Grundsaͤtze der rationellen Landwirthschaft. Von Albrecht Thaer, M. D. Koͤnigl. Preuß. Staatsrathe, der Koͤnigl. Preuß. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, der Koͤnigl. Westphaͤl. zu Goͤttingen, des Kaiserl. Franz. Instituts zu Amster- dam, des Ackerbauamts von Brittannien, der Gesellschaft der naturforschenden Freunde zu Berlin und vieler oͤkonomischen Societaͤten Mitgliede. Erbherrn auf Moͤgelin. Vierter Band. Berlin, 1812. In der Realschulbuchhandlung. Seiner Majestaͤt dem Koͤnige Friedrich Wilhelm dem Dritten von Preußen, seinem allergnaͤdigsten Herrn, dem Wiederhersteller des unbeschraͤnkten Grundeigenthums und der Freiheit seiner Anbauer; dadurch dem hoͤchsten Befoͤrderer des Landbaues widmet dieses Werk bei dessen Vollendung im tiefsten Gefuͤhle der Ehrfurcht und der Dankbarkeit der Verfasser . Vorrede . M it diesem Bande uͤbergebe ich also meinen Goͤnnern und Freunden die Vollendung dieses Werks. Ich schmeichle mir den hoͤchsten Standpunkt, worauf die Landwirth- schaft als Wissenschaft jetzt stehet, dargestellt zu haben. Dieser aber ist bei weitem nicht der hoͤchste, wohin sie gelangen kann; sie hat schon Fort- schritte waͤhrend der Bearbeitung dieses Werks gemacht. Ich werde auf dem Grunde desselben mit meinen geliebten und treu verbundenen Mitar- beitern am Institute zu Moͤgelin, Crome und Koppe , wovon sich jener ganz dem naturwissenschaftlichen Fache in Bezug auf den Ackerbau, dieser dem praktisch wissenschaftlichen gewidmet hat, fortarbeiten. Doch fordre ich auch einen jeden Landwirth, der aus Liebe zur Sache die Feder er- greift, nochmals auf, sich mit uns zur Vervollkommnung der Wissen- schaft und zur Berichtigung ihrer Darstellung in diesem Werke zu ver- binden. Meine Annalen der Fortschritte der Landwirthschaft sollen vor allem dieser Kritik gewidmet seyn; ich werde jeden Beitrag dazu mit Dank erkennen, wenn er mir auch anonym — falls er sich dann nur nicht auf spezielle Thatsachen, die der Buͤrgschaft wenigstens eines Namens beduͤr- fen, gruͤndet — zugeschickt wuͤrde. Mein Streben geht dahin, die Spur meines Daseins im deutschen Ackerbau fuͤr die Nachwelt zu hinterlassen, aber so, daß sie leitend und nicht irre fuͤhrend sey. Deshalb bitte ich so dringend, mich zu warnen, wenn ich selbst irre zu gehen scheine. Vorrede . Was die Ausarbeitung dieses Werkes betrifft, so erkenne ich Maͤn- gel, die ich wohl vermieden haben wuͤrde, wenn nicht die mehrmalige Ver- aͤnderung meiner Lage und die Ereignisse der Zeit zu sehr auf mein Ge- muͤth eingewirkt, und dem Geiste die erforderliche Heiterkeit und Beson- nenheit oft geraubt haͤtten. Ich hoffe mein Versprechen: die Lehre von der vegetabilischen und thierischen Production vollstaͤndig und klar vorzutragen, und sie dennoch in diesem Bande zu konzentriren — erfuͤllt zu haben. Meine Absicht war freilich, noch von den gewoͤhnlichsten Krankheiten jeder Art und ihrer Be- handlung das Noͤthigste zu sagen. Da dies aber ohne eine klare Ueber- sicht der Lehre von der thierischen Natur nicht geschehen konnte, so fand ich, daß dieses nicht in der hier erforderlichen Kuͤrze moͤglich sey, ohne dem groͤßten Theile meiner Leser dunkel zu bleiben. Wenn ich aber Muße habe, so werde ich ein besonderes kleines Werk uͤber die Thierarz- neikunde fuͤr denkende Landwirthe schreiben. Ich werde darin einige, auch dem Landwirthe nicht unnuͤtze Ruͤckblicke auf die medizinische Wis- senschaft uͤberhaupt, und auf den Zustand, worin sie sich jetzt befindet, werfen, da ich sie seit 44 Jahren nie ganz aus dem Auge verlor. Doch muß ich erwarten und hoffen meine Thaͤtigkeit vorerst mit Ge- genstaͤnden anderer Art beschaͤftigt zu sehen. Berlin, den 1sten Maͤrz 1812. Inhaltsverzeichniß des vierten Bandes . Fuͤnftes Hauptstuͤck. Produktion vegetabilischer Substanzen . Einleitung . U nterschied zwischen Produktion und Fabrikation; worauf er beruhe. Seite 3 . Vegetabilische Produktion. 6 . Enstehung aus Saamen. 6 . Vollstaͤndigkeit des Saamens. 6 . Sorgfaͤltige Aufbewahrung desselben. 7 . Wechselung oder Erneuerung des Saamens; in wiefern sie noͤthig. 8 . Dauer des Saamens. 10 . Reinheit des Saamens. 11 . Einquellen der Saat. 12 . Einbeizungen der Saat. 12 . Saatzeit. 13 . Unterbringung der Saat. 15 . Staͤrke der Einsaat. 16 . Das Saͤen. 20 . Saͤemaschinen. 21 . Die Getreidearten. 22 . Was unter Getreide zu verstehen sey. 22 . Charakter und Natur der Getreidearten. 23 . Bestandtheile der Getreidearten. 24 . Ihr Gewicht. 26 . Ihr Ertrag. 26 . Vegetation des Getreides. 28 . Durchwinterung. 29 . Austritt aus dem Winter. 30 . Zweifelhafter Zustand im Fruͤhjahre. 31 . Austrieb der Saat im Fruͤhjahre. 32 . Schossen des Getreides. 33 . Bluͤte des Getreides. 33 . Das Lagern. 34 . Krankheiten. 34 . Das Verscheinen. 35 . Das Verbleichen. 35 . Das Befallen. 36 . Inhalt . Die Ernte. 38 . Vorbereitung zur Ernte. 38 . Erntearbeiter. 39 . Erntemethoden. 40 . Das Abbringen. 40 . Das Sammeln und Binden. 41 . Verfahren bei nasser Witterung. 42 . Scheuren und Feimen. 43 . Das Tassen. 44 . Das Dreschen. 44 . Drescherlohn. 44 . Dreschmaschinen. 45 . Aufbewahrung des Korns. 46 . Behandlung auf dem Boden. 47 . Vertilgung der Insekten. 47 . — der Ratzen und Maͤuse. 47 . Der Weizen. 49 . Arten des Weizens. 49 . Ab- oder Spielarten. 30 . Wo Weizen den Vorzug vor dem Rocken habe. 52 . Weizen in der Brache. 54 . — nach anderen Vorfruͤchten. 55 . Saat. 57 . Zeit der Aussaat. 57 . Unterbringung. 57 . Durchwinterung. 57 . Vegetationsperiode. Eggen der jungen Saat. 58 . Behacken. 59 . Schroͤpfen. 59 . Einwirkung der Witterung. 61 . Reife. 61 . Ertrag. 62 . Werth. 62 . Aussaugende Kraft. 63 . Der Sommerweizen . 64 . Wohin sein Anbau passe. 64 . Der Spelz . 66 . Das Einkorn . 67 . Der Gommer. 67 . Der Brand im Weizen. 68 . Zwei verschiedene Arten des Brandes. 68 . Der Staubbrand. 68 . Der Kornbrand. 70 . Die Hauptursach im Saamen. 71 . Vorkehrungen dagegen. 71 . Der Rocken. 73 . Abarten des Rockens. 73 . Der Boden fuͤr Rocken. 74 . Vor- Inhalt . Vorbereitung und Vorfruͤchte. 75 . Saat. 75 . Vegetationsperiode. 77 . Reife. 78 . Ertrag und Werth. 78 . Preis. 79 . Sommerrocken. 80 . Die Gerste. 80 . Arten der Gerste. 80 . Boden zur Gerste. 81 . Vorbereitung und Vorfruͤchte. 81 . Saat. 82 . Die kleine vierzeilige Gerste. 83 . Die große zweizeilige Gerste. 84 . Die Himmelsgerste, die vierzeilige nackte Gerste. 85 . Die zweizeilige nackte Gerste. 87 . Die sechszeilige Gerste, gewoͤhnliche Wintergerste. 87 . Die Reisgerste. 88 . Der Hafer. 89 . Arten und Abarten. 89 . Boden zum Hafer. 91 . Vorbereitung. 92 . Saat. 93 . Vegetationsperiode. 93 . Reife. 94 . Ertrag und Werth. 94 . Die Hirse. 95 . Boden zur Hirse. 95 . Vorbereitung. 95 . Reife. 96 . Die Moorhirse. 97 . Der Reis. 97 . Die Drill- und Pferdehacken-Kultur des Getreides. 98 . Geschichte derselben. 98 . Maschienen. 99 . Erfordernisse in Ansehung des Bodens. 99 . In wiefern diese Kultur zu verschiedenen Feldrotationen passe. 101 . Vortheile der Drillkultur. 102 . Entfernung der Reihen. 103 . Anwendung bei den Huͤlsenfruͤchten. 104 . Deckung der Kosten durch Ersparung der Einsaat. 104 . Hoͤherer Ertrag. 105 . Sie ist doch nicht allgemein einzufuͤhren. 106 . Das Pferdehacken. 106 . Pflanzen des Getreides. 107 . Die Huͤlsenfruͤchte. 109 . Naͤhrende Bestandtheile dieser Fruͤchte. 109 . Auch fuͤr die Vegetabilien. 110 . In wiefern sie die Kraft des Bodens minder als Getreide erschoͤpfen. 110 . Vierter Theil. b Inhalt . Die Erbsen . 111 . Ab- und Spielarten. 111 . Boden. 112 . Ihr Platz in den Feldrotationen. 112 . Duͤngung. 113 . Vorbereitung des Ackers. 114 . Aussaat. 115 . Vegetationsperiode. 116 . Ernte. 117 . Ertrag. 119 . Stroh. 119 . Die Linsen . 120 . Abarten. 120 . Boden. 120 . Aussaat. 120 . Ernte. 121 . Ertrag und Werth. 121 . Die Faseolen, Schmink- oder Vitzbohnen . 121 . Die Pferdebohne . 121 . Abarten. 121 . Boden. 122 . Duͤngung. 122 . Aussaat. 122 . Vegetationsperiode. 123 . Drill- und Pferdehacken-Kultur. 123 . Krankheiten. 124 . Ernte. 125 . Ertrag und Werth. 126 . Die Wicke . 127 . Abarten. 127 . Boden. 127 . Aussaat. 128 . Ernte. 128 . Ertrag und Werth. 129 . Gebrauch der Koͤrner. 130 . Der Buchweizen, das Haidekorn . 131 . Boden. 131 . Aussaat. 131 . Vegetationsperiode. 132 . Ernte. 132 . Ertrag und Werth. 133 . Als Futterkraut. 133 . Syberischer Buchweizen. 134 . Mengekorn, Gemenge . 134 . Weiz-Rocken. 135 . Gerst-Hafer. 135 . Wick-Hafer. 136 . Erbs-Rocken. 136 . Rauhzeug. 136 . Inhalt . Der Hackfruchtbau. 137 . Nutzen des Behackens. 137 . Pferdehacken oder Anhaͤufepfluͤge. 138 . Leichte Pfluͤge mit einem Streichbrette. 139 . Schaufel- und Ruͤhrpfluͤge. 140 . Arbeitsersparung durch diese Instrumente. 141 . Wichtigkeit derselben bei diesem Bau. 142 . Vorbereitung des Ackers. 142 . Der Marqueur oder Reihenzieher. 142 . Einfache Saͤe- und Drillmaschinen. 143 . Erziehung der Pflanzen auf Saamenbeeten. 143 . Ausheben der Pflanzen. 145 . Das Pflanzen. 146 . Setzung der Pflanzen auf aufgepfluͤgten Stuͤcken. 147 . Die Handelsgewaͤchse. 149 . Allgemeine Bemerkungen uͤber den Handelsgewaͤchsbau. 149 . Die Oelgewaͤchse. 154 . Winterraps und Ruͤbsen . 155 . Unterschied zwischen Raps und Ruͤbsen. 155 . Boden. 156 . Duͤngung. 157 . Beackerung. 157 . Aussaat. 158 . Durchwinterung. 158 . Feinde. 159 . Verpflanzungsmethode. 159 . Drillmethode. 160 . Ernte. 161 . Abdreschen in der Scheure. 161 . — auf dem Felde. 162 . Ertrag. 166 . Stroh. 166 . Aussaugung des Bodens. 166 . Raps, als Futter- und Weidekraut. 167 . Rotabaga, statt des Rapses. 168 . Sommerraps oder Sommerruͤbsen . 169 . Der Senf . 170 . Der chinesische Oelrettig . 171 . Der Leindotter . 162 . Der Mohn . 172 . Abarten. 172 . Boden. 173 . Aussaat. 173 . Vegetation. 173 . Ernte. 174 . Ertrag. 175 . b 2 Inhalt . Die Gespinnstpflanzen. 176 . Der Leinbau . 176 . Vortheile und Nachtheile desselben. 176 . Boden. 177 . Sein Platz im Feldbau. 178 . Saamen. 180 . Abarten. 181 . Das Roͤtten. 181 . Ausdauernder Lein. 182 . Der Hanf . 182 . Boden. 182 . Bestellung. 183 . Vegetation. 183 . Verschiedene andre zum Anbau vorgeschlagene Gespinnstpflanzen. 184 . Die syrische Seidenpflanze . 184 . Die Brennnessel . 184 . Die Weberkarde, Kardendistel . 185 . Die Farbepflanzen. 186 . Der Krapp, die Faͤrberroͤthe . 186 . Anbau nach der gewoͤhnlichen Art. 186 . Verbesserte Methode. 187 . Behandlung nach der Ernte. 188 . Der Waid . 189 . Dessen Anbau uͤberhaupt. 189 . Abarten. 190 . Boden und Anbau. 190 . Ernte und Behandlung. 190 . Der Wau . 191 . Der Saflor . 192 . Der Hopfen . 192 . Abarten. 193 . Anlage des Hopfengartens. 193 . Pflanzung. 194 . Die Hopfenstangen. 195 . Ernte. 196 . Ertrag. 197 . Der Taback . 198 . Anbau durch Planteurs. 198 . Arten. 200 . Boden. 200 . Bereitung des Ackers. 201 . Die Cichorie . 202 . Zum Kaffe-Suͤrrogat. 202 . Als Futterkraut. 203 . Inhalt . Der Kuͤmmel . 204 . Der Fenchel . 205 . Der Anis . 205 . Der Futtergewaͤchsbau. 206 . Die Kartoffeln . 206 . Abarten. 208 . Erziehung aus Saamen. 210 . Boden. 210 . Platz im Felde. 210 . Duͤnger. 210 . Setzlinge. 211 . Staͤrke der Einlage. 212 . Pflanzungszeit. 215 . Bestellung. 215 . Bearbeitung waͤhrend der Vegetation. 216 . Ernte. 218 . Aufbewahrung. 219 . Nahrungskraft. 221 . Kostenpreis. 222 . Die Runkelruͤbe . 226 . Abarten. 226 . Boden. 227 . Saat. 228 . Vegetation. 228 . Aufbewahrung. 229 . Ertrag. 229 . Anbau zur Zuckerbereitung. 230 . Die Ruͤbe . 231 . Die Saatruͤbe . 231 . Abarten. 232 . Brachruͤben. 232 . Stoppelruͤben. 233 . Boden und Bestellung. 233 . Vegetation. 234 . Ernte. 234 . Gebrauch. 235 . Teltower Ruͤben. 235 . Aufnehmen des Saamens. 236 . Die Kohlruͤben, Steckruͤben, Kohlrabi . 236 . Abarten. 236 . Rotabaga. 237 . Boden. 237 . Bestellung 237 . Durchwinterung. 238 . Ertrag. 238 . Nahrungskraft. 239 . Kohlrabi. 239 . Inhalt . Der Kopfkohl oder das Kopfkraut . 240 . Abarten. 240 . Boden und Bestellung. 241 . Vegetationsperiode. 241 . Ernte. 241 . Benutzung. 241 . Durchwinterung. 242 . Unfaͤlle. 242 . Die Moͤhren . 242 . Abarten. 243 . Boden und dessen Vorbereitung. 243 . Aussaat. 244 . Vegetationsperiode. 244 . Unter andere Fruͤchte gesaͤet. 245 . Ernte. 245 . Durchwinterung. 246 . Gebrauch. 246 . Die Pastinaken . 247 . Der Mais, tuͤrkischer Weizen . 247 . Ab- und Spielarten. 248 . Boden und Bestellung. 249 . Vegetationsperiode. 249 . Ernte. 250 . Das Stroh. 251 . Gebrauch. 251 . Nebenfruͤchte. 251 . Zucker aus Mais. 252 . Die Futterkraͤuter . 253 . Der rothe Klee . 253 . Abarten. 253 . Boden. 254 . Platz im Feldbau. 255 . Nebenfrucht. 256 . Aussaat. 257 . Vegetation. 259 . Ein- und zweijaͤhriger Klee. 260 . Ernten. 261 . Kleehen. 262 . Klapmeyersche Methode. 263 . Andre minder gebraͤuchliche Methoden. 266 . Heuertrag. 266 . Aufnehmen des Saamens. 267 . Ausbringen des Saamens. 268 . Wiederkommen des Klees auf denselben Platz. 270 . Ob Klee aussauge oder bereichere. 270 . Der weiße Klee . 271 . Aussaat. 272 . Saamengewinnung. 273 . Der Erdbeerklee . 273 . Inhalt . Die Luzerne . 274 . Ackerbereitung. 276 . Aussaat. 276 . Bedeckung mit Mist. 277 . Eggen. 278 . Ueberduͤngung. 278 . Ernte. 279. Gebrauch. 279 . Ausdauer. 279 . Platz im Feldsysteme. 279 . Aufnehmen des Saamens. 280 . Aufbruch des Luzernefeldes. 280 . Die Esparsette . 281 . Boden. 281 . Vorbereitung. 282 . Aussaat. 282 . Heuertrag. 282 . Verschiedene andre schmetterlingsblumige Futterkraͤuter. 284 . Die schwedische Luzerne . 284 . Der Hopfenklee . 284 . Der Ginster. 284 . Der Spoͤrgel . 286 . Arten. 286 . Boden. 287 . Saamen. 287 . Benutzung. 288 . Ertrag. 288 . Heu. 289 . Benutzung des Saamens. 289 . Hochwachsende Graͤser . 290 . Das Raygras . 290 . Das Hafergras . 291 . Der Wiesenschwingel . 291 . Das Knaulgras . 292 . Das Kammgras . 292 . Das Thimotygras . 292 . Das Honiggras . 293 . Der Wiesenfuchsschwanz . 293 . Die Wiesenviehgraͤser . 294 . Sechstes Hauptstuͤck . Die Viehzucht . 297 . Die Rindviehzucht. 298 . Ra ç en. 299 . Die Niederungsra ç en. 299 . Inhalt . Die Landra ç en. 301 . Die Juͤtlaͤndische Ra ç e. 301 . Die Bergra ç e. 303 . Die Podolische und Ungarische Ra ç e. 304 . Bildung neuer Ra ç en. 305 . Die Aufzucht des Rindviehes. 305 . Der Bulle. 305 . Die Kuh. 306 . Alter zur Begattung. 307 . Brunstzeit. 308 . Traͤchtigkeit. 309 . Geburt. 310 . Auferziehung der Kaͤlber. 311 . Das Saugen. 311 . Das Traͤnken. 313 . Gruͤnde fuͤr das Saugen oder Traͤnken. 314 . Haltung der Fersen. 316 . Vortheil der Aufzucht. 316 . Mastkaͤlber. 317 . Alters-Kennzeichen. 318 . Die Ernaͤhrung des Rindviehes . 319 . Winterfuͤtterung mit Heu und Stroh. 319 . Das Haͤckselschneiden. 320 . Koͤrnerfuͤtterung. 322 . Biertraͤbern und Branntweinspuͤlicht. 322 . Oelkuchen. 323 . Brachfruͤchte. 324 . Bruͤhfuͤtterung. 327 . Futterordnung. 328 . Einstreuung und Ausmistung. 329 . Dauer der Winterfuͤtterung. 330 . Weide. 330 . Das Tuͤdern. 332 . Die Sommer-Stallfuͤtterung. 336 . Kleefuͤtterung und andere gruͤne Fuͤtterung. 337 . Halbe Stallfuͤtterung. 339 . Einholen des Futters. 339 . Schneiden des Gruͤnfutters. 340 . Futterordnung. 341 . Bedarf an Gruͤnfutter. 341 . Trockne Sommerfuͤtterung. 342 . Zeit des Kleeschnitts. 343 . Vortheil der Molkerei. 344 . Staͤrke der Fuͤtterung. 346 . Alter der Kuͤhe. 346 . Die Molkerei . 346 . Verpachtung der Molkerei. 346 . Das Melken. 347 . Frischer Milchverkauf. 348 . Das Inhalt . Das Buttern . 349 . Gefaͤße. 350 . Abnehmen des Rahms. 351 . Butterfaß. 352 . Regeln beim Buttermachen. 353 . Kaͤsebereitung . 356 . Hauptverschiedenheit des Kaͤses. 357 . Gerinnungsmittel. 358 . Das Kaͤlbermagen-Lab. 359 . Bereitung besonderer Kaͤsearten. 360 . Die Mastung des Rindviehes . 361 . Vortheil der Mastung. 361 . Beurtheilung des Mastviehes. 363 . Weidemastung. 365 . Gruͤne Stallmastung. 366 . Branntweinbrennerei-Mastung. 367 . Regeln bei der Stallmastung. 368 . Heumastung. 369 . Kartoffelmastung. 369 . Die Schweinezucht. 373 . Wann und wo sie vortheilhaft sey. 373 . Ra ç en. 375 . Benennung der Schweine. 376 . Auswahl bei der Zuzucht. 377 . Begattung. 378 . Stallung. 379 . Das Ferkeln der Saͤue. 380 . Das Verschneiden. 381 . Entwoͤhnte Ferkel. 382 . Sommernahrung. Weide. 383 . Auf dem Stalle. 383 . Winternahrung. 384 . Schweine-Bestand. 384 . Die Mastung . 385 . Mit Futterkraͤutern. 385 . Milchmast. 386 . Wurzelmast. 386 . Brauereimast. 386 . Branntweinspuͤlichtmast. 386 . Staͤrke-Schlammast. 387 . Getreidemast. 387 . Allgemeine Regeln bei der Mast. 389 . Waldmast. 390 . Die Schaafzucht. 391 . Verhaͤltnisse der Schaafzucht zur Rindviehzucht. 391 . Schaafra ç en. 393 . Das Haidschaaf. 394 . Das Marschschaaf. 395 . Vierter Theil. c Inhalt . Das deutsche Landschaaf. 396 . Die Merinos. 398 . Alter zur Begattung. 401 . Begattungszeit. 402 . Lammzeit. 403 . Alters-Kennzeichen. 404 . Die Schaafweide. 407 . Winterfuͤtterung. 413 . Koͤrnerfuͤtterung. 415 . Wurzelfuͤtterung. 416 . Eicheln und Roßkastanien. 417 . Salz. 417 . Das Traͤnken. 417 . Der Stall. 418 . Die Rauffen. 419 . Bestand einer Schaͤferei. 420 . Hammel oder Masischaͤferei. 422 . Wann und wo Hammelmastung vortheilhaft sey. 424 . Wie sie zu betreiben. 424 . Der Schaͤfer. 425 . Die Waͤsche. 427 . Die Schur. 428 . Die Pferde. 430 . Bedeckung der Stuten. 432 . Geburt des Fuͤllens. 433 . Absetzen desselben. 434 . Alter der Pferde. 435 . Die Koͤrnerfuͤtterung. 436 . Heu- und Strohfuͤtterung. 439 . Gruͤnfutter. 441 . Weide. 441 . Die Wurzelfuͤtterung. 442 . Kaffpferde. 443 . Futterordnung. 443 . Das Traͤnken. 443 . Das Putzen. 443 . Hufbeschlag. 444 . Stallung. 444 . Arbeit. 445 . Nachschrift. 446 . Fuͤnftes Fuͤnftes Hauptstuͤck . Produktion vegetabilischer Substanzen. Vierter Theil. A Produktion vegetabilischer und thierischer Substanzen. Einleitung . M an setzt Produktion und Fabrikation gewoͤhnlich einander entgegen Unterschied zwischen Pro- duktion und Fabrikation; worauf er beruhe. und glaubt, daß sie in physischer Hinsicht nicht nur, sondern auch in oͤkono- mischer oder gewerblicher dermaßen einander entgegenstaͤnden, daß die Grund- saͤtze, die bei letzterer guͤltig sind, bei ersterer durchaus keine Anwendung faͤn- den, und daß folglich der Produzent sowohl als der Staatswirth, in Anse- hung beider, ganz verschiedene Maximen annehmen muͤsse. Verschieden sind sie allerdings und jede hat ihr Eigenthuͤmliches. Aber dies Eigenthuͤmliche ist nicht so antipolarisch und nicht auf eine so grelle Weise verschieden, wie man gewoͤhnlich angiebt. Noch weniger ist der Un- terschied in Ansehung der entgegen gesetzten Grundsaͤtze begruͤndet, die man nur zu haͤufig zum Nachtheil der erstern angenommen hat. Es wird daher ein Wort uͤber ihre Gleichheit und Verschiedenheit hier nicht zur unrechten Zeit gesprochen seyn. Schon laͤnger und klarer sind die Grundsaͤtze und Regeln ausgebildet und dargestellt, welche man zum gluͤcklichen Betriebe des Fabrikwesens angenom- men und beobachtet hat. Sie koͤnnen Fingerzeige fuͤr das Produktions-Gewerbe geben, wenn man aus der Aehnlichkeit des letztern mit dem erstern die Anwend- barkeit jener Regeln auf dieses folgert. Man hat gesagt: die Fabrikation wandle die Materialien nur um, in eine andre Form; Produktion bringe jene hervor — wie dies in den Worten selbst zu liegen scheint. Aber Produktion ist auch keine neue Schoͤpfung aus Nichts. Das Ma- terial zur Ausbildung, zum Wachsthum und zur Vollendung der Pflanze wie A 2 Einleitung . des Thiers muß da seyn. Der Produzent wie der Fabrikant muß es aufsuchen, und jener wie dieser es mehrentheils herbeischaffen und oftmals kuͤnstlich vor- bereiten. Nur aus den schon vorhandenen Stoffen kann Produktion wie Fa- brikation, indem sie solche zersetzt und zu neuen Formen umbildet, ihre Pro- dukte erzeugen. Diese Umbildung aber, sagt man, geschehe bei der Produktion durch die Kraft der Natur, bei der Fabrikation nur durch die Kraft und Kunst der Menschen. Aber auch bei der Fabrikation wirkt der Mensch nur durch den Gebrauch der Naturkraͤfte, und wuͤrde ohne sie wenige Fabrikate hervorbrin- gen. Bei einigen leitet er sie zwar mehr und wendet sie ganz nach seiner Willkuͤr an, bei andern muß er die Natur ganz nach ihren eigenen Gesetzen wirken lassen; bei allen denen, naͤmlich wo ein chemischer Prozeß erforderlich ist, z. B. bei der Faͤrberei, der Wein-, Bier-, Branntwein- u. s. f. Erzeu- gung, wo er diese Naturwirkung nur ordnen und moderiren kann. Aber, wird man sagen, die Natur hat doch an der Produktion einen weit groͤßern Antheil wie an der Fabrikation? Freilich, wenn die Natur nur fuͤr beschraͤnkte Zwecke und Beduͤrfnisse produziren soll! — Auf einen menschenleeren Boden kann die Natur so viel produziren, daß die Sammlung der Fruͤchte und die Erlegung des Wildes zureicht, um einzelne umherstreifende Horden zu ernaͤhren; aber fast nur in jenen guͤnstigen Klimaten, wo der Mensch urspruͤnglich heimisch zu seyn scheint. So wie er das Paradies verließ und sich mehr uͤber die Erde verbreitete, mußte er mit Dornen und Disteln kaͤm- pfen, und sein Brod im Schweiße seines Angesichts essen, d. h. Arbeit und Kunst auf die Produktion seiner Beduͤrfnisse verwenden. Aus jenen guͤnstigen Klimaten mußte er die nahrhafteren Kornarten so wie seine Hausthiere mit- nehmen, und mit Sorgfalt und Kunst sie an die neue Heimath gewoͤhnen, wo er sich selbst ansiedelte. Und so wie seine Beduͤrfnisse mit seiner Vermeh- rung und seiner Kultur stiegen, ward immer mehrere Kunst und Arbeit noͤthig, so daß gegenwaͤrtig bei den kultivirteren Nationen der Antheil der letzteren an der erzeugten Produktenmasse gegen den Antheil der Natur gewiß nicht geringer ist, wie bei den meisten Fabrikaten. Und so mit faͤllt auch jene Behauptung vom groͤßeren Antheile der Kunst bei der Fabrikation von selbst weg. Und Einleitung . deßhalb werden, so wie die Produktion im Masse und Werthe steigt, fuͤr den Produzenten dieselben Gesetze und Regeln eintreten, die bei dem Fabrikationswe- sen beobachtet werden muͤssen. Ich kann daher von meiner einst dargestellten, aber manchen befremdenden Ansicht, wo ich den Grund und Boden als das rohe Material des Landwirths betrachtete, nicht abgehen, wenn das Ackerbau- und Fabrikgewerbe mit einander verglichen werden sollen, um so weniger, da mir diese Ansicht fruchtbar an den wichtigsten Folgerungen fuͤr den Gewerbsbetrieb und die Nationalwirthschaft duͤnkt. Man koͤmmt dem Scheidungspunkte zwischen Fabrikation und Produktion naͤher, wenn man ihn darin setzt, daß jene durch Kunst und Arbeit die Form darstelle oder darzustellen suche, willkuͤrlich nach der Idee, die sie davon gefaßt hat; daß dagegen die Produktion an diejenigen Formen gebunden sey, welche die Natur einmal bestimmt hat; daß sie selbige zwar auswaͤhlen, aber nie ab- aͤndern koͤnne. Allein auch dies ist noch nicht bestimmt genug, weil naͤmlich gewisse Fabrikationen sich ebenfalls nach den Naturformen richten muͤssen, wie z. B. die Salzfabrikation, und uͤberhaupt alle, wobei eine Krystallisation oder chemischer Prozeß eintritt, und welche auch nur modifizirt werden koͤnnen, nicht ganz von der Willkuͤr, sondern groͤßtentheils von den Wirkungen der Natur abhangen. Am richtigsten bestimmt man den Unterschied in physischer Hinsicht wohl dadurch, wenn man sagt: die Produktion bediene sich zur Bildung ihrer Pro- dukte nur des Saamens und Keimes, und sey durchaus an die Formen gebun- den, welche die Natur darin gelegt hat. Denn jedes Produkt, vegetabilisches und thierisches, geht allein aus dem Keime hervor, dem aber die guͤnstige Ge- legenheit zu seiner Entwickelung, und das Material zu seiner Nahrung, Wachs- thum und Vollendung mehrentheils durch die Kunst gegeben werden muß. Ganz unthaͤtig verhaͤlt sich indessen auch die Kunst bei der Bildung der im Saamenkeime liegenden Form nicht, indem sie diese durch die willkuͤrlich veran- staltete Begattung der Individuen von verschiedenen Arten und Ra ç en abzuaͤn- dern vermag; welches indessen mehr bei der thierischen als vegetabilischen Pro- duktion in Anwendung kommt. Vegetabilische Produktion. Vegetabilische Produktion . §. 1. Entstehung aus Saamen. Die urspruͤngliche Entstehung aller vollkommneren Pflanzen, welche hier nur in Betracht kommen, geschiehet durch den Saamen, welcher durch den Zeugungsact gebildet wird. In Ansehung des physischen Theils dieser Lehre, den ich hier sonst mit Ruͤcksicht auf landwirthschaftliche Produktion ausfuͤhren wuͤrde, kann ich mich auf meines geliebten Schwiegersohns, des Professor Crome Handbuch der Naturgeschichte fuͤr Landwirthe, so wie auch auf verschie- dene Fragmente meines seligen Freundes Einhof, welche ich im 7ten und 8ten Bande meiner Annalen des Ackerbaues habe abdrucken lassen, beziehen; indem darin diese Lehre, so wie sie dem denkenden Landwirthe angemessen ist, und ganz nach meiner Ansicht der Sache, vorgetragen worden. Ich gehe deßhalb sogleich zum Praktischen uͤber. Die Produktion aus Saamen ist nicht nur die urspruͤngliche, sondern auch die gewoͤhnliche, und ich werde daher im Allgemeinen nur von dieser reden; der Produktion aus andern Keimen aber nur bei denjenigen einzelnen Pflan- zen erwaͤhnen, wo selbige in Anwendung kommt. §. 2. Bei jedem Saamenkorne kommt es auf eine vollstaͤndige Ausbildung, Reife und gesunde Erhaltung an. Vollstaͤndig- keit des Saa- mens. Unvollstaͤndig ausgebildete Saamen koͤnnen zwar Keimkraft haben, es liegt in ihnen aber immer eine Anlage zur Schwaͤche und Kraͤnklichkeit der Pflanze. Zwar kann diese Anlage durch guͤnstige Umstaͤnde, durch einen vorzuͤglich fuͤr die Pflanze geeigneten Boden und Witterung uͤberwunden werden, und es koͤnnen aus einer unvollstaͤndigen zusammengeschrumpften Saat gesunde und starke Fruͤchte hervorgehen; allein die Gefahr des Mißrathens bleibt immer groͤßer, und steht in keinem Verhaͤltnisse mit der Ersparung, die ein Land- wirth durch solche machen koͤnnte. Ich erinnere dieses um so mehr, da der große englische Naturforscher Banks bei Gelegenheit seiner Bemerkungen uͤber das Befallen des Getreides die uͤbereilte Behauptung aufstellte, daß die eingeschrumpften Koͤrner dieses befallenen Getreides zwar wenig zu anderem Vegetabilische Produktion. Gebrauche, aber vollkommen zur Aussaat geschickt seyn, indem sie ihre Keim- kraft nicht verloren haͤtten. Diese Meinung des großen Mannes, welche vielen und schaͤdlichen Eindruck haͤtte machen koͤnnen, ist aber sogleich von meh- reren Landwirthen experimentalisch widerlegt worden. Und wenn gleich einige Landwirthe kleinere und schwaͤchere Koͤrner aus dem Grunde zur Einsaat em- pfohlen haben, weil deren mehrere in einem bestimmten Maaße sich befaͤnden, so sind doch alle aufmerksamere Beobachter von den Vortheilen der moͤglichst vollstaͤndigen und groͤßten Koͤrner uͤberzeugt, und man hat nicht selten eine vorzuͤgliche und ausgezeichnete Saat dadurch erhalten, daß man durch Aus- wahl der vollkommensten Aehren und Koͤrner sich einen Stamm staͤrkerer Pflan- zrn verschaffte, und diesen durch sorgfaͤltigere Behandlung erhielt. Hierauf beruhen zum Theil die Vorzuͤge, welche man an auslaͤndischen Getreidearten bemerkt, so lange man sie mit besonderer Sorgfalt auch in Hinsicht der Saa- menauswahl behandelt. Die zur Saat bestimmte Frucht muß also gleich an einer solchen Stelle gewaͤhlt werden, wo sie die vollkommenste Ausbildung erhal- ten hat, und unter manchen Verhaͤltnissen wird es sich reichlich verlohnen, wenn man sich seinen Saamen auf einem der Pflanzengattung vorzuͤglich an- gemessenen Felde mit besonderer Sorgfalt erzieht, und auch waͤhrend der Ve- getationsperiode die Vertilgung des Unkrauts und die Vereinzelung der Pflan- zen zugleich mit der Lockerung des Bodens durch das Behacken zu bewirken sucht, um die Pflanzen und mithin ihren Saamen zur hoͤchsten Vollkommen- heit zu bringen. Hierdurch wird man auch die vollstaͤndigste und gleichmaͤ- ßigste Reife des Saamens bewirken. Wenn aber eine ungleiche Reifung der Pflanzenart eigen waͤre, so wird eine Aussonderung der voͤllig reifen Aehren oder Saamenkapseln sich immer verlohnen. §. 3. Eben so wichtig aber ist eine sorgfaͤltige Aufbewahrung des Saamenkorns. Sorgfaͤltige Aufbewah- rung. Jede Feuchtigkeit, die ihm sowohl von Natur zu Anfange anhaͤngt oder in der Folge angesogen wird, muß entfernt und durch duͤnne Verbreitung und oft wiederholte Umruͤhrung schnell zur Verdunstung gebracht werden. Denn sobald die Verderbniß, welche man das Dumpfig- oder Mulstrigwerden nennt, und welche sich durch den Geruch sehr deutlich offenbart, in der Saat ent- Die Saat. standen ist, wird ihr Gebrauch wenigstens hoͤchst mißlich. Die Keimkraft geht nicht dabei verloren, und manchmal hat selbst die junge Pflanze ein frisches Ansehn. Aber bei ihrer fernern Entwickelung in der Bluͤtezeit aͤußert sich Schwaͤche und Krankheit, so daß die Bluͤte zum Theil ohne Befruchtung ab- faͤllt und sich wenig oder gar keine Koͤrner erzeugen; eine Erfahrung, die ich sehr entschieden und mit großem Verluste bei dumpfig gewordenem Hafer ge- macht habe. Ist auch der Erfolg bei einem geringeren Grade der Dumpfig- keit nicht so auffallend, so wird er doch immer bemerklich seyn, und in man- chen Faͤllen, wo man ein halbes Mißrathen der Saat andern Ursachen zu- schrieb, lag wahrscheinlich diese zum Grunde. § 4. Wechselung oder Erneue- rung des Saa- mens; in wie fern sie noͤ- thig. Eine oͤftere Verwechselung und Erneuerung der Saat, besonders ver- schiedener Getreidearten, ist von manchen als eine unumgaͤngliche Bedingung vollkommner Ernten angenommen worden. Man hat die Vorzuͤge derselben, besonders in großen-Wirthschaften, wo alles fabrikmaͤßig betrieben werden muß, als ausgemacht anerkannt, und ihre Nothwendigkeit ist daselbst zum oͤkonomischen Glaubensartikel geworden. Allein meiner Ueberzeugung nach — die sich bisher, je mehrere Data ich daruͤber sammelte und pruͤfte, mehr ver- groͤßert als vermindert hat — ruͤhrt der Vorzug fremder Saat nur daher, daß man die seinige nicht sorgfaͤltig genug auswaͤhlte und behandelte. Dies kann zuweilen in der Lokalitaͤt, in der Beschaffenheit des Bodens und des Klimas liegen, die der vollkommenen Ausbildung einer Frucht nicht guͤnstig sind, und in einem solchen Falle ist es unvermeidlich. Oefterer aber leidet es der ganze Betrieb der Wirthschaft nicht, daß man auf die Auswahl und Be- handlung der zum Saamen bestimmten Frucht die gehoͤrige Aufmerksamkeit wende, und insbesondere das in dieser Hinsicht immer nachtheilige Schwitzen vermeide. Man hat in allen Gegenden gewisse Distrikte und Wirthschaften, welche sich durch ihre vorzuͤgliche Saat dieser oder jener Frucht in vorzuͤgli- chen Ruf gesetzt haben, und ihren sammtlichen Gewinn zu hoͤheren Preisen als Aussaat verkauften. Hier wird man aber theils einen dieser Frucht beson- ders angemessenen Boden, theils eine weit sorgfaͤltigere Behandlung derselben antreffen, und bei den Anbauern selbst die Ueberzeugung finden, daß sie den Ruf Die Saat. Ruf ihrer Saat dem letztern eben so sehr wie dem erstern zu verdanken haben. Wo nun eins oder das andere fehlt, da kann allerdings eine Erneuerung der Saat auch mit betraͤchtlichen Kosten oͤkonomisch rathsam seyn, aber fuͤr unbe- dingt noͤthig halte ich sie nicht; bin vielmehr uͤberzeugt, daß man unvollkomm- nere Saat, wenn man anders fuͤr selbige geeigneten Boden hat, bei sich selbst zu immer hoͤherer Vollkommenheit bringen koͤnne, so daß sie dann jede fremde Saat uͤbertreffe. Diejenigen, welche die Nuͤtzlichkeit einer Saatveraͤnderung unbedingt an- nehmen, sind darin streitig, ob man sie von einem schlechtern oder bessern, schwaͤchern oder staͤrkern Boden, aus einem mildern oder rauhern Klima her- nehmen solle? — Ohne Zweifel daher, wo das Saamenkorn jeder Art am vollkommensten und gesundesten ist. Nicht immer ist dies der staͤrkere Boden, das mildere Klima; die Frucht steht hier oft zu dicht, ist den Einwirkungen der Atmosphaͤre und des Lichts zu wenig ausgesetzt, um die vollkommenste Aus- bildung des Saamenkorns zu bewirken; das Korn wird hier oft groß, aber staͤrker an Huͤlse wie an Mehl, welches letztere nur die Nahrung des jungen Pflaͤnzchens ausmacht. Wenn dagegen aber der Boden so schwach ist, daß er nicht Nahrung genug zur voͤlligen Ausbildung des Saamenkorns hergiebt, so wird dieses ebenfalls zur Reproduktion vollkommener Pflanzen unfaͤhig seyn. So wird Weizensaat von einem Boden, der nur erzwungen Weizen traͤgt, eine unvollkommene Saat liefern, und eine Erneuerung derselben von eigentlichem Weizenboden her verlangen. Es ist uͤbrigens gewiß, daß bei den Pflanzen wie bei den Thieren, Staͤrke und Schwaͤche, Gesundheit und Krankheit, nicht bloß auf die naͤchste Genera- tion, sondern auch auf die folgenden forterbe, und nur allmaͤhlig durch andere Einwirkungen umgeaͤndert werde. Mißlich bleibt eine Veraͤnderung der Saat immer, wenn man nicht mit der groͤßten Vorsicht dabei zu Werke geht. Insbesondere hat man auf die Reinheit von Unkrautssaamen zu sehen, indem man sich sonst ein vorher nicht gekanntes, hoͤchst schaͤdliches Unkraut, z. B. die gelbe Wucherblume ( Chry- santhemum segetum ) auf seiner Feldmark zuziehen kann. Weiß man seine Saat von gewissen Unkrautssaamen nicht zu reinigen, so kann dies eine Ver- Vierter Theil. B. Die Saat. anlassung seyn, sie von einem andren Orte herzunehmen. So wechselt man in meiner Gegend haͤufig die Gerste und Hafer zwischen Hoͤhe und Niederung, weil die Saat des letzteren nur mit dem Ackersenf, welcher auf der Hoͤhe nicht forkommt, die von der Hoͤhe mit dem Ackerrettig, der in Niederung leicht un- terdruͤckt wird, verunreinigt ist. §. 5. Dauer der Saamen. Einige Saamen behalten, wenn sie gut aufbewahrt werden, ihre Keim- kraft sehr lange, andre verlieren sie schnell, und duͤrfen kaum uͤberjaͤhrig wer- den. Bei denen, welche sich laͤnger erhalten, findet man indessen, daß nur die vollkommneren Koͤrner es thun, die unvollkommneren hingegen und kraͤnklichen sie fruͤher verlieren. Hierauf beruht wohl hauptsaͤchlich der Vorzug, welche eine aͤltere Saat bei manchen Gattungen hat, indem aus selbiger nur gesunde Keime hervorkommen, denen Raum und Nahrung durch Schwaͤchlinge, die doch zu keiner Vollkommenheit kommen, nicht geraubt wird, auch keine Krank- heiten, wozu die Anlage im Saamenkorne liegt, z. B. der Kornbrand im Wei- zen entstehen. Man muß aber auch in dieser Hinsicht die Natur der einzelnen Gewaͤchse kennen. Vollkommnes Getreide kann sich sehr lange erhalten und man hat Beispiele, daß Kornvorraͤthe, welche in Felsenkellern seit undenklichen Zeiten aufbewahrt und zufaͤllig wiedergefunden wurden, zur Aussaat noch tuͤch- tig blieben. Hierzu gehoͤrt aber vielleicht eine voͤllige Abschneidung der atmosphaͤ- rischen Einwirkung und aller Feuchtigkeit. Auf gewoͤhnliche Weise aufbewahrt haͤlt sich das Getreide nicht so lange, doch will man fuͤnfjaͤhrigen Weizen und dreijaͤhrigen Rocken zur Saat noch tuͤchtig befunden haben. Ein und zweijaͤh- riger Weizen wird in der Praxis dem frischen fast allgemein vorgezogen, weil er aus vorerwaͤhnter Ursach vom Brande mehrentheils frei ist. Beim Rocken sind die mehrsten Landwirthe anderer Meinung, und ziehen die frische Saat vor, weil sie von aͤlterer oder uͤberjaͤhriger mehr nehmen zu muͤssen glauben, und in der That bei gleichem Maaße weniger davon hervorsticht. Da dieses aber um so gesundere Pflanzen sind, und diese bei der gewoͤhnlichen Saat doch immer im Uebermaaße hervorkommen, so ist ein zu duͤnner Stand dennoch nicht zu besorgen. Die Saat der Huͤlsenfruͤchte erhaͤlt sich sehr lange, nnd ich habe bei zehnjaͤhrigen Wicken durchaus kein Zuruͤckbleiben derselben verspuͤrt. Alle Die Saat. oͤlichte Saamen, wenn nicht Milben hineinkommen, halten sich lange, und man giebt z. B. dem alten Leinsaamen einen entschiedenen Vorzug, wogegen man jedoch frischen Hanfsaamen zu nehmen empfiehlt. Der Kleesaamen haͤlt sich, meiner Beobachtung nach, zwei Jahre sehr gut, verliert im dritten und wird im vierten unbrauchbar. Spoͤrgelsaamen, der sieben Jahr alt war, habe ich mit Erfolg gesaͤet. Die Eigenthuͤmlichkeit eines jeden landwirthschaftlichen Saamens verdiente aber durch Versuche und durch Sammlung der bisher dar- uͤber gemachten Erfahrungen genauer ausgemittelt zu werden. Da fast alle vollkommnere Koͤrner sich wenigstens ins zweite Jahr erhal- ten, so ist es ohne Zweifel entschieden vortheilhaft, einen uͤberjaͤhrigen Saat- vorrath, besonders vom Wintergetreide zu haben, weil man dadurch zur Wahr- nehmung der vortheilhaftesten Saatzeit in Stand gesetzt wird. Es versteht sich jedoch, daß man sie nicht von solchen Jahren aufbewahren muͤsse, wo das Getreide unvollkommen geblieben ist. Hat man aber in solchen Mißwachs- jahren vorjaͤhrige Saat liegen, so ist der Vortheil um so groͤßer, und man kann sich gegen andre gluͤcklich preisen. §. 6. Eine voͤllige Reinigung der Saat von Unkrautssaamen und auch von un- Reinheit des Saamens. vollkommenen Koͤrnern ist von großer Wichtigkeit. Man bewuͤrkt sie: a ) durch das Wurfeln, indem man nur den Vorsprung zur Saat abson- dert. Dasselbe wird durch eine gut eingerichtete Staube- oder Putzmuͤhle, welche das schwerere Korn von dem leichtern und Unkrautssaamen absondert, bewuͤrkt. b ) Durch Siebe, denen man dann viele von allen Gradationen in der Weite der Loͤcher haben muß. Unkrautssaamen, die kleiner sind wie die Saat, so wie die schmaͤchtigen Koͤrner der letztern werden durch Siebe abgesondert, welche jene durchlassen, aber die vollkommnere Saat zuruͤckhalten. Andre fremde Koͤrner, die groͤßer sind wie die Saat, werden zuruͤckgehalten in Sie- ben, welche die Saamenkoͤrner durchgehen lassen. c ) Durch das Schwemmen, indem man die Saat in ein Kuͤben mit Wasser schuͤttet, sie umruͤhrt und nun die oben schwimmenden fremdartigen Dinge und die leichten Koͤrner mit einem Durchschlage abnimmt. Man kann B 2 Die Saat. hierdurch am besten die Knoten des Hederichs und den Saamen der Wucher- blume, so wie mehrere andere abscheiden. Es versteht sich, daß die Saat so wie sie aus dem Wasser kommt, sogleich duͤnn ausgebreitet und abgetrock- net werde. §. 7. Einquellen der Saat. Hiermit ist das Einquellen der Saat nicht zu verwechseln, wo man sie in einem feuchten Zustande erhaͤlt, um die Entwickelung des Keims zu befoͤrdern, und sie hierauf sogleich auszusaͤen, damit sie dann um so geschwinder hervor- komme. Diese Operation, welche von den Gaͤrtnern laͤngst angewendet worden, hat man auch den Ackerbauern empfohlen, insbesondere wenn die Erde zur Saatzeit sehr ausgedoͤrrt ist. Sie ist aber gerade in diesem Falle hoͤchst be- denklich. Denn wenn nun eine fortdauernde Duͤrre dem hervorgelockten Keime alle Feuchtigkeit entzogen hat, so muß derselbe oder das junge Pflaͤnzchen ver- dorren, und es wuͤrde ungleich besser gewesen seyn, wenn der Saamen unge- keimt bis zu eintretendem Regen in der Erde geblieben waͤre. Tritt freilich Feuchtigkeit zu rechter Zeit ein, so kann diese Operation gelingen, und solche eingeweichte Saat einen Vorsprung vor anderer erlangen; allein der Vortheil wiegt nie die Gefahr auf, welche damit verbunden ist, und dieses Mittel ist hoͤchstens in solchen Faͤllen anzuwenden, wo man sich mit der Saat verspaͤtet hatte, und keine voͤllige Ausdoͤrrung des Bodens zu besorgen ist. §. 8. Einheizungen der Saat. Es sind auch zur Befoͤrderung einer schnellen und kraͤftigen Keimung mehrere Einbeitzungen oder sogenannte Beschwaͤngerungen der Saat empfoh- len worden. Von denen, welche man zur Verhuͤtung des Brandes im Wei- zen und anderer Krankheiten anwendet, an einem andern Orte. Hier reden wir nur von denen, wodurch man die Vegetationskraft aufreizen und verstaͤr- ken will. Man gebraucht dazu a ) Mistjauche oder Laugen aus Kalk, Asche und Salz, und betrachtet sie als wirksame Duͤngungsmittel, die der jungen Pflanze eine vorzuͤgliche Nah- rung in ihrer unmittelbaren Beruͤhrung geben, folglich einen lebhaften Trieb, wodurch sie besonders dem Unkraute vorkommt, bewirken, auch ihre Kraft und Gesundheit, so daß sie der Einwirkung schaͤdlicher Potenzen widerstehen koͤnne, Die Saat. verstaͤrken solle. Diese unmittelbar an den Saamen angebrachte Duͤngungs- mittel sind aber der Theorie und unbefangener Erfahrung nach hierzu unver- moͤgend; denn die erste Nahrung erhaͤlt das junge Pflaͤnzchen aus der Sub- stanz seines Saamenkorns, und wenn es durch seine Wurzeln seine Nahrung einzuziehen anfaͤngt, so haben sich diese schon zu weit entfernt, um von dem Duͤngungsmittel, welches an der Huͤlse des Saatkorns haftet, Nutzen zu zie- hen. Sie koͤnnen also nicht mehr bewirken, als wenn man sie mit dem Bo- den vermischte, wo dann die angewandte Quantitaͤt zu unbedeutend seyn wuͤrde. b ) Sauerstoffhaltige und selbst saure Mittel: vorzuͤglich ist oxygenisirte Salzsaͤure, Schwefelsaͤure, Mennig und andere Bleioxyde, Eisenvitriol, Sal- peter und Salpetersaͤure, auch Arsenik dazu empfohlen worden. Man hat einige dieser Mittel schon zu aͤlteren Zeiten und vor der neueren Entdeckung, daß der Sauerstoff und die mit Sauerstoff uͤbersaͤttigten und solchen leicht ab- gebenden Materien die Keimkraft der Saamen lebhaft erweckten, empfohlen, und durch diese Entdeckung ist die Aufmerksamkeit aufs neue darauf gerichtet worden. So unstreitig aber die Wirksamkeit des Sauerstoffs zur Aufreizung des Keimes ist, so haben doch genau angestellte Versuche gezeigt, daß diese Ueberreizung des Keims und des jungen Pflaͤnzchens keinesweges von guten Folgen sey, sondern vielmehr der heranwachsenden Pflanze Schwaͤchlichkeit und Kraͤnklichkeit zuziehe. Eine umsichtige Theorie begruͤndet also die Anwendung dieser Mittel nicht mehr, um so weniger, da es schwer seyn wuͤrde, das ge- rechte Maaß auszumitteln, und es im Großen, so daß es jedes Korn treffe, anzuwenden. Man hat zwar auch den Nebenzweck dadurch erreichen wollen, Insekten und Voͤgel abzuhalten oder zu toͤdten, aber auch dies bewirken die gewoͤhnli- chen Einbeizungen nicht, und die giftigen, besonders die arsenikalische, in der Staͤrke anzuwenden, daß dieser Zweck erreicht wuͤrde, waͤre sehr gefaͤhrlich. §. 9. Jede Frucht hat eine laͤngere oder kuͤrzere Periode, worin sie ausgesaͤet Saatzeit. werden kann, um zu ihrer vollen Reife zu gelangen. Ihr Erfolg haͤngt sehr oft von einem gluͤcklichen Treffen des guͤnstigen Moments in dieser Periode ab. Die Saat. Da dies aber Bezug auf die kuͤnftige Witterung waͤhrend der Vegetationspe- riode hat, so kann der Landwirth zuweilen, wohl mit Wahrscheinlichkeit, aber nie mit voͤlliger Sicherheit darauf bei der Auswahl dieses Zeitpunkts Ruͤcksicht nehmen. Er muß sich vielmehr nach dem guͤnstigsten Feuchtigkeits- und Tem- peraturzustande des Bodens fuͤr die ihm bekannte Natur einer jeden Fruchtart richten. Manche Saaten lieben einen trocknern und waͤrmern Zustand des Bodens bei ihrer ersten Entwickelung, z. B. Rocken, Gerste, Buchweizen; andre einen feuchtern, wie Weizen und Hafer. Es ist schon viel gewonnen, wenn der Zeitpunkt nur in dieser Hinsicht getroffen wird, und man setzt mit Recht weit groͤßere Hoffnung auf eine Saat, welche unter solchen guͤnstigen Auspicien, als unter unguͤnstigen in die Erde kam. Man hat bemerkt, daß ein gewisser Luftzustand der Ausfaat besonders guͤnstig sey: im Fruͤhjahre, wenn sie mit Duͤnsten angefuͤllt ist, die besonders des Morgens fruͤh beim Sonnen- aufgange am aͤußersten Horizonte die Erscheinung einer wellenfoͤrmigen Bewe- gung geben, so daß manchmal die hervorkommende Sonne, wie es das Volk nennt, zu tanzen scheint. Bei dieser Erscheinung verspricht man sich besonders fuͤr die Aussaat der großen Gerste viel. Manche schreiben der Beruͤhrung der Saat vom Thau eine große Wirkung zu, und rathen zu dem Ende an, nur gegen Abend auszusaͤen, und erst am folgenden Morgen selbige unterzubringen, jedoch nur bei warmen Naͤchten. Sind noch Reife zu besorgen, so soll man die Saat vor Abend bedecken. Man findet von vielen durchaus angerathen, in der fuͤr jede Frucht bestimm- ten Saatperiode den fruͤhsten Zeitpunkt wahrzunehmen und mit der Bestellung deshalb moͤglichst zu eilen. Eine zu allgemeine Ausdehnung dieser Maxime ist aber falsch und nachtheilig, wenn man dabei alle Ruͤcksicht auf den Zustand des Bodens und der Witterung vernachlaͤßigt. Es ist gewiß in jedem Falle rathsam, alle Vorbereitungen moͤglichst so einzurichten, daß man den ersten guͤnstigen Zeitpunkt ergreifen koͤnne; dieser aber muß dennoch abgewartet werden. Der Englaͤnder sagt gewiß sehr richtig: You had better to be out of time than out of temper (seyd lieber außer der Zeit als außer der Temperatur). Am verderblichsten aber ist es, wenn man, um fruͤh zu saͤen, die gehoͤrige Vorberei- tung vernachlaͤssigt. Die Saat. Vormals spielte der Mond bei der Auswahl der Saatzeit eine große Rolle, und gewisse Saamen mußten beim zunehmenden, andere beim abnehmenden Lichte in die Erde gebracht werden. Man hatte die daruͤber angenommenen Re- geln beinahe vergessen, wie neulich ein erfahrner und geschickter amerikanischer Gaͤrtner nach seinen Erfahrungen die Meinungen hieruͤber wieder in Anregung brachte und mehrere Englaͤnder ihm darin beipflichteten. Ein Physiker will dem zu Folge die Wirkung des Mondes dadurch erklaͤren, daß den eben aufkeimenden Pflanzen die ununterbrochene Reizung des Lichtes in mondhellen Naͤchten nach- theilig werden koͤnne, da wir wissen, daß allen Pflanzen in diesem Zustande das Licht nicht vortheilhaft sey. Wir warten billig aber mehrere Bestaͤtigungen durch genaue Beobachtungen und Versuche ab, bevor wir uns besondere Ruͤcksicht darauf zu nehmen entschließen. §. 10. Jeder Saame darf nur eine ihm angemessene Bedeckung mit Erde haben. Unterbrin- gung der Saat. Ist diese fuͤr ihn nicht zu stark, so liegt er allerdings in einer groͤßeren Vertiefung besser, weil er daselbst die noͤthige Feuchtigkeit findet und auch in seinen jungen Wurzeltrieben nicht zu verdorren oder von Erde entbloͤßt oder durch den Frost herausgehoben zu werden Gefahr laͤuft. Aber eine zu starke Bedeckung kann seine Keimung ganz verhindern, oder doch das Hervortreten seines Saamenblatts erschweren und unterdruͤcken. Im allgemeinen kann man annehmen, daß, je groͤßer die Saamenkoͤrner sind, sie eine desto staͤrkere Bedeckung ertragen; wo- gegen feine Saamen nur aͤußerst flach bedeckt werden duͤrfen. Beim Ackerbau unterscheidet man daher drei Arten von Unterbringung der Saat, naͤmlich: a ) das Unterpfluͤgen, b ) das Aufsaͤen auf die rauhe Pflugfurche und Eineggen, c ) das Aufsaͤen nach der abgeeggeten Furche und nochmaliges Ueberziehen mit der Egge oder Walze nach der Aussaat. Hierzu kann man d ) noch das Unterbringen mit dem Exstirpator oder einer aͤhnlichen Ma- schine zaͤhlen. Die Saat. Außer der Natur des Saamens, kommt es aber bei der Tiefe, worin der Saamen zu liegen kommen soll, oder bei der Auswahl dieser Unterbringungsme- thoden auf den Zustand des Bodens und der Witterung an. Bei der Duͤrre koͤnnte und muͤßte jede Saat staͤrker bedeckt werden als bei der Naͤsse. Hiernach muß man sich allerdings richten, jedoch mit Vorsicht Extreme vermeiden, weil die Witterung sich nach der Einsaat schleunig umaͤndern kann, und eine tiefer unter- gebrachte Saat bei neu erfolgenden heftigen Regenguͤssen erstickt werden koͤnnte. Der Exstirpator oder eine aͤhnliche Maschine gewaͤhrt bei der Unterbringung der meisten Saaten die groͤßte Sicherheit, indem sie dadurch auch aufs schleunigste und nach Gefallen flacher oder tiefer bewirkt werden kann. Wir werden die Na- tur jeder Saat in diesem Stuͤcke besonders bemerken. Hier fuͤhren wir nur z. B. an, daß unter den gebraͤuchlichsten Saaten, Huͤlsenfruͤchte, Weizen, Gerste und Hafer eine tiefere Unterbringung, Rocken und Buchweizen nur eine flache ertragen koͤnnen, und daß das Unterpfluͤgen der letztern, wenn nachher feuchte Witterung eintritt, immer gefaͤhrlich sey. Einige haben, um sicher zu gehen, die Maaßregel angenommen, die Haͤlfte der Saat unterzupfluͤgen und die andere Haͤlfte auf die rauhe Furche zu saͤen. Bei der Winterung halte ich dies fuͤr unbedenklich und zuweilen selbst vortheilhaft, wenn man die doppelte Arbeit daran wenden will. Bei der Soͤmmerung habe ich aber einen sehr uͤblen Erfolg davon bemerkt, indem die Saat zweilaͤufig wurde und in der ganzen Vegetationsperiode zweiwuͤchsig blieb. Die Unterbringung der feinern Saamen, z. B. des Klees, erfordert am meisten Aufmerksamkeit, da sie so leicht, selbst mit der Egge, zu tief eingezogen werden koͤnnen und dennoch zu ihrer Keimung einige Umgebung mit Erde, wenn die Witterung ihnen nicht uͤberaus guͤnstig ist, erfordern; woruͤber das Weitere in der Lehre vom Anbau solcher Fruͤchte. §. 11. Staͤrke der Einsaat. Unter allen Fragen ist die, uͤber die Staͤrke der Einsaat des Getreides, und unter welchen Umstaͤnden und Bedingungen eine staͤrkere oder schwaͤchere rathsam sey, am streitigsten. Da die Begriffe einer starken und schwachen Einsaat nur relativ sind, so muͤssen wir zuvor den einer mittleren oder gewoͤhnlichen bestim- men; und dies ist nicht schwierig, da wir in Ansehung des gewoͤhnlichen Aussaats- Quan- Die Saat. Quantum eine unerwartete Uebereinstimmung bei allen Nationen und in allen Climaten sogar antreffen. Die mittlere Aussaat ist, wenn wir Acker- und Ge- treidemaaß auf das unsrige reduciren. Zwischen 18 und 20 Berliner Metzen auf den Magdeburger Morgen, von allen gewoͤhnlichen Getreidearten bis auf den Hafer, der in der Regel auch allenthalben um ¼ oder um die Haͤlfte staͤrker ausgesaͤet wird. Wenn wir annehmen duͤrften, daß die Aussaat gleichmaͤßig uͤber den Acker vertheilt wuͤrde, und daß jedes Korn eine Pflanze gaͤbe, so wuͤrde eine solche Aussaat ganz uͤbermaͤßig erscheinen. Graf Podewills hat in seinen Wirthschafts- Erfahrungen berechnet, daß bei einer solchen Aussaat 91 Rockenkoͤrner auf ein Quadratfuß fallen; bei Untersuchung einer der dichtesten Stellen fand er aber nur 32 hervorstechende Spitzen. Daß auch nur diese bleiben koͤnnen, scheint mir wegen Mangel an Raum und Nahrung unmoͤglich, sie koͤnnten sich wenig- stens nicht bestauden und mehrere Halme hervorbringen. Ich habe sehr haͤufig bemerkt, daß bei Getreide, welches vorzuͤglich dicht in Aehren stand, sich nur eben noch nicht lagerte, und einen Ertrag gab, der den nach der Kraft des Bodens zu erwartenden, weit uͤberwog, nicht mehr als 5 bis 6 Pflanzen auf einen Qua- dratfuß standen, und nach meinen Beobachtungen muß ich einen so geraͤumigen Stand der Pflanzen fuͤr eine Bedingung des moͤglich hoͤchsten Ertrages halten. Ein großer Theil der Pflanzen also wird ausgehen, wenn einige kraͤftig genug heranwachsen. Da wir aber bei der gewoͤhnlichen Bestellungsart eine gleichmaͤßige Verthei- lung nicht bewirken, und noch weniger das Gedeihen jeder Pflanze erwarten koͤn- nen, so duͤrfen wir uns bei unserer Aussaat nach diesen an sich richtigen Erschei- nungen nicht richten. Es bleibt rathsam so dick auszusaͤen, daß nicht leicht eine Stelle zu duͤnn befallen werde, und dann die nothwendige Verduͤnnung der Pflan- zen, wo sie zu dicht stehen, der Natur zu uͤberlassen, oder den Ueberfluß vielleicht in der Folge wegzunehmen. Da die allgemeine Erfahrung jenes Aussaatsmaaß bei der gewoͤhnlichen Bestellung als das sicherste bestaͤtiget hat, und die Saat- ersparer, so lange sie diese nicht abaͤnderten, im Durchschnitt nicht gluͤcklich gewe- sen sind, so hat der Landwirth Gruͤnde genug, dabei zu beharren. Vierter Theil. C Die Saat. Wenn aber eine zweckmaͤßige Abaͤnderung gemacht wird, in der Art des Saͤens sowohl, wodurch eine gleichmaͤßigere Vertheilung bewirkt wird, als in der Art des Unterbringens, wodurch man jedes Korn in seine rechte Lage bringt und sein Gedeihen mehr sichert; wenn zugleich der Zustand des Ackers eine starke Bestaudung zusagt; so kann, wie von selbst einleuchtet, und wie unzaͤhlige Er- fahrungen bestaͤtigt haben, eine sehr große Saatersparung von mehr als der Haͤlfte gemacht werden. Eine geringere Saatersparung, so daß man nicht mehr als 14 Metzen aus- faͤet, findet statt, sobald man nur einer guten Vertheilung, eines ziemlich voll- staͤndigen Aufgehens und einer guten Bestaudung sicher ist. Ist das Gegentheil, so muß man uͤber das gewoͤhnliche Maaß hinausgehen. Es wird also das Weniger oder Mehr der Aussaat bestimmt: a ) durch die Geschicklichkeit des Saͤemanns, von welcher man eine mehr oder minder gleichmaͤßige Vertheilung der Saat uͤber alle Stellen erwarten kann. b ) Durch die Guͤte der Saat, ob sie naͤmlich so sey, daß von den beiweiten mehrsten Koͤrnern gesunde und ausdaurende Pflanzen erwartet werden duͤrfen. c ) Durch guͤnstige oder unguͤnstige Witterung zur Saatzeit, und den der Saat mehr oder weniger angemessenen Feuchtigkeitszustand. d ) Durch die groͤßere oder geringere Gaarheit und Klarheit des Ackers, welche die Keimung und Anwurzelung der Pflanzen mehr oder minder beguͤnstigt. e ) Durch die Kraft des Bodens und seine Angemessenheit fuͤr die Frucht, in so fern diese naͤmlich die starke Bestaudung und das Aufkommen der Pflanzen beguͤnstigt. f ) Durch die fruͤhe oder spaͤte Saatzeit, indem naͤmlich jene die Bestaudung der Pflanzen erlaubt, bevor der Trieb zum Schossen, bei jeder Pflanze zu einer gewissen Jahrszeit, eintritt. Dieser Umstand ist von so großer Wichtigkeit, daß man z. B. vom Stauden-Rocken im Julius um die Haͤlfte weniger als im Oktober einsaͤen darf. Hiernach wird sich der verstaͤndige Landwirth bei der Verminderung oder Vermehrung seiner Aussaat richten, unbekuͤmmert um die Streitfrage, ob man starken Boden stark, und schwachen Boden schwach, oder umgekehrt besaͤen muͤsse. Die Saat. Bei den meisten mechanisch-praktischen, sonst guten und aufmerksamen Landwirthen, findet man mehr Neigung ihre Einsaat zu verstaͤrken als zu vermindern. Dies ruͤhrt zum Theil vom Vorurtheile und von der Maxime, lieber zu viel als zu wenig zu thun, dann aber auch wohl daher, daß eine dichte Saat nach dem Aufgehen und in der ersten Vegetationsperiode immer ein mehr versprechendes Ansehen hat, als eine duͤnne. Ich habe immer gefunden, daß man sich lebhaft daruͤber freuete, unerachtet es augenscheinlich war, daß der groͤßte Theil der Pflanzen unterdruͤckt werden muͤsse, wenn der kleinere Theil aufkommen soll. Im Kampfe mit einander, ermatten die Pflanzen saͤmtlich; weswegen immer eine Periode eintritt, wo solche dichtstehende Felder ein gel- bes Ansehen bekommen; und ist dann die Witterung unguͤnstig, so gehen sie wohl saͤmtlich aus, und es entstehen Fehlstellen gerade da, wo vorher die Pflanzen am dichtesten gehaͤuft waren. Ich leugne nicht, daß die ausgehenden Pflanzen den uͤbrigbleibenden nachmals als Duͤnger dienen koͤnnen; aber dies ist immer ein theurer Duͤnger, und nicht selten geben sie, besonders bei den Wintersaaten auch Veranlassung zu einer allgemeinen Faͤulung. Als einen Hauptgrund einer staͤrkeren Aussaat, giebt man hauptsaͤchlich die Unterdruͤckung des Unkrauts an. Ich habe aber durchaus nicht gefunden, daß man diesen Zweck dadurch erreicht habe. Eine sich stark bestaudende den Acker dicht belegende und nachmals schnell empor wachsende Frucht, un- terdruͤckt das Unkraut, aber nicht eine dicht ausgestreuete Saat. Ist Boden und Witterung dem im Acker oder in der S befindlichen Unkraute guͤnstiger als der ausgesaͤeten Frucht, so wird jenes so gut hervortreiben wie diese, und seinen Platz besser behaupten. Die Frucht wird gerade ihres zu dichten Standes wegen nicht schnell empor kommen. Ich habe hier das Oderbruch vor Augen, wo man in der Regel das doppelte der gewoͤhnlichen Aussaat, vom Hafer oft uͤber 3 Scheffel pro Morgen auswirft; aber das Unkraut ist so arg wie irgendwo, es streitet immer erst mit dem Getreide, und die das letztere mehr oder minder beguͤnstigende Witterung entscheidet, was die Oberhand gewinnen soll, wenn jenes nicht, wie von den kleineren Wirthen gewoͤhnlich ge- schiehet, ausgezogen wird. Ich beharre bei meiner Weise um die Haͤlfte schwaͤcher wie meine Nachbarn zu saͤen, leide aber vom Unkraute wenigstens C 2 Die Saat. nicht mehr wie sie, und habe noch nicht noͤthig gehabt, um des uͤberhandneh- menden Unkrauts willen einen Acker zu Grase liegen zu lassen. Denn die gewoͤhnliche Saat ist uͤberfluͤssig zureichend, den Acker so zu bedecken, daß auf jedem Flecke Pflanzen genug und uͤberfluͤssig stehen. Nur den ein- furchigen Dreischhafer saͤe ich staͤrker aus, weil nicht alle Koͤrner in eine zum Keimen guͤnstige Lage kommen. §. 12. Das Saͤen. Die Handgriffe des Saͤens sind mannichfaltig verschieden und lassen sich durch Worte schwerlich versinnlichen. Im Allgemeinen sind sie keineswegs gleichguͤltig, und derjenige ist ohne Zweifel der beste, wo der Saͤemann beim Heraufgehen mit der rechten Hand nach der linken Seite, beim Herabgehen mit der linken Hand nach der rechten Seite, oder immer mit dem Winde wirft, und seinen Tritt an die Grenze des vorigen Wurfs gehoͤrig anschließt — wenn sie vollkommen ausgefuͤhrt wird. Es kommt aber hierbei viel auf genaue Beachtung des Windes und seiner Staͤrke an. In jedem concreten Falle kann man sa- gen, diejenige Methode sey die beste, worin der Saͤemann am geuͤbtesten ist; und es ist sehr bedenklich, einem Saͤemann eine andere Methode vorzuschreiben, bevor man sie ihn voͤllig hat erlernen und uͤben lassen. Daß der Saͤemann der wichtigste Handarbeiter in einer Wirthschaft sey, ist ziemlich anerkannt. Indessen sind manche in der Wahl desselben sehr leichtsinnig, und vertrauen dieses Geschaͤft jedem Tageloͤhner oder Froͤhner an. Sie schreiben ihm dann wohl gar als Tagesarbeit ein Maaß von Getreide vor, welches er aussaͤen soll. Hiermit dient er gern, denn es ist ihm sehr bequem eine große Menge Saat wegzuwerfen. In solchen Wirthschaften er- giebt sich dann eine erstaunliche Aussaat im Verhaͤltniß ihrer Ackerflaͤche, und es muß allerdings stark ausgesaͤet werden, weil schlecht ausgefaͤet wird. Wenn man etwas bestimmen will, so bestimme man doch nur die Flaͤche, die besaͤet werden soll. Aber man suche vor allem einen guten Saͤemann auf, halte ihn in Ehren und uͤbereile ihn nicht. Es ist haͤufig gefragt worden, wie viel ein Saͤemann taͤglich beschicken koͤnne? von Muͤnchhausen hat es im 1sten Stuͤck seines Hausvaters nach Wuͤrfen und nach Minuten berechnet. Aber man sey zufrieden, wenn er Die Saat. taͤglich 18 Morgen besaͤet. Dies ist freilich das Minimum, was einer bei maͤßiger Thaͤtigkeit leisten kann, und ich weiß, daß rasche und geschickte Saͤer das doppelte beschicken koͤnnen. Allein auf die Dauer ist das Saͤen eine angreifende Arbeit; und ein Saͤemann der durch gute Vertheilung mithin durch Ersparung der Saat so großen Vortheil bringen kann, muß bei guter Laune erhalten werden. Vernachlaͤssigt er sich aber, so muß man ihn ab- schaffen. Denn es ist allerdings wichtig zu wissen, was man von den Saͤern erwarten kann, weil man darnach die Anstellung mehrerer und die zum Un- terbringen erforderlichen Arbeiten einrichten muß. Es ist in groͤßeren Wirthschaften haͤufig der Gebrauch zwei Saͤer neben einander gehen zu lassen. Sie muͤssen sehr gut zusammen eingeuͤbt seyn, wenn dies guten Erfolg haben soll. Ich gebe lieber jedem seine besondre Flaͤche. Das Aussaͤen feinerer Saamen, die in kleiner Masse sehr gleichmaͤßig ver- theilt werden muͤssen, erfordert noch groͤßere Geschicklichkeit und Aufmerksam- keit als das Aussaͤen des Getreides, und darf nur erprobten Leuten anver- trauet werden. §. 13. Die Schwierigkeit in manchen Lokalitaͤten gute Saͤeleute zu erhalten, hat Saͤemaschi- nen. Saͤemaschinen besonders wuͤnschenswerth gemacht. Es sind deren manche er- funden und angeruͤhmt worden, ich kenne aber keine gleichverbreitende Saͤema- schine nach eigner Ansicht ihrer Wirkung, sondern nur nach Zeichnungen und Modellen, und habe keine Wirthschaft gesehen, wo eine oder die andre einge- fuͤhrt waͤre. Man hat Saͤemaschinen ersonnen, die bloß die Saat ausstreuen; andere die sie zugleich unterbringen. Erstere koͤnnen sehr einfach, und wie es mir scheint, zweckmaͤßig seyn. Letztere sind sehr zusammengesetzt, wandelbar und sichern die gleichmaͤßige Vertheilung der Saat nicht genug. Ich zweifle indessen daß irgend eine Maschine den Auswurf eines geschickten Saͤers uͤber- treffe, gebe aber zu, daß sie vor ungeschickten große Vorzuͤge haben koͤnne. Etwas anderes sind die Drill- oder Reihen-Saͤemaschinen. Indem sie die Saat in Reihen legen, bahnen sie den verschiedenen Hack-Instrumenten den Weg. Ohne diese wuͤrde die Reihensaat hoͤchst fehlerhaft seyn, indem die Pflanzen nicht gleichmaͤßig vertheilt, sondern in den Reihen zusammengedraͤngt Die Saat. sind. Nur durch die Wohlthat des Behackens und Heranbringung der Erde wird dieser Nachtheil bei weitem uͤberwogen. Ich werde uͤber diese Bestel- lungsmethode unten das Wichtigste anfuͤhren, nachdem ich von der gewoͤhnli- chen Bestellungsart der Getreidearten gehandelt habe. Das Hervorkommen der Saat geschiehet nach Beschaffenheit ihrer Natur, dann aber auch des Bodens und der Witterung, fruͤher oder spaͤter. Alle Pflanzen treten hervor entweder mit einem zusammengewickelten pfriemenfoͤr- migen Blatte, oder mit zwei Saamenkoͤpfchen. Ersteres thun alle Graͤser und folglich die Getreidearten §. 14. von denen wir nun zuvoͤrderst reden, und erst im Allgemeinen etwas daruͤber sagen. Was unter Getreide zu verstehen sey. Im engern Sinne des Worts werden unter Getreide nur die halmtra- genden oder grasartigen Fruͤchte verstanden, die wir ihrer groͤßern und nahr- haftern Saamenkoͤrner wegen bauen. Andre begreifen zwar die saͤmmtlichen Fruͤchte darunter, welche der nahrhaften Koͤrner wegen hauptsaͤchlich angebauet werden; da indessen jene eine ausgezeichnete Natur haben, worin sie unterein- ander mehr als mit den uͤbrigen uͤbereinstimmen, so eignen wir das Wort Ge- treide bestimmter den grasartigen Kornfruͤchten an, und begreifen die saͤmmt- lichen Kornfruͤchte besser unter den Namen Korn oder Koͤrner . Das Wort Korn , oder das gleichbedeutende in anderen Sprachen, wird zwar oft provinziel einer Art ausschließlich beigelegt, naͤmlich derjenigen, welche die allgemeinste Nahrung daselbst ausmacht. So heißt im nordoͤstlichen Deutsch- lande der Rocken, im suͤdwestlichen und in Frankreich der Weizen, in andern Provinzen der Spelz, besonders der enthuͤlsete, in Schottland der Hafer, in Amerika der Mais, Korn . Es ist aber unrichtig und giebt zu Mißverstaͤnd- nissen Veranlassung, wenn man dieses Wort, anders als in der Provinzialsprache des gemeinen Lebens, in diesem Sinne gebraucht. Man hat diese Fruͤchte auch Cerealien genannt, weil sie, nach den alten Mythen, Ceres den Menschen kennen gelehrt oder geschenkt hatte. Getreidearten. §. 15. Ob und wo sie wild wachsen, und wo folglich ihr Vaterland sey, ist noch Charakter und Natur der Getreide- arten. zweifelhaft. Denn, daß man sie an einigen Orten ohne Kultur angetroffen habe, beweist nichts. Sie gleichen darin, und daß sie vielleicht eben so sehr von ihrem natuͤrlichen Zustande abgewichen sind, den Hausthieren, die mit ihnen, dem Menschen in alle Klimate folgten, und sich an verschiedene Lebens- weise gewoͤhnten. Vor anderen Graͤsern unterscheiden sie sich oͤkonomisch durch ihren groͤ- ßeren oder mehlhaltigeren Saamen, und dieser ist der Grund ihres Anbaues. Denn nahrhaft und gleichartig in seiner Natur ist der Saame vieler anderen Graͤser auch, und wird wirklich zur Nahrung benutzt, wie der Saame der Trespe und des Schwadens. Sie scheinen alle urspruͤnglich und in waͤrmern Klimaten einjaͤhrig zu seyn, und es sind nur einige durch die Kultur an Durchwinterung gewoͤhnt, da die Sommerzeit bei uns zu ihrer Reifung nicht zureichte. Sie haben mit den meisten Graͤsern die Neigung gemein, sich zu bestau- den oder zu bestocken, aus ihren untern Knoten Wurzeln, und sodann neue Sprossen und Halme zu treiben, besonders wenn an diese Knoten frische Erde gebracht, und ihr Schossen aufgehalten wird. Durch sorgfaͤltige Verhinderung des letztern kann man sie sogar mehrere Jahre erhalten und zur Bildung eines dichten Rasens noͤthigen. Durch Befoͤrderung ihres Bestaudens und Abtrennung der Sprossen kann man ihren Saamenertrag zu einer enormen Vermehrung bringen. So brachte der Irrlaͤnder Miller aus einem Weizenkorn — welches er im Junius steckte, indem er im Herbste und im folgenden Fruͤhjahre mehreremal Ableger davon machte und verpflanzte — in einem Jahre 21,109 Aehren, und in selbigen 576,840 Koͤr- ner hervor, und glaubt daß er dieses noch weiter haͤtte treiben koͤnnen. Meh- rere andere haben bei minderer Sorgfalt doch 40,000 Koͤrner aus einem in einer Jahresfrist hervorgebracht, weswegen es laͤcherlich ist, von einer 80 bis 100faͤltigen Vermehrung gewisser Kornarten, als etwas bewundernswuͤrdigen, ohne naͤhere Angabe des Raums, des Bodens und der Kultur, reden zu hoͤren. Getreidearten. Sie verbreiten einen Theil ihrer Wurzeln immer in der Oberflaͤche, und verschließen diese durch das dichte Gewebe derselben, gehen jedoch auch betraͤcht- lich in die Tiefe, wenn sie Lockerheit und Nahrungsstoff daselbst finden. (Vergl. uͤber den allgemeinen Charakter der Graͤser, Crome’s Handbuch der Naturgeschichte fuͤr Landwirthe, Th. II. Bd. I. S. 150. und den besondern der Getreidearten, daselbst S. 347.) §. 16. Bestandtheile der Getreide- arten. Alle Getreidearten haben gleichartige naͤhere Bestandtheile, die aber in ih- rem quantitativen Verhaͤltnisse, und gewissermaßen in ihrer Verbindung, bei den verschiedenen Arten verschieden sind: a ) Kleber oder Gluten . Er ward zuerst im Weizen dargestellt und ihm allein beigemessen. Er ist aber auch in den andern Getreidearten, obwohl in geringerer Menge und fester mit dem Staͤrkemehle verbunden, vorhanden. Diese Substanz stimmt ganz mit der thierischen Materie uͤberein, ist aus densel- ben Urstoffen, wie diese zusammengesetzt, und verhaͤlt sich in der Gaͤhrung und im Feuer eben so. Sie ist daher wohl das kraͤftigste Nahrungsmittel fuͤr den thierischen Koͤrper, und die Nahrungskraft des Getreides haͤngt, auch bei gleichem Gewichte seines Mehls, von der Quantitaͤt ab, worin diese Substanz in selbi- gen befindlich ist. Ihr Verhaͤltniß ist aber auch in derselben Getreideart sehr verschieden. b ) Staͤrkemehl . Es steht zwar dem Kleber in seiner Nahrhaftigkeit wahrscheinlich nach, ist jedoch sehr naͤhrend und scheint die Verdaulichkeit des Klebers zu befoͤrdern. Ein Instinkt reizt alle Thierarten zu seinem Genusse maͤchtig an, und sie ziehen es auf die Dauer, so wie auch selbst der Mensch, allen andern Nahrungsmitteln vor. Bloßer Kleber wird den Thieren bald widrig und macht sie krank, wie man an den bei Staͤrkefabriken aufgestellten Mastvieh nicht selten beobachtet hat. c ) Eine suͤße schleimige Materie , die nur in geringer Menge im Getreide vorhanden ist, aber durch das Keimen oder Malzen vermehrt und aus dem Staͤrkemehl gebildet wird. Sie macht das Getreide zur weinigen und auch zur Essiggaͤhrung faͤhiger. Sie scheint in ihrer Nahrungskraft dem Staͤrkemehle gleich zu kommen und die Verdaulichkeit des Klebers und der Staͤrke zu befoͤrdern. Im Getreidearten. Im natuͤrlichen Zustande sind diese drei Bestandtheile nur miteinander ge- mengt. Durch das Kochen und Brodbacken werden sie inniger mit einander vereinigt und koͤnnen danach nicht mehr getrennt werden. Durch das Kochen entsteht eine kleisterartige Masse, beim Brode aber geht eine Gaͤhrung vor, welche Kohlensaͤure erzeugt und alles verdaulicher macht. d ) Die Huͤlsen , welche aus Faserstoff hauptsaͤchlich bestehen, der von der Verdauung unaufloͤslich scheint. Indessen enthalten sie doch noch etwas aufloͤsliche und gewissermaßen aromatische Materie, und uͤbertreffen in ihrer Nahrhaftigkeit wenigstens das Stroh. e ) Feuchtigkeit , welche auch in dem trockensten Getreide vorhanden ist, das Gewicht der Masse vermehrt, aber doch das specifische Gewicht vermindert. Sie giebt keine Nahrung und bringt keinen Nutzen, befoͤrdert aber im groͤßern Maaße das Verderben des Getreides, weshalb es moͤglichst trocken gehalten werden muß. Die kuͤnstliche und staͤrkere Austrocknung, wie sie in den noͤrd- lichern Ostseeischen Gegenden vermittelst der Darrscheuern gebraͤuchlich ist, be- wirkt, daß sich solches Getreide lange halten kann, insbesondere wenn es in großen Haufen aufgeschuͤttet wird, in welchen es weniger Feuchtigkeit wieder anziehen kann. Das ungedoͤrrte Getreide muß dagegen luftig und in flachen Lagern aufbewahrt und oft umgeruͤhrt werden, damit die Feuchtigkeit, welche es natuͤrlich hat und immer wieder anzieht, verdunsten koͤnne. Es ist nach ver- schiedenen Bemerkungen glaublich, daß durch voͤllige Abschneidung der atmos- phaͤrischen Luft Getreide unverderblich gemacht werden koͤnne, jedoch muß es vorher ohne Zweifel sehr ausgetrocknet seyn. Diese Bestandtheile sind nicht nur in den verschiedenen Getreidearten, sondern auch in derselben Art quantitativisch verschieden. Jahres-Witterung, Boden und Duͤngungsart, Reifegrad, Ernte, bewirken diesen Unterschied. Das auf nassem Boden und bei nasser Witterung gewachsene Getreide hat eine staͤrkere Huͤlfe, und dem zufolge in gleichem Volumen ein geringeres Gewicht. Aber auch die uͤbrigen Bestandtheile koͤnnen, wie schon beim Kle- ber bemerkt worden, verschieden seyn. Daher die Erfahrung, daß in einem Jahre das Getreide besser naͤhre wie im andern. Vierter Theil. D Getreidearten. §. 17. Gewicht. Die Nahrhaftigkeit des Getreides stimmt zwar nicht voͤllig, aber doch ziemlich mit seinem Gewichte uͤberein und weit mehr als mit seinem Volu- men, weswegen es viel richtiger waͤre, es nach seinem Gewichte als nach sei- nem Maaße zu kaufen, zu schaͤtzen und anzuwenden. Bei der Branntwein- brennerei hat man dies endlich begriffen, und verstaͤndige Brenner meischen nur nach dem Gewichte ein. Da man gewoͤhnlich nur Maaße und keine Waagen zur Hand hat, so sind die kleinen Probe-Waagen, die man in Berlin sehr genau verfertigt haben kann, sehr bequem. Das Gewicht der Getreidearten schwankt per Berliner Scheffel: beim Weizen zwischen . . . 84 und 96 Pfd. beim Rocken zwischen . . . 76 - 86 - bei der zweizeiligen Gerste zwischen . 65 - 84 - bei der kleinen Gerste zwischen . . 55 - 70 - bei der Himmelsgerste zwischen . . 74 - 86 - beim Hafer zwischen . . . 42 - 56 - §. 18. Ertrag. Der Ertrag der Getreidearten richtet sich bei gleich fruchtbarer Jahres- witterung nach der im Boden befindlichen Kraft; und nach Verhaͤltniß ihrer Masse und ihrer nahrungsfaͤhigen Theile, entziehen sie wiederum dem Boden seine Kraft, indem ihr Wachsthum und ihre Koͤrnervermehrung zwar nicht allein, aber doch zu einem großen, noch nicht bestimmbaren Theile, durch die im Boden befindlichen vegetabilischen Nahrungsstoffe bewirkt wird. Man hat den Koͤrnerertrag der verschiedenen Getreidearten in ganzen Pro- vinzen und Laͤndern auszumitteln gesucht, allein die Data woraus man die Durchschnitte gezogen hat sind hoͤchst truͤglich und geben folglich kein glaubwuͤr- diges Resultat, koͤnnen aber noch weniger auf einzelne Faͤlle und besondere Kulturarten ruͤckwaͤrts wieder angewandt werden. Nach den Umstaͤnden sind die Ertraͤge zuweilen in der Wirklichkeit weit unter, zuweilen weit uͤber jene Resultate, selbst im Durchschnitt der Jahre. Getreidearten. Im noͤrdlichen Deutschlande nimmt man gewoͤhnlich bei der Dreifelder Wirthschaft an: vom Weizen . . 7 Scheffel vom Rocken . . 6 - von der Gerste . 6 - vom Hafer . . . 5 - mit Ruͤcksicht naͤmlich auf die Tracht nach der Duͤngung, worin diese Fruͤchte in der Regel gebauet werden. Im Durchschnitt ganzer Laͤnder, wo ein großer Theil des Ackers schlecht bestellet wird, kann man aber so viel nicht annehmen, sondern im Durchschnitt nur 5 Scheffel per Morgen. Schwerz nimmt in Belgien nach seinen Noten — die aber, um solche Resultate zu ziehen, nicht zureichend seyn moͤchten — per Magd. Morgen an: vom Weizen . . . 11,80 Berl. Scheffel vom Rocken . . . 12,98 - - von der Wintergerste 17,95 - - vom Hafer . . . 24,76 - - Belgische Landwirthschaft, Bd. I. S. 316. Er vergleicht damit die Resultate, welche sich aus den Fraktionen der vie- len Youngschen Annotationen auf dessen noͤrdlichen, oͤstlichen und suͤdlichen Reisen durch England ergeben, und berechnet das Medium generale des Ertrags in England — zu den damaligen Zeiten 1760 bis 1770 — auf den Magde- burger Morgen vom Weizen zu . . . 9,39 Berl. Scheffel vom Rocken zu . . . 9,58 - - von der Sommergerste zu 12,60 - - vom Hafer zu . . . . 14,38 - - Er beweiset daraus den Vorzug der Belgischen landuͤblichen Landwirthschaft vor der Englischen. Diesen wird ihm im Concreto niemand absprechen, selbst die Englaͤnder nicht. Wenn er aber den, nur in einigen kleinen Distrikten Englands von Alters her gebraͤuchlichen und erst neuerlich von den verstaͤndigern Landwir- then allgemeiner angenommenen Fruchtwechsel hier mit ins Spiel bringt, und aus jenen Datis beweisen will, daß dieser nicht so gut sey, als ein andrer; so D 2 Getreidearten. ist dies hoͤchst inconsequent und zeigt, daß er Young nicht aufmerksam gelesen und seine Tendenz nicht begriffen habe, welche gerade dahin gehet, zu zeigen, daß die gewoͤhnliche Wirthschaft der durchreiseten Gegenden noch sehr unvollkom- men sey, und durch ein besseres Ackersystem vervollkommnet werden koͤnne und muͤsse. Haͤtte er den Durchschnittsertrag, den Young von den verbesserten Wirth- schaften angiebt, — besonders in seinen spaͤtern Reisen, wo es schon mehrere solcher gab — ausgezogen, so wuͤrde das Resultat nngefaͤhr gewesen seyn: vom Weizen . . 15 Schfl. per Morgen von der Gerste . 18 - - - vom Hafer . . 24 - - - Rocken wird hier nicht gebaut. Ueber die Werthsverhaͤltnisse der Getreidearten und ihre aussaugende Eigen- schaft ist Bd. I. S. 235—249 und Bd. II. in den vorstehenden Bemerkungen ge- redet worden. §. 19. Vegetation des Getreides. In der Vegetationsperiode des Getreides sind folgende Umstaͤnde, Vor- faͤlle und Vorkehrungen zu beachten und anzuwenden. Bei der Winterung haͤlt man es gut, wenn sie nicht schnell hervorsticht, sondern nach Verhaͤltniß der Temperatur lange in der Erde bleibt, weil sich alsdann der untere Theil ihres Keims, die Wurzel, mehr entwickelt und ver- staͤrkt. Ich habe bemerkt, daß die Saat bei guͤnstiger Witterung auf tieferem Boden um drei Tage spaͤter hervorkam, als auf flachem. Wenn ungewoͤhn- liche Duͤrre des Bodens Ursach ist, daß der Saamen lange nicht zum Kei- men koͤmmt, so kann man dies zwar nicht als vortheilhaft annehmen; es ist jedoch auch nicht nachtheilig, als in sofern die Vegetation dadurch zu sehr verspaͤtet wird. Im Herbste 1810 lief der zu Ende Augusts gesaͤete Rocken erst zu Ende des Oktobers, lag 7 bis 8 Wochen in der Erde, und viele ver- zweifelten an seinem Aufkommen. Er lief aber nachher dicht genug und wuͤrde ein gedrungen stehendes Feld gegeben haben, wenn er sich bei minderer Duͤrre des Fruͤhjahrs haͤtte bestauden koͤnnen. Der Sommerung wuͤnscht man dagegen ein schnelles Hervorkommen, da- mit sie vom Unkraute nicht uͤberwachsen werde. Es ist von guter Bedeutung, wenn die Saat gleichzeitig und gleichartig hervorsticht. Kommt sie allmaͤhlig und von ungleicher Staͤrke und Farbe her- Getreidearten. vor, so zeigt dies etwas fehlerhaftes an. Uebler ist eine zweilaͤufige Saat bei der Soͤmmerung als bei der Winterung, weil diese sich im Fruͤhjahr eher aus- gleicht, jene aber ungleich bleibt. Der austreibende Keim muß von dunkler Farbe, beim Rocken rothbraun, beim Weizen braͤunlich, bei der Soͤmmerung dunkelgruͤn, nicht gelblich seyn; letz- teres zeigt eine kraͤnkliche Saat an, die sich selten wieder erhohlt. Die dunkle Farbe der Saat muß sich lange erhalten. Die sich entwickelnden ersten Blaͤtter muͤssen kurz, mastig, ziemlich stumpf an der Spitze, steif und elastisch seyn, und sich kraͤuselnd winden. Nach Entwickelung der ersten Blaͤtter bildet der Stamm uͤber der Wurzel einen Knoten; dieser birstet auf, und es treiben nach allen Seiten Nebensprossen aus. Je mehr dieses geschiehet um desto staͤrkere Frucht kann man erwarten. Diese Sprossen muͤssen nicht schnell in die Hoͤhe treiben, noch weniger ihre Blaͤtter schlaff herabhaͤngen lassen, sondern sich steif und elastisch uͤber der Erde ausbreiten, und, wie man es nennt, den Boden belegen. Ein schnelles und star- kes in die-Hoͤhe-Treiben der Winterung mit hellgruͤner Farbe habe ich mehrere- male als die Folge einer kurz vor der Saat untergebrachten, noch im Gaͤhrungs- zustande befindlichen Duͤngung, bei feuchtem und warmen Herbstwetter gesehen; eine Ueppigkeit, welche die nachtheiligsten Folgen hatte, und im Fruͤhjahr ein fast gaͤnzlich ausgewintertes Feld hinterließ. Solche Pflanzen scheinen mit Wasser- stoff unverhaͤltnißmaͤßig gegen den Kohlenstoff uͤbersaͤttigt zu seyn. Ein starkes Belegen der Saat auf jene Weise, vor Winter, scheint mir aber nie nachtheilig werden zu koͤnnen, und wenn dann auch ihre Blaͤtter im Winter abfaulen, so bleibt doch der Stamm mit der Anlage der Nebensprossen gesund, und treibt im Fruͤhjahr schnell wieder aus. §. 20. Die Saat kommt in verschiedenem Zustande in den Winter, zuweilen un- Durchwinte- rung. gekeimt, zuweilen eben hervorstechend, in regulairen Wirthschaften wohl immer mehr oder minder bestaudet. Waͤhrend des eigentlichen Winterfrostes habe ich sie in keinem Zustande erfrieren sehen. In dem heftigsten aller Blach- (schnee- losen) Froͤste 180⅔ that es keine, die ich beobachten konnte; aber weißen Weizen hatte ich nicht Gelegenheit zu sehen. Alle Saat hatte zwar im Fruͤhjahr ein Getreidearten. kuͤmmerliches Ansehen, die bestaudete hatte alle ihre Blaͤtter verloren, die an- fangs weiß, nachher halb verfault auf dem Acker lagen; von den juͤngern sahe man gar nichts. Auch dauerte es mit dem Rocken bis zu Ende Aprils, mit dem Weizen bis zu Ende Mays, ehe er frische gruͤne Triebe zeigte. Denn der Frost war uͤber 3 Fuß tief in die Erde gedrungen, und zog allen Waͤrmestoff an, den die Atmosphaͤre absetzte. Dann aber trieben die Pflanzen schnell und kraͤftig wieder aus. Nur wo der Boden Risse bekommen hatte, in welchen man das Bein zu brechen Gefahr lief, gab es Fehlstellen, die sich aber doch ziemlich wieder ausglichen; und dann war der Rocken auf Sandruͤcken weg, wo er sich nicht vor Winter bestaudet hatte, der strenge Ostwind mit dem Sande spielte, und die Wurzeln voͤllig entbloͤßte. Unter einer Schneedecke haͤlt sich die Saat freylich immer besser, besonders wenn die Oberflaͤche bevor der Schnee faͤllt, etwas erstarrt ist. Sie waͤchst dann darunter fort, und die kurz zuvor eingebrachte kommt darunter heraus. Der Winterfrost mag so strenge und so anhaltend seyn, wie er wolle, so leidet die bedeckte Saat nicht dabei, und die strengsten Winter haben fast immer die staͤrk- sten Winterungsernten zur Folge gehabt. Gelinde und sehr wechselnde Winter sind ihr auf feuchtem Boden gefaͤhrlicher; aber diese Gefahr wird durch gute Abwaͤsserung auch gehoben. Jeboch kann sie es durchaus nicht ertragen, daß der Schnee zusammen gepreßt werde, und wo auf hohem Schnee ein Fahrweg oder Fußsteig daruͤber gemacht worden, gehet sie groͤßtentheils weg. §. 21. Austritt aus dem Winter. Weit gefaͤhrlicher, und die gefaͤhrlichste unter allen, ist die Periode des Aufgehens des Schnees und Frostes fuͤr die Saat. Sie kann ersaͤuft werden, wenn der Schnee schnell mit Regen aufgehet, das Wasser in Kesseln gar keinen Abzug hat oder die Graben von gefrornem Schnee so voll sind, daß man sie nicht zum Zuge bringen kann. Hier rettet oft die groͤßte Thaͤtigkeit des Land- wirths nur, wenn er mit allen Kraͤften den Abzug herzustellen sucht; zuweilen aber ist es unmoͤglich. Auf durchlassendem Boden kann man zuweilen hoffen, daß das Wasser einziehen werde, bevor die Pflanze erstickt wird; aber nicht wenn der Frost tief in den Untergrund eingedrungen ist. Getreidearten. Aber noch gefaͤhrlicher wird die Aufdauungsperiode der Saat, wenn es langsam und wechselnd damit geht; beim Sonnenschein am Tage und Frost in der Nacht, und um so mehr, wenn dazwischen noch Schnee faͤllt, der bald von der Sonne weggeschmolzen wird. Die oberste aufgedauete Erdlage wird vom Wasser uͤberfuͤllt, welches des Frostes wegen nicht tiefer einziehen kann; es ge- friert des Nachts, hebt die Erdrinde in die Hoͤhe und mit derselben die Pflanze. Bei Tage dauet es wieder auf, die Erde senkt sich wieder, aber die leichtere Pflanze bleibt hervorstehend. In den folgenden Naͤchten und Tagen geschiehet das wieder und die Pflanze ist nun mit ihren Wurzeln ganz herausgehoben, und diese sind auch wohl abgerissen, wenn der tiefere Frost ihre Spitzen fest hielt. Einer solchen Witterung kann auch die kraͤftigste Saat nicht widerstehen, jedoch eine stark bestaudete besser als eine schwache. Die Gefahr ist um so groͤßer je poroͤser der Boden ist. Eine solche Thauzeit hatten wir im Maͤrz 1804, und das war die einzige Ursach des Miswachses und des Kornmangels in diesem sonst der Vegetation guͤnstigen Jahre. §. 22. Man wird im Fruͤhjahre, wenn die Saat sich nicht deutlich oder zu duͤnne Zweifelhafter Zustand im Fruͤhjahre. zeigt, leicht zu sehr besorgt, daß sie ganz oder doch zu viel ausgewintert sey, nm ein eintraͤgliches Fruchtfeld zu geben und entschließt sich dann uͤbereilt zum Umpfluͤgen. In keinem Jahre sind die Landwirthe, meines Gedenkens, so be- sorgt und so unentschlossen gewesen, was sie dabei thun sollten, als 1803. Es fand sich aber nachher, daß die meisten, die umpfluͤgten und Gerste einsaͤeten, es nachher bereneten , indem die stehend gebliebene Winterung noch immer einen staͤr- kern Ertrag gab, als die an ihre Stelle getretene Gerste, von welcher man unter die- sen Umstaͤnden selten einen erheblichen Ertrag hatte; wogegen Hafer besser gerieth. Den Hafer hat man zuweilen uͤber ein ausgewintert scheinendes Weizenfeld gesaͤet und scharf eingeegget; den Weizen und Hafer zusammen geerntet, eine gute Ernte im Ganzen gemacht, von jenem aber doch mehr als von diesem gewonnen. Es sind deshalb die Erfahrungen Mecklenburgischer Landwirthe, welche in dem zweiten Theile der Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesell- schaft aufbewahrt sind, sehr merkwuͤrdig. (Vergl. Annalen des Ackerbaues, Bd. V. S. 191.) Getreidearten. Man hat auch daselbst das kraͤftige Aufeggen der Saat nach Abtrocknung des Bodens im Fruͤhjahr sehr wirksam befunden; unerachtet die Leute besorgten, daß dadurch der Rest der schwachen Pflanzen nun voͤllig zerstoͤrt werden wuͤrde. Dies ist ohne Zweifel die hoͤchste Wohlthat, welche man jeder Winterung an- gedeihen lassen kann. Es muß aber so kraͤftig geschehen, daß der ganze Acker mit einer frischen Krume bedeckt werde und also mit eisernen Eggen. Es ist in jedem Falle anwendbar, außer in dem oben erwaͤhnten, wo die Pflanzen aus der Erde herausgehoben werden, in welchem vielmehr das Walzen anzuwenden ist. Ein trockner und milder Maͤrz — Maͤrzstaub — ist den Wintersaaten und der Vorbereitung zu den Sommersaaten uͤberaus guͤnstig. §. 23. Austrieb der Saat im Fruͤhjahre. Auch im Fruͤhjahre muß eine gute Saat mehr in Nebenschuͤsse als in die Hoͤhe treiben, sich auf dem Boden verbreiten und erstarken. Hierzu traͤgt zwar die Natur einer gesunden starken Saat, welche schon im Herbst sich zu Bestau- den angefangen hatte, vieles bei; aber die Witterung muß guͤnstig, die Waͤrme im April und im Anfange des Mais sehr gemaͤßigt seyn, und Regen nicht feh- len, wenn es aufs vollkommenste geschehen und der Grund zu dichtem und stark- halmigen Getreide gelegt werden soll. Durch die gehoͤrig und zu rechter Zeit angewandte Operation des Eggens wird es sehr befoͤrdert, indem die frische Krume, in welche die jungen Wurzeln einschlagen koͤnnen und die leichte Verwundung der Pflanzen die jungen Austriebe der Nebensprossen hervorlocken. Treiben dage- gen die Pflanzen jetzt mit einem oder wenigen Halmen schnell und wie man es nennt, spitz in die Hoͤhe, wie dies bei schnell eintretender hoher Temperatur und Mangel an Regen zu geschehen pflegt, so wird die Saat nie dicht, und wenn nun auch in der Folge Nebenhalme, sogenannte Maipflanzen, nachkommen, so werden doch diese, wenn sie einmal gegen die Haupthalme zuruͤckgeblieben sind, nie bedeutende Aehren tragen. Nicht der dichte Stand der Pflanzen, sondern dieses Verbreiten und gleichmaͤßige Aufschießen der Sprossen, entscheidet uͤber die Staͤrke, welche das Getreide erlangen wird, und hier aͤndert sich der Anschein oft ploͤtzlich. Ein dicht mit Pflanzen besetzter zu Anfange des Mais hervorschei- nender Acker, geht oft, gerade des dichten Standes wegen, spitz in die Hoͤhe und zeigt im Junius einen schwachen Besatz an Aehren, wogegen ein anderer, dem Getreidearten. dem es am Pflanzenstamme zu fehlen schien, nun einen gedraͤngten Stand der Halme und Aehren darbietet — eine Erfahrung, welche gewiß die meisten Land- wirthe gemacht aber wenige beherzigt haben; indem die meisten nur recht gedraͤngt stehende Pflanzen im Herbste und im ersten Fruͤhjahre wuͤnschen, unbekuͤmmert, ob diese Pflanzen, einzeln betrachtet, die Merkmale von Kraft und Austriebs- Neigung haben. Der entfernte Anblick eines Saatfeldes truͤgt daher gewaltig, nur die Uebergehung desselben, den Blick auf einzelne Pflanzen gerichtet, kann ein sicheres Urtheil uͤber seine Ergiebigkeit begruͤnden. §. 24. Je langsamer das Aufschießen der Halme und das Hervortreiben der Aehre Schossen des Getreides. geschiehet, desto besser ist es. Eine darin voreilende Saat wird nie die ergiebig- ste werden. Das Austreiben der Aehren muß dann aber gleichmaͤßig uͤber das ganze Feld geschehen; weswegen man einen kuͤhlen und feuchten Mai wohlthaͤtig fuͤr die Saaten haͤlt. In dem Zeitpunkte, wo sich die Aehre zeigt, hat das Getreide die Haͤlfte seiner kuͤnftigen Hoͤhe erreicht; wenigstens habe ich das beim Rocken immer zutreffend gefunden. Es kommt aber eben so sehr auf die Staͤrke der Halme, besonders an dem untern Theile, als auf die Hoͤhe an. Nur unter der Bedingung, daß die Hal- me auch verhaͤltnißmaͤßig stark sind, steht die Laͤnge der Aehre mit der Laͤnge des Strohes im Verhaͤltniß, so daß die Aehre ungefaͤhr so viele Zolle als der ganze Halm Fuße hat. Duͤnne schmaͤchtige Halme erreichen oft eine betraͤcht- liche Groͤße, tragen aber kleine Aehren. Die Knoten des Halmes muͤssen dick und braun, die Blaͤtter mastig, dunkelgruͤn und steif seyn. Beim ferneren Austreiben der Aehren und dem Eintritte der Bluͤthe, muß das Getreide eine ebene Flaͤche mit den Spitzen seiner Aehren bilden. Einzelne hervorragende und andere zuruͤckbleibende Aehren sind von schlechter Vorbedeu- tung fuͤr den Ertrag. §. 25. Die Bluͤtezeit ist eine abermalige kritische Periode fuͤr das Getreide. Bei Bluͤthe des Getreides. anhaltender feuchter Witterung geht die Befruchtung schwer und unvollkommen vor. Darum ist trockene und warme Witterung, nur durch einzelne Gewitter- regen unterbrochen, im Junius erwuͤnscht. Vor allen hat sie Einfluß auf den Vierter Theil. E Getreidearten. Rocken, weswegen ich besonders davon reden werde. Indessen ist es zu bewun- dern, wie sehr kraͤftiges Getreide auch dieser Wiederwaͤrtigkeit gegen schwaͤcheres widerstehe. In und nach der Bluͤtezeit tritt die Gefahr des Lagerns ein. Wenn sich Getreide fruͤher lagert ohne von stuͤrmischen Platzregen oder Schlossen niedergewor- fen zu seyn, so ruͤhrt es von uͤbertriebener Geilheit des Bodens her, die der ver- staͤndige Landwirth vermeidet. Ist es gewaltsam niedergeschlagen, so hat es vor der Bluͤte wenig zu bedeuten; es richtet sich wieder auf, indem es ein Knie macht. §. 26. Das Lagern. Das Lagern, welches von gewoͤhnlichem Regen erfolgt, ist um so schlimmer je fruͤher es geschiehet. Es ist nicht immer der dichte Stand der Halme sondern auch eine Schwaͤche und Kraͤnklichkeit der Pflanze daran Schuld. Denn man findet oft ein schwaͤcher besetztes Feld gelagert, wenn ein dichter besetztes dane- ben aufrecht stehet. Starke Duͤngung mit mangelhafter und flacher Beackerung, sehr dichte Saat giebt am haͤufigsten Lagergetreide; wogegen ein recht gut und tief bearbeiteter Acker und mehr bestaudete, als in der Jugend gedraͤngte Pflan- zen dagegen schuͤtzen. Hier hat der Stamm des Halmes unten mehrere Staͤrke, dort ist er zu schnell in die Hoͤhe getrieben und hat seine Laͤnge und vielleicht die Staͤrke seiner Blaͤtter auf Kosten seiner Staͤrke am Stamme bekommen; alles geile Getreide zeigt ein Ueberverhaͤltniß des Wasserstoffs gegen den Kohlen- stoff und folglich Schwaͤche an. Bei dem vorgesagten ist zwar hauptsaͤchlich Ruͤcksicht auf das Winterge- treide genommen worden, es findet aber ebenfalls in den meisten Punkten seine Anwendung auf das Sommergetreide. Das besondere wird bei jeder Getreide- art bemerkt werden. §. 27. Krankheiten. Unter den verschiedenen Krankheiten, welche das Getreide, so wie manche andere Pflanzen, doch in verschiedener Form, waͤhrend ihrer Vegetation treffen, sind folgende die gewoͤhnlichsten und die merkwuͤrdigsten. Das Verscheinen und Verbleichen der Saat, wo die Pflanzen ploͤtzlich eine weiße oder gelbe Farbe, wie bei ihrer voͤlligen Reifung annehmen, und bald ganz duͤrre werden. Getreidearten. §. 28. Theilweise am Gipfel der Pflanze oder an der Aehre erfolgt dies zuweilen Das Verschei- nen. von spaͤten Nachtfroͤsten und Reifen. Dieser Gefahr sind die dem Nordwinde ausgesetzten Seiten und Anhoͤhen der Felder unterworfen; noch mehr aber feuch- te Gruͤnde und vor allem die mit Holz umgebenen Felder, wo gefrorne Duͤnste sich am staͤrksten niederschlagen und durch ploͤtzliche Erkaͤltung toͤdlich auf die jun- gen Aehren wirken. Ein anderes Verbleichen der ganzen Pflanze oder das eigentliche Verschei- nen erfolgt auf duͤrrem Boden von starker Hitze beim Regenmangel. Es trift nicht immer die sandigsten, sondern mehr solche Felder, die nur sehr flach ge- pfluͤgt sind, aber gar nicht ruhen sondern immerfort beackert werden, und die man dabei stark und mehrentheils frisch, kurz vor der Bestellung duͤngt; am al- lermeisten wenn es mit Pferdemist geschiehet. Ich kenne Feldfluren wo es in jedem trockenen Sommer das Schicksal des Rockens ist, welches die Ackerleute daselbst fuͤr unvermeidlich halten. Ruhe oder Eindreischen des Ackers, tieferes Pfluͤgen und Ueberstreuen der Saat mit Duͤnger wuͤrden aber unfehlbare Mittel dagegen seyn. Vergl. Wilrich uͤber das Verscheinen der Saaten Niedersaͤchs. Annalen Jahrg. IV. St. III. S. 54. §. 29. Es giebt aber ein Verbleichen des Getreides, welches von dem Ver- Das Verblei- chen. scheinen ganz verschieden ist und bei uns nicht haͤufig, nur in gewissen Jahren und mehr auf feuchten als auf trockenen Stellen vorkommt. Die Englaͤnder nennen es the Blight , die Franzosen la Coulure. Es ist eine schnelle Laͤh- mung der Lebensthaͤtigkeit, ein ploͤtzliches Absterben, ein toͤdlicher Schlagfluß der Pflanzen. So wie ich diese Krankheit in dem regnigen aber warmen Sommer 1802 beobachtet habe, entstand sie fleckweise an feuchteren Stellen; heute war eine Stelle von einigen Fußen bleich geworden, morgen 30 bis 40 Quadratru- then umher. Die Pflanze war ganz weiß und voͤllig duͤrre, ließ sich leicht aus der Erde ziehen mit ihren großen Wurzeln, die eben so weiß und duͤrre waren; aber die feinen Haarwurzeln blieben in der Erde. Es zeigte sich in jenem Som- mer das Uebel auf andern Feldmarken noch haͤufiger wie auf der meinigen, und E 2 Getreidearten einige schoben es auf ein gewisses Insekt. Ich habe aber durchaus kein Insekt oder Beschaͤdigung an den Pflanzen gefunden, woraus ich das schnelle Absterben haͤtte erklaͤren koͤnnen. Ein elektrischer Zustand der Luft oder ein schnelles Wech- seln der positiven und negativen Elektricitaͤt zwischen den Luftstroͤmen und der Erde, den manche Anzeigen verriethen, unerachtet kein ausbrechendes Gewitter nahe war, schien mir die Ursach zu seyn. Dem Wetterleuchten hat man laͤngst eine nachtheilige Wirkung auf alle Saaten, besonders in der Bluͤtezeit beigemessen. §. 30. Das Befallen. Der Honigthau , das Befallen , die Lohe , der Rost , scheinen mir nahe verwandte Krankheiten oder doch wenigstens eines Ursprungs zu seyn: Landwirthe verstehen unter dem Befallen und Lohe, den Honigthau und den Rost und auch mir scheint letzterer immer eine Folge des erstern zu seyn. Der Honig- thau ist eine klebrige, suͤße, dem Honig sehr aͤhnliche, und folglich auch den Bie- nen sehr angenehme Feuchtigkeit, die aus den Pflanzen ausschwitzt. Denn daß sie vom Himmel herabfalle, wird jetzt wohl niemand mehr glauben, da sie ein Gewaͤchs ganz uͤberzieht und ein dicht daneben stehendes voͤllig frei davon ist. Indessen liegt die veranlassende Ursach ohne Zweifel in der Atmosphaͤre, und das Uebel entsteht, wenn in der Mitte des Sommers und bei dem vollsaftigen Zu- stande der Pflanzen, in und nach der Bluͤthe, schneller Wechsel der Luft vor- gehet, auf Waͤrme ploͤtzlich Kaͤlte folgt, und ist eine Erkaͤltungskrankheit der Pflanzen. Auf einigen Pflanzen z. B. auf den Bohnen erzeugen sich dann so- gleich eine Menge von Insekten, Aphiden, die wohl unbezweifelt die Folge, aber nicht die Ursach der Krankheit sind. Bei dem Getreide bemerkt man nur ein kleines rothes Insekt aber nicht haͤufig. An der ganzen Pflanze aͤußert sich aber eine Entkraͤftung, ihre Vegetation und fernere Ausbildung stockt. Erfolgt bald eine guͤnstigere Witterung und besonders ein wohlthaͤtiger Regen, so erholt sich die Pflanze manchmal wieder. Jedoch bekoͤmmt sie gewoͤhnlich gelbe Flecke an den Stengeln und Blaͤttern, die immer brauner werden, dann platzen und einen braunen Staub von sich geben. Dies nennt man eigentlich den Rost , und ich habe ihn fast immer als Folge des Honigthaues gefunden. Die Botaniker haben ihn laͤngst fuͤr kleine Blattschwaͤmme gehalten, und der Praͤsident der engl. Aka- demie der Wissenschaften, Joseph Banks , hat dieses Uebel, welches oft, be- Getreidearten. sonders in dem Jahre 1804, so große Verwuͤstungen in England anrichtete, in Ansehung seiner Gestalt neuerlich genau beschrieben, und unter starker Vergroͤ- ßerung genau abbilden lassen, in welcher man freilich die Form der Schwaͤmme erkennt. (Die Abhandlung steht uͤbersetzt in No. 1. der Landwirthschaftlichen Zeitung vom Jahre 1806.) Die Botaniker halten es fuͤr ein jeder Pflanzenart eigenes parasitisches Gewaͤchs, Aecidium genannt. Mir ist es bis jetzt noch wahrscheinlicher daß es eine Hautkrankheit sey, die bei den Pflanzen, wie bei den Thieren, ihre determinirte Form haben. Nimmt die Krankheit uͤberhand, so zehrt die Pflanze ab, und setzt keine oder sehr zusammengeschrumpfte Koͤrner an. Die große Hoffnung welche man auf eine Frucht setzte, geht ploͤtzlich verloren. Die Krankheit ist in gewissen Klimaten und Gegenden haͤufiger, besonders in solchen, wo es viele Nebel giebt. Gewisse Feldmarken, die an Mooren an- grenzen, werden davon fast alljaͤhrig heimgesucht. Aber sonderbar ist es, daß der Berberitzenstrauch dieses Uebel, oder doch ein sehr aͤhnliches, in seiner Nach- barschaft auf einem sehr weitem Umfange erzeugt. Die Thatsache ist nicht zu bezweifeln, denn es stimmen gar zu viele Beobachtungen aus allen Zeiten und von allen Nationen darin uͤberein. Aber wie die Berberitze wirke, ist noch nicht befriedigend erklaͤrt. Mein seliger Freund Einhof hat hier viele Versuche ange- stellt, Getreide mit dem Aecidium zu infiolren, indem er ganz damit bedeckte Zweige der Berberitze, frisch abgeschnitten, uͤber das Getreide schuͤttelte, oder sie dazwischen steckte; aber er hat nie seinen Zweck erreicht. Es ist also nicht die Mittheilung dieses Staubes, sondern das wirkliche Wachsen der Berberitze in der Naͤhe eines Kornfeldes, was die Krankheit hervorbringt. Auch hat man das Uebel nicht bemerkt, wenn junge Berberitzenhecken gepflanzt waren, sondern erst nachdem sie heranwuchsen, und dann vermehrte es sich in seinem Umfange von Jahr zu Jahren, bis man die Berberitzen ausrottete. Nun war es gleich weg. Der Mehlthau, wo die Pflanzen mit einem weißen Anfluge befallen wer- den, aͤußert sich bei dem Getreide nicht, aber desto oͤfter bei den Huͤlsenfruͤch- ten, und scheint eine gleiche Ursach mit dem Honigthau zu haben, wird auch im Namen oft damit verwechselt. Er befaͤllt die ihm ausgesetzten Gewaͤchse aber nicht in ihrer Jugend, sondern im reifern Alter, und dieses, nicht die Jahreszeit, scheint die Pflanze fuͤr die Krankheit empfaͤnglich zu machen. Getreidearten. §. 31. Ganz berichtigt sind die Begriffe von den Krankheiten der Pflanzen noch nicht. Landwirthe hatten nicht den Sinn, Naturforscher nicht die Gelegenheit, keiner die Muße, sie im ganzen Umfange ihrer Erscheinungen zu beobachten. Einer hat den anderm nachgesprochen, haͤufig ist aber durch Verwechselung der Be- griffe und Namen, alles auch mißverstanden. Jetzt besorge ich, daß man auf einen neuen Irrweg verfalle, wenn man zu viele Analogie zwischen den Krank- heiten der Pflanzen und Thiere finden will. Ich enthalte mich also mehr dar- uͤber zu sagen. Von den Krankheiten welche gewisse Koͤrner befallen, werde ich an ihrem Orte reden. So uͤbergehe ich auch die Insekten, welche oft große Verwuͤstungen im Ge- treide und anderen Saaten machten. Mein geliebter Schwiegersohn Crome ist jetzt beschaͤftigt sie genauer zu bestimmen, und die Weise ihres Lebens zu unter- suchen; und wir haben daruͤber im 3ten Theile seines Handbuchs der Naturge- schichte fuͤr Landwirthe etwas volistaͤndigeres zu erwarten, als wir bisher hatten. Die Ernte §. 32. des Getreides und der Kornfruͤchte ist allerdings die wesentlichste Operation des Ackerbaues, und wir betrachten hier summarisch die Hauptmomente, worauf es dabei ankoͤmmt, ohne uns auf das kleinere Detail, welches entweder jedem Leser schon bekannt seyn wird, oder ihm doch hier nicht gelehret werden kann, ein- zulassen. Die Hauptbedingungen eines guten Erntegeschaͤftes sind: daß es geschwind gehe, daß der Ausfall der Koͤrner vermieden werde, daß die Fruͤchte in ihrem gehoͤrigen Reifegrade trocken einkommen. Diese Bedingungen, besonders die erste und die zweite stehen sich in der Praxis leider oft einander entgegen. §. 33. Vorbereitung zur Ernte. Um allen Aufenthalt und Hindernisse in der Ernte zu vermeiden, muß der Landwirth alle Vorkehrungen dazu zeitig genug treffen: Ausbesserung und Aus- luͤftung der Scheuren, Erneuerung der Unterlagen in den Tassen, Instandsetzung Die Ernte. alles Geschirres, wovon mehr als die Nothdurft zu erfordern scheint, vorhanden seyn muß; Einrichtungen im innern Haushalt, damit nichts fehle, und mit Auf- enthalt der Erntearbeiten herbeigeschafft werden muͤsse; vorherige Beseitigung aller anderen unausschieblichen Arbeiten. Die Verfertigung der Strohseile oder anderer Baͤnde aus Schilf oder Wai- den, muß vor der Ernte so geschehen, daß sie in genugsamer Menge vorhanden seyen; denn das Gebinde in eignes Stroh zu binden, wird kein aufmerksamer Landwirth gestatten. §. 34. Die Herbeischaffung der noͤthigen Arbeiter ist die Hauptsorge in den meisten Erntearbeiter groͤßern Wirthschaften, welche keine oder wenige Handfrohnen haben; sie ist um so groͤßer, je weniger regulaire Arbeiter außer der Zeit gebraucht werden. In solchen Faͤllen muß man einen sicher zureichenden Ueberschlag machen, von der Zahl die man gebraucht und sich diese auf jede Weise zu sichern suchen. Das gewoͤhnlichste Mittel ist, den Arbeitern Land zu vermiethen, um es mit gewissen Fruͤchten, Kartoffeln, Lein, Taback u. s. f. zu bestellen, unter der Bedingung, daß sie die Landmiethe in der Ernte nach bedungenen Saͤtzen abarbeiten sollen, widrigenfalls die Fruͤchte verfallen seyen. Es ist, genau berechnet, mehrentheils kostspielig, aber oft das einzig zuverlaͤssige. In Ansehung des Voranschlages der Erntearbeit hat man mancherlei allge- meine Annahmen, die aber nur oͤrtlich zutreffen koͤnnen. So nimmt man an, daß auf 300 Morgen, wovon 2/5 mit Winterung, 3/5 mit Soͤmmerung bestellt sind, 6 Maͤnner und 8 Weiber erforderlich sind. Hierbei nimmt man als Arbeitssaͤtze an, daß ein Mann taͤglich 3 Morgen von staͤrkerem, 3½ Morgen von schwaͤcherem Getreide und 2 Morgen Erbsen maͤhe. Zum Harken und Bin- den werden, nachdem das Getreide stark oder schwach ist, 3 bis 5 Weiber auf 3 Morgen erfordert Ein Gespann von vier Pferden faͤhrt taͤglich 80 Mandeln Winterung und 100 Mandeln Soͤmmerung starken Bundes ein; bei maͤßiger Entfernung des Feldes und mit Wechselwagen. Zum Aufladen und Nachharken werden auf 2 Gespann 1 Mann und 1 Frau erfordert. Zum Abladen und Tas- sen 3 Maͤnner und 3 Frauen. Indessen leiden diese Saͤtze nach der Thaͤtigkeit der Menschen und nach den verschiedenen mehr auf Sorgfalt oder mehr auf Die Ernte. Schnelligkeit berechneten Methoden große Abaͤnderungen, und man kann sie in koncrcten Faͤllen nur nach der Lokalitaͤt bestimmen. Auch kommt es bei der Zahl der Menschen, die man gebraucht, sehr auf die Witterung an, ob sie eine Be- schleunigung der Ernte erfordert, oder sie verzoͤgert. §. 35. Erntemetho- den. Die Methoden der Ernte sind ferner sehr verschieden und dann schwer ab- aͤnderlich, wenn man nicht eben unter fremden, sogenannten Schnitter-Jahnen die Wahl hat, sondern die Ernte mit Einheimischen verrichten muß. Sie sind kei- neswegs gleichguͤltig, und eine hat besonders in diesen, andere in jenen Stuͤcken einen Vorzug. Allein die einzelnen Operationen des Abbringens, Sammlens, Harkens, Bindens, Aufsetzens, Ladens und Tassens, greifen oft so in einander, daß man alles abaͤndern muß, wenn eines abgeaͤndert wird. Wenigstens ist dies wohl zu erwaͤgen, und dann: daß bei diesem Geschaͤfte keine Uebung der Arbeiter in den ihnen ungewohnten, wenn gleich wirklich leichteren Handgriffen statt finden. Ferner: daß man den Frohsinn der Menschen, der ihnen in der Ernte die angestrengteste Arbeit ertraͤglich macht, gewoͤhnlich durch jede Neuerung ersticke und sie verdrossen mache. Sie haben bei ihrer gewohnten Art zu verfah- ren hundert kleine Spaͤße, die sie munter erhalten und die man ihnen nimmt, wenn man etwas anderes, wobei sie freilich in anderen Gegenden eben so lustig sind, aufdringt. Findet man es aber dennoch gerathen, etwas anderes in der Erntemethode einzufuͤhren, so sorge man wenigstens dafuͤr, daß die Vorarbeiter schon darin eingeuͤbt seyen, und daß insbesondere der Arbeitsaufseher die Sache aus dem Grunde und in Ansehung jedes kleinen Handgriffs verstehe. Wir werden uns nicht bei der Beschreibung der verschiedenen Methoden und Handgriffe aufhalten, da diese immer nur sehr unvollkommen gegeben und ver- standen werden koͤnnte; so leicht sie durch eigene Ansicht begriffen und erlernt werden koͤnnen. Ich werde nur der Hauptarten erwaͤhnen. §. 36. Das Abtra- gen. Das Abbringen des Getreides geschiehet mit der Sichel durch das Schnei- den, und mit der Sense durch das Maͤhen oder Hauen. Das erstere hat den Vorzug der schonendern Behandlung wegen des Ausfalls — wenn es anders von geschickten Leuten gehoͤrig verrichtet wird — das zweite den der Schnelligkeit und Arbeits- Die Ernte. Arbeitsersparung. Es hat wohl keinen Zweifel, daß besonders bei starkem, halb- gelagerten und verworrenen Getreide jener diesen uͤberwiege und die Ersparung des Ausfalles die mehreren Kosten reichlich decke, wenn man Schnitter genug hat und das Abbringen so schnell als es noͤthig ist, und als es mit der Sense geschehen koͤnnte, vollfuͤhren kann. Allein wo man, um des Schneidens willen, eine oder andre Getreideart uͤberreif werden lassen muß, da geht dieser Vortheil ganz verloren, und der Ausfall wird oft staͤrker, als bein: Maͤhen, wenn dieses in gerechter Zeit schnell vollfuͤhrt waͤre. Auch kommt allerdings beim Schneiden die zuruͤckbleibende hoͤhere Stoppel und der Verlust an Stroh in Betracht; we- niger jedoch auf starkem und schwerem Boden, wo reichlich Stroh gewonnen wird, und wo die untergepfluͤgte starke Stoppel fuͤr die Lockerung des Bodens nuͤtzlich ist. Das Maͤhen mit der Sense geschiehet auf zweierlei Art: mit der Gestell- sense, womit von der rechten Seite eingehauen und das Getreide zur linken Seite in Schwaden gelegt wird, oder mit der einfachen Sense, wo der Maͤher das Getreide zur linken Hand nimmt und solches beim Abhauen an das stehende Ge- treide anlegt; wo dem Maͤher dann sogleich ein Abnehmer folgt, der es abnimmt und es in Froͤschen zur Seite legt, manchmal auch sogleich bindet. Die zweite Methode findet nur bei staͤrkerem Getreide statt, und hat den Vorzug, daß dem- selben weit weniger Gewalt geschiehet, beim Hauen sowohl, als durch die Erspa- rung des Harkens, und das folglich zum Ausfall geneigtes Korn weit weniger verliert. Die Arbeit ist nur um ein Geringes groͤßer, als bei der ersten Me- thode, weil der Abnehmer das Harken aus den Schwaden groͤßtentheils erspart. Man hat auch zum Abbringen des Getreides Maschinen erfinden wollen, und auch in der That solche zu Stande gebracht, die es bewirkten. Es fand sich aber, daß die Arbeit dadurch so wenig erleichtert, das Getreide aber so sehr beschaͤdigt wurde, daß sie auf keine Weise mit Vortheil angewandt werden konnten. §. 37. Das Sammlen und Binden des Getreides geschiehet gleich hinter der Sense, Das Samm- len und Bin- den. oder nachdem es in Schwaden oder Froͤschen abgetrocknet ist. Jenes findet nur bei wenig krautigem Getreide statt. Man laͤßt es dann in Haufen, auf verschie- dene Weise zusammengesetzt, noch auf dem Felde stehen, und einige machen es sich Vierter Theil. F Die Ernte. zur Regel, wo moͤglich abzuwarten, bis es einen Regen bekommen habe. Dann duͤrfen aber nur kleine Bunde gemacht werden, weil starke nicht leicht wieder austrocknen wuͤrden; dies nimmt mehrere Zeit weg, da die Anzahl der Bunde drei- und vierfach groͤßer ist, hat uͤbrigens unter dieser Bedingung unbezweifelte Vorzuͤge, indem das aufgebundene und aufrechtstehende Getreide von der Feuch- tigkeit weniger leidet, als das liegende. Wo man es, wie um des Zehenten willen zuweilen geschehen muß, lange stehen laͤßt, setzt man eine sogenannte Kappe oder Haube, welche in einer ausgespreitzten Garbe bestehet, uͤber jeden Haufen, welche gegen anhaltenden Regen sichert. Bei der Methode mit den großen Garben muß man dagegen nach dem Binden mit dem Einfahren eilen, und man macht es sich zur Regel, keinen Haufen uͤber Nacht stehen zu lassen. Wenn man sich durch Schriften vom Detail mehrerer Erntemethoden unter- richten will, so findet man sie am vollstaͤndigsten zusammengetragen in Kruͤnitz Encyklopaͤdie, Th. XI. S. 367. Auch hat Gericke das Geschaͤft der Ernte im 3ten Bande seiner Anleitung zur Wirthschaftsfuͤhrung nach der dort uͤblichen Art, nebst allem dahin gehoͤrigen, sehr ausfuͤhrlich behandelt. §. 38. Verfahren bei nasser Witte- rung. Eine nasse und zugleich warme Erntewitterung, wobei das Getreide so leicht auswaͤchst, ist das verdrießlichste was einen Landwirth treffen kann. Um so mehr muß er den Kopf oben zu erhalten suchen, und sich keine Anstrengung und Ko- sten verdrießen lassen. Wer nur Muth und Thaͤtigkeit behaͤlt, dem gluͤckt es endlich doch, sein Getreide ziemlich unbeschaͤdigt unter Dach zu bringen. Ver- drießliche Laune laͤhmt aber alles, und macht die Arbeiter, die sonst an der Ernte lebhaften Antheil nehmen, verdrossen. Manche vorgeschlagene Vorrichtun- gen, Trockengeruͤste, Trockenscheuren und Garbendarren finden nur bei seltenen Lekalitaͤten statt. Wo das Getreide in Schwaden gelegt ist, ist keine andere Huͤlfe als oͤfteres Wenden und Aufstochern dieser Schwaden moͤglich, damit sich die Aehren nur nicht an der Erde fest legen, sondern immer dem Luftzuge ausge- setzt bleiben. Jeder Augenblick, wo eine nur maͤßige Abtrocknung erfolgt ist, muß zum Binden und Einfahren mit aller Kraft ergriffen werden. Zuweilen wird eine mehrmalige Umlegung des Getreides in den Scheuren, indem man es auf die Tennen herabwirft, durchluͤften laͤßt und dann wieder banset, noͤthig. Die Ernte. Wird das Getreide gleich gebunden, so darf man nur in trocknen Stunden maͤ- hen und dann ist die Aufsetzung in kleinen Haufen, und die Bedeckung mit einer ausgespreitzten Garbe allerdings das sicherste, indem man nun das Getreide bis zu besserer Witterung stehen lassen kann, ohne Auswachsen zu besorgen. Ei- nige setzen Haufen, ohne das Getreide zu binden, und legen es nur armvoll bei armvoll an einander, und setzen dann eine ausgespreitzte Garbe daruͤber. Wo man das Bedecken mit Garben wegen Ungeschicklichkeit der Arbeiter nicht bewuͤrken zu koͤnnen glaubt, da muß man sehr schwache Garben von 8 bis 10 Pfund bin- den, und diese aufrecht gegen einander setzen lassen, so daß der Wind durchgehen kann; weil in diesem luftigen Stande das Getreide viel Regen aushalten kann. Einiges hieruͤber Annalen des Ackerbaues. Bd. IV. S. 82. Anzeigen der Leipziger oͤkonomischen Societaͤt, Michaelis-Messe 1785. S. 50. Untruͤgliche Weise bei regnigter Witterung die Feldfruͤchte in Sicherheit zu bringen. Weimar, 1801. §. 39. Bei uns wird das Getreide in der Regel in Scheuren, bis es ausgedroschen Scheuren und Feimen. worden, aufbewahrt, und man errichtet nur Noth-Feimen, wenn es an Scheu- renraum fehlt. Von diesen unsern Noth-Feimen, welche große Unbequemlichkei- ten und Verlust nach sich ziehen, muß man die regelmaͤßig und mit großer Vor- sicht angelegten Feimen der Englaͤnder wohl unterscheiden, welche in meiner engli- schen Landwirthschaft Bd. II. Th. 1. beschrieben worden. In diesen wird in Eng- land in der Regel alles Getreide unbeschaͤdigt und unverdorben aufbewahrt. Ihre Einfuͤhrung wuͤrde jedoch bei uns große Schwierigkeiten machen, und sie findet auch nur bei Schnittergarben statt. Ein, meiner Ansicht nach zweckmaͤßiges, zwi- schen Scheuren und Felmen mitten innen stehendes Gebaͤude hat der Regierungs- rath Triest dargestellt. Anleitung zu einer holzersparenden, raumgewinnenden und wohlfeilen Kon- struktion bei den Scheuren. Berlin, 1808. Mit 4 Kupfertafeln. Ueber die beste Form der Scheuren und besonders ob die in der Mitte oder an den Seiten langlaufenden, oder aber die Quertennen den Vorzug verdienen, sind die Meinungen getheilt. Diese Form der Scheuren modificirt aber schon den Gang des Erntegeschaͤftes, und dieses muß sich, besonders in Ansehung des Ein- F 2 Die Ernte. fahrens, nach felbiger, so wie bei neuer Koustruktion die Form der Tennen nach der uͤblichen Methode, richten. Bei den Langtennen kann mit einer großen Reihe von Wagen in eine Banse eingefahren werden; bei den Quertennen aber hoͤch- stens nur mit drei Wagen. Der Vorzug wird also m. E. bloß durch den einge- fuͤhrten Gebrauch entschieden, und der Vortheil der einen oder der andern ist wenig- stens nicht so groß, daß es sich der Muͤhe lohnte, die Einrichtung der Scheuern und den Gang des Erntegeschaͤftes zugleich darum abzuaͤndern. Die Langtennen findet man mehrentheils, wo eingefahren wird, nachdem alles aufgebunden worden; die Quertennen, wo sogleich eingefahren wird, wenn ein Theil aufgebunden worden. §. 40. Das Tassen. Bei dem Tassen oder Bansen des Getreides kommt es vorzuͤglich darauf an, daß es dicht und vollgelegt werde, nicht bloß zur Ersparung des Raums sondern auch zur besseren Konservation des Getreides. Es ist nichts falscher, als Getreide und Heu mittelst der Durchzuͤge luͤften und von den Duͤnsten befreien zu wollen; denn gerade an solchen Stellen schimmelt es, und erhaͤlt sich dagegen um so bes- ser, je dichter es liegt. §. 41. Das Dreschen. Das Abdreschen des Getreides wird auf mannigfaltige Weise bewirkt. Des Ausreitens mit Pferden, des Ausfahrens mit Wagen, die zehen bis zwanzig-eckige Raͤder haben, oder mit Schlitten, oder mit konischen Dreschwalzen erwaͤhne ich hier nur. Eine sehr vollstaͤndige Beschreibung dieser bei uns ungebraͤuchlichen Methoden findet man in Kruͤnitz Encyclopaͤdie Bd. IX. mit vielen Abbildungen. Aber auch bey dem gewoͤhnlichen Dreschen mit Flegeln giebt es manche Ab- aͤnderungen in der Gestalt dieser Flegel und in der Art sie zu fuͤhren. Es tritt dabei dasselbe ein, was ich bei der Ernte gesagt habe: keines hat so entschiedene Vorzuͤge, daß man den Arbeitern ein anderes aufdringen muͤßte, als wessen sie ge- wohnt sind; zumal wenn sie um eine Quote dreschen. §. 42. Drescherlohn. Das Dreschen geschiehet a ) in kleinen Wirthschaften durch eigenes Gesinde, besonders des Morgens fruͤh und des Abends spaͤt; findet aber in groͤßeren selten und hoͤchstens nur theilweise statt. Die Ernte. b ) Im Tagelohn, wobei jedoch gewoͤhnlich von jeder Getreideart eine An- zahl von Garben festgesetzt ist, die abgedroschen werden muß. Es erfordert vor- zuͤglich eine besondere Aufsicht auf das Reinausdreschen. c ) Fuͤr die Dreschergarbe oder eine Quote von dem abgedroschenrn Getreide. Dies ist in groͤßeren Wirthschaften, wo bestaͤndige Lohnarbeiter gehalten werden das gewoͤhnlichste, und sichert diesen in theuren Jahren allein ihr Auskommen, ohne schnelle Steigerung des Tagelohns. Das hoͤchste was gegeben wird ist der 12te Scheffel, das geringste ist der 18te. §. 43. Die Beachtung des reinen Ausdreschens, dessen Mangelhaftigkeit strenge ver- poͤnet seyn muß, Verhuͤtung der Schmuggeleien, Erhaltung der Ordnung, An- zeichnung der angelegten Gebinde, dann die gehoͤrige Reinigung des Getreides, endlich das Aufmessen und Aufbringen auf den Boden, erfordern die strengste Auf- sicht des Landwirchs oder des hiermit beauftragten Aufsehers. Bergleiche Berliner Beitraͤge zur Landwirthschafts-Wissenschaft Bd. II. S. 192. Germershausens Hausvater Bd. II. S. 384. §. 44. Der Dreschmaschinen hat man viele erfunden und mehrere mit Nutzen aus- Dreschmaschi- nen. gefuͤhrt. Alle aͤlteren findet man am vollstaͤndigsten beschrieben und abgebildet in Kruͤnitz Encyclopaͤdie Bd. IX. Die Peßlersche erregte neuerlich die groͤßte Auf- merksamkeit Vergleiche Peßlers vollstaͤndige Beschreibung und Abbildung einer neuen Dreschmaschine. Braunschweig 1797. ward von dem wuͤrdigen Professor Karsten ausgefuͤhrt und verbessert. Die Peßlersche Dreschmaschine nach Theorie und Erfahrung beurtheilt von F. C. L. Karsten. Celle 1799. Man hat sie wohl anwendbar, aber wenig genuͤgend befunden. Allein die in Schottland erfundene immer mehr verbesserte und verschieden modificirte Dreschmaschine, welche mit cannelirten Walzen das Getreide ergreift, das Korn durch eine umlaufende mit Schlaͤgern besetzte Welle, gegen einen diese Welle auf ⅔ umfassenden Schirm oder Trommel auspreßt, dann das schwere und leichte Korn, die Spreu und das Stroh sondert, hat allgemeinen Beifall gefun- Die Ernte. den. Man hat sie von sehr verschiedener Staͤrke, und zum Triebe mit Wasser, mit Wind, mit 6, 4 und 2 Pferden eingerichtet. Ihr Mechanismus ist compli- zirt aber dauerhaft. Deshalb ist sie kostbar jedoch zu sehr billigen Preisen zu Friedrichswerk auf Seeland ausgeboten; naͤmlich die groͤßte und complizirteste Art zu 6 Pferden fuͤr 510 Rthlr., die kleinste zu 2 Pferden fuͤr 180 Rthlr. Sie drischt sehr rein und nach Verhaͤltniß ihrer verschiedenen Staͤrke sehr schnell aus. Das einzige was man ihr vorwirft, ist, daß sie das Stroh zerknickt, wodurch es aber zur Fuͤtterung und Einstreuung eher verbessert als verschlechtert und nur zu anderm Gebrauch untauglich wird. Bei der Organisation unserer Wirthschaften, wo das Dreschen ein nothwendiger Wintererwerb unserer Arbeiter bleiben muß, koͤnnen Dreschmuͤhlen freilich nur zum Abdreschen eines Theils gebraucht, aber zur Foͤrderung der Arbeit in gewissen Zeiten doch hoͤchst nutzbar werden. §. 45. Aufbewah- rang des Korns. Die Aufbewahrung des Korns geschiehet bei uns auf Boͤden, die mehrentheils uͤber Wohngebaͤude, am besten uͤber offene Schuppen angelegt sind. In sehr großen Wirthschaften hat man besondere Magazingebaͤude. Ueber ihre Einrichtung siehe: Die beste Art Kornmagazine und Fruchtboden anzulegen ꝛc. eine Preisschrift (von Dillinger). Hannover 1768. Cancrin vom Bau der vortheilhaftesten den Wurmfraß nicht ausgesetzten Fruchtmagazine. Frankfurt am Main 1792. Meinerts landwirthschaftliche Bauwissenschaft Th. I. Gilly Handbuch der Landbaukunst Th. III. Abth. I. Herausgegeben von Friderici 1811. S. 202. Zur langen Aufbewahrung großer Getreidevorraͤthe schicken sich die in Rußland und Schweden aufgefuͤhrten massiven Gebaͤude am besten, in welchen die Kornbehaͤlter, wie Schornsteine, von oben bis unten hinab gehen und ganz voll geschuͤttet, dann oben gegen den Zutritt der Luft fest verschlossen werden. Man leeret sie unten und dann einen solchen Behaͤlter auf einmal aus: das Korn muß aber, wo nicht ge- doͤrret, doch sehr ausgetrocknet seyn, bevor es aufgeschuͤttet wird. Entwurf eines Kornmagazins, welches gegen Ungeziefer und Feuersgefahr voͤllig gesichert ist, von Engelmann, in den Abhandlungen der oͤkonomischen Gesell- schaft zu Petersburg Bd. I. Die Ernte. Norbergs Beschreibung eines Kornmagazins, in den neuen Abhandlungen der Schwedischen Akademie der Wissenschaften Bd. X. In der Ukraine wird das Getreide noch, wie vormals in Deutschland, haͤufig in Gruben aufbewahrt. Schrebers Sammlung von Schriften zur Kameralwissenschaft Bd. X. §. 46. Das ausgedroschene Getreide muß auf dem Boden anfangs nur sehr duͤnne, Behandlung auf dem Bo- den. 6 Zoll hoch aufgeschuͤttet werden, kann nachher aber bis zu 1½ Fuß hoch allmaͤhlig zusammengebracht werden. Das Umstechen oder Umschippen ist um so haͤufiger noͤthig, je frischer das Ge- treide und je feuchter die Luft ist: woͤchentlich zweimal, nachher einmal, und wenn es im Sommer voͤllig ausgetrocknet ist, monatlich nur einmal. §. 47. Gegen die verschiedenen Arten von Insekten, welche sehr großen Schaden auf Vertilgung der Insekten. Kornboͤden, wo sie sich einmal eingenistet haben, anrichten, muß man sehr auf sei- ner Huth seyn; deshalb nie fremdes Getreide, von welchem man nicht ganz sicher ist, auf den eigentlichen Vorrathsboden nehmen; die Waͤnde des Bodens dicht und getuͤncht erhalten, Luftzug und fleißiges Umstechen besorgen. Zeigen sich die Insekten so ist ein moͤglichst starker Luftzug zuweilen hinlaͤng- lich sie zu vertreiben. Haben sie uͤberhand genommen, so ist kein anderes Mittel als das befallene Getreide baldmoͤglichst zu verkaufen und vorerst kein Getreide auf diesen Boden zu bringen. Der Boden muß dann auf alle Weise gereinigt werden, und man kann mancherlei den Insekten widrige und toͤdliche Dinge an- bringen. Dahin gehoͤrt das Aufbringen der Tabacksblaͤtter auf selchen Boden, das Waschen mit einer Abkochung von Erlen- und Nußblaͤttern oder von der gruͤnen Schaale der welschen Nuͤsse, das Bestreichen aller Ritzen mit Terpentin oder Theer. Das wirksamste scheint mir aber ein starkes und wiederholtes Aus- raͤuchern mit Schwefel, welches bei gehoͤriger Vorsicht ohne alle Feuersgefahr geschehen kann; wobei alle Oeffnungen wohl verschlossen werden muͤssen. §. 48. Ratzen und Maͤuse richten ebenfalls große Verwuͤstungen des Korns an Der Ratzen und Maͤuse. und verunreinigen solches. Katzen, Igel, Eulen, vermindern sie, koͤnnen sie aber Die Ernte. oft nicht bezwingen und verunreinigen das Getreide selbst. Das Giftlegen haͤlt man mit Recht fuͤr gefaͤhrlich; es giebt aber ein Mittel es gefahrlos zu ma- chen. Man muß nur erst einen Koͤder ausfindig machen, zu welchem diese Thiere eine große Neigung bekommen, wenn man ihnen solchen an einem gewis- sen Orte, wohin sie vom Kornboden ab kommen koͤnnen, taͤglich hinsetzt. Wenn man sieht daß sie mit Begierde darauf fallen und von dem Abends hingesetzten am fol- genden Morgen nichts uͤbrig ist, so thut man dann Ratzengift, weissen Arsenick, dazu, und man wird in einer Nacht alle Ratzen verschwunden sehen. Hierbei ist nicht die Gefahr, wie bei dem Umherlegen des Giftes. Die Thiere die hiervon eine betraͤchtliche Portion verschlungen haben, gehen nicht aufs Korn, verkriechen sich in Winkel oder eilen aufs Dach und sind in kurzer Zeit tod. Auf allen Fall kann man die Getreidelager eben harken, um es so leichter zu entdecken, wenn ein Thier sie verunreinigt haͤtte. Das uͤbrige Gift muß man nun sogleich mit Vorsicht wegschaffen; denn zu diesem Gift gehet gewiß keine Ratze wieder, wenn auch welche geblieben waͤren. Wir gehen zu den einzelnen Fruͤchten, zuerst zu den Getreidearten uͤber. Wenn ich mich uͤber einige der vorstehenden Materien kurz gefaßt habe, so geschahe es 1) weil sie in vielen landwirthschaftlichen Lehrbuͤchern sehr weitlaͤuf- tig behandelt sind; 2) weil ich sie noch weitlaͤuftiger haͤtte behandeln muͤssen, wenn ich alles sagen wollte, was daruͤber zu sagen ist; 3) weil ich eine so weit- laͤuftige Behandlung fuͤr so ermuͤdend als unnuͤtz hielt, indem man gewisse Dinge aus 100 Quartseiten nicht kennen lernt, die man beim ersten Anblicke voͤllig begreift. So habe ich bei der Ernte nur an gewissen Hauptpunkte erinnern, bei einigen andern meine Ansicht mittheilen aber keinesweges die Materie er- schoͤpfen wollen. Der Der Weizen. Der Weizen . §. 49. A us dem botanischen Geschlechte des Triticum kommen vier bestimmte unveraͤn- Arten des Weizens. derliche Arten als angebauete Cerealien in Betracht, naͤmlich: Triticum hybernum und aestivum als eine Art, — spelta, Spelz, — monococcon, Einkorn, — polonicum . Die unzaͤhligen Varietaͤten, die man besonders von der ersten Art oder dem eigentlichen Weizen hat, sind blos Ab- oder Spielarten die sich veraͤndern und durch Einwirkung aͤußerer Umstaͤnde in einander uͤbergehen. Dies ist gegen die gewoͤhn- liche Meinung, selbst der Botaniker — die uͤberhaupt in der Unterscheidung der Arten und Abarten ( species und varietas ) bei den unter der Einwirkung der Kunst stehenden landwirthschaftlichen Pflanzen noch nicht aufs Reine gekommen sind — auch bei dem Sommer - und Winterweizen der Fall. Wenn gleich beide, besonders einige Abarten, ihrer Natur nach sehr verschieden zu seyn scheinen, so kann man doch willkuͤhrlich den einen in den andern umwandeln. Indem man den entschiedensten Winterweizen spaͤt im Winter im Februar oder Anfangs Maͤrz saͤet, wird er mit einem Theile seiner Sprossen aufschießen und reifen Saamen in dem- selben Jahre machen; aber freilich nur einen schwachen Ertrag geben. Saͤet man den hiervon genommenen Saamen im naͤchsten Fruͤhjahre, so wird er schon mehr die Natur des Sommerweizens angenommen haben, mehr in Aehren gehen und reifen und im folgenden Jahre wird er vollkommner Sommerweizen seyn. Dage- gen saͤe man entschiedenen Sommerweizen zu Ende Oktobers: kommt ein harter Winter ohne genugsame Schneedecke, so wird er freilich saͤmmtlich erfrieren; bei guͤnstiger Witterung aber ziemlich durchkommen, dann fruͤher wie der Winterweizen in Aehren gehen und reifen. Die hiervon gewonnene Saat wird den Winter schon Vierter Theil. G Der Weizen. besser aushalten und mehr die Natur des Winterweizens, sich laͤnger an der Erde zu halten und sich staͤrker zu bestauden, angenommen haben, und im darauf fol- genden Jahre wird er ganz Winterweizen seyn und spaͤter, z. B. zu Ende des Mays gesaͤet, in demselben Jahre uͤberall nicht in Aehren gehen. Denn der entschiedene Winterweizen kann so fruͤh gesaͤet werden, ohne empor zu schießen, was der ent- schiedene Sommerweizen noch thut, wenn man ihn auch zu Johannis saͤete. So kann ich auch den sogenannten Wunder- oder vielaͤhrigen Weizen ( Tri- ticum compositum ) nicht fuͤr eine constante Art ( species ) erkennen, da er diese geilen Austriebe auf aͤrmerem Boden bald verliert und nach mehreren Reproductio- nen keine Spur davon zeigt; wogegen seine Koͤrner wieder groͤßer werden. Was man englischen Weizen (die Botaniker Triticum turgidum ) nennt, ist vielleicht eine bestehende Art. Die Aehre und die Spelzen unterscheiden sich durch ihren Bau und das Korn durch einen breitern Ruͤcken und nach Cromens Wahrnehmung durch die Abwesenheit des Haarbuͤschels an dem dicken Ende, den andere Weizenkoͤrner haben. Er hat zuweilen Grannen, zuweilen keine. Ob die Englaͤnder ihn uͤberhaupt kennen, weiß ich nicht; weil bei ihren unzaͤhligen Abar- ten eine große Verwirrung herrscht. Aber gewiß ist er keine ihrer gewoͤhnlichen Arten und hat also jenen teutschen Namen sehr unrichtig. Von den drei entschiedenen Arten, Spelz, Einkorn und polnischen Weizen werden wir unten besonders reden. §. 67. u. f. Ab- oder Spielarten . Die Abarten des eigentlichen Weizens sind unzaͤhlig, besonders in solchen Gegenden, wo man auf den Weizenbau, wie in England, die hoͤchste Aufmerk- samkeit wendet. Ich habe bei den Englaͤndern uͤber hundert verschiedene Weizen- Namen gezaͤhlt; man versieht aber selten, von welcher sie eigentlich reden und ei- ner versteht den andern nicht. Die von den Grannen hergenommene Unterscheidung ist, wie Haller schon bemerkt hat, ganz truͤglich, da der Weizen diese auf verschiedenen Bodenarten be- kommt und auf andern verliert. Auch sehen die Englaͤnder gar nicht darauf. Der Weizen. Die Farbe des Korns ist bestaͤndiger und allenthalben unterscheidet man rothen oder braunen, gelben und weißen Weizen. Die Farbe des reifen Strohes ist nicht immer uͤbereinstimmend mit der Farbe des Korns und man hat dunklen Weizen mit weißlichem Stroh und umgekehrt. Der braune Weizen kommt in Gegenden, welche den staͤrksten Weizenboden haben, hauptsaͤchlich vor, und artet sich, nach andern verpflanzt, nicht gut. Ob er die braune roͤthliche Farbe nur vom Boden habe und sie auf anderen allmaͤhlig ver- lieren wuͤrde, ist noch zweifelhaft; wenigstens geschiehet es nicht so bald. Der gewoͤhnlichste ist der gelbe Weizen als Winterung und auch als Soͤm- merung gebauet. Seit einiger Zeit verdraͤngte ihn aber der weiße Weizen bei aufmerksameren Wirthen fast gaͤnzlich, weil dieser im Ertrage nicht geringer war, im Preise aber betraͤchtlich hoͤher stieg, nachdem man ihn kennen gelernt hatte. Er giebt, auch weniger gebeutelt, ein weißeres Mehl; besonders aber ward er seewaͤrts mehr ge- sucht und bezahlt. Er wuͤrde vielleicht allgemein geworden seyn, wenn nicht der Winter 180⅔ gezeigt haͤtte, daß er weichlicher sey. Denn bei dem anhaltenden Blachfroste erfror er in manchen Gegenden, wo sich der gelbe erhielt. Man hat aber zwei weiße Abarten. Bei dem einen ist die Spelze glatt, bei dem andern mit feinen Haͤrchen uͤberzogen, die den Aehren ein sammetartiges An- sehn geben. Die Englaͤnder beachten diesen Unterschied vorzuͤglich, und er ist nach ihnen nicht nur sehr constant, sondern auch oͤkonomisch wichtig. Sie nennen jenen eierschaͤaͤligen ( eg-shell ) diesen Sammetweizen ( velvit ). Den glatt- spelzigen halten sie in feuchteren Gegenden angemessener, in welchen der rauhe die Feuchtigkeit zu sehr anziehe, dem Brande unterworfen sey, und schwerer trockne; den rauhen aber fuͤr hoͤhere, trocknere Gegenden mehr geeignet, wo er die Duͤrre besser aushalte, nicht so schnell trockne, und so leicht zusammenschrumpfe — sehr natuͤrlich, da diese Haͤrchen einsaugende Gefaͤße sind. — Ich habe diesen weißen rauhen Weizen vormals aus England erhalten, bin aber darum gekommen. Ich habe ihn nachmals auch in hiesigen Gegenden ange- troffen, wo man die Saat aus dem Dessauischen erhalten hatte, wohin er wahr- G 2 Der Weizen. scheinlich aus England gekommen war Ich fand ihn in diesem Jahre 1811 in feuchtem Bruchlande ausgesaͤet, wo er zu ein Drittel Staubbrand war. . Er hat keine Grannen. Wenn man einer Art den Namen des englischen Weizens geben will, so gebuͤhrt er dieser eher, als dem Triticum turgidum . Der unter dem Namen Heckweizen ( Hedge wheat ) in England in Ruf, und dann auch zu uns gekommene Weizen ist durchaus keine Abart, sondern ist nur aus einer an einem Schlagbaum (Heck) gefundenen großen Weizenpflanze erzeugt und durch sorgfaͤltige Kultur fortgepflanzt worden, schlaͤgt aber bei der gewoͤhnlichen bald wieder zuruͤck. Der Winterweizen , wovon wir zuerst und hauptsaͤchlich reden, unter- scheidet sich vom Sommerweizen also mehr oͤkonomisch als botanisch. §. 