D. Georg Henning Behrens Physici Subordinati zu Nordhausen Hercinia Curiosa od’ Curieuser Hartz Ward das ist Beschreibung derer C urieusen an und auf dem Harß gelegenen Holen Seen Hergen u. andern daselbst an zutreffende Curiositæten. Nordhausen Beij Carl Christian Neuenhahn Buchänd: HERCYNIA CURIOSA , oder Curiö ser H artz- W ald/ Das ist Sonderbahre B eschreibung und V erzeichnis Derer Curiös en H oͤlen/ S een/ B runnen/ B ergen/ und vielen andern an- und auff dem Hartz vorhandenen D enckwuͤrdigen S achen mit unterschiedenen Nuͤtzlichen und Ergetzlichen Medicin ischen/ Physical ischen und Histori schen A nmerckungen denen L iebhabern solcher Curiosit aͤten zur Lust heraus gegeben von D. GEORG HENNING BEHRENS, Physico Ordin. Subordin. in Nordhausen . NORDHAUSER / Verlegts Carl Christian Neuenhahn / Buch-Haͤndler. 1703 . V orrede. A llen und ieden S tande nach Geehrter L eser. N Achdem ich den Welt-beruͤhm- ten Edlen Hartz/ ingleichen die um denselben liegende herrliche Landschafften von Jugend auf/ nunmehro bey die 30 Jahr/ zum oͤftern durchgereiset und darin- nen an unterschiedenen Orten viele sonderliche Wunder-Wer- cke der Natur und wunderbahre Meister-Stuͤcke der ihr nachahmenden Kunst/ mit andern seltzamen und denckwuͤrdigen Sachen angetroffen; so habe nicht ermangelt/ solche Curiosit aͤten nach und nach zu )( 2 anno- annot iren/ auch derselben Verzeichnis und Beschrei- bung mit unterschiedenen nuͤtzlichen und ergetzlichen Anmerckungen anietzo der Curiös en Welt/ durch oͤf- fentlichen Druck/ mitzutheilen. Die Ursachen aber so mich hierzu bewogen/ sind unter andern: erstlich/ die Ehre GOttes dadurch zu vermehren: indem ein ieder verstaͤndiger Mensch bekennen muß/ wie die na- tuͤrlichen Wunder kraͤftig bezeuͤgen/ daß ein GOtt sey und derselbe HERR aller Creaturen damit seine Allmacht/ Kunst und Weisheit genugsam anzeige. Hiernechst ist solches geschehen/ diejenigen/ welche aus Curiosit aͤt den Hartz mit denen angraͤntzenden Oertern in Augenschein nehmen wollen/ zu unter- richten: was vor Curiosa daselbst eigentlich vorhan- den sind/ massen ich wahrgenommen/ daß zu Zeiten etlichen weit darnach gereiseten Personen aus Man- gel eines Berichts nicht der dritte Theil davon gezei- get worden. Ferner habe ich dasselbe denen Curiosis zu Gefallen gethan/ so Ambts- und anderer Verhinde- rung wegen nicht vermoͤgen dergleichen/ wie gerne sie auch wolten/ in Augen-Schein zu nehmen/ damit dieselben zu ihren Vergnuͤgen auch von denjenigen einige Nachricht bekommen moͤchten/ welches die vor- gedachten mit Unkosten/ Muͤhe und Gefahr gesehen haben. Endlich hat das Verlangen des Herrn Ver- legers und anderer guter Freunde viel darzu geholf- fen/ als welche mich ersuchet/ ie eher ie lieber/ dieses Buch heraus zu geben/ und zwar in Teuͤtscher/ und nicht in Lateinischer Sprache/ in welcher solches vor- hero hero von mir concip iret oder aufgesetzet worden/ da- mit sich desselben auch die ungelehrte Curiosi bedie- nen koͤnten. Hieraus beliebe der geneigte Leser meine gute Intentio n zu ersehen/ und dieserwegen sich mei- ne/ ob schon geringe doch wohl gemeinte/ Arbeit ge- fallen zu lassen. Erhalte ich nun von demselben diese Bitte/ so will davor dienstlich dancken/ wiedrigen Falls/ wenn etwa ein ungebethener Splitter-Richter davon ein unzeitiges Urtheil faͤllen wolte/ man mich nicht verdencken wird/ daß ich daraus schliesse: wie ein solcher Kluͤgling mein Anagrammat ischer Die- ner/ das ist/ Neider/ derer ich wissentlich viel habe/ sey/ oder mit nichten unter die Zahl derer Curieus en Personen gehoͤre/ als welche dergleichen angenehme Materi en nicht verwerfen/ und koͤnte ich davon viel Wesens mit Ruͤhmen und Loben machen/ wenn der Pralerey zugethan/ und solches von Noͤthen waͤre/ derohalben ich die uͤberfluͤßige Recommendatio n ge- sparet/ verhoffende: daß das Werck sich selber loben werde/ massen darinnen viele Curieus e Sachen ent- halten sind/ die man entweder bey denen Autoribus gar nicht oder doch auf eine andere Art beschrieben/ antrifft/ solte aber uͤber alles Vermuthen einem Cu- rioso das Buch in etlichen Stuͤcken etwas unvoll- kommen vorkommen/ und demselben nicht alle ver- langte Satisfactio n geben/ so wird Er solches mit denjenigen/ was ich zu Ende desselben angefuͤhret/ entschuldigen/ und sich damit begnuͤgen lassen/ daß ich vor ietzo die Fuͤrnehmsten und Merckwuͤrdigsten )( 3 an- an- und auff dem Hartz vorhandenen Curiosit aͤten erzehlet und beschrieben habe. Sonst wolle der wohl- meinende Leser sich daran nicht aͤrgern/ daß im An- fange des Titel-Blats HERCYNIA mit einem Y ge- drucket worden/ denn ob schon Prætorius in der Be- schreibung des Blocks-Berges part. 1. cap. \& §. 2. pag. 38. den Thalium dieserwegen tadeln und vorge- ben will/ wie derselbe unrecht daran gethan/ daß er in seiner so genandten Sylvâ Hercyniâ gedachtes Wort nicht mit einem i geschrieben habe/ so werde ich mich doch weniger als nichts daran kehren/ indem von denen Alten Lateinischen Scriptoribus Hercynia mit einem y geschrieben worden/ nicht deswegen/ daß das y ein Lateinischer Buchstabe sey/ denn solches die Alten so gut und noch wohl besser als diejenigen/ die solche Art zu schreiben verwerffen/ gewust/ son- dern es haben dieselbe solches gethan/ damit anzu- zeigen/ daß Hercynia von dem Griechischen herruͤh- re/ und in solcher Sprache genennet wer- de. Jm uͤbrigen wird die Gunst des Lesers die Druck- und andere Fehler entschuldigen/ wovor ich demselben alles Vergnuͤgen wuͤntsche/ und ihn schließ- lich in GOttes Schutz/ mich aber in dessen beharrliche Affectio n befehle. I. N. J. I. N. J. Das I Capitel von denen Curieus en Hoͤhlen an und auf dem Hartz und zwar I. von der Vaumans-Hoͤle. J Ch mache billich von diesem Wunder-wuͤrdigen Wercke und Meister-Stuͤck der Natur den Anfang; weilen solche Hoͤle alle andere an und auf dem Hartz gelegene/ mit ihrer Groͤsse/ Vielheit derer Gruͤften und darinnen befindlichen Rarit aͤten/ uͤbertrifft/ und dieser wegen von denenselben von langen Jahren und Menschen Ge- dencken an/ die allerberuͤhmteste gewesen/ und noch ist/ auch wol blei- ben wird/ und dieses ist die Ursache/ daß iederzeit viele/ so wohl von hohen Standes Personen als andern vornehmen und gemeinen Leuͤ- then/ sich in dieselbe aus Curiosit aͤt begeben haben; wie man denn wenig recht curieus e Gemuͤther/ so wohl in denen angraͤntzenden als auch zimlich weit abgelegenen Landen/ antreffen wird/ die da nicht solten derselben zu Gefallen dahin gereiset seyn/ oder selbige im A Vorbey- Das I Capitel Vorbey-Reisen in Augen-Schein genommen haben: waͤre aber solches nicht geschehen/ indem sie keine Zeit und Vermoͤgen zu reisen gehabt/ oder sind durch andere Ursachen daran verhindert worden/ so versichere: daß sie doch zum wenigsten von solcher Curiosit aͤt- Kammer der Natur Wissenschafft haben werden/ und solches dahero: daß ihnen entweder von andern solches rares Werck der Natur er- zehlet worden/ oder sie davon in unterschiedenen Autoribus oder Buͤchern gelesen haben; massen diese sehr curieus e Hoͤle/ als das Geruͤchte von ihr weit und breit erschollen/ auch denen frembden Na- tion en/ als Engellaͤndern/ Itali aͤnern und andern auslaͤndischen Voͤlckern bekand worden/ und bey ihnen in solchen Beruff kommen/ daß sie auch dieselbe gewuͤrdiget/ ihrer in ihren Schriften ruͤhmlich zu gedencken; wie bey dem Henrico Oldenburgio, als Secretario der vortreflichen und hochberuͤhmten Koͤniglichen Socie taͤt in En- gelland/ in denen von ihm heraus gegebenen Actis Philosophicis von gedachter hochloͤblichen Societ aͤt/ und zwar in denen Actis des Monats Septembris Ao. 1668 pag. m. 647 ingleichen bey dem be- ruͤhmten Athanasio Kirchero in seinen Scriptis, insonderheit in sei- nem so genandten mundo subterraneo tom. 2 sect. 2 libr. 8 cap. 5 \& 6 fol. 60 \& seq. wie auch bey dem Olao Wormio Tollio und vielen andern auslaͤndischen Scribent en mehr zu ersehen ist; welches denn auch diese schauwuͤrdige Hoͤle wegen ihrer vielen Curiosit aͤten und natuͤrlichen Wunder-Arbeiten wohl verdienet/ und deswegen sicherlich werth ist: daß man ferner davon melde/ und selbiger ei- gentliche Beschaffenheit der gelehrten und curieus en Welt noch mehr kund mache. Es scheinet zwar/ als ob der Hochwohlgebohrne Herr Johann Weichhardt Valvasor, Frey-Herr von Gallnegkh, in seinen in vier Tomos getheilten und mit vielen herrlichen Kupfer- Stuͤcken gezierten schoͤnen Wercke/ die Ehre des Herzogthums Crain genandt/ dem dieser Hoͤlen rechtmaͤßig zukommenden Lobe viel entziehen/ und selbiges also ziemlich verdunckeln wolle/ indem er nicht allein lib. 2 cap. 68 Tom. I fol. 278 in genere oder ins gemein die inner- Crain erischen Grotten oder Hoͤlen andern frembden weit vorziehet/ sondern auch in specie und insonderheit saget: daß unter andern von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz andern so wohl die am innern Crain unter Lueg, als einem der Hoch- Graͤfflichen Khobenzel schen Familie zugehoͤrigen und auf Crain e- risch Iamma genandten Schlosse/ befindliche und von Herr D. Lud- wig Schoͤnleben in Apparatu Carniolæ Antiquæ cap 4 §. 5 fol. 123 beschriebene Hoͤlen/ wie auch die in gedachtem Lande bey dem Fuͤrst- lichen Auerspergischen Schlosse Adlersberg oder Adelsperg/ an der Poick zwischen Laybach und S. Veit am Pflaum gelegene Grotte/ die Baumans-Hoͤle an curiens en Rarit aͤten weit uͤbertreffe/ und nicht daran hindere/ daß die Braunschweigische und Luͤneburgische Topo- graphia Matthæi Merians fol. 31 \& 36 dieselbe vor unvergleichlich ausstreiche/ und vorgebe: es werde in keiner Historischen Schrifft von dergleichen gelesen/ sey auch wol nirgends auf dem Erd-Boden der- gleichen eine mehr anzutreffen; massen solches mit der Wahrheit nicht uͤbereinkaͤme/ weilen er die Baumans-Hoͤle auch vormals gesehen habe/ und also den Unterscheid unter dieser Hoͤhle und vorgemeldeten Crain erischen Grotten am besten wuͤste/ welchen ebenfals ein Engel- laͤnder und zwey Hollaͤnder/ als wohl gereisete Personen/ bekennen muͤssen: Denn als er selbigen vorgedachte Crain erische Hoͤlen ge- zeiget/ haͤtten sie sich nicht genugsam daruͤber verwundern koͤnnen/ und versichert: daß ihnen zwar niemahls eine Hoͤle zu Augen kom- men/ welche uͤber die Baumans-Hoͤle waͤre/ diese zwey aber giengen weit daruͤber; aus diesen Ursachen haͤlt nun wohlgemeldeter Herr Baron Valvasor in vor angezogenen Tomo lib. 4 cap. 7 fol. 519 sonderlich die Grotte bey Lueg fuͤr eine Fuͤrstin unter allen andern Hoͤlen: die werth sey/ daß sie den Thron vor denenselben einnehme; Ob ich nun schon gestehen muß/ daß besagte Crain erische Hoͤlen/ so wohl der Beschreibung als der durch Kupfer-Stuͤcke geschehenen Vorstellungen nach/ Preis- und Verwunderns-wuͤrdig sind/ auch nicht kan geleugnet werden/ daß der Autor vor gemeldeter To- pographiæ nicht solte geirret haben/ und in etwas zu weit gegangen seyn; uͤber das man ebenfals etlichen andern gerne zugiebet: wie in der Baumans-Hoͤle bey weiten nicht mehr so viel bewegliche Curiosa als vor Alters anzutreffen sind; indem die jaͤhrlich haͤuffig ankommende curieus e Besucher/ von Jahren zu Jahren/ davon vieles zum An- A 2 dencken Das I Capitel dencken mitgenommen haben/ auch selbige Hoͤle oftmahls gar von ungewaschenen Haͤnden und Dieben also bestohlen worden/ daß auch dahero/ zu Verhuͤtung weiteren Ruin s/ der Eingang zu derselben mit einer verschlossenen Thuͤr hat muͤssen verwahret werden; den- noch kan ich mit gutem Fug und Recht dieselbe vor eine Fuͤrstin aller hier zu Lande auch anderer weit herum gelegenen Hoͤlen halten/ und befindet sich noch in solchem Stande/ daß sie meriti ret/ von curieu- s en Personen besehen zu werden; massen dieselbe einem ieden Lieb- haber derer Curiosi taͤten leichtlich/ mit ihren Wunder-Spielen der Natur/ alles verlangte Vergnuͤgen und Satisfactio n geben wird/ wenn er in dieselbe gelanget. Es lieget aber die Baumans-Hoͤle auf dem Unter-Hartz/ und zwar in der alten Graffschaft Reinstein: Nahe bey derselben gegen Mittag befindet sich das so genandte Ruͤ- beland/ mit denen an der Bode/ als einen beruͤhmten Hartz-Fluß/ erbaueten Eisen-Huͤtten und Haͤmmern: Mitternacht-werts ist die Stadt und Schloß Blancken-Burg; gegen Abend aber/ das Ambt und Stadt Elbingerode oder Eligerode gelegen/ aus welcher Stadt der selige Magister Heinricus Eckstormius, weiland Rector, Prior und Pastor in Walckenrieth buͤrtig gewesen: liegt also die Hoͤle zwischen Blanckenburg und Elbingerode/ und zwar/ einiger Vorgeben nach/ recht mitten zwischen vorgemeldeten Staͤdten/ also/ daß man von einem der vor besagten Oerter so weit als von dem an- dern zu der Hoͤle zu gehen habe; welches ich dahin gestellet seyn lasse/ weilen ich solches nicht gemessen habe/ das kan ich aber wohl sagen: daß mir der Weg von Blanckenburg biß dahin ziemlich laͤnger vor- kommen sey/ wenn ich denselben gereiset/ als derjenige/ der von El- bingerode zur Hoͤle fuͤhret: gegen Morgen findet man nahe bey der Hoͤle keinen bewohnten Ort; sondern es ist daselbst nuhr ein Theil des Hartz-Waldes zu sehen: Den Nahmen anbetreffend/ wird diese Hoͤle einig und allein die Baumans-Hoͤle/ und von denen Landes-Einwohnern/ ihrer ziemlich platten Nieder-Saͤchsischen Sprache nach/ die Bumans-Hoͤle geheissen/ ausser welchen Nahmen sie/ meines Wissens/ keinen mehr hat; sehe also nicht; warum und mit was vor Fug und Recht Tollius, Kircherus und Wormius selbige von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. selbige Baumans-Holtz nennen/ zumahlen da bey derselben kein Holtz/ davon sie solchen Nahmen etwa bekommen haͤtte oder noch haben koͤnte/ anzutreffen/ sondern vielmehr der Berg/ worinnen die Hoͤle sich befindet/ oben gantz bloß/ und mit keinen Baͤumen bewach- sen ist; derowegen ich solches billich vor einenJrthum halte/ welchen ein Auslaͤnder leicht begehen kan/ wenn derselbe entweder nicht recht berichtet wird/ oder selbst nicht gebuͤhrend auf den Nahmen Achtung giebet: Obgedachten Nahmen aber hat sie von ihrem Erfinder er- langet/ den man insgemein davor haͤlt/ daß derjenige/ so sich zum erstenmahl hinein gewaget/ derselben Gelegenheit entdecket/ und also dieselbe Hoͤle erfunden/ soll Baumann/ oder/ des Landes Redens- Art nach/ Buman geheissen haben: wenn nun einige curieus e Personen vorhanden/ die selbige zu sehen verlangen/ muͤssen sie sich/ damit sie kein vergebenes Werck anfangen/ vorhero und vor allen Dingen umb einen Fuͤhrer umbsehen/ welcher ein Mann ist/ so ge- meiniglich zu gedachten Ruͤbelande wohnet/ und von der hohen O- brigkeit uͤber die Hoͤle bestellet/ auch mit solcher Verrichtung privi- legi ret worden: haben sie nun daselbst nach demselben gefraget/ und ihn angetroffen/ koͤnnen sie demselben ihr Verlangen entdecken/ so wird er alsdenn leichtlich ihnen seines Interesse wegen willfahren/ und sie umb ein leidliches Trinck-Geld in die Hoͤle fuͤhren; zu dem Ende er alsobald Berg- oder andere geringe Kleider verschaffet/ wel- che die Compagnie anziehen muß/ wenn sie anders nicht im Durch- kriechen derer Hoͤlen ihre Kleider mit Staub und Koht abscheulich besudeln und verderben auch wohl gar zu ihrem Schaden noch Spott haben wollen: wovon ich ein Exempel an einem filzigen und geizigen Menschen gesehen/ welcher zu menag iren gedachte/ und deswegen seine Kleider anbehielte/ in Meinung: daß er alsdenn nicht so viel zum Trinck Gelde vor den Fuͤhrer/ welches demselben vorhero einige aus Kurtzweile weis gemachet/ geben duͤrfte/ und half es nicht/ daß demselben von den Fuͤhrer vorher gesaget wurde/ wie er dieselben heßlich zurichten wuͤrde/ welches auch erfolgete/ indem er grausam besudelt aus der Hoͤle kam/ woruͤber denselben die Compagnie heftig auslachete/ und nicht wenig vex irete; sonderlich da er eben so viel als A 3 andere Das I Capitel andere zum Trinckgeld/ nach Ausspruch des Fuͤhrers/ mit dem ei- nige aus der Compagnie solches vorhero abgeredet/ unter dem Vor- wand/ daß solches also braͤuchlich sey/ erlegen muste/ und ihm seine Entschuldigung nicht zu statten kam: daß er nehmlich seine Kleider anbehalten haͤtte. Unterdessen als die Compagnie mit dem Aus- und Anziehen beschaͤftiget ist/ versiehet sich der Fuͤhrer nicht allein mit Lichtern und Fackeln/ sondern auch mit einem guten Feuͤer- Zeuͤge/ welches insonderheit mit druckenen Zunder wohl versehen ist; massen derselbe ohndem in der Hoͤle nicht gerne faͤnget: weilen er daselbst von denen darinnen enthaltenen feuͤchten Duͤnsten noch feuͤchter wird/ und also destoweniger die aus dem Stahl geschlagene Funcken annimmet: Es wird aber das Feuer-Zeuͤg von dem Fuͤhrer deswegen in Vorraht mitgenommen: daß er sich desselben bedienen koͤnne/ wenn die Lichter und Fackeln nicht brennen wollen/ sondern ausleschen/ welches denn oͤfters zu geschehen pfleget/ und von denen meisten denen Bosheiten und Tuͤcken derer sich in der Hoͤle aufhal- tenden Erd-Geister oder Gespenster zugeschrieben wird/ das auch zu Zeiten wohl von ihnen geschehen kan/ weilen nicht zu leugnen ist: daß der Teuͤffel nicht allein uͤber sondern auch unter der Erde und zwar in denen einsahmen Hoͤlen am meisten sich aufhalte/ und daselbst sein Spiel habe/ wie sich denn zu Zeiten solche Spectra in der Baumans- Hoͤle in einer langen weissen Frauen oder anderer Gestalt denen Curiosis præsent iret/ und sonderlich aus denen Neben-Hoͤlen/ darin- nen es etlicher Aussage nach nicht richtig seyn soll/ heraus gegucket haben/ und erzehlet Herr Licentiat Christoph Helvvig Physicus zu Taͤnnstaͤdt in seinen Berg- Histor ien pag. 44 daß solches einigen von der Gesellschafft/ so mit ihm die Baumans-Hoͤle besehen/ in der Ober-Hoͤle wiederfahren sey/ als sie sich in die mittlere Hoͤle nicht mit wagen wollen/ sondern daselbst/ biß zur Wiederkunft dererjeni- gen/ die in solche mittlere Hoͤle gefahren/ verblieben waͤren: welches denn keine unmuͤgliche Sache ist/ wenn sie nicht aus Furcht sich der- gleichen Gespenst eingebildet haben: Ob nun schon also vorgemel- dete Ausleschung derer Lichter und Fackeln von denen Gespensten geschehen kan; so halte doch davor/ daß dieselbe mehrentheils von denen von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. denen Duͤnsten und Ausdaͤmpfungen herruͤhre/ und eher von den- selben als durch die Erd-Geister geschehe/ massen die dicke und feuͤch- te Vapores oder Daͤmpffe die in der Hoͤle befindliche Luft sehr dicke/ schwer und also zur Brennung derer Lichter und Fackeln unbequem machen; sonderlich da dieselbe von der euͤserlichen Luft wenig und fast gar nicht/ wie sichs gebuͤhret/ kan verduͤnnert werden: weilen die Hoͤle nur ein Lufft-Loch/ nemlich den einigen Eingang/ hat/ wodurch nicht viel von der euͤserlichen/ durch Sonne und Wind ver- besserten und duͤnne gemachten/ Luft hinein kommen kan; daß aber eine solche dicke/ schwere und feuͤchte Lufft die Lichter und andere brennende Sachen nicht gern brennen lasse/ sondern auslesche/ ist aus denen fundamentis Physicis denen Gelehrten/ sonderlich Natur- Kuͤndigern/ bekand/ und von dem Autore der Philosophiæ Veteris \& novæ Tom. 2 Tract. 1 cap 2 pag. m. 80 zur Genuͤge erwiesen/ auch so ein groß Wunder nicht; massen die Erfahrung bezeuͤget/ daß dergleichen in denen Kellern sich begiebet/ wo vieles starck gaͤh- rendes Getraͤncke/ als Wein- Birn- und Aepfel-Most/ lieget/ oder Bier und Breyhan zu zeitig gefasset worden/ indem diese starck fer- ment irende Dinge solche Duͤnste von sich geben/ die wegen ihres schweren und feuͤchten Wesens der nothwendigen Bewegung und Ventilatio n der Luft/ ohne welche keine brennende Materiebrennen kan/ wiederstehen/ und dahero die Flamme derer brennenden Lichter gleichsam ersticken/ welches alles ich mit vielen rationibus und expe- rimentis darthun koͤnte/ wenn solches voꝛ noͤthig eꝛachtete: Es moͤchte zwar einigen von denenjenigen/ so die Ursach gedachter Ausleschung derer Lichter und Fackeln einig und allein denen Erd-Geistern und Gespenstern beymessen wollen/ meine vorgebrachte Meinung wun- derlich vorkommen/ und duͤrften dieselbn darwieder einwenden/ daß/ wenn die Lichter und Fackeln/ meinem Vorgeben nach/ von den dicken/ schweren und feuͤchten vaporibus ausgeleschet wuͤrden/ sol- ches allezeit geschehen muͤste/ wenn man in die Hoͤle gelangete/ wel- ches aber doch wieder die Erfahrung sey; indem viele in der Bau- mans-Hoͤle gewesen waͤren/ die dergleichen nicht observ iret oder wahrgenommen haͤtten; es dienet aber darauf denenjenigen/ die einen Das I Capitel einen solchen Einwurf machen/ zur Antwort: daß freylich in solcher Hoͤle nicht allemahl die brennenden Lichter und Fackeln ausleschen; weilen daselbst die Duͤnste und Witterungen nicht allezeit so starck sind/ daß sie solches verrichten koͤnnen; massen die Luft/ so wohl inner-als ausserhalb der Hoͤlen/ der Wechselung unterworfen/ auch derowegen einmahl schwerer und feuͤchter als das andermahl ist/ ob sie schon insgemein sich allezeit in der Hoͤle dick und feuͤchte befindet; welches alles durch Huͤlffe eines von der Guericke, Boyle, Schotto und Sturmio beschriebenen Thermometri oder so genandten Wet- ter-Glases demjenigen kan prob iret und bewiesen werden/ der solches etwa vor unglaublich halten will. Nachdem nun die curieus e Ge- sellschafft mit dem Anziehen derer Berg- und andern geringen Klei- dern fertig worden; so machen sie einen Berg- oder Fuhrmaͤnnischen Aufzug/ und wandern mit dem Fuͤhrer in dem angelegten Berg- Hab it auch oͤfters in schlechten Fuhrmanns Kitteln den nah-gele- genen Berg/ darinnen die Hoͤle lieget/ hinauf/ und lachet wohl in- zwischen einer den andern uͤber die Verstellung weidlich aus/ sonder- lich wenn unter der Compagnie etliche angetroffen werden/ denen solche Kleydungen vor andern poßirlich anstehen/ wie ich denn be- hertztes und curieus es Frauen-Zimmer habe mit einfahren sehen/ uͤber derer Positur en sich auch mancher melancholischer Sauer-Topff haͤtte zu Schanden lachen muͤssen/ unter solchen Possen und Vexa- tion en koͤmmet die Compagnie bald an den Ort/ wo die Hoͤle ist/ vor deren Eingang sich ein/ durch die Natur/ von Felsen-Stein und Erden gewoͤlbeter Schwib-Bogen sich befindet/ so einer Capelle fast aͤhnlich siehet/ und gleichsam der Hoͤle Vor-Gemach ist; alwo et- liche erstlich die Berg- und andere Kleider anzuziehen pflegen; allein es ist besser/ wenn solches in des Fuͤhrers Behausung geschiehet/ sonst man einen Huͤter zur Verwahrung der abgelegten rechten Kleider haben/ und dabey lassen muß: gedachter Eintritt oder Mund der Hoͤle bestehet ebenfals aus einem festen und derben Stein/ ist an sich selbst rund und zu solcher runden Figur mehr durch die Natur als Kunst kommen/ darneben so enge/ daß mehr als eine Person zugleich in selbiges nicht kriechen kan/ und will der seelige Herr Matthæsius, weyland von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. weyland im Jochims-Thal in Boͤhmen sehr beliebt und belobt ge- wesener Berg-Prediger/ in seiner dritten Berg-Predigt/ laut des hier- aus von Tit. Herrn Doctor David Kellnern gezogenen und in sei- nem Berg- und Saltz-Wercks-Buche befindlichen Extract s oder Auszuges pag. 38/ daß die Enge dieses Hoͤlen-Ganges von dem Wachsthum der Steine oder Felsen herruͤhre/ sagende: daß Stein und Felsen noch heuͤtiges Tages wuͤchsen/ welches daher abzunehmen sey; weilen man noch Stollen faͤnde/ die nach uͤblichem Stoll-Recht so weit genommen worden/ daß man mit einem Lauff- oder Schiebe- Karn geraͤumig darinne habe fahren und fortkommen koͤnnen/ welche mit der Zeit aber also enge wieder worden und zusammen gewachsen waͤren/ daß eine Person kaum auf der Seite hinein dringen koͤnne/ wie anietzo an der Baumans-Hoͤle zu sehen sey/ welche Enge meines Erachtens wohl dahero entstehen kan/ ob schon selbige auch von Na- tur also beschaffen gewesen; massen alle Grund-gelehrte Physici statu iren/ daß Felsen und Steine fort vor fort unvermerckt wachsen und zunehmen/ wie bey dem Antoin le Grand in seinen Institutioni- bus Philosophiæ Tom. 1 part. 6 Articul. 9 pag. 540 Daniel. Sen- nerto in Epitom. naturalis Scientiæ lib. 5 c. 4 p. 417 und Matthia Gruvio, als meinem gewesenen Præceptore in Philosophicis, wie ich mich auf der Universitaͤt Erfurt aufgehalten/ in seiner Physica Sect. 5 cap. 2 wie auch in der Philosophia Veteri \& nova Burgun- diaca Tom. 2 part. 2 cap. 5 pag. 489 und andern mehr kan gelesen werden: Die Ursache aber des gedachten Wachsthums derer Stei- ne und Felsen wird von denen Autoribus dem succo \& aquæ lapi- descenti, das ist/ einem zu Stein werdenden Safft und Wasser/ auch dem spiritui lapidifico oder einem Stein-machenden Geist/ inglei- chen andern Dingen zugeschrieben/ und wolte ich gern dem curieus en Leser zu Gefallen eines ieden Autoris Meinung in specie anfuͤhren/ wenn es nicht eine weitlaͤufige Materie waͤre/ und demselben also mehr Verdruß als Lust verursachen wuͤrde. Vor gemeldetem run- den Loche oder Eingang zu der Hoͤle zuͤndet der Fuͤhrer bey einem in der Laterne oder Leuͤchte verborgenen brennenden Lichte die bey sich habende Fackeln und Lichte an/ theilet solche unter die Compagnie B aus/ Das I Capitel. aus/ und krieehet alsdenn voran in den Eingang/ dem einer nach dem andern von der Gesellschafft mit einem in der Hand habenden bren- nenden Licht oder Fackel folget/ und muͤssen dieselbe ingesamt auf ietzt erzehlte Art und Weise eine zimliche Laͤnge durch der Hoͤlen Schlund/ so zwey niedrige und enge Kluͤfte sind/ ihren March nehmen/ und damit so lange nicht ohne ziemliche Muͤhe anhalten/ biß sie Abend- und Mitternacht-werts/ mit Staub wohl bestaͤuͤbet und gepudert/ in die erste oder oberste Hoͤle kommen/ welche ein von der kuͤnstlichen Natur verfertigtes Gewoͤlbe und von solcher Hoͤhe und Weite ist/ daß auch/ dem Augen-Maß nach/ ein mittelmaͤßiges Haus oder et- liche kleine niedrige Gebaͤu darinnen stehen koͤnnen: der Tropf- oder Trauf-Stein befindet sich haͤuffig in derselben/ nicht allein auf der Hoͤlen ungleichem und unebenem Boden/ sondern auch an denen Seiten und oben an der Decke des Gewoͤlbes/ alwo derselbe wie Eis- Zapfen haͤnget/ zwischen welchen vor diesem/ als die Hoͤle noch offen gestanden/ die Fleder-Maͤuse in grosser Menge gesehen worden/ welche aber nunmehr/ da die Hoͤle mit einer Thuͤr verwahret worden/ so haͤuffig daselbst nicht mehr anzutreffen sind/ weilen ihnen dadurch der Paß versperret worden: Ferner trift man in dieser Hoͤle viele kleine Neben-Gaͤnge oder Hoͤlen an/ darinnen die spectra oder Ge- spenster sonderlich ihr Spiel und Wesen haben sollen/ wovon Unter- schiedliches von Unterschiedenen erzehlet wird/ weilen aber daselbst sonst nichts Sonderliches zu sehen ist/ so fuͤhret der Fuͤhrer selten/ und wenn es nicht in specie verlanget wird/ die Compagnie in selbige ein/ sondern er gehet/ umb genugsahme Zeit zu Beschauung derer andern Curiosit aͤten zu gewinnen/ mit derselben solche vorbey zu einem kleinen Brunnen/ der zwar nicht viel Wasser in sich haͤlt/ wel- ches aber doch so helle und klar als ein Crystall ist/ auch darneben einen gar reinen und suͤssen Geschmack hat: Dieses Wasser wird von vielen vor die Stein-Schmertzen verlanget/ und vor solche als ein bewaͤhrtes Mittel ausgegeben; wie denn auch der albereit gemel- dete Eckstormius in seiner Lateinischen/ von dieser Hoͤle an D. Za- charias Brendeln/ weyland Professorem Medicinæ zu Jena A. C. 1589 den 28 April. geschriebenen und bey D. Brendels Historie derer Erd- von curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Erd-Beben befindlichen/ Epistel meldet: daß/ so viel er gehoͤret/ der vornehme Arzt D. Johann Schroͤter den Gebrauch dieses Was- sers nicht getadelt habe/ als derselbe von Jena aus von den Hohn- steinischen Graffen/ Herren Volckmar Wolffgang (als dem Vater des letzten Hohnsteinischen Graffens und Herrens Ernesti, mit des- sen Tode die Graͤffliche Hohnsteinische Familie A. C. 1593 aufge- hoͤrt) zu einer Cur beruffen worden. Ebenfals gedencket vorgedachter Eckstormius in der angezogenen Epistel/ wie hauptsaͤchlich von die- sem Wasser zu mercken sey: daß/ so es in Glas gethan und verwah- ret werde/ solches ein gantzes Jahr/ auch so gar ohne einzige Hefen oder Ansetzen gut und frisch bleibe: Ob nuhn solches Wasser vim anodynam oder eine Schmertzen-stillende Kraft in sich habe/ und dadurch die Stein-Schmertzen lindere/ ingleichen worinnen solche Kraft bestehe/ dasselbe werde vor diesesmahl nicht vollkoͤmmlich be- antworten koͤnnen; weilen dessen ingredientia noch nicht/ wie ofte Willens gewesen/ durch die Destillation/ Evaporation/ Præcipita- tio n und andere Chymische Experimenta (so wieder des Becheri und anderer Einwuͤrfe von Herr D. Rosino Lentilio, Physico zu Noͤrdlingen/ in denen Ephemeridibus Germanorum Decur. 2 A. 5 Obs. 201 pag. 411 rechtmaͤßig defend iret werden) erforschet habe/ nnd also nicht wissen kan/ was solches etwa bey sich suͤhren moͤchte. Das hab ich aber an demselben observ iret und wahrgenom- men/ wie selbiges auch ein Brust-Mittel sey/ und den in der Lunge enthaltenen dicken und zaͤhen Schleim zertheile; indem etliche von denenjenigen/ so davon in der Hoͤle getruncken/ darauf einen solchen dicken und zaͤhen Schleim mit rauhem Husten dermassen von sich geworfen haben/ daß sie auch uͤber die haͤuffig ausgeworffene Materie sich sehr verwundern muͤssen/ muthmasse dahero also/ daß solches Wasser virtutem resolvendi vel attenuandi, oder eine zertheilende und duͤnne machende Tugend und Macht haben muͤsse/ und dieser- wegen auch in denen Stein-Schmertzen gut thue/ weilen es den bey den Steinen und Sande befindlichen und die gewoͤhnlichen Gaͤnge verstopfenden dicken Schleim zertheile/ und dem dadurch ver arrest ir- tem Steine und scharfen Schmertzen machendem Sande den Paß B 2 wieder Das I Capitel. wieder eroͤfne/ darneben kan das blosse/ reine und suͤsse Wasser/ als das grosse menstruum der Natur/ wie es der gelehrte Engellaͤnder Thom. Willis in seinem Tractat de fermentatione cap. 9 oper. p. 38 nennet/ die in denen humoribus enthaltene/ scharfe/ rauche und die meatus zusammen ziehende Saltze aufloͤsen/ dilu iren/ abspuͤlen/ wodurch die auf vorbesagte Art enge gemachte Wege ebenfals wieder zu der gebuͤhrenden Weite gelangen/ und auf solche Weise den Stein mit dem Sande leichter und mit wenigern Schmertzen durchlassen/ derowegen nicht unbillich Herr D. Christianus Menzelius in vorge- dachten Ephemeridibus Decur. 2 A. 3 Observ. 14 pag. 56 saget/ wie das blosse Wasser gewißlich eine Heil-Meisterin vieler Kranck- heiten sey/ welches man insonderheit an dem nunmehro aller Orten bekandten Thée -Tranck siehet/ als welcher seine Krafft nicht allein von denen Thée -Blaͤttern sondern auch von dem warmen Wasser hat/ ja es will gar Herr D. Johann Ludwig Hanneman in ietzt ge- meldeten Ephemeridibus Decur. 2 A. 5 observ. 113 Schol. p. 224 \& seq. die Wuͤrckung dieses Tranckes allein dem warmen Wasser und nicht dem Thée zuschreiben; weilen hievon das Wasser nicht verbessert wuͤrde/ und man in demselben nach der Evaporation kaum etliche wenige Gran von einem Thée-Extract finde/ welcher Mei- nung aber Herr D. Lucas Schrœckius in dem Scholio oder Erklaͤ- rung uͤber die vorangefuͤhrte Observation p. 227 nicht beypflichtet/ sagende: daß der Thée auch das Seinige darbey thue/ indem der- selbe mit seinem alcal ischen Saltze und denen gelinde adstring irenden und bittern Theilen das warme Wasser corrig ire/ und habe er durch die Evaporatio n befunden/ daß ein Quentgen Thée mehr als den dritten Theil seines Wesens dem warmen Wasser mittheile. Be- langend dasjenige/ was wohl gedachter Eckstormius von dem Brunnen-Wasser in der Hoͤle meldet/ nemlich daß selbiges sich ein Jahr lang halte/ und nicht faul werde; so zeiget solches an/ daß es ein mineral isches Wasser seyn muͤsse/ und mit einigen subtil en sol- v irten Minerali en und suͤssen mineral ischen Saltzen imprægn iret und vermischet sey/ welche dasselbe von der Corruption oder Verder- bung bewahre/ bevorab wenn es an einen gebuͤhrenden kuͤhlen Ort gesetzet worden/ wiewohl die gemeldete Verwahrung auch viel bey der von den curinus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. der Sache thut; denn wenn das Glas mit einer Rinden oder an- dern guten Blasen wohl verbunden wird/ kan keine Lufft darzu kom- men/ welche sonst das Wasser zu einer almaͤhligen Fermentatio n oder Gaͤhrung/ und durch dieselbe zu einer Faͤulniß bringet: Fer- ner ruͤhmet Eckstormius von diesem Wasser/ daß es keine Hefen oder Truͤbe setze/ die Ursache ist/ daß sich in selbigem keine Un- reinigkeitem befinden/ die sich auf dem Boden des Glases præci- pit iren oder niederschlagen koͤnten/ weilen selbiges aus einem harten Felsen quillet/ und durch denselben gleichsam filtr iret und von allen impuritatibus gelaͤutert worden/ die Minerali en aber/ so es etwa bey sich fuͤhren moͤchte/ fallen so leicht nicht zu Boden/ sonderlich wenn die Luft nicht zu dem im Glase verwahrten Wasser kommen/ mit ihrer Schwere dieselbe drucken/ und nach und nach præcipit iren oder niederschlagen kan/ welches doch auch schwer hergehet/ wenn schon das Glas offen stehet/ denn die Luft einig und allein insuffi- ci ent und nicht genug ist/ die Minerali en gaͤntzlich aus denen poris oder spatiis, die/ wie denen Physicis bekannt/ das Wasser hat/ zu bringen und selbige niederzuschlagen/ wenn ihr nicht ein gewisses præcipitans oder niederschlagende Materie zu Huͤlffe koͤmmet/ und die Minerali en mit Gewalt daraus treibet; indem solches præci- pitans die gedachten poros des Wassers einnimmet/ worauf die hierinnen befindliche Minerali en ihre gehabte Herberge verlassen/ und mit etwas von der niederschlagenden Materie zu Grunde fallen muͤssen/ woruͤber sich diejenigen/ so dergleichen experimenta Chy- mica niemahls gesehen/ oftmahls sehr verwundern/ wenn man ihnen solche zeiget. Vor-gedachtes Brunnen-Wasser laͤsset der Fuͤhrer die saͤmtliche curieus e Compagnie kosten/ nicht allein des lieblichen suͤssen Geschmacks wegen/ sondern auch/ damit sie davon andern erzehlen koͤnnen. So bald nun solches die Reyhe herum geschehen ist/ gehen sie mit demselben wieder eine ziemliche Laͤnge durch die Hoͤle biß zu dem so genannten Rosse oder Pferde/ welches ein wunderlicher Stein-Fels ist/ indem derselbe einem hoͤltzernen Pferde/ darauf die Exerciti en-Meister ihre Discip el voltig iren lehren/ oder vielmehr einem hoͤltzernen Esel/ auf welchem die Soldaten/ wenn sie etwas B 3 began- Das I Capitel. begangen haben/ zur Straffe reiten muͤssen/ ziemlich gleich siehet: Dieses Felsen-Roß ist ohngefehr 6 Werck-Schuh oder 3 Ellen hoch/ und bey 10 biß 12 Ellen lang; Oben auf demselben befindet sich eine zimliche harte Schaͤrfe/ die dieses Pferdes Ruͤcken ist/ aldar es fast in der Mitten einen Durchschnitt/ etwa einer guten Hand breit/ hat; auf der einen Seite dieses artig form irten Felsens aber gehet eine Kluft hinunter/ und schliesset sich uͤber demselben rund herum der Hoͤlen rechte und eigentliche Fels/ wie ein Schwib-Bogen oder Gewoͤlbe wieder zusammen: Auf dieses Roß muß die Compagnie steigen/ und darauf reitend mit denen in Haͤnden habenden bren- nenden Fackeln und Lichtern/ welches recht poßirlich laͤsset/ fort- rutschen und kriechen/ biß dieselbe fast zum Ende kommen/ alwo zur lincken Hand die Einfahrt zu der andern und mittlern Hoͤle ist/ wel- chen ihnen der Fuͤhrer zeiget/ und dabey vermeldet/ daß solcher weit enger und gefaͤhrlicher als der Eingang in die obere Hoͤle sey: dieje- nige nun/ welche furchtsames Gemuͤths sind/ und sich hiedurch haben abschrecken lassen/ nehmen ihren Ruͤck-Weg von diesem Felsen wieder in die erste Hoͤle/ und erwarten daselbst die andern von ihrer Compagnie, so sich resolv iret/ mit dem Fuͤhrer in die mittlere Hoͤle zu fahren/ und dieselbe zu beschauen; diese hingegen aber muͤssen in einen ziemlich sauren Apfel beissen/ und ihrem Fuͤhrer durch enge unwegsame Oerter folgen/ welches alles aber die Curiosi- taͤt und Schau-Lust ihnen wieder versuͤsset/ und alle Muͤhe gering machet; derowegen sie keine Arbeit noch Gefahr scheuͤen/ sondern mit dem Fuͤhrer von vor gemeldetem Rosse nach der gedachten Ein- fahrt bald auf den Knien/ bald auf dem Bauche/ nachdem solches des Ortes Enge und der durchfahrenden Person Leibes-Beschaf- fenheit erfordert/ mit zimlicher Muͤhe und Gefahr des Fallens/ wo- vovon sie sich durch feste Ansetzung und Ansteiffung des Ruͤckens sonderlich bewahren/ bey die 6 Ehlen tieffer fortkriechen/ und endlich durch Huͤlffe eines starcken an einem in etwas heraus ragenden Fel- sen angebundenen Seiles bey die 18 Schue tieff hinunter auf den Boden der Hoͤle steigen/ oder sich vielmehr an das Seil haltende gleichsam hinab lassen. Diese Hoͤle ist ungleich groͤsser und hoͤher als von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. als die obere/ und hat ebenfals viele Neben-Hoͤlen und unterschie- dene tieffe Loͤcher/ in welche man so wenig als in diejenigen/ so sich in der ersten Hoͤle befinden/ recht gefuͤhret wird/ denn der Fuͤhrer selbige nur entweder von aussen zeiget/ oder auf Begehren derer Curiosorum dieselbe nicht weit hinein bringet/ vorgebende: daß darinnen/ wie in denen obern Neben-Hoͤlen/ nichts Curieus es an- zntreffen sey. Der Tropf-Stein ist auch hierinnen allerwegen viel haͤuffiger nnd glaͤntzender als in der Ober-Hoͤle/ unter andern stehet fast mitten in der Hoͤle ein schoͤner grosser Tropf-Stein/ so wie ein ausgearbeiteter Pfeiler gestalt ist/ welcher aber in der Mitte wegen des unaufhoͤrlichen Wasser-Tropfens entzwey gegangen/ doch ist er noch so wohl unten auf dem Boden als oben an der Hoͤlen und zwar an einem ieden Ende bey vier oder fuͤnff Schue hoch. Nicht weit hiervon befindet man einen Brunnen/ der mit dem in der Ober- Hoͤle an Groͤsse/ Geschmack und Krafft allerdings uͤberein koͤmmet. Von diesem Brunnen gehet man ferner einen ziemlichen Weg fort/ und gelanget endlich zu einer langen Klufft/ die dem Eingange zu der obern Hoͤle fast gleichet/ ausgenommen daß sie etwas niedriger/ und also zum Durchkriechen unbequemer ist/ durch diese Klufft muß man abermahl bald auf der Seiten bald auf dem Bauche mit ziemli- cher Muͤhe kriechen/ uud sich mit Haͤnden und Fuͤssen etwas auf- waͤrts in die Hoͤhe hinauf arbeiten/ daselbst siehet man zur rechten Hand der Hoͤle einen wunderbahren schoͤnen Ort/ so mit dem Grunde der Wahrheit die schoͤne Wand kan genennet werden/ und ohngefehr 24 Schuh hoch und eben so lang ist. An diesem curieus en Ort befinden sich allerhand artige/ erhobene/ durchbrochene und glatte Figuren oder Bilder von menschlichen wohl- proportion irten Angesichtern/ allerley Thieren/ als Loͤwen/ Pferden/ und derglei- chen/ wie auch unterschiedenen Blumen und Laub-Werek mit an- dern wunderlichen Sachen/ welche die Natur durch die Versteine- rung des unaufhoͤrlich herunter trieffenden Tropf-Wassers also gebildet und gekuͤnstelt hat/ die auch von dem Trauff-Wasser so schoͤn geglaͤttet und poliret werden/ daß es scheinet/ als waͤren die- selben von dem schoͤnsten polirten Alabaster durch des besten Kuͤnst- lers Das I Capitel lers Hand gemachet worden/ ja ich zweifele billig/ ob ein Mahler solche besser mahlen und ein Bild-Hauer oder Bild-Schnitzer die- selbe zierlicher verfertigen koͤnne: Unter vielen andern ist das daselbst befindliche Orgel-Werck ein uͤberaus herrliches und schoͤnes Kunst- Stuͤck der Natur; massen die Pfeiffen daran so naturel sind/ daß sie auch denen von einem Kuͤnstler verfertigten rechten Orgel-Pfeif- fen nicht viel nachgeben werden. Nachdem nun die curieus en Be- schauer sich an diesem schoͤnen Ort genugsam ergetzet haben/ so stei- gen oder kriechen vielmehr dieselben etwas hoͤher hinauff in ein Ge- woͤlbe/ das einer Capelle ziemlich gleichet/ aldar stehet ein Tropf- Stein/ der ohngefehr 4 biß 5 Schue hoch ist/ und insgemein der Muͤnch genennet wird/ weilen er natuͤrlich als ein geschorner Muͤnch gebildet ist/ und selbigen gar artig mit einer Platte und anderm Zu- gehoͤr præsent iret; Zu beyden Seiten dieses Muͤnch-Bildes finden sich noch zwey andere Tropf-Steine/ die sehr nahe bey demselben/ und nur etwa zwey Ellen weit davon stehen/ dieselben sind wie zwey menschliche Brust-Bilder gestaltet/ und bedeuͤten des Muͤnches Auf- waͤrter/ werden auch mit dem ietzt gedachten steinernen Muͤnch von etlichen fuͤr das Wahr-Zeichen dieser Hoͤlen gehalten/ worauf der gemeine Mann/ so in der Hoͤle gewesen/ dermassen viel haͤlt/ daß er auch solches mit grossem Eyfer von demjenigen fodert/ so solche gesehen zu haben vorgiebt/ umb zu erfahren/ ob er die Wahrheit geredet habe/ trift er nun dasselbe nicht/ indem er etwa solches von dem Fuͤhrer nicht gehoͤret oder wieder aus der Acht gelassen hat/ so muß er gelogen haben/ solte er auch schon ausser diesem von der Be- schaffenheit der Hoͤle gute Nachricht geben/ und damit erweisen/ daß er nicht wieder die Wahrheit geredet habe. Von den ietzt ge- meldeten Wahr-Zeichen steiget man fast wie auf einer Wendel- Treppe etwas weiter und hoͤher in die Hoͤle/ biß man also endlich zum Ende dieser mittlern Hoͤle und zum Eingang oder Einfahrt der dritten Hoͤle gelanget/ welches ein grosses/ weites und einer ziem- lichen Pforten aͤhnliches Loch ist/ daß man also Raum genug in selbige Hoͤle zu steigen haͤtte/ es wird aber niemand in selbige gefuͤh- ret/ und kan auch solches nicht wohl geschehen/ weilen dieselbe hierzu nicht von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. nicht apt iret worden/ und weder Stricke noch Fahrten oder Leitern in derselben vorhanden sind/ vermoͤge derer man hinab kommen koͤnte/ doch kan man in dieselbe wohl und fuͤglich sehen/ wormit sich ein Curiosus muß begnuͤgen lassen. Eckstormius haͤlt mit dem gemeinen Mann davor/ daß diese dritte Hoͤle nicht zu ergruͤnden sey/ sondern sich zwischen den weiten Felsen sehr lang und weit hinaus strecke/ daß noch niemand an das Ende kommmen zu seyn sagen koͤnne/ ob ihrer gleich viel etliche Tage lang darinnen verharret/ mit ungezweifelnden Umbstaͤnden erzehlend: daß sie durch solche Erd- Gaͤnge biß an die vier Meile Weges fortgekrochen/ und nicht weit von der Gegend der Kaͤyserlichen Freyen und des Heyligen Roͤmi- schen Reichs-Stadt Goslar gewesen waͤren/ welche Stadt ohnge- fehr 4 biß 5 Meilen von der Hoͤle gelegen ist; Allein es halten sol- ches viele vor ein Fabel-Werck/ weilen von denenjenigen/ so nach und nach die Inspectio n uͤber die Hoͤle gehabt/ berichtet worden: daß sie oftmahls in derselben gewesen/ selbige sorgfaltig durchkrochen und durchsuchet/ auch also darinnen das Ende gefunden haͤtten/ diesem Einwurff begegnen aber andere mit der Antwort: daß viele Gaͤnge/ die zu denen untern Hoͤlen oder Gruͤften abfuͤhreten/ ent- weder durch das Alterthum allgemaͤhlich eingefallen/ oder von de- nenjenigen/ die zu Sammlung derer darinnen liegenden Einhorns- Knochen die Erde uͤmbgegraben/ unzeitig und zu fruͤh verstopfet waͤren/ daher es denn kommen sey/ daß der Eingang zu denen weit entlegenen Hoͤlen allmaͤhlich verschlossen worden/ wie solches wohl gedachter Eckstormius anfuͤhret/ und selbsten fast der Meinung zu seyn scheinet/ welches ich zwar lasse dahin gestellet seyn/ muß aber dennoch bekennen/ daß solches nicht wieder die Vernunft lauffe/ und dahero zimlich glaublich sey/ sonst soll/ derer Fuͤhrer Bericht nach/ die Einfahrt dieser dritten Hoͤle noch einmahl so tieff hinunter seyn/ als diejenige ist/ so von den obersten Hoͤlen in die mittlere gehet/ im uͤbrigen sagen sie/ daß selbige an der Groͤsse und andern Beschaf- fenheiten der mittleren fast gleich sey; nur daß ein Tropf-Stein darinnen gefunden werde/ welcher die Gestalt eines runden Tisches habe: uͤber dieses wird sonderlich von dem gemeinen Mann derer C Orten Das I Capitel Orten erzehlet: daß gantze Riesen-Gerippe von der Suͤnd-Fluhe noch her/ auch allerhand Erd-Geister sich in dieser Hoͤle befaͤnden/ und man darinnen die Wasser starck brausen hoͤre; Andere sagen: daß ein Baͤchlein darinnen sey/ welches nicht leicht von einem ieden gefunden werde/ und gediegene Gold-Koͤrner bey sich fuͤhre/ ja sie scheuͤen sich nicht zu sagen: daß Personen gefunden worden/ so dadurch Reichthum erlanget haͤtten/ welcher Erzehlung nicht un- gleich ist/ was Johannes Thalius weyland in dieser Kaͤyserlichen Freyen und des Heyligen Roͤmischen Reichs-Stadt Nordhausen bestallter Physicus in seinen geschriebenen Collectaneis aufgezeichnet hinterlassen hat/ nemlich: Daß in der benachbarten Hoch-Graͤff- lichen Residentz-Stadt Stolberg ein beruͤhmter Chymicus und cu- rieus er Mahler/ auch aller freyen Kuͤnsten beflissener Mann/ mit Nahmen Johann Reiffenstein/ gewesen/ der ihn berichtet: wie er in der Baumans-Hoͤle einesmahls einen Sand angetroffen/ wel- chen er gewaschen/ und hierdurch aus demselben etliche Koͤrner von feinem Golde bekommen haͤtte/ welches alles man in seinem Wehrt und Unwehrt beruhen laͤsset/ dieses aber ist gewiß: daß/ wenn man eine Pistole oder ander Gewehr in dieselbe Hoͤle loszuͤndet/ davon ein solcher starcker Knall entstehet/ als wenn darinnen eine zimliche Canone oder Stuͤck losgebrennet worden/ die Ursach ist leicht zu fin- den/ und ruͤhret daher/ daß die in der Hoͤle enthaltene und durch den Schuß starck bewegete Luft oder Knall sich nicht/ wie in freyer Luft geschiehet/ weit austheilen und der Gewalt entweichen kan; sondern es muß dieselbe zusammen bleiben/ an die Decke und Seiten des Ge- woͤlbes anschlagen/ von dar nach dem Loche der Einfahrt zuruͤck prallen/ und also heftig in die Ohren derer dabey-Stehenden fallen/ dahero auch ein im Keller oder andern Gewoͤlbe abgeloͤsetes Gewehr einen noch einmahl so starcken Knall als in blosser Lufft verursachet: Auf vor gedachtes Donnern koͤmmt aus der Hoͤle ein grosser dicker Pulver-Dampff/ welcher eine zimliche Zeit anhaͤlt/ weilen derselbe ebenfalls sich in der Hoͤle nicht als wie in freyer Luft vertheilen und aus einander gehen kan: Dieses Knalles und Dampffes wegen pfleget man wohl zu Zeiten aus Curiosit aͤt etlichemahl in die Hoͤle zu von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. zu schiessen/ sonst aber sich nicht uͤbrig lange dabey aufzuhalten; weilen daselbst nichts Sonderlichs zu sehen ist/ so bald nun solches geschehen/ und der Fuͤhrer mit seiner Erzehlung von der Beschaffen- heit dieser Hoͤle fertig worden/ begiebet man sich wieder in die mittlere Hoͤle/ hat der Fuͤhrer nun denen Curiosis vorhero das unicornu fossile oder gegrabene Einhorn nicht gewiesen/ so zeiget er ihnen sol- ches anietzo; massen dasselbe absonderlich und am meisten in dieser Hoͤle gefunden wird/ und haͤuffig in denen Felsen und der darzwischen vorhandenen Erde stecket: Man trifft auch in derselben eine kleine niedrige Neben-Hoͤle an/ so wie ein klein Gewoͤlbe form iret ist/ auf dessen Boden allerhand Arten von Tropf-Steinen liegen/ die den schoͤnsten Zucker- Confect, so wohl von glatter als Crispatur- Arbeit/ aͤhnlich seyn; deswegen auch solcher Ort von etlichen die Confect- Tafel genennet wird: dieser Stein Confect koͤmmet mit demjeni- gen/ dessen Wormius in Musæo lib. 11 cap. 6 fol. 25 gedencket/ und insgemein Confelti di Tivoli, weilen es bey Tivoli in Itali en anzu- treffen/ genannt wird/ zimlicher massen uͤberein; denn ich vormals etliche Stuͤcke von denenjenigen/ so die Aufsicht uͤber die Hoͤle ge- habt/ verlanget und bekommen habe/ darunter welches gewesen/ so theils wie die schoͤnsten mit Zucker uͤberzogenen Mandeln/ theils wie Zimmet und andern dergleichen Confect ausgesehen/ derowe- gen ich solches aus Kurtzweil oftmahls unter wahres Zucker- Con- fect gemenget/ umb zu sehen/ ob diejenigen/ denen dasselbe vorge- setzet/ das falsche Confect von dem rechten unterscheiden und erken- nen moͤchten/ welches aber niemahls erfolget ist/ und erinnere ich mich eines sonst klugen und kuͤnstlichen Zucker-Beckers/ welchem einsmahls solches vermischtes Confect zur Probe vorlegte/ der doch so wenig als andere einen Unterscheid darinnen zu machen wuste/ sondern auch etwas von steinernem Confect erwischte/ und darauf bisse/ daß ihm die Zaͤhne im Kopfe krachten/ ich bin aber auf solche Art fast um alle meinen Vexir-Confect kommen/ daß also sehr we- nig mehr in meinem geringen Musæo davon denen Curiosis auf- zuweisen habe. Es ist auch gedachte Confect- Tafel in der Hoͤle nunmehro so aufgehaben/ und von solchem raren Confect ledig wor- C 2 den/ Das I Capitel den/ daß darauf von demselben wenig mehr anzutreffen ist/ weilen die Curiosi, wie Anfaͤnglich schon gedacht worden/ nach und nach von demselben etwas mitgenommen/ und dieselbe also zimlich bloß gemachet haben/ dahero die Fuͤhrer/ dem Bericht nach/ solche Tafel ungern und nicht einem ieden zu zeigen pflegen. Woferne nun von denen curieus en Personen alles Besehens-wuͤrdige in dieser Hoͤle zur Gnuͤge betrachtet/ und dabey von ihnen die daselbst befindliche zimliche Kaͤlte erdultet worden/ oder es haben dieselbe sich nicht mit genugsamen Lichtern und Fackeln versorget/ und sind so lange darin- nen verblieben/ biß die mit genommene darinnen fast ausgebrannt; so muͤssen sie den Ruͤck-Weg durch eben die Oerter/ wodurch sie vor- hero eingefuͤhret worden/ wieder nehmen/ weilen die Baumaus- Hoͤle keinen andern Ausgang als den albereit anfaͤnglich gemeldeten Eingang hat/ die Ruͤck-Fahrt aber ist viel muͤhsamer und beschwer- licher als die Einfahrt; massen dieselbe bey dem Aufsteigen viel groͤssere Muͤhe und Arbeit erfodert/ sonderlich an den Ort/ da man in die obere Hoͤle steiget/ alwo es einer/ sonderlich corpulent en/ Person sauer genug ankoͤmmet/ sich an den Seilen wieder hinauf zu helffen/ und durch die obgedachte Enge und bey die 20 Schue lange Klufft biß auf das Roß zu kriechen/ sind aber die Curiosi biß hie- her kommen/ so haben sie die Arbeit uͤberstanden/ und/ wie man saget/ gewonnen Spiel/ denn sie leichtlich von dar wieder in die obere und erste Hoͤle bey diejenige/ welche von der Gesellschafft zuruͤck geblieben sind/ und daselbst ihrer erwartet haben/ gelangen koͤnnen/ die alsdenn offtmahls denenselben nicht genug zu erzehlen wissen/ was ihnen unterdessen da sie nicht beysammen gewesen begegnet sey/ und wie sie etliche spectra oder Gespenste gesehen haͤtten/ welches aber wohl zu Zeiten blosse Einbildungen solcher furchtsamen Gemuͤ- ther sind: Denn weilen dieselben nicht das Hertze gehabt mit in die mittlere Hoͤle zu fahren/ so ist es ebenfals keine unmuͤgliche Sache/ daß sie sich dergleichen Phantasien nicht solten gemachet haben; wiewohl der Teuͤffel sonst auch furchtsame Leuͤthe am meisten zu aͤffen und zu vexiren pfleget/ hinwieder koͤnnen die aus der mittlern Hoͤle gekommene Curiosi ihnen ebenmaͤßig nicht sattsam beschrei- ben/ von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz ben/ was vor curieus e Sachen sie darinnen angetroffen haͤtten/ und wie sie darnach klettern und kriechen muͤssen/ welches ihnen doch we- gen denen gesehenen Rarit aͤten im geringsten nicht gereuͤe; massen sie nicht viel davor nehmen wolten/ daß solche von ihnen nicht in Augen- Schein genommen worden. Endlich siehet sich die gesamte curi- eus e Gesellschafft noch einmahl in der Ober-Hoͤle umb/ und kriechen hernach durch den Schlund wieder aus derselben/ da sie denn zu Sommers-Zeit/ sonderlich wenn warme Tage vorhanden/ vor der Hoͤle eine solche grosse Hitze empfinden/ daß ihnen deuͤcht/ als waͤren sie in eine Bad-Stube kommen/ welches ihnen sehr wohl zu statten koͤmmet; weilen sie sich ohne dem in der Hoͤle zimlich erkaͤltet ha- ben. Hat sich nun die Compagnie vor dem Eingang der Hoͤle ver- kleidet/ so ziehen sie alhier ihre entlehnete Kleider aus und die rechten wieder an/ ist aber dasselbe in des Fuͤhrers Wohnung geschehen/ so gehen sie mit demselben dahin/ und verrichten solches daselbst. Zu letzt/ wenn dieses geschehen/ geben sie dem Fuͤhrer das zugesagte und wohl verdiente Trinck Geld/ nehmen von demselben Abschied/ und reisen vergnuͤgt wieder den Weg den sie kommen sind. Auf solche Art hat alsdenn die curieus e Gesellschafft die Baumans-Hoͤle be- schauet/ und damit bey die zwey/ drey/ auch wol mehr Stunden/ nachdem dieselben sich kurtz oder lang darinnen aufgehalten und um- gesehen haben/ zugebracht/ ingleichen sind sie daraus gluͤcklich ohne einiges bey der Einfahrt gemachtes Merck-Zeichen wieder angelan- get; derowegen sich diejenigen wohl eine recht vergebliche Sorge machen/ die da vermeinen: daß man daraus so wenig als aus einem Labyrinth sich wieder finden/ sondern leichlich vergehen und verirren koͤnne/ wenn nicht vorhero bey dem Einfahren der Ort des Ausgan- ges bezeichnet worden/ und solches entweder mit Hinwerffung Koh- len-Staubes/ Strohes und dergleichen/ oder vermittels Anbindung eines Fadens nach dem Exempel des schoͤnen Juͤnglings Thesei, welcher auf diese Weise/ vermoͤge des getreuͤen von seiner geliebtesten Ariadne bekommenen Unterrichts/ aus dem Labyrinth zu Creta sich gluͤcklich wieder heraus gefunden hat/ wie die Poeten fabul iren oder dichten; massen man solches alles nicht bedarff/ weilen dem C 3 Fuͤhrer Das I Capitel Fuͤhrer die Gelegenheit der Hoͤle genugsam bekannt ist/ indem er dieselbe offt durchkrochen/ und an vielen figur irten Tropff- Steinen/ auch anderer Sachen/ genugsame Merck-Zeichen ge- nommen hat/ wie ich denn etlichemahl in derselben gewesen/ da nicht einmahl an dergleichen gemachte Kenn-Zeichen gedacht wor- den/ und bin doch dessen ohngeacht nechst GOttes Huͤlffe/ durch gute Anfuͤhrung des Fuͤhrers ohne einziges Jrre-Gehen gut und wohl daraus kommen/ vor diesem aber ehe die Hoͤle genugsam er- kundiget und erforschet worden/ ist das gedachte Bezeichnen der Ausfahrt ohn allen Zweifel eine noͤthige Sache gewesen/ dannen- hero man noch zu des seeligen Eckstormii Zeiten hievon an solcher Crypte viel indicia und Merck-Zeichen gefunden hat/ wie derselbe in seiner Epistel gedencket/ anietz aber ist solches in Gegenwart eines erfahrnen Fuͤhrers gar nicht vonnoͤthen/ und wuͤrde derselbe einen solchen Marqueur oder Zeichner nicht genugsam auszulachen wis- sen/ wenn er mit dergleichen vor seinen Augen angestochen kaͤme: dennoch wenn iemand dieses nicht achten und sich befuͤrchten wolte/ daß der Fuͤhrer von denen Gespenstern etwa verfuͤhret werden moͤch- te/ der mag meinetwegen immerhin allerhand Zeichen machen/ ver- sichere aber/ daß/ wenn GOtt einen auf solche Art versuchen wolte/ alle die gemachten Kenn-Zeichen wegen des Teuffels Spiel und Verblendungen nicht helffen wuͤrden/ und ein ieder also leicht Steine vor Stroh ansehen moͤchte; das beste Mittel ist/ wenn derjenige/ welcher die Hoͤle beschauen will/ GOtt bittet/ daß er ihm auf solche Art nicht in Versuchung fuͤhren wolle/ nechst dem habe er einen gu- ten Fuͤhrer und genugsamen Vorraht von Lichtern und Fackeln bey sich/ halte dieselbe wohl brennend/ und da allenfalls solche aus denen anfaͤnglich erzehleten Ursachen ausleschen solten/ lasse er sie durch Huͤlffe eines wohl versehenen Feuͤer-Zeuͤges/ wieder anzuͤnden/ so hat er/ ob GOtt wil/ keine Gefahr zu besorgen/ im Finstern aber aus der Hoͤle zu kommen/ solte wohl/ wegen derer vielen Jrr-Wege/ die die Neben-Hoͤlen und Gaͤnge verursachen/ wo nicht gar unmuͤg- lich/ doch grosse Kunst seyn/ denn im Dunckeln die Merck-Zeichen zu erkennen/ und sich nicht zu verirren/ erfordert Katzen-Augen/ von welchen von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. welchen man vorgiebet/ daß sie im Finstern alles sehen koͤnnen/ Men- schen aber ist solches nicht gegeben/ es sey denn/ daß sie des Nachts sehr wohl/ bey Tage aber nichts/ sehen koͤnten/ wie in der einen Gat- tung der Beschwerung Nyctalopia genannt zu geschehen pfleget/ ist also kein Wunder/ daß sich vormahls ein Fuͤhrer im Dunckeln aus der Hoͤle nicht hat wieder von sich selbst finden koͤnnen/ wenn sonst dasjenige wahr ist/ was man erzehlet/ nemlich: daß ein gewisser feiner Mann/ welcher nicht gar weit von der Hoͤle gewohnet/ und dieselbe denen curieus en Reisenden auf ihr Verlangen gezeiget/ sich einesmahls habe gefallen lassen/ gantz alleine ohne einigen Gefaͤhr- ten mit brennenden Lichtern/ wie gebraͤuchlich/ in die Hoͤle zu steigen/ um darinnen eines und das andere noch weiter zu erkundigen/ nach- dem demselben aber die Lichter in waͤhrender Durchsuchung der Hoͤle eines nach dem andern verloschen/ und er zu seinem Ungluͤck das mit- gehabte Feuͤer-Zeuͤg nicht finden koͤnnen/ habe er sich vergebens be- muͤhet/ die Ausfahrt wieder anzutreffen/ derowegen er darinnen drey gantze Tage und Nacht ohne Speise und Tranck zugebracht/ im Finstern herum getappet/ und so lange in der Jrre gewandert/ biß ihm endlich ein Engel in Gestalt eines brennenden Liechtes oder Feuͤers erschienen/ und denselben aus der Hoͤle gefuͤhret; als er nun also wunderlich errettet worden/ und unverhofft wieder aus derselben an des Tages Licht kommen/ habe er solches erzehlet/ aber nur drey Tage darauf noch gelebet/ und sey hernach gestorben. Ebener mas- sen berichtet Eckstormius in der offt erwehnten Epistel/ wie in denen Eisen-Huͤtten bey dem Ruͤbelande ein armer gemeiner und seinen seeligen Eltern bekannter Mann sich aufgehalten/ welcher eines- mahls/ als die Hoͤle noch offen gestanden/ und mit keiner verschlosse- nen Thuͤr verwahret gewesen/ sich unterstanden/ gantz alleine vor sich in die Hoͤle zu kriechen/ habe sich aber aus denen Kluͤfften nicht wieder finden koͤnnen/ weilen er kein brennendes Licht mit sich ge- nommen/ derohalben er acht Tage lang mit Herumwandern daselbst zubringen muͤssen/ biß er endlich durch GOttes sonderbahre Huͤlffe hinwieder an des Tages Licht gelanget/ und nach dem noch eine Zeit lang gelebet; in diesen acht Tagen aber habe er vor grosser Furcht und Das I Capitel und Schrecken gantz Eis-graue Haare bekommen; weilen derselbe durch viele Gespenster/ wie er erzehlet/ auf mancherley Art geplaget worden/ denn es haͤtten etliche derselben ihn angegriffen/ eines Diebstahls beschuldiget/ und deswegen aufzuhengen befohlen; wenn er nun dieser los gewesen/ sey er von andern eines Todtschlages be- zuͤchtiget/ und daher zum Schwerdt verdammet worden; noch an- dere haͤtten ihn auf eine andere Weise gequaͤlet und gepeiniget/ auf welche Art es kein Wunder gewesen/ daß der Mann nicht aus Angst verzweifelt waͤre; wie denn auch ebenfalls es keine unmuͤgliche Sache ist/ daß er dieserwegen grau worden; denn man dergleichen Exem- pel mehr hat/ darunter auch eines ist/ so sich im Unter-Hartze zuge- tragen/ massen man von einem von Adel/ so man den reichen Bern- hard von der St. genannt/ erzehlet/ daß derselbe im Walde von denen Gespenstern sehr geplaget/ und dadurch innerhalb zweyen Tagen zu einem Eis-grauen Manne worden/ denn als derselbe auf der Jagt von seinen Bedienten abkommen/ haben ihn die spectra oder Jrr- Geister also verfuͤhret/ daß er sich in dem sonst bekannten Walde nicht finden koͤnnen/ sondern bald hier/ bald dar/ in der Jrre herum wandern muͤssen/ und ist ihm zu seinem Ungluͤck kein Mensch begeg- net/ der den rechten Weg anzeigen koͤnnen/ unterdessen die spectra nicht ermangelt/ denselben vielfaͤltig zu quaͤlen/ und darmit so lange anzuhalten/ biß er von solcher Anfechtung erloͤset worden/ welches denn endlich den dritten Tag drauf in der Fruͤhe-Stunde geschehn ist/ da er zu seinem im Unter-Hartz gelegenen Schlosse Falckenstein ge- langet/ alwo die Seinigen ihn fast nicht mehr gekennet haben/ weilen er durch die grauen Haare gantz verstellet worden/ und sagt man/ daß er nach dem niemahls mehr gelachet/ und sich aller lustigen Com- pagnie entschlagen habe/ da er doch vorhero ein grosser Liebhaber davon gewesen sey. Dieser erzehlten Begebniß ist nicht ungleich/ was der wegen seiner Evangelischen und Epistolischen Hertz-Postille/ auch andern herrlichen Geist-reichen Schrifften/ bekannte redliche Theologus, Valerius Herberger/ in seinem Florilegio ex Paradiso Psalmorum oder Paradis-Bluͤmlein aus dem Lust-Garten der 150 Psalmen/ und zwar in denen Geistlichen Paradis-Roͤselein aus dem 7 und von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. 