ noch Kaͤtzern/ noch Schismaticis, noch blinden Juden/ sondern bey denen jenigen/ die Christen/ Catholische und Recht- lehrige genennet werden/ das ist/ die Auffrichtigkeit bewahren/ handhaben/ und der Warheit nachgehen. Summa/ C hrist- C atholisch ist recht C atholisch/ nicht Papst-Catholisch/ nicht Roͤmisch-Catholisch; die C hristlich- C atholische Kirche ist die jenige/ die C hristum allein fuͤr ihr Haupt erkennet: nach der regul C hristi und dem Munde des HErren/ glaubet/ hoffet/ thut/ alles zu C hristi Ehr befoͤrdert/ daß es alles C hristus fuͤr die seinen erkeñen kan/ C hri- stum fuͤr das fundament des Glaubens bekeñet/ und ihn nicht anders einbildet/ als er ist/ und sich in seinẽ Wort geoffenbaret. Kommen wir nun abermal auff den Augenschein/ und besehen/ wo zu finden sey Ecclesia catholica, die wahre C hrist- C atholische Kirche? da wird sich bald herfuͤr thun der Vnterscheid unter weiß und schwartz/ Liecht und Finsternuͤß/ unter Christ-Catholisch und Roͤmisch Catholisch: Vnter der Groͤsse der Babylonischen Dam und der rechten Braut Jesu Christi/ unter dem blossen Namen und Titul Catholisch und dem warhafftigen Catholischen; Wir hoͤren zwar viel Wort/ aber wenig Woll/ die Farbe haͤlt sie nicht; die Roͤmische Dam will abermal allein die Catholica seyn/ wer sich gut Paͤpstisch erzeiget/ zu Zeiten eine Meß hoͤret/ am Freytag kein Fleisch isset/ das Chrisam gebraucht/ das aberglaͤubische Weyh-Wasser empfangt/ und andere characteres der bestiæ, der ist gut Catholisch/ ja hinder sich hinaus! wie der Zauberer Simon μεγάλη Θεοῦ Act. 8, 10. δύναμις, eine grosse Krafft Gottes ist genennet worden/ wie der Teufel ein Apostel/ wie Antiochus ein Soter, Ptolemæus ein Philometor gewesen; der blosse Name machts nicht aus/ sonst waͤren alle religion en Catholisch/ alle Kaͤtzereyen/ die iemal entstanden seyn/ haben gemeynet sie seyen die rechte Bellarm. l. 4 ge Ec- cles. c. 1. Baron. ann. 357. n. 3. Apoc. 2, 9. Christen und recht-Catholische Kirche/ schreibt Bellarminus, selbst; Die Arianer eigneten ihnen auch den Namen Catholisch zu/ schreibt Baronius. Was der Herr lassen sagen dem Engel der Gemeine zu Smyrna Apoc. 2. Jch weiß die Laͤsterung von denen/ die sagen/ sie sind Juden/ aber sie sinds nicht/ sondern des Sathans Schul; Das moͤgen wir auch wohl von dem Papstumb sagen: es will dasselbe J i i 3 Catho- Die Fuͤnff und Dreissigste (Siebende) Catholisch seyn/ und ists in der Warheit nicht/ und ist wohl zu erbarmen/ daß unsere Leute so alber/ und in gemeinen Reden auch diesen Titul den Papisten geben/ und hiemit magno præjudicio gestehen/ was sie leugnen solten; Papisten soll man sie nennen/ und nicht C atholische C hristen; Dann es mangelt ihnen 1. Τὸ καθολικὸν loci, die Außbreitung des Orts/ wann man die Sach auff die blosse amplitudines und Welt- Weite und Breite stellen will/ so fehlets weit und breit; Die Griechen ha- ben dem Roͤmischen Stul vorlaͤngst abgedanckt/ wie auch die Niederlaͤn- der/ die Tuͤrcken/ Moscowiter und andere Voͤlcker/ bey welchen man von Paͤpstischen/ Moͤnchen und Pfaffen nichts weiß; die Griechen haben vor- zeiten dem Papst Johan. XXIII. als er umb ihre Wolle gebuhlet/ diese Ant- vide Heil- bronn. p. 534. wort widerfahren lassen: Potentiam tuam summam erga tuos subditos firmiter credimus: Superbiam tuam summam tolerare non possumus: avaritiam tuam satiare non valemus: Diabolus tecum, at Dominus nobiscum! Deine grosse Macht und Gewalt gegen deine Vnterthanen glauben wir kraͤfftig: Deinen uͤbermachten Pracht und Stoltz koͤnnen wir nicht dulden: deinen unersaͤttlichen Geitzhalß koͤnnen wir nicht erfuͤl- è lib. 2. de- monstr. relig. Christ. tract, 5. c. 3. len; So seye der Sathan mit dir und der Herr mit uns! Sonnii des Bischoffs zu Antwerpen Klag-Wort gehoͤren hieher: Quantum ob- secro nunc patet per orbem habitabilem Ecclesia catholica? vix tres ulnas longum comparatione ejus vastitatis, quâ possidetur Ecclesia Sathanæ. Wie so gar ein kleines Plaͤtzlein hat ietzo die Catholische Kirche in der Welt inne! es ist kaum drey Ellen lang/ wann man es halt gegen dem uͤberaus grossen und weiten Raum/ welchen des Sathans Kirche inne hat; und wann man gleich so viel mit pralen erhaltet/ daß die Roͤ- mische Kirche sich weiter außbreitet als die Lutherische/ so wird doch dem Gegentheil zu beweisen noch schwer gnug fallen/ daß die ietzige Roͤmische v. D. Höpf- neri Sa- xon. Evãg. sect. 1. part. 1. cap. 4. \& seqq. Tridentische religion eben die jenige sey/ die vorzeiten von den Aposteln in aller Welt außgesaͤet worden. Weit und breit ist der Weg zur Hoͤllen: eng und schmal der Weg zum Leben. Es mangelt 2. Καθολικὸν temporis, die allgemeine Zeit; dann diese heutige Tridentische Kirche und religion ist noch nicht zwey hundert Jahr alt/ von den heutigen Greueln/ Meß-Opffern/ Seel-Mes- sen/ Winckel-Messen/ Ablaß-Kram/ Fronleichnams-Fest/ Vmbgang mit dem Sacrament/ Anruffung der Heiligen/ transsubstantiation, ehelosen Leben weiß die erste Apostolische Milch-Kirche allerdings nichts. Nar- ren sind/ die auff alte Gewohnheiten bochen/ und dieselbe der Goͤttlichen War- Predigt. Warheit vorziehen/ wollen wir recht sicher seyn/ so lasset uns der Heiligen Schrifft zufliegen/ sind Wort Justini Martyris in Dial. Tryphon. Es mangelt an dem catholico sensu \& concentu Prophe- tarum \& Apostolorum, an dem C atholischen Verstand und Vbereinstimmung mit der Prophet-Apostolischen Lehr/ Es ist alles verstimmet/ es gibet lauter Roßquinten und dissonan tzien/ wann mans haͤlt gegen dem festen Prophetischen und Apostolischen Wort/ wir sinds erbietig durch alle Articul des Tridentischen Concilii zu erweisen/ und ist geschehen von D. Chemnitio seel. welcher solidè und gruͤndlich noch nie refut irt worden; Gut waͤre es/ daß unsere Leute/ die die Lateinische Sprache nicht verstehen/ fleissig lesen moͤchten das teutsche Vn- catholische Papstumb D. Heilbronneri, es wuͤrde sie gewißlich die ange- wendete Muͤh nicht reuen. Etliche Ceremonien moͤgen sie aus der anti- quit aͤt haben/ aber das sind putamina omisso nucleo, sie haben die leere Schal ergriffen/ und den Kern fahren und fallen lassen. Jm Gegentheil moͤgen wir Augspurgischen Confession s- Verwandten uns wohl Catholicos nennen! dieweil unsere Lehre die jenige ist/ deren Glantz anfangs in die gantze Welt außgegangen; Sie ist an keinem gewissen Ort angefesselt oder angebunden. Bellarminus Bellarm. tom. i. in præfat. schreibet selber/ wiewol laͤsterlich: Quis ignorat pestem \&c. Wer keñet nit die vergiffte Lehr/ die in alle nationes außgeflogẽ? Jst also nicht wahr/ was gegentheil laͤstert/ daß dieselb nur in etlichẽ Winckeln des Teutschlands kle- be: Es ist dieselbe weiter geflogen als dem Gegentheil lieb ist. Allgemein actu \& virtute, in der That/ wuͤrcklich und in der Krafft/ wo nur die inquisition und Paͤpstische Tyranney nicht sufflamin irt/ und den Paß versperret/ Gesaͤng und Bibel auffkommen ließ/ was gilts wir wolten bald den Papisten wenig heraus geben/ aber wehe euch Luc. 11, 52. Schrifftgelehrten/ die ihr den Schlůssel der Erkaͤntnuͤß habt! Jhr kommet nicht hinein/ und wehret denen/ die hinein wollen. Vnsere Kirche ist gewesen zu iederzeit/ was das fundament des Glaubens betrifft/ wiewohl zuweilen sie gepresset worden/ und doch ge- gruͤnet/ wie ein gruͤner Palmbaum unter einer schweren Last/ sie hat geschie- nen wie die Sonn durch den Nebel; Hie wendet zwar Gegentheil vor/ es seye vor Luthero die Lutherische Kirche nicht in rerum naturâ gewest/ man habe von keiner andern als Paͤpstischen Kirche gewuͤst/ die muß die rechte Kirche Die Fuͤnff und Dreissigste (Siebende) Kirche seyn/ sonst muͤste so viel hundert Jahr der Braͤutigam ohne Ge- spons seyn gewest/ und alle unsere Vorfahren verdammt; Antwort: Es ist zwar bey etlich hundert Jahren her der Antichrist Meister worden/ hat das taͤgliche Opffer/ das ist das jenige rechte wahre blutige Opffer des geglaubtẽ Jesu Christi/ abgeschaffet/ und sein unblutiges Meß-Opffer an jenes statt eingefuͤhret. Vnter dessen aber hats nicht gemangelt an einer unsichtba- Dan. 11, 41. ren Kirche/ Dan. 11. deutet der Engel dem Propheten mit etwas duncke- len und versiegelten Worten an/ daß des Antichrists Hand werden ent- rinnen Edom/ Moab/ und die Erstlinge der Kinder Ammon/ die Edomiten/ das ist/ die blutrothen Maͤrtyrer und Zeugen der War- heit: die Moabiten/ das ist/ die einfaͤltig in dem wahren Gott ihrer Vaͤter vertrauen und sterben/ nach dem die Stoppeln durch das Anfech- tungs-Feuer verbrennet sind; Die Erstlinge der Kinder Ammon/ Ammi/ das ist mein Volck/ das sind die getauffte Kinder/ die vor den annis discretionis, ehe sie zu ihrem Verstand gelangen/ sterben; Das sey fern/ daß alle unsere Voraͤltern verdammt/ sie haben sich Hertzlich gesehnet Ezech. 9, 4. nach der reformation, und gejammert uͤber den Paͤpstischen Greuel/ wel- ches aber den heutigen halßstarrigen Papisten nichts hilfft/ welche dem ge- offenbahrten Liecht boßhafftig sich widersetzen/ dann wann es ihnen Ioh. 15, 22. nicht gesagt waͤre/ so wären sie zu entschuldigen/ nun es ihnen aber gesagt ist/ sind sie nicht zu entschuldigen. Endlich lautet bey uns τὸ καθολικὸν πίςεως, der Glaube und Verstand/ Gemäß dem uralten Prophetischen und Apostoli- schen Sinn des Heiligen Geistes/ und sind wir dessen zu erweisen erbietig; hindert nicht/ daß wir uns von Luthero nennen/ so wenig als die Benamsung der Barfusser Moͤnche von Francisco, geschicht nicht tanquam à Domino fidei sed tanquam à magistro, als waͤre Lutherus der Vrheber und Herr unsers Glaubens und Lehre/ sondern er ist nur ein Lehrer und Vnterweiser gewesen/ dessen wir uns nicht schaͤmẽ; So sind demnach die Augspurgische Confession s-Verwandte die rechte/ wahre uralte C atholische Kirche/ und waͤre wohl gut/ daß wir uns in Ge- spraͤchen/ in Schrifften diesen Namen angewoͤhnten: Vnd ob gleich ein- faͤltigen Leuten/ sonderlich in der Wanderschafft manchmal will eingebil- det werden der vermeynte uralte Stand der Roͤmischen Kirche/ wie durch solchen Glast viel verfuͤhret worden/ sollen sie gedencken an jenen Friesen- Koͤnig/ der/ da er von Wolfram dem Bischoff solte getaufft werdẽ/ gefragt/ ob sei- Predigt. ob seine Vorfahren in der Hoͤllen waͤren? als er zur Antwort bekam/ es waͤren ohn Zweifel mehr in der Hoͤll als im Himmel/ sagte er/ er wolte beym groͤssern Hauffen bleiben: es gehe ihm wie es woll! Wir wissen uns eines andern zu besinnen/ dessen was Christus sagt: Matth, 7, 13. 14. Die Pfort ist weit/ der Weg ist breit/ der zur Verdamnuͤß abfuͤhrt/ und ihrer sind viel die darauff wandeln: Die Pfort ist eng/ und der Weg ist schmal/ der zum Leben fuͤhrt/ und wenig ist/ ihr die ihn finden. Einen andern Trost gibt Christus Luc. 12. Luc. 12, 32. Fuͤrchte dich nicht/ du kleine Herd/ dann so ist es des Vaters Wolgefallen/ euch das Reich zu geben; Wir antworten mit () Liberio dem Roͤmischen Bischoff/ der als ihme von Constantio dem () apud Theodo- ret. l. 2. hist. c. 16. Arianischen Kaͤyser fuͤrgeworffen wurd/ Quota tu es pars orbis terrarum, wie wenig bistu und deßgleichen Athanasius gegen dem grossen Hauffen der Catholischen/ das ist/ Arianischen Kirchen/ die in die gantze Welt sich außgebreitet? So antwortet er darauff: Die wenige Zahl nimmt der Warheit nichts/ sind ihrer doch nicht mehr als drey Gesellen gewesen im Chaldeischen Feuer-Ofen/ die die Warheit bekennet. Fuͤrchte dich nicht du kleine Herd fuͤr des Antichrists wuͤten und toben/ der dich aͤngstiget auff allen Seiten/ fuͤrchte dich nicht fuͤr seinen listigen molitionibus und Begin- nen/ fuͤr seinen sarcast ischen Hohn-Spruͤchen und eingeworffenen Chartecken/ last schreyen und schreiben was Burchardus in seiner autono- mia vor diesem außgeschrien und außgeschrieben p. 246. Das Evange lium, puta novum prætensum ist irr und thumm/ wo ich hinkumm/ ist alles krumm/ und niemand frumm/ in einer Summ/ man fallet umb vom Papstumb zum Lutherthumb/ in Jrrthumb und Kaͤtzerthum/ sum- ma summatum, es muß widerumb vom Lutherthumb zum Papstumb/ oder des Teufels per Deum sanctum. Aber ein feste Burg ist unser GOTT! Er woll uns in solcher Festung behalten/ daß wir nimmer- mehr entfallen von des rechten Glaubens Trost/ Amen. Sechster Theil. K k k Die Die Sechs und Dreissigste (Achte) Die Sechs und Dreissigste Vber den dritten Articul. Von der Kirch/ Die Achte Predigt/ Von dem Apostolicismo oder von dem Namen und Titul der Apostolischen Kirche. G Eliebte in Christo: Vnter andern privilegi en und Herr- ligkeiten des gelobten Landes Canaan sind auch gewesen die sechs beruͤhmte und von GOTT dem HER- Exod. 21, 13. Num. 35, 11. seqq. Devt. 19, 1. seqq. Ios. 20, 1. seqq. REN selbst bestimmte Freystaͤtte/ Exod. 21. Num. 35. Devt. 19. Jos. 20. dahin sich salv iren und erret- ten solte ein Todschlaͤger/ der einen unversehenen Mord und Todschlag begangen/ da Gott den Erschlagenen lassen in seine Hand fallen/ allermassen wie der hoͤchste Legislator und Gesetzgeber den casum selbst form irt/ Devt. 19. Wann iemand seinen Naͤchsten schlaͤget nicht fuͤrsetzlich/ und hat vorhin keinen Haß auff ihn gehabt/ sondern/ als wann iemand mit seinem naͤchsten in den Wald gieng/ Holtz zu hauen/ und holet mit der Hand die Art aus/ das Holtz abzuhauen/ und das Eisen fuͤhre vom Stiel/ und traͤffe seinen Nächsten/ daß er stuͤrbe/ der soll in dieser Stätte eine fliehen/ daß er lebendig bleibe/ auff daß nicht der Blutraͤcher dem Todschlaͤger nachjage/ weil sein Hertz erhitzt ist/ und ergreiffe ihn und schlage seine Seel; Es durffte aber der Gefreyete nicht weichen von der Staͤtte und Grentzen/ waͤre es/ daß er außwiche/ und der Todschlaͤger ihn ausser der Grentze angetroffen und todschlaͤgt/ so soll er des Bluts nicht schuldig seyn/ er soll verharren biß auff den Tod des Hohenpriesters. Num. 35, 25. 26, 27. Was Gott der Herr mit der Rechten gegeben/ das haben die Heyden mit der Lincken ergriffen/ nachgeaͤffet/ offentliche πονηροπόλεις, Laster- Predigt. Lasterstaͤtte und Bubenstaͤtte auffgerichtet/ dahin sich so schuldige als un- schuldige Personen salv irt/ und darinn wider so billich/ so unbillichen Ge- walt defend irt/ gestalt dann Augustinus zeuget von Romulo und Remo den ersten Baumeistern der Statt Rom/ daß sie dergleichen asylum und Freyheit allen verlauffenen und lasterhaften Banditen umb Vermeh- rung der Burgerschafft/ viros \& vires, Mann und Macht zu staͤrcken auffgerichtet. Das Papstumb wolte dem Heydenthumb nichts nachge- ben/ da es so weit kommen/ daß alle Kirchen/ Altaͤr/ Begraͤbnuͤssen/ Cloͤster/ Spitaͤl/ Pfaffen-Haͤuser/ Leicht-Hof/ Creutzgaͤnge zu asy len worden/ da- hin sich allerhand malesi tz-Personen salv irt. Das war Gottes Mey- nung nicht/ Joab mochten die Hoͤrner des Altars nicht schuͤtzen; Athalia 1. Reg. 2, 29. seqq. 2. Reg. 11, 15. 16. die Meutmacherin/ wird aus dem Hause des Herren gefuͤhrt und ihr Recht angethan. Zu wuͤndschen were es/ daß solch cacoëthes und Vn- ordnung alleine bey den Papisten geblieben/ daß dergleichen Freystaͤtt nicht auch unter uns noch uͤbrig/ da die Freystaͤtte allzufrey sind worden/ da man allzufrey redet/ allzufrey lebet. Asylum asylorum, die Freystattuͤber alle Freystatt/ asy- lum antitypicum, darauff jene Freystaͤtte gedeutet/ ist die Christ- liche Kirche/ durch Gott und seine heilige Engel dermassen verwahret/ veranckert und versichert/ daß wer seine Seele dahin salv irt/ und da den Namrn des HERREN anruffet/ der soll errettet werden/ Ioel. 2, 32. von dem Wuͤrg-Engel/ von der strengen Gerechtigkeit Gottes und dem ewigen Tod; da ist das geistliche Dothan/ die Arch No æ / Rahabs Hauß/ wie viel Kirchen/ das ist/ Christliche Gemeine/ so viel Freystatte! von Gott dem Vater bestimmt/ von von Gott dem Sohn mit seinem Blute be- freyet/ von Gott dem Heiligen Geiste gegruͤndet/ durch die Apostel erbauet/ daß dahin fliehe ein iedweder Suͤnder/ der Adams Todschlag entgelten muß/ der unwissend (wiewol er hierinn nicht unschuldig) Christum ge- creutziget/ daß sie sich in den Schirm der Christlichen Kirchen begeben durch die Pforte der heiligen Tauffe; da salv ire sich die glaubige Seel/ und verharre/ biß sie in Krafft des Hohenpriesterlichen Todes Christi auß- gelassen wird in das rechte Vaterland/ das rechte freye Jerusalem/ Gal. 4, 26. welches droben ist im Himmel. Fragstu nach dem Namen dieser Statt/ wie sie heisse? Sie heisset Jehova schama, Gott ist bey ihr Ezech. 48, 35. drinnen/ das geistliche Jerusalem/ eine heilige/ Christliche/ Aposto- lische Kirche/ dieweil diese Freystatt von den Aposteln des Lambs K k k 2 gegruͤn- Die Sechst und Dreissigste (Achte) gegruͤndet und erbauet auff zwoͤlff Gruͤnde der Prophetischen und Aposto- Apoc. 21, 14. lifchen Lehr/ darumb auch die Namen der Apostel des Lambs daran geschrieben/ dann so ists gebraͤuchlich/ daß irgend der Baumei- ster seinen Namen zum Gedaͤchtnuͤß an den Baw anschreiben oder ein- hauen lasset. Welcher Name der letzte ist/ davon wir dißmahl zu tract iren haben; Gott helff/ daß es gereiche zu seinen Ehren/ und zu un- serer Erbauung durch seinen Heiligen Geist/ Amen. S O heisset nun in unserm Nicenischen Symbolo eine Christ- liche Kirche Ecclesia Apostolica, eine Apostolische Kirche 1. Antinomasticè, κατ᾽ ἐξοχὴν, die jenige erste und edelste Ge- meine/ welche im Anfang des Neuen Testaments ohnmittel- bar von den Aposteln gepflantzet/ mit Apostolischer Stimm und Schrifften geadelt/ mit Apostolischem Blut eingeweyhet/ August. l. 2. de doct. Christ. c. 8. Tertull. de præscript. p. 100. welche wie Augustinus redet/ die Apostolische Sitz und Episteln zu haben und zu empfangen gewuͤrdiget wordẽ; Tertulliani Wort lauten hievon al- so: Durchgehe die Apostolische Kirchen/ allwo noch die cathed er und Lehr- stuͤl der Apostel an ihren Orten stehen/ bey welchen ihre eigene Schriff- ten gelesen werden/ die ihre Stimme und Antlitz repræsent iren; derglei- Apoc 2. \& 3. chen gewesen die sieben Asiatische Gemeinden/ Apoc. 2. \& 3. Ephesus/ Smyrna/ Pergaman/ Thyatira/ Sarden/ Philadelphia/ Laodicea/ wie auch die Kirche zu Corinth/ Galatien/ Ephesien/ Colossen/ Philippen/ Thessalonich/ an welche Paulus geschrieben: deßgleichen Ponto/ Cappa- docia/ Asien/ Bithinien/ an welche Petrus seinen Send-Brief lassen ab- gehen; vornemlich aber die grosse Occidentalische Mutter-Kirch zu Rom/ die mochte dazumal wol genennet werden Schola Aposto- lica, eine Apostolische Schul/ da Paulus gelehret/ welches ausser allem Streit und Zweifel. Ob Petrus auch daselbst bestaͤndig gelehrt/ ob und wie lang er da resid irt/ ist hie nicht Ort und Zeit weitlaͤufftig zu dispu tiren. 2. Macellum \& theatrum Apostolicum, Eine Apo- stolische Metzig/ darinnen die Apostel geschlachtet und geopffert wor- den umb des Evangelii willen/ davon Tertullianus folgender gestalt schrei- bet: Felix Ecclesia, cui totam doctrinam Apostoli cum sanguine suo profuderunt, ubi Petrus passioni Dominicæ adæ quatur, ubi Paulus Jo- hannis exitu coronatur, ubi Apostolus Johannes posteaquam in oleum igneum demersus nihil passus est, in Insulam relegatur. O eine gluͤck- selige Predigt. selige Kirch/ welcher die Apostel ihre gantze Lehre mit ihrem Blut bezeich- net/ da Petrus gleich wie der Herr Christus/ ans Creutz genagelt worden/ da Paulus gekroͤnet wird/ da der Schos-Juͤnger und Apostel Johannes/ nach dem er ins siedenheisse Oel gesetzt/ nicht verletzet worden/ darauff in die Jnsul vertrieben worden. 3. Mater Ecclesiarum occidentalium plerarumque, Eine Mutter der meisten Oc- cidentalischen Kirchen/ davon wir Teutschen auch illumin irt wor- den/ sonderlich durch die occasion der Gefaͤngnuͤß St. Pauli/ dann da er daselbst gepredigt/ war die Statt Rom voller Gefangenen/ auch Teutschen/ die waren da verschlossen gleich wie die wilden Thiere in den Netzen ver- strickt/ grosser Herren Hoͤfe waren voll Leute der Teutschen nation, dieselbe Tacit. l. 13. annal. nul- li mortali- um armis aut fide ante Ger- manos. war dazumal angenehm/ und wegen Treu und Redligkeit beliebt: man hat sie in die Kaͤyserliche Leib- guard ien gezogen/ wie noch heutiges Tags in Franckreich und Jtalien geschicht/ durch welche erwuͤndschte occasion ohne zweifel viel Seelen bekehret/ und mit der Evangelischen Milch ge- traͤncket worden/ die hernach in ihrer Heimat gekramet/ was sie in der Frembde eingekaufft/ also/ daß schon zu () Hieronymi Zeit in Teutschland Leute gewest/ welche die H. Schrifft in ihrer Quellen und eigener Hebrei- scher Sprache gelesen und verstanden. () Quis hoc crederet ut barbara Getarum lingua hebraicam quæreret veri- tatatem \& dormitantibus Græcis ipsa Germania Sp. sancti eloquia scrutaretur? Jst dem also/ moͤchte iemand sagen/ warumb sind wir dann außge- tretten/ und aus den Apostolicis Apostatici und von der alten Aposto- lischen Roͤmischen Mutter-Kirche/ von dero das Evangelium außgegan- gen/ abtruͤnnig worden; Jsts auch recht/ daß wir sie unsere Mutter schel- ten und straffen? Warumb haben wir uns von einem außgesprungenen Moͤnch lassen aus der Mutter Schos heraus reissen? Hat sie gleich geir- ret und ist gefallen/ so solten wir als fromme Kinder die Scham vielmehr bedecken als entdecken/ sie ist und bleibt doch die Mutter! Das ist der alte coccysmus, der Paͤpstler Guckgauch-Geschrey/ davon sie klagen und schreyen: Antwort: Hie ist der Vnterscheid wol in acht zu nemen/ unter dem altẽ und neuen Rom. Das gestehen wir dem Papstumb in Ewigkeit nicht/ daß wir von der alten Roͤmischen Jungfraͤulichen Mutter abgefallen und außgewichen/ wir werden dessen mit wissentlichem/ Welt-kuͤndigem Vn- grund beschuldigt/ sind auch das widrige durch die collation, sonderlich der Epistel an die Roͤmer und Augspurgischer Confession zu beweisen erbietig; aber wir sind gewichẽ oder vielmehr außgejagt worden aus dẽ neuen Rom/ K k k 3 der Die Sechs und Dreissigste (Achte) der treulosen/ abtruͤnnigen/ Eydbruͤchigen/ Babylonischen Hur/ aus dero nicht zwar Schos/ sondern unertraͤglichem Joch; vnd das hat uns Gott Matt. 7, 15. 2. Cor. 6, 14. Apoc. 18, 4. selbst geheissen; Sehet euch fuͤr/ sagt Christus/ fůr den falschen Propheten/ ziehet nicht an frembdem Joch; gehet aus von ihr/ mein Volck/ daß ihr nicht theilhafftig werdet ihrer Suͤnden/ und nicht empfahet etwas von ihrer Plage. Das ist geschehen durch den theuren Mann Lutherum, dem der schnoͤde Ablaß zur refor- mation Anlaß gegeben/ und sein gantzer Lebenslauff/ Helden-Muth und Proceß τὸ ϑεῖον ein sonderbares Goͤttliches Wunder gezeiget; deßgleichen schelten und straffen wir sie billich/ und habẽ dessen fug nach goͤttlichem Be- Ose. 2. 2. fehl Ose. 2. da der Herr sagt: Sprechet das Vrtheil uͤber euere Mutter/ sie seye nicht mein Weib/ und ich will sie nicht haben/ heisset sie ihre Hurerey wegthun/ und ihre Ehebrecherey von ihren Bruͤsten: Natuͤrliche Mutter bleibet Mutter/ ob sie schon zu Fall Os. 1, 9. Devt. 33, 9. kommen/ aber nicht die geistliche Mutter/ Loammi, die ist verworffen/ sie ist nicht Gottes Volck mehr/ da heist es: Wer zu seinem Vater und zu seiner Mutter spricht/ ich sehe ihn nicht/ und zu seinem Sohn/ ich weiß nicht/ die haben/ O Gott/ deine Rede/ und bewahren deinen Bund. Wir haben mehr zu sehen auff die Ehr unsers himmlischen Vaters/ als der Mutter; Jenem Atys, des Koͤnigs Crœsi stummen Sohn/ da es an den Vater kommet/ und derselbe in Le- bens-Gefahr gerathen/ wird ploͤtzlich die Zung geloͤset/ er rufft: Miles ne percute Crœsum ! O lieber schone meines Vaters; Also sollen auch/ wann es an des himmlischen Vaters Ehre gehet/ und die Mutter an ihme untreu und bruͤchig worden/ die sonst stummen/ laut werden/ und anfahen zu ruffen. II. In genere und ins gemein heisset die jenige die Apostolische Kirche/ so da gegruͤndet auff den Grund der Eph. 2, 20. Propheten und Aposteln/ da Jesus Christus der Eckstein ist; dannenhero wird sie mehr die Apostolische als Prophetische Kirche Hieron. in Psal. 133. genennet/ schreibet Hieronymus, quia Apostoli de fide oculatâ manu locuti sunt, dieweil die Apostel von dem Glauben augenscheinlich (gleich- sam mit Augen-vollen Haͤnden) geredet/ Wo die Apostolische Lehr gantz ungestuͤmmelt hell und laut erschallet/ ohne zusetzen tradition en und Aber- glauben; da ist und heist eine solche Gemeine/ eine Apostolische Gemeine; Dann Predigt. Dann zu gleicher weise/ wie die jenige Schul wohl heisset Schola Platonica, Aristotelica, Galenica, Paracelsistica, wo die Lehr erschallet/ deren davon sie angedeutete Namen bekommen: Also ist auch die Apostolische Kirch/ diese/ wo der Apostel Lehr geprediget und gelehret wird: allermassen wie auch die hohe Schul zu Jerusalem Mosis Stul genennet worden/ dieweil daselbst Mosis Lehr gefuͤhret und gelehret worden/ ob schon Matt, 23, 2. Moses in eigener Person gen Jerusalem niemahl kommen/ oder an Jeru- salem unmittelbar nicht geschrieben: Jn welchem Verstand auff dem Concilio zu Nicea die Kirche zu Alexandria ist eine Apostolische Kirch ge- nennet worden/ wie Theodoretus bezeuget/ welche Marcus/ der doch kein Theodor. l. 1, 9. Tertull. l. de præscr. p. m. 100. Apostel war/ gepflantzet. Sehr herrlich erklaͤret diesen Titul Tertullia- nus, wann er also schreibet: Ecclesiæ ad formam doctrinæ provocabunt, quæ licet nullum ex Apostolis vel Apostolicis auctorem suum profe- rant, ut multò posteriores, quæ denique in eadem quotidie instituuntur, tamen fide conspirantes, non minus Apostolicæ reputantur pro con- languinitate doctrinæ; Es werden sich die Kirchen auff ihre Lehr beruf- fen; welche/ ob sie schon keinen Apostel oder Apostolischen Mann auff- bringen koͤnnen/ der ihr erster Anfaͤnger gewesen/ wie viel/ die lange nach uns auffkommen worden; welche endlich taͤglich in derselben unterwiesen werden/ im Glauben mit der Apostolischen Lehr uͤbereinstimmen/ die wer- den nicht weniger fuͤr Apostolische Kirchen gehalten wegen der Verwand- schafft der Lehre; Vnd weiter sagt er: Apostolicæ deputantur ut sobo- les Ecclesiarum Apostolicarum: omnes primæ, omnes Apostolicæ, dum unam omnes probant unitatem, Die Apostolischen Kirchen wer- den gehalten als Kinder der erst-Apostolischen Kirchen: Sie sind alle die ersten/ alle Apostolisch/ wann sie nur alle einig sind in der einigkeit der Lehre und des Glaubens. Die Papisten sind mit dieser Glosse nicht content und zu frieden/ sondern sie setzen noch ferner III. eine andere Vrsach hinzu/ warumb ihre Kirche die Apostolische Kirche genennet werde? nemlich ob conti- nuam Pastorum successionem, wegen der steten Nachfolge der Apostolischen Lehrer/ daß sie niemahls ohne Hirten oder Lehrer/ so ihren Vrsprung und Adel von den Aposteln deriv iren und herschreiben/ gewesen; Dann also schreibet Bellarminus: Quinta nota est successio Bellarmin. l. 4. de Ec- cles. c. 8, Episcoporum in Romanâ Ecclesiâ ab Apostolis deducta usque ad nos, hinc enim dicitur Apostolica. Die fuͤnffte nota und Kenn-Zeichen der Apostolischen Kirchen ist die Nachfolge der Bischofe in der Roͤmischen Kirchen Die Sechs und Dreissigste (Achte) Kirchen von den Aposteln an gezehlet biß auff uns/ dann daher wird sie Tanner. part. 2. ana- tom. de- monstr. 4. §. 2. Apostolisch genennet. Tanneri Wort sind diese: Ecclesia vocatur Apo- stolica non solùm ob eam causam, quia sequitur doctrinam Apostolo- rum, sed maximè etiam, quia ab Apostolis fundata, iisq́ue tanquam secundario fundamento nixa, ac perpetuâ successione doctorum \& pastorum ab illis ad nos usque propagata est. Sie wird die Apostolische Kirche genennet/ nicht allein darumb/ dieweil sie der Apostolischen Lehre folget/ sondern vornemlich auch/ dieweil sie von den Aposteln gegruͤndet/ und auff sie als einem Grunde sich steiffet und lehnet/ und durch ihre stete succession der Lehrer und Bischofe von ihnen biß auff uns fortgepflantzet Baron. ad ann. 31, 52. ist. Endlich schleust Baronius: Weil dann nun dergleichen succession bey der heutigen Roͤmischen Kirche zu finden/ Lutherus aber/ Wigandus, Pomeranus \&c. Neulinge sind/ keine rechtmaͤssige vocation haben/ so seye nichts natuͤrlichers/ als daß man zu der Roͤmischen Catholischen Kirchen sich begebe/ in welcher eine bestaͤndige/ rechtmaͤssige und niemals verruckte Becan. l. 1. munual. in princip. succession der Paͤbste und Bischofen zu finden. Laut demnach die Paͤpsti- sche Schluß-Rede also: Wo eine bestaͤndige/ unzerruͤttete und unverruckte succession und angekettete Nachfolge der Bischofe und Lehrer ist/ da ist die Apostolische Kirche. Dieselbe aber ist allein im Papstumb/ und nicht bey den Lutheranern; derowegen ist nicht die Lutherische/ sondern die Roͤ- mische Kirche die rechte Apostolische Kirch. Das ist eines von den philtris und Liebes-Tranck der Babylonischen Dam/ davon viel truncken worden/ daß sie gedaumelt und umbgefallen. Jst major, der Vorsatz wahr/ so folget/ daß die Griechische Kirch/ in wel- cher die succession der Patriarchen; die Englische und Londinische Kirch/ in welcher die succession der Bischofe/ die rechten Kirchen sind/ und ist wohl dieser Catalogus richtiger als der Paͤpstische. Euer Liebe verstehe es in Gleichnuͤß/ Nach dem Tode Cambysis Cyri Sohn/ drunge sich durch List und Vortheil ins Persianische Koͤnigreich ein Magus Namens Oropastes, dem uͤberbliebenen Sohne Cyri dem Smerdi gantz aͤhnlich und gleich an der Gestalt/ der wurde also sieben Monat in geheim gehalten/ weil die Persianische Koͤnige/ ihre Majestaͤt zu erhalten/ sich selten sehen liessen: Endlich hat ihn sein Ohr verrathen durch eine Concubin, und wurde von sieben Persianischen Fuͤrsten ermordet. Jst die Frage/ ob die- ser Pseudo-Smerdes der rechte Koͤnigliche Successor gewest? Freylich nein: Warumb? Dieweil die consanguinitas, die Blutfreundschafft gemangelt. Fallet also der erste Satz; sintemal es wohl geschehen kan/ daß ein falscher Koͤnig sich in den Koͤniglichen Stul eindringe/ der darumb der Predigt. der rechte Stul-Erbe nicht ist von Gebluͤt und Gemuͤth. Der andere Nachsatz hincket auch; dann ja Paulus propheceyet von der Kirch zu 1. Tim. 3, 15. Act. 20, 29. Epheso/ die den Ruhm gehabt/ daß sie ein Pfeiler und Grundfeste der Warheit seye/ es werden Woͤlfe daselbst einnisten: Die Roͤmische Kirch hat kein Brieflein dafuͤr oder privilegium, daß ihr nicht auch dergleichen haͤtte begegnen koͤnnen/ und ist mehrmal geschehen/ daß ein Wolf (in ge- stalt des Hirten) einen andern Wolf in den Schaf-Stall zur gemeinen Beuth eingeladen und eingelassen. Die so hoch gepriesene Kette der Nach- folge ist nicht nur einmal zerbrochen und anffgeloͤset worden. Die vielfaͤl- tige unterlauffende schismata haben manche Lucken gemacht; blutduͤrstige Tyranney/ wie auch arglistige Fuchs Betrug und Simoni hat die Sache gar zweifelhafftig gemacht/ sonderlich die Paͤpstin Johanna/ die auff den Roͤmischen Stul gerathẽ/ und offentlich bezeugt/ was damal die Roͤmische Kirch im Schild gefuͤhret/ und die geistliche Hurerey mit ihrer leiblichen Hurerey anzeigen muͤssen/ welche in einer offentlichẽ procession eines Kin- des genesen/ wie die alleraͤltesten/ unpartheyische/ unpassionirte/ hochgehal- tene/ bewaͤhrte Historici vor Luthero bezeugen/ Ranolphus ein Benedicti- ner Moͤnch/ Marianus Scotus, Sigebertus Abbas Gemblacensis, Martinus Polonus; und was doͤrffen wir viel beweisens? Wir haben confitentem reum , der den Schalck entdecket/ Genebrardum den Roͤmischen Chrono- logum \& Theologum, der hat aus der Schul geschwaͤtzet/ da er aufs Jahr Christi 901. kommet/ schreibt er klar: Infelix hoc seculum, quod per annos ferè 150. Pontifices circiter 50. à Johanne VIII. ad Leonem IX. usque apostatici potius Apostaticivé fuerint, quam Apostolici, O eine un- gluͤckselige Zeit/ da in die 150. Jahr/ nahe bey 50. Paͤpste von Johanne VIII, biß auff Leonem IX. mehr boͤse Woͤlfe und abtruͤnnige Mamelucken gesessen als Apostolische Maͤnner. Nun diese bißher außgefuͤhrte Erklaͤrung der Apostolischen Kirchen legt uns abermal ein hochnothwendigen Lehrpunct und Glaubens-Articul zu lernen fuͤr: Zwar unachtsamen/ und anckba- ren/ unverstaͤndigen Zuhoͤrern/ die keine geuͤbte Sinne noch Geschmack haben zu unterscheiden/ ist dergleichen Fuͤrtrag nicht angenehm/ die ver- weisens in die Schul. Kommt ihnen abgeschmackt fuͤr/ was nicht einerley lautet/ die werdem im ewigen Leben nicht gern immer ein neues Lied hoͤren wollen. Gott behuͤte daß man dergleichen Vnterricht nicht bedarff! Aber wann wir als die Klugen und nicht thummen betrachten die vori- gen Exempel/ die gegenwaͤrtigen fata und boͤse Zeiten/ und die zukuͤnfftige Sechster Theil. L l l besorg- Die Sechs und Dreissigste (Achte) besorgliche Gefahr/ den mißlichen Stand des Roͤmischen Reichs und unserer Nachbarschafft (mehr sag ich nicht) so werden wir andere und bessere Gedancken schoͤpffen: Viel tausend sind verfuͤhret worden durch Vnwissenheit; was einmal und etlichen geschehen/ das kan mehrmal und noch vielen geschehen: Predigten hat man taͤglich/ aber Glaubens- Predigten sind rar; Jch bin kein Marckschreyer/ sage aber doch/ kauffets in der Zeit/ so habt ihrs in der Noth! Das ist ein schlimmer Hauß-Vater oder Hauß-Mutter/ die alleine Brod ins Hauß schaffet/ und nicht etwas Artzney zur Zeit der Noth: Das ist eine schlechte Respublic, in welcher ein Speicher und Korn-Hauß/ aber keine Apothek wider die Pest: Zu Venedig im Vorhofe des Zeug-Hauses stehet in einem Stein gehauen: Felix civitas, quæ pacis tempore cogitat de bello. Ein gluͤckselige Statt ist diese/ so zu Friedens-Zeiten sich auff den Krieg ruͤstet! Also soll es auch seyn in Glaubens-Sachen. So soll man dann nun wissen/ welches in dem Nicenischen Symbolo die Apostolische Kirche seye und heisse? nemlich nicht die Roͤmische/ nicht die Zwinglische/ nicht die Widertäufferische; allwo die Apo- stolische Lehr durch Menschen-Satzungen/ Vernunffts-Gespunst und andere Phantaseyen vergleistert/ gemeistert und vergeistert wird: Son- dern hingegen unsere Luthersiche Kirche/ welche die unveraͤnderte Augspurgische Confession fuͤr ihren zarten und werthen Augapffel halt/ welches sonst das zarteste Glied in dem Menschen/ und wol in acht genom- men wird; die ist nicht allein eine Evangelische Kirche/ wegen der reinen Evangelischen Gerechtigkeit und Evangelischen Lehr/ da hingegen im Papstumb die Leute mit lauter Gesetz-Donnern erschreckt/ mit Satzun- gen beschweret/ und an Toden-Beinen nagen muͤssen; sondern auch Apostolica, eine Apostolische Kirche/ wegen der edlen Verwand- schafft der Lehr/ dabey wir uns lassen finden/ und sind dessen versichert/ daß kein einiger Punct und Articul Augspurgischer Confession verfasset/ der nicht der Apostolischen Lehr gemaͤß. Aber mit der blossen Bekaͤntnuͤß ists nicht außgericht/ am Apostolischen Glauben ist kein Mangel/ es gehoͤ- ret darzu ornamentum Apostolicum, der Apostolische Schmuck/ ein Apostolischer Wandel und Leben/ nicht zwar Baron. an- no 34, 263. jener aberglaͤubische und erdichtete Wandel/ davon Batonius schreibet/ es seyen die zwoͤlff Botten in eusserster selbst-erwehlter Armuth herumb gangen/ die Bettel-Muͤnche in die Apostolische societ aͤt zu befoͤrdern; Ioh. 19, 27. c. 21, 3. welches nicht zu erweisen/ sondern lauffet zuwider der H. Schrifft/ Joh. 19. 2. Ti- Predigt. 2. Timoth. 4. Jtem/ daß sie sich unverbotener Speise und Trancks sollen 2. Tim. 4, 13. enthalten haben/ sich gemaͤssiget vom Fleisch-essen und Wein-trincken/ das Petrus Bonen gegessen/ daß sie sich des Ehestands entschlagen/ wie dann im Papstum̃ niemand heilig/ wer im Ehestande lebet/ welches eben so wenig als das vorige Fuͤrgeben klar und wahr gemacht werden kan: Son- dern ein solches Apostolisches Leben und Wandel/ welchen der Phil. 3, 17. 18. 19. Apostel Pauͤlus zur Nachfolge vorstellet seinen Philippern/ wann er saget: Folget mir/ lieben Brůder/ und sehet auff die/ die also wandlen/ wie ihr uns habt zum Fuͤrbilde/ nicht wie die Feinde des Creu- tzes Christi/ deren Bauch ihr Gott ist/ welcher Ende ist das Verdamnuͤß: nemlich Paulinischer Glaube/ Paulinische Demuth/ wann er sich den geringsten nennet unter allen Heiligen/ Ephes. 3. der Welt Eph. 3, 8. Gal. 6, 14. 2. Cor. 12, 7. Absag und Verleugnung/ Apostolische Gedult in dem martyrologio Pauli 2. Corinth. 12. Das war der Keil des Worts/ durch welchen dieses die Hertzen durchdringet und sie bekehret: Welches auch Julianus wohl ge- mercket/ der der orthodoxorum rechtglaubiger Christen Streitig- keiten und Lehr-Gezaͤnck gern gesehen/ in die Faust gelachet/ sie ange- hetzet/ und sie an einander gehutschet / unterdessen seinen Heyd- nischen Priestern befehlen/ daß sie ein heilig Leben fuͤhreten. Mangelts an Apostolischem Leben und Wandel/ so heisset es nicht eine Apostolische/ sondern eine Apostatische/ unheilige Kirche. Quis magis negavit, qui Christum vexatus, an qui delectatus amisit: qui cùm averteret doluit, an qui cùm amitteret lusit? fragt Tertullianus: Wer hat Christum mehr Tertull. de pudic. c. ult. verleugnet/ der aus Anfechtung und Verfolgung/ oder der aus Wollust es gethan? der als er sich von ihm wandte traurig ward/ oder der als er ihn verlohren/ damit geschertzet? Auff Apostolisches Leben folget Apostolicum præmium, Apostolischer Lohn/ wie der Herr selbst troͤstet Luc. 22. Jhr aber seyts/ die ihr beharret habt bey mir Luc. 22, 28. 29. in meinen Anfechtungen/ und ich will euch das Reich beschei- den/ (nicht das weltliche/ darumb ihr euch als einer Narren-Kappe ge- zanckt) wie mirs mein Vater bescheiden hat/ daß ihr essen und trincken sollet uͤber meinem Tisch/ und sitzen auff Stuͤlen/ und richten die zwoͤlff Geschlechte Jsrael. Welchen Sitz uns allen aus Gnaden bescheren wolle/ der da sitzet zur Rechten Gottes/ Christus Jesus/ der hochgelobte Gott in Ewigkeit/ Amen. L l l 2 Die Die Sieben und Dreissigste (Erste) Die Sieben und Dreissigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der seligen Hinfahrt der glaubigen außer- wehlten Kinder Gottes aus diesem zeitlichen in das ewige himlische Leben. Aus des geistreichen Simeons Schwanen- Gesang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. HERR/ nun lässest du deinen Diener im Frie- den fahren/ wie du gesaget hast/ dann mei- ne Augen haben deinen Heiland gesehen/ welchen du bereitet hast fuͤr allen Voͤlckern/ ein Liecht zu erleuchten die Heyden/ und zum Preiß deines Volcks Jsrael. Die Erste Predigt/ Von der hinfahrenden Person/ dem lieben Simeon. G Eliebte in Christo: Daß wir fuͤr dißmal Euer Liebe zu erklaͤren vorgenommen den also genanten Schwa- nen-Gesang des geistreichen Simeonis/ dann so moͤgen wir ihn wohl mit Warheit nennen; Von dem Schwan ist sonst etlich tausend Jahr geglaubt von grosser Anzahl/ so wohl Heydnischen und Christlichen Scribent en erzehlet worden/ als solt derselbe von der Zeit seines Todes divin iren und weissagen/ und zuvor mit einem lieblichen Gesang seines Lebens End anmelden/ ὠδικοὶ δὲ Arist. l. 9. hist. anim. c. 12. l. 1. Tusc. qq. καὶ ϖεὶ τὰς τελωτὰς μάλιςα ἄδουσιν, schreibet Aristoteles, Die Sing-Voͤgel pflegen meistentheils umb ihr Ende zu singen. Die Schwanen/ schreibet Cicero, sind nicht ohne Vrsach dem Apollini geweyhet worden/ weil es scheinet/ als haͤtten sie die divination und Weissagung von ihm geschoͤpfft und Predigt. und erlanget/ als wuͤsten und verstuͤnden sie/ daß der Tod gut und nicht so boͤß sey/ als er das Ansehenh at/ deßwegen sie auch singen und mit Lust zu sterben bereit seyn; Dulcia defecta modulatur carmina linguà Cantator cygnus funeris ipse sui. Wann der Schwan mit dem Tod beginnen thut zu ringen/ So pfleget er ihm selbst ein Leich-Gesang zu singen. sagt der Poet: Ob nun wohl diese purlautere unbewaͤhrte ungegruͤndete Fabel laͤngst von Plinio selbst außgeleutet/ von Scaligero widerleget wor- Plin. l. 10, 23. den/ und nunmehr bey den Gelehrten außgemacht/ daß nichts daran sey/ und keine wahre Geschicht/ (muß demnach der jenige scharffe Ohren ha- ben/ der dergleichen hoͤren und mercken will) so ist es doch ein feines pa- rabol isch und lehrreiches Gedicht/ dergleichen man mehr hat von Pelican/ vom Phœnix: wird auf gewisse weise practic irt und wahr gemacht an gott- seligen Personen und Menschen/ welche vor ihrem seligen Abschied manch- mal divinatoria und Prophetische denckwuͤrdige Spruͤche/ Weissagungẽ/ Lieder so einen schoͤnen Nachschall bey der posterit aͤt von sich gegeben/ fuͤr- her gesungen/ als Jacob Genes. 49. Es wird das Scepter von Gen. 49, 10. 2. Sam. 23. 1. Luc. 23, 31. Juda ꝛc. David 2. Sam. 23. Es sprach David der Sohn Jsai ꝛc. Christus selbst vor und am Creutz/ so man das thut am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren werden? Johann Huß der heilige Maͤrtyrer der zwar dem Namen nach kein Schwan/ sondern eine Ganß geheissen/ hat aber ein Schwanen-Lied auff dem Holtzhauffen gesungen von einem Saͤchsischen Schwan: Heute bratet ihr eine Ganß/ aber uͤber hundert Jahr wird ein Schwan singen/ den werdet ihr nicht braten koͤnnen. Gestalt dann auch Euer Liebe vorgele- senes Prophetisches Carmen, von dem H. Geist durch die Zung Simeonis erschollen/ weissagend von dem Reich Messi æ/ ist 2. carmen Evangelicum, ein liebliches Evangelisches Trost-Lied/ da er von dem neugebornen Messia gepredigt/ und dem menschlichen Geschlech- te gratul irt/ ja dem Messia gleichsam ein Geburts- und Weyhnacht-Lied gemacht/ ihn damit anzubinden. 3. Carmen novissimum, sein Valet-Lied/ damit er der Welt eine gute Nacht gibet/ und zum seligen Sprung und erwuͤndschten Fahrt im Himmel hinauff sich gefaßt machet. 4 Carmen dogmaticum, ein Lehr-Gesang/ in welchem die θανασία und rechte Sterbe-Kunst in einem kurtzen compendio zusam- men gefasset/ und von Welt zu Welt fortzutragen worden. L l l 3 Daß Die Sieben und Dreissigste (Erste) Daß wir/ sag ich/ dieses geistreiche Schwanen-Lied anzustimmen und zu erklaͤren fuͤrgenom̃en/ geschicht fuͤrnemlich eine præparation zu machen in den Apostolischen Nicenischen Glaubens-Articul von der Aufferste- hung des Fleisches: Soll das Fleisch aufferstehen/ so muß es zuvor fallen und sterben: soll das Geheimnuͤß von gemeldter Auffer- stehung recht und wohl verstanden werden/ so muß die heilsame Lehr vom seligen Tod und Hinfahrt aus diesem in das andere him- lische und ewige Leben nicht verborgen/ vergessen und dahinden bleiben. Damit wir also keinen Glaubens-Articul voruͤber gehen/ wollen wir die Lehr vom Tode auch mitnehmen/ und forthin in etlichen Predigten außfuͤhrlich Euer Liebe fuͤrtragen; Dißmahl bleiben wir allein bey dem Candidato mortis, der hinfahrenden Person/ wer derselbige gewest/ und lesen das programma, hoͤren die parentation , die Leicht- sermon, die ihm der Heilige Geist selbst gethan durch die Feder Luc æ. Der Herr helff uns seinen Dienern die ᾽θανασίαν, die edle Staͤrb- Kunst recht zu stud iren/ besser zu seiner Zeit zu practic iren/ und in Ewigkeit triumphiren/ Amen. B Elangende nun die schoͤne parentation, Abdanckung und Zeugnuͤß von dem lieben Simeon/ als einem theuren und werthen Zeugen Gottes; So lasset der Evangelist die naturalia und politica an seinem Ort/ meldet mehr nicht als er sey ein Mensch gewesen/ consequenter in Suͤnden empfangen und ge- boren/ wie wir; dem Tod unterworffen wie wir; bey dem es auch gemen- schelt/ und hab in naturalibus nichts besonders gehabt; Er habe ge- wohnet zu Jerusalem/ ohne zweifel gewesen ein Burger zu Jerusa- lem/ und sein Nam habe geheissen Simeon; Aus welchem Stamm und Geschlecht/ wie alt er gewesen/ was er fuͤr eine profession gehabt/ mel- det der Evangelist nicht; Lyranus haͤlt dafuͤr/ er sey ein Priester gewest/ aus dem Stamm Levi; stellt aber seine opinion auff schwachen Fuß/ dieweil er die Eltern Jesu gesegnet/ welches eines Priesters Ampt ist: Aber 1. Reg. 8, 14. das folget nicht/ Salomon segnet auch das Volck 1. Reg. 8. So war dieses kein ordentlicher Priester-Segen/ sondern ist in raptu prophetico, in einem Prophetischen Trieb geschehen/ darinnen er dem Kind und Jungfrauen Marien gleichsam die nativit aͤt gestellt. Waͤre er ein Prie- ster ge- Predigt. ster gewest/ Lucas haͤtte auch sein Geschlechte mit mehrerm deduc irt/ wie er zuvor bey dem Zacharia gethan. Glaublicher ists/ wiewohl nicht ohnfehlbar gewiß/ was Galatinus Galatin. l. 1. arcan. Cath, c. 3. fuͤrgibet/ er seye Hillelis des hochgelehrten Rabbi Sohn gewest/ der seinem Vater in der Schul Catheder als ein Profeslor auff der hohen Schul zu Jerusalem gefolget/ und unter seiner disciplin gehabt den grossen Docto- tem und Schrifftgelehrten Gamaliel, zu dessen Fuͤssen Paulus gesessen/ mit welchem auch Chemnitius zustimmet. Aber das machts nicht aus/ Chemnit. pag. 141. Niceph. l. 1, 12. præstat habere bonum quàm magnum nomen, gelehrt seyn und grossen Namen haben hilfft nicht zur Seligkeit; Von Nicephoro kommet die tradition her/ als solte er senex grandævus, ein sehr alter Mann gewest seyn; cùm ad tantum (schreibet er) senium provectus, Christum Domi- num vidisset, carnis mole protinus solutus, Als er im hohen Alter Chri- stum den Herren gesehen/ ist er alsobald der Fleisches-Last entlediget worden. Aber das findet sich in der Histori nicht: Von der Anna Luc. 2, 36. sagt der Evangelist/ sie seye alt und betagt gewest. Wiewohl es sonsten glaublich und unverwerfflich. Das ist aber gar eine unverschaͤmte Fabel und tradition, wann gedichtet worden/ als waͤre er blind gewest/ so bald er aber Christum in die Arme gefasset/ sey er von dem anruͤhren sehend worden: verstaͤndige Papisten schaͤmen sich dieser Fabel selbst. v, Maldo- nat. p. 59. Sonst aber/ streicht der Evangelist trefflich heraus Simeonis I. ornamenta communia, die Gemeine/ wiewohl im hohen Grad erhabene/ ausserordenliche Gaben dieses Mañes/ damit er von Gott geschmuͤckt gewest/ und zwar erstlich/ daß er gewest ein Mann von grossem Helden-Glauben; dann er sagt/ er sey einer von den jenigen seligen expectant en gewest/ die da gewartet; Worauff? Auff einen praven Cavallier/ maͤchtigen Welt-Koͤnig/ gleich im Pracht und Herrligkeit dem Koͤnige Salomon/ wie der groͤste Hauff des Juͤdi- schen Volcks ihnen einen solchen guͤldenen Messiam/ eine guͤldene Zeit ein- gebildet: und die weltliche Danaë gern einen solchen Jovem annehme/ der in einem guͤldenen Regen herab kaͤme? Nein! sondern er als ein armer Suͤnder/ und gefallenes Adams- und gefallenes Zorn Kind/ der taͤg- lich das γνῶθι σεαυτὸν practic irt/ der habe gewartet auff den Trost Jsraels/ auff den rechten allgemeinen Patacletum, auf den rechten Noachum und Troͤster/ der gesalbet und gesand den Elenden zu Gen. 5, 29. Efa. 61, 1. 2. predigen/ die zubrochenẽ Hertzen zu verbinden/ zu predigen den Gefan- Die Sieben und Dreissigste (Erste) Gefangenen eine Erlösung/ den Gebundenen eine Eroͤff- nung/ ein gnädiges Jahr des HERREN/ zu trösten alle Traurigen; und wes das Hertz voll gewest/ ist der Mund uͤbergangen/ er thut seine Bekaͤntnuͤß hieuͤon v. 30. 31. Meine Augen haben dei- nen Heiland gesehen/ welchen du bereitet hast fuͤr allen Voͤl- ckern. Das war sein Schatz/ sein Trost/ sein Wundsch/ die Welt ließ er sehen nach Welt-Freude/ die Eltesten und Fuͤrnehmsten des Volcks nach eusserlicher Freyheit und Erledigung von dem Joch der Roͤmer/ die Pha- riseer sich spieglen in ihrer sanctit aͤt und Scheinheiligkeit/ die uͤbrigen Schrifftgelehrten ließ er disput iren von dem Gesetz und Gesetz-Faͤllen/ das Volck nach der Schaͤferey/ Garten/ Wiesen/ ꝛc. sehen; Nichts war ihm uͤber den Trost Jsrael/ darnach sehnet er sich/ wie Noah in der Arch nach Gen. 8, 11. gutem Wetter und besserer Zeitung. II. Ein frommer/ gottfuͤrchtiger Mann; Er nennet sich selbst einen Knecht des HERREN/ und zwar/ sagt der Evan- gelist/ seye er gewest λαβὴς, nach der ersten Tafel Gottesfuͤrchtig/ der seinen Glauben herfuͤr leuchten lassen in edlen Fruͤchten der guten Wercke: λάβεια heisset timorem reverentem, eine ehrende Furcht/ wann man sich fuͤrchtet/ den jenigen/ der ehrens werth ist zu be- leidigen/ heisset also λαβὴς, einen/ der sein Gewissen wol in acht genom- Lev. 15, 31. Hebr. 11, 7. men; wird in solchem Verstande mehrmahl gelesen Lev. 15. Hebr. 11. Noah hat Gott geehret/ den die sichere Welt verachtet/ und die Arch zu- gerichtet zum Heil seines Hauses: Also hat Simeon Gott gefuͤrchtet Dan. 9, 27. wegen der Draͤuung vom Greuel der Verwuͤstung/ Dan. 9. die lag ihm im Sinn/ er fuͤrchtet sich; ᾽λάβεια ist das Mittel unter der Epicurischen Chemnit. harm. pag. 143. Verachtung Gottes und der aberglaubischen Furcht. III. Δίκαιος quasi δίχαιος, Ein rechter auffrichtiger Bi- dermann/ quasi Beydermann; Es leuchtete nicht nur in ihme das Liecht des Glaubens/ sondern es schlugen die Flammen desselben auch durch die Wercke der Gerechtigkeit nach der andern Tafel heraus: dem Kaͤyser war er gehorsam/ kein rebell, wie dazumahl solcher rebell ischen Koͤpffe viel gewest/ die das Roͤmische Joch von sich durch unzimliche Mit- tel weltzen wolten/ Er war exemplarisch gegen den Juͤngern/ denen er kein Ergernuͤß gegeben mit schwelgen/ Hoffart/ ꝛc. Er war (salvâ conscientiâ \& gloriâ Dei) friedsam/ schiedlich/ vertraͤglich/ maͤssig/ gnugsam/ keusch/ gerecht im Handel und Wandel/ dessen Hand niemand betrogen; sein Mund Predigt. Mund war just/ man hat sich auff sein Wort doͤrffen verlassen/ er war nicht zweyzuͤngig/ ja ja/ nein nein/ bestaͤtigete bey ihm alle Dinge. Summa ein rechter/ redlicher Außbund/ bey dem die geistliche und politische Fromm- keit gewohnet. Was Noah in der ersten Welt gewest/ das war Simeon in der letzten Grund-Suppe der Juͤdischen Policey. Diß sind die ornamenta communia und gemeinen Gaben. Folgen die charismata extraordinaria, die sonderbare/ ausserordenliche Gaben/ als der uͤber des Θεόπν ςος, ein von Gott unmittelbar erleuchteter Mensch gewesen; der H. Geist war nicht nur in ἐν ἀυτῷ, in ihm/ wie in andern gemeinen Heili- gen/ Rom. 8. sondern ἐπ᾽ ἀυτὸν, uͤber ihn/ wie von den Θεοπν ςοις diese Rom. 8, 9. Num. 11, 26. Iud. 11, 29. 1. Sam. 10, 10. c. 19, 23. Esa. 7, 14. phrasis zu lesen Num. 11. Jud. 11. 1. Sam. 10. \&. 19. In specie aber Θεοδί- δακτος, Ein Gott-gelehrter Mensch per χρηματισμὸν, der eine sonderbare Offenbahrung gehabt vom Heiligen Geist/ er solte den Tod nicht sehen/ er hätte dann zuvor den Christ des HEr- ren gesehen; Nicephorus gibt fuͤr/ er habe einsmahls gelesen Esa. 7. Sihe/ eine Jungfrau ist schwanger/ und wird einen Sohn gebaͤren/ den wird sie heissen Jmmanuel ꝛc. und gezweifelt ab der Erfuͤllung; so seye ihm ein Engel erschienen/ der habe gesagt/ er werde den Jmmanuel selbst sehen/ und seye ihm alsdann erstermeldtes oraculum geoffenbaret worden. Glaublicher ists/ er habe die Weissanung Jacobi Gen. 49, 10. Dan. 9, 24. und Danielis von den siebentzig Jahr-Wochen gegen dem Event gehal- ten/ und in solcher meditation befunden/ es seye an dem/ der Messias muͤsse bald erscheinen/ inniglich geseuffzet und gebeten: Ach daß ich ihn erleben solte/ daß ich ihn haͤlsen/ kuͤssen/ in die Arm fassen moͤchte! so wolt ich alß- dann gerne sterben: Wie ietzt alte Leute gefunden werden/ die sagen: Wann ich nur den Frieden einmahl wider solte erleben/ so wolte ich gerne sterben! Darauff ist ihm diese Offenbarung geschehen. Θεοφερόμενος, Ein von Gott getriebener Mensch; sintemal als eben das Kind in den Tempel solte getragen und darge- stellet werden/ so kommt er aus Anregung des Geistes opportu- nè zu rechter Zeit und bequemer Gelegenheit in den Tempel/ der Hei- lige Geist offenbaret ihm/ diß Kind sey der Trost Jsraelis/ derselbe seye nun erschienen/ nach dem nunmehr das Scepter von Juda entwendet/ und die siebentzig Jahrwochen in ihr Ende allgemach fliessen. Da koͤnnen wir Sechster Theil. M m m dencken/ Die Sieben und Dreissigste (Erste) dencken/ mit was Freuden er auff das Kind gefallen/ wie er gesagt: Ach biß willkommen du edler Gast! O mich Gluͤckseligen und Vberseligen! Abraham hat dich nur in typo und Vorbild gesehen/ ich aber sehe dich in Luc. 10, 24. deinem eigenen Fleische! Viel Koͤnige haben wollen sehen/ was ich sehe/ und habens nicht gesehen. Jn einer Summa war 2. Reg. 2, 12. dieser liebe Mann ein rechter Heer-Ruͤst- und Schutz-Wa- gen Jsrael und sein Reuter/ den Gott vom Himmel herab ge- sendet/ die damahlige in der Jrr gehende/ und von allerhand Secten jaͤm- merlich verfuͤhrete Seelen auffzuladen/ und mit sich in Himmel hinauff zu tragen: war also wol ein rechter Fuhrmann/ der mit Fried und Freud davon gefahren: Dann nach dem er davon gefahren/ ist bald darauff der alarma im Juͤdischen Lande angegangen/ und nach dem der silberne Schnee seines Haupts geschmoltzen/ so ists gar kothig worden. Dieses sind die charismata extraordinaria, die sonder- bare Goͤttliche Gaben. Hæc parentatio Spiritus Sancti, Dieses ist der Lob-Spruch/ damit St. Lucas diesen lieben werthen Mann Gottes verehret/ damit er alle unfere Leich-Be- gaͤngnuͤssen/ programmata, epicedia, () epitaphia, Leich-Ceremonien und parentationes canonisi ret/ und damit bezeuget/ in quæstione an sit? daß es loͤblich und Christlich gethan seye/ nicht nur die Abge- 1. Thess. 4, 13. storbenen zu betrauren mit gebuͤhrender moderation, von Hertzen/ ungezwungen/ aus fuͤrdringender Christlichen und Bluts-Liebe/ anders als die gezwungenen Thraͤnen thun/ so man vergiesset Ehren und Schein halben; sit divus dummodo non vivus! wie es dann wenig Artemisias gibt unter den Weibern/ die ihren Tranck mit Thraͤnen und der Asche der verbranten Toden-Beine der verstorbenen Ehemaͤnner mischen/ wenig Matt. 8, 21. Kinder/ die umb ihrer Eltern langes Leben bitten: Jener Sohn im Evan- gelio/ den der Herr zu sich geruffen/ er soll ihm folgen/ bittet zwar umb Erlaubnuͤß seinen Vater zuvor zu begraben/ aber nicht umb desselben Aufferweckung aus dem Tod. () de epitaphiis vide collecta à Casp. Sanct. ad Threnos c. 1. p. 1065. ad Ezech. p. 764. Corn. à lap. ad Ezech. p. 1116. confer Mart. Delrio ad ag. S. p. 13. Daß/ sag ich/ recht und loͤblich seye nicht nur sepultura, die Begraͤbnuͤß/ daß ein Mensch ehrlich begraben werde in die Erde/ Syr. 40, 1. die unser aller Mutter ist; nicht gehoͤre in die Lufft den Voͤgeln preiß/ wie etliche Barbarische Voͤlcker zu thun gepflogen; nicht ins Feuer/ wie nicht allein Predigt. allein die Heyden/ die Griechen/ die Roͤmer/ sondern auch etliche von den * de Alari- co vide Spond. ann. 411. num. 1. vide B - negg. qu. 146. in Ta- cit. () Hebreern/ damit an ihrem Leibe kein Muthwillen veruͤbet werde: nicht ins Wasser/ wie * Alarico dem Gothen-Koͤnig begegnet. Drakus der Eng- lische Admiral, der als ein See-Hund sein mehrstes Leben im Meer zuge- bracht/ hat deßwegen auch im Meer wollen nach seinem Tode versenckt und begraben werden: Vielweniger ist recht und wohl gethan/ wann man die gestimmelten Gliedmassen auff der Schau herumb traͤget/ daß man sie anbete und goͤttlich verehre: sondern terra es, du bist Erde/ und solt wider zu Erden werden/ so lautet das alte Toden-Recht. Gen. 3, 19. † vide D. Reinking. l. 1. Bibk. Policey axiom. 51. \& seqq. Löblich und wohlgethan ist die ᾽ταξία und † ᾽χημοσαύη ceremo niarum simplicium, die schöne Ordnung und einfaͤltige Zierrath der Ceremonien; νόμῳ καὶ χώρᾳ, laͤndlich/ sittlich. Klang und Gesang stehen zwar wohl/ wo es aber nicht braͤuchlich/ soll man sich auch nach Lands-Art accommod iren/ sondern auch die parentation, Predigten/ Lob-Spruͤche/ nach Standes und Wuͤrden Gebuͤhr; Ehre dem die Ehre gebuͤhrt. Heilige fromme Leute sollen auch ehrlich bestattet wer- den: nicht unter den Galgen oder Rabenstein/ wie vorzeiten ein hiesiger * apud Guilman. de Episcop. Argent. p 90. Gen 30, 10. 2. Sam. 1, 18. 2, Chron. 35, 25. Ier. 22, 19. 2 Sam. 1, 17 seqq. \& c. 2, v. 5. Bischoff * Arbogast wollen begraben seyn. Welche sinds aber/ denen man so gethane Ehr erweisen soll? Die Jacobiten/ die Jonathanes/ die Josi æ/ die Simeones/ wohlverdiente/ liebe Leute und Goͤttliche organa, in denen der Heilige Geist gewohnet/ durch welche er zur Erbauung des gemeinen besten gewircket/ nicht athei, falscher religion beharrlich zugethane Laͤsterer/ gottlose Leute/ die in offenen Lastern ohne scheu leben/ denen gebuͤhrt das Esels-Grab. Es hat zwar David auch seinem Schweher-Vater dem gottlosen Saul ein schoͤnes epicedium und Leich-Gedicht geschrieben/ ja er bedanckt sich gegen den Burgern zu Jabes in Gilead/ die Sauls Leichnam ehrlich be- stattet/ und segnet sie/ daß sie solche Barmhertzigkeit an ihrem Herrn Saul gethan; ist aber nicht der Person/ sondern dem Koͤniglichen Ampt zu Eh- ren geschehen. () Amos 6, 10. vide Serv. ad l. 3. \& 11. Aeneid. secuta sunt Ossi- legia vide Collecta à Corn. à lap. ad Amos 6. p. 311. Ich sag bedencklich/ falscher religion beharrlich-zugethane Laͤsterer/ dann es durch Gottes sonderbare Gnad (darauff man sich gleichwohl nicht zu verlassen/ und auff gerath wol ohne Buß dahin gehen soll) ge- M m m 2 schehen Die Sieben und Dreissigste (Erste) schehen kan/ daß wañ man () auff das Siechbette gerathen/ Leib und Seele als die beyde beste Freunde sich scheiden/ und man mit dem Tode zum Hauptstreich sich anschicken muͤssen/ daß alles das jenige gaͤntzlich zu Heu/ Stroh und Stoppeln/ so durch das Feuer der Anfechtung verzehret wor- den/ worauff man sich ausser Christum verlassen 1. Cor. 3. worden/ und das gantze fundament der Seligkeit und das Vertrauen allein auff Christum/ dessen theuren Verdienst/ Heilige Wunden und rosinfarbes/ vor alle Men- schen vergossenes Blut/ gesetzt/ und dadurch des Todes Bitterkeit uͤber- wunden/ und mit rechtem Helden-Muth in wahren Glauben abgetrucket. () Confer exemplum Philippi Regis Galliarum à D. Reinking. Bibl. Policey axiom. 54. p. 116. laudatum. Von weiland dem gewaltigen Kaͤyser Carl dem Fuͤnfften schreibet Jacobus Augustus Thuanus in seiner historia lib. 1. 21. wie dersebe/ nach dem er die Reichs-Regierung seinem Bruder Kaͤyser Ferdinand resign irt und abgetretten/ und zwey Jahr hernach auff das Todes-Bett gerathen/ sich mit demuͤthigem Hertzen zu Gott gewendet und offters gespro- chen/ er waͤre unwuͤrdig durch seine Werck und Verdienst das Himmel- reich zu erlangen/ sondern das haͤtte sein Herr Christus und Erloͤser ge- than/ der/ wie er aus dem Bernhardo, welchen er fleissig gelesen/ behalten/ das Reich Gottes auff zweyerley Recht besitze/ primò, jure hæreditatis proprio, durch Erb-Recht/ als wahrer Gott mit dem Vater und Heili- gen Geist von Ewigkeit. Secundo, merito passionis suæ, durch Ver- dienst seines bittern Leidens und Sterbens. Auff die erste Weise behalte Christus ihme den Himmel felbsten/ auff die andere Weise habe er ihme denselbigen erworben und mitgetheilet. Hierauff wolte er ein festes Ver- trauen setzen/ und bey deme/ in te Domine confido, auff dich Herr traue ich/ verbleiben. Jtem/ mein liebster Erloͤser/ bleibe du in mir/ auff daß ich in dir bleibe/ und darauff abgetrucket/ wie solches Thuanus und andere mit mehrerm beschreiben. Famianus Strada l. 1. bell. belg. p. 13. erzehlet/ welcher massen ihn eins mahls ankommen vor seinem Tod ihme selbst ein Leich-Begaͤngnuͤß zu halten und zu feyren. Darumb als er hievon seine Gedancken und Meynung seinem Beicht-Vater Johanni Regulæ angedeutet/ derselbe es aber fuͤr ein ungewoͤhnlich und unerhoͤrtes/ doch gottseliges und heilsames Beginnen auffgenommen/ hat er darauff ihme auffs schleunichste ein Leich-Begaͤngnuͤß zu begehen angeordnet. Da dann ein castrum do- loris und Grab im Tempel bereitet/ die Wachs-Kertzen angezuͤndet/ die schwartz-bekleideten Diener und Trabanten herumb gestanden/ und die Toden- Predigt. Toden-Meß von den Pfaffen mit klaͤglichem Gesang gehalten worden. Er aber/ als der bey seiner Leiche noch uͤbrig und lebend/ sahe bey solchem angestellten/ vorgebildeten und Schein-Leich-Begaͤngnuͤß der seinigen/ wahre bittere Thraͤnen: Er hoͤrete seinen Leich-Gesang/ darinnen ihme eine ewig felige Ruhe in jenem Leben angewuͤndschet worden. Er gab seine Stimm auch selbst darzu/ biß er sich zu dem Meß-Pfaffen genaͤhert/ und seine in Haͤnden habende brennende Wachs-Kertzen demselben uͤberge- ben/ seine Augen gen Himmel auffgehoben/ und in diefe Wort außgebro- chen: Herr Gott/ der du das Leben und Tod in deinen Haͤnden hast/ ich ersuche dich flehendlich an/ daß gleich wie von mir der Priester diese ihm eingehaͤndigte Kertz annimmt/ also wollestu meine in deine Haͤnde treu anbefohlene Seele/ wann es dir gefaͤllig ist/ in deinen Schutz und Schos vaͤterlich auffnehmen/ worauff er in seinem schwartzen langen Trauer-Kleid auff die Erden sich einem Toden gleich gestrecket/ da dann alle Vmbstehende von neuem bitterlich zu weinen angefangen/ und ihn als einen Verstorbenen und Beygelegten schmertzlich betauret und betrauret haben. Solcher gestalt hat Carolus seinen instehenden Tod vorspielen wollen/ sintemal ihn den andern Tag darauff ein hitziges Fieber ankom- men/ darauff er auch gestorben/ den Abend vor des heiligen Evangelisten Match æ us Tag/ als er 58. Jahr alt worden. Stehet alles zu fernerm Nachdencken. 2. Quid? Was soll man loben? Die Welt lobet das ihrige/ ihre admiranda, daran sie sich vergafft/ und darff wol einer einem grossen Herrn/ der ein Ehebrecher gewest/ seine Laster verrucas nennen/ Wartzen an einem schoͤnen Leibe; das soll hie nicht seyn/ sondern man soll loben fuͤrnemlich die heiligmachende/ beygelegte Ampts-Gaben/ so fern dieselbe zu Gottes Ehr und des Naͤchsten besten wohl sind angewen- des worden/ zuvorderst aber den Vater des Liechts/ von welchem alle solche Iac. 1, 17. gute Gaben her entsprossen/ Simeonischen Glauben/ Gottesfurcht/ Ge- rechtigkeit. 3. Quando? Wann und zu welcher Zeit? das lehret der weise Heyde Solon/ ultima semper expectanda dies, sagt er/ man soll warten biß ans Ende; Lucas parent irt allererst nach dem Tode Simeonis. Pescenninus Niger der edle Roͤmer sagte vorzeiten: Scribe laudes Marii vel Hannibalis; vivos laudare irrisio est: ego vivus placere, mortuus laudari volo; Setze dem Mario oder dem Hannibal sein Lob auff; die Lebendigen loben ist eine Verhoͤhnung: Jch begehre im Leben den Menschen zu gefallen/ im Tode aber gelobet zu wer- den. Jst demnach nicht recht die προσωποϑαυμασια, ἀποθέωσις vivo- M m m 3 rum, Die Sieben und Dreissigste (Erste) rum, die allzugrosse Verwunderung uͤber die Menschen vielmehr als uͤber Gott den Herren/ der die Gaben bescheret hat/ die schnoͤde Vergoͤt- terung/ wie im Papstumb der Toden/ die doch nichts von uns wissen/ dar- umb Elias seinem discipul Elisa gesagt: Bitte/ was ich dir thun soll 2. Reg. 2, 9. ehe/ EHE (diß einige Woͤrtlein schlaͤgt das gantze Papstumb) ehe ich von dir genommen werde/ also unter uns den Lebendigen/ so dann der Fuchs-Schwantz und Hunds-Zung/ welche die Schweren lecket. 4. Cur? Warumb soll man loben? Nicht umbs Geniesses wil- len/ per Simoniam, wann man irgend den Toden-Fresser lobt umb der Speise willen/ den Starcken wegen der Suͤssigkeit/ sondern zu Gottes Ehr/ andern zum Exempel der Nachfolge/ und zu löblichem Gedaͤchtnůß des Verstorbenen. Dieses ist die Instruction und Lehr/ wie man mit den To- den sich verhalten soll: Die Vermahnung findet sich selbst: Wer eine gute Leich-Predigt will haben/ der fuͤhre einen Si- meonischen Wandel/ wer wohl ligen will/ der muß wohl betten; Wer 2. Chron. 34, 3. alt werden will/ der ehre seinen Schoͤpffer in der Jugend/ als wie der junge Josias im achten Jahr seines bluͤhenden Alters schon den Herren gesucht/ auff daß man im Alter von ihm ruͤhmen/ und derselbe Ruhm nach dem Tod ein liebliches echo und Nachschall von sich geben moͤge/ wer gleich wie Simeon sein Alter erreichet/ der hat umb so viel desto mehr Vrsach gute Exempel zu geben/ als naͤher er zum Grab hat. Wann es Eccl. 12, 2. 3. 4. 5. 6. nunmehr an dem ist/ daß das Liecht/ Sonn/ Mond und Sternen beginnen finster zu werden/ das ist/ die Augen außsehen als wie die beschmutzte/ dunckele Fenster in einer Rauch-Stuben auff dem Dorffe: wann die Wolcken wider kommen nach dem Regen/ das ist/ wann das Gehirn anfangt rotzig/ phlegmat isch/ fluͤssig und kilsterhafftig zu werden: Wann die Huͤter im Hause (die Haͤnde und Arme) zittern! wann sich die Starcken (Bley-klumpene geschwollene Schenckel) kruͤmmen: wann die Muͤller (die stumpffe Zaͤhn) muͤssig stehen/ und ihrer wenig ist worden: wann die Thuͤr auff der Gassen (der Wort-verdruͤssige Mund) geschlossen wird: wann die Stimme der Muͤllerin (das Gesang der Blaß-Baͤlge der Lungen) leise wird: keuchet immer/ kraͤchzet/ hustet/ gleich wie eine Muͤhl Predigt. Muͤhl im̃er unruhig klappert: wann man beym Vogel-Gesang der zwitzernden Sperling wachet/ und nicht mehr ein Wetter uͤberschlaffen kan: wann alle Toͤchter des Gesanges (die Ohren) sich bucken wie Barsillai widerfahren/ den die Koͤnigliche Tafel-Music nicht mehr 2. Sam. 19, 35. belustiget: wann die Hoͤhe (die weiland erhabene Schultern) sich fuͤrchten und sich scheuen auff dem Wege: wann der Man- del-Baum (das Eiß-graue Haupt) bluͤhet: wann die Heuschreck (Knochen/ Beine und buckelruckige Gerippe) wird beladen: wann der silbere Strick (das Blut-Geaͤder) weg kommt: die guͤldene Quell (das Hertz) sich verlauffet: wann der Eymer (die Leber) zulaͤchzet am Brunn (das humidum radicale. ) wann das Rad (das wanckende und schittlende Haupt) zu bricht am Brunnen: Wann es/ sag ich/ an dem ist/ so ist hohe Zeit sich wohl zu schicken auff die Fahrt/ die Seel und Gewissen wol zu versorgen/ und den Nachkommen ein gut untadelich Exempel und ehrlichen Namen auffzuerben: sonst haben die Alte keinen Vortheil vor den Teufeln/ die sind auch alt/ aber nichts desto froͤmmer. Wie dann? nicht ἀπίςως, ἀσεβῶς, ἀδίκως, Er muß nicht ohne Glau- ben/ ohne Gottesfurcht und Erbarkeit leben/ dann das gebaͤret gar einen boͤsen Nachklang: uͤbel lautet es/ wann man von den Verstorbenen mit Warheit sagen kan/ er sey ein Atheist, ein Gotteslaͤsterer/ ein Sabbath- schaͤnder/ ein Meisterloser/ Tyrann/ Vntertrucker/ ein Vollhuͤgel gleich jenem ( ) Englischen Grafen/ der/ wie er ihm selbst gewuͤndscht/ von seinem () Polydor. Virg. lib. 24. in fine. Bruder in einem Faß mit Malvasier ersaͤufft worden; Vnersaͤttlicher Geitz-Halß/ der unauffhoͤrlich scharret und kratzet/ und kan doch nicht einer Lauß werth mit sich nehmen/ Hurenjaͤger/ untreu im Vogts-Gut/ Schul- den machet aus Pracht; bey dem es endlich heisset Banckrott/ Hauß- rath wohlfeil! Pfui der Schande! Die rechtschaffene Simeo- nische ᾽λάβεια, die Gottesfurcht/ die ziemet und zieret wohl/ die gebaͤ- ret einen ehrlichen und ewigen Namen/ auch in dieser Welt: wann () apud Io- seph. l. 19, c. 7. einer mit Warheit von sich kan sagen und sagen lassen/ wessen sich Herodes Agrippa mit Vnwarheit beruͤhmt: Jch hab nicht uͤbel gelebt/ sondern so selig und wohl/ daß mich iederman fuͤr selig ruͤhmet. Ein solcher Nam/ den Prov. 22, 1. Syr. 42, 15. c. 46, 14. man den Nachkom̃enden aufferbet/ ist besser als Reichthum̃/ ein guter Nam De effossoribus sepulchrorum vide quæ conbajulavit Corn. à lap. ad Ierem. 8. pag. 621. der Die Acht und Dreissigste (Andere) der ewiglich bleibet/ trutz allen Schlutthunden/ die sich an die toden cada- vera machen/ da sie bey Lebzeiten nicht mucken duͤrffen/ ja wohl gar an vermeynten Kaͤtzern noch Tyranney uͤben/ deren Leichnam außgraben und verbrennen/ wie Bucero und Fagio soll in Engeland begegnet seyn. Syr. 46, 14. Ein Name/ der ewiglich gruͤnet; eine ewige Tugend-Blume/ Gott gebe/ daß wir diese Blume mitbringen in den himmlischen Paradeiß- Garten/ diesen Schall in die Englische Music einrichten/ daß er uns folge nach dem Tod/ im Juͤngsten Gericht in Ewigkeit; Das verhelff uns allen die Heilige Dreyeinigkeit/ Gott Vater/ Sohn und Heiliger Geist/ Amen. Die Acht und Dreissigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der seligen Hinfahrt der glaubigen außer- wehlten Kinder Gottes aus diesem zeitlichen in das ewige himlische Leben. Aus des geistreichen Simeons Schwanen- Gesang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. Die Andere Predigt/ Von der Ἀπολύσει und Hinfahrt Simeons an ihr selbst. 2. Reg. 2, 11. 12. 1. Macc. 2, 58. G Eliebte in Christo: Ob wohl das jenige spectacul der feurigen Roß und Wagen/ darinnen Elias gen Himmel auffgehaben worden/ so Elisa mit Augen gesehen/ ein Wunder-schön spectacul gewest/ welches alle Feuerwerck/ phasmata und prodigia in der Lufft weit uͤbertroffen; dañ als sich der Mann Gottes uͤber den Jordan begeben/ sich mit seinem treuen Juͤnger Elisa geletzet/ thut sich ploͤtzlich der Himmel auff/ und erzeiget sich ein reissiger Zeug der himmlischen Heer- scharen in gestalt feuriger Roß und Streit-Waͤgen/ erheben den Wagen Jsrael und seinen Reuter Eliam in die Hoͤhe/ setzen ihn auff/ und fuͤhren Predigt. fuͤhren ihn im Wetter hinauff gen Himmel/ nicht irgend in Paradiß- Garten/ da er mit Enoch auff die Erscheinung des Antichrists warten/ und am Ende der Welt herfuͤr brechen/ wider den Antichrist zeugen/ und alßdann allererst sein Leben einbuͤssen muͤste/ wie im Papstumb in patriâ fabularum und Reich der Finsternuͤß fabul irt wird/ sondern in Himmel versetzt. Ob wohl/ sag ich/ dieses phænomenon schön in die Au- gen geleuchtet/ und ein lustiges Wunder- spectacul gewest: so kommt doch den geistreichen Elis æ is/ den erleuchteten Adlers-Augen viel schoͤner und lieblicher fuͤr das Mysterium und Geheimnuͤß/ so durch diß phænomenon bedeutet worden/ nemlich das Geheim- nuͤß von der Aufffahrt Christi/ welcher gleicher gestalt mit jauchzen hinauff gefahren/ Der Wagen Gottes/ laut der Psalmen/ ist viel Ps. 47, 6. Ps. 68, 18. tausend mal tausend/ der HERR ist unter ihnen im heiligen Sinai. 2. Das Geheimnuͤß des heiligen Predig-Ampts; Wie Elias von sich selbst sich nicht erheben koͤnnen/ er haͤtte wohl drunten bleiben muͤssen/ wo Gott seinen Wagen nicht herab geschickt/ da er sich auff denselben setzen lassen/ ist er wohl bonis anheris, mit seligen Gefaͤrten hinauff gefahren: Also bekennen wir im dritten Articul unsers Apo- stolischen Glaubens: Jch glaube/ daß ich nicht aus eigener Vernunfft/ noch Krafft an Jesum Christum meinen HErren glauben/ oder zu ihm kommen kan/ sondern der Heilige Geist hat mich durchs Evangelium beruffen/ ꝛc. Jtem in der an- dern Bitte: Dein Reich komme! Wann derowegen Gott der HERR selbst Wagen Jsrael und seine Reuter/ das ist/ das Heil-werthe ministerium abfertiget/ als Engel/ die uns Gottes Gutsch fuͤr die Thuͤr bringen/ wehe dem/ der solche Gutschen von sich stosset und diesel- ben abweiset/ der fahret endlich uͤbel: Wohl fahrt aber der/ der sich erhalten/ erheben/ Berg hinauff setzen und fuͤhren laͤsset/ der kommt als ein Sohn/ der von seinem lieben Vater aus der Wanderschafft abgeholet worden/ dem Allerhoͤchsten in seinen Gnaden-Schos/ in das himmlische Jerusalem/ in die Pforten und Vorhof des Himmels. 3. Das Geheimnuͤß der seligen Todes-Fahrt; dañ gewiß/ wer wol fahrt in das Reich der Gna- den/ und da verharrt der fahrt auch wol in das Reich der ewigen Glori und Herrligkeit: und wie Gott den sichtbaren Feuer-leuchtenden Englischen Wagen herab sendet/ und Eliam abholet in Himmel: Also pfleget Er noch Sechster Theil. N n n heutiges Die Acht und Dreissigste (Andere) heutiges Tags seine außerwehlte Seelen am letzten End und Abschied von dieser Welt/ wiewohl unsichtbar/ auff dem Englischen himmlischen Reiß- Wagen abzuholen. Wohin dann auch ohne zweifel gesehen der fromme Bilgram/ der werthe Mann Gottes Simeon in seinem Valet- und Schwa- nen-Lied/ wann er sagt: HERR/ nun laͤssestu deinen Diener fahren! Des Fahrers parentalia haben wir neulich abgelegt/ da wir einen Anfang gemacht an dem Articul von dem seligen Tode der Außerwehlten/ den Articul von der Aufferstehung desto baß zu verstehen; Folget nun die ἀπόλυσις, die Fahrt an ihr selbst; Davon dißmahl mit mehrerm zu handlen/ wolle Gott seinen Heiligen Geist verleihen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. W Ann demnach der liebe Simeon sein Schwanen-Lied an- stimmet mit diesen Worten: Νυῦ ἀπολύεις, Nun spannestu aus/ nun entbindestu/ entbuͤrdestu/ entledige stu/ und loͤsest auff/ welche Wort Lutherus durch das fahren gedolmetschet/ Nun laͤssestu deinen Diener fahren/ so verstehet er durch solche ἀπόλυσιν und Fahrt I. ἀπόλυσιν repudiatricem, eine Scheide-Fahrt/ wie in Matt. 1, 19. Marc. 10, 2. solchem Verstande das Wort zu lesen Matth. 1. da Joseph Mariam sein Gemahl wolte heimlich verlassen/ und Marc. 10. da die Phariseer Chri- stum fragen/ ob ein Mann sich scheiden moͤge von seinem Wei- be? damit Simeon angezeigt/ welcher massen es an dem sey/ daß er wer- de nicht nur der schnoͤden Welt/ die ihm viel Leids gemacht: nicht nur sei- nen liebsten Freunden/ sondern auch fuͤrnemlich seinem Leib/ so ihm biß dato auffs genaueste verknuͤpfft gewesen/ einen Scheid-Brief geben/ nicht aber in perpetuum und in alle Ewigkeit ohne Widerkehr und Wende/ sondern ad tempus, auff eine geraume Zeit/ ich laß dich fahren/ aber widerkommen wird machen/ daß man des scheidens nicht wird achten. 2. ἀπόλυσιν liberatricem, Eine Löse-Fahrt/ aus dem Kercker und Marc. 15, 6. Act. 5, 40. Matth. 18, 27. Hafft der Suͤnden/ wie in solchem Verstande das Wort zu lesen Marc. 15. von der Loßzehlung Barrab æ/ Actor. 5. wann da stehet: Der Rath ließ die Apostel gehen. Jst abermahl die Meynung Simeonis/ bißher bin ich im Gedraͤng/ in der Pferch/ in dem Kercker gesessen/ in der Furcht des Todes/ von Natur sub reatu mortis, unter der Todes-Hafft/ wiewohl durch den Messiam erloͤset/ ich bin zwar erloͤset/ aber als ein gezwungener Sclav Predigt. Sclav verkaufft unter die Suͤnde/ ich trage den Diebs-Strick noch am Halse/ leider mein taͤglich seuffzen ist das seuffzen St. Pauli: Wer wird Rom. 7, 24. mich erlösen von dem Leibe dieses Todes? Aber Gott Lob und Danck/ es hat die laͤngste Zeit gewaͤhret/ so froͤlich die Kinder Jsrael ge- Ps. 126, 1. west/ da sie aus der Babylonischen Gefaͤngnuͤß gegangen/ wie die Traͤu- mende/ eben so freudig und noch viel tausendmal freudiger gehe ich auch aus dieser Bilgramschafft und Frembde in mein Vaterland und Heimat. 3. Ἀπόλυσιν sanatricem, Eine Heil-Fahrt; Gleich wie da Christus jenes Weib zu sich ruffte und sprach: Weib! sey loß von Luc. 13, 12. deiner Kranckheit ! Also ist der Tod ein Artzt fuͤr alle Kranck- und Schwachheiten/ deren er der patient entlediget. 4. ἀπόλυσιν re- quietoriam, eine Ruhe-Fahrt; wird gebraucht von einem Knecht/ der seine Sache exped irt in der Frembde/ und darnach widerumb zur Ruhe kommt/ insonderheit wird verstanden eine Kauffmann-Fahrt/ eine Matth. 14, 22. Act. 15, 33. 1. Macc. 11, 38. Reise-Fahrt/ eine Kriegs-Fahrt/ darauff folget die rudis donatio und be- staͤndige Ruhe und Friedens-Genuß nach außgestandenen Wachten und Zuͤgen/ als wolt er sagen: Nun bringestu mich zur Ruhe! Mit einem Worte wird verstanden der zeitliche und natůrliche Tod; dann so wird dieses Wort gebraucht von Abraham/ da er sagt: Ich gehe dahin Gen. 15, 2. Num. 20. 29. 2. Macc. 7, 9. ohne Kinder; von dem Hintritt Aarons; da der andere Märtyrer von den sieben Soͤhnen in den Maccabeischen Geschichten sagt zu An- riocho: Du nimmest mir wohl das zeitliche Leben ꝛc. Summa: HERR/ nun laͤssestu deinen Diener fahren/ gelangen an seine Scheid-Frey-Lebens- und Ruhe-Fahrt! Gott sey Danck/ daß es so nah kommen ist/ des freue ich mich/ des troͤste ich mich/ darnach sehne ich mich. Wir muͤssen aber dieser Fahrt nach allen Vmbstaͤnden besser nachdencken/ bißher allein die σκιαγραφία und dunckele Vorbildung. Jn welchem nachdencken uns zu betrachten kommt. I. die fahrende Per- son/ der liebe/ glaubige/ fromme/ gerechte/ Gott-erleuchtete Simeon/ der biß dato gewohnt zu Jerusalem/ auff das πολίτ μα, das himmlische Burgerrecht gewartet/ der gekniet in seinem Oratorio, Bet- und Lob-Hause/ der gesessen in seinem Musæo, auff der Catheder in der hohen Schul zu Jerusalem/ der biß dato gelegen im Buß-Staub und am Creutz-Karren gezogen/ der kommt in die Krone der vier und zwantzig N n n 2 Eltesten/ Die Acht und Dreissigste (Andere) Eltesten/ er bekommt ein oraculum vom Himmel/ es sey an dem/ er soll bald fahren/ der ist der Fahrer; wer er gewest/ sein epitaphium, seine Leich- Predigt haben wir neulich erwogen. II. Der Wagen und die Roß/ die ihm gleichsam fuͤrs Bette kommen vom Himmel herab/ das sind die himmlischen Fron- Hebr. 1, 14. Geister/ zur Wacht geordnet/ deren/ die die Seligkeit ererben sollen/ wie solches nicht nur das Vorbild Eli æ zu erkennen gibt/ nicht nur die Pa- Luc. 16, 22. Rom. 15, 4. Hebr. 1, 14. rabel Luc. 16. so wir auff uns zu applic iren/ dieweil alle Schrifft uns zur Lehre und Trost dienen soll/ sondern auch das general- Zeugnuͤß Hebr. 1. da sie genennet werden λειτουργικὰ πν ματα, dienstbare Geister/ wie sie Ps. 91, 12. Luc. 16, 22. uns im Leben auff den Haͤnden tragen Ps. 91. wie sie eine feurige Wagen- Burg umb uns her schlagen/ also auch im Tode tragen sie uns in Abra- hams Schos. Jm Papstumb wird der Schutz-Engel mit andern Au- gen traurig angesehen/ von dem sie vorgeben/ der Schutz-Engel fuͤhr und Gregor. de Val. tom. 4. disp. 11. q. 1. punct. 2. Ps. 4, 4. begleite die Seel ins Fegfeuer/ auff die Art und Weise wie die Prediger/ so man den maleficant en zuordnet/ O der leidigen Troͤster! III. Ὁ ἀπολύων, Der Fuͤhrer oder Fuhrmann/ der den Menschen außfuͤhrt/ ist niemand anders/ als der grosse Fuͤh- rer/ der uns fuͤhret/ und seine Heiligen wunderlich fůhret/ durch dick und durch duͤnn/ durch Stauden und Straͤusse/ bald empor/ bald hinab/ und dasselbe auff zweyerley Weise/ nemlich als ein Richter/ und zugleich auch als ein Vater; welches in der figur und Gleichnuͤß eines malefi tz-Gerichts am besten zu verstehen: Fragstu/ wer bringet die- sen oder jenen Vbelthaͤter umbs Leben? Wer ist Vrsach anseinem Tode? Ioh. 8, 44. Antwort: Nicht der Richter/ sondern der Moͤrder von Anfang/ des Men- schen abgesagter und geschworner Feind ist der Vrheber/ der hat anfangs die Pest und das Suͤnden-Gifft den Menschen angehaucht/ der hat als Hebr. 2, 14. ein Tyrann die Macht des Todes/ den Stachel des Todes an sich gezogen/ er ist der Angelus mortis, Todes-Engel und Vorbott/ Aus des Teu- Sap. 2, 24. fels Neid ist der Tod in die Welt kommen/ die causa meritoria und verwuͤrckende Vrsach/ dadurch der Tod auff uns gebracht worden/ ist 2. Reg. 4, 40. Rom. 5, 12. mors in ollâ, das Gifft ligt im Menschen selbst/ die Suͤnde ist des Teufels Janitor und Pfortner gewest/ durch welchen der Tod eingangen/ wie eine schaͤdliche Pest grassir end umb sich gefressen/ die Suͤnde ist der Stachel/ 1. Reg. 22, 34. welcher in uns hanget/ als wie der Pfeil in Ahabs Leibe/ durch welchen der Sathan toͤdtet. Der gerechte Gott im Himmel ist allhie als ein Richter Predigt. Richter anzusehen/ Er ist fuͤr sich selbst nicht der Vrheber des Todes/ son- dern vita essentialis, die lebendige Quell/ in welchem kein Tod/ und aus Ps. 36, 10. Ezech. 33, 11. dessen Wefen kein Tod quellen kan: Er hat keine Lust am Tode des Suͤn- ders/ wie Caligula der vielmehr Roͤmische Vnflath und Tyrann als Kaͤy- ser sich an den suppliciis, deren die er so schuldig so unschuldig zum Tode verdammt/ belustiget/ oder wie Hannibal/ welcher/ als er einen Graben voll vergossen Menschen-Blut gesehen/ soll gesagt haben: O formosum spe- ctaculum, Welche eine lustige Augen-Weide ist diß! Gott der Herr ist/ wie gesagt/ der Richter/ zu dem der fuͤndhaffte Mensch den Tod mitbrin- get/ und die Wurtzel des Todes im Busen traͤgt/ der Richter verschafft die execution, spricht das Vrtheil und laͤst ihn fortfuͤhren/ so fahrt er alßdann davon uͤbel/ so er im Stande der Vnbußfertigkeit und Vnglauben; wohl/ so er im Stande der Buß und des Glaubens abscheidet. Es han- delt aber auch Gott allhie als ein lieber Vater an seinen Kindern/ der Tod ist von der Suͤnde/ er treffe nun wen er woll/ umb der Suͤnde willen ist Simeon gestorben: aber die Person/ die da stirbt/ wann sie selig in Christo Jesu entschlaͤfft/ das hat ein ander Ansehen fuͤr Gott/ da gewinnet der Tod einen andern Namen/ und wird in ein ἀπόλυσιν und Schlaff ver- wandelt/ die Auffloͤsung Leibes und der Seelen ist ein Werck des Goͤtt- lichen Gerichts/ Gottes Zorn machet/ daß wir so vergehen/ aber in Ps. 90, 7. einem rechtglaubigen Christen ists eine liebliche ἀπόλυσις und Hinfahrt. IV. Terminus à quo, Der Ort/ wovon die Abfahrt geschicht/ ist/ wie zuvor gemeldet/ die Welt/ die Moͤrder-Grube/ gleich einem Forst oder Wald/ so unsicher ist von Moͤrdern und Strassen-Raͤu- bern; Ein Gefaͤngnuͤß und Zucht-Hauß/ darinn der Mensch mit saurer Arbeit und empfindlicher Beschwernuͤß mahlen muß wie Simson/ an Iud. 16, 21. Ps. 105, 18, Fesseln und Ketten ligt wie Joseph; Fessel und Ketten ist die Suͤnde/ unter welche auch der widergeborne verkaufft/ daruͤber sich St. Paulus Rom. 7, 24. Iohan. 5, 2. seqq. mehr bekuͤmmert als uͤber alle sein Creutz und martyria; Ein Siechen- Hauß und Lazareth gleich dem Teich Bethesda, da der 38. jaͤhrige Bett- riß gelegen; das exilium, darinnen wir wallen in mancher Gefahr/ der Kampff-Platz/ darauff wir streiten und Ritterschafft uͤben muͤssen. Summa/ in der Welt ist alles uͤbel/ davon wir begehren erloͤset zu werden. V. Terminus per quem, Die Strasse und der Weg dadurch man gehet/ den benamset Koͤnig David in seinem geistrei- Ps. 23, 4. chen Hirten-Lied/ nemlich das finstere Thal des Todes. Es ist N n n 3 zwar Die Acht und Dreissigste (Andere) zwar das gantze Leben des Menschen nichts anders als ein finsteres Jam- merthal/ so viel Vngluͤck und Creutz einen betreffen/ in so viel finsteren Thaͤlern wandert er/ da er dem Koͤnig Josaphat nachheulen und klagen 2. Chron. 20, 6. seqq. muß: Wann wir in hoͤchsten Nöthen seyn/ und wissen nicht wo aus noch ein/ ꝛc. sonderlich ist die letzte Reise die allerdunckelste/ wann der geistliche Bilgram an das stockfinstere Todenthal gerathen/ und durchgehen muß/ durch den Schatten des Todes/ die Seel Berg-auff/ der Leib Berg-ab ins finstere Thal des Begraͤbnuͤß/ da wirds ie laͤnger ie fin- Gen. 27, 1. Tob. 2, 11. sterer/ die Augen werden dunckeler als Jsaacs und Tobias Augen/ im Hertzen wird es Nacht/ wohl dem Wanderer/ der in dieser Nacht sein Feuerzeug richtig haltet/ aus dem bewaͤhrten Stein Christo feurige und leuchtende Glaubens-Funcken außschlaͤgt/ durch hertzlich Gebet die Lam- pen mit Oel kluͤglich verwahret. Des treuen Hirten Reise- und Wander- Stab/ das ist/ das H. Creutz Christi/ welchen der Wanderer ergreiffet/ und sich daran fest haltet/ und damit das Toden Meer theilet/ dem wird sich nicht nur zugesellen der beste Menschenfreund/ und getreue Hirt/ der grosse Engel Luc. 24, 15. des Bundes/ der die Kinder Jsrael in der Wuͤsten-Thal begleitet/ und zu seinen Juͤngern auff der Wahlfahrt nach Emaus gesellet/ comes facun- dus pro vehiculo erit, und endlich durch und aus des Todes-Thal in sein himmlisches Lobe-Thal/ auff den himmlischen Klare-Berg fuͤhren. VI. Terminus ad quem, Der Ort/ wohin die Fahrt 2. Cor. 12. 2. gerichtet/ ist nun ex opposito der Himmel/ der dritte Himmel/ das ποῦ beatorum, die Seligkeit/ das Englische Paradiß fuͤr den gefaͤhrlichen Mord-Wald/ die Freyheit fuͤr das Gefaͤngnuͤß/ fuͤr den krancken Spittal Bethesda/ das Land der Lebendigen/ fuͤr das exilium, das Vaterland/ fuͤr das Marter- und Zucht-Hauß/ die Ruhestatt/ fuͤr den Kampff-Platz/ der Ehren-Saal/ der Kroͤn-Pallast/ darinn die geistlichen Kaͤmpffer/ welche durch wahren Glauben den Teufel und die Welt uͤberwunden haben/ mit 2. Tim. 4. 8. der Krone der Gerechtigkeit/ welche Christus verheissen hat allen die seine Erscheinung lieb haben/ verehret worden. So sehen wir demnach hieraus/ wie viel daran gelegen/ daß wir den Tod recht lernen erkennen nach allen Vmbstaͤnden; Der Basilisk/ ein uͤberaus gifftiger Wurm/ soll die Art haben/ daß/ wann er eines Menschen zuvor ansichtig wird/ ehe der Mensch seiner gewar wird/ so vergifftet und toͤdtet er ihn; hingegen wann der Mensch ihn zuvor siht/ so schadet das Gifft nicht/ sondern der Basilisk muß von solchem Anblick sterben: Also ein sicherer und ruchloser Mensch/ der den Tod nicht kennet/ nicht Predigt. nicht achtet/ sich nicht recht Christlich zu demselben schicket/ der kom̃t ihm in den verdamlichen Rachen/ ehe er es gewar wird: Wer aber beyzeiten be- dencken lernet/ daß und wie er selig sterben muͤsse/ und den Tod mit Christ- lichen/ erleuchteten Augen zuvor recht ansihet/ dem kan er nichts schaden. Darumb sollen wir beyzeit den Tod lernen kennen/ wer er sey/ sonderlich der Tod der Glaubigen/ nicht ein sonderbarer Todes- Engel/ wie ihnen die blinden Juden einbilden/ oder eine Larve und Geruͤp- pe eines greßlichen Mannes ohne Fleisch/ Haut und Adern/ der eine Sense in der Hand trage und umb sich haue/ wie derselbe von den Mahlern ge- mahlet wird/ sondern wie ihn der Geist Gottes in seinem Wort abmahlet/ da er genennet wird ein Schlaff; Der natuͤrliche Schlaff entstehet Somnus ut est mor- tis, sic le- ctus ima- go Sepul- chri. aus den Speisen/ die der Mensch zu sich genommen. Jm Schlaff wachet die Seel/ sie gehet mit allerhand Traͤumen umb: Der Leib ruhet in seinem Schlaff-Kaͤmmerlein; Der gantze Mensch ist aller Sorgen und Arbeit frey/ er verschlaͤfft die Vngewitter/ brausende Winde/ ja wohl gar unge- heure Feuersbrunsten selbst/ wird endlich durch eine laute und ploͤtzliche Stimm widerumb erwecket- Also ist auch der zeitliche Tod aus dem ver- bottenen Apffel-Biß unserer ersten Eltern entstanden/ die Seel der Außer- Luc. 16, 25. Esa. 26, 20. wehlten wird getroͤstet in Abrahams Schos/ der Leib gehet in seine Erd- Kammer/ schleust die Thuͤr nach ihm zu/ verbirget sich einen kleinen Au- genblick/ biß der Zorn voruͤber gehe/ der gantze Mensch/ der sich wie ein Tag- loͤhner gesehnet/ daß seine Arbeit aus seye/ der kommt zur Ruhe/ er wird mit Ioh. 7, 1. 2. Reg. 22, 20. Frieden versamlet zu seinen Vaͤtern/ daß seine Augen nicht sehen alles das Vngluͤck/ das uͤber die Welt kommen solle/ und erwartet des froͤlichen Juͤngsten Tages/ da der Leib aufferwecket/ und mit der Seelen widerumb vereinbaret wird. 1. Sam. 25, 29. Gen. 25, 8. Ios. 23, 14. Syr. 48, 9. c. 49, 16. Ioh. 5, 24. Hebr. 11, 5. 1. Cor. 15, 43. 2. Cor. 5, 1. 4. Matt. 11, 28. Phil. 1, 21. vid. Theo- dos. apud Lipf. in ad- mirand. p. 199. Er wird genennet eine Versamlung in das Buͤndlein der Lebendigen/ die Versamlung zu ihrem Volck/ lieben Freunden/ Eltern ꝛc. der Weg alles Fleisches oder aller Welt/ ἀνάληψις, eine Wegnehmung/ ein Durchgang oder Durchdringung zum Leben/ eine Versetzung/ eine Säung/ eine Außziehung/ eine Ablegung der irrdischen Huͤtten/ eine Erquickung/ ein Gewinn/ da man gewinnet/ und bekommet fuͤr die Suͤnde Gerechtig- keit/ fuͤr die Arbeit Ruhe/ fuͤr den Streit Friede/ fuͤr die Schmach Ehre und Vnverweßligkeit/ fuͤr die Kranckheit Gesundheit. Sind lauter troͤstliche/ holdselige Namen/ dazu dann gehoͤret auch dieser Die Acht und Dreissigste (Andere) dieser Nam Ἄπόλυσις, ist nichts anders als eine selige/ erwuͤndschte/ lieb- liche Scheid-Frey-Freud-Ruh- und Hinfahrt eines armen/ gefangenen/ elenden Bilgrams/ Kriegsmanns und Knechts/ der des Tages Last und Hitze getragen/ welche der grosse ἀπολύων auff seinem Himmels-Wagen aus der schnoͤden Welt Kercker/ Lazareth/ exilio, Dienst-Hauß und Kampff-Platz außfuͤhrt in den Himmel/ in das freye Jerusalem/ in das Land der Lebendigen/ zum himmlischen Feyerabend/ in das refectorium, in das Trost- und Erquickungs-Hauß/ in das selige Vaterland/ in das brabeuterium, Ehren-Lohn- und Kron-Haͤuß. Daran solten gedencken allezeit/ sonderlich junge Leute/ die sich noch weit duͤncken vom Tod/ die rei- sen und rasen offt dem Tod in den Rachen hinein/ gedencken nicht/ daß man eben so viel Kaͤlber-als Ruͤh-Haͤute zu Marck trage und offt mehr/ daß sie doch ja bey jhren Reisen/ Fahrten/ peregrinationibus der rechten Himmelfahrt nicht vergessen; Alte Leut haben nicht mehr weit/ sie sehen zu/ daß sie in der Zeit bauen die Ewigkeit/ anders als die alten Susanninnen- gaͤuche/ die alte Salomonische Narren/ die alte Herodische Tyrannen; Es solten daran gedencken alle Ruchlosen/ deren Tod eine Hoͤllenfahrt des wuͤtenden Heers seyn wuͤrde/ wo sie sich nicht besser schicken und ein- stellen. Jst der unvermeidenliche Tod eine solche Fahrt/ wie sie un- serm Verstande vorgebildet wird? Ey so ist von noͤthen 1. Resignatio \& convasatio, das zeitige valet, Welt-Ade und Absage/ sonder- lich wann sich die Vorbotten anmelden/ wann der Finger Gottes ruͤhret/ daß man beyzeiten resign ir/ auffpacke/ der Welt eine gute Nacht gebe/ auff daß/ wann das NVN kom̃t/ heut/ daß man alßdann bereit sey auffzusitzen auff den Himmels-Wagen/ und gerade zufahre/ in festem Glauben auff Ioh. 14, 6. den/ der da heisset der Weg/ die Warheit und das Leben. Als Hertzog Georg zu Sachsen diese Welt beurlauben solte/ kamen seine Moͤnche die leidigen Troͤster auffgezogen mit den verstorbenen Heiligen/ einer aber von seinen Hofraͤthen tritt hinzu/ und spricht: Gnaͤdiger Fuͤrst und Herr/ ihr habt bißher das Sprichwort gefuͤhrt: Gerade zu ist der beste Weg: Gerade zu gibt gute Reuter: Bleibet dabey/ und fahret gerade Christo Jesu dem Allerheiligsten zu/ es moͤcht sonst in weiterm Vmb- schweiff etwas verwarloset werden. Wozu auch gehoͤret beyzeiten Testa- ment machen/ das Hauß bestellen/ seinem Willen resign iren/ gern alles Gen. 19. 26. August. in Psal. 75. zulassen und mit dem Ruͤcken ansehen/ anders als Loths Weib. Uxor Lothi facta est statua salis, ut illius contemplatione condiãtur homines. ne sint Predigt. ne sint fatui, nec retrospiciant. Loths Weib/ schreibt Augustinus, ist zur Saltz-Seul worden/ auff daß durch ihr Exempel die Leute gewuͤrtzt und gesaltzen wuͤrden/ daß sie nicht durch thummen Vnverstand zuruͤck nach dem irrdischen sehen/ und daruͤber das ewige verlieren. 2. Præparatio, Die Ruͤstung/ daß man sich versehe mit Oel und einem guten Zehr-Pfennig/ wer wohl fahren will muß wohl schmieren/ wie die klugen Jungfrauen/ auff daß/ wann der Braͤutigam kommt/ man Matt. 25, 4. bereit seye ihm mit Freuden zu begegnen/ und allezeit sagen: HERR/ Nun! bistu in suͤndlichem/ unseligem Stande/ so kanstu nicht sagen: HERR/ Nun! darumb man in steter Buß und Glauben stehen soll. Zwar an der præparation des viatici mangelts nicht/ sonderlich bey alten Leuten/ das vitium senile heisset ie aͤlter/ ie kaͤrger! unterdeß wird manch- mahl das rechte viaticum versaumet. Der theure Mann Gottes Mo- ses braucht in seinem Sterb-Lied Ps. 90. ein gar kraͤfftiges Wort/ da er den Ps. 90, 12. Herren anrufft und sagt: HERR/ lehre uns bedencken/ daß wir sterben muͤssen. Jn der heiligen Sprache stehet das Wort à das ist/ Lehr uns zehlen/ daß ihrer wenig seyen/ ars longa, vita brevis: außtheilen und ordnen/ damit es nicht gehe wie jenem/ qui non necessaria didicit, necessaria neglexit, da er gestudirt was ihme nichts genuͤtzt/ und versaumt was ihm haͤtte koͤnnen befoͤrderlich seyn: ist ein kleines Wort/ ein klein Fuͤncklein des Heiligen Geistes/ daran der Mensch gnug zu lernen hat/ so lang er lebt/ wer klug ist/ der dencket ihm nach/ und loͤscht es nicht aus. 3. Desiderium Paulinum, Der Paulinische Wundsch/ Paulinisches Verlangen/ daß man mit ihm wuͤndsche auffgeloͤset Phil. 1, 23. zu seyn/ und dasselbe nicht aus Vngedult/ wanns uͤbelgehet/ aus fleisch- lichem/ ungedultigem/ trotzigem/ boßhafftigem/ Lebens-verdrossenem Ge- muͤthe/ wie die Kinder Jsrael/ die/ als ihnen die Reise durch die lange Wuͤste sauer vorkam/ aus Vngedult sprachen: Wolte Gott wir Exod. 16, 3. waͤren in Egypten gestorben/ denen setzet Paulus ein ander Wort entgegen/ Ein ieglicher/ sagt er/ bleibe in dem Beruff/ in welchem 1. Cor. 7, 20. er beruffen ist; man soll undmuß warten/ biß der ἀπολύων kommt/ sonst schlaͤgt der apollyon zu! sehnen/ sag ich/ sollen wir uns mit St. Paulo und 2. Cor. 5, 2. 8. sagen: Wir sehnen uns und haben Lust zu seyn ausser dem Leib/ und daheim zu seyn bey dem HErren/ dann nichts ist suͤsser und Sechster Theil. O o o lieb- Die Acht und Dreissigste (Andere) lieblicher als das Vaterland/ der Rauch von Jthaca ist Ulyssi lieber als der Pelopiten Feuer und dabey Gefottens und Gebratens; Monica die apud Au- gust. l. 9. Confess. c. 10. Mutter Augustini sagt endlich: Lieber Sohn/ was mich belanget/ habe ich auff dieser Welt nirgend an keine Lust/ was soll ich hier thun? Es seh- net sich der gefangene Manasses nach seiner Erloͤsung/ der Krancke greiffet nach Gesundheit/ der Bilgram/ der Soldat/ sonderlich ietziger Zeit (in deme ein ehrlicher Bluts-Tropff noch uͤbrig) sehnet sich nach der Ruhe; Zwar wem Gelt und Welt ans Hertz gewachsen/ sonderlich junge Leute/ auch wohl Alte hoͤren offt nicht gern vom Tode/ es heisset bey ihnen gerne sterben/ aber nimmer geschickt. Gewiß wer nicht Lust hat zu sterben/ der ist kein lebendiger Heilige/ hat der Herr Lutherus pflegen zu sagen. Diese Rede hat sich aus einer Geschicht verursachet. Jm Jahr 1515. ist er zu Rom gewesen/ da er heim reiset/ zeucht er durch Augspurg/ da saget man von einer lebendigen Heiligen/ von der Jungfrau Vrsula/ welche Kaͤyser Maximilianum und viel fromme Reichs-Fuͤrsten vex iret hat/ und viel Geschencke erlanget/ dann sie gab fuͤr/ sie esse und trincke nicht/ und thaͤte auch sonst nichts nach Lauff der Natur. Als ihn aber ein Caplan zu ihr fuͤhret/ spricht er zu ihr: Liebe Vrsula/ du moͤchtest eben so mehr tod seyn/ als leben/ du moͤchtest Gott bitten/ daß Er dich liesse sterben/ da spricht sie: O nein! hie weiß ich wie es zugehet/ dort weiß ich nicht wie es zugehet. Diß Wort machet Luthero die Sache verdaͤchtig/ daß er saget: Vrsula/ schaue nur/ daß es recht zugehe. Sie gab Antwort: Behuͤte mich Gott! darauff weiset sie in ihrem Kaͤnnerlein Crucifixlein/ auff zweyen Altaren/ die waren mit Hartz und Blut so artig zugerichtet/ daß sie natuͤrlich außsahen/ als wann blut aus der Stirnen und Wunden ruͤnne/ aber es ist eitel Betruͤgerey gewesen. Die Hertzogin aus Beyern ist hinder die Schelmerey kommen/ daß sie heimlich Pfefferkuche unter dem Fuͤrtuͤchlein verstecket hatte. Da sie fast 1500. Guͤlden zusammen gelesen/ ist sie zum Thor hinaus gewan- dert. Dannenhero hat D. Luther pflegen zu sagen-Es ahnete mir wohl aus ihren Reden/ daß es unrichtig Ding war. Dann wer nicht Lust hat zu sterben/ der ist kein rechter Heilige. Ita refert Valerius Herberg. part. 3. der geistlichen Traurbind p. 537. Nun glaubiges Verlangen gebieret seliges Verlangen! Hoffnung laͤsset nicht zu schanden werden/ wohl geschmieret wohl gefahren/ wohl ge- bettet wohl gelegen! Auff Simeons Leben folgt Simeons Fahrt/ auff Simeons Fahrt Simeons Ruh/ nemlich das himmlische πολίτ μα, Adel und Sicherheit fuͤr diese Nichtigkeit und Fluͤchtigkeit; Freyheit fuͤr die Gefaͤng- Predigt. Gefaͤnonuͤß; Vnsterbligkeit/ Vaterland/ Ruhe und Triumph/ da Freu- Ps. 16, 11. de die Fuͤlle und liebliches Wesen ist immer und ewiglich; Das helffe uns Christus unser Herr/ der durch seinen blutigen Creutz- gang uns diese Heim- und Himmelfahrt erworben/ Amen. Die Neun und Dreissigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der seeligen Hinfahrt der glaubigen außer- wehlten Kinder Gottes aus diesem zeitlichen in das ewige himlische Leben. Aus des geistreichen Simeons Schwanen- Gesang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. Die Dritte Predigt/ Von dem Fahr-Trost. G Eliebte in Christo: Wann Agag der Heydnische/ ver- bannete und gefangene Koͤnig der Amalekiter seinem Richter dem heroischen Propheten Samuel getrost un- ter die Augen und Schwerdt tritt/ und in diese freudige Wort außbricht: Also muß man des Todes Bitter- keit vertreiben/ 1. Sam. 15. So zeiget er an die Furcht und 1. Sam. 15, 32. Schrecken des Todes; daß der Tod sey ein bitter Kraut/ bit- teres Gifft/ wie irgend ein Patient fuͤr einem bittern Tranck erschrickt/ oder wie der jenige/ der Gifft zu sich nehmen muß/ sich entsetzt. Ja freylich er hats errathen; es ist freylich der Tod bitter/ sonderlich dem/ der gu- te Tage und genug hat/ und ohne Sorge lebet/ und dem es Syr. 41, 1. 2. wohlgehet in allen Dingen/ und noch wohl essen mag; ja nicht nur bitter/ sondern schrecklich der Natur und uͤberschrecklich/ wann man ihn nach allen Vmbstaͤnden recht ansihet vnd erwegt/ die Schrifft mahlet uns solchen Schrecken fuͤr Augen/ theils in den schreck- O o o 2 lichen Die Neun und Dreissigste (Dritte) lichen Namen/ die sie dem Tode gibt/ wann sie ihn nennet bechor Iob. 18, 13. 14. Apoc. 6, 8. maveth, den Fuͤrst des Todes/ melech balaoth, den Fůrst des Schreckens; theils auch in figur en und Bildern/ in dem sie ihn præsent iret als einen Reuter auff dem fahlen Pferde/ dem die Hoͤlle folget. Als vorzeiten Kaiser Domitianus des Todes Schrecken dem Rath zu Rom wohl einbilden wolte/ fieng er ein abentheuerlich Trag œ dispiel an/ er ließ ein sonderbar Hauß inwendig allenthalben schwartz anstreichen/ und etliche schwartze Baͤncke darein stellen/ befahl darauff hinein zu brin- gen allerley Werckzeug und ornat, den man zu den Begaͤbnuͤssen brauch- te. Auff der Erden neben den Seulen stunden Todenbahren/ darauff die Namen der jenigen geschrieben stunden/ so dahin beruffen waren. Zu oberst hieng ein klein Liechtlein/ wie die Amplen sind/ so in dem Toden- Haͤußlein brennen/ auch lagen Tuͤcher da/ darein man die Toden zu wi- ckeln pfleget/ und war alles auffs schrecklichste und traurigste zugerichtet: An diesen Ort wurden die Rathherren gefuͤhret/ gantz allein ohne Diener/ und da sie mit Furcht umbgeben waren/ lieffen noch kleine Jungen aus den Loͤchern herfuͤr kohlschwartz gefaͤrbt/ wie die Gespenster oder Teufel/ und erschrecken diese Maͤnner noch mehr/ dann sie ihnen an die Seite stunden. Man hoͤrte da kein Wort/ sondern war alles still und einsam. Letzlich trat der Kaͤyser seibst hinein/ that eine Rede von dem Tode/ wie man den mit Gedult leiden solte/ da meynten sie alle anderst nicht/ dann es muͤste ietzt gestorben seyn. Jn diesen Noͤthen/ als er sie fast die gantze Nacht gequaͤlet hatte/ ließ er sie zuletzt hingehen/ schicket ihnen stattliche Verehrungen nach/ in ihre Haͤuser/ schencket ihnen auch die jungen Kna- ben fuͤr eigen/ welche sie kurtz znvor in gestalt der Gespenster geschreckt hat- ten/ doch waren sie schoͤn gebadet und abgewaschen. Vber diesem Fast- nacht-Spiel hatte Domitianus eine solche Freude/ als wann er etwas grosses außgerichtet haͤtte. II. Horroris solatium, Des Schreckens Trost/ damit das bittere Gifft gleichsam uͤberzuckert/ ist die freudige resolution; dann es meldet die Histori/ Agag sey getrost gegangen/ maada- noth, cum deliciis, mit Freude und Lust/ und sich selber ermun- tert und gesagt: Also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben! Die Hebreische Wort sind zwar etwas dunckel/ achensar mar hama- veth, das ist von Wort zu Wort: verè recessit amaritudo mor- tis, Predigt. tis, fuͤrwar des Todes Bitterkeit ist gewichen/ wie es Piscator vert irt/ und es gar anders glossirt/ als wolt er sagen-Jch werde nicht ge- toͤdtet werden/ wie ich bißher besorget/ sintemal ich zu einem Propheten ge- fuͤhret werde/ welcher sehr alt ist. Wir lassen aber Lutherum hie unre- formirt; es kan beydes seyn/ daß die Bitterkeit des Todes gewichen/ und doch besorgt und gekostet worden; Es kan seine Dolmetschung gar wohl bestehen/ fuͤrwar des Todes Bitterkeit ist gewichen durch den Trost und freudige resolution, gleich wie ein Krancker von einer bittern Purgatz mit Zucker uͤberzogen sagen moͤchte: Die Bitterkeit ist ihm vergangen/ nicht als duͤrffte er den Tranck nicht zu sich nehmen; oder wie Socrates das Gifft getruncken/ und seinen Freunden eines gebracht als einen Gesund- heit-Truck. III. Solatii causam, Die Quell solches Agagischen Fahr-Trosts; Fragstu von der Vrsach? Er muß ein gewaltig funda- ment gehabt haben/ er muß etwas gewuͤst haben/ daß er so getrost an den Tod gangen/ darauff er getrotzt; was doch? freylich keinen oder doch ei- nen schnoͤden Trost/ es war ein selbst-gemachter Muth/ Grund-Glaub- Hoffnung- Heil- und Trost-loser Muth/ dann die Heyden haben keinen 1. Thess. 4, 13. Trost noch Hoffnung/ oder ist was da gewest/ so wars umbra famæ, ein Vernunfft- und Ehr-loser Schein eines guten Namens oder Helden- Ruhms/ wie auch die gottlosesten boͤsen Buben in flagranti peccato, mitten in der Suͤnde/ in duell und Balgereyen/ die ruchlosen Soldaten getrost an den Tod gehen/ daß man sie fuͤr dapffere Cavallir halte; viel wahrhafftiger wiewohl furchtsamer redet von dem Handel der Heydnische Kaͤyser Adrianus: Animula, vagula, blandula, quò nunc abibis in loca? Ach mein liebes Seelelein/ wo wirstu ietzt fahren hin? Also muß man des Todes Bitterkeit nicht vertreiben; Gott der Heilige Geist stellet uns ein ander gewisser Exempel fuͤr Augen/ einen alten Rabbi zu Jerusalem/ von dem sollen wir lernen die Artzney wider den Tod/ den rechten Fahr-Trost/ der saget: Nun lässestu deinen Diener im Friede fahren! hoc solatium solatiorum, das ist Trost uͤber alle Trost! Also/ also und nicht anders muß man des Todes bittere Gifft durchsuͤssen und verjagen. Das ist die rechte Wohlfahrt nach der langen Wahlfahrt/ und heisset/ wie gehoͤrt/ ἀπολύσεως solatium, der Fahr- Trost/ von welchem in der Furcht des Herren anietzo erbaulich zu handlen/ wolle Gott von oben herab die Gnade seines Heiligen Geistes mildiglich verleihen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. O o o 3 Wi Die Neun und Dreissigste (Dritte) W Je laut dann Simeons Toden-Trost oder F ahr-Trost? mit einem Worte: Jm F rieden! Nun laͤssestu deinen Diener im F riede fahren. Verstehe durch den F rieden nach Art der Hebreischen Sprache alles gutes/ Gluͤck/ Heil/ Segen/ F reude und Wonne/ sampt einer ehrlichen Bestattung. Du bescherest mir ἀπόλυσιν pacatam, eine erwuͤndschte/ gesegnete/ gluͤckselige/ erfreuliche/ sanffte/ ehrliche und willige F reuden- Fahrt. Dann gleich wie in heiliger Schrifft der gewaltsame Schand-Todt der maleficant en heisset loschalom, 1. Reg. 2. nicht mit F rieden/ sondern mit Blut/ wie David auff seinem Tod-Bette seinem Sohne dem Salomon befahl dem Joab sein Recht anzuthun: * Thue/ sprach er/ Joab nach deiner Weißheit/ daß du seine graue Haar nicht mit F rieden/ das ist/ mit Blut hinunter in die Hoͤlle bringest. Also im gegentheil heisset der natuͤrliche/ ehrliche Gen. 15, 15. Tod ein gluͤckseliger Tod; Also sprach Gott zu Abraham Genes. 15. Du solt fahren zu deinen Vaͤtern mit F rieden/ und in gutem Esa. 57, 2. Alter begraben werden; dann die Gerechten werden wegge- rafft fuͤr dem Vngluͤck/ und die richtig fuͤr sich gewandelt ha- ben/ kommen zum F riede/ und ruhen in ihren Kammern. * 1. Reg. 2, 6. 9. Confer Ier. 4, 4. quanquam etiam qui violenter moritur, si in Christo moritur, beatè moritur, vide August. l. 1. de civ. D. c. 11. in Psalm. 33. \& epist. 122. confer Crisin D. Chemnit. de tragicis mortibus in harmon. pag 2103. \& seqq. In specie aber bestehet solcher F ahr- und F rieden-Trost I. in der innern Gewissens-Ruhe und F riede/ in holdseliger harmoniâ aller affect en/ da kein Klaͤger fuͤrhanden/ kein Wurm naget/ kei- ne Hoͤlle plaget; ist mit einem Wort ein gesundes/ gutes/ geheiltes/ doch vor 2. Cor. 1, 12. August. l. contra Ma- nich. c. 1. Senti de Augustino quod li- bet, sola me consci- entia in o- culis Dei. Gott wegen anklebender Schwachheit demuͤtiges Gewissen: ein unscheues Gewissen/ da einer getrost sagen kan: Jch darff fuͤr niemand bleich oder roth werden/ ich darff mich meines Gewissens ruͤhmen/ dann unser Ruhm ist das Zeugnuͤß unsers guten Gewissens/ man sag von mir was man wolle/ Allein mein Gewissen klagt mich nicht an fuͤr Gottes Augen/ schreibet Augustinus: Es gibt irgend Schlutthunde/ die nach dem Tode herfuͤr wuͤhlen und uͤbel nachreden/ aber ein gutes ruhiges Ge- wissen Predigt. wissen ist/ das schlaffen kan wie Petrus im Kercker/ in der cnstodi zwischen Act. 22, 6. zweyen Kriegs-Knechten. Das ist auch Simeons Trost/ wann er saget: Nun laͤssestu deinen Diener im Friede fahren/ als wolt er sagen: Jch kan nun wohl und ruhiglich einschlaffen/ ich bin so getrost und gutes Muths/ daß ich froͤlich darauff ruhen und schlaffen kan: Jch gehe in eine finstere Kammer dem Leibe nach/ Jch werde aber im Ps. 17, 15. Liecht wider erwachen nach Gottes Bilde. Laster und boͤse Tha- ten lassen einen nicht schlaffen/ welchen locum communem Cicero pro Roscio gar artig tract iret/ und beweiset/ daß des Clolii Tarracinensis Kinder keine Vater-Moͤrder seyen/ dieweil sie die Thuͤren offen gelassen/ und also ruhiglich geschlaffen; dann niemand bildete ihm ein/ daß es moͤglich waͤre/ wann einer eine solche boͤse That begangen haͤtte/ daß er ohne Sorge nicht allein ruhen und schlaffen solte/ sondern auch nicht ohne Furcht Hoffnung haben koͤnte. Einem iedweden sind seine eigene Laster seine Furien/ diese sind der Gottlosen Furien und staͤte Hauß- oder Plag- Teufel/ welche sie Tag und Nacht nicht ruhen lassen/ sonderlich am letzten Ende/ im ersten Antritt der Ewigkeit/ wann der Mund kein Wort mehr spricht/ so liset das Gewissen die Vergicht. Contra Stephani Angesicht Act. 6, 15. leuchtete wie eines Engels Angesicht/ Vrsach/ es war erleuchtet von rei- nem/ unbeflecktem/ unverletztem/ und daher unerschrockenem Gewissen. Gleich wie nun die Laster nicht lassen schlaffen/ weder leiblicher noch geist- licher weise: Also im gegentheil die Freyheit von denselben laͤsset wohl schlaffen; Soll ich nun (will Simeon sagen) zur Ruhe und schlaffen gehen/ ey so weiß ich/ daß ich werde wohl einschlaffen/ dann ich bin mir nichts boͤses bewust. II. Jn dem hoͤhern Friede der Huld und Gnaden Got- tes/ im Frieden Gottes/ der hoͤher ist als alle Vernunfft: Jn Phil. 4, 7. der Goͤttlichen Friedens-Burg/ die niemand ruin iren/ kein Dieb erstei- gen/ kein Pfeil erreichen kan; Jch habe uͤber mir einen gnaͤdigen Gott/ darumb alle Stunden/ alle Augenblick bin ich bereit/ dann ich weiß/ daß ich sterbe in dem Namen Christi meines Heilands/ dem und nicht mir lebe/ dem und nicht mir sterbe ich/ ich komm in die himmlische Gnaden- Schos meines rechten Vaters/ den ich hie nur im dunckelem Wort ge- sehen/ der Heilige Geist wird mich begleiten ins rechte Vaterland/ mir schoͤne Gedancken in meinem Tod-Bette bescheren/ und alle Thraͤnen abwi- schen; die Engelein werden mich auffnehmen und anlachen/ es wird mir gehen wie einem Kinde/ das biß dato in Mutterleibe gelegen/ aber so bald es ans Die Neun und Dreissigste (Dritte) es ans Tageliecht kommet/ gewaschen der Mutter in den Schos geleget/ wird es von Vater und Bruͤderlein gekuͤsset: Also auch ich/ werde in sal- vo conductu divino, in Goͤttlichem Geleit hinfahren/ in ein ander him- lisches Leben kommen/ und da von allen Außerwehlten begruͤsset/ gekuͤsset und liebfreundlichst angenommen werden. III. Jn eusserlichem Frieden/ zu Friedens-Zeiten ists ein grosses Gluͤck/ wann man von einem Ort zum andern reisen/ schiffen/ fah- ren kan ohnangefochten: Aber zu diesen betruͤbten Kriegs-Zeiten ists wohl schwer reisen/ da man alle Augenblick des Raubs/ der Schlaͤge/ ja des To- Hiob. 7, 1. des selbst zu befahren: So gehets einem Christen: Er muß immer im Streit seyn/ innerlich plaget ihn die Suͤnde/ eusserlich der Teufel/ die Welt; die ist die grosse Mord-Grube! wo der Mensch offt meynt/ er sey am allersichersten/ da ligt alles voll Strick und Tuͤck/ voll Pest und Gifft/ voll Mord und Todes-Gefahr: Also dieses gegenwaͤrtige Kriegswesen/ das macht das Leben sauer/ sonderlich auff dem Lande/ wo Durchzuͤge und Einquartierungen sind/ da es immer heisset/ bring her/ bring her! Aber Simeon sagt: Jch fahr im Frieden/ frey von allen Freybeuthern/ Moͤrdern/ frey von aller ranzion, dann ich komm in das asylum, in die Apoc. 14, 13. rechte ewige Freyheit/ frey von aller Arbeit/ von aller contribution, von aller Furcht; frey von der Erb-Suͤnde/ von der Wurtzel alles suͤndlichen Rom. 6, 7. 1. Cor. 15, 54. 