Anm . Die hiezu gehoͤrige Karte des Peloponnes waͤhrend des Peloponnesischen Kriegs , gestochen von K. Kolbe in Berlin , ist bei dem Preise des Buches nicht mit eingerechnet; sie wird einzeln verkauft und kostet sauber illuminirt 18 Gr. Geschichten Hellenischer Staͤmme und Staͤdte von D. Karl Otfried Muͤller ordentl. Professor an der Universitaͤt Goͤttingen, Mitgliede der K. Societaͤt der Wissenschaften daselbst und Correspondenten der K. Preußischen Akademie. Zweiter Band . Die Dorier, erste Abtheilung . Mit einer Karte des Peloponnes. Breslau , im Verlage von Josef Max und Komp . 1824 . Die Dorier . Vier Buͤcher von Karl Otfried Muͤller. Erste Abtheilung . Erstes und zweites Buch. Breslau , im Verlage von Josef Max und Komp . 1824 . Vorrede . D as geschichtliche Werk, das ich hiermit dem Publicum und der Wissenschaft uͤbergebe, verfolgt eine Aufgabe, die durch ihre Groͤße und Schoͤn- heit mich vor Beginn der Arbeit mit Begeisterung erfuͤllte, beim Fortgange derselben zu immer neu anwachsender Thaͤtigkeit staͤrkte, am Schlusse aber fast nur beschaͤmt und niederdruͤckt: so wenig darf ich hoffen sie von allen Seiten befriedi- gend geloͤst zu haben. Sie forderte, einen von den Staͤmmen, welche die Hauptglieder in dem Organismus des Hellenischen Nationallebens bil- den, herausgesondert in seinen aͤußeren Zustaͤnden und Verhaͤltnissen, noch mehr aber in seinem gei- stigen Wesen und Leben zu erkennen und darzu- stellen. Die Statthaftigkeit einer solchen Auf- gabe laͤugnet heutzutage Niemand, da man aufge- geben, der Voͤlker Leben aus aͤußern Umstaͤnden und Conjuncturen einerseits und schlauen Plaͤnen [1*] ausgezeichneter Maͤnner von der andern zu erklaͤ- ren, da man einsieht, daß Nationen nur groͤßre Individuen sind, deren Charakter, von einer hoͤ- hern Natur von Anfang an bestimmt, durch die Erziehung der Weltgeschichte entwickelt wird, nach Gesetzen, die eben so weit uͤber dem Causalnex der einzelnen Momente als uͤber der subjektiven Frei- heit der Individuen stehn. Auch herrscht die letz- tre Ansicht jetzt schon in den tiefern Studien der Griechischen Geschichte vor, und hat uns das bald in Gegensaͤtzen sich entzweiende und wieder verei- nigende, bald in organischer Metamorphose neue Gestalt gewinnende Leben der Hellenen in vielfa- cher Hinsicht mit groͤßerer Klarheit erkennen lassen; welche Stelle aber in demselben die Staͤmme ein- nehmen, wie in ihnen die Hellenische Nationalitaͤt bis auf die tiefste Wurzel sich spaltet und ver- zweigt, daher sie in jeder Richtung des geistigen Lebens auseinandertreten, und erst vereint den vollen Begriff des Griechenthums geben, haben geistreiche Maͤnner schon einigemal nachzuweisen gesucht, mit einer unverabredeten Uebereinstim- mung, der nur wenige Unzusammenhaͤngendes re- dende Stimmen widersprachen. Auch hat man wohl schon den Gesammtbegriff des Hellenismus aus denen der einzelnen Staͤmme, und die letztern als nothwendig in jenem enthalten andeutnngs- weise zu construiren unternommen; Bemuͤhungen, die ich nicht zu tadeln wage, obgleich nur gar zu leicht das geschichtliche Leben durch den allgemei- nen Begriff getoͤdtet wird, und es die Schranke der historischen wie naturgeschichtlichen Forschung zu sein scheint, daß wir zwar den tiefen Zusam- menhang des faktisch Erkannten einzusehn, und so zum Allgemeinen aufzusteigen, aber nie vom Allgemeinen ab das Besondre, dem goͤttlichen Gei- ste gleichsam nachschaffend, zu gestalten vermoͤgen. Meine Aufgabe ging auf keinerlei Construction, sondern einzig darauf, aus genauer Betrachtung des Dorischen Lebens in allen seinen Kreisen und Richtungen das eigenthuͤmliche Wesen dieses Stam- mes, wie eines einzelnen Menschen aus seinen Handlungen und Reden, mit moͤglichster Schaͤrfe und Bestimmtheit auszumitteln; welche Aufgabe freilich an der scheinbar unaufloͤslichen Schwierig- keit leidet, daß wir uns einerseits schon einen Be- griff von dem geistigen Wesen eines Volkes gebil- det haben muͤssen, ehe wir dasselbe in dem aͤußern Handeln der Einzelnen, in denen sich die Sinnes- art der Gesammtheit mehr oder minder darstellt, zu erkennen und nachzuweisen vermoͤgen, und daß uns andrerseits doch nichts Anders als die unbe- fangenste Betrachtung des Letztern zur richtigen Erkenntniß des Erstern fuͤhren kann: aber dies ist keine unsrer Aufgabe eigenthuͤmliche Schwie- rigkeit, sondern der in jeder historischen Forschung mehr oder minder stattfindende Cirkel. Bedeu- tender ist die, daß die Masse und Vielartigkeit des zusammenzutragenden Stoffs und der unterge- ordneten Untersuchungen einen lichtvollen Gang der Gesammtdarstellung ungemein erschwert: um so noͤthiger scheint es, den Plan des Ganzen hier mit einigen Worten anzugeben. Zuerst mußte von der Existenz, Verbreitung und Stellung des Dorischen Stammes gehandelt, und die aͤußere Geschichte desselben fuͤr sich darge- stellt werden, obgleich dies nie in so vollkommner Sonderung geschehn kann, daß nicht zugleich man- che politische und Cultur-Ideen, welche auf die Stellung nach außen bestimmend einwirken, be- ruͤhrt werden sollten. Sonst habe ich diese Dar- stellung oͤrtlich dadurch beschraͤnkt, daß ich von den Staaten der Dorier außerhalb des Peloponnes nur die Anlage behandle; in Hinsicht der Zeit dadurch, daß ich die Erzaͤhlung nur bis zum An- fange des Peloponnesischen Krieges fortfuͤhre, nach dem die vorher schon mannigfach aufgeloͤste Stamm- einheit allgemach ganz verschwindet: dazu ist die Behandlung durch Auslassung alles Dessen, was in andern Werken, wie in Manso’s Sparta, genuͤ- gend eroͤrtert schien, — und dessen war ungemein viel, — fragmentarisch geworden; manche Luͤcken auszufuͤllen, wird die chronologische Beilage und die Karte dienen, die den Zustand des Peloponnes waͤhrend des Krieges zu veranschaulichen bestimmt ist. Daß ich nun auf diesen geschichtlichen Abriß Abhandlungen uͤber Religion, Staat, Sitte und Kunst folgen lasse, und alles Dies unter dem Ti- tel von Geschichte, wird Niemand tadeln, der nicht von Geschichte uͤberhaupt sehr enge und unleben- dige Vorstellungen hat. Die Religion, gebildet in Zeiten, da Staat und Recht noch embryonisch in den Keimen lagen, und als diese sich zu ge- stalten anfingen, schon lange festgestellt, ist ganz eigentlich die aͤlteste Geschichtsurkunde des geisti- gen Lebens einer Nation, zumal wenn nachgewie- sen wird, was bei der Dorischen des Apollon mit genuͤgender Evidenz geschehen zu sein scheint: daß sie der Volkstamm nicht durch aͤußerliche Ueber- tragung erhalten, sondern aus dem eignen reli- gioͤsen Gefuͤhl zur bestimmten Gestalt erschaffen habe. Wie schwierig aber die Behandlung die- ses Gegenstandes sei, mag am besten die Betrach- tung lehren, daß uͤberhaupt keine Religion, mit Ausnahme des Christenthums, in einer geschicht- lichen Zeit neu entstanden ist, daß aller andern Ursprung in einer voͤllig verhuͤllten Urzelt liegt, welche ein spaͤter untergegangnes Vermoͤgen, religioͤse Gefuͤhle in bestimmter Form festzuhalten und dem Beduͤrfniß des Glaubens sein Objekt zu schaffen, besessen haben muß. In einer solchen Zeit ruhend stehen beim ersten daͤmmernden Beginn der Geschichte die Gottheiten und Culte aller Voͤlker schon vor uns, den Sprachen aͤhnlich, die auch nie- mals nachweisbar ein neues wesentliches Element, ein Wurzelwort oder eine Flexion, erhalten haben; wie diese, moͤgen sie sich vermischen, degeneriren, von außen umgestaltet werden; etwas voͤllig Neues giebt es in ihnen nicht, und alle Religion ist ihrem Wesen nach traditionell und positiv. Das, glaub’ ich, lehrt alle Historie, die sich bemuͤht die Epochen des geschichtlichen Lebens mit Unbefangenheit zu erkennen. Dagegen ist es vielleicht ein besondres Resultat der hier mitgetheilten Untersuchungen, daß dieser Zustand religioͤser Produktivitaͤt doch fuͤr Griechenland in eine Zeit gesetzt werden muß, in der nicht die Nation blos, sondern auch die einzel- nen Staͤmme derselben in bestimmt ausgepraͤgter Eigenthuͤmlichkeit dastanden. Denn wenn ich er- stens gezeigt habe, daß aller Apollocult von dem Dorischen Urlande um Tempe ausgegangen ist, so ist auch zweitens anschaulich gemacht worden, daß die Grundideen desselben mit dem Geiste des Do- rischen Volkstammes in derjenigen Uebereinstim- mung standen, die uͤberhaupt bei Vergleichung fruͤherer und spaͤterer Epochen desselben Volks er- wartet werden kann. Freilich haͤngt dies Resul- tat von dem Gelingen meines Bemuͤhens ab, uͤberhaupt die religioͤsen Ideen dieses Cultus aus dessen Symbolen, Mythen, Darstellungen dem Leser zu vergegenwaͤrtigen; den ich dabei nur zu erwaͤgen bitte, daß ich einerseits aus Scheu durch Raͤsonnement die aͤchte Farbe der Tradition zu ver- wischen, andrerseits auf weiteres Fortsinnen rech- nend, die Stelle einzelner Saͤtze im allgemeinern Zusammenhange oft nur mit wenigen Worten be- zeichnet habe. Juͤnger als die Bildung des Goͤt- termythus ist auf jeden Fall die des heroischen, seine Tendenz schon mehr praktisch, weniger ideal, auf und ab schwankend von religioͤser Anschauung zu geschichtlicher Erinnerung. Bei den Doriern concentrirte sich der Schoͤpfergeist dieser Mytho- logie in der Einen Gestalt des Herakles, die dem Dorischen Stamm in ihren Hauptzuͤgen zu vindi- ciren und von diesem Anfangspunkte aus zu ent- wickeln, eine der Hauptabsichten dieses Buches war. Da in dieser Classe von Mythen manche der aͤltesten politischen Ideen, wie Heiligkeit des Koͤnigthums, Nothwendigkeit der Mordsuͤhne, hell hervortreten: so schien es angemessen, unmit- telbar die Darstellung des Dorischen Staates fol- gen zu lassen. Dem Dorischen Stamme ist vor allen Griechischen ein eben so fruͤh gebildeter als intensiver Begriff von der Ordnung des oͤffent- lichen Lebens eigen, so daß die noch in vielfacher Hinsicht unbestimmten Verhaͤltnisse der Homerischen Achaͤer in einen auffallenden Gegensatz treten mit dem streng geregelten und harmonisch ausgebilde- ten Staatsleben, wie es sich schon so fruͤh in Kreta, dann gleicherweise in Sparta, und, wie ich glaube, auch sehr zeitig in Delphi gestaltete. Den Begriff des Dorischen Staates uͤberhaupt nach- zuweisen, seinen Organismus aus Kreta’s, Spar- ta’s und einiger andern Staaten aͤlteren Institu- tionen zu entwickeln, war die Hauptabsicht des dritten Buches, das indessen auch diejenigen Staatseinrichtungen und solche Verfassungen der Dorier nicht uͤbergeht, in denen von jenem politi- schen Stammgeiste eben Nichts oder Wenig sicht- bar ist. Eine sehr verwickelte Aufgabe fuͤr die ge- schichtliche Forschung ist die Sitte, oder die Weise des Familienlebens und der Geselligkeit, die nicht unmittelbar von der Einheit des Staates abhaͤngt, weil an ihr die verschiedensten Zeitalter und oft auch Individuen bestaͤndig und unmerklich arbeiten, ohne daß von ihrem Entstehen und ihren Um- wandlungen irgend bestimmte Kunde auf die Nach- welt kaͤme. Doch wird die Behandlung der Do- rischen Sitte erstens dadurch erleichtert, daß sie, die Individuen fast mit gleicher Strenge wie das eigentliche Recht beherrschend, eben darum mit groͤßter Treue und Beharrlichkeit festgehalten wird, daher wir oft in verschiednen und entlegnen Dori- schen Staaten wesentlich ganz dieselben Herkom- men finden, und in ihnen bei strengem Gegensatze gegen spaͤter allgemeine Hellenensitten doch Ursit- ten der ganzen Nation, ja aller occidentalischen Voͤlker erkennen: zweitens dadurch, daß uns hier, so wie in der Kunst, der Sprachgebrauch bedeu- tend unterstuͤtzt, indem er in bestimmten Aus- druͤcken von Dorischer Kleidung, Speise, Lebens- art, wie von Bauart und Tonart, redet, waͤhrend von Dorischer Aristokratie nur selten, von Dori- scher Religion — als deren Inkunabeln am ent- ferntesten lagen — nie gesprochen wird. Die Kunst tritt eigentlich uͤberall ein, wo das Bestre- ben waltet, innerliches Leben in entsprechender aͤußerlicher Form darzustellen, z. B. in jeder Cul- tushandlung, aber auch in Gang, Kleidung und andern Lebenssitten, in welchen sich haͤufig ein wahres Kunststreben mit einer eben so realen Richtung auf einen aͤußerlichen Zweck unzerreißlich vereinigt. Und so sind alle die einzelnen Kuͤnste, deren Darstellung ich der Erziehung angereiht habe, Gymnastik, Musik, Orchestik, Dramatik, Plastik, nur Seiten und Ausdruͤcke jener allge- meineren das ganze Leben durchdringenden: wie auch wohl diese geschichtliche Darstellung anschau- lich macht, bei der absichtlich, was dem allgemei- nen Nationalleben entsprungen, in den Vorgrund, was mehr aus einzelnen Anregungen hervorgegan- gen, in den Hintergrund geruͤckt ist. Daß dieses Nationalleben, dessen Hauptzuͤge ich am Schlusse zusammenzustellen versucht, aller- dings noch weit lebendiger, anschaulicher, be- stimmter gezeichnet werden koͤnne als es hier ge- schehn, ist eine Ueberzeugung, die sich mir nach Vollendung des Werkes vielleicht lebhafter als irgend einem Andern aufdraͤngt, so lebhaft daß ich wuͤnschen moͤchte, von dem gewonnenen Stand- punkte noch einmal das Ganze neugestalten zu koͤn- nen, um dann erst Jegliches an seinen gehoͤrigsten Platz und in sein eigenstes Licht zu stellen. Nun aber habe ich mich, mehr ein Lernender als ein Lehrender, mit voͤlliger Unbefangenheit der Com- bination des Stoffes uͤberlassen, oft mit dieser beschaͤftigt den allgemeinen Faden eben nur noch in Haͤnden behalten, oft allgemeinere Resultate fast unerwartet aus der Behandlung des Gegeb- nen hervorwachsen sehn, oft aber auch nach einer uͤbeln Sitte, der ich indeß schwerlich sobald ent- sagen kann, die Forschung auf ein bestimmtes Resultat hinauszufuͤhren unterlassen, weil mir der bornirende Schein der Sicherheit und Vollendung weit gefaͤhrlicher duͤnkt als das Hinausstellen des Abschlusses in die ungewisse Zukunft. Wenn sich dessenungeachtet hie und da ein gewisses Gefuͤhl mit einiger Haͤrte ausspricht, wie es wohl ein wissenschaftliches Verfahren zu begleiten pflegt, das eine eigenthuͤmliche Untersuchungsweise auf eignes Studium der Quellen anwendet: so mag ich versichern, daß dieses Gefuͤhl bei mir niemals im Widerspruch gestanden hat mit der dankbaren Anerkenntniß, durch Anderer Forschungen vielfach belehrt, geleitet, erweckt worden zu sein, und mit der groͤßten Bereitwilligkeit, diese Belehrung auf unzaͤhligen einzelnen Stellen einzugestehn. So werden Voß in der Darstellung des Apollon-Phoͤ- bos, Buttmann in der des menschlichen Herakles manche Idee als die ihrige wiedererkennen; wie vielfachen Reiz der Forschung ich einem andern eminenten Mythologen verdanke, habe ich nie ver- hehlen wollen. Von Boͤckh , kann ich gar nicht mehr angeben, wie viel durch Unterricht und Mit- theilung in meine Studien und namentlich in dies Buch uͤbergegangen ist, und kaum dafuͤr brauche ich des trefflichen Gelehrten Verzeihung zu erbitten, wenn ich Einiges unreif und voreilig ausgespro- chen, woruͤber wir von ihm reiflichere Erwaͤgung und gediegnere Eroͤrterung zu erwarten haben. Wie er mich auch durch Mittheilung von In- schriften und durch berichtigende Bemerkungen nach Zusendung der Bogen unterstuͤtzt, habe ich einige- mal anzumerken Gelegenheit gefunden. Weniger konnte ich, ohne weitlaͤuftig zu werden, des still- fortwirkenden Einflusses gedenken, den Heerens leitender Rath und Dissens belehrendes Gespraͤch auf mein Buch geuͤbt haben, welche Gelehrte uͤberdies durch den freundlichsten Antheil am Fort- gange des Unternehmens den wankenden Muth der Arbeit oftmals neu befestigten. Schließlich bemerke ich noch, daß die Erwaͤhnungen der In- schriften, die Fourmont nach Paris gebracht, so wie derer, die der Engl. Consul Sherard in Klein- asien sammelte, und einiger andern in Paris und London befindlichen Steine, dann auch des Reise- journals Fourmonts des Neffen, mancher durch Lord Elgin an das Brittische Museum gekomme- nen Zeichnungen, mehrerer Griechischen Muͤnzen in noch nicht herausgegebnen Sammlungen, wie bei Payne Knight, Lord Northwick, u. dgl. m. sich auf Autopsie gruͤnden, der eine nach England und Frankreich auf huldvolle Veranstaltung unsrer Regierung unternommene Reise die Gelegenheit gab. Inhaltsverzeichniß . E inleitung. Ueber den Norden Griechenlands . Graͤnzvoͤlker: Illyrier, von denen Makedonier und Thes- saler stammen, die alten Phryger, und Thraker. Von den Nordstaͤmmen der Griechischen Nation, den Helle- nen, Achaͤern, Minyern, Joniern, Doriern, deren Ur- vaterland in Hyllis gesucht wird, und dem Verhaͤltniß derselben zum Ganzen des uͤbrigen Volkes. S. 1. Erstes Buch. Aeußere Geschichte des Dorischen Stammes . 1. Die Dorier in Thessalien . Beschreibung von Tem- pe, den Olympospaͤssen, Hestiaͤotis. Von den Perrhaͤbern und Lapithen, und der Dorier Verhaͤltnissen zu diesen. Aegimios. Zug nach Kreta. S. 17. 2. Die Dorier am Oeta und Parnass . Beschrei- bung der Landschaft, Bezeichnung der Dorischen Orte. Verhaͤltniß zu den Dryopern und deren Schicksale, zu den Maliern, zu den einwandernden Aenianen. S. 35. 3. Heraklidenzug . Daß die Herakliden von Ursprung Dorier, nicht Argeier. Quellen der angeblichen Ge- schichte des Zugs, abweichende Traditionen, Analyse der gewoͤhnlichen. S. 46. 4. Der Peloponnes , die Akropole Griechenlands. Con- struktion seiner Gebirge, Naturbeschaffenheit von Arka- dien, Lakonika, Messenien, Argolis, Achaja, Elis. Ue- ber die aͤlteste Urbarmachung, und die Schicksale der Ureinwohner. Wie die Dorischen Einwandrer die Herr- schaft gewannen. S. 66. [2] 5. Die Dorier im Peloponnes . In Argos, von da in Sikyon, Phlius, Kleonaͤ, Epidauros, Aegina, Troͤzen. Ueber die undorischen Orte von Argolis, den politischen Verband dieser Landschaft, das Verhaͤltniß der Dryoper. Gruͤndung von Korinth und Megara. Eroberung Lako- nika’s und Verhaͤltniß der Dorier zu den Achaͤern; Mes- seniens Einnahme und innere Zustaͤnde. S. 78. 6. Anlagen der Dorier außerhalb des Pelo- ponnes . Von Argolis aus in Kleinasien; Zusammen- stellung der historischen, und Wuͤrdigung der mythischen Nachrichten. Von Korinth in Sicilien und diesseits des Jonischen Meeres. Von Megara in Thrakien und Sici- lien. Von Sparta in Asien und Italien. S. 102. 7. Geschichte des Peloponnes bis Olymp . 40. Ueber die aͤltesten Denkmale und andre Quellen der Ge- schichte. Lykurg und der Gottesfrieden. Die Messeni- schen Kriege. Sparta’s Verhaͤltnisse zu den Arkadern, der Argeier zu den Umwohnern, Sparta’s und der Ar- geier zu einander. Pheidon, und die nachfolgende Zeit. S. 129. 8. Zeit der Tyrannen , in Sikyon, Korinth, Epidau- ros, Megara. Sparta’s Unternehmungen gegen diese und andre. Kleomenes Thaten gegen Argos, und Argos innere Umwaͤlzung. Megara’s Krieg mit Athen. S. 160. 9. Zeit der Perserkriege und bis zu dem Pelo- ponnesischen . Von dem Peloponnesischen Bunde und seinen innern Verhaͤltnissen. Sparta’s Hegemonie. Symmachie gegen die Perser. Inwiefern Athen die He- gemonie erhalten, und die Griechen Asiens befreit habe. Innere Kriege im Peloponnes, Krieg mit Athen. Ver- anlassung und Bedeutung des Peloponnesischen. S. 178. Zweites Buch. Religion und Mythus des Dorischen Stammes . Apollon, Ursprung und Verbreitung des Dienstes . 1. Apollon, keine Pelasgische, Orientalische, Italische, eine aͤchthellenische, Dorische Gottheit. Tempe die Wurzel des Dienstes von Pytho und Kreta. Bildung des Py- thischen Instituts durch die Krissaͤische Niederlassung; innere und aͤußere Verhaͤltnisse derselben. S. 199. 2. Kretische Apollokolonieen in Lykien und Troas (von dem Cult der Aeneaden und der Sage von Aeneias in Itali- en), in Thrakien, bei Milet und Kolophon, zu Troͤzen, Taͤnaron, Megara, Thorikos (in Zusammenhang mit dem Leukadischen Dienst; von dem Leukadischen Sprunge). Der Pythische Dienst in Boͤotien, und durch die Jonier in Attika; von der Gruͤndung Apollinischer Feste und der politischen Bedeutung des Cultus in Athen. S. 215. 3. Apollocult durch den Heraklidenzug im Peloponnes allge- mein, mit den Olympien vereinigt, Hellenischer Natio- nalcult. Weitre Verbreitung durch Aussendung von Unterthanenvoͤlkern des Pythischen Gottes, die Amphikty- onie, Kolonieen. S. 248. 4. Die Hyperboreersage, ansaͤssig in Delphi, Delos, Olym- pia. Ueber das urspruͤngliche mythische Lokal des Vol- kes, und warum es von Manchen nach Westen versetzt worden. Der ethische und religioͤse Begriff der Hyper- boreer. S. 267. Von dem Begriff und Wesen des Apollokults . 5. Daß der Apollocultus mit geringen Ausnahmen uͤber- all nach Ursprung und Charakter derselbe; daß er kein Naturcult, Apoll nicht Sonnengott sei. S. 280. 6. Die Homerische Idee des raͤchenden und strafenden Apoll ausgefuͤhrt; ihr gegenuͤber die des helfenden und retten- den gestellt. Paͤan, Agyieus, Apollon. Im Mittelpunkt der Begriff der Reinheit, des Lichts. Phoͤbos, Lykeios. Der Cultus ein dualistisch-supranaturalistischer. S. 292. 7. Dieselben Ideen nachgewiesen in der mythischen Geschichte des Gottes, seiner Geburt nach Delischer, seinem Kampf mit Python nach Delphischer Sage. Mimische Darstel- lung des letztern und der Dienstbarkeit des Gottes. S. 308. 8. Dieselben im Cultus. Von den unblutigen Opfern und den Reinigungsgebraͤuchen desselben. Verhaͤltniß und Ordnung der Suͤhn- und Reinigungsfeste. Apollini- sche Mordsuͤhne, auch im Attischen Criminalrecht. Apol- linische Weissagung und Musik, Charakter und einzelne Weisen der letztern. Von Apollons Festen und dem abweichenden Charakter der Hyakinthien. Seine Gestalt in der bildenden Kunst nach verschiednen Epochen. Ein- fluß des Cultus auf geistige Bildung und Philosophie. S. 324. Artemis . 9. Die Dorische Artemis, Apollons Schwester, geschieden von der Altpeloponnesischen Naturgoͤttin, an welche die zu Ortygia in Sicilien, die Brauronische, die Orthia oder Iphigeneia sich anreihen, so wie von der aus Kap- padokien stammenden Goͤttin von Ephesos. S. 367. Andre Gottheiten . 10. Von den Gestalten des Zeus- Hera- Athena- Deme- ter- Poseidon- Dionysos- Aphroditen- Asklepios- Cha- riten- Eros- Dioskuren-Cultus bei den Doriern, und dem Charakter Dorischer Religiositaͤt im Allgemeinen. S. 394. Herakles . 11. Von dem Dorischen Herakles und seinen Thaten in Thessalien, Aetolien, Epeiros, Doris, deren aͤußerem Zu- sammenhange und idealer Bedeutung. Uebertragung der Dorischen Mythen auf Boͤotien, und von dem Attischen Heraklesdienst. S. 411. 12. Von der Bildung der Peloponnesischen Heraklesfabel aus alteinheimischer Sage und der Uebertragung Dori- scher. Mythen von Herakles durch Colonieen und Umna- mung andrer Daͤmonen entstanden aus Koischem, Lydi- schem, Bithynischem, Phrygischem, Phoͤnieischem Cultus. Ueber die Idee dieses Heroenmythus, und die komische Seite der Fabel. S. 441. Drittes Buch. Staat der Dorier . 1. Einheit und Bestaͤndigkeit Principe desselben. Stand- punkt desselben in der allgemeinen Geschichte des politi- schen Lebens der Hellenen. Daß es wirklich einen Dori- schen Staat gegeben. Wie derselbe in der Verfassung Spar- ta’s realisirt sei, unter Einfluß von Kreta und Delphi. S. 5. 2. Unterthaͤnigkeitsverhaͤltnisse . Von Sparta’s Perioͤken, ihrer Eintheilung, politischen Rechten, und Geschaͤften. Dabei von der Talthybiaden und andrer Familien erblichen Aemtern. S. 21. 3. Von den Heloten. Ueber die Benennung derselben, ihr staatsrechtliches Verhaͤltniß, wie sie behandelt wurden. Kryptie. Wege zur Freiheit. Ueber die Zahl der Un- terthanen Sparta’s, die Eintheilung des Lakonischen Ge- biets, das Stadtgebiet und die Komen. S. 33. 4. Von den unterthaͤnigen Staͤnden in Kreta, Argos, Epi- dauros, Korinth, Sikyon, in den Kolonieen Syrakus, Byzanz, Herakleia, Kyrene. Vergleichung der Penesten Thessaliens, und Prospelaten Arkadiens. Von dem Ge- genfatze der πόλις zu den Demen in Arkadien und sonst, und wie durch Aufhebung desselben Demokratieen ent- standen. S. 52. 5. Von den freien Staatsbuͤrgern. Einthei- lung derselben in die Dorischen Phylen und andre hin- zutretende, dann in die ὠβαὶ, πἁτϱαι, τϱιακάδες. Vom Unterschied der Homoͤen und Hypomeionen. Ver- theilung der Staatsgewalt . Von den Volksver- sammlungen in Sparta und Kreta. S. 75. 6. Von der Gerusia zu Sparta, Kreta und Elis, und dem Koͤnigthum in Sparta und andern Dorischen Staa- ten. S. 91. 7. Von Sparta’s Ephoren, threm urspruͤnglichen Amte und dessen allmaͤliger Ausdehnung, auch andern Magistraten desselben Staats. S. 111. 8. Ueber die Wuͤrden, die an die Stelle des Koͤnigthums traten, die Kosmen Kreta’s und die Prytanen in Ko- rinth und sonst. Vermuthungen uͤber die fruͤhere Bedeu- tung der Attischen. Von den Artynen und Demiurgen in andern Staͤdten. S. 130. 9. Ueber die Umwandlungen der Verfassung in den Dori- schen Staaten Argos, Epidauros, Aegina, Kos, Rhodos, Korinth, Korkyra, Ambrakia, Leukadien, Epidamnos, Apollonia, Syrakus, Gela, Akragas, Sikyon, Phlius, Megara, Byzanz, Chalkedon, Herakleia Pontika, Knidos, Melos, Thera, Kyrene, Taras, Herakleia Siritis, Kro- ton, Delphi. Von der Tendenz der Spartiatischen Ver- fassung, und ihrer Bedeutung fuͤr das Hollenische Ge- sammtleben. S. 142. 10. Von der Haushaltung der Dorischen Staaten. Vertheilung des Landbesitzes. Syssitien. Lakonische Hauswirthschaft. Gebrauch des Geldes. Von der Aegi- netischen, und der Italisch-Sieilischen Muͤnze. S. 189. 11. Von der Gerichtsverfassung in Sparta, und den entsprechenden Institutionen des Zaleukos fuͤr die Epi- zephyrischen Lokrer. S. 218. 12. Dorische Kriegsverfassung . Von der Aushebung, Gliederung, den Befehlshabern, Truppengattungen, der Bewaffnung und Taktik des Spartiatischen Heeres. Von dem Charakter Dorischer Kampfweise, und der kuͤnstleri- schen und heitern Ansicht des Kriegs. S. 231. Viertes Buch. Sitte und Kunst der Dorier . 1. Privatalterthuͤmer. Wohnung . Dabei von der Dori- schen Tempelbaukunst, und dem Charakter dieser Archi- tektur im Gegensatz einer fruͤhern vordorischen. S. 253. 2. Kleidung . Freiere der Jungfrauen als der Eheweiber. Schlichte Einfachheit der Maͤnnerkleidung; Bedeutung der Art des Umwurfs; Charakteristisches der Tracht. S. 260. 3. Sitten des Mahles . Syssitien als Rest alten Her- kommens; von den Speisen und der Weise des Trin- kens; der gesellschaftlichen Ordnung; dem Ton der Un- terhaltung. S. 273. 4. Persoͤnliche Verhaͤltnisse der Geschlechter . Knuͤpfung der Ehe durch Verlobung und Raub, Zeit derselben, Noͤthigung der Gesetze. Verhaͤltniß der Gat- ten, und von der Bildung und Sitte Dorischer Frauen uͤberhaupt. Verhaͤltnisse verschiedner Alter . Von der Knabenliebe, wie sie faktisch in Kreta und Sparta bestand, und ihrer urspruͤnglichen Bedeutung. S. 280. 5. Erziehung . Form derselben, Eintheilung und Stufen- ordnung der Knaben, Juͤnglinge, Maͤdchen in Sparta und Kreta. Mittel derselben. Gymnastik , Betrieb dieser Kunst bei den Dorischen Voͤlkerschaften, Uebung der Jugend in Ertragung und Entbehrung. Mu- sik . S. 299. 6. Von der Dorischen Tonart. Charakter der Musik in Sparta und andern Staaten, allgemeine Uebung und Einfluß derselben auf die Sitten, Betrieb in den ver- schiednen Staͤdten des Stammes. Orchestik , zuerst gymnastische, dabei von den Embaterien und der Pyr- rhiche; dann mimische. Deikelikten. Bukoliasmen. Komik bei Bakchischen und Cerealischen Festen. S. 316. 7. Komoͤdie der Megarer, Mutter der Attischen, zusammen- haͤngend mit der Sicilischen. Phormis, Epicharm. Ue- ber das Italische Drama nach Vasengemaͤlden. So- phrons Mimen, deren rhythmischer Bau u. kuͤnstlerischer Charakter. Rhinthons Phlyaken. Urspruͤnge der Tra- goͤdie in Sikyon, des Satyrspiels in Phlius. Von der orchestischen Poesie als Dorischer Lyrik . — Plastische Kunst bei diesem Volkstamme. S. 349. 8. Ausbildung der Rede bei den Doriern. Gnomi- scher und apophthegmatischer Charakter derselben. Bra- chylogie und Witz der Dorier. Griphen. Symbotische Spruͤche der Pythagoreer, von Dorischem Gepraͤge, wie diese Philosophie uͤberhaupt. S. 383. 9. Ueber die Weise des taͤglichen Lebens u. die Behandlung des Todes. — Grundlinien einer Darstellung des Dori- schen Charakters uͤberhaupt; dann von dem Eigen- thuͤmlichen in der Sinnesart der Spartiaten, Kreter, Argeier, Rhodier, Korinther, Syrakusier, Sikyonier, Phliasier, Megarer, Byzantier, Aegineten, Kyrenaͤer, Tarantiner, Messenier, Delpher. S. 397. Beilagen . 1. Rechtfertigung der Karte des Peloponnes. Quel- len. Mathematische Bestimmungen, allgemeine Mes- sungen und Routen bei den Alten. Achaia, Sikyon und Korinth, Megara, Argolis, Arkadien, (uͤber dessen politi- sche Eintheilung vor Erbauung von Megalopolis), Lako- nika, Messenien, Elea und Triphylien. Ueber Ptolemaͤos Angaben. S. 423. 2. Herakleen . Herodor, die Logographen, Panyasis, Stesichoros, Peisandros, Kinaͤthon, Hesiodische Ge- dichte. S. 463. 3. Chronologische Tafel bis Olymp. 87, 2. mit An- merkungen. S. 483. 4. Vom Dorischen Dialekt . Von einer Griechischen Ursprache; daß die Doris erst durch Dorier und Aetoler in den Peloponnes gekommen; von ihrem Charakter im allgemeinen, und den besondern Eigenthuͤmlichkeiten der Dorischen Volksmundarten. Uebersicht der einzelnen. S. 511. Nachtraͤge und Verbesserungen. S. 517. Einleitung . Ueber den Norden Griechenlands. 1. D er Ursprung des Dorischen Stammes liegt in den Gegenden, wo gegen Norden die Griechische Nation an ganz verschiedene, weit verbreitete Staͤmme der Bar- baren graͤnzt. Ueber diese Graͤnzen steigt zwar Men- schengedenken nirgend hinauf, und hat von einem jen- seits liegenden Ursprung auch nicht den leisesten Schim- mer einer Ueberlieferung bewahrt. Aber an den Graͤnzen selbst entwickelten sich viele der Bewegungen, welche den Zustand des gesammten Volkes hinter einander ver- aͤnderten, und wurden viele der Impulse gegeben, welche durch alle Glieder desselben und lange Zeiten nachwirkten. Das Hauptgesetz dieser Bewegungen war ein stetiges Vordringen der barbarischen Staͤmme, besonders der Illyrier, gegen welches sich auffallender Weise Griechenland, obgleich dadurch fortwaͤhrend ge- druͤckt, beschraͤnkt und selbst Theile seines Ganzen da- durch verlierend, doch nie zu einmuͤthiger Gegenwehr vereinigte: wohl deswegen, weil das Gesicht von Grie- chenland durchaus nach Suͤden gekehrt, alles Augen- merk dahin gerichtet war. II. 1 2. Um fuͤrs erste eine Graͤnzbestimmung aufzustel- len, die wir hernach genauer modificiren koͤnnen, so nennen wir den Gebirgszug, der sich vom Olymp gegen Westen bis an das Akrokeraunische Gebirg erstreckt, die Kambunischen Berge und den Lakmon inbegreift, und in der Mitte einen Knoten mit dem von Nord nach Suͤd streichenden Pindos bildet. Der westliche Theil dieser Kette trennt die letzten Griechenstaͤmme von der großen Illyrischen Nation, die ruͤckwaͤrts bis an die Kelten in Suͤddeutschland reichte. Jeder Aufschluß uͤber den Zusammenhang, die Eigenthuͤmlichkeit und den Sprachstamm dieses Volkes wird uͤberaus willkommen sein, und die Dialekte der Albanesen, besonders in den Gebirgen, wo sich das Urspruͤngliche unvermischter er- halten, werden zur Forschung Stoff geben S. besonders Pouqueville’s Verzeichniß albanesischer Worte. Vgl. Thunmanns Gesch. der Europ. Voͤlker S. 250. . Bis zur Ausmittlung des naͤhern Verhaͤltnisses sind sie fuͤr uns nur noͤrdliche Graͤnze des Griechenvolks, von dem sie an Sprache und Sitte nationell verschieden waren. 3. Makedonien hatte mit den Illyrischen Staͤm- men einen Theil der Sprache und die Tracht der Chlamys sowohl als des Haares gemein Str. 7, 327. a. , woraus ganz deut- lich erhellet, daß die Makedonier zur Illyrischen Na- tion gehoͤrten Illyrische Worte bei den Makedoniern: σαυάδαι Silenen in Maked. δευάδαι illyrisch. δϱάμις Brodt Maked. δϱά- μικες bei den Athamanen. Band 1. S. 254. vgl. Hesych. βα- τἀϱα. S. die fleißige Sammlung bei Sturz de dial. Mace- donica. . Indessen ist kein Zweifel, daß Grie- chen hier Ureinwohner waren. Die Ebnen von Ema- thien, der schoͤnste Theil des Landes, waren Sitz der Pelasger Justin 7, 1. vgl. Aesch. Ἱκετ. 261. , die nach Herodot auch Kreston oberhalb Chalkidike inne hatten, wohin sie aus Thessaliotis ge- kommen waren Herod. 1, 57. S. zur Stelle Band 1. S. 444. . Daher war die Makedonische Spra- che voll griechischer Stammwoͤrter. Und daß diese nicht etwa durch die hellenische oder hellenisirende Koͤnigsdy- nastie hineingekommen sind: geht daraus hervor, daß viele derselben Bezeichnungen der einfachsten Begriffe waren, die keine Sprache von einer fremden entlehnt, und daraus, daß diese Worte nicht in ihrer griechischen Form, sondern nach einem innerlichen Organismus um- gebildet erscheinen Vgl. z. B. δαίνειν toͤdten, δάνος Tod mit ϑανεῖν, ϑάνατος; ἐέλδω (ἐέλδωϱ Homer) mit ἐϑέλω, ἀδϱαία fuͤr αἰϑϱία, worin ϑ eben so seine Aspiration verliert wie φ in κεβαλὴ (Haubet) ἀβϱοῦτις fuͤr ὀφϱὺς (Braue), Βίλιππος, Βεϱενίκη, βαλακϱός u. a. Auch faͤllt oͤfter der Spiritus asper weg. ἐνδομενία oder ἐνδυμενία Hausrath (Polyb.) mit Verwechselung von ο und υ. . Man findet im Makedonischen grammatische Formen, die gemeinhin aeolisch genannt werden Z. B. die Nomi- native ἵπποτα u. s. w. die sonst Aeolisch-boeotisch, Dorisch, auch Thessalisch genannt werden. Sturz a. O. S. 28. , manches Arkadische Z. B. ζέϱεϑϱα fuͤr βάϱαϑϱα. und Thessalische Z. B. ταγῶν ἀγὰ die Anfuͤhrung des Tagos, wie in Thessalien; ματτύα Leckerspeise, Thessalisch, Ma- kedonisch und auch Spartanisch. ; und was vielleicht am meisten Aufschluß verheißt, mehrere Worte, die aus dem Griechischen verschwunden, sich noch im Latein erhalten haben Z. B. Βἰϱ̓ϱ̔οξ, hirsutus, hirtus , γάϱκαν (Gerte) virgam , ἴλεξ ilex . Auch der Mangel an Aspiration bildet einen Vergleichungspunkt. . Zum Dorischen Dia- lekt zeigt sich keine besondre Verwandtschaft; daher wir Herodots, auch sonst wenig unterstuͤtzte Annahme einer urspruͤnglichen Identitaͤt des Dorischen und Makednischen (Makedonischen) Volks auf sich beruhen lassen. Bei Andern heißt Makednos Sohn des Arkadischen Voͤlkerva- ters Lykaon Apollodor 3, 8, 1. , oder Makedon Bruder des Magnes, oder Sohn des Aeolos, wie Hesiod und Hellanikos ange- 1 * ben Bei Constant. Porph. de themat. 2, 2. S. 1453. Sturz Hell. S. 79. Die Stelle des Hesiod ist wohl aus den Eoͤen, und kein Grund vorhanden, sie fuͤr falsch zu halten. Man muß im zweiten Verse υἷε δύω Μάγνητα Μάκεδνόν ϑ̕ ἱππιοχάϱμην lesen. : mannigfache Bemuͤhungen, den halbgriechischen Volkstamm mit der uͤbrigen Nation genealogisch zu ver- binden. 4. So wie die Makedonier, so sind wohl auch die Thessaler Illyrier, welche eine griechische Bevoͤlke- rung unterworfen haben, nur daß hier die Zahl der Ein- wandrer geringer, die Masse und Cultur der Ureinwoh- ner uͤberwiegend war. So kam es, daß die Thessaler weit mehr zu Griechen wurden, als ihre noͤrdlicheren Stammverwandten, daß namentlich die Sprache fast durchaus griechisch, und zwar vielleicht der altepischen aͤhnlicher war, als ein andrer Dialekt. Aber was wir als des eingewanderten Volkes Eigenthuͤmlichkeit kennen, ist ungriechisch. Die nationale Tracht Die alten Makedonischen Muͤnzen geben genau dieselbe, wie die Thessalischen. , wozu der fla- che und breite Hut Kausia und die Chlamys gehoͤrte, die den beiden Voͤlkern gemein, aber den Griechen Homers und noch lange hernach unbekannt war Vgl. indeß Θετταλικὰ πτεϱὰ bei mehrern Lexi- kogr. mit Didymos bei Ammonios χλαμύς. Weiter davon im 4. Buch. , bis man sie in Athen als Ritterkleid annehmlich fand — ist ein genuͤ- gendes Beispiel. Auch den Gebrauch der Reiterei im Kriege haben ohne Zweifel erst die Thessaler nach Grie- chenland gebracht. Was aber vielleicht hoͤheres Gewicht als die angefuͤhrten Aeußerlichkeiten hat, ist einerseits der ungestuͤme und leidenschaftliche Sinn, andrerseits die geistige Unbedeutendheit und Armuth derselben — denn die Liebe des reichen Skopadenhauses zur Kunst beweist nicht mehr, als die eines Archelaos in Makedo- nien fuͤr das Gesammte. Hiedurch sind sie genugsam von dem durch die Natur edelgeschaffnen Stamme der Griechen unterschieden. Wir werden also anzunehmen bewogen, daß dieses Volk, welches kurz vor dem Hera- klidenzuge aus Thesprotien, und zwar aus der Gegend von Ephyra (Kichyros) in die Ebne des Peneios ein- wanderte, vorher schon aus dem Gebiete der Illyrier dahin hinabgekommen war. Dagegen koͤnnen freilich manche Uebereinstimmnngen in den Sitten der Thessaler mit den Doriern angefuͤhrt werden. So daß sie ebenfalls jene eigenthuͤmlich Dorische Maͤnnerliebe hatten, und den Geliebten (wie die Spartaner) Ἀΐτας nannten Vgl. Theokr. 12, 14. mit Alkman bei den Schol. , daß sie ferner die Frauen, gleich den Doriern, mit dem Na- men Herrinnen (δέσποιναι) ehrten He- sych. δεσποίνας. vgl. Buch 4. . Indessen war ein freieres und allzufreies Verhaͤltniß des weiblichen Ge- schlechts bei allen Illyriern herkoͤmmlich, die sich darin schon dem Norden naͤherten Nach Aelian V. G. 3, 15. die Frauen in Illyrien bei Gastmaͤhlern und Weingelagen; Herod. 5. 18. das Gegentheil von den Makedoniern. . Ueberhaupt aber sind durch diese Wanderungen noͤrdlicher Staͤmme nach Suͤden Sitten, Einrichtungen, Verhaͤltnisse unter den Griechen verbreitet worden, die dem von Homer dargestellten Griechenlande voͤllig fremd waren. 5. Wie viel Land Illyrische Voͤlker im Westen uͤber Griechenland gewannen: schließt man hieraus. Epeiros war ehemals groͤßtentheils von Pelasgern bewohnt gewe- sen S. Str. 5, 221, , die Umwohner von Dodona waren solche nach sich- rer Ueberlieferung, die gesammten Thesproter S. besonders Stephan. Byz. Ἔφυϱα. , die Chaoner an den Akrokeraunischen Gebuͤrgen ebenfalls Alexandros Ephes. bei Steph. Byz. Χαονία. , wie gegenuͤber in Italien die Choner, Oenotrer und Peu- ketier Niebuhr Roͤm. Gesch. 1. S. 34. Daher das Diesseits und Jenseits vieler Namen, wie Kaulonia (Pouquev. fand Muͤnzen ΚΑϒΛΟΝΙΑΤΑΝ in Epiros) Pandosia (Justin. 12, 2.), Ache- ron, Acherontia u. a. . Auch find die alten Bauten, Institute, Goͤt- terdienste der Epeiroten unverkennbar Pelasgisch. Von den Pelasgern aber setzen wir voraus, daß sie Griechen waren und Griechisch redeten, welche Meinung wir hier nur im Voruͤbergehen mit wenigen Gruͤnden unterstuͤtzen koͤnnen. Man bedenke, daß alle nachwandernden Staͤm- me, Achaeer, Jonier, Dorier, wie wir besonders von diesen wissen, nicht stark und zahlreich genug waren, um eine barbarische Bevoͤlkerung zu hellenisiren Herodot nennt auch Jonier und Aeo- lier ehemalige Πελασγοὺς, weil sie diese in sich aufgenommen, er muß aber ein μεταμαϑεῖν τὴν γλῶσσαν annehmen, weil die Spra- che der bei Kreston und bei Plakia wohnenden Pelasger, vermuthlich nur ein alterthuͤmlicher Dialekt, ihm barbarisch schien. Aeschylos haͤlt sie im Gegensatz der καϱβάνοι fuͤr Griechen, Ἱκετ. 911. , daß man- che Gegenden, wie Arkadien und Perrhaͤbien, fortwaͤh- rend pelasgisch blieben, ohne von Ungriechen bewohnt zu sein, daß die aͤltesten Namen der Griechischen Orte und Sagen zwar andern Epochen der Sprache, aber nicht einer andern Sprache angehoͤren, daß endlich die Ueber- einstimmung des Lateinischen mit dem Griechischen nur durch das Mittelglied des Pelasgischen erklaͤrt werden kann. — Nun waren aber die Epeirotischen Voͤlker durch Einfluͤsse, die sie nur von Illyrien erhalten haben konn- ten, fast ganz barbarisirt So die Chaoner nach Thuk. 2, 80. — Altgriechisch sind im Epirot. Dialekt z. B. γδοῦπος fuͤr δοῦπος (Maittaire S. 141.) γνώσκω, nosco Orion 42, 17. Ἄσπετος Achill. Plut. Pyrrh. 1. (α–ἕπομαι). Die Nachricht bei Str. 7, 327., daß einige Gegenden zwei Spra- chen redeten, geht gewiß auf ein Nebeneinanderbestehen illyrischer und griechischer Dialekete. , und das Hellenische Volk fing in geschichtlicher Zeit erst am Ambrakischen Meer- busen an. In spaͤtern Zeiten war uͤber die Haͤlfte von Aetolien ungriechisch, ohne Zweifel Illyrisch Polyb. 17, 5, 8. , von da draͤngten sich die Epeirotisch-illyrischen Athamanen auch in Suͤdthessalien ein Band 1. S. 253. . Wanderungen und Raub- zuͤge, wie sie schon in mythischer Zeit die Encheleer unternahmen, haben fort und fort Griechenlands aͤchte Bevoͤlkerung eingeschraͤnkt und verdraͤngt. 6. An den Illyrischen Stamm gegen Osten graͤnzten damals außer Pelasgern die Phryger und Thraker. Die Phryger waren damals unmittelbare Nachbarn der Makedonier in Lebaͤa, bei denen sie Bryger hießen (Βρύγες, Βϱύγοι, Βϱίγες) Nach He- sych ist Βϱέκυς (Βεϱεκύντιος) dasselbe Wort wie Βϱύξ. Bruges sagte auch Ennius und, wie es scheint, M. Brutus (Plutarch Brut. 45). , sie wohnten am schneeigen Bermios, wo die fabelhaften Rosengaͤrten des Koͤnig Mi- das lagen, in denen der weise Seilenos lustwandelnd ge- fangen wurde, wie die anmuthige Sage meldet. Auch kaͤmpften sie von hier, wie die Telegonie des Eugammon erzaͤhlte Proklos Chrestomathie. Briger oder Phryger in der Gegend von Dyrrhachion. Appian Buͤrgerkr. 2, 59. , mit den Thesprotern von Epeiros. Nicht weit entfernt saßen die Mygdoner, die naͤchsteu Ver- wandten der Phryger. Nach Xanthos wanderte dieses Volk erst in den Troischen Zeiten nach Asien hinuͤber Bei Creuzer Fragm. histor. S. 171. Strabo 14, 608. vgl. Konon bei Phot. 1. . Aber theils beginnt die Kretische Sage mit Goͤtterdien- sten und Mythen, die nach den aͤltesten Zeugnissen von Phrygern aus Asien abstammten S. daruͤber besonders Hoecks Kreta. , und dann werden die Armenier, entschiedene Stammverwandte der Phry- ger Nach der gewoͤhnlichen Meinung Kolonisten derselben. Herod. 7, 73. Eu- doxos bei Steph. Ἀϱμενία. vgl. Heeren de linguarum Asiat. in Persarum imp. cognatione. Commentat. Gotting. 13. , als ein in ihren Sitzen uraltes Volk betrachtet. Wir werden uns daher begnuͤgen, denselben Menschen- stamm in Armenien, Vorderasien, am Bermios anzu- erkennen, ohne den einen Zweig vom andern ableiten zu wollen. Es haben sich in dem Landstriche zwischen Illyrien und Asien, einer wahren Heerstraße alter Voͤlkerwanderungen, verschiedene Nationen von verschie- denen Seiten durcheinander gedraͤngt und ineinander geschoben, so daß fruͤhere Continuitaͤt leicht aufgehoben werden konnte. Fuͤr den Zusammenhang des Phrygi- schen Volkes mit andern sind die Spuren seiner Spra- che die wichtigste Urkunde. Es wußten aber die Sprach- gelehrten zu Platons Zeit wohl, daß viele Stamm- woͤrter des Griechischen sich auch mit geringer Veraͤn- derung im Phrygischen fanden, wie Πῦρ, Ὕδωρ, Κύων Plato Kratyl. 410 a. Merkwuͤrdig ist, daß die Worte auch im Deutschen sind. Πῦϱ ist nach den Grundsaͤtzen des Ueber- gangs (s. Grimms vortreffliche Grammatik S. 584. zweite Ausg.) althochdeutsch Viuri, plattd. Fuͤr. Κὐων canis Hund (die Zufuͤgung des d ist wie in Μὴν, Μὰν — phrygisch der Mond, vgl. Hesych ναὶ Μὴν — und Mahnd, Mond). Ὕδωρ, althochd. wazar, plattd. water; das Digamma ist noch in der aͤchten phrygischen Form βέδυ, welches zugleich wegen alter Nachbarschaft makedonisch und orphisch , (s. Neanth. Kyziken. bei Klem. Alex. Strom. 5. S. 673. Jablonsky de lingua Phrygia S. 76.) u. bald Wasser, bald Luft uͤbersetzt wird. Endlich zeigt die Phrygische Inschrift bei Walpole, besonders die Worte ΜΙΛΑΙ ΛΑϜΑΓΤΑΕΙ ϜΑΝΑΚΤΕΙ, uͤberraschende Aehnlichkeit in Flexion und Wurzeln mit dem Grie- chischen. ; und wenn das Armenische noch jetzt im innern Bau bedeutende Aehnlichkeit mit dem Griechischen zeigt, muß dies auf dieselbe Grundverwandtschaft zuruͤck- gefuͤhrt werden. Indessen haben sich die Phryger in Asien ohne Zweifel mannigfach mit Syrern gemischt, die nicht blos jenseits des Halys, sondern auch diesseits in Lykaonien S. Jablonsky de lingua Lycaon. Opusc. 3. S. 119. und bis Lykien wenn der Epiker Choerilos in der bekannten Stelle von Lykischen Solymern sprach. saßen, und daher gar Manches in Sprache und Religion von diesen angenom- men Z. B. ἀδαγοὺς ein Hermaphroditischer Gott (Hesych) von Dagon; der Name Adon (Athen. 14, 624), βαλλὴν Koͤnig (Hef. Eust. Od. 19. S. 680 Bas.) von Baal, Herr u. s. w. . Das Enthusiastische jedoch und Orgiastische des Cultus hatten sie sicher von jeher; es war ihnen gemein mit den naͤchsten Nachbarn, den Thrakern; den eigentli- chen Altgriechen scheint es fast ganz fremd gewesen zu sein. 7. Die Thraker , welche in Pierien am Olympos saßen, und von da an den Helikon hinabgekommen wa- ren, sind als Urheber der Dionysos- und Musenvereh- rung, als Vaͤter der griechischen Poesie, duͤrfen wir sagen S. Band 1. S. 379—390. , fuͤr die Culturgeschichte ein hoͤchst bedeutendes Volk. Wir muͤssen von diesen voraussetzen, daß sie eine der Griechischen sehr aͤhnliche Sprache redeten, weil sie sonst ohne bedeutende Einwirkung geblieben waͤren. Ihre Wurzel hatten sie zwar wohl in dem spaͤter so ge- nannten Thrakia, wo die Besser am Pangaeon das Ora- kel des Dionysos verwalteten. Aber ob mit ihnen der ganze große Volkstamm, Edonen, Odomanten, Odrysen, Treren u. s. w., ohne weitere Frage als identisch ange- nommen werden duͤrfe, oder ob nicht vielmehr diese durchaus barbarischen Nationen Die Sprachspuren sind sehr vom Griechischen entfernt, wie das haͤufig vorkommende βϱία, βϱέα, Stadt, ζίλα Wein, πιτῦγις Schatz. Schol. Apoll. 1, 933 u. a. m. nur durch die Grie- chen den allgemeinen und fruͤher schon bekannten Namen erhalten haben, lassen wir dahin gestellt. Zwischen diese Voͤlker aber hat sich besonders der Paeonische Stamm eingeschoben, welcher durch eine uralte Wanderung der Teukrer mit den Mysern Herod. 5, 13. 7, 20. 75. vgl. Hellanik. a. O. wo zu schreiben: ἐφ̕ ούνῦν Μακεδόνες καλοῦνται μόνοι μετὰ Μυσῶν τότε οἰ- heruͤbergekommen war; zu ihm gehoͤrten die Pelagonen am Axios, die auch nach Thes- salien vordrangen, wie unten naͤher nachgewiesen werden wird. Von den Teukrern aber wissen wir sonst nichts, als daß sie mit (Pelasgischen) Dardanern zusammen den Troischen Staat bildeten, dessen Sprache dem Griechi- schen wohl verwandt, vom Phrygischen verschieden war Hymn. Hom. auf Aphrod. V. 113. . 8. Der oben bezeichnete Gebirgsbezirk ist es nun weiter, in welchem der Ursprung der Voͤlkerstaͤmme zu suchen ist, die in der heroischen Mythologie als die herr- schenden und gewaltigen, und uͤberall im Gegensatze einer fruͤheren Urbevoͤlkerung auftreten. Es sind dies nach meinem Dafuͤrhalten nichts als noͤrdlichere Zweige der griechischen Nation, welche sich uͤber die suͤdlicheren ge- worfen und sie unterjocht haben. Das aͤlteste Vaterland der eigentlichen Hellenen , die in der Mythologie nur einen kleinen Stamm in Phthia bezeichnen Aeginet. p. 12. 155. vgl. noch Phavorin Ἀχαιοὺς ἄϱξωσιν S. 144. Sie lagen wahr- scheinlich spaͤter noch in den Molossern, die fuͤr Griechen galten. Herod. 6, 127. , lag nach Aristoteles in Epeiros um Dodona, dessen Gott Achil- leus als den urvaͤterlichen Schirmer seiner Familie an- fleht. Wahrscheinlich waren die Achaeer , das herr- schende Volk sowohl Thessaliens als des Peloponnes in mythischer Zeit, gleichen Stammes und Ursprungs mit jenem. Die Minyer , Phlegyer, Lapithen, Aeoler zu Korinth und Salmone wurzeln in den Gegenden oberhalb Pierien an Makedoniens Graͤnzen, wo das aͤlteste Orcho- menos, Minya, Salmonia oder Halmopia liegen S. Band 1. S. 139. 248 ff. Zwar laͤugnet Buttmann uͤber die Minyae (Berl. Akad. 1820. S. 13.) die Exi- stenz dieser Orte, allein unter den von mir angefuͤhrten Stellen sind mehrere ganz entscheidende. . κοῦντες. Dies geht indeß wohl auf die Sage, wonach die Myser (wie die Thyner u. Andre) aus Thrake nach Asien gekommen, nach Str. und Plin. 5, 32, 41. Nicht mehr nachweisbar sind die Jonier in ihren noͤrd- licheren Wohnsitzen, sondern erscheinen urploͤtzlich wie vom Himmel gefallen in Attika und Aegialea: indessen sind auch diese keineswegs mit den Urbewohnern dieser Gegenden identisch, und moͤgen sich von irgend einem noͤrdlicheren, wahrscheinlich achaeischen Stamme losge- loͤst haben Nach der Genealogie aus den Eoͤen — Doros, Xuthos (davon Achaeos und Jon) Aeolos; Tzetz. Lyk. 284. Die Genealo- gie bei Eurip. Jon 1608., Xuthos als Vater von Jon, Doros, Achaeos, ist schon durch Athenische Eigenliebe entstellt. Jene Stelle der Eoͤen aber, wenn auch im poetischen Gewand, giebt immer ein unbefangneres Zeugniß, als Herodot, der die Jonier als Ureinwoh- ner betrachtet. . Die Dorier endlich finden wir in alten Sagen und Gedichten an dem einen Ende jener oben be- zeichneten Gebirgskette, naͤmlich am Olympos, seßhaft; aber es ist wahrscheinlich, daß sie fruͤher am andern noͤrd- licheren Ende, an der aͤußersten Graͤnze der Griechischen Welt, saßen. 9. Wir richten unsern Blick auf die Hylleer (ϓλλεῖς, ῾ϓλλοι), welche am bezeichneten Orte, an den Akrokeraunien naͤmlich, unterhalb der Bulinen S. besonders Skylax S. 7. Voss. Ob Byllis, Buliones von ϓλλὶς u. s. w. wesentlich verschieden ist, zweifle ich. und Encheleer wohnten, und auch dem Hyllischen Hafen von Korkyra den Namen gegeben hatten S. zum folgenden Apollon. 4, 521 etc. Schol. zur Stelle und zu V. 1125. 1149. besonders Stephan. Byz. ϓλλεὶς aus Apollo- dor (Heyne S. 434) Skylax a. O. Skymnos Ch. 404. aus Ti- maeos ( Frgm. 121 Goͤller) und Eratosthenes. Eust. zu Dion. P. V. 386. Etymol. M. 776, 39. wo sie ἔϑνος Κελτικόν heißen. vgl. Schoenemann Geogr. Argon. p. 53. . Ihr Land wird als eine große Halbinsel mit 15 Staͤdten beschrieben, die wohl meist nur gefabelt sind. Nun heißt aber der erste der drei Dorischen Staͤmme uͤberall Hylleis, und die Homonymie mit dem Volke laͤßt die Vermuthung des Ursprungs von da aufkommen. Diese gewinnt an Wahr- scheinlichkeit durch die Behauptung der Alten: jene Hyl- leer seien eigentlich Hellenen ; welches den oben auf- gestellten Thatsachen voͤllig analog ist. Sie wird fast zur Gewißheit dadurch, daß diese Hylleer ebenso wie die Dorischen von einem Sohne des Herakles, den er mit der Melite, Aegaeos Tochter, gezeugt habe Panyasis scheint nach Schol. Apoll. 4, 1149. von beiden Hyllos gesprochen zu haben, dem Sohn der Melite und dem der Deianeira. vgl. Schol. Soph. Trachin. 54. Vales. zu Harpokr. S. 126. Nicht ganz unwahrscheinlich hat Raoul-Rochette 2. S. 280 bei Schol. Pind. P. 1. v. 120. ῾ϓλλος, ὃς ἐβασίλευσε τῶν πεϱ τὴν Ιταλίαν οἰκησάντων — Ἰλλυϱίαν (Hemsterhuis Οἰχαλίαν) vor- geschlagen. , hergelei- werden; auch herrschte in diesen Gegenden wirklich alter Heraklesdienst Z. B. in Dorrhachion nach Appian Buͤrgerkr. 2, 39. Christodor. in Anal. Brunk. 2. S. 472. — und dadurch, daß der den Doriern nationale Cultus des Apollon auch bei den Hylleern sich in dunklen Spuren erhalten hatte, indem sie nach der Sage einen Dreifuß als Zeichen unverletzlicher Heiligkeit in unterirdischem Gemache bargen. Ein solches Zusammen- treffen berechtigt uns zu dem Schlusse, daß wenigstens ein Theil des Dorischen Volkes von diesen aͤußersten der Hellenen abstammt: wie viel dadurch in den aͤltesten Mythen desselben sich erklaͤrt, wird unten gezeigt werden. 