7 und 8 Vers des 6 Psalmes pag. 268 erzehlet/ wie nemlich es zu Leipzig sich zugetragen/ daß einesmahls eine frevele Dienst-Magd auf den so genannten Rabenstein/ worauf der Galgen stehet/ gestiegen sey/ als eben die sonst verschlossene Thuͤr auf gestanden/ und aus Versehen von dem Nach-Richter offen gelassen worden/ welcher Fuͤrwitz ihr aber sehr uͤbel bekommen/ indem der Wind die Thuͤr hinter ihr zugeschlagen/ und sie also nicht wieder herab kom- men koͤnnen/ sondern die folgende gantze Nacht darauf verbleiben muͤssen/ weilen niemand vorbey gegangen/ der da vermocht ihr er- baͤrmliches Schreyen und Ruffen zu hoͤren/ und derselben die ver- langte Huͤlffe zu verschaffen; nachdem nun die gantze Nacht hin- durch der Wind starck gegangen/ und die aufgehenckten Coͤrper zu- sammen geschlagen/ sey dieselbe durch das Geklapper derer Beine in solche grosse Angst und Schrecken gerathen/ daß sie davon gantz grau und weiß als eine Taube worden/ und habe sie des Morgens darauf der Scharff-Richter/ als er von denen voruͤber Gehenden hiervon Nachricht bekommen/ und diese armseelige Gefangene nach Eroͤffnung der Thuͤr wieder heraus gelassen/ in solcher Gestalt an- getroffen. Ferner stimmet mit des Eckstormii Historie uͤberein/ was Cælius Rhodiginus lib. 3 cap. 27 von einem Jaͤger erzehlet/ welcher auf einem Felsen junge Fincken-Habichte suchen wollen/ woruͤber demselben aber die darzu gebrauchte Strick-Leiter zerbro- chen/ und er dieserwegen durch hefftiges Erschrecken alsobald graue Haare bekommen. Dergleichen Exempel findet man auch bey dem Levino Lemnio in seiner Dissertation de complexionibus libr. \& cap. 2 p. 111 da er meldet/ wie ein Adelicher Juͤngling sich die Liebe uͤberwinden lassen/ und durch Hefftigkeit derselben eine Staats- Dame an des Kaͤysers Caroli V Hofe zu Falle gebracht habe; ob nun schon diese Dame aus inbruͤnstiger Gegen-Liebe darzu ihren Willen gegeben/ so haͤtte doch dessen ohngeacht derselbe andern zum Exempel mit dem Schwerdt sollen hingerichtet werden/ woruͤber der sonst schoͤne und anmuthige Juͤngling dermassen erschrocken sey/ daß er daruͤber im Gefaͤngniß in einer Nacht also grau und heßlich von Gesichte worden/ daß ihn auch weder der Kaͤyser noch seine Bekann- D ten Das I Capitel ten anfaͤnglich/ als man denselben vor den Richter-Stuhl gestellet/ mehr gekennet: derohalben der Kaͤyser anfaͤnglich vermeinet/ es sey entweder ein anderer an seine Stelle in das Gefaͤngniß gefuͤhret/ oder derselbe durch eine solche Farbe als die Zigeuͤner brauchen/ also im Gesichte verstellet worden/ und habe dieserwegen befohlen/ ihn genau zu besichtigen: als aber solches geschehen/ und man derglei- chen nicht befunden/ sey der Kaͤyser uͤber solchen erbaͤrmlichen Anblick hefftig erschrocken/ und habe demselben dieserwegen das Leben ge- schencket/ vermeinende/ daß er auf solche Art genugsam gestraffet sey. Nicht anders ist es jenem jungen Spanischen Edelmann/ Jacobo Osario mit Nahmen/ in seiner Liebes- Affaire ergangen/ denn als er ebenfalls eine Hof-Dame an des Koͤnigs Ferdinandi Catholici in Spanien Hoff lieb gewonnen/ und abgeredeter massen in den Koͤniglichen Garten auf einen grossen schattichten Baum ge- stiegen/ ihrer daselbst zu erwarten/ hat denselben ein kleines Schos- Huͤndlein vernommen/ und durch sein Bellen verrathen/ worauf man denselben in Verwahrung gebracht/ um an demselben die von denen eyfersuͤchtigen Spaniern auf solche That gesetzte Eapital- Straffe zu exequ iren; als nun die Sentenz uͤber den ungluͤcklich verliebten Delinquen ten gefaͤllet/ und demselben der Tag zur Execu- tio n angesagt worden/ hat die Todes-Angst und Furcht diesen vier und zwantzig-jaͤhrigen Juͤngling in einen/ ob schon nicht den Jahren/ doch der Gestalt nach/ Eis-grauen Mann verwandelt/ deswegen aus Mit-Leiden demselben auch keine andere Straffe als dem vorigen geschehen/ wiederfahren ist/ wie Hadrianus Junius in seinem Com- ment. de Comâ libr. 10 cap. 4 pag. 363 berichtet. Eine gleiche Geschicht erzehlet Henricus Salmuht rer. memorabil. part. 2 tit. 11 pag. 586 von einem Schmiede in Hessen/ welcher/ als er bey der Nacht gereiset/ vom Teuͤffel uͤbel geplaget/ und wegen solches Schre- ckens in einer Nacht grau worden. Solcher Historien koͤnte ich noch sehr viel aus denen Autoribus, sonderlich den Lic. Christian. Frideric. Germanno de miraculis mortuorum lib. \& tit. 1 §. 29 p. 12 Martin. Zeillero in seiner 17 Epistel des I Theils pag. 43 auch in der 318 Epistel des 2 Theils p. 63. ingleichen aus denen Ephe- meridibus von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. meridibus Germanorum Decur. 2 Ann. obs. 60 pag. 134. und Borello centur. 1 obs. 16 pag. 32 auch andere mehr anfuͤhren/ wenn vorige Exempel nicht genugsam waͤren zu erweisen/ daß Furcht und Schrecken auch bey jungen Leuͤten in kurtzer Zeit graue Haare verursachen koͤnten/ zumahl/ da solches ohne dem auch mit genugsamen Vernunffts-Gruͤnden kan dargethan werden/ wie es aber zugehe/ daß solche geschwinde Veraͤnderung derer Haare durch Furcht und Schrecken entstehe/ davon sind unterschiedene Meinun- gen/ und hat selbige Herr D. Johann. Dolæus in seiner Encyclo- pœdiâ Chirurgicâ rationali libr. 1 cap. 2 pag. 16 \& seq. aus dem Helmontio, Sylvio, Paracelso und andern Autoribus zusammen getragen/ alwo derjenige/ der hiervon weitlaͤufftigen Unterricht ver- langet/ nach Belieben nachschlagen kan: Meines Orts aber halte davor/ doch ohne Schaden und Nachtheil des von vor besagten Au- toribus gefaͤlleten Urtheils/ daß solches nemlich die Ursache sey/ weilen die Spiritus, sie moͤgen auch von denen Autoribus genennet werden wie sie wollen/ durch die Alteratio n dermassen geschwaͤchet und vermindert worden/ daß sie auch nicht mehr die Kraft und Macht haben/ die Feuͤchtigkeiten/ wovon die Haare wachsen/ und ihre Farbe erlangen durch die in der Haut des Hauptes befindliche glandulas oder Druͤsen/ darinnen die Haar-Wurtzeln stecken/ wie es sich sonst geziemet/ fortzutreiben/ sonderlich da solche Druͤsen ebenfalls hier- durch zusammen gezogen/ erhaͤrtet/ und also verstopffet sind/ daß sie nichts durchlassen koͤnnen/ auch gedachte Feuͤchtigkeiten oder Saͤffte sich nicht mehr in solcher natuͤrlichen Fluͤßigkeit befinden/ daß sie von denen spiritibus koͤnten fortgebracht werden/ weilen dieselbe von de- nen gedachten starcken Gemuͤths-Bewegungen alzusehr verdicket/ und gleichsam zu einer dicken gelatina oder Gallerte gemachet wor- den. Vermoͤgen nun auf solche Art die vor besagten Feuͤchtigkeiten nicht in gebuͤhrender Quantit aͤt/ sondern entweder zu wenig oder gar nicht nach denen Haar-Wurtzeln zu gelangen/ so ist es kein Wun- der/ daß auch davon die Haare alter iret und veraͤndert werden; massen derselben filamenta sich so enge zusammen begeben/ daß davon die Haare eine gantz andere Textur und Gestalt/ als sie vorher D 2 gehabt/ Das I Capitel. gehabt/ bekommen/ und dieserwegen/ wie denen Herren Mathema- ticis aus der Opticâ zur Gnuͤge bekannt/ grau aussehen; diejenigen aber/ so dergleichen Wissenschafften nicht kundig sind/ und dahero solches nicht wohl begreiffen koͤnnen/ stellen sich nur zum Exempel der vor gemeldeten Veraͤnderung derer Haare die Blaͤtter an denen Baͤumen vor/ als welche nicht allein gewoͤhnlicher massen jaͤhrlich bey heran nahendem Winter/ sondern auch offtmahls mitten im Sommer in kurtzer Zeit weiß oder gelbe werden/ nachdem denen Baͤumen/ darauf sich dieselben befinden/ zufaͤlliger Weise derjenige Safft/ welcher sie mit denen Blaͤttern erhaͤlt/ entgangen ist/ welches zu Zeiten geschiehet/ wenn die Wurtzeln von denen Reit- Fahr- oder Wasser-Maͤusen abgefressen werden/ oder dieselben in einem hitzi- gen sandigen Erdreich stehen/ und darinnen bey anhaltender grosser Hitze und Duͤrre verbrennen/ auch sonst auf andere Art einen sol- chen Schaden leiden/ der da verhindert/ daß der Safft aus denen Wurtzeln in den Stamm und Aeste nicht aufsteigen koͤnne. Auf vor gedachte Art und Weise vermag nun zwar Furcht und Schre- cken gar wohl extraordinariè in weniger Zeit graue Haare verur- sachen; ob aber auch nicht zum oͤfftern eine uͤbernatuͤrliche Theo- log ische Ursache/ nemlich GOttes Straffe/ zugleich mit dahinter stecke/ will ich denen Herren Theologis zu erkennen geben/ weilen die Umstaͤnde versichern/ daß die meisten von denen Personen/ derer Haare also verwandelt worden/ kein gutes Leben gefuͤhret haben/ wiewohl auch nicht zu leuͤgnen ist/ daß zu Zeiten fromme Hertzen ebenfalls nicht solten koͤnnen versuchet werden. Sonst erzehlet der gemeine Mann ausser demjenigen/ was albereit von mir ist angefuͤh- ret worden/ noch unterschiedene Dinge von der Baumans-Hoͤle/ welche mit der Wahrheit nicht gar wohl uͤberein zu kommen/ und deswegen ziemlich fabelhafft zu seyn scheinen/ doch ist hierunter mei- nes Erachtens dasjenige nicht zu rechnen/ was offt gedachter Eck- stormius in seiner Epistel auch unter andern anfuͤhret: wie nemlich oͤffters Leuͤthe durch Wunder-seltsame Traͤume gleichsam bezaubert worden/ als wenn Schaͤtze in dieser Hoͤle verborgen waͤren/ derowe- gen sie hinein gekrochen/ um selbige zu suchen und zu heben; nachdem nun von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. nun dieselben unverrichteter Sache wieder heraus kommen/ sey von ihnen erzehlet worden/ wie sie zwar grosse eiserne Schatz-Kaͤsten dar- innen angetroffen/ haͤtten aber nicht darzu gelangen koͤnnen/ weilen darauf sehr grosse schwartze Hunde gelegen gewesen/ welche dieselbe verwahret gehabt; daß ich aber solches vor eine muͤgliche und wahre Begebenheit halte/ und nicht mit unter die Fabeln zehle/ beweget mich darzu/ daß es nichts Ungewoͤhnliches sey/ wenn der Teuͤffel dergleichen Spiel/ sonderlich mit Geld-gierigen Leuͤthen/ machet/ und sind mir solcher Exempel mehr bekannt/ die sich an gewissen Orten zugetragen haben/ welche mit Fleiß nicht melden will/ um nicht einen und andern Interessent en damit zu touch iren. Dieses ist nun dasjenige/ was ich von der Baumans-Hoͤle und derselben merckwuͤrdigsten Sachen dem curieus en Leser habe berichten wollen; Erinnere aber dabey/ daß darinnen noch viele Tropf-Steine anzu- treffen sind/ so einige Figur haben; wie denn einer einen Tauff- Stein/ der andere eine Rinder-Zunge und so weiter præsent iret/ welche alle sonderlich zu beschreiben anietzo mein Vorhaben nicht ge- wesen; derowegen ich solche bedaͤchtlich ausgelassen/ um denenjeni- gen/ so selbige albereit gesehen/ nicht damit einen Verdruß zu er- wecken/ und andere curieus e Gemuͤther/ die nicht in der Hoͤle gewe- sen/ anzufrischen/ dergleichen lusus naturæ oder Wunder-Spiele der Natur selber in Augen Schein zu nehmen. Schließlichen will ich dem gelehrten Curieus en Leser zwey wohl elabor irte gelehrte Car- mina gleichsam als ein supplementum oder Zusatz mittheilen/ und hat das erste Herr Magister Friderich Hildebrand, weyland wohl- verdienter Rector bey der hiesigen Stadt-Schule Anno 1660 in den Druck gegeben/ das andere aber ist von Herr Johann Ludewig Fuͤ- rern verfertiget/ und von demselben als eine Epistel an den seeligen Herrn Magister Johannem Cajum, vormalhs im Closter Jlefeld gewesenen Verwaltern/ gesendet worden/ dieses Carmen findet man in Herr D. Christoph Helwigs/ Professoris Medicinæ zu Greiffswald in Pommern Bericht von der Pest part. 2 cap. 2 p. 129 alwo der seelige Fürerus ein Medicus genennet wird/ welches er doch nicht gewesen/ wohl aber ein Raths-Herr alhier/ und ein Curieus er D 3 Bota- Das I Capitel Botanicus, massen derselbe dem D. Casparo Bauhino, wie aus dessen Pinace Theatri Botanici und andern scriptis an unterschie- denen Orten zu ersehen/ viele von denen an und auf dem Hartz wachsenden Kraͤutern nach Basel uͤbersendet/ und etliche schoͤne so genandte Herbaria viva verfertiget hat/ darunter eines ist/ welches von demselben dem Johanni Nicolao Londinoldano zu Gefallen gemachet/ und mir von Tit. Herr D. Conrad Froman/ bey dieser Kaͤyserlichen Freyen und des Heiligen Roͤmischen Reichs Stadt Nordhausen hochverdientem aͤltesten und nunmehr durch GOttes Gnade 86jaͤhrigen Buͤrgermeistern/ auch Physico ordinario \&c. als meinem an Vaters Statt hochzuehrendem Herrn Vetter und Gevatter aus vaͤterlicher Affectio n nechst seinen mit eigenen Haͤn- den zubereiteten Viridariis artificialibus, als sie D. Johann Ludwig Hannemann in method. cognoscend. simpl. vegetab. f. 12 p. 24 nennet/ verehret worden. Die Carmina aber/ derer ich gedacht/ sind folgende: M. HILDEBR ANDI HEROICUM de Specu Baumannica. E St sacra Mulciberi vallis ferrique ministris Obliquas delapsa jugis ubi flumina ripas Lambunt, saxosas inter currentia valles; Hic, ubi per salebras Bodæ cadit algidus amnis, Amnis Bructeridum dulcis, nec rara voluptas. Usque hic Vesta focis tumido calet excita folle, Malleus incudes iterato verberat ictu, Fervida candentis laminas ustrina metalli Fundit \& obscuro fumoque \& pulvere nigra Culmina surgunt jacet amplo scoria campo. Hic humilis spectat molli de vertice collis Oppositos montes sibi suppositasque Tabernas, Queis Rapæ faciunt, aut Præda aut Fabula nomen Fabula non priscis quod opinor, prodita scriptis. Huc von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Huc ades, hoc divo non adscendisse pigebit, Quisquis aves novitatis amans cognoscere coràm Naturæ genetricis opus, mirabile visu. Præcipiti in clivi calyum deduceris æquor, Tramite, verticibus propior subsiste viator. Angustasque viam monstrare \& pandere cernes Caucaseis fauces horrentis cautibus antri, Indicio plebis Specus hæc Bumannica noto Nomine, Bumannique Cavum vulgi ore vocatur. Tum Ducis experti vestigia certa secutus, Sarcinulis positis, positâ formidine vanâ Et face dispulsâ nigræ caligine noctis Ingredere inque manus corpus demitte supinum; Abruptum os antri ventres excludit obesos. Quosque metu fugitant minitantia saxa ruinam. Perque manus, ita perque pedes irrepe, neque horre, Quæ moles impendentes cervicibus extant. Ingresso Domus ampla patet, satis illa Cyclopi Ennæo, simul atque Caco satis ampla rapaci; Undique circumstant umbræ tenebræque silentes Horrorem incutiunt; non hic Aquilonibus Austri Decertant Zephyrive movet levis aura susurros. Non radio Titan penetrat, quo frigus opacum Mitiget aut noctem radianti dissipet igne. Huc nunquam madidi descendunt æthere rores, Nunquam Sythoniâ cœcum nive candicat antrum, Aut largo hos lapides pluvius Notus irrigat imbre, Quas nebulas exhalat iners specus, ipsa solutas Haurit iisque madet; foret hic fera Regia Ditis, Tartareæ Eumenidum sedes Hecatesque triformis, Hûc defunctorum tenues deduceret umbras Mercurius, tripodem Delphis transferret Apollo Atque huc se tenebris horrente Trophonius umbrâ Conderet; hic Vates sua somnia longa quietus Duce- Das I Capitel Duceret, Alcides Eurystei jussa capessens Regna per has fauces diri Plutonis adiret, Afflueret noster priscis si Vatibus Hæmus, Sique oblectarent hodie commenta Poetas. Scissa vias aditusque novos durissima rupes Atque novas aperit non factas arte cavernas, Quas Ariadnéo sine filo aut Indice certo, Introitu quoque non signato irrepere noli; Non est difficilis gracili descensus, at inde Regredier, revocare pedes, evadere ad auras, Hoc opus, hic labor est. Dux præeat igne corusco, Dux fidus certusque, alias obstructa latebunt Ostia Cimmeriis tenebris \& tristia tristi Ausa lues letho vivusque sepulchra subibis. Hocce cavo stillant gelidæ de fornice guttæ, Quas lapsas aut labentes lapidescere stillas Cernes ac pendere, hiemis ceu frigore tectis Stiria dependet; nusquam mirabere visum, In silices undas molles \& marmora verti. Fons illic etiam gelidis pellucidus undis Visitur interdum solido prorumpere saxo, Cujus aquas certis morbis medicarier agunt! Sunt et, qui tacitas dum perrepsêre cavernas, Auribus hauserunt murmur sonitumque strepentis Fluminis; at propius non accesêre, pericli Incertos dubiosque pedes revocante timore. Credulus hic Vulgus legit ossa aut ossea saxa, Quæ lapides ego jactatos Epimethide dicam, Quos invicta novi generis trahere insita formam Durities vetuit, tantum ossibus illa remansit; Aut superos ausi (liceat connectere veris Fabellas Veterum) pugna tentare Gigantes Et struere ad cæli congestos sydera montes Hic recubant; trifido disjectis fulmine membris, Imposuit von curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Imposuit tumulum domitosque hâc mole repressis Jupiter atque iræ voluit monumenta relinqui Et dextræ, genus invisum quâ vindice stravit Ac stygii sontes barathro demisit averni; Aut Deus, ut terras stagnis demersit aquarum, Terras fædatas culpis orbemque malignum, Dejiciente truci scopulosa cacumina fluctu, Disruptæ rupes huc confluxére sub undis, Et mare, quæ passim stagnans animantia fudit, Decrescens invexit easque hac condidit alvo Relliquias. Si quid reliquum sermone pedestri Dicet id Historicus, cujus pendebit ab ore, Ac petet à scriptis dignum chartisque relatu. Cognoscendi avidus nova miraque raraque Lector. DN. FüRERI CARMEN ELEGIACUM de Miraculis Antri Baumannici. F Ronte rudes versus non dedignare serenâ Clare Vir, \& Musis annuere ause meis Si cui Tartaricus famâ nondum obtigit agnus, Gallicaque arboreus, trans freta, fætus anas; Quis putet abstrusâ miracula montis in alvo, Qualia liberior vix videt orbis, ali? Ossea Baumanni produxit saxa barathrum, Saxa Stagirites quæ neget esse Sophus; Saxa, fides Caci quibus allatrantibus antrum Dempta perit; latebræ seu, Polypheme, tuæ. Bubula credideris, vel dempta cadaveri equino, Ne loquar humanis effigiata modis. Vertebras, scapulas, craniorum fragmina, costas, Maxillas, dentes, articulosque pedum. Cornuaque insolitæ nostro sub sole figuræ, (Naturæ mirum est usque adeò ingenium!) E Deuca- Das I Capitel. Deucalionæi monumenta ipsissima sæcli. Rebere; distractus derogat ordo fidem. (a) Quodque fidem superat, stillantes marmora guttas. Efficere, \& veris reddere imaginibus. Jurares Sipylo Nioben, spectator, ademptam, Uxoris statuamque hîc superesse Lotho! Phinea quis dubitet, Cephalique in marmore cervi, Ulterius si quis progrediare, canem? Persea Gorgoneos nempè hîc possuisse colubros Credibile est, imisque occuluisse locis. Inde rigor steropûm, ferri qui pondera mulcent, Iufuscantque tuas, Buda, (b) frequenter aquas. Mirima mira! Dei quos non se extendit in actus Mira manus! i, nunc, posce Sophista modum. Immò Deum hæc certos quisquis neget edere in usus, In statuam Batti ductilis ipse fuit. Sunt aliquid formæ, (c) per quas medicina recepit Plurima, vim similis destruere apta mali. Liyida quæ foliis insistit bacca (d) quaternis, A simili obsessis facta medela lue est Saxea sic fractis sunt ossibus ossa (e) ligamen, Et lapidem, lapis est, qui quasi lima teret. Forma loci quæ sit, labor est efferre; nisi uno hojc, Dœdalon errores hic posuisse suos. Mille inibi salebræ, discrimina mille, tenebræ Mille: Promethæus quæ tamen ignis adit Ergò Pyramidum Rhodopen structura sepulcro Deneget \& longâ consecret usque die! Coctilibus crescat tibi fama, Semirami, muris! Mausoli Artemidem busta perire vetent! Quid mirum? hoc decies mirum est: emergere ab ipsis Baumanno tenebris dat tenebrosa specus. (a) In hâc enim parte dentes utplurimum: in altera ver- tebræ duntaxat eruuntur. (b) Buda von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. (b) Buda est Aqua profluens ex Meliboco versus ortum. (c) Signaturæ plantarum aliarumque rerum naturalium. (d) Baccæ herbæ Paris dictæ. (e) Ossa saxea glutinare fracturas ossium eademque confrin- gere calculos renum \& vsicæ dicuntur. Diese Carmina werden nun verhoffentlich einem Liebhaber der Lateinischen Poësi e und natuͤrlichen Curiosit aͤten wohl vergnuͤgen/ sonderlich da selbige die Beschreibung von der Baumans-Hoͤle ziemlich illustr iren; kan aber unberichtet nicht lassen/ daß ich des Füreri Carmen nicht von Wort zu Wort hergesetzet habe/ wie es in gedachtem Herrn D. Helwigs Tractat stehet/ indem dasselbe nicht allerdings mit dem manuscripto des seeligen Füreri uͤberein kom- met; derowegen solches von mir an denen Orthen/ da es vonnoͤthen gewesen/ nach Anweisung des Original s/ geaͤndert/ und mit denen in dem manuscripto befindlichen notis vermehret worden. II. Von der Schartzfeldischen oder Scharz- felsischen Hoͤle. N Ach der Baumans-Hoͤle ist die Schartzfeldische oder vielmehr Schartzfelsische Hoͤle Besehens wuͤrdig; weilen darinnen ebenfalls etliche curieus e Sachen anzutreffen sind: Die Einwohner des Landes nennen aber dieselbe insgemein die Zwerg-Loͤcher/ und sind selbige am Unter-Hartz in der alten Graffschafft Hohnstein/ nicht weit von dem Schloß Schartzfels im Gehoͤltze und Busch- Werck gelegen/ wie denn auch die Hoͤle von ietzt gemeldeten Ort den Nahmen bekommen hat: So nun iemand dieselbe zu sehen ver- langet/ muß er in dem nahe dabey liegenden und zum Ambte gehoͤ- rigen Dorffe Schartzfeld sich nach einem Fuͤhrer umthun/ worzu denn derselbe leicht gelangen kan; weilen niemand daselbst allein uͤber die Hoͤle/ wie bey der Baumans-Hoͤle geschiehet/ bestellet ist/ E 2 sondern Das I Capitel. sondern viele von denen Einwohnern sich hierzu gebrauchen lassen/ worunter anietzo ein Mann ist/ den die so genannten Brauschauffen verfertiget/ welcher guten Bescheid in der Hoͤle weiß; wiewohl auch andere gefunden werden/ denen es hieran ebenfalls nicht mangelt; wenn er alsdenn einen Fuͤhrer ausgemacht/ und mit demselben des Trinck-Geldes wegen einig worden/ so begiebt er sich mit demselben auf den Weg/ und koͤmmet durch allerhand Holtz- und Busch- Werck zu dem unangenehmen und unebenen Eingang der Hoͤle/ al- da derselbe an statt der Leiter auf denen Aesten eines an denen Zwei- gen behauenen Baumes hinunter klettern/ und sich dabey in Acht nehmen muß/ daß er nicht falle/ und also eher als er es verlange/ hin- ab komme; so bald derselbe aber auf den Boden gelanget/ so ist alle Gefahr vorbey/ und stellet sich vor Augen eine grosse aus einem Fel- sen-Stein bestehende Hoͤle von solcher Hoͤhe/ daß auch wohl eine vormahls im Kriege sehr gebraͤuchliche aber nunmehro aus gewissen Ursachen mehrentheils wieder abgeschaffte lange Soldaten- Pique darinnen aufrecht stehen kan; Jnwendig ist dieselbe fast aller Orten mit einem dicken Tropf Stein gleichsam uͤbertuͤnchet und uͤberzogen/ und gehet man in dieser Hoͤle eine ziemliche Laͤnge fort biß zu dem Eingange/ der in die folgende Hoͤle gehet/ wodurch man ebenfalls eine gute Weile zu kriechen hat/ ehe man in die andere Hoͤle gelanget/ welche der vorigen an der Weite und Hoͤhe nichts nachgiebet. Aus dieser kriechet man auf vorige Art mit ziemlicher Muͤhe/ doch ohne einige Gefahr/ weiter in die dritte/ und von dar in die vierdte Hoͤle/ und so weiter/ denn derselben sehr viel nach einander folgen/ wie denn etliche Fuͤhrer berichten/ daß man fast eine Teuͤtsche Meile lang der- gleichen Hoͤlen hinter einander antreffe; massen sie dieselben so weit durchkrochen/ und doch kein Ende gefunden haͤtten. Die Kaͤlte ist in diesen Hoͤlen ebenfalls/ als in der Baumans-Hoͤle/ zu vermercken/ und fast noch staͤrcker als daselbst/ wie denn/ solche zu maͤßigen/ in- gleichen den Tag oder das Licht in dieselbe zu bringen/ in etlichen Hoͤ- len oben an der Decke runde und andere in unterschiedener Gestalt verfertigte Loͤcher gefunden werden/ wovon zwar viele mit Stein und Erde wieder verfallen und verstopffet sind. Diese Loͤcher haͤlt der gemeine von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. gemeine Mann vor die Ein- und Ausgaͤnge der Hoͤlen/ wodurch die Zwerge vor Alters/ ihren Gedancken nach/ vermittelst einer Lei- ter/ sollen ein- und ausgestiegen seyn/ es ist aber glaublicher/ daß sol- ches nur Lufft-Loͤcher gewesen/ und vielmehr angefuͤhrter Ursachen halber gemachet worden. Es sind auch in der Scharzfelsischen Hoͤle eine solche Menge derer Schlupf-Loͤcher anzutreffen/ daß es nicht genugsam zu beschreiben ist; massen allerwegen Kluͤffte vorhanden sind/ die bald gleich vorwaͤrts gehen/ bald aber zur Seiten lauffen/ und kan man aus einer in die ander kommen; dahero solches ziem- licher massen mit einem Labyrinth oder Jrr-Garten kan verglichen werden/ denn derjenige/ so in die Hoͤlen sich begeben/ nicht so leicht sich wieder daraus finden wird/ wenn er nicht sehr wohl und genau alle Ecken/ die er vorbey gegangen/ in Acht genommen und gemercket hat; Es sind aber gemeldete Schlupf-Winckel an etlichen Orten so reine/ als wenn sie mit einem Besen ausgekehret worden/ hingegen sind etliche derselben gantz durch das Graben derjenigen/ die darin- nen Metall en oder das unicornu fossile gesuchet/ verdorben/ und mit Stein und Erden angefuͤllet worden. Was den Tropf-Stein an- betrifft/ so ist derselbe nicht allein in der ersten Hoͤle/ wie albereit ge- meldet/ sondern auch in etlichen andern anzutreffen/ ob schon der Gipfel oder Spitze des Berges/ darinnen die Hoͤle lieget/ aus sehr trocknen Kalck-Steinen bestehet; massen etliche Seiten derer Hoͤ- len mit dem Tropf-Wasser stetig befeuͤchtet werden/ und fallen die Tropfen davon mit solchem Schalle auf den Boden/ daß die Un- wissenden vermeinen/ es regne darinnen; derohalben solches auch von etlichen Fuͤhrern das Tropf-Spiel genennet wird; wenn solche Tropfen iemand auf die Kleider fallen/ und darauf ausserhalb denen Hoͤlen von der Lufft trocken werden/ so entstehen daraus weisse Fle- cken/ aus welchen hernach ein weisses sandichtes Puͤlverlein faͤllet/ wenn man dieselben ausreibet/ welches aus einem aufgeloͤseten Stein- marck und Kalck- oder Gyps-Stein bestehet. Es wollen Unter- schiedene unter denen Fuͤhrern berichten/ daß offtmahls in denen Hoͤlen/ sonderlich zu Nacht-Zeit/ ein so grosses Ungewitter und Donnern verspuͤret wuͤrde/ daß auch die Hoͤlen davon erschuͤtterten/ E 3 und Das I Capitel und sagen einige/ daß sie solches selber gehoͤret haͤtten/ als sie eines- mahls uͤber Nacht darinnen geblieben waͤren/ die Ursach aber schrei- ben sie gemeiniglich denen Erd-Teuͤffeln und Gespenster zu/ solte nun dasselbe/ als es erzehlet worden/ sich also in der That und Wahr- heit verhalten/ so kan zwar nicht in Abrede seyn/ daß der Teuͤffel nicht solte ein solches Geprassel/ das einem Donner gleich komme/ verursachen koͤnnen; Allein ich halte gaͤntzlich davor/ daß die einfaͤl- tigen Fuͤhrer zu Zeiten sich in ihrer Meinung sehr betriegen/ indem zu der Zeit/ da sie sich des Nachts darinnen befunden haben/ offt- mahls leichtlich kan ausserhalb denen Hoͤlen ein starckes Donner- Wetter entstanden seyn/ durch dessen Hefftigkeit die Hoͤlen nicht allein von aussen/ sondern auch inwendig erschuͤttert worden/ weilen der starcke Donner-Knall so wohl durch etliche/ annoch offene Lufft- Loͤcher/ als auch den Eingang/ in dieselbe mit Gewalt sich gedrungen/ und daselbst durch den Wieder-Schall vielfaͤltig verdoppelt hat; Daß aber dergleichen Resonan tz oder Wieder-Thon kein erdiehtetes Werck sey/ kan man leicht bey andern Hoͤlen und hohl gemachten corpori- bus, voraus bey etlichen musical ischen Instrumen ten/ wahrnehmen/ als welche insgesamt wegen des in der Cavit aͤt oder Hoͤle vielfaͤl- tiglich an- und wieder zuruͤck schlagenden Schalles entweder hefftig oder gelinde wiederthoͤnen/ nachdem der anschlagende und zuruͤck prallende Schall starck oder schwach ist/ auch die Hoͤlen und andere hole reson irende corpora groß oder klein sich befinden/ und dieser- wegen viel oder wenig Lufft in sich haben/ welche von dem Thon oder Schall beweget worden/ wovon ich schon in der Beschreibung der Baumans-Hoͤle gemeldet habe. Uber vor gedachtes wird auch von der Scharzfelsischen Hoͤle der Orten insgemein erzehlet/ wie nemlich einesmahls auf den Abend Petri und Pauli sich fuͤnff und zwantzig Personen mit einander eidlich verbunden haͤtten/ diese Hoͤ- len gaͤntzlichen zu durchkriechen/ und derselben Beschaffenheit recht zu erkundigen/ zu welchem Ende von denselben nicht allein viele Lich- ter/ Leiter und Schnuͤre/ sondern auch auf etliche Tage Speise und Tranck mitgenommen worden; Als sie nun auf solche Art uͤber neuͤn hundert Klaffter weit in die finstern Hoͤlen gekrochen/ waͤren ihnen von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz ihnen darinnen sehr viele curieus e Sachen vor Augen kommen/ un- ter andern aber gantze Pallaͤste/ allerhand schoͤne Bilder und Saͤulen/ welches alles aus Tropf-Stein bestanden/ und von dem Tropf- Wasser so schoͤn gebildet worden/ als wenn solches durch Kunst und Menschen-Hand geschehen gewesen/ ingleichen haͤtten sie daselbst etliche schoͤne Brunnen-Quellen/ fliessende Wasser/ viele Knochen und gantze verwesete Coͤrper von ungewoͤhnlicher und grausamer Groͤsse angetroffen/ auch waͤren sie in viele heimliche Schlupf-Win- ckel gerathen/ und als sie durch dieselbe gekrochen/ auf solche grosse Plaͤtze kommen/ daß sie auch alle suͤnff und zwantzig neben einander gehen koͤnnen/ welches sie so lange angetrieben/ biß sie weiter fortzu- kommen nicht mehr vermocht/ alsdenn dieselben gezwungen worden/ den Ruͤck-Weg wieder zu nehmen/ und durch Huͤlffe derer bey dem Eingange angebundenen und an einander geknuͤpften Schnuͤre oder Faͤden sich aus denen Hoͤlen zu machen/ dieses sey ihnen zwar also gegluͤcket/ haͤtten aber doch in denselben ihre vorige Gestalt ziemlich verlohren/ und waͤren von der in denen grausamen Hoͤlen und Oer- tern ausgestandenen Furcht und grossen Kaͤlte dergestalt im Ange- sicht erblichen und verstellet worden/ daß sie auch deswegen fast nicht mehr zu erkennen gewesen/ als sie wieder zu Hause angelanget. End- lich wird das so genannte unicornu fossile oder gegrabenes Berg- Einhorn auch in dieser Scharzfelsischen Hoͤlen gefunden/ bey weiten aber nicht mehr in solcher Menge als vor diesen/ da es darinnen von denen Benachbarten vielfaͤltig ausgegraben/ und von denselben/ darunter noch einige anietzo am Leben sind/ unter andern meinem seeligen Vater Johann Henning Behrens/ weyland E. E. Raths Apothecker alhier/ haͤuffig zu Kauffe gebracht wurde/ als welcher solches nicht allein vor die von E. E. Rahte gepachtete Apothecke behielt/ sondern auch an andere Oerter/ da solches nicht gegraben wird/ versendete/ und daselbst denen Herren Apotheckern und Mate- rial isten wieder verhandelte. Da nun auf vor erzehlte Weise sehr viel davon aus der Hoͤle geholet worden/ so hat es wohl nicht anders seyn koͤnnen/ als daß solches nach und nach abnehmen/ und weniger werden muͤssen/ wie denn auch dieserwegen dasjenige/ was zu dieser Zeit Das I Capitel Zeit in der Hoͤle gegraben wird/ mehrentheils nur dasselbe ist/ was vormahls entweder nicht gefunden/ oder seiner Schwaͤrtze halben verachtet worden/ und also unter denen in der Hoͤle befindlichen Stein- und Erd-Hauffen liegen geblieben. Gedachtes Einhorn aber ist nicht einerley Gestalt; denn bald siehet solches als wie ein Horn/ Hirn-Schaͤdel/ Kinn Backen/ Schulter-Blat oder Ruͤck- Grad aus; bald stellet dasselbe eine Rippe/ Zahn/ Schinn- und Huͤfft-Bein/ auch andere Knochen/ so von Menschen und Thieren herkommen/ fuͤr/ auch wird welches angetroffen/ das eine unfoͤrmige Masse oder ungestalter Klumpe ist/ so da entweder sehr wenig oder gar im geringsten nicht die Figur eines Knochens an sich hat; dieser- wegen sind von dem gegrabenen Einhorn schon vor langer Zeit un- terschiedene Meinungen entstanden/ massen diejenigen/ welche das erste/ nemlich daß solches wahrhafften Menschen- und Thier-Kno- chen aͤhnliche/ betrachtet haben/ auf die Gedancken kommen sind/ als muͤste dasselbe nothwendig ein animale, oder eine von einem Menschen oder Thier herkommende Sache seyn; Andere aber/ de- nen die unfoͤrmlichen Stuͤcke sehr im Kopffe herum gegangen/ haben vermeinet/ es haͤtte dadurch die Natur ihr geheimes Spiel genugsam verrathen/ und zu verstehen gegeben/ daß es kein animale, sondern minerale oder mineral isches Gewaͤchs sey/ welches in der Erde also gewachsen/ und von der spielenden Natur form iret oder ausge- arbeitet worden. Nechst diesen haben sich gleichsam Neutral isten angefunden/ welche weder die erste noch die andere Meinung allein gebilliget/ sondern so wohl der einen als der andern beygepflichtet haben/ gaͤntzlich davor haltende/ daß man alhier distingu iren/ und einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn machen muͤsse; massen ein Theil desselben ein wahrhafftes animale, nemlich verstei- nerte Knochen eines Thiers/ das lange in der Erden gelegen/ sey/ da hingegen ein anders kein animale, sondern wuͤrcklich ein mineral i- sches Wesen oder Berg-Gewaͤchse waͤre. Es hat aber iede Mei- nung ihre Patronos oder Verfechter vor sich/ welche solche mit pro- babilibus rationibus und argumentis zu defend iren sich euͤserst be- muͤhen/ ob schon solches ohne Difficul taͤten nicht abgehet: denn dieje- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. diejenigen/ so solches vor ein animale oder versteinerte Knochen aus- geben/ solches damit beweisen wollen/ daß dasselbe/ wenn man es gegen rechte Knochen halte/ mit denselben in essentialibus uͤberein komme/ und natuͤrlich als selbige gestalt sey/ woher aber die Verstei- nerung solcher Knochen entstehe/ sind dieselbe unter einander nicht einig; massen etliche dasselbe bloß dem Stein-machenden Wasser zuschreiben; Andere aber dawider einwenden/ daß solches allein nicht vermoͤge/ gedachte Veraͤnderung derer Knochen zuwege zu bringen/ weilen das Wasser unmuͤglich in die Knochen/ ihrer Haͤrte und Festigkeit wegen/ gelangeu koͤnte/ wenn dieselben nicht vorhero durch das unterirdische Feuͤer also calcin iret/ und dergestalt porös oder lucker und loͤchericht gemacht worden/ daß das Stein-machende Wasser leicht sich eindringen/ und selbige in eine andere/ nemlich steinerne Natur nach und nach verwandeln koͤnne/ und solche Cal- cinatio n sey auch Ursach/ daß man mehrentheils aus dem gegra- benen Einhorn durch das Feuͤer dasjenige nicht bekomme/ was sonst vermittelst der Destillatio n aus andern nicht versteinerten Knochen gebracht werde/ weilen durch die Calcinatio n diejenigen Theile/ so ein Oehl und fluͤchtiches Saltz in sich haben/ guten Theils verzehret worden/ und nur die truckenen irdischen zuruͤck geblieben waͤren; Noch andere/ die solches vor ein animale halten/ lassen die vor ge- meldete Petrificatio n oder Versteinerung derer Knochen fahren/ und geben vor/ daß solche einig und allein in der Erde von denen daraus steigenden feuͤchten und warmen Duͤnsten gleichsam per calcinatio- nem Philosophicam, oder Vaporosam, wie die Chymici reden/ calcin iret wuͤrden/ und liessen solche Duͤnste nicht zu/ daß sie daselbst vermoderten/ sonderlich/ wenn die Erde nicht gar zu feuͤcht/ sondern trucken/ sandig oder leimicht waͤre. Gleichwie nun die Verfechter vor gedachter Meinung in dem Punct der Versteinerung solcher Knochen streitig seyn/ also koͤnnen sie sich auch nicht vertragen/ wo- von solche urspruͤnglich herkommen/ massen viele es mit dem gemei- nen Manne halten/ welcher gaͤntzlich in denen Gedancken stehet/ daß solches nichts anders als Beine von dem Einhorn/ als einem in der Heiligen Schrifft gedachten vierfuͤßigen Thiere/ seyn/ deswegen F solche Das I Capitel solche Knochen auch von denselben insgemein gegraben Einhorn ge- nenet werden/ es sind aber dieselben zu dieser Meinung dadurch ver- leitet worden/ weilen sie gesehen oder gehoͤret haben/ daß offtmahls an unterschiedenen Orten gantze Sceleta oder Gerippe von denen vermeinten und verweseten vierfuͤßigen Einhoͤrnern gefunden und ausgegraben worden; wie denn unter andern der wegen seiner unver- gleichlichen Mathemat ischen Wissenschafft hoch-beruͤhmte Herr Otto de Guericke, weyland Chur-Fuͤrstl. Brandenburgischer Raht und Hoch-verdienter Buͤrgermeister zu Magdeburg/ in seinen Experimentis Magdeburgicis lib. 5 cap. 3 fol 155 erzehlet: wie es sich Ann. 1663 in Quedlinburg zugetragen habe/ daß daselbst in dem Berge/ der Zeuͤnicker-Berg genannt/ alwo die Kalck-Steine gebrochen wuͤrden/ ein gantzes Sceleton oder Coͤrper eines Einhorns sey gefunden worden/ das vor der Stirn ein lang ausgestrecktes uno wie eines Menschen Schinn-Bein dickes Horn gehabt/ welches Sce- leton hernach der Durchlauchtigsten Fuͤrstin und Aebtissen zu Qued- linburg von denjenigen/ so solches gefunden/ sey uͤberantwortet wor- den. Andere vermeinen/ daß solche Knochen nicht allein von den Einhoͤrnern/ sondern auch zu Zeiten von den Elephanten waͤren/ wel- ches sie ebener massen mit denen Elephanten-Coͤrpern/ so an etlichen Orten unter der Erden/ auch noch A. 1695 bey Burg Tonna in der Sand-Grube angetroffen worden/ darzuthun gedencken. Nechst diesen finden sich wieder etliche/ die da vorgeben/ daß solche Beine allemahl so wenig von Einhoͤrnern als Elephanten waͤren/ in Be- trachtung/ daß dieselben ebenmaͤßig offtmahls von grossen ungeheuͤ- ren Riesen-Coͤrpern herruͤhreten/ und vermeinen sie/ daß man sol- ches leicht daraus abnehmen koͤnte/ daß nicht selten die so genannten Einhorns-Graͤber und andere Leuͤthe in waͤhrendem Graben auf gantze Gerippe Menschen Knochen kommen waͤren/ welche unge- mein groß gewesen/ massen man in dem Theatro Europæo Meriani part. 5 fol. 574 finde/ daß Ao. 1645 die Schweden bey der Nieder- Oesterreichischen Stadt Krembs ein Riesen- Sceleton ausgegraben haͤtten/ dessen Kopff wie ein mittelmaͤßiger runder Tisch groß gewe- sen/ und habe ein Zahn von denselben sechstehalb Pfund gewogen/ die Arm- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Arm-Roͤhre aber sey so dicke als ein Kerl gewesen/ und die Hoͤle des Schulter-Blats von solcher Weite/ daß eine Carthaunen-Kugel hinein gegangen/ auch bezeuͤge Eckstormius in seiner Epistel mit dem Autore der Topographie oder Oerter-Beschreibung derer Laͤnder Braunschweig und Luͤneburg fol. 32 \& seq. wie einesmahls ein gantzes menschliches Sceleton in der Baumans-Hoͤle sey gefunden worden/ welches von einer solchen Groͤsse gewesen/ als ein Mensch immer in der Welt haͤtte seyn moͤgen/ woraus er auch einfoͤlglich und ohne Zweifel geschlossen habe/ daß vor Alters die Riesen uͤberaus groß muͤsten gewesen seyn/ dergleichen Exempel sie mehr anfuͤhren koͤnten. Auf was Art aber die vor gemeldete Einhoͤrner-Elephan- ten- und Riesen-Coͤrper in die Hoͤlen und andere gedachte Oerter gerathen sind/ koͤnnen sie sich ebenfals nicht gaͤntzlich vergleichen; denn etliche darunter davor halten/ daß selbige einig und allein in der allgemeinen und erschrecklichen Suͤnd-Fluth/ wormit GOtt die gantze Welt bestraffet gehabt/ auch das vom Abend gegen Morgen wuͤtende Nord-Mehr dahin geschwemmet/ und entweder mit Erde/ Stein und Sand/ oder denen von der Gewalt des Wassers abge- rissenen und fortgetriebenen Spitzen und Gipfel derer Berge/ als wovon die Hoͤlen entstanden waͤren/ bedecket worden; Andere aber geben zwar zu/ daß solches in waͤhrender Suͤnd-Fluht geschehen sey/ sind aber dabey der gaͤntzlichen Meinung/ daß auch nach derselben von Kriegs- und Kauff-Leuͤthen Elephanten in Teuͤtsch-Land und andere Laͤnder waͤren gebracht worden/ deren Coͤrper man nach ihrem Tode daselbst/ wo sie gefunden worden/ habe begraben lassen. Ob nun schon dieselben also in etlichen Stuͤcken sich nicht gar wohl ver- tragen koͤnnen/ so sind sie doch ingesamt in diesem einig: daß das ge- grabene Einhorn ein animale sey/ und halten es mit denselben unter- schiedene Autores, unter welchen auch der seelige Herr Doctor Con- ring ist/ als welcher in seiner dissertatio de antiquo Helmstadii statu pag. 13 saget: wie es unmuͤglich sey/ daß die Natur an und vor sich selbst ohne Zuthun eines andern Thiers vollkoͤmmliche Bei- ne form iren koͤnne/ dergleichen Anfaͤnglich in Mutter Leibe gemacht/ hernach durch langes Wachsthum zur Perfectio n gebracht worden. F 2 Es Das I Capitel Es antworten aber hierauf diejenigen/ so das unicornu fossile vor ein minerale nnd Spiel der Natur halten/ daß/ wenn die Verfechter voriger Meinung solche vermeinte Knochen nicht obenhin/ sondern genau angesehen haͤtten/ sie alsdenn eine solche Gleichheit als sie sich eingebildet nicht wuͤrden angetroffen haben; massen man an denenselben/ sonderlich denenjenigen/ so wie die Kinn-Backen aus- sehen/ solche wunderliche Apophyses oder Processus wahrnehme/ die wider die Osteologiam oder Anatom ische Beschreibung derer Knochen lieffen/ und niemahls ordinariè bey denen Menschen- und Thier-Beinen zu finden waͤren; wie es denn ebenfalls unter solchen unechten Knochen dergleichen Stuͤcke gebe/ so gantz ungestalt und mit keiner Figur eines rechten Beines uͤberein kaͤmen; Gesetzt auch/ daß etliche Stuͤcke von dem unicornu fossili die rechte und natuͤrliche Gestalt eines Menschen- oder Thier-Knochens accurat haͤtten; so waͤren doch dieselben deswegen keine wahrhaffte Beine/ denn nicht allemahl dasjenige wuͤrcklich ein Knochen sey/ was demselben aͤhn- lich waͤre: derowegen man von der euͤserlichen Gestalt dieses mine- ralis ohne eine daraus kommende absurde Folge nicht argument iren koͤnte/ sonst auch andere lusus naturæ, nemlich die in denen Schiefer- Steinen offtmahls befindliche steinerne Fische/ cornua Ammonis und mehr Arten derer figur irten Steine/ nothwendig dasjenige seyn muͤsten/ was sie præsent irten oder denen Augen vorstelleten/ wel- ches doch falsch sey/ weilen selbige nur Steine ihrer Art waͤren. Fer- ner oppon iren dieselben wider den ignem subterraneum, auch die daher deriv irte Calcinatio n und Versteinerung derer Knochen/ daß viele mit dem Autore der Philosophiæ Veteris \& Novæ Burgundia- cæ Tom. 2 part. 2 cap. 2 p. 413 billich davor hielten/ wie das unter- irdische Feuͤer nicht aller Orten gefunden werde; derowegen sie erst- lich beweisen muͤsten/ daß man solches daselbst/ wo das unicornu fossile gegraben werde/ gewiß und ohnfehlbar antreffe/ welches sie aber mit untadelhafften Wahrheits-Gruͤnden nicht wuͤrden darthun koͤnnen/ massen in denen meisten Hoͤlen/ darinnen das gegrabene Einhorn zu finden sey/ keine Waͤrme als ein Zeichen des unterirdi- dischen calcin irenden Feuͤers/ sondern vielmehr eine grosse Kaͤlte/ fast von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. fast durch das gantze Jahr/ verspuͤret werde; waͤre nun ein solches Feuͤer nicht vorhanden/ so koͤnne man leicht erachten/ daß auch noth- wendig die angefuͤhrte Calcinatio n von sich selbst hinweg fallen muͤs- se/ und wenn sie auch schon zugeben wolten/ daß das unterirdische Feuͤer derer Orten vorhanden sey/ so vermoͤge doch solches nicht der- gleichen Calcinatio n zu vollbringen; denn wolte man dadurch eine actuale oder wahre Calcinatio n/ so mit starckem Feuͤer geschehe/ verstehen/ so muͤsse man die Knochen nicht daselbst lassen/ sondern in den Berg Vesuvium, Ætnam oder andere beruͤhmte Feuͤer-speyen- de Berge werffen/ wenn sie solten recht calcin iret werden. Solte es aber gleichsam eine Philosoph ische Calcinatio n seyn/ so waͤre denen Herren Chymicis bekannt/ daß solche ebenfalls einen ziemlichen Grad des Feuͤers erfodere/ und ohne heisse Duͤnste unmuͤglich gesche- koͤnne/ welche man doch nicht vermerckte/ wenn man in die Erde/ darinnen das unicornu fossile vorhanden sey/ ein Loch machte/ und die Haͤnde hinein steckte. Dieweil aber also ihre auf die Bahn ge- brachte Calcinatio n/ wo nicht gar unmuͤglich/ dennoch sehr unge- wiß und unerwiesen sey; so hielten sie davor: daß auch die Verstei- nerung derer Knochen eben auf solchem Fundament bestuͤnde; weilen ihrer etlicher Bekaͤnntniß nach das Stein-machende Wasser vor der Calcinatio n durch die poros und meatus derer Knochen nicht kommen koͤnnen/ dahero sie glaubeten/ daß eher die Knochen mit einer steinernen Materie uͤberzogen wuͤrden/ oder gar verweseten/ als daß dieselben ein steinernes Wesen annehmen solten. Gleicher Gestalt halten die Patron en dieser Meinung alles dasjenige/ was vom Gegentheil wegen derer vermeinten Einhoͤrner-Knochen vor- gebracht worden/ vor blosse und ungegruͤndete Muthmassungen/ und dieses deswegen/ weilen noch biß hieher streitig und nicht ausgemacht sey: was eigentlich das vor ein grausames und wildes vierfuͤßiges Thier muͤsse gewesen seyn/ welches in der Heil. Schrifft den Nahmen eines Einhorns bekommen habe/ und welches man unter denjenigen Einhoͤrnern/ davon unterschiedene Autores melden/ hentiges Tages vor das rechte halten solle; daß solches alles aber auf lauter unge- wissen Gruͤnden beruhe/ wollen dieselben folgender massen beweisen: F 3 erstlich: Das I Capitel erstlich: daß die Ausleger der Heiligen Schrifft/ nemlich Herr Doctor Lucas Osiander, weiland Hoch-verdienter Wuͤrtenbergi- scher Theologus Orthodoxus, und andere mehr/ nichts Vollkom- menes von der eigentlichen Beschaffenheit derer vor der Suͤnd-Fluht gewesenen Einhoͤrnern setzten/ auch solches aus Mangel einer gruͤnd- lichen Nachricht und vollkommener Beschreibung nicht zu thun ver- maͤchten/ woran auch wenig gelegen waͤre/ weilen es keine Sache sey/ so zu der Seelen Seeligkeit gehoͤre; zum andern: weilen so viele Einhoͤrner bey denen Scribent en gefunden wuͤrden/ daß man nicht wissen koͤnne/ welches das rechte sey/ massen Martinus Zeillerus in seinen Episteln und zwar part. \& centur. 1 epist. 26 pag. 77 \& seq. berichtet/ daß Ludovicus di Barthema von Bonomen aus Jtalien buͤrtig in seiner Orientalischen Reise-Beschreibung libr. 1 de Arab. cap. 18 pag. 20 melde/ wie er auf seiner Reise in Arabien zu Mecha/ als des Mahomets Vater-Lande/ zwey Einhoͤrner gesehen haͤtte/ so dem Sultan daselbst von einem Koͤnig aus Æthiopia oder Moh- ren-Land vor einen sonderlichen Schatz waͤren verehret und mit ei- nem Gitter-Werck verwahret worden/ deren das groͤste sich einem drittehalb jaͤhrigen wohl gewachsenem Fohlen oder Fuͤllen vergli- chen/ und ein Horn bey drey Ellen lang vor dem Kopff gehabt habe; das andere aber sey fast wie ein jaͤhriges Fohlen/ und dessen Horn ungefehr fast vier Spannen lang gewesen/ beyde aber haͤtten Koͤpffe wie ein Hirsch gehabt. Ferner sage auch Marcus Paulus Venetus libr. 3 descript. Orient. c. 15 daß man im Koͤnigreich Basinam Einhoͤrner mit einem Schweins-Kopff finde/ so etwas kleiner als ein Elephant waͤren; Jngleichen wuͤrden auch unter die Einhoͤrner ge- rechnet der in denen Wuͤsten des Mohren-Landes sich aufhaltende Wald-Esel/ das Nasen-Horn/ sonst Rhinoceros genannt/ und an- dere mehr/ derer gemelter Zeillerus in angefuͤhrten Episteln cen- tur. 3 Epist. 