2. Cor. 5, 4. Lebens/ von welcher der Mensch alsobald befreyet wird im Tode/ das sterbliche wird verschlungen von dem Leben/ gleich wie das Feuer einen Tropffen Wasser verzehret; Ja auch eusserlich frey von aller Kuͤm- mernuͤß und Truͤbsal. Solchen seligen Freyherren-Stand meynet der 2. Reg. 22, 20. Herr/ wann Er von Josia sagt 2. Reg. 22. Jch will dich zu deinen Vaͤtern samlen/ daß du mit F rieden in dein Grab versamlet werdest/ und deine Augen nicht sehen alle das Vngluͤck/ das ich uͤber diese Staͤtte bringen will. Deßgleichen wann er Daniel Dan. 12, v. ult. selbst parent irt Dan. 12. Du aber Daniel gehe hin/ biß das Ende komme/ und ruhe/ daß du auffstehest in deinem Theil/ am En- de der Tage. IV. Jn und zu dem Frieden der druͤben ist in jenem Esa. 57, 2. himmlischen F ried- und F reudenreichen Leben; Die Gerechten werden hingerafft fuͤr dem Vngluͤck/ und kommen zum F riede; Ja freylich zum Frieden/ zu dem Gott des Friedes/ zu dem Frieden-Fuͤrsten Jesu Christo/ zu der Freude und Fried im Heiligen Geist/ zu den Engeln des Predigt. des Friedes/ der friedliebenden Geistern/ zu dem ewigen/ unzerstoͤrlichen Frieden/ keine Qual soll sie nim̃er ruͤhren/ daß daher der verlarvte Samuel 1. Sam. 28. sich selbst verrathen/ und die Klauen allzuheuͤter herfuͤr gethan/ 1. Sam. 28, 15. als er saget: Warumb hastu mich unruhig gemacht? An den Ort des Friedes/ nicht in den limbum oder Vorburg der Hoͤllen/ da Si- meon irgend haͤtte muͤssen leiden pœnam damni, den Verlust des gna- denreichen Anschauens oder Angesichtes Gottes/ wie der vermessene Jesuit Cornel. à Lapide uͤber diese Wort commen tirt/ sondern in asylum, in die Cornel. à Lap. in h. l. p. 59. Freystatt/ das himmlische Jerusalem/ das Buͤndlein der Lebendigen/ in den Schos Abrah æ/ in das ewig-gruͤnende himmlische Paradiß; dem Leibe nach werde ich in den Acker Gottes gesaͤet/ in die Schlaff-Kammer geleget/ da meine Beine bewahret werden/ daß deren nicht eines Ps. 34, 21. zubrochen wird/ und ob sie zerstreuet und eingeaͤschert werden/ sollen sie doch nicht verlohren seyn/ sondern ergaͤntzet werden/ und ob sie gleich von Schlangen und Wuͤrmen verzehret werden/ sollen sie doch unversehrt in Gottes Hand erhalten/ und gantz ohne Abgang widerumb erstattet werden. V. Jn dem verheissenen Friede. So getrost waͤre Si- meon nimmer gewest/ wann er nicht literas salvi conductus, Brief und Siegel daruͤber gehabt/ nemlich das Wort Gottes/ nach dem Wort Got- tes/ wie du gesaget hast; das machet mir ein solch Hertz/ wie dem Adam sein Vivat, Chava oder Eva/ wie dem Hiob sein Scio, wann er saget: Gen. 3, 20. Iob. 19, 25. Jch weiß/ daß mein Erlöser lebet: Ja das verbum speciale, die sonderbare Erleuchtung und Antwort/ so mir von dem Heiligen Geiste worden/ in welcher mir beydes verheissen/ die Anschauung des Messi æ/ und ein sanffter/ friedsamer Tod; Gleich wie der jenige/ der einen guten Paß hat/ allenthalben durchkommt: Also ist das Wort Gottes ein solcher Paß/ mit diesem Paß muͤssen wir uns beyzeiten gefasset machen/ das ist/ wir muͤs- sen einen reichen Schatz samlen von Evangelischen Trost-Spruͤchen/ son- derlich Joh. 5. deren man in der Noth sich zu bedienen/ und den Sprung Ioh. 5, 24. darauff zu wagen; Wohlan/ es gehe gleich wie es woll/ mein Glaub wird mich nicht triegen/ ich weiß wohl wo ich bleiben soll/ Gottes Wort kan mir Ps. 27, 8. nicht luͤgen/ in ewiger Freud ist mir bereit/ bey Gott ein herrlichs Leben/ darauff gewagt/ harr unverzagt/ Er wirds gewißlich geben. Dieses ist also Simeons sanffter/ friedsamer Tod/ an wel- chem wir eine neue lection zu lernen haben/ daß nemlich der Glau- Sechster Theil. P p p bigen Die Neun und Dreissigste (Dritte) bigen Tod ein friedsamer Tod/ eine Frieden-Fahrt sey/ daß sie fahren aus dem Streit/ aus dem Gefaͤngnuͤß/ in dem innerlichen Hertzens- und Gewissens-Friede/ in dem eusserlichen Friede/ in dem Goͤttlichen Gnaden-Friede zu dem rechten/ seligen/ ewigen Friede; So schrecklich nun der Gottlosen Tod ist/ deren Wurm naget/ ob sie ihn gleich bißweilen traͤn- cken/ so hoͤret er nicht auff: sie haben einen zornigen Gott/ der schleudert ihre Seelen in die Rapus hinaus/ das ist ein schrecklicher Tod. Schreck- , Chron. 11, 13. lich ists unter dem Hencker sterben/ aber am allerschrecklichsten wie Saul in seinen Suͤnden sterben; Zu solchen Leuten mag man wohl sagen wie 2. Reg. 9, 18, 19. Jehu Jorams Einspaͤniger: Malecha uleschalom, Was gehet euch der Friede an? So selig und koͤstlich ist im Gegentheil der Glau- bigen Tod/ weil er im Friede geschicht/ auch deren Glaubigen/ so eines ge- waltsamen Todes sterben/ wann sie nur in Christo abtrucken/ so ist es ein August. ep. 122. sanffter/ friedsamer Tod; Quid interest, schreibet Augustinus, febris an ferrum de corpore solverit? non quâ occasione exeant, sed quales ad se exeant, Deus attendit in servis suis; Was ligt daran/ ob Leib und Seele durch ein Fieber oder durchs Eisen getrennet werden? sintemal Gott an seinen Knechten nicht schauet/ durch was Gelegenheit/ sondern wie sie zu ihm aus dieser Welt gehen. Es ist wohl ein koͤstlich Kleinod der Statt-Friede/ wann einer in 2. Reg. 4, 13. ruhiger possession unter seinem Volck wie dort die Sunamitin sitzt; Der Hauß-Frieden/ der Collegial- und Zunfft-Frieden/ wann sich einer durch- schlagen kan/ daß ihn iederman zu frieden laͤsset; Aber es ist rar, und kan nicht allezeit erhalten werden; niemand hat laͤnger Ruh als sein Nachbar will/ wann sich einer gleich zur Ruhe begeben/ und alle Welt-Haͤndel quit- tiren wolte/ wird er doch in die Laͤnge nicht unangefochten bleiben; Jener Statt-Vogt beym Adriano mit Namen Similis, nach dem er Vrlaub bekommen/ hat sieben Jahr auff dem Lande gelebt/ nach seinem Tode/ hat er befohlen/ auff den Grab-Stein zu hauen diese Wort: Hîc jacet Simi- lis, cujus ætas multorum annorum fuit, ipse septem duntaxat vixit an- nos, Hie ligt der Statt-Vogt Similis, dessen Alter sich auff viel Jahr er- strecket/ er hat nur sieben Jahr gelebet. Aber dieser Similis hat wenig Similes und Mit-Bruͤder. Was wollen wir sagen von dem allgemeinen Land- Frieden/ der edlen Irene: die ist der Kuͤnste Beschirmerin/ der Kirchen Ernehrerin/ und des gemeinen Wesens Kron/ aber wie theuer? die von Act. 12, 20. Tyro und Sidon musten den lieben Frieden zu Herodis Zeiten von Blasto theuer gnug kauffen. Wer ein bißlein Frieden in der Welt haben will/ der muß ihn fast mit Esels-Gedult erhalten; und wann wir ihn gleich haͤtten/ Predigt. haͤtten/ so ist er doch unteutsch/ untreu/ unbestaͤndig/ stehet auff Triebsand; Gleich wie die Sonn selten ohne Wolcken/ also auch der Friede ohne Auff- ruhr und Vnruhe. Es ist ein schaͤdlicher Friede/ dann der Welt- und Land-Friede hat Sodom den garaus gemachet; Der Friede hat eine Stieff-Tochter/ die heisset Securitas, die schnoͤde Hoͤll-stuͤrtzende Sicherheit/ deren Ottergezuͤcht ist die Vndanckbarkeit fuͤr die Himmel-trieffenden Wolthaten Gottes. Dannenhero Nasica, ein Rathherr zu Rom/ als er ge- hoͤret/ daß ein Friede auffgerichtet worden/ nach dem die Statt Carthago gantz verheeret und zerstoͤret/ gesagt: Nun stehen unsere Sachen gefaͤhrlich. Es ist ein Stuͤck-Friede/ der nicht zu allem Schaden tauglich und genug ist; dannenhero Plutarchus schreibet/ Fuͤr das Zipperlein hilfft kein Semischer oder anderer herrlicher Schuh/ fuͤr das Gliederwehe kein koͤst- licher mit Edelgesteinen versetzter Ring/ fuͤr das Kopffwehe keine guͤldene Koͤnigliche Kron; Also auch die Gewissens-Wunde/ Gewissens-Blat- tern/ und darauff folgende Gall-Bitterkeit des schwartzen Todes lassen sich mit nichts vertreiben/ als mit dem honigsuͤssen Evangelio/ so in den Bien- Koͤrben der Cantzel/ des Tauffsteins/ des Beichtstuls/ des Tischs des HEr- ren/ des Loͤse-Schluͤssels zu finden. Tritt iemand diesen Honig mit Fuͤssen/ Ioh. 5, 24. der muß mit Wermuth und Entzian in der Hoͤllen buͤssen. Warlich/ warlich ich sage euch: (spricht der Herr der nicht luͤgen kan. Hoc dixit Dominus; si parum promisit, si adhuc parum? juravit, Au- gustin. in Psal. 110.) Wer mein Wort hoͤret/ und glaubet dem der mich gesand hat/ (wer geistlicher weise dieses mein honigsuͤsses Evangelium und Trost-Wort isset/ wie Simson; davon seine Augen Iud. 14, 9. 1. Sam. 14, 27. erleuchtet und erwackert wie Jonathan/) der hat das ewige Leben. Jst kein Vogel auff dem Dache/ er hat das ewige Leben schon in der Hand/ er kommt nicht in das strenge Gericht/ sondern er findet alsbald seinen Fuͤrsprecher und Mittler Christum/ der dem Wuͤrg-Engel gebeut/ und sagt: Laß deine Hand ab/ laß mir diesen gehen/ er ist ge- 2. Sam. 24, 16. zeichnet/ sondern er ist vom Tod zum Leben hindurch gedrungen/ das ist/ er hat den Tod nicht recht gesehen/ ist in einem hui uͤber das To- den-Meer hinuͤber geflogen. Ein solch Evangelium ist lauter Milch und Honig: es gibt Krafft und Safft/ ist das beste Pflaster wider die gifftige Sterb-Druͤse/ also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben. Jst dem also/ so lasset uns dem Evangelio und dessen Friede nachjagen/ der hoͤher ist als alle Vernunfft/ dem innerlichen Phil. 4, 7. P p p 2 Friede/ Die Neun und Dreissigste (Dritte) Friede/ dem Gnaden-Friede Gottes/ dem eusserlichen Friede/ auff daß zu seiner Zeit folge der ewige Friede! Es muß einmal seyn/ wir muͤssen davon/ unsere Statt heisset nicht Vesteburg oder Him- mels-Burg/ sondern Straßburg; darumb beyzeiten gefasset ge- macht zur Straß und Fahrt/ auff daß wir in diesem grossen Vnfrie- den den besten bestaͤndigen Frieden erlangen/ und unsere Seelen errettet werden moͤgen. Der weltlichẽ Sodom æ Feuersbrunst ist vor der Thuͤr; Er- rette lieber Mensch nit deinen Acker ꝛc. sondern deine Seel/ gaffe nicht nach andern Exempeln/ sondern sihe auff dich! deine Seel/ sag ich/ errette/ dann was hilffts dem Menschen/ wañ er aller Welt Guͤter gewinnet/ und Scha- den leiden muͤste an seiner Seele? So viel tieffer der Mensch sein Hertz ver- sencket in die zeitliche Guͤter/ so viel tieffer in die Hoͤll; Ein ieglicher sey selbst sein bester Seelsorger! die Jungen gedencken/ daß man zu Marcke bringe so viel Kalbs-Haͤute als Kuͤh-Haͤute; die Alten sehen sich vor/ daß sie nicht erst in dem letzten Anfuhrt Schiffbruch leiden; Jm uͤbrigen soll man auch seine Seele in Gedult fassen/ und sich nicht allzusehr bekuͤmmern uͤber die Toden/ dañ unsere selige Toden sind im Friede: Ey so gebe man sich zu frieden! ist eben als wañ eine Mutter ihr Kind in eine Festung gebracht/ und sie unter den Moͤrdern und Raͤubern waͤre/ mehr fuͤrs Kind als fuͤr Ioh. 11, 11. Gen. 46, 4. sich sorgen wolte; Lazarus unser Freund schläfft/ ey so laß man ihn schlaffen/ biß er erwache am Juͤngsten Tage. Dannenhero auch den Toden die Augen zugetruckt werden/ damit sie den Schlaffenden aͤhnlich sehen. Isid. Pelus. l. 2. ep. 173. Isidorus Pelusiota fragt warumb Christus uͤber dem toden Lazaro gewei- net? gibt darauff die Antwort/ Er hab darumb geweinet/ daß er seine Herrligkeit zu erweisen/ den jenigen/ der aus dem wuͤtenden Meer an dem Port angesegelt/ widerumb solte durch die Aufferweckung in das Meer ver- setzen; daraus abzunehmen/ daß uns nicht zu wuͤndschen waͤr/ unsere selige abgeleibte Freunde widerumb in dieser Welt zu haben/ und sie von der er- langten Kron und Ruh/ in den Streit und Vnruh zu setzen/ præmisimus non amisimus, wir haben sie zuvor hingeschickt/ sie sind nicht verlohren; Iob. 42, 12. 13. Gott hat dem lieben Job alles/ was er verlohren/ doppelt erstattet/ vier- zehen tausend Schaf/ sechs tausend Camel/ tausend Joch Rinder und tausend Esel/ aber die Kinder hat er ihm nicht gedoppelt/ sondern wie viel er zuvor gehabt/ sieben Soͤhne und drey Toͤchter gegeben/ Vrsach/ die vori- gen waren nicht verloren/ sondern præmitt irt und zu Gott vorhin gesendet. Vnd das ist auch unser aller Trost in der bittern Todes- Noth; Also muß man des Todes Bitterkeit vertreiben! Hey- den Predigt. den haben keinen Trost/ ob sie wohl sich vanissimè vergebens und ohne Grund und Hoffnung getroͤstet*. Alles vergebens und umbsonst! wann ein Heyd oder heydnischer Mensch stirbt/ so heisset es fuit, er ist gewest. Augustus der Roͤmische Kaͤyser hat viel Jahr gluͤckselig und herrlich re- giert/ aber da ist kein Schatten mehr von ihm uͤber/ Fuit, Er ist einmal in der Welt gewesen/ aber er ist nicht mehr. Kaͤysers Severi letzte Wort sind gewesen: Omnia fui, \& nihil mihi prodest, Jch bin alles und der hoͤchste gewest/ aber was nuͤtzts mich ietzo da ich davon muß? Cyrus befihlet nach seinem Tod bey seinem Grab sein koͤstliches Leib-Pferd der Sonnen zu opffern/ und außzuruffen: Hîc Fuit Cyrus Asiæ Dominus, Da ligt der grosse Herr uͤber gantz Asia/ er ist einmal gewesen/ aber er ist nicht mehr. Was sagt aber unser Herr Christus von Abraham/ Jsaac Matth. 22, 13. 32. und Jacob/ und allen dero Nachfolgern/ glaubigen Abrahamiten? Sie sind nicht gestorben/ sondern sie leben Gott. Hie nicht Fuit, sondern Est. Dieses Trost-Troͤpfflein erquicket die Seel mehr in der letzten Noth/ dann ein gantz Faß voll Perlen und Krafft-Wasser. * Wie zu sehen bey Platone in Phœdone, Herodot. l. 7. p. 401. Cic. l. 1. Tusc. qq. l. 5. ep. fam. 16. Senec. in consol. ad Polyb. \& Martiam. Plutarch ad Apol- lonium \& Vxorem; adde disp. Theolog. Ioh. Iacob. Grynæi p. 470. confer so- latia funebria veterum Sarmatorum \& Ruthenorum, descripta à Boxhornio in historiâ Vniv. p. 500. Papisten haben keinen Trost/ das Fegfeuer macht lauter Angst im Gewissen/ es kuͤhlet nicht. Eigen Verdienst und eigene Buß/ Welt- Flucht und Allein-Sucht/ das ist der blinden Papisten Trost. () Philip- () apud Corn. à. Lap. ad Os. 2, p. 80. pus III. Koͤnig in Hispanien wuͤndscht in seinem Tod-Bette/ daß so viel er Jahr in der Koͤniglichen Regierung gesessen/ er haͤtte in der Einoͤde zuge- bracht/ und ein Einsidel gewest waͤre/ wie viel sicherer und getroster koͤnt ich/ sagt er/ ietzo abtrucken/ und fuͤr Gottes Richterstul erscheinen? unter die se- mitas ad regnum Dei, das ist/ die Himmels-Pfad erzehlet () Bellatminus () l. 1. de æ- ternâ felic. c. 8. \& 10. die merita und Verdienst/ wer einen Thurn bauen will/ der biß hinauff in Himmel reichet/ der muß ihme Verdienstwerck zu wegen bringen! Von der Edlen Roͤmerin der Paula ruͤhmt er/ daß sie all ihr Haab und Nah- rung auff Cloͤster spend irt/ sich des Fleisches/ der Eyer und des Weins gaͤntzlich enthalten/ im Sack gekleidet/ auff der Erden im Staub gelegen/ das soll ihr semita und Weg seyn gewest zum Himmelreich. Aber O des leidigen Trostes! wer darauff bauen will/ der bauet auff Trieb-Sand/ von einem andern Trost-Grund werden wir hoͤren in folgender Predigt. Petrus Damian. epist. ad. Teuzonem ait, se quendam Sanctum Eremitam consuluisse de se suoq́ue statu; an scilicet sibi expediret, Ecclesiæ \& proximis P p p 3 servire Die Neun und Dreissigste (Dritte) servire in Cardinalatu \& Episcopatu Ostiensi: an verò iis abdicatis recipere se ad monasterium, eò quòd vitam illam activam sentiret Spiritum suum distrahere \& minuere, ejusq́ue profectum impedire. Cui Eremita: Quid prodest lucernæ, si aliis luceat \& ipsa se flamma vorax consumat? Quocirca Petrus relicto Episco- patu \& Cardinalatu ad suum monasterium rediit, ibiq́ue totus suæ saluti \& per- fectioni vacavit. Ita refert Corn. à lap. ad Ose. 2. p. 81. Aber Christen haben Trost/ die sagen: HERR/ nun lässestu deinen Diener und Dienerin im Friede fahren/ wie du gesaget hast! die schauen den Tod nicht nur an/ sondern durchschauen ihn/ gleich Iud. 14, 8. wie Jud. 14. die Philister gehen fuͤruͤber/ finden nichts/ aber Simson findet im toden Aaß einen Bienen-Schwarm/ das ist Trost/ schalom, das ist Friede/ Freude/ Leben und Seeligkeit/ und lauter Gewinn fuͤr Verlust/ fuͤr Suͤnde Gerechtigkeit/ fuͤr Arbeit Ruhe/ fuͤr Krieg Friede/ fuͤr die Sterbligkeit die Vnsterbligkeit/ fuͤr Schande Ehre/ fuͤr Muͤhseelig- keit Gluͤckseeligkeit/ trutz allen Widerwertigen! trutz dem Teufel! trutz der Welt! Ein wahrer Christ sihet den Tod an als einen morionem, als einen vermumten Narren/ der den Stachel verlohren/ wie die Maͤrtyrer mitten in ihrer Marter/ welche auff den gluͤenden Kohlen als auff Rosen gelegen/ auff den Scheitterhauffen gleich als auff das theatrum zu einer Com œ di gestiegen/ auff den Rohst sich gleich als auff ein Bette geleget/ in ungezweifelter Hoffnung/ es werde der Ostertag den Charfreytag/ wie der Wein im Faß einen Tropffen Wasser/ verschlingen: Also die Außer- wehlten mitten in ihrer Kranckheit und Todes-Schmertzen singen: Mit Fried und Freud ich fahr dahin in Gottes Willen/ getrost ist mir mein Hertz und Sinn/ sanfft und stille/ wie Gott mir verheissen hat/ der Tod ist mein Schlaff worden: Darumb/ Ach HERR/ laß deine lieben Engelein am letzten Ende mein Seelelein in Abrahams Schos tragen/ den Leib in seinem Schlaff-Kaͤmmerlein gar sanfft ohn einige Qual und Pein ruhen biß am Juͤngsten Tage! Alßdann vom Tod erwecke mich/ daß meine Augen sehen dich in aller Freud/ O Gottes Sohn! mein Heiland und Genadenthron! HERR Jesu Christ/ erhöre mich/ ich will dich preisen ewiglich/ Amen. Die Predigt. Die Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der seeligen Hinfahrt der glaubigen außer- wehlten Kinder Gottes aus diesem zeitlichen in das ewige himlische Leben. Aus des geistreichen Simeons Schwanen- Gesang Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. Die Vierte Predigt/ Von der Quell des Fahr-Trostes dem Anschauen des Messi æ. G Eliebte in Christo: Jch will nun gern sterben/ nach dem ich dein Angesicht gesehen hab/ sagt der Gen. 46, 30. alte betagte Jsrael zu seinem Sohn Joseph/ da er ihm ent- gegen gezogen in Egypten/ ins Land Gosen/ ihn zu versehen/ abgeholt/ als sie beyde einander umb den Halß gefallen/ ihre ςοργὰς gegen einander gewechselt/ nach dem er lange an Josephs Halse geweinet/ sagt er: Jch will nun gern sterben/ ꝛc. Jn welchen Wor- ten er der Patriarch anzeiget I. Cordolium, sein Hertzeleid; Er raumet seinem Hertzen/ schuͤttet sein Hertz aus/ gibt gnugfam zu verste- hen/ wie hefftig ihn bißher so viel Jahr der Verlust seines Sohnes Josephs geschmertzet/ von dem er geglaubet/ ein boͤses reissendes Thier habe Joseph zurissen und gefressen; ihn schmertzet/ daß er ihn so ohne Geleite wegziehen lassen/ nicht besser Sorg gehabt/ darumb er sich auch nicht wolt troͤsten las- sen/ und gesagt: Jch werde mit Leid hinunter fahren in die Gru- Gen. 37, 35. be/ zu meinem Sohn. Er zeiget an II. Cordolii solatium, den Trost/ mit wel- chem er seinen bittern Schmertzen versuͤsset; der ist nun gern sterben! Zuvor hats geheissen: mit Leid in die Gruben! ietzt: mit Freu- den! zuvor ungern/ ietzt gern: zuvor ohn allen Trost/ ietzt Trost! die- weil Die Viertzigste (Vierte) weil mich der Verlust und vermeynte schreckliche Tod meines Sohnes ge- kraͤncket und gequaͤlet/ ja auff meinem Tod-Bette wuͤrde es mich ange- fochten haben; Aber ich habe nun erlebet die seelige catastrophen, den er- freulichen Tausch/ nun ficht mich nichts mehr an/ nun habe ich kein Anlie- gen mehr. III. Solatii \& gaudii causam, Die Vrsach solches Trostes und Freude; das war das Anschauen seines Sohnes Joseph: Jch hab zwar/ will er sagen/ das Evangelium gehoͤret: Dein Sohn lebet; Aber ich glaubte es nicht/ mein Hertz dachte viel anders: darauff kamen die Wagen Josephs/ als sigilla, Pfand und Wahrzeichen/ da ward mein Geist wider lebendig/ da respir irt ich ein wenig: Nun mir aber der Glaube in die Hand kom̃t/ so will ich gerne sterben: moͤcht iemand sagen: Warumb gerne sterben? er haͤtt vielmehr sollen sagen: Nun will ich gerne noch laͤnger leben/ gute sanffte Tag haben/ schlaffen und meines Soh- nes Herrligkeit recht geniessen; Antwort: So haͤtt er sagen sollen/ wañ sein datum auff das irrdische nur gestanden/ er sahe seinen Bilgram Stand an/ daß die Tage seiner Wahlfahrt wenig und boͤse/ so war er alt und Lebens- satt/ derowegen hieß bey ihm nur gern sterben: allein waren ihm seine Kin- der und Kinds-Kinder angelegen/ deren siebentzig gewesen/ aber nunmehr sie einen solchen treuen nutricium und propatrem, ernehrer und Versorger bekommen/ Ade! so haͤlt mich nichts mehr auff. Hieran und in diesem Stuͤck ist Jacob ein typus Simeonicus, ein Fůrbild auff den alt-verlebten frommen Simeon und den himmlischen Joseph Christum; auff Simeon/ sag ich/ der zwar auch bey sich betrachtet ἀπόλυσιν mortis \& terrores mortis, die fuͤr- stehende Todes-Gefahr und Schrecken; aber er hat auch Trost und Freude concip irt und geschoͤpfft aus dem Friede/ daß nach der Wahlfahrt im Friede seine Wohlfahrt folgen werde; Jetzt kommet er auff die Grundfeste des Trostes: Jetzt/ will er sagen/ mag man mir meine Augen zutrucken/ sie haben genug gesehen/ sie haben den besten in die- ser und jener Welt Augen-Lust/ das alleredelste Kleinod gesehen; Das ist die Trost-Quell und das thema, so wir ietzo in der Furcht des Herren abhandlen wollen/ nemlich visio, die edle Schau des Messi æ und Heilandes/ meine Augen/ sagt er/ haben deinen Heiland gesehen; Das gnadenreiche Phœnomenon Christus Jesus Predigt. Jesus erscheine uns auch mit des Heiligen Geistes Liecht/ Krafft und Schein/ daß wir ihn recht lernen schauen/ hie in der Gnaden-Zeit/ damit wir ihm getrost nachschauen und dort ewig anschauen moͤgen in der Herr- ligkeit/ Amen. S O erzeiget sich demnach bey dieser Schau Jesus als I. Phæ- nomenon, als ein schoͤnes Bild und Zweck/ nach wel- chem er seine Augen wendet/ der heisset Τὸ σωτήριον das Kind/ das er an seinen Armen gehabt/ gehertzt und getragen/ das nennet er nicht bloß τὸν σωτήριον adjectivè, nicht σωτηρίαν, sondern gantz emphatisch τὸ σωτήριον, den Heiland independenter, der da ist der Brunn des Heils/ das Horn des Heils/ GOTT hat uns auffgerichtet ein Luc. 1, 69. Horn des Heils in dem Hause seines Dieners Davids/ und also das Heil selbst. Die Poeten dichten von einem copiæ cornu, das Jupiter seinen beyden Hofmeisterinnen/ die ihn auffgezogen/ verehret. Dann als Rhea, Jovis Mutter ihn verstecket und zwo Nymphen denselben zu verammen/ der Adrastea und Ida gegeben/ welche ihn getraͤncket und auff- gebracht durch die Milch der Geiß oder Ziege/ so Amalthea geheissen/ wes- wegen hernach als Jupiter zu seinen Jahren kommen/ hat er die Geiß in Himmel unter die Gestirn erhoben/ und das Horn derselben den Nym- phen verehret/ als ein Gluͤck- und Wundsch-Hoͤrnlein/ mit einer solchen reichen Krafft gesegnet und begabet/ daß was sie ihnen wuͤndscheten/ ihnen aus diesem Horn herfuͤr wachsen solte: Das ist eine Fabel und poetisches Gedicht. Hie aber finden wir die rechte himmlische Warheit: Was du von diesem Horn wuͤndschest/ bittest und begehrest/ das kan er dir geben/ Heil/ Leben/ Segen und Gnad/ alles in Haͤnden Er hat/ Er ist der gesegnete Gen. 3,, 5. c, 22, 18. Weibes-Same/ in welchem alle Geschlechte und Voͤlcker gesegnet werden. 2. Τὸ σωτήριον Θει῀ον, Ein Göttlicher Heiland; Meine Au- gen/ sagt Simeon/ haben deinen Heiland gesehen/ O Gott Vater deinen Sohn/ den du geschencket hast/ welchen die Welt nicht haͤtte geben koͤnnen. 3. Σωτήριον ἠτοιμασμένον, Ein zubereiteter Heiland/ ein beschlossener/ verheissener/ fuͤrgebildeter/ ins Fleisch gesen- deter Heiland/ ein zubereitetes antidotum wider den Tod; ἱλαςήριον, Versoͤhnung und Gnaden-Stul wider das Juͤngste Gerichte/ ein tro- phæum und Siegs-Zeichen wider alle Hoͤllen-Pforten/ ein Name/ ausser welchen kein Heil und Seeligkeit zu erlangen/ Actor. 4. 4. Τὸ σωτήριον Act. 4, 12. Sechster Theil. Q q q aper- Die Viertzigste (Vierte) apertum, Ein offener und freyer Heiland κατὰ πρόσωπον τῶν λαῶν πάντων, fuͤr dem Angesicht aller Völcker/ nach dem Grie- chischen; Jst kein Winckel- und Stuͤmpel-Heiland/ sondern auffge- Num. 21, 9. Esa. 11, 10. Luc. 2, 9. 2. Cor. 3, 18, Matt. 17, 2. richt wie die Schlange in der Wuͤsten; als ein Panier/ wie ein Gestirn mit auffgedecktem Angesicht. 5. Τὸ σωτήριον καθολικὸν, Ein allgemeiner Heiland aller Voͤlcker; Das wolten die Juden/ auch die bekehrten Juden nicht glauben/ die heutigen Juden solten wohl noch zehen Messias erwuͤrgen/ als zugeben/ daß der Messias auch den Heyden zu Trost erschei- nen werde/ auch der grosse Apostel Petrus/ dem wolts auch nicht in Kopff/ er hielts fuͤr ἀϑέμίτον und unbillich/ biß ihm Gott im Goͤttlichen Gesicht Act. 10, 34. gezeiget/ Gott habe kein Ansehen der Person/ Actor. 10. Als II. Lumen gentium, das Liecht der Heyden; Lu- men οὐσιῶδες, ein wesentliches Liecht mit Vater und dem Hei- ligen Geist; Ein ewiges/ reines/ unbeflecktes/ geistliches/ majestaͤtisches/ 1. Ioh. 1, 5. Hebr. 1, 3. Damasc. l. 1. de O. F. c. 9. allkraͤfftiges/ allwissendes/ allgegenwaͤrtiges Liecht. Lumen ὑποςατικὸν, Ein selbstaͤndiges Liecht/ Hebr. 1. Ein Sonnen-Strahl/ der ist/ wie Damascenus redet: Σμυαῑδιος διὰ τὸ ἀν συνδυασμοῦ, ἀπαθῶς, ἀχρόνως, ἀῤῥ ςως, ἀχαρίςως γεγεννῆϑζ ἐκ τοῦ πατρὸς, Ohne Zweyung in ewiger Einig- keit/ ohne Veraͤnderung in ewiger Bestaͤndigkeit/ ohne Auffloͤsung in ewi- gem Fluß/ ohne Zeit in der Ewigkeit vom Vater her gezeuget; Lumen ἐν σωματικὸν, Ein eingefleischtes Liecht und Glantz/ der die Menschheit als das zarte Jungfrau-Wachs angezuͤndet/ in der Mensch- heit als einer schoͤnen polirten Lucern herfuͤr geleuchtet/ dieselbe durch- Ioh. 1, 14. leuchtet/ daß man seine Herrligkeit gesehen/ Joh. 1. Eine Herrligkeit als des eingebornen Sohns vom Vater. 2. Lumen illumi- nans, Ein erleuchtendes Liecht/ das vertreibet die stockfinstere Nacht der Vnwissenheit/ die Nacht-Greuel/ da die Jrrwische/ die Gespenste boͤser Exempel/ die heulende Woͤlfe: die Angst-Nacht in Iatrocinio conscien- tiæ, in dem geaͤngsteten Gewissen/ da dem Menschen nicht anders kan als vom Teufel traͤumen/ es schwanet ihm nichts guts/ er schmeckt Feuer; Liecht her! sonst hilfft nichts. Natuͤrliche Liechter finden ein innerliches Liecht und Crystall in den Augen/ dadurch das eusserliche Liecht empfangen 1. Reg. 6, 15. 16. 17. und angenommen wird: Aber das rechte Christ-Liecht/ das macht Liecht in den Augen der Hertzen/ thut die Augen auff/ und eroͤffnet sie/ wie dort in der Histori von Elis æ seinem des Propheten Diener widerfahren/ der allererst/ nach dem ihm die Augen wunderbarlicher weise eroͤffnet wor- den/ Predigt. den/ den himmlischen succurs fuͤr die Statt Dothan/ die feurige Roß und Wagen ansichtig worden. 3. Ein erweckendes Liecht/ das aus dem Schlaffe erweckt. Dem Menschen gehets wie Petro unter den Kriegs-Knechten/ der Engel Act. 12, 6. 7. kommet und wecket ihn auff/ ja wie einem Nacht-fertigen Menschen und Nacht-Wanderer/ der in grosser Gefahr gehet/ nennet man ihn bey seinem eigenem Namen/ so faͤllet er/ aber wann das Liecht scheinet/ so wird er er- Eph. 5, 14. leuchtet und kommt zurecht: also gehet es auch einem geistlichen blindling/ der gehet sicher dahin/ als im Schlaff/ wird er ploͤtzlich durch Gottes Ge- richt angeschrien und mit Namen genennet/ wie jener reiche Korn-Bauer/ du Narr ꝛc. so faͤllet er in Abgrund der Verdamnuͤß: wird er aber vom Luc. 12, 20. himmlischen Liecht beschienen und geleitet/ so wird er auch seiner Gefahr gewar/ wacht auff und laͤsset sich erleuchten. Also gieng es mit Augustino, da er noch ein Manicheer war/ der zog nach Meiland zu keinem andern Zweck/ als des beruͤhmten Ambrosii eloquen tz zu hoͤren; Aber in dem er ihm zuhoͤret/ ist mit eingeflossen gratia excitans, die Weck-Gnade/ die Weck-Stimm Gottes/ die hat ihn aus seinem Jrrthumb und Suͤnden- Schlaff auffgemuntert und erleuchtet/ daß er ein rechtglaubiger Christ worden; Geschicht noch heutigs Tages/ wann mancher eines beruͤhmten Mannes Beredsamkeit zu Lieb in die Kirchen kommet/ dieselbe zu hoͤren/ oder eine neue Zeitung zu holen/ oder aus Gewohnheit/ aus Fuͤrwitz/ so ge- schichts/ daß durch Goͤttliche auffweckende Gnade/ das verborgene des Hertzens offenbar wird/ daß man den Prediger fast fuͤr einen Propheten 1. Cor. 14, 25. halten muß/ als der ins Hertz hinein gesehen. 4. Ein leitendes Liecht; Der Mensch als ein verirretes Schaf weiß weder Weg/ Steg noch Ziel/ aber dieses Liecht muß ihn erleuchten und leiten auff den rechten Weg; Act. 8, 31. Also stehet dieses Liecht da/ und dasselbe ad ἀποκάλυψιν ἐϑνῶν, zur Er- leuchtung der Heyden. Alles was die Cimmerii in ihrem finstern Loch/ die Boreales in ihrer langen Nacht/ die Egyptier in ihrer dick-finstern Angst- und Gespenste-Nacht/ Noah in der Arch unter den wilden Thieren/ ein Reisender/ der von der Nacht uͤbereilet im wilden Wald/ in Furcht der Loͤwen und Baͤren wuͤndschen mag/ das ist hie geistlicher weise zu finden. III. Als gloria, Preiß und Ehr; zum Preiß deines Volcks Jsrael. Grosse Ehr/ edles τὸ περιοσὸν hatten die Juden fuͤr allen nation en unter der Sonnen/ es war bey ihnen lumen λογίων Θεοῦ, das helle Liecht des Goͤttlichen Worts so ordentlich/ so ausserordent- lich; die edle politische Freyheit/ die ansehnliche Priester-Ordnung/ die Q q q 2 Ehr Die Viertzigste (Vierte) Ehr der Verheissungen/ Testamenten/ Sacramenten/ Wunder/ Woltha- ten und anders mehr; Vber alles ist diese Ehr/ die da heisset Preiß und Ehr des Volcks Jsrael; da ist gloria incarnationis \& con- sanguinitatis Messiæ, die Ehr der Menschwerdung und Blut- Rom. 9, 5. freundschafft des Messi æ/ Rom. 9. die verdunckelt alle andere/ in der Welt sonst hochgeborne/ hochgeadelte Geschlechter. Es reissen sich die Leute umb die Narren-Kapp/ nicht nur die Welt-Leute/ die lassen ihnen ihre genealogias stellen/ zu vernehmen/ wo ihr Vrsprung herruͤhret/ Alexander M. wolt von Jove Hammonio seine Geburts-Lini deriv iren/ Clem. Alex. lacht die Myrmidones aus/ daß sie sich auffgeblasen/ ge- schwollen wegen des Jovis, daß er in eine Ameisse verwandelt worden/ da- her der Myrmidonum nation entsprungen seyn soll; sondern auch die Geistlichen/ sonderlich die Carmeliter-Moͤnche wollen einiger Noth von dem Wundermann Elia und seiner Muͤnchen Zucht auff dem Berg Carmel sich hergeschrieben haben/ und hat () einer von denselben deßwegen als ein kleiner Jaghund den grossen Baͤren Baronium angefallen. () Thomas Aquin. à S. Ioseph. Carmelita excalceatus in tract. de patriar- chatu Eliæ contra Baron ann. 444. n. 17. Gloria præsentationis in templo, Die Ehr der Darstel- Hagg. 2, 10. lung in dem Tempel/ da wahr worden die Weissagung Aggæi, der an- dere Tempel war zwar dem eusserlichen Ansehen nach geringer als der erste/ Esdr. 3, 12. die Juden/ die den ersten Tempel gesehen/ weineten druͤber wegen der grossen Vngleichheit und Vnterscheid von dem ersten Salomonischen Tempel; Aber hie ist mehr als Salomon/ keine solche Person ist nie in den Tempel kommen/ kein Opffer so koͤstlich daselbst geschehen als am Tage der Reini- gung Mari æ; Gloria resurrectionis in terrâ Canaan, Die Ehr der Aufferstehung im Lande Canaan. Daß die H. Patriarchen/ Jacob/ Joseph/ ꝛc. so gern im Lande Canaan sich haben begraben lassen Hebr. 11. 22. wollen/ ist nicht ohngefaͤhr geschehen/ sondern Joseph hat durch den Glau- ben und also aus Goͤttlicher Erleuchtung Befehl gethan von seinen Ge- beinen/ dieselbe in dem Lande zu begraben/ da der Messias werde begraben werden/ damit er fein nah bey ihm sey/ und mit ihm aufferstehen koͤnne/ wie dann auch geschehen/ und viel Leichnam der Heiligen/ und wer weiß ob nicht auch Simeon? mit Christo aufferstanden/ und gehoffet/ was Abraham gedacht bey seiner zweyfachen Grab-Hoͤle/ und derselben zwey- fachen Loche; Sara werde zwar zu einem Loch hinein getragen/ aber zum andern Predigt. andern Loch werde sie widerumb heraus springen in der seeligen Auffer- stehung zum ewigen Leben. Dieses ist das Phænomenon, das Bild so Simeon an- geschauet; Folget nun Phænomeni visio, die Anschauung an sich selbst; Meine Augen/ sagt er/ haben ihn gesehen/ nicht nur haben meine Haͤnde ihn betastet; hie ligt er auff meinen Armen/ an mei- nem Backen/ sondern in Armen/ Hertz und Augen; O mich seeligen und gluͤckseligen Menschen! Wonach sich so viel Koͤnige gesehnet und nicht gesehen/ das sehe ich/ Abraham sahe ihn zwar/ aber in typo, im Fuͤrbilde/ in einem Spiel-Kleide/ in fluͤchtiger Gestalt; Jch aber sehe ihn in seinem eigenem Leib/ O mich noch einmal Seeligen! aber noch seeliger bin ich/ daß ich ihn im Glauben sehe und anschaue; dann das blosse eusserliche schauen hat auch genossen Judas/ 1. Joh. 1. Pilatus hat ihn nicht nur gesehen/ 1. Ioh. 1, 1. sondern auch mit Fingern auff ihn gedeutet; solch sehen hat sie so gar nichts geholffen/ daß es ihnen vielmehr zufaͤlliger weise verdamlich gewest; Gleich wie Maria seeliger dahero gewesen/ daß sie Christum im Hertzen/ als unter dem Hertzen getragen: Also auch Simeon ist seelig/ nicht so wohl wegen der leiblichen als geistlichen Hertzens-Schau; daher kommet ihm der Friede! das ist Augen-Weide/ Augen-Lust/ das ist der Brunn des Friedes! die Quell alles Trosts! daher sagt er: Nun will ich gern sterben! dann wie kan ich im Vnfriede fahren/ so ich den Heiland hab/ so ich das Liecht hab/ so ich hab den Ruhm/ Preiß und Ehr Jsrael? Summa/ wann ich nur dich habe/ so frag ich nichts nach Himmel und Ps. 73, 25. Erden/ und spreche: Moses schweige/ du thust mir unrecht/ Gesetz ver- stumme/ deine Klage ist vergebens! hie ist Jmmanuel! Wer will ver- Rom. 8, 34. dammen? Christus ist hie! Darumb mit Fried und Freud ich fahr dahin nach Gottes Willen/ getrost ist mir mein Hertz und Sinn; Bringet dieser Anblick allhie solche Freude/ was wird dann dermahl eins jenes Ehrenschauen in dem Lande der immerlebendigen himmlischen Herrligkeit fuͤr Freude erwecken? Jst abermal in unserer ϑανασία und Sterbe-Kunst die vierte lection, die uns der hocherleuchte Rabbi Simeon fuͤrgetragen; die causa, fundament und Grund der seeligen Auffloͤsung und Abscheidens ist visio Christi, die Anschauung des HEr- ren Christi; Wiltu wohl fahren/ so mustu zuvor Christum mit Augen gesehen haben. Es ist eine Gewohnheit/ oder vielmehr Schwachheit Q q q 3 unter Die Viertzigste (Vierte) unter uns Menschen/ daß man pflegt zu sagen: Ach wann ich nur zuvor diese oder jene Landschafft gesehen: meine promotion, das Weib/ den Se- gen/ den mir meine Eltern hinderlassen: wann ich nur dieses Hauß ge- bauet/ so und so viel erworben/ diß opus absolv irt/ den Rechts-Handel zu Ende gebracht/ wann ich zuvor vollkommene Freude an meinen Kindern gesehen! lappalia! Kinderbossen sinds! Ein rechter Christ gedencket und redet anders: Wann ich nur zuvor meinen Messiam recht gesehen! das ist meine Augen-Lust/ meine Hoffart/ meine Geistes-Lust! nicht Fleisches- Lust; Moͤchte hie ein einfaͤltiger Mensch einwenden: Ja wann er mir auch erschiene wie Simeon/ O wie wolte ich ihn hertzen/ trucken/ ergetzen/ wie wolte ich meine Angst/ meine Anfechtung vergessen/ wann ich ihn auch mit diesen coͤrperlichen Augen sehen koͤnte! Aber horch/ wann du gleich zu Simeons Zeit gelebet und ihn eusserlich gesehen haͤttest/ vielleicht moͤch- testu dich an ihm gestossen haben/ was hats Herodem genutzet/ daß er Je- () l. 17. an- tiq́; \& l. 1. de bcllo Iud. c. ult. sum jaͤngst gern gesehen? () Josephus der Juͤdische Geschicht-Schreiber zeigt wunder-erschrecklich Ding an/ von dieses Tyrannen ableiben und letzten Hinfahrt aus dieser Welt/ daß er erlahmet und erkrummet an allen seinen Gliedern/ hatte die Gelbsucht/ einen keichenden schweren Athem/ geschwollene podagrische Schenckel/ eine abscheuliche Kraͤtzen am gantzen Leibe/ seine Gemaͤchte und heimliche Ort verfauleten und stuncken der- massen/ daß niemand umb ihn bleiben mochte/ sein Fleisch wimlet von lauter Wuͤrmen/ ꝛc. mit diesen Quaͤlungen und Peinen kam er in die ewige Pein. Was nutzets Pilatum/ Caipham/ Judam/ daß sie ihn Ioh. 20, 29. leiblich gesehen und angeschauet? Darumb seelig sind die nicht sehen und doch glauben! Du sihest ihn ja gnug mit Glaubens- Augen im Wort und Sacramenten/ gleich wie ein Blinder sihet die Son- ne nicht/ mercket aber deroselben Strahlen/ also sihe/ dort ligt das Kind in den Windlein des Worts und der Sacramenten/ und da sihestu ihn viel gewisser/ dann dein Gesicht kan dich betruͤgen/ aber Gottes Wort nicht! ἡ αι῎ϑησις ἡμῶν εξαπἁτητος, ὁ δὲ λόγος ἀυτοῦ ἀπαραλόγιςος, schreibet Chrysost. hom. 83. in Matth. Chrysostomus, Vnsere Sinne koͤnnen leicht irren/ aber Gottes Wort leu- get und fehlet nicht; Darumb so offt du zum Tisch des Herren gehest/ so sprich: HERR/ nun laͤssestu deinen Diener im Friede fah- Gen. 45, 27. ren/ dann meine Augen haben deinen Heiland gesehen! da ist der Wagen Josephs/ auff welchem du ins himmlische Gosen einfaͤhrest/ Gen. 28, 11. seqq. dieses ist der Stand/ hie halt/ wann einen die gantze Welt verlasset/ Er ist der Grund-Stein/ auff welchem Jacob schlaffen gelegen und wohl ge- ruhet/ Predigt. ruhet/ sagt Ambros. hie ist der Schattẽ/ hie ist das Bildnuͤß/ dort die War- heit; Schatten im Gesetz/ Bildnuͤß im Evangelio/ Warheit im ewigẽ Lebẽ. Wehe denen sich selbst verblendeten Blindlingen/ die nicht sehen wol- Matth. 23, 16. len! Jm Papstumb pranget man in der Woch/ da dieses Evangelium tract iret wird mit der Liechtmeß/ Wachs-Kertzen/ Liechter- procession; Jst nichts als ein blauer Dunst/ damit man die Leute abspeiset/ unterdessen wissen sie von dem rechten Liecht weniger als der Blinde von der Farbe; O der verblendeten Leyter! endlich laͤsset sichs uͤbel sterben/ sie werden zwar begraben cum lux und crux, aber ohne Christo/ Liecht und Creutz sihet man genug/ aber dasselbe Heil- und Liecht-lose Liecht hilfft nicht wider den Tod; da heists wie D. Philipp Dober einer in seinem geistlichen Hertzen Trost Dober. p. 113. c. 9. p. 166. \& p. 114. Sche- rer. in po- still. p. 93. 94. schreibet: Hastu uͤbel gelebet/ so fuͤrchtestu dich billich/ hastu wohl gelebet/ so werden deine Verdienste wachsen; Lang in Zuͤgen ligen und einen har- ten Tod außstehen/ geschicht hie abzubuͤssen/ und durch Gedult grosses Ver- dienst und Kron zu erlangen. Man zeigt da in der Monstrantz im Hel- ligthumb/ einen falschen Jesum/ und saget: Hie ist Christus! An statt Jesns wird Moses/ an statt des Evangelii das Gesetz fuͤrgemahlet/ worauff ein traurigs Ade folgen muß/ mit Vnfried und Furcht ich fahr dahin! bevorab so man in der Beicht eine Tod-Suͤnde verschweiget. Die gantze Paͤbstische religion stehet im Leben und Sterben auff ungewissen Trieb-Sand. Man soll sich erinnern/ so lauten die Wort des Lojoliten Georgii Schereri in seiner Postill pag. 95. des Doctors zu Pariß/ welcher dem eusserlichen Schein nach Christlich gelebet und gestorben; Aber da man ihm in der Kirchen/ in Gegenwart der Universit aͤt und viel anderer/ die Begaͤngnuͤß hielt/ richtet er aus der Bahr seinen Kopff auff und sprach: Justo Dei judicio accusatus sum. Jch bin durch das gerechte Vrtheil Gottes angeklagt worden! Vber welcher Stimme iederman er- schrocken/ also/ daß sie seinen Leichnam damahlen nicht begraben/ sondern auff den andern Tag sein Begraͤbnuͤß auffschieben wolten; Mittlerzeit wird die Sache lautmaͤhrig/ und laufft des andern Tages noch mehr Volck in die Kirchen/ da richtet sich der Verstorbene widerumb in dem Sarg auff und schreyet: Justo Dei judicio judicatus sum! Durch das gerechte Vrtheil Gottes bin ich gerichtet: Den dritten Tag versamlet sich schier die gantze Statt Pariß/ und der tode Mensch hebt sich uͤber sich/ und rufft uͤberlaut: Justo Dei judicio damnatus sum, Aus Gottes gerech- tem Gerichte bin ich verdammt: Daruͤber erstarret iedermaͤnniglich/ und kunte niemand sich gnugsam verwundern/ wie doch dieser beruͤhmte Do- ctor/ der eusserlich so fein gelebet und gestorben/ solte verdammt und von Gottes Die Viertzigste (Vierte) Gottes Angesicht verworffen seyn. Summa/ mors peccatorum pessi- ma, der Suͤnder Tod ist sehr boͤß/ er glaͤntze und glintze von aussen so schoͤn er immer wolle/ man kan dißfalls die Außerwehlten von den Verdamme- Eccles. 9, 2. ten nicht gruͤndlich oder eigentlich unterscheiden/ es begegnet gleich einem wie dem andern/ sagt der weise Mann/ dem Gerechten wie dem Gottlosen/ dem guten wie dem bösen/ dem reinen wie dem unreinen/ dem opffernden wie dem der das Opffer verachtet; Keine endliche Gewißheit mag daraus geschlossen werden/ alle Ding wer- den als ungewiß biß hernach in die kuͤnfftige Zeit behalten. * de con- scient. c. 10. p. 152. Ein anderer Jesuit * Jeremias Drexelius erzehlet aus Climaco fol- gende Geschicht: Es war einer mit Namen Stephanus in einem Closter; Aber weil er das absonderliche Leben und die Einsamkeit geliebet/ hat er sich anderswohin begeben. Vnd zwar erstlich hat er seine Wohnung an dem Berg Horeb versetzt: von dannen ist er gewandert an einen Ort der Ana- choriten und Einsiedler/ so da heisset Fides, zu Teutsch/ treu. Dieser Ort ist unbewohnet und von allem menschlichen Trost verlassen. Daselbst hat er etliche Jahr ein sehr hartes und strenges Leben gefuͤhret: Am Ende sei- nes Lebens ist er wider in seine erste Wohnung kommen/ allda zween an- dere Ordens-Leute aus Palæstina oder gelobten Lande gewohnet. Allda ist der von Alter und fasten abgemattete Mensch in die eusserste Schwachheit gefallen. Einen Tag vor seinem Tode ist er ploͤtzlich/ als wann er vom Donner erschreckt waͤre/ erstarret/ hat die Augen ungewoͤhnlich auffgesper- ret/ und furchtsam umbher angesehen die jenigen/ so Rechnung von ihm forderten: Endlich hat er gleichsam als einer/ von dem man Rechnung fordert/ seinen exactoribus und Treibern geantwortet/ daß es iederman gehoͤret: Es ist in Warheit also! Aber diesen Schaden habe ich durch fasten abzuwenden so viel Jahr mich bemuͤhet. Bald darauff hat er ge- sagt: Nein traun/ dieses habe ich nicht gethan! hernach abermal; Ja fuͤrwar! Aber ich habe gedienet/ ich habe geweinet/ und viel Vngemach erduldet: Ja fuͤrwar/ sagt er/ ihr redet recht/ und ich kan nichts darauff antworten; Aber Gottes Barmhertzigkeit ist unendlich. Es war in der Warheit/ sagt Climacus ein abscheulich und schrecklich spectacul. Ach/ mein Gott! wird dann von einem frommen Ordensmann/ der viertzig Jahr ein Moͤnch gewest/ ein Einsiedler/ der sich durch fasten gantz abge- mergelt/ wohl hat weinen koͤnnen/ stets fleissig gebetet/ aber noch darzu mit andern Tugenden gezieret/ von einem heilig-beruͤhmten Mann/ der einen Leopard aus eigener Hand aufferzogen und ernehret/ so scharffe Rechnung gefor- Predigt. gefordert? Er ist so dahin gestorben/ daß niemand gewiß schliessen und sa- gen kan/ was die Rechnung fuͤr einen Außgang gewonnen/ was der Rich- ter fuͤr ein Vrtheil gesprochen/ was die Seel nach ihrer Außfahrt fuͤr eine Wohnung bekommen. Bellarminus wuͤndschet ihm nicht mehr als das Fegfeuer/ von seinem Tode schreibet Andreas Eudæmon, daß er in sei- nen letzten Zuͤgen gemeynet/ es geschehe ihm gar wohl/ wann er eine gerau- me Zeit im Fegfeuer gequaͤlet wuͤrde. Wehe den andern/ die ihnen dieses σωτήριον den Heiland nicht recht einbilden/ dasselbe particul iren/ aus der Weite in die Enge ziehen/ und nur auf die Bloßaußerwehlten richten/ und damit allen und ieden Menschẽ einen unauffloͤßlichen Zweifel-Strick zurichten und einflechten. Wehe de- nen/ deren Augen-Lust allein auff schoͤne Damen/ unnuͤtze Gemaͤlder/ fluͤch- tige Blumen/ darauff der Koͤnige Namen geschrieben oder gepraͤget sind/ Welt-Weißheit/ welsche Buͤcher richten. Was von religion lautet/ das stinckt alles/ da ist keine Anmuth/ keine Verwunderung/ keine Freude. Aber wie gesagt/ Christliche Hertzen freuen sich/ und fahren mit Fried und Freud davon/ ob es gleich bißweilen hart hergehet/ mit Zerruͤckung des Haupts/ toben und wuͤten der Sinnen/ mit ach und weh wegen der Todes- Schmertzen. Augustus der Kaͤyser ist/ wie er gewuͤndscht/ eines sanfften Todes gewuͤrdiget/ aber weil er Jesum nicht gesehen/ wo ist er hin gefahren? Wann sie Christum gesehen/ erkant/ entsetzen sie sich nicht fuͤr dem Todes- Engel/ von welchem die Juden dichten/ daß er gantz voll Augen seye/ und stehe zu Haupten mit einem blossen Schwert/ von welchem ein Tropf- fen Gall herab in des Krancken Mund falle/ welcher aus Furcht denselben auffsperret/ ꝛc. wann er von den Hunden gesehen werde/ so fahen sie an zu heulen/ nehmen diese Fabel aus Exod. 11. und 12. da der Wuͤrg-Engel in Exod. 11. 7. c. 12, 29. der Nacht alle erste Geburt der Egypter geschlagen/ stehet unter andern auch/ daß doch bey den Kindern Jsrael im Lande Gosen kein Hund ge- mucket habe; Aber es sind andere Todes-Engel/ das Alter/ die Kranck- heiten/ Fluͤsse/ ꝛc. die kuͤnden das Leben ab. Wahre Christen troͤsten sich darwider mit dem Hertzog des Lebens/ wi- der die Verdamnuͤß mit diesem Heiland/ wider die eussersten Finsternuͤß mit diesem Liecht/ wider die leibliche Schmach und Schande mit dieser Ehr und Preiß/ fassen ein Hertz wider die Furcht des Todes/ in dem letzten Kampff und Zuͤgen wendet sich das Hertz von den greßlichen Gespensten/ sihet sie hinderwerts/ Christum vorderwerts an: den Tod nicht in unserm Leibe/ sondern in Christo dem Vberwinder: die Suͤnde nicht in unserm Hebr. 2, 14, Gewissen/ sondern in dem Lamb Gottes; das Gesetz nicht im Hertzen ge- Sechster Theil. R r r schrieben/ Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) schrieben/ sondern ans Creutz gehefftet; die Hoͤll nicht fuͤr und gegen uns/ sondern am Oel-Berge triumphiret und zerstoͤret; haͤlt sich an die Kern- Ioh. 5, 24. Spruͤche Joh. 5. Wer mein Wort hoͤret/ und glaubet dem/ der mich gesand hat/ der hat das ewige Leben/ und kommet nicht ins Gerichte/ sondern er ist vom Tode zum Leben hindurch ge- c. 8, 51. c. 11, 25. 26. drungen; So iemand mein Wort wird halten/ der wird den Tod nicht sehen/ nicht schmecken ewiglich. Jch bin die Aufferstehung und das Leben/ wer an mich glaubet/ der wird leben/ und wer da lebet und glaubet an mich/ der wird nimmer- Apoc. 1, 18. 1. Cor. 15, 54. 55. 56. 57. mehr sterben. Fuͤrchte dich nicht/ ich war tod/ und sihe/ ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit. Der Tod ist ver- schlungen in dem Sieg: Tod/ wo ist dein Stachel? Hoͤll/ wo ist dein Sieg? Gott sey Danck/ der uns den Sieg gegeben hat/ durch Jesum Christum/ Amen. Die Ein und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul/ und uͤber den Gesang Simeons Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. Die Fuͤnffte Predigt/ Von der Zeit und Stunde des Todes/ dem NVN und Augenblick seines Abscheides und seeliger Hinfahrt. G Eliebte in Christo: Satisné commodè vitæ mi- mum transegi? Hab ich bißher meine Person in der Com œ di und Schauspiel wohl/ recht und löblich vertreten? so sagte vorzeiten der Roͤmische Käyser Augustus kurtz vor seinem Ende auff dem apud Sue- ton. c. 99. Siech-Bette zu dem Vmbstand. Jn welchen Worten der loͤbliche/ Tu- gendsame/ Reichs-mehrende Kaͤyser eine schöne und hochweise comparation anstellet des menschlichen Lebens mit einem Schau- Predigt. Schauspiel/ da die Personen eine Weil auff dem theatro ag iren/ spre- chen/ handlen/ endlich wider abtretten/ und das theatrum quittiren und leer lassen: Also gehe es auch im menschlichen Leben her/ da finden sich un- terschiedliche actus: Die Kindheit/ die Jugend/ das maͤnnliche/ das hohe Alter/ da ein ieder seine Stell/ Koͤnig/ Bauren/ Herren und Knechte zu versehen haben. Jst eben das/ was auch Epictetus in Enchir. cap. 20. schreibet: Memento te esse actorem fabulæ, Bedencke/ daß du eine Co- m œ di ag iren helffest/ und nimm deine Person in acht! und Seneca ep. 77. Audite juvenes, audite queruli senes; quomodo fabula sit vitæ: non quam diu, sed quam bene acta sit refert. Hoͤret ihr Juͤnglinge/ hoͤret ihr Alten/ euer Leben ist eine Com œ di! Es liget nicht daran/ ob einer lange/ sondern ob er wohl ag irt habe? \& ibid. tantùm bonam clausulam impo- ne, mache nur einen guten Schluß und Ende. Ja es laͤsset Gott der Heilige Geist selbst ihm dieses Gleichnuͤß belieben/ Psal. 90. da er unser Ps. 90, 9. Leben nennet hegeh, ein Geschwaͤtz/ verstehe ein theatr isch Geschwaͤtz/ Wir bringen unsere Jahre zu wie ein Geschwaͤtz. II. Nach der comparation begehrt er auch das Vr- theil von der gehaltenen Comœdiæ, dann so gehets her bey einer Com œ di: Der Actor suchet Ehre bey den Zuschauern/ redet sie wuͤrcklich an und sagt: Wie hats euch gefallen? da dañ die Spectatores von den Per- sonen/ Habiten/ Auffzuͤgen/ Gespraͤchen/ Gebaͤrden judic iren/ einem den Preiß geben/ den andern verachten: Also begehret auch Augustus zu wis- sen/ wie er regiert/ gekrieget/ das Roͤmische Reich in flor gebracht? Wir Christen trachten auch nach dem judicio und Lob/ aber achten mit St. Paulo den blossen Zungen-Lufft nicht/ sondern warten auff das judicium Agonothetæ \& Comœdiarchæ, auff das Lob des obersten Spiel- Her- ren Christi; III. Judicii effectum, Die That so auff den Lob- Spruch gefolget; Plaudite, δότε κρότον, sagt Augustus, date plau- sum, Frolocket/ klopffet in die Haͤnde fuͤr Freuden/ wann ich meine Kaͤy- serliche Person recht vertretten! Das ist der Heyden hoͤchster Trost; Wir Christen wissen bessers/ nemlich plaudite nicht nur humanum, nicht nur das menschliche klopffen und frolocken/ so da ist der gute Nachschall und Nachklopff einer ehrlichen parentation, Leich-Predigt/ ꝛc. sondern plau- sum bonæ conscientiæ, den Lob-Schall eines guten Gewissens/ in wel- chem das angenehme und freudige Echo erschallet/ wann ein wahrer R r r 2 Christ Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) Christ in sich gehet und fraget: Habe ich mein Leben auch wohl gefuͤhret? der Widerschall gibt und antwortet: Wohl! Wir wissen ein Eng- lisches plaudite, wir sind vertroͤstet eines himmlischen vnd Goͤttlichen Lob- Spruchs/ so von dem Richter Christo selbst geschehen soll/ ein real- und thaͤtliches frolockendes Lob; da im gegentheil mundi schema, die Welt mit ihrem Schein vergehet/ und im letzten Feuerwerck verschwinden wird. Jst das plaudite, dessen sich auch Simeon getroͤstet/ welches er erlanget: nach dem er die Com œ di seines Lebens commodè \& piè wohl und Gott- seelig transig irt und vollendet/ alle actus durchgangen: sein Gewissen las- sen ein theatrum seyn fuͤr Gottes Augen; so parent irt ihm nicht nur der Heilige Geist und die Christenheit biß auff diesen Tag; dem wir zu Ehren bißher vier pauegyricos gehalten: sondern zuvorderst sein freudiges Gewissen/ und spricht: Mit Fried und Freud ich fahr da- hin! die Heiligen Engel im Tode: das Frolocken in Christo/ dessen Au- gen er gesehen/ mit ihm ohne zweifel aufferstanden/ gen Himmel gefahren. Jst noch uͤbrig der fuͤnffte panegyricus, beruhend auff einem einigen Wort/ das heisset Νϒ῀Ν, NVN! ist das νυν῀ ἀπολύσεως, sein see- liges Fahr-Stuͤndlein; das wollen wir in der Furcht des Herren etwas genauer betrachten. Gott gebe/ daß dieses kleine Wort-Saͤm- lein in unsern Hertzen tausentfaͤltige Furcht bringe/ Amen. D Rey Vmbstände begreifft das Nun Simeonis in sich; ἀπολύσεως initium, durationem, terminum, die Zeit der Außfahrt/ den Fortfahrt und Anfahrt. I. Ini- tium, Die Zeit der Außfahrt oder den Anfang der Fahrt/ ist ein gewisses und bestimmtes Nun und Augenblick/ in welchem Si- meon der Welt werde eine gute Nacht geben/ auff- und von dannen fah- Iob. 14, 5. ren/ ein Νυν῀ und Zeit von Gott im Himmel bestimmt/ Job. 14. Der Mensch hat seine bestimmte Zeit/ die Zahl seiner Monat stehet bey Gott/ der hat ihm ein Ziel gesetzt/ das wird er nicht uͤbergehen. Jst ein Gleichnuͤß von einem Vhrmacher/ der die mo- menta, Minuten alle wol abgewogen/ daß es schlagen muß/ auff der Vhr Ps. 139, 16. wann ers geordnet. Psal. 139. Alle meine Tage waren auff ein Buch geschrieben/ die noch werden sollen/ und derselben keiner da war/ gleich einem Post-Meister/ der seine Post-Knechte auffschreibet/ wie Predigt. wie lang ein ieder außbleiben/ und wann er eigentlich und unfehlbar sich widerumb einstellen soll. So unsere Haupt-Haar alle gezehlet sind/ viel- Matth. 10, 29 30. mehr wird Gott die Tage des Lebens zehlen? So kein Sperling ohne Gottes Willen auff die Erden faͤllet/ wie solte dann Gott nicht ge- nauer auff die Menschen sehen/ die καιροϑεσίαν und Zeit-Bestimmung be- schreibet auch St. Paulus Actor. 17. Act. 17, 26. Es ist aber dieses Nun/ diese Zeit also abgewogen und bestimmt/ daß es eine bedingte Zeit sey/ nicht νυν῀ absolutum, ein bloß-be- stimmtes Nun ohne Absehen der natuͤrlichen Mittel/ verstehe Gehor- sam/ Gottesfurcht oder Sicherheit/ Diet oder Vnmaͤssigkeit? Der Herr hat nicht also geschrieben: Mathusalah soll neun hundert und neun und sechszig Jahr leben/ dem Absalom soll in der noch zarten Jugend der Le- bens-Faden abgeschnitten werden/ er sey fromm oder boͤse/ ꝛc. dann das were wider Gottes Verheissung in dem vierten Gebot: es were wider seine Draͤuung Psal. 55. Die Gottlosen sollen ihr Leben nicht auff die Ps. 55, 24. 1. Sam. 4, 11. Ps. 102, 25. halbe Zeit bringen/ dergleichen Hophni und Pinehas den Soͤhnen Eli widerfahren. Wider das Gebet der Heiligen/ Psal. 102. Jch sage: Mein Gott/ nim mich nicht weg in der Helffte meiner Tage Wider die Creatur der Artzney. Die Verheissungen waͤren ein Gespoͤtt; die Draͤuungen fulgura ex pelvi und vergebene Schrecken/ das Gebet eine superstition und Aberglauben/ Artzney umbsonst; Ja es stritten haͤuffig darwider die exempla Hiski æ/ der solte sterben nach der Natur Lauff/ aber Esa. 38, 1. seqq. weil Gott gesehen sein Gebet/ hat Er ihm noch funffzehen Jahr zugeben. Absalom haͤtte der Natur nach wohl laͤnger leben koͤnnen; Aber dieweil er ein boͤser Bub und Vater-Moͤrder gewest/ und nach Vngluͤck gerungen/ so ist ihm auch was er gesucht gelungen. Derohalben ist es zwar eine bestimmte/ aber doch bedingte Zeit/ also lautend: Wird dieser Mensch in diesem seinem Temperament from̃/ maͤssig und kein Veraͤchter der Goͤttlichen Ordnung seyn/ und ich ihn nicht etwan extraordinariè aus sonderbaren Vrsachen zuvor aus der Welt abfordern will/ so soll er sein Leben so oder so hoch bringen: Wann Hiskias/ der nach der Natur Lauff ietzo sterben soll/ umb Verlaͤngerung seines Lebens aus Hoffnung des Messi æ/ der aus ihm solte geboren wer- den/ bitten wird/ und ich die Tage seines Lebens (wie vorgemeldt) wun- der- und sonderbar vermehren will/ so soll er nicht sterben/ sondern laͤnger leben; Hingegen/ wann Absalom/ Onan/ Hophni/ ꝛc. werden boͤse seyn/ Gen. 38, 19. R r r 3 werden Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) werden unmaͤssig leben und sonst suͤndigen/ so soll auch ihr Lebens-Faden eher abgeschnitten werden. Worauff dann auch Simeon gesehen/ wann er gleichsam in seinem Hertzen gesprochen: Wann ich nur zu- vor den Messiam gesehen habe/ Tunc, alßdann will ich gern sterben. So gewiß und unfehlbar bey Gott die Zeit bestimmt/ so ist und bleibt es doch bey uns decretum incertum \& inscru- tabile, ein verborgenes/ uns ungewisses und unerforschliches decret und Beschluß; so gewiß der Tod/ so ungewiß die Stunde. Zwar Simeon hatte ein Liecht/ Gott hatte ihm die nativit aͤt selbst gestel- let/ wie Joseph in Sachen sein Gluͤck/ Ehr und Befoͤrderung betreffend/ auch begegnet: Es wuste Simeon negativè, daß er nicht ehe sterben solte/ er haͤtte dann zuvor den Messiam gesehen/ aber positivè ist er doch des Nuns/ des Tags und der Stunde nicht ohnfehlbar gewiß. Nach der Na- tur Lauff zielet das menschliche Alter auff siebentzig oder achtzig Jahr wie Ps. 90, 10. Gen. 15, 16. Moses in Ps. 90. bezeugt. Gen. 15. spricht Gott: Nach vier Manns-Le- ben soll Jsrael aus Egypten ziehen. Diß ist das ordinari- Ziel der Natur/ noch gleichwohl kommts/ daß etliche/ wiewohl wenig/ dasselbe uͤber- schreiten/ die mehrsten werden verkuͤrtzt und erreichens nicht/ wie auch ein Baum natuͤrlicher weiß wol 100. oder mehr Jahr stehen kan/ kom̃t aber der Holtzhauer an denselben/ oder wird seine Wurtzel vom Wurm vergifftet: oder der Strahl schlaͤget auff ihn zu/ so kan er sein natuͤrliches Ziel nicht er- reichen; Also wird dem Menschen gewaltsamer weise das Leben verkuͤrtzt/ Ps. 37, 2. Sap. 4, 13. entweders zur Straffe/ Psal. 37. oder zum besten dem Frommen/ der bald vollkommen worden/ und nunmehr seine bezielte Fruͤchten nach dem Maß der Goͤttlichen Gaben alle gar gebracht/ so kommt er bald zur Ruh. Jst aber alles/ belangt das Jahr und Stund/ ungewiß. Von dem Alter des Cornel. à Lap. ad E- zech. 19. p. 1078. Roͤmischen Papsts pralen seine Schmarutzer/ sonderlich Cornelius à Lap. es habe noch kein Papst die Jahr St. Petri (so lang derselbe zu Rom soll resid irt haben/ nemlich fuͤnff und zwantzig Jahr) erreichet/ darumb pflege man ihme auch auff den Tag seiner ordination zuzuruffen: Beatissime Pater, annos Petri non videbis, Seeligster Vater/ du wirst Petri Jahre nicht erleben. Aber uͤber das/ daß die conjectur ex falso conclud irt/ so ists doch ungewiß. Man erwehle einmahl einen frischen/ gesunden Papst/ oder etliche Junge nach einander/ so duͤrffte der Wahn wohl fehl schlagen. Sonst ordinariè ist es ungewiß/ wie der Herr solches fuͤrrucket dem Predigt. dem Hiob c. 38. Wustestu/ sagt Er/ daß du zu der Zeit soltest ge- Iob. 38, 21. boren werden/ und wie viel deiner Tage seyn wuͤrden? als wolt Er sagen: Du weissest beydes nicht/ weder den Tag der Geburt/ ehe du ge- boren worden/ noch den Tag des Todes; Der Mensch weiß seine Zeit Eccl. 9, 12. nicht/ wie die Fisch der Hamen/ wie die Vogel der Strick be- ruͤcket/ also gehets den Menschen mit dem Tode/ daß sie unver- sehens von ihm erhaschet werden. So ungewiß nun fuͤr unsern Augen die Todes-Stunde/ so wenig/ ja noch viel weniger sollen wir aus Fuͤrwitz dieselbe begehren zu erforschen/ in Betrachtung dessen wir es auch Act. 1, 7. nicht koͤnnen. Euch gebůhret nicht zu wissen Zeit oder Stun- de/ welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat; Omnium calculantium hac de re digitos resolvit \& quiescere jubet, qui dicit: Non est vestrum \&c. Der jenige hat aller Rechenmeister Rechnung in diesem Stuͤck auffgehaben und heissen still schweigen/ der da sagt: Euch gebuͤhret nicht ꝛc. schreibet Augustinus. Aus welchem fundament August. l. 18. C. D. c. 53. auch die observatio annorum Climactericotum oder die Weissagung aus den Staffel-Jahren/ sonderlich dem grossen Staffel-Jahr 63. fallet. () Die Gelehrten haben viel davon geschrieben: aber Kaͤyser Maximilia- nus II. hat derselben superstition mit wenig Worten wohl abgedancket/ da einer seiner Hof-Raͤthe ihrer Majestaͤt Gluͤck gewuͤndscht/ daß sie das neun und viertzigste Jahr und also sieben mahl sieben Jahr uͤberwunden: Dem antwortet ihre Majestaͤt gantz Christlich: Quilibet annus est mi- hi climactericus, Jch bin alle Jahr zum Sterben reiff und bereit. () vide Gell. l. l5. c. 7. Valles. de S. Philos. c. 21. \& novissimè Salmas. de annis climacter. Hinweg τὸ ἀυτοχεδίως, das ohngefaͤhr/ Sap. 2. ist fast der mei- Sep. 2, 2. Apud Cic. de fato. sten Soldaten ihr Symbolum. Hinweg Fatum stoicum, die unvermei- denliche Noth-Kette/ so keiner condition noch Ordnung unterworffen/ wie die Heydnische Philosophen die Stoici delir irt/ und die also genante Reform irten/ und unter denselben ein gelehrte Niederlaͤnderin in ihren Ge- dancken von dem Termino vitæ eine solche ἁλωσιν ἀλυτον ihr eingebildet. Die alten Stoici sind fort/ haben aber nach sich gelassen dergleichen stoicos, die es vermessen hinein wagen/ und gedencken/ es muß doch einmal gestor- ben seyn. Vnrecht und unchristlich ist temeritas, die Vermessenheit de- ren/ die sich muthwillig in Gefahr begeben/ und sagen: Wann mir meine Stunde so auffgesetzt/ so werde ich sterben muͤssen \& contrà. Alßdann ge- schicht dir recht/ wañs dir nach deinẽ leichtfertigen Siñ gehet: Waͤrestu bey deiner Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) deiner Ordnung/ Beruff und Handwerck blieben/ haͤttest dich nicht in Krieg begeben/ so haͤtt es Gott anders geschickt/ und dir dein Leben er- laͤngert; nun aber dein leichtfertiger Sinn geschehen/ hat Ers also ver- henget und decern irt: Also wann sich einer in unmaͤssiges Leben begibt/ so findet er auch was er gesucht/ Wassersucht/ Schwindsucht/ ꝛc. Also straffet Gott auch die Vndanckbarkeit gegen die Artzney: Also auch in Balgereyen pfleget Gott jaͤhen und blutigen Tod zu verhengen. Vnrecht und unchristlich ist die Curiosit aͤt/ wann ein Mensch durch die Astrologî und Stern-Kunst die Stunde und Art seines Todes er- forschen will/ dadurch der Mensch sich in Angst und servitut stuͤrtzet. Aug. l. 2. de Doctr. Christ. Genethliaci und nativit aͤtsteller (schreibt Augustin. ) verkauffen den Men- schen eine elende Dienstbarkeit; Dann ein ieglicher Mensch/ der zu einem solchen Mathematico kom̃t/ gibt ihm Geld/ daß er von ihm heraus gehe als ein Knecht/ entweder Martis, Veneris, oder aller Sternen. Moͤchte aber ie- 1. Sam. 28, 19. Aug. l. 2. de Doctr. Christ. e. 21. 22. 23. mand sagẽ: Es trifft gleichwol ein. Antwort: Anders nit als wie die Weis- sagung des vermumten Samuels zu Endor; Geschicht solchen fuͤrwitzi- gen Leuten recht/ wañ ihnen begegnet/ was sie fuͤrchten. Jst wol mehr gesche- hen/ daß einer calcul irt/ er werde auf den calcul irten Tag und stund sein Le- ben enden/ der sich denselben Tag daheim gehalten; dannoch Gott verhen- get/ irgend ein Schreibmesserlein/ welches seinen Wahn bekraͤfftigen muß/ und ihn also das Leben abkuͤrtzen/ da er/ wann er außgangen waͤre/ seines Ampts gewartet/ waͤr erhalten worden. Hingegen soll man fleissig wa- Marc. 13. 37. chen/ Marc. 13. Der Tod/ schreibet Bernhardus, wartet den Alten auff an der Thuͤr/ den Juͤnglingen stellet er nach durch Hinderlist. Tarqui- nius ist an einer Fischgraͤt erwuͤrget/ Fabius an einer Erbs/ Sophocles an einer Weinbeer. Jm uͤbrigen soll man sich Gottes des Allerheiligsten heiligen/ ge- rechten Willen und freyer Hand untergeben/ Er wolle uns in der Jugend oder im hohen Alter hinweg nehmen. Junge Leute lebten gern laͤnger/ und meynen es geschehe ihnen zu viel/ und gedencken nicht wie gut es mit ihnen gemeynet/ und wie mancher Seelen-Gefahr und Ergernuͤß sie durch einen zeitigen und sanfften Tod entgehen. Es haben auch die Heyden einen sanfften und geschwinden Tod in der bluͤhenden Jugend fuͤr gluͤckseelig gehalten und angesehen. Die Heyden pralen sehr mit den zweyen Bruͤdern Cleobe und Bitone. Jhre alte Mutter waͤre gern zur Kirchen gewesen/ und that maͤchtig uͤbel/ weil nun die Pferde nicht zur Hand waren/ spanne- ten sich die beyden Soͤhne selber an den Wagen/ und fuͤhrten die liebe Mutter zur Kirchen/ da nun iederman die Kinder lobete/ kniet die Mutter fuͤr Predigt. fuͤr das Altar und bittet/ Gott wolle ihren Soͤhnen diese Wolthat bezahlen/ mit dem Gut/ welches Gott selber fuͤr das beste hielte. Was geschicht? Die muͤden Bruͤder legen sich nicht weit vom Altar nieder/ sincken in einen Schlaff/ verscheiden und schlaffen noch heutiges Tages: Dannenhero haben die Heyden ihnen selber die Gedancken gemacht/ Gott halte einen sanfften/ gesunden vnd geschwinden Abschied von dieser Welt fuͤr das hoͤchste Gut unter der Sonnen. Ebenmaͤssig hat man sich auch in Gottes heiligsten Willen zu schi- cken/ was anlangt den schnellen Tod/ durch eusserliche Gewalt/ innerliche Fluͤsse und andere jaͤhe Faͤlle/ da man gesund und frisch morgens fruͤh aus dem Bette auffstehet/ zu Abend ligt die kalte Leiche im Sarck: Jn einer Stund bluͤhet die Rose und wird alßbald welck. Wie man sich nun in sol- chen offtmahl trag ischen Faͤllen nicht zu uͤbereilen hat mit unzeitigen judi- ciis, ob/ zum Exempel/ Nadab und Abihu/ so durch den Zorn Gottes jeh- Lev. 10, 1. seqq. ling auffgeraffet/ unseelig gestorben? deren Vnfuͤrsichtigkeit andern zum Exempel abgestraffet worden/ denen Gott der Herr noch im letzten Augenblick die Busse schencken koͤnnen/ wie vermuthlich auch Moses ge- hoffet/ und sie in ihrem Priesterlichen habit ehrlich bestatten und betrauren lassen. Ob die Kinder Jobs/ die der schnelle unversehene Tod uͤber ihrem Hiob. 1, 15. seqq. Kraͤntzlein und Mahlzeit angegriffen/ Schiffbruch gelitten an ihrer Selig- keit? das laͤsset sich nicht bejachzen/ bevorab weil Gott der He rr hernach dem lieben Job alle verlohrne Guͤter doppelt wider gegeben/ außgenommen die Kinder hat Er ihm nicht gedoppelt/ als welche nicht verlohren gewest: Also dienen uns dieselbe exempla zur Buß und Auffmunterung*/ zur geistlichen Wachsamkeit/ auff daß/ wann der Herr kommt/ das Hertz bereit sey: Schneller Tod ist per se kein boͤser Tod/ sondern ein gesunder Reuter- und Soldaten-Tod.** Ein schneller Tod kan seyn ein schneller Sprung zu Gott wie Enoch. Aber der boͤse jaͤhe Tod/ der ist/ den wir in der Litaney abbitten. Darumb ist wachens von noͤthen/ auff daß man/ wann der Herr will kommen/ schnell und bald/ das was man hat (Glau- ben und guts Gewissen) behalt/ und bey allen Wercken gedencke/ wie waͤre es/ wann ich schnell uͤber diesem Werck sterben muͤste? Man schreib beyzeiten die sieben Buß-Psalmen nicht nur an die Wand/ sondern ins Hertz. * vide D. Chemnit. de judiciis in casibus tragicis in harm. c. 111. p. 2103, ** Militia est potior. Quid enim? concurrimus, hora Momento cita mors venit aut victoria læto. Horat. sat. 1. Sechster Theil. S s s II. Du- Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) II. Duratio ἀπολύσεως, Wie lange diese Fahrt gewäh- ret? Ν , sagt Simeon/ er haͤlt seine Heimfahrt fuͤr einen Sprung und Augenblick/ versihet sich keines limbi oder purgatorii. Ν , in einer minut/ Moment und Augenblick. Es ist nur ein Sprung/ ist keine Reise von vielen Meilen/ von etlichen Tagen oder Jahren/ sondern nun und 2. Cor. 5, 1. Augenblick. Das erhellet aus 2. Cor. 5. Wir wissen aus Gottes Wort/ so unser irrdisch Hauß dieser Hůtten zubrochen wird/ so haben wir einen Bau von Gott erbauet/ ein Hauß nicht mit Menschen-Haͤnden gemacht; Wo? Jm Himmel/ nicht in lo- co intermedio, an einem Mittel-Ort zwischen Himmel und Hoͤll. Wann? ἐὰν pro ὅταν, alßdann. Nicht nur errettet dich Gott von Τῷ Κυριω σε παρ - πεμπει ταχέως. 2. Cor. 5, 4. 7. 8. der Verwesung/ und leichtert dich von einer schweren Last/ sondern er uͤber- sendet dich auch eilend/ flugs und alsobald dem Herren/ sagt Chry- sostomus uͤber diese Wort. Was thut man dort nach dem Leben? Seuffzet man vielleicht nach dem Vaterland? Mit nichten: Hie sehnen wir uns/ hie verlangen wir uns/ hie alle Suͤnde vergeben werden/ hie wallen wir/ dort sind wir daheime/ im Leibe wallen wir/ ausser dem Leibe Apoc. 14, 13. 1. Cor. 15, 18. 1. Thess. 4, 14. 16. sind wir daheim/ Apoc. 14. sind lauter Centner-Wort: Die im HEr- ren sterben/ das ist/ die im Glauben an Christum/ 1. Cor. 15. gehet nicht allein die Heiligen Maͤrtyrer an/ sondern alle Glaubigen/ die sind seelig/ nicht nur jure ad rem, wegen des Rechts und Theils/ das sie zum himm- lischen Erbe haben/ sondern auch in re \& possessione ipsâ, wegen der Matth. 26, 29. Ioh. 1, 51. Bellarm. l. 1. de purg. c. 12. Luc. 23, 42. 43. wuͤrcklichen Besitzung. Wann? ἄπαρτι, von nun an/ das ist/ nun und in alle Ewigkeit/ nicht erst am Juͤngsten Tage/ wie es Bellarminus außleget. Darumb/ daß sie ruhen à laboribus activis \& passivis, von aller Arbeit und Truͤbsal. Luc. 23. saget Christus zu dem bußsertigen Schecher: Heute wirstu mit mir im Paradiß seyn! Der Schecher/ der nach Paͤpsti- schem Verstand noch ungebuͤssete Suͤnde auff sich hatte/ der sagt: HErr/ gedencke mein/ wann du in dein Reich kommest! Er ist ein Rom. 4, 1. c. 15, 4. Exempel den jenigen/ die auch mit ihm gleichen Glauben haben wie Abra- ham. Christus antwortet ihm auff sein quando, auff sein wann? und sagt nicht dico tibi hodie, ich sage heute dir/ sondern dico tibi: hodie, Jch sage dir: Heute ꝛc. das ist/ in diesem Augenblick und immer. Predigt. immer. Bellarminus excip irt/ daß der grausame/ schmaͤhliche und Bell. l. 1. de purg. c. 12. schmertzliche Tod des Schechers/ weil er denselben mit sehr gedultigem Ge- muͤth ertragen/ und die wunderwuͤrdige Bekaͤntnuͤß/ die er gethan/ eben zu der Zeit/ da den HErren Christum die Apostel selbst verleugneten/ habe koͤnnen ihm fuͤr eine voͤllige satisfaction und Gnugthuung angeschrieben werden: Dannenhero auch Serarius ihn gantz herrlich heraus streichet/ Serar. ad Ios. 7. q. 41. p. 155. wann er schreibet: O præclaram occasionem! ô magnum Dei benefi- cium! non omninò temere ductum à patibulo ad cœlum quàm è lecto abire. O der fuͤrtrefflichen Gelegenheit! O der grossen Wohlthat! Es ist fuͤrwar nicht ohngefaͤhr geschehen/ daß er vom Creutz-Galgen gen Himmel gefuͤhret worden/ verstehe immediatè, ohn einige Hindernuͤß oder Auff- haltung des Fegfeuers/ als daß er auff dem Bette haͤtte abscheiden sollen. Bellarmino widerspricht der Schecher selbst/ er erkennet seinen Tod fuͤr eine rechtmaͤssige Straffe/ Wir empfahen/ sagt er/ was unsere Tha- Luc. 23, 41. ten werth sind. Was nun einer schuldig als ein Moͤrder leidet/ damit kan er keine satisfaction und Busse leisten. Es gehoͤret mehr dazu/ die unendliche Gerechtigkeit zu versuͤhnen/ suͤndlich Blut buͤsset nicht. Jst dem also/ so sind ja unrecht dran gewest die Alten/ die die ψυχοπαν- νυχίαν, den Seelen-Schlaff oder Seelen-Traum statu irt/ namentlich Tertullianus, der beschreibet den Schos Abrah æ also/ daß es sey ein Ort/ Tertull. l. 4. in Mar- cion. nicht zwar im Himmel/ iedoch hoͤher als in der Hoͤlle/ da unter dessen die Seelen der Gerechtẽ schlaffen ohn Erquickung/ biß die consummation und Vollendung folge/ nemlich die Aufferstehung mit vollem Lohn. Jst ein gros- ser Fehler gewesen/ dadurch der erste Stein zum Fegfeuer geleget worden. Noch viel unrechter sind die dran/ die Simeonem in den limbum verstos- sen/ sonderlich Cornelius à Lap. und Becanus schreibet/ daß in dem gantzen Cornel. à Lap. ad Luc. p. 1 9. Becan. tom. 1. p. 190. Alten Testament biß auff den Tod Christi/ keine einige Seel/ auch der Hei- ligen nicht/ die wesentliche Seeligkeit/ welche in der seeligen Anschauung bestehet/ erlanget habe. Simeon sagt hie: Du leugst! Mit Fried fahr ich von dannen zu Christ dem Bruder mein! Am aller- aͤrgsten sind daran/ die das Fegfeuer angezuͤndet/ und bißher fov iret/ deren Glauben mit einẽ anathemate das Concilium zu Trident vermaledeyet. Concil. Trid. Sess. 6. \& 25. Bell. l. 2. de purg c. 12. conf. ejus- dem l. 2. de ætern. fe- licit. c. 11. p. 93. Das Fegfeuer/ schreibet Bellarminus, ist eine unter den grausamsten Straffen/ mit welchem keine Straffe und Marter dieses Lebens zu ver- gleichen/ die geringste Straffe des Fegfeuers ist groͤsser und schwerer als die groͤsseste Straffe dieses Lebens; da muß der Mensch buͤssen und schwitzen/ biß er alles außgebuͤsset. Dominicus à Soto statu irt/ es werde niemand S s s 2 uͤber Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) Bell. l, 2. purg. c. 9. uͤber zehen Jahr darinnen gequaͤlet; Aber Bellarminus widerspricht und beweiset aus Bedâ, daß etliche gar biß an den Juͤngsten Tag daselbst pausi- ren und leiden muͤssen. Foreri Gedancken sind diese: part. 3. Antiq. Pap. l. 7. cap. 6. pag. 843. Ey so ist doch auch die Straffe des Fegfeuers/ biß an den Juͤngsten Tag/ gegen der ewigen hoͤllischen Straffe der Verdamten noch klein zu schaͤtzen: und wird keine Seel im Fegfeuer seyn/ die nicht lieber zwey- oder drey-ja tausendmahl so lang/ als biß auff den Juͤngsten Tag dort leiden woͤll/ dann ewig verdammet seyn. Daher sich auch nicht zu ver- wundern/ wann schon noch heutigs Tags zu Pariß Seelen-Messen fuͤr den Coster. in Enchirid, de purgat. Koͤnig Dagobertum, der vor 980. Jahren gelebt/ werden gelesen. Coste- rus schreibet: Es sind zwar nur zween Wege; iedoch ist auff dem einen/ welcher zum Himmel fuͤhret/ ein Wuͤrths- oder Zoll-Hauß/ da die Wah- ren gewogen und gepruͤfet/ das ist/ die Seelen gereiniget/ und hernach erst gen Himmel gewiesen und gefuͤhret werden/ wann man dahin komme/ ruffe man daselbst: Holla Gesell/ bezahle uns den Zoll! Von Dagoberto der Francken Koͤnig/ einer von dem dieses Muͤnster erbauet/ und das Straßburgische Bisthumb gestifftet/ und grosse Spende in requiem animæ, daß seine Seele moͤchte zur Ruhe kommen/ vermacht Iodoc. Cocc. in Dagober- to c. 27. in seinem Testament/ schreibet Jodocus Coccius eine abentheuerliche Hi- stori/ so zur Zeit seines Abschieds Johanni einem Einsidel in Siciliâ begegnet. Dem sey ein alter Mann erschienen und gesagt/ er soll fuͤr Dagobertum bitten/ dann seine Seel leide grosse Noth! Bald sihet er ein Heer Teufel/ die bringen Dagobertum daher in der Lufft/ schlagen und stossen ihn: Dago- bertus rufft die Heiligen an/ sonderlich Dionysium, Mauritium, Marti- num, bald haben sie ihn mit einem grossen und grausamen Geheul lassen muͤssen. Vnd diese Fabel hat man zu der Vaͤter Zeiten fuͤr wahr und ungezweifelt gehalten. So quaͤlet man im Papstumb die Leute/ auch die/ welche viel Guͤter in remedium animarum, die zu Erloͤsung und Lin- derung der Seelen hie gestifftet; Wo werden dann die Armen bleiben? () vid. ho- domor. phant. 12. p. 991. * v. Casp. Sanct. ad 1. Reg. 16. p. 1536. ho- domor. phant. 12. p. 973. Fragt man/ wo man doch solches peinliche Gericht und Fegfeuer her habe? wer es geoffenbaret? Warhafftig Gottes Wort nicht/ kom̃t auch nicht aus der uralten antiquit aͤt der Kirchen/ wie () Johannes Fischerus Roffensis, Gregorius de Valentiâ bekennen: * sondern im Juden- und Heyden- thumb ist diese Lehr jung worden/ und hernach vom abtruͤnnigen Pap- stumb adopt irt und angenommen worden/ die Polder-Geister und Ant- worten/ so man von den Toden erholet/ haben meisterlich dazu geholffen/ und ist damahls eben hergangen als wie Benjamin der Jud in seinem Reiß- Predigt. Reiß-Buch von den Persianern geschrieben/ da er erzehlt/ daß unter ihnen seyen/ sonderlich grosse Herren/ die sich bey Lebzeiten auch dahin verlobẽ/ daß sie verbrant werden sollen/ und wann sie solches ihren bekanten Freunden und Verwandten verkuͤndigen/ sagende: Sihe/ ich habe ein freywillig Ge- luͤbde gethan/ daß ich ins Feuer lebendig springen will! Da antworten sie alle und ruffen ihm Gluͤck zu: O wie gluͤckseelig und seelig bistu! wann aber derselbe bestimmte Tag herzu nahet/ so bereiten sie ihm eine herrliche Mahlzeit; Er aber reutet entweder auff einem Caballen/ wann er reich ist/ oder ist er etwas aͤrmer/ gehet er zu Fuß biß an den Rand des Grabens; daselbst/ in dem er sich in das Feuer hinein stuͤrtzet/ freuen sich alle seine Verwandte/ trummeln und tantzen/ biß er gantz zu Pulver verbrennet. Da- mit du aber sehest und erkennest/ was sie doch so kraͤfftig zu solchem Selbst- Mord treibe und berede/ daß sie sich noch freuen also gemartert zu werden/ so vernimm weiter die artige List des Teufels/ wie er den aberglaͤubischen Leuten eine Dunst fuͤr die Augen mache. Wann der dritte Tag herzu kommt/ so gehen zween Priester von den Obern in des Verbranten Hauß/ und sagen zu seinen Erben: Bereitet das Hauß/ dann heute wird euer Vater zu euch kommen/ daß er euch befehle/ was ihr thun sollet. (daß er seinen letzten Willen andeute/ gleich als wolte er ein Testament machen nach seinem Tode) Nach dem nun die Zeugen aus der Statt beruffen sind/ erscheinet der Sathan in dessen Kleidung und Gestalt/ da fragen die Frau und Kinder/ wie es ihm gehe in der andern Welt? Er antwortet: Jch bin zwar zu meinen Mitconsorten kom̃en/ aber sie haben mich nicht ehe wol- len auffnehmen/ biß ich alle Schulden den bekanten Freunden und Nach- barn zahle. Alßdann theilet er die Guͤter unter die Erben/ und befihlet zu zahlen/ was er schuldig ist/ und hingegen zu fordern/ was er fuͤr Schuld aussen hat. Diese Außgaben zeichnen die beruffenen Zeugen auff/ damit er wider seinen Weg gehe/ (und nicht lang auffgehalten werde) hernach sehen sie ihn nicht mehr. Durch solche luͤgenhaffte Verblendung/ welche die zauberischen Priester verrichten/ werden die Leute so kraͤfftig beredet/ daß sie sagen/ (aus Ruhm ihres Aberglaubens) es begebe sich dergleichen in keinem Land oder Koͤnigreich/ das ist/ es befinde sich dergleichen durch so herrliche Wunderwerck beruͤhmte religion in der gantzen Welt nicht. Wie wir nun Gott nicht gnugsam dancken koͤnnen fuͤr das helle Liecht/ und zu beten haben fuͤr die jenigen/ so noch in der Babylonischen Gefaͤngnuͤß und Finsternuͤß tappen; Also haben wir auch dahin zu trach- ten/ daß wir das Νυν῀ unserer Reise wohl in acht nehmen/ daß wir nicht einen unseeligen Sprung thun in die verdammte/ sondern in die seelige S s s 3 Ewig- Die Ein und Viertzigste (Fuͤnffte) Ewigkeit. Man hat irgend Waghaͤlse gefunden/ die uͤber ein groß unge- heuer Loch gesprungen mit Lebens-Gefahr/ da gehoͤret ein starcker Zulauff zu: Wir muͤssen uͤber einen ungeheuren Abgrund hinuͤber springen/ so 1. Cor. 9, 24. heisset es demnach/ Lauffet/ daß ihrs ergreiffet. Am letzten Sprung ist alles gelegen/ der letzte Augenblick macht alles aus/ darumb jener alte Teutsche wohl zu sagen pflegte: Einen gesunden Bissen/ Ein gutes Gewissen/ Einen reinen Trunck/ Einen seeligen Sprung Aus diesem Leben Wolle mir Gott aus Gnaden geben. Endlich der Terminus ad quem ἀπολύσεως, das endliche Ziel der Fahrt heisset Æternitas, die unerdenckliche/ unauß- sprechliche Ewigkeit; Das zeitliche Nun wird der Ewigkeit entge- gen gesetzt: Wann hie nur ein Nun und Augenblick ist/ so folget drauff die Ewigkeit; Das νυν῀ emortuale, der Augenblick des Todes ist gleichsam die Geburts-Stunde oder der Anfang der unauffhoͤrlichen Ewigkeit; Es ist der Augenblick/ an welchem die Ewigkeit hanget. Es ist aber diese Ewigkeit æternitas terribilis, erschrecklich allen ruchlosen/ sichern Welt-Kindern/ derowegen soll man in der Zeit anfangen sich zu huͤten fuͤr der unseeligen Ewigkeit; Es ist ein Augenblick/ der da belustiget/ aber ewig das da quaͤlet und peiniget; Fleisches-Lust/ Augen- Lust/ hoffaͤrtig Leben/ reputation, \&c. darnach ein Mensch trachtet/ ist ein Augenblick; O wie ein kurtzes Fest ist aller Welt Herrligkeit/ in einem Augenblick wird alles verschlossen! Caroli V. Symbolum ist gewesen plus ultra, ie mehr und mehr/ ie weiter/ ie weiter! plus ultra, mehr und mehr in Reichthumb/ in Ehr/ in Siegen/ da war er unersaͤttlich; dasselbe ist auch aller Menschen Symbolum. Aber sehr wohl hat ihn beschlagen Franciscus I. als derselbe gefangen/ zu Madril an der Wand lase plus ultra, schrieb er darzu: Hodie mihi, cras tibi, Heute ists an mir/ morgen an dir! Carolus V. hat deßwegen nicht uͤber ihn gezuͤrnet/ sondern darun- ter geschrieben: Homo sum: humani à me nihil alienum puto. Jch bin ein Mensch/ und halte dafuͤr/ daß alles/ was menschlich ist/ mir auch an- klebe. Jch bin ein Mensch/ das ist/ eine Wasser-Blase/ eine Blume/ ꝛc. dero- Predigt. derohalben will ich der Zeit eingedenck seyn/ und streben nach der seeligen Ewigkeit/ das ist das rechte plus ultra und vollkommene Ersaͤttligkeit; Die Menschen-Kinder hie bauen fest/ da sie nur Frembdlinge sind/ und Gaͤste/ wo sie sollen ewig seyn/ da gedencken sie gar wenig hin. II. Æterni- tas consolabilis, Eine Trost- volle Ewigkeit/ auff seiten der Glaubigen und Außerwehlten; da alle Schmertzen/ Wehetagen/ Creutz/ Truͤbsal uͤberzuckert/ Vnsere Truͤbsal/ die zeitlich und leicht/ schaf- 2. Cor. 4, 17. 18. fet eine ewige und ůber alle Maß wichtige Herrligkeit/ uns die wir nicht sehen auff das sichtbare/ sondern auff das unsicht- bare/ sie ist nicht werth der Herrligkeit/ die an uns soll offen- Rom. 8, 18. baret werden; wann gleich der Bett-Riese acht und dreissig Jahr lei- Ioh. 5, 5. Bernhard. serm. 1. de diversis. det/ so troͤstet ihn doch die Ewigkeit. Bernhardus erklaͤrets schoͤn/ er be- trachtet alle Wort des Apostels 2. Cor. 4. und saget: Fahre du immer fort zu murren wider das Creutz/ und sprich: Es ist lang/ es ist schwer! Jch kan so grausame Anfechtung laͤnger nicht außstehen: allweil zum Exempel Job im Rosen-Garten und gleichsam in seinem Himmel woh- net/ ist ihm die Zeit nicht lang/ aber die sieben Creutz- und Trauer-Jahre/ die machen ihn lang und bang. Hingegen sagt der Apostel: Es ist au- genblicklich/ zeitlich und leicht/ du hast noch nicht fuͤnffmahl viertzig Strei- che empfangen weniger einen/ du hast noch nie mehr gearbeitet als alle deine Bruͤder/ du hast noch nicht biß auffs Blut gestritten! Die Truͤbsal und Zuͤchtigung wird hie Tropffenweise gekostet/ dort aber an jenem gros- sen Vergeltungs-Tage wirstu getraͤncket werden mit vollen Stroͤhmen der Wollust. Jst die letzte lection, die wir in der Zeit zu stud iren haben: Æternitatem ædifica! Schicke dich in die Zeit: Schicke dich in die vergangene Zeit/ durch wahre Busse/ wie ein Kauffmann/ der den Vogel aus der Hand gelassen/ und den profit uͤbersehen/ wider einbringt: Jn die gegenwaͤrtige/ wie ein Kauffmann das koͤstliche Perlein/ so ihm auff dem Marckte wohlfeil geboten und fuͤrgetragen wird/ mit aller Macht darauff faͤllet/ und alle sein Haab und Guͤter verkaufft/ damit er nur dieses Kleinod erlange/ fronte capillata est, post hæc occasio calva, kauffe weil der Marckt waͤhret. Jn die zukuͤnfftige; Je wohlfeiler die Wahr/ ie begieriger kaufft ein Kauffmann ein; Also schicket oder soll sich schicken ein Mensch in die Ewigkeit durch Wachsamkeit/ lauffen/ kauffen/ Die Ein und Viertzigste (Fůnffte) kauffen/ kaͤmpffen/ Maͤssigkeit und Gedult/ deren regul heisset ἀνέχου καὶ ἀπέχου, leide und meide/ sonderlich wann des Todes Post-Botten sich ein- stellen und wuͤrcklich sagen/ Veteres migrate coloni, Dem das Hauß ist/ der troll sich hinaus/ da ist wachen und beten/ ruͤstens und streitens Zeit/ daß man sich nicht selbst verkuͤrtze. Ein alter Moͤnch frater Johann Pauli schreibet gerade fuͤr hundert Jahren uͤber den Spoͤtter-Gesang Esa. 28. Esa. 28, 15. Wir haben mit dem Tode einen Bund gemacht ꝛc. daß vorzei- ten ein Mann mit dem Tode ein solch Geding gemacht habe/ er solte ihn zuvor auffs wenigste dreymahl warnen/ alßdann wolte er willig mit fort. Was geschicht? Der Mann wird kranck. Der Doctor kommt/ und spricht: Jch merck es aus dem Puls und Vrin/ der Tod klopffet an/ es waͤre mein Rath/ ihr bekuͤmmert euch umb das Ewige. Bald verleuret sich der Schmack aller Speisen. Bald kommt ein abscheuliches brechen. Der Tod folget und spricht: Auff/ auff Bruder/ du must fort. Der Mann saget: Ey das ist nicht redlich gefochten/ du hast mich nie gewar- net. Der Tod gibt Antwort: Was wiltu sagen? Hab ich dich nicht gewarnet 1. durch den Doctor, 2. durch den Eckel fuͤr aller Speise/ 3. durch das stetswaͤhrende brechen? du must fort. Warnung ist gut. Drumb nehmet alle Kranckheiten an als Vorbotten/ Vorlaͤuffer und An- sager des Todes. Wann ein ehrlicher Artzt euch warnet/ so lasset euch rathen! Psal. 39, 5. Wir schliessen und wuͤndschen mit David Psal. 39. HERR/ lehre doch/ daß ein Ende mit mir haben muß/ und mein Leben Ps. 90, 12. ein Ziel hat/ und ich davon muß. Psal. 90. HERR/ lehre mich bedencken/ daß ich sterben muß/ auff daß ich klug werde! HERR Jesu Christ/ ich weiß gar wol/ ꝛc. du sihest mein letz- tes Ende. Wann mein Stuͤndlein vorhanden ist/ ꝛc. mein Seel an meinem letzten End befehl ich dir in deine Haͤnd/ du wollst sie mir bewahren! Ja du wirst mir sie bewahren/ Amen. Die Predigt. Die Zwey und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der Aufferstehung des Fleisches/ Die Erste Predigt/ Von der Warheit und unfehlbaren Gewißheit der Aufferstehung des Fleisches. G Eliebte in Christo: Jn dem Roͤmischen martyrologio auff den 27. Brachmonats wird eine seltzame und aben- theuerliche Legend beschrieben von sieben Schlaͤffern oder Maͤrtyrern/ mit Namen daselbst bezeichnet/ pag. 210. welche aus Furcht der Decianischen Verfolgung zu Ephe- so in eine Hoͤle gegangen/ und daselbst saͤnfftiglich biß zur Zeit des Kaͤysers Theodosii, nemlich uͤber anderthalb hundert Jahr geschlaffen/ sind dar- nach wunderlicher Weise erwecket/ aus der Hoͤlen herfuͤr gangen/ und alles in der Welt veraͤndert gefunden; da sie zuvor die Kirche im Blut-Bad gelassen/ haben sie hernach die Kirch in rosis und floribus, die Christenheit im Rosen-Garten und unverhofften gluͤckseligen Wohlstand angetroffen. Jst/ sag ich/ eine abentheuerliche Geschicht/ und ist sie wahr/ so koͤnnen wir auch leichtlich glauben wahr seyn/ was von dem Epimenide Plinius refe- Plin. Gell. Diogenes Laërt. vid. Marty- rol. Baron. p. 471. v. Erasm. Chiliad. p. 313. r iret/ daß er einsmahls/ als er von seinen Eltern geschicket wurde das Vieh zu huͤten/ in einer Gruben geschlaffen habe gantzer sieben und funffzig Jahr/ das mag wohl ein harter/ ja eiserner Schlaff seyn gewesen. Wann wirs aber aber beym Liecht beschen/ so ists eine Fabel/ Maͤhr- lein und Lugend/ ἀσύςατος, die in der Prob der heiligen Aletheææ der War- heit nicht bestehet/ dann die Narranten selbst noch nicht einig/ ob sie so lang geschlaffen oder gestorben/ und nach Art der Schrifft hernach die Schlaͤffer genennet worden/ und wahrhafftig aufferstanden? Baronius der Roͤmi- Baron ad ann. 853. n. 61. sche Cardinal und Maͤhrlein-Schmucker/ nach dem er sich besser bedacht/ und das Scham-Huͤtlein abgezogen/ refer irts unter die warhaffte und lang falsch-geglaubte Luͤgen/ so gleich zu halten der jenigen vom templo pacis, daß er soll uͤber einen Hauffen gefallen seyn/ zur Zeit/ da Christus Sechster Theil. T t t der Die Zwey und Viertzigste (Erste) der HErr geboren worden/ oder vom Trajano, welcher durch das Gebet des Gregorii wider aufferwecket wordẽ seyn soll. Noch gleichwol ist diese Lugend Baron. ad martyr. p. 471. im Roͤmischen Calender canonisi ret/ und schreibet Baronius, Es sey dem/ wie ihm woll/ es verhalte sich also oder nit/ so sagen wir mit gutem Fug und Recht/ daß so wohl die Lateiner als die Griechen aller dieser Heiligen erwor- bene folennit aͤt und Fest-Zeit heilig verehren und feyerlich begehen. Ja es wird noch wohl ein Glaubens-Articul darauff fund irt/ im Roͤmischen Maͤrterer-Buch stehen diese Wort: Daraus erscheinet eine grosse und gewisse Zeugnuͤß Goͤttlichen Gewalts und Christlichen Glaubens von Aufferstehung der Toden/ auch eine grosse Staͤrckung deren/ die in GOTT trauen und von ihm be- wahret werden. O des armen Zeugnuͤß! des grundlosen Glaubens/ der schwachen Staͤrckung! haͤtten wir nicht bessere fundamenta, wehe uns! Die War- heit bedarff keiner Luͤgen/ in Gottes Wort finden wir dormientes und Schlaͤffer/ nicht sieben/ sondern alle die aus Adams Gebluͤte entsprungen/ so da schlaffen biß an den Juͤngsten Tag und aufferwecket werden/ wann sie der Tod wird außwuͤrgen/ das Meer außspeyen/ und sie alles gar anders als zuvor sehen werden. Jst eine Histori der Vernunfft zwar seltzam und abentheuerlich/ aber in der That und Werck allerdings warhafftig/ wie dann wir anietzo solche Warheit der Aufferstehung fuͤrgenommen zu illumin iren/ und nach Anleitung unsers Symboli Nicæni zu be- haupten τὸ An sit? daß unser Glaube recht dran sey/ und nicht Col. 1, 18. Apoc. 1, 5. vergebens warte auff die Aufferstehung des Fleisches. Chri- stus der Erstgeborne von den Toden; welcher uns durch seine Aufferstehung des ewigen Lebens theilhafftig gemacht; wolle uns verhelf- fen/ daß wir uns seiner Aufferstehung in wahrem Glauben getroͤstet/ an ihn halten/ und dermahl eins in der andern Auffer stehung folgen moͤgen ins ewige Freuden-Leben/ umb seiner siegreichen Aufferstehung willen/ Amen. D Aß nun warhafftig eine allgemeine Aufferstehung der Toden zu erwarten seye/ und nicht irgend eine lang- und falsch-geglaubte Maͤhr/ das bejachzen die zween Chori und Schaaren der Goͤttlichen Bekenner und Zeugen Altes und Neues Testaments; Vnd zwar aus dem Alten Testament wird diese Predigt. diese Aufferstehung der Toden bekraͤfftiget I. Syllogismo Mo- saico, mit der Mosaischen Schluß-Rede/ durch welchen alle un- fere Syllogismi, disputationes, Folgereyen und Schluß-Reden canonisi- ret/ geweyhet und bestaͤtiget worden: Dann als die groben Vnflaͤter die Matth. 22, 23. seqq. Sadduceer folgerten ex absurdo, Die Aufferstehung bringet ein greu- liches absurdum und ungereimten Schluß mit sich/ nemlich daß ein Weib sieben Maͤnner haben soll; So antwortet ihnen Christus: Jhr irret und wisset die Schrifft nicht/ habt ihr nicht gelesen von der Aufferstehung der Toden/ da ich gesagt: Jch bin der Gott Exod. 3, 6. Abraham/ der Gott Jsaac/ der Gott Jacob; Daraus folget die- ser Schluß: Ein iedweder/ dessen Gott ist ein Gott/ der da ist/ und der da seyn wird/ der ist dermahl eins faͤhig der ewigen Seelig- keit/ folgends wird er im Tode nicht bleiben koͤnnen. GOTT schaͤ- Ps. 144, 15. Hebr. 11, 16. met sich ihr nicht zu heissen ihr GOTT/ dann Er hat ihnen eine Statt zubereitet/ und sie suchen ein himmlisches Vaterland; Derselbige/ eben derselbige lebet DEM GOTT/ wie es St. Lucas erklaͤrt/ Luc. 20. 38. dann er wird von Gott wider herfuͤr gebracht werden/ weil Gott ist ein Gott der Lebendigen/ derselbige ist nicht tod/ das ist/ nicht im Tode bleibend: welchen Verstand Christus der Herr von Jairi toden Tochter Marc. 5, 19. außgesagt/ Das Kind ist nicht gestorben/ sondern es schläffet/ das ist/ ob es gleich tod/ so wird es doch im Tode nicht bleiben/ sondern von mir aufferwecket werden. Nun aber ist Gott ein Gott Abrahams/ und aller der jenigen/ die seinen Glaubens-Fußstapffen nachfolgen/ so kan freylich nicht anders folgen/ als daß sie leben/ und dermahl eins eine Aufferstehung der Toden gewiß folgen werde. II. Confessione fiduciali, Mit glaubigen/ herrlichen Bekaͤntnuͤssen/ welche die Patres und Glaubens-Helden nicht nur mit affect en/ Begierden und Verlangen zu erkennen ge- geben/ fuͤrnemlich mit dem inbruͤnstigen Verlangen nach der v. Luth. ad Gen. c. 50. Begräbnuͤß im Lande Canaan/ sondern auch mit pathetischen Worten/ wohin sonderlich gehoͤret der bekante Spruch des ge- dultigen Glaubens-Helden Hiobs am 19. Cap. Was die Philo- Iob. 19, 25. 26. 27. logi critisi ren/ lassen wir an seinem Ort; Allezeit ist gewiß/ daß Job hie nicht handelt de restitutione in integrum, von der Widererstattung T t t 2 seiner Die Zwey und Viertzigste (Erste) seiner vorigen Gesundheit/ Gluͤckes und Wohlstandes/ das erscheinet è voto perpetuitatis, aus dem beygefůgtẽ herrlichen Wunsch/ daß dieser sein Spruch moͤchte den Nachkommen biß ans Ende der Welt zur Nachrichtung auffgezeichnet werden/ als ein solatium (non perso- nale, sed) catholicum. als ein Trost/ nicht nur fuͤr Jobs Person allein/ sondern fuͤr alle und iede Messianer ins gemein außgesprochen. Es er- scheinet è πληροφορία, aus dem starcken Vertrauen/ Scio, sagt er: Jch weiß/ das hat er von der catastrophe seines Vngluͤcks/ und vori- gen Gluͤcks Widererstattung nicht gewiß wissen koͤnnen/ die Hoffnung ist ihm laͤngst entfallen gewest/ er zweifelte gantz daran; Es erscheinet auch Iob. 7, 7. c. 10, 20. c. 13, 15. c. 16, v- ult. c. 17, 1. c. 19, 20. c. 30, 23. Hieron. ep. 61. aus der Benamsung des Goëlis, Jch weiß daß mein Erloͤser ( Goël im Hebreischen) lebet/ redet dannenhero nicht von einer gemei- nen/ sondern von einer Goël ischen Mittlers-Erloͤsung/ dannenhero schrei- bet Hieronymus: Quid hac prophetiâ manifestius? nullus tàm apertè post Christum, quàm iste ante Christum de resurrectione loquitur, Was ist klaͤrers als diese Weissagung? Es hat kein Heiliger nach Christi Zeit so klar/ als dieser vor Christo von der Aufferstehung geredet; Wie nun weiter? Ach daß meine Reden geschrieben wuͤrden/ Ach daß sie in ein Buch gestellet wůrden/ mit einen eisernen Griffel auff Bley/ und zu ewigem Gedaͤchtnuͤß in einen Felß gehauen wuͤrden. Jch weiß dannoch/ es gehe mir sonst wie Gott will/ daß ich in meinem Fleisch Gott sehen werde/ das ist/ den eingefleischten Gott/ den Gott-Mann den Messiam/ nicht als ein frembder Bilgram/ sondern als ein Burger/ als ein Erbe/ als ein Sohn. Dan. 12, 2. III. Prophetia Danielicà; Mit der Weissagung Da- nielis/ Viel/ das ist/ alle Menschen/ deren ja freylich an der Zahl viel/ so unter der Erden schlaffen/ werden auffwachen/ etliche zum ewigen Leben/ etliche zu ewiger Schmach vnd Schande; welches von Antiochi Zeiten nit zu verstehen/ nicht von einem figuͤrlichen/ metaphor ischen und verbluͤmten Grab/ aus welchem das Juͤdische Volck und also von einem ungluͤcklichen Stand und toden Leben/ widerumb her- fuͤr kriechen/ und in einen Flor ihrer Policey gesetzt werden sollen; dann die- selbe Juden/ so nach der außgebluteten Verfolgung uͤbergeblieben/ ha- ben in dieser Welt kein ewiges Leben erlanget/ auch nicht ewige Schande. IV. Aus Predigt. IV. Aus dem Prophetischen Gesicht Ezech. 37. da der Ezech. 37, 1. seqq. Prophet saget: Des HErren Hand fuͤhret mich im Geist hin- aus auff ein weit Feld/ das voller Toden-Beine lag/ und der HERR sprach: Du Menschen-Kind/ meynestu auch/ daß diese Beine wider lebendig werden: Vnd der Prophet ant- wortet: HERR/ das weissestu wohl! Vnd der HERR sprach: Weissage von diesen Beinen und sprich zu ihnen: Jhr verdorreten Beine/ sihe/ ich will einen Athem in euch bringen/ daß ihr sollet lebendig werden. Jch will euch Adern geben/ und Fleisch lassen uͤber euch wachsen/ und mit Haut uͤberziehen/ und will euch Athem geben/ daß ihr wider lebendig werdet. Drauff als er geweissaget von diesen Beinen/ sihe/ da rauschet es/ es regete sich/ die Beine kamen wider zusam- men/ es wuchsen Adern und Fleisch darauff/ und sie wurden mit Haut ůberzogen/ und kam Athem in sie/ und richteten sich auff ihre Fuͤsse; Ein lebendiger Spiegel und contrafet des Articuls von der Aufferstehung; Ob nun wohl diese vision zielet auff die restitu- tion aus der Babylonischen Gefaͤngnuͤß/ so gewiß diese Toden wider lebendig worden/ so gewiß solten auch die gefangene Juden aus ihrem Gefaͤngnuͤß erloͤset werden: so ist doch das fundament, der Grund/ dar- auff sich dieses Gesicht gruͤndet/ principium notius ein andere dazumaln in der Juͤdischen Kirchen erkantliche und erkante Vrsach/ aus welcher die Aufferstehung unfehlbar zu schliessen gewest. Non posset de ossibus figura componi, si non id ipsum ossibus eventurum esset, schreibet Theo- dotetus uͤber diese Wort: Es koͤnte keine gewisse Figur aus der vision der zusammen-gefuͤgten erstandenen Beinen præsent irt und dargestellet wer- den/ wo nicht in der That mit den Beinen dermal eins sich dergleichen bege- ben wuͤrde: als wolt er sagẽ: So ich Gott kan diese Beine leibhafftig wider erwecken/ welches viel ein groͤsser Wunder ist/ und zu seiner Zeit gewiß ge- schehen wird/ nicht bloß Gesichtsweise/ in den Augen des Propheten/ son- dern warhafftig in den Augen der gantzen Welt; wie vielmehr werde ich thun koͤnnen/ das geringer ist/ und das Jsraelitische Volck widerbringen aus der Babilonischen Gefaͤngnuͤß. V. Exemplis typicis, Mit den Vorbildern/ so wohl per- Gen. 22, 10. soͤnlichen des Jsaacs/ welchen Abraham auff Befehl Gottes schlachten T t t 3 wolte; Die Zwey und Viertzigste (Erste) Hebr. 11, 19. wolte; Er dachte/ Gott kan auch wohl von Toden aufferwecken; Es wohnet in Abraham gleichsam fides contradictoria, er glaubte wider Glauben/ Jsaac solte geschlachtet werden/ und doch ein Vater des Messi æ seyn/ diese nach der Vernunfft Vrtheil widersinnige und widereinander lauffende Reden muß der Articul und Glaube von der Aufferstehung der Toden concili iren und vergleichen; Jonas/ welchen der Herr Matth. 12, 40. Christus zwar als ein Fuͤrbild auff seine Person angezogen/ aber doch/ weil Christus der Erstgeborne ist von den Toden/ wird er nicht unbillich auch dargestellet/ als ein Fuͤrbild unserer Aufferstehung gehalten/ derselbe ist zwar vom Wallfisch verschlungen/ aber wider lebendig außgewuͤrget wor- 1. Reg. 17, 22. 2. Reg. 13, 21. Num. 17, 8. 1. Reg. 13, 6. Exod. 4, 6. 7. den. Wohin auch zu ziehen die real- Exempel; Das Kind der Wittben zu Zarpath/ welches durch Goͤttliche Wunder-Krafft/ vermittelst des Pro- pheten Eli æ wider lebendig worden; durch Anruͤhrung der Gebeine Elis æ wurde ein toder Mensch erwecket; Die Ruthe Aaronis gehoͤret auch hie- her; die verdorrete Hand Jerobeams/ die aussaͤtzige Hand Mosis/ welche alle sich widerumb in den vorigen Stand veraͤndert. Jn dem Neuen Testament wird die Aufferstehung der Toden viel klaͤrer und heuterer bekraͤfftiget I. Syllogismis Pauli- 1. Cor. 15, 12. seqq. nis, mit Paulinischen Schluß-Reden; 1. Cor. 15. (wider die/ so da sagen/ die Aufferstehung sey nichts. ) Haupt ohne Leib kan nicht aufferstehen. Christus (wann wahr waͤre/ daß keine Aufferstehung) waͤre ein Haupt ohne Leib/ derowegen ist Christus nicht aufferstanden/ οὐϑενότης ϑερισμοῦ, οὐδενότ ης ἀπαρχῆς, οὐδενότης ἀναςάσεως; Jst Christus nicht aufferstanden/ so ist Er noch im Schuld-Thurn/ so ist unser Evangelium und Glaube vergebens und eitel/ dann so der Buͤrge noch nicht loß/ so ist seine Erloͤsung despetat und zweifelhafftig/ so der jenige ersoffen/ der mich aus dem naufragio, aus dem Schiffbruch und Wasser will erloͤsen/ was kan ich hoffen? Darumb weil Christ Ioh. 14, 19. Mich. 2, 13. vom Tod erstanden ist/ werd ich im Grab nicht bleiben: Jch lebe/ und ihr sollt auch leben/ sagt Er der Herr selbst. Er ist der Durchbrecher/ der Platz gemacht/ Christi Aufferstehung ist der Schluͤssel zu unserer Aufferstehung; Ein toder Leichnam ruͤhret einsmahls die To- 2. Reg. 13, 21. den-Beine des Propheten Elis æ an/ und wird lebendig davon: Solten nicht in Krafft des lebendigen Herren Christi auch unsere Leiber wider lebendig werden/ als der uns umb solcher Hoffnung willen mit seinem eigenen Leib im Sacrament speiset/ wie die lieben Alten ihre Gedancken davon Predigt. davon habẽ. 2. Die aufhebung und verneinung der endlichẽ vergeltung des boͤsen mit gutem/ des Leidens mit der Herrligkeit/ setzt glaubige Christ ein den allerelendesten Stand/ in einen solchen Stand/ da einer lieber ein Vieh als Mensch seyn wolte/ dann hoffen wir allein in diesem Leben auff Christum/ so sind wir die elendesten unter allen Men- schen. 3. Eine iedwede præmissa und Meynung/ so die Maͤrter-Kro- nen zu nichte machet/ und das epicurische Leben einfuͤhret/ ist falsch/ gott- loß und verwerfflich; dergleichen Schluß-Rede und Folgerey aber ist die Auffhebung der Aufferstehung/ was stehen wir dann alle Stunden in Gefahr? Hab ich menschlicher weise zu Epheso mit den wilden Thieren gefochten? Was hilfft michs/ so die Toden nicht aufferstehen? Lasset uns essen und trincken/ dann mor- gen sind wir tod. Was ist endlich die Tauffe nutz uͤber den Toden/ (in welcher Frage St. Paulus disput iret ad hominem ) was lassen sie sich tauffen uͤber den Toden/ das ist/ an statt derselben/ zu einem Zei- Epiphan. hæres. 28. chen/ daß sie glaubten/ die Toden wuͤrden dermahl eins wider auffer stehen. Wofuͤr thun sie das? wann keine Aufferstehung zu erwarten waͤr. II. Confessione fiduciali, Mit glaubiger so muͤnd- licher und unblutiger/ so thaͤtlicher und blutiger Bekaͤntnůß; Martha des Lazari Schwester/ redend aus damahl gemeinen Juͤdischen Glauben/ da der HErr Jesus zu ihr sprach: Dein Bruder soll Ioh. 11, 23. 24. aufferstehen/ gibt sie ihm die glaubreiche Antwort: Jch weiß wohl/ daß er aufferstehen wird in der Aufferstehung am Juͤngsten Tage; Die thaͤtliche und blutige Confession haben die heiligen Apostel sampt dem gantzen Chor der heiligen Maͤrtyrer der Christenheit hinderlassen/ welche alle die groͤste Thoren in der Welt gewest waͤren/ wann sie sich so jaͤm̃erlich umb Christi willen haͤtten lassen peinigen und quaͤlen/ so sie keine Aufferstehung und Wechsel des gemartertẽ Leibes mit himlischer Verklaͤrung haͤtten zu hoffen gehabt. Paulus ist so gewiß/ als waͤr es schon geschehen/ Christus hat uns/ sagt er: aufferwecket/ und ins Eph. 2, 6. himmlische Leben versetzet. III. Propheticâ Christi promissione, Mit der Pro- pheceyung und theuren Zusage der himmlischen Warheit Christi Jesu selbst/ damit er diesen unsern fuͤrhabenden Glaubens- Articul Die Zwey und Viertzigste (Erste) Articul wider allen Zweifel gleichsam veranckert und verpasteyet; Matt. 12, 41. Die Leute zu Ninive/ sagt Er: werden aufftreten am Juͤngsten Gerichte mit diesem Geschlechte/ und werden es verdammen; Luc. 14, 13. 14. Deßgleichen als Er bey einem Obersten der Phariseer zu Gaste war/ ver- mahnet Er ihn Prophetischer weise: Lade die Armen/ Kruͤpel/ Lah- men/ Blinden/ es wird dir vergolten werden in der Aufferste- Ioh. 5, 28. 29. hung der Gerechten; Es kommt die Stunde/ in welcher alle/ die in Graͤbern sind/ werden seine Stimme hören/ und herfuͤr gehen/ die da gutes gethan haben/ zur Aufferstehung des Le- bens/ die aber böses gethan haben/ zur Aufferstehung des Ge- Ioh. 6, 40. Confer Rom. 8, 11. 1. Cor. 6, 14. 2. Cor. 4, 14. 1. Thess. 4, 14. Apoc. 20. 12. 13. richts. Wer den Sohn (Gottes) sihet und glaubet an ihn/ der hat das ewige Leben/ und ich werde ihn aufferwecken am Juͤngsten Tage. IV. Visione Johannéa, Mit der Hellen-Schau St. Johannis: Jch sahe die Toden/ beyde groß und klein/ stehen fuͤr Gott/ und wurden gerichtet nach der Schrifft in den Buͤ- chern/ nach ihren Wercken/ das Meer/ der Tod und die Höll gaben die Toden heraus. V. Exemplis, Mit den Exempeln derer beyden/ so uns Gott gleichsam zu Geyseln und lebendigen Zeugen gesetzet und verordnet/ Matt. 17, 3. Marc. 9, 4. Luc. 9, 30. 31. Mosis vnd Elias; Moses als eine Geysel der Aufferstehung/ Elias der Prophet eine Geysel und Zeuge des ewigen Lebens/ beyde erscheinen in ver- klaͤrten Leibern auff dem Berg Thabor/ preisen den uͤberaus-reichen/ uner- schaͤtzlichen Nutz und Frucht des Außganges der blutigen Passion/ und freuen sich/ daß sie nunmehro in ewiger Seeligkeit leben und schweben durch diese Frucht und Krafft; So dann die jenigen/ die Christus durch ein edles Wunderwerck und Siegel-Zeichen an den Brieff seiner Ver- Matt 9, 25. Luc. 7, 17. Ioh. 11, 43. 44. Matth. 27, 52. Confer Act. 9, 40. c. 20, 10. Ioh 12, 24. 1. Cor. 15, 26. heissung angehenckt/ aufferwecket/ im ersten Jahr/ des Jairi Toͤchterlein/ welche noch nicht vom Hause zur Begraͤbnuͤß außgetragen; Jm andern Jahr den Juͤngling zu Nain/ der schon heraus getragen war; Jm dritten Jahr Lazarum/ der schon begraben war. VI. Similitudinibus, Mit Gleichnüssen/ so theils in Gottes Wort gefunden werden/ das Weitzen Koͤrnlein/ welches zwar in der Erden muß ersterben/ aber hernach bringet es viel Frucht/ das du saͤest/ Predigt. säest/ wird nicht lebendig/ es sterbe dann; theils ausser Gottes Wort von den heiligen Vaͤtern auff die Bahn gebracht werden; Der Arabische Vogel Phœnix soll fuͤnff hundert Jahr erreichen/ und iederzeit einer allein ungepart/ wann er mercket/ daß seines Lebens Ende herzu rucket/ so traͤget er selbst einen von Gewuͤrtz Holtzhauffen zusammen auff einen hohen Berg/ und zwar dem Gipffel desselben/ verbrennet sich/ und le- get also das Alter von ihm ab durch den Tod/ daraus entspringet ein neuer schoͤner/ frischer Phœnix Vogel herfuͤr. Der gantze macro- und microcosmus lassen figur en/ Bilder von sich scheinen der kuͤnfftigen Aufferstehung. Totus hic ordo rerum resolubilis est testatio resurrectionis mortuorum, schreibet Tertullianus, Die Enderung der Natur ist ein Zeugnuͤß der Aufferstehung/ daß zum Exempel das alte Jahr vergehet und das neue anbricht/ daß auff einen rauhen Winter ein lieblicher Fruͤling folget/ daß nach dem Sprichwort/ untergehen und nicht vergehen der Sonnen Ei- genschafft seye/ was ist das anders als eine schoͤne figur der Enderung des Menschen aus dem Stande des Todes in das Leben. Wo sind diese Graͤselein im Winter gewesen? wo die Blaͤtter von den Baͤumen? die sind auch schoͤn/ frisch/ gesund/ gruͤn/ safftig und herrlich gewesen/ ietzund aber fangen sie an zu staupen/ zu krancken/ zu siechen/ blaß/ todfaͤrbig zu wer- den/ und fallen her ab auff die Erden/ nach dem Sprichwort: Vmb Galli fallen die Blaͤtter alle. Sie sind alle eure Prediger und Warner; denn sie sagen: Lieber Mensch/ ich bin auch ein schoͤnes Creaturlein gewesen/ jung/ frisch/ schoͤn und wohlgestalt/ habe auch vielleicht hoch gesessen auff dem Wippel des Baumes/ aber ietzt bin ich ein Leichlein worden/ ietzt trit- testu mich mit Fuͤssen/ wer weiß/ wie lange du wirst leben/ es darff ein klei- nes Zeitlein herbey gehen/ so wirstu auch fallen und zur Leiche werden/ wer weiß/ wer deine Staͤublein wird mit Fuͤssen tretten? Darumb/ was du thust/ so bedenck das Ende/ so wirst du nimmermehr ůbels thun/ Syr. 7. Hie ist ihr Kirchhof gewesen/ sie sind tod und kalt gewesen/ Syr. 7, 40. in der Erden sind ihre Wuͤrtzlein begraben gewesen/ sehet/ ietzund leben Laub und Graß/ im Fruͤhling hatten sie ihren Juͤngsten Tag/ hie stehen sie in ih- rer schoͤnen Farbe/ damit sie Gott gezieret hat. Bald in kurtzer Zeit werden sie wider kranck werden/ sie werden verwelcken/ sterben und in die Erden kriechen/ aber auff gewisse Hoffnung/ daß sie werden wider kommen. Darumb/ liebe andaͤchtige Hertzen/ so viel Bluͤmlein im Garten/ so viel Graͤßlein auff Erden/ so viel Blaͤtlein an Baͤumen/ so viel Prediger/ Sechster Theil. V u u so viel Die Zwey und Viertzigste (Erste) so viel Bekenner haben wir/ die alle mit einhelligem Munde schreyen: Jch glaube eine Aufferstehung von den Toden/ zuvor war ich tod/ ietzt lebe ich durch den Willen Gottes. Solten wir es nicht so gut haben/ als die Graͤßlein? Solten wir nicht so viel Hoffnung haben/ als die Bluͤmlein: Sie kommen wider/ und wir solten gantz zu nichte wer- den? Sie haben ihren Juͤngsten Tag umb Ostern/ und wir solten nichts zu hoffen haben? Mit wem hat Gott sein Hertz getheilet? Wem hat Er das schoͤne Stuck aus dem Himmel/ seinen lieben Sohn geschencket? Wem zu gute hat Jesus sein Blut vergossen? Wem wird der Heilige Geist zugesagt? Fuͤrwar uns Menschen/ nicht den Graͤßlein/ nicht den Bluͤmlein! Wie solten wir dann weniger Gluͤck haben als die Graͤßlein/ als die Bluͤmlein? Darumb sterben wir froͤlich auff diese Hoffnung. Soll die Natur ihren Lauff haben/ so muͤssen wir Menschen wider auffer- stehen/ die Bluͤmlein haben alle Jahr einmahl ihren Juͤngsten Tag/ wir werden ihn nur einmahl haben am Ende der Welt. Dann wir werden nicht mehr sterben/ sondern ewig mit Christo leben und herrschen. Gott bildet uns diesen Articul alle Tage durch den Schlaff/ auff den Abend ster- ben wir/ und ruhen in unsern Schlaffkaͤmmerlein/ des Morgens ist Juͤng- ster Tag/ da werden wir lebendig/ und preisen Gott den Herren. Die Kunst gibt auch Gleichnuͤsse an die Hand/ wann zum Exempel der Goldschmied ein altes verrostetes Geschirr/ Gefaͤß/ Becher in den Tiegel wirfft und zerschmeltzen laͤsset/ und ein neues/ reines/ außpolirtes Gefaͤß widerumb aus dem Feuer herfuͤr zeucht/ ist das nicht ein schoͤn Bildnuͤß des Wechsels des Lebens mit dem Tod? derer nicht dem Wesen nach an- derer/ sondern alter irten und geaͤnderten Leiber? Jst also die Sache richtig erwiesen/ erhaͤrtet/ befestiget/ und ohne Zweifel/ und ist der gar uralte Glaube/ den man in der ersten Kirchen schon Hebr. 6, 2. im Catechismo hat pflegen vorzutragen/ nemlich die Aufferstehung der Toden/ darumb er auch im Apostolischen und Nicenischen Sym- bolo klar zu glauben gesetzt und bekant; Jch warte auff die Aufferstehung der Toden per ἀποκαραδοκίαν, mit einem sehnlichen Verlangen/ wie die Rom. 8, 21. 22. Creatur auff ihre Befreyung von dem Dienst des vergaͤnglichen Wesens/ wie Noah in dem Kasten auff gutes Wetter wartet; hie moͤchten aber Kluͤglinge einwenden/ was bedarffs solcher Bekraͤfftigung? Es ist ein altes die Aufferstehung des Fleisches? Wer ist unter uns der diß nicht glaube? so gar juͤcken uns die Ohren nach neuen Zeitungen und Sachen/ daß wir meynen/ wir haben das alte alles außstudirt/ und wie man pflegt zu sa- Predigt. zu sagen/ an den Schuhen vertretten. Antwort: Es ist eine neue und alte Lehr/ neu der Vernunfft/ alt dem Glauben. Der ihr selbst-gelassenen Vernunfft kommt es allezeit neu/ abentheuerlich/ unglaublich/ unbegreiff- lich/ ungeschmackt/ ja naͤrrisch und laͤcherlich fuͤr zu glauben/ daß ein einge- aͤschter/ vermoderter/ verfaulter Leib soll wider jung/ frisch/ gesund und lebendig werden. Fleisch und Blut weiß von nichts als vom gegenwaͤr- tigen/ was man mit Augen sihet/ was kuͤtzelt und wohlthut/ das glaubet- die Vernunfft: Aber weit/ weit ins kuͤnfftige hinaus glauben/ daß der Leib/ der etlich hundert ja tausend Jahr eingegraben gelegen/ himmlische Wol- lust und Ergetzligkeiten geniessen soll/ das will ihr nicht in Sinn. Jn dem Articul (sind Wort Lutheri tom. 6.) daß ich soll () tom. 6. len. fol. 228. glauben die Aufferstehung des Fleisches/ daß alle Menschen auff einen Tag sollen wider lebendig werden/ und unser Leib und Seel zusam- men kommen/ wie sie ietzt beyeinander sind/ das ist warlich nicht Menschen- Kunst noch Vermoͤgen. Dann die Vernunfft ist da/ und thut nicht mehr/ dann sihet schlecht in das Werck/ wie es fuͤr Augen ist/ daß die Welt so lang gestanden ist/ und stirbet immer einer nach dem andern/ und bleibt alles tod/ verwesen und gar zupulvert im Grab/ und ist noch nie keiner wi- der kommen. Darzu der Mensch so jaͤmmerlich hinstirbet und verdirbet/ elender und schaͤndlicher dann kein Vieh noch Aaß/ item zu Pulver ver- brant oder zusteubet wird/ ein Bein in Engelland/ ein Arm in Teutschland/ der Schedel in Franckreich/ und so zutrennet in viel tausend Stuck/ wie man der Heiligen Gebeine pfleget zu zeigen. Paulus muß deßwegen ein Act. 17, 18. Lotterbub heissen zu Athen/ und den Namen haben/ er bringe neue Goͤtter auff die Bahn. Festus nennets einen Aberglauben/ er weiset ihn ins c, 26, 24. 1. Cor. 2, 23. Tollhauß/ und sagt: Paule/ du rasest. Summa diese Lehr war den Juden und unter denselben sonderlich den Sadduceern ein Ergernuͤß/ den Heyden eine Thorheit. Dieser Vnglaub und Sadduccismus ist uns allen angeboren. Vnd ob schon durch Gottes Wort wir als Christen in diesem Articul erleuchtet/ so laͤsset doch die Vernunfft ihre Tuͤck nicht/ Ver- nunfft wider den Glauben sicht/ auffs kuͤnfftig will sie trauen nicht/ darumb immer Erneuerung des alten und Staͤrckung von noͤ- then. Der Teufel hat des Paradises nicht geschonet/ Christi selbst nicht/ dem er den Articul von der Warheit des Sohnes Gottes/ ob der Herr Christus auch der wahre Sohn Gottes sey/ disput irlich zu machen unter- standen/ ohn angesehen er die himmlische Stimm gehoͤret; Also machet er es auch noch hie/ und hat laͤngst an diesem seinem Werck gearbeitet/ V u u 2 diesen Die Zwey und Viertzigste (Erste) diesen Grund aller Christen Trost zu stuͤrtzen/ hat mit dieser tentation schon im Alten Testament angefochten den Esau/ von deme (wie es Pau- Gen. 25, 31. lus Fagius verdolmetschet) folgende Wort im Chaldeischen Targum zu lesen: Es ist Esau hingangen/ und hat das Recht der Erstgeburt verach- tet/ hat gering geachtet den Theil in der andern Zeit/ und hat verlaͤugnet die Aufferstehung der Toden. Demselben folgen im Werck und der That selbst unsere Epicurer/ Esa. 22, 13. die da Ochsen wuͤrgen/ Schafe schlachten/ Fleisch essen/ Wein trincken/ und sprechen: Lasset uns essen und trincken/ wir sterben doch morgen/ leben als Saͤu/ sterben wie Kuͤhe/ sprechen: Sap. 2, 1. 