10. Hier koͤnnten wir die oben angekuͤndigte Be- trachtung schließen, wenn nicht die — freilich sehr an- spruchsvolle — Frage einige Antwort verdiente: wie man sich das nationale Verhaͤltniß jener noͤrdlicheren Einwohner zu den Ureinwohnern, wie uͤberhaupt der griechischen Voͤlkerstaͤmme untereinander zu denken habe? Das Nachdenken daruͤber koͤmmt immer wieder auf jene Pelasger zuruͤck, die wenn auch nicht uͤberall im alten Griechenland — denn die Sage unterscheidet viele Voͤl- kerstaͤmme so von ihnen, daß nie Verwechselung Statt findet Besonders die unter sich zusammenhaͤngende Kette von Ae- tolern — Epeern — Lokrern (von deren Verwandtschaft s. Boeckh zu Pind. O. 9, 61. S. 191.) — Lelegern (Hesiod. bei Str. 7. S. 322.) und wenn diese, wie mehrere sagen, mit der Karischen Nation eins sind, zu der wieder die Lyder und ein Theil der My- ser gehoͤrt: so wuͤrden wir einen sehr ausgedehnten Volksstamm darin sehen. — doch fast immer da erscheinen, wo fruͤhe Landescultur, uralte Niederlassungen, bedeutsame und vorzuͤglich heilige Culte sich finden. Und zwar muͤssen wir von den meisten der alten Goͤtterdienste Griechen- lands sagen, daß sie diesem Stamme ihren Ursprung verdankten. Zeus und Dione von Dodona; Zeus und Hera von Argos, Hephaestos und Athena, Demeter und Kora, der Arkadische Hermes und die Artemis Arka- diens, Kadmos und die Kabiren koͤnnen nach der Weise geregelter Forschung auf keinen andern zuruͤckgefuͤhrt werden. Wir muͤssen also jenem Volke eine produktive Fuͤlle im Erzeugen und zugleich eine noch nicht erstarrte Lebendigkeit im Metamorphosiren des religioͤsen Lebens beischreiben, so daß sich dieselbe Grundbildung an ver- schiednen Orten anders entwickelte, besonders dadurch, daß Theile des Ganzen einseitig festgehalten wurden, an- dre verloren gingen. Auch erkennen wir an vielen Stel- len die durchgehende Einheit jener Goͤtterdienste; es aͤußert sich in Symbolen, Namen, Gebraͤuchen, Sagen uͤberall eine verwandte Empfindungsweise und Gefuͤhls- richtung; das hineinwirkende Phrygische und Thrakische wie im Kretischen Zeus und im Dionysos sondert sich leicht davon; die Phoenikische und besonders Aegyptische Religion liegen fern ab, fast unbekannt, wo sie sie auch in ihrer Naͤhe hatten, in ihrem Kern unverstaͤndlich, wenn sie sie kannten, im Geiste widerstrebend, wenn sie sie verstanden. Im Ganzen zeigen sich die Pelasgischen Goͤtterdienste als einer naiven Naturreligion angehoͤrig, die sich mit Leichtigkeit um die verschiednen Gestaltungen der besondern Natur legt, und an kraͤftigen und energi- schen Bezeichnungen tiefer und lebendiger Gefuͤhle eine uͤberschwengliche Fuͤlle hat. 11. Die Goͤtterdienste der noͤrdlichen Staͤmme da- gegen, die man als Hellenen den Pelasgern entgegen setzt, haben sehr fruͤhzeitig eine mehr ethische Wendung genommen, wozu die aͤußern Verhaͤltnisse derselben foͤr- derlich waren. Das heroische Leben, welches keine Fa- bel, die Richtung auf Kraftaͤußerung und That, die Abneigung gegen jene harmlose Naturbeschaͤftigung, wel- che in diesen Staͤmmen unverkennbar, mußte andre Keime urspruͤnglicher religioͤser Empfindung aufziehn und zeitigen. Daher der Zeus Hellanios des Aeakos, der Laphystios des Athamas, endlich der Dorische, dessen Sohn, Prophet, Kaͤmpfer Apollon ist, bei weitem mehr Darstellungen geistiger Weltordnung in alterthuͤmlicher Weise sind, als irgend schaffende Naturgewalten. In- dessen wird damit nicht gelaͤugnet, daß ruͤckwaͤrts eine Zeit liege, in der auch diese Richtungen noch ungetrennt gewesen. So laͤßt es sich selbst darthun, daß der Apol- lon Lykeios der Dorier ganz aͤhnliche Ideen ausspricht als der Zeus Lykaͤos der Arkader, obgleich beide sich ganz abgesondert entwickelt haben. So sind auch alt- Arkadische und Dorische Sitten in den Grundzuͤgen aͤhn- lich. Das Gemeinsame ist schon hier nur durch Verglei- chung zu gewinnen; die Ueberlieferung giebt gleich im ersten Anfange eine Unzahl voͤllig geschiedner Individua- litaͤten in jeder Gattung, ohne die Frage zu loͤsen, wie diese sich so gesondert. Denn erst nach der Sonderung verbanden sich diese Individualitaͤten wieder zu einem Ganzen, indem im Cultus sowohl als durch die Dichter neue von den fruͤhern oft grundverschiedne Verhaͤltnisse bestimmt wurden. 12. Die Sprache des griechischen Urstamms (neben der Religion die aͤlteste Urkunde der Geschichte) muß, wenn man aus innerer Consequenz, dialektischen Spu- ren, und der Vergleichung des Lateinischen argumentirt, einen hoͤchst kunstreichen Organismus starken und bedeuten- der Flexionen und Formationen gehabt haben, den die spaͤtere griechische oft sehr abschliff; in der aͤltesten Zeit galt Schaͤrfe und Praͤcision in Angabe der Stamm- wie der Beugungslaute noch hoͤher als die Leichtigkeit der Aussprache. Wo sich die alte Zunge erhalten hatte, mochte sie den Spaͤtern rauh und fremdtoͤnend vorkom- men; deren Sprache auch gegen das Lateinische in vieler Art verzaͤrtelt war. Aber die Eigenheiten des aͤcht Dori- schen Dialekts, welche sich wahrscheinlich auch zum Theil im Aetolischen zeigten, sind da, wo sie nicht bloß aus treuer Bewahrung des Alterthuͤmlichen hervorgegangen sind, wirkliche Ausweichungen aus der Ursprache, und finden sich daher nicht im Latein, sie tragen, wenn ich so sa- gen darf, einen noͤrdlichen Charakter Merkwuͤrdig, daß die Masculin-Endungen auf ϱ, der Spir. asper zwischen Vokalen mitten im Stammwort sich gerade auch im Deutschen finden. . Es kann wohl keinem andern Umstand als Einwanderungen, und be- sonders der Dorischen, beigeschrieben werden, daß der Artikel, dessen das Latein und der epische Dialekt ent- behrt, eintrat; die Einfuͤhrung desselben ist fast wie in den romanischen Sprachen als Zeichen einer großen Um- waͤlzung anzusehen. Die Eigenthuͤmlichkeit des Dorischen Dialekts muß im Ganzen schon in den Jahrhunderten der Wanderungen statt gefunden haben, weil es sich sonst nicht erklaͤren laͤßt, wie ganz eigenthuͤmliche For- men des Dorismus Kreta mit Argos, Sparta gemein sind; so wie auch die Dialekte, die man als Unterab- theilungen der Aeolischen Mundart zu betrachten gewohnt ist, damals schon existirt haben muͤssen, da die Lesbi- sche Mundart der Boeotischen aus keinem andern Grunde am naͤchsten kommt, als weil damals Boeoter nach Les- bos wanderten. Der Jonische Dialekt dagegen wird in seinen Besonderheiten wohl nur als eine im weichen Kli- ma Asiens unter asiatischen Einfluͤssen gebildete Mund- art anzusehn sein, als eine Verweichlichung und Entar- tung Die Alten sagen oͤfter, daß die Jonier in Asien ἐλυμήναν- το τῆς διαλέκτου τὸ πάτϱιον. Hephaestion Gaisf. S. 234. — da der zunaͤchst verwandte Attische Stamm in seiner Sprache nur geringe Spuren davon zeigt. Aber die Entstehung des Attischen Dialekts ist uͤberhaupt sehr raͤthselhaft, da nicht anzunehmen ist, daß eine Gemeine von funfzehntausend Maͤnnern von Anfang an eine von den uͤbrigen Griechen so sehr verschiedne Mundart ge- redet; ohne Zweifel haͤngt seine Bildung weit mehr von der Schrift ab, und es sind Bewußtsein und Reflexion und freie Wahl zwischen schon vorhandnen Formen im Attischen Dialekt weit thaͤtiger gewesen, als in allen uͤbrigen. Der Verfasser verheißt, genauere und spe- ciellere Untersuchungen der Art in der zweiten Beilage anzuknuͤpfen. — Erstes Buch . Aeußere Geschichte des Dorischen Stammes. 1. 1. “ S eit alten Zeiten waren Dorier und Jonier die gesonderten Hauptstaͤmme der Nation, diese Pelasgi- schen, jene Hellenischen Geschlechts, diese ein urein- wohnendes, jene ein vielgewandertes Volk. Denn un- ter Deukalions Herrschaft bewohnten sie Phthiotis; unter Doros Hellens Sohn das Land am Ossa und Olympos, so Hestiaeotis heißt. Da sie aber aus He- stiaeotis von den Kadmeern vertrieben wurden, wohn- ten sie am Pindos und hießen das Makednische Volk. Von da wanderten sie wieder nach Dryopis, und da sie von Dryopis nach dem Peloponnes gezogen, wur- den sie der Dorische Volkstamm genannt” Herod. 1, 56. behandelt von Salmas. de lingua hellen. p. 276. und in der Hist. de l’Ac. des Insc. T. 25. p. 11—28. Vgl. 8, 43. ἐόντες Δωϱικόν τε καὶ Μακεδνὸν ἔϑνος ἐξ Ἐϱινεοῦ τε καὶ Πίνδου καὶ τῆς Δϱυοπίδος ὕστατα ὁϱμηϑέντες. . Niemand wird diese zusamenhaͤngende Darstellung als unmittelbar aus alter Ueberlieferung fließend an- sehn: sie kann uns nur gelten als ein eigner wissen- II. 2 schaftlicher Versuch des Vaters der Geschichte, ver- schiedne Sagen und Ueberlieferungen aneinander zu rei- hen und zn ordnen; auch ist nicht schwer, die dieser Verbindung zum Grunde liegenden Schluͤsse aufzufin- den und zu pruͤfen. Die Dorier sind die aͤchten Hel- lenen, sagt Herodot, weil sie damals als splche wirk- lich anerkannt wurden So nennt sogar Pindar Ol. 8, 30. die Myrmidonen Δω- ϱιεὺς λαός, wie ich glaube, nur um sie als Hellenen andern Staͤm- men entgegen zu setzen. . Nun ist aber Hellen Sohn des Deukalion, welcher in Phthia herrschte, und das alte Hellas selbst in Phthia; darum — schließt er — wohnten die Dorier vor alten Tagen in dieser Land- schaft. Herodot uͤbersah, daß die mythischen Hellenen, ein kleiner Volkstamm in Phthia, ganz andre Helden- sagen und Stammverbindungen haben, als die Dorier, und im heroischen Mythus sich durchaus keine Spur von naher Verwandtschaft beider zeigt. Dies beseitigt, kommen wir zur zweiten Angabe, die ganz den Stem- pel alter Tradition traͤgt: Doros habe am Olymp und Ossa gewohnt . Hier also knuͤpft sich die wirkliche Erinnerung wieder an, nachdem sie uns in sehr dunkeln Worten wie unbewußt von den Ursitzen der Dorier an den Akrokeraunien gesprochen hatte. Das Olymposgebirge, die Scheide der Voͤlker, dessen in den Himmel ragende Kuppe noch jetzt die Umwoh- ner das himmlische Haus nennen, ist auch der Punct, auf welchem die Dorier zuerst in Griechenland auf- treten. 2. Der Gebirgskessel, welcher spaͤter Thessalien hieß, wird gegen Abend vom Pindos, gegen Mittag vom Othrys, nach Morgen vom Pelion und Ossa, in Mitternacht vom Olymp eingefaßt, unter welchem Na- men aͤltere Schriftsteller, wie Herodot, auch die Berg- kette inbegreifen, die man spaͤter (wahrscheinlich illy- risch) die Kambunische nannte. Die Rinne des Peneios liegt so, daß sie die ebnen Striche gegen Mittag, das alte Argos Pelasgikon, von den bergigern gegen Mitter- nacht sondert; sie durchbricht gegen Nordost den Kamm der Hoͤhen, indem sie Ossa von Olympos trennt. Der Fluß schneidet auch hier, nach einem Naturgesetze, naͤher an den maͤchtigeren Massen des Olymposgebirges hin Olymp ist nach Bernouille 1017 Toises, 6501 engl. F., Ossa nach Dodw. gegen 5000. . so daß der Pfad an der Seite des lehneren und durch- brochneren Ossa geht. Diese Thalschlucht hieß mit einem alten Gattungsnamen Tempea , ist oͤfter dichte- risch geschildert, selten fuͤr die Volksgeschichte genugsam betrachtet Getreuer als Aelian und Bar- thelemy beschreiben das Thal Bartholdy, Bruchst. zur Kentniß Gr. S. 112. Clarke Trav. P. 2. sct. 3. p. 273. Hawkins in Wal- pole’s Memoirs p. 528. Holland Albania p. 291. Dodwell Trav. T. 1. p. 103. Pouqueville T. 3. c. 73. — Von den Alten be- schrieb Theopomp Φιλιππ. ϑ. Tempe genau, s. Theon Soph. Pro- gymn. 2. S. 19. Frommel in Creuzers Meletem. 3. S. 141, 6. . Vor dem Eingange in den Paß durchwandert man eine kleine runde Thalebene von anmuthiger Umgebung, an deren Ende zur linken Seite, wo die Berge sich von bei- den Seiten naͤhern, die alte Feste Gonnos (Gonnoi) lag, hundert und sechzig Stadien entfernt von Larissa, der Hauptstadt der Ebene xx m. p. in ipsis faucibus saltus, Liv. aus Polyb. 18, 10, 2. an der Seite des Olymp (S. 20.) Meletios nennt hier ein Goniga. . Von da schließen die Berge immer mehr zusammen, bis sie in zwei hohen Felsenmauern einander gegenuͤber treten und einen Schlund bilden, in dem an manchen Stellen nur die Kunst einen Fahrweg laͤngs des Flusses gehauen hat. In 2 * der Mitte desselben liegt jetzt auf einem kuͤhnen Vorsprung des Ossa eine Festung von roͤmischer Konstruction, Ho- raͤo-Castro genannt, sie deckt zugleich eine Seiten- schlucht dieses Gebirges; auf demselben Flecke stand wahrscheinlich einst das Bollwerk Gonnokondylon , dem die Thalwende den Namen gegeben zu haben scheint Liv. 39, 25. . Nicht weit davon ist die engste Stelle des Bergthors kaum hundert Fuß breit, welche nach einer Inschrift L. Cassius Longin, Proconsul unter Caesar, verschanzte; aber schon vorher mochten hier wenige Bewaffnete einer bedeutenden Schaar das Vordringen wehren. Diese Gegend ist nichts weniger als anmuthig und lieblich zu nennen, vielmehr von einer furchtbaren Wildheit, die senkrecht gespaltenen Felsenmassen von gleicher Steinart erscheinen wie auseinander gesprengt, meist nackt und kahl; die Schwaͤrze des Schattens in der Tiefe und der dumpfe Wiederhall vermehren das Duͤstre des Ein- drucks; unten sprudelt der weißlichgefaͤrbte (αργυρόδινος) Peneios. Nicht weit von jener schmalen Stelle oͤffnet sich die Enge gegen das Meer, welchem Peneios ver- sumpfend zufließt, von hier uͤberschaut man die lachende Landschaft Pierien an der oͤstlichen und aͤußeren Seite des Olymp, namentlich die Ebnen von Phila, Herakleion und Leibethron, welche weiter in die untern Gegenden Makedoniens fuͤhren. 3. Dies ist die einzige Verbindungsstraße Thessaliens mit den Nordgegenden, welche uͤberall im Thale fort- fuͤhrt; alle andern sind Bergwege. So die andre Straße nach Makedonien, der Olympische Paß (ἐσβολὴ Ὀλυμ- πική) Herod. 7, 128. 173. . Auch diese geht von der starkverschanzten Fe- stung Gonnos aus, dem Schluͤssel des Landes gegen Norden, und zieht sich dann an der innern Seite des Olympos bis zu den Staͤdten Azoron und Doliche . Zwischen diesen beiden Orten ist ein Dreiweg Liv. 44, 6. Polyb. 28, 11, 1. Αζοϱίου μεταξὺ καὶ Δο- λιχῆς. . Die Hauptstraße steigt in noͤrdlicher Richtung uͤber die Hoͤhe der Kambunischen Gebirge nach dem Makedonischen Hoch- lande hinuͤber; Xerxes ließ hier die Waͤlder lichten, um seinem Kriegsheere Durchzug zu schaffen, welches die Griechen auf dem ebneren Wege durch Pierien und Tempe erwartet hatten, oft zogen in den Roͤmerkriegen bedeu- tende Heere den Weg Außer Herodot s. Liv. 42, 2. und Plut. Aemil. 9. . Aber von dem bezeichneten Scheidepunkte rechtsab gingen zwei beschwerliche Berg- wege uͤber die Hoͤhen des Olymp zur Verbindung Nord- thessaliens mit Pierien. Durch den einen umging man den Tempepaß; denn er fuͤhrte uͤber die Feste Lapa- thus im Norden dieser Schlucht Ueber die Lage vgl. Liv. 44, 2. und 6. , und bei dem klei- nen See Askurias vorbei, von wo man nach dem 96 Stadien entfernten Dion an der Meereskuͤste hinab- schaut, dann in die Pierische Ebne hinunter. Aber wichtiger ist uns der andre noͤrdlicher gerichtete und uͤber den hohen Ruͤcken des Olympos gelegte Weg, wo das Castell Petra und der Tempel des Pythischen Apollon, gewoͤhnlich Pythion genannt, nebst einem gleichnamigen Staͤdtchen lagen Πυθίου Απόλλω- νος ἱεϱὸν, τὸ Πύθιον καὶ τὴν Πέτϱαν. Plut. Aem. 15. Pythoum (Πυϑῷον) et Petra Liv. 44, 2. 32. 35. 42, 53. Daß es nur ein Pythion in dieser Gegend gab, lehrt die genaue Analyse der Maͤr- sche. Mannert hat 7 S. 520. 563. Pythion an den Paß durch die Kam- bunischen Gebirge (jetzt uͤber Alesson und Sarvitza) gesetzt, von dem es ganz rechtsab liegt. Seine Meinung widerlegen Liv. 44, 2. und Plut. a. O. Vgl. Steph. d. v. Πύθιον, Πυθιεῖς οἱ τὸ Πύ- θιον οἰκοῦντες, ἐν ᾧ Ἀπόλλωνος ἱεϱόν ἐστι, und s. v. Βάλλα. , dessen Hoͤhe Xenago- ras nach geometrischer Messung auf 6096 griech. Fuß bestimmt hatte 960 Toisen. Vgl. oben. . Von diesem Punkte stieg man nun entweder einen Gebirgssteig zur Kuͤste nach Herakleion und Phila in Pierien herab, oder man zog den Kamm des Olympos entlang auf sehr beschwerlichen und ge- faͤhrlichen Wegen in das obere Makedonien hinein S. Plut. a. O., Liv. a. O. und 44, 7. vgl. Polyb. 28, 11. . Diese Bergewege und Schluchten hat kein neuerer Reisender betreten, aber ihre Lage aus den Alten zu entraͤthseln, war fuͤr unsern Gegenstand nicht unwich- tig. Nicht bloß Perseus und Aemilius Paullus kaͤmpf- ten hier um das Schicksal Makedoniens, sondern auch die althellenischen Heldenvoͤlker um den Besitz des fruchtbaren Thessaliens. Es war eine Zeit, da durch diese Pforten die Voͤlker hinabdraͤngten, denen die schoͤnsten Theile Griechenlands zufallen sollten; hier mußte jeder Fortschritt mit Muͤhe errungen werden, in diesem allerschwersten Kriege staͤhlten sich die Soͤhne des Gebirgs. Von den unzaͤhligen Burgen, wel- che in diesen Gegenden jeden wichtigen Punkt decken, moͤchten die meisten wohl schon in sehr alter Zeit erbaut sein. So vertheidigen drei Liv. 31, 41. 36, 10. 13. 42, 2. 33. 67. den Olympischen Bergpaß, oder den Weg von Gonnos nach Azoron und Doliche, welche beiden Orte nebst dem dritten Pythion auf der Hoͤhe unter dem Namen der Tripolis Pelagonia inbegriffen werden Ptolemaeus rechnet sie zur Pelasgiotis. Zur Stelle des Liv. 42, 35. uͤber die Tripolis fehlt leider das Griechi- sche Original. . 4. Aber wenn in den hoͤhern Gegenden im Vorlande gegen Makedonien fast alle Orte namenlos sind, weil sich die Griechische Geschichte von da fortgezogen, so hat sich dagegen in der Thalebne am Flusse aller Orten sagenhaf- tes und geschichtliches Andenken niedergelassen. Denn obgleich auch die Nordgebirge reichlicher Wasserquellen, immer gruͤner Niederungen, fetter Viehtriften nicht ent- behren: draͤngten die Staͤmme doch bestaͤndig nach dem reichen Ackerlande des Thales. Hier folgt auf Gonnos und Elateia zunaͤchst Mopsion auf der rechten, Gyrton und Phalanna auf der linken des Flusses, dann Larissa in der Mitte des offenen Feldes Bd. 1. S. 126. , welches als Niederschlag des einst stagnirenden Flusses stehen geblieben, und von ihm fortwaͤhrend geduͤngt, von jeher einen ertragreichen Ackerbau anregte. Oberhalb Larissa, wo die Ebne sich wieder zusammenzieht, und die Huͤgel von der Nordseite nahe an den Fluß traten, lagen, vierzig Stadien weiter hinauf Argura Liv. 32, 15. Str. 9, 438. 440. , eben so weit davon das feste Atrax ; an der obern Seite des Flusses die altberuͤhmte Stadt Pelinna Ueber Pelinna s. außer Cellar Spanheim de usu num. 9. p. 902. Salmas. ad Solin. p. 687. Wesseling ad Diodor. 18, 11. Boeckh Comment. ad Pind. P. 10. p. 335. , und das Castell Pharkadon Außer Str. Diod. 18, 56. Bei Polyaen 4, 2, 18. schreibe: Φίλιππος ἐπο- λιόϱκει Φαϱκηδόνα πόλιν Θδσσαλικήν . . Dann am linken Ufer des Peneios, wo das Gebirge von der Nordseite wieder zu- ruͤcktritt und eine neue Ebne sich ausdehnt, die alte Stadt Trikka Ueber Trikka (Trikala 123∫4 Lieuen von Larissa, Pouqv.) Mannert S. 569. und noch dazu Eust. 2. S. 250. Bas. Tzetz. Chil. 9, 28. . Zwischen Trikka und Pelinna ist die Mythen-Stadt Oechalia anzusetzen, deren Truͤm- mer vielleicht noch ein Reisender in alten Felsmauern entdeckt S. Il. 2, 370. mit Schol. und Eust. Pelinnos ein Sohn des Oecha- lieus, Steph. Byz. Πἐλιννα. , wie sie in dieser Gegend Pouqueville nicht selten sah. Verfolgt man von Trikka aus den Peneios, der von Nordwesten kommt, weiter hinauf, so tritt man ganz in das Hochland Hestiaeotis ein. Gegen viertehalb Stunden von Trikka Pouquev. 12 Miles nach Holland. 4 St. Vaudoncourt. kommt man jetzt nach dem Kloster Meteora, dessen Name die wunderbare Lage auf hohen Felsenpfeilern, Saͤulen, Cylindern anzeigt S. Melet., Pouquev., Holland, Cockerell bei Hughes Trav. 5. 1. S. 504. ; von wo ein Weg am Strome weiter hinauf gegen Westen nach Epeiros, ein andrer Paß gegen Norden uͤber Stymphaea nach Elymiotis in Makedonien fuͤhrt Dieser bei Arrian 1, 7.; jener Liv. 31, 41. 32, 15. 38, 2. Vergl. Caes. B. C. 3, 80. . Dies war die Lokalitaͤt der alten Festung Gomphoi , die gegen den Pindos und nicht sehr weit von der Quelle des Flusses lag Von Gomphoi Tempe gegen 500 Stadien. Plin. H. N. 4, 8. So einzutheilen: Tempe 40, bis Larissa 160, bis Trikka etwa 240, bis Gomphoi 60. ; ja es ist wahrscheinlich, daß auch der Name Γόμφοι die keilaͤhnliche Form jener Felsen anzeigt. Nach Strabo bildeten Gomphoi (in NW), Trikka (in SW), Pelinna (NO), und die neuere Stadt Metropolis (SO) ein Viereck von festen Punkten, in dessen Mitte die alte Ithome lag, die Homer von der steilen Lage die klimmfelsige (κλωμακόεσσα oder κλιμακόεσσα) nennt 9, 437. Il. 2, 729. Paus. 4, 9, 1. Meteora kann Ithome nicht sein: eher die Ruine von Kastraki. Aber die Stelle von Kuralios und dem Tempel der Itonischen Athena in dieser Gegend ist eine arge Verwechselung des nicht im- mer genauen Geographen. Anders de la Porte du Theil Eclairc. sur str. I, 76. p. 248. . Von Meteora verfolgt man in noͤrdlicher Richtung den Peneios hinauf bis zu seiner Entstehung aus zwei kleinen Fluͤssen, steigt alsdann westlich sich wendend uͤber die sehr hohe Bergkette des Pindos, und gelangt so nach dem jenseits gelegnen Epeiros, die alte Verbindungsstraße beider Laͤnder, an welcher noch mehrere kyklopische Mauern zum Zeugniß alter Voͤlkerkaͤmpfe stehen. 5. Nun wohnte in der Thalebne seit uralten Zeiten ein Pelasgisches Volk, welches den Goͤttern fuͤr das Geschenk eines so fruchtbaren Ackerbodens in dem Feste der Pelorien dankte. Sein Leben war ohne Zweifel der umgebenden Natur gemaͤß, welche noch jetzt die Anwoh- ner des Flusses zu sanften und friedlichen Menschen bil- det, die ihr Dasein gern an die Scholle knuͤpfen, waͤh- rend die Gebirgsbewohner bei groͤßerer Kraft groͤßere Freiheit erstreben Pouqueville S. 37. . Die alte Hauptstadt dieses Volks war Larissa Bd. 1. S. 126. Hier wohnt auch Akrisios von Argos. Daß es dieses Larissa ist, sicht man aus Schol. 1, 40. Vgl. Hellanikos Fragm. 116. Paus. 2. 16. Tzetz. Lyk. 836. . Aber schon sehr fruͤh war die Urbevoͤl- kerung durch noͤrdlichere Volkstaͤmme theils in Unterwuͤr- figkeit versetzt, theils aus der Ebne hinausgedraͤngt worden Str. 9, 439. . Eine gewisse Freiheit behielten jederzeit die- jenigen Ureinwoher, welche sich in das Gebirge hinauf- gezogen hatten, die Perrhaͤber . Das Homerische Voͤlkerverzeichniß kennt Perrhaͤber auf der Hoͤhe Kyphos am Olymp und am schoͤnstroͤmenden Titaresios, der am westlichen Saum des Olymposgebirgs hinfließend sich durch sein klares und deswegen dunkles Wasser von dem schlammfuͤhrenden und darum weißlichen Peneios son- dert Nach neuern Reisenden. Schon die Alten verstanden Homer oft falsch. Spaͤter Eurotas, oder Eu- ropos, wie die Exe. Strab. haben, d. i. der dunkle . . Auch heutzutage zeichnen sich die Bewohner seiner Ufer durch gesunde Frische aus, waͤhrend am Pe- neios die gelbe Farbe der Menschen eine kraͤnkliche Na- tur bezeichnet Pouqv. . Aber die Alten dachten beim Titare- sios an den Styx und die Unterwelt: deswegen, weil bei diesen Perrhaͤbern eben so wie bei den Hellopischen Pelasgern der Name und Cultus von Dodona sich festge- setzt hatte S. die Schriftsteller bei Str. 7, 328. Steph. Byz. Δωδώνη. . Und so war auch hier wie dort ein Psycho- pompeion oder Todtenorakel. Der Fuͤrst dieser Perrhaͤ- ber heißt Guneus, dessen Name (von γοῦνος, die Frucht- scholle) ein Andenken ist an die fetten Felder des fruͤher bewohnten Thals. So viel wissen wir aus der Ho- merischen Stelle. Nachmals in geschichtlicher Zeit fin- den wir die Perrhaͤber weiter ausgedehnt von den Kam- bunischen Gebirgen, dem Tempepaß und dem Peneios eingefaßt und sich nach Westen noch uͤber Pindos hinaus- erstreckend Hieronymos bei Str. 9, 443. . Gonnos, Atrax waren Perrhaͤbisch Steph. Byz. Γόννος. Liv. 32, 15. , wenn auch unter Andrer Herrschaft. Aber im Gebirge erhielten sich die Perrhaͤber, auch als die Thessaler die Ebne besaßen, zwar nicht unabhaͤngig, aber doch als besondres, und bis in die Makedonische Zeit als amphiktyonisches Volk. 6. In der Flußebne herrschte indeß das Sagenvolk der Lapithen , welches, wie ich gezeigt habe, aus Al- mopien in Makedonien stammt, und mit den Phlegyern identisch, mit den Minyern und Aeolern zu Ephyra we- nigstens sehr nah verwandt war Bd. 1. S. 248 ff. . Duͤrfen wir den reinmythischen Namen Lapithae als Volksbenennung brauchen, weil wir doch in ihnen ein persoͤnlich auftre- tendes und in nationalen Verhaͤltnissen stehendes Volks- ganze erkennen: so sagen wir, daß Lapithisch waren die Staͤdte Elateia, Gyrton, Mopsion, Larissa, Atrax, Oechalia, Ithome, Trikka. Denn an diese knuͤpfen sich zum Theil schon nach dem Namen als einheimisch die Sagen von den Heroen Elatos, Kaeneus, Mopsos, Ko- ronos, Eurytos, Hippodameia; und in den beiden letzt- genannten sind die Asklepiaden einheimisch, welche in genealogischen und andern Sagen stets mit jenen verbun- den sind. Bei Homer folgen die Einwohner von Trikka, Ithome, Oechalia den Soͤhnen des Asklepios; die von Argissa, Gyrton, Orthe, Elone und der weißen Stadt Oloosson den Lapithen. Nach Strabons Untersuchungen soll Orthe die Burg von Phalanna, Argissa das spaͤtere Argura sein, beide am Flusse, Elone ein Staͤdtchen am Olymp Wenn Oloosson das heutige Alassona an der Karawanen- straße von Larissa nach Makedonien ist — nach der Meinung des Erzbischofs von Thessalonich zur Il. 2. S. 333. Rom. δοκεῖ δὲ φυλάσσειν καὶ νῦν τὴν κλῆσιν παϱαφϑειϱομένην βαϱβαϱικῶς. ἴσως γὰϱ αὕτη ἐστὶν ἡ ἄϱτ λεγομένη Ἐλασσών. , so daß die mythische Ethnographie, die wir den Homerischen Katalogos nennen, mit den uͤbrigen Sagen hier voͤllig in Einklang treten wuͤrde. 7. Soviel mußte vorausgeschickt werden, um den Ort und die Nachbarschaft getreu anzugeben, in welcher die Dorier zuerst in der griechischen Sage erscheinen. Sie graͤnzten naͤmlich an die Lapithen, aber in andrer Lage als diese. Denn nicht in der Ebne, sondern in dem hoͤhern Lande, Hestiaeotis, wohnten sie nach Hero- dot Andron bei Strabo 10, 475 e. τῆς Δωϱίδος πϱότεϱον, νῦν δὲ Ἑστιαιώτιδος λεγομένης. In Hestiaeotis westlich vom Pindos, wohnten sie auch nach Charax bei Steph. Δὠϱιον. Nach Perrhaͤbien setzt die Do- rier der Schol. Pind. P. 1, 124. und zu Aristoph. Plutus 385 nach der richtigen Verbesserung von Hemsterhuis S. 115. Perrhaͤbien aber coincidirt ziemlich mit Hestiaͤotis. . Doch lassen die oben angezogenen Worte die- ses Schriftstellers auch schließen, daß Tempe zu He- stiaeotis gerechnet wurde und damals Dorisch war; wie sehr dies der Altar des Pythischen Apollon in diesem Thale bestaͤtigt, werden wir unten sehn. Wo es sich auch als wahrscheinlich zeigen wird, daß sie das erwaͤhnte Pythion auf der Hoͤhe des Gebirgs angelegt. Darnach duͤrfen wir wohl die ganze Tripolis fuͤr weiland Dorisch achten, da auch Azoron nicht immer von Illyrischen Pe- lagonen bewohnt, sondern ehemals Hellenisch war Ein Held Azoros Bd. 1. S. 161. . Auch ist wahrscheinlich, daß der als Perrhaͤbisch ge- nannte Ort Kyphos unter Dorischer Herrschaft stand, weil sie in ihren zweiten Niederlassungen ein davon be- nanntes Akyphas bewohnten Hemsterhuis haͤlt mit Unrecht beide fuͤr einerlei. a. O. S. 116. . Es ist auffallend, daß sich von keiner Dorischen Stadt in dieser Gegend eine direkte und bestimmte Angabe erhalten hat: der Grund dieses Mangels liegt in dem Verlust des Hesiodischen Epos Aegimios . 8. Dieses Epos im Hesiodischen Ton, wenn auch der Verfasser etwa gegen Olymp. 30 in den letzten Zeiten des epischen Gesanges lebte Athen. 11. S. 553 d. καὶ ὁ τὸν Αἰγίμιον ποιήσας, εἴϑ᾿ Ἡσίο- δός ἐστιν ἢ Κέϱκωψ ὁ Μιλήσιος. Ihn geradezu Kerkops zu nen- nen, moͤchte vielleicht unkritischer sein, als den weitschichtigen Na- men Hesiod zu respektiren. , besang die aͤltesten Begeben- heiten des Dorischen Stammes. Namentlich, wie Ae- gimios, der Dorierfuͤrst, im schweren und gefaͤhrlichen Kriege mit den Lapithen den wandernden Herakles her- beiruft, und durch das Versprechen, den dritten Theil des Gebiets ihm abzutreten, seine Bundesgenossenschaft er- wirbt, durch welche die Feinde geschlagen, ihr Fuͤrst getoͤdtet, das streitige Land erobert wird Wessel. zu Diod. 4, 37. p. 282. . Daß dies der Hauptinhalt des Gedichts gewesen sei, besagt der Name desselben S. Valcken. ad Eurip. Phoen. p. 735. . Wahrscheinlich wurden auch die Hel- den von Jolkos und die Phthioten als Bundesgenossen der Lapithen vorgefuͤhrt, wenigstens kamen Phrixos und Achilleus Schicksale darin vor Schol. Apoll. 3, 584 — 4, 816. Groddek Bibliothek der alten Litter. u. Kunst Th. 2. S. 89. schließt wohl zu schnell, daß der Argonautenzug darin enthalten gewesen, wie Weichert uͤber Apollonios S. 139. n. 176. mit Recht bemerkt. — Daß im Aegimios der Zug der Dorier und ihre Colonien bis auf Kyrene erzaͤhlt worden waͤren, . Das zweite Buch spielte in Euboea, welcher Insel Name von der Kuh Jo abgeleitet wurde So zu verstehn ist Steph. Byz. Ἀβαντίς. ‒ ὡς Ησίοδος ἐν Αἰγιμίου δευτέϱῳ πεϱὶ Ἰοῦς-νήσῳ δ᾿ἐν Ἀβαντίδι δίῃ, τὴν πϱὶν Ἀβαντίδα κίκλησκον ϑεοὶ ἀιὲν ἐόντες τήν ποτ᾿ ἐπώνυμον Εὔβοιαν βοὸς ὠνόμασεν Ζεύς. Hieran schließen sich die vier Verse von Argos und Fo bei den Schol. Eurip. Phoͤniss. 1151. Apollodor 2, 1, 3. meint diese Stelle. Auch gehoͤrt zu den Euboischen Mythen, was er 2, 1, 4. daraus erwaͤhnt. — Vgl. Fabric. Biblioth. 1. S. 592. Harles. ; ich vermuthe, daß der Kampf des Herakles gegen das Euboische Oechalia hineingenommen war. Aegimios war indessen in Hestiaeotis herrschend gedacht; weil nur da die Dorier Nachbarn der Lapithen waren: doch wird er auch mit Leichtigkeit nach den zwei- ten Wohnsitzen des Stammes, am Oeta, hinuͤbergezo- gen S. Ephoros bei Steph. Byz. Δυμᾶνες (S. 96 Marx), aus ihm Str. 9, S. 654 a. . Er ist uͤberhaupt mythischer Stammvater oder Stammheld der Dorischen Nation, daher Pindor auch die Herkommen und Gesetze derselben “ Satzungen des Aegimios ” nannte. Indeß werden von ihm nur zwei Staͤmme des Volks hergeleitet, die Dymanen und die Pamphylen; der dritte und vornehmste, die Hylleer, hat den Hyllos zum Stammvater, Herakles wirklichen und Aegimios Adoptiv-Sohn. Und weil in den Dorischen Staaten der Grundbesitz unter diese Staͤmme gleich getheilt war: erhaͤlt nun in der ange- fuͤhrten Sage Herakles fuͤr seine Nachkommen das Drit- tel des Landes, was den Hylleern gebuͤhrte. Von der Landeseintheilung meldete der Dichter: Man nennet sie dreifach geschieden Weil sie ein dreifaches Land abfeits den Geschlechtern vertheilet Etym. M. s. v. τϱιχάϊϰες S. 768, 20. Ησίοδος διά τὸ τϱιχῇ αὐτοὺς (τοὺς Δωϱιᾶς) οἰκῆσαι ι οἷον Παν- . ist nach dem Charakter des alten Epos ungedenkbar, welches keine chronologisch angereihte Geschichte enthaͤlt. Daruͤber aber, daß der erste Stamm von den beiden uͤbrigen als verschieden von Ursprung abgesondert wird, verweisen wir auf die Bemerkungen im dritten Kapitel. Ebenso muͤssen wir auf die Eroͤrterung des Apollo- dienstes und Heraklesmythos im zweiten Buche verweisen, welche erst die innre Geschichte des Dorischen Stam- mes in seiner aͤltesten Periode geben kann; sintemal in jener Zeit die Religion alle Regungen des geistigen Le- bens noch einschließt und inbegreift. 9. Eine Begebenheit, die auch, wenn sie nicht durch Tradition bezeugt waͤre, doch in ihren Wirkungen er- kannt und darnach vorausgesetzt werden muͤßte, ist die Wanderung von Doriern aus der Gegend des Olympos nach Kreta . Freilich ein wunderbarer Zug von einem Ende der Griechischen Welt zum andern, und eine sehr anomale Erscheinung in der Geschichte der alten Colo- nien. Man muß annehmen, daß schon in jenen Ursitzen die Dorier, als von der Ebne ausgeschlossen, durch Noth und Thatlust gedraͤngt, Piratenkaͤhne bauten, die engen und schmalen Fahrzeuge mit selbstrudernden Kaͤm- pfern bemannten, und so aus Bergbewohnern zu See- fahrern umgeschaffen — die Normannen Griechenlands — nach dem fernen Kreta seegelten. Das aͤlteste Zeug- niß davon ist das der Odyssee. “Mitten im Meere liegt das Land Kreta, ein herrliches und gesegnetes Ei- land. Viele, unzaͤhlbare Menschen sind darin und neun- zig Staͤdte. Andere reden eine anders gemischte Spra- che. Darin sind Achaeer, hochherzige Eteokreten, Ky- donen, dreigetheilte Dorier, und goͤttliche Pelasger. Unter ihnen ist die große Stadt Knossos” Od. 19, 174. . Andron giebt geographisch genau an: diese Dorier seien aus He- τες γὰϱ τϱιχάϊκες καλέονται Οὕνεκα τϱισσὴν γαϊαν ἑκὰς πάτϱης (schr. πάτϱῃς oder πάτϱαις) ἐδάσαντο. Was folgt, ist falsch. stiaeotis, damals Doris, unter Tektaphos, Doros Sohn, sammt Achaeern und Pelasgern, so in Thessalien geblieben waren, nach Kreta gekommen Bei Strabo 10, 475. d. und Stephan. Δώϱιον. Aus Andron schoͤpft wohl Diodor 5, 80. Vgl. 4, 60. . Weiter Dio- dor: des Tektaphos (Tektamos) Sohn sei Asterios, Koͤ- nig von Kreta, gewesen, der Adoptivvater Minos des Gesetzgebers. Diese Nachrichten werden ihrem wesent- lichen Inhalte nach durch zwei Proben gewiß. Erstens dadurch, daß der Apollonsdienst nun in Kreta eben so wie in Tempe und zwar ganz mit denselben Gebraͤuchen geuͤbt wird, und auch die Uebertragung damit verbund- ner Sagen veranlaßt. Zweitens dadurch, daß die Do- rische Grundverfassung sich in Kreta so sehr fruͤh zu einer Ordnung und Festigkeit ausbildete, welche hernach Mu- ster fuͤr die verwandten Staaten wurde. Dies giebt uns das vollste Recht, den Knossier Minos als Dorier anzusehn. Besser noch sagen wir, daß der Name Mi- nos eine Zeit bezeichnet, in welcher die Dorischen Anlan- der einen großen Theil der Insel in einen Staat verei- nigten, und indem sie so erstarkt ihre Macht uͤber die Kykladen und viele Kuͤstenstriche ausbreiteten, nach He- rodots, Thukydides und Aristoteles Ausdrucke, eine Art Thalassokratie erwarben. Wir wuͤrden die einfache Loͤ- sung mehrerer Begebenheiten und Verhaͤltnisse verschmaͤhn, wenn wir jene Dorische Wanderung laͤugnen wollten. — Damit sollen aber mit nichten spaͤtere Wanderungen aus dem schon Dorischen Peloponnes gelaͤugnet werden Die Nie- derlassungen, welche hier in Betracht kommen, sind 1. die Einwan- derung nach Minos Tode (im dritten Geschlecht vor Troja) von al- lerlei Staͤmmen, besonders Hellenen, bei Herod. 7, 170., diese ist bloße Sage von Polichna und Praͤsos und nicht sehr glaubwuͤrdig. 2. Colonie des Althaemenes nach dem Heraklidenzug von Argos und Megara aus, und in Verbindung mit Rhodos. 3. Dorier aus ; nur treffen diese in zu spaͤte Zeiten, um von ihnen abzu- leiten, was der Ableitung bedarf. — Welche Gegenden Kretas nahmen die Dorier in Besitz? Staphylos Strabo 10. p. 475. c. sagt, die Ostkuͤsten. Genauer indessen nennt man die oͤstliche Seite der Nordkuͤste. Denn hier liegt das Minoische Knossos, welches man als den Hauptsitz der Dorischen Bevoͤlkerung ansehen muß, mit seinem Hafen Herakleion und der Kolonie Apollonia. Indessen hat sich von da sehr fruͤh Herrschaft, Sitte und Cultus des Stammes uͤber die andern von Eteokreten, Pelasgern, Kydonen bewohnten Gegenden verbreitet; und die Insel mit Hilfe spaͤterer Nachwanderungen fast ganz dorisirt Die kretischen Staͤdte gal- ten im allgemeinen fuͤr Dorisch. Menander de encom. 32, 1. S. 81. Heeren, u. And. . Wenn zu Homers Zeit noch verschiedne Mischungen der Spra- che nach den inwohnenden Staͤmmen statt fanden (ἄλλη δ᾿ἂλλων γλῶσσα μεμιγμένη): so erscheint spaͤter der Dorische Dialekt als der allgemein angenommene. 10. Wir folgen jetzt wieder dem oben gegebnen Texte Herodots. “Als aber die Dorier von den Kad- meern vertrieben waren, wohnten sie am Pindos, und hießen das Makednische Volk.” Damit spielt der Schriftsteller auf das mythische Ereigniß an, da die Kadmeer von Theben durch die Argeier vertrieben zu den Illyrischen Encheleern zogen, und dabei den Mag- nesischen Berg Homole in der Naͤhe von Tempe be- ruͤhrten. In jenen Magnesischen Wohnsitzen waren sie allerdings Nachbarn der Dorier gewesen. Aber es ist wohl zu bedenken, welche verworne Fabel wir vor uns dem schon Dorischen Peloponnes. Lyktos, Lampe, und andre Orte von Sparta, Pharaͤ Colonie der Messenier; Gortyna von Amy- klaͤern, (Minyern), Phaestos von Sikyon, andre von Argos (Skylax S. 18. Diodor 5, 80.) 4. Aegineten in Kydonia. haben S. Bd. 1. S. 233. 234. Nach Andron (Str. 10, 475.) kommen sie gleich von Hestiaeotis an den Parnaß. Nach Diodor 4, 67. vertreiben die Kadmeer die Dorier, die aber dann nach Doris (Erineos, Kytinion, Boeon) zuruͤckkehren . Fuͤr Hero- dot koͤnnte Lykophron 1388 sprechen, der die Dorier Λακμωνίους nennt (Λάκμων ὄϱος Πε᾽ϱ῾ϱαιβίας, ἔνϑα ᾤκουν Δ.), da Lakmon der Knoten des Pindos und der Kambunischen Berge heißt. Aber Ly- kophron will nur ihre Wohnsitze in Hestiaeotis andeuten. . Der verwuͤstende Raubzug der Encheleer nach Phokis und Boeotien ist wohl nicht anzuzweifeln; die Tradition konnte schwerlich irgendwie entstehen, als durch ein wirkliches Faktum; es sprach davon ein ziemlich altes Delphisches Orakel und die Sage der Thebaeer; dieselbe Horde mag bei ihrem Durchzuge auch die Dorier in ihren Sitzen beunruhigt haben; aber so wunderbar es ist, daß fluͤchtige Thebaeer zu den Encheleern nach Illyrien von freien Stuͤcken gezogen sein sollen, so seltsam ist es, daß diese die Dorier aus ihren Wohnsitzen verdraͤngt haben sollten. Das mag wahr sein, daß noͤrdliche Horden die Dorier vom Olympos hinwegdraͤngten; denn wir finden spaͤter in den alten Wohnsitzen dieses Volks den Paeonischen (Teu- krischen) Stamm der Pelagonen, welche vom Axios herabgekommen waren Ilias 2, 849. 21, 159. Darauf zielt Herodot (s. Einleitung), daß die Teukrer, zu denen er die Paeoner rechnet, bis an den Peneios vorgedrungen waͤren. , und sich der Tripolis Azoron, Doliche, Pythion bemaͤchtigt hatten.— Wenn nun aber Herodot die Makedner oder alten Makedonier, welche zu seiner Zeit die Landschaft zwischen den Fluͤssen Ha- liakmon und Ludias vom Gebirge bis an die Kuͤste be- wohnten, von den Doriern in jenen Wohnsitzen ablei- tet: so mag dies wohl eine Erzaͤhlung der Makedonier sein, die nicht bloß ihrem Argivischen Koͤnigsstamme II. 3 Dorischen Ursprung zuzusichern bemuͤht waren; aber geschichtlichen Sinn hat sie wohl nicht. Denn die Ma- kedonier sind zwar in der Grundlage, wie oben bemerkt, Griechen, aber sie fuͤr Dorier zu halten, giebt es in Sprache und Sitte keinen Grund Einleitung §. 3. In der Stelle bei Constant. Porphyr. Them. 2, 4. S. 1453. Meurs. λέγεται δὲ καὶ Μακεδονίας μοῖϱα Μακέτα, ὡς Μαϱσύας ἐν πϱώτῳ Μακεδονιακῶν. καὶ τὴν Ηϱέ- στειαν δὲ Μακέταν λέγουσιν, will Raoul-Rochette 2. S. 70. Εστιαιῶτιν corrigiren; allein Ὀϱεστίαν liegt ja weit naͤher. . 2. 1. “ V on da wanderte, erzaͤhlt Herodot weiter, der Volkstamm der Dorier nach Dryopis — in die Land- schaft, welche seitdem Doris oder die Dorische Tetrapo- lis heißt”. Auch hier erfordert zuerst das Geographi- sche einige Eroͤrterung, welche sich von den Thermopy- len, dem Punkte, wo das Oetegebirge das Meer be- ruͤhrt, bis zu dem Knoten erstrecken muß, wo es sich mit dem Parnaß und beide mit dem Pindosgebirge ver- schlingen, und der letztere Hauptbergzug Griechenlands sich in verschiednen Richtungen hin aufloͤßt und ver- zweigt. Wenn wir die Ebene von Phokis, welche zwischen Oeta und Parnassos liegt, und vom Kephissos durchflos- sen wird, hinaufwaͤrts verfolgen: so treten nach und nach die Eebirge von beiden Seiten naͤher zusammen und verengern das Thal des Flusses. Die letzten Phokischen Staͤdte in dieser Richtung sind Amphikaea, Tithronion, Drymaea, in Truͤmmern und Palaeokastro’s noch er- kennbar Amphikaea bei Dadja, s. Leake in Walpole’s Trav. S. 509. Clarke a. O. S. 227. Gell Itinerary S. 210. . Wendet man sich von da westlich nach den hoͤhern Gegenden, so gelangt man bald zur Quelle des Flusses, welche dadurch unverkennbar ist, daß sie so- gleich einen ziemlich starken Strom bildet. Und zwar stroͤmt Kephissos aus dem Parnaß, nicht Oeta, und 3 * wendet sich zuerst nach Nordost, um darauf nach Suͤdost umzubiegen Ich folge hier besonders Dodwell S. 123. und Gell, vergl. Band 1. S. 41. Pouqueville ist ganz im Irrthum. Er laͤßt den Kephiß 1 1 ∫4 St. von Arotina, das er fuͤr Erineos haͤlt, NO ent- springen, und von N. in den Pindos fließen, der wieder in den Korinthischen Meerbusen geht, was ganz gegen die Alten ist. Er ist gar nicht in Doris gewesen. . Die Lokalitaͤt ist besonders dadurch be- zeichnet, daß sich bei der Quelle auf einem steilen Vor- sprunge des Parnassos die alte Akropole einer Stadt erhebt, welche als Lilaea anerkannt werden muß. Die Landschaft umher ist großartig und kuͤhn geformt. Zwanzig Stadien davon lag Charadra, wo ein Gebirgs- bach in den Kephissos stroͤmte. Aber aus noch hoͤhern Thaͤlern kommt der Fluß Pindos herab, welcher nicht weit von Lilaea sich mit Kephissos vereinigt. Diese Thaͤ- ler, nordwestlich gegen Lilaea gelegen Fruͤher setzte man es meist ganz falsch. Mit der Karte zum ersten Bande stimmt in der Haupt- sache Gells Karte zum Itinerary . Nach Str. liegt die Tetra- polis meist oͤstlich vom Parnaß, doch zieht sie sich auch westlich herum. 9, 417. — Fl. Pindos nach Dodwell Aniani. , sind die eigent- liche Landschaft Doris , von den Alten wenig im Ein- zelnen beschrieben, und von neuern Reisenden erst seit Kurzem einigemal besucht. Die steile Burg, welche an- derthalb Stunden von Lilaea auf einem Vorsprunge des Parnasses bei dem Dorfe Mariolatis liegt, ist vielleicht Boeon . Die alten Mauern im Thal gegen Westen bei Stagni, muß man fuͤr das feste Kytinion ansehn S. den Grund S. 57. N. 3. . Aber Erineos muß wohl an den Schluchten des Oeta, den Quellen des genannten Flusses naͤher, gesucht wer- den S. Str. 9, 427. 10, 476 a. Davon unterscheidet Strabo Erineos in Phthiotis, 9, 434. Etymol. M. 373, 56. ὁ Ἐϱινεὸς ist die rechte Form. Erineum indeß Mela und die unten angef. Schol. Pindar und Aristoph. . Am Oeta lag Akyphas Str. 9, 427. b. 434. Steph. Byz. Ἀκύφας μία τῆς Δωϱικῆς τετϱαπόλεως. , wahrscheinlich ei- nerlei mit der oberhalb Erineos gelegenen, dem Flusse gleichnamigen Stadt Pindos Skymnos Chios V. 591. Δωϱιεῖς Ἐϱινεὸν, Βοιὸν, Κυ- τίνιον ἀϱχαιοτάτας ἔχουσι Πίνδον τ᾽ ἐχομένην. Vgl. Konon a. O. Gegen die, welche Pindos in dieser Tetrapolis laͤugnen, genuͤgt He- rod. 8, 43. anzufuͤhren. Vgl. du Theil Eclairc. sur str. 9. T. 3. p. 118. Raoul-Roch. T. 2. p. 252. 4. p. 392. , beide Namen hatten die Dorier aus den fruͤheren Wohnsitzen mitgebracht. — Die- ser Landwinkel an die Hauptgebirge Griechenlands zu- naͤchst angelehnt und oberhalb der Ebnen haͤngend, die sich von da ausbreiten, wird von den oberen Gegenden Aetoliens, dem Lande der Ozolischen Lokrer, Phokis und Suͤdthessalien umgeben Str. 9, 427. c. ordnet die Reihe so: Aetoler, Lokroi Hesp., Dorier, Aenianen, Lokroi Epikn. vgl. 425. 430 b. . Von Kytinion fuͤhrte an der Seite des Parnaß hin ein Bergpfad nach dem Lande der Lokrer Thukyd. 3, 95. 102. Es ist die Kakiskala zwischen Stagni und Salona. Dodwell und Gell S. 206. , welchen auch neuere Reisende gewandert sind; von Delphi ein andrer Gebirgspfad, den ein alter Reisender auf 180 Stadien schaͤtzt Paus. 10, 33, 2. , nach Lilaea hinuͤber, und wahr- scheinlich bei Tithoraea vorbei. Nach Norden geht man jetzt aus dem Thale des Pindos ebenfalls einen Bergsteig durch Schluchten und Engen des Oeta in das jenseitige Flußthal des Spercheios, welcher gegenwaͤrtig Hellada heißt Diesen Weg, uͤber Kamara, Palaeochori, Neuropoli, beschreiben Dodwell 2. S. 126. Gell S. 241. ; war dieser schon im Alterthum gangbar, so ver- band er Doris mit dem Lande der Malier. 2. Das Gebirge Oeta streift in westlicher Rich- tung und in der Ausdehnung von zweihundert Stadien gegen den Malischen Meerbusen, den es bei den Ther- mopylen erreicht. Es trennt Doris, Phokis und die Epiknemidischen Lokrer von der Ebne am Spercheios. Ver- bindungswege sind der zuletzt genannte Pfad; dann ein andrer aus Phokis nach dem Felsenthal von Trachinien Diesen Weg bei Eleutherochori vorbei ging Holland S. 383. vgl. Dodw. S. 74. Er ist auch gemeint bei Procop de ae- dif. 4, 2. , endlich die Thermopylen nebst dem durch die Perserschlacht bekannteu Nebenpfade. Diesen Paß bildet der steile Ab- fall des Gebirgs auf der einen Seite mit dem tiefen und unzugaͤnglichen Seemarsch nach der andern, welche an den engsten Stellen bis zur Naͤhe von 60 Schritt zusam- mentreten Liv. 36, 15. Beschreibung der Thermop. Bd. 1. S. 486. Clarke ch. 8. S. 240. Holland ch. 18. S. 375. Gell Itin. S. 239. ; in der Mitte entspringen die heißen Quellen von sulphurischem Geruch, die der Schlucht den Namen gegeben haben; bei ihnen liegt die kleine Ebne von Anthela, zwei engere Stellen des Passes unterbrechend. Am noͤrdlichen Eingange der Enge stehn noch die Truͤmmer des Walles, durch welchen Thessa- ler, Perser, Roͤmer abgehalten werden sollten; nahe dabei kommt das Fluͤßchen Asopos aus den Klippen des Gebirgs hervor. Am suͤdlichen Schlusse des Passes lag das Staͤdtchen Alpenos, — die ganze Laͤnge desselben betraͤgt gegen eine geographische Meile. Von den Thermopylen leitet die gepflasterte und erhoͤhete Heerstraße noͤrdlich uͤber den Spercheios nach Thessalien, suͤdlich uͤber Alpenos, Skarpheia, Thro- nion, und von da nach Elateia und weiter im Phoki- schen Lande. So unwirthlich auch durch die zerrissene und klip- penvolle Gestalt der Thaͤler und Hoͤhen der Bergzug des Oeta ist: so gab es doch eine nicht geringe Anzahl alter Orte, welche sich von der Dorischen Tetrapolis nach dem Meere hinzogen. Amphanaea muß auf dem Oeta, aber gegen Trachinien hin, gelegen haben, so daß man es auch zu Thessalien im weiteren Sinne rech- nen konnte S. Steph. Byz. Ἀμφαναὶ aus Theopomp. Eurip. Ras. Herakles 386. . Rhoduntia und Teichius waren befestigte Bergspitzen an dem Wege uͤber den Oeta Str. 9, 428. Liv. 36, 16. . Phri- kion lag an den Thermopylen auf der Lokrischen Seite; es sandte Einwohner nach dem Aeolischen Kyme und Larissa Phrikonis Steph. Byz. Kallim. auf Artemis. 159. Φϱικίῃ ὑπὸ δϱυϊ γυῖα ϑεωϑείς. . Jenseits lag Trachis auf dem Gebirgsabhang uͤber der Ebne der kleinen Fluͤsse Me- las und Dyras; Herakleia war 6 Stadien von der al- ten “Rauhburg” angelegt Str. a. O. . In der Naͤhe wahrschein- lich Aegoneia S. Lykophron, Hekataeos, Rhianos bei Steph. . 3. Nachdem so die Lokalitaͤt wenn nicht mit an- schaulichen, doch moͤglichst bestimmten Zuͤgen bezeichnet ist, fragen wir nach den kleinen Volkskoͤrpern, welche hier fruͤher und spaͤter Platz genommen, besonders nach den Doriern selbst. Doris , im engern Sinne, heißt das Thal des Fluͤßchens Pindos. Wer von einer Drei- stadt spricht, meint Boeon, Kytinion und Erineos So Andron bei Str. 10, 476 a. Thuk. 1, 107. , welcher Ort, als der bedeutendste, auch Dorion ge- heißen zu haben scheint Aeschin. π. παϱαπϱ. 286, 2. τὸν ἥκοντα ἐκ Δωϱίου καὶ Κυτινίου. (43, 24.) : wer eine Tetrapolis kennt, nimmt als vierte Stadt Akyphas (Pindos) hinzu Theop. bei Steph. Ἀκύφας. Skymn. Ch. a. O. . Das ist die Gegend, wo Doros Hellens Sohn gewohnt und sein Volk am Parnaß versammelt haben soll Str. 8, 383. Konon. 27. Skymnos. Darauf geht auch die Angabe bei Apolld. 1, 7, 3., daß Doros Hellens τὴν πέϱαν χώϱαν Πε- λοποννήσου ἔλαβεν. Anders wieder Vitruv. 4, 1. Achaia Pe- loponnesoque tota Dorus Hellenis et Orseidos (der Bergbe- wohnerin) nymphae filius regnavit. , eine Sage, die die aͤltern Wohnsitze bes Stammes ganz ver- gißt. Allein es scheint nicht, daß in der Zeit, als der gesammte Volkstamm hier beschraͤnkt war, er sich mit diesem engen Thale begnuͤgt habe; vielmehr hatte er noch mehrere Orte am Oeta inne, zu welchen das genannte Amphanaͤa gehoͤrt Hekataeos bei Steph. . Ein unbekannter Schriftsteller Bei den Schol. Pind. P. 1, 121., in denen indeß einige Verwechselung und Verwirrung ist. (Eine Stadt Pindos in Perrhaͤbien ist sonst nicht nachweisbar). Bei Pindar geht Πινδόϑεν allgemein auf die fruͤheren Wohnsitze; denn Hestiaeotis und auch Doris lehnen sich an Pindos. Vgl. Boeckh. Expl. S. 235. Aus diesen Schol. schoͤpfen wahrscheinlich die zu Aristoph. Plut. 385 und Tzetz. Lyk. V. 980. vergl. 741., daher sie auch die Fehler derselben uͤbertragen haben. nannte sechs Dorische Staͤdte: Erineos, Kytinion, Boeon, Lilaeon, Karphaea, Dryope: von denen Lilaeon die Stadt Lilaea, Karphaea ohne Zweifel Skarpheia an den Thermopylen, Dryope das vormals Dryopische Land bezeichnet. Es war also wohl einmal auch das Hoch- land an den Quellen des Kephiß, und ein Strich laͤngs des Oeta bis ans Meer im Besitze dieses Volks. Ja dies war selbst noch zum Theil im Perserkriege der Fall. Denn auch damals erstreckte sich Doris in ei- nem dreißig Stadien breiten Zipfel zwischen dem Ma- lischen und Phokischen Lande hindurch bis an die Ther- mopylen Herodot 8, 31. Vgl. Plut. Themist. 9. ; auch Skylax nennt die Dorier als Anwoh- ner des Meeres S. 24. Λιμοδωϱιεῖς. . Dieser Strich am Oeta hin ist es aber, den ehemals das Dryopische Voͤlkchen bewohnte, wie aus einer Stelle des Herodot hervorgeht He- rod. 8, 31. und 43. ἐόντες οὗτοι Δωϱικὸν καὶ Μακεδνὸν ἔϑνος ἑξ Ἐϱινεοῦ τε καὶ Πίνδου καὶ τῆς Δϱυοπίδος ϋστατα ὁϱμηϑέν- τες. Es koͤnnen also nach dieser Stelle auch Kytinion und Boeon Dryopisch gewesen sein. , ehe es von den Doriern, seinen Nachbarn in der Tetrapo- lis, ganz verdraͤngt wurde. — So sind wir durch diese geographische Eroͤrterung auf ein geschichtliches Ergebniß gekommen. Wir werden bewogen anzuneh- men, daß die Dorier allmaͤlig von Hestiaeotis nach dem Oeta hinuͤberwanderten, hier zuerst den aͤußersten Winkel des Bergthals besetzten, und von da sich allmaͤlig weiter gegen die Kuͤste auch uͤber Dryo- pis ausdehnten. So pflegte es wohl zu geschehen, daß der Stamm nicht auf einmal, sondern allgemach nach den Gegenden vorruͤckte, welche einzelne Theile desselben schon fruͤher eingenommen hatten Nach Str. 9, 434. gab es eine Dryopische Tetrapolis, wie eine Dorische. . 4. Die Dryoper , deren Geschichtsfragmente wir hier einweben, sind ein ureinwohnendes Volk, welches man Pelasgisch nennen kann, Aristoteles und Andre geben ihm einen Arkadischen Ursprung bei Str. 373. Die Schol. Apoll. 1, 1283. haben eine Genealogie: Lykaon—Dia—Dryops. Daraus Tzetz. Lyk. 480. und Etymol. M. 288, 32. Anders indeß Pherekydes bei den Schol. . Die Ver- wandtschaft mit den Arkadern wird durch den Dryopi- schen Dienst der Demeter Chthonia, Kora Meliboea und des Hades Klymenos bestaͤtigt, welcher dem von Phigalia, Thelpusa und andern in Arkadien sehr nahe steht S. Buch 2. K. 11. . Sie wohnten als Nachbarn der Malier, so daß sie in die Ebene des Spercheios hineinreichten, uͤber den Oeta hinuͤber, und auf der andern Seite bis an den Parnaß hinan Nachbarn der Malier u. der Myrmidonischen Achaeer, Pherekyd. bei Schol. Ap. 1, 1283. S 93. 107. Sturz. Aristot. a. O. An dem Parnaß, Aristot. und Paus. 4, 34, 6. Λυκωϱείταις ὅμοϱοι. Die μετοίκησις vom Spercheios nach Trachis ist blos eine Verwirrung in den Schol. Apoll. Kallimachos hatte nur von der Wanderung nach dem Pelo- ponnes geredet, Schol. Paris. Claviers (zu Apollod. S. 323.) Critik ist sehr unkritisch. Dryops, Spercheios Sohn, am Oeta, nach Antonin. Lib. 32. ; nach Osten erstreckten sich ihre Wohnsitze bis an die Thermopylen Ebd. 4. Κϱαγαλεὺς ὁ Δϱύοπος ᾤκει γῆς τῆς Δϱυοπίδος παϱὰ τὰ λουτϱὰ τὰ Ἡϱακλέους. In dieser wunderlichen Erzaͤh- lung nimmt Melaneus, Sohn Apolls, Koͤnig der Dryoper, Epei- ros nebst Ambrakia ein. Sie gehoͤrt zusammen mit der Wanderung der Aenianen und des Neoptolemos nach Molossis. Aeginet. S. 18. . Ihre Ver- treibung wird darum ganz mythisch erzaͤhlt, weil die mit den Wanderungen der Dorier verbundene Verbrei- tung des Apollodienstes, und zugleich der Mythus von Herakles hineintritt: aber wenn nur einmal das Ver- staͤndniß dieser Erzaͤhlungsart gefunden ist, so wird sie beinahe lehrreicher und bedeutungsvoller als die ge- meine historische. Der Pythische Apollon ist es, dem die uͤberwundenen Dryoper als Frohnen zugesandt wer- den, und der sie nach dem Peloponnes schickt Buch 2. K. 3. ; He- rakles, der, in Verbindung mit den Trachiniern, sie un- terwirft und dem Apollon weihet, oder ihnen Wohn- sitze in Argolis anweist, ihr Land aber den Doriern oder Maliern zutheilt Aristot. bei Str. a. O. Apolld. 2, 7, 7. Diod. 4, 37. Paus. 4, 34, 6. Serv. zur Aen. 4, 146. Πϱάξ. Ἡϱακλ. S. 152. Marini ville Albani. vgl. Aeginet. p. 33. Heyne Exc. ad Aen. 4, 2. p. 610. Raoul-Roch. 1. p. 434. — Herod. 8, 43. οἱ δὲ Ἑϱμιονέες εἰσὶ Δϱύοπες ὑπὸ Ἡϱακλέος τε καὶ Μηλιέων ἐκ τῆς νῦν Δωϱίδος καλεομένης χώϱης ἐξαναστάν- τες. Eine eigne Wendung der Sage bei Suides Δϱύοπες, Κά- πϱος. Der Vers des Kallimachos bei Etymol. M. 154, 7. scheint zu schreiben: Δειλαίοις Αοινεῦσιν ἐπιτϱιπτῆϱας ὀπόσσας ; die Erklaͤrung giebt das Etym. selbst. vgl. S. 41. N. 4. . Wir koͤnnten aus dieser Sage vielleicht den Schluß entnehmen, daß die Dryoper bei der Dori- schen Wanderung in den Peloponnes mitgenommen und hier angesiedelt worden. Indessen macht die Lage der Dryopischen Orte selbst eine andre Ansicht noͤthig. Denn diese liegen auf mehreren Kuͤsten und Inseln so zerstreut, daß sie nicht durch eine Landwanderung, son- dern nur durch einzelne Sendungen zur See dahin ge- kommen sein koͤnnen. Denn in Argolis haben sie auf auslaufenden Landzungen und Vorgebirgen die Orte Hermione, Asine und Eion (Halieis) erbaut; auf Eu- boea gehoͤren ihnen Styra und Karystos Herodot 8, 46. Diodor 4, 57. Thukyd. 7, 57. nimmt die Styreer indeß fuͤr Jonier. ; unter den Inseln Niederlassungen auf Kythnos Herod. a. O. Diod. a. O. Der mythische Krieg des Amphitryon gegen Kythnos haͤngt wohl damit zusammen. (und vielleicht Mykonos), auch nach Jonien und Kypros waren sie versprengt Herod. 7, 90. Diod. a. O. Asine auf Kypros. Steph. Byz. Auch in Kyzikos nach St. 13, 586. . Das aber ist historisch gewiß, daß sie dem Pythischen Apollon als Unterthanen geweiht waren und lange Zeit als solche dienten, denn wir fin- den noch in der dunkeln Geschichte der Zerstoͤrung Kris- sa’s (Olymp. 47) neben den Krissaeern Kraugalli- den genannt S. Band 1. S. 496. Bei Aeschines g. Ktesiphon 68, 40. ist nach Di- dymos und Xenagoras bei Harpokration Κϱαυγαλλίδαι zu emendiren. ; so hießen aber die Dryoper von einem mythischen Stammvater. Von dem Verhaͤltnisse der Tempelunterthanen, und so auch dieser Kraugalliden wird im zweiten Buche ausfuͤhrlich gehandelt werden. 