790 pag. 171 gedacht haͤtte. Bey solcher Vielheit derer Einhoͤrner geben diejenigen/ so das unicornu fossile vor kein ani- male halten/ einem ieden un passion irten zu bedencken: Ob solches ohne Streit abgehen koͤnne/ wenn etliche solten befraget werden: welches unter vor gedachten Einhoͤrnern dasjenige sey/ wovon die Heilige von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Heilige Schrifft schreibe; denn einer dieses der ander jenes davor halten/ und doch nicht gewiß wissen wuͤrde/ ob er das rechte erwehlet habe/ wie denn auch dieserwegen Lorentz Catelan, Apotheker zu Mompelier sich faͤlschlich einbilde das rechte Pfloͤckgen getroffen zu haben/ indem er in dem 1 Capitel seines Tractat s von Einhoͤrnern/ dessen Zeillerus an letzt gedachtem Ort gedachte/ vorgebe: daß das rechte Einhorn in Jndien gefunden/ und Cardazonus oder Loͤwen- Horn/ seiner Staͤrcke und Grausamkeit halber/ genennet werde; sintemahl derselbe solches eben so wenig als vor gemeldete/ fuͤr gewiß sagen koͤnte/ sonderlich da es ziemlich fabelhafftig heraus kaͤme/ wenn er berichte: welcher Gestalt solches am meisten durch Jungfrauen gefangen werde/ zumahl auch ausser diesen ein grosser Glaube darzu gehoͤre: Ob sich alles in der That und Wahrheit also befinde/ als die Autores von denen Einhoͤrnern geschrieben haͤtten. Hieraus schliessen nun diejenigen/ welche der Meinung sind/ wie das uni- cornu fossile nichts anders als ein mineral isches Erd- und Berg- Gewaͤchs sey/ daß/ weilen der Gegen-Part vor erzehlter massen nicht wisse/ was das Einhorn eigentlich vor ein Thier sey/ haͤtte auch sein Lebetag keinen Knochen davon weder in Natur noch in Kupffer ge- sehen/ und gegen das unicornu fossile gehalten/ davon er doch sonst ein groß Wesen machte/ so koͤnne er auch mit Wahrheits-Grunde nicht sagen/ daß das gegrabene Einhorn rechte Knochen von einem wahren Einhorn waͤren/ und wenn gleich einige hierwider einwenden wolten/ daß/ ob man schon keine gantze Sceleta oder einzelne Knochen von denen rechten Einhoͤrnern habe/ dennoch davon schoͤne gantze Hoͤrner an vornehmer Potentat en Hoͤfen und in beruͤhmten Staͤd- ten/ nemlich zu Dresden im Chur-Fuͤrstenthum Sachsen/ S. Denis in Franckreich/ Windsor in Engelland/ Friedrichsburg in Daͤnne- marck/ ingleichen zu Strasburg/ Venedig und andere Oerter mehr finde/ welche hoͤher als Gold geachtet/ und als eine grosse Rarit aͤt denen Fremden gezeiget wuͤrden/ wovon eine curieus e Person leicht ein Muster nehmen/ und mit dem gegrabenen Einhorn confer iren koͤnne/ so solten doch dieselben wissen/ daß sie sich in ihrer Meinung grausam betrogen faͤnden; massen dieselbe mit denen mineral ischen nicht Das I Capitel nicht uͤberein kaͤmen/ indem die gegrabenen so genannten Einhoͤrner mehrentheils glatt und grau aussehen/ die vermeinten rechten aber haͤtten keine andere als weisse Farbe/ und waͤren mit Striemen also rund umgeben/ daß mancher schweren solte/ es waͤren dieselbe nicht natuͤrlich/ sondern durch eines Kuͤnstlers Hand zu solcher gewunde- nen Schnecken-Linie gebracht worden. Uber dieses waͤren auch ge- dachte Hoͤrner von keinem vierfuͤßigen Einhoͤrnichten Thiere/ wie solches diejenigen/ so damit gehandelt/ ihres sehr grossen Wuchers wegen/ vormahls denen Leuͤthen weis gemachet/ auch dieserwegen dasselbe vornehme und gelehrte Personen festiglich geglaubet haͤtten/ weilen man nunmehro hinter solche Stuͤcke kommen sey/ und erfah- ren habe/ daß solche Hoͤrner von einer Gattung Wall-Fische her- kaͤmen/ welche in dem Mitternaͤchtigen Meer oder Nord-See/ son- derlich bey der Norwegischen Jnsel Jsland gefangen/ und von denen Jslaͤndern Narvval genennet wuͤrden/ welchen Nahmen solche Wall-Fische deswegen bekommen haͤtten/ weilen sie sich bloß vom Aase nehreten/ welches auf Jslaͤndisch Nar und Hual ein Wall- Fisch hiesse/ deshalben diejenigen sehr irreten/ die ihnen den Nahmen Nahvval geben. Ebener massen koͤnne man auch dieselben propriè oder eigentlich keine Hoͤrner nennen/ weilen sie sich in der maxillâ superiori oder Ober-Kiefel/ und nicht in der Hirn-Schale/ wie sonst der Hoͤrner Art sey/ befaͤnden/ und also mehr unter die Zaͤhne als Hoͤrner zu rechnen waͤren/ wie solches alles Olaus Wormius in sei- nem Musæo libr. 3 cap. 13 fol. 280 \& cap. 14 fol. 282. ingleichen Johann Ludwig Gottfried in seiner Historiâ Antipodum part. 3 fol. 635. und Henrich Sivers in seinem verdeuͤtschten Bericht von Groͤnland cap. 9 pag. 18 mit mehrern bezeuͤgeten; Als welche von solchen Einhoͤrnern insonderheit geschrieben/ und davon denen Cu- riosis accurat e Abrisse mitgetheilet haͤtten/ welches auch verursachet habe/ daß solche Einhoͤrner nicht mehr bey ihrem vormahligen hohen Preis geblieben/ sondern nunmehro gemeiner und ziemliches Kauffs worden waͤren. Weiter wird von denen Patronis der vor gedachten Meinung nicht zugegeben/ daß das gegrabene Einhorn Elephanten- Knochen/ wie einige wollen/ sind/ aus denen Ursachen/ weilen nicht funda- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. fundamentaliter oder gruͤndlich koͤnne erwiesen werden/ auf was Art und zu welcher Zeit die Elephanten vormahls in Teuͤtschland/ alwo dieselben notor ischer massen nicht ordentlicher Weise gefunden wuͤrden/ gebracht/ und daselbst/ einiger Vorgeben nach/ an unter- schiedene Oerter nach ihrem Tode begraben worden; Denn wenn sie schon zugeben wolten/ daß die Soldaten und Kauff-Leuͤthe/ welches aber doch noch ungewiß/ und lange nicht gaͤntzlich ausgemachet sey/ die Elephanten einesmahls mit dahin gefuͤhret haͤtten/ so kaͤme es doch ihnen unglaublich vor/ daß dieselben sich solten die Muͤhe und Weile genommen haben/ um eines Elephantens willen ein solches grosses Loch/ darinnen ein solches ungeheuͤres von 14 biß zu 24 Werck-Schuh hohes Thier haͤtte koͤnnen eingescharret werden/ zu graben oder machen zu lassen/ und zwar so tieff/ daß der todte Ele- phante bey eilff Ellen tiff unter die Erde komme/ wie dem bey Burg Tonna gefundenen vermeinten Elephanten widerfahren sey/ als welchen man eilfftehalb Ellen tieff in der Sand-Grube steckend an- getroffen habe/ dieserwegen hielten sie vielmehr davor/ daß die Sol- daten und Kauff-Leuͤthe viel eher ein solches Aas wuͤrden haben ent- weder liegen/ oder da solches der Ort nicht zugegeben/ als ein ander todtes Thier auf den Schind-Anger bringen/ und daselbst in freyer Lufft verfaulen lassen/ als daß sie sich um ein solches unnoͤthiges und muͤhsames Elephanten-Begraͤbniß bekuͤmmert haͤtten: Ob nun auch gleich andere dieses verbessern und sagen wolten/ daß die Ele- phanten-Coͤrper durch die Suͤnd-Fluht auf albereit gedachte Art in Teuͤtsch-Land gebracht waͤren/ so kaͤme ihnen doch nicht allein un- glaublich/ sondern auch unmuͤglich vor/ daß solche abscheuͤlich schwere fleischerne Huͤgel oder Berge/ wie von etlichen die Elephanten ge- nennet wuͤrden/ in der Suͤnd-Fluht uͤber tausend und mehr Meilen Weges aus Asia und Africa/ als wo sich die Elephanten mehrentheils auf hielten/ solten in Teuͤtsch-Land fortgetrieben/ und nicht unter Weges geblieben seyn; Denn wenn dieselben zu Zeit der Suͤnd-Fluht auf der Ebene ersoffen waͤren/ so koͤnne man leicht erachten/ daß die Gewalt des Wassers solche an die vielen/ so wohl innerhalb Asien und Jndien/ als auch zwischen hier und Teuͤtsch-Land liegende hohe G Berge Das I Capitel Berge wuͤrde geworffen haben/ weilen die Berge in der Suͤnd-Fluht nicht alsobald/ sondern erst nach Verlauff viertzig Tagen und Naͤch ten mit Wasser gaͤntzlich bedecket worden/ unterdessen dieselben leicht haͤtten verfaulen oder von denen sich daselbst aufgehaltenen Raben und andern Fleisch-fressenden Voͤgeln aufgezehret werden koͤnnen. Nun sey glaublich/ daß/ wo nicht alle/ doch die meisten/ so wohl zahme als wilde Elephanten auf ebenen und niedrigen Orten durch Uberei- lung der Suͤnd-Fluht umkommen waͤren/ weilen sich dieselbe ohne Zweifel daselbst ihrer Schwere wegen aufgehalten haͤtten/ und auf hohe Berge zu klettern nicht vermoͤchten; Gesetzt auch/ daß etlichen Elephanten/ so nicht gleich anfaͤnglich mit drauf gangen waͤren/ sondern sich mit genauer Noth noch salv iret haͤtten/ die grosse Gefahr gelehret haͤtte/ auf hohe Berge uͤber ihr Vermoͤgen zu steigen/ und waͤren darauf von der nachfolgenden Wasser-Fluht ersaͤuffet wor- den/ so sey doch ebenfalls zu glauben/ daß dieselben auf solche Art auch nicht in Teuͤtsch-Land kommen/ sondern auf dem gedachten weiten Wege versuncken/ und auf dem Grunde mit Sand/ Erde oder Steinen bedecket und verschwemmet waͤren/ sonderlich da ohn- dem die todten Elephanten im Wasser leicht unterzugehen pflegten/ nicht allein ihrer grausamen Schwere wegen/ sondern weilen sie auch nach ihrem Tode alsobald zu faulen anfiengen/ und darauf die an- dere faulende Coͤrper auf den Grund des Wassers fielen; daß aber die Elephanten das vor andern Thieren besonders haͤtten/ daß ihr Coͤrper leicht faule/ wollen sie daher beweisen/ weilen Johann. Bapti- sta Tavernier in seiner Reise-Beschreibung in Jndien libr. 1 cap. 18 fol. 73 Teuͤtscher Editio n melde/ wie er in Acht genommen habe: daß/ obwohl der Elephante bey seinem Leben eine sehr harte Haut habe/ dennoch dieselbe/ so bald er gestorben/ dem Vogel-Leim gleich anzutreffen sey/ welches man vor nichts anders/ als eine gewisse An- zeigung einer anfangenden Faͤulung halten koͤnne; uͤber dieses lauffe es ebenfalls wider die gesunde Vernunfft/ wenn etliche vorgeben: daß die Elephanten in der Suͤnd-Fluht durch das von Abend gegen Morgen stuͤrmende Nord-Meer nach Teuͤtsch-Land und andere in Europa liegende benachbarte Laͤnder gebracht waͤren/ denn ihnen der hefftige von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. hefftige Sturm-Wind mit denen davon erregeten starcken Wellen contrair oder zuwider gewesen/ als wodurch sie vielmehr weiter in das Land gegen Morgen und Mittag/ alwo Asien und Africa liege/ als gegen Mitternacht in Teuͤtsch-Land wuͤrden fortgetrieben seyn; Massen bekannt sey: daß auf dem Wasser nichts gegen Wind und Wellen treibe/ wie denn auch hieraus leicht ein ieder ersehen koͤnne: daß dasjenige/ was ietzt vorgebracht worden/ so wenig als die andern vorhergehenden Meinungen bestehen moͤgen/ und wenn schon einige weiter einwenden wolten: wie die Elephanten vor der grossen Suͤnd- und See-Fluht gemeine Thiere in Teuͤtsch-Land gewesen/ und nach- gehends in derselben umkommen waͤren/ so wuͤrde es ihnen doch nichts helffen/ weilen sie dadurch nur das onus probandi auf den Hals bekaͤmen/ auch dieserwegen solches erstlich glaublich machen/ und wie es sich gebuͤhrete/ beweisen muͤsten/ welches denn ohne Ab- surdit aͤten nicht abgehen wuͤrde. Neben dem wird auch die Meinung dererjenigen verworffen/ welche das gegrabene Einhorn vor Beine von Riesen-Coͤrpern ausgeben/ massen die Autores, so dasselbe vor ein blosses minerale erkennen/ ebenmaͤßig sagen: daß die Verfech- ter solcher Meinung nicht damit aufkommen koͤnten/ und wenn es zum Beweis kaͤme/ derselbe bey weiten nicht so groß als eines von denen angegebenen Riesen-Coͤrpern sey/ als welche/ ihrer grausamen Groͤsse wegen/ von keinem Enakim, Goliaht, Og zu Basan oder an- dern in der Heiligen Schrifft gedachten Riesen herruͤhren koͤnten/ sondern vielmehr von monstris oder grossen Miß-Geburten derer Riesen muͤsten herkommen seyn/ wenn man dieselben vor rechte Rie- sen-Coͤrper halten wolte/ indem der Og zu Basan nicht uͤber acht Ellen hoch gewesen sey/ welches man aus dem 5 Buch Mosis cap. 3 vers. 11 ersehen koͤnne/ indem daselbst berichtet werde/ daß dessen Bette nur neuͤn Ellen in die Laͤnge und viere in die Breite gehabt haͤtte; wenn man nun eine Elle davon abziehe/ weilen dasselbe nothwendig groͤsser/ als der Riese so darinnen geschlaffen/ gewesen seyn muͤsse/ so blieben acht Ellen zur Hoͤhe des Riesens uͤbrig/ welche aber noch lange nicht an diejenige Laͤnge kaͤme/ so die vermeinten Riesen-Coͤrper zu Zeiten haͤtten/ daraus auch gewiß zu schliessen sey/ daß solche keine rechte G 2 sceleta Das I Capitel sceleta von wahrhafften Riesen waͤren/ welches man zur Gnuͤge erweisen koͤnte/ wenn man nicht alleine die Groͤsse des Kopffes aus der Geometr ischen Proportio n betrachtete/ sondern sich auch die Rechnung von den grossen Zaͤhnen machte/ welches beydes sie sich auch/ um ihre Meinung zu behaupten/ bedienen wolten: unerachtet nun ein Zahn von dem groͤßten Menschen nicht viel uͤber ein Quent- lein wiege/ wie Gesnerus in seiner Historiâ animalium davor hielte/ und solches die Erfahrung bezeuͤgete/ so solte doch/ damit sich der Gegen-Theil nicht zu beschweren habe/ ein Zahn vor ein halb Loht gerechnet/ und davon die Rechnung auf einen sechstehalb pfuͤndigen Riesen-Zahn gemachet werden/ da denn das Facit heraus kaͤme/ daß solcher Riesen-Zahn/ salvo errore calculi, drey hundert und sechs und neuͤnzigmahl groͤsser als der groͤßte ordinaire Menschen- Zahn waͤre; Ferner wolten sie die Hoͤhe eines Menschen auf zehen Werck-Schuh oder fuͤnf Ellen rechnen/ da doch ordinariè die groͤßte Person heuͤtiges Tages nicht so hoch sey/ und darauf die Rechnung zie- hen/ versichrende/ daß die Arithmetica oder Rechen-Kunst gewißlich darthun werde/ wie ein solcher vermeinter Riese ebenfals drey hundert und sechs und neuͤnzigmahl groͤsser als ein zehenschuͤhigter Mensch muͤsse gewesen seyn/ und bey zwey hundert und sieben und vierzigmahl den Og zu Basan an der Laͤnge uͤbertroffen haben/ dergleichen Riesen- Mensch iemahls auf der Welt und in rerum naturâ gewesen zu seyn kein Verstaͤndiger verhoffentlich glauben und statu iren werde. Nichts weniger wollen vor gedachte Autores diejenigen hoͤren/ welche vor- geben/ daß aus denen in der Suͤnd-Fluht abgerissenen Spitzen und Bergen die Hoͤlen entstanden waͤren; denn haͤtte es vor der Suͤnd- Fluht schon Berge gegeben/ uͤber welche das Gewaͤsser funfzehen Ellen gegangen/ wie in der Heiligen Schrifft nemlich im 1 Buch Mosis cap. 7 v. 20 zu ersehen sey/ so wuͤrden auch folglich und ohne allen Zweifel in etlichen derselben natuͤrliche von keines Menschen Hand gemachte Hoͤlen gewesen/ und nicht erstlich darinnen nach der Suͤnd-Fluht geworden seyn. Endlich verwundern sich dieselben/ daß man die Natur vor so ohnmaͤchtig halte/ und nicht zugeben wol- le/ daß dieselbe an und vor sich selbst vollkoͤmmliche Beine ohne Zuthun von curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Zuthun eines Thiers form iren koͤnne/ da doch dieselbe wohl andere Sachen bilde/ die mehr verwunderlich als Knochen waͤren/ und hin- dere daran nicht/ daß sie zu Zeiten in etlichen Stuͤcken irre/ und die- selben nicht vollkoͤmmlich fuͤrstelle. Dieses sind nun die Ursachen/ warum einige darauf bestehen/ daß das gegrabene Einhorn von kei- nem Menschen oder Thiere sey/ und halten dieselbe gaͤntzlich davor/ daß daraus gnugsam erhelle/ wie uͤbel solches von etlichen unter die Knochen gerechnet worden/ da es doch in der That und Wahrheit ein mineral isches Gewaͤchs und solcher Stein waͤre/ der nur offt- mahls eine euͤserliche Gleichheit mit denen Knochen haͤtte/ dahero auch die heuͤtigen Medici und Physici dasselbe unter die mineralia setzeten/ wie unter andern D. Daniel Sennertus in seiner Epitome Natural. Scient. libr. 5 cap. 4 pag. 422 und D. Schrœderus in seiner Pharmacopæâ medic. Chymic. libr. 3 cap. 8 p. 352 gethan haͤtten/ auch daß es darunter gehoͤre von D. Johann. Laurent. Bau- schio in seinem Schediasmate curioso de unicornu fossili mit vie- len Autoribus, rationibus und exemplis erwiesen sey; wie man denn ebenfals bey dem Plinio lib. 36 cap. 18 finde: daß derselbe schon zu seiner Zeit gewust habe/ daß Beine aus der Erde wuͤchsen/ und stei- nerne Knochen gefunden wuͤrden/ welches von nichts anders als von dem unicornu fossili auf gewisse Art zu verstehen sey/ ohnerachtet des Plinii Meinung dem Zacuto Lusitano libr. 1 Med princ. hi- stor. 24 auch dem Garciæ ab Horto lib. 1 cap. 14 nicht in den Kopf gewolt/ und dieserwegen von beyden vor unglaublich gehalten wor- den/ sey es also mehr als zu gewiß/ daß das gegrabene Einhorn von keinem Menschen oder Thiere/ sondern von einem mineral ischen Wesen herruͤhre/ sonderlich da auch dessen Materie und genesis oder Ankunfft solches bezeuͤge. Wegen gedachter Materi e aber haben die Autores nicht einerley Gedancken/ indem einige mit dem Libavio part. 3 singular. libr. 8 cap. 17 davor halten: daß solche eine bitu- min osische Erde oder dergleichen Erd-Asche sey. Andere hingegen vermeinen/ daß man dieselbe vor nichts anders als einen verdorbenen und gleichsam verfaulten Agt- oder andern Stein erkennen koͤnne und so weiter/ welche doch ingesamt weit vom Ziele schiessen/ und G 3 die- Das I Capitel diejenigen nur am allernechsten dabey kommen/ welche glauben/ daß die materia proxima oder naͤheste Materi e des gegrabenen Einhorns eine fette und thonichte Erde sey/ welche zu Latein Marga, auf Deuͤtsch aber Mergel oder Steinmarck genennet/ und an vielen Orten Teuͤtsch-Landes/ sonderlich um den Hartz herum/ haͤuffig gefunden wird/ wie man denn auch nicht gar weit von der Scharzfel- sischen Hoͤle ein grosse Mergel-Grube antrifft/ daraus die da herum wohnende Land-Leuͤthe den Mergel holen/ um damit ihre Aecker und Wiesen zu duͤngen/ weilen sie denselben an statt des Mistes brauchen/ wie vielen bekannt ist. Aus solcher Mergel-Erde wird nun das ge- grabene Einhorn gener iret/ wenn nemlich ein durch die Berg-Ritzen fliessendes unterirdisches Stein-Wasser oder steinigter Safft sich mit derselben genau vermischet/ und so fluͤßig machet/ daß sie von dar in Gestalt einer Milch oder duͤnnen Masse durch die Erd-Loͤcher in einen gewissen holen Ort/ als in eine Forme oder Model fliesset/ in welchen solche duͤnne Materie nach und nach dicker/ auch endlich/ wenn die blosse waͤsserige Feuͤchtigkeit sich gaͤntzlich verzehret hat/ da- selbst coagul iret/ und in einen Stein verwandelt wird/ welches denn auch keine unmuͤgliche Sache ist/ weilen gedachtes Stein-Wasser mehrentheils aus solv irten oder aufgeloͤseteu Steinen bestehet/ und vermittelst seiner irdischen und saltzigen Theile/ auch darinnen coa- gul irenden salin ischen spiritus lapidifici leichtlich dergleichen Ver- steinerung verursachen kan: Was nun vor gemeldete Erd-Mutter oder Patrone vor eine Gestalt hat/ das nimmet auch die darinnen coagul irte Masse an/ denn ist die Mutter nach der Form eines Knochens von Menschen oder Thieren dispon iret/ so siehet das Kind derselben sehr aͤhnlich/ und hat der steinerne Knoche alsdenn die eigentliche Gestalt eines natuͤrlichen Knochens an sich; wenn aber die patrone unfoͤrmlich/ so wird auch daraus nicht leichtlich ein gebildetes sondern vielmehr ungebildetes Stuͤck herkommen. Die- sem nach siehet man hieraus/ welcher Gestalt die Beschaffenheit des Ortes/ worinnen der von dem Stein-machenden Wasser solv irte Mergel geflossen/ viel zur Form irung solcher Figur en helffe/ wie- wohl auch einigen/ denen solches nicht genug zu seyn scheinet/ zuge- geben von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. gegeben wird/ daß dieselben zugleich ihre formam von einer durch den Archæum terræ oder den Spiritum universalem dahin gelegten ideâ nehmen: Es geschiehet aber die gedachte Bildung nicht allezeit gleich auf einmahl/ sondern allgemach/ dahero auch an denen Orten/ wo der Raum zu wachsen vorhanden gewesen/ offtmahls solche Stuͤcke angetroffen werden/ die durch den taͤglichen/ vielfaͤltigen Zufluß zu einer solchen Groͤsse gelanget/ daß auch ihnen keine Knochen von dem groͤßten Menschen oder Thiere/ so iemahls in der Welt gefun- den worden/ zu vergleichen sind; dahero auch diejenigen/ welche das gegrabene Einhorn vor kein animale halten/ zu erkennen geben/ wie unbillich einige solche von der Natur gekuͤnstelte Knochen-Bilder vor Riesen- Einhorn- oder Elephanten-Knochen ausgeben wolten. Be- treffend diejenigen Autores, so gleichsam Neutral isten sind/ und kei- nem von denen Patronis derer vor gedachten Meinungen allein bey- fallen/ sondern einen Unterschied unter denen wahrhafftigen verstei- nerten und denen mineral ischen Riesen-Einhorns- und Elephan- ten-Knochen machen/ und das erste mit dem seeligen D. Ettmuͤllern in seiner mineralogiâ cap. 8 oper. fol. 428 ein falsches/ das andere aber ein gerechtes gegrabenes Einhorn nennen/ so bedienen sich die- selben des von dem seeligen Herrn D. Paulo Ammanno, weyland wohlveꝛdienten Præceptore auf der Universit aͤt Leipzig/ und meinem vormahligen in Botanicis Professore, in der Vorrede seiner Medi- cinæ Criticæ sehr gelobten Syncretismi Medici/ und lesen dasjenige aus/ was in ihren Kram dienet/ sie halten aber unter andern davor/ daß man wegen des unicornu animalis aus der Vergleichung und Augenschein nehmen muͤsse/ ob dasselbe von diesem oder jenem Thiere waͤre/ denn wenn iemand ein Sceleton vor Augen kaͤme/ dessen gantze textura mechanica auf einen Elephanten ziele/ und accurat auch in behoͤriger Proportio n mit eines rechten natuͤrlichen/ von D. Moulins in Englischer Sprache/ auch von Johann. Rajo in seiner Synopsi Animalium quadrupedum pag. 131 \& seq. beschriebenen/ Elephan- ten- Sceleto uͤberein komme/ so sey auch dasselbe gewiß von einem Elephanten/ welches aber von etlichen/ wie aus Vorhergehenden zu ersehen/ nicht will angenommen werden. Nicht viel besser gehet es Das I Capitel es dem Kirchero, wie er in seinem mundo subterraneo libr. 8 cap. 4 den Unterschied zwischen den mineral ischen und versteinerten Bei- nen lehren und sagen will/ daß die rechten Knochen ihre inwendige hole Roͤhren/ darinnen vormahls das Marck gesessen/ behalten haͤt- ten/ die mineral ischen aber gar nicht hohl/ sondern durch und durch gantz feste wie ein Stein waͤren/ denn solches ebenfals nicht perpe- tuæ veritatis ist/ und allezeit eintrifft; massen man auch zu Zeiten unter denen mineral ischen Knochen etliche findet/ die da hohl sind und Marck-Knochen haben/ ob sie schon sonst in andern Stuͤcken mit einem rechten animal ischen Knochen nicht allerdinges uͤberein kommen/ dahero auch solches in specie zu sagen sehr schwer faͤllet. Hieraus kan nun ein Curiosus leicht ersehen/ was man vor einen Zweyspalt des gegrabenen Einhorns wegen schon vor diesem ge- macht habe/ und ist solcher alte Disputat vor etlichen Jahren gleich- sam wieder aufgewaͤrmet worden/ als ein Sand-Graͤber im Anfang des Decembris 1695 bey dem in dem Hoch-Fuͤrstlichen Saͤchsi- schen Gothaischen Gebiethe gelegenen Dorffe Burg-Tonna einen sonderlichen Coͤrper gefunden; Jndem das Hoch-Loͤbliche Colle- gium Medicum in Gotha denselben/ vermoͤge eines daruͤber Anno 1696 den 14 Februarii verfertigten und heraus gegebenen Berichts/ vor ein mineral isches Gewaͤchs und Spiel der Natur gehalten/ da hingegen im April. Ann. 1696 derer von Herr Fritschen in Leipzig verlegten so genannten monatlichen Unterredungen einiger guten Freuͤnde nicht will zugegeben werden/ daß solche ausgegrabene gros- se Beine ein unicornu fossile propriè dictum seyn/ sondern es wird darinnen von dem 302 Blatt an biß zum Ende statu iret: daß solche nichts anders/ als wahrhafftige versteinerte Beine von einem Ele- phanten waͤren/ und haben beyde Theile an gedachten Orten aller- hand argumenta zu Defend irung ihrer Meinung vorgebracht. Ob ich nun schon mich in solchen curieus en Schrifft-Streit zu mischen nicht gesinnet bin/ und einem ieden leicht goͤnne/ daß er/ wie man zu sagen pfleget/ auf seinen fuͤnff Augen bleibe dennoch/ wenn ich meine Meinung hievon sagen solte und muͤste/ wie offt von guten Freuͤn- den/ denen etwas von dem Tonnischen unicornu fossili zu Handen kom- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. kommen/ begehret worden/ so wolte ich es mit dem wohl gedachten Collegio Medico halten: als dessen rationes mir viel wichtiger als des Herrn Autoris vor gemeldeter Unterredungen/ salvâ tamen illius autoritate, vorkommen/ wie man auch aus Vorhergehen- dem leicht ersehen wird/ und ich uͤber dieses noch im Zweifel stehe/ ob dasselbe/ was in vor besagten Unterredungen vor ein versteinertes Marck derer vermeinten Elephanten-Knochen gehalten worden/ wuͤrcklich ein wahres Marck und nicht ein fetter roͤhtlicher der terræ sigillatæ aͤhnlicher bolus gewesen sey/ welcher durch einen lusum na- turæ in solche vermeinte Knochen gerathen; weilen nicht gemeldet wird/ was solches Marck vor einen Geruch und Geschmack gehabt habe. Aus vor gemeldeten Ursachen halte ich gaͤntzlich davor/ daß dasjenige/ so unter dem Nahmen eines Hartzischen gegrabenen Ein- horns zum Vor-Schein mehrentheils ein minerale sey/ massen ich dasselbe in grosser Menge/ sonderlich bey meinem seeligen Vater/ unter Haͤnden/ und Stuͤck vor Stuͤck genau beschauet gehabt/ und koͤnte ich dieserwegen solches genugsam erweisen/ wenn nicht solches zu Verhuͤtung fernerer Weitlaͤufftigkeit unterlassen muͤste. Sonst haben die Autores dem gegrabenen Einhorn viele Nahmen gegeben/ indem dasselbe von ihnen bald unicornu minerale und Eburfossile oder gegrabenes Elffenbein/ bald osteites, Ceratites, Monoceros Vulgi, Lithomarga alba und so ferner genennet wird/ nachdem die- selben solches vor diese oder jene Sache gehalten haben; die Farbe desselben ist mehrentheils weiß-grau/ schwaͤrtz- oder gelblicht selten aber alleine natuͤrlicher Weise gantz und gar weiß/ und ruͤhret der Unterscheid von der Beschaffenheit des Mergels und Stein-ma- chenden Wassers/ als woraus das gegrabene Einhorn bestehet/ her; denn wenn dieselben reine/ und mit keiner unreinen irdischen Materie vermischet sind/ so kan auch daraus nichts anders als ein weisses Stuͤcke entstehen/ da hingegen/ wo die impuritates terrestres die Oberhand in gedachtem Mergel und Wasser haben/ dasselbe grau- schwartz- oder gelblicht werden muß/ uͤber das glaͤntzet etliches/ als wenn es von einem Kuͤnstler waͤre pol iret worden/ welchen Glantz Kircherus in seinem mundo subterraneo lib. 8 cap. 4 dem Salpe- H ter/ Das I Capitel ter/ wormit das Stein-machende Wasser imprægn iret sey/ zu- schreibet. Wie und warum dasselbe der Figur nach von einander unterschieden sey/ habe ich schon in Vorhergehenden gemeldet/ und wird dasjenige/ welches keine gewisse Gestalt oder Form hat/ von Herr Doctor Georg Wofgang Wedeln/ weit beruͤhmtem Profes- sore zu Jena/ wenn er bey denen demonstrationibus simplicium davon discur iret/ auf Griechisch ein , das andere aber/ so einem gantzen Thiere oder Theile davon aͤhnlich siehet/ ein genennet/ wie ich vormahls zu Jena als ein studiosus medicinæ aus seinem Munde gehoͤret habe. Der Haͤrte wegen befindet man auch einen Unterschied unter dem gegrabenen Einhorn; Denn etliches wie ein Stein so feste ist/ da hingegen ein anders keine solche Haͤrte hat/ auch zu Zeiten nur so wenig als ein blosser Mergel angetroffen wird/ woran das steinichte Wasser Schuld ist; denn fuͤhret solches viel von einem solv irten Gyps- oder anderm Stein bey sich/ so muß nothwendig dadurch ein sehr steinichtes und hartes mineral isches Gewaͤchs gener iret werden: Jst aber solches schwach/ und bestehet mehr aus waͤsserichen als versteinernden Theilen/ so wird auch die in Stein verwandelte Materie eine solche Haͤrte haben/ als die Krafft des steinichten Wassers oder Safftes gewesen; hierbey ist dennoch zu erinnern/ wie dasselbe unter der Erden schwer und muͤrbe sey/ auch nicht an die Zunge anklebe/ wenn man daran lecke; weilen es noch zu viel Feuͤchtigkeit bey sich hat/ welche erstlich uͤber der Erden durch die Lufft verzehet und ausgetrocknet werden muß/ so bald solches aber trucken worden/ wird es nicht allein leichter und haͤrter/ sondern faͤl- let sehr scharff an die Zunge an/ wenn iemand dieselbe darmit beruͤh- ret/ indem dasselbe seiner sehr trucknen Substan tz wegen den an der Zunge klebenden Speichel/ und mit demselben zugleich die Zunge/ wie ein truckener Mergel und dergleichen/ an sich ziehet. Einen sonderlichen Geruch mercket man an dem unicornu minerali gemei- niglich nicht/ doch trifft man zu Zeiten einiges an/ so ziemlich lieblich nach Quitten und andern Sachen riechet/ und ist zu glauben/ daß dasselbe solchen angenehmen Geruch von einem wohl-riechenden bitumine bekommen habe/ indem das steinichte Wasser in der Erde eine von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz eine solche bitumino sische Ader angetroffen/ davon etwas aufgeloͤset/ und nach der Materie des gegrabenen Einhorns gefuͤhret hat. Eben- falls hat dasselbe auch keinen mercklichen Geschmack nicht/ und wird man bey demselben leichtlich keinen andern Geschmack/ als an einer Kreide ist/ antreffen. Zur Artzney wird das weisse vor das beste ge- halten/ und am meisten gesuchet/ welches aber auch rar und nicht so gemein als das andere ist; derowegen sich etliche sehr bemuͤhen/ durch Kunst auf gewisse Art dem grauen/ schwartz und gelblichten eine weis- se Farbe zuwege zu bringen/ da es doch die weisse nicht alleine thut/ dieweil solches zugleich inwendig ein Marck haben/ und muͤrbe oder loͤchericht wie ein Bimstein seyn muß/ sonst dasselbe nicht besser als als vor gedachtes ist; denn dasjenige/ so nicht lucker und zart/ son- dern durch und durch feste als wie ein Stein ist/ mit dem vorigen an Kraͤfften lange nicht uͤberein koͤmmet/ wie Boetius à Boodt. de lap. \& gemm. cap. 243 nicht ohne Ursach davor haͤlt/ weilen selbiges der Festigkeit wegen bey denen Krancken die schaͤdlichen verdorbenen Feuͤchtigkeiten nicht so leicht als das andere absorb iren oder anneh- men kan: dahero auch der gemeine Mann nicht unrecht daran thut/ wenn er/ um das gerechte von dem ungerechten zu unterscheiden/ das gegrabene Einhorn in ein Geschirr mit Wasser leget/ und dasjenige alsdenn vor gut haͤlt/ welches darinnen viele Blaͤsgen uͤber sich wirfft/ ob er schon die Ursach nicht weis/ warum solches das beste sey/ und woher solche Blaͤsgen entstehen; massen diese Probe eine ge- wisse Anzeigung giebet/ daß dasselbe muͤrbe seyn muͤsse/ denn weilen ein luckerichtes mehr pori oder Loͤcherchen als ein festes hat/ so muß auch darinnen folglich mehr Lufft/ als in dem andern enthalten/ seyn; ist nun also mehr Lufft in demselben vorhanden/ so kan es auch nicht anders seyn/ als daß solches desto mehr Blaͤsgen verursache/ denn dieselben von der Lufft herkommen/ und nichts anders als eine von von dem Wasser aus gedachten poris getriebene Lufft sind; ie muͤr- ber also das gegrabene Einhorn ist/ ie mehr Blaͤsgen es uͤber sich stoͤsset/ dahero auch die gemeinen Leuͤthe nicht irren/ wenn sie dasje- nige vor das beste halten/ welches die meisten Blaͤsgen von sich gie- bet/ hingegen aber dasselbe verwerffen/ welches dergleicheu gar nicht H 2 thut/ Das I Capitel thut/ und damit zu erkennen giebet/ daß es so sehr feste sey/ daß auch dieserwegen sich keine Lufft darinnen auf halten/ und solche Blaͤsgen zuwege bringen koͤnne. Ob nun schon also vor gedachter massen das weisse und zugleich muͤrbe unicornu minerale seiner Reinigkeit wegen den Vorzug vor andern hat/ so ist doch deswegen das graue/ schwaͤrtz- und gelblichte nicht zu verwerffen/ wenn es nur muͤrbe und nicht allzufeste ist. Was die Wuͤrckung anbetrifft/ so ist vor diesem/ da es noch rar gewesen/ aus Neuͤgierigkeit ein grosses Wesen davon gemacht worden/ nunmehr aber/ da es gemein und haͤuffig zu haben/ hat dasselbe seinen Cred it auch ziemlich verlohren/ ausser dem/ daß der gemeine Mann demselben biß hieher unerhoͤrte Kraͤffte zuschrei- bet aus dem einmahl gefaßten Wahn/ daß es ein wahrhafftiges Einhorn sey. Ohnerachtet aber es also sich nicht mehr in seinen vo- rigen Æstim befindet/ so ist es doch ein gutes Medicament, welches das Seinige in gewissen Faͤllen thut/ wenn es nicht ohne Verstand/ von Idiot en und Pfuschern/ gebrauchet wird; denn der Gebrauch des- selben unterschieden und nicht einerley ist/ sondern/ nachdem es an einem Ort gefunden wird/ auch solches an sich selbst entweder hart oder weich ist/ darnach bekoͤmmet dasselbe auch insgemein seine Kraͤff- te/ derohalben Boetius à Boodt am vor angefuͤhrten Orte saget/ wie das harte keine andere als ausdrucknende Krafft habe/ da hingegen das muͤrbe die groͤßten virtutes besitze. Aus diesen und albereit ge- meldeten Ursachen wird das harte mehr aͤusserlich als innerlich ge- brauchet/ das weisse aber hat seinen Nutzen so wohl aͤusserlich als in- nerlich; ob es schon gemeiniglich nur zum innerlichen Gebrauch ge- geben und verordnet wird/ und koͤmmet in der Wuͤrckung mit der ter- râ sigillatâ uͤberein/ weil es auch absorb iret/ adstring iret und den Schweiß treibet: dieserwegen ist dasselbe in denen Bauch- und Blut-Fluͤssen dienlich/ wenn selbe nicht von einem motu naturæ, und nicht moxnur, wie einesmahls ein ungelehrter Pfuscher gesaget/ herruͤhren; in gifftigen ansteckenden Kranckheiten wird es ebenfalls gebrauchet/ und lobet Franciscus Joël in seiner Practic. Tom. 5 l. c. das Hartzische als ein vortreffliches Schweis- und Gifft-treibendes Mittel sehr/ wie denn auch dieserwegen das unicornu fossile mit unter von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. unter das Bezoard ische Pulver des seeligen Herrn D. Ludovici koͤm- met/ welches derselbe in seiner Pharmaciâ moderno seculo appli- candâ dissert. 1 p. m. 121 beschreibet/ und guten Effect thut/ wenn es gebuͤhrend adhib iret wird/ und keine sonderbahre symptomat ische Verstopffung des Leibes vorhanden sind/ als welche sonst dadurch ob virtutem adstringendi vermehret werden. Auͤsserlich dienet das- selbe in intertrigine oder den Fratt seyn derer Kinder und erwachse- nen Personen/ wenn es pulverisi ret und eingestreuͤet wird/ auch kan man das subtil præpar irte zu denen fluͤßigen Trief-Augen auf unter- schiedene Weise gebrauchen. Letzlich vermahnet der seelige Herr Doctor Hoffmann in seinem clave Schrœderianâ lib. 3 cap. 8 §. 179 p. 190: daß man das gegrabene Einhorn vorhero an Hunden oder andern Thieren prob iren solle/ ehe man dasselbe einem Menschen eingebe/ weil es offte was Gifftiges bey sich fuͤhre/ nachdem solches an Oertern sich befinde: welche cautela zwar nicht zu verachten/ doch aber bey dem Hartzischen unnoͤthig zu seyn scheinet; weilen das- selbe von langer Zeit an ohne solche Probe mit Nutz gebrauchet/ und niemahls daran eine gifftige Eigenschafft verspuͤret worden/ welches alles ich denjenigen Curiosis, so von der Beschaffenheit des gedach- ten Einhorns nichts oder wenig wissen/ zu Gefallen in moͤglichster Kuͤrtze habe berichten wollen/ und kan derjenige Gelehrte/ der mehr Nachricht hievon verlanget/ solches bey denen von mir angefuͤhrten und andern Autoribus nachschlagen. III. Von der Harzeburgischen Hoͤle. D Je Harzeburgische Hoͤle hat solchen Nahmen daher bekom- men/ weilen man dieselbe nicht weit von der Harzburg an- trifft/ erinnern aber/ zu Verhuͤtung einiger Confusio n/ gleich An- fangs hierbey/ daß hierdurch nicht das alte verfallene Schloß Hartz- burg verstanden werde/ so ohngefehr eine gute Teuͤtsche Meile von hier in der Grafschafft Hohnstein nicht weit vom Closter Jlefeld im Vor- und Unter-Hartz lieget/ und nunmehro eine Herberge vieler H 3 Schlan- Das I Capitel Schlangen ist/ die sich haͤuffig da herum aufhalten/ und daselbst von denen Schlangen-Faͤngern gefangen werden/ bey welchen es auch vor Zeiten sehr grosse abscheuͤliche Hasel-Wuͤrmer gegeben hat/ mas- sen von dem Eckstormio in seiner Lateinischen Walckenriether- Chronicâ pag. 290 wie auch von dem Zeillero in seinen Episteln part. 1 centur. 3 epist. 92 pag. 860 aus der Braunschweigischen Ehronic annot iret oder aufgezeichnet worden: daß einesmahls nahe bey derselben zwey Holtz-Hauer/ aus dem Hohnsteinischen Dorffe Sachswerffen buͤrtig/ und die Schoͤnemaͤnner genannt/ einen sol- chen Hasel-Wurm getoͤdtet haͤtten/ so zwoͤlff Werck-Schuh lang/ und am Maule wie ein Hecht gestaltet gewesen sey/ gedachtes Schloß ist es nun also nicht; indem dabey keine merckwuͤrdige Hoͤle sich be- findet/ sondern es ist das andere weiter von hier auf dem Unter-Hartz gegen dem Blocks-Berg und Ober-Hartz gelegene vormahls sehr feste nachgehends aber ruin irte Schloß Hartzeburg/ von welchen man bey denen Historicis unterschiedenes findet/ wie denn M. Cy- riacus Spangenberg in seiner Mansfeldischen Chronicâ cap. 185 fol. 190 gedencket: daß Kaͤyser Heinrich der Vierdte dieses Nah- mens von Goslar/ da er seine Hofhaltung gehabt/ auf selbiges Schloß und Festung geflohen sey/ als er von denen Sachsen verfol- get worden. Gemeldete Hoͤhle ist nun sehr tieff und lang/ wie sie denn ebenfalls keinen Mangel an vielen Jrr-Gaͤngen hat/ und die- serwegen ziemlich mit der Schartzfelsischen Hoͤle kan verglichen wer- den/ als mit welcher sie ausser diesen in vielen Stuͤcken uͤberein koͤm- met/ dahero auch dieselbe von denenjenigen/ so nahe darbey wohnen/ den Nahmen derer Zwerg-Loͤcher bekommen hat. Das gegrabene Einhorn ist so wohl in dieser als der Baumans- und Schartzfelsi- schen Hoͤle anzutreffen/ und darinnen schon vor diesem gefunden worden/ wie denn auch Joh. Dan. Horstius in seinen Observ. Ana- tom dec pag. 10 gedencket: daß er in derselben habe ausgraben se- hen Knochen/ Zaͤhne und viele Kinn-Backen/ so ausgesehen als wenn dieselben von Baͤren/ Loͤwen/ Menschen und andern Thieren herkommen waͤren/ derowegen er viele davon in seinem Musæo auf- behalten haͤtte/ unter welchen sich eine Hirn-Schale befinde/ welche mit von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. mit denen suturis sonderlich unterschieden sey; Merckwuͤrdig aber ist es von dem aus dieser Hoͤle gegrabenen Einhorn/ daß man zu Zei- ten Stuͤcke finde/ die sehr hart sind/ und dabey einen nicht unange- nehmen Geruch haben/ dergleichen in denen andern vor gedachten Hoͤlen nicht leicht angetroffen werden; wovon aber solche Haͤrte mit dem Geruch herruͤhre/ ist dem curieus en Leser schon von mir in der Beschreibung der Schartzfelsischen Hoͤle eroͤffnet worden. Jn- gleichen findet sich auch haͤuffig in dieser Hoͤle der Tropf- oder Trauff- Stein/ und wird von etlichen der Orten Gallizen-Stein genennet; Dieser Stein hat den Nahmen von Tropfen oder Trauffen bekom- men/ weilen derselbe von denen Tropfen des Trof- oder Trauff- Wassers entstanden/ und nicht anders als ein in Stein verwandel- tes Tropf-Wasser ist. Es solte zwar manchen/ die solches nicht gesehen/ und keine Wissenschafft von dergleichen natuͤrlichen Din- gen haben/ wohl blosser Dinges unmuͤglich und unglaublich vorkom- men/ daß das Wasser zu Stein werde/ allein die Wahrheit ist am Tage/ und wird durch die Erfahrung so wohl in dieser Hoͤle als auch in denen vorher beschriebenen und andern Kluͤften genugsam und uͤberfluͤßig bezeuͤget/ auch von der Vernunft erwiesen; massen das durch die Erde und Stein Felsen von oben herab hin und wieder in die Hoͤle sich dringende Tropf-Wasser mit einem Stein-machenden Safft vermischet ist/ welcher erstlich oben an der Decke der Hoͤle nach und nach/ entweder vor sich selbst einer von GOtt eingepflantzten Natur nach/ oder vermoͤge eines Spiritus lapidificantis, dessen ich unter vorher gehendem Titel gedacht/ in steinerne Zapfen erhaͤrtet/ nicht anders als wie zu Winters-Zeit die Wasser-Tropfen an denen Daͤchern in Eis-Zapfen verwandelt werden; dasjenige Tropf- Wasser aber/ was in der Hoͤhe nicht zum Steine worden/ faͤllet ent- weder von denen Stein-Zapfen Tropfen-Weise zu Boden nieder/ oder fliesset an denen Seiten der Hoͤle herunter/ und wird auch da- selbst zu einem weissen glatten und ziemlich harten Stein/ welcher alsdenn auf solche Art von Jahren zu Jahren sehr dick auf einander waͤchset. Vor gemeldete Stein-Zapfen werden nun nicht in einer- ley Gestalt gefunden/ denn etliche sind duͤnne und weiß/ hingegen andere Das I Capitel andere wie ein starcker Finger und mehr dicke/ auch von Farbe grau- oder schwaͤrtzlicht/ und ist curieus zu sehen/ daß diese durch und durch hart und nicht ausgehoͤlet sind/ die meisten aber unter denen weissen sich wie ein tubulus oder Roͤhrlein hohl befinden/ deren Hoͤle auch nach und nach von dem steinichten Tropf-Wasser angefuͤllet wird/ woruͤber sich etliche Curiosi, denen ich solches gezeiget/ ziemlich ver- wundert haben; die Ursach aber der Farbe dieser grau- und schwaͤrtz- lichen Tropf-Steins-Zapfen ist eine unreine irdische Materie/ wel- che sich an etlichen Orten in der Erde mit dem Tropf-Wasser genau vereiniget/ und dasselbe truͤbe machet; ist nun solches nicht gar zu sehr unrein/ so verursachet es nur dem Tropf-Stein eine graue Far- be/ da hingegen/ wenn viel von solcher Unreinigkeit darinnen ver- handen ist/ derselbe auch eine schwaͤrtzlichte Farbe davon bekoͤmmet/ und dieses mehr oder weniger/ nachdem das Tropf-Wasser viel oder wenig Unflaht bey sich gehabt; Ebenfalls ruͤhret es auch von der gedachten unreinen Materie her/ daß diese Tropf-Steins-Zapfen nicht hohl/ sondern gantz und gar steinern sind/ weilen dieselbe nicht allein das Tropf-Wasser so dicke machet/ daß daraus/ wie sonst ge- schiehet/ keine rechte Roͤhrlein von der Natur koͤnnen form iret oder gebildet werden/ sondern auch diejenigen/ so ohngefehr daraus ent- standen und gerathen sind/ alsobald verstopfet und ausfuͤllet; hieraus kan man nun leicht schliessen/ daß sich das Gegen-Theil bey denen weissen Tropf-Steins-Zapfen befinde/ nemlich daß solche von einem klaren und reinen Tropf-Wasser herruͤhren/ und deswegen auch laͤnger hohl als vorige bleiben/ weilen gedachtes Wasser nicht so viel von einem Stein-machenden oder albereit steinichten Wesen bey sich fuͤhret/ daß die Roͤhrlein davon von Stund an voll gemachet werden koͤnten/ zumahl da die steinichte Materie ihrer Fluͤßigkeit we- gen sich in denen tubulis nicht lange aufhaͤlt/ und darinnen auf ein- mahl ansetzet/ sondern bald zu Boden faͤllt/ und daselbst zu einem Stein wird/ wie albereit gedacht worden. Es moͤchte aber etlichen wunderlich vorkommen/ wenn ich vermelde/ daß derjenige Tropf- Stein/ so von denen Tropfen derer Stein-Zapfen herruͤhret/ und unter denenselben angetroffen wird/ weiß sey/ da er doch vielmehr grau von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. grau oder anderer Farbe seyn muͤste/ weilen die Zapfen/ wie vor ge- dacht/ nicht alle weiß/ sondern auch grau oder schwaͤrtzlicht waͤren; Allein ich antworte darauf denenjenigen/ so keinen Bescheid hierum wissen/ daß die grau- und schwaͤrtzlichten Tropf-Stein-Zapfen dem gemeldeten weissen Tropf-Stein so wenig schaden/ als es der Milch an ihrer Weisse hindere/ daß sie von einem schwartzen Thier herkom- men sey/ weilen solche Zapfen ihren Gedancken nach kein unsauberes/ sondern eben so wohl als die weissen/ ein reines Tropf-Wasser von sich geben/ indem die garstige und unreine Materie in denselben blei- bet/ und das Wasser dadurch gleichsam filtr iret oder gereiniget wird. Was die Kraͤfte derer vor gedachten Tropf-Steine anbetrifft/ so ist zu gedencken/ daß dieselben weder in der Medici n noch Chirurgi e biß dato usual oder gebraͤuchlich sind/ ob schon solche einige Chirurgi vor eine geheime Brannt-Leschung in denen geschossenen Wunden hal- ten/ wenn nemlich dieselben klein gepuͤlvert/ in warmer Milch ge- weichet/ und nachgehends zwey- oder dreymahl aufgeleget wuͤrden/ da dasselbe zwar etwas beisse/ aber doch bald wieder aufhoͤre/ worzu ich aber nichts sagen kan/ weilen ich solches nicht prob iret habe/ auch nicht zu wissen verlange/ weilen mir bessere Mittel bekannt sind/ die ich in meiner Praxi, sonderlich vormahls in Ungarn/ als des damah- ligen Chur-Fuͤrstlichen Saͤchsischen General- Staabs Feld- und Leib- Medicus vor bewaͤhret gefunden habe/ darauf ich mich auch sicher verlassen kan/ wenn ein solcher Fall vorkommen solte/ da zu- gleich bey denen geschossenen Wunden ein von dem Buͤchsen-Pul- ver und denen so wohl hiervon als durch die hefftige Bewegung er- hitzten Kugeln verursachter Brannt waͤre/ welches aber doch selten und nicht eher geschiehet/ als wenn der Verletzende sehr nahe mit dem abgeschossenen Gewehr bey dem Verwundeten gestanden hat/ wie die Erfahrung/ und mit derselben unter andern Horstius in Ob- servat. libr. 1 de cas. Chirurg. ingleichen D. Ettmüller. in Chirurg. Medic. oper. fol. 675 bezeuͤget. Nechst dem wird das Pulver sol- ches Steines von etlichen/ so nahe um solche Hoͤlen wohnen/ darin- nen der Tropff-Stein gefunden wird/ zu denen Wunden und Ge- schwuͤren des Viehes/ als ein heilsames Mittel geruͤhmet/ wofern J davon Das I Capitel davon etwas in dieselben gestreuͤet wuͤrde/ dieserwegen loben und brauchen sie sonderlich dasselbe auch auf gedachte Art in denen Wun- den derer Pferde/ so von denen uͤbel gemachten Saͤtteln oder von un- geschickten Reuͤtern wund gedrucket worden/ welches alles ich an sei- nen Ort gestellet seyn lasse/ und davor halte/ daß wenn dasselbe das- jenige/ was ihm zugeeignet wird/ in der That præst ire/ solches seiner ausdrucknenden Krafft zuzuschreiben sey/ vermoͤge derselben die scharffen Feuͤchtigkeiten in denen Geschwuͤren und Wunden absor- b iret/ und also trucken gemacht und gereiniget werden/ zumahl da solcher Stein ein alcali bey sich hat/ welches die in denen Geschwuͤren vorhandene Schaͤrffe und Saure temper iret/ und ihnen ihr schaͤd- liches Wesen benimmet. IV. Von der Ufftrungischen Hoͤle/ die Heimkaͤle genannt. D Jese Hoͤle findet man in der Graffschafft Stolberg gegen den Vor-Hartz/ nicht weit von dem Dorffe Ufftrungen auf der mitternaͤchtigen Seite des Berges/ so an den Stolberg stoͤsset/ und die Schabeleite genennet wird: uͤber dem Eingang derselben haͤnget ein hoher und stickler Steinfels/ welcher manchen/ so diese Hoͤle be- sehen will/ fuͤrchtend machet/ daß etwa ein Stein davon losbrechen/ und ihm auf den Kopff fallen moͤchte/ und dieses nicht ohne Ursach/ weilen derselbe aus keinem festen/ sondern nur muͤrben und losen Kalck-Stein bestehet/ dahero die Curiosi, sonderlich so furchtsam sind/ sich nicht lange unter selben aufhalten/ sondern bald darunter wegmachen/ und zu dem Eingange begeben/ der an sich selbst gerau- mig und weit/ aber zur lincken Hand durch die herab geschossene Stei- ne des ietzt gedachten Felsens zum Theil verschuͤttet ist/ auch mit der Zeit von denen nachfolgenden Steinen mehr und mehr vermuhtlich verstopfet werden moͤchte: wenn man nun durch den Eingang ge- langet ist/ so haͤlt man sich gegen Abend/ und trifft alsdenn eine grau- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. grausame Hoͤle an/ in welcher man hinunter steiget/ und bald darauf zur rechten Hand derselben bey ein klares Wasser koͤmmet/ welches/ derer Fuͤhrer Aussage nach/ weder zu noch abnehmen/ sondern bey einer Tieffe bestaͤndig verbleiben soll. Dieses Wasser machet/ der Laͤnge der Hoͤle nach/ gleichsam einen See/ und fallen von der Decke der Hoͤle continu irlich Wasser-Tropfen mit einem Geraͤu- sche in dasselbe. Neben diesem unterirdischen See gehet man vor- waͤrts uͤber die von oben herab gefallene Steine fort/ und wird also von dem Fuͤhrer auf einen Platz gebracht/ welcher des Orts Gelegen- heit nach ziemlicher massen gleich und eben ist/ alwo auch die Hoͤle eine ziemliche Hoͤhe hat/ und die Decke derselben bey einer Flamme einer Fackel anzusehen ist/ als wenn dieselbe mit einer dunckel-rothen Farbe waͤre angestrichen worden. Ferner steiget man von diesem Platz durch ebene und unebene Oerter uͤber sich nach dem Ort/ wo vormahls der Ausgang der Hoͤle in den Ober-Theil des Berges/ darinnen dieselbe lieget/ gewesen/ nunmehro aber mit Steinen gantz und gar zugefallen ist; derowegen auch der Ruͤck-Weg wieder durch eben die Oerter/ wodurch man biß dahin kommen/ mus genommen werden; wenn nun solches verrichtet/ so zeiget der Fuͤhret denen Cu- riosis die bey dem Eingange zur Rechten gegen Mitternacht gelegene Hoͤle/ so aber gegen die vorige klein/ und aufdem Boden voller Was- ser ist. Diese Heimkaͤle wird oͤffters von curieus en Personen be- suchet/ und ist ebenfalls der Tropff-Stein darinnen/ wie in vor- gedachten Hoͤlen zu finden/ ja ich vermeine auch/ daß man da- selbst das gegrabene Einhorn vielleicht antreffen wuͤrde/ wenn man fleißig nachsuchen/ und darnach graben liesse/ besorge aber gleich darbey/ daß nunmehro/ da solches keine Ra r it aͤt mehr/ und anderswo haͤuffig um einen wohlfeilen Preis zu haben ist/ niemand dergleichen Muͤhe auf sich nehmen wird. J 2 V. Von Das I Capitel V. Von zweyen Questenbergischen Hoͤlen/ das grosse und kleine kalte Loch oder Eis-Loch genannt. J N dem benachbarten Hoch-Graͤflichen Stolbergischen gegen dem Vor- oder Vorder-Hartze gelegenen Ambte Questen- berg lieget in einem Thale zwischen zweyen Bergen ein Dorff/ so ebenfalls wie das Ambt Questenberg heisset; Unter vor besagten Bergen nun befindet sich einer/ so ein Kalck-Berg/ und an der Sei- te/ da er nach dem Dorffe zugehet/ sehr hoch und stickel ist/ welchen die Einwohner gemeldeten Dorffes den Wasser-Berg nennen/ und derjenige ist/ so von denen Curiosis gesuchet wird/ massen man da- selbst auf der Sommer-Halbe/ oder der mittaͤgigen Seite/ da der Weg nach Wickerode zu gehet/ gleich unter dem Dorffe einen Riß oder Loch antrifft/ so etliche Klaffter tieff ist/ in welchem zu Som- mers-Zeit/ auch in denen allerheissesten Tagen/ eine solche hefftige Kaͤlte verspuͤret wird/ daß die Tropfen des in dieselbe fliessenden Wassers/ als wie im Winter an denen Daͤchern geschiehet/ zu Eis- Zapfen gefrieren/ und bald vorne im Eingange herab hangen/ daß es also scheinet/ als wenn die Natur alhier gleichsam einen immer-waͤh- renden Winter im Sommer machen wolle/ wie denn auch die Kaͤlte daselbst so empfindlich/ daß/ wenn einer so vorwitzig ist/ und die Nase hinein stecket/ solcher dieselbe bald wieder/ der grausamen Kaͤlte we- gen/ zuruͤck ziehet. Dieser sehr kalte Ort wird das kleine kalte Loch oder das Eis-Loch genennet/ zum Unterschied des beruͤhmten grossen kalten Loches/ als welches weiter in den Berg hinein lieget/ und an sich selbst nichts anders/ als eine aus einem Kalck-Stein-Felsen be- stehende geraume und nicht sehr tieffe Liecht-helle Hoͤle ist/ darinnen im Sommer eine Wunder-wuͤrdige Kaͤlte angetroffen wird. Wenn ein curieus er Herr nicht weit von dieser kalten Hoͤle ein Schloß oder andere Lust-Wohnung aufbauen liesse/ so koͤnten die Gemaͤcher der- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. derselben im warmen Sommer/ wenn grosse Hitze vorhanden/ durch die in gedachter Hoͤle befindliche und vermoͤge etlicher Roͤhren dahin gebrachten kalten Lufft kuͤhl gemachet werden/ auf die Art/ als sol- ches in Itali en oder Welsch-Land an einem gewissen Ort geschiehet; massen Megiserus in seinem Paradiso deliciarum, oder Beschrei- bung Venedig lib. I cap. 24 wie auch der Autor deliciarum Italiæ p. m. 282 gedencket: daß nicht gar weit von Vicenza, wenig ausser dem Wege nach Padoa, eine gar grosse Hoͤle oder Loch in einem Berglein mit Menschen-Hand gegraben und gemacht sey/ darinnen sich das Volck aus denen umliegenden Flecken zu Krieges-Zeiten verstecket und aufgehalten habe/ und la grotta di Vicenza oder il Cu- balo genennet werde: Hierbey nahend sey eines Vicenzin ischen Edelmanns Hoff/ darinnen eine lustige Æolia oder Wind-Kunst zu sehen sey/ dadurch die Winde in Sommers-Zeiten koͤnten regie- ret/ und entweder hefftiger oder schwaͤcher gemachet werden/ wie man es begehrete/ wie denn auch dieserwegen uͤber die Thuͤr des gemelde- ten Hofes folgender Vers des Virgilii geschrieben sey/ nemlich: Æolus hîc clauso ventorum carcere regnat. Ebenfalls sey ein viereckigter Stein dabey eingemauret/ daran einge- hauen stuͤnde: daß Ao. 1560 Franciscus Tridenteus im 22zigsten Jahre seines Alters in diesen Hoff/ und zwar in alle Zimmer/ die kal- te Lufft aus vor gedachter Hoͤle durch ein neuͤes und wunderbahres Kunst-Stuͤcke gebracht habe/ und solcher Curiosit aͤt wegen der Hoff wohl unter die Koͤniglichen Zierden und Lust-Haͤuser koͤnne gerechnet werden. Gleicher Gestalt vermeinen einige/ daß man aus dem grossen kalten Loche einen viel bessern und kuͤhlern Berg-Keller ma- chen koͤnne/ als in dem Ertz-Bisthum Saltzburg zu Kaltenhausen angetroffen/ und daraus von etlichen/ derer darinnen vorhandenen und zu Sommers-Zeit sehr angenehmen kuͤhlen Weine wegen/ ein groß Wesen gemachet wird/ ob aber der Wein und ander Getraͤncke darinnen gut thun wuͤrde/ wolte ich fast zweifeln/ weilen es vor die- selbe des Sommers zu kalt/ des Winters aber zu warm seyn duͤrffte; massen von diesem kalten Loche merckwuͤrdig ist/ daß/ ie heisser die Sonne im Sommer scheinet/ ie haͤrter es darinnen frieret/ und kalt J 3 ist/ Das I Capitel ist/ auch soll es/ wie etliche berichten// zu Zeiten sich begeben/ daß es daselbst recht schneye/ indem die in der Hoͤle vorhandenen feuͤchten Duͤnste/ ihrer Meinung nach/ durch die Kaͤlte in Schnee verwan- delt wuͤrden/ hingegen ie haͤrter und schaͤrffer es im Winter gefreuͤret/ ie heisser es in der Hoͤle ist/ daß auch davon aus derselben ein starcker Broden oder Dampff/ wie zu Winters-Zeit aus einer starck gehitz- ten Bad-Stube/ gehet/ uͤber welches Natur-Wunder ein Curiosus sich billich hoͤchlich verwundern muß/ sonderlich da die Hoͤle wie ein halb abgebrochener oder offen stehender Keller aussiehet/ auch recht gegen Suͤden oder Mittag offen stehet/ und doch dessen ohngeachtet weder won denen heissen Sonnen-Strahlen im Sommer erwaͤr- met/ noch im Winter von denen kalten Winden und Luͤfften erkaͤltet wird. VI. Von der Questenbergischen Hoͤle/ das Haͤckers-Loch genannt. W Eilen ich unter dem vorigen Titel eines beruͤhmten/ durch Menschen-Hand verfertigten/ Berg-Kellers gedacht habe/ so will auch alhier dem curieus en Leser von einem/ allein durch die Natur gemachten/ Berg-Keller Bericht ertheilen: Es ist aber der- selbe eine Hoͤle/ so ebenfalls im gedachten Wasser-Berg bey dem Ober-Theil des gemeldeten Dorffes Questenberg/ hinter einem Hause eines Einwohners/ lieget; wenn man nun zu dem Eingange dieser Hoͤle koͤmmet/ muß man auf einer Leiter hinab steigen zu einem ziemlichen hohen und weiten Gewoͤlbe/ so von demjenigen/ der nechst daran wohnet/ an Statt eines Kellers gebrauchet wird. Von hier steiget man weiter/ durch Huͤlffe einer Leiter/ hinunter in eine dun- ckele/ grosse und weit unter dem Felsen hingehende Hoͤle/ worinnen ein sehr hartes/ stilles und so tieffes Wasser sich befindet/ daß man sich daruͤber verwundern muß/ und manchem davon ein Grausen entstehet: Dieses Wasser dienet nun dem gemeldeten Jnhaber der Hoͤle an Statt eines Brunnen/ daß also mancher geitzige und unge- wissen- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. wissenhaffte Bier- oder Breyhan-Schencke eine solche schoͤne Ge- legenheit wuͤnschen moͤchte/ um das Wasser mit dem Biere oder Breyhan so wohl ohne Gesang und Klang als auch mit demselben/ wie mir eine laͤcherliche Historie bekannt/ bequem vermischen zu koͤn- nen; ausser vorigen aber ist sonst alhier nichts mehr zu sehen/ als daß man darinnen eine Art Tropf-Steine antrifft/ so gantz kraus wie eine Wolle ist. VII. Von der in der Gegend bey Ufftrungen vor- handenen Hoͤle/ das Diebes-Loch genannt. E S stoͤsset in der Grafschafft Stolberg ein Wald an den nicht weit von Ufftrungen gelegenen so genannten See-Berg/ und wird der Arns-Wald geheissen/ darinnen ist die vielfaͤltige Hoͤle/ welche man insgemein das Diebes-Loch nennet/ weilen/ dem Bericht nach/ sich vormahls eine zusammen- rott irte Diebes-Gesellschafft sich heimlich darinnen soll aufgehalten haben. Diese Hoͤle ist sehr dunckel/ und richtet man darinnen ohne brennende Fackeln und Lich- ter nichts aus/ wie auch mehrentheils in andern geschiehet. Der Eingang zu derselben ist sehr enge/ und so niedrig/ daß man nicht an- ders/ als durch Kriechen/ in die Hoͤle gelangen kan; ist man nun also hinunter in die erste Hoͤle kommen/ so steiget man aus derselben in die andere hinab/ und so weiter/ weilen der Hoͤlen viel nach einan- der sind; man wird aber nicht in alle gefuͤhret/ sonderlich in die aͤu- serste/ darein man/ derer Fuͤhrer Bericht nach/ nicht/ ohne die groͤßte Gefahr Leibes und Lebens/ kommen kan/ weilen man gleich hinter dem Eingange uͤber ein grausam tieffes Loch springen muͤsse: Jngleichen wird von ihnen und andern Leuͤthen vermeldet/ daß es in dieser letzten Hoͤle nicht allein wie in der Baumans-Hoͤle ein kleines Baͤchlein gebe/ darinnen Gold-Koͤrner unter dem Sande gefunden wuͤrden/ sondern man treffe auch darinnen solche reiche Ertze an/ daß davon Das I Capitel davon etliche so wohl in denen nahe dabey gelegenen als auch weit entfernten Oertern wohnende Personen heimlich reich worden waͤ- ren/ es haͤtten aber dieselben die Loͤcher und Gaͤnge zu denen gedach- ten Ertzen so genau und kuͤnstlich versetzet oder verstopfet/ daß nie- mand anders dieselben finden koͤnne als sie selber/ weilen andere die Merck-Zeichen nicht wuͤsten und verstuͤnden/ die sie dieser Gaͤnge wegen gemachet haͤtten. Sonst werden auch in dieser Hoͤle unter- schiedene Menschen-Hirn-Schaͤdel angetroffen/ welche mit Fleiß nach einander geleget sind/ fraget man nun die Fuͤhrer um die Ur- sache/ so geben dieselben zur Antwort: daß insgemein davor gehal- ten werde/ wie solches von denenjenigen geschehen sey/ so gemeldete Ertze daraus holeten/ um dadurch andere/ die auch Ertz daselbst su- chen wolten/ abzuschrecken und glaubend zu machen/ daß sich in der Hoͤle Moͤrder aufhielten/ und solche Hirn-Schalen von denen Menschen waͤren/ die von ihnen ermordet worden/ welche Muhtmas- sung mit vor gedachter Erzehlung man dahin gestellet seyn laͤsset. VIII. Von der im Ambt Stiege gelegenen Hoͤle/ des Berges Hegers-Horst genannt. E S lieget auf dem Unter-Hartz in dem/ vor Alters Graͤflichen Reinsteinischen/ nunmehro aber Hoch-Fuͤrstlichen Braun- schweigischen Wolffenbuͤttelischen Ambte Stiege/ nicht weit von denen Graͤntzen des Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Ambtes Hohnstein ein Berg/ welcher der Hegers-Horst genennet wird/ in diesem findet sich am Fuß oder zu unterst desselben eine dreyfache Hoͤle/ die keinen eigentlichen Nahmen hat. Der Eingang zu der- selben ist nicht gar zu weit/ derohalben man auch aufrecht nicht in die- selbe kommen kan/ sondern es muß alhier/ wie auch bey vielen andern Hoͤlen geschiehet/ gekrochen seyn/ wenn man anders hinein gelangen und solche beschauen will. Jst man nun also in dieselbe kommen/ so trifft man vorwaͤrts drey Hoͤlen hinter einander an/ welche nicht sehr hoch/ von curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. hoch/ auch nicht breit und lang sind; in diesen Hoͤlen findet man hell-glaͤntzende/ durchsichtige grosse und kleine Steine/ welche auf der Seiten/ da sie an denen Steinen der Hoͤle ansitzen/ breit/ auf der andern Halbe aber sechs-eckicht/ und offtmahls so spitzig sind/ daß sie auch das Glas wie ein Demand schneiden/ und derowegen von etlichen falsche Diamanten genennet werden/ dergleichen man auch auf und an dem Hartz mit und ohne Ertz mehr haben/ und insonder- heit bey Stolberg in dem Ur-Berge/ in dem Blocks-Berge an dem Ort zum schwartzen Ochsen genannt/ und denen meisten Berg- Wercken des Hartz-Waldes antreffen kan/ und nichts anders als eine besondere Art des Cristalles ist. Alhier wird auch offtmahls zwischen denen Stein-Ritzen eine Art Erde gefunden/ darunter etwas ist/ das wie Gold glaͤntzet/ und von denen gemeinen Leuͤthen vor ein wahrhafftiges Gold gehalten wird/ weilen sie sich gaͤntzlich einbilden/ daß in dieser Hoͤle heimliche Gaͤnge vorhanden/ die sehr reich von Golde waͤren; Allein es heisset hier nach dem gemeinen Sprich- Wort: Es ist nicht alles Gold/ was da glaͤntzet; massen ich eines mahls aus Curiosit aͤt solche Erde mit grosser Muͤhe geschlemmet/ und das Geschlemmete durch ein microscopium oder kuͤnstliches Vergroͤsserungs-Glas betrachtet habe/ um zu erforschen/ was doch die glaͤnzende-Materie eigentlich seyn moͤge/ da denn auf solche Art befunden/ daß es kein Metal/ sondern ein schoͤner Gold-gelber Sand sey/ so ausgesehen/ als wenn es ein hoch-gelb-gefaͤrbter lapis specularis oder der hiesiges Ortes so genannte Glinzerspatt waͤre/ der oftmahls in dem dunckel-grauen Alabaster-Stein gefun- den wird; als ich nun dem microscopio nicht allein trauen wollen/ ist von mir endlich der Probier-Ofen zu Huͤlffe genommen worden/ aber dessen ohngeachtet habe ich weder Gold noch etwas von einem andern Metall daraus bekommen. So ist mir es vormals mit solcher Erde gegangen/ solten aber andere/ die sich ruͤhmen/ daß sie aus Koht das Gold Klumpen- Weise machen koͤnten/ mit dieser Erde gluͤcklicher/ als ich/ gewesen seyn/ so will ich ihnen dasselbe wohl goͤnnen. K IX. Von Das I Capitel IX. Von denen Hoͤlen oder Zwerg-Loͤchern bey Walckenried. B Ey dem zwey Meile Weges von hier am untern Vor-Hartz gelegenen Hoch-Fuͤrstlichen Braunschweigischen Wolffen- buͤttelischen Stifft Walckenried giebet es grosse Kalck-Berge/ die/ wie solcher Berge Art ist/ fast gaͤntzlich hohl sind/ und von denen derer Orten Wohnenden die Zwerg-Loͤcher genennet werden/ wovon ich aber ausser diesem nichts Sonderliches berichten kan/ weilen nun- mehro entweder derselben Ein- und Ausgaͤnge von den herab gefal- lenen Steinen so verstopfet worden/ daß man darein nicht mehr ge- gelangen mag/ oder es sind dieselben an sich selbst ein- und zu Hauffe gefallen/ wie man an etlichen Orten siehet und wahrnimmet/ daß die Natur dieselben inwendig so glatt gemachet habe/ als wenn sol- ches mit Gyps durch Menschen-Hand geschehen sey. X. Von den Hoͤlen oder Zwerg-Loͤchern zwi- schen Elbingerode und dem Ruͤbelande. M An findet zwischen dem alberett gedachten Ambt und Stadt Elbingerode und dem Ruͤbelande auch Hoͤlen/ welche die Zwerg-Loͤcher heissen/ wovon ich ingleichen so wenig als von vori- gen dem curieus en Leser einen vollkommenen Bericht ertheilen kan; massen die Ein- und Ausgaͤnge derselben ebenfalls ruin iret und ver- fallen sind/ weilen ich aber im Vorhergehenden albereit etlicher Zwerg-Loͤcher gedacht habe/ auch unter denen Curiosis ein und an- dere Meinung von solchen Loͤchern vorhanden sind/ so habe inson- derheit solchen curieus en Streits wegen derselben alhier gedencken wollen/ denn es halten etliche mit denen gemeinen Leuͤthen davor/ daß vor Alters in allen denen vor besagten Zwerg-Loͤchern ohnfehlbar Zwerge von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. Zwerge ihre Wohnungen gehabt/ wie denn auch etliche von denen ietzt gemeldten Hoͤlen erzehlen wollen: daß sie von alten Leuͤthen ge- hoͤret haͤtten/ wie vormahls Zwerge in denenselben sich aufgehalten/ von welchen denen Einwohnern zu Elbingerode alle Guͤte erzeiget worden/ denn wenn daselbst Hochzeiten vorgefallen/ so waͤren die Eltern oder Anverwandten derer Verlobten nach solchen Hoͤlen ge- gangen/ und haͤtten von denen Zwergen meßingene und kuͤpferne Kessel/ eherne Toͤpfe/ zinnerne Schuͤssel und Teller/ auch anderes noͤthiges Tisch- und Kuͤchen-Geschirr verlanget/ auch so bald be- kommen/ als sie nun ein wenig zuruͤck gegangen/ massen von denen Zwergen gleich darauf die verlangten Sachen vor den Eingang derer Hoͤlen gesetzet worden/ alsdenn diejenigen/ so solches begehret/ sich wieder hinzu gemachet/ und dasselbe abgeholet haͤtten; wenn nun die Hochzeiten vorbey gewesen/ habe man alles Geborgete wieder dahin gebracht/ und zur Danckbarkeit etwas Speise darbey gesetzet. An- dere aber wollen durchaus nicht gestehen/ daß darinnen Zwerge ge- wohnet haͤtten/ weilen man daran zweifele/ ob es iemahls gantze Voͤlcker oder einzelne Famili en von rechten Zwergen gegeben habe und noch gebe/ sondern es waͤren solche Hoͤlen vormahls nichts an- ders als Retirad en und Schlupff-Loͤcher zu Krieges-Zeiten gewesen/ darinnen das Volck aus denen kleinen und andern unverwahrten Staͤdten/ wie auch aus dem offenen Lande ihre Guͤther in Sicherheit gebracht/ und sich daselbst vor dem Feinde verborgen und aufgehalten haͤtten; in diesen Gedancken stehet der Autor der alten Saͤchfischen Chronike fol. 81 und Zacharias Rivander in seiner Thuͤringischen Chronicâ, wie auch M. Cyriacus Spangenberg in seiner Mansfel- dischen Chronicâ cap. 115 fol. 104 \& seq. ingleichen Herr Val- vasor in der Beschreibung Crain Tom. 3 libr. \& cap. 10 fol. 195 als welche vermeinen/ daß solches zu der Zeit geschehen sey/ als der Hunnen oder Ungarn Koͤnig Attila oder Ezel genannt mit seinen barbarischen und Blut-gierigen Soldaten/ Beyern/ Francken/ Thuͤringen/ Sachsen und den Hartz durchstreiffet und verwuͤstet haͤt- te/ und kaͤme es daher/ daß solche Hoͤlen die Zwerg-Loͤcher genennet wuͤrden/ weilen die Voͤlcker derer vor gemeldeten Laͤnder gegen die K 2 Hunnen Das I Capitel Hunnen nichts anders als Kinder oder Zwerge geschienen/ fuͤr wel- chen sie sich auch dieserwegen sehr gefuͤrchtet/ und in dergleichen Loͤcher wie die armen Maͤuslein verkrochen und verborgen haͤtten/ zumahl da die Hunnen etliche Leuͤthe geschunden und gebraten/ auch sonst auf andere Weise sehr unmenschlich und greuͤlich mit denenselben umgangen waͤren. Ob nun schon bewuster massen man von allen alten Dingen nicht allezeit genugsamen Bericht geben/ und die rechte Ursache aller alten Historien oder Geschichte vollkoͤmmlich darthun kan; dennoch so halte unmasgeblich davor/ daß beyde Parteyen auf gewisse masse recht geredet haben/ und man derselben Meinung leicht vereinigen koͤnne: Denn was die Zwerge anbetrifft/ so weiß man zwar wohl/ daß unter andern Strabo in seiner Geographi e libr. 2 gaͤntzlich geleuͤgnet habe/ daß iemahls Zwerg Voͤlcker und Famili en in der Welt waͤren gefunden worden: Es ist aber derselbe auf solche Meinung deswegen kommen/ weilen davon die Poeten/ sonderlich Homerus iliad. libr. 1 Ovidius libr. 6 Metamorph. und Juvenalis Satyr. 