50. Wo Weizen den Vorzug vor dem Rok- ken habe. Da bei der Winterungsaussaat hauptsaͤchlich nur Weizen und Rocken in Be- tracht kommen, so ist die Hauptfrage die, auf welchen Boden der eine oder der andere zu saͤen sey? Sie ist in sofern voͤllig und wohl einstimmig entschieden, daß der mehr thonige Boden dem Weizen, der mehr sandige dem Rocken angemesse- ren sey. Man kann hier die Grenze ungefaͤhr so annehmen, daß der Boden, der uͤber 55 Prozent Sand hat, nicht mehr so geeignet fuͤr Weizen als fuͤr Rocken sey. Indessen kommt es bei solchem Boden auf seine Lage und auf andre ihn feucht erhaltende Umstaͤnde an. Hat er eine feuchte Lage, so kann er bei 60 und 65 Prozent Sand noch sichrer fuͤr Weizen wie fuͤr Rocken seyn, weil jener meh- rere Feuchtigkeit ertraͤgt, und diese durch die Lage herbeigefuͤhrte Feuchtigkeit ihm den Mangel des Thons ersetzt; wogegen sie dem Rocken schon nachtheilig wer- den wuͤrde. Gebunden muß der Boden, der mit Sicherheit und Erfolg Winterweizen tragen soll, jedoch immer seyn. Ein wegen Mangel an Thon loser Boden traͤge auch bei zureichender Feuchtigkeit und großem Reichthum an Humus unsicher Wei- zen, weil er den Wurzeln, insbesondere im Winter, nicht Haltung genug giebt. Je mehr Thon und je weniger Sand also der Boden enthaͤlt, desto mehr ist er fuͤr den Weizen und desto weniger fuͤr den Rocken geeignet. Hat er, bei gerin- Der Weizen. gem Sandantheile, Kalk bis zu 15 Prozent in sich, so gehoͤrt er zu dem vorzuͤg- lichsten Weizenboden; er wird dadurch zerfallend, bleibt aber gebunden und wird gegen alle Entstehung von Saͤuren, die dem Weizen besonders nachtheilig ist, geschuͤtzt. Soll der Acker aber befriedigende Weizenernten geben, so muß er auch Kraft oder Nahrungstheile genug fuͤr diese, viele Nahrung erfordernde Pflanze haben. Der humusreiche, schwarzbraune Thonboden (der Klay) lohnt daher vor allen im Weizenertrage. Der von Natur minder reiche Boden muß durch Duͤngung dazu in Kraft gefetzt werden. Indessen traͤgt doch auch der arme Thonboden bei kaͤrglicher Duͤngung noch immer Weizen mit mehrerem Erfolge wie Rocken, zu- mal bei einer etwas feuchten und kalten Lage; weswegen sich Bergacker mit Wei- zen bestellt, noch immer besser verlohnt als mit Rocken. Der Weizen kann keine freie Saͤure im Boden ertragen, wenigstens wo wir Bodenarten gefunden haben, auf dem Weizen durchaus nicht gerathen wollte, un- geachtet sie sonst nicht unpassend dafuͤr schienen, fanden wir merkliche Saͤure. Solcher Boden wird aber durch Kalk, Mergel, Asche, und durch das Brennen tragbar fuͤr Weizen gemacht, und dann zugleich fuͤr Gerste, Erbsen und Klee. Beim thonigen Boden ist es unter diesen Bedingungen daher wohl ent- schieden, daß er mit Weizen vortheilhafter als mit Rocken benutzt werde. Aber beim Mittelboden, welcher 55 bis 65 Prozent Sand enthaͤlt und keine sehr trockne Lage hat, koͤnnen oft nur Orts- und Zeitverhaͤltnisse die Wahl bestimmen. In Laͤndern, wo der Weizen die allgemeine Nahrung ausmacht und Rocken wenig gesucht wird, bauet man in der Regel Weizen darauf. Bei uns nur, wenn besondere Handelsconjuncturen den Preis des Weizens betraͤchtlich uͤber das natuͤr- liche Verhaͤltniß gegen den des Rockens erheben. Denn obwohl im Durchschnitt in Kraft gesetzter Boden dieser Art eine Weizenernte von hoͤherem Werthe, als die Rockenernte, tragen konnte, so weiß man doch, daß Weizen einen solchen Boden staͤrker angreife und fuͤr die folgenden Fruͤchte mehr erschoͤpfe, uͤberdem aber in sei- nem Stroh weniger Duͤngermaterial reproduzire und folglich die Wirthschaft im Ganzen schwaͤche, insbesondre wenn er wiederholt gebauet wuͤrde. Vorsichtige Wirthe bleiben also lieber beim Rocken, sobald sie davon einen sichern, und dem Maaße nach, groͤßeren Ertrag hoffen duͤrfen. Der Weizen. §. 51. Weizen in der Brache. Am haͤufigsten wird der Weizen in die Brache, und zwar auf allem von Natur schwaͤcheren Boden, in die geduͤngte Brache gesaͤet. Nur bei natuͤrlich sehr starkem Boden thut man dies zuweilen nicht, aus Besorgniß, daß der Wei- zen sich lagern moͤchte. Man nimmt dann am haͤufigsten erst Rapssaat oder eine andre Frucht heraus. Auch nach dieser saͤet man zuweilen nicht Weizen, sondern erst Wintergerste, haͤlt nach selbiger wieder Brache oder bauet eine sogenannte Brachfrucht, und laͤßt nun erst Weizen folgen. Andere, mit dem Bau abwech- selnder Fruͤchte unbekannt und angekettet an das Dreifeldersystem, saͤen in die ge- duͤngte Brache Gerste und danach Weizen. Hier geht dann die Gerste haͤufig zu Lager, aber sie vermeinen der Schaden sey nicht so groß als beim Weizen. Die- ser wird nun freilich nicht zu stark; aber zuweilen auch wohl zu schwach. Die Gerste unmittelbar vor Weizen ist keine gute Vorfrucht, und der Boden muß Kraft im Uebermaaß haben, wenn dieser gedeihen soll; auf schwaͤcheren Boden wird er schlecht. Auf Boden von mittler Kraft wird also in der Regel der Weizen in die geduͤngte Brache gesaͤet. Dies geschiehet in der Koppel- wie in der Dreyfelderwirthschaft, und zwar, sagen jetzt die meisten, sey es am vortheilhaftesten, ihn in die geduͤngte Ruhe- brache zu saͤen. Denn, wenn Ruhe und Duͤnger zusammenkaͤmen, wuͤrke es am meisten. Neu ist die Lehre, daß eine doppelte Kraft staͤrker wie eine einfache sey, nun wohl nicht; aber die aͤlteren Koppelwirthe glaubten besser zu fahren, wenn sie diese Kraͤfte auf mehrere Saaten vertheilten, und einige Ernten aus der Ruhe, einige aus dem Duͤnger naͤhmen. Sie hatten freilich keine so kraͤftige Saaten, als womit nun der eine Schlag pranget, aber auch in feuchteren Jah- ren weniger Lagerkorn, und im Ganzen wenigstens denselben Ertrag. Auch ward auf manchen Guͤtern kein Weizen gebauet, wo es jetzt auf dem geduͤngten Ra- sen geschiehet. Jede Brache wird zum Weizen viermal gepfluͤgt, wenn es zum Rocken nur dreimal geschiehet. Denn obwohl der Weizen ein gebundeneres Land verlangt, so muͤssen doch seine Nahrungstheile wohl aufgeschlossen und seine undurchdringlichen Kloͤße gepulvert seyn. Der Weizen. §. 52. Ferner wird der Weizen am haͤufigsten gebauet nach Winterruͤbsen oder Rapps. Nach anderen Vorfruͤchten. Denn obwohl es keinem Zweifel unterworfen ist, daß dieser viele Nahrungstheile aus dem Boden ziehet, so wird er doch nur in starkes oder kraͤftig, fast doppelt ge- duͤngtes Land gesaͤet und hinterlaͤßt dann dem Weizen noch genug. Zu dieser Frucht war das Land fleissig vorbereitet, sie beschattete es mit ihren dichten Blaͤttern und erhielt es muͤrbe und rein; auch ist nach ihrer Ernte noch Zeit genug zu abermaliger Bearbeitung. Nach einigen behackten Fruͤchten, die besonders starken Duͤnger erhalten, oder in kraͤftiges Land kommen, laͤßt man ebenfalls Weizen folgen, z. B. nach Taback und nach Kopfkohl. Das Land ist muͤrbe und rein genug, um ihn in die erste Furche einzusaͤen, und wenn es sich auch etwas verspaͤtet, so lehrt die Erfahrung doch, daß er hier trefflich gerathe. Nach Kartoffeln aber schlaͤgt er den meisten Beobachtungen zufolge sehr zuruͤck; obgleich einige behaupten, besseren Weizen als Rocken danach gebauet zu haben. Nach Huͤlsenfruͤchten wird der Weizen mehrentheils nicht so stark als nach der reinen Brache. Indessen hat man auch Beispiele, daß dieser Weizen den Brach- weizen uͤbertroffen habe. Wenn naͤmlich die Witterung der Brachbearbeitung nicht guͤnstig war, aber den Wachsthum der Huͤlsenfruͤchte im Kraute sehr befoͤr- derte, so war das Stoppelland zur Aufnahme des Weizens in besserem Stande als das Brachland. Aber immer wird ein schneller Umbruch der Stoppel unmittelbar nach dem Abmaͤhen vorausgesetzt, wenn man guten Weizen nach Huͤlsenfrucht er- warten will. Einige geben der Erbsenstoppel, andere der Bohnenstoppel einen Vorzug fuͤr dem Weizen. Bohnen ziehen wohl mehr Nahrung aus als Erbsen, indem sie auch einen staͤrkeren Ertrag in der Regel geben. Fehlt es dem Boden an Kraft, so wird sie mehr erschoͤpft als es fuͤr den Weizen geschehen sollte; durch Erbsen nicht so sehr. Ist aber Kraft genug fuͤr beide Ernten vorhanden, so scheint die Bohnenstoppel eine treffliche Grundlage fuͤr den Weizen zu seyn. Die uralte Feldbestellung in der Grafschaft Kent , jaͤhrlich abwechselnd mit Bohnen und Weizen, die man auch in mehreren Gegenden Britanniens nachgeahmt hat, bezeugt dies, und ich habe immer nach gedrillten Bohnen ausgezeichneten Weizen gesehen. Der Weizen. Endlich wird der Weizen mit dem groͤßten Erfolge in der Kleestoppel gebauet, und um Weizen auf Boden, der ihm eigentlich nicht angemessen sondern schon zu lose ist, zu erzielen, giebt es keine sichrere Methode, wie die, ihn auf die erste Furche des umgebrochenen Klees zu saͤen. Er uͤbertrifft nicht selten den in reine Brache gesaͤeten und soll dem Brande minder unterworfen seyn. Hierbei ist aber die we- sentliche Bedingung, daß der Klee stark und geschlossen stehe, kein Unkraut habe aufkommen lassen, fruͤh genug zum zweitenmal geschnitten sey, um noch zum drit- tenmal 8—10 Zoll heranzuwachsen, und daß er dann unabgeweidet untergepfluͤgt werde. Jene Forderungen wird der Klee nur auf vorzuͤglichem Boden oder bei einer sorgfaͤltigen Kultur erfuͤllen, und deshalb wird das eine oder das andere vorausgesetzt. Das Umbrechen muß mit Vorsicht geschehen, in schmalen, gut umschlagenden Fur- chen. Am besten geschiehet es durch einen leichten Schnittpflug, dessen Vorrichtung ich Bd. III. S. 41. und in der Beschreibung der Ackerwerkzeuge Heft II. Taf. 8. beschrieben habe. Eine unerlaͤßliche Bedingung ist es, daß diese Furche wenigstens vier Wochen vor der Einsaat gegeben werde, damit der untergepfluͤgte Klee verrotten und der Boden sich sacken koͤnne. Die Saat wird dann durch scharfes Eggen oder besser mit dem Exstirpator untergebracht. Diese einfurchige Bestellung des Weizens in der Kleestoppel findet in der Regel nur bei einjaͤhrig benutztem Klee statt. Wenn indessen der zweijaͤhrige dicht und geschlossen stehet und nicht beweidet, sondern bloß geschnitten worden, der Acker daher rein und muͤrbe ist, so kann es auch ohne Be- denken bei selbigem geschehen; beim Gegentheil muͤssen drei Furchen zum Weizen gegeben werden, und es kann daher vom Klee in diesem Jahre nur ein Schnitt ge- nommen werden. Auch wird alsdann der Weizen auf sandigerem Boden mißlich. Weizen in seine eigene Stoppel zu saͤen, ist nach allgemeiner Erfahrung durch- aus verwerflich und er mißraͤth so sehr, daß man fast nichts schlechteres bauen kann. Zwar bauete Tull und seine Nachfolger jaͤhrlich Weizen auf demselben Acker; aber es kam bei seiner Bauart nur die halbe Ackerkrume zum Tragen und die andere Haͤlfte ward gebraacht. Dasselbe ist beinahe der Fall bei den Belgiern auf ihren hoch- aufgepfluͤgten Beeten; doch kommt auch Weizen nach Weizen bei ihnen hoͤchst sel- ten vor. Einige wollen auch bemerkt haben, daß weißer Weizen nach braunem, oder umgekehrt, besser gerathe, als wenn man dieselbe Art nach einander saͤe. Der Der Weizen. Der Weizen nach Gerste schlaͤgt sehr zuruͤck, und kann nur auf sehr starkem Boden verzeihlich seyn. Nach Hafer geraͤth er, verschiedenen Beobachtungen zufolge, besser. In der Regel kann man es als eine hoͤchst fehlerhafte Wirthschaft anse- hen, wenn Weizen in die Stoppel einer anderen Halmfrucht gesaͤet wird. Weizen nach Lein geraͤth aͤrmlich; besser wird er nach Hanf. Wird Lein in- dessen in kraͤftigen Neubruch auf die erste Furche gesaͤet, so habe ich guten Weizen danach gesehen. §. 53. Die Auswahl der Saat ist bei keinem Getreide so wichtig, wie bei dem Weizen, Saat. weil in einer fehlerhaften hauptsaͤchlich der Grund des Korn - oder Stein-Bran- des , dieser dem Weizen eigenthuͤmlichen und gefaͤhrlichen Krankheit, liegt; woruͤber wir unten ausfuͤhrlicher reden und zugleich die wegen der Saat zunehmenden Maaß- regeln, in sofern sie nicht bereits §. 1—11. angegeben sind, betrachten werden. §. 54. Die Aussaat des Weizens geschiehet gewoͤhnlich nach der des Rockens; nicht Zeit der Aus- saat. weil ihm eine fruͤhere Aussaat nachtheilig ist — sie kann vielmehr, wie die Erfahrung mancher Gegenden lehrt, vortheilhaft schon im August geschehen — sondern weil er eine spaͤtere besser ertragen kann, wie der Rocken, und man daher diesen zuerst bestellt. Der Weizen ertraͤgt es, bei einer ziemlich feuchten Witterung eingesaͤet zu werden, auch besser, wie der Rocken. Daher waͤhlt man die trockenste Witterung fuͤr diesen, die feuchtere fuͤr jenen. §. 55. Das Weizenkorn kann, selbst auf thonigem Boden, eine Bedeckung von drei Unterbrin- gung. Zoll Erde, auf lockerem Boden von vier Zoll leiden, keimt darunter sehr gut und treibt hervor. Deshalb ist das flache Ueberpfluͤgen desselben, wenn der Boden ge- hoͤrig gelockert worden und nicht zu naß ist, selbst auf eigentlichem Weizenboden un- bedenklich, auf mehr sandigerm Boden aber hoͤchst rathsam, damit seine junge Wur- zel festere Haltung bekomme und vor Ausdoͤrrung mehr geschuͤtzt sey. In der Klee- stoppel kann es indessen nicht geschehen. §. 56. Der Weizen ertraͤgt die Winterfeuchtigkeit besser wie der Rocken, und wenn Durchwinte- rung. er auch an Stellen, wo Wasser gestanden hat, ganz vergangen scheint, so treibt Vierter Theil. H Der Weizen. er doch oft wieder aus. Jedoch darf man deshalb die Abwaͤsserung des Ackers nicht verabsaͤumen. Das Weizenfeld hat im Fruͤhjahr oft nach unguͤnstigem Winter bis zu Anfang des Mays das traurigste Ansehen, und man kann kaum eine Pflanze darauf ent- decken. Darum muß man die Hoffnung bis zu Ende des Mays nicht aufgeben, und eine anhaltende warme Witterung abwarten, bevor man sich zum Umpfluͤgen entschließt. Man lese hieruͤber die schaͤtzbaren Beobachtungen, welche im Jahre 1803 in Mecklenburg gemacht und in den Annolen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft Bd. II. S. 169. u. f. aufbewahrt find. §. 57. Veaetations- periode. Eg- gen der jun- gen Saat. Der Weizen verdient es vor allen Getreidearten, daß man auch waͤhrend seiner Vegetationsperiode alle Aufmerksamkeit auf ihn verwende, und ihm zu Huͤlfe komme. Er belohnt alle auf ihm gewandte Muͤhe reichlich. Wenn im Fruͤhjahr seine Vegetation eben beginnt, und der Boden genug- sam abgetrocknet ist, so geschieht ihm immer durch ein kraͤftiges Eggen mit eiser- nen Zinken eine große Wohlthat. Dadurch wird die Winterborke gebrochen, die Ackerkrume wieder in Verbindung mit der Atmosphaͤre gesetzt, eine frische geluf- tete Erde an die nun austreibenden Kronwurzeln gebracht, die Pflanzen zu meh- rerer Bestaudung gereizt, und junges hervorkeimendes Unkraut zerstoͤrt. Man muß eine gute sonnichte Witterung dazu waͤhlen, und an einem schoͤnen Fruͤh- lingstage dieser Arbeit alle andren nachsetzen. Man muß diese Arbeit ohne alle Besorgniß, deren man sich zum erstenmal kaum wird erwehren koͤnnen, vorneh- men. Wenn der Acker unmittelbar nachher wie ein frisch bestellter aussieht, so daß man kaum ein gruͤnes Blatt darauf wahrnimmt, und nur bloße Erdkrume da zu seyn scheint, dann ist es am besten gerathen. Findet man auch abgerissene Weizenblaͤtter — ganze Pflanzen wird man nicht ausgerissen finden — so ist daran nichts gelegen. Nach acht oder vierzehn Tagen, nach Beschaffenheit der Witte- rung, wird man die Pflanze neu hervortreibend, und den Acker weit dichter damit be- legt finden, als einen andern der diese wohlthaͤtige Operation nicht ausgestanden hat. In Gegenden, wo man sie allgemein kennt, wuͤrde man jede andere Nachlaͤssigkeit einem Wirthe eher verzeihen, als die Unterlassung derselben im gerechten Zeitpunkte und bei guͤnstiger Witterung. Man laͤßt dann alles liegen und stehen, um mit Der Weizen. dem saͤmmtlichen Gespann auf den Weizacker zu ziehen. Auch hieruͤber verdie- nen die Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschafts-Gesellschaft am a. O. nachgelesen zu werden. Wie viel Striche man mit der Egge zu geben habe, laͤßt sich nicht bestimmen, weil es auf die Bindigkeit des Bodens ankommt. Man egge so stark, daß der Acker allenthalben mit Krume bedeckt sey, und daß auch die Risse, welche der thonichte Boden bei der Abtrocknung bekommt, ganz ver- deckt sind. Es ist dieses Eggen der Saat nicht bloß auf sehr zaͤhem Boden sondern ohne Bedenken auf jedem, dem man Weizen anvertrauet, anwendbar; nur ist die Staͤrke des Eggens danach verschieden. §. 58. Eine vollkommnere Operation ist freilich das Behacken des Weizens, wo- Behacken. durch alle Zwischenraͤume der Pflanze aufgelockert werden, und das dazwischen stehende Unkraut zerstoͤrt wird. Allein sie findet fast nur da statt, wo der Wirth sie mit den Seinigen selbst verrichtet, oder wo man geuͤbte Lohnarbeiter hat, welche sie in Verdung unter der Bedingung, sie vollstaͤndig und untadelhaft auszufuͤhren, unternehmen. Fuͤr geuͤbte Arbeiter ist sie so schwierig nicht, wie sie manchem scheint. Das Behacken hat Vorzuͤge vor dem Jaͤten, welches jedoch an manchen Orten auf betraͤchtlichen Feldern vorgenommen wird. Jenes geht nicht nur geschwinder und ist minder muͤhsam, sondern es wird auch die Lockerung der Oberflaͤche und die Heranziehung der Erde an die Pflanzen mehr dadurch be- wuͤrkt; und zugleich koͤnnen die stellenweise zu dicht stehenden Pflanzen dabei verduͤnnt werden. Von dem Pferdehacken, welches nur bei der Drillkultur statt findet, und vorzuͤgliche Wirkung auf den Weizen hat, rede ich unten. §. 59. Wenn auf einem kraftvollen Acker die Weizenpflanze, die vorhin vielleicht Schroͤpfen der Saat. zu spaͤrlich darauf zu steheu schien, sich nun zu bestauden und auszubreiten an- faͤngt, und ihre mastigen Blaͤtter und Nebenschuͤsse hervortreibt; so tritt die Besorgniß eines zu geilen Wuchses und daraus erfolgender Lagerung manch- mal ein. H 2 Der Weizen. Hiergegen hat man zwei Mittel: das sogenannte Schroͤpfen, und die Ab- huͤtung mit Schaafen. Beim Schroͤpfen, welches geschiehet, nachdem der Weizen mit seinen Blaͤt- tern zusammengewachsen ist, und das Feld dicht bedecket, werden ihm die her- vorstehenden Blaͤtter genommen, ohne das Herz der Pflanze zu beruͤhren. Es muß daher von vorsichtigen und im Maͤhen geuͤbten Leuten geschehen, darf insbesondere nie denen uͤberlassen werden, welche das Abgeschroͤpfte, die Gruse, fuͤr das von ihnen verpflegte Vieh erhalten, indem sie sonst zu tief eingreifen, um mehr zu erhalten; wovon der Weizen dann leicht zu stark angegriffen wer- den und sehr zuruͤckschlagen kann. Das Abstutzen der Blaͤtter haͤlt den Wei- zen in dieser Periode sehr zuruͤck, und mindert seinen uͤppigen Wuchs merklich. Es muß daher immer nur mit reiflicher Ueberlegung vorgenommen werden. Man muß die Kraft seines Bodens kennen, und auf den wahrscheinlichen Lauf der Witterung achten, was freilich manchmal truͤgt, indem auf eine, den Wachs- thum des Weizens sehr foͤrdernde Witterung bald eine unfruchtbare folgen kann, die ihn zuruͤckhaͤlt, so daß man es nun bedauert, seinen Weizen ge- schwaͤcht zu haben. Es gehoͤrt ein praktischer Blick dazu, um sich hier nicht oͤfter zu truͤgen. Wenn sich der Weizen mit dunkelgruͤnen Blaͤttern verschlin- get und durchkraͤuselt, und die Sprossen sehr dick find, so ist es gerathen, ihn zu schroͤpfen. Ist das nicht, so geht man sichrer ihn wachsen zu lassen. Das Abhuͤten mit Schaafen im Fruͤhjahre — denn von der Winterbehuͤ- tung ist hier die Rede nicht — geschiehet bis zu Ende Aprils. Man darf es es auch nur thun, wenn man seinem Acker große Kraft zutrauet, und die Pflanze den Boden dicht belegt hat. Dann ist es rathsam, das Abfressen schnell, nicht allmaͤhlig, geschehen zu lassen, und eine große Anzahl Schaafe auf einmal auf einem Acker zu bringen, so daß sie ihn rein an der Erde weg- fressen, sie dann aber davon zu nehmen und nicht wiederhohlt aufzutreiben. Ich halte diese Methode fuͤr sichrer als das Schroͤpfen, jedoch nur auf kraͤf- tigem Acker. Etwas aͤhnliches, aber wohl zu unterscheidendes, vom Schroͤpfen geschie- het, wenn der Weizen schon zu schossen anfaͤngt — man nennt es Ausklaͤren — um fruͤher emportreibende Rockenhalme — deren Saame unter dem Weizen Der Weizen. oder im Miste war — auch andres hervorragendes Unkraut, besonders die blaue Kornblume zu koͤpfen. Dies muß ebenfalls mit hoͤchster Vorsicht geschehen, und der Weizen darf nicht staͤrker, als an der aͤußersten Spitze seiner Blaͤtter beruͤhrt werden. §. 60. Der Weizen ist mehr wie anderes Getreide empfindlich gegen jede unguͤnstige Einwirkung der Witte- rung. besonders naßkalte Witterung. Er aͤndert danach gleich seine Farbe und macht einen Stillstand im Wachsthum, scheint wirklich, wie man sagt, zuruͤckgewach- sen. Er erholt sich aber eben so schnell, wenn eine guͤnstigere Witterung eintritt, und gewinnt in wenigen Tagen wieder ein gesundes Ansehen. Bis zum Schossen und Hervortreten der Aehre liebt der Weizen eine mit vielem Regen abwechselnde warme Witterung, welche das Emporkommen seiner Nebensprossen befoͤrdert. Nachher, besonders in der Bluͤtezeit, ist ihm trocknes warmes Wetter vorzuͤglich guͤnstig. Nach dem Ansatze und bei der Vollendung seiner Koͤrner ist ihm aber maͤßig feuchte Witterung wieder sehr zutraͤglich, in- dem er bei anhaltender Duͤrre und trockenen Winden zu schnell reift und seine Koͤrner nicht so vollstaͤndig werden, als wenn sie langsamer reifen. Zu feuchte Witterung beim Ansatz der Koͤrner erzeugt dagegen den Staubbrand. §. 61. Weizen, der eine gute Handelswaare seyn soll, muß gemaͤhet werden, Reife. bevor er seine volle Reife erreicht hat. Er wird sonst hornig, oder, wie man es nennt, glaͤsig. Er giebt dann kein so weißes Mehl. Obwohl man dieses dadurch verbessern kann, daß man solchen Weizen etwas anfeuchtet, so wird er doch von den Kaͤufern getadelt, wenigstens wenn Ueberfluß zu Markte kommt. Ueberdem aber ist der Weizen sehr zum Ausfallen geneigt, und bei trockenem, windigem Wetter einem großen Verluste unterworfen, wenn man ihn voͤllig reifen laͤßt. Deshalb muß auf den Zeitpunkt seiner Maͤhereife ge- nau geachtet werden, welche eintritt, wenn die Koͤrner zwar ihr Mehl gebil- det haben und nicht mehr milchigt, aber doch noch weich sind. Und obwohl in der Regel der Weizen erst 14 Tage nach dem Rocken reift, so tritt doch nicht selten der Fall ein, daß er diese Maͤhereife bei duͤrrem Wetter bekommt, bevor man mit dem Rocken fertig ist; und so muß man den Rocken stehen Der Weizen. lassen, und den Weizen eher abbringen, weil der Verlust bei diesem weit groͤßer wie bei jenem ist. Nur der zur Saat bestimmte Weizen muß voͤllig reif und dann mit Vorsicht und behende abgebracht werden. §. 62. Ertrag. Wenn der Weizen den ihm angemessenen Boden hat und die Witterung ihm nicht unguͤnstig ist, so giebt er unter allen gewoͤhnlichen Getreidearten die hoͤchste Produktion, wo nicht in Masse — und auch hierin uͤberwiegt ihm fast nur der Hafer — doch im Nahrungsstoff. Man kann bis 24 Scheffel vom Morgen bei gewoͤhnlicher Kultur auf sehr gutem Boden in gluͤcklichen Jahren gewinnen. In England hat man bei der Drillkultur oder bei sorg- faͤltigem Handhacken viel hoͤhere Angaben. In der Regel aber werden 12 Scheffel ein guter, 8 Scheffel ein geringer Ertrag genannt; das Mittlere ist also 10 Scheffel auf gutem Weizenboden und uͤblich guter Bestellung. §. 63. Werth. In ein noch vortheilhafteres Verhaͤltniß kommt er aber gegen andere Ge- treidearten zu stehen, wenn wir auf den Werth seines Ertrages sehen. Die- fer ist keinesweges bloß conventionell, sondern in seiner Natur begruͤndet. Sein Gewicht pro Scheffel schwankt zwischen 84 und 96 Pfund, wenn er anders nicht schlecht und unrein ist. Ueberdem besitzt er im gleichen Gewichte mehrere und kraͤftigere Nahrungstheile wie irgend ein anderes Korn. Er hat die der thierischen Materie analoge Substanz, den Kleber, in betraͤchtlich groͤßerer Menge und in hoͤherer Vollkommenheit in sich als irgend ein ande- res Getreide, und ist daher zur thierischen Nahrung am meisten geeignet; uͤberdem enthaͤlt er ein vorzuͤgliches Staͤrkemehl; aus deren inniger Verbin- dung, welche besonders beim Brodbacken bewirkt wird, eine so verdauliche, angenehme und wohlthaͤtige Nahrung hervorgehet, wie vielleicht keine an- dere ist. Boden und Duͤnger veraͤndern das quantitative Verhaͤltniß seiner Be- standtheile betraͤchtlich. Der auf frischen Schaafduͤnger und Pferdeduͤnger, besonders auf Pferch gewachsene Weizen, hat ein sehr großes Uebergewicht an Kleber, welches ihn zum Bierbrauen und Branntweinbrennen so wie zur Der Weizen. Staͤrkebereitung fast untauglich, dagegen zum Backen sehr gut macht. Das Verhaͤltniß des Klebers schwankt nach Hermbstaͤdts Untersuchungen zwischen 5 und 30 Prozent. Ferner ist sich nicht aller Weizen in der Staͤrke der Huͤlse gleich. Die Verschiedenheit liegt theils in der Art des Weizens, theils im Boden und der feuchte Boden giebt groͤbere Huͤlsen. Die Staͤrke der Huͤlse steht aber im umgekehrten Verhaͤltnisse mit dem Gewichte und mit dem Werthe. §. 64. So wie aber der Weizen mehrere Nahrungstheile erfordert und unter Aussaugende Kraft. ihm guͤnstigen Umstaͤnden anziehet, so erschoͤpft er den Boden auch staͤrker. Wir haben bei der freilich nur hypothetischen, aber der Erfahrung entspre- chenden Berechnung in den Bemerkungen Bd. II. S. XVII. angenommen, daß er von 100 Theilen oder Graden der Kraft im Boden, 40 Theile an- ziehe. Sehr wahrscheinlich ist es, daß er zur Bildung seines vegetabilisch-anima- lischen Glutens auch mehr animalischen Humus oder wenigstens mehr Stickstoff verlange, und daß eine thierische Duͤngung ihm angemessener sey, als eine bloß vegetabilische, mit welcher sich andere Getreidearten eher begnuͤgen. Vielleicht koͤnnen Kalk und Alkalien jene ersetzen. Ich sage vielleicht; denn noch fehlt es an Versuchen, hieruͤber bestimmter zu entscheiden und wir muͤssen uns begnuͤgen, Fingerzeige zu geben, wo unsere Wissenschaft der Erweiterung bedarf, ihrer aber auch faͤhig ist. — Daß der Weizen den folgenden Fruͤchten mehr Nahrung entziehe als alle andere gebraͤuchlichen Getreidearten ist a priori so wahrschein- lich als es eine alte und allgemeine Erfahrung ist. Wir haben sie nur in Pro- portional-Zahlen auszusprechen versucht. Praktisch leitet dies dann zu der noͤthigen Maͤßigung im Weizenbau, be- sonders auf loserem Boden, dem sein Humus leichter wir dem thonigen voͤllig abgesogen werden kann; so lange wenigstens als die wirthschaftlichen Verhaͤlt- nisse keinen hinlaͤnglichen Ersatz verstatten. Der Weizenbau darf nur mit dem Futtergewinn und Duͤngungsstande in gleichem Schritte vermehrt werden. Der Weizen giebt im Durchschnitt das Doppelte seines Koͤrnergewichts an Stroh; auf Hoͤheboden etwas weniger, auf Niederungsboden mehr. Die Jah- Der Weizen. reswitterung macht indessen, wie bei allen Getreidearten eine Verschiedenheit in diesem Verhaͤltnisse. Sein Stroh ist das nahrhafteste unter den gewoͤhnlichen Cerealien, aber zum Einstreuen nicht so brauchbar wie das Roggenstroh. Der Sommerweizen §. 65. unterscheidet sich nicht durch irgend einen botanischen Charakter vom Winterwei- zen, sondern durch eine angenommene aber wieder abzuaͤndernde Natur, wonach er schneller in Halme treibt. Denn daß er begrannet oder bartig sey, ist keines- weges bestaͤndig. Auch wissen wir, daß der Sommerweizen in Winterweizen umgewandelt werden koͤnne, obgleich dies mit einer Abart geschwinder wie mit der andern geschehen mag. Man hat mehrere Abarten bisher schon gebauet, mit und ohne Gran- nen. Den begranneten oder baͤrtigen hat man mehrentheils besser befunden. Ob einige aus suͤdlichen Laͤndern kuͤrzlich wieder eingefuͤhrte Spielarten, wie die von Fischer zu Dunkelsbuͤhl geruͤhmten Weizenarten aus Tunis und Candia, etwas nachhaltend ausgezeichnetes haben, muͤssen erst mehrere und groͤßere Ver- suche lehren. §. 66. Wohin fein Anbau passe? Der Sommerweizen erfordert keinen so gebundenen Boden, als der Win- terweizen, sondern kann auf losem nur nicht zu duͤrren Boden vortrefflich ge- deihen. Aber reich muß der Boden seyn an altem naͤhrenden Humus und fri- schem Duͤnger zugleich. Er muß wohl bearbeitet, gepulvert und gereinigt seyn. Am sichersten und haͤufigsten findet der Sommerweizen nach solchen behackten Fruͤchten seinen Platz, welche ihrer spaͤten Aberntung wegen die Bestellung des Winterweizens nicht erlauben, und uͤberhaupt fuͤr diesen, der Erfahrung nach, keine gute Vor- frucht abgeben. Er geraͤth selbst nach Kartoffeln besser wie der Winterweizen, wenn der Boden sehr reich und nicht duͤrre ist. Ueberhaupt nimmt er die Stelle der großen Gerste ein. Manche haben es vortheilhaft gefunden, ihn immer statt dieser nach be- hackten Fruͤchten im Systeme des Fruchtwechsels, zu bauen, weil allerdings sein Der Weizen. sein Ertragswerth groͤßer seyn kann als der der Gerste. Allein es geschah mit Sicherheit nur auf sehr reichem und im kraͤftigen Duͤnger erhaltenen Boden. Denn die Konsumption der Bodenskraft ist ohne allen Zweifel staͤr- ker als durch die Gerste. Wo sie fehlt, geraͤth er schlecht, und wo sie ist, da nimmt er sie vorweg; und der nach zwei Jahren darauf folgende Winter- weizen, ja selbst der Rocken, wird um so geringer, wenn anders nicht wie- der dazu geduͤngt wird. Dies hat mich Erfahrung nach mehrmaligen Ver- suchen gelehrt, auf Boden der in guter Duͤngkraft stand, aber freilich nicht zu den vorzuͤglich reichen Boden gehoͤrte. Ich habe 16 Scheffel Ertrag vom Morgen gehabt und durch kein Getreide mein Land hoͤher benutzt wie durch dieses, aber ich bin dennoch auf gewoͤhnlichem Ackerboden von seinem Bau zuruͤckgekommen. Dazu kommt, daß er dem Mißwachse in unsrem Klima mehr ausgesetzt ist. Kalte regnichte oder duͤrre Sommer sind ihm gleich nachtheilig. In ei- nem Jahre, wo bei warmer mit vielem Regen abwechselnder Witterung die Gerste ungemein gerieth, war uͤber die Haͤlfte der Sommerweizen-Aehren vom Staubbrande ergriffen. Diese Krankheit scheint beim Sommerweizen haͤufiger als beim Winterweizen zu seyn, wogegen ich den eigentlichen Korn- brand bei jenem nie bemerkt habe. Wahrscheinlich sind dies die Ursachen, warum sich sein Bau, wenigstens im noͤrdlichen Europa, des großen Lobes unerachtet, welches ihm manche ertheilten, nicht verbreitet hat und daß er fast nur da, wo man keinen Winterweizen bauet, zur eignen Konsumption ausgesaͤet wird. Seine Saatzeit faͤllt zwischen der Mitte Aprils und Mais. Ihn so fruͤh zu saͤen, wie man den Sommerrocken zu saͤen pflegt, hat man nicht rathsam befunden. Er reift dann oft erst im September. Seine Koͤrner sind kleiner und minder ansehnlich als die des Winter- weizens. Er hat im Durchschnitt staͤrkere Huͤlsen und geringeres Gewicht. In der Guͤte des Mehls giebt er diesem aber nichts nach, wenigstens die Art nicht, die ich auf meinem Boden vormals gebauet habe. Einige glau- ben, daß er sich beim Brodbacken nicht so gut verhalte, ruͤhmen ihn aber zur Staͤrke. Vierter Theil. J Der Spelz. Wenn Nachfrage nach Weizen ist, nehmen ihn die Kaͤufer oft ohne Be- denken zu gleichem Preise; sonst aber finden sie Anstoß nicht mit Unrecht an den kleineren Koͤrnern und man muß ihn betraͤchtlich wohlfeiler verkaufen. Der Spelz . §. 67. Triticum spelta auch Dinkel oder Duͤnkel genannt, (obwohl es mir scheint, daß man letzteren Namen an einigen Orten dem Einkorn ausschließlich beilege) unterscheidet sich von dem Weizen wesentlich durch seine Spelzen, welche abgestumpft plattgedruͤckt sind, und dem Korne so fest anhangen, daß sie nicht durch das Dreschen davon getrennt werden koͤnnen, sondern auf der Muͤhle abgehuͤlset werden muͤssen. Dieser Umstand ist es ohne Zweifel allein, was den Bau dieses nuͤtzlichen Getreides im noͤrdlichen Deutschlande zuruͤckge- halten hat, indem die Muͤller ihn nicht zu behandeln wissen; obwohl diese Ab- huͤlsung auf einer Graupenmuͤhle durch Hebung der Steine leicht geschehen kann. Man hat Winter- und Sommerspelz mit und ohne Grannen und von ver- schiedener Farbe. §. 68. Sein Bau unterscheidet sich in keinem Stuͤcke vom Bau des Weizens. Er ist nur weniger zaͤrtlich, wintert an feuchten Stellen weniger wie der Wei- zen aus, bestaudet sich noch staͤrker, lagert sich nicht so leicht und ist dem Ausfall nicht so sehr unterworfen. Allenfalls nimmt er mit schwaͤcherem Boden vorlieb. Dem Brande ist er zwar auch, aber nicht so sehr wie der Weizen ausgesetzt. Enthuͤlset ist er dem Weizen im Gewichte und Werthe mindestens gleich, und einige glauben, daß man aus Weizen kein so gutes Mehl machen und kein so angenehmes Brod backen koͤnne. Man bewahrt ihn in der Huͤlse auf, oder wenn diese abgemahlen ist, scheidet man sie vor dem Gebrauche doch nicht ab, weil er sich so besser haͤlt und weder dem Wurm noch dem Dumpfigwerden ausgesetzt ist. Zuweilen wird er mit, zu- weilen ohne Huͤlse zu Markt gebracht; im ersteren Falle gilt er nur die Haͤlfte. Der Spelz. Ausgesaͤet wird er mit der Huͤlse, aber doppelt so stark wie der Weizen. Im suͤdlichen Deutschlande ist er das gewoͤhnlichste Getreide, und wird, enthuͤl- set, vorzugsweise Korn genannt. Mit der Huͤlse gebraucht man ihn sehr vortheilhaft als Pferdefutter und das ist vielleicht der einzige Gebrauch, den man, wo ihn die Muͤller nicht behandeln koͤnnen oder wollen, davon machen kann. Das Einkorn . §. 69. Triticum monococcon, St. Peterskorn, Emmerkorn, hat in der Aehre Aehnlichkeit mit der großen zweizeiligen Gerste, ist jedoch nicht mit so vielen Grannen versehen wie diese. Den Namen Einkorn hat es davon erhalten, daß in jedem Aehrchen nur ein Korn sitzen soll; aber mehrentheils sind doch zwei darin. Das Korn kommt dem Spelze gleich, ist aber kleiner, so wie die ganze Pflanze. Man bauet es als Winter- und als Sommerfrucht in Boden, den man fuͤr Spelz zu schwach haͤlt, im Außenlande; am haͤufigsten findet man es im Wuͤr- tenbergischen. §. 70. Endlich gehoͤrt die von den Botanikern Triticum polonicum genannte Triticum po- lonicum. Getreideart hierher, welche sonst unter dem Namen Gommer, wallachisches Korn, astrakanisches Korn (man sieht, welche Verwirrung in den Be- nennungen herrscht) Bled de Surinam, Bled de Mogados u. s. w. auch vor- kommt. Es ist in der Gestalt seiner Aehre und seines Korns von andrem Wei- zen ganz verschieden; beide sind sehr lang und schmal. In Ansehung seines Mehls scheint es in der Mitte zwischen Weizen und Rocken zu stehen. Es reift spaͤt, wenn er, wie bisher nur geschehen ist, als Sommergetreide gebauet wird, und wuͤrde in kalten Sommern wohl gar nicht zur Reife kommen. Man ruͤhmt die daraus gemachten Graupen, welche dem Reis am naͤchsten kommen sollen. Bisher ist es kein verkaͤuflicher Artikel, und es ist nicht zu erwarten, daß es bei uns in Gebrauch kommen werde. J 2 Der Brand im Weizen. Der Brand im Weizen . §. 71. Bei dem Anbau des Weizens und der uͤbrigen Arten des Triticum giebt es in manchen Gegenden keine so aͤngstigende Gefahr, wie die des Brandes, und nichts hat daher die weizenbauenden Landwirthe so sehr beschaͤftigt, wie die gegen dieses Uebel zu treffenden Vorkehrungen. Es sind deshalb unzaͤhlige Schriften in allen Sprachen uͤber dieses Uebel geschrieben, wodurch aber die Sache wenig Aufklaͤrung erhalten hat, indem man theils mehrere ganz verschie- dene Krankheiten verwechselte und sie durchaus auf eine Ursach zuruͤckfuͤhren woll- te, da doch jede aus verschiedenen schaͤdlichen Einwirkungen entstehen kann; theils aber weil jeder seine einseitigen Bemerkungen und Meinungen aufstellte und als die allein richtigen dem Publikum aufdringen wollte, ohne zu wissen, was andere uͤber diese Krankheiten beobachtet, versucht und geurtheilt hatten; wodurch man denn in Erforschung der Sache und des Wesentlichen dabei mehr zuruͤck als vorwaͤrts gekommen ist. §. 72. Zwei verschie- dene Arten des Brandes. Zuvoͤrderst sind die beiden ganz verschiedenen Krankheiten, welche mit dem Namen des Brandes belegt werden, wohl zu unterscheiden. Der Staub- brand. Die eine Art ist der Staubbrand , deutsch in einigen Gegenden, und auch im Englischen der Smitt , von den Franzosen la Nielle genannt. Bei dieser Krank- heit ist die Substanz des Korns gar nicht vorhanden, sondern es findet sich in den Spelzen bloß ein schwarzbrauner Staub. Diese Krankheit ist ohne Zweifel die- selbe, die sich in mehreren Getreidearten besonders in der Gerste und bei mehreren Grasarten findet, und auch wohl unter dem Namen des Rußes ; oder Sods ; vor- kommt, weil dieser Staub mit dem feinem Ruße, den die Flamme absetzt, viele Aehn- lichkeit hat, auch sogar zur Bereitung einer feinen schwarzen Farbe in der Malerei gebraucht wird. Sie kommt aber im Weizen haͤufiger wie irgendwo vor, und befaͤllt zuweilen den groͤßern Theil desselben; ja ich habe bei Sommerweizen auf einem uͤbermaͤßig geil geduͤngten, sandigen Boden ein Weizenfeld gesehen, wo ich auch nicht ein einziges ausgebildetes Korn finden konnte. Diese Krank- heit enstehet schon vor dem Austriebe der Aehre und man entdeckt schon eine Der Brand im Weizen. mehr oder minder deutliche Spur vom Schwarzwerden im Mark der Pflanze. Dennoch treibt die Aehre manchmal in ausgezeichneter Laͤnge hervor, und hat Anfangs ein gesundes Ansehn, ist aber doch duͤnn und mager. Die Spelzen sind gruͤner und nicht so laͤnglicht, sondern oft mehr rundlicht gestaltet. Wenn die Aehre aͤlter wird, entdeckt man die durchscheinende schwarze Farbe; doch ist die Spelze nicht so duͤnn und springt nicht so schnell auf, wie bei der Gerste, bei welcher sie gleich nach ihrem Hervortreten berstet und den schwarzen Staub entlaͤßt. Wenn der Weizen lange steht, so platzt die Spelze zwar auch, so daß Regen und Wind den schwarzen Staub wegfuͤhren und das gute Korn dann nicht davon gefaͤrbt wird. Wird aber, wie gewoͤhnlich, der Weizen fruͤher ge- maͤhet und ist die Witterung feucht und kuͤhl, so bleibt der Staub darin, wird mit in die Scheure gebracht und entwickelt sich nun erst unter dem Dreschflegel. Hierdurch wird das gesunde Getreide geschwaͤrzt, indem sich dieser Staub be- sonders an den seinen Haͤrchen, welche das Weizenkorn an der Spitze seiner Spalte hat ansetzt. Diese aͤußere Faͤrbung, wobei das innere Korn vollkommen gesund ist und bleibt, nennt man dann den Nagel, den Nagelbrand, der Spitz- brand, le bout, und verwechselt dies am meisten mit dem Stein- oder Korn- brande. Da dieses bloß eine aͤußere Faͤrbung am gesunden Korne ist, so hat sie auf seine innere Konsistenz und Guͤte gar keinen Einfluß, kann jedoch das Mehl allerdings etwas schwarz machen, wenn man das Getreide vor dem Mah- len nicht davon reinigt. Dies kann aber auf verschiedene Weise geschehen: durch das Abwaschen, welches dem Getreide durchaus nicht schadet, wenn es nur gleich nachher vorsichtig getrocknet wird, oder durch das Abdreschen mit Gerstenspreu oder auch mit trocknem Lehm, von welchem aber das Korn durch mehrmaliges Durchlaufen auf der Staubemuͤhle sorgfaͤltig wieder gereinigt werden muß. Die Krankheit selbst hat ihren Grund durchaus nicht in der Forterbung durch Saamen, sondern erzeugt sich am meisten auf feuchten und uͤbergeilen Boden bei feuchter warmer Witterung. Ich sage in der Forterbung; denn daß ein unvollkommner oder dumpfig gewordener Saamen, in sofern er schwaͤch- liche Pflanzen erzeugt, Veranlassung dazu gebe, ist allerdings nicht zu lengnen. Aber eigentlich erblich ist die Krankheit nicht, weil der kranke Saamen ganz Der Brand im Weizen. zerstoͤrt ist, und der bloße aͤußerlich angesetzte Staub dem gesunden Korne in dieser Hinsicht nicht schadet. Es ist daher unverstaͤndig, wenn einige, die ein ausgezeichnetes Mittel gegen die andere Art des Brandes, den Stein- oder Kornbrand, besitzen, zum Beweise seiner Wirksamkeit anfuͤhren, daß sie ganz bestaͤubtes Getreide, nachdem sie es mit ihrem Mittel eingebeizt, ausgesaͤet haͤtten, ohne den Brand zu bekommen. Denn von solchem bloß bestaͤubten Getreide wird, wenn es uͤbrigens gesund ist, nie Kornbrand, ohne Hinzutre- ten anderer Ursachen, entstehen. Von diesem Staubbrande ist nicht nur die ganze Aehre, sondern auch, meinen und anderer Beobachtungen nach, immer die ganze Pflanze ergriffen. Alle Einbeizungen koͤnnen ihn nicht verhindern, sondern es koͤmmt zu seiner Verhuͤtung auf gesunde Saat, gute Bestellung, Abwaͤsserung, vielleicht auch auf die Art des Duͤngers — woruͤber ich noch genauere Beobachtungen wuͤnschte — und Boden an, wobei jedoch die Atmosphaͤre und Witterung einen so großen Einfluß hat, daß die Krankheit in einem Jahre sehr wenig, in einem andern um desto staͤrker sich entwickelt. Auf manchen Aeckern, die wohl Korn- oder Steinbrand haben, ist diese Krankheit ganz unbekannt, und andre, die sich fuͤr jenen ganz zu schuͤtzen wissen, koͤnnen doch diese Krankheit nicht voͤllig verhuͤten. §. 73. Der Korn- brand. Der Kornbrand, Steinbrand, Kaulbrand und wegen seines dem Gestanke des Knochenfraßes aͤhnlichen Geruchs der stinkende oder Krebs- brand genannt, zerstoͤrt nicht alle Konsistenz des Kornes und laͤßt ihm seine Form. Doch ist die Substanz desselben betraͤchtlich veraͤndert und verdorben, wie die schwarzbraune Farbe, und der widrige Geruch und Geschmack hinlaͤng- lich beweisen. Einige Koͤrner sind nur zum Theil davon angegriffen und ha- ben ihre Keimkraft nicht verloren. Die Krankheit scheint sich erst bei dem Ansetzen des Korns zu aͤußern, und man entdeckt sie erst nach der Bluͤte. Die Aehren bekommen dann ein mißfarbiges Ansehn, werden bleich und ge- tuͤpfelt. Dieser Brand verdirbt auch das gesunde Getreide mit, weil er sich vor dem Mahlen nicht davon trennen laͤßt. Man kann die angegangenen Koͤrner zwar, da sie leichter sind, durch sorgfaͤltiges Wurfeln zum großen Theile, aber nicht voͤllig absondern. Wenige Koͤrner verderben zwar das Mehl nicht Der Brand im Weizen. ganz, und sind auch wohl der Gesundheit nicht schaͤdlich; viele aber geben ihm einen so widrigen Geschmack, daß es zu Brod und Mehlspeisen durchaus nicht zu gebrauchen ist. Und selbst beim Brandweinbrennen ist es in Ruͤcksicht auf die Quantitaͤt und Qualitaͤt desselben nicht gleichguͤltig. §. 74. Die Ursach dieses Brandes, wenigstens die staͤrkste und praͤdisponirende Die Hauptur- sach im Saa- men. liegt in dem Saamen, und ist erblich. Denn durch vorsichtige Auswahl oder Behandlung des Saamens haben sich allein viele davon befreiet, die vorher von diesem Uebel auf ihren Feldern ungemein litten, und sind damit wieder befallen worden, wenn sie diese Vorsichtsmaaßregeln unterließen. §. 75. Wenn ein von dieser Krankheit nicht ergriffenes, voͤllig gereiftes, vor Vorkehrungen dagegen. dem Schwitzen abgedroschenes, dann sorgfaͤltig und duͤnn aufgeschuͤttetes, genug- sam geluͤftetes Saatkorn genommen wird, so kann man ohne fernere Vorbe- reitung vor dieser Krankheit gesichert seyn. Auch wird man mehrentheils sicher gehen, wenn man gut behandeltes und aufbewahrtes uͤberjaͤhriges Saat- korn nimmt. Hat man sich aber hierin nicht auf das vollstaͤndigste sichern koͤnnen, so giebt es verschiedene Methoden, die einen mehr oder minder gluͤcklichen Er- folg haben. Einige haben das bloße Schwemmen des Getreides in reinem Wasser fuͤr zureichend gehalten, wenn sie die oben schwimmenden, leichtern, kraͤnklichen Koͤrner sorgfaͤltig abnahmen; obwohl sie, ihrer Meinung nach, den Zweck nur durch das Waschen zu erreichen glaubten. Wirksamer haben andere Salzwasser dazu genommen, worin leichtere Koͤr- ner um so mehr schwimmen, wobei doch aber dem Salze eine andre Einwir- kung nicht ganz abgesprochen werden kann. Kraͤftiger zur Verhuͤtung des Uebels hat man die Einbeizungen gefun- den, wozu hauptsaͤchlich Kalk, Asche, Kochsalz, Glaubersalz, oder auch wohl andere Salze, besonders Alaun, Eisenvitriol und Arsenik genommen werden. Man bedient sich dieser Mittel einzeln, oder mengt mehrere auf verschiedene Weise unter einander. Der Brand im Weizen. Am haͤufigsten wird der Kalk gebraucht. Man nimmt gewoͤhnlich auf 12 Scheffel Saat 1 Scheffel frisch zu Pulver geloͤschten Kalk. Das Ge- treide wird vorher mit Wasser, auch wohl mit erwaͤrmtem, angefeuchtet, wo- zu manche aufbewahrten Urin oder Mistjauche setzen; der Kalk wird daruͤber gestreuet, und fleißig damit durchgearbeitet; es bleibt 8 bis 12 Stunden ruhig im Haufen liegen, wird dann aber auf der Tenne duͤnn verbreitet und ge- trocknet, aber ja nicht feucht in Saͤcke gebracht. Manche setzen eine gleiche Quantitaͤt oder die Haͤlfte einer kraͤftigen kalihaltenden Asche zu, wodurch ein aͤtzendes Kali bewirkt wird, und diese Mengung scheint am wirksamsten der Theorie und Erfahrung nach zu seyn. Einige thun sodann auch noch eine groͤßere oder kleinere Quantitaͤt Kuͤchensalz hinzu, welches wenigstens die Wir- kung hat, daß die Koͤrner besser incrustirt werden. Auch macht man aus Kalk und Asche mit Zusatz von Urin und nachmals von Salz eine Lauge und begießt dann damit das Getreide. Die Manipulationen sind hierin uͤber- haupt sehr verschieden, und wenn gleich jeder auf die seinige einen besonderen Werth zu setzen pflegt, so kommen sie wohl im Wesentlichen auf eins hinaus. Es koͤmmt nur darauf an, daß diese Einbeizungen moͤglichst kraͤftig geschehen, und daß man die Masse dann so durcharbeite, daß jedes einzelne Korn Theil daran nehme, daß man ferner die Mischung eine Zeit lang zusammen halte, bis eine gelinde Erwaͤrmung merklich wird, sie dann aber schnell auseinander bringe und ausluͤfte. Einige schreiben dem Kuͤchensalze eine vorzuͤgliche Wirkung zu, nehmen davon eine groͤßere Menge und einen geringern Theil Kalk; aber nach den zuver- laͤssigsten Erfahrungen ist Kalk und Asche das wirksamste und in den meisten Ge- genden das wohlfeilste. Vitriol- und Alaunaufloͤsungen sind von einigen sehr geruͤhmt worden, in- dessen spricht bis jetzt die Masse von Erfahrungen noch nicht so stark fuͤr diese wie fuͤr jene Einbeitzungen. Die Einbeizung mit Arsenik ist zu gefaͤhrlich, als daß sie irgend einem, welcher mit den schrecklichen Wirkungen dieses heftigen Giftes nicht sehr bekannt ist, anvertrauet werden duͤrfte. §. 76. Der Rocken. §. 76. Obwohl beide Krankheiten, Staub- und Kornbrand, ganz verschieden sind, so trifft man doch wohl beide vermengt auf einem Acker an. Und wenn es gleich ausgemacht scheint, daß die Hauptursach des Kornbrandes im Saamen liege, und die Krankheit durch die Auswahl und Behandlung desselben mehrentheils vorgebeuget werden koͤnne, so muß man doch zugeben, daß sie durch besonders schaͤdliche Einwirkungen auf die Vegetation, auch bei dem gesundesten Saamen, zuweilen entstehen und folglich kein Mittel sie absolut verhindern koͤnne. Der Rocken . §. 77. Secale cereale. Wir haben nur eine Art, und die verschiedenen Abarten Abarten. unterscheiden sich auch nicht durch irgend ein botanisches Merkmal, sondern nur durch eine verschiedene Natur, die sie durch die Kultur angenommen haben. Der Sommer- und Winterrocken geht auf eben die Weise, wie der Wei- zen §. 49. in einander uͤber. Die Natur des Winterrockens ist: sich laͤnger an der Erde zu halten, mehrere Sprossen auszutreiben, und spaͤter in Halme zu schießen. Wir haben eine Abart, zuerst aus den russischen Provinzen an der Ost- see erhalten, welche die Eigenschaft des Winterrockens in vorzuͤglich hohem Grade besitzt, und welche man deshalb Staudenrocken nennt. Alle die Ar- ten, welche man mit dem Namen archangelscher Rocken, norwegischer Rocken , und Johannisrocken belegt, sind voͤllig dieselben, und haben auch in ihrer Natur durchaus nichts ausgezeichnetes. Wenn der Staudenrocken um Johannis gesaͤet wird, so ist er Johannisrocken so gut wie der, welcher unter diesem Namen gehet. Und jener archangelsche und norwegische Rocken unter- scheiden sich eben so wenig. Ob der sogenannte wallachische Rocken in seiner Natur verschieden sey, wage ich noch nicht zu entscheiden. Es ist dabei wahrscheinlich noch eine Ver- wechselung des Namens vorgegangen, indem man vor 50 Jahren die Himmels- gerste fuͤr eine Rockenart hielt, und sie wallachischen Rocken nannte, ich sie auch Bierter Theil. K Der Rocken. noch vor sechs Jahren unter diesem Namen zugeschickt erhalten habe. Was jetzt unter diesem Namen geht, hat durchaus kein bestimmtes Unterscheidungs- zeichen. Einige Abaͤnderung seiner Natur zeigt jedes Getreide nach einer, mehrere Generationen hindurch fortgesetzten Gartenkultur und sorgfaͤltiger Saa- menauswahl, auch wenn es dann ins freie Feld kommt, im Anfange noch. Aber ob sie constant sey, ist nicht so schnell auszumitteln. Der Staudenrocken hat uͤberwiegende und unbezweifelte Vorzuͤge vor dem andren. Er ist weit haͤrter gegen uͤble Einfluͤsse der Witterung, bestaudet sich staͤrker, lagert sich auf reichem Boden nicht so leicht und giebt auf gutem und gut bestellten Boden immer hoͤheren Ertrag. Nur muß er durchaus vor Ende Septembers in der Erde seyn. Bei spaͤterer Saat und auf ganz armem Bo- den verliert er freilich seinen Vorzug. Er schosset, bluͤhet und reifet merklich spaͤter wie der gewoͤhnliche, und nur durch sehr fruͤhe Saat kann man ihn gleichzeitig machen. Diese Abart ist sehr constant, und ich habe keine Aus- artung bemerkt, wenn er auch so dicht bei andrem stand, daß er von dessen Saamenstaube beruͤhrt werden mußte. §. 78. Der Boden fuͤr Rocken. Fuͤr den Rocken ist der mit Sand in groͤßerm Verhaͤltnisse gemengte Boden der zutraͤglichste. Also derjenige, der nach §. 50. fuͤr den Weizen nicht mehr geeignet ist. Auf dem sehr sandigen Boden, der 85 Prozent Sand und dar- uͤber hat, bleibt Rocken das einzige Getreide, welches darauf gebaut werden kann, und dieser Boden wird daher bei uns Rockenland genannt. Jedoch ist Boden, der weniger als 85 Prozent Sand hat, auch fuͤr den Rocken besser. Je reicher der Boden ist, desto staͤrker wird freilich der Rocken. Allein er nimmt mit aͤrmerem Boden vorlieb, als der Weizen. Zum Theil haͤngt dies zwar auch von der Art des Bodens ab, indem der Sandboden den Rest seines Humusgehalts leichter ausziehen laͤßt, wie der Thonboden. Hat ein erschoͤpf- ter Boden eine Reihe von Jahren geruhet, so sammlet er wieder Kraft genug, um eine, freilich aͤrmliche, Rockenernte zu tragen. Er ertraͤgt auch einen ziemlichen Grad von Saͤure im Boden, welcher dem Weizen und der Gerste zuwider ist, und kann daher auf Haid- und Moorboden, wenn letzterer abgewaͤssert ist, gebaut werden. Der Rocken. Deshalb ist fuͤr sandige und arme Gegenden der Rocken das wohlthaͤtigste Geschenk Gottes, ohne welches sie vielleicht unbewohnbar seyn wuͤrden. §. 79. Der Rockenbau ist in Ansehung seiner Vorbereitung und Vorfrucht minder Vorbereitung und Vor- fruͤchte. schwierig, wie der Weizenbau. Daß die Brache in der Regel nur dreimal dazu gepfluͤgt zu werden brauche, ruͤhrt freilich nur von der Losigkeit des Bodens her, den man fuͤr den Rocken bestimmt. Denn der mehr gebundene verlohnt die vierte Furche immer durch reicheren Ertrag. Die Vorfruͤchte, die dem Weizen guͤnstig sind, sind es auch dem Rocken, auf solchem Boden, wo ihr Bau statt findet. Nach Kartoffeln und Lein bemerkt man, mit seltnen Ausnahmen, auch einen Ruͤckschlag des Rockens. Der Rocken ertraͤgt es zwar eher wie der Weizen in die Stoppel eines andern Getreides, oder gar in seine eigne, gesaͤet zu werden; und bekanntlich ist eine drei- oder viermaligr Rockensaat nacheinander, in einigen Gegenden etwas gebraͤuchliches. Allein die Ernten sind auch so duͤrftig, daß uͤber die Unzweck- maͤßigkeit einer solchen Fruchtfolge, bei allen Unbefangenen in diesen Gegenden selbst nur eine Stimme herrscht. Sogar eine ungewoͤhnlich starke und wieder- holte Duͤngung kann den Ruͤckschlag in Koͤrnern nicht verhindern, wenn sie auch Stroh genug hervortreibt. Alle einzelne Beobachtungen, daß die zweite Ernte besser wie die erste gewesen sey, die man anfuͤhrt, um das Verfahren zu vertheidigen, beweisen nicht das Gegentheil der allgemeinen Erfahrung und las- sen sich leicht erklaͤren, wenn man sie genauer analisirt. Ein frischer kurz vor der Saat untergepfluͤgter, durch Duͤrre oder durch Naͤsse unaufloͤslich geworde- ner Duͤnger schadet natuͤrlich der ersten Saat, und kommt der zweiten zu statten. Entschnldigung kann indessen das Verfahren verdienen auf Boden, der nichts andres als Rocken traͤgt, und wo das Stroh beinahe von groͤßerer Wichtigkeit ist, wie das Korn. §. 80. Beim Rocken braucht man zwar in der Auswahl des Saamens nicht so Saat. besorglich zu seyn, wie bei dem Weizen. Aber ein vollstaͤndiges, reifes, vor- sichtig behandeltes und reines Saatkorn wird sich immer belohnen. K 2 Der Rocken. Das Rockenkorn ertraͤgt nur eine schwache Bedeckung mit Erde und durch eine starke kann es, wenn der Boden einigermaßen gebunden ist, am Keimen verhindert und unterdruͤckt werden. Deshalb ist das Unterpfluͤgen, wie ich aus selbst erlittenem Schaden weiß, mehrentheils bedenklich. Wenn der Boden sehr trocken ist, nnd es nach der Aussaat bleibt, so kann zwar der unterge- pfluͤgte Rocken einen Vorzug vor dem auf die Furche gesaͤeten bekommen, in- dem er fruͤher und gleichzeitiger laͤuft. Da man aber die Witterung zu der Zeit, wo man die Saatfurche geben soll, nicht voraussehen kann, so ist es im- mer rathsam, bloß auf das Untereggen zu denken; es sey denn, daß man ihn, was freilich vor allem den Vorzug hat, mit einem Exstirpator flach unterbrin- gen wolle. Als die angemessenste Saatzeit fuͤr den gewoͤhnlichen Winterrocken, nimmt man die Mitte des Septembers bis zur Mitte des Oktobers in un- serm Klima an. Man saͤet ihn aber in manchen Gegenden, besonders um ihm den im Winter gemachten Duͤnger noch zukommen zu lassen, bei offenen Boden, den Winter hindurch bis zu Ende Februars, und zuweilen mit gutem Erfolge. Manche unbefangene Beobachter sagen, daß die ganz spaͤte Saat die sicherste sey, dagegen nie so hohen Ertrag gebe, wie es die fruͤhe zuwei- len thue. Die schlechteste Saatzeit sey aber von der Mitte Oktobers bis zur Mitte Novembers. Da ich zu jeder Zeit gesaͤeten Rocken auf einer sehr zer- stuͤckelten Feldflur lange zu beobachten Gelegenheit gehabt habe, so kann ich dies wenigstens sagen, daß ich nie eine Saat habe ausbleiben gesehen, und daß ich mich also uͤberzeugt habe, es schade auch dem in der Milch liegenden Rocken kein Frost. Der Staudenrocken verlangt aber durchaus eine fruͤhe Saat, nnd sie kann vielleicht nie zu fruͤh geschehen. Von der Mitte des Junius an habe ich ihn gesaͤet, ohne daß er nur den geringsten Anschein machte, in demselben Sommer aufschießen zu wollen. Saͤet man ihn erst im Oktober, so bestaudet er sich schwach, oder seine Nebenschossen bleiben bei dem Austreiben der Aeh- ren zuruͤck, und werden schwach. Die gewoͤhnlichste Aussaat des Rockens ist 18 bis 20 Metzen auf den Morgen. Wenn man den Staudenrocken im August oder Anfangs Septem- Der Rocken. bers saͤet und ihn gut vertheilt, so sind 12 bis 14 Metzen voͤllig zureichend. Er bestaudet sich so stark, daß dennoch drei Theile der Pflanzen einem Theile, der den Platz behauptet, weichen muͤssen. Im Fruͤhjahre hat dieser Rocken oft das Ansehen, als stehe er zu duͤnne, und Unerfahrne werfen sich dann vor, daß sie doch zu duͤnne gesaͤet haben. Er wuͤrde aber eben so stehen, wenn sie sehr dick gesaͤet haͤtten; denn die im Herbst sich stark bestaudenden Pflanzen muͤssen einander verdraͤngen, muͤssen den Platz haben, um ihre starke Bestau- dung machen zu koͤnnen, treiben dann aber mit zehn, zwoͤlf und mehreren gleich starken Halmen in die Hoͤhe, und bilden, wenn anders der Boden Kraft hat, und die Witterung einigermaßen guͤnstig ist, das dichteste Aehrenfeld. Da dieser Rocken noch spaͤter treibt und schosset wie der ordinaire, so stehet er oft bis zur Mitte des Mays im Ansehen gegen diesen sehr zuruͤck, uͤber- trifft ihn aber im Junius desto mehr. §. 81. Dem Rocken ist das Aufeggen im Fruͤhjahre, besonders wenn der etwas Vegetations- periode. bindende Boden eine harte Kruste bekommen und Risse hat, eben so nuͤtzlich, wie dem Weizen; obwohl es dabei seltener angewandt wird. Er ertraͤgt es selbst auf sandigem Boden mit großem Nutzen; doch sind hier leichte hoͤlzerne Eggen zu nehmen, und es ist erst abzuwarten, daß er sich nach dem Winter fest ein- gewurzelt habe. Waͤren seine Wurzeln, besonders auf schwammigem Boden, herausgehoben durch den Winterfrost, oder entbloͤßt durch den Wind, so ist dann dagegen das Walzen zutraͤglich. Eine sehr entscheidende Periode ist fuͤr den Rocken, mehr wie fuͤr anderes Getreide die Bluͤtezeit, und man kann uͤber dessen Ertrag nicht sicher seyn, bis er diese gluͤcklich uͤberstanden hat. Ein Morgenreif, der ihn in der Bluͤte trifft, kann den Koͤrneransatz ganz oder zum Theil zerstoͤren. Manchmal trifft er nur die aͤußere nach der Windseite liegende Stelle einer Feldbreite, und manchmal verletzt er nur die eine nach dem Winde gerichtete Seite der Aehren. Die Aehre entfaͤrbt sich, die Spitzen der Spelzen schrumpfen ein und sie bleiben leer. Eben so nachtheilig wirkt eine, waͤhrend der Bluͤtezeit anhaltende, regniche, feuchte und sehr windige Witterung. Einzelne, auch oft wiederkehrende Regen- schauer schaden nicht, wenn nur zwischendurch trockne, warme Stunden kom- Der Rocken. men. Denn der Rocken verschließt waͤhrend des Regens seine Spelzen, und wenn darauf warmer Sonnenschein folgt, treten die Staubbeutel mit Macht hervor und der Saamenstaub uͤberzieht in einer dichten Wolke das Feld. Allein bei anhaltendem feuchten Wetter verdumpfen endlich die Staubbeutel in den Spel- zen und faulen; es geht keine Befruchtung vor, oder das Koͤrnchen wird von der Faͤulniß mit ergriffen. Hier erzeugt sich wahrscheinlich das Uebel des Mut- terkorns ; dieser bekannte, auffallende, violet schwarze Auswuchs; welcher einzeln unbedeutend ist, aber in großer Menge, besonders frisch genossen, hoͤchst gefaͤhrliche und toͤdtliche Krankheiten, hauptsaͤchlich die Kribbelkrankheit, bei Menschen und Vieh hervorbringt. Indessen widersteht kraftvolle Saat den Einwirkungen aͤußerer Schaͤdlich- keiten, auch in der Bluͤtezeit mehr wie schwache und schlecht bestellte. Den mehr oder minder vollstaͤndigen Ansatz der Koͤrner kann man nach vol- lendeter Bluͤte leicht erkennen, wenn man die Aehre gegen das Licht betrachtet, indem die befruchteten Spelzen durchsichtig erscheinen. Da jedoch der Rocken langsam abbluͤhet, so muß man nicht fruͤher daruͤber urtheilen. Spaͤter fuͤhlt man die Fehlstellen, wenn man eine Aehre durch die Finger zieht. §. 82. Reife. Die Reife des Rockens erkennt man aus dem Verbleichen des Strohes, indem es seine gelbere Farbe in eine mehr weiße umwandelt und auch zunaͤchst an den Knoten nichts gruͤnes mehr zeigt. Die Koͤrner sind hart, loͤsen sich leicht und fallen aus, wenn man stark daran schlaͤgt. Man muß aber auch bei dem Rocken die Vorschrift des alten Cato befolgen: Oraculum esto, biduo citiu quam biduo serius metere — lieber zwei Tage zu fruͤh als zu spaͤt zu maͤhen. §. 83. Ertrag. Werth. Der Durchschnittsertrag des Rockens ist auf gleichem, beiden Getreidearten zusagenden Boden im Volumen dem des Weizens wohl gleich. Indessen kenne ich kein Beispiel, daß Rocken uͤber 22 Scheffel vom Morgen gegeben haͤtte; vom Weizen hat man unbezweifelt hoͤheren Ertrag, aber auf Boden, der fuͤr Rocken durchaus zu stark gewesen seyn wuͤrde. Als ein guter Ertrag sind 12 Scheffel anzunehmen, und er faͤllt herunter bis auf 3 Scheffel. Weniger ist Mißwachs; Der Rocken. und Boden, wo man dies nur als das gewoͤhnliche annehmen kann, bezahlt seine Bestellungskosten kaum und hat als Ackerboden keinen Werth. Das Gewicht eines Scheffels reinen Rockens ist zwischen 76 und 86 Pfd. Naͤchst dem Weizen enthaͤlt der Rocken unter den gewoͤhnlichen Getreide- arten die groͤßte Quantitaͤt nahrhafter Substanzen. Er enthaͤlt eine aromatische Substanz, welche besonders seinen Huͤlsen anzuhaͤngen scheint, weil der eigen- thuͤmliche angenehme Geruch und Geschmack des Rockenbrodes bei dem aus fei- nem gebeutelten Mehle bereiteten Brode verloren geht. Man kann diesem den Geruch, zugleich aber die schwarze Farbe dem Brode wiedergeben, wenn man einen heißen Aufguß der Kleye bereitet und sich dessen zum Einteigen bedient. Diese Substanz scheint die Verdaulichkeit zu befoͤrdern und hat einen besonders erfrischende und staͤrkende Einwirkung auf den thierischen Koͤrper. §. 84. Der Preis des Rockens ist da, wo er die allgemeinste Nahrung der Men- Preis. schen ausmacht, bestaͤndiger, wie der anderer Getreidearten; steht wenigstens mehr mit dem Ertrage der heurigen Ernte in Verhaͤltniß. Nachfrage vom Aus- lande wirkt in unsren Gegenden nur indirect darauf ein. Auf die Dauer regulirt er bei uns den Preis aller uͤbrigen Produkte, und selbst durch den Arbeitslohn den Preis der Fabrikate. Sein Absatz ist im Ganzen der sicherste, wenn man gleich nach Orts- und Zeitverhaͤltnissen durch andre Produkte mehr gewin- nen kann. §. 85. Auf allem Boden, der ein Uebergewicht von Sande enthaͤlt und der Feuch- tigkeit nicht zu sehr ausgesetzt ist, hat man bei guter Bestellung am wenigsten Mißwachs von ihm zu besorgen. Er erschoͤpft den Boden weniger als der Weizen. Wir haben in den Be- merkungen, die dem zweiten Bande vorgedruckt sind, angenommen, daß eine gehoͤrige Ernte 30 Prozent von der im Boden befindlichen Kraft ausziehe. Durch sein starkes Stroh, welches kein anderes Getreide in so großem Ver- haͤltnisse iiefert, und welches zu allen wirthschaftlichen Beduͤrfnissen so beson- ders geeignet ist, ersetzt er, wenn es gehoͤrig zu Mist gemacht wird, die ausge- sogene Kraft mehr wie anderes Getreide. Der Rocken. §. 86. Sommerrok- ken. Der Sommerrocken ist eine bloße Abart des Winterrockens, und kann, wie ich mehrmals gesehen habe, leicht in diesen umgewandelt werden. Er ist mehrentheils nur eine Nothhuͤlfe fuͤr die, welche ihre Winterbestel- lung nicht vollenden und doch auf ihrem Boden kein andres Getreide wie Rocken bauen koͤnnen, und insbesondere den im Winter gemachten Mist gleich in Wir- kung setzen wollen. Jedoch ist er auch sehr angemessen auf Boden, der fuͤr Gerste und Hafer zu sandig und zu duͤrre ist; nach Kartoffeln, wo der Winter- rocken nicht geraͤth, der Sommerrocken, auf dem vorbereiteten Lande moͤglichst fruͤh gesaͤet, aber vorzuͤglich einschlaͤgt. Er giebt sonst, sehr seltne Faͤlle, und vielleicht letzteren ausgenommen, nie einen gleichen Ertrag mit dem Winterrocken und mißraͤth oft voͤllig. Seine Koͤrner sind klein aber feinhuͤlsig, enthalten ein sehr gutes Mehl, und er wird deshalb zuweilen etwas theurer wie Winterrocken bezahlt. Er muß fruͤh gesaͤet werden, zu Ende des Maͤrz — zu Anfange desselben saͤet man noch wohl Winterrocken — oder Anfangs Aprils. Spaͤter wird nichts daraus. Da er gewoͤhnlich in die Stoppel des Winterrockens auf frischem Duͤn- ger gesaͤet und der Acker nur in der kalten und nassen Jahreszeit dazu vor- bereitet wird, so wuchern Quecken und verschiedene Agrostisarten ungemein unter selbigem ein, und man findet die Aecker fast nirgends so damit verun- reinigt, wie da, wo er haͤufig in dieser Ordnung gebauet wird. Man giebt die Neigung, sich zu verquecken, dann unrichtig dem Boden Schuld. Die Gerste . §. 87. Arten. Es giebt deren 5 oder wenn man will 6 gegenwaͤrtig bei uns bekannte und verbreitete Arten. 1) Hordeum vulgare, kleine vierzeilige Gerste, 2) — distichon, große zweizeilige Gerste, 3) — coeleste, Himmelsgerste, 2) Hor- Die Gerste. 4) Hordeum nudum, nackte vierzeilige Gerste, 5) — hexastichon, sechszeilige Wintergerste; und die min- der uͤbliche 6) — zeocriton, Reisgerste, Pfauengerste. §. 88. Alle Gerstenarten verlangen einen lockeren, milden aber Feuchtigkeit hal- Boden. tenden und dennoch der Naͤsse nicht ausgesetzten, vermoͤgenden Boden. Ein Boden, der 50 bis 65 Prozent Sand und uͤbrigens groͤßtentheils Thon ent- haͤlt, wenn er bei ersterem Verhaͤltnisse trocken, bei letzterem feucht liegt, ist fuͤr die Gerste am meisten geeignet. Indessen gedeihet sie auch auf mehr tho- nigen Boden vortrefflich, wenn er durch einen staͤrkeren Gehalt an Humus Lockerheit genug besitzt und sich zum Weizenboden erster Klasse qualifizirt. Hat der Lehmboden einen Antheil von Kalk und um so viel weniger Sand, um nur lockerer aber nicht lose zu seyn, so wird er vorzuͤglich fuͤr die Gerste, um so mehr da der Kalk alle Saͤurung verhindert, welche der Gerste immer zuwider ist. Auf Boden, der dagegen ein betraͤchtliches Uebergewicht an Sande, 70 bis 75 Prozent hat, kann Gerste zwar, wenn er in Kraft stehet, in feuch- teren Sommern sehr gut gedeihen, schlaͤgt aber in duͤrren sehr zuruͤck und ist folglich unsicher. Ein armer, zaͤher, naßkalter, versauerter Boden ist ihr durchaus nicht angemessen und sie geraͤth hoͤchst selten darauf. §. 89. Die Gerste verlangt eine sehr aufgelockerte und gepulverte Erde. Wenn Vorbereitung. Vorfruͤchte. sie, wie gewoͤhnlich, in die Stoppel der Winterung gesaͤet wird, so muß der Acker wenigstens drei Furchen haben. Ist er aber durch den Anbau der Hack- fruͤchte im vorigen Jahre gelockert, so bedarf es nur einer Furche. Die vorhergehenden Fruͤchte muͤssen der Gerste noch betraͤchtliche Kraft im Acker hinterlassen haben, oder sie verlangt frischen aber schon zergangenen Duͤn- ger. Ihrer schwaͤchern Naturkraft muͤssen die Nahrungstheile schon wohl vor- bereitet und geloͤset dargereicht werden. Die Gerste ist keinen andren besonderen Krankheiten ausgesetzt, als dem Staubbrande. Dieser bringt aber selten einen erheblichen Verlust, obgleich Vierter Theil. L Die Gerste. er zu Anfange gefaͤhrlich aussieht. Denn die brandigen Aehren kommen zuerst hervor, und es sieht aus, als ob das ganze Feld damit uͤberzogen seyn wuͤrde. Wenn die gesunden Aehren erscheinen, so bemerkt man es kaum mehr. Ge- gen diesen Brand hilft das Einkalken nicht und ist also voͤllig uͤberfluͤßig. §. 90. Saat. Alle im Fruͤhjahr ausgesaͤete Gerstenarten ertragen und lieben eine ziem- lich starke Bedeckung mit Erde, und koͤnnen 3 bis 4 Zoll tief untergepfluͤgt werden; auf sehr lockererm Boden ist das fast eine Bedingung ihres guten Gerathens. Man muß aber doch die Abtrocknung des Bodens abwarten und eine trockene und warme Witterung ist ihnen bei und gleich nach der Einsaat am zutraͤglichsten. Ein recht reifes, vollstaͤndiges, nicht dumpfig gewordenes Saatkorn giebt gesundere Pflanzen. Auch muß es von den unter der Gerste so haͤufig wach- senden Unkrautssaamen durch Sichten und durch Abschwemmen gereinigt seyn. Wenn man ein solches Saatkorn waͤhlt und es gut verbreitet, so giebt eine duͤnne Aussaat, besonders der großen Gerste, von 12 bis 14 Metzen ein dichteres Feld als eine starke von 20 und 22 Metzen; weil diese Gerste sich stark bestaudet, wenn sie Raum hat; aber schwache Pflanzen macht, wenn es ihr daran fehlt. Die kleine Gerste, die sich weniger bestaudet, muß dichter gesaͤet werden. Tritt nach der Einsaat ein starker Regen ein, welcher den Boden zu- schlaͤgt, so muß er gleich nach der Abtrocknung und vor dem Auflaufen mit der Egge wieder uͤberzogen werden, um die Kruste zu brechen, durch welche die Spitze des Gerstblattes nicht durchdringen kann und unter welcher man sie oft gekruͤmmt findet. Nach dem Auflaufen ist aber das Eggen der jungen Gerste, welches manche auch vorgeschlagen haben, bedenklich, weil sie wie Glas abspringt und darf nur mit großer Vorsicht, mit leichten hoͤlzernen Eggen, nach einem Strich, und nur gegen Abend geschehen. Die Gerste. Die kleine vierzeilige Gerste §. 91. haͤlt man dem schwaͤcheren Boden angemessener und nennt sie deshalb auch zu- weilen Sandgerste . Sie kann auf lehmigem Sandboden, der reich genug ist, gut gerathen, wenn ihr die Witterung guͤnstig ist, in welchem Falle aber auch die große Gerste darauf gedeihet. Der Nahme vierzeilig ist eigentlich unrichtig, denn sie hat, wenn sie voll gewachsen ist, sechs Zeilen. Richtiger wuͤrde man sie vierseitige oder eckige Gerste nenneu , denn ihre Aehre bildet ein Viereck mit zwei breiten und zwei schmalern Seiten. Sie ist, wenn sie nicht allmaͤhlig in ihrer Reproduktion abgehaͤrtet wird (was moͤglich zu seyn scheint und wodurch eine Varietaͤt, die zwischen dieser und der sechszeiligen Gerste in der Mitte stehet, wie wir unten hoͤren werden, gebildet wird), ein sehr zartes Gewaͤchs, was von einem Nachtfroste fast zer- stoͤrt wird, und von jeder unguͤnstigen Witterung sehr leidet. Sie erfordert aber nur eine kurze Zeit zu ihrer Vegetation, und kann, wie man sagt, in 9 bis 10 Wochen aus dem Sacke und in den Sack kommen; weswegen man sie oft erst gegen die Mitte des Junius saͤet. Trifft sie dann eine warme und gehoͤrig feuchte Witterung, so kann sie besser werden, wie die große Gerste, die in ihrer laͤngern Vegetationsperiode seltner einer so durchaus guͤnstigen Wit- terung genießt. Bei dem besten Anscheine aber schlaͤgt sie oft unerwartet zu- ruͤck, wenn es ihr beim Austreiben der Aehren an Feuchtigkeit mangelt, und im Durchschnitt kommt sie der großen Gerste im Ertrage nicht gleich. Sie hat in derjenigen Dreifelderwirthschaft, wo man der Winterung nur eine sehr unvollkommene Brache giebt und den Acker erst im Julius vor- zubereiten anfaͤngt, den wichtigen Vorzug, daß man sie spaͤt, allenfalls bis zu Ende des Junius saͤen und also dem Acker in einer sehr guͤnstigen Jahrszeit eine halbe Brachbearbeitung — die zur Pulverung und Luͤftung des Bodens und zur Zerstoͤrung des Unkrauts vielleicht wirksamer ist wie jene spaͤte Brache — geben kann. Ihre Maͤhrereife muß wohl beobachtet werden, und man darf sie nicht zu ihrer vollkommenen Reife, besonders in Ansehung des Nachwuchses kommen L 2 Die Gerste. lassen, weil sonst ihre an sehr duͤnnen Stielen haͤngende Aehren abfallen. Wenn der Haupttheil keine Milch mehr hat, aber die Koͤrner sich noch wie Wachs kneten lassen, die Aehren mehrentheils gelb sind, so ist es Zeit sie zu maͤhen, und sie muß dann in den Schwaden nachreifen. Ist schon Abfall zu besorgen, so muß sie nur im Thau gemaͤhet und uͤberhaupt vorsichtig behandelt werden. Ihr Gewicht und ihr Mehlgehalt ist betraͤchtlich geringer, wie das der großen Gerste. Der Scheffel wiegt in der Regel 55—64 Pfd. Doch habe ich sie einmal zu 70 Pfd. Schwere gehabt. So ist denn auch ihr Preis nicht nur im Verhaͤltniß ihres Gehalts geringer, sondern wo die Brauer an große Gerste grwoͤhnt sind, oft noch niedriger. Sie darf nicht gemengt mit andrer Gerste gemalzt werden, weil beide ungleich keimen, und darum nimmt sie niemand gern, wenn man große Gerste genug haben kann, so daß sie dann nur als Viehfutter Abnehmer findet. Ihr sehr weiches Stroh scheint, selbst dem Gewichte nach, in geringe- rem Verhaͤltnisse, wie bei der großen Gerste zu stehen. Die große, zweizeilige Gerste §. 92. halten die meisten nur fuͤr einem mehr thonigen Boden geeignet. Ich habe sie indessen haͤufig auf mehr sandigem Boden, der 70 Prozent Sand hielt, und im Durchschnitt auf diesem Boden mit groͤßerem Erfolge, wie die kleine Gerste gebauet; wenn ich sie zu Ende des Maͤrz oder zu Anfange Aprils, sobald als moͤglich saͤete, und im Fruͤhjahre nicht dazu pfluͤgte, sondern die Saat nur auf den durch Hackfruͤchte tief gelockerten und durchduͤngten Bo- den mit dem Exstirpator unterbrachte. Sie ist mir dann nie ganz mißrathen, und das geringste, was ich in den duͤrren Sommern 1809 und 1810, wo die Gerste besonders in dem Zeitpunkte des Hervortreibens ihrer Aehren sehr an Duͤrre litt, auf solchem Boden erhalten habe, waren 6 Scheffel vom Morgen. Ich habe sonst auf gleichem aber in große Kraft gesetzten Boden in guͤnstigen Jahren 15 Scheffel erhalten. Deshalb ziehe ich die große Gerste der kleinen in einem der Gerste zutraͤglichen Fruchtwechsel unbedingt vor. Die Gerste. Die große fruͤh gesaͤete Gerste ist hart gegen den Frost, und wenn gleich ihre Blattspitzen gelb werden, so schadet es ihr wenig. Bei trockner Witterung bekommt sie zumal auf sandigern Boden, gelbe Blaͤtter, aber hierdurch wird sie nicht zerstoͤrt, wenn sie nur beim Hervortreten der Aehren Feuchtigkeit hat, denn dies ist der entscheidende Zeitpunkt fuͤr sie. Wird sie aber wegen zu gro- ßer Feuchtigkeit gelb, was in Sinken leicht geschieht, so ist sie verloren. Sie hat in großen Wirthschaften, fruͤh gesaͤet, das Unangenehme, daß sie dann fast gleichzeitig mit dem Rocken reift. Und obgleich die Gefahr des Abfallens bei ihr nicht so groß wie bei der kleinen Gerste ist, so muß man doch bei trocknem Wetter mit den Maͤhern, vom Rocken ab, zu ihr uͤbergehen. Dies kann ein Grund seyn, sie auf lehmigern Boden nicht so fruͤh, sondern erst Anfangs Mays zu saͤen, auf sandigerm aber kleine Gerste zu bauen. Der Scheffel wiegt, wenn sie einigermaaßen ausgewachsen ist, etliche und 70 Pfd. Ich habe sie auch schon von 84 Pfd. gehabt. Sie pflegt dann auch in ihrem Marktpreise dem Rocken oft gleich zu kommen, zuweilen zu uͤbersteigen. Die Himmelsgerste, die vierzeilige nackte Gerste. §. 93. Die Botaniker halten sie fuͤr eine Abart der gemeinen vierzeiligen Gerste, und glauben, daß sie in selbige zuruͤckarte. Ich bezweifle das, wenn es gleich zuweilen den Anschein hat. Es kommen naͤmlich oft Koͤrner darunter, die voͤllig das Ansehn der kleinen Gerste haben. Dies sind aber unvollkom- men ausgewachsene Koͤrner, die ihre Schaale nicht abwerfen, und die entwe- der gar nicht auflaufen und aufkommen, oder wieder Himmelsgerste geben. Da es indessen uͤberhaupt bei unsern kultivirten Pflanzen so zweifelhaft ist, was Spezies und was Varietaͤt genannt werden solle, so mag auch dies un- entschieden bleiben. Sie zeichnet sich von der kleinen Gerste dadurch aus, daß sie sich weit staͤrker bestaudet nnd mehrere Halme treibt, wenn sie auch auf gleichem Bo- den und gleich entfernt stehet. Ihr Halm wird ungleich dicker, auch als der, der großen Gerste. Die Aehre ist laͤnger als die der vierzeiligen, und ent- haͤlt mehrere Koͤrner. Ein Hauptmerkmal aber ist, daß sie die Grannen oder Die Gerste. den Bart verliert wenn sie reift, und daß sich das Korn nun von der Blu- menhuͤlse trennt, und dann in anderer Gestalt wie die Gerste erscheint. Ge- woͤhnlich bekommt diese Gerste auf reichem Boden sechs vollstaͤndige Zeilen. Man hat daher ihr nacktes der gewoͤhnlichen Gerste wenig aͤhnliches Korn, bald Weizen, bald Rocken, bald Gerstweizen genannt. Man hat ihr den Namen von Davidskorn, Jerusalemskorn, egyptisches und wal- lachisches Korn gegeben. Caspar Bauchin kannte diese Gerste, und nannte sie Zeopyron oder Tritico speltum. Da man sie laͤngst gekanut hat, so scheint es auffallend, daß ihr Bau sich nicht fruͤher auf fruchtbarem Boden allgemein verbreitete. Jedoch laͤßt es sich aus den Bedingungen ihres Gerathens wohl erklaͤren, daß ihr Bau nicht jedermanns Sache sey. Sie vereinigt sonst alles, was sie als Sommerge- treide empfehlungswerth machen kann: Haͤrte, Sicherheit, starke Bestaudung, Steifheit des Halms, starken Ertrag an mehlreichen nahrhaften Koͤrnern, und vortreffliches, dem Weizen gleichkommendes Stroh, welches selbst gegen das Gewicht des Korns in viel groͤßerem Verhaͤltnisse, wie bei der großen Gerste, stehet. Des letzteren wegen haben sie Kurzsichtige getadelt, daß sie aus einer Masse Stroh weniger Korn gebe, ohne zu bedenken, daß man von einer glei- chen Flaͤche um ein Drittel mehr Stroh als von anderer Gerste gewinne; ein Stroh was zur Fuͤtterung vorzuͤglich scheint, und dessen Spreu frei von den beschwerlichen Grannen ist. Sie will aber einen guten, kraftvollen und wohlbereiteten Boden haben, und ob sie in der Stoppel eines andern Getreides gesaͤet ln eben dem Ver- haͤltnisse besser, als andre Gerste gerathe, wie solches nach Hackfruͤchten der Fall ist, kann ich nicht bestimmen, da ich und meine Freunde sie nur nach diesen Vorfruͤchten gebauet haben. Aber auch moͤglichst fruͤh will sie gesaͤet seyn, damit sie Zeit habe, sich stark zu bestauden, bevor die Waͤrme sie in die Hoͤhe treibt. Spaͤtere Saat ist verschiedenen fehl geschlagen. Ein Frost scha- det ihr wenn sie jung ist nicht merklich. Man will sie auch als uͤberwintern- des Getreide fruͤh gesaͤet, im Sommer mehreremale gemaͤhet, und dann im folgenden Jahre eine betraͤchtliche Ernte davon gehabt haben. Dies ist in- dessen noch problematisch und verdient mehrere Versuche. Die Gerste. Sie wiegt mehrentheils dem Rocken gleich, und uͤberwiegt ihn oft. In Ansehung ihrer Nahrungstheile fand Einhof 72¾ in Hundert, also 2¾ mehr wie im Rocken. Er bemerkt aber, daß sie an suͤßschleimiger und thierisch-vegetabilischer Substanz, folglich an den nahrhastesten Theilen so viel habe, daß sie zwischen dem Weizen und Rocken stehe. Annalen des Ak- baues Bd. VIII. S. 27. Wir haben mit dem Zusatze von etwas Weizen oder Rocken ein gar kraͤftiges Brod daraus gebacken. Einige Versuche damit mißgluͤckten den Brauern, das Bier ward kraͤftig, aber nicht klar. Nunmehr brauen aber andre ein vorzuͤgliches Bier daraus. Von den Branntweinbrennern wird sie sehr gesucht. Ihr Werth ist dem des Rockens wenigstens gleich. Die zweizeilige nackte Gerste, Hordeum nudum, §. 94. gleicht der vorigen in den meisten Stuͤcken. Sie hat laͤngere zweizeilige Aeh- rrn . Ihr Korn wird zwar noch groͤßer, wie das der vierzeiligen, wenn sie in gutem Gartenboden einzeln stehet. Aber beim Feldbau schrumpft es sehr ein. Nach allen mir bekannten komparativen Versuchen hat sie einen betraͤcht- lich geringern Ertrag wie die Himmelsgerste gegeben. (Von Gartenversuchen, nach Vermehrung der angepflanzten Koͤrner berechnet, rede ich nicht.) Sie gehoͤrt also zu den vielen Getreidearten, deren Anbau ich nach einer Reihe von Versuchen wieder aufgegeben habe. Die sechszeilige Gerste, gewoͤhnlich Wintergerste, Hordeum hexastichon, §. 95. wird von den Botanikern als eine besondere Spezies angenommen. Meiner Vermuthung nach ist sie eine Abart der vierzeiligen Gerste, wenn sie sich gleich in ihrem gegenwaͤrtigen Zustande merklich davon unterscheidet. Die sogenannte vierzeilige, richtiger viereckige Gerste hat eben sowohl sechs Zeilen. Es stehen die Koͤrner wenn sie reifen bei jener nur mehr ab und bilden so ein Sechseck. Die Gerste. Ich vermuthe aber, daß das bloß die Folge der verschiedenen Kultur sey, und halte eine allmaͤhlige Umwandlung des Hordeum vulgare in Hordeum hexas- tichon fuͤr moͤglich. Die weichliche Natur verliert jenes, wenn es immer fruͤ- her ausgesaͤet wird. Wahrscheinlich laͤßt es sich nach mehreren Generationen an die Durchwinterung gewoͤhnen, und gehet dann auch in seiner aͤußern Ge- stalt in letzteres uͤber. Die sechszeilige zur Winteraussaat gewoͤhnte Gerste verlangt einen kraͤfti- gen, ziemlich gebundenen Boden, der fuͤr den Weizen voͤllig geeignet ist. Man waͤhlt sie in den reichen Niederungen besonders fuͤr solchen Acker, auf welchem man vom Weizen Lagergetreide besorgen muͤßte, und das ist der Haupt- grund ihres Anbaues daselbst. Sie lagert sich nicht und giebt zuweilen einen enorm hohen Ertrag = 28 Scheffel per Morgen, in der Regel 22 Scheffel. Zuweilen aber wintert sie aus und wuͤrde mißrathen, wenn man sie stehen ließe. Man pfluͤgt sie dann aber sogleich um, und bestellt den Acker mit Sommer- gerste. Auf minder kraͤftigem Boden wird ihr Van selten vortheilhaft seyn, in- dem sie daselbst nur die Stelle des Weizens einnehmen kann, und man doch von ihr, dem Werthe nach, keinen hoͤheren Ertrag wie von jenem erwarten koͤnnte. Sie will sehr fruͤh, im August gesaͤet seyn, wenn sie sicher durchwintern soll, in die Brache oder in eine sehr lockernde Vorfrucht; am haͤufigsten ge- schiehet es nach Rapps. Sie reift dann fruͤh, zu Ende Junius oder Anfangs Julius, und dies gereicht ihr allerdings zur Empfehlung, indem sie das Ernte- geschaͤft theilet und die Zeit dazu verlaͤngert; auch weil die Gerste um diese Zeit oft sehr gesucht wird und man sie gleich abdreschen und zu Markt bringen kann. Unter diesen Umstaͤnden hat sie manchmal den hoͤchsten Vortheil gebracht. Nachher findet sie aber weniger Abnehmer, da ihr Korn noch unansehnlicher wie das der kleinern Gerste ist, und auch wirklich in der Regel leichter wiegt. Die Reißgerste, Hordeum zeocriton. §. 96. Bartgerste, Pfauengerste, deutscher Reis, Faͤchergerste, ve- netianische Gerste, japanische Gerste , ist laͤngst bekannt, und vormals schon in Deutschland, haͤufiger wie jetzt, in Gebrauch gewesen. Ihre Die Gerste. Ihre Aehre ist lanzettfoͤrmig, hat zwei Reihen, die starke Grannen haben und weit vom Aehrenstengel abstehen. Sie bestaudet sich stark, muß deshalb duͤnne gesaͤet und in allen Stuͤcken wie die große zweizeilige Gerste behandelt werden. Einen Vorzug vor dieser kann ich ihr nach meinen Versuchen nicht beimes- sen, es sey denn, daß sie sich ihres niedrigen und starken Strohes wegen auf sehr reichem Boden nicht lagere, auf welchem ich jedoch immer die Himmels- gerste vorziehen wuͤrde. Daß ihr Korn eine besondere Aehnlichkeit mit dem Reiß habe, bemerke ich auf keine Weise. Der Hafer, Avena sativa. §. 97. Unter diesem botanischen Namen wird ein Theil der Abarten begriffen, die Arten und Abarten. wir von diesem Getreide haben und anbauen. Sie unterscheiden sich hauptsaͤch- lich in weiß- und schwarzkoͤrnige. Zu ersteren gehoͤrt: 1) der gewoͤhnliche glatte Hafer oder Maͤrzhafer, der am haͤufigsten ge- bauet wird, und auf dem Boden, welchen man den Hafer gewoͤhnlich einraͤumt, auch wohl der sicherste ist. 2) Der schwere, bei uns englischer , von den Englaͤndern aber polni- scher oder spanischer genannte. Er zeichnet sich durch einen staͤrkern Halm und Blatt, durch groͤßere Rispen und staͤrkere Koͤrner aus, wenn er auf den ihm angemessenen Boden kommt. Auf feuchtem morigen Boden wird er zwar groß, aber sehr grobhuͤlsigt und nicht schwer. Man soll ihn auch als Winter- hafer bauen koͤnnen; ich weiß aber keine bestimmte Erfahrung davon. 3) Der Klumphafer , welcher zuweilen, aber nicht immer, drei reife Koͤr- ner in einem Balge hat, aber darum nicht eintraͤglicher zu seyn scheint. Die Botaniker unterscheiden ihn als eine besondere Spezies unter dem Namen A. trisperma. Vierter Theil. M Der Hafer. 4) Der fruͤhzeitige oder Augusthafer , welcher fruͤher gesaͤet werden kann, und fruͤher reift, und den man besonders in kalten Berggegenden unterscheidet, wo anderer Hafer oft kaum im September zur Reife kommt. Zu denen mit schwarzen Koͤrnern gehoͤren: 5) Der glatte schwarze Hafer, der ein schweres Korn hat, und oft per Scheffel 10 Pfd. mehr, wie der andre wiegt, folglich ungleich nahrhafter ist. Er erfordert aber einen kraͤftigen Boden, und ist besonders fuͤr Niederungen ge- eignet, wogegen er auf der Hoͤhe vom Winde gar leicht ausgeschlagen wird. 6) Der Eichelhafer , welcher zum Theil schwarze, zum Theil weiße Koͤr- ner hat, also wohl eine Ausartung oder Vermengung von schwarzem und wei- ßen Hafer ist. Er soll eine besonders harte Schaale, aber ein mehlreiches Korn haben. Eine bestimmt verschiedene und deshalb auch von den Botanikern als eine besondere Spezies angenommene Haferart ist: 7) der orientalische, tuͤrkische, ungarische, Fahnen - oder Kamm- hafer . Er hat eine mehr gedraͤngte Rispe, und die Aehrchen haͤngen alle nach einer Seite uͤber. Man hat ihn Anfangs als eine hoͤchst eintraͤgliche Art ge- ruͤhmt; es hat sich aber nachher gezeigt, daß er es auf gleichem Boden nicht mehr und nicht weniger, als der gewoͤhnliche sey. Er reift nicht nur spaͤter, sondern faͤllt auch nicht so leicht aus, wie anderer Hafer, und deshalb haben ihn einige Landwirthe, die eine starke Haferaussaat machen, zum Theil zu bauen fortgefahren. Er hat aber dagegen das Ueble, daß er sich schwerer abdreschen laͤßt. Endlich hat man 8) den Rauh- Sand - oder Purrhafer . Ob dieser die Avena stri- gosa der Botaniker sey, von dem sie sagen, daß er bei uns wild wachse, wage ich nicht zu entscheiden. Es ist aber eine allgemeine Erfahrung, daß der gewoͤhn- liche Hafer ohne Erneuerung des Saamens auf sandigem Boden, besonders in Haidgegend en in diesen ausarte; nicht ploͤtzlich, sondern allmaͤhlig, Anfangs nur untermischt. Dagegen arte er wieder ein, wenn er auf besserm Boden gesaͤet werde. Verhaͤlt sichs hiermit nuu vielleicht eben so, wie mit der Trespe unter dem Wint ergetreide, daß sich naͤmlich diese wilde, dem Boden mehr angeeignete Pflanze ein nistet, und das ausgesaͤete Korn verdraͤngt? Oder gehet wirklich eine Der Hafer. Haferart in die andre uͤber, und sind sie folglich nur Varietaͤten? — Dieser Rauhhafer hat mehrere und starke Grannen, die er nicht verliert, eine dicke Huͤlse und wenig Mehl. Er wiegt nicht viel uͤber die Haͤlfte des gewoͤhnlichen Hafers, und hat nur seinen halben Werth. Dennoch findet man ihn auf solchem schlech- ten Boden vortheilhaft. Wird er auf bessern Boden gesaͤet, so bekommt er einen starken Halm und breites Blatt, und man bauet ihn daher als Futterkraut, gruͤn zu maͤhen, an. 9) Der nackte Hafer, tartarische Gruͤtzhafer , Avena nuda, wird bei uns nicht in Gebrauch kommen. In Schottland wird er viel zum Brod- korn gebauet. Die Englaͤnder unterscheiden noch ungleich mehrere Haferarten, welches aber nur durch die Kultur bewirkte Spielarten sind. §. 98. Der Hafer ist bei uns lange als die niedrigste Getreideart veraͤchtlich behan- delt worden, und man hat ihm das schlechteste Land und das magerste Feld an- gewiesen. Sein Preis stand in aͤlteren Zeiten unter der Haͤlfte des Rockenprei- ses. Bei Vermehrung der Pferde, zu deren Futter er sich am besten schickt, ist sein Preis nun uͤber seinen natuͤrlichen Werth gegen anderes Getreide gestiegen, und daher sein Anbau vortheilhafter geworden. Indessen bringt man ihn ge- woͤhnlich nur dahin, wo man keine Gerste zu bauen wagt; obwohl er einen bes- sern Platz, wohl so gut wie diese, bezahlen wuͤrde. Der Hafer waͤchst zwar auf jedem Boden, der nur nicht gar zu duͤrre ist, Boden. und er scheint so starke Organen zu haben, daß er Nahrungstheile aufloͤset und an sich ziehet, die anderem Getreide nicht mehr fruchten. Auch der saure, der unaufloͤsliche Humus wird wahrscheinlich von ihm zersetzt. Er waͤchst auf kaltem, lehmigen, nnd auf nur nicht gar zu duͤrren Sandboden, wo nichts anderes mehr fort will. Er leidet von unguͤnstiger Witterung, erhohlt sich aber, besser wie die Gerste, wenn eine guͤnstigere eintritt. Auf Neubruch, auf Mooren kann man ihn eine Reihe von Jahren bauen, und er wird zuweilen bis ins dritte und vierte Jahr immer besser, wogegen eine andre Frucht sie schnell erschoͤpft, wenn kein Duͤnger hinzukommt; vermuthlich weil er alles, was Pflanzen Nahrung ge- M 2 Der Hafer. ben kann, und was sich sonst nur durch Zeit und Kultur fuͤr andre Pflanzen aufgeloͤst haͤtte, sich aneignet. Aber auf fruchtbarem Boden lohnt er um so mehr. In der Dreifelderwirthschaft saͤet man ihn in vierter und sechster Tracht; uͤberhaupt wo Gerste sich nicht mehr naͤhren kann. Man wuͤrde sich aber, vie- len Erfahrungen nach, auf strengem Weizenboden besser beim Hafer stehen, wenn man ihn statt der Gerste bauete. In der Mecklenburgischen Koppelwirthschaft kommt er als letzte Frucht nach der Gerste. Einen angemessenern Platz haben ihm die Hollsteiner angewiesen, wenn sie ihn in die umgebrochenen Dreisch- oder Grasnarbe saͤen, und sie haben diese Methode beibehalten, wenn sie auch im folgenden Jahre eine Brachbear- beitung geben. Denn in umgebrochener noch nicht zersetzter Grasnarbe geraͤth er vorzuͤglich, besonders wenn er moͤglichst fruͤh gesaͤet wird. So findet er auch einen vortrefflichen Platz auf einem zweijaͤhrigen Klee- felde, welches man bis zum Herbst benutzen will, und daher zur Winterung nicht vorbereiten kann. Fruͤh genug im Herbste umgebrochen, im Fruͤhjahr den Hafer aufgesaͤet und untergepfluͤgt, mit der Egge leicht uͤberzogen, und dann nach dem Auflaufen noch einmal geeget, was der Hafer weit besser als die Gerste vertraͤgt, wird man hier in der Regel einen hoͤheren Werth an Hafer gewinnen, als wenn man Gerste auch auf drei Furchen gesaͤet haͤtte, und oft einen hoͤheren, als wenn man das Kleefeld nach dem ersten Schnitte umgebrochen, dreimal gepfluͤgt, und mit Winterung besaͤet haͤtte. §. 99. Vorbereitung. Wenn der Hafer in die Stoppel eines andren Getreides gebauet wird, so geben ihm einige nur eine, andre zwei, und noch andre, die den Hafer mehr schaͤtzen, drei Furchen. Daß der dreifurchige Hafer am besten gerathe, gestehen zwar die meisten ein; aber man thut es aus Mangel an Zeit oder weil man ihn der Muͤhe nicht werth haͤlt, selten. Auch besorgt man, daß sich seine Aussaat dadurch zu sehr verspaͤten werde; was doch in einem nicht besonders kalten Klima uͤberall nichts zu bedeuten hat. Nach der zweifurchigen Bestellung aber kommt mehr Unkraut hervor, und in der That habe ich auf Acker, der mit vielem Saamenunkraute angefuͤllet war, nicht selten den Hafer nach zwei Furchen des- halb schlechter, wie nach einer, gerathen sehen. Ist dagegen mehr Wurzelun- Der Hafer. kraut, besonders Quecke im Acker, so wird eine zweifurchige Bestellung entschie- den besser gedeihen, und den Acker nicht so davon durchdrungen hinterlassen, wie eine einfurchige. Daß zum Hafer geduͤngt werde, ist selten uͤblich. Jedoch geschiehet es zu- weilen, wenn man naͤmlich darnach Winterung bauet; und dann nicht mit Unrecht. Frischer Duͤnger bekommt ihm sehr gut, und er hinterlaͤßt davon doch das meiste. §. 100. Die Aussaat des Hafers wird in der Regel staͤrker als von anderem Getreide Saat. gemacht; theils weil der Scheffel weniger Koͤrner enthaͤlt, theils weil der Hafer sich nicht stark bestaudet, es sey denn auf sehr reichem Boden. Um die Haͤlfte mehr als von anderem Getreide auszusaͤen, ist immer rathsam, und auf dem ein- furchigen Dreesch nimmt man sicherer das Doppelte, weil nicht alle Koͤrner zum Laufen kommen. Doch treibt man hin und wieder die Haferaussaat auf frucht- barem Boden ins enorme, in dem Wahne, dadurch das Unkraut zu unterdruͤcken. Ein vollstaͤndiges und insbesondere nicht dumpfig gewordenes Saatkorn ist von großem Einflusse auf das Gerathen des Hafers. Dumpfig (mulstrig) ge- wordene Saat laͤuft zwar wie andre, giebt aber eine schwache, in der Bluͤte um- fallende Pflanze, wie ich in meinen wirthschaftlichen Lehrjahren einmal zufaͤllig, aber sehr bestimmt, erprobt habe. Es scheint mir danach bei keiner Saat, naͤchst dem Weizen, so gefaͤhrlich, wie beim Hafer. Die gewoͤhnliche Saatzeit des Hafers ist der April. Auf Dreesch saͤet man ihn wo moͤglich schon im Maͤrz. Er kann aber auf warmem Boden bis zu An- fang Junius gesaͤet werden, und geraͤth, wenn ihn die Witterung beguͤnstigt, we- gen der bessern Vorbereitung des Ackers und des mit untergepfluͤgten Unkrauts, dann zuweilen vorzuͤglich. §. 101. Er keimt nicht so schnell wie die Gerste, nnd muß, um gleichmaͤßig hervor- Vegetations- periode. zukommen, eine noch guͤnstigere Witterung wie diese haben. Auch kommt es sehr darauf an, daß er weder zu flach, noch zu tief liege, weswegen besonders bei spaͤterer Saat das Unterpfluͤgen entschieden sicherer ist. Ist er zweilaͤufig, so ist seine Reifung ungleich. Der Hafer. Da der Hederich und anderes mit aufkeimende und dann zuvorkommende Unkraut ihn sehr schwaͤcht, so sucht man es durch das Eggen zu vertilgen Der Hafer ertraͤgt dieses Eggen der hervorstechenden Saat sehr gut, besonders wenn er untergepfluͤgt worden und man dann die Saatfurche nur leicht uͤberzogen hat. Trifft man eine gluͤckliche Witterung, und das Unkraut in seinem ersten Saa- menblaͤttchen, so richtet man viel damit aus; wenn es aber sein drittes Blatt be- kommen, und tieferee Wurzel geschlagen hat, so ist es vergeblich, weil man nun eher den Hafer als das Unkraut, durch gewaltsames Eggen, vertilgen wuͤrde. Man hat deshalb den Versuch gemacht, den auf die Furche gesaͤeten Hafer, nachdem er fingerlang hervorgewachsen, unterzupfluͤgen, damit er bald wieder ohne Unkraut aufschlage. Mehreren ist das gegluͤckt, und sie haben vorzuͤglich stark bestaudeten und reinen Hafer danach erhalten; mir aber ist es zweimal miß- gluͤckt, der Hafer kam nur spaͤrlich, und desto mehr Unkraut wieder hervor. Ein dritter Versuch, den ich in diesem Fruͤhjahre gemacht habe, wuͤrde besser gerathen seyn, indem er gut wieder hervorkam; aber die Duͤrre verhinderte ihn, sich stark zu bestauden. §. 102. Reife. Die Reifung des Hafers ist genau wahrzunehmen, und wenn er ungleich reift, muß man sich nach dem ersten richten; man setzt sich sonst der Gefahr aus, diesen ganz zu verlieren, und wenn der unreife auch nicht vollstaͤndig wird, ja sogar beim Dreschen nicht ausfaͤllt, so behaͤlt man ihn doch im Stroh, wel- ches nun um so futterreicher ist. Auch giebt der zuerst reifende immer das meiste. Er muß jedoch in solchem Falle laͤnger im Schwade liegen, wo er nach einigen Bemerkungen nachreifen, und sein Gewicht vermehren soll; es aber auch leicht verlieren kann, wenn man zu lange mit dem Einbringen zoͤgert. Das Haferstroh wird von vielen fuͤr das Vieh aller Art am nahrhaftesten gehalten, vielleicht weil in der Regel die meisten Koͤrner darin bleiben. In man- chen Wirthschaften laͤßt man sie absichtlich darin, und uͤberdrischt den Hafer nur leicht. Im Miste haͤlt man es nur dem warmen Boden zutraͤglich. §. 103. Werth. Da das Gewicht des Hafers nur geringe, fuͤr den Scheffel im Durchschnitt 50 Pfd. ist, und er nach Einhofs, aber nur oberflaͤchlicher Untersuchung, nicht Der Hafer. mehr als 60 Prozent nahrhafter Thelle enthaͤlt, der Scheffel folglich 30 Pfd., so staͤnde er unter dem halben Werthe des Rockens. Ich vermuthe aber, daß Einhof, der die Untersuchung des Hafers genauer vornehmen wollte, schlechten Hafer vorlaͤufig untersuchte, und daß der Hafer doch voͤllig den halben Werth des Rockens dem Maaße nach habe. Sein Marktpreis steht in den meisten Gegenden hoͤher, weil er zum Pferdefutter sehr gesucht wird; in einigen dage- gen, die fuͤr den Haferbau mehr geeignet sind, aber geringeren Absatz daran haben, steht er unter dem halben Rockenpreise. Die Hirse, Panicum, §. 104. gehoͤrt in jedem Betracht zu den eigentlichen Getreidearten. Man hat zwei bestimmte Arten, die angebauet werden, naͤmlich die Ris- penhirse , Panicum miliaceum, und die Kolbenhirse , Panicum italicum und germanicum. Beide haben mehrere Abarten, die sich durch die Farbe ihrer Koͤrner hauptsaͤchlich unterscheiden. Die Rispenhirse hat den Vorzug groͤßerer Koͤrner; die Kolben- oder Aehrenhirse aber den, daß ihr Saamen nicht so leicht ausfaͤllt, gleichmaͤßiger reift und von den Voͤgeln nicht beraubt wird. Ihr An- bau kommt uͤberein. §. 105. Sie erfordert einen warmen, muͤrben, lehmig-sandigen, aber mit humo- Boden. sen Theilen angefuͤllten Boden. In zweiter Tracht nach kraͤftiger Duͤngung ge- raͤth sie besser als nach frischer Duͤngung mit unzergangenem Mist. Der Acker muß fleißig und tief, wenigstens durch dreimaliges Pfluͤgen, Vorbereitung. Eggen und Walzen vorbereitet seyn, damit er voͤllig gepulvert und vom Un- kraute moͤglichst rein sey. Manche graben dazu, aber eine gerechte Vorberei- tung mit dem Pfluge ist eben so gut. Indessen geraͤth die Hirse auch sehr gut auf einem kraͤftigen Neubruch oder Dreesch auf die erste Furche, nachdem tuͤch- tig geegget und gewalzt worden, gesaͤet, und wenn ein solcher Neubruch zu trocken fuͤr den Lein ist, so wuͤßte ich ihn durch keine Saat vortheilhafter als durch Hirse zu benutzen. Der Hafer. Sie wird im Mai gleich nach der zuletzt gegebenen und mit der Egge eben gemachten Furche ausgesaͤet, etwa zu 3 Metzen per Morgen, und dann mit ei- ner leichten Egge uͤberzogen und bei trocknem Boden gewalzt. Der Saamen muß reif und gut aufbewahrt seyn. §. 106. Sobald sich unter der aufgelaufenen Hirse das Unkraut zeigt, muß sie ge- jaͤtet werden. Dies ist unerlaͤßlich, wann sie gerathen soll, und nur auf Neu- bruch, der wenig oder gar kein Unkraut hervortreibt, kann man dessen uͤberho- ben seyn. Deshalb ist der Hirsebau im Großen selten ausfuͤhrbar, zumal in Wirthschaften, wo fast gleichzeitig der Lein gejaͤtet werden muß. Selten ist ein einmaliges Jaͤten genug, es muß, wenn der Boden krautig ist, nach 2 oder 3 Wochen, und bevor die Hirse aufschießt, wiederholt werden. Wirksamer aber und leichter, wie das eigentliche Jaͤten oder Ausziehen des Unkrauts, ist das Bekratzen derselben, welches mit dazu geeigneten Kratzmessern geschiehet. Hiermit wird nicht nur das Unkraut sondern auch jede zu dicht ste- hende Pflanze unter der Oberflaͤche weggeschnitten und diese zugleich gelockert. Die Pflanzen werden in einer Entfernung von 5—6 Zoll vereinzelt. Die Wir- kung, welche dies auf das Gedeihen und den Ertrag der Hirse hat, ist erstaun- lich, und sie erhebt sich danach so schnell, daß zum zweitenmale selten Unkraut aufkommen kann. Geschiehet es dennoch, so ist es so wenig, daß es leicht auf- gezogen werden kann. §. 107. Reife. Den gerechten Zeitpunkt zur Ernte zu treffen, erfordert große Aufmerksam- keit, besonders bei der Rispenhirse. Sie reift ungleich urd faͤllt, wenn sie reif ist, leicht aus; jedoch ist jenes viel weniger der Fall, wenn sie auf die vorbeschrie- bene Art behandelt und vereinzelt ist. Kleine, fleißige Hirsenbauer schneiden die reifen Rispen einzeln ab, und bringen sie in Saͤcken nach Hause. Da dies aber im Großen nicht geht, so muß man sich nach der Reife des Haupttheils richten, sie dann maͤhen, oder besser, vorsichtig mit der Sichel schneiden lassen. Sie darf nicht in Schwaden liegen bleiben, weil sie zu sehr ausfallen wuͤrde, wenn sie Regen bekaͤme und dann wieder trocken wuͤrde. Man bringt sie gleich auf die Scheuntennen, drischt sie sobald als moͤglich ab, und macht sie rein. Der Saamen Die Hirse. Saamen muß dann duͤnne ausgebreitet, und taͤglich mit der Harke umgeruͤhrt wer- den, bis er vollkommen trocken ist, weil er sich sonst erhitzt, und danach bitter wird. Das mehrentheils noch feuchte Stroh wird dann gebunden, und zum Trocknen an die Luft gebracht, weil es sonst dumpfig werden wuͤrde, und weil es als Futter sehr schaͤtzbar ist. Wenn gleich das einzelne Abschneiden der reifen Aehren fuͤr den groͤßeren Landwirth nicht anwendbar ist, so verlohnt sichs doch reichlich, wenn man so viel, als zur Aussaat bestimmt ist, auf diese Weise einerntet. Der voͤllig reife und ge- hoͤrig behandelte Saamen laͤuft gleichmaͤßiger, giebt vollkommnere Pflanzen, und schuͤtzt gegen den Staubbrand, der sonst in der Hirse sehr haͤufig erscheint. Man schlaͤgt diese, an einem luftigen Orte wohl getrocknete Saathirse dann erst aus, wenn man sie saͤen will. Das Enthuͤlsen auf der Muͤhle oder durch Stampfen ist bekannt. §. 108. Die Hirse ist anerkannt eine sehr nahrhafte Substanz, die von den meisten Menschen gern genossen wird, und den Reiß ersetzen kann. Ihr Preis richtet sich daher auch gewoͤhnlich nach dem Preise des Reißes, und sie gilt die Haͤlfte des letztern. Die Hirse kann auch als Futterkraut nuͤtzlich angebauet werden, und wird dann dicht gesaͤet, und wenn sie Rispen entwickelt, gemaͤhet. §. 109. Die sogenannte Moorhirse gehoͤrt in ein andres Pflanzengeschlecht. Eine Moorhirse. Art derselben wird zwar bei uns in warmen Sommern, aber bisher nur in Gaͤr- ten, reif, naͤmlich Holcus sorghum . Andre Arten erfordern ein ungleich waͤr- meres Klima. Es ist nicht wahrscheinlich, daß sie jemals bei uns einheimisch gemacht werden koͤnnte, und ich erwaͤhne daher dieser sonst sehr fruchtreichen Ge- treideart nur. Der Reiß mit allen seinen Abarten paßt noch weniger fuͤr unser Klima, Reiß. und ob man gleich in den Schriften verschiedener landwirthschaftlichen Societaͤ- ten Nachrichten von seinem angeblichen Anbau findet; so zweifle ich doch, daß man außer dem Treibhause jemals eine Pflanze im noͤrdlichen Deutschlande zur Reife gebracht habe, indem viele damit im suͤdlichen Frankreich angestellte Ver- suche mißrathen sind. Erst jenseits der Alpen kann er gebauet werden. Einen Vierter Theil. N Die Hirse. Fall, wo man sich einbildete Reiß zu bauen, kenne ich genau; es war Reiß- und Himmelsgerste. Mais. Endlich gehoͤrt der Mais , seiner Natur nach, in die Klasse dieser Gewaͤchse. Da aber die Art seines Anbaues sich ganz davon auszeichnet, und mit dem Bau der Hackfruͤchte uͤberein kommt, so werden wir ihn unter diese oͤkonomische Pflan- zenklasse setzen, und von seinem Anbau unten handeln. Ueber die Drill- und Pferdehacken-Kultur des Getreides . §. 110. Obgleich diese Kulturart auch bei andern Fruͤchten ihre Anwendung findet, so ist doch die zu beschreibende Methode vorzuͤglich fuͤr das Getreide geeignet, weswegen ich an dieser Stelle davon rede. Geschichte der- selben. Wir finden schon aͤltere Beispiele dieser Bauart. Insbesondere hatte ein Spanier, Joseph Locatelli schon im 17ten Jahrhunderte Versuche damit gemacht, welche selbst die Aufmerksamkeit des Kaisers so auf sich zogen, daß sie in seiner Gegenwart wiederholt werden mußten. Aber noch auffallender ist es, daß man sie in Indostan und Persien angetroffen hat, so daß nicht bloß das Reihensaͤen mit zweckmaͤßigen Maschinen, sondern auch das Bearbeiten der Saat durch Pferde und Ochsen daselbst ausgefuͤhrt wird. In England haͤlt man Jethro Tull fuͤr ihren Erfinder, und in Frankreich waren Duhamel, Chateauvieux und mehrere andre ihre Verbreiter in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Indessen ist diese Tullsche Methode, wo sehr breite Zwischenraͤume zwischen den Ge- treidereihen gelassen, und waͤhrend des Wachsthums mit dem Pfluge stark bear- beitet wurden, fast ganz außer Gebrauch gekommen, und hat einer andren, wo man die Saatreihen in gleichem, aber geringerem Abstande legte, weichen muͤssen. Von dieser Methode werden wir hier nur reden, und ich verweise wegen jener auf die Abhandlungen, welche sich im 1sten und 3ten Bande meiner englischen Landwirthschaft uͤber das Drillen befinden. Jene Abhandlungen wird ein jeder, der an dieser Sache Interesse nimmt, vielleicht gelesen haben, und nun einige Widerspruͤche gegen das, was ich jetzt daruͤber sage, darin finden. In diesem Drillkultur. Falle bitte ich das, was ich jetzt sagen werde, als meine, durch laͤngere Versuche und Erfahrung mehr gereifte Meinung anzusehen. §. 111. Die zum Drillen und Pferdehacken erfundenen Maschinen sind unzaͤhlbar in Maschinen. England. Gegenwaͤrtig vereinigen sich dort fast alle Stimmen fuͤr die Cook- sche . Sie ist aber sehr komponirt, und muß mit vieler Sorgfalt behandelt wer- den. Ich habe im ersten Hefte meiner Beschreibung der nutzbarsten Ackerwerk- zeuge den Ducketschen Drillapparat und im 3ten Hefte einen von mir er- fundenen beschrieben und abgebildet, und finde den letzteren bei laͤngerem Ge- brauch so zweckmaͤßig, dauerhaft, leicht zu behandeln, und allen meinen Absichten entsprechend, daß ich keinen andern verlange, obgleich mit selbigem nur Getreide Erbsen, Linsen und Wicken, aber keine feine Saamen, wie mit der Cookschen, aus- gesaͤet werden koͤnnen. Auch kann man mit der Maschine die Quantitaͤt der Einsaat einer jeden Getreideart nicht willkuͤrlich veraͤndern. Sie wirft aber so aus, daß es auf jedem Fall zureichend ist; und wenn sich unter gewissen Umstaͤnden noch eine etwas groͤßere Ersparung der Saat machen ließe, so wuͤrde diese doch un- bedeutend seyn, und uͤbrigens keinen Vortheil mit sich bringen. Sie saͤet vom Weizen, Rocken und Gerste die Haͤlfte der gewoͤhnlichen Saat, naͤmlich 9 Ber- liner Metzen auf den Morgen aus, vom Hafer aber einen Scheffel. Diese Ma- schine paßt sich auf einer jeden Art von Boden, kann ohne Umstaͤnde und ohne daß ihr eine erhebliche Erschuͤtterung nachtheilig werden koͤnnte, bequem nach dem Felde hingefahren werden, und ist keiner Verruͤckung, Zerbrechung, schnellen Abreibung, oder irgend einer andren Wandelbarkeit ausgesetzt, weswegen sie in der Hinsicht jedem Arbeiter anvertrauet werden kann. Das Gestell derselben dient zugleich zum Pferdehacken, wo dann nach Abhebung des Saatkastens statt der Furchenzieher, die, nach dem jedesmaligen Zwecke verschiedenen Hacken oder Kultivatoren eingehangen werden. Der Gebrauch dieser Maschinen ist mit keiner Schwierigkeit verbunden, laͤßt sich aber nur sinnlich darstellen, und es wuͤrde ver- gebens seyn, ihn mit Worten beschreiben zu wollen. §. 112. Diese Kultur ist zwar auf jedem Boden, von dem gebundensten an bis zum Erfordernisse in Ansehung des Bodens. losesten, anwendbar, wenn er die noͤthige vorbereitende Beackerung erhalten hat. N 2 Drillkultur. Indessen erfordert der sehr thonige Boden eine genaue Wahrnehmung der Zeit, wo er sich in gerechtem Feuchtigkeitszustande befindet, um die verschiedenen Ope- rationen des Saͤens und des Bearbeitens vorzunehmen. Es laͤßt sich daher eine so unguͤnstige Witterung denken, daß dieses nicht geschehen koͤnne, und daß des- halb ein Mißwachs der gedrillten Saat erfolge. Auf sehr losem sandigen Bo- den kann man dagegen den auffallenden Nutzen vom Pferdehacken nicht erwar- ten. Folglich ist ein mittlerer Boden, der zwischen 30 bis 60 Prozent Thon hat, ohne Zweifel am meisten dazu geeignet. Der Acker kann wohl huͤglicht, muß aber nicht gar zu uneben seyn, weil sonst die sechs Furchenzieher und Hackeisen dieses Instruments nicht gleichmaͤßig eingreifen wuͤrden. Um eine vollkommene und reichlich lohnende Wirkung dieser Operation zu haben, muß sich der Boden in Kultur und Kraft befinden. Ein kraftloser Acker wird die starke Bestaudung und den starken Austrieb der Halme und Aehren nicht ernaͤhren koͤnnen, welche durch das Behacken so sehr befoͤrdert wird. Man hat zwar bei guͤnstiger Witterung auch auf magerem Acker einen hoͤheren Ertrag von der gedrillten als von der Wurfsaat erhalten, aber er war doch nicht in dem Verhaͤltnisse betraͤchtlicher, wie auf kraftvollem Acker, und ich gebe zu, daß es in diesem Falle den hervorgetriebenen Aehren nachmals an Nahrungsstoff zum Ansatz der Koͤrner fehlen koͤnne. Der Acker muß von großen mit ihrer Spitze bis zur Ackerkrume hervorra- genden Steinen frei seyn, weil sonst Furchenzieher und Hackeisen leicht dagegen brechen koͤnnen. Kleinere Steine verhindern zwar das Drillen nicht gaͤnzlich, greifen aber die Werkzeuge sehr an. Und uͤberhaupt ist diese hoͤhere Stufe des Feldbaues nicht eher zu betreten, als bis man mit solchen vorbereitenden Opera- tionen, wie das Ausraden und Ablesen von Steinen, fertig ist. Ferner ist es eine zum moͤglichst hoͤchsten Erfolge dieser Bauart unumgaͤng- liche Bedingung, daß der Acker von Wurzel- oder ausdaurendem Unkraute ganz frei und vom Saamenunkraute moͤglichst gereinigt sey. Denn obgleich durch die Pferdehacken-Kultur vieles Unkraut zerstoͤrt und an seinem Aufkommen gehindert wird, so ist sie doch nicht vermoͤgend, es ganz zu unterdruͤcken. Zerstoͤren die Pferdehacken das, was in den Zwischenraͤumen stehet, so koͤnnen sie doch dem Drillkultur. nicht beikommen, was in den Saatreihen aufschießt. Das Wurzelunkraut steht den Furchenziehern und Hackeisen im Wege, verursacht daß sie die Erde schlep- pen, und wird wohl zum Theil aber nicht voͤllig herausgehoben. Vom Saamen- Unkraut wird zwar vieles zerstoͤrt, aber das in den Reihen stehende kommt um so staͤrker auf und verbreitet wieder seinen Saamen in die gelockerte Erde. Da- her wird es selten gluͤcken, ein sehr unreines Feld durch das Drillen rein zu schaffen; aber reines Feld bleibt dabei rein, wenn man die nun sehr geringe und leicht zu controllirende Arbeit — die Reihen durchgehen und das einzelne in Bluͤte stehende Unkraut ausziehen zu lassen — anwendet. §. 113. Die Drillkultur macht es eher wie die gewoͤhnliche moͤglich, die Regeln des In wiefern diese Kultur zu verschiede- nen Feldrota- tionen passe. Fruchtwechsels ganz außer Augen zu setzen, und viele Getreideernten nacheinander zu nehmen, weil sie den Boden rein und locker erhaͤlt. Ein gedrillter und gehoͤrig gepferdehackter Acker zeigt sich mehrentheils nach der ersten Furche so muͤrbe und zerfallend, daß man darauf sogleich eine neue Saat einbringen kann. Es ist daher eine sehr unrichtige Vorstellung, daß die Drillkultur mit der sogenannten Fruchtwechselwirthschaft in enger Verbindung stehe. Vielmehr macht diese die all- gemeine Anwendung des Drillens bei allen Saaten schwierig, und dies ist ein Hauptgrund, den Arthur Young und einige Englaͤnder dagegen anfuͤhren. Wenn unter die nach Hackfruͤchten folgende Gerste Klee gesaͤet werden soll, so kann es nicht eher geschehen, als bis das Hacken vollendet ist; man muß es nun un- mittelbar nach dem letzten Hacken thun, damit der Saamen frische Krume erhalte. Er faͤllt nun in die vertieften Reihen und laͤuft bei guͤnstiger Witterung dann sehr gut reihenweise auf. Eine unguͤnstige Witterung kann ihn aber, wie mich Erfah- rung gelehrt hat, auch voͤllig unterdruͤcken: einmal kam unmittelbar nach der Aus- saat ein heftiger Schlagregen, der die angehaͤufte lockere Erde in die kleinen Fur- chen zuruͤckschwemmte, und nun den Boden so zuschlug, daß der Klee nicht durch- kommen konnte; ein andres mal, im Jahre 1810, verhinderte die nach der spaͤ- ten Aussaat eintretende anhaltende Duͤrre den Klee zu keimen oder ließ ihn ver- dorren, wenn er gekeimt hatte. Man laͤuft also immer bei dieser spaͤten Aussaat, wobei man den Klee mit der Erdkrume nicht in innige Beruͤhrung bringen kann, Gefahr, daß er mißrathe, und dies ist ein so großes Uebel, daß ich mir vorge- Drillkultur. nommen habe, nie Gerste, worunter Klee gesaͤet werden soll, zu drillen. Die Winterung kann zwar auf die einfurchig umgebrochene Kleestoppel gedrillt werden, wenn der Umbruch gehoͤrig geschah und sich hinlaͤnglich gesetzt hatte. Aber etwas sind doch die Kleewurzeln der Maschine im Wege, und das Drillen geht nicht so leicht, als im reinen Acker. Durch den Schnittpflug kann indessen dieses Hin- derniß gehoben werden. Uebrigens haͤlt dieses Wirthschaftssystem den Acker ohne- hin muͤrbe und rein genug, so daß der Unterschied zwischen gedrillten und unge- drillten Ernten dabei nicht so groß seyn wird, wie bei einem ununterbrochenen Getreidebau, wo es die Stelle der Brache und des Behackens, freilich unvoll- kommen, vertritt. §. 114. Vortheile der Drillkultur. Der Vortheil des eigentlichen Drillsaͤens besteht nur darin, daß das Saa- msnkorn gerade so tief gelegt werden kann, als es seine Natur und die Beschaf- fenheit des Vodens und der Witterung erfordert, (was durch die Stellung der Maschine und durch mehr oder minderes Aufdruͤcken auf die Sterzen bewirkt werden kann), und daß daher jedes gesunde Korn zum Keimen kommt. Dies wuͤrde aber vielleicht das Ueble der staͤrkeren Zusammendraͤngung der Koͤrner in den Reihen nicht uͤberwiegen, und so ist es eigentlich das Behacken , was dem Drillen, nach den unzaͤhligen damit angestellten comparativen Versuchen, einen betraͤchtlichen und unwiedersprechlichen Vorzug vor dem Breitsaͤen in Ansehung des Koͤrnerertrages giebt. Jedermann kennt die große Wirkung, welche die Auf- lockerung der Kruste, womit der Erdboden immer uͤberzogen wird, auf die Ve- getation aller Pflanzen hat. Man hatte diese Wirkung bisher aber nur beim Gartenbau beachtet, aber beim Feldbau nur selten etwas vorgenommen, um sie hervorzubringen. Insbesondere ist sie groß, wenn im Fruͤhjahr die im Winter erzeugte Borke gebrochen, zerkruͤmelt, und dadurch die Verbindung der At- mosphaͤre mit der Erde wieder hergestellt wird. Deshalb ist auch die Wirkung dieser Kulturart auf das Wintergetreide um vieles groͤßer und auffallender, als auf das Sommergetreide, besonders auf dasjenige, welches wie die vierzeilige Gerste nur eine kurze Vegetationsperiode hat, waͤhrend welcher der Boden sich nicht so sehr verschließen kann. Die staͤrkste Wirkung bemerkt man im Durch- schnitt beim Weizen, theils weil dessen Vegetationsperiode die laͤngste ist, theils Drillkultur. weil diese Frucht der meisten Nahrung bedarf, die ihr durch das Pferdehacken mehr aufgeschlossen wird. Ferner haͤngt die Wirkung von dem Anhaͤufen einer frischen gelockerten Erde an die Pflanzenreihen, welche durch das letzte Behacken besonders bewirkt wird, ab. Dieses Anhaͤufeln ist allen Pflanzen, besonders aber denen, die wie das Getreide aus ihren unteren Gelenken neue Wurzeln austrei- ben, wenn sie mit fruchtbarer Erde umgeben werden, hoͤchst zutraͤglich. Es muß dies aber in einem Zeitpunkte geschehen, wo die Pflanzen am meisten Nah- rung beduͤrfen, in ihrer lebhaftesten Vegetationsperiode, wo die Halme auszuschos- sen anfangen. Man hat zuweilen bemerkt, daß das fleißig gepferdehackte Getreide laͤnger an der Erde blieb, spaͤter bluͤthe und zur Reife kam, wie anderes. Bestaͤndig ist dieses nicht, und ich gestehe es, nicht bemerkt zu haben. Wenn es aber geschieht, so wird es fuͤr die Ernte immer vortheilhaft seyn, indem sich dann das Getreide um so staͤrker bestaudet, und spaͤter aber mit mehreren Halmen gleichzeitig auf- schießt. Immer wird man bei gedrilltem Getreide eine groͤßere Gleichheit der Halme und Aehren wie bei ungedrilltem finden, und die kleinen zuruͤckbleibenden sogenannten Knippaͤhren fehlen ihm fast gaͤnzlich. Die Halme bekommen bei die- ser Bauart unten immer mehrere Staͤrke, und dieses ist mit die Ursach, warum gedrilltes Getreide sich aufrecht erhaͤlt, unter Umstaͤnden, wobei sich anderes lagert, und diese Verhuͤtung des Lagerns giebt ihr allein schon einen betraͤchtlichen Vorzug. Wenn man das Pferdehacken fuͤr den gebundenen und feuchteren Boden vortheilhaft erkannte, so besorgten dagegen einige, daß es die Ausdoͤrrung des loseren und trockneren Bodens nur um so mehr befoͤrdern moͤge. Dies ist aber bei genauerer Beobachtung ohne Grund, indem ein auf der Oberflaͤche lockerer Boden sich im Sommer laͤnger feucht haͤlt als ein verschlossener, weil jener bei Nacht atmosphaͤrische Feuchtigkeit anzieht. Auch befeuchtet ein schwacher Regen einen gelockerten Boden durchdringender als einen geschlossenen, weil die Feuch- tigkeit auf jenem gleich einzieht und an die Wurzeln kommt, bei diesem aber auf der Oberflaͤche bleibt und schnell wieder verdunstet. §. 115. Ueber die Entfernung der Reihen von einander ist man zwar lange unei- Entfernung der Reihen. nig gewesen, indem einige sie nur zu 6 Zoll, andere zu 12 Zoll haben wollten. Drillkultur. Man kommt aber jetzt ziemlich darin uͤberein, daß 8 bis 9 Zoll die zweckmaͤ- ßigste fuͤr alles Getreide sey. Bei einem engeren Zwischenraume laͤßt sich die Anhaͤufung kaum bewirken, weil zu wenig Erde aufgefaßt werden kann. Eine weitere aber scheint unnoͤthig und laͤßt zu vielen leeren Raum. Wer es recht genau nehmen will, saͤet Sommergetreide dichter und Wintergetreide entfernter, weil dieses sich staͤrker bestaudet. Dazu wird aber eine Abaͤnderung der Drillma- schine erfordert. Die meinige ist auf 8½ Zoll eingerichtet, und ich verlange sie nicht anders. §. 116. Anwendung bei den Huͤl- senfruͤchten. Naͤchst dem Getreide werden Huͤlsenfruͤchte am meisten gedrillt, auf welche es allerdings einen sehr wohlthaͤtigen Einfluß hat. Bei den Erbsen aber habe ich große Schwierigkeiten gefunden. Wenn ich sie wie das Getreide saͤete, so konnten sie nur in ihrem ganz jungen Zustande geschaufelt, aber nicht angehaͤu- felt werden, weil man sie durch letzteres mit Erde uͤberschuͤttet haͤtte. Spaͤterhin fingen sie an zu ranken, und legten sich auf die Seite, so daß ihnen mit der Pferdehacke, ohne sie zu zerreißen, nicht beizukommen war. Es ist mir wenig- stens bei aller Aufmerksamkeit nicht gegluͤckt, den gerechten Zeitpunkt zu treffen. Wenn ich sie entfernter saͤete, so bedeckten sie mir den Boden nicht genug, und gaben zwar entschieden mehrere Koͤrner, aber weniger Stroh. Doch will ich nicht ableugnen, daß sich diesem auf eine oder die andeee Art zuvorkommen lasse, und daß dann das Drillen der Erbsen sehr vortheilhaft seyn koͤnne. Vorzuͤglich paßt es dagegen fuͤr die Linsen, die in derselben Distanz, wie die Erbsen, die kleineren mit der Gerstenwalze, die groͤßeren mit der Haferwalze aus- gesaͤet werden, dann ungemein viele Schooten ansetzen, und vom Unkraute mit leichter Muͤhe voͤllig rein erhalten werden koͤnnen. §. 117. Deckung der Kosten durch Ersparung der Einsaat. Was man uͤber die Kostspieligkeit des Drillens sagt, erscheint dem, der es einmal kennt, voͤllig ungegruͤndet. Wenn man die vermehrten Arbeitskosten sammt Anschaffung und Erhaltung der Maschine auch aufs hoͤchste anschlaͤgt, so werden sie doch bloß durch Ersparung der halben Einsaat uͤberfluͤssig dedeckt. Um jene ungefaͤhr und aufs hoͤchste zu berechnen, nehme ich an, daß taͤglich nur 10 Mor- gen gedrillsaͤet und 10 Morgen gepferdehackt werden koͤnnen. Ich schlage das Pferd Drillkultur. Pferd sehr hoch, taͤglich zu 12 gr. an, und den Tagelohn zweier damit beschaͤftig- ter Leute auch zu 12 gr., folglich die Tagesarbeit zu 1 rthlr. Es wird einmal gedrillet und zweimal gepferdehacket; betraͤgt also auf 10 Morgen 3 rthlr. oder auf 100 Morgen 30 rthlr. Auf 100 Morgen erspare ich, wenn ich 9 Metzen statt 18 Metzen aussaͤe 900 Metzen oder 56¼ Scheffel. Den Scheffel nur rund zu 1 rthlr. angenommen, so gewinne ich dabei 26¼ rthlr. Auf 100 Morgen Winte- rung brauche ich, um in 10 Tagen damit fertig zu werden, eine Maschine — wo- mit ich dann auch eben so viel Soͤmmerung drillen und pferdehacken koͤnnte — diese kostet mit allem Apparat 150 rthlr. Ich will solche jaͤhrlich mit 4 Prozent verzinsen, unerachtet das Kapital sich jaͤhrlich um ⅙ abtraͤgt, folglich in 6 Jahren 186 rthlr. Im siebenten Jahre hat sie sich durch den Ueberschuß Saatersparung be- zahlt. Sie haͤlt gewiß 20 Jahre aus, besonders wenn sie nur zur Winterung ge- braucht wird. Nach 3 bis 4 Jahren werden einige Reparaturen daran vorfallen, aber diese werden wenigstens durch die Ersparung des Saͤemanns gedeckt, und spaͤterhin bleibt Ueberschuß genug, um etwa die Pferdehacken neu vorschuhen zu lassen. Wenn man, wie einige gesagt haben, ein besonderes Pferd darauf halten muͤßte, was außer jenen 30 Tagen ganz uͤberfluͤssig waͤre, so wuͤrde es dadurch freilich kostbar werden. Allein diese Supposition findet unter tausend Wirthschaf- ten nicht bei einer statt. §. 118. Der Vortheil der Drillkultur besteht nun aber doch nicht, wie einige gemeint Hoͤherer Er- trag. haben, in der Ersparung der Einsaat, sondern in dem hoͤheren Ertrage, den sie von einer gleichen Flaͤche gleichen Landes giebt. Dieser ist durch tausendfaͤltige Versuche gegen jeden Zweifel erwiesen, und selbst die entschiedensten Gegner der Drillkultur leugnen ihn nicht ab. Um wie viel er hoͤher sey, laͤßt sich im Allge- meinen nicht bestimmen, da die angestellten komparativen Versuche verschiedene Resultate geben. Nach manchen Versuchen hat gedrillter Weizen ⅓ staͤrkeren Er- trag gegeben, als breitgesaͤeter — nicht nach der Aussaat, sondern nach der Acker- flaͤche gerechnet —; nach andern nur ⅕, und nach einigen nur 1/10 mehr. Es kommt dabei hauptsaͤchlich auf die Kultur an, worin der Boden schon stand. Je kraftvoller, reiner und tiefer der Boden ist, desto groͤßer wird der Vorzug des Drillsaͤens; auf armem Boden ist er unbedeutend. Manche Drillsaͤer versichern, Vierter Thell. O Drillkultur. daß der Vortheil immer groͤßer geworden sey, je laͤnger sie die Kultur fortgesetzt haͤtten; andre dagegen gestehen ein, daß er geringer geworden sey. Jene hatten, ohne Zweifel, nach Verhaͤltniß der aus dem Boden gezogenen Ernten ihm Duͤn- ger wieder gegeben; diese hatten dies, vielleicht aus zu großem Zutrauen auf die Wirkung des Pferdehackens, unterlassen. Denn daß bei der Drillwirthschaft durch die staͤrkeren Ernten der Boden staͤrker erschoͤpft werde, ist nicht zu bezweifeln, wenn sich dies gleich nicht in den ersten Jahren aͤußert. Allemal erhaͤlt das gedrillte Korn eine groͤßere Vollkommenheit. Es wiegt nach den Resultaten aller Versuche schwerer als das breitwuͤrfige. Bei der zwei- zeiligen Gerste habe ich einmal einen Unterschied von 6 Pfund per Scheffel gefun- den, und beim Weizen ist ein noch groͤßerer gewesen. Das Korn ist groß und voll ausgewachsen, daher schickt es sich zur Saat vorzuͤglich. Um gutes Saatgetreide zu gewinnen, kann man also einer jeden groͤßeren Wirthschaft eine Drillmaschine empfehlen. §. 119. Sie ist doch nicht allge- mein einzu- fuͤhren. Aber zur allgemeinen Drillkultur — sey es auch nur der Winterung — koͤn- nen wir nur in solchen Wirthschaften rathen, die sich schon auf einer hohen Stufe der Kultur im Ganzen befinden, und in denen der Ackerbau mit der groͤßten Aufmerk- samkeit und Intelligenz betrieben wird. Die gedrillten Saaten beduͤrfen einer ge- nauen Beachtung, um den gerechten Zeitpunkt und die angemessenste Art des Pferdehackens zu treffen. Ein Versehen kann hier sehr nachtheilig werden. Wer daher das Drillen nicht kennt, muß im Kleinen damit anfangen, um erst einen sichern Takt zu bekommen; alle Anfaͤnger sind zu furchtsam mit dem Pferdehacken, oder zu dreist. Auf einem armen Boden lohnt aber das Drillen im Verhaͤltniß der Sorgfalt, die es erfordert, nicht genug. Endlich giebt es in einer noch nicht voͤllig organisirten Wirthschaft der Gegenstaͤnde so viele, welche die Aufmerksam- keit des Eigenthuͤmers oder des Aufsehers fordern, da es nicht rathsam scheint, diese durch das Drillen noch mehr zu distrahiren. §. 120. Das Pferde- hacken. Das Pferdehacken der Winterung geschiehet erst im Fruͤhjahre; im Herbst hat man, auch bei sehr fruͤher Saat, keinen Nutzen davon verspuͤret. Es ist vorzunehmen, sobald die Vegetation sich zu zeigen anfaͤngt, und der Boden ziem- Drillkultur. lich abgetrocknet ist. Mehrentheils ist es rathsam, das Feld zuvor mit der eiser- nen Egge quer durch die Reihen zu durchziehen. Hierdurch wird die Winter- borke des Erdreichs gebrochen, welche sonst von den Hackeisen leicht uͤber die Saatreihen geschoben wird, und diese verschuͤttet. Zerfaͤllt zaͤhe Erde dann nicht von selbst, so laͤßt man bei trockner Witterung der abschaufelnden Pferdehacke noch die Walze folgen, denn es ist sehr wichtig, daß diese obere Erde, welche nachher an die Pflanzen gebracht wird, voͤllig gepulvert werde. Die anhaͤufende Pferdehacke folgt dann, wenn die Saat sich zu heben und zu schossen anfaͤngt. Dieser Zeitpunkt muß genau wahrgenommen werden. Es schadet zwar nicht, wenn die Halme auch schon ausgetrieben waͤren, indessen ist es doch rathsam, es vollendet zu haben, bevor sich die Aehre entwickelt. Man muß fruͤh darauf denken, um den gerechten Feuchtigkeitszustand des Bodens wahr- zunehmen, wo er weder zu hart von Duͤrre, noch zu klebricht von Feuchtigkeit ist. Man muß bei unguͤnstiger Witterung die Stellen, wo man anfangen will, oft heraussuchen. Dies ist wirklich der kritische Zeitpunkt fuͤr die Drillkultur; wenn man aber nur aufmerksam und thaͤtig ist, so gehet es immer. Freilich ließe sich eine so unguͤnstige Witterung denken, daß man mit diesem zweiten Pfer- dehacken nicht zu Stande kommen koͤnnte. In dem Falle duͤrfte man auf keine ausgezeichnete Ernte rechnen; wenn indessen das erste Pferdehacken gut vollfuͤhrt war, so wird das gedrillte Getreide noch immer das breitwuͤrfige uͤbertreffen. Der Soͤmmerrung wird haͤufig nur eine Pferdehacke gegeben, und zwar mit dem anhaͤufenden Eisen, in dem Zeitpunkte, wo sie bald schossen will. Wenn sie aber in ihrem juͤngern Zustande schon geschaufelt wird, so ist ihr dies um so wohlthaͤtiger, besonders wenn vieles Unkraut in den Reihen auflaͤuft. Nur darf es doch nicht so fruͤh geschehen, daß ihre Spitzen mit Erde uͤberschuͤttet werden. Will man sie fruͤh schaufeln, so duͤrfen die Eisen durchaus nicht conver, sondern muͤssen ganz flach seyn, damit sie die Erde nicht seitwaͤrts schieben, sondern sie uͤber sich weggleiten lassen. §. 121. Einige haben das Stecken des Getreides mit der Hand (das Dibbeln der Pflanzen des Getreides. Englaͤnder) der Drillkultur noch vorgezogen. Die Pflanzen kommen dadurch nicht bloß in gleich entfernten Reihen, sondern auch in diesen in gleicher Entfernung O 2 Drillkultur. von einander zu stehen, und koͤnnen nun zum Theil durch Maschinen, zum Theil durch die Hand, von allen Seiten behackt werden. Auch ist die Saatersparung dabei noch groͤßer, und man kann mit ¼ der gewoͤhnlichen Einsaat ausreichen. Hierdurch wird bei theurem Getreide die Arbeit bezahlt, und dies ist wohl die Hauptursache, warum in den theuren Jahren diese Methode in England so viele Lobredner fand. Man gab den Weibern und Kindern der Tageloͤhner die Saat zu verdienen, die sie durch ihre Arbeit ersparten, und rettete sie von der Hungers- noth, ohne daß es etwas kostete. Es werden mit einem Pflocke Loͤcher auf 3 bis 4 Zoll Entfernung gebohrt, und in jedes einige Koͤrner geworfen. Oder besser, man bedient sich eines Instru- ments dazu, wie es die Gaͤrtner zum Erbsenlegen gebrauchen, und womit durch Auftreten des Fußes 12 und mehrere Loͤcher auf einmal gemacht werden. Die Pflugfurche giebt die Richtung der Reihen an, indem man auf die Mitte jeder Furche eine Reihe setzt. Nachher wird geegget. Es faͤllt von selbst in die Augen, daß diese Methode sehr viele Arbeit koste, und daß sie daher nur unter gewissen Umstaͤnden und in beschraͤnktem Maaße an- zuwenden sey. Wenn einige in England diese fuͤr die Tageloͤhner-Familien wohl- thaͤtige Methode anpriesen; so sagten dagegen andre, sie sey sehr mißlich, weil man die Leute bei der Arbeit nicht genau genug beachten koͤnne, und sie dann in einem Theile der Loͤcher zu viel Koͤrner, in einem andren gar keine wuͤrfen, weil ihnen dies bequemer sey. Nur ein kleiner Landwirth, der die Arbeit mit seiner Familie vollfuͤhrte, koͤnne sicher dabei gehen. Man dachte deshalb sogar auf Maschinen, die dieses einzelne Einlegen der Koͤrner bewirken sollten; aber verschiedene Ideen, die man daruͤber gehabt hat, sind unausfuͤhrbar gefunden worden. Auch in Frankreich sind viele Versuche damit gemacht worden, die der Se- nateur Graf François de Neufchateau in einem Werke: „l’art de multiplier les grains. Paris 1809“ ausfuͤhrlich erzaͤhlt. Es ist dabei nur von der großen Vermehrung der Einsaat, aber nicht von den Kosten und nicht von dem Flaͤchen- raume, den diese Saaten einnahmen, die Rede. Huͤlsenfruͤchte. Die Huͤlsenfruͤchte . §. 120. Der Bau der Huͤlsen- oder Schootenfruͤchte — denn in der landwirthschaft- Naͤhrende Bestandtheile dieser Fruͤchte. lichen Sprache unterscheidet man beides bisher nicht — ist ohne Zweifel so alt, als der Bau des eigentlichen Getreides, weil Instinkt und Erfahrung die Menschen lehrte, daß sie nichts nahrhafteres, der Natur des thierischen Koͤrpers angemesse- neres und zugleich ergiebigeres bauen koͤnnten, wie diese Fruͤchte. Die Huͤlsenfruͤchte enthalten eine große Menge von derjenigen Substanz, die unser Einhof zuerst unter dem Namen der thierisch-vegetabilischen Sub- stanz der Huͤlsenfruͤchte darstellte. Sie ist der thierischen Materie sehr nahe ver- wandt, und wenigstens eben so narhrhaft, wie der Gluten. Und da die Menge der- selben in den Huͤlsenfruͤchten uͤberwiegend ist, so besitzen diese eine groͤßere naͤhrende Kraft, wie die Getreidearten. Man hat es laͤngst nach allgemeiner auf Empfin- dung beruhender Erfahrung gewußt, daß Linsen, Erbsen, Bohnen, nicht nur saͤt- tigender sind, laͤnger vorhalten und dem Koͤrper mehr Kraft geben, als alle andre vegetabilische Produkte. Sie ersetzen dem arbeitenden Manne das Fleisch, welches er nicht haͤufig genießen kann, und es ist als ob ein besonderer Trieb denselben aufforderte, dem Koͤrper durch ihren Genuß das zu ersetzen, was besonders Rocken und Kartoffeln ihm nicht geben kann. Deshalb sind sie dem stark arbeitenden gemeinen Manne bei uns, und noch mehr dem Matrosen, ein unentbehrliches Be- duͤrfniß, und er ist nicht zufrieden, wenn er nicht woͤchentlich ein Paar Mal eine Mahlzeit davon haben kann. Was die Erfahrung also laͤngst lehrte, ist durch die chemische Untersuchung nur bestaͤtigt worden, und beide stimmen vollkommen darin uͤberein, daß die Huͤlsenfruͤchte das nahrhafteste sind, was das Pflanzenreich in un- serm Klima liefert. Im gleichen Verhaͤltnisse wuͤrde das voͤllig ausgesogene Stroh der Huͤlsenfruͤchte gegen das Stroh des Getreides stehen. Da aber das Stroh, besonders der ran- kenden Huͤlsenfruͤchte, selten so stark wie das Getreidestroh durch die reifenden Fruͤchte ausgesogen wird, sondern noch Saft und Leben behaͤlt, wenn wir es ab- ernten; so ist es um so nahrhafter. Auch uͤberwiegt das vor Ansatz der Fruͤchte gemaͤhete Kraut dieser Gewaͤchse das Gras der Getreidearten an Nahrungskraft. Huͤlsenfruͤchte. §. 