6. 7. 9. Es ist ein kurtz und muͤhselig Ding umb unser Leben/ und wann ein Mensch dahin ist/ so ists gar aus mit ihm/ so weiß man keinen nicht/ der aus der Höllen wider kommen; Wohl her nun/ und lasset uns wohl leben/ weils da ist/ und unsers Leibes brauchen/ weil er jung ist/ wir wollen uns mit dem besten Wein und Salben fuͤllen/ unser keiner laß ihm fehlen am prangen/ daß man allenthalben spuͤren möge/ wo wir froͤ- lich gewesen sind/ wir haben doch nicht mehr davon/ dann das; deren die heutige Welt voll ist/ die von aussen zwar die Aufferstehung mit Luth. tom. 6. pag. 224. den Worten bekennen/ aber mit der That verlaugnen sie es; Sind drey unter den Paͤpsten und Cardinaͤlen/ die diesen Articul glauben/ so sinds viel; Einer soll gesagt haben zu einem gelehrten Mann/ der diesen Articul wider seinen Widerpart mit unauffloͤßlichen argument en erwiesen: Es scheinen wohl deine Wort wahr seyn/ aber die widrige senten tz facit bo- num vultum, macht gut Gebluͤt und froͤlich Gemuͤth. Solcher Art und Haar sind viel der heutigen Soldaten/ Burger und Bauren/ mit denen man handlen muß/ als mit Heyden/ nur die eusserlich Erbarkeit zu erhaltẽ. () in fron- te libr. de resurrect. Aber es bleibt dabey was () Tertullianus geschrieben: Fiducia Christianorum, resurrectio mortuorum, der edelste und beste Christen-Schatz/ Zaum/ Spoor und Trost ist der Glaubens- Articul von der Aufferstehung der Toden/ der edelste und beste ja eigene Christen-Schatz/ sag ich. Daß Christus gestorben sey/ glauben auch die Heyden und seine Feinde/ daß aber Christus aufferstan- den sey/ ist der Christen eigener Glaube/ ist eines Christen Losungs-Stim̃/ August. l. 16. contra Faust. c, 29. sagt Augustinus; Die Heyden haben keine Hoffnung/ schreibet St. Pau- Predigt. St. Paulus 1. Thess. 4. aber die Christen haben eine lebendige Hoffnung/ 1. Thess. 4, 13. daß weil Christus vom Tod erstanden ist/ werd ich als ein Christ auch im Tod nicht bleiben/ darumb ob mich der Herr schon toͤdtet/ will ich doch auff ihn hoffen/ wie Abraham/ daß wann gleich sein Sohn werde geopffert/ Gen. 22, 10. Hebr. 11, 17. 18. 19. zu Pulver und Aschen dem Leibe nach verbrennet werden/ so koͤnne ihn doch der Herr widerumb aufferwecken/ und also seiner Verheissung Krafft geben. Ita quid cunctamur, omninò abjicere spes miseras, vanas, inutiles, seducto- rias, \& huic uni tàm solidæ, tàm perfectæ, tàm beatæ spei totâ devotione animi, toto fervore inhærere: Bernhard. serm. 9. in Psalm. II. Frenum Christianismi, Der Christen Zaum und Gebiß; Dann haben wir eine Aufferstehung dermahl eins zu gewarten/ so koͤnnen wir nicht leben wie die Saͤu und das unvernuͤnfftige Vieh/ nicht sagen und gedencken mit dem unflaͤtigen Sardanapalo: Ede, bibe, lude, post mortem nulla voluptas; Jß/ trinck/ und wag es froͤlich drauff/ Jm Tode alle Freude hoͤret auff. III. Calcar virtutis; Ein Spor und Anreitzung zur Tugend; Was schwere Arbeit thut ein Bergknapp/ aus Hoffnung/ er werde wider aus den Kluͤfften herfuͤr kriechen ans Tageliecht/ und seinen Lohn empfahen; Was nimmet ein patient nicht ein umb der Gesund- heit willen? Was leidet der Kauffmann auff der See/ aus Hoffnung/ er werde nach dem er die See-Kranckheit außgestanden/ den Port/ frischen Lufft und Ruh erlangen? Daher entspruͤngen die starcken Gruͤnde des Apostels Pauli. Ey so lasset uns Gefahr gedultig vertragen und auß- 1. Cor. 15, 32. Hiob. 18, 14. Marc. 5, 38. 1. Pet. 1, 3. Gen. 22, 5. seqq. Iob. 19, 25. 26, 27. Matth. 20, 81 2. Macc. 7, 23. 1. Co- rint. 15, 19. Act. 24, 15. stehen/ lasset uns mit den wilden Thieren streiten ausser und unter uns! IV. Saccharum, Ein suͤsser Zucker des Trosts/ so des To- des des Koͤnigs der Schrecken und seiner Vorbotten Bitterkeit durch- suͤsset und vertreibet; denselben zu vertreiben pflegten die Heyden vorzeiten zu pfeiffen/ Aber/ O der elenden Pfeiff! Hie ist die lebendige Hoffnung/ das ist die rechte Lebenspfeiff/ so des Todes Schrecken verjaget; von dero Trost geschoͤpffet Adam/ Abraham/ Job/ Christus selbst/ die Maͤrtyrer in der Maccabeer Histori/ St. Paulus/ der schliesset also: Wir sind nicht die elendesten Menschen/ weil wir dermahl eins ein ander Leben zu hoffen haben/ und andere Maͤrtyrer; Alle Marter/ Gefaͤngnuͤß/ Stock/ Eisen/ Fessel/ Feuer und alle Plagen/ der Tod ist den Chri- sten nur ein Schlaff und Spielwerck; Sonderlich ein kraͤfftiger Trost V u u 3 zu die- Die Drey und Viertzigste (Andere) zu dieser gegenwaͤrtigen Zeit/ wer wolte diese dreissig Jahr uͤber nicht gern ein Siebenschlaͤffer gewesen seyn/ und anietzo auffwachen zu der neuen guͤl- denen Friedens-Zeit/ zu dieser neuen Freude? Wie froh waren die Juͤn- ger Christi auff den Ostertag/ da sie den Herren Jesum wiederumb sahen: Ach wie froh/ wann wir ihn mit unsern Augen sehen/ nicht nur aber ihn/ sondern alle die liebe Leute und Freunde/ die wir hie mit Schmer- tzen verlassen/ und derselben Ruͤcken nachsehen muͤssen. Vnterdessen bleibt Dan. 12, 13. uns allen das epitaphium Danielis c. 12. sein final- und Schluß-Trost von Gott selbst gestellt/ ein schoͤner und vielleicht selten gepredigter Leich-Text: Du aber Daniel gehe hin/ biß das Ende komme/ und ruhe/ daß du auffstehest in deinem Theil am Ende der Tage! Gott geb uns solche Danielische Gaͤnge/ sanffte Ruhe/ erwuͤndschte Aufferste- hung/ seelige Antheilen/ umb Jesu Christi unsers aufferstandenen Heilan- des willen/ Amen. Die Drey und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der Aufferstehung des Fleisches/ Die Andere Predigt/ Von der Eigenschafft der Aufferstehung/ was dieselbe sey? G Eliebte in Christo: Zwey sonder- und wunder- elogia ruͤhmet Syrach in seinem catalogo und Re- Syr. 48, 14. 15. gister der grossen Helden Altes Testaments cap. 48. von dem grossen Thaumandro. Wundermann und heroischen Propheten Elisa/ so sich nach seinem To- de begeben/ da er lebet thaͤte er Zeichen/ und da er tod war that 2. Reg. 13, 21. er Wunder. Zielet damit auff die Histori 2. Reg. 13. da wir lesen/ daß als nach seinem Tode die Moabiter ins Land gefallen/ und eben ein Toder aus der Statt heraus getragen wordẽ/ haben die Toden graͤber/ aus Furcht der streiffenden Rotten/ ihren toden Leichnam ins naͤchst-beste Grab und ohngefaͤhr Predigt. ohngefaͤhr in Elis æ Grab geworffen/ was geschach so wunderlich? so bald der tode Mann die Gebeine Elis æ angeruͤhret/ ward er widerumb leben- dig/ und trat auff seine Fuͤsse/ als ein frischer/ gesunder/ tapfferer Mann/ gerad als waͤre er nie kranck/ nie tod gewesen. Jst wohl ein grosses Wunder und paradoxon, welches niemand glauben koͤnte/ wanns nicht in Gottes Wort geschrieben waͤre/ daß ein to- der Mensch/ und zwar nur dessen Beine/ solten einen andern Toden leben- dig machen. Ein unerhoͤrt und unvergleichlich groß Wunder/ Elisa hat zwar zuvor bey seinen Lebzeiten auch den toden Sohn der Sunamitin lebendig gemacht. Jm Papstumb gibt man zwar viel und dergleichen 2. Reg. 4, 35. miracula analoga, gleichfoͤrmige Wunderthaten vor/ so die Toden-Beine der Heiligthuͤmber solten gewuͤrcket haben. Costerus schreibet: Die Coster. in enchirid. c. 15. Beine der Heiligen haben die Krafft/ daß wer sie anruͤhret/ wuͤrd davon ge- heiliget/ umb der Gnade willen/ so daraus stiesset. Aber wir bitten/ sie wollen uns zu gut halten/ wann wir nicht alles tragen wollen/ was sie uns auff- sattlen/ ihre Lugenden sind nicht canonisi ret/ und mangelt ihnen am cano- ne Scripturæ; sie sind in der Heiligen Schrifft nicht bewaͤhret/ und folget gar nicht/ was der fromme Gott durch Elis æ Beine einmahl ge- than/ dasselbe in consequentiam und Beweiß zu ziehen sey/ sonsten wuͤrde das Jordanische Wasser noch heute zu Tage auch eine solche Krafft zu hei- len haben/ wie vorzeiten an Naaman dem Syrischen Feld-Hauptmann 2. Reg. 5, 14. erwiesen worden. II. Widerumb meldet Syrach/ er habe nach seinem Tode ge- weissaget/ da er tod war/ weissaget er. Prophetare heisset in ge- nere propheticum actum exercere, ein Prophetisches Werck verrichten/ das ist/ er hat mit gegenwaͤrtigem Wunderwerck seine Weis- sagung und Prophetisches Ampt versiegelt/ und damit erwiesen/ daß wie andere seine Weissagungen/ also auch die naͤchstevorhergehende/ welche er dem Koͤnige Joas hinderlassen/ so ohnfehlbar wahr und Goͤttlich sey/ als gewiß dieses miracul ein Goͤttliches miracul gewest. Jst abermahl eine warhafftige/ zwar stumme/ aber realis wuͤrckliche und thaͤtige Propheceyung auff den grossen Wun- dermann Christum Jesum/ dessen figur Elisa gewest/ welcher freylich in seinem Leben Zeichen/ nach seinem Tode/ wie andere Wunder/ so in der Passionshistori aufgezeichnet/ also auch die Toden lebendig gemacht. Nicht vergebens haben sich die H. Patriarchen so sehr nah zu seinẽ Grab gelegt zu werdẽ gesehnet/ umb durch den toden Messiam/ und in Krafft seines Todes wider Die Zwey und Viertzigste (Andere) wider lebendig zu werden gehoffet/ wie dann auch geschehen/ daß sich die Graͤber auffgethan/ und also die Bande des Todes auffgeloͤset/ daß sie mit ihm aufferstanden; Jn welcher lebendigmachenden Krafft des Todes Christi Jesu wir auch am Juͤngsten Tage sollen aufferstehen auffrecht/ das ist/ gesund/ frisch/ in verklaͤrten Leibern; Neulich haben wir gehandelt von der Gewißheit dieses Geheimnuͤß/ folget mysterii quid- ditas, die eigentliche Beschreibung solches Geheimnuͤß; Davon dißmahl mit mehrerm zu handeln/ wolle Gott von oben herab seines Heiligen Geistes Krafft/ Liecht und Schein verleihen/ daß es ge- reiche ihm zu seinen Ehren/ uns zu unserer saͤmptlichen Aufferbauung und Trost/ umb Jesu Christi willen/ Amen. F Raget sich nun erstlich/ Quis resurget? Wer dermahl eins werd aufferstehen? Das ist nun I. der Mensch/ Mensch/ sage ich/ nicht Thier/ nicht der tode Hund/ Roß/ Vogel/ als welche nicht zur Vnsterbligkeit erschaffen/ und ihrer servitut und Dienstbarkeit in der Erloͤsung und Befreyung der Kinder Gottes entbunden werden: Vnd ist demnach außgemacht/ wann gleich ein monstrum, eine Mißge- burt einem Menschen gleich waͤre/ und aber in der Warheit ein bestia und Vieh/ wie man dergleichen Exempel gehabt/ doch nicht faͤhig sey der Auff- erstehung. II. Homo mortuus, Der tode Mensch; Jch glaube die Aufferstehung der Toden/ ἀνάςασις τοῦ πεπτοκότος ςάσις, die Auffer- stehung ist nichts anders als eine Auffrichtung gleichsam des/ so gefallen ist; Hie muß man nothwendig excip iren und außsetzen Henoch und Eli- am/ von welchen man vergebens dichtet/ daß sie wegen des Antichrists sol- 1. Cor. 15, 51. len widerkommen; und die jenigen/ welche der Juͤngste Tag lebendig wird uͤberfallen/ die da nicht werden entschlaffen/ sondern verwandelt und uͤber- kleidet werden; Sonsten gehoͤren auch unter die subjecta so da sollen aufferstehen auch die jenigen Kinder/ so in Mutterleibe (lebendig gewesen) abgestanden/ da offt die Mutter das Grab seyn/ Mutter und Kind auff Matth. 22, 32. dem Platze bleiben/ gewiß werden wider aufferstehen/ gleich wie Christus die Aufferstehung der Toden beweiset/ eben daher/ daß Er sey ein Gott Gen. 17, 7. der Lebendigen und nicht der Toden; dannenhero auch/ weil er ist und ge- nennet wird ein Gott des Samens Abrah æ / die Aufferstehung des Sa- mens Abrahams klar ist/ derowegen auch Christus in Mutterleibe gele- gen/ daß Er der jenigen/ so daselbst ligen/ Retter und Heiland seye. III. Omnis Predigt. III. Omnis homo mortuus, Der tode ja laͤngst be- grabene und verfaulte Leichnam. Man findet wol in den () Hi- () apud Plin. Tira- quell. A- lex. ab Alex. storien Exempel/ deren die sich gestellt als waͤrens tod/ oder in einer Ohn- macht gelegen/ daß man nicht anders gemeynt/ sie seyen tod/ darumb man sie auch begraben und in Sarck gelegt/ sie sind aber wider zu sich selbst kom- men/ und sich auffgerichtet. Das gilt hie nicht. Die recht und warhafftig Toden sollen und werden aufferstehen und zwar alle toden Menschen; wel- che in ansehen der jenigen/ so der Juͤngste Tag wird erhaschen/ viel sind/ dannenhero Daniel c. 12. saget: Viel/ das ist/ alle/ die da schlaffen/ Dan. 12, 2. Confer Matt. 25, 32. und damit nicht allein die Frommen und Glaubigen moͤchten verstanden werden/ so machet er einen Abtheiler/ etliche werden aufferstehen zum ewigen Leben/ etliche zu ewiger Schmach und Schande. Es werdẽ fuͤr Christo versamlet alle Voͤlcker/ die in Graͤbern sind/ Ioh. 5, 28. Act. 24, 15. Rom. 14, 10. 2. Cor. 5, 10. ist eine allgemeine Beschreibung der Toden. Wir werden alle fuͤr dem Richterstul Christi dargestellet werden: Wir muͤssen alle offenbar werden fuͤr dem Richterstul Christi/ auff daß ein ieder empfahe/ nach dem er gehandelt bey Leibes-Leben. Quo re- surget, Nach welchem Theil wird er aufferstehen? Vnser Apostolisches Symbolum antwortet: Jch glaube eine Auffer- stehung des Fleisches/ wird also das Fleisch auffstehen/ nicht die Seele/ welche unsterblich/ eben dasselbe Fleisch/ so begraben worden/ mit eben denselben Gliedern und lineamentis begabet/ eben dasselbe Ge- schlecht/ maͤnnlich oder weiblich/ dann also lautet das Symbolum Aposto- licum: Credo resurrectionem HUJUS carnis, Jch glaube eine Aufferstehung DJESES Fleisches/ Alia carnis alia cor- poris est definitio, sagt Hieronymus: Eine andere Beschreibung ist des Hieron. ep. 61. ad Pammach. Fleisches/ ein andere des Leibes; das Fleisch heisst eigentlich/ daß aus Adern/ Blut/ Beinen und Nerven oder Spannadern bestehet; Ein Leib wird zu- weilen ein Lufft- oder him̃lisches Ding genennet/ welches man weder fuͤhlen noch sehẽ kan: So nun ein Großvater und Vater/ ob er gleich lange tod/ in seinẽ Kinde sich spiegelt/ uñ dasselbe gleiche contrafet und lineamenta hat/ warumb wolte nit auch Gott eben dieselbigen Gliedmassen restitu iren und wider geben koͤñen? Wahr ist es/ es sind viel Gliedmassen/ deren der Mensch Gregor i Nyssen. in orat. 4. de paschate. in jenem Leben nicht mehr bedarff oder bedienen kan/ aber sie werden doch widerkom̃en zur Vollkommenheit des gantzen Menschen/ auff daß ein iegli- cher in seinem eigenem Leibe empfahe/ was er verdienet/ im Munde/ Augen/ Sechster Theil. X x x Bauch/ Die Drey und Viertzigste (Andere) Bauch/ Haͤnden/ Ehr oder Schande/ Pein oder Freude; Widerumb ist auch wahr/ daß die Außerwehlten/ wo sie Maͤngel am Leibe gehabt/ dersel- be ersetzt/ die blinden Augen fehen/ die Hofferigen auffrecht/ die Lahmen gerade gehen/ ꝛc. alles in holdseliger schoͤner proportion und Fuͤgung/ wie Augustin. enchir. ad Laurent. p. 87. dann auch die monstra bey Augustino. Anderer fuͤrwitzigen Fragen enthalten wir uns hie mit Fleiß/ davon wir keinen Bericht aus Gottes Wort haben. Daß aber dem also/ und in solcher identit aͤt die Aufferstehung Iob. 19, 26. Psal. 34, 21. werde vollbracht werden/ das erhellet 1. ex clarâ literâ, aus dem klaren Buchstaben Job. 19. Jch werde mit dieser meiner Haut umbgeben werden/ und David sagt Ps. 34. daß der HERR des Gerechten Beine bewahre/ daß nicht eines derselben zerbro- 1. Cor. 15, 53 Confer Phil. 3, 21. chen werde; Das verweßliche muß anziehen das unverweß- liche/ τοῦτο φϑαρτὸν dieses verweßliche/ eben dasselbe τοῦτο wird vier- mahl widerholet; ὁρᾶς τὴν ἀκρίβειαν, sagt Theophylactus uͤber diese Wort: τὸ ϑνητὸν τοῦτο ἔδειξε δεικτικῶς, ἵνα μὴ νομίσης ἄλλης σαρκὸς ἀνά- ςασιν. Da sihestu wie genau der Apostel seine Wort fuͤhret/ er saget: Dieses sterbliche/ zeiget gleichsam mit dem Finger drauff/ auff daß du nicht sollest meynen/ es werde dermahl eins nicht etwan dieser dein ietziger/ sondern ein frembder Leib aufferstehen. 2. Aus der definition der Aufferstehung/ als welche nicht anders ist als τοῦ πεπτωκότος ςάσις, eine Aufferstehung oder Auffrecht-Stellung dessen/ so gefallen ist/ waͤre es anders/ so waͤre es keine Auffer stehung/ sondern nova creatio \& μετεμψύχωσις, eine neue Schoͤpffung und Verruckung oder Versetzung der Seelen in einen andern Leib. 3. Aus der Benamsung des termini à quo, von wannen sie aufferstehen sollen? Aus der Erden/ Meer/ aus den Graͤbern/ warumb von dannen? ohn weil eben die Leiber sollen aufferstehen/ die da hingeleget/ sonst koͤnte Gott einen frembden Leib wohl aus einem andern/ ja allen Orten herholen. 4. Aus 2. Cor. 5, 10. der End-Vrsach der Aufferstehung/ daß ein ieglicher empfahe/ gutes oder böses/ wie er gehandelt bey Leibes-Leben. 5. Aus dem Luc. 24, 40. Exempel Christi selbst/ der ist nun aufferstanden in seinem eigenem Lei- be/ der substan tz und Wesen nach/ aber geistlichem/ was anlange die Herr- Hieron. ad Pammach. ligkeit/ welche die Natur nicht verzehret; unser He rr/ schreibt Heronymus: ist auff dem Berge verklaͤret worden in der Herrligkeit/ nicht daß er Haͤn- de/ Fuͤsse und andere Gliedmassen verlieren solte/ und ploͤtzlich in einem runden Predigt. runden Himmels-Coͤrper herumb gewaltzet wuͤrde; sondern daß eben die- selbigen Gliedmassen/ welche glaͤntzeten wie die helle Sonne/ der Apostel Augen beruͤhrten. III. Quis excitator? Wer wird dann der Wecker seyn/ so die Toden aufferwecken wird? Antwort: Deus Trinu nus, Der dreyeinige GOTT/ Gott machet die Toden leben- Rom. 4, 17. 2. Cor. 1, 9. 2. Cor. 4, 14. 1. Thess. 4, 14. dig/ und ruffet dem das nichts ist/ daß es etwas sey; Von Gott dem Vater sagt St. Paulus zu seinen Corinthiern: Der den HErren Jesum aufferwecket/ wird uns auch aufferwecken/ und wird uns darstellen sampt euch; Von dem Sohn bezeuget Job c. 19. daß Er als sein Erlöser ihn werde aus der Erden Iob. 19. 25. Ioh. 5, 21. 28. c. 6, 39. c. 11, 25. aufferwecken acheron al aphar Jakum, daß er zuletzt auff dem Staube stehen werde. Jch bin die Aufferstehung und das Leben/ sagt der Herr selbst: Jch bin/ der den Schluͤssel der Hoͤllen Apoc. 1, 18. Act. 3, 15. und des Todes hat/ Apoc. 1. Der Hertzog des Lebens/ Actor. 3. dannenhero hat Er so viel specimina miraculosa, so viel Wunderthaten verrichtet/ nicht nur nach seiner Goͤttlichen/ sondern auch nach seiner menschlichen Natur die Toden auffgewecket/ als nach welcher Er auff sei- nem Koͤniglichen Thron sitzet; Dannenhero wird Christus genennet der Erstgeborne von den Toden/ nicht nur wegen der Zeit und Wuͤr- Apoc. 1, 5. de/ sondern fuͤrnemlich und ursaͤchlich/ weil Er das Haupt der jenigen Gliedmassen/ die in Krafft seiner Aufferstehung auch wider auffwachen und lebendig werden sollen/ Wie sie in Adam alle sterben/ also wer- 1. Cor. 15, 22. den sie in Christo alle lebendig: Ob wohl die Aufferstehung simpli- citer schlechthin nicht ist die Frucht des Verdiensts Christi/ sintemal die Aufferstehung geschehen waͤre/ wann gleich Christus nicht waͤre gestorben/ darzu werden die Verdamten dermahl eins aufferstehen ohne Frucht des Verdiensts Christi/ welche man durch wahren Glauben erlanget; dannoch ist die Aufferstehung zum Leben die Frucht des Verdiensts Christi/ allen zwar erworben/ aber von wenigen angenommen. Sonderlich aber wird dieses Werck in unserm Symbolo dem H. Geiste zugemessen/ Jch glaube an den Heiligen Geist/ der da lebendig machet/ wie dann auch St. Paulus ihm solches Werck zu- schreibet Rom. 8. So nun/ saget er: der Geist des/ der Jesum von Rom. 8, 11. X x x 2 den Die Drey und Viertzigste (Andere) den Toden aufferwecket hat/ in euch wohnet/ so wird auch der- selbige/ der Christum von den Toden aufferwecket hat/ eure sterbliche Leiber lebendig machen/ umb des willen/ daß sein Geist in euch wohnet; Dann gleich wie er gewest avis ἔπωάζουσα, gleichsam der Bruͤt-Vogel in der ersten Schoͤpffung/ da alle Creaturen durch seine kraͤfftige Vberkunfft und Vberschweben außgehecket und be- Ezech. 37, 10. reitet; gleich wie er in dem Gesicht Ezech. 37. durch einen Wind die Toden- Beine wider lebendlg gemacht/ so bald sie der Wind angeblasen/ kam der Athem in sie: Also wird er auch dermahl eins aufferwecken die Toden aus der Erden; Gleichwol aber werden bey diesem actu die Heiligen Engel nicht muͤssig seyn/ sondern wie sie ihrem Herren das Geleit gegeben Ps. 47, 6. Act. 1, 10. 1. Thess. 4, 16. Matth. 25, 2. in der Himmelfahrt/ so werden sie auch mit ihm herab kommen in jubilo, mit jauchzen und mit heller Posaunen/ ν κελ σματι in einem Feld-Ge- schrey/ ruffen und sagen: Sihe/ der Braͤutigam kommet. D. Philippi Nicolai Gedancken sind diese in theoriâ vitæ æternæ l. 5. c. 6. pag. 657. Wir lesen von Christo/ als Er in seiner Einreitung zu Jerusalem Gott seinen himmlischen Vater bat/ daß Er seinen Namen verklaͤren wolte/ da kam eine Stimme vom Himmel: Jch habe ihn verklaͤret/ und will ihn abermahl verklaͤren. Da sprach das Volck/ das dabey stund und zuhoͤret: Es don- nerte: Die andern sprachen: Es redte ein Engel mit ihm: Jesus ant- wortet und sprach: Diese Stimme ist nicht umb meinet willen geschehen/ Ioh. 12, 28. 29. 30. sondern umb eurent willen/ Joh 12. Also wird in einem stetswaͤhrendem Blick und Wetterleuchten des HErren Christi Stimme durch den Ertz-Engel ge- hoͤret werden/ als wann der Donner redet/ als wann iemand durch eine star- cke Posaune sein Wort hell und verstaͤndiglich rieffe: welche Stimme nicht allein die lebendigen Menschen durch die gantze Welt/ sondern auch alle Toden hoͤren/ und daranff das Leben wider bekommen werden/ Gott gebe/ sie seyen vor vier/ fuͤnff oder sechsthalb tausend Jahren gestorben/ und in die tieffe Erde begraben/ oder im Meer ersaͤufft/ oder im Feuer zu Pulver gebrennt/ oder von den wilden Thieren auff dem Lande/ von Fischen in dem Meer/ und von den Voͤgeln unter dem Himmel vorlaͤngst auffgefressen/ verschlungen und verzehret: Das Erdreich/ das Meer und die gantze Welt muͤssen alle ihre Toden wider herfuͤr ge- ben/ daß nicht einer dahinden bleibe. Der enthaupte St. Paulus/ der erstochene Act. 7, 58. St. Thomas/ der gesteinigte St. Stephan/ der von den wilden Thieren auff ge- fressene St Jgnatius/ der verbrennte Johann Huß ꝛc. werden alle mit ihren Coͤrpern lebendig erscheinen/ und sich lebendig widerumb sehen lassen. Gute und boͤse/ die verstorbene Tuͤrcken/ Juden/ Heyden und Mahometisten/ so bald als die verstorbene Christen/ und so bald die toden Heuchler/ als die toden Kinder des Liechts/ muͤssen auff das himmlische Feld-Geschrey und Posaune des Ertz- Engels vom Tode erwachen/ und lebendig erscheinen: Vnd wird sich solches er- strecken uͤber die gantze Welt/ daß man in Europa/ in Asia/ in Africa/ in America/ in allen Predigt. in allen Jnsulen/ nach Osten/ nach Westen/ nach Mittag/ nach Mitternacht/ und in allen Landen/ wo iemahls Leute gewohnet und Leute gestorben sind/ wird Men- schen sehen aus den Erd-Graͤbern lebendig herfuͤr gehen/ in unaußsprechlicher grosser Menge und Anzahl/ also/ daß es allenthalben von Menschen-Kindern wird krimmeln und wimmeln. So wird auch ein ieder mit seinem/ und mit keines frembden Coͤrper/ frembden Augen/ frembden Ohren/ noch frembden Gliedmassen herfuͤr kommen/ ungeachtet und unangesehen/ daß er von frembden wilden Leuten mag verschlun- gen und verzehret seyn worden: Dann die Brasilianer/ Tubinimbæ, Canniba- les und andere Voͤlcker mehr in America stellen sich gantz wild/ barbarisch/ un- menschlich und grausam/ und was sie von Portugalesern/ Spaniern und andern ihren Feinden/ lebendig bekommen/ das schlagen sie fuͤr den Kopff/ wie einen Och- sen zu tod/ schlachten/ zerstuͤcken/ braten und fressen ihn: Da wird das gefresse- ne Menschen-Fleisch in dem Bauch und Magen des Fressers durch natuͤrliche Daͤuung alier irt/ geaͤndert/ und zum Theil in desselben Blut und Krafft verwan- delt: Gleichwohl aber wird kein auffgefressener Spanier noch Portugaleser zur Zeit der Aufferstehung in einem Cannibal oder in einem Brasilianer stecken/ son- dern mit seinem vorigem Leibe/ vorigem Kopffe/ vorigen Augen und Ohren/ vori- gen Haͤnden und Fuͤssen/ und allen vorigen Gliedmassen/ wesentlich wider herfuͤr kom̃en/ daß ein ieder seinen eigenen rechten Coͤrper und rechte substan tz wider habe Ja/ sprichstu/ wie wird es aber zugehen mit denen/ so noch lebendig gefun- den werden/ wann der Juͤngste Tag kommen wird? Sollen dieselben also blei- ben/ wie sie sind/ oder sollen sie auch erst durch den zeitlichen Tod entschlaffen und begraben werden/ wie die andern/ damit sie folgends mit allen andern Toden aufferstehen? Darauff antwortet St Paulus: Sihe/ ich sage euch ein Ge- heimnuͤß: Wir werden nicht alle entschlaffen/ wir werden aber alle ver- wandelt werden/ und dasselbe ploͤtzlich in einem Augenblick/ zur Zeit der letzten Posaunen. Dann es wird die Posaune schallen/ und die Toden werden auffer stehen/ und wir werden verwandelt werden/ 1. Cor. 15. Sol- 1. Cor. 15, 51. 52. thes erklaͤret er am andern Ort weiter und spricht: Wir/ die wir leben und uͤberbleiben werden in der Zukunfft des Herren/ werden denen nicht vorkommen/ die da schlaffen. Dann Er selbst/ der Herr/ wird mit einem Feld-Geschrey und Stimme des Ertz-Engels/ und mit der Posau- nen Gottes hernieder kommen vom Himmel/ und die Toden in Christo werden aufferstehen zuerst: darnach wir/ die wir leben und uͤberbleiben/ werden zualeich mit denselben hingezuckt werden/ 1. Thess. 4. Hie sagt er/ 1. Thess. 4. 15. 16. 17. daß die Aufferstehung der Toden soll vorher gehen/ und was von lebendigen Menschen in der Welt uͤbrig ist/ das soll verwandelt werden: Demnach werden die uͤbrigen Menschen nicht entschlaffen (gleich wie ein Mensch auff seinem Tod-Bette verscheidet) noch ins Grab/ oder unter die Erden gescharret werden/ sondern schlecht in einem Hui sollen sie tod und lebendig seyn/ und so verwandelt oder veraͤndert werden/ daß (wann zur selbigen Zeit etliche im Hause/ oder auff dem Felde gehen/ oder sitzen zu Tisch/ essen und trincken/ collation iren ꝛc etliche reisen uͤber Land/ fahren in Gutschen und Wagen/ oder in Schiffen auff der See/ X x x 3 andere Die Drey und Viertzigste (Andere) andere ligen und schlaffen/ andere wachen/ zehlen Geld/ treiben Kurtzweil/ singen/ spielen/ tantzen/ waschen/ baden/ fuͤhren Krieg/ rauffen und schlagen sich/ bauen Haͤuser/ trachten der Nahrung nach ꝛc.) eilend und ploͤtzlich eine grosse Ver- wandlung uͤber sie komme/ und sie in einem Augenblick aus dem Wesen und Ge- stalt dieses Lebens/ in ein ander Wesen oder andere Gestalt und Gelegenheit tret- ten/ und sich anderswo und auff eine andere Weise finden werden. Da wirds nicht heissen (sagt Lutherus ) Komm/ hoͤre die Beicht/ absolv tre ihn von Suͤnde/ reiche ihm das Sacrament/ begrabe ihn ꝛc. sondern wann du wirst sitzen uͤberm Tisch essen/ stehen uͤberm Kasten und Thaler zehlen/ im Bette ligen und schlaffen/ an der Zeche sitzen und sauffen/ am Tantze seyn und springen/ bald in einem Augenblick wirstu verwandelt werden/ das ist/ tod und lebendig seyn/ und aus dem Wesen und Leben dieser Welt kommen in ein ander Wesen und Leben. Sonderlich wird der Ertz-Engel die Posaune Gottes blasen/ der Matth. 24, 31. Herr wird seine Engel senden mit hellen Posaunen/ mit Sinai- schen Donner-Posaunen/ die werden gleichsam die Hochzeit des Lambs an- und außblasen/ es wird seyn eine Wunder-Posaune/ die einen wun- Matth. 25, 32. derlichen Thon von sich geben wird/ die Engel werden die Menschen sam- len und von einander scheiden/ die Stimme wird erschallen in Asiam, Africam, Americam, in alle Jnsulen/ gegen Ost und West/ Mittag und Mitternacht/ die Menschen werden heraus gehen in unaußsprechlicher Menge/ daß es von Menschen und Menschen-Kindern allenthalben wuͤblen wird. Quis actus ipse? Wie wird dann dieser Handel verrich- tet werden und zugehen? Antwort: 1. ἀνάπλασις sicut πλάσις, Die andere Schoͤpffung wird zugehen wie die erste/ der Leib erst- lich wird form iret/ hernach die Seele eingeblasen/ und also mit dem Leibe Ezech. 37, 10. wider vereiniget werden/ wie solcher actus dem Propheten Ezechiel in dem offtgemeldtem Gesicht erschienen/ es kam Athem in sie/ wurden wi- der lebendig/ und richteten sich auff ihre Fuͤsse. 2. Es wird seyn unio inseparabilis, eine unzertrennliche Vereinigung/ anders als die Aufferweckung Lazari und anderer/ derer Vereinigung wider auff- geloͤset worden. 3. Actus ordinatus, Es wird alles ordentlich zugehen/ Christus wird ploͤtzlich kommen/ die Engel-Posaunen/ die Krafft-Stimme Christi/ die alle Graͤber zersprenget/ erschallen: Surgite, D. Philippi Nicolai Gedancken hievon in theor. vit. ætern. l. 5. c. 7. p. 673. lauten also: Wir lesen von unserm HErren und Haupt Jesu Christo/ (dem wir aͤhnlich und gleichfoͤrmig seyn sollen/ und ihm entgegen kommen) daß zur Zeit sei- ner Himmelfahrt Er zusehens auffgehaben sey worden/ und eine Wolcke fuͤr der Actor. 1, 9. Jůngern Augen ihn weggenommen habe/ Actor. 1. Elias fuhr mit starckem Geleit Predigt. Geleit der heiligen Engel/ wie mit einem feurigen Wagen/ und feurigen Rossen im Wetter gen Himmel/ 2. Reg. 2. Vnd im Buch der Offenbahrung wird zweyer 2. Reg. 2, 11. Blut-Zeugen Christi gedacht/ welche das Roͤmische Thier toͤdtet/ sie aber werden lebendig/ und hoͤren eine grosse Stimme vom Himmel zu ihnen sagen: Steiget herauff: Vnd alßbald stiegen sie auff in den Himmel in einer Wolcken: Apoc. 11. Also wirds auch zugehen in der Aufferstehung am Juͤng- Apoc. 11, 3. seqq. sten Tage/ wann alle Toden lebendig sind/ und alle Lebendigen verwandelt erschei- nen/ daß die Gerechten und Verdamten nicht viel hadderns/ fechtens/ disput irens und colloqu irens unter einander machen werden: Sondern eine helle Stimme wird vom Himmel herab erschallen zu den außerwehlten Kindern des Liechts: Steiget herauff: Vnd darauff werden sie alßbald sich von der Erden erheben/ und in die Hoͤhe fahren/ daß es scheinen wird/ als sehe man einen grossen Hauffen schoͤner Sonnen und schoͤner Sternen nach den Wolcken des Himmels von der Welt auffsteigen: Da wird es in der hohen Lufft/ und in den Wolcken des Him- mels allenthalben von glorific irten Christen und Kindern des ewigen Lebens hell leuchten/ als waͤrens viel tausend Sonnen/ und viel tausend Sternlein/ mit viel tausend Engeln sampt ihrer gantzen himmlischen Klarheit/ allenthalben sehr praͤchtig und herrlich umbgeben. Da wird unser himmlischer Adam/ der grosse Koͤnig Himmels und der Erden/ mein HERR und Hejland Jesus Christus/ seine holdselige Stimme sehr lieblich und freundlich hoͤren lassen/ und sagen: Kommet her ihr Gesegneten meines Vaters/ ererbet das Reich ꝛc. Matth. 25, 34. Stehet auff ihr Toden! Dann werden die Außerwehlten zuerst auffer- stehen/ hernach die noch lebendig/ werden (sintemahl wir in unserm Christ- lichen Glauben bekennen/ Er werde widerkommen zu richten die 1. Thess. 4, 15. seqq. Lebendigen und Toden; so wird dieselbe betreffen (wie die Suͤnd- fluth) Lebendige und Toden) in einem Augenblick verwandelt/ und Christo in der Lufft entgegen gezuckt werden/ auch die Verdamten gleich als aus dem Kaͤrcker herfuͤr kriechen/ und sich als Vbelthaͤter fuͤr dem Richterstul einstellen/ und ihren finalsenten tz hoͤren muͤssen. Quo fine? Zu was Ende ist dieser actus angesehen? wohin zielet er? Der vornehmste Zweck ist gloria Dei, die Ehre Gottes; Jhr sollt erfahren/ daß ich der HERR bin: Ezech. 37, 6. Psal. 90, 3. nemlich der zwar gerechte Herr/ der die Menschen-Kinder umb der Suͤnden willen laͤsset sterben/ aber aus Barmhertzigkeit und Guͤte durch seine allmaͤchtige Krafft ihnen widerumb aus dem Grabe heraus rufft und sagt: Kommet wider ihr Menschen-Kinder. Der fromme Kaͤyser () Theodosius wurde einsmahls gefragt/ warumb er nie- () apud So- crat. l. 7, 22. mand iemahls/ der ihne injur irt und Schmach zugefuͤget/ am Leben ge- strafft? Ach/ sagt er/ ich wolte/ daß ich meine verstorbene Feinde wider leben- Die Drey und Viertzigste (Andere) lebendig machen koͤnte/ so waͤre ich in der Guͤtigkeit Gott gleich? 1. Cor. 15, 26. 2. Mortis deletio, Daß der letzte Feind vertilget werde/ der Tod/ daß der gantze Leib Christi erscheine/ und offenbarlich aneinander hange/ wie die Bienen an ihrem Koͤnig. 3. Conculcatio hostium Ioh. 10, 24. Christi, Daß die Feinde des HErren Christi zertretten und zum Schemel seiner Fuͤsse geleget werden. 4. Statio ad ju- Ioh. 5, 29. 2. Cor. 5, 10. Dan. 12, 2. dicium, Daß alle Welt fuͤr Gerichte stehen/ und Rechenschafft geben soll; Endlich 5. præmiatio vel pœna, daß ein iedwe- der empfahe wie ers verdienet bey Leibes-Leben. Aus dieser weitlaͤufftigen Erzehlung entspringet diese summarische Beschreibung der 2. Thess. 1, 6. Aufferstehung: Es ist die Aufferstehung eine neue/ unzertrenn- liche/ Goͤttliche Vereinigung der Seelen mit ihrem eigenem/ gantzem/ wider-lebendigem Fleisch/ so da geschehen soll an dem zukůnfftigen Juͤngsten Tage/ daß dadurch Gott geehret/ die Menschen alle fůr dem Richterstul Christi gebracht wer- den/ und ein ieglicher empfahe nach dem er gehandelt bey Lei- bes-Leben/ gutes oder boͤses/ Belohnung oder ewige Straff. Dieses nun/ meine Liebsten/ ist nun abermahl ein neues Glau- bens-Liecht/ da wir nun auch verstehen/ was da seye die Auffer- stehung? Es gibt leider wohl solche grobe ignorant en und viehische Menschen unter uns/ die da leben wie das thumme Vieh; Etliche wis- sen nichts von Gott/ zur Schande sags ich euch nach/ spricht der 1. Cor. 15, 34. Apostel Paulus 1. Cor. 15. da er eben von diesem Articul handelt. Homo sine Dei agnitione pecus est, Ein Mensch ohne Erkaͤntnuͤß Gottes/ der von Gott nichts weiß ist wie ein unvernuͤnfftiges Vieh/ spricht Hieronymꝰ, Jst der rechte eigentliche concept von diesem Articul/ wie er uns in der H. Schrifft zu verstehen/ zu fassen und anzunemen Ps. 68, 13. fuͤrgeleget worden. Nova præda ist ein neuer Siegs Raub/ wel- chen die Haußehre Christi/ die geistliche Gespons außtheilet/ den wir uns nicht muͤssen nehmen und rauben lassen durch die falsch-erdichtete Philosophiam 1. der Stoicker/ welche ihnen einbildeten die ἀνα- Euseb. l. 11. præparat. c. 18. βίωσιν, daß nach vollendetem Platonischen grossen Welt-Jahr alles wi- der in seinen vorigen Stand kommen werde. Sie haben hoͤren laͤuten/ aber nicht gewust/ in welchem Dorff. 2. Μετεμψύχωσιν Pythagoream, Den Predigt. Den Seelen-Wechsel oder Seelen-Tausch. 3. Die Puccia- nische und Mahometische Aufferstehung der unvernuͤnfftigen Thiere/ diesen Buhlen bietet auch ihren Kuß dar die Roͤmische Dame/ wann sie den Legenden glaubt von Bonifacio, welcher einen Fuchs dahin gezwungen/ daß er die Huͤner/ so er gefressen/ lebendig wider geben muͤssen; Der heilige Aido soll sich acht Woͤlfe erbarmet habẽ/ und ihnen acht Schafe zu fressen geben/ aber hernach durch sein Gebet erlanget/ daß sie die Woͤlfe wider lebendig heraus geben und wuͤrgen muͤsten? Man beduͤrffte heuti- ges Tages offt einen solchen heiligen Aidonem, der das verschlungene Gut widerumb heraus wuͤrckete/ aber der Wolf gibt kein Schaf wider. 4. Der Origenisten Schwarm/ welchen traͤumete/ es stehe auff ein himmlischer Leib/ der da begabet mit der vorigen figur und Gestalt/ wie also Origenis Meynung erklaͤret Epiphanius: Das Fleisch werde nicht Epiphan. hæres. 64. mehr seyn/ sondern was allhie gebildet wurde im Fleisch/ das werd dermahl eins gebildet werden in einem geistlichen Leibe/ gleich wie ein anders ist/ das da wird gesaͤet/ ein anders/ so da wird geerndet/ denen heutigs Tages folgen die Socinianer/ namentlich Ostorodus, fuͤrgebend/ Christus hab Ostorod. c. 41. p. 389. einen geistlichen und himmlischen Leib auch der substan tz nach/ es seye die Meynung von der Niessung des Leibs Christi im Heiligen Abendmahl falsch/ dann sonst wuͤrde folgen/ daß Christus noch nicht Gottes Reich be- sessen haͤtte/ umb der Vrsach willen/ weil Fleisch und Blut dasselbe nicht besitzen koͤnnen. 5. Der Scotisten und etlicher Alten/ so da aus falschem Verstande der Wort St. Pauli Ephes. 4. die Meynung gefuͤhrt/ Eph. 4, 13. daß alle Weiber/ außgenommen die Jungfrau Mariam/ in der Aufferste- hung werden zu Maͤnnern werden. An den alten blinden Scotisten ist sich nicht zu verwundern/ aber Hugoni Grotio, dem vermeynten Auge der Hugo Grot. in Matth. 22. p. 371. Welt/ ist nicht zu vergeben/ daß er schreibet: Jch finde nicht/ mit was fuͤr gewissen Gruͤnden zu erweisen/ daß dermahl eins in jener Welt werde ein Vnterscheid unter Mann und Weib seyn/ fuͤhret argumenta darwider an; Sind Phantaseyen und Schwaͤrmereyen/ dafuͤr wir uns huͤten/ und rechte concept fassen sollen. Es ist die Aufferstehung der Toden auch eine Aufferste- hung zur wahren Gottesfurcht/ dann Daniel sagt/ daß nicht alle Dan. 12, 2. zum ewigen Leben werden aufferstehen/ sondern viel zur ewigen Verdam- nuͤß/ Die Gottlosen werden nicht stehen im Gericht/ sie werden Psal. 1, 5. aufferstehen/ aber nicht stehen bleiben oder bestehen; Dannenhero soll un- Sechster Theil. Y y y ser taͤg- Die Drey und Viertzigste (Andere) Num. 23, 10. ser taͤglicher Wundsch Bileams Wundsch seyn/ daß wir moͤgen sterben den Tod der Gerechten/ damit wir moͤgen aufferstehen in der Aufferstehung der Gerechten; dazu von noͤthen die Toͤdtung unsers Fleisches. Wer aufferstehen will zur Herrligkeit/ der muß zuvor geistlicher weise sich selbst toͤdten und toͤdten lassen/ und auch geistlicher weise aufferstehen zu einem neuen Leben: wer die Stimme des Menschen Sohns mit Freuden hoͤren will/ kommet heraus ihr Toden; der muß hie im Reich der Gnaden mit glaubigem Hertzen hoͤren und annehmen die Stimme Christi durchs Predig-Ampt erschallend und sagend/ mir/ der ich im Grab der Suͤnden lig/ veni foràs, komm heraus/ sind Hieronymi Gedancken von sich selbst epist. ad Florentium, und geschicht solche eigene Toͤdtung so wohl activè als passivè, im Thun als Leiden; activè, thaͤtlich durch Creutzigung des alten Menschen/ passivè, leidenlich/ daß wir das Creutz/ so uns Gott zuschicket/ mit Gedult ertragen/ damit das Fleisch muͤrb werde; Aber das ist der Welt nicht gelegen/ sie machts wie Neronis Mutter Agrippina, die consul irte einsmahls die Chaldeischen Wahrsa- ger uͤber ihrem Sohn dem Nerone und desselben fatis, kuͤnfftigen Gluͤck oder Vngluͤck/ sie bekam die Antwort/ daß er werde regieren/ aber er werde seine Mutter umbbringen/ darauff sie geantwortet: Er mag mich immer Tacit. l. 14, annal. hin erwuͤrgen/ wann er nur regieret; Also spricht auch die Welt heutiges Tages: Sterbe ich des ewigen Todes/ so sterbe ich/ wann nur mein wohl- luͤstiges Fleisch das Regiment fuͤhret/ und seine Lust und Ergetzligkeit hat in diesem Leben. Diß sind der Atheisten ihre Gedancken und Fuͤrhaben. Die Fabelhansen im Papstumb haben unter andern Huͤlffs-Mit- apud Mar- chant. in horto past. p. 237. teln die Leute fromm zu machen und zu ergeistern von Lazaro seltzame/ abentheuerliche Spruͤnge fuͤrgegeben/ daß er nemlich viel herrliche Sachen soll offenbaret haben von den Verdamten; Dannenhero als ihm die Pein der Verdamten offenbaret worden/ hab er alle zeitliche Marter gegen dieselbe wie nichts geachtet/ sondern willig und gern außge standen/ der zu- kuͤnfftigen Hoͤllen-Qual zu entfliehen; Er hab nimmer gelachet/ ohn Vn- terlaß das Elend der verdamten Seelen beweinet/ des Tages einmahl ge- gessen/ mit Wasser und Gersten-Brod sich erhalten/ außgenommen drey sonderbare Fest-Tage im Jahr/ an welchen er ein wenig Wein getruncken/ an statt des Bettes sey er in einen haͤrenen Sack auff der Erden gelegen/ einen Stein an statt des Haupt-Kuͤssens unter sein Haupt geleget; Nach Christi Tode sey er auff einem Schiff mit Martha und Magdalena ohne rudern und Segel gefahren/ und an Massiliam angelendet/ da er Bischoff worden Predigt. worden/ und endlich die Maͤrterer-Kron erlanget; Er sey mit eisernen Strelen zerrissen/ mit einem gluͤenden Harnisch bekleidet/ auff einen Rohst geleget/ mit Pfeilen durchschossen/ aber stets von einem Engel erloͤset wor- den/ endlich sey ihm das Haupt abgeschlagen worden. Das alles hab er gedultig gelitten/ damit er nur der ewigen Qual entgehen und die Auffer- stehung der Gerechten erlangen moͤchte. Christus weiset uns nicht auff Lazarum/ sondern auff Mosen und die Propheten/ da finden wir unsaͤglich viel monita, Warnungen und Vermahnungen/ daß wir unser Fleisch toͤdten sollen/ nicht leiblich/ sondern geistlich/ wie auch ad martyria incruenta, Maͤrterer zu werden ohne Blut- vergiessen/ durch Christliche Gedult in allerhand Vngemach; Wir duͤrffen keiner Toden/ die uns predigen von der Hoͤllen/ sie ist uns schrecklich genug abgem ahlet/ wann der Mensch nur bedenckt talionem membrorum, die Vergeltung an den Gliedmassen/ daß mit welchem Glied einer gesuͤndiget/ an demselben soll er gestraffet werden: διὰ σώματος durch den gantzen Leib/ an den Augen die Augen-Lust/ an den Haͤnden der Diebstal/ an dem Munde die Verleumbdung/ an andern Gliedern die Fleisches-Lust/ Ma- densacks-Pracht/ ꝛc. so solt das Lachen werden theuer; Derowegen Matt. 18, 9. aͤrgert dich dein Auge/ so reiß es aus/ und wirffs von dir! O HERR/ erwecke uns/ der du bist die Aufferstehung und Ioh. 11, 25. das Leben/ ertoͤdt uns durch deine Guͤte! so wird alßdann folgen mors justorum, beata ἀνάλυσις, ἀποκαταςασις, ἀνάψυξις, resurrectio justo- rum, ein seeliger Tod/ die Erquickung/ die Erstattung alles Ver- 2. Reg. 4, 36. lusts/ (der Herr wird wie Elisa zur Sunamitin sagen zu denen hie traurigen Muͤttern/ die ihre Kinder mit dem Ruͤcken ansehen muͤssen: Nimm hin deinen Sohn) und ewige Ruh von aller Můhe und Arbeit/ und dann die fröliche Aufferstehung Gottlose Leute erschre- cken fuͤr diesem Articul wie Felix und Drusilla: Glaubigen Christen aber Act. 24, 25. ist nichts lieblicher als von diesem Geheimnuͤß satten Bericht zu verneh- men. Spes resurrectionis thesaurus consolationis, die Hoffnung der Auff- erstehung ist der edelste Schatz alles Trostes. Seneca troͤstet sich mit einem falschen Principio, Es werde der jenige Tag wider kommen/ der uns wider Sencca ep. 36. erfreue! derowegen soll einer getrost hinfahren und gleichsam aus der Welt gehen/ weil er werde wider kom̃en. Aber O vergebene Hoffnung! Die Hey- den haben keine Hoffnung/ der Trost ist dahin! Der Christen Trost ist der ge- wisse Trost/ daß ihr Fleisch widerum̃ wird lebendig werden und auffwachen im Lande der Lebendigen. Niemand hat iemahl sein eigen Fleisch Eph. 5, . Y y y 2 gehas- Die Vier und Viertzigste (Dritte) gehasset/ er verliert es ungern; nun geschichts offt/ daß er eines Glieds beraubet wird/ der Augen/ der Fuͤsse/ ꝛc. ja den gantzen Leib verlieren muß; Aber was sagt Job? Wann sie mir (die Wuͤrme) diß mein Fleisch ab- genaget ꝛc. Wie sagt Ignatius? Frumentum Dei sum, ich bin ein Frucht- Koͤrnlein Gottes/ daß ich ein guter Kuche Gottes erfunden werde. So tröstet euch nun wider euern und der euern Tod mit diesen 1. Thess. 4, v. ult. Worten unter einander/ schreibet S. Paulus 1. Thess. 4. Gott versiegele solchen Trost in unsern Hertzen durch seinen Geist/ Amen. Die Vier und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul/ Von der Aufferstehung des Fleisches/ Die Dritte Predigt/ Von dem Zustand und Beschaffenheit des aufferstehenden Fleisches. G Eliebte in Christo: Jst irgend in der Natur ein hie- roglyphicum und Bild fuͤrhanden/ darinnen uns die Aufferstehung des Fleisches abgebildet und ent- worffen worden/ so ist es warhafftig der zwar nach guͤlti- ge/ doch fruchtbare und wunderbare Selden- Wurm/ damit die Natur bey angehenden Fruͤlings-Zeiten und Lieb- ligkeiten die Augen und Gemuͤther der Menschen belustiget und erfreuet. Es ist/ wie gesagt/ der Seiden-Wurm ein kleines verachtetes Thierlein/ wer seine Krafft und Tugend nicht weiß/ der tritt es mit Fuͤssen/ und niemand ist/ der es achtete/ oder ihn deßwegen sauer ansehe: aber ein fruchtbarer und nutzlicher Wurm; dann der ists/ dem wir Seiden und Sammat/ Atlaß und Damast zu dancken/ der spinnet und wircket Tag und Nacht/ verfertiget eine schoͤne seidene Wepp dem Menschen zur Deck und Zierath: da im Gegentheil die Spinn zwar auch sich bemuͤhet/ kuͤnstlich als kein Seidensticker oder Geometta nimmer/ aber es ist Predigt. es ist heillose und kein-nuͤtze Arbeit/ anders als dieses Creatuͤrlein/ das machet lauter gute und loͤbliche Arbeit/ da man sich uͤber ein solch Kunst- und Meisterstuͤck hoͤchlich verwundern muß; Nicht allein aber ist dieser Wurm ein solch nuͤtzlicher Wurm/ sondern auch ein Wunder- Wurm; dann es ia ein grosses Wunder/ daß erstermeldter Wurm/ wann er uͤber seiner Arbeit erstorben/ zu einem Dattel-Kern worden/ etliche Tage tod da gelegen/ er sich widerumb auffmachet und auffwachet/ ver- wandelt sich in einen geschwinden Pfeiffholder und holdseliges Sommer- Voͤglein/ das sich in die Lufft hinauff schwinget/ biß hieher bombyx na- turalis, der natůrliche Seiden-Wurm in seinem Thun und Be- schaffenheit. Dem in gewisser Maß gleich bombyx spiritualis, der geist- liche Seiden-Wurm/ Christus Jesus unser liebster Heiland/ der war ja freylich ein geringer Wurm/ wie er selbst klaget Ps. 22. Ein Ps. 22, 7. Spott der Leute/ und Verachtung des Volcks/ geringer als ein toder Hund/ den man noch in die Schlut hinaus fuͤhret/ einen Wurm den zutritt man mit Fuͤssen; aber unter des ein sehr heilsamer Wurm/ der lauter Seiden gesponnen und aus dem Marck seines Hertzens heraus gegeben/ uns Menschen gesponnen und gewebet die schoͤne Wepp/ den koͤst- lichen Purpur/ das hochzeitliche Ehren-Kleid/ das Kleid der Gerechtig- keit/ den Rock des Heils/ den ornat des Goͤttlichen Ebenbilds/ den wir in Adam verlohren/ damit er uns verehret und anziehet in der heiligen Tauff/ darinnen wir fuͤr Gott prangen als geistliche Koͤnige und Priester; Ein rechter Wunder-Wurm/ der auch uͤber seiner Blut-sauren Arbeit erstorben/ uͤber der Spinnet entschlaffen/ drey Tag im Grabe gelegen als ein verlohrner/ ungeachter Dattel-Kern/ hernach wider froͤlich erwacht/ sich sehen und greiffen lassen/ nach viertzig Tagen empor geschwungen/ gen Himmel zur Rechten der Majestaͤt Gottes geflogen/ als ein Vorlaͤuffer/ wir sollen gleicher gestalt folgen; sein Flug ziehet unsern nach sich. Was ist ein außerwehlter Christ fuͤr der Welt als ein elen- der Wurm? Seine Arbeit ist nicht geachtet. Was die Spinne arbeitet/ daran man sich vergafft/ das gilt fuͤr der Welt/ was nuͤtz ist/ wird nicht geachtet/ die Welt liebet ihre Phantasey. Jst aber ein nuͤtz- licher Wurm/ er arbeitet in seinem Stand und Beruff nach seinen Gaben und besten Vermoͤgen/ laͤssets ihm sauer werden/ gute und nicht Y y y 3 Spinnen- Die Vier und Viertzigste (Dritte) Spinnen-Arbeit zu machen/ wann er sich ermuͤdet und außgearbeitet/ so leget er sich schlaffen/ wird in die Erde verscharret/ aber am Juͤngsten Tage wird er verwandelt/ und Christo seinem Herren als ein holdseeliger Sommer-Vogel im verklaͤrten Leibe entgegen gezuckt werden. Basilius in Betrachtung der sechs Tagwerck verstarret uͤber diesem Wunderwerck der Natur; Was saget ihr darzu/ schreibet er: die ihr St. Paulo nicht Glauben zustellen wollet wegen der Verwandlung der jenigen/ so dermahl eins aufferstehen/ da euch doch unverborgen/ daß viel lebendige Thiere in der Lufft ihre Gestalt aͤndern/ wie dann erzehlet wird von dem Jndiani- schen gehoͤrnichten Seiden-Wurm/ derselbige wird zu erst verwandelt in eine Raupe/ hernach wird er zu einem Dattel-Kern/ dabey bleibet es nicht/ sondern es wachsen an ihm auch weiche und breite Fluͤgelein herfuͤr/ daß er zu einem Vogel wird. Wann dann nun ihr Weiber betrachtet der- selben Werck/ in dem ihr die Seiden spinnet/ welche die Seiden-Kraͤmer euch zufuͤhren weiche Kleider zu machen/ so sollet ihr eingedenck seyn dessel- ben Thierleins/ wie es in so mancherley Art und Gestalt verwandelt werde/ und dannenhero herrliche und kraͤfftige Betrachtung der Aufferstehung schoͤpffen. So weit sind wir nun auch kommen in unserm mysterio, nem- lich nach dem wir vernommen/ daß eine Aufferstehung der Toden warhafftig und was dieselbige sey/ auff den statum und Zu- stand des aufferste henden Fleisches/ von welchem unser Sym- bolum sagt: Jch wart auff eine Aufferstehung; Wie? Auff die blosse Aufferstehung des Fleisches? Dabey ist schlechter Trost; son- dern auff die immutation, Veraͤnderung und Verklaͤrung des Leibes. Gott der Herr gebe verklaͤrete Hertzen/ Sinne und Reden zur Verklaͤrung seines grossen Namens/ Amen. E S moͤchte anfangs iemand sagen: Wie werden die Toden aufferstehen? und mit welcherley Leib wer- den sie kommen? sind Frags-Wort St. Pauli und Raͤtzel- 1. Cor. 15, 35. Wort/ 1. Cor. 15. die damahl irgend zu Corintho erschollen/ oder doch in Gedancken beygewohnet: Wort/ die noch heutigs Tages fuͤrkommen noͤchten: Wort/ die die fuͤrwitzige Vernunfft dem Geheimnuͤß entgegen gesetzet/ und demnach den Namen einer Naͤrrin verdient/ Paulus sagt: Du Narr! Was darffestu das fragen und dem Gehiimnuͤß wider- sprechen? Wort/ die St. Paulus sobriis discipulis, seinen nuͤchtern Schuͤlern Predigt. Schuͤlern beantwortet/ und sie auff die Natur weiset/ sprechend: Das 1. Cor. 15, 36. du saͤest/ wird nicht lebendig/ es ersterbe dann: Jst die Antwort auff die erste Frage/ wie werden die Toden aufferstehen? Antwort: Wie das Samen-Koͤrnlein/ so moͤglich und gewiß/ daß dasselbe aufferste- hen wird/ also auch die Toden. Auff die andere Frage/ mit welcherley Leib werden sie kom- men? ist die Antwort 1. Es werde vorgehen immutatio vera, eine warhafftige Veraͤnderung/ das du saͤest/ ist ja nicht der v. 37. Leib (nach den qualit aͤten) der werden soll/ sondern ein bloß Weitzenkorn oder der andern eines/ Gott aber gibet ihm einen Leib wie Er will/ und einem ieglichen unter dem Samen v. 38. 39. 40. seinen eigenen Leib/ gleich wie nicht alles Fleisch einerley Fleisch/ und nicht alle Coͤtper einerley/ es gibet himlische Coͤr- per/ es gibet irrdische/ eine andere Klarheit haben die himmli- schen/ ein andere die irrdischen. 2. Immutatio gradualis, eine staffelweise unterschiedliche Veraͤnderung/ Eine andere Klar- v. 41, 42. heit hat die Sonne/ eine andere der Mond/ ein Stern uͤber- trifft den andern in der Klarheit/ einer ist primæ, der ander secun- dæ \&c. magnitudinis, einer scintill iret/ der andere nicht: Also auch in der Aufferstehung der Toden. 3. Mutatio mirabilis, Eine wunder- und sonderbare Veraͤnderung; Es wird unser Leib (wie in v. 43. 44. Mutterleib/ also auch in die grosse Mutter die Erde) gesaͤet verweßlich/ in Vnehr/ (Gebrechen/ Faͤule/ Gestanck) in Schwachheit/ (matt/ muͤde/ unbehuͤlfflich/ unbeweglich im Sarck) ein natuͤrlicher/ sichtba- rer/ fuͤhlbarer Leib/ dem huͤll und gefuͤll von noͤthen; Es wird aber aufferstehen ein geistlichrr Leib/ nicht secundum substantiam, nicht nach dem Wesen/ sondern nach den quali taͤten und Eigenschafften. So gethaner Zustand der Toden in der Aufferstehung ins gemein ist bekräfftiget mit dem Exempel Christi/ herrlich gelo- Matth. 22, 30. bet und heraus gestrichen mit der Engels-Gleichheit/ erkläret mit der Abbildung der Sonnen/ dann werden die Gerechten leuchten Matth. 13, 43. als die serenissimi \& illustrissimi Soles, so viel himmlische Sonnen als außerwehlte seelige Churkinder Gottes; mit der Abbildung der Sterne/ daß Die Vier und Viertzigste (Dritte) Dan. 12, 3. 1. Cor. 15. 41. Exod. 34, 30. Matth. 17, 2. 3. daß etliche werden leuchten wie die Sterne immer und ewig- lich/ præsent irt und vorgestellet mit lebendigen Exempeln als Geisseln/ in Mose Exod. 34. in Christo/ Mose und Elia auff dem Berg Thabor Matth. 17. dann da ist freylich eine Verklaͤrung fuͤrgangen/ nicht in der substan tz und physiognomi, dann die Juͤnger kanten noch den Herren/ sondern in den qualit aͤten und Eigenschafften. Marc. 9, 2. Jst 1. eine warhafftige Klarheit/ der Herr verklaͤret sich selbst/ leuchtet wie die Sonne/ der gantze Berg und Lufft wird hell davon/ Luc. 9, 29. sein Kleid ςίλβων ἐξαςράπτων, zwitzert wie die Stern/ weiß wie der Schnee/ daß kein Faͤrber auff Erden kan so weiß machen/ wie die Sonne scheinet durch das Fenster/ also leuchtet hie die Sonne der Gerechtigkeit durch die Kleider; Jn ebenmaͤssiger Form/ Gestalt und Glantz erschienen auch die zween obsides und Geiseln solcher Klarheit Moses und Elias. 2. Eine Ioh, 1, 14. ungleiche Klarheit/ unendlich in Christo als eine Herrligkeit des ein- gebornen Sohns vom Vater/ von dieser Sonn haben auch die andern zween geleuchtet/ aber endlich/ und gemessen in den beyden Himmels-Buͤr- gern. 3. Eine Evangelische Gnaden-Klarheit. 4. Eine erkäntliche Klarheit/ sintemahl der strahlende himmlische Glantz die Juͤnger Christi nicht gehindert/ daß sie dieselbe nicht haͤtten kennen solten. dahin auch gehoͤren die jenigen Heiligen/ so mit Christo μετατὴν ἔγερσιν, nach der Aufferstehung Christi aufferstanden/ warhafftig erschienen nicht 2. Sam. 28, 14. als spectra und Gespenste/ oder als der vermummete Samuel in einem frembd-angenommenen Leibe; sondern in ihrer eigenen substan tz und Wesen verklaͤrten Leibern/ in denen sie nicht von iederman haben koͤnnen gesehen werden/ sondern allein denen/ deren Augen Gott der Herr erleuchtet/ erschienen/ als redende Zeugen der Aufferstehung und Geiseln der kuͤnfftigen Herrligkeit. Wir wollen der Spur etwas genauers nachgehen/ so werden wir drauff kommen/ und wird uns begegnen in specie I. ἀφϑαρσία, die un- sterbligkeit/ (ja freylich haben wir hie φϑαρτὸν, einen sterblichen verweß- lichen/ rotzigen/ kuͤlsterhafften/ krancken Leib/ an dem der Artzt als ein Koth- Syr. 10, 11. Luc. 20, 36. Flicker immer flicket/ endlich der Wuͤrme Speiß Syr. 10. Aber O des seeligen Wechsels! Sie werden außgetauscht werden mit der seeligen Ioh 11, 44. Luc. 7, 15. Act. 9, 40. 41. apharsia der Vnsterbligkeit und Vnmoͤgligkeit widerumb zu sterben; Lazarus/ der Juͤngling zu Nain/ die Thabea sind auch widerumb von den Toden aufferwecket worden/ aber in widerumb sterblichen Leibern/ sie haben noch einmahl sterben muͤssen: Hie vollkommene Vnsterbligkeit. Dann also Predigt. also hat Christus einen Leib/ der der Suͤnden gestorben einmahl und nicht mehr stirbt/ Rom. 6. So die Engel unsterbliche Geister/ so die himmlische Rom. 6, 9. 10. Hebr. 11, 5. Coͤrper ἀγέννητα ἄφϑαρτα, und unverweßlich; So Henoch und Elias den Tod nit sehen; so auch der außerwehlten Leiber/ unverweßlich sind so eusser- lich/ so innerlich: da wird das humidum radicale, der Lebens-Safft von keiner Hitz verzehret/ von keiner Kaͤlte erloͤschet/ wann auch der Leib durch die Vnmoͤgligkeit durchs hoͤllische Feuer solte durchgezogen werden/ wuͤrde er doch nichts leiden und empfinden/ es ist da temperamentum ad pon- dus, ein gleichwichtiges Temperament/ kein Element oder elementarische quali taͤt streitet wider die andere/ kein Pfeil/ kein Spieß kan ihn verletzen/ da ist der Mensch recht Schutz und Stich-frey/ recht Himmel-feste. Ma- Gen. 5, 27. thusalah 969. Jahr alt hats wohl hoch gebracht mit seinem Alter/ ist aus gutem Samen gezeuget/ hat geringe/ schlechte/ gesunde Speisen ge- nossen/ sein diet in acht genommen/ und mit Artzney-Mitteln sich versehen. Moses war hundert und zwantzig Jahr/ seine Augen nicht dunckel/ seine Devt. 34, 7. Ios. 14, 11. Krafft nicht verfallen. Caleb fuͤnff und achtzig Jahr/ noch so starck als im 45. Jahre. Masinissa vier und neuntzig Jahr der Numidier Koͤnig/ hat eine gute Natur gehabt und kernhafft Alter. Jener drey hun- dert fuͤnff und dreissig-jaͤhrige alte Jndianer aus Ost-Jndien hats weit gebracht/ wann wahr/ was () Mafeius von ihm schreibet/ seine Zaͤhne sind ihm wider gewachsen/ seine graue Haar sind wider schwartz worden: Aber () l. 9. hist. Indic. endlich hats doch geheissen \& mortuus est, er ist auch gestorben/ es ist bey der alten regul blieben/ sie muͤssen alle an den Toden-Tantz; Jm Himmel aber kan niemand sterben. II. Δόξα, Die Herrligkeit; Es wird gesaͤet in Vnehren/ 1. Cor. 15, 43. (der Fuͤrst und Koͤnig wird seines Schmucks beraubet/ seiner Kron/ seiner Edelgesteine) freylich daß man die Nasen zuhalten muß/ und traͤgt man den Toden hinaus/ gleich als in das exilium, ihm ist gleichsam die Statt verbotten: Aber hie εν δόξη, in Herrligkeit; Christi Klarheit und Herrligkeit auff dem heiligen Berge stehet uns fuͤr Augen/ der Engels- Glantz wird von dem Evangelisten abgemahlet Marc. 16. Die zween Marc. 16, 5. Luc. 24, 4. Englische Oster-Prediger in Juͤnglings-Gestalt εν ἑσϑήσεσιν ἀςραπτούσαις, in blitzenden Kleidern; Die Sonne scheinet uns fuͤrs Angesicht/ die Ster- ne zwitzern und spielen fuͤr unsern Augen; Also wird auch seyn die Schoͤn- heit unserer Leiber. Hie muß sich verkriechen die Schoͤne Absaloms/ der hat den Namen und Preiß in der Schrifft/ 2. Sam. 14. in gantz Jsrael 2. Sam. 14, 25. 26. sey kein Mann so schoͤn als Absalom/ von seiner Fußsohlen biß auff die Scheitel kein Fehl/ und war sein Haupt-Haar umb zwey hundert Seckel Sechster Theil. Z z z æsti- Die Vier und Viertzigste (Dritte) æstim irt (dem Werth nach und nicht dem Gewicht/ dann sonst muͤste er ungestalte Zotten gehabt haben mehr als zwey Schaf Wolle haben) da- mit sich die Sionische Toͤchter vermuthlich gezieret und darinn gepranget; Das war wol eine schoͤne Creatur/ aber pfui des Vnflaths und Schand- Vogels! pfui dich/ wie uͤbel angelegt! Wie fern ist die Schoͤne noch von der himmlischen Klarheit/ das verfluchte schoͤne Haar/ in welchem er seinen Kopff und Halß verwickelt/ bleibet am Baume hangen/ als ein anathema und Scheusal; Ein andere Klarheit hat die Natur/ eine andere der Him- mel/ sie sind wie Tag und Nacht gegen einander. 1. Cor. 15, 43. III. Δύναμις, Krafft; Es wird gesaͤet in Schwachheit/ Vnvermoͤgligkeit/ Drusen/ Bresten/ da ligt der Mensch/ und kan oft sich kei- ner Mucken oder Flochs erwehren/ Senectus ipsa morbus, das Alter ist die Kranckheit selber; steiget er dẽ Berg hinauf/ so wird er muͤd/ er keucht; aber es wird ein froͤlicher Wechsel und Tausch folgen/ δύναμις, Krafft/ Staͤr- cke/ immer-frische Jugend/ immer-waͤhrende Gesundheit/ Geschwindheit/ Hurtigkeit/ wo der Geist seyn will/ da wird alsobald der kuͤnfftige Leib seyn/ Aug. l. 22. de Civ. D. c. 30. Philip. Ni- col. in the- oriâ vitæ æternæ p. 667. 2. Reg. 19, 35. wie Augustinus schreibet/ und wie etliche medit iren/ so starck/ daß er mit einem Finger eine grosse Kirche tragen/ mit einer Zee einen Thurn versetzen/ mit den Bergen spielen/ als wie die Kinder mit den Ballen/ in einem Nun biß an die Wolcken springen/ und uͤber hundert Meilen fahren; Eine sol- che Krafft ist in dem Leibe Christi gewesen nach seiner Aufferstehung/ daß Er alsobald gewesen/ wo Er hat seyn wollen/ fuͤnffmahl erschienen im Gar- ten/ in Emaus/ zu Jerusalem; Eine solche Krafft ist die Englische Krafft/ das hat erfahren Sanherib; eine solche Gewalt ist in der Sonnen und Sternen. Hie muß sich Simson verkriechen/ ein Rieß uͤber alle Riesen/ Held uͤber alle Helden/ den weder Stahl noch Eisen bezwungen/ der weder mit Ketten noch Banden kunte gehalten werden/ der tausend Philister mit einem Esels-Kinbacken geschlagen/ der die Statt-Thor zu Gaza auff den Berg Hebron getragen/ einen jungen Loͤwen zerrissen/ wie man ein Boͤcklein zerreisset/ aber endlich muste er sich ergeben/ er muste mahlen und spielen/ fallen und sterben; dort bleibt immer-waͤhrende Krafft und Staͤr- cke unverruckt. 1. Cor. 15, 44. IV. Πν ματικὴ ποιότης, Geistliche subtilit aͤt; Hie wird ge- säet ein natůrlicher Leib/ sichtbar/ fuͤhlbar/ empfindlich/ plump/ grob/ schlaffend/ der taͤglich umbs taͤgliche Brod betteln muß/ alles was zur Lei- bes-Nahrung ꝛc. Aber dort wird die vierte Bitt auffhoͤren/ ohne Schlaff/ Futter/ Kleid/ Dauung/ ein geistliches Fleisch seyn/ uͤber diß subtil und Predigt. und durchdringend/ deßgleichen unsichtbar/ und von unsern leiblichen Haͤnden und Augen unempfindlich. Dann so ist Christi Leib geartet gewesen/ Er aß zwar/ aber nur aus blosser freyer Willkuͤhr/ Er gieng durch die verschlossene Thuͤr/ Er wurde unsichtbar/ Er ist nicht allen erschienen/ sondern nur den vorerwehlten Zeugen Actor. 10. Den auffer- Act. 10, 41. August. tract 76. in Ioh. Gen. 18, 8. Act. 12, 7. 2. Reg. 6, 17. standenen Christum hat kein Gottloser gesehen/ schreibet Augustinus; Also beduͤrffen die Engel keiner Speise/ ob sie gleich auff den Schein thun als wann sie essen/ sie sind durchdringende Geister/ unsichtbar; also sind die Sonne und alle Sterne von uns unempfindlich/ man kan sie nicht fuͤhlen oder greiffen. Dieses ist die Schrifft-maͤssige/ Schrifft-gegruͤndete Warheit/ ent- gegen zu setzen dem Frevel der Calvinisten/ die bleiben bey ihrem alten Fa- den-Rechte/ ihre Meynung ist diese; Es hab die Herrligkeit die Natur nicht verwandelt; Was fuͤr einen Leib Christus fuͤr uns in den Tod ge- geben/ ein solcher werde auch von uns genossen im Heiligen Abendmahl; Nun aber habe Christus einen sichtbaren und fuͤhlbaren Leib fuͤr uns gege- Masson. part. 1. p. 536. part. 2. p. 217. Matth. 22, 29. Ps. 103, 5. ben/ Christi Leib/ schreibet Massonius, ist allezeit umbschrieben/ raͤumlich/ fuͤhlbar und sichtbar. Wir antworten aber/ wie Christus den Saddu- ceern: Jhr irret/ und wisset die Schrifft nicht/ noch die Krafft Gottes. Dieses ist der himmlische Seiden-Wurm/ der verjuͤngte Adler/ Psal. 103. dieses ist die himmlische Chymic, so wird der Mensch umbgeschmeltzet/ aus einem ehrinnen ein guͤldenes Bild; Dieses ist der guͤldene Schmuck der Lehrer und Maͤrtyrer; Dieses ist das himmlische Hof-Kleid und Liberey/ viel schoͤner und herrlicher als das guͤldene Stuͤck Actor. 12, 21. 22. 23. Herodis. Herodes Agrippa erschein auff dem theatro zu Cæsarea im gantz guͤldenen Stuͤck/ und damit erlanget er/ wornach er gerungen/ daß unter deß er in Egypten unter der Person eines/ Narren Carrabas, genennet theatrisi rt worden/ wie () Philo berichtet. L. in Flacc. Jst im Gegentheil leicht zu ermessen/ was es fuͤr eine Beschaffenheit haben werde mit den Leibern der Verdamten/ die alle Warnung verachtet/ dem Teufel mit der Suͤnde gedienet/ mit der Hoͤllen einen Bund gemachet/ ohne Buß/ ohne Glauben verschieden. Zwar sie werden haben ἀφϑαρσίαν, die Vnverweßligkeit/ die Vnsterbligkeit/ aber zur Straff eine peinliche Vn- sterbligkeit. O wie gern wolten sie sterben! ἀδυναμίαν werden sie fuͤhlen/ eine unseelige Vnvermoͤgligkeit/ werden sich der Flammen/ Marter und Qual nicht erwehren koͤnnen; wie gern waͤren sie blind und taub! fuͤhl- und sinnloß! Scheußligkeit und Vngestalt/ so die Strahlen der Außerwehlten nicht wird leiden koͤñen/ das Muster erfahret man am Teufel/ wie er biß wei- Z z z 2 len er- Die Vier und Viertzigste (Dritte) len erschienen/ wie man ihn mahlet/ dem werden sie aͤhnlich werden; an Ne- Dan. 4, 30. bucadnezar/ der zu einer Bestien worden/ der auch Daniels Rath nicht folgen wollen/ er wird von Leuten als ein Rasender verstossen; an den Vn- flaͤthern und malefi tz-Personen. Der Kopff wird schlottern/ die Augen klo- tzen/ das Hertz zaplen/ der gantze Leib zittern und beben/ Haͤnde und Fuͤsse sincken/ die Augen truͤbe außsehen/ die Zaͤhne klappen/ die Haar zu Berge Matth. 13, 42. Luc. 16, 24. stehen/ leuchten werden sie zwar/ aber wie der Salamander/ ein Feuer- Brand im Feuer-Ofen/ wie der reiche Schlemmer im rothen Feuer-Pur- pur das crucior geruffen. Die Verdamten werden auch wohl aufferstehen/ (sind Gedancken und Wort D. Philippi Nicolai in theoriâ vitæ æternæ l. 5. c. 6. p. 665. \& p. 671.) und aus der Erden lebendig herfuͤr kommen/ aber Schwartz/ heßlich/ und mit ihrem scheuß- lichen Gesicht/ dem Teufel und allen boͤsen Geistern aͤhnlicher und gleichfoͤrmiger dann einem Menschen: der Kopff wird schlottern/ das Hertz zappeln/ der gantze Leib zittern und beben/ Haͤnde und Fuͤsse werden sincken/ die Augen truͤbe auß- sehen/ die Zaͤhne im Munde klappern/ die Haar zu Berge stehen/ und alle Glieder von unaußsprechlicher gransamer Furcht/ Angst und Bekuͤmmernuͤß wackeln. Da werden die verstorbene Gottlose nicht so trotzig/ frech/ kuͤhn/ zornig und grim- mig in der Aufferstehung sich herfuͤr thun/ wie sie in der Welt zuvor gewesen sind/ sondern werden mit grausamer Angst/ peinlicher Furcht und grossem Schrecken ungern herfuͤr gehen/ und dafuͤr wuͤndschen/ daß sie etliche hundert Klaffter in tieffer Erden/ unter allen Bergen und Huͤgeln moͤchten begraben ligen/ und in Ewigkeit verborgen blieben. Gleich wie ein Moͤrder vor dem Gericht erschrickt/ wann er des Leich- nams ansichtig wird/ den er umbgebracht hat/ und wann ers sihet bluten/ und mit trieffenden Bluts-Tropffen Rach schreyen/ da zappelt ihm das Hertz im Leibe/ ist erstarret von grausamer Furcht und Angst/ und wolte/ daß er tausend Meilen von dannen waͤre. Also wird an jenem Tage Furcht und Angst alle Teufel in der Hoͤllen/ und alle blutduͤrstige Tyrannen/ Feinde und Verfolger des unschuldig- vergossenen Bluts ergreiffen/ wann sie der ermordeten nur einen/ zu geschweigen sie alle miteinander wider lebendig sehen/ daß sie von grosser Zaghafftigkeit wer- den Haͤnde und Fuͤsse sincken lassen/ und nicht wissen wo aus noch ein. Vnd also wirds auch zugehen mit den Hirn-wuͤtenden und Blut-trun- ckenen Tyrannen und Verfolgern der Gerechten und Vnschuldigen: Zittern und Angst wird den Kaͤyser Decium ergreiffen/ wann er den erweckten Laurentium da sihet/ den er umb des Christlichen Glaubens willen auff feurigen Kohlen hat lebendig braten lassen: Herodes wird nicht lachen/ wann die unschuldige Kind- lein daselbst lebendig erscheinen/ und in grosser Freude und Herrligkeit schweben; Auch werden die Paͤpstischen Pr æ laten und Inquisitor en (wann sie Iohannem Huß/ Hieronymum von Prag/ Savonarolam, Leonhard Kaͤyser/ Robertum Bars/ und andere unzehlige Maͤrterer Christi/ die sie jaͤmmerlich erwuͤrget und hinge- richtet haben/ lebendig fuͤr sich sehen) nicht mehr auff sie schnarchen/ anfuͤnckeln/ hauen und stechen/ noch zum Feuer/ zum Strick/ zum Schwert/ zur Tortur und zum Tode mehr verdammen: Dem Duc de Alba wird daselbst sein tyrannischer Kuͤtzel und Blut-Sucht vergangen seyn/ wann er die entleibten Grafen/ und viel tausend Predigt. tausend vermeynte Kaͤtzer lebendig fuͤr Augen sihet/ die ihrer Evangelischen Be- kaͤntnuͤß halben von ihme jaͤmmerlich hingerichtet sind? Eine teufelische Furcht und hoͤllische Galgen-Angst wird ůber die Buben fallen/ so gar wirds keine Noth haben/ daß die Kinder Gottes zu der Zeit solten abermahl von ihnen verfolget und getoͤdtet werden. Ululate abletes, Heulet ihr Tannen/ dann die Cedern sind gefallen! so wird erscheinen der stoltze Chaldeische Cedern-Bel- Zach. 11, 3. sazer: Die Serenissimi und Durchlaͤuchtigsten vor der Welt/ die Dii, die Goͤtter/ welche ihnen eingebildet/ sie seyen unsterblich/ die Potentissimi und Großmaͤchtigsten; so Herodes/ so der reiche Schlemmer/ alle Suͤnden- Knechte/ deren der Bauch ihr Gott ist/ die sich selbst in bestias und unver- nuͤnfftige Thiere verwandelt durch Trunckenheit/ und den Nebucadnezar oder die Heydnische Circe gespielet/ die ihren Leib verzaͤrtelt/ gemartert/ ver- stellet durch allomodische Habit/ die allerhand wunderliche Trachten ge- fuͤhret. Vnter denen zweyen muß eines seyn nach diesem Leben/ entwe- der der Feuer-rothe Purpur des Schlemmers/ oder das Schnee-weisse Kleid/ welches Christus dem Engel zu Sarden entbieten lassen/ Apoc. 3. Apoc. 3, 5. 2. Cor. 5, 2. 3. Wer dort will uͤberkleidet werden/ der muß nicht bloß erfunden/ sondern in des unschuldigen Laͤmbleins Fell verkleidet/ und mit schoͤnem Tugend- Schmuck gezieret werden. Derowegen heulet hie durch wahre ernste Buß/ die biß dato im Nar- ren-Schiff gesessen/ es ist kein Schertzwerck; die biß dato mit den Woͤlfen heulen wollen/ und der Welt sich gleich gestellet; Wir doͤrffen keines neuen Proyheten/ keiner vision en und Zeichen die Leute fromm zu machen/ damit die Leute verneugernt werden/ wir haben Mosen und die Propheten/ Christum/ Mosen und Eliam auff dem heiligen Berge zu Geisseln und Mustern/ daß wir den Weg suchen/ durch welchen sie zu solcher Herrligkeit kommen. Wer dort unter die clarissimos will gezehlt werden/ der muß hie clarus seyn/ klar im Glauben/ klar im Gewissen/ klar im Leben und Wandel. Wir schauen hie und koͤnnen schauen die Klarheit des 2. Cor. 3, 18. HERREN in einem Spiegel/ nemlich im Crystall-klaren Spiegel mit auffgedecktem Angesicht des Evangelii/ in welchem wir sehen das klare Bild der Gnade des himmlischen Vaters/ der Liebe Jesu Christi/ des Trostes des Heiligen Geistes/ und wir werden verklaͤret in dasselbe Bild/ gleich wie Mosis Angesicht von langwierigen An- schauen der Herrligkeit Gottes auff dem Berge Sinai glaͤntzend worden/ also wird unser Hertz in und durch Gottes reichlich unter uns wohnende Z z z 3 Wor- Die Vier und Viertzigste (Dritte) Wort außgeklaͤret/ und wird selbst ein contra Spiegel/ darinnen schoͤne Trost-Bilder von Gottes unbetruͤglicher Gnade und Treue fuͤncklen/ sol- Gal. 3, 1 0 cher Art waren die Hertzen der Galater/ welche als klare Passion-Spiegel durch St. Pauli Predigten den gecreutzigten Jesum so hell und klar ge- fasset/ als waͤr Er mitten unter ihnen auff ihrem Ring-Platz gecreutziget worden. Wir werden und sollen verklaͤret und durchglaͤntzet werden von einer Klarheit zur andern/ strohmweise/ als vom HErren der der Geist ist/ wann der spricht/ es werde liecht im Hertzen/ so bricht der schoͤ- ne Morgen-Stern herfuͤr. Wer dort will verklaͤret werden an seinem Leibe/ der muß sich hie verklaͤren lassen an seiner Seel. Ein grosser Trost wider die Vngestaltsamkeit/ Hinckende/ Blinde/ Taube/ Hofferige/ Hoffer/ Bruͤch/ Steine/ podagra und dergleichẽ Exod. 4, 6. Gebresten/ Gott machet beydes; geschicht alles zum guten/ die Erb- Suͤnde einzubilden/ Begierde zu erwecken nach der himmlischen Klarheit/ und Pracht zu verleiden/ und mit Paulo zu sagen: Jch bin gutes 2. Cor. 12, 10. Muths in meiner Schwachheit/ 2. Cor. 12. Trage deinen Hoffer gedultig als eine Last/ die dir Gott aufferleget/ ie schwerer die Last/ ie groͤs- ser und herrlicher wird dermahl eins die Krone seyn/ die dir dort wird auff- gesetzet werden/ da wird kein Mephiboseth mehr hincken. Trost wider alle Kranckheiten/ ja den Tod selbsten/ dafuͤr soll man zwar sich Herod. l. 3. fuͤrchten und nicht sicher in Wind schlagen. Die Egyptier/ wie Herodo- tus bezeuget/ liessen allezeit bey ihren Gastereyen einen Toden-Coͤrper vor- ragen/ sagende: Diesen schau wohl an/ trinck und ergetze dich/ ein solcher wirstu kuͤnfftig in deinem Tode seyn. Bekant und mehr erzehlet ist die Histori von dem edlen jungen Schleinitz/ der schoͤnste Juͤngling/ da er kranck worden/ haben seine Freunde nicht erlangen koͤnnen/ daß er sich ab- contrafeyen ließ/ aber das zugelassen/ sie solten ihn abmahlen/ wie sie ihn inden wuͤrden im Grabe/ nach etlichen Tagen/ da sie das Grab geoͤffnet/ inden sie sein Angesicht halb verzehret von den Wuͤrmen und Schlangen unb seinen Leib/ und in solcher figur haben sie ihn gemahlet. Das war in scheutzliches und schreckliches spectacul. So ist auch das Trauren uͤber die liebe in Gott entschlaffenen Freunde/ die uns und wir sie mit dem Ruͤcken ansehen muͤssen/ erlaubt/ 1. Thess. 4 13. seqq aber wie fern? Was sagt der Apostel in seiner ersten Epistel an die Thes- alonicher im 4. Cap. (aus welchen Worten D. Luther vorzeiten zwo Trost-reiche Leich-Predigten gehalten/ eine Anno 1525. Churfuͤrst Fride- ichen/ die andere Anno 1532. Churfuͤrst Johanni/ so zu befinden tom. 2. Jen. Predigt. Jen. fol. 515. und tom. 5. fol. 511.) Wir wollen euch/ lieben Brůder nicht verhalten/ ꝛc. Jn welchen Worten er unterschiedliche leben- dige Trost-Quellen eroͤffner wider das bittere Kraut/ die bittern Co- locyn ten/ das bittere Gifft des Todes/ und seiner scheutzlichen/ erschroͤck- lichen Larv/ als des Koͤniges aller Schrecken. Die erste heisset: Hiob. 18, 14. ύπνωνυμία, Die Schlaffaͤhnligkeit/ von denen die da schlaffen: in welchen Stucken der Schlaff und der Tod der Glaubigen mit einander comparir t und vergleicht werden/ ist droben angezeiget worden; sonderlich gehoͤret hieher im Alten Testament der wunderschoͤne und liebliche Schlaff Gen. 28, 11. Jacobs/ der sich zwar dem Leibe nach auff ein steinhartes Kuͤssen schlaffen gelegt/ aber der Seelen nach mit himmlischen phænomenis und Augen- Lusten erfreuet worden/ einer geheimnuͤß-reichen Lustes/ der auff- und ab- steigenden Heiligen Engeln/ und sonderlich dessen der auff der Leyter ge- standen/ mit ihme gespracht/ nicht ἀῤῥητα, sondern ρητὰ, nemlich er- quickende Trost-Wort gehoͤret/ die ihm in seinem Hertzen/ Geist und Ge- muͤth so wohl gethan/ daß da er aufferwacht/ mit frolocken gleichsam auff- vide D. Chemnit. harm. c. 87. p. 1673. gesprungen und gesagt: Ey das ist GOttes Hauß/ diß ist die Pforte des Himmels/ und diß war mehr nicht als ein Traum. Jm Neuen Testament ist auch sehr holdseelig zu lesen und zu betrach- ten der Schlaff der Juͤnger Christi auff dem heiligen Berge: Luc. 9. da sich Luc. 9, 32. der HErr vor ihnen verklaͤret/ entsetzten sie sich/ und suncken in einen tieffen Schlaff/ so bald sie erwacht/ erschiene ihnen die Heilige Dreyfaltigkeit/ der Vater in einer ertraͤglichen lieblichen Stimm/ der Sohn Gottes in seinem verklaͤrten Leibe/ der Heilige Geist in der Gestalt einer liechten Wolcken/ und werden Christo Moses und Elias zween außerkohrne Himmels- Burger und Buͤrgen in verklaͤrten himmlischen Leibern/ redende von dem blutigen Auß- und Passions-Gang zu Jerusalem/ und das war ein Vor- blick/ zugesandt. Was wird dann seyn bey denen/ die in Christo seelig und recht dem Leibe nach einschlaffen/ mancher auff einem harten Maͤrter-Stein wie Stephan/ mancher auff einem harten Pflaster/ wann er zu tode fallt/ auch Act. 7, 59. 60. mancher auff dem Rabenstein/ der Seelen nach aber ἀπ᾽ ἀρτι, als bald see- lig ins Paradiß/ in Abrahams Schos/ in Gottes Qual-freye Hand/ und in die Ruh-Kam̃er: hic umbra, illic veritas, hie Schatten/ dort die War- heit selbst/ hie sihet der Mensch auch die himmlische phænomena, Schaͤtze und Guͤter im Glauben/ in der Hoffnung/ im Spiegel/ im duncklen Wort: Wann der Mensch seelig entschlaͤfft und leibloß wird/ da sihet er den anti- typum, Die Vier und Viertzigste (Dritte) typum, die wahre Himmels-Leyter Christum selbst/ sampt seinen heiligen auff- und absteigenden und noch zur Zeit dienenden Engeln und Außer- wehlten/ nicht ausser dem Himmel in einem absonderlichen dritten Ort/ da auch die Seele schlaffen solte/ sondern im Himmel mit herrlichem Ge- nuß des Anblicks Gottes/ alles klar und wahr/ aber doch als im Schlaff/ weil die Seel allein ohne den Leib scheidet: aber wann Leib und Seel wider wird vereinigt werden/ und der Mensch erwachen wird nach Gottes Bil- de/ da wird die Schau extensivè vollkommen seyn/ wir werden Gott den HErren selbst/ den him̃lischen Vater/ die Jacobs-Leyter Christum Jesum/ die durchklaͤrete Wolcke den H. Geist/ die H. außerwehlten Engel/ Mosen und Eliam/ sampt allen andern unsern vorhergesendeten Freunden an- schauen/ in him̃lischer Klarheit/ unaußsprechlicher Freude/ holdseeligstem Gespraͤch von der Krafft des passional- Gangs Jesu Cbristi/ da wird seyn Ps. 16, 11. Freude die Fuͤll/ und liebliches Wesen zur Rechten Gottes im- mer und ewiglich. In dulci jubilo, Eya waͤren wir schon da! Psychopanychian beatitudini contrariam esse etiam Ethnici agnovere. Ne (ita Cicero l. 1. de finib.) si jucundissimis quidem nos insomniis usuros, pu- temus Endymionis somnium nobis velimus dari, idque si accidat mortis instar putemus. Et l. 1. Tusc. qq. Quasi verò quisquam ita nonaginta annos velit vi- vere, ut, cum sexaginta vixerit, reliquos dormlat, ne sues quidem id velint. Die andere Quell heisset παρουσία somnii excitatrix, die herrliche und Majestaͤtische Schlaff-weckende Zukunfft und scheinbare Gegenwart des siegreichen Oster-Fuͤrsten/ Her- tzogs des Lebens/ des grossen HERREN/ der uns zu seinem Eigenthumb so theuer mit seinem eigenen Goͤttlichen Blute erkaufft/ der wird erscheinen nicht so elend wie am Palmtage/ sondern in Goͤttlicher Pomp/ Pracht und unbegreifflicher Herrligkeit/ begleitet mit einem gewal- tigen himmlischen Heerzuge/ mit einem allgemeinen Englischen Feld- Geschrey/ mit der Posaunen Gottes/ das ist/ keiner gemeinen/ son- dern Goͤttlichen Himmels-gemaͤssen Sinaischen Posaun/ und mit der Stimme des Ertzengels/ vermuthlich Gabriels/ der auch die erste Ankunfft ins Fleisch verkuͤndiget/ und der außerkohrnen Jnngfrau Ma- ria von der Heiligen Dreyfaltigkeit das liebliche Salve und Gruß gebracht. Die dritte Quell heisset ἀσφάλεια ἀναςάσεως, die unfehlbare Gewißheit der seeligen Aufferstehung und Schlaff Erweckung auff seiten derẽ die in Christo also im Glauben entschlaffẽ sind/ dann Predigt. dann so wir glauben/ daß Jesus gestorben und aufferstanden ist/ also wird Gott auch die da entschlaffen sind/ durch Jesum mit ihm fuͤhren/ verstehe aus dem Grab in den Himmel. Jn sol- chem Glauben sind Abraham/ Jsaac/ Jacob verschieden/ und in Krafft der Aufferstehung Christi mit demselben aufferstanden und gen Himmel gefahren. Nun glauben wir das/ und sollens festiglich glauben/ und un- sern Glauben daraus gruͤnden/ daß Christus unser Haupt/ Geisel/ und Christus vas \& ob- ses nostræ resurrecti- onis, ex- emplum spei, \& cla- vis sepul- chri. The- odoret. Buͤrg/ der Erstlinge/ warhafftig aus dem Grabe aufferstanden/ und solche Warheit mit Worten und Wercken/ Erscheinung und Zeichen klar und offenbar gemacht. Wie koͤnnen seine geistliche Gliedmassen/ seine client en/ seine außerwehlten Mit-Bruͤder und Mit-Erben/ und also die gantze Ernde dahinden bleiben? Er ist gestorben/ wir sollen nur schlaffen. Den Tod hat Er gekostet/ den Stachel des Todes empfunden/ auff daß Er durch seinen bittern Tod unsern Tod in einen suͤssen Schlaff verwandelte. Eine Mutter trinckt einen bittern Tranck/ daß er in ihrem Leibe zu suͤsser Milch werde/ dem Kinde zur Artzney und Gesundheit/ weil dann du Herr Jesu/ liebstes Mutter-Hertz/ vom Tod erstanden bist/ ꝛc. 4. Die σύναξις momentanea, der so wohl außgeschlaffe- nen als der lebendigẽ ůberbleibendẽ/ unter welche St. Paulus sich auch zehlet nach Art der in H. Schrifft mehr flor irenden figur und Wort- Blum/ die da heisset κοινοποιΐα. Froͤlich und blötzlich Wohl- und Heimfahrt dem Leibe nach/ Es wird zwar ordentlich hergehen ein iedes in seiner Ordnung/ 1. Cor. 15. Erstlich werden die Schlaffende herfuͤr 1. Cor. 15, 25. kommen allzumahl/ nicht die halben/ die Maͤrtyrer allein/ die tausend Jahr mit Christo in dieser Welt triumphiren/ regieren und herrschẽ sollẽ/ wie den alten und neuen Chiliasten getraͤumet/ sondern im Juͤngstẽ Tag/ da werden alle die in Graͤbern sind erwachen/ vor denselben werden keinen Vorsprung haben die uͤberbliebene lebendige Heilige und Kinder Gottes/ sondern es werden auff die Erweckung der schlaffenden folgen/ die der Juͤngste Tag le- bendig wird antreffen/ nicht zwar aufferstehẽ/ aber auch nicht in dem letzten Feuerwetter geaͤngstiget werden wie die Gottlosen/ sondern zur Heimfahrt dispon irt und vorbereitet ohne Noth und Tod wie Enoch und Elias verwandelt und uͤbergekleidet werden/ wie St. Paulus anderswo leh- 1. Cor. 15, 52. ret/ also wie Elias auff einer liechten Wolcken als Wagen dem HErren entgegen fahren/ in der Lufft hingezuckt werden in den Wol- cken/ und ihn heissen willkommen seyn/ alles aber in ictu oculi, in einem Augenblick/ wie der Blitz von einem Ende des Himmels faͤhret Luc. 17, 23. Sechster Theil. A a a a zum Die Vier und Viertzigste (Dritte) zum andern Ende/ so wird auch seyn die Zukunfft Christi/ so auch die σ αζις der him̃lischen Adler/ die so bald sie werden das him̃lische Aaß den edelsten Schatz ihrer Seelen sehen/ werden sie magnetico tractu, von demselben gelocket und angezogen werden/ ploͤtzlich wird die Erde flor iren und gruͤnen von Kindern Gottes als lebendigen Thau tropffen/ Esa. 26, 19. so durch die anbrechende Sonn aus der Morgenroͤthe erscheinen: ploͤtzlich wird der Lufft wie in einem Feuerwerck von hellen Liechtern leuchten/ und die werden nimmer mehr verloͤschen: sondern wie folget: Welches der fuͤnffte Trost ist die ewig-troͤstliche συνουσία in schoͤner klarer und offenbarlicher repræsentation des geistlichẽ Leibes Chri- sti/ keine muͤssige/ keine trostlose/ keine vergaͤngliche/ sondern immer und alle- zeit ewigwaͤhrende/ kraͤfftigste/ allerseeligste Gegenwart/ da wird Christi Ioh. 17, 27. Wundsch/ Kampff- und Valet. Gebet Joh. 17. wahr werden. Wo werden dann wir seyn? Wo der HErr ist in seinem Reich/ und in seinem Reich in seiner Statt; und in seiner Statt/ in seinem Lust Hause; und in seinem Lust- Hause/ in seinem Lust-Garten; und in seinem Lust-Garten an seiner Tafel/ was da zu thun? Gleich wie die Knechte Salomons anschauen die Herr- ligkeit/ anhoͤren die Weißheit dessen der mehr ist als Salomon/ und von Ioh. 32, 18. solchem Anblick schoͤpffen Leben und Seeligkeit/ wohnen im Frieden/ in stol- tzer Ruh/ in sicheren und bestaͤndigen Haͤusern freuen und froͤlich seyn/ ge- niessen/ essen/ trincken/ Summa so gut haben als Ers selber hat. Wie lang? Allezeit und doch ohne Eckel/ ohne Verdruß/ ohne Wanckelmuth und lange Weil. So troͤstet euch mit diesen Worten unter einander/ uͤber () vid. Lu- ther. tom. 2. Ien. fol. 517. die durch () Jesum entschlaffen/ trauret nicht wie die andern/ die desperat en Heyden/ die keine Aufferstehung glauben/ und deß- wegen keinen Trost haben: nicht wie die heydentzenden blinden Leute im Papstumb/ die die asphalian salutis, die Gewißheit der Seeligkeit/ mit greulichen diris und Tridentischen Donner-Strah- len aus der Kirche hinaus gejagt/ deren groͤsseste aber allerleidigste und gantz falsche Trost ist/ buͤssen und Allmosen/ merita und eigen Verdienst/ Closter-Geluͤbd und Moͤnchen-Kappen/ Welt-Flucht und Eigensucht/ und wann sie das alles außgestanden und gethan/ bleibt doch im letzten vide Ho- spin. de O- rig. \& pro- gress. Mo- nach. pag. 177. Ende nichts uͤber als die trostlose aporia und das peinliche Fegfeuer und andere Vngeheuer. Schroͤcklich ist die Geschicht/ so sich anno 1086. soll begeben haben mit einem fuͤrnehmen Doctor en und Professor en zu Pariß/ einem beglaubten heiligen Mann/ der als er tods verfahren/ und man sei- nen Predigt. nen Leichnam im Tempel zur Erden bestatten wollen/ sich im Toden-Sarck auffgerichtet/ und mit klaͤglicher Stimm soll gesprochen haben: Ad tre- mendum Dei Judicium vocatus sum, Jch bin fuͤr den strengen Richter- stul Christi cit irt und gefordert/ darob sich iederman entsetzt/ und die Be- graͤbnuͤß auffgeschoben; des andern Tages als man ihn von neuen begra- ben wolte/ hat er sich noch einmal auffgerichtet und erbaͤrmlich geschrien: Coram Judice justo sum accusatus, Jch bin fuͤr dem gerechten Richter verklagt; den dritten Tag/ da fast die gantze Statt zugelauffen/ hat er sich zum dritten mahl auffgerichtet/ Justo Dei judicio condemnatus sum, Jch bin aus gerechtem Gerichte Gottes verdammet. Woruͤber der Rector der Schul/ Namens Bruno von Coͤln gebuͤrtig/ hefftig erschrocken/ und gesagt: Geschicht das am gruͤnen Holtz/ was will am duͤrren werden? Jst dieser der unter uns der froͤmmste und heiligste gewesen/ verdammt/ wie wird unser gewartet werden? Wollen wir nicht verdammt werden/ so ist kein ander Mittel als die Welt-Flucht und Wuͤsten sucht: macht sich behende auff mit etlich wenig Bruͤdern/ begibt sich in eine Wuͤsten Chartusum genant/ und fangt den vermeynt-seeligmachenden strengen Charteuser-Orden an. Auch nicht wie die andern/ die also genante Reform irten/ die zwar in ihrem Pfaͤltzischen Catechismo huͤbsch inton iren/ in der ersten Frage/ Was ist dein einiger Trost im Leben und Sterben. Antwort: Daß ich mit Leib und Seel beydes im Leben und Sterben nicht mein/ sondern meines getreuen Heilandes eigen bin/ der mit seinem theuren Blute fuͤr alle meine Suͤnde vollkommlich bezahlet/ ꝛc. Fragt man aber vom Grund solcher Hoffnung? da geht es auff ein lami und gerath wohl aus/ Christus hat sein Blut fuͤr viel vergossen/ Ergò vermuthlich auch fuͤr mich/ à parti- culari nihil sequitur. Auch die wie die andern die Nacht-fertigen Suͤnden-Schlaͤffer/ Atheist en/ Nabals-Bruͤder/ die wann man ihnen predigt von der Buß/ ihre Hertzen verhaͤrten wie ein Stein/ und in ihren Suͤnden sterben. Hieronymus Wolfius tom. 2. lect. memor. p. 822. erzehlet eine Reimen- Schrifft/ welche mitten im finstern Papstumb in einer Franciscaner- Kirch in einem Closter am Necker gelegen/ also lautend: Jch lebe/ und weiß nicht wie lang/ Jch sterb/ und weiß nicht wann/ Jch fahr/ und weiß nicht wohin. Mich wundert daß ich froͤlich bin. A a a a 2 Ein Die Vier und Viertzigste (Dritte) Ein glaubiger Christ kehrt es umb und sagt: Jch leb wie lang es Gott gefällt. Jch sterb in der Stund die mir Gott bestellt/ Jch fahre und weiß wohl wohin. Mich wundert daß ich traurig bin. Der Haupt-Trost/ so sich hieher sonderlich schicket/ heisset συμ- μορφία, die aͤhnligkeit des verklaͤrten Leibes Jesu Christi/ welche Phil. 3, 10. 11. St. Paulus zugesagt Phil. 3. Der scheutzlichen Toden-Larv muͤssen wir entgegen setzen das glaͤntzende Muster-Bild Christi/ den Engelse Glantz/ das erfreuliche Sonnen-Liecht/ die Klarheit der Außerwehlten/ die herr- liche Verklaͤrung auff dem Berge Thabor/ und sonderlich den Propheti- Dan. 12, 3. schen bekanten Trost Dan. 12. Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glantz/ und die zu der himmlischen Gerechtigkeit gefuͤhret wie die Sterne/ wann sie hie erscheinen als leuchtende Liech- ter/ es muͤssen seyn scheinende Liechter. Sonst sagt Hieronymus: Sancta rusticitas sibi solùm prodest; quantum ædificat vitæ merito, tantum nocet, si destruentibus non resistit; Fromm seyn und nichts verstehen nutzet ihm nur allein/ wie viel er hingegen erbauet mit seinem Leben/ so viel reisset er widerumb ein/ wo er nicht widerstehet/ denen/ so zer- stoͤren. Es muͤssen seyn 2. als brennende Liechter/ brennen von Liebe gegen Gott und dem Naͤchsten/ nam tantùm lucere vanum, tantum ardere parum, lucere \& ardere perfectum est, sagt Bernhardus, Was hilfft leuchten und nicht brennen? es ist vergebens; Was ist bren- nen und nicht leuchten? es vermag wenig; Aber leuchten und brennen zugleich ist vollkommen; Liecht und Recht stehet wohl beysammen/ hinge- gen lautet uͤbel gelehrt und verkehrt. Das Liecht soll nicht wohl leuchten im Leben/ und einen Gestanck nach dem Tode nach sich lassen. Matth. 19, 27. Sprichstu mit Perro: Was wird uns dafuͤr? Dieser Daniels Trost vom himmlischen Gnaden-Lohn/ gehet allein die Lehrer an. Was haben wir Zuhoͤrer davon? Himmels-Glantz; Jsts nicht Sonnen- ists nicht Mondes/ so ist es doch Sternen-Glantz. Hamaschilim, Die Gelaͤhreten/ ϑεοδίδακτοι, die von Gott gelehrt sind/ und sich lehren und verklaͤren lassen/ die Verstaͤndigen/ intransitivè \& nominaliter vor sich auch/ die Außerwehlten/ die da leuchten und brennende Glaubens- Liechter sind/ die werden leuchten wie des Himmels Glantz. Jst Predigt. Jst der Trost/ damit die heiligen Maͤrtyrer alle ihre tormenta, Marter und Qual durchsuͤsset. Jn der Welt haben sie ihrer Froͤmmigkeit wenig ge- nossen! Mancher Lehrer/ Prediger/ der leuchtet in der Welt wie die Sonn/ observ irt alle andern neben sich/ kan doch wohl geschehen/ daß ein anderer der hie in der obscuri taͤt und dunckelen mehr erbauet/ mehr erarbeitet/ mehr bekehret/ dort heller leuchten als jener. Der Herr erleuchte uͤber uns hie mit seinem Gnaden-Angesicht/ daß wir von dannen schoͤpffen hie Gnaden-Liecht/ dort Glori-Glantz und Herrligkeit/ eine Herrligkeit/ die kein Auge gesehen ausser dem Blick/ der uns geoffenbaret/ daß wir neben ihm/ als der Sonne der Gerechtigkeit/ wie die Sterne leuchten moͤgen in seinem Reich/ in alle Ewigkeit/ Amen. Die Fuͤnff und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Erste Predigt/ Von dem ewigen Leben/ und dessen Beweiß/ daß warhafftig ein ewiges Leben sey. G Eliebte in Christo: Gar wohl und nachdencklich nennet St. Petrus der Seelen Seeligkeit das Ende des 1. Pet. 1, 8. 9. Glaubens; Wann ihr glauben werdet an Je- sum Christum/ wiewohl ihr ihn nicht sehet/ so werdet ihr das Ende euers Glaubens davon bringen/ nemlich der Seelen Seeligkeit. Τέλος in seiner Sprache heisset 1. die τελετὴν, die perfection und consumma- tion des Glaubens/ das consummatum est, dieweil unser Stuͤck- und Stuͤmpelwerck wird in die Vollkommenheit/ das glauben in schauen/ die Hoffnung ins Werck selbst verwandelt werden. Das Stuͤckwerck wird auffhoͤren/ wann das Vollkommene wird kommen; der Glaube wird auffhoͤren/ was anlangt die expectationem und Wartung A a a a 3 der Die Fuͤnff und Viertzigste (Erste) der Hoffnung der unsichtbaren Guͤter: Was aber anlangt die Wissen- schafft/ Beyfall und Vertrauen/ so wird derselbe so gar nicht auffhoͤren/ daß es vielmehr in der Ewigkeit viel heller wird leuchten/ die kindische ele- menta werden in virilia Academica verwandelt/ die Spiegelschau in die 1. Cor. 13, 10. 2. Cor. 5, 7. Schau von Angesicht zu Angesicht/ das ænigma und dunckele Wort in die clarit aͤt. Fidei res manebit, h. e. Fides quæ creditur : modus autem tendendi variabit. Hic cognitio ænigmatica illîc intuitiva; nec tamen omnia myste- ria erunt evidentia ex toto \& compræhensivè: nam Angeli desiderant παρακύψαι. Rom. 6, 22. 2. Cor. 11, 15. Col. 3, 24. Τέλος heisset 2. mercedem, einen Lohn/ ( Hebræis Acha- rith) Rom. 6, 22. aber einen Gnaden-Lohn/ wie daselbst stehet v. 23. ἀνταπόδοσις τῆς κληρονομίας, Eine Vergeltung des Erbes; Euer Lohn wird seyn nicht der Himmel/ das substantiale præmium, das ewige Leben selbst/ sondern die præmia accidentalia, die Klarheiten Luc. 6, 23. in dem Himmel/ Luc. 6. Τέλος heisset so viel als τὸ οὗ ἔνεκα, scopus ad quem: scopus cursorius, Athleticus, das Ziel/ die unver- 1. Cor. 9, 24. Phil. 3, 14. gaͤngliche Kron/ darnach man rennet/ das clinodium, dar- nach man schiesset und darnach man sich strecket/ das centrum und die Ruhe unserer affect en. Wann durch die Erde gerade biß zu den Antipodibus koͤnte ein grosses Loch gegraben und eine Klufft ge- macht werden/ und man einen Stein biß an das centrum oder Mittel der Erde wuͤrffe/ so koͤnte er nicht ferner fort fallen/ sondern er bliebe daselbst li- gen/ das waͤr seine Ruh! Also ist das ewige Leben unsere letzte Seelen-Ruh: August. l. 1. Confess. c. 1. Du hast/ schreibet Augustinus, O Herr uns gemachet zu dir/ und un- ser Hertz ist unruhig/ biß es in dir ruhe. Es ist scopus nauticus, der Schiff-Preiß/ das Schiff- Ziel/ darnach wir seglen/ wann wir am Glauben nicht Schiffbruch lei- 1. Tim. 1, 19. den; das Meer ist die Welt/ das Schiff die Kirche Christi/ die Leute die sich ins Schiff gedinget die Gemeine der Heiligen/ der Compaß das Wort Gottes/ der Lohn die Gnaden-Schaͤtze/ der Wind der Heilige Geist/ die Ruder-Knechte das Predig-Ampt/ die fata, Meers-Gefahr/ Rauberey/ Siren en/ See-Kranckheit/ Meerwunder/ Vngewitter/ Winds-Braut/ boͤse fortun, das naufragium und Schiffbruch/ ist die Suͤnde: die Syrt en und Strudel das Schwefel-Meer/ der Glaube ist der Bleywurff: der Ancker die Hoffnung: die See-Speise das Heilige Abendmahl: das En- de der Predigt. de der portus und Anfuhrt/ das caput bonæ spei, fortunata insula, die Gutfuhrt Actor. 27. ist das besagte ewige Leben. Act. 27, 8. Wohin wir dann auch in unserem Christlichen Glauben kommen/ nemlich zu dem Ende unsers so wohl Apostolischen als Nicenischen Symboli und Glaubens-Bekäntnuͤß/ das ist das Leben der zukuͤnfftigen Welt. Von welchem wir anietzo in der Furcht pes Herren handeln wollen/ und zwar allein de vitæ æternæ veritate, von der Gewiß- und Warheit des ewigen Lebens/ daß es nemlich kein Traum und vergebene Vberredung und Einbildung seye/ was vom ewigen Leben in der Christenheit gesungen und gesaget wird. Der Hertzog des Lebens wolle uns durch seinen H. Geist erleuchten und leiten/ daß wir durch wahren Glauben dahin/ als zu dem Ende unsers Glaubens kommen und gelangen moͤgen/ Amen. D Aß nun warhafftig nach diesem Leben ein ander ewig und seelig Leben seye/ darzu beduͤrffen wir keiner Luͤgen und Ge- dichte/ wie man dergleichen im Papstumb auff die Bahn gebracht von allerhand apparitionibus und Erscheinungen der Seelen/ die so aus dem Him̃el/ so aus dem Fegfeuer erschienen seyn sollen/ und den noch sterb- lichen Menschen Huͤlffe geleistet/ gerathen und andere Gutthaten erwiesen. Jst wohl zu erbarmen/ daß dergleichen σεσοφισμένοι μύθοι, wie es St. Pe- 1. Pet. 1, 16. trus nennet klugen außgesonnenen/ gekuͤnstelten Fabeln auff uns auch kommen. Der Dorothe æ Rosen gehoͤren hieher/ welche anno 304. zu Cæsarea in Cappadocia die Maͤrtyrer-Kron soll empfangen haben/ Als sie zur Marter gefuͤhret wurde/ soll sie gehoͤret haben von Theophilo des Landpflegers Advocat en/ der sie verlachet/ diese Wort: Wolan Doro- thea/ weil du eine Braut Christi bist/ so sende mir aus dem Paradeiß dei- nes Braͤutigams Rosen/ die ietzt im Hornung Wildpraͤt sind! Dorothea hat geantwortet: Ja ich wills thun. Ehe der Hencker den Streich gethan/ bittet sie umb Verzug ein wenig zu beten; Bald erscheinet ihr ein Knaͤblein/ bringet drey Rosen in einem Koͤrblein/ den bittet Dorothea/ er soll sie dem Theophilo bringen; Weil der Streich geschehen/ bringt der Knab die Rosen/ und saget: Sihe da/ diese Rosen schicket dir Dorothea aus dem Paradeiß/ wie sie dir versprochen. Theophilus ruffet laut: Christus ist warhafftig Gott/ und ist keine Heucheley in ihm! Jst also- bald an die Marter gangen/ und zugleich mit der Maͤrtyrer-Kron zu Doro- theam Die Fůnff und Viertzigste (Erste) thea ins Paradeiß sich geschwungen. Schlimm ist es/ daß man die Maͤrtyrer-Buͤchermit solchen Legenden besudelt; schlimmer/ daß mans noch unter uns fast glauben will/ und ein Lied davon gar ins Psalmen- 1. Sam. 28, 11. Buch gesetzt. Wir beduͤrffen keines Samuelis/ den Saul aus jenem Leben soll abgefordert haben; keines Jacobi/ der dem Koͤnig Ramiro in Hispanien die Schlacht wider die Saracener soll gewonnen haben/ apud Baronium anno 844. keines Ludovici pii, der seinem Sohn im Schlaff * apud Ba- ron. ann. 874. 2. Sam. 12, 23. soll erschienen seyn/ und ihm umb Christi willen beschwerend gebetten ha- ben/ er woll ihn aus den Schmertzen des Fegfeners errretten*. Wir wissen/ was die Schrifft von dieser Topicâ haltet; Kan ich ihn auch wider holen? Jch werde wohl zu ihm fahren/ er kom̃t aber nicht wider zu mir/ spricht David von seinem abgeleibten Soͤhn- Luc. 16, 26. Syr. 38, 22. lein. Es ist eine grosse Klufft befestiget/ dann es ist kein Wi- derkehren; Viel weniger laͤsset sichs von Toden die articulos fidei stud i- ren. Diß ist die rechte verbottene necromantia. Man kan nicht aus dem Fegfeuer das Liecht der Warheit anzuͤnden. Solle nicht ein Volck Es. 8, 19, 20. seinen Gott fragen? oder soll man die Toden fragen fuͤr die c. 58, 8. Ose. 6, 3. August. l. de curâ pro mor- tuis geren- dâ. Lebendigen? Werden sie das nicht sagen/ so werden sie die Morgenroͤthe nicht haben/ das ist/ Gottes Huld und Gnad. Au- gustinus entdecket seine Meynung von solchen apparitionibus, nach dem er erzehlet dergleichen unterschiedliche Exempel deren/ die nach dem Tode widerkommen/ erschienen/ und ihren Verwandten und Bekanten berich- tet/ wie ihre Leichnam unbegraben ligen/ und gezeiget/ wo man sie begraben solle/ und schreibt/ es geschehe auch wohl Lebendigen; dann die Lebendigen erscheinen offt andern lebendigen Menschen/ in dem sie nicht wissen/ daß sie ihnen erschienen: Ziehet ein das Exempel Eulogii eines Redeners zu Carthago/ welcher weiland ein discipul des Augustini war gewesen/ dem/ sagt er: Jch habe ihm einen locum aus dem Cicerone außgeleget im Traum/ da ich noch zu Meiland war; Aber das hab nicht ich gethan/ son- dern mein Bildnuͤß ohne meinen Bewust/ sagt darneben/ wann die See- len der Verstorbenen bey den lebendigen Handlungen und Sachen waͤ- ren/ und redeten uns warhafftig an im Traum/ meine eigene fromme Mutter verließ mich keine Nacht/ sintemal sie uͤber Wasser und Land mir nachgezogen/ daß sie bey mir seyn moͤchte; Das sey ferne/ daß sie nunmehr in jenem seeligen Leben erst solte meiner vergessen haben/ und sich unbarm- hertzig gegen mir erzeigen! Zeucht darauff an die Wort Esa. 63. Abra- Esa. 63, 16. ham kennet uns nicht/ ꝛc. Wir Predigt. Wir haben βεβαιοτερον λόγον, ein festeres Prophetisches 2. Pet. 1, 19. Wort; Sie haben Mosen und die Propheten/ laß sie die hoͤren/ sagt Christus Luc. 16. Suchet in den Schrifften der Pro- Luc. 16, 29. pheten und Apostel/ die zeugen von mir/ und ihr habt und findet Ioh. 5, 39. Act. 7, 38. in denselben das ewige Leben/ das sind die λό για ζῶντα, die lebendige Wort/ nicht der Toden. Da stehen nun fornen an I. Divina pro- missa, die Goͤttliche Verheissungen. Das ewige Leben hat ver- heissen/ der/ der nicht leuget; derselben Verheissungen nun ist die Bibel Tit. 1, 2. allenthalben voll/ Genes. 2. ex opposito: So du suͤndigen wirst/ Gen. 2, 17. soltu des Todes sterben/ daraus folget: So du nicht suͤndigest/ wirstu leben. Jn dir Abraham sollen gesegnet werden alle Geschlech- Gen. 12, 3. Eph. 1, 3. te/ ꝛc. Gott hat uns gesegnet mit allerley geistlichen Segen in himmlischen Guͤtern. Abraham/ ich will dein grosser Lohn Gen. 15, 1. seyn an statt der irrdischen Guͤter/ so der Koͤnig von Sodom hinweg ge- nommen. Jch bin der Gott Abraham/ der Gott Jsaac/ der Exod. 3, 6. Matth. 22. 32. Gott Jacob. Gott aber ist nicht ein Gott der Toden/ son- dern der Lebendigen. Wer das Gesetz voͤllig haͤlt/ wird dadurch leben/ das ist/ er wird ewig leben. Die Frommen werden truncken Luc. 10, 28. Ps. 26, 9. 10. von den reichen Guͤtern deines Hauses/ du traͤnckest sie mit Wollust als mit einem Strom/ bey dir ist die lebendige Quelle/ die wird nimmermehr verseugen. Dahin gehoͤret die Eyd-feste Verheis- sung Esa. 25. 1. Corinth. 15. Der Herr wird allen Voͤlckern machen Esa. 25, 6. 8. 1. Cor. 15, 54. Apoc. 7, 17. c. 21, 4. Matth. 25, 46. Ioh. 10, 28. c. 3, 16. Ps. 1, 1, Ps. 2, 12. Ps. 32, 1. 2. \&c. Matth. 5, 3. seqq. Ier. 5, 24. 2. Reg. 2, 11. Ioh. 14, 19. c. 17, 24. auff diesem Berg ein fett Mahl von Marck/ Wein da keine Hefen sind/ Er wird den Tod verschlingen/ die Thraͤnen abwischen. Jm Neuen Testament Matth. 25. Joh. 10. Joh. 3. Also hat Gott die Welt geliebet/ daß Er seinen eingebornen Sohn gab/ auff daß alle die an ihn glauben/ nicht verlohren werden/ sondern das ewige Leben haben. Summa in allen denen Oertern heiliger Schrifft/ wo gehandelt wird von dem Aschre oder der Seeligkeit/ Psal. 1. wohl dem/ das ist/ er wird allerhand Seeligkeit voll seyn. II. Obsides \& testes divini, Die Goͤttlichen Zeugen und Geiseln; nemlich Enoch in der ersten Welt/ Elias vor Christo/ der Herr Christus als Ergen Himmel gefahren selbst/ der ruffet: Jch Sechster Theil. B b b b lebe/ Die Fůnff und Viertzigste (Erste) lebe/ und ihr sollet auch leben! Er wolle daß/ wo Er ist/ auch seyeu die ihm anhangen. III. Repræsentatio prælusoria, Die Vorspielung und Matth. 17, 1. seqq. Vorbildung auff dem heiligen Berge/ Matth. 17. da in einer Summa die Warheit und Suͤssigkeit des ewigen Lebens angedeutet. Dann fragstu: Jst auch ein ewiges Leben? So sagen und bezeugen solches in der That Christus/ Elias/ Moses. Jn was fuͤr einem Kleide? Jn einem verklaͤrten herrlichem. Was thun sie? Sie reden von Christi Außgang mit stetem Lob. Sie erkennen einander; Wo? Jn der liechten Him̃elswolcken. Durch was Mittel sind sie in solchem herr- lichẽ Stand gerathen? Durch den Glauben an Christum/ dessen Außgang sie in der Zeit ihres Lebens in dieser Welt nicht gesehen/ und doch geglaubet. IV. Πρόγ σις exploratorum, Der Vorschmack der Kundschaffer/ gleich wie Moses etliche Kundschaffer außgesendet/ Num. 13, 2. seqq. Num. 13. die das Land Canaan haben sollen erkundigen/ welche gleichsam den Vorschmack desselbigen Landes gekostet/ und dessen Suͤssigkeit hernach den Kindern Jsrael in tim irt und zuruͤck gebracht: also siud dergleichẽ προ- Exod. 34, 29. Esa. 6, 1. seqq. Marc. 9, 5. \& 6. Luc. 9, 32. Apoc. 21. \& 22. 2. Cor. 12, 2. 3. 4. Rom. 8, 23. Num. 13, 27, γ ςαὶ nicht nur in dem Alten Testament Moses Exod. 34. Esaias Esa. 6. die drey Chur-Juͤnger Christi Petrus/ Jacobus und Johannes/ die es mit Augen gesehen/ bey welchen der suͤsse Vorschmack so viel gewuͤr- cket/ daß sie gleich gewesen den Schlaffenden/ Petrus wuste nicht was er redet/ dann er war verstuͤrtzt. Nicht allein Johannes auff dem Berge au- genscheinlich/ sondern auch in Gesichten und Offenbarungen. Nicht allein Johannis/ sondern auch Pauli/ welcher in den dritten Himmel entzuckt/ daselbst gehoͤret ἄῤῥητα, unaußsprechliche Wort. Diß sind die primitiæ und Erstlinge des Geistes. Gleich wie die Erstlinge des Landes Canaan Num. 13. waren die Trauben/ Granat-aͤpffel und Feigen: Also der Leib und Blut des Herren Christi im Sacrament des H. Abendmahls. Wann ich in Noͤthen bet und sing/ so wird mein Hertz recht guter Ding/ dein Geist bezeugt daß solches frey/ des ewigen Lebens Vorschmack sey. Wohin auch gehoͤren die suͤsse Hertzens- Bewegungen/ und geistliche Andachts-Flaͤm̃lein/ die sich biß weilen erzeigen in den kleinẽ Kindern/ die werdẽ leider hernach durch der Welt Eitelkeit wi- der sop irt und extingu irt; in den Sterbenden/ in andaͤchtigen Seelen; da- von Augustinus schreibet: Jch befinde offt eine Bewegung in mir/ wann dieselbe in mir bliebe/ so koͤnte dieselbe nichts anders seyn als das ewige Lebẽ. V. Justi- Predigt. V. Justitia, Die Gerechtigkeit; Es ist recht fuͤr Gott/ 2. Thess. 1, 7. 1. Cor. 15, 19. Truͤbsal mit Ruhe vergelten/ dann hoffen wir allein in diesem Leben auff Christum/ so sind wir die elendesten Creaturen/ dort sollen wir haben/ O Gott wie grosse Gaben! Petrus fragt einsmahls den Herren und sagt: Sihe/ wir haben alles verlassen/ und sind Matth. 19, 28, 29. dir nachgefolgt/ was wird uns dafuͤr? Hie zwar ein blutiger Kopff/ ein Strang an den Halß/ Schwert/ Creutz/ Jammer/ Noth und Tod: Aber dort in der Widergeburt wirds besser werden: Wer verlässet Haͤuser oder Brůder/ oder Schwester/ oder Vater/ oder Mut- ter/ oder Weib/ oder Kinder/ oder Aecker umb meines Namens willen/ der wirds hundertfaͤltig nehmen/ und das ewige Leben ererben. VI. Typi, Die Vorbilder; Der Baum des Lebens/ welcher nicht allein das organum, das Mittel und Apothek gewest/ da- durch das natuͤrliche Leben erhalten waͤre worden/ sondern auch ein Sigel Actor. 7, 5. und Pfand des unwandelbaren Lebens. Vnd sonderlich das Reich- thumb-volle Honig- und Milch-fliessende Land Canaan/ welches dem Vater Abraham vermacht worden/ nicht zwar zu eigener Besitzung/ sintemal er nicht eines Fusses breit darinne gehabt; sondern als eine Goͤtt- liche Hofstatt/ Schul und Vaterland des Messi æ/ als ein Symbolum und Pfand-Zeichen des Landes der Lebendigen droben im Hmmel. VII. Vota piorum, Frommer Hertzen Seuffzer und Wuͤndsche: wie dann freylich aus heiligem Verlangen und Wundsch Adam seinem Weibe den Namen Eva deßwegen gegeben/ daß sie solte Gen. 3, 20. c. 49, 18. seyn eine Mutter der Lebendigen. Jacob seuffzete: HErr/ ich warte auff dein Heil/ nicht meynt er das Heil hie in dieser Welt (sintemal er al- so seuffzet/ da er ietzt sterben wolt) sondern das Heil das droben auffbehal- ten ist. Daher gehoͤrt auch der Seuffzer Hiobs c. 19. Jch weiß daß mein Iob. 19, 25. Ps 17, 15. Ps. 2 7, 13. Erlöser lebt ꝛc. Davids Ps. 17. und 27. Jch glaube aber doch/ daß ich sehen werde das Gut im Lande der Lebendigen! Wolan/ es gehe gleich wie es woll/ mein Glaube kan mich nicht triegen/ ich weiß wo ich bleiben soll/ Gottes Wort kan mir nit luͤgen/ in ewiger Freud ist uns bereit/ bey Gott ein herrlichs Lebẽ/ darauf gewagt hart unverzagt/ Gott wirds gewißlich geben. Das Exempel des bekehrten Schechers am Creutz/ B b b b 2 daran Die Fuͤnff und Viertzigste (Erste) Luc. 23, 43. 2. Cor. 5, 1. Hebr. 13, 14. dessen Wundsch Christus mit Gewaͤhrung begegnet: Heute wirstu mit im Paradeiß seyn. St. Pauli: Wir haben hie keine bleiben- de Statt/ sondern die zukuͤnfftige suchen wir. Welche Wuͤndsche und Seuffzer die Maͤrtyrer auch mit ihrem Blut unterschrieben haben/ und daruͤber die greuligste Marter mit Freuden außgestanden/ weil sie den Tod fuͤr einen Gewinn und Hingang zu jenem bessern Leben an- gesehen. VIII. Confessio gentilium, Die Bekaͤntnuͤß der blin- den Heyden/ die ihnen daher die campos elysios eingebildet; Jm Na- Cic. l. 1. Tusc. qq. men aller Heyden sagt Cicero: Maximum hoc argumentum naturam ipsam de animarum immortalitate tacitam judicare, quod omnibus curæ sint, \& maximè quidem quæ post mortem futura sunt; senex alteri seculo plantat: hinc res Romanorum præclarè gestæ, hinc ædi- ficatio, hinc liberorum cura, hinc librorum scriptio. Es ist ein starckes argument und Grund in der Natur verborgen von der Seelen Vnsterb- ligkeit; dieweil iederman so sehr fuͤr das jenige/ was nach dem Tode folgen werde/ sorget: Ein alter pflantzet und arbeiter fuͤr die andere kuͤnfftige Zeit/ daher kom̃en alle und zielen dahin die herrlichen Thaten der Roͤmer/ dahin sehen die praͤchtige Gebaͤu/ die Kinder-Erziehung/ das Buͤcher-schreiben. Dannenhero auch bey den Barbarischen Mexicanern im absterben gros- ser Herren die jenigen mit sterben muͤssen/ welche ihnen in diesem Leben auffgewartet; die silberne/ guͤldene Schaͤtze und Kleinodien werden mit vergraben/ auch wann sie durch Diebstal etwas hinweggenommen/ mey- nen sie/ es sey ihnen aus der andern Welt kommen. Jst also eine glaubwuͤrdige Lehr/ unser Glaube ist wohl daran/ daß er dieses fuͤr gewiß und wahr halt. Hie ist kein phan- tasma rationis, keine Traͤume die von gelehrten Phantasten erdichtet wor- den. Hiẽ ist kein Civitas Platonica oder ein Schloß in den Lufft hinauff gebauen. Hie ist kein Utopia Thomæ Mori, der eine Policey entworf- fen/ wie sie seyn solt/ aber nirgend gefunden als in Utopiâ, das ist Vnort/ zu Nirgendsheim; kein Christianopolis oder Respublica Christianopo- litica, welche D. Valentinus Andreæ gantz zierlich und artig in Gedan- cken form irt; kein Icaria, da die Jcari hoͤher fliegen wollen als die Federn gewachsen; kein Selenia oder Monsstatt/ von welchen allen man sagen mag/ da wir erwachten/ war es ein Traum. Sondern hie ist eitel War- Vide differentiam hujus \& æternæ vitæ eleganti stylo delineatam ab August. tract. 124. in Iohan. heit; Predigt. heit; Veritas veritatum, charitas charitatum, claritas claritatum, nicht mehr vanitas vanitatum. Hie sitzt man wohl/ gleichsam an der Tafel/ und geniessen Welt-Guͤter/ aber sie saͤttigen nicht/ quô plus sunt potæ plus sitiuntur aquæ; ie mehr man trinckt/ ie mehr duͤrstet man/ Vrsach/ alle Creatur ist der Eitelkeit unterworffen. Allein das ewige Gut macht rechten Muth/ das saͤttiget ohne Eckel/ und genuͤget ohn auffhoͤren. Sol- ches muß man glauben wider die Atheisten/ Epicureer/ Cainiten/ die kein Leben nach diesem Leben glauben wollen/ und demnach erlangen werden/ fuͤr das ewige Leben/ das ewige darneben. Von Johanne XXIII. er- Sess. II, Conc. Bas. zehlet das Concilium Basileense, daß er offt vor unterschiedlichen Pr æ la- ten gelehret und vorgegeben/ es sey kein ewiges oder anderes Leben nach diesem Leben. Jst eine nothwendige Lehr zur Verwahrung und War- nung wider das sichere/ epicurische Sau-Leben/ hingegen aber zur Vermahnung und Auffmunterung zu einem frommen/ Gott-gefaͤlligen Leben/ daß wir allezeit unserer unsterblichen Seel wohl warnehen/ und die Gerechtigkeit lehren und fortpflantzen. Noth- wendig auch zum Trost in allem Creutz und Truͤbsal. Hoffen wir in diesem Leben allein auff Christum/ so sind wir die elen- 1. Cor. 15, 19. Ps. 144. v. ult. desten unter allen Menschen/ wohl dem Volck des der HErr ein Gott ist. Jst eine Lehr-wuͤrdige Lehr; So Columbus, nach dem er einen aus der neuen Welt anwehenden Wind gespuͤret/ nicht nachgelassen/ sein Haupt nicht sanfft geleget/ biß er die neue Welt erforschet/ ob er gleich noch nicht gewust/ was es fuͤr eine Beschaffenheit da- mit hatte; wie vielmehr sollen wir/ die wir himmlischen Wind haben/ nach- setzen. Ja/ sprichstu: Es ist doch noch in keines Menschen Hertz kommen/ was Gott bereitet hat denen/ die ihn lieben; Wie soll man dann weiter nachforschen? Antwort: Freylich ist diese Lehr nicht im menschlichen Hertzen gewachsen/ sie bleibt der Vernunfft ihr selbst gelas- sen unbekant/ uns aber/ etwas davon vorschauens- und vorschmacks- weise/ hat uns Gott geoffenbaret durch seinen Geist/ spricht 1. Cor. 2. 10. St. Paulus. 