5. So feindlich die Verhaͤltnisse der Dorier zu den Dryopern waren, so befreundet waren sie mit den Maliern . Diese wohnen am Flußthale des Sper- cheios, von allen Seiten durch Felsgebirge eingeschlossen und nur gegen die See offen, sie theilen sich in die Meeranwohner, die heiligen, und die Trachinischen Παϱάλιοι, Ἱεϱῆς, Τϱαχίνιοι Thuk. 3, 92. vgl. Dodwell 2. S. 71. Ich bemerke noch, daß Skylax und Diodor 18, 11. Melier und Malier zu unterscheiden scheinen, allein bei beiden ist ΛΑΜΙΕΙΣ fuͤr Μαλιεῖς, Μαλεῖς zu schreiben. Wesselings Meinung uͤber die . Die zweiten wohnten vermuthlich dem amphiktronischen Tempel in den Thermopylen zunaͤchst, die dritten an den Felsenhaͤngen des Oeta. Diese sind es besonders, welche mit den Doriern in enge Verbindung traten, so daß Diodor sogar Trachis als Metropole von Lakedae- mon nennt Diod. 12, 59. . Die Freundschaft zwischen Keyx und Herakles nebst seinen Soͤhnen ist der mythische Aus- druck dieser Verbindung. Die Malier waren fortdau- ernd ein kriegerisches Volk, wo nur die, welche als Hopliten gedient, Antheil an der Staatsverwaltung hatten Arist. Polit. 4, 13. . Besonders waren aber Schleuderer und Wurf- spießwerfer in ihrem Lande vorzuͤglich Thukyd. 4, 100. . 6. Hernach draͤngte sich in diese Sitze ein Volk ein, welches die alten Sagen der Gegend nicht ken- nen, die Hellenischen Aenianen oder Oetaeer. Denn der letzte Name ist Ortsbezeichnung desselben Volks, dessen Stamm der erste anzeigt S. Tittmann vom Amphiktyonenbund S. 41. , obgleich ich nicht behaupte, daß die 14 Oetaeischen Gemeinden Str. 9, 434. das ganze Aenianische Volk constituirten. Denn sie wohnten auch am Inachos, und am obern Laufe des Spercheios, wo Hypata liegt Aeginetica p. 17. . Fruͤher saßen sie im innern Thes- salien, und erst am Ende der mythischen Zeit ließen sie sich in den Wohnsitzen nieder, aus denen sie spaͤter wieder von den Illyrischen Athamanen vertrieben wur- den Bd. 1. S. 253. . Obgleich sie eine gewisse Abhaͤngigkeit vom Delphischen Orakel nicht abwiesen, und die vor ihnen in der Gegend seßhaften Mythen von Herakles zu ihren Volksagen machten Buch 2. K. 3. 12. : traten sie doch schon letztre Stelle ist unhaltbar, da eine Stadt Malea gar nicht existirt. Diodor spricht nicht ganz genau. durch die aͤußere Lage, in Gegensatz und Feindschaft mit den Maliern und Doriern Thukyd. 3, 92. . Ja es ist wahr- scheinlich, daß mit der Einwanderung der Aenianen in diese Gegend der Auszug der Dorischen Voͤlker, die den Peloponnes eroberten, irgend wie zusammenhing. Zwischen den Lakedaͤmoniern und Oetaͤern war alter Haß 8, 3. Ueber die Gruͤndung von Herakleia spricht auch Steph. Byz. s. v. Δώϱιον nach der Luͤcke. . Darum gruͤndete besonders Sparta im Tra- chinischen Lande die Stadt Herakleia, welche sicher eine bedeutende Dorische Macht auf diesem Punkte Grie- chenlands neu gegruͤndet haͤtte, wenn nicht die Eifer- sucht der Thessalier und Doloper und selbst der Ma- lier gleich bei ihrem Entstehen rege geworden waͤre. So viel uͤber die Voͤlkerstellung der Dorier in den Wohnsitzen am Oeta. Es ist aber das Thema damit noch nicht erschoͤpft, denn es bleibt noch einerseits der große Einfluß auseinanderzusetzen uͤbrig, welchen die Niederlassung der Dorier auf dem Parnaß zu Ly- koreia auf die Religion von Delphi gehabt hat, denn daß Lykoreia Dorisch war, wird uns unten hoͤchst wahrscheinlich werden; andrerseits waͤre hier vom Am- phiktyonischen Bunde zu reden, bei dessen Gruͤndung den Doriern gewiß ein großer Antheil gebuͤhrt: aber beides verschieben wir wieder auf das zweite Buch. Von den Dorischen Staͤdten am Parnassos aus ist Bulis an der Graͤnze von Phokis und Boeotien, am Krissaeischen Meerbusen, wahrscheinlich in der Zeit der Wanderung gegruͤndet worden Bd. 1. S. 238. — Vgl. im Ganzen zu diefem Kapitel die Behandlung von Raoul-Roch. 2. S. 249. . 3. 1. D ie bedeutendste und folgereichste unter allen Wanderungen Hellenischer Staͤmme, die durch die ganze Geschichte fortwirkende Ursache vieler Ereignisse, der Zug der Dorier in den Peloponnes, ist so durchaus in Mythen gekleidet; und diese sind schon fruͤh mit solcher Consequenz ausgebildet, daß es nichts hilft sie einzeln zu pruͤfen, wenn man nicht vorher den Verband des Ganzen aufgeloͤst hat. Der sagenhafte Name dieses Zuges ist “die Ruͤckkehr der Enkel des Herakles” ἡ τῶν Ἡϱακλειδῶν κἀλοδος. Thuk. 1, 12. sagt: Δω- ϱιεῖς ξὺν Ἡϱακλείδαις. Isokr. Archidam 6. spricht von einem Orakel: ἐπὶ τὴν πατϱῴαι ἰέναι χώϱαν. . Herakles, der Sohn des Zeus, ist (schon in der Ilias) durch Geburt und Bestimmung Erbfuͤrst von Tiryns und Mykenaͤ und Herr der umwohnenden Voͤlker 19, 105. . Aber durch eine boͤse Verwirrung erhaͤlt Eurystheus den Vorrang, und der Zeussohn muß ihm dienstbar werden. Doch erbt er die Anspruͤche auf die Herr- schaft des Peloponnes auf seine Nachkommen fort, die sie hernach mit den Doriern vereint geltend machen: indem Herakles auch fuͤr diese solche Thaten vollbracht hat, daß seine Nachkommen stets das Drittel ihres Landes besitzen muͤssen. So ist nun Herakles Helden- leben die mythische Rechtfertigung, wodurch die Do- rier nicht als ungerechte Eroberer, sondern blos als Wiedereroberer des ihren Fuͤrsten von Vaͤter-Zeiten her Gehoͤrenden erscheinen: ungefaͤhr so wie die Israeliten durch die blutige Unterjochung Canaans nur das ge- lobte Land, wo Abrahams Grabstaͤtte war, wieder gewannen. — Die Hauptlaͤnder des Dorischen Stam- mes, außer Argos, Lakedaemon und das Messenische Pylos, soll daher Herakles einst mit einem gewissen Rechte bekriegt und unterworfen, das Nationalfest der Olympien gestiftet, selbst zu den entferntesten Colonien soll er den Grund gelegt haben. Diese Eroberungen und Stiftungen, diese mythische Vorgeschichte der wirk- lichen Geschichte fuͤr faktisch zu halten, ist einer hellern Ansicht dieser Dinge unmoͤglich: und nur sehr glaͤubi- gen Leuten koͤnnen wir halb im Scherze die Frage vor- legen, wie es in jener Zeit, wo Belagerungen so hoͤchst langwierig waren, dem einen Herakles gelang, so viele mit unverwuͤstlichen Mauern umgebene Festen zu erstuͤrmen. Eine strengere Critik befiehlt, das Mythische in seinen Mittelpunkt zu verfolgen, und die Frage nicht ohne Antwort zu lassen: War wirklich der Herrscher- stamm der Dorier von den fruͤhern Herrschern zu My- kenaͤ entspungen? wie nicht blos die epische Erzaͤhlung, sondern auch die in Sparta selbst sanktionirte Sage behauptet. Tyrtaeos sang in der Eunomia: Denn Kronion selbst, der Gemahl der erhabenen Hera, Zeus hat dieses Gebiet Herakles Stamme verliehn, Weichem geeint wir die Feste des Sturmes, Erineos, lassend Dieses Pelopischen Lands breite Gefilde erreicht Τόνδε πόλιν ist Lakonien; wir die Dorier; Erineos bezeich- net die Tetrapolis. Strabo 8. p. 362. hat diese Verse ganz miß- verstanden; richtiger Brunk Lectt. ad Anal. T. 3. p. 8. Manso . Und ein noch wichtigerer Zeuge dafuͤr ist der Koͤnig Kleomenes bei Herodot, der von der Priesterin auf der Burg von Athen vom Eingang in den Tempel zuruͤck- gewiesen, weil er ein Dorier sei, auf die Abkunft von Herakles sich beziehend antwortete: ich bin kein Do- rier, sondern ein Achaeer Herod. 5, 72. Nach 6, 53. haͤtte er auch sagen koͤnnen: ich bin ein Aegypter. . Sonach haͤtte es also eine Achaeische Phratria unter den Doriern gege- ben, zu der die Koͤnige von Argos, Sparta und Mes- senien, und die Gruͤnder und Regenten von Korinth, Sikyon, Epidauros, Aegina, Rhodos, Kos u. s. w. gehoͤrt haͤtten; und diese haͤtte mit den Doriern vereint nur angestammte Rechte wiedererkaͤmpft Aehnlich denkt es sich auch Platon Gesetze 3. p. 682. Die Dorier seien eigentlich Achaeer, nach dem trojanischen Kriege aus ihrer Heimath vertrieben, und hernach von einem Do- rieus gesammelt und zuruͤckgefuͤhrt. . 2. Es ist allerdings verwegen, ein so weitlaͤuftig zusammenhaͤngendes System der heroischen Sage um- stoßen und eine Muthmaßung an die Stelle setzen zu wollen, welche etwas schon von vorhistorischen Jahr- hunderten anerkanntes und den aͤltesten Dichtern besun- genes einer historischen Wahrscheinlichkeitstheorie auf- opfert. Indessen muͤssen wir dagegen zu bedenken ge- ben, daß Sagen fast immer nur das Denken uͤber vor- handene Zustaͤnde geben, deren wahrer Ursprung in ihnen nur versteckt und angedeutet liegt. Folgende Bemerkungen, zum Theil Lehnsaͤtze aus unten gegebenen Auseinandersetzungen, werden auf den Gegensatz des faktischen und mythischen Verhaͤltnisses fuͤhren. Sparta 1, 2. p. 284. Clavier hist. 2. p. 236. Neue Verwirrun- gen macht mit vielen Worten Frank Callinus p. 147. Const nennt er die Dorier im Ganzen Ἡϱακλῆος γένος, woraus Plutarch de nobil. 2. S. 388. Ersiens: Will man, die Sage unmittelbar als Hi- storie benutzend, die Herakliden fuͤr zugewanderte Achaͤer halten: so muß man dasselbe bei der ganzen ersten Phyle der Hylleer thun. Denn Hyllos, der Repraͤ- sentant dieser Phyle, heißt Sohn des Herakles; und auf die Phyle bezieht es sich, wenn Herakles Nach- kommen der dritte Theil des Landbesitzes gewaͤhrleistet wird; daher auch Pindar die gesammten Dorier Nach- kommen des Herakles und Aegimios nennt Pindar P. 5, 70. P. 1, 61. nennt er sie Abkoͤmmlinge des Pamphylos und der Herakliden mit Auslassung Domans. Vgl. Skol. auf Aegina, ῞ϒλλου στϱατὸς Δωϱιεύς. . Dann bleiben also nur Pamphylen und Dymanen eigentliche Dorier. Es ist aber nicht wahrscheinlich, daß in die- sem Falle, wenn der vornehmste Theil der Dorischen Voͤlkerschaft Achaeisch gewesen waͤre, Sprache, Cultus, Sitten so scharf und bestimmt geschieden sein koͤnnten. Zweitens: Alles, was von Herakles Thaten in dem Norden Griechenlands erzaͤhlt wird, bezieht sich auf aͤußere und geistige Geschichte der Dorier; und um- gekehrt: alle Begebenheiten des Dorischen Stammes in den fruͤhern Wohnsitzen werden mythisch unter der Person des Herakles dargestellt: dies laͤßt sich aber aus einer momentanen Vereinigung des Helden mit dem Stamme nicht erklaͤren. Ferner: Man vergleiche nun die unten aufgestellten Heraklesmythen, so viele sich auf die Dorier beziehen, mit den altargivischen, und wenn man in Gedanken das Band, wodurch die epischen Saͤnger beide schein- bar geschichtlich verknuͤpft, loͤset: so wird man zwi- schen diesem und jenem keine innere reale Aehnlichkeit finden. Der Cultus des Apollon, der fast uͤberall als inneres Motiv der Thaten des erstern nachgewiesen II. 4 werden kann, steht in gar keiner Beziehung auf den letztern. Wenn also ein Achaͤischer Stamm mit der Heraklessage oder einem so benannten Helden zu den Doriern gekommen ist: so muͤßte sich doch der Mythos von ihm bei diesen ganz anders gewandt und entwickelt haben. Aber dann wuͤrde man immer annehmen muͤs- sen, daß schon lange vor dem Einfall in den Pelopon- nes jene Herakliden mit den Doriern so verwachsen gewesen seien, daß deren Sagen ganz nach der Sin- nesart der letztern gebildet worden waͤren, weil wirklich Herakles in Thessalien ganz und gar Do- rier ist. Dann kommt man aber doch wieder in Streit mit der Mythe, welche die Herakliden kurze Zeit vor dem Einfall in den Peloponnes zu den Doriern fluͤch- ten laͤßt. So wird man sich immer in Widerspruͤchen dre- hen und keine klare Ansicht erhalten, wenn man nicht dem Satze beipflichtet: Herakles ist seit alter Zeit eben so wohl Dorischer, wie Altpeloponnesischer Held, be- sonders Held der Hyllischen Phyle, die sich wahr- scheinlich schon in den Ursitzen an den Akrokeraunien mit zwei andern kleinen Voͤlkerschaften vereint hatte; die Herakliden sind die angestammten Fuͤrsten des Stammes; daß sie Nachkoͤmmlinge des Argivischen Hel- den seien, der die Befehle des Eurystheus vollbrachte, bildete sich erst nach der Einnahme des Peloponnes in der Sage aus. 3. Es ist kaum ein Punkt der griechischen Sagen- geschichte, dessen eigentliche Quellen uns so unbe- kannt waͤren, als der Heraklidenzug. Niemand kann in ihm einen noch eben so mythischen Charakter verken- nen als im Troerkrieg, und doch entbehren wir, was die Behandlung des Mythus so lehrreich macht, den durch alte Epopoeen reichlich zufließenden Sagenstoff. Es lag diese Geschichte doch schon außer dem Bereiche der epischen Poesie, so daß davon abhaͤngende Ereig- nisse, wenn sie in ihr vorkamen, anders motivirt und verflochten werden mußten. Keine Hauptklasse des Epos behandelte diese Begebenheit ausfuͤhrlich, nicht die Kykliker, nicht die Nostoi; in den Hesiodischen Eoͤen scheinen nur einige kuͤrzere Stellen gestanden zu haben S. Paus. 4, 2, 1. Es sind noch zwei Stellen des Hesiod, die zum Heraklidenzug gehoͤren, Schol. Apoll. 1, 824. Θεσσάμενος γενεὴν Κλεαδαίου κυδαλίμοιο. deren Zusammenhang sehr dunkel ist, und bei Schol. Pind. O. 11, 79 e cod. Vratisl. Τιμάνδϱην Ἔχεμος ϑαλεϱὴν ποιήσατ̕ ἄκοιτιν. Aus dieser schoͤpfen Apollod. 3, 10, 6. Paus. 8, 5, 1. Indessen konnte das auch bei Herakles Thaten, namentlich bei der ersten Olympien-Feier vorkommen, wie man aus Pindar sieht. . Indessen kannte Herodot 6, 52. doch Dichter, welche von der Einwanderung der Herakliden und Dorier in Lakonien erzaͤhlten. Es koͤnnen dies erstens solche Epiker gewe- sen sein, welche die Mythen genealogisch herabfuͤhrten, wie Kinaethon der Lakone Beil. 2. und Asios, der von He- rakles Geschlechte sprach und nach dem Charakter seiner Gedichte auch von seinen Nachkommen sprechen konnte Vgl. Paus. 4, 2, 1. mit 5, 17, 4. und Valcken. Diatr. Eurip. p. 58 sqq. . Oder es koͤnnen dies ποιηταὶ ἱστορικοὶ gewesen sein, nach Art des Korinthier Eumelos, obgleich die von He- rodot gemeinten wenigstens nicht wie dieser Korinthiaka schrieb, eigne Lakonika gedichtet haben koͤnnen, worin sie sonst der Spartanischen Stadtsage haͤtten folgen muͤssen; es wich aber diese in Betreff der ersten Hera- klidenfuͤrsten von allen diesem Schriftsteller bekannten Dichtern ab, und war nicht die allgemein Hellenische 4 * Sage Her. a. O. nnd 53. Die erste Stelle mißdeutet Wessel. Sie heißt: die Lakedaemonier erzaͤhlen abweichend von allen Dich- tern, welche naͤmlich Prokles und Eurysthenes erst nach Sparta kommen ließen. Die zweite saßt Schweigh. nicht ganz genau. Der Sinn ist: So weit ist es Specialsage ber Lakedaemonier, das Fol- gende berichte ich nach der Griechischen Gemeinsage. . Es hatten sich aber ohne Zweifel viel solche Lokal- sagen uͤber eine Begebenheit, die den Zustand des Pelo- ponnes fuͤr lange Zeit bestimmte, bei den einzelnen Voͤl- kerschaften erhalten. So erzaͤhlten die Tegeaten Herod. 9, 26. ruͤh- mend von dem Kampfe ihres Heerfuͤhrers Echemos mit Hyllos. Ob die Logographen diese Sagen unmittelbar sammelten, oder ob sie von jenen Dichtern abhingen, koͤn- nen wir nicht sagen, (doch ist das Letztre mehr in ihrer Art) weil wir uͤberhaupt nur zwei Fragmente, eines von Hekataeos, das andre von Pherekydes uͤber die Herakliden haben, welche sich noch dazu unmittelbar an Herakles Tod anschließen, und darum keine fortgesetzte Erzaͤhlung des Zuges beweisen. Eine reichere Ausfuͤh- rung der aͤlteren Sage fuͤhrte das Attische Drama her- bei, aber unvermeidlich unter sehr einseitigen Gesichts- punkten. Aeschylos Herakliden und Sophokles Jolaos mochten wie Euripides Herakliden im Ganzen die Tendenz haben, welche die Athener schon vor der Plataͤischen Schlacht bei Herodot aussprechen 9, 26. : die Verdienste ihrer Stadt um die Beherrscher des Peloponnes zu erheben. Der letzte der genannten Tragiker ging in seinen Temeniden, im Archelaos und Kresphontes weiter in die Geschichte der Dorischen Staaten ein und in historische Zeitraͤume herab als ein Tragiker vor ihm, wozu ihn die Erschoͤ- pfung des aͤcht mythischen Stoffes bewegen mochte Die Tragiker steigen uͤberhaupt im My- thus immer mehr herunter. . Diese Attischen Tragiker liegen nun offenbar der Erzaͤh- lung zu Grunde, welche Apollodor der Athener giebt, was sich im Einzelnen nachweisen lassen wird. Mehr hielt sich vielleicht Ephoros an die fruͤheren Dichter und Logographen, so viel ihm davon zur Hand war, in- dessen koͤnnte seine Darstellung, wenn wir sie haͤtten, eben so wenig als hervorgegangen aus kritischer Pruͤfung gelten, weil er erstens mit Verkennung des Sagencha- rakters uͤberall historischen Zusammenhang hineinzwaͤngte, und dann die Luͤcken der Tradition durch Raͤsonnement zu ersetzen strebte, von dessen Gehaltlosigkeit wir Be- weise geben werden. 4. Nach dem Gesagten ersparen wir die Rechtferti- gung, daß wir keine Historie der Dorischen Wanderung zu geben versuchen, sondern nichts als Erwaͤgungen des Ursprungs und der Bedeutung der dieselbe betreffenden Sagen. Und zwar moͤgen wir gleich einige recht wun- derliche aber um desto geeignetere vorausstellen, Jeden zu uͤberzeugen, auf was fuͤr Boden wir uns hier be- finden. In den Eoeen stand, daß Polykaon, Butes Sohn, dessen Name die aͤltere (Lelegische) Bevoͤlkerung von Messene vorstellt, geehlicht habe die Euaͤchme (Wohl- lanze) Tochter des Hyllos, Enkelin des Herakles. So einfach und anspruchslos druͤckte die aͤltere Sage den Gedanken aus, daß die Hylleer und Dorier durch die Kraft der Lanze sich Messeniens bemaͤchtigten und mit den Ureinwohnern verbanden. In dem Lakonischen Staͤdtchen Abia war ein Hera- klestempel, dessen Erbauung man der Abia Amme des Hyllos zuschrieb. Man ließ also Hyllos selbst nach Lakonien kommen. Pausanias versucht die lokale Tra- dition mit der angenommenen Erzaͤhlungsweise in Ein- klang zu bringen, und nimmt an, daß Abia nach Hyl- los Tode hieher geflohen sei, woraus eine hoͤchst ver- worrne Geschichte entsteht. Wir kommen jetzt zu der herkoͤmmlichen Erzaͤhlung des Verfolgs der Dinge. 5. Nach dieser befinden sich die Herakliden nach dem Tode ihres Vaters in Trachis bei dem biedern Gast- freunde Keyx, den indeß Eurystheus Drohungen noͤthi- gen, ihnen laͤngeres Bleiben zu versagen; Keyx muß ihnen, wie Hekataeos erzaͤhlte Bei Longin 27. Creuzer Fragm. S. 54. Apolld. 2, 8, 1. erzaͤhlt fast so, als waͤren die Herakliden bei Eurystheus gewesen, was doch mit dem vorhergehenden nicht stimmt. Eurip. Herakl. V. 13. 195. laͤßt sie von Argos nach Trachis und dem Thess. Achaja fliehen, dann nach Athen. , sagen: Ich bin nicht im Stande euch zu helfen, darum zieht zu anderm Volke: so wenden sie sich nach Attika. Davon erzaͤhl- ten indeß die Logographen, welche Herakles als Koͤnig in Myken sterben ließen, ganz anders. Naͤmlich, daß nach des Helden Tode Eurystheus seine Soͤhne vertrie- ben und sich die Herrschaft wieder angemaßt habe So Pherekydes bei Antonin. Lib. 33. Sturz Fragm. 50. S. 196. versteht die Stelle nicht voͤllig. ; worauf sie denn nach Attika geflohen waͤren. In Athen setzen sie sich an den Altar des Mitleids, erhalten Theseus oder Demophons Schutz, wohnen in der Tetrapolis Zu Marathon nach den Meisten, Trikorythos nennt Diod. 4, 57. Vgl 12, 45. , und kaͤmpfen mit den Athenern ver- eint unter Hyllos und Jolaos, welchem die von ihm an- gerufenen Goͤtter frische Jugendkraft gegeben, am Ski- ronischen Passe gegen Eurystheus, nachdem Makaria — ein wahrscheinlich ganz symbolisches Wesen, aber hier Tochter des Herakles — sich vorher als Suͤhnopfer hin- gegeben hatte, und uͤberwinden in der Schlacht den Ar- givischen Koͤnig, den Alkmene mit weibischer Rache toͤdtet, und dessen Grab die Athener vor dem Tempel der Pallenischen Athena zeigten Die Grundzuͤge geben Pherekyd. und Herod. 9, 27. die Ausfuͤhrung Eurip. Herakliden, auf dessen Behandlung auch die Zeitumstaͤnde wirkten. (Boeckh. trag. Gr. princ. p. 190.) Pamphilos Herakliden (Aristoph. Plut. 385. Schol. S. 112. Hemst.) waren wohl auch eine Tragoedie, da an den beruͤhm- ten Mahler zu denken, wie auch ein Schol. bemerkt, die Chrono- logie schwerlich erlaubt. Auch Winkelmann ist darnach zu berichti- gen. — Vgl. uͤber die Schlacht Elmsley zu Herakl. 860. uͤber Eu- rystheus Tod Wessel. zu Diod. 4, 57. Staveren Misc. Obss. Vol. 10. T. 3. p. 383. Pallene liegt zwischen Marathon und Athen; nach Str. 8. S. 377. war das Grab bei Gargettos an der West- kuͤste, nach Paus. 1, 40. in Megaris. Ueber die Makaria, Paus. 1, 32. Schol. Aristoph. Ritter 1148. Zenob. 2, 61; und andre Proverbiensammler und Lexicogr. u. βάλλ᾿ εἰς Μακαϱίαν. Eine ganz andere Sage hat Duris bei Schol. Plat. S. 134. Ruhnk. Ob bei Str. a. O. etwa zu schreiben ist τὴν δὲ κεφαλὴν χωϱὶς ἐν ΤΡΙ- ΚΟΡϒΘΩΙ, ἀποκόψαντος αὐτὴν Ἰολάου πεϱὶ τὴν κϱήνην τὴν Μακαϱίαν? . Das ist die von Tra- gikern und Rednern so viel gefeierte Fabel, ein locus communis, welchen die Athener selbst in Psephismen Demosth. vom Kranze 147. nicht zu erwaͤhnen vergessen, noch irgendwo, wo es zu zeigen gilt, wie schnoͤde ihnen die Peloponnesier alte Wohl- thaten vergelten. Wir wissen freilich nicht, wie un- glaͤubig ein Lakedaͤmonier zuhoͤren mochte; auch der Thebaͤer Pindar weiß nichts von diesen Thaten der Athe- ner, bei dem Jolaos zu Theben fuͤr einen Augen- blick Jugendkraft wiedergewinnt, um Eurystheus zu toͤdten, und darauf sogleich selbst stirbt, und von den Thebaͤern in der Familiengruft des Amphitryon beigesetzt wird Es folgt aus der Stelle P. 9, 12. nicht, daß Jolaos vom Tode wieder aufgelebt habe, was doch irgendwie haͤtte angedeutet werden muͤssen. Ich folge dem zweiten Scholion. ηὔξατο δὲ τῷ Διῒ ἐπὶ μίαν ὥϱαν ἡβῆσαι κ. τ. λ. vgl. Ovid. Met. 9, 408. . Denn hier wird Eurystheus in der Umgegend von Theben und also auch von einen Thebaͤischen Heer uͤberwunden. Doch wollen wir darum nicht die Athe- nische Sage fuͤr voͤllig leer und absichtlich ersonnen hal- ten; auch sie gruͤndete sich vielmehr auf ein reales Ver- haͤltniß, und bildete sich daran aus. Der Anknuͤpfungs- punkt waren unstreitig die Heraklestempel in Attika, es war natuͤrlich daß wenn die Athener den Heros verehr- ten, sie sich auch um seine Nachkommen Verdienste er- worben haben wollten. Daher kommt es auch, daß zu Marathon in der Tetrapolis die Soͤhne Herakles ge- wohnt haben sollten, wo das angesehenste Herakleion im Lande war; in dessen Naͤhe die Quelle Makaria fließt, welche als Tochter des Helden mitspielt. Die ganze Tetrapolis wurde deswegen, sagt man, von den Lake- daͤmoniern im Kriege geschont. Mehrere unten darzu- legenden Umstaͤnde lassen wahrnehmen, daß zwischen den Doriern des Peloponnes und einigen noͤrdlichen Ort- schaften Attika’s eine Verwandtschaft und ein Verkehr bestand, dessen Grund in den Zeiten der Wanderung gelegt zu sein scheint. Allein dieser Grund ist wahr- scheinlich ganz verloren, und die Fabeln, die wir haben, sind in entgegengesetzter Richtung aus den bestehenden Verbindungen heraus entwickelt. 6. Nach dieser mit Huͤlfe der Athener gewonnenen Schlacht sollen denn die Herakliden — und wie sollten sie nicht, da ihnen ja die Athener beistanden — den ge- sammten Peloponnes eingenommen und ein Jahr — oder eine Periode — ungestoͤrt beherrscht haben, nach Ver- lauf deren eine Pest — als tragisches Hilfsmittel — sie wieder nach Attika zuruͤck treibt. — Die Mythogra- phen benutzen diese Zeit, um Tlepolemos den Herakli- den nach Rhodos gehn zu lassen, damit er noch in vor- trojanischer Zeit ankomme. Von alle dem konnte aber Pherekydes noch nichts wissen, der den Hyllos nach Ueberwindung des Eurystheus, ohne den Peloponnes einzunehmen, nach Theben ziehen ließ Bei Antonin. Lib. 33. — Auch eine Spur andrer Sa- genform bei Apostol. Spruͤchw. 18, 7. , wo er mit den uͤbrigen Herakliden eine Ortschaft am Elektrischen Thore gruͤndet, von der spaͤter die Rede seiu wird. — Im Peloponnes succedirten indeß nach der synchronistisch an- geordneten Sage dem Eurystheus die Pelopiden, welche darnach ganz als Verdraͤnger der rechtmaͤßigen Herr- scher vom Stamme des Perseus erscheinen So auch Thuk. 1, 9. Platon Gesetze 3. S. 686. Bei Schol. Eurip. Orest. 5. schreibe αὐτοὺς μὲν (die Atriden) ἀποστῆναι Λακεδαίμονος, τοὺς δὲ Πεϱ- σείδας βασιλεῦσαι. Nur Polyaen 1, 10. nennt Eurysthiden in Sparta zur Zeit der Einwanderung. ; aber ob den aͤlteren Dichtern ein solches Verhaͤltniß bekannt war, ist sehr zu zweifeln; soviel ist deutlich, daß wir es hier nicht mit der Tradition, sondern mit wissenschaftlichen Combinationen derselben zu thun haben. Gegen diese neuen Herrscher richten sich alsdann die Zuͤge der Hera- kliden, deren gemeiniglich drei angegeben werden. Die Erzaͤhlung von denselben folgt dem Hauptgedanken einer gaͤnzlichen Abhaͤngigkeit der Dorier vom Delphischen Ora- kel Vgl. besonders Platon a. O. : aber die Mißverstaͤndnisse dieser Verkuͤndigungen, welche hemmend und aufhaltend wirken, halten wir wieder fuͤr Attische Erfindung. Das Orakel nennt naͤmlich die dritte Frucht und die Wasserenge als Zeit und Weg der verheißenen Ruͤckkehr, welches jene falsch fuͤr das dritte Jahr und den Isthmos nehmen. Aber bei Apollodor machen es noch die nicht ganz aufgeloͤsten jambischen Rhythmen gewiß, daß er diese Orakelge- schichte aus Tragoedien genommen Apolld. 2, 8, 2. vgl. Ocnomaos bei Euseb. Praep. Ev. 5, 20. Man muß naͤmlich so anordnen: γενεὰς γὰϱ, οὐ γῆς καϱπὸν ἐξεῖπον τϱίτον καὶ τὴν στενυγϱὰν αὖ τὸν εὐϱυγάστοϱα — ἔχοντα κατὰ τὸν Ἰσϑμὸν δεξιάν. , wie oben im all- gemeinen bemerkt wurde. — So getaͤuscht dringt nun Hyllos im dritten Jahre in den Peloponnes ein, und findet am Isthmos die Arkader, Joner, Achaeer der Halbinsel schon versammelt. Ein Zweikampf zwischen ihm und Echemos, Aëropos Sohn, dem Fuͤrsten von Tegea, entscheidet gegen ihn; Hyllos bleibt und wird in Megara beerdigt, die Herakliden versprechen, 100 oder 50 Jahre hindurch den Versuch nicht zu erneu- ern S. Herod. 9, 26. Paus. 1, 41, 3. 44. 8, 5, 1. 45, 2. Diod. 4, 58. Schol. Pind. O. 10, 80. Van Staveren Misc. Obs. 10, 3. p. 385. . — Hier wird Jeder den Kampf des Tegeaten mit dem Hylleer als alte Sage erkennen, in der An- ordnung dagegen, durch welche man erreichte, daß die Heraklidenzuͤge waͤhrend des Troerkriegs und der Ju- gend Orests nicht stoͤrend eintraten, duͤrfen wir schon die Hand alter Mythenordner argwohnen. 7. Da man einmal Herakliden und Dorier als verschiednen Stammes gesondert hatte, und Hyllos nur Adoptivsohn des Dorischen Koͤnigs sein sollte: so mußte man daruͤber schwanken, wenn man die letztern da- zu kommen lassen wollte. Bald vor dem ersten, bald vor dem zweiten, bald vor dem dritten Zuge, bald von Hestiaeotis, bald vom Parnaß aus Paus. 8, 5. Apolld. 2, 7, 7. Diod. 4, 58. Str. 4, 427. c. Isokr. an Archidam. 6. τελευτήσαντος Εὐϱυσϑέως . Ge- wiß hatte man zu keinem rechten Sagengrund: eben- sowenig wie dazu, die Namen Hyllos und sinnver- wandte an eine bestimmte Epoche zu binden. Daher ist auch der Genannte bald Atreus, bald Orestes Zeit- genoß Manso 1. S. 61. , Pamphylos und Dymas leben von Herakles τὴν ϑάλασσαν ist blos Glossem zum Breitbauch. — Ueber den τϱίτος καϱπὸς vgl. Schol. Thuk. 1, 12. Schol. Aristid. Th. 2. S. 214. Jebb. Zeit bis zur Eroberung des Peloponnes Apolld. 2, 8, 3. Ja bei Paus. 2, 28, 3. ist eine Tochter des Deiphontes von Epidauros, Orsobia, Frau des Pamphylos. . Und haben das vollste Recht dazu, da sie Collectivnamen der Staͤmme sind, die alle diese Zeit hindurch existirten. Als Hyllos Nachkommen aber werden nicht mehr Staͤmme, sondern wirklich, wie es scheint, Individuen genannt, nemlich sein Sohn Kleodaeos Ihn kennt schon Hesiod. S. 51. N. 1. Eine abweichende Genealo- gie hat Tzetzes zu Lyk. 804., wonach Kleodaeus Sohn des Hyllos, Bruder des Lichas und Keyx, Gemahl einer Peridea, Vater des Temenos ist. , und Enkel Aristoma- chos. Diese Namen standen an der Spitze der Herakli- dischen Genealogie, z. B. der Koͤnige von Sparta; aus der Luft gegriffen sind sie schwerlich. Aus ihrer Folge ist wahrscheinlich die beruͤhmte Epoche des Hera- klidenzugs ausgerechnet, 80 Jahr nach Troja, welche ohne Zweifel schon von den Logographen fixirt worden war, da sie Thukydides kennt. Die Alexandriner nah- men sie allgemein an, was wir von Eratosthenes, Krates und Apollodor ausdruͤcklich wissen Vgl. Krates bei Tatian c. Graec. p. 107. Oxf. Intpp. ad Vellej. 1, 1. . Aber was von den Zuͤgen dieser beiden Fuͤrsten erzaͤhlt wird, so mager es eben auch ist S. bes. Oenomaos bei Euseb. Praep. Ev. 5, 20. und uͤber den zweiten Apolld. 2, 8, 2. Paus. 2, 7. , konnten die wieder nicht anerken- nen, die die Waffenruhe nach Hyllos Tode, auf 100 Jahre angaben, wie Herodotos und wohl die Aelte- ren alle Isokr. an Archid. 6. kennt nur einen Zug. . 8. Endlich oͤffnet Apollon selbst den Herakliden die Augen uͤber den Sinn jenes Orakels. Nicht uͤber den Isthmos, sondern die Meerenge von Rhion sollen sie gehn, und zwar jetzt nach verflossenem dritten Ge- schlechte. So seegeln sie denn von Naupaktos zuerst nach dem Molykrischen Vorgebirge (Antirrhion) und dann auf dem kuͤrzesten Wege nach dem 5 Stadien entlegenen Rhion des Peloponneses Pauf. 5, 3. Euseb. a. O. Polyaen 1, 9. vgl. Heyne zu Apollod. S. 208. . — Daß die Dorier wirklich von jener Seite in den Peloponnes ge- kommen, ist Thatsache: es stimmt damit uͤberein, daß die Laͤnder am Isthmos grade die letzten waren, die sie erreichten. Der Name Naupaktos deutet auf alten Schiffbau Vgl. Str. 9, 427. Ephor. Marx. S. 105. vgl. Stephan. Suid. u. Ναύπακτος. , und die Tradition meldet, daß die Hera- kliden in Floͤßen uͤbersetzten, dergleichen man hernach bei einem Feste oͤffentlich aufstellte, und Στεμματιαῖα, mit Binden umwundne, nannte. Das Fest war ohne Zweifel das Karneische, da man bei Sparta den Apollon Kar- neios unter dem Namen Stemmatias verehrte Anecd. Graeca Bekker 1. p. 305. vgl. Hesych. στεμματιαῖον. δίκηλόν τι ἐν ἑοϱτῇ πομπέων δαίμονος (die letzten Worte sind dunkel). . Nun soll auch der Akarnanische Weissager Karnos, von dem eine Sage diesen Cultus ableitet, grade auf derselben Ueber- fahrt von Hippotes, Phylas Sohne, getoͤdtet worden sein, worauf ihm die Herakliden feierliche Suͤhnopfer brach- ten Paus. 3, 20, 9. . Man sieht daraus, daß Gebraͤuche eines spe- ciellen Apollocultus auf dieser Ueberfahrt beobachtet wurden, die meist zur Gattung der Suͤhnungen gehoͤ- ren mochten. Nun haben wir aber im ersten Theile dieser Geschichten gezeigt, und werden es unten von Apollon handelnd noch befestigen, daß der Karneische oder Hyakinthische Kult der Aegiden aus Theben stammt, und vor den Doriern im Peloponnes, besonders in S. Orchomenos S. 333. Fuͤge hinzu Etymol. s. v. Ἀλήτης· εἴϱηται, ὅτι ὁ Ἱππότης διὰ τὸν Κάϱνιδος (Κάϱνου) θάνατον ὑπὸ τῶν Ἡϱακλειδῶν ἐκβληϑεὶς καὶ λη- στεύων ἔσχεν αὐτόν. Amyklaͤ, bestand. Was sich daher um die Naupakti- sche Ueberfahrt dreht, moͤchte ein andrer, vermuthlich Akarnanischer Akarnanische Weissager waren noch spaͤter bei Thermopylaͤ, Herod. 8, 221. bei Peisistratos, und sonst. , Zweig der Apolloreligion sein, der sich aber hernach mit den Karneen amalgamirte, woraus sich denn mehrere Aussagen der Alten erkiaͤren wuͤrden. Die alten Goͤtterdienste und Feste sind oft in der That so kombinirt und verschlungen, daß man zu ihrer Her- leitung mehrfache Anfaͤnge zusammennehmen muß. 9. Eine hoͤchst seltsame, aber um desto sicherer alte Einkleidung hat die Mythe der Verbindung der Dorier mit den Aetolern gegeben. Diese Einigung, welche zum Uebergange von Naupaktos durchaus noͤ- thig war, da die hier sich Einschiffenden nahe an Ka- lydon vorbeigezogen sein mußten, liegt auch in andern Sagen: wie es denn uͤberhaupt Charakter der Sage ist, dasselbe auf mancherlei Weise zu sagen. Dahin gehoͤrt die Vermaͤhlung des Herakles mit der Deianei- ra, der Tochter des Kalydonier Oeneus Und des Pleuron mit der Xanthippe des Doros, Apolld. 1, 7, 7., obgleich auch Aetolos den Apollosohn Doros toͤdtet, 1, 7, 6. . Jetzt wird den Dorien vom Orakel geboten, den Dreiaͤugigen als Fuͤhrer zu suchen. Sie erkennen ihn in dem Aetoler Oxylos, der entweder selbst einaͤugig auf einem Pferde sitzt, oder nur auf einem einaͤugigen Maulesel reitet. So schwer es ist, sich bei dieser Aufloͤsung des Orakels zu beruhigen, weil ein so zufaͤlliger Umstand ohne Be- deutung fuͤr das Ganze ist: so scheint es doch unmoͤg- lich, die wahre Meinung des τριόφϑαλμος aufzufin- den Verehrten etwa die Aetoler seit alten Zeiten den Ζεὺς τϱιόφϑαλμος, den Sthenelos der Aetoler von Ilion brachte nach Paus. 2, 24, 5.? . Es war diese Bezeichnung des Aetolerstamms vermuthlich allein im Mythus uͤberliefert, so daß man die leidige Deutung erst spaͤter zufuͤgte Daß in Sphakteria die Herakliden mit Oxylos ein Freund- schaftsbuͤndniß geschlossen haͤtten (Steph. Byz.), ist wohl blos aus dem Namen abgeleitet. . Oxylos Ge- schlecht wird von Kalydon hergeleitet, so daß von dort- her besonders die Aetoler gekommen zu sein scheinen, die spaͤter zu Elis herrschten wie auch Paus. 5, 1. sagt. . Zwischen den Einwoh- nern von Elis aber, den Epeiern, und den Aetolern jen- seits des Meerbusens war alte Verwandtschaft und Stammeinheit, Oxylos selbst war nach der Sage aus Elis urspruͤnglich gebuͤrtig Pauf. Str. 10, 463. — vgl. Il. 23, 630. ; daher auch kein eigentli- cher Krieg zwischen beiden Statt gefunden zu haben scheint, sondern nur eine Einbuͤrgerung und Aufnahme der letztern So stellt er Paus. vor, 5, 4, 1. ἐπὶ ἀναδασμῷ τῆς χώϱας. ; bei welcher auch den Heroen und Heroi- nen der Aetoler gleicher Cultus gestattet wurde als den eingebornen Paus. 5, 15, 7. — Ueber die begleitenden Tyrrhener s. Band 1. S. 443. N. 3. nebst Paus. 2, 31, 3. Von den Thebaͤern, die sich unter Aute- sion sollen hinzugesellt haben, ist eben da ausfuͤhrlich geredet. . 10. Darauf erzaͤhlt die systematisirte Sage weiter von einer Schlacht der unter dem Agamemnoniden Tisa- menos vereinigten Macht des Peloponnes gegen die Soͤhne des Aristomachos, worin diese siegen und der Peloponnes ihnen zufaͤllt. Je nachdem es paßt, laͤßt man die Schlacht zu Lande und Wasser bei der Ueber- fahrt wie Apollodor offenbar. , oder nach dem Durchgange durch Arkadien ge- schehen. Es ist wahrscheinlich, daß sie blos nach Pro- babilitaͤt angenommen war, Tisamenos mußte sie lie- fern, den man als Fuͤrst der Achaeer bei der Einnahme Aegialeias durch die Sage kannte Tisamenos Name, als Epitheton seines Vaters, (τισάμενος) entspricht dem Eurysakes, Sohn von Ajax, Telemachos und Ptoli- porthos von Odysseus, Astyanax von Hektor, Gorgophone Tochter des Perfeus, Archanders Sohn Metanastes, Aletes des Hippotes, aber man kann nicht daraus auf bloße Dichtung schlie- ßen, da diese Namengebung auch historisch statt fand (Polyaͤn 6, 1, 6.) selbst noch in den Makedonischen Koͤnigsgenealogieen. . Darin stimmen mehrere Traditionen uͤberein, daß die Herakliden damals durch Arkadien ihren Weg genommen; Oxylos soll sie so gefuͤhrt haben, um sie nicht durch sein fettes Land Elis neidisch zu machen Paus. 5, 4, 1. ; Kresphontes soll dabei des Arka- dischen Koͤnigs, Kypselos, Eidam geworden sein, der in Basilis am Alpheios im Parrhasischen Lande herrschte Paus. 8, 29, 4. Als Stratagem des Kypselos Polyaͤn 1, 7. Vielleicht ist Kypsela mit Basilis einer- lei, ein Castell in Parrhasien gegen die Lakonische Skiritis, Thuk. 5, 33. Doch kann man von Basilis nur ungenau sagen, daß es ἐπὶ τῇ Σκιϱίτιδι liege. . 11. Weiter folgt die Theilung des Peloponnes un- ter die drei Bruͤder Temenos, Kresphontes und Aristo- damos oder dessen Soͤhne. Die Ausbildung dieser Fabel verdanken wir ganz den Tragikern Vgl. Aeginet. p. 39 r. dazu Eurip. bei Str. 8, 366. Sophokles Ajax 1287. (vgl. Suid. u. δϱαπέτης). Hesych s. v. ἀνανομὴν, καταβολή. — Platon Gesetze 3, 68 e. Apolld. Polyaͤn 1, 6. Das Vasengemaͤlde bei Tischbein 1, 7. stellt einen ἀγὼν ὑδϱοφοϱικὸς dar, nicht diese Losung, wie Italinsky will. : daß sie wenig oder keine Geschichte enthaͤlt, ist sehr klar; nur Thoren thei- len, was sich nicht im Ganzen haben: es dauerte aber noch lange, ehe die Dorier die Hauptmasse des Pelopon- nes besaßen. — Dabei wird erzaͤhlt, wie auf den Al- taͤren, worauf die Bruͤder dem Ahnherrn Zeus geopfert, fuͤr Argos eine Kroͤte, fuͤr Sparta eine Schlange, fuͤr Messenien ein Fuchs sich fand. Es ist wahrscheinlich, daß dies nichts als Bilder sind, wodurch — vielleicht nicht einmal die Peloponnesier — sondern etwa die Athe- ner — fast gehaͤssig — den Charakter der Voͤlker zn be- zeichnen suchten. Denn daß man sich darunter etwa Stadtwappen zu denken habe, laͤßt sonst nichts vermu- then. Man muͤßte denn auf Fourmonts angebliche Ent- deckung bauen wollen, der im Tempel des Amyklaͤischen Apoll einen Schild mit der Inschrift des Taleklos als βαγος mit einer Schlange in der Mitte, und einen an- dern des Anaxidamos mit einer Schlange und zwei Fuͤchsen gefunden haben will Unter seinen Inschriften auf der bibliotheque du Roi in Paris. vgl. Hist. de l’Acad. des I. T. 16. p. 105. . Allein so abentheuerlich er die Form jener Schilde — mit spitzen Enden und an den Seiten eingeschnitten — vorstellt: so offenbar liegt hier der Betrug zu Tage, dessen Voraussetzung, daß die Schlange Spartanisches Schildzeichen gewesen, ganz unbegruͤndet bleibt Bei Plut. de Pyth. orac. 24. p. 289. ein Orakel, wo die Spartaner ὀφιοβόϱοι heißen. Im Orakel stand sicher ὀφιόδειϱοι (ὀπφιοδ.) wie Aristot. Mirab. Ausc. 23. hat, was man aber so erklaͤren konnte. Zeichen der Spartanifchen Koͤnige war sonst der Loͤwe (Herod. 7, 225), daher ihn ruͤckwaͤrts auch Menelaos in ei- nem Vasengemaͤlde auf dem Schilde fuͤhrt. — Die Kroͤte bezeich- net die Argeier als niemals aus dem Loche kriechend. Vgl. Kap. 8. . 12. Obgleich wir die großen Veraͤnderungen, wel- che das Eindringen der Dorier in allen Verhaͤltnissen der Peloponnesischen und aller Griechischen Staͤmme her- vorbrachte Isokr. Panath. 99. sagt viel zu allgemein: μάχῃ δὲ νικήσαντες τοὺς μὲν ἡττηϑέντας ἔκ τε τῶν πόλεων καὶ τῆς χώϱας ἐξέβαλον, hernach modificirt er es sehr. , hier nicht vollstaͤndig darstellen koͤnnen, muß doch bemerkt werden, daß eine Hauptmasse der Achaeer, die urspruͤnglich aus Phthia stammten, sich nun die auf Nordkuͤste wirft, und die Jonier zwingt, nach Attika hinuͤberzugehen. Die Eroberung der Hauptfeste dieses Landes, der Poseidonischen Helike, wird selbst dem Tisamenos beigeschrieben; und daß wirklich Helike Sitz der angesehensten Geschlechter des Achaeischen Volkes wurde, zeigt die Tradition, nach welcher der Aetoler Oxy- los auf Befehl des Orakels die Herrschaft mit einem Pelo- piden Agorios theilte, der von Penthilos Orestes Sohne stammte u. zu Helike wohnte 5, 4, 2. Ein Achaͤer aus Helike kommt als Herakles Zeitgenoß in Theokr. 25, 165. vor: ein groͤßerer Verstoß gegen die angenommene Zeitordnung als sich sonst Dichter erlauben. . Die chronologische Schwie- rigkeit, daß Oxylos Zeitgenoß eines Enkels von Penthilos heißt, bedeutet nicht viel. Auch hatte man zu Helike das Grab des Tisamenos, dessen vorgebliche Asche die Sparta- ner, ohne Zweifel in der kindlichen Idee, dadurch das Un- recht der Vertreibung gut zu machen, nachmals nach ihrer Stadt brachten, wie sie dasselbe mit dem Leich- name des Orestes zu Tegea thaten Paus 7, 1. . Aber außerdem folgt eine Reihe Auswanderungen nach der spaͤtern Aeo- lis in Asien, bei denen Achaͤer den Hauptstamm bildeten. Wenn Orestes als Fuͤhrer der ersten genannt wird Orchom. S. 398. 477. , so steht er wohl nur fuͤr seine Nachkommen; auch Penthilos kann schwerlich selbst gezogen sein, da er sonst nicht Nach- kommen in der Heimat hinterlassen haben wuͤrde, Pen- thiliden aber gab es auf Lesbos, so wie Nachkommen eines Lakonischen Achaͤers Peisandros auf Tenedos. II. 5 4. 1. G riechenland ist auf eine wunderbare Weise von der Natur physisch so organisirt, daß jeder seiner Theile eine eigenthuͤmliche Bestimmung und einen besondern Charakter erhalten hat, es ist wie ein Koͤrper mit ver- schiedenartigen aber nothwendig verbundenen Gliedern. Die noͤrdlichen Gegenden bis nach Thessalien hinein sind die naͤhrenden Organe, welche von Zeit zu Zeit neue kraͤftige Substanzen herbeifuͤhrten; das Leben wird ausgebildeter, individueller gestaltet, je weiter nach Suͤden; Attika und die Inseln sind die beweglichen nach außen wirkenden Extremitaͤten; der Peloponnes da- gegen ist fuͤr ein in sich beschlossenes, abgerundetes, con- centrirtes Leben gemacht, mehr intensiv und gesammelt, als sich ausdehnend und verbreitend. Weil nichts mehr vor ihm liegt, hat gewissermaßen das Streben hier sein Ziel, und es tritt in ihm ein stetiger, fester, ab- schließender Zustand an die Stelle. Mit Recht galt er den Griechen als das Innerste, und als die Akropole Griechenlands, und die ihn besitzen, waren nach alter Uebereinstimmung die anerkannten Ersten Griechenlands. 2. Dieses Wesen des Peloponnes wird besonders deutlich, wenn man die Gebirgszuͤge betrachtet. Denn obgleich der Isthmos die Halbinsel mit dem Festlande Die Groͤße des Peloponnes betraͤgt nach meiner Karte 385 □Meilen, ohne die Inseln. durch eine Landstrecke verbindet, so geht doch kein fortgesetzter Gebirgszug hinuͤber, sondern die Oeneischen Berge sind von den Peloponnesischen ganz getrennt Wie Pouquev. mehrmals bemerkt. Mehr haͤngen die Berg- ketten durch das Oeneische Vorgeb. und das westlich von Sikyon stark hervortretende und von Kyllene abhaͤngende Gebirge zusammen. . Es bilden aber die Hauptberge des Peloponnes einen fast geschlossenen Kreis, dessen Linie man uͤber die Hoͤ- he des Berges Pholoe, Lampe, Aroanios, Kyllene, Artemision, Parthenion, Parnon, dann uͤber Boreion und von da nach dem noͤrdlichen Anfang des Taygetos hinuͤber, und dann am Lykaͤon laͤngs des Alpheios hin- leiten muß. Am hoͤchsteu scheint der Theil von Kyllene nach dem Parnon; Kyllene maß nach der genauesten Angabe 9 Stadien weniger 80 Fuß Apollod. (S. 400 Heyne) bei Steph. Byz. Eust. Hom. S. 1951, 15. , 5320 hellenische Fuß: eine sehr bedeutende Hoͤhe in Betracht, daß das Meer so nahe, und der Peloponnes der letzte Schlnß der Kette ist. Aber auch die oͤstlichen Ebenen, wie die von Tegea, liegen sehr hoch uͤber dem Meere, und haben oft lange im Fruͤhlinge noch Schnee Holland bei Walpole Trav. p. 426. . Von der bezeichneten Linie entspringen alle irgend bedeuten- den Fluͤsse, und gehen alle Gebirge aus, die die Ecken und Spitzen des Peloponnes bilden. Das innere Land aber hat nur eine Oeffnung gegen das westliche Meer hin, durch welche alle seine im Alpheios vereinigten Gewaͤsser ausstroͤmen. Dies Land erhaͤlt aber seine besondere Natur noch dadurch, daß einige niedrigere und secundaͤre Hoͤhenzuͤge sich mitten hindurchstrecken, welche die Gewaͤsser der Thaͤler zunaͤchst an jenem Hauptgebirge noͤthigen, Seen zu bilden, oder unterir- dische Abzuͤge zu suchen. Daher das im oͤstlichen hoͤ- 5 * heren Theile des Landes haͤufige Verschwinden und Wiederauftauchen von Fluͤssen. Dies ist Arkadien , ein Land, aus Gebirgsruͤcken und Hochebenen, aus verschlossenen tiefen Thaͤlern, und zwischen Felsen zu- sammengedraͤngten Flußufern bestehend, und von der Natur so deutlich von dem uͤbrigen Peloponnes ge- schieden, daß, obgleich ohne politische Einheit, es durch die ganze Geschichte als ein Ganzes fuͤr sich be- stehend anerkannt wird. Das Klima des Landes war vorzuͤglich kalt, die Luft dick, namentlich an der noͤrd- lichen Gebirgskette S. Polyb. 4, 21, 1., der besonders Kynaͤtha nennt. Un- mittelbar dabei lag die kalte Quelle Λοῦσοι oder Λοῦσσα, und Sprengel (Theophr. uͤbers. 2. S. 383) corrigirt trefflich bei Th. 9, 15, 8. τὸ δὲ κώνειον ἄϱιστον πεϱὶ Λοῦσα καὶ ἐν τοῖς ψυχϱοτά- τοις τόποις. ; wie dies auf die Sinne und das Gemuͤth des Volkes wirkte, hat ein Arkadier, Poly- bios, meisterhaft beschrieben. 3. Lakonika ist durch zwei von Arkadien gradaus- laufende Gebirgszuͤge gebildet, die den Eurotas einfas- sen, dessen Quelle von der eines Arkadischen Flusses nur durch eine geringe Abdachung geschieden ist. Eu- rotas ist bis unterhalb Sparta ein schnellstroͤmender Gebirgsfluß, dann wird er nach einer Kaskade auf einer Ebene versumpfend, weiter hin auf wenig ge- senktem Boden ruhig und grade hinstroͤmend Aus des juͤngern Fourmont Reisejournal. . In der Gegend Sparta’s stehen Felsen und Huͤgel von beiden Seiten nah zusammen, und schließen sowohl oberhalb als unterhalb fast zu Polyb. 5, 22. , diese eingeschlossene Ebene ist ohne Zweifel die hohle Lakedaͤmon Ho- mers Nach der Erklaͤrung des Schol. Ven. und Aa. . Hier bewirkte die Enge des Thales und die Hoͤhe des wie hohe Mauerzinnen ragenden Taygetos, daß die Hitze des Sommers durch die wie in einen Fokus zusammenfallenden Sonnenstrahlen sehr erhoͤht, und durch kuͤhlende Seewinde nie gemildert Abaris soll eine Pest gestillt haben, die durch diese erstik- kende Hitze entstanden war. Jamblich Leben Pythag. 19. vgl. Apollon. Dysk. hist. mirab. c. 4. p. 9. ed. Meurs. , im Win- ter dagegen die Kaͤlte doppelt heftig war. Dieselben Umstaͤnde veranlassen starke Regenguͤsse, und die Menge der Gebirgswaͤsser bringt in den engen Thaͤlern leicht Ueberschwemmungen hervor Theo- phrast nennt Lakonika ῥοώδηϛ, ἔπομβϱος καὶ ἕλειος ( de caus. pl. 3, 3, 4.) . Die Gebirge, obgleich in zusammenhaͤngenden Ketten, sind doch viel durchbrochen, ihre zerkluͤftete und geborstene Gestalt leitete man von Erdbeben ab ῥωχμοὺς ἀπὸ σεισμῶν ἔχουσα Eust. Homer. 294, 10. 1478, 43. Rom. , deren eins Sparta vor dem Helotenkriege so schrecklich verheerte. Aber auch die Ebenen des Landes sind nicht unbetraͤchtlich, zu den schoͤnsten Griechenlands gehoͤrt die am untern Laufe des Eurotas, welche sich gegen Suͤden auseinan- der zieht und vor den Nordwinden durch Gebirge ge- schuͤtzt ist; auch der von Felsen umzaͤunte Kuͤstenstrich von Malea nach Epidauros Limera (Malvasia) ist ungemein fruchtbar S. Des Mouceaux bei Corneille le Bruyn Vog. T. 5. p. 465. , nicht minder die Thaͤler an der Graͤnze Messeniens; nur gegen das Vorgebirge Taͤ- naron hin wird das Land immer duͤrrer, haͤrter und ferruginoͤser. Wie sehr man aber irrt, weun man sich dies Land als eine halbe Wuͤste denkt, zeigt die sehr große Menge Lakonischer Fruͤchte, welche Theophrast und Andere erwaͤhnen; die edlen Weinarten preisen Alkman und Theognis; bis zu den Gipfeln des Tay- getos hinan wurden Reben gepflanzt, und aus Quel- len in Platanenwaͤldern muͤhsam bewaͤssert Theogn. 859. ; das Land war auch darin sich selbst genug. Aber das werth- vollste Erzeugniß war in der Schaͤtzung der neuen Ein- wohner gewiß das Eisen der Gebirge Buch 3, 2. . Noch gluͤcklicher war die Lage des Landes fuͤr die Vertheidigung, da das innere Lakonien von Arkadien, Argolis und Mes- senien her nur durch Paͤsse und Gebirgswege zugaͤng- lich ist, und grade der beste Theil desselben den Ein- faͤllen der Feinde aus diesen Gegenden abliegt. Wohl richtig im Ganzen faßte Eurivides Str. 8, 366. die Eigenthuͤm- lichkeit des Landes auf: Zwar reich an Fruchtfeld, doch zu ackern muͤhevoll, Ein Kessel rings von rauhen Bergen eingefaßt, Unnahbar fast dem Feinde, und stellt Messenien gegenuͤber als ein Land voll schoͤner Frucht, Aus tausend Quellenbrunnen uͤberall getraͤnkt, Fuͤr Rind- und Schaafheerd’ eine stets willkommne Trift, Nicht allzusehr durchstuͤrmet von des Winters Wehn, Noch auch zusehr durchgluͤht vom Sommersonnenstrahl. Denn eine ausnehmend schoͤne Ebene streckt sich am Pamisos, der, obgleich von kurzem Laufe, doch einer der breitesten Fluͤsse des Peloponnes ist, nach dem Mes- senischen Busen hinab, mit Recht Makaria genannt und der List werth, durch welche sie Kresphontes sich zugeeignet haben soll. Noͤrdlicher, mehr gegen Arka- dien, oͤffnet sich die von Huͤgeln und Bergen umgebene Ebene von Stenyklaros. Der Westen des Landes ist mehr gebirgig, doch ohne so steile Gipfel, wie Tay- getos; gegen die Neda hin, an der Graͤnze Arkadiens, nimmt die Gegend den hoͤchsten Charakter wilder und romantischer Scenerie an. 4. Argolis wird gebildet durch einen Gebirgs- zug, der vom Arkadischen Kyllene und Parthenion ab- haͤngt, und damit durch einen vielfach durchbrochenen und deswegen an Schluchten und Hoͤhlen reichen Bergstrich (daher Τρητὸν) Sehr schoͤn sagt der Grieche von dieser Gegend: ὀφϱυᾷ τε καὶ κοιλαίνεται. Str. 8, p. 381. verbunden ist, durch welchen die beruͤhmte wie zwischen Felsenmauern ge- bahnte Straße Kontoporia geht Polyb. 16, 16, 4. setzt sie etwa WSW. von Korinth. vgl. Athen. 2, 43 e. Pind. O. 11, 30. meint dieselbe. , die Argos mit Ko- rinth verbindet. Durch aͤhnliche Paͤsse haͤngen Kleonaͤ, Nemea, Phlius, suͤdlicher Mykenaͤ und Tiryns, oͤstlich Epidauros unter einander zusammen; und diese natuͤr- liche Trennung vieler kleinen Landschaften hat Argolis politische Geschichte vornweg zum Theil bestimmt. Gegen Mittag von jenem Gebirgszuge oͤffnet sich die Ebene, an deren Anfange jenem Passe zunaͤchst My- kenaͤ und in deren Ausbreitung Argos liegt. Hoͤchst merkwuͤrdig ist die Natur dieser alten Kulturebene, wel- che offenbar erst nach und nach von den Gebirgsfluͤssen gebildet worden ist, die den Busen zwischen den Bergen mehr und mehr ausfuͤllten; daher sie urspruͤnglich sum- pfig und morastig war Aristot. Meteor. 1, 14. S. 755. c. und Aristeid. Aegypt. Th. 2, S. 351. Jebb. . Inachos, der Strom, und Melia, die feuchte Niederung, sind die Eltern der alten Argiver. Und wenn Argos in alten Sagen das durstige heißt: so bezog sich dies nur auf den Mangel des Quell- wassers in der Naͤhe. — So gebirgig das uͤbrige Ar- golis ist, so oͤffnen sich doch hie und da im Innern und an Meerbusen kleine Ebenen, welche durch die Guͤte des Bo- dens den Ackerbau beguͤnstigen und anregen; die Suͤdost- kuͤste senkt sich niedrig und flach dem Meere zu. Besonders erstreckt sich noͤrdlich von jenem Bergstriche vom Isthmos bis an einen engen Paß an den Grenzen Achaias eine schoͤne und im Alterthum viel gepriesene Ebene, in der Ko- rinth und Sikyon liegen Athen. 5, p. 219. a. Lukian. Ikaromenipp. 18. Schiff 20. Liv. 27, 31. Schol. Arist. Voͤg. 969. Zenob. 3, 57. . — Fuͤr den Gang der Ar- givischen Cultur ist es noch wichtig zu wissen, daß die Berge zwischen Argos und Korinth Kupfer enthalten Nach Fourmonts Journal, und Gells Argolis. , daher auch in jener Stadt sehr fruͤh Erzbereitung statt gefunden zu haben scheint, daher der alte Ruhm der Argivischen Schilde. Dagegen haben sich nirgend im Peloponnes edle Metalle gezeigt, und auch dieser Mangel war eine Vorschrift der Natur fuͤr die Thaͤtig- keit der Menschen. 5. Das spaͤtere Achaia ist nur der schmale Kuͤsten- strich laͤngs der Abdachung des noͤrdlichen Bergzugs von Arkadien. Die meisten Staͤdte des Landes liegen daher auf Huͤgeln uͤber dem Meer, wenige in eingeschlossenen Thaͤlern. Die Quellen der zahlreichen Fluͤsse, die das Land bewaͤssern, gehoͤren fast alle noch zu Arkadien, welches hier uͤber die Wasserscheide hinausreicht. Aber die niedrigste Abdachung des Peloponnes und die allmaͤligste Senkung zum Meere ist gegen Westen, daher auch hier sich die groͤßte Flaͤche der Halbinsel ausbreitet, welche von den vorlaufenden Gebirgszuͤgen Skollis und Pholoe eingefaßt, darum die Hohle Elis heißt. Es war eine guͤnstige Fuͤgung, daß grade diese weite Ebene das Vorrecht eines selten gestoͤrten Friedens genoß. Ge- gen die Kuͤste hin wird das Land sandig; eine breite Sandstrecke zieht sich laͤngs des Meeres bis nahe dem Triphylischen Pylos herab, welches darum so oft bei Homer das sandige heißt Elis uͤber- haupt ist eine χώϱα ῦπαμμος nach Theophr. Pflanzeng. 