121. Auch fuͤr die Vegetabilien. Aber nicht bloß den Thieren, sondern auch den Gewaͤchsen scheint diese Klasse von Vegetabilien besonders naͤhrend zu seyn. Wegen der großen Menge von thie- risch-vegetabilischer Substanz kommen sie dem thierischen Duͤnger naͤher, sind schnel- ler zersetzbar durch die Faͤulniß, und gehen in die Pflanzen leichter uͤber als andre vegetabilische Duͤngungsmittel. Man hat sich daher dieser Gewaͤchse seit uralten Zei- ten bis auf unsren Tag im suͤdlichen Europa zur Duͤngung fuͤr andre Fruͤchte bedient. Vor allen ist zwar die ihrer Herbigkeit wegen sonst unbrauchbare Feigbohne im Gebrauch gewesen, deren Kraut man nicht nur auf den Feldern gruͤn unterpfluͤgt, (vergl. Annalen der Fortschritte des Ackerbaues I. H. 2.) sondern deren Frucht man auch, nachdem ihre Keimkraft durch heißes Wasser erstickt ist, als Duͤnger an die Oliven und andre Fruchtbaͤume bringt, um schwachen Baͤumen dadurch neue Kraft zu geben. Allein es werden auch viele andre Gewaͤchse dieser Klasse dazu gebraucht. Außer jener besondren Substanz, enthalten die Huͤlsenfruͤchte auch Staͤrkemehl und eine schleimige leicht aufloͤsliche Substanz, wie die Getreidearten, die jedoch nicht so suͤß ist. Die beste Zubereitung der Huͤlsenfruͤchte geschiehet durch das Kochen. Ihre verschiedenen Substanzen werden dadurch in eine genauere und innigere Verbin- dung gesetzt und aufloͤslicher, leicht verdaulicher und dem Magen angenehmer ge- macht. Sie gewinnen in dieser Hinsicht eben so viel, wie das Getreide durch die Brodgaͤhrung und das Brodbacken gewinnt. Sie koͤnnen zwar auch durch das Brodbacken zubereitet werden, allein das Brod hat einen herben, galstrigen Ge- schmack. Nur als Zusatz zum Getreidemehl werden sie oͤfterer gebraucht, und das Brod dadurch, ohne seinen Geschmack zu verderben, aller Erfahrung nach, nahr- hafter gemacht. §. 122. In wiefern sie die Kraft des Bodens min- der als Getrei- de erschoͤpfen. Daß Fruͤchte, welche so viele naͤhrende Theile enthalten, auch vegetabilische Nahrungsstoffe aus dem Boden ziehen muͤssen, hat keinen Zweifel. Indessen scheint es, als ob sie einen groͤssern Theil ihrer Nahrung aus der Atmosphaͤre und dem Wasser anzoͤgen, und durch ihren Organismus zubereiteten als die Ge- treidearten. Daß sie, wie einige behauptet haben, eine eigenthuͤmliche, von den Erbsen. Getreidepflanzen abgestoßene Materie aus dem Boden zoͤgen und zu ihrer Nah- rung gebrauchten, laͤßt sich zwar nicht annehmen, allein das quantitative Ver- haͤltniß, worin sie die Urstoffe anziehen, ist ohne Zweifel verschieden. Eine so alte wie allgemeine Erfahrung, hat diese Saaten als Brachfruͤchte oder verbes- sernde Fruͤchte anerkennen lassen, bei deren Abwechselung mit dem eigentlichen Getreide der Acker laͤnger in Kraft bleibt und staͤrkere Ernten giebt, als wenn man immerfort Halmgetreide bauet. Es wuͤrde uͤberfluͤssig seyn, hieruͤber mehre- res zu sagen, als im ersten Bande bei der Lehre vom Fruchtwechsel gesagt wor- den ist, da jeder erfahrne Landwirth weiß, daß bei einem bestaͤndigen Fruchtbau dieser Wechsel unumgaͤnglich noͤthig sey, und sogar durch staͤrkere Duͤngung nicht entbehrlich werde. Die Erbse §. 123. ist unter den Huͤlsenfruͤchten bei uns die gebraͤuchlichste. Man hat von den Erbsen zwei Hauptabarten: die bei uns gewoͤhnliche gelbe Ab- und Spielarten. Erbse, und die graue oder preußische Erbse, welche hauptsaͤchlich in Pohlen und Preußen gebauet wird. Von der gelben Erbse haben wir wieder eine besondere Spielart, welche auch trocken ihre gruͤne Farbe behaͤlt, sich uͤbrigens aber fast gar nicht unterscheidet. Die Gaͤrtner haben eine große Menge von Spielarten erzeugt, und diese sind auch in den Feldbau uͤbergegangen. Insbesondere giebt es einige Arten, die fruͤher ansetzen und reif werden und nicht so stark ins Kraut treiben, wie andre. Man haͤlt sie im Ertrage fuͤr sicherer und im Korne feinhuͤlsiger und weicher; wogegen die groͤßere, spaͤtere Art zuweilen staͤrkeren Ertrag und immer mehr Stroh giebt. Was aber in den meisten Verhaͤltnissen fuͤr die fruͤhere Art entscheidet, ist, daß sie nicht so leicht vor dem Fruchtansatze mit Mehlthau befallen wird, und daß sie, wegen der fruͤheren Aberntung, mehrere Zeit zur Vorbereitung des Ackers zum Wintergetreide verstattet. Die graue preußische, groͤßere und eckige Erbse mit violetter Bluͤte, soll ei- nem andren Klima, wie einige behaupten, nicht so angemessen seyn und ausarten. Man bauet besonders in den Leine- und Wesergegenden eine graue Erbse mit vio- Huͤlsenfruͤchte. letter Bluͤte, aber fast nur zur Viehfutterung und ihres hohen Strohes wegen, und haͤlt sie wegen ihres herben Geschmacks zur menschlichen Nahrung untaug- lich. Dies ist vermuthlich eine Abartung jener? Auch die weißbluͤhenden gelben Erbsen, bekommen zuweilen violette Bluͤten und schwarze Koͤrner, und einige vermeinen, daß dies die Folge einer Begattung mit den Wicken sey. Dies kann aber nach meinen Beobachtungen der Fall nicht seyn, und es scheint mir, nur von Boden und Witterung abzuhaͤngen, da ich auch bemerkt habe, daß sie wieder einarten, und daß violette Bluͤte nicht immer graue Koͤrner gebe. §. 124. Boden. Ein sandiger oder kalkiger Lehmboden, weder naßkalt noch der Duͤrre zu sehr ausgesetzt, ist ohne Zweifel der vorzuͤglichste und sicherste fuͤr die Erbsen. Sie ge- deihen jedoch auch auf strengem Thonboden und eben so auf lehmigem Sandboden, wenn beiden die Witterung zusagt und dieser nicht zu duͤrre gelegen ist. Allemal aber scheint ein Antheil von Kalk ihre Vegetation sehr zu beguͤnstigen, wenn er auch nur geringe ist, und man hat in mehreren Gegenden die Erfahrung gemacht, daß der Erbsenbau nur auf den Aeckern gluͤcke, die einmal, sey es auch vor lan- ger Zeit, gekalket oder gemergelt worden. Dagegen scheinen sie keine Saͤure im Boden zu ertragen, und vielleicht besteht eine Hauptwirkung des Kalkes in der Vertilgung derselben. §. 125. Ihr Platz in den Feldrota- tionen. Bei der Dreifelderwirthschaft werden die Erbsen in und statt der Brache gebauet. Dies ist beinahe allgemein angenommen, und geschiehet wo der Bo- den Erbsen zu tragen vermag. Im Allgemeinen kann man einen Ruͤckschlag des Wintergetreides nach den Erbsen gegen das nach der Brache jedoch nicht ableug- nen, auch nicht daß der Boden leicht danach verwildere und verkraute, besonders wenn man mehrere Male die Brache mit Erbsen bestellt, statt sie im Sommer zu bearbeiten. Es giebt daher noch immer so strenge Anhaͤnger des alten Ge- brauchs, daß sie die Erbsen nicht in das Brachfeld, sondern in das Sommerfeld saͤen, und dann reine Brache nachher halten, um sich ihres besseren Winterge- treides gegen die Besteller der Brachfruͤchte ruͤhmen zu koͤnnen. Diese haben so- gar den angeblichen Getreidemangel und Theurung der verwichenen Jahre dem Erbsenbau Erbsen. Erbsenbau in der Brache zugeschrieben. Allein wenn die Erbsen nur nicht zu oft kommen, und die Bearbeitung der Brache daruͤber nicht ganz versaͤumt wird, man auch den Acker vor und nach den Erbsen gut behandelt, so hat es damit keine Gefahr, und der geringe Abschlag in der Winterung wird vielfach durch den Erbsen- ertrag, die mehr ausgesogene Kraft des Bodens aber durch das Erbsenstroh ersetzt. In der Koppelwirthschaft haben die Erbsen lange den letzten Platz einnehmen muͤssen, und wurden in dem sogenannten Nach- oder Abtragsschlage gebauet, wo sie schlecht gerathen. Man hat sich aber jetzt schon haͤufig eines bessern belehrt. Vergl. das gerechte Verhaͤltniß der Viehzucht und des Ackerbaues. S. 146. Annalen der Mecklenburgischen Landwirthschaftsgesellschaft. Bd. II. S. 276. Gewiß ist es, daß Erbsen vorzuͤglich in der Kleestoppel und nach behackten Fruͤchten, nach Kartoffeln gerathen. Aber diese und jene sind gute Vorfruͤchte fuͤr Getreide, und deshalb nimmt man nach der Regel des Fruchtwechsels gern eine Halmfrucht dazwischen. Wer wird sich aber nicht von der Befolgung jeder Regel lossagen, wenn er in einem besonderen Falle zureichende Gruͤnde dazu hat? Einige haben die Meinung, Erbsen geriethen zum erstenmal nicht in einem Felde, welches noch nie Erbsen getragen habe, und saͤen sie daher immer nur in das seit langer Zeit dazu bestimmte Feld. Dies ist entschieden ein bloßes Vorur- theil, wenn nicht andre Ursachen vorhanden sind, welche die uͤbrigen Felder zum Erbsenbau untauglicher machen. Andre dagegen besorgen, die Erbsen wuͤrden sich austragen, wenn sie selbst oder andre Huͤlsenfruͤchte oft an einem Ort kaͤmen. Dies zeigt aber die Erfah- rung nicht, wenn dazwischen eine Duͤngung und vollstaͤndige Bearbeitung ge- geben wird. §. 126. Ob die Erbsen im Duͤnger oder erst in zweiter und dritter Tracht zu bauen Duͤngung. seyen, daruͤber sind die Meinungen verschieden. Manche besorgen bei ersterm einen zu uͤppigen Trieb des Krautes, so daß sie keine Schooten ansetzen, immerfort wachsen und bluͤhen moͤchten, ohne zu reifen. Wer einen so kraͤftigen Boden hat, daß die- ses im Durchschnitt der Jahre zu besorgen steht, muß ihnen allerdings keinen Duͤn- ger geben. Aber dieser Fall ist so haͤufig nicht, und im Allgemeinen ist eine leb- hafte Vegetation der Erbsen, um des so schaͤtzbaren Strohes und der dichten, Vierter Theil. P Huͤlsenfruͤchte. fruchtbaren Beschattung willen, erwuͤnscht, wenn auch der Ertrag des Korns etwas schwaͤcher seyn sollte. Auf gewoͤhnlichem Boden haben die geduͤngten Erbsen im Korne wie im Stroh immer den Vorzug, und hinterlassen dann den Boden in einem besonders guͤnstigen Zustande fuͤr die folgende Frucht; wogegen er bekanntlich unter schlecht stehenden Erbsen verwildert und krautig wird. Indessen ist es selten rathsam, den Erbsen eine sehr starke Duͤngung zu geben. Mit jedem Jahre uͤberzeugen uns mehrere wiederholte comparative Versuche, daß eine nach der Saat oben aufgestreuete Duͤngung, es sey mit ganz frischem stro- higen oder zergangenen Miste, den Erbsen auf sandigem Lehmboden nicht nur wohl- thaͤtiger sey als eine untergepfluͤgte, sondern daß auch die folgende Winterfrucht besser darnach gerathe. Die Erfahrung lehrt uns dies so augenscheinlich, daß alle scheinbar entgegenstehende theoretische Gruͤnde dagegen verstummen muͤssen. Jedoch kann ich dies bisjetzt nicht auf strengen Boden ausdehnen, auf welchem noch keine Versuche meines Wissens daruͤber angestellt sind. Der Duͤnger kann sonst sehr gut mit den Erbsen zugleich untergepfluͤgt wer- den, indem man diese auf den zerstreueten Duͤnger saͤet. Man hat die Bemerkung gemacht, daß Schaaf- und Pferdemist feinhuͤlsigere und feinere Erbsen gaͤbe, als der Kuh- und Schweinemist. Auch Kalk- und Aschenduͤngung soll dies bewirken. §. 127. Vorbereitung des Ackers. Wenn man gleich anerkennt, daß die Erbse einen sehr gelockerten und fein gepulverten Boden liebe, so sind doch manche nach ihrer Erfahrung uͤberzeugt, daß sie auf einer Furche gesaͤet, besser als nach mehrerer Bearbeitung gerathen. Ge- gen die Richtigkeit einiger Erfahrungen, die man dafuͤr anfuͤhrt, wende ich nichts ein; allein es sind ohne Zweifel besondere Umstaͤnde da gewesen, welche keines- weges eine allgemeine Regel begruͤnden. Wenn man in feuchterem Boden eine Furche vor Winter gegeben hatte, so zog sich die Krume so voll Wasser, daß der Boden noch zu naß war, als man die Saatfurche im Fruͤhjahre gab, wobei sich der Boden mehr verballte, als lockerer wurde. Man wollte von der Regel einer moͤglichst fruͤhen Erbsenaussaat nicht abweichen, und schmierte sie ein, welches ihnen immer uͤbel bekommt. Auf Boden, wo man dies nicht zu besorgen hat, und wo Erbsen. man eine hinlaͤngliche Abtrocknung des vor Winter gepfluͤgten Ackers abwarten kann, bevor man die Saatfurche giebt, hat sich die zweifurchige Bestellung dage- gen immer besser gezeigt, und wenn sie gleich mehreres Unkraut, wie nicht zu leugnen ist, hervorlockt, so werden es dennoch die Erbsen um so leichter uͤberwach- sen. Auf allen trockneren Boden hat das Unterpfluͤgen der Erbsen entschiedene Vorzuͤge, und dies kann doch nur sicher mit der zweiten Furche geschehen. §. 128. Man empfiehlt allgemein eine moͤglichst fruͤhe Aussaat der Erbsen, und es ist Aussaat. in der Regel das erste Korn, was im Fruͤhjahre bestellt wird. Der Frost schadet ihnen nicht, wenn sie auch schon hervorgekommen waͤren. Allein ich habe keines- weges einen allgemein schlechteren Erfolg bei spaͤt gesaͤeten Erbsen beobachtet; viel- mehr muß ich bekennen, daß spaͤt im Mai gesaͤete mir jedesmal besser gerathen sind, wenigstens in Ansehung des Strohes. Ich will indessen auch dies nicht zur Regel machen, weil es mir ganz von der Zufaͤlligkeit der Witterung abzuhaͤngen scheint. Die fruͤhen, sagt man, entgehen der Gefahr des Mehlthaues, der sie erst trifft, nachdem sie Schooten angesetzt haben, und dann der Frucht nicht viel scha- det, wenn er gleich dem ferneren Wuchse des Krautes ein Ende macht. Allein ich habe gerade gefunden, daß dieser Mehlthau die spaͤten, noch in voller Lebenskraft stehenden Erbsen nicht befiel, wie er die fruͤhen fast toͤdtete. Schon der alte Eckardt raͤth, um mit den Erbsen sicher zu gehen, sie zu drei oder vier Malen alle 14 oder alle 9 Tage zu saͤen, wodurch man sich gegen ein allgemeines Miß- rathen sichern wuͤrde. Diesem stimme ich gern bei, mache es mir aber uͤberhaupt zur Regel, die Erbsen nie voreilig einzuschmieren. Die gewoͤhnliche Aussaat der Erbsen ist der des Getreides gleich; 1 Scheffel bis 20 Metzen per Morgen. Wenn 1 Scheffel gesaͤet wird, so hat man berech- net, daß 12 Stuͤck auf 1 Quadratfuß fallen, welches noch uͤberfluͤssig seyn wuͤrde, wenn man sie gleichmaͤßig vertheilen koͤnnte. Wenn man sie auf der Furche saͤet, so ist es nicht zu verhindern, daß viele oben auf liegen bleiben, die ein Raub der Voͤgel werden, und diese oft so stark hinlocken, daß sie nachher die Erbsen selbst aus dem Boden hervorziehen. Bei dem Unterpfluͤgen wird dies mehr, wenn gleich nicht voͤllig vermieden, weil die Erbsen so leicht herausspringen. Dies macht also schen eine Abaͤnderung in der Quantitaͤt der Aussaat. Uebrigens bemerkt man, P 2 Huͤlsenfruͤchte. daß duͤnner stehende Erbsen bei feuchter Witterung in der Bluͤtezeit besser wie dichtstehende ansetzen; wogegen diese mehr Stroh geben und den Boden in einem muͤrberen Zustande hinterlassen. Es kommt also auf die Nebenzwecke an, die man bei dem Erbsenbau hat. Einige wollen durch eine sehr dichte Saat das Unkraut unterdruͤcken, und saͤen deshalb bis 2 Scheffel auf den Morgen. Ich habe aber noch nicht bemerkt, daß man diese Absicht dadurch erreicht habe, indem das Unkraut, besonders der Hederich, fruͤher empor und zur Bluͤte kommt, wie die Erbsen, wenn nicht eine sehr fruchtbare Witterung den Wachsthum der letztern beguͤnstigt. §. 129. Vegetations- periode. Einige haben gegen das Eggen der aufgelaufenen Erbsen sehr gewarnt, an- dere dagegen, besonders Dullo in seinem schaͤtzbaren Werke uͤber die kurlaͤn- dische Landwirthschaft haben es zur Vertilgung des jungen Unkrauts sehr empfoh- len, jedoch nicht fruͤher, als bis die Erbsen ihre Blaͤtter entwickelt haben. Ich habe bei einigen damit gemachten Versuchen in der That nicht gefunden, daß es der jungen Erbsenpflanze geschadet haͤtte; aber das Unkraut hatte sich auch schon zu stark bewurzelt, um dadurch erheblich zu leiden. Vielleicht muͤßte man, um diesen Zweck zu ereichen, die untergepfluͤgten Erbsen vor dem Auflaufen gar nicht eggen, sondern damit warten, bis sie hervorgekommen und sich entwickelt haben, wo dann die Egge auf der rauhen Furche zur Vertilgung des jungen Unkrauts wirksamer seyn koͤnnte. Ich habe aber den Versuch bisjetzt verabsaͤumt. Dullo sagt in seiner Beschreibung der kurlaͤndischen Landwirthschaft, daß er Erbsen acht bis zehn Tage nach der Saat, also wohl nachdem sie ihren Keim schon hervorge- trieben hatten, mit dem besten Erfolge untergepfluͤgt habe, und daß solche dann schnell und rein vom Unkraute hervorgekommen seyen. In England ist es nicht ungebraͤuchlich, selbst die breitwuͤrfig gesaͤeten Erbsen mit der Hand zu behacken und zu vereinzeln, und fleißige kleine Wirthe jaͤten sie. Beides ist bei einer großen Erbsenaussaat fuͤr uns nicht anwendbar. Wenn der Hederich die Erbsen uͤberwaͤchst und in voller Bluͤte steht, habe ich nach mehreren andern das Abmaͤhen desselben versucht, wobei die obern Spitzen der Erbsen aber doch mitgefaßt werden muͤssen. Auf kraͤftigem Boden, und bei guͤnstiger Witterung schadete es den Erbsen nicht; im entgegengesetzten Falle litten sie aber merklich dadurch, und der Hederich uͤberwuchs sie zum zweitenmale. Erbsen. Die Witterung und insbesondere die, welche die Erbsen in gewissen Perioden ihrer Entwickelung trifft, hat auf das Gedeihen und den Fruchtansatz derselben einen noch groͤßern Einfluß, als auf die meisten andern Feldfruͤchte, weswegen sich auch der Ertrag der Erbsen kaum im allgemeinen Durchschnitt bestimmen laͤßt. Eine feuchte Bluͤtezeit schadet ihnen nicht, ist ihnen vielmehr sehr zutraͤglich, da der Bau ihrer Bluͤte sie gegen alles Eindringen der Feuchtigkeit schuͤtzt. Bei duͤr- rer Witterung vertrocknet dagegen die Bluͤte, ohne anzusetzen. Sehr uͤbel ist es, wenn sie in dem Zeitpunkte ihrer staͤrksten Bluͤte — denn zu Anfange derselben geschieht es selten — mit Mehlthau befallen werden. Dann ist zuweilen in 24 Stunden die hoffnungsvollste Bluͤte ploͤtzlich zerstoͤrt, und faͤllt ab, ohne an- gesetzt zu haben. Zuweilen scheint auch ein besonderer Luftzustand vorhanden zu seyn, der auf eine noch unbekannte Weise, wie bei dem Buchweizen und mehreren Fruͤchten das Ansetzen verhindert. Man hat auch die Felderbsen zuweilen wie die Gartenerbsen gestiefelt, d. h. in gewissen Entfernungen trockne Reiser dazwischen gesetzt, wodurch allerdings das Lagern derselben verhindert und die Frucht zu groͤßerer Vollkommenheit gebracht werden muß; aber nicht nur dieses Stiefeln, sondern hauptsaͤchlich die Ernte muß ungemein beschwerlich seyn. Auch hat man das Erbsenfeld nach der Aussaat dick mit Stroh belegt, und die Erbsen hindurch wachsen lassen, wodurch man das Unkraut unterdruͤckte, dem Boden die Feuchtigkeit erhielt, und das Anfaulen des Erbsenstengels am Boden verhinderte. Es gehoͤrt nur ein großer Ueberfluß an Stroh dazu, welches freilich dem Acker als Duͤnger zu Gute kommt. §. 130. Der gerechte Zeitpunkt der Ernte ist bei den Erbsen genau wahrzunehmen. Ernte. In der Regel muß man sich nur nach der Reife der untern Schooten richten, und sich um das Nachreifen der spaͤtern nicht kuͤmmern; man verliert sonst leicht den groͤßern und besten Theil. Nur selten wird diese Regel eine Ausnahme leiden: wenn man naͤmlich sehr deutlich erkennt, daß die ersten Bluͤten eines besondern Witterungszustandes wegen fast gar nicht angesetzt hatten; dagegen die spaͤteren bei guͤnstiger Witterung um so mehr. Allein der Fall ist selten, und weit haͤufiger koͤmmt es vor, daß die Erbsen oben noch gruͤnen und bluͤhen, wenn die untern Huͤlsenfruͤchte. Schooten trocken und reif sind. Dieses Nachbluͤhen ist durchaus nicht abzu- warten, und es wird manchmal fortdauern, bis die unteren Schooten saͤmmt- lich ausgefallen sind. Es schadet aber auch nicht, wenn man sich nur zum Ab- maͤhen entschließt. Man bekommt um so besseres und nahrhafteres Stroh, und die unreifen Erbsen kommen immer zu Gute. Nur macht das Trocknen allerdings etwas mehr Schwierigkeit. §. 131. Das Abmaͤhen der Erbsen ist um so muͤhsamer, je mehr sie sich niedergelegt haben. Mit der Hausichel werden sie ohne Zweifel am besten abgebracht. Noch muͤhsamer ist das Trocknen derselben bei unguͤnstiger Witterung. Wenn Regen und Sonnenschein haͤufig abwechselt und die Schooten dann aufspringen, so koͤnnen die saͤmmtlichen Erbsen auf dem Acker liegen bleiben, und man faͤhrt leeres Stroh in die Scheuern; besonders wenn man sie in Schwaden liegen laͤßt, und durch haͤufiges Wenden sie trocken zu machen sucht. Ich habe es bei solcher Witterung immer am rathsamsten gefunden, sie, nachdem sie nur etwas abgewelkt waren, gleich in große Haufen bringen zu lassen, die man bei fort- dauerndem Regen mit dem Harkenstiele nur aufstockert, uͤbrigens aber stehen laͤßt, bis sie trocken genug sind. Zwar leidet das Stroh dabei etwas, jedoch nicht so sehr, als man besorgen moͤchte, und einen Ausfall der Koͤrner, so wie den Ab- fall der Blaͤtter, verhuͤtet man fast gaͤnzlich. Bei recht gnter Witterung thut man indessen besser, sie in den Schwaden unangeruͤhrt trocknen zu lassen, und wenn man sie wenden will, dieses nicht mit der Harke, sondern mit der Hand zu thun und sie dann im Thau zum Einfahren zusammen zu bringen, ohne sie zu binden. Da es nach der Aberntung der Erbsen fuͤr die folgende Saat von der groͤßten Wichtigkeit ist, den Pflug der Sense so schnell wie moͤglich folgen zu lassen, so muß man die Haufen auf einen moͤglichst schmalen Streifen zusam- menbringen, damit man, wenn sich das Einfahren verzoͤgerte, dazwischen durch- pfluͤgen koͤnne. So umstaͤndlich dieses manchem scheinen mag, so wird es doch jeder, der die Wichtigkeit des schnellen Umbruchs der Erbsstoppel aus Erfah- rung kennt, gern thun. Einige binden zwar die Erbsen vor dem Einfahren. Es scheint mir die- ses aber von keinem Nutzen zu seyn. Erbsen. §. 132. Da der Ertrag der Erbsen im Korne so zufaͤllig ist, so laͤßt sich kaum ein Ertrag. Mittelsatz annehmen. Ich habe auf demselben Boden 13½ Scheffel Erbsen in einem Jahre, und 2½ Scheffel in einem anderen Jahre bei gleichem Ver- fahren geerntet. Zwischen 5 bis 6 Scheffel kann man anschlagsmaͤßig auf gu- tem Boden nur annehmen. Der Preis der Erbsen ist wandelbar wie ihr Ertrag. Zuweilen stehet er mit dem des Rockens gleich, zuweilen betraͤchtlich hoͤher. Wenn die Erbsen nicht vom Wurme angefressen auf den Boden kommen, so halten sie sich in Tonnen gepackt sehr lange, und es ist rathsam, sie fuͤr ein schlechteres Erbsen- jahr aufzubewahren. Vom Stroh laͤßt sich kein gewoͤhnliches Verhaͤltniß zum Korne anneh- Stroh. men. Denn dieses ist zuweilen um so viel geringer, je groͤßer jenes ist. Auf einen gewissen Strohertrag kann man aber auf gutem Boden und nach gege- bener Duͤngung mit groͤßerer Sicherheit rechnen, als auf einen gewissen Koͤr- nertrag, und da dieses Stroh in manchen Wirthschaften von der hoͤchsten Wich- tigkeit, allemal sehr schaͤtzbar ist, so richten manche ihre Hauptabsicht darauf, und sehen dann einen staͤrkern Koͤrnerertrag als Beguͤnstigung des Schicksals dankbar an. 12 bis 16 Centner Stroh giebt ein guter Erbsacker in der Regel per Morgen, wenn nicht ein aͤußerst duͤrres Jahr den Wachsthum der Erbsen zu fruͤhzeitig stoͤrt. Es kann aber auch weit mehr gewonnen werden. Das Stroh haͤlt man besonders fuͤr die Schaafe geeignet, und manche glauben, das Heu damit voͤllig ersetzen zu koͤnnen. Dies kann jedoch nur in dem Falle angenommen werden, daß der groͤßere Theil des Strohes noch gruͤn war, wie es gemaͤhet wurde. Vorzuͤge hat indessen auch das trockenste Erbs- stroh vor dem Getreidestroh in der Nahrhaftigkeit. Es ist allerdings auch fuͤr Rindvieh und Pferde wohlthaͤtig, nur muß es geschnitten werden, weil die Stengel mehrentheils zu zaͤhe zum Abbeißen sind, und sich zwischen die Zaͤhne setzen. Vorzuͤglich nahrhaft ist das Spreu und Ueberkehr. Es ist aber rathsam, das Erbsenstroh fruͤh zu verfuttern, und es nicht bis gegen das Fruͤhjahr aufzubewahren. Huͤlsenfruͤchte. Die Linsen . §. 133. Abarten. Man hat von den gewoͤhnlichen Linsen zwei Arten; eine kleine von dun- kelbrauner Farbe, und eine groͤßere, die mehr gelblich zu seyn pflegt, und die man Pfenniglinse nennt. Die kleine hat einen mehr aromatischen und eigenthuͤmlichen Linsengeschmack, und wird deshalb von einigen vorgezogen; die andere findet jedoch auf den Maͤrkten besseren Absatz. Sie gehen in ein- ander uͤber, und es entsteht eine Mittelart, welche wohl die gewoͤhnlichste ist. Auch hat ein mehr oder minder kraͤftiger Boden Einfluß auf die Groͤße der Linsen. Man hat neuerlich unter dem Namen: Provencerlinse, eine andere Art empfohlen, die groͤßer oder vielmehr dicker ist und ganz die Farbe der Erbsen hat. Sie ist weit eintraͤglicher im Korn und im Stroh, selbst auf sandigem Boden. Allein sie hat den eigenthuͤmlichen Geschmack der Linsen in sehr geringem Grade, und kommt mehr dem der Erbsen gleich, weswegen sie auf dem Tische keinen Beifall gefunden hat. Ich halte sie, da sie eine betraͤcht- liche Hoͤhe erreicht, und fast besser wie Wicken auf sandigem Boden waͤchst, zum Futterkraute mehr geeignet wie zur Koͤrnererzielung. §. 134. Boden. Die Linse verlangt einen mehr sandigen Boden, der aber in Kraft steht. Fuͤr ganz thonigen Boden ist sie nicht geeignet. §. 135. Aussaat Sie wird etwas spaͤter wie die Erbsen gesaͤet, da sie empfindlicher gegen den Nachtfrost ist. Man kann mit 12 Metzen per Morgen ausreichen, muß aber besonders auf reine Saat sehen und daß sich keine Wicken darunter men- gen, welche den Linsen beim Verkaufe Tadel zuziehen wuͤrden. Da die Linse ein schwaches niedriges Kraut hat, so wird sie vom Unkraute um so mehr uͤber- wachsen, und das Jaͤten derselben ist unbedingt noͤthig. Manche saͤen sie, um dieses zu erleichtern, mit der Hand in Reihen, zwischen denen dann geschau- felt werden kann. Sie schickt sich daher vortreflich zum Drillen und Pferdehacken mit der Maschine; wovon in der Folge. §. 136. Linsen. Bohnen. §. 136. Man muß den Zeitpunkt ihrer Reife genau wahrnehmen und sie abbringen, Ernte. wenn die untern Schooten braͤunlich zu werden anfangen, wenn gleich das Kraut noch gruͤn waͤre, indem sie sonst zu starken Ausfall leiden. Sie werden haͤufig nicht geschnitten, sondern aufgezogen. §. 137. Die Linse hat unter allen Huͤlsenfruͤchten den groͤßten Antheil von der Ertrag und Werth. vegetabilisch-animalischen Materie, und sie ist auch allgemein als sehr nahrhaft anerkannt, und wird von Esaus Zeiten her fast von allen Menschen gern ge- nossen, weswegen ihr Preis betraͤchtlich hoͤher wie der der Erbsen steht. Und da sie nun auf gehoͤrigem Boden und bei gehoͤriger Behandlung einen Ertrag von 8 bis 10 Scheffel per Morgen giebt, so ist ihr Bau vortheilhaft. Nur giebt sie wenig Stroh; dieses haͤlt man aber fuͤr vorzuͤglich, setzt es dem besten Hen gleich, und bewahrt es hauptsaͤchlich fuͤr junges Vieh, Laͤmmer und Kaͤlber auf. Da die Linse vom Unkraute rein gehalten werden muß, so reinigt ihr Anbau den Acker. Die Faseolen Schmink- oder Vitzbohnen. §. 138. In den Gaͤrten hat man mannigfaltige Abartungen derselben, die groͤß- tentheils gruͤn mit ihren Schooten genossen werden. Auf dem Felde bauet man die niedrig bleibrnden Arten derselben. Da sie eine gartenmaͤßige Kultur erfordern, in Reihen gesaͤet oder gesteckt und gejaͤtet werden muͤssen, so ist ihr Anbau mehr gartenmaͤßig, und er kann nur mit zweckmaͤßigen Instrumen- ten im Großen betrieben werden. Deshalb erwaͤhnen wir ihrer hier nur, und werden auf selbige zuruͤckkommen, wenn wir vom Maisbau reden, mit wel- chem ihr Anbau vortheilhaft verbunden werden kann. Die Pferdebohne, Bufbohne ( Vicia faba ). §. 139. Es werden zwar im Felde wie im Garten mancherlei Abarten der Vicia Abarten. faba unter verschiedenen Namen gebauet, aber die kleinere, rundere, hoch- Vierter Theil. Q Huͤlsenfruͤchte. wachsende und sehr viele Schooten ansetzende Art, welche man Pferdebohne nennt, ist die gewoͤhnlichste und ohne Zweifel die vortheilhafteste. Sie ist ver- schieden von Farbe, zuweilen gelblicht, zuweilen schwarzbraun und manchmal gescheckt. Diese Verschiedenheit der Farbe ist aber unbestaͤndig und hat auf die uͤbrigen Eigenschaften der Bohnen gar keinen Einfluß. §. 140. Boden. Diese Bohne verlangt einen gebundenen, kraͤftigen, fuͤr Weizen geeigne- ten Boden; jedoch kann sie auch auf Boden von lockerer Konsistenz, wenn er Feuchtigkeit genug und vielen Humus hat — der aber nicht merklich sauer seyn darf, weil sie sodann, meiner Erfahrung nach, dem Roste sehr unterwor- fen ist — vortheilhaft gebauet werden. Den strengen Boden lockern die Boh- nen vortreflich, und durchdringen den zaͤhesten Thon mit ihren Wurzelfasern. Deshalb haͤlt man sie auf solchem Boden fuͤr eine vorzuͤgliche Vorfrucht fuͤr den Weizen. Sie erhalten das Erdreich durch ihre Wurzeln und ihre Beschattung muͤrbe und rein. §. 141. Duͤngung. Wenn der Boden uͤberhaupt des Duͤngers bedarf, so muß zu den Boh- nen geduͤngt werden, und zwar kraͤftig, weil der ihnen angemessene Boden eine starke Duͤngung auf einmal verlangt, und sie solche gut ertragen. Die Bohnen durchdringen ein sehr gebundenes Erdreich, und man kann sie daher mit der ersten Furche und mit dem Miste zugleich unterpfluͤgen. Man hat sie selbst auf eine zaͤhe Grasnarbe gesaͤet und sie mit derselben umgewandt, wo sie sich zwischen den Streifen hindurch draͤngen. Daß ein zweimaliges Pfluͤ- gen ihnen jedoch besser bekomme, hat keinen Zweifel, und es geschieht haupt- saͤchlich nur aus der Ursach selten, weil man glaubt, daß die Bohnen durchaus fruͤh gesaͤet seyn wollen, und der Klaiboden, wenn er im Herbste gepfluͤgt ist, nicht fruͤh genug abtrocknet, um eine fruͤhe Saatfurche zu gestatten. §. 142. Aussaat Man glaubt fast allgemein, die fruͤhste Saat gerathe im Durchschnitt am besten und man hat sie selbst im Dezember bei offnem Wetter untergebracht. Ein Frost, der sie nach ihrem Hervorkommen treffe, mache ihre Blaͤtter zwar gelb, aber sie trieben dennoch hervor, und man verspuͤre keinen Nachtheil da- Bohnen. von. Nach meinen Erfahrungen kann ich dieser Meinung nicht ganz beistim- men, da mir spaͤt gesaͤete Bohnen oft vorzuͤglich gerathen sind. Ihres großen Korns wegen erfordern sie eine starke Einsaat, zwei bis drei Scheffel auf den Morgen. Auf strengem und feuchten Boden, sagen die Englaͤnder, muͤsse man sie duͤnner, auf losem und trockneren Boden dichter saͤen, damit sie auf diesem sich selbst beschatten koͤnnen. Sonst setzen die duͤnner ste- henden weit mehr Schooten an. Sie werden allgemein nur als Zwischenfrucht, oder statt der Brache ge- bauet. Zuweilen bricht man das Grasland oder den Dreisch damit um, und bereitet es durch sie zum Getreidebau vor. §. 143. Man uͤberzieht sie nach dem Unterpfluͤgen nur leicht mit der Egge, egget Vegetations- periode. sie aber scharf, wenn sie hervorgekommen sind, ihre Blaͤtter entfaltet haben und das Saamenunkraut hervorkommt. Sie ertragen das kraͤftige Eggen mit eiser- nen Zinken sehr gut, und selbst diejenigen, deren Koͤpfe dadurch gespalten oder abgerissen werden, kommen wieder hervor. Vom Unkraute muͤssen sie, so lange sie jung sind, durchaus rein gehalten werden, und wird dies nicht durch das Eggen bewirkt, so muß es, wenn die Bohnen gerathen sollen, durch das Behacken geschehen. An einigen Orten hat man die sonderbare Prozedur, die Schaafe auf das Bohnenfeld zu treiben, wenn sie fingerslang sind; so lange diese Thiere junges Unkraut finden, sollen sie die Bohnen nicht anruͤhren. §. 144. Es hat sich aber selbst da, wo man vom Drillen und Pferdehacken ande- Drill- und Pferdehacken- Kultur rer Fruͤchte nichts weiß, die Methode, die Bohnen in Reihen zu saͤen, haͤufig verbreitet. Man streuet, wenn man keine Maschine dazu hat, die Bohnen mit der Hand so stark, daß doch zwei Scheffel auf den Morgen fallen, in die dritte oder gar vierte Pflugfurche ein, und pfluͤgt dann, wenn sie herausgekommen sind, zwischen allen Reihen die Erde erst von jeder Seite ab, und nach einiger Zeit wieder an. Ein raͤderloser Pflug oder ein Haaken ist hierzu am besten ge- eignet, ich habe es aber auch mit einem landuͤblichen Raͤderpfluge verrichten sehen. Die Reihen sind zuweilen auf drei Fuß und daruͤber von einander ent- Q 2 Huͤlsenfruͤchte. fernt. In den Reihen stehen sie aber sehr dick, und draͤngen sich einander so nach den Seiten hin, daß sie die Zwischenraͤume mit ihren Koͤpfen ganz aus- fuͤllen. Weit besser wird natuͤrlich dieser Bau mit den dazu bestimmten In- strumenten betrieben, wovon weiter unten die Rede seyn wird. Man bedarf dann per Morgen nur 20 Metzen Saat. Die gedrillten Bohnen haben einen entschiedenen Vorzug vor den breit- wuͤrfigen in ihrem Ertrage an Koͤrnern. Man kann im Durchschnitt das Dop- pelte darauf rechnen. Sie setzen von unten auf an, was die geschlossen stehen- den durchaus nicht thun. Man findet nicht selten bei gedrillten Bohnen, daß sie 30 bis 40 Schooten haben, wogegen andre selten uͤber 10 tragen. Weil die untern Bluͤten schon ansetzen, so kommen sie dem Roste und dem Honig- thau zuvor, welche bei den Bohnen oft den Ansatz der spaͤtern Bluͤten ganz vernichten. Das Stroh der gedrillten Bohnen verliert aber allerdings gegen die breitwuͤrfigen; der Stengel wird unten haͤrter und holziger, und die Blaͤtter fallen mehr ab. Allein dieser Verlust kommt in keinen Betracht gegen den hoͤheren Ertrag des Korns; kann auch durch fruͤhes Abbringen ziemlich ver- mieden werden. Der Boden wird durch das Bearbeiten, so lange die Bohnen jung sind, muͤrbe erhalten und gereinigt, und dann durch die herangewachsenen dicht be- schattet, weswegen er fuͤr die folgende Frucht um so vollkommener vorberei- tet ist, wenn nur der Acker gleich nach der Abbringung auf irgend eine Art wieder umgebracht wird. Das bei der Drillkultur in Ruͤcken aufgetriebene Land wird am bequemsten mit dem Exstirpator geebnet, und bedarf dann nur noch einer Furche zur Saat. Wenn man die Bohnen nicht in Reihen saͤet, so werden sie fast haͤufi- ger mit Erbsen oder Wicken gemengt als allein gebauet, weil ihr Gerathen in der That sehr mißlich ist. §. 145. Krankheiten. Sie sind dem Roste und dem Honigthau am meisten unterworfen. Der erstere zeigt sich an den Blaͤttern anfangs mit braunen Punkten, die sich ver- breiten, schwarz werden, und die saͤmmtlichen Blaͤtter, endlich die Pflanze selbst Bohnen. zerstoͤren. Der Honigthau zeigt sich an den Spitzen, und es folgen ihm un- mittelbar eine unendliche Menge von schwarzen Blattlaͤusen (Aphiden), die sich dann uͤber die ganze Pflanze verbreiten, und allen Fruchtansatz hemmen. Man sucht das Uebel zu mindern, wenn man den Bohnen die Koͤpfe abhauet, wozu man sich eines Saͤbels bedient. Bei gedrillten Bohnen habe ich noch nie erheblichen Schaden vom Honigthau erfahren, denn die Pflanze war schon genug erstarket, und hatte ihren Hauptansatz gemacht, wenn das Uebel erschien, es griff nie weit um sich. Wenn Bohnen zu mißrathen scheinen, so bedenkt man sich in Gegenden, wo man den Werth seines Bodens kennt, keinen Augenblick, sie abzumaͤhen, den Acker umzupfluͤgen, und die Bohnen in die Furchen zu streuen, weil eine schlechte Bohnenernte den Abschlag des darauf folgenden Weizens durchaus nicht ersetzen wuͤrde. Denn es ist allgemein anerkannt, daß nur gut stehende Bohnen den Acker zum Weizen trefflich vorbereiten, wogegen er nach schlecht stehenden fast immer mißraͤth. §. 146. Man bringt die Bohnen ab, wenn der Haupttheil ihrer Schooten schwarz Ernte. wird, und wartet nicht auf die Reifung der spaͤt angesetzten. Ja, ein erfahr- ner englischer Landwirth empfiehlt die Bohnen zu maͤhen, sobald sich die Koͤr- ner nur voͤllig gebildet haben, sie abwelken, dann binden, und nun auf einem andern Platze aufstellen, und nachreifen zu lassen, damit man sogleich zum Um- bruch der Bohnenstoppel gelangen koͤnne. Die breitwuͤrfigen werden oft mit der Sense gemaͤht, jedoch angehauen und abgerafft. Man schneidet sie aber auch mit der Sichel. Die gedrillten koͤnnen, besonders wenn sie hoch ange- pfluͤgt sind, nur geschnitten werden. Mit der Sense wuͤrde man die unten ange- setzten Schooten zu sehr verletzen, und sie wuͤrden in die tiefen Furchen fallen. Ich habe es am bequemsten und sichersten gefunden, sie aufziehen zu lassen. Ob dies indessen auf sehr zaͤhem Boden so leicht gehe, kann ich nicht entscheiden. Die Bohnen werden dann sogleich in kleine Garben gebunden und diese zu fuͤnf bis sieben gegen einander aufgesetzt. Wenn nicht ein sehr trocknes und warmes Erntewetter einfaͤllt, so dauert es oft sehr lange, bevor das Stroh voͤllig austrocknet. Einige glauben dies zu befoͤrdern, wenn sie die Bohnen- Huͤlsenfruͤchte. buͤndel umgekehrt, mit den Koͤpfen auf die Erde setzen. Da man nun weiß, daß es fuͤr die folgende Frucht sehr wichtig sey, den Bohnenacker bald moͤg- lichst umzubrechen, so faͤhrt man die Bohnen zuweilen gleich ab, und setzt sie an einer andern Stelle auf, wo sie voͤllig auszutrocknen Zeit haben. §. 147. Der Ertrag der breitwuͤrfigen Bohnen ist noch unsichrer, wie der der Ertrag und Werth. Erbsen. Von gedrillten Bohnen auf angemessenen Boden kann man 10 bis 12 Scheffel erwarten. In Kent und andern Bohnengegenden von England nimmt man, auf unser Maaß reduzirt, 18 bis 27 Scheffel per Morgen als den gewoͤhnlichen Ertrag gedrillter Bohnen an. Der Scheffel Bohnen wiegt uͤber 100 Pfund, gewoͤhnlich 103. Sie ent- halten die sehr nahrhaft vegetabilisch-animalische Substanz, jedoch in etwas geringerem Maaße als die Erbsen, aber eben so viel Staͤrkemehl. Sie wer- den an einigen Orten gekocht von Menschen gegessen, auch zum Brode ge- nommen, dem sie nach einigen einen angenehmen Geschmack geben sollen. Hauptsaͤchlich aber werden sie zur Futterung der Pferde gebraucht. In vielen Gegenden Deutschlands werden die breitwuͤrfig gesaͤeten Bohnen zu dem Zwecke nicht abgedroschen, sondern die Garben auf der Hexsellade geschnitten, und so den Pferden gegeben. In England haͤlt man diese Bohnen fuͤr das vorzuͤg- lichste Pferdefutter, sowohl bei Arbeits- als bei Rennpferden. Sie muͤssen aber nicht, wie einige vermeinen, eingeweicht und aufgequollen, sondern trocken in ihrem natuͤrlichen Zustande gegeben werden. Ferner gebraucht man sie als ein vorzuͤgliches Mastfutter fuͤr die Schweine, denen sie aber aufgequollen oder gekocht gegeben werden. Das Stroh der Bohnen haͤlt man allgemein fuͤr sehr nahrhaft, wenn es nicht befallen ist. Es kommt aber sehr darauf an, ob man die Bohnen fruͤh, wenn ihr Kraut noch gruͤn war, oder erst spaͤt gemaͤhet habe, weil im letztern Falle die Blaͤtter abfallen, und die Stengel zu holzig werden. Das von breit- wuͤrfigen Bohnen schaͤtzt man unter dieser Bedingung dem Heue bei Pferden und Schaafen gleich. Das Stroh der gedrillten verliert aber, wie oben gesagt, manchmal sehr; so wie denn uͤberhaupt bei diesen Gewaͤchsen Stroh und Korn oft im entgegengesetzten Verhaͤltnisse stehet. Wicken. Die Wicken, Vicia sativa. §. 148. In dem Geschlechte der Vicia giebt es viele Arten, welche vielleicht nuͤtzlich Abarten. seyn koͤnnten. Bis jetzt hat man indessen nur diese Art und die Vicia narbonensis (franzoͤsische Futterwicke) im Großen angebauet. Der Anbau der letztern unter- scheidet sich von der der erstern nicht, und da sie nur in dem Falle einen Vorzug vor den gewoͤhnlichen zu haben scheint, wo man Wicken in sehr kraͤftigem Boden bauen will, so hat sich ihr Anbau wenig verbreitet. Die Vicia serratifolia habe ich nach gemachten Versuchen wieder aufgegeben, da sie meinen Erwartungen nicht entsprach. Abarten der gewoͤhnlichen Wicke giebt es aber mehrere. Wir haben eine kleinere , fruͤher reifende, und eine auch im Kraute groͤßere , spaͤt reifende Art, die durchaus fruͤh gesaͤet werden muß, wenn sie zur voͤlligen Reife kommen soll. Die Winterwicke der Englaͤnder ist wahrscheinlich dieselbe groͤßere Art, und nur daran gewoͤhnt, den Winter auszuhalten. Nach denen damit in unserem Klima gemachten Versuchen, haͤlt sie bei uns den Winter selten aus, und wird nicht sowohl durch den strengen Winterfrost als durch die spaͤten Fruͤhjahrsfroͤste, nachdem sie schon zu vegetiren angefangen hat, zerstoͤrt. Allein auch in England erfriert sie nicht selten, und der Gewinn waͤre wenigstens nicht groß, wenn wir sie bei uns einheimisch machen koͤnnten, indem sie nur um 10 Tage fruͤher wie die fruͤh gesaͤete Sommerwicke zu kommen pflegt. §. 149. Die Wicken verlangen einen lehmigen Boden. Wenn er uͤber 60 Prozent Boden. Sand hat und nicht sehr feucht liegt, so koͤnnen sie zwar in feuchten Sommern bei genugsamer Duͤngkraft gut gerathen, in trocknen Sommern wird aber selten etwas daraus. Sie verlangen gerade nicht nothwendig einen in starker Duͤngkraft stehenden Boden, sie werden aber um so besser, besonders im Kraute, je reicher er an Duͤnger ist, und deshalb duͤngt man, wo es moͤglich ist, dazu. Man bauet sie jetzt beinahe haͤufiger um des Krautes als um der Koͤrner willen, und jenes wird gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht, wenn sie in voller Huͤlsenfruͤchte. Bluͤte stehen und schon mehr oder weniger Schooten angesetzt haben. Wir wol- len hier ihren Anbau zu beiden Zwecken zugleich betrachten, damit wir uns bei dem Futterkraͤuterbau nur an selbige zu erinnern noͤthig haben. §. 150. Aussaat. Ihr Anbau unterscheidet sich von dem der Erbsen nicht; da der Saame kleiner ist, so reichen 12 Metzen auf den Morgen zu. Die große Wicke muß An- fangs Aprils, um sicher zur Reife zu kommen, gesaͤet werden; die kleine kann bis Ausgang Mais gesaͤet, noch dazu gelangen. Die meisten empfehlen eine fruͤhe Aussaat auch fuͤr diese gewoͤhnliche Art, ich habe aber seit einer Reihe von Jahren immer gefunden, daß die spaͤtere Aussaat gegen die Mitte und selbst Ende Mais besser gerieth. Bei kalter Witterung stockt sie im Wachsthum, und es findet sich dann haͤufig eine Made ein, die sich in ihre Knospen einfrißt und sie voͤllig zerstoͤrt, so daß sie auf schwaͤcherem Boden gar nicht zur Bluͤte kommt. Auf starkem Boden uͤberwindet sie das Uebel manchmal, und treibt wieder aus, wenn die Zeit der Made voruͤber ist. Die spaͤter hervorkommenden Wicken wurden aber von dieser Made, deren Zeit fruͤher voruͤbergeht, gar nicht angegriffen. Will man die Wicken zur gruͤnen Fuͤtterung oder zum Heu vor ihrer Rei- fung benutzen, so kann man sie zu jeder Jahrszeit bis Anfangs Julius saͤen. Um gruͤne Stallfuͤtterung mit der Wicke allein zu betreiben, muß man jedesmal ei- nen angemessenen Theil saͤen, wenn die vorige Saat gelaufen ist. Sie wird zu diesem Zwecke aber mehrentheils gemischt mit Sommerrocken, Gerste oder Hafer und die spaͤteste mit Buchweizen gesaͤet, damit das Gemenge um so dich- ter stehe. Zum Heumachen ist es aber doch gerathener, sie allein zu saͤen, weil sie sich dann gleichmaͤßiger trocknen laͤßt. Sie wird auf gleiche Weise wie Klee und Luzerne zu Heu gemacht, und ich verweise auf die dort anzugebenden verschiedenen Methoden. Es dauert da- mit etwas laͤnger wie mit dem Klee, aber das Heu verdirbt dennoch nicht leicht, wenn man nur irgend zweckmaͤßig damit verfaͤhrt. §. 151. Ernte. Hat man sie gruͤn oder im Heu fuͤr das Rindvieh bestimmt, so werden sie gemaͤhet, wenn sie in voller Bluͤte stehen. Sind sie aber fuͤr Pferde bestimmt, so Wicken. so laͤßt man ihre Schooten, nach deren Ansetzung sie noch fortbluͤhen, mehr her- anwachsen, weil man dadurch in der Masse und Nahrungskraft gewinnt. Man hat in der Dreifelderwirthschaft haͤufig die Brache damit zu benutzen angefangen, wenn man solche fruͤh aufbrach. Insbesondere hat man sie gleich nach dem Hordenschlag gesaͤet, und ist mit ihrer Aussaat fortgefahren, so wie dieser weiter ruͤckte. Man maͤhete sie, so wie sie herangewachsen waren, und wandte dann sogleich das Land, um an der Brachbearbeitung nichts zu versaͤumen. Je fruͤher sie gemaͤhet wird, um desto kraͤftiger hinterlaͤßt sie den Boden. Es ist aber ebenfalls eine unerlaͤßliche Bedingung bei der Wicke, daß ihre Stoppel schnell nach der Aberntung umgepfluͤgt werde, und man bringt daher auch das Heu, um es zu trocknen, wo moͤglich auf einen andren Platz. Werden die Wicken sehr fruͤh, wenn sie ihre ersten Bluͤtenknospen zeigen, abgemaͤht, so koͤnnen sie zum zweitenmale austreiben und aufschießen, wenn sie auf einem sehr kraftvollen Boden stehen; auf minder kraͤftigem Boden ist da- bei aber nur Verlust, weil oft aus dem zweiten Schnitte gar nichts wird, oder doch beide zusammen weniger betragen als ein vollkommener Schnitt wuͤrde ge- geben haben. Es ist ein kaͤrglicher Behelf, die wieder ausgruͤnende Wickenstoppel mit dem Viehe abweiden zu lassen, der Acker wird davon hart und der Verlust ist in der naͤchsten Ernte betraͤchtlich. Man hat auch wohl Wicken auf einem zur Gruͤnfuͤtterung bestimmten Felde zum zweitenmale in einem Sommer gleich nach Abfuͤtterung der ersten gesaͤet. Haͤufiger aber saͤet man Buchweizen oder Ruͤben darnach. §. 152. Der Ertrag der Wicken an Koͤrnern ist sehr ungleich. Man hat bis Ertrag. 24 Scheffel vom Morgen geerntet; 8 Scheffel kann man aber als einen mitt- leren Ertrag annehmen. Auf hinreichend kraͤftigem Boden gaben sie 1800 bis 2000 Pfd. Stroh einschließlich des Kaffs per Morgen. Dieses Stroh wird dem Erbsenstroh all- gemein in der Fuͤtterung vorgezogen. Wenn sie gruͤn bei dem Ansetzen der Schooten gemaͤhet werden, so hat man 3000 Pfd. Heu zuweilen vom Morgen geerntet. Allein auf 2000 Pfd. Vierter Theil. R Huͤlsenfruͤchte. kann man nur auf gutem geduͤngten Boden Anschlag machen. Mißrathen sie wegen Duͤrre im Fruͤhjahre, so kann freilich auch der Heuertrag auf 1000 Pfd. herabfallen. §. 153. Gruͤn abgemaͤhete Wicken entziehen dem Boden nach allen daruͤber an- gestellten Versuchen nichts; vielmehr hat man die darnach gesaͤete Frucht oft besser als nach einer Brache gefunden, wenn man die Wickenstoppel schnell umbrach. Reifende Wicken aber sind den Erbsen darin gleich. Und das so haͤufig gesaͤete Gemenge von Wicken und Hafer erschoͤpft, wenn es fast zur Reife kommt, so merklich mehr, daß der folgende Rocken auf einem allmaͤh- lig abgemaͤheten Wickhaferfelde deutlich zeigt, wo man die Vorfrucht zu lange stehen und reifen ließ. In England ist es nichts ungewoͤhnliches, die Wicken bloß zur Verbesserung des Bodens zu saͤen. Man pfluͤgt sie jedoch nicht ge- radezu unter, sondern treibt, wenn sie in Bluͤte treten, Mastvieh, besonders Schweine hinein, die zwar das Mehrste niedertreten, aber doch vieles fressen, wonach man das Feld gleich umbricht, und besonders Rappsaat danach bauet: eine Methode, die unter gewissen Verhaͤltnissen nicht so unoͤkonomisch ist, als sie einem Reisenden von meiner Bekanntschaft schien. §. 154. Gebrauch der Koͤrner. Wenn die Wicken reife Koͤrner tragen, so werden diese zur Fuͤtterung der Pferde und zur Mastung der Schweine mehrentheils verwandt, auch den Schaafen gegeben; und man zieht solche zu diesem Behuf den Erbsen vor. Ein Marktartikel ist das Korn selten, jedoch verkauft man sie haͤufig zur Saat. Sie lassen sich lange aufbewahren, und es kommt dann eine Zeit, wo man sie mit reichlichen Zinsen verkaufen kann. In Wirthschaften, die auf Futter- bau berechnet sind, ist es rathsam, einen Vorrath davon auf dem Boden zu erhalten, weil sie die sicherste Aushuͤlfe geben, wenn der Klee mißraͤth. Das Stroh der reifen Wicken ist dem Vieh angenehmer als das Erbsen- stroh, wird dem Heu oft gleich geschaͤtzt, kommt aber dem gruͤnen Wicken- heu bei weitem nicht gleich. Einige andre Fruͤchte aus dieser Klasse werden nur selten und oͤrtlich ge- bauet, wie die Platterbse ( Lathirus sativus ) und die Kicher ( Cicer arietinum ). Buchweizen. Ihr Anbau unterscheidet sich nicht von dem der Erbsen und Wicken, und mir sind bisher keine zureichende Gruͤnde bekannt, welche dieselben vor diesen em- pfehlbar machten. Der Buchweizen, das Haidekorn. §. 155. Diese Frucht nimmt mit Bodenarten vorlieb, die fuͤr jede andre Sommer- Boden. frucht zu duͤrftig sind. Sie waͤchst auf duͤrrem Sandboden, in Jahren, wo es zu rechter Zeit an Regen nicht fehlt, und giebt dann einen so reichlichen Ertrag darauf, wie keine andre; hat aber der Boden eine feuchtere Lage, so ist sie um so sichrer. Dann liebt sie den Haidboden, und hat daher ihren Namen erhal- ten, so wie auch abgetrockneten Moorboden. Sie wird auf solchen Neubruͤchen mit großem Vortheile gebaut, und bereitet sie fuͤr andere Fruͤchte besonders vor. In sandigen Gegenden ist sie die einzige Zwischenfrucht zwischen den Rocken- saaten und vertritt die Stelle aller andern Brachfruͤchte, wird also in der Rok- kenstoppel gebauet. Sichrer und besser gedeiht sie aber, wenn der Acker eine Reihe von Jahren zur Weide gelegen hat, im aufgebrochenen Dreisch an der Stelle der Brache. Kraͤftiger und staͤrker waͤchst die Pflanze freilich auf besserem Boden, aber nur im Kraute, und setzt hier selten viele Koͤrner an. Eine schwache Duͤngung bekommt ihr gut, eine kraͤftigere treibt sie zu sehr ins Kraut, Wenn der Acker geduͤngt werden soll, so bringt man gewoͤhnlich nur die Haͤlfte der Duͤngung vor ihrer Aussaat auf, und die andere Haͤlfte nach ihrer Aberntung auf die Stoppel. Der Haidepaltenduͤnger, welcher in den Buchweizengegenden viel ge- macht wird, ist dem Buchweizen besonders angemessen. Es wird auch der loseste Boden zweimal dazu im Fruͤhjahre gepfluͤgt, be- sonders wohl um des Unkrauts willen. §. 156. Dieses aus dem Oriente in den Zeiten der Kreuzzuͤge zu uns gebrachte Aussaat. Korn hat seine Empfindlichkeit gegen den Frost noch nicht abgelegt, und wird durch den geringsten Morgenreif zerstoͤrt. Deshalb wagt man nie, es fruͤher R 2 Huͤlsenfruͤchte. zu saͤen, als bis alle Gefahr der Nachtfroͤste voruͤber zu seyn scheint. Jedoch habe ich gesehn, daß es noch um Johannis erfror. Man saͤet es also nie vor der Mitte des Mays, und dann bis zur Mitte des Junius. Spaͤter gesaͤet koͤnnen ihm wieder die fruͤhen Reife vor seiner Zeitigung nachtheilig werden, und uͤber- haupt setzt er dann wenig Koͤrner an. Es wird halb so stark wie das Getreide eingesaͤet, und eine dichtere Saat wird ihm nachtheilig. In den Buchweizen- gegenden laͤßt man dieses Korn sprechen „gieb mir Platz, so komme ich.” §. 157. Vegetations- periode. Die Witterung, welche dieses Gewaͤchs in den verschiedenen Perioden sei- ner Vegetation trifft, hat auf sein Gedeihen einen groͤßern Einfluß, wie auf irgend eins. Es will trockne warme Witterung, unmittelbar nach der Saat haben, und koͤmmt bei der groͤßten Duͤrre hervor; so wie es aber sein drittes Blatt bekoͤmmt, verlangt es Regen, damit es seine Blaͤtter entwickele, bevor die Bluͤte austreibt, welches jedoch sehr schnell geschieht. In seiner lange dauern- den Bluͤtezeit muß es wechselnden Regen und Sonnenschein haben, wenn es emporwachsen und zugleich ansetzen soll. Es bluͤhet taub, wenn es wetterleuch- tet oder wenn elektrische Phaͤnomene in der Luft sich ereignen, ohne daß es zum Regen kommt. Auch scharfe Ostwinde ertraͤgt seine Bluͤte nicht, sie welkt da- bei ab, ohne anzusetzen. Nach der Bluͤte muß es wieder trockne Witterung haben, damit seine Koͤrner zugleich reifen, und die Ernte gut von statten gehe. Das Gedeihen des Buchweizens ist daher nicht nur in verschiedenen Jah- ren sehr verschieden, sondern es kommt auch sehr auf den Zeitpunkt an, den man zufaͤllig bei der Aussaat getroffen hat. Acht Tage fruͤher oder spaͤter ge- saͤet, macht oft einen gar großen Unterschied und diejenigen, welche sicher gehen wollen, machen daher ihre Aussaat zu drei oder vier verschiedenen Zeiten. Der Saamen darf nur untergeegget werden, das Unterpfluͤgen ertraͤgt er nicht; auch habe ich gefunden, daß ihm das Walzen nicht gut bekommt. §. 158. Ernte. Die Reifung der Koͤrner ist sehr verschieden, da der Buchweizen fast immer fortbluͤht und ansetzt. Bei der Ernte muß man sich also nach der Mehrheit der Koͤrner richten. Zuweilen haben die ersten Bluͤten gar keine, oder taube, mehl- lose Koͤrner angesetzt, die spaͤtern dagegen bessere. Er reift aber seine Koͤrner Buchweizen. noch nach, ja es setzen sogar seine Bluͤten noch an, wenn er in Schwaden liegt, besonders wenn ihn da zuweilen ein Regen trifft, den man deshalb fuͤr gut haͤlt. §. 159. Sein Ertrag ist, wie hieraus erhellet, hoͤchst unsicher, und man pflegt Ertrag. daher einen, vielen Zufaͤlligkeiten unterworfenen Voranschlag, einen Buch- weizenanschlag zu nennen. Wenn er in der Stoppel gebauet wlrd , so rech- net man ungefaͤhr alle 7 Jahre ein gutes Jahr, 3 mittlere und 3 Mißwachs- jahre. In Dreisch gesaͤet, erwartet man jedoch alle 2 Jahre eine gute Ernte. Außerordentliche Ernten, wo man bis 20 Scheffel per Morgen gewonnen hat, kommen nur hoͤchst selten vor. §. 160. Das Korn ist in vielen Gegenden ein sehr wichtiges Nahrungsmittel fuͤr Werth. die Menschen, und wird auch zur Viehmastung und zur Pferdefuͤtterung ge- braucht, wenn es wohlfeil ist. Sein Preis faͤllt naͤmlich in guͤnstigen Jahren sehr tief herab, und steigt wieder in schlechten. Wer es einigermaaßen aus- halten kann, bewahrt davon Vorraͤthe auf, da es sich sehr gut erhaͤlt. Das Stroh wird sehr geschaͤtzt, ist nahrhaft und gefund fuͤr alles Vieh. Man haͤlt aber dafuͤr, daß es vor Weihnachten am besten zu futtern sey. §. 161. So unentbehrlich diese Frucht in manchen Gegenden gehalten wird, so ist der Bau um des Korns willen, seiner Mißlichkeit wegen, anderen Gegenden doch kaum zu empfehlen. Es ist aber ein vortreffliches Futterkraut, und in der Absicht gebauet, auch Als Futter- kraut. so sicher wie irgend ein andres. Man kann es dann so spaͤt saͤen, daß man gegen den Frost voͤllig gesichert ist, und wenn der Boden nur einigermaßen Feuchtigkeit hat, so geraͤth das Kraut immer gut. Es wird entweder gruͤn verfuͤttert, oder zu Heu gemacht, trocknet zwar nicht schnell, verdirbt aber auch nicht, wenn man es nur ruhig liegen laͤßt. Nach der Klapmeierschen Methode behandelt, soll es sehr gut werden. Wer es in dieser Absicht bauen will, muß dann nur ein Jahr und eine Saat wahrnehmen, wo die Koͤrner besonders gut ansetzen, um einen Vorrath von Saamen zu gewinnen, der alsdann zu den wohlfeilsten Futterkrautssaamen Huͤlsenfruͤchte. gehoͤren wird. Es kann als Futterkraut auch in die Getreidestoppel gesaͤet wer- den, besonders aber nach fruͤh abgemaͤhten gruͤnen Wicken. Ein mir sehr gut gelungenes Verfahren ist: Buchweizen mit Stauden- rocken im Julius auszusaͤen, den Buchweizen dann gruͤn zu maͤhen und den Rocken im folgenden Jahre zu ernten. Dies koͤnnte am vortheilhaftesten in der gruͤnen Wickenstoppel geschehen. Auch saͤet man Wasserruͤben unter dem Buchweizen. Der Buchweizen ist ferner ganz vorzuͤglich zu einer Schutzfrucht geeignet, um Klee, besonders Luzerne darunter zu saͤen, worauf wir wieder zuruͤckkom- men werden. Der Ertrag dieser Frucht als Futterkraut ist nach den Umstaͤnden zwar sehr verschieden; auf gleichem Boden habe ich ihn aber so gehabt, daß er im Gewichte die Wicken uͤbertraf, und ihnen in der Nahrhaftigkeit eben so wenig nachzugeben schien. §. 162. Siberischer Buchweizen. Man hat eine andre Buchweizenart unter dem Namen des Siberischen ( Polygonum tartaricum ) empfohlen, welcher zwar den Vorzug hat, daß er durchwintert, und sogar zweimal geerntet werden kann; ich habe aber seinen Ertrag nach mehrmaligen wiederholten Versuchen im freien Felde so unbedeu- tend gefunden, und besonders im zweiten Jahre so sehr mit Unkraut durch- wachsen, daß ich den Lobeserhebungen, die andre von ihm machen, durchaus nicht beistimmen kann. Im Garten, wenn er gejaͤtet wird, macht er sich freilich schoͤn. Mengekorn, Gemenge. §. 163. In manchen Gegenden herrscht der Gebrauch, verschiedene Getreidearten und verschiedene Huͤlsenfruͤchte, auch Getreidearten und Huͤlsenfruͤchte unter- einander zu saͤen, und alle praktische Landwirthe behaupten, davon einen groͤ- ßeren Ertrag, als von einzeln gesaͤetem Getreide zu haben. Diese Behaup- tung ist gewiß nicht ohne Grund, und ich habe oft entscheidende Erfahrungen daruͤber gemacht. Manchmal gerathen beide Saaten gleich gut, und man be- Mengekorn. koͤmmt von beiden einen mit der Einsaat in Verhaͤltniß stehenden Ertrag. Zuweilen geraͤth die eine Frucht vorzuͤglich, verdraͤngt die andre fast, und die Ernte steht in keinem Verhaͤltniß mit der von jeder Art gemachten Einsaat; je nachdem naͤmlich die Witterung die eine oder die andere beguͤnstigt. Darin liegt eben der Hauptvortheil, daß wenn die Witterung der einen Frucht nach- theilig ist, sie der andern mehr zusagt, und diese dann in dem gewonnenen Raume sich mehr verbreitet und naͤhrt; wenn man es auch nicht zugestehen wollte, daß verschiedene Gewaͤchse sich auch verschiedene Stoffe besonders aneignen. Es versteht sich indessen, daß es Fruͤchte seyn muͤssen, die fast gleichzeitig reifen. Trifft ihre Reife nicht ganz genau zusammen, so richtet man sich bei der Ernte nach der, welche die Oberhand hat, oder nach der zuerst reifenden, da die andre nachreift oder auch unreif zu Nutzen kommt. Verschiedene Ge- menge lassen sich, wenn es darauf ankommt, durch das Wurfeln und Sieben wieder trennen; mehrentheils benutzt man sie aber in der Vermischung. Gewiß richtig hat man aber bemerkt, daß die Gemenge den Boden staͤrker angreifen; sie geben dagegen auch staͤrkeres Stroh fuͤr den Duͤngerhaufen. Gegen das Unkraut glaubt man sich durch Mengekorn mehr zu schuͤtzen, was auch in einigen Faͤllen so seyn kann. §. 164. Die gewoͤhnlichsten Gemenge sind: Weizen und Rocken untereinander. Weiz-Rocken. Dies Gemenge ist unter dem Namen Meteil und Maͤslin in manchen Ge- genden sehr gebraͤuchlich, und kommt in diesen fast haͤufiger als bloßer Rocken vor. Es wird daraus das gewoͤhnliche Brod gebacken und als vorzuͤglich nahr- haft und schmackhaft geruͤhmt. Man behauptet in den Niederlanden, daß auf Boden, der keinen Weizen mehr tragen wolle, der Weizen unter Rocken an sich hoͤheren Ertrag gebe, als wenn er allein gesaͤet werde, und daß man den Rocken noch daruͤber habe. Man saͤet das Gemenge gewoͤhnlich in die Weizen- stoppel. In andern Gegenden wird statt des Weizens Spelz mit dem Rocken vermengt, die sich leichter von einander trennen lassen. §. 165. Gerste (die zweizeilige) und Hafer sind eben so gebraͤuchlich und nach mei- Gerste. nen Versuchen sehr zweckmaͤßig. Ist der Boden angemessen, so wird die uͤppi- Huͤlsenfruͤchte. gere Gerste den Hafer uͤberwiegen, wenn sie fruchtbare Witterung bekommt; im entgegengesetzten Falle wird der haͤrtere Hafer an ihre Stelle treten und vielleicht beim Ausdrusch das Bierfache betragen. Jedesmal habe ich nach Gewicht und Werth von dem Gemenge mehr gewonnen, als von einzeln gesaͤeter Gerste und Hafer. Doch gestehe ich, daß ich den Versuch nicht auf Boden gemacht habe, der vorzuͤglich fuͤr erstern geeignet gewesen waͤre. Einige mischen auch Som- merrocken auf leichtem Boden zu. §. 166. Wick-Hafer. Unter den Gemengen von Getreide und Huͤlsenfruͤchten kommt am haͤufig- sten der Wicken-Hafer vor, sowohl zum Reifen, da er denn mehrentheils, unabgedroschen und zu Hechsel geschnitten, zum Viehfutter dient, als zur gruͤ- nen Fuͤtterung und Heu. Man erhaͤlt die Wicken durch den Hafer mehr auf- recht. Auch mengt man Gerste und Sommerrocken darunter. §. 167. Erbs-Rocken. Erbsen saͤet man nicht selten im geringen Maaße unter Sommergetreide, glaubt dabei am Getreide nicht zu verlieren und die Erbsen obendrein zu erhal- ten. Es geschiehet hauptsaͤchlich auf solchem Boden, wo man keine Erbsen zu bauen sich getrauet; auf Sandboden unter Sommerrocken. Die einzeln dazwi- schen stehenden Erbsen gedeihen sodann, welches sie, allein gesaͤet, nicht thun wuͤrden. Sie lassen sich durch das Wurfeln leicht absondern. §. 168. Rauh-Zeug. Die Bohnen werden auf kaltgruͤndigem, lehmigen, magern Boden, besonders auf Berglande, unter den Hafer gesaͤet. Ein Gemenge aus Bohnen, Wicken, Erbsen, Hafer — alle oder einige zusammen — kommt in manchen Gegenden unter dem Namen Rauhzeug haͤufig vor, und wird in das Brachfeld auf kraͤftigem Boden gesaͤet. Hier giebt es ein dicht verschlungenes und sich durch Unterstuͤtzung der Bohnen ziemlich emporhaltendes Feld, und liefert eine groͤßere Futtermasse, wie irgend eine Saat. Man laͤßt das Korn selten vollkommen reifen, sondern maͤhet es, wenn die Koͤrner angesetzt haben, drischt es gar nicht oder nur die reif gewordenen Koͤr- ner sehr leicht ab, und schneidet es alsdann zu Hechsel. Hiermit werden in manchen Gegenden die Pferde ausschließlich gefuttert. Oft versteht man unter Boh- Hackfruchtbau. Bohnen nur dieses Bohnen-Gemenge. Das Verhaͤltniß der Aussaat richtet man nach Verschiedenheit des Bodens ein, auf thonigem Boden nimmt man mehrere Bohnen, auf sandigerem mehrere Wicken. Mit dem Buchweizen vermengt man auch Wicken, besonders zur Gruͤn- fuͤtterung. Der Hackfruchtbau. §. 169. Unter dem Namen der Hackfruͤchte, begreifen wir Gewaͤchse, die sowohl ihren Naturen als ihrer Benutzung nach in verschiedene botanische und oͤkono- mische Klassen gehoͤren, in Ansehung ihres Anbaues und ihrer Behandlung aber miteinander uͤbereinstimmen; weswegen die dabei vorfallenden Operationen und die dazu erforderlichen Instrumente am besten zuvor im allgemeinen be- schrieben werden koͤnnen, damit dann das besondere, was jede einzelne erfor- dert, um so verstaͤndlicher und ohne Wiederholung angedeutet werden moͤge. §. 170. Diese Pflanzen erfordern, um zur Vollendung zu kommen, einen weit Nutzen des Behackens. groͤßeren Raum, wie sie anfangs einnehmen. Sie werden deshalb in gehoͤri- gem Abstande gesaͤet oder gepflanzt. Die betraͤchtlichen Zwischenraͤume wuͤrden aber vom Unkraute eingenommen werden, dieses die Pflanzen uͤberwachsen und ihnen die Nahrung rauben, wenn wir sie nach ihrer Bestellung der Natur al- lein uͤberließen. Das Ausjaͤten wuͤrde nicht nur sehr kostspielig seyn, sondern auch eine andere Forderung, naͤmlich das Lockererhalten der Erde und ihre Vor- bereitung, um den Pflanzen nachmals starke Nahrung zu geben, nicht erfuͤllen. Es ist daher, so lange man Gewaͤchse dieser Art, besonders in den Gaͤrten bauete, das Behacken mit Handhacken oder Karsten verschiedener Art — wobei man gewoͤhnlich die lockere Erde an die Pflanzen, so wie sie groß werden, heranzieht — als ein unumgaͤngliches Erforderniß angesehen worden, von des- sen richtiger und wiederholter Anwendung das Gedeihen derselben hauptsaͤch- lich abhaͤngt. Vierter Theil. S Hackfruchtbau. §. 171. Pferdehacken oder Anhaͤufe- Pfluͤge. Allein dieses Behacken erforderte zu viele Handarbeit, um den Bau sol- cher Fruͤchte im offnen Felde im Großen betreiben zu koͤnnen. Und da man doch den Vortheil desselben fuͤhlte, und sich der Kartoffelbau besonders mehr verbreitete, so sing man an, den Haken oder andre landuͤbliche Pflugwerk- zeuge dazu zu gebrauchen. Mehrere haben eine Abaͤnderung des Hakens ge- troffen, um ihn zu dem Zwecke bequemer einzurichten. Meine Umformung des Mecklenburgischen Hakens, so wie ich ihn in meiner Ausgabe von Ber- gens Viehzucht abbildete, erhielt Beifall, und verbreitete sich unter dem Na- men der Kartoffelhacke am meisten. Ich habe ihn nachmals hauptsaͤchlich durch Weglassung der Scheerdeichsel und durch eine freiere Anspannung, die das Instrument mehr der Gewalt des Fuͤhrers uͤberlaͤßt, verbessert, und im 3ten Hefte meiner Beschreibung der nutzbarsten Ackerwerkzeuge abgebildet. Seitdem habe ich es zweckmaͤßig gefunden, ihm statt der vordern eisernen Spitze, womit er in die Erde eingreift, ein breiteres weniger spitzes, Schaar zu geben, damit er mehrere Erde aus dem Grunde der Furche heraushebe, und an die Ruͤcken anhaͤufe. Wir haben diesem Instrumente auch bewegliche Streichbretter gegeben, welche durch Buͤgel an ihren hintern Theilen weiter oder enger gespannt wer- den koͤnnen, und die man dann am besten von gegossenem Eisen nimmt. Hier- bei fand sich zwar nichts zu erinnern, da man aber so allgemein mit jenem Instrumente zufrieden war, so haben wir Bedenken getragen, es complizirter zu machen, damit seine Verbreitung dadurch nicht erschweret werde. Dasjenige englische Instrument, welches im 3ten Hefte meiner Beschrei- bung der Ackerwerkzeuge, Tafel I. und II. abgebildet und der doppelte Streich- brett-Pflug benannt ist, verrichtet die Arbeit des Anhaͤufelns freilich auf eine noch vollkommnere Weise, bringt hoͤhere Ruͤcken mit tieferen Furchen hervor, und streift das an den Anwaͤnden haͤufig ausschlagende Unkraut, wenn die Streichbretter mehr auseinander gespannt werden, schaͤrfer ab; weswegen durch Anwendung desselben der Hackfruchtbau ungleich vollkommener, als ohne sel- biges betrieben werden kann. Man gebraucht es selten bei der ersten Anhaͤu- fung, weil diese nicht so stark zu seyn braucht, und das Instrument eine An- Hackfruchtbau. spannung von zwei Pferden erfordert, wogegen jene leichte Pferdehacke auch auf sehr schwerem Boden nur eines Pferdes bedarf. §. 172. Manche Gewaͤchse verlangen aber eine Bearbeitung, bevor sie angehaͤuft Leichte Pfluͤge mit einem Streichbrette. werden koͤnnen; nicht bloß zur Zerstoͤrung des Unkrauts, sondern um die nach- her anzuhaͤufende Erde zu pulvern, zu luͤften, und ihre darin enthaltenen Nah- rungstheile aufloͤsbar zu machen. Man pfluͤgt zu dem Ende die Erde zuwei- len mit einem leichten, raͤderlosen Pfluge von den Pflanzen ab, so daß der Pflug mit seiner geraden Seite moͤglichst nahe an der Pflanzenreihe, jedoch ohne die Wurzeln erheblich zu beschaͤdigen, herstreiche, und die abgestrichene Erde ungefaͤhr in die Mitte des Zwischenraums lege. Um die Pflanzen nicht zu sehr zu entbloͤßen, pflegt man sie zuerst nur von einer Seite abzustreichen, und 5 bis 6 Tage spaͤter von der andren. Es bildet sich dann ein Kamm von lockerer Erde in der Mitte des Zwischenraums. Dieser Kamm wird, nach- dem er eine Weile so gelegen, durch den doppelten Streichbrettspflug wieder gespalten und an die Pflanzenreihen hinangebracht, die nun ihre Wurzeln in diese frisch gelockerte Erde hineinschlagen koͤnnen. Der leichte Pflug, womit man dies am bequemsten vollfuͤhrt, ist im ersten Hefte meiner Beschreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VI, VII, VIII, in allen seinen einzelnen Theilen ab- gebildet; doch kann man sich auch bei weiteren Entfernungen jedes raͤderlosen Pfluges, insbesondere des Baileyschen, dazu bedienen. So wirksam diese Operation ist, wenn sie gehoͤrig gemacht wird, so ist doch nicht zu leugnen, daß sie ihre Schwierigkeiten habe: daß besonders geschickte Arbeiter dazu erfordert werden, und daß man sehr genau den gerechten Zeit- punkt wahrnehmen muͤsse; was bei unguͤnstiger Witterung Schwierigkeiten hat, vorzuͤglich auf gebundenem und feuchterem Boden, und daher neben vieler Aufmerksamkeit auch ein gewisses praktisches Gefuͤhl voraussetzt. Ohne dies kann diese Operation leicht nachtheilig werden. Auch findet sie fast nur statt, wo die Pflanzenreihen mindestens auf 2½ Fuß Entfernung stehen. Da das Ab- streichen von beiden Seiten der Pflanzenreihen geschehen muß, so erfordert es auch doppelt so viele Arbeit als das einfache Anstreichen. S 2 Hackfruchtbau. §. 173. Schaufel- und Ruͤhrpfluͤge. Zwar nicht ganz so wirksam, aber weit bequemer und mehrentheils zu- reichend wird daher der Zweck — Vertilgung des Unkrauts und Lockerung der Erde — durch solche Instrumente erreicht, welche die Erde der Zwischenraͤume nur flach abschaufeln, und dabei zugleich ruͤhren und pulvern. Man hat solche Instrumente von mannigfaltiger Art. Eins der wirksamsten und zugleich ein- fachsten ist dasjenige, welches ich nach meiner ersten roheren Konstruktion in Bergens Anleitung zur Viehzucht, verbessert und vereinfacht aber im 3ten Hefte meiner Beschreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VII. abgebildet habe. Man kann daran das Richtungsrad vorne auch weglassen und ihm einen Baum und Stel- lungsbuͤgel geben, wie er sich an den raͤderlosen Pfluͤgen befindet. Auf sehr gebundenem Boden kann es rathsam seyn, jedem Schaare noch ein Voreisen oder Messer zu geben. Wird bloß ein Abschaufeln des Unkrauts und der oberen Erdrinde bezweckt, so nimmt man platte Schaare. Soll aber die Erde geruͤhrt und gepulvert wer- den, so macht man sie convex und stellet das Instrument tiefer. Jenes geschie- het wenn die Pflanzen noch klein sind, um sie nicht mit Erde zu uͤberschuͤtten. Ferner gebraucht man auch ein Instrument mit einem breiten Schaufel- eisen oder Erdhobel dazu, von der Art, wie man es gewoͤhnlich zum Ausschau- feln der Wege in den Gaͤrten hat. Zur Noth kann man ein aͤhnliches Instru- ment auch von Menschen ziehen lassen. Vergl. Dickson, Bd. I. Taf. V. Fig. 6. Endlich kann man sich auch eines gewoͤhnlichen raͤderlosen Pfluges mit einem doppelt schneidenden Schaare ohne Streichbrett dazu bedienen. Variationen dieser Instrumente finden unzaͤhlige statt, denen man verschie- dene Namen gegeben hat, ohne daß sie im wesentlichen verschieden sind. Sie muͤssen saͤmmtlich nach der Zaͤhigkeit und Bindigkeit des Bodens verschieden modifizirt werden, auch, wie oben gesagt, nach der schon erlangten Staͤrke der Pflanzen, die man damit bearbeiten will. Man kann deßhalb mehrere Arten von Eisen in dasselbe Gestell einschrauben. Da dieses oͤftere Abaͤndern das Ge- stell aber leicht angreift und Zeit wegnimmt, so halte ich es bei einem erhebli- chen Hackfruchtbau fuͤr rathsamer, mehrere Instrumente zur Hand zu haben. Hackfruchtbau. §. 174. Wie sich die Beackerung des Bodens mit dem Pfluge gegen die mit Arbeitserspa- rung durch diese Instru- mente. dem Spaten verhaͤlt, so das Bearbeiten der Hackfruͤchte mit diesen Instru- menten gegen das mit der Handhacke. Es macht den Bau dieser Fruͤchte im Großen, den meisten Wirthschaften allein moͤglich. Mit einem Pferde, und wenn man einen geuͤbten Fuͤhrer, und ein dazu gewissermaßen abgerichtetes Pferd hat mit einem Menschen, koͤnnen ohne Anstrengung in einem Tage 7 Morgen bearbeitet werden. Denn da auf drei Pflugfurchen nur ein Zug mit dieser Pferdehacke erfolgt, so ist der Weg, den das Pferd und der Fuͤhrer zu machen haben, nur gleich dem Pfluͤgen von 2⅓ Morgen, und die Anstrengung eines Pferdes mit der kleinen Pferdehacke und mit dem Schaufelpfluge ist kaum gleich der Anstrengung zweier Pferde vor dem Pfluge. Man kann auch einen Esel, wenn man diese Thiere halten will, dazu gebrauchen. Indessen werden oft nicht mehr als 5 Morgen, diese aber auch zum mindesten gemacht. Weil naͤmlich die Arbeit mit einiger Vorsicht gemacht werden muß, so darf man die Leute, bevor sie eingeuͤbt sind, nicht antreiben sich zu sputen. Auch kommt es, wie beim Pfluͤgen, auf laͤngere Zuͤge oder auf haͤufigere Wendungen an. Sind Pferde und Menschen an diese Arbeit noch nicht gewoͤhnt, oder stehen die Pflanzen nicht voͤllig in gerader Linie, so geht man wenigstens sicherer, wenn man zwei Menschen zur Arbeit nimmt, einen der das Pferd, und einen der das Instrument fuͤhrt. Hat man einen verstaͤndigen leichten Jungen, so ist es am besten, daß man ihn auf dem Pfeede reiten laͤßt, weil er so am richtigsten vor sich sehen, und das Pferd lenken kann. Ziehet man zum zwei- tenmale in derselben Richtung her, so kann man des Pferdefuͤhrers immer entbehren, weil das Pferd von selbst in der ersten Furche gehet. Vor dem großen Anhaͤufepfluge gehoͤren, wenn er tief eingreifen soll, jedoch zwei Pferde, welche durch eine breite Waage so weit von einander gespannt werden muͤs- sen, daß der Pflug in der Mittelreihe, die beiden Pferde aber in den Neben- reihen gehen. Die geringste Tagesarbeit, welche man mit diesen Instrumenten macht, gleicht der von 40 Handarbeitern. Denn um sie gleich wirksam zu verrichten, werden wenigstens 8 Arbeiter auf 1 Morgen erfordert. Hackfruchtbau. §. 175. Wichtigkeit derselben bei diesem Bau. Es kommt bei dem Anbau dieser Gewaͤchse im Großen oft nicht so sehr darauf an, den moͤglichst Ertrag von einer Erdflaͤche zu gewinnen, als darauf, daß das Gewonnene die geringsten Arbeitskosten mache. Die Landrente betraͤgt weit weniger als die Arbeit, und da sie statt der Brache gebauet werden, und die Zwecke dieser erfuͤllen, so kann ihnen die Landrente kaum zur Last geschrie- ben werden. Benn ich 200 Ctr. von 1 Morgen mit dem Arbeitsaufwande von 12 rthlr. und 150 Ctr. mit dem Arbeitsaufwande von 3 rthlr. gewinnen kann, so ist der Vortheil oft auf Seiten des letztern, um so mehr, wenn es mir nicht an Acker, den ich dazu benutzen und dadurch verbessern kann, wohl aber an Arbeitern, um eine groͤßere Flaͤche mit Sorgfalt zu bestellen, fehlet. Die entfernter stehenden Gewaͤchse koͤnnen wirksamer als die dichtstehenden bear- beitet werden. §. 176. Vorbereitung des Ackers. Es ist von Wichtigkeit, daß man kurz vor dem Pflanzen oder Reihen- saͤen dieser Gewaͤchse, das hervorkeimende Unkraut voͤllig zerstoͤrt habe, damit keine Bearbeitung fruͤher noͤthig werde, bevor die Pflanzen etwas emporge- wachsen sind. Die gehoͤrige Vorbereitung des Bodens mit dem Pfluge ver- steht sich von selbst; aber nach der letzten Furche thut man wohl, den Acker gleich zu eggen, dann bei trocknem Wetter die Kloͤße mit der Walze zu pul- vern, und darauf wieder recht klar zu eggen. Hierdurch befoͤrdert man die schnellere Keimung des Saamenunkrauts, und wenn diese geschehen ist, uͤber- zieht man den Acker unmittelbar vor der Bestellung mit dem Exstirpator und egget ihn wieder, wodurch das abermalige Hervorkommen des Unkrauts, wo nicht voͤllig verhuͤtet, doch auf laͤngere Zeit zuruͤckgehalten seyn wird, so daß man ohne zu schaufeln oft unmittelbar zum Anhaͤufeln schreiten kann. Diese Arbeit verlohnt sich vielfach durch Ersparung der folgenden. §. 177. Der Mar- queur oder Reihenzieher. Ein Werkzeug, welches bei dem Bau dieser Fruͤchte hoͤchst nutzbar wird, ist ein Linien- oder Furchenzieher, den man auch Marqueur nennt, der aber doch mehrentheils tiefer furchen muß, als andre beim Gartenbau gebraͤuchliche Instrumente dieses Namens thun. Man kann die Furchenzieher von Eisen Hackfruchtbau. oder von Holz mit Eisenblech beschlagen, nach Fellenbergscher Art machen. Man zieht damit bloß die Reihen in einer Richtung, oder man bezeichnet — vielleicht durch veraͤnderte Einsetzung der Eisen in andern Distanzen — mit- telst eines durchkreuzenden Zuges auch die Punkte, wo jede Pflanze stehen soll. Die kleinen Furchen, welche dieses Instrument zieht, bewirken theils, daß die Pflanzen in paralele Linien zu stehen kommen, theils haben sie bei der Pflan- zung den Vortheil, daß die Pflanzen etwas versenkt zu stehen kommen, wo- durch sie mehr Schutz gegen die Duͤrre erhalten, die Feuchtigkeit mehr an- ziehn, und in der Folge mehrere lockere Erde oben bekommen. Bei dem Saͤen feinerer Saamen dienen sie aber zugleich zur Saatfurche, in welche die Koͤrner eingelegt, eingestreuet oder mit der Maschine eingebrach: werden. Man muß aber den Zug unmittelbar vor dem Saͤen machen, damit die Erde locker bleibe. §. 178. Bei denen in weiterer Entfernung stehenden Hackfruͤchten, die man aus Einfache Saͤe- und Drillma- schinen. Saamen auf der Stelle, wo sie stehen bleiben sollen, erzieht, bedient man sich mehrentheils nur einfacher oder eine Reihe ausstreuender Saͤemaschinen. Man hat sie zwar auch mit 2 und 3 Gaͤngen construirt, aber keinen Vortheil dabei, und es dagegen unangenehm gefunden, daß man mit den Distanzen nach Verschie- denheit der Fruͤchte und des Bodens nicht wechseln konnte. Ich habe zwei der zweckmaͤßigsten Maschinen, die eine zu groͤßeren Saamen, wie Bohnen, Erb- sen, Mais u. s. w. im 2ten Hefte meiner Beschreibung der Ackerwerkzeuge Taf. VI. und zu feineren Saͤmereien, wie Ruͤben, Kohl, Rapps, Senf u. s. w. daselbst Taf. VIII. abgebildet. Wenn man sich aber des vorbeschriebenen Fur- chenziehers bedient, so bedarf es weder des an der Maschine angebrachten Fur- chenziehers noch des an dem Bohnendriller angebrachten Raͤdchens zur Bezeich- nung der naͤchsten Furche. §. 179. Wenn die Pflanzen dieser Gewaͤchse auf einem Saamenbeete erzogen wer- Erziehung der Pflanzen auf Saamenbee- ten. den, um sie dann zu versetzen, so streuet man den Saamen entweder verbreitet, oder um das Unkraut besser vertilgen zu koͤnnen, in dichtstehenden Reihen aus. Hackfruchtbau. Wenn man den Bau einer solchen Frucht im Großen beschlossen, das er- forderliche Land dazu bestimmt und bereitet hat, ist es hoͤchst verdrießlich, mit Pflanzen zu kurz zu kommen. Daß man daher fuͤr guten Saamen sorge, die- sen wo moͤglich selbst erziele, oder doch direkte von bekannten Anbauern, nicht von Saamenhaͤndlern, die damit selbst oft hintergangen werden, nehme, ist sehr wichtig. Aber auch bei dem besten Saamen mißrathen die Saaten zuwei- len, und vorzuͤglich ist den Pflanzen aus dem Ruͤben- und Kohlgeschlechte der Erdfloh bei ihrem ersten Aufkeimen gefaͤhrlich, gegen welchen bei trockner Wit- terung kein andres Huͤlfsmittel sicher ist, als vielleicht das Saamenbeet gleich mit Reisern zu bedecken, einen Zoll dick Stroh daruͤber herzulegen und dieses immer feucht zu erhalten, bis die Pflanzen das vierte Blatt bekommen haben, wo sie dieses Insekt zwar noch angreift, aber nicht leicht voͤllig zerstoͤrt. Daß man zum Saamenbeete gut bereiteten, weder zu feuchten noch zu trocknen, nicht frisch geduͤngten aber in guter Duͤngkraft stehenden Boden nehme, versteht sich von selbst. Die Aussaat mancher Pflanzen muß so fruͤh als moͤglich geschehen. Ge- gen spaͤtern Frost schuͤtzt man sie auch durch jene Bedeckung. Kalke Mistbeete (Kouschen) sind zwar sehr zweckmaͤßig, aber im Großen nicht leicht anwend- bar. Die fruͤhe Aussaat muß um so mehr geschehen, wenn man eine Zerstoͤ- rung derselben durch den Erdfloh zu besorgen hat, damit man eine zweite und sogar eine dritte, wozu der Saamen vorraͤthig seyn muß, machen koͤnne. Im allgemeinen Durchschnitte kann man annehmen, daß man zur Bestel- lung eines Morgens 4 Quadratruthen zum Saamenbeete nehmen muͤsse. Sie werden zuweilen einen Ueberfluß von Pflanzen geben, wobei aber ein sehr ge- ringer Verlust ist, indem man das Land noch anderweitig und die uͤberfluͤssigen Pflanzen selbst zur gruͤnen Fuͤtterung gebrauchen kann. Wenn man die Arbeit des Jaͤtens daran wenden kann, so verlohnt sie sich durch starke Pflanzen. Ich habe mich aber oft mit dem bloßen Abmaͤhen des die Pflanzen uͤberwachsenden Unkrauts, besonders der Melde und des Hederichs, begnuͤgt, und es zureichend gefunden. §. 180. Hackfruchtbau. §. 180. Wenn die Pflanzen auf dem Saamenbeete die erforderliche Staͤrke und Ausheben der Pflanzen eine gewisse Haͤrte erlangt haben, so muß man mit ihrer Pflanzung eilen, da- mit sie nicht zu hochstenglicht werden. Trifft man dann eine guͤnstige regnichte Witterung, so geht das Versetzen leicht und erfordert einen geringern Arbeits- aufwand. Man muß diese Witterung dann mit allen Kraͤften wahrnehmen, und alles, was man von Arbeitern zusammenbringen kann, dabei anstellen, um die Auspflanzung moͤglichst schnell zu vollfuͤhren. Auch diese Arbeit kostet weniger, wenn man sie gehoͤrig zu theilen weiß, und so, daß einer dem andern in die Hand arbeite; wobei dann freilich eine ausdauernde Aufsicht noͤthig ist, die ihr aber besser gewidmet werden kann, als wenn die Arbeit sich laͤnger ver- zoͤgert. Einige Menschen werden bei dem Aufnehmen der Pflanzen angestellt. Sie duͤrfen die Pflanzen, wenn der Boden einigermaßen erhaͤrtet ist, nicht ausreißen, sondern die Erde muß spatenweise abgestochen, zur Seite gelegt, und die Pflanzen dann ausgenommen werden, damit die feinen Spitzen ihrer Wurzeln moͤglichst wenig verletzt werden. Dann wird ein Kuͤben voll eines fluͤssigen Breies bereitet, aus leicht zerfallendem merglichten Lehm, reinem Kuh- mist oder ausgegohrner Jauche mit so viel Wasser, daß der Brei die hineinge- haltenen Wurzeln und ihre feinen Fasern uͤberzieht und daran haͤngen bleibt. Er darf also weder zu steif noch zu fluͤssig seyn. So wie eine Hand voll Pflanzen ausgenommen und ihre Blaͤtter verstutzt sind, taucht man die Wur- zeln in diesen Brei, und sie werden dann, handvoll bei handvoll, in einem Korbe aufgestellt, worin sie dann nach dem Pflanzenfelde hingebracht werden. Dieses Ueberziehen der Wurzeln ist eine so leichte als wohlthaͤtige Methode, um die Pflanzen gegen die nachtheilige Einwirkung der atmosphaͤrischen Luft, und gegen die Austrocknung zu sichern, auch um den zarten Wurzelfasern so- gleich einige Nahrung zu reichen. So verwahrte Pflanzen koͤnnen es allen- falls aushalten, einige Tage außer der Erde zu seyn, wenn man sie weiter versenden will. Doch ist eine unmittelbare Einpflanzung allerdings besser. Ist der Boden feucht und der Himmel nur truͤbe, so beduͤrfen solche Pflanzen des Angießens nicht, und bleiben dennoch ganz aufrecht, wodurch ein großer Theil der Arbeit erspart wird. Vierter Theil. T Hackfruchtbau. Nach der Entfernung des Weges und der Groͤße der Pflanzung, sind eine oder mehrere Personen mit dem Hinschaffen der Pflanzen nach dem Felde beschaͤftigt. Sie vertheilen die Pflanzen unter den Pflanzern, oder es ist ein besonderer Mann dazu angestellt, der sie ihnen aus dem Korbe darreicht, so wie sie solcher beduͤrsen. §. 181. Das Pflanzen. Bei dem Pflanzen selbst kann die Arbeit noch vertheilt werden, zwischen denen, welche die Loͤcher an den durch den Furchenzieher bestimmten Stellen machen, und die eingesetzte Pflanze mittelst eines zweiten daneben gemachten Einstichs andruͤcken, und denen, welche die Pflanzen in die Loͤcher hineinhal- ten. Diese Leute muͤssen aber wohl geuͤbt seyn, um sich einander in die Hand zu arbeiten; widrigenfalls laͤßt man das Loͤchermachen und das Einsetzen der Pflanze lieber von denselben Personen verrichten. Jede Person oder jedes Paar hat eine einzelne — nur bei dichten Pflanzungen eine doppelte — Reihe, und so arbeiten sie, in schraͤger Linie einander folgend, das Feld hinunter und wieder herauf, wobei man sie alle in gleichem Takte zu erhalten suchen muß. Das Loͤchermachen und Andruͤcken der Pflanze geschieht gewoͤhnlich mit einem hoͤlzernen Stocke, der einen bequemen Handgriff hat. Besser indessen ist es, wenn man sich eines eisernen Instruments dazu bedient. Auf der 1sten Tafel des 3ten Hefts meiner Beschreibung der Ackerwerkzeuge ist ein solches Instrument abgebildet, womit das Pflanzen bei einiger Uebung vortrefflich ge- schiehet. Der Pflanzer hackt damit in die Erde, ruͤttelt das Instrument et- was, setzt die Pflanze ein, hackt dann daneben wieder ein, und druͤckt die Erde an. Sind die Leute zu diesem Einhacken zu ungeschickt, so ist es freilich besser, ein solches Instrument mit einem geraden Stiele machen zu lassen, welcher oben eine kleine Kruͤcke hat, und womit sie bequem einstoßen koͤnnen. Die Erde wird dadurch nicht so sehr verballt, als es durch einen runden hoͤl- zernen Stock geschieht. Ist der Boden trocken und die Witterung sonnig und heiß, so darf das baldige Angießen der gesetzten Pflanzen nicht versaumt werden, wozu man das Wasser in Kuͤben herbeifahren muß. Bei solcher Witterung ist es rathsam, nur gegen Abend zu pflanzen. Hackfruchtbau. Wenn die Pflanzung auch aufs gluͤcklichste gerathen ist, so werden doch immer einige Pflanzen darunter seyn, die nicht angehen oder zufaͤllig zerstoͤrt werden. Sobald sich dieses zeigt, muß man mit dem Nachpflanzen eilig seyn; denn wenn man sich verspaͤtet, so holen die nachgesetzten Pflanzen die uͤbrigen nicht ein, sondern werden davon unterdruͤckt. Zuweilen ist es jedoch noͤthig, vor dem Nachpflanzen zu schaufeln, weil man die nachgesetzten Pflanzten sonst leicht mit Erde uͤberschuͤtten wuͤrde. Man muß gute starke Pflanzen vorraͤthig behalten, und nicht etwa zuruͤckgelassene Schwaͤchlinge, die um so weniger aufkommen. §. 182. Mehrentheils geschieht zwar die Pflanzung dieser Gewaͤchse auf ebenem Setzung der Pflanzen auf aufgepfluͤgten Stuͤcken. Boden, oder auf breiteren oder schmaͤleren zusammengepfluͤgten Beeten. Man hat aber auch, um besonders den Wurzelpflanzen eine tiefere Erdkrume gleich von Anfange an zu geben, die Methode gewaͤhlt, sie auf Kaͤmme oder Ruͤcken, die man vorher aufpfluͤgte, zu pflanzen, oder auch in Reihen zu saͤen. Diese Kaͤmme werden am besten mit dem groͤßern doppelten Streichbrettspfluge auf- geworfen und damit vorzuͤglich gut gebildet. Manchmal uͤberzieht man sie dann wieder der Laͤnge nach mit einer Walze, um ihre Spitze etwas platt zu druͤcken. Diese Bauart hat oft den besten Erfolg, da die Wurzeln durchaus lockere und fruchtbare Erde bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe treffen, und sich deshalb sehr verlaͤngern koͤnnern. Nur ist die Vertilgung des Unkrauts dabei schwieriger, und man muß entweder die Methode des Abpfluͤgens §. 159. anwenden oder den Zeitpunkt genau wahrnehmen, wo das in der Oberflaͤche befindliche Unkraut groͤßtentheils ausgekeimt, aber noch nicht erstarkt ist, und dann mit eben dem Pfluge, womit man die Ruͤcken aufgeworfen, jedoch etwas breiter auseinander gespannt, wieder herziehen und so das junge Kraut abstreifen und mit frischer aus dem Grunde herausgehobener Erde bedecken. Auf der Spitze der Ruͤcken zwischen den Pflanzen wird es mit der Handhacke leicht vertilgt. Versaͤumt man aber den gerechten Zeitpunkt, so wird das Ausjaͤten sehr schwierig, indem man den Schaufelpflug nicht gut anwenden kann. Die groͤßten Ernten habe ich immer bei dieser Methode gehabt. Sie paßt sich aber fuͤr losen, austrock- nenden Boden nicht, sondern am besten fuͤr strengen und feuchten. T 2 Hackfruchtbau. Auf diese aufgeworfenen Ruͤcken kann auch der Saamen dieser Gewaͤchse mit der Drillmaschine gesaͤet werden, und der Erfolg ist wegen der großen Tiefe der Krume erwuͤnscht. Aber das Reinerhalten von Unkraut ist hier noch schwieriger, und ich rathe nach meiner Erfahrung diese Methode nur auf sol- chem Acker anzuwenden, der vom Saamenunkraute schon sehr gereinigt ist. Einige haben, besonders bei unzureichendem Mistvorrath, empfohlen, sol- chen konzentrirt unter die Reihen der Pflanzen zu bringen, damit diese um so mehr Nahrung daraus ziehen moͤchten. Dies wird folgendermaßen bewirkt: man ziehet mit dem doppelten Streichbrettspfluge Furchen in moͤglichst gleicher und bestimmter Entfernung. Dann laͤßt man einen einspaͤnnigen Mistkarren, dessen Gleis ungefaͤhr so breit seyn muß, daß die Raͤder in den beiden aͤu- ßeren Furchen, das Pferd aber in der Mittelfurche gehen, die Reihe entlang fahren. Ein dem Karren folgender Arbeiter ziehet hinten den Mist ab, in kleine nicht weit entfernte Haufen, und zwei andere Arbeiter vertheilen ihn in die drei Furchen. Dieser Mist darf aber nicht mehr strohig seyn. Wenn der Mist auf die Weise eingelegt ist, so spaltet man mit demselben Pfluge die Stuͤcken wieder so tief als moͤglich und bedeckt den Mist mit dieser Erde. Man uͤberzieht dann das Feld in der Richtung der Furchen mit einer Walze, und saͤet oder pflanzt dann auf den Ruͤcken. Die Pflanzen kommen folglich gerade uͤber den Mist zu stehen. Es scheint mir aber diese Methode nicht so vortheilhaft zu seyn, wie sie von manchen ausgegeben ist. Ich ziehe es vor, den Mist fruͤher auf den Acker zu bringen und ihn durch mehrmaliges Pfluͤgen mit der Ackerkrume zu mengen. Dies ist, wo nicht schon fuͤr die unmittelbar aufzubringende Hackfrucht, doch gewiß fuͤr die folgenden Ernten zutraͤglicher, und hierauf muß bei dem Hack- fruchtbau vornehmlich Ruͤcksicht genommen werden. Die Hackfruͤchte erreichen mit ihren Wurzeln immer auch den mit der Ackerkrume gemengten Duͤnger, wenn sie angehaͤuft werden, da ihnen die ganze Oberflaͤche der Erde zugepfluͤgt wird. Und wenn diese Operation an sich auch nicht schwierig ist, so ist doch nicht zu leugnen, daß sie mit vieler Weitlaͤuftigkeit und Aufenthalt verbun- den sey. Ich habe sie nur einmal versucht, und ich unterwerfe daher meine Meinung den Resultaten, welche genauer angestellte Versuche geben koͤnnten. Handelsgewaͤchse. Uebrigens versteht es sich, daß zu allen diesen Fruͤchten tief gepfluͤgt wer- den musse, woruͤber ich mich auf S. 82 — 93. des 2ten Bandes beziehe. Wir gehen zuvoͤrderst zur Betrachtung Der Handelsgewaͤchse uͤber, von denen mehrere durch Anwendung der Pferdehackenkultur am vor- theilhaftesten gebauet werden. §. 183. Der Anbau der Handelsgewaͤchse giebt, wenigstens im Einzelnen, einen Allgemeine Bemerkungen uͤber den Han- delsgewaͤchs- bau. so ungemein hohen Geldertrag, daß man sich billig wundern muß, wie er sich noch nicht allgemeiner verbreitet, sondern im Gegentheil nur auf einzelne Ge- genden und auch hier meistens nur auf einzelne Artikel beschraͤnkt habe. In manchen Laͤndern kennt man ihn wenig oder gar nicht, unerachtet man dieser Produkte sehr haͤufig bedarf, und sie durch große Umwege und nachdem sie die Hand mehrerer Kaufleute durchgegangen sind, kaufen muß. Vermoͤge die- ses Anbaues scheint der Werth des Grund und Bodens oder die Landrente sich uͤber den hoͤchsten Standpunkt, den sie in manchen Laͤndern jemals gehabt hat, noch erheben zu muͤssen, wenn sie sonst bei sinkenden Getreidepreisen herunter- faͤllt. Je wohlfeiler der Getreidepreis, um desto vortheilhafter kann der An- bau dieser Gewaͤchse betrieben werden, weil mit jenem doch in der Regel der Arbeitspreis faͤllt. Und da der Seekrieg durch erschwerte Ausfuhr des Getrei- des, welches immer die Basis des deutschen Aktivhandels ausmachte, den Preis des Getreides vermindert, zugleich aber den Preis dieser Produkte stei- gert, so wird in solchen Zeiten ihr Anbau um so wichtiger. Sie sind ohne Zweifel diejenigen Produkte, wodurch der Fleiß und die Intelligenz des Land- wirths am hoͤchsten belohnt wird. Warum greifen also nicht alle Landwirthe in allen Laͤndern zu diesem hohen Erwerbsmittel, zumal in Zeiten, wo man uͤber den geringen Preis der gewoͤhnlichen Produkte so sehr wie in diesen Ta- gen (1809 — 1811) zu klagen hat? Es ruͤhrt dies ohne Zweifel von den mancherlei Schwierigkeiten her, mit welchen dieser Anbau verbunden ist, die wanche zwar nicht deutlich erkennen, Handelsgewaͤchse. aber doch ahnen, und aus den Beispielen anderer, welche sich mit diesem An- bau abgegeben und nur Verlust dabei gehabt haben, abnehmen. Fast die saͤmmtlichen Gewaͤchse dieser Art erfordern einen von Natur starken, oder durch laͤngere nachhaltige Kultur in große Kraft gesetzten Boden und einen fortdauernden Zuschuß an Duͤnger, wozu sie nicht so, wie der Korn- und Fut- tergewaͤchsbau, das Material zuruͤckgeben. Deshalb stehen diesem Anbau schon die landwirthschaftlichen Verhaͤltnisse mancher Laͤnder durchaus entgegen, und er wird auf solche Distrikte beschraͤnkt, welche durch die natuͤrliche Fruchtbar- keit des Bodens oder durch ihre Lage, oder durch ein langjaͤhriges bereichern- des Wirthschaftssystem sich in Ueberfluß von Duͤnger und Duͤngermaterial be- finden. Wo man ohne Ruͤcksicht auf diese Bedingungen und ihnen entgegen, gereizt durch den hohen Ertrag, den sie versprachen, Gewaͤchse dieser Art in betraͤchtlicher Menge zu bauen anfing, da geschah es manchmal zu Anfange zwar mit auffallendem Gewinn, aber in der Folge mit gaͤnzlicher Entkraͤftung der Wirthschaft und im ganzen mit uͤberwiegendem Verlust. Manche gewan- nen 30 — 40 rthlr. reinen Ertrag per Morgen und wurden banquerot. Die erste Bedingung, um diesen Bau in groͤßerem Maaße zu betreiben, ist also in Kraft gesetzter Boden und Ueberschuß von dem Duͤnger, den diejenigen Fruͤchte erforden, welche das Material zur Duͤngerreproduktion wieder geben. Ein auf starken Futterbau und Schonung der im Boden befindlichen Kraft gerichtetes Wirthschaftssystem kann nur mit Sicherheit zum Handelsgewaͤchsbau hinleiten, es sey denn, daß die Natur den Boden auf eine seltne Weise beguͤnstigt habe. Kann man dem Acker an Duͤnger reichlich wiedergeben, was sie ihm entziehen, so erhalten ihn sonst die meisten dieser Gewaͤchse von selbst, oder durch die Operationen, welche ihr Anbau erfordert, rein und milde, und bereiten ihn zum Anbau gewoͤhnlicher Fruͤchte trefflich vor. §. 184. Ferner erfordert ihr Anbau eine richtige und genaue Kenntniß ihrer Natur und aller Momente, worauf es ankommt. Wer sich diese nicht zu eigen gemacht hat, uͤbersieht leicht einen oder den andern Punkt, der zwar unbedeutend scheint, aber auf das Gedeihen dieser Fruͤchte vom groͤßten Einfluß ist. Die meisten duͤrfen waͤhrend ihrer Vegetationsperiode, nicht so wie das Getreide, sich selbst Handelsgewaͤchse. uͤberlassen werden, und der Landwirth darf nach vollendeter Bestellung nicht sagen: ich habe gesaͤet, der liebe Gott wird wachsen lassen! Sie erfordern vielmehr eine ununterbrochene Aufmerksamkeit und eine haͤufige Nachhuͤlfe, wobei der Arbeits- aufwand manchmal zwar unbedeutend ist, die ihnen aber gerade in dem gerech- ten Zeitpunkte gegeben werden muß, und wobei zuweilen die Versaͤumniß eines einzigen Tages hoͤchst nachtheilig wirken kann; besonders wenn eine beguͤnstigende Witterung und schnell voruͤbergehender Feuchtigkeitszustand des Bodens dazu wahrgenommen werden muß. Der Landwirth, der sich mit diesem Bau im Gro- ßen befaßt, muß sein ganzes Areal eben so scharf und so klar im Auge haben, wie der industrioͤse Gaͤrtner seinen kleinen Gartenraum; alle Huͤlfe diesen Fruͤchten zur rechten Zeit geben, und alle Schaͤdlichkeiten moͤglichst von ihnen abwenden. §. 185. Die Hand- oder Pferdearbeit in Masse zu berechnen, ist nicht genug. Denn es koͤmmt auf einen sehr kurzen Zeitpunkt an, wo sie gegeben werden muß. So unbedeutend sie im Ganzen scheint, so schwer wird sie fuͤr den Augenblick. Sie tritt oft in dem Zeitpunkte ein, wo man alle arbeitenden Kraͤfte zur Gewinnung der gewoͤhnlichen Produkte gebraucht, und man kann sich in die Verlegenheit setzen, jene oder diese aufopfern zu muͤssen. Daher muß bei der Kultur eines jeden Gewaͤchses dieser Art wohl berechnet werden, wann dieser Zeitpunkt ein- trete, und wie er sich mit anderen wirthschaftlichen Arbeiten ordne und treffe. Eine ungewoͤhnliche Jahreswitterung kann diesen Zeitpunkt verruͤcken; es pflegt indessen der Vegetationsprozeß der verschiedenen Pflanzen gegen einander in einer ziemlich gleichen Folge zu bleiben, so daß, wenn das eine fruͤher oder spaͤter eine gewisse Entwickelung erreicht, auch das andere die seinige fruͤher oder spaͤter er- langt. Nur muß man die Saat- und Bestellungszeit danach gehoͤrig einzurich- ten wissen, und mit jeder Arbeit voraus seyn. Ein so fruͤher Eintritt der Ernte, z. B. wie 1811, unterbricht sonst die Reihefolge der wirthschaftlichen Arbeiten hoͤchst nachtheilig. §. 186. Die Sache wird um so schwieriger, wenn man sich nicht mit einem oder dem andern dieser Gewaͤchse, sondern mit mehreren zugleich befaßt. Weiß man die Auswahl so zu treffen, daß die Arbeit, welche die verschiednen angebauten Handelsgewaͤchse. Gewaͤchse erfordern, bequem folgen und eingreifen, so ist eine groͤßere Mannig- faltigkeit dieser Gewaͤchse am vortheilhaftesten, und den Wirthschaftsverhaͤltnissen am angemessensten. Man kann dann die Arbeiter, welche bei fortdauernder aͤhn- licher Manipulation mehrere Gewandheit bekommen, bestaͤndig beschaͤftigen, und wo es immer fortdauernde Beschaͤftigung giebt, da wird es einer Wirthschaft an Arbeitern zu billigen Preisen nicht leicht fehlen; wogegen es sehr schwierig ist, sie herbeizuschaffen, wenn man sie auf eine kurze Zeit gebraucht; insbesondere solche, denen man Verrichtungen anvertrauen kann, die eine ungewohnte Umsicht und Gewandtheit erfordern. Wer aber in dieser Hinsicht keine richtige Auswahl zu treffen weiß, und sich verleiten laͤßt, sie gar nicht zu beachten, sondern nur diejenigen Gewaͤchse etwa bauen wollte, die ihm bei ihrem vollkommensten Gedeihen den hoͤchsten Vor- theil versprechen, der wuͤrde sich um so leichter festwirthschaften, und um allen Votheil bringen. §. 187. Die meisten dieser Gewaͤchse koͤnnen nicht so zum Verkauf gebracht werden, wie man sie vom Felde bringt. Sie erfordern Aufbewahrungsraͤume, Werkzeuge und Vorrichtungen, und manchmal sehr große. Die Einrichtung derselben ist kost- spielig, und wenn sie nur auf ein einzelnes Gewaͤchs berechnet sind, so fallen die- sem Gewaͤchse betraͤchtliche Zinsen zur Last. Ueberdem kann der Bau eines die- ser Gewaͤchse durch merkantilische Konjunkturen unvortheilhaft werden, und so ist das Kapital, welches man auf diese Einrichtungen verwandt hat, verloren. Man muß diese Einrichtungen also dergestalt treffen, daß sie zu mehreren Zwecken zu- gleich oder nacheinander dienen koͤnnen. Am Absatze aller nuͤtzlichen Produkte kann es dem umsichtigen Landwirthe zwar nie fehlen; mehrere dieser Gewaͤchse aber koͤnnen in manchen Gegenden nicht unmittelbar an ihre Konsumenten verkauft werden, sondern muͤssen erst durch die Hand des Kaufmanns gehen. Den Kaufleuten ist es nicht zu verargen, daß sie nach dem ersten Grundsatze ihres Gewerbes: den moͤglichst hoͤchsten Gewinn zu machen — sie aufs wohlfeilste einzukaufen suchen, und die Verlegenheit des Landwirths, besonders wenn er des Geldes beduͤrftig ist, benutzen. Man muß sich also, bevor man den Anbau eines Gewaͤchses dieser Art, besonders in einer Handelsgewaͤchse. einer Gegend, wo es noch nicht uͤblich ist, unternimmt, nach den merkantilischen Verhaͤltnissen erkundigen, und sich wo moͤglich schon im voraus eines bestimmten Abnehmers zu versichern suchen. Hat man dazu keine Gelegenheit, so muß man sich auf solche Gewaͤchse beschraͤnken — und deren giebt es immer einige — wo- mit der Handel einigermaßen in der Gegend schon regulirt ist. §. 188. Der Preis dieser Produkte bleibt immer schwankend, und man darf bei kei- nem auf den hoͤchsten Preis rechnen, worauf es zuletzt gestanden hat. Denn gerade ein ungewoͤhnlich hoher Preis fuͤhrt schnell einen ungewoͤhnlich niedrigen herbei; indem nun, angelockt durch jenen, jeder, der es vermag, sich auf den Anbau dieses Gewaͤchses legt, und der Markt damit uͤberfuͤllt wird. Es ist da- her oft rathsam, alsdann den Bau eines Gewaͤchses einzuschraͤnken, und den eines andern zu verstaͤrken, wenn die Nachfrage und der Preis von jenem so hoch ge- stiegen ist, daß nun Alle hingerissen werden, darauf zu spekuliren. So muß aber auch der weiter hinaus sehende Landwirth mit dem Bau eines Produkts, welches doch an sich ein nothwendiges Beduͤrfniß ist, nicht leicht ganz aufhoͤren, und die dazu einmal getroffenen Vorrichtungen aufgeben, wenn der Preis aus jener Ursache ungewoͤhnlich tief gefallen ist. Er kann dann vielmehr erwarten, daß der Preis bald wieder steigen werde, indem sich die meisten von diesem An- bau abschrecken lassen. Der Preis und der Anbau des Tabaks, des Hopfens, des Krapps, des Waids, sind deshalb so großen Veraͤnderungen unterworfen ge- wesen: in manchen Gegenden, wo dieser Gewaͤchsbau ganz eingefuͤhrt war, hat er bei gesunkenen Preisen aufgehoͤrt, und man hat ihn nur dann erst aufs neue begonnen, wenn der guͤnstigste Zeitpunkt, wo man den meisten Vortheil damit haͤtte machen koͤnnen, voruͤber war. §. 189. Der groͤßere Landwirth muß unter diesen Gewaͤchsen, besonders unter den in seiner Gegend eingefuͤhrten, hauptsaͤchlich diejenigen waͤhlen, bei welchen er durch Theilung der Arbeit und durch zweckmaͤßige Instrumente viele Handarbeit ersparen kann. Denn da, wo es auf bloße Handarbeit ankommt, kann er selten Vierter Theil. U Oelgewaͤchse. Preis mit kleineren Wirthen halten, welche diese Kultur mit ihrer Familie emsig betreiben. Diese nehmen dann mit einem geringen Verdienst vorlieb, bieten die Waare sehr wohlfeil aus, so daß nur die Kaufleute, nicht die Anbauer, dabei reich werden. Daß der Handelsgewaͤchsbau im allgemeinen das hoͤchste Ziel sey, wonach der rationelle Landwirth zu streben habe, indem er den hoͤchsten Vortheil ge- waͤhrt, erkennen wir vollkommen an: er muß sich aber mit Vorsicht langsam fortschreitend, und nachdem er sich von der Nachhaltigkeit seiner Duͤngererzeu- gung versichert hat, dazu erheben. Und so habe ich durch diese Vorerinnerun- gen den verfuͤhrerischen Anpreisungen der einen und den aͤngstlichen Bedenklich- keiten der andern ihre Grenzen zu bestimmen gesucht. Die Oelgewaͤchse . §. 190. Die Pflanzen, welche am haͤufigsten zur Oelproduktion angebauet werden, sind aus dem botanischen Geschlechte der Brassica . Dieses ganze Geschlecht hat durch die uralte Kultur so mannichfaltige Abweichungen von seinem natuͤrlichen Zustande erlitten und so unzaͤhlige Abarten und Spielarten gebildet, daß es in der That schwer haͤlt, die verschiedenen und ziemlich konstant gewordenen Arten genau zu unterscheiden und abzusondern, und noch schwerer, ihren Urstamm und wie sie sich wahrscheinlich durch Vermischung erzeugt haben, zu bestimmen. Wir reden hier nur von denen Pflanzen dieses Geschlechts, die vor an- dern um des Oels willen gebauet werden, obgleich die Saamen aller Arten und Abarten aus diesem Geschlechte sehr oͤlhaltige Saamen tragen und zuweilen dazu benutzt werden. Alle Pflanzen dieses Geschlechts scheinen zweijaͤhrig zu seyn, so daß sie nur im zweiten Jahre Bluͤtstengel treiben und Saamen tragen bis auf eine einzige. Dies ist naͤmlich der Sommerruͤbsen oder Sommerrapps ( Brassica campestris ), welcher nicht, wie manche glauben, eine Spielart des Winterruͤbsens oder Win- terrapses, sondern eine spezifisch verschiedene Gattung zu seyn scheint. Winterrapps und Ruͤbsen. Winterrapps und Ruͤbsen . §. 191. Zuvoͤrderst von den Wintergewaͤchsen dieser Art: hiervon werden zwei wesent- Unterschied zwischen Rapps und Ruͤdsen. lich verschiedene Arten angebauet, die haͤufig im Namen und auch wohl in der Kul- tur verwechselt werden, deren Unterscheidung aber fuͤr den Landwirth von Wich- tigkeit ist. Die eine ist eine Brassica oleracea laciniata , eine besondere Abart des fladdrigen Gartenkohls, und zwar dessen, der unter dem Namen Schnittkohl von den Gaͤrtnern nicht verpflanzr, sondern dicht gesaͤet und so abgeschnitten wird. Sie heißt eigentlich Rapps, großer Rapps , und der deutsche Name Kohl- saat, welcher bei uns ungebraͤuchlich geworden, ist dagegen in die franzoͤsische und englische Sprache als die eigenthuͤmlichste Benennung dieser Pflanze uͤbergegan- gen ( Colsat, Colzat, Coleseed ). Die andere Art, welche eigentlich Ruͤbsaat, Ruͤbsen , oft aber auch klei- ner Winterrapps genannt wird, ist eine Brassica napus . Sie kommt in Deutsch- land haͤufiger wie jene Art vor, weil sie spaͤter gesaͤet werden darf und mit ei- nem schwaͤcheren Boden vorlieb nimmt, wird aber haͤufig aus Unkenntniß des eigentlichen Rappses oder der Kohlsaat angebauet, wo diese vortheilhafter und sicherer seyn wuͤrde. Um dem praktischen Landwirth den Unterschied beider deut- lich zu machen, setze ich die Hauptunterscheidungszeichen hier gegeneinander uͤber. Die Rappssaat ( Brassica cam- pestris ). Die Ruͤbsaat ( Brassica napus ). a ) Sie ist eine Kohlart und kommt in ih- rer ganzen Gestalt den Kohlgewaͤch- sen mehr gleich. a ) Sie ist eine Ruͤbenart und den Ruͤ- bengewaͤchsen aͤhnlicher. b ) Der Wurzelstamm ist fast cylin- drisch. b ) Der Wurzelstamm ist spindelfoͤr- mig, ruͤbenartig, und macht, wenn die Pflanze Raum hat, zuweilen eine wirkliche Ruͤbe. c ) Die Blaͤtter sind glatt, fleischig, hell- gruͤn, zuweilen, besonders die unte- c ) Die Blaͤtter sind haarig, duͤnner, we- niger gerundet an der Spitze. U 2 Oelgewaͤchse. ren, kupferbarbig und wie mit einem weißlichen Staube bedeckt. d ) Der Stengel ist staͤrker, treibt nicht unten, sondern mehr oberwaͤrts seine Aeste aus, welche nicht so sehr in die Hoͤhe stehn, sondern sich mehr hori- zontal verbreiten. d ) Der Stengel ist schwaͤcher, treibt von unten Aeste aus, welche im spitzen Winkel mit dem Stamme stehen. e ) Die Bluͤte ist hellergelb. Er bluͤ- het und reift spaͤter. e ) Die Bluͤte ist dunkler gelb, bluͤhet und reift fruͤher. f ) Die Schooten und Koͤrner sind groͤßer. f ) Sie sind kleiner. g ) Er muß, um sich gehoͤrig zu be- wurzeln, fruͤher gesaͤet werden. g ) Man kann ihn spaͤter saͤen. h ) Er ist unter dieser Bedingung haͤr- ter und ausdauernder im Winter. h ) Er ist weichlicher und wintert leich- ter aus. Nicht selten findet man in Gegenden, wo beide Arten gebauet werden, daß die Saamen beider untereinander gemengt sind, und daß, wie es mir geschienen hat, sogar eine Mittelart dadurch entstanden sey. Dies taugt, besonders der un- gleichen Reife wegen, auf keinem Fall, und man muß sich nothwendig reinen Saamen von reiner Art zu verschaffen suchen. In Gegenden, wo der Bau dieser Gewaͤchse haͤufig betrieben wird, nennt man beide auch Wintersaat , oder sogar Saat schlechthin; woraus oft Miß- verstaͤndnisse zwischen einheimischen und fremden Landwirthen entstanden sind. Ge- meiniglich wird jedoch Ruͤbsen unter diesem Namen verstanden. §. 193. Boden. Beide Arten koͤnnen vortheilhaft gebauet werden, auf jedem Boden, der fuͤr Weizen und fuͤr Gerste geeignet ist, am besten jedoch auf solchem, der zwischen 50 und 60 Prozent Sand und auch etwas Kalk enthaͤlt. Eine wesentliche Bedingung aber ist es, daß der Boden vollkommen abge- waͤssert werden koͤnne, weil Winterfeuchtigkeit dieser Saat durchaus toͤdlich wird. Der Rapps haͤlt sich unter dieser Bedingung auch auf dem loseren aber reichen Niederungsboden, besonders wenn er recht fruͤh gesaͤet wird, und sich also stark Winterrapps und Ruͤbsen. bewurzeln kann. Der Ruͤbsen will durchaus gebundenen Boden haben, indem er auf loseren vom Froste aus der Erde gehoben wird. §. 194. Beide, der erste noch mehr wie der zweite, verlangen starke Dungkraft im Duͤngung. Boden, und ihr Anbau findet daher nur auf von Natur reichem oder sehr kraͤf- tig und doppelt geduͤngtem Acker statt. Der Duͤnger muß leicht aufloͤslich, der Stallmist daher ziemlich stark zergangen, und mit der Erde gemengt seyn. Haͤu- sig giebt man dem Acker eine Mistduͤngung, welche man mit einer der ersten Furchen unterbringt, und sodann vor der Saatfurche den Hordenschlag. §. 195. Eben so wichtig ist eine hoͤchst vollstaͤndige Bearbeitung und Pulverung des Beackerung. Bodens. Man pfluͤgt und egget wenigstens viermal dazu, und bedient sich auch bei den Vorfurchen der Walze, um die Ackerkrume vollkommen zu pulvern. Der Anbau dieses Gewaͤchses erfordert also in der Regel zwei Jahre, und man muß ihm daher die Landrente fuͤr selbige zur Last schreiben. Es ist zwar nichts ganz ungewoͤhnliches, daß Ruͤbsen — mit Rapps geht es gar nicht — in der Rok- kenstoppel gebauet wird, nachdem man sie geduͤngt und in moͤglichster Eile zwei- bis dreimal gepfluͤgt hat. Allein diese Methode giebt mehrentheils einen sehr ge- ringen und selten mehr als den halben Ertrag. Dabei ist der Acker der Ver- wilderung fuͤrchterlich ausgesetzt, und ich habe gesehen, daß vorzuͤglich guter Ak- ker, wo man es bald nacheinander wiederholt hatte, so sehr dadurch verdorben und erschoͤpft wurde, daß mehrere Brachen dazu gehoͤrten, um wieder eine gehoͤ- rige Weizenernte davon zu gewinnen, weswegen jeder weiter hinaus denkende Landwirth sich vor dieser vom Geize diktirten Methode huͤten wird. Mit besserem Erfolge hat man diese Gewaͤchse wohl zwei Jahre nacheinan- der gebaut, wenn man die Zeit zwischen der Ernte und der Aussaat fleißig zur Bearbeitung benutzte, und der Boden entweder in großer Naturkraft stand oder sehr stark geduͤngt wurde. (Vergl. Thaers vermischte Schriften. Bd. I. S. 486.) Ein dicht bestandenes Kleefeld kann indessen noch in dem Sommer, wo man es mit dieser Saat bestellen will, durch einen fruͤhen Schnitt benutzt werden, wenn man es nach demselben noch dreimal pfluͤgt. Doch muß ein solches Feld durchaus rein von Quecken seyn. Auch kann der Acker mit gruͤn in der Bluͤte Oelgewaͤchse. abgemaͤheten Wicken zuvor benutzt werden, wenn er zweimal vor den Wicken, und zweimal nachher fleißig bearbeitet wird. §. 196. Aussaat. Der Rapps wird von der Mitte des Julius bis zur Mitte Augusts ge- woͤhnlich gesaͤet; doch koͤnnte es auch sicher noch fruͤher geschehen, weil er in dem Saatjahre nie in die Hoͤhe schießt. Den Ruͤbsen saͤet man von der Mitte August bis zu Anfange Septembers. So schnell wie moͤglich muß die Aussaat der letzten Furche folgen. Diese muß also sogleich glatt geegget, auch gewalzt werden, worauf man die Saat aus- saͤet, dann wieder leicht egget, und bei trocknem Wetter nochmals walzet. Wenn jedoch bei oder unmittelbar nach der Aussaat ein starker Regen einfaͤllt, so darf man weder eggen noch walzen, da ohnehin der Saamen tief genug in die Erde geschlagen wird. Waͤre der Boden vom Regen festgeschlagen, so wuͤrde nach der Abtrocknung, bevor der Saame gelaufen ist, ein leichtes Eggen sehr rath- sam seyn. Auf eine gut vertheilte Saat kommt es bei diesem Gewaͤchse vorzuͤglich an. Wenn nur 5 Pfd. Saamen auf den Morgen, aber so ausgesaͤet werden, daß keine leeren Stellen bleiben, so ist es am besten. Denn ein zu dichter Stand der Pflanzen haͤlt sie im Wachsthum zuruͤck, verursacht daß sie schwaͤchlich in den Winter kommen und vergehen; wogegen duͤnner stehende Pflanzen sehr er- starken, und der uͤblen Einwirkung der Witterung widerstehen. Und wenn auch eine ungleich stehende Saat sich den Winter durch haͤlt, so bleiben die dichtste- henden Pflanzen doch klein, und bringen ihren Saamen kaum zur Reife. Es ist daher ein guter Rappssaat-Saͤer von großer Wichtigkeit, und wo man einen solchen kennt, wird er weit hergeholt, und fuͤr den Tag wohl mit einem Duka- ten bezahlt. Ein schlechter Saͤer kann dagegen an dem Mißrathen dieser Saat lediglich Schuld seyn. Kann man sich auf den Saͤemann nicht sicher verlassen, so ist es doch rathsam 8 Pfd. auf einen Morgen auszusaͤen. §. 197. Durchwinte- rung. Das Feld muß mit sehr guten Begrabungen und da hinein leitenden Was- serfurchen versehen werden. Man muß sie im Winter bei erfolgendem Thauwet- ter vor allen offen zu erhalten suchen. Winterrapps und Ruͤbsen. Wenn etwa unter fruͤh gesaͤetem Rapps im Nachsommer viel Unkraut, beson- ders Hederich, laͤuft, so ist es rathsam, ihn in der Bluͤte abzuhauen. Werden auch die Blaͤtter des Rappses mitgefaßt, so schadet das durchaus nicht, und man kann auf die Weise oft ein betraͤchtliches Futter im Nachsommer von einem Rappsfelde gewinnen. Bei einem gut in den Winter kommenden, weder zu vollem noch zu leerem Rappsfelde, mit stark stenglichten hochgruͤnen Pflanzen kann man sich, falls die Abwaͤsserung nur gehoͤrig vorgerichtet ist, zwar die groͤßte Hoffnung machen, aber dennoch stehet der kritische Zeitpunkt zu Ende des Winters noch bevor. Ein wechselndes Aufthauen und Gefrieren holt die Pflanzen aus dem Boden heraus und toͤdtet sie. Das Zergehen des Schnees und Eises vor den Sonnenstrahlen bei Tage, und das Gefrieren bei Nacht ist jeder Winterung gefaͤhrlich, und um so gefaͤhrlicher, je mehr die obere Erde mit Wasser angefuͤllt ist, welches sich we- gen der darunter liegenden Eisschicht nicht niedersenken kann. Hier kann die beste Bestellung verungluͤcken. §. 198. Dit Feinde des Rappses sind außer dem Erdfloh auf der jungen Saat und Feinde. den Maͤusen, demnaͤchst in der Bluͤtezeit der Pfeiffer oder der Ruͤsselkaͤfer, wel- cher seine Eier in die Bluͤte legt, woraus sodann Maden entstehen, welche die Schooten anfressen; und der Glanzkaͤfer ( Nitidula aenea ). Man will bemerkt haben, daß sie sich da vermehren, wo dieser Anbau seit laͤngerer Zeit haͤufig ist betrieben worden. §. 199. Dies ist die gewoͤhnliche Kultur des Winterrappses und Ruͤbsens — denn Verpflan- zungs-Me- thode. beide unterscheiden sich nur in den bemerkten Punkten. — In den Niederlan- den und Rheingegenden, auch in einigen Distrikten Englands hat aber schon laͤngst die Verpflanzungsmethode, vorzuͤglich des Rappses, statt gefunden. Wo der Werth des fruchtbaren Ackers groß im Verhaͤltnisse des Arbeitspreises ist, hat man sie wohl hauptsaͤchlich aus der Ursache fast allgemein eingefuͤhrt, weil ein Theil des Ackers nun in dem Pflanzungsjahre vorher noch benutzt und dann in gehoͤrigen Stand gesetzt werden kann. Wir haben zwar von dieser Methode schon mehrere Beschreibungen erhalten, unter andern von Frensdorf in Riems Oelgewaͤchse. neuer Sammlung oͤkonomischer Schriften VIII. 23 — 29; aber keine bestimm- tere als, welche uns Schwerz in seinem vortrefflichen Werke uͤber die Belgische Landwirthschaft S. 147. u. f. giebt. Die Verpflanzung geschiehet entweder nach dem Pfluge, oder mit dem Spa- ten oder Pflanzstocke. Da ich diese Methode aus eigner Erfahrung nicht kenne, so verweise ich auf jenes Werk, welches ohne Zweifel in den Haͤnden jedes Land- wirths, der diese Methode anwenden will, sich befinden wird. §. 200. Drillmethode. Eine andere Methode aber, die Schwerz als einen ihm sehr gelungenen Ver- such erzaͤlt, naͤmlich das in entfernte Reihen Saͤen, kenne ich nach langer Erfah- rung, und ich werde wahrscheinlich nie Rapps zum Saamen auf eine andere Weise bauen. Ich ziehe mit dem Marqueur Furchen auf 2 Fuß Entfernung und saͤe die Rappssaat mit dem Ruͤbendriller ein. Es geschiehet auf gehoͤrig vorbe- reitetes Land, nachdem es kurz vor dem Furchenziehen nochmals mit dem Exstir- pator uͤberzogen und wiederum glatt geegget worden. Ich habe es aber niemals, wie Schwerz, nach einer reifen Kornfrucht gewagt, sondern nur nach einschnit- tigem Klee oder nach gruͤn gemaͤheten Wicken. Nach der Einsaat wird gewalzt. Wenn die Pflanzen das vierte Blatt haben, so wird die dreischaarige Pfer- deschaufel mit flachen Schaaren durch die Zwischenraͤume gezogen, und wenn die Pflanzen nach Michaelis herangewachsen sind, werden sie mit der Pferdehacke angehaͤuft. Der Hederich in den Reihen wird, wenn er in die Bluͤte tritt, aus- gerauft; anderes Unkraut ist selten da. Zweimal vor Winter anzuhaͤufen, habe ich nicht noͤthig gefunden; es kann aber nuͤtzlich seyn. Auch war weder Verduͤn- nen noch Nachpflanzen noͤthig. Der Rapps ist durch die angehaͤufte Erde gegen die Gefahr, vom Froste aus der Erde gehoben zu werden, und durch die Wasserfurchen, welche der An- haͤufepflug macht, gegen alle Naͤsse gesichert, wenn das Feld anders gehoͤrigen Abzug hat. Ich glaube also, daß er auf keine Weise im Winter verungluͤk- ken koͤnne. Im Fruͤhjahr, sobald die Pflanzen zu treiben anfangen, wird er wieder angehaͤuft. Man Winterrapps und Ruͤbsen. Mat hat einen ziemlichen Spielraum fuͤr die Zeit der Aussaat: von An- fang Juli bis zur Mitte Augusis. Man halte den Acker fertig und nehme dann eine regnichte Zeit zur Aussaat wahr, damit die Pflanzen um so schneller hervor- kommen und gegen den Erdfloh gesichert seyn. Der weiten Entfernung der Saat- reihen unerachtet, verbreitet sich der Rapps so stark mit seinen Zweigen, daß das Feld so dicht wie nur moͤglich geschlossen ist. §. 202. Die Reifung dieser Gewaͤchse, welche in der Mitte des Juni zu erfolgen Ernte. pflegt, muß sorgfaͤltig wahrgenommen werden. Ein ganz gleichzeitiges Reifen aller Schooten darf man nicht erwarten. Wenn daher die ersten Schooten braun und durchsichtig werden und die Koͤrner sich schwarzbraun zu faͤrben anfangen, so muß man mit der Abbringung eilen, weil ein laͤngeres Zoͤgern einen starken Ausfall unvermeidlich macht. Die Erntemethoden dieses Gewaͤchses sind mannichfaltig. Man kann die breitwuͤrsige Saat mit der Sense maͤhen, jedoch ohne Ge- stell, und indem man anmaͤhen, abraffen, und in Gelegen oder Froͤschen hinter sich liegen laͤßt. Das gehet sehr gut und ohne erhebliche Erschuͤtterung. Wo aber die Sichel gebraͤuchlich ist, da schneidet man lieber. Bei heißer, trockner Witterung geschiehet beides am besten des Morgens fruͤh oder selbst beim Mond- scheine des Nachts im Thau. §. 203. Nun giebt es zwei Hauptverschiedenheiten: die Frucht naͤmlich in die Scheure Abdreschen ju der Scheure. zu bringen, oder sie auf dem Felde abdreschen zu lassen. In ersterem Falle wird sie gewoͤhnlich in kleine Bunde nicht uͤber 10 Pfd. schwer gebunden, wobei die Gelege nicht mit der Harke sondern mit der Hand zusammengebracht werden. Mun thut das unmittelbar nach dem Abbringen oder doch am folgenden Tage. Diese Garben werden nun bei trockner Witterung in groͤßere oder kleinere Hau- sen zusammengebracht; die groͤßeren sind des Ausfalls und des Ranbes der Voͤgel wegen vorzuziehen, und wenn man sie laͤnger auf dem Felde stehen laͤßt, so be- deckt man sie mit einer Strohhaube. Sollte anhaltendes nasses Wetter einfallen, so laͤßt man die Haufen doch ruhig stehen; das Stroh kann dumpfig werden, Vierter Theil. X Oelgewaͤchse. aber die Koͤrner leiden nicht davon, wogegen das Umsetzen mit großem Verlust verbunden seyn wuͤrde. Nach 5 oder 6 Tagen faͤhrt man ihn gewoͤhnlich ein. Nothwendig aber muß der Erntewagen mit einem Segeltuche bespannt, dieses an den Leitern befestigt seyn, und wie ein Sack auf den Wagen herabhaͤngen. Ist der Saamen zum Ausfallen geneigt, so legt man auch ein Segeltuch je- desmal vor dem Haufen, der geladen wird, und laͤßt den Wagen von der einen Seite darauf fahren, damit man das Ausfallende sammeln koͤnne. Das Aufla- den geschiehet mit großer Vorsicht und wenig uͤber die Leitern hinaus, weswegen man nur 2 Pferde vorspannt, wo sonst 4 zum Gespann gehoͤren. Die Frucht wird nun auf der Scheuertenne abgeladen, wenn man nicht et- wa gedielte und voͤllig rein gemachte Tasse hat. Man eilt dann gewoͤhnlich mit dem Abdreschen, um damit vor der Korn- ernte fertig zu seyn; auch weil der Saamen besser ausfaͤllt, als wenn das Stroh schwitzet; endlich auch dieses sich dann gesunder erhaͤlt. Der Saamen wird durch Abfegen von der Ueberkehr, und durch ein großes Sieb von den groͤberen Huͤlfen gereinigt. Die feinere Spreu bleibt vorerst dar- unter, wenn man ihn auf den Boden bringt, und wird erst, nachdem er voͤllig trocken ist, durch eine Staͤubemuͤhle davon getrennt. Er wird nicht uͤber 4 Zoll hoch aufgeschuͤttet, und anfangs haͤufig mit dem Rechen geruͤhrt. §. 204. Addreschen auf dem Felde. Die andere Methode ist da, wo der Rappsbau seit langer Zeit im Großen betrieben worden, weit uͤblicher. Man findet in Marshalls Beschreibung der Landwirthschaft, in Yorkshire Bd. II. S. 103. ein sehr schoͤnes Gemaͤhlde von dem oͤffentlichen Rappsdreschen, welches ich auf eben die Weise und mit eben den Gebraͤuchen, gleichsam als ein Volksfest, in der Preezer Probstey bei Kiel an- gesehen habe, und welches auch in den westlichen Niederungsgegenden an der Nordsee allgemein gebraͤuchlich ist. Wenn aber ein einzelner Landwirth diese Me- thode waͤhlet, so hat ohne Zweifel das Ausreiten mit Pferden Vorzuͤge, und das beschreibt Kaͤhler in seinem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin in der Realschul- buchhandlung 1811) aus seinem Tagebuche, auf einer Reise in Hollstein so treffend, Winterrapps und Ruͤbsen. daß ich, um diese Methode meinen Lesern, welche dieses Werk nicht besitzen, kennen zu lehren, nichts besseres thun kann, als sie daher zu entlehnen. „Gegen 9 Uhr Morgens hatte der Gutsbesitzer Herr Niemeyer die Guͤte mit mir auf das Rapsfeld zu gehen. Ich erstaunte uͤber die unabsehbare Flaͤche; welche damit bedeckt war. Ein großer Theil war geschnitten und lag auf der Stoppel, ein anderer weit groͤßerer Theil aber, der mit der Sense gemaͤhet war, befand sich in kleinen Haufen von 6 bis 7 Fuß Hoͤhe, die man hier mit der Provinzial-Benennung — Diemen — belegt. Alles war in voͤlliger Thaͤtigkeit. Der Rapps wurde zusammen gefahren, und durch Pferde gleich im Felde ausgedroschen. Zum Zusammenfahren bediente man sich Schlitten mit 2 Pferden bespannt. Auf jedem Schlitten befand sich eine Trage mit zwei in der Mitte quer durchgehenden Hoͤlzern, woruͤber ein Segeltuch von 32 bis 36 Fuß im Quadrat ausgespannt war. Drei solcher Schlitten fuh- ren in einer Reihe; eine dieser Reihen war bei dem auf dem Schwaden liegen- den Raps beschaͤftigt; vier Frauen verrichteten dabei das Aufladen. Vermittelst eines in der rechten Hand haltenden Steckens von ungefaͤhr 3 Fuß Laͤnge hoben sie den Raps von der Stoppel auf, und indem die linke Hand auf selbigem das Gleichgewicht hielt, konnte alles ohne die geringste Gewalt auf das Segel ge- legt werden. Fuhr ein beladener Schlitten davon, so war schon ein leerer wie- der da, und alles blieb ohne Unterbrechung im Gange. Jetzt kamen wir zu den Haufen oder Diemen. Auch hier war eine Reihe Schlitten zum Fortschaffen aufgestellt. Das Aufladen ging weit schneller wie bei den Schwaden. Zwei Mannspersonen standen bereit, mittelst zwei ungefaͤhr 8 bis 9 Fuß langen ganz leichten Hebebaͤumen, die Haufen, so wie sie waren, auf die Segel zu bringen. Nichts ging geschwinder wie dies. Der eine nahm die Baͤume, schob sie an der Erde unter die Haufen, wo der andere bereit stand beide Enden sofort anzufassen, und so lag der ganze Diemen auf dem Schlitten. Von hier gelangten wir zu den Dreschtennen Es waren zwei derselben in einiger Entfernung angebracht. Der Platz dazu war vorher von der Stoppel und den Steinen gereinigt und eben gemacht. Sie waren viereckig, jede dersel- den 48 Fuß lang, 36 Fuß breit, und mit starkem Segeltuch belegt. Die Seiten desselben waren einige Fuß in die Hoͤhe gezogen, und an dazu eingeschlagene Pfaͤhle befestiget. An einer Seite war der Eingang, und konnte daselbst das Segel auf 5 bis 6 Fuß niedergelassen werden. Bei jeder Reihe Schlitten befanden sich zwei Mannspersonen zum Abladen. Es ging damit ebenfalls sehr schnell, denn so wie ein Schlitten ankam, faßte X 2 Oelgewaͤchse. einer vorn, der andere hinten an die Baͤume der Trage, und so trugen sie alles auf die Tenne, schuͤtteten es an die Lage, und legten die Trage mit dem leeren Segel wieder auf dem Schlitten. Auf diese Weise fuhr man fort, bis die Tenne ungefaͤhr 6 Fuß hoch belegt war. Jetzt wurde der Eingang niedergelassen, und 2 Knechte, wovon jeder 3 Pferde fuͤhrte, ritten hinein und auf den Raps. Sie fuͤhrten die Pferde 4 bis 5 Mal in der Runde umher, und zogen wieder herunter. Mehrere Maͤnner mit Gabeln traten hinzu, kehrten in der Geschwindigkeit diesen niedergetretenen Raps um, und ließen die Pferde wieder hinein. Nach einem abermaligen kurzen Umher- fuͤhren war das Dreschen verrichtet, und die Maͤnner, welche es gekehrt hatten, singen nunmehr an, das Stroh von der Tenne herunter zu bringen. Es schien mir nicht wahrscheinlich, daß mit so leichter Arbeit der Raps rein aus dem Stroh sollte gekommen seyn; eine genaue Untersuchung uͤberzeugte mich indeß davon, denn ich fand auch fast kein Koͤrnchen mehr darin. Nachdem das Stroh alles herunter gebracht war, harkte man das Groͤbste von den Stengeln und Huͤlsen nach der einen Ecke der Tenne. Hier war ein einige Fuß breites Brett, von ungefaͤhr 3 oder 4 Fuß Laͤnge, schraͤg aufgestellt, so daß das obere Ende uͤber das Laken hinausreichte. Ueber dieses Brett wurde alles Kurze geharkt, und es fand sich, daß alles uͤber Erwartung rein von der Tenne geschafft worden war. So wie auf einer Tenne angelegt, gekehrt oder abgeharkt wurde, waren die Pferde auf der andern, und so umgekehrt, so daß das ganze Werk in be- staͤndiger Bewegung bleiben konnte. Das Kutschgespann fuhr den ausgedroschenen Raps nach dem Hofe auf die Scheundielen, und ob es gleich nahe beim Hofe war, konnte es kaum allen Raps dahin schaffen. Von hier begaben wir uns nach dem Hofe in die Scheune, wo beim Reine- machen des Rapssaamens gearbeitet wurde. Eine sehr große und lange Scheune, mit zweien in der Laͤnge und einer in der Mitte befindlichen Diele, war ganz mit Raps belegt. Zehn Tageloͤhner waren allein beim Ueberwerfen beschaͤftigt; mehrere Frauen ließen ihn vorher uͤber eine Rapsfege laufen, um ihn von den schweren Huͤlsen zu reinigen, und indem eine Menge Menschen beschaͤftigt war, den in vielen Haufen liegenden reinen Raps nach dem Boden zu bringen, tru- gen andere den ankommenden Raps vom Wagen, und schuͤtteten ihn in lange, nicht allzu hohe Haufen. Winterrapps und Ruͤbsen. In diesen Haufen bleibt er ungefaͤhr 24 Stunden ungeruͤhrt liegen, waͤh- rend welcher Zeit er etwas warm wird, und diese Waͤrme dient dazu, dem Raps ein recht schwarzes und schoͤnes Ansehen zu verschaffen. Am staͤrksten wurde ich uͤberrascht, wie ich im Magazin eine so große Menge Raps liegen sah. Es befand sich daselbst noch beinahe der ganze Vorrath vom vorigen Jahr, und da jaͤhrlich uͤber 1500 Tonnen gewonnen werden, so konnte der Vorrath sich wohl auf 3000 Tonnen belaufen.“ So weit aus meinem Tagebuche. Die Art dieses Verfahrens bei der Raps- ernte wird gewiß ein jeder loben. Die Arbeit geht mit einer weit groͤßeren Schnelligkeit von statten, und der Werth, den eine solche Befoͤrderung kurz vor der Getreideernte hat, ist von großer Bedeutung. Aber auch wieder auf der an- deren Seite betrachtet, so geschieht alles unter freiem Himmel, und anhaltend gutes Wetter ist das nothwendigste Erforderniß. Faͤllt nun statt dessen in dieser Zeit ein Regenwetter ein, so moͤchte es doch wohl rathsam seyn, an einzelnen guten Tagen so viel wie moͤglich ins Zimmer zubringen. Immer ist es daher besser, wenn dem Gutachten des Wirths die Wahl uͤberlassen bleibt; er wird zeitig genug solche Maaßregeln treffen, wodurch er im Stande ist, bei guter und schlechter Witterung diejenige Methode zu waͤhlen, die er seinem Vortheil ge- maͤß und den Umstaͤnden am passendsten findet.“ Schwerz schlaͤgt Bd. II. S. 178. als eine neue von ihm nur geahnete, noch nicht ausgefuͤhrte Methode vor, den Rapps gleich nach dem Schneiden in Feimen zusammen zu bringen, und ihn in selbigen nachreifen zu lassen. Diese Methode ist aber keinesweges neu oder noch problematisch, sondern von dem alten Reichard (der die Feimen noch mit Brettern belegt und mit Steinen beschwert wissen will, um den Rapps um so mehr in Hitze zu setzen, was aber doch unnoͤ- thig ist) beschrieben und wird in vielen westphaͤlischen Wirthschaften angewandt. Die Koͤrner leiden nicht dabei, reifen vielmehr ohne Ausfall sehr gut nach. Nur das Stroh wird verdorben, wenn die Feime sich erhitzt. Es werden zuerst 5 oder 6 gebundene Garben aufrecht aneinander gesetzt, und unter selbige vielleicht ein Bund Stroh gelegt. Dann bringt man die Gelege heran, und legt sie, die Schoten nach innen, die Sturzenden nach außen, ordentlich an. Man bedeckt die vollendeten Haufen nachher mit Stroh, mehr der Voͤgel als der Naͤsse wegen, und laͤßt sie bis zum Abdreschen, was dann gewoͤhnlich auf dem Felde bei trockner Witterung geschiehet, stehen. Oelgewaͤchse. §. 204. Voͤllig sichere Fruͤchte sind Rapps und Ruͤbsen nicht; ersterer, fruͤh gesaͤet, jedoch mehr wie letzterer. Gegen die Auswinterung sichert, meinen Versuchen nach, die Drillmethode voͤllig, und nur die Gefahr von den Insekten bleibt. Ertrag. Der Ertrag beim gewoͤhnlichen Anbau schwankt zwischen 5 und 12 Scheffel vom Morgen; auf kraͤftigem Boden ist er vom Rapse staͤrker wie vom Ruͤbsen. Bei der Drillmethode hat es Schwerz uͤber 14 Scheffel gebracht, und auch mei- nen Versuchen nach kann dieses nichts ungewoͤhnliches seyn; nur in jedem Jahre darf man nicht darauf rechnen. Der Preis dieser Saat ist schwankend. Er ist schon uͤber 6 rthlr. per Schfl. gestiegen, und meines Wissens nie unter 2½ rthlr. gefallen; 4 rthlr. kann man als den gewoͤhnlichen annehmen. Selbst bei ge- sperrter Seehandlung ist seine Konsumtion zum Oel im Einlande stark genug, weil es dann auch am Fischthran fehlt, um ihn in diesem Preise zu erhalten. Nur bei einer sehr starken Ausbeute des Wallfisch- und Heringsfanges pflegt sein Preis betraͤchtlich herabzusinken. Der Rapps steht immer in hoͤherem Preise wie der Ruͤbsen, indem er 10 Prozent am Oele mehr giebt. Wer diesen Bau im Großen treibt, geht indessen am sichersten, wenn er selbst eine Oelmuͤhle anlegt, weil er dadurch nicht nur unabhaͤngig von den Kaus- leuten und Oelschlaͤgern wird, sondern auch die zur Viehfuͤtterung so nutzbaren Oelkuchen behaͤlt, die sonst mehrentheils von den Oelschlaͤgern zuruͤck behalten werden. Eine eigene Oelpresse rentirt bei einem einigermaaßen erheblichen An- bau sehr hoch. §. 