13 viele wunderliche und unglaubliche Sachen fabul iret oder gedichtet haben/ denen auch die Historien-Schreiber getreuͤlich nach- gefolget sind/ wie denn Münsterus in seiner Cosmographia von de- nen Zwergen schreibet/ daß solche im 3 oder 5 Jahr Kinder zeuͤgeten/ im 7/ 8 oder 9 aber stuͤrben/ und mit denen Kranichen oder Stoͤrchen bestaͤndig Kriege fuͤhreten/ auch ihre Nester oder Haͤuselein von Lei- men/ Federn und Eyer-Schalen erbauet haͤtten/ auch was derglei- chen Fabel-Werck mehr ist; Wodurch ebenfalls Albertus Magnus bewogen worden/ nicht zu glauben/ daß es vormahls rechte kleine Zwerg-Menschen gegeben habe/ massen er gaͤntzlich davor haͤlt/ daß alle diejenigen Creatur en/ welche die Autores vor Zwerge ausgege- geben haͤtten/ nichts anders als eine Gattung Affen waͤren; Allein es ist auch dessen ohngeachtet denen Gelehrten zur Gnuͤge bekannt/ daß es viel mehr Autores gebe/ die das Gegen-Theil statu iren/ und gaͤntzlich vermeinen/ daß vor Alters dergleichen Zwerg-Menschen angetroffen worden/ ja es finden sich hierunter etliche/ die gar davor halten/ daß es noch heuͤtiges Tages solche kleine Voͤlcker und Fami- li en gebe/ ob dieselben schon rar waͤren/ wovon Caspar. Schottus in seiner von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. seiner Physica Curiosa part. 1 lib. 3 cap. 7 § 1 pag. 421 \& seq. kan gelesen werden/ als welcher daselbst ausfuͤhrlich von dieser Materie handelt/ und nicht allein viele Autores anfuͤhret/ so voriges affirm i- ren oder bejahen/ sondern auch ihre dieserwegen habende argumenta defend iret/ weilen er selber solcher Meinung beypflichtet/ und davor haͤlt/ daß/ wenn dasselbe geleuͤgnet wuͤrde/ man auch nicht glauben und zugeben koͤnne/ daß es vormahls Riesen gegeben habe/ welches doch wider die Heiligr Schrifft lauffe/ als welche bezeuͤget/ daß man zu der Zeit solche grosse Leuͤthe und Voͤlcker im gelobten Lande und folglich auch in der Welt gefunden habe/ welche Gedancken auch mit der gesunden Vernunft uͤberein kommen/ denn da die Natur zu der Zeit im gelobten Lande exced iret und grosse Riesen zuwege gebracht/ so ist es auch keine unmuͤgliche Sache/ daß sie nicht eben zu solcher Zeit/ auch hingegen in andern Oertern haͤtten in defectu pecc iren/ und Zwerge gener iren koͤnnen/ sonderlich da dasselbe noch auf den heuͤtigen Tag geschiehet/ indem man an unterschiedenen Orten nicht allein sehr grosse Leuͤthe/ sondern auch Zwerge antrifft/ hieraus ist nun zu schliessen/ daß vor Zeiten Zwerge so wohl auf als auch muth- maßlich in der Erden gewohnet haben; Ob aber dieselben noch biß hieher sich in einer gewissen Landschafft aufhalten/ ist eine Frage/ so eigentlich nicht hieher gehoͤret/ doch will ich denen Curiosis zu Liebe kuͤrtzlich darauf antworten/ daß es scheine/ wie vor gedachter Schot- tus nicht der Meinung sey/ weilen er an gedachtem Ort §. 4 pag. 429 auf die Instan tz: daß nemlich nunmehro die gantze Welt genugsam erkundiget/ und doch darinnen keine Zwerg-Voͤlcker und Famili en angetroffen worden/ die Antwort giebet/ wie die Autores nicht sage- ten/ daß man dergleichen noch in der Welt finde/ sondern daß sie vormahls darinnen gefunden worden; hingegen haͤlt Herr Jobus Ludolfus in seiner Historiâ Æthiopicâ libr. 1 gaͤntzlich davor/ und will beweisen/ daß die Zwerge nicht allein wahrhaftig vor diesem ge- wesen und noch waͤren/ wie denn auch Johann Ludwig Gottfried in seiner Historiâ Antipodum part. 1 fol. 139 gedencket/ daß sich noch Zwerg-Voͤlcker in Brasili en als einer in dem mittaͤgigen oder Peruvian ischen Americâ gelegenen grossen und wuͤsten Landschafft K 3 auf- Das I Capitel aufhielten/ welche von denen Landes-Einwohnern Tadyguiren ge- nennet wuͤrden/ wovon ich diejenigen will urtheilen lassen/ so an sol- chen Oertern gewesen sind/ und von derselben Beschaffenheit eine genaue Kundschafft bekommen haben. Dieses ist nun dasjenige/ was die Autores von gedachten Zwergen berichten/ welche kleine wahrhaftige Menschen sind. Es gedencket aber auch Paracelsus in seiner Epist. ad Athen. oder de occultâ Philosophiâ, ingleichen der dem Paracelso getreuͤlich nachaffende Kornman. in seinem Tracta- tu de monte Veneris cap. 9 pag. 119 einer andern Sorte oder Gat- tung derer Zwerge/ so keine rechte ordentliche Menschen/ sondern ein sonderbahres Geschlecht seyn sollen/ massen dieselbe vorgeben: daß solche Zwerge nicht allein Menschen/ sondern auch zugleich Geister waͤren/ welche von GOtt ausserhalb Adams des ersten Menschens Nachkommen erschaffen worden/ es haͤtten aber solche Geist-Men- schen ihre Wohnungen nicht auff sondern in der Erden/ waͤren denen rechten Menschen nicht abguͤnstig/ und denenselben an Gestalt nicht gar ungleich/ truͤgen auch ebenfalls Fleisch und Bein an sich/ welches aber so subtil waͤre/ daß sie durch Mauren und Waͤnde damit gehen koͤnten/ dessen ohngeachtet genoͤssen dieselben so wohl Speise und Tranck/ und zeuͤgeten Kinder als andere Menschen/ sonst braͤchten dieselben in der Erden die allerkoͤstlichsten Sachen als Schaͤtze und dergleichen zusammen/ und verfertigten die kuͤnstlichste Arbeit von Metall und Steinen/ und was des Fabul irens mehr ist. Es ist aber von denen gedachten Geist-Menschen kein Buchstab in der Heiligen Schrifft zu finden/ und dieserwegen solche gottlose wider die gesunde Vernunft lauffende Meinung von gemeldeten Schotto lib. 1 cap. 38 pag. 197/ ingleichen von Abraham Seideln in seiner pnevmatologiâ oder Bericht von denen Geistern/ sonderlich in der 14/ 15/ 16 und 17 Frage genugsam widerleget und dargethan worden: daß solche er- dichtete Geist-Menschen und Zwerge nichts anders als der Teuͤffel selber sey/ welcher sich also verstelle, denn solche Zwerge keinen rech- ten/ sondern nur einen angenommenen Leib von einem Aas haͤtten/ und dieserwegen wuͤrcklich keine Speise genoͤssen/ sondern diejenigen/ so ihnen vorgesetzet wuͤrden/ nur deswegen annehmen/ damit die Ein- von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz Einfaͤltigen glauben moͤchten/ daß sie rechte Menschen und keine Geister waͤren/ auch moͤchten dieselben sich so gut stellen als sie wol- ten/ so sey denenselben doch nimmermehr zu trauen/ denn des Teuͤf- fels Trug und Bosheit darhinten stecke/ und sie zuletzt mehr Schaden zufuͤgeten/ als sie vorher erzeiget håtten. Was die andere Mei- nung von denen Zwerg-Loͤchern anbelanget/ so ist gewiß/ daß sich zu Krieges-Zeiten die Benachbarte in solche und andere Hoͤlen mit dem Jhrigen sa l v iret haben/ massen bekannt ist/ daß solches auch noch in dem vergangenen dreißig-jåhrigen Kriege geschehen sey; Ob aber von denen Benachbarten des Hartz-Waldes die gemeldete Flucht aus Furcht vor dem Attila vormahls vorgenommen worden/ wie gedachter Rivander mit dem Spangenberg vermeinet/ lasse ich zwar dahin gestellet seyn/ weilen Attilæ Krieges-Zug und Geschaͤffte in Thuͤringen sehr ungewiß seyn soll/ wie Sagittarius lib. 2 cap. 5 vom Thuͤringer Koͤnigreich weitlaͤufftig darzuthun sich sehr bemuͤhet; Doch halte ich davor/ daß vor gemeldete und andere glaubwuͤrdige Historici solches ohne Fundament schwerlich werden geschrieben haben/ und es sich leicht habe zutragen koͤnnen/ daß die documenta, worauf sie sich fund iret gehabt/ nach ihrem Tode verlohren gegan- gen/ und also dem Sagittario nicht zu Haͤnden kommen sind/ uͤber das ist eine ungewisse Sache nicht gleich unmuͤglich/ massen es wohl seyn kan/ daß zu solcher Krieges-Zeit/ ob schon nicht der Attila selber/ doch etliche starcke Parteyen von desselben Kriegs-Heer in Thuͤrin- gen und nach dem Hartze zu gestreiffet haben/ denn solche weite Streiffereyen die Ungarn/ ihrer leichten Ruͤstung und sehr schnellen Pferde wegen/ gar leicht zu verrichten vermocht/ und noch heuͤtiges Tages bekannter massen bey ihnen sehr im Gebrauch sind. Wenn man nun voriges alles recht uͤberleget/ so erhellet daraus/ daß beyde von denen Zwerg-Loͤchern vorgebrachte Meinungen bestehen koͤn- nen/ weilen es keine unmuͤgliche Sache ist/ daß sich erstlich in vorigen Zeiten Zwerge darinnen aufgehalten haben/ so entweder rechte Men- schen oder in menschlicher Gestalt verstellte Erd-Geister gewesen/ welches letztere in denen zwisehen Elbingerode und dem Ruͤbelande gelegenen Zwerg-Loͤchern wohl kan geschehen seyn/ wenn anders die Fabel Das I Capitel Fabel wahr ist/ welche davon erzehlet wird/ massen der Teuͤffel zu Zeiten derer Alt-Vaͤter dergleichen Spiel mehr angerichtet hat. Nachdem aber nachgehends die Zwerge sich aus solchen Hoͤlen ver- lohren/ haben dieselben auch im Fall der Noht denen fluͤchtigen Hartz-Laͤndern und andern Benachbarten zu einer Retirade dienen koͤnnen/ zumahl da dergleichen Zwerg-Loͤcher an und auf dem Hartz/ als ein wenig unter Stolberg im grossen Thal nahe bey der Land- Strasse und andern Orten mehr/ vorhanden sind/ derer Zu- und Ausgånge aber nunmehro von denen herab fallenden Steinen gåntz- lich verstopfet worden. XI. Von der Bischofferoͤdischen Hoͤle/ die neuͤe Kelle genannt. E Jne gute Teuͤtsche Meile von dieser Kaͤyserlichen Freyen und des Heiligen Roͤmischen Reichs Stadt Nordhausen lieget ge- gen den untern Vor-Hartz/ unweit von der nunmehro zur Koͤnigli- chen Preuͤßischen Graffschafft Clettenberg gehoͤrigen Stadt Ellrich ein Land-Guth/ so alhier denen Michaelischen und Wildischen Erben zustaͤndig ist/ und Bischofferode genennet wird; hierbey be- sindet sich nun im Felde ein lustiges Waͤldlein/ und in demselben eine wåsserige Hoͤle/ welche die Einwohner da herum die neuͤe Kelle heis- sen/ zum Unterschied der alten Kelle/ so nicht weit davon unter freyem Himmel gelegen/ und ein Erdfall voller Wasser ist/ da hingegen die neuͤe Kelle unter einem mit Baͤumen dicht bewachsenen Berge lieget. Der Eingang zu dieser unterirdischen Hoͤle ist sehr weit und offen/ dahero auch so viel von dem Tages-Licht in dieselbe faͤllet/ daß die Curiosi, zu Beschauung derselben/ keines brennenden Lichtes vonnoͤ- then haben. Von diesem Eingange muß man einen tieffen und stickeln Berg biß auf das Wasser hinunter klettern/ welches ohne ziemliche Gefahr nicht abgehet/ denn solte iemand sich nicht in Acht nehmen/ und erstlich in das Lauffen kommen/ so glaube ich/ daß es wohl solte zu thun haben/ daß er nicht in das Wasser hinein lieffe/ und von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. und nicht lebendig wieder heraus kåme/ wenn er nicht bey Zeiten nie- derfiele/ und sich an die Erde anhielte/ dieserwegen wird sich auch leichtlich keiner in die Hoͤle wagen/ wenn es starck geregnet hat/ und davon der Berg glitscherig oder glatt worden ist/ es muͤste denn der- selbe ein verwegener Wage-Hals seyn. Vor etlichen zwantzig Jahren hatten die Curiosi sich dieses zum Theil beschwerlichen/ zum Theil gefaͤhrlichen Absteigens wegen nicht das Geringste zu befuͤrch- ten/ indem der damahlige Hoch-Fuͤrstliche Hannoͤverische General- Lieutenant von Pudevvels viele breite Absåtze und Tritte oder Stu- fen in den Berg hatte machen lassen/ weilen derselbe zu Sommers- Zeit bey dieser Hoͤle zu unterschiedenenmahlen/ des lustigen Orts wegen/ sich divert irte oder erlustigte/ und zu dem Ende das Getraͤn- cke in dem Wasser der Hoͤlen abkuͤhlen ließ/ nachgehends aber sind gedachte Staffeln und Absaͤtze von denen Platz-Regen alle wieder eingerissen/ und/ solche zu repar iren/ keine Anstalt gemacht worden. Nachdem also iemand in die Hoͤle hinunter gelanget ist/ koͤmmet dem- selben eine Hoͤle vor Augen/ dessen Ober-Theil von der Natur mit einem starcken Stein-Felsen geschlossen und zusammen gewoͤlbet worden. Die Laͤnge derselben ist/ so viel man abnehmen kan/ uͤber 18/ und die Breite uͤber 16 Land-Messer-Ruthen/ solcher Gattung/ da eine iede 16 Werck-Schuh hat. Vor sich aber siehet man in derselben ein Wasser/ welches sich auf dem gantzen Boden der Hoͤle ausbreitet/ dasselbe ist helle/ stille/ und sehr kalt/ nimmet weder ab noch zu/ und sind keine lebendige Thiere darinnen befindlich/ darne- ben ist es so tieff/ daß solches noch niemand hat ergruͤnden koͤnnen. Mitten durch die Hoͤle der Långe nach uͤber dem Wasser sind Felsen/ welche wie eine Mauer aussehen/ und das Wasser von einander thei- len. Wenn ein Stein uͤber solche Felsen hingeworffen wird/ hoͤret man denselben in das andere jenseit derer ietzt gedachten Felsen vor- handene Wasser mit einem starcken Klange fallen/ sehen kan man aber dasselbe nicht/ weilen die vor gemeldeten Felsen solches verhin- dern/ verlanget aber eine sehr curieus e Person dasselbe in Augen- Schein zu nehmen/ so muß er auf einem vorhero angeschafften Kahn uͤber das erste Wasser fahren/ und auf den Felsen steigen/ von welchen L der- Das I Capitel derselbe das andere in diesem dunckeln Theil der Hoͤle vorhandene Wasser bey einer angezuͤndeten Fackel sehen kan. Sonst ist auch diese Hoͤle/ ihrer grausamen Tieffe wegen/ Verwunderns werth/ denn wenn iemand oben auf dem Berge bey dem Eingange sich be- findet/ und von dar den groͤsten unten in der Hoͤle vor dem Wasser stehenden Menschen anschauet/ so wird ihm derselbe nicht als ein langer Mensch/ sondern als der kleineste Zwerg oder ein ander Ding vorkommen. Nechst diesem ist auch von dieser Hoͤle merckwuͤrdig: daß vormahls im Pabstthum jaͤhrlich eine solenne Processio n ange- stellet worden/ weilen man geglaubet/ es muͤsse in derselben jåhrlich ein Mensch umkommen/ wenn ihr nicht auf solche Weise ein Genuͤ- gen geschehe; Es ist aber solche vermeinte Versuͤhnung folgender massen geschehen: Auf dem Berge gegen der Hoͤle oder Kelle uͤber ist eine Capelle S. Johanni geheiliget/ in diese ist ein papistischer Prie- ster aus Ellrich alle Jahr zu gewisser Zeit/ in Begleitung seiner Pfarr-Kinder und andern Benachbarten der Hoͤle/ in voller Pro- cessio n mit vorher getragenem Creuͤtz/ Fahnen und Bildern derer Heiligen gegangen/ so bald nun daselbst der heilige Johannes, papi- stischem Gebrauch nach/ genugsam verehret worden/ hat derselbe mit eben der Processio n sich fort nach der Hoͤle gemachet/ und in dieselbe ein Creuͤtz hinab gelassen/ auch wieder heraus gezogen. Als nun sol- ches ebenfalls geschehen/ hat er dem umstehenden Volcke diese Reime zugeruffen: Kommt und kucket in die Kelle/ So kommt ihr nicht in die Hoͤlle. wie solches in des Eckstormii an Herr D. Brendeln geschriebenen und albereit von mir angefuͤhrten Epistel zu ersehen ist. XII. Von der Sachswerfischen Hoͤle/ das Ziegen-Loch genannt. D Jese Hoͤle lieget ebenfalls gegen den untern Vor-Hartz nicht ferne von vor besagter neuͤen Kelle/ und trifft man dieselbe bey dem von den curieus en Hoͤlen an und auf dem Hartz. dem eine halbe Meile von Nordhausen gelegenen Hoch-Gråflichen Stolbergischen zum Amte Hohnstein gehoͤrigen Dorffe/ Nieder- Sachswerfen genannt/ an/ massen daselbst zur lincken Hand gleich an dem Wege/ welcher nach dem Dorff Appenrode gehet/ ein stickeler Berg sich befindet/ darinnen die Hoͤle ist. Den Namen hat sie da- her bekommen/ weilen die Nieder-Sachswerfischen Einwohner vor- mahls Ziegen auf dem vor gemeldeten Berge gehalten haben/ so Tag und Nacht/ Sommer und Winter darauf verblieben sind/ wel- che offtmahls zu Nacht-Zeit/ wenn starcke Platz-Regen oder grosse Ungewitter entstanden/ vorne in die Hoͤle sich reter iret haben/ und hat mir mein alter Gaͤrtner/ so aus gedachtem Dorffe buͤrtig ist/ er- zehlet/ daß seine seelige Mutter von solchen Berg-Ziegen einesmahls bald den Tod bekommen habe; Denn als zu einiger Zeit in dem dreißig-jaͤhrigen Kriege das Dorff von einer streiffenden Partey Soldaten uͤberfallen worden/ sey dieselbe in eine nicht weit von dem Ziegen-Loche gelegene Hoͤle gekrochen/ und habe aus derselben mit Schmertzen am Tage zugesehen/ wie die Soldaten in dem Dorffe mit den Leuͤthen umgangen und gehauset haͤtten/ welches aber doch nichts gegen den grossen Schrecken gewesen waͤre/ womit sie in der sehr dunckeln Nacht uͤberfallen worden; Denn als vor gedachte Berg-Ziegen im Finstern zu ihr in die Hoͤle gekrochen/ habe sie sich auf diese Thiere vor grosser Furcht nicht besinnen koͤnnen/ sondern vermeinet/ daß solches Soldaten wåren/ so sie aufsuchen wolten/ derohalben dieselbe in ein solches Schrecken gerathen waͤre/ daß sie/ als eine ohne dem vom vorher gehabten Schrecken und Furcht schon halb erstorbene Frau/ nicht anders gedacht/ als daß sie davon des Todes seyn muͤsse/ endlich aber/ als die vermeinten Soldaten durch ihre Stimme verrathen worden/ indem die Ziegen/ ihrer Art nach/ zu meckern angefangen/ habe dieselbe ihren Jrrthum erkennet/ und sey darauf bald wieder zu sich selber kommen. Der Eingang zu die- sem Ziegen-Loche ist nicht gar weit/ und trifft man zu Ende desselben eine grosse dunckele Hoͤle an/ von dar man wieder durch eine Kiufft kriechet/ und alsdenn in eine andere Hoͤle koͤmmet/ so von der Natur mit einem Stein-Felsen rund gewoͤlbet/ und wie eine Stube ausge- L 2 gypset Das II Capitel von den curieus en Seen und gypset ist/ hinter diesem Gewoͤlbe zu åusserst der Hoͤle ist ein Fall-Loch vorhanden/ welches sehr tieff/ und gleichsam als in einen Abgrund hinunter gehet/ von diesem Loch ist die gemeine Muthmassung/ daß darinnen sich ein Theil von dem nahe dabey liegenden so genanten Tantz-Teiche befinde/ und einesmahls ein freveler Hirten-Junge in solchem Wasser ersoffen sey; denn als derselbe auf dem gegen der Hoͤle uͤber gelegenen Pfingst-Rasen das Vieh gehuͤtet/ und ihm eine Lust ankommen/ die Hoͤle zu besehen/ habe derselbe sich zu dem Ende gantz allein hinein gewaget/ waͤre aber nicht wieder aus derselben kommen/ vielweniger darinnen gefunden worden. Sonst ist es in dieser Hoͤle sehr kalt/ und kan vielleicht hierzu das gedachte Wasser viel helffen. Das II Capitel von denen Curieus en Seen und waͤsserigen Erd- Faͤllen an und auf dem Hartz und zwar I. Von dem Hochstaͤdtischen See und der darauf schwimmenden Jnsel. J N dem benachbarten Koͤniglichen Preuͤßischen und Chur- Fuͤrstlichen Brandenburgischen Ambt Clettenberg lieget ge- gen den untern Vor-Hartz zu eine Meile von hier bey dem Dorff Hochstaͤdt oben auf dem Berge fast gegen der Flarch-Muͤhle uͤber ein sehr grosser und waͤsseriger Erd-Fall/ welchen die daran graͤn waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. graͤntzende Einwohner insgemein den See oder das See-Loch nen- nen/ wovon Herr Conradus Dunckelberg/ hiesiger Schulen wohl- verdienter und treuͤfleißiger Rector im 1696sten Jahr den 21 Julii ein gelehrtes Programma bey denen damahls gehaltenen Schul-Re- den an den Tag gegeben/ und damit gelehrte curieus e Personen uͤberaus vergnuͤget hat; weilen aber dasselbe nicht in allen Haͤnden ist/ auch nicht von iedermann/ der Lateinischen Sprache wegen/ ver- standen wird/ will ich eines und das andere daraus ziehen/ und ver- deuͤtschet hieher setzen mit demjenigen/ was mir ausser diesem von des Ortes Beschaffenheit bekannt ist. Melde derohalben: daß sich dieser waͤsserige Erd-Fall zwischen denen Hochstaͤdtischen Frucht-Feldern auf einem glatten und mit keinerley Art Baͤumen oder Straͤuchen bewachsenen Berge befinde; die Gestalt desselben koͤmmet fast mit einem Kelche oder andern oben weiten und unten engen Trinck-Ge- schirr uͤberein/ massen der Umkreis des Ober-Theils 160 Meß- Ruthen in sich haͤlt/ da hingegen der Umgang unten bey dem Wasser nur 112 Ruthen lang ist/ wie denn auch der Diameter oder Durch- Schnitt der obern Peripheriæ oder Umkreises 51 Ruthen/ des untern Umganges aber nicht mehr als 36 Ruthen austråget; die Tieffe dieses Erd-Falls machet von oben biß auf das Wasser hinunter 11 Ruthen/ der See aber an sich selbst ist an dem Ort/ wo derselbe am tieffsten ist/ bey 12 Klaffter oder 36 Ellen tieff/ wie solches diejenigen Fischer bezeuͤgen/ welche solche Tieffe mit einem Senck-Bley erfor- schet haben. Vormahls gab es sehr grosse Hechte darinnen/ anietzo aber sind solche und andere Fische daselbst sehr rar. Es berichten die Einwohner derer benachbarten Oerter von dem Ursprung dieses Erd-Falles/ wie sie von ihren Eltern gehoͤret haͤtten: daß in vorigen Zeiten an der Stelle/ wo anietzo der See sich befindet/ ein feuͤchter grasichter Platz gewesen sey/ und die Pferde darauf gehuͤtet worden; Als nun einesmahls etliche Pferde-Jungen die Pferde darauf zur Weyde gebracht/ und gesehen haͤtten/ daß einer unter ihnen weiß Brodt esse/ waͤre ihnen auch ein Appeti t/ davon zu geniessen/ ankom- men/ derowegen sie dasselbe von dem Jungen heftig begehret/ wie aber derselbe solches gaͤntzlich abgeschlagen/ und fuͤrgewendet/ daß er L 3 dieses Das II Capitel von den curieus en Seen und dieses Brodt zu Stillung seines Hungers selber nothwendig beduͤrf- fe/ wåren gemeldete Jungen so unwillig und erbittert darauf worden/ daß sie nicht allein ihren Herren alles Unglůck an den Hals geflu- chet/ als die ihnen nicht dergleichen weiß Brodt/ sondern nur gemei- nes schwartzes Haus-backen Brodt/ zur Speise mitgegeben/ son- dern sie håtten auch ihr Brodt/ aus grossem Zorn und Frevel/ auf die Erde geworffen/ mit Fuͤssen getreten/ und mit ihren Pferde-Peitschen gegeisselt; als aber darauf alsobald Blut aus dem Brodte geflossen/ wåren sie ůber solches Wunder und Zeichen eines bevorstehenden Ungluͤcks dermassen erschrocken/ daß sie nicht gewust/ wohin sie sich wenden/ und was sie anfangen sollen; unterdessen sey hingegen der Unschuldige/ sonderlich da derselbe/ wie einige erzehlen/ von einem alten unbekannten ohngefehr darzu kommenden Mann gewarnet worden/ auf eines seiner Pferde gefallen/ und mit diesem/ auch denen andern uͤbrigen/ dem grossen Ungluͤck entflohen/ welchem zwar die Boͤsewichter nachfolgen wollen/ håtten aber nicht von der Stelle kommen koͤnnen/ wie denn auch bald hernach der gantze Platz/ so bald der vorige davon gewesen/ mit grossem Krachen untergangen/ und solche boͤse Buben samt ihren Pferden mit sich so tieff hinunter genommen habe/ daß auch nach der Zeit nicht das Geringste von ih- nen an das Tages-Licht kommen sey. Dieses sind nun die Ge- dancken des gemeinen Mannes/ welche er von dem See hat/ und solte derselbe eher einen Eyd schweren/ als zugeben/ daß derselbe auf eine andere als ietzt gemeldete Art koͤnte entstanden seyn; woferne nun solche Traditio n sich wahrhaftig also in der That verhielte/ als dieselbe erzehlet wird/ so wåre es ein sonderliches und erbaͤrmliches Exempel der von GOtt hoͤchlich bestraften Uppigkeit und Verach- tung des lieben/ ob schon schwartzen/ Brodts. Dem sey nun wie ihm wolle/ so stecket doch unter solcher Traditio n ein feines morale oder eine herrliche Sitten-Lehre/ massen die lieben Alten damit haben an- zeigen wollen/ daß man insgemein das liebe Brodt/ wenn es auch noch so geringe/ nicht verachten solle/ insonderheit aber ist dem ge- meiniglich unvergnuͤgten Gesinde damit eine heimliche Lectio n ge- geben worden/ daß sie mit demjenigen Brodt vor lieb nehmen sollen/ wel- waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. welches ihnen ihre Herren und Frauen/ ihrem Vermoͤgen nach/ zur Speise darreichen. Sonst befindet sich auch auf dieser See eine Besehens-wuͤrdige Jnsel/ welche aber nicht mehr so groß ist/ als sie vor diesem gewesen/ und noch vor zwantzig Jahren war/ da ich die- selbe mit Juncker Jost Adolph von Tastungen/ Erb- und Gerichts- Herrn auf Grossenwechsungen \&c. als meinem damahligen Schul- Gesellen/ oͤfters besuchete; Die Ursach dessen ist der Donner/ wel- cher ein ziemliches Stuͤck davon abgeschlagen hat/ welches theils untergesuncken ist/ theils aber noch Stuͤck-weise auf dem See herum schwimmet/ dahero sie auch ihre vorige Gestalt verlohren hat/ denn da sie vorhero wie ein Krantz rund gewesen/ siehet sie nun- mehro wie der Mond aus zu der Zeit/ wenn derselbe am Him- mel mit zwey Hoͤrnern/ oder wie eine Sichel/ krumm erseheinet. Der Durchschnitt dieser nunmehro ziemlich ruin irten Jnsel ist 14 Meß-Ruthen lang/ und ist dieselbe an dem Orte/ wo sie sich am breitesten befindet/ 4 Ruthen breit. Der Boden derselben ist mosicht/ sumpficht/ und von denen Wurtzeln derer darauf be- findlichen Stauden- und andern Gewaͤchse ziemlicher massen zu- sammen gewachsen/ wie denn auch dieselbe/ vermoͤge derer durch den Boden gehenden Wurtzeln/ bald hier bald dar mit einem Theil nicht weit vom Rande der See/ alwo das Wasser nicht sehr tieff ist/ sich angehenget hat/ nachdem sie zu Zeiten durch die Gewalt des Windes von einem Ort abgerissen/ und wieder an einem andern angetrieben worden; massen die Erfahrung be- zeuͤget/ daß sich diese Jnsel nicht allezeit an dem Orte befunden habe/ wo solche anietzo zum Theil feste sitzet/ das Stauden- und Kraͤuter-Werck aber/ so es vor diesem darauf gegeben/ ist nicht alle mehr darauf anzutreffen/ wie ich kůnftig/ wenn mir GOtt das Leben ferner goͤnnet/ in meinem unter Haͤnden habenden Hartzischen Kraͤuter-Buche an gehoͤrigen Orten erinnern werde. II. Von Das II Capitel von den curieus en Seen und II. Von einem in dem Halberstaͤdtischen bey Gruͤningen vorhandenen waͤsserigen Erd- Fall und der darauf schwimmenden Jnsel. J Enseit des untern Vor-Hartzes/ nicht weit von dem im Fuͤr- stenthum Halberstadt gelegenen Schloß und Amt Gruͤningen/ gegen dem Walde/ der Hackel genannt/ befindet sich noch ein anderer Erd-Fall/ so gantz voll Wasser ist/ und worauf auch eine kleine Jnsel schwimmet/ auf welcher nichts als Rohr wåchset/ darinnen viel wilde Enten sich auf halten/ von denen aber/ wo nicht unmuͤglich/ doch schwerlich welche zu bekommen sind: denn wenn schon einige davon geschossen werden/ so kan man doch/ wegen der grausamen Tieffe und Grundlosigkeit des Wassers/ nicht darzu gelangen/ es sey denn/ daß man mit einem Nachen oder Kahn hinzu fahre/ oder dieselbe durch einen abgerichteten Hund herab holen lasse. Merck-wuͤrdig ist von solchen schwimmenden und andern Jnseln/ daß vor Alters etliche auch gelehrte Leuͤthe gezweifelt haben/ ob es auch in der Wahrheit schwimmende Jnseln gebe/ und denen Alten Glauben beyzumessen sey/ die davon geschrieben/ massen Herodotus einer Jnsel gedencket/ so auf dem Aegyptischen See Chemnis geschwommen/ und so wohl grosse als kleine Waͤlder/ ja gar den grossen beruͤhmten Goͤtzen- Tempel Apollinis mit sich auf dem Wasser herum gefuͤhret haben; so schreibet auch Mela libr. \& cap. 5 daß bey dem Anfange des Nil- Flusses in Aegypten ein See gefunden werde/ auf welchem eine Jnsel herum walle/ die nicht allein dick bewåldert sey/ sondern auch grosse Haͤuser und andere Gebaͤu trage/ und von dem Winde bald hier- bald dahin getrieben werde. Gleichfalls meldet Plinius lib. 2 cap. 95 von dem See Vadimonis, den man heuͤte zu Tage auf Jtaliånisch lago de Bassanello, ingleichen lago di Viterbo nennet/ daß auf dem- waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. demselben eine schwimmende Jnsel mit einem dicken finstern Walde/ so wohl Tages als Nachtes/ herum fahre/ und niemahls an einem Orte bestaͤndig verbleibe/ dergleichen auf dem Wasser schwebende und bewegliche Jnseln man auch noch mehr bey andern alten Scribent en beschrieben findet. Es sind aber dieselben ingesamt vormahls von einigen vor eine Fabel oder Gedicht deswegen gehalten worden/ wei- len ihnen entweder solche Jnseln ihr Lebetage nicht vor Augen kom- men/ und sie sich also dasselbe nicht haben einbilden koͤnnen/ oder/ daß die schwimmenden Jnseln nachgehends an einem gewissen Ort mit dem Grund-festen Lande sich vereiniget/ und also fest gesetzet haben. Bey solcher Beschaffenheit hat es nun nicht anders seyn koͤnnen/ als daß sie auf eine irrige Meinung gerathen/ und dabey verblieben sind; hingegen ist nunmehro durch die Erfahrung solcher Zweifel benom- men/ und damit dieser vor Zeiten gewesene Streit beygeleget worden/ indem nunmehro zur Gnuͤge bekannt ist/ daß es nicht allein an dem Hartz beschriebener massen Jnseln gebe/ die auf dem Wasser schwim- men/ sondern auch anderswo so wohl grosse als kleine schwimmende Jnseln gefunden werden/ wie denn unter andern Kircherus in de- scriptione Latii fol. 204 berichtet/ wie der Jtaliaͤnische See la Sol- vatara bey Tivoli 16 schwimmende Jnseln fuͤhre/ welche zum Theil Circkel-rund/ theils oval oder Ey-rund/ und mit allerley Strauch- und Kraͤuter-Werck bewachsen waͤren. Ebener massen meldet Herr Baron Valvasor in seiner albereit von mir im ersten Capitel gedach- ten Beschreibung des Herzogthums Crain tom. 1 libr. 4 cap. 29 fol. 588: wie daselbst zwischen S. Marain und der Stadt Weichsel- burg ein grosser Teich oder Weyher liege/ so dem Kloster Sittig zu- gehoͤre/ worauf ein ziemlich grosses Stuͤck Erde herum wandere/ auf welchem einige kleine Baͤumlein stuͤnden/ und viel Gras wachse/ massen jaͤhrlich mehr als ein Fuder Heuͤ darauf eingeerndet wuͤrde. Ferner gedencket auch Zeillerus in seinen Episteln an unterschiedenen Orten solcher Jnseln/ und koͤnte ich derselben noch eine ziemliche An- zahl anfuͤhren/ wenn es vonnoͤthen wåre. Woraus nun das Fun- damen t oder Boden solcher schwimmenden Jnseln bestehe/ sind die Autores nicht einerley Meinung/ denn Schottus in seiner Magiâ M Uni- Das II Capitel von den curieus en Seen und Universali Naturæ \& Artis part. 3 libr. 5 Erotem. 12 saget/ wie Cabæus libr. 1 Meteor. text. 69 quæst. 1 in denen Gedancken ste- he/ daß der Boden derselben aus Schilff/ Bintzen und andern Was- ser-Kraͤutern/ aermoͤge derer sich durch einander flechtenden Wur- zeln/ zusammen gewachsen wåren: Es antworten aber hierauf eini- ge/ daß solches nicht genug sey/ massen der Boden so viel Erde bey sich habe/ daß auch zu Zeiten grosse Båume darauf zu wachsen pfleg- ten. Andere vermeinen/ daß dergleichen Jnseln aus einem fetten harzigen und leichten Tropf- oder Bim-stei n ichten Erdreich bestuͤn- den/ so mit Holtz/ Binsen und allerley Pflantz- und Kraut-Wurtzeln vermischet/ und vermittels des Erd-Hartzes zusammen geklebet sey: Theils halten gar davor/ daß unter solchen, Jnseln grosse Hoͤltzer oder Båume vorhanden/ welche dieselben truͤgen/ und was derglei- chen Meinungen mehr sind; wovon man aber insonderheit nicht wohl eine Epicrisin oder rechtes Urtheil geben kan/ weilen der Boden gedachter Jnseln nicht einerley ist/ sondern bald aus dieser bald aus einer andern Materie bestehet/ doch ist in genere oder insgemein ge- wiß/ daß solche Jnseln/ wie Cardanus libr. 1 Varietat. cap. 7 will/ ein schwammichtes/ luckeriges/ und zugleich zaͤhes Erdreich haben; denn so dasselbe sich nicht leicht befaͤnde/ koͤnte solches auch nicht auf dem Wasser schwimmen/ muͤste auch durch die Bewegung nothwen- dig von einander gehen/ und zerreissen/ wenn es nicht zugleich zaͤhe waͤre. Gedachte Erde koͤmmet aber entweder aus dem Grunde derer Wasser hervor/ oder wird von dem festen Lande durch die Ge- walt des Wassers abgerissen/ wie solches alles Herr Erasmus Fran- cisci in seinen Anmerckungen uͤber vor gemeldeten Ort der Beschrei- bung des Herzogthums Crain fol. 588 \& seq. weitlaͤufig ausge- fuͤhret hat/ alwo der curieus e Leser nach Belieben ein mehres von solchen schwimmenden Jnseln lesen kan. III. Von waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. III. Von dem Sachswerfischen See/ der Tantz-Teich genannt. V On diesem See habe ich zwar albereit etwas im vorigen Capitel unter dem zwoͤlfften Titel von der Hoͤle/ das Ziegen-Loch ge- nannt/ gedacht/ weil derselbe Bericht aber unvollkommen/ hingegen solcher See/ wegen seines Strudels/ merck-wuͤrdig ist/ so habe nicht unterlassen koͤnnen/ alhier ein mehrers davon zu melden. Berichte also: daß dieser See uͤber dem Dorffe Nieder-Sachswerfen zur lin- cken Hand/ des Weges wenn man nach Appenrode zugehet/ hart an dem Berge/ darinnen das vor gemeldete Ziegen-Loch sich befindet/ liege; Das Wasser darinnen hat keinen sichtbaren Zufluß/ aber einen ziemlich starcken Ausfluß/ und ist von solcher Tieffe/ daß man auch keinen Grund an dem Ort/ wo es am tieffesten/ sehen kan/ dero- wegen auch solches gantz schwartz und grausam aussiehet. Wenn man auf diesem See mit einem Kahne faͤhret/ und damit dem vor gedachten Berge in etwas zu nahe koͤmmet/ faͤnget derselbe gleichsam an zu tantzen/ und mit den darauf Fahrenden rund umzugehen/ da- hero auch der See den Namen bekommen/ und der Tantz-Teich ge- nennet wird. Es hat aber ein solcher gefaͤhrlicher Tantz einesmahls bald einen unvorsichtigen Fischer/ so den Teich gepachtet gehabt/ um sein Leben gebracht/ massen er mit genauer Noht/ durch grosse Ar- beit/ hat wieder davon kommen koͤnnen: Die Ursach aber dieses ge- zwungenen Tantzes ist ein Strudel oder Wasser-Wirbel/ so unter dem holen Berge/ darunter das Wasser hinfliesset/ sich befindet und die herzu nahenden Kaͤhne an sich ziehet. Vor der letzten Ao 1682 alhier grausam grassi renden Contagio n hat in gedachtem Sachs- werfen ein Hannoͤverischer Soldate im Quartier gelegen/ so ein gu- ter Fischer und Tåucher gewesen/ derselbe hat manchen schoͤnen Fisch/ sonderlich grosse Forellen aus diesem See oder Teiche geholet/ und dabey berichtet/ daß unter dem Berge ein Loch in einen Felsen gehe/ M 2 darein Das II Capitel von den curieus en Seen und darein das Wasser fiele/ und solchen Wirbel verursachte/ von wel- chem er auch zu einer Zeit bald waͤre ertappet und ersaͤuffet worden/ als er demselben ein wenig zu nahe kommen sey. IV. Von einem in der Graffschafft Stolberg bey Rotleberode gelegenen waͤsserigen Erd-Fall. E Jne starcke Meile von hier lieget gegen dem untern Vor-Hartz das zur Graffschafft Stollberg gehoͤrige Dorff Rotleberode/ alwo sich nahe bey einem Hause eines Einwohners gegen Mitter- nacht zu ein kleiner Huͤgel befindet/ welcher als ein ander Feld gebauet wird. Auf diesem Huͤgel ist nun dieser waͤsserige Erd-Fall/ so zwar keinen eigentlichen Nahmen fuͤhret/ dennoch/ wegen seines wunder- lichen Ursprungs/ wohl verdienet/ daß man seiner kuͤrtzlich gedencke: Es hat sich aber mit demselben also zugetragen: Es ist einesmahls ein Acker-Mann von gedachtem Rotleberode geschaͤfftig gewesen/ sein des Orts habendes Land gewoͤhnlicher massen zu pfluͤgen/ als er nun solche Arbeit verrichtet gehabt/ und kaum mit dem Pfluge und Pferden von dem Acker kommen/ ist auf demselben Lande/ da er vor- hero geackert/ die Erde ploͤtzlich gesuncken/ und dadurch ein grosses tieffes Loch entstanden/ welches bey etliche vierzig Jahr trocken und ohne Wasser gestanden/ und insonderheit so wohl inner-als ausser- halb mit allerhand Heck-Werck und Baͤumen sondeꝛlich mit schwar- tzen Kirsch- und Zwiesel-Beer-Baͤumen durch etliche von denen Voͤgeln dahin gebrachte Kerne also bewachsen gewesen/ daß es gleich- sam wie ein kleiner Baum-Garten ausgesehen; ůber aller Men- schen Vermuthen aber hat dieses Loch zu einer sehr truckenen Zeit A. C. 1650 im Julio oder Heuͤ-Monat sich geschwinde mit grossem Krachen und Prasseln ziemlich weit ausgebreitet/ und alle Baͤume und Stråuche verschlungen/ auch mit vielem starck aus der Erde dringendem Wasser dergestalt bedecket/ daß man nachgehends weder Strumpf waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. Strumpf noch Stiel mehr davon sehen koͤnnen/ welches denjeni- gen/ so nahe dabey gewohnet/ keine geringe Schrecken verursachet hat/ indem sie sich befuͤrchtet/ daß es endlich auch ihren Wohnungen also ergehen werde/ und sie irgend mit denselben/ wie an andern Or- ten sich zugetragen/ untersincken moͤchten. V. Von dem im Amt Clettenberg befindlichen See/ das Kreis-Loch genannt. D Jeser See lieget ohngefaͤhr eine halbe Meile von dem Hoch- Fuͤrstlichen Braunschweigischen Lůneburgischen Wolffenbuͤt- telischen Stifft Walckenried im Clettenbergischen Territorio bey einer Wiese/ und meldet davon Eckstormius in seiner oft gedachten Epistel: daß dieser See eben zu der Zeit/ oder doch nicht lange her- nach/ entstanden sey/ als in Lusitani en im Januario A. C. 1531 die Stadt/ Ulyssipo oder Olyssipo genannt/ von denen stuͤrmenden Wellen des Meers und Flusses Tagi, auch zugleich durch ein starckes Erd-Beben sehr grossen Schaden erlitten habe; denn als damahls/ ohngefaͤhr bey gelindem Winter-Wetter/ ein Hirte auf gemeldeter Wiese gehuͤtet/ habe derselbe wahrgenommen/ wie daselbst etwas Wasser aus dem Erd-Boden heraus quelle/ woruͤber er erschrocken sey/ und eilends sein Vieh davon getrieben habe; Als er nun eine ziemliche Weite weg gewesen/ und sich alsdenn umgesehen/ håtte er nicht mehr die gantze Wiese/ darauf er vorher gehuͤtet/ sondern/ an Statt derselben/ einen See erblicket. Dieser See ist vor diesem bey vierzig Klaffter tieff gewesen/ nun aber ist er auf die Helfte mit der von Jahren zu Jahren nachfallenden Erde seines Ufers angefuͤllet worden. Sonst giebet es auch in demselben Fische/ welche entweder mit Netzen und Angeln gefangen/ oder mit Schrott und Kugeln ge- schosseu werden. Den Nahmen hat dieser See daher bekommen/ weilen in vorigen Zeiten ein Graͤflicher Hohnsteinischer Bedienter auf dem Schloß Clettenberge gewesen/ so Creissius oder Kreisse ge- M 3 heissen/ Das II Capitel von den curieus en Seen und heissen/ und damahls der Richter genennet worden/ ohnerachtet dessen Amt mehr darinnen bestanden/ daß er denen Unterthanen die Frohn-Dienste ansagen/ und dieselben darzu antreiben/ auch die un- gehorsamen gefangen nehmen/ und mit dem Gefångniß bestraffen muͤssen. Dieser Mensch hat nun ein sehr gottloses wuͤstes Leben gefuͤhret/ und sich oftmahls verlauten lassen/ daß/ wenn er stuͤrbe/ seine Seele nirgend anders hin als in diesen See fahren solte/ dahero auch die Einwohner derer benachbarten Oerter ihr den Nahmen von diesem boͤsen Menschen gegeben haben/ welchen sie biß auf den heuͤti- gen Tag behalten hat. VI. Von dem Hertzbergischen See/ der Ochsen-Pful genannt. F uͤnff Meile von hier in dem nach Hannover gehoͤrigen Fuͤrsten- thum Grubenhagen lieget gegen dem Obern Vor-Hartz das Schloß und Staͤdtgen Hertzberg/ dabey ein runder See ist/ welchen die Einwohner den Ochsen-Pful nennen. Dieser See ist biß oben an das Ufer stetig voll Wasser/ weilen er einen starcken Zufluß/ hin- gegen gar keinen Ausfluß hat/ dessen ohngeachtet/ laͤufft er doch nicht uͤber/ indem das uͤberfluͤßige Wasser durch gewisse unterirdische Gånge wieder abgefuͤhret wird/ und vermeinen einige/ daß solches auf gedachte Art nach dem Rhumspringe fliesse. Es ist aber dieser Ort ohngefåhr eine Meile von diesem See gelegen/ und hat solchen Nah- men von dem Fluß/ die Rhume genannt/ bekommen/ als welcher da- selbst entspringet/ und bey Catelnburg sich mit dem aus dem Hartz- Gebuͤrge kommenden Oder-Fluß vermischet/ und endlich unter Northeim in die Leine fållet. Ferner hat dieser See an Fischen kei- nen Mangel. Merck-wuͤrdig aber ist es/ daß hart bey demselben ein ziemlich tieffer Erd-Fall angetroffen wird/ der kein Wasser hat: Die Ursach dessen ist vielleicht/ daß sich hierzwischen ein fester Stein- Fels oder ein anderer harter Boden befindet/ so da verhindert/ daß aus der See kein Wasser in den Erd-Fall dringen kan. Sonst giebet es waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. es noch bey Hertzberg einen andern laͤnglichten See/ der auch sehr voll Wasser ist/ und ziemliche Fische hat/ weilen ich aber nichts Sonder- liches davon melden kan/ so habe denselben mit Stillschweigen uͤber- gehen wollen. VII. Von unterschiedenen andern auf dem Hartz vorhandenen Seen und waͤsserigen Erd-Faͤllen. U Ber die vor erzehlte Seen und waͤsserigen Erd-Faͤlle finden sich noch unzehlbar viele andere an dem Hartz; Ob nun schon bey denselben nichts zu berichten vorfaͤllet/ welches vor andern merck- wuͤrdig sey/ so habe dennoch von etlichen derselben gedencken wollen/ um denen unwissenden Curiosis zu zeigen/ woher dieselben entstehen/ zumahl da solches zu der Anmerckung der folgenden Beschreibung des Hunger-Sees sehr vonnoͤthen zu seyn erachte/ damit aber/ so viel muͤglich/ fernere Weitlåufigkeit verhuͤtet werde/ sind dieselben zu- sammen alhier unter einen Titel gebracht worden. Melde derohal- ben/ daß man in der Grafschafft Stollberg allein unterschiedene an- treffe/ nemlich die beyden Seen bey Ufftrungen/ der Enten-See/ unter dem so genannten Todten-Wege/ etliche See-Loͤcher in dem grossen Huͤtten-Teiche bey Rotleberode/ so daselbst das Huͤtten- Werck treibet/ und noch ein ander See-Loch in dem Dorffe Rotle- berode selbsten/ dem die Einwohner einen wunderlichen Nahmen gegeben haben/ indem sie solches auf ihre Sprache Orthien-Buchs Loch/ das ist/ Dorotheen-Bauchs Loch nennen/ welche alle ein flies- sendes Quell-Wasser von sich geben/ da hingegen ein stehendes und stilles Wasser haben der Faule- oder Bernhards See bey dem Ber- ge/ so davon den Nahmen hat/ und der See-Berg genennet wird/ ingleichen der Fach-See/ die Egels-Grube/ die Gruben unter Rot- leberode nach dem Creutz-Stiege/ der Raͤthers-See und andere mehr. Ausser vor gemeldeten im Stolbergischen gelegenen Seen und wåsserigen Erd-Fållen giebet es noch mehr andere/ massen nicht weit von Das II Capitel von den curieus en Seen und von dem unter dem 5 Titel gedachten Kreiß-Loche gegen Abend auf der Hoͤhe fuͤnff tieffe Erd-Fålle vorhanden sind/ welche alle ein tief- fes Wasser/ und keinen Mangel an Fischen/ haben/ die von denen Einwohnern des benachbarten Dorffes Liebenrode daraus geholet werden. Es hat aber ein ieder von diesen Seen seinen besondern Nahmen bekommen/ denn der ersie genennet wird die Reffel-See/ der andere die Milch-See/ der dritte das Elige Grabenthal/ der vierdte die Opfer-See/ und der letzte das Wieder-Tåuffer Loch; weilen in demselben vor Alters drey Wieder-Tåuffer von Ellrich/ deren es etliche zu der Zeit daselbst gegeben/ ersaͤuffet worden. Merck- wuͤrdig ist es von diesem letzten See: daß dessen Wasser weder zu- noch abnimmet/ sondern immerfort in einer Tieffe bleibet. Noch werden dergleichen waͤsserige Erd-Faͤlle im Walckenrieder Gebiete gefunden/ wovon der eine nahe bey dem Closter/ an dem Berge/ darinnen die Zwerg-Loͤcher sind/ lieget/ und/ seiner vormahligen grausamen Tieffe wegen/ die Hoͤlle genennet wird/ zwey andere aber werden nicht weit von Ellrich an dem Berge/ so der Bogenthal heisset/ gefunden/ welche ingesamt Fisch-reich sind/ sonderlich wenn denselben Friede gelassen/ und ihnen nicht gar zu offte zugesprochen wird. Was den Ursprung dieser waͤsserigen Erd-Fålle anbetrifft/ so ruͤhren solche von denen tieffen unterirdischen Wassern her/ denn wenn von denselben die in der Tieffe vorhandene Erde zum Theil ab- geschwemmet/ theils aber nur erweichet wird/ so kan es nicht anders seyn/ als daß von solcher etwas ab- und auf den Grund gedachter Wasser falle/ alsdenn von Jahren zu Jahren die innere Grund- Erde so lange nachschiesset/ biß endlich daraus eine Hoͤle entstehet/ weilen aber auf solche Art der obern Erde ihr Fundamen t oder Grund-Feste benommen worden/ so faͤllet alsdenn dieselbe/ ihrer Schwere wegen/ auf einmahl ploͤtzlich ein/ sonderlich wenn dieselbe von einem starcken Donner-Wetter heftig erschuͤttert/ oder durch einen heftigen Platz-Regen erweichet und schwer gemachet wird. Aus vor besagten ist nun ebenfalls zu schliessen/ woher der Unterschied solcher Erd-Faͤlle entstanden/ und einer von dem andern tieff und weit sey/ sintemahl ein ieder leicht erachten kan/ daß/ ie tieffer und groͤsser waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. groͤsser das Wasser unter der Erden an einem Ort sich befinde/ ie tieffer und groͤsser auch ein Erd-Fall daselbst seyn muͤsse. VIII. Von dem in der Grasschafft Stolberg bey Angsdorff gelegenen Hunger-See/ sonst auch der Baurengrabe und Bau- renstein genannt. J N dem Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Ambt Rosla lieget nach dem Unter-Vor-Hartz zu/ nicht weit von Breitungen/ in der Gegend Angsdorff ein langer und breiter/ aber nicht sehr tieffer Graben/ welcher etliche Aecker in sich haͤlt/ und von denen Einwoh- nern insgemein der Bauren-Grabe genennet wird; Dieser hat ge- gen Mittag etliche aus einem Kalck-Steine bestehende Stein-Klip- pen/ welche mit vielen Ritzen und Loͤchern ausgehoͤlet sind/ dahero auch unterschiedene veranlasset worden/ den Graben von diesem Ort den Bauren-Stein zu heissen. Aus diesem Stein-Felsen quillet durch ein sonderbahres Spiel der Natur gantz unvermuthet in unge- wissen Jahren auch oftmahls in der trocknesten Sommer-Zeit eine solche grosse Menge Wassers/ daß davon nicht allein der gantze Graben nach und nach voll Wasser wird/ sondern auch derselbe end- lich gar uͤbergehet/ und die darunter gegen Breitungen uͤber gelegene Aecker uͤberschwemmet: weilen aber aus der Menge solches Wassers gleichsam ein See wird/ und die Benachbarten vor Alters gewiß davor gehalten haben/ daß es einen zukuͤnftigen Hunger und theuͤre Zeit im gantzen Lande bedeuͤte. Wenn sich dieses Wasser also er- giesse/ so ist demselben der Name Hunger-See gegeben worden/ wel- chen es noch auf diese Stunde behalten/ ohnerachtet die Erfahrung zum oͤfftern bezeuͤget hat/ daß solche Meinung falsch sey/ und nicht allemahl eintreffe. Gleichwie nun dieses See-Gewaͤsser zu keiner gewissen Zeit/ sondern oftmahls nur in sechs/ acht/ weniger oder mehr Jahren ankoͤmmet/ also pfleget auch dasselbe keine gewisse Zeit da- N selbst Das II Capitel von den curieus en Seen und selbst zu veroleiben/ sondern/ nachdem es oͤfters nur etliche Wochen/ zu Zeiten aber uͤber ein Jahr/ auch laͤnger/ welches doch selten geschie- het/ gestanden/ sich wieder durch den Ort/ da es heraus gequollen/ entweder in geschwinder Eile/ oder doch in kurtzer Zeit/ wieder zu ver- lauffen und sich zu verlieren/ worbey dasselbe vor denen ausgehoͤleten Stein-Felsen einen ziemlich starcken Strudel oder Wirbel verursa- chet/ indem solches mit Gewalt durch deren Loͤcher zuruͤck fållet. Her- nach wenn der Bauren Grabe wieder trocken worden/ wird die darin- nen befindliche Laͤnderey von denen Besitzern derselben mit Sommer- Fruͤchten besaͤet/ massen die Winter-Fruͤchte daselbst nicht aufkom- men koͤnnen/ weilen jaͤhrlich im Fruͤh-Jahr viel Schnee- und Regen- Wasser sich der Orten versammlet/ und die Winter-Saat ersaͤuffet oder ersticket. Dieser See koͤmmet etlicher massen mit dem beruͤhm- ten im Herzogthum Crain gelegenen Zircknizer-See uͤberein/ dessen die Acta Anglicana A. 1669 mens. Decembr. p. m. 897 ingleichen die Acta Lipsiensia A. 1689 mens. Novemb. p. 558 gedencken/ und welchen oft hochgedachter Herr Baron Valvasor in seiner Beschrei- bung des Herzogthums Crain Tom. 1 libr. 4 cap. 47 fol. 630 als eine Rarit aͤt und sonderbahres Wunder-Werck der Natur lobet/ und mit vielen Umstånden beschreibet. Der Unterschied aber zwischen diesen Seen bestehet mehrentheils darinnen/ daß der Hunger-See bey seiner Ergiessung keine blinde und nackichte Enten/ und fast gar keine/ oder doch nicht so viele Fische/ als der Circknizer-See/ mit sich bringet/ auch das Wasser nicht so hoch/ als derselbe/ uͤber sich wirffet: dahero man auch dem Circknizer See gerne den Vorzug goͤnnet. Unterdessen ist doch nicht zu leuͤgnen/ daß der Hunger-See nicht auch ein sehr curieus es Werck und merck-wuͤrdiges Wunder der Natur sey; Denn man dergleichen weit und breit nicht viel fin- det. Die Ursach dieses Sees ist mehrentheils das unterirdische Wasser/ dessen es in selbiger Gegend/ wie in diesem und nachfolgen- dem Capitel unter dem Titel von Brunnen und waͤsserigen Erd- Faͤllen zu ersehen/ viel giebet/ wie denn auch der Bauren-Grabe an sich selbst nichts anders als ein grosser/ flacher und trockener/ so wohl von dem unterirdischen/ als auch jaͤhrlich im Fruͤh- Jahr darinnen vor- waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. vorhandenen Schnee- und Regen-Wasser verursachter Erd-Fall/ zu seyn scheinet. Dieses Wasser wird durch verborgene unterirdische Canaͤle und Wasser-Gånge zu- und abgefuͤhret/ ob man schon nicht eigentlich weiß/ wo solches herkoͤmmet. Da nun die wahre Beschaf- fenheit derer Oerter/ worinnen gedachte Oerter sich befinden/ nicht bekannt ist/ so kan man auch nicht gewiß sagen/ auf was Art dessen wunderlicher Zu- und Abfluß geschiehet. Soll aber alhier das Muth- massen so viel als Beweisen gelten/ so will ich denen Curiosis meine Meinung offenbahren/ vermelde also/ wie ich suppon ire und davor halte/ daß zum wenigsten zwey Wasser-Pfuͤle oder Seen in der Ge- gend des Hunger-Sees vorhanden seyn muͤssen/ davon der eine nicht ferne von dem Bauren-Stein unter der Erde in einer Kalck-steinich- ten Hoͤle sey/ die entweder in oder uͤber ihren Boden einen Ausfluß oder Loͤcher habe/ und mit dem Grunde des Baurengrabens in einer Linie oder Gleiche liege; der andere aber weiter davon an einem Orte unter oder uͤber der Erde/ und zwar hoͤher als der vorige sich befinde: Jst nun diese Hypothesis oder beliebte Grund-Regel richtig/ so kan es auch nicht anders seyn/ als daß das Wasser aus der obern See in die untere falle/ und daselbst durch die Loͤcher/ deren die kalckichte Stein-Felsen bewuster massen gemeiniglich haben/ wieder aus- und an einen andern Ort unter die Erde fliesse/ so lange nun solches ohn- verhindert geschiehet/ darff man nicht dencken/ daß der Bauren- Grabe von solchem Wasser angefuͤllet werde: weilen aber dasselbe fast zu iederzeit einen Schlamm bey sich fuͤhret/ welcher so wohl aus der obern See herruͤhret/ als auch von denen Wasser-Gaͤngen abge- spuͤlet wird/ so muͤssen davon die Loͤcher in der untern Hoͤle nach und nach verstopfet/ und die Hoͤle voll Wasser werden/ welches endlich/ wegen des aus der obern See continu irlich nachfallenden Wassers/ mit Gewalt durch den Bauren Stein in den Bauren-Graben drin- get/ und also den gemeldeten Hunger-See verursachet. Wenn denn solche Loͤcher nicht allein mit einem zaͤhen und leimichten Schlamm/ sondern auch mit einigen von der Hoͤle herab gefallenen Steinen sich sehr feste verstopfet haben/ ist die Eroͤffnung dererselben so bald nicht zu hoffen/ muß dieserwegen der Hunger-See långer/ als sonst geschie- N 2 het/ Das II Capitel von den curieus en Seen und het/ stehen bleiben/ da hingegen/ wenn die Verstopfung solcher Loͤ- cher nicht gar zu groß/ und nur mit einem leichten sandichten Schlam̃ geschehen ist/ sich das Wasser daselbst nicht so lange aufhaͤlt/ sondern/ seiner Schwere wegen/ den versperreten Paß bald wieder eroͤffnet/ und durch denselben aus dem Bauren-Graben wieder abgehet/ und zuruͤck faͤllet. Hieraus erhellet auch/ woher es komme/ daß der Hunger-See offtmahls viele Jahre ausbleibe/ massen solches ge- schiehet/ wenn es nicht viele nasse Jahre mit starcken Schlag-Regen giebet/ als welche sonst den Schlamm und Zulauff des Wassers ver- mehren/ und also verursachen/ daß der niedrige und gewoͤhnliche Aus- fluß der untern See desto eher versetzet und verstopfet werde. Jn- gleichen kan man auch daraus ersehen/ warum dieser See zu keiner gewissen Zeit im Jahre/ sondern oftmahls mitten im Sommer/ wenn grosse Duͤrre vorhanden/ ankomme/ denn die vor gedachte Verstopfung des Ausflusses nicht zu gewisser/ sondern ungewisser/ Zeit geschiehet/ wornach sich der See richten/ und wenn solche ge- schiehet/ es mag nun seyn zu welcher Zeit es wolle/ ergiessen muß. Dieses sind nun meine wenige und unmasgebliche Gedancken und Anmerckungen uͤber den Hunger-See: Solte aber ein anderer etwas bessers aus denen Fundamentis Hydrotechnicis derer Herren Ma- thematicorum auf die Bahn bringen/ will ich gerne von meinen Gedancken abstehen/ und demselben Glauben beymessen. Es moͤchte aber mancher sich verwundern/ daß/ weilen im Vorhergehenden ge- dacht worden/ wie der Hunger-See etlicher massen mit dem Zirck- nizer-See uͤberein komme/ ich doch dessen ohngeacht des Hoch-ge- dachten Herrn Baron Valvasor s Meinung von dem Ursprung die- ser See nicht behalten haͤtte: da er doch ex Principiis Hydraulicis genugsam dargethan habe/ daß dessen Zu- und Abfluß/ vermoͤge vieler wie zuruͤck gebogene Heber gestalte/ verborgene/ unterirdische Canåle geschehe/ als wodurch das aus etlichen unterirdischen Seen zusammen lauffende Wasser in den Zircknizer-See einfalle/ und wieder heraus fliesse/ wenn die Heber dasselbe wieder an sich zoͤgen; ich antworte aber hierauf/ daß/ ob schon solche Meinung nach denen Principiis Heronis und Portæ sehr gelehrt sey/ und mit der Beschaf- fenheit waͤsserigen Erd-Faͤllen an und auf dem Hartz. fenheit des Zirchnizer-Sees wohl uͤberein komme/ doch dieselbe sich auf den Hunger-See nicht schicke/ weilen derselbe/ seiner verborgenen Wasser-Gaͤnge halber/ von besagtem See unterschieden ist/ und die- serwegen bey seiner Ergiessung das Wasser vor dem Einfluß nicht hoch uͤber sich wirffet: da hingegen in dem Circknizer-See das Was- ser aus denen Canaͤlen drey biß vier Klaffter hoch/ als eine Wasser-Kunst/ uͤber sich spritzet. Das III Capitel von denen Curieus en Brunnen/ Quellen und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz/ und zwar I. Von einem bey Questenberg gelegenen Brunnen. N Jcht gar weit uͤber dem/ im ersten Capitel gedachten/ Dorffe Questenberg lieget ein Brunn/ welcher/ seiner starcken Quel- len wegen/ viel Wasser von sich giebet/ und derohalben gleich vor seinem Ausfluß ein solches ziemliches Teichlein machet/ daß zur Noht eine Muͤhle treiben koͤnte. Nun solte man bey solcher Be- schaffenheit wohl vermeinen/ daß daraus ein starcker Fluß entsprin- gen moͤchte; Allein es lauffet derselbe von dannen stracks unter einen hohen Felsen/ und verliehret sich daselbsten mit einem ziemlichen Gerausche/ daß man also eigentlich nicht wissen kan/ wo er hinkom- me/ ob schon etliche Leuͤthe des Orts vor eine gewisse Wahrheit be- N 3 richten Das III Cap. von den curieus en Brunen/ Quellen richten wollen/ daß solcher Brunnen in die Ascherslebische See/ welche acht Meilen davon gelegen/ wieder heraus fliesse. II. Von einem im Fuͤrstenthum Halberstadt bey Gruͤnigen vorhandenen Brunnen. E S ist in dem benachbarten Fuͤrstenthum Halberstadt nicht ferne von Gruͤningen im ebenen Felde ein sehr tieffes von der Natur in einen Steinfelsen gemachtes Loch anzutreffen/ welches wie ein mit Fleiß durch einen Maurer verfertigter Brunn aussiehet. Wenn nun die Curiosi einen Stein in dasselbe werffen/ so hoͤren sie denselben uͤber eine Weile in das Wasser mit einem Gethoͤne fallen/ und koͤnnen eigentlich vernehmen/ wie das Wasser unten in dem Brunnen stetig wie einstarck fliessender Strom rausche. III. Von dem oben auf dem Blocks-Berge befindlichen Brunnen. O Ben auf dem Blocks-Berge lieget eine Brunn-Quell/ welche ein helles und wohl-schmeckendes Wasser hat. Nun moͤchte te mancher Curiosus, dem der Ursprung solcher auf der Hoͤhe gele- genen Brunnen unbekannt/ sich hieruͤber verwundern/ und fragen/ woher es komme: daß man auf einem so hohen Berge einen solchen Brunnen antreffe? welchem ich aber hierauf kuͤrtzlich antworte: daß/ wie insgemein die Autores sich um die Ursachen derer auf der Ebene liegenden Brunnen nicht gaͤntzlichen vertragen koͤnnen/ also auch dieselben von dergleichen Berg-Brunnen unterschiedene Mei- nungen haben; denn etliche wollen: daß sie aus Regen- und Schnee- Wasser entstehen. Andere wollen: daß dieselben von dem Meer- Wasser herkommen/ weilen nach dem Ausspruch des Syrachs cap. 41 vers. 11 alle Fluͤsse/ und folglich auch die Brunnen aus dem Meer und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. Meer kåmen/ und wieder in dasselbe floͤssen. Nachdem aber die Berge hoͤher als das Meer sind/ und so wohl denen Herren Mathe- maticis aus denen Fundamentis Hydrotechnicis, als auch dem ge- meinen Mann/ aus der Erfahrung bekannt ist: daß das Wasser seine Wasser-Wage halte/ und natuͤrlicher Weise nicht hoͤher fliesse/ als der Ort ist/ da es entspringet. So sind die Patroni dieser Meinung auf unterschiedene Gedancken gerathen/ und streiten mit einander/ auf was Art solches Wasser auf die hohen Berge gelange. Ein Theil meinet/ daß dieses per Suctum geschehe: indem die Erde derer Berge solches Wasser in sich sauge/ gleich wie ein Stuͤcke Brodt oder ein Schwamm das Wasser und andere Feuͤchtigkeiten an sich ziehe/ wenn man solche Sachen hinein werffe. Es oppon iren aber einige hierwieder: daß solches in der Vernunft nicht Statt finden koͤnne/ und das Exempel mit dem Brodt und Schwamme hierzu nicht diene: massen das Saugen eine empfindliche Bewegung eines saugenden Coͤrpers præsuppon ire oder erfodere/ und die Erde davon wie ein nasser Schwamm aufschwellen muͤste/ welches ja nicht ge- schehe. Uber das/ wenn schon die Erde das Wasser an sich zoͤge/ wuͤr- de doch dasselbe nicht daraus lauffen/ wie man ebenfalls an einem aufgeschwollenen Schwamm wahrnehmen koͤnne/ als welcher keine Feuͤchtigkeit von sich gebe/ es sey denn/ daß man denselben ausdrucke. Andere wollen: daß das Wasser aus dem Meer mediante Trans- missione auf die Berge gebracht werde/ und wie das Gebluͤthe von einem Menschen oder Thiere/ durch gewisse Meatus hinauf steige/ welcher Meinung sonderlich Plinius libr. 2 cap. 65 ist. Sie bilden sich aber ein/ wie das auf dem Grunde des Meeres vorhandene Wasser von der grausamen Last des daruͤber stehenden Gewåssers gedrucket/ und durch gewisse verborgene Canåle/ biß zu oberst eines Berges/ getrieben werde/ welche Meinung doch wieder von etlichen nicht zugegeben wird/ vermeinende: daß/ ob schon das unterste Meer- Wasser auf vor besagte Art in einige unter der Erden vorhandene Hoͤlen getrieben wuͤrde/ und von dar/ wegen gewaltigen Nachdrucks des obern Wassers/ durch etliche Gaͤnge in die Hoͤhe steige/ so schiene es doch nicht glaublich zu seyn/ daß solches dadurch auf hohe Berge koͤnne Das III Cap. von den curieus en Brunnen/Quellen koͤnne gebracht werden: denn dasselbe/ wenn es die obere Flaͤche des Meeres erreichet habe/ entweder daselbst stehen bleibe/ oder wieder zuruͤck falle; weil die Gewalt des Nachdruckes alsdenn auf hoͤre/ und sich nicht weiter erstrecke. Zu dem/ wenn das Meer-Wasser durch offene Canaͤle gefuͤhret wuͤrde/ muͤste das Wasser in solchen Brun- nen nicht suͤsse/ sondern/ wie das Meer-Wasser/ salzig seyn. Die- serwegen halten die meisten davor: wie es der Wahrheit eher gleich zu seyn scheine/ daß der Ursprung derer Berg-Brunnen von denen waͤsserigen Duͤnsten des/ seiner Schwere und Fluͤßigkeit wegen/ in die untersten Hoͤlen derer Berge gebrachten Meer- und andern Was- sers herruͤhre/ indem der meiste Theil von demselben durch die Waͤr- me der Erde und Sonnen-Hitze daselbst in Duͤnste verwandelt wuͤr- de/ und von dar zu den Gipfeln der Berge aufsteige/ alwo selbige end- lich wieder von der daselbst befindlichen kalten Erde zu Wasser wuͤr- den/ welches wegen der heftigen Enge derer Gaͤnge/ dadurch solches aufgestiegen/ nicht wieder zuruͤck in die vorgemeldete Hoͤlen fallen koͤnne/ zumahl da es oben in der Hoͤhe andere weite Wege finde/ durch welche solches seiner Art nach unter sich fliesse/ und also einen Brunnen verursache; wie man denn auch hievon ein Exempel in de- nen Chymischen Destillation en haͤtte/ alwo vermittels des Feuͤers viele Duͤnste aus denen wåsserigen Corporibus oben in den etwas kuͤhlen Helm stiegen/ und daselbst zu Wasser-Tropfen wuͤrden/ wel- che nachgehends håuffig durch den Schnabel des Helms in den Re- cipient en oder Vorlage fielen/ welcher Meinung Anton le grand in seiner Historiâ Naturæ Part. 4 Articul 4 pag. 172 und in seiner Institutione Philosophiæ Part. 6 Articul. 