2. Es bleibt dieselbe unbekant und geheim/ was an- langet die vollkommene Wissenschafft/ iedoch wissen wir et- was davon stuͤck- und gleichsam raͤtzels-weise/ durch Gleich- B b b b 3 nuͤsse Die Fuͤnff und Viertzigste (Erste) nuͤsse und Vorbildungen in einem Spiegel und dunckeln Wort. Man lernet ja in einem gymnasio das Compendium Hutteri, auff der Academia aber allererst lernet man die tomos Lutheri, Hunnii, Chemnitii \&c. Hie sollen wir die Kundschaffer des Landes Canaan imit iren und nur forschen; dort werden wirs voͤllig schauen und geniessen; hie hoffen-dort haben; und aus Hoffnung eines edlern und besseren Lebens gern alles/ was in dieser Welt ist resign iren. Alexander der siegreiche grosse Welt-Monarch/ da es an dem war/ daß er mit seinem Feind dem Koͤnig Dario treffen solte/ vermahnet er zuvor seine Soldaten/ sie solten das schlechte Mittag-Mahl mit Freuden einnehmen/ auff den Abend werde ihnen eine bessere und koͤstlichere Tafel gedeckt werden von dem Raube des geschlagenen Feindes. Diese Wort machten tapffere Soldaten. Da er Alexander seine expedition und Kriegs-Zug wider die Persen ange- tretten/ schenckete er zuvor alles hinweg/ und theilt seine Guͤter und Schaͤtze unter die Soldaten. Perdiccas einer seiner Obersten fragt ihn und sagt: Was behaͤlt dann der Koͤnig? Spem. antwortet er/ die Hoffnung. Si tanti vitrum, quanti margaritum? moͤgen wir wohl mit Tertulliano spre- chen: Hat der Heydnische Koͤnig Alexander und seine Soldaten solchen grossen Muth geschoͤpfft/ von einem gebraͤchlichen Glaß der zeitlichen Guͤ- ter/ sollen wir Christen nicht vielmehr Muths und Trosts schoͤpffen/ von der Hoffnung eines unvergaͤnglichen Perleins des ewigen Gutes/ das macht rechten Muth? Lasset uns derowegen taͤglich/ ja stuͤndlich mit sehnlichen Gedancken/ glaubigen Begierden/ inbruͤnstigen Affect en/ hinauff ins Land der Lebendigen spatzieren/ und ziehen/ und das Land einnehmen/ dann wir moͤgen es uͤberwaͤltigen/ sprech und schließ Num. 13, 31. ich mit Caleb/ Num. 13. Der Hertzog des Lebens/ der Anfaͤn- ger und Vollender des Glaubens/ entzuͤnde solche Begierde in un- sern Hertzen/ aus der Begierde zu lernen die πρόγ σιν und erstlinge des ewigen Lebens/ empfangen im Glauben/ und endlich das Ende unsers Glaubens/ das ist/ das ewige Leben/ zu erlangen/ durch sein theures Verdienst und lebendigmachenden Tod/ Amen. Die Predigt. Die Sechs und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Andere Predigt/ Von dem Ort/ da das ewige Leben nicht ist/ nemlich diese Welt/ die am Jůngsten Tage soll und wird ver- gehen und zu nichte werden. G Eliebte in Christo: Daß Christo unserm Heilande un- ter andern Versuchungen durch Goͤttliche Verhaͤngnuͤß von dem unverschaͤmten Sathan auff einem sehr hohen Berge alle Reiche der Welt gezeuget worden εν ςιγμῆ Χρόνου, in einem Augenblick/ wie St. Lucas diesen als hochbe- Luc. 4, 5. dencklichen Vmbstand beygefuͤgt; dasselbe ist freylich nicht ohngefaͤhr son- dern aus dreyfachen respect und intention geschehen; so viel Personen diesem Auffzuge beygewohnet/ so viel intention en. I. Intentio Sa- thanica, seductoria, Ein Sathanisches/ verfuͤhrisches Abse- hen und Meynung; derselbe unverschaͤmte Gottes-laͤsterliche Geist stellet sich als ein Engel des Liechts/ nicht wie man ihn mahlet/ der schneidet auff/ Gott sey im Himmel Gott/ er sey Gott auff Erden/ gibt sich aus fuͤr den grossen Welt-Fuͤrsten oder Welt-Gott/ der alle Reiche in sei- ner Gewalt habe/ es seye vom Allerhoͤhesten ihm als einem irrdischen Gott uͤbergeben; Er sey der oberste Lehrer/ dieweil Er ein Messias und Koͤnig der Juden seyn wolle/ so woll er ihm bald auff den Sattel helffen. Derselbe repræsent irt Christo in der Luft/ gleichsam als in einer mappa, alle Reiche der Welt/ und deroselben Herrligkeit/ Reichthumb/ Festungen/ pala- tia, Macht und Pracht/ Kriegsheer/ Auffwartung/ convivi en und Com œ - dien/ Pompen und Triumph/ Fleisches-Lust/ ꝛc. muthet dem HErren zu/ e r solt ihn anbetẽ/ und von ihm die erzeigte Herrligkeit zu Lehen empfangẽ/ und damit er seinen scopum ehe erreichte und ihn desto leichter verfuͤhrẽ moͤcht/ macher ers nicht lange/ gibt nicht lange Zeit zu bedencken/ sondern εν ἀτόμῳ χρόνῳ, Die Sechs und Viertzigste (Andere) χρόνῳ, so geschwind auff einmahl/ daß es in einem Augenblick alles gesehen gewest/ welches ihm als einem kuͤnstlichen Gauckler wohl moͤglich gewest. II. Intentio Spiritus sancti dissuasoria, Die wider- rathende Meynung und Zweck des Heiligen Geistes; womit der Sathan Christum locken wollen/ damit verleidet der Heilige Geist; Er als der ἀγωνοθέτης und Kampff- He rr/ der Christum getrieben in die Wuͤsten/ hat mit diesem Auffzuge/ so εν ἀτόμῳ und augenblicklich gesche- hen/ eine widrige intention, eben darumb/ dieweil Er sahe/ daß die Welt ein schema und phantasma seye/ nichts safftig und kraͤfftig darhinder/ daß es ein zeitlich/ vergaͤnglich und augenblicklich Werck seye: so werde Er sich ja auch nicht verblenden lassen/ sondern das ewige Gut dem zeitlichen/ das Himmelreich dem Welt-Reich/ die himmlischen Schaͤtze den Welt- Schaͤtzen/ die Ewigkeit dem τῷ νμῦ und augenblicklichen Zeit vorziehen/ wie dann auch geschehen. III. Dann/ welches die dritte intention und respect Christi ge- wesen/ so gibt Er dem Sathan repulsam und den Sack/ und sagt: Apa- ge! Packe dich! Es stehet geschrieben: Du solt GOTT deinen HERREN anbeten/ und Jhm alleine dienen. Das sey fern/ du solts nicht erleben/ daß ich der Welt Reich suchen/ weni- ger dieselbe von dir dem verlogenen Schand-Geist zu Lehen empfangen/ am allerwenigsten dich deßwegen hoch feyren und ehren solte/ wider das Devt. 6, 13. außtruͤckliche Verbott Devt. 6. Eadem in mundo fabula, derselbe Sathan lebet noch! Dieses theatrum hat der Sathan von anbegin auffgeschlagen/ und da der Welt vanit aͤten/ Fleisches-Lust/ Augen-Lust gezeiget/ und dieselbe auffs allerherrligste und lieblichste abgemahlet/ und dadurch zum Abfall viel million en Seelen vermoͤcht; wer sich darein verliebet/ der hats genossen/ aber nicht lange/ die Lust waͤhret einen Augenblick. Gott der Heilige Geist aber/ der thut den Deckel vom Hafen/ zeiget uns in seinem Wort die Welt ohne Farben in ihrer eigenen ideâ, sie sey anders nicht als das sche- 1. Cor. 7, 31. ma, das vergehet/ ein glaͤsernes Meer/ Gluͤck und Glaß/ wie bald zubricht das? sie sey ein φαντασία, blosse Einbildung und Gepraͤng. Was von Act. 25, 23. Bernice geschrieben stehet/ daß sie sey auffgezogen μετὰ πολλῆς φαντασίας, mit grossem Gepraͤng/ das ist wahr von der gantzen Welt. Da Sa- 1. Reg. 3, 15. lomon erwacht/ so war es ein Traum. Also/ wann der Mensch nach die- sem Leben wird erwachen am Juͤngsten Tage/ wird er befinden/ daß das zeitliche Leben ein Traum gewesen/ wiewohl nicht allerdings ohne Wesen/ doch ohne Waͤhrung. Hie Predigt. Hie liget nun einem klugen Christen ob/ dem sein Theil Seeligkeit an- gelegen/ die kluge Chur; dann wie er erwehlet/ so wird er wallen/ gute Wahl gebaͤret ein ewiges gutes Wohl! braucht er hie gegen der Welt das apage! stoͤsset er sie von sich/ so wird er dort wohl leben. Vnd dahin zielet auch unser Nicenischer Glaube; dieweil wir heut acht Tage vernommen/ daß warhafftig ein herrliches und seeliges Wolleben uns Menschen berei- tet sey/ so folgt die Frage: Ubi? Wo? Darauff antwortet unser Nicenisches Symbolum κατ᾽ ἄρσιν καὶ ϑέσιν: Jch glaub ein L e- ben der zukuͤnfftigen Welt/ consequenter so habe ich dasselbe Le- ben hie nicht zu suchen. Die ἄρσις ist nunmehr das thema fuͤr dißmahl/ daß wir diese Welt mit ihrem Thun durchsuchen/ und zeigen/ daß das ewige Leben darinne nicht zu finden sey. Gott der Heilige Geist wolle uns erleuchten und leiten/ daß wir es recht fassen/ und den rechten Weg zum ewigen Leben finden moͤgen/ durch Jesum Christum/ der die Thuͤr ist/ Amen. E S ist ja an dem/ wie die standhafftigen Bekenner zu Nicea sagen/ es seye ein L eben der zukuͤnfftigen Welt. Freylich ist unser Christen-Leben ein Leben der zukuͤnfftigen/ und nicht dieser Welt/ wir haben keine bleibende Statt/ sondern die zukuͤnfftige suchen wir; dann diese Welt und alles was drinnen ist/ was die Augen erfuͤllet/ die Ohren belustiget/ und den Mund saͤttiget/ den Geruch erquicket/ der Em- pfindligkeit wohlthut/ alles dasselbe ist nach der instruction des Heiligen Geistes anders nicht/ als I. commune gemitorium, ein Seuff- zen und Thränen-Thal/ und jämmerlich Marter-Hauß; dahin zielet St. Paulus Rom. 8. wann er saget: Das aͤngstliche har- Rom. 8, 19. \& seqq. ren der Natur wartet auff die Offenbarung der Kinder Got- tes/ sintemal sie unterworffen ist der Eitelkeit ohne ihren Wil- len/ der sie unterworffen auff Hoffnung; dann auch die Crea- tur frey werden wird von dem Dienst des vergaͤnglichen We- sens zu der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes. Dann wir wissen/ daß alle Creatur sehnet sich mit uns/ und aͤngstet sich noch immerdar. Jst eine verbluͤmte Art zu reden. Fragstu: Was fuͤr eine Creatur meynet der Apostel? Antwort: Nicht eine himmlische/ welche nicht mehr seuffzet; keine hoͤllische/ weder Teufel noch Verdamte/ dann die heulen Sechster Theil. C c c c und Die Sechs und Viertzigste (Andere) und erzittern: nicht eine menschliche gottlose Creatur/ welche (nicht ohn und wider/ sondern) mit ihrem Willen der Eitelkeit unterworffen: nicht ein from̃er Mensch/ als welcher der mitseufzendẽ Creatur entgegen gesetzt wird/ sondern eine iegliche unvernuͤnfftige Creatur. Was thut sie? Sie aͤch- zet und kraͤchzet/ ὠδύνει, sie leidet Schmertzen/ anders nicht als ein Weib in Kindes-Noͤthen aͤchzet und kraͤchzet/ also aͤngstet sich die gantze Welt/ daß sie offt Blut weinen moͤchte. Warumb aber? Wegen des unbil- lichen Leidens/ daß sie der Eitelkeit muß unterworffen seyn/ wider den Zweck ihrer Erschoͤpffung! der Eitelkeit der Suͤnden/ der Abgoͤtterey/ der Wollust/ dem Geitz/ der Hoffarth/ und dann auch der Eitelkeit der Straf- fe/ sie muß als ein Knecht ihres Herren entgelten; Es gehet ihr wie Bi- leams Eselin/ die zu ihrem Herren sprach: Was hab ich dir gethan/ daß du mich geschlagen nun dreymahl? Vnd solt sie auff dem Platze bleiben/ wann nur das Kind darvon kommt/ will sie gern sterben. Aus was Hoffnung? Der Befreyhung ihrer Geburt-Weh/ der herrlichen Freyheit der Kinder Gottes. Auff was Art und Weiß? per annihila- tionem, sie will den Kindern Gottes Platz machen durch ihre eigene Ver- nichtigung; gleich einem tugendsamen Weibe/ so in Kindes-Noͤthen ar- beitet/ solt sie auch druͤber den Geist auffgeben muͤssen/ wann sie nur ein lebendiges Kind der famili en am Tag bringen soll; gleich einer unseeligen Magd/ so in ein lupanar und Hur-Hauß gestossen: oder einem Knecht/ der an die Galeen geschmiedet/ der wuͤndschet nicht mehr als den Tod: Also/ wann man die Creatur solte gefragt haben/ alsobald nach dem Fall/ ob sie nicht lieber wolte nicht seyn/ als so viel secula und Jahr gemartert werden/ wuͤrde sie freylich jenes erwehlet haben. Gleich einer malefi tz- Person/ die sich des Tage-Liechts nicht mehr werth achtet: gleich einem mitleidenden Mutter-Hertz/ welches weil es sihet/ daß der Creatur Wesen und Waͤhrung der Herrligkeit der Kinder Gottes fuͤr dem Liechte stehet/ gern Platz machen will. Gleich einem treuhertzigen Vater/ der den Tod nicht mehr abbittet/ nach dem er seines Sohns Herrligkeit gesehen/ wie Jacob gethan. Was nun die Creatur suchet/ wornach sie sich sehnet/ das wird ihr auch zu Theil/ nemlich II. Anathema divinum, Sie wird zum Feuer verdamt; dann also lautet das bekante Petrinische oraculum: 2. Pet. 3, 7. 10. Himmel und Erde werden durch sein Wort gesparet und be- halten zum Feuer/ auff des HErren Tag/ da er wird kommen altz ein Dieb in der Nacht/ in welchem die Himmel zergehen werden Predigt. werden mit grossen krachen/ (als ein alt Gebaͤu) die Elementen werden fuͤr Hitze zerschmeltzen/ und die Erde und die Werck die drinnen sind (nicht allein Gottes Geschoͤpff/ Vieh und alle Baͤu- me/ sondern Menschenwerck/ Pracht/ Schloͤsser/ Haußrath) werden verbrennen. Was das fuͤr ein Feuer werde seyn/ lassen wir muͤssige Koͤpffe uͤber zancken/ so lang biß sie es fuͤhlẽ und empfinden werdẽ/ uns genuͤgt τὸ εἰ ἐςι, daß es ein Feuer seyn werde. Gleich wie die erste Welt durchs Wasser uͤber- schwem̃et: also wird diese letzte Welt durchs Feuer verzehret werden/ dañ alle Dinge werden gereiniget durch Wasser und Feuer. Wann aber? Das weiß kein Engel/ will geschweigen ein Mensch. Was gehet das dich an/ sagt der Herr zu Petro/ euch gebuͤhret nicht zu wissen Zeit ꝛc. Irenæus, Hieronymus, Lactantius haben die Waͤhrung der Welt nach dem hexaemero den sechs Tagen der Erschoͤpffung abgemessen/ und vor- geben/ gleich wie Gott der Herr in sechs Tagen Himmel und Erden erschaffen/ so werde auch die Welt sechs Tage/ deren ein iedes tausend Jahr betrifft/ stehen bleiben/ ist aber eben ein solch argument als wie man im Papstumb vorzeiten geschlossen: Christus ist erschienen unter sieben Leuchtern/ Ergò, sind sieben Sacramenta. III. Nihilum, Nichts; Es wird die Welt nicht nur zu Pul- per und Asche werden/ sondern gar zu nichts; wie sie anfangs aus nichts Matth. 24, 35. worden/ soll sie auch zu nichts werden/ und in das vorige Loch der Nichtig- keit/ aus welchem sie herfuͤr gebrochen/ widerumb hinfallen. Himmel und Erden werden vergehen/ aber meine Wort werden nicht vergehen. Es wird ein solches Weltende seyn/ das ein Ende ist/ da alles c. 28, 20. consumm irt/ so gar/ daß Zeit und Ort auffhoͤren/ wederZeit nochOrt mehr seyn werden. Der starcke Engel schwur bey dem Lebendigen Apoc. 10, 6. von Ewigkeit zu Ewigkeit/ daß hinfort keine Zeit mehr seyn soll. Fuͤr dem Angesichte dessen/ der auff dem Stul gesessen/ c. 20, 11. flohe die Erde/ und der Himmel/ und ihm ward keine Stätte erfunden. Damit aber niemand ihm irgend ein privilegium fuͤr den schoͤnen blauen Himmel einbilden/ und solches allein von dem ohne das vergaͤng- lichen untermondigen Welt verstehen moͤchte/ so bezeiget der Geist Gottes ebenmaͤssig anch von dem sonst der Natur unwandelbarem Geschoͤpff C c c c 2 Himmel Die Sechs und Viertzigste (Andere) Himmel und Sternen/ dieselbe sollen vergehen/ gleich einem Wachs schmeltzen/ gleich einem Rollbuch oder Brief/ der uͤber eine Roll gewickelt/ zusammen gelegt/ gleich einem Laub-Blat verschwinden: dann Esa. 34, 4. wo sind die fernige Blaͤtter hinkommen? Alles Heer des Himmels verfaulet/ und der Himmel wird eingewickelt wie ein Brief/ und alle sein Heer verwelcket wie ein Blat am Weinstock; c. 51, 6. Ps. 102, 26. 27. confer Gen. 41, 14. Esa. 67, 17. Iob. 14, 12. Sie sollen als ein Rauch vergehen/ sie sollen veralten als ein Kleid/ nicht in eine bessere Gestalt/ nicht durch eine solche Verneuerung/ die Gott nicht zustehet/ sondern wie ein Kleid zerschleust/ zertrennt/ zer- bricht/ und gantz hinweggeworffen wird: so gar auch/ daß dieser Himmel nicht mehr soll gedacht werden/ sie sollen nicht mehr seyn/ der Mensch wird nicht auffstehen und von seinem Schlaff erwachen/ so lange der Himmel bleibt. Daraus leichtlich zu schliessen/ daß nach der Aufferstehung der Himmel nicht mehr bleiben wird. Die Vrsach dessen ist nun zuvorderst 1. finis sublatio, die Auff- hebung des Diensts. Die sichtbare Creatur wird außgedienet ha- ben; Wann man einen Knecht nicht mehr bedarff/ so beurlaubet man ihn/ und schaffet ihn ab. Der Dienst aller Creatur ist zweyerley or- ganicus, ein Huͤlff- und Werck-Dienst/ alle Creatur ist scaturigo \& mamma Divina, ein Brnnn-Quell Goͤttlicher Guͤte/ daran der Mensch sauget/ davon er trincket/ und schmecket wie lieblich der Herr sey. Vnd dann Symbolicus, hieroglyphicus, ein Lehr-Dienst/ ein Spiegel und lehrreiches Buch der Goͤttlichen Erkaͤntnuͤß; Wann der Mensch wird gnug gesauget und außstudiret haben/ wann die Sammlung der Kirchen/ die Fortpflantzung menschliches Geschlechts wird auffhoͤren: wann die Abc und Bilder-Schul wird geschlossen wer- den/ daß wir nicht mehr in ænigmate und Bildnuͤß schauen/ sondern von Angesicht zu Angesichte/ wann Gott alles in allem wird seyn unmittel- bar/ was darff man der Mittel? Wann so viel Sonnen/ als viel Außer- wehlten seyn werden/ was darff man der irrdischen Sonne? Wann der neue Bau auffgerichtet/ was darff man des Geruͤstes? Darumb ver- muthlich/ wann gleich der Mensch nicht gefallen waͤre/ daß doch die Welt haͤtte vergehen muͤssen/ wiewohl nicht durchs Feuer; dann das ist finis ac cessorius, wegen der Suͤnde ist sie erst zum Feuer verdamt worden. 2. Nemesis divina, Die Göttliche Rach/ wie Moses sagt: Ps. 90, 7. HERR/ dein Zorn machts/ daß wir so vergehen/ und dein Grimm/ Predigt. Grimm/ daß wir so plötzlich dahin můssen! Jst auch wahr von dem macrocosmos und der grosse Welt-Bau als einem instrument der Suͤnden/ weil er sich zur Suͤnde mißbrauchen lassen. Ein Mensch/ der mit Vieh zu thun gehabt/ wird nicht allein sein Coͤrper fuͤr sich selbst/ sondern auch die sonst unschuldige und unvernuͤnfftige bestia mit verbrennt: Also auch die Creatur/ so dem Menschen zu Dienst gestanden in seinen Suͤn- den. Wie die gottseelige Koͤnige Josias/ Asa/ Hiskia/ nicht nur die Idola und scotta, die Vnflaͤtherey abgeschafft/ sondern auch die Goͤtzen und Hur-Haͤuser eingerissen; Also wird der Zorn Gottes entbrennen uͤber die instrumenta der Suͤnden. Wird also aus obgemeldten allen dieser Syllogismus in einander geflochten/ dessen Knopff feste schleust/ daß diese Welt nicht sey das ποῦ und ohnfehlbare Ort des ewigen seeligen Lebens/ des himmlischen Vaterlandes/ welcher also lautet: Was so sehnlich seuffzet nach der Freyheit/ zum Feuer verdammt/ zu nichts werden und vergehen soll/ wie ein Rauch/ verschleissen wie ein Kleid/ verwandelt werden wie ein Blat/ daß es keinen Ort noch Zeit mehr finde/ und sein nicht mehr gedacht werde/ das ist nicht das ποῦ, der Ort unserer Seeligkeit/ es ist nicht unser Vaterland und ewige Wohnung: Nun aber die Welt mit allem/ was die Sinn belustiget/ wird also vergehen. Ergò kan mit Warheit nicht gesagt werden/ daß man in derselben die ewige Seeligkeit suchen muͤsse. So nun dieses alles zergehen soll/ was sollen wir thun? Noch zu gu- ter letzt einen guten Muth haben/ paschalen/ schlampampen/ alles verzehren und durch die Gurgel jagen/ wie jene Bauren/ die sich von ihrem Pfaffen bereden lassen/ der juͤngste Tag werde auffs naͤchste von ihm ernennte Zeit kommen? O nein! St. Petrus folgert gar viel anders/ und schreibt: So nun dieses alles vergehen soll/ wie solten wir dann ge- schickt seyn mit heiligem Wandel und Gottseligem Wesen/ und also mit leuchtenden Fackeln der Zukunfft des Braͤutigams wachend erwarten? Wie solten wir das Apostolische SOLTEN in ein ge- horsames WOLLEN verwandlen? Derowegen sprechen wir billich mit Christo: Apage! Hinweg mit solchen vergaͤnglichen Dingen! Apage pigmenta seductionum \& tene- bras errorum, Hinweg mit der verfuͤhrischen und verfinsterten irrigen Welt/ und dero Dreyfaltigkeit/ Fleisches-Lust/ Augen-Lust/ hoffertig Leben; C c c c 3 oder Die Sechs und Viertzigste (Andere) oder fortun, suada und gratia. Wer in der Welt Gluͤck hat/ sampt gutem Mundstuͤck und favor, der hat alles seiner Meynung nach/ was er wuͤndschen mag! Von der blinden Heyden Abentheuern ist nichts zu widerholen: den Heyden wolt es nicht in den Kopff/ die hielten fest da- fuͤr/ die Welt koͤnte nimmer allerdings untergehen: die arme Christen/ die das widrige statu irt/ sind deßwegen uͤbel angesehen worden/ und haben fuͤr vide Chri- steid. p. 551. Majestaͤt-Laͤsterer muͤssen gehalten wetden; Die Juͤnger Christi liessen sich einsmahls auch beduͤncken/ der wunderschoͤne Tempel zu Jerusalem und dessen ornat, den sie Christo dem Herren gewiesen/ koͤnne nicht Marc. 13, 2. vergehen. Der Herr aber sagt: Es werde eine Zeit kommen/ daß kein Stein auff dem andern bleiben wird Was Er gesagt/ das ist auch geschehen. Vnd so wird auch Christi Wort an dem grossen schoͤnen Welt-Tempel/ erfuͤllet werden/ Ja und Amen! Die stoici insonderheit/ die haben aus der Welt einen Phœnix gemacht und statu irt/ daß eine Welt aus der andern kommet/ wie der Phœnix aus seiner eigenen Aschen. Denen als blinden Leuten ists besser zu verzeihẽ/ als denẽ so genanten Chri- sten/ die ihre contrari opinion von der allœosi oder blossen alteration der Welt pertinaciter behaupten (welche Wort ich bedencklich hinzu setze) welche aus dem letzten Feuer gleichsam ein Fegfeuer gemacht/ und dafuͤr gehalten/ es werde die Welt/ und zwar nur die sublunar ische/ die cœli aërei und was die Lufft umbfasset/ werden allein durchs Feuer gleichsam umb- geschmeltzet/ wie ein alt verrostet Silber-Geschirr widerumb verneuert/ und nicht gaͤntzlich der substan tz nach zu nichts werden/ welcher Meynung et- liche von den Reform irten/ namentlich Petrus Martyr, Piscator und Spanheim beypflichten. Die Paͤpstler aber ins gesam̃t sind besagter Meynung: an denen sich we- niger zu verwundern; Dann gleich wie ihr Haupt und oberster Koͤnig der Roͤmische Papst/ da ihm von Phoca der Primat und weltliche Reich ange- tragen worden/ nicht gesagt: apage! hinweg damit! sondern cedò! affer! affer! Bring her/ bring her! Wie die gantze hierarchia einer weltlichen monarchi und Republic aͤhnlicher als einer Kirch/ ihr Absehen gehet auff aurea secula, auff die felicitatem temporalem, auff die zeitliche und Ioh. 18, 36. gluͤckseelige/ guͤldene Zeiten; Christus sagt: Were mein Reich von dieser Welt/ meine Diener wuͤrden drob kaͤmpffen: Das Papstumb hingegen sagt: Weil unser Reich ist von dieser Welt/ ey so lasset uns kaͤmpffen wie billich/ uͤber unsere Pfruͤnden/ reditus, Stiffter/ ꝛc. Das erfahret Teutschland mit ach und weh; aber in fine cujus toni, am Ende Predigt. Ende wird der Gefang in ein la mi außgehen! Dessen præludium ist neu- lich bey des ietzigen Papsts Innocentii seiner Weihe und Kroͤnung ange- zeigt/ da Caiphas gleichsam wider seinen Willen etwas geweissaget; sinte- mahl unter andern kostbaren Feuerwercken in foro Borgesiorum sich er- zeiget Roma triumphans, das siegende und triumphirende Rom/ von ein- gelegtem Pulver und heimlichen Rageten: Auff der hoͤchsten Kirche stund eine Taube mit einem Oelblat im Schnabel/ welches das Zeichen und Wappen war des Papsts/ wer da eingewolt und occup iren wollen/ wurde verbrennet/ biß endlich einer auff einem weissen Pferde mit einer guͤldenen Kron erschienen/ da der einritte/ der wurde empfangen mit einer schoͤnen Music: Hosianna dem Sohne David! gelobet sey der Matt. 23, 9. da kommt im Namen des HErren/ Hosianna in der Hoͤhe! So bald der in die Statt kommen/ wird die Taube oben angezuͤndet/ ist endlich die gantze Statt zu Pulver und Asche verbrant/ und keine andere Statt ankommen. Das mag wohl ein typus und omen seyn gewest! Es wird der Glaube den Leuten in die Augen kommen. Aber was darffs viel straffen τῶν ἔξω, bey denen so draussen sind? Leider unter uns ist die opinion, da der epicureismus dermassen ein- gewurtzelt/ daß wer auff deꝛ ietzigen Welt Siñen/ Gedancken/ Wort/ Gebaͤr- den/ Wercke/ rennen/ lauffen/ stud iren acht gibt/ nicht finden kan das apa- ge! sondern das cedo ! affer ! niemand begehret darvon abzulassen/ son- dern iederman will der groͤsseste seyn. Die Menschen-Kinder hie bauen fest/ da sie nur Frembdling sind und Gaͤst/ wo sie sollen ewig seyn/ da dencken sie am wenigsten hin; Die Welt bringet ihre philtra an/ ist gleich jenem unzuͤchtigen Weibe Calistæ, das sich ge- ruͤhmet/ daß sie durch ihr schmeichlen und liebkosen mehr wolle an sich bringen/ als die Philosophi und Weisen durch ihre Weißheit; Da laͤsset man sich verblenden! daran vernarret man sich! ja freylich vernar- ret/ daher heissets stultorum omnia plena, die Welt ist allenthalben voll Narren/ als da sind die Bau-Narren/ die Geld-Narren/ die Lust-Narren/ die Pracht-Narren/ Kleider-Narren/ die Blum-Narren/ Haußrath- Narren/ sampt dem gantzen Narren-Schiff und Sebast-Branden; und dencken nicht wahr seyn/ was wir singen/ daß das Lachen werde wer- den theuer/ wann alles wird zergehen im Feuer/ wie (nicht Pau- lus/ sondern) Petrus darvon schreibet. Wie Christliche Hertzen nicht sind von der Welt/ wann sie der Sa- than auff den Berg fuͤhret/ und sagt: Jch will einen grossen Herren aus dir Die Sechs und Viertzigste (Andere) dir machen/ ich will dir Lust buͤssen; so lernen sie Christo ab das apage! uud dancken der Welt sampt ihren vanit aͤten bald ab/ dencken/ daß der Iac. 4, 4. Welt Freundschafft Gottes Feindschafft sey/ und sagen Apa- ge! Hinweg mit dir und alle deinem vergaͤnglichen Wesen! sie sehen sie an als eine taube Nuß/ die zwar außwendig schoͤn/ aber so bald sie mit dem Messer der Warheit geoͤffnet wird/ find man ihre Faͤule und Wuͤrme; Sie singen und sagen: So wuͤndsch ich ihr eine gute Nacht/ der Welt/ und laß sie fahren/ ob sie mir gleich viel Jammers macht/ Gott wird mich wohl bewahren/ ich meynt die Welt waͤr eitel Gold/ befind es nun viel anders/ ꝛc. Vnd anders werde ichs befinden am Juͤngsten Tage/ wann das Hur-Hauß und die Hur mit einander im Feuer werden brennen. Wohl allen die (nicht auff diesen Welt-Ort/ darinn dero Kinder ihr Jerusalem und Himmel suchen/ und den Himmels-Kindern keinen Platz in der Welt lassen wollen/ son- dern) auff Gott trauen und bauen/ die sollen hie und dort erfahren/ wahr seyn/ was D. Luther uͤber erstangezogenen Spruch einsmahls zur Zeit des Concilii zu Trident einem guten Freunde soll ins Stamm-Buch geschrieben haben: Das wird gewißlich bleiben wahr/ Wiewol es hat so manche Gfahr/ Noch solls nicht fehlen umb ein Haar/ Des solln sie wohl werden gewar/ Vnd solls nicht wehrn der Hoͤllen Schaar. Verzeucht sichs diß und etlich Jahr/ Gar bald die Zeit wird kommen dar/ Die es wird machen offenbar/ Vnd alle Ding so zeugen klar/ Daß man davor frey reden dar/ Dann wird man ja bekennen zwar/ Daß Gott erhalt sein Wort und Lahr/ Dem Feind zuletzt die Rach nicht spar. Wie? moͤchte iemand sagen: Soll ich dann in ein Closter lauffen/ ein μισάνθρωπος Vnmensch und Menschen-Feind werden/ alle Gesell- schafft fliehen/ den Segen/ den mir Gott bescheret/ verlassen? Jst doch die Welt ein edel Geschoͤpff Gottes! Antwort: Ja aus dieser falschen opinion sind die Cloͤster entstanden; gerad/ als wann in Cloͤstern keine Welt waͤre/ ja als wann der Mensch in seinem eigenen Busen nicht die Welt Predigt. Welt truͤge. Lutherus beweiset solches mit dem Exempel eines Moͤnchs/ Luther. Comm. ad Genes. 42. fol. 104. der dieweil er im Closter gewest/ im̃er Vrsach gefunden zu zuͤrnen und eifern/ und also zu suͤndigen/ hat er sich in eine Einoͤde begeben; als er einsmals sei- nen Krug am Bruñen angestossen: wirfft er ihn im Zorn auff den Boden und bricht ihn vollends; Da er zu sich selber kommt/ gedencket er allererst der Sache nach/ da hab ichs wohl getroffen! Er hat empfunden/ daß er nicht durch andere Leute/ sondern seine eigene verderbte Natur seye zum Zorn und Vngedult angereitzet worden/ hat sich demnach wider in das Closter begeben/ und sich der Gedult und Bescheidenheit befliessen. Aber das ist der Weg/ der Welt brauchen und nicht mißbrauchen; Brauche der Welt/ schreibet Augustinus, wie ein Wandersmann im Saal des Tisches/ Bechers und Eymers oder andern Gefaͤß brauchet/ als ein Schaffner der davon muß/ nicht als wann du ewig darinnen blei- ben woltest. Wir sollen die weltlichen Dinge besitzen/ schreibet Grego- rius M. tom. 36. in Evang. aber uns nicht von denselben besitzen lassen. Ja freylich ists an dem/ wie Chrysostomus sagt ad Rom. 8. Jn dem Ver- langen sihestu/ daß dich die Creatur schamroth mache; die Creatur seuff- zet/ du lachest: Sie begehrt deine Erloͤsung/ du wilt lieber gefangen seyn. So soltu nicht dein Hertz an das gegenwaͤrtige hencken/ sondern seuffzen; dann thut das die Creatur und sehnet sich nach der Freyheit/ wie kan dir wohl seyn in der Hafft und Gefaͤngnuͤß dieser Welt/ und dero vergaͤng- lichen Guͤter? So wenig die Creatur ihrer Hoffnung verfehlet/ so wenig/ und noch viel weniger wird der außerwehlten Christen Hoffnung nicht lassen zu Schanden werden. Gott wolle unsere Hoffnung durch das Pfand seines Geistes in unsern Hertzen versiegeln/ Amen. Sechster Theil. D d d d Die Die Sieben und Viertzigste (Dritte) Die Sieben und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Dritte Predigt/ Von der zukuͤnfftigen Welt und dero- selben Ort. 2. Pet. 1, 18. G Eliebte in Christo: Ein schoͤn epitheton und Nach- namen gibt St. Petrus 2. Petr. 1. dem Berge/ auff wel- chen der Herr Christus sich transfigur irt/ dem Berge Thabor/ wie man dafuͤr haͤlt; Er nennet ihn κατ᾽ ἐξοχὴν Sanctum, den heiligen Berg. Jch sage dem Berg/ dem edlen Gold-Berg Thabor; dann der ists vermuthlich ge- west/ als erscheinet theils aus den Vmbstaͤnden der Histori; dann daß diese Geschicht fuͤrgangen in Galilea/ erhellet daher/ dieweil Er vom Ber- ge hinab gegangen gen Capernaum/ welche Statt die naͤchste an diesem Matth. 17, 23. v. Ioseph, l. 4. de bell. c. 2. Berge gelegen/ Matth. 17. Nun ist dieser Berg ein sehr hoher Berg ge- west; kein hoͤher Berg aber war in Galilea/ als Thabor. Theils aus der bestaͤndigen und einhelligen tradition (ob wohl etliche von den neuen Leh- rern Jacobus, Faber Stapulensis und Fr. Lucas Burgensis etwas sonders gehabt) so stehet doch auff unserer Part Hieronymus, Damascenus, Euthimius, Beda. Nun diesen edlen Gold-Berg Thabor (dann das heisset er auff Teutsch) nennet St. Petrus montem Sanctum, einen heiligen Berg: Heilig 1. Typicè, Vorbildsweise; Dieser Berg ists gewest/ auff welchen Barak der Blitz-Held und Strahl-Mann/ wie sein Name lautet/ seine zehen tausend Mann wider Sissera gesamlet/ gemustert und außgezogen: Christus Jesus ist derselbe Barak/ der Glantz der Herrligkeit Got- Hebr. 1, 3. tes/ Hebr. 1. der da fulgur irt/ und seine geistliche Obersten nicht nur da- mals/ sondern auch auf seinem oͤffentlichen Reichstag/ den er gehalten/ und Matth. 28, 16. wider den hoͤllischen Sissera außgezogen/ in Galilea in der achten Erschei- nung Predigt. nung/ auff einem Berg/ da Er vor seinen eilff Juͤngern und mehr als fuͤnff hundert Bruͤdern erschienen/ 1. Cor. 15. und ihnen die legation auffgetra- 1. Cor. 15, 6. gen: Mir ist gegeben ꝛc. Heilig 2. transfiguratione ipsâ \& cœlesti voce, durch die Verklaͤ- rung felbst und wegen der himmlischen Stimme; da die heilige Stimm Gottes des Vaters erschollen/ die heilige und liechte Wolcke der Heilige Geist sie bedecket/ der Sanctus Sanctorum, der Allerheiligste sich verklaͤrt/ die cœlites sancti und Himmels-Heiligen aus der triumphirenden Kir- chen Moses und Elias erschienen/ die Heiligen aus der streitenden Kirche/ die drey ἐπόπται, Kundschaffer und consecr irte Apostel/ die vorerwehlten Zeugen zugesehen/ die hernach diese Geschicht in die gantze Welt außge- breitet. Das war wohl ein schoͤner Himmels-Blick nnd kurtzer Abriß des himmlischen theatri. Heilig 3. mysterio \& figurâ Ecclesiæ, wegen des darunter verbor- genen Geheimnuͤß und figur der Kirchen; dann es ist ja dieser Berg Thabor eine außbund-schoͤne figur des geistlichen Kirch-Berges. Der heilige Kirch-Berg/ davon David singt Psal. 48. Groß ist der HErr Ps. 48, 2. und hochberůhmt in der Statt unsers Gottes auff seinem heiligen Berge. Der hohe Berg Zion/ dem alle Heiden und Voͤlcker zulauffen werden und sagen: Kommet/ lasset uns auff den Berg des HErren gehen/ und zum Hause des Gottes Jacob/ daß er uns lehre seinen Weg/ und wir wandlen auff seinem Steg! Esa. 2, 3. Mich. 4, 2 Dann die Kirche ist ja der edle Gold-Berg/ auff welchem die Heilige Dreyeinigkeit/ wiewohl verdeckt erscheinet und zeuget 1. Joh. 5. da laͤsset 1. Ioh. 5, 9. seqq. sich hoͤren der Vater/ der Geist in der hellen Wolcken/ der Herr Chri- stus in Wasser und Blut und Herrligkeit der Gaben/ da erzeiget sich Mo- ses und Elias in Historien und Schrifften/ in welchen ihr Glaube und Tugend geruͤhmet werden/ Hebr. 11. Vnd dann sonderlich die heiligen Kundschaͤffter des Landes Canaan/ die Apostel in ihrẽ heinderlassenen Hei- ligthumb ihrer Schrifften ἐν λόγῳ βεβαιοτέρῳ in dem festen Wort/ da se- hen wir im Glauben τὰ μὴ βλεπομενα, die unsichtbaren Dinge von wei- tem/ wie Moses Devt. 34. Spiegel- und Raͤtzelsweise. Wir reden einander billich an aus Esaia im 2. Cap. Kommet/ Esa. 2, 3. lasset uns auff den Berg des HErren gehen/ zum Hause des Gottes Jacob/ lasset uns einen Blick thun! Wir haben heut acht Ta- ge Euer Liebe verleydet die gegenwaͤrtige Welt: Folget die ϑέσις venturi D d d d 2 seculi, Die Sieben und Viertzigste (Dritte) seculi, daß wir antretten die Lehr von der zukuͤnfftigen Welt/ welche die Ni- cenischen Bekenner bekeñen. Wie nun die H. Schrifft als eine Mutter sich zu unserm captu herab lasset/ und in Raͤtzel- figur auff Goͤttlich-geziemende Weise alle hoͤhere Sachen zu verstehen uns anfuͤhret/ so wollen wir auch von dem ποῦ cœlesti, dem Ort des ewigen Lebens reden. Gott helffe und erleuchte unsere Augen hie zu glauben/ dort zu schauen/ Amen. W Ann demnach die Nicenischen Bekenner glauben ein Leben Eph. 1, 21. der zukuͤnfftigen Welt oder eine zukuͤnfftige Welt/ εν αἰῶνι τῶ μέλλοντι, eine zukuͤnfftige Zeit/ und dadurch nit allein die duration andeuten/ sondern auch das subjectum in einer gebraͤuch- liche metonymia und Wort-Blum/ massen der Apostel sagt: Durch Hebr. 1, 2. c. 11, 3. den Glauben ward die Welt gemacht/ durch welchen die Welt gemacht. So bekennen sie zuvorderst aliquod ποῦ einen Ort/ so fern das Wort Ort latè und im weiten Verstande genommen wird/ gleich wie die Hoͤlle genennet wird ein Ort der Qual. Vnd zwar ein zu- Luc. 16, 28. 2. Pet. 3, 13. kuͤnfftiges ποῦ oder Ort/ zukuͤnfftig uns/ die wir uns darnach sehnen und drauff warten sollen. Dasselbe aber 1. ποῦ Certum, ein gewisses ποῦ oder Ort; Ioh. 12, 26. c. 17, 24. Wo ich bin/ spricht Christus/ da soll mein Diener auch seyn! Nun aber ist Christus in ein gewisses/ wiewohl unraumliches/ himmli- sches/ uͤbernatuͤrliches ποῦ auffgefahren. Die heiligen Außerwehlten im ewigen Leben sind entweder nirgends oder allenthalben/ oder in einem ge- wissen Ort; Waͤren sie nirgends/ so waͤren sie auch nicht im ewigen Leben; Allenthalben sind sie nicht/ sonst waͤren sie Gott selbst/ darumb muͤssen sie in einem gewissen ποῦ und etwan wo seyn. 2. Distinctum, Ein Luc. 16, 26. unterschiedenes Ort von der Hoͤlle; Wo aber? oben im Him- mel/ in dieser Welt oder ausser der Welt? Das weiß niemand. 3. Æter- Luc. 16, 9. Ioh. 14, 2. 2. Cor. 5, 1. Heb. 13, 14. num, Ein immerwaͤhrender Ort/ eine ewige Huͤtte; Diese Welt ist nur eine Lauber-Huͤtte oder Nachtwacht/ eine Wander-Huͤtte oder Kriegs-Zelte; dort aber die rechte bestaͤndige palati en/ die nicht nur der Zerstoͤrung/ sondern auch der Veraͤnderung befreyet/ die ihren Glantz nicht verlieret/ so unzerstoͤrlich als die Leiber der Außerwehlten/ ja fester als dieses gestirnte Firmament/ welches vergehen muß. In specie und insonderheit/ so begreiffet nun dieses ποῦ in sich 1. Pet. 1, 4. I. Cœlum, einen Himmel/ 1. Pet. 1. 2. ὕπαρκητον, Einen we- sent- Predigt. sentlichen Himmel/ der warhafftig ist/ und von dem andern und dritten/ dem Gnaden- und gestirnten Himmel unterschieden/ kein cœlum 2. Cor. 12, 2. utopicum oder Nirgend-Himmel. 3. Creaturam, Einen er- schaffenen Himmel/ so von dem Majestaͤtischen Himmel/ das ist/ Gotte selbst gemacht/ aber κτίσει άχειροποιήτῳ, nicht mit leiblichen 2. Cor. 5, 1. Hebr. 11, 10. Hebr. 9, 11, Esa. 65, 17. 2. Pet. 3, 13. Apoc. 21, 1. Exod. 1, 8. Esa. 6; 2. Matth. 26, 29. Haͤnden: Der Apostel wartet auff eine Statt/ die einen Grund hat/ deren Baumeister und Schoͤpffer Gott ist/ die nicht also gebauet ist/ wie die vergaͤngliche Huͤtten. 4. Novum, Einen neuen Himmel/ das ist/ einen andern Himmel von dem sichtbaren gestirnten Himmel un- terschieden; dann also wird das Wort Neu manchmahl gelesen/ Exod. 1. Ein neuer Koͤnig. Esa. 2. Matth. 26. 5. Noviter creandum, Einen neu-erschaffenen und polierten Himmel/ das ist/ der da herrlich und wunderlich wird gezieret werden/ wie das Wort creare, schaf- fen/ den Verstand hat Numer. 16, vers. 36. 6. Analogicum, Num. 16, 30. Einen unserm in gewisser Maß gleichfoͤrmigen Himmel; Der sichtbare Himmel wird ein Himmel genennet wegen der wunderschoͤ- nen Gestalt/ er ist gleichsam der blaue Rock Gottes mit Edelgestei- steinen gezieret; wegen der unbegreifflichen Hoͤhe/ ansehenlichen Groͤsse/ und herrlichen/ praͤchtigen Majestaͤt/ als in welchen Stuͤcken dieser Him- mel vor andern sichtbaren Geschoͤpffen pranget. Wie alles laͤsset sich auff den Himmel der Außerwehlten deuten 7. Corporeum an spirituale? Ob es ein coͤrperlicher/ materialischer oder geistlicher Himmel sey? Hie ist das beste ἐπέχειν, die Hand auff den Mund! wir haben hievon keine eigentliche Offenbarung. II. Vnter dem Himmel ist die Erde/ eine neue Erde/ nicht grob/ finster/ wuͤste/ oͤde. Abermahl im figuͤrlichen Verstand/ terra nova, eine neue Erde/ nicht Morbonia, Sardinia, ostium orci, eine Erde in dieser Welt; sondern hie eine andere Erd im himmlischen Engelland/ im Lande der Lebendigen; fuͤrgebildet in dem Abriß oder der Land-Tafel des Honig- und Milch-fliessenden Landes Canaan. Davon ruͤhmen die Num. 14, 7. Kundschaffer tobhah haaretz meod meod, das Land ist sehr sehr gut! ja freylich meod meod, an Fruchtbarkeit/ an gesunder Lufft/ ein Volck- und Machtreiches Land. Zuvor musten die arme Bilgram in den wil- den und oͤden Wuͤsten herumb termin iren/ der Tod folgete ihnen allent- halben auff dem Fuß nach/ die Straffen und Vngluͤck folgten Ketten- weise nach einander daher/ drey tauseud Mann hat das gegossene guͤldene Kalb erwuͤrgt/ viel Fuͤrsten des Volcks wurden gehenckt/ die Auffruͤhrer D d d d 3 von Die Sieben und Viertzigste (Dritte) von der Erden verschlungen/ die feurigen Schlangen verwundeten/ das Feuer verzehret die eusserste Laͤger. Der einige Trost war der Messias/ der sie begleitet unter einer Feuer- und Wolcken-Seule/ dariñ kuͤnfftigen Evange- lischen Geheimnuͤssen vorgespielt wordẽ; hingegen war das Land Canaan ein herrliches/ fettes/ reiches und gesegnetes Land/ dessen die Jsraeliten auch wohl genossen/ so lange sie ihrem Herrn und Gott getreu geblieben. Wie herrlich aber das Land Canaan gewesen mag seyn/ so ist es doch nicht immer eine Schmaltz-Grube geblieben/ sondern bißweilen eine Hunger- Grub worden. Die Golgata oder Schaͤdelstaͤtt ist in demselben gelegen/ ja das gantze Land war ein Golgata und stinckendes Toden-Grab/ da alles allenthalben voll Toden-Beine gelegen/ wie dergleichen dem Propheten Ezechiel gezeiget worden/ und ist also mehr nicht als ein Schatten/ gegen dem Land auffwaͤrts/ dahin sich sehnet unser Hertz/ das ist das Land da Ehre wohnet/ Guͤte und Treu einander begegnet/ Gerechtigkeit und Friede sich kuͤssen/ kein Butzen-Land/ kein Schlaurafen-Land. Urania terra, das Himmel-Land ist das allfruchtbarste/ gesundeste und reicheste Land. Jenes Canaan hatte seine grosse Maͤngel/ offt Hunger außgestanden/ viel- mahl Durst/ es fraß seine Einwohner/ wurde bewohnet von blutgierigen Leuten: Ein solches ist dieses neue Land/ das Land der Lebendigen nicht. Matt. 5, 20. 2. Tim. 4, 18. Matth. 13, v. 43. Luc. 23, 45. Matth. 25, 34. Gal. 3, 18. Hebr. 11, 9. \& seqq. Apoc. 2, 26. 1. Pet. 1, 4. August. in Psal. 49. Gal. 4, 26. III. Jn dem Himmel und der Erden ist das Reich/ das Himmelreich/ das Reich Gottes/ das Reich des Vaters/ das Reich Christi/ das Reich/ so da zubereitet ist/ das Erb-Reich und schoͤne liebliche Erbtheil/ so da ererbet Christi Tod/ durch das inalienabile, unvergaͤngliche/ unbefleckte und unverwelckliche Erbe/ da Gluͤckseeligkeit in stetem flor und Wohlstand; das nicht geschwaͤchet wird durch die Menge der Besitzer/ und nicht kleiner wird wegen der Menge der Erben. Tanta est multis, quanta paucis, tanta singulis, quanta omnibus, schreibt Augustinus: Es ist vielen eben so groß als wenigen/ und einem so weit und groß als allen. Welt- liche Freude ist das Widerspiel/ sagt Lutherus: kein Erbe ist so gut/ es ist beflecklich/ es verwelckt endlich. IV. Jn dem Reich ist die Statt Jerusalem/ und in demselben viel Wohnungen/ die heilige/ himmlische Statt/ die Braut/ von dem Heiligen Geiste/ der mit uns als mit Kindern spielet/ vorgebildet/ wiewohl nur schattenweise/ in den allerkostbarsten und schoͤne- sten Sachen/ Gold/ Edelgestein und Perlen/ die auff einem hohen Berge ligt/ dedic irt Gott und dem Lamb/ mit einer unuͤberwindlichen Maur umbgeben/ verwahret mit zwoͤlf Pforten/ und mit so viel Englischen Quadratam civitatis formam improbat Vittruvius l. 1. c. 5. l. 4. c. 2. sed de ter- rena loquitur hostibus exposita. at urania civitas ἄσυλος. Waͤchtern/ Predigt. Waͤchtern/ durch eine vollkommene figur ins gevierte gebauet/ zwoͤlff tau- send stadia oder Roßlauff weit/ das ist/ mehr als zwoͤlff hundert Teutscher Meilen; Die Außerwehlten werden Platz gnug haben/ nicht in engen Ge- machen uͤber einander ligen/ sondern grosse/ weite/ helle Pallaͤste inne ha- ben. Das alte Jerusalem/ die beruͤhmteste unter den Morgenlaͤndischen Plin. l. 5. 14. Staͤtten/ das sonst den Preiß gehabt/ ist schlaffen gangen. Das alte Rom/ dessen grosse Herrligkeit und admiranda Lipsii Feder außgestrichen hat sich verlohren/ von welcher Cassiodorus auffschneidet und sagt: Nach dem er alle sieben grosse Welt-Wunder erzehlt/ schleust er/ was von allen sieben gesagt/ seye in dem eintzigen Rom erfuͤllet worden/ in unâ urbe tot stupenda ut universa Roma sit miraculum, Jn der eintzigen Statt sind so viel Wunder-Sachen/ daß das gantze Rom ein Wunderwerck seye. () Florentz in Jtalien/ eine solche schoͤne Statt/ daß sie wuͤrdig waͤr allein () Lanf. Consult. pro Ger- man. p. 70. an Sonn- und Fest-Tagen beschauet zu werden/ wird sich auch bald ver- kriechen muͤssen; sind lauter strohene/ ungeheure Huͤtten/ wuͤste Schwein- Staͤlle und Mucken-Haͤußlein. Sodom der herrliche Ort ist mit feuri- gen Fluͤgeln empor geflogen. Aber die Statt Gottes ist fest gegruͤndet/ und bleibt ewiglich. V. Jn der Statt das Hauß; Hie lauter unsichere Haͤuser Iob. 14, 2. 2. Cor. 5, 1. voll Gespenster/ wie koͤstlich auch die palatia seyn moͤgen; Mord-Gruben/ Salomons Pallast von Cedern vom Libanon/ Ahabs Helffenbeinene 1. Reg. 22, 39. Hauß/ die treffliche Schloͤsser in Teutschland/ wo sind sie hin? Sie sind zerstaͤubt/ sie ligen im Staube. Aber Gottes Hauß bleibet ewiglich. VI. Jn dem Hause/ die innere Speiß-Schatz-Rath- und Braut- Cant. 1, 4. Kammer/ eine reiche volle Kammer/ die heraus gibet einen Vorrath nach dem andern; Jrrdische Schaͤtze/ Vorrath und Reichthumb nehmen ab und sind vergaͤnglich; Die Schaͤtze in diesem Hause bleiben ewig: Eine geheime Himmels-Kammer/ darinnen klar und offenbar werden die in dieser Welt dunckel-gebliebene Geheimnuͤssen. So Gott der Herr mit Mose in der irrdischen Stiffts-Huͤtten so freundlich und lieb- lich gespracht/ als ein Mann mit seinem Freunde: Wie viel freundlicher wird der hochgelobte/ hertzgeliebte Seelen-Braͤutigam reden und sprechen mit seiner außerwehlten Braut? VII. Neben dem Hause der Garten Gottes/ das Pa- radeiß; Es war zwar der Paradieß-Garten ein wunderschoͤner Garten/ Luc, 23, 43. 2. Cor. 12. v. 1. Apoc. 2, 7. gan eden, ein rechter Wollust-Garten/ ein Muster/ darnach andere Gaͤr- ten haben sollen gepflantzet und gezieret werden/ lieblich von vier Fluͤssen/ von Gewaͤchsen/ Blumen und Baͤumen/ die alle den Menschen angelachet: Hie Die Sieben und Viertzigste (Dritte) Hie aber der allerlustigste und anmuthigste Garten wegen der gesunden Baͤume/ da waͤchset das rechte Holtz des Lebens. Zwo edle Fruͤchte/ alle Monden/ deren Blaͤtter zur Gesundheit der Heyden dienen; Der Fluß der ihn waͤssert ist Gott der Heilige Geist/ welcher immerwaͤhrende Freude in die Hertzen giesset. VIII. Jn dem Garten Ruh der Schos Abrah æ; Jn welchem Lazarus liget an der himmlischen Tafel. Davon Christus selbst gesagt/ er wolle sich auffschuͤrtzen/ und feine getreue Knechte zu Tische setzen/ und ihnen zu Tische dienen/ aufftragen/ bekoͤstigen/ gastiren/ ihnen voll Ps. 23, 5. einschencken/ und ihr Haupt salben mit Oel. Theophylactus schreibet: Epulo vidit Lazarum in sinu Abrahæ φιλοξένου, ut esset ἔλεγχος τῆς μισοξενίας αυτοῦ, Der reiche Schlaͤmmer sahe Lazarum in dem Schos des leutseeligen Abrahams/ zum Verweiß seiner Vnbarmhertzigkeit. Vnd welches das vornehmste ist/ so ist IX. locus patriæ, un- Phil. 3, 21. ser Vaterland; Da ist unser πολίτσημα, Ruh-Burger- und Wohn- Statt/ unser himmlisch-adelicher Erb- und Ritter-Sitz; dann das heist 2. Macc. 12, 7. πολίτσημα, 2. Maccab. 12. die Heimath nach langer Reise; Eine privi- leg irte Statt/ die da befreyet ist von allen Steuren und Beschwerungen/ von allen Schulden und Fronen/ VNSER politevma, sagt der Apostel/ nicht der Feinde des Creutzes Christi/ und derẽ der Bauch ihr Gott ist/ son- dern der Simonen/ die ihme Christo allhie das Creutz gedultig nachtragen/ der Theophilorum, Uraniorum, der glaubigen/ gottliebenden Hertzen; dañ wer glaubt an mich und lebet/ das ist/ der einen lebendigen Glauben hat/ der wird nimmer sterben/ spricht Christus/ sondern im Lande der Lebendigen ein ewiger und edler Landsaß bleiben. Die Gerechten werden (sonderlich) in jenem Leben gruͤnen als wie ein Lorbeer- Baum. Die Gerechten/ sag ich/ das ist/ die an ihrer eigenen Gerech- Esa. 45, 24. tigkeit verzweiflen/ und mit dem Zoͤllner an die Brust schlagend sprechen: Gott biß mir Suͤnder gnaͤdig/ und also durch die troͤstliche absolution vom Herren selbst gerechtfertiget werden; die da sprechen mit Esaia c. 45. Jm HErrn hab ich Gerechtigkeit und Staͤrcke. Der Herr ist meine Gerechtigkeit/ seine Gerechtigkeit ist mein/ folgends einen festen/ redlichen Fuͤrsatz haben gerecht zu leben/ und mercklich von aller Vn- gerechtigkeit abzutretten. Das laß mir eine zukuͤnfftige gute Welt seyn! Vmb jene Welt laͤs- set sich diese wohl verkauffen und außtauschen/ dieser Welt kan man wohl vergessen Predigt. vergessen. Timogenes der der Statt Rom ihre Gluͤckseligkeit aus feind- apud Lips. in Admir. p. 1369. seeligem Gemuͤthe mißgoͤnnete/ sagte/ daß ihm die Brunsten zu Rom deß- wegen schmertzlich vorkommen/ weil er wuͤste/ daß viel bessers werde heraus oder hernach auffkom̃en/ als verbrennet waͤre! Was er aus Neid gesagt/ das bekennen wir aus Freuden-Wundsch/ daß nemlich die letzte Brunst der Welt uns lauter Freude bringe/ nemlich eine andere Welt/ deren diese Welt das Wasser nicht bieten kan. Es sind auch in der Welt wegen ge- sunden Luffts und sonderbaren Lustes und Ergoͤtzligkeiten beruͤhmte Ort gewesen/ die jenige Hofftaͤtte/ in welchen die Koͤnige in Persia des Jahrs uͤber sich auffgehalten/ und dieselbe dergestalt geaͤndert/ daß ihnen immer hat wohl/ nimmer zu kalt/ nimmer zu heiß seyn muͤssen. Jm Winter wohneten sie in Babylon/ das war ein warmer Ort von Natur/ im Fruͤh- Esth. 1, 2. Xenophõ, l. 8. Cyro- pæd. Athe- næ. l. 12. c. 3. 2. Macc. 4, 33. Strabo l. 15. ling zu Susan/ das war ein außerlesener lustiger Ort/ der den Namen von den Lilien bekommen/ die Lust und Ergoͤtzligkeit des Orts damit anzudeu- ten/ im Sommer zu Ecbatanis, da es viel Umbracula, Schatten-Som̃er und Lust-Haͤuser gegeben. Daphne und Epidaphne war ein schoͤner Lust-Wald von Lorbeer-Baͤumen/ nicht weit von der Statt Antiochiâ gelegen/ mit vielen anmuthigen Spring-Bruͤnnlein und Wasserwercken gezieret/ darinn die Voͤgelein auff den gruͤnen Aesten fruͤhe gesungen und froͤlich ersprungẽ/ da auch die Jnwohner zu Antiochia ihre Fest- und Feyer- tage gepflegt zu begehen. Deßgleichen gibts auch asyla oder befreyte Staͤtte und Plaͤtze/ da man in Zeit der Noth und Trangsal refugium, Zuflucht und Sicherheit zu suchen pflegt: Dergleichen erstbesagte Daphne und Lust-Wald gewest/ dahin sich einsmahls der fromme Priester Onia/ 2. Maccab. 4, 33. wiewohl vergeblich; zu salv iren begeben. Arabia Felix hat den Namen gehabt von des Lands Gluͤckseeligkeit. Von den Tempe in der Landschafft Aelian. l. 3. hist. c. 1. Theslalia weiß Ælianus zu sagen. An der Campania, als der Schmaltz- Grub Italiæ, hat sich Hannibal vergafft. Diß ist aber alles Puppen- und Schattenwerck gegen der uͤberschwenglichen Gluͤckseeligkeit des Lands der Herrlich-Lebendigen/ darinnen sich alle liebe Chur-Kinder Gottes in Ewigkeit sollen erquicken und ergoͤtzen. Nun/ lieber Mensch/ wann dir iemand solte versprechen/ du solt eine Reise mit ihm wagen in ein fern Land/ da du ein Koͤnigreich erlangen/ in einer guͤldenen Statt wohnen/ die soll dein auch seyn; in einem koͤstlichen Reich/ da soltu Koͤnig seyn; in einem herrlichen palatio, da alles voll- auff; in einem wunderschoͤnen Garten spatzieren. Was wuͤrdestu thun? du wuͤrdest brennen von sehnlichen Begierden/ du wuͤrdest Ohren/ Augen/ Hertz/ alles auffthun/ mit Feder/ Mund/ Haͤnd und Fuͤssen darnach streben. Sechster Theil. E e e e Daniel Die Sieben und Viertzigste (Dritte) Dan. 6, 10. Daniel der Fuͤrstliche Prophet/ da er sich in Babel als einem Gefaͤngnuͤß auffhalten muste/ bereitet seine Fenster in seinem Sommer-Hause und Gemach/ also/ daß sie gegen Jerusalem seiner Heimath offen stunden/ betet Psal. 14, 7. da kniend alle Tag dreymal ohne zweifel diese Wort: Ach daß die Huͤlffe aus Zion uͤber Jsrael käme/ und der HErr sein gefangen Volck erloͤsete! Wir ligen in dieser Welt Babylon als die armen Gefange- nen/ alle unsere Hertzens-Fenster solten offen stehen/ und sehen nach dem himmlischen Jerusalem/ nicht mit fuͤrwitzigen/ sonder einfaͤltigen Tauben- und Glaubens-Augen; Laß die himmlischen Propheten fladern/ die ihnen ein cœlum empyréum einbilden/ und dasselbe so eigentlich abmessen/ als waͤren sie dazu gedingte Uranometræ und Himmelsmesser/ sonderlich Masson. part. 2. ana- tom. 28. Massonius, der schreibet: Es ist der Heiligen Himmel ein subtil corpus locale, sonderbar herrlicher Ort gerade uͤber uns. Wir lassen den Fuͤr- witz/ vnd saͤttigen uns mit dem/ was der H. Geist geoffenbaret. Es werden offt andaͤchtige Hertzen außgelachet/ von denen man saget Sprichwortsweise: Er gedencket an jene Welt/ und ist diese noch nicht herumb. Hieher ihr Hertzen! sursum corda, gen Himmel/ auffwaͤrts; Einem ieden ist sein Vaterland lieb; Es hat das Vaterland eine solche Cic. l. 1. de orat. Krafft (schreibt Cicero ) daß der weise Mann Ulysses sein Ithacam, wel- ches gleichsam als ein Nest an den rauhen Felsen angehefftet/ der Vnsterb- ligkeit vorgezogen: Er laͤsset den Æacibus ihr Feuer/ darbey sie gesotten und gebraten/ und wuͤndscht nur den Rauch dafuͤr von des Va- ters Herd zu sehen/ dannenhero kommt das Sprichwort: Τῆς πατρίδος καπνὸς λαμπρότερος τοῦ παρ᾽ ἄλλους πυρὸς, Der Rauch in der Heimath ist besser als das Feuer in der Frembde; τ᾽ ἀνώτερα καλλίω, das hoͤchste Gut ist das beste Gut; Wo der Schatz ist/ da soll auch das Hertz seyn/ wo der Ps. 55, 7. 8. 9. Magnet ist/ da soll sich auch das Eisen hinziehen lassen! O haͤtte ich Flůgel wie Tauben/ daß ich floͤhe und etwa bliebe/ sihe/ so wolt ich mich ferne weg machen/ und in der Wůsten bleiben. Jch wolte eilen/ daß ich entruͤnne fůr dem Sturm-Winde und Ps. 84, 2. 3. Wetter. Wie lieblich sind deine Wohnungen/ HErr Ze- baoth/ meine Seele verlanget und sehnet sich nach den Vor- höfen des HErren/ mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen GOTT. Hieher Zung- und Mund-Bekaͤntnuͤß/ wann du gefragt wirst: Bistu ein Christ? soltu antworten: Jch bin ein Himmels-Burger/ der Welt Predigt. Welt Ade zu geben bin ich bereit/ deren bin ich muͤd/ aus dem Him̃el zu dem Himmel widergeboren. Das soll das Symbolum seyn in den Stamm- Buͤchern/ garstige Voͤgel kennet man an den Federn. Hieher ihr Fuͤsse! nach dem Liecht und regul, nach der Bilger Liecht und Recht zu wandlen! da mangelts/ da stehets an! Vmb eine Beute oder profit ist kein Weg zu weit/ aber auff dem Himmels-Pfad/ recht gehen gerad/ dazu kommt man spat. Es spricht zwar iederman: Cœlum desidero, Hertzlich lieb hab ich dich O mein Herr; Aber der wenigste Theil bezeu- gets in der That; Das Werck verrathet das Hertz/ der Tag der experien tz bezeuget das widrige. Loths Weib ist zur Saltzseul worden/ aber ihre Schwestern gehen noch herumb auff der Welt; Solt manche/ ich will nicht sagen Hauß und Hof/ Land und Leute/ sondern ein stuͤck Haußrath verlieren umb der religion willen/ wie schwer wird sie es ankommen/ wie wuͤrde man zuruͤck sehen? Wie viel sinb Bauch-Diener/ wie viel Fein- de des Creutzes Christi/ wie viel Erden-Kinder/ die nur nach der Erden grasen und graben/ sind irrdisch gesinnet/ duͤrffen wohl sagen: Jch will mein Gelt an den Grund legen (das den Armen gehoͤret/ dann man ja nicht alles soll auff Wucher geben) so kan mirs niemand wegtragen; Jch meyn/ diese Hoffnung hat vielen gefehlet. Endlich folget ἀπώλεια, das Verderben. Wie sauer lassens ihnen doch werden die Blinden im Papstum̃/ wie bauen sie Schloͤsser in den Lufft/ Kloͤster in die Hoͤll/ es mangelt ihnen an der rechten Jacobs-Leyter; Jch/ sagt der Herr/ bin der Weg! So diese Leute bey ihrem strengen Leben des rechten Wegs verfehlen/ wie wirds denen gehen/ denen ein gros- ses Liecht erschienen/ und doch in der Blindheit geblieben? Ein Knecht der den Willen des Herren weiß/ und nicht thut/ wird doppelte Streiche leiden. Die Uranii und Uranopolitæ, Himmels-Burger sind andere Leu- te/ sie wohnen als Bilgram in den Huͤtten wie die alten (wiewohl lang- lebenden) Patriarchen/ das ist/ sie nehmen vorlieb mit einer schlechten Wohnung/ ohne Pracht und Hoffart/ als die eine andere und bestaͤndige Statt suchen im Himmelreich. Sie leben zwar in der Welt/ aber sie sind nicht von der Welt/ sie sind als die Gefangenen an Wasser-Fluͤssen Ba- bylon/ aber sie gedencken immer an das Jerusalem das droben ist/ vergeß ich dein Jerusalem ꝛc. Es sind Lothi, die ihre Seel erretten auff Ps. 137. 5. dem Kirch-Christ- und Himmels-Berg. Es sind ϑεολάτρεμ, Gottes- diener/ im Gebet und Glauben. Es sind Simones, die dem Herren E e e e 2 das Die Sieben und Viertzigste (Dritte) das Creutz gedultig nachtragen/ ihnen ist wimpel und bang/ wann sie ohne Ps. 15, 1. 2. 3. Creutz sind/ sie besorgẽ sich/ sie gehẽ schon auf dem breitẽ Wege. Nun HErr wer wird wohnen in deiner Huͤtten/ (in der Christlichen Kirchen) wer wird bleiben auff deinem heiligen Berge? (dem Himmel) Wer ohne Wandel einher gehet/ und recht thut/ und redet die Warheit von Hertzen/ wer seinen Naͤchsten nicht verleumdet und schmaͤhet/ kein arges thut: Wer schweret und haͤlts; wer sein Geld nicht auff Wucher gibt/ nimmet nicht Geschenck uͤber den Vnschuldigen; wer das thut der wird wohl bleiben. Wo ist derselbe Mann/ so wollen wir ihn loben? Ja freylich loben; der mag wol mitten unter den Steinen sich troͤsten mit Stephano: Jch sehe den Himmel offen! Jn Pathmo mit Johanne/ dem in seinem exilio das himmlische Jerusalem gezeiget worden und offen gestanden: Jm Creutz 2. Pet. 1. Luth. tom. 7. fol. 56. mit der Schauung auff dem Berge wie Petrus/ 2. Petr. 1. Jn allerhand Plag und Verfolgung der Feinde mit Luthero. Die Welt ob sie uns auffs hoͤchste schlaͤgt/ Hauß und Hof/ und alles nimmet/ verlieren wir doch nur den Sack/ und uns bleibet der Schatz/ biß wir endlich vom Kirch-Berge auf den Himmels-Berg transfer irt/ mit Frieden und Freu- den davon fahren/ vnd uns aus Josaphat Lobethal erschwingen in Christi Jesu Lobesaal/ da wir mit Petro sagẽ koͤñen: Hie ist gut wohnen/ hie ist besser wohnen/ hie ist am besten wohnen! mit David: Mir ist ein Psal. 16, 6. schön Erbtheil worden/ das Loß ist mir gefallen auff das lieb- liche/ mir als dem Erstgebornen ein doppelts Erbe. Ach wann der HErr die Gefangene aus Zion erlösen wird/ so werdẽ wir seyn wie die Traͤumende. Dañ wird unser Mund voll lachens und unsere Zung voll ruͤhmens seyn/ da wird man sagen: Trutz allen Heyden und Veraͤchtern Gottes. Der HERR hat grosses an Ps. 126, 1. 2. 3. uns gethan/ der HERR hat grosses an uns gethan/ des sind wir froh. Iò! Iò! in dulci jubilo, Amen. Die Predigt. Die Acht und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Vierte Predigt/ Von der Ruhe im ewigen Leben. G Eliebte in Christo: Freylich ist dem also und nur allzu- wahr die jenige Klage/ welche der alte/ betagte/ in der Creutz Schul wolgeuͤbte und probirte Pilgram St. Jacob/ Gen. 47. gegen dem Koͤnig Pharao gefuͤhrt und gesagt: Wenig und boͤß ist die Zeit meines Lebens! Gen. 47, 9. Pharao fragt ihn: Wie alt bistu? Ach! sagt er: Die Zeit meiner Wahlfahrt ist hundert und dreissig Jahr/ wenig und böß ist die Zeit meines Lebens/ und langet nicht an die Zeit meiner Vaͤter in ihrer Wahlfahrt. Es klaget der heilige Patriarch I. uͤber die Kuͤrtze seines Lebens/ da im Gegentheil seine Vaͤter etlich hundert ge- lebet/ Adam neun hundert und dreissig Jahr/ Enoch drey hundert und fuͤnf und sechszig/ so viel Tage im Jahr/ Mathusalah neun hundert und neun und sechszig/ Abraham hundert und fuͤnff und siebentzig/ Jsaac hun- dert und achtzig Jahr alt worden/ so sagt er/ sein Leben waͤre mehr nicht als hundert und dreissig Jahr/ und er werde es laͤnger nicht wohl treiben koͤn- nen/ wie das abnehmen seiner Kraͤfften ihn uͤberzeugt/ das Hauß krachte. Ja freylich kurtz; hat damals Jacob schon geklagt/ wie vielmehr haben wir heutiges Tages zu klagen Vrsach? Wo findet man ietzo viel einen hun- dertjaͤhrigen? Die Schrifft vergleicht das Leben einem Flug und Spiel/ Psal. 90. einem Rauch/ Jac. 4. einem Weberspul/ Job. 7. einem Schat- Ps. 90, 10. Iac. 4, 14. Iob. 7, 2. Eccl. 7, 1. Sen. ep. 59. ten/ Eccl. 7. Cursus de tumulo ad tumulum, schreibet Gregorius Na- zianzenus: Es ist ein Lauff von einem Grab zum andern. Mox ut in vitam ingredimur, statim aliâ portâ exire incipimus, schreibet Seneca: So bald wir in das Leben eingehen/ so bald fahen wir an zu einer andern E e e e 3 Pfort Die Acht und Viertzigste (Vierte) Ps. 90, 9. 10. Pfort außzugehen/ sonderlich Moses Psal. 90. vergleichets einem Flug/ Spiel und Geschwaͤtz/ einer Com œ di. II. Vber die Boͤse des Lebens/ uͤber sein vielfaͤltiges Creutz und Hertzeleid/ das er von und in der Welt erfahren muͤssen/ sonderlich seiner Freunde Creutze; Creutz an seinem Bruder/ der ihn verjagt und verfolget: Creutz an seinem Schwaͤher Laban/ der ihn geteuschet und tyrannisch als einen Sclaven tract irt/ derselbe war ein umbkehrter Nabal/ ein Narr in seinen Sack; Weiber-Creutz/ die sich gezancket und gezweyet; Kinder- Creutz an Ruben dem Blutschaͤnder; an Simeon und Levi den Moͤr- dern; an Dina der gefaͤlleten; und da er an dem eintzigen Joseph Freude und Ergoͤtzligkeit hat haben sollen/ da er im besten war/ bekommt er die boͤ- seste Zeitung! andere Marter und Plagen zu geschweigen. O wie wahr hastu Jacob! du lieber alter Greiß! Die Kinder/ so bald sie an die Welt kommen/ stimmen mit zu/ was Jacob erfahren/ da- von heulen die Kinder/ so bald sie dieser Welt ansichtig werden. Nie- mand soll sagen: (schreibet Augustinus ) Vnsere Vaͤter/ Großvaͤter und Vorfahren haben gute Tage gehabt/ wir aber haben die boͤse Zeiten und Tage! sintemal von dem an/ da Adam gefallen ist und aus dem Paradeiß verstossen/ so sind niemahls andere als boͤse Zeiten gewest: Lasset uns nur die Kinder fragen/ die geboren werden/ warumb sie ihr Leben mit weinen anfangen/ da sie doch lachen koͤnten? Was die Kinder heulen/ das singen wir allzumahl: Von allem Vbel uns erloͤß/ es sind die Zeit und Tage boͤß! boͤß in thun/ boͤß in leiden/ boͤß in der Erfahrung/ sonderlich Apoc. 12, 12. ietzt in dieser betruͤbten letzten Zeit/ da der Teufel gantz loß worden/ wuͤtet und tobet; Es sind greuliche Zeiten; wie davon laͤngst zuvor St. Paulus propheceyet. Nun meine Liebste/ hoffen wir allein in diesem Leben auff Christum/ 1. Cor. 15, 19. so sind wir die elendesten unter allen Menschen! Viel ein edlers/ safftigers und kernhaffters Leben ist das Leben/ welches der himmlische Vater bereitet seinen Kindern/ der Sohn Gottes mit seinem Tod erworben/ dazu uns der Heilige Geist beruffen und widergeboren. Welches die Bekenner zu Nicea glauben und sprechen: Wir glauben ein Leben der zukůnff- tigen Welt! Dessen Ruh/ Herrligkeit und Liebligkeit wir zu beschreiben hiemit anfangen. Nach dem wir vernommen το῀ εἰ ἐςι, τὸ ποῦ, daß ein ander Leben und wo es sey/ so folget das Leben selbst. Gott wolle uns mit seiner Gnade hierzu beywohnen umb Jesu Christi willen/ Amen. Wann Predigt. W Ann wir demnach glauben ein Leben der andern Welt/ so verstehen wir freylich nicht vitam naturalem \& terrestrem, ein natuͤrliches/ irrdisches Leben/ wie der Mensch im Stande der Vnschuld gelebt; dasselbe war zwar ein herrliches/ edel und koͤstliches Leben/ aber ein Leben das Spei- se/ Tranck und Schlaff beduͤrffte/ es war nur ein præludium und Vorspiel eines andern bessern und rechtschaffenen Lebens/ das in Christo ist; Vmb jenes Lebens willen ist Christus nicht in die Welt kommen. Viel weniger verstehen wir das elende Leben nach dem Fall/ das Kummer-Leben/ das Toden-Leben im Lande der Krancken/ Kuͤlsternden/ Heulenden/ zu welchem die jenige/ die Christus aufferwecket/ aufferstanden/ Hunger und Durst gelitten/ ander Creutz außstehen/ endlich noch einmahl sterben muͤssen/ so auch Speiß von noͤthen hat/ darvon wir singen: Mitten wir im Leben Luc. 8, 55. sind mit dem Tod umbfangen. Am allerwenigsten das unseelige Leben der Verdamten/ die leben auch in Ewigkeit/ ihr Wurm stirbet nicht/ aber es ist ein elend Leben/ tausendmahl und abermahl tausendmahl moͤchten sie die Hoͤllen-Braͤnde lieber tod seyn als auff solche Weise leben. Leben heisset in heiliger Schrifft wohl leben/ vollkommen/ gluͤckseelig Devt. 30, 19. 1. Sam. 10. 2. 1. Reg. 1, 25. leben. Vivat Rex, der Koͤnig lebe/ so hat man dem neugesalbten Koͤnig pflegen zuzuruffen 1. Sam. 10. 1. Reg. 1. das ist/ der Koͤnig lebe wohl/ er regiere gluͤcklich/ es geluͤcke ihm in allem nach Wundsch. Non est vita, nisi ubi feliciter vivitur, non est vivere, sed valere vita, sagt Au- gustinus: Das ist kein Leben/ wo man nicht gluͤckseelig und wohl lebet/ nicht leben/ sondern gesund seyn und wohlstehen/ heisset leben. Jener v. D. Gloss. Philol. S. l. 3. tract. 3. p. 250. Hof-Diener beym Kaͤyser Adriano, Similis genant/ bate in seinem Alter umb Vrlaub/ damit er etwas besser und ruhiger leben koͤnte; nach dem ers erlangt/ lebete er noch sieben Jahr/ befahl auff seinen Grabstein zu schreiben diese Wort: Hie ruhet ein guter Mann/ mit Namen Similis, der hat zwar sein Leben auff ein hohes Alter gebracht/ aber nur sieben Jahr gelebt/ als der zuletzt allererst seines Lebens froh worden. Wer recht Si- milis will seyn/ der wirds also finden im himmlischen Fried-Land der Lebendigen. Vnd demnach vitam cœlestem \& paradisiacam, ein him̃lisches Para- diß-Leben/ gleich in gewisser Maß dem/ das in dem Paradiß gewest/ nach der proportion des Orts der andern Welt/ ein himmlisch und geistlich Leben/ da man weder speciem propag irt/ noch individuum conserv irt/ weder freyet/ noch sich freyen laͤsset. Ein seeliges und gesegnetes Leben/ entgegen gesetzt dem Paradiß-Fluch/ da es nicht heisset: Du wirst des Todes Die Acht und Viertzigste (Vierte) Todes sterben/ sondern du solt und wirst ewig seelig leben! Vita viva, Ein rechtschaffenes/ lebendiges Leben/ da kein Funcken einiges Todes oder Chrysost, hom. 46. in Ioh. Sterbligkeit zu finden. Chrysostomus zeucht zwo Vrsachen ein/ warumb der Heilige Geist den seeligen Zustand in jener Welt ein Leben κατ᾽ ἐξοχὴν nennet? Vitæ, schreibet er/ ubique meminit Salvator; Nam ejus tra- himur cupiditate, \& nihil suavius, quàm non mori. Simul ostendere vult, quòd supplicium ex peccato inductum nunc revocet, sententiam illam mortis solvendo \& vitæ sem piternæ inducendo. Es gedencket unser Heiland allenthalben des Lebens; Dann Er weiß wohl/ daß wir eine Begierde darnach haben/ und ist nichts liebers und lieblichers als nicht sterben/ es ist nichts uͤbers Leben. Er will auch zugleich mit zeigen/ daß Er die Straffe/ so durch die Suͤnde eingefuͤhret/ ietzo gleichsam wider- ruffe/ in dem Er den jenigen Todes- senten tz/ den Er unsern ersten Eltern angehencket/ auffhebe/ und das ewige Leben einfuͤhre. In specie heisset leben hie I. vita secura, pacata, quieta, victo- riosa, ein siegreiches/ triumphirendes/ freyes/ friedsames/ sichers/ ruhiges Leben: Das jenige Statt-Leben/ welches uns Gott 2. Cor. 1. der Vater bereitet und gebauet/ daß es eine Frey-Statt/ ein asylum seyn solle/ die nicht vergebens eine Frey-Statt/ unuͤberwindliche/ feste Him- Gal. 4, 26. mels-Burg genennet wird. Gal. 4. gleich wie zun Zeiten Salomonis ein ieglicher sicher und ruͤhig unter seinen Feigen-Baum und 1. Reg. 4, 20. 25. Luc. 21, 28. Weinstock gesessen/ 1. Reg. 4. Vita liberata, Ein befreyetes Leben durch die ἀπολύτρωσιν und vollkommene Erloͤsung von allem Vbel/ wie Christus lehret/ und wie der Heilige Geist dasselbe beschreibet; dann die- weil dasselbe Leben unserm finstern Verstande verborgen/ auch kein irrdi- scher Mensch mit der Subtilisten speculation dasselbe erforschen kan/ so laͤsset sich eine sonderbare Stimm vom Himmel herab hoͤren/ mit an- gehengtem Befehl/ mansolls der Kirchen zum ewigen Trost auffschreiben; Apoc. 14, 13. Jch hoͤret/ sagt Johannes Apoc. 14. vom Himmel zu mir sagen/ schreib: Seelig sind die Toden/ die in dem HErren sterben von nun an! Ja der Geist spricht/ daß sie ruhen von ihrer (so activè, so passivè ) Arbeit; ruhen in Gott als ihrem Vrsprung/ sintemahl eine iede Creatur in ihrem Vrsprung/ Geburts-Ort und Hei- math am besten ruhet/ zum Exempel der Vogel in der Lufft. Vnd diese Ruh meynet Christus unser Heiland/ wann Er spricht/ Er wolle den Matth. 11, 29. Muͤheseeligen und Beladenen Ruhe schaffen fuͤr ihre Seelen/ Matth. 11. Gegenwaͤrtige Zeit-Vhr hat eine Spill im Zeiger/ die nimmer ruhet/ Predigt. ruhet/ und heisset Vnruh; Dort aber stoltze Ruh/ bestaͤndige Ruh; ruhen gleich einem Tagloͤhner/ der sich zu Abend niederleget und sanfft einschlaͤfft: ruhen/ wie Lazarus in Abrahams Schos/ ja wie ein zartes Kind in Mut- terleib/ es weiß von nichts/ wann es mit weinen und Schmertzen aus der engen Herberge seines muͤtterlichen Leibes herfuͤr bricht/ und der Hebamm in die Hand kommt/ so leget mans auff den Schos/ badet dasselbe/ wickelt dasselbe ein in sanffte Windelein/ leget es in sein Wiegelein zur Ruh/ daß es sich erhole/ erquicke und lieblich schlaffe; Wann es sich etwas erholet/ so thuts die Euglein auff/ sihet die Welt mit Verwunderung an/ vergisset aller vorigen Trangsal/ damit es im Leib seiner Mutter umbfangen gewest: Also ists beschaffen mit der Widergeburt der Gerechten; Hie ist das Leben verborgen in Christo: Jm finstern Todes-Thal geschicht der saure Durch- gang: Die Befreyung von allen Vnflath folgt: Endlich kommet die Seel in Abrahams Schos/ ins Buͤndelein und Windelein der Lebendi- gen eingewickelt/ ruhet und erwacht mit Verwunderung. Was thun die lieben Engelein am letzten End? Sie thun die Seele mein in Abrahams Schos tragen/ ꝛc. Es ruhet aber die Seel in Gott/ befreyet von allem was nur uͤbel und boͤß ist und heisset; von dem Sathan dem Stiffter und Vrheber alles Vbels/ dem grimmigen Friedenstoͤrer/ unserm abgesagten Feind/ dem Seelen-Jaͤger/ dem brillenden Loͤwen/ dem rothen Drachen/ der einen gros- Ps. 91. Apoc. 12, 12. sen Zorn hat/ der erst zu einem Bubenstuͤck hilfft und anschuͤret/ hernach aber stecken laͤsset und sich des Menschen Vngluͤcks freuet; von dem sind wir zwar hie noch nicht frey/ aber der Kopff ist ihm zerknirscht; Er streitet zwar/ aber er herrschet nicht mehr. Ein anders ist innerlich regieren/ ein anders von aussen streiten. Wie Daniel unter den Loͤwen/ also sind wir unter den Teufeln/ die ihren Rachen auffsperren uns zu verschlingen; Aber dort sind wir Teufelsfrey/ die Festung ist ihm zu hoch/ er ist einmahl heraus geworffen/ er kommet nicht mehr ein/ der Teufel wird geworffen in das Apoc. 20, 11. () v. Luth. tom. 8. Witteb. fol. 406. Prov. 7. Feuer und Schwefel-Pful. Befreyet 2. von des Sathans Braut/ der Welt und dero () Er- gernuͤssen/ die heutigs Tages umb so viel staͤrcker worden als schaͤrffer die Straff-Ruthen/ die der zornige Gott uͤber uns verhengt; Die Welt kan wohl nicht besser verglichen werden als mit einer Ertz-Hur/ die listig/ wild/ unbendig/ einen albern naͤrrischen Juͤngling zur Schlacht-Banck fuͤhret/ wie ein Vogel zum Strick eilet/ laͤsset er sich verfuͤhren/ wie man der Exempel allezeit gehabt/ die den verlohrnen Sohn ag irt; Wehe ihnen! Joseph hat der Welt Tuͤck erfahren/ wiewohl mit Sieg und Triumph/ Gen. 39. Sechster Theil. F f f f Poti- Die Acht und Viertzigste (Vierte) Potiphars Weib spielet mit ihm eine Comico-Tragædiam, setzt ihm zu/ lockt ihn zu sich und thut ihm/ wie vermuthlich/ grosse promissa, welche Jo- seph verfuͤhrt/ waͤr er nicht just und from̃ gewest; Haͤtte er ihr gefolgt/ so haͤtt er sich an Gott versuͤndiget/ und doͤrfft ihm gangen seyn wie dem ver- lohrnen Sohn: Da er aber nicht gewolt/ kehrt sie das schnoͤde Weib das rauche heraus/ wird aus einer Helena eine Hecuba, eine hoͤllische furia. O meine Liebste! Potiphars Weib spielt noch ihre Com œ di/ ver- fuͤhrt junge Leute/ und wann sie zu Fall gebracht/ laͤsset sie sie stecken/ ver- sucht zur Lincken und zur Rechten: sie lockt und liebkoset; will ihr intent nicht von statten gehen/ so verfolgt sie und sucht durch Macht und Tyran- ney durchzutringen. Die Babylonische Hur spiegelt ihren Schmuck/ Pracht/ Monstrantzen/ Kirchen/ Bistumb/ Pr æ benden/ locket zum Abfall und geistlicher Hurerey. Hie sitzt der Christ inter sacrum \& saxum, inter saxum \& saxum, wie Daniel in der Loͤwen-Grub/ bald bleckte dieser Loͤw seine Zaͤhne/ bald jener; wie die Schafe mitten unter den Woͤlfen/ wie die Rose unter den Dornen/ wie Sebastian unter den Pfeilen. Dort aber unter lauter Engeln. Hingegen/ wann man nicht dran will/ so verwan- delt sie sich in eine blutdurstige Jsabella: Die Vernunfft hat ihre inventa, will man die nicht annehmen/ so wird sie zu einer unsinnigen furia: Aber Ioh. 16, 33. getrost! sagt Christus: Jn der Welt habt ihr Angst/ Jch habe sie uͤberwunden/ so werdet ihr sie auch uͤberwinden; Dort in jener Welt muß sie die außerwehlten Chur-Kinder Gottes wohl lassen unverlocket/ unbe- truͤbt/ unverfuͤhrt/ ungebissen/ da gibts keine blutdurstige Papisten/ Tyran- nen/ Verfuͤhrer/ Heuchler/ ꝛc. gleich wie unser politevma droben ist/ also auch unser asylum und Freystatt viel herrlicher und sicherer verwahrt als das Roͤmische Burgrecht. Wann ein Roͤmischer Burger sich auff sein Burgrecht beruffen/ hat man nicht doͤrffen Hand an ihn legen: Verres wird deßwegen von Cicerone hefftig angeklagt/ daß er/ da Gajus geruf- fen/ ich bin ein Roͤmischer Burger! die Ohren zugestopfft. O nomen dulce libertatis ! ô Jus eximium nostræ civitatis! also exclam irt Cicero und widerum facinus est vinciri Romanum civem, scelus verberari. St. Paulus wuste dieses privilegium, darumb er sich auch auff den Adel des Roͤmischen Burgrechts beruffen/ und den Tyranenn entrunnen. Deßgleichen genossen die Juden grosse Freyheiten in Egypten/ sonderlich () vide Hu- gon. Grot. ad l. 3. Maccab. p. 474. zun Zeiten () Ptolemæi Lagidæ. Aber was ist diese Freyheit gegen him- lischer Freyheit/ da kein Pharao das Volck mehr auff und von dem Got- tesdienst abhalten wird: kein Tyrann oder Tyranniscus sich mehr wird mucken duͤrffen! alles in dem himmlischen Jerusalem der rechten sem per- freyen Predigt. freyen und Freystatt/ da der Herr der Gott Jsrael seinem Volck wird Ruhe geben/ 1. Chron. 24. 1. Chron. 24, 25. Befreyet 3. von dem argen Fleisch und Blut/ und der reitzenden Lust/ wider welche ein neugeborner Christ immer zu Feld ligen muß/ gleich wie in dem Leib der frommen Rebecc æ unter ihrem Hertzen die zween Zwilling Jacob und Esau sich mit einander collid irt und gestossen/ also streitet im menschlichen Hertzen das Fleisch wider den Geist/ und der Geist wider das Fleisch. Erlangt das Fleisch den Sieg und Regiment/ so ists umb den Menschen geschehen/ seine Seel stehet in hoͤchster Gefahr. Wird der Geist Meister/ und uͤberwindet zum Exempel der sanfftmuͤthige Geist das rachgierige Fleisch/ so thuts dem Fleische weh. Von solchem Jammer und Vngemach aber wird derselbe endlich quitt/ wann er den froͤlichen Sprung thut aus der gefaͤhrlichen Zeit/ in die sichere Ewigkeit. Befreyet 4. von der Suͤnde selbst/ ô a quanto malo, à quanto hoste! die Suͤnde ist ja das Gifft in unsere gantze Natur durchgossen. Die Suͤnde ist unser aͤrgster Busen-Feind/ und dazu maͤchtig/ man erfaͤhrt was nur eine eintzige Suͤnd/ e. g. Mord/ Vnzucht vermag/ wie sie den Menschen umb Leib und Seel bringet; ein eintziges unbedachtsam unwi- derruffliches Wort/ welches die Voͤgel des Himmels fahen und die Fittig haben nachsagen/ wie kan es manchmahl das Gewissen graͤmen/ nagen und plagen? fuͤrnemlich von der Erb-Suͤnde dem malo ἀκαταπαύςῳ ἐνπεριςάτῳ, dem unmuͤssigen und hart-anklebenden Vbel/ und von der taͤglich-begangenen Suͤnde und Gewissenswunden/ auff welche folgt das boͤse Gewissen/ die Furcht der Hoͤllen und ewigen Todes; Jn jenem Leben hoͤrt auff Blindheit/ hoͤse Lust/ Gewissens-Wunden/ ja auch die cicatrices und Wundmahl; man hoͤrt von keiner Vbertrettung mehr/ sie ist gantz ver- Mich. 7, 19. Esa. 44, 22. Esa. 60, 18. Confer Apoc. 21, 23. c. 22, 5. Ier. 50, 20. sigelt und verrigelt/ und in die Tieffe des Meers versenckt/ ver- tilget wie der Nebel. Jm Lande der Lebendigen hoͤret man von keinem Frevel mehr/ noch Schaden/ noch Verderben in desselben Grentzen/ sondern desselben Maur soll Heil und sein Thor Lob heissen. Befreyet 5. von der natuͤrlichen Straffe der Suͤnden/ die uns alle betrifft; Kein Berg in Teutschland ist so hoch/ daß einer seine eigene Pla- gen/ will geschweigen aller Adams-Kinder uͤbersehen solte: Da erzeiget sich natuͤrliche Blindheit und Thorheit im Verstand: Jn dem Willen wohnet die φιλαυτία, die eigene Affen-Liebe/ die boͤse Neigung zu Vntugen- F f f f 2 den; Die Acht und Viertzigste (Vierte) den; will man die Natur aͤndern/ muͤssen Schlaͤge das beste thun; Aus der Suͤnde entspringen die Straffen/ die folgen einander nach/ Hunger/ Durst/ Frost/ Hitze/ Vngewitter/ Gifft/ Feuer/ Kranckheiten/ Muͤhe und Arbeit/ endlich der Tod machets gar aus. Wer wandelt iemahls auff der Strassen/ schreibet Augustinus, daß er nicht unverhofft ungluͤcklichen Zufaͤllen unterworffen? Es ist einsmahls einer vom Marckt nach Hause gangen mit gesunden Fuͤssen/ da er aber heim kommen/ hat er den Fuß ge- brochen/ und ist an demselben Schaden gestorben; Wem folte man wohl meynen/ der sicherer waͤre als einer der daheim auff seinem Kuͤssen sitzet? dannoch ist Heli der Priester von dem Stul/ darauff er gesessen/ herab ge- fallen/ und den Halß gebrochen. Zu geschweigen der personal Creutz; Aber das andere ewige Leben ist ein sicheres Leben/ sicher von allen Kranck- Apoc. 7, 15. heiten/ Hitze/ Durst/ Es wird sie nicht duͤrsten/ noch auff sie fallen Sonn oder Hitze/ dann das Lamb mitten im Stul wird sie weiden/ und leiten zu dem lebendigen Wasser-Brunnen/ und Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen. Frey und sicher von allen Schmertzen; Jst der Mensch gestorben an der Pest/ an der Wassersucht/ am Fieber/ Druͤsen/ an kaltem Eisen/ auff dem Rad/ gespiesset/ gebrennet/ von wilden Thieren gefressen; in einem Augenblick empfindet er nichts mehr/ all sein Jammer/ Truͤbsal und Elend ist kom- men zu einem seeligen End. Wie wunder-seltzam muß es einem fuͤr- kommen/ der in grosser Angst seines Hertzens/ Schmach/ Spott und Schand zum hohen Gericht und Rabenstein hinaus gefuͤhret/ und fein Vrtheil außgestanden/ wann er ploͤtzlich in einem Hui und Augenblick wird seine Seel sehen in sicherer Ruh und unaußsprechlicher Freude? Frey Luc. 20, 35. 1. Cor. 15, 26. Apoc. 21, 4. Apoc. 2, 11. c. 20, 14. vom zeitlichen Tode/ als tod. Frey endlich gar vom ewigen Tode. So ruhet die Seel in Gott! Diß laß mir ein rechtschaffen gutes Leben seyn! Was soll unser Leben dar- gegen? Pfui der vanit aͤt! Es ist ein rechtes viehisches und elendes Leben. Ein Vieh das muß sich sclavisiren/ puͤfflen lassen/ abmatten und arbeiten umbs Futter/ muß wie Bileams Eselin dem Menschen dienen/ und nichts als Stoͤsse verdienen; und ist doch auff gewisse Weise das viehische Leben ein besser und seeliger Leben/ umb so viel besser als weniger es Verstand hat; stirbt der Ochs/ so ists aus mit ihm/ und hat sich nichts mehr zu befahren. Das wusten Ulyssis in unvernuͤnfftige Thier verwandelte Gesellen wohl/ ohnangesehen ihnen Ulysles die conversion angebotten/ doch geluͤstet sie nicht ein neu-menschliches Leben anzutretten/ sie wolten lieber Vieh bleiben als Predigt. als Mensch werden/ wie davon die sinnreichen Poeten gedichtet: so gar ist es ein Elend umb das menschliche Leben/ wer es auff dem Wege desert fin- den und auffheben koͤnte/ der solte es wohl ligen lassen/ wann er wissen solte alle das Vngluͤck/ so denselben anklebet. Das menschliche Leben ist ein elendes Leben durch alle Staͤnde/ von welchem zeuget der Eckel und Verdruß eines ieglichen in seinem Stande/ daß keinem sein Stand gut genug; immer dencket einer/ Jener Stand ist besser; Ach daß ich ein Fuͤrst/ ein Graf ꝛc. ein Doctor, ein Pfarrherr ꝛo. waͤre worden/ so gieng es mir besser. Die Magd waͤre gern Frau/ die Frau die Magd/ so doͤrffte sie nicht sorgen; Der Handwercksmann waͤre gern ein Gelaͤhrter/ also gar aͤngstigen wir uns mit dem Verdruß unsers Standes. Auff einmuͤthiges zustimmen der Gelaͤhrten ist der Bauren- Stand/ das Bauer-Leben fuͤr das sicherste und ruhigste Leben gehalten worden/ so gar/ daß Diocletianus seinen Scepter mit dem Karst außge- tauschet/ und seinen Meyer-Hof und Land-Gut in die zehen Jahr mit eigener Hand gebauet. Den Gelaͤhrten ist bekant der Verß des Virgilii: O fortunatos sua si bona nossent! Wie gluͤckseelige Leute sind die Bauers-Leute/ wann sie es nur glauben wolten! Aber ein ungluͤckseeliges Leben! wegen der unerhoͤrten Schin- derey und contribution, wegen der Raͤuberey/ sonderlich in Kriegslaͤuff- ten/ da sie keine Nacht sicher schlaffen. Christen-Leben ist unter allen das elendeste Leben. Zwar Welt- 1. Cor. 15, 19. Kinder nehmens alles auff die leichte Achsel/ lacht sie das Gluͤck ein wenig an/ so nehmen sie dieses Leben fuͤr ewig an/ es gibt wohl solche Thoren/ die lieber ihr gantzes Leben in Schmertzen und Wehtagen zubringen/ wann sie nur des zeitlichen Lebens lange geniessen moͤchten. Mecœnas des Kaͤysers Augusti Rath und Freund pflegte zu fagen: Debilem facito manu, debilem pede, coxâ: vita dum superest bene est: hanc mihi vel acutâ si sedeam cruce, sustine: confer Senec. ep. 101. Aber Christen nehmen ihrer Schantze besser wahr/ fuͤrchten sich fuͤr Gott und seinem Zorn/ ie zaͤrter das Gewissen/ ie groͤsser die Furcht: Jnwendig Anfechtung/ Schroͤcken/ Suͤndenmahl; Außwendig Creutz die Menge. Ego Abel esse non suspicor, qui non habuerit Cain, sagt Gregorius M. Jch halte Greg. M. l. 9. registr. ep. 39. den fuͤr keinen frommen Abel/ der nicht einen boͤsen Cain gehabt. Der Christen Leben ist das Ziel und die Scheibe/ nach welcher der Sathan alle seine Pfeile außschiesset; dannenhero hat man sich nicht so hoch zu ver- wundern uͤber die Seuffzer und Wuͤndsche der Frommen/ des Eli æ 1. Reg. 19. der ist dieses Lebens so muͤde/ als haͤtte ers mit Loͤfflen gessen; 1. Reg. 19, 4. F f f f 3 Es Die Acht und Viertzigste (Vierte) Es ist genug/ sagt er: So nimm nun HErr meine Seele von Phil. 1, 33. Sen. ep. 72. mir; Paulus wuͤndschet die ἀνάλυσιν, daß er moͤchte auffgeloͤset werden. Was Seneca schreibet/ das wuͤndschet ein ieder Christ taͤglich: Quando continget omnibus oppressis affectibus, hanc vocem emittere: vici ! Wann wird man doch mit Warheit sagen koͤnnen: Jch habe alle meine affect en und Begierde uͤberwunden! Hoffen und harren macht manchen zum Narren; Wer seiner Hoffnung nicht will betrogen werden/ und dort in stoltzer Ruhe leben/ der muß auch Eli æ Geist/ Saulus Glau- ben haben; will er ein ruhig ewiges Leben erlangen/ muß er hie fuͤhren ein Gen. 5. goͤttlich Leben wie Enoch. Hie sind zwey extrema, und Wege/ Sicherheit und einsames Leben; der Tit. 1, 6. eine schlaͤgt zu weit auf die Rechte/ fuͤhrt ein viehisches/ heydnisches/ ja teufli- sches Leben/ lebet in Schwelgerey; aber er lebet sich zu tode: Der ander auff die Lincke; sihet daß jenes nicht wohl ablauffet/ dannenhero liebt er Closter-Leben/ Einsidler- und einsames Leben/ oder heuchlerisches Leben; laͤsset sich beduͤncken/ das sey ein ruhig Leben mit niemand sich schleppen/ immer auffm Kuͤssen sitzen/ grosser Haußhaltung sich begeben/ unter deß keine Liebe gegen dem Naͤchsten uͤben/ ꝛc. Es muß ein Christ fuͤhren ein Tit. 2, solch Leben/ das da verlaͤugnet das ungoͤttliche Leben; Ein Gott-gelobtes und gewissenhafftes Leben/ ein fromm und eiferig Leben im Ampt und Be- ruff; ein gerecht und leutseelig Leben; ein maͤssiges Leben; Summa ein recht Abrahams-Leben. Sic itur ad astra, Das ist der Weg zum Him- mel! Seelige Toden/ die allbereit zur Ruhe kommen/ und unter dem Al- tar ruhen; Vnsere Vorfahren sind sicher in ihrer Seeligkeit/ aber umb die unsere sorgfaͤltig; sie sind davon als die aus der Schlacht entrunnen; Wie ein Vogel des Stricks kommt ab/ ist unser Seel ent- gangen/ Strick ist entzwey und wir sind frey! sie singen schon Ps. 116, 7. 8. ihr Triumph-Lied aus dem 116. Psalm: Sey nun wider zu frieden meine Seele/ dann der HErr thut dir guts. Du hast/ O HErr/ meine Seele aus dem Tode gerissen/ meine Augen von den Thraͤnen/ meinen Fuß vom gleiten: Jch will wandlen fuͤr dem HErrn im Lande der Lebendigen/ mit welchen Worten sich der heilige Maͤrtyrer Babylas foll getroͤstet haben in der Marter/ nach dem er zuvor begehrt/ man wolte seine eiserne Ketten/ daran er geschmiedet gewesen/ mit ihm begraben/ sie werden/ sprechend/ mir viel schöner anstehen fuͤr den Augen meines HErrn Jesu Christi/ als dem Joseph Predigt. Joseph in Egypten seine guͤldene Kette. Zu solcher seeligen Nach- folge/ zu solchem Fried und ruhigem Leben woll uns helffen der He rr Jesus Christ; Suͤnd/ Tod/ Teufel/ Leben und Gnad/ alles in Haͤn- den Er hat/ Er kan erretten/ alle die zu ihm tretten/ Amen. Die Neun und Viertzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Fuͤnffte Predigt/ Von der seeligen Anschauung Gottes im ewigen Leben. G Eliebte in Christo: Gantz lieblich und anmuthig wird uns der seelige Stand des himmlischen ewigen Lebens gleichsam in einem Vorbild und Vorgeschmack præsent i- ret und dargestellet Exod. 24. in folgenden Worten: Exod. 24, 9. Da stiegen Mose/ Aaron/ Nad ab und Abihu/ und die 70. Eltesten Jsrael hinauf/ und sahen den Gott Jsrael; un- ter seinen Fuͤssen war es wie ein schöner Saphir/ und wie die Gestalt des Himmels/ wanns klar ist: Vnd er ließ seine Hand nicht uͤber dieselben Obersten in Jsrael/ und da sie Gott ge- schauet hatten/ assen und truncken sie: Da stehet I. das φαινό- μενον, theatrum und Augen-Lust/ welches die Außerwehlte von Volck/ Moses ꝛc. gesehen/ niemand anders als der wahre lebendige Gott Jsrael/ der ewige Sohn Gottes/ der seine Fuͤsse sehen lassen/ der Gott Abraham/ der grosse herrliche Gott/ der sie mit maͤchtiger Hand aus Egypten gefuͤhret/ der kurtz zuvor seinen decalogum mit Donner und Blitz und schroͤcklichem Pomp promulg irt/ nunmehr aber durch ein ange- nehmes Opffer versuͤhnet worden. Zuvor durfften sie nicht herzu tretten an Berg/ will geschweigen auff den Berg steigen und von fernen an- schauen/ nunmehr aber durch das Opffer-Blut/ in respectu des einigen Versoͤhn- Die Neun und Viertzigste (Fuͤnffte) Versoͤhn-Opffers Jesu Christi sie außgesoͤhnet/ so tretten sie getrost herzu/ und geschicht ihnen kein Leid. Er ließ seine Hand nicht uͤber sie sc. zu schaͤdigen/ dann in solchem Verstande wird die phrasis und Art zu reden Gen. 37, 22. auch anderswo gelesen Gen. 37. Vergiesset nicht Blut/ sondern werffet ihn in die Gruben die in der Wůsten ist/ und legt die Ps. 138, 7. 1. Sam. 24, 7. Hand nicht an ihn. Psal. 138. Du streckest deine Hand uͤber den Zorn meiner Feinde. 1. Sam. 24. spricht David: Das lasse der HErr ferne von mir seyn/ daß ich das thun solte/ und mei- ne Hand legen an meinen HErren. Er schroͤcket sie nicht mit Donner und Blitz/ wie zuvor das Volck erschroͤckt wurde. II. Majestas apparitionis, Die Majestaͤtische Erschei- nung/ in welcher Er gesehen worden; die war nun gantz Majestaͤtisch und darzu lieblich und holdseelig. Ob der Sohn Gottes/ wie sonst mehr- mahl geschehen/ in gantzer menschlicher Gestalt erschienen/ das meldet Mo- ses nicht; Allein gedencket er der Fuͤsse; zeiget damit an/ daß sie ihn nicht à priori und von fornen/ sondern à posteriori und hinden her gesehen/ und zwar die jenige Person/ die mit der Zeit Fuͤsse und andere menschliche Gliedmassen an sich nehmen werde. Darneben wird gedacht eines Ma- jestaͤtischen Fuß-Schemel/ von Saphir/ so schoͤn/ wie das ezem corpus cœleste, der Saphirne Himmel wanns klar ist. Saphir ist ein koͤstlicher Edelgestein Himmelblauer Farb/ zwitzert von guͤldenen Dipfflen/ von himmlischer Art und Adel/ damit sonderlich vorzeiten der Hohepriester ge- zieret gewest bey den Egyptiern; der trug am Halß ein Saphirnes Bild/ Ael. l. 14. hist. c. 34. welches Veritas genant war/ wie Ælianus bezeuget. Daher noch heutigs Tages der Roͤmische Papst seinen Creaturen den Cardinaͤlen/ wann er sie cre irt/ einen Saphir zusendet/ und damit sie unter andern invest irt und einweyhet. Dadurch ist angedeutet Dei immensitas, die Vnmaͤßligkeit Gottes; dann Himmelblau ist nichts anders als die Hoheit und Tieffe des allerhoͤhesten Liechts/ an welchem dem Menschen das Gesicht verge- het: Wie nicht weniger divinæ majestatis serenitas \& pulchritudo, der Glantz/ Schoͤn- und Klarheit der Goͤttlichen Majestaͤt. III. Fructus visionis, Die Frucht solcher Schauung; Ps. 27, 4. Jn dem Hebreischen stehet das Wort , das heisset/ mit sonderbarer Freud und Wonne und Belustigung etwas anschauen/ Ps. 27. Solche Freude haben sie bezeuget mit dem Opffermahl/ so sie alßbald darauff ge- halten/ so gar hat ihnen der sonst schroͤckliche und unertraͤgliche Anblick Gottes nicht geschadet/ daß sie sich viel mehr daruͤber erfreuet/ gleichsam als die Predigt. die Trunckenen è προγ σει und aus dem Vorschmack haben sie wohl ge- lebet/ sie haben sich also daran ergoͤtzet/ daß sie mit einem Fest-Mahl dieselbe versigelt. IV. Philtrum amoris, Ein Goͤttlicher Liebes-Tranck/ der sie auffmuntert/ daß sie aus dem Vorschmack auffgemuntert wuͤrden ad γ σιν, zum rechten seeligen Kosten/ zum ewigen Freuden-Mahl; Jst zu dem Ende auch auffgezeichnet/ daß wir dannenhero empfangen sollen/ nicht nur die protheoriam und Vorschau des ewigen Lebens/ sondern auch die πρόγ σιν, den Vorschmack/ auff den Vorschmack endlich erlangen die voͤllige Niessung; dann in dem anschauen Gottes bestehet die wesent- liche/ foͤrmliche/ vollkommene Seeligkeit. Das himmlische Leben ist/ wie neulich gehoͤret worden/ ein ruhiges Leben/ eine Erloͤsung von allem Vbel/ Fried und Ruhe und gleichsam als ein Schlaff in Gott; Aber auch ein Leben in Gott/ eine himmlische politia, eine Niessung des hoͤchsten Guts/ eine Anschauung Gottes/ von dem wir alles haben/ woran ein Mensch Freude und Ergoͤtzligkeit suchen und haben kan. Vnd ist dem- nach das ewige Leben der zukuͤnfftigen Welt in genere und ins gemein vita visiva, ein Schau-Leben. Davon dißmahl in der Furcht des Herren weitlaͤufftiger zu handeln/ gebe Gott/ daß wir dieses Geheimnuͤß also lernen glauben/ auff daß wirs zu seiner Zeit mit Freuden schauen/ Amen. D Aß nun die Seelig- und Herrligkeit des himmlischen ewigen Le- bens bestehe in der Anschauung Gottes/ dasselbe bejachzet und ver- spricht nicht allein Gott in seinem geschriebenem Wort Psal. 91. Ps. 91, 16. da Er verspricht dem/ der ihm vertrauet: Er ruffe mich an in der Noth! Jch bin bey ihm in der Noth/ ich will ihn heraus reis- sen in der Noht/ und zu Ehren machen/ ich will ihn sättigen mit langem Leben/ und will ihm zeigen mein Heil. Matth. 5. Matth. 5, 8. Seelig sind/ die reines Hertzens sind/ dann sie sollen Gott schauen. Joh. 17. Vater/ ich will/ daß wo ich bin/ auch die bey Ioh. 17, 24. mir seyn/ die du mir gegeben hast/ daß sie meine Herrligkeit sehen. 1. Cor. 13. Wir sehen ietzt durch einen Spiegel oder 1. Cor. 13, 12. Gitter in einem dunckeln Wort/ dann aber von Angesicht zu Angesicht. 1. Joh. 3. Meine Lieben! Wir sind nun Gottes 1. Ioh. 3, 2. Kinder/ und ist noch nicht erschienen/ was wir seyn werden. Sechster Theil. G g g g Wir Die Neun und Viertzigste (Vierte) Wir wissen aber/ wann Er erscheinen wird/ daß wir ihm gleich Apoc. 22, 4. seyn werden/ dann wir werden ihn sehen/ wie Er ist. Die Knechte Gottes werden sein Angesicht sehen. Sondern es bezeugens auch die glaͤubige/ sehnliche Wuͤndsche der Iob. 19, 26. Ps. 17, 15. Heiligen: Jch will/ sagt David/ schauen dein Antlitz in Gerech- tigkeit/ und satt werden/ wann ich erwache nach deinem Bilde. Ps. 27, 13. Jch glaube/ daß ich sehen werde das Gut des HErren im Lan- Ps. 36, 10. Ps. 42, 2. 3. de der Lebendigen. Jn deinem Liechte sehen wir das Liecht. Wie der Hirsch schreyet nach frischem Wasser/ so schreyet meine Seele Gott zu dir/ meine Seele důrstet nach Gott/ nach dem lebendigen Gott/ wann werde ich dahin kommen/ daß ich Gottes Angesicht schaue. Auch die ἰσαγγελότης, die Engli- sche Gleich- und aͤhnligkeit/ die wir erlangen sollen/ stehet uns gleichsam zum exemplar da; wie die heiligen Engel/ als himmlische apparitores allezeit vor Gottes Throne stehen/ und διὰ παντὸς anschauen das Angesichte Got- tes/ so truncken sind sie nicht von himmlischer Freude/ daß sie nicht auch auff die Kinder sehen solten/ und dieselben bewachen: Das ist ihre Seeligkeit; Wir aber werden dermahl eins den heiligen Engeln Matth. 22, 30. gleich seyn/ Matth. 22. Es stimmen auch mit zu die Lehrer der Kir- chen; Gregorius Nyssenus, der nennet die glori des Goͤttlichen Anblicks πάσης ἰλπίδος κορυφηὺ, πάσ ης ἰπιϑυμίας πέρας, καὶ τῶν ἀῤῥήτων ἀγαθῶν κεφάλαιον, Das eusserste aller Hoffnung/ das Ende aller Begierde/ und August. l. de spir. \& animâ. c. 55. das vornehmste Hauptstuck der unaußsprechlichen Guͤter. Augustinus schreibet: Visio Dei est tota vita æterna; si mali Dei faciem viderent, pœnis carerent, Das Anschauen Gottes ist das gantze ewige Leben; wann die Boͤsen und Verdamten Gottes Angesichte sehen/ so stuͤnden sie keine Straffe aus. An einem andern Ort schreibt er: Si Dei præsentia cum sanctis habitatoribus in inferno appareret, continuò infernus in paradisum converteretur, Wann Gott mit seinen heiligen Himmels- Burgern in der Hoͤllen erschiene/ so wuͤrde alsobald die Hoͤlle in ein lieb- liches Paradiß verwandelt. Bleibet also dabey/ daß das ewige Leben formaliter seye vita visiva Dei, ein Gott-schauendes Leben. Damit wir aber dieses Geheimnuͤß etwas genauers verstehen/ muͤs- sen wir folgende Frage abhandeln I. Quis? Wer ist der schöne Augen-Lust/ daran wir uns freuen und unsere Augen weiden sollen? Er heisset Col tobh, Das hoͤchste Gut. Als Moses ge- betten Predigt. betten Exod. 33. HERR/ laß mich deine Herrligkeit sehen! Exod. 33, 18. sagt der Herr: Jch will fuͤr deinem Angesichte alle meine Guͤte gehen lassen. Col tobh, Das hoͤchste Gut ist Er efficienter, wuͤrcklich thaͤtig/ weil Er alles gut machet/ aller Schoͤne Meister/ weil in ihm alle Vollkommenheit; und also alles was gut ist und heisset zu finden/ weil Er deßwegen so viel gutes thut/ daß wir einig nach dem besten Gute/ als dem Brunn aller Guͤte/ trachten und ihn suchen sollen. Er ist Deus, Jehova, das Goͤttliche Wesen selbst; Hie sehen wir nur seine Bildnuͤssen/ darinnen Er sich in der heiligen Schrifft gleichsam abcontrofeet/ dort aber das Wesen selbst wie Er ist; Er ist Jehova, das ist/ der allein-wesende/ all- und voll-wesende Gott/ ein unerschoͤpffliches/ unendliches Meer des Wesens; der uͤber- und hoͤchst-wesende Gott uͤber alles/ was gut/ edel/ schoͤn/ zierlich und lieblich mag genennet werden/ ein immerwaͤhrender/ unendlicher/ unermeßlicher/ unwandelbarer Gott; ein allmaͤchtiger/ allgegenwaͤrtiger/ unerschaffener Geist: das allersubtiliste/ allwissende/ allerhelleste/ allersuͤsseste/ allerreicheste/ allerfruchtbarste Liecht/ der Vater/ der Heilige Geist/ und auff eine sonderbare Weise der Θεάνθρωπος und Gottmann Christus/ der Jmmanuel/ welchen so man sihet/ sihet man den Vater/ in welchem alle Fuͤlle der Gottheit wohnet leibhafftig. Summa Gott selbst der Vnerschaffene/ dann keine Creatur mag das menschliche Hertz saͤttigen/ Deus est animæ centrum, portus, Gott ist der Seelen Ziel und Zweck/ da sie ruhet und sicher ist. Fecisti nos ô Deus ad te, \& inquietum est cor nostrum, donec quiescat in te, Du Gott hast uns zu dir gemacht/ und unser Hertz ist unruhig/ biß es zu dir komme/ schreibet Augustinus: Man hoͤret irgend von gebornen blinden Leuten/ Aug. l. 1. Confess. c. 1. daß sie sagen/ sie wolten ihr auffgelegtes Creutz gern tragen/ und sich aller andern Creaturen Schau verzeihen/ wann sie nur einmahl die Sonne oder einen Menschen/ der nach Gottes Ebenbilde erschaffen/ gesehen haͤt- ten. Nun wir sind hie alle blind/ dort sollen wir allererst sehen die Sonn der Gerechtigkeit in vollem Glantz/ und den Allerschoͤnesten unter den Menschen-Kindern. Die Schul-Lehrer haben vorzeiten allerhand abentheuerliche Ge- dancken gehabt von diesem Goͤttlichen theatro, dasselbe genennet specu- lum Trinitatis, einen Spiegel der Dreyeinigkeit/ aus dero Anschau die Himmels-Heilige den statum und Zustand des irrdischen menschlichen Marchant. in horto past. pag. 248. Lebens/ die Wuͤndsche und Gebet der ihrigen gleich wie einen Spiegel repræ- sent iret schauẽ koͤñen/ wie Marchantius vorgibt. Waͤr das wahr/ uñ daß die G g g g 2 Heili- Die Neun und Viertzigste (Fuͤnffte) Heiligen alles was in Gott ist und idealiter erscheinet/ sehen und wissen solten/ so muͤsten die Heiligen im ewigen Leben auch wissen den Tag des Marc. 13, 32. Juͤngsten Tages/ wider die Wort Christi Marc. 13. Von dem Tage und der Stund weiß niemand/ auch die Engel nicht im Him- mel/ ꝛc. II. Quis videndi modus? Was wird fuͤr eine Art zu schauen seyn? Auff was Art und Weise werden wir dieser schoͤnen Schau geniessen? Hie rauffen und beissen sich die Schul-Lehrer/ wie die Hunde uͤber einem Bein; Wir lassen ihnen das Bein/ und suchen das Fleisch und Marck; halten uns nicht auff in Erzehlung vielerley Arten des Anschauen Gottes/ bleiben einfaͤltig bey dem/ was uns die Schrifft an die Hand gibt/ sonderlich 1. Cor. 13. 1. Joh. 3. 2. Cor. 3. daraus er- scheinet/ daß diese vision seye eine unmittelbare Schau ohne Zeichen und Sinn-Bilder; Vnser Auge ist ein herrliches Wunder-Geschoͤpff Gottes/ als in welchem kleinen zarten Coͤrperlein des gantzen Firmaments Ster- ne/ die vielmahl groͤsser sind als die Erde/ gefassen und durch etliche tausend Meilen hindurch koͤnnen beschauet werden; Aber es geschicht per species, vermittelst derselben eusserlichen Gestalten und Sinn-Bilder: Auff wel- che Weise auch Gott der Herr in dieser Welt gesehen wird in seiner Creatur/ in der heiligen Schrifft/ in den signis hieroglyphicis und Abbil- dungs-Zeichen; Aber dort wird Er gesehen werden unmittelbar/ dieweil Er wird seyn alles in allem. Es wird seyn visio clara, eine helle/ offene Anschauung sine ænigma- te, nicht von fern im dunckeln; Wir sehen auch hie. Offtmahl einen Baum fuͤr einen Menschen an: visio epoptica \& autoprosopica, eine Selbst-Schau/ da wir nicht mehr im Spiegel/ sondern von Angesicht zu Angesicht ihn werden anschauen; dann hie sehen wir zwar Gott auch/ aber in einem Spiegel. Wir werden ihn schauen visione perfectâ, durch eine vollkommene Anschauung/ wiewohl nicht comprehensivâ, sondern nach der regul des Goͤttlichen Willens abgemessener Weise; Hie sehen 1. Cor. 13, 12. wir stucksweise/ dort vollkommen. Vnser Auge sihet sich nimmer satt/ es ist bald verneugernt/ bald eckel/ man erfaͤhrt es an den Thulipan und Blu- men/ wie bald man ihrer genug hat. Jtem am Reissen/ Botz ists nur das/ sagt man: Aber hie ist die saturitas und die Ersaͤttligkeit/ Gott nimmt das Auge voll ein. Rivet. in Exod. pag. 129. Ob wir aber Gott mit leiblichen Augen anschauen werden? ist nicht temerè und ohnbedachtsam zu verlaͤugnen/ mit Riveto: Oculis nostris (corporeis) nos Dei substantiam visuros nec Scriptura dicit, nec verum Predigt. verum est, quicquid nonnulli dicant de elevatione potentiæ \&c. Daß Fingit Corn. à la- pide ad Es. 34. p. 298. Angelos in cœlo as- sumturos corpora speciosa ex æthere, quibus pa- scant ocu- los beato- rum, ut ab eis videri \& ab ore ad os loqui pos- sint. wir Gottes Wesen mit unsern leiblichen Augen sehen sollen/ davon sagt die Schrifft nichts/ ist auch nicht an dem; Es moͤgen etliche sagen was sie wollen von der elevation und Erhebung der Augen. Christum wer- den wir mit leiblichen Augen ansehen/ welches gewiß ist aus Job. 19. Also haben ihn Stephanus und Paulus gesehen; so glauben wir auch wohl moͤglich seyn/ daß die außgeklaͤrete himmlische unsterbliche Augen so hoch wohl elev irt und erhoben werden koͤnnen/ daß sie Gottes geistliche Wesen schauen moͤgen; sintemal so der gantze Leib soll geistlich seyn/ warumb nicht auch das Auge? So das leibliche Feuer in der Hoͤlle die Seele wird plagen koͤnnen/ die doch ein Geist ist; Warumb solt nicht auch ein Geist mit geistlichen verklaͤrten himmlischen Augen koͤnnen gesehen werden. Aber was noch kein Auge gesehen/ und der Geist Gottes nicht offenbaret/ da lassen wir den Fuͤrwitz. III. Quis fructus? Was werden wir dann fuͤr Nutz von solcher Schau haben? Weltlicher und leiblicher Augen-Spiegel ist manchmahl grosser Mißbrauch unterworffen und per accidens zufaͤlliger weise schaͤndlich der gestalt/ daß gleich wie die Gottselige Juͤdische Weiber und andaͤchtige Wittwen/ so der Welt vanit aͤt beurlaubet/ und sich dem Gottesdienst ergeben/ ihre κατόπτρα und Hauß-Spiegel zur Hebe gebracht/ und das eherne Handfaß des Heiligthumbs damit behengt/ wie etliche Leh- rer die Wort Exod. 38. dahin gedeutet: Also solte man auch die Spiegel- Exod. 38, 8. Schau Gott im Himmel zur Hebe geben/ fuͤr die schoͤne/ lebendige/ ge- sunde Gestalt des Leibes Gott im Himmel dancksagen/ die heßliche und unartige zur Demuth gebrauchen/ und desto mehr sich des innerlichen/ geistlichen Seelen-Schmucks befleissigen: Aber dieses Zwecks wird ge- meiniglich verfehlet/ es muß der Spiegel ein instrument werden der Hof- fart/ der Eigen-Liebe oder Eigen-Buhlschafft/ des selbst-gefallen/ Non sum adeò informis nuper me in littore vidi, ich haͤtte nicht gemeynt/ daß ich so schoͤn und wohlgestalt waͤre/ sagt manche Dam: die laͤsset sich alßdann keine Sau duͤncken. 2. Viel schoͤner/ edler und wunderbarer ist der natuͤrliche Augen- Spiegel/ der zarte Augapffel und hellleuchtende/ kugelrundte Augenstern/ durch welchen allerhand Liecht/ Farben und Gestalt einleuchtet/ ja die gantze Natur mahlet sich selbst ab/ Himmel und Erden fanget er auff in unglaublicher Geschwinde/ darumb ihn auch die Natur so wohl ver- G g g g 3 wahret Die Neun und Viertzigste (Fuͤnffte) wahret mit unterschiedlichen tunicis und Haͤutlein/ mit Augenliedern und Augbrauen/ damit er nicht beschaͤdiget werde; Aber ie edler der Spie- gel/ ie groͤsser und schaͤndlicher der Mißbrauch: von rechtswegen solt er die Matth. 18, 7. Tugend befoͤrdern/ so aͤrgert er bißweilen Matth. 18. er solte κόρη heissen/ so heisset er πόρνη; man solte lauter Leben und Lebens-Reguln und Lebens- Exempel empfangen und eingehen lassen/ so faͤllet und dringet der Tod und Ier. 9, 21. dessen Vorbott die Suͤnde hinein mit Hauffen. 3. Nichts ist aber uͤber den edelsten/ uͤbernatuͤrlichen Wunder- Spiegel und Augapffel des Goͤttlichen Worts/ λόγου ἐμφύτου, des uns ein- gepflantzten und beygelegten Worts Gottes/ ἐσόπτρον ἀκηλίδωτον, ein un- Sap. 7, 26. Prov. 7, 2. 1. Cor. 13, 12. befleckter Spiegel. Jst ein schoͤner Augapffel Gottes/ der edelste Spiegel/ als der seinen Adel vom Himmel herab deriv irt/ daselbst bereitet/ pol iret und dem Menschen verehret worden; das rechte speculum Trinitatis, darinnen die Heilige Dreyfaltigkeit selbst/ als das Ertz-Bild abgebil- det. Schoͤn darinnen das erste Maͤnnlein/ das Gott erschaffen/ in seiner Heiligkeit/ Liebe/ Weißheit/ Gerechtigkeit fuͤrleuchtet: das edelste Kind Gottes/ der eingeborne Sohn Gottes/ der in allen seinen Tugenden sich spiegelt: die perspectiv, dadurch wir in jenes allerheiligste Leben sehen moͤgen; der brennende feurige Gesetz-Spiegel/ der Spiegel zart/ der uns zeigt an die sůndliche Art/ in unserm Fleisch verborgen; und dasselbe gantz frey/ unpassionirt/ unparteyisch. Man hat wohl falsche Spiegel/ die ein Ding groͤsser oder kleiner præsent iren als es ist; in diesem erscheinet der Kopff so ungeheuer/ daß man davor erschrecken muß: in je- nem so klein/ wie eine Linse/ daß man sich verwundert: Aber Gottes Wort repræsent irt gantz eigentlich den Greuel/ die Groͤsse/ Menge/ Schwere der Suͤnden in allein seinen lebendigen Farben/ streichet niemand keinen Fuchs-Schwantz/ brennet als ein Feuer-Spiegel ins Hertz und Gewissen hinein/ und draͤuet ein ander unloͤschlich Feuer allen denen/ die sich durch solche Schau nicht wehren lassen und erschrecken. So edel abermal dieser Spiegel ist/ so schnoͤderweise wird er auch miß- brauchet/ mißhandelt/ so viel Zweckfehler werden an ihm begangen: Von rechtswegen solte man demselben begegnen mit einẽ guten/ gesunden/ Gott- wohlgefaͤlligen Syllogismo, da die præmissæ von den λόγοις inton iren/ die conclusion auff die ἔργα außgiengen: Aber was klagt S. Jacob in seiner lection? Er klagt uͤber einen sophisticum paralogismum und falche/ selbst- betruͤgende/ hoͤchstschaͤdliche Schluß-Rede: Seyt Thäter/ sagt er/ des Worts/ und nicht Hörer allein/ damit ihr euch selbst betruͤ- get/ Predigt. get/ ῶαραλογιξόμενοι ἑαυτοὺς. Das sey aber fern/ daß das speculum Trinita- tis, der Schau-Spiegel der Heiligen Dreyeinigkeit/ in dem wir Gottes Wesen/ Majestaͤt/ Glori und Herrligkeit augenscheinlich sehen sollen/ eini- gem Mißbrauch/ einiger auch nur zufaͤlliger Schaͤdligkeit und Gefahr solte unterworffen seyn; Es ist eine heilige Schau/ eine immerergoͤtzliche/ eine segenreiche und fruchtbare Schau. Sie ist nicht eine solche leere/ unfruchtbare/ unnuͤtze Schau/ die weder kalt noch warm gibt/ sondern ins gemein eine Saͤttigungs-Schau/ eine trunckenmachende Schau/ eine seelig- und lebendigmachende Schau/ dann bey Gott ist die Lebens- Ader/ aus welcher alles Leben quillet/ sonderlich weil Gott die wesent- Psal. 17, 15. 1. Cor. 15, 28. liche Liebe selbst ist/ so ist die edelste Frucht die Goͤttliche Liebes-Flamm/ die sich gegen und in die Außerwehlten ergeusset/ sie entzuͤndet/ daß sie als die rechte Geliebte in dem Geliebten geliebet werden und widerumb lieben. Wer duͤrffte so kuͤhn seyn und sagen/ Christus der holdseeligste Menschen- Freund seye seinen Außerwelten so wohl guͤnstig als ihme sein himmlischer Vater geneigt und guͤnstig ist? Nun ruͤhmt das Christus selbst von der himmlischen Liebes-Glut und spricht Joh. 15. Gleich wie mich mein Ioh. 15, 9. Vater liebet/ so liebe ich euch/ sein Hertz hat an dem Tag seines Fleisches gegen uns/ da wir noch seine Feinde waren/ gebrennet. Isthuc (ad crucem inquit ipse) amor generis me traxit humani, quod se noxa sceleris occidit profani? Wie groß wird dann die Liebe seyn gegen seine außerwehlten Freunde? Summa Gott wird seyn alles in allem/ Er wird das Auge erfuͤl- len mit allen Guͤtern/ das ist/ Er ist das hoͤchste Gut/ die Quell-Ader alles guten; Er selbst/ nemlich immediatè vi oppositionis, unmittelbarer weise/ anders als in diesem Leben; dann hie wuͤrcket Er durch das mini- sterium und Heilige Predig-Ampt den Glauben: durch die Obrigkeit Friede und ruhiges Leben: durch die Eltern Nahrung: den Duͤrfftigen hilfft Er durch Patron en und Gutthaͤter/ Er wuͤrcket durch Speiß und Tranck/ durch Artzney/ durch andere Gaben/ dort aber wird er die Larv wegthun: Da wird kein Tempel seyn noch Sonne; Jch sahe/ Esa. 60, 19. Apoc. 21, 22. 23. schreibet Johannes/ keinen Tempel in der Statt Gottes/ sie be- darff keiner Sonn noch des Monden/ der HErr ist Tempel/ die Herrligkeit Gottes erleuchtet sie; Es wird alle Obrigkeit auffge- hoben werden. 1. Cor. 15, 24. Dan. 2. 44. 1. Cor. 12, 6. Er wird SEYN/ nicht nur wuͤrcken/ ALLES. Hieronymus schreibt: Die Neun und Viertzigste (Fuͤnffte) Hieron. in ep. 147. ad Amandũ. schreibt: Dominus atque Salvator noster nunc est pars in singulis, in Salomone sapientia, in Davide bonitas, in Job patientia, tunc singuli sanctorium omnes virtutes habebunt. Vnser Herr und Heiland ist ietzo hie in einem ieglichen gleichsam stuͤcksweise; in Salomone die Weiß- heit/ in David Guͤtigkeit/ in Job die Gedult; Aber dort alßdann wird ein ieglicher Heiliger alle Tugenden haben. Jn ALLEM ὀλίγον Θεοῦ ἐν ἡμῖν φέροντες at illîc ὅλοι Θεο ειδει῀ς ὅλου ϑεοῦ χωρητικοὶ καὶ μόνου, schreibt Gre- Greg. Naz. orat, 4. gorius Nazianzenus: das ist/ Wir empfinden allhie die Goͤttliche Krafft gar wenig/ dort werden wir gantz Gott-faͤhig und Gott gleich seyn/ als des einigen Gottes Eigene. Hie in dieser Welt gedeyet manchem from- men Hertzen ein Gnaden-Schein/ ein Himmels-Blick/ der besser ist als Himmel und Erden/ wie vorzeiten Taulerus hie geprediget/ daß ihm in sei- ner Andacht nicht anders zu Muth wird als waͤr er schon im Himmel/ er ist voll Gott und Geist; Aber bald aͤndert sichs/ er muß wider in die Welt zu seinem Beruff! Dort aber ὅλως μόνως, gantz und allein und im- Aug. l. 1. de Trin. c. 10. mer Goͤttlich: Augustinus vergleichet dieses Geheimnuͤß mit der Maria und Martha: Maria war muͤssig von allen haͤußlichen Geschaͤfften/ hoͤ- rete einig Christo zu/ hingegen Martha machte ihr viel zu schaffen: Also sind wir hie alle geschaͤfftige Marthanen; wir lassen langsam in uns kom- men/ daß wir Gottes gedencken/ dessen wir doch/ so offt wir Lufft schoͤpffen/ gedencken solten; Es stecket das Hertz voll Welt. Dort aber ist Gott alles in allem/ den wir allein ἀδιασπάςως unverscheidlich und unauß- setzlich werden zu loben und zu lieben haben. In specie und insonderheit ist diese Schau eine herrlichmachen- de Schau; Gleich wie Moses aus der Anschauung Gottes vom himm- 2. Cor. 3, 8. lischen Glantz durchleuchtet worden. Eine heilige und gnaden- reiche Schau/ dieweil gleich wie die speeies das Auge oder den Spiegel mahlet/ also werden wir Gott gleich seyn durch die ἀποκαταςασιν und Widererstattung des Goͤttlichen Ebenbildes/ dann wir werden ihn sehen 1. Ioh. 3, 2. Exod. 24, 11. Matth. 18, 10. wie er ist/ daß wir also nicht mehr werden suͤndigen koͤnnen. Eine fröliche Schau/ eine ewige Schau; Gleich wie die Heiligen Engel allezeit sehen das Angesicht Gottes/ und von solcher Schau schoͤpffen Freude die Fuͤlle und lieblichs Wesen immer und ewiglich; Also werden auch wir alßdann seyn bey dem Herren allezeit in unaußsprechlicher Freude und Wonne. 1. Thess. 4, 17. IV. Quis spectator? Der weiland hie in dieser Welt arme blinde Mensch/ der auch/ wo die Gnaden-Sonne am hellesten scheinet/ an der Predigt. an der Wand tappet. Quando? Wie muß das Auge qualific i- ret seyn/ das einen solchen herrlichen Augen-Lust anschauen soll? Es muß seyn ein außerwehltes Auge/ ein reines und heiliges Auge/ Exod. 24, 9. Matth. 5, 8. Hebr. 12, 4. rein vom Glauben und heiligen Leben/ Aspectum solis nisi clara lumina non requirunt: Sic præsentiam justi Principis ambiunt, qui de cordis sinceritate præsumunt, schreibet Cassiodorus: Gleich wie die Sonne kein Auge erdulden kan/ es seye dann heuter und klar: Es fliehet ein Mensch die Gegenwart seines gerechten Fuͤrsten/ der nit in seinem Hertzen und Ge- wissen sich rein befindet. Man sihets/ wer ein Bubenstuͤck auff der Hau- be hat/ der darff niemand redlich ansehen. Also wann Saul wuͤtet und to et/ und mit blutduͤrstigen Augen die Gemeine Christi ansihet und an- fichtet/ so wird er durch das Sonnenklare Antlitz Christi viel mehr justo judicio verblendet als erleuchtet. Wann die Juden die Finsternuͤß mehr lieben als das Liecht/ so bleiben sie als Kinder der Finsternuͤß in ihrer Blindheit/ rappen am hellen Mittage/ und werden endlich hinaus geworf- fen in die ewige Finsternuͤß. Endlich muß es seyn ein seeliges Auge; Sterbliche/ suͤndliche Augen koͤnnen den unsterblichen allerheiligsten Gott nicht anschauen/ dann kein Mensch/ sagt der Herr: (verstehe Exod. 33, 20. sterblicher) wird leben/ der mich sihet. Paulus ist durch die An- schauung Christi blind worden. Wie? sprichstu: hat doch Jacob den He rrn von Angesicht zu Angesicht Gen, 32, 30. Exod. 33, 11. 