205. Das Stroh. Das Stroh dieser Gewaͤchse ist freilich von keinem sehr großen Belange; indessen verdient es, wenn es gut eingekommen ist, nicht so veraͤchtlich behandelt zu werden, wie es gewoͤhnlich geschieht, da man sich desselben nur durch das Ver- brennen zu entledigen sucht, und die Asche dann freilich nuͤtzlich ausstreuet. Die Schaafe fressen die Huͤlsen und Spitzen der Aeste sehr gern, und das uͤbrige thut im Miste recht gute Dienste. §. 206. Aussaugung des Bodens. Daß diese Gewaͤchse die Dungkraft des Bodens sehr konsumiren, und auf keinen Fall der Wirthschaft die Duͤngerkonsumtion wieder ersetzen, hat wohl kei- Winterrapps und Ruͤbsen. nen Zweifel, und wird von allen unbefangenen großen Anbauern bestimmt einge- standen, was auch andre zu einseitige Vertheidiger dieses Baues dagegen sagen moͤgen. Sogar wenn man die Oelkuchen, wie es haͤufig in England und in Belgien geschieht, dem Acker unmittelbar — wozu sich nicht leicht ein deut- scher Landwirth entschließen wird — als Duͤnger zuruͤck gaͤbe, wuͤrde die ausge- sogene Kraft nicht ersetzt werden. Ein uͤbertriebener Bau hat Wirthschaften, wel- che kein fremdes Suͤrrogat ihres Duͤngers herbeischaffen konnten, und in sich selbst keinen Ueberfluß hatten, sehr auffallend heruntergesetzt, und sie sind genoͤthigt wor- den, damit nachzulassen. Wenn man das Gegentheil behauptet, so beruft man sich auf die vorzuͤgliche Winterung, welche danach in der Regel gebauet wird. Zu dieser Saat ist aber mehrentheils doppelt so stark geduͤngt worden, man hat die Vorbrache aufs sorgfaͤltigste behandelt, und nach der Aberntung ist abermals fleißig geackert worden. Als eine nuͤtzliche Zwischenfrucht, welche den Boden locker erhaͤlt, und durch ihre Beschattung bebruͤtet, sind diese Gewaͤchse allerdings zu betrachten. Kein Wunder also, daß die folgende Frucht immer gut geraͤth, da noch Nahrungstheile genug fuͤr selbige zuruͤckgeblieben und gehoͤrig aufgeschlos- sen sind. Aber nach derselben ist eine neue Duͤngung fast unumgaͤnglich noͤthig, wenn nicht ein Ruͤckschlag der folgenden Fruͤchte erfolgen soll; es sey denn ein von Natur uͤberreicher Boden. Es muß also bei dem staͤrkern Anbau dieses Ge- waͤchses, das allerdings in Betracht gezogen werden, was oben uͤber den Handels- gewaͤchsbau gesagt worden ist. §. 207. Der Rapps kann aber auch als Futterkraut sehr nuͤtzlich gebraucht werden, Raps, als Futter- und Weidekraut. und in dieser Qualitaͤt die Kraft der Wirthschaft und des Ackers verstaͤrken. Aber auch hierzu wird ein in Kraft befindlicher Boden erfordert, sonst gelangt er zu keiner betraͤchtlichen Hoͤhe. Man kann ihn dann vom Mai an saͤen, und je nachdem man ihn fruͤh gesaͤet hat, und die Witterung ihn beguͤnstigt, zwei, drei bis vier eintraͤgliche Schnitte in dem Aussaatsjahre davon nehmen. Im folgenden Jahre wird er fruͤh heranwachsen, und das erste gruͤne Futterungsmit- tel abgeben Wenn man will, kann man ihn jedoch auch zum Saamen nun noch stehen lassen, wo er dann noch einen vollen Ertrag geben kann. Sollte Oelgewaͤchse. der Rapps wegen Mangel an Kraft im Boden, in dem Aussaatsjahre nicht so hoch in Blaͤtter treten, daß man reichliche Einschnitte von ihm nehmen koͤnnte, so kann man ihn doch als eine sehr reichhaltige Weide benutzen, die alles Vieh mit Be- gierde abfrißt, und wonach er schnell wieder austreibt. In England wird der Raps beinahe haͤufiger als Weidekraut wie zum Saamen ausgesaͤet, und man schaͤtzt dann diese Benutzung des Ackers einer kraͤftigen Duͤngung gleich. Man findet Acker, die uͤberall nicht geduͤngt, aber ums vierte oder fuͤnfte Jahr so be- handelt werden. Unter dem Rapps — man lasse ihn reifen, oder gruͤnmaͤhen und abweiden — kommt der Klee vortrefflich auf, und er ist durch gruͤne Benutzung zur Anlage eines mehrjaͤhrigen Futterfeldes vorzuͤglich geschickt, wobei die geringen Kosten seiner Aussaat auch in Betracht kommen. Ruͤbsen paßt sich zum Gruͤnfutter nicht so gut, und Sommerruͤbsen, der schnell in die Hoͤhe schießt, ist durchaus nicht dazu geeignet, obgleich ihn manche aus Mißverstaͤndniß gerade dazu gewaͤhlt, dann aber nur einen unbedeutenden Ertrag in einem Schnitte erhalten haben. §. 209. Rotabaga statt des Rap- ses. Man hat statt des Rapses mehrere mit ihm nahe verwandte Pflanzen ge- bauet, und insbesondere hat sich der Rotabagasaamen neuerlich als ein den Raps in der Guͤte und Eintraͤglichkeit des Saamens noch uͤbertreffendes Ge- waͤchs beruͤhmt gemacht. Dies ist besonders in Frankreich und von Schwerz ge- schehen. Der Saame, welcher hierzu gebraucht worden, stammt ohne allen Zwei- sel von dem unter diesem Namen bekannten Wurzelgewaͤchse her. Es hat aber seine Natur durch den mehrmaligen dichten Stand auf dem Acker, wo es keine erhebliche Ruͤben ansetzen konnte, so veraͤndert, daß nun auch derselbe Saamen, wenn die Pflanzen einzeln stehen, dennoch keine erhebliche Ruͤben mehr giebt. Daß dieses Gewaͤchs einen erstaunlich starken Saamenertrag gebe, und daß die- ser Saamen sehr oͤlhaltig sey, habe ich laͤngst beobachtet. Nach den großen Vor- theilen, die aber Schwerz und Clemens davon erfahren haben, und den Vorzuͤ- gen, die sie ihm in mehrerer Hinsicht vor dem Raps beimessen, werde ich mich desselben mit großer Zuversicht naͤchstens bedienen Der Sommerrapps oder Sommerruͤbsen. Der Sommerrapps oder Sommerruͤbsen. §. 209. Diese Namen naͤmlich sind gleichbedeutend und diese Pflanze ist spezifisch vom Rapps und Ruͤbsen verschieden, also nicht wie bei manchem Sommer- und Wintergetreide, eine bloße durch die Kultur bewirkte Spielart. Es ist die Bras- sica campestris der Botaniker, die auch hin und wieder wild waͤchst. Sie ist die einzige Pflanze dieses Geschlechts, welche es in der Art hat, sehr schnell in die Hoͤhe und Bluͤten zu treiben, und darin dem Senfe und dem Ackerrettig gleichkommt. Sie ist also ein Sommergewaͤchs, und kann von dem Zeitpunkte an, wo man fuͤr Nachtfroͤste sicher ist, bis zu Ende des Junius gesaͤet werden, und kommt auch in letzterem Falle voͤllig zur Reife. §. 210. Sie will einen kraͤftigen humusreichen und nicht zu duͤrren Boden haben, und eine reine und klare Beackerung. In der Regel bringt man sie bei der Dreifelderwirthschaft in das Brachfeld, und bauet dann nach der Aberntung, Win- terung. Dies Gewaͤchs ziehet zwar weniger Dungkraft aus dem Boden wie der Winterrapps, jedoch im Verhaͤltniß der kurzen Zeit, in welcher er seine Vegeta- tion vollendet, merklich viele, und giebt in der Regel einen bei weitem geringe- ren Ertrag, als die Winter-Oelsaaten. §. 211. Man muß nach geschehener Vorbereitung des Ackers eine guͤnstige feuchte Witterung zur Aussaat wahrnehmen, damit der Saame schnell keime, und dem Unkraute sowohl, wie dem Erdfloh zuvorkomme. Von einer gluͤcklichen Benutzung der Witterung haͤngt das Gedeihen vorzuͤglich ab. Dann koͤmmt es darauf an, ob er in der Bluͤtezeit den kleinen Kaͤfern und ihren Maden, auch einer gewissen schwarzen Raupenart entgehe. Der spaͤt gesaͤete Sommerraps reift um Michae- lis — der fruͤher gesaͤete um so viel fruͤher — und es ist in den meisten Stuͤk- ken dasselbe wie bei dem Winterraps dabei zu beobachten; doch wird er wohl selten auf dem Felde abgedroschen. Vierter Theil. Y Oelgewaͤchse. Sobald man bemerkt, daß er nicht gerathen werde, wird ein vorsichtiger Landwirth sich sogleich zum Unterpfluͤgen entschließen, weil sonst der Acker durch das uͤberhand nehmende Unkraut verwildert. Auf einen Ertrag von mehr als 5 Scheffeln darf man nicht wohl rechnen. Nur in abgelassenen Teichen hat er zuweilen einen hohen, dem Winterraps gleich kommenden Ertrag gegeben, und er ist wegen seiner schnellen Vegetation eine sehr zweckmaͤßige Frucht fuͤr solche Faͤlle. Der Saamen ist auch von geringerem Werthe, weil er weniger Oel giebt. Er muß schon zur Vollkommenheit gelangt seyn, um aus dem Scheffel 18 bis 20 Pfd. Oel zu geben. Dennoch ziehen manche den Anbau dieses Gewaͤchses der Winter Oelsaat vor, weil es den Acker nur einen Sommer einnimmt. Eine sonderbare Methode, die sich im Paderbornschen nicht selten finden soll, ist die: Sommerruͤbsen und Winterruͤbsen untereinander zu saͤen, da man dann ersteren im ersten, den andren im zweiten Jahre erntet. Der Senf §. 212. ist neuerlich statt des Sommerruͤbsens, auch um des Oels willen, anzubauen, sehr empfohlen worden. Man hat zwei Arten, die nach der Farbe unterschieden werden, aber sich auch durch andere charakteristische Merkmale von einander auszeichnen. Der weiße Senf hat rauhe Schooten, an welchen ein langer Schnabel sitzt. Die Farbe des Saamens ist gelblich, faͤllt aber auch ins braͤunliche. Was man englischen Senf nennt, ist hoͤchstens eine durch Kultur entstandene Abart. Der schwarze hat eine glatte Schoote, die dicht an den Stengel angedruͤckt ist. Diesen bauet man bei uns mehr um des Mostrichs willen, weil er dazu ge- braͤuchlicher ist; obgleich der weiße auch in dieser Hinsicht den Vorzug verdient. Seine Schooten springen leichter auf als die des weißen. Beide geben ein zum Brennen, und wenn es sorgfaͤltig gereinigt wird, auch zur Speise sehr brauchbares Oel; vom Centner etwa 36 bis 38 Pfo. Senf. Chinesische Oelrettig. Die reizende Schaͤrfe dieser Saamen hat nicht im Oel, sondern in der Huͤlse ihren Sitz, und der scharfe englische Senf soll daraus verfertigt werden, nachdem man das Oel ausgepreßt hat. Der Senf nimmt, der Versicherung nach, mit schlechterem Boden als der Sommerraps vorlieb, und ist gegen Frost minder empfindlich. Er kann daher fruͤher gesaͤet werden, und das muß geschehen, weil er dem Erdfloh besonders aus- gesetzt ist; den Kaͤfern und ihren Maden aber weniger. Er bluͤhet sehr lange, giebt den Bienen eine vorzuͤgliche Nahrung, und setzt nach und nach seine Schoo- ten an. Man muß die Reifung der ersten, besonders beim schwarzen Senf, ge- nau wahrnehmen, um ihn zu schneiden. §. 213. Sein Ertrag ist im Durchschnitt weit staͤrker wie der des Sommerruͤbsens. Hat man Gelegenheit ihn an Mostrichbereiter zu verkaufen, so erhaͤlt man ihn am theuersten bezahlt. Aber auch zum Oelschlagen ist er, seiner Ergiebigkeit we- gen, vortheilhafter wie der Sommerruͤbsen, und verdiente daher vor diesem in jeder Ruͤcksicht den Vorzug, außer vielleicht darin nicht, daß er fruͤher gesaͤet wer- den, und man folglich mit der Vorbereitung des Ackers mehr eilen muß. Die zuruͤckbleibenden Oelkuchen sollen dem Vieh als eine reizende und gelind abfuͤhrende Arzenei hoͤchst wohlthaͤtig seyn, wenn sie zerstoßen auf das Futter ge- streuet werden. Der chinesische Oelrettig, Raphanus chinensis oleiferus, §. 214. eine Abart des gemeinen Rettigs, ist wegen seines leichten Anbaues, seiner Ein- traͤglichkeit an Saamen und dessen Oelhaltigkeit sehr dringend empfohlen, aber nir- gends nachhaltig aufgenommen worden. Er waͤchst sehr in die Hoͤhe, und verbreitet sich mit seinen ausgespreizten Zwei- gen, erfordert deshalb Unterstuͤtzung. Man kann ihn fast nur auf schmalen abge- theilten Beeten, die man mit Stangen umgiebt, aufrecht und in Ordnung erhal- ten. Seine Schooten sind der Made des Ruͤsselkaͤfers sehr ausgesetzt. Sie rei- sen ungleich, indem die Pflanze immer fortbluͤhet, und manchmal wird vor Win- Y 2 Oelgewaͤchse. ter sehr wenig davon reif. Wenn er, wie einige mit Erfolg versucht haben, im Herbste ausgesaͤet werden kann, und den Winter aushaͤlt, so wird man wahr- scheinlich sicherer damit gehen. Aber zum Anbau auf ganzen Feldern scheint er sich doch nicht zu sch ic ken. Sein Ertrag ist scheinbar außerordentlich stark, und wenn man die einzelnen Pflanzen in Betracht zieht, staͤrker, wie von irgend einem andern Oelgewaͤchse. Er kann vielleicht das zehntausendste Korn geben, und ist deshalb eine herrliche Pflanze fuͤr die, welche nach der Saatvermehrung rechnen. Aber die einzelne Pflanze breitet sich so aus, daß es dennoch zu bezweifeln ist, ob er von einer gewissen Flaͤche so viel Saamen wie andre Oelgewaͤchse gebe. Der Saamen liefert reich- liches und rein schmeckendes Oel, wie man versichert Funfzig vom Hundert. Der Leindotter ( Myagrum sativum ). §. 215. Diese Pflanze waͤchst auch wild, und ist unter dem Flachse zuweilen ein laͤsti- ges Unkraut. Er hat einen 1 bis 2 Fuß hohen, eckigen, haarigen, aͤstigen Sten- gel, lanzettfoͤrmig sitzende Blaͤtter. Die gelben Bluͤten stehen in langen Trauben an der Spitze der Stengel. Die Schooten sind aufgeblasen, eifoͤrmig, platt, an dem obern Theile mit einer Spitze versehen. Er nimmt mit einem sandigen Boden vorlieb, wenn dieser in guter Dung- kraft stehet, und wird deshalb auf solchem angebauet. Er saugt aber diesen Boden sehr aus. Man saͤet ihn im April; zu Ende des Juli oder Anfangs August geschiehet die Ernte. Er ist weniger wie andre Oelgewaͤchse den Insekten ausgesetzt, und mißraͤth uͤberhaupt nicht leicht voͤllig. Sein Ertrag ist aber selten uͤber 5 Schfl. vom Morgen, und 1 Schfl. soll 20 bis 24 Pfo. Oel geben, welches von einem etwas bitterlichen Geschmacke ist, und in der Kaͤlte nicht gerinnt. Der Mohn ( Papaver somniferum ). §. 216. Abarten. Man bauet mehrere Abarten dieser Pflanze, welche sich durch die Farbe der Bluͤte, des Saamens und der Konstruktion der Kapseln unterscheiden. Der Mohn. Die Farbe der Bluͤte ist gleichguͤltig. Der Saamen ist von schwarzer und weißer Farbe; einige halten den schwarzen, andere hingegen den weißen fuͤr eintraͤg- licher. Der weiße soll indessen annehmlicher im Geschmacke des Saamens selbst, und auch des daraus bereiteten Oeles seyn. Man haͤlt den fuͤr den besten, dessen Koͤpfe, wenn sie reifen, eine blaͤulichte Farbe bekommen. Wichtiger ist die Konstruktion der Kapseln, indem es eine Art giebt, deren Deckel sich, wenn er reif ist, von selbst abloͤst, so daß der Saamen dann ausge- schuͤttet werden kann; eine andre, wo er sitzen bleibt und der Kopf geoͤffnet werden muß. Die erstere paßt sich sehr gut zum Anbau im kleinen, wo man die einzeln reifenden Koͤpfe forgsaͤltig abschneidet und sie in Saͤcken sammelt, aber durchaus nicht zum Anbau im Großen, wo man das ganze Mohnfeld auf einmal ab- ernten will. §. 217. Der Mohn erfordert einen reichen, humosen und sorgfaͤltig bearbeiteten Bo- Boden. den. Bei dem Feldbau waͤhlt man daher das vorzuͤglichste, in Dung erhaltene, reinste und gegen Winde etwas geschuͤtzte Land dazu aus. Es muß schon im Jahre zuvor zubereitet und geduͤngt seyn, weil der Mohn bei fruͤher Aussaat am sichersten geraͤth. §. 218. Man saͤet ihn gern schon im Maͤrz, auch selbst auf dem Schnee, wenn die- Aussaat. ser das Land eben und gleichmaͤßig bedeckt hat, welche Aussaat besonders gut ge- deihen soll. Er wird nur sehr duͤnne ausgesaͤet, und erfordert daher einen Saͤemann, wel- cher die Behandlung eines so feinen Saamens gaͤrtnermaͤßig erlernt hat. Ein Pfund ist schon uͤberfluͤssig auf einem Morgen; wenn man jedoch die Pflanzen nachher verduͤnnt, so kann es nicht schaden, wenn er dichter laͤuft. §. 219. Dieses Verduͤnnen beim Jaͤten oder Behacken bleibt immer unumgaͤnglich Vegetation. noͤthig, wenn man vollkommenen Mohn haben will. Die Pflanzen duͤrfen nicht dichter als auf 6 Zoll aneinander stehen bleiben. Ja, wenn man einen recht kraͤf- tigen und gegen den Wind geschuͤtzten Boden hat, so erhaͤlt man ohne Zweifel den hoͤchsten Ertrag, wenn sie auf 1 Fuß Entfernung gesetzt worden sind. Sobald Oelgewaͤchse. der Mohn zu dichte steht, bekommt er nur kleine winzige Koͤpfe, die sehr wenig und auch in der Qualitaͤt schlechten Saamen enthalten. Durch das Behacken mit dem Karst wird dieses weit besser, als durch das Ausziehen der Pflanzen und des Unkrauts bewirkt, wenn man anders Arbeiter hat, die hierin einigerma- ßen geuͤbt sind. Denn es wird die Erde zugleich gelockert und etwas an die aus- gesonderten Pflanzen herangezogen. Das Behacken oder Jaͤten muß auch zum zweitenmale wiederholt werden, wenn es zum erstenmale nicht wirksam genug geschehen ist, oder sich neues Unkraut wieder einfindet. Man saͤet den Mohn sehr haͤufig unter Moͤhren, und da diese, nachdem der Mohn aufgezogen worden, noch zwei Monate zum Wachsen haben, so ist es aller- dings, um das Feld moͤglichst hoch zu benutzen, ganz vortheilhaft. Aber auf die volle Wirkung jenes Behackens, und des regulairen Aussetzens des Mohns und der Moͤhren selbst muß man alsdann Verzicht leisten, welches doch zu dem hoͤch- sten Ertrage leider so noͤthig ist. §. 220. Ernte. Die Zeit der Reifung im August muß wohl wahrgenommen werden, und da sie gerade in der geschaͤftsvollen Erntezeit einfaͤllt, so macht dies den Anbau des Mohns in großen Wirthschaften schwierig. Wenn er indessen nur gleichzeitig reift, was man durch eine fruͤhere Saat und gehoͤrige Aussetzung mehrentheils erreicht, so ist die Arbeit an sich nicht groß. Er darf nicht uͤber die Reife stehen, weil lhm Kraͤhen, Sperlinge und Maͤuse — welche letztere, um zu den Koͤpfen zu gelan- gen, ihn unten abfressen und niederwerfen — vorzuͤglich nachgehen, und er darf auch nicht unreif abgebracht werden, weil sonst der Saamen einen widrigen und bittern Geschmack bekommt, und sich das Oel nicht vollstaͤndig darin ausbildet. Er wird sodann uͤber der Erde abgeschnitten, oder auf lockerem Boden noch leichter aufgezogen, mit Strohbaͤndern oberwaͤrts in kleine Bunde gebunden, und bald eingefahren. Man hauet die Sturzenden so lang wie es angeht ab, und setzt die Bunde an einem luftigen Orte unter Dach, um sie voͤllig abtrocknen zu lassen. §. 221. Die Mohnkoͤpfe werden alsdann gewoͤhnlich Stuͤck vor Stuͤck geoͤffnet, und ausgeschuͤttet, welches aber, wenn man nicht unvermoͤgende alte Leute und Kinder Der Mohn. dazu etwa brauchen kann, in andern um diese Zeit einfallenden Geschaͤften nach- theilig stoͤrt. Bei dem Anbau im Großen drischt man ihn daher haͤufiger aus, oder schneidet ihn auf einer Haͤcksellade, und reinigt ihn dann durch Wnrfeln , Schwingen, und auf einer Staͤubemuͤhle. Der rein gemachte Saamen wird dann auf einem dicht gedielten Boden, oder wenn man diesen nicht hat, auf einem Segeltuche ausgebreitet, anfangs haͤufig ge- ruͤhrt, und erst, nachdem er voͤllig abgetrocknet ist, in Tonnen aufbewahrt. §. 222. Der Mohnbau kann, wenn man Absatz dafuͤr hat, oder ihn zum Oelschla- Ertrag. gen gehoͤrig zu benutzen weiß, eine der eintraͤglichsten Produktionen seyn. Man kann vom Morgen bei guter Kultur 9 bis 10 Schfl. gewinnen, und 1 Schfl. giebt 24 Pfd. gutes Oel. Dieses Oel, besonders der erstere Theil desselben, welcher fast kalt geschlagen wird, und den man beim Schlagen zerschnittene Aepfel zumischt, ist ohne Zweifel das reinste und angenehmste Speiseoͤl unter allen. Es steht nur dem feinsten italienischen Olivenoͤle nach, uͤbertrifft aber das schlechtere, und der specifische Geschmack des Olivenoͤls kann ihm durch eine kleine Zumischung von feinem Provenceroͤle gegeben werden. Haͤufig aber hat man auch Gelegenheit, den Saamen zu verkaufen, und erhaͤlt gern 1 Friedrsd’or fuͤr den Scheffel. Bei die- sem hohen Ertrage ist dennoch der Anbau bei manchen Wirthschaftsverhaͤltnissen so schwierig, daß ein groͤßerer Landwirth Bedenken tragen muß, sich damit im Gro- ßen zu befassen. §. 223. Von andren Oelgewaͤchsen, deren oͤlgebender Saamen nur als Nebennutznng zu betrachten ist, wie Hanf, Lein und Taback, wird in der Folge die Rede seyn. Noch anderer, deren Kultur nur gartenmaͤßig betrieben wird, erwaͤhne ich hier nur, z. B. der Sonnenblume ( Helianthus annuus ). Ihr Saamen giebt aller- dings ein sehr gutes Speiseoͤl, und der Ertrag desselben kann ansehnlich seyn. Die Einerntung und Aufbewahrung der Fruchtboͤden hat aber so große Schwierigkeiten, daß man diesen Anbau dem Landwirthe nicht empfehlen kann, sondern dem Gaͤrt- ner, welcher diese Pflanze hier und da zweckmaͤßig einschalten kann, uͤberlassen muß. Denn sie geraͤth immer besser, wenn sie einzeln, als wenn sie zusammengedraͤngt auf einem Felde steht. Gespinnstpflanzen. Auch die Kuͤrbisse sind um des Saamens willen, der wohlschmeckendes aber weniges Oel giebt, anzubauen empfohlen worden. Ihr Anbau uͤberhaupt wird aber der Gaͤrtnerei uͤberlassen. Auch erwaͤhne ich noch des Hederichsaamens, sowohl des Ackerrettigs als des Ackersenfs, welche zwar kein Landwirth dazu anbauen wird, ihn aber nur zu haͤu- fig unter seinen Fruͤchten erntet, und den er durch sorgfaͤltige Absonderung zum Oele benutzen kann. Die Gespinnstpflanzen . §. 224. Ueber den Leinbau und die Behandlung des Flachses haben wir in allen landwirthschaftlichen Hand- und Lehrbuͤchern nicht nur, sondern auch in vielen besonderen Schriften so aus- fuͤhrliche Anweisungen, die auch im Verhaͤltnisse mit dem Werthe der Schriftstel- ler uͤberhaupt gruͤndlich und klar genug sind, daß es mir uͤberfluͤssig scheint, diese Materie nochmals ausfuͤhrlich und in allen ihren Momenten vorzutragen. Ueber- dem ist auch die Manipulation des Leinbaues und der Flachsbereitung einem jeden praktischen Landwirthe genugsam bekannt, und was die letztere anbetrifft, kann sie leichter und besser bei eigner Ansicht erlernt werden, als es durch woͤrtlichen Vor- trag moͤglich ist. Nach der Bestellung gehoͤrt endlich die uͤbrige Bearbeitung fuͤr das weibliche Geschlecht, und wird daher am besten auch der weiblichen Aufsicht uͤbertragen, welche in der Regel an dem Gedeihen des Flachses das hoͤchste In- teresse nimmt. Ich werde mich daher hier nur auf einige Hauptpunkte beschraͤn- ken, die meiner Ansicht nach theils nicht vollstaͤndig und klar genug behandelt sind, theils noch zweifelhaft scheinen. §. 225. Vortheile und Nachtheile desselben. Ueber die Vortheile und Nachtheile eines ausgedehnteren Leinbaues, sowohl bei dem groͤßeren wie bei dem kleineren Landwirthe, sind die Meinungen sehr ge- theilt. Wenn der eine darin mit Recht einen vorzuͤglichen Erwerbszweig findet, so leitet ein andrer nicht mit Unrecht das Herabsinken der Wirthschaft daher. Daß Der Leinbau. Daß der Lein besonders die aͤltere Dungkraft aus dem Acker sehr aussauge, daß er eine langweilige, beschwerliche, und in eine mit Geschaͤften uͤberhaͤufte Zeit fallende Arbeit erfordere, uͤber welche so leicht etwas fuͤr das Ganze der Wirth- schaft Wichtigeres verabsaͤumt wird, kann wohl nicht geleugnet werden. Wo also nach dem bisherigen Wirthschaftsbetriebe mit der Dungkraft und nach Maaßgabe einer schwachen laͤndlichen Bevoͤlkerung, mit der Arbeitsverwendung im Sommer sparsam verfahren werden muß, da kann eine betraͤchtliche Ausdehnung des Leinbaues unmoͤglich zutraͤglich seyn, wogegen man auf einem in Kraft gesetzten Boden, bei einer starken Duͤngerproduktion und geuugsamen, vorzuͤglich weiblichen Haͤnden damit ins Große gehen kann. Er wird dann vor andrem Handelsgewaͤchsbau vorzuͤglich zweckmaͤßig in sol- chen Gegenden betrieben, wo Spinnen und Weben ein Haupterwerb des Landvolks im Winter ist. Hier hat man haͤufig Gelegenheit, den Lein auf dem Felde stehend zu verkaufen, und so einen ansehnlichen klaren und baaren Gewinn daraus zu zie- hen, ohne die Sorge fuͤr Einerntung und Bearbeitung darauf verwenden zu duͤr- fen. Nicht unrichtig kann in manchen Faͤllen die Spekulation seyn, auf einem Landgute Spinnstuben und Weberstuͤhle zu errichten, um einer groͤßern Menge von Arbeitern, die man nur im Sommer zum Feldbau gebrauchen kann, im Winter bequemen Verdienst zu geben, und somit sich eine groͤßere und willigere Volks- menge zu verschaffen; wobei dann der Leinbau und die Flachsbearbeitung vermehrt werden muß, aber auch vermehrt werden kann. Tritt beides nicht ein, so scheint mir der Anbau mancher andern Handelsgewaͤchspflanzen vor dem des Leins Vor- theile zu haben, und dieser daher hoͤchstens nur auf eignen Bedarf beschraͤnkt wer- den zu muͤssen. §. 226. Der Lein liebt mehr einen lockern mit Sand gemengten, als strengen, thoni- Boden. gen Boden. Es muß diesem aber, was ihm an der Feuchtigkeitshaltung der Erde abgeht, durch die Lage ersetzt werden. Er muß dabei durchaus reich und kraͤftig von Natur oder durch alten Dungstand seyn; denn dieser kann ihm durch frischen Duͤnger schwerlich ersetzt werden. Uebermaͤßig geil darf er jedoch auch nicht seyn, weil er hier fruͤh zu Lager gehen wuͤrde. Vor allem ist ihm ein muͤr- ber mergelichter Boden zutraͤglich. Vierter Theil. Z Gespinnstpflanzen. §. 227. Sein Platz im Feldbau. In der Dreifelderwirthschaft hat man fast allgemein dem Lein seinen Platz in und statt der Brache angewiesen. Dies scheint mir der unangemessenste den er haben kann. Es haͤlt schwer, besonders bei dem Fruͤhlein, dem Acker die ange- messene Gaare vor der Einsaat zu geben, zumal wenn der Acker durch eine Folge von mehreren Fruͤchten verwildert und verkrautet ist. Besonders aber ist der Lein anerkannt eine nachtheilige Vorfrucht fuͤr das Wintergetreide, und jeder praktische Wirth rechnet schon auf einen merklichen Ruͤckschlag desselben. Ich wuͤrde ihn bei diesem Feldsysteme immer lieber in das Sommerfeld nehmen, welches leichter die gehoͤrige Gaare annimmt, wenn die vorhergehende Brache gut bearbeitet war. und noch Dungkraft genug hat, falls die Brache reichlich mit Mist befahren wurde. Dieser Acker muͤßte gleich nach Abbringung der Winterung flach gestoppelt oder nur gebaͤlket, und dann im Herbste tief gepfluͤgt werden. Schiene der Acker einer Nachduͤngung beduͤrftig, so wuͤrde ich den frischen Stallmist in der Winterzeit auf- fahren und auf den Acker streuen lassen, nachdem zuvor geegget worden. Dieser Mist bliebe bis zu einer trocknen Zeit im Fruͤhjahre liegen, und es wuͤrde als- dann das strohige abgeharkt, oder was im Großen leichter ist, mit einem pferde- bespannten Getreiderechen in Kaͤmme zusammengezogen, und zu andern Behuf abgefahren. Hierdurch wuͤrde der Acker die dem Lein angemessene Geile erhalten, ohne durch den Strohmist bollig zu werden. Statt dessen kann allerdings auch ein Hordenschlag eintreten. Der Acker wird dann stark ausgruͤnen, aber vorzuͤg- lich muͤrbe seyn, und kann nun mit einer Furche zur Saat vorbereitet werden. Nach dem Lein werden im folgenden Jahren Erbsen sehr gut gedeihen, und die Winterung nach selbigen wird diejenige uͤbertreffen, die man unmittelbar nach dem Lein baut; wenn man es nicht vorzieht, unter den Lein Klee zu saͤen, der unter keiner Frucht naͤchst dem Buchweizen besser gedeiht, wie unter dem Lein. Aber der Lein geraͤth auch nach dem Klee vorzuͤglich, und zwar auf einer Furche, noch besser sogar, wenn dieser zwei Jahre gelegen hat. Man bricht die Kleestoppel im Herbst oder Fruͤhjahre sorgfaͤltig und nicht gar zu flach um, egget und walzt sie. Vor der Leinsaat egget man den Acker scharf auf, oder was wirk- samer ist, man uͤberzieht ihn mit dem Exstirpator, egget dann den Lein unter, und walzt. Jene Duͤngungsart kann man, wenn man sie dem Leine noͤthig haͤlt, auch Der Leinbau. hier anwenden, noch wirksamer aber wird eine schwache Kalk- oder Seifensieder- aschen-Duͤngung, oder eine Ueberstreuung mit Federvieh- besonders Taubenmist seyn. Nach Huͤlsenfruͤchten, besonders Erbsen, soll dagegen, zufolge der Bemerkun- gen der Belgier, der Lein schlecht gerathen. Nach behackten und stark geduͤngten Fruͤchten wird der Lein sehr gut, auch bauet man ihn vortheilhaft nach Hanf; aber umgekehrt ist es das Gegentheil. §. 228. Ganz besonders aber paßt sich der Leinbau auf einem kraͤftigen Neubruch, oder auf Land, was sehr lange zu Grase gelegen hat, und ich glaube, daß man dieses in der ersten Tracht kaum vortheilhafter benutzen koͤnne. Es muß tiefer oder flacher nach der Dicke des Rasens abgeschaͤlt, und dieser gut und vollstaͤndig umgewandt werden, weswegen man an rauhen Stellen mit Forke und Spaten zu Huͤlfe kommen muß. Es kann spaͤt im Herbst, oder im ersten Fruͤhjahr gesche- hen; man walzt oder egget sogleich, damit das Gras nicht durchschlage. Zur Saatzeit wird dieser Acker scharf aufgeegget, der Lein gesaͤet, wieder eingeegget und gewalzt. Ich habe nie kraͤftigern, hochstaͤmmigern und dabei sich aufrecht erhaltendern Lein gesehen, wie auf solchem Neubruch, und dazu kommt der große Vortheil, daß man ihn nicht zu jaͤten noͤthig hat. Es schlagen hoͤchstens die Wurzeln einiger zaͤhern wilden Pflanzen wieder aus, die man leicht aussticht. Unter dem Lein wird der Rasen so muͤrbe, daß man ihn nachher, wenn man will, mit einer Furche zur Winterung bereiten kann. Auf einem kraͤftigen Neubruch habe ich auf die Weise sehr guten Weizen nach dem Lein gebaut, weil der Rocken in dem vor- hergehenden Jahre bei einer gleichen Behandlung eines aͤhnlichen Neubruchs sich lagerte. Ich wuͤßte keine andre Frucht, unter welcher man zaͤhen Rasen so leicht gaar machte. Wenn ich nicht Neubruch habe, raͤume ich bei meinem Ackersysteme dem Lein nur diejenigen Sinken im Winterungsfelde ein, wo ich eine Auswaͤsserung der Winterung besorgen muß, oder wo sie wirklich erfolgt ist. Sind diese Flecke klein, so wende ich die Kosten daran, sie mit dem Spaten umgraben zu lassen, und gebe ihnen kurz vor der Bestellung eine schwache mit Kalk versetzte Kompostduͤngung, mit welcher der Saamen eingeegget wird, und so gewinne ich meinen Flachsbedarf Z 2 Gespinnstpflanzen. reichlich, ohne ihm nutzbareren Boden zu geben, und erhalte diese sonst so leicht versaͤurenden und mit Binsen und Seggen sich uͤberziehenden Plaͤtze in Kultur. Der Lein ertraͤgt es aber durchaus nicht, daß er schnell auf dasselbe Land zu- ruͤckkehre. Man haͤlt wenigstens eine Zwischenzeit von 9 Jahren noͤthig, selbst da, wo man ihn am haͤufigsten und mit dem groͤßten Erfolge bauet, wie in Belgien. §. 229. Saamen. Man hat es als eine unerlaͤßliche Bedingung zum guten Leinbau angenom- men, daß man alle drei oder hoͤchstens alle vier Jahre den Saamen erneuern, und zu dem Ende rigaischen Leinfaamen, welcher in Liefland, Kurland und Lit- thauen erzeugt wird, nehmen muͤsse. Die Erfahrung lehrt es allerdings, daß un- ser Saamen sich verschlechtere, und immer niedrigern, besonders sich zu fruͤh in Aeste theilenden Flachs gebe. Man ist daher gezwungen, diesen theuren Saa- men, der die Tonne zu 2 Scheffel 18 bis 22 rthlr. kostet, von Zeit zu Zeit anzukaufen, wogegen man den selbst gewonnenen den Scheffel mit 3 oder 4 rthlr. bezahlt. Es ist aber wahrscheinlich nicht das Klima oder der Boden, welcher den Ruͤckschlag unsres Leinsaamens bewirkt, sondern die wenige Aufmerksamkeit, welche wir auf die Saamenerzeugung verwenden. Wir lassen den Saamen nicht zur Reife kommen, riffeln ihn dann gleich ab, und koͤnnen dann auf keine Weise verhuͤten, daß er sich etwas brenne, und seine gelbliche Farbe in eine braune ver- wandle. In jenen oftseeischen Gegenden, wo der Saamenverkauf einen betraͤcht- lichen Erwerbszweig ausmacht, gehet man aber weit vorsichtiger damit um. Man saͤet den zum Saamen bestimmten Lein weit duͤnner, mehrentheils auf abgebrann- ten Neubruch, laͤßt ihn voͤllig reifen, und opfert die Feinheit des Flachses der Guͤte des Saamens auf. Dann schneidet man die Saamenstengel eine Spanne lang ab, und windet solche mit Bast schraubenfoͤrmig um eine Stange, stellt diese Stangen auf, laͤßt ihn so nachreifen und voͤllig trocknen, und drischt ihn sodann erst ab. So behaͤlt der Saamen seine gelblichte Farbe, seinen Glanz nnd seinen eigenthuͤmlichen frischen Geruch, und giebt dann kraftvollere Pflanzen. Es hat wohl keinen Zweifel, daß, wenn wir dieses Verfahren nachahmten, wir eben so guten Leinsaamen erziehen, und jenes kostbaren Ankaufs uͤberhoben seyn koͤnn- ten. Auch ist es der Erfahrung nach rathsam, den Leinsaamen zwei Jahr alt werden zu lassen; er soll nach einigen um desto besser seyn, je aͤlter er geworden ist. Der Leinbau. §. 230. Man hat zwei Sorten von Lein: den Klang- oder Springlein , der so Abartest. genannt wird, weil seine reife Saamenkapsel durch die Sonnenhitze mit einem Ge- raͤusch aufspringt. Er giebt feinern, weichern, aber kurzen Flachs. Dann den Droͤsch- oder Schließlein , der ausgedroschen werden muß. Der letztere wird hier nur gewoͤhnlich gebauet, weil man den erstern nicht fuͤr vortheilhaft haͤlt. Der Unterschied von Fruͤhlein, Mittellein und Spaͤtlein haͤngt aber bloß von der Saat- zeit ab, und der Saamen ist gleicher Art. Der fruͤhe und mittlere pflegt im Durchschnitt sicherer zu seyn. Indessen bauet man nur den spaͤten in manchen Ge- genden und Wirthschaften bloß aus der Ursach, weil feine Ernte erst nach der Ge- treideernte einfaͤllt, und man in dieser nicht gestoͤrt seyn will. §. 231. Die uͤbrige Behandlung des Leins uͤbergehe ich als bekannt, und weil ich Das Roͤtten. nur wiederholen koͤnnte, was schon hundertmale gesagt ist; doch muß ich der Wi- derspruͤche uͤber den Vorzug der Thauroͤtte oder der Wasserroͤtte erwaͤhnen. Die erstere ist sicherer, erfordert aber eine lange Zeit, besonders wenn sehr trockne Witterung eintritt. In dem trockenen Nachsommer von 1810 wollte es durchaus nicht damit gehen, und man war doch genoͤthigt, die Wasserroͤtte zu Huͤlfe zu neh- men, oder den Flachs oft zu begießen. Die Wasserroͤtte geht schnell, erfordert aber eine große Aufmerksamkeit und Sorgfalt, wenn der Flachs dabei nicht Scha- den nehmen soll. Nicht allenthalben hat man das gehoͤrige Wasser dazu; sie fuͤllt die Luft mit einem faulen Gestanke, und das Wasser mit fauler Materie an, welche die Fische toͤdtet. Man muß diese Vorrichtungen doch unter weibliche Direktion geben, welche nicht gern von der angenommenen Gewohnheit abgeht, und man thut daher am besten, bei derjenigen Methode zu bleiben, welche in der Gegend eingefuͤhrt ist. Beim Abdreschen sondert der Landwirth den Saamen ab in den besten, welcher zur Einsaat aufbewahrt wird, in den mittleren, welchen man zum Oel- schlagen gebraucht, und in den schlechten, der am vortheilhaftesten zur Viehfuͤt- terung benutzt wird. Gespinnstpflanzen. §. 232. Ausdaurender Lein. Der perennirende Lein, Linum perenne, eine spezifisch verschiedene Pflan- zenart, ist von einigen sehr empfohlen worden, und scheint große Vorzuͤge zu haben, die darin bestehen, daß er mehrere Jahre ausdauert — ich habe ihn 6 Jahre in voller Kraft erhalten — und viel hoͤhere und staͤrkere Stengel hat. Allein der Bast ist schwer zu trennen und er giebt nur einen groben und brau- nen Flachs, weswegen er nirgends fortdauernd Beifall gefunden hat. Der Hanf, Cannabis sativa, §. 233. gehoͤrt zu den Pflanzen, bei welchen das maͤnnliche und weibliche Geschlecht getrennt ist. Die maͤnnliche Pflanze wird Fimmel, Baͤstling, Haͤnfinn (eigent- lich wohl Haͤnfling) auch Hanfhahn genennt; die weibliche schlechthin Hanf, auch Hanfhenne. Eine vorzuͤgliche Abart des Hanfes ist der elsasser oder straßburger Hanf, der einen Stengel von 8 Fuß treibt. Er ist wahrscheinlich nur durch Kultur zu dieser Hoͤhe gebracht, indem man die Pflanzen, wovon man den Saamen nehmen will, sorgfaͤltig behandelt und geraͤumig erzieht. Er ist aber bei die- ser Hoͤhe den Beschaͤdigungen von Sturmwinden sehr unterworfen, und es ist also noch nicht entschieden, ob er fuͤr das Klima des nordoͤstlichen Deutsch- lands vortheilhaft seyn werde. §. 234. Boden. Der Hanf verlangt noch mehr wie der Lein einen kraͤftigen, humusrei- chen Boden, der eine feuchte Lage hat, und dabei locker ist. Abgewaͤsserte, jedoch nicht torfige Bruͤcher, abgelassene moddrige Teiche passen sich vorzuͤglich zu seinem Anbau, und er giebt hier mehrentheils einen sehr hohen Ertrag. Nur auf lockerem Niederungsboden pflegt er in den ganzen Ackerumlauf zu kommen. Auf Hoͤheboden ist er wenigstens ohne sehr großen Duͤngeraufwand nicht von erheblichen Ertrage, es sey denn, wie gesagt, an einzelnen niedrigen schwarzen Stellen; daher ist sein Anbau manchen Gegenden ganz fremd. Auf angemessenem Boden kann er mehrere Jahre nach einander gebaut werden. Der Hanf. §. 235. Ist der Boden nicht an sich locker, so muß oft, wenigstens vier Mal, Bestellung. schnell hintereinander und tief, dazu gepfluͤgt werden. Auf feuchtem Boden ist ihm der hitzigere Schaaf- und Pferdemist am zutraͤglichsten. Wenn man ihn aber auf trocknerem Boden bauen wollte, wuͤrde er zergangenen Rindviehmist in starker Masse verlangen. Er wird von der Mitte Aprils bis Ende Mays auf die frische Pflug- furche gesaͤet, zu 1 bis 1½ Schfl. auf den Morgen, je nachdem man ihn groͤ- ber und staͤrker oder feiner haben will. Man nimmt gern eine feuchte Wit- terung wahr, und egget ihn dann ein. Vom Hanf haͤlt man den Saamen des vorigen Jahres besser, wie aͤltern, und wechselt nicht damit. §. 236. Er gehet schnell auf, waͤchst aͤußerst geschwind in die Hoͤhe, so daß er Vegetation. bald das Land beschattet, allem Unkraute zuvorkommt, und des Jaͤtens oder Behackens selten bedarf. Hierin besteht ein großer Vortheil seines Anbaues gegen den Leinbau. Nur der sogenannte Hanftoͤdter, Orobanche major und ramosa, waͤchst unter ihn an einigen Orten auf, und ist im Stande ihn voͤl- lig zu zerstoͤren. An andern Orten findet er sich gar nicht. In der Regel aber wird der maͤnnliche Hanf, nachdem er groͤßtentheils abgestaͤubet hat, und seine Spitzen gelb zu werden anfangen, ausgezogen, wel- ches man Fimmeln nennt. Gewoͤhnlich tritt der Zeitpunkt dazu Ende July oder Anfangs Augusts, also bei den dringendsten Erntegeschaͤften ein, welches die Sache beschwerlich macht, da sie viele Zeit wegnimmt. Dieser Hanf giebt aber, jetzt aufgezogen, das feinste Gespinnst, und man unterlaͤßt es deshalb ungern. Auch bekommen die stehend bleibenden weiblichen Pflanzen mehr Raum, um zu erstarken und mehreren Saamen auszubilden. Die uͤbrige Ernte und die Bereitung des Hanfes kommt der des Flach- ses ziemlich gleich. Doch hat man mehrere abweichende Methoden, die man in allen Anweisungen zum Hanfbau, in landwirthschaftlichen Handbuͤchern und besondern Schriften daruͤber, neuerlichst auch in Kaͤhlers schaͤtzbarem Handbuche fuͤr Landwirthe (Berlin, Realschulbuchhandlung.) findet. Gespinnstpflanzen. §. 237. Der Hanfbau im Großen kann dem groͤßern Landwirthe nur empfohlen werden, wenn er besonders dazu geeignete Grundstuͤcke besitzt, dabei arbeitende Haͤnde genug, oder ihn auf dem Felde zu verkaufen Gelegenheit hat. Der Hanf ist allenthalben ein unentbehrliches Beduͤrfniß zu den Seilen und der Saamen, den er reichlich giebt, ist sehr oͤlreich, der Absatz also immer sicher. In Wirthschaften, die nur zuweilen passenden Boden dazu haben, z. B. abgelassene Teiche, ist es rathsam, sich in einem solchen Jahre einen Vorrath auf mehrere anzubauen. Ich habe mir den reinen Ertrag eines Morgens Hanf, ungeachtet die Kosten hoͤher waren, wie sie seyn sollten, mehreremale auf 40 bis 50 rthlr. berechnen koͤnnen. Verschiedene andre zum Anbau vorgeschlagene Gespinnstpflanzen. §. 238. Die syrische Seidenpflanze, Asclepias syriaca, ward als ein vorzuͤgliches Gewaͤchs zur Gewinnung eines Suͤrrogats der Baum- wolle in den neunziger Jahren ungemein angeruͤhmt, und diese Substanz auch wirklich in verschiedenen Manufakturen, besonders zu Liegnitz, gebraucht. Da man aber seitdem nichts weiter daruͤber erfahren hat, obwohl die Konjunkturen einem Suͤrrogate der Baumwolle seitdem oft besonders guͤnstig gewesen sind, so ist billig zu bezweifeln, daß man den erwarteten Vortheil von dieser Pflanze erhalten habe. Ihr Anbau ist sonst aͤußerst leicht, und sie nimmt mit dem duͤrr- sten Sandboden bei einigem Duͤnger vorlieb. Die Brennnessel, Urtica dioica, §. 239. hat man zum Gespinnste sowohl, wie zum Futterkraute anzubauen, neuerlich wieder sehr dringend empfohlen. Man soll sie theils aus Saamen erziehen, theils durch Verpflanzung der Stoͤcke, und man ruͤhmt besonders von ihr, daß sie auf dem schlechtesten Boden, auf sandigen Anhoͤhen, zwischen Steinen, und an Die Brennnessel. an andern Plaͤtzen, die sonst ganz unbrauchbar sind, fortkomme. Dies ist mir besonders auffallend gewesen, da ich die Nessel nirgends zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe aufkommen sah, als an Stellen, die sehr reich an Humus waren. Es erklaͤrte sich mir aber, wie ich nachmals bei einem Lobpreiser der Nessel fand, daß man einige Zoll hoch fruchtbare schwarze Erde auf die Stelle fahren solle, wo man die Nessel anbauen will. Dem also, der seine fruchtbare schwarze Erde und die dazu erforderliche Arbeit nicht besser zu benutzen weiß, mag der Anbau dieses Gewaͤchses zum Gespinnst und zum Futterkraute zu empfehlen seyn. Auch sind noch manche andre Gewaͤchse, mehrere Arten der Malven , die binsenartige Pfrieme ( Spartium junceum und scoparium ), der Bergschotenweiderich ( Epilobium augustifolium ), auch die Hopfen- stengel u. s. w. zur Gespinnstbereitung vorgeschlagen worden, woruͤber ich ver- weise auf Herzers vollstaͤndige Geschichte der Benutzung vieler bisher noch un- benutzter deutscher Woll- und Seidengewaͤchse, Regensburg 1794. Vorerst werden wir uns wohl mit dem Lein- und Hanfbau begnuͤgen. Die Weberkarde, Kardendistel, Dipsacus fullonum, §. 240. finde hier ihren Platz, weil sie in den Tuchfabriken hoͤchst nutzbar ist, und von ihnen so gesucht wird, daß ihr Anbau dem Landwirthe unter manchen Lokalitaͤ- ten vortheilhaft seyn kann. Dies Gewaͤchs waͤchst auch in Deutschland wild, aber das wildwachsende kann nicht zum Kratzen gebraucht werden, indem die Stacheln seiner Koͤpfe ge- meiniglich keine hakenfoͤrmige Spitze haben, welche sie durch die Kultur annehmen. Man saͤet den Saamen im Fruͤhjahre. Im ersten Jahre schießen die Pflan- zen nicht in die Hoͤhe. Sie werden gewoͤhnlich im Julius versetzt, in einem Abstande von 1½ bis 2 Fuß. Im folgenden Jahre treiben sie 4 bis 6 Fuß hohe Stengel. Am Ende der Stengel und Zweige entspringen die eirunden Blu- menkoͤpfe, welche mit langen Stacheln besetzt sind, zwischen denen roͤthliche Blu- men hervorkommen. Wenn alle Bluͤten aufgebrochen sind, schneidet man die Koͤpfe so ab, daß noch 1 Fuß langer Stengel daran sitzen bleibe. Sie werden Vierter Theil. A a Farbepflanzen. dann auf einem luftigen Boden getrocknet und in Buͤndeln, deren jedes hun- dert enthaͤlt, zusammengebunden; und so kann die Pflanze zwei Jahr benutzt werden. Es ist bei dieser Pflanze dasselbe zu erinnern, was oben uͤber die Handelsgewaͤchse im Allgemeinen gesagt worden. Die Farbepflanzen . §. 241. Der Krapp, die Faͤrberroͤthe ( Rubia tinctorum ). Sie ist im suͤdlichen Europa zu Hause, aber kultivirt in unserm Klima ausdauernd. Die Wurzeln, deren man sich so haͤufig zum Faͤrben bedient, haben die Dicke eines Gaͤnsekiels, und sind oft 2 bis 3 Fuß lang. Sie bestehen aus Gelenken oder Absaͤtzen, an denen sie sehr fasrig sind, haben eine fleischigte, außen dunkelrothe, nach innen aber blaßrothe Substanz, und treiben oben viele Nebenwurzeln, die sich wagerecht unter der Erde sehr ausbreiten, und im Fruͤh- jahr neue Schoͤßlinge hervorbringen. Das Kraut stirbt gegen den Winter ab. Die Stengel werden etliche Fuß hoch, tragen ovale Blaͤtter, die sternfoͤrmig um sie herumstehen. Die Bluͤten sind gelb, und stehen in einem aͤstigen Strauße. §. 242. Anbau nach der gewoͤhnli- chen Art. Die Pflanze kann aus Saamen gezogen werden; es geht aber schneller durch die im Fruͤhjahr austreibenden Schoͤßlinge. Wiederholt auf letzte Art an- gezogene Pflanzen scheinen die Neigung zu verlieren, Saamen anzusetzen. Eine Erfrischung aus Saamenpflanzen halten einige Krappbauer von Zeit zu Zeit fuͤr nuͤtzlich. Der Krapp erfordert einen lockeren, feuchten, im starken Duͤngungsstande sich befindenden, und wieder frisch geduͤngten Boden. Es wird dazu gegraben oder gar rajolt, oder oft, und wenigstens einmal, so tief als moͤglich, gepfluͤgt. Die Pflanzen werden in Reihen, etwa zwei Fuß auseinander in Verband eingelegt; zwischen drei oder vier Reihen wird aber ein doppelt so großer Zwi- Der Krapp. schenraum gelassen. Diese Zwischenraͤume werden, nachdem die Pflanzen an- gewachsen sind, ausgeschaufelt, und die Erde zwischen die Pflanzen geworfen, so daß nun das Feld in erhoͤhete Beete und vertiefte Steige getheilt wird. Die Pflanzung geschiehet gewoͤhnlich im Mai. Da die Pflanzen im er- sten Jahre schwach bleiben, so benutzen manche die Zwischenraͤume mit andern Gewaͤchsen. Bei eintretendem Winter bedeckt man das Beet mit Mist. Dieser wird aber im Fruͤhjahr wieder abgeharkt und flach in den Steig vergraben. Die Pflanzen treiben nun erstarkt hervor, und die Beete werden durch Hacken und Jaͤten f ein und locker erhalten. Im dritten Fruͤhjahre werden die Steige wieder ausgestechen, und die aus dem Miste entstandene fette Erde uͤber das Beet verbreitet; kurz auf eben die Weise, wie es bei Spargelbeeten zu ge- schehen pflegt. Vor Winter werden dann die Wurzeln aufgenommen. Einige nehmen sie zwar schon im zweiten Jahre auf. Das geht aber nur auf ungemein kraͤf- tigem Boden an, und die Wurzeln erhalten dann doch nie die Groͤße, und auch nicht die Guͤte, welche die dreijaͤhrigen haben, weswegen sie nicht gern Abnehmer finden. So wird, vielleicht mit einigen Abaͤnderungen, der Anbau des Krapps gewoͤhnlich betrieben. §. 243. Ich habe aber fast dieselbe Methode, welche Schwerz, Belgische Land- Verbesserte Methode. wirthschaft Bd. II. S. 203., angiebt, schon fruͤher mehreren Krappbauern empfohlen, und sie ist von ihnen mit dem groͤßten Vortheile ausgefuͤhrt. Wir sind aber, wie ich nachher gesehen habe, beide nicht die ersten Erfinder davon sondern der Pfarrer Christ hat sie schon in seinen Unterricht von der Landwirthschaft Frankfurt am Main 1781 empfohlen. „Wenn man die Vortheile erwaͤgt, sagt er S. 464, welche die Tullische Bauart hat, so wird man sogleich einsehen, daß sie sich zu keinem Gewaͤchs in der Welt besser schickt, als zum Krappbau.” Das Abpfluͤgen von den Reihen, so wie er es nach Tullischer Art beschreibt, scheint mir aber bedenklich. A a 2 Farbepflanzen. Meine Methode, wenn ich Krapp bauete, wuͤrde folgende seyn: Nach- dem der Acker vollkommen rein, klar und tief vorbereitet worden, werden mit dem doppelten Streichbretts-Pfluge auf 3 Fuß Entfernung Furchen gezogen, und die Pflanzen auf den entstandenen schmalen Beeten in der Mitte einge- legt. So wie sie herangewachsen sind, werden die Furchen mittelst weiterer Spannung dieses Pfluges in staͤrkerer Vertiefung weiter ausgearbeitet, und meh- rere Erde an die Pflanzen gebracht, und dies wird noch einmal wiederholet. Vor Winter wird das ganze Feld — wenn es nicht von Natur sehr kraͤftiger Boden ist — mit schon ziemlich zergangenem Mist, der groͤßtentheils in die Furchen fallen wird, bestreuet. Im folgenden Fruͤhjahre wird er durch densel- ben Pflug an und auf dem Beete gestrichen. Nicht alle Handarbeit wird da- durch erspart, aber sie wird ungemein vermindert werden. Ein vorsichtiges Behacken und Bekratzen in den Reihen bleibt noͤthig, und bei demselben wird Erde in die Furchen gezogen; diese streicht dann aber der Pflug wieder her- auf. Sind im dritten Jahre die Furchen breit und die Beete erhoͤhet genug, so bedient man sich zur Reinigung der Furchen nur des Schaufelpfluges. Daß diese Methode den guten Erfolg habe, den Christ davon ahnet, und Schwerz davon ruͤhmt, wird keiner bezweifeln, der diese Kulturart bei an- dern Pflanzen kennt. Besonders wird sie dann das Ausnehmen der in einer Reihe und Direktion liegenden Wurzeln sehr erleichtern, und das wird ohne Zweifel, nach Schwerzens Erfahrung, auch mit einem Pfluge sehr gut gesche- hen koͤnnen. §. 244. Behandlung nach der Ernte. Der Krapp muß dann an einem luftigen, jedoch beschatteten Orte getrock- net werden, am besten auf Horden, wie in einen Ziegelschoppen. Die weitere Bereitung gehoͤrt nicht fuͤr den Landwirth, oder er muß zu- gleich Fabrikant seyn. Wer fuͤr den Krapp in diesem getrockneten Zustande keinen sicheren Abnehmer weiß, darf ihn nicht bauen, wenn er keine Krapp- muͤhle hat. Um eine groͤßere Krappanlage zu machen, ist es noͤthig, sich die Setzlinge erst zu erziehen. Sie in der erforderlichen großen Menge von einem andern Orte herbei zu schaffen, wuͤrde zu schwer fallen. Der Waid. So eintraͤglich der Krappbau seyn kann, wenn er einmal gehoͤrig organi- sirt ist, so muß das, was uͤber den Handelsgewaͤchsbau uͤberhaupt gesagt wor- den ist, hierbei vor allen erwogen werden. Er findet fast nur bei einem Ue- berflusse von Duͤnger statt. Auch paßt er in keine gewoͤhnliche Feldrota- tion, wegen seiner drei- oder mindestens zweijaͤhrigen Dauer, und er muß so eingerichtet werden, daß alljaͤhrig ein Feld zur Ernte komme. Der Waid ( Isatis tinctoria ). §. 245. Der Anbau dieser Pflanze war vormals in Deutschland, besonders in Dessen Anbau uͤberhaupt. Thuͤringen, sehr betraͤchtlich, und ward schon im 13ten Jahrhundert um Er- furt betrieben. Er machte einen großen Handelszweig aus, und bewirkte den Wohlstand verschiedener Provinzen und Staͤdte, die sich Waid-Handelsstaͤdte nannten. In der Mitte des 16ten Jahrhunderts aber lernte man den aus Ostindien kommenden Indigo kennen, dessen Gebrauch sich im 17ten Jahr- hundert verbreite, und den Waid verdraͤngte. Zwar erkannte man das Uebel, und setzte harte Geld- und Leibesstrafen auf den Gebrauch jener Teufelsfarbe, wie man den Indigo nannte. Allein diese Handelspolizei-Maaßregeln hatten denselben Erfolg, wie alle aͤhnliche: das Uebel aͤrger zu machen. Die Manu- fakturisten und Faͤrber behaupteten nun, daß sie ohne Indigo gar nicht beste- hen koͤnnten, und daß 1 Pfd. Indigo so viel wie 3 Ctr. Waid faͤrbe. Man setzte den Waid in so uͤblen Ruf, daß nun die Faͤrber ihn anzuwenden sich schaͤmten, und lauter Indigo zu brauchen vorgaben; obwohl sie, wie man versichert, den Waid noch in der Stille anwandten. Der Waidbau wird seitdem aber nur noch hoͤchst einzeln betrieben. Jetzt, wo uns Beduͤrfniß aufs neue zu ihm hinleitet, faͤngt man wieder an, groͤßere Aufmerksamkeit darauf zu wenden, und es ist wahrscheinlich, daß sich die Kunst, aus dieser Pflanze einen dem indischen gleichkommenden Indigo zu bereiten, bewaͤhren und verbreiten werde. Dann kann dieser Bau unter den bei den Handelsgewaͤchsen angefuͤhrten Bedingungen allerdings wieder vor- theilhaft fuͤr den Landwirth werden. Farbepflanzen. §. 246. Abarten. Wir haben zwei Abarten des Waids: den in Deutschland gebraͤuchlichen und einen der in Languedoc erbaut wird. Der letztere soll betraͤchtliche Vorzuͤge vor dem erstern haben, und doch auch in Deutschland fortkommen. Entdeckung der in Deutschland noch unbekannten aͤchten, zahmen Waid- pflanze, nebst Nachricht uͤber den Unterschied dieser und der thuͤringschen (von Otto). Frankfurt 1794. §. 247. Die Stengel des Waids werden 3 bis 3½ Fuß hoch, sind fingersdick, und in mehrere mit Blaͤttern besetzte Aeste getheilt. Die Blaͤtter des Stengels umfassen diesen, sind pfeilfoͤrmig, spitzig, schwach eingezackt und blau angelaufen; die Blumen sind gelb, und bilden an der Spitze der Stengel Rispen. Boden und Anbau. Er erfordert einen guten, in kraͤftigem Duͤnger stehenden, sorgfaͤltig und rein bearbeiteten Acker. Er wird entweder im Fruͤhjahre, oder was besser ist, Ende Augusts und Anfangs Septembers per Morgen etwa zu 4 bis 5 Metzen ausgesaͤet. Die Herbstaussaat leidet wohl zuweilen, aber selten, im Winter, giebt aber einen bei weitem staͤrkeren Ertrag, wie die Fruͤhjahrsaussaat. Wenn die Pflanzen im Herbste stark heranwachsen sollten, so maͤhet man sie ab, und be- dient sich dieser Schroͤpfe in der Regel nur zur Viehfuͤtterung. Im Fruͤhjahr muß er durch das Hacken nicht nur vom Unkraute gereinigt, sondern auch so ver- einzelt werden, daß alle Fuß hoͤchstens nur eine Pflanze stehen bleibe. Es wuͤrde die Arbeit ohne Zweifel sehr erleichtern und Saamen ersparen, wenn man ihn in Reihen saͤete, und mit der Pferdeschaufel bearbeitete. §. 248. Ernte und Behandlung. Wenn die Blaͤtter eine Spanne lang sind, und die Bluͤten ausbrechen wol- len, so stoͤßt man den Stengel uͤber der Wurzel ab, und nimmt die groͤßern Blaͤtter weg. Es treiben nach einigen Wochen neue Blaͤtter, welche man eben- falls sammlet. Dies wiederholt man so lange, als der Wachsthum der Pflan- zen dauert und nimmt von dem Winterwaid zuweilen vier Ernten. Andre begnuͤgen sich mit drei Ernten, um die Blaͤtter so viel groͤßer werden zu lassen. Auf gutem Boden erntet man im Durchschnitt 150 Centner frische Blaͤtter. Der Wau. Die abgenommenen Pflanzentheile werden abgewaschen und schnell an der Sonne getrocknet oder vielmehr nur abgewelkt. Sie kommen sodann gleich auf die Waidmuͤhle: einen Trog, in welchem ein starkes mit eisernen oder hoͤlzernen Kuppen versehenes Rad umlaͤuft, und die Masse zerquetscht. — Ist dies ge- schehen, so bildet man im Freien Haufen daraus, die man bedeckt, um sie vor dem Regen zu schuͤtzen. Nach 8 bis 12 Tagen oͤffnet man die Waidhaufen, zer- reibt die Masse und mischt das Innere mit der aͤußern enstandenen Rinde durch- einander. Darauf macht man runde Ballen daraus, und trocknet diese gewoͤhn- lich auf Horden, die dem Winde aber nicht der Sonne ausgesetzt sind, und diese werden dann verkauft. Dies ist das gewoͤhnliche Verfahren; es hat aber keinen Zweifel, daß es ein besseres gebe. Das Abschreckende beim Anbau dieser Pflanze fuͤr den Landwirth, wird im- mer das seyn, daß er die Fabrikation zugleich mit der Produktion uͤbernehmen muß, indem jene nur im frischen Zustande der Blaͤtter geschehen kann, und zu einer Zeit vorgenommen werden muß, wo alle Haͤnde des Landvolks dringend beschaͤftigt sind. Vom Anbau des Waidkrautes, dessen Zubereitung und Anleitung Indigo daraus zu machen. Wien 1788. Schrebers historisch-physische und oͤkonomische Beschreibung des Weides. Halle 1752. Der Wau ( Reseda luteola ). §. 249. Diese Faͤrbepflanze hat fuͤr ihre Anbauer den großen Vorzug, daß sie bloß getrocknet, und uͤbrigens unbereitet verkauft werden kann. Ein lehmiger Sandboden, der gut durchduͤngt, und rein und klar vorberei- tet worden, ist ihr am angemessensten. Der feine Saamen wird im August duͤnn, etwa zu 8 Pfund per Morgen, ausgesaͤet, und ertraͤgt nur eine sehr schwache Bedeckung mit Erde. Wenn im August des folgenden Jahres der Saamen reif ist, und die Pflanze gelb zu werden anfaͤngt, so ziehet man ihn aus, trocknet ihn und bindet ihn in Buͤndeln, die centnerweise verkauft werden. Der Saamen kann auch zum Oele gebraucht werden. Farbepflanzen. Dieser Anbau ist also wenig umstaͤndlich, und da 1 Morgen 6 bis 8 Ctr. giebt, und der Centner nicht selten zu 8 rthlr. verkauft werden kann, sehr ein- traͤglich, sobald man des Absatzes sicher ist. Der Englaͤnder Marshall raͤth aber den Verpaͤchtern, den Bau dieses Gewaͤchses im Pachtkontrakt zu untersagen, weil es so stark ausziehe. Der Saflor, Carthamus tinctorius, §. 250. erfordert einen kraͤftigen, in gartenmaͤßiger Kultur stehenden Boden. Der Saa- men wird fruͤhzeitig auf 2 Fuß Entfernung gelegt, jedoch mehrere Koͤrner an einer Stelle, wovon nur die staͤrkste Pflanze stehn bleibt. Die Zwischenraͤume werden durch Bearbeitung rein gehalten, welches am besten mit der Pferdeschau- fel geschehen kann. Wenn im August die Bluͤten gelb und dunkler geworden sind, werden sie ausgezogen, wozu man sich eines stumpfen Messers bedient, und darauf in Schoppen getrocknet. Dieses Ausziehen der Bluͤte darf aber nur Vormittags und nicht in der heißen Mittagssoune geschehen, und die Ernte ist das weitlaͤuftigste beim ganzen Anbau. Man laͤßt nun die Pflanze stehn und voͤllig reifen, wo sie dann ausge- rauft, getrocknet und abgedroschen wird, um den Saamen davon zu gewinnen, der gutes aber nicht vieles Oel enthaͤlt. Dallingers oͤkonomisch-technologische Abhandlung uͤber den Saflor und Wau- bau. Neue Auflage. 1805. Der Hopfen §. 251. ein fast unentbehrlich gewordenes Produkt, welches allenthalben die sicherste Abnahme findet, und zwar zu einem Preise, der seine Anbaukosten, die sich freilich hoch belaufen, im Durchschnitt mit 100 Prozent verzinset, verdient die Aufmerksamkeit eines jeden Landwirths, den sein Wirthschaftssystem in den Stand gesetzt hat, den dazu noͤthigen Duͤnger zu eruͤbrigen, und die erste Kapitalanlage zu machen. §. 252. Der Hopfen. §. 252. Wir haben mehrere Abarten vom Hopfen, den wilden, Hecken- Stau- Abarten. den- oder Weidenhopfen und den kultivirten oder zahmen Hopfen. Der erstere ist in jeder Hinsicht kleiner und kraftloser, und wenn man ihn gleich durch die Kultur wahrscheinlich veredeln koͤnnte, so wird doch niemand darauf verfallen, da die Setzlinge des Gartenhopfens nicht schwer zu erhalten sind. Der kultivirte Hopfen unterscheidet sich wieder in den fruͤhen oder August- hopfen und in den Spaͤthopfen . Der erstere bekommt nicht nur groͤßere Koͤpfe, sondern ist auch ungleich aromatischer; der andere aber bekoͤmmt meh- rere Koͤpfe und soll den Krankheiten und dem Mißrathen weniger ausgesetzt seyn, wie ersterer. Im Ganzen ziehen doch alle vorsichtige Hopfenkultivatoren den erstern vor, besonders wenn sie nicht zur Zeit seiner Reife, zu Ende Augusts oder Aufangs Septembers, bei noch fortdauernder Kornernte, um die Arbei- ter bekuͤmmert zu seyn brauchen. Bei minder achtsamen Kultivatoren findet man aber beide Sorten untereinander in einem Garten, welches in jeder Hin- sicht und besonders bei der Ernte nachtheilig ist. Man muß sich daher huͤten, bei der Anlage nicht verschiedene Arten untereinander zu bekommen. Der Hopfen gehoͤrt zu den Pflanzen, deren Geschlechter auf verschiede- nen Staͤmmen getrennt sind. Es scheint aber, als ob die Pflanzen eine Um- wandlung in Ansehung ihres Geschlechts erleiden koͤnnten. Denn da man nur die weiblichen Pflanzen benutzen kann, so setzt man nur diese, und ver- tilgt dagegen die maͤnnlichen, indem es auf die Ausbildung des Saamens nicht ankommt. Und dennoch zeigen sich in den Hopfenpflanzungen hin und wieder maͤnnliche — es sey denn daß diese von voreilig reifenden und ausgefallenen Saamen herruͤhrten. §. 253. Man muß zum Hopfengarten oder Hopfenberge einen frei liegenden Platz Anlage des Hopfengar- tens. erwaͤhlen, der etwa nur gegen den Nordwind einigen Schutz hat. Hopfenan- lagen, denen der freie Durchzug der Luft fehlt, sind dem Mißwachse am mei- sten unterworfen. Man umgiebt den Hopfengarten am besten nur mit einem Wall und Graben, auf welchem etwa eine niedrig gehaltene Hecke steht. Man vermeidet Plaͤtze, wo es viel staͤubt, folglich an Heerstraßen. Vierter Theil. B b Der Hopfen. Der lehmige Sand- und der sandige Lehmboden sind dem Hopfen am zutraͤglichsten, wenn sie mit Humus schon bei der Anlage ziemlich stark be- schwaͤngert sind, und nachher in erforderlicher Duͤngung gesetzt und erhalten werden. In feuchtem, lettigen und strengen Thonboden ist sein Gedeihen un- sicherer, er giebt aber dagegen um so hoͤheren Ertrag, wenn er darauf geraͤth. Auf einem kalksteinigen Untergrunde, der Erdkrume genug hat, geraͤth er sehr sicher. Altes kraͤftiges Grasland, Kuͤchen- oder Baum-Gartenland, welches in starkem Duͤnger erhalten worden, paßt sich am besten zur Anlage eines Hopfengartens. Um das Land zum Hopfen vorzubereiten, ist es rathsam, im Sommer vor der Anlage eine Hackfrucht darin zu bauen, wenn man es nicht etwa flei- ßig sommerpfluͤgen will. Wenn hierzu etwa mit 8 vierspaͤnnigen Fudern ge- duͤngt worden ist, so bringt man nach ihrer Aberntung wenigstens noch 10 Fu- der auf den Morgen, streuet diesen, und laͤßt ihn oben auf liegen oder unter- pfluͤgen Mit dem ersten Fruͤhjahre, sobald nur das Land abgetrocknet ist, wird es so tief wie moͤglich gepfluͤgt, oder aber gegraben. §. 254. Pflanzung. Die Hopfenhuͤgel muͤssen wenigstens 4 Fuß im Quadrat stehen. Andre setzen sie auf 6 ja 8 Fuß Entfernung. Man setzt daher einen Pflock an jede Stelle, wo ein solcher kommen soll, macht in einem Umkreise von 6 Zoll um denselben herum, einen Ringelgraben, 4 Zoll breit und 5 Zoll tief, und setzt in diesen die Senker mit uͤber sich stehenden Augen zu 3 bis 5 ein. Diese muͤssen aber gesund und kraͤftig seyn. Die Furche wird mit der ausgezogenen Erde wieder ausgefuͤllt, die Stoͤcke darin fest gedruͤckt, und ein kleiner Haufen von lockerer Erde daruͤber gemacht, so daß die Keime voͤllig bedeckt sind. Nach Verlauf einiger Wochen, je nachdem die Witterung guͤnstig ist, treibt der junge Hopfen. Sobald sich Unkraut zeigt, wird der ganze Garten behackt, und zwi- schen den Pflanzen gejaͤtet oder gekratzt. Dann werden die Hopfenstangen ein- gesteckt, nachdem mit einem Pfahleisen vorgebohrt worden. An diese werden die jungen Pflanzen angebunden, und zwar nur die Hauptranken, die uͤbrigen aber weggeschnitten, wo sie sich dann ferner an der Stange heraufwinden. Das Wegschneiden der Nebenranken wird erforderlichen Falls wiederholt. Der Hopfen. Wenn man nicht Senker, sondern ganze Pflanzen aus etwa aufgenommenen alten Hopfengaͤrten nimmt, so macht man die Pflanzung im Herbst. Sie pflegt dann im naͤchsten Jahre eine erheblichere Ernte zu geben. Um Johannis wird der Hopfen angehaͤuft, die Erde wird aus den Zwi- schenraͤumen herangezogen, und dadurch um jede Stange ein Huͤgel gebildet, wobei man die Wurzeln des Hopfens zu beruͤhren, sorgfaͤltig vermeiden muß. In diesem ersten Jahre, wo der Ertrag des Hopfens nicht groß ist, pflanzen manche andre Gewaͤchse, Kohl oder Runkelruͤben, in den Zwischenraͤumen. Die Ernte ist im ersten Jahre aber so unbedeutend, daß einige sie gar nicht nehmen, sondern zu mehrerer Erstarkung der Pflanzen ihnen die Spitzen abschneiden. Nachdem die etwanige erste Ernte geschehen ist, werden die Hopfenhuͤgel geduͤngt, wozu ein Jahr ums andre etwa 5 vierspaͤnnige Fuder Mist auf den Morgen erforderlich sind. Die Erde wird von den Huͤgeln etwas abgezogen und der Mist auf selbige gelegt. Dieser Mist wird im Maͤrz wieder abgezogen, in den Zwischenraͤumen flach vergraben, und die Stangen wieder eingesteckt. Man muß die Masse des Duͤngers aber nach dem Beduͤrfniß des Bodens ein- richten; eine uͤbermaͤßige Duͤngung kann den Pflanzen Krankheiten zuziehen. Der Ueberfluß von Keimen wird nun weggestochen, und giebt eine besonders angenehme Fruͤhjahrsspeise ab; man laͤßt dann nur 6 bis 7 Ranken aufschießen, die an den Stangen wieder angeheftet werden, verfaͤhrt uͤbrigens in allen folgen- den, wie im ersten Jahre. §. 255. Die Anschaffung der Stangen ist fuͤr manchen Landwirth das schwierigste, Die Hopfen- stangen. da sie wenigstens eine Laͤnge von 14 bis 18 Fuß haben muͤssen. In den ersten Jahren kann man sich mit kleineren Stangen behelfen. Andere setzen an einen Hopfenhuͤgel zwei oder drei Stangen, und vertheilen die aufschießenden Ran- ken an selbige. Man hat verschiedene Vorschlaͤge gethan, die Hopfenstangen, welche einen betraͤchtlichen Kostenartikel bei dem Hopfenbau ausmachen, zu ersparen: ihn, wie in Italien die Weinreben, an aufgeschnatelten lombardischen Pappeln hinaufran- ken zu lassen; wobei man allerdings Hopfen erbauen wird, aber wenigeren und schlechteren, den Krankheiten mehr ausgesetzten, und folglich nicht wohl- B b 2 Der Hopfen. feileren, als mit Stangen. Eben so wenig wuͤrde wohl das statt der Stangen vorgeschlagene Gatterwerk oͤkonomisch seyn. §. 256. Ernte. Wenn der Hopfen seine Reife erreicht hat, welches man an seiner braͤun- lichen Farbe, seinem Hart- und Festwerden, und seinem lieblichen aromatischen Geruch abnimmt, so eilt man mit der Ernte, die gewoͤhnlich beim Augusthopfen zu Anfange, bei dem spaͤtern zu Ende Septembers eintritt. Die Ranken wer- den unten an den Stangen abgeschnitten, und diese mit dem sie umschlingenden Hopfen herausgehoben. Der Hopfen wird nun entweder auf der Stelle ge- pfluͤckt, oder unter Dach gebracht. Zu ersterem wird trocknes Wetter erfordert, und man muß, um dieses zu benutzen, so viele Menschen wie nur moͤglich, zu- sammen zu bringen suchen. Die Stangen werden zu zweien auf ein Geruͤst ge- legt, woran man ein Tuch an Haken haͤngt, damit der gepfluͤckte Hopfen darauf falle. Die Hopfenpfluͤcker, groͤßtentheils Weiber und Kinder, stehen um dieses Gestell herum, und andre Arbeiter tragen die Stangen zu, und nehmen sie wie- der ab. Wenn das Tuch voll ist, wird der Hopfen in einen großen Sack ge- schuͤttet und sogleich an seinen Trockenplatz gebracht; denn in dem Sacke wuͤrde er sich in kurzer Zeit erhitzen. Will man ihn im Hause trocknen, so werden die Stangen aus den Ranken herausgezogen, diese locker zusammengebunden, und unter Dach gebracht, wo sie dann auch baldmoͤglichst gepfluͤckt werden. Die erstere Methode ist ohne Zweifel, wenn man Leute genug hat, die bessere, weil der vor dem Pfluͤcken unter Dach gebrachte Hopfen leicht dumpfig wird. Der gepfluͤckte Hopfen muß nun entweder auf einem luftigen Boden duͤnn ausgestreuet und taͤglich einmal umgewendet werden, bis er voͤllig trocken ist; oder aber — was schneller und ohne allen Verlust, vielmehr zum Vortheil des Hopfens geschiehet — das Trocknen desselben wird auf einer gut eingerichteten nicht rauchenden Darre verrichtet. Ueber die Darre wird ein Haartuch gebrei- tet, worauf der Hopfen 6 bis 12 Zoll hoch, je nachdem der Hopfen feuchter oder trockner, mehr oder minder reif ist, verbreitet wird. Die Hitze der Darre muß wohl abgemessen, nicht zu heftig seyn, und immer gleichmaͤßig erhalten werden. Wenn seine Stiele leicht brechen, und seine Blaͤttchen abfallen, ist er trocken Der Hopfen. genug, wozu 8 bis 10 Stunden erforderlich sind. Einige Erfahrung und Ue- bung wird zu dieser Weise des Trocknens allerdings erfordert, um die Tem- peratur gehoͤrig zu teffen und zu erhalten, und es muß immer ein verstaͤndi- ger Mann dabei seyn. Den so gedorrten Hopfen bringt man dann in eine Vorrathskammer, wo man ihn 6 bis 7 Tage liegen laͤßt, bevor man ihn packt, um ihm einige Feuchtigkeit wieder anziehen zu lassen. Nachdem der Hopfen auf eine oder die andere Weise getrocknet ist, bringt man ihn entweder zum eignen Gebrauch in den bekannten Hopfenbehaͤlter, wo er eingetreten wird, oder zum Verkauf in Saͤcke. Um den Hopfen in Saͤcke zu bringen, wird die Muͤndung des Sacks an einem Gestell befestigt, an den beiden untern Enden wird eine Hand voll Hopfen, um den Sack nachmals besser handhaben zu koͤnnen, eingebunden, und der Hopfen nun nach und nach in den Sack gethan, und so wie er eingefuͤllt wird, entwe- der mit den Fuͤßen eingetreten, oder mit einer schweren Stampfe eingestampft. Dann wird der Sack von seinem Rahmen losgemacht, auch in jeder obern Ecke eine Hand voll Hopfen eingebunden, und der Sack fest zugeschnuͤrt. Man giebt den Saͤcken gern ein bestimmtes Gewicht von 150 bis 200 Pfd. In diesen Saͤcken haͤlt sich der Hopfen sehr lange. Bei einer lockern Aufbewahrung des Hopfens verliert er mit seiner Klebrigkeit seine gewuͤrzhaften Theile bald. Die Guͤte des Hopfens wird aber nach diesem klebrigen Gefuͤhle, den aro- matischen Geruch, der mehligen Substanz, die daruͤber gesprenkelt ist, und sei- ner gelben glaͤnzenden Farbe beurtheilt. Nach der Ernte muß man sogleich fuͤr die Stangen sorgen, daß sie ent- weder unter Dach gebracht, oder doch zu 30 bis 40 Stuͤck aneinander im Freien aufgestellt werden. §. 257. Der Ertrag so wie der Preis des Hopfens ist sehr unbestaͤndig. Die beste Ertrag. Hopfenanlage giebt in einem Jahre zuweilen kaum 1 Ctr., in andern Jahren 15 bis 18 Ctr. vom Morgen. Sein Preis faͤllt zuweilen auf 12 rthl. per Ctr. herab, und steigt auf 70 bis 80 rthlr. Den groͤßten Vortheil bringt er, wenn er von einem guten Jahre bis zu einem schlechten aufbewahrt werden kann, was freilich mehr Handelsspekulation als Sache des Landwirths ist. Der Hopfen. Eben so wenig lassen sich die Kosten berechnen, da diese von der Lokalitaͤt abhangen, und folglich laͤßt sich uͤber den reinen Ertrag und den Vortheil des Hopfenbaues im Allgemeinen nichts sagen. Man hat gluͤckliche Faͤlle, wo der reine Ertrag eines Jahres von einem Morgen auf 2- bis 300 rthlr. berechnet werden konnte, aber auch andre, wo er die Kosten bei weitem nicht bezahlte. Denn das Gedeihen des Hopfens haͤngt vorzuͤglich von der Witterung ab, und ob ihm die Unfaͤlle, denen er ausgesetzt ist, treffen oder nicht. Eine gute Anlage und Behandlung kann den Schaͤdlichkeiten einigermaßen, aber doch nur unvollstaͤndig entgegen wirken. Ein warmer Sommer mit mildem Suͤd- und Suͤd-Westwinde ohne vielen Regen ist dem Hopfen guͤnstig, wogegen er bei nasser Witterung sowohl, als wenn Ost- und Nordwinde im Sommer herrschend sind, nie geraͤth. Wenn heißer Sonnenschein auf Regen oder Nebel folgt, heiße Tage mit kalten Naͤchten abwechseln, so wird ihm dies auch in den letzten Sommermonaten sehr nachtheilig. Er leidet von den kleinen Springkaͤfern im Fruͤhjahre, von mehreren Fliegenarten und Blattlaͤusen im Sommer, besonders aber vom Honigthau, der sich nach kalten Naͤchten im Sommer einfindet, und diese Insekten herbeizieht. Nur ein starkes Gewitterschauer kann ihn davon befreien. In der letzten Periode seines Wachsthums ist er dem Schimmel und Mehlthau ausgesetzt, vorzuͤglich an feuchten niedrigen und eingeschlossenen Stellen. Bei so mannigfaltigen Gefahren und Feinden bleibt also dem Schicksale das meiste uͤberlassen. Der Taback. §. 258. Der allgemeine Gebrauch dieses Krautes hat auch in allen europaͤischen Laͤn- dern, wo es nicht aus Finanz-Ruͤcksichten verboten oder beschraͤnkt wird, den Anbau desselben vor andern Handelsgewaͤchsen bewirkt, und ihn, je nachdem die Handels-Conjuncturen durch den Seekrieg veraͤndert wurden, mehr oder min- der eintraͤglich gemacht. §. 259. Anbau durch Planteurs. Man hat jedoch gefunden, daß es fuͤr groͤßere, und sich mehr verbreitende Landwirthe rathsamer sey, den Anbau selbst kleineren emsigen Leuten zu uͤber- Der Taback. lassen, als ihn durch Lohn zu betreiben. Man hat ihnen deshalb entweder den Acker voͤllig vorbereitet und geduͤngt zur Bepflanzung mit Taback, fuͤr einen be- stimmten Geldpreis uͤberlassen, oder aber die saͤmmtliche Arbeit gegen einen Antheil am Ertrage mit ihnen bedungen. Das letztere hat am meisten Beifall gefunden, weil nun der Eigenthuͤmer und Planteur gleiches Interesse an dem Ge- deihen hatten. Es haben sich daher fast allenthalben, wo man diesen Bau kennt, Arbeiter unter dem Namen Planteurs angesiedelt, die sich in den Som- mermonaten fast ausschließlich mit diesem Bau beschaͤftigen. Auf schlechterem Boden theilt der Eigenthuͤmer mit ihnen gewoͤhnlich zu gleichen Theilen, auf vorzuͤglichen erhalten sie nur 2/5 des Ertrags. Der Eigenthuͤmer giebt den Ak- ker, den Duͤnger und die vorlaͤufige Pflugarbeit, auch den Trockenraum her; alle Arbeit verrichtet der Planteur, erziehet auch die Pflanzen; doch giebt der Eigenthuͤmer den Mist und das Holz zu den Saamenbeeten. Auch giebt die- ser die Pferde zum Einfahren. Die Kosten des Verfahrens und Verkaufs tragen beide gemeinschaftlich. Es gehoͤren hierzu aber schon wohlhabende Ar- beiter-Familien, welche bis zum Verkauf des Tabacks ihren Unterhalt vor- schießen koͤnnen, und die also auch, außer der Bezahlung ihrer Arbeit, ihren Profit dabei haben muͤssen. Da man im Durchschnitt annehmen kann, daß der Morgen 8 Ctr. Ta- back giebt, und der Ctr. 5 rthlr. gilt, der Morgen also zu 40 rthlr. benutzt wird, so hat der Eigenthuͤmer bei dem Antheil von 3/5 24 rthlr., und der Plan- teur 16 rthlr. davon. Ein geschickter und fleißiger Planteur bestreitet mit sei- ner Familie im Durchschnitt 12 Morgen, und so ist sein Verdienst 192 rthlr. in der Zeit, wo er sich mit dem Anbau und dem Trocknen des Tabacks be- schaͤftigt; jedoch muß er in der geschaͤftsvollsten Zeit einige Gehuͤlfen auf seine Kosten zunehmen. Der Taback bereitet das Land zu andern Fruͤchten trefflich vor, ersetzt die Stelle der Brache voͤllig, und nach allgemeinen Bemerkungen hat man keinen Ruͤckschlag der folgenden Fruͤchte wahrgenommen, wenn man zum Taback mit 4 Fudern Mist, staͤrker als zur Brache geduͤngt hatte. Es ist hauptsaͤchlich dieser Mist, welcher dem Taback zur Last geschrieben werden muß; und darum Der Taback. ist der Tabacksbau natuͤrlich an denen Orten am meisten im Gange, wo man Mist wohlfeil kaufen kann. Ein wichtiges Erforderniß beim Anbau im Großen sind die Trockenraͤume. Man nimmt alle Boͤden, Schoppen und Staͤlle zu Huͤlfe, und es schadet dem Taback nicht, wenn er uͤber dem Vieh in den Staͤllen aufgehangen wird. Es hat zwar keinen Zweifel, daß man manche beim Taback vorfallende Arbeiten durch die Pferdehacken sehr vermindern koͤnnte; da indessen manche andere Handarbeiten dabei unumgaͤnglich sind, und mit Genauigkeit im richti- gen Momente vollfuͤhrt werden muͤssen, so scheint es fuͤr den groͤßern Land- wirth am rathsamsten, die ganze Arbeit den Planteurs zu uͤberlassen. Ich rede deshalb auch nicht von den kleinern Manipulationen des Ta- backsbaues, die des Planteurs Sache sind, sondern nur von dem, was der groͤßere Landwirth dabei zu beobachten hat. §. 260. Arten. Man hat mehrere Arten von Taback zum Anbau empfohlen, indessen hat doch die gewoͤhnliche virginische Art ( Nicotiana tabacum ) fast allgemein den Vorzug erhalten, und die von einigen unter dem Namen des asiatischen oder tuͤrkischen Tabacks ( Nicotiana rustica ) geruͤhmte Art, hat auf die Dauer keinen Beifall gefunden. Von jener Art giebt es aber wohl verschiedene durch die Kultur erzeugte Abarten: besonders eine groͤßer werdende, und eine klei- ner bleibende. §. 261. Boden. Der Taback will einen lockern Boden, und ein sandiger Boden paßt sich an sich besser wie ein thoniger fuͤr ihn. Der sandige Lehmboden ist also dieser Pflanze der zutraͤglichste; jedoch gedeihet sie auch auf humosen milden Lehmboden. Er muß aber reich seyn an altem Humus und wieder durch irgend einen Duͤnger erfrischt werden, wenn der Toback eine volle und reiche Ernte geben soll. Der beste Taback waͤchs auf Neubruch, vorzuͤglich wenn der Rasen gebrannt ist, und noch mehr, wenn darauf stehendes oder nach Kurlaͤndscher Art aufgefuͤhrtes Holz zugleich darauf eingeaͤschert ist. Hierin liegt wohl mehr als im Klima der Vorzug des amerikanischen Tabacks, der selten im Miste aber zehen bis zwoͤlf- mal nach einander ungeduͤngt in dem kraͤftigen abgebrannten Rohdelande gebauet wird. Der Taback. wird. Auch wissen es unsre Fabrikanten, daß die auf aͤhnlichem Boden ge- wonnenen Blaͤtter in der Milde und im Geruch einen großen Vorzug vor den auf frischem Mist gewachsenen haben; sie wollen dies im Handel aber nicht zu- gestehen, um keinen hoͤheren Preis dafuͤr zu zahlen, wie sie doch billig thun sollten; und wie sie auch thun werden, wenn dieses Tabacks Vorzuͤge allge- meiner anerkannt sind. Naͤchstdem wird der preiswuͤrdigste Taback auf humusreichem Boden er- baut, nach einer Duͤngung mit Kalk, Mergel oder Asche, welche Duͤngung in- dessen auf magern Boden nicht die erforderliche Wirkung auf diese Pflanze thun wuͤrden. Gewoͤhnlich wird er durch Mist getrieben, welcher ihm aber immer den scharfen Geschmack und den fusligen Geruch giebt, welchen die Tabacksfabri- kanten ihm durch mannichfaltige Beizen bisher vergeblich zu benehmen versucht haben. Da indessen dieser Taback die gewoͤhnliche Handelswaare ist, so findet er auch auf den Maͤrkten Abnehmer genug. §. 262. Der Acker wird wie zu andern Hackfruͤchten vorbereitet, im Herbste tief Bereitung des Ackers. gepfluͤgt, der Mist wo moͤglich vor Winter aufgefahren und ausgestreuet, im Fruͤhjahre flach untergestrichen, und sodann kurz vor dem Pflanzen, damit die Krume locker bleibe, wieder tiefer gepfluͤgt. Das Gedeihen haͤngt vorzuͤglich davon ab, daß er moͤglichst fruͤh, am besten noch im Monat Mai gepflanzt werde, und daß man die erste dazu paß- liche Witterung wahrnehme. Es kommt daher auf fruͤh erstarkte Pflanzen vorzuͤglich an, wozu dann der Acker dem Pflanzer schleunig in Stand gesetzt werden muß. Die uͤbrige Manipulation, die der Pflanzer besorgt, ist wie gesagt, nicht der Gegenstand dieser Anweisung. Man findet sie ausfuͤhrlich beschrieben in den meisten landwirthschaftlichen Handbuͤchern und in folgenden Schriften: Kling, der Tabacksbau fuͤr den pfaͤlzischen Landmann 1798. Korge, Unterricht zum Anbau des Tabacks. Breslau 1773. Rieben, Anleitung zum Tabacksbau. Dresden 1789. Christ, Anweisung zum eintraͤglichsten Tabacksbau. Frankfurth 1799. Traité complet de la culture, fabrication et vente du tabac. Paris 1791. Vierter Theil. C c Der Taback. §. 163. Wo der Gebrauch den Taback durch Planteurs, gegen einen gewissen An- theil bauen zu lassen, bekannt ist, da werden es auch die Bedingungen seyn, unter welchen man diese Leute annimmt. Das genaueste findet man daruͤber in des Grafen von Podewils Wirthschaftserfahrungen Th. I. S. 75. Wo diese Einrichtung noch nicht uͤblich ist, da wird man sich zu Anfange einen min- der vortheilhaftern Akkord gefallen lassen muͤssen; die Pflanzer werden sich aber billiger finden lassen, wenn sie den Vortheil, den sie auf einem zum Tabacks- bau geeigneten und reich durchduͤngten Boden davon haben, erst kennen lernen. Da die Verfuͤhrung des Tabacks leicht ist, so muß man zum Verkauf weitere Wege sich nicht gereuen lassen, um ihn auf solche Maͤrkte zu bringen, wo er bei mehrerer Koncurrenz der Kaͤufer hoͤhere Preise findet. In der Re- gel steigt der Preis des Tabacks im Fruͤhjahre und Sommer betraͤchtlich, er verliert aber auch bei der staͤrkern Austrocknung am Gewicht. §. 264. Die Struͤnke des Tabacks hat man vortheilhaft zur Pottaschensiederei be- nutzt, indem sie vieles Kali enthalten. Will man Winterung bestellen, so muͤs- sen sie doch vom Felde geschafft werden, folgt aber Soͤmmerung, so sind sie im Fruͤhjahre muͤrbe genug, um der Beackerung nicht im Wege zu seyn, und ge- ben allerdings dem Boden einige Duͤngung zuruͤck. Einige haben es rathsam gefunden, mehrere Tabacksstengel, als zur Ge- winnung des erforderlichen Saamens noͤthig sind, stehen zu lassen, und den uͤbrigen Saamen zum Oelschlagen zu benutzen, welches er in ziemlich starkem Maaße und Guͤte giebt. Die Cichorie . §. 264. Zum Kaffe- Suͤrrogat. Diese Wurzel ist unter allen Kaffesurrogaten, die man neuerlich ange- ruͤhmt hat, und die freilich saͤmmtlich, gebrannt, einen braunen brenzlicht schmeckenden Absud geben, doch immer die einzige, welche sich nun seit dreißig Jahren, und selbst bei wohlfeileren Kaffepreisen als Surrogat desselben erhal- ten hat, und womit die Fabrikanten sowohl, die sie im Großen bereiteten, Die Cichorie. als die Anbauer derselben in der Naͤhe solcher Cichorien-Kaffefabriken einen betraͤchtlichen Gewinnst gemacht haben. Man hat in solchen Gegenden fuͤr den Morgen dazu geeigneten Landes ohne alle Vorbereitung und Duͤngung 16, 20 bis 24 rthlr. Pacht bezalt. Die Pflanze erfordert einen lockern, tiefen, in Kraft stehenden, sandigen Lehmboden und eine tiefe Beackerung desselben, die man da, wo es an guten tief eindringenden Pfluͤgen fehlt, gewoͤhnlich mit dem Spaten giebt. Man duͤngt wohl etwas mit zergangenem Kuhmist, aber nicht stark dazu, weil star- ker Duͤnger die Wurzel fasrig und auch uͤbel schmeckend macht. Der Saamen wird im Fruͤhjahr in der Regel breitwuͤrfig, wie die Moͤhren ausgesaͤet; doch haben auch einige groͤßere Anbauer ihn mit Erfolg gedrillt, gepferdehackt und sich dadurch das erforderliche Jaͤten, Bekratzen und Vereinzeln der Pflanzen erleichtert. Das Kraut kann, wie einige versichern, ohne Nachtheil der Wurzeln zu Ende des Julius oder Anfangs Augusts abgemaͤhet werden, und giebt einen sehr reichlichen Schnitt zur Viehfuͤtterung. Die mit Vorsicht aufgegrabenen oder mit der Forke ausgestochenen Wur- zeln, werden in der Nachbarschaft der Fabriken frisch verkauft, muͤssen sonst aber zerschnitten und getrocknet werden. Es ist sehr wichtig, die Wurzeln ganz rein aus dem Boden herauszuschaf- fen, weil sie sonst als Unkraut darin einwuchern, sich sehr darin vertheilen und aͤußerst schwer zu vertilgen sind. Aber auch außerdem hat man eine sehr er- schoͤpfende Eigenschaft an diesen Gewaͤchsen bemerkt, und es soll durch wieder- holten Cichorienbau guter Acker so verschlechtert seyn, daß viele Arbeit und Duͤnger erforderlich wurden, um ihn wieder in einen kraͤftigern Zustand zu setzen. §. 266. Man hat aber auch dieses Gewaͤchs in Frankreich und nachmals auch nach Als Futter- kraut. A. Youngs Empfehlung in England bloß als Futterkraut angebaut. Der Hauptertrag erfolgt hier erst im zweiten Jahre, und man will eine staͤrkere Futtermasse wie von irgend einem andren Gewaͤchse davon gehabt haben. Nach meinen damit angestellten Versuchen, gab es mir allerdings einen sehr ansehn- lichen Schnitt, der vom Rindvieh gern gefressen wurde, und vortheilhaft auf C c 2 Der Kuͤmmel. die Milch wirkte. Nachher trieb es aber, ohne neue Wurzelblaͤtter zu machen, mit Gewalt in Bluͤtestengel, die einen unbedeutenden Ertrag gaben und vom Viehe verweigert wurden, so daß ich durchaus nichts preiswuͤrdiges zu diesem Behuf an der Pflanze finden kann. Die Englaͤnder und besonders A. Young haben es nachher mehr als Schaafweide benutzt, und es, weil eine kleine Flaͤche viele Hammel fett macht, sehr vortheilhaft gefunden. Es muß also wohl, wenn es von den Schaafen immer niedergehalten wird, am Boden blei- ben und nachhaltiger Wurzelblaͤtter austreiben, weil aufgeschlossene Stengel gewiß keine Nahrung fuͤr die Schaafe sind. Man benutzt es auf diese Weise ausdauernd eine Reihe von Jahren nacheinander. Wie man den Boden wie- der davon reinige, weiß ich nicht anzugeben. Der meinige hat mir viele Ar- beit gekostet, weswegen ich dieses mehr zur Warnung als zur Empfehlung ge- sagt haben will. Der Kuͤmmel, Carum carvi, §. 267. ist ein zweijaͤhriges Gewaͤchs, welches in einem Jahre fruͤhzeitig gesaͤet wer- den muß, und im folgenden erst seinen Saamen bringt. Es nimmt also den Acker zwei Jahre ein, und da es nur auf dem kraͤftigsten Boden mit Vortheil gebaut werden kann, so wuͤrde die zweijaͤhrige Bodenrente ihm berechnet wer- den muͤssen, wrnn man nicht im ersten Jahre den Boden durch eine andere Frucht zum Theil zu benutzen sucht. Wo der Kuͤmmelbau naͤmlich am vollstaͤndigsten, z. B. in der Gegend um Halle, brtrieben wird, erziehet man die Pflanzen auf dem Saamenbeete, und saͤet den Saamen manchmal schon im Herbst, gewoͤhnlich aber fruͤhzeitig im Fruͤhjahr aus. Man bereitet den Acker, wo er wachsen soll, wie zu Hackfruͤchten vor, und bepflanzt ihn um Johannis, eine Reihe um die andere mit Kuͤmmel und mit Kohl, Steck- oder Runkelruͤben, welche Fruͤchte dann einigemal behackt werden. Diese Gewaͤchse werden im Herbst aufgenommen, und dem Kuͤmml dann das Feld allein uͤberlassen. Im folgenden Fruͤhjahre wird der Kuͤmmel wieder ein- oder zweimal behackt, und er reift um Johan- nis, wo er geschnitten oder aufgezogen wird. Der Fenchel. Der Anis. Andre saͤen den Kuͤmmel nach guter Vorbereitung auf das Land, wo er stehen soll, entweder allein oder mit Moͤhren, mit Mohn, auch mit Lein, auch wohl gar mit Sommergetreide aus, jaͤten und vereinzeln ihn, geben ihm im Herbst oder im Fruͤhjahr eine Ueberduͤngung von Kompost- oder von Federvieh- mist, und ernten ihn unverpflanzt. Ich vermag nicht zu entscheiden, welche dieser Methoden die vortheilhaf- teste sey, dies kann nur der, welcher sie beide nachhaltend versucht und berech- net hat. Die Verpflanzungsmethode wird indessen das Land rein erhalten. Der Kuͤmmel verlangt, wenn er gerathen soll, einen starken Weizenboden erster Klasse: kraͤftigen schwarzen Lehm-, oder doch reichen, in Gartenkultur erhaltenen und gut gelegenen Mittelboden. Auf solchem Boden mißraͤth er nicht leicht, und den Winter uͤbersteht er sicher. Seine Ernte erfordert wegen des Ausfallens alle Vorsicht, die man beim Rapps anwendet. Er wird geschnitten oder ausgezogen, sorgfaͤltig eingefahren oder auf dem Felde abgedroschen. Der Preis den der Kuͤmmel fast allgemein hat, macht seinen Anbau ge- wiß vortheilhaft. Der Landwirth kann sich aber mit dem kleinen Detail-Ver- kauf nicht befassen, und muß daher den Hauptvortheil dem Kaufmanne uͤber- lassen. Ein starker Gebrauch zur Branntweinbrennerei moͤchte eignen Anbau besonders rathsam machen. Der Fenchel, Foeniculum vulgare, §. 268. wird auf eben die Weise gebauet und behandelt, wie der Kuͤmmel. Er ist hauptsaͤchlich Apothekerwaare, wird indessen auch von Conditorn und Likoͤr- fabrikanten haͤufig benutzt. Der Anis, Pimpinelle anisum, §. 269. ist ein einjaͤhriges Gewaͤchs, wird im Fruͤhjahr gesaͤet, und reift gegen den Herbst. Man saͤet ihn wohl unter Moͤhren, und behandelt ihn auf gleiche Weise wie diese. Futtergewaͤchse. §. 270. Den Anbau anderer Gewuͤrz- und Apothekerkraͤuter zu beschreiben, enthalte ich mich, weil ich ihn zum Theil aus eigner Ansicht und Erfahrung nicht kenne, z. B. den in unserm Klima wohl nicht statt findenden Safranbau , den Suͤßholzbau , den Chamillen - und Pfeffermuͤnzbau ; theils weil die Erziehung anderer hierher gehoͤrender Gewaͤchse, die lange auf einer Stelle ste- hen, z. B. der Rhabarberwurzel , der Rosen , der Salwey , des La- vendels u. s. f. mehr fuͤr den Gaͤrtner gehoͤrt. Die Kultur solcher Ge- waͤchse im Großen auf sehr fruchtbarem Boden, kann uͤbrigens unter guͤnsti- gen Verhaͤltnissen sehr vortheilhaft seyn. Man geht aber am sichersten, wenn man daruͤber mit in Großhandelnden Materialisten und Apothekern vorher Kontrakte schließt, nachdem man sich durch kleinere Proben von dem gluͤckli- chen Erfolge, und jene von der Guͤte der Waare, die man liefern kann, uͤber- zeugt hat. §. 271. Wir gehen nun zum Futtergewaͤchsbau uͤber, worunter wir zwar auch solche Pflanzen mit begreifen, die zur mensch- lichen Nahrung dienen, hauptsaͤchlich aber doch im Großen, und auf freiem Felde fuͤr das Vieh gebauet werden. Wir reden zuerst von denen, welche am vortheilhaftesten mittelst der Pfer- dehackenkultur angebauet werden koͤnnen, mit Bezug auf dasjenige, was oben §. 169. daruͤber gesagt ist. Die Kartoffeln, Tartoffeln, Erdtoffeln, Erdaͤpfel, Erdbirnen, Grundbirnen. §. 272. Diese jetzt so unentbehrlich gewordene Frucht ist ungefaͤhr seit 250 Jah- ren in Europa bekannt geworden, indem sie Joh. Hamkings im Jahre 1565 aus Santa Fe nach Europa brachte; wo sie aber nur der Sonderbarkeit we- gen in einigen Gaͤrten gebauet und genossen wurde. Walther Raleigh ver- Die Kartoffeln. breitete ihren Gebrauch aus Virginien erst in Irland im Jahre 1623 allge- meiner. Jedoch waren sie in Italien schon 1588 ziemlich bekannt, und es ist wahrscheinlich, daß sie von daher zuerst nach Deutschland kamen, weil man sie in Italien tartoffoli nannte, und unsre gewoͤhnlichste Benennung nur da- her stammen kann. Gemeiner wurden sie jedoch in Deutschland erst um das Jahr 1710. Von dieser Zeit an wurden sie als ein ziemlich gewoͤhnliches Ge- waͤchs in den Kuͤchengaͤrten angesehen, aber mehr von den wohlhabenderen als vom gemeinen Manne gegessen. 1760 verbreitete sich zu Ende des siebenjaͤh- rigen Krieges ihr Gebrauch mehr, doch sah man in den mehrsten Gegenden ih- ren Anbau im freien Felde noch als etwas sehr sonderbares, ausschweiffendes und ungebuͤhrendes an. Der groͤßere Anbau im Felde ward erst in den Jahren 1771 und 1772 beliebter, wie der allgemeine Mißwachs im Getreide und die daher entstandene Hungersnoth die Menschen lehrte, daß man von Kartoffeln — die man bisher nur als eine Nebenspeise betrachtete — allein und so gut wie vom Brode leben koͤnne. Dennoch blieb ihr Anbau noch auf den Bedarf fuͤr die Menschen beschraͤnkt, und man fing erst an, den etwanigen Ueberfluß und Abfall dem Viehe zu geben. Dabei lernte man allmaͤhlig, daß es auch vor- theilhaft seyn koͤnne, sie fuͤr das Vieh eigens zu erbauen, und es war wohl zuerst Bergen, in seiner Anleitung zur Viehzucht, der ihren Anbau im Großen zu diesem Zwecke predigte, und zur Ersparung der Handarbeit eine Art von Pferdehacke empfahl. Es scheint uns jetzt sonderbar, daß die hohe Nutzbar- keit dieses Gewaͤchses so lange verkannt wurde, und der groͤßere Anbau desselben sich so lange verzoͤgerte. Ich habe mich mit dem Anbau keiner Pflanze so sehr beschaͤftigt, wie mit dieser. Fruͤher noch, als ich Ackerbau zu treiben anfig, erregten die unzaͤhli- gen Varietaͤten, welche aus dem Saamen derselben entstanden, meine Aufmerk- samkeit, und ich behandelte sie auf die mannichfaltigste Weise, damals beson- ders als Pflanzen-Physiolog, und um zu erfahren, ob der Boden oder die Be- fruchtung die Abarten bewirke. Nachmals habe ich in Ansehung ihres Anbaues alle Methoden anderer, und die ich mir selbst erdachte, versucht. In Anse- hung des Ertrages waren die Resultate der verschiedenen Pflanzungs- und Be- arbeitungs-Methoden, wenn sie nur nicht ganz unzweckmaͤßig angebracht oder Futtergewaͤchse. vernachlaͤssigt wurden, wenig verschieden. Der Ertrag hing vom Boden bei einer und derselben Art ab. Der Arbeitsaufwand aber, und daher der reine Ertrag, war sehr verschieden, und ich richtete nun meine ganze Aufmerksamkeit darauf, jenen moͤglichst bei dem Anbau im Großen zu vermindern, ohne am rohen Ertrage erheblich zu verlieren. Denn die Landrente ist bei dem Anbau der Kartoffeln von geringerer Bedeutung wie die Arbeitskosten. Ich darf sa- geu , daß ich das mehr wie irgend einer erreicht, und bis jetzt fast in jedem Jahre Fortschritte darin gemacht habe. Daher ersuche ich die Leser meiner Schriften, das, was ich im ersten und im dritten Bande meiner englischen Landwirthschaft, in den Anmerkungen zu Bergens Viehzucht, und hin und wieder in den Annalen uͤber die Behandlung der Kartoffeln gesagt habe, als das Resultat meiner Lehrjahre, das aber, was ich hier sagen werde, als ein mehr Vollendetes anzunehmen. §. 272. Abarten. Um die unendlich mannichfaltigen Abarten dieser Frucht unter gewisse Gattungen zu bringen, muͤssen wir doch bloß auf den nutzbaren Theil dersel- ben, die Bollen, Ruͤcksicht nehmen. Das Kraut und die Bluͤte scheint zwar mit der Qualitaͤt jener oft uͤbereinstimmend zu seyn, erfordert aber noch eine genauere Beobachtung botanischer Landwirthe. Denn weder von bloßen Bo- tanikern noch von bloßen Landwirthen duͤrfen wir sie erwarten. In Ansehung der Farbe der Haut sind die Kartoffeln dunkel, fast ins schwarze uͤbergehend, violetroth bis zu einer hellen blassen Roͤthe, oder braͤun- lich, oder gelb und gelbweißlich. Die Farbe ihres Fleisches ist gelb, gelblich weiß, oder ganz weiß; zuwei- len mit etwas roͤthlich gemischt. Sie kommen fruͤher oder spaͤter zur Reife, d. h. zu dem Zeitpunkte, wo sie sich von der Mutterpflanze abloͤsen und diese abstirbt. Man hat solche, die man mehreremale in einem Sommer auf demselben Platze bauen kann. Was aber fuͤr uns den wesentlichsten Unterschied macht, ist ihre Konsistenz und Mehlhaltigkeit. Einige haben ein sehr schwammiges Fleisch, dessen Zellen mit Wasser angefuͤllt sind, ein geringeres spezifisches Gewicht und weniger Mehl und andre nahrhafte Theile in gleicher Masse. Einige Die Kartoffeln. Einige haben einen besonders angenehmen, andre einen unangenehmen Beischmack. Einige schmecken indessen, wenn sie frisch sind, angenehmer als wenn sie aͤlter werden; bei andern ist es umgekehrt. Einige kochen sich sehr leicht weich und zerplatzen, andre widerstehen dem heißen Wasser oder Dampfe laͤnger. Einige wollen einen trockneren Boden haben, werden wenigstens auf einem feuchten ganz waͤßrig, inwendig hohl, und enthalten Wasser in dieser Hoͤhlung. Andre bleiben in einem trockneren Boden ganz klein und sind kaum des Auf- nehmens werth. Einige verbreiten sich an langen Straͤngen weit im Erdreich, andre haͤu- fen sich zusammen und draͤngen sich einander heraus. Einige gedeihen besonders gut auf moorigem Boden, andre werden daselbst fleckig und verlangen Lehmboden. Auf diese und mehrere andre Eigenheiten muß man sehen, wenn man sich die Arten auswaͤhlt, die man bauen will. Eine fremde Art muß man auf sei- nem eignen Boden erproben, bevor man sie im Großen einfuͤhrt. Auf den hoͤheren Ertrag der einen oder der andren Art muß man Ruͤcksicht nehmen, aber ihren Werth auf die darin enthaltenen naͤhrenden Theile reduzi- ren. Diese lassen sich aus dem Gewichte, aus der Empfindung auf der Zunge ungefaͤhr abnehmen; genauer wenn man sie in Scheiben zerschnitten austrocknet und mit ihrem vorigen Gewichte vergleicht; bestimmt aber nur, wenn man sie chemisch zerlegt. Eine groͤßere Masse mit gleichem Mehlgehalte ist keines- weges erwuͤnscht, da sie nur einen groͤßeren Raum zur Aufbewahrung er- fordert und dem Verderben mehr ausgesetzt ist. Bei verkaͤuflichen Kartoffeln muß man sich freilich nach dem Geschmack der Kaͤufer und nach dem Markt- preise richten. In Ansehung der Berennung, selbst der gebraͤuchlichsten Kartoffelarten, in Deutschland und in England herrscht eine solche Verwirrung, daß ich, um nicht mißverstanden zu werden, gar nichts daruͤber sagen mag. Unter dem Namen englischer, hollaͤndischer, rheinischer, hollsteinscher, polnischer Kartof- feln, versteht man hier und dort ganz verschiedene Arten. Vierter Theil. D d Futtergewaͤchse. §. 273. Erziehung aus Saamen. Die Erziehung der Kartoffeln aus Saamen habe ich vormals haͤufig ver- sucht. Sie ist interessant fuͤr einen Gartenliebhaber, und man kann sich durch zufaͤllige Erzeugung einer neuen guten Art verdient machen. Aber oͤkonomisch ist sie nicht, indem es, wenn man sie nicht auf Mistbeeten treibt, zu lange dauert, bevor die Bollen zu ihrer vollen Groͤße kommen; besonders aber weil man fast immer eine gemischte Art erhaͤlt, die man schwer aussondern kann, und die, wenn sie zusammenbleibt, ein unangenehmes Gemenge von verschie- dener Natur abgiebt. Es ist wichtig, daß man jede Sorte rein erhalte, weil sie sonst ungleich keimen und reifen. Ich rede hier nicht von der Gartenkul- tur der Kartoffeln. §. 274. Boden. Die Kartoffeln wachsen auf jedem Boden, und wenn die Witterung guͤn- stig ist, geben sie sogar auf geduͤngtem Flugsande einen ziemlichen Ertrag. Wenn strenger Lehmboden gut vorbereitet und durch strohigen Mist gelockert ist, so ist ihr Gedeihen auch auf solchem ganz sicher. Vor allem sagt ihnen aber doch der sandige Lehmboden zu. Im Neubruch und auf abgewaͤssertem, besonders gebrannten Moorboden, gerathen sie auch vorzuͤglich und geben zuweilen einen enormen Ertrag. §. 275. Platz im Felde. Bis jetzt sind die Kartoffeln in offenem Felde groͤßtentheils in der Brache gebauet worden, und es ist ausgemacht, daß sie gut bearbeitet die mehrsten Zwecke der Brache erfuͤllen. Allein die Winterung schlaͤgt darauf nach uͤber- wiegenden Erfahrungen und mit Ausnahme weniger einzelnen Faͤlle zuruͤck. Da man nun die Winterung in der Brache so ungern aufopfert, so haben- manche gute Dreifelder-Wirthe die Kartoffeln in das zweite oder Sommer- feld gebracht, vielleicht etwas dazu nachgeduͤngt, und auf selbige Erbsen fol- gen lassen, die allerdings hier sehr gut gerathen; womit sie dann wieder in den gewoͤhnlichen Turnus uͤbergegangen sind. §. 276. Duͤnger. Daß die Kartoffeln in frischem Duͤnger staͤrker werden, ist allgemein an- erkannt; indessen koͤnnen sie in zweiter und dritter Tracht noch einen annehm- Die Kartoffeln. lichen Ertrag geben. Danach ist dann aber der Boden auch merklich erschoͤpft — denn daß die Kartoffeln den Boden uͤberall nicht aussaugen, ist mir zu behaupten nie eingefallen, vielmehr habe ich das Gegentheil gesagt (englische Landwirthschaft Bd. III. S. 237.). Aber sie saugen die Wirthschaft nicht aus, sondern bereichern sie vielmehr betraͤchtlich an Duͤngkraft, wenn sie verfuͤttert werden . — Auf allem strengeren Boden ist frischer, langer, strohiger Mist, und zwar je unmittelbarer er in Beruͤhrung mit den Kartoffeln kommt, folglich kurz vor der Saatfurche aufgefahren, um so zutraͤglicher. Auf milderem Boden aber mehr zergangener Mist oder der einige Male mit durchgepfluͤgt worden ist. Andre kraͤftige Duͤngungsmittel, z. B. Hornspaͤne in die Saatfurche ge- streuet, wollene Lappen eben so, Lohgaͤrberabfall u. s. w., bringen uͤppige Kar- toffeln hervor. Huͤrdenschlag, nachdem die Kartoffeln eingelegt sind, wirkt maͤchtig; aber die Bollen bekommen danach einen Beischmack. Allein es fin- det auch bei der Duͤngung der Kartoffeln ein Maximum statt, uͤber welches hinaus sie ungeheures Kraut treiben, welches sich platt auf den Boden legt, und worunter sich hoͤchst wenige Bollen finden. §. 277. Zur Pflanzung muͤssen moͤglichst gesunde und kraͤftige Kartoffeln ausge- Setzlinge. waͤhlt werden; nicht solche, denen die Sprossen schon mehrere Male abge- brochen worden, weil sie ihre kraͤftigsten Keime schon verkoren haben; insbe- sondere aber keine im Winter sehr erkaͤltete, wenn gleich vom Froste nicht ge- stoͤrte Kartoffeln. Alle Kartoffeln aus Gruben, Feimen oder Kellern, in welche der Frost eingedrungen ist, und einen Theil zerstoͤrt hat, sind, wie mich uͤber- zeugende Erfahrung gelehrt hat, hoͤchst mißlich zu pflanzen. Sie bleiben ganz zuruͤck, oder machen schwache Pflanzen, und man muß daher die zum Einle- gen bestimmten Kartoffeln vor allen sorgfaͤltig aufbewahren. Ob ich gleich weiß, daß manche von kleinen Kartoffeln sehr guten Ertrag an großen Kartoffeln erhalten haben, so ziehe ich doch die mittleren und gro- ßen, besonders bei gewissen Arten, vor; die kleinen haben nicht die lebhafte Keimkraft und bleiben oft zuruͤck. Jene lassen sich indessen unbedenklich in zwei Stuͤcke schneiden. D d 2 Futtergewaͤchse. Das Einlegen der Stuͤcke mit einzelnen Augen, ja die bloßen ausgesto- chenen Augen oder das Abgeschaͤlte kann unter guͤnstigen Umstaͤnden starke Pflanzen geben. Allein auf zaͤherem, nicht sein gepulverten, so wie auf Sand- boden mißraͤth es sehr leicht, wenn die Witterung nach dem Einlegen und bei dem Hervorkommen der Pflanzen dem einem oder dem andern unguͤnstig ist. Die junge Pflanze muß sich mit ihren zarten Wurzeln gleich aus der Erde naͤhren koͤnnen, und darf durch verballete Erde nicht unterdruͤckt werden, denn sie hat keine Nahrung aus der Mutterkartoffel, verdorret oder verkuͤmmert also leicht. Ich gehe daher von dieser vormals von mir vertheidigten, im Garten ge- woͤhnlich gluͤckenden, aber im Felde sehr unsichern Pflanzungsart ab. Eben so verhaͤlt es sich mit den abgepfluͤckten, eingelegten Sprossen. §. 278. Staͤrke der Einlage. Ueber die Vorzuͤge des dichteren und entfernteren Einlegens der Kartof- feln werden die Meinungen wohl getheilt bleiben; denn es kommt dabei auf die Nebenzwecke an. Die von dem wuͤrdigen J. N. Schwerz wiederholt an- gestellten, in der landwirthschaftlichen Zeitung erzaͤhlten genaueren Versuche scheinen, in Ruͤcksicht auf den Ertrag, fuͤr das Einlegen einer groͤßeren Kartoffel- masse zu entscheiden. Die praktischen Resultate seiner Versuche sind folgende: 1) Die Groͤße des (reinen) Ertrages nach Abzug der Einlage steht bei den Kartoffeln in einem ziemlich genauen Verhaͤltnisse mit der Groͤße der Ein- saat. Das heißt: wer viel Saamen nimmt, wird gewoͤhnlich mehr davon ern- ten, als der, welcher weniger dazu nimmt. 2) Schoͤne und große Pflanzkartoffeln geben nicht allein schoͤnere und groͤßere Kartoffeln, sondern auch eine groͤßere Quantitaͤt zuruͤck. 3) Allem Vermuthen nach kommt das oͤftere Ausarten der Kartoffeln von wiederholt schlechtem Pflanzgute her. 4) Ganz kleine Kartoffeln oder Auswurf sind zur Fortpflanzung durchaus nicht zu empfehlen. 5) Bei mittelmaͤßigen Kartoffeln gebuͤhrt den ganzen der Vorzug. Sind die Kartoffeln gar groß, so reicht die Haͤlfte zu, im Fall sie enge genug in die Reihen gelegt werden. Die Kartoffeln. 6) Es ist nicht raͤthlich, die Kartoffeln in mehr als zwei Stuͤcke zu zer- schneiden. 7) Das Einzeln- aber dichter Neben-einander-legen der Kartoffeln ist zweckmaͤßiger, als das Vervielfaͤltigt-legen, zumal da, wo alle Arbeit mit dem Pfluge vollfuͤhrt, und keine Handhacke gebraucht wird. 8) Das Pflanzen der Keime ist sehr unsicher und mißlich, daher nicht anzurathen. Landwirthschaftliche Zeitung. 1809. S. 568. Ich unterzeichne alle diese Saͤtze als mit meinen Erfahrungen im Gro- ßen uͤbereinstimmend; was aber den ersten anbetrifft, nur so, wie er erklaͤrt ist. Denn daß der Ertrag mit der Einsaat im Verhaͤltniß stehe, erhellt aus den Versuchen keinesweges. Der Verfasser theilt, um ein Resultat zu ziehen, seine Einsaat in zwei Theile, und schlaͤgt zu dem einen die Versuche, wo die Einsaat uͤber 1,254, zu dem andern die, wo sie unter 1,254 betrug. Bei dem erstern ist der reine Ertrag auf jede Reihe 16,81, bei der andern 15,41. Sie ver- halten sich also wie 1000 zu 917. Der Verlust ist also bei letzteren ꝛc. 8⅓ Pro- zent. Das Verhaͤltniß der Einsaat ist weit ungleicher. Nun aber sind unter den Versuchen, die zu dem letzten Theile gerechnet werden, mehrere, die gar nicht in Anschlag kommen duͤrften: Keime oder Augen, ein Paar Haͤnde voll; ganz kleiner Auswurf gestreuet, die hoͤchst unbedeutenden Ertrag gaben. (Land- wirthschaftliche Zeitung, Jahrgang 1809. S. 558.) Beachten wir nur die Faͤlle, wo gute Kartoffeln oder Kartoffelnstuͤcke auf 1, 2, 3, 4 Dezimeter Entfernung gelegt wurden, so wird der Unterschied sehr geringe, und belaͤuft sich nur auf 2½ Prozent. Diesen Unterschied, und sogar einen Unterschied von 5 Prozent, will ich zugeben, wenn Kartoffeln in die Reihen auf 8 Zoll oder auf 24 Zoll Entfer- nung gelegt werden, mithin die Einsaat im letztern Falle dreimal so stark als im erstern gemacht wird. Ich gewinne bei dem entferntern Legen nur 95 Schfl. wo ich bei dem dichten Legen 100 Schfl. per Morgen uͤber die Einlage ge- winnen wuͤrde. Dagegen hat das entferntere Einlegen bei dem Anbau im Großen — wovon hier nur die Rede ist — folgende Vorzuͤge. Futtergewaͤchse. 1) Die Kartoffeln, und besonders die zur Einsaat geeigneten, stehen im Fruͤhjahre in einem weit hoͤheren Werthe als im Herbste bei der Ernte; ihre Erhaltung ist mit Arbeit und Risiko verbunden gewesen, immer ist wohl ein Theil verdorben. Wir wollen nur ein Drittel mehr annehmen, oder daß der Scheffel im Herbste 8 gr. im Fruͤhjahre 12 gr. werth sey. Die Preiserhoͤhung dieser 8 Scheffel betraͤgt 32 gr. Die 5 Schfl., welche ich bei der Ernte mehr gewinne, betragen 40 gr.; also ist der Vortheil auf 8 gr. reduzirt. 2) Bei dem entfernteren Einlegen erspare ich Arbeit. 3) Die Bearbeitung, wenn sie ins Kreuz mit dem Pfluge geschehen kann, erspart fast alle Handarbeit, welche um die Reihen zu reinigen, doch noͤthig ist. 4) Diese Bearbeitung ist von ungleich groͤßerer Wirksamkeitzur Reinigung, Pulverung und Luͤftung des Erdreichs, als wenn sie nur in einer Direktion geschehen kann. Insbesondere werden die Quecken, die in den angehaͤuften Reihen so leicht fortranken, dadurch voͤllig zerstoͤrt, und der Zweck der Brache vollkommen erreicht; was mir bei dem Hackfruchtbau eine der ersten Ruͤcksich- ten ist. Von der Wirkung dieser von allen Seiten geschehenden Arbeit auf die Kartoffeln selbst, sage ich nichts, da wir einen hoͤheren Ertrag der einsei- tig bearbeiteten einmal hypothetisch zugestanden haben. 5) Das Aufnehmen der in einzelnen Haufen zusammen gedraͤngten Kar- toffeln ist ungleich bequemer, und geht weit schneller, als wenn sie fortlaufend in einer Reihe liegen. Meine Arbeiter nehmen jene lieber um den 14ten Schfl. als diese um den 10ten Schfl. auf; denn eine Person bringt bei jenen 18 Schfl. bei diesen schwerlich 10 Schfl. taͤglich heraus, wenn sie gleich emsig arbeitet. Dies schnelle Foͤrdern ist aber bei der Ernte von hoͤchster Wichtigkeit. Dies sind die Gruͤnde, warum ich die Legung der Kartoffeln in gleich- seitigen zureichenden Entfernungen bestimmt vorziehe. Wenn ich auch zugebe, daß ich, um eine bestimmte Quantitaͤt Kartoffeln zu ernten, etwas mehr an Acker gebrauche, so ist mir doch die Ersparung an Arbeit und die gruͤndliche Bearbeitung meines Ackers weit wichtiger. Bei denen, die mit ihrem zum Kartoffelbau zu verwendenden Acker sparsam seyn muͤssen, mag das dichtere Legen gerathener seyn. Die Kartoffeln. Indessen muͤssen folgende Bedingungen erfuͤllt werden: 1) Man nehme zum Einlegen nur sichere und vernuͤnftige Leute, die kei- nen Platz, wo eine Kartoffel liegen soll, uͤberschlagen. 2) Man nehme lauter gesunde Setzkartoffeln. 3) Man richte seinen Acker so zu, daß das Keimen keiner Kartoffel ge- stoͤrt werde. Wer diese Bedingungen nicht erfuͤllen will oder kann, der lege sie lieber dichter, oder zwei an einer Stelle, weil sonst, wenn viele leere Raͤume blei- ben, der Ausfall betraͤchtlicher seyn koͤnnte. §. 279. Die Zeit des Einlegens der Kartoffeln richte sich nach der Witterung. Pflanzungs- zeit. Ich lege sie nicht eher, als bis sich der Boden erwaͤrmt hat, und habe immer gefunden, daß die spaͤter gelegten die fruͤheren eingeholt haben. Ich habe sie mit gutem Erfolge bis zu Anfange des Junius gelegt, indessen suche ich in der Mitte des Mais damit fertig zu seyn. Will man sie spaͤt legen, so muß man sie nur an einem waͤrmeren Orte vorher keimen lassen. In etwas stren- gerem Boden duͤrfen sie durchaus nicht eingeschmiert werden, sondern man muß seine Abtrocknung abwarten. §. 280. Im Herbste ist mein Boden so fruͤh als moͤglich und um 2 Zoll tiefer, Bestellung. als bisjetzt gepfluͤgt war, umgebrochen und geegget. Im Winter wird der Mist aufgefahren und sogleich gebreitet. Im ersten Fruͤhjahre wird er flach untergepfluͤgt; vor der Saatfurche wird geegget. Daß der Mist mit dieser zum Theil wieder heraufkomme, ist mir sehr lieb, weil er dann um so mehr an die Wurzeln der Kartoffeln kommt. Das Einlegen mit dem Spaten nach einer Knotenschnur habe ich nur einmal versucht, wie ich sie zuerst im Quadrat pflanzen wollte. Waͤre ich auch nicht auf eine andere Methode verfallen, so wuͤrde mich die Weitlaͤuftigkeit dieser Arbeit doch von dieser Bauart abgeschreckt haben. Sie werden in die Pflugfurche gelegt, und das Verfahren ist folgendes: Mit dem oben erwaͤhnten Marqueur oder Furchenzieher werden Linien oder kleine Furchen ins Kreuz mit derjenigen Richtung, welche der Pflug Futtergewaͤchse. nehmen soll, gezogen. Dann werden fuͤnf Personen in gleichem Abstande in die Pfluglinie hin g estellt, und die Distanzen, die ein jeder belegen soll, werden ihnen bezeichnet. Ein Pflug macht die erste Furche, die belegt wird. Dann schließen sich die zwei andern Pfluͤge an, und in die Furche des dritten Pflu- ges wird nun immer eingelegt. Die Einleger muͤssen natuͤrlich von einer Seite zur andern, er in seiner angewiesenen Distanz, uͤbergehen. Sie legen die Kartoffeln an der Stelle, welche ihnen die Furche des Marqueurs angiebt, und dicht an dem perpendikulaͤren Abschnitt des Pfluges. Es ist wichtig, daß die Kartoffel dicht an dieser perpendikulaͤren geraden Seite und nicht an die aufgepfluͤgte Erde gelegt werde; denn sie bleibt hier besser in ihrer Lage und wird vom Fuße des Pferdes nicht getroffen. Zu der Furche, in welche eingelegt wird, muß der geschickteste Pflugfuͤhrer gewaͤhlt werden, damit er die gehoͤrige Tiefe, auf bindendem Boden von 3 Zoll, auf sandigem von 4—5 Zoll halte, und einen etwanigen Fehler, den die an- dren in der Breite der Furchen gemacht hatten, verbessere. Dieser Vorpfluͤ- ger zieht bei einem neuen Gewende immer die erste Furche. Es ist rathsam, die Gewende auf beiden Seiten abzuschreiten, und Richtstangen aufzustellen, damit Keile moͤglichst vermieden werden. Sind die Leute eingeuͤbt, so machen drei Pfluͤge und fuͤnf Einleger taͤg- lich 8 Morgen, immer 6 Morgen fertig. Es muß aber einem jeden sein Kar- toffelsack zur Hand stehen. §. 281. Bearbeitung waͤhrend der Vegetation. Nach acht Tagen wird geegget und schon einiges Unkraut zerstoͤrt. Dann laͤuft es in Menge auf. Man erwartet nun den Zeitpunkt, wo die Kartoffeln hervorkommen wollen, und einige Spitzen sich zeigen. Dann uͤberzieht man das Feld flach mit dem Exstirpator. Das kann man ohne alle Besorglichkeit, die Kartoffeln nachtheilig zu verletzen, thun. Hierdurch wird alles Unkraut zerstoͤrt. Man laͤßt das Land rauh liegen, bis alle Kartoffeln heraus sind, und dann egget man es wieder glatt. Sie stehen dann so rein, als ob sie sorg- faͤltig gejaͤtet waͤren, und es bedarf des Schaufelns nicht. Wenn anfangs nicht alle Pflanzen in gerader Linie nach beiden Richtun- gen stehen sollten, so schadet dieses nichts. Die erste Bearbeitung mit der Pferde- Die Kartoffeln. Pferdehacke sehr sie hinein. Es scheint ihnen gut zu bekommen, wenn sie etwas geschoben werden. Die erste Bearbeitung giebt man ihnen in der Richtung des Marqueurs mit der kleinen Pferdehacke; die zweite in der Richtung des Pfluges mit der großen Pferdehacke. Und das ist in den meisten Faͤllen genug. Das Kraut hat nun das ganze Feld bedeckt und beschattet. Ist noch hin und wieder eine Un- krautspflanze nahe an einer Kartoffel aufgekommen, so ist es eine ganz unbedeu- tende Arbeit, sie in der Bluͤte auszuziehen. Will man noch ein drittes Pferdehacken geben, so thue man es in der Rich- tung des letzteren. Die aufgeworfenen Furchen zu durchbrechen wuͤrde schwierig seyn, wenn die Kartoffeln schon herangewachsen sind. Und so ist das Feld immer vor Eintritt der Getreideernte voͤllig fertig bis zu seiner Aberntung. Eine andere Methode, deren ich mich auf lehmigem und der Feuchtigkeit ausgesetzten Boden noch lieber bediene, ist folgende: Nachdem der Acker vorbereitet worden, werden mit dem Marqueur zwei sich rechtwinklicht durchkreuzende Zuͤge gemacht, und auf jeden Durchkreuzungspunkt wird eine Kartoffel geelgt. Das Legen geht noch weit geschwinder, und eine Person kann sehr bequem 3 Morgen in einem Tage belegen. Dann zieht man zwischen jeder Reihe mit der kleinen Pferdehacke durch, und bewirft sie dadurch vollkommen mit Erde. Wenn das Unkraut hervorkommt, so ziehet man, die Kartoffeln moͤgen gelaufen seyn oder nicht, mit der großen Pferdehacke in derselben Richtung durch, und zerstoͤrt es damit. Nachdem die Kartoffeln etwas herange- wachsen sind, durchbricht man die aufgepfluͤgten Ruͤcken ins Kreuz mit der großen Pferdehacke, und giebt vielleicht zuletzt noch eine Furche in der ersten Richtung. Die Vorzuͤge, welche diese Methode auf lehmigem und der Feuchtigkeit aus- gesetzten Boden hat, sind einleuchtend. Die Kartoffel ist unten, oben und von allen Seiten mit lockerer Erde umgeben; der Mist wird ihr naͤher gebracht, und sie ist gegen uͤbermaͤßige Naͤsse, die der Frucht verderblich werden kann, vollkom- men gesichert. Denn sie liegt hoͤher als der Grund der Furche, in welcher das Wasser abziehen kann. Der Boden, worin sie liegt, wird durchaus von der Sonne durchwaͤrmt. Vierter Theil. E e Futtergewaͤchse. Allein die wirksame Anwendung des Exstirpators faͤllt bei dieser Bauart weg, und den Schaufelpflug kann man auch nicht gebrauchen. Daher hat man etwas mehr mit dem Unkraut zu kampfen, und es kommt sehr darauf an, daß man den Zeitpunkt zum Ueberstreichen der Erde richtig wahrnehme. Sonst muß man mit Handjaͤten und Hacken nachhelfen. Auf sandigem duͤrren Boden paßt sie nicht, weil er bei heißer Duͤrre zu sehr austrocknen koͤnnte. Und endlich koͤnnte ein betraͤchtlicher Frost, der die Kartoffeln vor dem Ausnehmen uͤberfiele, vielleicht tiefer in diese Beete eindringen. Also rathe ich doch nur auf solchem Boden dazu, wo man Nachtheil von der Feuchtigkeit fuͤr die Kartoffeln zu be- sorgen hat. Ueber andre Methoden des Kartoffelbaues verweise ich auf das, was ich im ersten und dritten Bande meiner englischen Landwirthschaft gesagt habe. Bei den vorerwaͤhnten beiden Methoden bleibe ich jetzt stehen. Wenn das letzte Anhaͤufen geschehen ist und die Kartoffeln in die Bluͤte treten, so muß man sie ruhig stehen lassen. Denn mit der Bluͤte bilden sich zugleich die jungen Bollen aus. Es war ein sehr thoͤrichter Rath, die Bluͤten abzuschneiden, um dadurch den Ertrag der Kartoffeln zu vermehren. Der scharf- sinnige Cullen in Edinburg hatte es schon bemerkt, daß der Vegetationsprozeß in der Bollen- und Bluͤteentwickelung harmonire, und die bei dieser Gelegen- heit gemachten Versuche haben saͤmmtlich gezeigt, daß man dem Ertrage durch Abschneidung der Bluͤten merklich geschadet habe. Auch hatte Cullen den Versuch gemacht, den Kartoffeln das Kraut im- mer abzuschneiden, so wie es wieder austrieb; welches die Folge hatte, daß sie durchaus keine Bollen ansetzten, sondern lauter Wurzelfasern trieben. Anderdons Versuche uͤber den Nachtheil des fruͤhen Abschneidens des Krautes, habe ich im 1sten Bande der englischen Landwirthschaft S. 403. angefuͤhrt. §. 282. Die Ernte. Die Ernte der Kartoffeln ist das, was den mehrsten großen Landwirthen am schwierigsten geschienen hat, und warum sie ihren Anbau im Großen fuͤr be- denklich hielten. Indessen hat sich die Besorglichkeit seit dem Jahre 1798, wo ich den Kartoffelbau im Großen zuerst predigte, sehr verloren, und man hat ge- funden, daß es damit leichter gehe, als man sich vorstellen konnte. Es ist eine Die Kartoffeln. guͤnstige Zeit, wo Weiber und Kinder keine andre Arbeit haben, und wo die Witterung heiter zu seyn pflegt. Es ist eine Arbeit, die sie gerne thun, und wo- bei sie der Gedanke, ihren Winterbedarf zu verdienen, aufmuntert. Mir scheint nichts angemessener zu seyn, als sie um eine Quote aufnehmen zu lassen. Nach meiner Art gelegt, thun sie es um den zwoͤlften Scheffel gern, zuweilen um den fuͤnfzehnten, wenn meine Kartoffeln gut und andre nicht sonderlich stehen. Verdienen sie mehr als sie gebrauchen und aufbewahren koͤnnen, so nimmt man sie ihnen zu einem bestimmten Preise ab. Es geht sehr geschwind, die Leute neh- men alle ihre Kinder zu Huͤlfe; im Tagelohn ist es dagegen eine langweilige Arbeit. Die Kartoffeln werden mit einer Winzerhacke aufgehauen, nachdem das Krant vorher abgemaͤhet worden. Nach meiner Art gelegt, kann ein Mann bequem fuͤr zwoͤlf Aufleser aufh a cken. So kostet die Arbeit weniger als das Aufpfluͤgen, wel- ches mancherlei Unbequemlichkeiten hat; insbesondere weil nicht genau abgemessen werden kann, wie viel an jedem Tage gesammlet wird und der Nachtfrost die be- schaͤdigen kann, welche liegen bleiben. Sie werden so vollstaͤndig aufgesammlet, daß ich eine Nachlese nie der Muͤhe werth gefunden habe; denn die Hacke foͤrdert sie trefflich zu Tage. Es ist eine große Verschwendung, sich der Saͤcke bei der Kartoffelernte zu bedienen. Sie gehen in einem Jahre darauf. Ich habe Kasten, die ungefaͤhr 30 Scheffel halten und die auf Wagen gesetzt werden. An der Seite haben sie einen Schieber. Wenn sie bei dem Kartoffel-Magazin anlangen, wird der Schieber geoͤffnet, eine Rinne angehangen, und so laufen die Kartoffeln an den Ort ihrer Bestimmung herab. Diese Kasten sind auch zu manchem andern Ge- brauch bequem. §. 283. Wenn die Kartoffeln bei trockner Witterung aufgenommen werden, so kann Aufbewah- rung. man sie mit Sicherheit gleich in die Keller oder gegen Frost verwahrte Magazine bringen. Man muß diese aber, bis Frost eintritt, luftig erhalten. Kommen sie sehr feucht ein, so ist es rathsamer, sie erst auf eine Tenne zu bringen und ab- trocknen zu lassen. Keller oder durch doppelte Waͤnde gegen Frost gesicherte Behaͤlter, sind zwar zur Aufbewahrung der Kartoffeln am bequemsten; jedoch koͤnnen sie in Mieten E e 2 Futtergewaͤchse. unter gehoͤriger Bedeckung von Stroh vollkommen gegen den haͤrtesten Frost und besser als in Gruben gesichert werden. Man kann diese Mieten zu 20 und meh- reren Winspeln anlegen, am bequemsten jedoch mit Ruͤcksicht auf die Groͤße des Aufbewahrungsplatzes auf dem Hofe, damit man eine ganze Miete, so wie man sie gebraucht, auf einmal hineinbringen koͤnne; wozu dann im Winter Tage ohne Frost gewaͤhlt werden muͤssen. Bei den Mieten, welche man, wenn sie groͤßer sind, am besten laͤnglicht und dachfoͤrmig anlegt, kommt es vorzuͤglich darauf an, daß man sie allenthalben gleichmaͤßig und wenigstens 6 Zoll dick mit Stroh belege. Besonders muß man unten am Boden das Stroh uͤberstehen lassen, damit hier kein Frost eindringe. Oben am Forst und an den Ecken muß es wohl verbunden seyn. Alsdann wird das Stroh mit Erde belegt. Diese Erde schuͤtzt zwar uͤber nicht gegen den Frost; nur das Stroh ist es, was die Entweichung der Waͤrme aus den Kar- toffeln verhindert. Aber die Erde muß den Durchzug der Luft durch das Stroh abhalten und deshalb muß sie dicht seyn. Eine lose abkruͤmelnde Erde taugt also nicht dazu, und wenn man keine andre hat, so muß man sie durch irgend eine Bedeckung befestigen. Hierzu ist das Kartoffelnkraut zu gebrauchen, welches man daruͤber herlegt und solches mit Schaafhuͤrden oder auf irgend eine Art ge- gen den Wind befestigt. Hat man lehmige Erde, so ist das nicht noͤthig, und man braucht sie nur allenthalben recht glatt und fest zu schlagen, und muß von Zeit zu Zeit nachsehen, daß keine Oeffnung, etwa durch Maͤuse, entstehe. Eine sehr noͤthige Vorsicht aber ist es, diese Mieten bei fortdauerndem war- men Wetter im Herbste, nicht voͤllig zu schließen, sondern ihnen oben, bis Frost eintritt, etwas Luft zu lassen, damit die Duͤnste herausziehen koͤnnen. Man laͤßt also dem Strohe oben am Forste Luft, und spuͤrt oͤsterer nach, ob kein Gaͤh- rung anzeigender Geruch entstehe, in welchem Falle man gleich mehr Luft giebt. Erst wenn anhaltender Frost eintritt, macht man sie fest zu. In solchen Mieten blieben die Kartoffeln unverletzt, wie im Winter 1802 1803 der Frost uͤber 3 Fuß in die Erde drang, und die Kartoffeln fast in allen Gruben, die nicht von allen Seiten mit Stroh verwahrt waren und in vielen Kellern erfroren. Eine Bedeckung dieser Mieten mit Mist ist voͤllig unnoͤthig und kann leicht nachtheilig werden. Die Kartoffeln. Wenn Thauwetter eintritt, so ist es immer rathsam, die Mieten oben et- was zu oͤffnen, damit die Duͤnste ausgehen koͤnnen. §. 284. Ueber die Benutzung der Kartoffeln noch etwas zu sagen, waͤre uͤberfluͤssig. Nahrungs- kraft. Nur etwas uͤber das Werthsverhaͤltniß, worin sie ihrer Natur und ihren naͤh- renden Theilen nach gegeneinander stehen. Wenn wir sie unter den Koͤrnern mit dem Rocken vergleichen, so enthal- ten gute Kartoffeln dem Gewickte nach 24 Prozent nahrhafter Theile, der Rok- ken 70 Prozent. Wenn 1 Scheffel Rocken 82 Pfd. und 1 Scheffel Kartoffeln 100 Pfd. wiegt, so sind dem Maaße nach 64⅔ Scheffel Kartoffeln gleich 24 Schfl. Rocken (vergl. Einhof in den Annalen des Ackerbaues Bd. III. S. 357. Bd. IV. S. 627.). 2 Scheffel 12 Metzen Kartoffeln waͤren also ungefaͤhr einem Schef- fel Rocken gleich zu setzen. Dies muͤssen aber gute, dichte, mehlige, auf trock- nem Boden gewachsene Kartoffeln seyn, wie sie Einhof bei der genaueren Untersu- chung bearbeitete. Denn der Unterschied ist, wie nachmalige Untersuchungen lehrten, unter den Kartoffeln noch groͤßer als er ihn dort annahm, und den schlechteren Arten kann man nicht mehr als 20 Prozent nahrhafter Theile zu- schreiben; so daß von diesen 3 Scheffel einem Scheffel Rocken gleich zu setzen sind. Die Erfahrung bei der Branntweinbrennerei, wo man nicht die bessere Art von Kartoffeln zu nehmen pflegt, stimmt hiermit uͤberein. Nach der Aussage der vorzuͤglichsten praktischen Brenner, geben 3⅓ Scheffel Kartoffeln zwar nur so viel Branntwein als 1 Scheffel Rocken, er ist aber staͤrker im Gehalt. Mit dem Heu, bei der Viehfuͤtterung verglichen, giebt jedermann zu, daß 2 Scheffel Kartoffeln 1 Centner Heu uͤberwiegen, und daß man wenigstens 1 Schfl. Kartoffen ½ Centner Heu gleich setzen koͤnne; wobei jedoch ein Theil der Fuͤt- terung aus Heu oder Stroh bestehen muß, um die Verdauung zu befoͤrdern. Bei den großen Ochsenmastungen, die in meiner Gegend betrieben werden, ist man vollkommen uͤberzeugt, daß wenn ein Ochse taͤglich ½ Scheffel oder 50 Pfd. Kartoffeln, und dabei gewoͤhnlich 5 Pfd. Heu erhaͤlt, er eben so stark aufsetze, als wenn er 35 Pfd. Heu bekommt, und die Viehhaͤndler geben die Ochsen lie- ber in diese Kartoffeln als in bloße Heufutterung. A priori koͤnnen wir uͤber das Verhaͤltniß der Kartoffeln zum Heu nicht so entschieden urtheilen, wie uͤber das Futtergewaͤchse. Verhaͤltniß derselben zu dem Korn, weil sie mit diesem sehr gleichartige, mit je- nem ungleichartige naͤhere Bestandtheile haben. Deshalb muͤssen wir uns hier le- diglich an die Erfahrung halten. In England hat man uͤber die Nutzbarkeit der Kartoffeln zur Viehmastung in Vergleich gegen die Ruͤben sehr viel gestritten. Als Resultat dieses Streites erklaͤrt der große und erfahrne Viehmaͤster Campbell sehr bestimmt, 1 Bushel Kartoffeln vom Hofe abgeholt, sey ihm, auch ohne Ruͤcksicht auf den Mist zu nehmen , nicht feil fuͤr das Doppelte, was 1 Pfd. Rindfleisch gelte. Ein Bushel ist = 0,645 Scheffel, also beinahe ⅔ Scheffel. Ein Scheffel also in reiner Benutzung zur Viehmast gleich dem Werthe von 3 Pfd. Rindfleisch. Ueber die Benutzung der Kartoffeln beim Milchvieh, wo die Erfahrungen bisher sehr abweichende Resultate gaben, so wie von ihrer Benutzung bei den Schaafen, werden wir in der Folge reden. §. 285. Kostenpreis. Da die Kartoffeln im Großen selten Marktwaare sind, so ist es wichtig, daß man sich ihr Werthsverhaͤltniß und ihren Erzeugungspreis bei der eigenen Be- nutzung, die man davon machen kann, richtig denke und ihn nicht mit dem Marktpreise verwechsele. Nach dem Ertrage, den ich auf gut und tief kultivirtem und kraͤftig geduͤng- ten, Feuchtigkeit haltenden Mittelboden vormals gehabt hatte, glaubte ich 140 Schfl. auf den Kalenbergschen Morgen, der etwa um Quadratruthen groͤßer wie der Magdeburger ist, im Durchschnitt annehmen zu koͤnnen (engl. Landwirthschaft Bd. III. ). Hier aber habe ich es dahin noch nicht gebracht. und mein staͤrkster Gewinn ist im Jahre 1809 120 Scheffel auf dem hiesigen Morgen gewesen. In dem Mißwachsjahre 1810 nur 78 Scheffel; sonst zwischen 80 und 90 Scheffel. Ich mache deshalb jetzt meinen Anschlag auf 80 Scheffel Ertrag nach Abzug der Einlage, wozu ich zwischen 5 und 6 Scheffel gebrauche. Die Arbeit beim Kartoffelbau ist, wenn man sehr maͤßige und immer zu vollfuͤhrende Arbeitssaͤtze annimmt, folgendermaßen zu berechnen, auf 50 Morgen. Die Kartoffeln. Futtergewaͤchse. Nach unsren mittlern Verhaͤltnissen, wenn 1 Schfl. Rocken 1 rthlr. gilt, ist anzuschlagen der Arbeitstag eines Pferdes . . zu 5 gr. - - - Wechselochsen - 3 - - - - Mannes . . - 4 - - - - Weibes . . - 3 - 216⅔ Arbeitstage einzelner Pferde . . kosten also . . . . . 1083⅓ gr. 156⅔ - - Wechselochsen - - . . . . . 470 - 266¼ - - Maͤnner . - - . . . . . 1065 - 480 - - Weiber . - - . . . . . 1440 - 50 Morgen kosten also 4058⅓ gr. betraͤgt auf 1 Morgen 3 rthlr. 9 gr. 2 pf. Der Schfl. Kartoffeln aber wuͤrde, wenn 81 Schfl. uͤber die Einsaat gewonnen werden, 1 gr. kosten. Nach den verschiedenen uͤblichen Verhaͤltnissen muß sich aber ein jeder dieses selbst berechnen. Wie hoch ist nun aber die Landrente und der Mist anzuschlagen? Wenn dem Acker eine vollstaͤndige Sommer- oder Brachbearbeitung von Zeit zu Zeit nothwendig ist, und wenn man ohne Kartoffeln- oder aͤhnlichen Hack- fruchtbau eine reine Brachbearbeitung geben muͤßte; so ist die Landrente den Kar- toffeln gar nicht zur Last zu schreiben, sondern sie koͤnnten noch auf eine Verguͤ- tung Anspruch machen, indem sie die kostspielige Bearbeitung der Brache erspa- ren, oder vielmehr selbst bewirken. Der Mist oder die Dungkraft, welche die Kartoffeln ausziehen, muß ihnen allerdings angerechnet werden, wenn sie zum Verkauf kommen. Werden sie aber in der Wirthschaft verfuttert, so geht es hoͤchstens mit dem Miste auf, den sie wiedergeben. Das geringste Resultat, was die uͤber Duͤngererzeugung ange- stellten Versuche geben, ist: daß 100 Pfd. verfutterte Kartoffeln 66 Pfd. Mist hervorbringen. 80 Schfl. Kartoffeln geben also 5280 Pfd. Mist und 800 Pfd. Kartoffelstroh geben 1840 Pfund, folglich die Kartoffeln von einem Morgen, 3 gute Fuder. Wenigstens also der Masse nach schon so viel, als sie consumi- ren. Die Kartoffeln. ren. Welche Vorzuͤge aber dieser Mist vor dem Miste aus gewoͤhnlicher trock- ner Fuͤtterung habe, ist wohl allgemein anerkannt, und von Kaͤhler (Vergl. An- nalen des Ackerbaues Bd. XII. S. 228.) scharfsinnig beobachtet worden. In dem Falle also koͤnnen wir den Kartoffeln fuͤr die Duͤnger-Comsumtion nichts anrechnen; es wird vielmehr durch ihren Anbau die Dungmasse betraͤchtlich ver- mehrt, und durch das thierische Leben, welches sie ernaͤhren, werden andre Mate- rialien erst zu wirksamem Duͤnger gemacht. Man hat aber manchmal Gelegenheit, seinen Acker an kleine Leute zum Kar- toffelbau zu vermiethen. Wenn er gehoͤrig vorbereitet und geduͤngt ist, bekommt man fuͤr die zwoͤlffuͤßige Ruthe 1½ gr., betraͤgt per Morgen 11 rthlr. 6 gr. Hiervon muͤssen die Vorarbeitskosten abgezogen werden, welche oben zu 23 gr. berechnet worden; bleiben also 10 rthlr. 7 gr. Wenn man also diesen baaren Geldertrag den Kartoffeln bei eigenem Anbau fuͤr Landrente und Mist anrechnen will, so werden die Kartoffeln kosten 10 rthlr. 7 gr. + 3 rthlr. 9 gr. 2 pf. = 13 rthlr. 16 gr. 2 pf. und 1 Scheffel Kartoffeln kommt dann auf 4 1/10 gr. zu stehen. Dies waͤre also der Kostenpreis der Kartof- feln, der wegen des gebuͤhrenden Profits auf 5 gr. zu setzen ist. Und wohlfeiler sind wohl nie Kartoffeln verkauft worden. Hierbei aber geht der Duͤnger verlo- ren, und wenn ich fuͤr 80 Schfl. von 1 Morgen 16 rthlr. 16 gr. bekomme, welche nach Abzug von 3 rthlr. 9 gr. Arbeitskosten 10 rthlr. 7 gr. reinen Ertrag geben, so fragt es sich, ob ich nach meinen Wirthschaftsverhaͤltnissen dadurch auch hin- reichenden Ersatz fuͤr den verlornen Duͤnger erhalte? — Consumirt die Wirthschaft aber die Kartoffeln selbst, so kann sie ihre Erzeu- gungskosten nicht hoͤher als zu 1 gr. p. Schfl. — und um das Risiko aufs hoͤchste zu decken — zu 1 gr. 4 pf. anschlagen. Und sie bezahlen sich in der Mastung zu 6 gr., wenn das Pfd. Fleisch 2 gr. gilt. §. 286. Ueber die merkwuͤrdige aber noch wenig benutzte Abscheidung des Kartoffel- mehls durch den Frost, wodurch das Substanzielle der Kartoffel sehr lange er- halten und leichter noch als Getreide verfuͤhrt werden kann, vergl. Annalen des Ak- kerbaues Bd. III. S. 389. und Bd. XI. S. 1. Vierter Theil. F f Futtergewaͤchse. Die Runkelruͤbe . §. 287. Mangoldwurzel, Burgunderruͤbe, Dickruͤbe, Raunschen, Ran- gers , von den Franzosen durch eine mißverstandene Uebersetzung des Worts Mangold , racine de disette, und von den Englaͤndern daher wieder scarcity- root genannt, stammt mit allen ihren Varietaͤten entweder von der Beta vul- Abarten. garis allein ab, oder ist aus einer Vermischung derselben mit der Beta cicla entstanden. Denn ich halte den Unterschied, den die Botaniker zwischen beiden Gattungen angeben, fuͤr zu unbedeutend, und meinen Bemerkungen nach fuͤr zu unbestimmt, um eine spezifische Trennung beider zu begruͤnden. Aus der dun- kelrothen Gartenruͤbe und dem weißen Mangold sind durch Vermischung des Saamenstaubes, meiner Ueberzeugung nach, alle die Varietaͤten entstanden, die sich bald jener bald diesem mehr naͤhern und noch immerfort Ausartungen un- terworfen sind, wo bei einzelnen Individuen der eine oder der andre urspruͤng- liche Stamm mehr hervorsticht. Es lassen sich daher die verschiedenen Arten, welche man davon anbauet, wie das bei so vielen der kultivirten Pflanzen der Fall ist, nicht bestimmt charakterisiriren, sondern sie gehen allmaͤhlig und schwan- kend ineinander uͤber. Die an beiden Extremen stehenden Spielarten sind die dunkelrothe in den Kuͤchengaͤrten schon viel fruͤher angebaute rothe Beetwurzel und die ganz weiße Runkelruͤbe. Dazwischen stehen nun die große hochrothe, die fleischfarbne oder mit fleischfarbnen Ringen gemischte, die aͤußerlich rothe und inwendig ganz weiße, die gelbe, auch gelb und roth gemengte. Mit der Farbe der Wurzel stimmt die Farbe des Krauts mehrentheils uͤberein oder vielmehr der Blattnerven, die mehr oder minder roth oder ganz gruͤn sind. Aus dem Saamen, von einer Pflanze aufgenommen, erfolgen immer Verschiedenheiten. Doch ist die ganz rothe oder die ganz weiße und gelbe am bestaͤndigsten. Die bleichrothe Art wird unter gleichen Umstaͤnden am groͤßten und giebt das staͤrkste Produkt; deshalb wird sie zur Viehfuͤtterung am haͤufigsten gebauet. Man unterscheidet davon wieder zwei Abarten: eine, die mit ihrer Ruͤbe ganz in der Erde bleibt, und eine andre, die aus dem Boden herauszuwachsen die Nei- Die Runkelruͤbe. gung hat. Daß diese Neigung zum Theil in der Art liege, glaube ich nach meinen Beobachtungen zwar; es hat aber auch der Boden gewiß einen betraͤcht- lichen Einfluß darauf, indem ich einmal mit einem Freunde Saamen theilte, den ich als eine herauswachsende Art erhalten hatte, und meine daraus erzoge- nen Pflanzen saͤmmtlich in der Erde blieben, die seinigen aber herauswuchsen. Mein Boden war auf 10 Zoll, der seinige nur flach gepfluͤgt. Ohne Zweifel wird sich auf einem seichten Boden die herauswachsende Art besser passen und eintraͤglicher seyn, wogegen ich auf tiefem Boden, die nicht herauswachsende, be- sonders aus der Ursache, vorziehe, weil sie von den Herbstfroͤsten weniger ver- letzt wird. Die gelben und weißen Runkelruͤben haben dagegen den Vorzug, daß sie konsistenter und gegen den Frost etwas haͤrter sind, besonders aber daß sie nach der Versicherung aller derer, die mit der Zuckerausscheidung Versuche gemacht haben, mehreren Zuckerstoff enthalten. Zur Zucker- und Syrupsfafrikation, viel- leicht auch zum Branntweinbrennen, sind sie daher jetzt allgemeiner beliebter; zum wirthschaftlichen Gebrauch aber wiegen sie doch durch jene Qualitaͤten die groͤßere Masse nicht auf, die jene roͤthlichen Arten geben. §. 