1, 6. . Und weil das Land sich wenig uͤber das Meer erhebt, fuͤllt dieses eine Anzahl Seen oder Lagunen, die an dem groͤßten Theile des Ge- stades fortlaufen, und theils unter sich, theils mit dem Meere in Verbindung stehn. Der Strom Alpheios fließt bei dieser Beschaffenheit des Landes ziemlich lang- sam zwischen Huͤgelketten und kleinen Ebenen ins Meer. Gegen Suͤden wird das Land gebirgiger, und schließt sich in seiner Natur naͤher an Arkadien an. 6. Wenn man sich nun dies eigenthuͤmliche Land vor der Urbarmachung und Cultur vorstellen will: so giebt es einen sonderbaren Anblick. Die Waͤsser Arka- diens sind offenbar mehr geeignet, die hohlen Niederun- gen zu fuͤllen, oder unregelmaͤßig zu uͤberschwemmen, als im ruhigen Laufe zu befruchten. Die Thaͤler von Stymphalos, Pheneos, Orchomenos, Kaphyaͤ in Arka- dien bedurften Canaͤle, Daͤmme u. dgl., um nur dem Ackerbaue dienen zu koͤnnen. Einen Theil der Argivi- schen Ebene mußte man durch Sorgfalt trocken erhalten, damit er nicht zum Lernaͤischen Sumpfe wuͤrde. Der untere Lauf des Eurotas forderte eine kuͤnstliche Rege- lung; daß sie ihm im Laufe der Zeit zu Theil geworden, zeigen noch Ich traue hier dem sonst glaubwuͤrdigen Journal des juͤn- gern Fourmont, der auch eiserne Ringe an den Steinquadern ge- sehen haben will. die Reste von Kay’s, die den Fluß zu ei- nem Canal machen. Das alte Nestorische Pylos lag an einem Fluͤßchen (Anigros), welches jetzt, da es ver- sumpft, die Gegend zu einem sehr ungesunden Aufent- halte macht; bei Lerna darf kein Reisender ohne Gefahr eine Nacht zubringen. So war es nicht blos, um den Boden zu benutzen, sondern um die Existenz zu sichern, an vielen Stellen des Peloponnes von Anfang an noͤthig, die Natur durch Kunst zu regeln. Jetzt sind bei der Traͤgheit, die die unmittelbare Folge der Unterdruͤckung ist, Gegenden von solcher Luftbeschaffenheit, daß ein sieches Geschlecht in ihnen bestaͤndig hinstirbt: die ehe- mals die Muͤtter der kraͤftigsten und gesuͤndesten Staͤm- me waren. Und daß eine solche Urbarmachung von den aͤltesten Zeiten anfing, geht daraus hervor, daß wir grade in den Thaͤlern, die ihrer am meisten bedurften, die Spuren primitiver Staͤdte entdecken Vgl. hiemit Band 1. K. 2. . Die Tradi- tionen unterstuͤtzen diese Induktion. Die sparsamen Nachrichten uͤber Lakonika’s fruͤheste Zeiten sagen, daß Myles, der Sohn des Erdgebornen Lelex, Muͤhlen baute, und in Alesiaͤ Korn mahlte. Sein Sohn aber sei Eurotas, der das im Blach-Felde stockende Wasser durch einen Canal ins Meer gefuͤhrt, den man hernach Eurotas genannt habe S. Eurip. Schol. Orest. 626. vgl. Manso’s Sparta 1. S. 11. . Selbst die Anlage Sparta’s setzt wohl Ableitung des stehenden Wassers voraus Str. 8, 363 a. . Ja man konnte noch spaͤter, indem man den Lauf des Flusses hemmte, die Gegend zwischen Sparta und den gegenuͤberliegenden Hoͤhen einigermaßen unter Wasser setzen Polyb. 5, 22, 6. . 7. Die Erwaͤgung dieser natuͤrlichen Umstaͤnde und Traditionen noͤthigt zur Annahme, daß die Staͤmme, welche als die Urbewohner des Peloponnes galten, die Pelasger im Osten und Norden, die Leleger im Suͤden und Westen, zugleich die Landescultur, welche nachmals durch ganz Griechenland herrschte, begruͤndet haben. Und eigentlich sind es auch nur diese ureinwohnenden Staͤmme, welchen fortwaͤhrend Ackerbau, Viehzucht und Alles, was die Benutzung der Natur betrifft, ob- lag. Denn theils waren die Einwanderungen der Achaͤer, Joner, so wie nachmals der Dorier, an Zahl gering in Vergleich mit der Volksmenge des ganzen Peloponnes; und dann eroberten diese Staͤmme mit dem Lande auch die Leute, und gruͤndeten auf den Besitz beider eine un- abhaͤngige Existenz: so daß eigentlich bei allem Wechsel der Beherrscher die Masse des Volks im Alterthum die- selbe geblieben ist. Durch diese Usurpationen aber trat der ackerbauende und viehzuchttreibende Stand in eine bestaͤndige Abhaͤngigkeit und darum in Dunkelheit zuruͤck, so daß auch von dem, was sein Geschaͤft war, der Landescultur, nur selten die Rede ist. Indessen wurde der Ackerbau stets mit großem Eifer betrieben. Denn so bevoͤlkert der Peloponnes auch in der Zeit des Pelo- ponnesischen Krieges war, so brachte er doch mehr Korn hervor als er bedurfte, und es ging von Lakonien und Arkadien eine bestaͤndige Ausfuhr nach der Kuͤste von Korinth hinab Thuk. 1, 120. κατακομιδὴ τῶν ὡϱαίων. . 8. Wie groß eigentlich die Anzahl der Dorier war, welche in den Peloponnes einwanderte, ist etwa so zu bestimmen. In der bluͤhenden Zeit der Dorischen Macht gegen die Zeit des Perserkriegs hatte Sparta, welches Messenien sich angeeignet, 8000 Familien, Argos uͤber 6000, in Sikyon, Korinth, Phlius, Epidauros, Aegi- na waren die Dorier sparsamer, bei mehr oligarchischen Verhaͤltnissen; und wenn in den Colonieen bei hinlaͤng- lichem Raum zur Ausbreitung und durch die Strenge der Gesetze minder beschraͤnkt, die Zahl der Einwohner sich schnell vermehrte, so war doch die Zahl der urspruͤngli- chen Coloniegruͤnder, so viel davon Dorier, sehr klein. Da nun aber auch wieder in den schon geordneten Staa- ten des Peloponnes die Zahl der Einwohner, besonders der Dorischen, aus manchen Gruͤuden nie bedeutend zu- nahm, so duͤrfen wir auch schon zur Zeit der Einwan- derung die gesammte Zahl des Volkes auf etwa 20,000 Maͤnner schaͤtzen Isokr. Panathen. 100. sagt: dast in den aͤltesten Zeiten nur 2000 Dorier zu Sparta gewesen sein, aber ich moͤchte darauf keiue Rechnung bauen. . — Auch die fruͤheren Einwanderungen der Achaͤer und Jonier waren nicht bedeutender. Denn die Jonier erscheinen ja, wie aus den Stammsagen klar ist, als Kriegerstamm in Attika, und bildeten wahrschein- lich, noch dazu mit vielen fremden Geschlechtern ge- mischt, nur eine und sicher die kleinste von vier Phylen. Die Ankunft der Achaͤer stellt die alte Sage hoͤchst ein- fach so dar: Achaͤos Soͤhne, Archander und Architeles, kamen, aus Phthiotis vertrieben, nach Argos und La- kedaͤmon. Die Namen besagen den herrschenden Mann und den Verwalter der Obrigkeitstellen. Sicher kamen die Achaͤer nicht, um das Land zu bauen, wie auch daraus hervorgeht, daß, als sie, von den Doriern ver- trieben und auf die Nordkuͤste geworfen, Patraͤ einnah- men, sie auch hier nur die Stadt bewohnten und sich nicht in die kleineren Ortschaften zerstreuten Paus. 7, 18, 3. Buch 3, 4. . Daß die Dorier mit Frau und Kind wanderten, ist wohl gewiß. Frauen aus fremden Staͤmmen haͤtte der Spartiat nicht so ungemeine Achtung erwiesen, wie er that, und es muͤßte sich dann das ganze Dorische Fami- lienverhaͤltniß anders gestaltet haben, als es sich gestal- tete. Das unterscheidet diese Wanderung sehr von der der Jonier, welche, nach Herodot, ohne Frauen aus Attika auswandernd, eingeborne Karerinnen zu Frauen oder vielmehr zu Sklavinnen nahmen, die den helleni- schen Mann nicht bei seinem Namen, sondern nur “Herrn” nennen durften, — und wohl von allen aͤltern Niederlassungen uͤber Meer, da die Gestalt der altgriechischen Ruderschiffe schwerlich irgend das Mitnehmen der Frauen gestattete. 9. Wie aber, durch welche Ueberlegenheit, die Do- rier den Peloponnes eroberten, waͤre minder schwer zu erklaͤren, wenn es blos auf offne Feldschlacht an- kaͤme. Denn da anzunehmen ist, daß uns Homer die Kampfweise darstellt, welche die alten Achaͤer geuͤbt und vermuthlich noch als Aeoler in Asien beibehalten hatten, so muß der Kampf ganzer vollgeruͤsteter Linien in geschlossener Ordnung erst durch die Dorier in den Peloponnes gekommen sein, bei welchen ihn schon Tyr- taͤos schildert. Nun aber mußten die Wagen und Wurf- lanzen Homerischer Helden der stetig vordringenden Ge- walt hochgestellter Glieder mit Stoßlanzen gegenuͤber auf jeden Fall sieglos werden. Allein schwerer kann man begreifen, wie die Dorier jene unersteiglichen Mauerwerke stuͤrmten, mit denen der Peloponnes an- gefuͤllt war, besonders, da Belagerungen nie Sache dieses Volkes, und offne Kraft dagegen nichts half. Wie erstuͤrmten sie Akrokorinth, dies Gibraltar des Peloponnes Clarke Trav. 2, 2. S. 646 u. Aa. , wie die Argivische Larissa und aͤhnliche Festen? Hieruͤber haben sich einige Nachrichten erhal- ten, auf die Eroberung von Argos und Korinth be- zuͤglich, die in ihrer Uebereinstimmung untereinander und mit den Lokalumstaͤnden als gute historische Erin- nerungen gelten muͤssen. Sie lehren uns, daß die Dorier sich bemuͤhten, einen Punkt in ziemlicher Naͤhe der alten Festung zu befestigen, und von da aus in bestaͤndigen Streifzuͤgen das Land verwuͤsteten und die Vertheidiger so lange umlauerten, bis sie sich zum Kampfe stellten oder nachgabeu . So zeigte man noch spaͤter die Punkte, von denen aus Temenos und Aletes einen solchen Kampf mit Erfolg gefuͤhrt. 5. 1. V or den Doriern war ohne Zweifel Mykenaͤ, im hoͤhern Theile der Ebene am Ausgange des Gebirgs gelegen, der bedeutendste und angesehenste Ort in Ar- golis, und Argos, obgleich der Sitz der aͤltesten Lan- descultur, war davon abhaͤngig und untergeordnet. Zu Mykenaͤ war Eurystheus kyklopische Vorhalle Εὐϱυσϑέος Κυκλώπια πϱόϑυϱα Pind. Fragin. Inc. 48. Boͤckh. ; Agamemnons goldreiches Haus; und wenn die befestigte Stadt auch klein war, wie Thukydides mit Recht sagt, so war sie doch — wie wir jetzt belehrt sind — voll von großartigen und reichgeschmuͤckten Monumenten, die in ihrer halbbarbarischen aber doch kunstreichen Pracht von der Einfachheit und Ungeschmuͤcktheit des- sen, was nachmals die Dorische Zeit hervorbrachte, ungemein abstachen Buch 4. . Die Dorische Eroberung fing da- gegen nicht bei jenen durch Natur und Menschenhand gleich gesicherten Burgen an, sondern schritt auf dem umgekehrten Wege von der Seekuͤste aus vorwaͤrts. Denn am Meere zwischen Lerna und Nauplia, an der Muͤndung des Phrixos Fourmont glaubt, Temenion in einer Burg suͤdlich von Lerna zu erkennen, aber es muß noͤrdlich liegen. , lag ein befestigter Ort, Te- menion, von welchem aus Temenos, Aristomachos Sohn, mit den Doriern den Tisamenos und die Achaͤer be- kriegte, und wahrscheinlich durch bestaͤndige Streifzuͤge so lange ermuͤdete, bis sie eine offene Schlacht annah- men. — Von da bemaͤchtigten sich die Dorier nach muͤhevollem Kampfe der Stadt Argos 1) S. Kallimach. Fragm. 108. Bentl. aus Schol. Pind. N. 10, 1. τοῖς μὲν ἀϱισκυδὴς εὐνις ἀνῆκε Διὸς Ἄϱγος ἔχειν ἴδιόν πεϱ ἐὸν λάχος. ἀλλὰ γενέθλῃ Ζηνὸς ὅπως σκοτίῃ τϱηχὺς ἄεϑλος ἔοι . Vgl. uͤber die Einnahme von Argos Polyaͤn 2, 12. . Eine ver- bindungslose Sage erzaͤhlt, daß ein Nachkomme des Diomed Ergiaͤos das Palladion, welches sein Vorfahr von Ilion nach Argos gebracht, entwendet und dem Temenos uͤberliefert habe: worauf die Eroberung der Stadt erfolgt sei Plut. Qu. Gr. 48. p. 404 H. . Diese schrieb die Sage also dem Temenos selbst zu. 2. Aber die weitere Verbreitung der Dorischen Herrschaft wird erst seinen Soͤhnen beigemessen, als welche die Dorische Sage Keisos, Kerynes, Phalkes, Agraͤos nennt Die Namen, die ihnen Apollodor giebt: Agelaos, Eurypylos, Kallias, sind wahrscheinlich aus Euri- pides Temenidaͤ, wie ich Aeginet. p. 40. vermuthet. Manche dort gegebene Nachweisung lasse ich hier aus. Von Keisos spricht noch Hygin Fb. 124. (wo Cisus Temeni f. zu lesen) aber sehr ver- wirrt. . Von diesen laͤßt sie Keisos zu Argos herrschen, und Phalkes nach Sikyon gehen. Die uralte Mekone oder Sikyon war fruͤher in den Haͤnden der Jonier gewesen, und hernach den Achaͤern von Ar- gos unterthan geworden. Die sehr reiche Mythe der alten Stadt enthaͤlt die verschiedensten, symbolischen und historischen, Elemente: wir beruͤhren nur das naͤchst vorhergehende. Schon vorher soll ein Herakles- Sohn, Phaͤstos, hier geherrscht haben, und als die- ser nach Kreta geht und dort die Stadt seines Na- mens gruͤndet Paus. 2, 6, 3. Eust. zu Il. 5. S. 520. Steph. Byz. sagt: Φαῖστος Ῥοπάλου, Ἡϱακλέους παιδός. , seine Nachkommen Rhopalos, Hippo- lytos, Lakestades ihm gefolgt sein, von denen der letzte sich mit Phalkes vertraͤgt. Zwischen ihnen wird aber ein Sohn Apollons und der Nymphe Hyllis νύμφης Συλλίδος, ich vermuthe ῾ϒλλίδος. , Zeu- xippos, eingeschoben. Man erkennt hier Erinnerungen einer Verbindung mit dem Kretischen Phaͤstos und der Einfuͤhrung des Apollon- und Heraklesdienstes; aber zu chronologischen Schluͤssen kann diese Tradition nicht be- rechtigen. 3. Ob Phlius in einem schoͤnen Hochthale, aus dem die vier Quellen des Asopos stroͤmen Four- monts Journal enthaͤlt eine ausfuͤhrliche und genaue Beschreibung desselben. , an der Ecke Arkadiens gelegen, von Sikyon oder Argos gegruͤndet sei, stritten die Bewohner der beiden Staͤdte. Diese nannten hoͤchst einfach Phlias Sohn des Keisos Paus. 2, 11, 2. . Aber Phlias ist nichts als der zur Person gestempelte Name der Gegend, die von φλέω, φλιδάω die von Feuch- tigkeit uͤberschwellende heißt, welchen Namen die Ge- stalt derselben noch rechtfertigt. Daher Phlias weit besser Sohn des Dionysos (Φλεὺς, Φλεὼν) heißt, der in solchen Thaͤlern mit Vorliebe wohnt. Sonach wer- den wir den Sikyoniern lieber Recht geben, die den Sohn des Phalkes, Rhegnidas, als Gruͤnder der Dori- schen Herrschaft angaben Paus. 2, 13, 1. ἐπ̛ ἀνα- δασμῷ γῆς. , da man noch dazu nach Phlia- sia leichter von Sikyon aus laͤngs des Asopos, als von Argos her vordringt. Wenn Pythagoras, der Samier, sein Geschlecht von einem Hippasos ableitete, der da- mals Phlius verlassen habe, und ferner Klazomenaͤ, die Ionische Stadt, zum Theil von Kleonaͤern und Phlia- siern, die von den Doriern vertrieben, gegruͤndet sein soll Paus. a. O. und 7, 3, 5. , so geht daraus wohl die Verwandtschaft der fruͤhern Einwohner dieser Orte mit den Joniern hervor. Kleonaͤ , in einem engen Thale, wo die Berge sich ge- gen Korinth oͤffnen, gelegen, und an Phlius graͤnzend, scheint nach dieser Nachricht mit der genannten Stadt zugleich, doch wahrscheinlich von Argos aus, bevoͤlkert worden zu sein. Denn wir finden dort (doch blos nach einer Conjectur) Paus. 3, 16, 5. Θεϱσάνδϱου τοῦ Ἀγαμηδίδα, βασι- λεύοντος μὲν Κλεεστωναίων , τετάϱτου δὲ ἀπογόνου Κτη- σίππου τοῦ Ἡϱακλέους. Da eine Dorische Stadt hier genannt sein muß, so scheint ΚΛΕΩΝΑΙΩΝ das probabelste. dasselbe Heraklidische Haus herr- schend, von dem ein Zweig von Argos nach Epidauros ging. 4. Die Akte , wie man vorzugsweise die Nord- kuͤste von Argolis, Attika gegenuͤber, nannte So- phokles Akrisios bei Hesych. ἀκτίης. Skymn. Ch. 526. aus Epho- ros, Polyb. 5, 91, 8. Konon 7. Diod. 12, 43. 15, 32. 18, 11. Str. 8, 389. Aelian 6, 1. Plutarch Demetr. 25. Paus. 2, 8, 4. Ἐπιδαύϱιοι καὶ Τϱοιζήνιοι, οἱ τὴν Ἀϱγολίδα ἀκτὴν ἔχοντες. Unterschieden davon wird der Ἀϱγολικὸς κόλπος, die Suͤdkuͤste. , nahmen nach Ephoros Erzaͤhlung Deiphontes und Agaͤos Ueber diesen unsichern Namen (Ἀγαῖος, Αγϱαῖος) s. Aegin. p. 40. Der Name kommt spaͤter in Makedonien vor. s. Harpokr. Ἀϱγαῖος. ein. Der erste, welcher ein Nachkomme des Ktesippos nnd Schwiegersohn des Temenos genannt wird, und dessen Schicksale eine tragische Behandlung gestatteten, bemaͤchtigte sich der Stadt Epidauros , und ver- draͤngte von da die Jonier, die unter einem Koͤnige, Pityreus, nach Attika hinuͤber zogen, von wo dessen Sohn, Prokles, alsdann bei der allgemeinen Wanderung nach Samos ging So Pausan. Vgl. auch Jamblich Pythag. 2. uͤber die Epidaurische Colonie in Samos. Aristot. bei Str. 8, 374. laͤßt die Jonier erst mit den Herakliden von der Attischen Tetrapolis nach Epidauros kommen. Jenes ist unbedenklich vorzuziehn. . Von den Epidaurischen Doriern aber zog ein Theil unter der Anfuͤhrung Triakon’s nach II. 6 Aegina hinuͤber Aegin. p. 43. Die dort gegebene Darstellung wird wohl die Vergleichung mit Raoul-Roch 2. S. 218. aushalten. , woselbst fruͤher Thessalische Helle- nen geherrscht hatten, und verband die Insel zu einem Gemeinwesen mit der Mutterstadt, mit gleichen Rech- ten und unter denselben Obrigkeiten. Da nun außer Epidauros nur noch Troezen zur Akte gehoͤrt, und außer Deiphontes noch Agaͤos als Dorischer Be- voͤlkerer dieses Kuͤstenlandes genannt wird: so muß es wohl Agaͤos gewesen sein, der Troezen zur Dorischen Stadt machte Paus. 2, 30, 9. . Er muß auch hier Jonier angetroffen haben, da die mythischen Genealogieen sowohl als die Goͤtterdienste des alten Troezen eine nahe Verwandt- schaft der fruͤheren Einwohner zu den Athenern bewei- sen. Denn Troezen theilte sogar mit den Jonischen Staͤdten den eigenthuͤmlichen Cultus der Athena Apa- turias als Goͤttinn der Phratrien und Geschlechter Paus. 2, 33, 1. Die Jungfrauen legten ihr den Guͤrtel nieder, wenn sie heiratheten, d. i. in eine andere πάτϱα uͤbergingen. Ein raͤsonnabler Mytholog kann nicht zweifeln, daß Απατούϱια von ἀ(σὺν) und πάτοϱες i. q. γεννῆται herkommt. Vom Tempel der Athena vgl. Hygin fab. 37. , und den des Poseidon und seines Sohnes Theseus. 5. Die gegebenen Nachrichten zeigen, daß Sikyon, Phlius, Kleonaͤ, Epidauros, Troezen, Aegina von Ar- gos aus unmittelbar oder mittelbar ihren Antheil an Dorischer Bevoͤlkerung erhielten. Wir muͤssen bedauern, daß uns von Mykenaͤ und Tiryns bestimmte Nachrich- ten fehlen, deren Eroberung besonders schwierig aber auch fuͤr den Sieg der Dorier entscheidend sein mußte. Pindar Paus. 4, 49. betrachtet die Vertreibung der Achaͤischen Danaer aus dem Argivischen Busen und Mykenaͤ als identisch mit dem Heraklidenzug; und Strabon Str. 8, 372. 377. giebt an, daß es die Argiver mit sich vereinigt haͤtten. In- daß finden wir doch im Persischen Kriege Mykenaͤ und Tiryns als fuͤr sich bestehende Staͤdte, und es wird zweifelhaft, ob sie je Argos vorher dauernd angehoͤrt. — Daß wenigstens in den Gebirgen oberhalb Argos noch alte Einwohner sich erhielten, zeigen die Ornea- ten . Die Einwohner von Orneaͤ in den Graͤnzgebir- gen von Mantinea, lange den Doriern feindlich und mit denen von Sikyon im Kriege Plut. de def. or. S. 620. Paus. 10, 18, 4. wurden endlich von Argos uͤberwunden und zu einer Art Perioͤken herab- gesetzt S. Buch 3, 4. . Dies konnte doch wohl nach Dorischem Voͤl- kerrechte nur gegen Leute eines fremden Stammes ge- schehen; so erhellt, daß die Orneaten bis dahin Achaͤer oder Arkader waren. 3. Obgleich es nach den gegebenen Nachrichten scheint, daß Argos die von da aus den Doriern unter- worfenen Staͤdte meist ganz aus seiner Gewalt verlo- ren habe, bestanden doch in fruͤhern Zeiten gewiß Ver- bindlichkeiten dieser gegen jenes, die aber spaͤter mehr bloße Formen wurden. Es gab in Argos auf der La- rissa einen Tempel des Apollon Pythaeus, welcher wahr- scheinlich bald nach der Einwanderung von den Doriern als ein Heiligthum des Nationalgottes, der sie in das Land gefuͤhrt, errichtet worden war. Es war ein gemeinsames Heiligthum der Umgegend, doch den Ar- geiern besonders eigen Dies geht hervor aus Thukyd. 5, 53. κυϱιώ- τατοι τοῦ ἱεϱοῦ ἠσαν Ἀϱγεῖοι . . Die Epidaurier waren ver- pflichtet, zu bestimmten Zeiten Opfer dahin zu sen- den Ebd. Nach Diod. 12, 18. waren die Lakedaͤmonier zu Opfersendungen an Apollon Pythaeus (Πύϑιος) verpflichtet: aber Diod. ist confus. . Die Dryoper, ehemals, und noch spaͤter als Kraugalliden, Unterthanen des Delphischen Gottes, hat- 6 * ten in Asine und Hermione Tempel des Apollon Py- thaeus errichtet, zum Bekenntniß einer aͤhnlichen Ab- haͤngigkeit; jenen ließen die Argiver bei der Zerstoͤrung der Stadt allein stehen Paus. 2, 35, 2. 36, 5. vgl. Buch 2, 3. . 7. Die erhaltenen Bruchstuͤcke aus der aͤltern Ge- schichte der Dryoper sind oben zusammengestellt; hier bemerken wir nur, daß sie einen bedeutenden Strich, den suͤdlichsten, in Argolis besaßen, dessen Graͤnzen, so lange sie ihnen ungeschmaͤlert blieben, durch zwei Punkte, den Tempel der Demeter Thermesia an der Graͤnze zwischen Hermione und Troezen, 80 Stadien vom Kap Skyllaͤon, und einen Huͤgel zwischen Asine, Epidauros und Troezen Paus. 2, 28, 2. 34, 6. , bestimmt waren und sich noch ziemlich genau bestimmen lassen. Herakles, der nach Dorischer Sage das Volk hieher gefuͤhrt, hatte ihnen auch genau diese Graͤnzen angewiesen. Indessen wird berichtet, daß sie sich auch außer diesen Graͤnzen in Nemea , dem Argolischen, niedergelassen hatten Steph. Byz. Νέμεα, wo fuͤr τῆς Ἤλιδος nach dem Zusammenhange Ἀϱγολίδος zu schreiben ist. , — welches indeß, so wenig wie Olympia, ein fuͤr sich bestehender Ort, sondern nur der Name eines Thals und besonders des Heiligthums des Zeus darin war. 8. Korinthos Gruͤndungsgeschichte ist sehr wun- derbar und dunkel: indessen enthaͤlt sie merkwuͤrdige hi- storische Andeutungen. Erstens wird gemeldet, daß diese Stadt nicht von Argos aus ihre Bewohner er- hielt. Die Sage lautet so: Als Hippotes bei dem Ue- bergange von Naupaktos den Weissager erschlagen, wurde er, nach Apollodor 2, 8. auf 10 Jahre, vertrieben, waͤhrend deren er ein herumziehendes, ja raͤuberisches Leben fuͤhrte Konon 26. Etymol. M. s. v. Ἀλήτης. : wovon sein Sohn Ἀλήτης, der Unstaͤtschwei- fende, heißt Vgl. S. 63. N. 1. . Eine halb verlorne Tradition erzaͤhlt Aristoteles bei Proverb. Vatic. 4, 4. Μηλιακὸν πλοῖον. vgl. Apostol. 19, 89. und Suid. 10, 2. Dio- genian. 7, 31. erklaͤrt anders. , daß Hippotes, uͤber den Melischen Meerbusen schiffend, gegen die, welche zuruͤckbleiben wollten, die Verwuͤn- schung aussprach: ihre Fahrzeuge sollten durchloͤchert sein, und sie Sklaven ihrer Frauen. So schweift Aletes auch im Gebiet der damaligen Ephyra umher, wo er aus Hohn eine Erdscholle empfaͤngt δέχεται καὶ βῶλον Ἀλήτης. S. Duris bei Plut. Prov. 48. S. 593. Zenob. 3, 22. Hesych. δέχεται, Schol. Pind. N. 7, 155. Vielleicht gehoͤrt die Stelle Suid. ἀδηλώσας zu dieser Erzaͤhlung. , die in alter Ora- kelsprache Symbol der Landesherrschaft war Orchom. S. 352. vgl. noch die Geschichte bei Plut. Qu. Gr. 13. . Wir koͤnnen fast schon aus diesen Sagen errathen, daß die Dorischen Krieger die fruͤheren Ephyraͤer durch Verwuͤ- stung der Aecker und bestaͤndiges Beunruhigen ermuͤde- ten und zuletzt unterwarfen. Dies wird durch die sehr geschichtliche Nachricht des Thukydides bestaͤtigt Thuk. 4, 42. vgl. Polyaͤn 1, 39. . Es gab im Gebirge, etwa 60 Stadien von Korinth und 12 vom Saronischen Meer, einen Huͤgel, Solygios, den die Dorier einst in Besitz genommen hatten, um die Aeo- lischen Einwohner von Korinth zu bekriegen. Der Huͤ- gel war indeß, wenigstens zu Thukydides Zeit, ohne Befestigungswerke. Wir erkennen hierin ganz dieselbe Art Krieg zu fuͤhren, wie in jener Geschichte von Teme- nos, eine Weise, die im Peloponnesischen Kriege durch die Besetzung Dekeleias von den Spartanern wieder er- neuert wurde. Weiter erzaͤhlt eine Sage, die sich an das Hellotische Fest anschließt, daß die Dorier bei der Eroberung Korinths die Stadt angezuͤndet, und selbst an den Tempel der Athena, worin sich die Frauen ge- fluͤchtet, Feuer angelegt haͤtten Schol. Pind. Ol. 13, 56. . Eine andere giebt an, daß Aletes, da ihm das Orakel geweissagt: er solle am kranzreichen Tage die Stadt angreifen, sie waͤhrend eines großen Leichenfestes durch Verrath der juͤngsten Tochter des Kreon eingenommen: doch sind dies zum Theil nur scheinbar historische Deutungen von alten Fest- gebraͤuchen. Weil Aletes, der Genealogie zufolge, ein Menschenalter nach den Eroberern des Peloponnes lebt: setzte man die Einnahme von Korinth 30 Jahre nach dem Heraklidenzuge Didymos Schol. Pind. O. 13, 17. Konon a. O. vgl. Diodor bei Euseb. Chron. p . 35. (Fragm. 6. S. 635 Wess.) Ephoros bei Str. 8, 389 d . und Skymn. 526. , und verfiel dann auch wohl in den Irrthum, fruͤhere Dorier in Korinth anzunehmen, weil ja doch die Herakliden den Peloponnes mit einem Schla- ge eingenommen haben sollten. Jetzt erst scheint die Stadt den Namen Korinth erhalten zu haben, da sie bis dahin Ephyra hieß Nach Vellej. Paterc. 1, 3. 3. ; und zwar scheint es, daß sie die Dorier mit einer gewissen Vorliebe “ des Zeus Ko- rinth ” nannten, ohne daß es den Bemuͤhungen alter Erklaͤrer gelungen ist, den Namen befriedigend zu er- klaͤren. 9. Die fruͤheren Bewohner Korinths waren nach Thukydides Ausdruck Aeoler gewesen, und ihre Sa- gen und Culte zeigen, daß sie in naher Verwandtschaft mit den Minyern von Jolkos und Orchomenos standen Orchom. S. 140. Nach Konon a. O. fand Aletes Sisyphiden und mit ih- nen Jonier. . Ihre Koͤnige sind die Sisyphiden, deren Genealogie mit Hyantidas und Doridas schließt. Wir finden in dem letzten Namen dieselbe Verwirrung, die ich unter andern in der Sage von Thessalos, Jasons Sohn, nachgewiesen habe S. 257. ; wodurch ein neu eintretender Volkstamm genea- logisch an die Heroen des fruͤher herrschenden angeknuͤpft wird. So wird Doridas, d. i. der Dorer in patrony- mischer Form, Nachkomme des Sisyphos. Von nun an herrschen die Dorier; ohne indessen doch, wie Pau- sanias vorgiebt 2, 4, 3. , die fruͤhere Bevoͤlkerung ganz zu ver- treiben, da die Zahl der Einwanderer nur den Adel des neuen Staates bildete. Nur poetisch nennen Pindar und Kallimachos das gesammte Korinthische Volk Aleti- den Pind. O. 13, 11. vgl. Boͤckhs Commen- tar S. 213. Kallim. bei Plut. Symp. Qu. 5, 3. p . 213. Ἀλη- τιάδαι παϱ̕ Αἰγαιῶνι ϑεῷ Θήσουσιν νίκης σύμβολον Ἰσϑμιάδος Ζή- λῳ τῶν Νεμέηϑε. ; genealogisch leitete sich von Aletes nur die Herr- scherfamilie, die Bakchiaden ab, die lange der Stadt Koͤ- nige und Prytanen, und allen Kolonien Korinths An- fuͤhrer gab. Doch gab es auch angesehene Familien an- derer Abkunft. Die Familie des Kypselos, welche spaͤ, ter sich der Tyrannis bemaͤchtigte, war nach Herodot Lapithisch und stammte von Kaͤneus Herod. 5, 92, 2. Daraus erklaͤrt sich vielleicht die alte Verwandtschaft der Kypseliden und Philaiden, (nach Herod. 6, 128.) mit Vergleichung der Tafel, Orchom. S. 465. . Sie kam nach Pausanias 2, 4, 4. vgl. 5, 18, 2. von Gonusa bei Sikyon den Doriern gegen Korinth zu Huͤlfe; indeß nahm sie Aletes, durch ein Orakel gewarnt, zuerst nicht auf; spaͤter aber zog er sie, dasselbe vernachlaͤssigend, in die Stadt, wo sie nach- mals seine eigenen Nachkommen stuͤrzte. Wir lassen die aus der Tyrannis ruͤckwaͤrts gebildete Erzaͤhlung auf sich beruhen, blos bemerkend, daß jene Kaͤniden mehr Anlaß hatten, den alten Aeolern als den Doriern zu hel- fen, und entnehmen daraus nur die Existenz nichtdori- scher Familien von Ansehn in Korinth. 10. Indem wir mehr einer lokalen Anordnung, als der genauen Chronologie folgen, schließen wir die Gruͤn- dung von Megara an Vgl. Blanchard recherches sur la ville de Megare, Mem. de l’Ac. des Inscr. T. 16. p . 121. . Die alte Tradition knuͤpft dieselbe ganz an den Zug des Peloponnes gegen Athen Herod. 5, 76. Lykurg. g. Leokr. S. 196. Str. 9, 293. 14, 653. Konon 26. Stymn. Ch. 503. , und zwar mit Recht, da Megara vor dieser Epoche mit Attika eng verbunden und in Jonien inbegriffen war. An diesem Zuge nahmen, nach den meisten Erzaͤhlern, die saͤmmtlichen Peloponnesier Theil; doch nennen Andere die Korinthier als die eigentlichen Unternehmer und Ale- tes als den Anfuͤhrer, dem man indeß Althaͤmenes, Kei- sos Sohn, von Argos beigesellt. Wie der Dorische Ein- fall durch den freiwilligen Heldentod des Kodros abge- wehrt worden, haben Dichter und Redner vielfach aus- geschmuͤckt Vgl. Raoul-Roch 3, S. 56., wo die merkwuͤrdige Stelle Paus. 7, 25, 1. zuzufuͤgen ist, wonach die La- kedaͤmonier schon zum Theil Athen eingenommen hatten. Es gab ein Delphisches Geschlecht Kleomantiden in Athen, deren Ahnherr den Athenern den Spruch uͤber den Tod des Koͤnigs mitgetheilt haben sollte. Lykurg gegen Leokr. 196. . Uns genuͤgt hier, der vielgefeierten Sage die sehr dunkle entgegenzustellen, nach der Athener, die Lykophron Kodroi nennt, Antheil nehmen an dem Zuge der Herakliden Lykophr. 1388. nebst Tzetzes. . Wie nun immer auch hier an der Graͤnze Jonier und Dorier sich begegnet sein moͤgen: so ist doch gewiß, daß Megara durch diese Unternehmung eine Dorische Stadt, und zwar zunaͤchst eine Korinthische Colonie wurde S. bes. Schol. Pind. N. 7, 155. zu Aristoph. Froͤschen V. 440. Paus. 1, 39, 4. . Lange blieb es auch noch ganz in der- selben Abhaͤngigkeit, wie Aegina von Epidauros; als Zeugniß derselben wird angefuͤhrt, daß die Einwohner des Landes gehalten waren, jeden Todten aus der Familie der Bakchiaden zu Korinth zu betrauern Schol. zu Pind. und Arist. a. O. . Als es aber im Innern erstarkt war, wagte er sich loszureißen, und Zeus Korinthos zum Trotz, die Korinther aus dem Felde zu schla- gen Die Geschichte wird immer bei Gelegenheit des Spruͤch- worts erzaͤhlt. S. Schol. Pind. a. O. Schol. Plat. Euthyd. S. 97. R. S. 24. Siebenk. und zu Aristoph. Froͤschen 440. (aus De- mon.) vgl. Ekklesiaz. 823. Zenob. 3, 21. Vatic. Prov . 3, 13. Apostol. 7, 17. 14, 97. Suid. Hesych. Dissen zu Pind. a. O. . Wahrscheinlich ist es dies Ereigniß, von dem Pausanias gelesen hatte, daß es vor Anfang der Olympiaden, da in Athen Phorbas lebenslaͤnglicher Archont war, vorgefallen; aber ich glaube, daß er es unrecht auf einen Thesauros zu Olympia anwand- te, der mit Bildern des Lakedaͤmonier Dontas (Ol. 60) ausgeschmuͤckt war, und dessen Inschrift ganz un- bestimmt von einem Siege der Megarer und Argeier uͤber die Korinthier sprach Paus. 6, 19, 9. Phorbas war Archont 173—148. vor Olymp. 1. nach Euseb. . Graͤnzkriege der Megarer und Korinthier dauerten immerfort Thuk. 1, 103. Diod. 11, 79. Plut. Kimon 17. Vermuthlich war es in einem solchen, wo Orsippos von Megara, Sieger von Olymp. 32. nach Etym. S. 242. (die Schol. Ven . Il. 23, 683. sind darnach zu corrig.), das Gebiet seiner Vaterstadt vergroͤßerte. Paus. 1, 44, 1. und das Epigramm Anthol. Pal. 2. App . 272. Vgl. Siebelis zu Pauf. . Erst nach der Befreiung scheint sich Megara als herrschende Stadt er- hoben zu haben, da es fruͤher zu einer von den fuͤnf Orten (κῶμαι) gezaͤhlt wird, in die das Land getheilt war: Heraͤer, Piraͤer, Megarer, Kynosurer, Tripo- diskier S. die Nachricht bei Plutarch Qu. Gr . 17. S. 387. . Diese fuͤhrten untereinander auch Krieg, aber mit ungemeiner Milde, wovon uns fast maͤhrchenhafte Erzaͤhlungen erhalten sind; der Sieger fuͤhrte seinen Anders Zenob. 5, 8., daß die Megarer eine Tochter ihres eigenen Koͤnigs Klytios und des Korinther Bakchios dort betrauern mußten. Gefangenen nach Haus, behandelte ihn als Gastfreund und Tischgenoß; solche hießen hernach δοϱύξενοι, im Gegensatz von δορυάλωτοι. 11. Wir wenden uns nach Lakonika , welches nach jener Theilungssage dem Aristodemos oder dessen Soͤhnen zum Erbtheile zugefallen war. Nach der ge- meinen Sage naͤmlich, die von epischen Dichtern auf- genommen war S. oben S. 51. , waren es die Zwillingsbruͤder Eury- sthenes und Prokles (Πϱοκλέας dorisch) Kuhn zu Paus. 3, 1. Nach Po- lyaͤn 1, 10. eroberten Prokles und Temenos zusammen Lakedaͤ- mon. , die nach dem Tode ihres Vaters Sparta einnahmen; die Spartanische Landestradition ließ dagegen, wie Hero- dot berichtet, Aristodemos selbst einziehn In dem Orakel, welches Herod. 6, 52. umschreibt, stand wohl μᾶλλον δὲ γεϱαίτεϱον ἔστι γεϱαίϱειν. , und erst nach dessen Tode die Doppelherrschaft seiner Kinder an- geordnet werden, doch so, daß der Erstgeborne gewis- ser Vorzuͤge genießen sollte Dieser folgt Plutarch Ages. 19. . Dem widerspraͤche zwar wieder Thukydides 5, 16. Auch bei Platon Gesetze 3, 683. antwortet der Spartaner Megillos auf die Frage: καὶ βασιλεὺς μὲν — Λακεδαίμονος Πϱοκλῆς καὶ Εὐϱυσϑένης; πῶς γὰϱ οὐ; gegen seine Landessage. , der als Lakonische Sage anfuͤhrt, daß die Koͤnige , welche zuerst Lakedaͤmon einnahmen, er meint Eurysthenes und Prokles, mit Choͤren und Op- fern eingefuͤhrt wurden, welche Ehre auf Gebot des Del- phischen Orakels nachmals dem Pleistoanax bei seiner Wiedereinsetzung wiederfuhr. Indessen liegt diese Ab- weichung vielleicht nur in einer verzeihlichen Nachlaͤs- sigkeit des Schriftstellers. 12. Aber weit schwieriger ist es, eine Ansicht von dem Zustande Lakonikas unmittelbar nach der Einwande- rung zu gewinnen. Denn daß die Geschichte, wie sie Ephoros angeordnet hat, und wie sie daraus in andere Schriftsteller uͤbergegangen ist, im Widerspruche mit vielen abgesonderten aber um desto bedeutendern Tradi- tionen steht, halten wir fuͤr deutlich. Wir fassen kurz zusammen, was wir im ersten Theile dieser Untersu- chungen (v. S. 313 an) bemerkt haben. Die Stadt Amyklaͤ , eine der aͤltesten und bedeutendsten des Pelo- ponnes, von der noch jetzt eine Burg auf einem Felsen an der Lehne des Taygetos existirt, war nichts weniger als von den Spartiaten sogleich unterworfen, sondern erst unter Taleklos, kurz vor dem ersten Messenischen Kriege, nach langwierigem Kampfe, der bei der Naͤhe der Staͤdte um so gefaͤhrlicher sein mußte, erobert worden Vgl. noch Sosibios bei Zenob. Spruͤchw. 1, 54. : nicht als wenn die Jahrhunderte vorher, Amyklaͤ und Spar- ta, die nur 20 Stadien von einander entfernt, sich nie Ruhe gelassen, denn wie haͤtten sie dann nebeneinander bestehn moͤgen; indessen mochte doch auch Friede und Waffenruhe oft durch ploͤtzliche Ueberfaͤlle unterbrochen werden. Zum Gebiete Amyklaͤ’s aber gehoͤrte damals die bedeutende Gegend am Taygetos hin, und alles dies Land war noch im Besitz der Achaͤer, mit denen sich Mi- nyer, von Lemnos her, und Kadmeische Griechen, Ae- giden genannt, vereinigt hatten. Diese Gegend ist es, wie ich dort gezeigt habe, von der die Colonien von Thera, Melos, Gortyna ausgingen; so wie Pindar zu- folge Amyklaͤ auch der Ausgangspunkt der ersten Aeoli- schen Colonie nach Lesbos und Tenedos, und nach an- dern Anzeigen zu schließen, ebenso der Achaͤer, welche Patraͤ einnahmen, war Paus. 7, 6, 2. wo Preugenes, der Anfuͤhrer derselben, von Amyklas her- geleitet wird. . Sparta dagegen muß vor der Dorischen Einwan- derung minder bedeutend gewesen sein; und sich erst durch dieselbe zur Herrin aller Umwohner erhoben ha- ben. Denn erstens ist die Anlage dieser Stadt gar nicht in der Art und Weise, wie Mykenaͤ, Tiryns und andere vordorische Fuͤrstenstaͤdte gebaut waren; die Akropolis ist ein ziemlich niedriger und leicht zu ersteigender Huͤgel, ohne Spur alter Befestigungswerke und Mauern. Dann ist Sparta auffallend arm an Monumenten und Lokal- erinnerungen aus den Zeiten der Pelopiden und anderer mythischer Fuͤrsten, so sehr auch die Spartiaten sonst an Traditionen und Denkmalen der Art hingen. Dagegen sind Amyklaͤ und Therapne an solchen um desto reicher. Amyklaͤ , in einer sehr schoͤnen und baumreichen Ge- gend Polyb. 5, 19, 2. , war Sitz des Tyndareus und seines Geschlechts; hier waren Denkmale der Cassandra und des Agamemnon, der nach einheimischer Sage, welche Stesichoros und Simonides aufgenommen, hier geherrscht hatte Bei den Schol. Eur. Orest. 46. Simon. Fr. 177. Gaisf. , da- her ging von hier Orestes Zug aus Ob Karnia, wo Orest gewohnt ha- ben und gesuͤhnt worden sein soll, Amyklaͤ ist in Bezug auf Kar- neen? Schol. Soph. Koͤn. Oed. 40. . Therapne lag nicht weit davon. Das wohlumthuͤrmte The- rapne nennt es Alkman Fragm. 1. Welck. ; den hoch gelegenen Sitz Therapnas Pindar Pind. J. 1, 31. ; beide deuten dadurch eine Tiryn- thische Anlage und Bauart an. Der letztere nennt es als alten Hauptsitz der Achaͤer, unter denen die Dios- kuren lebten; hier waren unterirdische vielleicht nach alter Weise gewoͤlbte Graͤber des Kastor und Polydeu- kes ἐν γυάλοις Θεϱάπνας Pind. N. 10, 55. Die δόκανα waren nach Einigen solche Graͤber. , hier auch Tempel der Bruͤder und der Helena im Phoͤbaͤon und viele Reste alten symbolischen Cultus S. Dissens Commentar zu Pind. a. O. S. 471. — vgl. uͤber Helena zu The- rapne Eurip. Helena 211. und Tryphiod. V. 520. Schol. . Wie merkwuͤrdig ist es endlich, daß am Eurotas, in der Gegend zwischen Therapne und Amyklaͤ, ein Gebaͤude entdeckt worden ist Zuerst von Gropius. , welches dem bekannten Mykenaͤi- schen Thesauros aͤhnlich und ein sicheres Denkmal ist, daß in dieser Gegend die Herrschaft der Pelopiden ihren Sitz hatte. Aber auf die Frage: welche Stadt denn Homer Lakedaͤmon heiße, ist nicht leicht zu antworten. Denn bald scheint er es von Sparta genau zu tren- nen Od. 4, 1. 10. , bald fuͤr einerlei zu halten Od. 11, 459. 13, 412. 414. . Auch muß man gestehen, daß das Beiwort “die hohle Lakedaͤmon” das oben beschriebene Thal von Sparta vortrefflich be- zeichnet, nicht so die Gegend von Amyklaͤ, welche sich breiter gegen das Meer oͤffnet Polyb. a. O. . Ich meine, wir wer- den uns dabei beruhigen muͤssen, daß Homer nur eine unbestimmte und dunkle Kunde dieser damals dem Frem- den sehr unzugaͤnglichen Gegend hatte Hiernach ist das anderswo daruͤber Gesagte zu modificiren. . 13. Wie von Amyklaͤ’s, so haben sich auch von an- drer Achaͤischer Orte spaͤterer Eroberung Zeugnisse erhal- ten. Aegys an der Arkadischen Graͤnze sollen Arche- laos und Charilaos kurz vor Lykurg, Pharis nebst Geronthraͤ , erst der genannte Taleklos Paus. 3, 2, 6. , Helos end- lich in den Niederungen am untern Eurotas Taleklos Sohn, Alkamenes, von den Achaͤern erobert haben Paus. 3, 2, 7. Aber nach Str. 8, 365. a . schon Agis. Von . So Lykophr. 143. Isokr. Enkom. Helen. 17. ἔτι γὰϱ καὶ νῦν ἐν Θεϱάπναις (Μενελάῳ καὶ Ἑλένῃ) ϑυσίας ἁγίους καὶ πατϱίους ἐπιτελοῦσιν οὐχ ὡς ἥϱωσιν ἀλλ̕ ὡς ϑεοῖς . Von den Menelaien vgl. Athenag. Leg. 14. a . Θεϱαπναῖος Απόλλων Apoll. Rh. 2, 162. Therapne nach Ein. ἐν Σπάϱτῃ Sch. Apoll. a. O. zu Pind. J. a. O., nach Aa. bei Steph. Byz. Sparta selbst. Beide irren. lange aber diese Orte Achaͤisch, war Sparta vom Meere ausgeschlossen, und von allen Seiten von Besitzungen eines fremden Volkstammes umringt. Es scheint indeß, daß auch die Dorier außer Sparta noch andre Punkte besetzten, um die Besitznahme des Ganzen vorzubereiten, wie Boͤaͤ in der Naͤhe von Malea Paus. 3, 22, 9. , und vielleicht auch Abia an der Messenischen Graͤnze S. 53. . Aber von allen den Kaͤmpfen, an denen diese Zeit gewiß vorzuͤglich reich war, ist uns, weil sie diesseits der Mythologie, jenseits der Geschichte liegen, wenig Kunde geblieben. Soviel aber duͤrfen wir sagen, daß Ephoros offen- bar irrt, wenn er von einer Eintheilung Lakoniens er- zaͤhlt, die die Dorier gleich nach der Einnahme zu be- quemerer Beherrschung des Landes gemacht Diese tritt erst ans Licht dadurch, daß es gelungen, das Fragment des Ephoros bei Str. 8, 364. d . zu ergaͤnzen und anzuordnen: Χϱῆσϑαι δε ΛΑΙ ΜΕΝ ὀ[χυϱώματι, Ἐπιδαύϱῳ (od. Γυϑείῳ) δὲ ἐμποϱίῳ διὰ τὸ] εὐλίμενον, ΑΙΓϒΙ δε πϱὸς τοὺς πολεμίους [ἐπιτειχισμῷ, ταύτην] γὰϱ ὁμοϱεῖν τοῖς κύκλῳ [πολεμίοις] ΦΑΡΙΔΙ δὲ [εἰς συνόδους] ἀπὸ τῶν ἐντὸς ἀσφάλειαν ἐχούσῃ. Αἰγῦτις nennt als Graͤnzdistrikt von Sparta Polyb. 2, 54, 3., wo nichts zu corrigi- ren ist. . Sparta haͤtten sie als Sitz der Herrschaft fuͤr sich behalten; Amyklaͤ Den νομὸς Αμυκλαῖος nach Nikol. von Damask. dem Philonomos, der ihnen das Land durch Verrath in die Haͤnde gegeben, uͤberlassen, und in die andern vier Theile Unterkoͤnige gesandt. Die Hauptorte dieser vier Theile seien Las, Epidauros Limera (oder Gytheion), Aegys und Pharis gewesen, von denen das erste als die feste Burg Lakonikas S. Steph. Byz. Paus. Die Dioskuren Λαπέϱσαι werden da- von abgeleitet. , das andre als ein guter Hafen, das dritte als gelegener Waf- einem Kriege Sparta’s mit den Perioͤken in Lykurgs Zeit, Nikol. Damase. Fragm. fenplatz fuͤr die Arkadischen Kriege, das vierte als ein innerer Vereinigungspunkt gedient habe. In diesen haͤt- ten die Perioͤken gewohnt und den Spartiaten ohne Ver- lust der Freiheit gehorcht.” Diese Erzaͤhlung paßte ohne Zweifel sehr wohl in die pragmatisirte Geschichte des Ephoros, aber sie stimmt wenig mit jenen vereinzelten aber aͤchteren Traditionen uͤberein. Die Eintheilnng in sechs Provinzen halten wir zwar fuͤr faktisch, nur daß sie weit spaͤter erst ins Werk gesetzt wurde. Von diesen umfaßte etwa die erste das Weichbild der Stadt, die zweite das Gebirge Taygetos nebst der Westkuͤste, die dritte den Lakonischen Golf, die vierte vielleicht das jetzige Zakonia jenseits des Eurotas, die fuͤnfte den noͤrdlicheren Theil des Landes, die sechste den untern Lauf des Eurotas. Das Faktische einer solchen Einthei- lung wird auch dadurch bestaͤtigt, daß wir eine ent- sprechende in Messenien finden, von welcher außer Ephoros auch Andere reden ̔ϒαμεία πόλις Μεσσηνίων τῶν πέντε . Steph. vergl. Paus. 4, 14, 3. Μεσόλα πόλις Μεσσήνης μία τῶν πέντε . Νικόλαος τετάϱτῳ. Steph. Darnach ergaͤnzen wir nun Ephoros bei Str. 8, 361 c . so: ὥστε τὴν Στενύκλαϱον μὲν ἐν τῷ μέσῳ τῆς χώϱας ταύτης κειμένην ἀποδεῖξαι βασίλειον αὑτῷ τῆς βασι- λείας, πέμψαι δὲ ἐς Πύλον τε καὶ ῾Ρίον [καὶ Μεσόλαν καὶ] ϒϒαμῖτιν ποιήσοντας ἰσονόμους πάντας τοῖς Δωϱιεῦσι τοὺς Μεσ- σηνίους. In dem Texte steht jetzt eine von Cafaubonus gemachte Lesart, nach der R. Rochette 3. p. 13. bona fide von einem Ge- sandten des Kresphontes, Jamites, spricht. Vgl. Μεσόλα καθή- κουσα εἰς τὸν μεταξὺ κόλπον τοῦ Ταϋγέτου καὶ τῆς Μεσσηνίας. Str. 8, 360. ῾Ρίον ἀπεναντίον Ταινάϱου. Ebd. . Denn auch hier soll Kresphones das Land so eingetheilt haben, daß Ste- nyklaros der Sitz der Dorier und ihres Koͤnigs wurde, und diesen die Messenischen Orte Pylos, Rhion, Mesola und Hyamia untergeordnet wur- den. Pylos scheint wahrscheinlich die ganze Westkuͤste zu begreifen, Rhion ist das Vorgebirge von Methone und die benachbarte Suͤdkuͤste, Hyamia moͤchte ich fuͤr das Gestade des Messenischen Busens zunaͤchst an der Graͤnze Lakoniens halten, Mesola bedeutet das Mit- telland Vgl. den Namen der alten Lakonischen Stadt Ἱππό-λα. Paus. 3, 25, 6. Steph. Byz. und das alte Ethnikon von Argos Αϱγό-λας. am Pamisos, Stenyklaros die noͤrdlichere Ebene Messeniens. — 14. Ganz nahe liegt ein anderes Beispiel, auf welche willkuͤhrliche Weise sich Ephoros die Geschichte zusammenraͤsonnirte. Er geht davon aus, daß Eury- sthenes und Prokles , obgleich Gruͤnder Sparta’s, doch nicht als solche (als ἀϱχηγέται) verehrt wuͤrden, keiner goͤttlichen Ehre genoͤssen, keinem Stamme den Namen gegeben haͤtten u. s. w. — Hier ist nun schon der Anfang falsch, da Eurysthenes und Prokles nach aͤchter Landessage gar nicht die Gruͤnder waren, wie eben gezeigt wurde. — Daraus schließt nun aber der Historiker, daß sie die Dorier muͤssen beleidigt haben, und findet diese Beleidigung in der Aufnahme fremder Buͤrger, durch deren Huͤlfe sie ihre Herrschaft ausge- dehnt haͤtten. — Solches Verfahren entschuldigt hin- laͤnglich, wenn wir auf allen Wegen Ephoros Behand- lung aufheben und seine Resultate umstoßen muͤssen. Uebrigens muß es im Alterthum uͤber Prokles und Eurysthenes viele Sagen gegeben haben, die uns nicht zugekommen sind. Allgemein verbreitet war die Sage von ihrer bestaͤndigen Uneinigkeit, und wir wissen, daß man viel von Prokles, wenig von Eurysthenes Helden- thaten erzaͤhlte Bei Herodot, Pausanias, Cicero de divin. 2, 43. . Merkwuͤrdig aber ist besonders, was Cicero gelegentlich anfuͤhrt, daß Prokles ein Jahr vor Eurysthenes gestorben sei. Gab es Aufzeichnungen aus so fruͤher Zeit; oder konnte die Tradition so genaue Data enthalten? Auch das ist eine sehr beachtungs- werthe Notiz, daß die Frauen der beiden Koͤnige eben- falls Zwillingsschwestern waren, Lathria und Anaxan- dra mit Namen, Toͤchter des Thersandros, Koͤnigs der Kleonaͤer, wie wir oben vermutheten S. 81. V. . Auch von Prokles Sohne, Soos Vgl. uͤber ihn Valcken. zu den Adonkaz. S. 266. , (dem Stuͤrmischen), ruͤhmte man in Sparta große Heldenthaten Plut. Lyk. 2, 3. . Ja man ließ ihn schon mit den Kleitoriern Krieg fuͤhren und erzaͤhl- te: wie in dem engen Thale von Kleitor, rings von Feinden umgeben und von Durst uͤbermaͤßig gequaͤlt, er alle Eroberungen aufzugeben versprochen, wenn man ihm mit seinem Heere vergoͤnne, aus der Quelle zu trinken. Darauf habe er dem die Krone angeboten, der nicht trinken wuͤrde, da aber keiner sie um den Preis gewollt, habe er sich mit Wasser aus der Quelle benetzt, aber sei, ohne zu trinken, davon gegangen Plut. Lyk. 2. Lak. Apopht. S. 234. . — Aber noch weit spaͤter wuͤrde schwerlich ein Spar- tanischer Koͤnig gewagt haben, durch das feindliche Arkadien nach dem verhaͤltnißmaͤßig weit entlegenen Kleitor zu ziehen, und so viel Hohlwege, Schluchten und Berge hinter sich zu lassen. 15. In der Gegend, welche von dieser Zeit an, wir wissen eigentlich nicht woher, den Namen Messe- nien erhielt Wahrscheinlich von dem Μἐσση des Homerischen Katalogs, dessen Lage aber ganz unbestimmt, da die Stadt Messene damit nicht zusammen haͤngt. , war vor der Dorischen Einwanderung Pylos die bedeutendste Stadt, wohin sich die Familie II. 7 der Neliden aus dem Triphylischen gezogen hatte Orchomenos S. 366. Das Gebiet von Pylos hatte sich nach der Sage Paus. 4, 15, 4. bis nach Kaprusema bei Stenykla- ros erstreckt. . Die Dorier unter Kresphontes Kresphontes, wie Aristomenes, Name noch spaͤter in Messenien. Inscr. Reines. cl. 5. n. 52. Walpole 2. p. 555. schlugen nun zwar im entgegengesetzten Theile des Landes, zu Stenyklaros im innern Lande, ihren Sitz auf; indessen mußten sie doch schon bald so auf Pylos draͤngen, daß ein Theil der Einwohner zur Auswanderung bewogen wurde. Denn daß mehrere der adligen Geschlechter in Athen sowohl als dem Jonischen Asien von Pylos stammten, ist durch eln Zusammenstimmen vieler Stadt- und Fa- milientraditionen uͤber allen Zweifel erhoben; und eben so gewiß ist, daß sie nicht lange vor der Jonischen Wanderung den Peloponnes verließen. Der aͤlteste Zeuge, Mimnermos, sagt, daß die Gruͤnder seiner Va- terstadt Kolophon vom Neleischen Pylos gekommen bei Str. 634 b. Er gehoͤrte zu den Kolophoniern, die sich in Smyrna niedergelassen hatten. , wo es fast scheint, als denke sich der Dichter eine un- mittelbare Wanderung dahin. Indessen blieb Pylos — obgleich man es sich gewoͤhnlich als Dorisch von diesem Zeitpunkte an denkt — wohl noch lange als unabhaͤn- gige Stadt, wenn auch in beschraͤnktem Gebiete, ste- hen, ja noch uͤber die Messenischen Kriege hinaus, da es noch im zweiten hier Nestoriden als Bundesgenossen der Messenier gab Str. 355 d. Paus. 4, 3, 3. u. Aa sprechen dann zu allgemein von der Vertreibung der Nestoriden. , und nach der Ueberwindung letzterer die Pylier und die Methonaͤer sie eine Zeit- lang bei sich aufnehmen konnten Paus. 4, 18, 1. 23, 1. Pindar P. 5, 70. nimmt es nicht so genau — Λακεδαίμονι ἐν Ἄϱγει τε καὶ ζαϑἐᾳ Πὐλῳ ἔνασσεν ἀλϰᾶντας Ἡϱακλέος ἐκγόνους Αἰγιμιοῦ τε (Ἀπόλ- λων). . 16. Von Messeniens innern Verhaͤltnissen koͤnnen wir noch weniger wissen, als von denen Lakonikas, da nach dem Aufhoͤren der politischen Existenz auch die Monumente, ja selbst die Menschen untergingen, an denen und durch die sich die Kunde haͤtte fortpflanzen koͤnnen. Indessen geben doch, Ephoros Nachrichten bei Seite gesetzt, einige sehr einfache Umstaͤnde einen Be- griff von dem Zustande des Landes. Man erzaͤhlt, daß als Kresphontes durch Verrath umgekommen, die Ar- kader, vereinigt mit den Koͤnigen Sparta’s und Keisos von Argos, seinen Sohn Aepytos wieder eingesetzt haͤtten Apollod. 2, 8, 5. Paus. 4, 3. 8, 5, 5. Der sophistische Isokrates Archidam c. 7. laͤßt von der Zeit an die Lakedaͤmonier Messenien beherrschen, das ihnen die Soͤhne des Kresphontes gege- ben. — Euripides in der Merope erzaͤhlte so: Polyphontes hatte den Kresphontes getoͤdtet und sich seiner Gemahlin Merope und der Herrschaft bemaͤchtigt. Der Sohn Telephon, den Merope zu einem Gastfreund in Aetolien gesandt, kommt zuruͤck, und toͤdtet durch List und nach allerlei tragischen Scenen den Thronraͤuber. S. Fragmente und Hygin f. 137. die Forts. in 184. Apollodors Erzaͤhlung ist mehr mit der Landessage in Uebereinstimmung ge- bracht. , der bei dem Vater seiner Mutter Merope, dem Arkader Kypselos, erzogen worden war Der Stammbaum ist der: Aepytos — Kypselos — Merope — Aepytos — Aepytidaͤ. , und durch seine Thaten so viel Ruhm erwarb, daß alle seine Nachfolger Aepytiden genannt wurden. Aepy- tos Name haͤngt offenbar zusammen mit Aepytis, wel- che Gegend auf den Graͤnzen von Arkadien und Mes- senien beim uralten Andania, dem aͤltesten Cultursitze des Landes, lag. Die Namen seiner Nachfolger, Glaukos, Isthmios, Dotadas, Sybotas (Sauhirt), Phintas (der Liebreiche) stehn im merkwuͤrdigen Ge- gensatze gegen die der Lakonischen Koͤnige, wie Eury- sthenes (Weitstark), Prokleas (Vorruhm), Agis (Heer- 7 * zog), Soos (Kriegssturm), Echestratos (Diet-reich), Eurypon (Weitreich), Labotas (Volkshirt), und so fort. Waͤhrend diese von gewaltigen Kriegsfuͤrsten reden; toͤnt in jenen etwas friedliches, idyllisches, arkadi- sches. Was Pansanias von ihnen angiebt, betrifft fast einzig die Einsetzung von Festen, und auch die Goͤtter, denen sie geweiht werden, stimmen mit jenem allgemeinen Character uͤberein. Glaukos und Isthmios gruͤnden oder befoͤrdern den Asklepiadencultus in Gere- nia und Pharae, Sybotas fuͤgt an den alten Cult der großen Goͤtter zu Andania die Leichenopfer des von dem Thessalischen nach dem Messenischen Oechalia uͤbergetragenen Heros Eurytos u. a. dgl. Ueberhaupt war es dieser Kabirische Demeter-Cult von An- dania , mit dem in Attika zu Eleusis und Phlya herrschenden verwandt, einer der aͤltesten des Pelopon- nes, der damals in Messenien bluͤhte Nach vielen Stellen bei Pausan. 4. , da doch nach Herodot die Dorische Herrschaft der alten Feier der Goͤttin sonst uͤberall feindlich war 2, 171. . Daher auch die mystische Weihe von Andania, so lange die Spar- tiaten Messenien beherrschten, unterblieb und in Ver- gessenheit gerieth, bis Jahrhunderte spaͤter Epameinon- das sie, ob nach bloßer Erinnerung der Landeseinwoh- ner — oder haͤtte man wirklich auf Ithome eine alte Zinnplatte in eherner Urne mit dunkeln Worten aus alter Religion gefunden? — wieder feierlich in ihre Ehre einsetzte. Jene Einsetzung des Aepytos aber laͤßt sich ablei- ten aus dem dreifachen Buͤndnisse , sowohl der Fuͤrsten als der Voͤlker von Argos, Sparta und Messe- ne, wodurch sie ihre gegenseitigen Rechte gewaͤhrleisteten, von welchem Buͤndnisse Platon eine zweifelsohne vor- handene, wenn auch schwache Sagenspur, im Geiste politischer Philosophie ausgebildet hat Gesetze 3. S. 684. . Von den Anlagen der Dorier im Peloponnes wenden wir uns zu denen außerhalb der Halb- insel . 6. 1. D er Reichthum des Stoffes noͤthigt uns hier ganz besonders mit Voraussetzung andrer Untersuchungen und Nachweisungen das Ganze kuͤrzer zusammen zu fassen, außer wo etwa die Hoffnung, neue Bahn zu oͤffnen, weitlaͤuftigere Vorkehrung veranlaßt. Wir ordnen die Colonien nach den Metropolen zusammen, weil diese mit groͤßerer Sicherheit gegeben sind, als die Zeit der Gruͤndung; und werden dabei zugleich die zusammenliegenden und unter sich verbun- denen Niederlassungen zusammenzustellen suchen. Zu- erst die Kolonien von Argos, Epidauros, Troͤzen . Wir behandeln diese verbunden, weil sie alle in einer Richtung gehen, und oft auch, indem die andern Staͤdte mehr oder minder die Suprematie von Argos anerkannten, gemeinsam gefuͤhrt wurden. Sie gehen nach dem suͤdlichen Ende Kleinasiens hin- uͤber. Die Dorier an der Suͤdwestkuͤste Klein- asiens stammten nach Herodot vom Peloponnes In der folgenden Beweisfuͤhrung, obgleich von vorn an- fangend, setze ich doch voraus, was Aeginetica p. 42 steht. — Auf diese Wanderung bezog man den alten Ausdruck Λιμοδωϱιεῖς. S. Hesych, Plut. Prov. 34. S. 590. Doch Didymos bei Hes. nennt Λιμοδ. die am Oeta. Vgl. S. 40. N. 4. . Und zwar betrachtete man sie im Allgemeinen als eine Argivische Colonie Rhodier von Argos nach Thukyd. 7, 57. , von der Strabon Rhodos, Ha- likarnassos, Knidos, Kos ableitet, gefuͤhrt von Hera- klidischen Fuͤrsten, von denen die edlen Familien auf Rhodos, namentlich die Eratiden oder Diagoriden zu Jalysos, ihr Geschlecht herleiteten Die Erati- den deuten auf Argos, nach der Bemerkung von Boͤckh. Explic. ad. Pind. O. 7. p. 165. . Man hielt diese Wanderung fuͤr gleichzeitig und setzte sie in Verbindung mit dem Zuge des Althaͤmenes, Sohnes des Keisos, von Argos nach Kreta Es gab verschiedene Λὐσεις, um die 100 Staͤdte Kreta’s in der Ilias mit den 90 der Odyssee zu vereinigen, wie man aus Schol. Ven. Catal. 156. sicht. Ephoros laͤßt den Althaͤmenes flugs 10 Staͤdte in Kreta gruͤnden, so daß deren zur Zeit des Odysseus noch 90, zu Homers Zeit 100 gewesen waͤren. Str. 10, 479. So schrieb Ephoros Geschichte. Wohl nur eine Corruption des Namens ist “Pylaͤmenes der Lakedaͤmonier” Schol. Ven. — Von Althaͤmenes leitet die Tripolis ab Konon 47. . — Nun wissen wir aber durch Herodot 7, 99. , daß die Koer, Kalydnier und Nisyrier von Epidauros gekommen waren, wo- durch aber aus schon angedeuteten Gruͤnden keine von jener verschiedene Colonisation angegebeu wird. Eben- so hieß Aegina Colonie von Argos wie von Epidauros. Bestaͤtigt wird die Angabe des Geschichtschreibers durch die Uebereinstimmung des Koischen und des Epidauri- schen Asklepiosdienstes, die so groß war, daß sie Co- lonialverbindung erweist In beiden Schlangendienst, Incubation, Gebrauch der Votivtafeln u. s. w. . Auch haben wir eine Sage von heiligen Sendungen zwischen Kos und Epidauros; ein Schiff von der letztern Stadt will eine Asklepios- Schlange der erstern zufuͤhren bei Paus. 3, 23, 4. . Aus diesem Verhaͤlt- nisse muͤssen wir freilich, sobald wir es als faktisch be- trachten, mehr folgern als gewoͤhnlich geschieht. Naͤm- lich daß die Dorische Colonie von Kos u. s. w. erst eine Zeitlang in Epidauros gewohnt, und den dort fruͤher bestehenden Asklepiosdienst sich angeeignet hatte, ehe sie nach Asien uͤberging. Und da wir ferner in Knidos und in Rhodos den Asklepiosdienst ebenfalls herrschend finden Sprengels Gesch. der Med. 1. S. 343. 