1. Ioh. 1, 1. Act. 7, 55. gesehen/ Moses/ die Juͤnger/ Stephanus/ die haben ihn ja gesehen? Ant- wort: Die phrasis von Angesicht zu Angesicht wird auff zweyer- ley Weise gebraucht; Entweder von der freundlichen conversation mit einem Menschen als mit einem Freund/ mittelbar in angenommener menschlicher Gestalt: Oder von der intuitivâ visione, der wesentlichen unmittelbaren allerseeligsten Anschauung. Diese gedeyet keinen sterb- lichen Menschen auff Erden: Wohl aber jene/ wiewohl sie rarò und selten geschehen. Dieses ist die seelige Augen-Lust der Gottes-Schau im ewigen Le- ben. Was sehen wir hie in dieser Welt? Die Welt-Kinder zwar ihren schoͤnen Augen-Lust: Die Kinder Gottes aber lauter Vnlust und Wust. Da sihet man einen Gottlosen der trotzig ist/ der breitet sich aus/ und gruͤnet wie ein Lorbeer-Baum/ das thut weh im Hertzen/ und sticht in die Nieren; sie sehen mit Jeremia einen wackern Creutzstab nach dem andern/ einẽ heis- sen/ siedenden/ prudelnden Straff-Topff von Mitternacht/ einen nach dem andern: Man sihet manchmal/ daß einem die Augen moͤchten druͤber Sechster Theil. H h h h geschwaͤ- Die Neun und Viertzigste (Fuͤnffte) geschwaͤren/ und muß doch uͤbersehen; an heillosen Freunden/ Kindern und Gesinde sihet man daß die Augen druͤber moͤchten zu Thraͤnen-Quel- len werden. Aber dort was kein Auge gesehen und kein Hertz hie in dieser Zeit ihm haͤtte einbilden koͤnnen. Hilff Gott wie jubilirt/ wie freuet Gen. 32, 30. sich Job darauff! Jch hab den HErren gesehen/ sagt Jacob mit Freuden/ und meine Seele ist genesen. Die feurige Roß und Wa- gen werden wir sehen die Dothan bewahret/ und der Diener Elis æ mit außgeklaͤrten Augen gesehen/ Mosen und Eliam wuͤrd man/ ja ein ieder seine Blut- und Muth-Freunde widerumb sehen/ und ja einer den andern kennen/ darzu den neuen Himmel und neue Jerusalem/ das summum pulchrum, das da heisset Jesus in seinem Sonnen-klaren Antlitz/ und davon schoͤpffen alles gute. Nun ists an dem/ ἰρᾷν ἐκ ὁρᾷν, die Liebe dringet durch die Augen ins Hertz. Wen Gott der Herr so hoch liebet/ daß Er ihn zur Schau seines liebreichsten Antlitzes lassen wird/ wie solte der nicht auch wider in Liebes-Flammen gegen ihm entbrennen? wie nicht allezeit an ihn den Liebhaber gedencken und sagen: Hertzlich lieb hab ich dich O HErr! Jch bitt du wollst seyn von mir nicht ferr mit deiner Huͤlff und Gnaden/ die gantze Welt nicht erfreuet mich/ nach Himmel und Erden frag ich nicht/ wann ich dich nur kan haben. Vnd wann mir gleich mein Hertz zerbricht/ so bistu doch mein Zuversicht/ mein Heil und mei- nes Hertzen Trost/ der mich durch sein Blut hat erlöst. Wann ich nur dich hab/ so frag ich nichts nach Himmel und Erden. Wann mir gleich Leib und Seel verschmacht/ so bistu doch allezeit meines Hertzens Trost und mein Theil. Ps. 73, 23. 26. Psal. 73. Quocunque loco fuero, Jesum semper desidero, Quàm lætus si invenero, Quàm felix si tenuero. Weltliche Schauen affic iren auch die Demas-Hertzen/ die das Hasen-Panier auffwerffen beym Evangelio/ und die Welt lieb gewinnen. Die Evam affic irt die verbottene Frucht/ ist eine Vntugend/ die uns allen anklebt; Achan that wehe in den Augen der koͤstliche Babylonische Man- tel/ und die guͤldene Zunge sampt zwey hundert Seckel Silbers; ist heute nichts neues; Die Bathseba kuͤtzelt David in den Augen/ und wie offt geschicht Predigt. geschicht das noch/ daß man sich unordentlich belustigt mit schoͤnem Frau- enzimmer? Der schnoͤde Kleider-Pracht dergleichen. Etliche suchen ihren Lust im reisen an der Schau allerhand antiquit aͤten/ rarit aͤten/ Fuͤrstlicher/ Koͤniglicher Hoͤfe; Es sind deren wohl gar/ die mit dem hei- ligen Teufel in die Kirch gehen/ da man meynen solte/ sie suchten Jesum zu schauen/ unterdeß weiden sie ihre Augen an schoͤnen Weibs-Bildern. Spe- ctatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsæ. Zu der schnoͤden Augen-Lust gehoͤret () nugacitas spectaculorum, die Com ce dien und Schanspiele/ () August. l. 3. de Sym- bol. c. 1. an denen offt wenig flaͤtiges zu sehen/ bevorab wo nichts dann Narrenbos. sen/ Affenwerck/ Ergernuͤsse und ungereimte Sachen auff den Plan ge- bracht werden. Aber was gebaͤret solche fleischliche Augen-Lust? was hat man da- von? Den allgemeinen Suͤnden-Sold/ den Tod. O blinde/ geblendete Narren/ die das beste Gut uͤberschaͤlen/ und an vanit aͤten sich vergaffen! Was werden sie sagen/ wann sie werden sehen/ wie alles wird vergehen im Feuer? O wir Narren! das Liecht ist uns nicht erschienen/ Sap. 5. Hie aber ein kraͤfftiges und lebendigmachendes theatrum, eine Sap. 5, 5. Cic. l. 2. de fin. herrliche Augen-Lust; Was Cicero von der sapientiâ, der edlen Weiß- heit saget: Vnglaubliche Wollust werde sie gebaͤren/ und bruͤnstige Liebs- Flammen erwecken/ wann man sie mit leiblichen Augen in ihrer eigenen Natur/ Art und Liebligkeit konte anschauen. Tausend und aber tau- sendmahl mehr ist diß wahr von der unerschaffenen Weißheit und uner- meßlichen Tugend und Majestaͤt des grossen Herren/ der aller Schoͤne Meister ist/ der da ist ein unerschoͤpffliches Meer aller Schoͤne/ dero kleine Troͤpfflein nur sind/ alle die Schoͤne Gestalten der Creaturen/ darein sich der Mensch verliebet/ darumb dann aller frommen Hertzen/ inniglicher Wundsch seyn soll jener Griechen Wundsch: Wir wolten Jesum gern sehen! und Philippi: HErr/ zeige uns den Vater/ so ge- Ioh. 14, 8. nuͤget uns ! So wird auch der Trost folgen in allem Truͤbsal/ Jobs-Trost/ mitten in der Creutz-Nacht/ Stephans Trost mitten unter dem Stein-Regen. O seelige Toden/ die allbereit in dieser Schau begriffen! Der Welt ist Gottes Schau ein Eckel/ sie denckt/ was ists wohl mehr/ Gott anschauen/ soll das eine solch grosse Freude seyn? solte sie solche satisfaction und Gnuͤge geben? den unreinen/ gottlosen Hertzen mundets nicht/ dannenhero sind sie in Ewigkeit von Gott dem Herren verstossen. Gottes Schau ist der rechten Christen und Kinder Gottes delicium! ihre einige Sorge ist H h h h 2 daß Die Neun und Viertzigste (Fuͤnffte) daß sie hie den Vorblick im Glauben recht fassen: sintemal niemand Gott den Herren mit glotios en Augen wird ansehen/ er hab ihn dann zuvor mit gratios en Augen im Glauben recht erkant. Wollen wir den Vater sehen/ sein affect gegen uns: so muͤssen wir den Sohn sehen; Das ist das ewige Leben/ daß sie dich Vater/ der du allein wahrer Gott bist/ und den du gesand hast Jesum Christum erkennen. Hieran muß das Predig-Ampt instaͤnd- und bestaͤndig arbeiten/ ihren Zuhoͤrern Jesum den Gecreutzigten recht zu zeigen und fuͤrzumahlen/ hie im Spiegel zart/ daß man ihn sehe in seiner verklaͤrten himmlischen Art; anders als mancher Prediger/ der Jesum nicht verklaͤret durch er- leuchtete sermones, sondern unter dem Schein der simplicit aͤt in der ge- neralit aͤt obscur iret und verdunckelt; anders als der Apostel St. Pau- 2. Cor. 4, 6. lus vom Predig-Ampt fordert 2. Cor. 4. Gott der da hieß das Liecht aus der Finsternuͤß herfuͤr leuchten/ der hat einen hellen Schein in unsere Hertzen gegeben/ daß durch uns entstuͤnde die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Solche Leute sind gleich den Juͤngern Christi/ welche so viel an ihnen die Schau-begierigen Griechen nicht wol- ten zulassen/ und (wie aus Christi Antwort abzunehmen) noli gesagt: Tota opera nostra in hac vitâ est sanare oculos cordis, unde videatur Deus; ad hoc sermo Dei prædicatur, ad hoc sacro-sancta mysteria ce- lebrantur; Curritur, nemo requiescit, si vel stipula in oculos cadat, August, de verb. Do- min. serm. 18. sagt Augustinus: All unsere Muͤhe und Arbeit in diesem Leben soll seyn die Augen-Cur/ daß wir die Hertzens-Augen heilen sollen/ damit wir Gott sehen moͤgen; Zu dem Ende wird Gottes Wort geprediget/ darzu werden die Heiligen Sacramenta gereichet; man laͤuffet/ niemand ruhet/ wann ihn auch nur eine Stoppel in die Augen steche. Non minor est virtus quàm quærere parta tueri. Die conser- vation gehoͤret auch darzu: Nicht ists genug einmahl die Glaubens- Schau erlangt haben/ es gehoͤret auch darzu die Waͤhrung und Bestaͤn- digkeit/ damit nicht/ was wir einmahl ersehen/ wider verlohren werde. Nadab/ Abihu haben zwar auch den Herren gesehen/ dan- Lev. 10, noch sind sie hernach umb des frembden Feuers willen außgerottet wor- den und umbkommen. Frembd Feuer/ irrdisches nicht himmlisches Feuer/ nicht Gottes Wort: Frembd Feuer/ Mars- und Zorn-Feuer/ Venus- Feuer: dafuͤr man sich zu huͤten/ damit nicht/ nach dem wir das gute Predigt. gute Wort Gottes geschmecket/ dasselbe wider verlieren/ dann es ist un- moͤglich/ daß die/ so einmahl erleuchtet sind/ und geschmeckt Hebr. 6, 4. 5. 6. haben die himmlische Gaben/ und theilhafftig worden sind des Heiligen Geistes/ und geschmeckt haben das guͤtige Wort Gottes/ und die Krafft der zukuͤnfftigen Welt/ wo sie abfallen/ (und widerumb ihnen selbst den Sohn Gottes creutzigen/ und fuͤr Spott halten) daß sie widerumb solten erneuert werden zur Busse. Darumb niemand soll vermessen und sicher seyn/ sondern iederman mit Furcht und Zittern schaffen/ daß er seelig werde/ Phil. 2. Phil. 2, 12. so wird er im Liecht gehen/ in der finstere wird ihm das Liecht erscheinen/ er wird mitten in der Truͤbsal mit einem himmlischen Freuden-Schein/ wie Stephano begegnet/ erquicket werden. Die Sonne der Gerechtigkeit wird erscheinen am Juͤngsten Tage/ und alles klar machen was hie dunckel gewesen. Bey Nacht/ sagt man im Sprichwort/ sind alle Kuͤhe schwartz/ da kennet man den Junckern nicht fuͤr dem Bauren: da gibts die unbilligste Judicia, der Phariseer Luc. 18. der muß ein Engel Luc. 18, heissen/ der Zoͤllner muß ein Suͤnder seyn: Hie heissen manchmahl die obscurissimi, Illustrissimi, Clarissimi: hie sind die ersten die letzten: Den Gluͤcksvogeln stehet ihr Hauß immer in der Sonnen/ den andern wird das Liecht allenthalben auffgehalten: Einsen Gaben und merita, wann er regenitus ist/ werden in Him̃el hinauff erhaben/ des andern Gaben und merita obscur irt und denigr irt. Aber es wird einmal die Sonne der Ge- rechtigkeit erscheinen und ans Liecht bringen was im finstern ligt/ alßdann wird einem ieden Lob widerfahren. Gott gebe/ daß wir solches alles zu Hertzen nehmen/ und im Glauben also schauen/ auff daß wir mit Freu- den schauen/ und davon schoͤpffen seeliges/ herrliches/ heiliges/ froͤliches Leben/ Leben in Ewigkeit/ Amen. H h h h 3 Die Die Funffzigste (Sechste) Die Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Sechste Predigt/ Von der Heiligkeit des ewigen Lebens. G Eliebte in Christo: Wann der hochgelobte und hertzlich- geliebte Seelen-Braͤutigam Christus Jesus/ der Koͤnig und zugleich Hirt/ ein Koͤniglicher Sohn/ dem sein Vater Hochzeit gemacht/ der mehr ist als Salomon/ unter an- Cant. 4, 7. dern in dem geistlichen Braut- und Hohenlied Salomo- nis in diese holdseelige Wort außbricht/ und sagt: Du bist allerdings schoͤn/ meine Freundin/ und ist kein Flecken Psal. 45, Esa. 62, 4. Ier. 1, 2. E- zech. 16, 18. 2. Cor. 11, 2. Eph. 5, 26. confer Au- gust. l. 1. re- tract. c. 19. Hieron. l. 8. in Ezech. an dir/ so redet Er zwar an 1. ins gemein die gantze Christliche streitende und wallende Kirche auff Erden/ als seine allerliebste Braut/ die Er gereiniget durch das Wasser-Bad im Wort/ auff daß Er ihm selbst darstellete eine Gemeine/ die herrlich sey/ die da nicht habe einen Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ sondern daß sie heilig sey und unstraͤfflich/ Ephes. 5. 2. In specie und eintzelich eine iede glaubige Seel/ inmassen in der himmlischen Offenbahrung St. Johannis alle Lamb-folgende Seelen/ so aus den Menschen theuer erkaufft worden/ unbefleckte Jungfrauen Apoc. 14, 4. genennet werden/ Apoc. 14. 3. Exochicè non exclusivè, absonderlich und fuͤrnemlich wiewohl nicht außschließlich seine außerkohrne Mutter/ die hochgebenedeyte Jungfrau Maria/ als einer edelsten Glau- bens und Tugend-Kron/ deren wir den Vorzug in und unter dem gantzen menschlichen Geschlecht gern goͤnnen und zumessen. Nicht exclusivè, sag ich/ nach der Gloß deren/ die diese Wort einig und allein auff die Jungfrau Mariam deuten/ und daraus erhaͤrten wol- len/ als ob sie gantz unbefleckt ohne einige suͤndliche Mackel waͤre empfan- gen und Predigt. gen und geboren worden/ bey deren auch sich niemahl einige wuͤrckliche Suͤnde und menschliche Schwachheit sich erzeigt. Einer mit Namen Idiota, so gelebt ohngefaͤhr umbs Jahr Christi neun hundert/ soll der erste gewest seyn/ der besagte Gloß ertichtet und auff die Bahn gebracht/ dem hernach gefolget und (wie es pflegt zu geschehen oscitante uno, oscitat \& alter ) nachgeirret Rupertus und Hugo de S. victore confer Bellarm. l. 4. de amiss. grat. c. 15. Corn. à Lap. ad Cant. p. 252. Valent. Gethard. Jesuit. in triumpho B. Virg. Ob wol die Paͤpstler in diesem Puncten nicht alle und allerdings einig/ es haben vor diesem die Dominic aner- und Francisc aner-Moͤnche uͤber demselben gleichsam einander fressen wollen/ deren jene die widerpart gehalten und die suͤndliche Empfaͤngnuͤß verfoch- ten/ wie hievon in legatione Hispanicâ Antonii de Trejo mit mehrerm vid. histor. Trident. Petr. Suav. l. 2. p. 199. Hodomor. pag. 934. \& seqq. zu lesen: so hat doch Papst Sixtus IV. nach dem Schluß des Concilii Basileensis gemeldter Francisc aner (deren Ordens er auch gewesen) Mey- nung mit einem sonderbaren Fest der unbefleckten Empfaͤngnuͤß Mari æ im Jahr Christi 1466. feyerlich zu begehen/ geweyhet. Auch Papst Gre- gorius XV. und Paulus V. in einer sonderbaren Bull den Dominic anern verbotten ihre Meynung offentlich zu verthaͤdigen. Darauf erfolgt aller- hand Einbildung von grossen Miraculn/ dadurch unbefleckte Empfaͤngnuͤß soll seyn bewaͤhret worden; ohn und wider Schrifft bestaͤtigte vision en und Gesichter/ darinnen sich die Jungfrau Maria selbst gespiegelt/ und solche ihre Ehr begehrt habe/ auch Geluͤbden/ Eydschwuͤr und Gesellschafften/ wie hievon mit mehrerm zu lesen in Mari æ Stamm-Buch Januar. 2. p. 26. Decembr. 8. pag. 582. \& seqq. Der Zweck/ der leichtlich zu riechen/ gehet dahin/ damit zu behaupten/ daß Maria alle die Creutz/ Truͤbsal/ und sonderlich das Seel-durchdringende Schwert/ welche sie Zeit ihres Lebens unschuldig außgestanden/ fuͤr gnugbuͤssende Werck/ dadurch andern Menschen Suͤnde abgebuͤsset/ zu preisen seyen. Maria stetit sub cruce corredemtrix, schreibet einer von den ersten Stifftern des Jesuiten- Ordens Alph. Salmeron. tom. 10. tract. 41. Jedoch so meynet der Herr allhie sonderlichst/ eigentlichst und am allermehrsten die triumphirende Kirche/ das Jerusalem das droben ist/ die rechte semper- freye/ die unser aller Mutter ist/ von deren mit War- Gal. 4, 26. heit vollkommenlich kan gesagt werden/ sie seye allerdings schoͤn und kein Flecken an ihr. Nach welchem Verstande wir auch anietzo vernehmen wollen/ welcher massen dieses angezettelte clogium und Lob-Spruch von der seeligsten Himmels-Gemein gepriesen und außgesprochen worden/ und also von dem ersten Strahl und Glantz/ so aus dem seeligsten Anblick des Die Funffzigste (Sechste) des hoͤchsten Gottes entsprungen/ nemlich der Heiligkeit des ewigen Lebens tract iren und handlen werden. Der Herr geb Gnad und Segen/ Amen. G Leich wie die außerwehlte heilige Engel/ so das Angesicht des Vaters im Himmel allezeit anschauen/ von solchem Anblick schoͤpffen voll- kommene Reinigkeit und Heiligkeit/ also auch die Isangeli, die außerwehlte Engels-gleiche Himmels-Burger. Suͤndliche Augen koͤnnen Gott nicht sehen/ Seelig sind die reines Hertzen sind/ dann sie wer- Matth. 5, 8. den Gott schauen/ und reciprocè die Gott schauen werden/ die sind reines Hertzen. Gleich wie auch kein Spiegel das Antlitz recht em- pfangen kan/ er seye dann sauber/ rein und wol poliret/ Ohne die Hei- Hebr. 12, 14. ligung wird niemand den HErren sehen. Jch will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit/ und will satt werden wann ich erwach nach deinem Bilde/ spricht David Psal. 17. Jst also das Ps. 17, 15. ewige himmlische Leben ein gantz heiliges Leben/ ohne Suͤnde und dero reat, Regiment und Wurtzel. Schoͤn bistu/ meine Freundin/ spricht der himmlische Braͤutigam/ du bist allerdings schoͤn/ und ist kein Flecken an dir. I, Privativè ist kein Flecken an dir. Hie in diesem Leben ist alles der vanit aͤt unterworffen: auch die himmlische Coͤrper/ Sonn/ Mond und Sternen haben ihre maculas. Sonderlich der arme Mensch/ der ist/ der steckt im Suͤnden-Wust und Vnflath biß uͤber die Ohren/ Kan auch ein Mohr seine Haut wandlen/ oder ein Parder Ier. 13, 23. seine Flecken? So könnet ihr auch gutes thun/ weil ihr des boͤsen gewohnet seyt? Wer will einen reinen finden/ da kein reiner ist? Wer will im siechen und maltzen Hause einen finden/ der nicht auch mit der Seuche und Außsatz angesteckt? Der Tod ist durch Rom. 5, 12. die Suͤnde zu allen Menschen hindurch gedrungen/ dieweil sie alle gesuͤndiget haben. Niemand ist hie außgenommen. Zwar im Papstumb/ wie oben gemeldt/ wird die seelige Jungfrau Maria excip irt und außgenommen. () Cornelius à Lapide schreibet () in com- ment. can- tic. Salom. p. 252. im Namen der gantzen Roͤmischen Kirche/ es seye in derselben kein eini- ger Flecken/ meynte nicht nur Tod-sondern auch laͤßlicher Suͤnden/ in der- selben gefunden worden/ und das sey die Meynung der gantzen Kirchen/ wie Predigt. wie davon zeuget das * Concilium zu Trident/ ** Bernhardinus de Bu- stis ist so frech und verwegen/ daß er schreiben darff/ Christus waͤre Impius Filius, ein gottloser Sohn gewesen/ und haͤtte wider das Gebott von Ehrung der Eltern gesuͤndiget/ wann Er seine Mutter/ wie Er wohl gekoͤnnet/ nicht vor der Erb-Suͤnde haͤtte præserv irt und bewahrt. Fragt man woher sie das herhaben/ und wie sie caution leisten wollen/ daß dem also und nicht anders/ was sie heraus plaudern? so hoͤret man von keiner Schrifft/ von keinem Wort Gottes/ und solte sich der Wahn von der Vnsuͤndligkeit der Jungfrauen Mari æ wohl ehe ins () Mahomet Alcoran, als im festen () azoar. 51. \& 76. teste Sche- rero in po- still. part. 2. pag. 301. prophetischen Wort befinden. Will man allerhand Moͤnch-Traͤume und visiones lassen gelten/ so muͤste man sich wohl endlich auch bereden lassen Stroh fuͤr Ablaß zu fressen. * Sess. 6. can. 22. allegat ibidem (quamvis ἐπεχοντα) August. è l. de nat. \& grat. c. 36. ** Serm. 1. de concept. Mariæ, confer Coster. medit. l. de concept. B. Virg. Deme zuwider streitet die Evangelische Histori selbst/ in welcher ihre suͤndliche Flecken beschrieben stehen/ die bezeugt daß die Mutter Christi aus menschlicher Schwachheit manchen Fehler und Mißtritt gethan/ einsmahls ihr zwoͤlff-jaͤhriges Soͤhnlein aus der Acht gelassen/ und nach- laͤssig verlohren: sie ist wegen unzeitigen Eingriff in ein frembdes Ampt von Christo bey der Hochzeit zu Cana in Galilea gestraffet worden: ist die Straffe just und billich gewesen/ so hatsie ja unrecht gethan; ist sie unbil- lich gewest/ so muͤste der gesuͤndiget haben/ der nie von keiner Suͤnde ge- wust: auch williget sie in den thoͤrichten Rath der Verwandten Christi/ da sie ihn eine Zeitlang versperren und vom Lehr-Ampt abhalten wolten/ Luc. 8. Widerumb hat sie sich gesellet unter die embsigen Better/ die stets Luc. 8, Act. 1, 14. bey einander gewest einmuͤthig/ mit betten und flehen angehalten/ was mag sie wohl gebetten haben anders/ als was ihr Sohn zu betten befoh- len/ das Heilige Vater unser/ in dem sie nicht uͤberhupfft die fuͤnffte Vitt/ Vergib uns unsere Schuld. Mein Geist/ spricht sie in ihrem geistreichen Luc. 1, 47. Magnificat, freuet sich Gottes meines Heilandes. Warumb Heilandes? Weil Er sein Volck wird seelig machen von ihren Suͤnden. Matt. 1, 21. Darzu endlich kommen der Suͤnden Sold/ der zeitliche Tod. Summa sie muß ihrem Großvater David auch das ejulate im 51. Psalm nachsa- gen: Jn Suͤnden hat mich meine Mutter empfangen. Aber dort in jenem Leben/ da wird vollkommen wahr werden was St. Paulus geschrieben/ daß Christus seine Braut ihm selbst werde darstellen/ Eph. 5, 27. Sechster Theil. J i i i als Die Funffzigste (Sechste) als eine Gemeine die herrlich sey/ die nicht habe einen Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ sondern heilig und unstraͤfflich. Du bist 2. schoͤn/ spricht der geistliche Braͤutigam zu seiner auß- erkohrnen Himmels-Braut/ nicht nur dem verklaͤrten Leibe nach/ davon droben gehandelt worden/ sondern fuͤrnemlich wegen der tausend-schoͤnen und Engel reinen Seel/ in welchen alle Tugenden culmin iren und in hoͤch- sten flor, Trieb und Vbung seyn werden/ das Goͤttliche Ebenbild wird leuchten im Verstand mit klaren Strahlen der Weißheit/ im Willen mit inniglicher Liebe und Gerechtigkeit/ in den affect en mit der lieblichen mu- sic alischen harmoni und richtiger Vbereinstimmung. Jst alles gar lieblich abgebildet in dem wunderschoͤnen habit, Schmuck und Zierath Apoc. 19, 7. der geistlichen Braut/ Jhr wird gegeben werden anzuthun mit reiner und schoͤner Seiden/ die ist die Gerechtigkeit der Hei- Eph. 1, 4. ligen. Darzu hat uns Gott der HERR erwehlet/ daß wir als die Gesegneten/ mit allerley geistlichen Segen in himm- lischen Guͤtern/ durch Christum/ sollen heilig seyn und un- straͤfflich fuͤr ihm in der Liebe. Du bist 3. allerdings schön gantz/ vollkommen/ bestaͤn- dig/ gantz in perfectione gradus, im hochsten und edelsten Grad aller Tugenden/ ohne Fehl gantz durch und durch/ hie Stuͤckwerck/ dort vollkom- 1. Thess. 5, 23. mene: ὁλοτελὴς gantz in sinceritate veritatis, in der Lauterkeit der Warheit ohne falsch: gantz in constantia durationis, in Bestaͤndigkeit der Waͤh- rung/ sintemal wie die Engel in ihrem heiligen Stande dermassen con- firm irt und verwahret/ daß sie nimmermehr (wie sterben/ also) suͤndi- gen koͤnnen: Also wird neben andern Ehren-Kronen den Außerwehlten Luc. 20, 36. die Kron der Bestaͤndigkeit auffgesetzet werden. Welche wuͤrdig werden seyn jene Welt zu erlangen/ und die (seelige) Aufferstehung von den To- den/ die koͤnnen hinfort nicht sterben/ koͤnnen sie nicht sterben/ so koͤnnen sie auch nicht suͤndigen/ dann wo kein Tod ist/ da ist auch keine Suͤnde/ \& contra wo keine Suͤnde ist/ da hat auch kein Tod Platz/ sondern lauter bestaͤndige Herrligkeit in im̃erwaͤhrender flor und vigor ohn Abgang und Auffhoͤr/ ἀδιασπάςως, ungehindert/ unaußsetzlich. Charismata und Ampts-Gaben werden auffhoͤren/ der (der Schau entgegen-gesetzte Raͤ- 1. Cor. 13, v. ult. tzels-) Glaube/ Hoffnung dessen das man noch nicht vollkommen geneust/ und Liebe/ diese drey bleiben in diesem Leben/ aber die Liebe ist die Predigt. ist die groͤsseste unter ihnen/ dieweil sie in Ewigkeit bleiben und nim- mer vergehen wird. Wer ists der nicht gern hoͤren wolte den warhafftigen und loͤblichen Anspruch des Sohns Gottes an seine Seel? Du bist allerdings schoͤn/ meine Freundin/ kein Mackel ist an dir! Ja man erfaͤhrts wie die Leute sich nach solchem Lob sehnen/ wie sie sich damit kuͤtzeln: Man- cher Mensch waͤre gern noch schoͤner als ihn Gott erschaffen/ was der Natur abgehet/ das unterstehet er durch die Kunst/ durch Kleider-Pracht/ Schmuck und Zierath zu ersetzen. Dem Leibe nach lieblich und schoͤn seyn/ sagt Salomon/ ist nichts/ ein Weib das den HErrn fuͤrch- Prov. 31, 30. tet/ das soll man loben/ Tugend-schoͤn ist die beste Kron. Es gibet zwar auch Pharise er/ die sich in Engel des Liechts koͤnnen verstellen/ treiben eine Pracht mit ihrer Schein-Froͤmmigkeit/ ruͤhmen sich derselben per περιε αυτο λογίαν, brauchen einen solchen Spiegel/ der was klein ist vergroͤs- sert/ wollen sich gantz sauber machen/ vnd von maͤnniglich dafuͤr angesehen seyn/ als haͤtten sie keinen Flecken oder Mackel an sich. Sinds grosse Leute/ so fordern sie die adulation und Fuchßschwantz/ wer damit nicht kan umbgehen/ der hat keinen Stern in der Welt. O des schnoͤden Selbst-Betrugs! Wie mangelt manchem grossen Herrn ein Hof-Narr/ der ihm die Warheit sagte? Das schoͤne Kaͤtzlein/ () adulatio genennet/ () vide D. Luther. tom. 6. fol. 162. ubi de Hercule \& Omphale. thut grossen Schaden. Absolon war wunderschoͤn/ aber da er gleich dem Narcisso sich in sich selbst verliebte/ so musten ihm seine schoͤne Haar zum Strick werden. Wer nun fuͤr Gott und allen heiligen Engeln recht schoͤn will seyn und heissen hie und dort/ dem ist kein besserer Spiegel beschert als naͤchst dem Ertz-Muster aller Tugenden/ dem schoͤnsten unter allen Menschen- Kindern/ seine hochbegnadete liebe Mutter/ die liebe Jungfrau Maria/ die uns im Evangelio fuͤrgebildet wird/ nicht ad cultum sed imitationem, nicht zu ihro unzimlichen Goͤttlichen reveren tz und anbetten/ wie die Ma- rianer (viel mehr als Catholische Christen/ à potiori fit denominatio ) zu thun pflegen/ Christum setzt man ihr als ein Kindlein auff die Arm/ quasi appendicis loco, sie aber ists/ deren man die Ehre anthut; Christus hat den Titul und Namen/ die Jungfrau Maria traͤgt die Ehre davon: sondern zur tugendsamen Nachfolge. Wie sie nun droben im Himmel als die groͤsseste Heiligin/ die choream und den Reygen der Außerwehlten fuͤhret/ also hat sie auch auff Erden in der Zeit mit einem Außbund-schoͤ- nen Exempel der gantzen Christenheit fuͤrgeleuchtet: Wer dermahl eins J i i i 2 in ihren Die Funffzigste (Sechste) in ihren Himmels-Reyen will auffgenommen werden/ der muß ihr auch hie in dieser Welt folgen/ von ihr hat auch auff gewisse Weise mit Warheit koͤnnen gesagt werden: Du bist allerdings schoͤn/ meine Freun- din/ und ist kein Flecken an dir. Ἀμώμως, Vnbefleckt/ der Glaubens- regul gemaͤß; weil ihr auch ihre angeborne und selbst-begangene Suͤnde in Christo Jesu vergeben/ durch die Toͤdtung des Fleisches in ihr gedaͤmpfft/ und sie sich fuͤr wissent- lichen fuͤrsetzlichen Suͤnden gehuͤtet. Eben das ist auch wahr von einer Cant. 1, geistlichen wider gebornen Seelen/ die noch im Fleisch wallet; sie ist lieblich und schoͤn/ aber auch schwartz: Sponsa nævo nigredinis in hâc vitâ non Bernhard. serm. 25. in Cant. caret, saget Bernhardus: Schwartz wegen noch anklebender Suͤnden/ unbefleckt wegen derselben Vergebung/ Bedeckung und Nichtzurechnung/ also daß nichts mehr verdamlichs ist an denen/ die da sind in Christo Jesu/ sie sind zwar nicht allerdings Suͤnden-loß/ aber doch reat, Schuld-Pflicht- und Straff-loß worden: auch wegen der taͤglichen mortification, Toͤd- tung/ Daͤmpffung und Beherrschung des alten Menschen/ und des wach- samen verhuͤten fuͤrsetzlichen zugelassenen Gewissens-Wunden/ anders als die Vnflaͤter von beflecktem Geist und Fleisch/ welchen St. Judas in seiner Epistel eine scharffe lection gelesen. Gleich wie wann ein Auß- saͤtziger widerumb gesund und frisch worden/ an dem die Mahlen/ Masen und Flecken sich verlohren/ der Priester denselben fuͤr rein und unbefleckt erklaͤrt/ dieweil die Scheutzligkeit/ die Abscheuligkeit verschwunden/ ob schon die ungesunde zum Außsatz geneigte disposition noch uͤbrig blieben/ daher der recidivat manchmahl erfolgt/ daß/ wann der Mensch nicht gute diet gehalten/ er widerumb in den vorigen Vnrath und Seuche gefallen/ so wird auch durch die Widergeburt die Verdammung der Suͤnden auffge- hoben/ ihre Wurtzel aber bleibt uͤbrig. Es wird zwar im Papstumb gelehrt/ als ob auch durch das Bad der Widergeburt der H. Tauffe die Suͤnde allerdings gaͤntzlich vollends mit Stumpff/ Stiel und Wurtzel aus den Widergebornen außgerottet/ getil- apud Bel- larm. de Bapt. c. 13. get und gefeget/ daß nichts mehr uͤbrig bleib/ so eigentlich eine Suͤnde heis- sen und fuͤr Suͤnde koͤnte geachtet werden. Daher man gepralet von etlichen Heiligen in diesem Leben/ die gantz Engel-rein gewest seyn sollen/ * ad Mich. 7. p. 458. sonderlich ruͤhmet * Cornel. à lapide von Aloysio Gonzagâ, daß unan- gesehen er viel in Koͤniglichen und Fuͤrstlichen Hoͤfen zu thun gehabt/ er sich doch dermassen vor contagiis und suͤndlichen Befleckungen verwah- rtt/ daß er/ so lang er gelebt/ niemahl keine Tod-Suͤnde/ ja kaum irgend eine laͤßliche Suͤnde begangen: seinen Leib dermassen macer irt und gekraͤncket/ daß Predigt. daß er niemahls keinen Kuͤtzel und reitzende boͤse Bewegung in seinem Fleisch empfunden; im Gebett sich so andaͤchtig erzeigt/ daß ihm keine distraction von frembden Gedancken niemahls ankommen/ und als Bel- larminus ihn gefragt/ wie das moͤglich seyn koͤnne/ sagt er darauff/ er ver- wundere sich viel mehr/ daß wie es moͤglich seyn koͤnne/ daß wir einig Ge- bett ohne Andacht ablegen koͤnnen/ wann er bedenckt daß er mit Gott rede/ und fuͤr einer solchen hohen Goͤttlichen Majestaͤt stehe. Jst dem also/ so muß sich St. Paulus der werthe/ hochgeliebte/ hochheilige Apostel Jesu Christi verkriechen/ stincken und Suͤnder seyn/ dessen Ejulate und erbaͤrmliche Klage uͤber sein Fleisch und Dienstbarkeit der Suͤnden in der Epistel an die Roͤmer c. 7. bekant/ welches Capitul er gleichsam mit Thraͤ- Rom. 7. () l. de nat. \& grat. c. 36, nen geschrieben. Aloysius mag wol Alazon heissen. () Augustin. lehret uns anders/ Si omnes sanctos \& sanctas, cum hîc viverent, congregare posse- mus \& interrogare, utrum essent sine peccato, rogo nos, quantalibet fuerint in hoc corpore excellentiâ sanctitatis, si hoc interrogari potuis- sent, unâ voce clamassent, si dixerimus quoniam peccatum non habe- mus, nos ipsos seducimus, Haͤtte Gonzaga diesen Marien-Spiegel recht angesehen/ wuͤrde er die Folge leicht haben machen koͤnnen. So die glorge- wuͤrdigste Mutter Gottes nicht ohne suͤndlichen Flecken und Mackel ge- lebet/ was bild ich armer Narr mir ein? 2. Gantz allerdings schoͤn von aussen/ dieweil sie von der Sonn der Gerechtigkeit Christo Jesu sich beleuchten und bescheinen lassen/ und dieselbe angezogen. Es ist ausser Zweifel keine schoͤnere Creatur in der Welt als die Sonn/ von dero Mon und andere Sternen ihren Glantz schoͤpffen und bringen. Die Erde fuͤr sich selbst ist schwartz/ wuͤste und unflaͤtig/ wann sie aber das guͤldene Stuͤck der anscheinenden und an- lachenden Sonnen Glantz gleichsam als ein Kleid anziehet/ so leuchtet sie/ sie pranget in frembden habit, als waͤre sie ein Stern selbst: Wie dann etliche dafuͤr halten/ daß wann durch die Vnmoͤgligkeit einer in des Mons Hof hinauff fahren/ und von demselben globo herab sich solte umb- schauen koͤnnen/ so wuͤrde ihm die von der Sonn angeleuchtete Erde an- ders nicht fuͤrkommen als auch ein Mon oder Stern. Also weil auch die Jungfrau Maria in der geistlichen conception und Empfaͤngnuͤß durch den Glauben/ Jesum Christum die Sonne der Gerechtigkeit und dero guͤldenes Stuͤck den Rock der vollkommenen Gerechtigkeit und Hei- ligkeit angezogen/ von demselben habit, splendor und Glantz erlangt/ so ist sie dadurch per immutationem gantz vollkom̃enlich heilig und gerecht gesprochen worden. Die vollkom̃ene Gerechtigkeit Jesu Christi ist ihr durch J i i i 3 den Die Funffzigste (Sechste) den Glauben eigen worden: mit desselben Gerechtigkeit/ inmassen solchs in einer anmuthigen Figur eines Weibs mit der Sonnen bekleidet St. Apoc. 12. Johanni dem Evangelisten fuͤrgebildet worden/ Apoc. 12. Darumb heisset sie κεχαριτωμένη, die Begnadete/ die aus Gnaden ihr Verdienst den Segen ihres Großvaters Abrahams ererbt/ und in solchem Verstande werden alle außerwehlte glaubige Christen genennet κεχαριτωμ νοι. Auff solche Art wird eine iede außerwehlte Seel vollkommen und allerdings schoͤn und lieblich/ wann sie durch den Glauben Jesum Christum angezo- gen/ sie als die schwartze Erde von der Sonnen der Gerechtigkeit sich erleuch- ten und bescheinen lassen/ und seine vollkommene Gerechtigkeit ihro ap- Eph. 1, plic irt und zugeeignet/ waͤre sie gleich der Suͤnden halben blutroth gewest/ so soll sie doch schneeweiß werden. 3. Tugend-schön von innen/ belangend den innern Seelen- Schmuck/ es wird zwar dieselbe auch dem Leibe und eusserlichen Gestalt nach gar schoͤn und lieblich abcontrofeet/ und soll die erste Bildnuͤß von St. Luca dem Evangelisten seyn verfertiget worden/ ist aber Luͤgen und () l. 4. con- tra Cels. Fabelwerck. Es ist nicht zu erweisen/ daß Lucas ein Mahler gewesen. () Origenes schreibt/ es sey den Juden das Bilder-mahlen verbotten ge- west. Lasset uns aber viel mehr hoͤren wie St. Lucas dieselbe in ihrem Tugend-Schmuck mit seiner Feder delini irt und abgemahlet: als erstlich an derselben geruͤhmet Fidem, den Glauben/ Seelig bistu/ spricht die * im fuͤnff- ten Theil der Catech. Milch p. 660. \& 907. geistreiche Elisabeth/ die du geglaubet hast/ und Christum im Glau- ben concip irt auff Art und Weise wie * droben angezeiget worden/ wel- cher Glaube wohl alle ætates außgestanden/ im Fruͤhling gebluͤhet/ im Sommer flor iret/ im Herbst gefruchtet/ auch im Winter unter dem Creutz/ da das Schwert ihre Seele durchschnitten bestaͤndig geblieben. Dieser Glaube war der schoͤne Hertzens-Spiegel und Augen-Lust fuͤr Gottes Augen/ der auff das Hertz und den Glauben sihet. Aus dieser Wurtzel kommen andere schoͤne Tugenden in grosser Menge/ die Hoffnung der Aufferstehung ihres liebsten Sohns/ da iederman desper irt/ die andern Weiber aus Vnglauben eine Wahlfahrt nach dem Heiligen Grab gethan/ Christi Toden-Leichnam zu salben/ so halt die Jungfrau Maria fest/ bleibt daheim/ veranckert mit der unfehl- baren Hoffnung/ ihr Sohn wird wider leben. Die Flamme der Liebe hat hell heraus geschlagen in der Hochzeit zu Cana in Galilea. Folget die Demuth/ sie war eine hochgeborne Jungfrau aus vierzehen Patriar- chen/ aus vierzehen Koͤnigen/ aus 14. Hertzogen geboren/ wie St. Mat- th æi Predigt. th æ i genealogia außweiset. Wer sonst seinen Adel von acht Anherren erweisen kan/ der uͤbernimmet sich dessen/ und ist ihm niemand gut genug. Aber Maria gedenckt ie hoͤher ie tieffer/ hoͤrt Englischen Gruß/ prophetische gratulation an von ihrer geistreichen Baß Elisabeth/ singt darauff ein Magnificat, nicht ihr selbst/ sondern ihrem Gott zu Ehren. Vnd das war der Weg zur rechten Gott-gefaͤlligen Ehr. Fuga gloriæ, via glo- riæ! Die Keuschheit/ als die unter ihrem reinen keuschen Hertzen den allerreinesten Jungfrauen Sohn getragen: Die Embsigkeit in allen Ge- schaͤfften/ μετὰ σπουδὴς, endelich und fleissig/ hurtig und wacker gieng sie auff dem Gebirge zu ihrer Basen Elisabeth. Die patien tz war wol heroisch/ da ihr unter dem Creutz das Schwert durch die Seele gedrungen/ und sie ein unblutig martyrium außgestanden. Jst alles uns zur imitation auffgezeichnet/ der Mensch hat von Natur Affen-Art an sich/ was er an andern gewar wird/ daß er meynet es stehe wohl/ das aͤffet er nach/ wird offt heßlich betrogen/ aber der Tugend- Spiegel deren von dem Geist selbst canonis irten heiligen/ der ist just. Chri- stum recht im Glauben zu concip iren/ im Hertzen und mit dem Munde gebaͤren/ geistlicher weise schoͤne Tugenden uͤben/ sonderlich demuͤthig seyn fuͤr Gott/ in Erwegung/ daß unser Vrsprung nicht komme aus dem Liecht und Himmel/ sondern unser erster Adels-Stamm und Wurtzel sey Erde/ Asch und Staub. Was erhebt sich dann die arme Asch? Jm uͤbrigen zuͤchtig/ gerecht/ Gottseelig leben/ sind die ἔυφημα, die Dinge die wohl lauten/ davon St. Paulus predigt Phil. 4. Was warhafftig Phil. 4, 8. ist/ was ehrbar ist/ was gerecht/ was keusch/ was lieblich ist/ was wol lautet/ ist etwa ein Lob/ dem dencket nach. So wird alsdann auff diese Stuͤck- und Vor-Schoͤne/ folgen in jenem Leben die rechte vollkommene/ allerdings gantze Himmels-Schoͤne/ ohne eintzigen Fehler und dessen Wurtzel/ da wir sampt allen Außerwehlten von dem see- ligsten Anblick summi pulchri, der hoͤchsten Schoͤnheit schoͤpffen und ge- niessen werden heiliges Leben/ vollkommene Heiligkeit und heilige Vollkom- menheit. Der Gott des Friedes heilige uns durch und durch/ Leib/ Seel und Geist/ daß wir seyn und bleiben lauter und unanstoͤssig biß auff den Tag der Zukunfft Jesu Christi/ das wird Er thun/ dann treu Er ist/ Amen. Die Die Ein und Funffzigste (Siebende) Die Ein und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Siebende Predigt/ Von dem seeligen herrlichen Leben/ oder von des ewigen Lebens Glori und Herrligkeit. G Eliebte in Christo: Es ist die jenige guͤldene Ehren- Kron/ damit der himmlische Brabeuta, Gabens- König und Lebens-HErr Christus Jesus die vier und zwantzig Eltisten in der triumphirenden Kirchen/ seine außerwehlte Himmels-Burger und Reichs-Genossen/ die Patriarchen der Kirchen/ durch welche im Alten und Apoc. 4, 4. Neuen Testament die Kirche propag irt worden/ geschenckt und gezieret/ eine Krone gewest/ die sehens werth war/ und namentlich nach Anlei- tung heiliger Schrifft/ und darinn gefasseten elogiorum, 1. Corona victoriæ, Eine edle Siegs-Krone; Dann gleich wie die Fechter und Kaͤmpffer zum brabéo erlangt eine zwar vergaͤngliche Kron. Jn den 1. Cor. 9, 25. apud Liv. l. 34. confer Plin. l. 23. c. 3. apud Pro- cop. l. 1. bell. Go- thici. 2. Tim. 4, 8. Apoc. 2, 10. olymp ischen Spielen/ den triumphatoribus und Siegern wurden Kronen entgegen getragen/ Kronen verehrt/ auffgesetzt. Flaminius prangete mit hundert und vierzehen guͤldenen Kronen/ so ihme von allerhand na- tion en verehret worden. Also muste Theodatus der uͤberwundene Go- then Koͤnig Kaͤyser Justiniano jaͤhrlich schicken eine guͤldene Krone von drey hundert Pfunden oder drey Centner. Dahin sihet nun hie/ wie sonst mehrmahl/ der Geist Gottes/ und deutet auff die himmlische Siegs-Kron/ damit die vier und zwantzig Kaͤmpffer Jesu Christi verehret worden. 2. Corona majestatica, Eine Majestaͤtische Ehren- Krone; Ehr ist der Tugend Kron und Lohn! Koͤnige wurden gekroͤnet mit gestrahlten Kronen und Edelgesteinen/ daß/ gleich wie die Sonne das schoͤnste Liecht ist mit Strahlen gezieret/ sie als Welt-Sonnen fuͤr andern leuchten Predigt. leuchten solten: Also werden die vier und zwantzig gezieret mit der Ehren- 1. Pet. 5, 4. Apoc. 5, 9. 10. Krone/ als Koͤnige/ wie sie sich vernehmen lassen Apoc. 5. 3. Corona opulentiæ, Die Gut- oder Reichthumbs- Krone; Krone heisset in heiliger Schrifft Reichthumb/ wie es der Hei- lige Geist nicht allein in solcher figur beschreibt/ sondern auch erklaͤrt Ps. 65. Psal. 65, 12, 14. Du kroͤnest das Jahr mit deinem Gut/ und deine Fußstapffen trieffen von Fett/ die Anger sind voll Schafe/ die Auen dicke von Korn. Gott kroͤnet das Land jaͤhrlich mit vier schoͤnen Kronen/ der gruͤnen Fruͤhlings/ gelben Sommers/ blauen Herbsts/ vnd weissen Winter-Kron: die schoͤne Land-Kron: Also werden diese vier und zwantzig Eltesten begabet mit der Kronen/ anzudeuten allerhand ansehen- liche himmlische Schaͤtze/ Guͤter und Reichthumb der Kindschafft und himmlischen Erbes. 4. Corona justitiæ, Die Krone der Gerechtigkeit; Die Roͤmer/ wann sie vorzeiten nach erhaltenem Sieg die Kronen außge- theilet/ haben sie einem ieglichen nach proportion seiner geleisteten Dienste und geleisteten Ritterschafft verehret: Einem Kaͤyser eine Triumphs- Kron; einem/ der eine Schlacht entsetzet/ eine strohine Kron; einem Burger eine burgerliche Kron aus einem Zweige von einem Eichbaum geflochten: Also ist die Krone der Gerechtigkeit eine solche Siegs-Kron/ auff welche sich auch St. Paulus beruffen/ 2. Tim. 4. Welche schnoͤde 2. Tim. 4, 8. judicia, will er sagen/ muß ich in der Welt außstehen? aber die Krone ist mir beygelegt/ sie ist mir schon geflochten/ sie wartet auff mich/ bald werde ich derselben theilhafftig werden. 5. Corona vitæ, Eine Lebens-Krone; Die Kraͤntze von schoͤnen lebhafften Blumen sind gleichsam lebendige Kronen/ aber sie verwelcken; Hie ist die unverwelckliche Krone des Lebens. 6. Co- Iac. 1, 12. Apoc. 2, 10. rona dependentiæ, Eine unterthaͤnige Demuths- und Danck-Krone/ dergleichen Jonathan und Alcimus dem Koͤnige De- metrio gebracht/ 1. Macc. 11. 2. Macc. 14. Die Roͤmischen Sieger/ 1. Macc. 11, 24. 2. Macc. 14. 4. Alex. ab Alex. l. 6. genial. c. 6. Apoc. 4. 10. 11. wann sie einen Triumph hielten/ giengen sie hinauff in das Capitolium, und nach gehaltenem Triumph weyheten und opfferten sie Kraͤntze ihrem Gott Jovi, gleichsam als ihrem Vrheber/ wie bezeuget Alex. ab Alex. Also thun auch die vier und zwantzig Eltesten/ sie fielen nieder fuͤr dem/ der auff dem Stule saß/ und beteten an/ und wurffen Sechster Theil. K k k k ihre Die Ein und Funffzigste (Siebende) ihre Kronen fuͤr den Stul/ und sprachen: HERR/ du bist wuͤrdig zu nehmen Preiß/ und Ehre/ und Krafft/ dann du hast alle Dinge geschaffen/ und durch deinen Willen haben sie das Wesen/ und sind geschaffen. Nun meine Liebsten/ diese Kron ist uns allen angeboten durch die Gnaden-Krone des Beruffs/ der Widergeburt und Gerechtfertigung. Der HERR segnet die Gerechten; Er krönet sie mit Gna- Psal. 5, 13. den/ wie mit einem Schilde/ sagt David Psal. 5. Niemand ist absolutè, bloß ohne beding außgeschlossen von solcher Crone; nicht nur 2. Tim. 4, 8. mir/ sagt S. Paul. sondern allẽ/ die seine (Christi) Erscheinung lieb haben. Es ist diese Kron allen Menschen erworben durch Christi dornene Kron/ sie ist den Außerwehlten bereitet/ auffgehoben und verwahret. Jst nichts anders als die Krone des ewigen Lebens/ vita gloriosa, das herrliche Ehren-Leben/ so manche Kron/ so manche Herrligkeit/ deren Hoffnung und Glaube uns fuͤrgetragen wird in dem Nicenischen Symbolo, wann da stehet: Jch warte ein Leben der zukuͤnffti- Rom. 8, 18. gen Welt/ nemlich die Herrligkeit/ die an den Kindern Gottes soll offenbar werden/ die Herrligkeit der zukuͤnfftigen Welt; Von welcher wir dieses mahl etwas weiters in der Furcht Gottes handeln wollen: Der Gott der Herrligkeit wolle umb und von wegen der Ehren und der Herrligkeit uns kroͤnen mit dem Geist der Klarheit/ auff daß sich 2. Cor. 3, 18. des Herren Klarheit in uns spiegele/ und wir zur ewigen Klarheit er- haben werden/ Amen. D Aß nun alle glaubige und außerwehlte Kinder Gottes nach diesem Leben zu hoffen und sich zu getroͤsten haben eines herrlichen edlen Lebens/ dasselbe erhellet nicht allein aus dem herrlichen offtwiderholten Kronen-Verspruch/ der Herr wolle kroͤnen die ritterlich kaͤmpffen. Was ist aber eine Krone? Ein gantz Koͤnigreich. Dann so redet man im gemeinen Leben: Die Kron Schweden/ die Kron Polen/ die Kron Engelland/ und verstehet dadurch Luc. 22, 29. 30. das gantze Koͤnigreich/ also sagt der Herr Luc. 22. Er wolle seinen Außerwehlten das Reich bescheiden/ wie es ihm sein Vater bescheiden/ sie sollen essen und trincken uͤber seinem Tisch/ und in seinem Reich sitzen auff Stůlen/ und richten die zwoͤlff Geschlechte Predigt. Geschlechte Jsrael/ das ist: Koͤniglich leben/ Koͤniglich herrschen/ das wird eine Ehre seyn vor der gantzen panegyri und Welt-Versamlung im Juͤngsten Tage/ und diß ist das Reich/ darumb wir ultimatò und vor- nemlich Gott den himmlischen Vater taͤglich ansprechen/ wann wir beten: Zukomme uns dein Reich. Keine groͤssere glori und Herr- Matth. 6, 9. Esth. 6, 10, 11. ligkeit ist in der Welt als die Koͤnigliche gloria. Da Ahasverus den ge- treuen Juden Mardochai verehren wollen/ laͤsset er ihn schmuͤcken mit einem Koͤniglichen Purpur-Mantel und guͤldenen Kron. Nicht allein aus dem anschauen Gottes/ gleich wie Moses Exod. 34, 29. ein glaͤntzendes Angesicht uͤberkommen von dem Angesicht Gottes/ also auch die Außerwehlten. Es spiegelt sich ietzt schon im Reich der Gnaden (wie St. Paulus lehret) in uns des HErren Klarheit mit 2, Cor. 3, v. ult. auffgedecktem Angesicht/ und wir werden verklaͤret in dassel- bige Bild von einer Klarheit zu der andern/ als von dem Geist des HERREN. Vnser Hertz ist der zarte Spiegel/ das Goͤttliche Ebenbild/ und dessen allgemaͤchliche Erstattung ist das Bild durch die Krafft des verklaͤrenden Heiligen Geistes nachgebildet/ der schoͤnen Gna- den-Form dessen/ der da heisset/ voller Gnad und Warheit/ in wel- Ioh. 1, 14. chem des himmlischen Vaters Antlitz/ das ist/ die Goͤttliche Liebe/ Guͤte/ Barmhertzigkeit/ Freundlich- und Leutseeligkeit geleuchtet/ dero werden wir faͤhig durch den Glauben/ welche Klarheit wird allererst folgen in jenem Leben/ da wir Gott selbst anschauen sollen von Angesicht zu Angesicht. Ach liebe Kinder/ wir sind wohl Gottes Kinder/ aber es ist 1. Ioh. 3, 2. noch nicht erschienen was wir seyn werden: Wir wissen aber/ wanns erscheinen wird/ daß wir ihm werden gleich seyn im verklaͤrten Ebenbilde/ und ihn sehen wie Er ist. Sondern aus klaren Zeugnuͤssen und Verheissungen der Schrifft: Es wird bloß genennet eine Herrligkeit/ Roman. 9. Rom. 9, 23. Phil. 4, 19. Col. 1, 27. Rom. 5, 2. c. 8, 18. 2. Tim 2, 10. 2. Cor. 4, 17. Rom. 8, 29, 30. Phil. 4. Coloss. 1. die zukuͤnfftige Herrligkeit/ Rom. 5. \& 8. die ewige Herrligkeit/ 2. Tim. 2. 2. Cor. 4. Daher die Herrlichma- chung ein fuͤrnehmes koͤstliches Glied ist in der guͤldenen Apostolischen Kett: Welche Er zuvor versehen/ die hat Er auch verordnet/ welche Er verordnet hat/ die hat Er auch beruffen/ welche Er beruffen/ die hat Er auch gerecht gemacht/ welche Er hat ge- K k k k 2 recht Die Ein und Funffzigste (Siebende) recht gemacht/ die hat Er auch herrlich gemacht/ das ist/ Er wird sie dermahl eins so gewiß herrlich machen/ als waͤr es schon geschehen. In specie aber und vornemlich vita gloriosè triumphatrix, ein herrlich- und triumphirendes Leben/ da das außerwehlte Kind Gottes in vollem und ewigem Triumph stehen wird/ viel herrlicher als kein Roͤmischer triumphator. Groß war vorzeiten die Herrligkeit eines Sie- gers und Vberwinders in den Olympischen Spielen/ groß war die Freude; apud. Gell. l. 3, 15. der Sieger wurde gantz vergoͤttert; Als der Diagoras eins mals drey Soͤhne hat sehen siegen und an einem Spiel- oder Fest-Tage kroͤnen/ und die drey Juͤnglinge ihn umbfangen/ ihre Kraͤntze auff ihres Vaters Haupt geleget und gekuͤsset: als das Volck allenthalben Blumen auff sie streuete/ hat der Vater in dem stadio oder Lauff/ fuͤr ihrẽ Augen und unter ihrẽ Haͤnden/ fuͤr Lips. l. 5. de milit. Roman. Dial. 17. Freuden den Geist auffgegeben. Wie groß schaͤtzet ein Soldat ihm diese Herrligkeit/ wann er von seinen Obersten begabet wird in einer volckreichen panegyri und Versamlung des gantzen Kriegs-Heers: wann ihn der Oberste zuvor mit herrlichen elogiis und Lob-Spruͤchen anredet/ und her- nach mit einer Siegs-Kron oder adelichen Lehen verehret/ wegen seiner Ita memo- rat Au- gustin. Brunius a- vus meus maternus in triade Elect. p. m. 170. ritterlichen Thaten/ einem solchen Menschen ist anders nicht als waͤre er im Himmel; Als im Jahr 1180. Kaͤyser Fridericus Barbarossa Bern- hardum II. einen Fuͤrsten von Anhalt wegen seiner ritterlichen Thaten und geleisteten treuen Diensten zur Churfuͤrstlichen Wuͤrde erhoben/ und er der belehnete Churfuͤrst gebetten umb Besserung seines Wappens/ da- mit zwischen ihm und seinen Bruͤdern ein Vnterscheid waͤre/ da ergriff der Kaͤyser seinen Rauten-Krantz/ den er damahls wider die Sommer- Hitz auff seinem Haupte getragen/ und wirffts ihm auff seinen Schild/ da- her noch heutigs Tages die Hertzogen in Sachsen den Rauten-Krantz in Ioseph. l. 7, 24. dem Wappen fuͤhren. Die groͤsseste Ehre und Herrligkeit hat ein Ober- ster/ der den Sieg erhaͤlt und triumphiret; Nach dem Titus mit sigreicher Hand von Jerusalem abgezogen/ allenthalben mit Freuden-Spielen/ Ehrenpforten/ Siegskronen empfangen worden/ nach Rom gezogen/ dem der Vater entgegen geritten: Jm Triumph wurden die pegmata devicta- rum gentium \& spolia templi, die gefangenen Sclaven und Kirchen- Schaͤtze/ die sie geraubet und gewoñen/ auf Tafeln gemahlt den gefangenen Juden zu Spott vorher getragen/ auff welche gefolget sieben hundert auß- erlesene/ starcke/ dapffere Mann der gefangenen Juden/ endlich Titus mit seinem Vater und Bruder Domitiano auff dem Triumph-Wagen mit dem Lorbeer-Krantz und Purpur-Kleide durch die Triumph-Pforte/ ansehen- Predigt. ansehenlich begleitet. Si tanti vitrum, quanti margaritum? schreibt Ter- tullianus, Wann das Glaß so werth ist/ was wird dann die Perl gelten? Wie viel tausend und aber tausendmahl groͤsser ist die himmlische Ehre und Herrligkeit! Wir lassen den Moͤnchen ihr Gedichte von den au- reolis der Außerwehlten/ sie moͤgen entweder weiß seyn/ der Jungfrauschaft oder Keuschheit/ oder moͤgen pur-roth seyn/ ihre außgestandene Marter vide Gerh. tom. de vi- tâ æternâ p. 1018. Cornel. à Lap. ad Timoth. p. 808. und Leiden/ sie moͤgen gruͤn seyn/ ihre gefuͤhrte Lehre anzudeuten. Wir troͤ- sten aber billich alle tugendsame keusche Hertzen/ die die unzuͤchtigen Kuͤtzel/ Flammen und Brunsten uͤberwunden: die auch im Ehe-Bett selbst Keuschheit gehalten/ die ihren Wittwen-Stand rein und unbefleckt be- wahret/ mit der edlen Siegs-Kronen der Keuschheit. Wir troͤsten alle/ nicht nur blutige/ sondern auch unblutige Maͤrtyrer: Das geistliche mar- tyrium ist/ nach Gregorii Beschreibung/ tolerantia adversorum, com- passio afflictorum, dilectio inimicorum: parcitas in ubertate, castitas in juventute: Eine Christliche Gedult in Widerwertigkeit/ Mitleiden mit den Geplagten/ Liebe der Feinde: Sparsamkeit in Vberfluß/ Keuschheit in der Jugend/ mit der edlen Maͤrtyrer-Kron. Wir troͤsten alle getreue Lehrer mit der guͤldenen Kron der Lehre/ ihres Eifers/ Treu und Fleisses; Da wird Paulus sich seiner Philipper ꝛc. ruͤhmen und sagen: Diese Phil. 4, 1. sind meine Krone! Alle Zuhoͤrer/ die man dem Teufel aus dem Ra- chen gezogen; die Collegia, die man der Jugend zum besten in grosser Menge mit Fleiß und Treu gehalten; die Schul-Knaben/ die allhie ihre embsige Præceptores als Kronen umbgeben/ die werden deroselben herr- liche Kronen seyn in jenem Leben/ ihnen dancken und sie ruͤhmen: Die Oberkeit wird sich ruͤhmen ihrer Vnterthanen/ und sagen: Das sind die jenigen/ die ich als eine seugende Mutter gepflogen/ wie sie dort in jenem Leben umb mich her gestanden/ meinen Gebotten und Verbott angehoͤret: Eltern/ wann sie ihre Kinder werden sehen/ denen sie in dieser Welt mit heilsamen ehrbarlichen Exempeln fuͤrgeleuchtet/ so werden sie mit unaus- sprechlichen Freuden ruͤhmen und sagen: Herr/ das sind die Kinder/ die du mir gegeben hast/ das ist meine Krone! II. Vita ornatissima \& nobilissima, Ein wohlgezier- tes edeles Leben; Nichts ist edler in dem Himmel als die Sterne/ die am Firmament des Himmels zwitzern als die Edelgesteine und Kleino- dien an einer guͤldenen Krone. Nun aber sind die Außerwehlten Ster- ne! Nichts ist auff Erden ehrlicher als die Filii Regum, der Koͤnige Kin- K k k k 3 der; Die Ein und Funffzigste (Siebende) Rom. 8, 17. Act. 17, 28. der; Wir aber sind Kinder Gottes und Gottes Erben/ Θεοῦ γένος ἐσμὲν, wir sind Gottes Bluts-Freunde; Alle Außerwehlten sind Koͤnige/ Matth. 20, 16. Apoc. 4, 4. hie Knechte/ aber vor Gott Koͤnige/ die Ersten werden die Letzten seyn. Geehret sind die Rathherren auff der Pfaltz; aber die Außerwehl- ten sitzen auff hoͤhern Stuͤlen als Richter. Geehret sind die Doctores auff Hohen Schulen; Aber alßdann werden sie alle von Gott gelehret seyn/ Ier. 31, 34. und wird vollkommen wahr werden/ was geschrieben stehet Jer. 31. Die Roͤmischen Burger wurden vorzeiten fuͤr die ehrlichsten und edelsten un- ter allen nation en gehalten/ hie sind lauter Himmels-Burger. Der Roͤ- mer Adel bestunde in drey Stucken/ χώρα, νόμῳ καὶ τιμῇ, in Freyheit der Guͤter/ dem Gesetz der Freyheit von geiseln und Schlaͤgen/ und dann der Ehre/ daß er einen togam oder langen Ehren-Rock tragen durffte; dar- Act. 16, 37. c. 22, 26. () v. Cœl. Rhodig. l. 6. c. 9. umb hat man sich umb dasselbe Burgrecht gerissen: Wie viel herrlicher das himmlische Burgrecht/ wie viel koͤstlicher ist der Adel der Kinder Got- tes fuͤr allen andern Menschen-Kindern/ hie frey Land/ hie Schlaͤg-frey/ hie edler Rock/ weit uͤber den () Roͤmischen talar Demetrii des Macedo- nischen Koͤnigs/ der an seinem Reutrocke den Himmel und das gantze himmlische Heer gestickt getragen. III. Vita felicissima \& opulentissima, Ein gluͤcksee- Rom. 9, 23. Eph. 1, 18. c. 2, 6. liges und reiches Leben. Zeitliche felicit aͤt bestehet in Guͤtern des Gemuͤths/ des Leibes/ als da sind Schoͤnheit und Gesundheit; und Gluͤckes-Guͤtern; Wer mit diesen dreyerley Guͤtern reichlich begabet ist/ der ist in der Welt ein gluͤckseeliger Mensch/ dem ruffet iederman zu: Wohl dem! Gesunder und kluger Verstand in allen Sachen: gerader/ schoͤner/ gesunder Leib: Gluͤck nach Wundsch in Geschaͤfften und Nahrung. Si capiti bene: si ventri bene: si pedibus: nil possunt regales addere majus; Was koͤnte Gott herrlichers dem Leibe schencken als Gesundheit? Prov. 14, 24. Reichthumb stehet wohl dabey/ ist Gottes Segen: Reichthumb ist der Weisen Kron; Das war Salomons Leben. Dort in jenem Ehren- Leben wird seyn die Krone der Weißheit/ vollkommener Verstand; herr- liche Gaben des Leibes/ die Vnsterbligkeit/ wir werden seyn und leben ohne Flecken/ artzneyen/ balsamiren; Wir werden aͤhnlich werden dem verklaͤr- ten Leibe Christi auff dem heiligen Berge; Es wird da seyn vollkommene Krafft und Gewalt/ wo wir werden hin begehren/ da werden wir seyn koͤn- nen: Wir werden geistliche Leiber haben/ die keiner Speise beduͤrffen. Da wird seyn uͤberfluͤssiger Reichthumb/ volle Genuͤge: Reichthumb in Gott Predigt. Gott/ der da ist alles in allem; Wer Gott hat/ dem mangelt nichts. Welche eine grosse Herrligkeit wird diß seyn! Gar Außbund-schoͤn hat solche Herrligkeit Christus der Herr seinen Juͤngern vorgebildet bey dem Evangelisten Matth æ o c. 19. Jhm Matth. 19, 16. seqq. dem Herren stoͤsset einmahls auff ein reicher Fucker/ welcher den Herrn gefragt/ was er thun solte/ daß er das ewige Leben haben moͤge? Der He rr weiset ihn in die Zehen Gebott/ muthet ihm darauff zu/ wañ er woll vollkom̃en seyn/ so sol er ihm nachfolgen/ er sol hin- gehen und verkauffen alles was er hat/ so werd er einen Schatz im Him̃el haben. Der reiche Juͤngling gedenckt/ das werde ich wohl lassen. Est avis in dextrâ melior quam quatuor extra: Ein Vogel in der Hand ist besser als vier auff dem Dache. Das gewisse behalte ich/ das ungewisse lasse ich. Das ist/ gedenckt Petrus eine Predigt fuͤr mich/ faͤllet Christo darauff in die Rede/ und sagt: Sihe wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolget/ was wird uns dafuͤr? Seine Schluß-Rede lautet also: Wer alles verlaͤsset und Christo folget/ auff den wartet ein herrlicher Schatz im Himmel. Nun wir deine Juͤn- ger/ wir sind solche Leute/ die alles verlassen und dir gefolgt/ Ergò wartet ein grosser Schatz auff uns. Was dann? Was wird uns dafuͤr? Hie Creutz/ Armuth/ Spott/ Hohn/ das wird seyn euer Propheten-Lohn/ so antwortet der Herr anderswo Matth. 16. Wer mir nachfolgen Matth. 16. 24. 25. will/ der nehm sein Creutz auff sich ꝛc. Warlich ich sage euch/ daß ihr/ die ihr mir seyt nachgefolget/ werdet in der Wider- geburt am grossen neuen Ostertage/ da alles wider wird neu werden/ Erstlich nach der Vnruh und Ampts-Lauff herrlich/ ehrlich/ sicher und gluͤckseelig sitzen und ruhen: 2. Fuͤr das hangen am Creutz-Joch sitzen auff zwoͤlff Ehren- und Richter- Stuͤlen: Fuͤr die Welt- Zungen- und Blut-Gericht/ damit ihr euch habt muͤssen schleppen und schleppen lassen/ so werdet ihr als meine Beysitzer richten/ gut heissen/ Herr/ du bist gerecht/ sagen/ und alle deine Gerichte sind recht/ ihr werdet wie die Jsraeliten den Vntergang Pharaonis mit Lust sehen: Jhr wer- Si tantum duodecim sellæ ibi futuræ sunt, non erit ubi sedeat tertius deci- mus Paulus Apostolus, \& non erit quomodo judicet, qui tamen judicaturum se dixit non homines modo sed \& Angelos? non solum ergò illi duodecim, sed quotquot judicaturi sunt propter significationem Vnive sitatis ad sedes duo- decim pertinent: August. in Ps. 86. det rich- Die Ein und Funffzigste (Siebende) det richten die zwölff Geschlechte Jsrael/ verstehe auch die Heyden welche durch den Glauben in Jsraels Stam̃-Baum eingepfropfft worden: fuͤr die Armut/ Hunger und Kum̃er/ exilia, die sie außstehẽ werden Kronẽ/ Guͤter/ Reichthumb: Fuͤr Freunde und Verwandte/ Vater/ Mutter/ Weib oder Kinder/ die sie ihres Ampts halben mit dem Ruͤcken werden ansehen Englische und himmlische Freundschafft: Fuͤr die Aecker/ die sie hindan setzẽ/ hundertfaͤltig wider nemen/ und das ewige Lebẽ erbẽ. Von Evagrio, einem Christlichen Philosopho zu Alexandria/ schrei- bet Cedrenus, er hab diesen Spruch nicht glauben koͤnnen/ doch hab er auff einẽ Versuch 300. Pfund Golds unter die Armẽ außgetheilt/ aber vom Bi- schoff Synesio eine Handschrifft druͤber begehrt/ stirbt darauff/ und laͤsset sich mit dieser Handschrifft begraben/ am dritten Tage erscheinet Evagrius dem Bischoff/ und sagt/ er soll seine Handschrifft wider abholen/ er habe nichts mehr an ihn zu sprechen. Synesius sucht seine Handschrifft im Grabe/ findet dieselbe mit Evagrii Hand unterschrieben: Evagrius Synesio Episcopo salutem. Scis Pater me centuplum debiti recepisse, neq́ue eo nomine habere, quod à te exigam. Diese relation riecht nach einer Maͤhr. Christi warlich ist uns besser und gewisser/ als tausend der- gleichen apparition en und Erscheinungen der Toden. Nun es ist noch Raum in der Herberg! St. Marcus extend irt diese Verheissung auff alle Marc. 10, 29. 30. Glaubigen ins gemein c. 10. Warlich ich sage euch/ es ist nie- mand/ so er verlaͤsset Hauß oder Bruͤder/ oder Schwester/ oder Vater/ oder Mutter/ oder Weib/ oder Kind/ oder Acker/ umb meinet willen/ und umb des Evangelii willen/ der nicht hundertfaͤltig empfahe/ auch ietzt in dieser Zeit/ Haͤuser und Bruͤder/ ꝛc. doch mit Verfolgung: das ist/ mit dessen lieben Creu- tzes comitat und Begleitung/ Gott der Herr wird schaffen/ daß wo seine Glaubigen werden im exilio hinkom̃en/ daß ihnẽ allenthalben Haͤuser und Freunde begegnen und offen stehen werdẽ/ die das verlassene ersetzẽ/ und mit Freunds-Treu ergoͤtzen werden/ und dazu in der zukuͤnfftigen Welt das ewige Leben. Welcher massen diese Verheissung die Paͤpstler son- derlich auff ihre vermeynte geistliche Ordens-Leute/ und die Patres der Societ aͤt/ die Jndianische Apostel/ die in der neuen Welt dieses alles Multum deseruit. qui voluntatem habendi dereliquit : Bernhard. in h. l. Petrus non solum amisit quicquid habebat, sed quicquid habere cupiebat. Quis alias non cupit quotidie augere quod habet? August. in Ps. 103. reichlich Predigt. reichlich finden sollen/ applic iren/ davon moͤgen die Gelaͤhrten lesen Corn. à Lap. in seinem Commentatio ad Matth. hieruͤber. Darumb wer hie verlaͤsset (nicht nur in actu durch freygebige Allmo- sen/ sondern auch in effectu ) zeitliche Guͤter/ umb Christi willen/ auff daß er denselben behalte/ und nicht behaltet was Christo uͤbel gefaͤllet/ anders als Herodes Felix und Drusilla, denen ihr Welt-Buhlschafft lieber gewest als Christi Evangelium; anders als jener Friesen Koͤnig/ der aus respect seiner Vorfahren den Fuß wider aus dem Tauffstein gezogen; sondern wie Moses die Schaͤtze Egypti verlasset und St. Paulus alle Hebr. 11, 26. Phil. 3, 8. weltliche Ehr und Gemach fuͤr Hunds-Koth und Schaden gehalten: Wer auch Christo nachfolget in der Creutz-Fahrt im Oel-Verge/ an die Golgatha wie Simon von Cyrenen/ und in allem Creutz seine Seele in Gedult fasset: Was wird einem solchen dafuͤr? Hie zwar die dornene Kron/ Deo charissimi flagellis proximi, ie lieber Gott ie naͤher Ruth; doch auch bißweilen Ergoͤtzligkeit. Valentinianus wolt unter dem Kaͤy- ser Juliano lieber seinen Ritter-Guͤrtel und Obristen-Stell beym Regi- ment qui t t iren/ als Christi Glauben; da er von einem heydnischen Sigri- sten mit Weyhwasser besprengt worden/ gibt er ihm zu Danck eine Maul- schell; was geschicht? post μισθὸν τῆς ὁμολογίας τὴν βασιλείαν ἐδεξατο. Theodoret. er bekom̃t fuͤr seine heroische Bekaͤntnuͤß die Kaͤyserliche Kron. Das ist ein grundfester Trost wider alle Creutz-Gewitter. Aber wo sind die Nachfolger Christi? Omnes Domine Jesu volunt ad te venire, nemo sequi, sagt Bernhardus: Jederman kaͤm gern zu dir in Himmel: aber durch ritzende Dornen und Disteln dir folgen/ O Jesu/ da will niemand recht dran. IV. Vita gloriosè justa, Ein gerechtes Leben; da die dotes und gloriæ accidentales, die Gaben der Herrligkeit nach den Wer- cken und Leiden werden außgetheilet und dispensi ret werden. Dann ob zwar wohl die substan tz und das Wesen der Ehren-Krone des ewigen Lebens gleich allen/ keinen außgeschlossen/ wird auffgesetzet werden/ so wird doch eine grosse variation erscheinen in gradibus, in dem Schein oder Glantz/ Maß/ Ordnung/ Zahl: das bezeuget die Heilige Schrifft klar Rom. 2. Sie illumin irts mit Gleichnuͤssen/ Dan. 12. 1. Cor. 15. Sie gibts Rom. 2, 6. Dan. 12, 3. 1. Cor. 15, 41. zu verstehen ex ἰσαγγελότητι, weil Er saget/ daß seine Außerwehlten werden den Engeln gleich seyn; Aus dem Gegensatz der Qual in der Hoͤllen. Es erforderts die Gerechtigkeit/ nicht in respectu und Ansehen gegen Gott/ sondern der Außerwehlten unter einander selbst: darumb es auch St. Paulus nennet die Krone der Gerechtigkeit. Gleich wie ein Ober- 2. Tim. 4, 8. Sechster Theil. L l l l ster die Die Ein und Funffzigste (Siebende) ster die Beute juxta justitiam distributivam, nach geometr ischer propor- tion, und also nach den merit en/ Verdiensten und Wunden/ dergleichen Num. 31, 26. seqq. Exempel zu lesen Num. 31. dispensi rt und außtheilt: also auch der gerechte Richter wird dermal eins außtheilen die Kronen/ ungleich/ ie mehr einer ge- arbeitet/ ie mehr er außgestanden/ ie heller wird auch seine Kron/ das ist/ sein Liecht/ Adel und Herrligkeit leuchten. Hie gehet es unbillich und ungerade her/ ie schwerer offt die Arbeit/ ie schlechter Danck/ und endlich dazu Vndanck in fine laborum. Das sey ferne/ daß der Richter aller Welt also richten solte/ und nicht viel mehr alles ungleiche corrig iren und gleich machen? So hoͤr ich wohl/ moͤchte hie iemand einwerffen/ so muß man es ver- () ln com- ment. ad 2. Tim. 4. p. 808. confer Forer. part. 3. antiq. pap. l. 7. c. 8. pag. 888. contra Ho- dom. pap. phantas. 9. p. 365. dienen? Diß geben zwar fuͤr die Papisten/ und namentlich () Cornelius à Lapide, Hieraus erscheinet/ sagt er/ daß man mit guten Wercken koͤnne die Herrligkeit des ewigen Lebens verdienen/ dann das bedeut die Krone der Gerechtigkeit/ welche nicht gibt/ sondern widergibt/ der gerechte Rich- ter Christus. Antwort: Eben so wenig verdienen als ein Kind umb den Vater verdienet/ ob er gleich einem/ der gehorsamer und froͤmmer ge- west nach der Wage der Gerechtigkeit/ zum Voraus mehr vermachet als dem andern/ so bleibt doch die substan tz allen gleich. Nun aber ist das ewige Leben ein Erbe. Wer umb ein verdienliches Kleinod rennet oder fechtet/ der thuts aus eigenen natural- Kraͤfften ohne Pflicht/ darumb kan er auch das Kleinod verdienen. Aber das himmlische Kleinod ist un- verdienlich weniger aus eigenen Kraͤfften. Was der Mensch gutes thut/ das ist er verpflicht und schuldig zu thun/ und soll deßwegen (wann Gott der HErr nach der strengen Gerechtigkeit handlen wolte) kein Danck habẽ. V. Vita æternùm gloriosa, Ein ewig-herrliches Leben; derowegen es die lebendige Herrligkeit/ die immerlebendige Hoffnung ge- nennet wird. Es sitzt hie mancher Mensch lange in Ehren/ zum Exem- 2. Reg. 21, 1. pel/ der gottlose Koͤnig Manasses; Aber Welt-Ehr ist wandelbar! der Mensch ist wie ein Rechen-Pfennig/ gilt viel oder wenig/ nach dem man ihn leget/ endlich heissets: Heute Koͤnig/ morgen tod! Die himmlische Ehr ist eine immerlebendige Herrligkeit/ sie bluͤhet und gruͤnet ewig. 1. Cor. 9, 25. 1. Pet. 1, 3. 4. c. 5, 10. Gott hat uns beruffen zu einer ewigen Herrligkeit/ zu einem unvergänglichen/ unbefleckten und unverwelcklichen Erbe. Phil. 2, 11. Rom. 5, 2. 1. Pet. 5, 10. Ephes. 1, 3. c. 2, 7. 1. Cor. 1, 31. VI. Gloria dependens, Eine unterworffene Herrligkeit/ so auff Gottes Ehr zu refer iren und zu ziehen; Christus ist erhoͤhet zur Ehre des Vaters/ also auch wir zur Ehre Gottes/ daß sich nicht iemand ruͤhme/ sondern wer sich ruͤhmen will/ der ruͤhme sich des Predigt. des HErren. Es waren die Knechte Salomonis in einem herrlichen hohen Stande/ dieweil sie allezeit fuͤr Salomon gestanden 1. Reg. 10. Aber 1. Reg. 10, 8. doch waren und blieben sie Knechte/ sie musten dem Koͤnig auffwarten/ zu Hofe reiten und begleiten. Die Heiligen Engel singen: Soli Deo gloria! Allein Gott in der Hoͤhe sey Ehr! Dort werden am aller- Luc. 2, 14. meisten die Außerwehlten Gott loben/ ihre Kronen ablegen/ und singen als von Gott gelaͤhrete/ von den Wolthaten der Schoͤpffung/ Erloͤsung und Heiligung; Hie ist uns der Name Herr noch nicht gnugsam of- fenbaret/ wann er uns aber aus diesem Egyptischen Dienst-Hause wird durch das rothe Toden-Meer und die Wuͤsten durchgefuͤhret haben ins Land der Lebendigen/ da werden wir augenscheinlich erfahrẽ/ was und daß e r der Herr sey/ und fuͤr ihm auffrecht wandlen/ und des lobens und ruͤh- mens kein Ende finden noch machen/ seine Herrligkeit nicht nur sehen/ sondern auch reichlich und uͤberschwenglich geniessen. Der arme gefange- ne Wenden-Koͤnig Gilimer muste vor dem Kaͤyser Justiniano (der in seiner Kaͤyserlichen Majestaͤt und praͤchtigen Thron erschienen) einen Fußfall thun/ und sehen was er nicht gern gesehen/ welcher Schau er wenig gebessert gewesen. Viel anders in jenem Leben/ da wir Gott den Herren in seiner herrlichen Majestaͤt nicht nur sehen/ sondern auch von solchem Blick/ Glantz und Herrligkeit schoͤpffen werden. Die Oel- Kinder die hie mit dem Geist Gottes gesalbet sind/ werden dort als Him- mels-Kinder stehen bey dem Herrscher des gantzen Landes/ spricht der Engel/ Zachar. 4. Sie werden ihn loben unauffhoͤrlich an dem ewigen Zach. 4, 14. Sabbath/ anstimmen das grosse Halleluja im vollkommenen Lob/ in einer lieblichen/ unzerstoͤrlichen Harmoni des Mundes und Hertzens/ alle Glied- massen und Adern werden gleichsam zu Orgel-Pfeiffen werden. Die v. August. l. 22. de Civ. Dei c. 13. Luc. 2, 14. Apoc. 4, 8. seqq. Engel haben uns vorgesungen: Gloria in excelsis Deo! Ehre sey Gott in der Hoͤhe! deßgleichen die vier und zwantzig Eltesten/ die vier Thiere/ die chori Angelici in der Offenbarung St. Johannis. Wem wolte/ meine Liebsten/ nicht abermahl dieses Welt-Leben ver- leyden? Wer wolte nicht sagen: Evolemus hinc ! Auffwaͤrts unser Hertz/ lasset uns ziehen von dannen gen Himmel zu! Eya waͤren wir da! Rei- ches Leben ist ein gut Leben; Wohl dem Volck/ spricht der Welt- und Ps. 144, 15. Geld-Liebhaber/ dem es also gehet! Ein herrlich Leben/ Luc. 16. der reiche Schlemmer lebet alle Tage herrlich/ aber der Senff ist neben dem Luc. 16, 19. Fleisch; Es ist versaltzen mit der insufficien tz/ Dives semper eget, Reiche L l l l 2 haben Die Ein und Funffzigste (Siebende) haben nimmer gnug. Es ist versaltzen mit den unaußbleiblichen Hof- fart/ securitas, vermis est hujus pomi, Sicherheit und Stoltz ist der Wurm/ der die schoͤne Kuͤrbiß des Reichthumbs verderbet; dannenhero kan ein Reicher gar schwerlich seelig werden; Abrahami sind gar duͤnne gesaͤet/ die Kunst ist allzuschwer/ reich und fromm zugleich seyn. Wohl dem Reichen/ der unstraͤfflich wandelt! Wo ist der? Er thut Syr. 31, 8. 9. grosse Dinge unter seinem Volck. Reichthumb ist verbunden mit Kranckheit/ dem Podagrâ, der Reichen Kranckheit/ mit der Vnbestaͤn- digkeit; Es ist dem Mammon so gar nicht zu trauen. O Solon! Solon! ruffet der reiche Ctœsus: Wie wahr ist dein Spruch an mir worden/ daß kein Reicher gluͤckseelig zu preisen fuͤr seinem Ende! derselbe prediget noch allen Reichen/ seines gleichen Gluͤcks-Vogeln. Endlich auch verbunden mit Furcht und Schrecken fuͤr dem Tode; endlich geht es auff ein la mi aus/ wie mit dem reichen Schlemmer/ und der hatte es doch noch zu bezah- len; Mancher Pracht-Hans fuͤhret einen ansehenlichen herrlichen Stath/ wann mans beym Liechte besihet/ nach dem Tode heisset es: Hauß- rath wohlfeil! bleibet ihm nicht die Asche auff dem Herde. Juncker-Leben ist noch besser cæteris paribus, wann man alles voll- auff hat/ nichts thun darff/ als essen und trincken/ niemands dienen/ der Bauersmann muß herzu tragen; Die Jmme muß arbeiten/ die Hum- mel verzehren. Schlaffen biß die Sonn ins Bette scheinet/ hetzen/ jagen/ spielen/ tantzen/ Pancket haltẽ/ Wurst reuten ꝛc. das ist ein herrlich Leben fuͤr der Welt/ aber in der Warheit ein gefaͤhrlich Leben; durch Mißbrauch des Muͤssiggangs haben wir das Paradiß verlohren/ muͤhseeliges Leben ist Chrysost. hom. 38. in Ioh. besser. Ein ander lobt Hof-Leben; das ist ein herrlich Leben/ da kan man zu Ehren kommen; Aber Haman schuͤttelt den Kopff/ und Sejanus am Hof Tiberii sagt nein darzu; die predigen allen Hof-Leuten/ wie Fuͤrst- liche Gnade viel Fluͤgel habe/ daß sie bald davon flengt. Sejanus ist unter Tiberio zu solchen hohen Ehren erhaben worden/ daß sein Ge- burts-Tag oͤffentlich gefeyret/ ihm zu Ehren guͤldene statuæ und Bilder gesetzet/ und er des Kaͤysers Collega im Burgermeister- Ampt worden/ aber endlich muste er doch ans kalte Eisen. Was ist der Soldaten Leben? da kan ein armer Schlucker und Stiefelbutzer bald ein Capitain werden; Das laut wohl! Soldaten die sind Ehrenwerth Aber sie kommen entweder im Kriege umb/ oder so irgend ein gerader ge sunder Mercurius außgezogen/ kommt ein hincken der lamer Saturnus wi der zu Hauß/ Gewissens-Wunden ist ihre Beute/ die die meisten davon bringen. Koͤnigliches Leben ist uͤber alles; Salomon sagt nein darzu/ da er Predigt. da er alle Koͤnigliche Herrligkeit abgenuͤtzet und außgebraucht/ dancket er demselben endlich ab und sagt: Es ist vanitas, alles eitel! auch Dio- Eccl. 2. 11. nysius sagt nein darzu; Pyrrhus kunte nicht satt werden. Das Himmel-Leben ist allein das herrlichste Leben/ viel herrlicher als das irrdische Paradiß-Leben/ welches verlierbarlich und wandelbar gewesen/ und noch in der Hoffnung geschwebet. Adhuc pendet bra- Chrysost. hom. 7. in epist. ad Hebr. beium, sagt Chrysostomus, Der Ehren-Lohn/ die Ehren-Kron henget noch da im Mittel an der Schnur; Wem diese Herrligkeit nicht schmecket/ wer darnach nicht trachtet/ der ist wohl ein βέβηλος wie Esau/ das ist/ heydnisch/ ungoͤttlich/ ruchloser Mensch; derselbe verkaufft den Adel der Hebr. 12, 16. Erstengeburt/ umb ein Linsen-Gerichte; man lege in die Wage Linsen- Gerichte/ wann es auch von Egyptischen Linsen gekocht waͤre/ wie Augusti- nus in Ps. 46. es seye so wohl gewuͤrtzt und zugericht als es immer wolle. Hingegen in die andere Schal das Recht der Erstengeburt/ welches ein Fuͤrbild gewest der ewigen Gnaden-Wahl und des himmlischen Erbes/ der Außschlag wird sich bald finden. O wie viel Esauiten in der Welt! Wer nun dieser Kron begehrt/ der muß zuvor kaͤmpffen. St. Paulus setzte zusammen: Jch hab einen guten Kampff gekämpffet/ ꝛc. 2. Tim. 4, 7. 8. so ist mir beygelegt die Kron ꝛc. kaͤmpffen mit dem Sathan und seiner Braut/ mit Fleisch und Blut/ Glauben halten und siegen. Aber O wenig solche Kaͤmpffer! darumb es sich auch nicht zu verwundern/ daß so wenig die Kron erlangen. Jn der grossen Statt Antiochiâ gab es vor- zeiten viel Welt-Kaͤmpffer/ aber wenig Him̃els Kaͤmpffer. Darumb fragt einsmals daselbst Chrysost. in einer Predigt ( hom. 40. ad pop. Antioch. ) Wie viel meynet ihr wohl moͤchten in dieser Statt seelig werden? Jch will sagen was den Ohren weh thut: Jch zweifel ob hundert Menschen in solcher grossen Menge die Lebens-Kron erlangen werden: so boͤß ist die Jugend/ so traͤg das Alter. Es ist aber nicht gnug durch Kampff die Gnaden-Kron erlangen/ es gehoͤret auch darzu das halten und auffheben. Behalte was du hast! Es ist mehr geschehen/ daß Jacob dem Esau/ Da- Apoc. 3, 11. vid dem Saul/ Matthias dem Jud æ die Kron gleichsam vor den Augen hinweg genommen: Jacobische Hertzen sind alle Gemuͤther/ die sich zun Huͤtten Gottes halten; die lassen das wilde Kind den Esau jagen/ den besten Raum bringen sie endlich davon. Soll aber solche Kron wohl bewahret werden/ so wird erfordert be- staͤndige Treue/ Sey getreu (so laͤsset der Herr Jesus Polycarpo dem Engel und Bischoff der Gemeine zu Smyrnen entbieten) biß in den Apoc. 2, 10. L l l l 3 Tod/ Die Ein und Funffzigste (Siebende) Tod/ so will ich dir die Krone des Lebens geben. Treu Gott dem Herren im Himmel/ im Glauben/ guten Gewissen und Ritter- schafft-Vbung/ in Arbeit und Streiten/ Lieben und Leiden/ solts gleich Ios. 2, 4. seqq. 2. Sam. 20, 33. 1. Macc. 7, 18. Leib und Leben/ Gut und Blut kosten/ auff die Weise wie Rahab den Kundschafftern/ Jonathan seinem Freund David mit hoͤchster Lebens- Gefahr getreu geblieben. Anders als jener gottlose vermeynte Hohe- priester Alcimus, bey dem weder Treu noch Glauben gewest/ oder jene Hof-Diener Kaͤysers Constantini, die dem Kaͤyser zu Gefallen von der Christlichen religion abfallen wolten/ aber bey Sonnenschein von Hof ver- jagt worden/ dann/ sagt er der Kaͤyser/ so diese Leute ihrem Gott nicht treu/ wie solten sie mir treu bleiben? Der heilige Polycarpus/ an welchen der Herr diese Wort schreiben lassen/ hat solche Treu exemplariter er- wiesen/ als demselben das traurige dilemma vorgelegt war/ er solte unter beyden eines erwehlen/ Feuer-Tod oder Abfall/ so war er bald mit der Ant- wort fertig/ und sagt: Jch habe meinem Herrn und Himmels-Koͤ- nige Christo Jesu sechs und achtzig Jahr gedienet/ und er hat mir niemahl nichts zu Leid gethan/ und solt ich ihm erst nach sechs und achtzig-jaͤhrigen Gutthaten untreu werden? Das sey fern. Worauff auch nach uͤber- standener Marter ihm die Siegs- und Lebens-Kron auffgesetzet worden. Hie Trost-Quellen in der Meng/ Trost wider des Sathans wuͤten und toben/ wider alle unblutige martyria, Hohn/ Spott/ Verachtung in Rom. 8, 18. 2. Cor. 4, 17. 18. der Welt; Hie vita gloriosa, das ewig-herrliche Leben; Vn- sere Truͤbsal/ die zeitlich und leicht ist/ schaffet eine ewige und uͤber alle Maß wichtige Herrligkeit/ uns/ die wir nicht sehen auff das sichtbare/ sondern auff das unsichtbare. Trost wider die Armuth und Vngluͤckseeligkeit; Mancher ist/ wie man sagt/ zum Hel- ler geboren/ und kan auff keinen Pfenning kommen/ dort herrlicher Reich- Syr. 20, 23. thumb und Vberfluß. Manchem wehret seine Armuth/ daß er nichts uͤbels thut/ davon hat er das Vortheil/ daß er nicht nur hie kein boͤses Gewissen hat/ sondern das/ was ihm hie abgehet/ dort reich- lich soll ersetzet werden. Trost wider die ungerechte Außtheilung der remu- neration oder Belohnungen fuͤr treue Dienste/ ungleiche Ergoͤtzligkeit/ ungleichen Lohn/ ungleiche Ehr/ ungleiche elogia, Lob und Gerichte/ wie es dann heisset offtermahls: Je groͤsser Schalck/ ie besser Gluͤck! Ein ander/ der sein talent in Einfalt warnimmet/ wuchert damit/ daß ers am Juͤng- sten Tage verantworten koͤnne/ laufft Erb-Suͤnde mit unter/ so streitet er und bittet ab; aber er wird obscur irt/ denigr irt/ andere werden ihm vor- gezogen/ Predigt. gezogen/ hoͤher æstim irt/ muß mit Christo sprechen/ ey eine treffliche Summ Zach. 11, 13. und Lohn/ deren ich bin werth gehalten worden! Einem scheinet das Liecht immer ins Hauß/ daß er nicht so wohl merit irt/ dem andern wird das Liecht und Tag verbauen und auffgehalten. Nun patientia! Das Spiel wird sich einmahl aͤndern/ der gerechte Richter flechtet und bindet unter deß die Krone der Gerechtigkeit zusammen! Endlich auch Trost wider die Dornen-Distel- und Creutz-Kron/ die mancher Christ seinem Koͤnige zu Ehren biß ins Grab tragen muß/ die soll mit einer andern herrlichen Kron außgetauschet werden. Wir schliessen mit dem Wundsch Sanct Petri: Der GOTT aller 1. Pet. 5, 10. Gnaden/ der uns beruffen hat zu seiner ewigen Herrligkeit in Christo Jesu/ der wolle auch uns/ die wir eine kleine Zeit lei- den/ vollbereiten/ staͤrcken/ kraͤfftigen/ gruͤnden. Dem sey Ehre und Macht von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen. Die Zwey und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Achte Predigt/ Von dem seeligen Freuden-Leben/ oder von des ewigen Lebens Freude und Froͤligkeit. G Eliebte in Christo: Jch sprach zum lachen: Du bist toll ! sind hochverstaͤndige Wort des allerweisesten Koͤnigs Salomon/ Eccles. 2. Jn welchen er per προσω- Eccl. 2, 2. ποποιΐαν aus seinem bißher geuͤbten Gelaͤchter gleichsam eine lebendige Person gemacht/ dieselbe als von ihm unter- schieden angeredet; verstehend durch dasselbe nicht das von Natur uns allen angeborne und angewoͤhnte lachen/ als welches allerdings zu vermeiden unmoͤglich/ Lachen hat seine Zeit/ sagt er Eccles. 3. Ob c. 3, 4. man gleich exempla mag gehabt haben τῶν ἀγελάςων, derer so nie gelacht haben/ Die Zwey und Funffzigste (Achte) haben/ so sinds singularia anomala und monstra gewesen. Es kan der Mensch sich desselben affect s nicht allerdings enthalten. Ob auch Chri- stus iemahl oder niemahl gelachet/ da ligt uns nicht viel an zu forschen oder zu wissen/ darumb auch die Evangelisten nichts davon auffgezeichnet/ dieweil Er nicht lachens/ sondern weinens halben in die Welt kommen. Τούτο μὲν πολλάκις ἐςιν ἰδει῀ν ἀυτὸν δακρύοντα, γελῶντα δὲ οὐδεμοῦ, schreibet Chrysost. hom. 6. in Matth. Ps. 126, 1. 2. Chrysostomus: Das finden wir wohl offt daß Er geweinet/ aber niemahl daß Er gelachet. Nicht 2. das himmlische seelige lachen/ so da entspringet aus der Trunckenheit der Freuden; Wann der HERR die Gefangenen zu Zion erloͤsen wird/ so werden wir seyn wie die Traͤumenden; Dann wird unser Mund voll lachens Luc. 6, 21. und unsere Zung voll ruͤhmens seyn! und Luc. 6. Seelig seyt ihr/ die ihr hie weinet/ dann ihr werdet lachen. Sondern wie das Ebreische Wort anderswo gebraucht wird Eccl. 7, 7. Eccles. 7. Das leichtfertige Narren-lachen/ das lachen des Narren/ sagt er/ ist wie das krachen der Dornen unter den Töpffen. Nicht allein aber verstehet er bloß das lachen/ sondern zu- gleich alle Vrsachen und Gelegenheiten/ die zu lachen anreitzen/ alle Welt- Freude/ Welt-Schertzen und Spiel; denen dancket er ab/ beurlaubet sie/ nach dem er sie alle abgenuͤtzet/ aber endlich in sich selbst gangen/ gibt er ih- Ps. 102, 9. Eccl. 2, 2. 4. 5. 6. 8. 10. \& 11. nen das elogium stultitiæ, das Narren-Lob/ Du bist toll. Er sagt im angezogenen cap. 2. Eccles. Alles was meine Augen wůndscheten/ das ließ ich ihnen/ und wehret meinem Hertzen keine Freude; Jch thaͤte grosse Dinge/ bauet Häuser/ pflan- tzet Weinberge: Jch machte mir Gärten und Lust-Gaͤrten/ Teuche und Wälde; Jch schaffte mir Saͤnger und Saͤnge- rinnen/ und Wollust der Menschen/ allerley Seytenspiel; Da ich aber ansahe alle meine Werck/ sihe/ da war es alles eitel und Jammer; Jch sprach zum lachen und zur Freude: Was machestu? Jch hengete dem lachen gleichsam eine Narren- Schell an. Ja freylich/ was machestu aus dem Menschen? Du bist fol. 54. toll und unsinnig! D. Sebastian Brand erlaͤutert dieses elogium, fuͤllet ein gantz Schiff voll solcher Narren/ Ein Honig-Troͤpfflein dir gefaͤllt/ und wirst dort Gall haben tausendfalt; Gedencke Narr/ daß es gilt deine Seel/ und du tieff faͤllest in die Hoͤll. Wer Predigt. Wer sich selbst fuͤr einen Narren achtet/ (wie Salomon) fol. 63. ad narrag uni- am usque fol. 148. ib. fol. 1. der ist bald zu einem Weisen gemacht/ wer weise will seyn/ der muß sich selber außlachen. Wir sprechen an alle Welt-Freude: Du bist toll! verweisen sie ins Tollhauß/ und lassen der Welt ihr Narren-Schiff/ ihr Tollhauß und narragoniam, und sehnen uns nach der himmlischen Freude/ in dem himmlischen refectorio, jubilatorio und Lust-Hause/ an dem Erqui- ckungs-Tage/ da unser Mund voll lachens seyn wird/ illîc ubi Ps. 126, 2. sunt gaudia? Nirgend mehr dann da/ da die Engel singen nova cantica, \&c. das ist/ vita cœli læta, das himmlische Freuden-Leben/ die rechte solid irte/ kernhaffte/ bestaͤndige Freude/ von welcher wir ietzo etwas weiter handeln wollen. Der Gott alles Trosts wolle uns salben mit dem Freuden-Oel seines Heiligen Gei- stes/ daß wir uns hie freuen im Hertzen Vorschmacksweise/ biß wir endlich gelangen zur voͤlligen Freuden-Niessung in alle Ewigkeit/ Amen. S O verstehen nun abermahl die Nicenischen Bekenner und wir am Ende des dritten Articuls durch das Leben der zukuͤnfftigen Welt vitam hilarem ac lætam, ein Freuden-Leben/ so da abermahl fleust aus dem Anschauen Gottes. Gott selbst ist die wesentliche Freude/ wie Er auch ist das wesentliche Liecht und Liebe/ aus dessen Anschauung der Mensch truncken wird von lauter Freuden. Fuͤr dir/ O HErr/ Ps. 16, 11. spricht David/ ist Freude die Fuͤlle/ und lieblichs Wesen zu dei- ner Rechten ewiglich. Sie werden truncken von den reichen Ps. 36, 9. Guͤtern deines Hauses/ und du tränckest sie mit Wollust/ als mit einem Strom. Die Gerechten muͤssen sich freuen und frö- Ps. 68, 4. lich seyn fuͤr Gott/ und von Hertzen sich freuen. Vermag der Anblick der Sonnen so viel nach langem truͤben Regen- und Hagelwetter/ nach kaltem Winter/ daß/ wann dieselbe mit vollen Strah- len herfuͤr blicket/ das Hertz sich druͤber inniglich erfreuet: So der Anblick der Glori Christi auff dem heiligen Berge/ und die daselbst gewechselte Ge- spraͤch so viel zuwegen gebracht/ daß Petrus fuͤr Freude nicht mehr gewußt/ was er redet/ Hie ist gut wohnen/ sagt er Marc. 9. welches doch nur Marc. 9, 5. 6. ein πρόγ σις oder vergaͤnglicher Vorschmack-Geniessung; So Christus Sechster Theil. M m m m nach Die Zwey und Funffzigste (Achte) nach seiner Aufferstehung/ da die Juͤnger ihn wider gesehen/ solche Freude Ioh. 16, 22. erweckt/ davon Er geweissaget: Jch will euch wider sehen! und euer Hertz soll sich freuen/ und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Aliquando (ita August. l. 10. Confess.) me intromittis in affectum inusita- tum introrsus, ad nescio quam dulcedinem: quæ si perficiatur in me, nescio quid erit quod vita ista non erit? sed recedo in hæc ærumnosa. So noch wohl heutiges Tages die geistliche meditatio so viel thut/ daß ein frommer andaͤchtiger Christ sagen kan: Wann ich in Noͤ- then bett und sing/ daß mein Hertz wird recht guter Ding/ dein Geist bezeugt daß solches frey/ des ewigen Lebens Vor- schmack sey/ also/ daß Ephrem soll gesagt haben: Remitte aliquan- tum Undas tuæ gratiæ, Laß/ O Herr/ ein wenig ab von deiner inner- lichen Freuden-Guß/ ich kans in dieser Sterbligkeit fast nicht mehr vertra- Act. 14, 17. gen! Ja so die Troͤpfflein des hoͤchsten Gutes/ als nemlich/ was die Augen fuͤllet/ in den Ohren klinget/ dem Geschmack mundet/ den Geruch ergoͤtzt/ dem Tact wohl thut/ im Hertzen der Menschen eine Freude anrichten koͤn- nen: Wie viel unaußsprechlich-groͤssere Freude wird dann im Hertzen der Außerwehlten gebaͤren oceanus gaudiorum, das unergruͤndliche Meer Matth. 25. 23. 1. Pet. 1, 8. August l. 11. de Civ. Dei. aller Freuden/ die wesentliche Freude/ die Freude Gottes? Es ist mit einem Wort χαρὰ ἀνεκλάλητος, eine unaußsprechliche Freude. Quod Deus præparavit diligentibus se, schreibt Augustinus, fine non capitur, spe non attingitur, charitate non apprehenditur, desideria \& vota transgreditur, acquiri potest, æstimari non potest. Was Gott bereitet hat denen/ die ihn lieben/ wird durch den Glauben nicht begriffen oder gemessen/ durch die Hoffnung nicht erreicht/ durch die Liebe nicht er- griffen/ es uͤberschreitet alles verlangen/ wuͤndschen und begehren/ kan Ps. 126, 1. 2. 3. erlanget aber nicht geschaͤtzet werden. Wann der HErr die Ge- fangenen Zion erlösen wird/ so werden wir seyn wie die Traͤu- mende/ so groß/ daß wirs kaum glauben werden/ als waͤr es ein Traum/ Act. 12, 9. gleich wie Petro Actor. 12. begegnet/ als er einen leuchtenden Engel im Gefaͤngnuͤß sahe/ dauchte ihn/ er sehe ein Gesichte; Dann wird unser Mund voll lachens und unsere Zunge voll ruͤhmens seyn/ da wird man sagen: Der HERR hat grosses an ihnen ge- than/ der HERR hat grosses an uns gethan/ des sind wir froͤlich. Gleichwohl Predigt. Gleichwohl aber bleibet es unverbotten/ so viel hievon zu lallen/ als Wort der Heilige Geist uns in Hertz und Mund gegeben: welcher solche Freude beschreibet/ Erstlich mit klaren Worten/ hernach mit lieb- lichen Figuren illumin irt. Klare Wort sind es/ wann der Geist Gottes diese Freude beschreibet 1. als eine himmlische Freude/ als Rom. 14, 17. eine Himmel-gemässe/ Himmel-geziemende Freude; Hinweg alle Thalmudische Traͤume/ Mahometische Phantasien/ die aus dem Himmel ein Schlauraffenland und Faßnacht machen; alle Chiliastische Einbildungen/ deren/ die dafuͤr gehalten/ daß nach Verfliessung sechs tau- send Jahren werde folgen das siebende seculum, eine andere tausend- jaͤhrige Zeit/ als ein lustiger und Freuden-voller Sabbath/ da werde Jeru- salem als eine Braut vom Himmel herab kommen/ und werde die auffer- standenen Heiligen auffnehmen/ und auff Erden ein Freuden-Leben fuͤh- ren tausend Jahr lang/ wie Augustinus es erbloͤsset. Sind somnia und Aug. l. 20. de Civ. D. c. 7. Traͤume aus letztem Verstand Apoc. 20. entstanden; So weit der Him- mel von der Erden/ so weit ist himmlische Freude von irrdischen Ergoͤtz- ligkeiten unterschieden; Mein Reich/ sagt der Herr/ ist nicht von Ioh. 18, 36. dieser Welt/ demnach ist auch seine Freude nicht von dieser Welt. Bil- der sind nicht die Dinge selbst/ die noch kein Auge gesehen/ sondern in Bil- dern von weitem gezeigt/ ein sehnliches Verlangen zu erwecken. 2. Als die vollkommneste Freude; vollkommen inten- Ps. 16, 11. Ps. 36, 9. Ioh. 16, 22. 1. Ioh. 1, 4. sivè in dem hoͤchsten Grad/ extensivè durch alle Kraͤfften in der Seelen; protensivè zu allen Zeiten/ unauffhörlich in Ewigkeit/ daß sie nimmer von uns wird genommen werden/ da kein Wechsel der Freude und Traurigkeit nicht erscheinet. Hie waͤhret die Freude nicht lange/ rara hora, brevis mora, sie kommt selten und bleibet nicht lange. 3. Eine lautere/ unvermischte/ unbefleckte Freude; die Esa. 25, 8. Apoc. 7, 17. c. 21, 4. nicht vermenget ist mit Furcht und Truͤbsal/ der Tod wird nicht mehr seyn/ noch Leid/ noch Schmertzen/ noch Geschrey. So wenig ein Wein ohne Drusen/ so wenig ist hie eine Freud ohne Leid; Welt-Freude heisset γλυκίπικρον, dulce amarum, suͤß-bitter/ nach dem lachen kommt trauren/ nach der Freude Leid. Εἶα, αι῎ αι῎! Medio de fonte leporum sur- git amari aliquid, Mitten in der Freud entstehet offt ploͤtzlich ein Leid. Dort lauter vollkommene/ pure/ unvermischte Freude. Wie/ moͤchte iemand M m m m 2 sagen/ Die Zwey und Funffzigste (Achte) sagen/ solte dann nicht David an seinen verdamten Absalon gedencken/ Ps. 58, 11. Es. 65, 13. 14. und ihme damit seine Freude koͤnnen versaltzt werden? O nein! Der Gerechte wird sich freuen/ wann er solche Rach sihet. Sihe/ meine Knechte sollen froͤlich seyn/ ihr aber sollet zu schanden werden/ sihe/ meine Knechte sollen fuͤr gutem Muth jauchzen/ Gen. 22, 8. Luc. 16, 25. ihr aber sollet fuͤr Hertzeleid schreyen/ und fůr Jammer heulen. Abraham erbarmet sich seines Sohns/ des Schlemmers/ so gar nicht/ daß er ihm auch keinen Tropffen Wasser zur Kuͤhlung widerfahren laͤsset. Gott selbst hat die gantze Welt bruͤnstiger geliebet als ein Mensch den Prov. 1, 24. andern lieben kan/ noch gleichwohl lacht Er im Vntergang der Gottlosen: welchen Goͤttlichen Willen und affect der menschliche affect im ewigen Leben wird conform iren. II. Parabolicè, Jn anmuthigen Gleichnuͤssen. Jn Apoc. 19, 7. der Vergleichung einer Hochzeit/ Apoc. 19. Jn der Welt ist keine groͤssere/ billichere und ehrlichere Freude/ als Hochzeit-Freude/ die Christus selbst durch seine Gegenwart consecr irt/ grosse Freude ist die Ehrliche Zu- sammenkunfft an ihr selbst; Tausendmahl groͤssere Freude in der con- junction und Vermaͤhlung Christi mit seiner Braut/ da Er/ der Braͤuti- gam/ nicht mehr hinter der Thuͤr stehet/ durchs Fenster oder Gitter gucket/ Gen. 18, 1. seqq. 1. Cor. 13, 12. Apoc. 21, 3. nicht in einer frembden/ angenommenen Gestalt/ wie dem Abraham er- scheinet/ nicht Vorschmacks-weise/ nicht Pilgrams-weise/ sondern ἀυτο- προσώπως, von Angesicht zu Angesicht. Sihe eine Hůtten Gottes/ und Er wird bey ihnen wohnen. Grosse Freude erwecket in der Welt gute vertrauliche Freund- und Gesellschafft/ dieselbe ist ein stuͤck des taͤg- lichen Brods/ wer sie einem nimmt/ der nimmt ihm sein stuͤck Brods/ sonderlich wo man unterm Joch leben muß/ nicht seuffzen/ nicht keuchen/ ja nicht sagen und klagen darff/ man leide; da ist ein guter Freund ein werther Schutz/ dem man das Anligen in Busen legen darff. Wiewohl hie traue/ aber schaue wem? Es gibt Judas-Gesellen! Hochzeit-Gesell- schafft ist auch suͤß und lieblich/ der Hochzeit-Gaͤste/ die einander irgend lange nicht gesehen/ die alßdann holdseelige Gespraͤch mit einander wech- Iud. 14, 12. seqq. Luc. 20, 36. Hebr. 12, 22. Matt. 8, 11. Gen. 2, 23. Matth. 17. 3. 4. seln/ und die Mahlzeit damit wuͤrtzen/ ænigmata und Raͤtzel auffgeben/ und sich damit uͤben. Tausendmahl froͤlicher die himmlische Gesellschafft der Heiligen Engel/ mit allen Außerwehlten/ da werden einem ieden die seinen einander widergegeben werden/ sie werden alle einander kennen/ gleich wie Adam alsobald seine Evam erkante/ gleich wie Petrus Mosen und Eliam/ da wird vollkommene Liebe und Freundschafft unter ihnen seyn/ Predigt. seyn/ sie werden liebliche Gespraͤch unter einander fuͤhren. Jethro 1. Cor. 13, 8. Exod. 18, 9. freuet sich alle des guten/ das der HERR Jsrael gethan: Also wird auch ein Freund uͤber des andern Himmels-Kron und Gna- den-Lohn sich inniglich freuen. Quos modo miramur, regione videbimus illâ. Et veteres inter suscipie- mur avos. Bapt. Mantuan. Grosse Freude ist das Hochzeit-Mahl/ wann nur die edle Maͤssigkeit Hofmeisterin bleibet/ und wird dasselbe in einer holdseeligen hypotyposi entworffen von dem Propheten Esaia c. 25. Der HERR Zebaoth Esa. 25, 6. (O ein reicher Wirth!) wird allen Voͤlckern/ die nemlich den Namen des Herren Jesu (ausser dem kein Heil) angeruffen haben/ machen auff dem hohen olympo, dem Himmels- Berge des Koͤniglichen Himmel-Saals/ ein Mahl/ einen freyen Tisch/ nach dem Hunger- Thal/ ein fettes Mahl da nichts mangelt/ unkaͤrglich/ ein Mahl von Fett und Marck/ von den niedlichsten special- Bißlein/ ein Mahl von reinem Wein/ darinn keine Hefen sind/ weit uͤber Malvasier/ nicht lacrymæ, sondern deliciæ Christi, da wird man koͤnnen trincken was klar/ und essen was gar ist/ aber auch reden was wahr ist. Wie nun die natuͤrliche Speise des Leibes Freude und Saͤttigkeit ist/ also die Freude die aus Gott kommet/ ist der Seelen Speise und Erquickung/ dann ist der Seelen wohl/ so wird der Leib auch ergoͤtzt/ und dieselbe meynet Esaias unter dieser parabol ischen Decke. Hie saͤttiget nichts/ ie mehr man gutes hat/ ie mehr duͤrstet man; dort satt und uͤbersatt/ und doch ohn Vberdruß. Bey einer Mahlzeit werden alle Kraͤfften der Seel/ alle Sinn und Lebens-Geisterlein erquicket; dort alles unaußsprechlich voll- kommen/ im Gemuͤth/ Willen und allen innerlichen und eusserlichen Sinnen. Viel tausendmahl lieblicher die Mahlzeit im Himmelreich an der himmlischen Herren- und Ehren-Tafel/ da wird auffgesetzt das ver- Luc. 12, 37. c, 22, 30. borgene Manna/ eingeschenckt der lautere Wein/ der keine Hefen hat. Wie ein Herr einem treuen Knechte auff dem hochzeitlichen Ehren- Tage auffwartet/ ihne in und aus der Kirchen begleitet/ Kuͤchen und Kel- ler versorget/ und zusihet/ wie alle Tische bestellet: so sagt der Herr selbst/ Er wolle sich auffschůrtzen (redet nach den Morgenlaͤndischen Sit- Luc. 12, 37. ten/) und seine treue Diener zu Tisch setzen/ und fuͤr ihnen her gehẽ/ und ihnen (in gesundem Verstand) dienen/ oder nach Art der heiligen M m m m 3 Schrifft Die Zwey und Funffzigste (Achte) Marc. 1, 13. Luc. 8, 2. Act. 6, 2. Rom. 15, 25. 2. Cor. 8, 19. c. 9, 12. Syr. 32, 7. Schrifft (* διακονει῀ν so viel heisset als aliment iren/ nehren/ Vnterhalt reichen) speisen/ nehren und saͤttigen. Grosse Freude erwecket bey einer Hochzeit eine wohlgestimmte/ wohlklingende Music; Wen nicht die Music erquicken thut/ der hat im Leib weder Hertz noch Muth. Wie/ sagt Syrach/ ein Rubin in feinem Golde leuchtet/ also zieret ein Gesang das Mahl: Tausendmahl koͤstlicher die himmlische Music/ da der Choragus ist Gott der Heilige Geist/ welcher in alle Pfeiffen blaͤset/ der Gesang ist das Lied Apoc. 5, 9. c. 15, 3. Mosis und des Lambs/ ein immerwaͤhrendes ἐπινίκιον und Siegs-Lied/ ein unauffhoͤrliches () Danck-Lied/ entstehend aus bestaͤndiger Erinne- rung der hertzlichen und in dieser Welt niemahls gnugsam geruͤhmten c. 19, 1. 1. Chron. 6, 2. Gnaden-Gaben/ die man hie im Reich der Gnaden empfangen. Ein neu Lied in gewisse Choͤr und Stimmen abgetheilet/ al alamoth al ha- minith, das final und der Zweck ist Gottes Ehr und Majestaͤt/ dessen Cant. 6, v. ult. ὑμνωδὸι und Chor-Saͤnger alle Außerwehlten sind. () Quo cantico, inquit August. l. 22. de Civ. D. c. 30. in gloriam gratiæ Christi, cujus sanguine liberati sumus, nihil erit profectò jucundius illi civitati. Grosse Freude erwecken die erlaubte Hochzeit-Spiele; Springen Iud. 21, 21. und Freude-tantzen ist eine Zierde des Frieden. Die Toͤchter zu Silo gehen mit Reyen heraus zum Tantze/ Christus nimmet ein Gleichnuͤß Eccles. 3, 4. 2. Sam. 6, 14. davon/ Tantzen hat seine Zeit/ spricht Salomon. David tantzet mit aller Macht fuͤr der Lade des Bundes daher/ seinen freudigen und in himmlischer Andacht entzuͤndeten Geist damit zu bezeugen. Tausend- mahl lieblicher die himmlischen Reyen; da man Gott den Herrn 1. Pet. 1, 8. ep. Iud. v. 24. wird loben nicht nur mit singenden Zungen/ sondern auch mit springenden Fuͤssen. Ja/ sagstu: Jch laß es seyn! Freude von Zeit und Ort. Vom Ort ist in obiger Predigt gehandelt: Die Zeit ist ein immerwaͤhrender Sabbath-Feyer- und Sonntag. Alles Fleisch wird einen Mo- nat nach dem andern und einen Sabbath nach dem andern Esa. 66, 23. kommen/ anzubetten fuͤr dem HErren/ Esa. 66. Der Sonntag ist des armen Tagloͤhners und Dienstbotten/ nach dem sie sich die gantze Woch abgeeselt/ ihr Himmelreich/ wegen der Freude/ Wolleben und Er- goͤtzligkeit/ die ihnen von getreuen Herren und Meisterschaft wird gegoͤn- net. Was wirds dann seyn/ wann nach dem schweren Arbeits-Tage wir leben sollen in einem ewigen Feyer- und Sonntage? in regis curiâ, Eya waͤren wir da. Wem Predigt. Wem solte nicht alle Welt-Freude verleyden? Wer wolte nicht sagen mit Salomon: Lachen/ du bist toll! Wollust/ du Ecclef. 2, 2. stinckest nach dem Erbgrind/ du bist imperfect, bist unrein! Kostbar Feuer- werck und Com œ dien/ deren Vnkosten besser an armen Gliedmassen Chri- sti waͤren angelegt/ unsinnige Jagten/ praͤchtige Schifffahrten/ unnuͤtze Pi- cturen/ unzierliche Musicen/ Venus Spiel/ wuͤtende Saufferey/ Fleisches- Exod. 32, 6. Lust/ Augen-Lust/ ihr seyt toll! eure Ergoͤtzligkeit ist Thorhrit! Wollust von Freundschafften/ du bist toll mit deinem monopolio! Dienstsucht/ Ruhmsucht/ heimliche corresponden tz und Verraͤtherey/ alle tuͤckische/ welsche Welt-Freude/ Judas-Gruß und Joabs-Kuß/ alle unmaͤss- und praͤchtige antiquit aͤt-Freude/ du bist toll! vanit aͤtische/ unerbauliche/ welsche Music/ du bist toll! Gluͤck- und Gewinspiel-Freude/ Narrenthei- dung und Schertz-Freude/ du bist toll! uͤppige/ leichtfertige Winckel- Taͤntze/ Faßnachtspiel und Mumschantzen/ ihr seyt toll; wann der Gott- lose erwacht/ so ist alle Welt-Freude mehr nicht als ein Traum/ Qui videt per somnium invenisse se thesauros, tamdiu dives, quamdiu non evigilat, in somno videt se jacere in lecto eburneo \& in plumis au- reis \&c. schreibt Augustinus in Psal. 75. Manchem armen Tropffen traͤumet/ er habe einen reichen Schatz gefunden/ er lige auff ei- nem Pflaumbett im Helffenbeinern Bettlad/ wann er erwacht/ so befindet er sich betrogen. Aristoteles erzehlet/ es seye ihme Aristot. in l. de mirab. auscult. in Abydo. einmahl ein unrichtiger Mensch auff dem Schauplatz allein erschie- nen/ daselbst phantasi rt/ und als haͤtt er histriones und commœdiant en vor sich/ ihnen applaud irt/ da er wider zu sich selbst kom̃en/ und gefragt wor- den/ wie es umb ihn gewesen/ da er also gefabelt? Nie/ sagt er/ besser/ ich war nie lustiger/ aber nun hat der Lust ein Ende. Auff solche Weise ist es warhafftig auch gethan mit der Welt-Freu- de/ sie ist Nacht-fertig/ sie ist toll. Aber Himmel-Freude ist die rechte/ die unaußsetzliche/ die bestaͤndige Freude. Mit aller Wollust heissets endlich: somnium ! da ich erwachet/ war es ein Traum! Wollust wird endlich eckel/ Jch bin heut achtzig Jahr alt/ sagt Barsillai 2. Sam. 19. 2. Sam. 19, 35. wie solt ich schmecken/ was ich esse oder trincke/ und hoͤren/ was die Saͤnger und Saͤngerin singen? Die Wollust ist eine verfuͤhrische Syren und Delila/ sie stuͤrtzet endlich ins Verderben. Dahin Gen. 7, 21. 22. 23. c. 19, 24. 25. Luc. 16, 23. sehen die exempla der Welt-Froͤlichen/ die Leute fuͤr der Suͤndfluth/ So- doma/ der reiche Schlemmer: Wo sind sie nun? Jn dem ewigen Leid ohn einige Freud. Daß doch mancher Mensch moͤchte so viel Witz haben als jener Die Zwey und Funffzigste (Achte) als jener Esel beym Phædro, da sein Herr befohlen/ man soll ihme die uͤbrige Gerste/ davon ein Ferckel gegessen/ und druͤber gemetzigt worden/ zukom- men lassen/ sagt er: Lieber Herr/ ich esse gern von deiner Speise/ wann ich nicht gesehen/ daß dieselbe dem Ferckel sein Leben gekostet. Fieri nequit, ut quis hic ventrem, illic mentem expleat, ut de deliciis ad delicias transeat, schreibet Hieronymus, Es kan nicht seyn/ daß einer hie den Bauch und dort das Gemuͤth mit Wollust saͤttige/ daß einer von einer Wollust zur andern schreite. Wer wolte nicht II. ein bruͤnstiges Verlangen haben nach der himmlischen Freude? Dann so Gott der Herr hie den suͤndlichen Menschen so viel gutes thut/ ihr Hertz erfuͤllet mit Speiß und Freude? Was hat Er dann auffgehebt seinen außerwehlten Kin- dern/ ist Augustini Frag und Schluß-Rede in Ps. 85. das mag wohl ver- langens werth seyn? Eya waͤren wir da! Wer wolte wohl die Ver- storbenen beweinen/ die jenigen/ die nunmehr truncken sind von der ewigen Freude/ die Gott selbst getroͤstet/ und ihnen die Thraͤnen abgewischet? Wem wolte grauen fuͤr dem Creutz/ wer wolte sich nicht troͤsten in seinem Ps. 126, 5. weinen/ sintemahl die mit Thraͤnen saͤen/ werden mit Freuden ernden/ bey den Außerwehlten heissets ejulate ante jubila, weinen vor der Freude/ eh geroͤhstet als getroͤstet/ hingegen die Verdamten kehrens umb/ da heissets jubilate ante ejulatum, Freude vor dem heulen/ eh getroͤ- stet als geroͤhstet. Wer wolte sich die Traurigkeit uͤberwinden lassen? Wann einer taͤglich unzehliche mahl sterben solte/ schreibet Chrysosto- mus, wann einer alle Marter außstehen/ ja das hoͤllische Feuer selbst solte auff eine Zeit lang schmertzlich fuͤhlen/ so solte man es doch geduldig leiden/ und sich nicht wegern/ in Ansehung der Freude/ so darauff folgen wuͤrde aus dem anschauen Christi/ dort in Herrligkeit. Gen. 45, 27. c. 46, 30. Wie froh/ wie gantz von neuem lebendig wurde Jacob der alte Creutz-Bruder/ da er seinen Sohn Joseph wider gesehen. Wie wird uns dann seyn/ wann wir unsern himmlischen Joseph werden sehen in Ioh. 16, 20. seiner Herrligkeit/ von dem wir so viel gutes gehoͤret? Eure Traurig- keit/ sagt Er selbst/ soll in Freude verkehret werden. Jener Wenden-Koͤnig Gilimer, da er ins eusserste gerathen/ von dem Kaͤyser- lichen Obersten Belisario in die Enge gebracht/ da er weder aus noch ein gewust/ schreibt an einen seiner Freunde/ er wolle ihm doch schicken ein Brod/ eine Harff und einen Schwam/ Brod noch einmahl vor seinem Ende zu essen/ Harff die Melancholey und Traurigkeit zu vertreiben/ den Schwam Predigt. Schwam seine vergossene Thraͤnen abzuwischen. Von Christo unserm edelsten und besten Freunde haben wir alle diese Stuͤck gar auff eine an- dere hoͤhere Weise zu hoffen/ Himmel-Brod/ himmlische Music/ den Thraͤ- nen-Schwam/ mit welchem Er selbst alle Zaͤhren von unsern Augen wird abwischen. Basilius M. erzehlet in seiner Leich- sermon von viertzig Maͤrtyrern/ so zum kalten Eiß-Tod verdamt worden/ die seyen mit Freuden an die Pein gegangen/ sich gantz nackend außgezogen/ einander angesehen und gesagt: Non vestes exuimus, sed veterem hominem deponimus, Wir werden nicht nackend außgezogen/ wir verlieren unsere Kleider nicht/ son- dern wir legen nur den alten Menschen ab; Der Winter ist zwar rauh/ aber das Paradiß ist lieblich; das Eiß ist schmertzlich/ aber der darauff folgende Genuß des himmlischen Gutes ist desto lieblicher; sie wuͤndsch- ten alle einmuͤthiglich/ daß/ gleich wie sie alle Viertzig in den Schrancken gegangen/ sie auch alle Viertzig moͤchten gekroͤnet werden. Da gleichwol einer allzuzart gewesen/ und aus dem Schrancken wider heraus ge- sprungen/ aber bald darauff seinen Geist in der heissen Bad-Stube auffgegeben/ dem aber alsobald secund irt der Hencker selbst/ und zu den uͤbrigen gesprungen und gesagt: Jch bin auch ein Christ; und ist also/ wie sie gewuͤndscht/ die Zahl der Viertzig widerumb ergaͤntzt/ und zugleich wahr worden Matth. 16. Wer sein Leben verlieret Matth. 16, 25. umb meinet willen/ der wirds finden ꝛc. Also noch heut zu Tage/ wer sein Leben/ Genieß/ Freude/ Lust und Gemach erhalten will/ der wirds verlieren; wer es aber verleuret/ das ist/ hindansetzet durch die Toͤdtung des alten Adams/ der kan Simeons Liedlein in seinem agone und Todes- Kampff singen: Mit Fried und Freud ich fahr dahin nach Gottes Willen/ getrost ist mir mein Hertz und Sinn: Evole- mus hinc, auff und davon aus dieses Lebens Jammer und Leid/ zur ewigen Freud und Seeligkeit! Amen. Sechster Theil. N n n n Die Die Drey und Funffzigste (Neundte) Die Drey und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem ewigen Leben/ Die Neundte Predigt/ Von der Ewigkeit des seeligen Lebens. G Eliebte in Christo: Was die Koͤnigin aus Reich Ara- bia/ die dem Geruͤchte nachgezogen/ nach dem sie den Koͤ- nig Salomon gesehen/ alle seine Weißheit außgespaͤet/ sein Reichthumb und groß Gluͤck beschauet/ judic irt und ge- 1. Reg. 10, 7. urtheilt: Es ist mir/ sagt sie/ nicht die Helffte gesagt/ du hast mehr Weißheit und guts/ als dein Geruͤchte ist/ das ich gehoͤret habe: Eben dasselbige moͤgen wol auch alle nunmehr in Gott seelige Himmels-Burger sagen/ wann sie dessen/ der mehr ist als Salo- mon/ Herrligkeit/ den seeligen Stand des ewigen Lebens zuruͤck sehen und sprechen: Es ist uns in jenem Leben nicht die Helffte verkuͤn- diget worden/ der Freude und Herrligkeit/ die wir ietzo genies- sen. Hie hatten wir mehr nicht als I. Famam negativam, Ein verneinendes Geruͤchte/ aus dem Gegensatz entsprungen/ welches Aug. l. 3. de Symb. c. 11. uns saget/ was das ewige Leben nicht sey; Wir koͤnnen/ schreibet Augusti- nus, viel besser und leichter von dem ewigen Leben sagen was nicht daselbst sey/ als daß wir sagen was daselbst seye: Es ist daselbst kein Tod/ kein Leid/ keine Muͤdigkeit/ keine Schwachheit/ kein Hunger/ kein Durst/ keine Hitz/ keine Verwesung/ kein Mangel/ keine Traurigkeit/ so viel weiß man! Dann Beatitudo, die Seeligkeit schleust aus alles/ was boͤß und uͤbel ist und heisset. II. Famam abstractivam \& ratiocinativam, Das Schluß-Geruͤchte; Gleich wie die Außmesser und Außtheiler des gelobten Landes/ als gute Geometræ τῆς γεωμετρίας ἐπιςήμονες, wie sie Josephus Predigt. Josephus beschreibet/ erfahrne Feldmesser ihre funiculos und Meß Schnu- ren uͤber kleinere Ort gezogen/ und aus denselben die Schuh durch den qua- drat rechende und schluͤssende die gantze Groͤsse des Landes Canaan er- reichet. Wie die Astronomi aus der Groͤsse der Erd-Kugel die Groͤsse v. Serar. ad Ios. 13. p. 330. des Himmels forschen und erfinden: Also mag man sich aus der geringen und kleinen Ehr die groͤssere/ aus der kleinen Gluͤckseeligkeit die hoͤchste See- ligkeit/ aus der geringen Wollust die suͤsse Himmels-Lust/ aus einem Tropffen das unerschoͤpffliche Meer einbilden. III. Famam Symbolicam, Das Bild-Geruͤchte; 1. Cor. 13, 12. Hie sehen wir nur spiegelsweise an die Koͤniglichen Kronen/ Hochzeiten/ Pancketen/ Com œ dien/ der Statt Jerusalem/ Koͤnigreiche/ das Land/ des Garten/ des Hauses/ wie dergleichen Bild-Puppen- und Kinderwerck in vorigen Predigten etliche eingefuͤhret worden. IV. Famam progeusticam \& exploratricem, Den Vorschmack und das Kundschaffter-Geruͤchte; Wie die Kin- der Jsrael in der Wuͤsten die προγ σματα des gelobten Landes gekostet/ da ihnen von den Kundschafftern Trauben/ Granataͤpffel und Feigen zuruͤck gebracht worden/ daraus sie haben abnehmen sollen die volle Ernde: Num. 13, 27. Also haben wir auch Kundschaffter/ an allen Propheten und Aposteln/ son- derlich an Petro und Johanne/ Matth. 17. an Paulo/ der in den dritten Matt. 17, 4. 2. Cor. 12, 2. 3. 4. Himmel verzuckt/ die haben uns gekramet und fuͤr Augen gelegt allerhand προοράματα, Vorschauen/ proloquia und Vorrede/ ἄῤῥητα, unerdenckliche und unaußsprechliche Wort: Die προγ σματα und Vorschmack des verborgenen Manna und Baum des Lebens im Sacrament des Heili- gen Abendmahls/ proacusmata den Vorklang in der Englichen Music/ Wann ich in Noͤthen bett und sing/ so wird mein Hertz recht guter Ding/ dein Geist bezeugt/ daß solches frey/ des ewigen Lebens Vorschmack sey. Aber alles nicht die Helffte; dann allererst in jenem Leben werden wir sagen: Du hast mehr Weißheit/ als uns ist verkuͤndiget worden/ diese Freude hat wohl kein Auge gesehen/ kein Ohr gehoͤret/ ja sie ist in keines Menschen Hertz kommen/ dieselbe gnugsam zu 1. Cor. 2, 9. ersinnen/ und mit Gedancken außzuschoͤpffen. Jetzt ist die Decke weg/ ietzt ists erschienen/ ietzt gehet es uns wohl wie den Kindern/ die in Mutter- Rom. 8, 19. Col. 3, 3. 4. 1. Ioh. 3, 2. leibe zwar geniessen der muͤtterlichen Liebe/ Waͤrme/ Milch; Aber nicht des anschauens/ kuͤssens/ voͤlliger Erbschafft. Wir muͤssen uns ietzo mit N n n n 2 dem Die Zewy und Funffzigste (Neundte) dem Geruͤchte begnuͤgen lassen/ welches wir bißher in etlichen Predigten vorgetragen haben/ und nunmehr in dem Namen des Herren dessel- ben ein Ende machen; Wir haben gehandelt von der Gewißheit des seeligen Lebens/ von dem falsch-eingebildeten Ort/ wie auch dem rechten Ort desselben/ von der Anschauung Gottes/ von dem ruhigen/ herrlichen/ frölichen/ heiligen Leben. Also ist nichts mehr in dem Rest als das ewige Leben/ oder die Ewigkeit des himmlischen Lebens selbst. Gott gebe daß wir in der Zeit also fruchtbarlich lehren und hoͤren/ damit wir es in der seeligen Ewigkeit geniessen moͤgen/ Amen. W Ann demnach die Bekenner zu Nicea oder vielmehr was diesen Zusatz anbelanget/ die Constantinopolit aner/ das Leben der zukuͤnfftigẽ Welt bekeñen mit der Schrifft/ und also vitam secularem, ein Zeit- oder Welt-Leben; so ver- stehen sie freylich nicht vitam periodicam, ein umbschriebenes Eph. 1, 21. Matth. 12, 32. Damas. l. 2. de O. F. c. 1. Leben/ daß eine gewisse Zeit/ oder gewisse Jahr waͤhret/ sondern ἐν τῷ μέλλοντι αἰῶνι, das in der zukuͤnfftigen Welt ist/ und wie es Da- mascenus erklaͤret/ αἰῶνα μέλλοντα, τὸ συμπαρεκτεινόμενον, ὅπερ γὰρ τοῖς ὑποχρόνον, Χρονος; Τοῦτο τοῖς αἰδίοις αἰὼν: αἰῶνες αἰώνων vocant τὸ ἀτε- λ τητον τοῦ μέλλοντος αἰῶνος. Ein solches zukuͤnfftiges Leben oder Zeit/ so bey den ewigen Dingen zugleich seyn wird; dann was dieser Zeit un- terworffen ist/ das ist zeit- oder vergaͤnglich; jene ist eine ewige Zeit; jene Zeit wird genennet die unvergaͤngliche Zeit der zukuͤnffti- gen Welt. Daß dem also/ und daß dieses Leben/ dahin wir zielen/ wallen und sehnen/ ein immerwaͤhrendes ewiges Leben seye/ erscheinet abermahl nicht allein aus dem allerseeligsten/ unauffhoͤrlichen Anblick des allerheiligsten Gottes/ der wie eine immerfliessende Ps. 36, 10. Quell nimmer versaͤnget/ dann Er ist die Lebens-Ader/ bey ihm ist die lebendige Quelle: Sintemahl gleich wie die Engel διὰ παντὸς, Matth. 18, 10. Dan. 12, 2. Matth. 25, 46. Ioh. 3, 16. allezeit/ unauffhoͤrlich den Vater im Himmel anschauen: Also bestehet auch das ewige seelige Leben in der immer-steten Anschauung Gottes. Sondern auch aus dem klaren Buchstaben der Heili- gen Schrifft/ da es außdrucklich genennet wird ein ewiges Leben/ ein Predigt. ein Hauß das ewig ist/ die bleibende Statt/ die da hat μοναὶ be- staͤndige Huͤtten/ die ewige Huͤtten/ das ewige Reich/ das ewige Erbe/ die ewige Seeligkeit/ die ewige Herrligkeit/ eine 2. Cor. 5, 1. Hebr. 13, 14. Ioh. 14, 2. Luc. 16, 9. 2. Pet. 1, 11. Hebr. 9, 15. c. 5, 9. 1. Pet. 5, 10. 2. Cor. 4, 17. Ps. 90, 2. ewige und uͤber alle Maß wichtige Herrligkeit/ wiewohl von der Ewigkeit Gottes unterschieden; Gott ist ewig à parte ante \& post, von Ewigkeit zu Ewigkeit maolam ad olam, aus seiner Natur unendlich; Aber die æviternitas, die Ewigkeit der Creaturen ist nicht von Ewigkeit/ sondern aus Gnaden à parte post und zu Ewigkeit. Vnd in specie ist dieses ewige Leben vita Sabbathica, ein Feyer-Leben/ dessen Vorbild ist unser Sonn- oder Feyertag; das ist/ nicht nur ein Feyer- und Freuden Leben/ sondern auch allezeit neues Leben; wie Gott zwar sechs Tage gearbeitet/ aber am siebenden Tage hat Er ge- ruhet/ der siebende Tag ist ein Feyer dem Herrn/ ein stetswaͤhrender Tag; Es wird seyn ein Wochen-Sabbath/ Land-Sabbath/ Himmel- Sabbath/ eine Ruhe oder Sabbath des Volcks Gottes/ ein Sabbath Hebr. 4, 9. Esa. 66, 23. nach dem andern/ bestehend in seeliger Ruhe von Dienst und Suͤnden/ von Arbeit und Vnruhe/ ja es ist eine seelige Vnruh und unruhige Ruh! Ein Blick dessen ist St. Johanni erschienen in einer himmlischen Of- Apoc. 4, 8. fenbarung an den volläugigen geflügelten hieroglyph ischen Thie- ren/ die keine Ruh hatten/ (O der seeligen Vnruh!) Tag und Nacht/ und sprechen heilig/ heilig/ heilig/ ꝛc. Dies unus, sed sempiternus, qui non præceditur hesterno, nec excluditur crastino, wie Augustinus schreibet: Ein einiger aber ewiger Tag/ dem der gestrige nicht Aug. tract. 