7 p. 577. Jngleichen der Autor Philosophiæ Veteris \& Novæ Burgundiacæ Part. 2 cap. 3 pag. 420 beypflichtet/ bey denen auch ein mehrers hievon kan gele- sen werden. Ob nun schon die letzt gedachte curieus e Meinung ziemlicher massen auf den Brunnen des Blocks-Berges applic iret werden koͤnte/ so glaube ich doch eher/ daß die fuͤrnehmste Ursach dieses Brunnens das Schnee- und Regen-Wasser sey/ weilen auf diesem Berge nicht allein die meiste Jahres-Zeit uͤber ein sehr dicker Schnee lieget/ sondern auch ausser dem mehrentheils es darauf regnet/ und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. regnet/ wovon es denn wohl nicht anders seyn kan/ als daß die auf dem Gipfel des Berges unter der Erden vorhandene Loͤcher/ Hoͤlen und andere Behåltnisse voll Wasser werden/ und sich davon nach und nach wieder entledigen. Sonst ist bey diesem Brunnen ein gros- ser Stein vorhanden/ an welchem vor Zeiten eine Kelle oder grosser Loͤffel mit einer eisern Kette gehangen hat/ auf daß man desto beque- mer daraus aus Curiosit aͤt hat trincken koͤnnen/ wiewohl das Was- ser darinnen auch mitten in denen Hundes-Tagen oftmahls so kalt ist/ daß es kaum in den Mund kan genommen geschweige getruncken werden. IV. Von dem Kinder-Brunnen und Ram- mels-Berge. N Ahe bey der Kåyserlichen Freyen und des Heiligen Roͤmischen Reichs Stadt Goslar lieget an dem Ober-Hartz/ der/ seiner Berg-Wercke wegen/ weit und breit bekannte Rammels-Berg/ welcher auf der Seiten gegen den Hertzberg/ wo derselbe am hoͤhesten und stickelsten ist/ einen schoͤnen klaren Brunnen hat/ der eines Armes dicke quillet/ und von denen Einwohnern der Stadt Goslar und andern Benachbarten der Kinder-Brunn genennet wird/ wie denn auch ein Gewoͤlbe daruͤber geschlossen ist/ uͤber dessen Thuͤr zwey in Stein gehauene Kinder zu sehen sind. Von diesem Brunnen ge- dencket Herr Georg Engelhard von Loͤhn Eysen/ weiland Hoch- Fuͤrstlicher Braunschweigischer geheimter Berg-Raht und Stall- Meister zu Wolffenbuͤttel/ im 5ten Theil seines Berichts von Berg- Wercken fol. 78: daß niemand wisse/ wovon der Brunn also ge- nennet werde; hingegen meldet Herr Schreiber/ in dem Historischen Bericht von Aufkunft und Anfang derer Hoch-Fuͤrstlichen Braun- schweigischen Luͤneburgischen Berg-Wercke an und auf dem Hartz cap. 5 pag. 38, daß Anno 1016 ein Kåyserlicher Hof-Diener/ wel- cher des ersten Erfinders derer Rammelsbergischen Brudern Sohn gewesen/ und Guͤnther Carl geheissen haben soll/ der Rammelsberg O von Das III Cap. von den curieus en Brunnen/ Quellen von Kaͤyser Heinrich dem Andern ausgebethen habe/ da es sich denn zugetragen: daß einesmahls dessen hoch-schwangere Frau Belie- bung gehabt/ den Berg zu besehen/ und sey dieserwegen mit ihrem Herrn/ Lusts halber/ dahin spatzieren gegangen: Als sie nun im Ruͤck-Wege unter andern an den Berg und bey dem Brunnen an- gelanget/ wåren ihr daselbst die Gebuhrts-Schmertzen ploͤtzlich an- kommen/ und haͤtte zwey junge Soͤhne zur Welt gebohren/ von wel- chen Kindern der Brunn noch heutiges Tages den Nahmen habe/ daß er der Kinder-Brunn genennet werde/ welcher auch hernach/ auf Befehl Kåyser Conrads/ des Andern dieses Nahmens/ durch Roͤhren in den damahligen Kåyserlichen Pallast zu Goslar gefuͤhret worden. Sonst thut dieser Brunn nunmehro/ da der vor gedachte Pallast nicht mehr im Stande ist/ gute Dienste/ denn sie sich von diesem Brunnen ihres Roͤhr-Wassers zum Theil erholen muͤssen. V. Von dem so genannten Elisabethen-Brun- nen in Rordhausen. E S scheinet zwar ein Brunn an dem Orte/ wo es derselben uͤber- fluͤßig giebet/ manchem Menschen eine geringe Sache zu seyn/ wie denn die meisten Wunder-Wercke GOttes/ ihrer Vielheit we- gen/ verachtet werden; Allein/ was ein reiner/ frischer und gesun- der Brunn vor eine Edle Gabe des Hoͤchsten sey/ erkennen diejenigen insonderheit/ so in dergleichen Laͤndern wohnen/ oder dahin gereiset sind/ da es dergleichen Brunnen nicht hat; derohalben mich niemand verdencken wird/ wenn ich von dem alhier befindlichen Crystall-hel- len wohl-schmeckenden und gesunden Elisabethen-Brunnen etwas melde. Es ist aber derselbe in der Vor-Stadt nahe bey der Kirche des Hospitals S. Elisabeth gelegen/ davon solcher auch seinen Nah- men bekommen hat. Der Ursprung oder Quell desselben befindet sich ebenfalls nicht weit von der vor besagten Kirche/ indem solcher kurtz uͤber dieselbe an dem so genannten Stad-Graben lieget/ und mit und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. mit einem Håuslein verbauet ist/ damit kein Unflat hinein fallen koͤnne. Von diesem Ort wird der Brunn mit metallinen Roͤhren unter der Erde durch die Kirche biß zu einem steinern in die Erde ge- grabenen Brunn-Kasten geleitet; damit aber derselbe mit keinem Re- gen-Wasser vermischet/ und sonst auf einige Art und Weise verun- reiniget werde/ so ist nicht allein der Kasten mit Bretern zugedecket/ sondern auch uͤber denselben ein runder Schwib-Bogen gewoͤlbet worden. Dieser Brunn wird nicht unbillich vor den allerbesten hie- siges Orts gehalten/ wie denn auch solches etliche alhier wohnhafte Personen/ welche nichts anders als Wasser trincken/ bekraͤftigen/ und sagen: daß sie es eigentlich schmecken koͤnten/ wenn ihr Gesinde oftmahls aus Faulheit das Wasser nicht aus diesem/ sondern aus einem andern nahe gelegenen/ Brunnen geholet haͤtten. Dieser- wegen wird ebenfalls kein ander Brunnen-Wasser/ als dieses/ zum Auf-Fuͤllen derer in hiesiger Stadt zu Zeiten sehr haͤuffig vorhande- nen Lager-Biere gebrauchet/ massen es solche nicht allein vor an- dern erfrischet/ sondern auch verursachet/ daß die Hefen desto eher sich niederschlagen/ und dadurch reiner und heller werde. Denen armen Leuͤthen/ sonderlich im vor gedachten Hospital/ koͤmmet dieser Brun- nen wohl zu statten/ und ist eine merck-wuͤrdige Guͤtigkeit GOttes/ daß/ ohnerachtet von diesem Brunnen tåglich sehr viel Wasser ver- brauchet wird/ doch daran kein Mangel verspuͤret werde/ sondern derselbe ein so haͤuffiges Wasser durch das gantze Jahr gebe/ daß es auch uͤberlauffe/ und ein kleines Baͤchlein mache/ welches in dem darunter gelegenen so genannten Muͤhl-Graben fliesset. Sonst muß ich noch von diesem Brunnen gedeneken/ daß damit ein gewisser Mann alhier eine wunderliche Augen-Cur an sich selbst verrichtet ha- be; denn wie derselbe/ Alters wegen/ bloͤde Augen bekommen/ und sich derer Brillen bedienen muͤssen/ traͤget es sich einesmahls zu/ daß in langer Zeit nicht so viel Geld einkoͤmmet/ als er zum Bier und Branntwein/ welches beydes von ihm sehr geliebet worden/ vonnoͤ- then gehabt/ dahero ihn die Noht gezwungen/ diesen Brunnen einig und allein zu trincken/ worauff dessen Augen-Beschwerung also nachgelassen/ daß er endlich ohne Brille wieder lesen koͤnnen. Da O 2 siehet Das III Cap. von den curieus en Brunnen/ Quellen siehet man/ was die Diæt bey einem solchen Malo vermag/ und wie kraͤfftig das blosse suͤsse Wasser sey/ die sauren/ scharffen/ dicken und die Augen verdunckelnden Feůchtigkeiten zu versuͤssen. VI. Von denen unter Auleben gelegenen Saltz-Brunnen. J N der benachbarten/ nach Rudolstadt gehoͤrigen/ Grafschafft Schwartzburg findet man uͤber dem Dorff Auleben etliche Saltz-Qellen/ so aber nicht reich von Saltz sind/ und also die Un- kosten nicht abwerffen/ wenn man solche in Pfannen unter Saltz- Huͤtten oder Koͤthen sieden will/ ehe und bevor dieselben von dem wilden Wasser durch ein Leck-Werck befreyet werden. Es ist aber ein Leck-Werck ein langes mit Ziegeln/ Schindeln/ Stroh oder an- derer Materie gedecktes und unten offenes Gebaͤude/ welches bey sechzehen Werck-Schuh weit/ und ohngefaͤhr vier Ellen hoch von der Erde ist. Mitten durch dasselbe gehet von oben biß unten aus ein langer von Brettern gemachter Kasten/ welchen man voll Soͤhle lauffen laͤsset/ uͤber demselben henget aber vieles an einander gebun- denes langes Schuͤtten-Stroh/ daran die arme Saltz-Soͤhle/ wenn die Sonne scheinet/ von beyden Seiten gegossen wird/ so verzehret sich das dabey befindliche uͤbrige wilde oder suͤsse Wasser/ und dieses ie leichter und eher/ ie heisser die Sonne scheinet/ und ein trocken luf- tiges Wetter vorhanden ist. Wenn nun die Soͤhle etliche Tage an das Stroh gegossen/ und also dicker und reicher im Kasten worden/ so wird dieselbe in die Saltz-Pfanne gebracht/ und alsdenn mit we- nigern Holtz/ als andere sonst reiche Soͤhle/ gesotten. Auf diese Art sind vormahls solche Saltz-Quellen zu Gute gemachet worden/ nachgehends aber sind dieselben biß hieher liegen geblieben/ vielleicht deswegen/ weilen solche in der Qualit aͤt abgenommen/ und die Muͤhe und Arbeit nicht wohl verlohnet haben/ derowegen anietzo bey denenselben nichts Sonderliches mehr zu sehen ist/ ausserhalb dessen/ daß und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. daß daselbst einige Kråuter angetroffen werden/ die sonst an dem Meer und andern salzigen Oertern wachsen. VII. Von dem Saltz-Brunnen zu Francken- hausen. W Eilen ich vorhero eines Saltz-Brunnens gedacht habe/ der/ wegen derer dabey wachsenden Meer-Kråuter/ merck-wuͤrdig ist/ so kan nicht unterlassen/ dem curieus en Leser von einem andern Nachricht zu geben/ welcher/ seiner kuͤnstlichen Arbeit wegen/ verdie- net/ gesehen zu werden. Es ist aber derselbe ebenfalls in der vor ge- dachten Rudolstaͤdtischen Grafschafft Schwartzburg gelegen/ und wird in der/ wegen des Saltz-Siedens/ weit und breit bekannten Stadt Franckenhausen/ nicht weit von denen Saltz-Koͤthen/ ange- troffen/ welches sicherlich ein Werck ist/ das den Meister lobet/ mas- sen dessen vielfaͤltige kuͤnstliche Råder und andere Sachen solches ge- nugsam bezeuͤgen/ und einem Curioso nicht gereuͤen machen/ daß er sich die Muͤhe genommen habe/ dieses Kunst-Stuͤcke in Augenschein zu nehmen. VIII. Von unterschiedenen tieffen an und auf dem Hartz vorhandenen Ziehe-Brunnen. N Echst denen vor gemeldeten Brunnen sind auch etliche an und auf dem Hartz gelegene Zieh-Brunnen/ ihrer grausamen Tief- fe/ grosser angewendeter Muͤhe und Unkosten wegen/ sehr verwun- derlich/ und koͤnte ich davon eine ziemliche Anzahl anfuͤhren/ wenn dieselben nicht zum Theil nunmehro verfallen waͤren/ und ich solches nicht/ um Weitlåufftigkeit zu verhuͤten/ unterlassen muͤste. Dero- wegen ich nur diejenigen/ welche sich noch in gutem Stande befinden/ und darunter vor die Merckwuͤrdigsten gehalten werden/ erzehlen O 3 will. Das III Cap. von den curieus en Brunnen/ Quellen will. Es sind aber dieselben erstlich der Brunn auf der Festung Schwarzfels/ ferner derjenige/ welcher auf der Festung Reinstein/ im Fuͤrstenthum Halberstadt sich befindet/ welche zwey Brunnen die an- dern alle uͤbertreffen/ ob schon sonst dieselben auch sehr tieff sind. IX. Von denen curieus en Fontain en oder Spring-Brunnen des Gartens zu Hessem. E Jn sehr schoͤner/ kuͤnstlicher und aus lauter gutem Metall ver- fertigter Spring-Brunn befindet sich in dem gegen den Ober- Vor-Hartz gelegenen Hoch-Fuͤrstlichen Braunschweigischen Wolf- fenbuͤttelischen Garten zu Hessem/ und ist vormahls dem Durch- lauchtigsten Fuͤrsten und Herrn/ Herrn Julio, Postul irten Bischoff zu Halberstadt und Herzogen zu Braunschweig und Luͤneburg/ Hoch-loͤblichster Gedaͤchtniß/ von einigen Augspurgischen Kauff- Leuͤthen zu Kauffe gebracht worden. Als nun derselbe Jhro Hoch- Fuͤrstlichen Durchlauchtigkeit/ seiner treflichen Arbeit wegen/ gefal- len/ haben Sie solchen um acht tausend gute Guͤlden gekauffet/ und denselben Dero Gemahlin/ Frauen Elisabeth/ Gebohrnen aus dem Koͤniglichen Stamm Dennemarck/ zum Neuͤen Jahr geschencket. welche diesen Brunn in den vor gedachten/ damahls neuͤ angelegten/ Lust-Garten hat setzen lassen. Es stehet aber derselbe in dem so ge- nannten Brunnen-Quartier auf einem/ von schoͤnen Guater-Stei- nen aufgefuͤhrten Mauer-Werck/ worunter ein feines Gewoͤlbe ist; Oben sind zwey Umgånge um den Brunnen/ welche mit kuͤnstlich- gemachten eisernen Gitter-Wercken umgeben und mit zweyen der- gleichen Thuͤren verschlossen sind. Auf dem Unter-Gange liegen viele bleyerne Roͤhren und Meßings-Pfeifflein also verborgen/ daß man dieselben nicht sehen kan/ wodurch einer/ der auf diesen Gang steiget/ Pfuͤtzen-naß kan gemacht werden/ da hingegen ein anderer auf dem obern Gange im Trocknen stehet/ und dieses Lust-Spiel lachend und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. lachend ansiehet. Weiter ist der Brunn an sich selbst folgender massen beschaffen/ und faͤnget sich unten bey dem Fuß also an: Es stehen drey ziemlich grosse so genannte Vogel-Greiffe/ worauf das unterste Becken ruhet/ darzwischen stehen etliche Loͤwen/ auch von de- nen grossen See-Krabben und Meer-Krebsen; unten im Becken sind Muscheln/ Froͤsche/ Plateise oder Halb-Fische die man hier zu Lande Schollen nennet/ und andere in der See befindliche Sachen zu sehen/ welchen alles natuͤrlich und nach dem Leben gar kuͤnstlich verfertiget ist. Hernach gehet ůber diesem Becken wie eine Stein- Klippe oder Felsen in der Mitte des Brunnens herum/ worzwischen Froͤsche/ Kroͤten/ Eydexen/ Schlangen/ ingleichen allerhand Voͤ- gel und Thiere/ so sich in denen Felsen aufzuhalten pflegen/ sehr artig und fleißig gemachet sind. Auf diesem Stein-Felsen sind ferner sechs grosse Auer-Ochsen/ worauf denn das andere Becken stehet/ zwischen denselben sitzen drey-koͤpfichte Drachen/ die mit denen Ochsen das Wasser aus denen Koͤpfen geben. Jn diesem andern Becken ist auch dasjenige zu befinden/ was in dem Vorhergehenden gemeldet worden/ und siehet darinnen alles aus/ als ob es lebete im Wasser/ uͤber diesem Becken gehet auch ebenfalls wieder eine Stein- Klippe herum/ auf welchem eine Gemsen-Jagd mit Gemsen/ Hun- den und Jaͤgern zu sehen ist. Jngleichen sind noch mehr Thiere/ so auf dieser Klippe stehen/ denen das Wasser aus denen Maͤulern und Fuͤssen springet/ nemlich proportion irte Pferde/ welche auf denen Hinter-Fuͤssen stehen/ und scheinen/ als wolten sie herunter sprin- gen. Ferner Pelicane, welchem das Wasser aus der Brust sprin- get/ darneben Affen/ die auf der Sack-Pfeiffe spielen/ und Wasser aus denen Pfeiffen geben/ wie auch Elephanten/ Einhoͤrner und der- gleichen mehr/ die alle artiger Weise Wasser geben. Endlich stehet zu alleroberst ein wohl gebildeter Hirsch/ als ein zum Hoch-Fuͤrstli- chen Braunschweigischen Luͤneburgischen Wapen gehoͤriges Stuͤck/ dem ebenfalls das Wasser aus dem Maule/ denen Vorder-Fuͤssen und Hoͤrnern gantz zierlich springet/ welches Kunst-Stuͤck wohl zu sehen/ und von Johann Royern/ vormahls Hoch-Fuͤrstlichen Braunschweigischen Luͤneburgischen bestalten Gårtner/ in der Be- schrei- Das III Cap. von den curieus en Brunnen/ Quellen schreibung des Garten zu Hessem c. 1 p. 2 in einem Kupfer-Stuͤck vorgestellet ist. Nicht gar weit von diesem Brunnen trifft man auch zwischen dem so genannten Wapen- und Rauten-Quartier/ welches bey dem Schloß-Graben hergehet/ auch eine feine Wasser-Kunst an/ so der Dian en Badt nach der Historie/ oder vielmehr Fabel/ des Ovidii artig vorgestellet/ denn erstlich daselbst ein ziemliches mit Qua- ter-Steinen inwendig glatt-auswendig aber wie eine Stein-Klippe gemauretes Gewoͤlbe vorhanden ist/ dessen Boden mit gutem Zinn beleget worden/ hierinnen nun sitzet die Diana mit ihren Jungfrauen gantz nackend/ und stehet in demselben ein verguͤldetes Knaben-Bild/ welches einen Delphin unter seinem Fusse hat/ dem das Wasser aus dem Munde in dieses Bad laͤuffet: Nechst dabey haͤlt der Jaͤger Actæon mit seinen Hunden bey einem Baume/ in der Hand einen Jaͤger-Spieß auf dem Kopf aber Hirsch-Hoͤrner oder Geweyhe habende/ welche derselbe/ wie fabul iret wird/ aus Verfluchung der Dianæ, zum Trinck-Gelde soll bekommen haben/ als er die badende Gesellschafft aus Vorwitz beschauet gehabt. Vor gemeldete Bil- der aber sind alle aus Steinen in natuͤrlicher Groͤsse gantz kuͤnstlich gehauen/ und mit lebendigen Oel-Farben zierlich vermahlet. Der Platz/ darinnen dieses Bad stehet/ ist 24 Werck-Schuh ins Ge- vierdte/ und mit einem Gitter-Werck umgeben/ auch mit dreyen Thuͤren verschlossen. An den vier Ecken desselben befinden sich feine ausgearbeitete Pfosten mit Menschen Bildern/ welche einen Delphin unter dem Fuß haben/ aus welchem Wasser lauffet/ und bey einer ieden Thuͤr stehet auch zu beyden Seiten ein schoͤn geschnitz- ter Pfoste mit Delphin en/ die ebenfalls aus ihrem Munde Wasser geben. Jnwendig ist dieser Platz mit feinen kleinen Steinen aus- gesetzet/ darunter viele verborgene bleyerne Roͤhren und Meßings- Pfeiflein liegen/ welche zu einer Kurtzweil dienen/ denn/ so iemand hinein koͤmmet/ diese schoͤne Bilder zu besehen/ und man den Hahn umdrehet/ springet das Wasser unten aus der Erden anderthalb Mannes hoch/ und aus allen Ecken hervor/ daß derselbe davon gantz naß wird/ welches lustig anzusehen ist. Ferner stehet in diesem Garten mitten vor dem darinnen befindlichen Lust-Hause noch eine andere und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. andere artige Fontain e mit einem schoͤnen wohl gemachten Bilde/ welches die keuͤsche Lucretia mit einem in der Hand habenden Dolch ist/ woraus ebenfalls das Wasser in die Hoͤhe springet. X. Von einem kuͤnstlichen Spring-Brunnen in dem Hoch-Fuͤrstlichen Schwartzburgi- schen Garten zu Sondershausen. J N dem benachbarten Hoch-Fuͤrstlichen Schwartzburgischen schoͤnen Schloß- und Lust-Garten zu Sondershausen/ wo- von ich in dem Nachfolgenden etwas gedencken werde/ befindet sich auch ein kuͤnstlicher Spring-Brunnen/ welcher nicht allein im Som- mer zum Begiessen derer/ von denen Sonnen-Strahlen abgemat- teten/ Garten-Gewaͤchsen dienet/ sondern auch eine unvergleichliche Zierde des Gartens/ und dieserwegen sonderlich merck-wuͤrdig ist. Es lieget aber derselbe fast mitten in dem Garten zwischen denen Quartieren desselben/ und vergnuͤget/ so wohl mit seinem hellen sprin- genden Wasser die Augen eines curieus en Anschauers/ als auch des- sen Ohren mit seinem angenehmen Geraͤusche. Das Wasser des- selben wird mit grosser Muͤhe und Unkosten geleitet; massen dessen Ursprung von demselben 2000 Schritt weit an einem/ gegen den Garten uͤber liegenden/ Berge vorhanden ist/ von dar solches durch sehr viele Roͤhren gefuͤhret werden muß/ ehe es an Ort und Stelle koͤmmet. Ob nun schon der Boden des Gartens auch an keinem niedrigen/ sondern ziemlich erhabenen/ Orte gelegen ist/ so wirffet doch diese Fontain e oder Spring-Brunnen das Wasser durch den engen Aufsatz 24 Schuh hoch uͤber sich/ und faͤllet/ an Statt eines Spring-Brunnen Beckens oder Kastens/ in ein ziemlich weites und Mannes-tieffes rundes Behaͤltniß oder Teichlein/ welches von ausgearbeiteten Steinen ausgemauret/ und dessen Boden mit brei- ten steinernen Blatten beleget ist. P XI. Von Das III Cap. von den curieus en Brunnen/ Quellen XI. Von denen Stangen-Kuͤnsten derer Har- zischen Berck-Wercke V Or Alters sind die Wasser aus denen Wasser-noͤthigen Ze- chen/ davon unter dem 8 Capitel soll gedacht werden/ mit Pumpen/ Bulgen-Kuͤnsten und andern alten Berg- Instrument en durch Menschen gebracht worden/ wobey die Arbeiter/ wie das Vieh/ ziehen/ und sich abmergeln muͤssen. Dieser Marter hat man nun mit denen nachgehends erfundenen Stangen- oder Feld-Kuͤnsten abgeholffen. Es haben aber dieselben ein Rad/ welches unter einem Gebaͤu/ die Rad-Stube genannt/ hånget/ und oftmahls bey tausend Lachter weit/ wenn kein treibendes Wasser in der Naͤhe vorhanden/ von der Zeche entfernet ist. Dieses Rad hat an dem einen Ende seiner Welle einen eisernen Zapfen/ so die gantze Kust regieret/ indem derselbe die Kunst-Stangen durch den so genannten Arm hin und wieder ziehet. Solcher Stangen sind sehr viel zwischen denen Ste- gen biß in eine gewisse Zeche oder Grube gehende Hoͤltzer/ welche so wohl oben als unten/ der Laͤnge nach/ in die Schwingen gemachet/ und mit gutem Eisen/ der Gewalt wegen/ so dieselben ausstehen muͤssen/ starck verbunden oder verwahret werden/ zu Ende derselben ist ein Creuͤtz uͤber dem Schacht vorhanden/ welches die Zuͤge in de- nen Gossen oder Roͤhren niederdrucket/ so bald der Arm an der Kunst schiebet; hingegen hebet solches die Zuͤge in die Hoͤhe/ wenn der ge- meldte Arm das gantze Gestånge ziehet. Gedachte Roͤhren sind mehrentheils aus Eisen gegossen/ ausgenommen in dem Rammels- Berge bey Goslar/ alwo dieselben Hoͤltzer sind/ weilen die eiserne daselbst von dem Vitriol ischen Wasser bald verzehret werden. Es stehen auch dieselben in dem Schachte nicht gerade auf einander/ son- dern ein Satz/ so 5 Lachter lang/ hebet dem andern zu: Als nemlich der unterste Satz ziehet das Wasser aus dem Sumpfe in sich/ und giesset solches in den ersten Trog aus/ der folgende bringet es von dar hinauf und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. hinauf in den andern Trog/ und so weiter/ biß endlich der letzte das Wasser in die Gerinne des Stollens ausgiesset. XII. Von denen Wasser-Kuͤnsten in Nordhausen. D Je erhoͤhete und bergichte Situatio n oder Lage der hiesigen Ober-Stadt und der daher ruͤhrende Mangel eines von sich selbst fliessenden Wassers hat die klugen/ und um das Stadt-Regi- ment wohl-verdienten/ Vorfahren E. E. Rahts alhier gelernet/ darauf zu dencken/ wie die Stadt mit nohtwendigem Wasser versor- get werden moͤchte; derohalben Sie nicht allein haben etliche sehr tieffe Brunnen graben/ sondern auch zwey unterschiedliche Wasser-Kunst- Wercke anlegen lassen. Die erste von denselben wird die Ober-Kunst genennet/ weilen solche eine ziemliche Weite uͤber der nachfolgenden lieget. Diese Kunst ist anfånglich A. 1546 von Hans Laxuern/ von Sachswerfen buͤrtig/ angeleget/ und dadurch das Wasser bey 85 El- len hoch erhoben worden/ es hat aber nachgehends A. 1598 Peter Guͤnther von Halle solche Hoͤhe auf 264 Ellen gebracht/ dabey es biß hieher verblieben ist; woraus ich muthmasse/ daß diese Kunst vor diesem erstlich ein unterschlaͤgig Werck muͤsse gewesen seyn/ wovon etliche/ insonderheit die Berg-Leuͤthe am Hartz/ nicht viel halten/ wie Herr Christian Berward/ weyland JCtus und Assessor im Ober- Harzischen Berg-Amte/ in seiner/ Herrn Lazari Erckers Probier- Buch mit angehaͤngten/ Erklaͤhrung derer Berg-Leuͤthe Redens- Arten p. 27 bezeuͤget. Die Ursach dessen ist: daß das Wasser nicht darauf fållet/ und solches dieserwegen keine sonderliche Last heben kan/ derohalben es auch dem andern eine leichte Muͤhe gewesen/ die- sen Fehler mit einem uͤberschlågigen Rade/ darauf das Wasser mit Gewalt fållet/ zu verbessern/ und dadurch das Wasser hoͤher hinauf zu bringen. Das Kunst-Gehause/ worinnen diese Kunst sich befin- det/ trifft man in der Vor-Stadt/ das Altendorff genannt/ nahe bey der Kirche/ und gleich unter dem Wohn-Hause des Kunst-Meisters P 2 an/ Das III Cap. von den curieus en Brunnen/ Quellen an/ von dar das Wasser durch 84 sechs-schuhigte und einen halben Centner schwere Meßings-Roͤhren biß nach einem andern/ auf dem Kirschberg oder vielmehr Giersberg gebaueten Kunsthaͤuslein/ getrie- ben wird/ und darinnen in einen Wasser-Trog/ mit einem ziemlichen Schall/ faͤllet/ oder/ hiesiger Redens-Art nach/ hinein plumpet; deswegen auch die Kinder/ wenn sie solchen Laut hoͤren/ davor hal- ten/ daß solchen das Plump-Maͤnngen verursache/ indem solches denenselben von ihren Eltern also vorgeschwatzet und eingebildet wor- den/ wenn sie mit ihnen zu Sommers-Zeit nach diesem lustigen Ort spatzieren gegangen sind. Aus diesem Troge fliesset das Wasser/ durch 160 hoͤlzerne oder tannene Roͤhren/ in den Stadt-Graben/ und ferner unter der Mauer/ durch Tit. Herrn Buͤrgermeisters Johann Caspar Arens/ meines Hochzuehrenden Herrn Patroni und Ge- vatters/ hinter dem Hause am Pferde-Marckte gelegenen Garten/ in die Stadt/ biß an E. E. Rahts Marstall/ alwo wieder ein Kunst- Håuslein ist/ von dar solches endlich durch mehr als 1100 mit so viel eisernen Buͤchsen zusammen geschlossenen Roͤhren in die am Korn- Marckt vorhandene steinerne Kunst/ darzu gehoͤrige Brau-Haͤuser und andere Oerter mehr/ vermittels 28 in denen Kunst-Loͤchern oder viereckichten in die Erde gemachten und mit Deckeln belegten Be- haͤltnissen vorhandenen Meßings-Hahnen/ geleitet wird. Die an- dere von denen vor gemeldeten Kuͤnsten nennet man/ ihrer Lage we- gen/ die Unter-Kunst. Ob nun schon dieselbe ebenfalls von Peter Guͤnthern von Halle Ao. 1598 angebauet worden; so koͤmmet sie doch der vorigen nicht gleich/ weilen das Wasser daselbst keinen rech- ten Fall hat/ und solche Kunst dieserwegen ein unterschlaͤgig Werck ist; dessen ohngeachtet/ treibet sie doch das Wasser 222 und eine halbe Elle hoch. Das Kunst-Gehause derselben lieget in der Vor-Stadt unter denen Weyden an dem Muͤhl-Graben/ hart bey des Tit. Herrn Johann Wilhelm Harprechts/ hiesigen Stadt- Consulent ens und Syndici, meines Hochzuehrenden Herrn Schwagers und Gevat- ters/ Garten/ und zwar in der Behausung des Unter-Kunst-Mei- sters/ wovon das Wasser durch 71 vor beschriebene Meßings-Roͤh- ren den Berg hinan biß in den am Neuͤenweges-Thore vorhande- nen und Wasser-Kuͤnsten an und auf dem Hartz. nen Wasser-Trog steiget/ und daselbst durch den Fall-Stånder wie- der in 543 tannene gerade und 178 Queer-Roͤhren faͤllet/ auch endlich durch Huͤlffe 30 Meßings-Hahnen/ wenn die aufgedrehet werden/ bald in die darzu bestimmte Brau-Håuser/ bald in die stei- nerne am Marckte und die hoͤlzerne in der Rauten-Gasse/ nicht ferne von Tit. Herrn Buͤrgermeister Johann Martin Kromans/ meines Hochgeehrten Herrn Schwagers und Gevatters/ Hause gelegene Kunst auch weiter gefuͤhret wird. Beyde Kuͤnste aber sind Truck- Wercke/ und kosten E. E. Rahts Caͤmmerey jaͤhrlich viel/ mit ihrer Zubehoͤr in gutem Stande zu erhalten. Nichts desto weniger sind es zwey Stuͤcke/ derer die Stadt nicht entbehren kan/ welches diejenigen wohl bedencken solten/ die denen Gelehrten oftmahls Spinnen-feind sind/ massen dieselben von denen Gelehrten/ nemlich aus der Mathe- si, herruͤhren/ und/ vermoͤge derselben/ anfaͤnglich erfunden worden sind; hingegen soll man auch die Handwercks-Leuͤthe nicht verach- ten/ weilen die meisten Hand-Wercke sich auf die Ma- thesin gruͤnden. Das IV Capitel von denen Curieus en Fluͤssen an und auf dem Hartz. I. Von dem Nordhausischen Feld-Wasser/ die Zorge genannt. O B es schon an und auf dem Hartz keine beruͤhmte Schiff- reiche Fluͤsse giebet/ so trifft man doch daselbst etliche an/ wor- bey unterschiedene merck-wuͤrdige Sachen sich befinden. Unter diesen Hartz-Fluͤssen ist/ meines Erachtens/ wohl der fuͤr- P 3 nehmste/ Das IV Capitel von denen nehmste/ so alhier insgemein das Feld-Wasser/ von etlichen aber/ sonderlich dem Eckstormio in seiner Walckenriedter Chronicâ, die Zorge genennet wird; weilen derselbe in dem Vor-Harze nicht weit von dem wegen derer Eisen-Huͤtten bekannten Hartz-Flecken/ die Zorga genannt/ entspringet. Dieser Fluß lauffet von dar insonder- heit die Stadt Ellrich und das Dorff Waffleben vorbey/ und wird unter Weges von etlichen andern Fluͤssen/ als die kalte Weyde und dergleichen/ vermehret. Wenn nun derselbe unter den Kohnstein bey E. E. Rahts Kalck-Huͤtte koͤmmet/ wird er der Ditfurt geheis- sen/ welches/ einiger Meinung nach/ so viel/ als disseits des Furts/ bedeuͤten soll. Ferner fliesset derselbe das eine gute Viertel Meile von hier gelegene Dorff Grimbderode/ oder Krimderode/ fuͤruͤber/ unter welchem man ein Theil davon bey dem anmuthigen Orte/ unter denen Erlen genannt/ zur lincken Hand in einen Graben nach Nord- hausen leitet/ und denselben alsdenn den Muͤhlen-Graben nennet/ weilen er/ ohne den Zehnt-Hammer und zwey Wasser-Kuͤnste/ nicht allein eine Payier-Muͤhle und unterschiedene Gerber-Loh- und Oehl-Muͤhlen/ sondern auch sieben Mahl-Muͤhlen treibet. Der andere Theil faͤllet bey denen vor gemeldeten Erlen zur rechten Hand in das Feld/ und wird anfaͤnglich die Grimme/ oder Krimme/ davon obgedachtes Dorff den Nahmen haben soll/ nachgehends aber das Feld-Wasser genennet/ welches unter Nordhausen/ nicht weit von dem auf dem Bilen-Rasen gelegenen Zehnt-Hammer/ sich wieder mit dem Wasser des durch die Stadt gehenden Muͤhl-Grabens ver- einiget/ von dar solcher endlich bey der Hoch-Graͤflichen Schwartz- burgischen Stadt Heringen in die Helm/ und mit derselben durch die guͤldene Au in die Unstrut faͤllet. An Fisch-Werck hat die Zorge keinen Mangel/ sonderlich ober- und unterhalb Nordhausen/ da es sonderlich schoͤne Forellen/ Aschen und Schmerlinge giebet/ dazwi- schen aber trifft man anietzo nicht gar viel davon an/ weilen solches daselbst nicht geheget/ sondern einem ieden Buͤrger/ darinnen durch das gantze Jahr zu fischen/ zugelassen wird. Vor diesem aber hat man auch alhier schoͤne Forellen gefunden/ massen dasselbe die zwey zu Raht-Hause alhier abgemahlte und in diesem Feld-Wasser vormals gefan- curieus en Fluͤssen an und auf dem Hartz. gefangene grosse Forellen bezeuͤgen/ als wovon die eine 15 und ein halb Pfund gewogen hat/ wie an dem vor besagten Gemaͤhlde zu er- sehen ist. Gleicher Gestalt sind vor gedachte Fische in dem Muͤhl- Graben so haͤuffig nicht/ weilen sie auch darinnen von der Buͤrger- schafft nicht geschonet werden/ wiewohl zu Zeiten auch mit denen Heslingen eine und andere feine Forelle ertappet wird. Sonst er- giesset sich die Zorge/ sonderlich im Fruͤhling und Herbst/ durch die von denen Hartz-Bergen in dieselbe fallende Schnee- und Regen- Wasser oftmahls also/ als ob dieselbe Schiff-reich waͤre/ und thut alsdenn nicht allein grossen Schaden an Bruͤcken/ Stegen/ Was- ser-Wehren/ Laͤndereyen und andern Sachen/ sondern bringet auch fast jaͤhrlich manchen Menschen um das Leben/ wovon ein erbaͤrm- Exempel Herr Ericus Christoph. Bohne, E.E. Rahts dieser Stadt Vier- und Bau-Herr \&c. als mein Special- guter Freuͤnd/ in seiner annoch geschriebenen Nordhausischen Chronica Cap. 1 mit folgen- den Worten anfuͤhret: Jndem ich der Kirche des Hospitals S. Cy- riacy, sonst S. Cyliax genannt/ so allernechst bey der von der Zorge A. 1689 im Mertz-Monat eingerissenen vormahligen 6 Jochichten steinern/ nunmehro aber auf eine andere Art wieder uͤber dieses Was- ser gebaueten Bruͤcke lieget/ erwehne/ muß ich letzlich noch dieses ge- dencken: Es sind an derselben Kirch-Mauer acht Creuͤze von rothen sandigten Steinen/ so durch das Zeit-Alter nunmehro gelbe worden/ zu befinden/ welche vielleicht nicht ein ieder so genaue betrachtet hat; Oben in der Hoͤhe unter dem Kirch-Schiefer Dache kniet ein Prie- ster in seinem Priester-Rocke/ den Kelch in der rechten Hand gen Himmel haltend/ fragt sich/ was solches bedeuͤte? Hierauf dienet zur Antwort: Es ist einst in vorigen Zeiten des Pabstthums/ gleich als der Priester/ vor dem Altar stehend/ seinen Eingepfarreten/ wel- che damahls als Communicant en um den Altar herum gangen/ das Heilige Nacht-Mahl gereichet/ ein starck sausend- und brausendes Donner-Wetter/ darauf ein heftiger Wolcken-Bruch/ und daraus eine grosse und ungeheuͤre Wasser-Fluht entstanden/ welche den Priester samt denen Communicant en und Gebaͤuden mit sich hin- weg gefuͤhret/ deswegen zu stetem Andencken und Erinnerung allen Voruͤher- Das IV Cap. von denen Voruͤbergehenden diese Creuͤze an bemeldter Kirche/ nach Anzahl derer Personen/ so viel ihrer ersoffen/ eingemauret/ ietzo noch zu erse- hen; Die Kirch-Glocken hat man etliche Wochen hernach/ nach vergangenen Fluthen/ welche dieselbe hinfort getrieben/ so durch eine Saue ausgewuͤhlet und ausgegraben worden/ in dem Erd-Moraste wieder gefunden/ daher derselben Laͤnderey-Gegend/ die Sau-Grube genannt/ annoch soll den Nahmen haben/ wie Herr Buͤrgermeister Augustus Sigismund Wilde/ Erbsaß auf Bischofferode Seeliger/ als viel Jahr gewesener Vorsteher dieses Hospitals/ mir seinem da- mahligen Colleg en umstaͤndlich alles erzehlet hat. Ohnerachtet nun die Zorge also zu gewissen vor besagten Zeiten mit ihrer Fluht wuͤtet und tobet/ so wird man doch mitten im trockenen Sommer ent- weder ein weniges oder gar kein Wasser davon/ ausser demjenigen/ was in dem Muͤhl-Graben vorhanden/ antreffen/ es sey denn/ daß solches von einem heftigen Platz-Regen und Wolcken-Bruch in ei- nem Donner-Wetter entstehe. Dieserwegen ist es keine unmuͤg- liche Sache/ wenn einige hiesiges Orts entweder aus Schertz oder aus Ernst vorgeben: wie sich einesmahls in der Fremde zwey reisende Handwercks-Bursche/ dieses Wassers wegen/ sich heftig gezancket und geschlagen haͤtten/ indem der eine vorgegeben habe/ als ob ein Schiff-reich Wasser bey Nordhausen waͤre/ welches er mit seinen Augen gesehen habe; der andere aber haͤtte behaupten wollen/ daß dem nicht so sey/ weilen solches von ihm daselbst nicht gefunden wor- den. Als aber zu diesem Streite der dritte Mann kommen/ der um die Beschaffenheit dieses Wassers gute Wissenschafft gehabt/ und beyde gefraget/ zu welcher Zeit sie zu Nordhausen gewesen waͤren? habe er aus der Antwort vernommen/ wie solches zu unterschiedenen Zeiten geschehen sey/ indem der eine zur Fasten- der andere aber zur Erndte-Zeit sich daselbst aufgehalten: worauf von diesem Schieds- Manne der Streit bald beygeleget/ und ihnen die Ursach angezeiget worden; warum sie beyde Recht haͤtten. II. Von curieus en Fluͤssen an und auf dem Hartz. II. Von dem Hartz-Fluß/ die Bode genannt. N Echst vor gemeldeter Zorge folget billich die Bode/ als ein am Hartz auch beruͤhmter Fluß. Dieselbe entspringet nun in der Gegend des Blocks-Berges an dreyen Orten/ und fliesset vom Abend gegen Morgen unterschiedene Oerter im Hartz/ als das Voigtsfelde/ die Sorge/ die Tanne/ das Ruͤbeland und andere mehr vorbey; ferner lauffet solche auf Quedlinburg zu/ von dar sie durch das Sachsen-Land so lange fortgehet/ biß sich dieselbe mit der Saale vereinbahret. Jn dem Hartz machet dieser Fluß ein starckes Geraͤusche/ wegen derer vielen darinnen vorhandenen grossen Stei- ne/ woran sich das Wasser stoͤsset/ und uͤber dieselben mit einem Ge- thoͤne faͤllet/ vor der Saale aber fliesset dieselbe viel stiller und sånf- ter/ weilen sie von andern zugeflossenen Wassern viel tieffer worden/ und es mit derselben alsdenn nach dem gemeinen Sprich-Wort heis- set: Stille Wasser seyn tieff. Es giebet auch feine Forellen und andere Fische in der Bode/ sonderlich im Hartz/ alwo die meisten Fluͤsse Forellen bey sich fuͤhren/ uͤber das ergiesset sich dieselbe ebener- massen so leicht als die Zorge durch das Schnee- und Regen-Was- ser/ und weichet alsdenn derselben mit ihrem starcken wuͤtenden Strohm wenig/ als welcher oftmahls auch viel Ungluͤck und Scha- den verursachet. Sonst ist in diesem Flusse unter dem Roß-Trapp/ dessen ich unter dem V Capitel gedencken werde/ ein tieffes und fast unergruͤndliches Loch vorhanden/ welches von denen Einwoh- nern der Creful genennet wird/ und erzehlet von demselben der gemeine Mann: wie vormahls eines Huͤnen-Koͤniges Tochter eine Wette angestellet habe/ mit ihrem Pferde an gedachtem Or- te dreymahl von einem Felsen zum andern zu springen/ welches sie zweymahl gluͤcklich verrichtet haͤtte/ zum drittenmahl aber sey das Roß ruͤckwerts uͤbergeschlagen/ und mit ihr in den Creful gestuͤrtzet/ worinnen sie sich auch noch befinde/ massen solche eines- mahls von einem Taͤucher/ einigen zu Gefallen/ um ein Trinck- Q Geld/ Das IV Capitel von denen Geld/ so weit ausser Wasser gebracht worden/ daß man etwas von der Crone sehen koͤnnen; als aber derselbe solches zum drittenmahl thun sollen/ haͤtte er anfaͤnglich nicht daran gewolt/ endlich aber das- selbe gewaget/ und dabey vermeldet: daß/ wenn aus dem Wasser eine Blut-Strahle aufstiege/ er alsdenn von der Jungfer umgebracht seyn wůrde/ und die Zuschauer geschwinde davon eilen moͤchten/ sonst sie ebenfalls in Lebens-Gefahr kaͤmen/ welches alles denn vor besag- ter massen erfolget sey. Man kan aber dieses unter keine wahre Geschichte rechnen; und werde ich von dieser Materie unter dem VI Titel des V Capitels ein mehrers handeln. III. Von dem Fluß/ die Helme genannt. D Er Fluß Helma, oder die Helme/ lieget nahe bey Nordhausen gegen den untern Vor-Hartz. Der Ursprung derselben ist hinter dem/ denen Hoch-Adelichen Bodenhausischen Erben zustån- digen/ Dorff Stoͤckey/ von dar dieselbe unter andern auf die Koͤnigli- che Preuͤßische/ in der Grafschafft Clettenberg gelegene/ Doͤrffer Guͤnzerode und Hesserode zulauffet/ und nahe bey dieser Stadt/ an der Werther-Bruͤcke/ sich mit der Salze vereiniget. Wenn nun solches geschehen/ fliesset sie mit derselben ferner die Hoch-Graͤfliche Schwartzburgische Rudolstadtische Doͤrffer Sundhausen und Uht- leben vorbey/ und endlich nach der Stadt Heringen zu/ unter welcher dieselbe in die Zorge faͤllet. Jn diesem Fluß giebet es feine Krebse/ auch Hechte/ Karpfen/ Doͤbel und andere Fische/ davon etliche oft- mahls aus denen nahe dabey liegenden Teichen/ sonderlich dem gros- sen Fisch-reichen Schiedunger Teiche/ in denselben kommen/ wenn solche/ wegen einer starcken Wasser-Fluht/ uͤbergehen. Jm uͤbri- gen pfleget die Helme von dem vielen Regen- und Schnee-Wasser bald uͤberzugehen/ und dabey-gelegene Laͤndereyen und Wiesen/ mit grossem Schaden derer Eigenthums Herren/ zu uͤberschwemmen. IV. Von curieus en Fluͤssen an und auf dem Hartz. IV. Von dem Fluß/ die Salze genannt. W Oher dieser Fluß die Salze genennet werde/ ist mir unbekannt/ massen der Nahme mit der That nicht uͤberein koͤmmet/ denn solcher kein salziges/ sondern ein suͤsses Wasser hat; und wenn auch schon einer sagen wolte/ daß solcher Nahme von dem Dorffe Salze herruͤhre/ so ist doch ungewiß/ ob vor Alters der Fluß von dem Dorffe/ oder das Dorff von dem Flusse/ also genennet worden. Es entspringet aber dieselbe uͤber dem benachbarten Koͤniglichen Preuͤßischen Dorffe Salze/ unter dem Kohnstein aus vielen daselbst vorhandenen Quellen/ so von der hinter diesem Berge fliessenden so genannten Kalten Weyde/ wie auch von der nicht weit hievon gele- genen Neuen Kelle herruͤhren sollen/ indem einige vor gewiß sagen wollen/ wenn man in dieselben Heckerling oder klein-geschnitten Stroh wuͤrffe/ solches aus diesen Quellen wieder heraus kaͤme/ wel- ches/ weil ich solches nicht versucht/ dahin gestellet seyn lasse. Vor gemeldete Quellen nun geben ein håuffiges Wasser von sich/ daß auch davon der Fluß bey seinem Ursprung alsobald so starck wird/ daß er Muͤhlen treiben kan/ wie denn auch nicht weit davon eine Oehl- Muͤhle daran erbauet ist. Von dieser Muͤhle fliesset derselbe durch vor gedachtes Dorff Salze/ und ferner durch das Nordhausische Territorium oder Gebiethe biß an die Werther-Bruͤcke/ alwo der- selbe in die Helme gehet/ worbey dieses Curieus zu sehen ist/ daß sich alhier beyde Wasser nicht gleich mit einander vermischen/ sondern eine Weile neben einander herfliessen/ ehe solches geschiehet/ welches man aus der Farbe dieser Fluͤsse erkennen kan/ weilen das Wasser aus der Helme truͤbe/ das aus der Salze aber helle und klar aussiehet/ wenn es nicht von einem schlemmenden Platz-Regen truͤbe gemacht worden. Die Ursach ist meistentheils der geschwinden Bewegung beyder Wasser zuzuschreiben/ als welche verhindert/ daß die Ver- mischung derselben nicht alsobald geschehen kan. Nechst diesem ruͤhret solches auch etlicher massen von der Dicke und Schwere des Q 2 Helm- Das IV Capitel von denen Helm-Wassers her/ welche das helle und leichte Wasser der Salze gleichsam von sich stoͤsset/ und nicht zugiebet/ daß sich solches mit einander alsofort vereinbahre. Jm uͤbrigen ist die Salze so wohl der Stadt Nordhausen als auch denen Benachbarten ein sehr nutz- bahrer Fluß/ weilen derselbe nicht allein schoͤne Forellen hat/ sondern auch bey vierzehen Muͤhlen treibet/ wo unter die drey obersten nach dem Dorffe Salze/ und zwar anietzo Tit. Herrn Lic Johann Chri- stoph Eilhardten/ Hoch-verdienten Buͤrgermeister bey dieser Kaͤy- serlichen Reichs-Freyen Stadt Nordhausen/ \&c. meinem insonders Hochzuehrenden Herrn Schwager und Patrono, die andern aber alle nach vor besagter Stadt/ und mehrentheils E. E. Rathe daselbst/ gehoͤren. Eine sonderbahre Gnade GOttes aber ist es/ daß dersel- be in denen hårtesten Wintern nicht leicht zufrieret/ und die daran liegende Mahl-Muͤhlen dieserwegen zu der Zeit im Gange bleiben/ wenn die in Nordhausen und andere da herum liegende Muͤhlen vom Froste stille stehen; sonst mancher armer Haus. Wirth Noht leiden muͤste/ wenn er nechst GOtt zu diesen gangbahren Muͤhlen seine Zuflucht nicht nehmen koͤnte. V. Von dem Hartz-Fluß/ die Gose genannt. D Jeser Fluß ist nicht groß/ und entstehet im Ober-Hartz/ nicht gar weit von Goslar/ in welche Stadt solcher auch/ vermoͤge eines Grabens/ geleitet wird. Den Nahmen soll derselbe von der Frau des Jaͤgers und Erfinders derer Rammelsbergischen Berg- Wercke bekommen haben/ als welche Gosa geheissen/ wie Herr Georg Engelhardt von Lehneysen in dem fuͤnfften Theil des Be- richts von Bergwercken fol. 77 meldet. Von diesem Fluß ist merck- wuͤrdig/ daß daraus zu Goslar eine Art Weizen- oder Weiß-Bier gebrauet werde/ welches man die Goslarische Gose oder daß Gosla- rische Bier nennet/ das/ seiner Tugenden wegen/ sehr geruͤhmet/ und hie und dort hingefuͤhret wird/ massen solches nicht allein einen solchen lieblichen Geschmack hat/ daß auch die davon zubereiteten Suppen curieus en Fluͤssen an und auf dem Hartz. Suppen wie Wein-Suppen schmecken/ sondern auch sehr gesund zu trincken ist/ indem es so wohl eroͤfnet/ als auch zugleich lax iret. Es pfleget aber am meisten diejenigen zu lax iren/ so dieses Getraͤnckes nicht gewohnt sind/ dahero auch einige folgenden Schertz-Reim da- von gemachet haben: Es ist zwar ein sehr gutes Bier die Goslarische Gose/ Doch wenn man meint/ sie sey im Bauch/ so liegt sie in der Hose. Die Ursach aber derer vor gedachten Kråfte wird gemeiniglich dem mineral ischen Gose-Wasser zugeschrieben/ wiewohl auch/ was das Lax iren betrifft/ solches von der Hefe der Gose herruͤhren kan: weilen dieselbe der Orten vor eine Delicatesse oder das Beste des Tranckes gehalten/ und derselbe dieserwegen vorhero wohl umgeruͤttelt wird/ ehe man denselben trincket. VI. Von dem Hartz-Fluß/ die Ocker oder Oker genannt. O Hngefaͤhr eine halbe Meile unter Goslar liegen in einem Thale etliche Schmeltz- oder Hammer-Huͤtten/ die man auf der Ocker/ oder/ wie es der Orten ausgesprochen wird/ auf der Oker nennet/ weilen daselbst der Ocker-Fluß sich befindet. Dieser ent- springet nun in dem Ober-Hartz/ und fliesset auf vor gemeldete Huͤt- ten/ und eine darunter gelegene Papier-Muͤhle zu/ von dar solcher nach unterschiedenen im Stein-Felde gelegenen Oertern und weiter fortfaͤllet. Auf diesem Fluß wird sehr viel Setz- oder Brenn-Holtz aus dem Hartze unter vor gedachte Oker-Huͤtten gefloͤsset/ und als- denn mit Waͤgen nach denen Rammelsbergischen Berg-Wercken gefuͤhret/ um damit derselben sehr feste Ertze/ durch Huͤlffe des Feuͤers/ zu gewinnen. Sonst ist von diesem Fluß denck-wůrdig/ daß an dem Ort/ wo die von Goslar kommende so genannte Ab- zucht sich mit demselben vereiniget/ auf zwo Meile Weges kein Fisch in derselben anzutreffen ist/ und so die wilden Endten darauf fallen/ Q 3 die- Das V Capitel von den curieus en Stein-Felsen dem Bericht nach/ davon lahm werden. Die Ursache ist das scharffe Vitriol ische Wasser der gedachten Abzucht/ als welches aus dem tieffen/ vor dem breiten Thor bey Goslar ausgehenden/ Rammels- bergischen Stollen koͤmmet/ und die Ocker so lange gleichsam ver- giftet/ biß wieder andere suͤsse Wasser darzu kommen/ und solchen Fluß wieder erfrischen und versuͤssen/ da es alsdenn wieder Fische darinnen giebet. Das V Capitel von denen Curieus en Stein-Felsen und Stein-Bruͤ- chen an und auf dem Hartz. I. Von einem Stein-Felsen bey dem Closter Jlefeld/ das Nadel-Oehr genannt. E Jne gute Meile von hier/ uͤber dem Closter Jlefeld/ ist zur lin- cken Hand/ gleich bey dem Hartz-Fahr-Wege/ an einen ho- hen Berg ein nicht gar hoher doch starcker Stein-Fels ange- wachsen/ welcher in seiner Mitte eine enge und schmale durchgehende Hoͤle hat/ und das Nadel-Oehr genennet wird/ weilen das Loch et- lichermassen mit der Gestalt eines Nadel-Oehrs sich vergleichet. Durch dieses Loch muͤssen die Knechte/ so wohl aus Nordsausen als andern umliegenden Oertern/ wenn sie zum erstenmahl hinter Jle- feld in den Hartz/ um daher Brenn-Holtz auf Wågen abzuholen/ fahren/ und an diesen Ort gelangen/ mit grosser Muͤhe/ der Enge wegen/ dreymahl kriechen/ und werden noch darzu von ihren dabey stehenden Cameraden/ nicht allein bey dem Ein-sondern auch bey dem und Stein-Bruͤchen an und auf dem Hartz. dem Auskriechen/ mit Peitschen- und Geissel-Stiehlen tapfer abge- schmissen/ zumahl wenn dieselben corpul ent oder dicke sind/ und die- serwegen so bald durch das Nadel-Oehr nicht kommen koͤnnen; wol- len sie aber diese Kurtzweil nicht ausstehen/ und haben es im Ver- moͤgen/ so muͤssen sie solches Tractamen t mit Gelde bezahlen. Es ist zwar dieses boͤse Wesen/ insonderheit von der Obrigkeit zu Jle- feld/ bey ziemlicher Straffe verboten worden/ weilen dadurch die Knechte abgeschrecket worden/ hinter Jlefeld zu fahren/ und damit dem Holtz-Handel grosser Abbruch geschiehet; Es hilfft aber solches wenig/ denn/ will ein Knecht vor seinen Cameraden Friede haben/ und in ihrer Sauff-Compagnie gelitten werden/ so muß er doch nach ihrer Pfeiffe tantzen/ und hilfft darzu kein Klaͤglich-Thun. Der ge- meine Mann erzehlet von dem Ursprung dieses Steines eine Hand- greiffliche luͤgenhafte Fabel/ und giebet vor: wie einesmahls ein Huͤhne oder Riese etliche Meile gereiset sey; Als er nun hinter Jle- feld ankommen/ und gefuͤhlet/ daß ihn/ salvâ veniâ, der eine Schuh heftig druͤcke/ håtte er denselben ausgezogen/ und diesen grossen Stein darinnen gefunden/ welchen er anden Ort/ wo er noch liege/ geworffen habe. Daß dieses aber einem Kinder-Maͤhrgen gleich sey/ kan ein ieder Verstaͤndiger leicht erachten/ massen das ein weid- licher grosser Riesen Flegel můste gewesen seyn/ der einen so grossen Stein bey dem Fusse haͤtte verbergen koͤnnen/ doch ist es denen gemei- nen Leuͤthen nichts Neuͤes/ dergleichen Fratzen/ entweder aus Schertz oder aus Ernst/ zu erzehlen; wie denn auch von denen bey der Hoch- Fuͤrstlichen Braunschweigischen Wolffenbuͤttelischen Universitåt Helmstaͤdt/ auf dem so genannten Cornelius- Berge liegenden/ gros- sen Steinen vorgegeben wird: daß vor Alters die Huͤhnen einesmals bey gutem Wetter damit gespielet/ und Exercitii gaatiâ aus Kurtz- weil sich damit geworffen håtten/ deswegen sie biß hieher daselbst ge- funden wuͤrden; glaub-wuͤrdiger aber ist es/ daß diese Steine/ eini- Gelehrten Muthmassung nach/ nichts anders als Begråbnisse alter tapferer Helden seyn. Sonst ist bekannt/ daß sich bey diesen Stei- nen in vorigen Zeiten eine Lehr-reiche und lustige Begebenheit zuge- tragen habe/ indem ein beruͤhmter Professor Matheseos, als wenig Zuhoͤrer Das V Capitel von den curieus en Stein-Felsen Zuhoͤrer in seinen Collegiis und oͤffentlichen Lectionibus sich einge- funden/ gebraͤuchlicher massen an das schwartze Brett angeschlagen gehabt: wie er diese grosse Steine auf einen gewissen benahmten Tag alle hinweg blasen wolle; Als nun der bestimmte Tag heran nahet/ lauffen fast alle Studenten hinaus/ diese Wunder-Kunst an- zuschauen/ und faͤnget alsdenn der Professor in ihrer Gegenwart an/ aus allen Kraͤfften auf die Steine los zu blasen/ es will aber nicht ein einiger weder wancken noch weichen/ derowegen er anfaͤnget/ zu ihnen zu sagen: daß er verheissen habe/ wie er diese Steine hinweg blasen wolle/ nicht aber/ daß er dasselbe koͤnte; wobey er Gelegenheit nim- met/ denen Studenten zu zeigen/ daß solche Last durch mathemat i- sche Kuͤnste koͤnten gehoben werden/ vermahnet auch dieselben/ ein solches herrliches Studium besser/ als vorhero/ zu treiben/ und so wohl seine Collegia als oͤffentliche Lectiones fleißiger zu besuchen. II. Von dem Stein-Felsen/ der Gaͤnse- Schnabel genannt. U Ber vor gedachtes Nadel-Oehr findet sich auch in dem Unter- Vor-Hartz ein Lusus Naturæ oder Spiel der Natur/ so man den Gaͤnse-Schnabel nennet/ welcher nicht weit von dem vor gedach- ten Stein-Fels/ auch dem Jlefeldischen grossen und Fisch-reichen Teich/ der Netz-Boden genennt/ angetroffen wird/ und ein Fels ist/ dessen heraus ragende Spitze einem Gaͤnse-Schnabel gantz aͤhnlich siehet/ und davon solchen Nahmen bekommen hat. III. Von dem in der Gegend des Closters Mi- chaelstein vorhandenen Muͤnch- Stein. J N der Hoch-Fůrstlichen Braunschweigischen Luͤneburgischen Wolffenbůttelischen Grafschafft Blanckenburg trifft man/ nicht und Stein-Bruͤchen an und auf dem Hartz. nicht weit von dem Closter Michaelstein im Walde zwey hohe Klip- pen oder Stein-Felsen an/ die wie zwey Muͤnche aussehen/ und die- serwegen von etlichen der Muͤnch-Stein genennet werden. Es sind aber dieselben von keines Menschen Hand gemachet/ sondern bloß von der spielenden Natur also gebildet worden/ daß sie die Gestalt zweyer Muͤnche gar artig vorstellen. IV. Von etlichen wie eine Mauer gestalten Stein-Felsen bey Blanckenburg. E Jne gute halbe Meile von der Stadt Blanckenburg siehet man viele sehr hohe Stein-Felsen/ welche gegen Morgen streichen/ und naturel wie eine Mauer gestalt sind/ massen dieselbe in einer sol- chen geraden Ordnung nach einander stehen/ daß iemand/ der keine Wissenschaft um dieses Natur-Spiel håtte/ einen Eyd schweren sol- te/ daß solches nicht natuͤrlich/ sondern von Menschen-Haͤnden/ nach der geradesten Linie/ eine rechte Mauer dahin gezogen sey. V. Von der nicht weit von dem Dorffe Thal vorhandenen so genannten Teuͤffels- Mauer. E Jne gute Meile Weges von der Stadt Quedlinburg/ in der alten Grafschafft Rheinstein lieget am Unter-Hartz das Dorff Thal genannt/ von dar man nicht weit einen Ort gegen dem Roß- Trapp uͤber antrifft/ der wie eine von sehr grossen uͤber einander ge- legten Steinen verfertigte Mauer aussiehet. Weilen aber/ so wohl der Hoͤhe des Orts/ als auch der abscheuͤlichen grossen Steine we- gen/ es eine pur lautere unmuͤgliche Sache ist/ daß solche solte durch Menschen-Hand zubereitet seyn/ so wird von dem gemeinen Mann vorgegeben: daß dieselbe der Teuͤffel gemachet habe/ dahero sie auch R den Das V Capitel von den curieus en Stein-Felsen den vor gedachten Ort die Teuͤffels-Mauer nennen/ da es doch viel- mehr ein Spiel der Natur oder Wunder-Geschoͤpfe des Allmåchri- gen Bau-Meisters GOttes ist. VI. Von dem Stein-Felsen/ der Roß-Trapp genannt. D Jeser Wunder-seltsame Felsen lieget ebener massen/ wie die Teuͤffels-Mauer/ in dem Unter-Hartz/ und nicht ferne von dem vor gedachten Dorffe Thal. Wenn nun einige Curiosi Lust haben/ denselben zu besehen/ muͤssen sie einen Fuͤhrer aus dem ietzt gemeldeten Dorffe mitnehmen/ welcher dieselben durch ein buschich- tes und an etlichen Orten steinichtes Gebuͤrge/ die Fall-Endte ge- nannt/ ohngefehr in anderthalb Stunden/ zu zwey Felsen bringet/ die zwar in etwas von einander liegen/ doch aber von einem niedrigen Queer-Felsen dergestalt an einander gewachsen sind/ daß derjenige/ welcher nicht mit dem Schwindel behaftet/ ohne Gefahr uͤber densel- ben gehen/ und also von einem Felsen zu dem andern kommen kan. Unter vor gedachten zweyen Felsen ist nun einer/ welcher zwar uͤber- aus hoch/ scharff und spitzig/ doch aber oben etwas breit/ darauf man eigentlich eine sehr grosse Pferde- oder Roß-Trappe siehet/ wel- che mehrentheils voll Wasser ist/ und verursachet gedachtes Zeichen/ daß der Fels der Roß-Trapp genennet wird. Woher aber dieses Huff Eisen-Zeichen entstanden/ sind zweyerley Meinungen: Denn einige vermeinen/ daß solches ein natuͤrliches Werck sey. Andere aber halten es mit den gemeinen Leuͤthen dieser Orten/ als welche davon erzehlen: wie vor Alters ein Koͤnig auf einem da herum gele- genen alten Schloͤssern gewohnet/ der eine sehr schoͤne Tochter ge- habt/ welche einesmahls ein Verliebter/ durch Huͤlffe der schwartzen Kunst/ auf einem Pferde entfuͤhren wollen/ worbey es sich zugetra- gen/ daß das Pferd mit einem Fusse auf diesen Felsen gesprungen/ und mit dem Huff-Eisen dieses Wahr-Zeichen eingeschlagen habe. Daß dieses aber keine wahrhaftige Historie/ sondern ein blosses Ge- dicht und Stein-Bruͤchen an und auf dem Hartz. dicht und Fabel-Werck sey/ erhellet aus denen Umstånden/ indem erstlich dasselbe von andern auch auf eine andere Art/ wie unter dem II Titel des IV Capitels zu ersehen/ erzehlet wird. Ferner ist ex Hi- storicis nicht zu erweisen/ daß einesmahls ein Koͤnig da herum ge- wohnet habe/ dem solches widerfahren sey. Endlich mangelt dieser Trappe einiger massen die Form eines rechten Huff-Eisens; uͤber das ist dieselbe in der Circumf e ren tz fast wie eine gemeine Kuchen- Schuͤssel groß/ dergleichen Huff-Eisen wohl kein Schmidt iemahls in der Welt vor ein Pferd wird verfertiget haben/ und thut nichts zur Sache/ wenn einige vorwenden: daß solches Pferd der Teuͤffel sel- ber gewesen/ denn ihre Meinung erstlich muß in allen Stuͤcken erwie- sen werden/ biß dahin ich die Erzehlung vor eine Fabel/ und die Roß- Trappe vor ein Spiel der Natur/ halte. VII. Von dem Stein-Felsen/ der Maͤgde- Sprung genannt. D Jeser Stein-Fels wird in dem Fuͤrstenthum Anhalt angetrof- fen/ denn solcher/ wenn man von Hartzgerode nach Quedlin- burg reiset/ zur lincken Hand am Wege/ bey dem Fluß/ die Selcke ge- nannt/ lieget. Auf diesem Felsen-Stein siehet man einen Fuß-Stap- fen eines Menschens/ welcher ebener massen als der Roß-Trapp ein Lusus Naturæ, oder Spiel der Natur ist/ ob schon die Einwohner da herum auch eine Fabel von einem Schaͤfer/ einer Bauren-Magd und einem Ziegen-Bock erzehlen/ und vorgeben/ daß dieser Fuß-Tritt von dem Sprunge gedachter Magd entstanden sey. VIII. Von einem curieus en Stein-Bruch bey Blanckenburg. J N der Grafschafft Blanckenburg/ etwa eine gute halbe Meile von dem albereit gedachten so genannten Muͤnch-Stein/ trifft R 2 man Das V Capitel von den curieus en Stein-Felsen man auf der Hoͤhe einen Stein-Bruch an/ darinnen es grosse und kleine Steine giebet/ die wie runde Schuͤsseln aussehen/ und feste an einander stehen/ nicht anders/ als ob sie mit Fleiß durch Menschen- Hånde also gerundet/ gehoͤlet und in-auch an einander gefuͤget wor- den/ uͤber welche steinerne Schuͤsseln ein curieus er-Mensch sich billich verwundern muß/ zumahl/ da etliche darunter so groß sind/ daß man sie auch zu einem Traͤnck-Stein vor das Vieh gebrauchen kan. IX. Von dem weissen Alabaster-Bruch. E Jne Meile Weges von Nordhausen/ gegen den Unter-Vor- Hartz zu/ lieget in dem Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Amt Hohnstein ein Dorff/ Harzungen genannt/ dabey man erstlich einen weissen Alabaster-Stein-Bruch findet. Nechst diesem wird auch eine gute Stunde von Nordhausen/ in dem so genannten Kohnstein/ ein Stein-Bruch angetroffen/ welcher nechst dem Kalck-Bruch \&c. E. E. Raht alhier/ vermoͤge eines ausdruͤcklichen von dem Glor- wuͤrdigsten Kaͤyser Carolo, Anno Christi 1368, Dienstages nach dem Sontage Judica, zu Prag ertheileten Privilegii, zugehoͤret/ worinnen ebenfalls ein feiner weisser Alabaster stehet/ so aber hår- ter als der vorige ist/ und/ dem Bericht nach/ sich dieserwegen nicht gar wohl verarbeiten laͤsset. Von beyderley Gattungen aber dieses weissen Steines sind nicht allein kleine/ sondern auch sehr grosse Stuͤcke zu bekommen/ wie denn oftmahls Stuͤcke von hun- dert Centnern gebrochen werden. Der Preiß dieser Steine ist nicht einerley/ denn nachdem die Stuͤcke groß oder klein sind/ nach- dem sie auchgeschaͤtzet werden: also gilt der Centner in grossen Stuͤ- cken von 50 biß 100 Centnern einen Reichs-Thaler/ in Stuͤcken von 30 biß 50 Centnern 21 Groschen/ in Stuͤcken von 10 biß 30 Centnern 18 Groschen: So nnn die Stuͤcke noch kleiner fallen/ ist auch der Kauff etwas geringer. X. Von und Stein-Bruͤchen an und auf dem Hartz. X. Von dem Stein-Bruch/ der schoͤne Maͤd- gen- oder Maͤgdlein-Stein genannt. V On diesem Stein sind auch zwey Bruͤche vorhanden/ davon der eine in dem Koͤniglichen Preuͤßischen Amt Clettenberg/ bey dem Dorffe Hoͤrningen/ lieget/ der andere aber in dem Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Amt Hohnstein/ nicht weit von dem Dorff Wiegers- dorff/ sich befindet. Dieser Stein ist/ wie auch mehrentheils alle nachfolgende/ ziemlich fester als der weisse Alabaster/ und kan dahero mit gutem Fug und Recht vor eine Gattung des Marmors gehalten werden. Den Nahmen hat dieser Stein/ wegen seines schoͤnen An- sehens bekommen/ denn er vortreflich artige Adern hat; es fallen aber die Stuͤcke davon nicht so gar groß/ als wie bey dem weissen Alabaster geschiehet/ doch findet man von demselben solche grosse Stuͤcke/ daß man daraus uͤberaus schoͤne Tische und Architectur- Arbeit machen kan. Sonst gilt der Centner hievon durchgehends 16 Groschen. XI. Von dem rothen Alabaster-Bruch. N Jcht allein in der Grafschafft Stolberg bey dem Dorffe Uff- trungen/ sondern auch in der benachbarten Graffschafft Schwartzburg Rudolstadt/ nicht weit von dem Dorffe Badra oder Bader/ findet man einen Stein-Bruch/ darinnen rother Alabaster gebrochen wird. Es ist aber derselbe nicht gantz roht/ sondern roht und weiß/ wie ein Marmor/ mel iret/ und kommen die Stuͤcke von demselben/ so wohl in der Groͤsse/ als auch in dem Preise/ mit dem vor gedachten schoͤnen Mådgen-Stein uͤberein. Sonst wird der- selbe auch bey dem Koͤniglichen Preuͤßischen Dorff Herreden gefun- den/ weilen solcher aber im Lande stehet/ darff man denselben nicht brechen. R 3 XII. Von Das V Capitel von den curieus en Stein-Felsen XII. Von dem Stein-Bruch/ der Nuß-Holtz- Stein genannt. D Jeser Stein-Bruch ist nicht weit von dem Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Dorffe/ Steyer-Thal genannt; und wird deswegen der Nuß-Holtz-Stein genennet/ weilen derselbe fast wie ein flammigt-gewachsenes Nuß-Holtz aussiehet/ wenn er gearbeitet wird. Der Centner von diesem Stein gilt auch 16 Groschen/ und sind die Stuͤcke desselben ebenfalls/ wie die vorher gehenden/ nicht sehr groß/ doch so beschaffen/ daß ziemliche Tische davon koͤnnen verfertiget werden. XIII. Von dem Stein-Bruch/ der Land-Karten- Stein genannt. D Jeser Stein-Bruch ist nahe bey denen uns benachbarten in dem Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Amt Hohnstein oder Neuͤ- stadt gelegenen Doͤrffern Petersdorff und Ruͤdigers- oder Riddi- gesdorff genannt/ anzutreffen/ und hat den Nahmen daher bekom- men: weilen die Adern dieses Steines in grossen Stuͤcken/ wie die Fluͤsse in denen Land-Karten/ ein Ansehen haben. Von diesem Stein fallen ziemlich grosse Stuͤcke/ und gilt der Centner durchge- hends 14 Groschen. XIV. Von dem dunckel-grauen Alabaster- Stein-Bruch. D Jeser dunckel-graue Alabaster-Stein stehet nicht weit von dem Dorff Steyer-Thal/ und siehet mehrentheils schwartz aus/ wenn er gearbeitet und pol iret wird. Von diesem hat man lange breite Stuͤcke/ welche sieben biß acht Schuh lang/ und oftmahls auch so und Stein-Bruͤchen an und auf dem Hartz. so breit sind; Sie fallen aber nicht viele uͤber einen Schuh dicke/ wei- len dieselben Blatten- oder Schalen-Weise gebrochen werden/ da etwa eine Blatte drey biß funfzehen Zoll dicke ist. Der Centner gilt hiervon durch die Banck zwoͤlff Groschen/ und ist ein herrlicher Stein/ um daraus Epitaphia, Altaͤre und andere Architectur- Ar- beiten zu machen/ massen die weisse Bildhauer-Arbeit sehr schoͤn darauf par iret oder låsset. Jn diesem Stein faͤllet zu Zeiten hier und da eine gerade/ oder gleiche/ weisse und sehr hell-glaͤnzende Ader/ biß zwey Zoll dicke/ so von etlichen Frauen-Eis/ hier aber Glinzer-Spatt/ genennet wird. Hievon werden schoͤne Tische verfertiget. Es koͤnnen aber auch solche Stuͤcke in der Architectur, wie mir berichtet worden/ zu gleichen Sachen/ als da sind Pilastre, Frise, und andern mehr/ gebrauchet werden/ denn solche Adern/ wenn der Stein an sich selbst pol iret worden/ wie Silber oder Per- len-Mutter aussehen/ und dieses desto mehr/ wenn die Flammen schoͤn fallen/ wird aber solcher Stein mit einem besondern hellen Fir- nuͤß uͤberzogen/ und hernach pol iret/ so spielen dessen Flammen wie Gold. Von dieser Gattung wird der Schuh in die Laͤnge und Breite/ wenn dieselbe auf vor besagte Art verarbeitet worden/ um einen Reichs-Thaler verkauffet. Sonst hat mich eine gewisse Per- son berichtet: wie auch/ ausser vor gedachten Alabaster-Steinen/ in der Grafsafft Stolberg ein rechter Marmor gefunden werde/ der so fest wie ein Kiesel-Stein/ und derowegen/ so wohl zu denen Præ- par ir-Steinen derer Apothecker/ als auch denen Farbe- oder Reibe- Steinen derer Mahler/ sehr dienlich sey; weilen aber derselbe/ ohn- erachtet Jhro Hoch-Graͤfliche Gnaden von Stollberg ihm eine Gnade zugesagt/ solchen Bruch nicht offenbahren will/ so kan anietzo davon nichts Sonderliches melden. Endlich berichte dem curieus en Leser/ daß man von denen vorhero specific irten Ala- baster-Steinen/ bey denen hiesigen Bild-Hauern/ schoͤne pol irte Prob en/ um ein billiges Geld/ haben kan/ welche wehrt sind/ daß sie ein Curiosus zur Rarit åt/ unter andern Curiosit aͤten/ aufbehalte/ wie ich denn hievon albereit unterschiedene an gute Freuͤnde habe verschicken muͤssen. Das Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten Das VI Capitel von denen Curieus en Bergen und alten verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. I. Von dem Blocks Berge/ insgemein der Blocken oder Brocken genannt. D Jeser Berg ist weit und breit/ so wohl durch gantz Teuͤtsch- Land/ als auch auswertig in fremden Landen/ sehr beruͤhmt/ nicht allein deswegen/ weilen solcher vor den hoͤchsten in Teuͤtsch-Land gehalten/ und auf die 16 Meile Weges herum/ in Sachsen/ Hessen und Thuͤringen/ bey hellem Wetter/ gesehen wird/ sondern/ weil auch die Kinder davon zu sagen wissen: wie nemlich alle Jahr darauf die Hexen aus Teuͤtsch-Land in der Walpurgis- Nacht/ oder den ersten des Maͤy-Monats/ sich versammleten/ und daselbst mit denen boͤsen Geistern/ durch einen Schmaus und Tantz/ lustig macheten. Es lieget aber derselbe auf dem Ober-Hartz/ nicht weit von der Hoch-Graͤflichen Stolbergischen/ eine Meile von der Stadt Wernigerode gelegenen/ Residens, Jlsenburg genannt/ und nur ohngefehr fuͤnff Meilen von Nordhausen/ weilen aber der Weg nicht gerade darauf zugehet/ sondern man nicht anders/ als durch viele Um-Wege/ zu demselben gelangen kan/ muß man wohl 7 biß 9 Meilen/ nachdem der Weg genommen wird/ reisen/ ehe man von hier dahin koͤmmet. Die Benahmung dieses Berges ist nicht ei- nerley/ indem derselbe von unterschiedenen Autoribus, bald der Bruckers- oder Bructers Berg/ bald der Prockel- oder Brockels- Berg/ ja gar der Bocks-Berg/ und so weiter/ genennet wird; hin- gegen heissen denselben diejenigen/ so an und auf dem Hartz wohnen/ ihrer verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. ihrer Mund-Art nach/ entweder der Blocksberg oder insgemein der Blocken oder Brocken/ dabey man es billich haͤtte sollen verbleiben lassen; allein da etliche Autores sich eingebildet/ daß der Berg nicht mehr seinen alten Nahmen habe/ und dieserwegen von denen Anwoh- nenden unrecht genennet werde/ etliche aber auch viele zum Theil wun- derliche Einfaͤlle wegen der Etymologie des Nahmens gehabt/ so hat es wohl nicht anders seyn koͤnnen/ als daß daraus eine Confusio n und Vielheit derer Nahmen entstehen muͤssen; indem einige vermei- net/ daß der Nahme dieses Berges von denen Bructeris, als denen alten Voͤlckern/ so vormahls am Berge gewohnet håtten/ herruͤhre/ derowegen sie dem Berge den Nahmen Bruckers oder Bructers ge- geben/ welches aber von einigen verworffen/ und fuͤrgewendet wird/ daß die Bructeri nicht am Hartz/ sondern am Rhein/ wo ietzo das Herzogthum Bergen sey/ gewohnet håtten/ und die Worte des Claudiani: Venit accola Sylvæ Bructerus Hercyniæ, nicht eigent- lich von dem Hartz/ sondern von einem andern/ bey dem Rhein gele- genen Walde/ zu versiehen wåren/ so ein Theil des sehr grossen Wal- des gewesen/ welchen man vor Alters Sylvam Hercyniam genennet habe/ und von Schwaben an fast durch gantz Teuͤtsch-Land gegan- gen sey/ ehe derselbe hin und wieder ausgehauen worden. Andere halten davor: daß der Berg deswegen der Blocken oder Blocks- Berg heisse/ weilen er von dem Nieder-Saͤchsischen Wort Block/ das ist/ einem grossen Bloch oder Klotz/ daraus man kan entweder Feuͤer-Holtz machen/ oder Bretter daraus auf einer Såge-Muͤhle schneiden lassen/ herkomme/ massen es derselben unten am Berge sehr viel gebe/ die daselbst verfaulen muͤsten/ weilen sie schwerlich aus dem Walde zu bringen waͤren/ welches wohl auch die sicherste Mei- nung ist. Hingegen koͤmmet es wohl recht låcherlich heraus/ wenn etliche sagen wollen: er werde davon der Blocks-Berg genennet/ weilen diejenige Hexe/ so in der Walpurgis-Nacht sich verspaͤtet haͤtte/ und zu langsam kommen waͤre/ sich muͤste zur Straffe vor ei- nen Hacke-Block oder Hacke-Klotz gebrauchen lassen/ darauf der Teuͤffel das Fleisch zu denen Wuͤrsten/ so er zu der Fresserey gebrau- chete/ hacken liesse. Nichts weniger wird auch iemand daruͤber S schwer- Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten schwerlich weinen/ wenn M. Johann Prætorius, in seinem Tractat vom Blocks-Berge part. 1 cap. \& §. 2 p. m. 42, den Blocks-Berg gar zu einem Bocks-Berg/ Bocken und Hoͤll-Bocken machen will/ davor haltende: daß er also vor Alters mit seinen rechten Nahmen geheissen habe/ entweder weilen die Hexen auf Boͤcken ihre Walfahrt auch zur selben Zeit darauf gehabt: Oder daß der Teuͤffel sich in ei- nes grossen Hoͤllischen Bocks Gestalt darauf præsent irte/ und ver- meinet er/ daß solches auch aus den Nahmen derer Bructerorum erhelle/ als welche ihren Nahmen von dem Bock/ den sie auf ihre Sprache Buck genennet/ bekommen haͤtten/ und so viel als Bucteri hiessen/ welches diesem wunderlichen Kautz/ wie er in denen monat- lichen Unterredungen einiger guten Freuͤnde im Monat Julio An- no 1689 pag. 721 genennet wird/ schwerlich iemand zu Gefallen glauben wird/ ob er schon pag. 46 saget: daß er solches/ sonderlich derer dummen Schoͤpse wegen/ am allerklaͤresten gemachet habe/ massen wenn man sich nur die Muͤhe nehmen wolte/ man leicht aus seinen Scriptis darthun koͤnte/ daß er eines und das andere absque judicio gesetzet/ auch derowegen selber unter solche Schoͤpse/ und zwar in superlativo gradu, gehoͤre. Der Nahme Brocken soll/ nach etlicher Meinung/ davon herruͤhren: daß solcher Berg bey dem Tode Christi unsers Heylandes nebst andern Bergen zerspal- ten/ und/ wie die an dem Berge wohnende Nieder-Sachsen reden/ te brocken/ das ist/ zu brochen waͤre/ welche Derivatio n aber von vielen nicht will zugegeben werden/ warum ich mich doch wenig be- kuͤmmere. Weilen mein Vorhaben anietzo nicht ist/ die Curiosos långer mit diesem Wort-Streit aufzuhalten; sondern denenselben nunmehro zu zeigen/ durch was vor Wege man auf den Berg gelan- gen koͤnne. Der nåheste Weg von Nordhausen aus ist/ wenn man auf Braunlage zureiset/ und von dar sich auf den Berg durch einen Fuͤhrer bringen laͤsset/ welchen Weg ich unterschiedene mahl kommen bin/ der mir wohl gefallen hat; man kan sich aber auf diesem Wege in dem Hartz leicht verirren/ wenn dem Weg-Weiser der Weg nicht accurat bekannt ist. Nechst diesen hat mich Tit. Herr D. Samuel Rochliz/ wohl-bestallter Physicus zum S. Andreas-Berge \&c., mein sonder- verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz sonderbahrer guter Freuͤnd und Gevatter berichtet: wie auch ein fei- ner Weg von ietzt gedachter Ober-Harzischen Berg-Stadt nach dem Brocken zugienge/ welcher/ meinen Gedancken nach/ in den vor gedachten Weg fallen muß/ weilen S. Andreas-Berg zur lincken Hand dieses Weges lieget. Gleicher Gestalt gehet von Elbingero- de ein Weg hinauf/ der/ dem Bericht nach/ sehr morastig ist; bey Jlsenburg aber ist noch ein anderer vorhanden/ welcher von denen fremden reisenden curieus en Personen am meisten gesuchet und be- treten wird/ ohnerachtet derselbe sehr beschwerlich zu steigen ist/ wie ich selbst erfahren habe/ wiewohl es auch bey denen vor gedachten Wegen ohne Verdrießlichkeit nicht abgehet/ weilen solche rauh und ungebahnet sind/ denn derjenige Bohl- oder Fuhr-Weg/ welchen Jhro Hoch-Fuͤrstliche Durchlauchtigkeit Heinrich Julius, Herzog zu Braunschweig und Luͤneburg \&c. Hoch-seligen Andenckens/ hat hinauf machen lassen/ um seine Gemahlin aus Curiosit aͤt hinauf zu fuͤhren/ vor laͤngst wieder verfallen ist/ welches alles aber ein Curio- sus weniger als nichts achten muß. Hat nun iemand Lust/ diesen Berg zu beschauen/ so rathe ich demselben/ daß er sein Vorhaben biß nach dem Fest S. Johannis des Taͤuffers/ auch wohl gar/ wenn der Winter lang angehalten hat/ biß in den Julium oder Heuͤ-Monat verspare/ sonst derselbe/ wenn er eher koͤmmet/ eine vergebliche Reise/ wie mir dergleichen Exempel bekannt/ vornimmet/ und entweder wegen des tieffen auf dem Berge annoch um die Zeit vorhandenen Schnees/ oder des grossen Frostes wegen nicht darauf kommen kan; es muͤste denn seyn/ daß vor besagtem Johannes-Tage eine solche grosse Hitze gewesen waͤre/ die vor gedachte Verhinderungen aus dem Wege geraͤumet haͤtte/ welches aber auf dem Hartz bey dem Brocken ein selzames und ungewoͤhnliches Werck ist/ nach der Zeit aber kan derselbe sich mit einer curieus en Gesellschafft anfinden/ und einen Weg erwehlen/ welchen er will. Wenn denn ihm der Weg bey Jlsenburg beliebet/ so muß er von daselbst einen Weg-Weiser mitnehmen/ der die Compagnie/ nachdem sich dieselbe mit leichten Stiefeln oder geringen Schuhen und Struͤmpfen versehen/ durch Morast/ Holtz- und Busch-Werck uͤber Steine/ Bruͤcken und S 2 Baͤche Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten Baͤche/ bey einem ziemlichen hohen Stein-Felsen/ der Jlsen-Stein genannt/ vorbey/ und weiter den Berg hinauf bey zwey Stunden lang fuͤhret/ ehe er diejenigen/ welche ihrer Bequemlichkeit halber zu Pferde sich befinden/ absteigen heisset/ und ihnen anzeiget/ daß man wegen des boͤsen Weges/ wie er anfaͤnglich schon gesaget/ nicht weiter zu Pferde fortkommen koͤnne/ sondern solche mit etlichen Bedienten muͤsse stehen lassen. Worauf die Compagnie an diesem Ort zu Zeiten etwas ausruhet/ und alsdenn vollends zu Fuß hinauf uͤber Stock und Block/ wie sie aldort reden/ bald klettert bald steiget/ wel- ches auch ohngefaͤhr/ nach Verfliessung zwey guter Stunden/ voll- bracht wird/ alsdenn die Compagnie sich oben auf dem hoͤchsten Gip- fel des Berges befindet/ und uͤber dessen grausame Hoͤhe/ wenn eben helle Wetter vorhanden/ verwundert/ sonderlich/ da derselbe unten im Lande/ wegen derer andern hohen Hartz-Gebuͤrge/ nicht so hoch/ als er ist/ scheinet. Ebener massen wird keiner darunter seyn/ der sich vorhero zwey solche runde/ ob schon abhaͤngige/ doch ziemlich ebene Plaͤtze/ auf einer solchen Hoͤhe eingebildet haͤtte/ als er oben auf diesem Berge antrifft/ und wovon der eine hohe und weite der grosse oder rechte Block-Berg/ der andere gegen uͤber liegende nie- drige und ziemlich kleinere aber der kleine Brocken genennet wird/ wobey es artig zu sehen ist/ daß auf diesen Plaͤtzen keine Baͤume und Straͤuche zu finden sind/ da doch etwa einen guten Musqueten- oder Buͤchsen-Schuß von der obersten Hoͤhe des grossen Platzes/ und ohngefahr nur halb so weit von der Spitze des kleinen Brockens her- unter viel Baͤume und Straͤucher/ von allerhand Gattung/ rund um dieselbe/ als wenn sie mit Fleiß also waͤren gepflanzet worden/ stehen/ und fast keiner ausser der Ordnung weiter hinein waͤchset/ die Ursach deßen wollen einige deꝛ daselbst continu irlich befindlichen großen Kaͤl- te zuschreiben/ worzu auch die denen meisten Baum-Wurzeln schaͤd- liche uͤberfluͤßige Naͤsse viel helffen kan/ massen es oben auf dem Blocks-Berge sehr morastig/ sumpficht und voll Moos ist/ welches von dem Regen und Schnee-Wasser/ ingleichen von dem Brunnen herruͤhret/ dessen ich albereit unter dem III Capitel und Titel gedacht habe. Ferner sind auch oben auf diesem Berge etliche Stein-Felsen vor- verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. vorhanden/ darinnen schon vor langen Zeiten/ wie die Jahr- Zahl ausweiset/ viele Nahmen von denenjenigen/ so darauf aus Curiosit aͤt gewesen/ zum Andencken eingegraben worden/ wei- len aber unterschiedene Boͤsewichte sich nicht gescheuͤet/ bey etli- chen einen Esels-Kopff zu machen/ hat solches nachgehends viele curieus e Personen abgeschrecket/ daselbst ihr Gedaͤchtniß auf sol- che Art zu hinterlassen. Die Lufft auf diesem Berge ist/ der treff- lichen Hoͤhe wegen/ mehrentheils kalt und truͤbe/ auch zu der Zeit/ da oftmahls unten im Thal oder in dem Lande das schoͤn- ste und waͤrmeste Wetter vorhanden; doch trifft man oftmahls dieselbe alhier temper iret und helle an/ alsdenn die Curiosi sich mit Anschauung derer da herum liegenden Laͤnder/ Berge/ Staͤdte und anderer Oerter ergetzen/ sonderlich wenn sie ein gutes Perspectiv bey sich haben. Es geschiehet aber zu Zeiten/ daß der Berg ploͤtzlich mit einem dicken Nebel und etlichen vorbey-streichenden finstern Wolcken dergestalt umgeben wird/ daß die Compagnie davor einander nicht sehen kan/ ob sie schon nicht gar weit von einander stehen; uͤber das werden dieselben vielmahls von der herunter fallenden Naͤsse Pfuͤ- zen-naß. Wenn nun der feuͤchte Nebel mehrentheils herunter gefal- len ist/ und die dunckeln Wolcken fast gaͤntzlich vorbey gezogen sind/ auch eben zu der Zeit im Lande die Sonne scheinet/ so laͤsset es/ als ob darinnen allerwegen ein dunckeles Feuͤer brennete/ indem die Sonne sich also durch die annoch etwas finstere Wolcken præsent i- ret. Nach diesem wird es wieder wie zuvor helle/ hingegen traͤgt es sich nicht selten zu/ daß es hierauf nach dem Lande hinunter alles fin- ster wird/ entweder weilen die Nebel und Wolcken dahin fallen/ oder daß neuͤe Wolcken ankommen/ welche unten an den Berg anstossen/ und sich daselbst zertheilen/ und was solcher wunderlichen Veraͤnde- rungen der Lufft daselbst mehr sind/ die man aber gar langsam auf einmahl/ auch nicht zu ieder Zeit auf diesem Berge gewahr wird. Es halten einige davor/ wie der bekannte wilde Jaͤger/ als ein bekanntes Teuͤfels-Gespenst/ des Nachts alhier und in der Gegend herum sein Spiel habe/ derowegen etliche nicht viel naͤhmen/ daß sie des Nachts auf dem Berge verharreten/ wenn sie auch schon die bequemeste S 3 Witte- Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten Witterung darzu haͤtten; Allein ich bin zweymahl/ einer angeneh- men Compagnie zu Gefallen/ mit droben verblieben/ da ich/ GOtt Lob! mit ihnen von solchem Teuͤffels-Werck nichts vermercket ha- be/ vielmehr konten wir uns das erstemahl auf diesem Observatorio nicht genugsam an dem Lauff derer Sternen ergetzen/ weilen es da- mahls die ganze Nacht durch am Himmel sehr helle war/ und ich zu dem Ende einen Tubum Opticum mitgenommen hatte/ welches uns auch anfrischete/ etliche Tage hernach wieder eine Nacht an diese Curiosit aͤt zu wagen/ wir waren aber diesesmahl ungluͤcklich/ denn es nicht allein gegen Mitternacht sehr dunckel/ sondern auch so kalt dar- auf wurde/ daß wir uns kaum bey einem angezuͤndeten Feuͤer erwaͤr- men konten. Ob ich nun schon also vor besagter massen nichts von denen Gespenstern auf diesem Berge verspuͤhret habe/ so will doch damit nicht leuͤgnen/ daß nicht auch zu Zeiten der Teuͤfel alhier/ wie an andern Orten/ sein Wesen haben solte/ denn ich ebenfalls der- gleichen einesmahls nicht weit von dem Blocks-Berge mit einigen guten Freuͤnden/ wovon Herr Andreas Heinrich Sickel/ E. E. Rahts Apothecker alhier/ mein vielgeliebter Stieff-Vater und Ge- vatter annoch am Leben/ angehoͤret habe/ als wir uns verirret hatten/ und die Nacht uͤber daselbst verbleiben musten. Ferner ist dieser Berg oben mit langem Gras/ vielen Kraͤutern und Wurzeln be- wachsen/ wovon unterschiedene Johannes Thalius, weyland Physi- cus alhier/ in seinem so genannten Sylvâ Hercyniâ, ingleichen Jo- hann Royer/ vormahls Hoch-Fuͤrstlicher Braunschweigischer Luͤ- neburgischer Gaͤrtner zu Hessem/ in einem bey die Beschreibung des Hessemischen Gartens gedruckten Catalogo angefuͤhret hat/ welche ich auch mit vielen andern/ so von diesen Autoribus entweder verges- sen/ oder nicht observ iret worden/ zukuͤnfftig/ wenn mir GOtt das Leben verleihet/ in meinem Herbario Hercynico erzehlen werde. Dieses will ich aber denen Curiosis zur Nachricht und Warnung sagen: daß es alhier eine Gattung Heydel-Beere gebe/ welche Trunckel-Beere heissen/ weilen wenn sie gegessen ein starckes Haupt- Wehe mit einem Schwindel verursachen/ und gleichsam truncken machen. Nechst dem findet man auch daselbst kleine Beere/ so denen Heydel- verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. Heydel-Beeren ziemlich aͤhnlich sehen/ und von denen Leuͤthen/ so da herum wohnen/ Apen-Beere/ das ist/ Affen-Beere/ genennet werden/ indem diejenigen/ welche davon geniessen/ sich wie Affen anstellen/ und allerhand tolle Gebaͤrden machen/ derowegen sich die Naͤscher wohl in Acht zu nehmen haben/ wenn sie zu der Zeit auf dem Berge sich befinden/ da solche Beere reiff sind. Wenn man eine Buͤchse oder dergleichen Gewehr auf der Hoͤhe dieses Berges ab- schiesset/ entstehet davon ein schlechter Knall/ vielweniger giebet der- selbe ein Echo oder einen Wieder-Schall/ weilen keine solche hohe Berge dagegen liegen/ woran der Schall anschlagen/ und wieder zuruͤck prallen kan. Haben nun die Curiosi dasjenige/ was bey der Besichtigung dieses Berges merck-wuͤrdig ist/ genugsam beschauet und betrachtet/ so begeben sich dieselben alsdenn den Berg wieder hinunter/ und langen ohngefaͤhr nach zwey guten Stunden zu Jlsen- burg an/ denn ihnen das Herabsteigen leichter/ als das Hinaufsteigen bekannter massen/ ankoͤmmet. Sonst gehoͤret der Blocks-Berg theils zum Hoch-Fuͤrstlichen Braunschweigischen Luͤneburgischen Wolffenbuͤttelischen/ theils zum Hoch-Graͤflichen Stolbergischen Jlsenburgischen Gebiethe/ und zeiget denen beywohnenden Land- Leuͤthen/ gewisser als eine Calender- Practica, alle Tage die Witte- rung an: denn/ wenn derselbe des Morgens fruͤhe/ wie sie sagen/ brauet/ das ist/ mit einem dicken Nebel bedecket ist/ so regnet es diesen Tag uͤber gewiß; hingegen wenn derselbe zu der Zeit ohne einen Ne- bel ist/ so folget ein schoͤner heller Tag darauf. Schließlichen giebt mir dieser Berg Anlaß/ einigen curieus en Lesern zu berichten/ wie unter denen Gelehrten noch ein grosser Streit sey: Ob so wohl hierauf/ als an andern Orten/ die Hexen in der That und Wahrheit leiblicher Weise zu ihren Gastereyen und Teuͤfels-Taͤnzen fahren? oder: Ob dieselbe sich nur solches einbilden? massen etliche davor halten: daß solches ein Traum-Werck sey/ und der Teuͤfel/ als ein Tausend- Kuͤnstler/ denen Zauberern und Hexen im Schlaff einbilde/ als ob sie anders wo bey Gastereyen waͤren/ und tanzeten/ da sie doch zu Hause im Bette/ auf der Banck/ oder sonst wo/ sich befaͤnden. An- dere vermeinen/ daß der Teuͤfel die Seele derer Zauberer und Hexen durch Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten durch eine Entzuͤckung aus dem Leibe fuͤhre; hingegen finden sich wieder einige/ die da wollen: daß solche leibhaftig dahin fahren/ oder gebracht werden/ denn der Teuͤfel solches wohl vermoͤge/ weilen er so ein starcker Geist sey/ daß er auch Christum wahrhaftig in der Ver- suchung auf die Zinnen des Tempels/ und weiter herum/ gefuͤhret ha- be. Diese Meinungen werden nun von unterschiedenen gelehrten Autoribus verfochten/ und bemuͤhet sich ein ieder/ seine Gedancken mit Vernunfts-Gruͤnden und Exempeln zu behaupten/ wovon ich sehr viele anfuͤhren koͤnte/ wenn die Materie nicht gar zu weitlaͤuftig waͤre; derowegen ich demjenigen/ der ein mehrers hievon zu wissen verlanget/ Herrn D. Johannis Gerhardi, weyland vornehmen Pro- fessoris Publici zu Jena/ Commentarium uͤber das 4 Capitel des Evangelii S. Matthæi pag. 208, ingleichen M. Johannis Prætorii Teuͤtschen Tractat vom Blocks-Berge part. 2 cap. 2 p. 201 \& seq. zu lesen vorschlage/ denn dieselben solche Fragen ausfuͤhrlich abge- handelt haben. II. Von dem bey Goslar gelegenen Ram- mels-Berge. D Er Rammels-Berg lieget gegen Mittag an dem Ober-Hartz/ nahe bey der Kaͤyserlichen Reichs Freyen Stadt Goslar/ und ist ein sehr grosser/ hoher und ausserhalb unfruchtbarer Berg/ denn man darauf keine Tannen-Baͤume/ wie auf denen benachbarten Bergen/ antrifft/ sondern es ist derselbe nur mit Heidel-Beeren/ grosser Heyde/ Breuͤsel-Beeren und wenig Straͤuchen bewachsen/ vor sich nach Goslar zu/ hat solcher keinen Berg mehr/ hinten aber stoͤsset er an die andern Hartz-Gebuͤrge an/ und ist in der Hoͤhe wun- derbarlicher Weise zerborsten/ massen man uͤber denen Ober-Gruben einen Riß siehet/ der an etlichen Orten fast drey biß vier Ellen weit/ bey hundert Lachter lang/ und so tieff ist/ daß man auf den Grund nicht sehen kan/ welcher auch/ derer Berg-Leuͤte Bericht nach/ von Jahren zu Jahren weiter werden soll/ woher solcher aber entstanden sey/ verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. sey/ hat man keine eigentliche und gewisse Nachricht/ doch vermeinen einige/ daß sich der Berg zu der Zeit von einander gegeben/ als der- selbe einesmahls/ wie in der alten Saͤchsischen Chronicâ zu ersehen/ eingegangen sey/ und bey vierdthalb hundert Weiber auf einen Tag zu Witt-Frauen gemachet habe/ welche alle vor dem Berge gestan- den/ und ihre Maͤnner beweinet haͤtten. Der Nahme dieses Ber- ges ruͤhret von dem Erfinder derer Rammelsbergischen Berg-Wer- cke her/ und hat es sich damit folgender massen zugetragen: Als Kaͤyser Otto/ der Erste dieses Nahmens/ nicht gar weit von Gos- lar/ auf der Hartz-Burg seinen Hof gehalten/ und vielfaͤltig in dem Hartz-Gebirge hat jagen lassen/ begiebet es sich eines mahls/ daß einer von seinen vornehmen Jaͤgern Ramm genannt/ auf Befehl des Kaͤysers/ an denen Vor-Bergen des Harzes jaget/ wie er nun an einen Berg kommen/ da er/ der Hoͤhe wegen/ nicht weiter mit dem Pferde dem Wilde nacheilen kan/ bindet derselbe sein Pferd woran/ und folget zu Fusse dem Wilde nach. Jndessen als solches geschie- het/ und der Jaͤger etwas lange ausbleibet/ verlanget das Pferd nach seinem Herrn/ und scharret/ der Pferde-Art nach/ hefftig mit denen Vorder-Fuͤssen/ wodurch ohngefaͤhr ein Ertz-Gang entbloͤsset wird/ davon der Jaͤger/ bey seiner Wiederkunft/ eine Stuffe mitnimmet/ und dem Kaͤyser zeiget/ der solches prob iren/ und/ aus Liebe die er zum Berg-Wercke getragen/ aldar einschlagen laͤsset; nachdem aber solches gegluͤcket/ und die Berg-Leuͤthe ie laͤnger ie mehr den Berg mit Bauen angegriffen/ hat der Kaͤyser dem Berge/ nach dem Jaͤger Ramm/ den Nahmen Rammelsberg gegeben/ wie er denn noch auf den heuͤtigen Tag also heisset. Es wollen zwar einige vorgeben: daß der Berg seinen Nahmen nicht von dem Jaͤger/ sondern von dem Pferd bekommen habe/ als welches von seinem Herrn Ramm genen- net worden. Allein/ die erste Meinung ist wohl die sicherste; denn/ hat man des Jaͤgers Frau/ Gosa genannt/ die Ehre angethan/ und nach ihrem Nahmen die Stadt Goslar/ und das dahin fliessende Wasser die Gose/ dessen ich im IV Capitel gedacht/ geheissen/ wie vielmehr wird man nicht den Jaͤger selbsten geehret/ und den Berg nach seinem Nahmen genennet haben/ weilen man denselben/ wegen T Er- Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten Erfindung derer Rammelsbergischen Berg-Wercke/ ohne Zweiffel wird sehr æstim iret haben/ welches insonderheit daraus zu schliessen ist/ daß man denselben mit seinem Weibe/ nach beyder Absterben/ nicht allein in Goslar in S. Augustini Capelle/ die auf dem Franckenber- gischen Kirch-Hofe stehet/ hat begraben/ sondern auch zu Ehren einen grossen Stein auf ihr Grab legen lassen/ darauf sie beyde in Lebens- Groͤsse gehauen sind/ und haͤlt der Jaͤger in seiner rechten Hand ein Schwert uͤber sich/ seine Frau aber traͤget eine Crone auf ihrem Kopf. Dieser Stein ist vormahls/ als man den Buͤrgermeister Karsten oder Christian Balder/ als einen Befreuͤndten meiner seligen aus Goslar gebuͤrtigen Mutter Elisabeth Catharinen Balderin/ in dieser Ca- pelle hat begraben/ und zu dem Ende das Grab daselbst machen wol- len/ fast drey Ellen tieff in der Erde gefunden worden/ worauf E. E. Raht zu Goslar denselben zu einem ewigen Gedaͤchtniß aussen an die Capelle hat aufrecht setzen lassen/ damit er von iedermann kan gese- hen werden. Vormahls hat/ nach des Kaͤysers Ottonis Zeiten/ der Raht zu Goslar mit etlichen Buͤrgern oder Huͤtten Herren/ den Rammels-Berg innen gehabt/ aniezo aber kommen fast alle Nutzun- gen/ laut eines mit der Stadt Anno 1552 getroffenen Vergleichs/ von demselben dem Hoch-Fuͤrstlichen Hause Braunschweig zu/ und hat gedachter Raht nur noch drey Zechen darinnen. Ob nun schon vor besagter massen der Rammels-Berg von aussen ein unfruchtbarer Berg ist/ so hat er doch diesen Mangel mit seinem Ertz und Minera- li en etliche hundert Jahr her reichlich ersetzet; denn man das Ertz dar- innen in solcher Menge angetroffen hat/ und noch findet/ als wohl in einem Berge/ allein in der Christenheit/ biß auf diesen Tag nicht ge- schehen ist/ derowegen auch Herr Georg Engelhard von Loͤhneyß im fuͤnfften Theil seines Berichts vom Berg-Werck fol. 84 diesen Berg sehr ruͤhmet/ und saget: daß man dergleichen/ aus dem so man- cherley Ertz und Gaben kommen/ in Teuͤtsch-Land nicht antreffen werde; Er redet aber nicht von einem reichen/ grossen weitlaͤufftigen Berg-Werck/ das auf etliche Meilen begriffen ist/ sondern nur von einem Berge/ da das Berg-Werck/ wie bey dem Rammels-Berge/ so enge beysammen ist/ daß man es mit einem Pirsch-Rohr uͤberschies- sen verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. sen kan. Es werden aber aus dem Rammels-Berg nachfolgende Ertze und Minerali en gewonnen/ nemlich Glantz-Ertz/ braun Bley- Ertz/ gemein Ertz/ weiß Kupfer-Ertz/ gelb Kupfer-Ertz/ Kupfer- Kieß/ weisser Kieß/ graue Gans/ Schmer-Ertz/ rother Atrament- Stein/ grauer Atrament- Stein/ weisse Joͤckeln/ gruͤne Jockeln oder gediegen Victri l/ weisse Blume oder Victril, gruͤne Blume/ grauer Kupfer-Rauch/ gelber Misy, Ockergelb/ Talg und Feder- weiß; hieraus werden allerhand Metallen und Minerali en gemacht/ als Gold/ davon doch die Marck Silber nur einen Heller haͤlt/ dero- wegen solches/ weil es die Unkosten nicht abwirfft/ von dem Silber ungeschieden bleibet/ ferner Silber/ Kupfer/ Gloͤtt-Bley/ Zinck/ Schwefel/ Gallmey/ Kobolt/ blau und weisser Victriol, auch andere mehr. Hingegen sind die Rammelsbergischen Ertze so feste/ daß sie mehrentheils weder mit Gezaͤn oder Instrument en noch mit Schies- sen koͤnnen gewonnen werden/ derohalben solche die Berg-Leuͤthe mit Feuͤer besetzen/ welches denn sehr wohl hebet/ weilen das Ertz in dem gantzen Berg sehr kluͤftig ist/ und das Feuͤer also leicht an die Kluͤfte kan gesetzet werden. Von solchem Feuͤer-Setzen ist die Hitze so groß in denen Gruben/ daß die Berg-Leuͤthe ihre Arbeit an etlichen Orten nackend verrichten muͤssen/ zumahl/ da das Wasser in dem Rammels- Berge sehr vitriol isch/ und so scharff ist/ daß es ihnen Kleider und Schuhe zerfrisset/ wenn sie solche anziehen. Nichts desto weniger wird das Wasser vor die Beschwerung des Magens und andere Kranckheiten von etlichen hart genaturten Menschen getruncken/ weilen es hefftig purg iret/ und ihnen also zum oͤfftern mehr schaͤdlich als nuͤtzlich ist/ geschweige daß solches einen uͤberaus heßlichen Ge- schmack hat/ und dieserwegen nicht wohl in den Mund kan genom- men werden/ auch die Fische aus der Ocker vertreibet/ wie ich im IV Capitel albereit erinnert habe. Vor Zeiten hat man in dem Tieffe- sten derer Gruben Suͤmpfe gehabt/ darein dieses Wasser gefallen; wenn man nun in solche Suͤmpfe eiserne Staͤbe geleget/ hat das Wasser das Eisen verzehret/ und sich herum eine Materie/ gleich ei- nem Rost/ gesetzet/ welcher endlich zu gutem Kupfer worden/ aus dem man das annoch uͤbrige Eisen/ wie ein Schwerdt aus der Scheide/ T 2 hat Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten hat ziehen koͤnnen. Es sind zwar solche Oerter nunmehro wieder verfallen/ doch hat das Wasser die Krafft/ das Eisen in wahrhafftig Kupfer zu verwandeln/ biß hieher behalten. Sonst setzet sich von diesem Wasser an dem Ort/ wo dasselbe durch den Stollen fliesset/ am Gezimmer und in der Wasser-Seige/ ein gelber Slich oder Schlamm/ an etlichen Orten fast Haͤnde-dicke/ an/ welcher Ocker- gelb genennet/ und daraus eine braune und rothe Farbe gemacht wird. Jnwendig ist der Rammels-Berg/ nachdem er nunmehro viele hun- dert Jahr hero gebauet worden/ in solche grosse Weiten ausgehauen worden/ daß es daselbst sehr gefaͤhrlich zu arbeiten ist/ zumahl/ da die Weiten so hoch sind/ daß man mit keinem Holtz zu Huͤlffe kommen kan. Wenn nun daselbst die Ertz-Waͤnde herein gehen/ wie offt ge- schiehet/ nehmen die Arbeiter Schaden/ und zerschlagen solche/ was sie antreffen; derowegen die Berg-Leuͤthe zu Goslar/ in der hart am Thor gelegenen S. Claus-Kirche/ woͤchentlich zweymahl des Mor- gens fruͤhe durch eint Predigt vermahnet werden: daß sie sich in sol- cher Gefahr GOtt befehlen sollen; allein/ es ist ein verwegen Volck/ das solches wenig achtet/ denn wo der Priester ein wenig zu lang pre- diget/ und unterdessen das Stadt-Thor aufgehet/ lauffen sie meh- rentheils alle davon/ und lassen den Prediger allein stehen/ alsdenn derselbe von sich selbst wohl aufhoͤren muß/ welches Lob diesen Ar- beitern wohl-gedachter Loͤhneyssen im fuͤnfften Theil seines Berck- Wercks-Buches fol. 79 giebet. An denen Orten aber/ wo man darzu kommen kan/ ist der Rammels-Berg mit Holtz genugsam un- terbauet/ und sagen die Berg-Leuͤthe/ so darinnen arbeiten: daß in dem Berge mehr Holtz/ als in der Stadt Goslar/ verbauet sey/ wie man denn auch in dem Rammels-Berge etliche Weiten oder Oerter findet/ welche die Alten mit starckem Eichen-Holtz ausgezimmert ha- ben/ damit/ wenn sich der Berg setzen wuͤrde/ er darauf ruhen koͤnte/ und ist dasselbige Holtz so schwartz und hart worden/ daß auch das Werck-Zeuͤg darinnen verdorben wird/ wenn man es arbeiten will/ derowegen der Berg daselbst hiervon eine gute Berg-Festung hat. Nichts weniger haben die Alten an andern Oertern dieses Berges/ nemlich wo die Wasser-Kunst anietzo haͤnget/ grosse und hohe Ge- woͤlbe verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. woͤlbe mit Kalck mauren lassen/ davon etliche doppelte Bogen uͤber einander haben/ und dieses zu dem Ende/ damit ihre Heinzen/ so zu der Zeit aldar gehangen/ fuͤr dem Waͤnde-Einfallen daselbst sicher seyn moͤchten/ welches viel muß zu bauen gekostet haben. Dieser Rammels-Berg hat viel Gruben/ es werden aber nicht alle gebauet. Merck-wuͤrdig aber ist es/ daß man aldar eine alte verlegene Grube antrifft/ welche die Teuͤffels-Grube heisset/ und dieses dahero/ weil/ wie man sagt/ der Teuͤffel neben andern Gewercken darinne soll ge- bauet/ sein Geld woͤchentlich fuͤr die Grube geleget/ und sein zugemes- sen Ertz weggebracht haben. Als aber einesmahls die Gewercker nicht recht mit demselben das Ertz getheilet haͤtten/ sey die Grube von ihm uͤber einen Hauffen geworffen worden/ und habe biß auf den heuͤ- tigen Tag ihren Nahmen von dem Teuͤffel behalten. Jm uͤbrigen ist noch ein feiner Brunn/ der Kinder-Brunn genannt/ am Ram̃els- Berge vorhanden/ dessen ich aber schon im III Capitel gedacht habe. Verlanget nun ein Curiosus mehr Nachricht von dem Rammels- Berge/ so so kan er davon in des offt gedachten Loͤhneyssens Be- richt von Berg-Wercken/ ingleichen Thomæ Schreibers Bericht von denen Berg-Wercken/ und Christiani Bervvardi Erklaͤhrung derer Berg-Leuͤthe Redens-Arten/ nachschlagen. III. Von dem in der Guͤldenen Aue gelegenen Kieffhaͤuser-Berge/ und darauf vorhande- nen wuͤsten Schlosse/ Kieffhausen genannt. O Hngefaͤhr drey gute Meilen von hier lieget/ nicht weit von Fran- ckenhausen und Kelbra/ gegen dem Unter-Vor-Hartz/ in der so genannten guͤldenen Aue/ der Kieffhauser-Berg/ welcher von de- nen Einwohnern/ ihrer Mund-Art nach/ der Kipphuͤser-Berg ge- nennet/ und/ seiner Hoͤhe wegen/ ziemlich weit/ sonderlich in der guͤl- denen Aue/ welche sich bey Nordhausen anfaͤnget/ und biß gegen Frey- T 3 burg Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten burg gehet/ gesehen wird/ auch dieserwegen gleichsam derer Nordhaͤu- sischen von denen Leipziger Messen zurůck kommenden Kauff- und Handels-Leuͤthe Promontorium bonæ Spei oder Vor-Gebirge guter Hoffnung ist/ denn wenn sie denselben wieder erblicken/ machen sie sich gute Hoffnung/ bald/ mit GOttes Huͤlffe/ wieder zu denen Jhrigen zu gelangen. Auf der Spitze dieses Berges ist nun ein wuͤ- stes Schloß vorhanden/ das Kieffhausen oder Kipphusen heisset/ wo- von auch der Berg seinen Nahmen bekommen hat. Dieses Schloß soll/ einiger Meinung nach/ Julius Cæsar, als der erste Roͤmische Kaͤyser/ erbauet haben/ es wird aber davon in keiner alten Chronicâ etwas gedacht/ und lauffet solches wider die alten Historien/ als wel- che bezeuͤgen: daß Julius Cæsar zwar zweymahl uͤber den Rhein in Teuͤtsch-Land gefallen sey/ doch sich nicht weit in dasselbe/ aus Furcht vor denen Teuͤtschen/ gewaget/ und dieserwegen bald wieder hinuͤber gemachet habe. Hingegen koͤmmet es glaub-wuͤrdiger heraus/ wenn andere vorgeben: daß solches Claudius Drusus, des Roͤmischen Kaͤy- sers Augusti Stieff-Sohn/ oder sein Bruder Germanicus funffze- hen Jahr vor Christi Gebuhrt habe als eine Festung in die Hoͤhe fuͤh- ren/ und also aufbauen lassen/ da denn derselben von dem Druso, oder seinem Bruder Germanico, zum Gedaͤchtniß seiner gehaltenen Siege/ der Nahme Confusio, das ist/ eine Verwirrung oder Um- stossung sey gegeben worden/ dieweil er das damahlige Koͤnig-Reich mit seinen Kriegen verwirret/ umgekehret und verwuͤstet gehabt. Nachdem aber die Thuͤringer solches Lateinische Wort nicht recht auszusprechen vermocht/ und aus Confusio n/ ihrer Mund-Art nach/ Kieffhusen gemachet/ habe solches Schloß auch nachgehends solchen Namen bey denen Teuͤtschen biß hieher behalten. Etliche thun auch noch dieses darzu/ daß Drusus sein Vieh und Kaͤlber in der Gegend/ wo anietzo Kellbra lieget/ soll gehabt/ und diese Stadt da- von ihren Nahmen bekommen haben/ welches aber vielmehr aus Schertz also mag gesaget/ als in Ernst geglaubet werden. Dieses Schloß hat vormahls Kaͤyser Heinrich/ dem Fuͤnfften dieses Nah- mens/ zugehoͤret/ und ist zu derselben Zeit eine solche vortrefliche Berg-Festung gewesen/ daß davor mancher tapferer Soldat sein Leben verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. Leben hat lassen muͤssen/ biß im Jahr Christi 1118 der damahlige Land-Graf in Thuͤringen/ Ludwig der Springer genannt/ dieselbe/ nach einer dreyjaͤhrigen Belagerung/ endlich erobert/ und mehren- theils zerstoͤhret hat/ doch ist das Schloß nachgehends wieder erbauet/ und dahin Anno 1483 in dem Pabstthum eine grosse Wallfahrt zum Heiligen Creuͤtz angestellet worden/ nunmehro aber ist dasselbe sehr wuͤste/ und fast gaͤntzlich verfallen/ derohalben man nur die Rudera noch davon siehet. Von diesem Berge und Schlosse redet der al- hier am Hartz und in der Nachbarschafft wohnende gemeine Mann viel Fabelhaftes/ die gemeineste Sage aber ist: gleichwie Kaͤyser Carolus Magnus zu Nuͤrnberg auf der Kaͤyserlichen Burg sich in ei- nen daselbst vorhandenen sehr tieffen Brunnen; also auch Kaͤyser Friedrich der Erste/ Ænobarbus oder Barbarossa, das ist Roht- Bahrt/ zubenahmet/ sich selbst mit etlichen der Seinigen in diesen Ort verfluchet habe/ auch dieserwegen mit ihnen daselbst auf der Banck/ an einem steinern Tisch sitzend/ und den Kopf in der Hand haltend/ ruhe oder schlaffe/ dem Kaͤyser aber sey sein rohter Bahrt durch den Tisch biß auf die Fuͤsse gewachsen/ nicke stetig mit dem Kopfe/ und zwinckere mit den Augen/ als wenn er etwa nicht recht schlieffe/ oder bald wieder aufwachen wolle; denn sie in denen Ge- dancken stehen/ als wenn derselbe vor dem Juͤngsten Tage wiederum aufwachen/ und sein verlassenes Keyserthum auf das Neuͤe antreten und bestaͤtigen werde. Will nun dieses ein Verstaͤndiger denen ge- meinen Leuͤthen nicht zugeben/ so wollen sie solche Fabel gar mit einer Begebenheit bekraͤfftigen/ und geben vor: daß/ als einsmahls ein Schaͤfer auf dem Kieffhaͤuser Berge ein Liedgen gepfiffen/ habe sol- ches dem Kaͤyser so wohl gefallen/ daß er denselben durch einen Zwerg zu sich haͤtte beruffen/ und ihm davor zur Danckbarkeit/ aus Freyge- bigkeit/ von dem daselbst vergrabenen reichen Schatze viel Geld geben lassen/ wobey er den Schaͤfer gefraget: Ob die Raben noch um den Berg herum floͤgen? und da derselbe ja geantwortet/ haͤtte der Kaͤy- ser gesagt: nun muͤste er daselbst noch hundert Jahr schlaffen. An- dere setzen hinzu: daß Anno 1669 ein Bauer aus dem im Riethe gelegenen Dorffe Reblingen den Kaͤyser/ doch unbeweglich und schlaf- Das V Cap. von den curieus en Bergen und alten schlaffend gesehen habe/ denn als er Willens gewesen/ einen Wagen voll Korn nach Nordhausen/ zu feilem Kauff/ zu fuͤhren/ sey derselbe von einem kleinen Maͤnnichen gebethen worden/ die Frucht auf den Kipphaͤuser Berg zu liefern und davor so viel/ aber nicht mehr/ Geld zu nehmen/ als dieselbe/ nach der damahligen theuͤren Zeit wehrt waͤ- re/ welches er auch gethan/ und bey dieser Gelegenheit den Kaͤyser zu sehen bekommen/ habe allerhand Gepraͤge gehabt/ und sey darunter eine alte Muͤnze angetroffen worden/ auf dessen einer Seite Tibe- rius, hingegen auf der andern Halber Secel, gestanden. Sie moͤgen aber solches beschoͤnen/ womit sie wollen/ so ist und bleibet es doch ein wahrhaftiges laͤcherliches Gedichte/ massen aus beglaubten Hi- storicis bekannt ist/ wie vor gedachter loͤblicher und tapferer Kaͤyser schon vorlaͤngst gestorben sey/ denn als derselbe einen Feld-Zug in das gelobte Land wider den Saladinum und die Saracener gethan/ und oͤfters wider dieselbe gesieget/ hat er sich einesmahls/ grosser Hitze wegen/ in Cilici en in dem Fluß Cydno baden und abkuͤhlen wollen/ ist aber darinnen ertruncken/ oder hat davon/ wie einige wollen/ eine toͤdtliche Kranckheit bekommen/ die ihm das Leben genommen. Wol- len nun schon einige sagen: daß der in dem Berge vorhandene Kaͤy- ser Friedrich der Andere sey/ so ist doch ebenfalls solcher todt/ und in Apuliâ auf dem Florentin er Schlosse/ theils durch Gifft/ theils durch Erstickung/ von seinem unechten Sohn Monfredo, um das Leben gebracht worden. Nichts weniger kan es Friedrich der Dritte seyn/ weilen derselbe zu Lintz in Oesterreich von unmaͤßig gegessenen Melon en/ und daher entstandenem Durch-Fall/ den Tod bekommen hat. Derohalben ist es wider die Wahrheit/ daß ein Kaͤyser Fried- rich in dem Kieffhauser Berge vorhanden sey/ geschweige daß er dar- inn schlaffe/ und endlich wieder aufwache. Die andern erdichteten Historien sind auch noch nicht gebuͤhrend erwiesen/ und solte solches schon gewiß geschehen seyn/ so geben es doch alle Umstaͤnde/ daß das- selbe ein Teuͤfels-Spiel und Verblendung gewesen sey/ auch der Teuͤfel damit nur gesucht habe/ die Einfaͤltigen in ihrem nichtigen Wahn zu staͤrcken/ und also zu aͤffen. Dessen ohngeachtet finden sich doch etliche/ die sich hierdurch von ihrer Meinung durchaus nicht lassen verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. lassen abwendig machen/ worzu die so genannten Schatz-Graͤber/ als Ertz-Betrieger/ viel helffen/ weilen dieselben dem gemeinen leicht- glaͤubigen Mann vorschwatzen/ wie der Kaͤyser Friedrich mehr als zu gewiß in dem Kieffhaͤuser-Berge sey/ und daselbst einen unsaͤglichen Schatz vergraben habe/ wovon ein ieder ein Ziemliches bekommen koͤnte/ wenn er nur die alhier wachsende und ihnen allein bekannte Spring-Wurzel haͤtte/ denn in derselben eine solche Krafft stecke/ daß auch davon die groͤsten vor denen Schaͤtzen liegende Schloͤsser augen- blicklich aufspringen muͤsten/ so bald man nur solche daran hielte; bey welcher Erzehlung sie weiter vorgeben: daß man solche Spring- Wurzel von sich selbst nicht finden koͤnne/ sondern es muͤsten vorhero die Geister von ihnen mit einer in den Kreis gelegten Summe Geldes beschworen werden/ daß sie die rechte Wurzel braͤchten/ und ihnen den Ort anzeigeten/ wo die Schaͤtze vorhanden waͤren/ und was derglei- chen Uberredungen mehr sind/ wodurch manche Schatz-gierige Leuͤte betrogen worden/ massen man etliche alhier bekannte Exempel hat/ daß sie dieselben mit dem Gelde in einen Kreis gestellet/ und ihre- schwerungen zu lesen angefangen haben/ es sind aber darauf keine Geister/ sondern verkleidete/ und vorher hierzu bestellte Maͤnner aus einem nahe dabey liegenden Busch-Werck kommen/ welche/ an Statt der Spring-Wurzel/ blosse Degen in den Haͤnden gehabt/ und sie nicht allein aus dem Kreis springend gemacht/ sondern auch alles/ was dieselben an und bey sich getragen/ weggeraubet haben. IV. Von dem zwischen Kieffhausen und Kelbra gelegenen alten Schlosse die Rotenburg ge- nannt/ und dem darauf vormahls gestan- denen Abgott Puͤstrich. Z Wischen vor gedachtem wuͤsten Schlosse Kieffhausen und der Hoch-Graͤflichen Schwartzburgischen Rudolstaͤdtischen Stadt Kelbra/ liegt ein altes Berg-Schloß/ so die Rotenburg genennet wird/ U und Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten und nunmehro sehr verfallen ist/ hierauf hat zu denen Zeiten/ da un- sere Vorfahren noch unglaͤubige Heyden gewesen/ der Abgott gestan- den/ welchen die Autores insgemein den Paͤuster/ Puͤstrich oder Beuͤ- strich/ die Einwohner der Guͤlden-Aue aber den Beuͤsterd oder den Beuͤstard/ und die Nieder-Sachsen den Puͤster/ nennen/ weilen er/ wie folget/ die Feuͤer-Flammen gleichsam von sich pustet oder blaͤset. Dieser Heydnische Abgott ist nach vor gedachter Zeit ehemahls bey einem von Adel von Tutgerode am Hartze vorhanden gewesen/ und nachgehends von dar nach Sondershausen gebracht worden/ alwo derselbe noch biß hieher auf dem Hoch-Fuͤrstlichen Schwartzburgi- schen Schlosse in dem Zeuͤg-Hause/ als eine Rarit aͤt/ zum Gedaͤcht- niß aufbehalten wird. Die Materie/ daraus dieses Goͤtzen-Bild gemacht worden/ ist ein Metall/ was es aber eigentlich vor eine Gat- tung desselben sey/ kan man aus dem blossen Augenschein nicht erken- nen/ und wird vor gewiß gesagt: daß man solches auch nicht habe er- forschen koͤnnen/ als einesmahls von dessen lincken Arm ein Stuͤck abgeloͤset/ und im Feuͤer prob iret worden/ derowegen es nicht unbillig von etlichen fuͤr ein unbekanntes Metall gehalten wird. Die Gestalt desselben ist ziemlicher massen heßlich/ denn er wie ein wilder und un- baͤndiger Junge/ der aus Bosheit seine Geberden verstellet/ aussie- het. Es ist aber dieses gegossene Bild eine Elle hoch/ seine rechte Hand lieget auf dem Kopfe/ und die Finger von der lincken befinden sich uͤber dem lincken Kien/ denn der lincke Arm unter dem Ellenbogen biß auf die Finger/ wegen der vor gedachten Probe des Metalls/ abgebrochen ist. Mitten auf dem Haupt hat dasselbe ein Loch wie ein guter Finger oder Daumen dicke/ und/ an Statt des Mundes/ ist noch so eins vor- handen. Der Bauch ist/ nach Proportio n des Bildes/ sehr dicke/ und begreifft der Umfang von aussen fuͤnff Viertel Elle; und dieses ist die Ursach/ daß ein sehr dicker und fetter Mensch dieser Orten ein dicker Puͤster oder Puͤstrich genennet wird. Jnwendig ist so wohl der Bauch als auch das gantze Bild hohl/ und gehet ohngefaͤhr ein Eymer Was- ser hinein. Jm uͤbrigen mangeln demselben beyde Fuͤsse/ und kniet es auf dem zerstuͤmmelten rechten Beine/ das lincke aber ist etwas aufge- richtet/ und ruhet dasselbe darauf/ dahero der Puͤster nicht/ wie einige wollen/ verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz wollen/ ein vollkoͤmmlich sitzendes/ sondern vielmehr ein kniendes Bild præsent iret oder vorstellet/ wie ein ieder/ der es einmahl recht in Augenschein genommen hat/ bekennen wird. Man sagt/ daß/ wenn man diesen Goͤtzen mit Wasser anfuͤlle/ dessen Loͤcher mit hoͤlzernen Pfloͤcken verstopfe/ hernach in das Feuͤr oder auf gluͤende Kohlen setze/ solcher als denn anfange/ so sehr zu schwitzen/ daß ein Tropfe dem an- dern folge/ so bald er aber gaͤnzlich erhitzet werde/ stosse er beyde Pfloͤcke von sich mit einem solchen Knall/ als wenn es donnerte; hierauf werffe derselbe aus beyden Loͤchern/ in die Hoͤhe und Weite/ viele Feuͤer-Flammen/ wovon einesmahls das Schloß zu Sondershausen angezuͤndet/ und kaum mit grosser Noht geloͤschet worden/ als in Ab- wesenheit des damahligen Grafens und Herrns Anton Heinrichs ein Hauptmann und Schoͤsser/ aus Fuͤrwitz/ den Puͤster mit Wasser anfuͤllen/ und in der Hof-Kuͤche auf das Feuͤer setzen lassen. Es ver- meinen aber viele: daß solches Bild nicht natuͤrlicher Weise die Feuͤer- Flammen ausspeye/ sondern also von denen Heydnischen Pfaffen durch Teuͤffels-Kunst zugerichtet worden sey/ indem sie dergleichen Zauberey und Augen-verblendete Gauckeley vor Alters mehr getrie- ben haͤtten; Allein/ ob schon nicht zu leuͤgnen stehet: daß von denen Goͤtzen-Priestern alle ihre Betruͤgereyen mit Raht und Huͤlffe des Teuͤfels verrichtet worden/ und es also scheinet/ daß es dieserwegen auch leicht eine solche Beschaffenheit mit diesem Abgott haben koͤnne/ zumahl/ da dem Bericht nach/ es selten ohne Ungluͤck und iemandes Beschaͤdigung abgangen ist/ wenn derselbe auf dem Feuͤer seine Probe hat ablegen sollen/ so ist es doch ebenfalls bekannt: daß der Teuͤfel/ als ein Tausend-Kuͤnstler/ sich ingleichen der natuͤrlichen Mittel zur Zau- berey bediene; derohalben Herr D. Sagittarius in seinen Antiquita- tibus Gentilismi Thuringiaci lib. 1 cap. 2 nicht ohne Ursach davor haͤlt: daß es mit dem Puͤster alles natuͤrlich zugehe/ nicht allein/ weil auch von andern solche Bilder verfertiget worden/ die das eingefuͤllte und erhitzte Wasser mit einem starcken Krachen/ und darauf erfolge- ten Feuͤer-Flammen/ von sich gestossen haͤtten/ dergleichen zu Rom bey dem Leben des Pabsts Leonis X geschehen sey/ sondern auch/ weil Henricus Ernstius im letzten Capitel des andern Buchs seiner Varia- U 2 rum Das V Cap. von den curieus en Bergen und alten rum Observationum die Art und Weise deuͤtlich gezeiget/ dessen Worte Herr D. Sagittarius also verdeuͤtschet hat: wenn du in ein hoh- les und gantz verschlossenes Gefaͤß/ das inwendig mit einem durchge- bohrten Deckel unterschieden/ etwas Feuͤchtes giessen wirst/ daß es in den untersten Theil ablaͤufft/ in den obersten Theil aber etwas von sol- cher Materie/ welche gar leichtlich zuͤndet/ und doch das Feuͤer lange halten kan/ als da ist von Schwefel/ ungeloͤschtem Kalck/ Erd-Pech/ oder zu Staub gemachten Kohlen/ dieses Gefaͤß aber auf gluͤende Kohlen setzest/ so wird die erhitzte Feuͤchtigkeit einen grossen Dampff abgeben/ welcher/ wenn er durch die also genannte Antiperistasin den mittelsten Deckel erreichet/ die darauf ligende Materie anzuͤnden wird. Ferner wird alsdenn die duͤnn gemachte Lufft/ so sich in dem en- gen Platz nicht behelffen kan/ wenn sie mit grossem Ungestuͤmm einen Ausgang suchet/ die Pfloͤcke aus- und das Feuͤer mit grosser Bewe- gung vertreiben. Es hat Hero, ein dergleichen Werck zu verfertigen/ gewiesen/ welches/ wie es der Vernunft gemaͤß/ also erfahren solches fast taͤglich die Buͤchsenmeister. Gedachter Sagittarius will/ daß man sich erkundigen solle/ ob bey dem Puͤster so wohl die inwendige Form/ als eine leichtlich zuͤndente Materie/ das Jhrige contribu ire; wie kan man aber die inwendige Form oder Gestalt erforschen/ da das Bild/ wegen der Rarit aͤt/ nicht darff zerbrochen werden? Hingegen ist an einer leicht zuͤndenden Materie/ so entweder schon darinnen/ auf eine unbekannte Art/ verborgen ist/ oder mit dem Wasser erstlich hin- ein gethan werden muß/ nicht zu zweifeln/ massen Herr Lic. Benja- min Scharff/ weyland Hoch-Fuͤrstlicher Leib- Medicus und Buͤrger- Meister zu Sondershausen/ in seinem Lateinischen Tractat de Juni- pero cap. 8 pag. 105 gestehet: daß der Puͤster nicht allein mit Was- ser/ sondern auch andern Qualit aͤten/ angefuͤllet werde. Gewiß ist es/ daß das Wasser allein und fuͤr sich selbst unmuͤglich Feuͤer-Flammen/ wohl aber einen starcken Knall/ und darauf ein pfeiffendes und gleich- sam heuͤlendes Brausen verursachen kan/ welches die von dem Atha- nasio Kirchero in seiner Arte Magneticâ part. 2 libr. \& cap. 3 fol. 433 beschriebene Pilæ Æoliæ / oder Wind-Kugeln/ genugsam bezeuͤ- gen/ denn wenn man dieselben allein mit Wasser anfuͤllet/ und auf gluͤen- verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. gluͤende Kohlen setzet/ werden sie zwar/ wie der Puͤster/ den in das Mund-Loch gesteckten Pflock mit einem starcken Gethoͤne ausstossen/ und darauf ein starckes Brausen verursachen/ doch aber keine Feuͤer- Flammen von sich geben/ man mag es auch versuchen wie man will; und erinnere ich mich/ daß der weyland unvergleichliche Mathemati- cus und Professor zu Jena/ Herr Erhardus Weigelius, in einem Collegio Experimentali oder Curioso in meiner und anderer Ge- genwart mit solchen Wind-Kugeln auf vor besagte Art unterschie- dene curieus e Experimenta angestellet/ niemahls aber damit aus blossem Wasser Feuͤer-Flammen zuwege gebracht hat. Gleichwie nun dasselbe mit denen ietzt gemeldeten Wind-Kugeln nicht angehet/ also vermag der Puͤster ebenfalls nicht/ solches zu thun/ wenn dem Wasser nicht vorhero eine in denselben leicht brennende Materie/ es geschehe nun/ auf was Art und Weise es wolle/ zugethan worden/ weilen der Puͤster nichts anders als eine figur irte Gattung solcher Wind-Kugeln ist/ wie ein ieder/ der dessen fast Kugel-runden Bauch mit andern Umstaͤnden recht betrachtet/ und gegen solche Kugeln haͤlt/ leicht bekennen muß. Woraus aber vor gedachte brennende Materie eigentlich bestehe/ ist mir annoch unbekannt. Etliche muth- massen/ daß solches nichts anders als Schwefel/ ungeloͤschter Kalck und dergleichen sey/ zu welchen Gedancken sie unetr andern von dem Zeillero verleitet worden/ als welcher unter andern in der 551 Epi- stel pag. 870 gedencket: wie das Feuͤer von dem Puͤster nicht allein einen garstigen Gestanck und dicken schwartzen Rauch von sich gebe/ sondern auch wie Schwefel oder Kreyde auf die Steine oder Erde falle/ und dieselbe also beflecke/ welches dieselben fuͤr Kenn-Zeichen vor besagter Materiali en halten/ und ich dahin muß gestellet seyn las- sen/ weilen noch niemahls den Puͤster habe prob iren gesehen. Mit diesem Abgott haben in dem Heydenthum die Goͤtzen-Pfaffen grosse Dieberey und Betruͤgerey getrieben/ denn sie denen einfaͤltigen Leuͤ- then/ hohen und niedrigen Standes/ in denen Schwartzburgischen und Stolbergischen Territoriis fest eingebildet/ daß ihr Gott hefftig auf sie erzuͤrnet sey/ wenn er donnere und Feuͤer ausspeye/ derohalben sie denselben wieder mit allerhand angenehmen Opfer versuͤhnen muͤ- U 3 sten/ Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten sten/ wenn sie nicht des Todes seyn wolten/ welches das arme dum- me Volck geglaubet/ daruͤber geweinet/ und zum Opfer Geld/ Vieh und Victuali en willigst und mildiglich gebracht/ worauf die Pfaffen nicht ermangelt/ solches anzunehmen/ sich dabey/ so lange es waͤhret/ lustig zu machen/ und wenn alles verzehret/ alsdenn ihre vorige Co- moͤdie wieder zu spielen. Es will zwar im Julio 1689 derer so genann- ten monatlichen Unterredungen einiger guten Freuͤnde \&c. pag. 722 nicht zugegeben werden/ daß der Puͤster iemahls ein Heydnischer Ab- gott gewesen sey/ weilen dessen Gestalt gar nichts Goͤtzenhaftiges repræsent ire/ und die Bildung seiner Haare zu erkennen gebe/ daß er nicht gar viel hundert Jahr seines Alters zehlen koͤnne; derohalben haͤlt der Autor dieser Meinung davor: daß solches Bild von denen Raͤubern auf dem Kiffhaͤusischen oder andern da herum gelegenen Schlosse sey zu ihrer Defensio n gebraucht worden/ indem wegen des- sen Feuͤer-Speyen ihnen niemand haͤtte beykommen koͤnnen. Allein/ es verzeihe mir derselbe/ daß ich sage: wie solche Meinung nicht beste- hen koͤnne; denn ein ieder aus der anfaͤnglich gedachten Beschrei- bung des Puͤsters zur Genuͤge ersehen kan/ daß er ein goͤtzenhafftes Ansehen habe/ und zeiget die Bildung derer Haare nicht gar zu ge- wiß und allezeit das Alter eines Bildes an/ massen dasjenige offt wieder zu einer neuͤen Mode wird/ welches die Alten vorlaͤngst getra- gen haben/ derowegen es keine unmuͤgliche Sache ist/ daß die Hey- den ihre Haare auf solche Art/ als man an dem Puͤster siehet/ nicht auch sich haͤtten koͤnnen zu der Zeit/ da der Abgott gemacht worden/ verschneiden lassen. Ferner gebe ich einem ieden Kriegs-Verstaͤndi- gen zu erkennen: Ob nicht solches Bild denen Raͤubern/ zur Defen- sio n ihrer Raub-Schloͤsser/ fast gar nicht/ oder doch sehr wenig/ ge- dienet habe? indem es nicht mehr als eine Seite hat defend iren koͤn- nen/ und zwar schlecht genug/ denn es nicht vermocht/ immerfort Feuͤer auszuspeyen/ sondern hat/ wenn das Wasser heraus gewesen/ nohtwendig erstlich wieder mit andern muͤssen angefuͤllet werden/ ehe es aufs Neuͤe angefangen Feuͤerflam̃en von sich zu geben/ unterdessen es ja nicht den geringsten Schaden dem Feinde verursachen koͤnnen/ wenn er sich sonst nicht vor demselben/ als einem Abgott/ gefuͤrchtet haͤtte. verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. haͤtte. Uber das sind in dem Hoch-Graͤflichen Schwartzburgischen Rudolstaͤdtischen und Stolbergischen Amte Heringen noch eine Art Guͤter anzutreffen/ die man die Flaͤmische Laͤnderey nennet/ und sol- ches dahero: weilen dieselbe vormahls nach der Rotenburg denen Flaminibus, oder Heydnischen Priestern/ sollen zugehoͤret/ und von ihnen den Nahmen bekommen haben; welche Muthmassung auch nicht ohne Grund ist/ indem die Guͤther gantz frey sind/ und derer Be- sitzer noch diese Stunde die Flaͤminge genennet werden/ von welchen Herr Doctor Johann. Titius, weyland bey dieser Stadt wohl ver- dienter Syndicus und Consulent \&c. in seinem unter dem Nahmen Jansonii Torquati heraus gegebenen Buͤchlein vom redlichen Vor- Munde §. 