356. neue Ausg. , so werden wir auch von diesen voraussetzen, daß ihre Bevoͤlkerung zum Theil uͤber Epidauros ge- kommen. Welches von Rhodos noch dazu der Redner Aristeides aus der Landestradition angiebt, “von Alters seid ihr Dorier und habt Herakliden und Asklepiaden zu Fuͤrsten gehabt” An die Rhodier 2, 396. Von den Asklepiaden in Knidos s. besonders Theopomp. bei Phot. 176. . So existirten auch in Kos Asklepiadische und Heraklidische Familien, und Hippo- krates gehoͤrte von Vaterseite zu den ersten, von muͤt- terlichem Geschlecht zu den andern Sprengel S. 554. . — Gleichzeitig mit dieser Argivisch-Epidaurischen Wanderung war die Argivisch-Troezenische Vitruv. 2, 8, 12. cum Melas et Areuanius ab Argis et Troezene coloniam communem eo loco induxerunt, barba- ros Caras et Lelegas ejecerunt . — Tacitus 1200 Jahre von der Gruͤndung bis Tiberius Zeit, muß man als runde Zahl nehmen. , die Halikarnas- sos , die Meerburg (ἁλι-κάρηνον), gruͤndete, welches auch hier die Verwandtschaft der Religionen bestaͤtigt Halikarnaß Religionen, wie sie die Muͤnztypen zeigen, lassen sich vollstaͤndig ableiten. Georgoneion, Pallaskopf, Trident, Poseidonsk. gehn auf Troͤzenisch-Attischen Pallas- und Poseidonkult; Dreifuß, Lyra, Apollon- und Demeterkopf auf die sacsa Triopia . In Kos herrschen Insignien des Asklepios, daneben des Herakles als Va- ters des Pheidippos. . Und zwar scheint es, daß es nur eine Dorische Phyle, die Dymanen, war, welche diese Stadt bevoͤlkerte Kallimach. bei Steph. s. v. Ἁλικαϱν. vgl. Aegin. p. 140. , die erst durch Ansichziehn der fruͤheren Einwohner, Le- leger und Karer, bedeutend wurde Vitruv. a. O. . 2. Es waren es aber nur die genannten Orte, naͤm- lich die Dorische Tripolis von Rhodos, die wahrschein- lich auch aus der Phyleneintheilung hervorgegangen war, nebst Knidos, Kos und Halikarnassos, welche den ei- gentlichen Dorischen Bund bildeten, der vor der Ausschließung von Halikarnaß die Hexapolis, nachmals die Pentapolis hieß, auf dem Triopischen Vorgebirge einen mit uralter Demeterreligion verbundenen Apollo- kult in gemeinsamen nationalen Festen feierte S. B. 2, 3. , aber seinen Einfluß wohl wenig auf politische Verhaͤltnisse erstreckte Dion. Hal. Roͤm. Gesch. 4, 25. schreibt ihm wahrscheinlich davon zu viel zu. . Aber außer den genannten waren noch mehrere Orte und Inseln der Gegend Dorisch Herod. 1, 144. . Das Inselchen Telos vor Triopion war vermuthlich von Lindos abhaͤngig Nach der Erzaͤhlung von Gelons Vorfahren bei Herod. 7, 153. ; Nisyros und Kalydna sind schon genannt; die Einwohner waren Epidaurische Do- rier, die zur Koischen Colonie gehoͤrten Vgl. Herod. mit Diod. 5, 54. , auch Kar- pathos und Kasos hatten Argivische Colonisten inne, die letztre soll Joklos, Demoleons Sohn, ein Argeier von Herkunft, eingenommen haben Diod. a. O. Tac. Ann. 12, 91. ; Syme ist von Knidos aus besetzt worden, von welcher Stadt noch unter den Lakonischen Anlagen die Rede sein wird; Astypalaͤas Bewohner waren zum Theil von Mega- ra gekommen Skymn. Ch. 549. Wohl mit der Kolonie des Al- thaͤmenes. ; den Dorischen Ursprung beurkundet der Dialekt noch uͤbriger Dekrete Z. B. ε[δοξε] ται βουλαι και τωι δαμωι φιλ[οκλης φιλ]θενευς επεστατει γνωμα πϱυ[τανιων] u. s. w. aus Villoisons Papieren. , derselbe Grund laͤßt uns Anaphe als Dorische Colonie erkennen S. die Anfuͤhrungen Villoisons in den Mem. de l’Ac. des Inscr. T. 47. p. 287. Eine Inschrift unter seinen Pa- , welches sich weiter an die ebenfalls Dorischen Eilande Thera, Pholegandros Von Pholegandros s. Mem. de l’Ac. p. 307. 339. und Melos anschließt, die alle zusammen eine Kette uͤber den suͤdlichen Theil des Ae- gaͤischen Meers bilden, und durch ihre Lage schon Zu- sammenhang und Consequenz in der Anlegung erweisen. Auf dem festen Lande aber hatte Myndos gleiche Einwohner mit Halikarnaß erhalten Paus. 2, 30, 8. Daß Karyanda Dorisch gewesen, sagt Skylax nicht, wie Raoul-Roch. angiebt. , vielleicht hat auch Mylasa einige Verbindung mit Doriern gehabt Herod. 5, 121. Ἡϱακλείδης Ἰβανώλιος, ἀνὴϱ Μυλασεὺς als Anfuͤhrer von Karern. . Kryassa in Karien war von Meliern, von der Dori- schen Insel, colonisirt Plu- tarch Ἀϱ. γυν. S. 271. 4. Polyaͤn. 8, 56. — Nach Lykophron V. 1388. besetzte die Dorische Kolonie auch Thingros und Satnion, Orte in Karien nach Tzetz., bei dem zweimal Καϱίας fuͤr Ἰκαϱίας zu corrigiren ist. . Selbst im innern Lande, in Phrygien, waren Synnada und Norikon Dorisch Von Norikon §. 11. Von Synnada die Muͤnzen ΣϒΝΝΑΔΕΩΝ ΔΩΡΙΕΩΝ, aber auch ΣϒΝΝ. ΙΩΝΩΝ und beides zusammen. Vgl. noch Καστολοῦ πεδίον Δωϱιέων. Die Dorier bei den Lydern alle Καστωλοὶ genannt. Stephan. Byz. , von denen freilich bei diesem selbst die Lage, bei jenem wenigstens die Weise, wie Dorier hingelangen konnten, gaͤnzlich unbekannt ist. — Ich habe hier, zum Theil dem Gange dieser Auseinandersetzung vorgreifend, ziem- lich alle bekannten Staͤdte dieser Gegend, die von Do- riern des Peloponnes gegruͤndet, aufgezaͤhlt; fuͤgt man noch dazu die Kolonien von Rhodos auf der gegenuͤber liegenden Kuͤste, und die von Kreta angelegten, ohne Zweifel Dorisch redenden, Staͤdte Lykiens: so erhaͤlt man den Ueberblick einer sehr ausgedehnten Reihe von Kolonien dieses Stammes. Einige derselben waren pieren betrifft den Bau des Apollon- und Aphroditentempels da- selbst. Der letzte Cult scheint Lakonische Anlage zu beweisen. wohl von den groͤßern adhaͤngig; viele dagegen stan- den ganz allein; fruͤhere Uneinigkeiten scheinen sie von jenem Bunde der Sechsstaͤdte getrennt und entfremdet zu haben Vgl. Steph. Byz. Αϱαὶ, Ιωνίας (falsch. Sie liegen zwi- schen Sywe und Knidos Athen. 6, 262 f.) νῆσοι τϱεῖς οὕτω λε- γομένασ διὰ τὰς ἀϱὰς, ἃς Δωϱιεῖς ἐποιήσαντο πϱὸς τοὺς Πεντα- πολίτας, ὡς Αϱιστείδης. Nach Dieuchidas bei Athen. ist der Fluch aus Triopas und Phorbas Zeit. . Die Kalymnier wandten sich daher auch spaͤter, bei Gelegenheit schwieriger Processe, nicht an die groͤßern stammverwandten Staͤdte, sondern an die zwar fruͤher auch von Argos her Dorischen, aber her- nach durch die Milesier ganz ionisirten Polyb. 16, 12, 1. Jasier, die ihnen fuͤnf Richter sandten: welches indessen auch in der temporaͤren Aehnlichkeit der Verfassungen seinen Grund haben konnte S. das Dekret der Jasier, welches das dorischgeschriebene der Kalym- nier einschließt, bei Chandler Inscr. P. 1, 58. . 3. Nachdem ich uͤber die Anlegung dieser Dorischen Staͤdte die einfachsten historischen Nachrichten und faktischen Relationen zusammengestellt habe, ist noch uͤbrig, die mythischen Erzaͤhlungen zu pruͤfen, die sich daran angesponnen haben, indem man dieselben Colonien nur durch andere Namen darstellte, und in entferntere Zeiten zuruͤckschob. Daß es sich so verhalte, ist sehr klar von dem Mythischen, was sich an die Troezenische Colonie anknuͤpft. “Uralte Fuͤrsten der Troͤ- zenier, Anthes und sein Sohn Aëtios, haͤtten in Vor- zeiten Halikarnaß gegruͤndet” Strabo 8, 374. sucht der Sage noch dadurch historisches Colorit zu geben, daß Pelops den Anthes verjagt habe. vgl. 14, 656. Apollodor bei Steph. Ἁλικ. . Die Sage widerlegt sich gleich selbst durch den Beisatz bei Kallimachos bei Steph. — Dies sieht auch Raoul-Ro- chette 3. S. 31 ein. : Anthes habe Dymanen mit sich gefuͤhrt, welche eine durchaus nur Dorische Volksabtheilung waren. Und so werden wir Pausanias Erzaͤhlungsweise bei weitem vorziehn 2, 30, 8. , nach welcher die Nachkommen des Aetios lange nach ihm nach Halikarnaß und Myndos uͤber- gingen. Darum darf man indeß diese nicht eben als Fuͤh- rer der Colonie ansehn, welches nothwendig Dorische Herakliden waren. Sondern es war vermuthlich ein Geschlecht, welches den Poseidonsdienst mit Vorzuͤglich- keit uͤbte, (daher Anthes Sohn des Gottes,) und ihn nun auch nach der Colonie mitbrachte. Daß aber ein solches Geschlecht und mit ihm Sage und Name des Anthes wirklich in Halikarnaß bluͤhte: ersieht man auch aus dem dichterischen Namen der Halikarnassier: An- theaden Steph. Byz. Ἀϑῆναι. — Es ist be- kannt, daß auch Posidonia in Unteritalien von einer Troͤzeni- schen Colonie diesen Cultus, und mit demselben den Namen er- hielt. . Aehnlich ist ferner das Verhaͤltniß des Tlepole- mos zu der Rhodischen Coloniegeschichte. Auch hier kommt der mythische Held von Argos Und zwar, nach Pindar, gewiß in der Zeit, da Hera- kles selbst da wohnte; daß er waͤhrend der ersten Heraklidenwande- rung ausgezogen, ist erst Meinung spaͤterer Mythographen. , wie die ge- schichtliche Colonie, nur fruͤher. Allein, kann man einwenden, letztere koͤmmt zunaͤchst von Epidauros; der Held keinesweges. Dagegen ist noch eine deutliche Spur, daß man in den Rhodischen Genealogieen Tle- polemos zunaͤchst mit den Epidaurischen Herakliden fuͤr verwandt hielt. Pindar preis’t naͤmlich die Diagoriden als von Vaterseite von Zeus, muͤtterlich von Amyntor abstammend, weil diese beiden die Großaͤltern des Tle- polemos seien O. 7, 24. vgl. uͤber Tlepolemos Mutter noch das 24. Aristotel. Epigram. . Nun war aber auch Deiphontes zu Epidauros nach der muͤtterlichen Abstammung Amyn- toride, und daher besonders nah dem Tlepolemos ver- wandt. Wahrscheinlich ist auch hier anzunehmen, daß es ein Geschlecht bei jener Argivisch-Epidaurischen Colo- nie gab, welches sich von einem Heraklessohn Tlepole- mos herleitete, und hernach die Sagen von demselben in Verbindung mit dem Zuge brachte In Ilias E. ist man gar nicht genoͤthigt anzunehmen, daß Tlepolemos von Rhodos komme, (da sonst in der Ilias gar kein Held der Achaͤer aus einer Kolonie stammt); der spaͤter gedichtete Catalog der Rhodier giebt keinen Grund dazu. . Man be- merkt uͤbrigens dieselbe Inconsequenz, die wir eben beobachteten, in der Angabe, daß Tlepolemos Colonie sich dreifach sondert nach den Staͤmmen des Volks 2, 668. Wenn Strabon 14, 653. auseinander setzt: Tlepolemos habe nicht Dorier, sondern Aeolier und Boͤoter (als Heraklide von Theben) gefuͤhrt, so that er dies nicht nach einer Tradition, sondern nach dem chronol. System. Die Vorfahren des Theron auf Rhodos (Schol. Pind. O. 2, 14.) haben damit nichts zu thun: und Raoul- Roch. 2. S. 272. vermengt Verschiedenes. , woraus sehr deutlich hervorgeht, daß man ihn sich immer als Dorischen Fuͤrsten dachte. Drittens hat auch die Colonie von Kos, Nisyros, Karpathos und Kasos Archegeten oder Gruͤndungshe- roen, die von der Zeit der Colonie getrennt und ruͤck- waͤrts geschoben sind, naͤmlich Pheidippos und An- tiphos, Soͤhne des Herakliden Thessalos oder des Herakles selbst. Deren Ursprung leitet die Fabel von dem Einfalle des Herakles in Kos her, wobei er die Tochter des Eurypylos geschwaͤngert habe, und laͤßt beide alsdann nach Ephyra in Thesprotien zuruͤckwan- dern, und ihre Nachkommen von da nach Thessalien ziehn, wo sich die Aleuaden von ihnen herleiteten S. Buch 2. K. 12. . Wir geben hier wieder zu, daß Heraklidische Geschlech- ter zu Kos sich von den genannten beiden Heroen ab- leiteten; so kam auch der Name des Thessalos in die Asklepiadenfamilie des Hippokrates — aber da nun beide Heroen auch in Ephyra gelebt haben sollten, und die Heraklesfabel, die sich um Ephyra dreht, auf den aͤltesten und aͤchtesten Erinnerungen des Stammes be- ruht, wie sich unten zeigen wird: so verschwindet da- gegen ihre Anwesenheit in Kos. In den Fabeln und Dichtwerken uͤber die Ruͤckfahrten der Helden von Troja suchte man freilich beides zu vereinigen; aber wer fin- det Schifffahrten von Kos nach Ephyra hinauf in dieser Zeit in der Ordnung? 4. Die guͤnstige Lage dieser Dorischen Staͤdte auf Inseln und Landzungen, die bequeme Rheden und Ha- fen fuͤr Schifffahrt und Seeverkehr boten, zog bald eine bedeutende Anzahl Colonien nach sich. Von den Rhodiern mag man sich wundern, daß sie fast we- niger und minder bedeutende Colonien an der Kuͤste Kleinasiens gruͤndeten, als in den Westlaͤndern; denn die von der Insel spaͤter abhaͤngige Peraͤa ausgenom- men finden wir hier nur Gagaͤ S. besonders Etymol. M. 219, 8.; sonst R. Roch. 3. p. 157. und Korydal- la Hekataͤos bei Steph. in Lykien, Phaselis wie R. Roch. 3. p. 251 gut aus Herod. und Aristaͤnetos πεϱὶ Φασηλίδος bei Steph. Byz. Γέλα u. Aa. zeigt. an der Graͤnze Lykiens und Pamphyliens, und Soloi in Kilikien Eckhel D. N. 3. p. 68. Nach Str. 14 p. 671 d. Ροδίων καὶ Αχαιῶν, welches R. Roch. 3. p. 379. auf Achaͤa in Rhodos beziehn und καὶ auslassen moͤchte, aber davon kann das Ethnikon schwerlich Αχαῖος, sondern muß etwa Ἀχαιείς heißen. als Rho- dische Staͤdte. Dagegen gruͤndeten sie, Ol. 22, 2. nach Thukyd., zur selben Zeit da sie Phaselis bauten, in Sicilien die herrliche Stadt Gela, die Mutterstadt von Akragas. Diese Niederlassung ging von Lindos aus, welches den Aufuͤhrer Antiphemos (oder Deino- menes) gab Beide Namen Etymol. M. Γέλα. . Es gesellten sich Einwohner der kleinen Insel Telos Herod. 7, 153. — Die Muͤnzen von Telos haben das Jupitershaupt und die Krabbe, wie die von Akragas; das letzte Symbol ist auch auf denen von Kos und Lindos. hinzu; zugleich verbanden sich Kretische Auswanderer damit; daß indessen die ersten vorherrsch- ten, zeigt der anfaͤngliche Name der Gruͤndung — Λίνδιοι — und die Goͤtterdienste der Stadt. Dori- sche Institute (νόμιμα Δωρικὰ) waren allen genannten Gruͤndern gemein, und wurden daher auch in der Nie- derlassung festgestellt Thuk. 6, 4. . Der Zusammenhang und Ver- kehr mit jenen Inseln dauerte fort; darum fand auch spaͤter Phalaris Geschlecht, von Astypalaͤa kommend, in Agrigent Aufnahme Nach den falschen Brie- fen, woruͤber Bentlei an mehrern Stellen der Phalaridea richtig (doch ohne den historischen Zufammenhang zu merken) und Lennep in den Anm. hanbelt. ; und die Emmenidenfamilie, welche Phalaris stuͤrzte, war aus derselben Gegend, von Thera gekommen Nach Hippostratos, B. 1. S. 338. . Ferner sind Parthenope unter deu Oskern und Elpiaͤ oder Salapiaͤ im Lande der Daunier, an dessen Stiftung die Koer Antheil hatten, unbestrittene Anlagen der Rhodier; ja sie kamen auch nach Iberien in ziemlich fruͤhen Zeiten, und gruͤndeten daselbst Rhode, so wie man auch an der Rhone-Muͤn- dung Spuren ihres Daseins hatte Vgl. außer Meursius Heyne N. Commtr. Soc. Gotting. 2. cl. philol. p. 40 sqq. Daß Lyon eine Rhodische Colonie sei, hat nach dem Pater Colonia kuͤrzlich wieder der Graf Wlgrin de Tail- lefer Antiquités d p Vesone behauptet, aber ganz ohne Grund. . Daher mag auch, was von Tlepolemos Fahrt nach den Baleari- schen Inseln erzaͤhlt wird, und wenn man ihm die Gruͤndung von Sybaris zuschreibt, nur als mythischer Ausdruck der Schifffahrten unternehmender Rhodier im westlichen Meere zu verstehen sein. 5. Aber fast noch schwieriger ist es, das wahre geschichtliche Verhaͤltniß einer Anzahl kleinasiatischer Staͤdte zu bestimmen, welche die Sage Colonieen von Argos, und zwar meist uralte Colonien nennt. Aber nur historischer Aberglaube kann es glaublich finden, daß Tarsos von der Jo oder Perseus dem Argeier gestiftet sei S. R. Roch. 2. S. 124. der auch an den Sieg des Per- seus uͤber Sardanapal glaubt. , den man dort nebst seinem Nachkommen Herakles als Tutelargottheit verehrte S. besonders Dio Chrysost. Tarsische Rede 33. S. 394. 406. 408. Herakles hieß ἀϱχηγὸς, und ihm wurde an seinem Feste ein Rogus gebaut. vgl. Athen. 5, 215 b. von dem Stephanephoros des Herakles zu Tarsos. , daß Mallos, Mopsuestia, Mopsukrene, Phaselis Argivische Weissager um die Zeit des Troerkrieges gegruͤndet haͤt- ten 2. S. 403 ff. . Dazu kommen noch Aspendos bei Pamphylien, Kurion in Kypros, ja selbst Jone bei Antiochia in Syrien Steph. Byz. Ἰώνη. , deren Anlegung den Argeiern beigemessen wird. Abgesehen von der Zeit, in der die alten Peloponnesier so ausgedehnte — damals unmoͤgliche — Schifffahrten um die Chelidonien unternommen haben sollen, so ist es uͤberhaupt hoͤchst seltsam, daß Argos, welches in keiner Periode unter den seefahrenden Voͤlkern Griechen- lands erwaͤhnt wird, grade an jenem Kuͤstenstriche eine so zusammenhaͤngende — und doch fuͤr Argos voͤllig nutzlose — Reihe von Colonien angepflanzt habe. Wir wagen, eine Ansicht anzusprechen, zu der vielleicht keine vollstaͤndigen Beweise, aber doch genug leitende Spuren vorhanden: daß alle diese Staͤdte Colonien der Rhodier, aber nach einer haͤufig vorkommenden Form der Colonienfuͤhrung, im Namen der Metropolis Ar- gos, und unter den Auspicien Argivischer Goͤtter und Heroen gefuͤhrt seien Auch mag sich Diomedes des Argeiers Ankunft bei den Dau- niern auf die Anlage von Elpiaͤ beziehen. Er kommt mit Do- riern. Antonin. Lib. 37. . Erstens werden Argeier und Rhodier als Gruͤnder zusammen genannt, wie bei Soloi, welches die letztern doch selbst vor dem Roͤmischen Se- nate nur als Schwesterstadt vertheidigten Polyb. Exc. Leg. 22, 7, 11. Liv. 37, 56. . Wie man aber Heroen zu Gruͤndern nahm, davon ist gleich die genannte Stadt ein klares Beispiel. Denn hier sollte der Argeiische Weissager Amphilochos hingekommen sein, und schon in Hesiodischen Gedichten war von ihm er- zaͤhlt, daß ihn Apollon zu Soloi getoͤdtet habe bei Str. 14. S. 676 b. . Wei- ter fuͤhrt folgendes Beispiel. Phaselis bauten die Rho- dier zu derselben Zeit wie Gela; der Gruͤnder wird Lakios genannt, den das Delphische Orakel nach Mor- gen, wie den Antiphemos nach Abend, gesandt habe Steph. Byz. Γέλα. vgl. Athen. 7, 297. aus Heropythos ὮΩϱοι Κολοφωνίων und Philostephanos π. τῶν ἐν Ἀσίᾳ πόλεων. . Nun ist aber in einem andern Abschnitte bemerkt Buch 2, 2. , daß Lakios eine kretische Form ist fuͤr Rhakios, und so der Mann der Manto, Vater des Mopsos, der alte mythische Prophet des Klarischen Tempels, heißt. Damit wir nicht zweifeln, daß dieser gemeint ist, sagt die Sage auch, daß Mopsos, der Sohn des Rhakios, Phaselis gegruͤndet Pompon. Mela 1, 14. Die Sage ist sehr alt. Aus Kallinos Str. 14, 668. τοὺς λαοὺς μετὰ Μόψου τὸν Ταῦϱον ὑπεϱϑέντας τοὺς μἑν ἐν Παμφυλίᾳ μεῖναι, τοὺς δ̛ἐν Κιλικίᾳ μεϱισϑῆναι καὶ Συϱίᾳ, μέχϱι καὶ Φοινίκης. Vgl. noch uͤber Mopsos in Pamphy- lien Klem. Strom. 1. S. 334. ; sie nennt Pamphylia selbst Toch- ter des Rhakios und der Manto Str. 14. p. 675 u. Aa. ; sie behandelt end- lich Lakios voͤllig consequent als Zeitgenossen und Mit- gruͤnder des Mopsos, den mit diesem zugleich die II. 8 Manto ausgesandt Philosteph. a. O. . Was folgt daraus? Daß es kein Lakios war, der persoͤnlich die Lindier nach Pha- selis fuͤhrte, sondern ein ideales Wesen, und wahr- scheinlich eine Personificirung des Klarischen Orakels, welches dabei mitwirken mochte Auch Rhodia unweit Phaselis ist sicher eine Rhodische Colonie, und Mopsos (Theopomp bei Photios cod. 176.) nur Gruͤnder im obigen Sinn. Eben so wohl Lyrnes- sos. vgl. Raoul-Roch. 2. S. 404 ff., der indeß von Alledem nichts entdeckt hat. . Daß auch der ge- genuͤberstehende Αντιόφημος nichts anders sei, werden gewandte Mythenerklaͤrer daraus leicht abnehmen. Um nun aber auch der Mutterstadt Argos an den Pam- phylischen Colonien mythischen Antheil zu geben, muß Amphilochos, der zur Amythaonidenfamilie gehoͤrt, nebst Kalchas an ihnen uͤberall Antheil nehmen; und vielleicht, daß wirklich auch Argivische Weissager, die sich zur Familie dieses Weissager-Heros rechneten, von den Rhodiern zugezogen wurden. 6. Nun werden wir etwas tiefer in die dunkeln Sagen der Kilikischen Staͤdte Mallos, Mopsuestia, Mopsukrene blicken koͤnnen. In deren Gruͤndungsfabeln stehn immer Amphilochos und Mopsos zusammen; zu- gleich wird der Argivische Ursprung sehr hervorgehoben; Cicero nennt beide Weissager Koͤnige von Argos de div. 1, 40. . Auch hier duͤrfen wir also annehmen, daß Weissager der Metropolis herbeigeholt wurden, man kann die Propheten des Amphilochischen Orakels von Mallos sich wirklich von da entsprossen denken, obgleich auch im- mer wieder, wie unten gezeigt werden wird Buch 2. K. 2. , Klarischer Dienst hineinwirkt, aber die Vermittler, die eigentli- chen Anpflanzer, konnten nur ein seefahrendes Volk, die Rhodier, sein. Weil aber diese Anpflanzungen in eine verhaͤltnißmaͤßig fruͤhe Zeit trafen, in der die Co- lonien noch gaͤnzlich von den Orakeln abhingen, und der Propheten nicht entbehren konnten, und zugleich noch eine schoͤpferische Mythendichtung lebendig war: so hat sich ein dichtes Gewebe von Mythologie um die Geschichte derselben gezogen, welches wir aufzuziehen wenigstens angefangen haben. 7. Wir gehen sogleich zu den Korinthischen Colonieen uͤber, deren geographische Lage schon ein bemerkenswerthes Resultat uͤber die Geschichte der See- fahrten ihrer Metropole giebt. Denn obgleich dieselbe zwei Haͤfen, Lechaͤon nach dem Krissaͤischen, Kenchreaͤ nach dem Saronischen Busen, hatte, so muͤssen doch alle Coloniesendungen nur aus jenem ausgefahren sein. Fast alle siedelten sich an den Kuͤsten des Jonischen Meers an, an dessen Ausfahrt die Korinther vielleicht schon fruͤhzeitig Molykreion besetzt hatten Thuk. 3, 102. . Indessen wagte es doch schon grade die aͤlteste Korinthische Co- lonie, deren Zeit wir ziemlich bestimmt kennen (Olymp. V. ) S. §. 10. , uͤber das Jonische Meer hinaus im schoͤnsten Theile Siciliens die weltberuͤhmte Stadt Syrakusaͤ zu gruͤnden. Der Gruͤnder war Archias, ein Heraklide, und wahrscheinlich ein Bakchiade Denn was Plutarch Erotik. und Diod. Exc. 2, 228. p. 548 Wess. von der Vertreibung des Archias erzaͤhlen, giebt der Schol. Apoll. 4, 1211. von der Fa- milie der Bakchiaden an. Jene leiten von dem unvorsaͤtzlichen Morde des Sohnes des Melissos die Gruͤndung von Syrakus, dieser von Korkyra her. Doch widerspricht Marm. Par. L. 47. Archias δεκατος απο Τημενου, da die Bakchiaden sich von Aletes, nicht Temenos ab- leiteten. Heraklide ist er auf jeden Fall. S. Boeckh. Explic. Pind. O. 6. p. 153. Vgl. Goͤller de situ Syracusarum p. 5 sq. , ihm folgten Ko- rinther, besonders aus dem Demos Tenea Str. 7. S. 380 d. ; unter- wegs schlossen sich Dorier von Megara an ihn an Str. 6, 269. vgl. Skymn. Ch. 274. , 8 * und als Weissager begleitete den Zug einer aus dem Prophetengeschlechte von Olympia — den Jamiden — dessen Familie zu Pindars Zeit in Syrakus bluͤhete S. Boeckhs Einl. zu Ol. 6. . Es scheint aber, daß Syrakus manche religioͤsen In- stitute gleich damals von Olympia entlehnte, auf wel- ches der Dienst der Arethusa, der Artemis Ortygia, des Olympischen Zeus hinweist. — Diese urspruͤngli- chen Gruͤnder baueten nun eine Stadt auf der Insel Ortygia, deren Name nur aus dem Cultus der ge- nannten Goͤttin erklaͤrt werden kann; das den einhei- mischen Sikulern abgenommene Land theilten sie in Loose, κλῆϱοι, nach der Zahl der Theilnehmer an der Colonie. Denn dies war uͤberall die Weise der Anlage dieser Colonien, daß die Theilnehmer gleich im voraus das Versprechen eines Landantheils erhielten; und auch dies heißt κλῆρος. Einen solchen soll bei dieser Nie- derlassung Aethiops, ein Korinthischer Schlemmer, um einen Honigkuchen an einen Tischgenossen verkauft ha- ben Athen. 4. p. 167. aus Demetr. Skeps. Archilochos erwaͤhnte diesen Aethiops; (Liebel Fragm. p. 233) . Auch der Bakchiade Eumelos, der beruͤhmte Dichter Korinths, war bei dieser Colonie Klem. Alex. Strom. 1. p. 298. Sein πϱοσόδιον war vor den Messenischen Kriegen gedichtet, um dieselbe Zeit; wornach Band 1. S. 274 zu berichtigen, doch sind die Κο- ϱινϑιακὰ vermuthlich juͤnger. . Ob nun gleich der Demos meist aus mannigfachem Volke, was sich zu dieser Colonie gewendet, bestanden haben mag, und zugleich Sicilische Leibeigene das Land um- her fuͤllten: so blieb Syrakus doch an Sprache und lange wohl auch an Sitten eine aͤcht-dorische Stadt, wie die Frauen bei Theokrit fagen Adon. 53. vgl. Thuk. 6, 77. ὅτι οὐκ Ἴωνες τάδε εἰσὶν, — ἀλλὰ Δωϱιεῖς, ἐλεύθεϱοι ἀπ̕ αὺ- τονόμου τῆς Πελοποννήσου τὴν Σικελίαν οἰκοῦντες. : Korinthisch sind wir von Ursprung Wie auch der Bellerophon, und reden drum Peloponnafisch. Steht es doch frei, so dent’ ich, den Doriern Dorisch zu reden. daher sie spaͤter noch ein Lukanischer Gesandter sonder- lich erfreute, der Dorisch zu reden gelernt hatte, um vor ihnen aufzutreten Dio Chrysost. R. 38, 4. . Syrakus nahm so schnell an Bevoͤlkerung und Macht zu, daß es schon 70 Jahre nach der Gruͤndung Kasmenaͤ und zugleich Enna im Mittelpunkt der Insel, 90 Jahre Akraͤ, 135 Ka- marina colonisiren konnte. Auch sollen Nach Thuk. 6, 5. Dage- gen Raoul-Roch. 3. S. 319. Syrakusische Fluͤchtlinge, Myletidaͤ genannt, mit Chalkidiern von Zankle Himera gegruͤndet haben, daher daselbst die Sprache aus Dorisch und Chalkidisch gemischt war; die Sitten (νόμιμα) jedoch ganz Chalkidisch. 8. Die andern Korinthischen Kolonien liegen, wie schon bemerkt, alle diesseits des Jonischen Meers. Zu- naͤchft Solion in Akarnanien Roch. S. 290. Die Muͤnzen von Alyzia moͤchte ich nicht als genuͤgendes Zeugniß des Korinthi- schen Ursprungs gelten lassen, da oft auch Barbarenstaͤdte die Typen benachbarter Hellenischer annahmen. Pale als Korinthisch anzuneh- men, giebt Herod. 9, 31. keinen Grund. ; weiterhin war Am- brakia schon fruͤhe von Korinth besetzt Dies glaube ich, weil Herakliden, d. h. Bakchiaden, nach Anton. Lib. 4. es gruͤnde- ten, daher auch Herakleskult daselbst. Vgl. noch zu andern Stellen uͤber Ambrakia’s Dorische Einw. das Epigr. von Damagetos in der Palat. Anthol. 7, 231. , und her- nach unter der Herrschaft eines Bruders von Perian- ger Γόϱγος ist wohl die richtigste der Formen, bei Plut. Conv. 7. [ Sap. p. 160. Str. 10. S. 452. 7. S. 325. Skymn. Ch. 427. Antonin. Lib. 1, 4. S. 23. Teuch. der ihn allein als Bruder des Kypselos betrachtet. ; von da wurde Argos Amphilochikon helle- nisirt Thuk. 2, 68. . Anaktorion gruͤndeten die Korinther unter Periander gemeinsam mit den Korkyraͤern. Leukas nahmen sie zur selben Zeit und mit denselben verbun- den ein Petrizzopulo Saggio storico sulle prime eta dell’ isola di Leucadia theilt eine angeblich fehr alte Inschrift mit, die Boeckh so liest: παιϱ ὁ του Μενεσικϱατους του Κοϱειτιου (Κο- ϱινϑίου) και ουκ Ακαϱειν (Ἀκαϱνάν) ἱεϱον τ̕ Απολλωνος και πολειν ομωνοματειν ματηϱος κειτισα ταν εν τῳ Λευκατῳ, aber auch zugleich den groͤßten Zweifel an der Aechtheit des seltsamen Monuments aͤußert. ; worauf aber, da Korkyra damals Korinth unterworfen war, kein Anrecht der letztern Stadt auf die Kolonie begruͤndet werden konnte; Themistokles hatte Unrecht, ihr ein solches beizulegen Plut. Them. 24. aber die ganze Ge- schichte ist schief dargestellt. , und die Leuka- dier hielten sich mit Recht fortwaͤhrend an die eigent- liche Metropolis. Weiter folgt Korkyra selbst , des- sen Pflanzung durch den Bakchiaden So Schol. Apoll. 4, 1212. und aus Timaͤos zu V. 1216. Chersikrates als ein Nebenzweig der Kolonie nach Syrakus vorgestellt wird Doch setzte Timaͤos a. O. den Chersikrates 600 Jahr nach dem Troerkriege, diesen aber nach Cen- sorin de d. nat. 21. 417 Jahre vor Ol. 1. folglich jenen Ol. 46, 3. in die Kypselidenzeit. — vgl. Mustoxidi Illustrazioni Corciresi 1, 5. S. 65. : aber sehr fruͤhzeitig hatte es sich schon der Mutterstadt als Nebenbuhlerin im Jonischen Meere ent- gegengestellt; ja wahrscheinlich schon vor den Perserkrie- gen deren alte Macht gebrochen. Noch jenseits liegt Epidamnos , das zwar meist von Korkyraͤern, aber unter Anfuͤhrung eines Korinthischen Herakliden, Pha- lios, Eratokleides Sohn, den jene mit einigen seiner Landsleute nach altem Kolonialrechte zugezogen hatten, (Ol. 38, 2. nach Euseb.) gegruͤndet, und nachmals noch durch Einwohner von Dyspontion in Pisatis ver- staͤrkt worden war. Apollonia endlich legte ein Ko- rinther, Gylax, noch unter Periander mit 200 seiner Landsleute und einer groͤßeren Anzahl Korkyraͤer an. Dann hoͤrt die Reihe der Korinthischen Kolonien auf, welche indeß auch so ein festes und anschließendes Band um die Laͤnder zog, durch welches selbst die Barbaren des Binnenlandes, namentlich die Epeiroten Thespro- tiens, in dauernde Verbindung mit Korinth traten Thuk. 1, 47. ; daher auch die Koͤnige der Lynkesten in Makedonien eine Ehre darin fanden, sich vom Bakchiadenstamme herzuleiten Str. 7, 326. Skymn. Ch. 620. . Hoͤher hinauf war noch die Insel Issa Syrakusisch Skymn. Ch. 412. Nach Raoul-Roch. 4. p. 86. zur selben Zeit, da Dionys Lissos gruͤndete, angelegt. ; Korkyra aber besaß vielleicht noch Orte bis in den Flanatischen Meerbusen Orchom. S. 297. . — So viel er- hellt, daß es eine Zeit gegeben hat, wo die Stadt Korinth in diesen Meeren mit der Macht eines ausge- dehnten Staates herrschte, und vermittelst Korkyra’s, Ambrakia’s und andrer Staͤdte Voͤlker von Barbaren leitete. Aber die gewaltsame Losreißung Korkyra’s, welches schon vor Periander, Olymp. 27. Thuk. 1, 13. , mit der Mutterstadt Krieg gefuͤhrt hatte, aber hernach durch die entschiedenen Kypseliden wieder zum Gehor- sam gebracht war, worauf es sich zum zweitenmal losriß, war eine unheilbare Wunde fuͤr die Mutter- stadt. Indessen zeigten die andern Colonien dafuͤr eine besondere Anhaͤnglichkeit an dieselbe μάλιστα ὑπὸ ἀποίκων στεϱγόμεϑα die Ko- rinther bei Thuk. 1, 38. vgl. 1, 26., . Erst nach Verlust der Seeherrschaft in diesen Gegenden — doch schon vor den Perserkriegen — scheint Korinth nach der entgegengesetzten Seite hin in Chalkidike Potidaͤa gegruͤndet zu haben, welches es durch staͤrkeres Ein- greifen in dessen innere Verwaltung — es sandte jaͤhr- lich Epidemiurgen 1, 56. — in seiner Gewalt zu halten suchte. 9. Dagegen war Megara durch seine Lage ver- anlaßt, seine Colonien von Anfang an nach der entge- gengesetzten Seite, an die Thrakische Kuͤste, zu senden. So schon Ol. 17, 3. Astakos in Bithynien Nach Euseb. Chron. S. Raoul-Roch. 3. p. 233. ; dann Chalkedon am Eingange des Bosporos Nach Hesych Miles. de Constant. p. 48. hieß der κτίστης Dineos. im zweiten Jahre der 26. Olympiade nach Euseb.; und 17 Jahre spaͤter (30, 3.) gegenuͤber an einer vortheilhaftern Stelle Byzanz Lage von politischen und Handels-Gesichtspunkten uͤber- aus trefflich geschildert bei Polyb. 4, 44. Byzanz . An der Gruͤndung dieser Stadt nahmen auch Argeier Antheil, in welchem Punkte wir der allgemeinen Versicherung des Hesychius Milesius trauen duͤrfen, daß seine weitlaͤuftige und fabelhafte Urgeschichte der Stadt aus alten Dichtern und Ge- schichtschreibern geschoͤpft sei. Denn die Uebertragung des Cultus der Hera, der auch hier die Burg occu- pirte, und der Sagen von Jo, der Argivischen Hera Dienerin, bestaͤtigen auf eine sehr unzweideutige Weise die Annahme Argivischer Kolonisten. Jo soll hier von Zeus eine Tochter, Keroessa, geboren haben, (das ist sie aber wieder selbst), die, von der Landesnymphe Se- mestra gesaͤugt, hernach den Byzas gebar Ebendas. . Daher auch hier die Fabel von der meerschwimmenden Kuh lokal wurde S. außer andern Palat. Anthol. 7, 169. — Warum nimmt Raoul- Roch. nicht auch hier, wie sonst, eine uralte Colonie unter An- fuͤhrung der Argivischen Princeß Jo an? . Sonst entspricht die Verbindung von Goͤtterdiensten, wie sie in Byzanz statt fand, fast ganz der in Megara gegebenen. Ja so sehr hingen die von der Mutterstadt weit getrennten Byzantier an den hei- mathlichen Erinnerungen, daß sie auch die Namen der Dionys. Byzant. de Thracio Bosdoro bei Hudson Geogr. min. T. 3. Man opferte ihr am ersten Tage des Jahres. Gegenden mit uͤbertrugen. Wir finden an der Kuͤste hin einen Tempel Poseidons, dessen Sohn Byzas selbst hieß, dann der Demeter und Kora, weiter die Skiro- nischen Felsen, ein Isthmisches Vorgebirge mit dem Grabe eines Megarischen Heros Hipposthenes, auf dem hohen Vorgebirge Metopon den Tempel Apollons, dann einen Altar eines angeblichen Heros Saron, der sich auf den Saronischen Meerbusen bezog S. Dionyf. Einiges davon auch bei Hesych. Sonst noch Athena Ekbasia — Artemis Diktynna (auch Lucifera in piscinis ) Ajax Telamonios nebst Achill — Rhea — Hekate u. Tyche — Dios- kuren — Amphiaraos ἐν συκαῖς, Aphrodite die Ruhige und Pande- mos. . — So ent- fremdete sich uͤberhaupt Byzanz nie seinen Peloponnesi- schen Vorfahren, wenn es auch eine große Anzahl Nach- colonisten (ἐποίκους) aufnahm mit denen auch Kriege vorfielen. Aristot. 5, 2, 10. , und uͤber Thrakische Unterthanen gebot. Auch der herrschende Dialekt, der in Volksbeschluͤssen sich noch findet, blieb sehr lange der Dorische S. außer den Beschluͤssen bei Demosth. Constantin. Porph. Them. 1. S. 1452. in Meursii Opp. . — Die Byzantier gruͤndeten mit Chalke- don zusammen, in der Zeit der Expedition des Dareios gegen die Skythen, oder des Xerxes gegen Griechen- land, Mesambria am Pontos Μεταμβϱιανων und Μεσαμβϱιανων auf Muͤnzen. , welches Andere als eine Colonie der Megarer selbst betrachten; die auch schon vor der Anlegung von Byzanz Selym- bria gegruͤndet hatten nach Skymn. Ch. 714. , und wahrscheinlich von dort aus mit den Samiern zu Perinthos Krieg fuͤhrten Plut. Qu. Gr. 57. Aeginet. p. 67. Es ist wahrscheinlich, daß Perinth damals auch Dorische Einw. erhielt, weil es von den Byzantiern (Demosth. vom Kranze S. 255.) eine verwandte Stadt genannt wird, und Herakleskultus dort herrschte. Vgl. Panofka res Samiorum S. 22., wo indeß mehrere Stellen falsch bezogen sind. , als diese Insel noch von den Geomoren regiert wurde, vor den Zeiten des Polykrates. — Noch hatte Megara in diesen Meeren bedeutenden Antheil an der Gruͤn- dung von Herakleia Pontike , an welcher sonst auch Tanagraͤer aus Boͤotien Theil nahmen; doch herrschten die ersteren in der Mischung so vor, daß die Stadt im allgemeinen fuͤr eine Dorische galt Arrian Peripl. des Pont. Eux. S. 14. Huds. vgl. Orelli Heracleot. p. 115. R. Rochette setzt sie bis Ol. 30. hinauf, aber sie trifft in Kyros Zeit nach Skymnos Chios V. 231. . 10. Aber Megara gruͤndete zugleich sehr bedeuten- de Colonien nach Westen, in Sicilien. Wir begnuͤgen uns hier mit der allgemeinen Angabe, daß die Sicili- sche Hybla um Olymp. 13. eine Megarische Colonie, und selbst Megara genannt ward Me- gara gegruͤndet im selben Jahre mit Naxos, Ol. XI , 3. nach Ephoros (bei Strab. und Skymnos), nach dem genaueren Thukyd. 6, 4. in einiger Zeit nachher, 245 vor der Zerstoͤrung durch Gelon. Gelon herrschte von Ol. 72, 2. in Gela, von 73, 4. bis 75, 3. zu Syrakus (Boeckh ad Pind. O. 1. Explic. p. 100). Nach Herod. 7, 156. scheint es, daß er Megara etwa LXXIV , 2. eroberte, dann traͤfe die Erbauung XIII , 1. Dann muß aber die Ankunst des Megarer Lamis nach Thuk. Erzaͤhlung eine Reihe Jahre vorausgehn; diese ist der Gruͤndung von Leontini gleichzeitig, die 5 Jahre auf die von Syrakus folgte; damit ist also Eusebios unver- traͤglich, der dessen Erbauung Ol. XI , 4. ( Hieron. Scal. ) setzt; und besser stimmt die Angabe des Marm. Par. V , 3. R. Rochette 3. S. 214. rechnet nach falschen Annahmen. Vgl. Heyne Opuscc. Acc. T. 2. p 259 sq. . Sie blieb wahr- scheinlich in stetem Verkehr mit der Mutterstadt, da Theognis, in Sicilien geboren, doch lange in der Nachbarstadt Athens wohnte, auf die sich viele seiner Gedichte beziehn S. Passov zu Theogn. 773., wozu Welcker zu Alkm. S. 85. noch die Schol. Platon. S. 220. Ruhnk. fuͤgt. — In der Litteraturgeschichte sind Beispiele sehr haͤufig, daß dieselben Personen Buͤrger der Metropolis und Colonie hießen. Ar- chilochos ein Parier und Thasier, Protagoras und der juͤngere Heka- . — Die Gruͤndung der kleinen Stadt Trogilos , der bedeutenderen Thapsos , gin- gen der Erbauung von Megara voraus; Einwohner Megara’s gruͤndeten 100 Jahre spaͤter Selinus , in der Naͤhe des Theils der Insel, den fruͤher Phoͤnikier, spaͤter Karthager besetzt hielten. 11. Noch sind die Colonien Sparta’s uͤbrig, zahlreicher, als man von einer vom Meere so abge- kehrten Stadt erwarten sollte. In die Geschichte der Herakliden-Wanderung selbst sind die Colonien von Thera, Melos, Gortyna, Kyrene verflochten, welche, wenn auch Sparta Ehrenthalber als Metropole aner- kennend, doch eigentlich von Achaͤern, Minyern und Aegiden, die damals in einem Distrikt Lakoniens ziem- lich unabhaͤngig wohnten, gegruͤndet worden sind wie im ersten Theil erwiesen scheint. Vgl. jetzt noch Thri- ge’s Historia Cyrenes 1. p. 36., wo indeß der Sinn der mythi- schen Erzaͤhlungen nicht entziffert ist. Ueber eine Heraklidenfamilie s. die interessanten Stellen Synesios Καταστ. (S. 10. Morell.) Theodor. Metochita bei dem Supplem. ad Nicol. Damasc. Orelli . Die Nachrichten des letztern sind sehr verworren. . Indessen hielten doch alle diese Staͤdte am Dorischen Namen, und Kyrene, wenn auch die Gruͤnder selbst einheimische Libyerinnen geheirathet Pind. P. 9. Boeckh Explic. p. 325. , bewahrte doch moͤglichst Einrichtungen, Sitten, Sprache des Mut- terlandes Δωϱικοὶ τάφοι. Synes. a. O. . — Auch die Gruͤndung von Knidos liegt in fruͤher Zeit zuruͤck; sie wurde allgemein den Lakedaͤmoniern beigeschrieben Herod. 1, 174. Diodor 5, 53. redet von einer Argivisch-Lake- daͤmonischen Colonie in dieser Gegend. . Der Anfuͤhrer dersel- taͤos sind Teier und Abderiten, Terpandros war von Arne in Boͤo- tien und zugleich Lesbier, Mimnermos Kolophonier und Smyr- naͤer, u. a. m. ben war nach Diodor ein Hippotes 5, 9. 53. Tzetz. zu Lyk. 1388 nennt ihn Ἱππότης ὁ Ἀλή- της, aber ich glaube kaum, daß er mit dem Ahnherrn der Korin- thischen Herakliden derselbe ist. . Von Knidos wurde damals auch Syme bevoͤlkert Diod. 53. . Der Haupt- kultus der Stadt, der der Aphrodite Auch in Nisyros nach den Muͤnzen. , die hier drei- fach verehrt wurde, ist ohne Zweifel der Kytherische, den die Lakedaͤmonische Niederlassung mit sich brachte. Die herrliche Stadt Knidos, nach Osten von einer Akropole gedeckt, deren kyklopisches Bauwerk Ich spreche nach Ansicht der schoͤnen Zeichnungen von Herrn Huyot, unter denen ein Plan von Knidos; einen genauen Plan des Hafens sah ich bei Capitaln Beaufort. Vgl. indessen Clarke P. 2. sct. 1. Tf. 13. außer den Mythen eine vor-dorische Existenz darthut, liegt um eine Landenge von zwei Haͤfen umgeben, von de- nen einer zu den groͤßten in Griechenland gehoͤrt. So zum Handel von Natur geeignet gruͤndete auch Knidos wieder Colonieen, unter denen Lipara auf einer der vulcanischen Inseln des Aeolos unter Anfuͤhrung von Hippotaden Da- durch klaͤrt sich auf, warum Aeolos selbst Sohn des Hippotes heißt. (Olymp. 50.) erbaut, von dieser Insel- gruppe aus die Etrusker in mehreren Kriegen uͤber- wand und Delphi mit Siegesgeschenken schmuͤckte S. besonders Paus. 10, 11, 3. aus Antiochos und wohl aus demselben Diod. 5, 9. . Eine andere Colonie von Knidos, mehr durch ihre Entfernung vom Mutterlande als andere Umstaͤnde merkwuͤrdig, ist Schwarz-Korkyra an der Illyri- schen Kuͤste. — Lakedaͤmon aber soll selbst Colonien nach Phrygien, Pisidien und Kypros gefuͤhrt haben. Dort gruͤndete ein Spartiat, Peisistratos, Norikon bei Kelaͤnaͤ am Marsyasfluß Ps. Plut. de fluv. Marsyas, Eust. Dion. P. 321. . In Pisidien wird Selge von den Alten allgemein als Lakonische Colonie aner- kannt, auf Kaisermuͤnzen liest man oͤfter ΣΕΛΓΕΩΝ ΛΑΚΕΔΑΙΜΟΝΙΩΝ ΟΜΟΝΟΙΑ; der Repraͤsentant der Stadt ist Herakles der Dorische Held; auch der Freisinn, die Tapferkeit, die guten Gesetze der Selgaͤer — obgleich man ihnen auch das umgekehrte beilegt — werden von der Mutterstadt hergeleitet S. Str. 12, 570. vgl. Mionnet Descr. 3. p. 525. Raoul- Roch. 2. p. 427. mit dem ich nicht durchaus uͤbereinstimme. Adde Nikeph. Blemmidas ed. Spohn. S. 13. . Die rin- genden Juͤnglinge, im Begriff sich zu fassen (ἀκϱο- χειϱιζόμενοι), auf ihren Muͤnzen vorgestellt, bezeugen die Liebe zur Gymnastik. Indessen ist hier zu erwaͤ- gen, daß die Gruͤnder dieser Colonie nach genauerer Angabe Amyklaͤer waren Dionys. P. 860. vgl. Eustath. , bedraͤngte Perioͤken, welche vielleicht uͤber Knidos in diese Gegenden kamen. Es scheint, daß Selge Sagalassos gruͤndete, welche Stadt auf ihren Muͤnzen sich eben so die Lakedaͤmoni- sche nennt. Vielleicht zur selben Zeit ging Praxandros aus dem Lakonischen Therapne mit Kephas aus Ole- nos, beide von Ursprung Achaͤer, nach Kypros, wo sie Lapathos und Keronia gruͤndeten Lykophr. V. 452. 593. Str. 14. S. 682. Λακε- δαίμων ἐν Κύπϱῳ Eust. Homer 293, 45. Rom. Golgoi in Ky- pros war von Sikyoniern gegruͤndet (Steph. Byz. Γόλγσι), die sonst keine Colonie haben. . 12. Aber die beruͤhmteste aller Lakedaͤmonischen Colonieen, welche auch wirklich von Sparta ausging, war Taras . Die Geschichte des Ursprungs liegt fa- belhaft eingekleidet in den Erzaͤhlungen vom ersten Messenischen Kriege darin, die begleitenden Umstaͤnde wer- den wir unten erwaͤhnen. Der Fuͤhrer derselben war Phalanth, Aratos Sohn, ein Heraklide Ut fertur, octa- vus ab Hercule. Schol. vetus Hor. Carm. 2, 6, 12. vgl. , Taras da- S. Raoul-Rochette’s Beweisfuͤhrung 2. S. 428. gegen heißt Sohn Poseidons, weil diese Colonie den Taͤnarischen Cultus mit nach Italien nahm. So tru- gen sie auch andere Goͤtterdienste uͤber, wie den des Hyakinth ῾ϒακίνϑου oder auch Ἀπόλλοινος ῾ϒακίνϑου τάφος Polyb. 8, 30, 2. ; auch viele Namen der vaterlaͤndischen Ge- gend, wie den des Eurotas auf den Galaͤsos 8, 35, 8. . Aber der fruchtbare und uͤppige Landstrich der neuen Be- sitzung, das weiche wolluͤstige Klima, der Handel end- lich, fuͤr den Tarent wohl gelegen Skymn. Ch. 330. und stets geoͤffnet war — wenn es ihn auch nicht aktiv fuͤhrte — halfen die Weichlichkeit der Sitten erzeugen, deren Ruf ruͤck- waͤrts zur Entstehung der Fabel von den Jungfernsoͤhnen mitwirkte. Doch blieb Tarent, bei aller Entartung, der Mntterstadt anhaͤnglich; zur Gruͤndung von He- rakleia holte es einen Spartiaten, Kleandridas, herbei Str. 6, 264. aus Antiochos. ; auch die Freundschaft der Knidier mit den Tarentinern Herod. 3, 138. — 4, 164. wie mit den Kyrenaͤern beruht auf der Anerkennung gemeinsamen Ursprungs. Die Co- lonie von Kroton (Ol. 19, 2. nach Euseb.) bestand zwar aus Achaͤern, die zum Theil aus Rhypaͤ der Kuͤstenstadt Str. 8, 387 c. , zum Theil aus Lakonien Paus. 3, 3, 1. Raoul-Roch. 3. S. 187. kamen, aber sie muß unter der Auktoritaͤt des Dorischen Staates Sparta gegruͤndet sein, weil Apollon und Herakles, der Dorische Gott und Heros, darin aus- gezeichnete Ehre genossen S. Buch 2, 3. , auch die aͤltere Ver- fassung Dorisch war; so wenig Treue sonst von Ovid uͤber die Phalantiadaͤ Steph. Byz. Ἀϑῆναι. In Beziehung auf diese Kallimachos in Schol. ined. ad Dionys. Perieg. (Spohn Opuscc. Niceph. Blemm. 29.) πάντες ἀφ̛ Ἡϱακλῆος ἐτήτυμον ἔστε Λάκωνες (nach Goͤttlings Conjectur). zu erwarten steht, so ist ihm doch zu glauben, daß der Gruͤnder, Myskellos, ein Heraklide war Metam. 15, 15. . Eben so muͤssen die Lokrer, welche (Ol. 24, 2.) Lokri gruͤn- deten, Spartiaten zu Fuͤhrern genommen haben S. Paus. a. O. , da sie, wie ihre Muͤnzen zeigen, vorzuͤglich die Dioskuren verehrten, deren Bilder ihnen auch Sparte, als Ver- wandten, in Kriegsnoth sandte Ju- stin. 20, 2. ; auch noch im Pelo- ponnesischen Kriege zeigten sie Anhaͤnglichkeit an diese Stadt Thuk. 6, 44. Raoul-Roch. S. 194. leitet sie von Doriern her, die am Cap Zephyrion schon fruͤher saßen: allein wenn deren noch da waren, so waren es Megarer. . Von anderer Art waren die fluͤchtigen und voruͤbergehenden Niederlassungen des Dorieus, Sohnes des Koͤnigs Anaxandrides von Sparta, die dieser rit- terliche Abentheurer in Sicilien und Libyen gruͤndete, als er, einem unwuͤrdigen Bruder zu gehorchen ver- schmaͤhend, auf die Kraft und das Angedenken alter Heldenzeit vertrauend, sich in fernem Lande ein Reich erkaͤmpfen wollte Die Sage von den angeblichen Lakedaͤmoniern bei den Sabinern und Samniten zu erklaͤren, wuͤrde uns zu sehr abfuͤhren. Merkwuͤrdig, daß auch diese nach Silius Ital. von Amyklaͤ und Therapne, den alten Achaͤersitzen, kommen. — Auch die Kretischen Kolonien uͤber- gehe ich hier, aus mancherlei Gruͤnden. . — Endlich nannten sich die Kreti- schen Lyktier und andere Orte der Insel Colonisten Sparta’s; wahrscheinlich wurden mehrere der altdori- schen Staͤdte des Landes von Sparta erneuert, welches auf Kreta’s innere Angelegenheiten unter Alkamenes, um Anfang der Olympiaden Paus. 3, 2, 7. und schon zu Lykurgos Zeit, den groͤßten Einfluß uͤbte Ein Krieg mit Knossos ist durchaus unwahrscheinlich, fast un- moͤglich. (Paus. 2, 21. 3, 11.) — Vellej. Paterc. 1, 4., Lace- . Wir kehren von dieser Uebersicht der Dorischen Gruͤndungen außer dem Peloponnes zu der Geschichte der Halbinsel zuruͤck, die wir in zwei Perioden, vor und nach Olymp. 40., theilen. daemonii in Asia Magnesiam, hatte wahrscheinlich eine No- tiz uͤber die Theilnahme von Spartiaten an dieser Kretischen Colo- nie, uͤber die Buch 2, 3. gehandelt wird. 7. 1. E he wir die Erinnerungen und Nachrichten aus der fruͤhern Periode zusammenstellen, ist die Beantwor- tung der schon oben angeregten Frage unumgaͤnglich: woher, aus welchen Quellen, durch welche Mittel wir uͤberhaupt erfahren haben, was wir uͤber diese Zeit zu wissen scheinen. Denn wenn uͤber die mythi- schen Jahrhunderte die epische Poesie die Sage durch lange Zeiteu ohne Unterbrechung fortgeleitet und da- durch einen Schimmer verbreitet hat, der an vielen Stellen zu einem erfreulichen und milden Lichte con- densirt werden mag: so beruͤhrt dagegen dieselbige nur wenige Punkte der angegebenen Periode. Andererseits kam zwar in dieser die Schrift durch Asiatischen Ver- kehr zu den Griechen, aber wie spaͤt und langsam sie sich unter ihnen entwickelte, zeigt die bei sonst schon so hoch gestiegener Kunstbildung fast befremdende Un- vollkommenheit der schriftlichen Aufzeichnungen, die uns etwa noch aus der Zeit vor der 6osten Olympiade uͤbrig sein moͤgen. Daher auch die Schrift als etwas Griechenland Fremdes noch lange, wie in den Teischen Fluͤchen, als Phoͤnikische Zeichen bezeichnet werden konnte. Dessen ungeachtet sind diese wenigen und wort- kargen Aufzeichnungen doch die ersten stamina der ei- gentlichen Geschichte und der Chronologie. Bekannt geworden sind uns aus dem Peloponnes als solche folgende. II. 9 2. Der Diskos des Iphitos, auf welchem im Kreise herum die Ankuͤndigungsformel des Eleischen Gottesfriedens geschrieben, und Iphitos und Lykurgos als die Gruͤnder genannt waren Paus. 5, 20, 1. nach Clavier. Plutarch Lykurg 1. . Man hat keinen Grund, an der von Aristoteles anerkannten Aechtheit zu zweifeln, und das Alterthum betrachtete darum die Begebenheit selbst als Thatsache Λυ- κοῦϱγος ὑπὸ πάντων συμφώνως ἱστοϱεῖται μετὰ τοῦ Ἰφί- του τοῦ Ἠλείου τὴν πϱώτην ἀϱιϑμηϑεῖσαν τῶν Ολυμπίων ϑέ- σιν διαϑεῖναι. Athen. 14, 635 f. . — Zweitens die von Koroͤbos anfangenden ununterbrochenen Paus. 5, 8, 3. ἐξ οὑ γὰϱ τὸ συνεχὲς ταῖς μνήμαις ἐπὶ ταῖς Ολυμπιάσιν ἐστὶ — Aufzeichnun- gen der Olympischen Sieger, welche immer we- nigstens den Sieger im Lauf, aber wohl meist auch die andern nannten γϱάμματα Ἠλείων ἐς τοὺς Ὀλυμπιονίκας. Paus. 5, 21, 5. 6, 2, 1. . Urspruͤnglich waren sie wohl auf einzelne Saͤulen geschrieben, dann aber unter Auf- sicht der Hellanodiken gesammelt worden S. Aristodem bei Synkell Chron. S. 196 c. vgl. Goͤller de situ Syrac. S. 198. . — Solche Aufzeichnungen von Siegern in Spielen waren wohl ziemlich haͤufig, auch außer den vier großen, meist aber nur auf abgesonderte Stelen, die dem Geschichts- forscher wenig Licht gewaͤhren konnten Pind. O. 7, 86. ἐν Μεγά- ϱοισίν τ̛ οὐχ ἕτεϱον λιϑίνα ψᾶφος ἔχει λόγον. vgl. Boͤckh. Explic. . Zusammen- haͤngend waren die Namen der Sieger in den Kar- neen zu Sparta verzeichnet, so daß Hellanikos dar- aus ein Werk Καρνεονῖκαι zusammensetzen konnte. — Die ἀναγϱαφὴ zu Sikyon nannte die Priesterin- nen der Hera zu Argos, und die Dichter und Musiker der Spiele Plutarch von der Musik 3. 8. . Nur war auch fabelhaftes darin auf- genommen, wie von Amphions Erfindung der Kitha- rodie. Auch die Kataloge der Hera-Priesterinnen, die man wahrscheinlich in Argos selbst hatte, schlossen die Fabel nicht aus. 3. Es gab Lakonische oͤffentlich verfaßte ἀναγρα- φαὶ, in denen Plutarch die Toͤchter des Agesilaos Agesil. 19. , und in den aͤltesten auch das Pythische Orakel uͤber Lykurg fand gegen Kolotes 17. S. 268. Λακεδαι- μόνιοι τὸν πεϱὶ Λυκούϱγου χϱησμὸν ἐν ταῖς παλαιοτάταις ἀνα- γϱαφαῖς ἔχοντες. Ueber dies Orakel vgl. Theodoret Graec. affect. 9. 10. Max. Tyr. diss. 13, 1. Das Orakel bei Oenomaos (Eu- seb. Praep. Ev. 5. p. 113.) ist sicher spaͤtere Erfindung. — dasselbe, welches Herodot im ersten Buche anfuͤhrt. In diesen standen ohne Zweifel die Namen aller Koͤnige, und wahrscheinlich auch die Jahre und zwar bis Prokles hinauf angegeben, der nach einer oben gegebenen Notiz ein Jahr juͤnger als sein Bruder Eurysthenes Die- fer regierte nach Euseb 42 Jahre. starb, was schwerlich aus einer andern Quelle fließen konnte, als einheimischer, wenn es auch in die schriftlichen Aufzeichnungen selbst erst wieder aus der Sage kam; wobei es freilich sehr raͤthselhaft bleibt, wie die Sage gegen ihren sonstigen Charakter Jahreszahlen aufbewahrte. Aus diesen Auf- zeichnungen bildete ohne Zweifel Charon von Lampsakos vor Herodot sein Werk: “die Prytanen oder Herrscher von Lakedaͤmon” Suidas Χάϱων. , woselbst er auch Weihgeschenke und Denkmaͤler alter Zeiten bemerkte Athen. 11, 475. uͤber das καϱχήσιον. . Von Timaͤos chronologischer Arbeit aber sagt Polybios 12, 12, 1. : “Dieser Schriftsteller verglich von Anfang an die Ephoren mit den Koͤnigen in Lakedaͤmon, und die Archonten in Athen und Priesterinnen in Argos mit den Olympioni- ken, und bemerkte die Irrthuͤmer der Staͤdte in den Aufzeichnungen derselben, wenn sie auch nur um drei 9 * Monate abwichen”. Eratosthenes und Apollodoros bauten die Zeitrechnung, besonders vor den Olympia- den, auf dieselben Listen der Koͤnige Plut. Lyk. 1. Diod. 1, 5., der die ἀναγϱαφὴ der Koͤnige ein παϱάπηγμα nennt. Eusebios sagt, daß mit Anfang der Olymp. Lacedaemoniorum reges defecerunt, welcher Irrthum daher entstanden, daß die Listen hier endeten, die zur Berechnung der vorhergehenden Periode gemacht waren. ; beide rechneten fast uͤbereinstimmend von dem Heraklidenzuge bis Olymp. I. 327 oder 328 Jahre Apollod. bei Diod. a. O. Eratosth. bei Klem. Alex. Strom. 1. S. 336. ed. Colon. vgl. Tatian adv. Graecos p. 174. Censorin de die nat. 21. Euseb. Skal. S. 23. , welche Rechnung ohne An- gaben der Regierungslaͤnge aller Koͤnige nicht moͤglich war Nach Menschenaltern rechnete indeß wahrscheinlich Dieuchidas den Lykurg (ἕκτον ἀπὸ Πϱοκλέους bei Plut. Lyk. 2. vgl. Solin 16. Str. 10, 481.) 290 Jahre nach Troja, nemlich 8 x 33 1∫3 + 24 (dies fuͤr Lykurgs ἀκμή). Klem. a. O. . Den Lykurg aber setzte Erotosthenes 108 Jahre vor die erste Olympiade bei Klem. vgl. Diodor de virt. et vit. p. 547. Vales. , wobei er sicher auf den Diskos des Iphitos baut; damit stimmt ziemlich Apol- lodors Angabe, daß Homer, 148 Jahre vor der 1sten Olymp. bluͤhend, des jungen Lykurgs Zeitgenoß gewe- sey S. 411. Fragm. ed. Heyne, aus Tatian und Klem. 1. S. 327. vgl. S. 309. Paus. 3, 2, 4. Eusebios Citat des Apollodor beim 18ten Jahre des Alkamenes ist falsch, wie man auch aus Plut. Lyk. 1. sieht. . Es scheint indessen Lykurg in keiner ἀναγϱαφὴ der Koͤnige gestanden zu haben, weil es dann unmoͤg- lich haͤtte geschehen koͤnnen, daß ihn Herodot den Vor- mund seines Neffen Labotas, des Eurystheniden nennt 1, 65. Paus. 3, 2, 3. , Simonides — der doch viel mit dem Koͤnige Pausa- nias umgegangen war Aelian V. G. 9, 41. — Sohn des Prokliden Pry- tanis, Andre des Eunomos und Vormund seines Nef- fen Charilaos bei Plut. Lyk. 2. Das letzte auch Aristot. Polit. 2, 7, 1. , — wenn es eine hinlaͤnglich beglau- bigte Genealogie des Mannes gegeben haͤtte. Dage- gen sind die Abweichungen in der Aufzaͤhlung der Koͤ- nige selbst unbedeutend; sie beschraͤnken sich darauf, daß in der Reihe der Prokliden Herodot (oder die Abschrei- ber) den allgemein anerkannten Soos auslaͤßt, und Eunomos und Polydektes gegen Pausanias umstellt. Wie von diesen Koͤnigen, so muͤssen auch von den Re- genten Korinths und der Bakchiadenfamilie Aufzeich- nungen der Namen und Jahre existirt haben, da auch diese Niemand zu erdichten verwegen genug sein konn- te Die Berechnung derselben giebt, ohne Zweifel aus Alexan- drinischen Chronologen, Diodor Fragm. 6. S. 635., wo man mit Wessel. nach Didymos 30 Jahre von der κάθοδος bis zur Herr- schaft des Aletes annehmen muß, damit die Rechnung herauskom- me. Eusebios hat dies versehen, da er Aletes dem Eurysthenes gleichzeitig setzt. . Ueberhaupt gab es viele, namentlich Heraklidi- sche Stammbaͤume, wie bei Kyrenaͤischen Familien S. 123. N. 1. , bei den Ptolemaͤern Aeginet. p. 62. vgl. Theokr. 