31. in Ioh. vergehet/ noch der morgende außschleust. Οὐχ ἡμέραις καὶ νυξὶν ὁ χρὁνος ἀριϑμηθήσετα : ἐςι δὲ μᾶλλον μία ἡμέρα ἀνέσπερος, schreibt Damascenus: Damasc. l. 2. de OF. c. 1. Es wird nicht eine Zeit seyn/ die aus Tag und Nacht bestehet/ sondern es ist vielmehr ein Tag/ der nimmermehr untergehet. Vnser Sabbath in dieser Welt/ O wie kurtz/ wie befleckt/ wie schlecht/ was unsaͤglichem Miß- brauch ist er unterworffen! niemahl ist die Welt geschaͤfftiger zu verfuͤh- ren/ niemahl der Sathan wuͤtender Ergernuͤß anzurichten/ als an dem heiligen Sontage! Hieronymus in epitaph. Nepotiani ad Heliodorum scribit, Si nongentos vitæ excederemus annos \& Mathusalem nobis tempora donarentur: tamen nihil esset præterita longitudo quæ esse desiisset; eten im inter eum qui decem viginti annos, \& eum, qui mille postquam idem vitæ finis advenerit \& irrecusabilis mortis necessitas, transactum omne tantundem est, nisi quod senex magis onustus peccatorum faste proviciscitur, addit. ib. exemplum Xerxis flentem \&c. N n n n 3 II. Vita Die Drey und Funffzigste (Neundte) II. Vita continua, Ein unzertrennliches Leben. Vn- ser Leben ist ein halb todes Leben: Es lebet der Mensch kaum die halbe Zeit seines Lebens/ die halbe Zeit schlafft er/ oder ist kranck; ja er lebt und stirbt zugleich mit einander. Es gehet uns taͤglich etwas an dem Leben ab/ und auch zu der Zeit/ da wir wachsen/ nimmet das Leben ab: Den Tag/ da wir leben/ theilen wir gleichsam mit dem Tode; so bald wir in die- ses Leben eingehen/ so fahen wir an zu einer andern Pforte außzugehen/ Sen. ep. 59. schreibet Seneca. So hat der Mensch seinen periodum kurtz oder lang/ wann der aus ist/ so muß er an den Toden-Tantz! sein voriger Wandel und Lauff ist kurtz und gleichsam als in einem Bild verschwunden/ ist etlicher massen ( cæteris paribus ) zu vergleichen mit dem jenigen Spie- gelfechten/ welches auff begehren Catharin æ Koͤnigs Caroli IX. in P. Matth. in histor. Henr. IV. Franckreich Mutter/ ihr ein Zauberer præsent irt/ dann als sie geluͤstet zu wissen von der kuͤnfftigen fortun und succession ihrer Soͤhne/ so erscheinet ihr in einem Spiegel/ Henricus III. spatzierete in demselben dreymahl auff und ab/ der Hertzog von Guise sprang schnell durch wie ein Blitz/ Na- varrus erzeigt sich zwey und zwantzig mahl und verschwand/ daraus sie abnemen sollen/ wie bald ein ieder dem andern folgen und regieren werde/ so viel Gaͤnge so viel Jahrgang. Vnd wie es beschaffen ist mit den Menschen in particulari, also auch mit gantzen Haͤusern/ Geschlechten/ Regierungen; Aber hie ist ein continu irliches/ kein vergaͤngliches Leben/ sondern immer- fliessendes und nimmer-außfliessendes/ an einander-hangende und nie- 1. Thess. 4, 17. auffhoͤrende staͤte Kette/ allezeit/ Παντοτε, sagt der Apostel/ Wir werden bey dem HErrn seyn allezeit. III. Vita semperflorida, Ein immerbluͤhendes Leben; Esa. 40, 6. 7. Hie ist der Mensch wohl eine Blume; Alles Fleisch ist Heu/ und alle seine Guͤte ist wie eine Blume auff dem Felde/ das Heu verdorret und die Blume verwelcket. Es fuͤhret zwar eine von den Blumen den Namen amaranthi, die unverwelcklich Sam- met-Blum/ aber faͤlschlich/ dann wo ist der amaranth, der vor etlichen Jahren gebluͤhet? Flores natura in diem gignit, magnâ hominum admi- ratione, quæ spectatissima florent, celeberrimè marcescunt. Plin. l. 21, 1. Jn unsern Straßburgischen Thalern stehen diese Wort gepreget/ Flos virtutis perpetuus, Tugend-Blum währet ewig/ ists von der Politischen Tugend allein zu verstehen/ so wird derselben endlich auch ver- gessen! Aber die Blume des himmlischen Erbes ist ἀμάραντος, unver- welcklich/ Predigt. welcklich/ seine Blätter verwelcken nicht. Die Gottlosen gruͤnen Psal. 1, 3. Ps. 37, 35. eine Zeit lang wie der Lorbeer-Baum/ aber wie lang? Hie ist der Palm- Baum unter der Last/ der waͤchset herfuͤr! Wer uͤberwindet/ dem Apoc. 2, 7. will ich geben von dem Holtz des Lebens/ das im Paradiß Gottes ist/ dessen Blätter dienen zur Gesundheit der Heyden/ c. 22, 2. das ist/ immerwaͤhrende Krafft/ Jugend/ Gesundheit der Außerwehlten. IV. Vita inamissibilis, Ein unverlierbar Leben. Wer Matth. 25, 10. Luc. 16, 26. Ioh. 16, 22. Apoc. 3, 12. uͤberwindet/ den will ich machen zu einem Triumph-Pfeiler/ und soll nicht mehr hinaus gehen. Christus will seinen Na- men anschreiben als einen characterem indelebilem, niemand soll ihn außloͤschen. V. Vita immortalis, Ein unsterblich Leben; So ie- mand/ sagt der Herr/ mein Wort wird halten/ der wird den Ioh. 8, 51. Luc. 20, 36. Ioh. 11, 26. Apoc. 2, 11. c. 21, 4. Tod nicht sehen ewiglich/ dann die Außerwehlten koͤnnen nicht sterben. Vor dem Fall kunte der Mensch zwar sterben ex casu casus, im Fall des Falls/ so fern er suͤndigte/ aber dort auch sine casu casus, er darff sich keines Falls befuͤrchten; Sie ruͤhret kein Leid vom andern To- de/ sie essen vom Baum des Lebens/ sietrincken nectar \& ambrosiam, den suͤssen Wein der Vnsterbligkeit. VI. Vita indefatigabilis, Ein unmuͤhesames Leben. Hie wird der Mensch des guten Lebens bald muͤde/ es mussen starcke Bei- ne seyn/ die gute Tage bestaͤndig ertragen moͤgen; Das Juncker-Leben/ wo man nichts zu thun hat/ ist doch ein verdrießlich langweilig Leben; Aber dort wird es seyn wie eintzele Tage/ gleich wie Jacob die Jahre vor- Gen. 29, 20. kamen/ so er umb Rahel dienete/ durch die liebe Rahel hat er andere Be- schwerde und Laͤste der sieben Jahr gesaͤnfftiget und uͤberwunden. Gott geniessen machet nimmer muͤde/ der Reichthumb seiner Freude ist uner- schoͤpfflich. Kan Gott alle Augenblick eine neue Welt schaffen/ und im- mer eine besser als die andere: so kan Er auch immer neue Freude von sich fliessen lassen/ und immer eine suͤsser als die andere. VII. Vita interminabilis, Ein unendliches Leben. Esther 1. lesen wir von einer koͤstlichen/ praͤchtigen Mahlzeit/ welche Ahas- Esther. 1, 2. seqq. veros lassen zurichten/ daß er sehen ließ den herrlichen Reichthumb seines Koͤnigreichs und koͤstlichen Pracht seiner Majestaͤt viel Tage lang/ nem- lich hundert und achtzig Tage; Solte man aber irgend einen von den Gaͤsten gefraget haben: Wie lange hat doch die Freude gewaͤhret? So wuͤrde Die Drey und Funffzigste (Neundte) wuͤrde er geantwortet haben: Nur ein halbes Jahr. Was fuͤr Speisen sind auffgetragen worden? Die allerniedlichsten/ Koͤnigliche Speisen/ aber nur ein halb Jahr. Was fuͤr Getraͤncke fuͤrgesetzt? Der allerlieb- lichste Wein/ aber nur ein halb Jahr. Was fuͤr Trinck-Geschirr? wel- che Tische/ Baͤncke? Koͤstliche und uͤberkoͤstliche/ aber wir sind nur ein hal- bes Jahr darauff gesessen. Was fuͤr eine Music ist gehalten worden? Die allersuͤsseste/ welche auch der Syrenen liebliche Gesaͤnge uͤbertrifft. Sind die Gaͤste auch froͤlich gewesen? Ey warumb nicht? aber es hat nur alles ein halb Jahr gewaͤhret. Wann wir aber im Himmelreich werden unsern seeligen Stand ansehen/ wie lange? Vnsere Sicher- und Freyheit/ die Goͤttliche Anschauung/ unsere Kronen/ unsere himmlische Hochzeit- Freude/ wie lange wird diese waͤhren? Biß in Ewigkeit; hundert Jahr ist noch kein Tag/ hundert tausend keine Stunde/ million tausend Jahr keine Minute. So verlassen wir demnach billich nugas nugarum, den Schein/ die Traͤume/ die alle verschwunden wie der Wind; Wir sollen verleugnen das zeitliche Leben. Wir sind in dieser Zeit ἡμερόβιοι καὶ ε᾽φήμεροι, elende Wuͤrme/ die nur einen Tag leben/ die Wollust vergehet/ die Suͤnde bleibet: So viel hie Liebes-Seile/ so viel figur en/ Bildnuͤsse und qualit aͤten oder Beschrei- bungen sind des ewigen Lebens. Die Ewigkeit soll machen/ daß wir des Zeitlichen nicht achten. Lasset uns mit Fleiß darnach streben und arbei- ten/ arbeiten aber nicht Spinngeweb; die Spinn wircket oder spinnet Faͤ- den/ sie laͤuffet bald da bald dorthin/ und webet den gantzen Tag/ ist zwar eine saubere/ subtile/ koͤstliche/ geometr ische Arbeit/ aber in der That ist es nichts werth/ schreibet * Hieronymus. Ergò æternitati pingamus, Lasset uns der Ewigkeit mahlen! sprach jener Mahler: Lasset uns in der Zeit arbeiten/ solche Werck/ die in der Ewigkeit bestehen moͤgen. Lasset uns nach dem ewigen Leben sehnen/ und den Seeligverstorbenen Gluͤck Hieron. ad Paulam. wuͤndschen! Hieronymus schreibet uͤber den Tod Blesill æ also: War- umb sollen wir Leid tragen/ ob sie schon gestorben ist? Sind wir dann dazu geboren/ daß wir ewig hie bleiben sollen? Man mag billich trauren uͤber einen Toden/ aber uͤber den/ zu dessen Straffe das hoͤllische Feuer brennet! Wir sollen uns viel mehr beschweren/ daß wir laͤnger in dieser Huͤtten auff- gehalten werden; sintemahl so lange wir hie bleiben/ so sind und wandeln * Hieron. in Ps. 89. confer Senecam ep. 101. Vbi fastus Cornelii Equitis Romani illustrans exclamat, Insere nunc Melibœæ pyros, pone ordine vites! ô quanta dementia est spes longas inchoantium! wir Predigt. wir von dem Herren. Wir sollen uns troͤsten/ daß es nur waͤhret eine kleine Zeit; Vber ein kleines/ sagt der Herr/ so werdet Ioh. 16, 16. ihr mich sehen! Vber ein kleines/ nemlich nach der Aufferstehung. Dieses kleine kommet uns lang fuͤr/ dieweil es noch waͤhret: Wann es 2. Cor. 4, 17. 18. aber auß seyn wird/ so werden wir empfinden/ daß es ein kleines gewesen seye/ schreibt Augustinus. Also haben wir/ dem Allerhoͤchsten sey Lob und Preiß/ die Erklaͤrung des Nicenischen Symboli hiemit absolv irt und zu Ende gebracht/ wird mehr nicht folgen als die opposition des ewigen unseeligen Lebens der Verdamten/ davon mit naͤchstem. Dem Allerhoͤchsten/ der da heisset α \& ω, sey Danck fuͤr allen geistlichen Segen/ alle Frucht/ dadurch sein Reich vermehret/ des Teufels Reich zerstoͤret! Hie ligt un- sere Kron fuͤr seinem Thron/ ist was gutes außgerichtet worden/ so hat Ers gethan. Jch sage mit Augustino: Domine Deus, quæcunque dixi Aug. l. XV. de Trinit. c. ult. de tuo, agnoscant \& tui: si quæ de meo, ignosce. Hab ich/ Herr Gott/ etwas von dem deinen vorbracht/ so laß es auch deine Christen/ meine Zuhoͤrer erkennen; hab ich aber etwas von dem meinen hinzu gethan/ so verzeihe mirs. Dir dem dreyeinigen GOTT/ dem ewigen Vater/ dem Hertzog des ewigen Lebens/ dem lebendigmachenden Geist sey Lob/ Ehr/ Preiß ietzt und in alle Ewigkeit/ Amen. Sechster Theil. O o o o Die Die Vier und Funffzigste (Erste) Die Vier und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode. Textus Esaiæ 66, v. ult. Vnd sie werden hinaus gehen/ und schauen die Leichnam der Leute/ die an mir mißhandelt haben: dann ihr Wurm wird nicht sterben/ und ihr Feuer wird nicht verloͤschen/ und werden allem Fleisch ein Greuel seyn. Die Erste Predigt/ Von der Frage/ ob eine Hoͤlle seye? G Eliebte in Christo: Es ist ja ein wahres und billich- maͤssiges elogium und Lob-Spruch/ damit der Syr. 48, 25. weise Zucht-Lehrer Syrach c. 48. parent iret dem theuren/ geistreichen und hocherleuchten Pro- pheten Esai æ/ von dem er schreibet: Esaias war ein grosser und warhafftiger Prophet in seiner Weissagung. Er war 1. Propheta, ein Prophet/ das ist/ nicht nur ins gemein ein grosser Lehrer und Liecht der Juͤdischen Kirchen Altes Testaments/ ein oraculum ἔμψυχον und lebendiges Jnstrument von dem Heiligen Geist getrieben; sondern begabet mit dem Schmuck der Weissagung/ der da verkuͤndiget das Zukuͤnfftige und Verborgene/ ehe es kam; Ein rechter Num. 24, 16. Seher/ ein Hoͤrer Goͤttlicher Rede/ und der die Erkaͤntnuͤß des Hoͤchsten hat/ die Offenbarung des Allmaͤchtigen gese- hen/ dem die Augen eröffnet worden/ wann er niedergekniet. 2. Propheta μέγας, Ein grosser Prophet/ von reichem Geist/ nicht so wohl wegen seines Adels und fuͤrnehmen Standes/ dann er ein Predigt. er ein Enkel gewest des Koͤnigs Joas/ aus dem Koͤniglichen Gebluͤt Da- vids/ und also ein naher Vaͤtter und Bluts-Freund des Messi æ; Als Esa. 5, 1. wegen seiner hohen/ sonderbaren Offenbarungen/ die er gehabt von fremb- den Potentaten und Koͤnigreichen/ dero fatis \& conversionibus, Regie- rung und Bekehrungen/ sonderlich von dem Messia/ seiner Geburt/ Na- men/ Leiden/ Sterben/ Aufferstehung/ so hell/ so laut/ so eigentlich geschrie- ben/ als haͤtte ers mit Augen gesehen. Hieronymus nennet ihn einen Evangelisten und Apostel/ der viel mehr ein Evangelium als vaticinium und Prophetische Weissagung geschrieben: welches er auch als ein Apostel mit seinem Maͤrtyrer-Tode soll versigelt haben/ und unter den jenigen ge- west seyn/ davon Hebr. 11. gemeldet wird/ ἐπρίϑησαν, Sie sind mit Hebr. 11, 37. Saͤgen zerschnitten worden/ oder wie es Lutherus gegeben: Sie sind zerhacket/ und dasselbe von Manasse/ wie die meiste Meynung der Hebreer und Vaͤter ist. Zu geschweigen der miracul, in dem Krafft sei- Esa. 37, 36. nes Gebetts hundert und fuͤnff und achtzig tausend Mann erschlagen worden. 3. Propheta πιςὸς καὶ σεπτὸς, Ein warhafftiger Prophet/ der allezeit wohl eingetroffen/ dem kein Wort auff die Erden gefallen in den Weissagungen von dem Messia; dannenhero kein Prophet so offt ci tirt wird im Neuen Testament/ die gantze Evangelische Histori ist voll seiner Weissagungen. Was der Prophet der grossen Handels- und See-Statt Tyro geweissaget von dem Chittinischen Helden Alexandro Esa. 23. das- Esa. 23, 1. seqq. selbe ist sie mit ihrem grossen Schaden gewar worden; das Juͤdische Volck hats empfunden/ was Esaias von dem Cores laͤngst vorher/ ehe er geboren worden/ propheceyet/ daß er die Juden solte erloͤsen/ und den Koͤ- Esa. 44, 28. c. 45, 1. nigen das Schwert abguͤrten. Jst nun Esaias ein solcher grosser und warhafftiger Prophet/ so ist er auch glaubwuͤrdig/ so koͤnnen wir an seinen oraculis und Weissagungen und namentlich an diesem letzten oraculo, als dem Sigill seiner Weissa- gung nicht zweifeln; Jst ein warhafftiges und glaubwuͤrdiges Wort/ darinn er als in einer lebendigen figur die Hoͤlle/ den ewigen Tod und ewige Verdamnuͤß gantz eigentlich abgemahlet und gesagt: Vnd sie werden hinaus gehen/ und schauen die Leichnam der Leute/ die an mir mißhandelt haben: dann ihr Wurm wird nicht sterben/ und ihr Feuer wird nicht verlöschen/ und werden allem Fleisch ein Greuel seyn. Welche schoͤne/ hoch nach denck- O o o o 2 liche Die Vier und Funffzigste (Erste) liche/ nothwendige und heilsame ὑποτυποσιν wir dißmahl und ins kuͤnfftige zu tract iren gesunnen/ und also der Lehre vom ewigem seeligem Leben/ die Lehr von der Höllen und ewigem Tode oppon iren und entgegen setzen wollen/ damit also der Glaubens-Ketten kein Gleich abgehauen/ und deroselben nichts abgehe. Dißmahl bleiben wir alleine bey der Frage: Von wem der Prophet rede? Wir wollen zu diesem grossen Propheten in die Schul gehen/ und in unter- schiedlichen lectionibus diesen Articul stud iren. Gott der Vater des Liechts gebe uns hierzu von oben herab die Gnade seines Heiligen Geistes/ umb Jesu Christi willen/ Amen. B Jllich moͤgen wir auch allhie dem Eunucho seine Lehr-begierige Act. 8, 34. Frag-Wort abborgen/ Actor. 8 und auch sagen: Von wem oder wovon redet der Prophet? von was fuͤr einem theatro? einem zeitlichen oder ewigen? von was fuͤr Fein- den der Kirchen? Was heisset außgehen/ schauen/ der Wurm? ꝛc. Wir vergleichen uns zwar wohl mit den jenigen/ welche diese Wort von einem zeitlichen Gerichte wider die Feinde der Kirchen/ den Antiochum und andere verstehen/ sonderlich den grossen Erb- und Ertz-Feind/ den Roͤmischen Antichrist/ und die grosse victori en/ welche Christus unser Herr und Koͤnig von anbegin biß dato wider ihn erhal- ten/ als in einem Vorspiel vnd Spiegel der ewigen Straffe. Dann ja offt die Feinde Christi/ die sich an sein Reich genoͤthiget/ den Glaubigen manchen Augen-Lust gemachet. Es haben freylich die Maccabeer auch zeitlich ihren Lust an ihren Feinden gesehen/ und hinaus gangen/ und Lust 2. Macc. 10, 38. an der Rache gesehen. Es haben die glaubige Christen gesehen die Leich- nam der Erschlagenen zu Jerusalem in der letzten Belaͤgerung/ da sechszig tausend Toden-Coͤrper uͤber die Mauer hinaus geworffen/ wie der Tempel und die Statt verbrennet/ wie die Juden allem Volck ein Greuel worden; wie wahr worden/ was Christus propheceyet/ da sie die Wuͤrme auff der Wahl statt gefressen/ und die Statt loh-hell in der Flamm gestanden. Es haben die glaubigen Christen den (so zu reden/ andern Pharao- nem) Maxentium den Christen-Moͤrder sampt seinem Heer in der Tiber ersauffend mit Lust gesehen; Die Kirche hat sich inniglich erfreuet uͤber den Vntergang Juliani; Auch fuͤr unsern Augen hat sich dergleichen spe- ctacul offt præsen tiret der kuͤhnen Helden/ die des Christen-Bluts nicht konten satt werden/ und das rein ab/ rein ab! gesungen/ wann man dieselbe/ die Predigt. die Razavillos, Gonzagas, Lauenburger/ die sich verbunden gehabt die Lu- theraner auffzufressen/ auff der Wahlstatt sehen ligen. Leipziger Felde/ Lecher-Fluß/ Reinfelder Heide und dergleichen Wahlstatten mehr/ da mancher stoltzer und kuͤhner Antichrist ins Graß gebissen/ und den Wuͤr- men zur Speiß worden. Das waren wohl solche spectacula ! das machts aber nicht aus/ zeitliche Straffe ist zu wenig/ es wird ein ander spectacul folgen nach dieser Zeit/ davon allhie der Prophet fuͤrnemlich und eigentlich redet. Dann wann wir diesem oraculo recht unter die Augen sehen/ in allen Vmbstaͤnden collation iren/ so werden wir befinden/ daß der Prophet viel weiter hinaus gesehen/ und seine erleuchtete Augen gewendet auff den ewigen Tod/ die hoͤllische Wahlstatt der Verdamten/ den unersaͤttlichen Höllen-Wurm/ und unaußloͤschliche Feuer/ so dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist/ dasselbe er- Matth. 25, 41. hellet 1. ex epithetis, aus denen Wörtern/ dadurch der Wurm und das Feuer beschrieben werden/ daß er genennet wird ein unsterb- licher Wurm/ ein unaußloͤschliches Feuer; welches ja von keiner weltlichen Schlacht oder irrdischen Wahlstatt wahr seyn kan: Von der Gogitischen Schlacht propheceyet Ezechiel cap. 39. Es werden die Ezech. 39, 9. Burger in den Stätten Jsrael heraus gehen und Feuer machen/ und verbrennen die Waffen/ Schild/ Tartschen/ Bogen/ Pfeil/ Faust-Stangen/ und lange Spieß/ und wer- den sieben Jahr lang damit Feuerwerck halten/ das ist ein tempus periodicum und gewisse Zeit; Aber hie heisset es ignis ἄσβεςος, ein unaußlöschlich Feuer. 2. E συναφεία textus, Aus den Vmbstaͤnden des Texts selbst; Der Herr propheceyet von dem 15. Vers an und folgends/ von den letzten Dingen/ von den geistlichen Gutthaten des Neuen Testa- ments/ Er woll ein Zeichen unter sie geben/ das ist/ die Predigt des heiligen Evangelii/ Er wolle seine Herrligkeit unter den Heyden verkuͤndigen las- sen/ daß sie hauffenweise auff Rossen/ Waͤgen/ Saͤnfften/ Maͤulern und Laͤuffern in das geistliche Jerusalem sich solteu versamlen. Jtem/ Er wolle erscheinen mit seinem Juͤngsten Tage/ Er wolle mit Feuer kom- men/ und sein Weg im Wetter/ Er wolle durchs Feuer richten alles Fleisch; Seine Außerwehlten die sollen im neuen Himmel/ einen Monat nach dem andern/ einen Sabbath nach dem andern anzubetten fuͤr dem O o o o 3 Herren Die Vier und Funffzigste (Erste) Herren erscheinen/ das ist/ einen ewig-waͤhrenden Sabbath; Darauff folgen die fata und der Zustand der Verdamten: Vnd sie werden hinaus gehen/ ꝛc. 3. E scopo, Aus dem Zweck seiner Weissagung/ durch welche er das Volck zur Gottesfurcht und Entfliehung der Straffe auff- muntern will; Die gantze Weissagung des Propheten Esai æ ist zum groͤsten Theil ein allgemein schroͤcklich Wetter/ das rummelt/ das donnert und blitzet in allen Capituln/ sampt einfliessenden/ holdseeligen/ Evange- lischen Regen/ durch und durch wider die Juden vnd Heyden/ endlich fol- get das fulmen extremum, der letzte Streich/ da schlaͤgets ein. Will dann alles nicht helffen/ will er sagen: Ey so muß endlich dem Faß der Boden außgehen/ es werden die Mißhaͤndler auff der Wahlstatt da ligen bleiben. Gleich wie eine auffgereitzte Bien lang umb den Menschen herumb fleugt/ endlich laͤsset sie einen Stachel stecken/ der wehe thut: Also fuͤhret der Prophet viel draͤuens/ endlich setzet er gleichsam diesen Stachel hinden dran/ damit davon! er gibt sein Prophetenampt auf/ vnd beschließt seine Weissagung also; Dann das soll man wissen/ es sey ein Leben nach diesem Leben/ oder viel mehr der andere Tod nach dem ersten Tode zu befah- ren; Jene die Außerwehlten werden immer feyren und Freuden-Feste halten: Diese aber die Verdamten werden stets gequaͤlet werden/ ihr Wurm werde nicht sterben/ und ihr Feuer nicht verlöschen. 4. Ex interpretatione Ecclesiæ, Aus der Außlegung und Zustimmung beydes der Juͤdischen und Christlichen Auß- Hieron. ad h. l. Aug. l. 20. C. D. c. 21. leger; sonderlich Hieronymi und Augustini, der schreibet: Ad hoc iste Propheta terminavit librum, ad quod terminabitur seculum; Mit die- sem hat der Prophet sein Buch geendet/ mit welchem die Zeit wird geendet werden. 5. Aus der ohnfehlbaren Außlegung des HERREN Christi; welcher ohne allem Zweifel dieses oraculum in Gedancken Marc. 9, 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. und vor Augen gehabt/ da er Marc. 9. von dem Ergernuͤß geprediget; Wer/ sagt er/ der kleinen einen aͤrgert/ die an mich glauben/ dem waͤr es besser/ daß ein Muͤhlstein an seinen Halß gehenckt wuͤrde/ und ins Meer geworffen wuͤrde! Dannenhero gibet er diesen Rath: So dich aber deine Hand aͤrgert/ so haue sie ab/ es ist dir besser/ daß du ein Krůpel zum Leben eingehest/ dann daß du Predigt. daß du zwo Hände habest/ und fahrest in die Hoͤll/ in das ewige Feuer/ da ihr Wurm nicht stirbet/ ꝛc. Ergert dich dein Fuß/ haue ihn abe/ es ist besser lam zum Leben eingehen/ dann daß du zween Fuͤsse habest/ und werdest in die Hoͤlle ge- worffen/ da ihr Wurm nicht stirbet/ ꝛc. Ergert dich dein Auge/ reiß es aus/ es ist dir besser/ daß du einaͤugig ins Reich Gottes eingehest/ dann daß du zwey Augen habest/ und wer- dest in das hoͤllische Feuer geworffen/ da ihr Wurm nicht stirbet/ und ihr Feuer nicht verlöschet. Ense recidendum est im medicabile vulnus; Wann ein Glied nicht mehr kan cur iret werden/ so muß man es abhauen. Es widerholet der Herr diese Wort zu drey unterschiedenen mahlen nach einander zu mehrer Vekraͤfftigung der letzten Wort des Propheten Esai æ/ daß es wahr und Ernst seye; Drey- mahl/ sag ich/ widerholet er sie/ den sichern Leuten eine Furcht einzujagen. Non piguit, schreibt Augustinus, uno loeo eadem verba ter dicere: Aug. l. 21. C. D. c. 9. quem non terreat ista repetitio? \& illius pœnæ comminatio tam vehe- mens ore divino? Es hat den Herrn nicht verdrossen einerley Wort dreymahl zu sagen? Wen solte nicht erschroͤcken solche ernste Widerho- lung? Wer wolte sich nicht fuͤrchten fuͤr so hefftiger Draͤuung der Straffe/ die aus dem Munde Gottes gehet? Jst dem nun also/ und redet der Prophet in diesem seinem unfehl- baren und Himmel-festen oraculo von der Hoͤll und der ewigen Ver- damnuͤß/ so ist die Frage εἱ ἐςι außgemacht/ und gewiß/ daß eine Hoͤlle seye. Non entis nulla sunt accidentia, Was nichts ist/ von dem kan man auch nichts sagen oder schreiben; Waͤre nichts dran/ und waͤre die Hoͤlle nur eine Phantasi/ Draͤu- und Schroͤck-Bild/ so wuͤrde der Pro- phet dieselbe so eigentlich nicht beschrieben und abgemahlet haben; Aber es ist nur allzuwahr; sintemahl solches bezeuget 1. Nubes testimo- niorum biblicorum, die klaren Zeugnuͤsse der H. Sehrifft. Die Bibel ist voll derselben/ wie sie dann ins kuͤnfftige mit guter Gelegen- heit werden erzehlet und erwogen werden. 2. Justitia, Die Gerechtigkeit; Es wuste der Prophet die Schaͤrffe der strengen/ Goͤttlichen Gerechtigkeit/ wie die- selbe vergelten werde Truͤbsal/ denen/ die den Glaubigen 2. Thess. 1, 6. Trůbsal anlegen; Wie viel boͤser Buben fuͤhren hie ihre Sache hin- aus/ vexat tortura columbas, die grossen Hummeln schlupffen durch/ hingegen Die Vier und Funffzigste (Erste) hingegen muͤssen die Gerechten unterligen/ muͤssen Suͤnder seyn; Was waͤre das fuͤr ein Gott/ fuͤr ein Recht/ wann nicht das ungerade solte Luc. 16, 22. dermahl eins gerade gemacht werden? Der reiche Mann soll schlemmen/ und solt ehrlich bestattet werden/ von niemand sauer angesehen/ und nach dieser Welt nichts zu entgelten haben? hingegen Lazarus in seiner Froͤm- migkeit einhergehen/ das Bettel-Brod nicht satt haben/ viel Vngemach leiden/ undnach dieser Welt nichts zu geniessen haben; Wo bliebe die Ge- rechtigkeit Gottes? Das sey ferne! 3. Er erinnert sich der jenigen/ so nunmehro schon als obsides und Geiseln in der Hoͤlle ligen; Gleich wie drey unfehl- bare Himmels-Zeugen und Geiseln/ Enoch/ Elias und Christus: Also Num. 16, 33. sind auch in der Hoͤlle/ Kore/ Dathan und Abiram/ welche leben- dig mit Leib und Seel zur Hoͤllen gefahren. 4. Es schwe- beten ihm fuͤr Augen die præludia inferni, die Spiegel und Vorbilder der Hoͤllen/ die Suͤnd-Fluth/ die Menschen so in derselben umbkommen/ welche Christus in der Hoͤllen angetroffen/ 1. Pet. 3, 19. die unglaubigen Geister im Gefängnuͤß; der Schwefel- Strom zu Sodom/ Sodom und Gomorra leiden des ewigen ep. Iud. v. 7. Matt. 8, 28. c. 15, 22. Marc. 1, 26. c. 5, 3. c. 9, 18. Feuers Pein/ und sind zum Exempel gesetzt; Der erbaͤrmliche Zustand der Besessenen bewegte ihn auch. 5. Es waren ihm nicht unbekant die προγ σεις und Vorschmack der jenigen/ so Höllen-Angst erfahren/ und mit hoͤllischen Anfechtungen gerungen/ wohin gehoͤren die exempla des Hiski æ/ Jobs/ Da- vids/ Jon æ im Wallfisch/ der zwar in dem Ort der Hoͤllen nicht gewe- sen/ doch weil er hoͤllische Marter und Pein außgestanden/ so schreyet er aus dem Bauch der Hoͤllen heraus; sein Antitypus und Gegen-Bild Christus unser Heiland/ der hat im Garten am Oel-Berge des ewigen Todes Schroͤcken und Qual gekostet/ davon droben in Erklaͤrung des andern Articuls weitlaͤufftig gehandelt worden/ und andere mehr. Folget dieser Schluß: Spottet nicht ihr lieben Leute! achtets nicht so gering/ Sunt aliquid manes, nec finit omnia lethum: Es ist einmahl eine Hoͤll/ ein Ort der Qual/ da zweifle niemand an/ da betriege niemand sich selbst! also sagten die sonst blinde Heyden/ denen es in Hertzen und Gewissen gewittert und besorgt/ es werde auff ein zeitliches Wohl (dessen man mißbraucht) ein ewiges Weh erfolgen/ Virgilii sechste Buch seiner Æneid en kan hie einen Commentarium abgeben. Zwar rohe/ sichere Welt- Predigt. Welt-Kinder und Epicurer die haben einen Bund mit der Hoͤllen ge- Esa. 28, 15. macht/ sie haltens fuͤr eine Fabel und Pfaffen-Geschrey/ sagen mit Cain: Non est seculum aliud, nec merces bona pro justis, nec pœna pro im- piis; Es ist keine andere Welt zu hoffen/ also weder gute Belohnung der From̃en zu gewarten/ noch Straffe der Boͤsen zu fuͤrchten: sie duͤrffen sich wohl auff die experien tz beruffen/ es seye noch keiner widerkommen/ darumb nur her/ weil wir noch jung seyn/ lasset uns unsers Leibes brauchen/ lasset Sap. 2, 1. uns fressen/ sauffen und froͤlich seyn/ im Tode hat doch alles ein Ende! und ist solcher Leute die Welt voll/ die zwar mit dem Munde beiachzen/ aber in der That laͤugnen/ daß eine Hoͤlle seye/ aͤrger als die Heyden; dann ob zwar wohl etliche unter ihnen so roh und grob gewesen/ daß sie duͤrffen sa- gen mit Pythagorâ: Quid styga, quid tenebras \& nomina vana time- apud O- vid. Senec. è consol. ad Marcian. c. 19. vid. Taub- mann. ad Virg. pag. 704. tis? Was fuͤrchtet man doch die Hoͤll? es ist ein lehres Geschwaͤtz: Oder mit Seneca: Illa, quæ nobis inferos faciunt terribiles, fabula est; luse- runt ista poëtæ, \& vanis nos agitavère terroribus: Mors omnium do- lorum solutio \& finis est. Es ist eine purlautere Fabel und Poetischer Traum/ was man schroͤckliches von der Hoͤllen saget; die Poeten haben uns vergebens einen Engster einjagen wollen/ der Tod macht ein Ende aller Schmertzen. So hats doch auch weise Heyden gegeben/ nicht nur die Poeten/ deren Fabeln von dem Plutone, Rhadamanto, Charonte, Sisypho und Tan- talo bezeugen/ daß sie eine Hoͤlle geglaubet/ wie Justinus, Minutius Felix, Eusebius, Lactantius, Augustinus aus ihren Schrifften erweisen. Plato sagte: Wann einer die Hoͤll fuͤr eine Fabel haͤlt/ und außlacht bey Lebzei- ten/ so komm ihn in der letzten Todes-Noth eine solche Furcht an/ daß er die zuvor verlachte Fabeln wahr halten muͤsse. Ja es gehet manchem/ wie dort Sebul zu dem Auffruͤhrer Gaal gesagt Jud. 9. Du sihest Schat- Iud. 9, 36. 37. 38. ten der Berge fuͤr Leute an! Aber da Abimelech einbricht/ ihn uͤber- fallen/ und der Glaube ihm in die Haͤnde kommen/ da sagt Sebul: Wo ist nun dein Maul? Also/ wie viel sehen die Hoͤlle fuͤr einen Schatten an? Diesen Sebul hat der Sathan mit viel million tausend Menschen gespielt; die Welt deßgleichen/ wie auch der alte Adam/ die sprechen ihm zu: Du Narr! Hoͤlle hin oder her/ du kanst noch wohl Vusse thun! wanns aber kommt/ wann sie vom letzten Tage ploͤtzlich uͤbereilet werden wie ein Fall strick/ so kommt die Nachreu allzuspat/ so schreyet man Zetter/ mordio/ Feurjo! Wo ist nun dein Spott-Maul? Glaubige Christen fuͤrchten sich zwar auch nicht/ aber aus einem Sechster Theil. P p p p andern Die Fünff und Funffzigste (Andere) Ps. 23, 4. andern/ bessern und Evangelischen principio, sie sprechen: Ob ich schon wandelt im finstern Thal/ in dem Todes-Thal/ so fuͤrchte ich doch kein Vngluͤck/ die Hoͤlle kan mir nicht schaden/ ich sehe sie an als einen Schatten; muͤssen sie gleich kosten den Anfechtungs-Bach/ den Todes-Bach/ den Hoͤllen-Bach/ wer wolte nicht lieber einen Augenblick einen bittern Trunck thun/ daß er dermahl eins ewig gesund bleibe? Chri- sto Jesu sey Lob und Danck/ der allen Glaubigen zu Trost die Hoͤlle uͤber- wunden/ daß sie dieselbe trotzen und mit Warheit sagen koͤnnen: Inferne 1. Cor. 15, 56. 57. umbra es! nihil es! Hoͤlle/ du bist nur ein Schatten! nichts bistu; wo ist nun dein Sieg? Wo ist dein Maul/ damit du mich hast wollen verschlingen? GOTT aber sey Danck/ der uns den Sieg ge- geben hat durch unsern HErrn Jesum Christum/ Amen. Die Fuͤnff und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode. Die Andere Predigt/ Von dem Ort der Hoͤllen. G Eliebte in Christo: Vnter andern schaͤndlichen/ scheutz- lichen und heßlichen Namen/ welche der Heilige Geist dem Ort der Qual/ der Hoͤlle gegeben/ ist auch der bekante Nam Gehenna, oder Thal/ wie derselbe im Al- Esa. 30, 33. Matt. 5, 22. c. 10, 28. c. 23, 15. Marc. 9, 43. Luc. 12, 5. Iac. 3, 6. confer Gerh. Loc. pag. 516. Ier. 7, 32. ten Testament/ in der Chaldeischen version und Dol- metschung uͤber die Wort Esa. 30. und im Neuen Testament Matth. 5. c. 10. c. 23. Marc. 9. Luc. 12. Jac. 3. zu lesen. Es ist aber die Gehenna dreyerley: I. Gehenna culpæ, Das Wuͤrge-Winsel- und Trommel-Thal/ Geh ben hinnom, das Thal des Sohns Hinnom/ und wie es Jeremias nennet/ geh haharegah, Wuͤrg- oder Mord-Thal. Tophet, war weiland ein lustiger Ort/ eine lusti- ge Aw/ da die abgoͤttischen Juden dem Goͤtzen Moloch/ einem ehrinnen Bild/ Predigt. Bild/ innwendig hol/ voller gluͤenden Kohlen/ ihre Kinder auff seine gluͤende Arme gegeben/ unbarmhertzig und unmenschlich verbrennet und auffgeopffert; unterdessen weil das Kind ach und weh schrie/ wurde von einem abgoͤttischen Priester die Trommel geruͤhret/ daß die Eltern des Kindes Weheklag nicht hoͤren solten. II. Gehenna pœnæ; Ein Straff- und Vergeltungs-Thal; Jn dem Josias zur Straffe der geistlichen Vnreinigkeit vorermeldten 2. Reg. 23, 10. lustigen Ort in einen unreinen/ garstigen Ort/ Schindleich/ Schind- und Schlut-Grube verwandelt/ da man das tode Vieh und toden Aesser hin- geschleppet/ den wegen unleidenlichen Gestancks iederman geflohen Tag und Nacht/ da die toden Aaß zu Pulver und Asch verbrant worden. Fol- gends sind aus gerechtem Goͤttlichem Gerichte die gottlosen Juden da begraben worden/ nach der klaren Draͤuung Jer. 7. Es kommet die Ier. 7, 32. Zeit/ spricht der HERR: daß mans nicht mehr heissen soll Tophet, sondern Wuͤrge-Thal/ und man wird in Tophet muͤssen begraben/ weil sonst kein Raum mehr seyn wird/ und die Leichnam dieses Volcks sollen den Voͤgeln des Himmels/ und den Thieren auff Erden zur Speise werden/ daß sie niemand scheichen wird; Ja die gantze Statt Jerusalem und Pallaͤste daselbst sollen ein solch Tophet werden/ wie auch hernach aus c. 19, 6. 12. rechter Vergeltung und Straffe erfolget/ daß man die Leichnam hinaus geworffen/ der Wurm sie genaget/ und mit Feuer verbrennet worden/ da- mit der Gestanck keine infection und Seuche causi ren oder verursachen moͤchte/ nach den Worten Jeremi æ: Der HERR hat sein Wort Thren. 2. 17. 21. erfuͤllet/ er hat ohne Barmhertzigkeit geschlachtet. III. Gehenna damnationis æternæ; Das Hoͤllen- Thal; Der antitypus und Gegenbild/ auff welches gehenna oder das Thal Hinnom vorbildsweis gezielet. Entgegen gesetzt Gan Eden, dem Garten Eden oder Paradiß; Das erste Thal Hin- nom war gleichsam der Spiegel/ darinnen wir sehen und beschauen sollen der hoͤllischen Gruben Schmach/ Feuer/ Wurm/ Pein/ Heulen und Schroͤcken. Wann man einen Vbelthaͤter in Ketten geschlagen/ an ein Schindleich hinaus legete/ und etliche Tage ligen liesse/ wie wuͤrde er winseln und weheklagen? Nun ist das alles Kinderspiel gegen der schaͤnd- lichen/ unsaubern/ abscheulichen Hoͤllen-Grube/ darinnen die erschlagenen P p p p 2 Leichnam Die Fuͤnff und Funffzigste (Andere) Leichnam ligen/ deren/ die an dem Herren mißhandelt haben. Welches dann auch der jenige Ort ist/ auff welchen allud iret/ zielet und sihet Esaias/ das grosse πολυάνδριον, die Wahlstatt der Erschla- genen; Ob ers wohl mit Namen nicht nennet/ so gibet doch die defini- tio das definitum unschwer an die Hand. Jst das primum thea- trum oder theorema, der erste Augenschein/ dahin uns Esaias fuͤhret/ nemlich τὸ ποῦ damnatorum, der Ort der Hoͤllen/ wie er beschaffen sey; Gott der Heilige Geist erwecke in uns allen wahre Buß/ Furcht/ daß wir mit unsern Gedancken also in die Hoͤlle hinab steigen/ daß wir dermahl eins nicht mit Leib und Seel hinab steigen muͤs- sen/ sondern derselben entgehen moͤgen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. W Ann demnach Jesaias sagt: Sie werden hinaus ge- hen/ und schauen die Leichnam/ so deutet er ja klar gnug auff einen Ort/ auff ein ποῦ, auff einen terminum ad quem, auff das hinausgehen folget Locus, der Ort; Luc. 16, 28. Esa. 30, 33. Matth. 25, 41. 1. Pet. 3, 19. das ist/ der Ort der Qual von Gott bereitet von gestern her/ aruch meethmol, alsobald nach dem Fall der boͤsen Engel ist dieser Ort zubereitet dem Teufel und seinen Engeln; dahin Christus gefahren/ in ein gewiß ποῦ, entgegen gesetzt dem gewissen Ort der Außerwehlten: Nie- mand kan ja laͤugnen/ daß unter diesen dreyen eins muͤsse wahr seyn: Entweder die Verdamten werden seyn allenthalben/ oder nir- gend/ oder an einem gewissen ποῦ und Ort; nicht allenthalben/ dann die Allgegenwart ist ein Goͤttliches axioma; nicht nirgend/ dann so waͤr ihnen nicht weh! Ergò bleibt ein gewisser Ort: Wo aber eigent- lich? Jst uns unbekant/ das weiß Gott. Μὴ ζητῶμεν ποῦ ἐςιν, ἀλλὰ Chrysost. hom. 31. in epist. ad Rom. πῶς φύγωμεν, schreibet Chrysostomus: Wir sollen nicht fuͤrwitziger weise kruͤblen/ wo der Ort der Hoͤllen seye/ sondern wie wir derselben recht entge- hen moͤgen. Ille ignis in quâ mundi vel rerum parte sit hominum scire arbitror neminem, schreibet* Augustinus : An welchem Ort oder Theil der Welt das hoͤllische Feuer seye/ halte ich nicht dafuͤr/ daß es ein Mensch wisse. Wir content iren uns mit der Schrifft aussagen. * August. l. 20. Civ. D. c. 6. An aliquis locus inferni sit ante extremum judieium, videndus locus D. Lutheri, sed ad analogiam fidei reducendus, tom. 3. Ien. in Comment. ad Ion. 2. p. 212. f. 2. II. Locus Predigt. II. Locus exterior, Ein abgesonderter eusserlicher Ort; Hinaus/ draussen ausser dem himmlischen Jerusalem/ ausser dem Ort/ da die Außerwehlten Feyer und Ruhe halten; Ausser 1. dem Ort Apoc. 22, 15. Luc. 16, 23. ἀπὸ μα- κρόθεν. der Außerwehlten/ von welchem er durch eine grosse Klufft abgesondert und abgeschieden/ er ist weit von ferne von dem Ort der Außerwehlten. Ausser 2. dem Zustande der Seeligen und Außerwehlten im ewigem Leben; Die Heiligen Engel sind zwar offt ausser dem Him- mel/ aber nie ausser dem seeligen Zustande desselben; Die Verdamten aber sind niemahl weder im Ort noch im Stand der Seeligen/ ihre Wohnung heisset im Griechischen ἅδης, (ἀπὸ τοῦ μὴ ἰδεῖν) das ist/ ein Ort/ da kein Liecht hin scheinet; dann er ist ausser dem himmlischen Liecht/ in der eusser- Matt. 8, 12. sten Finsternuͤß/ in der Grube/ da kein Wasser ist/ wie die Grube gewest/ darein Joseph von seinen Bruͤdern geworffen und arrest irt worden/ da er Gen. 37, 24. c. 42, 22. Hunger und Durst sterben solte/ oder von gifftigen Thieren umbbracht werden/ da Angst war ohne Erhoͤrung. Er flehete zu uns/ aber wir wolten ihn nicht hoͤren; sprechen hernach sie die verraͤtherische Bruͤder selbst un- ter einander. Ausser 3. dem Lande der Lebendigen/ wie Chry- Ioh. 12, 31. sostomus dafuͤr haͤlt/ ausser dieser Welt/ in den Abgrund/ welchen auch Chrysost. in Rom. 16. hom. 31. Luc. 8, 31. die Teufel scheuen/ und sich in der Lufft auffhalten/ weßwegen sie die Fuͤr- sten der Lufft genennet werden/ also scheuen sie ihn/ daß sie Christum bitten/ daß Er sie nicht vor der Zeit hinein jage/ und daselbst plage. Hie will man III. aus der Schrifft einwerffen/ es seye ein un- Devt. 32, 22. Eph. 4, 9. Phil. 2, 10. Num. 16, 33. Esa. 14, 15. Matt. 11, 23. terster Ort/ Scheol tachtith, wie er genennet wird Devt. 32. die unterste Hoͤll; die unterste Oerter der Erden/ da die καταχθόνιοι, die unter der Erden/ welcher St. Paulus gedencket/ Phil. 2. dahin die Rotte Core/ der Chaldeische Koͤnig/ die Capernaiten und andere ge- worffen; Aber es ist alles zu verstehen ratione status, non loci; von dem Zustande und nicht von dem Ort der Hoͤllen. Jst also eine purlautere Fabel und Tandmaͤhre/ was im Papstumb von dem Ort der Hoͤlle frevent- lich wird fuͤrgemahlet/ als solte dieselbe unter der Erden in centro terræ seyn; und schreibet Bellarminus, Gregorius hab solches erholt aus den Bellarm. l. 2. de pur- gat. c. 6. l. 4. de Chron. c. 10. in historiâ anni 1537. unterschiedenen Oertern in Sicilien/ da die Erde Feuer außwirfft. Lau- rentius Surius ist so verwegen/ daß er auch der Hoͤllen Pforten darff setzen in dem feurigen Berg Æthnâ, und in Islandiâ der Berg Hecla, da die Geister der Verstorbenen gesehen worden. Jst/ sag ich/ ein grosser Frevel und Kuͤhnheit/ dem Gott selbst entgegen ist/ und widerleget/ wann Er P p p p 3 Hiob Die Fuͤnff und Funffzigste (Andere) Hiob gleichsam als ein unauffloͤßlich Raͤtzel/ die Frage fuͤrleget: Hastu Iob. 38, 17. gesehen die Thor der Finsternuͤß? Widerleget wirds auch von der Glaubens- rogul, aus welcher wir wissen/ daß Himmel und Erde sollen vergehen/ und widerumb zu nichts werden. Nun wird die Hoͤlle nimmer vergehen. So kan sie ja nicht in dem corpore der Erden begriffen seyn/ als welche am Juͤngsten Tage verschwinden/ und nicht mehr uͤbrig wird bleiben. IV. Locus unus, Ein einiger Ort; Gleich wie nur ein Himmel fuͤr die Außerwehlten/ also auch nur eine Hoͤlle/ ohne Vnterscheid Bellarm. l. 2. de pur- gat. c. 6. Concil. Trid. sess. 25. Bellarm. l. 2. de purg. c. 15. vide exem- plum ho- minis è purgatorio excitati a- pud Bzov. ann. 1211. n. 12. der Leute die mißhandelt haben; wider das Gedichte der vierfachen Paͤpsti- schen Hoͤlle/ von welcher Bellarminus schreibet/ und fuͤr einen Glaubens- Articul haͤlt/ den man glauben muͤsse/ wie auff dem Concilio zu Trident ge- schlossen worden; Dann/ schreibet er/ wir halten steiff dabey/ daß es eine Glaubens-Lehr oder Glaubens-Articul seye/ daß/ wer nicht glauben will/ es seye ein Fegfeuer/ demselben werde es nicht so gut werden/ daß er dahin komme/ er werde in der Hoͤllen mit ewigem Feuer gepeiniget werden! und soll/ nach Gegentheils vorgeben/ die Marter in dem Fegfeuer groͤsser/ schmertzhaffter und schroͤcklicher seyn als keine zeitliche Straffe in dieser Welt/ graviores fore purgatorii pœnas quam sint latronum supplicia \& martyrum cruciatus, proinde stultos esse, qui purgatorium ignem contemnunt, ita Bellarm. de æterna felic. l. 2. c. 11. Jst ein harter Schluß wider die polit ische und laue Papisten/ die sich bißweilen in der conver- sation vernehmen lassen/ sie glaubeten kein Fegfeuer. Aber was saget die Schrifft davon/ wo der geringste Titul und Buchstaben? man nehme den blinden Leuten die Erscheinungen und Antwort der Toden/ Gespenster und vermeynten armen Seelen/ man nehme ihnen der Poeten Gedichte/ wo wird das Fegfeuer fund irt bleiben? —— aliis sub gurgite vasto Infectum eluitur scelus, aut exuritur igni, Virg. l. 6, Aen. V. Locus horrendus \& immanis, Ein grausamer/ ungeheurer/ unflaͤtiger Ort/ und deßwegen heisset er auch Tarta- 2. Pet, 2, 4. vid. Gerh. p. 518. Esa. 5, 14. c. 30, 33. Prov. 27, 20. c. 30, 16. rus, ein Ort voll Angst/ Schroͤcken/ confusion, welches auch die schroͤckliche Namen zu verstehen geben/ dann er wird genennet eine weite Grube/ ein weit-auffgesperretes Maul und unersaͤttlicher Rachen/ ein unersaͤttlicher Fraß/ der nicht zu fuͤllen ist/ und deßwegen unter die drey Dinge gezehlet wird/ die nicht zu saͤttigen/ ihr Symbolum heisset nimmer gnug! Die Groͤsse dieses ungeheuren Orts unterstehet sich abzumessen Cornel. Predigt. Cornel. à Lap. wider hellen grund der Heiligen Schrifft/ und schreibet/ Cornel. à Lapide ad Matth. c. 7. p. 179. die Hoͤlle seye zwey hundert welsche Meilen gleich lang/ tieff und weit/ wel- cher Ort in sich begreiffe viel tausend und aber tausend Menschen/ darinn werden sie zusammen gepacket und gepresset/ als wie die Heringe in eine Tonne; welches hernach von Cornelio Drexelius außgeschrieben. Drexel. de Infern. p. 171. Matt. 5, 26, Luc. 12, 59. Es ist die Hoͤlle carcer abyssy, ein Kaͤrcker/ darinn man den letzten Heller bezahlen muß/ und doch niemahls den ersten Heller bezah- len kan; Ein solcher tieffer Thurn/ der ohne Abgrund ist/ eine grundlose Klufft/ wie die zu Rom/ da Curtius hinein gesprungen/ so niemand nichts widerumb heraus gibet; wie ein Mensch/ der in einen tieffen Schlund ge- fallen/ da er immer tieffer sincket und keinen Boden fuͤhlet/ an aller Ret- tung verzweifelt. Jm Papstumb dichtet man zwar von etlichen/ die wi- vide Mar- chant. in hort. past. tract. 4. lect. 12. p. 237. der heraus kommen/ Lazarus sonderlich/ den Christus widerumb auffer- wecket/ der soll in ansehen der Marter und Qual/ die ihme Zeit seines Todes fuͤrkommen/ immer traurig/ nimmer lachend gewesen seyn/ nichts als Gersten-Brod gessen/ und darzu des Tages nur einmahl/ der Sarck soll sein Kleid/ ein Stein sein Schlaff-Kuͤssen gewest seyn; Der Kaͤyser Trajanus soll auch deren einer gewesen seyn/ der durch Gregorii Gebett widerumb aus der Hoͤllen herfuͤr kommen/ und andere mehr/ sind () ann. 100. conf. Chri- steid. act. 1. p. 697. Luc. 16, 28. Apoc. 14, 19. aber lauter altvaͤterliche Fabeln/ deren sich/ sonderlich was Trajanum an- langt/ () Baronius selbst geschaͤmet. Es ist ein Ort der Qual/ der Kelter des Zorns Gottes/ wie ein Keltertretter die Trauben und Beeren zerknitscht/ daß der Safft umbher fleusset/ und an solchem tretten eine Freude hat: Also der gerechte Gott tritt gleichsam die Kelter seines Zorns/ daß der brennende Schwe- fel umbher fliesset. Es wird die Hölle genennet ein Pfuhl/ der mit c. 19, 20. c. 20, 10. c. 21, 8. Matth. 13, 42. Dan. 3, 6. seqq. Feuer und Schwefel brennet; Ein Feuer-Ofen/ wohin nicht unbillich fuͤrbildsweise zu ziehen der Babylonische Feuer-Ofen/ Dan. 3. darinn die drey Maͤnner/ Daniels Gesellen/ geworffen und siebenmahl mehr eingeheitzet/ als man sonst gewohnet zu thun; Hie siebentzig sieben- mahl mehr. Alles begreiffet endlich in sich der Name und Abbildung einer Wahlstatt der Erschlagenen/ Rabenstein/ Aschenhauff/ Schlut/ Schindleich; Wuͤster als kein Misthauffen/ gaͤrstiger als keine Kothlache/ unflaͤthiger als kein Saͤustall. Viel Wahlstaͤtte werden uns vorgehalten: Die Erde nach der Suͤndfluth/ aber der Greuel wird Gen. 8, 1. c. 19, 24. 27. 28, durch die Winde zerstreuet. Sodom und Gomorra/ so Abraham von weitem Die Fuͤnff und Funffzigste (Andere) weitem/ da er den Rauch fruͤh morgens gesehen/ als Rauch vom Abend/ schroͤcklicher hat es gesehen Loth/ der es gegenwaͤrtig angeschauet/ hernach aber sind sie von dem toden Meer bedecket. Das Vfer des rothen Meers/ an welchem alle Egyptier/ so den Kindern Jsrael nachgeeilet/ umbkom- Exod. 14, 30. Num. 11, 34. c. 21, 6. 10. 2. Sam. 1, 19. 21. men/ die sahen sie tod am Vfer da ligen. Lust-Graͤber deren/ denen das Manna verleydet/ die die Wachteln heraus gebocht/ da sie gelegen durch Pest und Schwert erschlagen/ da die luͤstrige Maͤuler verscharret. Die feurigen Schlangen in der Wuͤsten/ welcher Wurm endlich hat auffgehoͤ- ret zu nagen. Das Gebirge Gilboa/ darauff die Edelsten in Jsrael er- schlagen/ und die Helden/ sampt Saul und seinen Soͤhnen gefallen; darumb dasselbe David verflucht/ und spricht: Jhr Berge zu Gilboa/ es muͤsse weder thauen noch regnen auff euch/ noch Aecker seyn/ 2. Reg. 19, 35. da Hebopffer von kommen! Sanheribs Wahlstatt gehoͤret auch hieher/ dessen maͤchtiges Heer/ durch die von dem Wuͤrg-Engel angesteckte Pest umbkommen/ wie Josephus berichtet. Die eingeaͤschte Statt Je- rusalem war ein schroͤckliches und aller Welt entsetzliches bustum. Mag- deburg/ O Magdeburg/ wie uͤbel ist es dir ergangen! da der Wallonische Totilas sæv irt/ gebrennet/ geschaͤndet/ und uͤbertuͤrckisch gewuͤtet/ allein nur in die Elb auff die zwey und zwantzig tausend Personen stuͤrtzen und er- sauffen lassen. Vnd was wollen wir sagen/ ist doch gantz Teutschland gleichsam zu einer solchen gehenna und Wuͤrge-Thal worden; weil sie in vorigen Zei- ten die Kinder dem Moloch geopffert/ dem Hoffarts-Moloch/ dem Spiel- Moloch/ dem muͤssigen Moloch/ dem Fraß- und Wein-Moloch; Was ist darauff erfolget? Pflitterling/ effœmin irte/ Schwind- und Gelbsucht/ Miltz-Kranckheit/ Frantzosen und dergleichen Vnflath/ mit welchem Teutschland uͤberschwemmet worden; Das hat man/ sag ich/ begangen/ darzu hat man die Kinder angezogen/ darzu hat man ohne Stirn/ ohne Scheu/ ohne Furcht/ mit Freuden/ Trommeln und Pfeiffen ihnen geholf- fen: Darumb hat sie Gott hernach dem martial ischen und Kriegs- Moloch uͤbergeben/ die junge Mannschafft/ die edlen Nazareer/ da sie bey den Trommeln erwuͤrget worden.; Dannenhero gantz Teutschland wor- den zu einer Wildnuͤß/ abaddon, Schindleich/ Mord-Grub/ Lust-Grab und garstigen Cloac/ da sich alle Suͤnden-Wust und Vnlust aus Franck- reich/ Spanien/ Schweden und andern nation en versamlet. Aber alles Kinderspiel gegen der hoͤllischen gehenna, von welchem Wuͤrge- Thal hie gehandelt wird. Wir moͤgen wohl sagen aus dem Propheten Ezech. Predigt. Ezech. 21. O wie froh wolten wir seyn/ wann er gleich alle Ezecb. 21, 10, 13. Baͤume zu Ruthen machte uͤber die boͤsen Kinder ! weil er sie offt gezuͤchtiget/ was hats geholffen? Ach Herr/ straff hie und schone dort/ und laß uns hie wohl buͤssen. So/ so muͤssen wir uns die Hoͤlle einbilden/ wiewohl dieses nur ein theatrum der Hoͤllen/ das wir noch lange nicht genug beschauet; einbilden/ sag ich/ anders als der hoͤllische Mahler dieselbe abmahlet/ und nicht glau- ben den pictur en und Vorbildungen des Luͤgen-Geistes/ der mehrmahl seine Schupen die Vnholden/ abgefuͤhrt/ und ihnen die Hoͤll als ein pala- tium, als ein Paradiß/ als ein Lust-Hauß vorgemahlet/ ihnen seine (des Teufels) standhaffte Maͤrtyrer gezeiget in gloriâ, mit Vermeldung/ diß seye die Hoͤlle/ davon die Pfaffen schreyen und schreiben! Vnd das thut er noch im Papstumb. () Bellarminus schreibt aus Bedæ relation von ( ) l. 1. de purg. c 7. einem anmuthigen Ort neben der Hoͤll/ so einmahl einer Seel (welche her- nach wider zum Leibe kommen) erschienen in der Gestalt einer lieblichen/ bluͤhenden/ wohlriechenden Matten und Wiesen/ da sich viel Seelen auff- gehalten/ befreyet zwar von aller Marter und Pein/ doch noch nicht zur seeligen Anschau Gottes zugelassen. Vielleicht ist diß der Ort/ da die Herren Paͤpste/ Cardinaͤl und Patres der Societ aͤt ihr Fegfeuer außzuste- hen haben. Er thuts noch in sichern Hertzen/ die meinen Gott sey ein guter Mann/ Er werde mit sich handlen lassen/ es werde so boͤß nicht werden/ es seye keine solche schroͤckliche Hoͤll in rerum naturâ, wie man sie mahlet und greßlich beschreibet. Joci non sunt, ubi supplicia intercedunt, sagt Hieronymus: Es ist kein Schertz oder Kinderspiel/ wo die Straffen sich Hieron. ad Ocean. erzeigen; Soll das Schertz seyn/ was Christus draͤuet? Jst dann Christus ein unverstaͤndiger Thor? Sind die Propheten Kinder? Sind dann die Apostel Com œ dianten? Jn dem andern Buch Samuels c. 2. lesen 2. Sam. 2. 23. wir: Wer an denselbigen Ort kam/ da Asahel tod lag/ der stund still: Wolte Gott wir stuͤnden hie alle still/ und lerneten an diesem eintzigen Tropffen erkennen/ was fuͤr ein ungeheures Meer/ eine Wasser- vnd Trostlose Gruben es seyn muͤsse/ daraus wir durch Christi Blut-Buß und Verdienste entlediget worden; daß wir aus dem Gemaͤlde der Einaͤscherung der Statt Sodom uns einbildeten eine warhafftige Histori des hoͤllischen Sodom; daß wir alle oberzehlte busta und Wahl- staͤtte zusammen nehmen/ und gedaͤchten/ daß die Hoͤlle noch schroͤcklicher; Dann gleich wie der Himmel durch irrdische Sachen uns fuͤrgebildet Sechster Theil. Q q q q wird Die Fuͤnff und Funffzigste (Andere) wird/ also auch die Hoͤlle; daß wir wohl bedaͤchten/ daß noch viel andere Greuel dahinden/ von welchen/ geliebts Gott/ ins kuͤnftige wird gehan- delt werden; wiewohl diese obgemeldte arg genug/ und uns wohl billich solten vor der Hoͤllen warnen; So lasset uns derowegen hinab fahren weil wir leben/ damit wir nicht nach dem Tode mit unserm hoͤchsten un- widerbringlichen Schaden hinab fahren muͤssen. Wolte Gott/ daß dieses bedaͤchten die jenigen/ so mit dem Antichrist hinabgehen in das Thal Hinnom/ und dem Moloch dienen; daß solches in acht nehmen alle in allen Staͤnden/ geistlichem/ weltlichem/ Hauß- Stande! die der Welt dienen/ die ihnen selbst dienen durch φιλαυτίαν und stinckende Eigen-Liebe. Auff diese wartet das hoͤllische Feuer/ die hinaus gehen an solche Molochische Oerter/ da sie lernen anders reden/ anders schreiben/ folgends anders glauben/ da die Kinder geistlicher Weise der Seelen nach gefressen werden; Wolte Gott/ es betrachteten solches die Veraͤchter des Sabbaths/ welchen alle andere Oerter lustiger und ange- Esa. 5, 11. 14. nehmer sind/ als das Hauß des Herren; das Sauff-Hauß/ Spiel- Hauß/ sitzen biß in die Nacht/ daß sie der Wein erhitze; diesen allen hat die Hoͤlle ihren Schlund weit auffgethan. Wolte Gott/ es nehmen solches zu Hertzen die Großpralenden und Stoltzen in ihren palatiis und koͤstlichen Gebaͤuen/ Lust-Haͤusern/ koͤstlichem Haußrath/ da alles nett und nirgend nichts oͤde seyn muß/ vergessen unterdeß der Armen. Wolte Gott/ es haͤtten solche Trag œ di stets fuͤr Augen die Schlemmer auff ihrem Tische/ die Geitzigen in ihrem Kasten und Gewoͤlbe/ die Hurer und Vnkeuschen in ihrem Bette/ die Maͤgde in ihren Kuͤchen/ wann sie das heisse Feuer sehen/ denen kein Ort noch Sattel recht/ auff diese alle wartet ein ander Ort/ wo sie sich nicht bessern. Matt. 11, 23. Summa: O des teutschen Capernaum! freylich ist es erhaben biß an den Himmel/ wegen des reinen/ reichen Goͤttlichen Worts/ wegen der Freyheit/ wegen der schoͤnen Ordnung der Staͤnde/ wegen der fuͤrtreff- lichen Kirchen und Schulen; aber/ aber wegen des schnoͤden Mißbrauchs und Vndancks in die Hoͤlle hinunter gestossen. Ach so gehet nun aus von Babylon durch wahre Busse! bekehret euch ihr Spoͤtter/ auff daß nicht aus dem Schimpff Ernst werde. Jm Gegentheil haben die rechte/ redliche/ auffrichtige pœnitentiarii und warhafftige Buͤsser/ die aus ihrer Busse keine histrioniam machen/ sondern mit dem heiligen und gerechten Gen. 19, 30. Loth/ der in die Hoͤle sich verkrochen/ die hoͤllische Sodoma von weitem sehen; daß sie ihre Seele erretten werden/ die da Christo nachfolgen in dem Garten am Oel-Berg/ und daselbst seine außgestandene hoͤllische Qual und Predigt. und Pein mit bußfertigem Hertzen betrachten: Jn diesen Felßloͤchern der eroͤffneten Seiten Christi sollen und werden sie sicher seyn: Hie werden sie von dem unerschaffenen Engel Christo bewahret in dem Feuer-Ofen der Dan. 3, 28. drey Helden Daniels im Chaldeischen Ofen/ und endlich ihre Seel zur Außbeuth davon bringen; aber wo sind solche rechte Buͤsser? solche ernste Reuer? solche bußfertige meditan ten? Mundus histrioniam agit, Die Welt ist die Com œ diantin/ alles (was religion anlangt und Gottesdienst) zum Schein/ nicht mit Ernst! () Cornelius â Lap. erzehlet eine Geschicht/ so sich begeben zu Pariß () Comm. ad Thre. nos Ierem. c. 1. p. 743. in Franckreich/ als einsmahls eine Tuͤrckische Bottschafft daselbst eben in der Zeit der Faßnacht ankommen/ da sie wahr genommen die schnelle metamorphosin und Enderung/ deren die gestern die Mummschantze ge- uͤbet/ allerhand Vppigkeit und Leichtfertigkeit getrieben/ gefressen/ gesoffen/ geschlem̃et/ gewuͤtet wie die tollen; heut auf den Aescher-Tag sich mit Aschen besprenget/ die viertzig-taͤgige Fasten angetretten/ und sich dem eusserlichen Schein nach gantz anders als gestern erzeiget/ so lachten sie/ und befragten sich unter einander/ was doch diß fuͤr eine kraͤfftige Asche muͤsse seyn/ durch dero Ansprengung die Christen sich so bald aͤnderten. Es war der Bosse wohl lachens werth/ dann was ist das Bapstumb und dessen religion anders als eine histrionia und Com œ dianterey? alles pro formâ! daß es scheinet vor den Augen der Menschen/ dem Hertzen aber mangelt das schoͤ- ne hachasmal, die Seel der Busse/ nemlich der wahre Glaub. Wolte Gott diese histrioniam spielten allein die Blinde im Reich der Finsternuͤß! aber leider bey dem groͤsten Hauffen unter uns/ die wir Kinder des Liechts seyn wollen und sollen/ gehet es nicht besser her/ die mei- sten bringen die Zeit ihres Lebens mit vani taͤt/ Hoffart/ Vppigkeit/ Leicht- fertigkeit zu/ ihr Leben ist eine immerwaͤhrende Faßnacht/ ploͤtzlich kommt einen und den andern eine fliegende Hitze an/ die Fest-Zeit mahnet/ die Ge- wohnheit gibt Anlaß/ da gehet man zur Beicht/ zum Tisch des Herren/ erzeiget sich ein paar Tage devot, und andaͤchtig/ daß es aber lauter Heu- cheley und Augen-Dienst sey/ dasselbe bescheinet die Erfahrung/ sintemahl/ so bald das Fest fuͤruͤber/ so fangt mans wider an/ wo mans zuvor gelassen/ ohne rechtschaffene Enderung des Hertzen. O lieber Mensch/ schimpffe Gal. 6, 7. nicht mit Ernst/ Gott laͤsset sich nicht spotten. Gott der Herr wird auch einmahl lachen in deinem Vngluͤck/ und du wirsts nicht zu ge- lachen haben. Ernste bußfertige Hertzen empfinden Hoͤllen-Angst vor- schmacksweise/ aber sie erschwingen sich uͤber den Zorn Gottes/ sie springen empor/ und durchdringen zu Gott/ ruffen mit Jona (der dem Tode schon Q q q q 2 im Ra- Die Sechs und Funffzigste (Dritte) im Rachen gesteckt) zum Herrn und sprechen: Jch rieff in meiner Ien, 2, 3. Angst zum HErrn/ und Er antwortet mir. O du suͤsser HERR Jesu Christ/ der du Mensch geboren bist/ behuͤt uns fuͤr der Hoͤllen/ Amen. Die Sechs und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode. Die Dritte Predigt/ Von den verdamten Personen in der Hoͤlle. G Eliebte in Christo: Wehe ihnen/ sie kommen umb Iud. ep. v. 11. in der Auffruhr Core! spricht Judas/ nicht der Ver- raͤther/ sondern der Apostel/ v. 11. Jn welchem schroͤck- lichen epicedio der H. Apostel uns fuͤrhaͤlt I. exem- plum horrendum, das oftwiderholte/ beklagte uñ beruͤhmte/ schroͤckliche Exempel Core des grossen Meutmachers und Raͤdelsfůhrers und seiner wuͤtenden Rott und Gesellschaft/ Num. 16, 1. seqq. davon zu lesen Num. 16. welcher aus lauter teuflischem Neid und stin- ckendem Ehrgeitz ohne einig-gegebene Vrsach und Pressur wider Mosen und Aaron/ seine Bluts-Freunde und gebruͤderte Kinder sich auffgeleh- v. 12. net; das war nicht genug/ daß sie nicht par iren wolten/ Wir kommen nicht hinauff/ sagten sie; sie muͤsten noch laͤstern/ Moses muste ein v. 14. Luͤgner seyn: Wie fein hastu uns bracht in ein Land/ da Milch und Honig innen fleust/ und hast uns Aecker und Weinberge zum Erbtheil gegeben/ so wurffen sie Mose und Aaron fuͤr/ als wol- ten sie eigenthuͤmlicher und tyrannischer weise uͤber das Volck herrschen: v. 13. Moses sey ein planus, grosser Verfuͤhrer/ Jsts zu wenig/ sagten sie/ daß du uns aus dem Lande fuͤhrest/ da Milch und Honig innen Predigt. innen fleust/ daß du uns toͤdtest in der Wůsten/ welches alles der Herr ihm selbst appropri irt; dann was ist Aaron/ sagt Moses/ daß Num. 16, 11. ihr wider ihn murret? Jhr machet Auffruhr wider den HErren. Was folget darauff? Creatio creationis, Ein neues Ge- schöpff/ daß der HERR etwas neues schaffet/ dergleichen zu- vor nie erhoͤret worden/ in dem die Erde zerrissen durch einen Erd- biedem/ wie Josephus bezeuget/ ihren Mund und Schlund auffge- than/ und sie verschlungen mit Haͤusern/ Haab und Men- schen/ so bey ihnen waren/ und fuhren hinunter lebendig in die Höll/ und die Erde decket sie zu. Ambrosius fuͤhret diesen Ambros. ep. 82. Fall pathe tisch aus und schreibet: Immugiens terra in medio plebis scinditur, aperitur in profundum sinus, abripiuntur noxii \& ita ab omnibus mundi hujus ablegantut elementis, ut nec aërem haustu, nec cœlum visu, nec mare tactu, nec terram contaminarent sepulchro. Die Erde reisset mitten unter dem Volck gleichsam mit einem Gebruͤll/ die Tieffe thut sich auff/ die boͤsen und schaͤdlichen Leute werden hinwegge- raffet/ und also von allen vier Elementen der Welt hinweggenommen/ da- mit sie weder die Lufft mit ihrem Athem/ noch den Himmel mit dem Ge- sicht/ noch das Meer mit ihrer Fuͤhlung und Empfindung/ noch die Erde mit ihrer Begraͤbnuͤß besudelten. Die Schul-Lehrer/ namentlich Abulenfis, Salinaus, Cornel. à Lap. Bonfrerius und andere bringen hie spitzige Fragen auff die Bahn/ Ob sie warhafftig in die Höll gefahren seyn? Etliche verstehen durch das Scheol allein das Grab: andere das Fegfeuer; Aber Scheol, weil es ist creatio creationis, ein sonderbares neues Geschoͤpff/ und weil sie mitten in der Suͤnde ohne Buß umbkommen/ leidet es solche Glosse nicht. 2. Ob sie lebendig oder tod seyn in die Hölle ge- fahren? Cornelius à Lap. und Salianus wollen nicht gestehen/ daß sie lebendig hinunter gefahren/ sondern wann da stehet; Sie fahren le- bendig in die Hoͤlle/ sagen sie/ es bedeute nur actum inchoatum, den Anfang der Hoͤllen-Fahrt/ weil sie noch lebendig in die Erde versuncken/ aber unterdessen seyen sie auff dem Wege/ ehe sie durch die Erde kommen/ gestorben; thre Leiber sind in der Erde geblieben/ die Seelen aber hinab ge- fahren in die Hoͤlle; solches zu beweisen bringen sie herzu das allgemeine Q q q q 3 Gesetz/ Die Sechs und Funffzigste (Dritte) Hebr. 9, 27. Num. 16, 29. v. D. Gerh. tom. de mort. æ- tern. p. 545. Gesetz/ so da stehet Hebr. 9. Dem Menschen ist gesetzt einmahl zu sterben/ die Aufferstehung sey allen Toden bestimmt; Aber hie ist der Buchstaben klar/ der exception ist vorgebeuget v. 29. wann da stehet: Werden die Menschen sterben wie alle Menschen sterben/ das ist/ sie werden nicht sterben wie alle andere Menschen; Gleich wie zween heilige Maͤnner vor allen andern Menschen die Ehre gehabt/ daß sie nicht gestorben/ sondern lebendig in die himmlische Freude erhaben wor- Gen. 5, 24. 2. Reg. 2, 11. den/ nemlich Enoch und Elias/ zum Zeichen des ewigen Lebens: Also sind auch zween gottlose Maͤnner zum Zeichen des ewigen Todes lebendig in die Hoͤlle gefahren/ dergleichen fatum auch wartet auff das Thier und sei- nen Reuter den falschen Propheten/ den letzten Antichrist. Aber wir be- kuͤmmern uns uͤber dieser und dergleichen Frage nicht viel/ mehr ist uns gelegen an dem exemplato. II. Das exemplatum sind die Coriten/ das ist/ alle die unflaͤthige und hohe Geister/ welche in die Fußstapffen Core tretten/ ep. Iud. v. 4. 8. alle Vnglaubige/ die die Gnade Gottes auff Muthwillen ziehen/ die die Herrschafften verachten/ und die Majestaͤt laͤstern: Wehe ihnen! Wo gleiche Suͤnde ist/ da ist gleiche Straffe; Darumb/ sagt Moses/ es seyn nicht nur die zu Plech geschlagene Pfannen/ damit man den Altar behenget/ dem Herren geheiliget worden zum Zeichen/ sondern solches alles ist von der gantzen Histori wahr worden; die stehet uns da als ein signum memoriale, prognosticon, terrificum, als ein Denck-Zeichen/ als ein Warnungs-Zei- chen/ als ein Schroͤck-Zeichen; Wer nicht das Weh Jud æ ihm uͤber seine Seel und Kopff ziehen will/ der huͤte sich fuͤr den verdammlichen und hoͤllenbrennenden Suͤnden Core. Wir wollen/ meine Liebsten/ etwas weiter hinaus sehen/ und bey dem einigen Core nicht still stehen/ sondern die gantze Rott und Gesell- schafft deren Leute/ die an dem HErren mißhandelt haben/ deren Wurm nicht stirbet und Feuer nicht verloͤschet/ in den Augenschein fassen. Jst das andere theatrum und spectacul, nach dem wir den Ort/ das Marter-Hauß beschauet/ fallen uns zuerst in die Augen locata, die da sollen gequaͤlet werden; Wer sind dann nun die Verdamten und Verfluchten? Sie sind Matt. 23, 15. filii gehennæ, die Höllen-Kinder und Hoͤllen-Brände. Damit Predigt. Damit wir nun dieses mahl dieselben also beschauen/ daß wir ein Exempel an ihnen nehmen/ und an frembden Schaden lernen klug werden; wolle uns Gott von oben herab mit seiner Gnade mildiglich erscheinen/ umb Jesu Christi willen/ Amen. W Er sind nun die Verdamten in der Hoͤlle/ deren Wurm nimmer stirbet/ und welche Esaias in seiner Hoͤllen-Predigt so schroͤcklich beschreibet und abmahlet? Es sind haanaschim, haposcheim, Maͤnner/ Men- schen und Leute/ die am HErren mißhandelt haben; Der Pro- phet deutet gleichsam mit Fingern auff sie zu mit einem doppelten he de- monstrativo. Von den Teufeln ist nicht noth hie zu fragen und viel zu sagen/ daß es Verdamte mit Ketten der Finsternuͤß zur Hoͤllen verstossene Geister seyen/ ist bey anderer Gelegenheit tract irt worden. Das Hebreische Wort haposcheim heisset in heiliger Sprach so viel als prævarica- tores, rebelles, apostatæ, Suͤnder/ Widerspenstige und Ab- trůnnige; wird in solchem Verstande gelesen 2. Reg. 3. Joram ließ 2. Reg. 3, 7. Josaphat entbieten/ er solte kommen mit ihm zu streiten wider den Moabiter/ dann er sey von ihm abgefallen; daher solche haposcheim, alle Adams-Kinder von Mutterleibe an/ πάντες ὑςεροῦνται, Esa. 48, 8. sie sind abgewichen/ consequenter alle Hoͤll-wuͤrdige Suͤnder/ hacol sar, sie sind alle untuͤchtig worden/ alle reschaim, alle Ps. 14, 3. gottlose Menschen/ von denen David gesungen: Es ist von Grund Ps. 36, 1. meines Hertzens/ von der gottlosen Wesen gesprochen/ daß keine Gottesfurcht bey ihnen ist; Sonderlich fuͤhren diesen Schand-Titul die abgoͤttische Goͤtzen-Knechte/ welches ist die Vber- Mich. 1, 5. trettung Jacob? Jsts nicht Samaria? Der Prophet Esaias erklaͤret sich selbst nicht allein c. 1. Jch Ies. 1, 2. 4. habe Kinder aufferzogen/ und sie sind von mir abgefallen; O wehe des sůndigen Volcks/ des boßhafftigen Samens! sie verlassen den Heiligen in Jsrael/ laͤstern und weichen zuruck! und leget es aus von den Vnglaubigen/ welche das Zeichen des Evangelii nicht angenommen/ fondern verachtet/ welche nicht hoͤren noch antworten/ Esa. 66, 19. c. 4. 3. wann der Herr ruffet; die Heuchler/ deren Opffer und Gottesdienst dem Herren ein Greuel ist; Dann wer einen Ochsen schlachtet/ ist eben Die Sechs und Funffzigste (Dritte) ist eben als der einen Menschen erschluͤge/ wer ein Schaf opf- fert/ ist als der einem Hunde den Halß breche/ wer Speiß- opffer bringt/ ist als der Saͤu-Blut opffert/ das ist/ wann sie es thun ohne Busse und Glauben. Oder wie Christus der Herr diesen Text selbst erklaͤret/ von der grossen Muͤhlstein-Suͤnde/ des Seelen-Mords/ dadurch der kleine geaͤrgert wird/ so sind es die scandalizantes und scan- dalizati, beydes die Ergernuͤß geben/ und die das gegebene Ergernuͤß an- nehmen/ und also geaͤrgert werden/ die ihre aͤrgernde Augen nicht außge- rissen/ die aͤrgernde Haͤnde und Fuͤsse nicht abgehauen/ nach der Vermah- Marc. 9, 42. seqq. nung Christi/ Marc. 9. wohin gehoͤren alle eusserliche in die Augen leuch- tende exemplar ische Vntugenden/ dadurch der Mensch zur Suͤnde vor- setzlich und wuͤrcklich gefuͤhret wird/ alle Teufels-Pfeiffen zum Pracht/ spielen/ sauffen/ geitzen/ ꝛc. wann die Eltern Laͤuse in Peltz setzen/ und Mu- cken in die warmen Stuben jagen: So die jenigen/ die sich aͤrgern lassen/ werden in die Hoͤll muͤssen/ da ihr Wurm nicht stirbet/ und ihr Feuer nicht verloͤschet/ wo werden dann die Auffwickler selbst bleiben? Ja wann wir Mosen und die Propheten/ deren gantzen Commen- tarium biblicum auffschlagen/ so werden wir das schwartze Register bald complet finden/ wer sie sind/ die dahin gehoͤren? Nemlich 1. die Antichristi so wohl in der Lehr als im Leben/ die Atheistischen Cy- Apoc. 19, 20. c. 20, 10. c. 14, 10. Esa. 14, 15. clopen/ die werden geworffen werden in den Pfuhl/ der mit Schwefel und Pech brennet/ und werden gequaͤlet werden mit Feuer und Schwefel in Ewigkeit. 2. Die sichern/ unachtsamen Knechte und epicu- rische Welt-Kinder/ die da sagen mit jenem untreuen Knechte: Matth. 24, 49, 50. Mein Herr kommet noch lange nicht/ fahen an zu schlagen ihre Mitknechte/ essen und trincken mit den Trunckenen; deren Lohn wird seyn mit den Heuchlern/ da wird seyn heulen Luc. 12, 47. und Zähnklappen. 3. Die unnuͤtzen Knechte/ die des HEr- ren Willen wissen und nicht thun. 4. Die boͤsen Knechte/ Gal. 5, 19. die Fleisch-Diener/ so dem Teufel mehr dienen als Gott/ wie ihre Werck beschrieben werden von St. Paulo/ Gal. 5. Alle/ so da Apoc. 21, 8. suͤndigen wider die erste Tafel der Heiligen Zehen Gebott; Die Ver- zagten/ das ist/ die Abtruͤnnigen in der Verfolgung/ die Vnglaubigen und Greulichen/ die Zauberer/ Abgoͤttische und Luͤgner/ derer Theil Predigt. Theil ist in dem Pfuhl/ der mit Feuer und Schwefel brennet/ welches ist der andere Tod. 5. Das rebellische/ halßstarrige und widerspenstige Ge- sinde/ so da murret wider ihre Herrschafft/ sampt allen Auffruͤhrern; die werden mit der gottlosen auffruͤhrischen Rotte Core/ Dathan und Num. 16, 33. Gen. 16, 6. Abiram in die Hoͤlle gestuͤrtzet werden; Gleich wie die stoltze/ halßstarrige Hagar hinaus gestossen wurde aus dem Hause Abrahams: Also werden diese auch aus dem Hause Gottes dermahl eins gestossen werden. 6. Die unversoͤhnlichen/ unbarmhertzigen Cainiten; die werden mit jenem Schalcks-Knechte/ Matth. 18. uͤberantwortet werden dem Peini- Matth. 18, 34. ger/ biß sie bezahlen/ was sie schuldig sind; Wer zu seinem Bruder saget: Du Narr/ das ist/ mit Schmaͤh-Worten seinem Naͤchsten Matt. 5, 22. Glimpff und Ehr abschneidet/ der ist des hoͤllischen Feuers schuldig. Deßgleichen/ uͤber die Vnbarmhertzigen wird ein unbarmhertzig Vrtheil Iac. 2, 13. ergehen; dann wann die jenigen ins hoͤllische Feuer gewiesen werden/ die die Hungerigen nicht gespeiset/ und die Nackenden nicht bekleidet; wo Matth. 25, 42, 43. werden dann die hinkommen/ so die Armen gar außgezogen und außgeso- gen/ die nicht nur als Raͤuber Geld/ Gut/ Haab uud Nahrung hinwegge- nommen/ sondern auch als Menschen-Diebe die Menschen gar gestohlen? 7. Die unflaͤthigen Sodomiten/ die sind zum Exempel ep. Iud. v. 7. 1. Cor. 6, 9. gesetzt/ und leiden des ewigen Feuers Pein/ ihre Missethat war Hof- farth/ alles vollauff/ Friede/ Vnbarmhertzigkeit/ dem Duͤrfftigen halffen sie Ezech. 16, 49. Prov. 5, 5. c. 9, v. ult. Ps. 49, 15. Eph. 5, 5. nicht/ und thaͤten Greuel; Vnter diese Zunfft gehoͤren auch die Ehe- brecher und alle Vnkeuschen. 8. Die in den Jrrthumb Balaam fallen/ alle Geitzigen; Kein Geitziger/ welcher ist ein Goͤtzen-Diener/ hat Erbe an dem Reich Christi und Gottes; Wer ist der jenige? Niemand will so heissen: Aber es wird sich finden; Nemlich der ists/ der einen Gott aus dem Reichthumb machet. 9. Alle Schlaͤmmer und Daͤmmer/ die des Morgens fruͤh auff sind Esa. 5, 11. 12. 14. des sauffens sich zu befleissigen/ und sitzen biß in die Nacht/ daß sie der Wein erhitze/ und haben Harffen/ und sehen nicht auff das Werck des HErren; Wehe ihnen! daher hat die Hölle ihre Seele weit auffgesperret/ und ihren Rachen auff- Luc. 16, 23. gethan ohn alle Maß/ daß sie zu dem reichen Schlaͤmmer hinunter Sechster Theil. R r r r fahren. Die Sechs und Funffzigste (Dritte) fahren. 10. Die Laͤsterer/ deren Zungen von dem hoͤllischen Feuer 1. Cor. 6, 10. entzuͤndet/ die werden das Reich Gottes nicht erben. Diese alle sind haposcheim, die höllwuͤrdige Hoͤllen-Kin- der/ welche dem ewigen Tode zu Theil werden/ dann der Tod ist der Rom. 6, 23. Suͤnden Sold/ nicht nur der zeitliche/ sondern vornemlich der ewige/ doch so fern sie in Vnbußfertigkeit und Vnglauben verharren biß ans Ende. Daß nicht alle Suͤnder wuͤrcklich verdammet werden/ das ist aus dem Evangelio außgemacht. Wer war ein groͤsser Suͤnder als Adam und Eva? Sie hatten ein klein Gesetz/ haͤtten es leicht halten koͤn- nen/ hatten keinen Suͤnden-Zundel im Hertzen; Sie waren da in Gottes Lust-Garten/ in dem edlen Paradiß; noch dannoch haben sie hefftig ge- suͤndiget wider Gott/ von welchem sie zu dem Ertzboͤsewicht dem Sathan abgefallen; wider sich selbst/ weil sie sich alles guten und Gluͤckseeligkeit be- raubet; wider die gantze poster itaͤt und Nachkommen/ welche sie zugleich Tertull. l. 2. contra Marcion. August. enchir. in diesen unwiderbringlichen Schaden gesetzt; wider das gantze Goͤttliche Gesetz/ welches sie muthwillig uͤberschritten; Vnd dannoch/ da sie ihre Suͤnde hertzlich bereuet/ und aus dem ersten Evangelio im Glauben Trost geschoͤpffet/ ist Adam der gnaͤdigen Vergebung seiner Suͤnd und Erlas- sung des ewigen Todes so gewiß/ daß er sein Weib Chava oder Eva nen- nen darff/ als wolt er sagen: Nicht Tod! nicht Hoͤll! sondern Leben und Himmel. Kein kleiner und gemeiner Suͤnder war Abraham/ ὁ ἀσεβὴς, Rom. 4, 4. 5. der jenige gottlose κατ᾽ ἐξοχὴν, dessen St. Paulus gedencket/ wann er saget: Dem/ der nicht mit Wercken umbgehet/ glaubet aber an den/ der den Gottlosen gerecht machet/ wird solches gerechnet zur 2. Sam. 11, 4. 17. c. 12, 13. 2. Chron. 33, 2. seqq. Luc. 22, 56. seqq. Actor. 9, 1. seqq. Matth. 9, 9. seqq. Luc. 7, 37. c. 23, 42. 43. Gerechtigkeit. David war ein Ehebrecher und Moͤrder: Manasses war aͤrger als ein Heyde/ ein Goͤtzen-Knecht/ Propheten- und Kinder- Moͤrder/ ein Zauberer: Petrus ein Mammeluck: Paulus ein Chri- sten-Moͤrder: Matth æ us der Zoͤllner/ die grosse Suͤnderin/ Luc. 7. der Schaͤcher am Creutz/ und viel tausend andere/ die anietzo im Himmel leuchten/ und dem ewigen Tod entrunnen; Sie waren zwar alle Hoͤllisch- Feuer-wuͤrdige/ aber actu und wuͤrcklich nicht verdamt! Woher? Weil sie ihre Suͤnde hertzlich bereuet/ an Jesum Christum ohne falsch und be- staͤndig geglaubet/ so haben sie ihre Seel zur Außbeuth davon gebracht. Contra im Gegentheil sind die wuͤrcklich verdamt/ die jenige/ die in Vnbußfertigkeit verharren biß ans Ende/ und in dersel- ben von hinnen fahren; Dann Gott will seine Ordnung und regul ge- halten Predigt. halten haben/ die heisset also: Thut Busse und glaubet dem Evan- gelio; Dannenhero ist das gar ein vermessener Glaube/ der da glauben Marc. 1, 14. will Vergebung der Suͤnden ohne Reu und Leid uͤber dieselben; Der HERR ist gesandt das Evangelium zu predigen den Armen/ zu heilen die zerstossenen Hertzen; wie dann deßwegen Johannes Luc. 4, 18. der Taͤuffer ein Buß-Prediger genennet wird/ weil er von der Busse ange- fangen zu predigen/ dem HErren zuzurichten ein bereit Volck Luc. 1, 17. præparatione privativâ, durch Hinwegnehmung des Boͤsen; Gleich wie ein Barbierer zuvor aus einer Wunde das faule/ eyterichte hinweg schaf- fet/ ehe er sie heilet; Ohne Busse folget kein Glaube; die Suͤnde nimmet dem Schuldiger das Hertz/ daß/ wann er an seinen Schuld-Herren ge- dencket/ ihm Angst und bange wird: Also wer ohne wahre Busse beharr- lich hingehet/ der kan kein hertzliches Vertrauen und Zuversicht zu Gott haben/ er muß aus Verzweifelung mit Saul/ der in seinen Suͤnden ge- storben/ gedencken und sagen: Jch bin sehr geaͤngstiget/ dann Gott 1. Sam. 28, 15. 1. Chron. 11, 13. ist von mir gewichen! Vuß und Fruͤchte der Busse werden erfordert/ dem zukuͤnfftigen Zorn zu entgehen/ sonst ist die Axt dem Baum schon an die Wurtzel gelegt/ welcher nicht gute Früchte brin- Matt. 3, 10. get/ soll abgehauen und ins Feuer geworffen werden. 2. Die Vnglaubigen/ das ist/ die von Christo nichts wissen/ 1. Cor. 10, 27. Eph. 2, 13. 2. Thess. 1, 7. 8. ihn nicht kennen/ aus einfaͤltiger (wie sie es nennen) aber doch muthwilli- ger Vnwissenheit; die Gott nicht erkennen/ noch gehorsam sind dem Evangelio Jesu Christi/ consequenter kein recht Vertrauen zu ihm fas- sen koͤnnen/ quia ignoti nulla cupido; dannenhero die unwissende Heyden in H. Schrifft allenthalben heissen unglaubige Leute. Es sind die Verfuͤh- 1. Cor. 10, 27. 2. Thess. 1, 8. 1. Cor. 1, 23. 2. Tim. 2, 18. Tit. 1, 14. Luc. 6, 30. Hebr. 6, 4. Marc. 16, 16. Ioh. 3, 18. Hebr. 3, 9, 11. rer und die Verfuͤhrten in der Lehre/ die Christum kennen und wissen/ und doch wissentlich seiner Lehre nicht Beyfall geben/ sondern verlachen und widersprechen; Oder die zwar seiner Lehre Beyfall geben/ aber nicht mit wahrem Glauben annehmen/ und seine Wolthaten ihnen aus Halßstar- rigkeit nicht zueignen/ verzweifeln/ verzagen und verachten/ wohl gar mit Fuͤssen tretten/ und die Suͤnde in Heiligen Geist begehen; dannenhero allein der Vnglaube verdammet/ wie jene in der Wuͤsten/ welchen schwur Er/ daß sie nicht zur Ruhe kommen/ nemlich die Vnglaubigen; Haͤtten die vor der Suͤndfluth den heiligen Noah/ die Sodomiten den frommen Loth/ die Capernaiten den Herren Christum/ der reiche Schlaͤmmer Mosen und die Propheten gehoͤret/ und haͤtten geglaubet wie die Ninivi- R r r r 2 ten/ Die Sechs und Funffzigste (Dritte) ten/ so waͤren sie eben so wohl als diese seelig worden. Dann gleich wie alle Kranckheit den Tod wuͤrcket/ aber in der That und wuͤrcklich hat der den Tod am Halse/ der die Artzney verachtet: Alle auff den Tod Gefange- ne haben das Leben verwircket; Aber wuͤrcklich muß allein der jenige her- halten/ der das Ranzion-Geld verachtet: Ein iedweder der das Ebenbild Gottes nicht hat/ und der kein hochzeitlich Kleid an hat/ ist der Hoͤllen wuͤrdig; Aber wuͤrcklich wird allein der hinaus geworffen/ welcher das Hochzeit-Kleid von dem Wuͤrth/ Herrn oder Braͤuttgam (nach Juͤ- Iud. 14, 19. Matth. 22, 11. 12. 13. discher Art ihm dargereichet/ Jud. 14.) nicht hat wollen annehmen. Noch ists daran auch nicht genug; dann wer war mehr unglaubig als Paulus? da er nemlich noch ein Phariseer/ ein Veraͤchter und Ver- folger des Heiligen Evangelii? Sondern 3. die im Vnglau- ben verharren biß an das verfluchte Ende des Lebens/ die haben sich der Seeligkeit nichts zu getroͤsten: Niemand ist actu und in der That 1. Chron. 11, 13. verdamt/ er sterbe dann in seiner missethat/ wie Saul; Gleich wie allein der biß ans Ende beharrliche Glaube seelig machet: Also im Gegentheil verdammet allein der biß ans Ende beharrliche Vnglaube. Sprichstu: Was nutzet dann Christi Gnugthuung? das kan ja niemand laͤugnen! fuͤr welche Suͤnde Christus gnug gethan/ die verdammet nicht; Der be- harrliche Vnglaube biß ans Ende ist eine Suͤnde/ dafuͤr Christus genug gethan; darumb verdammet sie auch nicht. Antwort: Sie verdam- met nicht actu, wuͤrcklich in der That/ aber sie verdammet so fern die Gnugthuung Christi nicht angenommen und applic iret wird. Der end- lich-beharrliche Vnglaube in diesem Leben ist zwar die Suͤnde/ fuͤr welche Christus genug gethan; Aber fuͤr den beharrlichen Vnglauben biß in das andere Leben/ oder viel mehr biß in ewigen Tod/ welcher nicht mehr in dieses Leben gehoͤret/ sondern in das ævum des andern Todes/ ist keine Genug- thuung geschehen. Dieses ist der catalogus und das schwartze Register ohne Vnter- Esa. 5, 13. c. 12, 14. scheid/ Koͤnig oder Knecht/ Bischoff oder Bader/ dann auch die Herrlichen und Poͤbel/ Reichen und Froͤlichen nicht verschonet werden/ auch der Chal- deische Morgenstern nicht; Auch die Kinder des Reichs/ die die ersten sollen seyn im Reich Gottes; die Lutheraner/ aber unlauter in Lehr und Leben: Evangelische/ aber eigenwillige: Augspurgische Bekenner/ aber meineydige Verlaͤugner/ die werden die letzten seyn/ und hinaus gestos- Matt. 8, 12. sen werden. Dieses ist die Gesellschafft der Verdamten/ die Gesell- schafft der Teufel: Jch wolte lieber/ schreibet Bernhardus, in einen gluͤenden Predigt. gluͤenden Feuer-Ofen/ der uͤber und uͤber brennete/ hinein gehen/ als nur einmahl den Teufel in seiner eigenen Gestalt sehen. Es bedencke ein ied- weder nur/ wie einem zu Muthe seye/ der ein Gespenst sihet/ wie entsetzet er sich daruͤber/ wie stehen ihm die Haar gen Berge! Viel schroͤcklicher wird es seyn bey den Verdamten/ da wird es nicht heissen: Solamen miseris socios habuisse malorum, Sie werden keinen Trost davon haben/ daß sie Gesellen haben in der Ver- damnuͤß; dannenhero auch der reiche Schlaͤmmer wuͤndschet/ daß seine Bruͤder nicht auch kommen an den Ort der Qual/ als welche seine Qual Luc. 16, 27. 28. vermehren werden. Wer zu diesem Register etwas thut oder außstreichet/ der seye anathema und verflucht! Schroͤcklich und zugleich freventlich ist im Papstumb das judicium Rhadamanteum, das allzuunbarmhertzige Hoͤllen-Gerichte von den un- getaufften Kindern/ die man zwar an einen gnaͤdigen und kuͤhlen Ort verweiset/ aber ihnen den allerseeligsten Anblick Gottes abspricht; da doch Gott nicht will/ daß iemand von diesen kleinen verlohren Matth. 18, 14. werde. Nicht gnaͤdiger oder milder ist das absolutum decretum, der grausame blosse Rath-Schluß in Calvini Hirn ersponnen und ersonnen/ Krafft welches Esau bloß verworffen und verdamt/ ohne Vor-Absehung seines Glaubens oder Vnglaubens; Gleich wie man ausser Zeugnuͤß der Schrifft nichts soll hinzu thun/ also soll man auch nichts daraus thun aus diesem catalogo, nicht seelig preisen die offenbar notoriè bekantliche Heuchler und Gottlosen/ die in der Brunst ihrer Suͤnden/ mitten in den Suͤnden dahin sterben; nicht preisen/ sag ich/ durch Klag-Gedichte/ Grab-Schrifften/ parentationes und Abdanckungen ꝛc. auch uns selbst nicht exim iren durch Selbst-Betrug/ sondern immer uns erinnern der Wort unsers Herrn/ Die Pfort ist weit/ und der Weg ist Matt. 7, 13. breit/ der zur Verdamnuͤß abfuͤhret/ und ihrer sind viel die darauff wandeln! Ja freylich viel. Wenig sind die Außerwehlte! Zwar im Papstumb wird der Hoͤllen-Weg gar enge zusammen gezogen/ die Himmels-Straß uͤber alle massen erweitert. () Cornelius à Lap. ist in der Meynung/ es seyen deren die seelig werden viel mehr als der Ver- damten/ unzaͤhlich viel seyn deren die seelig werden auch unter den Kaͤtzern/ mehr als man meinen solt. () in Apoc. 21. p. 333. Si mundus staret per sex millia annorum, quibuslibet mille annis tot salvarentur, quot incolere possunt trecenta triginta millia urbium R r r r 3 Hispalin Die Sechs und Funffzigste (Dritte) Hispalin adæquantium: quolibet verò die pæne tot salvarentur, quot incolere possunt Hispalin; incolere dico non tantum quoad ædes, sed etiam quoad præ- dia, hortos \& vineas, quæ utilitati æquè ac oblectationi incolarum serviunt (ob utramq́; enim causam cives præsertim divites, præter ædes solent habere suos hortos \& prædia) Ingens enim catholicorum numerus, per mille sexcentos an- nos semper fuit, \& erit usq́; ad finem mundi. Catholicorum autem longè ma- jor pars salvatur, tùm quia pleriq́; peneq́; omnes morituri suscipiunt sacramenta, quæ ex attrito faciunt contritum; atq́; isto articulo peccatores deserunt concu- binas aliasq́; peccati illecebras ex timore gehennæ, \& ad beatam vitam toto ani- mo se comparant. Tùm quia tertia vel quarta pars hominum moritur in in- fantiâ vel innocentiâ baptismali. Et mòx : Vnus Vir (S. P. N. Ignatius) cœlitum numerum valde adauxit, cœloq́; cives dedit permultos, qui alioquin cives gehen- næ evasissent. Hæc ille. Multò verius Chrysost. hom. 40. ad Pop. Antioch. Quot esse putatis in civitate nostrâ qui salvi fiant? infestum quidem est quod dicam, dicam tamen: non possunt in tot millibus centum inveniri qui salventur; quin \& de his dubito. Quanta enim in Iuvenibus, quæso, malitia? quantus in seni- bus torpor? Hie will schroͤcken vonnoͤthen seyn! Gleich wie gantz Jsrael flohe Num. 16, 34. 38. fuͤr dem Geschrey der Rotte Core/ und sprachen: Daß uns die Erde nicht auch verschlinge: Also soll ein Christ den andern fuͤr der Hoͤl- len behuͤten. Sonderlich stehen Eltern hie in grosser obligation: Lasset nicht Prov. 23, 13. 14. ab Kinder zu zuͤchtigen/ Wann du deinen Sohn mit der Ruthen haͤuest/ darff man ihn nicht toͤdten; Du haͤuest ihn/ aber du errettest seine Seel von der Hoͤllen. Die scandalizan ten/ die an- dern Ergernuͤß geben und verleiten zum boͤsen/ die sich verleiten lassen/ die moͤgen bedencken was sie thun. Wehe dem/ der Ergernuͤß gibt! wehe dem/ der dem Ergernuͤß nicht wehret! wehe dem/ der es annimmt. Eine schroͤckliche Histori erzehlen etliche von einer stoltzen praͤchtigen Frauen/ die ihrem Mañ unauffhoͤrlich in Ohren gelegen/ und begehrt er solle sein wenig- eintragendes schlechtes Handwerck fahren lassen/ und ein ander Gewerb/ da mehr profit bey/ annehmen/ damit sie den reichsten und fuͤrnem- sten Leuten im Pracht es koͤnte gleich oder bevor thun. Der Mann laͤsset sich bereden/ ergreifft den Juden-Spieß/ faͤngt einen gottlosen Land- betruͤglichen Handel an/ samlet per fas \& nefas ein groß Gut/ damit dem stoltzen Weibe der Will moͤchte erfuͤllet werden. Was geschicht? Der Mann faͤllet in eine toͤdliche Kranckheit: Das Weib spricht zu ihm/ er soll ein Testament auffsetzen. Ja/ spricht er/ ich will dir ein Testament machen/ ließ den Notarium fordern/ legt ihm seine Gedancken in die Feder/ und sagt: Erstlich befehl ich mein Leib und Seel dem Teufel. Wem billicher als dem ich gedienet? Das Weib fragt: Was soll dann mir werden? Du solt ewiglich Predigt. ewiglich mit mir brennen/ spricht er/ dann du hast mich dahin gebracht/ mitgefressen/ mitgehenckt. Der Pfarrherr und Seelsorger stehet dabey/ fragt was er dann ihm vermachen wolle? Jhr/ sagt er/ sollt mit mir das Brod der Truͤbsal in der Hoͤllen essen/ dann ihr habt oͤffters mein Brod uͤber meinem Tisch genossen/ mein verruchtes Leben gewust/ niemahls ge- warnet und gestrafft/ aus Furcht des Verlusts der gelben Suppen. Das ist schroͤcklich zu hoͤren: noch schroͤcklicher wann diese Leute oh- ne Buß dahin gefahren/ und die execution des Testaments erfahren muͤssen. Von einem Dominic aner-Moͤnche/ Ivo genant/ welchen Ludo- vicus Koͤnig in Franckreich in Engelland gesandt/ wichtige Sachen auß- zurichten/ lieset man/ daß als er einsmahls eine Predigt gethan von guten Wercken und derselben Verdienst im Himmelreich/ von Suͤnden und derselben Straff in der Hoͤlle/ und gesehen unter den Zuhoͤrern ein Weib/ so in einer Hand einen Krug mit Wasser/ in der andern einen Feuerbrand getragen: schalt er das Weib als eine Naͤrrin. Nein/ sagt sie/ ich bin keine Naͤrrin/ ich weiß wohl was ich thue. Wolte Gott mein Wundsch wuͤrde wahr/ daß das hoͤllische Feuer koͤnte durch diß mein Wasser außge- loͤscht/ und die Fluͤsse des ewigen Paradises durch diesen Brand koͤnten außgetrocknet werden/ so wuͤrden wir nicht aus Furcht der Hoͤllen/ auch nicht aus Hoffnung des Verdiensts des Himmelreichs/ sondern freywil- lig/ von Hertzen und aus inniglicher Liebe Gott unserm Vatter dienen/ als die Kinder ihrem lieben Vatter zu dienen pflegen. Ja/ sagt der Moͤnch/ du hast wohl geredet! Jst auch mein Wundsch! Ach daß sich maͤnniglich an solch und der gleichen Exempel stosse/ und sich fuͤr der Hoͤllen fuͤrchteten! ja daß wir alle das hoͤllische Feuer außloͤschen moͤchten durch freywilligen und kindlichẽ Gehorsam gegen Gott und sein Wort. Aber was hilffts/ wann man gleich die Hoͤll vor Augen sehe/ wann gleich einer von den Toden kaͤme? Mit hoͤchster Verwunderung und Bestuͤrtzung lesen wir von der schroͤcklichen Verblendung und Halßstarrigkeit deren/ die die Hoͤlle fuͤr Augen gesehen/ und doch von neuem den andern Tag drauff rebell iren/ wider Mose und Aaron murren und sprechen: Jhr habt des Num. 16, 40. 41. HErren Volck getoͤdtet. Ein ieder wags auff seinen Abentheuer! Wir aber preisen seelig die Kinder Core/ welche sich an dem Exempel ihres Vaters gespiegelt/ hæc nos vestigia terrent, gesagt/ und ihre devotion gegen Gott in unterschiedlichen Psalmen herfuͤr leuchten lassen/ Ps. 42. usq́ue ad Ps. 49. Ps. 84. 85. 87. 88. die auch ihrer macul irten Freundschafft deßwegen nichts zu entgelten gehabt: Wer nicht Huren und Buben hat in seiner Die Sieben und Funffzigste (Vierte) in seiner Freundschafft/ der gehe hin und loͤsche den () Reimen zu Nuͤrn- berg aus. Ja seelig alle/ die unter die toden und lebendigen Exempel springen mit den Raͤuchfassen von dem Altar des Creutzes angezuͤndet; da das Exempel aller Exempel hanget zu einem Zeichen/ ausser welchem kein Mittel dem ewigen Tode zu entgehen; welchem zugeschrieben wird die 1. Pet. 2, 24. Apoc. 8, 3. Auffopfferung der Suͤnde am Creutz/ der grosse Hohepriester/ der Engel mit dem guͤldenen Raͤuchfaß/ der noch taͤglich unser Gebett opffert; der fuͤlle es mit Feuer vom Altar/ und schuͤtte es auff die Erde/ das ist/ Er gebe uns die Hoffnung der Furcht und des bestaͤndigen Glaubens/ daß wir uns viel mehr freuen/ als erschroͤcken/ weil wir in das Buch des Lebens einge- schrieben. Jesus Christus unser Heiland/ der geb uns seinen Heiligen Geist/ daß wir zu ihm tretten/ so kan/ will und wird Er uns erretten/ Amen. () Wie aber derselbe laute/ und wo er zu Nuͤrnberg stehe/ davon Bericht zu thun/ wei set weiland H. Cornel. Marc. in pr. ad ep. Iud. seeliger auff anderwertige Erkundigung. Die Sieben und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode. Die Vierte Predigt/ Von dem Verlust des guten der Ver- damten Straff. G Eliebte in Christo: Ob wohl die jenige tode Leich- nam der sieben Soͤhne Sauls/ welche die Gi- beoniten offentlich/ maͤnniglichen zum Exempel und Scheusal auffgehenckt dem HErren zu Gibea Sauls/ cadavera infelicia, ungluͤckseelige Leich- 2. Sam. 21, 9. 10. Ios. 9, 19. nam gewest/ davon zu lesen 2. Sam. 21. Dann dieweil Saul den Eyd gebrochen/ die uralte transaction und eydfesten Accord zwischen Jsrael und den Gibeoniten geschworen/ Jos. 9. uͤbertretten; dieweil auch solcher Meineyd biß dato ungeandet verblieben/ und deßwegen der Herr das Land mit einer dreyjaͤhrigen Theurung abgestrafft/ so sind aus Koͤniglicher Ver- Predigt. Verhaͤngnuͤß sieben Soͤhne Sauls an den liechten Galgen auff einem hohen Berge auffgehenckt worden: Das war eine ungluͤckseelige Trag œ - di und Schauspiel. Diese tode/ verbannete/ unbegrabene cadavera und Leichnam stuncken und waren so abscheulich/ daß iederman Augen und Nasen zugehalten/ wer fuͤruͤber gangen. II. Infeliciora, Noch ungluͤckseeliger sind sie gewest/ we- gen der Zeit/ die sie haben hangen muͤssen. Es hatten die Hebreer ein Gesetz/ Devt. 21. daß der auffgehenckte maleficant nicht uͤber Nacht Devt. 21, 23. hangen/ sondern vor der Sonnen Vntergang widerumb solte abgenom- men werden. Jst also practic irt worden auch an den Feinden von Jo- sua mit dem Koͤnige von Ai und an den fuͤnff Koͤnigen der Amoriter; Ios, 8, 29. c. 10, 26. 27. Ioseph. l. 3. de bell. c. 14. welche Gnade auch den ἀυτοφόνοις und Selbst-Moͤrdern widerfahren/ wie Josephus bezeuget. Welches Gebott fund irt in der æquit aͤt/ auch fuͤr sich selbst der humanit aͤt gemaͤß/ daß man sich mit dem Tode der male- ficant en saͤttigen lasse: ist auch in der Gerechtigkeit gegruͤndet; Dann wie kommen die Diebe und die Moͤrder darzu/ daß sie nach dem Tode da hangen und ligen muͤssen/ andere groͤssere maleficant en/ Zauberer/ ꝛc. werden mit Feuer verbrennet/ im Wasser ersaͤufft? Jsts umb das Exempel zu thun/ so moͤchte der Ort des Hochgerichts/ da die armen Suͤnder abge- than werden/ Schroͤckens genug gebaͤren? Zu gleicherweiß muͤßten ex opposito und im Gegentheil auch die reliqui en der Heiligen auffgehaben/ und maͤnniglich zum Exempel zur Schau fuͤrgeleget werden. Wir lassen aber diesen Streit hie unbestritten/ halten viel auff das Gesetz Gottes als die regul vnd Richt-Schnur. So gut mochts aber den Soͤhnen Sauls nicht werden/ die Gibeoniten als Heyden proced irten nach ihren Rechten und Weise mit ihnen/ biß so lang der Regen vom Himmel herab gefallen/ hangen da Tag und Nacht/ mit grossem Hohn und Spott. III. Aber auch Felicia, gluͤckseelig/ wegen des Erbar- mens und Mitleidens; dann es widerfaͤhret ihnen diese Gutthat/ daß noch iemand gewest/ der sich ihrer erbarmet/ nemlich die Rizpa/ Sauls Kebs-Weib/ die Tochter Aja/ ihrer zween Soͤhne Mutter und der andern fuͤnff Blutfreundin; die uͤberwindet durch die ςοργην` und eingepflantzte Mutter-Liebe allen Spott/ Schmach und Schande/ Gestanck und Vn- gemach/ und machet sich an das Creutz oder Galgen/ breitet auff den Fel- sen einen Sack oder zwilchen Tuch aus/ biß das Wasser vom Himmel uͤber sie troff/ (zum Zeugnuͤß/ daß nunmehr Zeit seye/ sie widerumb herab zu nehmen) das ist/ biß der Theurung/ so aus Duͤrre herkommen/ gewehret/ Sechster Theil. S s s s und Die Sieben und Funffzigste (Vierte) und Gott widerumb versuͤhnet: deßgleichen so wehret sie Voͤgeln und andern Thieren/ und ließ des Tages die Voͤgel des Himmels nicht auff ihnen ruhen/ daß sie den Raben nicht zur Speiß wuͤrden. Dieses ist gewesen der Zustand der Soͤhne Sauls! Aber so gut mags den verdamten Hoͤllen-Kindern nicht werden: sie ligen da in dem polyandrio, in dem hoͤllischen Tophet, als verbannete/ unbegrabene/ stin- ckende/ abscheuliche Hoͤllen-Aesser: Sie ligen da in alle Ewigkeit/ Jhr Wurm stirbet nicht: Sie ligen da ohne Erbarmung/ niemand ist/ der den nagenden Wurm toͤdtete/ der das Feuer loͤschete; da ist vom Him- mel herab lauter Zorn ohne Hoffnung einiger Versoͤhnung; da ist keine Rizpa/ die ςοργὴ und Vater-Liebe hat ein Ende; Es gehen zwar die Außerwehlten heraus/ aber zur Schau/ zum Lachen/ sie die Ver- damten sind allem Fleisch ein Greuel und Scheusal/ wie der Herr durch Esaiam in unserm Text solches alles klaͤrlich andeutet. Wer die verdamten Hoͤllen-Kinder seyn/ haben wir neulich ge- hoͤret; Folget nun der unseeligste Zustand der Verdamten/ in welchem sie schweben/ daß sie da ligen als tode Leichnam; und zwar der erste Theil ihres elenden Zustands/ ihrer Straff ist pœna damni, der unsaͤgliche Verlust und Schaden/ den sie leiden muͤssen; Von welchem wir anietzo in der Furcht des Her- ren etwas weitlaͤufftigers handeln wollen. Gott helffe/ daß es also geschehe/ daß wir fuͤr solchem unseeligem Zustande einen Abscheu be- kommen/ demselben entgehen/ und dermahl eins zu dem allerseeligsten Zu- stande aller Außerwehlten gelangen moͤgen/ durch das theure Verdienst Jesu Christi/ Amen. W Ann demnach der Prophet allhie abermahl mit Prophetischen Fingern deutet auff die cadavera und sagt: Die Leichnam der Leute/ die mißhandelt haben: Jn seiner Sprach heisset es bepigreh, peger (daher das lateinische piger, faul kommt) das ist ein fauler Leichnam/ ein todes Aas; wird in solchem Verstande 1. Sam. 17, 46. gelesen/ 1. Sam. 17. da der junge kuͤhne Held David dem Philister Goliath unter Augen tritt und sagt: Heutiges Tages wird dich der HErr in meine Hand uͤberantworten/ daß ich dich schlage und nehme dein Haupt von dir/ und gebe den Leichnam des Predigt. des Heers oder Heerfuͤhrers der Philister heut den Voͤgeln un- ter dem Himmel/ und dem Wild auff Erden: Also sind die Ver- damten solche cadavera und Leichnam/ das ist/ cadaverosi, in statu cadaveroso, in dem Stande/ darinn die Leichnam auff einer Schlut ligen. Wann/ sag ich/ die Verdamte als cadavera oder cadave- rosi als Leichnam beschrieben werden/ so will der Prophet durch diese figur als durch eine perspectiv anzeigen und sehen lassen/ I. Cadavera mortua, tode Leichnam; Es werden die Verdamten tod seyn; dann ein Leichnam ist ja tod und des Lebens beraubet/ kan weder fuͤhlen noch sehen/ ihm selbst nicht helffen: Also werden die Verdamten dermahl eins auch tod seyn/ nicht so wohl morte naturæ, was anlanget den na- tuͤrlichen Tod/ dann dem sind auch/ wiewohl mit grossem Vnterscheid/ die Glaubigen unterworffen/ auff solche Weise werden die Verdamten viel mehr leben; nicht auch morte gratiæ, was den geistlichen Gnaden-Tod betrifft/ dann so sind die Verdamten schon gewest vor ihrem Ende in dieser Welt/ die sind Gott dem Herren durch Vn- glauben und Suͤnde laͤngst abgestorben/ und in solcher ihrer Missethat ge- storben: sondern morte secundâ, des andern Todes/ des ewigen Todes; vitæ gloriæ, dem herrlichen himmlischen Leben ent- gegen gesetzt/ von welchem der heilige Johannes Apoc. 2. redet: Wer Apoc. 2, 11. da ůberwindet/ dem soll kein Leid geschehen von dem andern Tode. Dieser Tod ist das groͤsseste Vbel und Elend/ er ist der letzte Sold der Suͤnden; Jst eine metaphora und verbluͤmte Rede/ hergenommen Rom. 6, 23. von den Soldaten; Ein Soldat sihet auff den Sold/ davon er den Na- men bekommen/ Commiß/ Beute/ Stuckgeld. Offters nimmet ein leicht- fertiger Gesell Geld/ und dienet dem Teufel. Was liget aber unter dem ob- sonio verborgen? mors, der Tod/ dessen er stuͤnd- und augenblicklich ge- warten muß/ In tali tales capiuntur flumine pisces, das Schwert frisset ietzt diesen/ ietzt jenen: Also auch ein Suͤn- 2. Sam. 11, 25. der/ der dem Teufel zu Hof reutet/ hat sein auctoramentum, sein Hand- Geld/ so zu reden/ seinen Sold/ Catilina non amabat sua facinora, sed utique aliud, cujus causa faciebat, sagt Augustinus: Der boͤse Catilina liebete nicht seine boͤse Thaten/ die er veruͤbete/ sondern er hatte freylich etwas S s s s 2 anders/ Die Sieben und Funffzigste (Vierte) anders/ weßwegen er solche Bubenstuͤck begienge. Was ligt aber unter dem Deckel verborgen? mors in ollâ, der bitter Tod; nicht nur des ersten Todes erster Grad/ da die Seel Gottes beraubet wird/ nemlich in dem geistlichem Tode; nicht nur auch des ersten Todes anderer Grad/ da der Leib die Seel verlieret; Aber auch nicht allein der gantze erste Tod selbst/ da die Seel bey- des von Gott und dem Leibe getreñet wird; sondern was des Todes ist/ biß an den letzten und nimmer endlichen Punct/ biß an den letzten Tod/ der der Aug. l. 13. C. D. c. 12. \& l. 6. C. D. c. 12. andere Tod genennet wird/ und keiner mehr nach ihm kommet/ wie Augu- stinus redet: Nulla pejor mors, quàm ubi non moritur mors, Kein Tod ist aͤrger/ als der/ welcher nicht stirbet. II. Cadavera à cœlo \& cœlesti vità exclu- sissima, Leichnam von dem Himmel und himmlischen Leben außgeschlossen und verbannet. Leichnam gehoͤren hinaus aus dem Hauß oder Statt/ an ihren Ort; ihnen wird die Statt verbotten/ des Burgrechts verwiesen/ sie muͤssen alles mit dem Rucken anfehen/ ein Tuch ins Grab/ damit schabab: Also die Verdamten sind gleichsam als die toden Hunde hinaus gestossen ausser dem himmlischen Jerusalem; Sie sind außgeschlossen 1. à loco, von dem Ort/ von dem neuen Himmel/ von dem Lande der Lebendigen außgerottet/ aus dem Reich/ aus der Statt/ aus dem edlen Paradiß und aller himmlischer Wollust hinaus gejagt/ verfluchte/ unstet und fluͤchtige Banditen/ die Thuͤr ist beschlos- Matth. 25, 10. \& 22, 13. sen; geworffen in die eusserste Finsternuͤß hinaus. Einer iegli- chen Creatur Tod ist sein ausser dem Ort in und zu dem End sie erschaffen/ eines Fisches Tod ist sein ohne Wasser: des Teufels Tod ist daß er aus dem Himmel verstossen/ daß er das seelige Liecht/ darinn er anfangs gelebt/ nicht mehr sehen kan/ und im finstern tappet: Des Menschen Tod war ausser dem Paradiß-Leben: Der aͤrgste und schroͤcklichste Tod/ ausser dem Himmel sein/ zu welchem Besitz und Bewahrung er erstlich erschaf- fen gewest. Außgeschlossen 2. à summi boni fructu, Von 2. Thess. 1, 9. dem Nutz und Genieß des hoͤchsten Guts; Hie fragt das Gottes- vergessene Welt-Kind wenig nach Gott/ Vrsach/ es hat noch Creatu- ren/ daran es sich halten/ damit es sich ergetzen kan; Wann aber alles wird vergehen im Feur/ da wird das lachen werden theur/ da wird das Sprichwort wahr/ Verlieren ist gut fuͤr lachen/ Gut verloh- ren nichts verlohren/ Muth verlohren halb verlohren; Aber Gott verloh- ren alles verlohren. 3. Sind Predigt. 3. Sind sie außgeschlossen ab aspectu Dei, von dem seeligen Anschauen Gottes; Gravius est oculis carere quàm do- lere, Es ist viel schwerer der Augen entbehren/ als Schmertzen leiden/ wie Basilius saget. Solches hat Zedekias erfahren/ als ihm der Koͤnig von 2. Reg. 25, 7. Babel die Augen außstechen/ blenden und in Ketten gefaͤnglich hinweg fuͤhren ließ; was war Absalon schwerer/ als daß er des Koͤnigs Davids/ seines Vaters Angesicht nicht sehen solte/ er wuͤndschte ihm lieber den Tod/ 2. Sam. 14, 32. Esth. 7, 8. Prov. 16, 14. als dessen beraubet zu seyn; Was war es fuͤr ein Zeichen als man Haman das Gesichte verhuͤllet und verdecket? Ein Zeichen war es des Grimms vom Koͤnige/ und ein Vorbotte des Todes. Vnd eben diß ist auch eine von den Plagen der verfluchten Hoͤllenbraͤndẽ/ sie sind blind/ sie sind hinaus ge- worffen in die eusserstẽ Finsternuͤsse/ in welche der Herr den Hochzeit-Gast/ so nicht das hochzeitliche Kleid angehabt/ werffen heissen. 4. Sie Matth. 22, 13. sind außgeschlossen à vitâ beatâ \& lætificâ, von dem seeligen und froͤlichen Leben; Das ist die Grube ohne Wasser/ ohne Wasser Gen. 37, 23. c. 42, 21. Luc. 6, 24. des Trosts/ Wehe euch Reichen/ sagt der Herr Luc. 6. ihr habt euren Trost dahin ! ohne Wasser der Gnaden/ und Kuͤhlung in Schmertzen/ Anfechtung und Truͤbsal: ohne Wasser der Wollust/ so da entspringet aus den Creaturen/ aus Gesellschafft/ aus Gastereyen und suͤssem Wein: An statt dessen werden sie empfinden Hunger und Durst; Hunde/ Katzen/ lederne Haͤute/ Kroͤten/ Ratten/ Tauben-Mist/ Menschen- Mist/ das solte wohl Wildpret seyn/ wann sie es nur haben und geniessen koͤnten; Der reiche Schlaͤmmer begehret keinen Wein/ sondern Wasser; Luc. 16, 24. keinen Eymer voll/ sondern ein Troͤpfflein; nicht im Crystallinen Glaß/ silbernen Schaal/ ꝛc. sondern im eussersten des Fingers Lazari/ den er vor nie angesehen/ davor ihm in jener Welt geeckelt; Da wird das Lachen werden theuer. 5. Außgeschlossen werden sie seyn à vitâ sanctâ, von dem heiligem Leben/ da ist keine Tugend/ sondern sie sterben und blei- ben in ihren Suͤnden; Hie faͤllet die Frage fuͤr: Ob die Verdamten dermahl eins in der Höllen werden suͤndigen und Gott laͤstern können? Wir verwerffen nicht andere Gedancken/ haltens aber lieber mit der negativâ, daß sie es nicht werden thun koͤnnen; dann das widrige laͤufft wider Gottes Majestaͤt/ als die sich nicht wird in Ewigkeit schmaͤhen und laͤstern lassen/ gnug ist es/ daß Gott sich mit unerforschlicher/ unauß- sprechlicher Langmuth hie in dieser Welt schaͤndẽ laͤsset/ solt es so in Ewigkeit S s s s 3 waͤren/ Die Sieben und Funffzigste (Vierte) waͤren/ das moͤchte den Verdamten zur Rach und Trost dienen. O nein! Est vindicta bonum vitâ jucundius ipsâ. Dannenhero auch die Verdamten beschrieben werden als stillschweigend/ 1. Sam. 2, 9. Ps. 31, 18. Die Gottlosen muͤssen geschweiget werden in dem finstern und in der Hoͤlle. III. Cadavera insepulta, Vnbegrabene Leichnam; Ordentlicher und menschlicher Weise nach soll man die Leichnam begra- ben/ auch der Gottlosen/ wie solches bezeuget das Exempel des wuͤ- Ezech. 39, 11. Gen. 3, 19. tenden gottlosen Christen-Feindes des Gogs/ Dann sie sind Erde und sollen wider zur Erden werden; Dahero wir nicht glauben koͤnnen/ daß den Heiligen groͤssere Ehr geschehe per λειψανομανίας, wann man ihre Gebeine nicht ruhen laͤsset in ihren Kaͤmmerlein/ sondern sie al- lenthalben zu verehren herumb schleppet; Aber extraordinarie zur Straff geschiehets/ daß viel Leichnam nicht begraben werden/ sondern unter dem freyen Himmel ligen bleiben; Das heisset die Heilige Schrifft ein Esels- Grab/ mit welchem der Herr Jojakim dem Koͤnige Juda draͤuet/ daß Ier. 22, 18. 19. Esa. 14, 19. 20. er nicht soll beklagt/ sondern wie ein Esel hinaus geschleifft und geworffen werden fuͤr die Thor Jerusalem. Also der Chaldeer Koͤnig muß von dem Propheten Esaia hoͤren/ daß der Herr zu ihm saget: Du bist ver- worffen von deinem Grabe/ wie ein verachteter Zweig/ wie ein Kleid der Erschlagenen/ die mit dem Schwert erstochen sind/ die hinunter fahren zu dem Steinhauffen der Hoͤlle/ wie ein zutretten Leich; du wirst nicht wie andere begraben werden/ dir soll kein Mausoléum und Ehren-Begraͤbnuͤß auffgerichtet werden. Eccl. 6, 3. Jst wohl eine grosse Vngluͤckseeligkeit/ dann sagt Salomon: Wer ohne Begraͤbnuͤß stirbet/ von dem spreche ich/ daß eine unzeitige Geburt besser sey dann er: Also auch die Verdamten werden keines Grabes dermahl eins theilhafftig werden; Gleich wie der Mund eines Suͤnders und Gottlosen ist ein offenes Grab: Also auch die Hoͤlle hat einen unersaͤttlichen Rachen/ sie kan nicht erfuͤllet werden/ als wie ein Geyers-Bauch oder Magen; Dann wie sollen sonst die Gerechten hinaus gehen/ sie beschauen/ wann die Hoͤlle nicht wie eine grosse Grube oder Grab Dan. 12, 2. offen stuͤnde? Das ist die Schande/ von welcher Dan. 12. stehet/ daß et- liche werden aufferstehen zu ewiger Schmach und Schande/ cherphah, Predigt. cherphah, das ist eine solche Schande/ so da wird die Gottlosen und Feindseeligen entdecken. IV. Cadavera fœtentia, Stinckende Leichnam; Nicht alle Leichnam stincken/ man hat Mittel und Kunst dafuͤr/ das balsamiren und raͤuchern/ wie solches auch bey den Juden im Alten Testament ge- braͤuchlich gewesen/ als hievon zu lesen 1. Sam. 31. 2. Chron. 16. Jer. 34. 1. Sam. 31, 12. 2. Chron. 16, 14. Ier. 34, 5. Ioh. 19, 40. wie dann solcher Brauch auch mit dem Leichnam Christt unsers Heilan- des ist gehalten worden/ dañ so pflegten die Juden zu begraben; dañenhero kommet die mumia, das ist/ Egyptische/ balsamirte/ verkuͤnstelte tode Leich- nam in der Apothek; Aber hie/ weil die Hoͤlle ist ein offenes Grab/ werden die Verdamten allem Fleische ein Eckel und Greuel seyn; Ein Eckel/ sag ich/ und Greuel wegen des Gestancks/ nicht so wohl wird es seyn ein leiblicher als geistlicher Suͤnden-Gestanck. V. Cadavera abominabilia \& nauseam creantia; Scheutzliche/ abscheuliche Leichnam/ die einem einen Eckel anzuschauen machen; gleich wie auff der Wahlstatt nicht alle Leichnam oder Aesser sind allem Fleisch ein Greuel/ sonst wuͤrden die Geyer und Raub-Voͤgel die toden Leichnam unangefallen lassen/ wie dann auch dannenhero das Sprichwort erwachsen: Wo ein Aaß ist/ da sam- Matth. 24, 28. len sich die Adler. Leider haben wir solche monstrosam famem und solchen unmenschlichen Hunger erlebet/ da nicht nur ein Exempel fuͤr- gangen/ daß man die Toden angefallen wie zu Jerusalem/ sondern der Meister auff der Schlut der Aesser nicht Meister gewest/ wann die Hunger- leider nur solche gehabt/ so waren das ihre Pasteten; Hie aber werden die Verdamten allem Fleisch ein Greuel seyn. VI. Cadavera immiserabilia, Vnerbaͤrmliche Leich- nam/ derer sich niemand erbarmen wird/ welches das aͤrgeste und der hoͤchste apex und Gipffel ist der Schmach; Sonst ist nicht alles so ab- scheulich/ daß man sich nicht solte druͤber erbarmen; Es war Lazarus ge- storben/ sein Leichnam hat vier Tage im Grabe gelegen/ daß er auch schon stuncke/ noch dannoch saget der Evangelist: Es giengen dem HEr- Ioh. 11, 17. 35. 39. ren Jesu/ als Er ihn sahe/ die Augen ůber: Hingegen war zwar das Elend Jojakim des Koͤniges Juda groß/ aber niemand war/ dem es zu Hertzen gienge/ Man wird/ sagt der Herr/ ihn nicht bekla- Ier. 22, 18. gen: Ach Bruder! Ach Herr! Ach Edler! Aber hie ist keine Barm- Die Sieben und Funffzigste (Vierte) Barmhertzigkeit/ die Gnaden-Thuͤr ist zugeschlossen/ sie sind arm/ und nim- mer armseelig/ und heisset mit ihnen: Estq́ue miser semper nunquam miserabilis ulli, Sie sind stets/ immer und ewig im Elend/ und ist niemand/ den es iemals erbarmete; Gott sihet sie an/ nicht aber mit denen Gnaden-Augen/ mit welchen Er das gantze menschliche Geschlecht in seinem Sohn angesehen; sondern mit ἐκδίκῳ ὄμματι, mit strengem Rach-Auge. Die Außer- wehlten gehen hinaus/ aber daß sie ihre Lust sehen an den Verdamten/ wie Christus denen Verdamten/ so vor der Suͤndfluth 1. Pet. 3, 19. erschienen zum Srecken/ und ihnen das Gesetz realiter geprediget. Dieses ist also kurtz entworffen/ die pictura, Schattierung/ figur, Vor- und Einbildung des andern Todes und ungluͤck- seeligen Standes in der Hoͤllen: Aber wie gemeldt nur pictura und Entwerffung/ das prototypum und das Bild an sich selbst ist 1. Cor. 2, 9. unbegreifflich scheutzlicher; Wie kein Auge gesehen den allerseeligsten Zu- stand der Außerwehlten: Also auch hat kein Auge gesehen den allerunsee- ligsten Zustand der Verdamten. Jst ein Gemählde/ welches man offt zeigen soll/ und den Leuten fuͤr Augen stellen. Jener Mahler beym Hermogene richtete einsmahls an dem Seegestad und Vfer bey einem gewissen gefaͤhrlichen Ort eine von ihm gemahlete Tafel auff/ darauff ein Schiffbruch abcontrofehet gewesen; das verdroß etliche Kauffleute in der Statt/ verklagten ihn/ als der denselben ungeheuren Ort verschreye/ daß keine frembde Wahren mehr ankom̃en/ und sie in Verlust ihrer mercimo- ni en gerathen: Aber er entschuldiget sich/ und sagt/ es sey billich und recht/ daß man iederman vor Schaden warne. Eben zu dem Ende hat uns auch der Heilige Geist in seinem Wort eine Tafel auffgerichtet/ darauff die Hoͤll abgemahlet/ nemlich zum Schrecken und Scheusal. Es bedarffs/ sonderlich bey der Jugend; Salomon lieset ihnen eine harte lection, Prov. 30, 17. Prov. 30. Ein Auge/ sagt er/ das den Vater verspottet/ und ver- achtet der Mutter zu gehorchen/ das muͤssen die Raben am Bach außhacken/ und die jungen Adler fressen. Das ist noch nichts gegen der hoͤllischen Wahlstatt; Gleich wie der Rabenstein/ Rad und andere dergleichen Oerter/ da der armen Suͤnder Leichnam zum Exempel ligen/ einem (ist anders nach ein gutes Aederlein in einem boͤsen Buben/ demselbe) neinen Schrecken einjagen; wiewohl offt solche verwe- gene/ verzweifelte Boͤsewichte sind/ die eben/ wann man den Dieb hinaus fuͤhret/ Predigt. fuͤhret/ den Seckel abschneiden: Also gibts auch solche ruchlose und ver- stockte Hertzen/ die taͤglich von der Hoͤlle hoͤren/ wann sie vielleicht dieselbe mit Augen anschaueten/ wuͤrden sie sich doch nicht einmahl druͤber entfer- ben oder entsetzen. Welt- und Gluͤcks-Kinder haben wohl auff sich Achtung zu geben/ daß es ihnen nicht geistlicher Weise gehe/ wie dort () Polycrati leiblicher () apud Valer. Max. pag. 268. Weise; Polycrates, ein Koͤnig in der Jnsul Samos, war ein solcher Gluͤcks- Vogel/ daß ihm alles von statten gieng was er anfieng/ in Ansehung sol- cher fortun, machte Amasis, der Koͤnig in Egypten/ Freundschafft mit ihm/ und hielt ihn sehr hoch/ und als er sahe/ daß diesem seinem Freunde das Gluͤck in allen Dingen uͤber die Masse zuschlug/ schreib er einen Brief an ihn/ warnete ihn fuͤr des schmeichelhafften Gluͤcks Vntreu/ welches ihn doch noch seine Tuͤcke zuletzt wuͤrde sehen lassen/ gab ihm darneben den Rath/ er solte etwas/ das ihm vor andern Dingen sehr lieb waͤre/ von sich thun/ und also verwerffen/ daß es keinem Menschen nimmermehr zu Ge- sicht kommen solte/ ob es helffen moͤchte/ wann er sich auff diese Weise selbst straffte/ und ihm ein Vngluͤck freywillig zuzoͤge. Polycrates folgte diesem Rath/ und als er sich lang bedacht/ nahm er seinen Siegel-Ring/ von Gold gemacht/ in dem ein Smaragd von unglaublicher Schoͤnheit/ den der beruͤhmte Meister Theodorus geschnitten hatte/ ingeschlossen war/ fuhr damit in einer Galeen auff das Meer/ und warff fuͤr den Augen aller de- rer so bey ihm waren/ den Ring in das Wasser/ fuhr darauff wider zu Hauß. Am vierten oder fuͤnfften Tage hernach begab sichs/ da ihm Polycrates den Verlust des so schoͤnen Rings zu Hertzen gehen ließ/ daß ein Fischer einen grossen huͤbschen Fisch fieng/ den er wohl werth achtete/ daß er ihn seinem Herren dem Polycrati verehrete/ wie er dann auch that. Der Herr nahm den Fisch mit Gnaden an/ hieß ihn zurichten/ und in dem der Koch sein Jngeweide heraus nahm/ fand er Polycratis Siegel-Ring in demselben/ und brachte ihn mit Freuden seinem Herrn/ der sich hieruͤber nicht wenig befrembdet/ schrieb solches alles seinem guten Freund/ dem Koͤnig Amasi in Egypten. Dieser/ als er den Brief gelesen/ sandte also- balden Bottschafften in die Jnsul Samum, und ließ ihm die Freundschafft auffkuͤnden/ damit/ wann ihn ein groß Vngluͤck treffen wuͤrde/ welches ohne Zweifel bald uͤber ihn kommen wuͤrde/ er ihm dem Polycrati, nichts schuldig noch verbunden waͤre. Es ist aber Amasis in diesem Stuck kein falscher Prophet gewest; dann etliche Jahr hernach der Persianische Land-Vogt im kleinen Asia/ mit Namen Orætes, diesen Polycratem zu sich beruͤff/ und als ihm Polycrates zu viel trauete/ ließ er ihn greiffen/ und T t t t an ein Die Sieben und Funffzigste (Vierte) an ein Creutz nageln/ an welchem er verfaulen muste/ welches ja Vngluͤcks genug war/ wie ihm Amasis zuvor gesagt hatte. Gleich wie bey diesem Polycrate auff Gluͤck groß Vngluͤck erfolgt/ ie groͤsser vorhin die fortun, ie schwerer und unertraͤglicher hernach der Ps. 49, 7. 