14 p. 50 \& seq weitlaͤuftiger handelt. Hat es nun vor besagter massen daselbst vor Alters Heydnische Priester gegeben/ so muͤssen auch solche nothwendig einen Abgott gehabt haben/ welcher/ allen Umstaͤnden nach/ der Puͤster gewesen. Sonst wollen einige da- vor halten/ daß die Moͤnche/ nach dem Heydenthum/ auch ihre Gau- ckeley mit diesem Bilde getrieben/ und dasselbe auf der Rotenburg in die Kirche in eine Mauer hinter eine Tafel gestellet haͤtten/ zumahl/ weilen dahin jaͤhrlich eine grosse Wallfahrt gehalten worden; wenn nun dieserwegen viel Volck alhier beysammen gewesen/ sey ein Moͤnch aufgestanden/ habe geprediget/ sich klaͤglich gestellet/ und gesagt: daß GOtt im Himmel uͤber ihre Suͤnde sehr zuͤrne/ und/ damit sie solches sehen moͤchten/ wuͤrde der Beuͤstrich bald donnern/ und hoͤllisches Feuͤer ausspeyen; alsdenn haͤtte er befohlen/ die Tafel aufzuheben/ dahinter der Beuͤstrich gestanden; wenn das geschehen/ habe derselbe/ wie vor gesaget/ sich erzeiget/ und alsdenn das einfaͤltige Volck reich- lich geopfert/ vermeinende: daß dadurch GOtt versoͤhnet wuͤrde/ denn sie nicht gewust/ daß sie von denen Moͤnchen waͤren also betrogen worden/ indem unter der Predigt ein ander Moͤnch durch einen heim- lichen Gang in der Mauer hinauf zu dem Bilde gestiegen sey/ dasselbe vor gedachter massen zubereitet/ und die in denen Loͤchern steckende Zapfen mit einem Stricklein behende hinweg gezogen habe/ wenn der predigende Moͤnch befohlen/ die Tafel aufzuthun. Es zweifelt aber an dem ietzt gedachten Moͤnch-Betrug Herr D. Sagittarius an dem albereit Das VI Cap. von den curieus en Bergen und alten albereit angefuͤhrten Orte/ und haͤlt der Autor derer vor gemeldeten Unterredungen pag. 724 solches vor eine Fabel/ weilen es nicht muͤg- lich seyn koͤnne/ daß ein solch Bild in der Kirche hinter einer hoͤlzernen Tafel stehen/ und nicht alles mit seinem Feuͤer verderben und verbren- nen solte/ ingleichen/ daß die Pfloͤcke erstlich mit einem Stricklein hin- weg geruͤcket werden muͤsten/ und nicht von sich selbst ausgestossen wuͤrden/ denn solches/ wie aus Vorhergehenden zu ersehen/ wider die Natur und Wuͤrckung des Puͤsters sey. V. Von dem bey Blanckenburg gelegenen wuͤ- sten Schlosse/ Alten-Reinstein genannt. D Jeses uhralte und zerstoͤhrte Schloß lieget vor dem Unter- Hartz/ eine kleine halbe Meile von Blanckenburg auf einem ziemlich hohen Felsen/ und hat seinen Nahmen von dem Reinen weissen Felsen-Stein/ darinnen es gebauet/ bekommen. Es ist dasselbe wohl ein wunderliches Gebaͤu/ indem darinnen alles/ ausser dem etwas nunmehro verfallenen Thurm/ und fast alle Gemaͤcher/ vornehmlich aber Kuͤche/ Keller/ Kirche/ Saal/ Pferde-Staͤlle und dergleichen mehr in dem Stein-Fels ausgehauen worden/ massen man in dem Schlosse nichts anders als lauter Stein um und neben sich antrifft/ denn im Eingange zur rechten Hand sind etliche Staͤlle von klahrem weissem Felsen/ und haben einige derselben oben Kam- mern/ die im Felsen/ vermoͤge unterschiedlicher Thuͤren/ zusammen gehen. Von hier steiget man auf lauter Felsen etwas hoͤher hinauf zu einem breiten Stein-Felsen/ dabey zur lincken Hand ein in den Felsen gehauener Graben ist. Nicht weit hiervon sind die Rudera der rechten Schloß- Wohnung vorhanden/ in welches durch den Felsen ein Thor-Weg durchgebrochen worden. Zur lincken Seite hinterwerts ist ein ziemliches in Felsen gehauenes Gewoͤlbe anzutref- fen/ welches/ derer Fuͤhrer Aussage nach/ die Kirche soll gewesen seyn/ worbey auch noch einige in Felsen verfertigte Gemaͤcher gewiesen werden. verfallenen Schloͤssern an und auf dem Hartz. werden. Wenn man nun durch die vor gedachte steinerne Durch- Fahrt wieder ausgehet/ und noch hoͤher auf den Felsen hinauf steiget/ gelanget man oben auf das Schloß/ und dessen Tach/ so von keinem Holtz-Werck gemachet/ sondern nichts anders als der blosse Stein- Fels ist/ hierauf kan man herum gehen/ und bey gutem Wetter sich weit und breit umsehen/ zur Rechten aber stehet hart am Schlos- se der anfaͤnglich gemeldete Thurm/ so von Back- oder Brannt- Steinen aufgemauert ist. Ferner siehet man gantz oben auf der Hoͤhe nach der Quedlinburger Strasse zu/ welche unten bey dem Schloß vorbey gehet/ ein von Erde nach der alten Fortification s- Art aufgeworffenes Boll-Werck/ und ist an der Seite des Schlos- ses/ wo es vonnoͤthen/ und der Felsen nicht stickel genug gewesen/ der Natur/ zu mehrer Befestigung dieses Orts/ mit etwas Mauer- Werck geholffen worden. Von dieser Hoͤhe gehet man auf lauter Felsen wieder herunter/ und koͤmmet auf der Seite gegen Blancken- burg zu bey einem ziemlich hohen felsigten Wall und Graben/ und sind in den Wall Stuffen gehauen/ auf welchen man in den untern Schloß-Platz hinunter steigen kan; weiter hinunter stehet ein Fels gantz alleine/ darinnen eine Hoͤle oder Kammer ist/ welche die Fuͤhrer das Huren-Haus nennen/ weilen/ ihren Gedancken nach/ vor Zeiten die Raͤuber hierinn mit denen geraubeten Frauen-Volck sollen Unzucht getrieben haben. Endlich sind noch tieffer hinab auf dieser Seiten/ wie auch nach Wernigerode zu/ lauter hohe und stickele Stein-Felsen vorhanden. Hieraus kan nun ein ieder erse- hen/ wie dieses Schloß/ theils von der Natur/ theils von der Kunst/ sehr feste gemachet worden/ und ist leichtlich daraus zu muhtmassen/ daß solches auch eine uͤberaus grosse Arbeit und un- saͤgliche Unkosten erfodert habe/ ehe es zur Perfectio n kommen sey. Es soll aber dieses Schloß von einem Grafen von Reinstein/ dessen Stamm nunmehro gaͤntzlich abgestorben/ erbauet/ und von dem letzten dieses Nahmens eine geraume Zeit als ein Raub-Schloß ge- brauchet worden seyn. Weilen man nun demselben/ in diesen Vor- Zeiten fast unuͤberwindlichen Orte/ mit Gewalt nichts hat anhaben X und Das VII Capitel von denen curieus en Lust- und dessen Rauberey verhindern koͤnnen/ so haben die Benachbarte/ denen der Graf mit Rauben grossen Schaden zugefuͤget/ solches endlich mit List versuchet/ und dadurch auch das Schloß gluͤck- lich einbekommen; denn als sie Kundschafft erhalten/ daß der Graf gern weisse weiche Kaͤse esse/ und solche bey denen Bauer- Weibern bestellet habe/ sind dergleichen Kaͤse von etlichen bewehr- ten/ und wie Bauer-Frauen angekleideten/ Soldaten in der Fruͤhe vor das Schloß gebracht/ bey dem Einlassen die Wache im Thore nieder gemachet/ und also/ mit Huͤlffe des hernach dringenden Volcks/ dieses Raub-Schloß zerstoͤhret worden/ den Grafen aber haben seine Maͤgde noch errettet/ indem sie denselben in etliche Betten eingenaͤhet/ und oben im Schloß dnrch ein Loch/ welches nach der Quedlinburger Strasse gehet/ mit einem Seile hinab ge- lassen/ da er mit einem bey sich habenden Messer die Betten aufge- schnitten/ und sich zu Fusse davon gemacht. Sonst schallet es in denen aus Stein gehauenen Gemaͤchern des Schlosses uͤberaus sehr/ massen ein darinnen los geschossenes Rohr einen solchen Knall verursachet/ als wenn ein Stuͤck darinnen waͤre abgebrennet wor- den. Uber das trifft man auch auf dem Schlosse ein schoͤnes Echo an/ indem ein Schuß von einem Gewehr von unterschiedenen Orten her einen starcken und vielfachen Wieder-Schall giebet. Endlich ist daselbst unter andern auch ein Loch vorhanden/ welches mit aller- hand kleinen Steinen/ die nicht auf dem Berge/ sondern nur in der Ebene gefunden werden/ angefuͤllet ist/ und wollen die Fuͤhrer vor gewiß berichten: daß solche Steine von denen boͤsen Geistern hieher gebracht wuͤrden/ denn wenn man dieselbe heraus nehme und hin- weg trage/ so kaͤmen doch alsobald wieder andere hinein/ ja auch offtmahls diejenigen/ welche man heraus genommen haͤtte. Es werden auch von ihnen viele Abentheuͤer erzehlet/ so sich bey diesem Loche sollen zugetragen haben mit denjenigen/ welche sich er- kuͤhnet/ freventlicher Weise etwas darbey vor- zunehmen. Das und Thier-Gaͤrten an und auf dem Haͤrtz. Das VII Capitel von denen Curieus en Lust- und Thier-Gaͤrten an und auf dem Hartz I. Von dem Lust-Garten zu Hessem. O B schon oben auf dem Hartz die Einwohner etliche wenige Gaͤrten zur Lust haben anlegen lassen/ so werden doch darin- nen die Baum-Fruͤchte entweder gar nicht/ oder doch gar spaͤte reiff/ und solches in keiner Menge/ sondern gar einzeln/ denn die Lufft daselbst ist rauh/ hart und kalt/ auch dabey mehrentheils unge- stuͤm und voller Nebels/ welcher auf dem Gebirge und Walde lieget/ derohalben es gemeiniglich alhier lange und harte Winter/ hingegen kurtze Sommer giebet/ welches/ bekannter massen/ eine Sache ist/ so vor keine rechte Lust-Gaͤrten dienet. Weilen nun in diesen Gaͤrten nichts Curieus es zu sehen ist/ und also davon nichts Sonderliches kan gemeldet werden/ so wende mich billich zu denen Gaͤrten/ welche an und vor dem Hartz anzutreffen/ und mit zarten auslaͤndischen Ge- waͤchsen gezieret sind/ als welche vor jenen eine ungleich waͤrmere Lufft haben/ zumahl/ da in denselben die Kunst der Natur mit glaͤ- sernen und andern Decken zu Huͤlffe koͤmmet/ wenn die kalten Hartz- Luͤffte im Fruͤhling und Herbst denen zarten Gewaͤchsen schaden wollen. Es ist aber mein Vorhaben nicht/ die Privat- Lust-Gaͤrten in Nordhausen/ Quedlinburg und andern um den Hartz gelegenen Oertern zu erzehlen/ und kuͤrtzlich zu beschreiben/ sondern nur diejeni- gen/ so hohen Standes-Personen zukommen; mache derohalben den Anfang von dem schoͤnen Hoch-Fuͤrstlichen Braunschweigischen X 2 Luͤne- Das VII Capitel von denen curieus en Lust- Luͤneburgischen Wolffenbuͤttelischen Garten zu Hessem oder Hessen/ welcher daselbst bey dem Schlosse/ und eine Meile von Osterwieck/ lieget. Derselbe begreifft zwoͤlff Quartiere in sich/ davon ein iedes ins Gevierdte achzig Werck-Schuhe haͤlt/ welche inwendig mit aller- hand Gewaͤchsen und etlichen Fontain en/ deren ich im III Capitel gedacht/ gezieret/ auswendig aber mit feinem Bied-Werck von un- terschiedenen Hecken oder Straͤuchern umgeben sind. Jn einem der gedachten Quartiere ist auch ein hoch erhabenes/ schoͤn gemahl- tes und mit vielen Fenstern rings herum geziertes Lust-Haus anzu- treffen/ aus welchem man den gantzen Garten uͤbersehen kan/ und gehet in dasselbe von dem fuͤr dem Hause stehenden Fontaine eine bleyerne Roͤhre an einer Saͤule hinauf zu einem Hand-Becken/ wor- uͤber ein artig gemachter Meßings-Hahn ist/ welcher denjenigen/ der solchen umdrehet/ und nicht die rechte Weise weiß/ sehr naß machet. Ferner haben die Haupt-Gaͤnge im Garten durchgehends funffze- hen Schuh in die Breite/ und gehet uͤm den Garten nach Osten und Norden ein schoͤner uͤbergebogener Gang/ der mit allerley Baum- und Heck-Werck dichte bewachsen ist. Jn diesem Lust-Garten hat vor diesem die American ische Aloë zum oͤfftern gebluͤhet/ und habe ich solche daselbst unterschiedenemahl flor iren gesehen; es ist aber dieselbe nunmehro mit andern rar en Gewaͤchsen nicht mehr so haͤuf- fig alhier anzutreffen/ weilen dieser Garte nicht mehr in solchem Stande ist/ indem er von der Residen tz der Gnaͤdigsten Herrschafft zu weit ab-hingegen der unvergleichliche Garte zum Saltz-Thal naͤher lieget/ doch verdienet derselbe diese Stunde noch/ seiner rar en Fontain en und anderer Sachen wegen/ von einem Curioso gesehen zu werden. Sonst ist zu nechst an diesem Lust-Garten auch ein ziemlich grosser Kuͤchen- und dabey ein Baum-Garte/ darinnen die Baͤume nach der Ordnung stehen/ vorhanden/ und kan ein Curiosus, nach Belieben/ von diesen dreyen Gaͤrten ein mehrers in Johann Royers Beschreibung des Hessemischen Gartens lesen. II. Von und Thier-Gaͤrten an und auf dem Hartz. II. Von dem Lust-Garten zu Sonders- hausen. Z Wey Meile Weges von Nordhausen lieget zu Sondershausen bey dem Hoch-Fuͤrstlichen Schwartzburgischen Residens- Schlosse ein Lust-Garte/ welcher sich innerhalb wenig Jahren sehr veraͤndert hat/ indem der Durchlauchtigste Fuͤrst und Herr/ Herr Christian Wilhelm/ Fuͤrst zu Schwartzburg \&c. durch grosse Arbeit und Unkosten/ nunmehro denselben in solchen Stand hat bringen lassen/ daß er mit gutem Fug und Recht unter die besten Fuͤrstlichen Gaͤrten in Teuͤtsch-Land kan gerechnet werden/ zumahl da Jhro Hoch-Fuͤrstliche Durchlauchtigkeit/ als ein uͤberaus curieus er Herr/ mit fernerer Auszierung desselben jaͤhrlich continu iren laͤsset. Es ist aber dieser Garte in vier sehr grosse Quartiere abgetheilet/ welche breite Rabatt en oder Absaͤtze haben/ darauf allerhand Frantz- oder Zwerg-Baͤume/ von denen schoͤnsten Arten/ stehen/ und sind die- selbe mit einem wohl gewachsenen und zierlich beschnittenen Heck- Werck von Hage-Buͤchen umschlossen. Jnwendig hat ein ieder Quartier was Besonders/ denn in demjenigen/ so in der Ecke zur rechten Hand des Schlosses lieget/ im Sommer eine schoͤne Oran- gerie mit andern fremden Gewaͤchsen angetroffen wird; hin- gegen ist in dem Quartier zur lincken ein wohl angelegter Laby- rinth oder Jrr-Garten/ auf dessen Gaͤngen viel hundert gemahlte Toͤpfe mit rar en Nelcken- oder Neglein-Stoͤcken gesetzet werden/ welches uͤberaus artig laͤsset/ sonderlich wenn die Nelcken flor iren. Die beyden andern Quartiere sind mit einem feinen Laub-Werck und andern Mustern zum Blumen-Werck ausgezieret/ und mit dem kleinen Bux-Baum bord iret oder besetzet. Mitten zwischen diesen Quartieren ist nun diejenige Fontaine, wovon ich im III Capitel gehandelt habe/ um welche sehr grosse Satu en sollen gesetzet werden/ wie denn auch mit einigen der Anfang hierzu gemachet worden. X 3 Weiter Das VII Capitel von den curieus en Lust- Weiter ist in diesem Garten bey dem Eingange am Schlosse ein kuͤnstlich gebauetes Portal mit einem Altan vorhanden/ von welchem zur rechten Hand/ um den halben Garten/ ein zierlicher von Baͤumen gantz zugewachsener/ Bogen-Gang mit schoͤnen Laub-Huͤtten und Grotten gehet/ die Seite aber gegen Mittag und Abend ist/ des freyen Prospect s wegen/ offen/ und nur an der Ecke wieder ein zier- liches Portal mit einer Sommer-Laube aufgerichtet. Ferner sind die Haupt-Gaͤnge dieses Gartens sehr breit/ und steiget man von denselben/ aus dem zur Rechten des Schlosses gelegenen Bogen- Gange/ vermittels einiger Treppen/ auf eine ziemlich hohe Ter- rasse, darauf sich eine uͤberaus schoͤne 166 Schritt breite und 650 Schritt lange Maille- Bahn befindet/ dessen eine Seite nach dem Garten zu mit einem hoͤlzern Gelaͤnder/ und die andere mit einer Maure verwahret ist/ beyde aber haben inwendig einen Absatz oder Rabat, und sind mit Wein-Stoͤcken/ Abricos en/ Pfirschen und an- dern Baͤumlein besetzet/ welche der Zeit nach mit ihren Blaͤttern Bluͤthen und Fruͤchten dieselben bedecken/ und damit die Bahne vortreflich zieren. Von dieser Bahn gehet ein Gang auf das Schloß/ und ist an beyden Enden derselben ein Lust-Haus ange- bauet/ davon das eine bey dem Schlosse/ und das andere nach dem Fasanen-Garten zustehet. Sonst wird unter diesem Lust-Garten zur lincken Hand/ wenn man von demselben hinab gehet/ ein grosses Pomeranzen- oder Gewaͤchs-Haus/ weilen das oben in der einen Ecke des Gartens liegende zu klein ist/ gebauet/ welches schon ziem- in die Hoͤhe gefuͤhret worden; ingleichen hat man auch nahe dabey eine Allee angefangen/ die albereit etliche hundert Schritt lang ist/ und noch weiter in das Feld hinaus/ biß fast in den so genannten Schlinck/ gefuͤhret werden soll: solche ist auf beyden Seiten mit Linden-Baͤumen besetzet/ und so breit/ daß zwey Kutschen geraͤumig- lich bey einander fahren koͤnnen/ wodurch der Prospect des Schlos- ses und Gartens/ weilen derselbe hierauf zugehet/ desto schoͤner ge- macht worden. Zum Beschluß muß ich noch dieses melden: daß auch in diesem Garten die Aloë Americana vielmahls sehr schoͤn und vollkommen flor iret hat/ davon ich etliche in der Bluͤhte gese- hen/ und Thier-Gaͤrten an und auf dem Hartz. hen/ und erinnere mich/ daß einesmahls ein guter Freuͤnd/ der nun- mehro in Hoch-Fuͤrstlichen Schwartzburgischen wuͤrcklichen Dien- sten stehet/ dabey zugegen war/ der aus Kurtzweil eine bluͤhende Aloë mit einem Spargel-Stengel vergliche/ und sagte: daß er dergleichen Spargel-Stengel sein Lebetag nicht gesehen haͤtte/ woran er auch nicht unrecht redete/ massen der Stengel von der flor irenden Aloë einem etwas aufgeschossenen Spargel-Stengel nicht gar ungleich siehet/ ob derselbe schon nicht so dicke ist. III. Von dem Lust-Garten bey dem Schloß Hertzberg. B Egen dem Ober-Vor-Hartz trifft man auch bey dem Schloß Hertzberg einen/ des Orts Gelegenheit und Situatio n nach/ fein angelegten Lust-Garten mit wohl gewachsenen Heck-Werck und andern Sachen an/ darinnen vormahls feine Gewaͤchse vor- handen gewesen/ welche aber nunmehro/ da keine Herrschafft auf dem Schlosse resid iret/ wieder sehr eingangen sind/ doch ist solcher noch wohl wehrt/ daß ein Curiosus denselben mit dem Schlosse/ im Vorbey-Reisen/ in Augen-Schein nehme. IV. Von dem Thier-Garten bey Blancken- burg. E S faͤnget sich bey dem Hoch-Fuͤrstlichen Braunschweigischen Luͤneburgischen Wolffenbuͤttelischen Schloß Blanckenburg ein Thier-Garten an/ so in den Hartz gehet/ und/ dem Bericht nach/ uͤber zwey Meilen groß seyn soll/ in demselben giebet es/ unter andern wilden Thieren/ allerhand Gattung Hirsche von unterschiedenen Farben/ sonderlich sind darinnen grosse Hirsche mit schwartzen Fle- cken/ Das VII Capitel von denen curieus en Lust- cken/ und kleine weisse/ anzutreffen/ von welchen die Boͤcke kurtze und breite Geweihe tragen/ und von etlichen Damm-Hirsche genen- net werden. V. Vnn denen bey Stiege und Hertzberg gelegenen Wolffs-Gaͤrten. W Eilen die Woͤlffe in dem Hartz grossen Schaden verursa- chen/ und nicht allein das wilde/ sondern auch allerhand zah- me Vieh/ insonderheit die von Nordhausen und andern Orten zu Sommers-Zeit in die Weyde dahin getriebene Kuͤhe und Rin- der/ wie ich selber einesmahls mit meinem Schaden erfahren/ zu Schanden reissen und auf-fressen/ so wird solchen auf viele Art und Weise nachgestellet/ am meisten aber ihnen mit denen Wolffs-Gaͤr- ten Abbruch gethan/ weilen dieselben an einem Ort/ wo das Holtz am dickesten ist/ und der Wolff sich gern aufhaͤlt/ angeleget werden. Einen solchen Garten trifft man nicht weit von dem Hoch-Fuͤrstli- chen Braunschweigischen Luͤneburgischen Wolffenbuͤttelschen Amt Stiege an/ welcher viereckicht/ uͤber eine Viertel Meile lang und breit/ auch mit hohen Plancken umgeben ist. Der Eingang ist wie ein ziemlich breiter Thor-Weg weit/ und befindet sich gegen Morgen zur Rechten des Gartens an der Ecke/ alwo auch auswendig ein Haͤuslein gebauet worden/ darinnen ein Tuch und Garn zum fol- genden Gebrauch verwahret wird: Von diesem Eingange gehet ein breiter Weg durch das in dem Garten befindliche dicke Holtz/ nach einem gegen Abend zur Lincken in der Ecke des Gartens vor- handenen blossen Platze/ alwo man das Luder/ als todte Pferde oder Kuͤhe/ auf diesen Weg hinschleiffen laͤsset. Gegen Mittag ist/ nicht weit von der gegen Morgen zu gehenden Ecke/ die Plancke et- was niedrig/ und darhinter/ ausserhalb des Gartens/ ein Fall oder eine grosse und tieffe Wolffs-Grube gemacht/ die mit Reis-Holtz bedecket wird. Ferner hat dieser Garten inwendig an der Plancke herum einen schmalen Weg oder Fuß-Steig/ auswendig aber einen rechten und Thier-Gaͤrten an und auf dem Hartz. rechten breiten Fahr-Weg/ an welchem gegen dem Luder-Platz uͤber auf einem sehr hohen Baum/ damit die Woͤlffe von dem hierinnen zu Zeiten vorhandenen Jaͤger keinen Wind haben koͤnnen/ ein Jaͤ- ger-Haͤusgen stehet/ und ist noch ein anders und groͤssers Jaͤger- Haͤuslein nach Mitternacht gegen die Ecke des Gartens gebauet/ in welchem ein Gloͤcklein henget/ so von einer Linie oder duͤnnem Strick gezogen wird/ welcher auf den Baͤumen hin in Rollen biß zu dem vor besagten auf dem Baum befindlichen Haͤuslein gehet/ und/ der Laͤnge wegen/ einen halben Centner schwer seyn soll. Endlich ist von dem auf der Erde vorhandenen groͤssern Haͤuslein gegen den um die Plancken gehenden Fahr-Weg ein Fuß-Steig biß zu dem Eingang des Gartens gemacht. Wenn dann die Jaͤger vermer- cken/ daß die Woͤlffe das Luder gerochen/ und davon gefressen haben/ so steiget einer zu der Zeit/ da die Naͤchte etwas helle sind/ auf den Baum in das Haͤuslein/ die andern hingegen begeben sich in das andere/ wo das Gloͤcklein henget. So bald nun zu Nacht die Woͤlf- fe sich in dem Garten bey dem Luder versammlet haben/ ziehet der Jaͤger so vielmahl an dem Stricke/ als er Woͤlffe vermercket/ auf welches Zeichen die andern Jaͤger sich nach dem Eingang eilends fortmachen/ und vor denselben das vor gemeldete Tuch und Garn ziehen/ bey welcher Arbeit einer von denselben mit einem oder mehr hierzu abgerichteten Hunden in den Garten gehet/ und auf einen ge- gen der Wolffs-Grube uͤber stehenden Stamm oder Baum steiget/ aldar er Achtung geben muß/ wie viel Woͤlffe in die Grube springen/ ingleichen ruffet er auch die Hunde wieder zuruͤcke/ wenn dieselben et- wa denen Woͤlffen nachfolgen wollen; unterdessen gehen die Hunde auf die Woͤlffe los/ die denn nicht ermangeln/ einen Ort zu suchen/ wo sie durchzukommen gedencken/ doch vergebens/ massen die Plan- cken viel zu hoch dahin sind/ derohalben sie so lange in dem Gar- ten an denen Plancken herum lauffen/ biß dieselben vor die Grube kommen. Weilen es nun alhier nicht so dunckel als an andern Orten des Gartens ist/ indem nicht allein die Plancke sich niedriger/ sondern auch zu Nacht die Gegend nach Mittag heller als andere befindet/ so vermeinen die Woͤlffe da hinaus zu kommen/ und sprin- Y gen Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- gen also in die Grube hinein. Hierauf wird des Morgens fruͤh ein sonderlicher zugemachter Karren bey die Grube gefuͤhret/ in welche ein Jaͤger mit einer Leiter steiget/ wirfft einem Wolff den Strick um den Hals/ leget demselben einen Knebel um das Maul/ damit er nicht beissen kan/ bindet dessen Vorder-Fuͤsse zusammen/ und ziehet also einen nach dem andern aus der Grube in den Karn/ welcher als- denn nach Wolffenbuͤttel/ oder wohin solches die Gnaͤdigste Herr- schafft verlanget/ gefuͤhret wird. Auf solche Art werden die Woͤlffe lebendig gefangen/ und stellet man damit Lust-Jagten an. Zu ver- wundern ist es/ daß solche/ dem Bericht nach/ wenn sie also gefan- gen worden/ sehr gedultig und fromm sind/ da sie doch sonst treflich um sich beissen. Diese Invention von Wolffs-Gaͤrten wird vor die beste gehalten; und bin ich berichtet worden: wie man im vergan- genen 1702ten Jahr vier und zwanzig Woͤlffe darinnen gefangen. Nechst vor gedachten ist auch ein anderer Wolffs-Garte nicht weit von Hertzberg im Hartz vorhanden/ er soll aber nicht so gut als dieser seyn/ weilen der Fang inwendig im Garten ist. VI. Von dem Fasanen-Garten bey Sonders- hausen. N Jcht weit von dem Hoch-Fuͤrstlichen Schwartzburgischen Lust- Garten zu Sondershausen lieget ein grosser Garte/ der mit einer Mauer umgeben ist/ und der Fasanen Garte genennet wird/ weilen darinnen viele Fasanen von unterschiedenen Farben zur Rari- taͤt/ so wohl wegen ihrer Schoͤnheit/ als auch des angenehmen Ge- schmacks ihres Fleisches/ unterhalten und gespeiset werden. Jn diesem Garten ist ein schoͤner und geraumer Jrr-Garten angeleget/ welcher denen Fasanen sehr zu gute koͤmmet/ massen dieselben sich des Tages uͤber gerne unter das Gestraͤuch verkriechen. Sonst sind die Mauren alhier/ wie auf der uͤber dem Lust-Garten vorhandenen Maille- Bahn/ mit guten Zwerg-Baͤumen und dergleichen beleget. Das und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz Das IIX Capitel von denen Curiosit aͤten derer Berg- und Huͤtten- Wercke an und auf dem Hartz. I. Von denen Gaͤpeln oder Geipeln/ auch dar- unter vorhandenen Schaͤchten und Gruben. D Aß bey denen Berg- und Huͤtten-Wercken an und auf dem Hartz/ sonderlich zum Claus-Thal/ Zellerfeld/ und andern Orten des Harzes mehr/ viele curieuse Sachen zu sehen sind/ wird keiner laͤugnen/ der dieselben einmahl in Augen-Schein genommen hat. Es ist aber genug/ wenn ein Curiosus, so keine Profession von Berg-Wercks-Sachen machen will/ sich davon die folgenden/ als fuͤrnehmsten/ durch einen so genannten Geschwor- nen/ oder andere Berck Bedienten/ vor ein Trinck Geld zeigen laͤs- set/ und zwar in der Fruͤhe-Stunde oder bey der ersten Schicht/ so sich um vier Uhr fruͤh Morgens anfaͤnget/ und biß zu Eilffe waͤhret/ denn eine solche/ zumahl ungewohnte/ Arbeit ein voller Bauch nicht wohl verrichten kan. Hat er nun einen Fuͤhrer bekommen/ so muß er mit demselben in ein bey der Grube vorhandenes Zechen-Haus ge- hen/ daselbst seine Kleider aus- und davor Berg- oder Gruben-Klei- der anziehen/ weilen man sich in denen Gruben ziemlich besudelt/ in welcher Figur er mit nach dem Gaͤbel/ so auch Gaͤpel und Geipel genennet wird/ wandert/ alwo ihm der Fuͤhrer weiset/ wie Ertz und Berg mit Pferden aus der Grube durch den Treib-Schacht gezogen/ Y 2 oder/ Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- oder/ wie die Berg-Leuͤthe reden/ getrieben werden. Ein solcher Geipel ist unten rund/ und oben spitz zu/ wie ein Thurm/ von Holtz gebauet/ auch mit tannenen Schindeln oder Bretern bedecket. Die Runde desselben ist neuͤnzig/ und die Weite dreyßig Ellen/ damit die Pferde Raum zu gehen haben. Mitten in dem Gaͤpel befindet sich eine tieffe Grube oder Kessel/ darinnen eine Spille stehet/ die oben einen Korb hat/ um welchen die Ketten gehen/ daran die mit Ertz und Berg angefuͤllte Tonnen aus der Grube gezogen werden. Endlich gehet quer durch diese Spindel der Schweng Baum/ woran man die Pferde spannet/ welche die Spille oder Spindel herum treiben. Wenn denn eine Tonne herauf gewunden/ und ausgestuͤrzet worden/ ruffet der Ausrichter/ oder der Berg-Mann/ so Achtung giebet/ daß die Tonnen nicht an einander haken/ sondern unverhindert in dem Schacht auf und nieder gehen: Zaupff! welches das Zeichen ist/ daß der Fuhr-Mann die Pferde zuruͤck treiben soll/ damit die ledige Tonne wieder hinunter/ und die angefuͤllte wieder herauf kommen koͤnne. Ausser diesen Gaͤbeln giebet es auch Wind-Gaͤpel/ welche oben an dem Tache Fluͤgel wie die Wind-Muͤhlen haben/ und/ an Statt der Pferde/ von dem Winde umgetrieben werden/ weilen aber der Wind gemeiniglich unbestaͤndig zu seyn pfleget/ so ist diese Inven- tion mehr curieus als nutzbar bey denen Berg-Wercken/ derohalben sind dieselben auf dem Hartz bald wieder in Abgang gerathen/ und habe ich noch vor etlichen Jahren einen solchen Wind-Gaͤpel bey dem Zeller-Feld/ und dergleichen bey dem Hahnen-Klee/ alwo mein seliger Vetter Zacharias Harbord/ ein auf dem Hartz/ seiner vor- treflichen Berg-Wissenschafft und Gluͤckes wegen/ beruͤhmter Mann/ gewohnet/ in vollem Still-Stande angetroffen. Jch erin- nere aber eine iede curieus e Person/ daß solche bey der Beschauung des Geipels und andern Berck-Wercks-Sachen/ die Berg-Leuͤthe mit dem Berg-Gruß: Gluͤck auf! anrede; denn so man zu denen- selben/ wie im Lande gebraͤuch lich/ Gluck zu! saget/ lachen sie ent- weder daruͤber/ oder hoͤren es nicht gerne/ weilen etliche derselben/ aus Einfalt/ solches vor einen boͤsen Wunsch halten/ und vermeynen: wie man ihnen damit wuͤnsche/ daß das Berg-Werck ein- oder zugehen/ und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. zugehen/ und sie erschlagen solle. Von dem Geipel bringet der Fuͤh- rer den Curiosum in das an denselben gebauete Vor-Haus/ und zei- get ihm den Schacht/ oder das in die Tieffe gebrochene/ und/ zu Ver- huͤtung des Einfallens/ mit Holz-Werck verzimmerte Loch/ wodurch man auf vielen unter einander und sehr stickel gesetzten Fahrten in den Schacht/ und von dar in die Grube viele Lachter tieff hinab steigen/ oder/ wie die Berg-Leuͤthe reden/ fahren muß. Vor gedachte Fahr- ten sind nichts anders/ als starcke Leitern von zwanzig biß dreyßig Spalen oder Staffeln; doch koͤnnen es die Berg-Leuͤthe nicht wohl leiden/ daß man die Fahrten Leitern nennet/ und geben vor: wie der Schinder Leitern fuͤhre/ hingegen sie Fahrten brauchten. Es koͤm- met aber das Einfahren demjenigen/ so es entweder nicht gewohnet/ oder corpul ent ist/ beschwerlich an/ denn er solches etliche Tage in Armen und Beinen fuͤhlet; uͤber das ist solches auch nicht gantz ohne Gefahr/ massen wenn irgend durch einen falschen Tritt oder Entglei- tung derer Haͤnde ein Ungluͤck sich zutragen/ und iemand also von der Fahrt hinunter fallen solte/ solcher ohne Zweifel um sein Leben kommen/ und zerschmettern wuͤrde/ und ist solches die Ursache/ daß offtmahls etliche von denjenigen/ so zuvor niemahls einen Schacht gesehen/ sich noch vor demselben bedencken/ ob sie mit einfahren wol- len oder nicht. Allein ein recht curieus es Gemuͤthe scheuͤet keine Arbeit/ und kan man der Gefahr durch gute Vorsichtigkeit und festes Anhalten wohl vorkommen/ wie ich denn Frauen-Zimmer habe mit einfahren gesehen/ so beydes nicht geachtet/ worunter einesmahls eine mir am allernaͤhsten verwandee Person/ die es im Fahren denen darbey vorhandenen Manns-Volck/ wo nicht zuvor/ doch gleich that. Es muͤssen aber die Weibes Personen sich ebenfalls in einen Berg-Habit verkleiden/ sonst dieselben mit ihren langen Roͤcken auf denen Fahrten nicht fortkommen koͤnten/ und es dieserwegen leicht Hals-brechende Arbeit geben wuͤrde. Nachdem nun der Curiosus sich resolv iret/ mit einzufahren/ brennet der Fuͤhrer ein mit Tacht und Unschlitt/ welches sich nicht/ wie das Oehl/ verschuͤtten laͤsset/ versehenes Gruben-Licht an/ weilen man ohne dasselbe/ so wohl in dem finstern Schacht/ als in der dunckeln Grube/ nichts auszurichten Y 3 ver- Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- vermag/ alsdenn faͤhret derselbe voran in den Schacht/ welchem der Curiosus nachfolgen/ und sich in Acht nehmen muß/ da er nicht zu geschwinde nachfahre/ und dem Fuͤhrer/ oder einem andern/ wenn ihrer etliche aus Curiosit aͤt mit einander fahren/ auf den Kopf oder die Haͤnde trete/ als welches eine solche unverdingte und gefaͤhr- liche Arbeit ist/ daß davon bald einer Hals und Beine brechen koͤnte. Wenn man denn also eine oder mehr Fahrten herunter gefahren/ und irgend uͤber solcher ungewohnten Arbeit muͤde worden ist/ kan man nach Belieben an einem und andern Ort wohl ausruhen/ indem sich ein bretener Boden zwischen einer ieden Fahrt/ biß zu unterst hinun- ter/ befindet/ alsdenn faͤhret man auf solche Art weiter/ und so lange fort/ biß man endlich in die Grube oder Zeche koͤmmet/ alda der Fuͤhrer die Oerter oder Hoͤlen zeiget/ wo die Berg-Leuͤthe das Ertz und Gestein gewinnen oder arbeiten/ welche oftmahls in denen Gru- ben/ die starck beleget oder gebauet werden so groß/ als eine ziemliche Kirche oder andere Gewoͤlbe/ sind. Die Arbeit hierinnen ist nicht einerley/ denn einige mit einem Hand-Feuͤstel/ und Berg-Eisen/ ins- gemein Schlaͤgel und Eisen genannt/ das Gestein und Ertz Stuͤck- weise abhauen/ etliche mit Pulver grosse Stuͤcke davon abschiessen/ zumahl in denen Gruben/ da das Gestein sich nicht will stuffen lassen/ sondern sehr feste/ und nicht wohl zu gewinnen ist/ zu dem Ende sie in dasselbe mit einem ziemlichen langen/ starcken/ gestahlten/ unten vier- eckigten und scharffen Eisen/ welches der Bohrer genennet wird/ ein Loch schlagen/ oder/ wie die Berg-Leuͤthe reden/ bohren/ solches mit Pulver fuͤllen/ einen langen Schwefel-Faden also darauf legen/ daß das eine End eine ziemliche Weite ausser dem Loche haͤnget/ endlich das Loch oben wohl verwahren/ den Faden anstecken/ und davon lauffen/ unterdessen der Schwefel biß an das Pulver brennet/ und solches anzuͤndet/ welches denn das vor dem Loche vorhandene Ge- stein und Ertz mit einem heftigen Knall absprenget. Es ist aber lustig zu sehen/ wenn ein ieder von vor gedachten Haͤuern oder Arbei- tern/ derer oftmahls in Ertz-reichen Gruben uͤber dreyßig an einem Orte vorhanden sind/ ein Gruben-Licht vor sich hat/ und alles vor und uͤber denselben von Ertz schimmert und glaͤnzet. Nichts weniger klinget und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. klinget es artig in die Ohren eines Zuschauers/ wenn die Haͤuer in ihrer Arbeit mit denen Iustrument en ein Klippern und Klappern ver- ursachen/ auch fast zu iedem Schlage He! schreyen. Nach diesem pfleget der Fuͤhrer den Curiosum auf den Fuͤll-Ort zu bringen/ alwo der so genannte Anschlaͤger den Berg oder Ertz in die anfaͤnglich ge- dachte Tonnen stuͤrtzet oder schuͤttet. Ferner weiset derselbe die Berg-Festung oder Berg-Feste/ welches das Ertz oder/ in Ermange- lung dessen/ das Gestein ist/ so die Berg-Leuͤthe hin und wieder stehen lassen/ damit die Grube hierauf/ als wie das Gewoͤlbe einer Kirche auf den Pfeilern/ ruhe/ und nicht eingehe oder einfalle. Auf solche Berg-Festung haͤlt der Berg-Mann sehr viel/ und saget: daß man nicht Berg-maͤnnisch/ sondern raͤuberisch baue/ wenn man alles in den Zechen weghaue/ und keine Berg-Feste stehen lasse. Weiter zeiget der Fuͤhrer das Gezimmer/ wormit an denen Orten/ da es vonnoͤthen/ unter andern die Waͤnde in den Gruben/ wenn sie sich ziehen/ gefasset werden/ damit dieselben nicht herein gehen/ solches bestehet aus vielen grossen/ dicken Baͤumen/ welche der Steiger im Nohtfall unterziehen laͤsset/ und solte es wohl mancher/ der das- selbe niemahls gesehen/ nicht glauben/ daß so viel Holtz unter der Erde verbauet sey/ als man in etlichen lang gebaueten Gruben an- trifft. Jst nun die Grube vormahls Wasser-noͤthig/ das ist/ mit so viel Wassers angefuͤllet gewesen/ daß davor in derselben nicht hat koͤnnen gearbeitet werden/ so wird das Wasser daraus entweder durch einen Stollen/ oder im III Capitel von mir schon beschrie- benen Stangen-Kunst abgefuͤhret/ und alsdenn von beyden dasje- nige/ was in der Grube sich befindet/ dem Curioso gewiesen. End- lich faͤhret derselbe mit dem Fuͤhrer wieder aus der Grube heraus/ welches denn viel beschwerlicher als das Einfahren ist/ massen der Leib von einer Fahrt auf die andere muß gleichsam gezogen wer- den/ bey welcher Arbeit denn Arme und Beine das Jhrige ziem- lich empfinden. II. Von Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- II. Von der Ertz-Halle oder Ertz-Halde. W Enn der Curiosus aus der Grube gefahren ist/ bringet der Fuͤh- rer denselben nach der Ertz-Halle oder Halde/ welches ein vor dem Geipel gelegener Platz/ dahin das aus der Gruben getriebene Ertz uͤber einen Hauffen gestuͤrtzet/ und von dar ab ins Puch-Werck gefuͤhret wird. Von dieser Halle pfleget der Curiosus, wenn er Permission erhalten/ eine Stuffe oder ein Stuͤck Ertz zur Curiosit aͤt und Andencken mitzunehmen/ fraget auch den Fuͤhrer: wo sonst ein rar es Stuͤck zu verkauffen sey? der ihm denn schon Gelegenheit hier- zu verschaffet/ darauf gehet der Curiosus mit dem Fuͤhrer wieder in das Zechen-Haus/ giebet demselben eine Discretion vor seine Muͤhe/ ziehet seine Kleider wieder an/ und nimmet einen Berg-Mann mit/ der ihm das Folgende zeige/ oder erkundiget sich sonsten/ wo dasselbe anzutreffen ist. III. Von dem Stollen. W Eilen ich albereit in dem Vorhergehenden etwas von dem Stollen gedacht habe/ so will dem curieus en Leser berichten/ was dasselbe eigentlich vor ein Gebaͤu sey/ und wozu solches ferner nutze. Es ist aber ein Stollen eine nicht gar zu weite/ doch sehr lan- ge und so wohl auf denen Seiten als oben mit Holtz ausgebauete Hoͤle/ welche unter einem Berg-Werck in einem Thal oder Grund angefangen/ und unter der Erde durch das Gestein und Ertz/ als ein Gang/ biß in eine oder mehr Gruben getrieben worden. Der Nutz desselben ist fuͤrtreflich/ denn ausser dem/ daß mit solchen/ wie schon im Anfange dieses Capitels erinnert worden/ einer Wasser-noͤthigen Grube das Wasser benommen wird/ ziehet auch durch denselben ein gutes Wetter oder eine gesunde frische Lufft in eine Zeche ein/ und hingegen der Schwaden wieder heraus. Dieser Schwaden aber ist eine und Huͤtten-Wercken an und auf dem Hartz. eine faule mit giftigen/ von denen Witterungen derer Ertze herruͤh- renden/ Duͤnsten vermischte Lufft/ so die Gruben-Lichter ansloͤschet/ und zu Zeiten die Berg-Leuͤthe gar ploͤtzlich toͤdtet/ oder doch zum wenigsten ihnen auf die Lunge faͤllet/ davon sie hernach Berg-suͤch- tig werden/ keichen/ und nach und nach verdorren. Ferner koͤnnen die Berg-Leuͤthe durch den Stollen eines und das ander aus- und in die Grube bringen. Sonst kan auch ein Curiosus wohl durch den Stollen auf dem so genannten Treck-Wercke/ welches uͤber dem im Stollen befindlichen Wasser auf Stegen gelegte Hoͤlzer oder Breter sind/ aus der Zeche gehen; allein/ weilen das Mund-Loch des Stol- lens oder der Ort/ da das Wasser zu Tage ausfliesset/ sehr weit von der Grube entfernet ist/ so geschiehet solches selten/ und lassen sich die Curiosi mehrentheils nur/ um die Zeit zu gewinnen/ gedachtes Mund-Loch mit dem Theil/ so sich an der Grube befindet/ zeigen/ indem sie von dem ersten Fuͤhrer schon berichtet worden/ daß/ wer beydes in Augen-Schein genommen habe/ sich auch leicht die Be- schaffenheit des ganzen Stollens einbilden koͤnne/ weilen solcher also durch und durch gebauet sey. IV. Von denen zum Berg-Bau gehoͤrigen Teichen. D As Wasser ist ausser denen Gruben zum Berg-Bau ein sehr nohtwendiges Werck/ denn von denselben unter andern die Kuͤnste/ Puch- und Huͤtten-Wercke getrieben werden/ und siehet man dessen Nohtwendigkeit am meisten zu der Zeit/ da solches in heissen Sommern sehr eintrucknet/ oder im starcken Winter ausfrie- ret/ massen alsdenn die Berg-Wercke so lange stille stehen muͤssen/ biß dieser Wasser-Mangel durch ein starckes Regen- oder Tau- Wetter wieder ersetzet wird. Dieserwegen haben die Berg-Leuͤthe an und auf dem Hartz hin und wieder sehr viele grosse und tieffe Teiche angeleget/ um dadurch der zu Zeiten vorfallenden Wasser- Z Noht- Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- Nohtdurfft/ so viel muͤglich/ vorzukommen. Solche Teiche befin- den sich nun mehrentheils in weiten und langen Thaͤlern/ in welche das an etlichen Orten sorgfaͤltig gefassete Quell-Wasser geleitet/ und daselbst/ durch Huͤlffe eines vorgemachten Tammes/ versamm- let und aufbehalten wird. Dieser Tamm ist von Tamm-Erde oder Rasen verfertiget/ und gemeiniglich so hoch und dicke/ daß sich ein Curiosus nicht genugsam uͤber die grosse Arbeit und aufgewendete Unkosten verwundern kan. Die Ursach aber/ warum diese Taͤm- me eine solche Hoͤhe und Dicke haben muͤssen/ ist das wilde oder reis- sende Regen- und Schnee-Wasser/ welches/ der Jahres-Zeit nach/ haͤuffig in solche Teiche einfliesset/ und mit Gewalt auf den Tamm zudringet/ auch offtmahls durch denselben bricht/ dahero solche Tei- che nicht allein viel zu bauen/ sondern auch ein Grosses zu erhalten kosten. V. Von dem Puch-Werck und Ertz-Waschen. M An trifft in denen Berg-Wercken gar selten das Ertz gaͤnzlich rein an/ sondern es ist dasselbe mehrentheils mit Berg oder Gestein vermischet/ derohalben solches/ ehe es geroͤstet und geschmel- zet wird/ zu Erspahrung derer Unkosten/ so auf Holtz/ Kohlen und dergleichen gehen/ gepuchet/ und uͤber dem Plan-Herd gewaschen werden muß/ damit der unnuͤtze Berg von dem guten Ertz komme. Gedachtes Puch- und Wasch-Werck ist zwar ein niedriges doch ziemlich weites/ langes und mit vielen Fenstern/ weilen solche Arbeit einen hellen Ort erfodert/ versehenes Gebaͤu/ welches gemeiniglich eine Wand unterscheidet/ doch kan man/ vermittels einer Thuͤr/ aus einem Theil in das andere kommen. Jn dieser einem ist das Puch- Werck mit vielen oder wenigen Puch-Stempeln/ nachdem das Puch-Rad von einem starcken oder schwachen Wasser umgetrieben wird/ angeleget/ und werden die Stempel von denen in die Welle gemachten Hebaͤrmen oder Geblingen einer nach dem andern auf- gehoben; es ist aber an einem ieden derselben unten ein/ in die sieben und und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. und funffzig Pfund schweres/ Eisen befestiget/ welches die in dem mit starcken eisernen Blech an denen Seiten beschlagenen und unten mit einer eisernen drey Zoll dicken Unterlage belegten Puch-Trog gestuͤrzete Ertze/ naß oder trocken/ nachdem es die Nohtdurfft erfor- dert/ klein puchet oder stosset. Jst nun also das Ertz trucken gepochet worden/ so wird solches hernach entweder durch ein Sieb mit einem draͤhternen Boden geraͤdet/ oder durch einen Durch-Wurff oder Durch-Schlag mit einem vor besagten Boden geworffen/ hingegen wenn man Wasser in den Puch-Trog laͤsset/ und auf solche Art naß puchet/ fliesset mit dem Wasser aus dem Troge das ab- oder klein gepuchte Ertz durch das so genannte Vorsetz-Blech/ welches ein von Meßings-Drat gemachter Durch-Schlag ist/ und wird von dar in den Schlemm-Graben/ oder einen von Holtz gemachten Kasten/ ge- bracht/ alwo man dasselbe so lange schlemmet/ biß es reine ist/ alsdenn solches den Nahmen Hedel und grober Schlich bekoͤmmet/ das zuruͤck gebliebene Abgeschlemmete aber/ so noch Ertz bey sich fuͤhret/ heisset Schlemm-Graben/ und wird auch folgender massen abgeleuͤtert oder gereiniget. Es sind in dem andern Theil des anfaͤnglich gedachten Gebaͤues unterschiedene von Holtz gemachte Werck-Staͤtte/ die man Plane-Herde nennet/ weilen darauf viele Planen oder grobe lein- wandene Tuͤcher liegen/ auf solche Herde bringen die Puch-Bediente den Schlemm-Graben/ und waschen denselben uͤber die Planen/ wodurch das gute sich in die obersten Tuͤcher setzet/ welche alsdenn in in denen Schlich-Faͤssern ausgewaschen werden/ damit der Schlich aus denen Planen komme/ und zu Boden falle. Dieser Schlich wird Schlamm-Schlich/ zum Unterschied des vor gemeldeten groben Schlichs/ genennet. Von diesem guten Schlich lauffet auch etwas auf die mittelsten und untersten Planen/ weilen er aber unrein ist/ so wird derselbe ebenfalls auf vor besagte Art gelaͤutert/ was denn in sol- cher Arbeit gaͤntzlich von denen Planen abrollet/ und unter den Plan- Herd laͤuffet/ ist mehrentheils ein unnuͤtzes und unartiges Wesen/ welches die Berg-Leuͤthe/ ihrer besondern Redens-Art nach/ Affter heissen. Dieses fliesset mit dem Wasser in die vor dem Puch-Wercke vorhandene Kasten/ Affter-Gefaͤlle genannt/ in welche sich dasselbe Z 2 setzet/ Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- setzet/ alsdenn man solches ausschlaͤget/ und es zusammen auf einen Hauffen wirfft/ alda solcher Hauffe so lange liegen bleibet/ biß in dem Puch-Werck nicht mehr mit Ertz kan gefodert werden/ da denn endlich solcher After wieder gepuchet/ und uͤber dem Herd gearbeitet wird/ weilen sich unter demselben noch etwas weniges Ertz befindet. Vor gedachte Puch- und Wasch-Arbeit wird unter der Aufsicht eines Puch-Steigers von alten betagten Leuͤthen und Maͤgdlein/ mehrentheils aber von Knaben/ verrichtet/ welche man Puch-Jun- gen nennet/ und gemeiniglich sehr lose Schaͤlcke sind/ mit denen ein Curiosus, wenn er das Puch- und Wasch-Werck besiehet/ gar leicht anlauffen kan/ massen dieselbe Betlen wohl gelernet haben/ giebet er nun einem oder mehr etwas/ so hat er die andern alle auf dem Halse/ als welche auch dergleichen haben wollen/ erhalten sie aber nichts/ so lachen sie denselben aus/ und lauffen davon/ wovor ein Curiosus selten Revange bekoͤmmet/ weilen es hernach niemand gethan hat/ und zu Zeiten auch der Puch-Steiger seinen Puch-Jungen durch die Finger siehet/ derowegen dieses die beste Revange ist/ wenn er zur Lust etwas kleine Muͤnze/ daß es die Jungen sehen/ auf die Erde wirffet/ da denn dieselben nicht ermangeln/ uͤber dem Auff lesen einer dem andern die Haare mit denen Fingern auszukaͤmmen/ zumahl/ wenn etliche darzu lauffen/ denen vorhero schon etwas mitgetheilet worden/ indem dieselbe nicht mit aufraffen sollen/ welcher Zanck denn ohne Haar- Collation und Schlaͤge nicht abgehet/ wie ich oͤfters ge- sehen habe. VI. Von dem Roͤst- oder Brenn-Ofen und Roͤsten ausserhalb der Huͤtte. D Er Roͤst- oder Brenn-Ofen stehet/ wie alle andere nachfol- gende Oefen/ unter einer Huͤtte oder einem Gebaͤu/ und ist wie ein grosser Bach-Ofen mit einem Schuͤer oder Mund-Loch gewoͤl- bet. Hierinnen wird der vorher gedachte grobe und Schlamm- Schlich mit einem von kurtz gehauenem Holtz gemachten Feuͤer zwoͤlff Stun- und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. Stunden lang geroͤstet oder gebrennet/ damit dem Ertz seine Wildig- keit/ Giftigkeit und Unart benommen werde/ sonst man dasselbe im Schmelzen nicht zwingen koͤnte/ und das gute mit dem boͤsen in die Lufft gehen wuͤrde. Unter waͤhrendem Roͤsten oder Brennen/ da- von der Ofe den Nahmen hat/ wird das Ertz von denen Brenn- Knechten/ unter der Direction des Brenn-Meisters/ offt umgeruͤh- ret und gewendet/ anfaͤnglich mit einer langen eisernen Kruͤcke/ und folgends/ wenn der Schlich zu schwitzen anfaͤnget/ mit dem Bocke/ welches ein Eisen mit zwey krummen Zacken ist. Beyde Instrumen- ta aber leget der Brenn-Knecht in dem Schurtz oder einem an einer eisernen Kette vor dem Ofen hangenden grossen Hacken/ und regi- ret solche also mit dem Schwange. Sonst ist von diesem Ofen merck-wuͤrdig/ daß darinnen die grosse Hitze anfaͤnglich unter dem Umruͤhren etwas von dem Schlich/ ehe er fliesse/ hebe/ und durch die daruͤber gebauete Feuͤer-Esse hinaus auf das Dach fuͤhre/ dergleichen von denen auf dem Hartz gelegenen Zeller-Felder- und Wilde-Maͤn- ner-Huͤtten der Herr von Loͤheysen in dem 5 Theil seines Berichts von Berg-Wercken fol. 68 schreibet. Ausser diesen Roͤst-Ofen werden auch etliche rohe Ertze unter dem freyen Himmel geroͤstet/ und geschiehet solches insonderheit bey Goslar auf der Oker/ da man die Rammelsbergischen Ertze neuͤn Schuh hoch auf Holtz schuͤttet/ und dasselbe mit gluͤenden Schlacken anstecket/ alsdenn die Ertze sich hievon entzuͤnden/ und/ wegen des bey sich habenden Schwefels/ eine lange Zeit in sich selbst brennen. Dieser Schwefel sammlet sich zum Theil oben auf dem Roͤst Hauffen in die daselbst gemachte runde Loͤcher/ woraus derselbe mit eisernen Loͤffeln geschoͤpffet/ und hernach zum gelben Schwefel gelaͤutert wird/ woruͤber die Arbeiter grossen Gestanck ausstehen muͤssen/ theils tropfet derselbe/ am meisten aber zu Sommers-Zeit aus denen Seiten des Rostes/ und wird dieser- wegen Tropf- oder Truͤpf Schwefel genennet/ welcher wie Eis- Zapfen aussiehet/ und/ wegen seiner Reinigkeit/ in der Artzney/ an Statt derer florum Sulphuris oder so genannten Schwefel-Bluh- men sicher kan gebrauchet werden. Z 3 VII. Von Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- VII. Von dem Schmeltz-Ofen. E S wuͤrde wider mein Vorhaben lauffen/ und zu weitlaͤufig fal- len/ wenn ich alhier von diesem Ofen ausfuͤhrlich handeln wol- te/ indem derselbe nicht auf einerley Art gemachet/ auch darinnen das Ertz/ seiner Vielfaͤltigkeit wegen/ auf unterschiedene Weise geschmel- zet wird/ derohalben ich nur dem curieus en Leser kuͤrtzlich berichte/ wie darinnen der unter vorigem Titel gedachte Rost oder geroͤstete Schlich mit oder ohne Vorschlag/ nachdem die Ertze strenge oder fluͤßig/ geschmelzet werde; wenn denn solches geschehen/ wird der Ofe geoͤffnet/ und die geflossene Materie heraus gelassen/ was denn sich oben auf derselben befindet/ wird mit dem so genannten Streich- Meissel abgezogen/ und Schlacken genennet: das andere aber/ so sich zu Boden setzet/ und aus Bley und Silber/ auch andern Metal- len/ bestehet/ heisset Werck/ und wird mit der Kelle in eiserne Pfan- nen gegossen. Nach dem wird der Ofe durch den starcken Wind derer vom Wasser getriebenen grossen Baͤlge ausgeblasen oder abge- kuͤhlet/ darmit man desto eher wieder darinnen arbeiten und schmel- zen koͤnne. VIII. Von dem Treib-Ofen. D Er Treib-Ofen ist derjenige/ darinnen das im vorher gehenden Titel gemeldete Werck abgetrieben wird/ solches geschiehet folgender massen: wenn der Abtreiber den im Ofen befindlichen Treib-Herd gebuͤhrend zugerichtet und abgewaͤrmet hat/ setzet er das Werck darauf/ laͤsset den Ofen mit zwey angezuͤndeten Treib Hoͤl- zern an/ und staͤrcket das Feuͤer ie mehr und mehr/ biß das Werck zerschmelzet/ alsdenn streichet derselbe die unreine oben schwimmende Materie ab. Nach diesem treibet das Geblaͤse und Feuͤer die Glette mit dem Bley von dem im Werck vorhandenen Silber/ davon solches und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. solches lauter wird/ und zu blicken anfaͤnget/ worauf man solches alsobald nach und nach Kunst-maͤßig mit Wasser abquicket oder ab- kuͤhlet/ und/ wenn es hart worden/ Blick-Silber nennet. IX. Von dem Brenn-Ofen. W Enn das Blick-Silber in einem bekannten Prob ier-Ofen auf der so genannten Capelle prob ieret/ und dadurch befunden worden/ daß solches noch nicht so rein sey/ daß es vermuͤnzet werden koͤnne/ muß dasselbe erstlich von dem Silber-Brenner im Brenn- Ofen gar fein gebrannt werden. Solcher Ofen hat nun etliche Wind-Loͤcher/ und ist von Ziegel-Steinen gemachet; in demselben wird ein Test mit dem Blick-Silber gesetzet/ und solches darinnen entweder unter der Muffel/ oder fuͤr dem Geblaͤse/ der Kunst nach so lange gebrennet/ biß es Bluhmen giebet/ alsdenn dasselbe abgekuͤhlet wird/ und den Nahmen Brannd-Silber bekoͤmmet. X. Von dem Muͤntz-Werck. E Jn Berg-Werck/ das in gutem Stande ist/ kan ohne ein Muͤntz-Werck nicht seyn/ weil solches allerhand Geld bedarff/ um damit so wohl denen Berg-Bedienten und Arbeitern zu lohnen/ als auch unter die Gewercken die darauf fallende Ausbeuͤte auszuthei- len/ derowegen ich davon dem curieus en Leser einen kurtzen Bericht mittheilen will. Was nun dasselbe anbelanget/ so wird das vor ge- dachte Brannd-Silber von denen Muͤntz-Bedienten in dem Tiegel geschmolzen/ und wenn es nicht fein ausgemuͤnzet werden soll/ dem- selben/ so viel Roht/ das ist Kupfer/ als es vonnoͤthen/ zugesetzet/ hernach giesset man es in den so genannten Einguß zu Zainen oder Staͤben/ und machet Schroͤtlinge oder Stuͤcke daraus/ wenn denn solche ihre gebuͤhrende Form und Gewicht haben/ und weiß gesotten sind/ wird davon eines nach dem andern zwischen das Ober- und Unter- Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- Unter-Eisen/ in welche der Eisen-Schneider Wapen/ Bildnisse und Schrifften geschnitten/ geleget/ und darauf mit einem grossen Ham- mer aus allen Kraͤfften geschlagen/ wodurch der Praͤger dem Silber die Gestalt derer Stempel einpraͤget/ und solches also zum Gelde machet/ wo aber das Geld Muͤntzen nicht mit einem Hammer-son- dern durch ein Druck-Werck verrichtet wird/ ziehet man die Zaine durch zwey staͤhlerne fest uͤber einander gefuͤgte Waltzen/ so die Pfer- de/ vermittels eines Rades/ umtreiben/ wodurch dieselben eine ziem- liche Laͤnge bekommen/ darnach bringet man die ausgereckte krumme Zaine zum Vergleich-Werck/ und windet sie durch den Durch-Laß/ oder zwey staͤhlerne zusammen gefuͤgte Balcken/ damit solche die ge- buͤhrende Gleichheit erlangen moͤgen/ und im Durch-Schneiden derer Blatten keine schwerer oder leichter als die andere sey. Endlich werden die durchschnittene Blatten weiß gesotten/ und durch die gros- se Presse/ Taschen- und Schlag-Werck abgepraͤget. Auf gedachte Art verfertigen die Muͤntz-Bediente in der Muͤntze auf dem Claus-Thal/ wie auch in denjenigen/ so an andern Orten des Hartzes vorhanden sind/ die Thaler und andere grosse Sorten; hingegen machen sie mit der kleinen kurtze Arbeit/ indem die Zaine so fort zwischen denen Waltzen/ darauf die Gestalt des Geldes geschnitten/ in einem Stuͤ- cke/ das offt neuͤn und mehr Ellen lang ist/ durchgezogen und gepraͤ- get werden. Aus diesem und Vorhergehenden kan nun ein ieder ersehen/ wie viel Muͤhe und Arbeit es koste/ ehe das Silber aus denen Ertzen gebracht/ und zu Gelde gemachet werde/ welches die Ver- schwender bedencken solten/ als welche das Geld vor nichts achten/ und bald liederlicher Weise verthun. XI. Von dem Anfrisch-Ofen. D Er Anfrisch-Ofen koͤmmet in vielen Stuͤcken mit dem gemei- nen Schmeltz-Ofen uͤberein/ und wird darinnen das vom Sil- ber im Abtreiben geschiedene Haͤrdt-Bley und Gloͤdt oder Glett zu reinem Bley geschmolzen/ welches in dem fuͤr dem Ofen ziemlich tieff gemach- und Huͤtten-Wercken an und auf dem Hartz. gemachten Herd fliesset/ daraus solches der Schmelzer mit einem grossen eisernen warm gemachten Loͤffel oder Kelle schoͤpfet/ und in eiserne Pfannen giesset/ so viel nun in eine dieser Pfannen gehet/ wird eine Molle genennet/ und mit dem Numer- Eisen numer iret oder gezeichnet. XII. Von dem Seiger-Darr- und Gahr- Ofen. D Er Seiger-Ofen ist derjenige/ darauf die Seiger-Stuͤcke oder das schwartze Kupfer von dem bey sich habenden Silber und Bley abgeseigert oder geschieden werden. Was nun an Bley und Silber im Seigern durchlauffet/ heisset Werck/ und wird wie Bley abgetrieben/ das Kupfer aber/ so auf dem Seiger-Ofen liegen bleibet/ nennet man Kuͤhn-Stoͤcke/ dieselben werden ferner auf den Darr- Ofen gebracht/ daselbst zwoͤlff biß vierzehen Stunden gedarret/ und davon das uͤbrige Silber und Bley getrieben/ was denn wieder von diesem Kupfer zuruͤck bleibet/ nennen die Schmelzer Darrlinge/ welche sie endlich auf den Herd im Gahr-Ofen setzen/ und zu Gahr- oder gutem Kupfer machen. XIII. Von dem Kupfer-Hammer. D Er Kupfer-Hammer ist eine Offici n oder Werck-Statt/ darin- nen das Gahr Kupfer nochmahls geschmolzen/ von aller Un- art ferner gesaubert/ und denn zu Kesseln geschmiedet wird. Solches Schmieden geschiehet nun erstlich durch den vom Wasser gefuͤhrten grossen Kupfer-Hammer/ welcher mit seiner breiten Bahne das Kupfer breit schlaͤget. Ferner werden die Kessel durch den Duͤb- oder langen spitzigen Hammer/ den ebenfalls das Wasser regieret/ abgeteuͤffet. Endlich giebet oder schlaͤget man denen Kesseln mit ei- nem hoͤlzern so genannten Polder-Hammer die rechte Weite/ welche Arbeit diejenigen/ so dieselbe verrichten/ das Herauspoltern nennen. A a XIV. Von Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- XIV. Von der Meßings-Huͤtte. J N der Meßings-Huͤtte wird aus dem Kupfer/ durch Huͤlffe des Galmeys daß Meßing folgender massen zubereitet: Es sind runde Oefen/ so Schmeltz- oder Brenn-Oefen heissen/ in die Erde gemacht/ da der Wind das Feuͤer durch Loͤcher/ die