17, 27. , denen aber oft wenig Auktori- taͤt zukommen konnte; in den letztgenannten ist die fre- che Hand Alexandrinischen Schmeichler unverkennbar. Die Eleischen γράμματα ἀρχαῖα, die Pausanias sah, scheinen vollstaͤndige Geschlechtsregister von Oxylos bis Iphitos herab gegeben zu haben 5, 4, 3. laͤßt dies wohl schließen. , obgleich die Nach- kommen des erstern nicht mehr Koͤnige waren. Sie nannten den Vater des Iphitos auch Iphitos im Wi- derspruche mit der allgemeinen Annahme 5, 4, 4. Eine Inschrift in Olympia (vgl. Brunk Anal. 2. p. 193.) (nannte ihn des Haͤmon, die gemeine Sage Praxonides Sohn. Schreibe bei Euseb. (Hieronym.) Iphitus Praxonidis vel Aemonis f. . Ephor. bei Str. 10, 482. vgl. Dieuchidas. Thuk. 1, 18. setzt Lykurg nicht viel vor 800 a. C. Timaͤos wußte sich nicht zu helfen, als durch Annahme von zwei Lykurgen. Am meisten weicht Xenophon ab (Staat der Laked. 10, citirt Plut. 1.), wo Lyk. κατὰ τοὺς Ἠϱακλείδας lebte, d. h. κ. τὴν Ἡϱ. κάϑοδον. 3. Alle diese Aufzeichnungen gaben schwerlich et- was mehr als Namen von Siegern — die nur selten in Beziehung auf Geschichte — und Fuͤrsten nebst den Jahren ihrer Regierung; daneben allenfalls dies und jenes Orakel, wie die aus der Lakonischen Geschichte bei Herodot, welche auch ohne Zweifel schon fruͤh in Schrift von den Pythiern nach Sparta gebracht wurden. Dazu kann man vielleicht noch manche alte Rhetra fuͤgen, wohin das Dorische Alterthum alle politische Urkunden, Gesetze und Buͤndnisse rechnete Vgl. uͤber das Wort Boissonade Classical Journ. V. 20. p. 289. . Von der letzten Art ist die Ϝρατρα τοιρ Ϝαλειοις, die Gell gefunden, das aͤlteste Beispiel, deren Schrift so ungemein unfoͤrmlich, daß man uͤber die niedrige Stufe der Schreibkunst, auf der sie verfaßt, erstaunen muß. Wie aber die Spartanischen ῥῆτραι des Lykurg abge- faßt waren, ist sehr zweifelhaft. Es wird oft ange- nommen, daß sie von Anfang an metrisch verfaßt und von der Jugend gesungen worden seien z. B. von Wolf Prolegg. Homeri p. 67. ; allein dem widerspricht das unverwerfliche Zeugniß des Klem. Alex. Strom. 1. S. 308. , daß erst Terpandros von Antissa, den die Spartaner so hoch schaͤtzten, diese Gesetze in lyrische Maaßen gesetzt habe (ἐμελοποίησε); Terpandros aber lebte nach der Pari- schen Chronik (die vielleicht hierin auf die Cataloge der Karneoniken basirt) erst gegen Olymp. 26. Die Rhe- tra aber, die Plutarch als die eigentliche Verfassungs- urkunde erhalten, traͤgt einerseits einen wahrhaft alter- thuͤmlichen Charakter, indem sie ein Gebot des Pythi- schen Apoll an den Gesetzgeber im Infinitiv enthaͤlt — grade so wie die Gesetze der Israeliten als von Jeho- va zu Mose gesprochen gedacht werden — und laͤßt sich doch nicht in Verse fassen. Ich sehe nicht ein, warum sie nicht eben so wohl als jene gleichzeitige Ekecheiria und jenes alte Orakel aufgeschrieben sein konnte, da sich sonst die Fortpflanzung der Worte nicht wohl denken laͤßt. Indessen waren der urspruͤnglichen Rhetren sehr wenige; nur der Kern der Gesetzge- bung wurde gegeben, mehr als ein Denkmal der Er- innerung, denn als ein vollstaͤndiges Ganze: darum konnten die Alten mit Recht sagen, daß Lykurgos keine, und Zaleukos zuerst Gesetze geschrieben. Die drei Rhe- tren, die man außer jener noch hatte, sind fast nur Symbola einer Gesetzgebung, und nichts weniger als Gesetze, sie hatten die Form der Orakel, wie ebenfalls vom Pythischen Gotte gekommen Plutarch Lykurg 13., welchex so zu fassen: “Geschriebene Gesetze gab Lykurg nicht, sondern sanktionirte blos die Sitten.” Aber die ϱ῾ῆτϱαι sind offenbar nicht bloße ἤϑη, sondern in be- stimmte Worte gefaßte orakelaͤhnliche Spruͤche, die sich aus alter Zeit erhalten. Plut. Agesil. 26. nennt die hier angedeuteten αἱ καλούμεναι τϱεῖς ϱ῾ῆτϱαι, eben so de esu carn. 2, 1. ὁ ϑεῖος Λυ- κοῦϱγος ἐν ταῖς τϱισὶ ϱ῾ήτϱαις; also waren diese gewissermaßen eine geschlossene Anzahl. Das μὴ χϱῆσϑαι νόμοις ἐγγϱάφοις war selbst darunter. , aber waren durch- aus in Prosa abgefaßt Plut. de Pyth. orac. 19. αἱ ϱ῾ῆτϱαι, δι̕ ὧν ἐκόσμησε τὴν Λακεδαιμονίων πολιτείαν Λυκοῦϱγος, ἐδό- θησαν αὐτῷ καταλογάδην . . — Daran schließt sich eine andere Art oͤffentlicher Urkunden, die ὄροι oder Ab- markungen der Gebiete. Es ist bekannt, daß wir aus spaͤtern Zeiten solche von dem heiligen Gebiete, wo fruͤhere determinationes hieromnemonum und alte In- schriften auf Bruͤcken angefuͤhrt werden, von Kretischen Staͤdten, von Samos und Priene (in denen die Prie- neer alte im Tempel der Athena aufbewahrte Bestim- mungen aus Bias Zeit anfuͤhren) haben; auch wurden historische Werke daraus gemacht: dergleichen muß es auch im Peloponnes gegeben haben; nur sind freilich die monumenta saxis sculpta et aere prisco, durch die die Messenier den Roͤmern die urspruͤnglichen Graͤnzen ge- gen Lakonien nachweisen wollten, sicher erst nach der Ruͤckkehr gemacht bei Tacit. Ann. 4, 44. . 4. Diese Monumente wuͤrden, wenn wir sie haͤt- ten, eine unveraͤchtliche Grundlage der Geschichte in den drei Jahrhunderten vor dem Anfange der Historie geben, aber immer nur ein Gerippe. Alles Fleisch und Leben der Geschichte muͤßten wir doch noch immer von andern Quellen entnehmen. Und zwar theils von den lyrischen Dichtern, die damals gebluͤht, und die Zeit mehr als die Epiker mit in ihre Gesaͤnge auf- genommen, wie Eumelos, wie Thaletas, Tyrtaͤos, Alk- man, Terpandros Eumelos nenne ich hier, als Lyriker im modernen Sinne, wegen seines ᾆσμα πϱοσόδιον fuͤr die Messenische Theorie nach Delos. Paus. 4, 4, 1. , deren Leben sich groͤßtentheils um Sparta drehte; und die beiden mittlern lehren in der That in ihren Bruchstuͤcken noch am Meisten von dem, was wir vorzuͤglich zu wissen wuͤnschen; dann die muͤndliche Tradition, die zwar in Namen und Zahlen rechts und links irrend, doch immer etwas Wesentliches aussagt: endlich die in spaͤtern Zeiten fortbestehenden, politischen, Institute, die ihren Ur- sprung in dieser Periode genommen. Diese und keine andere Mittel konnten diejenigen benutzen, welche in dem Jahrhundert der erwachenden Geschichte auch uͤber Lakonien schrieben, wie Hellani- kos, Charon und Herodot, und auf dieselben mittelbar oder unmittelbar mußten auch die bauen, die in den Zeiten der Griechischen Gelehrsamkeit Lykurgos Zeiten behandelten. Aber wie wenig erkennt man doch die alterthuͤmliche Einfachheit und Naivetaͤt, die der Reflexion unbeduͤrftige Sicherheit und Nothwendigkeit des Thuns, welche alle aͤchten Ueberlieferungen aus jener Zeit darstellen, in Ephoros, Hermippos πεϱὶ νομοϑετῶν. Er erfand auch offenbar oder nahm Erfundenes auf, wenn er 20 Helfer und Freunde des Lykurg ein- zeln nannte . Plutarch Lyk. 5. und ihrer Nachfolger Darstellungsweise. Diese hatten die Tendenz, das Andenken des Alterthums moͤglichst der Zeitgeschichte zu assimiliren, und das Bestreben, jede Thatsache aus irgend einer einzelnen Ueberlegung, aus einem Raͤsonnement, wie es ihrer Zeit gemaͤß war, hervorgehen zu lassen; sie haben wahrhaft schonungs- los den edlen Rost der alten Tradition abgerieben, und, die bewegenden Grundideen jener Zeit verkennend, die erhaltenen Thatsachen in einen modern-pragmatischen Zusammenhang hineingezwungen. Es ist nicht zu sa- gen, mit wie ungluͤcklichem Eifer auch Plutarch dem altem Gesetzgeber uͤberall, wo er eben nur den politi- schen Sinn seines Stammes und Volkes aussprach, besondere, meist ungenuͤgende, oft alberne Absichten und Plaͤne unterlegt. 5. Wenn man nach solchen Grundsaͤtzen Lykurgs Geschichte pruͤft, so wird man finden, daß eigentlich uͤber ihn, als Einzelperson , so gut wie gar keine Nachrichten existiren. Die Sagen setzten ihn ganz richtig in innige Verbindung mit Delphi, von wo da- mals der Dorische Stamm, besonders Sparta, noch ganz und gar geleitet wurde, und mit Kreta, dem zu- erst ausgebildeten Theile des Dorischen Volks. Diese Verbindung gestaltete sich gewoͤhnlich als Reise nach beiden Orten; auch zeigte man sein Grab zu Kirrha, und zu Pergamia in Kreta. Es ließ sich leicht anneh- men, daß Lykurgs Reformationen Widerstand fanden und Unruhen erregten. Aber die von Alkandros er- zaͤhlte Geschichte, wie er dem Lykurg ein Auge aus- stoͤßt, (wohl eine Volkssage) beruht auf einer falschen Erklaͤrung des Beinamens der Pallas Optiletis S. Buch 2. K. 11. . Daß er Vormund (πρόδικος) eines Spartanischen Koͤnigs gewesen, lag in alter Sage; aber es hat, wie bemerkt, nicht viel Grund, daß man diesen gewoͤhnlich Chari- laos nennt, dessen Milde in alter Tradition gefeiert wurde Plut. Lykurg und de adul. 16. Dagegen Herakl. Pont. 2. καὶ τὸν Χάϱιλλον (ΧΑΡΙΛΑΟΝ) τυ- ϱαννικῶς ἄϱχοντα μετέστησε. : um mit der Vormundschaft die Reisen zu verbinden, ließ man ihn jene, um Argwohn zu ent- gehn, aufgeben. Nimmt man hinweg, was auf diese Weise fast im Geiste eines psychologischen Romans zu- gedichtet ist, so behaͤlt man nur geringen Sagenstoff; von der Gesetzgebung werden wir unten handeln Die Namen des Eunomos als Vater und des Eukosmos ols Sohn Lykurgs (Paus. 3, 16, 5.) ge- hoͤren in die S. 68. N. 1. angefuͤhrte Classe. . 6. Sehr auffallend ist es, daß die Historiker grade von der Thaͤtigkeit Lykurgs, die naͤchst der genannten die wichtigste ist, sehr wenig gesprochen Nur Plu- tarch Lyk. 23. und Herakl. Pont. 2. καὶ κοινὸν ἀγαϑὸν τὰς ἐκε- χειϱίας , (wohl auch die Pythische gemeint) κατέστησε. — Was Hermipp erzaͤhlt, ist zum Theil sicher ersunden. . Ich meine die schon beruͤhrte Theilnahme an der Gruͤndung des Olympischen Gottesfriedens und der Spiele, — welche ohne Zweifel der Anfang eines ruhigeren Zustandes der Dinge im Peloponnes war. Lykurg, als der Repraͤsentant des Dorischen Stammes, Iphitos fuͤr den Aetolisch-Eleischen, und vielleicht noch mehrere Andere stellten das Grundgesetz der Peloponnesischen ἐκεχειρία auf. Diese enthielt Zweierley. Er- stens, daß das ganze Gebiet der Eleer (als Agonothe- ten nach Verdraͤngung der Pisaten) bestaͤndig von Ein- faͤllen und Verwuͤstungen frei bleiben solle, so daß auch gewaffnete Heere nur nach Abgabe der Waffen durch- ziehen durften συγχώϱημα Ἑλλήνων ἱεϱὰν καὶ ἀπόϱϑητον εἶναι Ἠλείαν. Polyb. 4, 73., der das ruhige Leben der Eleer in fruͤherer Zeit ei- nen ἱεϱὸς βίος nennt. Str. 8, 357. Diod. Exc. p. 547. Wes- sel., wo den Lakedaͤmoniern laͤcherliche Triebfedern untergelegt wer- den. ; zweitens, daß waͤhrend der Festzeit die Waffen auch im uͤbrigen Peloponnes ruhen sollten. Weil aber in den Kalendern der einzelnen Voͤlkerschaf- ten geringe Uebereinstimmung statt fand, und nur eben die Eleer die Regel, nach der das vierjaͤhrige Fest wiederkehren mußte, kannten, auch vielleicht, um das Gebot des Gottes um desto eindruͤcklicher zu machen, sandten die Eleer jedesmal Fetialen, “der Zeiten He- rolde, des Zeus Kronides Eleische Friedensbringer (σπονδοφόροι)” Isthm. 2, 23. Boͤckh Expl. p. 494. Schneider Lexi- kon und zu Xen. Hell. 4, 7, 2. , welche zufoͤrderst ihnen selbst, dann den uͤbrigen Peloponnesiern die Ολυμπιακὰς σπονδὰς ansagten, von welchem Zeitpunkte an kein Heer in fremdes Land fallen durfte Die Bestimmung war etwas zweideutig. S. Thuk. 5, 49. ἐπαγγέλλειν ist das voc. proprium davon. . Die Strafe, welche im Peloponnesischen Kriege die Spartiaten treffen sollte, weil sie nachher noch Krieger ausgesandt, war fuͤr jeden Hopliten 2 Minen, gerade so viel, als nach Ueberein- kunft der Peloponnesier fuͤr Ausloͤsung von Kriegsge- fangenen bezahlt wurde, woraus erhellt, daß eigentlich die Uebertreter des Friedens dem Gotte als Knechte zufielen und von ihm ausgeloͤst werden mußten. Den Ausspruch that ein Eleisches Tempelgericht nach dem “Olympischen Gesetze”. Das Strafgeld kam dort zum Theil an die Eleer, zum Theil an den Olympischen Tempelschatz. Diesem wurden auch sonst Bußen in Buͤndnissen versprochen wie in der bekannten ϜΡΑΤΡΑ ΤΟΙΡ ϜΑΛΕΙΟΙΣ ΚΑΙ ΤΟΙΣ ΕϒϜΑΟΙΟΙΣ — αι δε μα συνεαν ταλαντον κ̛ αϱγυϱω αποτινοιαν τωι Λι Ολυνπιωι τοι κα δαλεμενοι λατϱειομενον. , ja es waren selbst bisweilen Staͤdte dem Gotte einen bestimmten jaͤhrlichen Tribut schuldig. — Durch diese und aͤhnliche Gesetze war die Ekecheiria gesichert, welche ohne Zweifel in der Idee nicht blos die heitere Feier der Spiele vor Stoͤrung bewahren, sondern uͤberhaupt eine friedliche Vereini- gung der Peloponnesier bewirken, und zur Ausgleichung von Streitigkeiten, Schließung von Buͤndnissen Veran- lassung geben sollte. Es ist bekannt, daß noch im Pe- loponnesischen Kriege oͤffentliche Angelegenheiten hier ver- handelt wurden 3, 8. 14. . — Besonders aber und zunaͤchst scheint eine freundschaftlichere Naͤherung zwischen dem Aetolischen und Dorischen Stamme durch die Olympi- sche Festfeier bewirkt worden zu sein. Denn dies lehrt sehr deutlich die Tradition, daß Iphitos in Elis den Dienst des Herakles eingefuͤhrt, der also vorher nur bei den Doriern statt fand Paus. 4, 4. ; auch wurde jetzt der Dorische Apollon als Schuͤtzer des Olympischen Got- tesfriedens angesehen, wie wir unten zeigen werden. 7. Wir gehen unmittelbar zu den Messenischen Kriegen uͤber, weil zwischen dem Beginn derselben und Iphitos Zeit kaum irgend eine selbststaͤndige That- sache aufzufinden ist. Diese aber sind geschichtlich, weil wir von dem einen beinahe, von dem andern durch Tyrtaͤos wirklich gleichzeitige Nachrichten haben. Thuk. 5, 31. Die Bruchstuͤcke und Anfuͤhrungen aus seinen Liedern koͤnnen uns allein zu einer richtigen Kunde helfen. Und schon in diesen allein erscheint mancher Umstand in ei- nem andern Lichte, als in dem Roman des Pausanias. In diesem sind nur die Spartiaten die Angreifenden, nur die Messenier die Angegriffenen, aber auch jene fuͤhrten den Krieg fuͤr den Besitz der eigenen Heimat: Muthvoll stehet im Kampf fuͤr die heimischen Fluren und sinket Niemals kargend mit Blut hin fuͤr die Kinder zum Tod Frank Callinus S. 153. leugnet die Aechtheit dieses Frag- ments bei Lykurg, aber hoͤchst grundlos. . Aber da auch das Alterthum nicht sehr viel von Tyr- taͤos besaß, und des Geschichtlichen darin kaum viel mehr gewesen zu sein scheint, als wir noch daraus haben: woher nun die ganze Fuͤlle der Erzaͤhlung, dle Pausanias vor uns ausschuͤttet? Aus alten epischen Gedichten? Allein von diesen ist keine Meldung; und uͤberhaupt lag der geschichtliche Stoff, wenn man ihn nicht ganz mythisch umbilden konnte, wie manche Gruͤn- dungsgeschichten, durchaus außer dem Bereich der aͤl- teren Poësie. Wir moͤgen wohl zugeben, daß in den Naupaktien, die fuͤr die Mythengeschichte des Landes erwaͤhnt werden Paus. 4, 2, 1. , auch beilaͤufig geschichtliche Andeu- tungen gegeben sein konnten; vielleicht auch in Kinaͤthon, Eumelos: aber die Alten, die sehr aus ganzem Holz zu schneiden liebten, muͤhten sich wohl kaum derglei- chen heraus zu finden. Dagegen gab es eine Reihe tra- ditioneller Sagen, deren Charakter ein hohes Alter verbuͤrgt. So die Messenische, daß Aristomenes drei Hekatomphonien oder Opfer fuͤr hundert erschlagene Feinde dargebracht Plutarch Romul. 25. Sympos. Qu. 4, 1, 1. VII Sap. Conv. 16. Polyaͤn 2, 31, 2. Plinius H. N. 11, 70. ; ob dabei Menschenopfer verrich- tet, ist dunkel vgl. Fulgent. in Staveren Mythogr. lat. p. 770. si quis enim centum hostes interfecisset, Marti de homine sacrifi- cabat apud insulam Lemnum, quod sacrificatum est a duo- bus, Aristomene Gortynensi et Theoclo Eleo, sicut Sosicra- tes scribit. Apollod. bei Porphyr. de abst. 2, 55. p. 396. H. (vgl. Meurs. Misc. Lac. 2, 14.) sagt, daß auch die Lakedaͤmonier dem Ares einen Menschen geopfert. . Mit ihm opferte Theoklos , der ein Eleer heißt, weil er zu einer, zwar in Messenien ausaͤssigen , Jamidenfamilie gehoͤrte, die Jamiden aber, wenn auch uͤberall zerstreuet, doch stets ihre Rechte in Olympia behielten Paus. 4, 15, 5. . Dem entspricht sehr schoͤn die Sage von einer dreimaligen Todesgefahr. Das er- stemal, da er in den Keadas geworfen, rettete ihn der Fuchs — das Symbol Messeniens —: das andere- mal schliefen seine Waͤchter, der Held waͤlzte sich ans Feuer, und brannte sich die Riemen am Leibe ent- zwei Polyaͤn 2, 31, 3. Plin. 11, 70. Valer. Max. 1, 8. ext. 10. — eine Geschichte, die unendlich aͤchtere Sage darstellt, als das Liebesabentheuer, wodurch sie bei Pausanias ersetzt wird; als ihn aber die Feinde zum drittenmal fingen, schnitten sie ihm die Brust auf, und fanden ein zottiges Herz (λάσιον κῆρ) Steph. Byz., der Herodotos, Rhianos und Plutarch citirt. Aber im Herodot steht nichts davon. Steph. aber nimmt es aus Plut. de Herod. mal. 2. S. 291. wo aber fuͤr φησὶν αὐτὸς wohl φασὶν αὐτὸν zu schreiben. . 8. Solche Traditionen mochten verschiedener Art theils bei den siegreichen Lakonen Isokrates knuͤpft den Messenerkrieg an den Mord des Kresphontes an, und erzaͤhlt, daß das Orakel die Spartaner darin mannigfach sekundirt habe (Archidam. 11.); offenbar hatte die Erzaͤhlung damals noch gar nicht die spaͤtere Ge- stalt. Doch kennt er, aus Tyrtaͤos, die 20jaͤhrige Belagerung. c. 24. , theils bei den ver- triebenen Messeniern in Italien und Naupaktos, theils bei den unterworfenen an Ort und Stelle, theils bei den uͤbrigen Peloponnesiern umgehn, als sie durch die von Epameinondas veranstaltete Wiedereinsetzung neues Leben erhielten. Die Boͤoter hatten schon vor der Leuktrischen Schlacht nach einem Orakel den Schild des Aristomenes (auf dem ein Adler mit ausgebreiteten Schwingen war) Vgl. dazu Antip. Sidon. 7, 161. Anthol. Palatinae. zur Trophaͤe ausgeschmuͤckt Paus. 4, 16, 4. 32, 5. 9, 39, 5. : und als Epameinondas die Messenischen Fluͤchtlinge aus Ita- lien, Sicilien, ja selbst Libyen zuruͤckberufen, und sammt vielen Heloten und zusammen gelaufenem Volke zu einem neuen Staate verbunden hatte Lyk. gegen Leokr. 15. S. 155. vgl. Isokr. a. O. 10. : wurde vor der Gruͤndung der Stadt besonders Aristomenes haͤufig angerufen 4, 27, 4. . So konnten nun die alten Volkssagen von neuem festen Fuß fassen und sich zusammenhaͤngend ausbilden. Mehrere Schriftsteller ergriffen bald den interessant gewordenen Stoff, unter denen Rhianos der Dichter, und Myron der Prosaiker uns bekannt gewor- den Auch Aeschy- los von Alexandreia dichtete Messeniaka. Athen. 13, 599 e. . Myron erzaͤhlte den ersten Krieg bis zu Aristo- demos Tode, nach Pausanias Urtheil “unbesorgt, ob er Luͤge und Unglaubliches erzaͤhle” wie er denn ge- gen alle Sage auch Aristomenes, den Helden des zwei- ten Krieges, schon im ersten hatte auftreten lassen — und mit unverkennbarer Tendenz gegen Sparta S. Athen. 14. S. 857 d. Diodor folgt ihm wohl, da er Kleon- nis, aus dem ersten Kriege, und Aristomenes zusammen kaͤmpfen laͤßt. Fragm. 10. p. 637. Wessel. 15, 66. meint er ihn unter den ἔνιοι. Boivin und Wesseling muͤhen sich umsonst, die Widerspruͤ- che wegzuschaffen. . Rhianos aber, aus Benna in Kreta, pries Aristome- nes Thaten im zweiten Kriege von der Schlacht am Ebergrabe bis zum Auszuge, wie Homer die des Achil- leus, und obgleich Pausanias ihn in einzelnen Angaben aus Thrtaͤos widerlegt 4, 15, 4. : so ist er ihm doch sehr viel, besonders in der poetischen Ausschmuͤckung der Gemaͤlde, gefolgt Vgl. uͤber Rhianos Jakobs im Index auctorum der Anthologie. . Historiker, wie Ephoros, Theopompos, An- tiochos, Kallisthenes Vgl. Str. 8, 362. nennt er nicht. Rhianos aber, wenn er auch nicht uͤberall einseitig der Messenischen Sage folgte Z. B. war es Messenische Erzaͤhlung, der Myron folgte (Paus. 4, 6, 2.), daß Aristomenes den Koͤnig Theopomp getoͤdtet, (gegen Tyrtaͤos) wie man ersieht aus Plutarch Agis 21. , hat um desto mehr, so viel wir nach Pausanias urtheilen koͤnnen, einer freien Dichtung Raum gelassen, und viele Verhaͤltnisse und Dinge der spaͤtern Zeit in die alte Sage gemischt Ich will hier gleich einige Punkte moderner Dichtung in Pausanias Erzaͤh- lung bezeichnen. Die Geschichte von Polychares und Euaͤphnes setzt eine Gewalt des Areopagos voraus, die nie existirte; auch die Argivische Amphiktyonie ging die Streitigkeit nichts an. Außer Paus. s. Diodor Exc. p. 547. der meist dieselben Quellen hat. Die Kretischen Bogenschuͤtzen hat Rhianos aus seiner Heimat hineinge- bracht; es gab gewiß da so fruͤh keine Soͤldlinge. Wie kamen Korin- ther nach Lakonien, ohne durch feindliches Gebiet zu gehen, nnd wer haͤtte sie durchgelassen? Die Flucht der Eingeweihten nach Eleusis ist ganz ungeschichtlich gedacht; noch mehr, daß sie im zweiten Kriege ruhig zusehen. Paus. 4, 16, 1. Kaͤmpften doch in Athen selbst Daduchen in Reihe und Glied! Das Streiten der ψιλοὶ in abgesonderten Haufen (4, 7, 2.) ist gegen Tyrtaͤos und alten Gebrauch. vgl. 4, 8, 4. Οἱ Μεσσήνιοι δϱόμῳ ἐς τοὺς Λακεδαιμονίους ἐχϱῶντο (4, 18, 1.) ist gegen Herodot (6, 112.). Vieles ist sehr schlecht motivirt, z. B. das Verlassen der festen Staͤdte (4, 9, 1.) aus Geldmangel. Die Unterwerfung ist gar nicht motivirt. Daß die Argiver privatim und nicht vom Staate gesendet kommen, scheint aus Herodot 6, 92. Das Orakel 4, 9, 2. in Jamben ist aus spaͤter Zeit, aber doch aͤlter als das entsprechende hexametrische bei Euseb. Praep. Ev. 5, 27. p. 130. ed. Steph. — . — Wir wollen den Leser daher weder durch fortlaufende Erzaͤhlung dieser Dichtungen auf Kosten der Wahrheit ergoͤtzen — noch durch eine ins Einzelne gefuͤhrte Critik ermuͤden, son- dern nur die wirklich geschichtlichen Hauptpunkte her- vorheben. 9. Die Dauer des ersten Krieges steht durch Tyr- taͤos fest S. das Fragment, wie es Frank S. 168. concinnirt. . Neunzehn Jahr um den Preis kaͤmpfender Lanze bemuͤht Stritten sie nie ausruhend mit unverwuͤstlichem Muthe, Unserer Vaͤter den Speer schwingendes Heldengeschlecht. Aber im zwanzigsten Jahr’ entwichen die Feinde der Heimat, Und Ithome’s Gebirg ließen sie fluͤchtig zuruͤck. Auch die Entfernung des ersten Krieges vom zweiten giebt er an, so daß den ersten die Großvaͤter, den zweiten die Enkel fuͤhrten Bei Strab. 8, 362. ; die Zeit des ersten wird dadurch gesichert, daß Polychares, der als Urheber genannt wird Von Paus. und Diod. de virt. et vit. p. 540. , Sieger der vierten Olympiade im Lauf war Paus. 4, 4, 4. , womit sehr wohl uͤbereinstimmt, daß Eumelos, der Olymp. 5. nach Syrakus gieng, noch ein Lied fuͤr das freie Messenien dichtete. Pausanias setzt den Anfang, wir wissen nicht nach welcher Berechnung, Olymp. 9, 2, das Ende, neunzehn Jahr spaͤter, 14, 1. Als Zwischenraum giebt er, wir wissen wieder nicht woher, und nicht eben mit Tyrtaͤos stimmend, 39 Jahr an Justin. 4, 5. auf 80 Jahre. ; so daß der zweite von 23, 4 bis 28, 1. dau- Der Vers 4, 12, 1. ἀἀλλ̕ ἀπάτῃ μὲν ἔχει γαῖαν Μεσσηνίδα λαὸς geht auf die List des Kresphontes bei der Theilung. In dem Orakel 4, 12, 3. Euseb. a. O. ist zu schreiben: ἦ γὰϱ ῎Αϱης κείνων εὐήϱεα τείχη, Καὶ τειχέων στεφάνωμα πικϱοὺς οἰκήτοϱας ἕξει. Woher die Orakel sind, ist dunkel, auch das Urtheil uͤber das Alter solcher einzelnen Stuͤcke schwer. II. 10 ert Dieselbe Rechnung hat das Marm. Par. ep. 34. Aber Paus. 4, 15, 1. beweist blos aus Tyrtaͤos , daß Rhianos sich geirrt hatte, wenn er Leotychides als Zeitgenossen des zweiten Krieges nannte; folglich mußten die Zahlen nicht viel Auktoritaͤt haben. Paus. hatte indeß allerlei Mittel zu urtheilen; so fand sich nach der Vertreibung und Unterjochung kein Messenier mehr in den Olympioniken. Paus. 6, 2, 5. Die Schriftsteller va- riiren indeß merkwuͤrdig. Dinarch g. Demosth. 99, 29. fetzt die Unterwerfung 400 Jahre vor der Befreiung, Lykurg g. Leokr. 155. gar 500, Isokr. Archidam 9. nur 300 (und doch schiebt er die Un- terwerfung so hoch hinauf), Plut. reg. apophth. S. 126. 230 Jahre vor Leonidas Tod, also 17, 2. Eusebios 12, 1. Den Be- ginn des zweiten Krieges setzt Euseb. 35, 3. den Tyrtaͤos 36, 3. . Wir werden aber unten finden, daß dieser einige Olympiaden herabgeruͤckt werden kann. — Auch ist uns der Spartanische Koͤnig bekannt, der die Unterwerfung Messeniens vollbracht, durch Tyrtaͤos: Unserer Stadt Herzog, der Unsterblichen Freund, Theopompos , Der des Messenischen Lands breite Gefilde gewann, Welche fuͤr Saatkorn trefflich und trefflich um Baͤume zu pflanzen Paus. 4, 6, 2. vgl. Frank S. 172. 196., welcher hoͤchst will- kuͤhrlich Πολυδώϱῳ vorstellt. vgl. Polyaͤn 1, 15. . Was nun den Ursprung des Krieges betrifft: so ist er erstens darin zu suchen, daß Sparta durch Taleklos vor Anfang der Olympiaden bedeutend erstarkt war, indem es diesem Koͤnige gelang, endlich das Tropaͤon des Sieges uͤber das nahe Amyklaͤ aufzustellen, und mehrere andere Achaͤische Staͤdte des Landes zu Peri- oͤken Spartas zu machen. Ja, wenn einer einzelnen, halbverlornen Nachricht zu trauen Str. 8, 360. , zerstoͤrte Taleklos schon Nedon, welches an der Eraͤnze Messeniens und Lakoniens lag in Augusts Zeit in Messenien. Der Name war nur noch in den ̕Ἀϑηνᾶ Νεδουσία uͤbergeblieben. , und versetzte die Einwohner nach Poͤ- essa, Echeiaͤ und Tragis. Hierdurch entstanden Eraͤnz- streitigkeiten der Dorier zu Sparta und zu Stenyklaros. Das Heiligthum der Limnatischen Artemis 4, 4, 2. , dessen Fest beiden Voͤlkern gemein, aber dessen Besitz zwischen ih- nen streitig war — indem noch unter Tiber die Lake- daͤmonier es nach alten Annalen und Orakeln ( annali- um memoria vatumque carminibus ) als ihr Eigen- thum vindicirten, die Messenier dagegen eine schon an- gefuͤhrte Urkunde vorbrachten, nach der es ihnen mit dem ganzen Dentheleatischen Gebiete, in dem es lag, gehoͤre Tac. Ann . 4, 43. , — gab auf die eine oder die andere Weise, wie aus dem Roman des Pausanias entnommen wer- den kann Strabon 5, 257 hat ungefaͤhr dieselbe Erzaͤhlung, wie die Lakedaͤmonier bei Pauf., und so auch schon Herakl. Pont. eben so Justin. 3, 4. , den naͤheren Anlaß zum Streite. Spal- tungen in Messenien muͤssen den Ausbruch des Kriegs beschleunigt haben, da es als geschichtliche Thatsache gelten muß, daß Hyamia, eine der fuͤnf Landschaf- ten Messeniens, den Androkliden, einem Zweige der Aepytiden, von den Spartiaten gegeben wurde Paus. 4, 14, 2. S. oben. . — Die Geschichte des ersten Krieges selbst enthaͤlt Zuͤge großartiger Sage: wie Aristodamos, obgleich bereit, den Zorn der Goͤtter Wahrscheinlich sprach die Sage von einem Opfer an Artemis Orthia (Iphigeneia), uͤber die B. 2, 10. nachzusehen. durch das Blut seiner Tochter zu versoͤhnen, doch es nicht zu Ende bringen kann, die Tochter umsonst mordet, und darauf der Goͤtter Wil- len erkennend, daß Messenien fallen solle, und durch duͤstre Zeichen erschrekt, sich uͤber dem Grabe der Ge- schlachteten selbst opfert Auch Plutarch hat denselben Zug, vom Aberglau- ben 7, p . 71 H. . — Der Kampf dreht sich aber meistentheils um Ithome, welche Feste in der Mitte des Landes gelegen zugleich die Stenyklarische Ebne und die am Pamisos beherrschte. Mit der Er- 10 * oberung derselben war die Unterwerfung des Landes ge- geben, und die Messenier verlassen zum Theil ihre Hei- mat. Daran knuͤpft sich die Dorische Colonie von Rhe- gion . Heraklides Pontikos Fragm. 25. erzaͤhlt ganz unbestimmt davon, daß den (von Delphi ausgesandten) Chalkidi- schen Gruͤndern dieser Stadt sich Messenier anschlossen, die damals grade zu Makistos in Triphylien waren wegen der Schaͤndung der Spartiatischen Jungfraun; er versteht wahrscheinlich die darunter, welche den Spar- tiaten dafuͤr Genugthuung geben wollten, und deswe- gen von ihren Landsleuten vertrieben wurden So Str. 6, 257. . Aber nach Pausanias 4, 23. erhielten eben diese, wie angegeben ist, Hyamia, und die Messenier zogen erst nach der Einnahme Ithome’s unter Alkidamidas, und dann wie- der nach dem zweiten Kriege unter Gorgos und Man- tiklos, Theoklos Sohn, dem Jamiden Da- her Cult des Herakles Mantiklos zu Messana, Paus. 4, 23, 5. 26, 3. , nach Rhegion. Von ihnen leitete nachmals der Tyrann Anaxilas (nach Olymp. 70.) sein Geschlecht ab S. besonders Thuk. 6, 5. : sie bildeten uͤber- haupt den ersten Adel der Stadt Str. a. O. Die Rheginer betrachteten die sog. Messenier zu Naupaktos als Ver- wandte, P. 4, 26. Den so oft (zuletzt von Jakobs, Amalthea 1. S. 199. wo Bentlei vergessen ist) geruͤgten Irrthum des Paus. in Bezug auf Anarilas uͤbergehn wir. . Auch die Gruͤndung Tarents ist bekanntlich mit der Geschichte des ersten Messenischen Kriegs ver- webt, aber in so wunderliche Fabeln gekleidet, an de- nen besonders die Unkunde Lakonischer Einrichtungen schuld sein mochte, daß wir kaum etwas daraus ab- nehmen koͤnnen, als daß Tarent von Sparta aus in damaliger Zeit gegruͤndet wurde Sehr abweichend Nikeph. Blemm.S. 7. Spohn. Τάϱας, ἥντινα ἐπόϱϑησαν Ἀμυκλαῖοι. . — 10. Vom Zustand der unterworfenen Messenier nach dem ersten Kriege giebt ein Fragment des Tyrtaͤos einige sehr deutliche und sprechende Zuͤge, welche wir unten einzeln in Betracht ziehen wollen. Was aber die Entstehung des zweiten Krieges anbetrifft: so gieng dieser sehr deutlich von dem nordoͤstlichsten Punkte des Landes, den Graͤnzgebirgen gegen Arkadien (Aepytis) aus, wo die alten Staͤdte Andania und Oechalia lagen. Vermuthlich war diese Gegend vorher nie von den Spar- tiaten unterworfen. Von Andania war der Held die- ses Krieges, Aristomenes ᾽Ανδανία. — ἐκ ταύτης ᾽Αϱιστομἐνης ἐγἐνετο. Steph. B. Die Worte οὕτω γὰϱ καὶ ἡ Μεσσήνη ᾽Ανδανία ἐκαλεῖτο, ἣν οἰκί- σαι φασί τινας τῶν μετὰ Κϱεσφόντου καὶ οὕτω καλέσαι etc . ent- halten zwei Irrthuͤmer. — vgl. Paus. 4, 26, 5. , gebuͤrtig, und befehdete von da die Spartiaten durch Ueberfaͤlle und Streifzuͤge. Er dringt im ersten Zuge bis in das Gefilde von Ste- nyklaros, wovon der alte Vers sagte: Held Aristomenes folgte den Lakedaͤmonischen Schaaren Bis Stenyklaros Gefild, bis an die Hoͤhn des Gebirgs, aber kehrt nach dem Siege bei dem Ebergrabe nach Andania zuruͤck. Aber sehr bedeutend wurde dieser Ver- such die Freiheit wieder zu erobern durch die Theilnah- me der meisten Peloponnesischen Staaten. Denn den Tyrtaͤos anfuͤhrend berichtet Strabon Es ist deutlich, daß dies alles aus Tyrtaͤos ist 8, 362. τὴν μὲν πϱώτην κατακτ. φησὶ Τυϱταῖος — γενέσϑαι. τὴν δὲ δευτέϱαν, καθ᾽ ἣν ἑλόμενοι συμμάχους ᾽Ηλείους καὶ ᾽Αϱγείους [καὶ ᾽Αϱκάδας adden- dum ] καὶ Πισάτας ἀπέστησαν, ᾽Αϱκάδων μὴν ᾽Αϱιστοκϱάτην τὸν ᾽Οϱχομενοῦ βασιλέα παϱεχομένων στϱατηγὸν, Πισατῶν δἐ Πανταλέοντα τὸν ᾽Ομφαλίωνος. Str. 355 c . steht, daß bei der ἐσχάτη κατάλυσις τῶν Μεσσηνίων die Eleer den Spartiaten hal- fen. Sie muͤßten dann zu diesen aus Haß gegen Pisa uͤbergesprun- gen sein. Daß Sparta nach Ol. 34. Pantaleons Anspruͤche auf die , daß an die- sem Kriege fuͤr Messenien Theil genommen die Eleer , Argeier, Arkader und Pisaten nach Paus. noch die Sikyonier . . Die Pisaten fuͤhrte Pantaleon, Omphalions Sohn, von dem wir wissen, daß er die 34ste Olympiade anstatt der Eleer feierte P. 6, 22, 2. ; wodurch wir eine genaue Zeitangabe gewin- nen; die Arkader aber Aristokrates, den Pausanias Sohn des Hiketas, einen Trapezuntier nennt, und von seinem Verrath in der Schlacht am Graben erzaͤhlt, nach dessen weit spaͤterer Entdeckung die Arkader sei- nem Geschlechte die Herrschaft Arkadiens genommen Wie Paus. erzaͤhlt Plutarch de sera num. 2. p . 216., der dem Kriege uͤber 20 Jahre Laͤnge giebt. . So erzaͤhlt auch Kallisthenes Bei Polyb. 4, 33, 2. , und Beide fuͤhren die Inschrift einer Stele an, welche beim Bergaltare des Lykaͤischen Zeus aufgerichtet war: Wohl hat die Zeit die gerechte gerochen des Koͤnigs Unrecht, Und Messene mit Zeus Gunst den Verraͤther entdeckt Bei Polyb. 4, 33, 2. , Sonder Bemuͤhn. Schwer aber entgehet dem Gotte der Meineid. Preis dir, waltender Zeus. Schirme Arkadien stets! Dagegen wissen wir nun aus guten Zeugnissen S. Aeginet. p . 65. , daß Aristokrates eigentlich nur Koͤnig von Orchomenos in Arkadien war welches noch im Peloponnesischen Kriege Koͤnige hatte, Plutarch Parallel 32. S. 430. H. , und keineswegs sein Geschlecht die Herrschaft verlor, indem noch sein Sohn Aristodamos von da uͤber einen großen Theil Arkadiens herrschte. — Die Zeit des Aristokrates aber werden wir nach einer unten aufzustellenden Genealogie bis etwa uͤber Olymp. 30 hinaufschieben koͤnnen. — So waren also die Lakedaͤmonier in diesem Kriege wirklich von einem Agonothesie zuruͤckwies, liegt auch in dem, was bei Phavorin Λὐγείας p . 134. steht: daß den Pisaten, weil sie fuͤr Messene ge- fochten, die Laked. die Agonothesie genommen, und den Eleern, die ihnen beigestanden, gegeben haͤtten. uͤbermuͤthigen Feinde bedraͤngt, und Tyrtaͤos konnte mit Recht sagen: Nie euch bange der Muth vor der Feinde gewaltiger Anzahl, Grad’ aus im vorderen Reihn halte der Kaͤmpfer den Schild. Indessen hatte auch Sparta die Korinthier nach Paus. , viel- leicht die Lepreaten nach Paus. 4, 15, 4. Doch stimmt damit nicht wohl, was 4, 24, 1. , ja selbst Samische Schiffe Herod. 3, 47. — Daß die Laked. bei Beginn des zweiten Krieges ein 12 Fuß hohes Zeus- bild nach Olympia weihten, mit der Inschr. bei Paus. 5, 24, 1., beruht wohl blos auf Vermuthnng der Exegeten. , zu Bundesgenossen; vor allen den Aphidnaͤer Tyrtaͤos, den eine laͤcherlich entstellte Fabel zu einem lahmen Athe- nischen Schulmeister gemacht hat. Daß es nicht ohne Grund war, daß Sparta einen Kriegssaͤnger grade von Aphidnaͤ holte, ist oben schon angedeutet, ob Aphi- dnaͤ damals schon zu Athen gehoͤrte, lassen wir unge- wiß. Es ist zu bedauern, daß uns sehr Wenig uͤber den Krieg Sparta’s mit dem uͤbrigen Peloponnes be- kannt geworden Nur von einer Niederlage der Spartaner durch Argiver, § 13. ; die Messenier zogen sich spaͤter von Andania gegen Eira, welche Bergfeste an dem Arkadi- schen Graͤnzflusse Neda, in der Naͤhe des Meeres, liegt. Und als sie auch von da weichen mußten, nah- men sie zuerst die Arkader, ihre alten und treuen Bunds- genossen, auf und gaben ihnen nach der Sage ihre Toͤchter zur Ehe Kalli- sthenes bei Polyb. 4, 33, 2. Aristomenes soll, nach Paus. 4, 24, seine Schwester und Toͤchter nach Phigaleia, Lepreon, Heraͤa ver- heirathet haben. Davon ist der Vers aus B. 5. des Rhianos uͤber, bei Steph. Φιγαλ. Τὴν μὲν ἀνήγετ᾽ ἄκοιτιν ὲπὶ κϱαναὴν Φιγάλειαν, nemlich Tharyx. ; weiter wandten sich die Vertrie- henen zu ihren Verwandten nach Rhegion; Aristomenes selbst soll in Rhodos im Hause der edlen Familie der Diagoriden gestorben sein Davon Rhian im 6. (wohl dem letzten) Buche, wo Ata- byron in Rhodos vorkam. Steph. Byz. ᾽Αταβ. , — wenn ihn die Spar- tiaten nicht getoͤdtet hatten. 11. Außer Messeniens Besitz war fuͤr die Macht der Spartiaten nichts von solcher Wichtigkeit als der Ein- fluß, welchen sie auf die Orte Arkadiens uͤbten. Wie sie diesen indeß gewonnen, ist sehr wenig bekannt Aristot. Pol. 2, 6, 8. spricht von Kriegen gegen Argos, Arkadien, Messenien vor Lykurg; aber wohl irrig. Nach Polyaͤn 8, 34. nahmen die Tegea- ten schon den Koͤnig Theopomp, (wenn dort der Koͤnig gemeint ist,) gefangen. Nach dems. 2, 13. haͤtte schon Eurypon Mantineia eingenommen. . Im Messenischen Kriege stand Arkadien ganz auf der andern Seite. Daher auch die Spartiaten im zwei- ten Jahre der 30 Olymp. die Stadt Phigalia im Win- kel Messeniens und Triphyliens ploͤtzlich uͤberfielen, ein- nahmen, aber bald von den benachbarten Oresthasiern genoͤthigt sie wieder verlassen mußten Paus. 8, 39, 2. . Aber Sparta besonders furchtbar, theils als einer der bedeutendsten Cantons Arkadiens, dann besonders weil es am Haupt- eingange zu Lakonien lag, war Tegea . Die Tegea- ten sollen schon Charilaos durch den Maͤnnermuth ihrer Frauen zu einem schimpflichen Vertrage genoͤthigt ha- ben P. 8, 48, 3. uͤber den ̓̍Αϱης Γυναικοθοίας, vgl. 3, 7, 3. . Auch spaͤter noch bis unter die Eurystheniden Eurykrates und Leon litt Lakedaͤmon durch dieselben Her. 1, 67. P. 3, 3, 5. vgl. Dio Chrysost. Rede 17. S. 251 c . die Rede der Tegea- ten Herod. 9, 26. Polyaͤn 1, 11. , in welche Zeit wohl das Orakel gehoͤrt, das den Spar- tiaten truͤgerisch verhieß: Tegea goͤnn’ ich um Reihen zu ziehn auf gestampfetem Boden, Und mit der Schnur ausmessend das schoͤne Gefild zu umhegen Die Amphibolie entsteht ; bis sie endlich unter deren Nachfolger Anaxandridas das Uebergewicht gewannen. Es war es aber nicht etwa blos die Geschicklichkeit eines Bergvolks in Ver- theidigung und Deckung seiner Schluchten, welche den Spartiaten den Sieg so erschwerte; obgleich auch der Paß, welcher Tegea von Lakonien trennt, und noch Spuren von Vertheidigungsmauern zeigt, mannigfach zur Abwehr des Feindes benutzt wurde S. Das Strategen des Koͤnigs ῎Αλνης (῎Αλεος Casaub.) bei Polyaͤn 1, 8. : sondern Tegea war auch im offenen Kampfe durch ein geordnetes Hopli- tenheer stark, welches nachmals stets die zweite Stelle im Peloponnesischen Bundesheere behauptete. 12. Argos hat nie zu einer solchen Herrschaft in Argolis gelangen koͤnnen, als Sparta in Lakonien, weil dort von Anfang an mehrere alte und bedeutende Staͤdte die Dorier einluden sich zu theilen, Dorier aber der Autonomie zu berauben, gegen die Grundsaͤtze des Stam- mes war. Argos mußte also sich begnuͤgen einen Bund zu gruͤnden und zu leiten, der die Kraͤfte des Landes zu gemeinsamer Abwehr vereinigen, und die inneren Verhaͤltnisse regeln sollte. Eine solche Verbindung be- stand, wenn sie auch nie ihren Zweck ganz erreichte. Sie knuͤpfte sich vermuthlich an das Heiligthum des Apollon Pythaeus, das, wie oben bemerkt wurde, als ein gemeinsames auch von Epidauriern und Dryopern angesehen wurde. Eine Argivische Amphiktyonie wird in der Erzaͤhlung des Messenischen Krieges erwaͤhnt Paus. 4, 5, 1. Die Amphiktyonen uͤber Thyrea richtnd, Plut. Parallel. hist. Gr. et Rom . 3. , und ist sicher nicht erfunden, wenn auch falsch ange- bracht. Daß sie noch Olymp. 66 bestand, erhellet dar- nur dann, wenn ὀϱχήσασϑαι auch von ὄϱχος abgeleitet wird. Διαμετϱήσοσϑαι aber bezeichnet den Zustand eines Heloten, Klaro- ten, der en abgemessenes Stuͤck Land zur Bebauung empfaͤngt. aus, daß als bie Sikyonier und Aegineten dem Koͤnig Kleomenes Schiffe gegen Argos gegeben, jede Stadt in eine Geldstrafe von 500 Talenten verurtheilt wurde Herod. 6, 76 sqq . . Dies konnten die Argeier nicht als einzelne Stadt, sondern nur im Namen einer Verbindung, die dadurch gekraͤnkt und verletzt war. Sonst finden wir nur, daß die Eleer fuͤr den Olympischen Zeus dergleichen Bußen auflegen konnten 1 . Aber der angefuͤhrte Fall selbst zeigt, wie widerspenstig die Mitglieder dieses Bundes sich den Verfuͤgungen des Hauptes erwiesen. 13. Zu dieser innern Uneinigkeit kam der bestaͤn- dige Zwist mit Lakedaͤmon. Herodot giebt an, daß den Argeiern in alter Zeit, (d. h. vor Olymp. 50 etwa,) die ganze Westkuͤste des Peloponnes bis Malea (welche die Orte Prasiaͤ, Kyphanta, Epidauros Limera, Epi- delion enthielt) samt der Insel Kythera und den uͤbri- gen Inseln gehoͤrte 2 . Nach Pausanias Nachrichten war die Landschaft Kynuria , ein Gebirgsthal zwischen auslaufenden Bergreihen an der Graͤnze von Lakonien und Argos, von einem einheimischen altpeloponnesischen Volke bewohnt, schon seit uralter Zeit Zankapfel bei- der Staaten. Schon unter Echestratos und Eurypon unterwarfen die Lakedaͤmonier dies Laͤndchen 3 , unter Labotas und Prytanis beschweren sie sich uͤber Versuche der Argeier, ihnen ihre Perioͤken in Kynuria ab- wendig zu machen; Angaben, die wir, ungewiß, wo- her sie entnommen sind, auf sich beruhen lassen. Un- ter Charilaos verwuͤsten schon die Lakedaͤmonier das Gebiet von Argos 3, 7, 3. vielleicht davon Oenom. bei Eufeb. Praep. Ev. p. 133. Steph . . Dessen Sohn Nikandros verbin- det sich mit den Dryopern von Asine gegen Argos. Darum vertreibt diese wieder der Argivische Koͤnig Era- tos aus ihrer Stadt 2, 36, 5. 3, 7, 5. 4, 8, 1. 14, 2. 44, 6. ; sie fliehen zu ihren Verbuͤn- deten in Lakonien, und erhalten von diesen, nach Ende des ersten Messenischen Krieges, einen Kuͤstenstrich, wo sie ein neues Asine bauen, und noch lange fuͤr sich in ihrer nationalen Weise So sind bei Herodot Dryopisch Hermione und Asine ἡ πϱὸς Καϱδαμύλῃ τῇ Λακωνικῇ, welches damals wohl die naͤchste bedeutende Stadt war. vgl. Theopomp bei Str. 373. , und in Zusammenhang und in Verbindung mit den alten Goͤtterdiensten ihrer Ver- wandten zu Hermione blieben S. das Monument bei Donius Cl. 4. p . 137. Castelli p . 89 Aa. . 14. Ein hellerer Punkt der Argivischen und Pelo- ponnesischen Geschichte uͤberhaupt ist die Herrschaft des Pheidon . Da ich die Nachrichten uͤber ihn ander- waͤrts gesammelt und gepruͤft habe, ist es hier nur noͤthig, das Ergebniß zu wiederholen Aeginet. p . 51-63. . Pheidon, Ari- stodamidas Sohn, der Argeier, war aus dem Koͤnigs- hause des Temenos, welches zwar seit Medon, Keisos Sohn, in seiner Macht sehr geschmaͤlert und einge- schraͤnkt war, aber doch noch lange fortbestand. Die hemmenden Schranken durchbrach Pheidon und heißt darum, aber gegen den alten Sprachgebrauch, Ty- rannos. Seine Absichten waren zuvoͤrderst darauf ge- richtet, die unabhaͤngigen Staͤdte von Argolis zu Un- terthanen von Argos zu machen. Er unternahm einen Krieg gegen Korinth, und eroberte es spaͤter wirklich; ihm gehoͤrte wahrscheinlich Epidauros, gewiß Aegina; keine der andern Staͤdte der Umgegend wird dem kuͤh- nen und entschlossenen Eroberer haben widerstehen koͤn- nen Was die Herrschaft seines Bruders in Makedonien betrifft: so scheint mir das Verhaͤltniß dieser Erzaͤhlung zu der bei Herod. 8, 137. diefes. Beide bezeichnen dasselbe Ereigniß, aber die letztere ist rohe Makedonische Landessage, unter einem Volke gebildet, das wenig geschichtliche Erinnerung hatte; die erste beruht auf Argivi- scher Sage, und ist, wenn auch ebenfalls nicht ganz historisch, doch auf eine weit wahrscheinlichere Weife verknuͤpft. Κάϱανος ist viel- leicht nur eine andere Form von Κοίϱανος. vgl. Hesych Κόϱαννος Eurip. Erzaͤhlung, daß Archelaos, Temenos Sohn, Aegaͤ in Ma- kedonien eingenommeu , wohin er als Ziegenhirt in großer Armuth kam, (Hygin Fb . 219. Dio Chrys. S. 70. die Fragmente) ist die un- begruͤndetste. Ob Isokrates an Philipp 45. S. 152 L. die Sage von Karanos kennt, oder der Herodotischen folgt, ist nicht klar. Abweichend auch Konstant. Porphyr. Them. 1. S. 1453. . Die Vollendung seiner Thaten ist offenbar die Feier der Olympischen Spiele, die er nach Verdraͤn- gung der Aetolisch-Eleischen Hellanodiken, als Nach- komme und Nachfolger des Herakles, des ersten Olym- pioniken — wie damals schon die Sage ihn nannte.— mit den Einwohnern der Pelopischen Pisa anordnete. Diese giebt zugleich ein unzweideutiges Zeugniß uͤber die Zeit seiner Herrschaft, da in den Eleischen Ver- zeichnissen die achte Olympias als von ihm gefeiert bemerkt war. Aber eben diese Anmaßung war es, die die Eleer und Lakedaͤmoaier gegen ihu vereinte, und dadurch seinen Sturz herbei fuͤhrte. Dieweil Pheidons Unternehmungen auf diese Weise fuͤr die Nachkommen er- folglos blieben, hat ihn die Stimme darauf folgender Geschlechter fuͤr den uͤbermuͤthigsten der Tyrannen in Griechenland erklaͤrt; man wuͤrde ihn neben Lykurgos ehren, wenn es ihm gelungen waͤre, einen bleibenden Zustand zu begruͤnden. Indessen sind doch auch so In- stitute von ihm auf die Folgezeit gekommen, die sein Andenken zieren. Er gab dem Peloponnes gleiches Maaß und Gewicht, welches vor ihm bei der verschiedenen Abkunft der Peloponnesischen Voͤlkerschaften nicht statt fand; er schlug zuerst Muͤnzen. Beides konnte er mit groͤßerem Erfolge unternehmen, da die beiden einzigen Handelsstaͤdte des Peloponnes in damaliger Zeit in sei- ner Herrschaft lagen, naͤmlich Korinth (darum heißt er auch Korinthier) und Aegina. Genauere Nachrichten besagen, daß er zuerst in Aegina , wo damals ohne Zweifel schon Metallarbeit gemacht wurde, Silbermuͤn- zen Aegin. p. 57. vgl. Add. p. 199. praͤgen ließ, und nach Einfuͤhrung derselben die alten, jetzt abgeschafften Staͤbe (ὀβελίσκους) der Hera von Argos weihte, wo man deren vermuthlich spaͤter noch dem Fremden zeigte und zwar blos Silber, (nicht τό τε ἄλλο καὶ τὸ ἀϱγυϱοῦν wie Strabon) da Kupfer bedeutend spaͤter, und Gold zuerst in Asien gepraͤgt wurde. — Sehr verkehrt fagt das Etym. Gud. 549, 58., Pheidon habe die Maaße verkleinert. . Manche von den uraͤlte- sten der Aeginetischen Schildkroͤten-Drachmen koͤnnen wohl bis in diese Zeit hinaufreichen, da die griechischen Muͤnzen, welche vor den Zeiten des Peloponesischen Krieges geschlagen sind, Fortschritte von mehrern Jahr- hunderten in der Kunst des Stempelschneidens und Praͤ- gens darzulegen scheinen. Das aber beweisen auch noch die vorhandenen, daß im alten Peloponnes gleicher Muͤnzfuß herrschte S. davon Buch 4. Auch die alten Makedonischen Muͤnzen sind nach demselben Fuß geschlagen. , und erst nach dem Peloponnesi- schen Kriege in Maaß, Gewicht und Muͤnzfuß Ver- schiedenheit hinein kam, die dann zum zweitenmal auf einige Zeit durch die allgemeine Herrschaft des Achaͤi- schen Bundes aufgehoben, und Gleichmaͤßigkeit herge- stellt wurde Polyb. 2, 37, 10. . 15. Nach Pheidons Falle dauerte der alte Zwist mit Lakedaͤmon fort S. im allgemeinen Julian. Brief an die Arg. 35. S. 407. . Olymp. 15. begann der Krieg um das Kynurische Graͤnzland aufs neue nach Euseb. 1297. Pont. Paus. 3, 7, 5. setzt τὸν πεϱὶ τῆς Θυ- ϱεἀτιδος ἀγῶνα ans Ende der Regierung Theopomps, in dieselbe Zeit; Solin K. 13. in das 17. Jahr des Romulus. ; die Argeier behaupteten es jetzt lange Zeit Sonst koͤnnte Herodot nicht von den Kynuriern sagen: ἐκδεδωϱίευνταε ὑπό τε Ἀϱγείων ἀϱχόμενοι καὶ τοῦ χϱόνου. vgl. Aegin. p. 47. , und sicherten den Besitz der Landschaft besonders durch den Sieg bei Hysiaͤ in derselben, Ol. 27, 4. Paus. 2, 24, 8. : sie verloren ihn erst in der Zeit des Kroͤsos (Ol. 58.) durch die beruͤhmte Helden- schlacht der Dreihunderte, in der der wundenmatte Othry- adas die Trophaͤe des Sieges fuͤr Sparta aufrichtete vgl. zu den Stellen Aegin. l. l. die Epigr. des Simonides 7, 431. Dioskorides 7, 430. Damaget 432. Nikandros 526. Chaͤremon 720. Gaͤtulikus 244. Anthol. Palat. Nach Isokr. Archid. 42. schlugen 300 Spart. alle Argeier. Eine merkwuͤrdige Fortsetzung der Sage ist, daß Perilaos, Sohn des zu zeitig fortgegangenen Alkenor (Her. 1, 82.), ein Nemeonike, den Othryadas toͤdtete. Paus. 2, 20, 6. — Die Weihgeschenke der Ar- geier fuͤr den Kampf bei Thyrea, wie die der Tegeaten wegen eines Sieges uͤber Sparta, zu Delphi, (Paus. 10, 9, 3. 6.) koͤnnen, wegen der dabei genannten Kuͤnstler, erst gegen Ol. 100. gearbeitet sein. : eine um so fabelhaftere Geschichte, da sie selbst durch Festgesaͤnge an den Gymnopaͤdien verherrlicht wurde Daher deren Einfuͤhrung (nach Euseb Ol. 27, 3.) da- von abgeleitet wird. S. Athen. 14, 631. Ruhnken zu Timaͤos S. 54. Hesych Θυϱεατικοὶ στέφανοι. Apostol. 6, 56. — vgl. Manso 1, 2. S. 211. . So unbedeutend die Landschaft, die ein Alter eine Linse nannte, an Umfang war, fuͤr die so ta- pferes Blut floß; so entscheidend war ihr Besitz fuͤr die Herrschaft in Peloponnes. Nur seitdem konnte Kleomenes — zu dessen Zeit der Erasinos die Graͤnze machte — mit solchen Gluͤcke Argos angreifen, wie er wirklich that. Die Ausdehnung der Argivischen Macht in der Umgegend war sehr unsicher und schwankend. Gegen Ende des zweiten Messenischen Krieges hatten sie das nahe Nauplia uͤberwunden; den vertriebenen Ein- wohnern gaben die Lakedaͤmonier Methone in Messe- nien Pauf. 4, 24, 1. 35, 2. . Das Heiligthum von Nemea in den Gebuͤr- gen gegen Korinth gelegen gehoͤrte seiner Lage nach der unabhaͤngigen Dorischen Stadt Kleonaͤ an; indessen entrissen es dieser die Argiver vor Ol. 53, 1. Euseb. 51, 1. ed. Pontac. vgl. Corsini Dissert. Agon. p. 51. , und feierten von diesem Zeitpunkte die Spiele des Zeus. Doch verloren sie es wieder, und einige Zeit vor Ol. 80, aber wohl nicht lange uͤber diesen Zeitpunkt hin- aus, verwalteten die Kleonaͤer wieder die Feier wie Dissen zeigt, zu Pind. Nem. 4. S. 381. . Es ist wahrscheinlich, daß um dieselbe Zeit, um Ol. 50, Orneaͤ zwischen Argos und Sikyon, welches fruͤ- her mit der letzteren Stadt Kriege gefuͤhrt hatte, der ersteren unterthan wurde, wovon die Argivischen Pe- rioͤken den allgemeinen Namen “ Orneaten ” erhielten, zu deren Classe auch die Kynurier vor der Schlacht von Thyrea gehoͤrten Darnach habe ich Herod. 8, 73. er- klaͤrt Aegin. p. 47., wo indeß die σύνοικοι nach dem Perserkriege von den fruͤhern Perioͤken nicht unterschieden sind. . Doch diese Ereignisse gehoͤren eigentlich schon in die Periode, zu deren Darstellung wir jetzt kommen, und die wir im Allgemeinen als “ die Zeit der Tyrannen ” bezeichnen. 8. 1. D as Thema dieses Kapitels finden wir am besten in Thukydides Worten ausgedruͤckt 1, 18. vgl. Herod. 5, 92, 1. ἄπειϱοι τυϱάννων καὶ φυ- λάσσοντες δεινότατα τοῦτο ἐν τῇ Σπάϱτῃ μὴ γενέσϑαι. Der Korinther Sosikles sagt zu den Spart.: Erde und Himmel wird sich umdrehen, wenn ihr, die ἰσοκϱατίας aufhebend, τυϱαννίδας einfuͤhren wollt. Vgl. Dionys Hal. uͤber Lysias 30. S. 523. Au- ßer den Laked. stuͤrzten auch die Syrakuser viele Tyrannen, ehe sie selbst deren hatten. Arist. Pol. 5, 3, 18. : “die Tyrannen des gesammten Hellas, die in Sikelien ausgenommen, wurden durch die Lakedaͤmonier gestuͤrzt, deren Stadt niemals Tyrannen litt, und durch die fruͤh geordnete Verfassung maͤchtig, auch die Verhaͤltnisse in andern Staaten regelte.” Es ist ein merkwuͤrdiges Ereigniß in der Griechischen Geschichte, daß zur selben Zeit uͤberall in Dorischen, Jonischen, Aeolischen Staͤdten sich Tyrannen der hoͤchsten Gewalt bemaͤchtigen, ein Beweis, daß bei verschiedener Volksthuͤmlichkeit der Staͤmme doch zugleich ein gemeinsamer Entwickelungs- gang des politischen Lebens auf derselben Stufe uͤberall dieselbe Erscheinung hervorbrachte. Nur die Staͤdte des reinen Dorismus, Sparta und Argos, widerste- hen dem Einfluß; uͤberhaupt werden wir das Grund- gesetz finden, daß es stets eine Verdraͤngung des Do- rischen Princips war, durch welches sich die Tyrannen hoben. Dies wird durch eine Betrachtung der Gewalt- herrschaften in den Dorischen Staͤdten des Peloponnes deutlich werden. 2. Sikyon scheint schon in alter Zeit durch eine gewisse Lebendigkeit und Regsamkeit des Geistes sich von anderen Doriern unterschieden, und durch eine Gewandtheit des Lebens ausgezeichnet zu haben, die die Sikyonier fruͤhzeitig selbst auf ihren mythischen He- ros Adrastos “dessen Zunge sanftuͤberredend” Tyrtaͤos Fragm. 3. Br. uͤber- trugen. Aber eben diese oͤffnete der Tyrannis in da- maligen Verhaͤltnissen das Feld. — Der Tyrann war auch hier der Kopf der unteren aufstrebenden Staͤnde im Kampf gegen den Adel. Als solcher trat ohne Zwei- fel Orthagoras auf, welchen die Aristokratie, weil er nicht aus alter Familie stammte, einen Koch nannte Liban in Sever. Th. 3. S. 251. Reiske. . Nichtsdestoweniger behielt sein Haus die Herrschaft laͤnger als irgend ein anderes, ein Jahrhundert nach Aristoteles Polit. 5, 9, 21. , weil sie die Buͤrger nicht mißhandelten, und die Gesetze im Ganzen achteten. Ihre Reihe ist: Orthagoras — Andreus — Myron — Aristonymos — Kleisthenes Die Reihe ist indeß nicht voͤllig sicher, da Herod. 6, 126. blos bis Andreus hinaufgeht, Aristot. unbestimmt Ὀϱϑαγόϱου παῖδες καὶ ἀυτὸς Ὀϱϑαγόϱας sagt, und Plutarch de sera num. vind. 7. (vgl. Wyttenb. S. 44.) Ὀϱϑαγόϱας καὶ μετ̕ ἐκεῖνον οἱ πεϱὶ Μὐϱωνα καὶ Κλεισϑένην. , von denen aber der zweite und vierte gar nicht oder nur kurze Zeit herrschten. Myron hatte Olymp. 33 mit dem Wagen zu Olympia gesiegt, und erbaute darauf ein Schatzhaus, in dem zwei Gemaͤ- cher mit Tartessischen Erz ausgelegt, und mit Joni- schen und Dorischen Saͤulen geschmuͤckt waren Pauf. 6, 19, 2. 2, 8, 1., wo fuͤr Πύϱ̓ϱ̔ων Μύϱων zu schreiben. . So- wohl die angewandte Saͤulenordnung, als das Tartes- II. 11 sische Erz, welches damals eben die Phokaͤer vom gastlichen Koͤnige Arganthonios in reichem Maaße nach Griechenland gebracht hatten, bezeugen den lebhaften Verkehr des Myron mit den Asiaten; wir werden den- selben bei mehreren andern Tyrannen als nicht unwich- tig fuͤr ihre Plaͤne wiederfinden. Kleisthenes scheint nicht ohne Gewalt die Herrschaft gewonnen zu haben Aristot. Pol. 5, 10, 3. ; er hielt sie fest, indem er einerseits durch Kriegsruhm und Waffenglanz die Scheu, andrerseits durch Demo- kratisirung der Verfassung den Beifall des Volks er- warb. Was das letztere betrift: werden die wunder- lichen Veraͤnderungen, die er mit den Sikyonischen Staͤmmen vornahm, im dritten Buch erlaͤutert werden. Hieher gehoͤrt, daß Kleisthenes, der Orthagoride, selbst dem unterworfenen, undorischen Stamme angehoͤrte, und indem er diesen zu erheben, zugleich die Dorischen herabzuwuͤrdigen, ja zu beschimpfen suchte, so daß er alle Verhaͤltnisse fruͤherer Zeit gradezu umkehrte und auf den Kopf stellte. Darum lag auch Kleisthenes mit Argos, der Dorischen Hauptstadt in dieser Gegend, in Streit und Krieg Herod. 