12. Verlust. Psal. 49/7. 12. Jhr Hertz ist/ daß ihre Haͤuser waͤhren immerdar/ ihre Wohnunge bleiben für und fuͤr; Sie verlas- sen sich auff ihr Gut/ und trotzen auff ihren Reichthumb; Wollen sie nicht dermahl eins in der Hoͤlle ligen wie die Schlacht-Schafe/ und als die faulen Aesser von dem ewigen Tode genaget werden; so ist das Marc. 9, 49. eintzige remedium sal pœnitentiæ, das Saltz der Busse/ Marc. 9. Soll anders das Fleisch erhalten werden; Entweder hie Saltz/ oder dort das Feuer. Der alte Adam/ das suͤndliche Fleisch muß gesaltzen werden/ man muß mit ihm umbgehen/ wie mit einem toden Leichnam. Wollen wir erhalten werden/ so ist das eintzige remedium und Mittel die alleredelste mumia, Christus am Creutz/ der henget da als ein Aaß/ wie Er sich selbst nennet/ Wo/ sagt Er/ ein Matth. 24, 28. Aaß ist/ da samlen sich die Adler; Er hanget da mit Schmach/ ohne Erbarmung; Er nennet sich ein Aaß δοξαςικῶ, Weil man ihn nicht anders hielte/ und wird per accidens zufaͤlliger weise ein Geruch des Todes/ sonst per se an und fuͤr sich selbst ist er ein Geruch des Lebens: Er war zwar als ein κάθαρμα und Fluch am Creutz/ aber er ist worden zu einer warhafftigen/ an sich ziehenden Speise/ die man essen soll in wahrem Glau- ben/ sonderlich in dem hochwuͤrdigen Abendmahl/ eine rechte Erquick- Iud. 15, 18. 19. Speise/ die die geistliche matten Simsones und Glaubens-Kaͤmpffer er- quicket; eine lebendigmachende und kraͤfftige Artzney-Speise; das verbor- gene Manna. Sonst gibts der Raben gnug; wo ein Fall geschiehet/ da finden sich die hæredipetæ, die erbsuͤchtigen Freunde/ ein ieder will eine Matt. 2, 1. 2. Luc. 23, 40. 41. 42. Ioh. 19, 26. Luc. 23, 50. seqq. Feder von der Ganß holen/ die Vhu und Toden-Voͤgel. Aber seltzam sind die geistlichen Adler/ die wie die Weisen von ferne/ wie der Schecher am Creutz/ Johannes unter dem Creutz/ Joseph von Arimathia gleichsam nach dem Creutz/ nach diesem geistlichen Aaß/ nach der rechten Seelen- Speise mit wahrem Glauben schnappen und dieselbe annehmen. Gott gebe Adlers-Augen/ Hertzen und Fluͤgel zu schwingen nach der geistlichen Gnaden-Speise/ biß wir dermahl eins als geistliche Adler entgegen gezuckt zu der seeligen Ehren-Speise des ewigen Freuden-Lebens voll und satt werden; So wird alsdann die Verheissung in seiner Krafft Apoc. 2, 11. in der Offenbarung Johannis am 2. Wer uͤberwindet sein eigen Fleisch/ Predigt. Fleisch/ wer ůberwindet die Anfechtungen durch Glauben an Chri- stum/ dem wird kein Leid geschehen vom andern Tode: Mit- ten in dem Tod anficht uns der Hoͤllen Rachen: Wer will uns aus solcher Noth frey und ledig machen? Das thustu HERR alleine! Vergossen ist dein theures Blut/ das gnug fuͤr die Sůnde thut. Heiliger HErre Gott! Heiliger starcker Gott! Heiliger barmhertziger Heiland! du ewiger Gott! Laß uns nicht entfallen von des rechten Glaubens Trost! Ky- rieeleison/ Amen. Die Acht und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode. Die Fuͤnffte Predigt/ Von der empfindlichen Pein und Marter-Straffe der Verdamten/ und erstlich dem nagenden unsterb- lichen Wurm der Verdamten. G Eliebte in Christo: Wann Syrach der weise Zucht- Lehrer c. 10. unter andern saget: Wann der Mensch Syr. 10, 13. tod ist/ so fressen ihn die Schlangen und die Wuͤr- me/ so beschreibet er zwar triste mortis consequens, den elenden Zustand des Menschen nach dem Tode/ was auff den Tod folget/ nemlich Schlangen und Wuͤrme; Jm Griechischen Text heisset es also: ἐν τῶ ἀποϑανει῀ν ἄνϑρωπον κληρονο- μήσει ἑρπετα καὶ ϑηρἰα καὶ σκώληκας, als wolt er sagen: An statt der rei- chen Schaͤtze/ die der Mensch in dieser Welt seinen Erben hinderlassen/ hat er keine andere Haab/ Schatz und Erbtheil zu erben im Grab/ als scheutzliche Schlangen und Wuͤrme/ die ihn den armen σκωληκόβρωτον, Wurm-Aaß und Maden-Sack nagen und verzehren. Es wollen zwar T t t t 2 etliche Die Acht und Funffzigste (Fuͤnffte) Frantz. orat. 133. etliche an der Warheit dieser Wort zweifeln/ namentlich D. Wolfgang Frantz/ berufft sich auff die Todengraͤber/ so sich uͤber diesem Spruch offt verwundert/ als welcher mit der experien tz nicht uͤbereinkommet/ wann man die Graͤber auffthue/ bevorab/ wann der Tode tieff liget/ findet sichs nicht also/ darumb er auch die Histori von dem wunderschoͤnen Adelichen Jungen von Schleinitz/ dessen nach seinem Tod entdecktes cadaver von Schlangen umbgebẽ im Grab gefunden soll seyn/ wie Camerarius berichtet in horis subsecivis, in Zweifel ziehet/ und fuͤr eine invention der Mahler ge- halten; Gleichwol laͤsset ers gelten von den morgenlaͤndischen Graͤbern in den allzuheissen Landen/ vorab wann die Toden nicht tieff begraben ligen: Sonst ist es ins gemein wahr von den unbegrabenen Toden/ die stincken/ und wo man sie nicht bald unter die Erden verscharret oder balsamiret/ so gehets nicht leer ab/ es wachsen Wuͤrm aus dem cadavere; mit welchem Esa. 14, 11. uͤbereinstimmet der Prophet Esaias c. 14. wann er saget: Motten wer- den dein Bette seyn/ und Wuͤrme deine Decke. Es verursachet aber hiemit Syrach mehr nachdenckens und nach- sinnens/ nemlich zuvorderst pœnæ consequentis justitiam, daß solches seye eine rechte und billiche Straffe von dem allge- Gen. 3, 1. seqq. rechten Gott! Eine Schlang war es/ damit Eva gebuhlet/ und dero Wort fuͤr ein oraculum und Goͤttliche Warheit gehalten/ Gottes Wort aus den Augen gesetzet; An Schlangen/ Wuͤrmen und Drachen haben sich nicht nur die alten Heiden/ die Babylonier/ die Egyptier/ die Griechen/ sondern auch die alten Preussen und Samogithen vernarret/ daß sie die Schlangen vor Hauß-Goͤtter verehret: Eine grosse/ ungeheure/ sieben- koͤpffige Wasser-Schlange ist das Roͤmische Papstumb/ welcher so viel tausend dienen; ja alle Teufels-Knechte sind Knechte der alten rothen Schlangen/ derowegen ist es auch gerecht fuͤr Gott/ eine rechtmaͤssige/ billiche Vergeltung/ woran sich der Mensch versuͤndiget/ daß er auch da- mit gestrafft werde. Es gibet aber auch Syrach Anlaß zu einer geistlichen figur und perspectiv, darein wir sehen und spuͤren koͤnnen etlicher massen die Marter und Pein der Verdamten/ nemlich pœnam sensus, die jenige Pein/ die sie thaͤtlich und empfindlich an Leib und Seel empfinden werden/ die Esaias uns in der figur und Ge- stalt der WŮrme fuͤr Augen mahlet; Dann zu gleicherweise/ wie die unbegrabene cadavera und tode Leichnam das Nest sind/ darinn und daraus Predigt. daraus Wuͤrme wachsen; stinckend Fleisch machet Wuͤrme/ auff einer Wahlstatt/ sonderlich wann eine Schlacht geschehen: Also auch die ca- davera der Verdamten oder damnati cadaverosi, die Verdamten/ so den toden/ unbegrabenen/ stinckenden Leichnamen in ihrem Stande gleich sind/ bekommen garstige/ schroͤckliche und quaͤlende Wuͤrme/ die sie nagen und plagen ohne auffhoͤren. Gar fein schreibt Ambrosius: Ut multæ Ambros. l. 7. in Luc. c. 14. ex cruditate nascuntur febres \& vermes, quando quis intemperanter cibum sumit: Ita, si quis peccata peccatis accumulat, nec ea decoquit pœnitentiâ, verme consumetur. Gleich wie aus der Vndauigkeit viel Fieber und Wuͤrme entspringen/ wann der Mensch etwan unmaͤssig Speise zu sich nim̃et: Also/ wo iemand Suͤnde mit Suͤnden haͤuffet/ und dieselbe nicht mit wahrer Busse gleichsam durchkochet und verdaͤuet/ der wird von Wuͤrmen (nemlich in der Hoͤll) verzehret werden. Welcher Hoͤllen-Wurm nun auch das thema, Tagwerck und thea- trum ist/ den uns der Prophet zu bedencken fuͤrgestellet. Christus Je- sus/ der umb unsert willen einem Wurm und einer ehernen Schlangen gleich worden: nunmehr aber als der unuͤberwindliche Schlangentretter herrschet/ gebe Krafft/ daß wir unsere Glaubens-Augen lernen auff ihn richten/ und der hoͤllischen Schlangen/ dem ewignagenden Wurm entge- hen moͤgen/ Amen. J Hr Wurm/ saget der Prophet/ deren die an dem HErren mißhandelt haben/ stirbet nicht. Jn welchen Worten Esaias verstehet I. vermem spiritualem, einen geist- lichen/ und nicht einen leiblichen Wurm. Die zancksuͤchtigen/ uͤberwitzige und muͤssige Schul-Lehrer haben sich uͤber diesem Wurm dermassen gewuͤrmet/ daß sie druͤber zu Wuͤrmen worden/ und wunder- barliche concept darvon gehalten/ auch andern gemacht; Jhrer viel ha- bens von einem rechten/ natuͤrlichen und coͤrperlichen Wurm außgeleget; andere von einem leiblichen aber uͤbernatuͤrlichen Wurm/ dann also thut sich herfuͤr aus den Jesuiten Serarius und schreibet: Diese Wuͤrme wer- Serar. in c. 16. Iudith confer Caspar. Sanct. ad l. cit. p. 300. den natuͤrliche Wuͤrme seyn/ und durch Gottes Wunder-Finger geschaf- fen/ die verdamten Menschen zu plagen; beschreibt dieselbe so eigentlich/ als haͤtte er dergleichen Wuͤrme iemahls gesehen; fuͤhret wurmstichige argumenta ein. Die meisten Lehrer verstehens von einem wahren/ aber geistlichen Wurm/ welches auch glaublicher/ weil es nicht wider die Glaubens- regul lauffet; und dasselbe zwar ob analogiam effe- T t t t 3 ctuum, Die Acht und Funffzigste (Fuͤnffte) ctuum, weil er solche Krafft und Wuͤrckung haben werde wie ein Wurm; nemlich den nagenden Hertzens-Wurm des bö- sen/ verwundeten/ ungeheilten/ wuͤtenden Gewissens. Vnd gilt hie die regul: wann die Propheten von den Dingen jener zukuͤnfftigen Welt reden/ so beschreiben sie dieselbe mit den Sachen dieser Zeit; Gleich wie die Gluͤckseeligkeit des ewigen Lebens beschrieben wird mit phrasibus, und Arten zu reden/ genommen von Sachen und Haͤndeln dieser Welt/ von einer Burgerschafft/ Hochzeit/ Paradiß und dergleichen: Also auch die Straffe der Verdamten. Wie aber dort das Zeitliche nur eine pictur, Gemaͤld und Schatten ist/ also auch hie ist die Beschreibung der Wuͤrme nur ein Schatten des zukuͤnfftigen/ ewignagenden Hoͤllen-Wurms. Daß kein leiblicher Wurm verstanden werde/ erscheinet 2. ex propheticæ phraseologiæ analogiâ, aus der Gleichheit und Vergleichnuͤß der Prophetischen Wort oder Art zu reden: Dann gleich wie die Außerwehlten eben nicht wuͤrcklich werden heraus gehen: Es ligen keine eigentliche cadavera oder tode Leichnam in der Hoͤll/ und wie wir heut uͤber acht Tage vernehmen werden/ das Feuer daselbst nicht eigentlich ein natuͤrliches/ elementarisches Lufft-Feuer seyn wird: Also ist ein fressender Wurm gleichnuͤßweise eine figur,/ dadurch die ewige Marter fuͤrgebildet wird; Man hat ja Exempel in der experien tz/ derer/ die irgend auff dem Graß-Boden geschlaffen/ den Mund offen gehabt/ denen ist ein kleines Schlaͤnglein hinein gekrochen/ oder derer/ die von Schlangen-Leich getruncken/ und darauff in ihrem Leibe lebendige Schlangen concip irt/ von welchen sie so lange torment irt und gequaͤlet worden/ biß der Wurm getoͤdtet oder heraus gewuͤrget worden. Vnd auff solche Weise haben auch die alten Lehrer der Kirchen den Hieron. in h. l, Esa. 66. Ambros. in Luc. 14. Prosper. l. 3. de vitæ contempl. c. 12. Aug. l. 20. C. D. c. 21. \& 22. D Luth. ad Esa. 66. tom. 3. lat. Marter- und Hoͤllen-Wurm außgeleget/ sonderlich Hieronymus uͤber diese Wort/ von dem boͤsen Gewissen/ wegen begangener Suͤnden; Wie die leibliche Wuͤrme (spricht Ambrosius ) wann sie in dem Eingeweide/ Daͤrmen/ und innern Gliedern gezeuget werden/ dieselbe schmertz- und pein- lich beissen/ also werde auch die arme Seel von dem boͤsen Gewissen jaͤm- merlich zernaget. Augustinus entdeckt seine Meynung hievon: Das unaußloͤschliche Feuer/ schreibet er/ und der nimmersterbende Wurm wird von einem so/ vom andern so außgeleget; Andere ziehen beydes auff den Leib; andere ziehen beydes auff die Seel: Andere legen das Feuer eigent- lich aus vom Leibe/ den nagenden Wurm aber figuͤrlicher Weise von der Seel/ welche letzte Meynung glaubwuͤrdig scheinet. Gleichwohl aber laͤsset Predigt. laͤsset er einem ieden hie zu statu iren freye Wahl; Eligat quisque quod pla- l. 21. C. D. c. 9. cet, perfecta scientia illic in vitâ æternâ; Es mag/ schreibet er/ ein ieglicher außlesen/ was ihm gefaͤllet/ die vollkommene Wissenschafft und Gewißheit wird dermahl eins folgen in jenem Leben. Vnser * Lutherus schreibet: Ein boͤses Gewissen ist allezeit die Hoͤll/ weil die Hoͤlle nichts anders seyn wird als ein boͤses Gewissen; Haͤtte der Teufel kein boͤses Gewissen/ so waͤre er im Himmel; Aber dasselbe zuͤndet die Flammen der Hoͤllen an/ und erwecket schroͤckliche Pein/ Marter und Qual im Hertzen. * Luth. in c. 45. Genes. confer Gerhard. in loco de morte æternâ p. 612. D. Dieterich. conc. 3. in Sap. 17. p. 990. \& seqq. II. Vermem quantitate horribilem! Nicht ein Wuͤrm- lein/ sondern einen Wurm; So groß die Angst/ so groß der Wurm/ der rechte Leviathan; Gleich wie in dieser Zeit aus einem kleinen Wuͤrm- lein ein ungeheurer Drach/ aus einem Schlangen-Samen/ welcher in eines Menschen Leibe concip irt und empfangen/ eine grosse Schlange wird; Also sind hie alle Suͤnden/ kleine Sonnen-Staͤublein/ dort aber werden grosse Berge draus werden/ wie Cain gesaget: Meine Suͤnde Gen. 4, 13. ist groͤsser/ dann daß sie mir moͤge vergeben werden! das ist/ unermeßlich groß/ hie zwar im Gemuͤth und Einbildung/ dort aber in der That und Warheit. III. Vermem vivum \& infomnem, Einen lebendigen und wachsamen Wurm; Er heisset unsterblich/ derowegen lebet er. Hie schlaͤffet das Gewissen manchmahl/ es ruhet die Suͤnde fuͤr der Thuͤr; Gleich wie wann ein Dieb einbricht/ oder sonst Getoͤse sich erreget/ der Hund dadurch erwachet und umb sich beisset: Also wann irgend eine oc- casion sich ereignet/ dadurch der Mensch in sich selbst zu schlagen bewogen wird/ so wacht das Gewissen auff/ es beisset/ bißweilen scheinet es als waͤre die Suͤnde tod und vergessen; daher kom̃et die Vnempfindligkeit des Ge- wissens/ der Mensch laͤsset in sich reden als in einen Stock/ daher freuet man sich noch in vollbrachter Boßheit; daher kom̃t alle Sicherheit; wie viel ver- Prov. 2, 14. wundete Gewissen/ die es nicht an ihnen wissen? Sie sind cauteriati, gleich- sam mit Brandmahlen gezeichnet wie die verheilte Haͤm̃el oder Schwein/ daß sie nichts fuͤhlen: Wie viel Geitzhaͤlse/ Tyrannen/ fuͤr der Welt gerecht- fertigte Vngerechte sterben in ihren Suͤnden ohn Erkaͤntnuͤß/ das macht/ der Wurm schlaffet/ er reget sich nicht! Aber in der Hoͤlle lebet die Schlange stets/ sie wachet stets/ und laͤsset dem Menschen Tag und Nacht keine Ruh/ laͤsset Die Acht und Funffzigste (Fuͤnffte) laͤsset sich nicht geschweigen. Die jenigen die Schlangen im Leibe haben/ und durch unrein Wasser das Schlangen-Leich gesoffen/ oder im Schlaff im Graß gelegen und ein Schlaͤnglein in sich kriechen lassen/ die haben irgend Ruhe/ wann sie Milch trincken; Aber hie ist eine Grub ohne Wasser und Milch/ das milchfliessende Canaan ist versaumet/ die weltlichen Ergoͤtz- ligkeiten mangeln. IV. Vermem mordentem \& urentem, Einen beissen- den und brennenden Wurm; Von schroͤcklichen ungeheuren wuͤ- Num. 21, 6. tenden Schlangen schreibet Moses Num. 21. denen Gott gezischet/ daß sie den Kindern Jsrael das murren vertreiben solten/ die heissen (nicht nur à formâ, von der Gestalt/ wie erscheinet aus der entgegengesetzten ehernen Schlange/ sondern auch) ab effectu, von der Wuͤrckung Seraphim, De Dipsa- dibus vi- dendus Gerhard. Voss. l. 4. idolal. c. 53. p. 1486. de præsteri- bus ibid. p. 1499. das ist/ urentes, brennende Schlangen: mordentes, beissende Schlangen/ die das Gifft unter den Zungen haben/ Arabische Schlan- gen und presteres; davon die Angesichter verstellt/ gantz Feuer-roth wor- den/ der Bauch und Leib geschwollen/ deren Gifft dem Hertzen zugetrun- gen/ unertraͤglichen Durst verursachet/ und endlich getoͤdtet; Also auch remorsus conscientiæ, das Widerbeissen des Gewissens brennet gleichsam als eine furi und beisset/ das Gewissen plaget sich 1. memoriâ prætetitorum \& amissorum, mit der Erinne- rung und Gedaͤchtnuͤß der vergangenen und verlohrnen Dinge; dann da tretten die Suͤnden wie ein Kriegs-Heer fuͤr Augen/ Ps. 50, 21. da wird wahr/ was der Herr sagt/ Ps. 50. veercha leenecha, Jch will dirs unter Augen stellen/ nemlich deine Suͤnden/ dero Schwere/ Gewicht/ Zahl/ Ordnung/ Maß/ Menge und Groͤsse/ die sollen dich schelten ins Angesicht: Horch du unseeliges Flammen-Aaß/ weistu noch wohl ꝛc. gedencke was fuͤr ein grosses und herrliches Reich du durch ein eintziges Wolluͤstlein verlohren; wer alßdann die Kunst der Vergessenheit haͤtte! Es laͤsset sich nicht so bald aus dem Sinn schlagen. Es plaget sich das Gewissen 2. ςενοχωρίᾳ καὶ ϑλίψει ex præ- senti malo, mit Angst und Qual wegen der gegenwärtigen Noth und Truͤbsal/ davor der Verdamte/ als der den Last des Goͤtt- lichen Zorns auff sich hat ligen/ nicht erschnauffen kan; Gleich wie in einer harten Belaͤgerung nichts dann Angst/ Furcht/ Schroͤcken und Truͤbsal/ also ist da auch Furcht wegen des schroͤcklichen Orts/ wegen der mehr als Egyptischen Finsternuͤssen/ Furcht wegen der ungeheuren Gespensten/ der Predigt. der boͤsen Geister/ Furcht von der greulichen Gesellschafft der Mitverdam- ten; Es wird da seyn mania, Vnsinnigkeit uͤber sich selbst/ eine verstaͤndige Tollheit/ es wird die Schmertzen-Ruht empfunden werden/ und der Mensch verstehen muͤssen was er leidet/ daß es Ernst sey: Kein ἀναισϑησία, kein stupor oder thumme Vnempfindligkeit wird da statt haben. Quo plus mundus percutitur, eo magis indurat frontem \& stupescit quasi ad sua mala. At si quis in inferno tantum sensu pœnas \& cruciatus sustineret, \& non intelligeret se justas pœnas sustinere, tolerabiliores essent cruciatus. Si- cut nos nostra mala nolumus agnoscere \& quasi dedoluimus, sed ibi auferetur stupor ille qui nunc obstat, quo minus videamus miseriam nostram \& aperien- tur sensus òmnes, ut non solum in corpore sit sensus pœnæ, sed etiam in ipsâ mente sensus iræ Dei \& confessio, quod eam iram nostrâ malitiâ meriti simus. Hæc acuent \& infinitis modis augebunt impiorum cruciatus. ita D. Luther. in Genes. 3. fol. 60. 3. Horrore futuri; Mit Furcht und Schroͤcken wegen der kůnfftigen Marter/ die in alle Ewigkeit waͤhret; Gleich wie einem ma- leficant en/ der zum Tod verdamt/ im̃er angst und bang ist/ was man sagt/ wie man ihm zuspricht/ dencket er an die kuͤnfftige herbeynahende Straffe; Also auch ein Verdamter in der Hoͤlle/ da er nichts als einen abyssum malorum, einen Abgrund der Marter und Qual fuͤr sich sihet/ uud aus Einbildung der Vnmoͤgligkeit/ daß ihm keine Erlassung widerfahren kan/ die Verzweifelung; Er kan nirgend Zuflucht suchen/ nicht bey Gott/ dann der ist sein Feind; nicht bey den Engeln und Außerwehlten/ dann die sind beleidiget; nicht bey den Mitverdamten/ dann die mehren die Qual; am allerwenigsten bey seinem eigenem Gewissen/ dann das ist sein Hencker. V. Vermem dolorificum \& cruciantem, Einen Schmertz- und Marter-Wurm/ der unaußsprechliche Schmertzen verursachet; dann das folgete auff der feurigen Schlan- gen Biß der jenigen/ die in der Wuͤsten umbkamen; Was Schmertzen mußten sie außstehen? Daher kommet das elende klagen/ Num. 21. Num. 21, 7. Ach wir haben gesuͤndiget/ daß wir wider den HErren und wider dich geredt haben! Daraus entstehet heulen und zaͤhnklappen. O tormentis omnibus conscientia gravior! Gewissens-Angst und Pein/ Quintil. declam. 12. uͤber alle Marter/ Qual und Pein; dann dieser Schmertzen wuͤtet durch alle affect en/ Gemuͤth und Willen: Er greiffet an die Freude/ den Zorn/ die Kuͤhnheit/ Furcht/ Scham vnd Barmhertzigkeit; er wuͤtet durch alle Sinnen/ durch Augen und Ohren/ daß sie das boͤse zugelassen haben und Sechster Theil. V u u u began- Die Acht und Funffzigste (Fuͤnffte) begangen; da wirds heissen: O du verfluchter rebell ischer Will! O du verfluchter/ muthwilliger/ irrender Verstand! O du verfluchte Freude in Vnzucht! O du verfluchte Furcht/ daß du mehr Menschen gefuͤrchtet als Matth. 10, 28. den/ der Leib und Seel verderben mag in die Hoͤlle! O du verfluchte Ver- messenheit! O du schnoͤder Zorn/ wie hastu mich verfuͤhret und gereitzet zu Streit/ Krieg und Mord? O Augen-Lust/ was sihestu nun als Augen- Wust? O Fleisches-Lust ewiger Durst! O hoffaͤrtiges Leben/ was hab ich von dir? Vmb wie viel die Seele edler und zarter ist als der Leib/ umb so viel hefftiger werden auch die Seelen-Schmertzen seyn. VI. Vermem fœdissimum, Einen abscheulichen Schand-Wurm/ dessen man sich von Hertzen schaͤmen muß! Mit dem jenigen/ dem Wuͤrme aus dem stinckenden Maden-Sack wachsen/ mag niemand conversi ren/ iederman fleucht ihn/ auch die liebste und naͤchsten Freunde; Quis parentum, quis amicorum fidelium, quamli- bet dilecti sui tangere carnem scaturientem vermibus potest? fragt Gregor. l. 16. moral. c. ult. Gregorius: Welche Eltern/ welche Freunde/ ja auch die treuesten/ koͤnnen wohl/ ob es auch ihres Allerliebsten Fleisch waͤre/ das von Wuͤrmen wuͤm- melt/ anruͤhren? Das hat Antiochus wohl erfahren/ der wolte aus Je- rusalem eine Toden-Grube machen/ und er wurde zu einer Toden-Grub/ 2. Macc. 9, 9. Es wuchsen Maden aus seinem verfluchten Leibe/ und ver- faulet mit grossem Schmertzen/ daß gantze Stuͤck von seinem Leibe fielen/ und stunck so uͤbel/ daß niemand bleiben kunte/ noch ertragen/ er kunte endlich seinen eigenen Gestanck nicht mehr leiden: ruffte zu Gott/ thaͤt grosse Verheissungen und Geluͤbde/ aber Gott wolte sich nicht mehr erbarmen; Also auch des Kinder-Moͤrders Herodis Scham verfaulet/ daß es von Wuͤrmen wimmelte mit unleidenlichem Gestanck. Herodes Agrippa gerath auch in die abscheulichste Wurm- Kranckheit; Diocletiani des Bluthunds und Christen-Moͤrders Zung/ damit er Christum gelaͤstert/ wurde in seinem Maule von Wuͤrmen ge- Euseb. l. 8, c. 28. fressen/ die er stuͤckweise von sich außgespien/ wie Eusebius bezeugt. Vnter andern Plagen/ die man vorzeiten den armen Christen ange- than/ war auch der also genante scaphismus, welche Marter Parysatis ein tyrannisches Weib des Persianischen Koͤnigs Artaxerxis Mutter soll er- dacht haben/ war ein solch torment und Marter-Zeug/ dadurch die Glied- massen dergestalt zusammen gepackt worden/ daß bald darauff alles ver- min irt und voll Wuͤrme worden/ die sich von dem Fleisch des Menschen genehret/ und nicht auffgehoͤret/ biß sie es alles verzehret. Vide Sozom. l. 7. c. 7. Plutarch. in Arsaxerxe. Es ist aber die Sache auff solche Predigt. solche Weise angestellet gewesen/ wie sie Plutarchus in Artaxerxe beschreibet/ daß man zwo scaphas, daher auch das supplicium scaphismus genennet worden/ das ist/ zwey kleine Naͤchlein genommen/ die in gleicher Groͤsse gewesen/ und sich gar eigentlich auff einander geschicket/ in das eine hat man den zum Tode verurtheil- ten Menschen auff den Rucken geleget/ darnach das andere uͤber ihn gedecket/ doch also/ daß das Gesichte/ item Haͤnde und Fuͤsse offene Loͤcher gehabt und hervor- gangen. Darauff hat man sie taͤglich mit Speise angefuͤllet/ und darzu ge- zwungen/ wann sie uͤbergnug gessen/ hat man ihnen noch Milch und Honig in menge hernach geschuͤttet/ darauff sie gegen der Sonnen gewendet/ daß die Mu- cken und ander Vngeziefer haͤuffig ihnen ins Angesichte/ und wo sie sonst bloß gewesen/ gefallen/ und jaͤmmerlich zerstochen und zerbissen. Vnterdeß hat wegen der ungewohnlichen suͤssen Speise greulicher Vnrath in und ausser dem Leibe sich gehaͤuffet/ daraus eine unsaͤgliche Menge Wuͤrme gewachsen/ die an ihnen Tag und Nacht gezehret und gefressen/ biß sie ihr Leben in unaußsprechlichen Schmertzen geendet. Was Philippus II. Koͤnig in Hispaniâ fuͤr ein Ende genommen/ wie er mit der Laͤußsucht behafftet/ vermin irt/ jaͤmmerlich gestorben/ davon mag Thuan. l. 120. gelesen werden. Schoͤne Serenissimi, ohnmaͤchtige Po- tentissimi, Laͤußfluͤchtige Invictissimi! Dieser Wurm solte ja einen Men- schen schamroth machen/ wann er suͤndigte oder suͤndigen wolte/ so viel Suͤnden/ so viel Wuͤrme/ es wimmelt von Wuͤrmen/ pfui dich der garsti- gen Wuͤrme! Aber O hoͤllischer Marter-Wurm wie schroͤcklich! O guͤl- dener scaphismus gegen der Hoͤllen Pferch. Jesu Redemtor unice Ab inferis nos protege, Jesu du einigr Heiland mein/ Behuͤt mich fuͤr der Hoͤllen-Pein. VII. Vermem immortalem, Einen unsterblichen Wurm/ O gute Wuͤrme/ O sanffte Wuͤrm alle zeitliche Wuͤrme! wie sehr sie auch schmertzen/ so hoͤren sie doch endlich auff! Der Mensch zeuget und heget seine eigene Hencker im Leibe/ und wird seinen eigenen Wuͤrmen zur Speise; Doch wann kein Fleisch mehr fuͤrhanden/ und sie abgenaget haben/ so sterben sie; Aber was saget der Herr von dem schroͤcklichen Hoͤllen-Wurm? Er stirbet nicht: Jst ein rechter hoͤllischer Phœnix, der nach und nach wider jung und gleichsam neugeboren wird/ der aus sich selbst waͤchset; Also auch die Straffe der Verdamten waͤhret von Ewigkeit zu Ewigkeit/ und haben keine Ruhe Tag oder Nacht/ daß sie fuͤr grosser Qual schreyen: O ihr Berge fallet uͤber uns! O ihr Huͤ- Apoc. 14, 11. 16. gel bedecket uns! V u u u 2 Nun Die Acht und Funffzigste (Fuͤnffte) Nun dieses ist kein sinnreiches Vernunfft-Gedichte/ wie die Fabel des Promethei: Von Prometheo dichten die Poeten/ daß er aus einem Leimen den menschlichen Leib gemacht/ sein ferulam oder Ruth an das Sonnen-Rad gehalten/ welches Rad seel- und lebhafft/ daher habe er den Leib beseelet und lebhafft gemacht/ vmb welches Diebst als willen er an den Caucasum angebunden/ sein Hertz sey daselbst von einem Adler gezehret/ aber nicht verzehret/ gefressen/ aber nicht ab- und vergefressen worden. Ti- tyus ein filius terræ, Erden-Kind oder Riß/ wegen der veruͤbten Vnzucht mit der Latonâ wurde von dem Apolline mit Pfeilen erschossen/ darauff er in die Hoͤlle kommen/ und daselbst also gequaͤlet wird/ daß ein Geyer stets seine Leber aus dem Leibe mit seinem Schnabel hacke und fresse/ ie mehr der Vogel des Tages frasse/ ie groͤsser wuchse sie die Nacht wider/ und war also alle Tage neue materi da zur Qual/ welches also fort und fort waͤhre; Diß sind Poetische Gedichte/ hie Warheit! Wollen wir emblemata und Bildnuͤsse dieses Hoͤllen-Wurms suchen/ so sehen wir an Franciscum Spieram, der an Gottes Gnade ver- zweifelt/ oder einen maleficant en/ dem das Gewissen auffgewacht. Jener Spiera hat zwar den Trost angehoͤret/ hat aber gesagt/ es gehe ihn nicht an/ biß er endlich seinen verzweifelten Geist außgewuͤrget; Lasset uns ansehen Gen. 4, 13. Matth. 27, 3. 4. 5. Cain/ Judam den Verraͤther und andere/ die lebendig hie noch dieses Hoͤllen-Wurms Krafft vorschmacksweise gekostet/ ja Christum selbst; wann wir am Oel-Berg spatzieren/ da sehen wir den Wurm/ der sich gere- get mit eusserlichen Zeichen/ aus welchen man den innerlichen affect, wie die Medici pathologicè schliessen koͤnnen; Das war 1. λύπη, die Trau- Matth. 26. 38. rigkeit/ περίλυπος ἡψυχὴ μου, Meine Seele/ sagt Er/ ist betruͤbt biß in den Tod/ nach dem Griechischen/ ist umb und umb mit Traurig- keit umbgeben/ aus Mangel des kraͤfftigen/ Seel-staͤrckenden Trost-Was- sers; die Freude ist verschwunden/ welche Er gehabt aus dem seeligen c. 18, 10. Anschauen des Gnaden-Angesichts Gottes. 2. ἐκϑάμβησις, stupor, Die Ergeisterung/ gleich wie einer der vom Donner erschrickt oder der ein Gespenst sihet/ ergeistert wird; da sahe er nichts dann die fulmina, Donner und Blitzen des Goͤttlichen Zorns/ der greßliche Tod erschien ihm in eigener Gestalt. 3. ἀδημονία, Die Verdrossenheit des Lebens/ die Leut-Scheu/ wie bey den Miltzsiechen geschehen pfleget. 4. ἀγωνια cum morte, Der bittere Todes-Kampff mit dem ersten und andern beissenden Tode. 5. Effectus sanguinis, Der blutige Angst- Predigt. Angst-Schweiß/ auff grosse Sturm-Wetter folget der Blut-Regen. Das waren hoͤllische Schmertzen/ die Christus der Herr fuͤr uns auß- gestanden: daraus man etlicher massen abnehmen koͤnne/ wie starck der unsterbliche ewige Hoͤllen-Wurm in den Verdampten oper iren werde. Das ist ein Wurm/ der uns auffmuntern und treiben kan und soll zur Wachsamkeit/ zur Schlangen-Klugheit/ zum Gebett/ gleich wie Christus seine Juͤnger warnet und vermahnet/ Matth. 26. Matth. 26, 41. Wachet und betet. Wollen wir nun obgemeldtem Höllen- Wurm vorkom̃en/ so muͤssen wir zuvorderst 1. sentire, fuͤhlen und empfinden die Gewissens-Schmertzen/ der Hoͤllischen Vor- schmack sampt deroselben Vrsachen/ wie die Jsraeliten in der Wuͤsten/ Num. 21. die sprechen: Wir haben gesuͤndiget/ als wolten Num. 21, 7. sie sagen: O wehe! O mordio! das haben wir mit dem murren verwir- cket/ O es brennet wie das hoͤllische Feuer! O wie unrecht haben wir ge- than! Also sind auch wir von der hoͤllischen Schlangen angesteckt/ unser Hertz steckt voll Geschwaͤrm und Gewuͤrm/ wer dieses nicht erkennet/ nicht fuͤhlet und empfindet/ der hat den groͤsten Wurm; Also empfindet ihn und erschricket Bernhardus dafuͤr/ wann er spricht: Horreo vermem Bernh. l. 5. de Consi- der. c. 12. mortalem \& mortem vivacem: horreo incidere in manus mortis vi- ventis, \& vitæ morientis. Hæc est secunda mors, quæ nunquam præ- occidit, sed semper occidit. Quis dat illis semel mori ut non morian- tur in æternum, qui dicunt montibus: cadite super nos, \& collibus: operite nos! Jch erschroͤcke vor dem beissenden/ nagenden Wurm und fuͤr dem lebendigen Tod: Jch erschroͤcke und fuͤrchte mich in die Haͤnde des lebendigen Todes und toden Lebens zu fallen/ Dieses ist der andere Tod/ welcher niemahls zuvor toͤdtet/ sondern allezeit toͤdtet; Wer will de- nen geben einmahl zu sterben/ daß sie in Ewigkeit nicht sterben/ die da sagen zu den Bergen: Fallet uͤber uns! und zu den Huͤgeln: Bedecket uns! 2. Odisse non lactasse, Hassen und nicht stärcken/ demselben keine Milch zu trincken geben/ das ist/ die Suͤnde nicht nehren und vermehrẽ durch fleischliche Wolluͤste: sondern viel mehr wuͤrtzẽ und saltzen/ Es muß alles (spricht Christus der himlische Artzt Marc. 9.) Marc. 9, 49. 50. mit Feuer gesaltzen werden/ und alles Opffer wird mit Saltz gesaltzen. Jst ein bewaͤhrtes prophylacticum und wahre Artzney wider den Hertz-Wurm hie zeitlich/ damit man dort des ewigen Hoͤllen- Wurms befreyet werde. Saltz bewahret das Fleisch/ daß es nicht madig V u u u 3 werde/ Die Acht und Funffzigste (Fuͤnffte) werde/ boͤckle und stincke; Saltz aͤtzet das wilde Fleisch aus den Schaͤden/ Saltz laͤsset den Wurm nicht hecken/ oder ob er gehecket/ so toͤdtets densel- ben; dasselbe Saltz ist das scharffe Gesetz sampt anhangendem heiligem Creutz/ das thut zwar weh und beisset/ aber es wuͤrtzet und heilet auch wohl! Das Saltz ist gut/ sagt der Herr ferner/ wo aber das Saltz thumm wird/ womit wird man wuͤrtzen? Wann der Prediger/ der saltzen soll/ selbst faul wird und nichts tauget/ und wuͤrdig/ daß man ihn/ als ein ungeschmackt Saltz/ mit Fuͤssen trette/ wie jenen Ecebolo, der immer glaubet wie sein gnaͤdiger Herr/ bald Heydnisch/ bald Christlich/ endlich legt er sich fuͤr die Kirch-Thuͤr und sagt: Calcate me sal insipidum, Wo/ sag ich/ das Saltz selbst thumm wird/ womit wird man wuͤrtzen? Darumb habt Saltz/ lasset euch gern saltzen/ seyt keine insulsi asini, ungesaltzene Esel/ lasset euere Reden gewuͤrtzet seyn mit dem Saltz der Weißheit/ und huͤtet euch fuͤr faulem Geschwaͤtz. 3. Sitis cervina, Jst von noͤthen der lechzende Hirschen-Durst; wie Ps. 22, 1. Ioh. 19, 28. die fruͤhgejagte Hindin/ Psal. 22. Christus der Sohn Gottes am Creutz geschrien: Sitio, Mich duͤrstet: (vornemlich nach den Seelen des menschlichen Geschlechts) also sollen wir auch ein glaubreiches echo ihm entgegen schreyen: Sitio salutem, Mich duͤrstet/ mich verlanget nach dem ewigen Heil und Seeligkeit! 4. Intuitus fidei, Die Glaubens-Schau/ daß wir an- sehen den edlen Heil-Wurm/ Christum/ nicht wie eine Kuh ein neu Thor/ Luc. 23, 35. 40. Ioh. 19, 26. Matth. 27, 59. oder wie die Juden aus Verachtung/ dann dieses sind Todes-Kinder/ Hoͤllen-Kinder; sondern wie der bußfertige Schaͤcher/ wie Johannes unter dem Creutz/ wie Joseph von Arimathia mit glaubiger Be- gierde hindurch schauen durch die Nebel der Traurigkeit und Blut- Regen/ da soll unsere Andacht/ Gebett und Gedancken seyn/ wann die Hoͤllen-Glut und der beissende Hoͤllen-Wurm uns anficht: O du suͤsser Jesu Christ/ daß du Mensch geboren bist/ behuͤt uns fuͤr der Hoͤlle! O du elender Wurm wegen deiner Erniedrigung und Verachtung/ du bist von Gott kommen und ein Wurm worden/ daß ich/ der ich aus einem Wurme ein armer Erd-Wurm bin/ der Goͤttlichen Natur theil- hafftig werden moͤge! O du edler Wurm/ der du mit deinem Blute das Kleid der Gerechtigkeit gefaͤrbet/ in welchem ich erscheinen/ stehen und be- stehen kan vor Gottes Gerichte! O du heilsamer Heil-Wurm/ dessen Trau- Predigt. Traurigkeit meine Freude: dessen Ergeisterung und Schroͤcken mein Trost: dessen Einsamkeit meine himmlische Gesellschafft: dessen Kampff mein Sieg: dessen Blut mein Seel-erquickender Balsam! O du schoͤ- nester Tugend-Wurm! daͤmpffe meinen alten Adam/ der kein Wurm seyn will/ sondern isch, ein Cavallier/ damit nicht aus dem Nebucadne- Dan. 4, 30. zar ein unvernuͤnfftiges Thier werden moͤge! O du Allerwunder-Wurm/ Lust- und Seiden-Wurm/ gleich wie du gespunnen hast den seidenen Rock der Gerechtigkeit/ gestorben und gleichsam ein verachteter/ geringer Pfeiff- holder worden; Also ziehe mich nach dir/ daß ich hie auch Seiden spinne/ daß ich in dir/ auff dich/ zu dir sterbe/ und endlich in den Luͤfften dir ent- gegen gezuckt/ wie ein Vogel des Stricks kommt ab/ aller Gefahr entgehen Ps. 124, 7. moͤge/ und den himmlischen/ immerwaͤhrenden/ freudenvollen Vogel- Gesang/ das gloria in excelsis Deo anstimmen/ jubil iren/ singen und sprechen: Lob/ Ehr/ Preiß und Gewalt sey GOTT von Ewigkeit zu Ewigkeit/ Amen. Die Neun und Funffzigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode/ Die Sechste Predigt/ Von dem unaußsprechlichen hoͤl- lischen Feuer. G Eliebte in Christo: Wann St. Petrus/ 2. Pet. 2. die 2. Pet. 2, 6. zuvor unerhoͤrte/ grausame/ schroͤckliche Feuers-Brunst/ darinn Sodoma und Gomorrha eingeaͤschert worden/ nennet ὑπόδειγμα, ein Exempel/ und sagt: Gott hat die Statt Sodoma und Gomorrha zu Aschen gemacht/ umbgekehret und verdammet/ damit ein Exempel gesetzt den Gottlosen/ die hernach kommen wuͤrden: So stellet er uns zwar τὸ δει῀γμα, tragicum spectaculum, das traurige specta- Die Neun und Funffzigste (Sechste) spectacul vor Augen/ daß wir anschauen ignem ipsum sulphure mixtum, das stinckende/ geschwefelte/ und also ein scharff- durchdringend und schmertzendes Feuer/ ein Feuer/ so in voller Menge vom Himmel herab gefallen/ das der erzoͤrnete Gott/ der Herr vom Herren mit grosser Majestaͤt vom Himmel herab als wie ein Platzregen ohne Zweifel mit einmischen schroͤcklicher Donner und Strah- len/ ohne einigen Wasserguß herab regenen lassen; Strabo meynt/ das Feuer seye von der cavernosâ terrâ, der holen und durchloͤcherten Erden/ so allerley minerali en und schwefeliche materi gefuͤhrt/ und durch Erdbi- dem beweget/ inflamm iret und entzuͤndet worden. Moses sagt nein Gen. 19, 24. darzu/ der HErr vom HErren vom Himmel herab der hat es angezuͤndet. Devt. 29. 23. Hos. 11, 8. Ein Feuer/ das sich neun Meil weit ohngefaͤhr außge- breitet/ Adama und Ziboim mitgenommen/ keines lebendigen Athems verschonet/ Haͤuser und Pallast/ Menschen und Vieh/ jung und alt/ alles in die Asche gelegt/ da konte sich niemand verkriechen/ der Schwefel-Ge- stanck und Geist verfolgte sie allenthalben/ auch der Kinder wurde nicht vide Luth. ad Gen. 19. fol. 127. f. 2. geschonet/ als welche auch mitgemacht/ und das Hauß Loth umbgeben/ das gantze Volck jung und alt aus allen Enden. Ignem momen- taneum, Ein plötzliches Feuer/ das sie raga im Augenblick uͤber- Thren. 4, 6. fallen/ ploͤtzlich/ da man sich nicht versehen/ fruͤh morgens/ da die tolle und volle Bursch/ die Vnflaͤther noch in Federn gelegen/ und unmenschliche Buͤberey getrieben/ die nicht nachzusagen/ in flagranti peccato, auff frischer That ergriffen/ ohne Busse/ bevorab da Loths Eydam gesehen/ daß die Sonn schoͤn auffgangen/ und sich keines Vngluͤcks versehen/ darumb sie auch Loths Warnung verlachten/ da sind alle Jnwohner durch das zeit- ep. Iud. v. 7. liche in das ewige Feuer hinein gefallen. II. ῾ϒπόδειγμα, exemplar \& monitorium, Ein Exempel und Denck-Zeichen/ dessen reliqui en und Brocken noch zu Josephi Zeiten renascentes in fructibus cineres, die schoͤne eusserliche Obs-Frucht/ inwendig aber voll Asche noch gewest seyn sollen; daß wir an frembden Schaden witzig werden; Es ist aber diese Histori nicht denen zu Sodom/ sondern uns ihren Nachkom̃en vorgeschrieben und aufgezeichnet/ sintemal eadem fata, eben das jenige sich mit uns zugetragen/ was Sodom und Gomorrha begegnet; Sodom war ein schoͤnes Paradiß und lieblicher Lust-Garten des Herren: Der Krieg kam als ein Vorbott/ eine Goͤttliche Predigt. Goͤttliche Warnung/ das haben sie zwar empfunden; Abraham hat sie errettet/ aber da der Krieg auffgehoͤret/ so sind die alten Suͤnden frisch wi- der angangen aͤrger als zuvor; Da es hieß Friede/ alles vollauff/ da fand Ezech. 16, 49. sich auch Hoffart/ Vnbarmhertzigkeit/ das waren Greuel fuͤr Gott/ das hat das exitium erwecket/ und dem Faß den Boden außgestossen/ daß Gott den abscheulichen Suͤnden-Gestanck mit unertraͤglichem Schwe- fel-Gestanck/ und die unkeusche Venus- Brunst mit brennendem Feuer abgestraffet/ wie Gregorius M. schreibet. Also war unser liebes Teutsch- Gregoe. M. l. 4. moral. c. 10. Amos. 4, 11. land gleich wie ein irrdisches Paradiß/ leidet aber bißher Krieg; Gott hat auch etliche Ort umbgekehrt wie Sodom und Gomorrha/ wir sind als ein Brand aus dem Feuer gerissen. Ein Abraham ist von Mitternacht erschienen/ hat sich seiner Glaubens-Bruͤder und Glaubens-Genossen angenommen/ ihnen Huͤlffe geleistet/ und den Teutschen Loth er- rettet. Gott behuͤt/ daß nicht nach dem Krieg aͤrger gehe/ und folgends das letzte aͤrger werde! folget gleich nicht Sodomische Brunst/ so ist noch ein aͤrgers Feuer dahinden/ nemlich das ewige/ hoͤllische Feuer/ welches Leib und Seele brennet und doch in Ewigkeit nicht ver- brennet. Viel Suͤnden gehen heutigs Tages vor/ (sind Chrysostomi Chrysost. hom. 27. ad popul. Wort) wie vor der Suͤndfluth: und folget doch keine allgemeine Suͤnd- fluth: Viel versuͤndigen sich eben so grob als die zu Sodom: und faͤllet doch kein Schwefel-Regen hernieder! Was ist die Vrsach? Das uner- traͤgliche hoͤllische Feuer vnd Feuer-Fluth wartet auff sie. Vnd ist dem- nach das Sodomische Feuer III. ὑπόδειγμα typicum, ein hel- ler Spiegel und perspectiv, dadurch wir sollen hinein schauen in das unaußloͤschliche Hoͤllen-Feuer/ welche Hoͤllen-Brunst der höl- lischen Sodoma/ nunmehr das pensum ist und die materi, von welcher wir etwas weiter in der Furcht des Herren handeln wol- enn; Wir Prediger sind die Engel/ die den frommen Loth durch unser vermahnen und warnen/ durch das gepredigte Wort aus Sodoma auß- fuͤhren sollen; Der Sohn Gottes/ der mitten unter den zween Engeln gewandelt/ wolle auch mit uns seyn/ uns erleuchten/ fuͤhren/ außfuͤhren aus dem verfluchten Welt-Sodom/ ja aus dem hoͤllischen Sodom auff die Berge/ auff die hohen/ sichern Himmels-Berge/ daß wir der Gefahr entgehen/ mit Freuden dermahl eins vor ihm stehen und bestehen/ durch sein theures Blut/ das gnug fuͤr die Suͤnde thut/ und außloͤschet der Hoͤllen Glut/ Amen. Sechster Theil. X x x x Was Die Neun und Funffzigste (Sechste) W As dort den Esdras der Engel Vriel fragt und sagt: Wege 4. Esdræ 4, 5. mir das Feuer? und jener geantwortet: Welcher Mensch kan das thun? Warumb fragstu mich darumb? Das widerfaͤhret auch uns in Betrachtung/ was das fuͤr ein Feuer seye/ welches Esaias allen unglaubigen Gottlosen angedraͤuet? daß es in quæstione an sit, ein brennendes Feuer seyn werde/ ist ἐξαγώνιον, ist ausser allem disputat gesetzt/ wiewohl () etliche eine mixtur der Kaͤlte erdacht/ fuͤrgebend/ weil die hoͤllische Pein durch das Zaͤhnklappen beschrie- ben wird/ so koͤnne das anders nicht als von einer unleidentlichen Eiß- Kaͤlte verstanden werden/ sintemahl wann der Mensch frieret/ so strid iren die Zaͤhne/ wie an denen zu sehen/ die mit dem Fieber behafftet/ bey welchen Hitze und Frost einander abloͤsen; gerade als wann nicht der stridor und Zaͤhnklappen auch nicht anderswo herkommen moͤchte/ aus grossem Schroͤcken/ grimmigen Zorn und Vngedult; wie nun das An sit außge- Ps. 35, 16. Ps. 37, 17. Ps. 112, 10. Thren. 2, 16. Act. 7, 54, vide D. Chemnit. harm c. 53. p. 898. Aug. l. 20. de C. D. macht/ also ist die qualit ät/ Art und Eigenschafft dieses Feuers im Streit geblieben. Daruͤber haben sich die alten Schul-Lehrer im Papstumb hefftig bekuͤmmert/ es ist ihr vielen daruͤber heiß worden/ daß sie æstu irt/ geschwitzet und gebrennet/ aber keiner hat exæstu irt/ und dasselbe ergruͤnden koͤnnen.* () quos adducit \& refellit Sixt. Amam antibarb. l. 3. p. 677. confer Corn. à Lap. ad Matth. 8. p. 192. * vide Petav. tom. 3. theol. dogm. c. 5. pag. 193. Wir unsers Orts protest iren zuvorderst und sprechen mit Augu- stino: Cujusmodi sit ignis infernalis, hominem scire arbitror nemi- nem, nisi fortè cui spiritus divinus ostendit; Was das hoͤllische Feuer vor ein Feuer seye/ achte ich nicht daß ein Mensch wissen koͤnne/ ohne wem idem in Ps. 86. es der Geist Gottes zeiget. Vnd abermahl: Quod dicimus fratres de inferno, si non vobis tanquam certus exposuero, ne succenseatis; Ho- mo enim sum, \& quantum conceditur de Scripturis S. tantum audeo dicere, nihil ex me, infernum nec ego expertus sum adhuc nec vos. Wann ich/ liebe Bruͤder/ euch von der Hoͤlle nichts gewisses sagen werde/ so wollet ihr nicht zuͤrnen; Von mir selbst unterstehe ich mich nichts/ ausser dem/ was die Schrifft offenbaret/ davon zu reden/ sintemahl ich die Hoͤlle noch nicht gesehen/ gleich wie ihr. Was demnach die Schrifft uns offenbaret/ das wollen wir anzei- gen; und ist zuvorderst wahr und glaublich negativè, daß es nicht sey I. ignis naturalis ac elementaris, ein natůrliches ele- menta- Predigt. mentarisches Feuer/ aus Mangel der natuͤrlichen Eigenschafften/ es ist kein Feuer dabey man sich waͤrmet/ oder ein Feuer da Esa. 47, 14. Luc. 22. 55. man umbsitzen moͤge/ wie dort bey der Passion die Scherganten am Kohl-Feuer gesessen; sintemal das natuͤrliche Feuer wird von Menschen entzuͤndet und geloͤschet; Dieses Feuer ist von Gott angezuͤndet/ Der Iob. 20, 26. Athem des HErren wird sie anzünden wie einen Schwefel- Strom/ ein unaußloͤschliches Feuer. 2. Muß das natuͤrliche Feuer Esa. 30, 33. Nahrung haben/ davon es erhalten wird; Holtz/ Stroh/ Stoppeln oder andere brennende materi: dieses Feuer hat dergleichen keines von noͤthen; Zwar es schreibet ihm die Schrifft auch Nahrung und brennende materi zu/ aber in verbluͤmtem Verstande/ Die Grube ist von gestern her Esa. 30, 33. zugerichtet/ tieff und weit gnug/ sie ist die Wohnung darinn Feuer und Holtz die Menge. 3. Jenes naruͤrliche Feuer brennet nur die leiblichen Dinge/ aber die Seele kan es nicht beruͤhren: dieses brennet auch die Seelen/ nicht nur per συμπάϑειαν aus mitleidenlichen Schmer- tzen/ sondern propriè und eigentlich; ja es brennet auch die verdamten Geister/ die Teufel. 4. Jenes natuͤrliche Feuer ist ein helles Feuer/ das da leuchtet; dieses ist ein finsteres Feuer. Jenes erreget kein Zaͤhnklap- pen als wie dieses; sintemahl das Zaͤhnklappen herkommet von der Kaͤlte. 5. Jenes natuͤrliche Feuer wird mit der Welt vergehen: dieses aber wird alsdann ie mehr und mehr angezuͤndet werden. Aber gleich wie in dem Himmel der Schoß Abrah æ/ die Baͤume und Edelgesteine nicht propriè eigentlich und natuͤrlich seyn/ welche die Menschen erfreuen/ also auch ex opposito und im Gegentheil wird die hoͤllische Flamme/ keine natuͤrliche Flamme seyn. Sonst wañ man hie alles nach dem Buchstaben wolte verstehen/ wuͤrde folgen daß des reichen Schlaͤmmers Seel eine lechzende Zunge gehabt haͤtte/ Augen und anders mehr/ wie auch Lazari Seel einen Finger; Talis illa flamma, quales oculi Aug. l. 21. C. D. c. 10. Egredien- tur non loco sed intelligen- tiâ. Hiero- nym. ad h. l. Esa. 66. p. 260. \& lingua, schreibt Augustinus: Es wird eine solche Flamme oder Feuer seyn/ wie die Augen und Zunge des Schlaͤmmers ist/ wie der Schwefel/ Kette/ Zorn-Wein und Zorn-Kelch ist/ item das weynen (ob von Wasser- Thraͤnen? davon moͤgen die Schul-Lehrer disput iren) Gott behuͤt daß niemand unter uns an sich selbst erfahren muß/ was diß fuͤr tormenta und Qualen seyn. So ist auch das Feuer ja wie das außgehẽ der Außerwehltẽ/ alles verbluͤmter Weise/ doch schroͤcklich und uͤberschroͤcklich/ dannenhero schliessen die Vaͤter und schreiben/ sonderlich Chrysostomus: Cùm ignem X x x x 2 audis, Die Neun und Funffzigste (Sechste) Chrysost. epist. 5. ad Theodor. Damasc. l. 4. de O. F. c. 28. Luth. po- still. part. 2. p. 142. f. 2. audis, ne arbitreris esse similem huic igni, wann du von einem hoͤllischen Feuer hoͤrest/ so bilde dir nicht ein/ daß es diesem natuͤrlichen Feuer gleich sey. Damascenus sagt es seye πῦρ οὐχ ὑλικὸν, οἷον τὸ παρ᾽ ἡμῖν, ἀλλ᾽ οἷον εὐδείη ὁ Θεὸς, kein material isches Feuer/ wie unser Feuer/ das wir sehen; sondern ein solches Feuer/ das Gott sihet; mit welchem es auch haͤlt un- ser Lutherus. Hingegen ἐν ϑέσει und in der Warheit ist es ignis spiritua- lis, heterogeneus, ein geistliches uͤbernatuͤrliches Feuer/ welches seinen Namen bekommen aus den figur en und Gleichnůs- sen/ und zwar 1. aus der Gelegenheit der Jůdischen Straffen/ damit sie die Vbelthaͤter abgestraffet/ derẽ an der Zahl vier gewesen/ nemlich strangulatio, gladius, lapidatio, ignis, der Strang/ das Schwert/ das Steinigen/ das Feuer/ darinn man die malefican- Matr. 5, 22. t en und Vbelthaͤter mit grausamer Marter lebendig verbrennet/ Matth. 5. Ein solches Feuer ist auch das hoͤllische Feuer/ aber nicht so klein und ge- ring. 2. Ex gehennæ molochico igne, von dem Molochi- schen Feuer/ wie die Eltern ihre Kinder dem Moloch auffgeopffert und verbrennet/ also wird das hoͤllische Feuer ein solche gehenna, ein grausa- mes Feuer seyn/ gegen welchem das Molochs-Feuer nur ein Schatten ist. 3. Ex igne bustuario, aus dem Toden-Feuer; sintemahl wie bey andern Voͤlckern/ also auch bey den Hebreern Brauch und Herkom- mens gewest/ daß man die toden Leichnam verbrennet; Bey den Hebreern 2. Chron. 16, 14. con- fer Ier. 34, 5. Amos 6, 10. 1. Sam. 31, 12. hat mans beym blossen raͤuchern bleiben lassen. 2. Chron. 16. wird von Assa vermeldet/ sie haben ihn auff sein Lager geleget/ dasselbe anßgefuͤllet mit Raͤuchwerck und Specerey nach Apotheker-Kunst/ und ein sehr grosses brennen gemacht. Wiewohl Sauls stinckender Leichnam von der Mauren zu Betsan durch die zu Jabes in Gilead herab genom- men und verbrennet/ wie es im Hebreischen heisset vaiisrephu otham Plin. l. 7, 54. scham. An die Roͤmer ist es spat kommen/ wie Plinius bezeuget/ nach dem sie erfahren/ daß die jenigen/ so im Krieg in der Ferne umbkommen/ wider außgegraben wuͤrden/ so ist von dem Cornelianischen Geschlecht eingefuͤhret worden/ daß man die Toden verbrennen solte; dann vor Sylla weiß man nicht/ daß iemand verbrennet worden. So hat nun diese figur ihren Vrsprung daher und bestehet darinne: Gleich wie die toden Leich- nam allhier in dieser Welt verbrennet worden: Also werden auch die Geistlich-Toden dort in der Hoͤllen verbrennet werden mit einem andern sonder- Predigt. sonderbaren Feuer; aber nicht mit einem wohlriechenden/ sondern stin- ckenden Schwefel-Feuer: nicht mit einem Ehren-sondern Schmach- Feuer: nicht mit einem außloͤschlichen/ sondern unaußloͤschlichen Feuer. Ob nun wohl das hoͤllische Feuer in der Natur/ substan tz und Eigenschafft unserm Kuͤchen-Feuer nicht gleich/ so ists darumb nicht desto gelinder und ertraͤglicher; Gleich wie der Paradiß-Garten nur ein Schatten und Vorbild gewesen auff das ewige Paradiß: Also ist auch dieses Feuer nur Schatten- und Bildwerck/ nur wie ein gemahltes Feuer gegen dem ewigen Hoͤllen-Feuer/ sondern es ist I. acerbissimus, ein fůhlbar/ empfindlich/ peinlich/ schmertz- liches Feuer/ in welchem alle Marter und Pein eminenter und im hoͤchsten Grad begriffen/ gleich als in einem Ort der Qual; darumb ver- mischet es die Schrifft mit dem Schwefel: Wie ein Schwefel-Feuer hefftiger brennet als sonst ander blosses Feuer: Also ist die Pein von dem hoͤllischen Feuer unermeßlich groͤsser als alle andere Marter und Pein. Phalaridis Ochs in Siciliâ that wehe/ Perillus muste den Ochsen einweihen und die Prob thun/ da bruͤllet der Ochs. Neronis Pfahl thaͤt wehe/ der ließ die Christen in Baͤren- und wilde Haͤu- te einnehen und hetzen/ ans Creutz nageln/ mit Fett/ Pech/ Wachs und brennender materi uͤberziehen/ an Pfaͤhle binden/ in Pech-Pfannen sieden; Wehe thaten die instrumenta, mit welchen die Maͤrtyrer gequaͤlet wur- den/ die Zangen/ zerschmoltzen Bley/ heiß Oel/ beinbrechen/ saͤgen/ Laurentz- Rohst/ und andere greuliche Marter/ aber das sind lauter Schatten und Bildwerck gegen der ewigen Marter in dem hoͤllischen Feuer. II. Ignis copiosissimus, Ein grosses Feuer/ Feuer und Esa. 30, 33. Apoc. 19, 20. 21. Esa. 30, 33. Holtz ist da die Menge/ dann es ist ein Feuer-Ofen/ Ein Feuer- Meer/ ein See und Pfuhl/ Glut und Fluth/ da ligt der arme aber nicht armseelige Mensch im Feuer als wie ein Salamander/ er ligt als in einem Feuer-Meer oder feurigen Suͤndfluth/ Feuer ist sein Bett/ Feuer ist sein Kleid/ Feuers-Flammen seine Lufft; Es bilde sich einer ein grosses unge- heuers Meer/ darauff er fahret/ ie tieffer er sinckt/ ie weniger Boden er findet: Also ist das hoͤllische Feuer ein solcher unergruͤndlicher See/ ein solcher Ab- grund/ darein die Verdamten ewiglich sincken/ und doch keinen Boden oder Grund finden. Es bilde einer sich ein den Feuer-speyenden Berg Æthna, Vesuvium, da die Feuers-Flammen haͤuffig heraus schlagen und verzehren was sie in der Gegend antreffen/ ist alles nur ein Puppen- Feuer gegen dem hoͤllischen gerechnet. X x x x 3 III. Ignis Die Neun und Funffzigste (Sechste) III. Ignis mirabilis, Ein Wunder-Feuer/ von dem gerechten Richter dermassen abgemessen/ daß es nach der proportion der Hoͤllen-Kinder brennet und quaͤlet/ einen mehr/ den andern weniger; Matt. 11, 21. 22. 23. 24. Wehe dir Chorazin/ wehe dir Bethsaida/ waͤren solche Tha- ten zu Tyro und Sidon geschehen/ als bey euch geschehen sind/ sie hätten im Sack und in der Asche Busse gethan; doch Tyro und Sidon wirds traͤglicher ergehen am Juͤngsten Ge- richte/ dann euch! und du Capernaum/ die du bist erhaben biß an den Himmel/ du wirst biß in die Hoͤlle hinunter gestos- sen werden/ dann so zu Sodom die Thaten geschehen wären/ die bey dir geschehen sind/ sie stuͤnde noch heutigs Tages; doch es wird der Sodomer Lande traͤglicher ergehen am Juͤngsten Gerichte dann dir. Also verkuͤndiget der Herr den Phariseern c. 23, 14. und Schrifftgelehrten κρίμα περισσότερον, Wehe euch Phariseern/ sagt Er/ und Schrifftgelehrten/ ihr Heuchler/ die ihr der Witt- ben Haͤuser fresset/ und wendet lange Gebet fůr/ darumb wer- Luc. 12, 47. 48. det ihr desto mehr Verdamnuͤß empfahen; Also der Knecht/ der seines Herrn Willen weiß/ und hat sich nicht bereitet/ auch nicht nach seinem Willen gethan/ der wird viel Streiche lei- den můssen: Der es aber nicht weiß/ hat doch gethan/ das der Streiche werth ist/ wird wenig Streiche leiden: Also werden die Christen viel schaͤrffer hergenommen werden als die Tuͤrcken; Der Vater wird mehr leiden muͤssen als der Sohn/ der Verfuͤhrer mehr als der verfuͤhret worden/ der eine Kaͤtzerey auff die Bahn bringet mehr als der durch dieselbige angestecket wird. IV. Ignis ἄσβεςος, Ein unaußloͤschliches Feuer/ nicht effectivè, oder allein darumb also genennet/ dieweil es das ewige Verderben nach sich ziehet/ wie Smalcius, Socinus, Ostorodus und andere ihres Anhangs außlegen/ das heisset das hoͤllische Feuer auff ein- mahl außloͤschen/ sondern 1. activè, dieweil dieses F euer in der That nicht außloͤschet/ es frisset und hat einen schroͤcklichen Schlund/ Esa. 33, 14. Luc. 3, 17. κατακαύσει, es verschlinget und verbrennet/ aber verdauet nicht/ und wuͤr- get den Verdamten nicht wider heraus. 2. Passivè, Dieweil es nicht kan außgeloͤschet werden; da ist keine Spritz so starck/ kein Strom Predigt. Strom so groß/ kein Meer so wasserreich/ der dasselbe stopffen und hemmen koͤnte/ Die Liebe ist fest wie die Höll/ spricht Salomon/ Wasser Cant. 8, 6. 7. mögen sie nicht außloͤschen/ noch die Stroͤme ersaͤuffen. Es ist ein ewiges Feuer. Es hat zwar hievon () Origenes einen besondern Schwarm gehabt/ und die Ewigkeit der hoͤllischen Pein vernemet/ deme die Griechen gefolget/ und noch heutigs Tages auff solcher opinion beharren/ aber das widrige ist laͤngst aus Gottes Wort erwiesen und be- waͤhret worden. () Confer quæ de hæresi Origenis repetitâ ex Ansberto produxit Box- horn. in hist. Vniv. p. 509. Solte durch die Vnmoͤgligkeit geschehen koͤnnen/ daß ein verdamter Mensch alle tausend Jahr ein eintziges Thraͤnen-Troͤpfflein vergiessen moͤchte/ und nach Verfliessung vieler hundert tausendmahl tausend Jahr ein grosses Thraͤnen-Meer zusammen bringen/ und Hoffnung seyn/ daß alßdann der grosse Feuer-Pfuhl moͤchte damit außgeloͤschet werden/ so waͤre es noch ein Trost: Aber alles des perat und umbsonst gehoffet. So sage demnach an O Juda/ O Caipha/ O Herodes/ O Pha- rao/ ô Cæsar, was sind deine ewige Feuers-Pein? Was ists fuͤr eine elende und peinliche Ewigkeit? Wir werden gepeiniget mit Feuer und Schwefel/ und der Rauch unser Qual steiget auff in alle Ewigkeit. Ach wann uns Gott einen einigen Wundsch gewaͤhrete/ nemlich wann Er einen Sand-Berg schaffte/ der durch die gantze Welt von einem Ende des Himmels biß an das andere reichte/ (eine einige Nuß groß begreifft zehen tausend Sand-Koͤrnlein) und spreche zu dem Heiligen Michael/ daß er alle tausend Jahr ein eintziges Koͤrnlein hinweg truͤge: Vnd wann er also nach viel million tausend und aber tausend Jahren alle Koͤrnlein hinweggetragen/ und also den Welt-grossen Sand- Berg gantz hinweggenommen/ daß alßdann zugleich auch er einen Grad unserer Pein/ ja nur das geringste Fuͤncklein unserer Straffe mit hinweg nehme; Vnd wider eine andere Welt eben so groß schaffte/ und wider mit Sand-Koͤrnlein fuͤllete/ und abermahl zu dem Heiligen Michael sagte/ daß er alle tausend Jahr ein Koͤrnlein wegnehme/ und wann er alßdann diesen grossen Sand-Berg/ der wie die Welt waͤre/ auch weggetragen/ alß- dann den andern Grad unserer Straffe hinweg nehme. Ja wann Er also zum dritten mahl/ vierten/ fuͤnfften mahl immer dergleichen Sand-Welte schaffte/ und dergleichen thaͤte: Endlich aber schaffte so viel Welte/ als Sand-Koͤrnlein in dieser Welt seyn koͤnten/ und dieselben alle und iede mit dergleichen Sand-Koͤrnlein biß zu eusserst fuͤl- lete/ Die Neun und Funffzigste (Sechste) lete/ und wann also durch Hinwegnehmung alle tausend Jahr einiges Sand-Koͤrnleins endlich alle solche Sand-Berge und Sand-Hauffen oder Sand-Welte hinweggethan wuͤrden/ als dann der Verdamten Pein sich endete/ und die Straffen auffhoͤren solten/ oder so fern sie Gott nicht wolte seelig machen/ zum wenigsten nur nicht peinigte oder besser gar zu nichts machen wolte. Wann sie dieses Wundsches gewaͤhret wuͤrden/ O wie wuͤrden sie frolocken/ fuͤr Freuden hupffen! Sie wuͤrden ihre hoͤllische Qual willig leiden/ und die hoͤllische Feuers-Brunst ertra- gen/ biß alle gemeldte Sand-Koͤrnlein hinweg waͤren. Aber umbsonst gewuͤndschet! Nach alle dergleichen hinweggetragenen Sand-Bergen/ ja Sand-Welten/ wird weder das Ende/ noch Mittel/ ja nicht der Anfang seyn der Ewigkeit/ der ewigen Feuers-Pein! Aber frustrà, alles vergebens und umbsonst: So lange Gott seyn wird/ so lange wird sein Zorn brennen/ da wird es heissen (wie bey Tiberio ) in alle Ewigkeit: Non- dum tecum in gratiam redii, Jch bin noch nicht versoͤhnet/ ich bin dir nicht gnaͤdig! Solte man Cain/ Core/ Judam/ den reichen Schlaͤmmer fragen/ ob sie in den tausend und mehr Jahren/ als sie schon gebrennet und gebraten/ etwas Lieferung oder Linderung gespuͤret? Ach nein! wuͤrden sie sagen: Vnser Feuer ist alle Jahr/ alle Tage/ alle Monat neu; Jn der Hoͤll weiß man von keiner Zeit. O weh der grausamen grossen Pein/ Der wir stets unterworffen seyn! O weh welch eine lange Zeit! O wie lang waͤhrstu/ O Ewigkeit! Verflucht/ verdamt/ vermaledeyt Sind wir in alle Ewigkeit. Was bißher von diesem Hoͤllen-Feuer angebracht worden/ ist nicht geschehen eine Rhetor ische exaggeration zu form iren/ den Leuten aͤngster und baͤnger zu machen als die Warheit leiden mag/ es kan dasselbe so schroͤcklich nicht beschrieben/ und so grausam gemacht werden/ es ist alles die Warheit/ und noch nicht gnug gesaget; Dann wie kein Mann lebet/ der außsprechen kan die Gnad und ewigen Lohn: Die Freude ist unauß- sprechlich: Also auch die ewige Marter und Hoͤllen-Pein; Der Schlaͤm- Luc. 16. 24. mer saget etwas: Jch leide grosse Qual! Aber es ist nicht gnug. Es ist unser elementar isches Kuͤchen-Feuer nur ein gemahltes und ein vor- gebildetes Feuer gegen dem hoͤllischen gehalten; Gleich wie wann man die Zerstoͤrung der Statt Troja in einem Gemaͤhlde beschauet/ wie die Feuer-Flammen bey Nacht uͤber ihr zusammen schlagen/ kan man weiter hinaus Predigt. hinaus dencken und bedencken/ was Jammer und Noth das rechte Feuer muß gewesen seyn/ dadurch Troja eingeaͤschert worden! Gleich wie in einer Com œ di man nur vermum̃ete Personen und bildsweise anschauet/ was etwan geschehen oder sich zugetragen: Also stehet hie Sodoma auff dem theatro, gegen welchem unser Feuer nur eine Com œ di und Schat- tenwerck ist. Accede ad hunc ignem \& calesces plus satis! So tritt nun hieher du sicheres/ rohes Welt Kind/ Atheist und unfruchtbarer Baum/ zu diesem Feuer/ betrachte dessen Art/ Pein und Qual/ auff daß dir heiß werde! Wem da nicht will heiß werden/ an dem ist alles verlohren; Lasset uns nicht so sicher und unsorgsam seyn/ wie jener Archimedes, ein beruͤhmter Mathe- vid. Lips. monit. p. 152. maticus in der Statt Syracusâ, da diese von dem Roͤmer Marcello ein- genommen/ das metzgen/ wuͤrgen und brennen angangen/ und einer von den Kriegs-Gurgeln ihn uͤber seiner sphær, quadrant und Meß-Zeug angetroffen/ so fragt er: Was wiltu? Jch bitte dich mache mich nicht irr in meinen Gedancken! Er saß aber in seinen gewoͤhnlichen tieffen geo metr ischen Gedancken/ unterdeß gab ihm der Soldat den Rest/ und er- wuͤrget ihn: Also sind noch viel Archimedes, die auff das Jrrdische er- dichtet und verpichet/ die wollen auch nicht gehindert und erschroͤckt werden mit den Hoͤllen-Gedancken; Man solte/ sagt man/ die Leute nicht ergei- stern und aͤngstigen mit solchen schroͤcklichen Predigten. Wer nicht dort erfahren will/ was er hie nicht glauben wollen/ der werde warm 1. calore meditationis, von ernster Betrach- tung des ewigen Feuers; Lasset uns mehr an das hoͤllische Feuer dencken/ als an das Himmelreich/ dann die Furcht hat mehr durchdrin- gende Krafft als die Hoffnung: Οὐδὲν οὕτω χρήσιμον ὡς τὸ περὶ γεέννης διαλέγεσϑαι: μὴ φύγωμεν τὴν`τῆς κολασίας μνήμην, ἵνα μὴ κολασϑῶμεν: Si non feramus verborum gravitatẽ, perspicuum est fore, ut feramus per rerum experientiam, sagt Chrysostomus: Es ist nichts nuͤtzlichers als Chrysost. hom. in 2. Thess. von dem hoͤllischen Feuer reden: Lasset uns nicht meiden die Erinnerung der ewigen Straffe/ damit wir nicht hinein fallen! wer nicht gern will von hoͤrẽ/ an dem ists ein boͤses omen und Zeichẽ/ daß wer es dermaleins in der That erfahren muͤsse; Lasset uns derowegen in diesem Leben noch hin- unter in die Hoͤlle steigen (mit unsern Gedancken) damit wir nicht nach diesem Leben hinunter fahren muͤssen/ schreibet Bernhardus. Gedancken von dem hoͤllischen Feuer loͤschen gleichsam die Brunst der Laster; Feuer muß mit Feuer getilget und gedaͤmpffet werden; Das wuste wohl jener Sechster Theil. Y y y y Alte/ Die Neun und Funffzigste (Sechste) Alte/ der da sagte/ er lese taͤglich in einem Buch von drey Blaͤttern: das erste waͤre schwartz/ das andere weiß/ das dritte roth; in dem schwartzen betrachte er die finstere Hoͤll und ewige Verdamnuͤß; in dem weissen die Herrligkeit des ewigen Lebens; in dem rothen die blutige Passion des Herren Christi: das ist ein edel studium! wer stets an die Hoͤlle und das ewige Feuer gedencket/ wird gewißlich nimmermehr drein fallen. Wirstu es recht bedencken/ so wird dir Angst werden. Heiß soll uns werden 2. calore angoris \& horroris, von der Angst- und Schroͤck-Hitz! Gleich wie bey den Phariseern/ als Matt. 3, 10. Johannes von einem Feuer predigte/ Matth. 3. und sprach: Es ist schon die Art den Baͤumen an die Wurtzel geleget/ welcher Baum nicht gute Fruͤchte bringet/ wird abgehauen und ins Feuer ge- worffen werden; Da drunge es durch Seel und Geist/ daß sie hauf- v. 7. \& 8. fenweife herzu lieffen; als nun Johannes solches sahe/ fieng er an; Wer hat dann euch gezeiget/ daß ihr dem kuͤnfftigen Zorn entrin- nen möget? Sehet zu/ thut rechtschaffene Fruͤchte der Busse! Wann die Schrifft sagte/ daß zum wenigsten nur einer oder zween oder zum hoͤchsten drey solten verdammet werden/ so solten wir uns billich fuͤrch- ten und besorgen/ ob wir nicht etwan in derselben Zahl begriffen waͤren: Nun aber werden so viel million tausend dermahl eins verdammet wer- den; Fuͤrwahr/ in wem noch ein Fuͤncklein der Vernunfft ist/ muß sich daruͤber entsetzen; Es ist kein Kinderspiel: Kan man das Zahnwehe nicht vertragen/ und klagen so hefftig uͤber die Schmertzen/ daß man fast Tag noch Nacht keine Ruh dafuͤr haben kan/ wie will man dañ des ewigen Feuers Pein ertragen und erleiden? Es halte einer nur den Finger stete eine Weile in das Liecht oder Feuer/ der wird erfahren was Feuer ist/ und wie es schmertze? Aber was wolte das seyn gegen dem ewigen hoͤllischen Feuer? Eben als wie ein Muckenstich gegen einer andern grossen Marter. Wer etwan das Fieber einmahl hat gehabt/ der hat ein Bildnuͤß der hoͤl- lischen Marter gefuͤhlet/ wann er dencket an die Hitze/ Frost und Zaͤhnklap- pen/ das er hat muͤssen außstehen; Aber nur Kinderspiel! da soll ja einer Esa. 33, 14. erschroͤcken. Wer gedencket an das ewige Feuer/ dem wird das Lachen wer- den theuer. Lasset uns also erschroͤcken vor dem Feuer/ daß wir heiß werden 3. calore desiderii salutis, von der Sehnsucht/ von dem heissen Verlangen nach der Huͤlffe und ewigem Heil! Wer Predigt. Wer in Feuers-Gefahr ist/ der schreyet Feurio! helffio! Jm Papstumb suchet man Huͤlffe/ Rath und Rettung durch eigene satisfactiones und Gnugthuungen: Die Furcht des hoͤllischen Feuers hat die blinde Leute in die Cloͤster/ in die Einoͤden/ in die Kutten und Kappen gejagt/ () Bruno () v. Dre- xel. de In- ferno c. 6. p. 138. hat den Charteuser-Orden deßwegen erfunden/ auff daß er dem hoͤllischen Feuer entgehe. Als eins mahls zu Pariß ein gelaͤhrter und nach mensch- lichem Vrtheil ein heiliger Mann starb/ und nun wurde Seelmeß gehal- ten/ stehet er auff aus der Todenbahr/ faͤhet an mit schroͤcklicher Stimm zu schreyen: Jch bin aus Gottes gerechtem Gerichte verklaget: Als man aber die Leiche verschoben biß auff den andern Tag/ spricht er widerumb: Jch bin verurtheilet: Am dritten Tage aber sagt er: Jch bin verdamt! Daruͤber Brunoni die Andacht ankommen/ daß er in die Wildnuͤß sich begeben/ und besagten Charteuser-Orden gestifftet; Aber O der heillosen Artzney! Die beste præservativ dafuͤr ist der Rath des Engels/ Gen. 19. daß Gen. 19, 17. seqq. man nicht zuruck sehe/ sondern vergesse was dahinden ist/ und gedencke an Loths Weib/ die daruͤber zur Saltzseul worden; daß man aus Sodom fliehe/ das ist/ die verbotene Brunst des Fleisches/ der Geilheit/ des Zorns und anderer Luͤsten und Begierden meide. Hingegen die Augen auffhebe zu den Bergen/ daß wir hinauff steigen mit unsern Hertzen/ Gedancken Ps. 121, 1. und Begierden auff den Oel-Berg/ an die Schedelstaͤtt/ da das Lamb Gottes fuͤr die Suͤnde der Welt auffgeopffert worden/ davon wir singen: Hie ist das rechte Osterlamb/ davon Gott hat geboten/ das ist an des Creutzes Stamm in heisser Liebe gebraten: Das Blut zeichnet unser Thuͤr/ das haͤlt der Glaube dem Tode fuͤr/ der Wuͤrger kan uns nicht ruͤhren! Was kein Strom zu thun vermag/ das vermag das Blut Christi/ nemlich die hoͤllische Feuer-Flamme auß- Col. 2, 14. loͤschen; die Handschrifft ist getoͤdtet und zerschnitten/ gilt nichts mehr; Wir muͤssen aber nicht nur auff den Berg hinauff gehen/ sondern auch bestaͤndig bleiben/ wir muͤssen nicht mit Loth den Berg verlassen/ und in die Hoͤle uns verkriechen; Ubi urebatur flammis mulierum, quem flamma in Sodomâ tangere non potuit, schreibt Origenes: Sodom kunt ihn nicht beruͤhren in der Brunst/ aber Wein und Weiber die haben ihn zur Vnzucht entzuͤndet. Vnd ist wohl schroͤcklich zu lesen und zu hoͤren/ daß sich Loth/ ob er schon die Feuersbrunst mit Augen gesehen/ doch so bald zur Blutschande verleyten lassen; So sihet mancher mit geistlichen Augen das hoͤllische Feuer/ erkennet und bekennet/ daß es eine schroͤckliche und Y y y y 2 uͤber- Die Neun und Funffzigste (Sechste) uͤberschroͤckliche Tortur und Qual sey/ dannoch wagt ers darauff/ und suͤn- diget ohne Scheu! Ob nun wohl auch ein ieglicher wahrer frommer Christ etwas von den Baͤchen Belial/ von dem Schweiß-Bade des Teufels/ der hoͤllischen Angst kosten und außstehen muß; so folget doch endlich solatium, der kuͤhle Hertz-erquickende Trost-Thau 1. à præsentiâ Christi, von der gnadenreichen Gegenwart Christi/ der seine gnaͤdige Ge- Esa. 43, 1. 2. genwart verheissen/ Esa. 43. Fuͤrchte dich nicht/ spricht Er/ dann ich habe dich erloͤset/ ich habe dich bey deinem Namen geruffen/ du bist mein! dann so du durchs Wasser gehest/ will ich bey dir seyn/ daß dich die Stroͤme nicht sollen ersäuffen; und so du ins Feuer gehest/ soltu nicht brennen/ und die Flamme soll dich nicht anzuͤnden. Er hat dieselbe leuchten lassen bey den drey Dan. 3, 28. großmuͤthigen Glaubens-Helden und standhafften Bekennern/ Sa- drach/ Mesach/ Abednego/ denen Er die Lohe abgestossen/ so kuͤhl gemacht als wie einen Thau/ daß ihnen kein Haar versenget worden: Derselbe ist auch bey den Maͤrtyrern gestanden; Jn der Kirchen-Histori sind be- ruͤhmt die sieben Maͤrtyrer unter dem Hunerico, die er auff ein Schiff ver- damt/ dasselbe mit Holtz und anderer leicht-brennenden materi anfuͤllen lassen/ mitten auffs Meer gefuͤhret/ anzuzuͤnden befohlen/ und sie also mit v. Corn. à. Lap. ad Esa. p. 1018. feurigen Fluͤgeln hinauff zu liefern: Aber es hat ihm gefehlet; dreymahl ist das Feuer widerumb außgeloͤschet. Trost kommet 2. à συμμορφία Christi, von Gleichwer- dung des HErren Christi/ dieweil Christus in allem Creutz uns das Fuͤrbild gelassen/ daß wir sollen folgen seinen Fußstapffen; Solte Christus auff den Oel-Berg gen Himmel fahren/ so mußte er unten am Oel-Berge Hoͤllen-Gifft empfinden; Also muͤssen wir auch durch den Kniebiß in die Freudenstatt. Trost quillet 3. è sanguine, aus der rosinfarbe- nen Blut-Quelle; Das Blut Christi ist die rothe Liebes-Fluth/ die außtilget des Feuers Glut. Trost entspringet 4. aus dem honig- suͤssen Namen Jesu/ welcher ist das bewaͤhrte antidotum und Mittel wider die Furcht des hoͤllischen Feuers. O ein gutes Feuer ist die Brunst Esa. 48, 10. der Anfechtung/ damit uns Gott laͤutert als wie das Silber/ und außer- wehlet machet im Ofen des Elends. Gott der Heilige Geist/ die Heilige Brunst/ das himmlische Feuer seye mit uns als ein rechtes himmlisches Feuer/ das uns erleuchte und anzuͤnde in uns die Goͤttliche Liebe; als ein stetes Predigt. stetes und unaußloͤschliches Feuer/ daß wir dem hoͤllischen Feuer entgehen/ warm werden moͤgen von dem Goͤttlichen Feuer/ welches hie angezuͤndet/ dort aber nimmermehr geloͤschet werden kan; und mitten unter den Se- Cant. 8, 6. raphim auch mit der Liebe Gottes entzuͤndet/ ihn also lieben/ daß wir ihn ewiglich loben/ und Er uns erlabe mit Freud und Trost in stoltzer Ruhe/ Amen. Die Sechszigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode/ Die Siebende Predigt/ Von der Hoͤllen/ und insonderheit von dem Richter und Peiniger. G Eliebte in Christo: Jn dem andern Buch Samuelis 2. Sam. 12, 31. c. 12. lesen wir von einer schröcklichen/ unbarmher- tzigen/ aber gerechten execution, so David der sieg- reiche Koͤnig an den Burgern und Einwohnern der ero- berten Statt Rabba/ der Kinder Ammon/ vollnzogen/ in dem er das Volck und sonderlich die Auffwickler und Raͤ- delsfuͤhrer hinaus gefuͤhret/ und sie geleget unter eiserne Saͤgen und Za- cken/ und Keile/ und sie in Ziegel-Oefen verbrennet. Jst executio I. acerba, eine schröckliche und scharffe execution; Die dis- serratio, Zerhackung oder Zerschneidung mit der eisernen Saͤgen ist die Pein/ die Esai æ soll angelegt seyn worden/ und andern Hebr. 11, 37. mehr/ wie hievon zu lesen Hebr. 11. die trituratio, die Dröschung/ dann das Hebreische Wort id est, tribuli, heisset eiserne Droͤschen oder Droͤschwägen/ damit man die Leute uͤberfahren; die asciatio, die Hobelung per secures, mit Beilen und Aexten/ und darauff der Brand in Ziegel-Oefen und Durchzug durch den Y y y y 3 Ofen Die Sechszigste (Siebende) Ofen Moloch/ wie es in seiner Sprache lautet veheebhir otham bamalchen oder bamalben. II. Executio ad speciem crudelis \& barbara, Dem eusserlichen Ansehen nach eine allzugrausame/ barbarische execution; dann sich auff solche Weise an seinen Feinden raͤchen/ schei- net zu grob seyn wider das temperament, Art und Natur eines Siegers Sanct. ad h. l. p. 714. uͤber seine uͤberwundene Feinde; daher etliche der Meynung find/ es habe David diese execution vorgenommen/ da er in fermento peccati, in der voͤlligen Suͤnde gestecket/ ausser dem Stande der Busse/ da ihn der Teufel geritten vom Ehebruch zum Todschlage/ vom Todschlage zu solcher Grau- samkeit; Jst aber nicht noth/ und will die Chronologia fast nicht einstim- men/ wir finden viel mehr das Gegentheil/ daß es geschehen nach seiner Busse/ da ihn der Prophet Nathan von seinen Suͤnden allbereit schon loßgesprochen gehabt. III. Executio justa, Eine rechtmaͤssige/ billiche execu- tion, dann es war recht und wohl gethan/ der Gerechtigkeit gemaͤß/ und muste ein Exempel statu iret werdẽ/ daran sich andere umbligende Feinde zu spiegeln haͤttẽ; Dañenhero wurd billich nach Talions-Recht Grausamkeit mit Grausamkeit gestrafft; es war zwar eine grausame und fast unmensch- liche Straffe! Ja/ aber es war auch die Schuld grausam/ dadurch sie solche Straffe verwuͤrcket/ daß sie die barbarische Leute wider aller Voͤlcker Recht ihm dem Koͤnig David seine Legaten geschaͤndet/ die doch Evangelia und Salve, lauter freundliche Liebesgruͤsse gebracht. David ließ den Koͤnig Hanon troͤsten/ und ihm das Leid klagen/ aber mit was Tranck-Geld und Botten-Lohn sind die Legaten empfangen worden? Der König ließ ihnen biß auff den halben Leib/ biß an den Guͤrtel usq́; ad nates, die Kleider abschneiden/ darumb wurden sie auch billich und recht wider mit der Saͤgen zerschnitten: Sie haben mit Scheermessern ihnen den Bart abgeschoren/ darumb wurden sie widerumb zerdroschen; sie haben sie auff Waͤgen oder Schleiffen zum Hohn und Spott herumb gefuͤhret/ darumb ist ihnen dergleichen wiewohl aͤrger widerfahren; Jst eine rechtmaͤssige Vergeltung und goͤttliche Rach/ dieweil sie ihre Kinder lassen durchs Feuer gehen/ und dem Moloch geopf- fert/ daß sie widerumb in demselbigen Moloch-Ofen verbrennet werden. Jst nun diese execution wie schroͤcklich/ wie ungnaͤdig sie anzusehen/ doch heilig und gerecht gewest/ ob sie zwar von einem Menschen und irr- dischen Predigt. dischen Koͤnige veruͤbet; wie viel mehr die execution und Peinigung der Verdamten an dem Juͤngsten Tage/ weil sie den Trost des gnadenreichen Evangelii allhie verachtet. Schroͤcklich ist die divina disserratio, die Luc. 12, 46. Matth. 24, 51. Goͤttliche Zerscheiterung/ des boͤsen Knechts/ der seine Mitknechte geschla- gen/ gessen und getruncken/ den wird der HERR zuscheitern/ das ist/ Er wird ihn absondern/ und von sich stossen. Schroͤcklich sind die Ioh. 13, 8. Apoc. 21, 8. scharffen Beile/ Keile und Stacheln des boͤsen Gewissens; am schroͤck- lichsten wird seyn das uͤbernatuͤrliche/ allerschmertzlichste/ unsaͤglich grosse/ den Leibern der Verdamten proportion irte/ unaußloͤschliche hoͤllische Feuer; scheinet fuͤr unsern Augen einer crudelit aͤt gleich/ aber es ist die al- lerhoͤchste/ genoͤthigte Gerechtigkeit/ grausame Suͤnden erfordern grausa- me straffen; Gregorius M. erzehlet den Einwurff der jenigen/ so nicht ge- Gregor. M. l. 34. Mo- ral. c. 16. stehen und zugeben wollen/ daß die Hoͤllen-Pein der Verdamten ewig waͤhre; Niemand/ sagen sie/ der gerecht ist und der Gerechtigkeit nachlebet/ hat Lust an der Grausamkeit/ warumb sollen dann die Gottlosen/ so dem hoͤllischen Feuer zu Theil werden/ ewig brennen/ was hat Gott fuͤr Freude daran? Antwort: Gott ist ein frommer Gott/ der keine Lust hat an der Pein der armen Menschen; Aber weil Er auch ein gerechter Gott ist/ so laͤsset Er sich mit der Rache uͤber die Suͤnde in Ewigkeit nicht stillen; Das unendliche Gut ist beleidiget/ so folget auch unendliche Straffe/ aller- massen wie hievon Euere Liebe anietzo außfuͤhrlicher zu berichten/ nemlich/ wer der Richter und Peiniger seye in diesem gantzen Handel? Davon dißmahl erbaulich zu handeln/ wolle Gott der Herr seines Heiligen Geistes Krafft und Schein von oben herab mildiglich verleihen umb Jesu Christi willen/ Amen. W Er ist dann nun in diesem gantzen gerichtlichen Handel der Richter? Dann Straffe und Suͤnde sind correlata, Suͤnde und Rach folgen einander auff dem Rucken nach! Esaias gedencket einer Mißhandlung; repræsent irt uns die Schlacht-Banck/ die Wahlstatt/ Wer ist der Sieger und Vberwinder? Es wird ein Matth. 25, 33. Juͤngstes Gericht gehalten werden/ wer wird da der Richter seyn? Wer anders als der HErr/ von dem der Prophet sagt: Jch sage es Ezech. 17, 24. Matth. 27, 13. und thue es auch! Der Vater/ der seinem Sohne Hochzeit zubereitet/ der sagt: Bindet dem der ohne hochzeitlichem Kleide erschienen Haͤnde/ und Fuͤsse/ und werffet ihn in das eusserste Finsternuͤß hinaus/ da wird seyn heulen und zaͤhnklappen. Aber Die Sechszigste (Siebende) Aber den Heiligen Geist nicht außgeschlossen/ von welchem der Anti- 2. Thess. 2, 8. Ioh, 5, 22. 27. Gen. 19, 24. christ wird außgetilget werden; und zwar vornemlich dem grossen Schlangentretter/ Gott der Sohn/ dem der Vater alles Ge- richte gegeben; Das Vorspiel und Spiegel haben wir zu sehen an Sodom und Gomorrha/ da der HErr der Sohn Gottes Schwe- fel und Feuer regnen lassen von dem HErren/ das ist/ seinem Num. 21, 6. Apoc. 1, 18. Matth. 25, 41. Apoc. 19, 11. seqq. Vater; An den feurigen Schlangen in der Wuͤsten/ welche der Herr der sie begleitet der unerschaffene Engel erweckt zur Rach. Der ist der jenige/ der den Schluͤssel hat zur Hoͤllen/ der das Vrtheil sprechen und den Stab brechen wird/ gestalt Er in einer bedenck- lichen figur sich also erzeiget: Ein seltzamer Reuter auff einem weissen Triumph-Pferde/ gekroͤnet mit viel Kronen/ Feuer-flammenden Augen/ mit einem Schwert im Munde/ mit Blut pridem unter der Kaͤlter des Goͤttlichen Zorns gequetschet/ davon ihm der rothe Safft außgegangen/ und sein Kleid bespritzet worden; Nun tritt Er die Kaͤlter des Weins/ des grimmigen Zorns des Allmaͤchtigen Gottes/ der laͤsset das Thier und den falschen Propheten greiffen/ und laͤsset sie le- bendig werffen in den Pfuhl/ der mit Schwefel brennet: Fragstu/ wer der ist? Er heisset Gottes selbsständige Wort/ treu und warhafftig/ und sein Name stund auff dem Kleide und Huͤffte geschrieben/ das soll seine Liberey seyn/ mit einem Worte/ Christus Jesus. Sprichstu: Wie gehet das zu/ daß der φιλἅνϑρωπος und Menschen- Freund/ der Liebhaber der menschlichen Seelen/ der den Vntergang der Luc. 19, 41. Ioh. 8, 10. 11. Statt Jerusalem mit heissen Thraͤnen beweinet/ der niemand verdammet/ daß Er/ sag ich/ so ein scharffer/ strenger/ unbarmhertziger Richter seyn soll? Jst dann die Quell des Lebens eine Vrsach des Todes? Antwort: Er selbst ist nicht der ὁ άπολλύων und Verderber/ Er ist nicht die vorherge- Apoc. 9, 11. c. 6, 8. Ioh. 8, 44. 1. Pet. 5, 8. hende Vrsach des Todes; Ein ander ist der ἀπολλύων, der Verderber/ nemlich der Reuter auff dem fahlen Pferde/ welchem folget die Hoͤlle/ der Engel des Todes/ der Moͤrder vom Anfang/ der Loͤwe/ der die Menschen verschlinget/ der ist der Verfuͤhrer des Menschen; Es ist auch der Mensch selbst/ sein eigener Moͤrder/ der sich selbst von dem Liecht abgewendet/ dar- ita Irenæ : l. 4. ad v. hæres. c. 76. umb ist er in die Finsternuͤß gefallen; Er hat sich abgewendet von dem hoͤchsten Gute/ darumb ist er in das hoͤchste und eusserste Vbel gefallen; Er hat sich abgewendet von dem Leben/ darumb ist er in den Tod gefallen; Der Predigt. Der Mensch ist seins ungluͤcks Meister/ der Breñer und zugleich das Holtz/ Esa. 30, v. ult. das verbannet und verbreñet wird. Jsrael/ sagt der Herr/ du brin- gest dich in Vngluͤck; Der Mensch ist sein eigener Zornschatz-Sam- Hos. 13, 9, Rom. 2, 5. ler/ in dem er meynet ihm zu samlen und zu haͤuffen die Schaͤtze des Reich- thumbs/ der Wollust/ samlet und haͤuffet er ihm feurige Kohlen; Der Mensch verderbet sich mit seinem eigenen Willen/ Es lasse der Mensch sei- nen eigenen Willen/ so wird die Hoͤlle ihm nicht schaden/ schreibt Bern- Bernhard. serm. 3. de resurr. hardus. Gleich wie ein maleficant sich selbst in Vngluͤck bringet/ der Richter ist weder Vrsaͤcher noch Billicher/ sein Gesetz bezeuget/ daß er gern alle Burger wolte fromm haben/ der Teufel verfuͤhret den Menschen/ die Suͤnde ist der Stachel des Todes/ er bringet die Vrsach zum Richter/ der Mensch traͤgt seinen Moͤrder/ seinen Hencker/ sein Schwert bey sich in Busen/ der Richter spricht nur das Vrtheil nach seinem nachfolgenden Willen/ weil der Mensch es also hat haben wollen: Also der Sohn Got- tes hat keine Lust am Tode des Gottlosen nach seinem vorgehenden Wil- len/ nach welchem er allen Menschen das ewige Leben geben wil: Er bewei- net den Vntergang der Juden; Aber hernach nach dem Jerusalem seine Thraͤnen außgelachet/ ist eben derselbe Oel-Berg/ da er Zehren vergossen/ die arena und der Kampff-Platz worden/ auff welchen Er selbst eben wider Zach. 14, 3. Ioseph. l. 6. bell. c. 3. die Juden bagoim durch die Heyden gestritten. Vnd ist demnach der Sohn Gottes ferner Judex decernens \& præparator, der Vrtheilsprecher und Zuruͤster oder Bereiter der Hoͤllen κατὰ πρόγνωσιν, der Vorsehung nach; von der Grube wird gesagt aruch meeth mol, sie seye von gestern her zuge- Esa. 30, 33. vid. Gerh. tom. de morte ætern. p. 566. Matth. 25, 41. richtet/ gestern/ das ist/ von Ewigkeit/ wird widerholet Matth. 25. Zwar dem Menschen war die Hoͤlle nicht gemeynt/ fuͤr ihn ist sie anfaͤng- lich nicht erbauet/ ihme hatte Gott ein antidotum und Artzney wider den Tod bereitet; sondern dem Teufel und seinen Engeln ist die Hoͤll berei- tet; weil aber der Mensch sich zum Teufel geschlagen und ihm gedienet/ so muß er auch mit ihm herhalten; Gleich wie ein Præceptor heisset eine Ruthe binden umb eines einigen boͤsen Buben willen/ der gebosset/ wann aber die andern sich zu ihm halten/ mitmachen/ so saget er: Diese Ruthen sind auff eurem Rucken nicht gebunden worden/ aber dieweil ihr gleiche Boßheit mit jenem gebrauet/ so muͤsset ihr auch gleiche Straffe mit ihnen außsauffen. II. Judex tortor omnipotens, Es wird dieser allmaͤch- Sechster Theil. Z z z z tige Die Sechszigste (Siebende) tige Richter seyn der Peiniger selbst. Er als das verzehrende Hoͤll- brennende Feuer flammet von grimmigen Zorn/ speyet Feuer aus und zuͤndet den Pfuhl an/ und fov irt das Feuer ewiglich. Natuͤrliches Feuer hat seine natuͤrliche entzuͤndete Vrsach. Vnter dem Kaͤyser Leone ist die Statt Constantinopel durch Verwarlosung einer Latern/ darinn das Liecht nicht gantz und recht außgeloͤschet gewesen/ angesteckt/ biß an vierten Tag unnatuͤrlich gelodert/ gebronnen/ und fast die gantze Statt abgebren- net. Man pfleget zwar bißweilen ἀκύρως und ohne Grund aus dem Sathan einen Hencker und Hoͤllen-Peiniger zu machen/ und ist nichts gemeiners als die phtasis, der Teufel wird die Verdamten quaͤlen und Matth. 18, 34. plagen; Aber ohne Beweiß der Schrifft! Die Parabel Matth. 18. (da geschrieben stehet/ es seye der unbarmhertzige Tyrannische Schalcksknecht dem Peiniger/ das ist/ wie mans gemeiniglich außlegt/ dem Teufel uͤber- antwortet worden) mags nicht erfechten/ daselbst wird zwar die Sache an sich selbst beschrieben/ aber nicht die Art und Weise. Der scopus und Zweck der Parabel muß in acht genommen werden/ nicht die coronis, da- mit sie gezieret/ Theologia parabolica non est argumentativa, aus einer Parabel laͤsset sichs nicht kraͤfftig disput iren und kraͤfftige argumenta oder Beweiß bringen/ sonst wuͤrde auch folgen/ daß Gott die Suͤnde ver- gebe ohne einige Gnugthuung/ wie aus derselbigen Parabel die Photinia- ner schliessen; Zu dem stehet nicht daselbst/ daß der Teufel der Peiniger seyn werde/ kan wol von Christo dem Richter verstanden werden/ welchem Apoc. 20, 10. der Vaterdas Gerichte uͤbergeben. So ist es auch wider die H. Schrifft/ welche klar sagt/ daß die Teufel zugleich mit den Verdamten und zwar jene fuͤrnemlich sollen gequaͤlet werden/ weil der Teufel ist der Vrheber aller Suͤnden; allezeit wird der Verfuͤhrer hefftiger gestraffet als die sich haben verfuͤhren lassen. Ja es ist gar wider die gesunde Vernunfft; dann das solte wohl den Teufeln eine Lust und Muthkuͤhlung seyn/ wann sie die ar- men Menschen solten plagen koͤnnen! Aber das sey fern/ daß der Richter aller Welt also richten solte. Hie laͤssets Gott durch seine Langmuth geschehen/ daß der Sathan die Menschen offt jaͤm̃erlich plaget/ dieweil seine des Teufels vollkom̃ene Zeit noch nicht kom̃en; Aber dort in dem Abgrund der Hoͤllen wirds anders lau- ten! das wird wohl geschehen/ daß der Mensch von dem Anschauen der Teufel/ weil er sie muß umb sich sehen herfahren/ erschrecken wird/ aber es ist drumb der Teufel nicht eigentlich der Peiniger. Ein Vbelthaͤter/ ein Dieb erschricket fuͤr dem andern/ wann sie hingefuͤhret werden/ aber einer ist drumb des andern Hencker nicht. Sondern der Peiniger ist der wie zornige Predigt. zornige also gerechte Gott/ der Zorn Gottes und seine strenge Gerechtigkeit; gleich wie Gott immediatè, ohne Mittel die Außerwehlten belustiget/ er- freuet und erquicket: also peiniget er auch ohnmittelbar/ ob er schon in der Versamlung vor dẽ Richterstul sich gebraucht des Diensts der Engel. Der Matth, 13, 14. Ps. 11, 6. Devt. 4, 24. Hebr. 12, 29. Hiob. 20, 26. Esa. 30, 33. Devt. 32, 22. HErr regnet uͤber die Gottlosen Blitz/ Feuer und Schwefel; der HErr ist ein verzehrend Feuer und ein eiferiger Gott/ der nicht schonet; Erzuͤndet Schwefelstrom an/ der Athem des HErren wird sie anzůnden wie einen Schwefel- S trom/ sagt der Prophet Esaias c. 30. der Herr erhaͤlts und brennet. III. Judex iratus, immisericors, furens, Ein zorniger/ unbarmhertziger/ wůtender Richter/ sein Zorn ist ein wuͤtender/ bruͤllender/ brommender Zorn; ein unversůhnlicher Zorn/ er ist des Ier. 15, 6. erbarmens muͤd/ weil nunmehr alle Gnad gleichsam verzehret und aus ist; Es ist 2. ein grausamer/ grimmiger Zorn/ Er straffet nicht mit Ps. 2, 9. Apoc. 19, 15. 1. Sam. 7, 14. Apoc. 14, 10. Ezech. 5, 13. Menschen-Ruthen/ sondern mit der eisern Ruthen; Es ist ira ἄκρατος, ein lauterer Zorn/ dann der Wein des Zorns Gottes in seinen Zorn- Kelch eingeschencket/ ist lauter; Es ist ira tota, sein gantzer Zorn/ den laͤsset er auff einmahl aus in Grimm und kuͤhlet seinen Muht/ Er lachet uͤber den Vntergang der Gottlosen/ nicht zwar risu ἐπιχαιρεκάκῳ durch ein schaden-frohes Lachen/ wie der Tyrannische Nero uͤber der Maͤr- tyrer Marter und Qual; sondern ἀντιμυκτηρισμῷ justo, durch ein Gegen- spott/ durch ein Gegenlachen/ weil sie ihn zuvor verlachet/ so verlachet Er sie als ein gerechter Richter wider; wie Er dann ihnen damit draͤuet/ Prov. 1. Prov. 1, 24. 25. 26. Weil ich dann/ spricht Er/ ruffe/ und ihr wegert euch/ ich recke meine Hand aus/ und niemand achtet drauff/ und laͤsset fahren allen meinen Rath/ und wollet meiner S traffe nicht/ so will ich auch lachen in eurem Vnfall/ und euer spotten/ wann da kom- met/ das ihr fuͤrchtet. Aber O Heiliger Gott/ wo bleibet deine Barmhertzigkeit? Bistu dann unbarmhertziger als die suͤndigen Menschen? Bistu haͤrter als Da- vid? dieser hat seinen Sohn beweinet/ wegen der Verdamnuͤß/ sein junges 2. Sam. 18, 33. c. 19, 4. c. 12, 16. seqq. Soͤhnlein/ welches er mit der Bathseba gezeuget/ hat er nicht beweinet/ als es gestorben/ aber Absaloms Tod brach ihm sein Hertz/ daß die Thraͤnen durch die Augen heraus drungen; dieweil er gewust/ daß jenes das junge Kind seelig/ dieser aber der ungehorsame Absalom in seinen Suͤnden hin- Z z z z 2 gestorben Die Sechszigste (Siebende) gestorben und verdamt worden. O Absalom/ so winselt er/ mein Sohn/ ꝛc. Gesetzt/ David habe recht gethan/ daß er gewuͤndschet fuͤr Absalom zu sterben/ da doch viel mehr seine menschlichen affect en umb etwas von der Goͤttlichen regul gewichen; so frag ich doch/ wann es durch die Vnmoͤgligkeit haͤtte geschehen koͤnnen/ daß David fuͤr seinem Sohn waͤre gestorben/ und Absalom wider von den Toden aufferstanden; Es haͤtte aber Absalom/ nach dem er wider lebendig worden/ solchen Tod ver- achtet und verworffen/ den Vater gleichsam mit Fuͤssen getretten/ und sein Gebluͤt verunreiniget/ waͤre er auch einer vaͤterlichen Erbarmung noch ein- mal wuͤrdig gewest? Was David damal gethan/ das hat er gethan als ein Mensch/ der affect en hat und grosse Liebe gegen sein Kind traͤgt/ es war ein blosses wuͤndschen; Aber in der That hat solches verrichtet der eingeborne/ ewige Sohn Gottes/ der ist als unser Vater und Koͤnig fuͤr uns verdamte Rom. 5, 10. Luc. 19, 41. Menschen/ da wir noch Feinde waren/ gestorben/ welcher auch die Juͤdi- schen Absalones beweinet/ daß wir ihm dienen sollen in ewiger Gerechtigkeit und Seeligkeit/ wie wir im andern Articul selbst bekennen; Er ruffet uns wider zum Leben/ draͤuet hingegen den Tod den Vnglaubigen; Aber der Hebr. 10, 29. Mensch verachtet und verwirfft solche Gnade/ creutziget den Sohn Gottes von neuem/ thut keine wahre Busse/ er schauet die Blitze und Donner- Strahlen des Gesetzes und zeitliche Zucht- und Straff-Ruthen mit tru- ckenen und lachenden Augen an/ wie dort die Juden gethan/ da sie ihre Statt und Tempel im Feuer stehen und brennen gesehen/ tanquam sic nihil relicturi hostibus, apud Josephum. Voluisset utique impius si valuisset sine fine vivere, ut posset sine fine peccare, schreibet Grego- rius M. Es wuͤndschet zwar der Mensch/ wann es seyn koͤnte ohne Ende zu leben/ damit er ohne Ende und Auffhoͤren koͤnte suͤndigen; Wer wolte dann ietzo noch sagen/ daß so gethane Strengigkeit lauffe wider Gottes Guͤte? Daß solche Vnversoͤhnligkeit streite wider seine unendliche Lie- be; Dieser ἀντιμυκτηρισμὸς, Gegenspott und Außlachen wider seine Heilig- keit? diese ewige Straffe stosse umb seine Barmhertzigkeit? () apud I. Lips. in monit. po- lit. c. 12. p. 151. Von () Philippi der Macedonier Koͤnigs patien tz und Sanfft- muth werden viel Dinge gelobet/ sonderlich daß als einsmahls der Athe- nienser legat en fuͤr ihm erschienen/ und er ihnen nicht allein gnaͤdige und willfaͤhrige audien tz ertheilt/ sondern noch darzu gefragt/ ob er nicht ihnen noch zu Gefallen thun koͤnte/ ein mehrers als sie gebetten/ er sey bereit-willig ihren Wundsch zu erfuͤllen/ worauff einer unter dem Hauffen ein grober Vnflath auffgetretten: Ja noch ein mehrers/ wann du dich selbst liessest hencken. Diesen galgenmaͤssigen Spott hat der Koͤnig verbissen/ und mehr Predigt. mehr nicht gesagt: Ziehet heim und sagt zu Athen aus/ die jenige/ die solche schnoͤde Wort bey einem Koͤnige außsprechen duͤrffen/ seyn von viel schwaͤ- chern affect en/ als der Koͤnig/ der es mit sonderbaren comit aͤt anhoͤre. Wie wann aber sich der Koͤnig haͤtte umb solcher schaͤndlichen Rede willen zu buͤssen sich hencken lassen/ und waͤre wider lebendig worden/ sie haͤtten aber solche grosse Wolthat nicht nur nicht erkennet/ sondern noch außhol- hippet/ solte auch der Koͤnig den Namen eines gerechten Koͤnigs haben manuteni ren koͤnnen/ wann er sie nicht ohne erbarmen exemplariter ab- gestrafft? Nun die applicatio auff Christum den grossen Koͤnig und ge- rechten Welt-Richter ist leicht zu machen. IV. Judex Propheta, Ein Prophetischer Richter; Damit ja der Mensch nichts zu klagen habe/ so warnet Er ihn treulich/ Er hat diese gantze Trag œ di uns vorgestellet und abgebildet zu unserer War- nung/ Er uͤberfaͤllet keinen Menschen ungewarnter Sach/ Er hat es also- bald zuvor verkuͤndiget im Paradiß/ da Er den Menschen kaum erschaf- fen/ da Er ihm das Gesetz vorgeschrieben: Welches Tages du essen Gen. 2, 17. wirst von dem Baum der Erkaͤntnůß gutes und böses/ solstu des Todes sterben/ uͤber welches Gesetz der Heilige Geist einen grossen Commentarium und Außleger geschrieben durch die Propheten/ Evan- gelisten und Apostel/ nemlich die gantze Heilige Schrifft: Wer nicht glau- bet/ uͤber den bleibet der Zorn/ als eine unabtreibliche Last/ Er widerholet/ Ioh. 3, 36. Marc. 9, 44. inculc iret und bleuet seine Straffdraͤuung zum dritten mahl/ Marc. 9. So dich deine Hand aͤrgert/ ꝛc. Wir beduͤrffen da keiner vision oder Ent- zuckung/ keiner revelation en und hoͤllischen Offenbarung. Dergleichen eine () Baronius erzehlt von zween Philosophis in Italiâ, Michaele Mer- () ann. 411. cato und Marsilio Ficino, nach dem sie eine Zeit uͤber Platonis Buͤchern von dem Zustand der Seelen nach dem Tode den Kopff gebrochen/ und nichts gewisses davon haben koͤnnen/ haben sie mit einander einen Packt gemacht/ und versprochen/ daß der erste der sterben wird/ dem andern soll relation thun von seiner Seelen Zustand nach dem Tod/ was die manes und Geister der Abgestorbenen thun/ und ob es alles so boͤß sey was man von der Hoͤllen außgibt? Nicht lange hernach habe sichs zugetragen/ daß als Mercatus fruͤh auffgestanden und gestudirt/ ein Reuter auff einem weissen Pferde flugs Spornstreich der Thuͤr seinem Hause zugesprungen/ und mehr nicht als diese Wort gesagt: O Michael/ Michael/ es ist wahr und nur allzuwahr was man von der Hoͤllen prediget! Mercatus sihet zum Fenster hinaus dem Reuter rucklich nach/ rufft Marsili, Marsili, aber Z z z z 3 umb- Die Sechszigste (Siebende) umbsonst/ er ist ihm Sprungs entritten/ bald darauff bekommt er Zeitung/ Marsilius sey eben in der Stunde zu Florentz gestorben/ da er diese Post vermercket. Gott sey Lob/ daß wir solcher Post-Botten nicht beduͤrffen/ wir haben Mosen und Propheten/ ja den grossen Propheten selbst! Nun/ meine Liebsten/ es redet der Herr Christus uns noch heut Marc. 13, 23. zu Tage alle an/ aus dem Evangelisten Marco c. 13. Sihe/ ich habe es euch alles zuvor gesagt; Sehet ihr zu! Jch bin der Richter und Pei- niger. Jch hab es zuvor gesagt aus hertzlicher Treu/ daß ich nicht will/ daß iemand verlohren werde; Jch hab euch zuvor gesagt den Ort der Qual/ die verdamten Hoͤllenkinder/ welche es nemlich seyn werdẽ; den unwiderbring- lichen Schaden und unerschaͤtzlichen Verlust/ endlich auch die unsaͤgliche und unertraͤgliche Marter und Pein/ welche die Verdamten nicht von dem gnaͤdigen Gott als unschuldige Maͤrtyrer/ sondern von dem zornigen/ un- versoͤhnlichen Gott als Vbelthaͤter leiden und tragen muͤssen in Ewigkeit; Euch sterblichen Menschen allen habe ichs zuvor gesagt; niemand kan sich entbrechen mit der Vnwissenheit; derowegen βλέ ετε! Sehet euch fuͤr! Sehet mich an als einen gerechten Richter! Daher kom̃et alles Elend/ daß ihr mich euch faͤlschlich einbildet/ nur stets als einen barmhertzigen HErrn/ niemahls als einen strengen Richter; Sehet mich nicht nur an in der Wiegen/ am Creutz oder anderswo auff Erden/ sondern sehet mich an in der Hoͤhe/ auff meinem Majestaͤtischen Throne. Sehet mich an als einen Schatzmeister/ der den Zorn zubereitet und wie einen Schatz zusammen Rom. 2, 4. samlet/ nach dem Evangelio Pauli Rom. 2. Verachtestu den Reich- thumb seiner Guͤte/ Gedult und Langmuth/ weissestu nicht/ daß Gottes Guͤte dich zur Busse leitet? du aber nach deinem unbußfertigen verstockten Hertzen haͤuffest dir selbst den Zorn auff den Tag des Zorns/ in dem du die Suͤnde wie einen Schatz haͤuffest/ haͤuffest du auch den Zorn/ der schlaͤget endlich aus in Truͤbsal/ Angst und andere Noth. Es ist dreyerley Schatz/ der Gnaden- Schatz/ der Sůnden-Schatz/ der Zorn-Schatz; Gleich wie ein Koͤnig/ der seinen Vnterthanen viel sonderbare Wolthaten erzeiget/ durch ebenmaͤssige Wolthaten sie gleichsam per accidens anreitzet/ daß sie die Suͤnden haͤuffen; Heimlich ruͤstet er sein Zeug-Hauß aus/ und kriegt ei- nen Schatz vongroben und kleinen Stuͤcken zusammen: Also machets auch Gott/ unterdessen alldieweil ihm der Mensch einen Suͤnden- Schatz haͤuffet/ so haͤuffet der Richter im Himmel seinen Zorn-Straff- und Rach-Schatz/ den geusset Er gantz aus uͤber die hoͤllische Sodoma. Sehet Predigt. Sehet Christum an als den Peiniger und fuͤrchtet euch! Was fuͤrchtet ihr euch fuͤr den armen Schweins-Blasen und Stroh- Maͤnnern den Menschen/ die zwar den Leib toͤdten/ aber der Seele nicht schaden koͤnnen? Fuͤrchtet euch viel mehr fuͤr dem/ der Leib und Seel verderben kan in die Hoͤlle. Sehet ihn an als einen Matth. 10, 28. Prov. 16, 14. Esth. 7, 7. zornigen HErren! Des Koͤniges Grimm ist ein Botte des Todes; Haman wußte wohl/ was die Glocke geschlagen/ da der Koͤnig Ahasveros im Grimm auffgestanden: Also wann dieser Herr zornig ist/ da ist gewiß ein Vorbotte des ewigen Todes. Sehet ihn an als einen warhafftigen Propheten/ und glaubet doch solches alles! Sehet aber euch auch selbst an! Was zeihet ihr euch; Euch ist so ein herrliches Gut anvettrauet/ niemand hat iemahl sein eigen Fleisch gehasset/ verspielet doch euere Seel nicht so leichtlich/ wie vorzeiten die alten Teutschen Doppler auff einem Spielwurff die Freyheit verlohren! Wie Prov. 1, 22. lange wollet ihr Albern alber seyn/ und ihr Spötter Lust zur Spötterey haben? Dort werdet ihr zu spat fuͤhren das Zetter- und Mord-Geschrey: O ihr Berge fallet uͤber uns! O ihr Hügel Apoc. 6, 16. bedecket uns! Machet euch beyzeiten auff zu einem andern Berge/ da thut eine heilige Wahlfahrt hin an den Oel-Berg/ zu Christi Bett-Hause/ an welchem Er offt die Nacht uͤber fuͤr eure See- ligkeit gebettet/ damit euer Gebett nicht unkraͤfftig sey; Sehet denselben Oel-Berg an als seine des grossen Propheten Cantzel und Dräu-Hauß/ da Er der Statt gedraͤuet; daß ihr mit Busse dem Vn- gluͤck zuvorkommet. S ehet ihn an als sein Kampff-Hauß/ welches Er erstlich mit Thraͤnen/ hernach mit blutigem Schweiß bespren- get/ daß ihr euch sollet erweichen lassen. S ehet ihn an als sein Ehren- Hauß/ weil Er darauff ist gen Himmel gefahren/ daß ihr sollet nachfah- ren. S ehet ihn an als seinen Richter- S tul und feindseelige Burg/ daß ihr nicht in seine schwere Haͤnde gerathet. Dieser Wundsch des Herren Christi soll auch unser Wundsch seyn aus dem sechsten Psalm: Ach HERR/ straff mich nicht in Ps. 6, 2, 3. deinem Zorn/ und zůchtige mich nicht in deinem Grimm! HErr sey mir gnädig! komme zu mir nicht als ein Richter/ sondern als ein Vater! nicht als ein Peiniger/ sondern als ein Artzt! nicht mit Zorn/ Die Ein und Sechszigste (Achte) Zorn/ sondern mit Gnade! nicht mit der eisern Ruthen/ sondern mit Menschen-Ruthen! Hîc ure, hîc seca! Ach Herr/ solls ja so seyn/ daß Straff und Pein auff Suͤnde folgen muͤssen/ laß alle Waͤlder zu Ruthen werden/ auff daß ich nicht verdamt mit der Welt/ sondern unter deine Kin- der werde gezehlt/ den Außerwehlten dort zur Rechten gestellt/ den Engeln zugesellt/ O Herr hilff wann dirs gefaͤllt! loͤß uns von allem Vbel/ Amen. Die Ein und Sechszigste Predigt/ Vber den dritten Articul. Von der Hoͤll und ewigem Tode/ Die Achte Predigt/ Vber die Wort Esa. 66/ 44. Von den Schauern der Hoͤlle. G Eliebte in Christo: Sie/ die Kinder Jsrael/ sahen die Egyptier tod am Vfer des Meers/ schreibet der Exod. 14, 30. uralte Geschicht-Schreiber Moses/ Exod. 14. da er den siegreichen Wunder-Zug aus Egypten umbstaͤndlich be- schrieben/ endet und beschliesset er mit denen Worten seine Beschreibung: Jn welchen Morten Moses anzeiget I. dirum spectaculum, ein greßliches spectacul der toden Leichnam der Egyptier/ welche das Meer außgespeyet; Die Egyptier/ Pharao sampt seinen sechs hundert außerlesenen Wagen/ die Hauptleute uͤber alles Heer/ sonderlich den Wuͤterich Pharaonem, der kurtz zuvor das c. 15, 9. Triumph-Lied vor dem Sieg gesungen: Jch will ihnen nachjagen und erhaschen/ und meinen Muth an ihnen kůhlen/ und den Raub außtheilen/ dieselbe kuͤhne Helden/ nunmehr nasse Bruͤder/ die ligen am Vfer des Meers tod/ als stinckende Toden-Aaß/ als naß-trieffende Maͤuse/ der Wuͤrme Speiß und Greuel/ die das Meer nicht leiden wolt/ sondern außgewuͤrget und außgespien/ so waren sie auch gar dem Wasser zuwider und eckel. 2. Specta- Predigt. 2. Spectatores, Die Zuschauer; Die arme betrangte Scla- ven/ so durch Goͤttliche Krafft mit trockenen Fuͤssen hindurch gangen/ die stehen am Vfer als die Erstgebornen und Außerkohrnen/ außerwehlten Sieger und Zuschauer/ sie schauen dieses spectacul, diesen Greuel an mit truckenẽ Augen/ mit auffgethanen Freud- und Trost-Augen/ nicht stehen sie da und sehen es an wie eine Kuh ein neu Thor/ mit stillschweigende Munde und ohne Bewegung des Hertzens und Gemuͤths/ sondern jauchzen daruͤ- ber/ loben Gott/ und bieten nunmehr Trotz den Egyptischen Goͤttern/ O ihr heillose Goͤtzen/ vermoͤchtet ihr nicht helffen? Sie bieten Trotz dem wuͤtenden Pharao: Wo ist nun dein ruchloses Laͤster-Maul? da du sagtest: Wer ist der HERR/ dessen Stimm ich hoͤren muß Exod. 5, 2. c. 15, 9. und Jsrael ziehen lassen; Jtem: Jch will meinen Muth kuͤh- len! Wir meynen ja/ du hast dich erkuͤhlt im rothen Meer/ pfui dich! du garstiges Toden-Aaß; Sie trotzen die nassen Bruͤder/ die Egyptier/ das heisset gebadet! das heisset die Ebreer verfolget! Sie stehen da als panegyristæ, und Lobsprecher des grossen Gottes/ sie loben ihn und sprechen: Micamocha baelim Jehovah, HErr/ Exod. 15, 11. wer ist dir gleich/ der so mächtig/ heilig/ schröcklich/ loͤblich und wunderthaͤtig sey? HERR ist dein Name ! die Wa- v. 4. gen Pharao und seine Macht hastu ins Meer geworffen! wie dann die Chori panegyrici und ἐπινίκια, die Lob-Saͤnger im Reyen alßbald gefolget sampt den Triumph- und Freuden-Liedern/ Exod. 15. Exod. 15, 1. 3. 4. 5. Jch will dem HErren singen/ dann Er hat růhmliche Thaten gethan/ Roß und Wagen ins Meer gestuͤrtzet: Der HErr ist der rechte Kriegesmann/ HERR ist sein Name/ die Wagen Pharao und seine Macht hat Er ins Meer geworffen; Seine außerwehlte Hauptleute versuncken im Schilff-Meer/ die Tieffe hat sie bedecket/ sie fielen zu Grunde wie die Steine. Diese Histori ist eine schöne figur gewest der triumphi- renden Kirchen droben im Himmel; Gestalt der Heilige Geist solches selbst klaͤrlich gedeutet/ Apoc. 15. da sihet Johannes die Kirche der Apoc. 15, 2. 3. Außerwehlten stehen tanquam legionem aniciam \& victricem bestiæ, als ein unuͤberwindliches Kriegs-Heer/ eine Vber- winderin des Thiers/ am Vfer des glaͤsern durchleuchtenden und gleichsam feurigen Meers/ der Hoͤllen; da stehen sie tanquam victores, Sechster Theil. A a a a a als die Die Ein und Sechszigste (Achte) als die Helden/ die den Sieg behalten hatten an dem Thier und seinem Bilde/ Mahl-Zeichen und Namens-Zahl: Tanquam specta- tores, als die Schauer/ die schauen durch ein glaͤsernes Meer/ gleich durch eine perspectiv, das hoͤllische Feuer und Verdamte; tanquam panegyristæ; als die Lobsaͤnger Gottes; Sie hatten Gottes Harffen in der Hand/ und sungen das Lied Mosis des Knechts Gottes und sprachen: Groß und wundersam sind seine Werck: HERR Allmaͤchtiger Gott: Gerecht und warhafftig sind deine We- ge/ du Koͤnig der Heiligen/ wer solte dich nicht fuͤrchten und deinen Namen preisen? Vnd das ist das theatrum, das spectacul, welches der Hei- lige Geist uns in unsern bißher abgehandelten Prophetischen Hoͤllen-Pre- digten fuͤrgehalten: Da wir zuvorderst erwiesen 1. daß eine Hoͤlle seye. 2. Ποῦ inferni, Was fuͤr ein Ort die Hoͤlle sey. 3. Wer die filii gehennæ, die Hoͤllen-Kinder seyen. 4. Pœnam damni, Die Verlusts-Straffe in der Hoͤllen/ nemlich den an- dern Tod. 5. Pœnam sensus, Die Marter und Qual der Verdamten/ so sie von dem unsterblichen Gewissens-Wurm leiden. 6. Das hoͤllische Feuer. 7. Den Richter und Pei- niger. Jst nichts mehr uͤbrig/ als daß wir 8. betrachten die S chauer/ von welchen der Prophet saget: S ie werden heraus gehen/ und schauen die Leichnam der Leute/ die an dem HErren gemiß- handelt haben; Nach dem wir den Augenschein der uͤbrigen Schau eingenommen/ so wollen wir auch von ferne schauen die S chauer/ damit wir hie lernen die rechte Vorschau im Reich des Glaubens/ daß wir schauen nicht nur das Boͤse/ Vbel und Elend der Verdamten/ sondern auch das hoͤchste Gut in Freude und Ehren; Gott wolle unsere Hertzen hierzu erleuchten durch seinen H. Geist/ umb Jesu Christi willen/ Amen. D Er hocherleuchte Prophet stellet uns in diesem theatro fuͤr Augen I. Cœlites, die neuen Himmels-Burger/ im neuen Himmel und der neuen Erde/ die stehen tanquam vi- ctores, als S ieger und Vberwinder des Teufels und der Welt; als der außerwehlte Same/ die erstgebornen und außerwehlten Kinder Gottes/ deren Namen in dem Himmel angeschrieben/ die Durchlenchti- gen/ Predigt. gen/ als die cultores sabbathici, die Sonn- und Feyer-Kinder/ die einen Monat nach dem andern/ einen Sabbath nach dem andern halten und anbeten werden fuͤr dem HErren; die ein Sabbath-Leben fuͤhren werden/ das ist/ ein ruhiges und friedsames Leben von dem Sathan/ den Ergernuͤssen der Welt/ fuͤr dem Kampff des Flei- sches/ der Suͤnden/ der Straffen/ ꝛc. sie werden fuͤhren ein herrliches Leben/ sie werden haben ein froͤliches Leben von allerhand Fest-Freuden/ colloqui- en/ convivi en/ Musicen: Ein heiliges/ englisches Leben/ ein ewiges Leben/ einen Sabbath nach dem andern. Jm Alten Testament hats moras, intervalla und Werckel-Tage gegeben: Endlich haben die Juͤdischen Fest/ die Neumonden/ ꝛc. gar auffgehoͤret/ und sind als Schatten verschwun- den; Aber hie halten die Außerwehlten einen ewigen Sabbath/ immer ein Fest/ ein Feyer beut dem andern die Hand ohne auffhoͤren. Die Papisten apud Cor- nel. ad h. l. p. 549. ziehens auff ihren Marck und Meß-Tag/ geben fuͤr die Roͤmische Kirche sey die jenige/ die einen Feyer und Sabbath nach dem andern halte/ es seye kein Tag das gantze Jahr durch/ da man nicht bald diesen/ bald jenen Hei- ligen und Maͤrtyrer-Tag zu feyren habe/ und kommen immer neue Maͤrty- rer und dero reliqui en und Heiligthumb ans Tageliecht/ daß man zu fey- ren gnug findet. Aber was sagt das Sinaische Gesetz dazu? Sechs Exod. 20, 9. Tage soltu arbeiten. II. Cœlites expatiatores, Die himmlischen Spatzier- gaͤnger/ die eine Sabbath-Reise werden fuͤrnehmen und hinaus spatzie- ren/ gleich wie Vberwinder zu thun pflegen/ wann eine Schlacht geschehen/ so gehen sie hinaus aus der Statt auff die Wahlstatt/ und sehen den Jammer fuͤr Augen/ wie ohne Zweifel geschehen/ damahl/ da die Moabiten/ 2. Chron. 20, 24. Ammoniten/ Edomiten wider Josaphat außgezogen/ einander selbst auff- gerieben/ da spatzierten die Juden an der Wuͤsten her/ und sihe/ da lagen die Tode Leichnam auff der Erden; Als der Engel hundert und fuͤnff und 2. Reg. 19, 35. achtzig tausend Mann geschlagen/ da sind die Burger zu Jerusalem hin- aus gangen und die cadavera und Greuel gesehen/ und sich belustiget. Wie/ sprichstu/ soll ich das verstehen? Werden sie aus der Statt Gottes/ dem himmlischen Jerusalem heraus und in die Hoͤll herab spatzieren? Lese ich doch Matth. 25. die Thuͤr sey beschlossen/ die thoͤrichten Jung- Matth. 25, 10. Luc. 16, 26, Apoc. 3, 12. frauen warten vergebens auff. Luc. 16. sagt Abraham/ es sey eine grosse Klufft befestiget/ ja Apoc. 3. laͤsset der Sohn Gottes dem Engel der Gemeine zu Philadelphia schreiben: Wer uͤberwindet/ den will A a a a a 2 ich zum Die Ein und Sechszigste (Achte) ich zum (Triumph) Pfeiler in dem Tempel meines Gottes machen/ und soll nicht mehr hinaus gehen? Freylich ist dem also! Sie werden nicht hinaus gehen/ motu locali \& passibus pedum, nemlich/ einen Schritt nach dem andern mit ihren Hieron. in h. l. p. 260. Fuͤssen/ sondern/ wie es Hieronymus wohl erklaͤrt: Egredientur non lo- co, sed intelligentiâ, Sie werden nicht hinaus gehen nach dem Ort/ son- Aug. l. 20. C. D. c. 22. dern mit ihrem Verstande. Augustinus mov irt ebenmaͤssige Frage: Sed quomodo egredientur boni ad pœnas malorum? nunquid corporis motu beatas illas relicturi sedes \& ad loca pœnalia perrecturi, ut malo- rum tormenta conspiciant præsentiâ corporali? absit! sed egredientur per scientiam; \& mox: quia quod extra est, cognituri sunt: contrà, qui erunt in pœnis, quid agatur intùs in gaudio Domini, nescient. Wie/ fragt er/ werden die Frommen dann heraus gehen der Verdamten Straff zu beschauen? Werden sie etwan mit Bewegung des Leibes ihre seelige Wohnung verlassen/ und an die hoͤllische Wahlstatt oder Marter-Hauß kommen/ daß sie der Verdamten Pein ansehen mit leiblicher Gegenwart? Das sey ferne! sondern sie werden heraus gehen durch die Wissenschafft; Vnd bald darauff setzet er die Vrsach: Dieweil sie wissen werden/ was ausser der Seeligkeit geschicht/ da hingegen die andern in der Marter nicht wissen werden/ was in der ewigen Freude geschiehet. Gleich wie der jeni- ge/ so da lieset und betrachtet die Suͤndfluth/ der gehet heraus mit Noah und beschauet die toden Leichnam/ so allenthalben durchs Wasser hinge- richtet worden; Wer betrachtet die Histori von Sodom und Gomorrha/ der gehet heraus mit Abraham/ und beschauet die Schwefel-Asche; Wer da lieset oder hoͤret die alten Historien von den Maͤrtyrern; die grausame Tyranney der Spanier mit den armen Leuten in der Neuen Welt/ der ge- het heraus mit seinem Gemuͤthe/ nicht mit dem Leibe an den Ort/ sondern bildets ihm nicht anders ein/ als sehe ers fuͤr Augen! Also viel mehr die Außerwehlten werden solches thun koͤnnen in ihrem vollkommenen Liecht und Erkaͤntnuͤß als in einem Spiegel. Es stellet uns der Prophet vor Augen III. Cœlites specta- tores, die neuen Himmels-Burger als Schauer der gantzen Trag œ di und aller spectacul, die alles anschauen mit hellen Adlers- Augen; Gleich wie andere Geheimnuͤß/ also auch dieses Marter-Werck 1. Cor. 13. 12. sehen sie nicht mehr in einem tunckeln Wort/ als durch einen Spiegel/ sondern gleichsam von Angesicht zu Angesicht/ ohne Jrrung und Anstoß; mit reinen Augen/ da kein unordentlicher affect oder verdamliche ἐπιχαιρε κακία und Schaden-Freude Platz findet; Zwar die verstockten Juden/ als ihr Predigt. als ihr herrlicher Tempel mit rothen Feuer-Fluͤgeln gen Himmel aufffloge/ sahen sie mit Freudẽ die Brunst und den Steinhauffen an; aber alles aus Neid und Boßheit/ auff daß sie also den Feinden nichts hinderliessen. Als Nero der Tyrañ die Statt Rom/ welche er mit Feuer ansteckẽ lassen/ in der Flamm lohhell brennend gesehen/ delect iret er sich damit anders nicht/ als sehe er in einer Trag œ di die Verstoͤrung und Einaͤscherung der Statt Tro- ja. Jn den Roͤmischen () Saturnal Spielen wurde nicht nur Menschen- () apud I. Lips. l. 1. Sa- turn. c. 12. Blut durch die Fechter/ ohne Zahl vergossen/ sondern auch mit freudigen Augen gleichsam gesoffen/ das war eine schnoͤde crudelit aͤt. Das sey fern/ daß auch auff eine solche neidische boßhafftige Weise die Außerwehlten solten die Verdamten beschauen/ sondern oculo de- fecato, mit gesauberten/ reinen und unparteyischen Augen. Ridebis, sagt Bernhardus, in impiorum interitu, sed ob tuam evasio- Bernhard, serm. 8. in Psal. nem, ob omnimodam securitatem, ob comparationem, ob ipsius justi- tiæ profectum \& æmulationem. Du wirst lachen uͤber den Vntergang der Gottlosen/ aber wegen deiner Erloͤsung/ daß du solchem Jammer ent- gangen bist/ wegen der gaͤntzlichen Sicherheit/ wegen der unvergleichlichen Vergleichung der ewigen Freude gegen der ewigen Marter und Qual/ we- gen der Gerechtigkeit und heiligem Eifer. S ie werden schauen oculo victorioso, mit auffgerichte- ten S iegs-Augen; Gleich wie Christus in seiner Hoͤllenfahrt/ nach dem e r zuvor Zaͤhren vergossen uͤber den Vntergang der Statt Jerusalem/ aber Luc. 19, 41. Apoc. 1, 18. Col. 2, 15. Eph. 4, 8. 