288. Die Runkelruͤbe waͤchst zwar auf jedem maͤßig feuchten, in starker Duͤng- Boden. kraft stehenden Boden, allein auf sandigem Boden bleibt sie, wenn in ihrer Ve- getationsperiode nicht vieler Regen faͤllt, klein, und auf einem lockern humosen feucht liegenden Boden wird sie waͤßrig, sehr groß, aber inwendig hohl, und man kann sie gegen ein schnelles Anfaulen fast gar nicht retten. Der am meisten fuͤr sie geeignete Boden ist daher ein ziemlich gebundener Lehmboden, wo sie fast im- mer gedeiht und mehrere Konsistenz behaͤlt. Ich mache es mir daher zur Regel, wenn ich mit meinem Hackfruchtbau auf gebundenern Boden komme, mehr Runkelruͤben, auf sandigerm aber mehr Rotabaga zu bauen. Sie erfordern, um zu einer betraͤchtlichen Staͤrke zu gelangen, einen stark geduͤngten Boden, gleichviel ob unmittelbar fuͤr sie geduͤngt sey, oder ob die vor- hergehende Frucht den Acker noch reich hinterlassen habe. Frischer Duͤnger muß wenigstens durch zweimaliges Pfluͤgen mit der Ackerkrume gut vermengt seyn. F f 2 Futtergewaͤchse. Je tiefer der Boden, um desto besser, und auf flachem Boden wird sie, auf aufgepfluͤgte Beete gepflanzt oder gesaͤet, staͤrkern Ertrag geben. §. 289. Saat. Der Saamen kann auf die Stelle gelegt werden, wo die Pflanze stehen blei- ben soll. Man legt ein einzelnes Korn in einzelne Loͤcher oder man legt den Saamen in Rillen, wenigstens ums doppelte dichter, als die Pflanzen stehen blei- ben sollen. Diese Methode ist aber nur auf warmem, muͤrben und von Unkraut ziemlich reinen Boden zu empfehlen. Denn der Keim durchbricht die harte Schaale schwer, es dauert lange, ehe das Pflaͤnzchen mit seinen schwachen Saamenblaͤt- tern zum Vorschein kommt, und der Acker ist dann schon hoch mit Unkraut be- wachsen. Oft wird auch das Keimen unterdruͤckt, wenn entweder das zu hoch liegende Korn nicht zureichende Feuchtigkeit hat, oder das zu tief liegende von der Erde eingeballt wird. Gegen das Unkraut kann man sich allein dadurch retten, daß man die Reihen bezeichnet, worin die Koͤrner liegen, um es, noch ehe die Pflanzen sichtbar werden, durch Schaufeln vertilgen zu koͤnnen, was aber doch immer große Aufmerksamkeit erfordert. Man hat sie auch wohl breitwuͤrfig aus- gesaͤet, und dann durch Jaͤten und Behacken so verduͤnnet, daß die Ruͤben einzeln zu stehen kommen; dies ist aber unter allen die beschwerlichste und kostspieligste Methode. Auf gewoͤhnlichem Ackerboden ist die Verpflanzung in der Regel vorzuziehen, welche auch Zeit gewaͤhrt, den Acker mehr vorzubereiten. Weil aber durch das Versetzen die Pflanze in ihrem Wachsthume allerdings gestoͤrt wird, so ist es von Wichtigkeit sich fruͤhe Pflanzen zu verschaffen, und der Saamen muß daher fruͤh und in einem recht warmen Orte in lockeren Gartenboden gesaͤet werden. Man kann ihn auch im Spaͤtherbst legen, so daß er bei der niedrigen Temperatur schlafend an der Erde liege und nur seine Kapsel sich erweiche. Aber der geringe Vorsprung, den diese Pflanzen erhalten, ersetzt die Gefahr nicht, denen der Saa- men in der Erde von Maͤusen und Insekten ausgesetzt ist; weswegen man diese Methode fast allgemein wieder aufgegeben hat. Ueder die Verpflanzung vergl. §. 180—183. §. 290. Vegetation. Die heranwachsenden Pflanzen erfordern eine fleißige Bearbeitung, und ihr Gedeihen haͤngt besonders davon ab. Es geschiehet durch den Schaufelpflug; Die Runkelruͤbe. wenn aber die Pflanzen herangewachsen sind, ist ihnen ein gelindes Anhaͤufen ge- gen die Meinung einiger sehr nuͤtzlich, und selbst der aus der Erde hervorwach- senden Spielart. Sie breiten dann im August ihre großen fleischigen aber waͤßrigen Blaͤtter sehr aus, und manche rechnen viel auf den Futterertrag, den diese Blaͤtter ge- ben. Wenn man sie fruͤh und haͤufig abblattet, so uͤberwiegt nach ungefaͤhren Berechnungen der Blaͤtterertrag zuweilen den der Wurzeln, aber auch auf Kosten der letztern, und wenn man sie geizig und fruͤh abzublatten anfaͤngt, so bleiben die Wurzeln ganz schmaͤchtig. Das Vieh frißt diese Blaͤtter, hat aber keine beson- dere Neigung dazu, und sie scheinen sehr wenig nahrhaftes in einer sehr großen Masse zu enthalten. Man verliert daher ohne Zweifel an den Wurzeln, was man am wahren Werthe in den Blaͤttern gewinnt; das Abblatten ist muͤhsam, und ich glaube, daß nur der Futtermangel um diese Zeit es oͤkonomisch rechtferti- gen koͤnne. Erst im Herbst, wenn die Vegetation aufzuhoͤren scheint und man bald zum Aufnehmen der Wurzeln schreiten will, schneidet man das Kraut rein weg und verfuͤttert es. Das Aufnehmen dieser Ruͤben ist leicht, aber das Abputzen der Faserwurzeln, welches doch, wenn sie aufbewahret werden sollen, geschehen muß, ist nicht ohne Beschwerde. Ruͤben auf thonigem Boden gewachsen, haben weniger Wurzelfasern. §. 291. Die Aufbewahrung dieser Ruͤben, bis spaͤt in den Winter, ist schwierig, Aufbewah. rung. weil sie vom Froste so sehr leicht angegriffen und schnell zerstoͤrt werden. In waͤr- meren Kellern faulen sie ebenfalls leicht, und man muß sie mit Stroh oder mit Sand aufschichten. In nicht zu großen, mit Stroh belegten Mieten gleich den Kartoffelmieten, werden sie sich am besten halten. §. 292. Ihr Ertrag vom Morgen, kann, wie ich aus Erfahrung weiß, auf 300 Ctr. Ertrag. gebracht werden; indessen ist dies etwas außerordentliches, und man kann selbst auf angemessenem Boden nur 180 Ctr. per Morgen annehmen. Im Magdeburgi- schen rechnet man, daß jeder Quadratfuß 1 Pfund Ruͤben gebe. Dies betruͤge auf 1 Morgen 235 Centner. Man muß aber davon auf zufaͤlliges Mißrathen der Ruͤben ¼ abziehen. Man kann aber nur etwa 10 Prozent wirklich nahrhaf- Futtergewaͤchse. ter Theile in ihnen annehmen, und sie werden sich gegen das Heu etwa wie 10 zu 46, gegen die Kartoffeln wie 20 zu 46 verhalten. Jedoch sind sie wegen ihres vielen Zuckerstoffs dem Vieh vorzuͤglich angenehm und gedeihlich, wirken bei den Kuͤhen besonders auf Erzeugung der Milch, der sie einen angenehmen Geschmack ge- ben, und scheinen mit Kartoffeln zugleich gefuͤttert, die Milch besonders zu verbessern. Dies Gewaͤchs hat den Vorzug, daß es fast von keinem Insekte angegrif- fen wird. §. 293. Der Anbau der Runkel- ruͤbe zur Zuk- kerbereitung. Da der Anbau der Ruͤben zur Zuckerbereitung in unsren Tagen so viele Auf- merksamkeit erregt, so fuͤge ich noch einige darauf besonders Bezug habende Be- merkungen hinzu: Man waͤhlt dazu vorzuͤglich die ganz weiße, naͤchst dieser die gelbe und am wenigsten die roͤthliche Art, weil jene reichhaltiger an Zuckerstoff befunden wor- den. Sie geben aber im Ganzen einen weit geringern Ertrag wie die mehr roͤth- liche Art. Wenn also die Zuckerabscheidung bei ihnen leichter ist, so wird die rohe Produktion dagegen geringer, und der Landwirth kann sie nicht fuͤr einen gleichen Preis bauen. Ferner ist es der Zuckererzeugung nachtheilig, wenn sie in einem sehr reichen und mit Duͤngertheilen stark angefuͤllten Boden, der zur Salpeterer- zeugung geneigt ist, gebauet werden, weil sie alsdann viel Salpeter und weniger Zuckerstoff enthalten. Endlich will man, daß die Ruͤben gegen die Einwirkung des Lichts gesichert seyn sollen: sie muͤssen daher mit Erde bedeckt seyn, und die aus dem Boden hervorwachsende Art ist am wenigsten dazu geeignet. Sie muͤssen moͤg- lichst dicht bei einander stehen, wodurch die Bearbeitung sehr erschwert wird, und der Ertrag sich ohne Zweifel vermindert. Sie duͤrfen endlich vor dem Aufneh- men nicht abgeblattet werden, sondern man muß ihnen die Blaͤtter zur Decke las- sen, welches fuͤr manche Landwirthe eine große Aufopferung zu seyn scheint. Nach den auf große Versuche angestellten Berechnungen darf der Ctr. roher Ruͤben nicht uͤber 6 gr. kommen, wenn die Zuckerbereitung vortheilhaft bleiben soll. Zu diesem Preise kann sie der Landwirth vortheilhaft bauen, da wo er frem- den Duͤnger, sollte er auch das Fuder mit 2 rthlr. bezahlen, ankaufen kann. Wo dieses aber nicht statt findet, wird er, die Sache im Großen zu betreiben, Be- denken finden, weil die Runkelruͤbe allerdings einige Dungkraft verzehrt, und beim Die Ruͤbe. Verkauf wenig oder gar kein Duͤngermaterial wiedergiebt. Kann er den Centner Runkelruͤben zur Viehfuͤtterung nur zu 3 gr. benutzen, so wird er diese Benutzung vorziehen, um seinen Duͤngerstand nicht zu vermindern. Es wird daher immer viele Schwierigkeiten haben, erhebliche Zuckerfabriken mit rohem Material genug- sam und nachhaltig zu versorgen. Es muß sich nun die so lange zweifelhaft ge- wesene Frage: ob die Zuckerfabrikation aus Runkelruͤben vortheilhaft sey? — denn uͤber die Moͤglichkeit ist kein Zweifel mehr — entscheiden, da an so vielen Orten Anlagen zum Betriebe im Großen gemacht werden. Die Ruͤbe ( Brassica rapa ). §. 294. Wir haben mannichfaltige Arten von Ruͤben, die angebauet werden, und die nach dem Boden und der Kultur, die sie bekommen, vielleicht auch durch die Befruchtung mit einer andern Abart unendliche Spielarten machen. Dieje- nigen, welche wir vorzuͤglich auf dem Acker bauen, haben wahrscheinlich erst durch die Kultur die Gestalt und Groͤße ihrer Ruͤbe erhalten, die sich nachher in Saa- men fortpflanzt, aber bei minderer Kultur auch wieder zuruͤckschlaͤgt. Botanisch scheinen einige von der Brassica rapa, andre von der Brassica oleracea abzustammen, oder vielleicht Blendlinge zu seyn, wozu das Geschlecht der Brassica sehr geneigt scheint. Oekonomisch unterscheiden wir hauptsaͤchlich die Wasser- oder Saatruͤ- ben , die auf der Stelle, wo sie stehen bleiben sollen, gesaͤet werden muͤssen, und das Verpflanzen waͤhrend ihrer Vegetation nicht ertragen (wenigstens nicht an- ders, als mit einem großen Ballen Erde), und Steckruͤben , welche gewoͤhnlich verpflanzt werden, und daher wahrscheinlich ihren Namen haben. Die Saatruͤben §. 295. stammen von der Brassica rapa ab, sind viel waͤssriger wie alle Arten der Steck- ruͤben, und werden deshalb auch Wasserruͤben genannt. In ihrer Gestalt und Farbe sind sie sehr verschieden. Einige machen eine breite, runde, mehr oder min- Futtergewaͤchse. der zusammengedruͤckte, zwiebelfoͤrmige Bolle, die unten eine duͤnne Pfahlwurzel hat — die einige auch Tellerruͤben nennen — andre eine spindelfoͤrmige, die unten spitz zulaͤuft, und in die Pfahlwurzel allmaͤhlig uͤbergeht, welche Guckel- Abarten. ruͤben genannt werden. Beide sind bald gelber, bald weißer, zuweilen auch oben roͤthlich oder gruͤnlich. Sie wachsen zuweilen mehr aus der Erde heraus, zuwei- len vergroͤßern sie sich unter der Oberflaͤche. Ihre Groͤße ist sehr verschieden, und scheint hauptsaͤchlich von der Kultur abzuhaͤngen. Aber die Disposition groß zu werden, erbt sich einige Generationen hindurch im Saamen fort. Die Ruͤ- ben, von welchen einige in England die Schwere von 60 bis 70 Pfd. erhalten, scheinen ganz dieselben zu seyn, die gemeiniglich bei uns nur ½ Pfd. wiegen. Und ich habe diese letztere auch schon zu 14 Pfd. gebracht. Wenn die großen Ruͤben gleich keine besondere Abart sind, so hat man doch auf Saamen von gro- ßen Ruͤben zu sehen, wenn man solche bauen will. §. 296. Brachruͤben. Man hat schon lange bei uns in der Brache und in der Stoppel gebauete Ruͤben unterschieden, und wußte, daß jene ungleich groͤßer wurden. Man hat aber nicht die Sorgfalt wie in England auf die Brachruͤben verwandt, wo sie noch immer eins der Hauptfuͤtterungsmittel ausmachen, und den Angel, worauf sich die ganze Wirthschaft drehet. Es ist dort noch immer die gewoͤhnlichste Hack- frucht statt der Brache, und dasjenige Feldsystem, welches man jetzt Wechsel- wirthschaft nennt, heißt daselbst Ruͤben - (Turnips-) Wirthschaft , auch die Norfolksche und Suffolksche Wirthschaft. Was diesen sorgfaͤltigen Anbau anbe- trifft, so verweise ich auf den 1sten und 3ten Band meiner englischen Landwirth- schaft, indem ich voraussetzen kann, daß jeder, der ihn betreiben will, das Werk besitzt, und ich nichts weiter hinzufuͤgen kann, als daß der Erdfloh und die Rau- pen mir diesen Bau sehr verleidet haben. In Deutschland werden die Ruͤben zu Ende des Juni oder Anfangs Juli in die Brache gesaͤet, nachdem schon dreimal dazu gepfluͤgt und geduͤngt worden. Sie werden von solchen, die es einigermaßen zwingen koͤnnen, gejaͤtet aber selten behackt und vereinzelt. Wenn sie gerathen, geben sie einen betraͤchtlichen Ertrag, wenn gleich nicht solchen, wie die behackten Ruͤben der Englaͤnder; und wenn sie nicht gerathen, so achtet man den Verlust des Saamens nicht. Da man Die Saatruͤben. man aber doch die Brache, wenn man sie uͤberhaupt nutzen will, mit anderen Ge- waͤchsen vortheilhafter benutzen kann, so kommen sie nicht haͤufig vor. §. 297. Mehr werden in Deutschland die Stoppelruͤben gebauet. Allgemein ist die- Stoppelruͤ- ben. ser Bau in den westlichen Gegenden Deutschlands, seit alten Zeiten nach dem Rheine zu. Er nimmt immer ab, und verschwindet fast gaͤnzlich diesseits der Elbe. Das Klima hat nicht Schuld, die Ernte ist hier nicht merklich spaͤter wie dort, auch tritt der Winter nicht fruͤher ein. Und dennoch ist jener Bau hoͤchst vor- theilhaft, und eine Hauptstuͤtze der Wirthschaften in jenen Gegenden! Warum bauet man sie also bei uns nicht mehr? — Die Hauptursache ist wohl die, daß in den hiesigen großen Wirthschaften das Gedraͤnge der Geschaͤfte in der Ernte zu stark ist, um gleich nach der ersten Rockenernte an die Umbrechung der Stop- pel denken zu koͤnnen, was doch eine nothwendige Bedingung dieses Baues ist. Fuͤr große Wirthschaften ist bei uns in der Regel der Werth des Bodens ge- ringer, als die Kosten der Arbeit. Und da die Stoppelruͤben doch auch Bear- beitung erfordern, wenn sie gerathen sollen, so bauet man besser Brachruͤben, die sicherer sind, und deren Bearbeitung in eine bequemerr Zeit faͤllt. Unsre kleinen Wirthschaften sind dagegen bisher zu aͤrmlich, um sich diese Anstrengung zu ge- ben. Und uͤberdem fehlt es an Beispielen dieses fuͤr kleine Wirhschaften mehr an- gemessenen Baues. §. 298. Die Ruͤben verlangen einen lehmigen Sandboden, der aber in Kraft stehet Boden und Bestellung. und nicht zu duͤrre liegt, jedoch auch keiner zu großen Feuchtigkeit ausgesetzt ist. Zu den Stoppelruͤben — denn von diesen rede ich jetzt nur — wird der Acker, sobald der Rocken vom Halme ist, flach umgebrochen. Man wartet oft nicht bis er eingefahren woaden, sondern pfluͤgt zwischen den Haufen durch. Es wird dann scharf geegget, und die ausgeeggete Stoppel zusammen geharkt und ver- brannt. Kann man irgend einen Duͤnger geben, so thut man es, und wenn der Rocken nicht in Duͤnger gesaͤet waͤre, so ist es unumgaͤnglich noͤthig. Dann wird bald darauf zum zweitenmale tiefer gepfluͤgt, mit der Egge vorgezogen, der Saamen zu 1 bis 1½ Pfd. per Morgen vorsichtig ausgesaͤet, wieder scharf ge- egget und gewalzt. Zuweilen werden jedoch die Ruͤben auf die erste Furche ge- Vierter Theil. G g Futtergewaͤchse. saͤet, besonders auf sehr sandigem Boden, wo sie doch aber den besser vorberei- teten nicht gleich kommen. Mit der Einsaat muß man eilen, damit der Boden nicht austrockne. §. 299. Vegetation. Wenn die Ruͤben ihr Kraut entwickelt haben und fest genug eingewurzelt sind, werden sie scharf geegget. Man bekuͤmmert sich nicht darum, ob einige schwaͤchere Pflanzen ausgerissen werden; dies ist den uͤbrigen wohlthaͤtig. Man haͤlt das Eggen, wo man es kennt, fuͤr eine Bedingung des guten Gerathens. Fleißige kleine Wirthe lassen das groͤßere Unkraut ausziehen. Das Gedeihen haͤngt vorzuͤglich davon ab, ob nach der Aussaat Regen er- folgt. In einem duͤrren Nachsommer wird nichts daraus, und die jungen Pflan- zen werden vom Erdfloh abgefressen. Der Verlust des Saamens ist unbedeu- tend, und die Arbeit kommt einer andern Frucht zu gute. Die Raupen sind die- sen Spaͤtruͤben so gefaͤhrlich nicht, als den fruͤheren; auch kann man sie durch Eggen und Walzen zerstoͤren. §. 300. Ernte. Wenn sie zu dicht stehen, werden schon um Michaelis die kleineren aufgezo- gen und vortheilhaft mit dem Kraute verfuͤttert. Die groͤßeren laͤßt man stehen bis im November, weswegen sie auch November-Ruͤben genannt werden. Jetzt nimmt man sie gewoͤhnlich auf, verfuͤttert so viel man bedarf mit dem Krau- te; den uͤbrigen schneidet man dieses ab und verwahrt sie in Kellern oder mit Stroh belegten Feimen. Kann man mit dem Aufnehmen nicht fertig werden, so laͤßt man einen Theil im Lande stehen und zieht etwa nur die großen auf. Mehrentheils halten sie sich auch bei uns den Winter durch und sind im Fruͤhjahr mit ihrem jung austreiben- den Kraute ein vorzuͤgliches Futter fuͤr Rindvieh und Schaafe. Letzteren laͤßt man sie auch aus der Erde fressen, insbesondere wenn sie keine erhebliche Groͤße erreicht haben oder man mit der Arbeit nicht fertig werden kann. In Wintern aber, wo Frost und Thauwetter haͤufig abwechseln, werden sie zerstoͤrt, und deshalb sucht man einen Theil immer zu sichern. Ein Ertrag von 20 bis 25 Centnern ist nichts ungewoͤhnliches, und ich habe sie, wenn wieder dazu geduͤngt war, so gesehen, daß man sie auf 40 Centner schaͤtzen konnte. Die Saatruͤben. §. 301. Nicht selten saͤet man, nachdem sie aufgezogen worden, im Dezember noch Winterrocken ein, gewoͤhnlich aber im Fruͤhjahr Soͤmmerung, wozu der Boden gut vorbereitet ist. Die Duͤngung, welche die immer noch zuruͤckbleibenden Ruͤben mit ihrem jungen Kraute geben, ist vielleicht ein Ersatz fuͤr das, was die uͤbrigen ausgezogen haben, und man glaubt nicht, daß der Acker durch Ruͤben an Kraft verliere. §. 302. Die Wasserruͤben sind zwar ihrer Masse nach keine sehr nahrhafte, aber Gebrauch. eine ungemein angenehme und wohlthaͤtige Fuͤtterung fuͤr Rindvieh und Schaafe. Wenn sie der Milch einen Beischmack gegeben haben, so kam es lediglich daher, daß die Ruͤben selbst oder die Blaͤtter angefault waren. Sonst hat die Butter den angenehmsten Grasgeschmack davon. Sie scheinen auch mehr auf Milch- als auf Fleischansatz zu wirken; obgleich in England sehr vieles Vieh damit ge- maͤstet wird. Man rechnet aber, daß ein Ochse taͤglich ⅓ seines Gewichts an Ruͤben haben muͤsse. Bei der Fuͤtterung der Kuͤhe schaͤtze ich sie, dem Gewichte nach, dem gruͤnen Klee gleich; 100 Pfd. = 22 Pfd. Heu. Die ganz großen Ruͤben der Englaͤnder sind in demselben Gewichte minder nahrhaft. §. 303. Die Teltower Ruͤben sind eine besondere Abart dieser Ruͤben, in Ansehung Teltower Ruͤ- ben. ihrer Natur aber und des Anbaues, der auch zuweilen in der Rockenstoppel, haͤufiger jedoch in der Brache geschiehet, ihnen fast gleich. Sie sind ihrer Kleinheit wegen viel zu kosibar fuͤr das Vieh, und werden als eine angenehme Speise sehr gesucht und theurer bezahlt. So vortheilhaft ihr Anbau fuͤr den kleinen Hausmann ist, der sie mit seiner Familie bearbeitet, und sie zum Verkauf ab- putzt, so wenig wuͤrden sie sich dem groͤßeren Landwirthe bezahlen, und man hat keinen Vortheil dabei gefunden, auch nur den eigenen Bedarf zu bauen. Sonst ist es nicht richtig, daß sie den ganz besonderen Boden gewisser Feldfluren er- fordern; jeder muͤrbe, reine und in alten Dung stehende lehmige Sandboden paßt dafuͤr. Sannow Versuch einer praktischen Anleitung zum Teltower Ruͤbenbau. Berlin 1788. G g 2 Futtergewaͤchse. §. 304. Aufnehmen des Saamens. Der Saamen der Ruͤben darf nicht von den im Felde stehen gebliebenen, die im Fruͤhjahr bald in Bluͤte schießen, aufgenommen werden, wenigstens nicht mehrere Male nacheinander. Es werden sonst die Ruͤben immer kleiner und end- lich ganz unbedeutend, so daß sie nur noch wie die zur Oehlsaat gebaueten Ruͤb- sen eine spindelfoͤrmige Wurzel machen. Dagegen pflanzt sich bei dem Hinzutre- ten anderer beguͤnstigender Umstaͤnde, die Neigung, große Ruͤben anzusetzen, im Saamen fort, wenn man diesen von ausgewaͤhlt großen Ruͤben erzielt, die man vor Winter aufnimmt, in einer Grube oder Keller vor dem Froste bewahrt und im Fruͤhjahr wieder auspflanzt. Indessen hat man bemerkt, daß die Ruͤben da- durch auch immer weichlicher gegen den Frost werden, und da man dies in Eng- land scheuet, so nimmt man den Saamen zuweilen einmal von Ruͤben auf, die spaͤter gesaͤet, und im Lande, nachdem sie sorgfaͤltig behacket, den Winter uͤber stehen geblieben waren. §. 305. Man hat es auch versucht, Ruͤben mit spaͤteren Wicken, nachdem diese un- tergepfluͤgt und geegget waren, auszusaͤen, die Wicken sodann gruͤn abzumaͤhen, wonach die Ruͤben rein von Unkraut noch eine gute Ernte gegeben haben. Zu- faͤllig mag das gut eingeschlagen seyn, wenn naͤmlich durch einen fruͤhen Frost die Wicken voͤllig zerstoͤrt wurden. Sonst besorge ich, daß jung geschnittene Wik- ken zu sehr wieder ausschlagen, um den Ruͤben Platz zu machen. Besser wuͤrde sich der Buchweizen dazu passen. Die Kohlruͤben, Steckruͤben, Kohlrabi. §. 306. Sie stammen von der Brassica oleracea ab, und die Botaniker bezeich- nen sie durch den Zusatz: Napobrassica, besonders diejenige Art, welche ihre Ruͤbe unter der Erde macht, und welche beim Anbau im Großen die gewoͤhnlichste ist. Abarten. Hiervon giebt es wiederum mehrere Abarten, und es koͤnnen vielleicht durch Auswahl einzelner abweichender Pflanzen zu Saamen-Muͤttern noch unendliche Varietaͤten erzeugt werden. Sie unterscheiden sich in ihrer Farbe, die bei einigen ganz weiß, bei andern gelblich, aber oft unbestaͤndig ist, so daß aus dem von Die Kohlruͤben. weißen genommenen Saamen einige gelbe und umgekehrt entstehen: ferner aber in ihrer Konsistenz; indem einige fester und derber, andre schwammiger und wei- cher sind. Letzteres ist bestaͤndiger, und bleibt, wenn sich auch die Farbe veraͤn- dert. Sie zeichnen sich auch in ihrem Habitus, Kraute und Stengeln, von einander aus, so daß man sie beim Anblicke unterscheiden, den Unterschied aber kaum verstaͤnd- lich mit Worten ausdruͤcker kann, weil es auf ein Mehr oder Weniger ankommt. §. 307. Eine besondere Abart, deren Unterschied sich aber auch nur sehen und nach- her schmecken, nicht beschreiben laͤßt, ist die in England unter dem Namen schwedischer Turnips oder Rotabaga so beliebt gewordene Art, welche Rotabaga. sich jetzt auch bei uns allgemein verbreitet hat. §. 308. Diese Ruͤben verlangen einen mehr lehmigen, feuchthaltenden Boden, wie Boden. die Wasserruͤben; insbesondere die schwereren, mehrentheils weißeren Arten. Auf sandigem, trocknen Boden, bleiben sie klein und uneintraͤglich. Die schwammige- ren nehmen mit einem sandigern Boden eher vorlieb; unter allen aber die Rota- baga am besten. Hierin und daß sie auch auf solchem Boden eine betraͤchtliche Groͤße erreicht, besteht hauptsaͤchlich der Vorzug derselben; wozu kommt, daß sie zuckerstoffhaltiger und angenehmer von Geschmack ist. Ich halte sie sonst keines- weges fuͤr so nahrhaft, wie die derbere, mehrentheils weißere, zum Kuͤchenge- brauch aber fast zu harte Art. Auf strengem Boden rathe ich vielmehr bei dieser zu bleiben; auf loserem aber Rotabaga zu bauen, weil sie einen ungleich hoͤhe- ren Ertrag giebt. Manche Gaͤrtner haben behauptet, die Rotabaga sey eins mit der schon fruͤher bekannten gelben Steckruͤbe. Sie unterscheidet sich aber im Geschmack sehr bestimmt; oͤkonomisch besonders darin, daß sie auf sandigerm Boden gedei- het, und daß sie gegen den Frost sehr hart, die gelbe Steckruͤbe aber gerade un- ter allen Arten die weichlichste ist. § 309. Der Bau dieser Abarten von Ruͤben ist nicht verschieden. Wenn der Acker Bestellung. nicht schon in starker Duͤngkraft stehet, so muß dazu kraͤftig geduͤngt und der Nist wenigstens zweimal durchgepfluͤgt werden. Futtergewaͤchse. Sie werden entweder auf der Stelle gesaͤet, wo sie bleiben sollen, oder auf dem Saamenbeete erzogen und dann verpflanzt, welches sie sehr gut ertragen. Ueber beide Methoden verweise ich auf §. 179 und 181. Im ersteren Falle geschiehet die Aussaat von der Mitte des Mais bis zur Mitte, allenfalls bis zu Ende Juni. Sie fruͤher zu saͤen, ist nicht rathsam, weil sie sonst im Herbst in Saamen zu schießen Neigung haben und danach so- gleich stockig werden. Will man sie aber verpflanzen, so ist es rathsam sie schon im April zu saͤen, weil sie durch die Versetzung sehr zuruͤckgehalten werden. Mit besonders gutem Erfolge werden sie nach der §. 182. beschriebenen Methode auf hohe Ruͤcken gesaͤet und gepflanzt, wobei aber die Unterdruͤckung des Unkrauts etwas muͤhsamer ist. Sonst werden sie geschaufelt, spaͤt wohl etwas, doch wenig auge- haͤuft, weil man dadurch sonst ihre Blaͤtter mit Erde uͤberschuͤtten wuͤrde. Von der Mitte des Septembers an kann man ihnen die groͤßeren Blaͤtter nehmen, wodurch sie ein betraͤchtliches Viehfutter gewaͤhren. §. 310. Durchwinte- rung. Diese Ruͤben, und vor allen die Rotabaga, sind die haͤrtesten gegen den Frost, und die sicherste Art sie aufzubewahren, waͤre: sie auf dem abgewaͤsserten Acker stehen zu lassen, wenn sie nicht im freien Felde dem Angriffe der Menschen, der zahmen und wilden Thiere, so sehr ausgesetzt waͤren, indem sie aus der Erde hervorragen. Bei der Aufbewahrung im Hause oder in Feimen hat man mehr zu besorgen, daß sie sich erhitzen und dann faulen, als daß sie erfrieren. Der Frost zerstoͤrt sie wenigstens so bald nicht, sondern sie sind nach dem Aufthauen noch recht gut; obwohl er sie in dem Zustande mehr ergreift, als wenn sie mit ihren Wurzeln in der Erde befestiget und gewissermaßen fortvegetirend stehen. In Gruben oder Kellern zusammengepackt verfaulen sie sehr leicht. Was man nicht vor Neujahr verbraucht, schichtet man am besten zwischen Stroh auf in irgend einer Scheuer oder Schoppen, und man braucht dann nicht besorgt gegen das Eindringen des Frostes zu seyn. §. 311. Ertrag. Der Ertrag der Steckruͤben und besonders der sogenannten Rotabaga ist, wenn sie kein Unfall trifft, unter allen aͤhnlichen Gewaͤchsen vielleicht der staͤrkste. Ich habe selbst auf noch nicht in volle Kraft gesetzten Boden 10 Winspel ge- Die Kohlruͤben. haͤuftes Maaß vom Morgen erhalten, also wenigstens 24000 Pfd. ohne Kraut. Ich habe aber auch mehrere Male großen Mißwachs davon gehabt, durch den Erdfloh, durch die Kohlraupe und nachher durch die Rockenraupe, welche diesem Gewaͤchse vorzuͤglich nachgehet, und im Jahre 1810 durch die Duͤrre des Nach- sommers. Letztere traf alle Gewaͤchse dieser Art; aber die Insekten sind es, welche den Bau dieser Wurzel mißlicher machen, wie den der Kartoffeln und der Runkelruͤben. §. 312. In Ansehung ihrer naͤhrenden Theile verhaͤlt sich die Rotabaga nach den Nahrungs- kraft. Einhofschen Untersuchungen zur Runkelruͤbe wie 15 zu 12; und hiermit stimmt die Erfahrung bei der Mastung uͤberein. Gegen die Kartoffeln verhielten sie sich wie 15 zu 25. Sie werden von allem Vieh sehr gern gefressen, und wirken stark auf den Milchansatz. Sie geben der Milch, wenn sie nicht angefault sind, durchaus kei- nen unangenehmen Beischmack. Aus diesen Gruͤnden ist ihr Anbau sehr zu empfehlen, jedoch so, daß man sich nicht allein darauf verlasse, wegen der Unfaͤlle, die sie betreffen koͤnnen. §. 113. Ein damit nahe verwandtes, aber zum Kuͤchengebrauche mehr als zur Vieh- Kohlrabi. fuͤtterung bisher benutztes Gewaͤchs, ist der Kohlrabi , Brassica oleracea gongylodes, wovon die Gaͤrtner mehrere Varietaͤten erzielen. Einige ruͤhmen den Anbau im Großen zur Viehfuͤtterung deshalb, weil das Aufnehmen und Reinigen zum Wintergebrauch so vorzuͤglich leicht sey, indem dieses Gewaͤchs seine Knolle ganz uͤber der Erde ansetzt. Eine Abart davon habe ich unter dem Namen Strengkraut gesehen, welches mehr cylindrische Knollen machte und oben zum Theil einen kleinen Kohlkopf trug, und ohne Zweifel aus einer Ver- mischung des Kopfkohls und Kohlrabis entstanden war. In Ansehung des Anbaues ist es von den Steckruͤben nicht verschieden, er- fordert aber einen strengen und reichlich geduͤngten, besonders gut behaͤndelten Boden; so wie er zum Kohl geeignet ist. Futtergewaͤchse. Der Kopfkohl oder das Kopfkraut , Brassica oleracea capitata, §. 314. Abarten. auch Weißkohl oder Weißkraut genannt, hat wieder mannigfaltige Unterab- arten. Ich erwaͤhne hier nicht der im Garten gebaueten mannigfaltigen Arten, die unter dem Namen des Wirsing-Woͤrschkohls, Savoyer-Kohls, u. s. f. be- kannt sind, sondern nur des gewoͤhnlichern glatteren Kohls. Auch dieser ist sei- ner Farbe, seiner Form und Groͤße nach sehr verschieden. Er ist weiß und roth oder gemengt von beiden Farben; er ist plattgedruͤckt oder laͤuft oben spitz zu, weswegen man diesen Zuckerhutskohl nennt. Man hat Kohlarten, die auf gehoͤrigem Boden und bei sorgfaͤltiger Behandlung Koͤpfe von 20 bis 30 Pfd. machen, und zuweilen sogar, der Versicherung nach, zu 80 Pfd. gekommen sind. Andre Arten, und insbesondere der spitze Kohl wird in der Regel nur 3 bis 4 Pfd. schwer, erreicht jedoch mit einzelnen Koͤpfen auch wohl 6 bis 7 Pfd. Jene gro- ßen Kohlarten halten manche fuͤr etwas hoͤchst vortheilhaftes, und begreifen kaum, warum die meisten Kohlbauer bei dem kleinen Kohl bleiben. Wer dagegen beide aus Erfahrung kennt, und die Sache gehoͤrig uͤberlegt, wird dem kleinen Kohl entschieden den Vorzug geben. Zu dem großen Kohl wird nicht nur ein hoͤchst kraftvoller Boden erfordert, sondern er kann auch nur, der sehr große auf 4 Fuß Entfernung, der kleinere auf 3 Fuß, gepflanzt werden. Es kommen also 16, oder gar nur 9 Pflanzen auf eine Quadratruthe. Der kleine, besonders spitze Kohl wird am besten in Reihen von 2 Fuß Entfernung, und in diese von 1½ Fuß ge- setzt, so daß 54 Pflanzen auf die Quadratruthe kommen. Er gelangt sicherer zu seiner Vollkommenheit, wenn jener oft fladdrig bleibt; er wird dichter und laͤßt sich besser aufbewahren. Da die Kohlpflanzen auch bei der besten Behand- lung, wenn sie schon in vollem Wachsthume stehen, der Zerstoͤrung durch die Larve des Maikaͤfers und den Reitwurm ausgesetzt sind, so bleibt ein großer Raum unbenutzt, wenn von den großen Pflanzen eine oder die andre ausgeht, wogegen dies bei dem enger gepflanzten kleinen Kohl kaum bemerklich ist. §. 315. Der Kopfkohl. §. 315. Der Kohl erfordert einen thonigen, in kraͤftiger Kultur befindlichen, oder Boden und Bestellung. aber einen sehr humosen feucht liegenden Acker. Der thonige Boden muß mit starkem warmen Duͤnger tuͤchtig durchgearbeitet werden, und dann giebt man ihm vor der letzten Furche wo moͤglich noch einen Huͤrdenschlag, oder befaͤhrt ihn mit Jauche. Aber auch der reiche humose Boden verlangt zum Kohl eine Duͤn- gung, vielleicht mehr um aufloͤsend, als um naͤhrend zu wirken. Ueber die Er- ziehung der Pflanzen und die Verpflanzung ist das noͤthige oben beim Hackfrucht- bau im Allgemeinen gesagt worden. Der Kohl kann zwar auch auf der Stelle, wo er stehen bleiben soll, gesaͤet, und der Ueberfluß von Pflanzen ausgehackt werden; diese Methode ist aber wohl nur auf sehr reinem Boden anwendbar. Man muß vorzuͤglich Sorge tragen, recht fruͤhe Pflanzen zu haben, um die Aus- pflanzung noch im Mai, wenn die Witterung guͤnstig ist, verrichten zu koͤnnen. §. 316. Er wird geschaufelt und dann wiederholt angehaͤuft, bis seine Blaͤtter das Vegetations- periode. ganze Feld bedecken. Im naͤchsten Umkreise der Pflanzen ist zuweilen eine Lok- kerung und Zerstoͤrung des Unkrauts mit der Handhacke noͤthig. Wenn er seine Blaͤtter von selbst abzuwerfen anfaͤngt, dann, nicht fruͤher, kann man ihn ohne Nachtheil abblatten. Nach dem Abblatten ist ihm eine neue Anhaͤufung von Erde wohlthaͤtig. Er stoͤßt alsdann neue Blaͤtter ab. §. 317. Die Koͤpfe werden zu Ende Oktobers, oder auch spaͤter, ausgestochen oder Ernte. ausgehauen. Wenn sie jedoch bei feuchter Witterung zu platzen anfangen, muß es fruͤher geschehen. Man laͤßt den Strunk mit den aͤußeren Blaͤttern, oder den Schlauch stehen, und holt ihn dann nach Beduͤrfniß zum Verfuͤttern ein. Bei großem Ueberfluß laͤßt man ihn auch wohl vom Vieh auf dem Felde abfressen. §. 318. Es ist vielleicht kein Gewaͤchs, was auf dem dazu geeigneten Boden eine Benutzung. so große Masse giebt, wie dieses. Man hat bloß an Koͤpfen uͤber 500 Ctnr. vom Morgen gewonnen; 300 Ctnr. sind nichts ungewoͤhnliches. Mehrentheils wird der Kohl zum Verkauf gebauet, und dies geschieht mit großem Vortheil von solchen, die Kohlland in Gegenden besitzen, wo es nicht haͤufig vorkommt. Vierter Theil. H h Futtergewaͤchse. Aber auch zur Viehfuͤtterung bloß verwandt, kann der Kohlbau auf angemesse- nem Boden sehr rathsam seyn, wenn gleich 6 Ctr. Kohl in ihrer Nahrungskraft nur 1 Ctr. Heu und 2 Ctr. Kartoffeln gleichkommen. Er maͤstet, in reichlichem Maaße gegeben, alles Vieh vortrefflich, und ist auch sehr milcherzeugend. Milch und Butter bekommt davon, wenn man nur angefaulte Blaͤtter vermeidet, einen lieblichen Grasgeschmack. Den Schaafmuͤttern haͤlt man den Kohl nach dem Lammen besonders nuͤtzlich. Ein Mastochse verzehrt nach dem Durchschnitt der Erfahrungen taͤglich 150 bis 180 Pfd., ein Masthammel 12 Pfd. §. 319. Durchwinte- rung. Nur ist seine Aufbewahrung im Winter sehr schwierig. Denn wenn er gleich der freien Luft ausgesetzt und ganz vom Froste durchdrungen, nach dem Aufthauen nicht schnell verdirbt, so ist doch ein großer Verlust dabei, indem die aͤußeren Blaͤtter groͤßtentheils verfaulen. In Kellern und an waͤrmern Oertern haͤlt er sich gar nicht, sondern fault. Das sicherste bleibt immer, ihn auf seinem Stamme stehen zu lassen, und ihn hereinzuholen, wenn man ihn braucht. Man sucht ihn aber doch immer in den ersten Wintermonaten zu verfuͤttern. Ihn als Sauerkraut fuͤr das Vieh einzumachen, ist eine zwar recht gute, aber sehr weit- laͤuftige Methode, die sich im Großen nicht gut ausfuͤhren laͤßt. §. 320. Unfaͤlle. Vielen Unfaͤllen ist diese Pflanze ausgesetzt: dem Erdfloh in der Jugend; dem Befallen mit Mehlthau, nach welchem sich sogleich eine besondere Gattung von Blattlaͤusen einfindet; den Wuͤrmern, welche die Wurzeln angreifen, und den Raupen, die ihn spaͤterhin zuweilen voͤllig zerstoͤren. Doch befallen ihn alle diese Feinde im freien Felde nicht so arg als im Garten. Das Gedeihen haͤngt uͤbrigens sehr von der Witterung ab, besonders ob diese nach der Verpflanzung guͤnstig ist. Die Moͤhren, Mohrruͤben, Karotten, gelbe Wurzeln, gelbe Ruͤben. §. 321. Der Anbau dieses Gewaͤchses zur Viehfuͤtterung wird außer England und Belgien, auch in manchen Gegenden Deutschlands haͤufig betrieben, und man er- Die Moͤhren. kennt ihn als sehr vortheilhaft, in sofern man die erforderliche Arbeit, welche bei keinem Gewaͤchse dieser Art schwieriger ist, daran wenden kann. §. 322. Man hat mehrere Spielarten, welche sich durch die Groͤße, die sie erlangen Abarten. koͤnnen, und durch ihre Farbe nur unterscheiden. Die kleineren Arten, welche in Gaͤrten und auch auf Mistbeeten zum fruͤhen Gebrauche beliebt sind, muß man zu diesem Behufe vermeiden, und sich eine solche, die die Neigung sehr groß und lang zu werden angenommen hat, verschaffen. Man hat deren von Orangefarbe und von blaßgelber Farbe. Von letzterer habe ich die groͤßten gesehen. §. 323. Sie verlangen einen loseren, folglich sandhaltigen, aber wenigstens bis zu Boden und dessen Vorbe- reitung. einem Fuß Tiefe sehr reichen Boden. Wenn letzteres der Fall ist, so koͤnnen sie auch bei einer ganz duͤrren Lage des Ackers ziemlich gut gedeihen. Ein solcher Boden bedarf dann nicht vieler Bearbeitung. Es ist genug, wenn er nur einmal, aber wenigstens einen Fuß tief gepfluͤgt wird, was freilich am besten mit einem Doppelpfluge geschiehet. Es versteht sich aber, daß dieser Acker von Quecken und andrem Wurzelunkraute rein seyn muͤsse. Waͤre das nicht, so muͤßte er zuvor mehrere Male flach gepfluͤgt werden, um das Unkraut zu vertilgen. Man bauet sie deshalb haͤufig auch nach einer andren Hackfrucht, wodurch der Boden gereinigt worden. Die tiefe Pflugfurche wird im Herbst ge- geben und der Acker voͤllig bereitet, damit er sich im Winter wieder sacke und die Aussaat so fruͤh als moͤglich, und ohne Bedenken selbst im Winter auf dem Schnee geschehen koͤnne. Steht der Boden noch in starker Duͤngkraft, so bedarf es des Duͤngers nicht; ist er aber schon unvermoͤgender, so waͤre es sehr unwirthschaftlich, ihm keinen Duͤnger zu geben, weil man mit derselben Arbeit dann nur einen weit geringeren Ertrag erzielen wuͤrde. Man muß aber entweder voͤllig zergangenen Duͤnger haben, oder langen strohigen Duͤnger, nachdem man gesaͤet hat, uͤber das Land verbreiten, und ihn, wenn die Ruͤben hervorgekommen sind, wieder abharken. Diese Methode ist manchem besonders gut eingeschlagen. H h 2 Futtergewaͤchse. §. 224. Aussaat. Die Aussaat schon hat einige Schwierigkeiten, weil der Saamen so sehr zusammenhaͤngt. Es ist unumgaͤnglich noͤthig, daß er zuvor stark abgerieben werde, was nicht anders als mit der Hand geschehen kann; sonst wuͤrde er nur in Klumpen zusammenfallen. Aber auch nachdem dies geschehen ist, haͤngt er noch sehr zusammen. Man vermengt ihn am besten mit feinen Saͤgespaͤnen, reibt ihn damit durcheinander und saͤet ihn so aus. Man nimmt 3½ Pfund Saamen auf den Morgen; dies ist wenigstens, wenn er gut vertheilt wird, voͤllig zureichend. Zur Erleichterung der Bearbeitung ist es allerdings sehr vortheilhaft, ihn in Reihen zu saͤen; ich habe aber immer wegen des Zusammenhaͤngens des Saamens Schwierigkeiten dabei gefunden; die Pflaͤnzchen standen immer klump- weise zu dicht nebeneinander, und ihre Vereinzelung war muͤhsam. Der Saamen darf nur aͤußerst flach mit Erde bedeckt werden. Bei feuch- ter Witterung zieht er sich von selbst genug in die Erde; bei trockner Witte- rung egget man vor, saͤet und walzt sodann. §. 325. Vegetations- periode. Der Saamen laͤuft, besonders wenn ihn nicht eine feuchte warme Witte- rung beguͤnstigt, spaͤt auf, und die Pflaͤnzchen kommen aͤußerst fein hervor. Der Acker ist also schon mit Unkraut uͤberzogen, bevor man sie wahrnimmt. Das Jaͤten ist daher unumgaͤnglich nothwendig. Einige haben es durch das Eggen mit Erfolg fast erspart; es muß aber wohl ein besonders guͤnstiger Zeitpunkt getroffen werden, um das Unkraut da- durch zu zerstoͤren, ohne den gekeimten Pflaͤnzchen zu nachtheilig zu werden. Wenn die Moͤhren sich durch ihre krausen Blaͤtter kennbar genug machen, so ist es zu ihrem vollkommenen Gedeihen unumgaͤnglich noͤthig, daß sie bekratzt und behackt, und dabei zugleich vereinzelt werden, und dieses Behacken muß wenigstens zweimal wiederholt werden. Zum ersten Male laͤßt man die Pflan- zen wohl etwas dichter stehen, zum zweiten Male aber setzt man sie in eine Entfernung von wenigstens 9 Zoll. Es ist beinahe unglaublich, wie sehr der Ertrag der Moͤhren hiervon abhaͤngt. Ich habe den komparativen Versuch mehrere Male gemacht, und von andren machen sehen, daß ein Theil des Moͤh- Die Moͤhren. renfeldes nach gewoͤhnlicher Gaͤrtnermanier behandelt, erst gejaͤtet und dann die Moͤhren durch Aufziehen verduͤnnt wurden, der andre Theil aber zu rechter Zeit behackt, wo dann der letztere hernach wenigstens das Dreifache gab. Dies Behacken aber erfordert Uebung und Umsicht, und macht also diesen Anbau schwierig und kostspielig. Indessen verlohnt es sich, da man von einem Morgen Moͤhren auf gehoͤ- rigem Boden dadurch 300 Scheffel und daruͤber ernten kann. §. 326. Kann man diese sorgfaͤltige Bearbeitung nicht anwenden, so muß man mit Unter andere Fruͤchte gesaͤet einem geringeren Ertrage zufrieden seyn. Dann aber ist es am rathsamsten, die Moͤhren unter eine andre Frucht zu saͤen und sie als zweite Ernte zu neh- men, wozu sie sich besonders passen, weil sie nur im Nachsommer sich auszu- breiten anfangen. Am haͤufigsten saͤet man sie unter den Mohn, der ihnen fruͤh genug das Feld raͤumt, und demnaͤchst unter den fruͤhen Lein, der ihnen, wenn er aufgezogen ist, das Land rein und locker hinterlaͤßt. Auch koͤnnen sie der Versicherung nach uͤber die Rockensaat gesaͤet werden. Es ist dann aber noͤthig, daß unmittelbar nach der Aberntung desselben die Stoppel aus- gehackt und den Moͤhren Raum und Lockerheit verschafft werde; eine Arbeit, die mir in der geschaͤftsvollen Zeit nur zu versuchen zu schwierig gewesen ist. Ohne solche wird man nichts davon erhalten. Es versteht sich, daß sie, un- ter andren Gewaͤchsen gesaͤet, einen um so kraͤftigern Boden erfordern. §. 327. Um Michaelis kann man ihr starkes Kraut abmaͤhen; das Vieh frißt Ernte. es aber nicht besonders gern und zieht sogar das Kartoffelkraut vor. Die Moͤhren werden am besten mit einer Mistforke aufgenommen. Das Kraut wird ihnen mehrentheils mit einer Scheibe abgeschnitten; nach andren aber sollen sie sich besser halten, wenn es herausgedrehet wird. Gewiß ist es, daß die Moͤhren an dieser Stelle immer zuerst anfaulen, und es ist rathsam, diese Stelle erst abtrocknen und sich gewissermaßen vernarben zu lassen, ehe man sie in das Wintermagazin bringt. Auch ist es rathsam, die Moͤhren erst eine Zeit lang in kleinen Haufen auf dem Felde liegen und sie vom Regen abspuͤ- len zu lassen. Futtergewaͤchse. §. 328. Durchwinte- rung. Einen maͤßigen Frost koͤnnen die Moͤhren wohl ertragen, aber wenn sie ganz davon durchdrungen sind, faulen sie doch nach dem Aufthauen leicht. Auf der andern Seite kommen sie bei einer hoͤheren Temperatur, wenn sie stark aufgehaͤuft liegen, leicht in Gaͤhrung und gehen in Faͤulniß uͤber. Ihre Aufbewahrung durch den Winter ist demnach schwierig, und die sicherste Art ist die, sie mit trocknem Sande oder mit Stroh aufzuschichten, entweder in Kellern oder auch in Feimen, die man bei dem Eintritte der staͤrkern Kaͤlte mit Stroh und dann mit Erde bedeckt, wie bei den Kartoffeln; ihnen aber noch sorgfaͤltiger bei gelinder Temperatur Luft giebt. In Erdgruben darf man nur sehr kleine Haufen von wenigen Scheffeln zusammenbringen. §. 328. Gebrauch. Die Moͤhren sind ein sehr gedeihliches Futter fuͤr alles Vieh, uͤbertreffen darin alle Ruͤbenarten, und thun es nach der Erfahrung mancher Viehmaͤster, vorzuͤglich bei den Schweinen, den Kartoffeln, die doch weit mehr feste Theile enthalten, noch zuvor. In vielen Gegenden haͤlt man sie unbedingt fuͤr das vortheilhafteste Futter, was man den Schweinen geben kann. Ein anony- mer Schriftsteller hat neulich in der landwirthschaftlichen Zeitung behauptet, daß sie der Milcherzeugung beim Rindvieh nachtheilig waͤren. Es ist unbe- greiflich, wie so einseitige unverbuͤrgte Angaben einen solchen Eindruck machen koͤnnen, wie diese zum Beispiel gemacht hat. Es haben ihn andre, nach ihrer Erfahrung widerlegt. Sie wirken sehr gut auch auf die Milch ! Es ist auch bei uns laͤngst bekannt, daß sie von den Pferden sehr gern gefressen werden, und ihnen sehr gesund seyn, weswegen sie als ein Kurmittel fuͤr erhitzte Pferde angewendet werden. Aber daß man die Pferde bei der schwersten Arbeit damit ein halbes Jahr einzig und allein bei vollen Kraͤften erhalten koͤnne, haben wir erst von den Englaͤndern, besonders von Suffolk, erfahren, wie ich im 1sten Bande meiner englischen Landwirthschaft ausfuͤhr- licher erzaͤhlt habe. Ein Pferd muß aber taͤglich 70 bis 80 Pfd. neben 8 Pfd. Heu erhalten. Die Pastinaken. Der Mais. Die Pastinaken . §. 329. Sie erfordern zu ihrem vollkommenen Gedeihen einen noch reicheren und noch etwas feuchteren Boden wie die Moͤhren. Ihr Anbau kommt dem der letzteren fast voͤllig gleich; doch sind sie, weil die Pflanze schneller erstarkt, und sich in breitern Blaͤttern zeigt, auch vom Unkraute nicht leicht unterdruͤckt wird, leichter zu bearbeiten, und koͤnnten auch, da ihr Saamen glatter ist, vielleicht besser in Reihen gesaͤet werden. Vereinzelt muͤssen sie aber durchaus stehen, sonst erlangen sie keine Staͤrke. Anf einem reichen humosen Boden uͤbertrifft ihr Ertrag noch den der Moͤhren, und in der Nahrungskraft stehen sie diesen wohl gleich, uͤbertreffen sie nach der Meinung einiger sogar. Einen Hauptvorzug vor allen Wurzelgewaͤchsen aber haben sie darin, daß sie den Frost in der Erde ohne alle Beschaͤdigung jedesmal aushalten, und also im Fruͤhjahr erst verbraucht werden koͤnnen. Sie verdienen daher, daß man ihnen eine groͤßere Aufmerksamkeit widme, als bisher geschehen ist. (Vergl. Annalen des Ackerbaues Bd. III. S. 294. Sie koͤnnen auch, wie die Moͤhren, unter andere Fruͤchten gesaͤet werden. Ihr starkes Kraut ist dem Viehe sehr angenehm, und nach den kleinen Versuchen, die ich daruͤber gemacht habe, sehr milchergiebig, so daß man sie vielleicht bloß um des Krautes willen, welches immer wieder ausschlaͤgt, und sich sogar wie Unkraut leicht einwurzelt, anbauen koͤnnte. Der Mais ( Zea Mais ), tuͤrkscher Weizen, Welschkorn, Kukuruts u. s. f. §. 330. Er gehoͤrt seiner Natur nach unter die Getreidearten, in Ansehung sei- nes Anbaues aber unter die Hackfruͤchte, weswegen wir hier von ihm reden. Der Mais erfordert einen warmen und kraͤftigen Boden, und zwar erste- ren um so mehr, je kaͤlter das Klima ist, wo man seinen Anbau betreiben Futtergewaͤchse. will. Ein sandiger oder kalkiger, mit wenigen Thontheilen gemischter Boden sagt ihm mehr als ein gebundener Lehmboden zu, wenn er sich in starker Dung- kraft befindet. Man waͤhlt wo moͤglich einen suͤdlichen Abhang, und der eini- gen Schutz gegen Nord-Westwind hat, dazu. Sein Anbau ist in dem suͤdli- cheren Klima weit sicherer, indessen findet er auch in dem unsrigen statt, wenn man seines Mißwachses in kalten Sommern nicht achtet. Im Jahr 1805 kam die groͤßere Art bei uns gar nicht, die kleinere nur spaͤrlich zur Reife. Im Jahr 1810 mißrieth er wegen der Kaͤlte des Mays. §. 331. Ab- und Spielarten. Diese Pflanze hat unzaͤhlige Spielarten, die aber nicht bestaͤndig sind und in einander uͤbergehen. Die Farbe der Koͤrner ist besonders hoͤchst wechselnd, scheint aber auch in oͤkonomischer Hinsicht ganz gleichguͤltig zu seyn. Wichti- ger ist der Unterschied der Groͤße. Man bauet in den suͤdlichsten Regionen von Nordamerika Mais, der eine enorme Groͤße erreicht. Bei einem damit gemachten Versuche wurden die Koͤrner auf ein Beet an der Suͤdseite eines Hauses gelegt, welches als Blumenbeet im kraͤftigsten Duͤngerstande war. Er erreichte mit seinen Bluͤt- wimpfeln die Fenster des zweiten Stockes, wenigstens 18 Fuß. Es war eine praͤchtige Pflanze; aber ungeachtet des ziemlich warmen Sommers ward kein Korn reif. Von dieser Art kann also zum Anbau bei uns keine Rede seyn. Was wir großen Mais nennen, ist die gewoͤhnlichste in Europa kultivirte Art, und diese ist es, welche den betraͤchtlichen Ertrag giebt, wenn sie geraͤth. Neuerlich ist aber auch die kleine und immer kleinere Art, welche man in Ita- lien unter den Namen quarantino, cinquantino und sexantino, auch tor- queto, als zweite Frucht anbauet, bekannt geworden und angeruͤhmt, weil sie spaͤt ausgesaͤet in der waͤrmsten Jahreszeit ihre Vegetation vollendet, und also auch im noͤrdlichen Klima voͤllig sicher zu seyn scheint. Allein nach allen damit angestellten Versuchen ist ihr Ertrag wiederum so geringe, daß sie als einzige und Hauptfrucht ihren Anbau nicht verlohnt. Sie vermischt sich aber leicht mit der groͤßern Art, und giebt dann eine Mittelgattung, welche fuͤr uns die angemessenste und sicherste zu seyn scheint, von der man jedoch den Ertrag der großen Art nicht erwarten darf. §. 332. Der Mais. §. 332. Der Mais muß einen sorgfaͤltig und tief vorbereiteten Acker haben, dessen Boden und Bestellung. Krume von Duͤnger durchdrungen ist. Er darf nicht eher gesaͤet werden, als bis man sich mit Wahrscheinlich- keit gesichert halten kann, daß nach seinem Auflaufen keine Nachtfroͤste mehr eintreten werden. Man fuͤrchtet mit Recht die gefaͤhrlichen Tage in der Mitte des Mays bei uns, und legt ihn gewoͤhnlich so, daß er nach selbigen hervor- kommt. Es wollen zwar einige behaupten, daß ihm diese Nachtfroͤste bei sei- nem ersten Hervorkommen nicht so gefaͤhrlich seyn. Ich habe aber die Pflan- zen, die davon betroffen worden, in der Folge immer kraͤnkelnd gefunden, wenn sie gleich ihr Leben erhielten. Man bauet ihn gartenmaͤßig und mit vieler Handarbeit auf mannigfaltige Art. Ich beschraͤnke mich aber hier auf die Pferdehackenkultur, durch welche sein Anbau im Großen, groͤßeren Wirthschaften nur vortheilhaft seyn kann. Der Saamen kann, wie die Pferdebohnen, in die Pflugfurche mit dem Bohnendriller der eine ihm angemessene Walze hat, gelegt werden; man muß jedoch diese Saatfurche dann nur sehr flach, nicht uͤber 3 Zoll tief geben, und darf es uͤberhaupt nur auf sandigem Boden thun. Sicherer kann man die Saatfurchen mit dem Furchenzieher 2 Zoll tief, also mit etwas starkem Ein- druͤcken desselben geben, und nach gemachter Einsaat diese Furchen mit einer umgekehrten Egge zuschleppen. §. 333. Der Saamen, durch den Bohnendriller eingesaͤet, kommt dichter zu lie- Vegetations- periode. gen, als die Pflanzen stehen bleiben sollen. Sie werden also, wenn sie saͤmmtlich herausgekommen sind, zugleich mit dem in den Reihen hervorgekommenen Unkraut ausgehackt, so daß die Pflan- zen des großen Mais 15 bis 18 Zoll, die des kleinen 6 bis 8 Zoll von ein- ander stehen. Die Entfernung der Reihen ist gewoͤhnlich 2 Fuß. Die Zwischenreihen werden dann geschaufelt; darauf das erste Mal schwach, das zweite Mal stark angehaͤuft. Wenn er bald in die Bluͤte treten will, bricht man ihm die zwischen den untrn Blaͤttern hervorkommenden Austriebe ab. Es bringt der Pflanze zwar Vierter Theil. J i Futtergewaͤchse. keinen Nachtheil, wenn sie sitzen bleiben, da sie aber uͤberfluͤssig sind, so benutzt man sie gern als eine hoͤchst kraͤftige Viehfuͤtterung. Sobald er in Bluͤte getreten ist, laͤßt man ihn ungestoͤrt, weil sonst die Befruchtung der weiblichen Kolben, die nun ihre langen, haarbuͤschelfoͤrmigen Griffel austreiben, leicht gestoͤrt werden kann. Ist diese Befruchtung geschehen, welches man aus dem Verwelken dieser Buͤschel erkennt (worin aber freilich einige Spaͤtlinge immer zuruͤckbleiben, und man sich also nach dem groͤßten Theile richten muß), so schneidet man die maͤnnlichen Bluͤtwimpfel so ab, daß noch ein Blatt uͤber der weiblichen Kolbe am Stengel sitzen bleibe, und bricht zugleich die kleineren, unvollkommenen Kolben aus, so daß eine Pflanze, deren hoͤchstens drei behalte, weil die uͤbrigen doch zu keiner Vollkommenheit gelangen, und jenen nur die noͤthige Nahrung entziehen wuͤrden. Hierdurch gewinnt man eine große Masse eines so kraͤftigen Viehfutters, wie vielleicht kein anderes gruͤnes Gewaͤchs sie giebt, und bedient sich desselben neben andrem Futter nur mit Sparsamkeit. Es wuͤrde unwirth- schaftlich seyn, dieses Ausbrechen auf einmal zu thun, und das Vieh mit diesem Futter zu uͤberhaͤufen; es sey denn daß man sich dieses Abfalls, der sehr vielen Zuckerstoff enthaͤlt, zur Zucker- oder Syrupbereitung bedienen wolle. §. 334. Ernte. Man laͤßt sodann den Mais unbekuͤmmert reifen, bis seine Koͤrner hart werden. Man hat nicht zu besorgen, daß sie auf dem Halme uͤberreif werden und ausfallen, allein sie sind nun den Anfaͤllen der Kraͤhen ungemein ausgesetzt, die sich leicht aus der ganzen Gegend um ein Maisfeld versammeln. Deshalb muß man mit dem Ausbrechen der Kolben, wenn dieser Zeitpunkt da ist, oft eilen. Die Kolben werden nach dem Hofe gebracht, und ihnen bald moͤglichst die Blaͤtter abgestreift. Die Aufbewahrung dieser Kolben bis zu ihrer voͤlligen Ab- trocknung ist nun das schwierigste bei dem Maisbau. Das gewoͤhnlichste Ver- fahren ist, zwei der staͤrksten abgestreiften Blaͤtter den Kolben zu lassen, sie zusammen zu knuͤpfen, und so auf Bindfaden zu ziehen, woran man sie auf allen Bodenraͤumen aufhaͤngt. Andre haben mit Horden versehene Darrstuben, denen eine sehr starke Hitze gegeben wird, dazu eingerichtet. Die beste und beim Anbau im Großen anwendbarste Aufbewahrung geschiehet aber in den so- Der Mais. genannten Koschen , welche in Dr. Burgers trefflichem Werke uͤber den Maisbau beschrieben und abgebildet sind. Nachdem die Kolben voͤllig ausgetrocknet sind, was aber außer den Darr- stuben erst im Januar geschiehet, lassen sie sich eben so leicht, wie das Ge- treide abdreschen, und nur die zur Saat ausgewaͤhlten Kolben werden, um die Koͤrner auf keine Weise zu beschaͤdigen, mit der Hand abgeloͤst. §. 335. Das vorerst auf dem Felde gelassene Stroh wird uͤber der Wurzel abge- Das Stroh. schnitten, und giebt noch ein sehr nahrhaftes Viehfutter, wenn man es nicht anderweitig gebrauchen will. Man versichert naͤmlich, daß daraus, so wie aus dem abgedroschenen Stuhl der Kolben, noch ein Syrup vortheilhaft bereitet werden koͤnne. Andre meinen, daß es sich am vortheilhaftesten einaͤschern, und zur Pottaschenausscheidung gebrauchen lasse, indem es eine vorzuͤglich große Menge Kali enthaͤlt. §. 336. Das Korn ist eine sehr nahrhafte Substanz. Es macht bei manchen Na- Gebrauch. tionen den Hauptbestand der menschlichen Nahrung aus, jedoch ohne es als Brod zu bereiten. Denn Brod laͤßt sich nur in Vermengung mit andrem Ge- treide daraus backen. In andren Gegenden wird es nur als das kraͤftigste Mastfutter fuͤr alle Gattungen von Vieh benutzt. Beim Anbau im Kleinen kennt man seine Wirksamkeit beim Federvieh fast allenthalben. Es wird dem Viehe roh, aufgequollen, gekocht oder geschroten gegeben. Den Schweinen giebt man haͤufig die unabgedroschenen Kolben, und wenn der Mais seine voll- kommene Reife nicht erlangen sollte, so wird er doch auf diese Weise noch im- mer vortheilhaft benutzt werden koͤnnen. §. 337. Man verbindet den Mais, des weiten Zwischenraums wegen, gern mit Nebenfruͤchte. einer andren niedrig bleibenden Frucht. Am haͤufigsten wird die Runkelruͤbe dazu gewaͤhlt, die man, nachdem er angehaͤuft worden, in die Mitte des Zwi- schenraums pflanzt. Ich muß aber nach meinen Versuchen sagen, daß ich im- mer nur schwache nicht genugsam lohnende Ruͤben dazwischen erhalten habe. Weit vortheilhafter habe ich die Aussaat der kleinen Schminkbohne oder Faseole, J i 2 Futtergewaͤchse. welche zugleich mit dem Mais und in derselben Reihe geschieht, gefunden. Dr. Burger hat den Bohnendriller sehr zweckmaͤßig zu dieser doppelten gleich- zeitigen Aussaat eingerichtet, indem er den Saamenkasten durch eine Scheide- wand trennte, und der Walze auf der einen Seite Einschnitte fuͤr den Mais, auf der andren Seite fuͤr die Faseolen passend gab, so daß die Maschine wech- selsweise Mais und Faseolen auswirft, wenn diese Saamen in die fuͤr sie ge- hoͤrende Abtheilung des Kastens gegeben werden. Die genaueste Ordnung des Ausfallens muß man nun freilich dabei nicht verlangen. Der gehoͤrige Stand laͤßt sich aber durch das Behacken leicht bewirken. Ich habe mich ausfuͤhrlich uͤber den Maisbau nicht verbreiten wollen, da wir erst neuerlich zwei vollstaͤndige Schriften daruͤber erhalten haben: naͤm- lich des Professor Dr. Burger vortreffliche, vollstaͤndige und scharfsinnige Schrift: „ uͤber die Kultur und Benutzung des Mais . Wien 1809“ und eine „ Anweisung zum Anbau und zur Benutzung des Mais, besonders im noͤrdlichen Deutschlande und den preußischen Staaten, nach eignen Erfahrungen vom Hofprediger Schregel zu Schwedt“, welche sowohl im neunten Bande der Annalen des Ackerbaues als auch besonders (Berlin 1809) abgedruckt worden, und ich voraussetzen kann, daß ein jeder, welcher sich mit dem Maisbau ernstlich beschaͤftigen will, eine oder die andre dieser Schriften lesen werde. Freilich trifft das, was bei allen Monographien fast unvermeidlich zu seyn scheint, daß der Gegenstand derselben nur von der vortheilhaftesten Seite gezeigt, die Ruͤckseite aber ins Dunkle ge- stellt wird, auch hier ein. §. 338. Zucker aus Mais. Man hat neuerdings den Mais im unreifen Zustande zur Zuckerbereitung wieder empfohlen, und ihn tauglicher, wie die Runkelruͤbe, dazu erklaͤrt. Mir ist es seit jeher wahrscheinlich gewesen, daß er sich unter allen hier anzubauen- den Pflanzen am besten dazu eigne. Indessen muß man die weiteren Versuche erst abwarten. Der daraus bereitete Syrup hat vor dem aus Runkelruͤben vor der Krystallisation bereiteten unstreitige Vorzuͤge. Der Mais. §. 340. Der Mais wird im suͤdlichen Frankreich und in Italien auch als Futter- gewaͤchs nicht selten angebauet, und gruͤn verfuͤttert oder zu Heu gemacht, in dem Zeitpunkte, wo die haarichten Griffel hervortreten. Er wird gewoͤhn- lich breitwuͤrfig gesaͤet, aber nachdem er hervorgekommen ist, wird er behackt und zugleich verduͤnnet, so daß er zu einem zweiten Behacken mit gelindem Anhaͤufeln weit genug von einander zu stehen komme. Doch wuͤrde man ihn zu diesem Zwecke auch drillen koͤnnen, um die Hackarbeit leichter mit Instru- menten zu bewirken. Er wird dann an der Erde abgeschnitten. Das Trock- nen ist schwierig, aber die gruͤne Verfuͤtterung sehr bequem. In jenem waͤrmeren Klima bauet man ihn zu diesem Zwecke als zweite Frucht; im unsrigen wuͤrde er nur in einem so warmen Sommer und Herbst, wie 1811, zu der gehoͤrigen Staͤrke und Entwickelung gelangen, wenn man ihn in die Rockenstoppel saͤete (jedoch moͤchte es in der Rappsstoppel angehen, und mit dem kleinen Mais auf jeden Fall). Aber in der Brache oder im be- hackten Fruchtfelde, wuͤrde er so gut wie irgend ein anderes zum Futter be- stimmtes Brachgewaͤchs passen, und es koͤnnte eine fruͤhe gruͤne Ernte noch vorher genommen werden, wenn man den Boden moͤglichst benutzen wollte. Es ist wahrscheinlich, daß sein Futterertrag in Qualitaͤt und Quantitaͤt vielen anderen Futtergewaͤchsen, besonders auf sandigem aber in Kraft erhaltenen Bo- den, nichts nachgeben wuͤrde. Indessen kenne ich keine genaue damit ange- stellete Versuche. Die Futterkraͤuter . Der rothe Klee ( Trifolium pratense sativum ), spanischer Klee, brabanter Klee, Kopfklee. §. 341. Es war von den Landwirthen laͤngst bemerkt worden, daß dieser bei uns Abarten. nur durch die Kultur fortzupflanzende Klee, seiner Natur und seinem Ansehen nach, von dem bei uns wildwachsenden Wiesenklee verschieden sey, obwohl beide von den Botanikern immer fuͤr eine und dieselbe Art gehalten wurden. Futterkraͤuter. Jetzt haben indessen auch diese den Unterschied anerkannt, und in dem Bau seiner Theile ein andres Verhaͤltniß entdeckt. Vergl. Crome Handbuch der Naturgeschichte Th. II. Bd. II. S. 567 u. 568. Es hat aber auch dieser Saarklee verschiedene, wenigstens zwei besondere Abarten. Eine bei uns noch wenig eingefuͤhrte, an andren Orten aber unter dem Namen gruͤner Klee bekannte Art, unterscheidet sich durch seinen lang- sameren, aber staͤrkeren, mehr blaͤtterreichen Wuchs, und durch ein staͤrkeres Verhaͤltniß seiner gruͤnen Theile gegen die Bluͤtkoͤpfe. Er bluͤhet spaͤter, wird hoͤher und staͤrker, ehe er seine Vollendung erreicht, und man kann ihn daher laͤnger stehen lassen; wogegen der gewoͤhnliche schneller in Bluͤte schießt und zum Futter fruͤher gemaͤhet werden muß, wenn er nicht bei Bildung seines Saamens hart werden soll. Ich habe jenen schon einmal gehabt, er ist mir aber durch einen Zufall zerstoͤrt worden. Jetzt habe ich ihn wieder erhalten und werde ihn genauer beobachten, da er nach der Versicherung derer, die ihn kennen, besonders zur gruͤnen Stallfuͤtterung sehr nutzbar ist, weil er sich laͤnger in seinem saftigen Zustande erhaͤlt als der gewoͤhnliche, und auch staͤr- ker wird. §. 342. Boden. Der Klee, sagt man, nimmt mit jedem in Kraft stehenden Boden vor- lieb, auch mit sandigem. Es ist wahr, er kann auf Boden wachsen, der 80 Prozent Sand hat, wenn dieser stark durchduͤngt, tief bearbeitet und rein von perennirendem Unkraute ist, zumal wenn er eine feuchte niedrige Lage hat, oder ein feuchter Sommer die Bestaudung des Klees befoͤrdert. Durch sorg- faͤltige Kultur kann man auf solchem Boden Klee, und wenn die Witterung nicht unguͤnstig ist, starken Klee erzwingen. Allein auf dem mehr thonigen und zugleich kalkhaltigen Boden, waͤchst er weit leichter bei geringerer Kultur und ist sicherer auch in duͤrren Jahren. Wenigstens braucht man daselbst sein gaͤnzliches Vertrocknen bis in die Wurzel nicht zu fuͤrchten. Auf dem merg- lichten und kraftreichen Boden ist der Klee fast heimisch, man braucht seinen Saamen nur auszustreuen, und er uͤberwindet alle Pflanzen, die neben ihm aufkommen wollen; auf dem mehr sandigen, ganz kalkleeren und etwas zur Saͤure geneigten Boden, muß man alle Hindernisse aus dem Wege raͤumen, Der rothe Klee. ihn in frischerem Duͤnger saͤen, und besonders durch tiefe Beackerung das tiefere Eindringen seiner Wurzeln befoͤrdern, damit er bei Austrocknung der Oberflaͤche nicht vedorre. Daher ist der Kleebau in einigen Gegenden etwas sehr leichtes, und man kann ihn in der Feldrotation jedem beliebigen Platz geben. Man hat solche Flecke, aber sie sind in ganz Deutschland selten, wo der Klee alle drei Jahre die Stelle der Brache einnehmen kann und den Acker rein und locker erhaͤlt. In den meisten Lokalitaͤten verlangt er einen ausgewaͤhlten und wohlbereite- ten Platz, und dennoch verdient er es seiner hohen Nutzbarkeit wegen, daß man ihm solchen gebe. §. 344. Der Kleebau war lange bekannt und verbreitet, aber nur auf einzelne Kop- Platz im Feld- bau. peln oder Gaͤrten beschraͤnkt, wie durch Gugenmus, Schubart von Klee- feld u. m. a. seine allgemeine Verbreitung durch das ganze Ackerfeld und seine Verbindung mit dem Getreide gelehrt wurde. Von dieser Zeit an ward der Kleebau als die Hauptstuͤtze der ganzen Wirthschaft, als der Angel, worauf sich diese bewegen muͤsse betrachtet, und von vielen angewandt. Aber mit ver- schiedenem Erfolge, nach jener Verschiedenheit ihres Bodens, und vielleicht ihres Klimas! Die meisten mußten sich darauf beschraͤnken, nur nach laͤngeren Zwi- schenraͤumen ihre Brache einmal damit zu benutzen, andre mußten ganz davon zuruͤckgehen, oder doch der Kleestoppel eine Brachbearbeitung geben, bevor sie wieder Getreide einsaͤeten, weil der Boden unter dem Klee durch Unkraut ver- wilderte und sich erhaͤrtete. Das System des Fruchtwechsels hat ihm endlich denjenigen Platz angewiesen, wo er auch auf minder guͤnstigem Boden — falls die Witterung ihm nicht auf eine seltene Weise verderblich ist — sicher geraͤth, einen lohnenden Ertrag giebt, und den Acker fuͤr die folgenden Fruͤchte im guͤn- stigsten Zustande erhaͤlt. Der Acker ist hier durch die Bearbeitung, Reinigung und Vertiefung, welche er in dem Jahre vor der Kleeaussaat erhalten hatte, so vorbereitet, daß der Klee den Boden dicht belegen, und sich bestauden kann, ohne von andern Pflanzen verdraͤngt zu werden. So, aber nicht anders, ist er vermoͤgend, den Boden der folgenden Frucht so rein und so muͤrbe zu uͤberliefern, wie er ihn empfangen hatte. Futterkraͤuter. §. 345. Nebenfrucht. Der Klee wird jetzt wohl nie mehr allein gesaͤet, sondern immer unter einer andern Frucht, weil er im Jahre seiner Aussaat selten einen erheblichen Ertrag giebt, und weil ihm auch Anfangs der Schutz einer andern, nachher aber das Feld raͤumenden Pflanze sehr wohlthaͤtig ist. Je fruͤher die mit ausgesaͤete Frucht ausgehet oder abgemaͤhet wird, desto schneller erstarkt freilich der Klee. Gewoͤhn- lich wird er unter Getreide ausgesaͤet, vormals immer unter der Soͤmmerung, jetzt auch haͤufig unter der Winterung, und mehrentheils mit eben so gutem, zu- weilen noch besserem Erfolge, wenn es mit der gehoͤrigen, unten naͤher zu eroͤr- ternden Vorsicht geschiehet. Die Aussaat geschiehet aber nie mit dem Winterge- treide zugleich, sondern so, daß der Klee nach dem Winter erst keime. Zuwei- len saͤet man ihn unter Erbsen, und es ist wahr, daß er dann in der Erbs- stoppel sehr kraͤftig hervortreibt. Wenn sich aber die Erbsen fruͤh lagern, und dann nicht schnell reifen, so kann er auch davon ganz unterdruͤckt werden; er stehet dann ungleich, und es giebt große Fehlstellen. Wir haben indessen zwei Fruͤchte kennen gelernt, die so, wie den mit ihm verwandten Gewaͤchsen, dem Klee ganz vorzuͤglich guͤnstig sind, wenn er darunter ausgesaͤet wird: den Lein und den Buchweizen. Sie locken ihn hervor, und befoͤrdern seinen dichten, gleichmaͤßigen Stand weit mehr, wie das Getreide. Lein saͤet man nun freilich nur auf gut vorbereiteten und kraͤftigen Boden, und jaͤtet ihn, was dem Klee mit zu Nutzen kommt. Das Ausraufen des Leins schadet dem Klee nicht, wenn es mit einiger Vorsicht geschieht. Aber unter dem Buchweizen habe ich den Klee dicht hervorkommen sehen, auch auf Boden, der keinesweges fuͤr ihn geeignet war; und da daran stoßend, fast auf besserem Bo- den, Hafer und unter selbigem auch Klee gesaͤet war, so konnte ich mich von dem großen Unterschiede, der auch im ganzen folgenden Jahre blieb, deutlich uͤberzeugen. Wem daher an einem dichten Kleefelde, besonders auf Boden, den man fuͤr Klee nicht ganz sicher haͤlt, gelegen ist, dem rathe ich, ihn unter Buch- weizen zu saͤen. Es scheint gleichguͤltig, ob man diesen reifen lasse, oder zur gruͤnen Fuͤtterung abmaͤhe. Auch unter Rapps scheint er gut zu gedeihen. §. 346. Der rothe Klee. §. 346. Der Klee kann vom ersten Fruͤhjahr — oder selbst, wenn der Saamen Aussaat. schlafend bleibt, im Winter — bis zu Anfange des Augusts gesaͤet werden. Spaͤtere, aber im Herbst noch laufende, Saat ist mehrentheils verungluͤckt. Es kommt bei der Saat vornehmlich auf ein gluͤckliches Treffen der Witterung an, daß der Saame nicht nur keime, sondern auch das junge Pflaͤnzchen nicht wie- der bis zum Abspringen verdorre, und nicht vom Erdfloh zerstoͤrt werde. Des- halb ist die ganz fruͤhe Aussaat unter Winterung, auf ebnem, dem Abspuͤlen nicht unterworfenen Boden, sogar auf dem Schnee — mit dessen Wasser sich dann der Saamen in die Erde zieht — oder unter fruͤh gesaͤete große Gerste am sichersten, weil ihr die Winterfeuchtigkeit noch zu statten kommt. Hat der Boden nur noch wenig Feuchtigkeit, die etwa zureicht, den Saamen zum Laufen zu bringen, aber bei eintretender trockner Fruͤhjahrswitterung so sehr verdunstet, daß die Pflanzen nicht erstarken koͤnnen, so ist es am gefaͤhrlichsten fuͤr den Klee; und sicherer ist es ihn auf eine ganz trockne Oberflaͤche auszusaͤen, wo der Saamen ungekeimt liegt bis feuchte Witterung eintritt. Es kommt aber wie in allen Stuͤcken so auch bei der Aussaat des Klees darauf an, ob ihm der Boden mehr oder weniger guͤnstig ist. Im ersteren Falle kann man den Saamen ausstreuen, wann und wie man will, er waͤchst immer. Im zweiten Falle muß man weit sorgfaͤltiger verfahren, und darf sich von der Meinung einiger gluͤcklichen Kleebauer, als komme es darauf gar nicht an, nicht verleiten lassen. Es kann auch seyn, daß eine sehr gluͤcklich treffende Witterung einmal eine hoͤchst leichtsinnige Aussaat beguͤnstigt; sie wird aber ein andres Mal um so mehr bestraft werden. Der Kleesaamen ertraͤgt keine starke Bedeckung von Erde, er will aber doch in feste Beruͤhrung mit lockerer Erdkrume gebracht und erhalten seyn. Das Eineggen in lockere Erde bringt ihn zum Theil zu tief unter und erstickt ihn. Aber man muß ihn unmittelbar nach dem Eggen saͤen. Wenn die Frucht, worunter er gesaͤet werden soll — besonders das Wintergetreide — schon her- angewachsen ist, so muß man dennoch vor der Kleesaat eggen, und zwar so, daß die Borke voͤllig gebrochen, auch die Risse, die der Boden bekommen hat, zu- Vierter Theil. K k Futterkraͤuter. gemacht werden. Dann saͤet man unmittelbar den Kleesaamen auf, und wer dann sicher gehen will, walzet danach. So kommt der Saamen in die Strei- fen der Egge zu liegen, und wird durch die Walze mit etwas feiner Krume be- deckt und angedruͤckt. Saͤet man ihn gleich, nachdem das Getreide eingesaͤet worden, so verfaͤhrt man eben so; und wenn man auch sonst nicht walzen wollte, so thue man es doch um des Klees willen. Auf sehr lockeren, schwam- migen, humosen Boden ist es rathsam, den Klee auszusaͤen, bevor man ganz klar egget, und ihn noch mit einzueggen. Hier kommt er dennoch durch; kann aber, oben auf liegend, bei trockner Witterung keine Haltung bekommen. Einige saͤen den Klee auch unter der Soͤmmerung, erst nachdem diese ei- nen Vorsprung gewonnen hat, damit der Klee sie nicht uͤberwachse. Diese Be- forgniß kann aber nur eintreten, wo der Boden dem Klee außerordentlich guͤn- stig ist. Zwar habe ich es auch einmal auf minder guͤnstigem, etwas tief lie- genden Acker gesehen, in einem sehr nassen Fruͤhjahr; hier hatte aber die Gerste von der Naͤsse so gelitten, daß auch ohne Klee daraus nichts geworden waͤre. Im Allgemeinen rathe ich also zu der Aussaat unmittelbar, nachdem das Som- mergetreide eingebracht worden; geschaͤhe es spaͤter, so muͤßte erst wieder auf- geegget werden, was bei junger Gerste bedenklich ist. Auf eine gleiche Vertheilung des Saamens kommt sehr viel an, damit er nicht an einer Stelle zu dicht, an einer andern zu duͤnne stehe, oder gar fehle. Deshalb ist eine Theilung des bestimmten Saamens in zwei Theile immer rath- sam: der eine Theil wird in die Laͤnge, der andre in die Queer gesaͤet; es sey denn daß man einen sehr geuͤbten Kleesaͤer haͤtte. Die Quantitaͤt des Saamens wird sehr verschieden angegeben. Einige halten 4 Pfund per Morgen voͤllig zureichend, andre rathen zu 10 bis 12 Pfund. Ich weiß, daß erstere zureichen und ein sehr dichtes Kleefeld geben koͤnnen, aber nur unter sehr guͤnstigen Umstaͤnden. Wenn man alle Vorbereitungen ge- troffen und einen guten Saͤer hat, so rathe ich doch zu 6 Pfund, und fehlt es daran, zu 8 Pfund. Denn so erheblich auch bei einer starken Aussaat die Er- sparung des Saamens ist, so stehet sie doch in geringem Verhaͤltnisse mit den Nachtheilen eines ungleich bestandenen Kleefeldes. Ueber die gute Beschaffen- heit des Saamens weiter unten. Der rothe Klee. §. 347. Wenn die Frucht, unter welcher der Klee gesaͤet war, abgeerntet ist, so Vegetation. zeigt sich anfangs zuweilen wenig Klee. Daran ist nichts gelegen; aber nach 14 Tagen muß er hervorkommen, oder doch sobald als nur ein durchdringen- der Regen eintritt. Waͤchst der Klee in der Stoppel heran, so wird er manch- mal noch stark genug, um einen Schnitt davon zu nehmen. Kann dies vor der Mitte Septembers geschehen, so thut man es ohne Bedenken. Spaͤter- hin aber muß man schon ein ploͤtzliches Eintreten der Kaͤlte besorgen, bei wel- cher der Klee nicht wieder austreibt, sondern zu kahl in den Winter kommt, und sodann vom Froste mehr leidet. Gewoͤhnlich wird der Klee nur abgewei- det, und das kann ohne Bedenken bis Ende Septembers mit Rindvieh ge- schehen. Mit Schaafen darf der Klee wohl uͤbertrieben, aber nicht bis auf den Grund abgefressen werden, weil sie sonst den Stamm selbst ergreifen und ausfressen. Man ist zum Theil zu dreist, zum Theil zu furchtsam damit. Der Klee kann auswintern, und zwar um so leichter, je weniger der Bo- den von Natur oder durch seine Kultur dafuͤr geeignet ist. Auf einem tief be- arbeiteten Boden hielt er sich in Jahren, wo er auf anderm ausging, z. B. im Jahre 180⅔, wo der Blachfrost uͤber 3 Fuß tief in den Boden drang. Im Winter auf 1811 ist der Klee an allen trocknerern und sandigern Stellen aus- gegangen, an feuchterern hat er sich aber erhalten; dies schien mehr die Folge der gewaltigen Ausdoͤrrung des Bodens im Nachsommer als des Frostes zu seyn, der in diesem Winter durchaus nicht stark war. Wenn man nach dem Aufge- hen des Frostes den Klee gar nicht entdeckt, so muß man die Hoffnung nicht aufgeben; siehet man aber Kleepflanzen, die auch auszugruͤnen anfangen, die man aber mit Hinterlassung der Wurzel leicht wegziehen kann, wenn man sie anfaßt, so bleibt wenig zu hoffen uͤbrig. Daß solche Kleepflanzen wieder neue Wurzeln schlagen, und festwachsen koͤnnen, habe ich zwar deutlich be- merkt; es gehoͤren aber sehr guͤnstige Umstaͤnde dazu. Theils um den Klee gegen das Erfrieren zu sichern, theils um ihm Kraft zu geben, bedeckte man ihn sonst vor Winter haͤufig mit langem Mist. Jetzt thun es erfahrne Landwirthe nicht mehr, weil man nicht selten uͤble Folgen durch Verzaͤrtelung des Klees und durch Herbeilockung der Maͤuse davon ver- K k 2 Futterkraͤuter. spuͤrt hat. Ueberdem erlauben es selten die Wirthschaftsverhaͤltnisse, noch be- sonderen Stallmist darauf zu verwenden. Will man den Klee noch etwas auf- helfen, so streuet man zusammen geschaufelten Hofmist im Fruͤhjahr daruͤber, oder besprengt ihn mit Guͤlle. Vorzuͤglich bekommt ihm im Fruͤhjahr eine Duͤngung mit Torf- oder Seifensiederasche, oder ein mit Kalk bereiteter Kom- post. Das gewoͤhnlichste Duͤngungsmittel ist aber der fein gepulverte Gyps, welchen man mit großem Vortheil alsdann uͤberstreuet, wenn der Klee zu wach- sen beginnt. Vergl. Th. II. S. 263. Eine dem Klee sehr wohlthaͤtige und sich reichlich belohnende Operation, ist das Aufeggen im Fruͤhjahr, wenn der Klee eben zu wachsen anfaͤngt. Je dreister man damit verfaͤhrt, desto wohlthaͤtiger wird es fuͤr den Klee seyn. Der richtigste Zeitpunkt, den Klee zu maͤhen, ist, wenn sich das Feld von den hervorkommenden Bluͤtkoͤpfen zu roͤthen anfaͤngt. Maͤhet man ihn fruͤher, so erhaͤlt man zu wenig, weil der Klee in diesem Zeitpunkte seinen Hauptschuß thut, und acht Tage hier einen Unterschied um die Haͤlfte im Ertrage machen koͤnnen. Maͤhet man ihn spaͤter, so erhaͤlt man noch mehr, aber er ist hart- stenglicht, seine Substanz enthaͤlt mehr unaufloͤslichen Faserstoff, und der fol- gende Wuchs wird schwaͤcher. Nur wenn man sich des Klees zur gruͤnen Stallfuͤtterung bedienen will, und diese hauptsaͤchlich auf den Klee berechnet ist, so muß man den Klee anbrechen, sobald er maͤhbar ist, weil dann der jung gemaͤhete Klee wieder herangewachsen ist, wenn man den ersten Schnitt nicht laͤnger stehen lassen darf; woruͤber bei der Lehre von der Stallfuͤtterung das Weitere. §. 348. Ein- und zwei- jaͤhriger Klee. Man bestimmt den Klee zu ein- oder zweijaͤhrigem Gebrauche. Daß man ihn laͤnger liegen lasse, ist nur in dem Falle rathsam, wo man ihn zur Weide benutzen will, weil im dritten Nutzungsjahre oder im vierten nach der Aussaat der Klee sich sehr vermindert und den Graͤsern Platz macht. Ob man ihn ein oder zwei Jahre benutzen wolle, haͤngt theils von den Wirthschaftsverhaͤltnis- sen, theils von den Erfahrungen ab, die man auf jedem Boden von der meh- reren oder minderen Ausdauer des Klees gemacht hat. Man hat naͤmlich die Bemerkung gemacht, daß auf gewissen Aeckern, wo der Klee im ersten Jahre Der rothe Klee. sehr schoͤn stehet, er im zweiten Jahre sich auffallend vermindere; wogegen auf andern Aeckern der Klee sich im zweiten Jahre fast staͤrker bestaudet, gedrun- gener und gleichmaͤßiger stehet. Es scheint das letztere auf Boden mit tiefer Ackerkrume, der jedoch nicht sehr graswuͤchsig ist, das erstere auf flachem, aber sonst zum Klee gut geeigneten Boden einzutreten. Indessen muͤssen noch meh- rere Erfahrungen gesammelt werden, bevor sich etwas allgemeinguͤltiges dar- uͤber festsetzen laͤßt, indem vielleicht auch nur die Behandlung des Klees nebst der Zufaͤlligkeit der Witterung einen Einfluß auf seine laͤngere oder kuͤrzere Dauer in den Faͤllen haben konnte, aus welchen ich obige Bemerkung abstra- hirte. Bis dahin muß man sich von eigen gemachten Erfahrungen leiten las- sen, wenn man sich zu einjaͤhrigen oder zweijaͤhrigen Kleefeldern entschließt. §. 349. Der Klee giebt mehrentheils drei Schnitte. In der Regel ist der erste Ernten. der staͤrkste, der zweite schwaͤcher, der dritte am schwaͤchsten. Aber diese Regel leidet haͤufig Ausnahmen, da die Staͤrke jedes Wuchses so sehr von der Wit- terung abhaͤngt. Wenn ein Wuchs bei duͤrrer Witterung nur schwach stehet, so ist es das fehlerhafteste, was man thun kann, wenn man ihn in der Hoff- nung, daß er nach einem Regen staͤrker heranwachsen werde, uͤber die Zeit ste- hen laͤßt. Man muß vielmehr eilen, ihn abzubringen, insbesondere wenn Hoff- nung zu guͤnstiger Witterung eintritt, damit der folgende Wuchs um so dich- ter und gleicher werde. So wie es etwas seltenes ist, daß alle Schnitte stark und eintraͤglich werden, so ist es auch selten, daß sie alle mißrathen; gewoͤhnlich ersetzt der eine, was dem andern mangelt. Ich habe mehrere Male erlebt, daß der zweite Schuitt den ersten, und einmal, daß der dritte Schnitt beide uͤbertraf. Bei dem einjaͤhrigen Kleebau, der bei der Dreifelderwirthschaft nur statt findet, pflegt man aber nur 2 Schnitte zu nehmen, und den dritten Wuchs unterzupfluͤgen, um Winterung auf die erste Furche einzusaͤen. Daß dieser dritte Schnitt dem Acker eine sehr ersprießliche Duͤngung gebe, und daß das Wintergetreide, besonders der Weizen, nach dieser einfurchigen Bestellung sehr gut gerathe, ist allgemein anerkannt. Aber der dritte Schnitt des Klees ist, besonders wenn die beiden ersten jung genommen werden, oft auch so betraͤcht- lich, daß er der Wirthschaft maͤchtig aushilft, und daß man, wo noch kein Futterkraͤuter. Ueberfluß an Futter ist, billig Bedenken traͤgt, ihn aufzuopfern. Winterung nach dem dritten Schnitte zu bestellen ist aber nie rathsam, sondern man muß den Acker dann zu Hafer liegen lassen, der im Kleelande allemal vortrefflich geraͤth, und nach allen meinen bisherigen Erfahrungen im Werthe seines Er- trages der Winterung gleichkommt. Bei der zweijaͤhrigen Kleenutzung nimmt man im ersten Jahre drei Schnitte, im zweiten Jahre gewoͤhnlich nur einen, und giebt dann dem Acker vom Julius an eine Brachbearbeitung. Wenn der Klee nicht dicht bestanden und unrein geworden, ist diese unumgaͤnglich noͤthig; stehet er aber geschlossen und rein, so kann man zwei Schnitte nehmen, den dritten unterpfluͤgen, und eben so verfahren, wie bei dem einjaͤhrigen Klee. Will man das aber, so darf man weder im ersten noch im zweiten Jahre Weidevieh auf den Acker kommen lassen. Daß nach zweijaͤhrigem Klee der Hafer auch vorzuͤglich gera- the, versteht sich von selbst; und wenn man den Klee ganz ausnutzen will, so rathe ich Hafer wenigstens auf solchen Stellen zu nehmen, wo der Klee bis zuletzt nicht ganz dicht bestanden bleibt; denn zur Winterung muͤssen solche Stellen wenigstens drei Furchen haben, wenn der Acker in der Folge nicht verwildern soll. §. 350. Kleeheu. Der Klee wird gruͤn verfuͤttert, oder zu Heu gemacht. Man muß jeder- zeit seine Absicht dahin richten, einen Theil zu Heu zu machen, wenn man auch den Klee hauptsaͤchlich nur zur gruͤnen Stallfuͤtterung bauet. Denn diese muß auch bei schlechtem Wuchse reichlich da seyn, und folglich bei gutem im Ueberfluß. Ob es nach dem Vorschlage Einiger rathsam sey, allen Klee zu Heu zu machen, und auch im Sommer das Vieh trocken zu fuͤttern, werden wir bei der Lehre von der Stallfuͤtterung erwaͤgen. Man hat mehrere Methoden den Klee zu Heu zu machen, die Zufaͤllig- keit der Witterung entscheidet den Vorzug der einen vor der andern. Trifft man ein bestaͤndiges trocknes Wetter, so ist keine vortheilhafter, als den Klee mit einer Buͤgelsense in Schwaden legen, und ihn so abtrock- nen zu lassen. Ist die obere Seite trocken, so schlaͤgt man das Schwad mit dem Harkenstiel herum, daß die andere Seite oben komme. Um allen Blaͤt- Der rothe Klee. terabfall zu vermeiden, bringt man ihn im Thau in große Haufen zusammen, und faͤhrt ihn dann ein. Ist aber die Witterung feuchter, und zu haͤufigem Regen geneigt, so dauert es zu lange, bevor der Klee in Schwaden liegend trocknet, und er wird zu sehr ausgelauget, wenn er gleich nicht verdirbt. Hier wird der Klee gleich nach dem Maͤhen besser ausgebreitet (aus dem Schwad geschlagen), damit er schneller abwelke, und dann in Windhaufen gebracht. Diese werden am besten mit der Hand umgesetzt, und so wie der Klee abtrocknet, in groͤßere Haufen zu- sammengebracht. Sind solche groͤßere Haufen vom Regen sehr durchnaͤsset, so werden sie bei der ersten trocknen Zeit umgesetzt, so daß das obere nun unten komme. Man thut das ebenfalls mit der Hand, und setzt sie moͤglichst locker auf, damit der Wind durchziehe. Man macht die Haufen so schmal und hoch wie moͤglich, damit der Klee gegen den Regen gedeckt, dem Luftzuge aber ans- gesetzt sey. Um diese Haufen stehend zu erhalten, ist es sehr nuͤtzlich, eine Boh- nenstange in die Erde zu stecken, und den Klee an selbige herum aufzuthuͤrmen. Sobald man eine anfangende Hitze oder Gaͤhrung verspuͤrt, setzt man die Hau- fen gleich um. Diese Methode erfordert bei nasser Witterung viele Arbeit, er- haͤlt aber den Klee unverdorben. §. 351. Die dritte Methode ist die, welche F. J. Klapmeyer „Vom Kleebau Klapmeyer- sche Methode. und dessen Verbindung mit dem Getreidebau. Riga und Leipzig 1797” zuerst beschrieben hat, und die daher unter dem Namen der Klapmeyerschen schon sehr bekannt ist. Sie findet ihre Anwendung am zweckmaͤßigsten, wenn haͤufige Re- genschauer eintreten, aber dennoch dazwischen halbe trockne Tage erfolgen. Bei ganz trocknem Wetter hat entschieden die erste Methode, bei anhaltend feuchtem die zweite den Vorzug. Sie besteht in folgendem: der am vorigen Tage gemaͤhete Klee wird Nach- mittag um 4 Uhr erst aus dem Schwad in kleine Haufen zusammengeharkt, und aus diesem dann auf Tragebahren in große Schober, die einige Fuder enthal- ten, zusammengebracht, gehoͤrig aufgeschichtet und fest getreten. Ist die Nacht windstill und warm, so wird er schon nach 4 oder 5 Stunden in Gaͤhrung kom- men, die sich durch einen honigaͤhnlichen Geruch verraͤth. Am folgenden Mor- Futterkraͤuter. gen wird der Haufen inwendig ganz heiß seyn, und dampfen, wenn er geoͤffnet wird. Dann muß der Haufen ausgestreuet, und das Gestreuete mit Harken oder Forken bearbeitet werden. Scheint nun die Sonne, oder ist es etwas windig, so ist das Heu Nachmittags schon so trocken, daß es sicher eingefahren, oder — wenn dazu nicht Zeit ist — wieder in Schober gebracht werden kann, ohne daß man eine neue Gaͤhrung zu besorgen hat. Ist die Nacht kalt, windig oder regnicht, so wird die Gaͤhrung zwar anfan- gen, aber es wird laͤngere Zeit dazu gehoͤren, bevor die Gaͤhrungshitze so stark wird, daß man seine Hand nicht mehr tief in den Haufen stecken kann; welches das Zeichen ihrer gehoͤrigen Vollendung ist. Wehet ein starker Wind, so kommt der Haufen wohl auf der einen Seite und in der Mitte in Gaͤhrung, aber nicht auf der Windseite. In dem Falle muß der Haufen doch auseinander gerissen, und derjenige Theil, der gegohren hat, welches man an der braunen Farbe deutlich genug erkennt, ausgestreuet und getrocknet werden; das uͤbrige der verschiedenen Haufen aber wird wieder zusammengebracht, und aufs neue in Gaͤhrung gesetzt. Haͤtte nur ein kleiner Theil in der Mitte gegohren, so kann der Haufen neu wieder aufgesetzt wer- den, und zwar so, daß das ungegohrne Gruͤne in die Mitte, das Braune aus- waͤrts und oben komme, wo man dann die neue Gaͤhrung abwartet, und nun alles wieder ausstreuet. Waͤre nur noch wenig gruͤnes darunter, was nicht trocknen wollte, so versichert man, daß es nicht schade, und daß dennoch alles eingefahren werden koͤnne. Man kann es aber auch absondern, und vorerst zuruͤcklassen. Wenn aber die Haufen in Gaͤhrung gekommen sind, und nun auch der heftigste Regen eintritt, so darf man doch nicht zoͤgern, sie auseinander zu wer- fen. Haͤlt der Regen an, so muß das Heu von Zeit zu Zeit geruͤhrt und ge- wendet werden. Wenn dann der Regen nur wenige Stunden nachlaͤßt, so ist es gleich trocken genug, um eingefahren zu werden, weil die Feuchtigkeit an diesem gegohrnen Klee nicht haftet. Er soll auch nicht verderben, wenn er bei anhaltendem Regen mehrere Wochen liegen bleibt, wenn man es nur ab- wartet, daß er gehoͤrig trocken ist, bevor man ihn einfaͤhrt, obwohl er dann we- niger nahrhaft bleibt. Der Der rothe Klee. Der wesentliche Vortheil dieser Methode bestehet darin, daß der Klee sehr schnell trocknet und daß man ihn innerhalb drei Tagen maͤhen und unter Dach haben kann; wogegen man sonst mit gutem jungen Klee selten unter acht Tagen fertig wird. Der durch die Gaͤhrungshitze getoͤdtete und erwaͤrmte Klee laͤßt seine innere Feuchtigkeit fahren nnd braucht nur aͤußerlich abzutrocknen. Die natuͤrliche Beschaffenheit des Klees wird durch die Gaͤhrung abgeaͤn- dert; das leidet keinen Zweifel, und der ganz verschiedene brenzlich suͤße Ge- ruch, den dieses Heu annimmt, beweiset es genug. Aber ob er dadurch ver- bessert oder verschlechtert werde, ist wohl noch nicht ausgemacht. Die Ver- theidiger dieser Methode versichern das erste und vergleichen sie mit dem Mal- zen des Getreides und mit der Brodgaͤhrung, wodurch die Substanz des Korns nahrhafter und verdaulicher wird. Dieses Kleeheu soll allem Vieh, wenig- stens sobald es sich daran gewoͤhnt hat, vorzuͤglich schmackhaft seyn und lieber gefressen werden als gruͤnes Heu. Die Milch soll sehr fett und die Butter trefflich davon werden. Ich vermag aus eigener Erfahrung nicht daruͤber zu entscheiden; denn einmal, wie ich diese Methode versuchen wollte, war man in meiner Abwesenheit zu furchtsam und riß die Haufen zu fruͤh auseinander. Nachher war mir die Witterung zum gruͤnen Kleeheumachen immer zu guͤn- stig, als daß ich diese weit muͤhsamere Methode der einfachsten haͤtte vorzie- hen sollen. Versuche im Kleinen schienen mir zu wenig entscheidend, beson- ders in Ansehung der Wirkung, die dieses Heu auf das Vieh thut. Nach der Versicherung vieler unbefangenen Freunde, besonders in Schlesien, hat diese Methode aber voͤllig den guten Erfolg, den man ihr zuschreibt, und hat sich deshalb daselbst sehr verbreitet. Daß sie mehrere Arbeit und große Auf- merksamkeit erfordere, und daß man bei einer starken Kleeheuernte uͤber eine betraͤchtliche Anzahl von Menschen zu gebieten haben muͤsse, leuchtet von selbst ein. Es kommt vorzuͤglich darauf an, daß man bei unsicherer Witterung das Heu schnell unter Dach oder in Feimen bringe, in dem Augenblick wo es genugsam abgetrocknet ist; denn beim mehrmaligen Trocken- und Feuchtwer- den muß es um so mehr verlieren, da es innerlich ganz ausgetrocknet ist, und sich wahrscheinlich mehr Zuckerstoff darin erzeugt hat. Vierter Theil. L l Futterkraͤuter. §. 352. Andre minder gebraͤuchliche Methoden. Verschiedne andre Methoden, Kleeheu zu machen, z. B. es uͤber Stan- gen zu legen oder auf Horden unter Bedachung zu bringen, die man vorge- schlagen und beschrieben findet, sind im Großen nicht anwendbar. Jedoch er- waͤhne ich einer Methode, die aber nur bei hohem Klee und vielleicht vorzuͤg- lich bei Saamenklee statt findet: man nimmt aus dem Schwad, so viel man unter dem linken Arme halten kann, druͤckt es zusammen, zieht ein Paar der laͤngsten Stengel heraus und umwindet das Band damit, setzt diese Bunde dann zu zwei und zwei gegeneinander in einer Reihe auf dem Stoppelende auf. Anhaltender Regen schadet ihnen, der Versicherung nach, nicht; sie trocknen endlich ohne Verlust. Es geschiehet auf dieselbe Weise, wie man in Buchwei- zengegenden den Buchweizen aufsetzt. Uebrigens verweise ich auf das, was ich im dritten Theile uͤber das Heu- machen gesagt habe, besonders in Ansehung der Aufbewahrung unter Dach oder in Feimen. §. 353. Heuertrag. Junger Klee, gemaͤhet wenn er eben aufbluͤhen will, verliert voͤllig aus- getrocknet 4/5 seines Gewichts; aͤlterer Klee, der voͤllig aufgebluͤhet ist, nur ¾. Es macht aber wahrscheinlich die feuchtere oder trocknere Witterung, worin er gewachsen ist, einigen Unterschied. Im Ganzen kann man annehmen, daß in seiner oben erwaͤhnten Maͤhereife von 100, 22 bleiben. Man berechnet den Kleeertrag gewoͤhnlich nach Heu, weil er gruͤn schwie- riger zu waͤgen ist. Der gewoͤhnliche Ertrag im Durchschnitt der Jahre wird sehr verschieden angegeben: man nimmt von 16 Centner bis zu 50 Centner per Morgen an. Und gewiß ist er hoͤchst verschieden nach dem Boden, nach der Bauart, und nach der Duͤngung. Einer meiner Freunde wog das Klee- heu zweier Schnitte voͤllig ausgetrocknet, und schon in Bunde gebunden, von einem genau abgemessenen Morgen, worauf mir der Klee so dicht und stark zu stehen schien, wie ich ihn jemals gesehen hatte, und fand 37 Ctr. 30 Pfd. Der Boden war zwar nicht vorzuͤglich fuͤr Klee geeignet, stand aber in gro- ßer Kraft, und war mit Seifensiederasche uͤberduͤngt. Ich habe also geglaubt 40 Centner als das hoͤchste annehmen zu muͤssen, was ein Kleefeld in zwei Der rothe Klee. Schnitten geben koͤnne. Ich habe nachher zwar nur einmal Klee gesehen, der jenem gleich kam, ihn vielleicht uͤbertreffen konnte; aber der Beschreibung nach, die mir vom Klee in den fruchtbarsten Gegenden, z. B. im Altenburgi- schen, gemacht worden ist, giebt es solchen, der ihn weit uͤbertrifft. Ich habe eine Kleepflanze von daher vor mir, die nach Versicherung der Augenzeugen nicht ausgesucht, sondern als Durchschnittspflanze aufgezogen worden, die eben aufbluͤhend 3 rheinlaͤndische Fuß mißt, und zwoͤlf vollkommene Stengel hat. Ihre unteren Blaͤtter sind getrocknet, 5/4 Zoll breit und 2 Zoll lang. Ich gebe also zu, daß der Kleeertrag weit uͤber 40 Ctr. gehen koͤnne, es ist aber etwas außerordentliches. Ich habe im ersten Theile Seite 264. auf sandigem Lehmboden (gutem Gerstboden) 2400 Pfd. Kleeheu als Mittelertrag angenommen, unter der Be- dingung, daß der Klee einen guten und noch kraftvollen Platz in der Feldro- tation bekomme. Dies scheint mir auf diesem Boden der Wahrheit am naͤch- sten zu kommen. §. 354. Eine Wirthschaft die einmal in Ordnung ist, muß ihren Kleesaamen selbst Aufnehmen des Saamens. gewinnen, weil der Ankauf desselben nicht nur kostbar, sondern auch mißlich ist. Es ist zwar gewiß richtig, daß der Saamenbau den Boden aussauge. Nicht immer ist dies sehr auffallend; aber wer sich davon uͤberzeugen will, der nehme nur den Saamen zwei Jahre an einer Stelle, und er wird es, wenn anders diese Stelle nicht durch Duͤnger wieder mehr beguͤnstigt wird, lange am Zuruͤckschlagen der Fruͤchte verspuͤren. Der Nachtheil ist aber nicht so groß, daß er nicht reichlich ersetzt wuͤrde. Gewoͤhnlich wird der Saamen vom zweiten Wuchse genommen, und man schneidet den Klee zum ersten Male wohl etwas fruͤher, damit er um so eher und staͤrker wieder in Bluͤte trete. Doch muß man dies auch nicht zu fruͤh thun, weil sonst zuruͤckgebliebene Stengel, die eigentlich noch zum ersten Triebe gehoͤren, dem zweiten Wuchse vorkommen, und zu fruͤh reifen. Da indessen ein unguͤnstiger atmosphaͤrischer Zustand zuweilen das Taubbluͤhen des Klees veranlassen kann, so ist es, um sicher zu gehen, rathsam, einen Theil des Saamens schon vom ersten Wuchse zu nehmen, wenn man verspuͤret, daß die L l 2 Futterkraͤuter. Bluͤten besonders gut ansetzen. Daß der Saamen gut ansetze, nimmt man daraus ab, wenn die voͤllig aufgebluͤheten Koͤpfe haͤrtlich anzufassen sind, und einen Widerstand gegen das Zusammendruͤcken aͤußern. Man bestimmt zum Saamentragen eine solche Stelle, wo der Klee nicht sehr dicht, aber doch gleichmaͤßig und frei von Unkraut stehet. Der Saamen muß seine Reife moͤglichst vollstaͤndig erhalten. Einige Bluͤten eilen vor, und ihr Saamen faͤllt bei duͤrrer Witterung wohl ab, eher alles reif ist, wenigstens bei dem ersten Schnitte, wo die Hitze groß ist; selte- ner beim zweiten. Hieruͤber muß man nicht so besorgt seyn, daß man ihn maͤhe, bevor der groͤßere Theil reif ist; denn wenn man auch einen Theil ver- loͤre, so wird man doch mehr gewinnen, als wenn man das Ganze, aber zum groͤßeren Theile unreif, erhielte. Man untersucht die Reife, wenn man einen Kopf etwas angefeuchtet zwischen den Haͤnden, bis er trocken ist, reibt, da denn die Koͤrner, wenn man die Spreu wegblaͤset, in der Hand bleiben. Wenn sie eine violette Farbe haben, so sind sie am vollkommensten; diese be- kommen sie aber nicht leicht saͤmmtlich. Sie muͤssen nur hart, durchaus kon- vex seyn, und keine Gruͤbchen haben. Man maͤhet den reifen Saamenklee im Thau oder doch nicht bei heißem Sonnenschein. Man bringt ihn dann bald in kleine Haufen, und laͤßt ihn darin stehen, bis er voͤllig trocken ist. Er trocknet schneller wie junger Klee. Man sucht heftige Erschuͤtterung beim Aufladen zu vermeiden, und bringt ihn an einen luftigen Platz, am besten uͤber die Tennen auf Stangen. §. 355. Ausbringen des Saamens. Man drischt dann die Saamenkoͤpfe entweder sogleich vom Strohe ab, besonders wenn er recht trocken eingekommen ist; oder man wartet damit bis zu trocknen Frosttagen im Winter. Nachdem die Huͤlsen vom Stroh abge- sondert sind, drischt man jene einige Male uͤber und siebet die ausgefallenen Koͤrner heraus. Das im Siebe Zuruͤckbleibende giebt man auf die Staͤube- muͤhle, damit die leeren Huͤlsen wegfliegen, welches zur Befoͤrderung des kuͤnftigen Dreschens sehr wichtig ist. Das uͤbrige bringt man auf einen luf- tigen Boden und streuet es aus, damit es mehr austrockne, drischt es dann bei trockner Witterung wieder ab, und verfaͤhrt damit wie beim ersten Male. Der rothe Klee. Dies kann man drei- bis viermal wiederholen, ohne doch allen Saamen heraus zu bekommen. Leichter gehet es, wenn man die Koͤpfe in der Hitze trocknet. Gewoͤhnlich geschiehet es in Backoͤfen, aber hier kann der Saamen sehr leicht verbrannt werden, wenn man nicht hoͤchst vorsichtig dabei ist, und eine sehr verminderte Temperatur des Ofens abwartet. Der Saamen verliert dann seinen Glanz und bekommt eine braune Farbe, bei welcher er immer hoͤchst verdaͤchtig ist, und wofuͤr man sich beim Ankauf huͤten muß. Sicherer ist es in einem heizbaren Zimmer Geruͤste von Brettern zu machen, sie mit Tuͤchern zu belegen und den Klee darauf zu schuͤtten, dann scharf einzuheizen und ihn so einige Tage zu trocknen. Aber mit Vorsicht gegen Feuersgefahr! Hat man einmal so viel Kleesaamen gewonnen, um damit auf ein Jahr in Vorrath zu seyn — welches in jeder Hinsicht sehr vortheilhaft und voͤllig sicher ist, da sich der Kleesaamen, zumal im Stroh, vollkommen gut erhaͤlt — so nimmt man das Abdreschen des vorjaͤhrigen Saamens am besten in heißen Sommertagen vor. Die Huͤlsen werden vor der Tenne auf einem Tuche der Sonne ausgesetzt, oft durchgeharkt und dann auf die Tenne geschuͤttet und abgedroschen. So gehet der Saamen am leichtesten aus, Auch mahlet man ihn bei großem Saamenbau auf der Muͤhle aus. Die Steine muͤssen aber genau gestellet werden, so daß der Saame nicht schroote. Es haͤlt nur schwer die Muͤller dazu zu bewegen, wo es nicht gebraͤuchlich ist. Man kann fuͤglich drei Centner Kleesaamen vom Morgen gewinnen, und folglich vom Kleesaamenverkauf einen großen Vortheil haben, zumal wenn man ihn aus einem Jahre, wo er sehr gedieh, bis zu einem andern, wo er mißraͤth, und folglich theuer wird, aufspart. Manche saͤen, um die Arbeit des Abdreschens zu ersparen, den Klee in Huͤlsen (Bulstern) aus. Es geht sehr gut und der Klee keimt vielleicht et- was spaͤter aber um desto sicherer aus. Es ist aber nicht zu verhindern, daß der Kleesaamen stellenweise zu dicht falle, und wenn man gesichert seyn will, daß allenthalben genug Saamen hinkomme, so muß man doppelt so viel aus- streuen lassen, als sonst noͤthig gewesen waͤre. Die Arbeit des Abdreschens ist freilich weitlaͤuftig, aber doch ohne Vergleich wohlfeiler als die Ausstreuung so vieles Saamens, der sich aufbewahren oder verkaufen laͤßt. Futterkraͤuter. Das Stroh und die Spreu des abgedroschenen Saamens ist zwar bei weitem nicht von dem Werthe des jungen Kleeheues, aber doch nutzbar fuͤr das Vieh zu gebrauchen. §. 356. Wiederkom- men des Klees auf denselben Platz. Die Bemerkung, daß der Klee mißrathe, wenn er zu oft auf denselben Platz komme, ist zu allgemein, als daß man ihre Richtigkeit bezweifeln sollte. Sagen und Vorurtheile pflanzen sich fort, trotz aller gesunden Vernunft; aber sie entstehen nicht, wie diese, unter dem Volke mehrerer Nationen zugleich. Dagegen haben wir andre Erfahrungen, wo der Klee, wenn er alle 3 oder 4 Jahre gesaͤet ward, immer gerieth. Beachten wir jene Faͤlle genauer, so wird, wo man jene Bemerkung machte, immer flach gepfluͤgt. — Norfolk, Magdeburg, Braunschweig. — Wo aber der Klee immer gut geraͤth — in Gaͤrten, in verschiedenen vier- und fuͤnfschlaͤgigen Wechselwirthschaften, in Belgien (vergl. Schwerz Th. II. S. 4.) — da ward zwischen dem Klee ein- mal sehr tief geackert. Auch wo man sich der Kalk-Mergel- oder Aschenduͤn- gung bediente, da bemerkte man das Mißrathen des oft wiederkommenden Klees nicht. Der Gyps dagegen, der sonst so wohlthaͤtig auf den Klee wirkt, half hiergegen nicht. Ich fuͤhre nur Thatsachen an, ohne mich auf ihre Er- klaͤrung einzulassen. §. 357. Ob Klee aus- sauge oder be- reichere? Ob der Klee den Acker verbessere oder aussauge, insbesondere ob er auf die naͤchstfolgende Frucht gut oder schlecht wirke, ist eine sehr haͤufig und mit Heftigkeit verhandelte Frage. Die meisten stimmen fuͤr das erstere; indessen ist es nicht zu leugnen, daß manche das Gegentheil erfahren haben. Daß er nicht eigentlich erschoͤpfend auf den Boden wirke, ist wohl ausgemacht; denn allemal findet man, daß die folgende Frucht in dem Verhaͤltnisse besser darnach gerathe, je dichter der Klee stand und je reichlicher die Ernte davon war, wenn er anders nicht zum Saamentragen kam; wovon das Gegentheil eintreten muͤßte, wenn der Klee betraͤchtliche Nahrung aus dem Boden zoͤge. Aber er wirkt nachtheilig, wenn er duͤnn und schwach stehet, indem er dem Unkraute, beson- ders den Quecken und andern sich ausbreitenden Graswurzeln Platz giebt, der Boden sich dann erhaͤrtet und des wohlthaͤtigen Schattens entbehrt, zumal Der weiße Klee. wenn man ihn dann doch spaͤthin stehen laͤßt und seine Stoppel einfurchig be- handelt. Wenn man daher vom Klee auch in dieser Hinsicht eine wohlthaͤtige Wirkung haben will, so muß man alles anwenden, was dessen dichten Stand und lebhaften Wuchs befoͤrdern kann: ihn nur in einen kraftvollen, durch Brache oder behackte Fruͤchte wohl gereinigten und gelockerten Acker saͤen, Sorgfalt auf die Aussaat verwenden, und ihn zu gerechter Zeit maͤhen. Dann muß man ihn, nachdem er nach dem letzten Schnitte etwas wieder herange- wachsen, fruͤh genug vor der kuͤnftigen Saat umbrechen, damit sich der Acker setzen und die Kleestoppel modern koͤnne. Sollte indessen der Klee wegen un- guͤnstiger Witterung dennoch schlecht stehen, und zum Theil ausgewintert seyn, so muß man sich mit einem Schnitte begnuͤgen, und dann den Acker als Brache mit dreimaligem Pfluͤgen und Eggen behandeln. Wer dies beobachtet, wird allemal vom Klee eine wahre Vermehrung der Kraft im Boden — ohne Ruͤck- sicht auf den Reichthum, welchen er der Wirthschaft im Ganzen giebt — un- mittelbar bemerken, und nach Klee oftmals besseres Getreide, wie nach unge- duͤngter Brache haben. Der weiße Klee ( Trifolium repens ). §. 358. Obwohl es mehrere weißbluͤhende Kleearten giebt, und auch selbst jener rothe Klee seine Farbe zuweilen umwandelt, so wird doch unter weißem Klee fast allenthalben jene Art ausschließlich verstanden. Er ist fast auf allen lehmi- gen und feuchten Boden unsres Klimas einheimisch, macht einen Theil des Ra- sens aus, und wenn er sich auch bei dem ersten Anblicke in diesem nicht zeigt, so entdeckt man doch bei genauerer Ansicht kleine schwache Pflanzen. Daher erscheint er gleich, sobald der Boden einen Duͤuger bekommt, der dieser Pflan- zengattung besonders zusagt: Kalk oder Asche; so daß manche geglaubt haben, der Saamen muͤsse in diesen stecken. §. 359. Der weiße Klee wird von einigen auch zum Maͤhen angesaͤet. Es wird aber ein sehr kraftvoller Boden erfordert, wenn er die dazu gehoͤrige Hoͤhe er- Futterkraͤuter. langen soll. Auf solchem Boden kann er einen Schnitt geben, welcher der Dich- tigkeit wegen einem Schnitte des rothen Klees gleichkommt, und das davon ge- machte Heu uͤbertrifft, nach der Versicherung aller derer, die es versucht haben, das Heu des rothen Klees in seiner Annehmlichkeit, Nahrhaftigkeit und be- sonders im Milchertrage betraͤchtlich. Mehr als einen Schnitt giebt er aber nicht, sondern bleibt nachher an der Erde. Weit haͤufiger aber wird er als Weideklee benutzt, und unter allen Pflan- zen, die man in dieser Absicht anbauete, hat er den meisten Beifall erhalten. Er schickt sich dazu wegen seiner starken Bestaudung, und des schnellen Wie- deraustreibens seiner Blaͤtter besser wie der rothe Klee. Auch weicht er dem Unkraute nicht so leicht wie dieser, unterdruͤckt vielmehr dasselbe durch seine fortrankende Wurzel, erfordert deshalb keinen so sorgfaͤltig gereinigten Acker und kann sicherer nach mehreren Kornernten gebauet werden. Auch hat man bemerkt, daß ihm eine oͤftere Wiederholung selbst auf flach beackertem Boden nicht so nachtheilig sey wie dem rothen Klee, welches schon daraus erhellet, daß dieser Klee bei uns einheimisch und wildwachsend ist. Dennoch haben einige erfahren, daß er auf minder angemessenem Boden besser gerathe, wenn dieser ihn noch nie getragen hat, als wenn er schon seit laͤngerer Zeit darauf ge- bauet worden. Eine Abwechselung des rothen Klees mit dem weißen hat man jenem nicht nachtheilig gefunden. §. 360. Aussaat. Man saͤet ihn unter Winter’- und Sommergetreide, unter ersteres jetzt lieber als unter letzteres, weil er unter jenem fruͤher aufkommt, und oft schon eine gute Nachweide in der Stoppel giebt. Er wird dann, sobald der Frost aufgegangen, uͤber die Winterungssaat hergestreuet, oder aber man saͤet ihn auch vor Winter, oder selbst auf dem Schnee aus, damit er sich mit der Feuchtig- keit fest in den Boden ziehe, und dann bei der ersten wieder eintretenden Waͤrme keime. Man bedarf der Feinheit seiner Koͤrner und seines Bestaudens wegen weit weniger Saamens, und 2 bis 2½ Pfd. sind voͤllig hinreichend auf den Morgen, wenn er gut vertheilt wird. Er Der Erdbeerklee. Er ist mehr oder minder ausdauernd, je nachdem ihm der Boden zusagt. Oft haͤlt er sich nur bis ins dritte Jahr nach seiner Aussaat und verliert sich im vierten. Bei einer scharfen Behuͤtung mit Schaafen aber kann er auch fruͤher ausgehen, weil diese seinen Stamm und selbst die Wurzeln in der Erde anfressen und auskratzen. §. 361. Um den Saamen zu gewinnen, maͤhet man ihn gewoͤhnlich ab, wobei aber Saamenge- winnung. immer viele Koͤpfe stehen bleiben. Will man von einem kleinen Flecke vielen Saamen haben, so ist es rathsamer, seine Saamenkoͤpfe von Weibern und Kin- dern abpfluͤcken oder mit der Scheere abschneiden zu lassen. Diese Arbeit bezalt sich immer. Oder aber man sammelt ihn in einen Beutel, woran vorn ein kammaͤhnliches Eisen befestiget ist, mit welchem man uͤber den Klee herstreift, die Bluͤtkoͤpfe abreißt, die dann in den Beutel, der oben mit einem Buͤgel ausein- ander gespannt ist, fallen. Im uͤbrigen wird er eben so wie der rothe Klee behandelt. §. 362. Man hat verschiedene andere Kleearten zum Anbau empfohlen. Der Erdbeerklee, Trifolium fragiferum, kommt dem weißen Klee in seiner Natur und Ansehen sehr gleich, und unter- scheidet sich nur dnrch seine erdbeerfoͤrmigen Saamenkoͤpfe. Er ist ebenfalls eine einheimische Pflanze, und scheint fast dichtere Blaͤtter wie der kriechende Klee zu bekommen. Doch kennen wir noch keine im Großen damit gemachte Versuche. Das Trifolium flexuosum, das alpestre und das rubens, hat man statt des rothen Klees empfohlen, weil sie beide auf schlechterem Boden besser wie der gewoͤhnliche Klee gedeihen sollen. Sie sind aber auch minder zutraͤglich, und haben nicht die weichen und mastigen Blaͤtter des Wiesenklees. Das Trifolium melilothus naͤhert sich in seinem Wuchse, und in seinem Anbau mehr der Luzerne und ist als ein Surrogat derselben anzusehen. Das mit blauen Blumen hat einen zu starken Geruch; das gelbbluͤhende hat ihn min- der, und am wenigsten das weißbluͤhende. Deshalb nimmt man das letztere am liebsten. Indessen giebt er doch der Milch und Butter einigen Beischmack, den manche aber nicht fuͤr unangenehm halten, bei dem Kaͤse aber sehr schaͤtzen. Vierter Theil. M m Futterkraͤuter. Die Luzerne ( Medicago sativa ). §. 363. Der große Ruf, worin sich diese Pflanze bekanntlich seit uralten Zeiten bis auf unsern Tag, als das trefflichste aller Futtergewaͤchse, ununterbrochen erhalten, auf der einen Seite, und dagegen die widersprechenden Erfahrungen von den mit aller Sorgfalt angestellten und dennoch ganz verungluͤckten Anbauversuchen auf der andern, haben meine Aufmerksamkeit auf diese Pflanze besonders erhalten. Ich habe nicht nur selbst fortdauernd Versuche damit angestellt, sondern auch die Erfahrungen andrer einzelnen Anbauer gesammelt, verglichen und dabei auf den Grund der verschiedenen Resultate zu dringen gesucht. Deshalb habe ich auch meine Meinung zu verschiedenen Zeiten abgeaͤndert, wie aus demjenigen, was ich im ersten und wieder im dritten Bande meiner englischen Landwirthschaft daruͤber gesagt habe, erhellt. Jetzt glaube ich sie mehr bestimmen und fester stellen zu koͤnnen. §. 364. Es kommt beim Anbau dieser Pflanze fast mehr auf den Untergrund als auf die obere Ackerkrume an. Diese kann waͤhrend des Wachsthums der Luzerne ver- bessert und bereichert werden. Jener wird bei der Verlaͤngerung der Pfahlwur- zeln mit jedem Jahre wichtiger. Es ist zur Ausdauer der Luzerne unumgaͤnglich noͤthig, daß er bis zu einer Tiefe von 4 Fuß wenigstens gleichartig mit der Grund- erde der Krume und mit sich selbst bleibe. Wo sich die Lage der Erdarten in ihrer Konsistenz und in ihren Bestandtheilen veraͤndert, da stockt die Wurzel der Luzerne, die Pflanze geht aus oder haͤlt sich nur kuͤmmerlich hin. Am wenigsten darf zaͤher Thon ihr in den Weg kommen, auf welchem obendrein das Wasser stockt und nicht tiefer einziehen kann. Da es nun ganze Gegenden sowohl, wie einzelne Stellen auf dem Acker giebt, wo sich diese bisher in groͤßerer Tiefe viel- leicht unbeachtete Abwechselung der Erdarten findet; so mißrathen daselbst alle Anbauversuche mit dieser Pflanze. Man hat es indessen in seiner Gewalt, die verschiedenen Schichten des Untergrundes durch das Rejolen miteinander zu men- gen und dadurch den Luzernebau zu erzwingen. Es muß aber bis zu einer sehr betraͤchtlichen Tiefe geschehen, und 3 Fuß als die gewoͤhnliche Grenze des Rejo- lens, sind zu einer laͤngeren Ausdauer der Luzerne noch nicht hinreichend. Ich Die Luzerne. habe die Erfahrung selbst oͤfterer gemacht, und von vielen vernommen, daß die Luzerne auf diese Weise bis im dritten Jahre den besten Anschein gab, dann aber statt sich staͤrker zu bestauden, zu kuͤmmern anfing, unerachtet man sie auf das sorgfaͤltigste behandelte. Daß der Boden, wo man Luzerne bauen will, der Naͤsse zu keiner Jahres- zeit ausgesetzt seyn duͤrfc, ist bekannt. Quellichte oder wassergallige Stellen ruͤh- ren von abwechselnden Lagen, anhaltender und durchlassender Erden her, und sind also schon in dieser Hinsicht untauglich. Und wenn man auch diese Stellen durch gehoͤrig angelegte Abzuͤge entwaͤssern koͤnnte, wuͤrde man sie dennoch nicht zu diesem Anbau gebrauchen koͤnnen. Aber auch die auf der Oberflaͤche sich herabziehende und sich anhaͤufende oder durchsinternde Naͤsse wird der Luzerne nachtheilig, theils durch sich selbst, theils dadurch, daß sie den Graswuchs oder die Rasenerzeugung auf der Oberflaͤche zu sehr beguͤnstiget, die der Luzerne toͤd- lich wird, wenn man sie nicht uͤberwinden kann. Hier laͤßt sich jedoch durch Begrabungen oft etwas ausrichten. Der Boden muß dann aber auch von einer mittleren Konsistenz seyn. Der zaͤhe Thon paßt sich durchaus nicht dazu; denn weil nur seine Ackerkrume durch den Duͤnger und die Bearbeitung gelockert ist, so macht der harte Untergrund so- gleich einen nachtheiligen Widerstand. Auf tiefem sandigen Boden kommt die Lu- zerne eher fort, aber sie bleibt schwach und duͤrftig und leidet bei anhaltender Duͤrre doch so sehr, daß ihre Blaͤtter abfallen. Am meisten ist derjenige Boden fuͤr sie geeignet, in dem sich gleichartig, bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe der Sand zum abschwemmbaren Thon verhaͤlt = 70 : 30 bis = 50 : 50. Noch zutraͤglicher aber wird er wenn er statt eines Theils des Sandes Kalk enthaͤlt; waͤre dieser Kalk auch nur im Untergrunde und nicht in der Ackerkrume vorhanden. Jedoch versteht es sich, daß er auch nicht uͤberwiegend und in besondern Lagen angehaͤuft, sondern gleichmaͤßig mit der uͤbrigen Erde gemischt seyn muͤsse. Auf Kalkstein, wo die Esparsette so vorzuͤglich gedeiht, waͤchst die Luzerne nicht. Jener Boden ist derjenige, den man gewoͤhnlich warmen Boden nennt, und den alle Beobachter, als den besten fuͤr die Luzerne, mit diesem Namen bezeich- nen. Der Luzerne ist aber auch eine warme Lage desselben gedeihlich, folglich der oͤstliche und der suͤdliche Abhang und einiger Schutz vor dem naßkalten Nord- M m 2 Futterkraͤuter und Westwinde. Sie ist in einem warmen Klima zu Hause, haͤlt daselbst vor allen die Duͤrre des Sommers aus, und deshalb giebt sie auch bei uns in trocknen und warmen Sommern, wo besonders der Klee an Duͤrre leidet, auf angemesse- nem Boden den staͤrksten Ertrag. Hieraus folgt, daß derjenige, welcher mit Sicherheit ein Luzernefeld anlegen will, seinen Boden nicht bloß auf der Oberflaͤche, sondern bis zu einer betraͤchtlichen Tiefe untersuchen muͤsse: eine Untersuchung, die weit leichter und minder kostspie- lig ist, als aufs Gerathewohl gemachte und mehrentheils kein sicheres Resultat gebende Proben. An manchen Orten, wo die Unterlage des Bodens sehr ver- schieden und abwechselnd ist, bleibt ihr Anbau immer unsicher und man bekommt selten dicht geschlossene Luzernefelder. Es entstehen immer Luͤcken, wo sie aus- gehet, wenn sie mit ihren Wurzeln auf eine unpassende Erdlage stoͤßt. §. 365. Ackerberei- tung. Der zur Luzerne bestimmte Acker muß wohl vorbereitet, so tief wie moͤglich gepfluͤgt, und von allem ausdaurenden Unkraute gereinigt, Quecken und Gras- wurzeln muͤssen insbesondere voͤllig getoͤdtet seyn, welches durch Brachbearbeitung, oder den Bau behackter Fruͤchte, wo es noͤthig ist, zwei Jahre nacheinander, am besten geschieht. Einjaͤhriges Saamenunkraut schadet so viel nicht, da es mit der Frucht, worunter die Luzerne gesaͤet ward, oder mit der jungen Luzerne selbst, abgemaͤhet wird, und dann vergeht. Nur darf es nicht zur Saamenreife kommen. Vor dieser Bearbeitung ist es rathsam, dem Acker eine kraͤftige Mistduͤngung zu geben, damit man nicht noͤthig habe, diese, so lange die Luzerne noch jung ist, zu wiederholen. §. 366. Aussaat. Die Luzerne wird entweder allein oder mit einer andern Frucht, zu 7 bis 8 Pfd. auf den Morgen — weil ihr Saamen betraͤchtlich groͤßer wie der Kleesaamen ist — ausgesaͤet. Vormals hielt man ersteres fuͤr rathsam, damit man sie jaͤten, auch wohl, wo sie zu dicht stand, verziehen koͤnne. Jetzt zieht man letzteres fast allge- mein vor, weil man das Jaͤten im Großen kaum moͤglich, und die Bedeckung und Schutz durch die mit ausgesaͤete Frucht den jungen Luzernepflanzen zutraͤg- lich gefunden hat. Manche saͤen sie unter die Gerste, besonders unter die spaͤte vierzeilige, die sie reifen lassen. Andre waͤhlen eine Frucht, die gruͤn abgemaͤhet Die Luzerne. wird: Erbsen, Wicken und verschiedene Gemenge. Ich aber ziehe nach mei- nen Versuchen den Lein und den Buchweizen andren dazu vor; denn ich habe gefunden, daß sie hierunter immer am gleichmaͤßigsten und uͤppigsten stehe, und nachher am staͤrksten emporkomme. Der Lein muß freilich mit einiger Vorsicht und Schonung der jungen Pflanzen aufgezogen werden. Der Buch- weizen kann zur Reife kommen, oder gruͤn in der Bluͤte gemaͤhet werden. Da er aber mehrentheils auf solchem Boden zu uͤppig steht, um einen be- traͤchtlichen Saamenansatz zu machen, so habe ich in der Regel letzteres ge- waͤhlt. Der Boden bleibt unter diesen Gewaͤchsen voͤllig rein, sie schlagen nicht wieder aus, und uͤberlassen den Platz der nun schnell heranwachsenden Lu- zerne, die dann keiner weiteren Beihuͤlfe im Nachsommer und Herbste bedarf. Einige saͤen mit der Luzerne zugleich rothen Klee aus, damit dieser im naͤchsten Jahre, wo die Luzerne ihre voͤllige Staͤrke noch nicht erreicht hat, doch einen reichlichen Schnitt gewaͤhre. Mir hat aber junge Luzerne im zwei- ten Jahre immer einen Ertrag gegeben, der dem des Klees wenigstens gleich- kommt, und es steht doch wohl zu besorgen, daß der sich schneller bestaudende Klee manche junge Luzernepflanze unterdruͤcke, weswegen ich dieser Methode meinen Beifall nicht geben kann. §. 367. Manche geben der jungen Luzerne nun vor Winter eine Bedeckung von Bedeckung mit Mist. langem strohigem Miste. Ich will es nicht bestreiten, daß diese in einem har- ten Winter, wo sie von keiner Schneedecke geschuͤtzt wird, nuͤtzlich seyn koͤnne. In dem Winter von 180⅔ ersror junge Luzerne, aber ein solcher schneeloser Winter, wo der Frost 3 Fuß in die Erde drang, und der Boden nicht Risse, sondern große Kluften bekam, ist auch selten, und es muͤßte eine starke Be- deckung seyn, die sie schuͤtzte. In dem Winter von 1810/11, wo es ihr eben- falls bei ziemlich strengem Froste an einer Schneedecke fehlte, blieb sie un- versehrt. Die Mistdecke scheint mir aber außerdem das Nachtheilige zu haben, daß sie die jungen Pflanzen verzaͤrtelt, neues Unkraut in den Acker bringt, die hier nachtheilige Graserzeugung befoͤrdert, und Feldmaͤuse herbeilockt. Ich rathe daher, die junge Luzerne im ersten Winter lieber sich selbst zu uͤberlassen. Futterkraͤuter. §. 368. Eggen. Eine hoͤchst wichtige und zur Erhaltung der Luzerne fast unentbehrliche Operation ist ein kraͤftiges Aufeggen derselben, besonders im Fruͤhjahre, wel- ches aber auch zwischen zwei Schnitten mehrere Male im Jahre wiederholt werden kann, wenn Graͤser Wurzel dazwischen fassen wollen. Im ersten Fruͤh- jahre muß dieses Eggen freilich nur maͤßig geschehen, in dem folgenden aber mit moͤglichster Kraft, und so stark, daß der Boden ganz wie aufgerissener Acker aussehe. Daher muͤssen starke und scharfe eiserne Eggen dazu gebraucht werden, und wenn man keine große sogenannte Bootegge hat, muͤssen mit kleineren Eggen um so mehrere Zuͤge nach allen Richtungen gegeben werden. Die erstarkte Luzerne beschaͤdigt man dadurch gewiß nicht, sie bestaudet sich und treibt um so staͤrker hervor, je tiefer das Land aufgerissen worden. Man hat sogar einzelne Streifen einen Fuß weit von einander mit dem Pfluge auf dem Luzernefelde aufgerissen und dadurch alte Luzerne wieder verjuͤngt. §. 369. Ueberduͤn- gung. Nach diesem kraͤftigen Eggen wird aufgebrachter Duͤnger um so groͤßere Wirkung thun. Man duͤngt die Luzerne, um sie im uͤppigsten Wuchse zu er- halten, gern alle zwei Jahre, und am besten abwechselnd mit Mist und mit mineralischem Duͤnger. Als letzteren findet man den Aschenabgang vorzuͤglich wirksam, aber auch den Kalk in zerfallenem Zustande und mit etwas Rasen- erde gemengt; so wie auch zerfallenen Mergel. Von allem thierischen Miste thut eine duͤnne Ueberstreuung mit Federvieh-, besonders Taubenmist die groͤßte Wirkung. Auch bedient man sich gern der ausgegohrnen Mistjauche fuͤr das Luzernefeld. Die Bestreuung mit Gips ist fuͤr die Luzerne eben so wirksam wie fuͤr den Klee. §. 370. Ernte. Die Luzerne muß gemaͤhet werden, ehe sich ihre Bluͤtenknospen zeigen, wenn man einen schnellen und starken Wiederwuchs sichern will. Gut behan- delte Luzerne, kann in der Regel viermal, zuweilen auch fuͤnfmal, in einem Sommer gemaͤhet werden. Die Staͤrke jedes Schnitts nimmt fast mit jedem Jahre zu, so lange die Luzerne dicht und ohne Luͤcken bleibt, wenn anders das Eggen und die Die Luzerne. Duͤngung nicht versaͤumt wird. Wenn auch die aͤltere Luzerne nicht so hoch wird wie die juͤngere, so gewinnt sie dagegen an Dichtigkeit. Ihr Ertrag uͤbertrifft wohl jedes andre Futterkraut. 40 Centner Heu vom Morgen nimmt man als das gewoͤhnliche an, man behauptet aber haͤufig 80 Centner vom Morgen erhalten zu haben. Die Quantitaͤt haͤngt hauptsaͤchlich von der ge- gebenen Duͤngung ab, doch hat auch die Jahreswitterung einen großen Ein- fluß darauf. Je waͤrmer der Sommer, desto groͤßer ist er in der Regel. §. 371. Die Luzerne wird theils gruͤn mit allen Vieharten verfuͤttert, theils zu Gebrauch. Heu gemacht, welches letztere auf eben die Weise, wie beim Klee, geschiehet. Gruͤn giebt man sie besonders gern den Pferden, die, wenn sie taͤglich einmal den dritten Theil ihrer gewoͤhnlichen Ration Hafer dabei bekommen, in Kraft mehr zu- als abnehmen. Bei den Kuͤhen scheint sie die Milch staͤrker wie der Klee zu vermehren; doch wollen einige bemerkt haben, daß die Milch duͤnner danach werde und die Butter fruͤher einen bitterlichen Geschmack bekomme. Ich habe es noch nicht bemerkt. §. 372. Die Luzerne kann sehr lange ausdauern. Ich habe auf einem Garten- Ausdauer. stuͤcke, welches ehemals Luzerne trug, nachher ein Paarmal gegraben und dar- auf zu Rasen wieder niedergelegt wurde, einzelne Luzernepflanzen gesehen, die wenigstens 30 Jahr alt seyn mußten. Funfzehn Jahre lang hat man ein Lu- zernefeld nicht selten erhalten, und auf 7 bis 8 Jahre rechnet man gewoͤhnlich. Einige lassen die Luzerne nur 4 bis 5 Jahre stehen, nicht sowohl weil sie dann ausginge und sich vermindere, sondern weil man das Land durch schnellere Wechselung hoͤher zu benutzen glaubt. §. 373. Wenn die Luzerne in eine ordentliche Feldrotation aufgenommen werden Platz im Feld- systeme. soll, so muß diese viele Schlaͤge haben; theils um die Luzerne lange genug zu benutzen, theils weil man auch in Ansehung ihrer beobachtet haben will, daß sie erst nach 9 Jahren auf denselben Platz wieder kommen duͤrfe. Bei weni- geren Schlaͤgen — wir wollen 7 annehmen — wird es am zweckmaͤßigsten seyn, von jedem Schlage gewisse Morgen zur Luzerne zu bestimmen, jaͤhrlich Futterkraͤuter. einen Theil davon anzusaͤen, und wenn man damit herumgekommen ist, jaͤhr- lich einen Theil wieder aufzureißen und nun einen andren Platz auf jedem Schlage fuͤr die Luzerne zu waͤhlen. Dies wird insbesondere da geschehen muͤssen, wo nicht der ganze Acker fuͤr die Luzerne tauglich ist. In manchen Faͤllen behilft man sich ohne Regularitaͤt mit einzelnen aus der Rotation her- ausgenommenen Stuͤcken. §. 374. Aufnehmen des Saamens. Den Saamen nimmt man nicht von juͤngerer Luzerne, auch nicht von sol- cher, die man mehrere Male maͤhen will, und die noch lange ausdauern soll, denn die Pflanzen werden von der Saamenreifung sehr angegriffen. Indessen habe ich doch gesehen, daß man es ihnen durch gute Duͤngung voͤllig ersetzen koͤnne. In der Regel nimmt man den Saamen von dem Felde, welches nun umgebrochen werden soll, maͤhet einen Schnitt jung ab, und laͤßt dann den zweiten zur Reife kommen. Der Saamen ist leichter abzudreschen wie der vom Klee, giebt aber nicht so reichlich, und ist deshalb wenigstens um ein Drittel theurer. §. 375. Aufbruch des Luzernefeldes. Der Umbruch eines alten Luzernefeldes scheint mir nicht ohne Schwierig- keit. Ich habe es dreimal tief mit schmalen Furchen und scharfen Schaaren gepfluͤgt, und danach Hackfruͤchte gebauet, und dennoch trieben immer Luzerne- pflanzen wieder aus. Es muß mit junger Luzerne anders seyn; denn der be- ruͤhmte Pictet zu Lancy, welcher die Luzerne nur drei Jahre benutzt, saͤet, wie nach dem Klee, Weizen auf die erste Furche. Die Fruchtbarkeit eines aufgebrochenen Luzernefeldes, besonders wenn es mehrere Male Duͤnger erhalten hat, ist sehr groß, und es kann nun eine Reihe von Ernten ohne neuen Duͤnger abtragen. §. 376. Ich muß noch einiger besonderen Kulturarten der Luzerne erwaͤhnen, wo- von ich im ersten Bande meiner englischen Landwirthschaft ausfuͤhrlicher gespro- chen habe. Durch die Verpflanzungsmethode, wobei die Luzerne ihre Pfahl- wurzel verliert, kann man ihren Anbau auf flacherem Boden erzwingen, indem sie alsdann nur Seitenwurzeln treibt, die aber einen betraͤchtlichen Raum haben muͤssen: Die Luzerne. muͤssen; und dies scheint wohl der Hauptgrund ihrer Anwendung zu seyn. Ich habe sie im Kleinen versucht, aber das Beschwerliche dabei gefunden, daß die ungemein erstarkenden Pflanzen holzige Kronen bekamen, die, weil sie mit der Sense nicht gefaßt werden durften, immer hoͤher wurden, so daß die Luzerne nach einigen Jahren schon ½ Fuß hoch uͤber der Erde abgehauen werden mußte. Die Methode ist uͤbrigens sehr muͤhsam, erfordert haͤufiges Nachpflanzen und es dauert bis zum dritten Jahre, eher sich das Kraut der Luzerne gehoͤrig schließt. Sie scheint auch in England außer Gebrauch gekommen seyn. Allenfalls bleibt sie anwendbar, wo auf einem Felde, aus der §. 370. erwaͤhnten Urfach Luͤcken entstehen, die man bepflanzen kann. Das Drillen der Luzerne aber, zwischen Getreide in Reihen von acht- bis zehnzoͤlliger Distanz, ist in England immer beliebter geworden, weil man die die- ser Pflanze so nuͤtzliche Auflockerung der Oberflaͤche dann durch die Pferdehacken noch weit kraͤftiger geben kann, als durch die Egge. Selbst habe ich diesen Ver- such noch nicht gemacht. §. 377. Ein gut bestandenes und sich durch jaͤhrliche Anlage immer erneuerndes Lu- zernefeld, giebt einer Wirthschaft einen hohen Schwung, und kann den Wiesen- Mangel voͤllig und sicher ersetzen. Keine Wiese giebt den Ertrag an gleicher Flaͤche, wie die Luzerne, und selten giebt sie ihn so sicher. Die Esparsette, der Espar, St. Foin, Hedyfarum onobrychis. §. 378. Dieses schaͤtzbare Futtergewaͤchs erfordert nothwendig einen kalkhaltigen Un- Boden. tergrund. Wo es diesen findet, waͤchst es auch mit Huͤlfe einigen Duͤngers auf einer ganz schlechten flachen Ackerkrume, wogegen es ohne solchen durchaus nicht fortkommt, wenn man ihm auch die beste Ackererde giebt. Es gehet zwar darin auf und zeigt sich im ersten Jahre sehr uͤppig; aber dann vergeht es, statt sich zu bestauden. Nur Kalk oder Kreide muß es haben, wenn es auch Felsen waͤre, in welchen es sich mit seinen Wurzeln hineinbohret. Wer es anbauen Vierter Theil. N n Futterkraͤuter. will, uͤberhebt sich durch Untersuchung seines Bodens bis zu einer Tiefe von 4 Fuß kostspieliger und oft vergeblicher Versuche. §. 379. Vorbereitung. Der Acker wo Esparsette ausgesaͤet werden soll, muß gereinigt seyn vom Unkraut, besonders von Quecken, welche sie nicht aufkommen lassen. Dies kann durch eine gut bearbeitete Brache oder durch Hackfruͤchte geschehen. Hat der Boden kuͤrzlich Duͤnger erhalten, so wird dies ihr Fortkommen sehr beguͤnstigen; indessen hat man sie haͤufig auf mageren Acker gesaͤet, und dennoch in der Fol- ge ein gutes Esparsettefeld erhalten. §. 380. Aussaat. Sie wird in der Regel mit Gerste oder Hafer, zuweilen indessen auch im Herbste mit Winterung eutweder auf die rauhe Furche gesaͤet oder flach unter- gepfluͤgt, auf den Morgen wenigstens 2, besser 3 Scheffel. Auch kann sie sehr vortheilhaft mit der Getreide-Saͤemaschine gedrillet und dann gepferdehacket wer- den, wenn diese Instrumente in einer Wirthschaft eingefuͤhrt sind; wobei man ⅓ des Saamens erspart. Bei groͤßeren Anlagen muß man sich den Saamen unmittelbar aus solchen Gegenden zu verschaffen suchen, wo der Esparsettebau im Großen eingefuͤhrt ist, weil er bei den Saamenhaͤndlern, die ihn pfundweise verkaufen, viel zu theuer kommt, und obendrein haͤufig nicht reif ist. Man muß ihn aber bei einem rechtlichen Esparsette-Bauer fruͤh genug bestellen, indem man sonst nur seinen eigenen Bedarf aufnimmt, da der Saamen kein gewoͤhn- licher Handelsartikel ist, sein Aufnehmen im gerechten Zeitpunkte der Reife auch viele Aufmerksamkeit erfordert. §. 381. Wenn die Pflanzen sich mit ihren Wurzeln festgesetzt haben, welches zu- weilen schon im ersten Fruͤhjahr nach der Saat, zuweilen erst im zweiten der Fall ist, so muß sie gleich der Luzerne mit scharfen Eggen behandelt werden. Giebt man ihr von Zeit zu Zeit Duͤnger, so wird dieser ihren Wuchs uͤppiger und den Ertrag hoͤher machen. §. 382. Heuertrag. Weil ihr Anbau in der Regel auf entlegnern bergigen Feldern geschieht, so wird sie mehr zu Heu gemacht als gruͤn verfuͤttert. Sie giebt einen starken Die Esparsette. Schnitt wenn sie in die Bluͤte tritt; und dann zu Ende des Sommers noch ei- nen zweiten schwaͤcheren, oder aber eine sehr nahrhafte Weide. Mit einem Er- trage von 18 bis 20 Centner Heu ist man gewoͤhnlich zufrieden, doch kann man auf besserem Boden, und wenn ihr oͤfterer eine Ueberduͤngung gegeben wird, auch bis 30 Centner Heu vom Morgen gewinnen. Dies Heu ist von vorzuͤg- licher Guͤte, und uͤbertrifft nach der Versicherung mehrerer Praktiker das Klee- und Luzerneheu. Sie ist sehr ausdauernd, wenn sie den angemessenen Boden hat, und in Ansehung des Eggens und Ueberduͤngens, besonders mit Asche oder Gyps, nicht vernachlaͤssigt, auch nicht oͤfterer Saamen davon genommen wird. Man hat Esparsettefelder uͤber 20 Jahre im besten Stande erhalten. §. 383. Sie geht mit ihren Wurzeln nicht selten 12 Fuß tief in die Erde, ja man hat sie bis 16 Fuß tief nachgegraben. Oben werden diese Wurzeln sehr stark und der Aufbruch eines alten Esparsettefeldes ist nicht ohne Schwierigkeit; in- dessen nimmt man ihn gern vor, weil ein solcher Acker, der vorher die Kosten seiner Bestellung nicht trug, nun mehrere ausgezeichnete Ernten nacheinander ohne Duͤngung giebt. Die flache Ackerkrume, welche einen Kalkfelsen bedeckte, hat sich nun betraͤchtlich vertieft, die starken Wurzeln scheinen ihn muͤrbe und das Kalkgestein zerfallen gemacht zu haben. Man will nur bemerkt haben, daß Esparsette sehr lange auf den Acker nicht wieder gedeihe, wo sie einmal gestan- den hat. §. 384. Diese Pflanze, welche einen Theil ihrer Nahrung aus der Tiefe des Bo- dens heraufzuholen und die Oberflaͤche damit zu bereichern scheint, ist fuͤr manche Gegenden ein wichtiges Geschenk der Natur, in andren dagegen nicht anwend- bar. Durch sie kann man auf dem unfruchtbarsten Bergruͤcken einen vollkom- menen Wiesenertrag sich verschaffen und der Thalwiesen entbehren. Man kann diese nun zuweilen mit Vortheil umbrechen, und somit gewissermaßen das Na- turgesetz, welches die Niederungen zum Heuertrage, die Hoͤhen zum Fruchtbau bestimmte, vortheilhaft abaͤndern; aber man muß lernen: quid quaeque ferat regio, quid ferre recuset. N n 2 Futterkraͤuter. Verschiedene andre schmetterlingsblumige Futterkraͤuter. §. 