5, 67.̓Αϱγείοισι πο- λεμήσας. Vielleicht ist aus diesem Kriege der von den Argeiern nach Olympia geweihte, von Morrit im Alpheios gefundene Helm (mitgetheilt Classic. Journ. T. 1. p. 328. und Walpole Trav. S. 588. n. 53. vgl. Boͤckh zu Pind. Explic. p. 226.) ΤΑΡΓ (ει) ΟΙ ΑΝΕΘΕΝ ΤΟΙ ΔΙϜΙ ΤΟΝ ΦΟDΙΝΘΟΘΕΝ. , aus demselben Grunde verbann- te er den Heroendienst des Argivischen Adrastos, und beguͤnstigte dafuͤr den Cultus des Dionysos, welcher dem Dorismus fremd und minder zutraͤglich war; end- lich untersagte er den Homerischen Rhapsoden den Zu- tritt, weil Homer Argos feiert — und die Aristokratie. Diese in sich wohl zusammenhaͤngenden Zuͤge eines kek- ken, durchgreifenden Sinnes treten aus der naiven Er- zaͤhlung Herodots hervor. Dieselbe politische Tendenz vererbte sich auf seinen Schwiegersohn Megakles, den Gemahl der schoͤnen Agariste, um deren Hand in der heitern Fuͤrstenhalle des Kleisthenes, wie weiland um Helena, viel aufstrebende Juͤnglinge von allen Enden von Hellas geworben hatten S. außer Her. Diod. Exc.. 2. p. 550. mit Wessel. Noten. , und trat alsdann be- sonders im Attischen Kleisthenes hervor, um die Um- waͤlzung der Athenischen Verfassung durch Aufhebung der letzten Spuren gesonderter Staͤnde herbeizufuͤhren. — Was nun aber die kriegerische Thaͤtigkeit des Sikyo- niers betrifft: so mußte diese schon sehr beruͤhmt sein, als er im Kriege der Amphiktyonen gegen Kirrha — ob- gleich ihn die Pythia einen Raͤuber gescholten hatte Her. daraus Dio Chrysost. 3, 43 b . — den Oberbefehl uͤber die Armee mit den Thessalischen Herakliden Eurylochos theilte, und die belagerte Stadt besonders von der Seeseite angriff und erobern half Paus. 2, 9, 6. 10, 37, 4. Schol. Pind. N. 9, 2. Polyaͤn 3, 5. — Merkwuͤrdig, daß Sparta in diesem Kriege ganz unthaͤtig blieb. . Dies geschah im dritten Jahre der 47sten Olymp. S. jetzt Boͤckh Explic. Pind. O. 12, S. 206. . Von der Beute des Kriegs baute Kleisthenes eine Saͤu- lenhalle zur Verschoͤnerung Sikyons Paus. 2, 9, 6. ; auch siegte er in der zweiten Pythiade, Ol. 49, 3. mit dem Vierge- spann 10, 7, 3. . Ich weiß nicht, ob man wagen darf aus den einzelnen Nachrichten uͤber den Mann einen Be- griff von seinem Charakter zu bilden. Sicher war Kleisthenes ein solcher, der das damals in reicherer Entfaltung aufbluͤhende Hellenische Leben — der ruhi- gen Geschlossenheit des Dorismus gegenuͤber — mit empfaͤnglichem Sinne auffaßte, und mit der Liebe zum Glanz und Pomp Muth und Klugheit verbindend Vie- 11 * les bisher mit Scheu Verehrte als altes Vorurtheil verlachte, und seinem Umwaͤlzungs-Geiste keine Schran- ken gesteckt glaubte. Indessen muß er doch gegen sei- ne Erwartung, nach Thukydides allgemeinem Zeugnisse, von Sparta gestuͤrzt worden sein, wohl bald nach Ol. 50. Denn die Tyrannis dauerte nach Aristoteles 100 Jahre, etwa von Ol. 26—51. , der alte Zustand der Dinge trat indessen in Sikyon erst 60 Jahre spaͤter wieder ein Herod. 5, 68. , in welchem Zeitraume noch ein Tyrann Aeschines, aber einer an- dern Familie angehoͤrig herrschte. 3. Sehr befreundet mit den Sikyonischen Tyrannen waren die Korinthischen nach der Stelle Herod. 6, 128. , da auch diese zum Do- rischen Adel nicht gehoͤrend sich in derselben Stellung gegen ihn befanden. Hier herrschte vor diesen das aus- gedehnte S. Str. 378. gegen 200 Maͤnner nach Dio- dor bei Synkell. Chronogr. S. 178. Par. Heraklidische Geschlecht der Bakchiaden, welche die urspruͤngliche Verfassung zur Oligarchie um- gewandelt hatten, indem sie sich kastenmaͤßig von den uͤbrigen Geschlechtern gesondert hielten, und allein der Stadt die leitenden Magistrate — jaͤhrliche Prytanen — gaben. Aber Kypselos , Aetions Sohn, Echekrates Enkel aus einem Korinthischen Demos Petra Her. 5, 92, 2. , undo- rischer Abkunft, doch zugleich durch seine Mutter mit den Bakchiaden verknuͤpft, verdraͤngte, wieder mit Huͤlfe der unteren Staͤnde Arist. 5, 8, 4. 9, 22. , die durch Luxus Aelian V. H. 1, 19. und Uebermuth verhaßten Oligarchen, welche, ungewiß ob gezwungen oder freiwillig, zum groͤßten Theil Korinth verließen Von einem Strategem des Kypselos dabei s. Polyaͤn 5, 31, 1. Daß dabei ein Bakchiade, Demarat, nach Italien ging, ist sehr glaub- lich; aber die Abstammung der Tarquinier von diesem erfunden. Niebuhr R. G. 1. S. 215. , und ward nun gegen Ol. 30. nach Euseb., womit die 447 Jahre , bei der Ungeschicklichkeit des Volkskoͤrpers sich selbststaͤndig zu leiten, Tyrannos. Wie leidenschaftlich ihn auch als solchen der Korinthische Redner bei Herodot anklagt: urtheilt doch das Alterthum im Ganzen anders. Er war friedlich gesinnt, herrschte ohne Leibwache Arist. a. O. , und eingedenk, woher seine Gewalt gekommen, als Dema- gog. Auch unternahm er schon Bauwerke, aus Kunst- sinn, oder um das Volk zu beschaͤftigen. Das Schatz- haus zu Delphi mit der Platane war sein Werk Plut. Sieben W. 21. vgl. Sympos. Qu. 8, 4, 4. p. 361. . — Ihm folgte sein Sohn Periandros , zuerst mit glei- cher oder groͤßerer Milde als der Vater Her. 92, 6. πϱῶτον δημοτικὸς (zu schr.) Apostol. 20, 47. . Bald ward er zusehens gewaltthaͤtiger, nach Herodot durch den Umgang mit dem Milesischen Tyrannen Thrasybulos an- gespornt, der ihm rieth, den Adel der Stadt auf alle Weise zu schwaͤchen, ja zu vertilgen Herod. Arist. Pol. 3, 8, 3. 5, 8, 7. 9, 2. . Vielen seiner Bestrebungen lag die deutliche Absicht zu Grunde, die Dorische Eigenthuͤmlichkeit in der Wurzel auszurotten. Darum hob er die Gemeinmahle auf, darum verbot er die alte Erziehung 5, 9, 2. . Dem Volke imponirte er durch kriegerischen Glanz, in beiden Meeren hatte er Trie- ren stehn Nlkol. Damasc. . Seine Person schuͤtzte er durch dreihun- dert Leibwaͤchter Arist. 5, 9, 22. Herakl. Pont. 5. Nik. Dam. . Die Stadt in Ruhe zu erhalten, heftige Bewegungen zu vermeiden, war ein Grundsatz, auf dessen Befolgung die Sicherheit seiner eignen Herr- schaft beruhte; und aus dem sich ein ganzes System bei Diod. Fragm. 6. S. 635. Wessel. von der κάθ. Ηϱακλ. bis auf Kypselos stimmen. Es ist nicht deutlich, wie Str. rechnet, der 8, 378. die Herrschaft der Bakchiaden auf 200 Jahre angiebt; Prytanen waren sie nach Diod. nur 90 J. von Anordnungen ergab. Er setzte darum ein peinli- ches Gericht βουλἡν ἐπ̕ ἐσχάτων Herakl. gegen Vergeuder des vaͤterlichen Ver- moͤgens nieder, weil diese leicht zu Neuerern umschla- gen; er untersagte maaßlosen Luxus und zu große Sklavenmenge. Muͤssiggang daͤuchte ihm besonders ge- faͤhrlich. So wenig blieb er den demokratischen Grund- saͤtzen seines Vater treu, daß er das Volk aus der Stadt trieb Ebend. , und um es fester an Land- und Hand- Arbeit zu gewoͤhnen, ihm nur Bauerntracht gestattete Buch 3, 3. . Er selbst verschwendete nicht, daher er keine andere Steuern bedurfte, als Hafenzoͤlle und Marktabgaben. Auch vermied er — wo seine Absichten es nicht heisch- ten — Gewaltthaͤtigkeit und offenbares Unrecht; ja mitunter machte er einen so strengen Sittenrichter, daß er die zahlreichen Kupplerinnen der uͤppigen Korin- thos — die gastfreundlichen Maͤdchen der Aphrodite selbst schuͤtzte Religion — ersaͤufen ließ Herakl. Oder ist statt πϱοαγωγοὶ etwa πϱοςαγωγοὶ (die πο- ταγωγὶδες Siciliens) zu schreiben? . Wie seinem Vater, war auch ihm Aufstellung glaͤnzender Kunst- denkmaͤler Ueber die Kolosse und Anatheme der Kypseliden s. Arist. 5, 9, 2. Theophr. bei Phot. Ler. S. 143. Ephor. bei Diog. L. 1, 74. Paus. 5, 2, 4. ein Mittel, das Vermoͤgen der Reichen zu beschatzen, und die Masse zu beschaͤftigen, wiewohl sich auch sein eigner gebildeter Sinn daran erfreute. Aber im Allgemeinen enthaͤlt, vom Standpunkte der Geschmacks- und Geistesbildung, der Landeskultur und des Verkehrs betrachtet, die Zeit der Tyrannen einen ungemeinen Fortschritt fuͤr Hellas. Der starre Sinn, alter Sitte und alten Brauchs strenger Bewahrer, wurde hier zuerst gebeugt, und eine freiere, weitere Weltansicht herrschend. Die Tyrannen stehen haͤufig in enger Verbindung mit den Kleinasiaten, die Sparta ihrer Ueppigkeit und Unmaͤnnlichkeit wegen verachtete; vom Lydischen Sultan im Harem zu Sarden wand sich nun durch die Fuͤrstenhaͤuser von Milet und Samos eine mannigfachen Einfluß leitende Kette bis in die Naͤhe Sparta’s. Periandros verkehrte nicht blos mit Thra- sybul, sondern mit dem Lyderfuͤrsten Halyattes, und sandte diesem noch vor seinem Tode Korkyraͤische Kna- ben, um sie nach orientalischer Weise zu verschneiden Herod. vgl. Antenor und Dionys. v. Chalk. bei Plutarch de malign. Herod. 22. p. 302. . Die Namen seiner Verwandten Psammetichos und Eor- dias, dieser Phrygisch, jener Aegyptisch, zeugen fuͤr gastfreundliche Verbindung mit diesen Laͤndern. Auf der andern Seite fuhr die Politik der Kypseliden fort, die Kuͤsten des Jonischen Meer’s bis Illyrien zu be- setzen, und befreundete sich mit den barbarischen Voͤl- kern des Binnenlandes S. oben S. 117. Außer Gor- gos herschte in Ambrakia auch ein Periandros, Aristot. Pol. 5, 8, 9. Plutarch Erotik. 23. S. 60.; vielleicht Sohn des Gorgos. . Ein hochstrebender und weitaussehender Geist war Periandros in der That, wie wohl wenige seiner Zeitgenossen, tapfer im Kriege, klug im Staate, obgleich durch bestaͤndiges Mißtrauen zu niedrigen Maaßregeln verleitet, und die eigne Ty- rannis zu sehr dem Wohle des Staates uͤberordnend, der Kuͤnste Freund, von aufgeklaͤrtem Sinne, — aber derselbe durch Leidenschaft in sich und seinem Hause zer- ruͤttet, ohne innere Ruhe des Gewissens, und ohne Scheu vor dem Heiligen doch bisweilen duͤsterem Aber- glauben unterthan. — Nach Perianders Tode herrschte Psammetichos Diesem oder dem Periandros oder dem Kypselos wurde, nach Stesichoros, (Str. 8, 347.) die schoͤne Rhadina von Samos als Braut zugesandt, aber aus Eifersucht getoͤdtet. Daß es das Jo- nische Samos sei, beweist gegen Strabo die Stelle Paus. 7, 5, 6. , Gordias Sohn, aus demselben Hause, doch nur drei Jahre; ohne Zweifel stuͤrzten ihn Ol. 49, 3. die Spartiaten Die Chronologie des Hauses hat einige Schwierigkeit, ich gebe zuerst eine Stammtafel. wozu noch Gordias — Psammetichos kommen, deren Verhaͤltniß unbestimmt ist. S. Aeginet. p. 64 sqq. Periandros herrschte Ol. 38, 1. (Euseb.) — 48, 4. (Sosikr. bei Diog. L. 1, 74.) 44 Jahre (Aristot.) Dem widerspricht nicht , daß er nach Herod. 5, 95. und Apollod. (S. 411. H. Diog. L.) vgl. Timaͤos bei Str. 13, 896 a. zwischen Athen und Mitylene uͤber Sigeion entschied, da schon Phrynon von Athen (Sieger Ol. 36. Afric. ) daruͤber gegen Pittakos gestritten hatte, Ol. 43, 1. Euseb. vor Peisistr. Zeit. vgl. Polyaͤn 1, 25. Schol. Aesch. Eum. 401. Herodots Erzaͤhlung ist nicht ganz chronologisch geordnet. Per. regierte aber auch nach Her. 1, 20. schon im 5ten J. des Halyattes (Ol. 41.) und sandte noch vor seinem Tode Korkyr. Knaben an ihn — im 3ten Geschlecht (d. h. 16. Olymp.) vor der Lakedaͤm. Belagerung von Samos (Ol. 63.), wie nach Plut. de malign. Her. 22. Panofka res Samior. p. 30. in Herod. 3, 48. (γ γενεῇ πϱότεϱον) richtig emen- dirt hat. Kypselos herrschte 30 Jahr nach Herodot, und begann also 30, 3.; die Kypseliden im Ganzen 76 J. 6 Mon. (nach mei- ner Verbesserung bei Arist. 5, 9, 22.); Prokles herrschte etwa von Ol. 35—49. Aristokrates kommt bis 25 hinauf. . 4. Periandros hatte zur Frau die schoͤne Melissa, die ihm gefallen hatte, als er sie im Hause ihres Va- ters, des Tyrannen Prokles, in leichtem Dorischen Ge- wande den Arbeitern Wein schenken sah Aeginet. p. 64. . Prokles herrschte uͤber Epidauros und die damit noch innig ver- bundene Insel Aegina; er selbst war mit den Orchome- nischen Fuͤrsten verschwaͤgert, und scheint demnach und nach seiner Verbindung mit Kypselos Hause ebenfalls in die Reihe der Tyrannen zu gehoͤren, welche, der Dorischen Aristokratie feindlich, durch die untern Staͤnde herrschten. Und wenn nun auch noch Theagenes zu Me- gara, der Schwager des Athenischen Kylon Thukyd. 1, 126. Heinrich Epim. S. 83. , (der schon Ol. 42. nach der Tyrannis strebte,) in seiner Hand- lungsweise ganz den vorhergehenden glich, indem er ebenfalls dadurch zur Herrschaft gelangt war, daß er die reichen Grundbesitzer angegriffen, und ihre Heerden auf den Weiden des Flusses abgeschlachtet hatte Arist. Rhe- tor. 1, 2, 19. Pol. 5, 4, 4. , und wie die andern dem Volke durch Verschoͤnerung der Stadt, z. B. durch Anlegung einer Wasserleitung und schoͤnen Fontaͤne (der Enneakrunos der Peisistratiden aͤhnlich) zu gefallen suchte Paus. 1, 40, 1. 41, 2. — Theogn. 894. ὠς κυψελλῖζον Ζεὺς ὀλέσειε γένος kann wohl nicht auf eine factio Cypselidarum gehen, befonders wenn das vorige, den Persischen Krieg betreffende, dazu gehoͤrt; sondern κυψελλίζειν heißt verstopft, taub sein. : so sehen wir in den Ty- rannenhaͤusern von Sikyon, Korinth, Epidauros, Me- gara eine furchtbare Coalition gegen das Principat der Dorier, und die alten Grundsaͤtze des Stammes, eine um so furchtbarere, je mehr sie sich einer neuen An- sicht und Bildung zu bemeistern und zu ihren Zwecken zu bedienen wußte. Und schon dann erstaunen wir, wie es Sparta gelang, dieser Verbindung obzusiegen. 5. Wenn man aber dazu nimmt, daß zugleich die Jonischen und nicht minder die Aeolischen und Dori- schen Ich fuͤhre nur die Tyrannen in Dorischen Staaten an. Kleobulos zu Lindos, der dem Periandros aͤhnlich war, Plut. EI 3. S. 118. vgl. Klem. Strom. 4. S. 523 b. (die Diagoriden bestanden indeß zu Jalysos fort). Kadmos zu Kos, dessen Ge- schichte nach Herodot 6, 23. 7, 173. die sein muß. Skythes, Tyrann von Zankle, ging, von den Samiern vertrieben, (Ol. 70, 4) zum Großkoͤnig und blieb meist bei ihm. Dessen Sohne, Kadmos, gab wahrscheinlich der Großk. Kos. Spaͤter aber vor Ol. 75. kehrte er, nach einem Vertrage mit den Samiern, in sein altes Vatex- land zuruͤck. Ihm folgte Epicharmos, der komische Dichter. Suid. Επίχαϱμος. Von Kos abgehend gab er der Stadt die Freiheit, und richtete eine βουλὴ ein. Er war Zeitgenoß des Asklepiaden Hippolochos, und muͤtterlicher Ahn des Thessalos, S. den 7. Hip, pokrat. Brief. — In Sicilien herrschen Kleandros und das Haus des Hippokrates, Gelon, Hieron zu Gela und dann zu Syrakus; Phalaris , dann Theron, Thrasydaͤos zu Akragas; Anaxilas zu Rhegion und Zankle, Panaͤtios (Ol. 41, 3. Euseb.) zu Leontini. S. Arist. Pol. 5, 8, 1. 10, 4. Viel- leicht war auch Aristophilidas von Tarent (Herod. 3, 136.) Tyrann. Inseln und Staͤdte in Asien, hernach auch das Attische Athen, dann Phokis, Thessalien, die Colonien in Sikelien und Italien alle ebenfalls in den Haͤn- den von Tyrannen waren, die sich ohne Zweifel wech- selseitig beistanden, und ihr gemeinsames Interesse er- kannten, und daß Sparta allein allen diesen, meisten- theils vom Delphischen Orakel aufgefordert, einen be- staͤndigen Krieg erklaͤrte, und sie auch wirklich, mit Ausnahme der Sikelischen, entsetzte: so gestehen wir, daß es in jener Periode der griechischen Geschichte kei- nen großartigeren, und durch seine Ausdehnung sowohl als durch seine innere Bedeutung fuͤr politisches und sittliches Leben wichtigeren Kampf gegeben hat. Alte Historiker geben an Bei Plut. Herod. mal. 21. S. 308. vgl. Manso 1, 2. S. 308. , daß die Spartiaten folgende Ty- rannen entsetzten: Die Kypseliden von Korinth und Ambrakia, jene Olymp. 49, 3., diese vermuthlich we- nig spaͤter; die mit den Thessalern verbuͤndeten Peisi- stratiden von Athen Ol. 67, 2. obgleich sie Sparta’s Gastfreunde waren, τὰ γὰϱ τοῦ ϑεοῦ πϱεσβύτεϱα ἐποιοῦντο ἢ τὰ τῶν ἀνδϱῶν. Herod. 5, 63, 90. Thuk. 6, 53. Aristoph. Lys. 1150 Aa. ; deren Anhaͤnger, Lyg- damis von Naxos vgl. uͤber ihn Arist. 5, 5, 1. und πολ. Ναξίων bei Athen. 8. S. 348. Nach Herod. 1, 61. 64. hatte ihn Peisistr. etwa Ol. 60. eingesetzt. vgl. Heyne Nov. Comtr. Gotting. 2. cl. phil. p. 65. , wohl um dieselbe Zeit; den Aeschi- nes von Sikyon, gegen Ol. 65. S. §. 2. Geg. Ol. 65. gab Sikyon dem Kleomenes Schiffe. ; den Symmachos aus Thasos; den Aulis aus Phokis; den Aristogenes aus Mi- let vor Histiaͤos Zeit. — die meisten unter den Koͤnigen Anaxandridas und Ariston, Kleomenes und Demarat. Zum Theil vertrieben sie dieselben mit Heeresmacht, wie die Peisistratiden — oft aber stuͤrzten sie, wie Plutarch sagt, die Gewalt- herrschaft, ohne einen Schild zu ruͤhren, durch Sen- dung eines Herolds, dem alle augenblicklich Folge leiste- ten, wie die Bienen, wenn die Koͤnigin erscheint, sich ordnen und anschaaren Lyk. 30. . Auch gegen den Polykrates von Samos sandte Sparta (gegen Ol. 63.) mit Korinth und andern Bundesgenossen einen großen Zug, — die erste Dorische Unternehmung gegen Asien — wohl eben nicht aus den Gruͤnden, die der gute Herodot an- gegeben: sondern jenem allgemeinen Grundsatze auch hierin Folge leistend Herod. 3, 54. Plut. de malign. 21. ; aber die Belagerung der festen und am Meere gelegenen Stadt in solcher Ferne war uͤber die Kraͤfte des Peloponnes. Der letzte Zug Sparta’s gegen die Zwingherren trifft nach dem Per- serkriege, als die Stadt den Koͤnig Leutychidas, den Sieger bei Mykale, aussandte, um die Aleuaden Thes- saliens, die das Land den Persern uͤberantwortet hat- ten, zu vertreiben, Ol. 77, 3. oder wenig spaͤter. Aristomedes und Angelos wurden wirklich entsetzt, aber von Andern ließ sich der Koͤnig bestechen, und die Un- ternehmung gelang nicht vollkommen Dies folgt aus Plutarch a. O. u. Kimon 16. Herod. 6, 72. Paus. 3, 7, 8. . Wir moͤgen nun denken, mit welchem Stolze der Gesandte Sparta’s dem Syrakusischen Tyrannen Gelon, so glaͤnzend und buͤrgerfreundlich im Ganzen seine Herr- schaft immer war, als er die Hegemonie im Meder- kriege forderte, antwortete: Wahrlich, Wehe schreien wuͤrde ja der Pelopide Agamemnon, wenn er hoͤrte, daß den Spartiaten die Hegemonie genommen sei von Gelon und den Syrakusiern! — 6. An diese Hauptbestrebungen in der politischen Geschichte jener Zeit reihen wir nun die nebengeordne- ten Begebenheiten im Innern des Peloponnes. — Ge- gen Argos hatte Sparta durch Kynuria’s Eroberung den Schluͤssel in die Hand bekommen. Bald darauf gelangte Kleomenes zur Herrschaft, der aͤlteste Sohn des Eurystheniden Anaxandridas, ein Mann von un- gemeiner Kuͤhnheit und ungebaͤndigter Kraft des Gei- stes, muthig, unternehmend, klug, nach der Weise sei- nes Zeitalters und Landes gewandt in kurzer nach- druͤcklicher Rede, doch viel zu sehr von Stolz, theils der Familie, theils eigenem erfuͤllt, und in Geistesrich- tung seinen Zeitgenossen, den Tyrannen, aͤhnlicher, als einem Koͤnige Sparta’s geziemte. Die erste Un- ternehmung dieses Fuͤrsten Nach Paus. 3, 4, 1. Dann vor Ol. 65, 1. denn damals herrschte Kleomenes schon, wie aus Vergl. von Herod. 6, 108. Thuk. 3, 68. hervorgeht. Er war in dem Jahre in der Naͤhe von Plataͤaͤ. Nach Plut. Lacon. Apophth. p. 212. war Kleomenes schon Ol. 63. Regent, da sich die Samier an Sp. wand- ten; dann wuͤrde aber die, nach Her. kurze , Herrschaft desselben gar zu lang — von Ol. 63—72, 2. — ausgedehnt werden. war der Heereszug gegen Argos. Er landete auf Sikyonischen und Aeginetischen Schiffen an der Kuͤste von Tiryns, schlug die Argeier beim Hain des Argos Es scheint, daß dieser nahe bei Sepeia im Tirynth. Gebiete lag. Apostol. 4, 27. setzt die Schlacht an den ῎Αϱγους λόφος. Die Kriegslist des Kleomenes erzaͤhlt nach Herod. Polyaͤn 1, 14. aufs Haupt, toͤdtete den groͤß- ten Theil der waffenfaͤhigen Mannschaft von Argos, und haͤtte Argos einnehmen koͤnnen — wenn er nicht aus unbegreiflichem Aberglauben, ohne den Sieg wei- ter zu benutzen, das Bundesheer entlassen und sich be- gnuͤgt haͤtte, im Heraͤon zu opfern Herodots wunderliche Erzaͤhlung, 6, 77 ff., ist auch dadurch un- zusammenhaͤngend, daß sie die beiden ersten Verse des Orakels ἀλλ̕ ὅταν ἡ ϑήλεια nicht erklaͤrt, die doch sich auf eine Begebenheit be- ziehen mußten. Oder bezieht Herod. die ϑήλεια auf die Hera? Paus. 2, 20. zweifelt, ob Herodot es versteht. Aber die Geschichte der Telesilla bei Paus., Plut. Ἀϱεταὶ γυν. 5. p. 269. und Polyaͤn 8, 33. ist sehr fabelhaft. Das Fest ῾ϒβϱιστικὰ hat gewiß nicht diese historische Eestehung , sondern gehoͤrt einem Naturcultus an. Die angebliche Bildsaͤule der Telesilla bei Paus. 2, 20, 7. war eine sich bewaffnende auf den Helm schauende Aphrodite. Die Zahl der erschlagenen Argeier geben Plutarch und Polyaͤn 8, 33. nach einer Sage auf 7777 an; Aa. 6000. Es ist dies die Schlacht ἐν τῇ ἑβδόμῃ ἱσταμένου, wir wissen nicht welches Monats. Aristot. Pol. 5, 2, 8. Plut. Qu. Gr. a. O. Andere setzten sie an die νουμηνία des 4ten Monats, ehemals Hermaͤos, aber blos, weil dann die Hybristika gefeiert wurden. Vgl. Klem. Alex. Strom. 4. S. 522. Sylb. Suidas Τελέσιλλα. . — Indessen blieb Argos durch diese Niederlage auf lange Zeit wie ge- laͤhmt, ja es mußte eine gaͤnzliche Veraͤnderung der Verhaͤltnisse im Innern des Staates eintreten, um das Siechthum und die Ermattung, in der die Stadt zu versinken schien, durch neues und frisches Leben aufzu- heben. 7. Denn nachdem eine Zeitlang die Leibeigenen oder Gymnesier S. von diesen Buch 3, 3. von Argos die der Freien entbloͤßte Stadt beherrscht und verwaltet hatten, bis die indeß herangewachsene Jugend sie vertrieb und uͤberwand: sahen sich die Argeier, wie Aristoteles erzaͤhlt Polit. 5, 2, 8. Plut. verwechselt Leibeigene und Perioͤken. , genoͤ- thigt, um die zusammengeschmolzene Buͤrgerschaft zu ergaͤnzen, die umwohnenden Unterthanen der Stadt, die Perioͤken, an sich zu ziehn, und in die naͤchste Um- gegend zu vertheilen vgl. Schol. Villois. Il. 2, 108. uͤber die 9 Doͤrfer (Inseln) bei Argos. . Es faͤllt die Ausfuͤhrung die- ses Plans ein Menschenalter nach jener Mordschlacht, in die Zeiten der Persischen Kriege, an denen Argos, einzig auf innere Verstaͤrkung bedacht, keinen Antheil nahm. Damals hoben die Argeier uͤberhaupt, um ihre Volksmenge zu vermehren, nach Pausanias 8, 27, 1. , fast alle bedeutenden Staͤdte in der Umgegend auf, und ver- pflanzten die Einwohner nach Argos, namentlich Ti- ryns, Mykenaͤ, Hysiaͤ, Orneaͤ, Midea Str. unterscheidet 8, 376. Or- ned κώμη τῆς Ἀϱγείας von der Stadt gegen Sikyon, so wie ebenda eine κώμη Asine. 373 b. . Tiryns und Mykenaͤ waren noch zur Zeit der Perserkriege freie, ja unabhaͤngige Gemeinden, die sich ohne die Beistimmung von Argos der Hegemonie Sparta’s an- schlossen; die letztere stritt sogar mit Argos uͤber die Rechte beim Tempel der Hera, und die Agonothesie der Nemeischen Spiele Diodor 11, 65. ; die Zerstoͤrung derselben, welche die Argeier mit den Kleonaͤern und Tegeaten vereint unternahmen Str. 377. Doch kommt Kleonaͤ aleich wieder als Freundesstadt vor. , gelang diesen Olymp. 79, 1.: aber es folgten von den Mykenaͤern nur wenige den Ar- givern, da sich die Meisten lieber nach Kleonaͤ — wel- ches damals unabhaͤngig war, und den Nemeischen Agon verwaltete K. 7. §. 15. Kleonaͤ fuͤhrte damals auch Krieg mit Korinth. Plut. Kimon 17. — nach Keryneia in Achaia, selbst nach Makedonien zerstreuten Paus. 7, 25, 3. vgl. Diod. 11, 65. — Merkwuͤrdig, wie schnell Myken den Athenern in Vergessenheit gerieth. Aeschylos nennt es nie; die folgenden verwechseln es stets mit Argos. In Sophokles Elektra herrscht von vorn herein das konfuseste Bild der Lokalitaͤt. vgl. Elmsley zu Eurip. Herakl. V. 188. — uͤber die Zerstoͤrung Brunk Anal. T. 2. p. 105. n. 248. . Auch die Tirynthier flohen zum Theil nach Epidauros, zum Theil nach dem Dryopischen Orte Halieis, wohin auch die bedraͤngten Hermioneer sich fluͤchteten Paus. 2, 25, 7. vgl. 2, 17, 5. 8, 46, 2. uͤber die Auswanderung Str. 8. S. 373 b. und Epboros 6. bei Steph. s. v. Ἁλιεῖς. ὅτι οὗτοι Τι- ϱύνϑιοί εἰσιν κ. τ. λ. Bei Steph. s. v. Τίϱυνς ist, wie bei Str. a. O., von Hermioneern in Halieis die Rede. Das Orakel: ποῖ τὺ λαβὼν καὶ ποῖ τὺ καθίξω καὶ ποῖ τὺ οἴκησιν ἔχων ἀλιέα τε κεκλῆσϑαι, hat viel seltsames. . Denn auch Hermione, wel- ches Herodot im Perserkriege noch als Dryoper-Stadt betrachtet Herod. 8, 43. Aber auch noch spaͤter setzten die Hermioneer die alten Verbindungen fort. S. 155. , wurde nachher von Argeiern eingenom- men Paus. 2, 34, 5. Str. verbindet damit noch die Zerstoͤ- rung von Asine, die ja aber weit fruͤher trifft. Die Angabe Str. 373 d. , daß die Mykenaͤer Eiones zu ihrem ναύσταϑμον gemacht haͤtten, muß sich, wenn sie richtig ist, auf die Zeit vor Ol. 75. beziehn. . Die andern genannten Staͤdte dagegen waren, wie wir von Orneaͤ und auch Hysiaͤ wissen, vorher schon Perioͤken, Unterthanen von Argos, gewesen, und wurden jetzt nur zur Vergroͤßerung der Hauptstadt her- angezogen (σύνοικοι) P. 2, 25, 1. . Die Argeier gewannen durch diese gewaltsamen Verpflanzungen erstens Sicherung sowohl gegen auswaͤrtige Feinde, als auch gegen die vorher so uͤbermuͤthigen Leibeigenen, und zugleich eine große Anzahl arbeitsamer und industrioͤser Einwoh- ner, welche bei fortdauerndem Frieden bald Wohl- stand und Reichthum in Argos einfuͤhrte Diod. 12, 75. . Sehr treffend bezeichnete das Orakel die Grundsaͤtze, welche damals Argos befolgen mußte Her. 7, 148. : Feind umwohnender Voͤlker, doch Freund der unsterblichen Goͤtter, Ziehe die Waffe zuruͤck, und sinne nur stets dich zu wahren, Schirme das Haupt insonders; das Haupt wird retten die Glieder. Zugleich aber wurde durch diese Umstaͤnde eine voͤllige Umwaͤlzung der Verfassung herbeigefuͤhrt, und Argos verlor uͤberhaupt allgemach den eigentlich Dorischen Charakter, wie wir unten sehen werden. Die andern Thaten des Kleomenes, von denen wir wissen, beziehen sich auf die politischen Umwaͤlzun- gen Athens, und koͤnnen nur in der Attischen Staatsge- schichte im Zusammenhange dargestellt werden, oder auf die Begebnisse Aegina’s, die wir anderswo erzaͤhlt haben. 8. Auffallend ist es, daß in dieser ganzen Zeit, in welcher Sparta sein Principat gruͤndet, von keinem ernsthaften Kampfe zwischen Doriern und Joniern die Rede ist. Denn wenn auch die Graͤnzvoͤlker, Megara und Aegina, dies seit seinem Abfall von Epidauros, fortgesetzte Kriege mit Athen fuͤhrten: so nahm sich doch deren nichtsweniger als der ganze Stamm an, und Sparta selbst gab einen unpartheiischen Richter zwischen Athen und Megara ab. Schon vor Solons Zeit kaͤmpften Athener und Megarer im Gebiet von Eleusis Herod. 1, 30., wo die ἀστυγείτο- νες die Megarer, nicht die Eleusinier sind, wie Lobeck Progr. de bello Eleusinio versteht. . Besonders drehte sich der Krieg um Sa- lamis, das Solon durch die bekannte Kriegslist gewon- nen haben soll Paus. 1, 40. 45. Str. 9, 271. Herod. L. Homers 23. Polyaͤn Strateg. 1, 20, 1. 2. Diog. L. 1. 48. Quinctil. 5, 11. , welche Geschichte indeß Daimachos von Plataͤaͤ laͤugnete Plut. Compar. Solon. et Publ. 4. . Nach Megarischer Erzaͤhlung verriethen Vertriebene aus ihrer eigenen Stadt, Δορύ- κλειοι genannt, die Insel den Athenern Paus. 1, 40, 4. . Das ist gewiß, daß fuͤnf Spartiaten (Kritolaidas, Amompha- retos, Hypsechidas, Anaxilas, Kleomenes) als Schieds- richter, alten Traditionen und Mythen folgend, den Besitz der Insel den Athenern zuerkannten. Doch ver- loren diese wiederum in den Unruhen nach der Ver- bannung des Megakles die Insel, wie den schon er- oberten Hafen Nisaͤa Plut. Solon 10. 12. uͤbereinstimmend Aelian 7, 19. In Delphi war ein lanzenbewaffneter Apoll als Anathem der Megarer nach einem Siege uͤber Athen. Plut. Pyth. or. 16. S. 273. . Die erstere gewannen sie in- deß bald wieder, und Megara scheint sie von da an ganz aufgegeben zu haben, indem in diesen Zeiten Athen so reißend schnell heranwuchs, daß Megara an die Erneuerung alter Kaͤmpfe nicht mehr denken konnte. Da es unsere Absicht nicht ist, eine fortlaufende und sich gleichmaͤßig verbreitende Geschichtserzaͤhlung zu geben, sondern nur das hervorzuheben, was fuͤr den Zustand des Dorischen Stammes Aufschluß ver- spricht — die Geschichte der außerpeloponnesischen Do- rier fortzufuͤhreu unterlassen wir ganz, weil deren lo- kale Verflechtung uns sehr weit in andere Gegenden abfuͤhren wuͤrde —: so werden wir aus den Begeben- heiten der Perserkriege kaum einen und den anderen Moment beruͤhren, und nur von den inneren Verhaͤlt- nissen des Peloponnes in damaliger Zeit handeln, un- ter denen die Hegemonie Sparta’s am meisten und auffallendsten hervortritt. II. 12 9. 1. S parta hatte durch die Ueberwindung Messeniens und Tegea’s das erste Ansehn im Peloponnes gewonnen, und durch die Vertreibung der Tyrannen und den Sturz von Argos befestigt. Es handelte ungefaͤhr seit Ol. 50 als anerkannter Hegemon des Peloponnes nicht allein, sondern des gesammten Griechischen Namens. Die eigentliche Bundesgenossenschaft bildeten indessen nur die Bewohner der Halbinsel nach festgesetzten und geregelten Verhaͤltnissen, die Griechen außerhalb schlos- sen sich nur zufaͤllig an. Die Ordnung der Bundes- glieder moͤgen wir ungefaͤhr aus der Inschrift von dem Fußgestelle des nach dem Perserkriege nach Olympia geweihten Zeus bildesentnehmen, nach Auslassung der nur temporaͤr verbundenen Jonier Paus. 5, 23, 1. vgl. Aeginet. p. 126. : Lakedaͤmon, Korinth, Sikyon, Aegina, Megara, Epidauros Die Ordnung: Korinth, Sikyon, Megara, Epidauros findet sich noch spaͤter, nach Aegina’s Zerstoͤrung. , Tegea, Orchome- nos, Phlius, Troͤzen, Hermione, Tiryns, Mykenaͤ, Le- preon, Elis, welches sich mit der letzten Stelle be- gnuͤgt wegen des geringen Antheils, den es am Kriege genommen. Die Vertheidiger des Isthmos werden in dieser Folge anfgezaͤhlt Herod. 8, 72. : Lakedaͤmonier, Arkader, Ele- er, Korinthier, Sikyonier, Epidaurier, Phliasier, Troͤzenier, Hermioneer — in ziemlicher Uebereinstim- mung mit jener Reihenfolge, nur daß die Arkader als Ganzes und eben so die Eleer weiter vorantreten, und die Megarer und Aegineten als antheillos ausgelassen sind. Schon diese genau bestimmte Ordnung beweist einen festen Verband. Die Tegeaten hatten, seit sie Lakedaͤmon beigetreten waren, mehrere Ehrenrechte, und besonders den Ehrenplatz am linken Fluͤgel der Schlachtordnung καὶ ἄλλα γέϱεα μεγάλα καὶ — 9, 26. Thuk. 5, 67. Ueber die Treue von Phlius gegen Sp. vgl. Theodor. Graec. aff. 9, 16. . Ausgeschlossen blieb von Pelopon- nesischen Voͤlkern Argos, welches sich nie unter Spar- ta’s Fahnen stellen mochte; die voͤllig indifferenten Achaͤer hielten sich nur momentan zum Bunde 2, 9. ; die Manti- neer aber folgten meist der Argivischen Politik 5, 29. , und ruhten daher auch waͤhrend der Schlacht von Plataͤaͤ, obgleich sie unter den gesammten Arkadern den Isthmos hatten vertheidigen helfen Her. 8, 72. . 2. Die Oberleitung Sparta’s ἡ- γεῖσϑαι, ἡγεμονεύειν. Thuk. 1, 71. die Korinther an Sp. τὴν Πελοπόννησον πειϱᾶσϑε μὴ ἐλάσσω ἐξηγεῖσϑαι ( ad finem ) ἢ οἱ πατέϱες ὑμῖν παϱέδοσαν. aͤußerte sich theils bei gemeinsamen Kriegszuͤgen, (κοιναῖς ἐξόδοις) theils bei Verhandlungen derselben Art. In den erstern war ein Spartanischer Koͤnig — seit man es fuͤr gut gefun- den nie beide zusammen zu senden — der geborne Heer- fuͤhrer, in dessen Vollmacht noch mancher Ueberrest war von alter, Homerischer Fuͤrstengewalt. Indeß durfte Sparta auch andern Feldherrn Bundesheere an- vertrauen, besonders zur See, wie dem Eurybiadas die Salaminische Flotte. Stand nun ein Auszug bevor, so sandte der Vorort in den Bundesstaͤdten umher Thuk. 2, 10. πεϱιήγγελλον κατὰ τὴν Πελοπόννησον. : 12 * man solle Mannschaft und Vorraͤthe bereit halten auch Schiffe, Belagerungszeug u. dgl. Th. 3, 16. 7, 18. . Das Contingent war schon im voraus bestimmt, naͤm- lich das hoͤchste Maaß, und es durfte nur die Quote angesagt werden, die davon diesmal noͤthig war bei Th. 2, 10. ist ἡ ἔξω ξυμμαχὶς στϱατιὰ das Contingent fuͤr Expeditionen außerhalb des Pelop. τὰ δύο μέϱη, 2∫3 des Ganzen, scheint das gewoͤhnliche Maaß dafuͤr. 3, 15. . Gleicherweise waren die Leistungen an Geld und Zu- fuhr im Allgemeinen festgesetzt ἀϱγύϱιον ῥητόν Th. 2, 7. , so daß ein Heer mit allem Zubehoͤr durch einfaches Aufgebot haͤtte zusam- mengebracht werden koͤnnen. Aber Landarbeiten, Feste, auch die natuͤrliche Bedaͤchtigkeit des Dorischen Stam- mes, verzoͤgerten oft die Versammlung dieses Reichs- heers uͤber die Maaßen. Die Beitraͤge, besonders wohl freiwillige, von Staͤdten sowohl als Einzelnen, wurden aufgezeichnet; wir besitzen noch zu Tegea ge- fundene Urkunden, in denen die Kriegsbeitraͤge der Ephesier, Melier u. Aa. theils in Geld theils Getreide, bemerkt sind Wahrscheinlich aus Lysandros Zeit. Einiges daraus: εδον τοι μαλιοι τοις λακεδαιμονιοις αϱγυϱιω Ϝικα- τι μνας. εδωκε μολοκϱος (ob — κεν ὁ λοκϱος) τοις λακεδαιμο- νιοις .. ταλαντα αϱγυϱιω. In andern Stellen ausdruͤcklich ποτ- τον πολεμον. Aus Fourmonts Papieren. . Dagegen setzten die Lakedaͤmonier nie- mals der Peloponnesischen Symmachie einen fortlaufen- den jaͤhrlichen von den Umstaͤnden unabhaͤngigen Bei- trag, der nicht anders als zum Zins werden konnte; als Jemand dem Koͤnige Archidamos ὡς οὐ τεταγμέ- να σιτεῖται πόλεμος. Plut. Kleom. 27., wo der erste Archidam genannt wird; besser paßt der zweite. Reg. Apophth. p. 126 H. vgl. Pl. Demosth. 17. einen solchen vorschlug, antwortete er mit Grund: der Krieg ver- zehre nicht nach der Regel. Perikles aber rechnet es den Peloponnesiern mit eben solchem Recht zum Nach- theil, daß sie keine Soldtruppen halten koͤnnen, und weder im Ganzen noch in den einzelnen Staͤdten einen Schatz gesammelt haben Th. 1, 141. . — Das Ziel einer Unter- nehmung wurde gemeiniglich angegeben; bisweilen in- deß, wo Heimlichkeit noͤthig war, wußten es weder die Staͤdte noch auch das Heer Th. 5, 54. Auch verschweigt es Kleome- nes, Her. 5, 74. aber das Heer trennt sich bald. . Auch konnten die einzelnen Bundesstaͤdte, wenn es Noth that, das Heer der andern unmittelbar herbeirufen Th. a. O. , doch ist es nicht deutlich, wie streng alsdann die Verpflichtung zu er- scheinen war. — Die Spartanische Kriegsverfassung, die wir unten auseinandersetzen werden, galt auch im Ganzen fuͤr das Bundesheer, doch war sie wohl auf mannigfache Art mit der Kriegsweise der einzelnen Voͤl- ker combinirt Das Heer der 10,000, obgleich ganz aus Miethtruppen beste- hend, verhaͤlt sich doch in mancher Hinsicht wie ein Bundesheer, und wird durch Spartanische Kriegszucht geleitet. . Zum Kriegsrath, der indeß nur be- rieth und nicht entschied, wurden vom Spartanischen Koͤnige die Anfuͤhrer aus den einzelnen Staͤdten, auch andere Befehlshaber und uͤberhaupt die Angesehensten zusammenberufen Th. 2, 10. . 3. Was aber die berathenden Versammlungen des Bundes betrifft: so mußten diese von Rechtswegen je- der gemeinsamen Thaͤtigkeit, Kriegserklaͤrungen, Frie- densschluͤssen, Buͤndnissen, vorhergehen. Da es aber keine regelmaͤßigen und stehenden gab, so mußten dazu Gesandte der Staͤdte (ἄγγελοι), den Repraͤsentanten (προβούλοις) der Jonier aͤhnlich, zusammenkommen, die meist nur kurze Zeit bei einander blieben 1, 141. . Die saͤmmtlichen Glieder hatten rechtlich gleiche Stimme (ἰσόψηφοι) Ebd. , die Mehrzahl entschied anch gegen be- deutenden Widerspruch Th. 1, 125. καὶ τὸ πλῆϑος ἐψηφίσαντο. 5, 30. κύϱιον εῖναι ὅτι ἂν τὸ πλῆϑος τῶν ξυμμάχων ψηφίσηται ἠν μή τι ϑεῶν ἢ ἡϱώων κώλυμα ἠ. 5, 17. werden Megarer, Eleer, Ko- rinther, Boͤoter uͤberstimmt. Aber 1, 40. 41. hindert die Stimme der Korinthier allein (wenn der Redner nicht luͤgt) die Pelop. den Samiern zu helfen. , oft wurde Sparta uͤberstimmt, besonders bildete Korinth gern Opposition vgl. zu Herod. Dio Chrys. Rede 37. S. 459, 15. . Indessen sind uns die Verhaͤltnisse doch sehr unklar, im Gan- zen galt wohl nach dem aristokratischen Sinne der Pe- loponnesier Auktoritaͤt mehr als Zahl, und zu großen Unternehmungen, wie zum Peloponnesischen Kriege, ge- hoͤrte bei uͤbereinstimmendem Willen der andern Bun- desglieder nothwendig des Hauptes Beitritt Th. 1, 67. . Wenn die Versammlung nach Sparta berufen war, so ver- handelten die entbotenen Vertreter oft mit einer Spar- tanischen Volksversammlung (ἔκκλητοι) Th. a. O. Xenoph. 5, 2, 11. 20. , obgleich sie beim Abstimmen natuͤrlich geschieden werden mußten. Von einzelnen Gesandten ist uns außer dem Korinther Sosikles noch Chileos von Tegea bekannt, der die Ephoren vermochte, nach langem Zoͤgern das Heer nach Plataͤaͤ auszusenden, und der Viel zur Ausgleichung der Zwistigkeiten unter den Staͤdten des damals aus- gedehnteren Bundes that Her. 9, 9., wo er indeß von den ἀγγέλοις un- terschieden wird. vgl. Plut. de malign. Her. 41. Polyaͤn. 5, 30, 1. — Plut. Themist. 6. . 4. Aber auf die innern Verhaͤltnisse, Verfassungen, Gesetze, Institute der Bundesstaͤdte hatte der Bund von Rechtswegen keinen Einfluß. Es war Grundgesetz, daß jeder Staat (πόλις) nach altem Herkommen (καττὰ πάτρια) unabhaͤngig und souveraͤn sein sollte (αὐτόνο- μος καὶ αὐτόπολις) S. die Urkunde bei Th. 5, 77. 79. : und man muß es Sparta zum Ruhme rechnen, daß es, so lange der Bund bestand, nie, auch bei guͤnstigen Anlaͤssen nicht, einen Pelopon- nesischen Staat dieser Autonomie beraubt hat. — Auch Streitigkeiten der Staͤdte kamen nicht vor die Bun- desversammlung, weil dies sehr leicht bei Sparta’s Ansehn die Freiheit gefaͤhrdet haͤtte, sondern eher vor das Delphische Orakel oder gemeinschaftlich erwaͤhlte Schiedsrichter Th. 1, 28. vgl. 5, 79. . Als Elis von Lepreon einen alten Tribut forderte, machten beide Sparta nur durch Zu- wendung (ἐπιτϱοπὴ) zum entscheidenden Schiedsrichter. Als solcher loͤste es Lepreon als autonomes Bundes- glied von dem Zins, und Elis that Unrecht, daß es vom Vertrage abspringen wollte, weil es das Urtel nicht erwartet hatte 5, 31. . Fuͤr Streitigkeiten der Buͤrger von verschiedenen Staͤdten fand voͤllig gleicher Rechts- verkehr statt ( commercium iuris dandi repetendique ) 5, 79. καττὰ πἀτϱια δίκας διδόναι τὰς ἴσας καὶ ὁμοίας. Die Redens- art καττὰ π. bezieht sich keineswegs auf alte Vertraͤge der Dorier. Die πατϱῷοι σπονδαὶ Paus. 3, 5, 8. gehen wohl auf die S. 100. angefuͤhrte Sage. . Die Rechtsverfassung der Staͤdte selbst hing vom Her- kommen in denselben ab; sie waren auch darin voͤllig frei (αὐτόδικοι) Th. a. O. τοῖς δὲ ἔταις καττὰ πἀτϱια δικἀζεσϑαι. . — Dies sind die Grundzuͤge der Peloponnesischen Bundesverfassung, der einzigen in den Zeiten der Bluͤthe Griechenlands, die mit Recht- lichkeit und Freiheit eine freilich nicht ungehemmte Thatkraft vereinigte. 5. Als Haupt dieser Verbindung war Sparta nicht durch Vertrag, noch weniger durch Anmaßung, sondern durch stillschweigende Anerkennung, auch der Hege- mon der gesammten Nation geworden, und trat als solcher seit Ol. 50. in allen aͤußern Verhaͤltnissen auf. Schon Kroͤsos bewarb sich um seine Bundesgenossen- schaft; die Jonier wandten sich, von Kyros bedraͤngt, an denselben Staat, und dieser, mit einer naiven Un- kunde der Dinge jenseits des Meers, glaubte den Persermonarchen durch Androhung einer Fehde zu schrecken. Am merkwuͤrdigsten ist, daß sich damals selbst Skythische Gesandten in Sparta aufhielten, mit denen ein großer Operationsplan gegen den Perser ver- abredet worden sein soll Her. 6, 84. — was schwer zu glauben. Ol. 65, 1. gaben sich die Plataͤer in Kleomenes Schutz 6, 108. ἐδίδοσαν σφέας αὐτούς. , der sie an Athen wies; ein Herold von Sparta trieb die Alkmaͤoniden aus ihrer Stadt 5, 70. ; darauf suchte Aristagoras beim Vorstande von Hellas 5, 49. 70. Hilfe gegen den Nationalfeind; als diesem die Aegineten Erde und Wasser gegeben, klagten sie die Athener bei demselben des Landesverraths an — im Perserkriege endlich fand das freisinnige Griechenland blos in dem Ansehn dieses Staats den Mittelpunkt der nothwendigsten Vereini- gung Nach Justin 29, 1. baten auch die Sieilischen Staͤdte bei Leonidas um Huͤlfe gegen Karthago. — Wie allgemein die Verehrung Sparta’s damals in Griechenland gewesen sei, bezeugen mehrere Stellen Pindars, die dadurch erst das rechte Licht bekommen, z. B. P. 5, 73. . 6. In diesem Kriege bildete sich eine neue, uͤber den Peloponnes hinaus erweiterte Symmachie, indem Gemeinschaft der Gefahr und des Sieges außer einem momentanen Aneinanderschließen auch einen zur Dauer bestimmten Verein hervorbrachte. Die Versammlung desselben — ein stehendes Synedrion zu Korinth waͤh- rend und zu Sparta nach dem Kriege Her. 7, 145. — war es, die jene inneren Fehden beilegte, die Argos, Korkyra, den Gelon zum Beitritt einlud 7, 57. heißen sie Αακεδαιμόνιοι [καὶ Ἀϑηναῖοι] καὶ οἱ τοὐτων σύμμαχοι. , und hernach den Themistokles zur Verantwortung zog Diod. 11, 55. . Soviel wirkte sie fuͤr die Gegenwart. Zugleich aber vermochte Pau- sanias, der Regent von Sparta, nach dem großen Siege von Plataͤaͤ, wo nach Aeschylos Persiens Macht vor Dorischer Lanze sank Pers. 819. , die Verbuͤndeten zur Ab- schließung eines weiteren Vertrags (αἱ παλαιαὶ Παυσα- νίου μετὰ τὸν Μῆδον σπονδαί). Unter dem Walten der Bundesgoͤtter, namentlich des Eleutherischen (Hel- lenischen) Zeus, gelobten sie sich damals wechselseitige Erhaltung der Autonomie aller Staͤdte, und manches Andere, wovon die Kunde verloren gegangen. Den Plataͤern wurde insbesondere Sicherheit von Gefaͤhrde zugesagt Th. 1, 67. 3, 58. 68. . In die Symmachie wurden, nach der Schlacht von Mykale, auch die Jonier mit aufgenommen Her. 9, 106. — Diese σπ. sind wohl auch die ξυνϑῆκαι, nach denen die Athener bei Beginn des Krie- ges δίκας δοῦναι wollten. Th. 1, 144. 145. . 7. Die wundervollen Siege uͤber den Orient hat- ten Sparta, welches seiner Lage und Natur nach zu einem intensiven, gesammelten und in sich beruhigten Leben strebte, fuͤr einige Zeit aus seinem Kreise gerissen, und der Koͤnig Pausanias hatte um Asiatischen Fuͤr- stenglanz das Vaterland verrathen wollen. Da er- kannte diese Stadt ihr wahres Heil, und sandte keinen Heerfuͤhrer mehr nach Asien, “damit ihre Feldherren nicht schlechter wuͤrden”, auch um den weitern Krieg mit dem Meder zu vermeiden, und weil sie Athen fuͤr tauglicher zur Fortsetzung hielt Th. 1, 95. . Haͤtten wir die Rede, in der der Heraklide Hetoemaridas den Geron- ten zeigte, wie es Sparta nicht angemessen sei, nach der Seeherrschaft zu streben Diod. 11, 50. , so wuͤrden wir gewiß eine sehr tiefbegruͤndete Ansicht der Dinge von Spartani- scher Seite erhalten, die wir jetzt gewohnt sind, ganz mit Athenischem Auge anzusehn. So existirte auch der der Begriff eines Ueberganges der Hegenomie an Athen nur fuͤr Athen. Denn Sparta behielt ja fortwaͤhrend sein Ansehen und Recht im Peloponnes, fortwaͤhrend schlossen sich die meisten Voͤlker des Mutterlandes an dasselbe an; nur die vorher den Persern unterthaͤnigen, jetzt theilweise befreiten Griechen Asiens und der Inseln, die Sparta fast zusehr verachtete, folgten Athen Sehr deutlich Th. 6, 82. . 8. Eine voͤllige Befreiung aber des Griechischen Vorlandes vom Persischen Joch, die man meist auf die Liste der Großthaten Athens setzt, hat nie statt gefun- den. Ohne die Untersuchung uͤber den problematischen Friedensschluß des Kimon aufnehmen zu wollen Ueber diesen hat nach Eichstaͤdt zu Midfort und Mosche de eo quod in Cornelii vit. faciendum restat. Francof. 1802. zuletzt mit gro- ßer Klarheit und Gruͤndlichkeit Dahlmann gehandelt: “Forschungen auf dem Gebiet der Gesch.” 1, 1 — 148. Einige Momente habe ich hier noch beigefuͤgt. , moͤ- gen wir nur durch einige Zuͤge den faktischen Zu- stand dieser Gegend bezeichnen. Herodot erzaͤhlt, daß Artaphernes, Satrap zu Sarden unter Dareios, den Joniern die Tribute setzte, welche von da an bis auf die Zeit des Schriftstellers, d. h. bis gegen Ende des Peloponnesischen Krieges, so fortbestanden haͤtten Her. 6, 42. Vgl. meine Rec. einer Schrift von Fr. Kortuͤm, Goͤtting. Anz. 1822. S. 117. . Daß hier nur Tribute an den Großkoͤnig verstanden werden koͤnnen, zweifelt kein Verstaͤndiger; die Atheni- schen Eintreibungen richteten sich wahrhaftig nach kei- nem Persischen Kadaster. Weiter: im neunzehnten Jahre dieses Krieges suchte der Satrap deswegen Hilfe gegen Athen, weil er dem Koͤnige den Tribut der Hel- lenischen Kuͤstenstaͤdte einliefern sollte, den er doch we- gen dieser Stadt nicht hatte eintreiben koͤnnen Th. 8, 5. vgl. 46. ὄσοι ἐν τῇ βασιλέως Ἓλληνες οἰκοῦσι, eine oͤfter vorkommende officielle Redensart. . Man sieht daraus, wie es der Schah von Susa in voͤlliger Ruhe ignorirte, daß die Mehrzahl jener Orte nun schon uͤber sechzig Jahre den Athenern zahlte und nicht ihm, und die Ruͤckstaͤnde nur auf Nachlaͤssigkeit der Statt- halter schob. Die Mehrzahl, sage ich, keinesweges alle: da die Athener des großen Kimon ruhmvolles Werk nichts weniger als vollendet hatten, und seit die Kriegsbeisteuer zum druͤckendsten Tribut geworden war, die Staͤdte selbst sich nicht eben sehnen mochten, den Tyrannen zu vertauschen. Daher besaß Themistokles, als Persischer Vasall, noch beim Regierungsantritt des Artaxerxes ungestoͤrt die schoͤnen Orte: Magnesia am Maͤandros, Lampsakos, Myus, Perkote und Alt- Skepsis Plut. Them. 29. Th. 1, 138. Diod. 11, 57. Auch noch seine Soͤhne, scheint es nach Paus. 1, 26, 4. . Noch spaͤter herrschten die Nachkommen des Koͤnigs Demarat, Eurysthenes und Prokles, in dem- selben Verhaͤltnisse uͤber Halisarna in Mysien Xenoph. Hell. 3, 1, 6. Zu die- sem Geschlechte gehoͤrt auch Prokles, der die Tochter des Aristoteles heirathete (da dieser zu Atarneus war), und mit ihr Prokles und Demarat zeugte. Sext. Empir. adv. mathem. 51 b. ed. Col. . Die benachbarten Orte Gambrion, Palaͤgambrion, Myrina und Grynion hatte Dareios dem Gongylos geschenkt, und seine Nachkommen wohnten noch da nach dem Pe- loponnesischen Kriege Xen. a. O. . Als Athen ungerechter Weise die Delier aus ihrer Insel vertrieb, fanden sie eine Zuflucht zu Adramytteion an der Kuͤste von Aeolis, die ihnen der Satrap Pharnakes bewilligte Th. 5, 1. . So wohl vertrug sich hier die Athenische Herrschaft mit den Un- terthanen und Vasallen des Koͤnigs. Wir brauchen nicht tiefer einzugehen, um die gewoͤhnliche Darstellung Attischer Prunkredner gaͤnzlich schief zu finden. 9. Der Peloponnes kuͤmmerte sich um diese Ange- legenheiten um desto weniger, da er selbst in sich, wir wissen nicht wodurch, in ungluͤckseligen Zwiespalt ge- rathen war, der zum offenen Kriege zwischen Sparta und Arkadien fuͤhrte. Uns ist nur bekannt geworden, daß zwischen der Schlacht von Plataͤaͤ, wo Tegea, wie auch noch spaͤter, große Treue und Anhaͤnglichkeit an das Bundeshaupt zeigte, und dem Helotenkriege (zw. Ol. 75, 2. und 78, 4.), die Lakedaͤmonier zwei große Schlachten, die eine gegen die Tegeaten und Argeier zu Tegea, die andere gegen alle Arkader mit Ausnah- me Mantineas zu Dipaͤa (ἐν Διπαιεῦσιν) — im Lande der Maͤnalier — schlugen. Beim Spartanischen Heere war in beiden Tisamenos, der Eleische Jamide; in beiden siegte Sparta Herod. 9, 35. Paus. 3, 11. Darum ging auch Leotychides Ol. 78, 1. nach Tegea ins Exil. Her. 6, 72. Ders. 9, 37. spricht von einem Zwist mit Tegea vor den Perserkrie- gen. . Doch ruͤhmt ein Sinngedicht des Simonides des Heldenmuth der Tegeaten, die fal- lend ihre Stadt vor Verwuͤstung bewahrt 1, 130. Brunk. , wahr- scheinlich nach dem Verlust der ersten Schlacht. Dar- aus, daß wir Argos an diesem Kriege Theil nehmen sehn Tegea stand auch damals Ar- gos gegen Mykend bei. K. 8. , moͤgen wir abnehmen, daß die Absicht desselben gegen Sparta’s Hegemonie gerichtet war, vielleicht auch, daß die Unabhaͤngigkeit der Maenalier, Parrhasier u. Aa., wie oͤfter, von den groͤßern Staͤdteu Arkadiens gefaͤhrdet und von dem Bundeshaupte vertheidiget wurde. 10. Noch war dieser Krieg nicht beendigt, als Ol. 78, 4., unter Archidamos Polyaͤn 1, 41, 5. verwechselt Archidam III. und II. Pla- ton Gesetze 3. S. 692. hat eine falsche Vorstellung von der Zeit des Krieges, den Diod. 11, 64. uͤberhaupt ganz schief und falsch darstellt. und Pleistonax, ein furchtbares Erdbeben — von Anaximandros vorherge- sagt Plin. H. N. 2, 79, 81. — Sparta zerstoͤrte, und eine ploͤtzliche Nacht am heitern und glanzvollen Tage das Haupt des Hel- lenischen Namens zu vernichten drohte. Denn von der Hoffnung, die herrschende Macht vollends aufzureiben, aufgeweckt, fielen viele Heloten, (vielleicht durch den eben vorhergegangenen Frevel gegen die Fluͤchtlinge zum Taͤnarischen Gotte doppelt gereizt Das ἄγος Ταινά- ϱιον. S. Th. 1, 128. Aelian 6, 7. Suid. Ταιν. κακόν. Apo- stol. 18, 92. Prov. Vat. 4, 12. ), besonders die alten Einwohner Messeniens, und von den Perioͤken zwei Staͤdte ab, welche man alle zusammen Messenier , den Krieg den dritten Messenischen nannte Th. 1, 101. ᾗ καὶ Μεσ- σήνιοι ἐκλήϑησαν οἱ πάντες. . Die Er- eignisse dieses furchtbaren Krieges sind uns fast unbe- kannt, wir stellen nur die wenigen Bruchstuͤcke von Nachrichten zusammen. Der Spartiat Aeimnestos, der den Mardonios erschlagen, ein Heros wie aus fabel- hafter Zeit, kaͤmpfte mit dreihundert Maͤnnern bei Stenyklaros gegen alle Messenier, und fiel mit seiner ganzen Heerschaar Her. 9, 64. . Darauf folgte eine große Schlacht gegen die Messenier bei Ithome Wenn man bei Her. 9, 35. die Aenderung πϱὸς Ἰϑώμῃ wagen darf. Paus. Ausdruck, 3, 11. πϱὸς τοὺς ἐξ Ἰσϑμοῦ Ἰϑώμην ἀποστήσαντας ist zusammen gegossen aus der schon damals corrupten Stelle Here- dots, und Th. 1, 101. οἱ Είλωτες — ἐς Ἰϑώμην ἀπέστησαν. , in der die Spar- tiaten siegten. Die Mehrzahl der Ueberwundenen ver- schanzte sich nun auf dieser steilen Bergspitze, die auch damals noch dem Zeus Ithomatas heilig war; wahr- scheinlich stellten sie die vor alter Zeit gebrochene Feste wie- der her. Nun erst riefen die Lakedaͤmonier, eine lang- wierige Belagerung voraussehend, ein Bundesheer zu- sammen, bei dem unter Andern die Aegineten Th. 2, 27. 4, 56. , die Plataͤer 3, 54. , und viertausend Athenische Hopliten waren, die der Gesandte Perikleidas erbeten Aristoph. Ly- sistr. 1138. , und Kimon, Sparta’s edler Freund, ihnen zugefuͤhrt hatte, sie aber noch vor der Eroberung der Festung, in der die er- fahrneren Athener ihnen beistehn sollten, nicht ohne den Verdacht vor Attischem Neuerungsgeiste merken zu las- sen, heimsandten Th. vgl. Manso 1. S. 377. Auch mußten sie ihnen damals schon wegen Thasos zuͤrnen. . Erst im zehnten Jahre, Ol. 81, 2., wurde Ithome durch Vertrag uͤbergeben; und die Messenier verließen mit Weib und Kind den Pelopon- nes, mit dem Versprechen, ihn nie wieder zu betreten. Es scheint, daß zur selben Zeit der Krieg der Arkader mit den Lakedaͤmoniern durch Vertraͤge zur Ruhe ge- bracht wurde, in denen unter andern bedungen war: daß um der Lakonischen Parthei in Tegea willen Nie- mand getoͤdtet werden solle, und ferner: daß Sparta die Messenier zwar aus dem Lande treiben, aber nicht umbringen duͤrfe: woruͤber eine Stele am Alpheios stand Ich glaube, diese συνϑήκας auf diese Zeit mit Sicherheit beziehn zu koͤnnen, aus denen Aristet. bei Plut. Qu. Rom. 52. S. 343. und Gr. 5. S. 380. die obigen Stellen citirt, um des Ausdrucks χϱηστὸν ποιεῖν fuͤr “toͤdten” willen. Daß die Arkader fuͤr die Heloten ge- wissermaßen Krieg fuͤhrten, liegt auch in Zenob. Prov. 1, 59. . Den Fluͤchtigen aber gaben die Athener die kurz vorher eroberte Stadt Naupaktos, recht gelegen, um sie zu Verwuͤstungen des Peloponnes gegen ihr Wort zu verleiten. Noch im Peloponnesischen Kriege zeich- neten sie sich von den Umwohnern durch Dorische Spra- che aus Th. 3, 112. 4, 3. vgl. 7, 57. οἱ Μεσσήνιοι νῦν καλού- μενοι. . 