1. Cor. 15, 55. 1. Pet. 3, 19. Prov. 19, 29. Ps. 35, 21. Thren. 2, 16. Esa. 14, 4. 12. 16. hernach hat Er sich in der Hoͤlle erzeiget als ein Sieger und Vberwinder/ zur Schau/ Schande und Spott allen Verdamten mit freudigem Muth: Also auch die Außerwehlten werden ihrer Spoͤtter spotten/ die lezim, die weiland geruffen: Da! da! das hatten wir gerne/ die ihr Maul auffgesperret/ angepfiffen/ mit den Zaͤhnen geblecket und gesprochen: Heh/ wir haben sie vertilget. Es werden die Vntergedruckten ihre hoffaͤrtige Vnterdrucker verachten und sagen: Wie ists mit dem Trei- ber so gar aus? Wie bistu vom Himmel gefallen/ du schöner Morgenstern/ wie bistu zur Erden gefaͤllet/ der du die Heyden schwaͤchtest? Jst das der Mann/ der die Welt zittern und die Königreiche bebend machte? Es werden die Lazari ihren helluo- nibus predigen: Sihe du harter Viltz/ mir mochtestu die Brosam nicht goͤnnen/ ietzt soll dir kein Tropffen Wassers gedeyen: Die Maccabeer wer- den verlachen ihren Antiochum und sagen: Gelt du bist dem Gericht des A a a a a 3 Allmaͤch- Die Ein und Sechszigste (Achte) Allmaͤchtigen nicht entlauffen? Die Laurentii ihre Decios anreden? Wie Baron. ad ann. 304. n. 8. schmeckt dir der Braten? Baronius erzehlt von der Seule in Hispanien/ so von dem Heydnischen Kaͤyser Diocletiano auffgerichtet worden mit dieser Vberschrifft/ Diocletianus, Jovius, Max. Herculeus Cæsar August, superstitione Christi deletâ, \& Deorum cultu propagato, das ist/ Der Kaͤyser Diocletianus hat diese Seul auffgerichtet/ zum Andencken des außgeloͤschten Aberglaubens Christi/ und des vermehreten Gottesdiensts der Roͤmischen Goͤtter. Ach mein/ dieser Tyrann wird sich betrogen fin- den! Die Außerwehlte werden schauen und sagen: Jst das der Mann/ der Christi religion vertilgete? Sie werden schauen endlich oculo nauseabundo \& im- misericordi, mit ecklenden und unbarmhertzigen Augen; Da wird David nicht mehr beweinen seinen Absalom/ sondern sagen: Dir geschiehet recht/ du hasts verdienet! Abraham wird seinem Sohn/ dem reichen Schlaͤmmer den Korb geben; sie werden allem Fleisch ein Greuel seyn/ iederman wird sie anspeyen/ pfui dich! Es stellet uns der Prophet die neuen Himmels-Burger vor als panegyristas, die da anbeten fuͤr dem HErren; Dann das wird die ewige Fest-Freude und Sabbath-Lust seyn/ dazu ist der Sab- bath als ein Ruh- und Ruhm-Tag geordnet; Gott selbst hat auff den siebenden Tag geruhet/ und mit froͤlicher Schau seine machinam und Ge- schoͤpff angesehen/ und sich damit belustiget/ daß alles sehr gut gewesen. Die Engel haben ihn gelobet an dem Sabbath; Des Menschen Sab- bath-Arbeit vor dem Fall war Gott loben und dancken in dem nemore und Lust-Walde (wie etliche davor halten) des verbotenen Baums/ als einem Heiligthumb und Tempel; Das ist der Zweck und das Recht der Neumonden und anderer Fest-Tage des Alten Testaments; Das ist der Zweck aller Christen-Feste und Sabbather; Wer den Sabbath anders braucht/ der ist ein Sabbathschaͤnder; David hat zu solchem Ende einen sonderbaren Psalm compon irt/ der heisset Mizmor schir lejom ha- Ps. 92, 1. 2. schabbath, Psal. 92. Es ist ein köstlich Ding/ dem HErren dancken/ und lobsingen deinem Namen/ du Hoͤchster/ des Morgens deine Gnade! An diesem Tage soll alles leuchten und bren- nen von Goͤttlichem Lob; da sollen alle species des Goͤttlichen Ruhms Apoc. 1, 10. und Preises als in dem centro zusammen fliessen: Wie St. Johannes auff des Herren Tag in seinem Pathmo verzuckt mit himmlischen vi- sionibus und Gesichten umbgangen/ in seinem Gott froͤlich gewesen: Also/ Predigt. Also/ weil die Heiligen im Himmel werden einen Sabbath nach dem an- dern halten/ so werden sie Gott ehren und loben; Das wird das thema, die materia carminis seyn/ nemlich die Hoͤll! Jhr erstes Werck/ das sie thun werden/ heisset 1. agnosce- re, erkennen; Sie werden ohn Vnterlaß erkennen/ bedencken und nicht vergessen terminum liberationis à q uo, den Ort/ aus welchen sie sind erloͤset worden/ die Hoͤlle/ was dieselbe sey; terminum ad quem, den Ort wohin sie kommen/ an welchen Port; Die Gut- und Wohlthaten des Mittlers werden da hell leuchten/ die werden lieb werden/ sein blutiger Toges-Kampff der wird alßdann recht angenehm seyn/ da wirds heissen: Ach Herr Jesu/ ietzt verstehe ich die Passion recht/ den edlen Bezoar/ ꝛc. dessen uns ein klares Exempel seyn kan das Gespraͤch Luc. 9, 31. Mosis und Elias auff dem heiligen Berge/ die da geredet von dem Auß- gang Christi. Das andere Werck wird seyn 2. admirari Dei sapientiam, sich uͤber Gottes unerforschliehen Weißheit wun- dern/ der einen solchen Weg erfunden/ dadurch wir der Hoͤllen aus dem Rachen gezogen/ und das morte morieris (du wirst des Todes sterben) mit dem vivat (er soll leben) concili irt durch eine schoͤne harmoni, darinnen Guͤte und Treu einander begegnen/ Gerechtigkeit Ps. 85, 11. und Friede sich kuͤssen. Das dritte Werck wird seyn 3. laudare, loben/ die uner- gruͤndliche Barmhertzigkeit an uns/ und seine allerheiligste Gerechtigkeit an den Verdamten/ und dar auff der triumphirenden Kirchen nachsingen: Nun ist das Heil/ und die Krafft/ und die Macht/ und das Apoc. 12, 10. 11. 12. Reich unsers Gottes/ seines Christus worden/ weil der ver- worffen ist/ der uns verklaget Tag und Nacht fuͤr Gott; Wir haben uͤberwunden durch des Lammes Blut; Darumb freuet euch ihr H immel/ und die darinnen wohnen! Vnd aus dem 15. c. 15, 3. 4. Cap. Groß und wundersam sind deine Werck/ HERR All- maͤchtiger Gott/ gerecht und warhafftig sind deine Wege/ du Koͤnig der H eiligen! Wer solt dich nicht fůrchten/ HERR/ und deinen Namen preisen? Vnd aus dem 19. Cap. mit den gros- c. 19, 1. 2. sen himmlischen Heerscharen: Alleluja/ H eil und Preiß/ Ehr und Krafft sey Gott unserm HERREN/ warhafftig und gerecht sind Die Ein und Sechszigste (Achte) sind seine Gerichte/ daß Er die grosse H ur verurtheilt hat/ wel- che die Erden mit ihrer H urerey verderbet/ und hat das Blut seiner Knechte von ihrer H and gerochen/ Alleluja/ Alleluja! Diese Schauer sollen seyn unsere Lehrer! Wollen wir auff ihr theatrum dermahl eins tretten/ und in ihre choros eingemischt werden/ so muß warhafftig hie die protheoria und Vorschau vor der Freuden- Schau wohl gefasset und practic iret werden; Wollen wir seyn cœlites, heilige Himmels-Burger des Neuen Jerusalems/ deren Stamm und Namen fuͤr Gott stehen im himmlischen/ heiligen Sabbath-Leben/ so muͤssen wir 1. außgehen aus S odoma; Was ist Sodoma? Apoc. 11, 8. Das ist Rom/ die Roͤmische Hur/ die da ist das geistliche Sodoma und Egypten; Egypten zwar wegen der Tyranney; Was ist Sodoma an- ders als das irrdische Hierusalem/ da alles boͤse zusammen lauffet/ die Ezech. 16, 46. Schwester des irrdischen und leiblichen Sodoms? Was thun aber un- sere Peregrinant en? Sie gehen und reisen hinein in Sodom/ Jtalien/ Apoc. 18, 4. Franckreich; da es doch heisset: Gehet aus von Babylon/ daß ihr nicht theilhafftig werdet ihrer S uͤnden! Reisen ist wohl ein gut und nuͤtzlich Ding/ frembde Sitten und Sprachen lernen ist nicht verbot- ten; Aber Klugheit uͤber Klugheit ist von noͤthen/ daß man der Circe und Sirenen nicht zu nah komme/ sonderlich an die Ort/ da die geistliche Pest regieret; Gleich wie du niemand rathest/ daß er in ein infic irt Hauß gehe/ er muͤsse es dann thun aus Nothzwang oder Beruff; Eben dergleichen Gefahr ist es an die jenige Ort reisen/ da die Roͤmische Dam sitzet/ ihre philtra und Liebs-Traͤncke darbietet/ den schnoͤden Fuͤrwitz mit antiquit aͤ- ten/ affection s-Kuͤsse/ grossen Verheissungen nehret/ dararaus entspringet dann endlich der leidige Syncretismus, daß es heisset: Ulula cum lupis, cum quibus esse cupis, Weil du unter Woͤlfen bist/ so mustu auch mit heulen. Man leg auff die Wage die Gefahr und die Affen und die Pfauen/ was sagt die himmlische Stimme? Gehet aus von Babylon! Ge- het aus dem Sodom dieser Welt/ als der Hoͤllen Vorburg und Vorhof! Was thut aber die Welt heutigs Tages? Sie will nicht außgehen/ ver- Gen. 19, 14. lachens wie die Eydam Loths/ stellen sich der Welt und ihrer Phantasi gleich! ja es gibet wohl solche verzweifelte Gemuͤther und boßhafftige Leute/ die sich selbst als die Decii der Hoͤllen verfluchen! Hol mich der Teu- fel ꝛc. ist ihr Wundsch/ will man nicht thun/ was sie wollen/ und ihrem Kopffe folgen: gehen aus Gottes Ordnung/ betten nicht/ gerathen druͤber in Vn- Predigt. in Vngluͤck/ in Armuth/ in Mangel/ so fallen sie in die desperation und Verzweifelung/ kommen ad ἀυτοχειρίαν, draͤuen mit dem Selbst-Mord die Leute zu zwingen und Hertzleid zu machen! Fahr immer hin du leicht- fertiger Mensch/ wags auff dein Abentheuer/ es wird dir heiß gnug werden im Feuer! Wollen wir dermahl eins unter die heiligen Schauer/ und die edlen Himmels-Burger gezehlet werden/ so můssen wir auch außgehen zu schauen! schauen aber mit hellen/ reinen/ ecklenden Augen; Wann du der Sodom æ ihre Auffzuͤge/ ihre Phantasi und schema sihest/ ihren Pracht und Hoffart/ ihren Haß und Rachgierigkeit/ ihre wuͤste und garstige Vnzucht/ ihre Dieberey und Geitz/ ihre rationes statûs, so sihe es nicht an wie eine Kuh ein neu Thor/ sondern oculo claro, mit hellen/ erleuchteten Augen/ laß dich nicht verfuͤhren; Die Welt handelt als ein Gauckler/ ehe du dichs versihest/ hat sie dir ein Mahl-Schloß ans Maul gegauckelt. Sie ist pomum Sodomicum, ein Sodomischer Apffel/ thut man ihn mit dem Messer der Warheit auff/ so ist nichts als Asche zu finden. Sihe ocu- lo puro, mit reinen und heiligen Augen ohne affect en/ ohne Lust und Begierde solche Phantasi nach zu thun. Sihe sie an oculo duro \& victorioso, mit feurigen Au- gen als ein Held/ da soll es heissen: Ego tanti pœnitere non emo! wie dort Demosthenes sagt beym Gellio, Jch mag ein solches Wehe/ eine solche Reu so theuer nicht bezahlen. Also that Loth/ dessen Seel und Augen 2. Pet, 2, 8. wurden gequaͤlet/ es thaͤt ihm Wehe zu sehen. Wollen wir edle Himmels- Burger werdẽ/ so muͤssen wir auch loben. Hie muß man die Music anstim- men. Zwar an Panegyricis und weltlichen Lobsprechen ist kein Mangel! kein Trajanus ist ein solcher grosser Schand-Bub/ er findet einen Plinium und encomiast en/ kein Domitianus so grausam/ er findet seinen Martia- lem; Es ist kein Backen so schaͤndlich/ er bekommet einen Kuß/ auch die unflaͤtigen Schwaͤren werden gelecket/ und wird allenthalben der Fuchs- Schwantz gestrichen; pfui dich hinweg mit diesen ungerechten verdam- ten Panegyricis, Gott im Himmel das hoͤchste Gut ist allein lobens- werth! Wann man bedencken soll am Sabbath/ sonderlich die Erloͤsung aus der Hoͤllen; da gehet man wohl hinaus/ einen Sabbath nach dem andern ins Zech-Hauß/ ins Spiel-Hauß/ da gehet die Wahlfahrt an nach dem Heiligen Arbogasto, Ruperto, Ecboldo. Nun ein ieder wags Sechster Theil. B b b b b auff Die Zwey und Sechszigste und letzte auff sein Ebentheuer! Es wird ihm heiß genug werden im ewigen Feuer. Apoc. 22, 11. Wir haben bißher gesehen viel Goͤttliche Liebes-Seile; wer sich davon nicht will ziehen lassen/ der nehme den Werth an/ wann er mit Ketten der Finsternuͤß geschleppet/ und die Krafft des goͤttlichen Schwurs Ps. 95, 11. fuͤhlen muß/ daß solche Freveler nicht zur Goͤttlichen Ruhe kommen sollen. Jesus Christus unser Heiland/ der den Tod uͤberwand/ und da- her Tod/ Suͤnd/ Teufel/ Leben und Gnad/ alles in den Haͤn- den hat; Er wolle uns durch seinen blutigen Creutzgang und Außgang aus Jerusalem an die Schedelstatt/ da Er durch sein schmertzlich specta- cul am Creutz aller Welt zu einem Scheusal und Ergernuͤß worden/ Gna- de geben/ daß wir auch außgehen aus der Sodom durch wahre Buß; sei- nes Creutzgangs uns in allen Anfechtungen/ ja in der letzten Noth troͤsten/ da wir den exodum durchs Toden-Meer practic iren muͤssen! Er errette uns fuͤr der Hoͤllen/ fuͤr der Hoͤllen ewigem Tode/ des ewigen Todes nagen- den Wurm/ des nagenden Wurms unaußloͤschlichem Feuer/ daß in uns die Sinne nicht verzagen/ wann der Feind wird das Leben anklagen; daß wir auch aus Egypten durchs schwartze Toden-Meer hindurch gehen mit truckenem Fuß/ und am Vfer des glaͤsernen Meers Apoc. 15, 2. 3. sehen/ ihm unserm Erloͤser das Lied Mosis singen/ und mit Freuden hinaus gehen moͤgen! Deme auch fuͤr alle gute/ heilsame/ erbauliche Gedancken und fruchtbares Gedeyen sey Lob und Ehr/ daß sein Reich gemehret/ des Teufels Reich zerstoͤret/ viel Seelen gewonnen worden; Jch sampt euch/ ihr sampt mir erhalten zum ewigen Leben/ Amen. Die Zwey und Sechszigste und letzte vermehrte Predigt/ Vber den dritten Articul. Von dem glaubenden Glauben. Ion. 3, 5. seqq. G Eliebte in Christo: Es ist ohne allen Zweifel der Gehor- sam des Glaubens/ den die bußfertige Leute zu Ninive von sich scheinen lassen/ ein rechter Wunder-Gehorsam gewest; Es haͤtten dieselbige gleich anfangs/ da Jonas das Pfla- ster der Statt betretten/ ihm den Paß verlegen koͤnnen/ sie haͤt- Predigt. sie haͤtten koͤnnen die Thore ihrer Hertzen zuschliessen/ und den Riegel fuͤr- schieben: Sie haͤtten koͤnnen ihre Ohren verstopffen/ wie eine Otter/ sie Ps. 58, 5. Luc. 21, 15. haͤtten koͤnnen widersprechen vnd sagen: Was weistu darvon? Wer hat dich hieher geladen? Predige deinen Hebreern/ du bist der Frembdling un- ter uns/ ist die Statt so viel hundert Jahr gestanden/ sie wird wohl ligen bleiben/ du wirst sie nicht zu Grunde predigen; So uͤbel wird es uns Ier. 5, 12. c. 44, 16, 17. nicht gehen/ Schwert und Hunger werden wir nicht sehen/ du bist ein Waͤscher/ es gehe uͤber dich selbst. Sie haͤtten koͤnnen ihre Macht ihm fuͤrrucken/ sie haͤtten koͤnnen Zeichen von ihm fordern/ wie die Juden/ Matth. 16. die sich nicht gesaͤttiget Matt. 16, 1. mit irrdischen Zeichen/ sie wolten Zeichen vom Himmel sehen/ und dannoch ihr Hertz verhaͤrtet. Sie haͤtten sein als eines Abentheurers und stinckenden Juden koͤnnen spotten/ verhoͤhnen/ anpfeiffen wie die Toͤchter- Maͤnner Loths/ Gen. 19. gleich wie der Landpfleger Festus den Apostel Gen. 19, 14. Paulum fuͤr einen Abentheurer hielt/ als er sich verantwortet/ und sprach: Paule/ du rasest. Sie haͤtten ihn koͤnnen hinaus stossen/ und ihm als Act. 26, 24. einem Auffruͤhrer und Kundschaffer Briefe in ein ander Closter geben/ den Stul fuͤr die Thuͤr setzen/ wie Amos begegnet/ und wie Amazia sagen: Amos 7, 12. 13. Du Seher/ gehe weg/ und fleuch ins Land Juda/ und iß Brod daselbst/ und weissage nicht mehr zu Bethel/ dann es ist des Koͤ- nigs Stifft und des Königreichs Hauß. Sie haͤtten den Miche- 1. Reg 22, 26. 27. Act. 7, 59. c. 5, 40. am mit ihm ag iren koͤnnen/ wie Ahab; oder gar den blutigen Propheten- Lohn geben/ wie die Propheten-Moͤrder zu Jerusalem/ ihm mit Stephans- Vieren abzwagen/ und einen Statt-Schilling geben/ wie den H. Aposteln begegnet; Dann so wuͤrde es heutiges Tages besorglich gehen/ der mit solcher parrhesiâ wie Jonas zu Pariß/ Rom/ Constantinopel aufftretten wolte/ wie wuͤrde dessen gewartet werden/ wie wuͤrde er berathet und bewuͤr- tet werden? daß er mit blutigem Kopffe schlaffen gienge. Oder auffs wenigste/ wo sie nicht crudeliter und tyrannisch mit ihm proced iren wollen/ haͤtten sie koͤnnen moras nect iren/ wie Agrippa/ Act. 26. Act. 26, 28. Aber nein! sine morâ, sie brauchen keiner Weile oder Vmbschweiffs/ sau- men sich nicht lang/ es gehet ihnen durchs Hertz/ lassen Jon æ einen freyen ungehinderten Gang/ sie bewuͤrthen ihn/ widerstreben nicht/ sind ge sen in einfaͤltiger Gelassenheit/ sie hoͤren eusserlich pædagogicè als Schuͤler Jon æ Predigt an/ sie erweisen obsequium passivum, bequemen sich zum Gehorsam/ darauff der Heilige Geist obsequium activum erweckt/ daß sie solche Predigt annehmen/ zu Hertzen fassen/ und ihr Leben darnach an- B b b b b 2 stellen Die Zwey und Sechszigste und letzte stellen/ sie bekehrten sich auff die Predigt Jon æ; Es war die Gefahr vor- handen/ so bald es geblitzet/ gehen sie in sich/ warten nicht/ biß es gar ein- schlaͤgt. Das ist der Gehorsam an ihm selbst/ seiner qualit aͤt/ Adel und Art nach ein rechter/ unvergleichlich grosser Wun- der-Gehorsam/ deßgleichen in Jsrael nicht erhoͤret worden/ und auch in keiner Historigelesen wird. Wunder 1. ratione organi, wann wir ansehen den Ruͤst- und Werck-Zeug Gottes/ durch welchen dieser Gehorsam gewuͤrcket/ das war ein Frembdling/ ein unangenehmer/ stinckender Jud/ ἄσημος, er kommt daher gelauffen/ thut kein miracul und Wunder. Wann zu Tyro und Sidon dergleichen Zeichen geschehen Matt. 11, 21. waͤren wie zu Chorazin und Bethsaida/ sie wuͤrden sich bekehret haben/ das waͤre kein Wunder gewest; Aber hie groß Wunder/ ob gleich kein Wunder und Zeichen vorgangen. Wunder 2. ratione nuncii, wann wir betrachten die Bottschafft; Haͤtte er lauter Evangelia gebracht/ die der Mensch gern hoͤret/ von grossem Gluͤck/ flor, victori en/ und sie haͤtten 2. Reg. 14, 25. Ioseph. l. 9. pag. 318. gehorchet/ das waͤre kein Wunder gewest/ dann solches hoͤret die Welt gern/ dergleichen er gethan im Koͤnigreich Jsrael dem Jeroboam/ 2. Reg. 14. Aber hie ist er kommen mit einer harten Bottschafft. Wunder 3. ratione auditorum, in ansehen der Zuhörer; Das waren rohe Heyden in Abgoͤtterey und Lastern ersoffen/ und darzu in florentissimo statu, im vollen Gluͤck/ sie sassen da wie in einem irrdi- schen Paradiß/ sie gruͤneten wie die Lorbeer-Baͤume. Daß Petrus der Apostolische geistliche Fischer in einem Zug drey tausend Seelen erjagt/ war kein so groß Wunder/ dann es waren darunter ἐυλαβει῀ς religiosi, Actor. 2, 5. Gottesfůrchtige Maͤnner/ Actor. 2. Sie hatten ein sehnlich Ver- langen nach dem Messia/ sie hatten auff das Heil Jsrael gewartet; Aber hie lauter Goͤtzen-Knechte und Vnflaͤther/ Ninive war ein Goͤtzen-Hauß/ vide Luth. tom. 8. Witteb. p. 236. f. 2. 1. Reg. 12, 24. ein Hur-Hauß/ ein Raub-Nest/ ein Pracht-Nest. Wunder 4. ra- tione numeri, wann wir besehen die unsägliche Zahl und grossen Hauffen der Menschen; Viel war es/ daß durch das Wort des Propheten Semaja das gantze Hauß Juda und dem Stamm Ben- jamin/ hundert und achtzig tausend junge streitbare Mannschaft zuruͤck gebracht und abgehalten wurden von dem Streit wider die Kinder Jsra- el; Aber hie unaußsprechlich mehr/ in einer solchen Statt/ da allein der jungen Kinder/ so noch nicht recht und linck unterscheiden koͤnnen/ sich ge- funden Predigt. funden hundert und zwantzig tausend/ wie viel erwachsene Kinder/ Dienst- Botten/ wie viel Maͤnner und Weiber/ wie viel Gaͤste und mancherley Mutter-Kinder/ Frembdling und Pilgram? An diesen allen geschiehet das grosse Wunder durch eine eintzige Predigt/ daß sie sich bekehren/ und Fruͤchte der Busse von sich leuchten lassen: Die Leute zu Ninive/ beyde klẽin und groß/ niemand außgenommen. Jst also Ninive damals wol die beste Statt in der Welt gewesen/ eine rechte Gottes-Statt/ (sind Lutheri Wort) die ihres gleichen nichtgehabt; Luth. tom. 3. Ien. pag. 216. f. 2. Dann zeige mir eine Statt in der gantzen weiten Welt/ wanns auch die heilige Statt Jerusalem waͤre! Jonas reiset nur eine Tagereise/ sie haben ihn nicht alle gehoͤret/ und doch alle bekehret. Hie moͤchte Gott wohl fagen/ was Christus mit Verwunderung von dem Hauptmann zu Capernaum sagt/ Matth. 8. ein rar es elogium: Solchen Glauben habe ich in Matt. 8, 10. Jsrael nicht funden. Hie ist mehr als Jonas/ hie ist der Vrheber und Anfaͤnger vnsers Glaubens Christus Jesus/ der haͤlt uns sein Sym- bolum, den Apostolischen Glauben fuͤr/ fordert von uns den Ge- horsam des Glaubens/ Er hat denselben auch von Anbegin als der car diarcha und Jehova Nissi, der Hertzens-Siegsfuͤrst erhalten/ allerhand Exod. 17, 15. exempla der Nachfolge in seinem Wort auffzeichnen lassen. So lasset uns nun folgen/ Hertzen und Ohren oͤffnen/ daß der Koͤnig der Ehren einziehe durch wahren seeligmachenden Glauben! Fides quæ creditur, Der geglaubte Glaube ist bißher weitlaͤufftig durch alle drey Articul tract irt und gehandelt worden: Jst auch etwas de Fide quæ credit, von dem Glauben/ der da glaubet fuͤrgetragen wor- den; Des guten Dings kan man nicht zu viel thun/ wollen demnach zum Beschluß noch einmahl vollkommenlich und außfuͤhrlich von dem höchstnothwendigem Geheimnuͤß des Glaubens der da glau- bet/ oder des glaubenden Glaubens zu reden und zu hoͤren uns nicht verdriessen lassen. Gott der Heilige Geist/ der Versiegler aller himmlischen Guͤter/ wolle auch zum Beschluß denselben in unser Hertz einschliessen/ und wohl versieglen/ daß wir wie hie in dem Gnadenreich Vorschmacksweise/ also dort im Himmelreich/ in der ewigen Seeligkeit desselben Ende und Fruͤchte wuͤrcklich und unersaͤttlich geniessen moͤgen/ umb Jesu Christi unsers Seelen-Schatzes willen/ Amen. B b b b b 3 So ist Die Zwey und Sechszigste und letzte S O ist nun Fides quæ credit, der glaubende Glaube/ der da glaubet/ Erstlich oculus cordis, ein innerliches Hertzens-Auge/ so fuͤrleuchten und fuͤrscheinen muß/ und das gantze Hertzens-Hauß mit himmlischer Klarheit erfuͤllen. Soll die Koͤ- nigin aus Reich Arabia glauben/ wahr seyn/ was die fama und das Ge- ruͤchte auff ihren Fittigen in Arabiam getragen von der Weißheit und Herrligkeit Salomonis/ so muß dieselbe ihr zuvor in die Augen leuchten; 1. Reg. 10, 7. 2. Reg. 6, 17. Jch habe es nicht wollen glauben/ sagt sie/ biß ich kommen bin/ und habs mit meinen Augen gesehen. Soll der Diener Elis æ glauben/ daß dero mehr seyn bey seiner Seite/ als der Feinde jenseit/ so muͤs- sen ihm zuvor die Augen geoͤffnet werden/ daß er sehe die feurige Roß und Wagen/ die himmlischen Heerschaaren/ die ihm zum succur s und Schutz vom Himmel herab gesendet worden: Soll einer ein koͤstlich præsent, zum Exempel einen Diamant mit Danck annemen/ und sich daruͤber erfreuen/ so muß er desselben Krafft/ Preiß und Tugend verstehen und schaͤtzen und unterscheiden/ damit er nicht an statt eines Orientalischen einen schlechten Boͤhmischen Diamant ergreiffe/ und also quid pro quo annehme: Also soll ein Mensch die himmlischen Gnaden-Schaͤtze in den Glaubens-Arti- culen fuͤrgetragen danckbarlich annehmen/ und fuͤr wahr halten/ was da angetragen worden/ so muß er auch verstehen und erkeñen/ was es sey/ duꝛch keine eingewickelte Wahr ohne Ersuchung derselben sich verfuͤhren lassen. Hiob. 19, 25. 2. Tim. 1, 12. Matth. 13, 19. Daher der gedultige Mann Gottes Job sagt: Jch weiß daß mein Erloͤser lebt/ und St. Paulus: Jch weiß welchem ich ge- glaubet hab. Christus spricht Matth. 13. Wann iemand das Wort von dem Reich höret/ und nicht verstehet/ so kommt der Arge und reisset es hin. Vnd widerumb ὁ ἀναγινώσκιον νοείτω, Wer c. 24, 15. Rom. 10, 14. Col. 1, 9. es lieset/ der verstehe es auch. Matth. 24. Wie sollen sie glau- ben/ davon sie durch hören nichts verstanden? St. Paulus wuͤndschet seinen Colossern/ daß sie moͤchten erfůllet werden mit der Erkaͤntnuͤß seines Willens in allerley geistlicher Weißheit 1. Ioh. 5, 13. und Verstand. Vnd St. Johannes in seiner ersten Epistel cap. 5. Solches habe ich euch geschrieben/ auff daß ihr wisset/ daß ihr/ so ihr glaubet an den Namen des Sohnes Gottes/ das ewige Ioh. 17, 3. Leben habet/ sonderlich Joh. 17. Das ist das ewige Leben/ daß sie dich Vater erkennen/ und den du gesandt hast/ Jesum Christ; Gleich Predigt. Gleich wie das ist das natuͤrliche Leben/ das ein Kind aus seiner Mutter Bruͤsten sauget/ die Milch und also muͤtterliche Treue schmecket und em- pfindet: Also ist diß das ewige Leben/ daß ein Mensch aus Gottes Wort sauget/ schmecket und also erkennet die lebendige Krafft/ Trost und Segen seines Gottes/ und damit sich im Hertzen ergetzet; Die blosse Wissenschafft der Histori gibt weder kalt noch warm/ sondern die erleuchtete/ lebendige/ ja lebendigmachende Erkaͤntnuͤß; So dieser Morgenstern in uns auff- gehet/ so bald verstehet der Mensch die hohen Gaben/ ꝛc. Wie/ sprichflu/ soll ich das verstehen? Hab ich doch ie und allezeit ge- hoͤret aus St. Pauli Epistel an die Hebreer c. 11. der Glaube sey eine Hebr. 11, 1. gewisse Zuversicht dessen/ das man nicht sihet/ consequenter nicht verstehet/ quod vides non est fides, turbam non intelligendi vivaci- tas, sed credendi simplicitas tutam facit, Was man mit Augen sihet/ das darff keines Glaubens/ nicht der hohe Verstand/ sondern des Glaubens Einfalt stillet das Hertz und machet es sicher/ Der natuͤrliche Mensch 1. Cor. 2, 14. verstehet nicht was des Geistes Gottes ist/ es ist ihm eine Thorheit. Allrecht: Es verstehet der natuͤrliche ihm selbst gelassene/ widerspenstige Mensch ohne vorhergehende Bewegung und Enderung seines Hertzens freylich nicht die purblosse/ uͤbernatuͤrliche Geheimnuͤsse des Glaubens: Er kan sie mit seiner eusserlichen/ leiblichen/ natuͤrlichen/ auch innerlichen/ figuͤrlichen Vernunffts Augen nicht schauen noch fassen; Gleich wie aber der Diener Elis æ die Schutz-Englische Heerschaaren nicht 2. Reg. 6, 15. 16. 17. Marc. 10, 46. Luc. 23, 42. sehen koͤnnen mit seinen natuͤrlichen Augen/ aber so bald er von oben her illumin irt und erleuchtet worden/ so hat ers gesehen: Bartimæus der blinde Bettler hat mit seinen natuͤrlichen Augen Jesum den Sohn David nicht gesehen/ der Schaͤcher am Creutz hat mit seinen natuͤrlichen Augen nichts fuͤr sich gehabt/ als einen armen verhoͤneten/ mit Dornen gekroͤneten/ am Creutz hangenden Jefum von Nazareth/ aber mit den erleuchteten Glau- bens-Augen hat er gesehen ein geistliches Koͤnigreich/ einen himmlischen Koͤnig/ ein Paradiß/ darumb er so sehnlich angehalten. Euere Liebe verstehe es in einem gemeinen bekanten Gleichnuͤß/ ge- nommen aus unsern Haußhaltungen: Es wird bey finsterer Nacht ir- gend vermittelst des Feuerzeugs ein Liecht geschlagen/ das Eisen erweckt aus dem Stein die Fuͤncklein/ die werden von dem Zundel empfangen und angenommen/ aus den Funcken wird ein Liecht/ davon das gantze Hauß oder Gemach beschienen und erleuchtet wird: Ein von Natur Blinder aber sihet dieses Liecht nicht/ es gehoͤret dazu der Crystalline humor und ein leuchten- Die Zwey und Sechszigste und letzte leuchtendes Augen-Liecht/ damit das eusserliche Liecht empfangen wird: Also wird auch nach dem durch den Gesetz-Ham̃er das steinerne Hertz des Menschen zerknitschet und muͤrbe worden/ durch den H. Geist ein schoͤnes Glaubens-Liecht angezuͤndet/ soll aber der Mensch dasselbe sehen/ geniessen/ desselben als eines lieblichen Augen-Trosts sich erfreuen/ so gibt Gott der Herr ein erleuchtetes Auge ins Hertz hinein/ das ist uns nicht angebo- ren/ sondern von neuem erschaffen/ und durch das eusserliche Liecht selbst. Das natuͤrliche Liecht machet die Augen nicht/ sondern sie muͤssen vor da seyn/ dieses himmlische Liecht gibt Schein und Augen zugleich mit. Es ist aber diese Schau gradual, sie hat ihre proportion und gradus; Jm Alten Testament hat man gleichsam als im Schat- ten gesehen die kuͤnfftigen Guͤter; Jm Neuen Testament sind sie als im Spiegel und Bild erschienen/ das corpus selbst werden wir schauen in je- nem Leben: Hie ists Stuckwerck/ hie gehet es confus her wie mit jenem Marc. 8, 23. 24. 25. Blinden/ Marc. 8. der sihet erstlich Baͤume fuͤr Leute an/ folgends sihet er erst alles accurat, genau und scharff/ wie es war. Luth. in postill part. 1. am Sontag Esto mihi. p. 81. Jch verkuͤndige dir Vergebung der Suͤnden/ und absolv ire/ oder entbinde dich aus dem Befelch Christi. Da hoͤrest du das Wort/ und wann du es gehoͤret/ und von Suͤnden eutbunden bist/ so fuͤhlest du dannoch nicht/ daß Gott und seine Engel dich an- lachen. Von solcher Freude weissestu gar nichts/ davon der HErr sagt: Die Engel im Himmel freuen sich uͤber einen Suͤnder/ der sich bekehret. Also/ wann du ietzt getaufft bist/ hast du eben die Haut und das Fleisch nach der Tauffe/ wel- ches du vor der Tauffe hattest. Soll es aber darumb beydes nicht seyn/ die abso- lutio und die Tauffe? O nein! darumb lerne also sagen: Gott hat mich getaufft/ Gott hat mich durch sein Wort absolv irt und von Suͤnden entbunden/ darumb glaube ich fest/ ob ichs gleich nicht sehe oder fuͤhle/ daß Gott mich anlache/ und sei- nen Sohn heisset/ und Christus mein HErr heisset mich seinen Bruder/ und die lieben Engel haben eine sonderliche grosse Freude uͤber mir. Solches/ sage ich/ glaube ich/ und habe gantz und gar keinen Zweifel nicht dran. Will es der Papst nicht glauben/ schadet nicht/ ich will es glauben/ dann Gott wird mir in seinen Worten nicht luͤgen. Die Juͤnger hie konten diese Kunst nicht/ sonst wuͤrden sie nicht lange davon disput iret oder verwundert haben/ eben wie ers redet/ also wird es euch gehen/ dann der Mann kan nicht luͤgen/ es geschehe gleich wann oder wie es wolle. Aber der Blinde/ da der Evangelist von meldet/ der kan solche Kunst uͤberaus wohl. Seine Augen sind starrblind/ daß er nicht ein stick damit sihet/ aber bald da das Wort klinget/ Sey sehend! glaubt ers/ darumb widerfaͤhret ihm auch wie er glaubet. Solch Wort/ das noch allein ist/ redet von einem Ding/ das nicht vorhanden ist/ dann die Augen sind dem Blinden noch zu/ aber bald auffs Wort/ weil ers glaubet/ folget das Werck/ wie ers geglaubet hat. Es ist ferner und zum andern der glaubende Glaub eine Her- tzens-Zung/ so das Ja-Wort von sich gibet/ und der goͤttlichen Warheit Predigt. Warheit mit Ja und Amen beypflichtet/ heisset sonst ohne figur und Wort-Blum der assens und Beyfall/ daher bey den Hebreern hejemin oder vaijamin, Jon. 3. so viel heisset als Amenificarunt, Ion. 3, 5. Amen dixerunt, Sie haben Amen dazu gesagt/ so bald die glaubfaͤhige Zuhoͤrer Gottes so wohl Sinaische Draͤu-Wort/ als Sio- nische Trost-Wort empfangen und gefasset. Also mußte/ Devt. 27. das Devt. 27, 15. seqq. Jsraelitische Volck die jenige Fluͤche/ so die Leviten auff dem Berge Ebal außgeruffen/ mit dem Wort Amen versiegeln und bejachzen; Der Prophet Jeremias c. 11. da er den Fluch des Herren angehoͤret/ sagte: Ierem. 11, 5. HErr/ ja/ es sey also/ und in der ersten Apostolischen Mutter-Kirch zu Corintho war ein loͤblich Gebrauch und Sitte/ wann der Prophet oder Prediger den Segen gesprochen/ so haben alßdann die Leyen und Zuhoͤrer mit Hertz und Mund pflegen zu sagen: Amen! 1. Cor. 14. Waͤre gut/ 1. Cor. 14, 16. es geschehe noch auff den heutigen Tag/ daß wann der Prediger die abso- lution und Segen außspricht/ ein ieder denselben mit Ja und Amen be- jachzete. Es ist aber ein solches Amen 1. ein grundfestes/ wohlge- gruͤndetes/ gewisses/ ja Him̃el-festes Wort/ so sich gruͤndet/ steiffet. und stuͤtzet auff eine unbewegliche basin, Stuͤtze/ Seul und Vnterhalt/ gleich den armen Aarons und Hur/ damit sie Mosis außgereckte Hand/ damit er den wunderthaͤtigen Stab als ein Vexill und Panier empor ge- hoben und erhalten/ davon stehet geschrieben Exod. 17. Mosis Hand Exod. 17, 12. sey steiff geblieben/ Emuna stehet in seiner Sprach. Fragstu/ wel- ches dieselbe basis und Grundfeste sey? Antwort: Πιςὸς ὁ λόγος, () 1. Tim. 1, 15. c. 3, 1. 2. Tim. 2, 11. Tit. 3, 8. Das glaubwůrdigste/ theuerste und wertheste/ feste/ Prophe- tische Wort des jenigen HErren/ der ist der Felß/ Grund und Eck- stein unsers Heils/ der nicht luͤgen kan/ der da heisset ἀυτὸς ἔφα! das Wort des jenigẽ HErrn/ der durch die Prophetẽ geredt/ das der Chaldeische Dol- metsch nennet Αόγον ὑποςατικὸν das selbstaͤndige Wort/ der Mund und Grund aller Warheit/ oder der redende/ warhafftige Sohn Gottes/ der durch den Propheten Jona/ wie auch andere Pro- pheten und Maͤnner Gottes zu Ninive geprediget/ Ion. 3, 5. Ps. 106, 12. Sie haben an sein Wort geglaubet/ so durch Mosen fuͤrgetragen worden; Darumb sagt der Apostel: Weil das Wort grundfest ist/ so will ich auch haben/ daß du deine Lehr und Glauben darauff gruͤndest. Nicht Sechster Theil. C c c c c allein Die Zwey und Sechszigste und letzte Apoc. 1, 7. allein sein Dräu-Wort heisset Ja und Amen/ Apoc. 1. sondern 2. Cor. 1, 20. auch feine Evangelische Verheissungs-Wort sind Ja und Amen in Christo. Nicht allein ist dieses Amen ein festes Ja-Wort/ sondern auch Amen ἐλεγχόμενον, ein uͤberzeugtes/ uͤberweisetes Amen; Der Glaube wird von St. Paulo defin irt und beschrieben per elenchum; Nun heisset ἔλεγχος so viel als eine im Hertzen und Gewissen uͤberweißete Warheit/ gestalt in solchem Verstande diß Wort gebraucht wird von St. Ioh, 8, 7. 9. Johanne c. 8. da er erzehlt von den Phariseern und Schrifftgelehrten/ die den Herren durch Darstellung eines im Ehebruch begriffenen Weibes versucht/ Er aber zu ihnen gesagt: Welcher unter euch ohne Suͤnde ist/ der werffe den ersten Stein auff sie. Da meldet Johannes ὑπὸ συνειδήσεως ἐλεγχομένους, sie seyen von ihrem eigenen Gewissen uͤberzeuget worden/ daß sie umb kein Haar besser/ und Schand Buben in der Haut seyen. Also ist der Zeuge/ so da Amen spricht/ uͤberwiesen und uͤberzeuget im Hertzen/ und daß diß/ so aus dem festen Prophetischen Wort angebracht worden/ des wahren lebendigen Gottes Himmel-festes unfehlbares Wort seye. Woher aber convinc irt? Durch wahre kraͤfftige argumenta und maͤchtige motiva uͤberwiesen? Haben die miracul und Wunderwercke solche Krafft dem Worte Gottes einen Schein zu geben und credibilit aͤt und Glaubwuͤrdigkeit zu verursachen? O nein! Blosse passiv-miracul und Sigill ohne Wort sind viel zu schwach/ es sind an den jenigen Perso- 2. Reg. 4, 35. Luc. 7, 15. nen/ so von Toden wider aufferwecket/ der Sunamitin Sohn/ dem Juͤng- ling zu Nain grosse miracul geschehen/ und folgete doch nicht daraus/ daß derselben Wort unfehlbare/ Goͤttliche/ feste/ Prophetische Wort/ daß sie authentici Zeugen/ Botten und Ehrnholden des Hoͤchsten gewest. Miracula sind und bleiben Glocken/ die zur Kirche laͤuten/ mangelts am co- mitat des Worts/ so sind sie so viel nuͤtz als Pfeiffen/ Harffen/ Posaunen/ die einen undeutlichen Thon von sich geben/ in Wind gehen und ver- schwinden. Hat irgend der Propheten und heiligen Maͤnner Gottes Person herfuͤrleuchtenden Froͤmmigkeit und Tugenden solche durchdringende Krafft gehabt/ die Hertzen zu uͤberfuͤhren? Auch nicht/ dann es ie mehr ge- schehen/ daß sich der Teufel durch seine Werckzeuge in einen Engel des Liechts vermummet/ und haͤtte wohl das contrarium bey etlichen koͤnnen heraus gefolget werden: Pharao haͤtte Mosi seine veruͤbte Mord-That/ die Ni- Predigt. die Niniviten dem Jonas seinen Vngehorsam wider Gott vorwerffen und entgegen setzen koͤnnen. Pflegt dann Gott unmittelbar die Hertzen zu erleuchten/ daß sie bekennen muͤssen/ Gott der Herr seye es/ der da redet? Ja wohl bey den theopneustis, bey den von Gott unmittelbar getriebenen Propheten und Maͤnnern Gottes/ nicht aber bey den Schuͤ- lern der Propheten/ dann warumb haͤtte Er das Propheten- und Predig- Ampt eingesetzt/ wann Er unmittelbar durch enthusiasmos mit uns Menschen haͤtte handlen wollen? Darumb bleibet es diesem allem nach bey dem Worte Gottes selbst. Der Geist zeuget selbst/ daß der 1. Ioh. 5, 6. Geist Warheit sey/ spricht St. Johannes. Desine, cur videat nemo sine Numine Numen mirari, solem quis sine sole videt? Gleich wie die Sonn ihr Selbst-Liecht und Selbst-Zeuge ist/ die durch ihre Strahlen/ Glantz und Schein sich selbst anmeldet: Also auch Gott der Herr beweiset seine divinit aͤt und Goͤttliche Warheit selbst durch die Strahlen seiner im Wort Gottes fuͤrleuchtenden Majestaͤt/ Heiligkeit und durchdringende Krafft. Fragstu zum Exempel durch was kraͤfftige motiv die Hertzen der Leute bewogen worden/ daß sie geglaubt/ Jonas sey ein Mann Gottes/ ein Goͤttlicher Ehrenhold/ und sein Wort seye das unfehlbare Wort des wah- ren lebendigen Gottes? Antwort: Das gepredigte Wort Jon æ hat von sich leuchten lassen den Strahl der Goͤttlichen Majestaͤt/ Allwissenheit und Warheit/ als dadurch nicht allein ihre sonst Jon æ unbekante Vnflaͤtherey und Winckel-Suͤnden ans Liecht kommen/ und haben sie daher folgern und schliessen koͤnnen/ gleich wie die Samariterin: Der Mensch/ der Ioh. 4, 19. 29. mir beym Jacobs-Brunnen erschienen/ hat mir gesagt/ alles was ich gethan/ darumb sihe ich/ daß er ein Prophet ist: Sondern auch ihnen Gottes Straffe und der Statt Vntergang nicht nur gesagt/ son- dern auch klar/ nicht nur klar/ sondern auch wahr/ nicht nur wahr/ sondern auch zuvor/ nicht nur zuvor/ sondern auch gewiß/ auff bestimmte Zeit und Tag gesetzet; welches er nicht wie die Spinnen aus sich selbst spinnen koͤn- nen/ sondern als eine Bien aus Goͤttlicher revelation und Offenbarung gesauget. Dazu kommet die Heiligkeit (nicht der Person/ dann diese kan betruͤgen und verfuͤhren/ sondern) der Lehr; Es hat sich bey ihm er- zeiget der character Propheticus, davon Jeremias/ die Propheten die Ier. 28, 8. 9. vor mir und vor dir gewesen sind/ von Alters her/ die haben wider viel Länder und grosse Koͤnigreiche geweissaget/ von C c c c c 2 Krieg/ Die Zwey und Sechszigste und letzte Krieg/ von Vngluͤck und von Pestilentz: Wann aber ein Pro- phet von Frieden weissaget/ den wird man kennen/ ob ihn der HERR warhafftig gesendet/ wann sein Wort erfuͤllet wird. Lutherus glossi rt am Rande daselbst; Es sind gewiß falsche Pro- pheten/ welche lieblich trösten/ so doch die Leute boͤse sind; Darumb auch das gute/ so sie verkuͤndigen/ nicht erfolget. Vber alles war die efficacia, die gewaltige/ durchdringende/ Hertz- brennende/ Seelen-bewegende Krafft/ welche sie die Leute zu Ninive in sich Matth. 12, 41. selbst gefuͤhlet und empfunden; Die μετάνοια (μετανόησαν γὰρ, sagt Chri- stus) die Hertzens-Reu/ Nachsinn und Nachangst/ das Thraͤnen-Wasser/ die feurige Glaubens-Funcken/ die durch den Hammer des Gesetzes aus ihren felsinen Hertzen erweckt und außgepresset worden; die wunderseltza- me catastrophe und Verwandlung der Statt Ninive/ weiland eines gros- sen Goͤtzen-Hauses/ nunmehr einer Statt Gottes: weiland einem Luͤgen- Pfuhl/ nun aber Tugend-Schul: weiland einem Schau-Platz der Hof- fart und schnoͤden Wollust/ nun aber ein Schau-Platz der Maͤssigkeit/ Fa- sten und Saͤcke: weiland einer Loͤwen- und Moͤrder-Grube/ nun aber einem Schaf-Stall des Messi æ : weiland eines garstigen Huren-Hau- ses/ nun aber einem disciplin- und Zucht-Hauß; Darumb sie auch auff die Erden fallen/ bekennen und sagen muͤssen/ daß warhafftig Gott in und durch Jona geredet. Hie ist der Finger Gottes! Vber das/ so ist auch unser glaubiges Amen/ davon wir allhie reden/ ein siegreiches Ja-Wort/ welches in dem duell mit der Ver- nunfft die Oberhand behaltet; Vernunfft wider den Glauben ficht/ wann sie sagt lauter nein/ so sagt der Glaube Ja/ Ja! Hie ist Gottes Wort/ 2. Sam. 7, 28. Himmel- und Eyd-feste Verheissung/ hie Siegel und Beruff! HErr/ HErr/ du bist Gott/ und deine Wort werden Warheit seyn! Ps. 27, 8. Mein Hertz haͤlt dir deine Zusage fuͤr/ du woltest niemand ver- schmaͤhen/ der dich suchet/ HErr/ drumb mich gewähr/ laß mich dein Antlitz sehen; mein Glaube wird mich nicht truͤ- gen/ dann Gottes Wort kan nicht luͤgen. Hierinn ich kei- nen Zweifel trag/ dein Wort kan nicht betruͤgen; Nun sagstu/ daß kein Mensch verzag/ das wirstu nimmer luͤgen! wer glaubt an dich/ und ist getaufft/ demselben ist der Himmel er- kaufft/ daß er nicht werd verlohren. Belan- Predigt. Belangende endlich die glaubige Hertzens-Hand/ so ist die- selbe anders nicht als das Marck/ Seel und Geist des seeligma- chenden Glaubens/ so da heisset λαβὴ, die apprehension und zuversichtliche Ergreissung aller der jenigen Gnaden-Schaͤtze und koͤstlicher Perlin/ so im Evangelio geoffenbaret/ und biß- her im Christlichen/ Apostolischen Glauben angebotten und fuͤrgetragen worden/ und wird diefelbe eben so wohl als der assens und Beypflicht in dem Hebreischen Wort Hejemin angedeutet/ und wird also in dem Neuen Testament erklaͤret und außgeleget/ daß glauben so viel heissen soll als mit der Hand eine himmlische Ga- be annehmen/ fassen und halten/ wie bald die testimonia und Zeug- nuͤssen der H. Schrifft hievon lautend sollen erzehlet werden; Sonderlich deutet darauff der Ebreische Text in dem præfixo beth; Vnsere Teursche Sprach ist zu arm/ dessen Verstand mit einem Worte zu er- schoͤpffen. Welches ( tanquam πολυσημασίας) ob es wol () vieler- ley Bedeutungen hat/ und in der H. Sprach nicht nur so viel heisset als credere in Deum, sondern auch credere Deo, nicht allein glau- ben in Gott; sondern auch Gotte in seinem Wort glauben/ welches auch von Heuchlern/ ja von Teufeln selbst kan außgesprochen wer- den/ dann als der HERR Jesus zu Jerusalem war in den Ioh, 2, 23. 24. Ostern auff dem Fest/ glaubeten viel an seinen Namen/ da sie die Zeichen sahen/ die Er thaͤt/ aber Jesus vertrauet sich ihnen nicht/ dann Er kante sie alle; Also glaubten der Obersten viel c. 12, 42. an ihn/ aber umb der Phariseer willen bekanten sie es nicht/ daß sie nicht in den Bann gethan wuͤrden; dann sie hatten lieber die Ehre bey den Menschen/ dann die Ehre bey Gott. () vid. Glass Philol S. p. 623. Tarnov ad Ion 3. p. 95. Aliquando pro significat fidem historicam, credere Deo ob auctoritatem dicentis, Conf. Gen. 15, 6. cum Rom. 4, 3. Exod. 14, v. ult. cum Ps. 106, 12. 24. Ioh. 2, 23. 24. Ioh. 12, 42. Act. 26, 27. Aliquando est instrumenti 1. Cor. 10, 2. ubi Syrus per manum Mofis. Welche Art des Glaubens auch von dem historischen Glauben ge- braucht wird/ und von einem solchen Glauben redet/ den auch die Heuchler/ ja der Sathan selbst haben kan und mag. Jedoch gebens an manchem Ort die Vmbstaͤnde des Texts sampt der Glaubens- regul, daß angeregtes () Gen. 39, 5. Ps. 84, 4. beth seye und heisse () beth vasis, beth fiduciæ, Ps. 84. ꝛc. Gleich C c c c c 3 wie Die Zwey und Sechszigste und letzte wie zur Zeit des Kriegs man sich salv irt auff hohen Bergen/ Haͤusern und Schloͤssern/ die Egypter/ da das grosse Hagel-Wetter gewest/ sich in ihren Exod. 9, 25. Haͤusern gesichert/ dann der Hagel schlug in gantz Egyptenland alles was auff dem Felde war/ beyde Menschen und Vieh/ und schlug alles Kraut auff dem Felde/ und zerbrach alle Bäu- me auff dem Felde. Also heisset in Gott glauben/ das ist/ in Gott oder in Makom, in ein festes Hauß/ Schloß/ Burg hinein gehen/ daselbst sich fuͤr Vngewitter und alles widerwertigen Gewalt sich zu schuͤ- tzen/ und bedeut eine Zuversicht auff Gott den HErren/ wie Da- Psal. 18, 19. 30. vid sagt Psal. 18. Der ward meine Zuversicht/ dann mit dir kan ich Kriegsvolck zerschmeissen/ und mit meinem Gott ůber die Ps. 60, 14. Mauren springen. Mit Gott wollen wir Thaten thun/ Er wird unsere Feinde untertretten. Beth contactûs, apprehensionis, instrumenti, Es bedeutet eine Beruͤhrung/ Ergreiffung/ und einen Werckzeug/ wie Gen. 48, 22. Hab. 2, 4. Gen. 48. bekarbi bekasti mit meinem Schwert und Bogen. Jn welchem Verstand Habacuc sagt c. 2. Der Gerechte werde leben in seinem Glauben/ das ist/ sein Glaube werde das in- strument seyn/ damit es das rechtschaffene Gnaden- und Glori-Leben werde erhalten; Der Glaube werde der Mund seyn/ damit er das Leben aus Christi Mutter-Bruͤsten saugen/ die Hand damit er werde das Leben ergreiffen/ sein Glaube sey ein lebendig-gerecht- und seeligmachender Glau- be/ und bedeutet alßdann die angedeutete λαβὴν, da eine glaubige Seele sich leget in des him̃lischen Vaters weit außgebreitete Gnaden-Arm/ daß sie da- von werde warm; sie legt sich in den Schoß Jesu Christi/ als dessen Braut/ und sauget aus seinen Bruͤsten das geistliche Leben/ das Gnaden-Leben/ Freuden-Leben/ Frieden-Leben/ Trost-Leben; Sie henget sich an den Brun- nen aller himmlischen Segen/ Christum Jesum/ οὐράνιον δῶρον, die theuerste Gab/ schliesset sich in die Wunden Christi/ ergreiffet seine Siegs-Fahnen/ fasset allen den Raub und Beute aller unermeßlichen Gnaden-Gaben/ die Christus durch sein Leiden und Tod errennet und erworben/ sonderlich ergreiffet eine solche glaubige Seel die Quell und Wurtzel aller Gnad/ den Schluͤssel des Himmelreichs/ die Ablaß der Suͤnden/ welchen Schatz Christus seinen Juͤngern angehauchet und angeblasen/ da er gesagt: Ioh. 20, 22. 23. Nehmet hin den Heiligen Geist/ welchen ihr die Suͤnden ꝛc. der Heilige Geist ist der himmlische Finger/ durch welchen uns alle im Evan- Predigt. Evangelio geoffenbarte Schaͤtze durchs Wort und Sacramenta ange- boten/ dargereichet und mitgetheilet werden. Jst die jenige λαβὴ, geistliche Basia-manus, der gerecht- seelig- und lebendigmachende Handgriff/ davon der Evangelist St. Johannes geschrieben: Das Wort/ das ist/ der ewige Sohn Ioh. 1, 11. 12. Gottes kam in angenommener Menschheit in sein Eigenthumb/ zu dem Juͤdischen Volck; Aber die seinen nahmen ihn nicht auff durch den Glauben/ sondern stiessen ihn von sich durch Vnglauben; Die ihn aber annehmen/ gab Er Macht Kinder Gottes zu wer- den; Jhr glaubiges Annehmen war manus adoptisica die Kindma- chende Hand. St. Paulus sagt/ er sey gesand unter die Heyden/ Act. 26, 18. auffzuthun ihre Augen/ daß sie sich bekehren von der Finster- nuͤß zum Liecht/ und von der Gewalt des Sathans zu Gott/ τοῦ λαβει῀ν zu empfangen/ das ist/ zu ergreiffen Vergebung der Suͤnden/ das ist/ sein glaubiges Annehmen ist manus justifica, die ge- rechtmachende Hand; Vnd widernmb τὸ πνεῦμα ἐλάβετε, Jhr habt Gal. 3, 2. den Heiligen Geist empfangen durch die Predigt vom Glau- ben; Seyt fest im Glauben/ durch welchen ihr angenommeu Col. 2. 7. habt den HErren Jesum Christum; Lasset uns herzu tretten Ebr. 4, 16. mit Freudigkeit zu dem Gnadenstul/ auff daß wir Barmher- tzigkeit empfahen/ (λάβωμεν ἔλεον) und Gnade finden! das ist/ dieses glaubige Annehmen ist der Glaube/ der Gottes Barmhertzigkeit erlanget/ Christum die Quell alles himmlischen Segens an sich ziehet/ die Gabe des Heiligen Geistes und seine Gnad- und Glori-Gaben wuͤrck- lich empfanget. Summa/ die apprehension und Ergreiffung der himm- lischen Schaͤtze und Guͤter/ so im Evangelio geoffenbaret/ durch Christum erworben/ durch den Heiligen Geist verehret und geschencket worden/ ist der gerecht- und seeligmachende Glaube/ und ob gleich die Schrifft dem Glauben die justification die Gerecht- und Seeligma- chung beyleget/ so ist doch solches nicht in abstracto, bloß vom Glauben- Griff und der Bettlers-Hand absonderlich/ sondern in concreto, von dem Heiligthumb und Schatz/ den des Glaubens Hand gefasset und ergriffen/ zu verstehen; Die arme Hand machet einen Bettler nicht Reich/ sondern der grosse Schatz in der Hand; Also auch das koͤstliche Perlin/ das Ver- dienst Die Zwey und Sechszigste und letzte dienst Christi/ so fern dasselbe mit Glauben angenommen und ergriffen/ machet reich/ machet gerecht/ machet seelig. Euere Liebe verstehe es in () apud Si- gon. hist. occid. l. 3. ann. 741. einem Gleichnuͤß: Der Griechische Kaͤyser () Constantinus Coprony- mus, nach dem er ein Verbott außgehen lassen/ daß niemand die Mutter Gottes anbetten solte/ zeiget er denen/ so umb ihn gestanden einen Seckel voll Goldes/ fragt/ wie hoch und theuer sie ihn schaͤtzen? Diese antworteten: Sehr hoch und theuer! Darauff nimmet er das Geld aus dem Seckel hinweg/ fragt abermahl/ wie theuer ietzund? Sie sprachen: Nihili, ietzt ist der Seckel nichts werth! Jhr habt recht geantwortet/ spricht der Kaͤy- ser; Als Maria Christum unter den Hertzen getragen/ war sie hoch zu schaͤtzen/ umb des Schatzes willen/ den sie fov irt und empfangen: Nun sie aber Christum geboren/ ist sie nicht anders zu halten/ als ein ander Weib/ nicht als eine Goͤttin anzubeten. Dieses moͤgen wir auch wol von dem Geheimnuͤß des seligmachenden Glaubens ruͤhmen; Wann der Glaube Christum im Hertzen wohl gefas- set/ so ist er grosses Schatzes werth/ machet gerecht und seelig/ umb dessen willen/ den er im Hertzen gefasset und beygeleget; Jsts aber ein leerer Glaube ohn Christo/ so ist er nichts werth. Gleich wie der Magnet Eisen und Stahl an sich ziehet und wunderfest haltet: Also hat der Glaube aus Goͤttlicher Gnade die Krafft und Art an sich/ Christum mit allen seinen von ihm erworbenen Gut- und Wolthaten/ ja das hoͤchste Gut selbst/ die Heilige Dreyfaltigkeit/ an sich zu ziehen/ fest zu behalten und zu beherber- gen; Der Glaube hat vim attractivam, eine an sich ziehende Krafft/ die Liebe aber vim egressivam, eine außgehende/ außbreitende Krafft. Gleich wie die hochgebenedeyete Jungfrau Maria/ so bald sie den Worten des Engels geglaubet/ Christum in ihrem Leibe empfangen: Also auch/ so bald das Hertz das Englische Trost- und Freuden-Wort gehoͤret/ so empfanget es Christum geistlicher Weise. Durch den Glauben nehmen wir Chri- stum an/ daß Er in das Gemach unsers Hertzens hinein komme; Durch den Glauben erhalten wir den angenommen Christum/ daß er in dem Gemach unsers Hertzens bleibe/ schreibt Gregorius Nyssenus. Gregor. Nyss. orat. 6. in Cant. () Conci- one 14. Belangende die qualit aͤt und Art dieser Glaubens-Hand/ ist so gethane Glaubens-Hand/ wie auch allbereit () droben zum Theil deduc iret worden/ 1. Manus agonistica, Eine streitende Hand/ da ein glaubiges Hertz in der tentation und Anfechtung im Kampff ste- Gen. 32, 24. seqq. het/ muß mit dem Sohn Gottes ringen wie Jacob/ und solte ihm auch die Huͤffte druͤber verrencken/ und durch den Glauben uͤberwinden/ mit Gebet und Thraͤnen den Segen erlangen/ da wird alsdann ein rechtes geistliches Jsrael/ Predigt. Jsrael/ ein Gottes-Sieger oder Gottes-Held/ in solchem Creutz-Kampff suchet er Gott von Angesicht/ die Sonn gehet ihm auff im Hertzen/ und lernet ihn recht erkennen und wissen/ daß wer Gott uͤberwindet/ werde viel mehr seinen widerwertigen Esau/ der nur Mensch ist/ leichter uͤberwel- tigen/ und fuͤr demselben sich nicht zu fuͤrchten haben; Jnmassen in der- gleichen duello gestanden und geschwitzt Abraham/ da er seinen Sohn schlachten solte/ Joseph im Gefaͤngnuͤß/ David im exilio, und sonderlich dir grosse Heroinin und Glaubens-Heldin die Cananiterin in der Evan- gelischen Histori; O ein getreuer Gott/ der auff solche Weise laͤsset mit sich schertzen/ und sich also uͤberreden! 2. Manus Biastica, Eine kaͤmpffende/ gewaltthätige Hand/ dadurch dem Himmelreich gleichsam holdselige Gewalt wird an- gelegt/ gleich wie Jacob der Heilige Patriarch den ewigen Sohn Gottes/ Gen. 32, 24. seqq. der ihm einsmals bey Nacht in Mañes-Gestalt erschienen/ den er in seinen Armen gefasset und fest gehalten/ und da sich Er der Sohn Gottes geber- det/ als wolt Er weichen/ und gesagt: Laß mich gehen/ haͤlt er ihn noch fester und sagt: Jch laß dich nicht/ du segnest mich dann! Also kaͤmpffet und ringet eine angefochtene Seel mit Christo im Evangelio ge- offenbaret/ und ob derselbe sich stellet/ als wolt Er sich entziehen/ so haͤlt er ihn noch haͤrter/ haͤlt ihm seinen Trost-reichen Namen/ Ampt/ Verdienst/ Verheissung fuͤr/ hebt ihn damit/ daß Er sagen muß: Du hasts gesagt/ mein Hertz haͤlt dir dein Wort fuͤr/ darauff lebe und sterbe ich! Wir haben einen Vogel hoͤren singen von veniâ, von άμνης εία, von ἀσυλίᾳ, von Ab- laß/ von Vergessung der Suͤnden/ von Sicherung/ vor dem grimmigen Richter-Zorn Gottes/ der Vater-Ruth wollen wir uns gern ergeben; Wie 1. Reg. 2, 28. 29. 30. Joab in seiner grossen Noth zu den Hoͤrnern des Altars sich salv irt/ und dieselbe fest gehalten/ sich nicht davon wollen hinweg reissen lassen/ wie ein schiffbruͤchiger Mensch an das Schiff/ Holtz/ Bret und dergleichen starck haltet. 3. Manus idiopoëtica, Eine zueigende Hand/ welche das allemanns-gemeine Evangelium an und auff sich ziehet/ auff seine Person richtet/ und spricht: Hertzlich lieb hab ich dich/ HErr mein Ps. 18, 2. 3. Gott/ meine Staͤrcke/ mein Hort und Horn meines Heils/ mein HErr und mein Gott! Alles was du/ mein liebster Heiland/ fuͤr das menschliche Geschlecht gethan und gelitten/ das hastu mir gethan/ mir bistu geschenckt und gegeben in der Geburt und Menschwerdung/ deine rothe Bluts-Tropffen in der Beschneidung vergossen/ sind meine ranzion Sechster Theil. D d d d d und Die Zwey und Sechszigste und letzte und Angelt/ dein heiliger Gehorsam und Vollbringung des gantzen Ge- setzes ist mein/ dein Opffer ist mein/ auff dich als den Suͤnden-Bock leg und bekenn ich alle meine Suͤnden: Dein Aufferstand und Himmel- fahrt/ ja dein Himmel selbst ist alles mein. 4. Manus anapavstica, Eine fröliche Ruh-Hand/ die in dem ergriffenen/ erhaschten und gefasseten Gnaden-Schatz sich be- ruhiget/ darinn sich inniglich und hertzlich erfreuet/ gruͤsset und kuͤsset den Luc. 2, 27. seqq. empfangenen Christum/ wie Maria seine Mutter/ wie der Heilige Simeon/ da er das Jesus-Kind auff die so leibliche so geistliche Glaubens-Arm genommen/ dasselbe auff sein Hertz getrucket/ und aus hupffendem und freudigem Gemuͤthe ihm ein schoͤnes Lob-Lied gesungen: Ioh. 19, 41. 42. Mit Fried und Freud ich fahr dahin: wie Joseph von Arimathia/ da er Jesus Leichnam vom Creutz herab genom̃en/ denselben nicht nur leib- lich in sein Garten-Grab/ sondern auch geistlich in sein Hertzens-Grab bey- Act. 16, 34. geleget; Also auch der glaubige Kerckermeister zu Philippis/ da er glaubig worden/ in seinem Hertzen Gottes Huld und Gnad gekostet/ in seinem ver- wundeten Gewissen Ruh empfundẽ/ sich mit seinẽ gantzen Hause inniglich erfreuet; Wie ein liebreicher/ keuscher Braͤutigam seine Braut/ und diese hinwiderum̃ ihn mit Freuden in die Arm nim̃t/ und sagt: Du bist mein/ und ich bin dein/ uns soll nichts scheiden als der Tod: So nimmt der geistliche Seelen-Braͤutigam seine glaubige Seel/ und diese ihn in Arm/ und sagen zusammen: Du bist mein/ und ich bin dein/ uns soll auch der Cant. 3, 4. Tod nicht scheiden ! Vnd aus dem Hohenlied Salomonis c. 3. Jch habe dich funden/ den ich liebe/ ich halte dich/ und will dich nicht lassen/ biß daß ich dich bringe in meiner Mutter Hauß/ in meiner Mutter Kammer. Der Glaube vereiniget und verbin- det mich und Christum viel genauer und fester/ als ein Mann und Weib Luth. in c. 2. ad Galat. verbunden ist/ schreibt Lutherus. Ein glaubiges Hertz ruhet in demsel- ben/ als in dem Port und Anfuhrt seiner Bilgramschafft und Seefahrt/ setzt den gefasseten Gnadenstul entgegen dem Zorn Gottes/ geneußt der edlen Fruͤchte der Gerechtigkeit/ die da heisset Gewissens-Fried. () v. suprâ concion. 14. p. 178. 5. Manus monadica, () Eine blosse und einige Hand/ so in dem Bezirck der Rechtfertigung eines armen Suͤnders fuͤr Gott alle menschliche Thun/ Werck und Verdienst bloß außschleust; Eines sinnreichen Kuͤnstlers Hand/ wann sie nach einem Allmosen oder ranzion greifft/ so greifft sie zwar dasselbe/ aber nicht als eine behende/ arbeitsame/ fer- tige/ kunstreiche Hand/ so fern sie mit solchen qualit aͤten gezieret ist/ erlanget sie die Predigt. sie die Gabe und das Allmosen nicht/ sondern als eine blosse/ arme/ duͤrff- tige/ auffgehobene Bettlers-Hand: Also auch die glaubige/ vertrauende/ Quantum fidei capa- cis afferi- mus, tan- tum gratiæ mundan- tis hauri- mus. Cy- prianus. Marc. 5, 36. und Tugendsame/ liebreiche Hand eines armen/ gefallenen und Huͤlff- duͤrfftigen Suͤnders greifft zwar nach dem Goͤttlichen Allmosen und ran- zion, wird aber von Gott dem HErrn nicht angesehen/ berathen/ begabet und beseeliget/ so fern sie mit Tugend und Liebe gezieret/ sondern bloß/ so fern sie duͤrfftig ist; tantùm crede, sagt Christus/ glaube nur/ schleust damit alle unsere Werck aus/ und gibt damit zu verstehen/ daß wie im Wunder-Glauben die passiv- Annehmung der Goͤttlichen Allmosen und Verheissung das organum und Geschirr ist/ die die wunderthaͤtige Gnade empfanget und annimmt: Also sey auch im seeligmachenden Glauben das blosse Annehmen der Goͤttlichen Gnade das jenige Mittel/ dadurch Gott seine Gnade wuͤrcklich machen und ergiessen wollen/ Es kan niemand zu Christo durch den Glauben kommen/ der Ioh. 6, 44. Phil. 1, 29. c. 2, 13. Vater ziehe ihn dann. Dann der seeligmachende Glaube ist fides passiva, non activa, nicht eine Gab-sondern Nehm-Hand; Gleich wie jener arme Mann bey dem Evangelisten Marco c. 9. da er seinen elenden und vom Teufel jaͤmmerlich Marc. 9. 23. seqq. geplagten Sohn dem Herren Christo dargestellet/ und von demselben die Verheissung bekommen/ seinem Sohne solle gehosffen werden/ wann ers nur koͤnte glauben: Wie/ sag ich/ derselbe erlanget/ was er begehret/ nicht durch seinen thaͤtigen/ wuͤrckenden oder verdienenden/ sondern durch seinen empfangenen und annehmenden Wunder-Glauben: Also wird der Mensch auch theilhafftig Goͤttlicher Huld und Gnade/ Ablaß/ Leben und Seeligkeit/ nicht dieweil er solche Schaͤtze durch seinen Glauben er- wuͤrcket und erworben/ sondern dieweil er dieselbe ohne widerstreben em- pfangen und angenommen/ auff daß sich fuͤr Gott niemand Vrsach hab zu ruͤhmen. Jst ein stuck seiner Goͤttlichen Majestaͤt und Seeligkeit/ geben und nicht nehmen! ein stuck unserer Nothdurfft und Armuth ist es/ nehmen und nicht geben. 6. Manus fructuosa, Eine fruchtbringende Hand; Dann ob schon diese Hand ἄνω vor Gott nichts vermag zu erwerben und zu verdienen/ so muß sie doch κάτω durch die Wercke der Liebe dem Neben-Menschen dienen; Nach dem die Purpur-Kraͤmerin glaubig Act. 16, 15. \& 34. worden/ so ladet sie/ ja zwinget die Apostel in ihr Hauß/ und bewuͤrtet sie; Deßgleichen thut auch der Kerckermeister zu Philippis/ setzet und bereitet ihnen einen Tisch; Jst erst recht und der Danckbarkeit gemaͤß. D d d d d 2 Vnd Die Zwey und Sechszigste und letzte Vnd das ist also/ meine Liebsten/ der einig-seeligmachende Glaube/ davon des Jahrs durch so viel gesungen und gesaget wird; Aber wie wenig verstehen es? Jederman will durch den Glauben seelig werden/ der wenigste Theil verstehet/ was der seeligmachende Glaube eigentlich seye und heisse. Der historische Glaube/ das blosse wissen und beypflich- ten machet nicht seelig; Die Heuchler/ die Hohenpriester wußten auch/ daß Christus aufferstanden/ sie waren im Hertzen convinc irt/ aber davon Iac. 2, 19. wurden sie nicht seelig; Die Teufel wissen auch/ aber φρίττουσι sie zittern dafuͤr/ so viel Glaubens-Articul/ so viel tormenta und Foltern! es mangelt ihnen an der applicabilit aͤt/ sie wissen wohl/ daß ein Ablaß der Suͤnden in der Christlichen Kirche sey/ aber weil derselbe sie nicht angehet/ koͤnnen sie auch nicht darnach greiffen/ und sich dessen troͤsten. Hieher nun alle die jenigen/ denen das Ende des Glaubens/ die ewige Seeligkeit zu erlangen angelegen ist! Hie ist das bewaͤhrte/ und von allen außerwehlten Kindern Gottes von anbegin geuͤbtes und geliebtes einige Mittel/ der einige Fluͤgel/ der uns empor in Himmel erhebt; stehet zwar in unsern Kraͤfften und Vermoͤgen nicht/ der Glaube ist Got- tes Werck/ glauben ist eine Gnaden-Gabe; Es ist aber von dieser Gabe () sicut Iu- dæi domi- cilio Baby- lonico as- sueti apud Ioseph. l. 2. antiq. c. 5. niemand bloß außgeschlossen; es seye dann/ daß er sich selbst außschliesse/ Hertz und Ohren verriegle/ und aus der () Babylonischen Gefaͤngnuͤß nicht außziehen wolte/ der Glaube kommt aus dem Gehoͤr des Goͤttlichen Worts/ wie die Exempel in den Apostolischen Geschichten außweisen; das Wort des Evangelii ist der Same/ aus welchem die edle Pflantze des Glaubens heraus wachset/ und widerumb in seinen Vrsprung zuruck ge- het; Wie ein Kind/ so bald es von seiner Mutter geboren/ widerumb zu derselben sich wendet/ zu dero Bruͤsten sich neiget/ Milch/ Nahrung und Krafft davon empfanget. Wer das Gewaͤchs haben will/ der halte sich an die Wurtzel! so wird Gott der Herr von oben herab das Gedeyen darzu geben. Hieher mit erleuchteten Hertzens-Augen zu verstehen die himmlische Gnaden-Schaͤtze/ und dieselbe recht zu unterscheiden von fal- schen Larven und Phantaseyen der blinden Vernunfft/ niemand laß ihm die Beute nehmen durch die verfuͤhrische Philosophi! Hieher mit ja-sagendem Hertzens-Munde! Wo Gottes Wort erscheinet/ da soll auch der Glaube im Hertzen erscheinen; Gleich wie auch im Gegentheil der jenige unrecht dran/ der etwas gewiß glaubt ohne Got- tes Wort. Zum Exempel/ die halßstarrigen/ verblendete Juden glauben auff Hoffnung wider alle Hoffnung auff einen kuͤnfftigen weltlichen Mes- siam! O Thorheit! Wo haben sie dessen Gottes Wort? Vns mangelts nicht Predigt. nicht an Gottes Wort; Die Propheten traͤufflen nicht unter uns Tropf- fenweise/ sondern der gantze guͤldene Pfingst-Regen ergeusset sich taͤglich uͤber uns/ unser Reichthumb und Vberfluß moͤchte wohl ein Meer genen- net werden gegen den Tropffen im Alten Testament/ spricht () Lutherus. () tom. 3. Ien. f. 213. Aber Vberfluß Vberdruß! Je groͤssere Wolfeile/ ie weniger Kauff! Wer glaubet unsern Predigten? Wer hat Lust Gottes Wort recht gruͤndlich zu lernen/ zu verstehen/ und den Glauben daraus zu schoͤpffen? Wie viel delect iren sich mit ihrer brutalit aͤt und groben Vnverstand/ lieben die Fin- sternuͤß mehr als das Liecht? Nirgend innen erscheinet groͤssere ἀυτάρκεια und Gnuͤgsamkeit/ als am Wort Gottes; man ist dessen bald satt: Man nim̃t mit Kaͤß und Brod vorlieb/ da sonst aller Pracht und Vberfluß uͤber- hand genom̃en. Wañ Herodes einen sermon thut zu Cæsarea, da schreyet Act. 12, 22. 2. Sam. 16, 23. man zu: Vox Dei! Das ist Gottes Stimm! Wann Achitophel einen Rath gibt/ so ists vom Himmel herab gerathen! da gibts Ja-Her- ren; Aber wann Gott der Herr durch seinen armen Diener auff der Cantzel redet/ das ist so viel als wann eine Ganß gepfiffen haͤtte; Wann Gott der Herr saget: Du folt glauben/ daß Christi Leib und Blut im Sacrament warhafftig gegenwaͤrtig genossen werde! Nein! sagt die Vernunfft: das kan ich in meinen Sinn und Gedancken nicht bringen! Wann der Herr sagt: Bleib im Lande und nehr dich redlich/ Psal. 37, 3. den Ackerbau Gott vertrau! Nein! sagt Fleisch und Blut: So werde ich muͤde Arm machen/ und doch nicht auff gruͤnen Zweig kommen. Nun/ wer nicht glaubet/ machet Gott zum Luͤgner: Was wi- 1. Ioh. 5, 10. derfaͤhret dem/ der einen ehrlichen Bidermann zum Luͤgner machet oder Luͤgen strafft? Da gedenck/ wie es der Herr im Himmel empfinden werde! Glaubet ihr nicht/ so bleibet ihr nicht! Hie habt ihr ein Esa. 7, 9. unruhiges/ furchtsames/ angsthafftes Gewissen und der Seelen Tod; dort einen zitternden und zagenden Stand am Juͤngsten Tage. Hieher mit glaubiger/ zuversichtlicher Hertzens-Hand zu ergreiffen den geistlichen Gnaden-Segen/ der uns bißher in den drey Haupt-Arti- culn fuͤrgehalten worden! Die unglaubige Welt suchet in Noͤthen erschaf- fene menschliche fulcra, greiffet nach demselben/ als nach einem fluͤchtigen Wind/ nach einem leblosen Schatten/ ja noch weniger als Schatten/ fie legt sich wie Elias unter den Wachholdern-Baum/ der keinen Schatten 1. Reg. 19, 5. von sich gibt; Endlich findet sie sich schaͤndlich betrogen. Wann man sol- chen selbst-erwehlten irrdischen Schantzen und Schloͤssern trauet/ so heissen sie/ wie die beym Propheten Micha domus mendacii, Mich 1, 14. D d d d d 3 Luͤgen- Die Zwey und Sechszigste und letzte Luͤgen-Häuser; Aber wer Gott und sein Wort zu einem Hauß () tom. 2. Isleb. tom. 6. in der Summa der Christ- lichen Lehr. tom. 5. in Psal. 117. und Burg erwehlet/ dem kans nicht fehlen. Wer diesen Hort nicht hat/ der wird herunter gestuͤrtzt/ und wann er gleich wie ein Adler sein Nest in den Felß-Kluͤfften und hohen Gebirg bereitet haͤtte; Darumb/ lieber Herr Jesu! spricht ein bußfertiges Hertz mit () Luthero: Jch fuͤhle meine Suͤnde/ sie beissen/ nagen und schrecken mich/ wo soll ich hin? Jch sehe dich Herr Jesu Christe an/ und glaube/ wiewohl schwaͤchlich an dich/ und bin gewiß/ du hast gesprochen: Wer an mich glaubet/ soll haben das ewige Leben. Ob nun gleich mein Gewissen beschweret ist/ und die Suͤnde mich erschrecken/ und das Hertz zittern machet/ so hastu doch gesagt: Mein Sohn/ sey getrost/ dir sind deine Suͤnde vergeben! Fuͤr dir Herr kan ich nicht handeln/ wann es soll rechtens gelten: Sondern will stracks appell iren/ und mich beruffen von deinem Richter-Stul zu deinem Gnaden-Stul ꝛc. und von seinem Recht wissen/ sondern zum Creutz knien/ umb Gnade bitten/ und nehmen wo ich kan. Jch fuͤhle wohl rechte Suͤnde/ die mir Gottes Gerichte draͤuen und schrecken/ doch sinds nur saure finstere Wolcken: Aber deine Gnade/ lieber Gott/ waltet und herrschet uͤber uns/ der Gnaden-Himmel ist maͤchtiger dann der Suͤnden Gewoͤlcke/ der Gnaden-Himmel bleibet ewiglich/ der Suͤn- den Gewoͤlcke vergehet ꝛc. Gelobet seystu Gott/ daß deine Gnade uͤber uns waltet/ und maͤchtiger ist dann unsere Suͤnde. Ohne Glauben kan kein Christ leben! Wird er mit seinem letzten Ende uͤbereilet und angetroffen ohne Glauben/ O wehe ihm! Darumb 2. Tim. 4, 7. 1. Cor. 16, 13. Eph. 6, 16. Col. 1, 23. 2. Cor. 13, 5. ringet nach dem Glauben/ ergreiffet den Schild des Glau- bens/ haltet ihn fest/ bleibet im Glauben/ haltet ihn feste/ ver- sucht ob ihr im Glauben stehet/ obs eine lebendige Glaubens-Hand/ oder eine leblose verdorrete Hand? Schwacher Glaube ist auch ein Glau- be/ schlaͤgt gleich die arteria, die Lebens-Puls-Ader/ nicht allezeit starck und empfindlich/ so ist doch noch ein Leben fuͤrhanden: Darumb Gott an- zuruffen umb Staͤrckung und Mehrung des Glaubens. Huͤtet euch vor zwey gefaͤhrlichẽ extremis, dort der glaublosen diffiden tz und Mißtrauen/ des Papstumbs unseeligen Geburt: Hie der schaͤdlichen præfiden tz und tollen Schein-Glauben deren/ die mitten in flagranti pec- cato, in der wuͤtenden Suͤnde gleichwohl sich troͤsten und sprechen doͤrffen: Mich. 2, 7. c. 3, 11. Meinstu des HErren Geist sey verkuͤrtzet? Solte er solches thun wollen/ was die Propheten traͤuffen? Jst nicht der HErr unter Predigt. unter uns? Es kan kein Vngluͤck uͤber uns kommen: Aber wie lautet des Herren Antwort beym Propheten Micha: Meine Rede sind freundlich den Frommen/ aber mein Volck hat sich auffgemacht wie ein Feind. Der HERR Jesus der An- Hebr. 12, 2. faͤnger und Vollender unsers Glaubens gebe uns allen erleuch- tete Augen/ ja-sprechende glaubige Hertzen und Mund/ und zuversichtliche Hand/ seine Goͤttliche Gnaden-Schaͤtze mit Augen-Lust zu sehen/ mit bey- fallendem Ja-Wort und Amen zu versieglen/ mit freudiger Hand anzunehmen/ zu fassen/ zu behalten/ biß wir saͤmptlich des Glaubens 1. Pet. 1, 9. Ende/ der Seelen Seeligkeit erlangen und darvon tragen/ Amen. Register der Predigten uͤber den dritten Articul. Register der Predigten. E Jngangs-Predigt von der suͤnd- lichen Vnart des Fleisches/ aus Johan. 3/ v. 6. pag. 1 . I. Von dem Menschlichen Elend/ so des H. Geistes Krafft beduͤrfftig 18 II. Von der Gottheit des H. Geistes 27 III. Von der procession und Außge- hung des H. Geistes 40 IV. Von dem Anblasen und Anhauchen des H. Geistes 50 V. Von den Ampts-Gaben des Heili- gen Geistes 61 VI. Von der lebendigmachenden Gnade des H. Geistes ins gemein 73 VII. Von der Natur/ Eigenschafft/ Art und Beschaffenheit der lebendigma- chenden Gnade des H. Geistes 82 VIII. Von der beruffenen Gnade Got- tes des Heiligen Geistes 96 IX. Von der widergebaͤrenden Gnade 111 X. Von der gerechtmachenden Gnade Gottes des gefallenen Menschen/ wel- chem gemeldte Gnade Gottes angebo- ten wird 122 XI. Vom Ablaß der Suͤnden/ das ist/ von dem ersten Theil der gerechtma- chenden Gnade Gottes/ die da heisset privativa, die wegnehmende oder Suͤn- den-Straff-abwendende Gnade/ da- durch dem armen Suͤnder Ablaß sei- ner Suͤnden widerfaͤhrt und geschen- cket wird 133 XII. Von dem andern Theil der gerecht- machenden Gnade Gottes/ die da heis- set Positiva \& Imputativa, die gerecht- gebende und zugerechnete Gnade/ da- durch der arme Suͤnder gerecht ge- macht wird 145 XIII. Von Register der Predigten. XIII. Von der Goͤttlichen Buß-Ord- nung 158 XIV. Von dem Glauben als der anneh- menden Hand/ welche die angebotene Gerechtigkeit fasset und begreiffet 173 XV. Von der einwohnenden Gnade des H. Geistes/ aus 1. ad Corinth. 3, v. 16. 17. die I. Predigt 184 XVI. Von der erleuchtenden Gnade Gottes des H. Geistes/ die II. 195 XVII. Von der Opffer-Gnade des Hei- ligen Geistes/ oder von dem geistlichen Opffer des alten Menschen/ die III. 208 XVIII. Von der raͤuchenden Gnade des Heil. Geistes/ oder von dem geistlichen Raͤuch-Opffer/ dem Weyrauch des Gebets/ die IV. 221 XIX. Von der heiligmachenden erneu- ernden Gnade des Heiligen Geistes/ die V. 234 XX. Von dem Kenn-Zeichen des Tem- pels des H. Geistes/ die VI. 244 XXI. Von der suͤndlichen ναοφϑορᾷ, das ist/ Entheiligung des geistlichen Tem- pels/ oder der Verunreinigung des menschlichen Hertzens/ die VII. 256 XXII. Von der ναοφϑορᾷ pœnali, der goͤttlichen Straff-Verstoͤrung/ dadurch Gott der Herr Suͤnde mit Suͤn- den straffet/ die VIII. 268 XXIII. Von der widerruffenden Gna- de Gottes des H. Geistes/ die IX. 278 XXIV. Von der Suͤnde in den Heiligen Geist/ aus Matth. 12/ v. 31. 32. 294 XXV. Von dem Trost-Ampt des Heili- gen Geistes/ aus Luc. 22/ v. 43. die I. Predigt 305 XXVI. Von dem Englischen Troͤster/ die II. 316 XXVII. Von dem Englischen Wort- Troste/ die III. 327 XXVIII. Von der wuͤrcklichen oder Werck-Staͤrckung Christi am Oel- Berge/ die IV. 340 XXIX. Von der Heiligen Christlichen Kirchen und derselben Schoͤnheit/ die I. Predigt 351 XXX. Von der definition und Be- schreibung der sichtbaren Kirchen Chri- sti auff Erden/ worinn dieselbe bestehe/ die II. 363 XXXI. Von der unsichtbaren Kirchen/ die III. 375 XXXII. Von der Warheit der Christ- lichen Kirchen auff Erden/ ob und wo dieselbe auff Erden anzutreffen/ die IV. 390 XXXIII. Von der Einigkeit der Christ- lichen Kirchen und Gemeinschafft der Heiligen/ die V. 404 XXXIV. Von der Heiligkeit der Kir- chen/ die VI. 408 XXXV. Von dem Catholicismo, oder von dem Namen der Catholischen Kirchen/ die VII. 430 XXXVI. Von dem Apostolicismo, oder von dem Namen und Titul der A- postolischen Kirchen/ die VIII. 442 XXXVII. Von der seeligen Hinfahrt der glaubigen außerwehlten Kinder Gottes/ aus diesem zeitlichen in das ewige herrliche Leben/ aus des geistrei- chen Simeonis Schwanen-Gesang/ Luc. 2/ 29. 30. 31. 32. die I. Predigt/ nem- lich von der hinfahrenden Person dem lieben Simeon 452 XXXVIII. Register der Predigten. XXXVIII. Von der ἀπολυσει und Hinfahrt Simeonis an ihr selbst/ die II. 464 XXXIX. Von dem Fahr-Trost/ die III. 475 XL. Von der Quell des Fahr-Trosts/ dem anschauen des Messi æ / die IV. 487 XLI. Von der Zeit und Stunde des Todes/ dem NVN und Augenblick seines Abscheides und seeligen Hin- fahrt/ die V. 498 XLII. Von der Aufferstehung des Flei- sches die I. Predigt/ nemlich von der Warheit und unfehlbaren Gewißheit der Aufferstehung des Fleisches 513 XLIII. Von der Eigenschafft der Auff- erstehung/ was dieselbe sey/ die II. 526 XLIV. Von dem Zustand und Be- schaffenheit des aufferstehenden Flei- sches/ die III. 540 XLV. Von dem ewigen Leben/ die I. Predigt/ von dem ewigen Leben oder dessen Beweiß/ daß warhafftig ein ewiges Leben sey 557 XLVI. Von dem Ort/ da das ewige Le- ben nicht ist/ nemlich dieser Welt/ die am Juͤngsten Tage soll und wird ver- gehen und zu nichte werden/ die II. 567 XLVII. Von der zukuͤnfftigen Welt und deroselben Ort/ die III. 578 XLVIII. Von der Ruhe im ewigen Le- ben/ die IV. 589 XLIX. Von der seeligen Anschauung Gottes im ewigen Leben/ die V. 599 L. Von der Heiligkeit des ewigen Lebens/ die VI. 614 LI. Von dem seeligen/ herrlichen Leben/ oder von des ewigen Lebens Glori und Herrligkeit/ die VII. 624 LII. Von dem seeligen Freuden-Leben/ oder von des ewigen Lebens Freude und Froͤligkeit/ die VIII. 639 LIII. Von der Ewigkeit des seeligen Le- bens/ die IX. 650 LIV. Von der Hoͤll und ewigem Tode/ text. Esa. 66, v. ult. die I. Predigt/ nem- lich von der Frage/ ob eine Hoͤll sey 658 LV. Von dem Ort der Hoͤllen/ die II. 666 LVI. Von den verdamten Personen in der Hoͤlle/ die III. 676 LVII. Von dem Verlust des guten/ der Verdamten Straff/ die IV. 688 LVIII. Von der empfindlichen Pein und Marter-Straff der Verdamten/ nemlich dem nagenden unsterblichen Wurm derselben/ die V. 699 LIX. Von dem unaußsprechlichen hoͤl- lischen Feuer/ die VI. 711 LX. Von der Hoͤllen/ und insonderheit von dem Richter und Peiniger/ die VII. 725 LXI. Von dem Schwarm der Hoͤlle/ die VIII. 736 LXII. und letzte Predigt/ von dem glau- benden Glauben 746 Register der denckwuͤrdigsten Sachen. A. A Berglaube ist noch unter den Chri- sten p. 263 Abgoͤtterey des Hertzens 260 Ablaß der Suͤnden 134 . seqq . 281 Abrahams heroischer Glaub 1 E e e e e Acesius Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Acesius ein Novatianer 291 Alt Adam/ wie er soll geopffert wer- den 212 . seqq . Adel der Roͤmer 630 Adel dieser Welt macht auffgeblasen 117 Adriani verzweifelte Wort 252 Æneas 206 Æsculapii Rath den Krancken gege- ben 206 Agags Muth/ mit welchem er Samuel begegnet 475 Alaricus Gothen Koͤnig 459 Alcimus 638 Alexander M. wolt von Jove Hammo- nio seine Geburs Lini her deriv iren 492 Aloysius Gonzaga 620 Amen des glaubigen Hertzens 753 Americæ Barbarey 24 Ampts-Engel 320 Ampts-Gaben sind geringer als die hei- ligmachende Gaben 241 Anastasius Patriarch zu Constantino- pel 287 Ἀναζωπύρωσις ist vonnoͤthen Studiosis Theologiæ 69 Anbeten mit Kniebeugen gehoͤret Gott allein 227 Ἀνέχου καὶ ἀπέχου 364 Anfechtungs-Feuer ein gutes Feuer 724 Anschauung Gottes im ewigen Leben 599 Anthropolatria 261 Ἀνϑρωποϑυσία 160 Antiochus ist uͤbel mit dem Tempel zu Jerusalem umbgangen 262 ist ein rechter Madensack 706 Apostolischen Glaubens-Bekenner be- kennen auch daß der H. Geist Gott sey 37 Appellationes zu einem hoͤhern Gericht sind erlaubt/ auch Predigern 133 Appellatio von dem Gefetz Mosis zu dem Gnaden-Stul Gottes 134 nicht an Mariam ibid . Arbogast hat wollen unter den Galgen begraben werden 459 Archimedes 271 Arii Zung hat den Erdboden inflam- m irt 259 Aristoteles hat zwo Arten und Naturen in der Seel erkant 209 Arme sollen unterscheidẽ werden 348 . seq . Assyrer haben ihre Kinder dem Adrame- lech auffgeopffert 160 Durch Astrologiam die Stunde seines Todes erforschen ist unrecht 504 Athalia hat ihren Sohn angehalten gott- loß zu seyn 266 Atheas hoͤrt lieber Pferde weyhern als eine Muͤhl 404 Atys redend worden 446 Aufferstehung der Toden 514 Aufferstehenden Fleisches Beschaffen- heit 542 Auffrichtigkeit gefaͤllt Gott 243 Augen/ mit welchen man die Welt an- schauen soll 745 Augen-Lust der Welt 358 Augustinus hat grobe Fehler begangẽ 287 wie er bekehrt worden 401 hat in offentlichen Buͤchern der Welt seine Suͤnde gebeichtet 172 Augustini Meynung von den apparitio- nibus 560 Augustus Roͤmischer Kaͤyser hat viel Jahr gluͤckseelig gelebt 485 Augusti Rede an den Vmbstand seines Tod- Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Tod-Betts 498 Außerwehlter kan sich der Gnade Gottes verlustigen/ aber doch nicht endlichẽ 90 Außgang Gottes des H. Geistes/ was? 43 Außgehen ist actus personalis 42 Ἀυτοχειρία 264 B. B Abylas 598 Bann/ was und wie mancherley er sey 412 . seqq . Barbarossa 628 Barmhertzigkeit wird gelobet/ nicht daß man die mißbrauchen soll 293 Basiliscken-Natur 470 Bauren leben gluͤckseelig 597 Becanus laͤstert von unserer Rechtferti- gung 140 Begraͤbnuͤß der Menschen ist loͤblich 458 Bellarmini Meynung vom Fegfeuer wird verworffen 507 . seq . Belsazer ein Vnflath 264 Bernhardi Kampff wider den Teufel 157 Bernhardus II. 628 Beruff/ welcher massen uns derselbe er- scheine 104 Besitzung des Sathans 272 Bestaͤndigkeit des Glaubens der Men- schen ist bedingt 190 Bibel ist in der Tuͤrckey 107 Bildstuͤrmerey 280 Bonifacius VIII. 169 Brand 640 Bruno hat den Cartheuser-Orden erfun- den 723 Buceri Leichnam in Engelland begraben worden 464 Buß stehet nit in eusserlichẽ Geberden 166 Buß im Papstumb heilloß 161 Buß-Ordnung 158 Bußfertiger glaubt daß ihme seine Suͤn- de vergeben werden 134 Buͤsser stellet sich fuͤr den Gesetzspiegel 162 C. Caligula hat an den suppliciis der Schul- digen und Vnschuldigen Gefallen ge- habt 469 Calvini absolutum decretum 685 Calvinische Kirch nicht die rechte 401 Calvinismus wird auch gepflantzt durch Falschglaubiger Gebet-Buͤcher 229 lehret nicht recht von dem Ablaß der Suͤnden 143 . irren in dem Lehr- punct von der Bestaͤndigkeit des Glau- bens 190 . particul iren die Gnade des H. Geistes 206 . beharren auff dem unwandelbaren Gnaden-Besitz 269 . irren in der Lehre von dem Leibe des HErrrn Christi nach der Auffer- stehung 547 Carmeliter-Moͤnche wollen sich von dem grossen Wundermann Elia herschrei- ben 492 Carolus V. wie er sich mit demuͤthigem Hertzen zu Gott gewendet 460 hat fleissig Bernhardum gelesen ibid . seine Seuffzen im Closter 162 seine Reu uͤber das Gefaͤngnuͤß Chur- fuͤrst Johann Friderichs 162 Symbolum 510 Carpocrates hat den Bildnuͤssen heim- lich geopffert 228 Cartheuser-Orden Vrsprung 551 Catharinæ Caroli IX. Muttergeluͤste 654 Catholisch was es sey 435 Chiliasten Schwarm 551 Christi Gnaden-Zug aͤllgemein 101 . seq . E e e e e 2 Chri- Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Christus wie er unser Gerechtigkeit worden/ ist kein curiosum quomodo 154 . Christi Gegenwart unser Trost 724 Christen/ woher sie so genand 197 . Chri- sten-Mensch ist ein Tempel Gottes des Heiligen Geistes 186 Christenthumb ist Welsch worden 267 Christliche Kirch ist eine Freystatt 443 Cinna Rebell 137 Citation zum goͤttlichen Gericht/ wie sie geschehe 123 Cœlestini Thorheit ist bey Gretsero Hei- ligkeit 219 Col tobh 602 Commodus II. 36 Constantini M. unzeitige Clemen tz 266 Constantinus Copronymus 287 Copiæ cornu der Porten 489 Core Auffruhr 676 Crellius 37 Creutzigung des alten Menschen 215 Creutz Zeugnuͤß des Heiligen Geistes Jn- wohnung 249 Cyri Befelch nach seinem Tode ins Werck zu setzen 485 D. Dagobertus hat das Muͤnster zu Straß- burg erbauet 508 . fuͤr diesen werden im Papstumb noch Seelen-Messen gehalten ibid . Damianus 486 Danae 455 Darius hat seinen Durst in einer unflaͤthi- gen Murlachen geloͤschet 304 David zwo grosse Haupt-Suͤnden be- gangen 284 . warumb er dem gottlo- sen Schweher parent irt 459 Decian ische Verfolgung 513 Διακονει῀ν was es sey 341 Dianæ der Epheser Groͤsse/ worinn sie be- standen 430 Diocletianus 706 . hat feinen Scepter mit dem Karst außgetauschet 597 Diocletian ische Verfolgung 232 Diogenis Lucern ist vonnoͤthen Christen zu suchen 218 Dioscoridis bezeugung võ Weyrauch 229 Dioxippus ein alter versuchter Fechtmei- ster ein Bild des alten Adams 212 Dominicus hat einen eisernen Pantzer auff der blossen Haut getragen 218 Dominican er sind wider die Francisca- n er 615 Domitianus wie er des Todes Schrecken dem Rath zu Rom eingejagt 476 Dorothea/ was von dieser geglaubet wor- den/ auch bey Lutheranern 560 Drakus ein Englicher Admiral hat wol- len im Meer begraben werden 459 Dudithius vergleicht das Concilium zu Trient einer Sack-Pfeiffe 205 E. E Benbild Gottes ist ein Exempel aller Tugenden 242 . ist im Paradiß verlohren worden 236 . von dem- selben sind noch etliche Stuͤckwerck uͤbrig ibid . gaͤntzliche Erstattung desselben wird geschehen in der Wi- dergeburt der Kinder Gottes ibid . Ἐκ ϑάμβησις 306 Egyptier Weise bey Gastereyen 530 Ehemann ist nicht schuldig sein Ehebre- cherisch Weib wider anzunemen 282 falsche Einbildungen von Gott 261 Einfalt gefaͤllt Gott 243 Einig- Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Einigkeit der Kirchen 404 . hat zwey gefaͤhrliche extrema 414 Elias ein Geisel des ewigẽ Lebens 520 . 544 Eli æ Himmelfahrt 464 . ist ein Fuͤr- bild gewesen 465 Elisa ein wunderthaͤter nach seinẽ Tod 526 Eltern sollen Ruthe brauchen 266 Engel der Christum getroͤstet 319 . mit was fuͤr Worten er Christum getroͤ- stet 330 Entheiligung des Tempels Gottes durch gottloß Leben 262 Ἐπιχαιρεκακία 323 Epicureismus 264 Epimenidis Schlaff 513 Ernestus Ertz Bischoff zu Magdeburg 384 Antwort so er einem Franciscan er-Mi- noriten gegeben 381 Erneuernde Gnade des H. Geistes 236 Erscheinung/ so die drey Maͤnner im Chaldeischen Feuer-Ofen erquicket 316 Esai æ hat Syrach parent irt 658 Evagrius 632 Evangelium ist eine gnadenreiche Wort- Pfeiffe 107 . hebet Policeyen nicht auff 287 Εὐλάβεια was es heisse 456 Ewigkeit des seeligen Lebens/ such Leben Ewigkeit ist den Ruchlosen schroͤcklich/ den Glaubigen troͤstlich 510 F. F Abius an einer Erbs erwuͤrget 504 Fagii Leichnam in Engelland außge- graben worden 414 Fall von einer Suͤnde in die ander 274 Falsche Einbildungen von Gott/ such Ein- bildungen Fegfeuer wird uͤbel statu irt 507 . woher das Fegfeuer komme 508 . will nicht alle Suͤnden hie vergeben lassen 143 macht lauter Angst in dẽ Gewissen 485 Feuda 36 Feuer bey dem geistlichen Opffer 219 Feuer/ in welchem Himmel und Erden werden vergehen 570 Feuer der Hoͤllen 715 . ist ein geistliches Feuer 716 . schmertzlich 717 . groß ibid . Wunder-Feuer 718 . unauß- loͤschlich ibid . Christen sollens be- trachten 721 . soll sie schroͤcken 722 Firmung 346 Flagellant en im Papstumb 218 Flaminius hat mit 114 . guͤldenen Kronen gepranget 624 Fleisch ist ein Wort mancherley Bedeu- tung 3 Fleisches suͤndliche Vnart 1 Fleisch ist tod in Goͤttlichen Sachen 4 Fleisch ist lebendig zum boͤsen 5 Fleisches Vnart wird gehemmet durch die H. Tauff und Widergeburt 7 Fleisch wird am Juͤngsten Tage aufferste- hen 529 Franciscan er-Moͤnch 615 Frauen-Pracht 686 Freuden-Leben 639 Freude eines Hertzens/ so ein Tempel Got- tes des H. Geistes ist 253 Freuden-Engel 322 Freyer Will/ such Will Frieden/ was es heisse 478 Frieden ist ein koͤstlich Kleinod 482 Frieden Simeons/ was fuͤr ein Friedẽ 480 Friesen-Koͤnig hat seinen Fuß wider aus dem Tauffstein gezogen 633 Fruͤchte des Geistes 250 Eeeee 3 Fugge- Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Fuggerey mit den Gaben Gottes im Papstumb uͤblich 38 . ziehet Gottes Rach nach sich ibid . G. G Aben des H. Geistes/ ausser der Kir- chen 63 . Ampts-Gaben/ ordent- liche sind noch in der Christlichen Kirchen 68 . Gaben des Ge- muͤths 241 Gebet eines Christen wird verglichen dem Weyrauch 225 . was man dabey er- wegen soll 227 . wird schlecht von vie- len verrichtet 231 Gehenna, was es sey 666 Geist Gottes uͤber den Wassern 73 H. Geist ein Pfand unsers Erbes 27 seine wahre Gottheit wird bewiesen 30 wird sonderbar ein Geist genant 32 geht aus auch von dem Sohn 45 Griechen leugnen dieses Halßstarrig- lich 46 . sind von Gott hart gestraf- fet worden 47 . wird verglichen einem Kleid 61 . ist eine Salbung 196 was fuͤr eine Salb ibid . ist ein Leh- rer in seinem Tempel 198 . was fuͤr ein Lehrer ib . Suͤnd in dem H. Geist 301 geistlicher Guͤter Fuͤrwendung ist die Haupt-Vrsach des Jammers in Teutschland 265 Gemeinschafft der Heiligen 404 . ist von Personen und Guͤtern zu verstehen 408 Gemeinschafft der zeitlichen Guͤter in der ersten Kirchen war aus Noth 409 Georg Hertzogs in Sachsen Abscheid aus dieser Welt 462 Gerechtigkeit Christi/ welche dem Suͤn- der in der Rechfertigung werde zuge- rechnet 148 Geruͤcht von dem ewigen Leben 650 Gideons Außschutz und Musterung 363 Glaubende Glaub 175 . 746 . ist ein in- nerlich Hertzens-Ange 750 . eine Her- tzens-Zung 352 . eine Hertzens- Hand 757 . 174 . seq . Glaube macht allein gerecht 179 . Glau- bens Ende 557 . wie er wird auffhoͤ- ren ibid . Gnade Gottes hat ihre Grad 285 . wird im Evan zelio geoffenbaret 9 . so Suͤn- de erlasset 132 . ist eine barmhertzige Gnade 134 . eine außgegossene Gnade 136 . eine vergessende Gnade der Schuld 137 . Gnade des H. Geistes die da lebendig machet 75 . 85 . seq . be- ruffende Gnade/ warhafftige Gna- de 98 . eine allgemeine und unpassio- nirte Gnade 99 . ist eine freye Gnade 105 . hoch zu halten 107 . wuͤrdig daß die Menschen darnach greiffen 108 . Gna- de Gottes wird uͤbel particul irt 92 . ist nicht allzeit empfindlich 92 . widergebaͤ- rende Gnade/ was sie sey 117 Γνῶϑι σεαυτὸν 26 Goͤtzendienst 260 Gothen haben in Eroberung der Statt Rom der Gotteshaͤuser verschonet 194 Gott gebeut Glauben/ Bekehrung/ Hei- ligkeit/ wie 22 Gregorius XV. 615 Gretserus hat auff dem Concilio zu Re- genspurg gotteslaͤsterlich geredet 207 Gutthaten Gottes ruffen alle dem Men- schen 100 H. H And geben/ was es bedeutet 173 Hannibal hat an dem vergossenen Menschen Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Menschen Blut seinen Lust gehabt 469 Harpaste 25 Hebreer Recht wegen der auffgehenckten maleficant en 689 Heilbronneri uncatholisch Papstumb soll von unfern Leuten gelesen werdẽ 439 Heilige Geist/ such Geist Heiligkeit der Kirchen 421 . falsche Heilig- keit 426 . heuchlerische Heiligkeit ibid . ungewisse Heiligkeit ibid . stoltze Heilig- keit ibid . Heiligkeit des ewigen Le- bens 614 Henoch hat heilig gelebet in der Ehe 79 Herodis Ende 494 Herodoti von Cyro Erzehlung 293 Herrligkeit des ewigen Lebens 624 wird nicht verdient 634 Herrligkeit der am Juͤngsten Tag auffer- stehenden Leiber 546 Hertz des Christen ist ein geistlich Rauch- Faß 224 . wie es muͤsse beschaffen seyn 225 . Hertz das matt 281 . Hertz des Sohns Gottes 28 . Hertz Gottes des Heiligen Geistes 282 . Hertz eines Bußfertigen 164 Heyden-Werck und Tugenden 24 . 439 haben fuͤr Freystaͤtte Lasterstaͤtte ge- bauet 443 . haben ohne Grund und Hoffnung sich getroͤstet 485 . Heyden- Liecht 490 . halten einen geschwinden Abschied aus der Welt fuͤr das hoͤchste Gut 505 Heyland den Simeon gesehen 489 Himmel dahin die Glaubigen kom̃en 580 Himmels-Weg 204 Himmels-Burger werden seyn Schauer der Verdamten 738 Hinfart der Glaubigẽ aus diesem Lebẽ 452 Hoͤlle ist 658 . seqq . Hoͤllen-Ort 666 . ist unter der Erden/ wie? 669 . hoͤllisch Feuer/ such Feuer. Hof-Leben 636 Huren-Hauß aus dem Tempel Gottes machen 263 Hussen Gesang auff dem Holtzhauffen 453 J. J Acob hat geklagt uͤber die Kuͤrtze sei- nes Lebens 589 Jacobs Schlaff 551 Idiota 615 Jehu Jorams Einspaͤnniger 482 Jesabel 15 Jesus/ in welchen wir glauben/ ist allein der einige wahre Gott 34 . war trostloß am Oel-Berge 307 Ignatii Lob/ so er der Roͤmischen Kirchen gegeben 257 Jmmen Einigkeit ist ein Bild der Verei- nigung der Christlichen Kirchen 408 Jmmen Klugheit 292 Jndianer von 335 . Jahren 545 Johanna Paͤpstin 449 Jonas Apostaticus 289 Isidori Pelusiotæ Wundsch 235 . dessen Gedancken/ warumb Christus uͤber den toden Lazarum geweinet 484 Judas Jscharioth ein Teufels-Roß 185 Judas Maccab æ us 280 Juden haben von der Gabe der Bestaͤn- digkeit uͤbel geschlossen 190 . sind Got- tes-Moͤrder 285 Juͤnger des HErren Schlaff auff dem heiligen Berge 551 Juliani Beginnen 451 . ist ein Suͤnder in den Heiligen Geist 301 Junckern-Leben 636 . 655 Kaͤyser Register der denckwuͤrdigsten Sachen. K. K Ayser haben sich fuͤr der Zeit arm ge- schenckt 36 Kelch den Christus der Herr außge- truncken 327 Kennzeichen des Tempels Gottes des Heiligen Geistes 244 Kinder des Verderbens 276 Kirchen Christi Beschreibung 363 . ist eine Augen-Lust 352 . wird verglichen der Morgenroͤthe 355 . dem Garten Gottes 355 . einer Tauben 356 . einer Rosen 355 . Kirche zu Eli æ Zeit 380 . vor Luthero ibid . wie fern die Kirch unuͤberwindlich und doch uͤberwunden worden 379 Kirchen Adel 354 . Kirch auff Erden streitend/ was fuͤr Titul und Namen 352 . sichtbare Kirch 365 . behaͤlt ihre Freyheit in wandelbaren Mitteldin- gen 422 . gantze Kirch kan irren 370 . Kirch so unsichtbar 377 . wie fern sie un- sichtbar 378 . wahre Kirch/ wo sie sey 392 Roͤmische Kirch ist nach Paͤpstischer Auß- sage den Pforten der Hoͤllen unuͤber- windlich 269 Kirchen werden im Papstumb auch den Heiligen geweyhet 192 . sind bey den Heyden fast Sau Haͤuser worden ibid . Kirchen-Hoffart 262 : Kirchen-Raub 263 Kirchen-Weyhung 278 Klarheit der aufferstandenen Leiber 544 Kleinodien des Tempels zu Jerusalem 235 Krafft der aufferstandenen Leiber 546 Krafft Wunder zu thun ist eine ausseror- dentliche Gabe der Apostel gewesen 66 ist verschwunden ibid . Kraͤfften des Menschẽ nach dem Fall 209 Kronen des ewigen Lebens 624 werden ungleich außgetheilet wer- den 634 Krone des Jahrs 625 L. L Achen 639 Laͤsterung Simei, wie der es geheis- sen 295 Laͤstermaͤuler sind nahe bey der Suͤnde in den Heiligen Geist 302 Laodicea ein gutgelegener Ort/ Nahrung und Einkommen 19 Leben das aus Gott ist 21 Leben der Menschen einem Schauspiel verglichen 498 . ewig Leben 549 . 550 . seq . ist ein Feyer-Leben 653 . ein unzertrenn- lich Leben 654 . ein immerbluͤhendes Le- ben ibid . unsterblich Leben 655 . un- muͤhsames Leben ibid . ein unendliches Leben ibid . Lehren im Papstumb werden mit luͤgen- hafften Zeichen bestaͤtiget 67 Legion, was und wie viel es bey den Roͤ- mern sey 184 Leibs-Gestalt 277 Leiden dreyerley 315 Leytung Gottes des Heiligen Geistes/ wie sie beschaffen 202 Libanius hat Julianum verfuͤhrt 301 Liecht der Gesichte/ Traͤume/ Weissagun- gen/ Gabe des Heiligen Geistes 67 Locken Gottes 97 . locken der Natur 99 Lockpfeiffe der Fuͤrsehung Gottes 100 Lucas wird ohne Grund fuͤr einen Mah- ler gehalten 622 Lutheranern werden von den Papisten allerhand absurda auffgesattelt 239 Lutherus hat keine neue Lehr auffge- bracht/ sondern die alte erneuert 242 Lutheri Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Lutheri Anhang besitzt mit gutem Ge- wissen was Gott beschert 265 Lutherus hat offt in seinem Gebet still ge- halten/ und hat sich lassen vom Geist in die Schrifft fuͤhren 206 Lutherus wuͤndschet gesehen und gehoͤret zu haben Christi Gebett 230 Lutherus warumb er das Wort Christ- lich fuͤr Catholisch nimmet 434 M. M Acedoniani Geist lebet noch in den heutigen Photinianern 37 Macedonius 36 Sieben Maͤrtyrer sind in der Kirchen be- ruͤhmt 724 Majorist en-Schwarm 238 Mammelucken die groß Liecht gehabt/ hernach aber wider zuruck geprallet/ sind nah bey der Suͤnd im H. Geist 302 Mammonolatria 261 Manasse Goͤtzen-Bild auffgericht 260 Manasse unschuldig Blut vergossen 285 Maria ist nicht ohne Suͤnde empfangen und geboren 614 . hat auch gefehlet 617 ihre Tugenden 622 Maximiliani II. Roͤmischen Kaͤysers loͤb- liche Antwort auff eine Gluͤchwuͤn- schung 503 Mensch ist nicht von Natur im geistlichen Leben 10 . 21 . kan sich nicht selbst in den Gnaden-Himmel schwingen 108 muß gleichsam durch den Gnaden- Wagen des ministerii ibid . kan ihm aus eigenen Kraͤfften zur Bekehrung nicht helffen/ aber widersetzen 89 Menschen werden nicht alle seelig/ Vr- sach 172 Mensch ausser der Gnaden Gottes 124 vom Teufel besessen elend 184 . vom Teufel leiblich besessen ist ein Bild eines geistlich-besessenen Menschen 185 der einmal den H. Geist kraͤfftiglich em- pfangen hat Gefahr des Verlusts 190 nach dem Fall ein doppelter Mensch 209 . vor der Bekehrung tod 240 . mit der Bekehrung hat er ein neu leben ib . Menschen hoͤchster Zierath ibid . Mensch ist sein eigener Dieb 267 Merckungen der Jnwohnung des Heili- gen Geistes 246 Μετάνοια, was es sey 168 Mezentius hat die Leute schroͤcklich ge- martert 210 Mithridates hat mit seinen Voͤlckern in ihrer Sprache geredt 72 Moͤnchen wie sie troͤsten mit abgestorbe- nen Heiligen 472 Moses ein Geisel der Aufferstehung 520 . \& 544 . Heroischer Helden-Muth 65 N. Guter Nam besser als Reichthum̃ 463 . sq . Ναοφϑορὰ pœnalis oder Straff-Verder- ben des Tempels Gottes 270 Narrenkapp der Weltleut 492 Narren-Schiff 575 Nasica ein Rathsherr zu Rom 483 Nativit aͤt steller verkauffen den Menschen in eine Dienstbarkeit 504 seinem Netz opffern 228 Nicodemus wer er gewesen 3 Nichtigkeit der Welt vor der Schoͤpfung 2 Nichtigkeit des Menschen ibid . Ninive ein Exempel der Bußfertigen 168 Niniviter-Gehorsam des Glaubens 746 Νηπίοις welche 103 F f f f f No æ Register der denckwuͤrdigsten Sachen. No æ Segen an seinen Sohn Japhet 96 . \& seqq . Noth-Engel 323 Novatian er haben Ablaß der Suͤnden dem gefallenen Suͤnder nach empfan- gener Tauffe versagt 142 Novatian er machen den Loͤß-Schluͤssel gantz zweifelhafftig 291 O. O Brigkeitliche Gaben 63 Occident hat schoͤne Bet-Haͤuser ge- habt 257 Onesimus ein Bild der Rechtfertigung eines armen Suͤnders fuͤr Gott 145 Onkelos dolmetschet nicht wohl das Wort Geist/ Gen. 1, 2. 73 Geistliche Opfferung hat nicht gantz auff- gehoͤrt in der Kirchen des N. Test. 211 Opffer worauff man dabey Achtung zu geben ibid . Opffer des Neuen Testaments sind leben- dige Opffer 214 Opffer-Feuer des Alten Testaments 215 Opffern den Bildern und Heiligthumben uͤblich im Papstumb 228 Ordentliche Ampts-Gaben/ such Gaben. Orient hat schoͤne kunstreiche Tempel ge- habt 257 Origenes ein grosses Liecht/ aber auch grob gefehlt 287 Origenes hat Christum verlaͤugnet mit einem Heydnischen Opffer 123 Oropastes hat sich in das Persianische Reich eingedrungen 448 Ort der Seeligkeit 470 . 480 . seqq . P. Eusserliche Pædagogi zum guten 9 Papisten schaͤmen sich nicht des Tituls Phariseisch 129 . wollen durch eigene disposition die Gerechtigkeit erlangen ibid . wollen durch Wercke die ewige Herrligkeit erwerben ibid . Papisten soll man nicht Catholisch nen- nen 438 Papisten haben keinen Trost wider des Todes Bitterkeit 485 Papstumb ruͤhmt auch eine Buß 168 thut im Handel der Rechtfertigung zu viel und zu wenig 143 Paͤpstler machen aus guten Wercken Verdienst 238 Papstumb ist alles voll Creutz 249 anathematisi ret die Gewißheit der gnaͤ- digen Vergebung der Suͤnden 212 judentzet in Schuͤtzung der Kirchen 354 Papstumb was es gutes habe 382 pranget mit miracul en 392 in demselben scheinet das Liecht der Warheit nicht rein 399 Papstumb machts dem Heydenthumb in Erbauung der Freystatt nach 443 fabelt von dem Ort der Hoͤllen 669 sucht Huͤlffe durch eigene satisfactio- nes 723 Paͤpstler sind nicht einig wegen der Em- pfaͤngnuͤß Mari æ 615 sagen daß durch die H. Tauff der Suͤn- de Wurtzel außgetilget werde 620 pralen von vielen Heiligen/ die in dem Leben gantz Engel-rein sollen gewesen seyn ibid . ziehen die Verheissung Marc. 10, v. 29. 30. auff ihre Jndia- nische Apostel 632 Papstumb will die Gewißheit der Seelig- keit aus der Kirchen jagen 554 Papstumb Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Papstumb erhebt zu hoch des freyen Wil- lens Kraͤfften 12 . redet laͤsterlich von unserer Lehr der Rechtfertigung 154 Patentationes 459 . 461 Passauische Kunst 346 Patriarchen warumb sie sich so gern im Land Canaan habẽ begrabẽ lassen 492 Paulla hat all ihre Haab ins Closter spend irt 485 Paulus mit seiner interceffion und Fuͤr- bitt ein Bild Christi 147 Pennalbutzer sind leibhafftige Teufel 266 Persianer geloben zum Selbst-Mord 509 Petrus am Glauben Schiffbruch erlit- ten 285 . hat seinen Fall beweinet 144 Phariseer Suͤnder in den H. Geist 301 Φιλαυτία 261 Philemon mit seiner Versoͤhnligkeit ein Bild des leutseeligen Gottes 146 Philippi III. Koͤnigs in Hispanien Wundsch 485 Philippus II. Koͤnig in Hispanien 707 Philippi R. Maced. Patientia 732 Philister brauchten Verehrungen den Hebreer-Gott zu beguͤtigen 159 Phœnix 521 Photiniani Geist-Fried 37 Platonische Gemeinschafft der zeitlichen Guͤter 408 Πν ματόμαχοι 37 Polycarpus 635 Polycrates 697 . 349 Post-Feuer 104 Pracht ist hoch gestiegen 267 Prediger sollen das Schwert des Geistes brauchen 266 Prediger sind Troͤster 321 Priester zu Straßburg ist einsmahls we- gen Abschaffung des Opffer-Pfen- nings wider zuruck geprellet 301 Promethei Fabel 708 Prophetare was es heisse 527 Προσέλυτοι 367 Pruͤfung unseꝛ selbst ist hoch von noͤthẽ 252 Pythagoras plagiarius 404 Pythagoræ Schuler 207 Q. Q Velle des Trosts wider des Todes Schrecken 487 R. R Abba der Kinder Ammon Statt hat Davids unbarmhertzige execution erfahren muͤssen 725 Rabbinen quaͤlẽ sich mit ihrer Cabala 294 Rauchwerck muste geschehen fuͤr dem Zeugnuͤß der Bundslade 228 Geistlich Raͤuchwerck wohin es soll gericht werden ibid . Raͤucherung des Gebets 224 Raͤuchern stehet nicht in unserer Chur 230 Rautenkrantz im Wapen der Hertzogen von Sachsen 628 Rechnung in dem Werck der Rechtferti- gung ist eine ernste Rechnung 148 Eine Gnaden-Rechnung ibid . Gnugthuungs-Rechnung 150 Rechtfertigung eines armen Suͤnders wird beschrieben in dem Bild eines polit ischen Stand-Rechts 151 was sie eigentlich sey ibid . Reform irten halten anders von der be- ruffenden Gnade Gottes als Gottes Wort 106 machen Vnterscheid unter der eusser- lichen und innerlichen Gnad ibid . Reichthumb 636 F f f f f 2 Reihing Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Reihing wolte zu Ritter werden an der A. C. wurde aber erleuchtet und be- kehret 108 . seq . Reissen 744 Religion s-Frieden von Gott zu wuͤn- schen 416 Richardi Koͤnigs in Engelland Sieg wi- der einen Bischoff 156 Richter am Juͤngsten Tage/ wer? 727 Rohrdomel 315 Rom ein Sodoma 744 Rom ein andere Diana 43 Alt und neu Rom ist wohl zu unterschei- den 445 Ruhe im ewigen Leben 589 Ruhmredigkeit geistlicher Gnuͤgsamkeit 19 Ruͤsten zum Tode ist von noͤthen 472 S. S Acramenta zeugen durch Wasser und Blut 248 Salomon haͤnget seiner Ehr einen Schandfleck an 259 vermuthlich widerumb bekehrt worden nach seinẽ erbaueten Trutz-Tempel 285 Salomonische Tempels-Weihung 187 Saltz des geistlichen Opffers 215 . seqq . Saphir 600 Satan wird durch die Musie gebañet 404 Sathan gibt sich fuͤr einen grossen Welt- Gott an 567 Sathan ob er ein Hencker und Hoͤllen- Peiniger zu nennen sey 730 Scaphismus 706 Schatz Gottes dreyerley 734 Schau des Messiæ, Simeoni eine Trost- Quell wider den Tod 488 . seqq . Leibliche Schau allein ist nichts nutz 493 . und 494 Schechers bußfertiger Tod ist keine satis- faction gewesen 507 Schererus Lojolit/ und D. zu Pariß hat dem eusserlichen Schein nach wohl ge- lebt 495 Geistliche Schifffahrt 558 Schlaff woher er entstehet 471 Sieben Schlaͤffer 513 Schlangen/ wie fern es wahr sey/ daß sie den Menschen nach seinem Tode fres- sen 705 Schleinitz wolte nach seinem Tode abge- mahlt werden 550 Schlichting/ wer er gewesen 37 Schoß Abrah æ von Tertulliano uͤbel be- schrieben 507 Schoͤnheit der Braut Christi im ewigen Leben 617 . seqq . Schoͤpffungs-Krafft von Mose figuͤrlich beschrieben 73 Schul-Lehrer-Gedancken von der An- schauung Gottes im ewigen Leben 603 Schutz-Engel was im Papstumb von ih- nen gedichtet werde 468 Schwanen-Gesang Simeonis 452 Schwanen was von ihnen fabulos ge- sagt werde ibid . Scipio hat die jenigen nicht beschenckt/ die sich an Apollinis Tempel vergriffen 264 . seqq . Seelenschmuck 61 Segnen war der Priester Ampt 454 Seiden-Wurm Bild der Aufferstehung des Fleisches 540 Selbst-Betrug ein gefaͤhrlich Ding 249 Severi letzte Wort 485 Sicherheit des Friedens Stieff-Toch- ter 482 Simeon Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Simeon/ wer er gewesen 454 . Gottfuͤrch- tig 456 . auffrichtiger Mann ibid . hat ausserordentliche Gaben gehabt 457 . ϑεόϖνευςος ibid . Simeons Segen/ damit er die Eltern Jesu gesegnet 454 Simeons Helden-Glaub 455 Simeon ist nicht allererst sehend worden durch das anruͤhren des Kinds Jesu ibid . Similis eine Stattvogts Grab-Schrifft 482 Similis des Hofdieners bey Adriano Be- fehl 591 Simon von Tornaco nahe bey der Suͤnde in Heiligen Geist 302 Sixtus IV. 615 Sohn Gottes ist erschienen mit Fuͤssen 600 Soldaten-Leben 636 Sophocles ist an einer Weinbeer erwuͤrgt 504 Spaltungen sind auch in der Kirchen Aug- spurgischer Confession 415 Spiegel des Gesetzes der Phariseer zeiget nicht recht 130 Spiegel des Evangelii 131 Spiéra ein schroͤcklich Exempel eines Suͤnders in Heiligen Geist 30 2 Spiéra hat auch eine Vergebung der Suͤnden geglaubt/ aber nicht fuͤr sich 134 Staͤrcke empfangen Christen im Heiligen Abendmahl 347 Stengelius verwegen 330 . 341 Stern den die Weisen aus Morgenland ge- sehen 390 Stimm Gottes an Adam 12 Stirn eines Bußfertigen 165 Stoicorum etlicher Vntergang 574 Straffe Gottes langsam aber schwer 277 Straßburg hat einsmals viel flagellant en 219 Studiosi Theologiæ 69 Successio der Bischofe zu Rom/ ob sie so un- verruckt und gut sey 447 ist kein gnugsames Kenn-Zeichen der wah- ren Kirchen 448 Suͤnde in den Heiligen Geist 294 wie dieselbe unvergeblich 299 Staffeln der Suͤnde in H. Geist 298 . seqq Suͤnde sind Fessel und Ketten/ unter welchen auch der Widergeborne verkaufft 469 Suͤnde wie fern sie getilgt werd in der Recht- fertigung eines armen Suͤnders fuͤr Gott 143 Suͤnden-Krafft wird getilgt durch den Heili- gen Geist 218 Eines reuenden Suͤnders Stand 162 Suͤnd oder Suͤnder muß sterben 220 Syncretismus auch in der Tuͤrckey 108 T. T Arquinius an einem Fischgret erwuͤrgt 5 04 Tauffe ist eine geistliche Kirchweihe 187 Τέλος was es heisse 557 Tempel der ander warumb er heiliger dann der erste 492 Tempel und Lehrer sind correlata 198 Tempel Gottes angreiffen 264 Tempel des Heiligen Geistes der Christen- Mensch/ wie er beschaffen 186 Tempels-Erlassung ist Gottes Straff 271 Hie ist des HErren Tempel ein Juden-Ge- schrey 296 wird auch im Papstumb gehoͤrt/ im Zwin- gelthumb/ auch im falschen Lutherthum̃ ib . Tempel moͤgen wohl gezieret werden mit Bil- dern und andern ornat 235 Tempel Gottes verderben was es heisse 258 Rechter Tempel Gottes wer und wo er sey ist eine schwere Frag 245 Τεταγμένοι 102 Teufel Gottes Aff 325 Der alten Teutschen grausame Barbarey 24 Thabor wird genant ein heiliger Berg 578 Thau woher er komme 111 Theodatus 624 Theodorus an der Folter einen Psalmen ge- sungen 341 Theodosii Wort in seinen Zuͤgen 389 Θεομαχεία 261 Thogarma 97 Thraͤnenstand Buß-Zeichen aber nicht Buß- Wercke 169 Timogenes 584 Titus 628 Toden-Recht 459 Todesfahrt eines Glaubigen was fuͤr eine Fahrt 466 ist abgebildet durch Eli æ Himmelfahrt 465 Todes- Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Todes-Vrsachen 468 Tod soll man recht lernen erkennen 470 was fuͤr Namen er hat 471 . der Natur schroͤcklich 475 . schroͤckliche Namen 476 Todes-Bilder ibid . Todes-Trost 477 . 486 Todes-Engel was die Juden von ihm dich- ten 497 Tod der Glaubigen/ wie er anzusehen 482 Toden sollen nit allzusehr betrauret werdẽ 484 warumb man ihnen die Augen zutruckt ib . Todesthal 469 Toͤdtung des suͤndlichen Fleisches 210 Trauer-Thraͤnen 163 . seqq . Goͤttliche Traurigkeit wie sie beschaffen 163 Traurigkeit ist zweyerley 169 Traͤume vom ewigen Leben 643 Treu wird die Cron erlangen 636 Trieb Gottes des H. Geistes 249 Trientisch Concilium hat Zweifelstrick zu- sammen geflickt 142 Trost-Ampt 305 Trostbegierig 310 Trostfaͤhig 312 Trostloß 309 Trostwuͤrdig 308 Troͤster 314 . seqq . V. V Alentinianus 367 Valentinianus wolt lieber Ritter-Guͤrtel als Christi Glauben quitt iren 633 Vasalli Gottes was sie thun sollen 69 Veraͤnderung unserer Leiber in der Auffer- stehung 545 Verdamten Beschaffenheit nach deren Auff- erstehung 547 . seq . 676 . 690 Verdamten Tod 691 Verdamten Straff ist Verlust des guten 688 Verdamten Zustand soll offtmalen/ sonderltch jungen Leuten/ fuͤrgemahlt werden 696 Verdienst/ die man in Gottes Gericht brin- gen will sind σκύ αλα 155 Verehrungen sind nicht das rechte Versoͤh- nungs-Mittel 159 Vergerius ist wunderlich bekehrt worden 108 Verhaͤrtung 274 Vernunfft hat Christum wollen troͤsten 330 Versoͤhnungs-Mittel 158 . seq . Verwerffung des Ampts des H. Geistes 297 Veteranismus an Novatianismi Stell 291 Vbergebung in des Sathans Gewalt 272 Vberzeihung hat nicht allzeit nach sich die Bekaͤntnuͤß des Vnrechts/ wirds aber ha- ben am Juͤngsten Tage 200 Vlyssis Gespraͤch mit Circe 292 Vlyssis Gesellen 25 . 291 . 596 Vnglaubige 683 Vngluͤck/ was dabey zu betrachten 314 Vnstern/ Vngluͤck/ Vnglauben/ findet sich/ wo Sathan hingefahren 273 Vnsterbligkeit der Aufferstandenen 544 ist den Verdamten peinlich 547 Vnwidergeborne thun τὰ τοῦ νόμου 5 ihre Werck sind nur Tugendschein 239 W. W Achen ist uns anbefohlen 191 Wachsthumb in der Gnade Gottes hat unterscheidene Staffeln 88 Waldenser 381 Wege des Gesetzes koͤnnen wir nicht wande- len 204 Weg des Evangelii ist heilsam ibid . Weihe des Tempels Gottes des H. Geistes 187 Weise aus Morgenland 380 Weissagungen der Stunde des Todes unge- wiß 394 Welt ist ein Gefaͤngnuͤß 469 Welt ist nicht der Ort des ewigen Lebens 567 was sie sey 569 Welt-Ende 571 Zukuͤnfftiger Welt Ort 578 Welt-Pfeiffe 260 Welt will sich immer beschoͤnen 16 Weltgeist fragt nichts nach Entscheidung schwerer streitigkeiten in Religion sachẽ 207 Welt-Absag ist Christen von noͤthen 472 Welt-Liebe 240 Werck vergilt der HErr nicht/ sonder nach den Wercken 244 Gute Werck sind kein Verdienst-Mittel die Seeligkeit entweder zu erwerben oder zu erhalten 238 wofuͤr man sie soll halten ibid . Weyrauch ist von den Weisen Christo offer irt 222 . was es fuͤr eine Gabe gewesen ibid . Wider- Register der denckwuͤrdigsten Sachen. Widergeburt/ wer da Vater 113 . Mutter 114 Widergeburt an ihr selbst 114 Widergeborner was er sey 115 . dessen eigent- licher character 118 Widergeborner Mensch ein Priester 224 . han- delt mit Lust nach Gottes Gesatz 239 Widerruffung Gottes 278 . ist in dem Evan- gelio bekraͤfftigt 284 Widerschaffen ist ein groͤsser Werck als schaf- fen 76 Freyer Will des Menschen in eusserlichen Sachen 9. wird vom Pelagianischen Jrrgeist zu hoch erhaben ibid . Wolthaten Gottes wie sie den Menschen an- reden 69 Wort im Hertzen beygelegt ist ein Zeugnuͤß der Jnwohnung des H. Geistes 247 Wunderwercke/ welches die rechte ist unge- wiß 394 Wurm der Verdamten nagend und unsterb- lich 699 Z. Z Auberey-Mittel Gott zu beguͤtigen 159 Zeit der Gnaden 286 Zeit des Todes wie sie dẽ Menschen bestimt 501 Zuxidis kunstreiche gemachte Trauben 238 Ζηλωσις ist von noͤthen Studiis Theologiæ 69 Zimroth haarez was 38 Zuhoͤrer wie sie sich sollen erzeigen gegen den Gaben/ die Gott den Lehrern mittheilet 71 Zurechnung im Handel der Rechtfertigung/ wie sie beschaffen 149 Zusammenstimmung der Natur 404 Zusammenstimmung der Seyten ibid . Zwilling in Schottland 208 Zwinglianer untertrucken den freyen Willen auch in weltlichen Sachen 13 Register der Biblischen Spruͤche/ so zum Theil an statt der Texte sind abgelesen/ zum Theil sonsten kuͤrtzlich angezogen und erklaͤret worden. Gen. cap. 1 . vers. 2 . p. 73 . 3 . 9 . 122 . 19 . 459 . 9 . 27 . 96 . 19 . 17. seq . 723 . 589 28 . 11 . 551 . 46 . 30 . 487 . 47 . 9 . 559 . Exod. 8 . 19 . 82 . 14 . 30 . 736 . 21 . 13 . 442 . 24 . 9 . 599 . 33 . 18 . 603 . Lev. 26 . 11 . 16 . 12 . ibid . Num. 16 . 676 . 21 . 6 . 704 . 7 . 705 . 709 . Devt. 19 . 1 . 442 . 21 . 23 . 689 . 33 . 29 . 418 . Ios. 20 . 1. seq . 442 . Iud. 6 . 7 . 363 . 8 . ibid . 1. Sam. 2 . 25 . 298 . 1. 10 . 7 . 650 . 1. 15 . 32 . 474 . 1. 22 . 2 . 101 . 2. Sam. 12 . 31 . 725 . 2. 21 . 9 . 688 . 10 . ibid . 1. Reg. 2 . 8 . 294 . 2. Reg. 2 . 9 . 462 . 2. 13 . 21 . 526 . 2. 20 . 11 . 464 . 12 . ibid . 2. Chron. 30 . 8 . 137 . Esth. 1 . 2. seq . 655 . Iob. 19 . 25 . 515 . 26 . ibid . 27 . ibid . Psal. 14 . 3 . 125. seq . 22 . 7 . 541 . 39 . 6 . 2 . 42 . 2 . 205 . 50 . 21 . 704 . 51 . 18 . 218 . 19 . ibid . Psal. 90 . 12 . 473 . 102 . 7 . 315 . 8 . ibid . 18 . 336 . 20 . ibid . 21 . ibid . 110 . 3 . 111 . 119 . 50 . 311 . Prov. 1 . 24 . 755 . 25 . ibid . 26 . ibid . Eccles. 2 . 2 . 639 . 12 . 2 . 462 . 3. ibid . 4 . ibid . 5 . ibid . 6 . ibid . Cantic. 2 . 2 . 375 . 4 . 7 . 614 . Esa. 14 . 11 . 700 . 25 . 6 . 643 . 28 . 15 . 512 . 66 . 24 . 658 . Ierem. 7 . 4 . 268 . Ezech. Register der Biblischen Spruͤche Ezech. 8 . 3. seq . 26 . 24 . 15 . 351 . 28 . 13 . 355 . 47 . 1 . 77 . Dan. 3 . 24 . 316 . 12 . 2 . 516 . Hos. 1 . 2 . 282 . 3. 1 . ibid . 6 . 5 . 216 . Ion. 3 . 5 . 746 . Habac. 2 . 4 . 758 . Sap. 13 . 5 . 40 . Syr. 10 . 13 . 699 . 12 . 4 . 348 . 20 . 32 . 35 . 48 . 24 . 526 . 15 . ibid . 25 . 658 . 1. Macc. 2 . 58 . 464 . 4. Esdræ 4 . 5 . 714 . 2. 12 . 390 . Matth. 4 . 3 . 340 . 11 . 25 . 102 . 26 . ibid . 28 . 102 . 12 . 31 . 294 . 32 . ibid . 16 . 24 . 213 . 18 . 34 . 730 . 19 . 16. seq . 631 . 21 . 13 256 . 25 . 4 . 473 . 26 . 38 . 708 . Marc. 5 . 2 . 184 . 9 . 49 . 709. seq . 50 . ibid . Marc. 10 . 29 . 632 . 30 . ibid . 13 . 23 . 734 . Luc. 2 . 29 . 452 . 30 . ibid . 31 . ibid . 32 . ibid . 4 . 5 . 567 . 12 . 58 . 28 . 59 . ibid . 21 . 5 . 234 . 22 . 29 . 626 . 30 . ibid . 43 . 305 . 23 . 42 . 506 . 43 . ibid . 24 . 29 . 61 . Ioh. 3 . 6 . 1 . 5 . 24 . 483 . 15 . 26 . 43. seq . 17 . 1. seq . 230 . Actor. 1 . 7 . 503 . 19 . 28 . 430 . 34 . ibid . 25 . 11 . 132 . Rom. 1 . 19 . 100 . 20 . ibid . 2. 14 . ibid . 3. 19 . 130 . 28 . 179 . 4 . 17 . 1 . 5 . 21 . 259 . 6 . 23 . 682 . 8 . 14 . 240 . 19. seq . 569 . 11 . 32 . 128 . Rom. 11 . 33 . 40 . 1. Cor. 3 . 16 . 184. seq . 17 . ibid . 9 . 27 . 214 . 11 . 10 . 352 . 12 . 6 . 607 . 15 . 35 . 542 . 16 . 13 . 191 . 2. Cor. 1 . 22 . 27 . 6 . 16 . 186 . 13 . 5 . 253 . Gal. 3 . 2 . 76 . Phil. 4 . 1 . 628 . Col. 3 . 9 . 213 . 1. Thess. 4 . 13. seq . 550 . 1. Tim. 3 . 15 . 373 . 2. Tim. 4 . 8 . 625 , 1. Pet. 1 . 4 . 580 . 8 . 557 . 9 . ibid . 2. Pet. 1 . 18 . 578 . 2. 6 . 711 . 3. 7 . 570 . 10 . ibid . 1. Ioh. 2 . 20 . 195 . 27 . ibid . 3. 117 . Hebr. 9 . 27 . 678 . Iudæ 11 . 676 . Apoc. 3 . 17 . 18 . 18 . ibid . 4 . 4 . 624 . 5 . 9. seq . 625 . 14 . 13 . 506 . 15 . 2 . 737 . 5 . ibid . ENDE.