384. Man hat mehrere andre Pflanzen aus dem Geschlechte der Medicago und den ihr nahe verwandten Geschlechtern anzubauen versucht, und Schriftsteller haben sie geruͤhmt und empfohlen. Aber nirgends ist der Anbau derselben nach- haltig gewesen, oder hat sich allgemeiner verbreitet. Nicht sowohl deshalb, weil man diese zum Anbau empfohlenen Gewaͤchse untauglich fand, als weil sie jenen vorbeschriebenen doch in mehreren Ruͤcksichten nachstanden, und wo jene nicht ge- riethen, auch diese keinen der Muͤhe lohnenden Ertrag gaben. Dahin gehoͤrt Die schwedische Luzerne, Medicago falcata, die fast allenthalben wild waͤchst, auf schlechterem Boden fortkommt, auf diesem aber auch einen unbedeutenden Ertrag giebt, und auf besserem Boden jener Lu- zerne bei weitem nachstehet. Ferner Der Hopfenklee, Medicago lupulina, womit es sich eben so verhaͤlt, und verschiedene Lothusarten , z. B. der sili- quosus und corniculatus. Dann mehrere Lathyrusarten , der pratensis, sativus und tuberosus. Auch der Orobus niger, luteus und sylvaticus, der Astragulus cicer und manche wildwachsende Wickenarten. Auf Wiesen sind dies alles treffliche Kraͤuter, die zwischen der Grasnarbe aufkommen. Wenn man daher Wiesen besaamen will, so ist es allerdings rath- sam, s diese Saamen von anderen Wiesen, wo sie haͤufig stehen, zu verschaf- fen, und zu dem Ende solche reif werden zu lassen. Ihr einzelner Anbau aber auf besondern Aeckern wird sich nach meinen Erfahrungen nie belohnen. Andre Arten hat man vorgeschlagen, die wegen ihres starken Wuchses und Ausdauer sich sehr zu empfehlen schienen. Aber ich habe gefunden, daß das an bessere Fuͤtterung gewoͤhnte Vieh sie durchaus verweigere. Dahin gehoͤrt der so sehr geruͤhmte Geisklee ( Galega officinalis ). Der Ginster. §. 385. Man hat vor allen ein ausdauerndes Gewaͤchs fuͤr sandigen und mageren Boden kennen zu lernen gewuͤnscht, was von selbigem nur einen maͤßigen Ertrag gebe, und den Boden zugleich verbessere. Es ist dies nach der Versicherung der Englaͤnder, Franzosen und Belgen, der stachlichte Ginster, Haideginster ( Ulex Der Ginster. europaeus ). Von diesem scheint wenigstens mehrentheils die Rede zu seyn, wenn landwirthschaftliche Schriftsteller vom Ginster sprechen. Er waͤchst im noͤrd- lichen Deutschlande aber nirgends wild, und ich weiß noch nicht einen Versuch, welcher bei uns damit gemacht worden waͤre. Dagegen haben wir ein sehr aͤhn- liches Gewaͤchs, was bei uns auf dem schlechtesten Boden uͤppig fortkommt, und auch Ginster oder Brahm, Hasenbrahm genannt wird, das Spartium scopa- rium. Es ist mir selbst wahrscheinlich, daß bei auslaͤndischen Schriftstellern zu- weilen nicht von jenem Ulex, sondern von diesem Gewaͤchse die Rede sey. Daß das Vieh unser Spartium, gehoͤrig zubereitet, eben so gern fresse, wie jenen Ulex, habe manche erprobt. Ueber die treffliche Wirkung dieses Anbaues auf sandigem und Haidboden verweise ich auf die im dritten Bande von Schwerz Werke uͤber die belgische Wirthschaft enthaltene Abhandlung von Franz de Coster und mehrere Stellen dieses Werks, auch auf Youngs Reise durch Frankreich, besonders Bd. III. S. 47. Man saͤet den Saamen wie den, andrer Futter- kraͤuter zwischen Winter- oder Sommergetreide aus, und laͤßt das Land dann 5 oder 6 Jahre damit liegen. Man wirft es abgemaͤhet dem Viehe vor, laͤßt besonders die zarteren Blaͤtter von den Schaafen abfressen, bedient sich der haͤr- teren Stengel zum Duͤnger, oder aber in Gegenden, die arm an Feuermaterial sind, getrocknet zur Feuerung. Will man aber auch die haͤrteren Stengel fuͤr das Vieh genießbar machen, so werden sie mit einem Instrumente, gleich einer Flachsbreche gequetscht, oder noch besser auf einer Gerber-Lohmuͤhle zu einem Brei zermalmt, und so dem Viehe gegeben. Man versichert, daß es so eins der nahrhaftesten Futtergewaͤchse sey, und selbst der Winterbutter den schoͤnsten Ge- schmack gebe. Ich selbst habe keine Versuche damit angestellt, empfehle es aber denen, welche es haͤufig wildwachsend, besonders an den Raͤndern des Kiehnen- holzes antreffen, zum Versuche, da sehr viele Gruͤnde auch fuͤr die Benutzung die- ses Spartium sprechen. Futterkraͤuter. Der Spoͤrgel, Ackerspark, Knoͤtrich, Mariengras, Spergula arvensis, §. 386. Arten. ist von dem wildwachsenden Spoͤrgel, Spergula pentandra, in seiner Natur und Habitus merklich verschieden, unerachtet ich kein charakteristisches Unterschei- dungszeichen davon anzugeben weiß. Denn daß jener 10, dieser nur 5 Staub- faͤden habe, ist nicht bestaͤndig, und man findet selbst an derselben Pflanze Bluͤ- ten, die deren 5 und andre, die 10 haben. Der hoͤhere mehr ausgebreitete Wuchs, die spaͤtere Bluͤtezeit unterscheidet sie fast nur. Ob der angebauete Spoͤrgel auch zur wildwachsenden Pflanze oder zum Unkraut werden koͤnne, wie manche bei seinem Anbau besorgen, ist mir noch zweifelhaft. Ich habe zwar oft bemerkt, daß wenn er auf einem Felde zur Saamenreife kam, auf demsel- ben oder den benachbarten Feldern sich im folgenden Jahre unter den ausgesaͤe- ten Fruͤchten viel Spoͤrgel zeigte, der von dem ausgefallenen, verweheten, im Winter schlafenden und im Fruͤhjahr erst laufenden Saamen herruͤhrte; er ver- lor sich aber nach ein oder zwei Jahren voͤllig wieder. Denn die jungen Pflan- zen koͤnnen keinen Frost ertragen, den der wildwachsende dagegen aushaͤlt. Vom angebaueten Spoͤrgel giebt es zwei Abarten: eine die niedriger aber dichter waͤchst; eine andre die doppelt so hoch wird, aber einen sehr kraͤftigen Boden erfordert, um dicht zu werden, und, in Verhaͤltniß ihrer Groͤße, jene im Ertrage zu uͤbertreffen. Erstere paßt sich auf minder kraͤftigem Boden, wor- auf man doch nur Spoͤrgel zu bauen pflegt, und zur Weide besser; diese wenn man einmal starken Boden mit Spoͤrgel zum Abmaͤhen bestellen will. Man kann den Saamen beider schon unterscheiden; die kleinere hat einen schwaͤrzeren Saamen mit weißem Ringe, die groͤßere einen braͤunlichten Saamen, der, wenn man ihn genau betrachtet, dunkelbraun und gelb getuͤpfelt ist und mehrentheils keinen Ring hat. Ich habe durch Vermengung des Saamens eine Mittelart hervorgebracht, die betraͤchtlich hoͤher wie die kleine Art, aber dabei sehr dicht wird, von der ich auf mittelmaͤßigem Boden einen vorzuͤglichen Ertrag erlange, und die ich zur Weide und zum Maͤhen gleich gut benutzen kann. Der Spoͤrgel. §. 387. Der Spoͤrgel waͤchst beinah auf jedem Boden, auch auf sehr schlechtem Boden. Sande, wenn es ihm in seiner Vegetationsperiode nicht an Regen fehlt. Nach Verhaͤltniß der Kraft im Boden, ist aber seine Staͤrke und Ertrag sehr ver- schieden. Auf kraͤftigem Boden wird er nur selten gebaut, weil er hier nicht den Ertrag giebt, den man vom Klee erwarten kann. Er hat indessen den großen Vorzug, daß er nur sehr kurze Zeit den Acker einnimmt, indem er meh- rentheils 8 Wochen nach der Einsaat maͤhbar ist, wenn nicht etwa eine beson- dere Duͤrre das Keimen des Saamens aufhaͤlt. Es koͤnnen also Faͤlle eintreten, wo man ihn auch auf dem besten Boden mit Vortheil anbauen kann, und bei verungluͤcktem Klee haben sich viele damit geholfen. §. 388. Ein großer Vortheil ist ferner, daß er sehr reichlich Saamen traͤgt, dieser Saamen. sehr leicht zu gewinnen und abzudreschen, deshalb wohlfeil ist. Wer den Saa- men zu seinem Bedarf selbst aufnimmt, kann ihn sich sehr wohlfeil berechnen. Doch ist bei der Berechnung nicht ganz außer Acht zu lassen, daß der zur Reife gekommene Spoͤrgel, und vorzuͤglich wenn er aufgezogen wird, den Bo- den sehr merklich erschoͤpfe, wogegen der jung gemaͤhete oder abgeweidete dem Acker eine merkliche Kraftvermehrung giebt. Um einen Morgen zu besaͤen, bedarf man 5 Pfund Saamen. Streuete man ihn auf einen wohlbereiteten Acker recht sorgfaͤltig aus, so koͤnnte man mit wenigerem zureichen. §. 389. Der Acker bedarf keiner großen Vorbereitung, wenn er anders nicht sehr verqueckt ist. Auch in diesem Fall wuͤrde der Spoͤrgel wohl wachsen, die Quecken aber unter demselben Ueberhand nehmen. Man kann ihn von der Mitte des Mais an bis zur Mitte des Augusts saͤen, bei trockner Witterung am besten auf das frisch gepfluͤgte und dann sogleich recht klar und eben geeg- gete Land. Es kommt vorzuͤglich darauf an, daß er eine recht feine Krume auf der Oberflaͤche habe. Deshalb ist es am sichersten, das geeggete Land zu walzen, dann wieder zu eggen, darauf auszusaͤen und dann wieder zu walzen. So laͤuft er schnell und gleichmaͤßig, und darauf kommt es vorzuͤglich an. Futterkraͤuter. Er wird in der Regel allein gesaͤet; doch habe ich ihn wohl mit Klee aus- gesaͤet, dessen hervorkommende Pflanzen unter dem schnell heranwachsenden Spoͤrgel einen sehr guten Schutz und Decke finden, und nach abgemaͤhetem Spoͤrgel besonders dicht und kraͤftig hervorkommen. Auch hat man ihn mit Buchweizen zum gruͤnen Abmaͤhen ausgesaͤet. Vielleicht koͤnnte es in gewissen Faͤllen wirthschaftlich seyn, ihn unter eben schossendes Getreide auszusaͤen, um dann in der Stoppel eine reichliche Weide von ihm zu haben. In die umge- brochene Stoppel eines Getreides wird er haͤufig gesaͤet, zur spaͤten Weide oder zum Abmaͤhen im Herbst; denn gelinde Froͤste schaden ihm im Herbst nicht leicht. §. 390. Benutzung. Der Spoͤrgel wird zum Gruͤnfutter oder zum Heumachen gemaͤhet, wenn er in voller Bluͤte stehet. Seine unteren Bluͤten brechen indessen manchmal sehr fruͤh auf, und er faͤngt dann erst an, recht stark zu wachsen. Man richtet sich also nicht nach jenen ersten voreilenden Bluͤten, wenn man nur einen Schnitt davon nehmen will. Maͤhet man ihn sehr jung, so schlaͤgt er wieder aus, und man kann einen zweiten Schnitt davon nehmen, der oft staͤrker, wie der erste ist. Indessen verlohnt sich dann der erste Schnitt kaum der Muͤhe, und es wird mehrentheils rathsamer seyn ihn zum ersten Male abweiden zu lassen, wel- ches aber schnell und durch eine betraͤchtliche Kopfzahl aufgetriebenen Viehes ge- schehen muß. Dann schadet ihm dieses Abweiden durchaus nicht, sondern er kommt um so dichter und staͤrker wieder hervor. §. 391. Ertrag. Der Ertrag des Spoͤrgels ist sehr verschieden; wie sich versteht, nach der Kraft des Bodens, aber auch nach der Witterung; denn er verlangt Waͤrme und oͤftere Regenschauer, steht bei unguͤnstiger Witterung still, erhebt sich dann aber schnell bei einer guͤnstigeren. Man kann ihn in Ansehung der Quantitaͤt etwa zur Haͤlfte eines Kleeschnitts auf demselben Boden annehmen. Er faͤllt im Volum sehr zusammen, wenn er liegt, hat dann aber eine betraͤchtliche Schwere, und in gleichem Gewichte ist er bei weitem nahrhafter wie jedes an- dere Futterkraut, wovon sich jeder, der ihn anbauet, leicht uͤberzeugt. Die Milchvermehrung und die Zunahme des Viehes ist bei der Fuͤtterung mit Spoͤr- gel, Der Spoͤrgel. gel, gruͤn oder getrocknet, angenscheinlich. Auch giebt er fast unter allen Fut- tergewaͤchsen die schmackhafteste Milch und Butter. §. 392. Er ist leicht zu Heu zu machen, wenn er, nachdem er etwas abgewelkt Heu. ist, in kleine Haufen zusammengebracht wird. Bei guter Witterung trocknet er darin von selbst, bei nasser muß man die Haufen zuweilen aufstochern oder um- wenden. Er kann lange dem Regen ausgesetzt liegen, ohne zu verderben oder kraftlos zu werden. Je juͤnger er gemaͤhet war, desto kraͤftiger ist freilich das Heu, aber auch sogar sein Stroh, was nemlich Saamen gereift hatte, scheint mir noch nahrhafter, wie jedes andere Heu zu seyn. Es ist bei dem Abmaͤhen noch gruͤn; denn uͤberreif darf man den Saamen nicht werden lassen, weil er sonst ausfaͤllt. §. 393. Der Saamen ist, wenn man ihn in groͤßerer Quantitaͤt, als zur Aussaat Benutzung des Saamens. benutzt werden kann, gewonnen hat, sehr brauchbar. Man kann Oel daraus pressen, aber er giebt nicht so viel, daß dies vortheilhaft waͤre, und benutzt ihn lieber zur Viehfuͤtterung, wo er sich als eine sehr nahrungsreiche Fuͤtterung be- waͤhrt hat. Er wird zu dem Ende mit heißem Wasser angebruͤht, damit er seine Keimkraft verliere, aufquelle und verdaulich werde. Ohne das geht er un- zerstoͤrt und keimfaͤhig durch die Leiber der Thiere durch. So zubereitet wird er dann dem Viehe, entweder im Getraͤnke oder auf das Haͤcksel geschuͤttet, gege- ben. Bei den Kuͤhen ist die Vermehrung des Milchertrages danach augenschein- lich, und Milch und Butter sollen nicht den uͤblen Geschmack, wie nach andren oͤlhaltigen Fuͤtterungen, bekommen. In Belgien ist diese Benutzung, wie uns Schwerz erzaͤhlt, allgemein. Ueber die vorzuͤgliche Anwendbarkeit dieses Gewaͤchses zur gruͤnen Duͤngung vergl. Bd. II. S. 228. §. 394. Verschiedene andre Futterkraͤuter, wie die Pimpinelle , die Cichorie , und mancherlei Graͤser passen sich mehr zur Besaamung des zur Weide nieder- gelegten Ackers, wovon Bd. III. §. 365. geredet worden. Vierter Theil. O o Hochwachsende Graͤser. §. 395. Es giebt aber noch einige hochwachsende Graͤser welche zum Abmaͤhen auf dem Acker gebauet werden koͤnnen. Man kann sie Maͤhe- oder Halmgraͤser nennen, zum Unterschiede von den Weide- oder Blattgraͤsern , indem jene staͤrkere Halme, und an selbigen staͤrkere Blaͤtter, diese aber nur schwache und blattlose Halme haben, dagegen aber staͤrkere Wur- zelblaͤtter austreiben, und um so staͤrkere, je oͤfterer sie abgebissen und niederge- halten werden. §. 396. Unter allen angebauten Graͤsern hat sich das Raygras ( Lolium perenne ) Raygras. der Englaͤnder am meisten beruͤhmt gemacht, und auch in seinem Rufe erhalten. Es vereinigt beide Eigenschaften, kann gemaͤhet werden, giebt aber abgeweidet einen dichten, stark austreibenden Rasen. Es gedeihet auf lehmig-sandigem Bo- den, wenn er nur nicht gar zu trocken liegt, und auf zaͤhem Thonboden. Es giebt jaͤhrlich nur einen Wuchs fuͤr die Sense, und ein sehr gutes kraͤftiges Heu, wenn man es vor aufbrechender Bluͤte maͤhet; aͤlter wird es hartstengelig. Die Englaͤnder saͤen es am haͤufigsten unter den rothen Klee, und versaͤumen dies nie, wenn sie den Klee mehrere Jahre benutzen wollen, weil es um so staͤrker hervor- kommt, je mehr der Klee sich verliert. Der Hauptvorzug dieses Grases ist, die leichte und starke Gewinnung seines Saamens. Man laͤßt den zum Saamen be- stimmten Theil reif werden, maͤhet ihn, behandelt das Gras ganz als Getreide, und drischt es so ab. Man kann vom Morgen 20 Scheffel gewinnen, und saͤet 1 bis 1¼ Scheffel auf den Morgen aus. Das Abgedroschene ist nur wie Stroh zu betrachten, aber die Pflanze treibt im Herbste wieder aus, und die Er- schoͤpfung durch Saamentragen kann durch Duͤnger ersetzt werden. In England hat man mit unzaͤhligen Graͤsern die mannichfaltigsten Versuche gemacht; ist aber auf Ackerlande bei diesem Grase geblieben, oder auf solches wieder zuruͤck- gekommen. Das Hafergras. Der Wiesenschwingel. Das Hafergras, Avena elatior, Frommental, §. 397. der Franzosen, auch franzoͤsisches Raygras genannt, ist zuerst in Frankreich Hafergras mit jenem von den Englaͤndern so geruͤhmten Grase verwechselt, und mit dem Namen Raygras belegt worden. Es ist aber davon ganz verschieden, bekommt ungleich hoͤhere und blattreichere Halme, bildet aber keinen dichten Rasen. Es waͤchst wie das vorige Gras fast auf jedem Boden, vorausgesetzt, daß er sich in kraͤftigem Zustande befinde, und giebt wohl schon im ersten Schnitt eine staͤrkere Heumasse wie jenes, und dann noch einen zweiten, aber schwaͤcheren Schnitt. Es haͤlt sich bis zum vierten oder fuͤnften Jahre, besonders wenn man ihm Duͤnger giebt. Sein Anbau ist aber ungleich schwieriger und kostspieliger, weil der Saa- men, seiner ungleichen Reifung wegen, schwerer aufzunehmen ist. Er faͤngt von der Spitze der Rispe an zu reifen, und faͤllt, wenn er reif ist, sogleich ab, so daß man von demselben Halme nicht alle, oder nicht voͤllig reife Koͤrner bekom- men kann. Noch weniger reist der Saamen gleichzeitig an allen Halmen, und sie muͤssen einzeln herausgesucht und abgeschnitten, dann auf einem luftigen Bo- den getrocknet werden. Diese Schwierigkeit des Saamenaufnehmens steht dem vermehrten Anbau dieses Grases besonders im Wege. Der Saamen, welchen man von den Saamenhaͤndlern erhaͤlt, ist oft nicht zu ein Viertel reif, und wenn man auch mehrere Scheffel auf den Morgen mit aller Vorsicht aussaͤet, bekommt man doch kein dichtes Feld. Man muß sich insbesondere huͤten, das knollige Hafergras ( Avena bul- bosa ) nicht mit jenem zu verwechseln, oder Saamen von letzterem zu bekom- men, da es jenem im Ansehn sehr gleich ist: denn es ist ein boͤses, schwer zu vertilgendes, und durch seine Knollen sich immer fortpflanzendes Unkraut. Der Wiesenschwingel, Festuca elatior, §. 398. kommt in seinen wirthschaftlichen Eigenschaften dem vorigen ziemlich gleich, er- Wiesenschwin- gel. fordert aber schon einen feuchteren Boden, und auf solchem giebt es wohl einen staͤrkeren Ertrag wie das Hafergras. O o 2 Hochwachsende Graͤser. Der Saamen ist nicht so leicht abfallend, wie der des Hafergrases, aber er muß doch ebenfalls mit Vorsicht und einzeln aufgenommen werden. Das Knaulgras, rauhe Hundsgras, Dactylis glomerata, §. 399. Knaulgras. wird eben so wie das Hafergras angebauet und benutzt. Man thut am besten, es sehr jung zu maͤhen, wenn es eben anfaͤngt seine Halme auszutreiben. Denn nur in diesem Zustande ist es dem Viehe angemessen; sobald es Rispen be- kommt, wird es hartftengelig; und uͤberdem kann man dann bald einen zwei- ten Schnitt davon nehmen, der sonst beinahe wegfaͤllt. Der Saamen sitzt fester, und laͤßt sich durch Abmaͤhen einernten. Man fin- det ihn gewoͤhnlich unter dem von den Saamenhaͤndlern gekauften Hafergrase, und aus solchem Saamen kommt oft mehr Knaulgras als Hafergras zum Vorschein. Das Kammgras, Cynosurus cristatus, §. 400. Kammgras. aͤhnelt dem vorhergehenden in seinen Qualitaͤten, wird aber noch leichter hart. Beide Arten gedeihen auch auf trocknem aber kraͤftigen Boden. Das Wiesenlieschgras, Thimotygras, Phleum pratense, §. 401. Thimoty- gras. erfordert einen feuchtliegenden, aber lockeren Boden. Jung gemaͤhet ist es weich und dem Viehe angenehm; kommt es bis zur Aehre, so ist es schon hart, und sein Heu fast nur fuͤr die Pferde nutzbar. Es giebt da es spaͤter treibt, nur einen Schnitt. Es giebt vielen Saamen, der nicht leicht ausfaͤllt, und also gemaͤhet und ab- gedroschen werden kann. Dieser Saamen ist sehr fein, und man bedarf nur eini- ger Pfunde auf einem Morgen. Deshalb hat fich wahrscheinlich der Anbau dieses Grases mehr wie andrer verbreitet. Wir haben den Saamen zuerst aus England bekommen, und die Englaͤnder aus Amerika; und dennoch waͤchst dieselbe Spezies bei uns wild. Aber das urspruͤnglich amerikanische scheint mir denoch eine besondere Abart zu seyn. Denn ich habe nach- mals nie wieder so dichtes und starkes Thimotygras gesehen, als von Saamen, den Das Honiggras. Der Wiesenfuchsschwanz. man vor 30 Jahren aus England hatte kommen lassen; und die Englaͤnder nah- men ihn damals aus Amerika. Das Honiggras, Wollgras, Holcus lanatus, §. 402. ist von manchen landwirthschaftlichen Schriftstellern vorzuͤglich geruͤhmt worden; Honiggras. scheint mir aber eins der schlechtesten und dem Vieh am wenigsten angenehmen Graͤser zu seyn. Man muß es wenigstens sehr jung maͤhen. Es giebt nur ei- nen Schnitt, treibt aber gegen den Herbst stark und horstig aus, so daß es dann eine ziemliche Weide, selbst auf sandigem und hohem Boden giebt, wo es aber von dem Vieh nur in Ermangelung einer besseren Weide gefressen wird. Ueberdem erfriert dieses Gras im Winter leicht, wenn es einzeln und nicht im Wiesenrasen steht. Der Saamen kann abgemaͤhet und abgedroschen werden. Er ist aber sehr schwer aus den Huͤlsen zu kriegen, und wird mehrentheils mit den Huͤlsen aus- gesaͤet. Beim Handel kommt es sehr darauf an, ob der Saamen ausgerieben oder noch in den Huͤlsen sey. Im letzteren Falle muß man einige Scheffel auf den Morgen saͤen, im ersteren reicht 1 Pfund zu, wenn er reif ist und sorgfaͤltig vertheilt wird. Der Wiesenfuchsschwanz, Alopecurus pratensis, §. 403. ist auf einem reichen und maͤßig feuchten Boden, seine Grunderde sey thonig Wiesenfuchs- schwanz. oder sandig, vielleicht das vorzuͤglichste Gras, was in unserm Klima angebauet werden kann. Es hat sehr mastige und starke Blaͤtter, sowohl aus der Wurzel als am Halme, belegt den Boden dicht, kommt sehr fruͤh hervor und waͤchst sehr schnell wieder, so daß man fuͤglich drei Schnitte davon nehmen kann. Jung bei dem Hervorkommen seiner Aehren gemaͤhet, ist es dem Viehe sehr an- genehm. Auf magerem oder trocknem Boden paßt es aber durchaus nicht. Der Saamen muß durch Abstreifen der Aehre aufgenommen werden. Wenn er reif ist und man mit der Hand uͤber die Aehre herstreift, so behaͤlt man ihn darin. Man muß ihn dann sogleich duͤnn auf einem luftigen Boden ausbrei- ten, weil er sich sonst sehr leicht brennt und die Keimfaͤhigkeit verliert. Hochwachsende Graͤser. Die Wiesenviehgraͤser , §. 404. das glatte, Poa pratensis, und das rauhe, Poa trivialis, so wie verschiedene andre Poaarten, geben das allervorzuͤglichste Heu, und Wiesen, deren Bestand sie hauptsaͤchlich ausmachen, sind vor allen schaͤtzbar. Allein zum besonderen An- bau passen sie sich nicht, wegen der Schwierigkeit, den Saamen aufzunehmen und ihn von dem wollichten Wesen, was ihn kluͤmprig zusammenhaͤlt und seine gleichmaͤßige Aussaat unmoͤglich macht, zu trennen. Auch erfordern sie einen ei- gentlichen reichen Wiesenboden, um gut zu gedeihen. §. 405. Der Anbau der Maͤhe- oder Halmgraͤser kann wohl unter einzelnen Umstaͤnden zweckmaͤßig seyn, z. B. wo man ein mehrere Jahre ausdauerndes Futterfeld haben will, der Boden aber zur Luzerne nicht tauglich und besonders zu feucht ist. Es wird sich ihr Anbau aber nie sehr verbreiten, theils der Schwierigkeit wegen in Ansehung des Saamens, theils weil der Klee eintraͤg- licher ist, und zu einer schnellen Wechselung mit Fruchtbau besser paßt, und den Acker dazu mehr vorbereitet. Auf dem lockern schwarzen Niederungsboden, wo der Klee oft mißlich ist, ist dieser Grasbau besonders angemessen. Solcher Bo- den ist aber mehrentheils von selbst so graswuͤchsig, und der Saamen der ihm angemessenen Graͤser so sehr darin verbreitet, daß es einer kuͤnstlichen Aussaat kaum bedarf. Das Aufnehmen des Saamens oder der zu hohe Ankaufspreis desselben, und dann die Schwierigkeit eines guten gleichmaͤßigen Aussaͤens dieses leich- ten Saamens, verhindern vornehmlich die mehrere Verbreitung des Maͤhegraͤserbaues. §. 406. Von der Benutzung der Wicken, des Ruͤbsens und Rappses, des Buch- weizens, des Mais, und mancherlei Gemenge zur gruͤnen Fuͤtterung und zum Heu. ist schon an ihrem Orte geredet. Sechstes Hauptstuͤck . Die Viehzucht . Die Viehzucht . §. 1. W ir verstehen unter Viehzucht nicht bloß die Auferziehung des Viehes, son- dern im Allgemeinen die Haltung desselben, wenn sie auch mit keiner Aufzucht verbunden waͤre. Ueber die Nothwendigkeit der Verbindung der Viehzucht mit dem Acker- bau und das Verhaͤltniß beider zu einander, ist im ersten Bande geredet. Es giebt nur seltene Ausnahmen, wo diese Verbindung minder nothwendig wird, wo man naͤmlich zureichenden Mist erkaufen kann, oder wo man fremdes Vieh auf den Hof nimmt, entweder gegen bestimmtes Kostgeld, oder wo man eine gewisse Quantitaͤt gewonnenen Futters an Viehhaͤlter verkauft, unter der Be- dingung, daß sie es von einer ihnen beliebigen Kopfzahl Vieh auf dem Hofe unter ihrer Aufsicht verzehren lassen. Die letzte Einrichtung hat fuͤr den Acker- bauer große Bequemlichkeit, und findet in manchen Gegenden Englands statt, wo das aus Schottland kommende Vieh auf den Pachthoͤfen gemaͤstet wird; so wie auch in der Schweiz, wo das Milchvieh im Winter von den Alpenwei- den herabkommt, und in den niedrigern Gegenden durchgewintert wird. Diese Einrichtung ist selten in andren Gegenden nachzuahmen. Die oft verhandelte Frage: ob bei dem Ackerbau oder bei der Viehzucht mehr Vortheil sey, und ob man diese oder jene deshalb mehr betreiben muͤsse, kann im Allgemeinen nicht beantwortet werden. Der baare Vortheil aus der Viehzucht ist groͤßer oder geringer, je nachdem bei kultivirten Nationen der Wohlstand im Steigen oder Fallen ist, weil die Konsumtion thierischer Pro- dukte mit der Zunahme desselben gleich staͤrker wird. Jedoch kann auch eine staͤrkere Exportation eines thierischen Produkts, die von der anerkannten Guͤte der Waare herruͤhrt, den Preis erhoͤhen, wie das z. B. in Hollstein mit der Vierter Theil. P p Die Viehzucht. Butter, in der Schweiz mit dem Kaͤse der Fall ist. Manchmal giebt ein Theil des Viehes, der an andren Orten nur als Abfall betrachtet wird, einen so großen Vortheil, daß gerade darum die uͤbrigen Theile in einem desto gerin- geren Preise stehen, wie das z. B. jetzt bei uns mit den Schaafen der Fall zu seyn scheint, welche wegen des hoͤhern Preises der Wolle so vermehrt wor- den sind, daß der Markt mit dem Fleische der Merzschaafe uͤberfuͤllt ist; wo- gegen in England die Schaafe hauptsaͤchlich nur des Fleisches wegen gehal- ten werden. Unter unsren Verhaͤltnissen giebt die Viehzucht selbst nur selten einen emi- nenten Gewinn, wenn wir Fuͤtterung und Weide nach dem Verkaufspreise be- rechnen. Wir sind aber auch in der Regel zufrieden, wenn uns diese nur durch unsre Viehzucht gehoͤrig bezahlt werden, und unser Stroh durch den Mist der Thiere zu wirksamen Duͤnger gemacht wird. Hierdurch bezahlt sich ein staͤrkerer mit Sorgfalt und selbst mit mehrerem Aufwande verpflegter Viehstand immer gut genug, und im Allgemeinen macht man fast ohne Ausnahme die Bemerkung, daß Wirthschaften mit einem starken und wohlernaͤhrten Viehstande einen hoͤhe- ren Totalertrag gewaͤhren, als solche, wo man das Vieh nur nothduͤrftig haͤlt und ernaͤhrt. Der groͤßere Vortheil der einen oder der andern Viehart haͤngt theils von Ort- und Zeitverhaͤltnissen ab, theils aber auch von der Industrie und Intelli- genz, womit man eine jede behandelt. Im Allgemeinen kann man bei uns ge- genwaͤrtig annehmen, daß das Rindvieh nur auf Niederungsweiden und bei der Stallfuͤtterung groͤßeren Vortheil bringe, das Schaafvieh aber auf allen hoͤhe- ren und trockneren — natuͤrlichen und kuͤnstlichen — Weiden. Die Rindviehzucht . §. 2. Es ist zwar noch nicht ausgemacht, ob unser Hausochse mit dem wilden Auerochsen und dem Buͤffelochsen eines Ursprungs sey. Da sie sich nicht nur mit einander begatten, sondern auch ihre Abkommenschaft fruchtbar bleibt, so laͤßt sichs jedoch mit Wahrscheinlichkeit annehmen, daß unser Hausvieh von Die Rindviehzucht. jenen in der Wildheit lebenden Thierarten abstamme, und nur durch Pflegung und Wartung des Menschen diese veraͤnderte Gestalt angenommen habe. §. 3. Unter unserm Rindvieh bemerken wir aber wieder eine große und mannig- Ra ç em. faltige Verschiedenheit der Ra ç en, die sich in ihnen vererben. Diese Abaͤnde- rungen koͤnnen durch Klima und Lebensart, jedoch nur sehr allmaͤhlich, entstan- den seyn; da wir nicht bemerken, daß beide einen schnellen wesentlichen Ein- fluß auf die Abaͤnderung der Ra ç e, wenn sie voͤllig rein erhalten wird, haben. Mehr hat wahrscheinlich die Auswahl der Individuen, die man zur Fortpflan- zung gebrauchte, zur Hervorbringung einer ausgezeichneten und konstanten Ra ç e beigetragen, und nachmals hat wieder die Durchkreuzung besondere Ra ç en gebildet. In Deutschland (worunter ich die saͤmmtlichen Reiche und Provinzen ver- stehe, wo die deutsche Sprache in ihren verschiedenen Dialekten vorwaltend ist) sind die Ra ç en besonders neuerlich so mannigfaltig und oft so planlos unterein- ander gemengt worden, daß sie sich nicht genau bestimmen und absondern lassen. Jedoch kann man folgende 3 Arten unterscheiden: a) die Niederungs- oder Marschra ç e , b) die gewoͤhnliche Hoͤhelandsra ç e , c) die Bergra ç e . Aber auch diese ziemlich weit von einander stehende Ra ç en sind haͤufig mit einander vermengt worden. §. 4. Die Marschra ç e , welche sich durch ihre feinere Haut und Haar, ihren Die Niede- rungsra ç en. großen koͤrperlichen Umfang, staͤrkere Knochen und kuͤrzeres Gehoͤrn auszeichnet, koͤmmt in verschiedenen Gegenden unter verschiedenen Namen vor; auch zeich- net sich ein Schlag derselben von dem andren wieder durch besondere Eigenhei- ten aus, vorzuͤglich in den Gegenden, wo man besondere Aufmerksamkeit auf ihre Anzucht und die Auswahl der Individuen gewandt hat. Sie stammt wahrscheinlich aus den zuerst kultivirten Gegenden des Niederrheins, der Elbe, der Weser, und des Gestades der Nordsee her. Die Flamlaͤnder, welche als ein friedliches und industrioͤses Volk sich schnell vermehrten, und sich in andren Niederungen, zu deren Kultur man sie gern aufnahm, niederließen, haben wahr- P p 2 Die Rindviehzucht. scheinlich diese Art mit sich dahin gefuͤhrt, und sie entweder rein erhalten, oder etwas von dem Blute des einlaͤndischen Viehes eingemischt. Die Niederlaͤn- dische Ra ç e ist bei uns unter dem Namen der Frisischen bekannt; auch nennt man sie hier haͤufig die Oldenburger oder Bremer , weil sie von dortigen Viehhaͤndlern uns zugefuͤhrt, und zum Theil auch in diesen Gegenden erzogen wird. Etwas unterscheidet sich davon die Ra ç e, welche man in den fetten Niederungen von Holstein und Schleswig antrifft. Und noch mehr diejenige, welche sich in der Danziger und Tilsitter Niederung gebildet hat; doch kommen sie einander sehr nahe. In England ist diese Art unter dem Namen der kurzhoͤrnigen oder holderneß Art bekannt, und man glaubt auch dort allgemein, daß sie aus den Niederlanden eingefuͤhrt sey. Ich glaube gegen die gewoͤhnliche Meinung hierher auch die große Schweizer Ra ç e, wovon wir in dem zweiten Hefte von „Deutschlands Rindviehra ç en” durch Herrn Witte so treffliche Abbildungen erhalten haben, naͤmlich die Frei- burger , und selbst die kleinere Simmenthaler rechnen zu muͤssen; denn sie gehoͤrt gewiß nicht zu den ursgruͤnglichen Bergra ç en, ungeachtet sie auf den niederen und reichen Weiden der Alpen gedeihet, sich aber auch sehr gut auf dem Stalle fuͤttern laͤßt. Diese Ra ç e ist wieder in einige der fruchtbarsten Gegenden des suͤdlichen Deutschlands und Frankens, besonders ins Anspachi- sche verpflanzt worden. Diese saͤmmtlichen Arten werden als Milchvieh deshalb geschaͤtzt, weil sie bei zureichender Nahrung die groͤßte Quantitaͤt von Milch geben. Sie sind aber weichlich, und erfordern nicht nur ein sehr starkes, sondern auch ein aus- gewaͤhltes Futter, indem sie bei schlechterem sogleich zuruͤckschlagen, abfallen und beinahe allen Ertrag versagen. Eine Durchkreuzung dieser starken Viehra ç e mit andern, faͤllt nicht immer gluͤcklich aus, besonders in den ersten Generationen. Es kann aber, wenn die Fortpflanzung mit Ueberlegung geschiehet, und nicht gar zu heterogene Thiere zusammengebracht werden, sich ein Schlag daraus bilden, der unter be- sonderen Lokalitaͤten einen großen Vorzug vor der urspruͤnglichen Ra ç e besitzt, und ihre guten Eigenschaften ohne ihre Uebel an sich traͤgt. Ein solcher Schlag muß dann sorgfaͤltig in sich selbst ferner veredelt werden. Die Rindviehzucht. Zum Zugvieh scheint diese Ra ç e nicht geeignet; denn obwohl sie eine große Kraft und Staͤrke erhaͤlt, so ist sie doch nicht hart und ausdauernd ge- nug dazu; auch zu kostbar in ihrer Unterhaltung. Nur mittelst der Durch- kreuzung kann man von ihr starkes und zugleich hartes Zugvieh erhalten, wenn man einmal den rechten Punkt getroffen hat. Durch Mastung kann sie zu einem großen Gewicht und Fettigkeit gebracht werden; sie erfordert aber dazu ein sehr starkes und nahrhaftes Futter, und es gehoͤrt erstaunlich viel dazu, um ein einmal abgemagertes Thier dieser Art zur Feistigkeit zu bringen. §. 5. Die gewoͤhnlichen Landra ç en auf ebnem und huͤglichten Boden sind Die Land- ra ç en. sehr verschieden. Unsre teutsche, urspruͤnglich rothbraune, stark gehoͤrnte Art ist, nach Verschiedenheit ihrer Behandlung, mehr oder minder groß und kraͤf- tig geblieben. Am vorzuͤglichsten und reinsten soll man sie im Voigtlande noch finden. Mehrentheils aber ist sie wegen ihrer beschraͤnkten Weide und kaͤrglichen Behandlung sehr heruntergekommen. Durch eine bessere Nahrung, Behand- lung und Auswahl der Individuen zur Aufzucht, kann sie in sich selbst wieder veredelt werden. Sie giebt nie so viele Milch wie jene Niederungsra ç en, aber im Durch- schnitt eine fettere und im Verhaͤltniß zu ihrer Fuͤtterung und Weide oft einen nicht geringeren reinen Ertrag. Zum Zugvieh ist sie aber ihrer Haͤrte wegen sehr geeignet. Weil man auf die Zucht der Ochsen, von dieser Ra ç e, in manchen Gegenden besondere Auf- merksamkeit wendet, so werden große und starke Thiere davon erzogen, die man mit dem mehrentheils winzigen und verkroͤppelten Kuͤhen kaum eines Ursprungs zu seyn, glauben sollte. In anderen Gegenden zeichnet sich die einheimische Landra ç e sehr von an- Die Juͤtlaͤn- dische Ra ç e. deren aus. Eine fuͤr das noͤrdliche Deutschland interessante Art ist das Juͤt- laͤndische Vieh, als Milchvieh sowohl, wie als Mastvieh. Es hat ein be- sonderes mause- oder rehfarbenes Haar, oft mit weiß gescheckt; doch findet man es auch schwarz und grau, aber nur selten rothbraun, und wo ich letztere Farbe Die Rindviehzucht. angetroffen habe, schien mir auch die Gestalt eine andere Abstammung zu ver- rathen. Es ist feinknochig, kurzbeinig, lang- und tiefleibig, in den Vorder- theilen nach Verhaͤltniß schwaͤcher, in den Hintertheilen breiter und staͤrker, hat eine besondere Physiognomie, feine Kinnladen, ein spitz zulaufendes Maul, duͤnneren Kopf und Hals, ein weiblicheres Ansehn, welches sich zuweilen so- gar beim maͤnnlichen Geschlechte aͤußert, und sich auf selbiges vielleicht noch mehr fortpflanzen wuͤrde, wenn man nicht in der Regel Individuen von an- derer Gestalt, mit den groͤbsten Knochen und dickstem Kopfe, zu Springochsen auswaͤhlte. Es ist munter und sehr hart, es haͤlt sich auch auf schlechter und knapper Weide besser in Milch und bei Fleische als anderes Landvieh. Als Mastvieh wird es vorzuͤglich geschaͤtzt, wegen der Feinheit und Saf- tigkeit seiner Fleischfasern und wegen des geringeren Gewichts der Knochen und des Abfalls gegen die nutzbaren Theile. Auch setzt es leicht Fleisch und Fett auf, letzteres nicht so sehr auf den aͤußeren Theilen, als zwischen dem Fleische und den Muskelfasern, wo also Fleisch und Fett so angenehm durchwachsen sind. Wo man dieses Fleisch kennt, wird ein gleiches Gewicht sehr gern theurer be- zahlt. Bei guter Fuͤtterung werden die Kuͤhe, welche zu Anfange der Milchzeit sehr mager scheinen, fetter, so wie sie an der Milch abnehmen, und sind dann zu Ende der Milchzeit schlachtbar. So wie wir es gewoͤhnlich erhalten, ist es kleiner, wie der Mittelschlag unsres deutschen Landviehes, wegen der kaͤrglichen Pflege, die solches Vieh ge- woͤhnlich in seinem Vaterlande erhaͤlt, und der fruͤhen Begattung. Wenn eine daher gebrachte Ferse nicht schon traͤchtig war, und dann in gute Fuͤtterung kam, so habe ich sie eine betraͤchtliche Laͤnge aber nie eine ausgezeichnete Hoͤhe erreichen sehen. Ihre bei reicher Fuͤtterung auferzogene Descendenz kann aber sehr stark werden, und eine Kuh dieser Art, welche gleich nach dem Abmelken geschlachtet wurde, gab 550 Pfund Schlaͤchtergewicht. Auch in ihrem Vater- lande giebt es Thiere dieser Ra ç e von vorzuͤglicher Laͤnge (hoch wird es nie) und erstaunlicher Milchergiebigkeit, die aber nicht Handelswaare sind. Viel- leicht verdient keine Ra ç e unter den gewoͤhnlichen Verhaͤltnissen unsre Sorg- falt in der Veredlung so sehr, wie diese. Die Rindviehzucht. §. 6. Unter den Bergra ç en ist die Schweizer- Alpen- oder Haslira ç e Die Vergra ç e. merkwuͤrdig, wovon uns ebenfalls Herr Witte in seinem Werke: „Deutschlands Rindviehra ç en 3tes Heft” eine sehr schoͤne Abbildung gegeben hat. Sie ist nur in den Hochgebirgsgegenden heimisch, jedoch auch nach anderen Orten und selbst nach Niedersachsen, zuerst in die Harzgegenden, hin verpflanzt worden (doch mag ich noch nicht entscheiden, ob dies nicht die groͤbere Schwitzer Art war, wovon wir die Abbildung in dem Witteschen Werke erst erhalten werden). Sie ist klein, aber fein und schoͤn gebauet, ihre Hoͤrner haben seitwaͤrts stehend eine einfache Biegung, und laufen nach der Spitze ganz duͤnn zu. Der Kopf ist schmal, das Maul aber nach Verhaͤltniß breit, aus den Ohren ragen starke Haarbuͤschel hervor, der Hals ist kurz, die Beine, besonders die Vorderarme, sind kurz und sehr duͤnn, aber mit starken Sehnen und Muskeln versehen, der Huf klein und zierlich gebaut, der Schwanz lang, fast bis auf die Fuͤße rei- chend, aber duͤnn und unten mit einem starken Haarbuͤschel versehen. Verhaͤlt- nißmaͤßig ist diese Ra ç e lang gestreckt. Die Farbe ist schoͤn schwarzbraun, und schwaͤrzer nach den unteren Theilen des Koͤrpers zu, mit einem rehfarbenen mehr oder weniger in weiß spielenden Streifen laͤngst dem Halse und Ruͤcken bis zur Mitte des Schwanzes. Von derselben Farbe sind Ohren, Maul und Beine, auch umgiebt gewoͤhnlich ein rehfarbner Ring das Auge, so wie auch das Euter der Kuͤhe aͤhnlich gefaͤrbt und mit Haaren besetzt ist. Zuweilen ist das Thier auch mit weiß gefleckt. Zum Fettwerden ist das Vieh nicht geneigt, vielleicht als Folge seiner muntern und gewissermaßen beschwerlichen Lebensart auf den Alpen. Auf dem Stalle habe ich die Descendenz dieses Viehes gesehen, welche ziemlich feist war. Es giebt nach Verhaͤltniß seiner Weide und seiner Groͤße sehr gute und fette Milch; doch ist auch auf den Alpen selbst eine betraͤchtliche Verschieden- heit unter den Individuen. Bei uns habe ich die Abkoͤmmlinge dieses Viehes in Ansehung ihrer Milchergiebigkeit zuweilen sehr ruͤhmen, zuweilen tadeln ge- hoͤrt. Ich habe es hier aber immer groͤßer gesehen, wie es Herr Witte auf den Alpen beschreibt. Die Rindviehzucht. Das Tyroler Vieh koͤmmt diesem in der Gestalt einigermaßen nahe, ist aber wohl im Durchschnitt groͤßer und von rothbrauner Farbe. Man ruͤhmt seine Milchergiebigkeit sehr und es ist deshalb haͤufig ins ebene Land versetzt worden, wo sich selbst die Original-Tyroler bei der Stallfuͤtterung recht gut halten sollen. Ungeachtet der durch den Transport erhoͤhten Kostbarkeit hat man es doch neuerlich selbst bis in diese Gegenden verpflanzt. Das Steyersche Vieh , wenigstens was ich unter diesem Namen kenne, koͤmmt jener Hasli-Ra ç e in seiner Gestalt und Farbe ziemlich gleich, ist jedoch groͤßer. Die Farbe war heller, und dann war der Ruͤckgrad ungewoͤhnlich stark eingebogen bei den Kuͤhen und Springochsen, die sonst malerisch schoͤn waren. Ich bescheide mich, daß andre die Eigenthuͤmlichkeit dieser Ra ç en richtiger bestim- men werden, wie ich es kann, da ich nur wenige einzelne gesehen habe. §. 7. Podolische und Ungari- sche Ra ç e. Noch kommt bei uns das Podolische Vieh, uͤber dessen eigentliches Va- terland und Aufzucht ich noch keine bestimmte Nachricht habe erhalten koͤnnen, aber nur als verschnittene Ochsen, haͤufig vor. Es ist fast saͤmmtlich von einer ausgezeichneten greifen Farbe, selten schwarz oder weißgescheckt. Es ist hoch- beinig, und nicht besonders lang gestreckt, aber von betraͤchtlicher Breite, beson- ders hinten im Kreuz. Als Milchvieh soll es gar nicht brauchbar seyn, weil die Kuͤhe sich nicht ausmelken lassen. Die Ochsen aber sind zur Mastung vor- zuͤglich geschickt. Es muß, wenn es uns gegen den Herbst zugefuͤhrt wird, auf den fetten Weiden der Ukraine schon sehr stark aufgesetzt haben, da der weiten Reise ungeachtet ein Theil gleich schlachtbar ist. Ein andrer Theil ist abge- magert, setzt dann aber, wenn er im Stalle angebunden wird, bei Kartoffeln und Heu sehr schnell auf, und kann dann in zehn oder zwoͤlf Wochen zu preis- wuͤrdigem Schlachtvieh vollendet, und zu einer Schwere von 800 Pfund ge- bracht werden. Das Ungarische Vieh soll diesem in der Farbe gleich, aber laͤnger gestreckt und kurzbeiniger seyn. Das Podolische Vieh kann zur Arbeit gebraucht werden, und ist zum Theil sehr sanftmuͤthig. Doch giebt es einige Ochsen darunter, die sehr boͤs und unbaͤndig sind. Man hat sie aber nicht sehr ausdauernd gefunden. Das Ungarische Vieh soll zur Arbeit besser und kraͤftiger seyn. §. 8. Die Rindviehzucht. §. 8. Es erzeugen sich beim Rindvieh, entweder durch die Auswahl der Indivi- Bildung neuer Ra ç en. duen aus derselben Ra ç e oder aber mittelst der Durchkreuzung verschiedener Ra- ç en, Familien von mehr oder minder gewuͤnschten Eigenschaften, die man in sich selbst fortzupflanzen suchen muß, wenn sie dem Zwecke einmal entsprechen. Diese kann man dann, wenn ihre Eigenschaften konstant geworden sind, als eine neue Ra ç e betrachten. Man muß jedoch bei dieser Durchkreuzung mit Vorsicht und Aufmerksamkeit verfahren. Da wir das meiste Rindvieh der Molkerei wegen aufziehen, so ist eine sehr milchreiche Familie am erwuͤnschtesten, und man muß sich bestreben, einen feststehenden Stamm daraus zu bilden, indem man immer die vorzuͤglichsten Individuen zu Stamm-Eltern auswaͤhlt, und davon die Kuh- und Bullenkaͤlber aufzieht. Bei letzteren lassen sich die meisten zu sehr verlei- ten, nur auf eine conventionelle Schoͤnheit der Form zu sehen, die oft gar nicht einmal zweckmaͤßig ist. Das Begatten in der naͤchsten Verwandtschaft, wenn diese tadellos und unsern Zwecken entsprechend ist, muß zu Anfange besonders beobachtet werden, wenn man eine konstante Art bilden will. Ich bilde mir eine Ra ç e, die aus der Friesischen-Schweizer- und Juͤtlaͤnder Art zusammen gesetzt ist. Die Aufzucht des Rindviehes §. 9. erfordert demnach eine vorsichtige Auswahl des Zuchtochsen. (auch Bulle, Bolle, Der Bulle. Bruͤllochs, Stammochs, Faselochs, Reitochs, Springochs, Stier genannt. Manchmal versteht man jedoch unter Stier und Ochs schlechtweg das verschnit- tene Thier.) Von einem Bullen fordert man in Ansehung der Gestalt, daß er einen kurzen dicken Kopf, breite krause Stirn, schwarze muntre Augen, kurze dunkle Hoͤrner, lange wohlbehangene Ohren, große Nasenloͤcher, schwarzes Maul, starken fleischigen Hals, breite vor den Vorderbeinen hervorragende Brust, ge- streckten Leib, kurze saͤulenfoͤrmige Beine, langen wohl bewachsenen Schwanz, einen muntren dreisten Gang habe. Ein starkes Vordertheil faͤllt manchem sehr in die Augen. Ich liebe ein in Verhaͤltniß des Vordertheils staͤrkeres Hinter- Vierter Theil. Q q Aufzucht des Rindviehes. theil, theils damit sich der Stammochse heben und halten koͤnne, ohne die Kuh, die er bespringt, zu druͤcken; theils weil mir die Staͤrke des Kreuzes der staͤr- keren Milchabsonderung guͤnstig scheint. Auch ziehe ich bei den Bullen einen laͤngeren und feineren Kopf und einen duͤnneren Hals vor. Vor allem aber sehe ich darauf, daß er von einer ausgezeichnet milchreichen Kuh gefallen sey. Manche suchen durch sehr reichliche Nahrung besonders große Stamm- ochsen aufzuziehen. Mir werden die Stammochsen leicht zu groß , und so, daß man sie in ihren kraftvollsten Jahren wieder abschaffen muß, weil sie den Kuͤhen zu schwer sind. Man gebraucht sie zuweilen schon zum Springen ehe sie das zweite Jahr vollendet haben, wodurch man sie wieder kleiner erhaͤlt, aber auch dermaßen in ihrer Konstitution schwaͤcht, daß sie unvermoͤgend im sechsten Jahre werden, wo sie eigentlich erst in voller Kraft seyn sollten. §. 10. Die Kuh. Die Zuchtkuh heißt im ersten Jahre Zuchtkalb, Fersenkalb, Duͤsenkalb, im zweiten und dritten Jahre Ferse, Starke, Quee, Kalbe. Als Eigenschaften und Zeichen einer guten Zuchtkuh, von welcher man ferner Milchvieh anziehen will, laͤßt sich folgendes annehmen: die Gestalt und das Gerippe sey nicht malerisch schoͤn, letzteres vom Ruͤckgrade gleich abfallend und sich mehr nach unten erweiternd, so daß ein starker tief herabhaͤngender Bauch entsteht. Der Durchschnitt ihres Leibes naͤhere sich weniger einem Kugel- als einem Ey-Durchschnitte. Das Kreuz sey dennoch moͤglichst breit, und in Verhaͤltniß desselben der Vordertheil schwaͤcher. Das Knochengebaͤude und besonders die Beine, so wie der Kopf, seyen duͤnn, so wie auch der Hals. Die Physiognomie sey weiblich, sanft, jedoch munter. Das Thier sey gutmuͤ- thig, fromm, aber dreist. Das Euter haͤnge hinterwaͤrts zwischen den Beinen herab, sey groß, nicht fleischig, sondern duͤnne, weich und zeige dicke Milch- adern. Starke Gruben unter dem Bauch, daß man den Daum ganz hinein- legen kann, halten viele fuͤr ein sicheres Zeichen einer guten Milchkuh; doch habe ich solches mehr als alle uͤbrige truͤglich gefunden. Auch haͤlt man einen langen, duͤnnen, bis an die Erde reichenden Schwanz fuͤr ein gutes Zeichen. Vor allem aber sey sie von einer milchreichen, gesunden und gutartigen Mut- ter gefallen. Hinterbeine, die kuhhessig stehen, habe ich bei manchen sehr guten Aufzucht des Rindviehes. Milchkuͤhen gefunden, ungeachtet man sie in Hinsicht der Schoͤnheit nicht liebt. Einige halten darauf, daß die hintere Kante des hinteren Schenkels einen rechten Winkel mit dem am Schwanze hervorragenden Huͤftknochen (Kerb- knochen) mache. Uebrigens aber soll der hintere Oberschenkel nicht dick seyn. §. 11. Wer großes Vieh erziehen will, der waͤhle große und ausgewachsene Muͤt- ter; denn die Groͤße und Ausdehnung des Koͤrpers erbt entschieden mehr von der Mutter als vom Vater. Ich bin daher voͤllig der Meinung der Schwei- zer, die den Springochsen klein zu erhalten suchen, so daß er oft das kleinste Thier in der ganzen Heerde ist. §. 12. Ein Springochse wuͤrde 70 bis 80 Kuͤhen genuͤgen koͤnnen, wenn die Brunstzeit der letztern das ganze Jahr hindurch in ziemlich gleichen Zwischen- zeiten vertheilt waͤre. Da dies aber nicht ist, so duͤrfen nur 25, 30 bis 40 Kuͤhe auf einem Springochsen gerechnet werden, je nachdem die Brunst derselben mehr in dieselbe oder in verschiedene Zeiten faͤllt. Ueberdem kann ein Springochse leicht mit einer Krankheit befallen werden, die ihn zum Sprin- gen unfaͤhig macht, und man dadurch in große Verlegenheiten kommen. Des- halb pflegt man schon bei einem Viehstapel von 40 Stuͤcken gern zwei Spring- ochsen zu haben, einen jungen im dritten und einen aͤlteren im fuͤnften oder sechsten Jahre; auch aus der Ursache, damit man die schwaͤchern, juͤngeren Kuͤhe von ersterem bespringen lassen koͤnne, wenn letzterer ihnen schon zu schwer ist. §. 13. Wenn man großes, und immer groͤßeres Vieh erziehen will, so ist es aller- Alter zur Be- gattung. dings Regel, eine Ferse beinahe 3 Jahr alt werden zu lassen, bevor sie besprun- gen wird, und immer ist dies noͤthig, wenn das junge Vieh eine spaͤrliche und schlechte Fuͤtterung und Weide erhaͤlt, falls man anders ein immer groͤßeres Zu- ruͤckschlagen der Gattung verhindern will. Wird aber das junge Vieh, von der Geburt an, reichlich genaͤhrt und gut verpflegt, so kann man es ohne Be- denken zulassen, wenn es bald 2 Jahre alt wird, und ich halte es rathsam, die- ses auf jeden Fall zu thun, wo sich die Brunst lebhaft und wiederholt aͤußert; weil sonst die Thiere entweder abmagern und dennoch nicht fortwachsen, oder Q q 2 Aufzucht des Rindviehes. aber bei fortgesetzter guter Fuͤtterung fett werden, und sodann gar nicht empfan- gen koͤnnen. In Gegenden, wo man die Viehzucht sonst sehr aufmerksam be- treibt, in den Holsteinischen und Bremischen Marschen, uͤberlaͤßt man die Sache ganz der Natur, indem alles Vieh auf den Weiden sich zusammentrifft. Hier ist der Fall nicht selten, daß eine Ferse mit dem zweiten Jahre ein Kalb bringt, ohne daß man deshalb eine Verkroͤppelung derselben besorgt, nur braucht man die Vorsicht, eine solche voreilige Ferse zum ersten Male nicht lange zu melken. Ich habe sogar einmal den Fall gehabt, daß ein 18 Monat altes Thier ein Kalb bekam, von einem andren nicht aͤlteren Bullenkalbe: es ist klein geblieben, aber dennoch eine gute Milchkuh geworden. §. 14. Brunstzeit. Die Brunst des Rindviehes tritt zu jeder Jahreszeit ein, und dieser Ein- tritt richtet sich nach dem Kalben. Bei reichlich genaͤhrtem Vieh tritt der Be- gattungstrieb zuweilen schon am zwanzigsten Tage ein. Man laͤßt diesen aber gewoͤhnlich uͤbergehen, theils um die Kuh nicht zu sehr anzugreifen, theils weil man ihre Kalbezeit ungern vorruͤcken will. Zeigt sich der Begattungstrieb zum zweiten Male, gegen den vierzigsten oder sechzigsten Tag nach dem Kalben, so muß man ihn wahrnehmen, weil er sonst vielleicht ganz ausbleiben koͤnnte. Es ist besonders bei dem auf dem Stalle gehaltenen Vieh von Wichtigkeit, die Zei- chen der Brunst zu beachten. Sie sind: Unruhe, Wildheit in den Augen und dem Gesichte, ungewoͤhnliches Schreien und Bruͤllen, aufgedunsene, schleimige Geburtstheile, Reiten auf andren Kuͤhen, Entziehen oder Anhalten der Milch. Auf letzteres Zeichen muͤssen die Maͤgde bei Kuͤhen, die nicht vom Stalle kom- men, aufmerksam achten. Wenn der Begattungstrieb sich nicht einfindet, so ist entweder eine Schwaͤche des Thiers, oder bei sehr reicher Nahrung eine zu große Fettigkeit Schuld. Im ersteren Falle muß man die Nahrung verstaͤrken, und dadurch wirken wohl solche spezifisch angeruͤhmte Mittel, wie geroͤsteter Hafer mit Salz, Linsen, gestoßene Hanfkoͤrner u. s. f. Auch soll man ihnen warme Milch von einer Kuh zu trinken geben, die eben gerindert hat. Scheint aber eine uͤbergroße Feistigkeit Schuld zu seyn, so muß man der Kuh mehrere Bewegung verschaffen. Einige haben Kuͤhen dadurch zur Traͤchtigkeit verholfen, daß sie solche vor den Pflug spannten. Aufzucht des Rindviehes. Wenn man den Eintritt der Brunstzeit gleich von Anfange an beachtet, so ist der guͤnstigste Zeitpunkt zum Empfangen etwa 12 bis 24 Stunden nach- her. Werden diese Stunden verspaͤtet, so schlaͤgt die Befruchtung leicht fehl. §. 15. Als Zeichen der Traͤchtigkeit kann man annehmen, wenn sich nach voll- Traͤchtigkeit. fuͤhrter Begattung der Trieb nach 3 Wochen nicht wieder einstellt. Doch ist es kein gewisses Zeichen daß die Kuh nicht empfangen habe, wenn sie nach 3 Wochen noch einmal bruͤnstig wird. Das Dickwerden des Bauchs ist sehr truͤglich. Nach 20 Wochen wird es aber merklich und man kann dann das Kalb oft auf der rechten Seite der Kuh fuͤhlen, was sich nachher wieder verliert. Die Traͤchtigkeit dauert in der Regel 285 Tage oder 40 Wochen 5 Tage. Starke und gesunde Kuͤhe gehen aber oft 8 Tage laͤnger, Erstlinge dagegen um so viel kuͤrzer. Bei hochtragenden Kuͤhen muß man, besonders wenn sie im Stall gehal- ten und nur zur Traͤnke gelassen werden, Achtsamkeit darauf verwenden, daß sie von andren nicht gestoßen, oder beim Aus- und Eintreiben in den Stall nicht gedraͤngt werden. Das Verwerfen oder zu fruͤhzeitige Kalben schreibt man mancherlei Ur- sachen zu. Jedes schlechte dumpfig gewordene Futter kann es ohne Zweifel bewirken. Ob aber gewisse Fuͤtterungsmittel, z. B. Buchweizenstroh, gefrorne Kohlblaͤtter, Sellerieblaͤtter es verursachen koͤnnen, scheint mir noch nicht erwie- sen, sondern diese Meinungen nur auf einseitige Beobachtungen gegruͤndet zu seyn. Das Unrichtiggehen ist bei Thieren wie bei Menschen wohl zuweilen epidemisch, und muß dann seine Ursache in einer besondern Beschaffenheit der Atmosphaͤre haben, indem es zuweilen ungewoͤhnlich haͤufig in einer Gegend vorkommt, wo man keine andere allgemein wirkende Ursach auffinden kann. Es ist nichts falscher, als die Meinung derer, welche besonders bei Kuͤhen, die einmal schwer gekalbt haben, das Kalben dadurch erleichtern wollen, daß sie die Kuh in den letzten Wochen hungern lassen, damit ihr Kalb min- der stark werde. Nicht die weichen fleischigen Theile, sondern die Breite des Knochengebaͤudes koͤnnen die Geburt erschweren, und dieses ist schon fruͤher ausgebildet. Durch knappes Futter setzt man aber die Lebenskraft der Kuh Aufzucht des Rindviehes. herunter, die sie bei dem Kalben so nothwendig braucht, und vermindert dann die Milcherzengung. Es ist vielmehr sehr rathsam, der Kuh gegen ihre Ent- bindungszeit kraͤftige und leicht verdauliche Nahrungsmittel in kleinem Volu- men zu reichen, z. B. Schroottrank, Oelkuchentrank, Rockensauerteig in Was- ser aufgeloͤst; einige ruͤhmen besonders gekochte Linsen. Dergleichen Getraͤnke sind hauptsaͤchlich zur Befoͤrderung einer starken Milchabsonderung durch Auf- reizung der Milchgefaͤße jetzt und in den ersten Tagen nach der Geburt sehr nuͤtzlich, und weil man ihnen dabei weniger hartes und aufblaͤhendes Futter geben darf. §. 16. Geburt. Die Zeichen der herannahenden Geburt sind folgende: der Euter strotzt und enthaͤlt Milch, die Geburtstheile schwellen an, es entstehen oben zu bei- den Seiten des Schwanzes zwei Gruͤbchen, die immer tiefer werden, und beim Beruͤhren sehr nachgeben, die Kuh wird unruhig, legt sich bald nieder, steht bald wieder auf, sieht sich oͤfters nach dem Hinterleibe um, und bloͤkt dazwischen. Man giebt ihr nun staͤrkere Streu, damit das Kalb nicht beschaͤdigt werde, und behaͤlt sie einigermaßen im Auge; uͤberlaͤßt es uͤbrigens ganz der Natur. Manche Kuͤhe bringen das Kalb im Liegen, manche im Stehen zur Welt. Die Vorderfuͤße, auf welchen der Kopf liegt, kommen zuerst zum Vor- schein, und der ganze Koͤrper folgt, durch die Wehen der Mutter fortgedruͤckt, bald nach; doch ist es nicht, wie bei vielen andren Thieren, der Kopf, son- dern hauptsaͤchlich die Brust, welche am schwersten hervordringt. Die Nabel- schnur reißt von selbst ab; wo nicht, kann man sie einen guten Zoll vom Bauch abbinden, und dann einen Zoll tiefer abschneiden. Man legt das Kalb, wenn es en der Mutter saugen soll, der Kuh so vor, daß sie es belecken kann; soll aber das Kalb aufgetraͤnkt werden, so wird es gleich weggetragen, und an seinen Ort gelegt. Die Nachgeburt und der haͤutige mit Wasser gefuͤllte Beutel, in welchem das Kalb im Leibe lag, geht mehrentheils von selbst ab, und man hat dabei nichts anderes zu thun, als der Kuh eine kraͤftige Nahrung, Schroottrank und dergl. zu geben. Aufzucht des Rindviehes. Es treten allerdings zuweilen Faͤlle von schweren Geburten ein, die von einer fehlerhaften Lage des Kalbes herruͤhren, und wobei man durch wohl- uͤberlegte, geschickte Huͤlfe vieles ausrichten kann. Es koͤmmt aber alles dar- auf an, daß man sich von der natuͤrlichen Lage des Kalbes, und von der Art der Abweichung einen klaren Begriff mache, da man sie dann durch die Hand, womit man in die Mutter sanft hineinfaͤhrt, leicht entdecken und mehrentheils heben kann. Der Widerstand entsteht am haͤufigsten aus einer widernatuͤrli- chen Lage eines Vorderbeins, oder aus einer schiefen Lage des Kopfes, indem nicht die Schnauze, sondern das Ohr oder die Stirn vorliegt. Mit Gewalt ist aber hierbei so wenig, als beim Durchgange der Brust etwas auszurichten, und alles gewaltsame Ziehen kann toͤdtlich werden, in Faͤllen, wo die Natur geholfen haben wuͤrde, wenn man ihr Zeit gelassen haͤtte. Es darf nur eine verstaͤndige Huͤlfe geleistet werden; jede unverstaͤndige ist hoͤchst nachtheilig, und ist nur zu oft, wie ich selbst erfahren habe, toͤdtlich geworden. Da aber der Unterricht in der Entbindungskunst hier nicht seinen Platz finden kann, so uͤbergehe ich denselben mit dem Rathe, daß ein jeder, auf sein Vieh etwas haltende Landwirth, jede Gelegenheit wahrnehmen moͤge, um sich daruͤber un- terrichten zu lassen, da die Huͤlfe von geschickten Thieraͤrzten auf dem platten Lande selten zu erlangen ist; daß man aber bis dahin lieber alles der Natur und dem Zufall uͤberlasse, weil man sonst die Kuh und das Kalb haͤufiger umbringen als retten wird. §. 17. Es giebt nun zwei Methoden das Kalb in der fruͤhesten Periode seines Le- Auferziehung der Kaͤlber. bens zu naͤhren und aufzuziehen. a) Das Saugenlassen. b) Das Traͤnken. Beim Saugenlassen gewoͤhnt man gleich nach der Geburt Mutter und Kalb Das Saugen. zusammen, indem man jene dieses ablecken laͤßt. Man bringt es dann, so bald es stehen kann, an den Euter der Mutter, und es faͤngt sogleich an zu saugen. Die erste Milch hat eine purgirende Eigenschaft; aber weit entfernt daß dieses schaden sollte, ist es vielmehr wohlthaͤtig; indem es die Reizbarkeit Aufzucht des Rindviehes. der Gedaͤrme erweckt, und den mit zur Welt gebrachten zaͤhen Unrath aus den Gedaͤrmen abfuͤhrt, der durch sein laͤngeres Verweilen nachtheilig werden kanu . Nun giebt es wieder zwei Wege: entweder das Kalb bei der Mutter liegen zu lassen, oder es ihr jedesmal, wenn seine Saugezeit da ist, zuzufuͤhren. Das erstere ist am bequemsten, hat aber das Ueble, daß das Kalb fast bestaͤndig am Euter spielt, die Mutter entweder zu viel reizt und angreift, sich selbst dabei uͤbernimmt, oder aber nicht genug aussauget, und Milchstockungen entstehen laͤßt, und daneben die Gefahr, daß es sehr leicht von der Mutter oder auch von einer neben stehenden Kuh erdruͤckt wird. Die andere Methode: das Kalb zu bestimmten Zeiten, zuerst taͤglich 4 bis 5 Mal, hernach 3 Mal, zur Mutter zu bringen, um es saugen zu lassen, dabei jedesmal darauf zu achten, ob es auch rein aussauge, oder wenn dieses nicht geschiehet, die Mutter nachzumelken, ist beschwerlicher, erfordert große Aufmerksamkeit, daß kein Kalb, wenn viele da sind, vergessen werde, ist aber sicherer und der Gesundheit des Kalbes, so wie der nachmaligen Milchergiebigkeit der Mutter, angemessener. Nach 3 Wochen reicht oft die Milch nicht zu, das Kalb vollkommen zu ernaͤhren. Man giebt ihm also einen Trank von Oelkuchen, grobem Mehl, Kleyen oder Schroot, zerriebene Kartoffelu mit laulichem Wasser, oder einen Absud von Heu mit etwas Milch, wovon man das Kalb in der Zwischen- zeit, zwischen dem Saugen, so viel saufen laͤßt, als es will, und das Uebrige der Mutter reicht. Auf diese Weise gewoͤhnt man das Kalb allmaͤhlig zu sol- chem Trank, laͤßt es dann nur 2 Mal saugen, und melkt die Kuh einmal, um sie daran zu gewoͤhnen. Auch faͤngt man an, dem Kalbe etwas recht gutes, seines Heu vorzulegen, welches es bald wird fressen lernen. Man laͤßt auf die Weise Kaͤlber, die man recht gut aufziehen will, 5 bis 6 Wochen saugen. Wenn man das Kalb nun ganz absetzen (spaͤhnen) will, so entfernt man es so weit als moͤglich von der Mutter, damit beide durch ihr gegenseitiges Schreien, womit sie ihre Sehnsucht nach einander zu erkennen geben, nicht beunruhigt werden, und sich einander baldmoͤglichst vergessen moͤgen. Man muß durch nahrhafte Fuͤtterung verhuͤten, daß das Kalb an Fleisch und Kraͤf- ten, die Mutter an Milch nicht zu sehr abnehmen, welches immer aus Gram etwas erfolgt. Indem man bei der Kuh die Milchabsonderung dadurch befoͤr- dert, Aufzucht des Rindviehes. dert, bewirkt man, daß sie sich gern melken lasse, und die Milch nicht aus Ei- gensinn zuruͤckhalte. §. 18. Soll das Kalb aber aufgetraͤnkt werden, so muß man es die Mutter gar Das Traͤnken. nicht beruͤhren lassen, sondern sogleich davon nehmen, und ich kann nicht der Meinung derer beistimmen, die das Kalb in den ersten 3 bis 5 Tagen saugen lassen, dann aber traͤnken. Das Kaͤlb lernt eben so leicht saufen als saugen. Wenn ihm nur bei den ersten Malen der mit Milch benetzte Finger ins Maul gesteckt, und dann das Maul in das Milchgefaͤß gebracht wird, so saͤuft es frisch weg; und ich weiß noch keinen Fall, wo dies Schwierigkeiten gemacht haͤtte. Es wird ihm aller- dings die erste Milch von der Mutter, so wie sie von ihr kommt, allenfalls mit etwas warmem Wasser verduͤnnt, gegeben; und man bleibt in den ersten acht Tagen gern bei der Milch der Mutter. In der Folge giebt man die Milch, wie sie eben vorkommt; entweder noch warm aus dem Euter, oder mit etwas kochendem Wasser wieder erwaͤrmt. Es muß bei dieser Traͤnkung zwar mit einiger Vorsicht verfahren werden, jedoch ist alle Pedanterie unnoͤthig. Nur das Maaß muß beachtet werden, damit sich die Kaͤlber weder uͤber- nehmen, noch Mangel an Nahrung leiden. Die Kaͤlber von verschiedenem Alter muͤssen daher in besondere Abschlaͤge gebracht, und ihnen die Milch zugemessen werden. In der ersten Woche haben sie an 4 Pfund Milch taͤglich genug; in der zweiten Woche erhalten sie 8 Pfund, in der dritten 12 Pfund taͤglich — jedoch allmaͤhlig steigend — und dies wird ihnen in 3 Portionen gegeben. In der vierten Woche giebt man ihnen nicht mehr, aber schon einen Nebentrank, wie den Saugkaͤlbern. In der fuͤnften Woche bekommen sie abgerahmte suͤße Milch, und fangen nun an etwas Heu, zugleich aber Kartoffeln, Runkelruͤben u. dergl. zu fressen; jedoch nur in kleinen Portionen, die ihnen fein geschnitten in den Krippen gegeben werden. In der fechsten Woche erhalten sie mehr da- von, und in der siebenten Woche koͤnnen sie sich ohne Milch und ohne Trank behelfen, jedoch wird ihnen, wenn es paßt, noch abgerahmte Milch suͤß und sauer gegeben. Von nun an bekommen sie bei mir dasselbe Futter was die Kuͤhe erhalten, so lange die Winterfuͤtterung dauert, gewoͤhnlich rohe Kartoffeln und Vierter Theil. R r Aufzucht des Rindviehes. Heu, hernach Gruͤnfutter jeder Art. Wenn sie zehn bis zwoͤlf Wochen alt sind, kommen sie auf die Weidekoppel, wo aber die Ochsenkaͤlber getrennt wer- den, die mehrentheils auf dem Stalle bleiben. Ich weiß, daß manche gegen das Gruͤnfutter und die Weide sind, dicke Leiber und Verdauungsschwaͤchung davon besorgen, und daher den Kaͤlbern, bis sie 9 Monate alt sind, nur feines Heu und Kornfutter geben. Ich habe aber von der gruͤnen Nahrung nie den geringsten Nachtheil beobachtet, sondern meine Kaͤlber sind saͤmmtlich gesund geblieben. Indessen ist gegen jene Methode der trocknen Fuͤtterung, wenn man ausgelegenes Heu hat, auch nichts zu erinnern. Kornfutter gebe ich den Kaͤlbern nicht anders, als wenn es einen sehr ge- ringen Preis, z. B. im Fruͤhjahr 1811 hat. §. 19. Die Gruͤnde welche man fuͤr das Saugen und gegen das Traͤnken der Kaͤl- ber anfuͤhrt, scheinen mir nicht guͤltig. Man sagt: Gruͤnde fuͤr das Saugen oder Traͤnken. a) das Saugen sey der Natur gemaͤß, das Traͤnken unnatuͤrlich. Aber unsre Kuͤhe sind nicht im natuͤrlichen Zustande, und der Zweck, den wir mit ihnen haben, ist nicht der natuͤrliche. Die Natur gab den Kuͤhen die Milch bloß um das Kalb damit zu ernaͤhren; wir wollen diesem die Milch nur die kuͤrzeste Zeit lassen, und sie anderweitig benutzen. b) Man kann die Kuh nicht so rein ausmilchen, als das Kalb sie aussaugt. Eine gute Melkerin holt den letzten Tropfen Milch reiner aus dem Euter und aus allen vier Spaͤhnen desselben, als das Kalb es gewoͤhnlich thut. Die- ses saugt entweder nur wenn es durstig ist, und holt die Milch nicht rein her- aus, oder es geht spielend dabei, und nimmt von Zeit zu Zeit nur einige Schlucke, wobei die dickere Milch haͤufig zuruͤckbleibt. Es gewoͤhnt sich oft nur an einigen Spaͤhnen, an denen auf einer Seite, zu saugen, und die an- dern Spaͤhne trocknen. c) Das Auftraͤnken sey in großen Wirthschaften sehr mißlich, weil nicht die gehoͤrige Vorsicht dabei angewandt werden koͤnne; nur in kleinen moͤge es angehen. Ist gegen die Erfahrung. Wenn die Kaͤlber nach ihrem verschiedenen Alter in verschiedenen Abtheilungen gehalten und getraͤnkt werden, kann die Aufzucht des Rindviehes. groͤßte Ordnung dabei beobachtet werden, und wenn dagegen die Kaͤlber der Mutter jedesmal zugefuͤhrt werden muͤssen, kann eher eins vergessen werden. Auch nimmt das Zufuͤhren mehrere Zeit, wie das Traͤnken, weg. Will man Kaͤlber auch dann noch saugen lassen, wenn die Kuͤhe schon auf die Weide gehen, so muͤssen die Muͤtter auf dem Stalle gehalten, und besonders gefuͤt- tert werden. Ferner aber: Beim Traͤnken bleiben die Kaͤlber ruhig in ihrem abgeson- derten Stalle, werden durch das Hin- und Herfuͤhren nicht beunruhigt oder beschaͤdigt. Die in immer gleichen Portionen den Kaͤlbern nach ihrem Alter zugetheilte Milch gedeihet ihnen besser, als wenn sie bald viel, bald wenig ab- saugen. Sie koͤnnen sich nicht uͤbersaugen, und die Erfahrung lehrt, daß bei gehoͤrig getraͤnkten Kaͤlbern weit seltner der daher ruͤhrende Durchfall enstehe, als bei Saugekaͤlbern. Man kann die Milch nach der Staͤrke und dem Ap- petite eines jeden Kalbes abmessen, da bei dem Saugen ein Kalb die Milch seiner Mutter entweder nicht bezwingen kann, oder nicht genug daran hat. Der Hauptgrund fuͤr das Traͤuken ist: daß sich die Kaͤlber leichter und nur allmaͤhlig von der Milch entwoͤhnen, und allmaͤhlig zu schlechterer Milch und zu anderer Nahrung uͤbergehen. Daher erfolgt bei den Traͤnkkaͤlbern nicht das betraͤchtliche Abfallen, was man allgemein bei den abgesetzten Saugekaͤlbern verspuͤrt. Der Gram der Kuh und des Kalbes, welcher sich durch das heftige Bloͤken und Schreien offenbart, wird gaͤnzlich vermieden. Die Kuh ist an ihre Bestimmung, ausgemolken zu werden, gewoͤhnt, und dies gab ihr vom Anfange an eine angenehme Empfindung, weswegen sie gern ihre Milch der Melkerin hingiebt. Endlich wird, da man fruͤher zu abgerahmter Milch uͤber- gehen kann, in den meisten Faͤllen dabei erspart. Der einzige Fall wo das Saugen vielleicht rathsamer seyn kann, ist bei Erstlingen, bei denen die Milchgefaͤße dadurch besser geoͤffnet werden moͤgen. §. 20. Bei dem Traͤnken ist noch folgendes zu beobachten: Nur in den ersten Tagen giebt man jedem Kalbe die Milch seiner Mutter, nachher braucht man nur zu beachten, daß sie die jungen Kaͤlber von frischmilchenden Kuͤhen erhalten; sind sie 3 Wochen alt, so kann man jede gesunde Milch ohne Unterschied geben. R r 2 Aufzucht des Rindviehes. In den ersten acht Tagen giebt man die Milch gern in ihrer natuͤrlichen Temperatur, und wenn sie erkaltet ist, stellt man diese durch etwas zugegebe- nes heißes Wasser wieder her. Nachher kann sie kuͤhler und endlich kalt gege- ben werden. Auf die Entstehung des Durchfalls muß bei Sauge- und Traͤnkkaͤlbern genau geachtet werden, damit man ihn gleich im Anfange hebe. Das beste Mittel ist nach meiner Erfahrung ein Auszug von Rhabarber mit gutem Brannt- wein gemacht. Auf 2 Loth Rhabarber wird ½ Pfund Branntwein gegeben und 24 Stunden in eine gelinde Waͤrme gestellt, auch oͤfter umgeschuͤttelt. Dann wird die klare Tinktur abgegossen, und davon dem kranken Kalbe taͤglich zwei- mal ein Eßloͤffel gegeben. Nach einigen Gaben hoͤrt das Uebel mehrentheils auf; thut es das nicht, so setze man dann noch jedem Loͤffell voll 5 Tropfen Opiumtinktur zu. Man sey dabei im Traͤnken vorsichtiger, und reize das Kalb wider seinen Willen nicht dazu an, bis es wieder Appetit bekoͤmmt. Einige ruͤhmen einen Trank von gelinde geroͤsteten (wie Kaffe gebrannten) Linsen oder Eicheln. §. 21. Haltung der Fersen. Wenn das Kalb im ersten Jahre reichlich genaͤhret worden, sokan n man ihm im zweiten Jahre eine weit sparsamere Fuͤtterung und kargere Weide geben; jedoch so, daß es bei Fleisch und Kraͤften bleibe. Auch im dritten Jahre kann es im Winter mit gutem Strohhaͤcksel, dem etwas Heu zugemischt worden, erhalten werden. Nachdem die Ferse jedoch traͤchtig geworden ist, muß man ihr besseres Futter reichen, und damit steigen, so wie sie zunimmt. §. 22. Vortheil der Aufzucht. Manche haben das Aufziehen nicht fuͤr vortheilhaft gehalten, und die Ko- sten einer selbst aufgezogenen Kuh so hoch berechnet, daß man gutes Vieh viel wohlfeiler dafuͤr kaufen koͤnnte. Manche Wirthschaften sind so eingerichtet, daß die Aufzucht gar nicht dabei statt findet, wo z. B. die Kuͤherei kopfweise ver- pachtet ist. Außerdem aber scheint mir die Sicherheit und die Gleichartigkeit des Viehschlages, den man durch eigne Aufzucht erhalten kann, so große Vor- zuͤge zu haben, daß ich es auch dann empfehlen wuͤrde, wenn es bestimmt kost- Aufzucht des Rindviehes. barer waͤre. Dies scheint es mir aber in gewoͤhnlichen Faͤllen, wo man die Milch nicht frisch zu hohen Preisen absetzen kann, in der That nicht zu seyn. Wenn man weiß, was eine Kuh an jaͤhrlicher Nutzung einbringt, so laͤßt sich die Rechnung auf folgende Weise machen: Das junge Thier kostet in den beiden ersten Jahren hoͤchstens die Haͤlfte der Fuͤtterung einer Kuh, und im dritten Jahre, um reichlich zu rechnen, so viel wie eine Kuh, also uͤberhaupt den jaͤhrigen Ertrag zweier Kuͤhe. Unter diesen Preis wird man doch selten eine tadellose junge Kuh kaufen koͤnnen. Die Vorzuͤge eines an eine bestimmte Behandlung und Weide gewoͤhnten Thiers sind anerkannt und dann besonders wichtig, wenn die Weide fehlerhaft ist. §. 23. Kaͤlber, die man nicht aufziehen will, sucht man sobald als moͤglich ist, Mastkaͤlber. los zu werden, um die Milch benutzen zu koͤnnen. Die Mastung der Kaͤlber kann nur unter gewissen Verhaͤltnissen vortheil- haft seyn, wo naͤmlich gute Kaͤlber fuͤr betraͤchtliche Staͤdte aufgesucht und gut bezahlt werden, man jedoch von der Nachbarschaft dieser Staͤdte durch die Mol- kerei keine besondere Nutzung haben kann. Die Mastung der Kaͤlber geschiehet a) mit bloßer Milch. Dies giebt immer das beste und weißeste Fleisch, und ist fuͤr den Landwirth als solchen am anwendbarsten. Bei diesen Kaͤl- bern hat das Saugen weniger gegen sich, indem das Kalb verkauft wird, so wie man es absetzt. Wird aber diese Kaͤlbermastung im Großen betrieben, so muͤssen die Kaͤlber den Muͤttern oder Ammen zu bestimmten Zeiten zugefuͤhrt werden. Man muß einen Theil der Kuͤhe daran gewoͤhnen, daß sie andre Kaͤlber annehmen, und man findet solche, die dies ohne Bedenken thun. Diese kann man ihre ganze Milchzeit hindurch zu Ammen gebrauchen, und durch starke Fuͤtterung zu einem reichlichen Milchabsatz bringen. Sie werden dadurch aber zu Melkkuͤhen zuweilen ganz untauglich. Bei aͤlteren Mastkaͤlbern von 8 bis 12 Wochen reicht naͤmlich die Muttermilch haͤufig nicht hin, um sie zu der voͤlligen Feistigkeit zu bringen, und dies muß durch die Ammen ersetzt werden. b) mit anderer Fuͤtterung, die Anfangs als Zugabe zur Milch, nachher allein gereicht wird. Aufzucht des Rindviehes. Hier werden allerlei Traͤnke, aus Leinsaamen, Leinoͤlkuchen, Hafergruͤtze, gekochten Kartoffeln und Ruͤben, Eiern, auch aus alt gewordenem Weißbrod, welches den Baͤckern liegen geblieben ist, und von ihnen wohlfeil verkauft wird, bereitet, und den Kaͤlbern mit oder ohne Milch gegeben. Es giebt in manchen Gegenden auf dem platten Lande, und sogar in Staͤdten selbst, Leute, die mit dieser Kaͤlbermastung ein Gewerbe treiben, und die ganz jungen Kaͤlber dazu aufkaufen. Fuͤr den Landwirth kann eine solche Mastung der Kaͤlber nur ein Nebenzweig seyn. §. 24. Alter-Kenn- zeichen. Die Alter-Kennzeichen aus den Zaͤhnen sind bei dem Rindvieh nicht so be- stimmt, wie bei den Pferden und Schaafen. Mehrentheils verliert das Kalb von den 8 Schneidezaͤhnen des Unterkiefers, die es sogleich mit auf die Welt bringt, oder die doch bald nachher ausbrechen, zwischen den zwoͤlften und acht- zehnten Monat die beiden mittleren, welche dann durch breitere sogleich ersetzt werden. Nach dem zweiten Jahre wechseln die beiden zunaͤchst stehenden, und sofort alle Jahr einmal. Bei guͤter Nahrung pflegt die Wechselung aber fruͤ- her, sonst spaͤter zu erfolgen, und uͤberhaupt haͤlt die Natur darin beim Rind- vieh minder regulaͤre Perioden; weswegen dieses Zeichen im juͤngern Alter hoͤchst truͤglich bleibt. Haͤufiger nimmt man das Alter an den Ringen der Hoͤrner wahr, aber zuverlaͤssig ist auch dieses Zeichen nicht. Bei den Ochsen setzt sich der untere Ring zunaͤchst an der Wurzel der Hoͤrner im 5ten Jahre an; bei den Kuͤhen aber, wenn sie zum ersten Male gekalbt haben, und dann entsteht jaͤhrlich ein neuer wulstfoͤrmiger Ring, der den vorhergehenden fortdraͤngt (aber nie ver- liert das junge Thier seine Hoͤrner und bekommt neue, wie in einem neueren Handbuche der Viehzucht gesagt ist). Bei den Kuͤhen will man bemerkt haben, daß sich kein deutlicher Ring ansetze, wenn sie ein Jahr nicht traͤchtig geworden sind, daß aber der Zwischenraum zwischen den Ringen alsdann groͤßer sey. Wenn sie verworfen haben, soll sich der Ring minder deutlich ausbilden. Es hat mir wirklich geschienen, als ob dies in manchen Faͤllen richtig, aber doch nicht allgemein sey. Gewiß ist es, daß ein regulaͤrer Ansatz der Ringe ein Merkmal eines immer gesund gewesenen Thieres sey, und daß die Ringe bei Ernaͤhrung des Rindviehes. einem kraͤnklich gewesenen Thiere von ungleichem Abstande und Staͤrke sind. Bei aͤlteren Thieren werden die Ringe aber undeutlich, und bleiben kaum mehr zaͤhlbar. Die Hoͤrner, welche sonst an der Wurzel am staͤrksten waren, und oberwaͤrts immer duͤnner wurden, werden vom 9ten oder 10ten Jahre an unten duͤnner, als sie weiter aufwaͤrts sind. Andere Zeichen eines hoͤheren Alters sind, die eingefallenen Augengruben, der eingesunkene After, breitere Klauen, weiße Haare um die Augen; doch koͤnnen letztere auch eine Eigenthuͤmlichkeit eines Thieres seyn. Die Ernaͤhrung des Rindviehes. §. 25. Sie theilt sich in die Winter- und Sommerfuͤtterung. Wir reden zuvoͤr- Winterfuͤtte- rung mit Heu und Stroh. derst von ersterer. Sie wird gewoͤhnlich mit gedoͤrrtem Futter, Heu und Stroh, betrieben. Das Verhaͤltniß, worin beides gegeben wird, ist sehr verschieden, und richtet sich nach den Verhaͤltnissen und dem Vermoͤgen der Wirthschaften. Zuweilen wird das Rindvieh mit bloßem Stroh den Winter uͤber erhalten; aber wenn es nur reines Stroh bekommt, so versagt es nicht nur alle Nutzung, sondern faͤllt auch an Fleisch und Kraͤften auf das aͤußerste ab. In den Faͤllen, wo man dies vom Strohfutter nicht bemerkt haben will, war entweder unter demselben viel anderes Kraut, oder noch viele Koͤrner in den Aehren, und es ist bekannt, daß man in einigen Wirthschaften deshalb absichtlich besonders den Hafer nicht rein ausdresche. Mehrentheils werden auch Kuͤhen, die an Heu gaͤnzlich Mangel leiden muͤssen, allerlei Abfaͤlle außer dem Spreu und Ueberkehr aus den Scheu- ren, und dann gegen die Kalbezeit, Mehl- oder Schroottrank, Oelkuchentrank und dergl., gegeben, um ihnen etwas aufzuhelfen. Nur das Stroh von Blattfruͤchten, Erbsen, Wicken, Bohnen, Linsen und Buchweizen hat mehrere Nahrungstheile in sich, um so mehrere, je gruͤner es noch war, wie man es maͤhete. Auch ist das Hirsestroh und das Maisstroh, wenn man es gehoͤrig behandelte, reichhaltiger an Nahrung. Unter dem gewoͤhnlichen Getreidestroh ist das Weizenstroh ohne Zweifel das beste zur Fuͤtterung. Dann folgt Hafer- und Gerststroh, welches auch in Ernaͤhrung des Rindviehes. der Regel krautreicher zu seyn pflegt; und am wenigsten Nahrung giebt aus- gewachsenes Rockenstroh. Gewoͤhnlich wird jedoch das Stroh mit Heu vermischt gegeben. Haͤufig nimmt man es schon als eine gute Fuͤtterung an, wenn auf den Kopf den Winter hindurch 1000 Pfd. Heu gegeben werden, wo auf den Tag beinahe 6 Pfd. kommen, welches man dann aber nicht gleichmaͤßig den ganzen Win- ter vertheilt, sondern davon bis zur Kalbezeit mehreres aufspart. Wenn taͤg- lich 8 bis 10 Pfd. gegeben werden, so sieht man dies schon als eine reichliche Fuͤtterung an. Es ist aber gewiß, daß eine Kuh von mittler Groͤße, falls sie kein andres nahrhaftes Futter erhaͤlt, taͤglich 12 Pfund haben muͤsse, um sich in voller Kraft zu erhalten, und 20 Pfund, wenn sie reichlich Milch dabei geben soll. Eine große Kuh erfordert 20 Pfd., und wenn sie in Milch stehet, und stark darin erhalten werden soll, bis 30 Pfd. Heu taͤglich. Wenn das Heu nur kaͤrglich gegeben werden kann, so wird es mit Stroh zusammen zu Haͤcksel geschnitten. §. 26. Das Haͤcksel- schneiden. Das Haͤckselschneiden haͤlt man fast allgemein bei der Winterfuͤtterung fuͤr unentbehrlich. Man giebt den Haͤcksel scheffelweise, und ein Scheffel Haͤcksel, so wie er grob fuͤr das Rindvieh geschnitten worden, wiegt im Durchschnitt vom Sommer- und Winterstroh 9 Pfd. Man rechnet auf eine gewoͤhnliche Landkuh ¾ bis 1 Scheffel taͤglich. Die Arbeit des Haͤckselschneidens ist betraͤchtlich. Man rechnet, daß ein Mann auf den gewoͤhnlichen jedoch groͤßeren Laden, taͤglich 36 Scheffel lan- ges Haͤcksel schneide. Man hat aber manche Erfindungen von Haͤckselmaschi- nen, wodurch ein Mann das doppelte und dreifache ohne staͤrkere Anstrengung beschaffen kann. Ihr Mechanismus ist so eingerichtet, daß das Vorschieben des Strohs durch Walzen bewirkt wird, die es vor jedem Schnitte zu einer bestimmten Laͤnge vor das Messer bringen. Die Schneidemesser sind von der gewoͤhnlichen Form, jedoch groͤßer, und da der Schneider seine ganze Zeit und Kraft auf das Heben und Niederdruͤcken des Messers verwenden kann, so ist er vermoͤgend in gleicher Zeit die doppelte Zahl von Schnitten und diese mit groͤßerer Kraft zu thun, weswegen bei dem breiteren und hoͤheren Kasten auch jeder Ernaͤhrung des Rindviehes. jeder Schnitt wohl um ⅓ mehr Haͤcksel giebt. Oder aber die Messer sind in einem Schwungrade befestigt, und dieses Rad braucht nur im Umschwunge er- halten zu werden, um diese Arbeit zu verrichten. In diesem Schwungrade sind eins, zwei oder drei Messer angebracht. Eine aus England erhaltene Maschine mit drei Messern, die sonst sehr gut konstruirt war, konnte wegen der starken Friktion von einem Menschen nicht im Umschwunge erhalten werden, und wenn die Messer etwas stumpf geworden waren, reichten zwei Menschen auf die Dauer nicht zu. Die mit einem Messer ist allgemein besser befunden, und eine solche ist von unserm wuͤrdigen Karsten in Rostock nach Lester in den Annalen des Ackerbaues 3ter Bd. S. 507. mit den Verbesserungen des erstern beschrieben und abgebildet, und wird in Rostock von Herrn Haak, jetzt auch in Berlin vom Mechanikus Schulz fuͤr 50 rthl. sehr gut verfertigt. In großen Wirth- schaften hat man auch groͤßere Haͤckselmaschinen, die mit Zugvieh oder selbst vom Wind und Wasser in Bewegung gesetzt werden, und sehr große Quanti- taͤten Haͤcksel in kurzer Zeit liefern. Man hat aber bei allen diesen Maschinen, besonders bei den komplizirteren, die Schwierigkeit gefunden, daß sich so leicht etwas daran veruͤckt oder bricht, und daß es dann auf dem platten Lande an einem hinreichend geschickten Mann fehle, um dies zu verbessern. Daher weiß ich viele Faͤlle, wo man durch die Haͤckselmaschine in große Verlegenheit gekommen ist, wenn man die gewoͤhnlichen Schneideladen hatte eingehen las- sen, und wo man seitdem einen solchen Widerwillen gegen diese Maschinen bekommen hat, daß sie voͤllig unbenutzt auf dem Boden stehen. Man muß aber hoffen, daß sich so viele mechanische Kenntnisse, die zur Anfertigung und Aus- besserung einer solchen Maschine noͤthig sind, bald allgemein verbreiten werden. Bei einer kaͤrglichen Fuͤtterung, und wo man durch die Vermengung des Strohes mit andrem Futter dem Vieh moͤglichst viel von jenem hinunter zu bringen suchen muß, um die wenigen darin befindlichen nahrhaften Theile zu benutzen, und das Gefuͤhl des Hungers abzustumpfen, ist das Haͤckselschneiden freilich unentbehrlich; allein bei einer reichlichen Fuͤtterung ist es meiner Ueber- zeugung nach ganz uͤberfluͤssig. Denn die Nahrungstheile werden doch auf keine Weise dadurch vermehrt. Vielmehr sucht das Vieh sie aus dem ungeschnitte- nen Strohe besser selbst heraus. Das einzustreuende Stroh wird ihm deshalb Vierter Theil. S s Ernaͤhrung des Rindviehes. immer erst vorgelegt. Gutes Heu aber frißt es sehr gern ungeschnitten rein weg. Ist das Vieh nicht hungrig, so sucht es auch aus dem Haͤcksel nur das bessere heraus, beschnaubt das uͤbrige, und man hat nur die Muͤhe, das mit Kostenaufwand geschnittene Stroh aus den Krippen in den Mist zu bringen. §. 27. Koͤrnerfuͤtte- rung. Die Koͤrnerfuͤtterung als Ersatz und Zugabe des Heues kann im Großen nur vortheilhaft seyn, wenn die Milch in hohem Preise oder das Korn in sehr geringem steht. Allerdings vermehren etliche Pfund Getreide taͤglich zugegeben die Milch betraͤchtlich, und wenn man nichts anders zu fuͤttern hat, so kann es sicher wirthschaftlich seyn, es daran zu wenden; aber es bleibt doch in der Regel das theuerste Futter unter allen. Auch ist die Milch und Butter, wenn sie aus Getreide hauptsaͤchlich erzeugt wird, schlecht, mehr kaͤsigt als fett, und hat keinen angenehmen Geschmack. Die Koͤrner gehen haͤufig unverdaut ab, wenn man sie im rohen Zustande giebt. Gewoͤhnlich werden sie daher geschrooten; aber dabei ist großer Verlust, wenn man nicht eigenen Muͤhlenbetrieb und keine Handschrootmuͤhle hat. Man kann dessen aber entuͤbriget seyn, wenn man die Koͤrner vorher quellet, wozu einige heißes, andre kaltes Wasser mehr empfehlen; oder aber wenn man sie malzet. Durch letzteres werden die Koͤrner vermittelst der Entwickelung des Zuckerstoffs sehr verbessert, und erzeugen bessere Milch. Hafer ist den Milch- kuͤhen am angemessensten, und besonders ruͤhmt man ein Gemenge von Hafer und Wicken, wenn es geschrooten worden. Gerste giebt vor allem eine weiße kaͤsige Milch, und schnell bitter werdende Butter. Am haͤufigsten kommt der Abfall des Getreides, die Kleien, das grobe und das Steinmehl, der Muͤhlenschlamm, der Graupen- und Gruͤtzabfall in Gebrauch. Alle diese Mehl- und Schrootarten werden entweder mit Haͤckselfutter ver- mengt, oder besser sie werden unter das Getraͤnk geruͤhrt, wodurch das Vieh im Winter zu mehrerem Saufen angereizt wird. §. 28. Biertraͤbern und Brannt- weinspuͤlicht. Hierher gehoͤrt auch der Sey oder die Traͤbern der Bierbrauerei. Sie haben eine sehr gute Wirkung auf die Milch, und kleine Kuͤhereihalter finden den Ankauf derselben von den Brauern sehr vortheilhaft. Da man sie im Som- Ernaͤhrung des Rindviehes. mer sehr wohlfeil haben kann, wenn staͤdtische Brauer nicht selbst Vieh hal- ten, so sucht man sie in ausgemauerten Gruben, die, wenn sie vollgefuͤllt, mit einem Deckel geschlossen werden, uͤber welchen man noch Erde wirft, bis zum Winter zu conserviren. Ferner der Branntweinspuͤlicht, der wenn man frischen Absatz fuͤr die Molkerei hat, vielleicht nicht vortheilhafter als fuͤr die Kuͤhe benutzt werden kann. Er wird uͤber das Haͤcksel gegossen, in dazu eingerichteten Staͤllen durch Roͤhren gleich in die Krippen geleitet, oder aber als Getraͤnk mit Wasser ver- mischt gegeben. Je fruͤher er gebraucht wird, desto besser ist es; hat er die mindeste Saͤurung angenommen, so wirkt er nachtheilig auf die Milch: deshalb ist es am besten, ihn so wie er warm aus der Blase kommt, mit Wasser abzukuͤhlen. Diese Fuͤtterung muß indessen nur als Nebenfuͤtterung betrachtet und sehr maͤ- ßig gegeben werden, wenn sie keinen nachtheiligen Einfluß auf die Gesund- heit der Kuͤhe, wie man ihn bei Uebertreibung derselben haͤufig bemerkt, ha- ben soll; man vertheilt die Portion fuͤr einen Mastochsen wenigstens auf vier Kuͤhe. Auch giebt der Branntweinspuͤlicht schlechte Butter. Ein sehr aufmerksamer Landwirth klagte daß seine Kaͤlber hartschlaͤgig wuͤr- den und dann stuͤrben. Es ist ihm, wie mir, sehr wahrscheinlich, daß dies von dem Branntweinspuͤlicht, den die Muͤtter erhalten, herruͤhrt. §. 29. Endlich werden den Kuͤhen Oelkuchen, die besten von Leinsaamen, mit Oelkuchen. vorzuͤglichem Effekt gegeben. Man benutzt sie am besten im Getraͤnk, worin sie aber voͤllig aufgeloͤst seyn muͤssen. Die beste Vorrichtung dazu ist folgende: man macht eine vertikale Abscheerung des Kuͤbens mit Brettern, die viele kleine Bohrloͤcher haben, und zwar so, daß der kleinere Raum ⅓ des Ganzen betraͤgt. In diesen giebt man den Oelkuchen und das Wasser, und ruͤhrt es oft um. Aus dem anderen schoͤpft man das Getraͤnk, welches keine unaufge- loͤste Stuͤcke, sondern nur aufgeloͤste Theile enthalten kann. Allmaͤhlig loͤsen sich die Oelkuchen durch immer zugegebenes Wasser voͤllig auf, und man thut dann von Zeit zu Zeit frische hinzu. Sie machen das Getraͤnk dem Vieh sehr angenehm und wirken augenscheinlich auf die Vermehrung der Milch. S s 2 Ernaͤhrung des Rindviehes. Auch schlechter Leinsaamen, gequetscht und mit Wasser abgekocht, giebt ein hoͤchst nahrhaftes Getraͤnk fuͤr die Milchkuͤhe. Eben so wird der Spergel- saamen gebraucht, jedoch nur mit heißem Wasser angebruͤhet, ohne ihn zu kochen, und als eins der nahrhaftesten und milchergiebigsten Fuͤtterungen geruͤhmt. §. 30. Brachfruͤchte. Die vortheilhafteste Fuͤtterung des Rindviehes und besonders der Kuͤhe, und einen vollstaͤndigen Ersatz eines Theils des Heues geben im Winter die Wurzelgewaͤchse ab: naͤmlich Kartoffeln, Runkeln, Kohl- und Steckruͤben, Ro- tabaga, Wasserruͤben, Moͤhren und Pastinaken. Man muß aber nicht nach ihren oft zufaͤllig hohen Marktpreis, sondern nach ihren vollstaͤndigen Produk- tionskosten rechnen. Denn man kann sie selten in großer Menge zu Markt bringen, und wenn einmal ein hoher Preis dies rathsam machen sollte, und man sie gegen das Fruͤhjahr zum Theil entbehren koͤnnte, so muß man dies als einen zufaͤlligen Gewinn brtrachten . Ich habe im ersten Bande §. 275. uͤber die Nahrhaftigkeit dieser Ge- waͤchse und das Verhaͤltniß derselben zum Heu gesprochen, und im 276sten §. von ihrem Durchschnittsertrage auf gut kultivirtem Boden; und ausfuͤhrlicher habe ich daruͤber in diesem Bande bei der Lehre vom Anbau eines jeden ge- handelt. Daß das Verhaͤltniß ihrer Nahrhaftigkeit dort so genau als es uns bis jetzt moͤglich ist, getroffen worden, davon haben mich auch noch spaͤtere Beobachtungen uͤberzeugt. Es bleibt mir nur uͤbrig von ihrer Anwendung hier zu reden. Diese Gewaͤchse werden roh oder gekocht gegeben. Das Kochen, vorzuͤglich der Kartoffeln, geschiehet wo es angewandt wird, im Großen jetzt allgemein in Daͤmpfen, weil dadurch nicht allein Feuerung er- spart, sondern auch der gehoͤrige Grad der Garheit besser erreicht wird. Der bessere Apparat dazu ist jetzt allgemein bekannt, nachdem er durch die Brannt- weinbrennerei aus Kartoffeln fast an allen Orten eingerichtet worden. Er be- steht aus einer gewoͤhnlichen Branntweinsblase, die aber, wie uͤberhaupt die neueren Blasen keinen Helm, sondern einen weiten retortenfoͤrmigen Hals hat, aus welchem die Daͤmpfe durch ein Rohr in das Kartoffelgefaͤß uͤbergehen. Dieses ist ein Faß, welches aufrecht stehet, und worin unten ein zweiter durch- Ernaͤhrung des Rindviehes. loͤcherter Boden befestigt ist, damit sich das wieder tropfbar gewordene Wasser da hinein ziehen koͤnne. In dieses Gefaͤß wird die Dampfroͤhre hinein gelei- tet, der Deckel desselben, und eine gewoͤhnlich an der Seite desselben befind- liche kleine Thuͤr gut verschlossen, und nun das Wasser in der Blase zum Sieden gebracht, wo dann die Kartoffeln in kuͤrzerer Zeit, als beim Kochen im Wasser, ihre Garheit erreichen. Ob und in wiefern jene Wurzelgewaͤchse und besonders die Kartoffeln durch das Kochen fuͤr das Rindvieh verbessert werden, ist noch durch keine lange genug fortgesetzte komparative Versuche vollkommen entschieden; kleinere Versuche haben indessen gezeigt, daß der Unterschied nicht betraͤchtlich sey, und daß sich die Kochung folglich in Ansehung ihres Aufwandes nicht hinreichend verlohne, so sehr sonst Theorie und Analogie dafuͤr zu sprechen schienen. Offen- bar findet man, daß das Rindvieh die rohen Gewaͤchse eben so gern und auf die Dauer lieber als die gekochten fresse. Nur wenn sie in einem sehr gro- ßen Maaße, welches nur beim Mastvieh statt findet, gegeben werden sollen, so kann das Kochen die laxirende Eigenschaft, welche die Kartoffeln, in sehr großem Maaße gegeben, allerdings aͤußern, dadurch vermindert werden, und dies ist wohl die Ursach, warum einige große Viehhalter, besonders unter den Englaͤndern, die gekochten Kartoffeln mehr fuͤr das Mastvieh, die rohen fuͤr das Milchvieh ruͤhmen. Von der Bruͤhfuͤtterung und der Anwendung dieser Gewaͤchse dabei, weiter unten. Diese Gewaͤchse muͤssen zerkleinert werden. Es geschiehet im Kleinen mittelst des Stampfeisens, im Großen durch die Schneidemaschinen, wovon man mehrere Erfindungen hat. Die bekannteste ist die, wo eine mit drei oder vier Messern versehene starke, und zur Verhuͤtung des Werfens aus triangu- lairen Stuͤcken zusammengesetzte Scheibe vor einen Kasten umlaͤuft, in wel- chen die Wurzeln gethan werden, und welche sie so wie sie vorfallen zerschneidet. Der maͤchtige Schwung, worin sich die Scheibe setzt, erleichtert die Arbeit so sehr, daß sie von einer schwachen Person verrichtet werden kann. Die Mes- ser sind gerade und schneiden in Scheiben, oder sie sind welligt gebogen an ihrer Schneide, und zerschneiden in laͤnglichte Streifen. Auch hat man letzte- res durch andre quer stehende scharfe Eisen bewirkt. Meines Ermessens ist Ernaͤhrung des Rindviehes. aber das Schneiden in Scheiben voͤllig zureichend und wirklich besser, da kleinere Stuͤcke sehr leicht breiig und schwarz werden, und wenn sie laͤnger liegen, in eine Art von Gaͤhrung kommen koͤnnen. Das Vieh frißt sie auf- fallend lieber, wenn sie nur groͤblich zerkleinert sind, und die Zerkleinerung kann uͤberhaupt nur den Zweck haben, daß das Vieh sich nicht damit ver- schlucke. Ueberdem werden die gekruͤmmten Messer schnell stumpf, und sind schwieriger zu schaͤrfen. Noch weniger kann ich den Vortheil derjenigen Maschinen anerkennen, wel- che diese Gewaͤchse gekocht oder ungekocht zu einem Brei machen. Sie sind nur bei der Branntweinbrennerei und anderen Fabrikationen aus diesen Gewaͤch- sen anwendbar. Man hat wohl bei diesen feiner zerkleinernden Maschinen den Zweck ge- habt, die Wurzelgewaͤchse genauer mit dem Haͤcksel vermengen zu koͤnnen, um dadurch das Vieh zum Mitfressen des letztern zu noͤthigen. Hiervon aber bin ich, durch Erfahrung belehrt, voͤllig abgestanden, weil ich gesehen habe, daß gut gefuͤttertes, und folglich etwas lecker gewordenes Vieh immer die Wurzel- stuͤckchen aus dem Haͤcksel heraussuchte, diesen beschnob, und dann nicht wei- ter fraß. Ich lasse also die Wurzeln immer fuͤr sich geben, und finde, daß das Vieh, wenn ihm bald nachher etwas langes Stroh vorgelegt wird, sol- ches weit lieber und mehr davon frißt, als man ihm durch Haͤcksel hinunter zwingen wollte. Eine Mengung von mehreren dieser Wurzelgewaͤchse oder ein wechseln- des Fuͤttern derselben scheint mir sehr zweckmaͤßig. Die mehr Zuckerstoff hal- tigen Ruͤbenarten verbessern ohne Zweifel die mehr mehlhaltigen Kartoffeln, die Milch bleibt suͤßer und wohlschmeckender, und das Vieh liebt diese Ab- wechselung. Aber die Konservation der Ruͤben bis zum Nachwinter und Fruͤh- jahre ist weit schwieriger, wie die der Kartoffeln, und dies ist ein uͤberwiegen- der Grund, jene fruͤher zu verfuͤttern, und diese groͤßtentheils bis zuletzt auf- zubewahren. So nahrhaft und gedeihlich diese Gewaͤchse sind, so darf man sie doch nicht auf die Dauer zur einzigen Fuͤtterung der Milchkuͤhe machen. Sie muͤssen dabei eine verhaͤltnißmaͤßige Quantitaͤt trocknen Futters haben. Man Ernaͤhrung des Rindviehes. kann allerdings mit einer Zugabe von bloßem Stroh ausreichen, welches sie begierig dabei fressen; aber ein Theil Heu gedeiht den Kuͤhen doch besser, und giebt die staͤrkste Milch. Bei der Kartoffelfuͤtterung haben andere und ich ge- funden, daß es am vortheilhaftesten sey, die Haͤlfte der Fuͤtterung aus Heu, die andre Haͤlfte aus Wurzelwerk nach Verhaͤltniß ihrer Nahrungstheile beste- hen zu lassen. Wenn z. B. die Kuh eine Fuͤtterung von 20 Pfund Heu taͤg- lich haben sollte, falls ihr bloß dieses gegeben wuͤrde, so erhaͤlt sie dann nur 10 Pfd. Heu, und statt der andern 10 Pfd., 20 Pfd. Kartoffeln, oder 46 Pfd. Runkeln, 35 Pfd. Rotabaga, 52 Pfd. Wasserruͤben. Vornehmlich ist jedoch bei den ersteren die Nebenfuͤtterung des Heues in Hinsicht auf die Milch rath- sam, weil diese bei bloßen Kartoffeln und Stroh, weiße, kaͤsigte und leicht bit- ter werdende Butter, wie bei aller Mehlfuͤtterung, giebt. Ueber das Maaß der Kartoffelnfuͤtterung vergl. die trefflichen v. Jenaischen Versuche in den neuen Annalen 3ter Bd. 1stes St. S. 102. Wenn von einem Futtermittel zum andern uͤbergegangen wird, so habe ich es immer wichtig gefunden, daß dieses nicht ploͤtzlich geschehe. Wenn z. B. eine Zeitlang bloß Runkeln gefuͤttert wurden, und diese zu Ende gehen, man dann mit Kartoffeln anfangen will, so ist es zur Erhaltung eines gleichen Milch- standes rathsam, acht Tage lang Runkeln mit Kartoffeln gemengt, und allmaͤh- lig von letzteren immer mehr zu geben. Denn obgleich das Vieh eine Abwech- selung liebt, so gewoͤhnt es sich dennoch an eine Fuͤtterung so sehr, daß es bei einer ploͤtzlichen Abbrechung nicht so gern daran geht; was man durch einen Abschlag in der Milch sogleich verspuͤrt. §. 31. Das Bruͤhen der Fuͤtterung hat man nach Erfahrung und nach Theorie Bruͤhfuͤtte- rung. als eine die Nahrungstheile mehr aufschließende Methode allgemein angeruͤhmt, und sie ist in manchen Gegenden, wo man in kleinen Wirthschaften auf das Milchvieh große Aufmerksamkeit richtet, allgemein gebraͤuchlich. Man gießt entweder reines oder mit einem nahrhaften Zusatze geschwaͤngertes Wasser kochend uͤber das zu Haͤcksel und Stroh geschnittene Heu, ruͤhrt es durch und giebt es dem Vieh, wenn es ziemlich erkaltet ist. Mit dem Wasser koͤnnen alsdann Wurzelgewaͤchse, oder andre oben erwaͤhnte mehlige Nahrungsmittel Ernaͤhrung des Rindviehes. gekocht, nnd so genauer mit dem Haͤcksel vermengt werden. Ich habe diese Bruͤhfuͤtterung zwei Winter hindurch mit 12 bis 14 Milchkuͤhen versucht, und zwar mit dem Zusatze von Wurzelgewaͤchsen und Kohl, die mit dem Wasser gekocht wurden, und habe in diesen Wintern in der That einen Milchertrag gehabt, der groͤßer war, als ich ihn sonst haͤtte erwarten koͤnnen. Es ward das Futter taͤglich zweimal in zwei Braubottichen bereitet, des Morgens zu der Mittag- und Abendfuͤtterung, gegen Abend zu der Morgenfuͤtterung, weil es sonst nicht genugsam erkaltete. Ich habe aber nicht verhindern koͤnnen, ungeachtet die Gefaͤße oft mit Lauge ausgescheuert wurden, daß mit der maͤ- ßigen Erkaltung zugleich eine Saͤurung eintrat, die in geringem Grade nicht nachtheilig war, im staͤrkern aber, bei hoͤherer Temperatur, das Futter dem nicht sehr hungrigen Vieh widrig machte. Ueberdem aber verspuͤrte ich, daß mein Vieh im folgenden Sommer schwaͤchlich wurde, und daß seine Verdauungskraͤfte gelitten hatten, und ich verlor bei der gruͤnen Sommerfuͤtterung gewiß mehr an Milch als ich im Winter gewonnen hatte. Ich gab sie also nach diesen Versuchen wieder auf, da sie uͤberdem sehr viele Arbeit erforderte, und ich glaube, daß sie kaum in großen Wirthschaften durchgesetzt werden koͤnne, son- dern sich nur fuͤr kleine Wirthschaften von 3 bis 4 Milchkuͤhen, und wo das Wasser in den Stubenoͤfen erhitzt werden kann, passe; und hauptsaͤchlich fuͤr solche Kuͤhe, die man abmelken und dann abschaffen will. Die obenerwaͤhnte Mengung des Haͤcksels mit warmem Branntweinspuͤ- licht kann als eine Art der Bruͤhfuͤtterung angesehen werden. §. 32. Futter-Ord- nung. Die Milchkuͤhe im Winter zu starkem Saufen anzureizen, ist sehr wich- tig. Sie saufen das sehr kalte Wasser nur, wenn starker Durst sie treibt; das lau gemachte weit lieber. Man kann sie aber auch dazu vermoͤgen, wenn man dem Getraͤnke nur ein weniges von mehligen Substanzen beimischt, und vor- zuͤglich passen sich dazu die Oelkuchen, wovon oben gesprochen worden. Das Traͤnken muß nicht unmittelbar nach dem Futter, sondern in den Zwischen- zeiten geschehen. Es koͤmmt bei dem Futtern und Traͤnken auf eine genaue Haltung der Zeit, woran das Vieh gewoͤhnt ist, an, und daß es zu jeder Zeit die Art von Fuͤt- Ernaͤhrung des Rindviehes. Fuͤtterung bekomme, die es nach der Gewohnheit erwartet. Man kann dies beim Anfange der Winterfuͤtterung ziemlich willkuͤrlich einrichten, muß dann aber bei der Ordnung bleiben. Meine Winterfuͤtterung ist mehrentheils folgendermaaßen eingerichtet gewesen: Morgens fruͤh erhalten die Kuͤhe Stroh- und Heuhaͤcksel, sie werden zwischen 8 und 9 Uhr getraͤnkt, um 11 Uhr bekommen sie Wurzelge- waͤchse ohne Zusatz, danach aber wird ihnen langes Stroh vorgelegt; um 3 Uhr werden sie wieder getraͤnkt und erhalten darnach etwas langes Heu; Abends bekom- men sie erst Haͤckselfutter wie des Morgens, jedoch weniger, und wenn sie selbi- ges verzehrt haben, wieder Wurzelgewaͤchse. Dann wird ihnen auf die Nacht Stroh vorgelegt, wovon sie fressen, was sie wollen, nnd das uͤbrige wird ihnen am andern Morgen eingestreuet. Salz habe ich meinem Rindvieh hier nicht gegeben, weil es so theuer ist, daß es den Vortheil, den es allerdings haben kann, durch seinen Preis uͤberwiegt. Vormals gab ich es haͤufig, und bemerkte offenbar, daß es die Milchabsonde- rung befoͤrdere. Wenn man jedoch zu weit damit ging, so schien das Vieh da- nach abzumagern, und die Butter leichter bitter zu werden. §. 33. Eine gute Einstreuung ist nach der gewoͤhnlichen Einrichtung unserer Staͤlle Einstreuung und Ausmi- stung. fuͤr das Vieh hoͤchst wohlthaͤtig. Die Staͤrke derselben muß sich nach der Staͤrke der Fuͤtterung, besonders der saftigen, richten. Bei dem schlecht und nur mit trok- kener Fuͤtterung genaͤhrten Vieh reichen 3 Pfd. Stroh taͤglich hin; bei reichlich genaͤhrtem koͤnnen 10 Pfd. den Mist und Urin kaum uͤberwaͤltigen. Kann man in einem stroharmen Jahr, wie das gegenwaͤrtige 18 11/12, bei einer starken Wur- zelfuͤtterung, um noch zur Sommerstallfuͤtterung genug uͤbrig zu behalten, nicht so stark einstreuen lassen, so muß man taͤglich ausmisten, damit das Vieh reiner und trockner erhalten werde; falls man nicht zu andern Streu-Suͤrrogaten seine Zuflucht nehmen kann. Ein trocknes, wenn gleich nicht so weiches Lager ist fuͤr die Gesundheit des Viehes unumgaͤnglich noͤthig. Manche haben das Striegeln der Kuͤhe empfohlen. Beim Mastvieh ist es von augenscheinlicher Wirkung; aber bei den Kuͤhen habe ich keinen so auffallen- den Vortheil, daß er die Arbeit verlohnte, davon gesehen. Nur der Euter muß ihnen rein erhalten und wo noͤthig beim Melken zuvor abgewaschen werden. Vierter Theil. T t Ernaͤhrung des Rindviehes. Bei reichlicher Einstreuung und magerer Fuͤtterung kann der Mist lange un- ter dem Viehe liegen bleiben. Im umgekehrten Falle muß wenigstens woͤchent- lich zweimal ausgemistet, oder der Mist doch zuruͤckgebracht werden. Der Mist wird am bequemsten ausgeschleift, mit einem Schlitten, der von beiden Seiten angespannt werden kann, damit man nicht umzuwenden, sondern das Pferd nur umzuhaͤngen brauche. §. 34. Dauer der Winterfuͤtte- rung. Auf die Winterfuͤtterung muͤssen sieben Monate gerechnet werden. Gewoͤhn- lich dauert die Weide bis zur Mitte Oktobers, und ist in der Mitte des Mays wieder da. Von der gruͤnen Stallfuͤtterung unten. Jedoch thut man wohl seinen Zuschnitt mit der Winterfuͤtterung auf einen halben Monat laͤnger zu machen, da sich bei einem unguͤnstigen Fruͤhjahre Weide und Gruͤnfutter um so viel verspaͤten kann. Man sucht deshalb besonders Heu uͤber zu sparen, weil dieses noch im Sommer benutzt, oder bis zukuͤnftigen Winter aufbewahrt werden kann. Ein Heu- und Strohvorrath von einem Jahre zum andern giebt der Wirthschaft eine große Sicherheit. §. 35. Weide. Von den verschiedenen Arten der Weide und dem Flaͤchenbedarf fuͤr ein Stuͤck Vieh ist im 3ten Bd. §. 270 bis 288. geredet worden. Eine Weide , wovon 5 Morgen auf eine Kuh von einer der Weide ange- messenen Groͤße, nicht zureichen, kann kaum mehr als Kuhweide betrachtet, und als solche vortheilhaft benutzt werden. Denn wenn die Kuh ihre Nahrung auf einem zu großen Umfange suchen muß, so wird sie nicht gedeihen, und zu unerhebliche Nutzung bringen. Auf so magere Weide gehoͤren nur Schaafe. Die Erfahrung lehrt, daß es Weiden gebe, die vorzuͤglich milchergiebig sind, worauf sich aber das Vieh nicht fett frißt, und andre, wo das Vieh schneller auf- setzt, die Kuͤhe aber wenig Milch geben. Es ist meines Wissens noch nicht aus- gemittelt, was der Grund dieses Unterschiedes sey. Man hat ihn aber in meh- reren Niederungsgegenden so deutlich bemerkt, daß jedermann seine Fett- und seine Kuhweiden unterscheidet, und sie mit der einen oder andern Art von Vieh besetzt. Daß gedeihliche Kuhweiden keine Saͤure haben muͤssen, ist allgemein bekannt. Wo man merkliche Saͤure im Boden findet, da verlieren Kuͤhe die Milch, doch Ernaͤhrung des Rindviehes. koͤnnen Ochsen sich gut darauf halten. Ob hieran ein Uebergang der Saͤure des Bodens in die sonst gesunden Gras- und Krautarten, oder die auf solchen Weiden wachsenden besonderen Kraͤuter Schuld seyen, getraue ich mich ebenfalls nicht zu entscheiden. Das Equisetum arvense und palustre, das Colchicum, mehrere Ranunkelarten und andere Sumpfpflanzen haben gewiß eine nachtheilige Wirkung auf das Rindvieh, und besonders auf dessen Milcherzeugung; aber es laͤßt sie auch stehen, wenn es nicht durch uͤbermaͤßigen Hunger getrieben wird. Hoͤheweiden haben, wenn sie reichlich genug sind, eine Kuh auf drei oder we- nigeren Morgen voͤllig zu saͤttigen, in der Milchergiebigkeit Vorzuͤge vor den Nie- derungsweiden, wobei sich jedoch versteht, daß die Ra ç e ihnen angemessen seyn muͤsse; denn eine große Marschkuh wird nicht leicht auf drei Morgen Hoͤhewei- den genug haben. Entfernte Weiden verlieren sehr durch das Hin- und Hertreiben des Viehes, wobei es, wie man sagt, die Milch vergehet. Je ruhiger das Vieh auf seiner Weide bleibt und sich selbst uͤberlassen wird, um desto groͤßer wird die Benutzung derselben seyn. Deshalb haben die Ackerweiden der Koppelwirthschaft auch von dieser Seite so große Vorzuͤge, weil hier das Vieh ganz ruhig auf den wirklich befriedigten Koppeln ohne Hund und Hirten, bleibt, auch Tag und Nacht dar- auf gelassen wird. In Hinsicht des letztern sind zwar die Meinungen getheilt, indem einige das naͤchtliche Eintreiben des Viehes nicht nur seiner Gesundheit zutraͤglicher, sondern auch der Stallmist-Gewinnung wegen fuͤr wirthschaftlicher halten. Die Mehrheit der Koppelwirthe aber, und besonders alle Molkerei-Paͤchter sind entschieden dafuͤr, daß die Kuͤhe in den waͤrmeren Sommermonaten des Nachts auf der Weide blei- ben muͤssen, weil sie behaupten, daß die Milch sich sonst betraͤchtlich vermindere. Was einige von der Schaͤdlichkeit des Nebels und Thaus, und von dem Nach- theile des davon noch triefenden Grases angeben, ist zuverlaͤssig ohne Grund auf gesunden Hoͤhen. Nur an sumpfigen Stellen, Bruͤchern und Mooren kann der aufsteigende Nebel nachtheilig wuͤrken. In den kalten Naͤchten des Fruͤhjahrs und Herbstes aber ist das naͤchtliche Eintreiben des Viehes doch immer zu em- pfehlen, und wenn man ihnen des Morgens vor dem Austreiben etwas trockenes T t 2 Ernaͤhrung des Rindviehes. Futter, sollte es auch nur gutes Stroh seyn, geben kann, so wird es sehr da- bei gewinnen. Auf andren Weideabtriften kann das naͤchtliche Außenbleiben des Viehes nur selten rathsam seyn, auch weil hier der Duͤnger verloren geht, der bei den Kop- pelweiden dem Acker doch einigermaaßen zu Theil wird; zumal wenn auf dem zunaͤchst umzubrechenden Schlage das Vieh des Nachts naͤher zusammen gehal- ten wird, und diesen Platz also gewissermaaßen bepfercht. Bei dem Vieh, was vor den Hirten geht, ist die Art, wie er es behandelt, keinesweges gleichguͤltig. Er muß es so viel moͤglich, sich selbst uͤberlassen, oder es doch nur sanft leiten und treiben, durchaus nicht mit dem Hunde hetzen. Wenn es weidend fortgeht, so muß er es so einrichten, daß es immer mit dem Winde gehe, und nicht ihm entgegen. Am wenigsten muß es gestoͤrt wirden, wenn es sich zum Wiederkaͤuen lagert, wobei ihm die vollkommenste Ruhe noͤthig ist. Die Frage, ob eine Kuh gleicher Art mehr Milch bei der Weide oder bei der Stallfuͤterung gebe, mag wohl zum Vortheil der erstern entschieden werden, wenn man voraussetzt, daß sie bei beiden gleiche und vollkommene Saͤttigung er- halte, und auch uͤbrigens gleich gut behandelt werde. Denn ich weiß kein Beispiel, daß der Milchertrag eines ganzen Viehstapels im Durchschnitt bei der vollkommen- sten Stallfuͤtterung so hoch betrieben worden, wie bei der vollkommensten Weide. Aber letztere ist nur hoͤchst selten in der Wirklichkeit vorhanden. §. 36. Das Tuͤdern. Ein Mittelweg zwischen der Weide und Stallfuͤtterung ist das sogenannte Tuͤdern oder Toͤddern ; wo man naͤmlich das Vieh an den Hoͤrnern mit einem Stricke befestigt, der am Halse einen zweckmaͤßig eingerichteten hoͤlzernen Wirbel hat, und am andern Ende an einen in die Erde geschlagenen Pflock geknuͤpft wird, wo sich manchmal noch ein andrer Wirbel befindet. Bei einzelnen Stuͤk- ken ist diese Methode ziemlich allgemein bekannt; aber daß sie im Großen mit Viehheerden von mehr als 100 Stuͤcken betrieben werde, findet man bis jetzt, so viel ich weiß, nur in Daͤnnemark; weswegen ich die mir davon gemachte Be- schreibung hier mittheile. Es ist bei der Anwendung im Großen nothwendig, daß die Heerde so kon- zentrirt wie moͤglich zusammen gehalten werde, damit kein Theil der Flaͤche unbe- Ernaͤhrung des Rindviehes. nutzt bleibe, die Milchmaͤgde nicht zu weit zum Milchwagen zu tragen haben, der in der Mitte der ganzen Heerde gestellt wird, und damit auch der Mist der Kuͤhe sich gleichmaͤßig verbreite. Man theilt die Kuͤhe gewoͤhnlich in Abtheilun- gen von 20 Stuͤck, weil dies die Anzahl ist, die eine Magd melken muß. Eine solche Abtheilung wird, wenn man auf einem frischen Schlage das Tuͤdern anfaͤngt, in einer Reihe mit dem Ruͤcken gegen die Grenze des Schla- ges gewendet, getuͤdert. Die Entfernung zwischen jeder Kuh richtet sich nach der Laͤnge der Tuͤderstricke, und diese wieder nach der Guͤte der Weide. Auf Thorseng , wo man auf zweijaͤhrigem Kleelande tuͤdert, sind die Stricke zehn rheinlaͤndische Fuß lang. Die Tuͤderpfaͤhle werden so eingeschlagen, daß die Kuͤhe zwar nahe, jedoch nicht voͤllig zu einander kommen koͤnnen, damit kein unerreich- ter Streifen stehen bleibe. Ist die erste Abtheilung getuͤdert, dann wird die an- dre in einer Entfernung von 60 bis 80 Fuß, je nachdem die Weide fetter oder magrer ist, getuͤdert, und mit der dritten, vierten und fuͤnften Abtheilung wird dann eben so verfahren. Auf den Zwischenraͤumen zwischen jeder Abtheilung wird nun fortgetuͤdert, d. h. die Pfloͤcke werden vorwaͤrts geschlagen, wenn die Laͤnge des Tuͤderstricks abgefressen ist, bis die erste Abtheilung dahin kommt, wo die zweite anfangen hat, und die zweite dahin, wo die dritte u. s. f. war. Folgende Zeichnung versinn- licht die Sache. Ernaͤhrung des Rindviehes. Der von 4 Strichen eingeschlossene Raum sey ein Weidenschlag, und die punktirten Linien die Abtheilungen von 20 Stuͤck Kuͤhen. In den Zwischenraͤu- men zwischen jede werden die Kuͤhe vorwaͤrts getuͤdert, bis sie jede ihren Raum abgefressen haben. Ist dies geschehen, so wird die ganze Heerde vorwaͤrts ge- bracht, und kommen nun auf eben die Weise in die Reihen von 000000 zu stehen. Wenn man an das Ende des Schlages gekommen ist, so gehet man wieder in derselben Ordnung herunter, wie die Reihen von kleinen Strichen zei- gen und tuͤdert auf diese Weise den ganzen Schlag ab. Da die ganze Heerde nicht nur oft umgestellt, sondern auch zur Traͤnke gefuͤhrt werden muß, so ist es sehr wichtig, daß ein Mensch 20 und mehrere Kuͤhe auf einmal fuͤhren koͤnne. Zu dem Ende muͤssen die Kuͤhe zusammenge- koppelt werden, und dies geschiehet auf folgende Weise. Der Hirte faͤngt am rechten Fluͤgel der einzelnen Abtheilungen an, legt den Tuͤderstrick der ersten Kuh so zusammen, daß er ihn an die Hoͤrner der zweiten Kuh haͤngen kann. Der Tuͤderstrick der zweiten Kuh wird ebenfalls zusammengelegt, und an die Hoͤrner der dritten gehaͤngt, und so faͤhrt man fort, etwa 20 Kuͤhe in einer Reihe an einander zu koppeln. Der Hirte geht am linken Fluͤgel und fuͤhrt die Kuͤhe zum Traͤnken, welches ohne sie loszubinden geschieht. Ist er wieder zuruͤckgekommen, so schlaͤgt er den ersten Tuͤderpfahl derjenigen Kuh, die er am linken Fluͤgel fuͤhrte, in die Erde, nimmt den an ihren Hoͤrnern haͤngenden Tuͤderstrick der zweiten Kuh ab, und macht auch diesen fest, und verfaͤhrt nun eben so mit der dritten, vierten u. s. f. Das Zusammenkoppeln wird immer am rechten, das Tuͤdern am linken Fluͤgel angefangen. Wo man die Traͤnken, wie auf diesen Koppeln gewoͤhnlich zu seyn pflegt, in der Naͤhe hat, begnuͤgt man sich, nur eine Reihe auf einmal hinzufuͤhren. Sollte die Traͤnke aber weit entfernt seyn, oder man die Heerde auf einen an- dren, etwas entfernten Schlag fuͤhren wollen, so werden mehrere Reihen an einander gekoppelt, welches sehr leicht ist, wenn man den Tuͤderstrick der linken Kuh der zweiten Reihe, an die Hoͤrner der linken Kuh der ersten Reihe haͤngt u. s. w. Wenn man sie dann aber waͤssern will, muß jede Abtheilung wieder von einander geloͤst werden. Ernaͤhrung des Rindviehes. Es kommt bei diesem Zusammenkoppeln und Wiedervoneinanderloͤsen zum Theil auf die Gewohnheit der Kuͤhe, mehr aber noch auf die Geschicklichkeit des Hirten an. Zuweilen muß bei 20 Kuͤhen ein Mensch seyn, zuweilen besorgt ei- ner ohne Beschwerde 50 Stuͤck. Das Vieh gewoͤhnt sich so leicht hieran, daß es sich nachher fast von selbst in Reihe und Glieder stellt; wodurch die Wartung und Besorgung gegen die Stallfuͤtterung betraͤchtlich vermindert wird. Uebrigens kommt diese Methode darin der Stallfuͤtterung gleich, daß sehr wenig Futter vertreten wird, und daß es in dem vortheilhaftesten Entwickelungsstande gegeben werden und dann wieder wachsen kann; weswegen nicht mehr Futterland als bei der Stallfuͤtterung per Kopf erfordert wird. Ein komparativer Versuch, der uͤber das Tuͤdern und die Stallfuͤtterung auf Thorseng angestellt wurde, gab folgendes Resultat: kommen taͤglich auf 1 Kuh Es waren also 330 Quadratellen Land mehr im Stall verfuͤttert, als ab- getuͤdert. Die Stallfuͤtterung gab dagegen 159⅗ Pfund Milch mehr. Zu ein Pfund Milch wurden bei der Stallfuͤtterung 1531/555 Quadratellen, beym Tuͤdern 11117/1188 Kleeland erfordert. Also wuͤrden die 330 Quadratellen Land, welche beym Tuͤdern in derselben Zeit und von denselben Kuͤhen uͤbrig blieben, zufolge des obigen Resultats, wenn sie abgetuͤdert waren, 170⅕ Pfund Milch gebracht haben, welches mit den von den vier Tuͤderkuͤhen erhaltenen 950⅖ Pfund zusammengerechnet 1120⅗ Pfund Milch, also vollkommen so viel — eigentlich 10⅗ mehr — gegeben hat, als die auf dem Stalle gefuͤtterten von der gegebenen Kleeflaͤche brachten. Von einer und derselben, mit maͤhbarem Klee bewachsenen Landflaͤche erhaͤlt man nach diesem Versuche also gleich viel Milch, und ernaͤhrt davon ungefaͤhr gleich viel Vieh, man mag tuͤdern oder stallfuͤttern; folglich ist kein Vortheil auf der einen oder der andern Seite. Ernaͤhrung des Rindviehes. Nur wird durch die Stallfuͤtterung wohl ⅔ Duͤnger mehr gewonnen, da von dem durch das Tuͤdern auf dem Lande gelassenen Duͤnger wahrscheinlich nur ⅓ zu gute kommt. Dagegen macht die Stallfuͤtterung durch das Maͤhen und Anfah- ren des Klees mehrere Kosten. Es kann wohl nicht rathsam seyn, denselben Platz zweimal abtuͤdern zu lassen, weil der gruͤne Klee, des Mistens wegen, dem Vieh unangenehm seyn wuͤrde. Man macht also den folgenden Wuchs lieber zu Heu. §. 37. Die Sommer- Stallfuͤtte- rung. Ueber die Vortheile und Verhaͤltnisse der Stallfuͤtterung, in Hinsicht des Ganzen der Wirthschaft, ist Bd. 1. §. 374 — 394. geredet, und uͤber den An- bau und die fernere Behandlung der Futtergewaͤchse im 4ten Bd. §. 271. u. f. Es bleibt hier nur uͤbrig, uͤber das Verfahren bei der Futterung selbst und uͤber die Wartung zu reden. Ein zur Sommerfuͤtterung bequem eingerichteter Stall erleichtert die Sache sehr, und diejenige Einrichtung, welche ich in Bergens Anleitung zur Viehzucht empfohlen habe, scheint mir noch immer die zweckmaͤßigste zu seyn; indem das gruͤne Futter dabei sehr verbreitet liegt, und dem Vieh auf die bequemste Weise in kleinen Portionen herabgeworfen werden kann. Einige haben die gruͤne Sommerfuͤtterung dem Viehe im Freien zu geben angemessener gehalten, und deshalb einen Hof eingezaͤunt, der rings umher mit Krippen und Raufen versehen war, in welchem das Vieh frei herumging. Sie meinten die freie Luft und Bewegung wuͤrde dem Vieh zutraͤglicher seyn, als das bestaͤndige Stehen im Stalle. Die Erfahrung aber hat diese Methode nicht bewaͤhrt, keine Vortheile, aber manche Nachtheile gezeigt. Letztere bestanden hauptsaͤchlich darin, daß das Vieh sich zu heftig zum Futter draͤngte, sich stieß und daß die schwaͤcheren und furchtsameren Thiere von den andern ganz abge- stoßen wurden. Auch verlor der Mist. Daß die Stallluft und das bestaͤndige Stillstehen der Gesundheit des Viehes nachtheilig seyn moͤchte, konnte man der Theorie nach mit Recht besorgen. Die Erfahrung aber hat es nun genugsam gelehrt, daß dies keinesweges der Fall sey, sondern daß das Vieh bei einer ge- hoͤrigen Behandlung bestaͤndig gesund und sehr milchreich bleibe und ein hohes Alter erreiche, selbst in einigen Faͤllen, wo es durchaus nicht aus dem Stalle kam. Ernaͤhrung des Rindviehes. kam. Jedoch hat es keinen Zweifel, daß es ihm besser sey, wenn es taͤglich zweimal zum Ausmisten, Traͤnken, und wo moͤglich zum Schwemmen ausge- lassen wird. Die Viehstaͤnde muͤssen uͤbrigens so angelegt werden, daß sie nach Ver- haͤltniß der Groͤße einen geraͤumigen Stand haben, und dieser wo moͤglich eine hinlaͤngliche Tiefe, damit der Mist unter dem Vieh weggenommen, und hinter solches an die Wand angehaͤuft werden koͤnne, und daß dennoch ein freier Gang hinter dem Viehe bleibe. Er muß gleich hinter dem Viehe mit einem Abzugskanale versehen seyn, damit die große Menge von Jauche, die bei der reichlichen gruͤnen Fuͤtterung sich erzeugt, von selbst abfließe oder ausgespuͤhlt und ausgefegt werden koͤnne. Je nachdem man staͤrker oder schwaͤcher einstreuet, wird sich die Menge des fluͤssigen Mistes vermindern oder vermehren; doch wird man selten im Stande seyn, so stark einzustreuen, daß das Stroh sie saͤmmtlich aufnehme. Hierzu wuͤrden taͤglich 15 und mehr Pfund Stroh auf den Kopf erforderlich seyn. Daß man bei gut eingerichteten, gediehlten, mit hinlaͤnglichen Abzuͤgen versehenen, und durch Fegen rein gehaltenen Staͤnden, auch ohne alles Stren bestehen koͤnne, lehrt das Beispiel der Niederlaͤnder, Rheinlaͤnder und Schwei- zer, und selbst verschiedener Kolonien bei uns, die aus jenen Gegenden hierher verpflanzt sind. Das Vieh wird dabei am allerreinlichsten erhalten, wo aber kein Strohmangel ist, wird das Einstreuen, der Mistgewinnung wegen, doch immer den Vorzug verdienen. Der Stall muß hinlaͤnglich mit Fenster- oder Ladenoͤffnungen versehen seyn, die zur Einlassung des Lichts und der Luft geoͤffnet oder geschlossen werden. §. 38. Man haͤlt den Klee mehrentheils fuͤr das einzige Sommerfuͤtterungsmit- Kleefuͤtterung und andre gruͤne Fuͤtte- rung tel. Dies ist er aber keinesweges, und darf es nicht seyn, wenn man naͤm- lich die Stallfuͤtterung nicht auf wenige Monate beschraͤnken, sondern bestaͤn- dig durchfuͤhren will. Es ist Sommerstallfuͤtterung betrieben worden, ehe man den Klee einmal kannte. Daß er indessen in der Jahreszeit, wo man ihn haben kann, das beste und wohlfeilste Futterkraut sey, hat keinen Zweifel. Er koͤmmt nur spaͤter, als man mit der gruͤnen Fuͤtterung anfangen soll, fehlt Vierter Theil. U u Ernaͤhrung des Rindviehes. dann zwischen dem ersten und zweiten Schnitte, und auch wieder zu Ende des Sommers. Deshalb muß man bei einer wohlgeordneten Stallfuͤtterung auf andre gruͤne Fuͤtterungen, die dem Klee zuvorkommen und dazwischen ein- treffen, denken. Zum ersten gruͤnen Futter paßt sich nichts besser als Winterraps und Ruͤbsen, welcher zu dem Ende im vorigen Jahre ausgesaͤet worden. Dann folgt der ebenfalls dazu ausgesaͤete Rocken; beides auf einem Theile desjenigen Fel- des, was Wurzelgewaͤchse oder etwa spaͤte Wicken tragen soll; weswegen es nach der gruͤnen Aberntung sogleich umgebrochen wird. Die Bestellung dersel- ben kostet nichts weiter als den Samen und die Aussaat. Auf starken Weizen- feldern kommt die Weizenschroͤpfe zu Huͤlfe. Dann ist die Luzerne maͤhbar, die immer eine vorzuͤgliche Stuͤtze der Stallfuͤtterung ist. Nun faͤngt der Klee an sich zu roͤthen, und hat den Zeitpunkt erreicht, wo er am vortheilhaftesten ge- fuͤttert werden kann. Wenn sein erster Wuchs zu hart zu werden anfaͤngt, so treten die Wicken und das Wickengemenge ein, welche nur durch ein groͤßeres Luzernefeld bei der Sommerstallfuͤtterung entbehrlich gemacht werden koͤnnen. Auch kann schon Spoͤrgel vorhanden seyn. Dann ist der Klee zum zweiten Schnitte herangewachsen, und wenn dieser vielleicht nicht ergiebig genug waͤre, oder man ihn zum fruͤheren Umbrechen zu Heu maͤhen wollte, so muß ein spaͤ- ter gesaͤetes Wickengemenge, Buchweizen, fruͤh gesaͤeter Winterraps, Spoͤrgel, und der dritte Schnitt der Luzerne eintreten. Mit einem etwanigen dritten Schnitte vom Klee, vierten Schnitte von der Luzerne und vorgenannten einjaͤh- rigen spaͤter gesaͤeten Futtergewaͤchsen reicht man bis zu Ende Septembers aus, da dann das Vieh von den Blaͤttern des Kohls, der Runkeln, der Ruͤben, und auch wohl vom Kraute der Kartoffeln reichliche Nahrung bis gegen Ende Oktobers hat, und vielleicht nur einer geringen Zufuͤtterung von Heu und Stroh bedarf. Auf die Weise kann man die gruͤne Stallfuͤtterung volle 6 Monate betrei- ben, und folglich eben so lange, oder laͤnger, wie mit der Weide ausreichen. Indessen findet man es oft rathsam, das Vieh einen Theil des Tages ausgehen zu lassen, sobald eine nahrhafte Stoppel auf den Getreidefeldern, besonders denen, worunter Klee gesaͤet war, oder auf einem zweimal gemaͤhten Kleefelde, Ernaͤhrung des Rindviehes. welches uͤberliegen soll, vorhanden, und fuͤr das andere Vieh uͤberfluͤssig ist. Man giebt dabei dann nur einige schwache Futter auf dem Stalle, und treibt dann das, was man halbe Stallfuͤtterung nennt. §. 39. Die halbe Stallfuͤtterung , wobei das Vieh einen Theil des Tages Halbe Stall- fuͤtterung. zugleich weidet, ist bei manchen sehr beliebt, und gewissen Wirthschaftsverhaͤlt- nissen vorzuͤglich angemessen; z. B. wenn ein Weideanger vorhanden ist, der wegen Gefahr der Ueberschwemmung, oder aus anderen Ursachen nicht anders, als zur Weide benutzt werden kann, aber doch nicht zureicht, den gehoͤrigen Viehstand kraͤftig zu erhalten. Aus der Ursache findet man die halbe Stall- fuͤtterung haͤufig und hoͤchst zweckmaͤßig in den Gegenden an der Elbe, Weser und andern Stroͤmen, wo sie nicht eingedeicht sind, oder wo hinter dem Deiche fruchtbares, aber der Ueberschwemmung ausgesetztes Außenland liegt. Durch diese Wechselung wird allerdings der Appetit des Viehes gereizt, es frißt mehr, und giebt mehrere Milch, vorausgesetzt, daß die Weide gut sey; denn bei einer schlechten kann es die durch die Stallfuͤtterung erzeugte Milch nur vergehen, und man schadet sich oft wesentlich, wenn man das Vieh bloß aus- treibt, um eine schlechte Weide doch zu benutzen. §. 40. Nur bei ganz kleinen Wirthschaften sollte das Einholen des gruͤnen Futters Einholen des Futters. durch Maͤgde in Tragekoͤrben nur geschehen; indessen findet man zuweilen, daß die Maͤgde es bei 20 und 30 Stuͤcken thun muͤssen. Ich halte dies auf allen Fall fuͤr unwirthschaftlich. Zuweilen laͤßt man es von den Ackerpferden einholen. Wenn sie des Mor- gens ausgehen, so bringen sie den Futterwagen nach dem Felde hin, und wenn sie Mittags und Abends zu Hause kommen, so holen sie den beladenen Futter- wagen ab. Dies aber scheint mir viele Zeit zu versplittern, und Unordnung zu veranlassen. Die Kuͤhe koͤnnen wechselsweise das Futter selbst einholen, und man kann wenigstens einen Theil derselben sehr leicht daran gewoͤhnen. Weit entfernt, daß diese kleine Bewegung ihnen und ihrer Milchergiebigkeit nachtheilig seyn sollte, hat man immer gefunden, daß es ihnen trefflich bekomme. Oder aber U u 2 Ernaͤhrung des Rindviehes. man nehme ein oder zwei Ochsen, die man zum Herbste fett haben will, dazu. Sie werden stark dabei fressen, wenn sie nach dem Futterfelde hin, und von da nach dem Stalle wieder zuruͤckkommen, aber die Mastung wird das Futter bezahlen. Die dazu taͤglich gebrauchten Ochsen gewaͤhren den Vortheil, daß sie der Sache bald so gewohnt werden, um allein mit dem Futterwagen nach dem Felde hin und wieder zuruͤckgehen zu koͤnnen. Wenn die Arbeit des Futtermaͤhens und Einholens in eine gute Ordnung gebracht worden, so macht sie bei einem Viehstande von ungefaͤhr 40 Stuͤcken nicht mehrere Menschen als die Weide noͤthig. Denn das Maͤhen und Ein- holen des Futters kann ein Mann, der sonst den Kuͤhen auf der Weide fol- gen muͤßte, sehr gut verrichten. Die Milchmaͤgde helfen beim Vorlegen des Futters, und diese sehr kleine Arbeit wird durch die Ersparung des Weges nach der Weidekoppel und des muͤhsameren Melkens sehr reichlich ersetzt. Die Ausraͤumung des Mistes wird man sehr gern auf Rechnung der Duͤngerpro- duktion setzen. §. 41. Schneiden des Gruͤnfutters. Manche halten das Schneiden des Klees fuͤr unumgaͤnglich noͤthig, wodurch die Arbeit betraͤchtlich vermehrt wird. Meines Ermessens ist dieses aber, außer in den ersten acht Tagen, wo das Vieh von der duͤrren Fuͤtterung zur gruͤnen uͤbergehet und diese nur sparsam aber kraͤftig ist, ganz uͤberfluͤssig. Man will damit Futter ersparen; thut man das aber, so geschieht es auf Kosten des Milch- ertrages. Man glaubt dadurch zu verhindern, daß das Vieh das lange gruͤne Futter nicht herumschleudere, wie es gewoͤhnlich in der Fliegenzeit geschiehet; aber das wenige, was so verworfen wird, ist wirklich unbedeutend, und wird nach meiner Beobachtung uͤberwogen durch das, was als Haͤcksel umkommt, und von dem Viehe in den Krippen zuruͤckgelassen wird. Das zu Haͤcksel ge- schnittene Futter erhitzt sich sehr schnell, und wird dadurch gaͤnzlich verderben. Das vom langen Klee besorgte Aufblaͤhen hat nicht die geringste Gefahr, wenn das Vieh ordentlich gefuͤttert wird, und man es nicht bald hungern laͤßt, bald ihm uͤberfluͤssig vorwirft. Seit 26 Jahren, daß ich Stallfuͤtterung betreibe, ist mir noch nicht ein einziges Mal ein Stuͤck Vieh bei der Kleefuͤtterung aufgeblaͤhet. Wahr ist es, daß der lange Klee zuweilen das Vieh zu sehr zum Ernaͤhrung des Rindviehes. Purgiren bringe, und daß man dies verhuͤte, wenn man ihn mit Stroh schnei- den laͤßt. Aber man kann dies eben sowohl verhuͤten und mindern, wenn man dem Viehe langes Stroh vorgiebt; es frißt selbiges mit Begierde, wenn durch die saftige gruͤne Fuͤtterung ihm die Gedaͤrme erschlafft sind. Sehr gut ist es in solchen Faͤllen, auch Morgens ein Heufutter zu geben. §. 42. Bei der Fuͤtterung selbst ist es von großer Wichtigkeit, daß das Vieh Futterord- nung. nicht zu schnell hintereinander fresse, was es immer thun wuͤrde, wenn man ihm seine Mahlzeit auf einmal gaͤbe. Jede Mahlzeit, deren in der Regel taͤglich drei gegeben werden, muß man daher wieder wenigstens in drei Theile theilen und alle Stunde eine geben. Z. B. Morgens um 5, um 6 und um 7 Uhr, Mittags um 12, um 1 und um 2 Uhr, Abends um 7, um 8 und um 9 Uhr. §. 43. Das Traͤnken des Viehes muß in den Zwischenzeiten, und nicht unmit- telbar nach dem Fuͤttern geschehen. Vormittags gegen 11 Uhr, Nachmittags gegen 6 Uhr. Gutes Teichwasser ist dem Viehe mehrentheils angenehmer, wie Fluß- und Brunnenwasser. Wo es einigermaßen zu bewerkstelligen ist, da mache man Anstalt zu ei- ner Schwemme , um das Vieh taͤglich zweimal durchzutreiben. Es ist nichts was das Vieh im Sommer so erfrischt, so gesund erhaͤlt und so reinlich. §. 44. Es muß so viel Klee und anderes gruͤnes Futter angebauet werden, daß man in jeder Periode sicher genug sey und Ueberfluß habe, damit es auch Bedarf an Gruͤnfutter. beim Mißwachse des einen oder des andern nicht fehle. Sobald man bemerkt, daß Ueberschuß da sey, und besorgen muß, daß es zu hartstenglich werde, muß man es zu Heu maͤhen lassen und zu einer anderen Fuͤtterung uͤbergehen. Wie viel an Flaͤcheninhalt auf einen Kopf von jedem Futterkraut komme und gerechnet werden muͤsse, laͤßt sich auch nicht ungefaͤhr bestimmen; da der Ertrag eines Feldes so verschieden seyn, und in einem Jahre leicht das dop- pelte von der Landflaͤche erfordert werden kann, die im andern zureichte. Auf gu- tem Gerstboden wird man mit einem Morgen Futterkraͤuter auf den Kopf im Durch- schnitt ausreichen, und ich weiß Faͤlle, wo man mit 100 zwoͤlffuͤßige Quadrat- Ernaͤhrung des Rindviehes. ruthen auskam. Aber es ist doch immer rathsam, daß man auf gutem, fuͤr Futterkraͤuter geeignetem Boden zu 1½ Morgen seinen Anschlag mache, und auf mißlicherm zu 2 Morgen. Nur selten wird man dann zwar alles gebrau- chen, aber dabei ist kein Verlust. Und ist man einmal so weit gekommen, daß man einen Heuvorrath zum kuͤnstigen Sommer uͤbergespaart hat, wohin man bei guten Kleejahren leicht gelangen kann, so braucht man weniger auf den Kopf zu berechnen, und kann seinen Viehstand um so mehr vergroͤßern, denn jener Vorrath hilft immer aus. Und dem Vieh ist es sehr angenehm und wohlthaͤtig, trockenes Futter mit gruͤnem abwechselnd zu erhalten. §. 45. Es haben einige die Sommer-Stallfuͤtterung ganz mit trockenem Futter, Trockene Sommerfuͤt- terung. groͤßtentheils Kleeheu, betrieben, und diese Methode sehr empfohlen. Es haͤlt aber erstlich sehr schwer, sich in einen solchen Vorrath von Heu zu setzen, der so lange reicht, bis man das neue Heu wieder fuͤttern kann — was durch- aus nicht geschehen darf, bevor es voͤllig ausgeschwitzet hat. — Ferner ist das Heumachen doch wohl kostspieliger und mit mehrerem Risiko verbunden, als die gruͤne Abfuͤtterung. Auch scheint es mir in Ansehung der Aufbewah- rungsorte, da naͤmlich das aͤltere Heu zuerst gefuͤttert werden muß, große Schwierigkeiten zu haden. Und endlich ist es sehr wahrscheinlich, daß sich beim Heumachen nicht bloß die waͤssrigen, sondern zugleich auch andere wohl- thaͤtige Theile mit verfluͤchtigen, und manche Stoffe eine andere Verbindung eingehen. Genaue komparative Versuche, so wie sie seyn sollten, haben wir auch hieruͤber nicht, aber doch manche Bemerkungen, die es sehr glaublich machen, daß dieselbe Masse gruͤn verfuͤttert, besonders dem Milchviehe ge- deihlicher sey, als wenn sie gedoͤrrt worden. Die im gruͤnen Pflanzensafte enthaltene Nahrung wird nach aller Wahrscheinlichkeit besser in’s Blut uͤber- gehen und sich mit den Saͤften vermischen, als wenn sie erst durch fremdes Wasser wieder aufgeloͤßt werden muß. Auf keinen Fall wird die Milch und Butter von trockener Fuͤtterung den angenehmen Geschmack, wie von gruͤner erhalten. Auch ist es bemerklich genug, daß alles Vieh das gruͤne Futter dem gedoͤrreten vorziehe, ob es gleich letzteres zur Abwechselung gern frißt. Die Stallfuͤtterung der Ochsen mit Heu mag aber wohl ihre Vorzuͤge haben. Ernaͤhrung des Rindviehes. Man hat zur Empfehlung der trockenen Sommerfuͤtterung Besorglichkei- ten mancher Art gegen die gruͤne Fuͤtterung angefuͤhrt, die ganz unbegruͤndet sind. So warnt man gegen das Einbringen des nassen und vornaͤmlich des bethauten Futters. Dies ist aber, meiner Erfahrung nach, voͤllig unschaͤdlich, wenn man es nur nicht zusammengehaͤuft, und durch seine eigene Schwere sich niederdruͤckend so lange liegen laͤßt, daß es sich zu erhitzen anfaͤngt. Der Futter-Vorrathsplatz muß entweder so geraͤumig seyn, daß es duͤnn ausge- breitet werden koͤnne, oder man muß es nur bei Quantitaͤten, die auf eine Mahlzeit zureichen, einhohlen. Bei feuchtem Wetter schadet es durchaus nichts, wenn es auch einige Tage in Schwaden auf dem Felde liegt. §. 