unten im Bock/ oder im Gewoͤlbe unter dem Schmeltz-Ofen seyn/ und in den Ofen gehen/ treiben kan; in dieselben setzen die Meßing-Brenner zugleich acht grosse Tiegel/ lassen solche heiß werden/ und heben sie denn her- aus/ schuͤtten den Galmey mit einer Schauffel/ so sie Transchier nennen/ hinein/ und in einen ieden Topf 8 Pfund klein gebrochen Kup- fer darauf/ wenn solches geschehen/ setzen sie die Tiegel hinein/ und lassen dieselben neuͤn Stunden in grosser Glut stehen/ darnach/ wenn die Materie genugsam geflossen/ heben sie die Tiegel wieder aus dem Ofen: wollen sie nun Stuͤck-Meßing daraus machen/ so schuͤtten sie dieselben alle aus in eine Grube/ sollen aber aus dem Meßing-Kes- sel und andere Sachen vetfertiget werden/ giessen sie dasselbe zu grossen Blaͤttern in die von zwey grossen breiten Steinen/ die man Britani- sche Steine von dem Orte/ da sie herkommen/ nennet/ gemachte For- men. Aus solchen Blaͤtten werden insonderheit auf der Ober-Huͤtte bey Goslar/ durch Huͤlffe vieler vom Wasser getriebenen Meßing- Haͤmmer unterschiedene Kessel gemachet/ und haben diejenigen/ wel- che solche schmieden/ wegen des stetigen und starcken Polterns derer Haͤmmer/ mehrentheils Schaden am Gehoͤr. Sonst ist noch merck- wuͤrdig/ daß aus dem Rammelsbergischen Kupfer kein Meßing kan gemacht werden/ das aber aus Schweden und Hessen koͤmmet/ ist darzu geschickt/ wie auch dasjenige/ was aus denen Kupfer-Ertzen der im Hartz am Steuͤer-Hall gelegenen Zeche/ der Prophet Amos ge- nannt/ geschmoltzen wird. Endlich ist noch zu gedencken/ daß/ aus denen in die acht Tiegel gesetzten fuͤnff und funffzig Pfund Kupfer/ vierzig Pfund Meßing werden/ die Ursach ist der Gallmey/ welcher solchen Zuwachs machet. XV. Von und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz. XV. Von denen Vitriol -Haͤusern. D Ergleichen Haͤuser trifft man zwey in Goslar an/ davon eines denen Herzogen zu Braunschweig-Luͤneburg/ Wolffenbuͤtte- lischer Linie/ das andere aber E. E. Raht zu Goslar/ zustehet. Solche Haͤuser werden insgemein daselbst die Victril- Haͤuser genennet/ und lassen Hoch-gedachte Herzogen in dem ihnen zukommenden Hause stets das Vitriolum oder Kupfer-Wasser sieden/ hingegen laͤsset der Raht nicht mehr sieden/ als abgehet. Es wird aber darinnen der gruͤne Vitriol auf folgende Art aus dem Rammelsbergischen Kupfer- Rauch gesotten: Man ziehet denselben erstlich mit einem eisernen Harcken durch einander/ und schlaͤget mit einem Hammer die darun- ter befindliche grosse Stuͤcke klein/ darnach wird solches in ein Gefaͤs- se gethan/ eine Pfanne voll warm Wasser darauf geschuͤttet/ und von drey Knechten dreymahl mit eisernen Harcken durchzogen/ solches heisset Treck/ und bleibet Nacht und Tag darauf stehen. Nach dem fuͤllet man die daruͤber stehende Lauge in eine so genannte Schier- Buͤdde/ worinnen dieselbe vier Tage stehen/ und sich schieren oder setzen muß. Jst denn der Kupfer-Rauch in vorigem Wasser nicht alle zergangen/ oder hat sich nicht genugsam extrah iret oder in dasselbe gezogen/ wird solcher Schlamm noch einmahl durch hoͤlzerne Koͤrbe in eine Budde gewaschen/ und dasselbe um den andern Tag auch in eine Schier-Buͤdde gefuͤllet/ darinnen es sich innerhalb vier Tagen setzet oder schieret/ welche Lauge nun am ersten helle wird/ schlaͤget man in eine von Bley gemachte Sied-Pfanne/ und siedet dieselbe ei- nen Tag und Nacht/ auch woldreyßig biß in sechs und dreyßig Stun- den/ alsdenn wird der Sud prob iret/ und wenn die Probe richtig/ in eine bleyerne Kuͤhl-Pfanne gefuͤllet/ weilen solche heisse Lauge in kei- nem hoͤlzernen Geschirr bleibet/ sondern also fort durchlauffet. So bald denn solcher Sud sich abgekuͤhlet hat/ fuͤllet man denselben in die Satz-Faͤsser/ darinnen langes in hoͤlzerne Riegel eine Hand breit von einander gemachtes Teich-Rohr oder Schilff biß auf den Boden nie- der gelassen ist/ woran der Vitriol in vierzehen Tagen anschiesset oder A a 2 sich Das IIX Cap. von den Curiosit aͤten derer Berg- sich ansetzet/ alsdenn wird derselbe heraus genommen/ der reine abge- sondert und in Faͤsser gepacket/ den unreinen aber machen die Vitriol- Sieder mit warmen Wasser wieder zur Lauge/ und nennen solche ei- nen Gruß/ weilen dieselbe starck oder reich von Vitriol ist/ und also den Sud befoͤdert. Diesen Gruß laͤsset man endlich mit der in denen Saͤtz-Faͤssern zuruͤck gebliebenen und andern guten frischen Lauge wieder sieden/ und auf vor besagte Art ferner zu Vitriol ischen Chry- stall en anschiessen. Sonst duͤrffen die Arbeiter keine lederne Schuhe tragen/ indem das scharffe Vitriol ische Wesen solche bald zerfrisset/ derowegen sie an deren Stelle hoͤlzerne brauchen muͤssen. XVI. Von denen Eisen-Schmeltz- und Hammer- Huͤtten. S Olcher Officin en giebt es sehr viel an und auf dem Hartz/ nem- lich zur Zorge/ Wiede und Tanne/ bey Gittel und Stolberg/ auf dem Ruͤbelande/ Vos- oder vielmehr Voigts-Felde und andern Orten mehr/ da insgemein ein gutes Eisen gemachet wird/ ob schon eines besser als das andere ist/ also uͤbertrifft das Gittelsche vieles Ei- sen mit seiner Geschmeidigkeit/ welches man zu Winters-Zeit an de- nen Stangen-Kuͤnsten sehen kan/ denn wenn davon durch einen heff- tigen Frost und von der Gewalt solcher Kuͤnste das andere abspringet/ so geschiehet doch dergleichen von den Gittelschen nicht/ sondern es ziehet und kruͤmmet sich wie ein Nagel-Bohrer/ ehe dasselbe zubricht/ dieserwegen muß solches der Factor zu Gittel vor die Berg-Wercke aufbehalten/ und darff es nicht in das Land verkauffen/ wenn dasselbe nicht etwa uͤberfluͤßig vorhanden ist/ wie ich oͤfters bey Herrn Johann Hagen/ wohl bestalten Factor daselbst/ und meinem/ wegen seiner vielen mir von Jugend auf als ein Vater erzeigeten Wohlthaten/ hoͤchlich geliebten und geehrten Herrn Vetter/ wie auch Gevatter/ gesehen und gehoͤret habe. Jn vor besagten Officin en nun wird das Eisen folgender massen geschmolzen und zubereitet: Erstlich puchet und roͤstet man den so genannten Eisen-Stein oder das Eisen-hal- tende und Huͤtten-Wercke an und auf dem Hartz tende Ertz vor der Huͤtte/ darinnen der hohe Ofen ist/ darnach wird solcher in gedachtem Ofen mit Kohlen vor dem durchs Wasser ge- triebenen Geblaͤse geschmolzen/ wenn solches geschehen/ wird das Eisen aus dem Ofen gelassen/ und daraus/ vermoͤge gewisser For- men/ allerhand Gos- oder Gies-Werck/ als Oefen und dergleichen/ verfertiget/ oder es wird dasselbe in grosse dicke und lange Stuͤcke ge- gossen/ so man Gaͤnse nennet. Dieselben werden denn auf die Ham- mer-Huͤtte gefuͤhret/ daselbst in einem Ofen vor dem Geblaͤse/ so das Wasser regieret/ gluͤend gemachet/ und unter dem grossen Hammer zu langen und kurtzen/ breiten und schmalen Staͤben geschmiedet/ wo- durch die Unreinigkeit von dem Eisen so wohl im Feuͤer/ als auch un- ter dem Hammer/ als ein Hammer-Schlag wegspringet/ und wird solches Eisen alsdenn zwey-geschmolzen oder Stab-Eisen genennet. Von diesen Staͤben bringet man endlich etliche nach dem kleinen so genannten Zehnt- oder Zehent-Hammer/ dergleichen auch vor Nord- hausen Herr Christoph Schreiber/ E. E. Rahts Mit-Glied \&c., A. 1689 auf dem so genannten Bielen-Rasen angeleget/ gluͤet solche wieder mit Kohlen in einer Esse oder Ofen/ vor einem vom Wasser gezogenen Geblaͤse/ und machet daraus unter dem vor gedachten Hammer duͤnne/ lange und viel-gekerbete Staͤbe/ die man Kraus- Eisen heisset/ woraus die Nagel-Schmiede/ so wohl auf dem Hartz als in dem Lande allerhand Naͤgel verarbeiten. Das IX Capitel Von unterschiedenen an und auf dem Hartz vorhandenen Curiosit aͤten und Denck- wuͤrdigen Sachen. I. Von der Glas-Huͤtte. E S ist das Glas-Machen nicht allein ein sehr nuͤtzliches/ son- dern auch curieus es und kuͤnstliches Werck/ welches Johann A a 3 Kun- Das IX Cap. von untersch. an u. auf dem Hartz Kunckel und Anton Nerus in denen Tracta ten von der Glasmacher- Kunst mit andern mehr erwiesen haben/ auch ein ieder bekennen wird/ der einmahl aus Curiosit aͤt in eine Glas-Huͤtte kommen ist. Solcher Huͤtten waren vormahls drey an dem Hartz/ nemlich eine uͤber dem Dorffe Steine/ und die andern beyden nicht weit von Bockelhagen und Stoͤckey/ nachdem aber das Holtz/ aus gewissen Ursachen/ an- genehm worden/ ist davon nur eine von denen letzt gemeldeten uͤber- blieben/ so Herrn Johann Heinrich Grimmen zustehet/ und ohnge- faͤhr drey starcke Meilen von Nordhausen gegen den Ober-Hartz zu lieget. Dieselbe nun ist zwar von lauter Holtz-Werck/ doch/ des Feuͤers wegen/ ziemlich hoch/ und also gebauet/ daß man sie im Noht- Fall/ wenn kein Holtz mehr an dem Ort/ da solche stehet/ vorhanden/ abnehmen/ und auf eine andere bequeme Stelle bringen koͤnne/ wie damit noch vor weniger Zeit geschehen ist. Die Oefen dieser Huͤtte sind auf unterschiedene Art gemachet/ und ist der eine Glas-Ofen inwendig mit festen Sand-Steinen ausgemauret/ dessen ohngeach- tet/ dauret derselbe zu Zeiten kaum drey Monat/ weilen die grosse Tag und Nacht darinnen befindliche Gluth solche Steine sehr muͤrbe bren- net. Die Materialien / daraus man das Glas verfertiget/ sind ent- weder Scherben von zerbrochenem Glas/ das Centner-weise auf die Huͤtte zu Kauffe koͤmmet/ oder es ist Sand/ Asche und Saltz/ wel che Stuͤcke in gehoͤrigem Gewicht abgetheilet/ und in sonderliche Schmeltz-Tiegel/ die man Toͤpfe gemeiniglich oder Haͤfen nennet/ geschmolzen werden. Wenn solches geschehen/ wird es von etlichen Metall/ weilen solches so helle wie zerflossen Zinn oder ander Metall aussiehet/ genennet/ und auf folgende Art und Weise verarbeitet oder geblasen. Es nimmet der Meister oder Glas-Macher/ der auch an etlichen Orten der Schmelzer heisset/ eine Probe von der Glas-Ma- terie/ indem er mit einer von Kupfer/ Eisen oder Meßing verfertigten und vorhero warm gemachten/ sonst die Materie nicht hafftet/ Roͤhre oder Pfeiffe durch das im Ofen gemachte Werck-Loch in den Hafen faͤhret; vermercket er nun/ daß dieselbe recht geflossen/ und tuͤchtig zum Glas-Machen sey/ so tuncket er das vor besagte Instrument wieder in den Hafen/ nimmet von dem geschmolzenen Glas/ so viel ihm be- vorhanden. Curiosit aͤten u. denckwuͤrd. Sachen. beduͤncket/ zu einem grossen oder kleinen Glase genug zu seyn/ darauf drehet ers um/ damit es wie eine Kugel rund werde/ und ziehet denn das Instrument aus dem Ofen. Wenn denn die Glas-Materie an der Lufft erkaltet/ bringet er solche wieder in den Ofen/ damit sie dar- innen weich werde/ fasset auch wohl mehr Metall oder Materie dar- zu/ wenn er ein groß Glas machen will/ alsdenn streichet er dieselbe mit seinem Streich- oder Ruͤhr-Eisen biß zum Ende der Roͤhre/ und blaͤset durch solche das Glas-Werck/ wie eine Rinder- oder andere Blase/ auf/ darnach hebet er die Roͤhre in die Hoͤhe/ und schwencket dieselbe/ alsdenn wird das Glas bey demjenigen Theil/ so an der Pfeiffe haͤnget/ abgeloͤset/ und von einem Hand Langer in den so ge- nannten Kuͤhl-Ofen gesetzet/ da es bey temper irtem Feuͤer gemach- sam hart und kuͤhl werden/ auch endlich/ wenn solches ausgehet/ vol- lens erkalten muß/ sonst dasselbe alsobald zerspringet/ wenn es an der Lufft bleibet/ und nicht vorhero auf gedachte Art abgekuͤhlet wird. Diese Glas-Arbeit wird nicht im Winter/ der Kaͤlte wegen/ sondern nur im Sommer vorgenommen/ alsdenn solche/ wenn sie einmahl angefangen/ so lange der Ofen gut bleibet/ so wohl Nachtes als Ta- ges fortgehet/ weilen das Metall stetig in einer Glut bleiben muß/ dieserwegen werden mit grossen Unkosten viele Leuͤthe darzu gehalten/ die einander alle sechs Stunden abloͤsen/ denn laͤnger keiner solche Hitze ausstehen kan/ ob er schon im blossen Hemde/ auch wohl gar in heisser Sommer-Zeit nackend/ arbeitet. Ferner berichte/ wie derje- nige/ so weiß Glas blaͤset/ kein braun Bier trincken darff/ solte es ihm auch noch so gut schmecken/ massen das Glas/ wie mir berichtet wor- den/ davon unscheinbar wird/ zumahl/ da das Hartz-Glas ohne dem dunckeler und gruͤner als das Wald- und andere Glas ist/ welchen Fehler solches mit seiner Haͤrtigkeit und Dauerhafftigkeit im Feuͤer ersetzet/ und damit vor besagtes Glas uͤbertrifft/ wie solches die daraus verfertigte Destillir Glaͤser/ wenn sie in gehoͤriger Staͤrcke/ und nicht zu duͤnne/ geblasen werden/ bezeuͤgen/ als welche/ solches Lobes we- gen/ von weiten abgeholet werden. Endlich verdienen die so genann- ten Troͤpfel-Spring- oder Verier-Glaͤser/ daß man derselben al- hier gedencke/ als welche vormahls von dem Welt-bekannten cu- rieus en Das IX Cap. von untersch. an u. auf dem Hartz rieus en Englischen Printzen Ruperto, so gewuͤrdiget worden/ daß er sie aus Teuͤtsch-Land zu erst in Engelland gebracht/ und daselbst Jh- rer Koͤniglichen Majestaͤt uͤberreichet hat/ die solche hernach als eine sonderbahre Curiosit aͤt der Koͤniglichen Societ aͤt in Engelland mit- getheilet/ mit welchen und andern nachgemachten viele Experimenta von derselben angestellet worden/ wie solches Doctor Merret / der ge- dachten Societ aͤt Mit-Glied/ zu Ende seiner Anmerckungen uͤber des Neri Glasmacher-Kunst pag. m. 156 erzehlet. Diese Glaͤser kan man nicht aus einem ieden Glase-Werck machen/ sondern es muß darzu ein reines gruͤnes geschmolzenes Glas genommen werden/ von welchem man etwas mit einem Instrument aus dem Hafen holet/ und in kalt Wasser treuͤfelt/ darinnen die Spring-Glaͤser so lange liegen bleiben/ biß sie kalt worden sind/ alsdenn man dieselbe zum folgenden Gebrauch heraus nimmet: Die Gestalt derselben ist zwar nicht einerley/ vergleichet sich doch mehrentheils ziemlicher massen mit einer kleinen glaͤsernen Retorte, denn der Boden solcher Glaͤser ist etwas rund/ der Hals ablaͤnglich und gekruͤmmet/ von welchem eine kleine subtile Spitze ausgehet/ oder sich endiget. Sonst ist die auswendige Flaͤche derselben glatt/ das Glas aber an sich selbst wie ein Schwamm Porosi sch und voller kleiner Hoͤlen oder Beuͤlen/ will man nun mit solchen Glaͤsern iemand/ der keine Wissenschafft da- von hat/ aus Kurtzweil veriren/ so stellet man sich an/ als ob man demselben eines hievon verehren wolle/ giebet ihm auch dasselbe in die Hand/ und wenn er solche zuschliesset/ bricht man von dem Glase die Spitze bey dem Halse ab/ darauf solches mit ziemlichem Prasseln in sehr viel kleine Stuͤcke zerspringet/ und die Hand/ doch ohne einigen Schaden/ zerschuͤttert/ wobey es ohne ein Gelaͤchter nicht abgehet. Woher aber solche Entspringung entstehe/ sind unterschiedene Mei- nungen vorhanden/ welche nach einander zu erzehlen und zu examin i- ren/ ich/ der weitlaͤuftigen Materie und vieler Experiment en wegen/ unterlassen muß; berichte derohalben: wie die meisten Autores die Ursache/ so wohl der von der Hitze duͤnne gemachten/ und in die Hoͤlen derer Spring-Glaͤser eingeschlossenen/ als auch der aͤusser- lichen Lufft/ zuschreiben/ und vorgeben/ daß die innerliche Lufft durch die vorhanden. Curiosit aͤten u. denckwuͤrd. Sachen. die geoͤfnete Blasen des Halses heraus wolle/ daran aber von der aͤusserlichen schweren mit Gewalt einfallenden Lufft verhindert/ und zuruͤck getrieben wuͤrde/ wodurch es nicht anders seyn koͤnne/ als daß das Glas entzwey springen muͤsse. Welcher gelehrte Curiosus nun ein mehrers hiervon zu wissen verlanget/ kan in dem Collegio Expe- rimentali oder Curioso Herrn Christoph Sturmii, Professoris Pu- blici zu Altdorff/ part. 2 Tentam. 6 pag. 93 \& seq. ingleichen in des Herrn Lic. Rosini Lentilii, Physici zu Noͤrdlingen/ so genann- ten und hinter die Ephemerides Germanorum Dec. 2 A. 3 p. 489 gedruckten Schediasmate Curioso de Vitris Analecticis nachschla- gen. II. Von dem so genannten Zauber-Saal und andern denck-wuͤrdigen Sachen in Walckenried. J N dem Closter Walckenried ist uͤber dem Muͤnchs- oder Creuͤtz- Gange ein Saal/ welchen man den Zauber-Saal nennet/ wei- len sich darauf/ zu der Zeit/ da noch daselbst eine weit-beruͤhmte Schule gewesen/ nachfolgende wunderliche Sache mit einem Kna- ben oder Schuͤler zugetragen hat/ nemlich: Es ist einesmahls an ge- dachtem Ort von denen Knaben zur Lust ein Zeichen geleget worden/ um zu versuchen/ wer unter ihnen daruͤber und am weitesten springen koͤnne/ indem nun solches geschiehet/ traͤget es sich zu/ daß ein Knabe/ so/ dem Bericht nach/ von Ellrich soll buͤrtig gewesen/ und mit Nah- men Damius geheissen haben/ daruͤber auf einen gewissen Platz sprin- get/ und nicht wieder davon kommen kan/ es moͤgen denselben auch die mit-spielende Knaben reissen und zerren/ wie sie wollen; dieserwegen zeigen etliche derselben solches dem Rectori an/ welcher denn koͤm- met/ und den Knaben noch unbeweglich antrifft/ kan ihm aber so we- nig als die Knaben helffen/ es faͤllet ihm aber bey/ daß solches von ei- ner zauberischen Beschwerung herruͤhren muͤsse/ und saget dem Kna- ben: er solle fleißig um sich schauen/ ob er etwa eine Schrifft oder B b Zei- Das IX Cap. von unterschied. an u. auf dem Hartz Zeichen erblicken koͤnne/ welches der Knabe thut/ und wird uͤber sich einen Circul gewahr/ siehet auch an der steinern Wand nach Osten eine Griechische Schrifft/ gegen Suͤden aber etliche Characteres, stehen/ welches er theils herlesen/ theils beschreiben muß/ woraus der Rector verstehet/ daß in der Mauer ein Schatz verborgen sey/ und derjenige/ welcher zu der Zeit/ da solches geschehen/ mit seinen Fuͤssen den auf die Erde gemachten Punct beruͤhren wuͤrde/ die Schrifft se- hen/ und das Verborgene offenbahren solle; so bald der Rector die- ses verstehet/ wird der Knabe wieder los/ und gehet aus dem beschwor- nen Circkel heraus/ wohin er will. Hierauf zeiget der Rector solches an/ da denn nach dessen Anweisung gesuchet/ und ein steinern Ge- schirr mit Gelde eingemauert gefunden wird. Solches Geld soll sehr duͤnnes Schlages/ auch so groß als ein Orts-Thaler gewe- sen seyn/ und hat man dasselbe hernach mit dem Geschirr Herzog Christian Ludwigen/ Christ-mildester Gedaͤchtniß/ nach Zelle uͤber- sendet. Der Ort/ wo solcher Schatz gestanden/ wird noch diese Stunde denen Curiosis gezeiget/ und ist ein viereckichtes auf gedach- tem Saale in die Mauer gemachtes Loch/ welches mit Steinen so wohl gefuͤget ist/ daß man solches mit andern Steinen kuͤnstlich hat zuschieben/ und mit Kalck uͤberstreichen koͤnnen. Ob aber das in die- sem Loche gefundene und mit Geld angefuͤllte Geschirr/ ein Topf/ oder/ wie einige wollen/ ein Kaͤstlein gewesen/ muß man dahin gestel- let seyn lassen/ zumahl/ da solches nichts zur Sache thut. Auf diesem Zauber-Saale ist Ao. 1687 Herr Doctor Weitz/ Hoch-Fuͤrstlicher Saͤchsischer Raht/ Leib- Medicus und Buͤrgermeister zu Gotha/ mit einigen andern gegangen/ um daselbst aus Curiosit aͤt die Metall-Ru- the zu gebrauchen/ da sie denn nicht weit von gedachtem Loche starcke Zuͤge der Ruthe angemercket/ haben aber/ wegen grossen Schreckens/ so ihnen allen ankommen/ ablassen muͤssen/ denn es am hellen Tage etwas dunckel um sie geworden/ und ob gleich keiner den andern feig gemachet/ sind sie doch alle erblasset gewesen/ derowegen sie sich bald wieder in Sicherheit gerettet/ alwo sie einander fast gleichfoͤrmig er- zehlet: daß iedem gewesen/ als waͤre ein Wind durch ihn hingegan- gen/ und sie mit den Haaren biß an die Decke gezogen worden/ wie solches vorbanden. Curiosit aͤten u. denckwuͤrd. Sachen. solches Herr Samuel Reiherus, J. C. und Mathematum Professor zu Kiel in Holstein/ in seiner Dissertatione Juridico-Philosophicæ de nummis quibusdam ex Chymico metallo factis cap. 36 §. 20 pag. 135 \& seq. aus Herrn Doct. Weitzens Epist. anfuͤhret. Diese Historie staͤrcket den gemeinen Mann in seinen von diesem Saal an- noch habenden Gedancken/ als welcher gaͤntzlich davor haͤlt: daß noch mehr von denen Muͤnchen mit gewissen Beschwerungen eingemauer- te Schaͤtze darauf vorhanden seyn muͤssen/ weilen es gemeiniglich al- hier nicht gar zu richtig sey/ und der Teuͤffel offtmahls sein Spiel da- selbst habe. Ferner ist in dem Closter Walckenriedt im Creuͤtz-Gange nach der Kirche der Meister der erstmahligen Tinctur, mit allen Figu- ren in kleinen Thieren/ als Tauben \&c. Lilien und dergleichen unter 5 Boͤgen/ zu sehen/ so sehr rar ist/ und weil es noch ziemlicher massen in seiner natuͤrlichen Farbe stehet/ da das andere fast alles ruin iret worden/ so haͤlt solches hochgedachter Herr D. Weitz/ am vor ange- fuͤhrten Ort/ §. 30 p. 137 vor ein recht fatal es Werck. Dieserwegen halten etliche davor: daß vor Alters Basilius Valentinus, unter des- sen Nahmen viele beruͤhmte Chym ische Schrifften gedruckt worden/ sich in diesem Closter aufgehalten habe/ und wollen sie durchaus nicht zugeben/ daß gedachter Basilius ein nomen fictitium oder falscher er- dichteter Nahme von dem Griechischen Wort , das ist auf Teuͤtsch/ ein Koͤnig/ sey/ massen er ein geistlicher Ordens-Mann aus dem Unter-Elsaß buͤrtig gewesen/ wie nechst andern der Filius Sendi- vogii im 3 Principio de Sale, und er selbsten in seinem Tract aͤtlein de Rebus Naturalibus \& Supernaturalibus bezeuͤge. Dieses ist auch die Ursache/ daß etliche vermeinen: wie der vor besagte auf dem Zauber-Saale gefundene Schatz kein Geld/ sondern der Lapis Phi- losophorum, oder der Stein der Weisen/ gewesen sey/ welchen der Rector heimlich geholet/ und sich damit/ alle seinen Haus-Raht im Stich lassend/ fort gemacht habe/ woran aber doch viele zweifeln/ und das erste vor wahrhaftiger halten wollen. Sonst kan man auch in diesem Closter an vielen Orten die Wahr-Zeichen sehen/ wie in dem vorigen Bauren-Kriege A. C. 1525 die aufruͤhrischen Flegel-Fechter und Dorff- Material isten gehauset haben/ dessen Haupt und Fuͤhrer B b 2 Hans Das IX Cap. von unterschied. an u. auf dem Hartz Hans Arnold/ ein Schaͤffer von Barthelfelde/ gewesen. Dieser ver- wegene Mensch hat sich nicht gescheuͤet/ zu dem damahligen Grafen von Hohnstein zu sagen: Siehe Bruder Ernst/ den Krieg kan ich fuͤhren/ was kanst du? darauf aber gedachter Herr weislich geant- wortet: Ey Hans/ bis zufrieden/ das Bier ist noch nicht in dem Fas- se/ darinn es gaͤhren soll/ welches auch erfolget ist/ massen denen Raͤ- dels-Fuͤhrern/ nach der vor Franckenhausen auf dem/ dieserwegen so genannten/ Schlacht-Berge ergangenen blutigen Schlacht/ die Koͤp- fe von dem Hencker abgeschmissen worden/ und waͤre es dem armen von ihnen verfuͤhrten Hauffen nicht besser ergangen/ wenn nicht Balthasar von Sundhausen/ damahls E. E. Rahts zu Nordhausen bestallter Ritt-Meister/ vor dieselben sonderlich gebethen/ und der Graf dessen Bitte gnaͤdig angenommen haͤtte/ sagende: Sundhau- sen/ du hast heuͤte geredt wie ein ehrlich Mann/ dein Wort soll Ehre haben. Worauf sie zusammen los gelassen/ und mit Gelde sehr gnaͤdig bestraffet worden/ als heuͤtiges Tages wohl schwerlich gesche- hen wuͤrde/ wie Eckstormius in seiner Lateinischen Walckenriedi- schen Chronica unter dem 4 Seculo p. 200 \& seq. meldet. III. Von einem merck-wuͤrdigen Thurm auf der Festung Schartzfels. I nnerhalb des im I Capitel gedachten Berg-Schlosses und Fe- stung Schartzfels ist ein steinerner Thurm auf einem bey die 80 Werck-Schuhe uͤber dem Berge/ worauf die Festung lieget/ aus- gehenden Stein-Felsen so hoch aufgefuͤhret/ daß er/ seiner Hoͤhe we- gen/ weit und breit kan gesehen werden. Dieser Thurm ist deswegen merck-wuͤrdig/ weilen das Gespenst kein Tach darauf leidet/ denn/ wenn schon des Tages uͤber eines darauf gebauet wird/ wirffet es doch solches des Nachts wieder herunter/ und dieses ist die Ursach/ daß gedachter Thurm sich iederzeit oben bloß und ohne Tach be- findet. IV. Von vorhanden. Curiosit aͤten u. denckwuͤrd. Sachen IV. Von denen Curieus en bey Gandersheim und Brunshusen anzutreffenden Draken- oder Drachen-Steinen. Y Enseit des Ober-Hartzes/ nicht weit von Goslar/ wird in denen nach Gandersheim und Brunshusen gehoͤrigen Aeckern ein curieus es Fossile gefunden/ welches ein artig form irter Stein ist/ so rund und gewunden wie ein Horn von einem Widder aussiehet/ und von denen Einwohnern/ ihret Mund-Art nach/ der Draken- oder Drachen-Stein genennet wird/ weilen sie insgemein davor halten: daß solcher eine sonderbahre Krafft vor die vom Drachen herruͤhrende Hererey habe/ sonderlich wenn die Kuͤhe dadurch nicht ihre voͤllige Milch/ oder an Statt derselben Blut/ geben; in welchem Fall sie alsdenn solchen Stein in den Milch-Kuͤbel legen/ und darauf die vo- rige Milch in gebuͤhrender Quantit aͤt bey der Kuh wieder erwarten. Von diesem Stein hat M. Johannes Reiskius einen Tract at in La- teinischer Sprache geschrieben/ welcher sich auch im Appendice derer Ephemeridum Germanorum Decur. 2 A. 7 befindet/ in welcher der gelehrte curieus e Leser ein mehrers finden wird. V. Von denen merck-wuͤrdigen Sachen auf dem Schlosse Blanckenburg. D As Schloß Blanckenburg/ ob es schon kein Residenz- Schloß ist/ so verdienet es doch wohl mit dem dabey befindlichen Thier- Garten/ dessen ich im VII Capitel gedacht/ besehen zu werden/ massen man darauf eines und das andere antrifft/ so eine recht curieus e Per- son vergnuͤgen kan; unter andern aber siehet man daselbst allerhand rare Hirsch-Geweihe/ darunter etliche von verwunderlicher Groͤsse sind. Nechst solchen ist auch daselbst eine kuͤnstliche Schnecke oder Wendel-Treppe anzutreffen/ daran die Ende der Wendel-Steine so B b 3 artig Das IX Cap. von unterschied. an u. auf dem Hartz artig auf einander gefuͤget sind/ daß sie in der Mitte ein rundes Loch mit Verwunderung darstellen/ dadurch man von oben herab auf den Boden sehen/ und einen Stein/ oder sonst was Schweres/ ohne eini- gen Anstoß fallen lassen kan. VI. Von denen curieus en Saͤlen und Gemaͤ- chern auf dem Schlosse und Fasanen-Hause zu Sondershausen. A Uf dem neuͤen Schlosse zu Sondershausen ist/ unter andern schoͤnen und herrlich meubl irten Fuͤrstlichen Gemaͤchern/ ein Saal vorhanden/ den man insgemein den grossen Saal nennet/ und worauf die Gnaͤdigste Herrschafft oͤfters offene Tafel haͤlt. Derselbe nun ist um und um mit grossen von Gips verfertigten curieus en Sta- tu en/ schoͤnen Spiegeln und andern zu einem herrlich aufgeputzten Fuͤrstlichen Gemach gehoͤrigen Sachen gezieret. Ferner trift man zu gedachtem Sondershausen auf dem so genannten und bey dem im VII Capitel gemeldeten Fasanen-Garten gelegenen Fasanen-Hause ei- nen andern feinen Lust-Saal mit unterschiedenen artigen Zimmern an/ alwo zu Sommers-Zeit Jhro Hoch-Fuͤrliche Durchlauchtigkeit mit Dero Hohen Familie sich erlustigen. VII. Von dem Rolands-Bilde zu Nordhausen. A N der nach dem Marckt zu gehenden Ecke des Nordhaͤusischen Raht-Hauses stehet gegen E. E. Rahts Wein-Keller uͤber un- ter einem mit Kupfer bedeckten Deckel oder Thuͤrmlein die Statua Rulandi, oder der so genannte Roland/ welcher ein grosses von Holtz in Manns- Statur verfertigtes Bild ist/ das auf dem Haupte eine verguͤldete Crone hat/ in der rechten Hand aber uͤber sich ein Schwert/ zur Anzeigung der Gerechtigkeit/ traͤgt/ und in der lincken den Reichs- Adler/ damit die Freyheit anzuzeigen/ haͤlt. Dieses Rolands-Bild soll der erste Teuͤtsche Kaͤyser/ Carolus Magnus, seinem Schwester- Sohne vorhanden. Curiosit aͤten u. denckwuͤrd. Sachen. Sohne dem tapfferen Held Pfaltz-Graf Roland/ zu einem sonder- bahren Ehren-Gedaͤchtniß alhier/ zu Halberstadt und andern Orten mehr/ haben aufrichten lassen/ als derselbe im Heim-Zuge aus dem Saracen ischen Kriege in Gasconi en schaͤndlich mit seinem Krieges- Heer verrathen und geschlagen worden. Es wil aber solches unter an- dern Martin Zeillerus im andern Theil seiner Episteln Ep. 351 p. 177 nicht zugeben/ vermeinende/ daß eine solche Rulands-Saͤule nicht vor des Rulandi, sondern vielmehr vor des Kaͤysers Caroli Magni eigene Abbildung zu achten/ und nicht anders als ein Weich-Bild sey/ durch welches angedeuͤtet werde/ daß daselbst eine Mahlstatt vorhanden/ da man frey und oͤffentlich das Kaͤyserl. Gerichte halte/ massen Ruland so viel als Ruͤgeland hiesse/ weilen es von dem alten Teuͤtschen Wort Ruͤgen herkomme/ welches bey denenselben so viel als Gericht halten bedeuͤtet habe/ wie man denn auch noch an etlichen Orten Teuͤtsch- Landes Ruͤge-Gerichte anstelle/ und sey im Herzogthum Wuͤrtenberg geordnet/ daß alle Buͤrger jaͤhrlich auf einen gewissen Tag zu dem Ruͤg Gericht beschieden wuͤrden/ und ein ieder absonderlich/ bey sei- nem Buͤrger-Eyde/ erinnert werde: alles dasjenige/ was er Straff- und Ruͤgbar wisse anzuzeigen/ welchen Streit ich denenjenigen/ die da- von Profession machen/ zu decid iren oder beyzulegen uͤberlasse/ dabey aber bekenne: daß die Crone/ so das Bild auf dem Haupte traͤgt/ Ur- sach zu zweifeln macht/ daß solches den Rulandum præsent ire/ indem dieselbe niemals ein Ornamentum odeꝛ Zieꝛde eines Pfalz-Grafens/ wohl aber eines Kaͤysers und Koͤnigs gewesen/ und ietzund noch ist. Von diesem Rolands-Bilde machet sich der gemeine Mann alhier die wunderlichen Gedancken: als ob die Freyheit dieser Kaͤyserlichen Reichs Freyen Stadt Nordhausen verlohren gienge/ wenn dasselbe in Stuͤcke zerhauen/ oder auf eine andere Art ruin irt wuͤrde/ denn solche Freyheit nicht auf dem Rolande/ sondern auf denen von Jhr Kaͤyserl. Majest aͤt dem Grossen Leopoldo I, unserm Allergnaͤdigsten Kaͤyser und Herrn/ den 12 Maji A. 1695 confirm irten Privilegiis beruhet/ die ohne dem nicht alle von dem Carolo Magno, sondern mehrentheils von denen nachfolgenden Teuͤtschen Kaͤysern herruͤhren. Sonst bege- ben sich zu Zeiten bey diesem Bilde kurtzweilige Schwaͤncke/ indem ei- nige Spoͤtter denen Einfaͤltigen/ welche dasselbe niemals gesehen/ aus Schertz Das IX Cap. von denckw. Sachen auf dem Harz. Schertz vorschwatzen/ wenn man zu demselben sage: Roland! was machest du? so antworte derselbe: Nichts; weilen sie nun diesen Wort-Betrug nicht verstehen/ und den Roland auf solche Art anre- den/ so werden dieselbe von denenjenigen/ welche darzu kommen/ und es mit anhoͤren/ grausam ausgelachet/ insonderheit wenn sie noch darzu ein Stuͤcke Holtz in die Quer ins Maul nehmen/ und dabey solche Worte aussprechen/ wie vor weniger Zeit von einem ziemlich grossen Bauer-Jungen geschehen ist. VIII. Von denen Curiosit aͤten des Schlosses Gruͤningen. J N dem gegen den untern Vor-Hartz/ eine starcke Meile von Hal- berstadt/ im Fuͤrstenthum dieses Nahmens/ gelegenen Schlosse Gruͤningen trift man unterschiedene Curiosit aͤten an/ darunter die merckwuͤrdigsten sind: erstlich die weitberuͤhmte schoͤne Schloß-Ca- pelle/ darinnen eine Orgel von 59 Stim̃en ist/ die Prætorius in seiner Organographia beschrieben hat. Ferner zeiget man daselbst denen Cu- riosis ein schoͤn Tafel-Gemach/ und fuͤhret dieselben endlich in einen Keller/ alda ein sehr grosses lediges Wein-Faß lieget/ welches/ wie einige vorgeben/ in der Groͤsse mit demjenigen/ so sich auf der Chur- Saͤchsischen Festung Koͤnigstein befindet/ uͤberein kommen soll; es ist mir aber das Koͤnigsteinische groͤsser vorkommen/ massen ich A. 1687, wie aus Ungarn als Chur-Fuͤrstl. Saͤchsis. General- Staabs-Feld- und Leib- Medicus kommen/ etlichemahl bey solcher Function Gele- genheit gehabt/ solches Faß zu sehen/ und von dem darinnen vorhan- denen Wein/ dessen in dem Faß/ dem Bericht nach/ 2 tausend Eymer seyn soll/ etwas zu kosten. Dieses ist nun dasjenige/ was ich vor dieses- mahl von denen an und auf dem Hartz vorhandenen Curiosit aͤten und denckwuͤrdigen Sachen/ dem curieus en Leser zu Gefallen/ habe theils erzehlen theils beschreiben koͤñen; massen viele unverhofft einge- fallene Verhinderungen mir nicht zugelassen/ ein mehrers anietzo da- von zu melden/ zumahl/ da der Buch-Drucker auch eilen muß/ damit er gegen die heran nahende Leipziger Oster-Messe/ wie im neuͤlichsten Catalogo promitt iret worden/ fertig werde. Schliesse derowegen im Namen Gottes/ und bringe hiermit meine wenige Arbeit zu einem ENDE . Register uͤber die merckwuͤrdigen Dinge dieses Wercks. A. A Bgott Puͤstrich. V. Puͤstrich. Æolia, so merckwuͤrdig in Jtalien p. 69 Alabaster Bruch der weisse 132 der rothe 133 der schoͤne Maͤdgenstein genand 133 der Nußholtzstein benahmet 134 der Landkartenstein genand 134 der dunckelgraue 134 Alabaster-Proben von schoͤner polirten Arbeit werden zu Nordhausen verfertiget 135 Alten Reinstein/ ein Schloß bey Blanckenburg ist ein wunderliches Gebaͤu 160 Anfrisch-Ofen/ dessen Beschaffenheit und Nutzung 184 . und 185 Apen-oder Affen-Beere/ eine Gattung schaͤdlicher Heydelbeere auf dem Blocksberge 143 Ascherslebische See 102 Attiliæ des Hunnen Koͤniges Krieges-Zug in Thuͤringen/ ob solcher schon ungewiß/ so ist doch derselbe nicht unmuͤglich 79 Ausdaͤmpffungen/ warum dieselben die brennende Lichter in der Bau- mans-Hoͤle ausleschen 7 B. Baumans-Hoͤle 1 hat nicht mehr so viel bewegliche Curiosa als vor Alters 3 ist noch eine Fuͤrstin unter denen an- und auf dem Hartz vor- handenen Hoͤlen 4 woher dieselbe ihren Nahmen bekommen 5 C e warum Register. warum in derselben oftmals die brennenden Lichter ausleschen 6 in derselben ist es im Sommer sehr kalt 20 davon erzehlet der gemeine Mann viel Fabelhafftes 28 Baurengrabe oder Baurenstein 97 Berge an- und auf den Hartz welche curieus 136 sind nicht in der Suͤndfluth entstanden 52 Bergleuthe im Nammelsberge verrichten an etlichen Orten der Hitze wegen ihre Arbeit nackend 147 daselbst sind ein verwegen Volck/ welches/ ohnerachtet der grossen Gefahr darinnen sie schweben/ die Predigten nicht viel ach- tet 148 Bergziegen bey Sachswerfen 83 Bernhards-See 95 Bild des Rolandes und was dabey merckwuͤrdig 198 Bischofferodische Hoͤle die neue Kelle genand 80 Blanckenburg hat ein Schloß darauf viel Hirsch-Geweihe verwunderli- cher Groͤsse sind/ eine Wendel-Treppe/ so artig gebauet 197. seq. Blaͤtter an denen Baͤumen/ warum solche sich mitten im Sommer ver- faͤrben und gelbe werden 28 Blocksberg 136 wird vor den hoͤchsten in Teutschland gehalten 136 hat viele Nahmen 137 dessen Nahme/ ob solcher von denen Bructeris herruͤhre 137 wovon derselbe recht genennet werde 137 darauf sollen in der Walpurgis-Nacht die Hexen sich mit dem Teuffel lustig machen 137 soll bey dem Tode Christi zerspalten seyn 138 auf denselben kan man vor dem Fest S. Johannis der Kaͤlte und tieffen Schnees wegen nicht kommen 139 hat in der Hoͤhe einen ziemlich ebenen Platz 140 warum solcher oben keine Baͤume und Straͤucher hat 140 darauff ist ein artiger Brunn 102 zeiget die Witterung besser als eine Calender- Practica an 143 ob darauff die Hexen in der That und Warheit leiblicher weise fahren oder solches sich nur einbilden 143 Bode/ ein Hartz-Fluß 121 darinnen ein sehr tieffes Loch der Creful genand 121 Brand/ Register. Brand/ wird nicht allezeit in denen geschossenen Wunden von dem Pul- ver verursachet 65 Brenn-Ofen/ wie der gebauet und was er nutze 183 Brod/ von leichtfertigen Pferde-Jungen mit Fuͤssen getreten und gepeit- schet/ soll Blut geschwitzet haben 86 Bructeri, sollen nicht am Hartz/ sondern am Rhein vor Zeiten gewohnet haben 137 Brunnen an- und auf dem Hartz/ welche merckwuͤrdig 101 woher dieselben entstehen 102 Brunnenwasser curi ret Augenbeschwerungen 107 Brunn/ welcher in der Baumanns- Hoͤle vorhanden. 10 . 15 auf den Blocksberge. 102 woher derselbe seinen Ursprung habe. 104 C. Carolus Magnus soll sich zu Nuͤrnberg in einen Brunnen auf der Kaͤy- serlichen Burg aufhalten. 151 Confect-Tafel in der Baumans-Hoͤle. 19 Creful/ ein sehr tiefes Loch in der Bode. 121 Clauß-Thal/ was das vor Gruben hat und was sehens wuͤrdig. 171 Closter zu Walckenried/ hat Kenn- und Wahrzeichen des A. C. 1525 Bauren-Krieges/ und was dabey vorgegangen mit dem Raͤdleins-Fuͤhrer Hanß Arnold/ einen Schaͤfer/ und dem da- mahligen Grafen von Hohenstein. 195. seq. Creissius, vormahls ein Graͤflicher Clettenbergischer Bedienter/ ist ein Gottloser Mensch gewesen. 44 Curiositaͤten des Schlosses Gruͤningen welche darin zusehen. 220 D. Darrlinge/ was das sind bey Ertz-Schmeltzern. 185 Diamanten/ welche falsch sind. 73 Dianen-Bad/ eine Fontaine in den Hessemischen Garten. 112 Diebes-Loch/ eine Hoͤle bey Ufftungen. 71 Dittfurt/ ein Ort in der Zorge. 118 Dorotheen-Bauchs-Loch/ ein See in Rottleberode. 95 Drusus soll das Schioß Kieffhausen erbauet haben. 150 Dracken oder Drachen-Stein dessen/ bey gemeinen Leuthen geglaubte C c 2 Krafft Register. Krafft und Beschaffenheit/ dessen Wirckungen und wer davon ge- schrieben. 197 Duͤnste Leschen zu zeiten in der Baumanns-Hoͤle die brennenden Lich- ter aus. 7 E. Echo V. Wiederschall. Eckstormii, weyland Rectoris in Walckenried Vaterland. 4 Edelmann im Unter-Hartz/ wird auf der Jagd vom Schrecken grau. 24 Egels-Grube/ ein See. 95 Einhorn/ welches gegraben wird. 19 . 62 ist in der Schartzfeldischen Hoͤle nicht so haͤuffig mehr als vormahls anzutreffen. 39 was solches sey ist streitig. 40 . 55 . 56 wird von etlichen vor ein animale oder versteinerte Knochen gehalten. 41 . 47 ob solches von einen vierfuͤßigen Einhorn herkomme. 41 ob solches Elephanten-Knochen sind. 42 . 48 ob solches aus Riesen-Knochen bestehe. 42 . 51 Einhorn/ so gegraben wird/ halten etliche vor ein Minerale und Spiel der Natur. 44 . 53 . 57 dessen Materia proxima. 53 wie solches in der Erde generi ret und gebildet werde. 54 wird von etlichen zum Theil vor ein Animale, zum Theil vor ein Minerale gehalten. 55 hat viele Nahmen. 57 woher dessen unterschiedene Farben herruͤhren. 57 wovon solches seinen Glantz bekomme. 57 ist in der Haͤrte unterschieden. 58 wovon dessen Haͤrte herruͤhre. 58 warum solches nicht allezeit an die Zunge klebe wenn man daran lecket. 58 hat gemeiniglich keinen sonderlichen Geruch. 58 Einhorn/ welches gegraben wird/ wovon dasselbe zu zeiten lieblich rie- che. 58 welches das beste und dessen probe. 59 . 60 warum das beste Blaͤsgen giebet/ wen solches in das Was- ser geworffen wird. 59 dessen Register. dessen Wuͤrckung. 60 wird in der Heimkaͤle vermuthet. 67 ein Sceleton davon ist zu Quedlinburg gefunden worden. 42 Einhorn/ das wahre ist von keinen vierfuͤßigen Thiere/ sondern von ei- nen Fische. 48 ist vormahls in hohen Preiß gewesen/ nunmehro aber ziemlich wohlfeil worden. 48 ob solches Hoͤrner oder Zaͤhne sind. 48 Einhoͤrner/ ob es noch unter denen vierfuͤßigen Thieren gebe. 45 Einhoͤner/ sollen von Jungfern gefangen werden. 47 Eisen wird in den Rammelsberge zu Kupfer. 147 Eisen-Huͤtten/ wie das Eisen geschmoltzen und gegossen werde/ welches das beste Eisen sey. 188 was Eisen-Gaͤnse ibid. Eisloch bey Questenberg/ darinnen man im heissesten Sommer Eis- Zapffen findet. 68 Elephanten Sceleton. 42 ob solche in der Suͤndfluht aus Asiâ und Africâ in Teuisch- land fortgetrieben worden. 49 dessen Haut ist bey seinen Leben sehr hart/ nach dem Tode aber sehr weich. 50 Coͤrper/ welcher bey Burg-Tonna ausgegraben worden. 56 Knochen/ ob solche das gegrabene Einhorn seyn. 42 . 48 Elige Grabenthal ein See bey Liedenrode. 96 Elisabethen Brunn in Nordhausen. 106 mit dessen Wasser wird eine wunderliche Augen-Cur verrich- tet. 107 Endten-See. 95 Erde/ darunter etwas ist welches wie Gold glaͤntzet. 73 Erdfaͤlle/ welche waͤsserig sind. 84 Entstehen offt ploͤtzlich 86 92 . 93 deren Ursache. 96 Ertze von sehr reichen Halt/ soll es im Diebes-Loche geben. Ertz-Halle oder Ertz-Halde/ was das sey und was da zusehen. 176 Ertzwaschen was das sey und wozu es nutze. 178 F. Fach-See. 95 Fasenen-Garte bey Sondershausen. 170 C c 3 Jst Register. Jst auch ein schoͤner Jrr-Garten darinn angelegt 170 Faule-See 95 Feldwasser bey Nordhausen wird die Zorga genandt. 117 Felsen/ wovon dieselben wachsen. 9 Figuren/ welche schoͤne sind/ giebet es in der Baumans-Hoͤle. 15 Flaͤmische Laͤnderey. 154 Fontainen/ Vide Spring-Brunnen. Forellen von sonderbahrer Groͤsse/ sind vormahls in der Zorge gefan- gen worden. 119 giebet es in den meisten Hartz-Fluͤssen. 121 Frauen-Eis. 135 Füreri Carmen von der Baumans-Hoͤle. 33 Fluͤsse/ an- und auf den Hartz welche merckwuͤrdig. 117 G. Gaͤnse/ ein groß Stuͤck Eisen. 188 Gaͤnse-Schnabel ein Steinfels bey Jlefeld. 128 Gaͤpeln oder Geipeln auch die darunter vorhandene Schaͤchte und Gru- ben/ so merckwuͤrdig bey Clauß-Thal/ Zellerfeld und andern Orten. 171 Wie man sich bey derer Besichtigung verhalten muͤsse. 172 . 173 die verschiedene Arbeit in diesen Gruben. 174 Geist-Menschen Paracelsi sind verstellete Teufel. 78 Gelehrte Leute soll man nicht hassen. 117 Gemaͤcher und Saͤhle so in Sondershaͤußischen Schlosse anzutreffen. 198 Germanicus soll Kieffhausen erbauet haben. 150 Gespenste leschen zu zeiten die brennenden Lichter in der Baumans- Hoͤle aus. 6 Quaͤlen einen Mann also/ daß er dadurch grau wird. 24 ob solche verhindern/ daß man des Nachtes auf den Blocks- Berge bleiben koͤnne. 142 Glaß wie und woraus das gemacht wird. 190. seq. der weiß Glaß blaͤset/ darff kein braun Bier trincken. 191 das Glaß am Hartz/ giebt die beste destili r-Glaͤser. 191 Troͤpfel-Spring oder vexir -Glaͤßer wie die gemacht sind/ und was anbey merckwuͤrdig. 192 Glaß- Register. Glaß-Huͤtten am Hartz deren Nutzen und Kunst sind auf vielerley Art gebaut. 189 Glintzer-Spaat. 135 Gold-Koͤrner sollen in der Baumanns-Hoͤle gefunden werden. 18 soll man auch in den Diebes-Loche antreffen. 71 Gold ist nicht alles was da glaͤntzet. 73 fuͤhret das Rammelsbergische Silber/ aber sehr wenig/ bey sich. 147 Goldgelber Sand/ welcher sehr schoͤne ist. 73 Gose/ ein Hartz-Fluß bey Goßlar. 124 eine Art Weitzen-Biers zu Goßlar/ warum dasselbe Laxire. 125 Goßlar/ wovon dasselbe den Nahmen bekommen. 145 Grau/ warum Menschen offtmahls in kurtzer Zeit vor Furcht und Schrecken werden. 27 Grimme/ ein Ort in dem Zorge-Flusse. 118 Grotta di Vincenza. 69 Gruben bey Claußthal und Zellerfeld/ was darin merckwuͤrdig. 171 Gruͤnningen/ hat ein Schloß darin verschiedene curiosa anzutreffen sind. 200 H. Haare/ warum dieselben offtmahls ploͤtzlich grau werden 27 Haͤckersloch eine Hoͤle bey Questenberg 70 Handwercks-Leuthe/ warum dieselben nicht zuverachten sind 117 Hartzburgische Hoͤle 61 Haselwurm/ welcher 12. Schuh lang gewesen/ ist vormahls bey der alten Hartzburg getoͤdtet worden 62 Hedel was das sey 179 Hegershorst/ ein Berg darinnen eine merckwuͤrdige Hoͤle ist 72 Heimkaͤle/ eine Hoͤle am Hartz 66 Helme/ ein Fluß bey Nordhausen 122 Hereynia Sylva ist vor Alters von Schwaben an fast durch gantz Teutsch- land gegangen 137 Hexen/ ob solche in der That und Warheit auf den Blocksberg in der Walpurgis Nacht leiblicher Weise fahren oder sich dasselbe nur also einbilden 143 wenn sie zu langsam auf den Blocksberg kommen/ wie sie vom Teuffel gestraffet werden 137 Heydel- Register. Heydelbeere giebet es auf dem Blocksberge/ welche schaͤdlich zu essen sind 142 Hildebrandi Carmen von der Baumans-Hoͤle 30 Hochstaͤdtischer See 84 Hoͤlen an- und auf dem Hartz/ welche curieus zu sehen sind 1 Hoͤlle/ ein See bey dem Closter Walckenried 96 Holtz/ ist mehr in dem Rammelsberge als in der Stadt Goßlar ver- bauet 148 Hunger-See 97 soll einen zukuͤnfftigen Hunger anzeigen 97 ist ein Wunderwerck der Natur 98 woher derselbe entstehet 98 J. Jaͤger der Wilde genand ist ein bekandtes Teuffels Gespenst. 141 Ignis subterraneus wird nicht aller Orten gefunden 44 Jnsel welche schwimmet auf der See bey Hochstaͤd 87 eine andere bey Gruͤningen 88 Jnseln die schwimmen sind vor Alters von etlichen nicht gegla ibet wor- den 88 woraus dessen Boden bestehet 89 Johannis Capelle/ welche vormahls gegen der neuen Kelle uͤber gelegen 82 Jrrgarten in Sondershausen/ welcher sehr schoͤn. 170 Julius Cæsar ob derselbe Kieffhausen erbauet hat 150 Juͤnglinge/ welche aus Furcht und Schrecken/ ploͤtzlich grau worden 25 K. Kaͤlte ist zu Sommerszeit in der Baumans-Hoͤle 20 ist noch staͤrcker in der Schartzfeldischen Hoͤle 36 ist am hefftigsten in dem kalten Loche 68 Kaͤyser Carolus Magnus, soll sich zu Nuͤrnberg in einen Brunnen auf- halten 151 Friedrich der Erste soll in dem Kieffhaͤuser Schloß schlaffen und dermahleins wieder aufwachen 151 Otto der Erste hat zur Hartzburg seinen Hoff gehalten 145 Kelle/ eine Hoͤle bey Bischoffsrode 80 dahin ist Jaͤhrlich im Pabsthum eine solenne Procession ange- stellet worden 82 Keller/ welcher beruͤhmt in dem Ertz Bisthum Saltzburg zu Kalten- hausen 69 ob Register. ob aus den kalten Loche zu machen. 64 Kieffhaͤuser Berg/ ist gieichsam derer Nordhausischen von denen Leipzi- ger Messen Zuruͤckkommenden Promontorium bonæ Spei 150 darauff soll die Springwurtzel wachsen 153 Kieffhausen/ ein altes Schloß in der guͤldnen Aue 149 soll Julius Cæsar erbauet haben 150 ist vielmehr vom Claudio Druso oder seinem Bruder Germanico aufgebauet 150 ist vormahls eine vortreffliche Berg-Festung gewesen 150 ist einesmahls von dem Landgraffen in Thuͤringen/ Ludwig der Springer genand/ erobert worden 151 darinnen soll Kaͤyser Friedrich einen unsaͤglichen Schatz ha- ben 153 Kinder-Brunn am Rammelsberge 105 Knechte von Nordhausen/ wie sie durch das Nadeloͤhr zum erstenmahl von ihren Mitknechten gepeitschet werden Kreisloch/ ein See in dem Ambte Clettenberg 93 Krimme/ ein Ort in dem Zorge-Fluß 118 Kuͤhn-Stoͤcke was das sind 185 Kupfer wird aus Eisen im Nammelsberge 147 Kupfer-Hammer/ dessen Beschaffenheit und Nutzung 185 Aus Kupfer wird das Meßing gemacht 186 L. Land-Kartenstein 134 Leckwerge bey Auleben 108 Lichter/ welche brennen/ wovon dieselben zu Zeiten in der Baumans- Hoͤle ausgeleschet werden 6 Loch/ das grosse und kleine kalte Loch genand 68 Loͤwenhorn/ ein Thier so genand 47 Ludwig der Springer genand/ hat eines mahls Kieffhausen erobert 151 Lufft in denen Hoͤlen/ ist darinnen so wol als ausserhalb derselben der Ab- wechselung unterworffen 8 auf dem Blocksberge ist mehrentheils kalt und truͤbe 140 ist darauf wunderlichen Veraͤnderungen unterworffen 141 Lust-Garten zu Hessem hat 12. Quartier in sich/ welche inwendig mit al- lerhand Gewaͤchsen und Fontai nen/ auswendig mit feinen Bied-Werck uͤmgeben sind 164 D d hat Register. hat ein schoͤn Lust-Hauß 164 Lust-Garten zu Sondershausen kan mit Recht unter die besten Fuͤrstl. Gaͤrten in Teutschland gerechnet werden 165 Lustgarten bey dem Schloß Hertzberg hat schoͤn Heilwerck und andere Sachen 167 M. Magd wird in einer Nacht von Furcht und Schrecken grau 25 Maͤgdesprung ein artiger Steinfels 131 Maͤgdgenstein ein Steinbruch 133 Mauer so nicht von der Kunst sondern von der Natur gemachet 129 Mensch welcher dick und sett/ warum solcher ein Puͤstrich genennet wer- de 154 Menschen Hirnschaͤdel/ warum solche in den Diebsloche anzutreffen 72 Meßings-Huͤtte wie sie gebauet ist/ was sie vor Nutzen bringe und was darin zu sehen 186 Milch-See 96 Mineralien und Metallen/ was vor welche aus dem Rammelsberge ge- wonnen werden 147 Muͤnch-Stein 128 Muͤnch/ welcher Steinern/ ist das Wahrzeichen der Baumans- Hoͤle 16 Muͤnche ob solche vormahls im Pabsthum mit dem Puͤstrich ihre Gau- ckeley getrieben 159 Muͤntz-Werck was dabey sehens wuͤrdig 183 . und 184 N. Nadeloͤhr ein Steinfels bey Jlefeld 126 Natur ob dieselbe an und vor sich selbst ohne Zuthuung eines Thieres Beine generi ren koͤnne 43 Nordhausen hat des Rolands Bilde was vor Gedancken daruͤber sind und was dabey zu mercken 198 Nußholtz-Stein 134 O. Ockergelb 148 Ocker oder Oker ein Hartz-Fluß 125 warum dieselbe an etlichen Orten keine Fische haben und die darauff fallende wilde Endten lahm werden 125 Ochsen-Pful bey Hertzberg 94 Opfer- Register. Opfer-See 96 Orgelwerck von Steinern ist in der Baumans-Hoͤle 16 Orgelwerck von 59. Stimmen ist in den Gruͤningischen Schloß 200 Otto der Erste Kaͤser dieses Nahmens hat zur Hartzburg seinen Hoff gehalten 145 P. Paracelsi irrige Meinung von denen Zwergen. 78 Pferde/ welche die Saͤttel oder ungeschickte Reuter gedrucket/ werden mit den Tropff-Stein geheilet. 66 Pilæ Æoliæ. 156 Pistole oder ander Gewehr/ warum solches wie eine Canone in der Bau- mans-Hoͤle knallet/ wenn dasselbe darinnen geloͤset wird. 18 Plane-Herde/ was es sey/ und warum es so genennet werde. 179 Prætorius ist ein wunderlicher Kautz gewesen. 138 Procession ist im Pabstthum solenniter nach der neuen Kelle angestellet worden. 82 Puch-Werck was das sey und dessen Nutzen. 178 Puͤstrich ein Abgott/ soll in den Heydenthum auf der Rotenburg ge- standen haben. 154 ist anietzo auf dem Schlosse zu Sondershausen. 154 Puͤster/ aus was vor Metal derselbe bestehe ist zweifelhafftig. 154 ob derselbe natuͤrlicher Weise oder durch Teufels Kuͤnsten Feuer ausspeye. 155 damit haben die Goͤtzen Pfaffen grosse Betriegerey getrieben. 157 ob solcher warhafftig ein Abgott gewesen. 158 Q. Quellen an- und auf dem Hartz so Curieus. 101 Questenbergische Hoͤle das grosse und kleine Loch genandt. 68 R. Rammelsberg bey Goslar/ wovon derselbe den Nahmen hat. 145 faͤllet einesmahls an einen Orte ein/ und machet auf einen Tag bey vierdtehalb hundert Wittfrauen. dessen Bergwerck/ wer dasselbe erfunden. 145 dergleichen Berg soll man in Teutschland nicht antreffen. 146 was von Ertze und Minerali en daraus gewonnen werden. 147 D d 2 hat Register. hat so scharff Wasser/ daß es denen Arbeitern Schuhe und Kleider zerfrist/ nichts destoweniger trincken es dieselben als eine Artzeney/ wen sie sich nicht wohl auf befinden. 147 darinnen wird Eisen zu Kupfer. 147 das Rammelsbergische Kupfer giebt kein Meßing. 186 in denselben ist mehr Holtz als in der Stadt Goslar verbauet. 148 das da gegrabene Ertz wird unter freyen Himmel geroͤstet. 181 Raͤthers-See. 95 Reffel-See. 96 Rhinoceros. 46 Rhumspring. 94 Riesen Sceleta oder Gerippe. 42 sind nicht allezeit von Menschen. 52 Roß in der Baumans-Hoͤle. 13 Roß-Trapp/ ein wunder seltsamer Felsen. 130 Roͤst-Ofen wie der gebauet/ dessen Nutzen und was dabey merckwuͤr- dig. 180 . 181 Rotenburg in der guͤldnen Aue/ darauf soll vormahls der Abgott Puͤ- strich gestanden haben. 154 S. Saltzbrunn bey Auleben. 108 zu Franckenhausen/ so kuͤnstlich gemachet ist. 109 Saltze ein Flus bey Nordhausen. 122 warum dieselbe sich nicht gleich mit der Helme an den Ort/ wo sie zusammen fliessen vermische. 123 Sand/ welcher wie Gold glaͤntzet. 73 Sau-Grube woher dieselbe den Nahmen bekommen. 120 Schartzfeldische Hoͤle/ in derselben ist die Kaͤlte noch staͤrcker als in der Baumans-Hoͤle. 36 darinnen soll das Gespenst zu zeiten des Nachtes einen Don- ner erregen/ es ruͤhret aber dasselbe nicht allezeit von den- selben her. 38 in derselben ist das gegrabene Einhorn nicht mehr so haͤuffig/ als von Alters geschehen/ anzutreffen. 39 von bem Schartzfeldischen Thurm ist wundersam/ daß kein Dach darauf bleibet. 196 Schaͤtze Register. Schaͤtze soll es in dem Kieffhaͤuser Berg geben. 153 Schatz ist von einem Knaben in Walckenrieder Closter verrathen 193. seq. diesen Schatz halten etliche vor den lapidem philosophorum 195 Schlammschlich was das sey 197 Schlangen sind haͤuffig bey der alten Hartzburg vorhanden. 61 Schlemm-Graben was das sey. ibid. Schlich was das sey. 179 Schloß zu Gruͤningen hat verschiedene curiosi taͤten. 200 Schloß zu Sondershausen hat einen schoͤnen meubli rten Saal. 198 Schloͤsser an- und auf dem Hartz/ worinnen unterschiedene Curiosi taͤten anzutreffen. 136 Schmeltz-Oefen sind verschieden und von grossen Nutzen. 182 Schnee ist zu Zeiten im Sommer in den kalten Loche. 70 Schuͤsseln welche die Natur aus Steinen formi ret. 132 Schwade was das sey 176 . 177 Seiger-Ofen dessen Beschaffenheit und Nutzbarkeit 185 Seen welche an- und auf den Hartz verhanden die merckwuͤrdig sind. 84 Silber in den Rammels-Berg fuͤhret etwas Gold bey sich. 147 Sondershaͤusische Schloß hat unter andern Fuͤrstl. Gemaͤchern/ auch ei- nen uͤberaus schoͤnen Saal der schoͤne genand 198 Spaatt 135 Springbrunnen in den Sondershaͤusischen Garten. 113 Springbrunnen des Gartens zu Hessem 110 Spring-Wurtzel soll auf den Kieffhaͤuser Berge wachsen. 153 Stangen Kúnste derer Hartzischen Bergwercke. 114 Steinbruͤche welche Curieus zu sehen sind an und auf den Hartz. 131 Stein- Confect in der Baumans-Hoͤle. 19 Steine wovon dieselben wachsen. 9 Stein-Felsen an- und auf den Hartz welche denckwuͤrdig. 126 Sternen-Lauff laͤsset sich bey hellen Naͤchten schoͤne auf den Blocksberg observi ren. 142 Stollen/ was das vor ein Gebaͤu sey/ und wozu es nutze. 176 Strudel in dem Tantz-Teiche. 91 T. Tantz-Teich bey Sachswerfen. 84 . 91 Teufels-Mauer. 129 Teufels-Grube in dem Rammels-Berge soll vormahls der Teufel ge- bauet haben. 149 D d 3 Teufel Register. Teufel aͤffet die Furchtsahmen am meisten. 20 machet einen Schmied in einer Nacht graue Haare. 26 Thalius weyland Physicus zu Nordhausen. 142 Thée Tranck hat seine meiste Wuͤrckung von dem warmen Wasser. 12 Teiche/ welche zum Bergbau gehoͤren und was sie vor Nutzen schaffen 177 Thiergarte bey Blanckenburg hat allerhand Hirsche von unterschiedenen Farben. 167 Tische von schoͤnen Alabaster werden zu Nordhausen verfertiget. 135 Treib-Ofen was der Nutze 182 Tropf-Schwefel dessen Beschaffenheit und Nutzung. 181 Tropf-Stein in denen Hoͤlen an- und auf den Hartz 10 . 15 . 16 . 29 . 36 . 63 . 67 woher dessen unterschiedene Farbe herruͤhre. 64 Kraͤffte desselben: 65 . 66 in der Heimkaͤle/ so kraus wie eine Wolle ist. 71 welcher dem Zucker-Confect aͤhnlich ist. 19 Trunckelbeere eine Gattung schaͤdlicher Heydelbeere auf dem Blocks- Berge. 142 Thurm auf der Festung Schartzfelß hat vor allen andern Thuͤrmen son- derlich/ daß kein Dach darauf bleibet. 196 U. Vexier-Confect in der Baumans-Hoͤle. 19 Vitriol Haͤuser was die vor Nutzung haben. 187 die Arbeiter bey dem Vitriol doͤrffen keine lederne Schuhe tragen sondern hoͤltzerne. 188 wie der gruͤne Vitriol gesotten werde. 187 Viehe/ so verwundet oder mit Geschwaͤren beladen werdẽ/ mit den Tropf- Stein geheilet. 66 Ufftrungische Hoͤle. 66 Ungern/ ob solche vormahls in Thuͤringen gestreiffet. 79 Unicornu fossile \& Verum vid. Einhorn. 79 W. Wahrzeichen in der Baumans-Hoͤle. 16 Wald-Esel. 46 Walckenried hat im Closter einen Saal der Zauber Saal genannt/ wo einsten ein Knabe bezaubert wurde/ daß er nicht vom Fleck kommen kunte/ was alles mit dem Knaben vorgangen. 193. seq. Jn diesen Closter ist auch ein schoͤner Creutzgang zusehen und viel andere merckwuͤrdige Sachen. 194. seq. das Register. das Closter zu Walckenried hat auch Wahrzeichen des A. C. 1525 gefuͤhrten Bauren-Kriegs. 195. seq. Wand so schoͤne ist in der Baumans-Hoͤle. 15 Wasser aus denen in der Baumans-Hoͤle vorhandene Brunnen/ warum dasselbe ein gantzes Jahr gut bleibe. 12 Der Brunn in der Baumans-Hoͤle soll vor Steinschmertzen gut seyn. 10. Wasser/ dessen ingredientia werden durch die destillation und andere Chymische Experimenta erforschet 11 ist eine Heilmeisterin vieler Kranckheiten 12 thut die meiste Wuͤrckung bey dem Thee-Tranck 12 hat seine pori oder spatia 13 aus den Elisabether-Brunn zu Nordhausen curi ret bloͤde Au- gen 107 kan in den Abgott Puͤster nicht allein Feuerflammen verursa- chen 156 warum dasselbe in etlichen Hartzischen Hoͤlen zu einem Stein werde 63 in dem Rammelsberge ists so scharff/ daß es denen Arbeitern Schuhe und Kleider zerfrist/ dessen ungeachtet trincken es doch dieselben wider etliche Beschwerungen 147 Wasser-Fluht von einen Wolckenbruch verursachet/ nimmet eine Kirche bey Nordhausen mit dem Priester und Communicanten hinweg 119 Wasser-Kuͤnste an- und auf dem Hartz so merckwuͤrdig 101 in Nordhausen 101 mit einen unterschlaͤgigen Rad/ warum dieselben auf den Hartz nicht geachtet werden. Wasser-Wirbel in dem Tantz-Teich 91 Weinfaß von sonderlicher Groͤsse liegt im Gruͤningischen Schlosse 200 Werck was das bey Bergleuthen sey 185 Wiederschall/ warum derselbe oben auf dem Blocksberge nicht ist 143 Wiedertaͤuferloch/ ein See bey Liebenrode 96 Windkugeln 156 Windkunst in Jtalien welche curieus ist 69 Witfrauen werden bey vierdthalb hundert in einem Tag einesmahls von dem Rammelsberge gemachet 145 Wit- Register. Witterungen zeiget der Blocksberg gewisser als eine Calender- Practica an 143 Wolcken stossen offtmahls oben an den Blocksberg an 141 Wolffs-Garte bey Stiege und Hertzberg ist uͤbrr eine viertel Meile lang/ und sehr artig 168 die Woͤlffe kriegt man alle lebendig und werden Lust-Jagten damit angestellet 170 Wunden/ welche geschossen worden/ haben nicht allezeit einen von dem Pulver verursachten Brand bey sich 65 Z. Zellerfeld/ was das vor Gruben und was merckwuͤrdig darin 171 Zieh-Brunnen an- und auf dem Hartz/ welche ihrer Tieffe wegen merck- wuͤrdig 109 Ziegenloch/ eine Hoͤle bey Sachswerfen 82 Zirckeizer-See 98 Zorge wird das Nordhausische Feldwasser genennet 117 ergiesset sich offtmahls sehr/ verliehret sich aber zu Zeiten wieder fast gaͤntzlich 120 wurde durch einen Wolckenbruch einesmahls so groß/ daß es eine Kirche mit dem Priester und Communicanten fortschwem̃et 119 Zwerge/ ob es welche gebe die nicht allein Menschen sondern auch Gei- ster sind 78 Zwerg-Voͤlcker und Famili en/ ob solche iemahls in der Welt gewesen und noch darinnen vorhanden sind 76 sind von etlichen vor eine Gattung Affen gehalten worden 76 Zwerg-Loͤcher bey Schartzfeld 35 bey Walckenried 74 zwischen Elbingerode und dem Ruͤbelande 74 ob darinnen iemahls Zwerge gewohnet 75 sollen Retirad en und Schlupffloͤcher zu Kriegeszeiten gewesen seyn. 75 . 79