46. Jungen, vor der Bluͤthe gemaͤhten Klee habe ich nie gefaͤhrlich gefun- Zeit des Klee- schnitts. den, wenn er maͤßig gegeben wird. Wenn man ihn aber dem, nach gruͤnem Futter anfangs so begierigen Viehe im Uebermaaß vorwirft, oder es etwa zu dem Futtervorrathe kommen und eilig davon fressen laͤßt, so kann es sich al- lerdings eine Unverdaulichkeit mit ihren Folgen, der Aufblaͤhung, zuziehen. Wirthschaftlich ist es aber freilich nicht, den Klee, bevor er Bluͤtheknospen ausgetrieben hat, zu maͤhen, weil er in den acht Tagen, wo er dies thut, in Masse mehr zunimmt, als in den vorherigen fuͤnf Wochen. Wenn man eine Kleeflaͤche sechs Wochen hindurch alle 14 Tage einmal maͤhet, und jedesmal 30 Pfund jungen Klee, in Summa 90 Pfund erhaͤlt, so erhaͤlt man von der- selben Flaͤche 600 Pfund, wenn man ihn nach sechs Wochen nur einmal maͤhet, wie ein daruͤber angestellter Versuch entscheidend bewiesen hat. Dies ist eine der Hauptursachen, warum eine gleiche Flaͤche durch das Abmaͤhen einen so viel hoͤheren Ertrag, als durch die Weide giebt, welche die Pflanzen nicht zu ihrer Entwickelung kommen laͤßt. Ob aber eine Kuh bei der Stallfuͤtterung oder bei der Weide, ohne Ruͤcksicht auf die Flaͤche, welche sie zu ihrer Nahrung gebraucht, mehrere Milch gebe, wird sich nim- mermehr im Allgemeinen entscheiden lassen. Dieselbe Kuh, welche auf einer guten aber gewoͤhnlichen Weide 10 Quart Milch taͤglich giebt, kann bei der Stallfuͤtterung, wenn sie spaͤrlich ist, vielleicht nur 6 Quart, bei einer reichlichen aber 14 Quart Milch geben. Wenn man indessen die uͤppigste und Ernaͤhrung des Rindviehes. reichlichste Weide, so daß sie von dem darauf gehenden Viehe nicht bezwun- gen werden kann, voraussetzt, so glaube ich, daß der Milchertrag einer Kuh dabei groͤßer seyn kann, als bei der allerstaͤrksten gruͤnen Stallfuͤtterung, die man geben kann. Wir haben glaubhafte Versicherungen, daß einzelne Kuͤhe auf den vorzuͤglichsten und milchreichsten Marschweiden 90 bis 100 Pfund Milch in ihrer besten Milchzeit gegeben haben. Bei der Stallfuͤtterung weiß ich kein bestimmtes Beispiel, wo eine Kuh uͤber sechzig Pfund in einem Tage ge- geben haͤtte. §. 47. Vortheil der Molkerei. Bei der Verschiedenheit der Ra ç en und der Individuen, bei der so un- gleichen Ernaͤhrungs- und Verpflegungsart, bei der verschiedenen Behandlung und Benutzung des Molkereiwesens, und dem ungleichen Preise dieser Pro- dukte, laͤßt sich durchaus nichts Allgemeines uͤber den Ertrag und noch weni- ger uͤber die Geldbenutzung einer Milchkuh sagen. Wir haben evidente Bei- spiele, daß eine Kuh unter einem sehr industrioͤsen Betriebe jaͤhrlich auf 200 Rthlr. und mehr in der Naͤhe volkreicher Staͤdte benutzt worden sey, und andere, wo vielleicht der ganze Molkenertrag einer Kuh nicht 5 Rthlr. betraͤgt. Es giebt allerdings Faͤlle, wo die Nutzung einer Kuh den Werth, selbst des angekauften Futters betraͤchtlich uͤberwiegt, aber dies wuͤrde unter den gewoͤhnlichen laͤndlichen Verhaͤltnissen ein seltner Fall seyn. Die Rech- nung koͤmmt jedoch anders zu stehen, wenn man das Futter nicht zu seinem Markt-, sondern zu seinem Produktionspreise berechnet, was in den meisten Verhaͤltnissen geschehen muß, da man den Marktpreis unmoͤglich benutzen kann. Die Verhaͤltnisse sind aber hier so mannigfaltig, daß außer dem, was in Ruͤcksicht dieser Verhaͤltnisse bereits an einem andern Orte gesagt worden, nichts hinzugefuͤgt werden kann. Der Brutto-Ertrag einer Kuh, d. h. ohne Abzug des Futters, der Weide und der Wartung, jedoch auch ohne Anrech- nung des Duͤngers, schwankt, wenn wir die ganz kaͤrgliche und die sehr reich- liche Verpflegung ausnehmen, zwischen 10 und 30 Rthlr. Der mittlere Er- trag einer Kuh wird bei gut eingerichteten Wirthschaften im Durchschnitt ihrer Milchzeit von 40 Wochen oder 280 Tagen zu 4 Quart taͤglich angenommen werden Ernaͤhrung des Rindviehes. werden koͤnnen, = 1120 Quart. 12 Berliner Quart geben im Durchschnitt 1 Pfund Butter; eine Kuh also 93⅓ Pfund jaͤhrlich. Das Pfund Butter à 6 Gr. . . . 23 Rthlr. 8 Gr. Kaͤse und Molkenwerk 12 Quart zu 2 Gr. gerechnet . . . . . . 7 Rthlr. 18 Gr. 8 Pf. = 31 Rthlr. 2 Gr. 8 Pf. 7 Rthlr. 8 Gr. 8 Pf. werden etwa auf die saͤmmtlichen Wartungs- und Molkereikosten abzurechnen seyn, welche ein Viehpaͤchter, falls man die Mol- kerei verpachtet, uͤbernimmt. 24 Rthlr. wuͤrde also der hoͤchste Pachtpreis seyn, welchen ein Paͤchter fuͤr Kuͤhe von diesem Molkenertrage geben koͤnnte, wobei er dann aber keinen Vortheil haͤtte. Deshalb ward er auch nur in den Jah- ren, wo die Butterpreise betraͤchtlich hoͤher gestiegen waren, nur hin und wie- der gegeben. In Wirthschaften jedoch, welche sich durch ihre Kuhhaltung und Weide auszeichnen, kann der Brutto-Ertrag einer Kuh, selbst nach Abzug der Wartungs- und aller Nebenkosten, wohl auf 35 Rthlr. bei oben angenomme- nem Butterpreise getrieben werden. Man hat gesagt, daß eine bessere Haltung der Kuͤhe wohl einen hoͤheren Ertrag gebe, aber die hoͤheren Kosten wuͤrden dadurch nicht bezahlet; es sey z. B. nicht rathsam, Heu fuͤr die Kuͤhe anzukaufen. Es kommt aber auf die Lokalitaͤt an, und der Marktpreis des Heues ist um vieles hoͤher, als wofuͤr ich Heu oder ein Surrogat desselben in der Regel selbst erzeugen kann. Wenn mir ein Scheffel Kartoffeln, aufs hoͤchste berechnet, 2 Gr. zu produziren ko- stet, und ¼ Scheffel, einer Kuh taͤglich gegeben, mir nur den Werth der Milch taͤglich um 1 Gr. vermehrt, so gewinne ich durch diese Benutzung auf den Scheffel 2 Groschen. Dasjenige, was zur Erhaltung des Lebens einer Kuh noͤthig ist, muß auf jedem Fall, ohne daß es weiteren Nutzen bringt, gegeben werden, das Uebrige macht erst Milch- oder Fleisch-Absatz; daher kommt eigent- lich das uͤber die Nothdurft gegebene erst zu Nutzen, und daraus folgt, daß die Benutzung des Futters um so groͤßer wird, je hoͤher man damit steigt, je- doch nur bis auf den Punkt, wo die Verdauungskraͤfte zureichen, das Futter in Saft und Blut zu verwandeln. Es folgt ferner daraus, daß es nie rath- sam seyn koͤnne, mit dem Futter, welches zwei Kuͤhe vollkommen bezwingen Vierter Theil. X x Ernaͤhrung des Rindviehes. und verdauen koͤnnen, drei Kuͤhe zu ernaͤhren; welches doch noch gewoͤhnlich geschiehet und immer geschehen wird, so lange sich die Meisten von der Nutzungs- berechnung des Viehstapels nach der Kopfzahl nicht losmachen. §. 48. Staͤrke der Fuͤtterung. Das Maaß der hoͤchsten und vortheilhaftesten Fuͤtterung einer Milchkuh laͤßt sich ebenfalls nicht allgemein, sondern nur nach der Ra ç e, nach der Indi- vidualitaͤt und nach dem Alter bestimmen. Fuͤr eine ausgewachsene Kuh mitt- lerer Art scheinen 18 Pfund Heu, wovon die Haͤlfte vortheilhaft durch saf- tige Wurzelgewaͤchse ersetzt werden kann, oder 80 Pfund gruͤner Klee das an- gemessenste zu seyn. Große Kuͤhe koͤnnen aber mit Vortheil 25 bis 30 Pfund trocken und 112 bis 140 Pfund gruͤn erhalten. Daneben wird ihnen noch Stroh, so viel sie fressen wollen, gegeben. §. 49. Alter der Kuͤhe In dem Alter von 6 bis 7 Jahren sind die Kuͤhe am staͤrksten in der Milch, und sie koͤnnen bis zum 12ten Jahre, wenn sie erst mit 3 Jahren ge- kalbet haben, darin erhalten werden. Eine Kuh, die fehlerfrei ist, mit dem 10ten Jahre, wie einige thun, abzuschaffen, halte ich nicht fuͤr wirthschaftlich. §. 50. Die Molkerei ist die haͤufigste Benutzung des Rindviehes bei uns, und Mastung wird gewoͤhn- lich nur als eine Nebennutzung angesehen. Wir werden erst von jener und dann von dieser reden. Die Molkerei wird benutzt durch frischen Milchverkauf, durch Butter- und durch Kaͤsemachen. §. 51. Verpachtung der Molkerei. Um der Aufsicht uͤber die Molkerei und selbst der auf den Kuhstall uͤber- haben zu seyn, und einen sicheren baaren, wenn gleich geringeren Ertrag da- von zu haben, hat die Verpachtung der Molkerei in manchen Gegenden bei groͤßeren Landwirthen allgemeinen Beifall erhalten. In Mecklenburg waren fast auf allen Guͤtern, in den Marken auf sehr vielen, Viehpaͤchter, die man Hollaͤnder, und deshalb die Molkerei Hollaͤnderei nannte. Die Verpachtung Die Molkerei. geschahe gewoͤhnlich nach Koͤpfen, und deshalb suchte man nur die Zahl zu ver- mehren, wenn auch die Weide und Fuͤtterung desto kaͤrglicher wurde, und dies ist vielleicht ein Hauptgrund des schlechten Viehstandes, den man hier antrifft. Es verlohr sich das Interesse fuͤr das Milchvieh beim Landwirthe, und nur das Auge des Herrn macht das Vieh fett. Es entstand ein doppel- tes aber getheiltes Interesse auf dem Wirthschaftshofe selbst unter zwei Wirth- schaftszweigen, dem Fruchtbau und der Viehzucht, die nur Hand in Hand ge- hend fortschreiten koͤnnen. War der Viehstapel nicht sehr groß, von hundert und mehreren Stuͤcken, so nahmen die Emolumente, die man dem Viehpaͤch- ter anderweitig bewilligen mußte, einen großen Theil der Kuhpacht weg, wenn man sie genau berechnete. Um der Aufsicht nicht uͤber den Kuhstall selbst, sondern nur uͤber die Behandlung des Molkenwesens, welches nur von sorgsamen weiblichen Haͤnden betrieben werden kann, uͤberhoben zu seyn, ist es weit rathsamer, die Milch, so wie sie von der Kuh kommt, einem Molkenabnehmer zumessen und zu ei- nem billigen festgesetzten Preise verkaufen zu lassen. Hierbei sind beide Theile gesichert, und beide behalten ein gemeinschaftliches Interesse an Milchvieh und dessem Ertrage. Unendliche Streitigkeiten fallen weg, und einer sucht den an- dern nicht zu vervortheilen, wenn es bei der Verpachtung nach Koͤpfen fast immer der Fall in Ansehung des Futters zu seyn pflegt. Auf keinem Fall glaube ich, daß eine andere, als die letzte Verpachtungs- art, mit einer wohlgeordneten Wirthschaft bestehen kann. §. 52. Das reine und verstaͤndige Ausmelken der Kuͤhe muß genau beachtet werden, Das Melken. weil von der Vernachlaͤssigung desselben der schlechte Ertrag der Molkereien haͤu- fig abhaͤngt. Es ist dabei eine strenge weibliche Aufsicht und Belehrung der Milchmaͤgde in den Handgriffen noͤthig. Die Aufseherinn muß, sobald sie an dem reinen Ausmelken Zweifel hat, selbst nachmelken. Es ist nicht die im Euter fuͤr das Mal zuruͤckgebliebene Milch, welche diese Muͤhe erfordert, sondern der Nach- theil der verminderten Milchabsonderung, welche dadurch entstehet, und das Ueberhandnehmen der Nachlaͤssigkeit, wenn es nicht auf der Stelle geahndet wird. X x 2 Die Molkerei. Das Melken muß wechselsweise aus allen vier Straͤngen geschehen, wenn auch ein Strang keine Milch mehr geben sollte. Ist der Euter unrein geworden, so muß er vor dem jedesmaligen Melken ab- gewaschen werden, weil die geringste in die Milch kommende Unreinigkeit einen Beischmack giebt und die Molkerei außer Credit setzen kann. Besonders ist dieß bei der gruͤnen Stallfuͤtterung zu beachten. Man hat Kuͤben mit einem Deckel ver- sehen, worin sich Wasser und ein Schwamm oder Lappen befindet, und welche die Maͤgde statt des Schemels gebrauchen und mit sich forttragen, damit es ihnen, wo noͤthig, nie an Wasser zum Abwaschen fehle. Wenn die Maͤgde klagen, daß eine Kuh nicht mehr so viele Milch gebe, daß es sich des Melkens verlohne, so untersuche man, ob diese Milch bei maͤßiger Er- waͤrmung schon gerinne. Thut sie das nicht, so muß man sie zu melken fortfah- ren, damit sie sich nicht an zu langes Trockenstehen gewoͤhne. Vier Wochen vor dem Kalben ist es jedoch jederzeit rathsam, mit dem Melken aufzuhoͤren, wenn die Kuh auch noch ein Quart Milch gaͤbe; sie wird sonst zu sehr angegriffen. Einige haben behauptet, man wuͤrde um so viel mehr Milch erhalten, je oͤf- terer man melkte. Aber genau angestellte Versuche haben das nicht bestaͤtigt, in- dem sich bei den meisten ergeben hat, daß man eben so viele Milch erhalte, wenn man taͤglich zwei Mal, als wenn man drei oder vier Mal melkt. Andere haben zwar etwas mehr Milch erhalten, aber aus dieser Milch nicht mehrere Butter. Nur in der Zeit, wo die Milchabsonderung am staͤrksten ist und so, daß sie der Eu- ter nicht scheint fassen zu koͤnnen, sie vielleicht von selbst ausspritzet, muß drei Mal gemolken werden. Die jedesmal zuerst kommende Milch ist minder fett als die zuletzt kommende. Daß dieses aber so sehr verschieden sey, wie es einige angeben, davon habe ich mich nicht uͤberzeugen koͤnnen. Wo zum Theil Milch verkauft, zum Theil Butter gemacht wird, sondert man zuweilen beide Theile und buttert nur aus letzterem. §. 53. Frischer Milchverkauf. Wenn Milch frisch verkauft werden soll, so kommt es darauf an, sie in der niedrigsten Temperatur uͤber den Gefrierpunkt zu erhalten. Wird frische Milch in einer Entfernung von eine bis zwei Meilen zur Stadt gebracht, so ist es gewoͤhn- lich die Abend-Milch, die man gleich nach dem Melken in kaltes Wasser, manch- Die Molkerei. mal bei Eis setzt, und waͤhrend der Nacht transportirt, so daß sie fruͤhmorgens in der Stadt ankommt. Naͤher bei der Stadt wird die fruͤh gemolkene Morgen- milch noch hinzu gethan. Man haͤlt dieß fuͤr die vortheilhafteste Molkerei-Benutzung. Auch ist sie es in der Regel, aber nicht ganz unbedingt. Sie erfordert Kosten, Weitlaͤuftigkei- ten und eine Aufsicht, die nicht jedes Landwirths Sache ist. Am angemessensten ist es ohne Zweifel fuͤr diesen, wenn er die Milch, so wie sie von der Kuh kommt, an einem Milchhoͤker verkauft, der sie abholet, dem er dann aber einen hinlaͤng- lich lohnenden Profit lassen muß. Wo frische Milch nach der Stadt verkauft wer- den kann, da findet auch mehrentheils ein Absatz von frischer Tischbutter statt, die so gut bezahlt wird, daß wenig Verlust gegen den Milchverkauf dabei ist. Auf dem Lande ist frischer Milchverkauf unbedeutend und nur die abgerahmte, saure und Buttermilch kann manchmal mit Vortheil verkauft werden. §. 54. Um eine tadellose frische oder ausdauernde Butter zu machen, muß man die- Das Buttern. ses Geschaͤft in allen Stuͤcken genau kennen und beachten. Ein gutes Molkenzimmer ist eine wesentliche Bedingung. Gewoͤhnlich nimmt man dazu ein Souterrain, weil sich hier die erforderliche Temperatur besser erhalten laͤßt. Der Boden wird mit Steinplatten ausgesetzt und ihm ein solcher Abhang nach einer Seite gegeben, daß das Wasser, womit er immer nachgespuͤhlt und rein erhalten werden muß, in einem Reservoir zusammenfließe und ausge- schoͤpft werden koͤnne. Der Molkenkeller muß gegeneinander uͤberstehende Fenster haben, damit die Luft durchaus erneuet werden und nirgends stocken koͤnne. Man legt diese Oefnungen gern so an, daß der Durchzug nicht bloß oberwaͤrts, sondern auch nahe am Boden weggehe. Jedoch muͤssen die niedrigen Oefnungen geschlos- sen werden koͤnnen, wenn etwa ein zu starker Wind die auf dem Boden stehende Milch in Bewegung setzt. Er muß geraͤumig genug seyn, damit die Milchgefaͤße nebeneinander und nicht uͤbereinander — welches man wenigstens in den sorgfaͤl- tigen Hollsteinischen Molkereien fuͤr nachtheilig haͤlt — gesetzt werden koͤnnen. Am besten setzt man die Milchgefaͤße unmittelbar auf den Boden, weil hier die Temperatur am gleichmaͤßigsten erhalten werden kann. Eine gehoͤrige Temperatur ist von großer Wichtigkeit zum vollkommensten Die Molkerei. Aussahnen der Milch. Ist die Temperatur zu hoch, so gerinnt die Milch, ehe sich die Sahne zur Oberflaͤche herauf begeben hat, und diese wird darin verschlos- sen. In einer sehr niedrigen Temperatur geht das Absetzen der Sahne aber zu langsam vor sich. Die beste Temperatur ist wohl zwischen 12 und 15°, erstere muß man im Sommer, letztere im Winter zu erhalten suchen. Die hoͤchste Reinlichkeit der Gefaͤße und Geraͤthe nicht nur, sondern auch der Luft ist nothwendig, um eine rein schmeckende Butter zu erhalten. Es giebt keine Fluͤssigkeit, welche darin delikater ist wie die Milch; jede fremdartige Materie, jede Ausduͤnstung kann ihr einen uͤblen Geruch und Beigeschmack oder sonstige uͤble Qualitaͤten mittheilen. Das Langwerden der Milch haͤngt oftmals allein von einer dunstig geworde- nen Luft ab, obwohl es auch seinen Grund in der Kraͤnklichkeit eines Thiers, die sich der ganzen Milchmasse mittheilt, haben kann. Das Blauwerden der Milch oder das Entstehen violetter Flecke hat in den bei weitem meisten Faͤllen allein seinen Grund in einer verdorbenen Luft. Es ist wahrscheinlich eine Art von Schimmel, welcher sich auf den Rahm, sobald er an die Oberflaͤche kommt, absetzt. Durch starke Ausluftung nach vorhergegangener Raͤucherung mit Schwefel oder oxygeni- sirter Salzsaͤure des Kellers und der Gefaͤße ist das Uebel nach vielen mir bekann- ten Erfahrungen gehoben worden. Die Milch wird nach dem Ausmelken sogleich durch ein Seihetuch in die Aus- rahmungsgefaͤße gegeben. Dieses muß nicht von Wolle oder Leinen, sondern von Haaren seyn und aufs sorgfaͤltigste rein erhalten werden. §. 55. Gefaͤße. Die Gefaͤße, worin die Milch zum Abrahmen gethan wird, sind von Me- tall, von Thon oder von Holz. Die metallenen, besonders von Zinn, sind nach mehreren Erfahrungen zum Ausrahmen der Milch die besten, aber sie sind in groͤ- ßeren Wirthschaften zu kostspielig bei der Anschaffung. Die thoͤnernen und por- zellanenen lassen sich leichter rein erhalten wie die hoͤlzernen, aber sie sind zu sehr zerbrechlich. Man hat sie wohl mit Holz eingefaßt, um sie dadurch haltbarer zu machen. Sie muͤssen eine dauerhafte Glasur, weil sich sonst die gesaͤuerte Milch doch in den Thon ziehet, duͤrfen aber keine Bleiglasur haben, weil sauer werdende Milch doch etwas Blei, wenn gleich nur hoͤchst wenig aufloͤsen kann (so groß wie Die Molkerei. sie einige gemacht haben, ist die Gefahr nach Westrumbs Versuchen nicht). Glaͤ- serne und porzellanene Gefaͤße sind zu kostbar und nur zur Zierde. Die hoͤlzernen Gefaͤße sind in groͤßeren Molkereien die gewoͤhnlichsten, und wenn sie nur gehoͤ- rig rein gehalten und ausgeluftet werden, auch wirklich tadellos. Man muß haupt- saͤchlich verhindern, daß sich ihnen kein saurer Gaͤhrungsstoff mittheile, und deshalb muͤssen sie von Zeit zu Zeit mit Aschenlauge ausgespuͤhlt, nach dem jedesmahligen Gebrauche aber sogleich mit Wasser und einer Buͤrste ausgerieben werden. Ge- woͤhnlich sind sie vom Boͤttcher verfertigt. Man hat aber auch Molden von leich- tem Holze aus einem Stuͤcke gemacht, die jedoch unten abgeplattet sind, damit sie fest stehen. Diese verdienen allerdings den Vorzug, theils weil sie keine Fugen haben und also leichter rein zu erhalten sind, theils weil sie die groͤßte Oberflaͤche der Milch der Atmosphaͤre aussetzen. Auf allen Fall muͤssen die Milchgefaͤße zum vollstaͤndigen Abrahmen moͤglichst flach seyn, damit sich die Sahne schnell an die Oberflaͤche begeben koͤnne. Tiefe und enge Toͤpfe sind entschieden nachtheilig und fehlerhaft. §. 56. Ueber die Zeit, in welcher die Sahne abgenommen werden soll, sind die Mei- Abnehmen des Rahms. nungen verschieden. Einige lassen die Milch erst voͤllig gerinnen und sauer wer- den, weil sie dann mehreren Rahmen zu erhalten glauben. Im Hollsteinischen aber, wo man die Kunst des Buttermachens ohne Zweifel am meisten ausstudirt hat, ist man entgegengesetzter Meinung, und sucht den Nahm zu erhalten, bevor die geringste Saͤurung entsteht. Man giebt es als ein Zeichen an, daß der Rahm reif sey, wenn man mit dem Messer hineinsticht und keine Milch hervorkommt. Es hat keinen Zweifel, daß man der letzteren Methode den Vorzug geben muͤsse; denn es ist ausgemacht, daß die Saͤurung nichts zur Absonderung des Rahms beitrage, daß vielmehr nach derselben keine Absonderung mehr erfolge, und daß die Butter nicht nur frisch einen angenehmeren Geschmack behalte, son- dern auch auf die Dauer besser und von Bitterkeit befreiet bleibe, wenn sie von suͤ- ßem Rahme gemacht wird. Bei der geringsten Saͤurung scheint der Rahm kaͤsigte Theile anzuziehen; die abzunehmende Haut wird deshalb dicker und so glaubt man irrig, mehr wirklichen Rahm zu erhalten. Es kommt hier sehr viel auf das rich- tige Treffen des Zeitpunktes an, wo sich der Rahm saͤmmtlich abgesetzt hat und Die Molkerei. doch noch keine Spur von Saͤurung entstanden ist. Dieser ist nun nach der Tem- peratur und der Beschaffenheit der Atmosphaͤre sehr verschieden. Bei einer Tem- peratur von 10° koͤnnen 36 Stunden darauf hingehen, bei einer hoͤheren Tempera- tur ist er in 16 Stunden da, ja bei Gewitterluft kann er nach 12 und 10 Stunden eintreten. In den Hollsteinischen Molkereien wachen fleißige Meyerinnen in sol- chen Zeiten des Nachts bei der Milch, um sogleich die Maͤgde mittelst einer dazu bestimmten Glocke herbeilauten zu koͤnnen, wenn dieser Zeitpunkt eintritt, den sie aus oben angefuͤhrten Zeichen hauptsaͤchlich abnehmen. Das Abrahmen geschieht mit schaufelfoͤrmig gestalteten hoͤlzernen Loͤffeln. Wenn der Rahm bald nach dem Abnehmen gebuttert werden kann, so ist dieß am besten, und in vollkommenen Molkereien wird nur der Rahm eines Tages zu- sammengemischt. In kleineren Molkereien, wo man nur um den anderen oder dritten Tag buttert, muß er in Steintoͤpfen moͤglichst kuͤhl aufbewahrt werden. §. 56. Butterfaß. Die Abscheidung der Butter aus dem abgenommenen Rahme geschieht be- kanntlich durch eine mechanische Bewegung, die auf verschiedene Weise hervorge- bracht wird. Man hat stehende Buttergefaͤße und tonnenfoͤrmige. Die letzteren haben entweder eine feststehende Achse, woran hoͤlzerne Fluͤgel befestigt sind, um welche herum die in Schwung gesetzte Tonne umlaͤuft, oder die Tonne liegt fest und die mit Fluͤgeln besetzte Achse wird durch eine Kurbel umgedreht. Man hat die Tonnen mehr geruͤhmt, als sie es verdienen, und um dies beurtheilen zu koͤn- nen, auch uͤberhaupt um einzusehen, was man bei dem Buttermachen zu beobach- ten habe, ist es noͤthig zu wissen, wie sich die Butter bilde und abscheide. Die But r bildet sich wirklich erst: der fettige Theil der Milch ist noch keine Butter und erhaͤlt erst die butterartige Beschaffenheit durch die Einwirkung der Luft auf die Sahne, oder durch die Einsaugung des Sauerstoffgases. Deshalb muß zu dem Gefaͤße, in welchem die Bewegung des Rahms geschieht, die Luft moͤglichst freien Zutritt haben und oft erneuert werden. Es ist durch direkte Ver- suche erwiesen, daß der Sauerstoff dabei das vorzuͤglich wirksame Princip sey, indem man gefunden hat, daß die Butter um so schneller erscheine, je mehr die Luft mit diesem Gase uͤberladen war, und daß dagegen beim Mangel desselben, keine Butter zum Vorschein kam. Daher Die Molkerei. Daher haben die stehenden Gefaͤße schon in dieser Ruͤcksicht einen Vor- zug vor den Tonnen, weil diese geschlossen werden muͤssen, und der Sauer- stoff der mit eingeschlossenen Luft leicht konsumirt wird; wogegen die stehenden Gefaͤße genug Luftzutritt behalten, und die Luft selbst durch das Aufziehen und Niederstoßen immer erneuert wird. Aber auch in anderer Ruͤcksicht sind die Gefaͤße mit einem Stoͤßel vor- zuziehen; die durch die Luft zu Butter erhaͤrteten Oehltheile schwimmen noch in kleinen Partikeln in der Fluͤssigkeit, und muͤssen durch die Bewegung der- selben einander genaͤhert werden, damit sie sich zu groͤßeren Klumpen zusam- menfuͤgen koͤnnen. In den Drehtonnen ist diese Bewegung nicht stark genug, indem dabei die ganze Fluͤssigkeit zwar in einen Schwung kommt, aber nicht in sich selbst genug geruͤttelt wird. Bei den stehenden Butterfaͤssern verur- sacht aber der Stoß eine bestaͤndige Verschiebung der Milchtheile, und da- durch ein Beruͤhren der Buttertheile. Ueberdem haben die stehenden Faͤsser vor den Drehtonnen noch den Vortheil, daß sie leichter gereinigt werden koͤnnen. Da aber das Stoßen mit der Hand eine schwere Arbeit ist, und bei einer großen Masse kaum ausgefuͤhrt werden kann, so hat man mannigfaltige Maschinerien erfunden, wodurch das Auf- und Niedergehen des Stoͤßels, der an den Armen einer sich bewegenden Welle beweglich angebracht ist, auf eine leichtere Weise bewirkt wird. Mehrentheils wird zugleich in zwei Faͤssern ge- buttert, so daß, wenn der Stoͤßel in dem einen niedergeht, er sich in dem andern erhebt. Die Bewegung der Welle wird ihr entweder durch einen schweren Schwengel, der von zwei Personen hin und her geworfen wird, und einmal in Schwung gesetzt sich sehr leicht darin erhaͤlt, oder aber durch ein Schwungrad gegeben. In ganz großen Molkereien wird die Maschine durch Pferde oder Ochsen in Bewegung gesetzt. Diese Einrichtung hat uͤberdieß den Vorzug, daß die Stoͤße taktmaͤßig erfolgen, wobei sich die Butter besser formirt, als wenn die Bewegung bald geschwind bald langsam geschieht. §. 58. Auch beim Buttermachen ist ein angemessener Waͤrmegrad etwas Wesent- Regeln beim Butterma- chen. liches. Ist der Rahm zu kalt, so sind die Butterpartikeln zu hart und nicht klebrig genug, um sich aneinander zu legen; ist er im Gegentheil zu warm, Vierter Theil. Y y Die Molkerei. so wird die Butter zu weich, die entstehenden Klumpen zertheilen sich bei der heftigen Bewegung wieder und gehen mit der Milch zusammen. Fehlerhafte Temperatur ist die haͤufigste Ursach, wenn die Butter nicht werden will. Ist der Rahm zu kalt, so muß das Butterfaß mit warmem Wasser erwaͤrmt, auch etwas warmes Wasser hinzugethan werden; ist er zu warm, so muß man ihn in kaltem Wasser, und wenn man es hat, durch Eis abkuͤhlen. Indessen giebt es auch andre Ursachen, welche das Buttern sehr erschwe- ren. Die Milch von hochtraͤchtigen Kuͤhen buttert sich schwer. Durch etwas Zusatz von Salz kann man zuweilen helfen, und es schadet wohl nicht, daß die Buttermilch dadurch etwas gesalzen werde. Ein Stuͤckchen Alaun, wel- ches man in das Seihetuch thut, soll auch helfen. Man hat ein Pulver ge- ruͤhmt aus dem getrockneten Kraute von Sauerampfer, weißen Andorn, Schaaf- garbe, Brennnessel, von jedem drei Haͤnde voll und ½ Pfund Schwefelblumen, wovon man auf das Stuͤck Vieh taͤglich dreimal eine Hand voll in 1 Pfund Bieressig geben soll. Der Schwefel und der Bieressig machen hier wohl nur die wirksamen Theile aus. Wenn Zucker, Asche oder Seife in den Rahm kommen, so verhindern sie das Buttern. Der Poͤbel schiebt es auf Hexe- rei und braucht dagegen, so wie gegen andre Milchfehler, aberglaͤubische Alfanzereien. Soll die Butter gefaͤrbt werden, so giebt man die faͤrbende Substanz mit ins Butterfaß. Gemeiniglich faͤrbt man bei uns mit Moͤhrensaft, in Holland mit den Ringelblumen (Flores cabendulae) , die man frisch abpfluͤckt, in einen steinernen Topf thut, zusammenpreßt, fest vermacht und im Keller aufbewahrt. Dunkler faͤrbt man mit Orlean, den man, einer Erbse groß, Abends vor dem Buttern in 30 Pfund Rahm thut. Nach der Absonderung der Butter muß sie sogleich von den molkigten Theilen befreiet werden, indem diese schnell in eine Gaͤhrung kommen, die Butter anstecken und ihr einen uͤblen Geschmack mittheilen. In Hollstein waͤscht man die Butter nicht, sondern knetet sie mit großer Sorgfalt aus, und haͤlt das Waschen fuͤr nachtheilig. Ich ziehe aber das Waschen doch vor, wenn man es nur nachher genugsam wieder ausarbeitet; denn Feuchtig- keit muß freilich nicht in der Butter bleiben. Diejenige, welche auf jeden Die Molkerei. Fall zuruͤckbleibt, wird von dem Kochsalze eingezogen, wo sie dann nicht mehr gaͤhren und Gaͤhrung befoͤrdern kann. Aus dieser Ursache ist wahrscheinlich das Salzen zur laͤngeren Erhaltung der Butter so nothwendig. Je minder die Butter gereinigt ist, desto mehr Salz bedarf sie. Man nimmt 1 Pfund Salz auf 5, 10 oder 20 Pfund Butter. Die Hauptursach, daß die Butter mit der Zeit einen uͤblen Geruch und Geschmack bekommt, liegt ohne Zweifel in den Kaͤsetheilen, die in jeder But- ter mehr oder minder zuruͤckbleiben und in einer Art von Faͤulniß kommen. Je weniger darin sind, desto besser haͤlt sie sich. Um schlecht gereinigte But- ter laͤnger zu konserviren, schmilzt man sie an manchen Orten, wo durch die kaͤsig- ten Theile sich absondern; indessen behaͤlt solche Schmalzbutter nie den lieb- lichen Geschmack der gewoͤhnlichen Butter, und wird nur in der Kuͤche an den Speisen gebraucht. Beim Einschlagen der Butter in Tonnen oder Toͤpfe muß man so viel moͤglich dahin trachten, daß die Butter fest zu liegen komme, und daß keine Zwischenraͤume in der Masse bleiben. An solchen Fehlstellen geht die Butter besonders leicht an, und von hier aus verbreitet sich das Uebel durch die ganze Masse. In den großen Hollaͤndereien haͤlt man es fuͤr wichtig, daß ein gan- zes Faß von einem Buttertage gefuͤllt werde, und daß nicht die von zwei oder mehreren in ein Faß zusammen komme. §. 59. Die abgerahmte Milch wird auf mannigfaltige Weise benutzt: nebst der Buttermilch zur Speise, zum Brod, oder es wird magerer Kaͤse daraus ge- macht, oder zum Schweinefutter, wozu auch auf jeden Fall die Molken ge- braucht werden; worauf wir weiter unten zuruͤckkommen werden. Manchmal wird auch aus der ganzen unabgerahmten Milch gebuttert, und einige wollen dies vortheilhaft gefunden haben, besonders wenn man nur die zweite Haͤlfte der Milch, die, wie oben gesagt, fetter ist, dazu nehme. Solche Butter soll sich aber nicht lange halten, und ist, wegen staͤrkerer Vermengung mit kaͤsigten Theilen, minder fett. Y y 2 Kaͤsebereitung. Kaͤsebereitung. §. 60. Die Bereitung preiswuͤrdiger Kaͤsearten erfordert mehrere Weitlaͤuftigkei- ten und groͤßere Aufmerksamkeit, als die Bereitung der Butter. Sie ist aber in sehr vielen Faͤllen ungleich vortheilhafter, und die Molkerei kann dadurch nicht selten bis zu einem doppelten Geldertrag bei uns gebracht werden, weil wir den guten Kaͤse bisher nur aus entfernten Gegenden und durch mehrere Haͤnde bekamen, und ihn daher um vieles theurer, als seine Produktionskosten betrugen, bezahlen mußten. Es muß jedoch dabei erwogen und in Anschlag gebracht werden, daß guter milder Kaͤse 1 bis 1½ Jahr liegen und aufbewahrt werden muͤsse, bevor er eine annehmliche Handelswaare wird, und daß also in diesem Vorrathe ein Kapital stecke, was, so wie der Aufbewahrungsraum, ver- zinset werden muß; ein Kapital, welches vielleicht wenige Wirthschaften aus sich selbst eruͤbrigen koͤnnen. Die Kaͤsebereitungs-Methoden sind unzaͤhlig verschieden und hieraus entsteht groͤßtentheils die Verschiedenheit der Kaͤse selbst in Ruͤcksicht ihres Geschmacks, ihres Geruchs, ihrer Consistenz und Farbe. Daß die Weide des Viehes, dessen Lebensart, das Clima bei einer voͤllig gleichen Behandlung den Kaͤse verschieden modifiziren koͤnne, so daß ein feiner Geschmack einen Unterschied an dem hier oder dort auf gleiche Weise bereiteten Kaͤse wahrnehmen koͤnne, hat wohl seine Richtig- keit, da es selbst in Gegenden, wo vieler Kaͤse gemacht wird, von einem benach- barten Orte zum anderen als wahr angenommen wird und selbst ein benachbarter Ort dem anderen eine Vorzuͤglichkeit seines Kaͤses in dieser oder jener Ruͤcksicht zu- gesteht, wenn er den seinigen wieder in anderer Ruͤcksicht ruͤhmt. Man schiebt die- sen Unterschied dann fast einstimmig auf die Verschiedenheit der Weide und gewisser darauf wachsenden Kraͤuter. Indessen ist es auch gewiß, daß die geringste Abaͤn- derung in der Bereitungsart, die hoͤchst unbedeutend scheint, eine den Kennern bemerkbare Verschiedenheit hervorbringt und daß die Wirthschafterinnen an Or- ten, deren Kaͤse einen großen Ruf erlangt hat, gewisse Handgriffe sehr geheim halten und sie anderen nicht aufrichtig mittheilen. Dann ist diese Verschiedenheit oft nur sehr feinen Zungen bemerkbar. Kaͤsebereitung. Wenn diese einmal an gewisse Kaͤsearten gewoͤhnt sind und durchaus verlan- gen, daß nachgeahmter Kaͤse vollkommen den Geschmack und andere Eigenschaften des Originalkaͤses haben sollen, so wird man sie freilich schwer befriedigen koͤnnen. Dies ist aber mehr eine auf Eigensinn, als auf wirkliche Annehmlichkeit des Ge- schmacks begruͤndete Forderung. Es laͤßt sich wohl denken, daß wir Kaͤse machen koͤnnen, der den besten Chester Kaͤse ln jeder Annehmlichkeit uͤbertrifft, wenn es gleich nicht voͤllig derselbe waͤre. Und geben wir dem Kaͤse nur die Lieblichkeit, die man nach Verhaͤltniß seines Preises davon fordert, so wird es ihm am Absatz nicht fehlen. Jedoch muß man besonders im Anfange einer in Ruf gekommenen Kaͤseart nicht nur in Ansehung des Geschmacks, sondern auch in Ansehung der Form und des Ansehns so nahe als moͤglich zu kommen suchen. §. 61. Die unendliche Mannigfaltigkeit der Kaͤse loͤst sich in folgende Eigenschaften Hauptver- schiedenheit des Kaͤses. und Naturen des Kaͤses auf. 1) In Ansehung der Fettigkeit des Kaͤses unterscheidet man a. uͤberfetten Kaͤse, wozu gewoͤhnlich die frische Morgenmilch genommen und mit dem Rahm der letzten Abendmilch vermischt wird. b. fetten Kaͤse, wozu bloß die Milch so wie sie von der Kuh kommt ge- braucht wird. c. magern Kaͤse, wozu man nur die abgerahmte Milch nimmt. Es giebt hier indessen Gradationen von mehrerer oder minderer Fettigkeit, in- dem man zu der erstern Art mehr oder minder von dem Rahme zusetzt und bei der letzten Art den Rahm voͤllig oder nur zum Theil ausscheiden laͤßt und abnimmt. 2) Unterscheiden sie sich in Suͤßmilchs- und Sauermilchs-Kaͤse, je nachdem man die Milch und den Rahm ganz frisch kaͤset oder beiden erst einen groͤßeren oder geringeren Grad von Saͤurung erreichen laͤßt. 3) In gepreßten und ungepreßten Kaͤse. Nur durch das Pressen kann der Kaͤse voͤllig von den Molkentheilen befreiet werden. Die Molkentheile aber sind es, welche den Kaͤse, wenn sie in Gaͤhrung kommen, eine Schaͤrfe mittheilen und eine Neigung seine Consistenz zu veraͤndern, und besonders in feuchter Luft zu einer zaͤhen Feuchtigkeit zu zerfließen. Je sorgfaͤltiger also durch mehrmahliges Umarbeiten der Kaͤsematerie und wiederholtes anhaltendes Pressen die Molken- Kaͤsebereitung. theile herausgeschafft werden, um desto milder und dauerhafter wird der Kaͤse, und die Mildheit des Gloster- und Chester-Kaͤses haͤngt hauptsaͤchlich von der wiederhol- ten sorgfaͤltigen Umarbeitung und Auspressung dieses Kaͤses ab. Der so behan- delte Kaͤse bekommt aber eine lederartige Zaͤhigkeit, wenn diese nicht durch viele Fettheile gemindert wird. Der unausgepreßte Kaͤse muß entweder ziemlich frisch genossen werden, oder man laͤßt ihn zu einem gewissen Grad der fauligten Gaͤhrung kommen, arbeitet ihn dann um, preßt ihn aus, versetzt ihn mit Rahm oder Butter und verhindert dann den Fortgang der fauligten Gaͤhrung, indem man ihn mit stark gehopftem Bier oder Wein in Tuͤchern einschlaͤgt, Hopfen oder andere aromatische Kraͤuter dazwischen legt und sodann wieder trocknet. Auf die Weise erhaͤlt man den bei manchem so sehr beliebten scharfen und den Ma- gen reizenden Kaͤse. 4) Unterscheidet sich der Kaͤse nach der Art der Gerinnung und des Ge- rinnungsmittels, welches man zusetzt. Man laͤßt die Milch entweder erhitzt, oder in ihrer natuͤrlichen Tempe- ratur von 26 Grad Kaͤlte, oder aber staͤrker abgekuͤhlt gerinnen. Je waͤrmer die Milch, desto eher gerinnt sie von einer gleichen Quanti- taͤt und Staͤrke des Gerinnungsmittels. Ist die Milch aber zu heiß, und das Gerinnen tritt zu schnell ein, so wird der Kaͤse zaͤhe. Je kuͤhler sie ist desto zarter und feiner wird die Kaͤsemasse. Der Kaͤse von langsam geronne- ner Milch wird aber spaͤter verkaͤuflich, wie der von schnell geronnener. §. 62. Gerinnungs- mittel. Die Gerinnung wird bewirkt durch bloße Erhitzung der Milch, wenn sich in der Milch schon einige Saͤurung erzeugt hat. Dies findet aber nur bei dem sau- ren Milchskaͤse statt. Dann bringen alle Saͤuren bekanntlich eine schnelle Gerinnung der Milch hervor. Man bedient sich zuweilen dazu der minerali- schen Saͤuren, besonders der Salzsaͤure, auch des Essigs und verschiedener Vegetabilien, die entweder eine Saͤure oder den Gerbestoff in sich enthalten: der Tamarinden, saurer Fruͤchte, der Eichen-, Weiden- und Erlenrinde u. s. w. Das Galium verum ist seit langer Zeit als ein vorzuͤgliches Gerinnungsmit- Kaͤsebereitung. tel angeruͤhmt worden und hat auch daher den Namen Labkraut erhalten. Man hat aber neuerlich diese Eigenschaft in Zweifel gezogen. Am meisten aber bedient man sich des Magens saugender Kaͤlber, und seines reinen Inhalts, und zwar des letztern der vier Magen. §. 63. Die Bereitung und Conservation dieses Kaͤlbermagens ist nun sehr verschie- Das Kaͤlber- magen-Lab. den und manche behaupten, daß, selbst wenn die Behandlung sich sehr nahe kommt, jede Verschiedenheit doch einen großen Einfluß auf die Beschaffenheit des Kaͤses habe. In Ruf gekommene Kaͤsemacherinnen machen deshalb zuweilen ein Geheimniß aus ihrer Magenlab-Bereitung. Aus den beruͤhmtesten Kaͤseprovinzen Englands, in Gloster und Chestershire hat uns Marshall in seinen Beschreibungen der Wirthschaften von Glocester und der mittellaͤndischen Grafschaften die mannig- faltigen Labproceduren erzaͤhlt, die er bei seinem in dieser Absicht verlaͤngerten Auf- enthalt daselbst ausgekundschaftet hatte, und dieser Theil seiner Schriften verdiente auch in dieser Hinsicht eine Uebersetzung. Ich glaube indessen nicht, daß kleine Verschiedenheiten einen so großen Einfluß auf die Beschaffenheit des Kaͤses haben koͤnnen, und Marshall scheint am Ende selbst auf diese Meinung zuruͤckzukommen. Eine der gebraͤuchlichsten Bereitungsarten ist folgende: Man schneidet den Magen des mit Milch getraͤnkten Kalbes auf, und nimmt das Geronnene her- aus. Letzteres wird von Unreinigkeiten, besonders Haaren, gereinigt, und mit kaltem Wasser gewaschen, damit es voͤllig weiß werde. Darauf trocknet man es mit einem reinen Tuche ab, bestreuet es, und reibt es mit Salz tuͤchtig ein. Nun wird auch der Magen in kaltem Wasser gereinigt und mit Salz gerieben, und dann das Geronnene wieder hineingethan. Das Ganze giebt man in einen Topf und bestreuet es mit Salz. Man thut so viel Magen zusammen, als man etwa innerhalb vier Wochen erhalten kann. So muͤssen die Magen ein Jahr in den Gefaͤßen liegen, und will man sie nun gebrauchen, so oͤffnet man einen davon, schuͤttet das Geronnene heraus, und zerreibt es recht genau. Alsdann schlaͤgt man drei frische Eidotter hinein, und gießt dann ein kleines Glas gute Sahne hinzu. Nachdem alles wohl durcheinander geruͤhrt ist, setzen die Meisten ein we- nig Gewuͤrz, Muskatennuß, Muskatenbluͤthe, eine Gewuͤrznelke, und etwas Sa- fran, zu Pulver gerieben, dazu. Man thut dann die Masse wieder in den Ma- Kaͤsebereitung. gensack, und haͤngt ihn an einem reinlichen Orte auf. Man macht alsdann eine starke Sohle von Wasser und Salz, kocht sie, laͤßt sie stehen, bis sie sich abge- kuͤhlt hat, und gießt unter ½ Pfund 1 Loth Lab aus dem Magen, thut auch vier bis fuͤnf Wallnußblaͤtter hinzu, und laͤßt dies vierzehn Tage stehn. Oder es wird ein junger Kaͤlbermagen und die darin befindlichen geronne- nen Milchkloͤße gut ausgewaschen, darauf der Magen gut eingesalzen, und bleibt so drei Tage lang im Salze liegen. Alsdann siedet man fuͤnf bis sechs Eier, bis sie hart sind, hackt sie klein, und mengt sie mit den Milchkloͤßen unter einan- der, fuͤllt es wieder zusammen in den gesalzenen Magen, haͤngt diesen drei Wo- chen in den Rauch, und hernach an die freie Luft. Zum Gebrauche schneidet man ein wenig davon ab, mischt es mit etwas Milch, und gießt dieses unter die andere Milch. Oder man nimmt drei bis vier Kaͤlbermagen und die Milchkloͤße heraus, und knetet sie nach dem Waschen mit einer Hand voll Gerstenmehl, eben so viel frischem Brod und Salz zusammen. Die Magen selbst werden nicht eingesalzen, sondern nur klein gehackt, jene Masse damit gemengt, das Ganze in einen steinernen Topf gethan, oben und unten gesalzen, und an einem kuͤhlen Orte aufbewahrt. §. 64. Bereitung be- sonderer Kaͤse- arten. Ueber die Bereitung der mannigfaltigen Kaͤsearten findet man Nachricht: vom Schweizer-Kaͤse im dritten Hefte von Witte Dentschlands Rindviehra ç en vom Chester-Kaͤse in Hermbstaͤdts Archiv der Argrikultur-Chemie; vom Limburger-Kaͤse, Annalen des Ackerbaues Bd. XI. S. 652.; von mancherlei Kaͤsearten in Kruͤnitz Encyklopaͤdie Bd. XXXV.; Voß Anweisung Rahm- und Fettkaͤse, welche dem besten Englischen und hollaͤn- dischen gleich kommen, zu bereiten. Altona 1807. Vollstaͤndige und deutliche Anweisung zur Bereitung des beruͤhmten englischen Chester-Kaͤses. Pirna 1803. Twamley Anweisung englische Kaͤse zu machen, aus dem englischen uͤbersetzt, mit Anmerkungen. Frankfurth a. M. 1787. Eigene Erfahrung habe ich uͤber das Kaͤsemachen nicht, aber die uͤberzeugend- sten Beweise, daß man die beruͤhmtesten Kaͤse auch bei uns, und zwar aus der Milch der auf dem Stalle gefuͤtterten Kuͤhe im Sommer und Winter so nach- ahmen koͤnne, daß sie hoͤchstens nur die Zunge eines genauen Kenners zu unter- scheiden Kaͤsebereitung. scheiden vermoͤge. Und wenn man auch einen Kaͤse hervorbraͤchte, der von dem bisher uͤblichen etwas verschieden waͤre, so koͤnnte er darum vielleicht nicht schlech- ter, sondern eben sowohl besser seyn, wie derjenige, den man nachahmen will. Nur muß man nicht erwarten, Rahm- oder Fettkaͤse von abgerahmter Milch, mil- den Kaͤse ohne die sorgfaͤltigste Auspressung der Molken, muͤrben Kaͤse ohne ge- naue Wahrnehmung der Temperatur, und uͤberhaupt guten Kaͤse nicht ohne Beob- achtung der allerhoͤchsten Reinlichkeit zu Stande zu bringen. Man darf sich durch einen mißrathenen Versuch nicht abschrecken lassen, und muß bei allem Dauerkaͤse das Alter, wo sie eßbar werden, abwarten, und bis dahin alle der verschiedenen Kaͤsearten angemessenen Conservationsmittel, wozu ein luftiger Kaͤsekeller gehoͤrt, anwenden. Da das Ganze unter die weibliche Aufsicht gehoͤrt, so muß die Auf- seherin sich fast leidenschaftlich dafuͤr interessiren, und ohne diese Bedingung wird es selten gerathen. Die Mastung des Rindviehes. §. 65. Es ist eine in kornbauenden Gegenden sehr eingewurzelte Meinung, daß die Vortheil der Mastung. Rindviehmastung außer großen Branntweinbrennereien bestimmt unvortheilhaft sey. Aber diese Meinung ist haͤufig ungegruͤndet. Ort- und Zeitverhaͤltnisse koͤnnen sie mehr oder minder vortheilhaft gegen andre Viehhaltung machen. Man legt die Berechnungen, woraus man ihre Unvortheilhaftigkeit beweisen will, unrichtig an, indem man die Fuͤtterungsmittel dem Mastvieh nach dem Markt- preise berechnet, da sie doch bloß nach den Produktionskosten berechnet werden soll- ten. Daß Viehhaltung nothwendig sey, um Kornbau zu betreiben, ist allgemein anerkannt, und die Einwirkung der ersten auf den letzten an mehreren Orten die- ses Werks ins Licht gesetzt. Unter den meisten Verhaͤltnissen muß auch Rindvieh gehalten werden. Es kann also nur die Frage entstehen: welche Viehart ist vor- theilhafter gegen eine andre Viehart? Und dann insbesondere bei dem Rindvieh: ist es vortheilhafter, das fuͤr dieses bestimmte Futter und Weide mit Milchkuͤhen oder mit Mastochsen zu consumiren und zu benutzen? Diese Frage loͤst sich dann in die beiden folgenden auf: Vierter Theil. Z z Mastung des Rindviehes. a) In welchem Verhaͤltnisse steht das Futter, was eine Milchkuh durch das ganze Jahr verzehrt, gegen dasjenige, was ein Mastochse in seiner Mastungszeit erfordert? b) Welchen Ertrag giebt im Durchschnitt ein Mastochse in der Mastungszeit, und welchen Ertrag eine Milchkuh durch das ganze Jahr? Ueber den Futterbedarf einer Milchkuh und dessen Verschiedenheit ist oben ge- sprochen worden. Die besonderen Verhaͤltnisse werden sich in jedem concreten Falle nachweisen. Der Bedarf eines Mastochsen ist eben so sehr verschieden nach der verschiedenen Staͤrke des Thiers und nach der Fleisch- und Fetterzeugung, die man bewirken will. Es ist aber beinahe noch leichter, fuͤr jeden einzelnen Fall hier einen Normalsatz zu bestimmen, wie dort. Wo man uͤber die Mastung einige Erfah- rung hat, bestimmt man die taͤglichen Portionen ziemlich genau, und weiß, was man an Mastfutter woͤchentlich und durch die ganze Mastungszeit fuͤr einen Ochsen gewisser Ra ç e gebraucht. Haͤufig ist deshalb in solchen Gegenden ein gewisses woͤchentli- ches Futtergeld, welches der Fleischer oder Viehhaͤndler fuͤr einen Ochsen bezahlt, festgesetzt, welches jedoch nach Ort- und Zeitumstaͤnden etwas mehr oder weniger betraͤgt. Hiernach kann man also leicht einen Ueberschlag machen, und sich jene Frage beantworten, und da wird sich nicht selten finden, daß das Futter mit den Mastochsen in der That hoͤher als mit Milchkuͤhen benutzt werde, zumal wenn man die kurze Dauer der Verpflegung in der Mastzeit gegen die durch das ganze Jahr laufende Verpflegung einer Kuh und Besorgung der Molkerei in Anschlag bringt; wozu dann noch kommt, daß jene bei der Wintermastung nur im Win- ter eintrifft, wo man Menschen genug hat; die Wartung der Kuͤhe auch im Som- mer fortgeht, wo es an Arbeitern fehlt. Auch ist in manchen Faͤllen Ruͤcksicht darauf zu nehmen, daß das angelegte Kapital bei der Mastung in 4 bis 5 Mo- naten zuruͤckkehre, das in den Kuͤhen steckende aber bestaͤndig darin bleibe. Man wird im allgemeinen Durchschnitt etwa annehmen koͤnnen, daß ein Mastochse in seiner Mastzeit so viel an Futter consumire, als eine Kuh im gan- zen Jahre. Der Duͤnger also, welcher mit einem Mastochsen in der Mastzeit gemacht wird, ist auch dem gleich, den eine Kuh im ganzen Jahre giebt, und hat vielleicht Vorzuͤge. Er wird ebenfalls zu einer sehr bequemen Zeit gemacht, und ausgefahren werden koͤnnen. Mastung des Rindviehes. Wenn man es aber auch nicht gerathen findet, das Mastungsgeschaͤft zur Basis der ganzen Viehhaltung zu machen, so wird es doch als ein Nebenzweig sich sehr empfehlen. Hat man den Mastungsbetrieb einmal kennen gelernt und organisirt, so wird man immer weit leichter seinen Mastviehstand nach der jaͤhr- lich verschiedenen Futtermenge einrichten koͤnnen, als es mit anderem Nutzvieh ge- schehen kann. Den bestaͤndigen Viehstapel sollte man nie groͤßer machen, als so, daß man voͤllig gesichert seyn koͤnne, auch in schlechteren Jahren auszureichen, und fuͤr den Ueberfluß, den gute Jahre geben, Mastvieh, was immer zu haben ist, ankaufen, wenn nicht ohnehin eine hinlaͤngliche Kopfzahl von auszumerzendem Vieh vorhanden ist, welches sich in der Regel durch eigene Mastung besser, als durch Verkauf bezahlt. §. 66. Wer aber Viehmastung im Großen betreiben will, muß, um dieses mit groͤ- Beurtheilung des Mastvie- hes. ßerem Vortheil zu thun, durchaus Erfahrung in der Beurtheilung des Viehes und beim Handel besitzen, oder aber einen verstaͤndigen und sichern Mann dabei zu Rathe ziehn. Es gehoͤrt zu der Auswahl des Viehes und seiner Schaͤtzung ein gewisses Augenmaaß, noch mehr aber ein gewisses Gefuͤhl in der Hand, was sich nicht gut anders, als durch laͤngere Uebung erwerben laͤßt. Es wuͤrde also ver- geblich seyn, solches beschreiben zu wollen; nur durch eigene Ansicht und eigenes Anfuͤhlen laͤßt es sich, wenn man Gelegenheit hat mehrere Thiere zu vergleichen, erlernen. Eine große Huͤlfe und Sicherheit in der Beurtheilung des Viehes, sowohl beim Ankauf als beim Verkauf und waͤhrend der ganzen Mastungszeit, giebt eine Waage, worauf man das Thier lebendig waͤgt. Eine solche Waage ist keinesweges kostspielig oder sehr zusammengesetzt. Man haͤngt mittelst einer Kette an einen ganz kurzen Arm des Waagebalkens einen aus Brettern zusam- mengefuͤgten Kasten, von der Breite und Laͤnge, daß ein Thier darin stehen kann, an. Er hat eine Thuͤre, wo das zu waͤgende Stuͤck Vieh hineingelassen wird, indem man es durch eine, vor der anderen Seite des Kastens stehende Raufe mit Heu hineinlockt. Der Kasten ruht dann auf der Erde unbeweglich. Die andere Seite des Waagebalkens, die nur von Holz seyn kann, ist um das zehn- fache der andern Seite verlaͤngert, und am Ende derselben eine Schaale ange- bracht, worauf das Gewicht gelegt wird. Das Gleichgewicht muß vermoͤge der Z z 2 Mastung des Rindviehes. Schwere dieser Schaale so getroffen seyn, daß die geringste Vermehrung desselben den Kasten, wenn er leer ist, hebt. Bei der zehnfachen Verlaͤngerung dieses Bal- kens wirkt jedes Gewicht zehnfach. Der Zehntheil eines Pfundes hebt ein Pfund, oder ein Pfund hebt zehn Pfund. Das Gewicht des eingelassenen Stuͤck Viehes ist erreicht, sobald sich der Kasten im mindesten zu bewegen anfaͤngt. Denn ihn hoͤher zu heben, wuͤrde das Vieh scheu machen. Eine solche Waage kann in einem Stalle angebracht werden, wenn man die Angeln, auf welchem der Waagebalken ruht, zwischen zwei Balken haͤngt; oder auf dem Hofe, wo aber ein besonderes Gestell dazu errichtet werden muß. Eine solche Waage ist uͤberdieß zum Abwaͤ- gen des Futters hoͤchst nuͤtzlich. Einige haben das Gewicht eines Thiers durch die von gewissen Theilen genom- menen Dimensionen nach verschiedenen arithmetischen Formeln finden wollen. Wenn dies uͤberhaupt mit einiger Sicherheit geschehen kann, so findet es doch nur bei einer bestimmten Viehra ç e statt, und es muͤßte fuͤr jede Viehra ç e eine besondere Formel empirisch ausgemittelt werden. Hiervon hat man sich in England schon uͤberzeugt. So wie die Sache jetzt stehet, wuͤrde es sehr gewagt seyn, sich darauf zu verlassen. Aus dem lebenden Gewichte des Viehes laͤßt sich aber nach den Erfahrungen der Englaͤnder das Fleischergewicht mit ziemlicher Bestimmtheit auffinden. Unter Fleischergewicht versteht man das, was der Ochse wiegt, wenn er in der Winde haͤngt, nachdem der Kopf, Vorderarme, Eingeweide und das Talg ihm genom- men worden; das Gewicht, was er, wie man es nennt, haakenrein am Fleische giebt. Man muß dabei aber doch den verschiedenen Zustand des Ochsen erwaͤ- gen. Bei einem Ochsen, der nicht ganz abgemagert ist, aber doch noch kein Fett aufgesetzt hat, giebt Procter Anderdon folgende Formel: Nimm die Haͤlfte des lebenden Gewichts, und setze dazu 4/7 des Ganzen, dividire es dann mit 2, und das Facit giebt das Fleischergewicht. Z. B. Ein Ochse wiegt lebendig 700 Pfd. die Haͤlfte . . . = 350 Pfd. 4/7 . . . . = 400 - = 750 Pfd. dividirt mit 2 . . = 375 Pfd. Mastung des Rindviehes. Hier geben 20 Pfd. 10 5/7. Bei etwas fettern Ochsen hat man aber mehrentheils gefunden, daß 20 Pfd. 11. Pfd. geben, und bei ganz voll ausgemaͤsteten Ochsen 12 bis 12½ Pfd.; denn so wie der Ochse fetter wird, vergroͤßert sich das Verhaͤlt- niß der Fleischtheile gegen die sogenannten Abfallstheile. Endlich muß man bei der Mastung mit der groͤßten Sorgfalt Futterordnung, Reinlichkeit u. s. f. beobachten, wovon ich bei jeder Mastungsart besonders reden werde. Hier warne ich nur, sich nicht mit einer erheblichen Mastung abzugeben, wenn man nicht selbst sein Auge darauf richten kann, oder einen hoͤchst zuverlaͤssi- gen und fuͤr die Sache passionirten Viehwaͤrter hat. §. 67. Die Sommermastung unterscheidet sich in Weide und gruͤne Stallfuͤtterung. Die Weidemastung findet nur auf sehr reichen Weiden statt, die man des- Weidema- stung. halb Fettweiden zu nennen pflegt. In Ansehung der Fettweiden ist es beson- ders unter den Englaͤndern streitig gewesen, ob es rathsamer sey, das Vieh das ganze Weiderevier, was man fuͤr den Stapel bestimmt, frei uͤberlaufen zu lassen, oder aber ob man das Weideland in mehrere kleine Koppeln trennen, in jede nur einige Stuͤcke einlassen, mit diesen Koppeln auch wechseln, und dem Grase eine Zwischenzeit zum Heranwachsen geben solle Vergl. Annalen des Ackerb. V. 112. Die meisten Stimmen und die staͤrksten Gruͤnde sind fuͤr das letztere. In den Mar- schen der Niederelbe findet man mehrentheils den Gebrauch, das Grasland einmal zu weiden, und einmal maͤhen zu lassen. Eine Koppel oder durch Graͤben abge- sondertes Stuͤck wird dem Mastvieh im Fruͤhjahr eingegeben, von einem andern nimmt man erst eine Heuernte. Dann kommt das Vieh von jener auf diese, und jene wird nun geschont und gemaͤht. Zuweilen wird aber auch ein Stuͤck allein zur Weide bestimmt, und das Vieh erhaͤlt dann noch das andere Stuͤck hinzu, wenn eine Heuernte davon genommen worden, um die Abnahme des Graswuch- ses im Nachsommer zu ersetzen. In diesen Marschgegenden rechnet man auf einen großen Marschochsen, wel- cher bis 1000 Pfund Fleischergewicht bekommt, einen dortigen Marschmorgen von 450 sechzehnfuͤßigen Quadratruthen, welcher 3¾ hiesige Morgen enthaͤlt. Von den kleineren Juͤtischen Ochsen koͤnnen aber 1½ auf jener Flaͤche gemaͤstet werden. Man nimmt gewoͤhnlich an, daß ein großer Ochse seine Weide mit 8 Friedrichsdor, Mastung des Rindviehes. ein kleiner Ochse mit 6 Friedrichsdor bezahle, und haͤlt daher letztere mehrentheils fuͤr vortheilhafter. Nicht selten findet man zwischen dem Rindvieh ein oder ande- res Pferd und auch einige Marschschaafe, wovon diese das feinere Gras, jene das groͤbere und was auf den Geilstellen waͤchst, abfressen sollen, und haͤlt dies fuͤr wirthschaftlich. Auf solchen Weiden nehmen gewoͤhnlich die Disteln sehr schnell uͤberhand, und sind nicht nur fuͤr das Vieh, selbst in aͤlterem Zustande ungenießbar, sondern ver- hindern auch das Abfressen des dazwischen aufwachsenden Grases. Jeder aufmerk- same Wirth hauet also mit der Sense diese Disteln weg, und sie werden, wenn sie welk und halb trocken geworden sind, von dem Viehe gern gefressen. Eine Entfernung alles dessen, was das Weidevieh beunruhigen kann, ist von großer Wichtigkeit. Man leidet daher ungern den Zutritt eines Menschen auf die- sen Koppeln, mit großer Sorgfalt sucht man aber alle Hunde zu entfernen. Wenn keine Baͤume auf den Koppeln stehen, so richtet man Pfaͤhle auf, die an den Kanten eingekerbt sind, damit sich das Vieh daran reiben koͤnne. Fuͤr bequeme und gesunde Traͤnken muß gesorgt seyn. Zuweilen ist man jedoch genoͤthigt, dem Viehe geschoͤpftes Wasser nur in Troͤgen zu geben. §. 68. Bei dem Mastvieh kann auch das Tuͤdern statt finden, und zwar auf angebauten Futterfeldern; so wie es oben bei den Kuͤhen beschrieben worden. §. 69. Gruͤne Stall- mastung. Die gruͤne Stallfuͤtterung des Mastviehes wird nicht haͤufig betrieben. Ich kenne jedoch verschiedene Beispiele, wo es mit gutem Erfolge geschah. Die Och- sen koͤnnen bei gruͤnem Klee sehr fett werden, wenn er ihnen in reichlichem Maaße gegeben wird. Ein Ochse frißt aber 200 bis 250 Pfd. gruͤnen Klee taͤglich, wobei er gutes Stroh, was er zwischen durch gerne frißt, haben muß. Kann man ihm einen Theil seiner Nahrung in Heu oder trocknem Klee geben, so wird ihm die gruͤne Fuͤtterung ohne Zweifel noch gedeihlicher, und der gar zu duͤnne Durchlauf dadurch gemindert. Mit besonders guter Wirkung hat man ihm, vorzuͤglich gegen Ende der Mastzeit, einen Trank von Leinkuchen oder etwas Schrot daneben gegeben. Diese Sommer-Stallmastung kann indessen nur in wenigen Faͤllen wirthschaft- lich seyn, weil zu der Zeit, wo sie vollendet ist, mehrentheils auch eine starke Konkur- Mastung des Rindviehes. renz des Weideviehes eintritt. Mit mehrerem Vortheil wird man den Klee, welchen man fuͤr Mastvieh bestimmt hat, zu Heu machen, und zur Wintermastung benutzen. §. 70. Eine besondere im Winter und Sommer statt findende Stallmastung ist die Branntwein- brennerei-Ma- stung. mit Branntweinsschlamm. In Gegenden, wo die Fleisch-Konsumtion geringe ist, ist sie fast die einzige. Sie macht den Betrieb der Branntweinbrennerei haupt- saͤchlich mehr zu einem laͤndlichen als staͤdtischen Gewerbe, weil der Staͤdter diese Mastung wegen des Strohes nie so vortheilhaft betreiben, auch den Mist nicht so nutzen kann, wie der Landwirth. Wenn dieser auf dies Geschaͤft die Industrie zu verwenden anfaͤngt, die jener darauf verwandte, und die Staatsregierung jedes Gewerbe da betreiben laͤßt, wo es am vortheilhaftesten betrieben werden kann, so werden deshalb staͤdtische Brennereien gegen laͤndliche nicht bestehen koͤnnen. Man nimmt im Durchschnitt an, daß ein Ochse an dem Schlamm von 10 Metzen abgezogenem Getreide, neben zu Haͤcksel geschnittenem, mit etwas Heu gemengtem Stroh, taͤglich sein zureichendes Mastfutter habe. Wenn der Brenn- satz taͤglich 6 Scheffel ist, so koͤnnen demnach 9 3/5 und wohl 10 Ochsen aufge- stallet werden. Wenn diese nach 20 Wochen mit 20 Rthl. Gewinn per Kopf, uͤberhaupt mit 200 Rthl. Vortheil verkauft werden, und in der Zeit abgezogen sind 840 Schfl., so wird der Branntweinstrank von 1 Schfl. zu 5 Gr. 8 Pf. benutzt. Stroh und Heu kann der Landwirth fuͤglich auf den Mist rechnen; der Staͤdter aber nicht. Oft ist indessen der Gewinn hoͤher als 30 Rthl. gewesen, und es wird nicht selten fuͤr einen Ochsen woͤchentlich 1 Rthl. 8 Gr. bis 12 Gr. Futtergeld bezahlt. Gewoͤhnlich wird den Ochsen der Spuͤlicht auf dem Haͤcksel gegeben, und sie erhalten also eine Bruͤhfuͤtterung. Man behauptet, daß sie um so besser auf- setzten, je waͤrmer sie dieses Futter erhielten. Solche Mastochsen sind daher in einem bestaͤndigen Schweiße und muͤssen fuͤr Erkaͤltung durch Zugwind sehr in Acht genommen werden. Lange wuͤrde das Vieh hiebei nicht gesund bleiben koͤn- nen; aber waͤhrend der Mastzeit halten sie es aus. Je mehr man aber die Alkohol-Erzeugung durch vollstaͤndige Weingaͤhrung erzwingt, desto unkraͤftiger wird der Spuͤlicht, und die Mastung geht daher in schlecht betriebenen Branntweinbrennereien oft um so besser. Ungeachtet die Bra- Mastung des Rindviehes. branter den Vortheil der auf hollaͤndische Methode betriebenen Branntweinbren- nereien anerkennen, so bleiben sie doch bei ihrer alten, an sich sehr fehlerhaften Art, um ihres Viehes willen. In den Rheingegenden findet man die Kornbren- nerei der hohen Besteurung und der Konkurrenz des Weintraͤbern-Branntweins wegen nicht mehr vortheilhaft; aber man setzt sie fort, weil sie durch den Mist eine Stuͤtze des Ackerbaues ist. Der Spuͤlicht anderer Fruͤchte soll in Verhaͤltniß stehen mit dem Brannt- wein, den sie geben. Wenn z. B. 3⅓ Schfl. Kartoffeln so viel Branntwein ge- ben, wie 1 Schfl. Rocken, so habe auch ihr Spuͤlicht so viele Nahrungskraft. Andre aber wollen ihn schwaͤcher befunden haben. §. 71. Regeln bei der Stallmastung. Bei der Branntwein-Mastung, so wie bei jeder Stallmastung, muß man den Stall so einzurichten suchen, daß eine gleichmaͤßige Waͤrme und im Winter eine ziemlich hohe Temperatur darin erhalten werde. Das Licht kann und muß man abschneiden; denn so wichtig es fuͤr die Erhaltung der Gesundheit des blei- benden Stallviehes ist, so befoͤrdert die Finsterniß doch den gewissermaßen kraͤnk- lichen Zustand der Feistigkeit, theils physisch, theils durch die groͤßere Ruhe und Schlaͤfrigkeit, welche sie dem Viehe giebt. Ein reinlicher Stand und viele Einstreuung hat eine sehr wohlthaͤtige Wir- kung. Das Vieh liegt dabei gern, und steht nur zum Fressen auf. Das Rein- halten der Haut, das Striegeln und Kardaͤtschen befoͤrdert die Mastung augen- scheinlich, und das Vieh giebt die angenehme Empfindung, die ein solches verur- sacht, deutlich zu erkennen. Die alten Haare loͤsen sich, so wie sich das Fett abzusetzen anfaͤngt, und es kommen neue. In diesem Zeitpunkte muß das Strie- geln insbesondere nicht verabsaͤumt werden, und die Arbeit, die es erfordert, wird sich sehr reichlich bezahlen. Wenn die Wirkung desselben beim Melkvieh noch zweifelhaft ist, so ist sie dagegen durch allgemeine Erfahrung beim Mastvieh ent- schieden. Man bedient sich dazu eines zackig gemachten Holzes mit einem beque- men Handgriffe. Die Zeit der Fuͤtterung und die Staͤrke der Portionen muß genau beobach- tet werden. Das Vieh bekommt eine sehr bestimmte Kenntniß der Zeit, wie man dies selbst bei aͤlterem Zugvieh beobachten kann, welches so wie seine Feierstunde ein- Mastung des Rindviehes. eintritt, sich gegen das Arbeiten straͤubt, und nach dem Hofe oder nach der Wei- dekoppel verlangt. Das Stallvieh wird unruhig, wenn seine Fuͤtterungsstunde nicht puͤnktlich beobachtet wird, haͤlt sich aber bis dahin ganz ruhig. Auch kennt es seine ihm zugetheilte Portion und begiebt sich, wenn es solche erhalten und gefressen hat, zur Ruhe, bleibt aber unruhig, wenn sie nicht vollstaͤndig gewesen ist. Diese Ruhe und Befriedigung aber, diese gluͤckliche Sorglosigkeit oder das Zutrauen, daß es zu rechter Zeit und in gerechtem Maaße das Seinige erhalten werde, befoͤrdert seine Zunahme so sehr, daß ein ungleich staͤrkeres, aber unor- dentlich gegebenes Futter den Mangel der Ordnung nicht ersetzen kann. Die Futterzeiten und Portionen koͤnnen mannigfaltig eingerichtet werden, aber so wie sie bestimmt sind, muͤssen sie immerfort gehalten werden. §. 72. Die Wintermastung wird in heureichen Gegenden zuweilen allein mit Heu Heumastung. betrieben. Ein Ochse, der zu 700 bis 750 Pfund getrieben wird, und taͤglich 40 Pfd. gutes Heu bekommt, nimmt taͤglich 2 Pfd. oder woͤchentlich 14 Pfd. zu. Wenn der Werth eines Pfundes fetten Fleisches 2 Gr. ist, so vermehrt er seinen Werth woͤchentlich um 1 Rthlr. 4 Gr. Folglich wird 1 Centner Heu (110 Pfd.) mit 11 Gr. bezahlt, wenn wir den Mist fuͤr Stroh und Wartung rechnen. In allen Faͤllen, wo dieser Preis des Heues dem Landwirthe genuͤgend seyn kann, ist also die Heumastung nicht so unwirthschaftlich, wie sie es man- chem scheint. §. 73. Wenn ein Ochse aber statt 30 Pfd. Heu taͤglich 60 Pfd. Kartoffeln, und Kartoffelma- stung. daneben noch 10 Pfd. Heu bekommt, oder woͤchentlich 420 Pfd. Kartoffeln und 70 Pfd. Heu, so wird er sich nach den vielen in unsrer Gegend gemachten Beob- achtungen besser dabei stehen, und betraͤchtlich staͤrker aufsetzen. Er wird dabei jedoch etwas mehr Stroh fressen, und in dieser Hinsicht wollen wir den Mastge- gewinn als gleich annehmen. Der Werth von 70 Pfd. Heu woͤchentlich betraͤgt 7 Gr.; die 420 Pfd. Kartoffeln, die er woͤchentlich bekommt, werden also bezahlt mit 21 Gr. und sonach wird ein Schfl. Kartoffeln oder 100 Pfd. benutzt zu 5 Gr. Die Kartoffeln, welche den Ochsen hier gegeben werden, sind nur schlech- ter, waͤßriger Art, und sie bezahlen sich folglich ganz befriedigend. Vierter Theil. A a a Mastung des Rindviehes. Wenn die Mastzeit 16 Wochen dauert, so gewinnt ein Ochse 224 Pfund Fleisch und Fett, und vermehrt seinen Werth um 18 Rthl. 16 Gr. Er verzehrt, wenn er bloß mit Heu gemaͤstet wird, 40 Ctnr. 80 Pfd., wenn er mit Kartoffeln gemaͤstet wird, 10 Ctr. 20 Pfd. Heu und 67 Schfl. 20 Pfd. Kartoffeln. Dauert die Mastzeit 20 Wochen, so muß der Ochse 280 Pfd. Fleisch und 23 Rthlr. 8 Gr. an Werthe gewinnen. Er verzehrt dann bei bloßer Heufuͤtterung 50 Ctnr. 100 Pfd. Heu, oder 12 Ctnr. 80 Pfd. Heu und 84 Schfl. Kartoffeln. Ich erwaͤhne der andren saftigen Fuͤtterungsmittel, des Kohls, der Ruͤben, der Runkeln und Moͤhren, hier nicht. So haͤufig diese Mastungsmittel bei den Englaͤndern vorkommen, so selten werden sie bei uns als alleiniges Mastfutter angewandt. Von der Mastung mit Runkelruͤben finden wir bei den Englaͤndern nichts, und so nutzbar sie den Milchkuͤhen sind, so zweifle ich doch daran, daß ein Stuͤck Mastvieh sie auhaltend in dem Maaße vertragen werde, worin sie als alleiniges Mastfutter gegeben werden muͤßten, da ich in diesem Herbste bemerkt habe, daß Kuͤhe, denen sie als alleiniges Futter, jedoch neben Stroh reichlich gegeben wurden, eine Unverdaulichkeit davon und Widerwillen dagegen bekamen. Die große Menge von Zuckerstoff, welche sie enthalten, scheint dem thierischen Koͤrper nur in einem gewissen Maaße zutraͤglich zu seyn. Als Nebenfutter bei den mehlichten Kartoffeln werden sie aber sehr wohlthaͤtig seyn. Bei den andern Fruͤchten wird uͤbrigens das Verhaͤltniß statt finden, was ich von ihnen Bd. I. S. 263. angegeben habe. Die Kartoffeln werden hier durchaus roh, gestampft oder auf der Schneide- maschine in Scheiben geschnitten, gefuͤttert. Ich kenne nach eigener Ansicht keine Rindviehmastung, wo man sie gekocht oder im Dampfe gar gemacht haͤtte, un- geachtet die Einrichtungen zu letzterem in sehr vielen Branntweinbrennereien auch zur Schweinemastung vorhanden sind.. In wiefern also die Kochung vortheilhafter sey, vermag ich nicht zu entscheiden. Wenn neben den Kartoffeln 10. Pfd. Heu taͤglich gefuͤttert werden, und dem Viehe gutes Stroh vorgeworfen, oder beides mit einander zu Haͤcksel geschnitten wird, so habe ich nicht einen nachtheiligen Durchlauf bei der Fuͤtterung roher Kartoffeln bemerkt. Wenn man sie aber mit bloßen Kartoffeln fuͤttern wollte, und gar kein Heu haͤtte, so besorge ich, daß er entstehen koͤnnte, und in dem Fall wuͤrde die Abkochung vorzuziehen seyn. Mastung des Rindviehes. §. 74. Die Mastung mit Getreide oder andern mehlichten Saamen, z. B. den hoͤchst wirksamen Leinsaamen, kann unter unsern Verhaͤltnissen wohl nur in selte- nen Faͤllen wirthschaftlich seyn. Als eine Zugabe aber und zur letzten Vollen- dung eines schweren Thieres kann es statt finden. Die Zugabe von einer Metze Gerstenschroot beschleunigt allerdings die Mastung sehr, und kann rathsam seyn, wenn es darauf ankommt, die Mastung schnell zu vollenden. Mit allen andern Fuͤtterungsmitteln, besonders mit den saftigen, darf man nicht gleich mit den vol- len Rationen anfangen, die man hernach zu geben gedenkt, um so weniger, je ma- gerer das Vieh bei der Aufstallung ist. Man muß es erst allmaͤhlig dazu gewoͤh- nen, um ihm keine Unverdaulichkeit zuzuziehen. Alle erfahrene englische Viehmaͤster sagen aber, es sey rathsam, gleich mit den staͤrksten Fuͤtterungen anzufangen, um, wie sie sich ausdruͤcken, die Absonderungsgefaͤße zu erweitern, eigentlich wohl um sie zu reizen, und in mehrere Thaͤtigkeit zu versetzen. Dies wird besonders durch meh- lichte aber zugleich leicht verdauliche Fuͤtterungsmittel bewirkt, und ein solcher Trank wird daher in den ersten 8 bis 14 Tagen, wo man von den andern Fuͤtterungs- mitteln weniger giebt, sehr wirksam seyn. Ferner: wenn das Vieh einen gewissen Feistigkeitsgrad erreicht hat, so laͤßt seine Freßlust nach, und es verzehrt die vori- gen Portionen nicht mehr, und bleibt dann ungefaͤhr in demselben Zustande. Will man es nun noch hoͤher treiben, so muß man zu einer staͤrkern Fuͤtterung, die mehrere Nahrungstheile in geringerer Masse enthaͤlt, uͤbergehen, und hier bezahlen sich Koͤrner, wo recht fettes Fleisch gesucht wird, zuweilen gut. Die Oelkuchen, besonders von Leinsaamen, sind auch bei dem Mastvieh vor- theilhaft zu verwenden, entweder gestampft uͤber das Futter gestreuet, oder im Tranke aufgeloͤst. §. 75. Wenn bei der Mastung ein einzelnes Thier gegen die uͤbrigen merklich zu- ruͤckbleibt, so wird es nie rathsam seyn, seine Mastung zu forciren. Man kann freilich seinen Zweck wohl zuweilen erreichen, wenn man ihm mit staͤrkerem und leicht verdaulichem Futter aufhilft. Es wird dieses aber selten bezahlen, und es ist am rathsamsten, sich davon baldmoͤglichst zu jedem Preise los zu machen. A a a 2 Mastung des Rindviehes. Am besten maͤstet sich Rindvieh immer im siebenten oder achten Jahre. Juͤn- geres Vieh, was sich noch nicht ganz ausgelegt hat, kann zwar sehr feist werden, und dann vorzuͤglich saftiges und feinfasriges Fleisch geben, allein es erfordert im- mer mehreres Futter und laͤngere Zeit. Altes Vieh setzt nicht so schnell auf, wenn es indessen noch ein die Fuͤtterung bezwingendes Gebiß hat, so kann es in Hinsicht des wohlfeileren Einkaufspreises doch manchmal sehr vortheilhaft seyn und sehr gut werden. Manche, auch unter den Englaͤndern, wollen bemerkt haben, daß das Vieh um so besser werde, je staͤrker es zuletzt gearbeitet habe und je mehr es ab- getrieben sey, wo man es dann freilich bei dem Einkaufe nur nach diesem Verhaͤlt- nisse bezahlen muß. Dies abgearbeitete, im Fleische ganz abgefallene Vieh soll, wenn es nun auf starke Fuͤtterung kommt, wie sie sagen, ganz neues Fleisch und dieses feinfasriger und saftiger ansetzen, wenn es gleich schon ziemlich alt war. Nur muͤsse seine Mastung voͤllig vollendet werden. Ein verschnittener Bulle ist nicht eher zu maͤsten, als nachdem er vor dem Pfluge oder durch andere Arbeit sein Bullenfleisch voͤllig verlohren hat. Er muß daher erst zwei Jahre tuͤchtig gearbeitet haben. Dann wird er voͤllig so gut, und sein Fleisch eben so schmackhaft, wie das eines fruͤh verschnittenen Ochsen. Verschnittene Kuͤhe kommen bei uns nur selten vor. Die sind aber, nach- dem sie auch gleich den Ochsen gearbeitet haben, vorzuͤglich mastfaͤhig und geben das delikateste Fleisch unter allen Vieharten. Das Verschneiden der Kuͤhe in der Jugend haͤlt man, wo es erfahrne Operateurs giebt, fast fuͤr eben so ge- fahrlos, als das Verschneiden der jungen Ochsen. Ja, man hat Beispiele, daß es bei dreijaͤhrigen Kuͤhen noch mit sehr gluͤcklichem Erfolge unternommen wor- den. Unter den aus dem Oldenburgischen hierher gebrachten Fersen findet sich zuweilen eine, die verschnitten ist. §. 76. Bei einer regulaͤren Mastung ist es immer am rathsamsten, sich bei dem Verkauf an einen erfahrnen und rechtlichen Viehhaͤndler zu halten, und demsel- ben seinen billigen Profit dabei zu goͤnnen. Wenn er die Mastung, die in einer Wirthschaft betrieben wird, einmal kennt, und sich das Fleisch bei den Flei- schern und ihren Kunden empfiehlt, so wird auch er das Vieh nicht gern fah- ren lassen. Und koͤnnte man auch zuweilen, wenn man es selbst auf den Markt Mastung des Rindviehes. braͤchte, etwas mehr erhalten, so wuͤrde man sich doch zu einer anderen Zeit in Verlegenheit gesetzt finden. Da solche Handelsleute den Viehhandel am besten kennen, und die Zeit und Verhaͤltnisse, wo Vieh von verschiedenen Graden der Feistigkeit hier oder da am meisten gesucht wird, so kann der Landwirth in man- chen Faͤllen seine Mastung danach einrichten, und das Vieh fruͤher oder spaͤter auf- stallen, schneller oder langsamer die Mastung bis auf den beliebten Grad vollfuͤhren. §. 77. Ein außerordentlicher und kuͤnstlich erzwungener Grad der Mastung, wo- bei das Vieh eine Schwere erreicht, die um ⅓ groͤßer ist, als die gewoͤhnliche, kann nur unter seltenen Faͤllen, und wo man auf die Sonderbarkeit einen Preis setzt, vortheilhaft seyn. Jedes Pfund Fleisch, was uͤber das natuͤrliche Gewicht angesetzt wird, kostet vielleicht ⅓ mehr als jedes Pfund des gewoͤhnlichen Mast- fleisches, und muͤßte also auch danach bezahlt werden, worauf man aber in der Regel, und ohne daß mit Fleisch ein gewisser Luxus getrieben werde, nicht rechnen darf. Ueber die Qualitaͤten und die Aufzucht der Zugochsen ist im 1sten Bande S. 120 u. f., so wie uͤber ihre Unterhaltung S. 124 u. f. das Besondere gesagt worden. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich der Gebrauch der Kuͤhe zum Ackerbau mehr bewaͤhren und verbreiten werde, wodurch die Haltung derselben um vieles vor- theilhafter werden koͤnnte. Vergl. neue Annalen Bd. III. St. 1. S. 181 u. f. Die Schweinezucht . §. 78. Die Haltung der Schweine ist in jeder groͤßeren oder kleineren Wirth- schaft ein fast nothwendiges Erforderniß, indem die mancherlei Abfaͤlle, welche außer der Molkerei auch aus der Kuͤche und dem Garten erfolgen, kaum an- ders benutzt werden koͤnnen. Hiervon aber ist die Schweinezucht zu unter- Wann und wo sie vortheil- haft sey. scheiden. Von dieser kann man nicht im Allgemeinen bestimmen, ob sie vor- theilhaft sey oder nicht, sondern muß die Verhaͤltnisse genau erwaͤgen, unter welchen sie es seyn und nicht seyn koͤnne. Die Aufzucht wird sich bei genauer Berechnung selten vortheilhaft zeigen, wo man die Winterfuͤtterung durch gute Koͤrner bewirken muß, oder auch wo Die Schweinezucht. es im Sommer an einer, den Schweinen angemessenen und zureichenden Weide auch an anderen gruͤnem Nebenfutter fehlt. Ferner wird sie da minder rath- sam seyn, wo aus anderen weniger kultivirten Gegenden viele Schweine her- beigetrieben werden und man Gelegenheit hat, solche sehr wohlfeil zu kaufen. Eben so wenig in der Naͤhe großer Staͤdte, wo man nicht nur frische Milch und selbst Molkerei-Abfaͤlle, sondern auch Kartoffeln und andere Brachfruͤchte unmit- telbar vortheilhafter zu Gelde machen kann. Vortheilhaft wird dagegen die Schweinezucht, wo ein starker Kartoffeln- und Ruͤbenbau zur Viehfuͤtterung betrieben wird, oder viel Unkrautgesaͤme und leichte Koͤrner unter dem Getreide sind, und wo es fuͤr den Sommer bruchige und feuchte Weiden, welche fuͤr die Schaafe nicht benutzt werden koͤnnen, giebt. Ferner wo betraͤchtliche Molkereien, die ihre Abfaͤlle auf keine andere Weise vortheilhafter benutzen koͤnnen, dann auch ansehnliche Brau- und Branntweinbrennereien vor- handen sind; besonders wenn keine sehr wohlfeile Verkaufsschweine aus anderen Gegenden herbeigetrieben werden und also die erzogenen Schweine, mager oder fett, gut absetzbar sind, oder auch Gelegenheit zum Handel mit eingesalzenem Fleische, mit Speck und Schinken nach fernen Gegenden sich findet. Es giebt aber vielleicht keinen Zweig der Viehzucht, dessen Vortheil von einem Jahre zum andern, zumal in gewissen Gegenden, so veraͤnderlich ist wie dieser. Der Preis der Schweine faͤllt da innerhalb zwei Jahren oft um die Haͤlfte herab und steigt auf das Doppelte; welches darin seinen Grund hat, daß dieser Viehstapel so schnell vermehrt und wieder vermindert werden kann. Wenn die Schweinezucht sich der guten Preise wegen vermehrt hat und die Kornpreise dage- gen etwas steigen, so wird der Markt damit uͤberfuͤllt, weil sich jeder von seinem Ueberflusse loszumachen sucht. Man berechnet sich, daß besonders das Korn- futter durch den Verkaufspreis der Schweine kaum bezahlt werde, und sucht alle junge Schweine schnell zu verkaufen. Nach einem Jahre hat sich der Schweine- stand in allen Wirthschaften der Gegend betraͤchtlich vermindert und der Preis steigt auf den Maͤrkten. Jedermann will nun fuͤr seinen Hausbedarf Schweine haben, und uͤberbietet den andern, und so wird der Preis im zweiten Jahre nachher oft ins enorme getrieben. Ich erinnere mich, daß Faselschweine, die man zwei Jahre fruͤher kaum fuͤr 3 Rthl. verkaufen konnte, nun 10 bis 12 Rthl. galten, ohne daß Die Schweinezucht. sie dem Erzieher betraͤchtlich mehr gekostet hatten. Hier ist einer der Faͤlle, wo ein Landwirth, der sich durch das Steigen und Fallen der Preise gleich allarmiren laͤßt und der allgemeinen Meinung folgt, ohne den Grund derselben gehoͤrig zu pruͤ- fen, immer falsche Maaßregeln waͤhlen und seine Schweinezucht vermindern wird, statt sie zu vermehren, indem er, wenn die meisten sie vermindern, davon nach zwei Jahren den groͤßten Vortheil haben koͤnnte. Wenn dagegen die meisten, angelockt durch den hohen Preis, den sie, aller Erfahrung entgegen, nun fuͤr be- staͤndig halten, ihre Schweinezucht vermehren, so hat der weiter in die Zukunft sehende Landwirth einen Grund sie zu vermindern, ohne sie jedoch ganz auszugeben . §. 79. Die im noͤrdlichen Deutschlande bekanntesten Schweinera ç en, die man aber Ra ç en. ebenfalls haͤufig und mannigfaltig durchkreuzt findet, sind folgende: a ) Die Moldauischen, Wallachischen, Bosnischen Schweine zeichnen sich durch ihre Groͤße aus, sind schwarzgrau von Farbe und haben sehr große Ohren. b ) Die Polnischen, eigentlich wohl Podolischen Schweine, sind ebenfalls sehr groß, aber gelblich von Farbe und haben einen breiten braunen Streifen auf den Ruͤckgrad herunter. Beide Ra ç en geben vorzuͤglich starke Mastschweine, erfordern aber auch in dem Verhaͤltnisse Futter und sind nicht sehr fruchtbar, indem sie mehrentheils nur 3 bis 5 Ferkeln werfen. c ) Bairische Schweine, die mehrentheils rothbraun gefleckt sind. Man ruͤhmt sie wegen ihres feinen Knochenbaues und ihrer vorzuͤglichen Mastfaͤhigkeit, wirft ihnen aber vor, daß ihr Fleisch zu weichlich sey. d ) Die Westphaͤlischen Schweine von betraͤchtlicher Groͤße und die sich da- bei stark vermehren, 10 bis 12 Ferkel werfen. e ) Sogenannte englische Schweine. Ob sie aus England, wo man aller- dings auch auf die Schweinezucht eine große Aufmerksamkeit gewandt und man- cherlei Ra ç en hat, herstammen, weiß ich nicht. Sie werden noch laͤnger und tiefleibiger als die westphaͤlischen, erfordern aber sehr nahrhafte Weide und Fuͤtterung. Man haͤlt eine Durchkreuzung der beiden letzten Arten fuͤr sehr vortheilhaft. Die Schweinezucht. f ) Das gemeine deutsche Schwein, welches provinziell allerdings wieder ver- schieden und von mancherlei Farben, weiß, grau, schwarz und gefleckt ist. Es erlangt nicht die Groͤße jener Schweinearten, kann aber mit geringerer Fuͤtterung erhalten und auch leichter gemaͤstet werden. Man wuͤrde es wohl in sich selbst durch bessere Haltung und spaͤtere Begattung veredeln koͤnnen; wer aber Schweine- zucht mit mehrerer Kraft betreiben will, sucht sich in der Regel eine andere Ra ç e zu verschaffen, um damit wenigstens die einheimische zu durchkreuzen. g ) Neuerlich ist das schwarze, feinhaarige afrikanische Schwein aus Spa- nien zugleich mit einer Heerde Merinos, durch den Freyherrn v. Vincke, bei uns eingefuͤhrt und auf den Friedlaͤndischen Guͤtern fortgepflanzt worden. Es erlangt eine geringere Groͤße, paßt sich zum eigentlichen Mast- oder Speckschweine nicht, waͤchst aber schnell aus und haͤlt sich bei schwaͤcherer Nahrung in sehr gutem Stande und ist daher zum Fleisch- und Schinkenschwein vorzuͤglich geeignet. Eine damit durchkreuzte große Ra ç e hat sich bisher in jeder Hinsicht sehr vortheilhaft gezeigt. h ) Das Chinesische Schwein, welches in England sehr beliebt und schon vor laͤngerer Zeit zu uns gefuͤhrt worden ist. Es zeichnet sich durch seinen sehr gesenk- ten Ruͤckgrad und fast bis zur Erde herabhaͤngenden Bauch, durch seine ruhige Natur, und daß es wenig wuͤhlet, aus; erlangt keine besondere Groͤße, waͤchst aber ebenfalls schnell aus und wird als Fleisch-Schwein von den Englaͤndern, auch wegen der Guͤte seines Fleisches sehr geschaͤtzt. §. 80. Benennung der Schweine. Die verschiedenen Benennungen der Schweine sind folgende: Das maͤnnliche Schwein hat viele Provinzialnamen. Man nennt es Baͤr, Beier, Hacksch, Hauer, Keiler, Kempe ; doch ist der allgemeinste und gewoͤhnlichste Name Eber . Das weibliche Schwein heißt Zuchtschwein oder Sau . Ein Saugferkel heißt auch Spanferkel . Ferkel nennt man das junge Schwein, bis es 18 Wochen alt ist. Dann heißt es bis es ein Jahr alt ist, klein Faselschwein , und dann bis zum zweiten Jahre groß Faselschwein . Das maͤnnliche verschnittene Schwein heißt bis zum zweiten Jahre Borch , das weibliche Sauschwein . Das Die Schweinezucht. Das zur Mast bestimmte heißt Leibschwein , und wenn es wirklich auf die Mast gesetzt wird, Mastschwein . §. 81. Bei der Zuzucht kommt es auf eine gute Auswahl der Ra ç e und der Indivi- Auswahl bei der Zuzucht. duen eben so sehr, wie bei anderen Vieharten, an. Bei den Sauen muß man vor allen dahin trachten, solche zu erhalten, die viele Ferkel werfen, und sie dann bei guter Fuͤtterung auch aufzusaͤugen vermoͤgen. Man hat solche Saͤue, die in der Regel 10, 12 ja 15 Ferkel werfen; 8 bis 9 Ferkel ist aber das gewoͤhnliche, und die, welche weniger bringen, sind tadelhaft. Wahrscheinlich haͤngt aber diese Fruchtbarkeit auch zum Theil vom Eber ab, und man muß daher auch bei diesem darauf sehen, daß er von einer fruchtbaren Familie sey. Da in den meisten Faͤllen solche Faselschweine, die sich zu Speckschweinen schicken, gesucht werden, so muß man mehrentheils eine Ra ç e zu erhalten suchen, die sich dazu paßt, die recht lang, tiefleibig und kurzbeinig ist. Große herab- haͤngende Ohren sind gewoͤhnlich damit verbunden, und ziehen die Kaͤufer an. Will man indessen, wie bei großen Molkereien und Brauereien oft rathsam seyn kann, Schweine zu jeder Jahreszeit unmittelbar an die Schlaͤchter verkaufen, so muß man mehrere Ruͤcksicht auf Schnellwuͤchsigkeit und starken Fleischansatz nehmen, so daß sie noch unter einem Jahre voͤllig ausgewachsen und schlachtbar sind. Hierzu ist vor allen die afrikanische und chinesische Ra ç e geeignet; doch trifft man unter unsern gewoͤhnlichen Schweinen auch zuweilen einen Schlag, welcher sich hierzu besser als zum Speck- und Flomenansatz paßt. Der Eber muß also besonders von einer Ra ç e, die vorgedachten Zwecken entspricht, gewaͤhlt werden. Er muß gesund seyn und keine Fehler an sich ha- ben, die forterben koͤnnten. Er muß abgesperrt werden, bis er ein Jahr alt und genugsam ausgewachsen ist, er faͤngt sonst schon sehr fruͤh zu reiten an. In der Regel laͤßt man ihn nicht uͤber drei Jahr alt werden, bevor man ihn verschnei- det, weil sonst sein Fleisch unbrauchbar wird. Waͤre er indessen von einer vor- zuͤglichen Ra ç e, die man noch nicht ersetzen koͤnnte, so kann es rathsam seyn, sein Fleisch aufzuopfern und ihn einige Jahre laͤnger zu brauchen. Auf freier Weide und Umgang mit den Schweinen wuͤrde ein Eber wohl fuͤr 30 bis 40 Saͤue hinreichend seyn; da er aber in der Regel abgesperrt und nur zu Vierter Theil. B b b Die Schweinezucht. bestimmten Zeiten zugelassen wird, damit die Ferkel zu einer Zeit fallen, so haͤlt man auf 10 bis 12 Saͤue einen Eber. Da die Eber, wenn sie ausgewachsen sind, oft wild und unbaͤndig werden, Thiere auch wohl Menschen anfallen, so ist es rathsam, ihnen die Hauer oder untern Eckzaͤhne auszuschlagen. Die Sau muß von einer zweckmaͤßigen Ra ç e und Koͤrperbau, gesund und frei von Fehlern und Untugenden seyn. Sie muß wenigstens 12 Spaͤhne oder Zitzen haben, indem man bemerkt, daß sich jedes Ferkel zu einer Zitze haͤlt und daher eins verhungert, wenn es an einer fehlt. Eine gute Sau muß viele Ferkel, und zwar gleichartige, nicht einige starke und einige schwache, bringen. Sie muß die Ferkel sorgsam und gut halten, sie nicht todt druͤcken, besonders aber nicht die Nachgeburt, und was dann leicht folgt, nicht die Ferkel fressen. Hat eine Sau diese uͤble Gewohnheiten, oder auch eine schwere Geburt, todte Ferkel, so muß man sie sogleich schneiden lassen, und deshalb mehrere junge Saͤue aufziehen, da- mit man nur die fehlerlosen behalten koͤnne. Auch muß man von fehlerhaften Saͤuen keine Zuchtsaͤue oder Eber wieder aufziehen. §. 82. Begattung. Die Sauen sind fast immer bruͤnstig, bis sie empfangen haben; sie wer- den es schon, wenn sie 4 bis 5 Monat alt sind, aber man laͤßt sie doch in der Re- gel nicht unter einem Jahre, wenn man aber eine vorzuͤglich große Ra ç e aus einer kleineren erziehen will, erst wenn sie bald zweijaͤhrig sind, belegen. Man laͤßt die Sauen jaͤhrlich zweimal oder nur einmal ferkeln. Bei reich- licher Fuͤtterung koͤnnen sie in 13 Monaten dreimal Ferkel bringen, welches je- doch selten rathsam seyn moͤgte. Will man, wie bei groͤßeren Schweinezuchten mit hinreichendem Futter gewoͤhnlich geschieht, zweimal Ferkel haben, so laͤßt man die Eber gewoͤhnlich Anfangs Oktobers und Ausgangs Maͤrz zu den Saͤuen. Da eine Sau 4 Monat bis 18 Wochen (einige wollen Beispiele von 20, sogar 21 Wochen, auch bemerkt haben, daß aͤltere Saͤue laͤnger wie junge gehen) geht, so bringt sie im August und Maͤrz ihre Ferkel. Soll sie aber nur ein- mal belegt werden, so wird sie im Dezember zugelassen, damit sie ihre Jungen im April bringe, und diese auf der Weide aufgezogen werden koͤnnen. Die ver- schiedenen Absichten und Wirthschaftsverhaͤltnisse muͤssen es entscheiden, welche Einrichtung man hierin treffen wolle. Die Augustferkel, so wie auch die fruͤh- Die Schweinezucht. kommenden Maͤrzferkel erfordern gute Winternahrung, und wenn man mit der Schweinezucht nur die Weide benutzen will, um die kleinen Schweine im Herbst zu verkaufen, so kann das einmalige Ferkeln im April zweckmaͤßig seyn. Eine schlechte Einrichtung und Kaͤlte der Staͤlle, wo die Ferkel zu Grunde gehen, kann ebenfalls nur einen Wurf gestatten. Bei einer gut regulirten Schweine- zucht aber und hinreichendem Futterbau fuͤr den Winter wird der doppelte Wurf immer einen groͤßeren Vortheil bringen. §. 83. Eine gut eingerichtete Stallung ist bei der Schweinezucht vielleicht wichti- Stallung. ger, wie bei jedem anderen Thiere. Das Gedeihen haͤngt vornehmlich davon ab, und ohne solche ist alles andere oft vergeblich. Die Schweine muͤssen ih- rem Alter, Zustande und Geschlechte nach abgesondert werden koͤnnen; es muß daher ein besonderer Raum oder Stall vorhanden seyn a. fuͤr die abgesetzten Ferkel, b. fuͤr die kleinen Faselschweine, weil sie sonst von den groͤßeren beschaͤ- digt und verdraͤngt werden, c. fuͤr die großen Faselschweine, in welchen sowohl die kastrirten Schweine beiderlei Geschlechts, als auch die aufzuziehenden Mutterschweine und die Zucht- saͤue, wenn ihre Ferkel abgesetzt sind, kommen. d. Saukoten oder kleine Staͤlle fuͤr jede Zuchtsau und ihre Sauferkel, e. Maststaͤlle, f. fuͤr die Eber. Es kommt bei der Anlage dieser Staͤlle oder des Schweinehauses darauf an, daß die Schweine warm, jedoch luftig und rein erhalten werden koͤnnen. Denn ob das Schwein sich gleich zur Abkuͤhlung oft in den Koth waͤlzt, so ist ihm doch Reinlichkeit im Stalle vor allem noͤthig. Ferner muß das Schweinehaus alle Be- quemlichkeiten zur Winterfutterung enthalten, und wenn die Futterung hauptsaͤch- lich aus den Molkereien, Brau- oder Brennereien erfolgt, mit diesen in Verbin- dung stehen. Das Schweinehaus muß sonnig liegen und wo moͤglich mit einem Hofe umgeben seyn, in welchem die Schweine, auch in verschiedenen Abtheilun- gen, herausgelassen werden koͤnnen. Endlich muß fuͤr eine gute Aufbewahrung B b b 2 Die Schweinezucht. des Mistes und Auffangung der Jauche gesorgt seyn, damit nichts von dessen duͤn- genden Stoffen verloren gehe. Die Einrichtung des Schweinhauses gehoͤrt uͤbrigens zu der laͤndlichen Bau- kunst und diese ist mit Ruͤcksicht auf die wirthschaftlichen Zwecke vorzuͤglich vorge- tragen in Gilly Anweisung zur landwirthschaftlichen Baukunst, herausgegeben von Friederici. Bd. 1. Abth. 2. S. 12. u. f. §. 84. Das Ferkeln der Saͤue. Die Sau muß waͤhrend der Traͤchtigkeit gut gefuͤttert werden, jedoch nicht uͤbermaͤßig und gleich einem Mastschweine, weil sie sonst leicht zu fruͤh wirft. Besonders muß man sie kurz vor dem Werfen nicht hungrig werden lassen, weil sie der Hunger verleiten koͤnnte, die Nachgeburt und Ferkel zu fressen. Es ist sehr gut, den Tag der Begehung zu wissen, um die Zeit des Ferkelns bestimmen und die noͤthigen Vorkehrungen treffen zu koͤnnen. Eine genauere Aufsicht ist dann von Wichtigkeit, und wenn es des Nachts geschieht, muß billig der Schweinehirte oder die Magd dabei wachen. Es ist immer am besten, jeder Sau ihre eigene Kote zu geben; hoͤchstens darf man nur zwei, die aneinander gewoͤhnt sind, zusammenbringen, weil sonst Ferkel erdruͤckt werden wuͤrden. Der Sau muß eine gute Streu, jedoch keine zu starke, gegeben werden, weil sich sonst die Ferkel darunter verkriechen und ohne Verschulden der Sau erdruͤckt werden koͤnnen. Bis der Wurf vollfuͤhrt und auch die Nachgeburt abgegangen, ist es rathsam, die Ferkel abzunehmen und zu sammeln, damit sie dabei nicht erdruͤckt werden, wenn sie unter die Mutter kriechen. Eine Viertelstunde nach der Geburt, oder noch waͤhrend der Nachgeburt sucht der Schweinehirte durch sanftes Krabbeln am Bauch und an den Zitzen das Thier zum Niederlegen zu bringen, und legt dann die Ferkel an. Man hat bemerkt, daß jedes Ferkel fast immer seine eigene Zitze habe und nicht leicht an eine andere gehe. Ferner, daß die vorderen Zitzen mehr Milch ge- ben, als die hinteren, weil die an jenen Saugenden immer groͤßer werden. Man legt deshalb die kleinsten Ferkel an die vorderen, damit sie die andern einhohlen und gleichartig werden. Die Schweinezucht. Wenn mehrere Saͤue zugleich ferkeln, und eine zu wenig Ferkel bringt, so kann man ihr von andern, die zuviel haben, einige beilegen. Dies muß aber sogleich geschehen, ehe sie aufsteht, damit sie es nicht merkt. Manchmal kommen mehr Ferkel, als Zitzen da sind; kann man es dann nicht so machen, so muͤssen die kleinsten gleich als Spanferkel geschlachtet werden — fuͤr Liebhaber. Gewoͤhnlich werfen Erstlingssaͤue wenigere Ferkel. Wirft eine solche aber viele, so ist sie besonders schaͤtzbar. Eine aͤltere Sau, die weniger als 8 bringt, ist nicht viel werth. Saͤue, die einen außerordentlich tiefen, fast schleppenden Bauch haben, sollen, gegen den Anschein, weniger Ferkel bringen. Nach dem Ferkeln erhaͤlt die Sau gleich Gerstenschroottrank, und dann, so lange sie saͤugt, gutes Futter, um viele Milch zu bekommen, saure Milch mit Gerstenschroot, Kleie, Oehlkuchen, gut durchgeruͤhrt mit Wasser; keine unge- wohnte Nahrung, die leicht ihr und den Ferkeln Durchfall zuziehen koͤnnte; im- mer gute und trockene, oft gewechselte Streu, jedoch nicht zu viel, damit sich die Ferkel nicht darunter verkriechen. §. 85. Die Ferkel werden haͤufig mit 2½ — 3 Wochen verschnitten. Sie bleiben Verschneiden. aber alsdann schwaͤchlicher und unansehnlicher, hochbeiniger, als wenn sie erst nach 6 Monaten geschnitten werden. Aber die Operation ist fruͤh minder gefaͤhr- lich, und bei dem spaͤten Schneiden muͤssen die maͤnnlichen und weiblichen im Stalle und auf der Weide getrennt werden, bis es geschehen ist. Beim Verschneiden fallen haͤufig verdrießliche Fehler vor, gegen die man auf seiner Hut seyn muß, zumal wo es privilegirte Schweinschneider giebt. Die Castration bei maͤnnlichen und bei weiblichen Thieren geschiehet manchmal unvoll- kommen, wodurch sie zwar zur Fortpflanzung unfaͤhig werden, aber dennoch geil bleiben, und nicht nur sich selbst, sondern auch die ganze Heerde, wie man sagt, abreiten. Wenn Schweine verschnitten werden sollen, so muͤssen sie 24 Stunden vor- her nur sehr maͤßiges und nicht aufblaͤhendes Futter haben. Man muß dann die zu Sauschweinen zu behaltenden sorgfaͤltig auswaͤhlen. Nach dem Verschneiden laͤßt man sie in Ruhe liegen, giebt ihnen nur duͤn- nen Trank von Leimkuchen und saurer Milch, bis sie wieder gesund sind. Die Schweinezucht. §. 86. Entwoͤhnte Ferkel. Das Entwoͤhnen der Ferkel ist nicht schwer, da sie schon nach 14 Tagen mit zufressen anfangen. Man giebt den Ferkeln entweder eigene, niedrig ste- hende und weniger tiefe Troͤge, oder man laͤßt sie auch mit den Alten aus ei- nem Troge fressen. Es ist besonders gut, wenn jede Saukote einen Ausgang auf den Schweine- hof hat, so daß man alte und junge bequem ausgehen lassen, und ihnen auch fri- sches Wasser auf dem Hofe geben kann. Wenn sie vier Wochen gesogen haben, laͤßt man wechselsweise die Sau ohne die Ferkel, und wieder die Ferkel ohne die Sau, letztere jedoch nur bei gutem Wet- ter heraus; wobei sie sich dann von selbst entwoͤhnen. Der Sau giebt man ma- geres Futter, damit ihr die Milch vergehe, und sie die Ferkel abstoße. Zuletzt pflegt man den Ferkeln einige Futter Gerstenkoͤrner zu geben, damit sie sich an hartes Futter gewoͤhnen, und sich, wie man sagt, die Zaͤhne festbeißen. Anfangs werden entwoͤhnte Ferkel taͤglich fuͤnf Mal gefuͤttert, bis sie sechs Wochen alt sind, dann vier Mal, bis sie neun Wochen alt, und hernach taͤglich drei Mal, wie die uͤbrigen Schweine. Man gewoͤhnt sie leicht, kaltes Futter zu fressen, was uͤberhaupt bei der Schweinezucht am sichersten scheint, da heißes Futter so leicht schaͤdlich werden kann. Wenn sie nicht rein ausfressen, muß das zuruͤckgebliebene herausgenommen und der Trog gereinigt werden, man muß ihnen frisches Futter, aber dann freilich weniger geben. Saure Milch ist ohne Zweifel die beste und gesundeste Nahrung. Kann der Kaͤse nicht hoch benutzt werden, so wird ihre Verwendung zum Schweinefutter oft das Vortheilhafteste seyn. Ein achtzehn woͤchentliches Schwein mit saurer Milch hinlaͤnglich gefuͤttert, ist groͤßer als ein Jaͤhrling. Uebrigens muͤssen die Ferkel, wenn sie neun Wochen alt sind, an alle Nah- rung der Alten gewoͤhnt werden; jedoch muß man sie mit ihnen nicht laͤnger in einem Stalle lassen. Auch muͤssen sie unter sich nach dem Geschlechte abgesondert werden, wenn sie nicht saugend verschnitten sind, bis letzter es geschehen ist. Ist Ge- legenheit dazu vorhanden, so muß man auch schwaͤchere Ferkel absondern, weil diese von den andern abgebissen nur halb satt werden, und immer schwach bleiben. Die Schweinezucht. §. 87. Im Sommer finden die Schweine ihre Nahrung entweder auf der Weide Sommernah- rung. Weide. oder im Stalle. In guten Gegenden wird die Weide mit Schweinen wohl selten vortheilhaft benutzt. Wo es aber sauergrasige Niederungen, bruchige und morastige Stellen, kuͤhle, buschige Plaͤtze, viele Wasserpfuͤhle giebt; wo viele Schnecken, Maden und Wuͤrmer sich im Boden befinden, auch Wurzeln, die ihnen angenehm sind, ist solche Weide nicht besser zu benutzen. Es kommt dabei viel auf einen guten Hirten an, der einen passenden Platz fuͤr jede Tageszeit und Witterung waͤhlt. Mittags muß man ihnen bei heißer Witterung Schutz gegen die Sonne verschaf- fen, und sie zu Haus treiben, wenn sie solchen auf dem Felde nicht finden. Auch die erste Stoppelweide wird durch die Schweine, der ausgefallenen Koͤrner wegen, ohne Zweifel am besten benutzt. Außer diesen, dem Grase und Kraͤutern, wuͤh- len sie dann auch nachtheilige Wurzeln, die mit dem Pfluge kaum zerstoͤrbar sind, aus dem Boden heraus, z. B. das Sium falcaria, welches durch Schweine fast allein vertilgt werden kann. Auch von Insekten, Wuͤrmern und Maͤusen reinigen sie den Acker. Wo der Wurzelbau betrieben wird, finden sie nachher auf dem abgeernteten Kartoffel- und Ruͤbenacker reichliche Nahrung, und man kann das bei dem Aufsammeln Zuruͤckgebliebene nicht vortheilhafter benutzen. In der kargeren Weidezeit erfordern sie jedoch immer einiges Nebenfutter Abends und Morgens auf dem Stalle. Die Sommer-Sallfuͤtterung findet statt bei groͤßeren Molkereien, Auf dem Stalle. wo ihnen entweder die saure Milch gegeben wird, oder nur die Waddig mit Kuͤ- chen- und Gartenabfall, Klaie, Spreu und dergleichen gemischt, und etwas ge- saͤuert. Besonders aber kann sie betrieben werden bei Klee-Wirthschaften, wo man ihnen entweder den langen Klee vorwirft, oder ihn zu Haͤcksel schneidet, mit Waddig und Milch vermengt, und etwas saͤuern laͤßt, was unter allen das treff- lichste Futter giebt. Sie muͤssen dabei aber auf einen geraͤumigen Hof kommen koͤnnen, und daselbst frisches Wasser finden, oder nach dem Wasser zum Trinken und zum Schwemmen hingetrieben werden. Die Schweinezucht. §. 88. Winternah- rung. Die Winterfuͤtterung kann vortheilhaft seyn, entweder bei erheblichen Brau- und Branntweinbrennereien und Molkereien, oder bei einem starken Brach- fruchtbau. Bei groͤßeren Molkereien pflegt es am meisten im Vorwinter an Fut- ter zu fehlen. Es wird ihnen daher saure Milch mit Wasser verduͤnnt aufgeho- ben, und außerdem sucht man sich mit Kuͤchenabfall, Klaien, Muͤhlenstaub, Hin- terkorn und Unkrautssaamen von Getreide, welche aber entweder geschroten oder heiß angebruͤht werden muͤssen, zu helfen. Wenn die Kuͤhe zu kalben anfangen, zu einer Zeit, wo ohnehin selten Kaͤse gemacht wird, so ist dann Milchuͤberfluß vorhanden. Ferner bei dem Brachfruchtbau, wo es an Futter nie fehlen kann, wobei man jedoch zugleich alle oben erwaͤhnte Abfaͤlle mit benutzt. Muß man den Schweinen gute Koͤrner geben, so kommen sie in der Regel zu hoch zu stehen. Auf der andern Seite aber muͤssen sie durchaus gut genaͤhrt seyn, wenn Vortheil herauskommen soll. Durch gutes Futter kann ein einjaͤhri- ges Schwein zu demselben Werth gebracht werden, den ein zweijaͤhriges hat, und es fraͤgt sich, ob es nicht vortheilhafter sey, das Futter, was man sonst in zwei Jahren giebt, in einem zu geben? §. 89. Schweine-Be- stand. Bei der ganzen Einrichtung der Schweinezucht und Mastung muß der Land- wirth ausmitteln, welche Art von Schweinen er in seiner Gegend am vortheil- haftesten absetzen koͤnne, und wie stark die Abnahme sey, die er fuͤr jede Art wahrscheinlich finden werde. Man kann verkaufen a ) abgewoͤhnte Ferkel in Gegenden, wo es viele kleine Bauern und Gaͤrtner giebt, die eine Kuh halten und einige Schweine auf die Weide treiben duͤrfen; b ) Halbwaͤchslinge oder klein Faselschweine nach der Ernte an solche Leute, die sich ein Paar Hausschweine maͤsten, und eine Mittelgattung vorziehen, weil sie wohlfeiler ist; c ) ganz ausgewachsene Schweine an Brauer und Branntweinbrenner in den Staͤdten, auch an andre Haushaltungen, die vielen Abfall haben oder fuͤr die Schweine zusammenholen; uͤberhaupt an alle, die keine Schweinezuzucht, aber Mastfutter haben; d ) halbfette Fleischschweine zu jeder Zeit an die Fleischer; e ) voll Die Schweinezucht. e ) volle Mast- und Speckschweine gegen Weihnachten an Stadt- und Land- haushaltungen. Man geht immer am sichersten, wenn man bei der Errichtung der Schwei- nezucht etwas bestimmtes festsetzt, welche von obigen fuͤnf Schweinearten, und wie viel von jeder man verkaufen und halten will. Diese muß man dann zu dem Preise, den sie gelten, losschlagen, und wer unzufrieden mit dem oft herab- sinkenden Preise einer Art, z. B. der jungen Schweine, sie gegen seine Einrich- tung zuruͤckbehalten wollte, wuͤrde sich mehrentheils in Verlegenheit mit Futter gesetzt finden, und sie nachmals mit noch groͤßerem Schaden verkaufen muͤssen; da in solchen Faͤllen mehrere ihre Schweine zuruͤckhalten, und sie doch endlich zu Markte bringen. Es faͤllt zwar sehr auf, wenn man im vorigen Jahre fuͤr ein entwoͤhntes Ferkel 3 Rthl. erhalten hatte, und nun 8 Gr. dafuͤr geboten werden, wie ich dies mehrmals erlebt habe; aber man schlage dennoch zu, wenn die Ein- richtung einmal so getroffen ist. In der Regel, wenn man keine Ferkel verkauft, richtet man es so ein, daß man die Fruͤhjahrs-Ferkel zur Zucht und im folgenden Herbst aufzusetzenden Schwei- nen behaͤlt; die August-Ferkel aber bis sie ein Jahr alt sind, und sie dann als Mastschweine verkauft. §. 90. Zur Mastung koͤnnen nur ausgewachsene Schweine mit dem groͤßten Vor- Die Mastung theil aufgestallt werden. Bei sehr guten Ra ç en und kraͤftiger Fuͤtterung kann ein einjaͤhriges Schwein in diesem Zustande seyn. Gewoͤhnlich aber kann man die zweijaͤhrigen, zuweilen gar nur die dreijaͤhrigen, als solche annehmen. Die Mastung wird bei uns selten, in England aber haͤufig mit Futterkraͤu- mit Futter- kraͤutern. tern, Klee, Luzerne, Wicken, Buchweizen, Spergel im Sommer betrieben, theils indem man die Schweine in solchen Futterkoppeln wechselnd eintreibt; theils auf dem Stalle oder in einer feststehenden Horde. Diese Futterkraͤuter, so wie Kohl und Abfaͤlle unter einander, werden auch geschnitten in eingemauerte große Be- haͤlter, gesalzen, eingestampft und darin eingesaͤuert, wovon die Schweine im Herbste gefuͤttert, sehr fett werden. Vierter Theil. C c c Die Schweinezucht. §. 91. Milchmast. Bei großen Molkereien findet die Milchmast statt, oft ohne Zuzucht. Man giebt theils die saure Milch, theils die Waddig, und manche sind entschieden der Meinung, daß jene vortheilhafter auch zur Mastung als zum Kaͤsemachen benutzt werde. Es ist gewiß, daß Schweine dabei schnell zu einem großen Gewicht kom- men koͤnnen, wenn man zuletzt noch etwas Gerstenschrot, um die mit Wasser ver- duͤnnte Milch zu verdicken, hinzuthut. Das Fleisch solcher Schweine ist von vor- zuͤglicher Guͤte. Man macht es sich aber zur Regel, ein mit Milch angemaͤste- tes Schwein auch voͤllig damit auszumaͤsten, weil es bei jedem andren Futter danach abfallen wuͤrde. Schrot kann ihm nur als Zusatz gegeben werden. §. 92. Wurzelmast. Ein starker Wurzel- oder Hackfruchtbau kann oft sehr vortheilhaft durch Schweinemastung benutzt werden. Am haͤufigsten werden jetzt die Kartoffeln dazu gebraucht, die aber den Mastschweinen gekocht, und zwar am besten im Dampfe, und dann zerklein t, mit Wasser angeruͤhrt, gegeben werden muͤssen. So gern sie rohe Kartoffeln eine Zeitlang und maͤßig fressen, so werden sie ihnen doch bei der Mastung bald zuwider. Zur Vollendung der Mast ruͤhrt man ihnen zuletzt etwas Koͤrnerschrot unter den Kartoffelnbrei. Noch vortheilhafter zur Mastung halten manche die Moͤhren, welche die Schweine auch ungekocht vorzuͤglich lieben, und sich immer sehr dabei aufnehmen. Sie sollen ein ausgezeichnet festes und derbes Fleisch danach erhalten. §. 93. Brauereimast. Die Biertraͤbern muͤssen sehr reichlich gefuͤttert werden, wenn Schweine vollkommen fett dabei werden sollen. Anfaͤnglich setzen sie sehr gutes Fleisch, aber zu starkem Speck bringt man es nicht damit; weshalb sie zuletzt mit kraͤftigerm Futter vermischt werden muͤssen. Wenn kein Nachbier von den Traͤbern (Seyhe) gezogen worden, sind sie nahrhafter. Sie muͤssen unter Wasser aufbewahrt wer= den, weil sie sich sonst brennen. §. 94. Branntwein- spuͤlichtmast. Der Branntweinspuͤlicht ist ein weit kraͤftigeres Mastfutter als die Bier- traͤbern. Auf 8 Nordhaͤuser Scheffel, circa 6 Berliner, taͤglicher Brennsatz, koͤn- nen nach Neuenhahn 50 Schweine gehalten werden; indessen fuͤgt er hinzu, Die Schweinezucht. es sey besser, zu wenig als zu vieles Vieh aufzustallen, und wenn man das Fut- ter nicht konsumiren koͤnne, so sey der Schaden bei weitem nicht so groß, als wenn es fehle. Anfangs muß der Spuͤlicht den Schweinen verduͤnnt gegeben werden, weil sie ihn sonst nicht fressen wollen, und wirklich taumlicht danach werden, hernach wird immer mehr Spuͤlicht zugesetzt, bis sie sich an das Futter gewoͤhnen. Der Spuͤlicht, sagt Neuenhahn, koͤnne auch den Schweinen nicht zu frisch und warm gegeben werden, sie verbrennten sich nicht; kalter und alter Spuͤlicht sey ihnen mehr schaͤdlich als nuͤtzlich. Von andern erfahrnen Branntweinbrennern, die viele Schweine maͤsten, ist mir indessen im Gegentheile versichert, es erfor- dere viele Aufmerksamkeit und einen zuverlaͤssigen Menschen, damit die Schweine den Spuͤlicht nicht zu warm bekaͤmen, weil ihnen dieses sehr schaͤdlich sey, und sie auffallend zuruͤcksetze. Der Spuͤlicht muß ihnen dann bald dick, bald duͤnn gegeben werden, um sie bei der Freßlust zu erhalten. §. 95. Der Abfall der Staͤrke-Fabriken , der Schlamm mit den Traͤbern des Staͤrke- schlammmast. Weizens uͤbertreffen die Biertraͤbern und Branntweinspuͤlicht bei weitem. Sie maͤsten schneller, machen festes Fleisch, derben Speck und viele Flomen. Die Schweine fressen ihn anfaͤnglich mit sehr großer Begierde, weswegen sie sich leicht uͤberfressen und dann nicht mehr daran wollen. Man muß es daher sehr behut- sam fuͤttern, und die Troͤge muͤssen besonders rein erhalten werden. Kann man dabei mit einem andren Futter auch abwechseln, so geht es mit der Mast um so sichrer. Oft wird der Staͤrkeschlamm in groͤßeren Quantitaͤten gewonnen, als er in kurzer Zeit verfuͤttert werden kann; dann ist er schwer aufzubewahren, weil er wegen seiner animalischen Bestandtheile schnell in Faͤulniß geht. Das einzige Mit- tel soll seyn, ihn abzudampfen und dann in Kuchen zu backen. §. 96. Die Getreidemast ist wohl nur in seltneren Faͤllen wirklich vortheilhaft. Getreidemast. Indessen wird sie haͤufig angewandt, und zwar auf mancherlei Weise. Ein gu- tes Schwein setzt nach den Beobachtungen der Englaͤnder von 1 Bushel, halb Gerste halb Erbsen, 9 bis 10 Pfund Fleisch auf; von einem Berliner Scheffel also 14 bis 15 Pfund; wonach man sich berechnen kann, in wiefern diese Koͤrner- mast wirthschaftlich sey. Man giebt ihnen das Getreide C c c 2 Die Schweinezucht. a ) roh und trocken. Die Schweine beißen und zermalmen es recht gut, sie muͤssen aber sehr vieles Wasser dabei haben; Schweinen, die sich zufaͤllig uͤberfres- sen hatten, ist der Magen davon geplatzt, weswegen man vorsichtig bei der Fuͤt- terung seyn muß; b ) gequelltes Getreide wird nicht leicht schaͤdlich, man bemerkt aber haͤufig, daß die Schweine nicht viel davon fressen wollen. Kann man es, nachdem es bis zum Keimen gekommen ist, wieder trocknen, oder es zu Malz machen, so ist es um so besser. Man laͤßt es auch saͤuern, wodurch es den Schweinen ange- nehmer und gedeihlicher wird; c ) gekochtes Getreide bis zum Zerplatzen soll vorzuͤglich gut maͤsten, und man erspart dadurch gegen das Schrot, wo das Feuermaterial wohlfeil ist, die Mahlmetze; d ) geschrotenes Getreide ist aber unter allen wohl das sicherste und vollkom- menste. Die Schweine werden es selten uͤberdruͤssig, wenn es ihnen gut bereitet wird. Es muß aber eine Zeitlang vorher eingeweicht, dann mit mehrerem Was- ser verduͤnnt und sorgfaͤltig durchgearbeitet werden, so daß durchaus keine Kluͤmpe darin bleiben, welche den Thieren sehr leicht Unverdaulichkeit und Krankheit zu- ziehen koͤnnen; es darf nicht mit siedendem, sondern nur mit lauem und kalten Wasser angebruͤht werden. Bei der Schrotfuͤtterung giebt man Abends gern ein wenig harte Koͤrner, welche die Freßlust erhalten sollen. Unter dem eigentlichen Getreide ist nach der Erfahrung der Mehrsten, die Gerste das zutraͤglichste; andre ziehen den Hafer vor. Huͤlsenfruͤchte aber, Erb- sen, Wicken, Bohnen, sind ungleich kraͤftiger. Nur muß man, im Fall die Mast mit letztern betrieben werden soll, den Schweinen vorher kein reines Gerstenschrot geben, weil sie sonst jene liegen lassen. Will man diese schweren Koͤrner in der Folge ganz fuͤttern, so muß man sie vom Anfange an mit Gerstenschrot vermi- schen. Sind die Schweine aber noch nicht mit Gerste verwoͤhnt, so fressen sie diese Huͤlsenfruͤchte recht gern; hart, gequellt, gekocht und in Schrot. Nach den Erfahrungen der Englaͤnder sollen aber, besonders die Erbsen, ungleich kraͤftiger maͤsten, und den Schweinen angenehmer seyn, wenn sie etwas gefaͤuert sind. Ueberhaupt wird die Sauerteigsmast als die wohlfeilste und schnellste, wenn man Getreide geben will, geruͤhmt. Das Schrot oder grobe Mehl wird mit war- Die Schweinezucht. mem Wasser in einem Zober zum Teig angeruͤhrt, dann Sauerteig hinzugethan, etwas warm erhalten, wo es dann in zwoͤlf Stunden sauer ist. Von diesem Sauerteig wird eine Portion mit Wasser zu einem dicken Tranke angeruͤhrt und so gegeben. Geht der Sauerteig zu Ende, so wird zu dem Reste wieder frisches Schrotmehl mit Wasser hinzugethan und angeruͤhrt. Dieser Sauerteigstrank ist den Schweinen ungemein angenehm, gesund und kuͤhlend. Allein gegeben soll er sie aber nur stark aufschlemmen, vieles, aber lockeres, leichtes Fleisch, wenig Speck und Flomen geben. Man muͤsse daher taͤglich einmal schweres Korn, vorzuͤglich Erbsen dabei geben. Auch wollen es einige vortheilhaft gesunden haben, die Schweine mit Brod zu maͤsten. Das Brod wird von grobem Gersten- oder Roggenmehle gebacken, dann in Stuͤcke geschnitten und im Ofen gedoͤrrt, hernach im Wasser geweicht, und als dickes Getraͤnk gegeben. Wenn es noch statt des Wassers in saure Milch oder Molken geweicht wird, so soll es jede andere Mast an Kraft und Geschwindigkeit der Wirkung uͤbertreffen; wie mir ein sehr glaubwuͤrdiger, erfahr- ner Landwirth versichert hat. Alle andre Getreidearten scheint mir der Mais als Mastfutter zu uͤbertref- fen. Er giebt besonders festes Fleisch, derben Speck, und wird von den Schwei- nen vorzuͤglich geliebt. Bei uns braucht man ihn gewoͤhnlich nur als ein vollen- dendes Mastfutter, indem man auf jedes Schwein Abends und Morgens eine oder zwei Haͤnde voll Maiskoͤrner giebt, wodurch die Mast augenscheinlich erhoͤht wird. Man kann auch den Schweinen die ganzen Kolben vorwerfen, da sie dann die Koͤrner selbst ausloͤsen. Dies geschieht besonders in Ungarn, wo eine große Menge Moldauischer Schweine damit zur hoͤchsten Mast getrieben, und nach Wien ge- bracht wird. §. 97. Noch sind bei der Schweinemast folgende Regeln zu beobachten. Allgemeine Regeln bei der Mast. Schweine uͤberfressen sich leichter wie jedes andre Thier, und dieses setzt sie ungemein zuruͤck. Es ist daher, wenn eins seyn soll, immer besser, ihnen etwas zu wenig als zu viel zu geben. Haben sie sich uͤberfessen , so muß man ihnen in 24 Stunden gar kein Futter, und dann 6 Stunden vor dem neuen Futter etliche Haͤnde voll harte Koͤrner mit etwas Salz geben. Die Schweinezucht. Im Anfange der Mast fressen sie viel, wenn sie fett sind, wenig. Es ist daher die Regel, das staͤrkste und konzentrirteste Futter bis zuletzt aufzusparen. Indessen sind einige, besonders die Englaͤnder dafuͤr, ihnen gleich zu Anfange recht kraͤftiges Futter zu geben, um ihre Lebensthaͤtigkeit aufzureizen, dann all- maͤhlig leichteres, aber mehreres, und zuletzt wieder das schwerste. Sehr nuͤtzlich hat man es allgemein gefunden, den Schweinen von Zeit zu Zeit ein Loth gepulvertes Spießglanz, etweder auf das Futter, oder mit saurer Milch zu geben. Es erhaͤlt nicht nur Freßlust, befoͤrdert die Verdauung, son- dern schuͤtzt sie auch fuͤr Finnen. Man kann es alle 8, oder alle 14 Tage ge- ben, und besonders dann, wenn die Schweine nicht recht freßlustig und munter zu seyn scheinen. Der Stallraum kann ziemlich enge seyn, sie werden vertraͤglicher darin und liegen ruhiger. Ist aber ein schwaches, krankes Schwein darunter, was von den andern gebissen wird, so muß man es schnell wegnehmen; denn sonst machen es die andern todt. Hungern die Schweine, so beißen sie sich leicht; bei zureichen- dem Futter aber sind sie vertraͤglich. Rathsam ist es indessen, die Troͤge durch ein vorgeschlagenes, eingeschnittenes Brett so abzutheilen, daß jedes Schwein sei- nen Kopf nur eben durchstecken kann. Genaue Beobachtung der Futterzeit ist auch bei den Schweinen sehr noͤthig. Die moͤglichste Erhaltung der Reinlichkeit, und ein trocknes Lager ist sehr wichtig. Das Schwemmen der Schweine woͤchentlich ein paar Mal befoͤrdert die Mastung sehr, und macht die Schweine ruhig. §. 98. Waldmast. Endlich erwaͤhne ich noch der Waldmast. Sie macht nie im hoͤchsten Grade fett; aber die Eichelmast giebt ein sehr festes Fleisch und Speck, die Buchmast hingegen giebt loses Fleisch und Speck, welches, wenn es warm wird, auslaͤuft. Die Schweine muͤssen Tag und Nacht im Walde bleiben und Schoppen darin haben. Werden sie Abends eingetrieben, oder koͤnnen frei nach Hause lau- fen, so erhitzen sie sich, und laufen so viel wieder ab, als sie ansetzen. Die Wald- mast ist freilich unter allen die wohlfeilste, aber nicht alle Jahre ist sie genugsam vorhanden. Wenn sie sich nicht schnell darin bis zu einem gewissen Grade fett Die Schaafzucht. fressen, so haben sie oft wegen des Mangels an Waͤrme und an Ruhe, wenig Nutzen davon. Den Weideschweinen ist die Holzweide immer sehr vortheilhaft, wenn auch die Waldfruͤchte nicht gerathen, indem die Wurzeln, Maden und Wuͤrmer ihnen immer sehr gedeihlich sind. Durchaus muͤssen sie aber Wasser dabei genugsam haben. Die Schaafzucht. §. 99. Man hat die Schaafzucht in Verhaͤltniß der uͤbrigen Viehzucht zuweilen zu Verhaͤltnisse der Schaaf- zucht zur Rindvieh- zucht. sehr herabgesetzt, zuweilen zu sehr erhoben. Die Lokalitaͤten abgerechnet, die alle- mal uͤber den hoͤhern Vortheil der einen oder der andern in konkreten Faͤllen ent- scheiden muͤssen, haben die Zeiten und die sich damit veraͤndernden merkantilischen Konjunkturen einen großen Einfluß auf den mehreren oder minderen Vortheil der einen oder der andern Art gehabt. Es ist aber auch nicht zu verkennen, daß die Aufmerksamkeit und die Anstrengung, welche man vorzugsweise auf dieses oder jenes Vieh wandte, einen großen Einfluß auf dessen hoͤheren oder geringeren Er- trag haben mußten. Es ist wohl allgemein anerkannt, daß nur sorgfaͤltig auf- gezogenes, gut gepflegtes und reichlich ernaͤhrtes Vieh jeder Art den dafuͤr mit Ueberlegung gemachten Aufwand reichlicher bezahlen werde, als das schlecht ge- haltene Vieh den kaͤrglichen, den man darauf zu verwenden sich dennoch gezwun- gen fuͤhlt. Nur der Ueberschuß uͤber die hoͤchste Nothdurft bringt Vortheil; was nur eben das Leben des Thiers hinzuhalten vermag, ist in gewisser Hinsicht ganz verloren. Darum konnten die vormals fast immer kaͤrglich genaͤhrten Schaͤfereien keinen Ertrag geben, sondern es war, nach der Ueberzeugung der mehrsten Land- wirthe, in manchen Gegenden, wenn Futter und Weide auch nur auf das ge- ringste angerechnet wurden, bei den Schaͤfereien ein eminenter Verlust, und nur der Unentbehrlichkeit des Pferchs hatten sie ihre Beibehaltung zu vordanken. Wie man indessen durch den Vortheil veredelter Schaͤfereien aufmerksam gemacht, in denselben Gegenden und Wirthschaften eine bessere Verpflegung und mehrere Sorgfalt auf die Schaͤfereien uͤberhaupt zu verwenden anfing, zeigte sich schon, ohne Mitwirkung der Veredlung selbst, ein hoͤherer reiner Ertrag, und da nun Die Schaafzucht. die Veredlung hinzukam, so ward die Nutzung der Schaafe so groß, daß man sie weit uͤber die des Rindviehs und der Molkerei zu erheben anfing, und letztere dagegen in Schatten stellte. Leider gab es nur wenige Wirthschaften, die beide Vieharten sorgfaͤltig und reichlich genug zu verpflegen und zu ernaͤhren im Stande waren, und so mußte dann mehrentheils das eine in der Versorgung zuruͤckstehen, wenn das andre einmal den Vorzug erhielt. Hierdurch sank jenes dann natuͤr- lich um so tiefer herab. Die merkantilischen Konjunkturen, abhaͤngig von den politischen, haben nun seit geraumer Zeit durch die hohen Wollpreise die Schaͤfereien uͤberhaupt beguͤn- stigt, und so steht das Schaaf anjetzt fast durch ganz Europa, bei den Landwir- then in hoͤherer Achtung wie das Rindvieh, und wenn diese gleich nur durch das Merinoschaaf erregt worden, so faͤllt sie dennoch zugleich auf das Landschaaf zu- ruͤck, und hebt solches mit empor. Man hat fast allgemein den Satz angenommen, daß die Ernaͤhrung von 10 Schaafen auf der Weide und im Stalle, der Ernaͤhrung einer Kuh gleich sey. Dieses Verhaͤltniß begruͤndete sich zuerst auf denjenigen Schlag von Schaa- fen und von Kuͤhen, den man im noͤrdlichen Deutschlande hielt, und der jeder in seiner Art sich in einem gleich duͤrstigen Zustande befand. Das Verhaͤltniß scheint aber auch zu bleiben, wenn jede Viehhaltung sich im gleichen Grade verbessert. So wie vervollkommnete Kuͤhe doppelte Weide und Fuͤtterung erfordern, so erfor- dern sie auch vervollkommnete Schaafe. Sollte der Nahrungsaufwand bei den Schaasen vielleicht auch nicht in demselben Grade, wie bei den Kuͤhen, mit der Veredlung steigen, so werden doch die Nebenkosten und das groͤßere Risiko jenes Verhaͤltniß der saͤmmtlichen Ausgabe, d. h. Weide und Fuͤtterung mitgerechnet, mehrentheils herstellen. Wenn daher in solchen Lokalitaͤten, wo beide Vieharten gleich gut gehalten werden koͤnnen, die Frage entsteht, welche Art der Landwirth auf Kosten oder zum Vortheil der andren vermindern solle — so wird sie sich hauptsaͤchlich durch die Beantwortung einer andren Frage entscheiden lassen: bringen 10 Schaase oder eine Kuh mehreren Vortheil? Und diese Frage laͤßt sich durchaus nicht im All- gemeinen, aber bei einer auch nur oberflaͤchlichen Buchfuͤhrung sehr leicht in ein- zelnen Faͤllen beantworten. Außer andern Verhaͤltnissen sprechen hierbei nun, wie schon Die Schaafzucht. schon oben erwaͤhnt, die Zeitumstaͤnde mit, und man muß sich allerdings danach richten, jedoch nicht dermaßen, daß man sich außer Stand setzte, mit einer Abaͤn- derung der Zeitumstaͤnde auch sein Viehverhaͤltniß wieder abaͤndern zu koͤnnen. So wie seit zehn Jahren das Verhaͤltniß des Fleisch- und Butterpreises gegen den Wollpreis gestanden hat — obgleich beide sehr hoch waren — ist der Vortheil der Schaͤferei auf Weiden, die fuͤr beide Thierarten gleich passend wa- ren, entschieden groͤßer gewesen, als der der Molkerei. Bei der Stallfuͤtterung der Kuͤhe ist dies aber nicht der Fall, weil Stallfuͤtterung an Weideraum so viel erspart, daß dadurch die Gleichheit des reinen Ertrages vom Grund und Bo- den wenigstens wieder hergestellt wird. Wenn aber die Stallfuͤtterung, die weit leichter bei dem Rindvieh als bei den Schaafen anzuwenden ist, das Re- sultat auch zum Vortheil des ersteren lenken sollte, so wird sie unter unseren Verhaͤltnissen doch nur selten zur Verminderung der Schaͤferei leiten, son- dern im Gegentheil zu ihrer Vermehrung fuͤhren; indem sie so vielen Weide- raum erspart, der dann bloß mit letzteren benutzt werden kann. §. 100. Die mannigfaltigen und sehr ausgezeichneten Ra ç en der Schaafe, die wir Schaarfa ç en. in den verschiedenen Welttheilen antreffen, sind ein interessanter Gegenstand fuͤr die Naturgeschichte, gehoͤren aber nicht fuͤr die Landwirthschaftslehre. Auch rede ich nicht von denen Ra ç en, welche wir in verschiedenen entfernteren und von uns getrennten Europaͤischen Laͤndern antreffen. Ueber die mannigfaltigen Ra ç en, die allein Brittannien aufstellt, habe ich in meiner englischen Landwirth- schaft geredet; auch kann man daruͤber nachsehen: Culley, uͤber die Auswahl und Veredlung der vorzuͤglichsten Hausthiere, aus dem Engl. von Daum, mit Kupfern von Witte. Berlin, 1804. Ich beschraͤnke mich auf diejenigen, welche wir auf deutschem Boden an- treffen, sie moͤgen auf demselben urspruͤnglich in uralten Zeiten, oder in neue- ren eingefuͤhrt seyn. Es sind vier Hauptarten, a ) die Haidschaafe; b ) die Marsch- oder Niederungsschaafe; c ) die gewoͤhnlichen Landschaafe; d ) die Merinoschaafe. Vierter Theil. D d d Die Schaafzucht. §. 101. Das Haid- schaaf. Das Haidschaaf, Haidschnucke , ist eine kleine Art, die sich fast nur in den Haidgegenden des Luͤneburgischen und Bremischen befindet, außer sol- chen Gegenden nicht vortheilhaft seyn kann, und sich auch sonst nirgends hal- ten wuͤrde, indem sie fast nur von Haidekraut lebt, auf einer kraͤftigern Weide sich schnell fett, aber dann auch bald krank frißt. Diese Schaafe haben saͤmmt- lich Hoͤrner, sind nie ganz weiß, sondern grau, braun oder schwarz. Ihre Wolle ist mehrentheils haarigt, grob und scharf; doch giebt es einige, die feinere Wolle haben, und solche, die unter der laͤngeren, groberen Wolle, kurze feine Wolle tragen, welche aber nur muͤhsam abzusondern ist. Sie werden gewoͤhnlich zwei- mal geschoren, das erste Mal gegen Johannis, wo ein Widder wohl 2 bis 3 Pfund, ein Hammel 2 bis 2½ Pfund, und ein Schaaf 1 bis 1½ Pfd. giebt; zum zweiten Male gegen Michaelis, wo man sie aber absichtlich nicht tief schiert, und kaum ein Drittel so viel, als zum ersten Male erhaͤlt. Die Wolle wird zu groben Huͤten, und zwar hauptsaͤchlich die kurze, gebraucht; sonst macht man grobe Zeuge, insbesondere ein aus Hanf und Wolle zusammen gewebtes, daraus; doch wird sie auch auswaͤrts manchmal sehr gesucht, und zur Matro- seukleidung und zu Tucheggen verarbeitet. Diese Schaafe gewaͤhren eine sehr geringe Nutzung, aber sie kosten auch in diesen Gegenden fast gar nichts, denn sie leben Winter und Sommer bloß von Haidekraut. Sie kratzen es unter dem Schnee heraus, und wenn er gar zu hoch liegt, so macht man ihnen Bahn mit einem Schneepfluge, wodurch sie Zugang zur Haide bekommen. Auch giebt man ihnen trocknes Haidekraut im Stalle oder Schoppen, wo es ihnen, gewoͤhnlich mit etwas Pferdemist vermengt, eingestreuet wird. Etwas Buchweizenstroh bekommen sie fast nur als Leckerbissen. Zur Lammzeit geben ihnen indessen einige auch ein wenig Buchweizenkorn, und den Laͤmmern wohl etwas Heu. So hart diese Schaafe sonst sind, so ertragen sie es doch nicht, des Nachts in Huͤrden zu liegen. Ihr Gewicht bleibt sehr geringe; es ist schon ein guter Hammel, der zu 30 Pfd. Schlaͤchtergewicht kommt. Ihr Fleisch ist gemaͤstet aber sehr feinfasrig, saftig und schmackhaft. Die Schaafzucht. Man hat sie mit andern gewoͤhnlichen Landschaafen durchkreuzt, und dann einen Mittelschlag herausgebracht, den man halbedel nennt, der aber gar nichts taugt, eine bessere Fuͤtterung und Weide erfordert, wenn er nicht ganz verkroͤppeln soll, und wenig mehr eintraͤgt, als diese reine Haidschnucke. §. 102. Das Marsch- oder Niederungsschaaf , auch Friesisches Schaaf Das Marsch- schaaf. genannt, hat mehrere Abarten, die jedoch von demselben Hauptstamme herzu- kommen scheinen, und nur durch die Haltung und durch die Auswahl der In- dividuen abgeaͤndert zuseyn scheinen. Die in den fettesten Gegenden sind sehr groß und breit, und koͤnnen bis zu einem Schlaͤchtergewichte von 120 Pfd., einzlne noch ungleich hoͤher, getrieben werden. Sie tragen eine starke Wolle, die mehr oder minder fein und weich, aber nie kraus, sondern schlicht und sogenannte Kaͤmmwolle ist. Sie koͤnnen im Durchschnitt auf recht fetten Weiden 10 Pfd. Wolle geben, die kleineren geben jedoch nur 6 bis 7 Pfd. Diese Wolle ist zu gewissen Zeugen sehr schaͤtzbar, und vorzuͤglich zu gestrickten und gewebten Struͤm- pfen, weil sie sich durch die Feuchtigkeit nicht zusammenzieht oder einkruͤmmpt; aber zu Tuͤchern ist sie nicht brauchbar. Sie bringen in der Regel zwei oft auch drei Laͤmmer, man hat sogar Beispiele von mehreren. Die kleinere, feinknochige Abart dieser Schaafe wird schnell fett, und auf guten Weiden schon im zweiten Jahre schlachtbar. Sie geben viele Milch, und man melkt sie haͤufig. Ich habe solche Schaafe, nicht von der groͤßten Art, gesehen, die taͤglich ein Quart Milch gaben, und welche fuͤr die Liebhaber der Schaafmilch von vorzuͤglicher Guͤte war. Diese Schaafe scheinen daher vortheilhaft zu seyn, aber sie sind es richtig erwogen nicht; denn sie erfordern nach Verhaͤltniß ihres Ertrages eine sehr reiche Weide und Fuͤtterung. Sie werden deshalb auch fast nur bei einzelnen Stuͤcken in solchen Gegenden gehalten, wo man ihnen eine Weide geben kann, die auf andere Weise nicht wohl zu benutzen ist. In den eingedeichten Niede- rungen gehen sie an und hinter dem Deiche. Wenn man sie fett machen will, so laͤßt man sie entweder zwischen andrem Vieh auf den Fettweiden gehen, oder giebt ihnen Graskoppeln ein, die anderes Vieh nicht tragen wuͤrden, die man sonst als Wiese benutzt, aber nun ein Jahr schonen und durch den Pferch be- D d d 2 Die Schaafzucht. duͤngen will. Sie fressen hier selbst das alte schilfige Gras weg, und eine solche Wiese verbessert sich danach merklich. Dies Schaaf frißt sich nicht leicht faul, hier aber will man es ohnehin bald schlachten. Bei einer reichlichen Stallfuͤtterung mit Klee kann man dieses Schaaf allenthalben halten, aber bei vielen damit gemachten Versuchen, die ich kenne, fand man doch ihre Ernaͤhrung zu kostspielig fuͤr ihren Ertrag. Nur eine ver- kleinerte Abart mit ungleich feineren Knochen hat man doch in Hoͤhegegenden, aber nur auf sehr reichen Weiden, nutzbar gefunden. Es kann auch seyn, daß diese Abart mittelst der Durchkreuzung entstanden war. Man trifft jene fast in allen Niederungsgegenden an, und einige glauben, daß sie von den gewoͤhnli- chen Landschaafen abstammen, aber durch die reichliche Weide allmaͤhlig so ge- artet sey; was mir aber auf keine Weise glaublich scheint. Ich glaube viel- mehr, daß sie saͤmmtlich aus den Rhein- und Elb-Niederungen dahin ver- pflanzt worden. §. 103. Das deutsche Landschaaf. Das deutsche Landschaaf hat zwar auch manche Verschiedenheiten, scheint aber doch von einem Urstamme entsprungen zu seyn. Nur die Ungleich- heit der Sorgfalt, welche man bei der Aufzucht und bei der Haltung darauf verwandt hat, haben die Verschiedenheiten, die man daran bemerkt, hervorge- bracht, die nun zwar forterben, aber bei einer veraͤnderten Pflege auch wieder einarteten. In allen deutschen Gegenden, wo man schon seit aͤlteren Zeiten her mehrere Achtsamkeit auf die Schaafe wandte, die Schaafe auch eine bessere Weide, besonders an Bergen hatten, findet man eine bessere Landra ç e, auch in Hinsicht der Wolle, als da, wo sie kuͤmmerlich, und nur als Nothbehelf gehalten wurden. Eine besondere Abart nennt man in Niedersachsen die Flandrische oder Rheinische Art. Sie ist aber nur da vorzuͤglich geblieben, wo man sie bes- ser verpflegte; wo das nicht geschah, scheint sie mir nicht verschieden von un- frer Pommerschen und Preußischen Art zu seyn. Es waͤre der Muͤhe werth, den Gradationen in der Feinheit und Guͤte der Wolle in den deutschen Pro- vinzen nachzuspuͤren. Wir haben uns aber seit jeher am wenigsten um das bekuͤmmert, was uns nahe lag, und jetzt, nach Einfuͤhrung der Merinos, achtet Die Schaafzucht. man die deutschen Landra ç en einer genaueren Untersuchung kaum werth. Es koͤnnte indessen wohl der Fall eintreten, daß die Einfuͤhrung einer deutschen vorzuͤglichen Landra ç e und ihre Veredlung in sich selbst der Muͤhe lohnte, und daß sie durch das Gewicht ihrer Wolle, und durch ihre groͤßere Haͤrte dann vielleicht durch ihre mehrere Mastfaͤhigkeit den hoͤheren Werth der Merino- wolle ersetzte. Die Feinheit, Elasticitaͤt und Staͤrke der Landwolle ist in der That sehr verschieden. Es giebt eine Art von Landschaafen, aus deren Wolle schon recht gute Mitteltuͤcher bereitet werden, und die vorzuͤglich dauerhaft sind. Es giebt andre, die so stichelhaarig ist, daß sie nur zu ganz groben Zeugen gebraucht wer- den kann. Auch in Aufehung der Dichtheit und Quantitaͤt der Wolle sind unsre Schaafe sehr verschieden, und es ist fast immer mit einer groͤßern Feinheit und Elasticitaͤt auch mehrere Dichtigkeit des Fließes verbunden. Es ist nicht zu leugnen, daß unsre Landschaafe mit schlechterer Weide und Fuͤtterung vorlieb nehmen als die spanischen, und daß sie zugleich haͤrter und wenigeren Krankheiten unterworfen sind. Wo daher die ganze Wirthschafts- einrichtung die bessere Weide und Fuͤtterung nicht gestattet, welche die Meri- nos wenigstens zu einem befriedigenden Wollertrage erfordern, da kann man die Beibehaltung der Landschaafe nicht so unbedingt tadeln. Wenn freilich die Frage entsteht, warum manche Wirthschaft nicht so eingerichtet werde, daß sie Merinoschaafe statt der Landschaafe vortheilhaft halten koͤnne, so aͤn- dert sich die Ansicht der Sache, und hiervon ist jetzt nicht die Rede. Nur wo eine Abaͤnderung der Wirthschaftsverhaͤltnisse und Verbesserung der Weiden nicht ausgefuͤhrt wird und werden kann, scheint es mir, daß auch manche Wirth- schaft keinen Vortheil von der Einfuͤhrung der Merinos gegen die einer guten Landra ç e haben werde, zumal wenn durch die allgemeine Verbreitung der Me- rinos der Preis der guten groͤberen Wolle in Verhaͤltniß der feinen steigen sollte. Ich weiß, daß verschiedene aufmerksame Landwirthe in mehreren Gegen- den schon seit laͤngerer Zeit Versuche mit der Veredlung einlaͤndischer Schaafe in sich selbst gemacht haben; wahrscheinlich sind sie aber nun auch zu der Me- rinokreuzung uͤbergegangen. Zum Schlachtvieh schicken sich die Landschaafe, und besonders gewisse Arten derselben, ohne allen Zweifel besser als die reinen Meri- Die Schaafzucht. nos, die nie zu einer solchen Staͤrke und Feistigkeit zu bringen sind, auch kein so faftiges Fleisch haben. §. 104. Die Merinos. Die Merinora ç e , welche wir nun schon als eine in Deutschland einhei- misch gewordene betrachten koͤnnen, ungeachtet sie freilich in ihrer vollen Rein- heit noch nicht haͤufig ist, darf ich bei allen Lesern dieses Werks wie hinlaͤnglich bekannt ansehen. Ich habe im Jahre 1811 ein Handbuch fuͤr die fein- wollige Schaafzucht auf Befehl des Koͤnigl. Ministeriums des Innern herausgegeben (welches auch in den Annalen der Fortschritte der Landwirth- schaft Bd. I. S. 1. abgedruckt ist), worin ich das wichtigste uͤber diesen Ge- genstand gesagt zu haben glaube. Wenn man hiermit das Tessiersche von Herrn Witte unter folgendem Titel uͤbersetzte Werk: „uͤber die Schaafzucht, insbesondere uͤber die Ra ç e der Merinos, mit 6 Kupfertafeln, Berlin 1811,“ verbindet, und dann die aus dem Franzoͤsischen uͤbersetzte Schrift: „Erfahrun- gen und Beobachtungen uͤber die spanischen Merinoschaafe, die Feinheit der Wolle und das Kreuzen derselben mit gemeineren Ra ç en, von Carl Pictet in Genf, mit 3 Kupfertafeln, Wien 1808,” endlich „ Poiferé d́e Cêré Abhand- lung in Annalen des Ackerbaues Bd. X. S. 641.,” so wird man den voll- staͤndigsten Unterricht uͤber diese veredelte Schaafzucht erhalten. Daher werde ich mich, um mich selbst und andre nicht ausschreiben zu muͤssen, hier nur auf einige Bemerkungen beschraͤnken. Der verehrungswuͤrdige Pictet hat vor allen die Nothwendigkeit reiner Stammschaͤfereien, in welchen sich auch von muͤtterlicher Seite kein anderes Blut eingemischt habe, zur Erzeugung der Widder am deutlichsten ins Licht gestellt, selbst in dem Falle, daß man nicht auf Einfuͤhrung der voͤllig reinen Merinora ç e selbst hinarbeiten, sondern nur Veredlung bewirken wolle. Diese geht mit solchen Boͤcken nicht nur schneller vorwaͤrts, sondern sie muß auch, um sich auf dem Punkte, wohin sie einmal gediehen ist, zu erhalten, wenigstens von Zeit zu Zeit, Widder ganz reiner Abstammung anwenden. Ob und wann ein veredelter, aber muͤtterlicher Seits von unsren Landschaafen erzeugter Stamm die Bestaͤndigkeit erhalte, daß kein Zuruͤckschlagen ohne neue Durchkreuzungen Statt finde, ist bis jetzt noch zweifelhaft. Einige Englaͤnder, insbesondere Dr. Die Schaafzucht. Parry , glauben, daß sie mittelst der Durchkreuzung ihrer Ryelands- und Southdowns-Schaafe einen Schlag hervorgebracht haben, welcher den aͤchten Merinos in der Feinheit der Wolle nicht nur gleich komme, sondern in Anse- hung des Koͤrperbaues, der Haͤrte und der Guͤte des Fleisches sie zu ihrem Zwecke noch weit uͤbertreffe, und halten diesen Schlag schon fuͤr so konstant, daß sie ihn nur in sich selbst zu veredeln suchen, ohne neue Merinowidder zu- zulassen. Sie sagen, daß so, wie die edelste Ra ç e ihrer Pferde, zuerst mittelst der Durchkreuzung mit arabischen Hengsten gebildet sey, nun aber Vollkom- menheiten erreicht habe, welche ihnen diese Ra ç e weit schaͤtzbarer, als die ara- bische selbst mache, so werde dies auch mit dieser Schaafra ç e der Fall seyn. Die von ihnen angefuͤhrten Thatsachen scheinen in der That diese Meinung zu begruͤnden; man muß aber dabei wohl erwaͤgen, daß ihre Ryelands-Schaafe schon von großer Feinheit waren, und daß der Preis ihrer Wolle in England nur um ein Drittel niedriger, als der Preis der feinsten spanischen Wolle stand, so daß man schon lange diese Ryelands von gleicher Abstammung mit den spanischen Merinos hielt, einige sogar behaupteten, die Merinos seyen Abkoͤmm- linge von jenen, und nach Spanien hin verpflanzt worden. Wenn daher die Englaͤnder jenen Zweck auch so fruͤh erreicht haͤtten, so duͤrfen wir dies doch mit unsern eingebornen Schaafen nicht erwarten. Die Merinos in Spanien sind sich einander keinesweges gleich, und man unterscheidet sie in zwei Hauptclassen, die Leonesischen und Sorianischen. Jene Klasse ist wieder in den verschiedenen großen Heerden verschieden, und wenn gleich eine jede sich einiger Vorzuͤge ruͤhmt, so gesteht man sie doch andern wieder in besonderer Ruͤcksicht zu. Diese feineren Abartungen bemerkt man auch in deutschen reinen Merinoheerden, und sie sind theils durch den Urstamm, den man aus Spanien erhielt, theils durch die Auswahl der Individuen, vor- naͤmlich der Widder, entstanden. Die Feinheit der Wolle, und ihre uͤbrigen Qualitaͤten koͤnnen bei diesen Abarten gleich seyn, in Ansehung der Quantitaͤt der Wolle aber, die sie bei gleicher Haltung geben, in Ansehung der Groͤße, der Haͤrte und Ausdauer, der Angemessenheit fuͤr diese oder jene Weide be- merkt man schon eine merkliche Verschiedenheit darunter. Es laͤßt sich jedoch bis jetzt daruͤber noch nichts mit Zuverlaͤssigkeit bestimmen, da die Bemerkungen Die Schaafzucht. zu einseitig sind. Vermuthlich werden diese Abarten, da ein jeder bei der Aus- wahl der Boͤcke sein eigenes Ideal immer mehr zu erreichen strebt, mit der Zeit immer konstanter und charakteristisch verschiedener werden. Die Abarten werden sich bei uns wahrscheinlich weit auffallender als in Spanien selbst bilden, da man die individuelle Begattung bestimmter leitet, als es dort, wo sie auf den Weiden und auf der Reise vorgehet, geschehen kann. Die Englaͤnder haben aber gezeigt, welche Gewalt man durch eine solche Auswahl der Individuen uͤber die Form und Natur aller Thierarten, besonders uͤber die der Schaafe, habe. Backewell , sagt Lord Sommerwille, schien das Model eines Schaafes, wie er es sich dachte, schnitzen und es dann lebendig machen zu koͤnnen. So arbeiten einige unserer vorzuͤglichsten Schaafzuͤchter auf die Groͤße des Koͤrpers hin, weil bei dem groͤßeren Umfange desselben auch der Wollertrag staͤr- ker sey. Andere halten eine kleinere Natur vortheilhafter, welche durch Dichtig- keit der Wolle den groͤßeren Umfang ersetze; und wenn sie auch in der Quantitaͤt der Wolle jenen nachstehe, doch leichter zu naͤhren sey und deshalb in groͤßerer Zahl gehalten werden koͤnne. Einige wollen niedrigere Beine, andere hoͤhere, und sie sind nicht so gleichguͤltig, wie es manchem scheinen moͤgte. Bei niedrigern Bei- nen haͤlt sich das Schaaf ruhiger, und sie haben Vorzuͤge auf nahen und kon- zentrirten Weiden. Hohe Beine aber erleichtern ihnen weite Wege nach den Wei- den und aus diesen in den Huͤrdenschlag und den Stall. Man hat eine Art, die sich durch einen dreifachen Wollkragen um den Hals auszeichnet, und auch eine starke Wamme und behangene Brust zu haben pflegt, die einige vorzuͤglich schaͤtzen, andere aber nicht sehr wuͤnschen, weil die sich hier erzeugende Wolle nur zur dritten Gattung gehoͤre. Bei einigen gehet der Wollwuchs herab bis auf die Klauen der Hinter- auch wohl der Vorderbeine, bei andern nur bis auf die Knie. Manche sehen dieß als eine vorzuͤgliche Eigenschaft an, weil es eine Neigung zum starken Wollwuchse verrathe; andere tadeln es wegen der Schlechtheit dieser Ab- fallwolle. Aber alle Schaafzuͤchter sind einverstanden, daß diese Eigenheiten sich ver- erben. Genauere Beobachtungen muͤssen noch ergeben, welchen Bezug sie auf die Quantitaͤt und Qualitaͤt der Wolle haben. Die Bildung und Constitution des Koͤr- pers zum Fleisch- und Fettansatz ist bei der reinen Merino-Ra ç e von uns wenig beruͤck- Die Schaafzucht. beruͤcksichtiget worden, weil von dieser wenig Bocklaͤmmer gehammelt und nur aus- gediente Schaafe geschlachtet werden. Qualitaͤt und Quantitaͤt der Wolle bleibt zwar immer die Hauptruͤcksicht, es fraͤgt sich nur, in wiefern jene Eigenschaften damit in einem oder anderen Verhaͤltnisse stehen. Man wird freilich auch leicht darauf verfallen, diese oder jene Form conventionell schoͤn zu finden, ohne daß man ihr eine besondere Nutzbarkeit beimessen konnte. Aber dieß ist dann Sache der Mode, die schnell wechselt. Eine Eigenheit des Merinoschaafs ist es, daß es sich spaͤter ausbildet, meh- rentheils spaͤter mit den Zaͤhnen wechselt, den Begattungstrieb spaͤter aͤußert und voͤllig auswaͤchst. Indessen kann durch kraͤftige Nahrung eine fruͤhere Ausbildung bewirkt werden. Dagegen wird dieses Schaaf auch aͤlter und laͤnger ausdauernd. Man hat Schaafe, die bis ins 15te Jahr ihre saͤmmtlichen Zaͤhne erhalten und ge- sunde Laͤmmer gebracht haben. Dieß ist indessen etwas ungewoͤhnliches, bis ins 10te Jahr kann aber das reine Merinoschaaf sehr gut erhalten werden. Auch durch ihr Temperament zeichnen sich die Merinos aus, sie sind traͤge und schon als Laͤmmer weniger munter. Sie sollen dummer seyn, und das schließt man haupt- saͤchlich daraus, daß sich die Muͤtter von fremden Laͤmmern ihre Milch absaugen lassen, wogegen ein Landschaaf nicht leicht ein anderes als sein eigenes Lamm zu- laͤßt. Dieser Umstand ist allerdings nicht gleichguͤltig, weil die staͤrkeren und mun- teren Laͤmmer den uͤbrigen leicht die Nahrung rauben. Es kommt daher bei die- ser Ra ç e viel darauf an, gleichzeitige und gleich starke Laͤmmer zu haben. Uebrigens muß ich auf mein oben erwaͤhntes, erst kuͤrzlich herausgegebenes Handbuch fuͤr die feinwollige Schaafzucht verweisen. §. 105. Einige glauben, daß die Schaafe schon im 2ten Jahre ihres Lebens, oder Alter zur Be- gattung. wenn sie 1½ Jahr vollendet haben, ohne Nachtheil besprungen werden duͤrfen; andere wollen dieses erst im 3ten Jahre zugestehen, insbesondere bei den sich spaͤ- ter entwickelnden Merinos. Die Mehrheit stimmt fuͤr ersteres, und es ist gewiß, daß gut genaͤhrte Schaafe mit 2 Jahren ein gutes Lamm bringen und gesund dabei bleiben. In Spanien selbst geschiehet es in der Regel. Wer bey uns einen edlen Stamm schnell vermehren oder in der Veredlung schnell fortschreiten will, fuͤr den ist es gewiß rathsam. Auf der anderen Seite ist es aber nicht zu leugnen, daß Vierter Theil. E e e Die Schaafzucht. Schaafe, die bis in ihr 3tes Jahr gelte bleiben, mehr auswachsen und eine staͤrkere Constitution erhalten, wahrscheinlich auch laͤnger ausdauern. Wer daher einen gro- ßen und starken Schlag hervorbringen will, der thut besser, sie bis zum 3ten Jahre von den Widdern abzuhalten. Widder werden in der Regel nicht von dem 3ten Jahre zugelassen. §. 106. Begattungs- zeit. Es ist bei jeder Schaafzucht sehr erwuͤnscht, wenn die Laͤmmer gleichzeitig und wenigstens in einem Zeitraume von 4 Wochen fallen, bei den Merinos aber eine unumgaͤngliche Bedingung. Deshalb hauptsaͤchlich muß die Zahl der Wid- der in einer Heerde nicht zu klein seyn, und man wird den Zweck am sichersten erreichen, wenn man auf zwanzig Schaafen einen Widder haͤlt. Die Begattungszeit wird nach der Zeit, wo man die Laͤmmer zu haben wuͤnscht, eingerichtet, da die Traͤchtigkeit einige Tage uͤber 21 Wochen dauert. Der Begattungstrieb pflegt sich im siebenten Monde nach dem Lammen zuerst zu aͤußern. Einige neuere Beobachter, besonders Pictet, rathen diese erste Brunst gleich wahrzunehmen, weil man dann nicht nur am sichersten auf das Empfan- gen rechnen koͤnne, sondern auch staͤrkere Laͤmmer von dieser ersten Brunst er- halten werde. Andere sind entgegengesetzter Meinung, und halten es fuͤr rath- samer, die zweite Brunst, welche sich 3 Wochen nachher einstellt, erst zu be- nutzen, damit die Muͤtter um so laͤngere Zeit haben, sich vom Saugen zu erholen. Durch jenes wuͤrde man uͤberhaupt die Lammzeit jaͤhrlich um einen Monat vorruͤcken, uͤberdem aber wuͤrden sich besonders die Widder in der heißen Jahreszeit dabei zu sehr erhitzen. Die fruͤhe Lammzeit hat in Ruͤcksicht der staͤrkeren Laͤmmer, besonders aber wenn man den Stamm schnell vermehren und die Jaͤhrlinge zu Ende des zwei- ten Sommers begehen lassen will, unbezweifelte Vorzuͤge. Aber die nothwen- dige Bedingung ist dabei reichliches und gutes Winterfutter, um die Muͤtter, bis sie zureichende Weide haben, in voller Milch erhalten, dann auch den Laͤm- mern selbst das ihrer Groͤße angemessene Nebenfutter geben zu koͤnnen. Der be- sorgliche Mangel dieser Winterfuͤtterung ist wohl die Hauptursache, warum die mei- sten die spaͤtere Lammzeit im Maͤrz noch vorziehen, denn die Besorgniß, daß die Die Schaafzucht. Winterkaͤlte den Laͤmmern schaden koͤnne, ist durch Erfahrung ziemlich beseitigt. Manche gute Schaafzuͤchter haben die Lammzeit schon bis in den Dezember vorgeruͤckt. §. 107. Die Boͤcke, welche bis vor der Springzeit von den Muͤttern durchaus ab- gesondert und unter dem Hammelhaufen gehalten werden muͤssen, laͤßt man nun, nachdem sie schon vorher kraͤftig gefuͤttert worden, unter die Heerde. Wenn man nicht eine Auswahl in der Begattung der Individuen zu machen hat, so scheint kein Grund vorhanden zu seyn, sie bei Tage abzusondern und nur des Nachts beizulassen. Will man indessen gewisse Schaafe nur von gewissen Widdern be- springen lassen, so ist das Verfahren zu beobachten, was ich in dem Handbuche fuͤr veredelte Schaafzucht S. 47. u. f. angegeben habe. Wenn die Springzeit, welche etwa 4 Wochen dauert, voruͤber ist, so sondert man die Widder am besten wieder ab. §. 108. Zu Anfange der Traͤchtigkeit wind sich das Schaaf mit einer etwas spaͤrliche- Lammzeit. ren Weide oder Fuͤtterung begnuͤgen; so wie aber die Traͤchtigkeit zunimmt, muß es reichlicher genaͤhret werden. Je hoͤher die Traͤchtigkeit steigt, desto sanfter muͤssen die Schaafe behandelt, durchaus nicht vom Hunde gehetzt und mit Vor- sicht aus und in den Stall gelassen werden, damit sie sich in der Thuͤr nicht draͤn- gen und pressen. In der Lammzeit erfordern die Schaafe die hoͤchste Aufmerksamkeit. Die Zeichen des herannahenden Lammens sind das Aufschwellen der Geburtstheile, der Ausfluß einer schleimigen Feuchtigkeit, Anschwellung des Euters und Milch- erzeugung. Das Lammen wird in der Regel dem Schaafe nicht schwer, aber es geht oft langsam damit, und man muß nur der Natur durch unzeitige Huͤlfe nicht voreilen wollen. Die Huͤlfe kann nur Statt finden, wenn eine falsche Lage des ganzen Lammes oder eines Theils in der Mutter entstanden ist, welches im Ganzen bei gut gehaltenen Schaafen selten vorkommt. Um diese Huͤlfe aber an- zubringen, ist eine vollstaͤndige Kenntniß von der natuͤrlichen und abweichenden Lage des Lammes und von der Art, wie man die letztere in erstere verwandeln koͤnne, durchaus noͤthig, und ohne selbige wird man durch jede Huͤlfe oͤfterer schaden als nutzen. E e e 2 Die Schaafzucht. Es macht nach der Geburt oft die meiste Muͤhe, die Muͤtter zum Anneh- men des Lammes zu bringen, jedoch wohl nur bei schlecht genaͤhrten Schaafen. Bei reichlich genaͤhrten kommt es selten vor, da der Ueberfluß der Milch die Muͤtter selbst anreizt, das Lamm beizulassen. Sonst ist die Absonderung der Mutter mit ihrem Lamme in einem besonderen Verschlage, das Anbringen des Lammes, indem man die Mutter an den Fuͤßen haͤlt, noͤthig. §. 109. Eine reichliche Fuͤtterung der saͤugenden Muͤtter sichert nur das Gedeihen der Laͤmmer. Vom uͤbertriebenen will man jedoch auch Nachtheile bemerkt ha- ben; wahrscheinlich jedoch nur bei vorhin schlecht gehaltenen. Nach drei oder vier Wochen kann man den Laͤmmern schon einiges Neben- futter, einen Mehl- oder Oelkuchentrank, und dann etwas zartes Heu geben. Man sondert ihren Futterplatz ab durch Horden, welche nur die Laͤmmer, nicht die Muͤtter durchlassen, oder giebt ihnen das Futter, wenn die Muͤtter ausge- lassen sind. Die Laͤmmer muͤssen 18 bis 20 Wochen saugen. Die um des Mel- kens der Schaafe willen fruͤher entwoͤhnten bleiben ihr ganzes Leben hindurch schlecht. Das Entwoͤhnen aber muß allmaͤhlig geschehen, indem man ihnen immer mehreres Futter oder gute Weide giebt, sie von den Muͤttern immer laͤn- ger entfernt und nur selten zusammenbringt. Sobald sie aber voͤllig abgesetzt sind, muß man sie moͤglichst weit von den Muͤttern entfernen, damit sie sich durch gegenseitiges Bloͤken nicht beunruhigen. Es gehen oft vier Wochen darauf hin, ehe sie einander und die Laͤmmer das Saugen vergessen, und man hat Beispiele, daß ein Lamm nach vier Wochen den Euter der Mutter noch wie- der aufgesogen habe. Die Bocklaͤmmer werden in der Regel, wenn sie drei bis vier Wochen alt sind, verschnitten, weil diese Operation um so leichter abgeht, je juͤnger sie sind. Den weiblichen Laͤmmern werden, wenn sie sechs Wochen alt sind, die Schwaͤnze 3 bis 4 Zoll von der Wurzel abgeschnitten, damit sie sich nicht beschmutzen. §. 110. Alter-Kenn- zeichen. Das Alter der Schaafe wird hauptsaͤchlich aus den Zaͤhnen erkannt, und danach benennt man sie auch gewoͤhnlich. Die Schaafzucht. Das Schaaf hat naͤmlich außer den Backenzaͤhnen acht Schneidezaͤhne im untern Kiefer, im obern keine. Diese bringt es in der Regel mit zur Welt; sie sind spitziger wie diejenigen, die an ihre Stelle treten. Wenn es 1 bis 1½ Jahr alt ist, so wechselt es mit den beiden mittleren Zaͤhnen, und man erkennt die neuen Zaͤhne, welche Schaufelzaͤhne heißen, an ihrer groͤßern Breite. Sie heißen alsdann Zweizaͤhnige, Zweischaufler und Jaͤhrlinge im eigentlichen Verstande. Doch giebt man ihnen den letzten Na- men auch sobald sie eingewintert sind, und bevor sie gewechselt haben. In dem Alter von 2 bis 2½ Jahr wechseln die beiden nebenstehenden. Sie heißen alsdann Vierzaͤhnige oder Vierschaufler. Wenn sie 3 bis 3½ Jahr alt sind, faͤllt das dritte Paar der Spitzzaͤhne aus, und es tritt an dessen Stelle wieder ein Paar Schaufelzaͤhne, so daß von jenen noch an jeder Seite einer stehen bleibt. Sie heißen dann Sechs- zaͤhner, Sechsschaufler. In dem folgenden Jahre werden dann auch die beiden letztern gewechselt, und nun heißt das Schaaf vollzaͤhnig, und hat damit seine volle Ausbildung erreicht. Im sechsten Jahre fangen die Zaͤhne an, sich abzureiben, und das mitt- lere Paar wird zuerst stumpf und kuͤrzer. Die Zaͤhne sehen zwar laͤnger aus, weil sich das Zahnfleisch zuruͤckzieht; aber bei genauerer Untersuchung entdeckt man doch, daß sie oben abgerieben sind. Sobald diese Zaͤhne ganz stumpf und morsch werden, abbroͤckeln, so ist das nutzbare Alter der Thiere voruͤber, und sie muͤssen ausgemerzt werden. Will man sie, in der Hoffnung noch Laͤmmer davon zu erhalten, laͤnger conserviren, so muß man sie besonders mit weichem Futter verpflegen, womit man sie zuweilen bis zu einem hohen Alter frucht- bar erhaͤlt. Die Zaͤhne stehen dann auch nicht mehr dicht geschlossen, sondern haben Luͤcken; die Oberlippe wird breiter, und haͤngt uͤber die Unterlippe heruͤber. Man muß sich jene Alterbezeichnung nach den Zaͤhnen wohl merken, wenn man mit einem Schaͤfer spricht, und z. B. vierzaͤhnig nicht mit vierjaͤhrig verwechseln. Sonst wird das junge Schaaf bis zur ersten Einwinterung Lamm ge- nannt, das maͤnnliche Bocklamm, Stoͤrlamm, Widderlamm , das ver- Die Schaafzucht. schnittene Hammel oder Schoͤpslamm , das weibliche Mutter-, Zibben-, Zickeln-, Kilberlamm . Von der ersten bis zur zweiten Einwinterung heißen sie Jaͤhrlinge . Von der zweiten bis zur dritten Einwinterung Erstlinge , weil sie dann in der Regel das erste Lamm gehabt haben; auch Zeitschaaf . Von der dritten bis zur vierten Einwinterung: Uebererstlinge . Von der vierten bis zur fuͤnften Einwinterung ist mir kein anderer Name als Sechszaͤhner bekannt. Von der fuͤnften bis zur sechsten Einwinterung: vollsaͤtzige Schaafe. Dann nennt man sie Ueberstaͤnder, alte Schaafe . Ein jedes Schaaf heißt in der Schaͤfersprache auch ein Noß oder ein Ding . Die im Herbste von der Begattung ausgeschossenen und zur Zuzucht un- tanglich erklaͤrten heißen Braackvieh ; die im Fruͤhjahre ausgesetzten heißen Merzvieh . Wenn diese ausgeschossenen in einen besondern Haufen zusam- mengebracht werden, so heißt dieser der Stechhaufen , der Schnoͤdchen- haufen , und wenn sie fett gemacht werden sollen, der Fetthaufen . Ein Falsches oder Anbruͤchiges heißt ein Thier, was nicht recht ge- sund scheint, besonders wenn sich Bleichsucht aͤußert. §. 111. Die Fuͤtterung der Schaafe muß so eingerichtet werden, daß sie in ihrer Nahrungskraft sich durchs ganze Jahr mehrentheils gleich bleibe. Nur wird sie bei den Muͤttern in der letzten Periode der Traͤchtigkeit und waͤhrend des Saͤu- gens so lange, als die Laͤmmer noch kein besonderes Futter erhalten, etwas verstaͤrkt. Nichts ist dem Zuchtviehe nachtheiliger, als wenn es zuweilen uͤppig und uͤberfluͤssig genaͤhrt wird, und dann wieder Hunger leiden muß. In dem Falle erzeugt jede zu nahrhafte Fuͤtterung Krankheiten, und weil man dies er- fahren hat, so warnet man unter allen Umstaͤnden gegen gewisse kraͤftige Fuͤt- terungsmittel und Weidekraͤuter, die aber nur den ausgehungerten und sich des- halb darin uͤberfressenden Schaafen nachtheilig sind. Eine reichliche Fuͤtterung der Zuchtschaafe wird sich vielleicht immer durch den Ertrag der Heerde, aber doch bei grobwolligen Schaafen nie so hoch, wie bei feinwolligen, bezahlen. Die Schaafzucht. Das Verhaͤltniß, worin die Masse der Winterfuͤtterung gegen die Som- mernahrung der Schaafe stehet, ist nach der waͤrmeren und kaͤlteren Natur und Lage der Weide und nach der Jahreswitterung verschieden. Man rechnet in unserm Klima gewoͤhnlich 7/12 fuͤr den Sommer, und 5/12 fuͤr den Winter, und bestimmt danach den Winterfuͤtterungsbedarf mehrentheils auf 150 Tage. Wenn man einige Ersparung des Futters durch die Winterweide, besonders durch die Saatbehuͤtung, macht, so kommt man in der Regel damit aus. Weil aber bei uns die Fruͤhjahrswitterung so sehr unsicher ist, und man dann mit den Muͤttern und Laͤmmern in die groͤßte Verlegenheit gerathen kann, so sollte man wenigstens auf 170 Tage rechnen. Der Ueberschuß ist nie verloren, wenn eine spaͤtere oder fruͤhere Weide dessen Ersparung erlaubt. §. 112. Man kann die Weide der Schaafe in wilde und in angebaute oder Die Schaaf- weide. kuͤnstliche unterscheiden. Unter jener verstehen wir die, welche von Natur, oder doch ohne besondere auf die Schaafe gerichtete Absicht, vorhanden ist; unter dieser aber diejenige, welche man kuͤnstlich und absichtlich fuͤr die Schaafe zugerichtet, oder in Stand gesetzt hat. Zu ersterer gehoͤrt: a ) die wilde Angerweide, mehrentheils an trockenen, hohen und bergi- gen Stellen; b ) die Holzweide; c ) die Brach- und Stoppelweide; d ) die Vor- und Nachhut auf den Wiesen; e ) die Behurung der Wintersaat. a ) Die Angerweide, welche wegen des vermehrten Aufbruchs immer selte- ner geworden ist, wird den Schaafen in der Regel nur an den durrsten und magersten Stellen eingeraͤumt, da die kraͤftigeren Plaͤtze dem Rindvieh, welches sich auf jenen nicht naͤhren kann, vorbehalten bleiben. Man gestattet den Schaa- fen hier hoͤchstens die Vor- und Nachweide. Wenn erstere fruͤh genug aus- geuͤbt, und die Schaafe dann so zeitig davon genommen werden, daß vier Wochen hingehen, bevor das Rindvieh darauf kommt, so leidet dieses nicht darunter, Die Schaafzucht. vielmehr ist es gut, wenn die Schaafe die fruͤh hervortreibenden Kraͤuter nieder- halten. Ihr Pferch ersetzt es reichlich wieder, was sie davon nehmen, und der dem Rindviehe widrige Geruch desselben verliert sich in dieser Zeit. Wenn auch diese Weide etwas niedrig und feucht waͤre, so schadet sie den Schaafen doch im ersten Fruͤhjahr nicht, wenn nur kein stauendes Wasser darauf stehet, und sie nicht zu lange darauf gehalten werden. Die hohe trockene Weide aber, besonders an Bergen, die ihrer Steil- heit oder ihrer seichten auf Felsen ruhenden Ackerkrume wegen nicht beackert werden koͤnnen, und dem Rindviehe zu wenig Nahrung geben wuͤrden, pflegt ausschließlich den Schaafen gewidmet zu seyn. Diese Weide ist ihnen auch am zutraͤglichsten, und der Grund und Boden kann oft nicht vortheilhafter als mit Schaafen benutzt werden. Es kommen indessen auch auf solchem ho- hen Boden oft morastige Stellen, Quellgruͤnde und Pfuͤtzen vor, oder ziehen sich in den Schluchten zwischen Huͤgeln und Bergen durch, die den Schaa- fen hoͤchst gefaͤhrlich sind. Alle solche Stellen, wo Sumpfpflanzen vegetiren, muͤssen sorgfaͤltig mit den Schaafen vermieden werden, selbst wenn sie durch Verdunstung im heißesten Sommer trocken geworden sind. Sie werden dann gerade am gefaͤhrlichsten, wenn sie mit getrocknetem Schlamm uͤberzogen wa- ren und der morastige Boden mephitische Gase ausdunstet, welche eine die Lebenskraft niederdruͤckende Eigenschaft haben, und dadurch bei allen Thie- ren Krankheiten, bei den Menschen Fieber erregen, bei den Schaafen aber oft augenblicklich die schwer zu besiegende Anlage zu der sogenannten Faul- krankheit erzeugen, oder schnell toͤdtlich werden. Die feuchtere Jahreszeit ist es nicht, welche diese Gefahr am meisten mit sich fuͤhrt, weil die Schaafe dann auf trockenem Grunde zureichende Nahrung finden, und solche Stel- len von selbst vermeiden. Wenn aber die Grasung auf jenen verdorret, so treibt sie der Hunger hierher, und die Schaͤfer sind aus Besorglichkeit, daß sie sonst ganz verhungern moͤchten, nur zu geneigt, ihnen darin nachzu- geben. Die Merinos sind aber unlaͤugbar jener Krankheit weit mehr unter- worfen, als die Landschaafe, und es ist daher eine unerlaͤßliche Bedingung zur Erhaltung einer edlen Schaͤferei, daß man die feuchten Stellen durch Graben- und Wasserfurchen auf solchen Weiden abwassere, oder doch das Wasser Die Schaafzucht. Wasser in dem Standpunkte erhalte, wo es nicht uͤber seine Graͤnzen tritt und die umliegende Gegend verschlammt. b ) Die Holzweide ist nach der Beschaffenheit des Bodens, des Holzes und des dichteren oder raumeren Standes desselben sehr verschieden. Ein sehr raͤumiges Laubholz kommt den Angerweiden fast gleich. Je mehr es aber be- standen ist, desto schlechter wird die Weide. Wird das Gras durch den dich- ten Stand der Baͤume auch nicht unterdruͤckt, aber doch ganz beschattet, so ist es auf fruchtbarem Boden oft ansehnlich, aber von geringer Nahrhaftig- keit und gedeihet dem Viehe wenig. Auch kommen im Holze die morastigen Stellen am haͤufigsten vor. Unter Nadelholz, die Lerchen ausgenommen, waͤchst weniges und nur hartes duͤrres Gras, so daß die Schaafe wenig Nahrung davon haben. Indessen haͤlt man eine solche Abtrift fuͤr gesund, und glaubt, daß sie dem Nachtheil der Weide an feuchten Stellen entgegen wirke. Im- mer ist die geschlossene Holzweide der Wolle hoͤchst nachtheilig, und wird da- her von den Besitzern feinwolliger Schaͤfereien schon aus dieser Ursach vermieden. c ) Die Brachweide giebt in gewoͤhnlichen Wirthschaften den Schaa- fen die Hauptnahrung, und mit Abschaffung der Brache sinkt die Benutzung der Schaͤferei in selbigen. Deshalb sind fast alle Schaͤfer und Liebhaber der Schaafe gegen die Wirthschaft ohne Brache, und besonders gegen die allge- meine Einfuͤhrung derselben auch auf den Bauerfeldern. Man hat es also auch in den meisten Gegenden, wo die Schaͤferei ein Hauptzweig der Wirth- schaft ist, zur Regel und zur Pflicht gemacht, die Brache so lange als moͤg- lich unaufgebrochen liegen zu lassen, und dadurch den wahren Zweck der Brache voͤllig vereitelt. Diese Brachweide unterscheidet sich in die, welche vor dem ersten Um- bruch auf dem Dreesch Staat findet, und in die, welche das auf der Brach- und Wendefurche auskeimende Unkraut und die Grasspitzen geben. Erstere ist bei weitem die ergiebigste, letztere zwar den Schaafen angenehm und ge- deihlich, aber wenig nachhaltend, da die feinen Sprossen bald ausgebissen sind. Einige glauben, sie koͤnne leicht nachtheilig werden, besonders bei feuch- ter Witterung; doch scheint sie mir gefahrlos zu seyn, wenn man nur nicht eine stark ausgegruͤnte Brache von hungrigen Schaafen zu ploͤtzlich auf ein- Vierter Theil. F f f Die Schaafzucht. mal abfressen laͤßt, in welchem Falle sie sich leicht, besonders bei feuchter Wit- terung uͤbernehmen koͤnnen. So lange die Brache unaufgebrochen liegt, haben die Schaafe mehren- theils reichlich zu leben. Dann aber geht in diesen Wirthschaften ihre Hun- gerzeit an. Die Angerweiden sind nun mehrentheils duͤrre, weil die meisten Graͤser nach der Mitte des Sommers, zu wachsen aufhoͤren. Die Holzweide muß nun der Nothbehelf seyn, und man spart die besseren Stellen gewoͤhn- lich fuͤr diese Zeit auf; die Schaafe erhalten aber wenig Kraft davon, und es ist erwuͤnscht, daß man ihnen dann die Laͤmmer nehmen koͤnne, fuͤr die man nun aber irgendwo eine gute Weide ausgesetzt haben muß. Nach der Ernte tritt die Stoppelweide ein, die, je nachdem sie mehr oder minder krautig und mit abgefallenen Aehren bestreuet ist, staͤrkere oder schwaͤchere Nahrung giebt. d ) Die Weide auf abgewaͤsserten suͤßen Wiesen ist fuͤr die saͤugenden Schaafe im Fruͤhjahr die wohlthaͤtigste Nahrung, die man ihnen geben kann. Insbesondere sind es die mit Quellwasser berieselten Wiesen, nachdem man sie gehoͤrig trocken gelegt hat, vorzuͤglich, weil sie fruͤher begruͤnen und oft schon zu Ende des Maͤrz ihr Gras hervortreiben. Die Beweidung solcher Wiesen, bei warmer Witterung bis zur Mitte Aprils, bei kalter bis zu An- fange des Mays, ist den Schaafen so wenig als den Wiesen nachtheilig, ungeachtet manche fuͤr beide einen großen Nachtheil davon besorgt haben. Sum- pfige und saure Wiesen koͤnnen ihnen aber allerdings auch im Fruͤhjahre schaͤd- lich werden. Im Herbst aber ist es selten rathsam und oft gefaͤhrlich, Schaafe auf Wiesen zu lassen, wogegen diese Weide dem Rindvieh sehr gedeihlich ist. e ) Die Behuͤtung einer gut bestockten Winterung unter den bekannten Bedingungen — daß es nur bei trocknem Wetter, im Winter nur auf dem Blachfroste, und im Fruͤhjahr nur auf uͤppiger Saat und auf Boden, dem man Kraft zutrauen kann, geschehe — ist gewiß solcher Saat unschaͤdlich. Bei einer guten Schaafwirthschaft darf man aber auf diese Winterhutung we- nig rechnen; denn sie kann fehlen, und man darf sie immer nur mit großer Maͤßigung gebrauchen, um die Schaafe nicht zu sehr daran zu gewoͤhnen, weil sie sonst das trockene Futter verschmaͤhen und hungern, wenn man ih- Die Schaafzucht. nen die Saatweide nicht mehr geben kann. Manchen armseeligen Schaͤfe- reien ist das zwar ganz gelegen; man freuet sich, daß die Schaafe sich vor- her auf einige Tage satt gefressen haben, und daß man nun sein Futter spa- ren koͤnne. Allein ein solches periodisches Hungern hat, wie oben gesagt, einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die Wolle, besonders der Merinos, und noch einen groͤßern auf die Milch und das Gedeihen der Laͤmmer. Auch kann die schnelle Abwechselung des Futters der Gesundheit sehr nachtheilig werden. Man muß sie daher des Morgens immer erst gut fressen lassen — nicht wie manche thun, mit bloßem Stroh abspeisen — und ihnen dann erst jene Weide sehr maͤßig als Leckerbissen zugestehen. Nur wenn man im Fruͤhjahre uͤppige Saaten hat, denen dieses Schroͤpfen nichts schadet, und man voraussieht, daß sie damit groͤßtentheils hingehalten werden koͤnnen, bis andere Weide da ist, so kann man weiter damit gehen. Es ist hierbei besonders noͤthig, den Schaͤfer unter Aufsicht zu halten, und ihm daruͤber eine genaue Instruktion zu geben, da diese Leute sonst gar gern damit zu weit gehen. Bei Wirthschaften, welche sich dieser mannigfaltigen Weiden nach Zeit und Umstaͤnden wechselnd bedienen muͤssen, ist eine genaue Kenntniß dersel- ben und ein darauf begruͤndeter Plan, wie sie nach Jahreszeit und Witte- rung behuͤtet werden sollen, etwas sehr wesentliches, wenn man sich nicht vom Schaͤfer abhaͤngig machen will. Unter solchen Umstaͤnden duͤnken sich die Schaͤfer viel auf ihre Lokalkenntniß, indem sie wissen, daß andere, welche diese nicht besitzen, großen Schaden anrichten koͤnnen. Und merken sie, daß der Herr dieses auch anerkenne, so muß alles nach ihrem Willen gehen. Es ist also, wenn man Abaͤnderungen in der Schaͤferei und uͤberhaupt in dem Ganzen der Wirthschaftsverhaͤltnisse machen und sich vom Schaͤfer un- abhaͤngig erhalten will, durchaus noͤthig, daß man alle Weiden und Abtrif- ten, besonders auch die auf fremdem Boden, worauf man berechtigt ist, zu allen Jahreszeiten und bei verschiedener Witterung, besonders in Ansehung ihrer Naͤsse und ungesunden Stellen beobachte; wobei man dann zugleich auf die Kraft ihres Graswuchses, auf die Art der Graͤser, und endlich auf ihre Lage in Hinsicht der Entfernung vom Hofe, vom Huͤrdenlager, von der Traͤnke, F f f 2 Die Schaafweide. Ruͤcksicht nehmen muß. Es ist rathsam, sich dieses alles auf der Stelle an- zuzeichnen, und in das Lagerbuch, mit Hinweisung auf die Charte, einzutragen. Die Gerechtsame auf fremden Feldern und Hutungen, ihre Graͤnzen und Zeiten muß man sich insbesondere merken. Dann wird man seinen Plan uͤber die Benutzung der Weide bei moͤg- lichster Sicherheit der Schaͤfereien machen, und bei ungewoͤhnlicher Witterung nach den Umstaͤnden abaͤndern koͤnnen; aber nicht weiter abhaͤngig von der Will- kuͤhr des Schaͤfers seyn. Es muß die vorzuͤglichste Weide besonders fuͤr die Laͤmmer, die naͤchstbeste fuͤr die Zuchtschaafe, die schlechteste fuͤr das Geltevieh bestimmt werden. Unter solchen Umstaͤnden hat eine mannigfaltig verschiedene Weide, und folglich ein weit ausgedehntes Revier seine unverkennbaren Vorzuͤge. Hier koͤnnen die Heerden von grasreichen, niedrigen Stellen auf trockene, magere Anhoͤhen, selbst in Kiehnenhoͤlzer getrieben werden, um die nachtheiligen Ein- wirkung jener wieder auszuloͤschen. Die Schaͤfer, welche auf ein weites Wei- derevier bestehen, haben in sofern Recht, als dieses hier in dieser, dort in jener Hinsicht fehlerhaft ist. §. 113. Die kuͤnstliche oder kultivirte Weide findet aber auf den in der Kop- pelwirthschaft dazu ausgesetzten Schlaͤgen Statt, und darauf kann nur eine Schaͤferei mit dem sichersten und gluͤcklichsten Erfolge betrieben werden. Wenn sie mit den gedeihlichsten und vorzuͤglichsten Weidegraͤsern und Kleearten besaa- met, alle untauglichere Pflanzen durch die Beackerung davon vertilgt, und zu- gleich gehoͤrig abgewaͤssert sind, so geben sie den Schaafen eine bei jeder Jah- reszeit und Witterung gesunde Weide, die sie mit Ruhe und ohne weites Trei- ben genießen. Ueber die verschiedene Kraft solcher Weiden ist Bd. III. §. 364. und uͤber ihre Kultur §. 365. geredet worden. Nach der S. 274. daselbst ge- gebenen Bestimmung der zu einer Kuhweide erforderlichen Flaͤche kann die Zahl der darauf zu haltenden Schaafe bestimmt werden, indem man 10 Schaafe fuͤr eine Kuh annimmt und sicher annehmen kann, wenn sie zugleich die Benutzung der Stoppel und des gefelgten Ackers haben. Da indessen die Ergiebigkeit der Weide nicht alle Jahre gleich ist, so geht man immer sicherer, wenn man Die Schaafzucht. eine etwas groͤßere Flaͤche aussetzt, und einen Theil auf den Nothfall schonet, und ihn, wenn er zur Weide uͤberfluͤssig ist, abmaͤhet. Es ist mir ein Beispiel bekannt, wo 7 Schaafe auf einen Morgen den ganzen Sommer hindurch zurei- chende Weide gefunden haben. Die Sommer-Stallfuͤtterung der Schaafe ist ausfuͤhrbar, wie einige un- zubezweifelnde Erfahrungen entschieden erweisen. Sie ist aber mit Schwie- rigkeiten verbunden, die vorerst nur wenigen uͤberwindlich scheinen duͤrften, und kaum zu wagen, bevor man nicht einen halbjaͤhrigen Hen- und Strohbedarf von einem Jahre zum andern vorraͤthig hat. Eine andere Methode, ihnen ein Feld mit Klee, Wicken u. dgl. als Ne- benfutter bei mangelnder Weide zu geben, ist die, daß man Horden davor stellt, die den Schaafen das Durchstecken des Kopfes so weit als moͤglich gestatten, und die Horden dann weiter fortschlaͤgt, wenn sie den zunaͤchst stehenden Klee abgefressen haben. §. 114. Die Winterfuͤtterung der Schaafe besteht in der Regel aus Heu und Stroh. Winterfuͤtte- rung. Stroh hat sehr wenige nahrhafte Theile, und zwar um so weniger, je reiner es vom Unkraute ist, je reifer es ward, und je sorgfaltiger die Koͤrner ausge- droschen worden. Es ist bei weitem zu hoch angenommen, wenn man solches reines Stroh in seiner Nahrhaftigkeit der Haͤlfte des Heues gleich schaͤtzt, und dies wird sich nur in dem Falle, wo noch viele Koͤrner darin geblieben waren, bestaͤtigen. Indessen fuͤllt es den Magen, und mindert das Gefuͤhl des Hun- gers, wenn nichts nahrhafteres gegeben werden kann, und man trifft wohl Schaͤfereien, die vom Herbste an, bis zu der mehrentheils spaͤt hinausgesetzten Lammzeit, sich mit bloßem Stroh, neben der dem Zufalle unterworfenen Win- terweide begnuͤgen muͤssen. Solche Schaafe kommen aber in einem hoͤchst ent- kraͤfteten Zustande aus dem Winter, und geben einen sehr geringen groben Woll- ertrag, denn feinwollige wuͤrden es gar nicht aushalten. Nahrhafter ist das Stroh der Huͤlsenfruͤchte, auch des Buchweizens, besonders wenn sie gemaͤhet wurden, wie ein Theil ihrer Blaͤtter noch gruͤn war. Dieses Stroh kann da- her futterarme Wirthschaften mit ihren Schaͤfereien noch durchhelfen, und wird oft den Schaafen als ein Leckerbissen angerechnet, und bis gegen die Lammzeit Die Schaafzucht. gespart, wogegen es in reichen Wirthschaften nur zu Anfange des Winters statt des Heues gegeben wird. Mehrentheils erhalten jedoch die Schaafe Heu, und man sucht ihnen, wo die Wahl statt findet, das nahrhafteste, moͤglichst gruͤn erhaltene, trocken eingebrachte, und gegen Dunst und Schimmel bewahrte Heu aus. Das Heu der angesaͤeten Futterkraͤuter uͤbertrifft auch in Ruͤcksicht auf die Schaafe das mehrste Wiesenheu. Die Quantitaͤt des Heues aber, welche gegeben wird, ist sehr verschieden. In schlechten Schaͤfereien haͤlt man es fuͤr viel, wenn auf 100 Schaafe 30 bis 40 Centner Heu zur Durchwinterung gegeben wird. In veredelten Schaͤfereien ist es aber doch wohl als das Minimum angenommen, daß 75 Centner Heu zur Durchfuͤtterung von 100 Schaafen gegeben werden, da dann bei 150 Ta- gen, in welchen die Schaafe ihre Nahrung fast allein auf dem Stalle erhal- ten muͤssen, auf das Schaaf taͤglich etwas uͤber ½ Pfund kommt, oder auf 100 Schaafe 55 Pfund. Eine staͤrkere Fuͤtterung ist aber, wenn die Wolle eine hoͤhere Feinheit und hoͤheren Preis erreicht hat, nach allen Erfahrungen sehr vortheilhaft, wenn auch der Preis des Heues zu 12 Gr. per Ctnr. gerechnet wird. Einen merk- wuͤrdigen komparativen Versuch findet man im 2ten Bande der neuen Anna- len der Landwirthschaft, Seite 123., wo 17¾ Ctnr. gutes Heu als Zulage 51 Schaafen gegeben, diese 75 Pfund feine Wolle mehr gaben, als andere 51 gleicher Art, welche diese Zugabe nicht erhielten. Da der Stein dieser Wolle zu 20 Rthl. 6 Gr. verkauft ward, so trugen diese 17¾ Ctnr. 70 Rthl. 10 Gr. ein, und sie hatten, der Ctnr. à 12 Gr., gekostet 8 Rthl. 21 Gr. Es verdient vorzuͤglich durch genauere Versuche ausgemittelt zu werden, wie hoch man mit der Fuͤtterung der Schaafe vortheilhaft steigen koͤnne; und ob es auch hier ein Maximum gebe, wo die staͤrkere Fuͤtterung aufhoͤrt vortheilhafter zu seyn, und es also rathsam wird, sie unter einer groͤßeren Zahl zu vertheilen. Einige eminente Schaafzuͤchter nehmen die Freßlust der Schaafe, die jedoch bei bestaͤndiger Befriedigung so groß nicht sey, als es bei ausgehnngerten Schaafen scheint, zur einzigen Grenze an. Andere glauben, daß man sich besser stehe, wenn man auf dasselbe Futter mehrere Schaafe halte, was dann Die Schaafzucht. aber sehr leicht wieder in ein Hungersystem ausarten kann. Man muß dabei aber nicht allein auf die Wolle, sondern auch auf die Staͤrke und schnelleren Zuwachs des Zuchtviehes, und den Fleisch- und Fettansatze des Gelteviehes Ruͤcksicht nehmen. Wenn bei feinwolligen Schaafen von gewoͤhnlicher Groͤße, die kein an- deres Nebenfutter erhielten, durch die Bank 2 Centner per Kopf gegeben wor- den, so ist man uͤberzeugt, dadurch den hoͤchsten Vortheil erreicht zu haben. Andre aber finden diese Fuͤtterung zu stark, und glauben, daß sie vortheilhaf- ter benutzt werden wuͤrde, wenn man sie auf eine groͤßere Anzahl vertheilte, indem 1½ Ctnr. auf das Stuͤck schon an Ueberfluß grenze. Es muß hierbei auch in Anschlag gebracht werden, daß bei einer staͤrkeren Heufuͤtterung weni- ger Stroh noͤthig sey, und wenn es an diesen Artikeln mehr wie an Heu fehlt, so kann die staͤrkere Heufuͤtterung in der Ruͤcksicht auch ganz wirthschaftlich seyn. An trocknem Futter gebuͤhrt — darin ist man ziemlich einstimmig — einem Schaafe taͤglich 3 Pfd.; bei wenigerem leiden sie Hunger, und das kann nie anders als nachtheilig seyn. 3½ Pfd. trockenes Futter verzehrt aber ein Schaaf mit Appetit. Je groͤßer nun in dieser Quantitaͤt das Verhaͤltniß des nahrhaf- ten Heues gegen das duͤrre Stroh sich befindet, um so besser werden die Schaafe genaͤhrt seyn. In den Voranschlaͤgen wird man haͤufig finden, daß die Fuͤtterung der Schaafe weit geringer angesetzt sey, als sie wirklich gegeben wird, welches man oft erst nach genauerer Erkundigung erfaͤhrt. Denn wo der Schaͤfer seinen Antheil am Ertrage der Schaͤferei hat, da wird nur jenes Quantum frei zu- gestanden, die Zugabe aber wird besonders berechnet, und dazu muß er seinen Antheil bezahlen, wozu sich jeder verstaͤndige Schaͤfer sehr gern versteht. §. 115. Wo nicht genugsames Heu vorhanden ist, da hat man gewoͤhnlich seine Koͤrnerfuͤtte- rung. Zuflucht zur Koͤrnerfuͤtterung genommen. Man waͤhlt am haͤufigsten den Hafer. Es ist aber auch Rocken und Gerste im gehoͤrigen Verhaͤltnisse ihnen nicht min- der gedeihlich. Wo Erbsen, Wicken und Bohnen, oder auch Buchweizen viel gebauet werden, zieht man diese haͤufig vor. Eine vorzuͤgliche Beihuͤlfe giebt der Oelkuchentrank, besonders den saugenden Muͤttern und Laͤmmern, so wie Die Schaafzucht. auch der Branntweinsspuͤlicht, der aber doch mit Vorsicht und ehe er sauer wird, gegeben werden muß, indem manche bei einiger Saͤuerung desselben, einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die Milch verspuͤrt haben. Das Getreide wird den Schaafen in unausgedroschenen oder halb ausge- droschenen Garben zuweilen gegeben, wobei sich aber das Maaß nicht wohl be- stimmen laͤßt. Haͤufiger werden ihnen die Koͤrner roh, aber mit Spreu vermengt und etwas angefeuchtet gegeben. Auch laͤßt man sie, besonders die Koͤrner der Huͤlsenfruͤchte, wohl etwas aufquellen. Andre fuͤttern sie dagegen lieber als Schroot auf Haͤcksel gestreuet, oder den Trank damit angeruͤhrt. Spreu und Ueberkehr wird uͤberdem oft den Schaafen zu Theil. Stehen die Koͤrner ziemlich hoch im Preise, so wird jedoch die Koͤrner- fuͤtterung eine der kostbarsten seyn. Man wendet sie daher auch in der Regel nur in der Lammzeit an, und wenn man aus Noth dazu gezwungen wird, oder aber um anbruͤchige Schaafe nach der Meinung einiger damit zu heilen. §. 116. Wurzelfuͤtte- rung. Wirthschaftlicher ist es ohne Zweifel, statt sich auf jene Koͤrnerhuͤlfe zu verlassen, und auch um einen Theil, fuͤglich die Haͤlfte des Heues damit zu ersetzen, Wurzelgewaͤchse verschiedener Art fuͤr die Schaafe anzubauen. Es ist durch unzaͤhlige Versuche erwiesen, daß alle gewoͤhnlichen Wurzelgewaͤchse den Schaafen ganz vorzuͤglich gedeihlich, und diese Fuͤtterung, insbesondere waͤhrend der Milchzeit, jeder trocknen Fuͤtterung vorzuziehen sey. Sie sind durchaus der Gesundheit der Schaafe unnachtheilig und leichter verdaulich, wie schon der natuͤrliche Trieb der Schaafe zu diesen Gewaͤchsen, besonders zu den Kartof- feln, wenn sie solche einmal kennen, beweisen kann. Wenn sie zum Ersatz des Heues gegeben werden, so muß es in Verhaͤltniß ihrer Nahrungskraft gesche- hen, woruͤber an andern Orten geredet worden. Daß man auch das Heu voͤl- lig dadurch ersetzen koͤnne, lehren mehrere schon gemachte Erfahrungen, doch darf es ihnen dabei an Stroh nie mangeln, und eine mit Heu wechselnde Fuͤtterung ist allemal zutraͤglicher. Schaafe, die 1⅓ Pfd. Heu und 1 Pfd. Kartoffeln erhielten, oder 1 Pfd. Heu und 2 Pfd. Kartoffeln und genug Stroh dabei, befanden sich in einem vorzuͤglich genaͤhrten, wollreichen und milchrei- chen Zustande. Durch Die Schaafzucht. Durch gutes Erbsen-, Wicken- und Linsenstroh kann das Heu bei einer solchen Wurzelfuͤtterung besonders ersetzt werden. §. 117. Eicheln und Roßkastanien geben den Schaafen ein nahrhastes Futter, wel- Eicheln und Roßkastanien. ches besonders bei anbruͤchigen Schaafen empfohlen wird. Man giebt sie roh, oder nachdem sie einige Tage in Wasser ausgelaugt, und dann im Backofen ge- doͤrrt worden, wo sich ihre Schaale abloͤst, und ihr herber Geschmack verliert, taͤglich zu 1 Pfund. In einigen Gegenden rechnet man viel auf die Laubfuͤtterung, die aus Zweigen von Ruͤstern, Linden, Pappeln, Ahorn, Eschen und Erlen besteht, und in der Ordnung, wie sie hier genannt worden, vorzuͤglicher seyn soll. Diese Zweige werden im Julius am Stamme weggenommen, in Buͤndeln zusam- mengebunden, dann getrocknet und in den Taß oder auf den Boden gebracht, um sie den Schaafen, besonders als Nebenfutter, in der Lammzeit zu geben. Man theilt, wo diese Fuͤtterung regelmaͤßig betrieben wird, die dazu bestimm- ten Baͤume in drei Schlaͤge, und entlaubt alljaͤhrig einen. Der Reisig wird, wenn er abgefressen ist, verbrannt. §. 118. Salz ist den Schaafen allerdings zuweilen zutraͤglich, man muß es aber Salz. als Arzenei, und nicht als regulaͤres Futter betrachten. Der Instinkt zum Salzlecken aͤußert sich bei den Schaafen, wenn sie dessen beduͤrfen. Man giebt ihnen also Gelegenheit, diesen zu befriedigen, ohne es ihnen auf das Futter zu streuen, indem man entweder ein Stuͤck Steinsalz im Stalle aufhaͤngt, oder aus aufgeloͤstem Salze und Mehl Kuchen macht, solche baͤckt, und ebenfalls aufhaͤngt oder in die Krippen legt. Auch macht man eine sogenannte Salz- lecke aus aufgeloͤstem Salze mit bittern und aromatischen Kraͤutern, Wermuth, Bitterklee, Gentian, Karnobenedikten, Camillen, Reinfarm, Raute, Melisse, Tymian und Meyran in einem hoͤlzernen Napfe. Man kann mit 1 Pfund auf das Stuͤck jaͤhrlich ausreichen. §. 119. Das Traͤnken ist den Schaafen so noͤthig wie das Fressen, und ihr Trieb Traͤnken. dazu muß oft genug befriedigt werden. Nur wenn man sie nach der alten feh- Vierter Theil. G g g Die Schaafzucht. lerhaften Gewohnheit hat dursten lassen, koͤnnen sie sich im Saufen uͤberneh- men, insbesondere wenn sie uͤber sumpfiges Wasser herfallen. Bei saftiger Fuͤt- terung saufen sie natuͤrlich weniger, bei trockner mehr. Im Winter fressen sie gern Schnee, der ihnen gut bekommt. §. 120. Stall. Enge, finstre und dumpfige Staͤlle, die man den Schaafen aus Besorg- niß gegen Erkaͤltung nur zu lange gegeben hat, sind das nachtheiligste fuͤr ihre Gesundheit. Das Schaaf ist von Natur fuͤr die Einwirkung der Kaͤlte geschuͤtzt, und liebt vor allen uͤbrigen Hausthieren frische Luft und Licht. Nur wenn das Schaaf durch eine dumpfige Warmhaltung entkraͤftet und in Schweiß gesetzt ist, kann ihm eine ploͤtzliche Erkaͤltung schaͤdlich werden. Jeder Verstaͤndige ist jetzt uͤberzeugt, daß luftige, geraͤumige und helle Staͤlle ein wesentliches Erforderniß sey, und daß man die Kaͤlte derselben auf keine Weise zu besorgen habe. Die Temperatur kann betraͤchtlich unter dem Gefrierpunkt seyn, ohne daß es gehoͤrig wohl genaͤhrten Schaafen im geringsten schade. Es sind daher auch nach dem Beifpiele der Englaͤnder in Frankreich so wie in Deutschland mit der Durchwinterung der Schaafe im Freien Versuche gemacht, und es hat sich besonders der Herr von Trembicki zu Lomna bei War- schau dadurch verdient gemacht. Annalen des Ackerb. 1805. I. 721. Ein aͤhn- licher Versuch findet sich in den Annalen des Ackerb. Band XI. S. 452. So unzweifelhaft indessen die Moͤglichkeit der Durchwinterung im Freien ist, so hat doch ein guter luftiger Schaafstall wohl Vorzuͤge, die der Herzog von Holstein- Beck Durchl. im IX ten Bande der Annalen, S. 83., entwickelt. Sie geben mehrere Sicherheit den neugebornen Laͤmmern, besonders wenn sie in der kaͤlte- sten Jahreszeit fallen, verhuͤten die Beregnung, Beschneiung und das schnelle Gefrieren des saftigen Futters, erfordern bei nassem Wetter eine mindere Ein- streuung, und erhalten mehr die Kraft des Mistes. Das Haupterforderniß eines Schaafstalls ist, daß er geraͤumig genug sey, Durchzuͤge habe, die die Luft erneuere, ohne doch gerade die Schaafe zu treffen, und daß vor demselben ein geraͤumiger Platz oder Schaafhof sich befinde, worauf die Schaafe der freien Luft genießen koͤnnen, so oft und so viel sie wollen. Man hat zum Theil sehr luxurioͤse Schaafstaͤlle mit vielen und großen Fenstern erbauet, Die Schaafzucht. gegen welche freilich nichts zu erinnern ist, aber man kann auch die Schaafe in schlechteren, nach alter Weise eingerichteten Staͤllen, gesund erhalten, wenn man diesen nur die bis dahin fehlenden Luftzuͤge giebt, die Thuͤren offen haͤlt, und die Schaafe frei aus- und eingehen laͤßt. In großen Schaͤfereien ist es sehr bequem, besondere Staͤlle oder Abtheilungen der Staͤlle mit eigenen Thuͤren fuͤr jede Art der Schaafe zu haben. Auch uͤber die Einrichtung der Schaafstaͤlle enthaͤlt Gillys Anweisung zur landwirthschaftl. Baukunst von Friederici das Voll- staͤndigste in landwirthschaftlicher Hinsicht. §. 121. Unter den mannigfaltigen Einrichtungen der Rauffen scheint mir folgende Rauffen. am zweckmaͤßigsten zu seyn: auf drei untergesetzte Boͤcke ruhet ein Brett von etwa 16 Zoll Breite, welches mit einer 2 Zoll hohen Leiste eingefaßt ist. Die- ses Brett dienet zum Auffangen des auffallenden Heusaamens und um kurzes Futter und Wurzelwerk darauf zu geben. Auf dieses Brett werden doppelte mit einander verbundene Rauffen gesetzt. Diese stehen unten ungefaͤhr 12 Zoll, oben nur 10 Zoll auseinander, neigen sich also schraͤg nach innen, und nicht wie man sie vormals gewoͤhnlich hatte, nach außen. Dadurch wird verhuͤtet, daß den Schaafen bei dem Herausziehen des Futters nichts in den Pelz falle, auch daß die Schaafe einander nicht uͤber den Kopf wegfressen, und sich dadurch noch staͤrker verunreinigen. Bei dieser Struktur werden die Schaafe auch nicht leicht auf die Rauffen springen, wie sie sonst so gerne thun. Diese doppelte Rauffe wird nun entweder mittelst zweier daran befestigten und uͤber an Balken angebrachte Winden laufende Stricke in die Hoͤhe gewunden, oder aber sie wird an Pfosten, die zu beiden Seiten stehen, mittelst durchgesteckter Pfloͤcke aufge- hangen, um sie von dem unteren Brette, wenn man kurzes Futter darauf geben will, zu erheben. §. 122. Ueber die Vortheile und Nachtheile des naͤchtlichen Hordenschlages, in Hin- sicht auf Duͤngung, ist an andern Orten geredet. Wenn er ohne allen Nachtheil fuͤr die Schaafe seyn soll, so muß er nur in der waͤrmern Jahreszeit und bei guter Witterung Statt finden, auch muͤssen die Schaafe darin nicht zu sehr beengt seyn, sondern einen Raum von 10 Quadratfuß haben. Ein eintretendes Ge- G g g 2 Die Schaafzucht. witterschauer sucht man ihnen freilich lieber zu ersparen, und bringt sie, wenn man dieses befuͤrchtet, in den Stall. Doch schadet ihnen ein starker, ploͤtzlicher Regenguß bei weitem nicht so, wie eine anhaltende naßkalte Witterung. Auf feuchtem Boden wird man die Schaafe nie horden; je trockner und sandiger er ist, um so weniger wird es ihnen nachtheilig seyn. §. 123. Bestand einer Schaͤferei. Eine vollstaͤndige Schaͤferei bestehet: 1) aus dem Mutterhaufen; 2) aus dem Hammelhaufen, wobei gewoͤhnlich die Boͤcke sind; 3) aus dem Jaͤhrlingshaufen; 4) aus dem Laͤmmerhaufen, der aber nur im Sommer abgesondert zu seyn pflegt, indem bei der Einwinterung die Laͤmmer vom vorigen Winter zu den Jaͤhrlingen kommen; 5) aus dem Fetthaufen, wenn man sich mit Mastung oder Fettweiden der- selben befaßt. 1) Im Mutterhaufen werden die Schaafe nach dem Alter unterschieden, und so in das Register eingetragen. Es giebt folglich darin: a ) alte oder uͤbersaͤtzige Schaafe; b ) Vollsaͤtzige oder Achtschaufler; c ) Sechsschaufler; d ) Vierschaufler oder Zeitschaafe; Bei der Einwinterung werden sie nun schon in die Klasse gestellt, in welche sie genau genommen, ihrem Alter und Zahnen nach, erst im kuͤnftigen Sommer kommen sollen. Die Laͤmmer naͤmlich, welche im Winter 1809 zur Welt kamen, sind schon als Jaͤhrlinge im Herbste eingezaͤhlt, und als solche durch den Win- ter von 189/10 gebracht worden. In den Winter von 1810/11 werden sie nun — wenigstens geschieht dies in der Regel — als solche, die bedeckt werden sollen, oder als Vierschaufler eingebracht, obwohl sie wirklich erst mit zwei Zaͤhnen ge- wechselt haben. Und so verhaͤlt es sich dann auch mit den uͤbrigen Klassen. Ueberdem aber werden bei einer Veredlung der Schaͤferei die Muͤtter nach ihren verschiedenen Generationen, die durch ihre Zeichen erkannt werden, unterschie- Die Schaafzucht. den und in das Register eingetragen: die voͤllig edlen, die 5ter, 4ter, 3ter, 2ter und 1ster Generation. Man zeichnet also z. B. an: Uebersaͤtzige Schaafe Edle ............. 10 Stuͤck. 5ter Generation ......... 8 - Vollsaͤtzige Schaafe Edle ............. 20 - 5ter Generation ......... 40 - 4ter - .......... 60 - 3ter - .......... 60 - 2ter - .......... 40 - 1ster - .......... 20 - Auf eben diese Weise die Sechs- und Vierzaͤhner. Die Abzaͤhlung und Musterung der Schaafe wird in der Regel jaͤhrlich drei Mal vorgenommen: 1) bei der Einwinterung, wobei das Brackvieh ausgeschlossen wird; 2) im Fruͤhjahr, wenn die Winterfuͤtterung groͤßtentheils aufhoͤrt, wobei das nach der Schur auszuschießende Maͤrzvieh bestimmt wird; 3) bei der Schur. Es wird also auch das Register drei Mal angefertigt, oder die Stuͤckzahl jedes Haufens und jeder Klasse angezeigt. Einige halten monatlich eine solche Uebersicht. Dies ist jedoch nicht noͤthig, wenn nur monatlich oder woͤcheut- lich jede bei der Schaͤferei vorgefallene Veraͤnderung, jeder Abagng oder Zu- wachs, notirt wird. Der Winterbestand einer Schaͤferei wird fuͤr den permanenten angenom- men. Im Sommer hat sich durch die Laͤmmer die Zahl immer vermehrt; sie kommt dann aber durch den Abgang und die Ausmerzung des Viehes bei der Einwinterung zu ihrem bestimmten Bestande zuruͤck. Bei einer Schaͤ- ferei von 1000 Stuͤck uͤber Winter muß wenigstens auf 1300 Stuͤck Weide vorhanden seyn. Die Schaafzucht. §. 124. Hammel- oder Mastschaͤferei. Die Hammel- oder Fettschaͤferei wird bei uns mehrentheils nur als ein nothwendiger Nebenzweig der Schaafzucht betrachtet. Es wird zwar hin und wieder Hammelschaͤferei allein fuͤr sich betrieben, indem man die Hammel und Maͤrzschaafe von den Schaafzuͤchtern kauft und sie dann uͤber Sommer oder uͤber Winter fett macht. Aber Schaafzucht in vorzuͤglicher Hinsicht auf Mastung, wie bei den Englaͤndern, findet selten Statt. Wolle ist die Hauptruͤcksicht, naͤchstdem die Zuzucht, und Mastung wird fast nur von uns aus Roth betrieben. Die Ver- mehrung der Schaafe, des ersteren Zweckes wegen, ist so stark, daß der Fleisch- markt mit Maͤrzvieh uͤberfuͤllt wird, und da dieses Schaaffleisch von schlechter Qualitaͤt zu seyn pflegt, so hat sich der Geschmack daran sehr verloren, und der nie- drige Preis des schlechten Schaaffleisches haͤlt auch den Preis des guten, zumal bei den bisher uͤblichen Polizeitaxen, herunter. Es wuͤrde daher bei uns nur in sehr seltenen Faͤllen rathsam seyn koͤnnen, auf die Erziehung vorzuͤglich mast- faͤhiger Schaafe und ihre Mastung die Sorgfalt, gewissermaaßen auf Kosten der Wolle, gleich dem Englaͤnder zu verwenden. Es findet naͤmlich ein sehr großer Unterschied unter der Mastfaͤhigkeit und der Guͤte des Fleisches bei verschiedenen Schaafarten Statt. In England hat man Schaafra ç en, die im zweiten Jahre ihres Alters ihr Lamm, auch wohl zwei bringen, es dann aufsaͤugen und nun entweder schon im Herbste fett sind, oder im Winter, ohne sie begehen zu lassen, fett gemacht werden. Solche Schaaf- arten haͤlt man am vortheilhaftesten, indem sie ihre Fuͤtterung und Weide durch ihr Fleisch am staͤrksten bezahlen, wobei die Wolle nur als ein Nebengewinn be- trachtet wird. Doch haben nicht alle englische Schaafra ç en diese Eigenheit, und es giebt andere, die erst im dritten oder vierten Jahre mit Vortheil gemaͤstet werden. So ist dann auch in der Guͤte des Fleisches ein großer Unterschied. Gutes Schaaffleisch muß nicht lose oder schwammigt, aber weich, feinfasrig und saftreich seyn. Eine maͤßige, in den Zwischenraͤumen der Fasern abgesetzte Fet- tigkeit wird sehr geschaͤtzt, das starke Fett aber, welches sich auswaͤrts speckar- tig, bis zu 4 und 5 Zoll dick, auf den Rippen ansetzt, haͤlt man nur fuͤr die aͤrmere Klasse, welche damit ihre vegetabilischen Speisen bereitet, angemessen. Die Schaafzucht. Die Mastfaͤhigkeit und Guͤte des Fleisches betrachten viele Englaͤnder als eine der Feinheit der Wolle widerstrebende Eigenschaft. Indessen sind doch nicht alle dieser Meinung, und einige glauben, daß sich Guͤte des Fleisches und der Wolle vereinigen lasse. Dies ist bei ihnen ziemlich ausgemacht, daß die reine Merinora ç e in jener Hinsicht sehr fehlerhaft sey, bei gleicher Fuͤtterung weniger Fleisch und schlechteres gebe als jede andere Art, und die Meinung der meisten ist, daß der hoͤhere Werth der Wolle diesen Verlust nach den dortigen Verhaͤlt- nissen nicht anfwiege. Deshalb sind viele der Einfuͤhrung der Merinos zwar nicht entgegen, wollen aber vermittelst der Durchkreuzung und Auswahl der In- dividnen eine neue konstante Ra ç e bilden, die beide Qualitaͤten vereinige. Bei uns ist nun die Fleischerzeugung eine sekundaire Absicht, und wir ha- ben uͤberhaupt keine Schaafra ç e, die dazu auszeichnend geeignet waͤre. Indessen muͤssen wir doch auch anerkennen, daß die reinen Merinoschaafe im Fleischan- satze bei gleicher Nahrung und selbst auch in der Guͤte des Fleisches der groͤße- ren Art unserer Landschaafe nachstehen. Jene Hammel bleiben augenscheinlich gegen diese zuruͤck, und wenn man einen Fleischer die Auswahl unter einem ge- mengten Hammelhaufen laͤßt, so wird er immer die Merinos zuruͤckstoßen, es sey denn, daß man sie ihm in einem betraͤchtlichen Wollstande, den er zu schaͤtzen weiß, verkaufe. Bei den großen Vorzuͤgen, die das Merinoschaaf in Hinsicht des Woll- werthes hat, wird dies nicht leicht jemanden von Einfuͤhrung der edlen Schaaf- zucht bei uns abschrecken, bevor nicht etwa durch ganz veraͤnderte Conjunkturen gutes Hammelfleisch einen hoͤheren Preis gegen die feine Wolle erhaͤlt. Wenn man indessen, besonderer Wirthschaftsverhaͤltnisse wegen, auf Hammelmastung so wie auch auf Melkerei der Schaafe Ruͤcksicht zu nehmen sich bewogen fin- det, so koͤnnte eine gute in sich selbst veredelte Ra ç e von Landschaafen doch al- lerdings zweckmaͤßig seyn. Und wenn man nur Hammelschaͤferei und Mastung betreiben und die Hammel dazu ankaufen will, so wird man ohne allen Zweifel beim Ankauf der Landschaafe besser fahren, zumal wenn man schnell maͤsten will, und auf die waͤhrend der Mastzeit sich erzeugende Wolle wenig Ruͤcksicht neh- men kann. Die Schaafzucht. §. 125. Wann und wo Hammelma- stung vortheil- haft sey? Die Hammelschaͤferei kann unter solchen Lokalitaͤten noch immer vortheil- haft seyn, wo man eine sehr nahrhafte, aber nicht ganz gesunde und leicht faͤu- lisch machende Weide hat, wo auf feuchterem, reichem Boden die Stoppel der Getreidefelder und der Wiesen einen kraͤftigen Nachwuchs gewaͤhrt, und wo man zugleich viele Gelegenheit hat, das Vieh mager wohlfeil anzukaufen und ge- maͤstet gut und sicher wieder abzusetzen. Die Wintermastung der Hammel kann bei einem starken Brachgewaͤchsbau vortheilhaft seyn, und der Absatz der Win- terhammel, die im Maimonat vollendet sind, fehlt selten in großen und wohl- habenden Staͤdten, wo um diese Jahreszeit gutes Hammelfleisch noch am meisten geschaͤtzt wird. §. 126. Wie sie zu be- treiben. Bei der Hammelmastung ist eine schnelle Vollendung und ein oͤfterer Um- satz das vortheilhafteste. Hammel ein ganzes Jahr uͤber gehalten, werden ihre Fuͤtterung oder Weide selten bezahlen: hat man also Fettweiden, so muß man sie ihnen reichlich geben, sie nicht stark besetzen, einen Theil schonen, um die Hammel darauf zu bringen, wenn die Weide auf dem ersteren abnimmt; da dann ein Geltehaufen die Nachweide verzehren kann. Reicht die Weide nicht vollkom- men, so muß man ihnen Stallfutter dabei geben, um sie in acht, hoͤchstens zehn Wochen zu vollenden. Bei der Wintermast muß man von dem Augenblicke an, wo die eigentliche Mast beginnen soll, so viel Futter geben, wie sie nur verzehren wollen, und man wird erstaunen, wie viel ein solcher Hammel in der Mitte der Mastzeit verzehren kann. Hierbei aber wird sich das Futter besser bezahlt ma- chen, als wenn man damit spart und die Hammel dann in sechzehn Wochen nicht zu der Feistigkeit bringt, wozu man sie in acht Wochen haͤtte bringen koͤnnen. Zwoͤlf Landhammel, die ich einmal zum Versuch und zu eigenem Ge- brauch aufstallte, erhielten taͤglich einen Scheffel Kartoffeln und dabei ¼ Centner Heu, kamen aber in sechs bis acht Wochen zu einem solchen Ansatz und zu einer solchen Guͤte des Fleisches, daß alle, welche bei mir dieses Fleisch aßen, nie angenehmeres und saftigeres Fleisch genossen zu haben versicherten, und nunmehr begriffen, wie die Englaͤnder einen so hohen Werth auf Schaaffleisch setzen koͤnnten. Hammel, Die Schaafzucht. Hammel, die zu eigener Mastung aufgezogen werden sollen, muͤssen als Laͤmmer und Jaͤhrlinge so gehalten werden, daß sie ihre volle Groͤße und Staͤrke erreichen. Die bessere Gattung unserer Landschaafe kann bei reichlicher Nahrung zu einer sonst ungewoͤhnlichen Staͤrke und Schwere gebracht werden, wie die manchmal einzeln gehaltenen sogenannten Stallhammel beweisen. Nach dem er- sten Jahre koͤnnen sie dann bis zur Mastzeit spaͤrlicher gehalten werden. Kauft man Hammel zu bloßen Fettschaͤfereien, so haͤngt der vortheilhafte Erfolg haupt- saͤchlich von der Auswahl und dem Preise des mageren Viehes ab. Im Durch- schnitt wird man sich aber bei den staͤrksten, die man erhalten kann, am besten stehen, wenn sie auch theurer bezahlt werden. §. 127. Bei groͤßeren Schaͤfereien ist ein Schaafmeister noͤthig, welcher die Auf- Die Schaͤfer. sicht uͤber das Ganze fuͤhrt, dem man mehrentheils einen Antheil an dem Er- trage zugesteht und fuͤr alles verantwortlich macht. Unter ihm stehen die Meister oder Schaafknechte, welche die Mutterschaafe besorgen, der Hammelknecht, der Jaͤhrlingsknecht und der Laͤmmerknecht oder Junge. Das Schaͤferhandwerk ist gewissermaaßen nicht nur zunftmaͤßig, sondern auch haͤufig erblich. Es entsteht bei den Soͤhnen der Schaͤfer eine besondere Liebe fuͤr die Schaafe von Kindheit auf; sie schaͤrfen ihr Auge und gewoͤhnen sich fruͤh koͤrperlich an die Lebensart eines Schaͤfers, mehrentheils so sehr, daß sie zu je- dem anderen Geschaͤfte untauglich werden. Ein guter Schaͤfer dieser Art hat al- lerdings Vorzuͤge vor andern, die sich erst spaͤter der Schaafzucht widmen und ihren Blick bei der Beobachtung der Schaafe erst uͤben muͤssen. Es ist nur schlimm, daß sich unter ihnen Vorurtheile und Aberglauben eben so sehr ver- erben, und daß sie eingepraͤgten Meinungen, selbst bei sinnlicher Ueberzeugung vom Gegentheile, nicht entsagen koͤnnen. Auch herrscht ein gewisser Zunftgeist unter ihnen, der sie oftmals zum Nachtheil und zum Betruge ihrer Lohnherrn vereinigt. Ein Mann, welcher die guten Eigenschaften eines sogenannten gelern- ten oder zunftmaͤßigen Schaͤfers besitzt, sich aber von den Vorurtheilen und die- sem unrechtlichen Zunftgeiste frei gemacht hat, ist daher sehr schaͤtzbar, insbe- sondere wenn ein Landwirth nicht selbst die genaueste Aufsicht uͤber die Schaͤfe- rei fuͤhren und seinen Schaͤfer in allen und jeden Stuͤcken anleiten kann. Vierter Theil. H h h Die Schaafzucht. Es giebt Gegenden, wo die zunftmaͤßigen Schaͤfer so sehr verdorben sind, daß kaum ein anderes Mittel bleibt, als junge gut geartete Burschen entweder selbst zu Schaͤfern anzuziehen, oder sie in einer musterhaft betriebenen Schaͤfe- rei in einer anderen Gegend anlernen zu lassen. Es waͤre daher sehr zu wuͤn- schen, daß die Schaͤferschulen, welche man schon oft empfohlen und beabsichtigt hat, wirklich mehr ausgefuͤhrt und zweckmaͤßig eingerichtet wuͤrden. Da die Schaͤfer schon seit alten Zeiten das Zutrauen des Volks, auch bei Krankheiten anderer Thiere und sogar der Menschen besitzen, mancherlei aberglaͤubische Mit- tel ausgeben und selbst Operationen verrichten, so koͤnnte man dieses einmal entstandene Zutrauen benutzen, wenn man den Schaͤfern zugleich einen verstaͤn- digen empirischen Unterricht in der Thierarznehkunde uͤberhaupt dabei ertheilte; wo sie dann das Metier eines Thierarztes, welches allein seinen Mann nur in wenigen Gegenden naͤhren wird, fuͤglich daneben betreiben koͤnnten. Den Nachtheil der alten Einrichtung, dem Schaafmeister sowohl als den Knechten eigenes Vieh nach einem gewissen Verhaͤltnisse in der Heerde zu gestat- ten, hat man wohl allgemein anerkannt. Es war natuͤrlich, daß das Vieh des Schaͤfers immer das beste und seine Laͤmmer die vorzuͤglichsten waren, und daß das Vieh nie ihm, sondern immer dem Herrn starb, auch alle Controlle unmoͤglich wurde. Diese Einrichtung war aber schwer abzuschaffen, weil alle gelernten Schaͤfer auf ihre Beibehaltung bestanden, und man nicht leicht unter andern Bedingungen einen erfahrnen Schaͤfer erhielt. Sie ward deshalb in den Preußischen und mehreren andern Staaten gesetzlich verboten und der Schaaf- herr zu einer nahmhaften Strafe condemnirt, der eine solche Einrichtung ferner machte und fortsetzte. Hiernach mußten sich also die Schaͤfer zu einer anderen Ein- richtung bequemen. Man bestimmte ihnen nun einen gewissen Antheil, den sie an dem ganzen Ertrage der Heerde haben sollten, und nach diesem Antheile mußten sie sich in die Schaͤferei einkaufen, ohne jedoch bestimmtes eigenes Vieh zu haben. Sie muß- ten dann aber auch zu diesem Theil alle Nebenkosten mittragen, und man setzte nur eine gewisse Quantitaͤt Heu fest, welches die Schaͤferei unentgeldlich erhalten sollte. Was daruͤber gefuͤttert auch an Koͤrnern, Salz u. s. w. gegeben und an uͤbrigen Kosten aufgewandt wurde, mußten sie zu ihren Theilen tragen. Diese Die Schaafzucht. Einkaufseinrichtung vereinigt das Interesse des Herrn und des Schaͤfers, knuͤpft sie mehr aneinander und verhindert oder erschwert doch die Schmuggeleien. In- dessen hat sie doch bei dem Antritte und Abzuge des Schaͤfers einige Schwierig- keiten, besouders wenn eine Schaͤferei in der Groͤße und Veredlung fortschreitet, indem nun eine jedesmalige Taxirung noͤthig wird, und der abgehende Schaͤfer von dem vermehrten Werthe seine Quote rechtlich fordern kann, indem er zu den Kosten mit beitrug. Andere geben dem Schaͤfer eine gewisse, dann aber geringere Quote von dem Ertrage, ohne Einkaufsgeld und zuweilen auch ohne Beitrag zu den au- ßerordentlichen Kosten zu verlangen. Wer eine sehr genaue Aufsicht uͤber seine Schaͤferei fuͤhren und gewisser- maaßen selbst die Stelle des Schaafmeisters vertreten will, oder auch einen be- sonderen geschickten Wirthschaftsoffizianten dazu ansetzt, kann sich mit Lohnknech- ten behelfen, die gespeiset werden oder Deputat erhalten. Um ihnen ein Inte- resse fuͤr die Aufzucht besonders zu geben, ist es rathsam, ihnen ein Gewisses fuͤr jedes zur Einwinterung gekommene Lamm zu geben. Daß der Schaͤfer seinen Hund gut dressirt und in seiner Gewalt habe, ist sehr wichtig, indem ein Hund, der die Heerde unzeitig beunruhigt, sie ganz herun- terbringen kann. §. 128. Die Pelzwaͤsche oder das Waschen der Wolle auf dem Leibe der Thiere ist Die Waͤsche. immer etwas sehr unvollkommenes. Man hat sie eigentlich wohl nur eingefuͤhrt, um den groͤberen Schmutz herauszubringen, der aber bei gut gehaltenen und feinwolligen Schaͤfereien uͤberall nicht darin seyn darf. Die Wolle wird durch diese Waͤsche mehr oder minder gereinigt. Dieß erhoͤhet oder vermindert natuͤr- lich bei dem erfahrnen Wollkenner ihren Werth, aber die reinere Waͤsche ver- ringert auch wieder das Gewicht und der Verlust an diesem uͤberwiegt vielleicht nicht selten den hoͤheren Preis, den man fuͤr jeden Stein Wolle erhaͤlt. Der Hauptnachtheil der Pelzwaͤsche ist aber der, daß sie bei uͤbler Witterung, wo sie jedoch zuweilen der Wollmaͤrkte wegen vorgenommen werden muß, der Gesund- heit der Schaafe nachtheilig wird, und daß eine unterdruͤckte Ausduͤnstung die natuͤrliche, selbst innere, Fettigkeit der Wolle zuruͤcktreibt, wenn jene vor der H h h 2 Die Schaafzucht. Schur nicht voͤllig wieder hergestellt werden kann. Der Gebrauch ist aber ein- mal in Deutschland so eingefuͤhrt und beim Wollhandel so bestimmt angenom- men, daß er fuͤr den Einzelnen schwer abzuaͤndern seyn duͤrfte. Ungewaschen kauft man unsre Wolle nicht, und zur reinen Wollwaͤsche haben wir nicht die An- stalten. Auch pflegen die Kaͤufer wenn man es versucht, nicht so viel mehr zu geben, als der staͤrkere Gewichtsverlust dabei betraͤgt, indem sie sich die reine Waͤsche mit der Aussortirung der Wolle lieber selbst vorbehalten wollen. In Zeiten, wo die Wolle sehr gesucht wird, muͤßten sich besonders die Besitzer vorzuͤglicher Schaͤ- fereien vereinigen, ihre Wolle entweder ganz ungewaschen oder nach der Schur rein gewaschen, wozu die jetzt genugsam bekannten Anstalten in jeder schaafreichen Ge- gend gemeinschaftlich eingerichtet werden koͤnnten, zu verkaufen. Bei einer voll- kommnern Waͤsche der geschornen Wolle hat man gefunden, daß sie 54 Prozent verliere, wenn vorher nicht auf dem Pelze gewaschen worden. Bei der Pelzwaͤsche verliert die Wolle wahrscheinlich 25 Prozent gegen die ganz ungewaschene. Der Erfolg der Pelzwaͤsche haͤngt theils von der Methode, die verschieden ist, und der Sorgfalt beim Waschen, theils von der Beschaffenheit des Wassers ab. Hartes Wasser wird dem fettigen Schmutze nichts anhaben, ein weiches, und noch mehr ein seifenartiges wird die Wolle ungleich reiner und weißer machen, so wie es vorzuͤglich der oͤfterer von mir erwaͤhnte Pfuhl zu Moͤgelin bewirkt. Annalen des Ackerbaues Bd. X. S. 390. Um die Nachtheile der Pelzwaͤsche in Ruͤcksicht der unterdruͤckten Ausduͤnstung zu vermindern, ist es von großer Wichtigkeit fuͤr die Gesundheit der Schaafe so- wohl als fuͤr die Guͤte der Wolle, daß man die Ausduͤnstung durch waͤrmeres Hal- ten und nahrhaftes Futter vor der Schur wieder herzustellen suche, und wo moͤg- lich eine Zwischenzeit wenigstens von 8 Tagen halte, wobei man denn freilich eine neue Beschmutzung sorgfaͤltig verhuͤten muß. §. 129. Die Schur. Ueber die Vortheile der zweimaligen oder einmaligen Schur sind die Mei- nungen sehr verschieden. Bei Merinoschaͤfereien und selbst bei veredelten hat man die zweimalige Schur wohl allgemein aufgegeben; indessen haben doch neuer- lich einige, die ihren Schaͤfereien vorzuͤgliches und sehr reiches Futter gaben, sich wieder dazu entschlossen, weil naͤmlich die Wolle zu lang ward, und die Schaafe Die Schaafzucht. bei dem schnellen Wiederwuchs der Wolle von der doppelten Schur weniger Un- gemach zu empfinden schienen, als von der sehr langen Wolle. Bei gut genaͤhr- ten Landschaafen hat man durch zweimalige Schur einen etwas groͤßeren Wollge- winn erhalten, den einige zu 1/10 andre nur zu 1/12 des Ganzen angeben. Daß der Preis der zweischuͤrigen Wolle dagegen geringer sey, gesteht man in einigen Ge- genden zu, in andern aber nicht, und dies haͤngt wohl von den Fabrikaten ab, wo- zu die Wolle hauptsaͤchlich verwandt wird. Hutmacher nehmen die kurze Wolle lieber. Schaafe, die an zweimaliger Schur gewoͤhnt sind, verlieren haͤufig im ersten Fruͤhjahre ihre Wolle, wenn man sie im Herbste stehen ließ, und sie muß abge- rupft werden. Noch mehr erfolgt dies wenn sie im Holze und zwischen Gestraͤu- chen gehuͤtet werden. Die zu fruͤhe und zu spaͤte Jahreszeit, wo die Schur dann geschehen muß, macht aber gewiß einen nachtheiligen Eindruck auf die Gesundheit des von seinem Pelze entbloͤßten Schaafs, dem nur durch eine kraͤftigere Nahrung entgegen gewirkt werden kann. Daß die Schur der Schaafe gruͤndlich und vorsichtig geschehe, damit nicht streifenweise Wolle stehen bleibe, hat auf den Wollertrag merklichen Einfluß. Gut angewiesene und geuͤbte Scheerer muß man daher zu erhalten suchen, und sie unter genauer Aufsicht haben, welche der Schaͤfer, wenn er seinen Theil vom Ertrage der Wolle erhaͤlt, gern fuͤhren wird. Es ist deshalb auch die Art und Schaͤrfe der Scheeren nicht gleichguͤltig. In der Schicklerschen Fabrik vor Nestadt-Eberswalde werden jetzt vorzuͤglich gute Schaafwoll-Scheeren verfertigt. Das Scheeren wird mehrentheils stuͤckweise zu 4 bis 6 Pf. bezahlt. Wenn man durch etwas hoͤheren Lohn ein besseres Scheeren erreichen kann, so erhoͤhet man ihn gern. Das Scheeren im Frohndienst pflegt natuͤrlich selten gut zu geschehen. Wenn die Heerde, Schaaft von verschiedener Feinheit enthaͤlt, so sondert man sie wohl immer ab. Aber auch die Boͤcke, Hammel, Muͤtter und Jaͤhrlinge werden besonders geschoren, und die Wolle jeder Art wird besonders verpackt. Die Sortirung der nach den Koͤrpertheilen verschiedenen Wolle ist bei uns wenig gebraͤuchlich. Man pflegt die ganzen Pelze, ungefaͤhr so viele als auf einen Stein gehen, uͤber einander, und die kurze, jedoch reine Wolle hinein zu Die Schaafzucht. legen und zusammen zu schlagen. Jedes Bund wird mit duͤnnem Bindfaden zu- sammen geschnuͤrt, oder es wird die Wolle ungebunden in die Saͤcke gestopft. Bei edlen Schaͤfereien achtet man auf das Wollgewicht jedes Thiers, um darnach seinen Werth zu bestimmen, und es vor andern zur Zuzucht auszuwaͤh- len, da es wahrscheinlich ist, daß auch die Reichhaltigkeit an Wolle sich verer- ben werde. In sofern das staͤrkere Gewicht von der Dichtigkeit der Wolle her- ruͤhrt, trifft dieses auch zu; die laͤngere dagegen haͤngt von der Fuͤtterung und Gesundheit ab, und daher auch das Gewicht. Die Merinowolle wiegt ihrem Volumen nach schwerer wie die Landwolle. Wenn aber ein Landschaaf im Gewichte weniger wie ein Merinoschaaf giebt, so ruͤhrt dies ohne Zweifel von seiner schlechteren Haltung her. Wuͤrden sie gleich gehalten, so scheinen gute Landschaafe immer mehrere Wolle zu tragen. In Ansehung der besonderen Behandlung und Beurtheilung der Merinos und ihrer Wolle, muß ich auf oben erwaͤhnte Schriften verweisen. Die Pferde . §. 130. Die Lehre von der Pferdezucht ist von so vielen erfahrnen und einsichtsvol- len Maͤnnern, welche sich ganz diesem Fache gewidmet hatten, bearbeitet worden. Indessen fehlt es uns noch an einer gruͤndlichen und wissenschaftlichen Darstel- lung dieser Lehre, welche eine klare Uebersicht derselben geben und das Wahre, das Naturgemaͤße von dem, was sich auf Vorurtheil — welches sich auch hier zu tief eingewurzelt und verbreitet hat — begruͤndet, sonderte. Ich darf mir nicht anmaßen, eine solche Uebersicht zu unternehmen, und es wuͤrde am wenig- sten hier der Ort seyn, eine so ausfuͤhrliche Abhandlung daruͤber zu liefern, als erforderlich waͤre. Ich beschraͤnke mich vielmehr bloß auf das, was dem Acker- bauer als solchem von der Anzucht und Haltung der Pferde zu wissen noͤthig ist. Das vorzuͤglichste Werk welches wir bisjetzt haben, ist ohne Zweifel Naumann uͤber die vorzuͤglichsten Theile der Pferdewissenschaft. 3 Theile. Berlin 1800—1802. Deshalb kann ich mich auch hier nicht auf Darstellung der mancherlei Ra ç en, die aus verschiedenen Laͤndern abstammen, aber auch durch Auswahl der Indivi- duen und mittelst der Durchkreuzung entstanden sind, einlassen. Die Pferde. Dem Ackerbauer ist ein gedrungenes, kurz geripptes (kurz gepacktes), in Brust und Kreuze breites, rundes, muskuloͤses, stark sehniges, aber nicht wie einige ver- meinen, dickknochiges Pferd, am angemessensten. Es muß nicht hitzig, aber mun- ter und besonders ausdauernd und hart seyn, so daß es auch bei ungewoͤhnlichen Strapatzen, und wenn es einmal nicht gehoͤrig gepflegt werden kann, und schlech- teres Futter erhaͤlt, dennoch aushalte, und wenigstens nicht schnell verkuͤmmere und kraͤnklich werde. Besonders muß es einen harten Huf haben. Nach Ver- haͤltniß der Lasten, die es ziehen, des Bodens, den es bearbeiten soll, muß es von verschiedener Staͤrke seyn. Diese richtet sich zwar nicht immer nach der Groͤße des Thiers, und es giebt kleinere Pferde, welche ungleich groͤßere im entgegenge- setzten Zuge zuruͤckgezogen haben; ein großes Pferd legt sich aber doch, wie man sagt, besser ins Zeug, und hat, wenn es fehlerfrei ist, im Durchschnitt mehrere Kraft, und macht staͤrkere Schritte. Nur erfordert der groͤßere Koͤrper immer eine staͤrkere Nahrung, und in der Hinsicht besonders koͤnnen Pferde, die ihrer Natur nach, aber nicht aus Verkroͤppelung kleiner sind, Vorzuͤge haben, wo sie in der Regel nicht zur Ueberwindung ungewoͤhnlicher Lasten gebraucht werden. Ein fuͤr den Ackerbau recht angemessener Schlag von Pferden ist schwieri- ger aufzufinden, als Pferde von edlerer Ra ç e, weil man allenthalben nur auf diese, nicht auf jene Aufmerksamkeit verwandt hat. Der gute dauerhafte Acker- schlag ist bei denen, welche Pferdezucht eifrig betrieben, mehrentheils sehr un- zweckmaͤßig zu diesem Gebrauche mit andrem Blute vermischt worden, und bei den Landgestuͤten, welche viele Regenten hoͤchst wohlthaͤtig fuͤr ihre Unterthanen einrichteten, hat man mehrentheils auch nur die Anzucht eines besseren Reitschla- ges beruͤcksichtigt, uͤberhaupt aber in den meisten Faͤllen bei der Auswahl der Be- schaͤler zu wenig auf die eigentliche Beschaffenheit des in jedem Distrikte schon vorhandenen Schlages, auf die dort uͤbliche Behandlung der Pferde und die Na- tur der Weiden Ruͤcksicht genommen. Der vorzuͤglich derbe Schlag der urspruͤnglichen Mecklenburgischen Pferde findet sich nur noch auf einigen Guͤtern und in einigen Bauerwirthschaften in Mecklenburg, und auch vielleicht in Pommern. Zuweilen trifft man ihn im er- steren Lande wirklich veredelt, ohne zu unsrem Gebrauche verschlechtert zu seyn. Die Hollsteinschen Pferde, die haͤufig unter dem Namen der Mecklenburger gehen, Die Pferde. haben selten die Qualitaͤten, die der Ackerbauer wuͤnscht; aber ein Schlag Daͤni- scher Pferde, die unter dem Namen der Wasserdaͤnen bekannt sind, uͤbertrifft in Kraft und Ausdauer vielleicht jeden andren. Die Litthauer Pferde sind zwar nach Verhaͤltniß ihrer Groͤße kraͤftig und hart, aber so wie man sie gewoͤhnlich erhaͤlt, doch zu klein. Ueber den konstanten Schlag der Ackerpferde in andern deutschen Laͤndern vermag ich nicht zu urtheilen. §. 131. In wiefern die Aufzucht der Pferde dem Landwirthe uͤberhaupt anzurathen sey, daruͤber habe ich nach den Verhaͤltnissen der Wirthschaft im ersten Bande §. 167. gesprochen. Wenn man einen recht tuͤchtigen Schlag einmal erhalten hat, mit einem dazu passenden Hengste, welcher mit den Stuten, die er bespringt, sehr ruhig gehen wird, und dann die Arbeitsstuten zur rechten Zeit belegen laͤßt, so bin ich aus den dort angefuͤhrten Gruͤnden uͤberzeugt, daß man bei eigner Aufzucht der Fuͤllen auf einer dazu passenden Weidekoppel, in einigen Faͤllen so- gar auf dem Stalle Vortheil haben werde, wenn man die Vorzuͤge eines gleich- artigen und voͤllig gekannten Schlages mit berechnet. Von dieser Pferdezucht allein, nicht von der Einrichtung einer Stuterei, wird hier die Rede seyn. Wir wollen die Stute und den Hengst nur als Arbeitspferde halten, und die Aufzucht der Fuͤllen als einen Nebenzweck betrachten. §. 132. Bedeckung der Stuten. Eine Stute kann belegt werden, wenn sie volle 3 Jahr alt ist, so daß sie mit dem 4ten Jahre ihr Fuͤllen bekomme. Man wird dies aber bei einem Ar- beitspferde besser bis zum 5ten und 6ten Jahre aufschieben, um es nicht auf eine doppelte Weise fruͤh anzugreifen. Stuten koͤnnen sehr wohl alljaͤhrig ihr Fuͤllen bringen, doch ist es bei Arbeitspferden mehrentheils rathsam, sie nur ein ums andre Jahr belegen zu lassen. Man laͤßt sie so fruͤh im Jahre wie moͤg- lich belegen, und sucht dies im Februar zu bewirken, damit sie ihr Fuͤllen brin- gen, zu einer Zeit, wo man die Mutter in der Arbeit entbehren und schonen kann. Sie muß alsdann aber im Stalle besonders gut gefuͤtrert werden. Der Gebrauch, die Fuͤllen erst im Mai kommen zu lassen, damit man die Stute so- gleich in volles Gras schicken koͤnne, paßt bei Ackerstuten nicht. Der Die Pferde. Der Zeitpunkt, wo die Rossigkeit auf den hoͤchsten Grad gestiegen ist, muß auf eben die Weise, wie es bei den Kuͤhen gesagt worden, genau beobachtet wer- den, was freilich nicht anders geschehen kann, als wenn man den Hengst zur Stelle hat. Jedoch dauert der Empfaͤnglichkeitszustand laͤnger wie bei den Kuͤ- hen. Die Brunst aͤußert sich mehrentheils wieder schon am 11ten Tage nach dem Fuͤllen, und sie ist diesmal zum Empfange besonders guͤnstig, weswegen eine Stute, obgleich sie beinahe ein Jahr traͤchtig geht, doch jaͤhrlich um dieselbe Zeit ihr Fuͤllen bringen kann. Es ist eine sehr falsche Maaßregel eine Stute an demselben Tage zweimal bespringen zu lassen, und uͤberhaupt in derselben Rossigkeitsperiode, wenn anders der Sprung gehoͤrig vollfuͤhrt ist. Das Hauptkennzeichen, daß eine Stute empfangen habe, ist das Ausschla- gen des Hengstes, wenn sich auch einige Zeichen der Rossigkeit aͤußern. Man bemerkt mehrentheils bei einer traͤchtig gewordenen Stute eine gewisse Traͤgheit, oͤfteres Stallen oder einen Reiz dazu. Nach einem halben Monat bemerkt man gewoͤhnlich ein Anschwellen des Euters und der Adern, welche an den Zitzen lie- gen. Dies dauert aber nur acht Tage, und verzieht sich dann wieder. Nach sechs Monaten nimmt der Hinterleib etwas zu, so daß er zunaͤchst an den Hinterbei- nen einen eben so großen Umfang bekommt, als unmittelbar hinter den Vorder- beinen; doch zeigt sich dies nicht immer. Im achten Monat kann man zuwei- len bei dem Traͤnken ein Schlagen des Fuͤllens verspuͤren, wenn man die Hand an die Flanke legt. Eine traͤchtige Stute kann zu jeder gewoͤhnlichen Arbeit gebraucht werden, nur muß man sie fuͤr starke Erhitzung huͤten, und ihr kein schlechtes Futter ge- ben. Vom zehnten Monat an wird es indessen rathsam sie mehr zu schonen, besondes Stoͤße vermeiden, und heftiges Anspringen und Anziehen. Auch gebe man ihr mehr konzentrirt nahrhaftes und weniger aufblaͤhendes Futter, und fange zu Ende dieses Monats an, ihr Schrottrank zur Befoͤrderung der Milch zu reichen. §. 133. Wenn sich dann Milch im Euter zeigt, und zu beiden Seiten des Schwei- Geburt des Fuͤllens. fes Vertiefungen entstehen, so ist dies ein Zeichen, daß die Geburt sich naͤhere; und die Geburtsstunde selbst zeigt sich durch die Unruhe der Stute. Man bringt Vierter Theil. J i i Die Pferde. sie gern in einen besonderen Stall, macht ihr eine weiche Streu, und sucht sie zum Niederlegen jedoch ohne Gewalt zu bewegen. Von aller Beihuͤlfe bei der Geburt muß sich derjenige enthalten, der nicht gruͤndliche Kenntniß davon hat, und am wenigsten gewaltsame Mittel, z. B. das Zuhalten der Nase bei dem Geburtsdrange vermeiden. Ist der Kopf des Fuͤllens hervorgekommen, so kann man allenfalls durch langsames Wrackeln von oben nach unten, aber durchaus ohne zu reißen, das Hervorkommen der uͤbrigen Theile erleichtern. Wenn die Nabelschnur nicht von selbst reißt, so unterbindet man sie 2 Zoll weit vom Leibe des Fuͤllens, und schneidet sie dann eben so weit unterhalb des Bandes ab. Um die Nachgeburt bekuͤmmere man sich nicht, wenn es auch ziem- lich lange mit ihrem Abgange dauert. Man bestreuet das Fuͤllen gewoͤhnlich mit etwas Salz, um die Stute desto eher zum Ablecken desselben zu bewegen. Der Stute wird nun gleich ein lauwarmer Klaitrank aber in kleinen und oͤfteren Portionen gegeben. Waͤhrend der Saugezeit muß der Stute mit besonders gutem Futter und mit einem gut eingeruͤhrten Rockenschrottrank aufgeholfen werden. Nach 14 Tagen kann man sie wieder zu maͤßiger Arbeit, jedoch nur den halben Tag gebrauchen. Fuͤr Erhitzung muß man sie huͤten, und wenn diese dennoch irgend vorgefallen, muß sie erst ausgemelkt werden, ehe man das Fuͤllen zulaͤßt. Auch darf man das hungrig gewordene Fuͤllen, wenn die Mutter zu Hause kommt, nicht zu viel auf einmal saugen lassen, sondern muß es oͤfterer abnehmen. Dem Fuͤllen legt man dann bald etwas recht gutes Heu vor, und laͤßt es auch vom Tranke der Mutter saufen. Nach 8 bis 10 Wochen kann man das Fuͤllen schon bei der Pflugarbeit und auf kurzen guten Wegen mitlaufen lassen. Nach 12 Wochen setzt man das Fuͤllen ab, um so mehr, da einige bemerkt ha- ben wollen, daß laͤngeres Saugen zwar groͤßere und fettere aber weichlichere Pferde mache. §. 134. Absetzen des Fuͤllens. Nach dem Absetzen entzieht man der Mutter das nahrhaftere Futter und melkt sie zu Anfange aus. Scheint der Euter hart oder schmerzhaft zu werden, so legt man einen heißen Stein in ein Gefaͤß, und melkt darauf, damit der Dampf Die Pferde. an das Euter schlage. Man waͤscht und baͤhet in dem Falle auch den Euter mit lauwarmen Seifenwasser, und wenn er sich merklich verhaͤrtet, reibt man ihn mit braun gebratener Butter oder mit fluͤchtiger Kampfersalbe von der Apotheke ein. Die Fuͤllen werden dann mehrentheils auf einer Weidekoppel, wo sie reichliche Nahrung haben, erzogen, und dies ist ohne Zweifel das bequemste und beste. Wo hierzu aber nicht Gelegenheit ist, koͤnnen auch Fuͤllen, auf dem Stalle erzo- gen, recht gut werden. Die Stallfuͤllen werden, wenn sie entwoͤhnt sind, angebunden mit einem Half- ter, der einen breiten Nasenriem hat. Man muß sie jedoch alltaͤglich einmal her- auslassen, und wenn es auch nur auf den Wirthschaftshof waͤre; damit muß man aber fruͤh anfangen, um das Fuͤllen daran zu gewoͤhnen, ehe es zu munter wird; weil es sich sonst an Allerlei beschaͤdigen koͤnnte. Man muß es moͤglichst zahm zu machen suchen, indem man es aus der Hand fuͤttert. Im ersten Jahre ist es gleich sehr nuͤtzlich, das Fuͤllen von Zeit zu Zeit zu striegeln und zu buͤrsten. Man muß es fruͤh gewoͤhnen seine Fuͤße zu heben und sich daran klopfen zu lassen, und im zweiten Jahre muß ihm der Huf ausgewuͤrkt werden. Man giebt dann dem Fuͤl- len gleich etwas Hafer und maͤßiges Heu; doch werden Fuͤllen bei gruͤnem Klee und Wickenfutter im Sommer recht gut. §. 135. Das Pferd hat 12 Schneidezaͤhne, 6 oben und 6 unten, 4 Eck- Hunds- Alter der Pferde. oder Hakenzaͤhne, und 24 Backenzaͤhne. Die Schneidezaͤhne wechseln und an selbigen erkennt man vor allem das Alter. So lange das junge Thier seine ersten Zaͤhne noch saͤmmtlich hat, naͤmlich 2 bis 2½ Jahr lang, heißt es Fuͤllen. Im dritten Jahre fallen die vorderen beiden Zaͤhne, zuerst mehrentheils in der unteren Kinnlade, aus, und die Luͤcke wird nun durch zwei neue ausgefuͤllt. Diese unterscheiden sich Anfangs durch eine schmutzig gelbe Farbe, haben oben eine Hoͤhlung von schwarzer Farbe, die Bohne genannt. Jetzt heißt das Thier ein junges Pferd. Im vierten Jahre wechseln die beiden zunaͤchst stehenden auf eben die Weise. Die ersten Wechselzaͤhne haben sich mehr ausgefuͤllt, sind weißer, die braune Bohne ist blasser geworden. J i i 2 Die Pferde. Im fuͤnften Jahre wechseln die aͤußersten auf eben die Weise, und von dem Zeitpunkte an heißt das Thier ein Pferd, ein frisches Pferd. Die drei Paar Schneidezaͤhne verlieren in der Ordnung, wie sie entstanden sind, ihre Zeichnung wieder. Im siebenten Jahre verliert sich die Bohne bei den mittelsten, im achten Jahre bei den naͤchststehenden, und im neunten Jahre sind auch die aͤußersten nicht mehr gezeichnet. So verhaͤlt sichs gewoͤhnlich, indessen finden Ausnahmen, besonders bei gewissen Ra ç en Statt. Einige, und zwar die bessern Pferde, wechseln spaͤter, und dann verliert sich auch erst spaͤter jene Zeichnung der Zaͤhne. Diese Pferde sind dann aber immer dauerhafter und erreichen ein hoͤheres Alter, weswegen ein Pferd, welches seine Zeichnung laͤnger behaͤlt, hoͤchst schaͤtzbar ist. Roßtaͤuscher suchen aber diese Zeichen durch Ausmeißeln und Brennen bei aͤlteren Pferden nachzuahmen, und manchmal thuen sie es mit so vieler Geschick- lichkeit, daß ein aufmerksames Kennerauge dazu gehoͤrt, um es zu entdecken. Selten koͤnnen sie jedoch die Ordnung in der Ausfuͤllung und Verbleichung der Bohne richtig nachahmen. Der Huf ist bei dem Fuͤllen und jungen Pferde im- mer laͤnger als er breit ist, wird nach und nach breiter als er lang ist. Doch finden hierbei auch Kuͤnsteleien Statt, die beim ersten Anblicke truͤgen koͤnnen. Nach dem zehnten Jahre bemerkt man, daß sich der erste Schwanzwirbel vom letzten Ruͤckenwirbel absondert, und dies nimmt dann mit dem Alter der Pferde zu, so daß der Zwischenraum immer weiter wird. Das Zahnfleisch zieht sich bei hoͤherem Alter mehr zuruͤck, und die Zaͤhne erscheinen laͤnger, bekommen zugleich eine kalkweißere Farbe. Die Augengruben werden tiefer, die Haare um die Augen faͤrben sich weiß, der After senkt sich mehr in den Leib, die Lip- pen schließen nicht mehr. Wenn diese Zeichen sich einstellen, ist es ein altes Pferd, und der Werth eines Pferdes in Hinsicht seiner zu erwartenden Ausdauer richtet sich mehr nach dem Grade dieser Zeichen, als nach den eigentlichen Jah- ren, indem manche Pferde schon im vierzehnten Jahre fast unbrauchbar werden, andere dagegen bis zum zwanzigsten und ein und zwanzigsten (ja man hat Bei- spiele von noch aͤlteren, und ich habe ein Pferd gekannt, was im vier und zwan- zigsten Jahre noch zur reitenden Post gebraucht wurde) aushalten. Die Pferde. §. 136. Die gewoͤhnlichste und Hauptfuͤtterung besteht in Koͤrnern, und man haͤlt Die Koͤrner- fuͤtterung. gewoͤhnlich den Hafer fuͤr das angemessenste. Wenn indessen anderes Getreide in Verhaͤltniß seiner Nahrhaftigkeit mit mehrerem und feinem Haͤcksel, wel- cher die Stelle der Huͤlsen beim Hafer vertritt, gefuͤttert wird, so haben auf- merksame Beobachter nicht den geringsten Unterschied dabei bemerkt. Am haͤu- figsten braucht man den Rocken als Surrogat des Hafers. Die ungeschrotene Gerste wird von einigen getadelt, weil sie groͤßtentheils unverdauet wieder ab- gehen soll, wird jedoch von andern sehr geruͤhmt. Weizen kommt als Pferde- futter nur selten vor, und einige haben ihn, wo er im Nothfalle gefuͤttert wurde, hoͤchst schaͤdlich befunden, was mir aber bei genauerer Nachfrage nur daher zu ruͤhren schien, daß er nicht gehoͤrig mit Haͤcksel angemengt war, ohne welchen er freilich den Magen sehr leicht wird verkleistern koͤnnen. Ich habe ihn ein- mal, wie er gegen andres Getreide im geringen Preise stand, mit dem besten Erfolge, aber mit vielem Haͤcksel gemengt, gefuͤttert. Die Rationen eines Pferdes werden gewoͤhnlich nach Hafer, als dem ge- woͤhnlichsten Futter bestimmt. Aber kein Getreide ist so ungleich in seinen Nah- rungstheilen, wie der Hafer in einem gewissen Maaße. Es haben daher mehrere sehr richtig den Grundsatz angenommen, nach dem Gewichte und nicht nach dem Maaße zu fuͤttern, oder dieses doch nach jenem zu modificiren. Es kommt zuweilen Hafer vor, wovon der Scheffel nicht uͤber 36 Pfd. wiegt, und andrer, der 54 Pfd. schwer ist. In dem Falle ersetzt aber jener leichtere Hafer den schwerern nicht, wenn man die Fuͤtterung auch nach dem Gewichte einrichtet, 9 Metzen von dem leichten nicht 6 Metzen von dem schweren, weil man bei gleichem Gewichte unter jenem mehr Huͤlsen und weniger Mehl hat, wie unter diesem. Es sind wahrscheinlich 10 Metzen von dem 36pfuͤndigen Hafer noͤthig, um 6 Metzen von dem 54pfuͤndigen zu ersetzen. Wenn man 48pfuͤndigen Hafer, was schon ein sehr guter Hafer ist, annimmt, so rechnet man bei uns auf ein Ackerpferd mittlerer Groͤße bei gewoͤhnlicher Arbeit taͤglich 3 Metzen oder 9 Pfd. Hafer, wenn es dabei 8 Pfd. Heu bekoͤmmt, und hierbei koͤnnen Pferde dieses Schlages im Durchschnitt gut bestehen, muͤssen jedoch bei ungewoͤhnlichen Ar- beiten eine Zugabe erhalten. Kleineren Pferden, die nicht angestrengt werden, Die Pferde. giebt man außer der starken Arbeitszeit auch nur 2 Metzen, und haͤufig dies auch nur von leichterem Hafer. Dem groͤßeren Schlage Pferde in Sachsen, Westpfahlen, Bayern, Oestreich werden wenigstens 4 Metzen oft 5 Metzen im Durchschnitt gegeben, und die Pferde der Frachtfahrer erhalten nicht selten 8 Metzen, zumal wenn sie wenig Heu und auch keinen Haͤcksel bekommen. Der Unterschied von 3 Metzen und 5 Metzen, jene bei kleineren, diese bei großen Pferden findet haͤufig Statt, ohne daß man in der Beleibtheit, Staͤrke und Vollfuͤhrung der gewoͤhnlichen Arbeiten einen betraͤchtlichen Unterschied wahr- nehme; woraus der Vorzug des kleineren Schlages hervorgeht, falls man nicht bestaͤndig große Lasten zu ziehen hat; welche, wenn sie einmal vorkommen, doch durch die Anspannung mehrerer gezwungen werden koͤnnen. Das haͤufigste Substitut des Hafers, der Rocken, wird, zum halben Maaße oder richtiger, zum halben Gewichte gegeben, dasselbe leisten. Einige neh- men das Verhaͤltniß des Rockens zum Hafer bei der Pferdefuͤtterung nur wie 7 : 12 an, gestehen dann aber, daß sich ihre Pferde bei jenem besser, wie bei diesem staͤnden. Die Koͤrner der Huͤlsenfruͤchte, Erbsen, Wicken und die der allgemeinen Meinung vorzuͤglich fuͤr Pferde geeigneten Bohnen schaͤtzt man in der Fuͤtterung zwar nur dem Rocken gleich. Sie sind aber bestimmt staͤrker, wie aus dem, was §. 125. uͤber ihre Nahrungstheile gesagt worden, erhellet, und wie dieje- nigen, welche diese Fuͤtterung kennen, bestaͤtigen. Sie dienen in manchen Ge- genden fast zur einzigen Fuͤtterung der Pferde, und es ist insbesondere unrichtig, was einige behaupten, daß Pferde dabei den freien Athem verloͤren; die Eng- laͤnder geben sie ohne Bedenken den Wettrennern. Das Vorurtheil fuͤr den Hafer und gegen jedes andre Korn, setzt sich hauptsaͤchlich dadurch fest, daß man ein jedes Uebel, welches aus ganz andren Ursachen herruͤhrt, wenn es bei einer solchen, in einer Gegend ungewoͤhnten Fuͤtterung entsteht, lediglich auf diese schiebt, und Jahre lang davon erzaͤhlt, da man doch dessen Grund, wenn Hafer gefuͤttert worden, anderswo wuͤrde gesucht und gefunden haben. Indes- sen ist das richtig, daß staͤrkeres Futter mit mehrerer Vorsicht gegeben werden muͤsse, weil bei seiner Nahrhaftigkeit die Thiere sich darin leichter uͤberfressen koͤnnen. So entsteht z. B. leicht Gefahr daraus, wenn bei angestrengter Ernte- Die Pferde. arbeit die Knechte Gelegenheit finden, frische Rockengarben an die Seite zu schaffen, und sie den Pferden im Uebermaaße zu geben; ein Verfahren, dem manche Wirthe sogar als observanzmaͤßig durch die Finger sehen. Auch erfor- dert die Fuͤtterung der schwereren Koͤrner durchaus die Zumengung eines fein- geschnittenen Haͤcksels, die bei dem Hafer allenfalls entbehrlich, wenn gleich im- mer zutraͤglich ist. Damit die Pferde den Haͤcksel unter den schwereren Koͤr- nern nicht wegblasen koͤnnen, so feuchtet man das Futter gern dabei an, und dieses feuchte Futter, wenn es gleich mit Vorsicht gegeben, wohl unschaͤdlich waͤre, wird doch leicht nachtheilig, wenn erhitzte Pferde begierig daruͤber her- fallen, was insbesondere manchmal geschieht, wenn sie ihr Futter nicht ausge- fressen haben, und nun den Rest beim zu-Hause-kommen noch in der Krippe finden. Angefeuchtetes Futter darf aber aus mehreren Ursachen nie in den Krippen bleiben. Jedes Korn muß sich ausgelegen haben, trocken und nicht dumpfig gewor- den seyn. Von dumpfig gewordenen Hafer entstanden in gewissen Jahren toͤd- liche Seuchen unter den Pferden. Ausgewachsenes Korn, wenn es nur voͤllig trocken geworden, ehe es eingescheuert ward, und daher keinen dumpfigen Ge- ruch hat, ist den Pferden nicht schaͤdlich. Gemalztes Getreide, insbesondere Gerste dem Futter zu ⅓ zugemengt, hat man besonders wohlthaͤtig befunden. Einige haben ein grobes Schroten des Getreides fuͤr die Pferde sehr wirth- schaftlich gefunden, weil haͤufig ganze Koͤrner unverdaut abgehen. Wenn man selbst eine Muͤhle hat, so mag es dies allerdings seyn, das Schrot muß aber um so mehr mit vielem Haͤcksel gefuͤttert werden. Das Schwingen und Ausstaͤuben der Koͤrner darf nie versaͤumt werden, wenn man sie nicht, wie am sichersten ist, kurz vor dem Ausmessen noch ein- mal uͤber die Staͤubemuͤhle hat gehen lassen. §. 137. Der groͤßte Theil der Pferde erhaͤlt Heu neben dem Kornfutter, und einige Heu- und Strohfuͤtte- rung. Pferde werden mit bloßem Heu ernaͤhrt. Wo man das Heu von mageren, trocknen oder auch von sauren Wiesen, und zugleich anderes von fetten, kraͤftigen Wiesen haben kann, da entsteht die Frage, welches man fuͤr die Pferde waͤhlen solle, und die Meinungen sind dar- Die Pferde. uͤber uneins. Es koͤmmt wohl darauf an, ob die Pferde das Heu nur als Ne- benfutter bei mehreren Koͤrnern, oder als Hauptfutter bei wenigen erhalten. In ersterem Falle wird man ihnen das magere und haͤrtere Heu am wirthschaftlich- sten geben, in letzterem Falle wird ihnen aber das nahrhafte, fette Heu allerdings zutraͤglicher seyn. Man kann durch Heu die Koͤrnerfuͤtterung allerdings ersetzen, aber uͤber das Verhaͤltniß, worin es geschehen muß, und uͤber die Wirthschaftlichkeit sind die Meinungen getheilt, und es laͤßt sich daruͤber im Allgemeinen auch nichts bestimmen. Mehrentheils nimmt man an, daß 8 Pfd. Heu eine Metze Hafer ersetzen, und daß sie sich also dem Gewichte nach verhalten, wie 8 : 3. Das sehr nahrhafte, von Niederungswiesen gewonnene, so wie auch das junge Klee-, Luzerne- und Esparsette-Heu ist ohne Zweifel kraͤftiger, und verhaͤlt sich wahl wie 7 : 3; das magere grobstengliche aber muß wohl wie 9 : 3 angenommen wer- den. Ueberhaupt aber bemerkt man, wenn das Koͤrnerfutter durch mehreres Heu ersetzt wird, daß die Pferde sich im Fleische mehr aufnehmen, auch bei langsamer Arbeit ausdauernd sind, Laufen und starke Anstrengung aber nicht aushalten. Wird aber die Heuration vermindert und mehreres Korn gegeben, so erfolgt das Gegentheil, die Pferde werden magerer, aber kraͤftiger und muntrer; wobei sie jedoch mehreres Stroh erhalten muͤssen. Nach den Wirth- schafts- und Preisverhaͤltnissen wird sich das vortheilhafte des einen oder des andern ergeben. Einige halten den Grummet oder das zweite Heu den Pferden durchaus fuͤr nachtheilig. Er ist es aber nicht, wenn er trocken, gruͤn, besonders auf hohen und selbst auch auf sauren Wiesen gewonnen worden. Der Grummet von fet- ten Wiesen mag wohl den Pferden nicht so angemessen wie dem Rindvieh seyn. Manche erfahrne Wirthe geben indessen die Regel an, den Grummet erst im Februar und Maͤrz zu fuͤttern. Je laͤnger sich das Heu ausgelegen hat, desto besser bekommt es den Pfer- den, und uͤberjaͤhriges Heu, wenn es nur nicht dumpfig geworden, ist ihnen das zutraͤglichste. Die gruͤne Farbe, den eigenthuͤmlichen Heugeruch muß man bei dem Pferdeheu durch fleißiges Bearbeiten und moͤglichst schnelles Trocknen vor- zuͤglich zu erhalten suchen; braunes Heu bekommt ihnen nicht. Außer Die Pferde. Außer dem Haͤcksel wird den Pferden auch langes Stroh, besonders die Wirrbunde gegeben, und auf die Rauffen gelegt. Das Weizenstroh ist gegen die gemeine Meinung das zutraͤglichste, und kann am besten den Abgang des Heues ersetzen, auch fressen es die Pferde am liebsten. Das Stroh der Wicken, Linsen und Bohnen ist natuͤrlich noch kraͤftiger, besonders wenn es noch viele gruͤne Blaͤt- ter hat. Gegen das Erbsenstroh haben einige Bedenken, weil es leicht Koliken bei den Pferden erregen soll; was aber vielleicht nur auf Vorurtheil beruht. §. 138. Ob die gruͤne Stallfuͤtterung der Pferde mit Klee und andern Futterkraͤu- Gruͤnfutter. tern rathsam sey, daruͤber sind nicht alle Meinungen eins. Ich bin uͤberzeugt, daß sich die Pferde dabei recht gesund, und bei vollen Kraͤften erhalten, wenn man es gehoͤrig damit treibt. In wiefern es wirthschaftlich sey, kommt auf die Menge dieses Futters an, und auf den Preis, worin die Koͤrner stehen. Bei hohen Kornpreisen habe ich sie mit großem Vortheile manche Jahre betrieben, Zunahme der Pferde an Fleisch, und keine Abnahme an Kraͤften gefunden, un- geachtet sie in der Arbeit keinesweges geschont wurden; auch waren sie danach im Winter vorzuͤglich gesund. Der Uebergang von der trockenen zur gruͤnen Fuͤt- terung muß aber allmaͤhlig gemacht werden. Anfangs wird der Klee mit Stroh zu Haͤcksel geschnitten, zuerst taͤglich nur eine Portion, dann zwei Portionen statt des Hafers gegeben, und dann wird ihnen der Klee, wenn er voͤllig aufgebluͤht ist, lang und beinahe so viel wie sie fressen wollen vorgelegt, die Koͤrner aber werden ihnen ganz entzogen. Koͤrner zwischen dem gruͤnen Futter zu geben, ist sehr unwirthschaftlich, weil sie dabei unverdaut abgehen. Will man Koͤrnerfuͤt- terung mit Gruͤnfuͤtterung verbinden, so gebe man erstere des Morgens, lasse dann aber Vormittag nichts Gruͤnes fressen, und gebe nun weiter kein Korn. Gruͤne Luzerne, und noch mehr gruͤne Wicken, die schon Schoten anzusetzen anfangen, uͤbertreffen den Klee bei den Pferden. So wie man allmaͤhlig min der gruͤnen Fuͤtterung angefangen hat, so gehe man auch allmaͤhlig zur trocknen wieder uͤber. §. 139. Manche Pferde werden den Sommer uͤber auf der Weide, zuweilen unter Weide. anderem Vieh, zuweilen auf besonderen Koppeln, behalten. Wenn sie dabei sehr geschont werden, oder voͤllige Ruhe haben, so bekommt ihnen diese Versetzung in Vierter Theil. K k k Die Pferde. ihren natuͤrlichen Zustand sehr gut. Da es aber nur seltene Faͤlle sind, wo das Ruhenlassen der Pferde wirthschaftlich seyn kann, so wird es auch die Weide nur seyn. Allemal erfordert ein Pferd, wenn es sich gut dabei halten soll, eine starke Weide, und vertritt sehr viel, weswegen man in der Regel zwei Kuhweiden auf eine Pferdeweide rechnet. Von der Weide der Pferde in Bruͤchern und auf Gemeinweide kann hier nicht die Rede seyn. Man wird sie, zumal wenn sie abgelegen sind, selten mit Arbeits- pferden, mehr aber mit Zuchtstuten und jungen Pferden vortheilhaft benutzen koͤnnen. §. 140. Die Wurzel- fuͤtterung. Die Wurzelfuͤtterung der Ackerpferde vom Herbst bis zum jungen Gruͤnfut- ter, ohne alle Koͤrner, doch mit vielem Heu und Stroh, ist ohne allen Zweifel ausfuͤhrbar, und die Pferde koͤnnen dabei in voller Kraft und Gesundheit blei- ben. Nur kann man damit keine weite Reisen, die zum Verfahren der Produkte im Winter haͤufig vorfallen, machen. Das angemessenste und wohlthaͤtigste Futter fuͤr sie sind die Moͤhren, die ihnen gewaschen und grob gestampft oder geschnitten taͤglich zu 12 Metzen neben 8 Pfd. Heu und hinlaͤnglichem Stroh gegeben werden muͤssen, wenn sie starke Arbeit thun sollen. Diese Fuͤtterung ist in einigen Gegenden Englands allgemein und sehr beliebt, und man weiß auch bei uns wie gern die Pferde Moͤhren fres- sen, wenn sie solche einmal kennen, und wie gut sie ihnen bekommen. Mit den Kartoffeln sind diejenigen, die bei uns den Versuch damit gemacht haben, zum Theil sehr zufrieden; andre haben ihre Pferde nicht daran gewoͤhnen koͤnnen, oder gefunden, daß sie an Kraft dabei zu sehr abnehmen. Ob in letzte- rem Falle gehoͤrig damit verfahren worden, kann ich nicht entscheiden. Selbst habe ich den Versuch nicht nachhaltig damit gemacht, weil die Sache nicht in meine Wirthschaftsverhaͤltnisse paßte. Sie muͤssen mit Sorgfalt vorher abgewa- schen, dann groͤblich zerstoßen werden. Man lehrt sie den Pferden erst spielend kennen, indem man sie aus der Hand fressen laͤßt, hernach giebt man einige Stuͤcke aufs Futter, und immer mehr. Soll ein Pferd sie ohne alle Koͤrner haben, so muß es taͤglich ½ Scheffel erhalten. Vielleicht aber ist es rathsamer, ihm nur die Haͤlfte der Koͤrner zu entziehen, und statt 1½ Metze Hafer 4 Metzen Kartoffeln zu geben. Heu und Stroh muß es wie gewoͤhnlich daneben haben. Die Pferde. Einige haben sie in Dampf gekocht, und in einer großen englischen Fabrikwirth- schaft werden 80 Pferde so ernaͤhrt. Wo dies aber hier versucht worden, da haben die Pferde sie so gar nicht fressen wollen. Auch Steckruͤben und Rotabaga hat man den Pferden gegeben, und sie haben solche eben so gern wie Moͤhren gefressen. Desgleichen Pastinaken. Nur muß man ihnen dies alles kennen lehren, wie man es mit dem Brodte thut. §. 141. Einige Pferde werden bloß mit Spreu oder Kaff und mit Stroh geschnittenem Kaffpferde. Heu unterhalten. Wenn sie aber staͤrker arbeiten sollen, dann bekommen sie doch Koͤr- ner daneben. Wo man die Pferde im Winter nur selten gebraucht, da mag das gehen. Zuchtstuten in Stuͤtereien, die nicht arbeiten, werden haͤufig so erhalten. §. 142. Jede Fuͤtterung muß den Pferden in kleinen Portionen gegeben, und nicht Futterord- nung. auf einmal eingeschuͤttet werden. In der Regel muß ein Pferd drei Stunden zum Fressen haben; die Knechte muͤssen also, besonders des Morgens, drei Stunden vor dem Arbeitsanfange ausstehen und das erste Futter geben. Die Fuͤtterungs- stunden muͤssen genau gehalten werden. §. 143. Das Traͤnken der Pferde muß mit besonderer Vorsicht und nur wenn sie voͤllig Das Traͤnken. abgekuͤhlt sind, im Stalle geschehn. Unterweges kann man wohl Wasser geben, aber sehr maͤßig, und muß sie gleich darauf wieder in Bewegung setzen. Auch ist es bedenklich, sie unmittelbar nach einem Kornfutter saufen zu lassen; man muß ihnen zuvor Heu geben. Einige halten hartes Wasser den Pferden gesunder; die Pferde lieben aber weiches Wasser mehr und saufen eher aus stehenden Pfuhlen als aus frischen Quellen. Deshalb lassen andre auch hartes Brunnenwasser erst eine Zeit lang in einem besonderen Gefaͤße an der Luft stehen, bevor sie es den Pferden geben. §. 144. Die Reinhaltung der Pferde ist besonders wichtig, indem sich sonst eine Borke Das Putzen. auf der Haut vom Schweiße und Staube erzeugt, die durch Unterdruͤckung der Ausduͤnstung, Ausschlag und andere Krankheiten erregt. Die sorgfaͤltige Behand- lung mit Striegeln, Buͤrsten, Klopfen und Waschen, die man den Luxuspferden jedesmal, wenn sie aus und in den Stall kommen, giebt, ist freilich bei Ackerpfer- K k k 2 Die Pferde. den nicht anzubringen. Indessen muß darauf gehalten werden, daß die Knechte sie jedesmal des Morgens striegeln, und Abends, wenn ihnen die Fuß- und Knie- gelenke schmutzig geworden sind, solche auswaschen. Ein glaͤnzendes glattes Haar, welches traͤge Knechte bloß durch Waschen geben koͤnnen, verbirgt manchmal vielen Schmutz der auf der Haut sitzt; wenn man aber mit den Fingern scharf gegen das Haar streicht, entdeckt er sich. Da ein vollkommnes Putzen der Ackerpferde taͤg- lich nicht wohl zu erreichen steht, so muß man darauf halten, daß es doch woͤ- chentlich einmal recht gruͤndlich geschehe, und zwar am Sonntagmorgen. Das Schwemmen ist bei den Pferden allerdings sehr nuͤtzlich, aber nicht, wenn sie Abends erhitzt und ermuͤdet von der Arbeit zuruͤckkommen, sondern des Morgens. §. 145. Hufbeschlag. Der Hufbeschlag an den Vorderfuͤßen kann nur in sandigen Gegenden und bei einem besonders harten Hufe, der eine sehr gute und forterbende Eigenschaft gewisser Pferde ist, entbehrt werden. Den Beschlag der Hinterfuͤße erspart man sich oft, wo es nicht steinige Wege giebt. Der Hufbeschlag ist auf dem Lande, wo man unter den Schmieden keine Wahl hat, oft ein sehr verdrießliches Ding. Ein Landwirth muß daher die Gelegenheit wahrnehmen, den Hufbeschlag selbst praktisch kennen zu lernen, damit er den Schmidt controlliren und zurecht weisen koͤnne. Das Hufeisen muß ganz genau dem Hufe anpassend gemacht, und dann mit einge- senkten Naͤgeln gut befestigt werden, nachdem der Huf gehoͤrig ausgewirkt worden. Vor allem muß man auf das Vernageln aufmerksam seyn, welches, wenn das Pferd bei dem Auftreten oder beim Aufschlagen auf einen Nagel zuckt, zu besorgen ist, und sogleich genauer erforscht werden muß. Junge Pferde muß man fruͤh daran gewoͤhnen, sich den Fuß willig behandeln und klopfen zu lassen, doch werden sie nicht eher beschlagen, als bis sie ordentlich gebraucht werden. Durchbrochene oder beschaͤdigte Eisen darf man nie sitzen lassen, auch muͤssen sie abgenommen werden, sobald das Horn das Eisen uͤberwaͤchst, und koͤnnen wieder aufgeschlagen werden, wenn sie noch stark genug sind, weswegen in der Regel die Pferde alle 4 bis 5 Wo- chen zum Schmidt gebracht werden muͤssen. §. 146. Stallung. Wenn es gleich keiner so geraͤumigen, hohen und hellen Staͤlle fuͤr Arbeits- pferde, welche fast den ganzen Tag draußen sind, bedarf, wie fuͤr andre Pferde, die Die Pferde. den groͤßten Theil ihrer Zeit ruhen; so muß der Stall doch so angelegt seyn, daß er im Winter ziemlich warm, und im Sommer kuͤhl gehalten werden koͤnne. Die Luft muß sich durch Durchzuͤge erneuern lassen, besonders aber muß der Boden so an- gelegt seyn, daß keine Jauche stocke oder faule. Die Staͤnde muͤssen geraͤumig genug seyn, um die Pferde vom Niederlegen zu entwoͤhnen, welches ihnen bei dem wenigen Schlafe, den sie haben, immer sehr zutraͤglich ist, ungeachtet man Pferde findet, die sich nie niederlegen, eine Gewohnheit, die sie besonders bei zu engen Staͤnden annehmen. Ueber die Anlage der Pferdestaͤlle verweise ich auf das mehr erwaͤhnte Gilly-Friedericische Werk. §. 147. Das junge Pferd muß allmaͤhlig zur Arbeit gewoͤhnt werden, und das geschiehet Arbeit. wohl am sichersten vor dem Pfluge auf leichterem Boden. Die jungen Pferde muß man Anfangs nur einem sehr verstaͤndigen Menschen anvertrauen, und sie nicht aus den Augen lassen. Wenn das geschieht, kann man schon ein 2½jaͤhriges Pferd maͤ- ßig zu gebrauchen anfangen, jedoch ohne eine volle Tagesarbeit davon zu verlan- gen, wozu es erst mit 4 Jahren tuͤchtig ist. Man muß es allmaͤhlig zu laͤngerer Arbeit und zur Ziehung staͤrkerer Lasten gewoͤhnen, wodurch man die Kraͤfte sehr vermehrt, und dem Pferde keinen Schaden zufuͤgt, wenn es nur allmaͤhlig und im langsamen Schritte geschieht. Selten wird ein Pferd durch starke aber langsame Arbeit, mehrentheils durch Jagen erhitzt und verdorben. Die Arbeitsstunden muͤssen regulaͤr gehalten werden. 10 Stunden gewoͤhnli- cher Ackerarbeit taͤglich, durch das Mittagsfutter in zwei Perioden getheilt, kann ein Pferd ohne Nachtheil aushalten; weiter aber muß man es ohne Noth nicht treiben. Wenn in den kuͤrzesten Tagen jene Periode zu kurz werden wuͤrde, so laͤßt man die Pferde am besten 6 bis 7 Stunden in eins fort arbeiten, zumal da dies auch in Hinsicht der Reisen im Winter oft noͤthig wird. So wie man bei schwererer Arbeit den Pferden etwas an ihren Rationen zu- legt, so kann man ihnen auch, wenn sie viel ruhen, etwas, besonders in der Koͤr- nerfuͤtterung abziehen. Jedoch muß dies nie uͤber den dritten Theil der gewohnten Fuͤtterung betragen. Das das Pferd ein so kostbares und so leicht Schaden nehmendes Thier ist, so muß man durchaus keinem Pferdeknechte ein Gespann anvertrauen, von dem man Die Pferde. nicht sicher ist, daß er sie mit Vorsicht behandle. Einen solchen, wenn man ihn aus Noth behalten muß, darf man nie aus den Augen lassen, und ihn insbesondere nicht ohne Aufsicht auf Reisen schicken. Die Geschirre der Pferde, daß sie genau passend seyen, daß jede Beschaͤdigung sogleich ausgebessert werde, daß sie, so oft es noͤthig, eingeschmiert und rein erhal- ten werden, muß sich der Wirthschaftsaufseher angelegen seyn lassen, weil es von den Knechten mehrentheils vernachlaͤßigt wird. Ich rathe nicht, besonders wo man mit Knechten oft wechselt, ein andres als das landuͤbliche Geschirr einzufuͤhren, wenn man gleich uͤberzeugt ist, daß ein andres zweckmaͤßiger sey. Ungeachtet das Langgespann mit vier Pferden Vorzuͤge hat vor dem Gespann in einer Reihe, so sind bei jenem doch Knechte noͤthig, die das Reiten und Fahren ver- stehen, und ihr Sattelpferd vorzuͤglich lieben und schonen, weil dieses sonst zu sehr angegriffen wird, und bald ruinirt ist. Mit dem Sattelpferde zu wechseln, hat seine Schwierigkeit. Nachschrift . E s sind in diesem Werke manche Druck- und Schreibfehler stehen geblieben, in Ansehung der Rechtschreibung und der Interpunktionen. Da sie aber den Sinn nicht enstellen, so koͤmmt mir ihre Korrektur zu pedantisch vor, als daß ich sie mittheilen sollte. Aber auch in den Zahlen finden sich haͤufig Irrungen. Ich habe sie genau nachsehen und verbessern lassen, und haͤtte eine ziemlich lange Liste davon herzusetzen. Wo die Fehler indessen auf das Resultat gar keinen Ein- fluß haben, oder dieser doch bei hypothetischen Rechnungen ganz unbedeutend ist, in der Wirklichkeit eine unbemerkliche Differenz geben wuͤrden; wo endlich die Zahlen nur zur Ausfuͤllung und Versinnlichung des Schema hingesetzt sind, da scheint mir es ebenfalls uͤberfluͤssig. Folgende Abaͤnderungen im ersten Bande bitte ich aber zu bemerken: S. 126 wird richtiger so stehen, unter b ) Nachschrift. 200 Tage Heu à 18 Pfund = 32⅔ Centner à 3 # = 90 #. — - Hafer à 3 Pfund = 12½ Scheffel à 5 # = 62½ - Weide . . . . . . . . . . . . . . = 54 - 206½ #. unter c ) 200 Tage Heu à 10 Pfund = 18 Centner . . = 54 #. — - Kartoffeln à 22 Pfd. = 44 Schfl. à 1 # = 44 - Weide . . . . . . . . . . . . . . = 54 - 152 #. und nach eben den Saͤtzen unter d ). Den innern Kraft- oder Fuͤtterungswerth kann man ungefaͤhr so annehmen, daß sich gleichen 110 Pfd. Heu 48 Pfd. oder 1 Schfl. Hafer 200 Pfd. oder 2 Schfl. Kartoffeln. Der Produktionspreis aber, auf welchem der Landwirth bei eigenem Verbrauch Ruͤcksicht nehmen muß, steht, wie an andern Orten gezeigt worden ist, oft ganz verschieden, und davon ist wieder der Marktpreis in den meisten Faͤllen verschie- den. Zuweilen gilt ein Scheffel Hafer mehr, zuweilen weniger als ein Centner Heu; gelten sie gleich, so wird es doch in Hinsicht des Mistes fuͤr den Landwirth immer vortheilhafter seyn, sein Heu als seinen Hafer zu verfuͤttern. Aus dieser Verschie- denheit des innern Werthes gegen den Produktions- und Marktpreis, geht aber der Vortheil, das eine oder das andre zu verfuͤttern, hervor. Und zum Theil auch der Vortheil, das eine oder das andre Vieh mehr zu halten, je nachdem es naͤmlich mit diesem oder jenem Futter besser ernaͤhrt werden kann. S. 131. Nach dem Durchschnitt der oben berechtigten vier Fuͤtterungsarten kostet ein reichlich genaͤhrter Ochse an Fuͤtterung . . . . . . . . . . . . . 168½ #. - Risiko . . . . . . . . . . . . . . 12 - - Geschirr . . . . . . . . . . . . . 22½ - - Hirtenlohn (ein Hirte à 40 Schfl. auf 30 Stuͤck.) 12 - - Fuͤhrer bei 250 Arbeitstagen . . . . . . . 62½ - 277½ #. Zwei Ochsen im Wechsel kosten also 555 #. Nachschrift. Und so kostet bei 250 Arbeitstagen die taͤgliche Arbeit von 2 Ochsen im Wech- sel 2,2 #. Die Arbeit eines Pferdes aber kostet 2,58. Die Tagearbeit der Wech- selochsen aber weniger 0,38. Lokalitaͤten koͤnnen diesen Unterschied leicht abaͤndern, ihn groͤßer oder geringer machen. Man muß wohl bemerken, daß hier staͤrker als gewoͤhnlich genaͤhrte Ochsen, aber auch mehrere Arbeitstage, als gewoͤhnlich bei uns angenommen werden. S. 132. Bei 10zolligen Streifen macht ein Zugthier auf der gegebenen Flaͤche richtiger berechnet 6 12/25 Meilen ohne die Umwendungen. S. 236 Zeile 4. v. u. statt 71 14/15 s. 71 10/25. - - letzte Zeile statt 30¼ s. 30 4/25. S. 242. u. f. In den Berechnungen uͤber die ausgezogene und hinzukom- mende Kraft haben sich auch verschiedene Irrungen eingeschlichen. Ich schwankte noch in den anzunehmenden Positionen. Nachher habe ich mich ausfuͤhrlicher dar- uͤber erklaͤrt in den Bemerkungen vor dem zweiten Bande. Ich war z. B. zwei- felhaft ob ich den Kartoffeln die Aussaugung nach Verhaͤltniß ihres Ertrages an- rechnen sollte, oder nicht. Ich habe mich nachher uͤberzeugt, daß ihr hoͤherer Er- trag keine staͤrkere Aussaugung bewirke, weil man nach selbigen keinen nachtheiliger Einfluß auf die folgenden Fruͤchte verspuͤrt, als nach einer schlechten Ernte; viel- mehr das Gegentheil. S. 271. Hier ist ein Versehen, wahrscheinlich bei der Abschrift vorgegangen. Ich hatte naͤmlich große und kleine Gerste unterschieden, und die erste, deren Gewicht ich im vollkommnen Zustande zu 72 Pfund per Scheffel annehme, ist wegge- lassen. Die hier stehende Berechnung paßt nur auf kleine Gerste, die in der Re- gel nur 60 Pfund per Scheffel wiegt, und mit ihrem Stroh ungefaͤhr in gleichem Verhaͤltnisse wie 60 : 100 stehet. Man muß also das Stroh der großen Gerste so berechnen, daß man das Gewicht eines Scheffels im vollkommnern Zustande zu 72 Pfd. per Scheffel, im unvollkommeren zu 68 Pfd. annimmt. S. 272. letzte Zeile statt 5561 s. 5661. Die Tabellen im zweiten Bande S. 12 bis 30. enthalten manche Irrungen, welche durch eine Abaͤnderung derselben waͤhrend des Drucks entstanden waren, so daß eine bloße Korrektur nicht Statt finden kann. Da diese Tabellen indessen die Aufmerksamkeit sehr vieler Leser vorzuͤglich erregt haben, indem sie den Erfolg der ver- Nachschrift. verschiedenen Wirthschaftsarten auf einem und demselben Areale darstellen; so scheint mir ein neuer berichtigter Abdruck derselben noͤthig. Einige Saͤtze in demselben sind ganz abgeaͤndert, indem, besonders bei dem Vortrage uͤber diese Tabellen zu Moͤgelin, durch meinen verehrten Freund Herrn Koppe, und der bei dieser Gele- genheit wiederholten Berechnung der Mitglieder des Instituts im Winter 18 11/12 einige Verhaͤltnisse genauer entwickelt wurden. Ich bitte daher diese Tabellen, so wie sie hier folgen, als die richtigern anzusehen, und jene im zweiten Bande in der Folge außer Acht zu lassen. Dennoch wird es meinen Lesern angenehm und nuͤtz- lich seyn, wenn ich ihnen einige Gruͤnde dieser Abaͤnderungen angebe. No. 1. Der Unterschied, den es macht, wenn diese Wirthschaft nur Pferde und keine Ochsen haͤlt, ist doch betraͤchtlich. Da aber ungeachtet des Mangels an Weide und Fuͤtterung keine absolute Unmoͤglichkeit da ist, Ochsen zu halten, so ist es, um die Wirthschaftskosten hierin gleich zu stellen, richtiger, wenn hier weniger Pferde, dagegen aber Ochsen berechnet werden. Die Kuͤhe muß- ten deshalb von 20 auf 12 Stuͤck reduzirt werden, dagegen sind aber, um die Sommerweide moͤglichst zu benutzen, 50 Stuͤck Schaafe mehr angenommen. Fuͤr diese wird nun freilich das Winterfutter geringer, ist aber noch so, daß bei dem hier vorhandenen Ueberflusse von Stroh 750 Landschaafe gut erhalten werden koͤnnen. Die Weide auf der Brache, welche in den vorigen Tabellen gar nicht gerechnet war, ist hier nach Band I. §. 289. mit 100 Morgen Au- ßenweide gleich gesetzt worden. Die Zahl des maͤnnlichen Gesindes ist wegen der Verminderung der Pferde um eins vermindert, dagegen der maͤnnliche Ta- gelohn um 38 Scheffel Rocken hoͤher angesetzt, weil das Pfluͤgen mit den Ochsen so viel Tagelohn mehr kostet. Die Druck- und Berechnungsfehler in dieser Tabelle sind, so wie in allen folgenden berichtigt. No. 2. Auch hier sind aus denselben Gruͤnden Ochsen mit Verminde- rung der Pferde angenommen. Der Tagelohn ist nach einer genaueren Be- rechnung hier so viel hoͤher angesetzt, als die Aberntung der Erbsen und des Kleefeldes diesen Aufwand gegen No. 1, vermehrt, wozu noch die staͤrkere Mist- ausfuhr dieser Wirthschaft kommt. No. 3. hat folgende Berichtigungen erhalten: Es war auf der alten Ta- belle die Ochsenweide den Kuͤhen zum reinen Ertrage, und die Kosten jener Vierter Theil. L l l Nachschrift. wohl etwas zu niedrig angesetzt. Die Brachweide ist hier, des fruͤhen Auf- bruchs wegen, zu unbedeutend, um berechnet werden zu koͤnnen, zumal da Wirth- schaften dieser Art in der Regel keine Schaafe halten. Die Tagearbeit war zu geringe angesetzt, sie hat zwar 120 Morgen Ge- treide weniger abzuernten, aber 171 Morgen Klee zu Heu zu machen, auch hat sie ungefaͤhr ¼ mehr Mist auszufahren. So wie der Tagelohn hier steht, ist es speziell berechnet. No. 4. Diese Wirthschaft kann mit demselben Arbeitsvieh ausreichen wie No. 3. No. 4. hat zwar 240 Morgen Brache zu bearbeiten, No. 3. nur 171 3/7, jene also 68 4/7 Morgen mehr. Dagegen hat No. 4. nur 240 Morgen Soͤmmerung, No. 3. aber 347 6/7, jene also 102 6/7 Morgen weniger, wodurch die Arbeit ungefaͤhr gleich bleibt. Um voͤllige Gleichheit zu erhalten, ist die Brachweide auf dem einem Brach- schlage, gleich der Weide bei der Dreifelderwirthschaft, berechnet, naͤmlich 120 Morgen = 24 Morgen Dreeschweide. Wenn es gleich in der Mecklen- burgischen Koppelwirthschaft nicht gebraͤuchlich ist, die Muͤrbebrache zur Weide im ersten Theile des Sommers liegen zu lassen, so koͤnnten die Brachen doch durch die Haltung von Schaafen — obwohl sie diesen Wirthschaften observanz- maͤßig nicht berechnet sind — so viel genutzt werden. Endlich ist der Tagelohn nach einer genaueren Berechnung erhoͤhet worden. No. 5. Es war unrichtig hier einen Knecht mehr anzusetzen. Die Tage- lohn-Arbeiten aber muͤssen hier mehr kosten, als bei No. 4. weil mehrere Och- sen zu halten sind, und mehreres Getreide ausgesaͤet wird. No. 6. Es war in der alten Tabelle fuͤr die Pferde Weide angenom- men, nach der bei dieser Wirthschaft ziemlich gebraͤuchlichen Einrichtung, die uͤbrigen Kosten der Pferde dagegen niedriger angesetzt. Um darin mehrere Gleichheit zu erhalten, ist ihre Erhaltung mit den andern Wirthschaften gleich gemacht. Die Pflugarbeit ist hier geringer, und darum der Tagelohn, der frei- lich durch die mehreren Mistarbeiten und durch die doppelte Aberntung des Klee- schlages sich wieder vermehrt, um ein Weniges geringer angesetzt worden. No. 7. Wegen der staͤrkeren Mistausfuhr, dem Kartoffeln- und Heuein- fahren sind hier noch 2 Pferde mehr als in der alten Tabelle angesetzt. Auch Nachschrift. sind die Kosten der Pferde und Ochsen nun eben so hoch angesetzt worden, als in den andern Wirthschaften; denn außer No. 1. koͤnnten alle die andern Wirthschaften, den Vortheil, der durch eine gruͤne Fuͤtterung der Pferde er- waͤchst, sich allenfalls auch verschaffen. Durch die Verfuͤtterung des Klees mit Pferden ward der Vortheil derselben dieser Wirthschaft hoͤher berechnet, als dem vorherigen, und dies darf in Hinsicht auf die Vergleichung nicht geschehen. Der Tagelohn war nach einer genaueren Berechnung, besonders in Hinsicht der starken Duͤngerausfuhr, zu geringe berechnet, oder es ist vielmehr darin, wie an mehreren Stellen dieser Tabelle, ein Zahlenirrthum vorgegangen. Nach genauer Nachrechnung muß es so stehen wie hier. No. 8. Es ist in der neuen Tabelle mehr Zugvieh angenommen, weil nach genauerer Berechnung die vielen Mist- Ernte- und Getreidefuhren dieses erfordern. Auch ist der Arbeitslohn betraͤchtlich hoͤher angesetzt. Es war aber in der alten Tabelle ein Rechnungsfehler von 500 Scheffeln eingeschlichen, und deshalb ergiebt sich nach der genauesten Nachrechnung in der neuen Tabelle dennoch ein hoͤherer Ertrag. No. 9. Hier sind ebenfalls 2 Pferde mehr angenommen, und ein hoͤhe- res Tagelohn; auch verschiedene Rechnungsfehler verbessert. Das Stroh, welches in den saͤmmtlichen Tabellen bei der Gerste nur zu 100 Pfund per Scheffel angenommen war, ist hier zur Uebereinstimmung mit dem Bd. I. S. 271. angenommenen, aber wie oben erinnert, nur fuͤr die kleine Gerste passenden, Prinzipien zu 113 Pfund per Scheffel berechnet wor- den; von einem Scheffel Rocken 215 Pfund, und von einem Scheffel Hafer 86 Pfund. Die Misterzeugung aus dem Strah, Heu und Kartoffeln haͤtte ich nach neueren Beobachtungen wenigstens um 2/10 wieder hoͤher annehmen sollen. Ich habe aber darin keine Abaͤnderung machen wollen, so offenbar es ist, daß den Kartoffeln dabei unrecht geschieht. L l l 2 Vierter Theil. M m m M m m 2 Vierter Theil. N n n N n n 2 Die Verhaͤltnisse dieser Wirthschaften kommen also folgendermaßen zu stehen: Im Verlage der Realschulbuchhandlung zu Berlin sind folgende Werke um beigesetzte Preise zu erhalten: A chard , F. C., Vorlesungen uͤber Experimentalphysik. 4 Theile, mit Holzschnitten, gr. 8. 3 Rthlr. Bailey , J., der bestmoͤglichste Pflug. Auf Erfahrung und mathematische Grundsaͤtze ge- stuͤtzt. A. d. Engl. mit Zusaͤtzen und Kupf. 4. 12 Gr. Bell , B., Versuche uͤber den Ackerbau; nebst einem Vorschlage die hoͤhere Kultur der Felder zu befoͤrdern. A. d. Engl. mit erlaͤut. Anmerk. von A. Thaer. gr. 8. 2 Rthlr. Bergen , J. C., Anleitung zur Viehzucht, oder vielmehr zum Futtergewaͤchsbau und zur Stallfuͤtterung des Rindviehes. Mit Anmerkungen, Berichtigungen und Zusaͤtzen von Albr. Thaer. Mit 3 Kupfert. gr. 8. 2 Rthlr. 12 Gr. Chaptal , J. A., die Chemie in ihrer Anwendung auf Kuͤnste und Gewerbe dargestellt. A. d. Franz. mit Anmerkungen und Zusaͤtzen von D. S. F. Hermbstaͤdt. Zwei Baͤnde mit 12 Kupfertafeln. gr. 8. 5 Rthlr. Dickson , R. W., praktische Ackerbaukunde oder vollstaͤndiges System der verbesserten neuen Landwirthschaft; nebst der Lehre von den Anpflanzungen und von der Behandlung des Viehstapels. A. d. Engl. mit Anmerk. und Zusaͤtzen von Albr. Thaer. Zwei Baͤnde, mit 7 Kupf. gr. 4. 7 Rthlr. 8 Gr. Einhof , H., Grundriß der Chemie fuͤr Landwirthe. Aus seinen hinterlassenen Dictaten herausgegeben von Albr. Thaer. Erster Theil. gr. 8. 1 Rthlr. Essen , A. v., der Uebergang aus gewoͤhnlichen Dreifelderwirthschaften in eine nach Thaer- schen Grundsaͤtzen geordnete Fruchtwechselwirthschaft. 8. 1 Rthlr. 8 Gr. Gericke , C. F. G., praktische Anleitung zur Fuͤhrung der Wirthschaftsgeschaͤfte fuͤr ange- hende Landwirthe. Mit einer Vorrede von Albr. Thaer. Drei Theile in 4 Baͤnden, mit vielen Kupfern. gr. 8. 11 Rthlr. 20 Gr. Desselben Werks 2ter Theil in 2 Baͤuden, unter dem besondern Titel: Anleitung zum Erdrinden oder Erdflaͤchenbau. Zwei Baͤnde, mit Kupf. gr. 8. 6 Rthlr. Fuͤr die Besitzer der ersten Auflage des groͤßern Werks besonders bestimmt. Gilly , D., praktische Anleitung zur Anwendung des Nivellirens oder Wasserwaͤgens in den bei der Landescultur vorkommenden gewoͤhnlichsten Faͤllen. Zweite Aufl. mit 4 illumiu. Kupfern. gr. 4. 1 Rthlr. Hayne , D. F. G., getrene Darstellung und Beschreibung der in der Oekonomie und Technologie gebräuchlichen Gewächse. Erstes Heft mit 6 illum. Kupfert. gr. 4. 1 Rthlr. 12 Gr. Auf engl. Vel. Pap. 1 Rthlr. 21 Gr. Hermbstaͤdt , D. S. F., allgemeine Grundsaͤtze der Bleichkunst, oder theoretische und prak- tische Anleitung zum Bleichen des Flachses, der Baumwolle, Wolle und Seide, so wie der daraus gesponnenen Garne, und gewebten oder gewirkten Zeuge; nach den neusten Erfahrungen. Mit 11 Kupfertafeln. gr. 8. 2 Rthlr. 4 Gr. Dessen Anleitung zur Kenntniß der Natur, Fabrikation und Anwendung des Essigs. Fuͤr Fabrikanten und fuͤr Haushaltungen, die ihren Bedarf selbst verfertigen. gr. 8. 1 Rthlr. Dessen Archiv der Agriculturchemie fuͤr denkende Landwirthe, oder Sammlung der wichtigsten Entdeckungen, Erfahrungen und Beobachtungen in der Physik und Chemie, fuͤr rationelle Landwirthe, Guͤterbesitzer und Freunde der oͤkonom. Gewerbe. Fuͤnf Baͤnde, mit Kupf. gr. 8. 10 Rthl. 16 Gr. Dessen Grundsaͤtze der experimentellen Kameralchemie, fuͤr Kameralisten, Agronomen, Forst- maͤnner und Technologen. gr. 8. 3 Rthlr. Justi , H. G. v., oͤkonomische Schriften uͤber die wichtigsten Gegenstaͤnde der Stadt- und Landwirthschaft. Zwei Baͤnde, 2te Aufl. 1 Rthlr. 20 Gr. Kaͤhler , H., Handbuch fuͤr den Landmann; oder uͤber Mergelfahren, Bewaͤsserung der Wiesen, Raps-, Tobacks- und Hanfbau, Kartoffelbranntweinbrennerei, Wechselwirth- schaft ꝛc.; mit einer Vorrede von Albr. Thaer. Mit 2 Kupf. gr. 8. 1 Rthlr. 18 Gr. Krug , L., Ideen zu einer staatswirthschaftlichen Statistik. 4. 1 Rthl. 12 Gr. Dessen Abriß der Staatsoͤkonomie oder Staatswirthschaftslehre. 8. 1 Rthlr. 4 Gr. Dessen Geschichte der staatswirthschaftlichen Gesetzgebung im Preuß. Staate; von den aͤltesten Zeiten bis zum Ausbruch des Krieges. Erster Theil. gr. 8. 3 Rthlr. Lauderdale (Graf von) uͤber Nationalwohlstand. Nach dem Engl. (vom Geh. Staats- rath v. Schoͤn). gr. 8. 10 Gr. Marshall , W., uͤber Landeigenthum, dessen Erwerbung und Verbesserung. Aus dem Engl. uͤbersetzt, mit einer Vdrrede und Anmerkungen begleitet von Heinrich Burggrafen zu Dohng Wundlaken. Erste Abtheilung. gr. 8. 1 Rthlr. 4 Gr. Zwei Preisschriften, von der Anwendbarkeit, dem Nutzen oder der Schaͤdlichkeit der Koppel- wirthschaft in der Mark Brandenburg. gr. 8. 18 Gr. Sander , J. C. H., vermischte Beitraͤge zur praktischen und gerichtlichen Thierheilkunde, fuͤr Aerzte, Juristen, Oekonomen. gr. 8. 2 Rthlr. 8 Gr. Schlaberg , J. A., praktische Arzeneimittellehre zum Gebrauch fuͤr Thieraͤrzte und Land- wirthe. Mit einer Vorrede von C. F. G. Gericke. gr. 8. 2 Rthlr. 8. Gr. Schregel , Anweisung zum Anbau und Benutzung des Mais oder Tuͤrkischen Weizens, besonders im noͤrdlichen Deutschlande und in den Preuß. Staaten, nach eignen Erfahrun- gen. Mit einigen Anmerkungen und einer Vorrede von Albr. Thaer. 8. 7 Gr. Sick , F., Unterricht fuͤr den Landwirth zur Abwendung und Heilung der in Kriegszeiten vor- kommenden Viehkrankheiten. Auch in Friedenszeiten nuͤtzlich. gr. 8. 16 Gr. Thaer , Albr., Annalen des Ackerbanes, 6 Jahrgaͤnge nebst Register. Mit Kupfern. 1805 — 10. Ladenpreis 40 Rthlr. 12 Gr. Dessen Annalen der Fortschritte der Landwirthschaft in Theorie und Praxis. Zwei Jahrgaͤnge, 1811 und 12. Mit Kupfern. 8. 13 Rthlr. 8 Gr. Um den Liebhabern den Ankauf dieses Werks zu erleichtern, das gewissermaßen als ein Repertorium desjenigen, was in letzter Zeit zur Vervollkommnung der Landwirthschaft geschehen, zu betrachten ist, soll eine Anzahl Exempl. von allen acht Jahrgaͤngen bis zur kuͤnf- tigen Ostermesse 1813 um den maͤßigen Preis von 6 Friedrichsd’or oder 35 Rthlr. Preuß. Cou- rant bei baarer und frankirter Einsendung des Geldes erlassen werden; spaͤterhin tritt der volle Ladenpreis wieder ein. Das im vorigen Jahre erschienene Sachregister erleichtert den zweck- maͤßigen Gebrauch des Werks besonders. Aus diesen Annalen sind folgende Abhandlungen einzeln abgedruckt und besonders zu haben: A. Thaers Handbuch fuͤr die feinwollige Schaafzucht. Auf Befehl des Koͤnigl. Ministeriums des Innern verfaßt. gr. 8. 18 Gr. Dessen Methode der landwirthschaftlichen Buchhaltung, durch das zu Moͤgelin ein- gefuͤhrte Schema erlaͤutert. 8. 16 Gr. Derselbe, uͤber die Werthschaͤtzung des Bodens. Ein Versuch an die Stelle der schwankenden Wirthschaftsauschlaͤge bestimmte Grundanschlaͤge zu setzen. Erster Theil: Die Schaͤtzung des Ackerlandes. 8. 20 Gr. Wer von obigen Werken fuͤr die Summe von Zehn Thalern kauft, und diese baar und unfrankirt einsendet, dem sollen die Buͤcher innerhalb der Preuß. Staaten, oder wenn der Besteller ein Auslaͤnder ist bis zur Graͤnze frei geliefert werden. Belaͤuft die Bestellung sich auf zwanzig oder mehrere Thaler, so kann von dem Betrage 20 Prozent abgezogen, so daß z. B. fuͤr 20 Rthlr. nur 16 Rthlr. bezahlt werden. Die frankirte Zusendung der Buͤcher faͤllt aber sodann weg; so wie auch bei dem heruntergesetzten Preise von Thaers Annalen kein weiterer Vortheil statt findet.