11, Gleich nach jener Zuruͤcksendung des Heers von Ithome hatte der beleidigte Demos von Athen die Verbindung mit Sparta vom Mederkriege her aufge- hoben Th. 1, 102. Doch blieben die σπονδαὶ Παυσανίου noch guͤltig, (die ξυνϑῆκαι K. 144.) , mit den Feinden desselben, den Argeiern, auch mit den Thessalern einen Bund geschlossen, und selbst das merkantilisch-abhaͤngige Megara an sich gezogen. Darauf folgte der Krieg mit den Argolischen Seestaͤd- ten, in welchem es Athen nach mehreren Unfaͤllen zu- letzt gelang, Aegina’s Flotte zu vernichten, und die Insel zu unterwerfen (Ol. 80, 4.) Aegin. p. 179. vgl. jetzt Boͤckh zu Pind. P. 8. Dissen zu N. 8, 15. . Sparta mußte der schnoͤden Unterjochung eines wichtigen Bundesglie- des zusehen, da ihm noch immer die Belagerung von Ithome auf den Haͤnden lag, und zugleich die Pietaͤt des Stammes es im selben Jahre vermocht hatte, ei- nen Zug zur Befreiung der Dorischen Metropolis vom Joche der Phokeer zu unternehmen. Als sie aber nach dessen Vollendung in den Peloponnes zuruͤckeilten, muß- ten sie sich erst durch den Sieg von Tanagra, den sie, mit den Thebaͤern verbuͤndet, uͤber ein Athenisch-Jonisch- Argivisch-Thessalisches Heer davon trugen, freien Durchgang verschaffen. Mit dieser Bundesgenossen- schaft war ein Vertrag verbunden, daß Sparta den Thebaͤern das verlorene Principat Boͤotiens wieder zu gewinnen helfen sollte S. jetzt daruͤber Boͤckhs treffliche Auseinandersetzung zu Pind. J. 6. S. 532. . Indessen schloß doch Sparta nach einem so entscheidenden Siege fuͤrs erste einen viermonatlichen Waffenstillstand mit Athen, waͤhrend dessen dieser Staat die Thebaͤer bei Oenophyta schlug, die Belagerung von Aegina beendete, Boͤotien, mit Ausnahme Thebens, und Phokis einnahm, und seine demokratische Verfassung, der nach der Schlacht von Tanagra fast der Untergang drohete Von den oligarchischen Umtrieben Ol. 80, 4. und der wahrscheinlichen Theilnahme Kimons handelt gruͤndlich Meier hist. iuris Attici de bonis damn. p. 4. n. 11. , selbst uͤber Theben ausdehnte. Die antheillose Ruhe Sparta’s bei solchen Fortschritten des Feindes — denn als sie den Waffenstillstand schlossen, mußten sie dies voraussehen — scheint ein Beweis, daß Sparta ganz damit be- schaͤftigt war, Ithome endlich einzunehmen und die Ar- kadischen Verhaͤltnisse zu ordnen Th. 1, 118. τὸ δέ τι καὶ πολέμοις οἰκείοις ἐξειϱγόμενοι, . Daß aber der erneuerte Krieg dem ganzen Bunde galt, zeigen Tolmides zusam- menhaͤngende Angriffe auf Gytheion, Sikyon, Korinth, auch der Zug des Perikles. Der fuͤnfjaͤhrige Friede Ol. 81, 3. war nur ein Waffenstillstand zwischen Athen und der Peloponnesischen Symmachie, die es Boͤotien selbst uͤberließ, durch eigene Anstrengung das Joch Athens abzuschuͤtteln. In diese Jahre trifft aber der sog. hei- lige Krieg, in welchem ein Spartanisches und ein Athe- nisches Heer, dies hinter jenem kommend, das erste die Verwaltung des Heiligthums den Delphern, das zweite — gegen alles alte Recht S. besonders Boͤckh Staatsh. 2. S. 146. — den Phokeern uͤbergab. Am Ende der fuͤnf Jahre erfolgte der Abfall Megara’s von dem Nachbarstaate, und ein Einfall der Peloponne- sier in Attika, der zwar kein unmittelbares Resultat, aber doch bald den dreißigjaͤhrigen Frieden nach sich zog, in welchem Athen seine Eroberungen in Megaris u. dem Pelo- ponnes Th. 1, 115. Νίσαιαν καὶ Ἀχαΐαν καὶ Πηγὰς καὶ Τϱοιζῆνα. Achaia scheint nach der Stel- zuruͤckgab, und auf dem Festlande in seine alten Graͤnzen zuruͤckkehrte, aber innerhalb seiner Symmachie freie Hand behielt. Denn als die Athener bald dar- auf das abgefallene Samos bekriegten, fragten sich zwar die Peloponnesier, ob sie es schuͤtzen sollten, aber Korinths Vortrag bewirkte, daß man Athen mit sei- nen Bundesgenossen nach Gutduͤnken schalten ließ Th. 1, 40. . 12. Faßt man die eilig angedeuteten Ereignisse zu- sammen, so findet man voͤllig durchherrschend bei den Lakedaͤmoniern ein durchaus nur abwehrendes, herstel- lendes, erhaltendes, bei den Athenern dagegen ein stets angreifendes, umwerfendes, neugestaltendes Ver- fahren. Wenn jene in dieser Periode auch nach den groͤßten Siegen keinen Fußbreit Land eroberten, keine autonome Stadt unterwarfen, kein bestehendes Ver- haͤltniß loͤsten, unterwarfen sich jene, fuͤr kurze oder laͤngere Zeit, bedeutende Laͤnderstrecken, dehnten ihre sog. Symmachie nach allen Seiten aus, und achteten keine durch Natur, Stammeinheit, Alterthum gegebene Ver- bindung im Conflikt mit ihren Herrschaftsplaͤnen. Aber durch die staunenswerthe Energie des Attischen Volkes, welches auf eine fruͤher unerhoͤrte Weise von einem Punkte aus das ganze Griechenland in steter Vibra- tion erhielt, war Sparta wie paralysirt; seine natuͤr- liche Schwerfaͤlligkeit trat durch die passive Stellung noch mehr ans Licht; wie in eine ganz fremdartige Umgebung mit Gewalt versetzt, lernte es erst nach und nach Athens Plaͤne verstehen. lung ein Ort in Megaris. Vgl. die freilich sehr verwirrte Darstel- lung des Andok. vom Frieden und die daraus entlehnte des Aeschi- nes. — In diesen σπονδαῖς standen die beiderseitigen Bundesge- nossen; die Symmachieen waren als Corpora constituirt, denen außerhalb Anschiießung gestattet, wo sie wollten. Th. 1, 31. 35. II. 13 Als aber Athen den Peloponnesischen Bund nun wieder hergestellt sah, und des Friedens wegen nicht gradezu angreifen konnte, mußte das schwankende mehr auf angeerbtem Gefuͤhl als Satzung beruhende Coloni- alrecht ihm Gelegenheit zu indirektem Angriffe geben. Ein solcher lag offenbar in dem Schutzbuͤndnisse (ἐπι- μαχία) mit Korkyra, welche Stadt mit der Mutter- stadt Korinth in einem nach altgriechischen Grundsaͤtzen durchaus ungerechten Kriege lag. Aber auch abgese- hen davon war es immer ein Bruch des dreißigjaͤhri- gen Friedens Der Sinn der Klausel der σπονδαὶ τϱιακοντούτεις, Th. 1, 35. kann nur der sein: Staͤdte außerhalb der Symmachieen koͤnnen sich anschließen, wo sie wollen, dadurch treten sie den σπονδαῖς bei, und die Symmachie garantirt fuͤr sie. Aber wenn eine Stadt, die schon gegen eine ἔνσπονδος im Kriege ist, auf- genommen wird, so gilt ein solcher Krieg einem gleich, den die aufnehmende Symmachie unternommen. . Und dieselben Grundsaͤtze sprachen sich aus in der Forderung, daß Potidaͤa um der Athe- nischen Symmachie willen das urspruͤngliche Colonial- verhaͤltniß mit Korinth aufgeben solle. So ward in beidem der direkte Gegensatz offenbar, in welchem sich die Maximen der Politik Athens mit dem allgemeinen Rechtsgefuͤhle der Hellenen, insonderheit mit der Ehr- furcht vor alten Pietaͤtsverhaͤltnissen befand, und die- ser innerliche Gegensatz ist die wahre Quelle des Pelo- ponnesischen Kriegs. 13. Da uns hier nicht erlaubt ist, die geschicht- liche Bedeutung dieses Krieges fuͤr das buͤrgerliche und sittliche Leben Griechenlands in voller Breite zu ent- wickeln: so muͤssen wir uns begnuͤgen, auf sie durch folgende leicht aufgefaßte Gegensaͤtze hinzudeuten. Es stehen gegenuͤber Dorier gegen Jonier, daher das Orakel den Krieg auch den Dorischen nannte Th. 2, 54. . Die einzelnen Ausnahmen sind fast nur scheinbar Die Asiatischen Staͤdte machen keine; auch trat zu Rho- dos in der Person des edlen Dorieus Dorismus gegen Athen auf. ; auch als die Athener Sicilien angriffen, standen hier alle Dorischen Staͤdte gegen sie Th. 3, 86. außer Kamarina. . Bei Athen sind alle Jonier, Europa’s, der Inseln, Asiens, zwar nicht eben freiwillig, aber auch nicht widerspenstig. — Die Uebereinstimmung der freien Griechen ge- gen den kekken Willen einer Stadt . Beim Anfange des Kriegs hatte Sparta die allgemeine Stim- me fuͤr sich Th. 2, 8. vgl. 11. , (deren Mund auch der Delphische Gott war, als er ihm seinen Beistand verhieß Th. 1, 118. 123. Plut. Pyth. Orak. 19. S. 276. ), auch zwang es keine Stadt zur Theilnahme. Athens Bun- desgenossen, vormals saͤmmtlich Persische Unterthanen, waren an Folgeleistung gewoͤhnt, und jetzt dazu ge- zwungen; die Volksversammlung der Pnyx war der einzige Willen in einer so umfassenden Verbindung. — Die Landmacht gegen die Seemacht . Denn im Hoplitenkampf mochte der Peloponnes nach Perikles Rede das ganze uͤbrige Griechenland bestehen, und Athen wich ihm darin mit ungemeiner Vorsicht aus. Die Flotte der Peloponnesier dagegen war im Anfange des Krieges sehr unbedeutend Die Spart. waren im Seekriege anfangs wirklich erbaͤrmlich, besonders mangelte es Alkidas an allem Talent. Th. 3, 30. 31. sq. . So dauerte es lange, ehe die Schlaͤge der Partheien nur auf einander fielen. Das Land war der Zusammenhang der einen, die See die Straße des andern, daher die Freunde Athens auch sogleich Hafenmauern (μακρὰ τείχη) bauen muß- ten, wie Megara vor, und Argos und Patraͤ im Kriege 1, 103. 5, 82. . — Reichthum an kampfgeuͤbten Maͤn- 13 * nern gegen Geldreichthum . Denn der Pelopon- nes fuͤhrte den Krieg nur mit eignem Blute, Athen dagegen schlug seine Ruder, — die Hebel seiner Macht — großentheils mit geworbenem Volke (ξένοις ναυβάταις); so daß der Korinther nicht mit Unrecht sagen konnte: Athens Macht ist mehr gekauft als einheimisch 1, 121. vgl. Isokr.συμμαχ. 28. οί συνάγοντες ἐξ ἁπάσης τῆς Ἑλλάδος τοὺς ἀϱγοτάτους — πληϱοῦντες τούτων τὰς τϱιήϱεις. . — Langsame und zaudernde Ueberlegung gegen entschlossene Verwegenheit . Dieser Gegensatz ergiebt sich theils aus der verschiedenen Einrichtung der Symmachieen, zugleich aber auch aus dem Stamm- charakter beider Partheien. Wohl mit Grund forderte das Orakel Sparta zu entschiedener, nachdruͤcklicher Kriegsfuͤhrung auf, denn es war stets vor dem Kriege besorgt, und zum Frieden uͤberall bereit S. besonders 2, 11. 5, 60. . — An- haͤnglichkeit an das Alte dem Streben zum Neuen gegenuͤber . Jene ist Hauptzug des Dori- schen Sinnes, des Jonischen Neoterismus. Jene woll- ten alte Ehre und Macht wie Sitte und religioͤses Herkommen bewahren, diese meistentheils etwas Neues, oft wie in der Sicilischen Expedition nur dunkel ge- dachtes, erjagen. — National-Stamm-Ge- schlechterverbindung gegen willkuͤrlich ge- schlossene . Wie gezeigt, gab dieser Widerspruch den Anlaß des Krieges, auch im Verlauf desselben erkannte Athen fast nie eine Verpflichtung zur Pietaͤt unter Verwandten an. Wie haͤtte es sonst Melos so grausam strafen koͤnnen, weil es sich mehr erinnerte, ein Kind Sparta’s als ein Eiland zu sein? So gal- ten auch im Innern der Staaten den Athenern politi- sche Vereine (ἑταιρίαι) mehr, den Spartiaten Verwandt- schaft Thuk. hat auf eine sehr sinnreiche Weise, aber mit bit- terer Kaͤlte, die Grundsaͤtze der Athenischen Politik in dem Dialog mit den Meliern dargestellt. . — Aristokratie gegen Demokratie Nach Th. 3, 82. sind πλήϑουϛ ἰσονομία πολιτικὴ und ἀϱιστοκϱατἰα σὠφϱων ὀνόματα εὐπϱεπῆ wie sie es auch damals wirklich waren, nicht aber τὸ καττὰ πά- τϱια πολιτεύεσϑαι . Dieser Gegensatz aͤußerte sich indeß in der ersten Haͤlfte des Krieges nur so, daß Athen umschuf, Sparta her- stellte, denn eigentlich blieb es auch hier wieder auf eine erhaltende Thaͤtigkeit beschraͤnkt, da ein Adel sich zwar ausrotten aber nicht eben augenblicklich bilden laͤßt. 14. Wir bleiben bei diesen, freilich mehr aͤußer- lich als innerlich gefaßten, Bezeichnungen des Gegen- satzes stehen, da sie das Resultat abzuleiten genuͤgen, auf das wir hinaus wollen. Es ist naͤmlich sehr klar, daß bei den Verhaͤltnissen, der Richtung, dem Geiste der Zeit in diesem Gegensatze das zweite Moment uͤber- all das erste aͤußerlich uͤberwinden mußte. Der schwer- faͤllige, ungeschickte, langsame Koͤrper der Spartani- schen Symmachie mußte unter den Schlaͤgen der ge- wandten, vordringenden, raschen Kriegsgymnastik des Gegners das Doppelte leiden. Die, nach Thukydides, damals herrschenden Maximen a. O. , wonach Verwegen- heit Muth in der Sache der Freunde, vorsichtiges Zau- dern eine verstellte Feigheit, Maͤßigung Vorwand der Unmaͤnnlichkeit hieß, und Alles zu uͤberlegen dem Nichts- thun gleich galt u. s. w. — mußten die gute Wirkung der Handlungen der ersten Parthei laͤhmen und schwaͤ- chen. Jenes “Aufrichtige und Edelgeartete” der Dori- schen Natur, jene schoͤne Einfalt der altgriechischen Zeit mußte in diesem Kriegsdrange verschwinden. Wir sehen daher Sparta und die Peloponnesier wie umge- wandelt aus dem Kampfe hervorgehen, und schon zur Beendigung desselben eine Handlungsweise und einen Charakter entwickeln, von dem vorher vermuthlich nur der Keim in ihnen gelegen hatte. Wie in der zweiten Haͤlfte dieses Krieges die Spar- tiaten die großen Heereszuͤge zu Lande aufgeben, und dagegen Flotten mit gedungenem Volke auszuruͤsten sich angelegen sein lassen; wie sie nun das Geld als den Nerv der Kriegsfuͤhrung kennen lernen und es vor den Thuͤren der Perser suchen; wie sie minder ihre Stamm- und Bundesgenossen zu schuͤtzen als Athens Symmachie aufzuloͤsen suchen; wie sie auch ihrerseits uͤberwundene Staͤdte durch aufgedrungene Oligarchen und eigene Harmosten sich zu sichern lernen, und geheime Leitung der Hetaͤrieen zweckdienlicher finden als offne Verhand- lung mit den Staͤdten: entwickelt sich einerseits eine große Thatkraft und Gewandheit, die bei ihnen zuerst in den Unternehmungen des großen Brasidas hervor- trat, auf der andern eine Weltklugheit, wie sie schon Gylippos und dann besonders Lysandros darstellen, als die Enkel des Herakles das Loͤwenfell abzulegen und das Fuchsfell umzunehmen raͤthlich fanden Plut. reg. apophth. p. 127. . Und da die im fruͤheren Sinne ausgefuͤhrten Unternehmun- gen mißgluͤckten oder unfruchtbar blieben, so fuͤhrte diese neue Zeit nach der Ironie des Schicksals bei innerem Verfall zuerst aͤußeren Erfolg und Sieg mit sich Schließlich bemerke ich, daß den Besitzstand der Peloponn. Staͤdte in diesem Kriege, den sie sich bei Anfang desselben garantirt hatten und Lakedaͤmon aufrechthielt, Th. 5, 31., vgl. 5, 29., die beigegebene Karte dar- stellen soll. . Zweites Buch. Religion und Mythus des Dorischen Stammes. Apollon. 1. 1. I ndem wir uns von der Darstellung der aͤußeren Begegnisse, Verhaͤltnisse, Bezuͤge zur Geschichte des mehr innerlichen Lebens und Seins wenden, haben wir als erste Seite desselben die Religion zu betrachten, die wir — da das im Mittelpunkt lebende religioͤse Gefuͤhl nur allzusehr unsern Blikken entflieht — in die einzel- nen geschichtlich entstandenen und gegebenen Culte auf- loͤsen muͤssen. Als den Hauptcultus der Dorier nennen wir den des Apollon und der Artemis, weil in allen Niederlassungen des Volksstammes die Verehrung die- ser Goͤtter vorherrschend gefunden wird, und umge- kehrt bei allen bedeutenden Instituten des Apol- locultus der Dorische Ursprung naͤher oder entfernter nachgewiesen werden kann; so daß eine mit der Ver- breitung jenes Stamms zugleich fortschreitende Ver- pflanzung dieser Religion aus den aͤltesten Zeugnissen der Mythen dargethan werden kann. Doch moͤge man das Zusammentreffen des Stammes und Cultus nicht so verstehn, als setzte das Dasein des letztern an einem Orte stets die ehemalige oder fortdauernde materielle Existenz des erstern an demselben voraus. Vielmehr muß gleich zugegeben werden, daß die Goͤtterdienste auch im Alterthum nicht immer blos koͤrperlich durch Wanderung der Staͤmme, sondern auch geistig durch die Macht der in ihnen lebenden Idee sich ausgebreitet und Verehrer gewonnen haben. — Um den Apollocult dem Dorischen Stamm mit groͤßerer Sicherheit zu vin- diciren, ist noͤthig, Meinungen hier gleich direkt zu widersprechen, die ihn andern Volksstaͤmmen zueignen. Erstens: Apollon war kein einheimischer Gott der in Griechenland ureinwohnenden Pelasgischen Natio- nen Gegen Myrsilos bei Dionys. Halikarn. 1, 23., welcher sich wahrscheinlich taͤuschen ließ durch eine bloße Ausdeutung eines Ka- biren als Apollon (Bd. 1. S. 455.). . Denn waͤre er es, so muͤßte er sicher in de- nen Laͤndern, welche diesen ungeschmaͤlert bleiben, z. B. in Arkadien, besonders haͤufige und ausgezeichnete Verehrung genießen. Nun findet sich aber, daß Apollon wenig Tempel in Arkadien hat, und die Gruͤndung des groͤßten Theils derselben uͤberdies mit auslaͤndischen Heroen in Beziehung gebracht oder sonst von fremder Einwirkung abgeleitet wird Die Tempel sind der des Apollon Onkaͤos bei Thelpusa, in Verbindung mit Herakles. Paus. 8, 25, 3. Antimach. S. 65. Schellenb. Die einheimischen Goͤtter sind hier Demeter Erinnys und Poseidon. Noͤrdlich von Pheneos Ap. Pythios und Artemis: die Tempel soll Herakles nach der Eroberung von Elis erbaut ha- ben. Paus. 8, 15, 2. vgl. Aristot. mirab. ausc. 59. und unten §. 19. In Tegea Ap. Agyieus, im Zusammenhange mit Kreta. . Was aber zweitens die Ableitung aus dem Orient betrifft, die sich besonders auf den Lykischen Wohnsitz des Cultus gruͤndet: so wird sich dieser selbst sehr bald als secundaͤr und abge- leitet ergeben. Wir fuͤgen hinzu, daß auch bei den halbgriechischen Voͤlkerschaften der Leleger, Karer, Ae- toler, der Phryger und Thraker die Verehrung dieses Gottes nicht als urspruͤnglich-einheimisch nachgewie- sen werden kann. Dasselbe behaupten wir von den Italischen Voͤlkern. Apollon kommt nirgends in alt- etruskischer Religion vor; Rom wußte lange nichts von ihm, bis die Sibyllinischen Orakel seinen Cultus nach- zogen; da erhielt er einen Platz auf den Flaminischen Wiesen, und der dort (im Jahr 324) gebaute Tempel war noch zu Cicero’s Zeiten der einzige in Rom Liv. 3, 63. 4, 25, 29. Asconius in Orat. in toga cand. S. 150. Cren. Die Sacra der Falisker auf Soracte sind, wie an- dere dieser Stadt, halbgriechisch. Virg. 11, 785. Plin. H. N. 7, 2. vgl. Spangenberg de rel. Lat. p. 38. Die Saliaren nannten Apollo nicht. Arnob. adv. gent. 2, 73. Aplu auf Etruskischen Pa- teren (Demster Etr. reg. tb. 3. 4. Gori 2. p. 93.) ist der Thessa- lische Name. . Ja, daß ihn die Italier ganz als fremden Gott annahmen, geht auch daraus hervor, daß sie ihn nicht, wie den grie- chischen Zeus, Hermes u. s. w., mit einem einheimi- schen Jupiter, Mercurius etc. verbanden, sondern ganz fuͤr sich stehn ließen. Und so fuͤhren uns schon diese negativen Behauptungen zur Position, daß Apollon eine aͤchthellenische — eine urspruͤnglich Dorische Gottheit sei, zu deren naͤherem Erweis wir nun ver- Paus. 8, 53, 1. Der Tempel des Ap. Epikurios zu Phigalia, am Anfange des Peloponnesischen Krieges gebaut. 8, 41, 5. Der Py- thios oder Parrhasios am Lykaͤon, 38, 6., (der T. Pythion Paus. 38, 6. Πύτιον in einer Arkad. Inschrift bei Fourmont) ist wohl eigentlich Aristaͤos. Ap. Kereatas in Aepytis bei Karnion wol aus Messenien. 34, 3. pflichtet sind. Vorlaͤufig bemerken wir nur, daß da- von die mythische Genealogie, welche Doros Sohn Apollons neunt Apollod. 1, 7, 6. , ein einfacher Ausdruck ist. 2. Als die aͤltesten Sitze des Dorischen Volks, deren geschichtliche Erinnerung erwaͤhnt, bestimmten wir oben die Gegenden am Olymp und Ossa um das Thal Tempe. In derselben Gegend tragen zwei Hei- ligthuͤmer den Charakter des hoͤchsten Alterthums, das Pythion auf der Hoͤhe des Olymp, mehr als 6000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche, am steilen Gebirgsweg nach Makedonien; und der Altar in der Schlucht des Peneios Tempe vom Gotte geliebt, Kal- lim. auf Del. 152. Horaz C. 1, 21, 9. — Von Makedoniens Graͤnzen scheint auch Melisseus in dem Geschichtswerke Delphika den Cult hergeleitet zu haben, wie das Fragment bei Tzetz. zu Hesiod Ἔϱγα 1. p. 29. Gaisf. vermuthen laͤßt. — Durch die Naͤhe dieses Hauptheiligthums ist der Cult des Apollon sehr in Makedonien verbreitet worden, wo die Muͤnzen seine Insignien sehr haͤufig zeigen. , von der der Gott selbst Τεμπείτας heißt, wie auf einer Inschrift, die nicht fern davon zwischen Tempe und Larissa am Flusse gefunden ist ΑΠΛΟϒΝΙ ΤΕΜΠΕΙΤΑ gelesen wird Walpole Trav. p. 505. Die andere, beim alten Atrax (Turnowo) gesundene, heißt im gewoͤhnl. Dialekt. (vgl. Boͤckh Expl. Pind. p. 336. Ἀπόλλωνι Κεϱδ. … Σωσί- πατϱος Πολεμαϱχιδαῖος ὁ ϑύτης ἀνέϑηκε ἱεϱομνημονήσας καὶ ἀϱχιδαφνηφοϱήσας. . Aus einem andern in die- ser Gegend gefundenen Denkmal entnehmen wir einhei- mische Feste Thessaliens mit Umtragung von Lorbeer- zweigen, die ohne Zweifel aus den Hainen des Tem- pethals gebrochen waren, zu denen auch die Delpher alle acht Jahre nach Umlauf der heiligen Periode die Pythische Theorie sandten, welche, nach einem Opfer, von dem heiligen Lorbeerbaume Λυαϱεία ἡ ἐν τοῖς Τέμπεσι δάφνη. τὸ δὲ αὐτὸ καὶ Δηλία. Hesych p. 1040. Alb. Laurus Penei f. Fulgent. 13. den suͤhnenden Zweig brach. Man wird darin das Zeugniß der Delpher selbst achten muͤssen, daß von hier aus der Dienst zu ihnen gekommen, und das Bekenntniß implicirt finden, daß den Lorbeerbaͤumen von Tempe groͤßere Heiligkeit und Suͤhnkraft zukomme als ihren eigenen. Nach der al- ten Sage, daß Apollon selbst nach Toͤdtung des Py- thon zum Altar von Tempe geflohen sei, um gereinigt und gesuͤhnt zu werden, zog nun beim Wiederkehren des Zeitpunkts der heilige Knabe als Ebenhild des Gottes auf einem bestimmten Wege κατὰ τὴν ὁδὸν ἣν νῦν ἱεϱὰν καλοῦμεν. Plut. Qu. Gr. 12. ebendahin, um unter den Freudengesaͤngen des Jungfraunchors als Daph- nephoros heimzukehren. Die religioͤsen Gedanken die- ses Festgebrauches verfolgen wir weiter unten: hier wollen wir den Weg der Theorie genauer beachten. Er fuͤhrte durch Thessalia und Pelasgia (d. h. durch die Ebene des Peneios, die sich suͤdlich bis Pheraͤ erstreckt), dann durch das Land der Malier und Aenianen, uͤber den Oeta, durch Doris und das westliche Lokris Aelian. V. G. 3, 1. verstellt aus Unkunde die Folge der Ge- genden. , — und vermied sonach merkwuͤrdiger Weise die sowohl kuͤrzere als gebahntere Straße, welche aus Thessalien durch die Thermopylen uͤber Phokis und durch die En- gen von Panopeus und Daulis nach Delphi fuͤhrt. Der Grund davon kann einerseits in einem Widerstand liegen, den ehemals feindliche Voͤlkerhaufen von der Ostseite Delphis dem ruhigen Anlangen heiliger Sen- dungen entgegensetzten; andererseits darin, daß die Theorie auf ihrem Wege die zweiten Wohnsitze der Do- rier zwischen Oeta und Parnaß beruͤhren sollte, wo ohne Zweifel ebenfalls der Apollinische Cultus herrschte Tempel des Apoll und der Artemis zu Lilaͤa. Pau 10, 33, 2. . 3. Aber die erste Haͤlfte dieser Pythischen Straße, welche durch Thessalien geht, wird durch ein Zusam- mentreffen von Zeugnissen sehr genau bestimmt. Zuerst gieng sie von Tempe nach Larissa. In der Naͤhe war ein Dorf Deipnias, wo der Knabe, der den Lorbeer- zweig einbrachte, wie einst nach der Sage Apollon, nach langem Bußfasten ein Mahl nahm Steph. Byz. Λειπνιάς, mit einem Fragment aus Kallima- chos. Von der Verbindung Larissa’s mit Delphi zeugt das aͤlteste Anathem bei Paus. 10, 16, 4. — Es ist unbekannt, ob Phyllos mit dem Tempel des Ap. Phyllaͤos, und Ichne mit dem Heilig- thume der Themis, beide in Thessaliotis, an der Straße lagen. Str. 9, 435. . Daß der Ort den Namen davon traͤgt, beweist fuͤr das Alter dieser Gewohnheit. Weiter nahm die Theorie ihren Weg auf Pheraͤ, wo der Knabe auf dem Hinwege vor der Reinigung die Dienstbarkeit des fluͤchtigen Gottes bei Admetos darstellte. Diese Knechtschaft als Vorbe- reitung der Suͤhnung ist ohne Zweifel eine uralte Sa- ge, wie sie denn sehr zeitig in das Bereich der epischen Poesie hineingezogen wurde, wo die Rosse des Eume- los, Sohnes von Admet, aus der Pheraͤischen Zucht des Apollon ihre Trefflichkeit ableiten Ilias 2, 766. Als Weideort wird Πηϱείη genannt, was die Scholien, Stephan. Byz. und Hesych als einen Ort Thessaliens anfuͤhren, aber wohl nur aus dieser Stelle. Die Orph. Argon. setzen die Weiden an den Amphryss., der bei Pheraͤ. . — Der Ha- fen von Pheraͤ was Pagasaͤ am inneren Winkel des Meerbusens mit einem beruͤhmten Altar des Apollon Pagasites in einem ausgedehnten Haine Hesiod. Schild v. 17. 58. Παγασίτης Ἀπόλλων παϱὰ Αχαιοῖς ἐν Παγασαῖς καὶ παϱὰ Θεσσαλοῖς, Hesych. Bei Apollon. Rh. 1, 404. 411. bauen die Argonauten in Pagasaͤ einen Tempel des Ap. Aktios und Embasios. . Dies Hei- ligthum ist der merkwuͤrdige Schauplatz der Hesiodischen Rhapsodie vom Schilde des Herakles; in der Naͤhe fließt das Fluͤßchen Anauros ins Meer Schild 477. Eurip. Herc. fur. 389. vgl. Band 1. S. 251. — ̓Εν παϱόδῳ τῆς ϑαλασσίας wohnt Kyknos nach Stesichoros Schol. Pind. O. 10, 19. ( p. 36. Suchf.) — Schol. Il. ψ, 346. aus den Kyklikern: ἐν τῷ τοῦ Παγασαίου Ἀπόλλωνος ἱεϱῷ, ὅ ἐστι πϱὸς Τϱοιζῆνι (corr. mit Heinrich Τϱαχῖνι , vgl. Schild 469.) Pausanias versetzt den Kampf an den Peneios, 1, 27, 7. Vgl. sonst Schellenb. Antim. p. 67. , welches den Grabhuͤgel des erschlagenen Marssohnes Kyknos von Regenguͤssen uͤberstroͤmend aufwuͤhlt und zerstoͤrt, “denn so wollte es Apollon der Letoide, weil Kyknos die ruhmvollen Hekatomben, die die Voͤlker nach Pytho fuͤhrten, raubte.” Hieraus ist deutlich, daß das Paga- saͤische Heiligthum an jener durch die Theorieen von und nach Delphi geweihten Straße lag, und wir ha- ben zugleich in diesen Worten die Andeutung eines in aͤltern Gesaͤngen wahrscheinlich ausgefuͤhrteren Mythus, nach welchem die Entheiligung des Tempels die Ursache von Kyknos Untergang war Es mag der freiern Dichtung des Stesichoros gestattet werden, den Mythus so zu ver- aͤndern, das Kyknos dem Apollon einen Tempel von Leichenschaͤdeln baut, und es ist nicht noͤthig, mit Heyne a. O. τῷ Ἄϱει fuͤr τῷ Ἀπόλλωνι zu schreiben. — Vgl. noch Sturz zu Hellanik. 121. S. 137. . 4. So gelangen wir nach Delphi , zum zweiten Mittelpunkt des Apollinischen Dienstes, und so zu sa- gen, einem Hauptknoten, in dem viele Faͤden des Gewe- bes seiner Colonisirung zusammen und davon auslau- fen. Mag hier auch vielleicht seit uralten Zeiten die eigenthuͤmliche Natur der Kluͤfte und Thaͤler — Erde, Wasser und Nacht als die alten Inhaber des Orakels — das Gefuͤhl exstasirt und im Schauer dunkle Ahnung erzeugt haben; so haͤngt doch die Gruͤndung eines fe- sten Instituts mit seinen heiligen Ordnungen und Rech- ten mit der Einfuͤhrung des Apollodienstes zusammen. — Wann aber derselbe hier Fuß gefaßt? Wahrschein- lich als der Dorische Stamm von Hestiaͤotis an den Parnaß kam, und sich oberhalb Delphi niederließ, welches Ereigniß in sehr fruͤhe Zeiten zuruͤckfaͤllt. Diese Annahme, auf die die bisherige Untersuchung hinfuͤhrt, streitet nicht mit der herrschenden Tradition, daß Kre- tische Schiffer in Minoischer Zeit an dieser Kuͤste ge- landet seien und den Cultus des Gottes eingesetzt haͤt- ten. Um beide zu vereinigen, muͤssen wir fuͤrs erste auf den Kretischen Apollodienst zuruͤckgehen. 5. Wie Kreta schon in fruͤhen Zeiten eine sehr gemischte Bevoͤlkerung hatte: so fanden sich auch hier mannigfaltige Goͤtterdienste beisammen, die sich zum Theil noch dem Volkstamme, von dem sie einzeln aus- gingen, zuweisen lassen. Unter diesen brachten die Dorier, deren Hauptsitz an der Nordostkuͤste um Knosos war, von wo sie sich aber fruͤhe schon uͤber andere Theile der Insel ausdehnten, aus ihrer Heimat am Olymp die Verehrung des Apollon mit. Von dem Minoischen Knosos ging ja nach der Tradition des Homerischen Hymnus das Schiff aus, welches Apollon als Delphin nach Delphi leitete; der Haupttempel der Stadt ge- hoͤrte dem Apollon Delphinios Chishull Antt. As. p. 134. Aegin. p. 154, Apollokopf auf Knosischen Muͤnzen. — Das Omphalische Gefild bei Knosos (Kallim. auf Z. 45.) haͤngt zwar mit dem Omphalos-Stein von Delphi zusammen, aber Beides gehoͤrt in den Zeuscult. ; im Gebiete derselben lag ein Apollonia, und der merkwuͤrdige Ort Amnisos mit dem Gekluͤft der Eileithyia, wo die einheimische Sage diese Geburtshelferin des Delischen Gottes selbst geboren werden ließ Odys- see 19, 138. Paus. 1, 18, 5. Str. 10, 476. vgl. Boͤttigers Ilithyia S. 18. Einatos, wovon Ilithyia Einatine, ist wohl in der Naͤhe. Steph. Byz. . An derselben Nordkuͤste hin liegen Miletos, dessen Apollokult unten erwaͤhnt wird, und Lato (Kamara), dessen Name an die Goͤttin er- innert. In der altdorischen Stadt Lyktos, im innern Lande, darf man mit Gewißheit denselben Dieust vor- aussetzen Kallim. auf Ap. 33. — Die geographische Ansetzung der Orte beruht zum Theil auf den Untersuchungen in Hoͤck’s Kreta. . Der Suͤdkuͤste naͤher lag Gortyna, wel- ches, wenn auch von anderer Gruͤndung, doch nach- mals die Herrschaft und den Dienst desselben Volkstam- mes, wie Knossos, anerkannte. Der mittelste Platz der Stadt hieß Pythion Steph. Πύθιον. Auf Muͤnzen Apollokopf. . Unmittelbar graͤnzt Phaͤstos, Epi- menides Vaterstadt, welches in der Sage von einem Si- kyonischen Herakliden Ursprung und Namen ableitet S. oben S. 79. ; hier wurden nebst Herakles besonders Apollon und Leto verehrt Diese als Φυτία mit einem Fest Ἐκδύσια. Anto- nin. Lib. 17. Auch der Wolf auf den Muͤnzen bezieht sich auf Apoll. . Weiter gegen Westen in den Bergen Tar- rha , sicher eins der aͤltesten und bedeutendsten Heilig- thuͤmer des Gottes Steph. B. s. v. Τά᾽ϱ῾ϱα. vgl. Theophr. H. Pl. 2, 2. Ein Orakel (bei Oenomaos, Euseb. Praep. Ev. p. 133. Steph.) fordert die Einw. von Phaͤstos, Tarrha und Polyrrhon auf, dem Pythischen Phoͤbos καϑαϱμοὺς darzubringen. . Denn hier laͤßt die Kretische Sage den Karmanor wohnen, den Vater des Saͤngers Chrysothemis, einen Suͤhnpriester, der den Gott selbst vom Blute des Python gereinigt haben soll: welche Tradition, verglichen mit der Nachricht von der Suͤh- nung am Altar in Tempe, zeigt, wie mit dem Cultus vom Olymp nach Kreta auch die daran haͤngenden Sa- gen wanderten und sich neu ansiedelten. An den Auf- enthalt des fluͤchtigen Gottes im Hause Karmanors knuͤpft sich eine Erzaͤhlung von der Liebe desselben zur P. 2, 7, 7, 10, 16, 3. vgl. Tibull. 4, 1, 8. Akakallis, mit der er den Naxos zeugte Alexander Kretika 1. bei Schol. Apoll. 4, 1492. vergl. Paus. 8, 53, 2. , oder den Miletos Antonin. Lib. 30. vgl. Verheyk. , oder den Phylandros und die Phylakis, die ein Weihgeschenk der Elyrier zu Delphen an den Zitzen einer Ziege saugend vorstellte P. 10, 16, 3. Daher auf Muͤnzen von Elyros die Ziege. Auch auf den Muͤnzen von Kydonia eine Woͤlfin, die den kleinen Kydon saͤugt. . Dieses Elyros liegt, wie die aͤlteren Staͤdte Kreta’s meist, im innern Ge- birgslande, und wahrscheinlich in der Naͤhe Tarrhas Tarrha ist die Mutterstadt von Lappa , dessen Muͤn- zen darum den Apollon oder eine Kithar haben; vielleicht gab der Cultus dem Orte das Jus asyli. Spanheim de praest. num. p. 342. — Andere Spuren des Dienstes auf Kreta: Der Tem- pel von Allaria, Chishull p. 137. Oaxos, Sohn Apollons, Serv. zu Virg. Ecl. 1, 66. Eleutherna hat auf alten Muͤnzen den Gott in der R. eine Kugel (einen Apfel, μῆλα ἰεϱὰ τοῦ ϑεοῦ Lukian Anach. 9.) in der L. einen Bogen haltend. Eben so die von Rhi- tymna. Auf denen von Tylissos ist der Juͤngling mit dem Ziegen- kopf in der R. Bogen in der L. gewiß auch Apoll. Auch die von Praͤsos, Aptera, Chersonesos, Rhaukos haben ihn. . Wenn uns auch freilich nicht Angaben genug er- halten sind zu einem vollstaͤndigen Schlusse, so fuͤhren doch auch schon die angefuͤhrten auf das Resultat, daß nicht etwa die Ureinwohner des Idaͤischen Gebirges, oder supponirte Ankoͤmmlinge von Phoͤnizien, sondern die Dorischen Anlander Kreta zu einer Metropole der Apollinischen Religion machten. Sonach werden wir behaupten, daß dieselbe urspruͤnglich auf Kreta in kei- ner Verbindung steht mit dem enthusiastischen, wahr- scheinlich Phrygischen, Dienste des Idaͤischen Zeus, der Korybanten u. s. w. Indessen entstanden doch leicht durch die gemeinsame oder benachbarte Lokalitaͤt Vermischungen, die z. B. veranlaßten, daß Epimeni- des der juͤngste der Kureten heißt, dessen religioͤse Thaͤ- tigkeit sich sonst zunaͤchst um den Dienst des Kretisch- Delischen Apollon dreht, daß man spaͤter die Kureten Soͤhne des Apoll nannte nach Apollod. 1, 3, 4. von der Thaleia; nach Strabon 10. S. 473. von der Rhytia (geht auf die Stadt Rhytion am Ida). — (wobei der Begriff mu- sikalischer Goͤtter mitwirkte) — oder dem Apollon Ko- rybas zum Vater gab, und ihn mit Zeus um die Ober- herrschaft des Landes streiten ließ So die Theologi bei Cicero N. D. 3, 23. p. 616. Creuzer. . 6. Von Kreta aus werfen wir zunaͤchst einen Blick auf Delos , dessen Verbindung mit dem groͤßern Ei- lande schon die Grotte der Eileithyia bei Amnisos an- zeigte. Kreter nennt Virgil aus alter Tradition als Diener an den Delischen Altaͤren Aen. 1, 736. 4, 146. vgl. Heyne. . Theseus Fahrt von Knossos nach Delos hat in demselben Connex ih- ren Grund, wie sich weiter unten noch mehr aufklaͤ, ren wird. Indessen muß man nicht zu schnell zu dem Schlusse eilen, daß Delos etwa in Minoischer Zeit durch eine Colonie Anios, Sohn und Priester Apolls, ist angeblicher Statthalter des Rhadamanth auf De- los. Diod. 5, 62. 79. Vgl. Pherekyd. 74. S. 223. St. von Kreta aus den Apollodienst erhalten habe. Es ist wahrscheinlicher, daß jener alt- dorische Zug nach Kreta, der doch schwerlich seine weite Bahn durchlaufen konnte, ohne Spuren seiner Existenz zuruͤckzulassen, unmittelbar das Heiligthum auf Delos gegruͤndet habe: weil sich die ohne Zweifel alten Sa- gen von der Uebersendung heiliger Gaben aus dem Hyperboreerlande nach Delos dann am einfachsten als Erinnerung einer lange unterhaltenen Theorieen-Ver- bindung mit der noͤrdlichen Heimat fassen lassen. 7. Was nun aber die Ankunft von Kretern zu Delphi anbetrifft, so finden wir darin das Streben der ans Ende der Eriechischen Welt hinausgeworfenen II. 14 Insulaner nach reciproker Einwirkung auf die aͤltern Sitze des Stammes und Cultus. Der Homerische Hymnus erzaͤhlt davon, daß Apoll, vom Olymp her- abkommend, sich selbst sein heiliges Haus zu Pytho gruͤndet, und darauf kundige Priester, Saͤnger und Propheten ὀϱγὶονας, Οἳ ϑεϱαπεύσονται Πυϑοῖ ἐνὶ πετϱηέσσῃ; Ἱεϱά τε ῥέζουσι καὶ ἀγγελέουσι ϑέμιστας. aus Knosos holt, indem er ein Kretisches Schiff in der Gestalt eines Delphins nach Krissa fuͤhrt. Krissa oder Kirrha, denn daß beide Namen denselben Ort bezeichnen, halte ich fuͤr evident S. Bd. 1. S. 493. , eine feste Stadt am innersten Winkel des Meerbusens gelegen, hatte weiland außer dem Uferaltar des Delphinios einen Haupttempel des Gottes Auf diesen geht wohl V. 265. des Hymnus. Von dem Tripus im Adyton zu Krisa s. den 8. Brief des Hippokratiker. vgl. Hym- nus auf Apoll. P. 443. , in dem noch Pausanias die großen Standbilder der Leto, Artemis und Apolls und eine kleine Statue der Adrasteia sah Paus. 10, 37, 6. . Hier waren nach dem Hymnus die Kreter angesiedelt, welche den Dienst uͤbten, und dem Gotte den Jepaian auffuͤhrten: daher im Homerischen Voͤlkerverzeichnisse neben dem steinigen Pytho das hochheilige Krissa erwaͤhnt wird, und Roͤmische Dichter aus alter Tradition das Pythi- sche Heiligthum Crissaea templa nennen. Sie muͤssen dies aus Dichtern geschoͤpft haben, die vor dem Unter- gange Kirrha’s Ol. 47. dichteten, als diese Stadt noch nicht durch Erpressungen und Bedruͤckungen der Pilger den Zorn des amphiktyonischen Griechenlands verdient, und vermuthlich zuerst allen Antheil an der Verwal- tung des Heiligthums, dann selbst Boden und Freiheit verloren hatte, welche Begebenheit fuͤr uns fast die Kunde fruͤherer Verhaͤltnisse vertilat hat. Der offene Ort Delphi, welcher seit jenem Kriege nebst den Am- phiktyonen allein die Besorgung und Aufsicht des Hei- ligthums hat, war vielleicht fruͤher nicht bedeutend, wenigstens wird er nicht eher genannt, als in einem der juͤngsten Homerischen Hymnen und von Herakleitos von Ephesos 27, 14. — Plut. Pyth. Orac. p. 404. . 8. Wenn nun also in alten Zeiten Kreter wie in Delos so in Delphi den Dienst des Heiligthums versa- hen: so machten diese doch nicht die ganze Bevoͤlkerung des Landes aus. Denn erstens mußte das ausgedehnte Gebiet des Tempels von einem ihm angehoͤrigen Volke bebaut werden — von dessen Zusammensetzung und Ver- haͤltnisse ich unten reden werde — und dann gab es einen einheimischen Adel von großer Gewalt und Macht uͤber das Heiligthum. Auf diesen deutet der Homeri- sche Hymnus in den dunkeln Worten, die Apollon an die Kretischen Ankoͤmmlinge richtet: Andere Maͤnner alsdann sind euch zu Gebietern bestellet, Deren Gesetz mit Gewalt euch binden soll ewige Tage V. 220. Ilgen erklaͤrt die Verse von den Amphiktyonen: allein deren Ver- haͤltniß ist nicht das bezeichnete. . Das sind offenbar dieselben, welche nach Euripides “dem Dreifuß nahe sitzen, der Delpher Edle, (Δελ- φῶν ἀριστεῖς) die das Loos erwaͤhlt” Jon 428. , auch die Del- phischen Herren und Fuͤrsten (Πυϑικοὶ κοίρανοι, Δελ- φῶν τ̕ ἄνακτες) genannt, und einen peinlichen Gerichts- hof bildend, der allen Frevel gegen den Tempel durch Pythischen Spruch (Πυϑίῳ ψήφῳ) mit Sturz vom Felsen bestrafte 1233. 1236. 1265. vgl. 1126. ἀϱχαὶ αἱ ᾽πιχώϱιοι. . Dieselben hatten ohne Zweifel auch die alten Rechte der Suͤhnung in ihren Haͤnden, und ihnen stand, wie dem Samothrakischen Priestergerichts- hof, die Erkenntniß zu, ob ein Mord suͤhnbar oder nicht. Ihre Einwirkung auf das Orakel war so be- 14 * deutend, daß sie als Leitung betrachtet werden kann: ihren aristokratischen Sinn moͤgen wir daraus abneh- men, daß Timasitheos der Delpher sich unter der Adels- parthei des Isagoras zu Athen durch Kuͤhnheit und Entschlossenheit auszeichnete Her. 5, 72. Vgl. 6, 66. Κόβωνα τὸν Ἀϱιστοφάντου, ἂνδϱα ἐν Δελφοῖσι δυναστεύοντα μέγιστον. Δυναστεύειν sagt der Schriftsteller auch von den Attischen Eupatriden (6, 35.) vgl. 7, 141. . Wir duͤrfen annehmen, daß dies besonders Dorische Geschlechter waren, wie auch die Sprache in Delphi ein Dorischer Dialekt war Der Name des Monats Βύσιος, der offenbar Πύϑιος bedeutet, zeigt, daß die Delpher mit den Lakonen die Veraͤnderung von ϑ in σ gemein, und fuͤr sich besonders, wie auch sonst erwaͤhnt wird, den Gebrauch des β fuͤr π hatten. S. Maittaire p. 140. Weiter s. Beil. 2. . Die Hauptpriester des Gottes, die fuͤnf Ὅσιοι, wur- den durch das Loos aus einer Anzahl Familien gewaͤhlt, die sich von Deukalion ableiteten Plut. Qu. Gr. 9. S. 380. H. : sie wollten dadurch wahrscheinlich ihre Herkunft von Lykoreia auf der Hoͤhe des Parnaß beurkunden, der angeblichen Gruͤn- dung des Hellenenvaters Deukalion Paus. 10, 6, 2. , von wo wir wissen daß ein großer Theil der Bevoͤlkerung von Delphi herabgekommen war Str. 9, 418. Schol. Apoll. 2, 711. vgl. Kallim. bei Steph. B. . Dieser Ort, dessen Spur noch in einem Dorfe Liacura besteht, welches indessen jetzt nur noch im Sommer von Berghirten bewohnt wird Dodwell Trav. 1. p. 189. , war aber nach aller Wahrscheinlichkeit Dorisch , da er den Uebergang von der Tetrapolis nach Delphi bil- det; die Verehrung Apollons als Lykios (Lykoreus) Kallim. Apoll. 19. oͤster in der Anthologie, Suidas. scheint ihm den Namen gegeben zu haben. Also Bergdorier von den Hoͤhen des Parnaß und Kretische Ankoͤmmlinge an der Kaͤste des Meerbusens treffen — nach einer ganz unsichern Schaͤtzung etwa zwei Jahrhunderte vor der Wanderung in den Pelo- ponnes — hier zusammen, um den Delphischen Cultus zu gruͤnden. Die durch die letzteren gegruͤndete Ver- bindung muß nach vielen Sagen und geschichtlichen Spuren lange fortbestanden haben S. uͤber diese Verbindung Zo ë ga Bassiril. 1. zu tv. 81. Aegin. p. 154. Raoul-Roch. T. 2. p. 164. Auch Koretas, der angebliche Entdecker des Orakels, traͤgt einen Kretischen Namen (κώϱης fuͤr κούϱης dor.) Plut. de def. or. 21. 46. . Die alte Zelt- huͤtte aus Fluͤgeln; eine uralte aus einem Stamm ge- wachsene Bildsaͤule des Gottes — vielleicht eines der aͤltesten Werke roher Schnitzarbeit — waren nach Sage und Ueberlieferung von Kreta gekommen. Die fabelhaf- te Reihe der Delphischen Hymnoden beginnt mit Chry- sothemis, dem Sohne des obengenannten Suͤhnpriesters Karmanor zu Tarrha Paus. 10, 7, 2. . Und nicht blos Daͤdalische Schnitzwerke und Hymnen, auch Menschen sandte Kreta von Zeit zu Zeit zum Dienste des Pythischen Gottes (ἀνϑρώπων ἀπαϱχήν) Plut. Thes. 16. . 9. Ich weiß nicht, ob diese Data genuͤgen, ein bedeutsames Bild einer Zeit zu geben, da der Cultus des Apollon am Olymp, Parnaß und in dem fernen Eiland Kreta festgegruͤndet und einen gewissen Verkehr dieser Punkte vermittelnd doch noch vom suͤdlichen Grie- chenland, jenseits des Oeta- und Parnassosgebirgs, aus- geschlossen war. Es ist unverkennbar, daß der weitere Fortschritt desselben dahin lange Widerstand fand; Apol- lon selbst tritt als Schuͤtzer seines Heiligthums in alten Sagen auf, worauf sich das poëtische Orakel bezieht Paus. 10, 6, 6. : Bald wird gegen den Mann, der die Flur Parnassos gefaͤhrdet, Phoͤbos den Pfeil entsenden. Des Bluts entsuͤhnen die Haͤnde Kretische Maͤnner alsdann: doch nie lischt goͤttlicher Ruhm aus. Besonders abgeneigt finden wir dem Dienste von Delphi die Minyeischen Phlegyer gegen Osten, die Pleuronischen Aetoler gegen Westen. Es beweist ein nationales Wi- derstreben gegen diesen: wie die Phlegyer die feste Burg Panopeus im Engpasse nach Boͤotien besetzen, ihr Fuͤh- rer Phorbas dort mit Apollon ringt, Phlegyas den Tem- pel niederbrennt, der Gott endlich das ganze Geschlecht durch Blitz und Donner vertilgt Nach kyklischen Gedichten. S. Bd. 1. S. 188 ff. . Derselbe Stamm befehdet hier den Dorischen Gott, der als Lapithen in Thessalien die Dorier selbst zuruͤckhaͤlt. Nach der ande- ren Himmelsgegend hin kaͤmpft Apollon mit den Lokrischen Kureten vereint gegen die Aetoler und toͤdtet ihren Fuͤr- sten Meleagros; wie die Eoͤen und die Minyas erzaͤhl- ten Bei Paus. 10, 31, 2. ; zu dessen Geschlechte gehoͤrte Marpessa, welche von Apollon geraubt ihm doch den Geliebten Idas vor- zieht, der sie mit den Waffen aus dem Tempel zu be- freien kommt Ilias 9, 560. Kasten des Kypselos mit zwei alten Versen bei Paus. 5, 18, 1. — Eine Sage wie vom Ritter und der Nonne. . 2. 1. D agegen gestatteten von Kreta aus das Meer und die nahen Kuͤsten und Inseln der Verpflanzung des Cultus den freiesten Spielraum: wodurch die merkwuͤr- dige Thatsache motivirt wird, daß im suͤdlichen Grie- chenland die aͤltesten Apollotempel an Kuͤstenstrichen, auf Vorgebirgen und Landesenden zu finden sind. Diese Ver- pflanzung gewaͤhrt in der That einen merkwuͤrdigen An- blick. Wie Radien aus einem Mittelpuncte, gehen Apollinische Kolonieen von der Nordkuͤste Kretas nach allen Richtungen aus, und bringen uͤberallhin die Suͤhn- gebraͤuche und Orakel des Cultus (Κρητίδαι μάντεις) Photios s. v. . Die wunderbare Regelmaͤßigkeit in diesen Anlagen moͤge man indessen ja nicht etwa als Werk eines systematischen Missionensystems, und vielleicht zugleich der Politik des Minos Wie Raoul-Rochette meint, dessen Werk indeß fuͤr diese Untersuchung Treffliches darbietet. ( Hist. de l’etabl. 2. p. 137—173. ansehen: sie erklaͤrt sich aus dem instinktmaͤßi- gen Beduͤrfnisse des alten Volkes, auf seinen Zuͤgen an den Kuͤsten des Aegaͤischen Meeres uͤberall Altaͤre des Gottes aufzubauen, dessen Verehrung ihm geistige Natur war. Wir betrachten hier zuerst die Radien, die auf die Kuͤste Kreta’s treffen, nach Lykien, Mi- let, Klaros und Troas , von welchen Niederlas. sungen die erste und letzte die aͤlteren, die anderen vielleicht ein Jahrhundert juͤnger sein moͤchten Ueber die Verbindung Kreta’s mit Asien Heyne Exc. ad Aen. 3, 102, . 2. Wenn Herodot den Sarpedon von Kreta nach Lykien oder Milyas mit barbarischen Voͤl- kern ziehen laͤßt 1, 173. vgl. 7, 92. Nach Herodot kam auch Europa nach Lykien (4, 45.) — naͤmlich die Sage. : so beruht diese eigne und beson- dere Meinung des Historikers wahrscheinlich nicht auf der Tradition: denn diese nannte ihn Bruder des Knosischen Minos, den sie als Dorischen Herrscher karakterisirt. Und wie durch diese Colonisirung die Kre- tischen Gesetze, d. h. die Dorischen Herkommen, die in Kreta zuerst ausgebildet worden waren, uͤber Lykien verbreitet wurden 1, 173. vgl. Boͤckh ad Platon. Min. p. 55. Herakl. Pont. 15. : eben so der Gottesdienst dieses Stammes, der des Apollon. Denn daß derselbe in Lykien nicht etwa aus den Binnenlaͤndern des inneren Asiens, sondern uͤber das Meer nach der Kuͤste gekom- men ist, zeigt die Lage der Haupttempel selbst. Eine Kretische Niederlassung ist Xanthos am gleichnami- gen Flusse, durch alten Ruhm und beispiellosen Hel- denmuth beruͤhmt He- rod. 1, 176. Steph. Byz. aus Hekataͤos. ; hier war ein Sarpedoneion Appian Buͤr- gerkr. 4, 78. , wie es scheint, dem juͤngern, Homerischen, Sarpedon geweiht, dessen Stammgott Apollon ihn als Todten den Griechen entrissen und zur Heimat gebracht hatte Il. 16, 666. . Auch wurde ein Sarpedonischer Apollon verehrt Nach Kilikien verpflanzt, Zosimos 1, 57. . Sechzig Stadien unterhalb der Stadt und zehen von der Muͤndung des Flusses Xanthos lag ein Hain der Leto, nahe ein uralter Tempel des Lykischen Apollon Von jenem Str. 14, 666. vgl. 651. von diesem Diod. 5, 56. ; Woͤlfe hatten die irrende Goͤttin hieher gefuͤhrt, und sie hatte die Kinder nach der Geburt im Flusse geba- det Menekrates Lykiaka bei Anton. Lib. c. 35. ; eine alte Frau hatte sie in die aͤrmliche Huͤtte aufgenommen Σὐεσ- σα καλύβη τις ἐν Λυκίᾳ ἀπὸ Συέσσης γϱαός τινος ὑποδεξαμένης τὴν Λητώ. Steph. Byz. . Dies sind die wenigen erhaltenen Worte der einheimischen Sage, die im Ganzen nur ein anderer Zweig der Delischen gewesen sein mag. Aber der Haupttempel war der zu Patara an der Suͤdspitze des Landes Beide Ableitungen des Namens, von einem S. Apollons (Hekataͤos bei Steph. B. vgl. Eust. zu Dion. Per. V. 129. Tzetz. Lyk. 920.) und von πατάϱα κιστίς wei- sen auf den Cultus hin, , des Gottes Winter-Wohnung, da er auch durch den Mund einer Promantis Orakel gab Kallim. Del. 1. und Spanheim. Herodot unbestimmt: ἐπεὰν γένηται 1, 182. vgl. Serv. zur Aen. 4, 143. . Die Pataraͤischen Oblationen von Kuchen in der Form von Leier, Bogen und Pfeil erinnern an aͤhnliche Gebraͤuche zu Delos, und bestaͤtigen das ver- schwisterte Verhaͤltniß dieser Cultuslaͤnder Alexander bei Steph. s. v. Eust. a. O. — vgl. uͤber den Tempel die Inschr. Walpole Travels p. 541. Beau- forts Karamania. . Weiter oͤstlich lag das Orakel des Apollon Thyrxeus bei den Kyaneen Paus. 7, 21, 3. , westlich Telmissos mit seinen Traumdeu- tern, die von dem Gotte abzustammen meinten Herod. 1, 78. Apostol. 18, 25. aus Dionysios ἐν κτίσεσιν. Herodian bei Eust. ad Dion. 860. ; aber nicht blos die genannten, sondern fast jede Lykische Kuͤstenstadt huldigte dem Gotte, der dem Lande selbst den Namen gegeben hatte Die Muͤnzen von Patara, Phaselis, Xanthos, Kydna, Kragos, Apollonia, Korydalla, Limyra, Olympos haben Apollos Haupt, Dreifuß, Lyra, den Hirsch und aͤhnl. Zeichen. vgl. Steph. Byz. Δάφνη ἐν Λυκίᾳ. Hesych: Εϱεθύμιος Apoll bei den Lykiern. . Zur Reihe dieser Anla- gen gehoͤrt aber wahrscheinlich noch in Kilikien das Korykische Vorgebirge, da wir unmittelbar dabei den Tempel des Zeus Sarpedon finden. Den Apollon- dienst daselbst bezeugt schon der Name des Orts; noch mehr die Sage, daß von da Hirsche nach dem Kypri- schen Orte Kurion hinuͤbergeschwommen; hier aber war ein sehr heiliger Altar des Gottes, Niemand durfte ihn beruͤhren, that es wer, wurde er vom Felsen des nahen Vorgebirgs gestoßen. Wir werden spaͤter hierin eine Form der den Cultus uͤberall begleitenden Suͤhn- opfer erkennen S. Str. 14, 683. aus Hedylos oder einem andern Dich- ter. Von den heil. Hirschen des Ap. zu Kurion Ael. N. A. 11, 7. . 3. Nirgends finden wir der Heiligthuͤmer Apol- lons so viele auf so kleinem Raume zusammen, als auf der Troischen Kuͤste: Killa in der Bucht des Adra- myttenischen Busens, Chryse im Gebiete des Hypo- plakischen Theben Str. 13, 611. Skylax S. 26. vgl. die dunkle Glysse bei He- sych Πυϑίων ἀνακτόϱων. , das nahgelegene Smintheion Ueber dies Heyne ad. Il. 1, 39. Es gab nach Str. 13, 604. Smintheia bei Hamaxitos in Aeolis, bei Parion, zu Lindos auf Rhodos und sonst. , die Insel Tenedos, deren Dienst durch wunderbare Ver- pflanzung nach Korinth und Syrakus kam Die Teneaten bei Korinth sollten von Agamemnon aus Tenedos verpflanzt sein. Daß sie Apollon wirklich auf dieselbe Weise verehrten, bezeugt Aristot. bei Str. 380. Paus. 2, 5, 3. Von Tenea aber kam der Dienst durch Archias nach Syrakus. Str. ebenda. , nen- nen wenige Verse der Ilias zusammen. Nicht minder bekannt ist Thymbra am Zusammenflusse des Thym- brios und Skamandros, wo Kassandra im Tempel des Gottes erzogen die Weissagung erlernt haben sollte Str. 13, 591. Hesych s. v. Θύμβϱα — Schol. Il. 10, 430. Serv. Aen. 3, 85. vgl. Choiseul Gouff. Voy. pitt. T. 3. zu pl. 25. Walpole . Auf der Ilischen Burg Pergamos selbst stand ein Tem- pel des Apollon mit Schwester und Mutter, daher bei Homer alle drei die sinkende Stadt beschuͤtzen Ilias 5, 446. 7, 83. . Be- sonderes Gewicht aber muß auf den Umstand gelegt werden, daß Zeleia am noͤrdlichen Fuße des Ida, die Vaterstadt des Bogenschuͤtzen Pandaros, Sohnes von Lykaon, die Verehrung des Apollon Lykios oder Lyke- genes hatte, und darum auch Lykia hieß. Denn hier- aus geht doch wohl aufs deutlichste hervor, daß es der Cultus war, der dieser Trojanischen Gegend, wie dem Lande der Solymer, den Namen gab. Auch in Chryse hieß Apollon Lykaͤos Hesych Λυκαῖον. — Sonst ist Apollon an dieser Kuͤste noch sehr haͤuflg, Str. 13, 618; in Pria- pos Schol. Lyk. 29.; der Πασπάϱιος in Parion und Pergamon (He- sych), auf den Muͤnzen von Gargara, Germe, Lampsakos, Atar- neus, Neandria, Abydos, Neu-Ilion. . Den Ursprung dieses Cultus nun wird man weder dem einheimischen Teukrer- und Dardanerstamme, noch auch den spaͤtern Aeolern zuschreiben, obgleich diese ihn meist aufnahmen Die Aeoler bauten einen Tempel des Killaͤischen Apollon in Kolonaͤ. Str. 13, 613. aus Daes von Kolonaͤ. . Sondern auch hier ist eine Kretische Colonisation durch alte Ueberlieferung voͤllig gewiß; von der der alte Ele- giker Kallinos gesprochen hatte, obgleich wir nicht genau wissen, was er von ihr erzaͤhlte Str. 13, 604. τοῖς γὰϱ ἐκ τῆς Κϱήτης ἀφιγμένοις Τεύκϱοις, οὓς πϱῶτος παϱέδωκε Καλλῖνος etc. Ich glaube nicht, daß man dies, wie Frank Kallinus S. 31., blos von der Erwaͤhnung des Namens der Teukrer verstehen koͤnne. . Die herr- schende Tradition leitet von Kretern den Apollon Smin- theios, und auch wohl selbst, obwohl widersinnig, die Memoirs p. 609. — Die Fabel von Pan, Sohn der Thymbris und Lehrer Apollons in der Weissagung (Apollod. 1, 4, 1.) gehoͤrt hieher. Il. 2, 827. 4, 119. 5, 105. mit den Schol. min. ganze Teukrische Nation her. Fuͤr das letztere koͤnnte der alte Schriftsteller Kephalon aus der Teukrischen Stadt Gergis angefuͤhrt werden bei Steph. Ἀϱίσβη. Eustath. Il. 12. S. 894. Lyko- phron V. 1302. nennt Teukros, Skamandros und Arisbe Kreter. , wenn seine Troika nicht das Werk eines Alexandriner Hegesianax gewesen waͤren Athen. 9, 393 b. . Aber die Kreter in der Gegend von Troja kamen oft genug in alten Sagen vor, so daß selbst von ihrer strengen Rechtspflege daselbst eine seltsame Ge- schichte uͤbrig ist In den Fragm. Nikol. Damask. . Wenn wir mehr von den lokalen Cultus-Sagen wuͤßten, als durch den taͤuschenden Spiegel der Dichter: wuͤrden wir auch darin manche Uebertragungen entdecken, die jene historische Spuren bestaͤtigten. Auch so ist einzusehen, daß Apollons Dienstbarkeit bei Laomedon Wovon fchon Il. 1, 452. 21, 442., welche Stellen nicht im Einklang. Hesiod in den Her. Geneal. bei Schol. Lyk. 393. Ety- mol. Gud. 277, 40. vgl. Ruhnken epist. crit. Hellanikos bei Schol. Il. 20, 145. S. 145. St. Koluthos V. 309. derselbe Mythos ist, nur anders lokalisirt, der sonst in Pheraͤ bei Admetos spielt. 4. Man entdeckt eine uͤberraschende Consequenz der alten Tradition, wenn man auf Homers Erwaͤh- nungen des Apollocultus in den Trojanischen Familien merkt. Erstens eignet er ihn besonders den Panthoi- den zn. Panthus (nach dem eine Phyle in Neu-Ilion den Namen Πανϑωΐς fuͤhrte) Inschr. in Walpole Memoirs p. 104. , ist Priester des Got- tes Virgil. Aen. 2, 430. , und seine Soͤhne werden daher im Kampfe von Apollon auf alle Weise behuͤtet Il. 15, 522. . Das ist nun auch der Grund, warum der Panthoide Euphorbos gewaͤhlt wird um Patroklos zu toͤdten, der so wie alle Aeaki- den in der heroischen Mythologie dem Apollon feindlich und verhaßt ist Auch den Achill toͤdtet Apoll nach Homer, Arktinos und Aeschy- los in der Psychostasia (vgl. Heyne zu Il. 22, 359. Tychsen zu Qu. Comment. p. 61.); Neoptolem wird zu Pytho erschlagen. Achill toͤdtet deswegen auch den Apollosohn (Tzetz. Lyk. 232.) Tennes, in dessen Tempel der Name des Phthiers nicht ausgesprochen werden durfte. Plut. Qu. Gr. 28. S. 933. . Auch gewinnen wir dadurch Licht uͤber die wunderliche und raͤthselhafte Geschichte, wie Pythagoras im Heraͤon zu Argos den Schild des Eu- phorbos als seinen erkennt und sich dadurch als diesen Heros in fruͤherem Leben erweist. Denn den Euphor- bos waͤhlte er aus keinem andern Grunde, als weil er ihn, wie sich selbst, als Apollopriester betrachtete. Wir koͤnnen uns wohl uͤberzeugt halten, daß die alte Pythagorische Schule noch Epopoͤen kannte, in denen mancher bedeutende Zug alter Mythen erhalten war, der im Homer fast gaͤnzlich verwischt ist S. Herakl. Pont. bei Diog. L. 8, 4. u. Aa. Aus demselben Grunde wollte Pythagoras Aethalides gewesen sein; und ein Kreter Pytrhos (Schol. Apoll. 1, 644.). . Das an- dere Haus, welches die Homerische Poësie in eigene Verbindung mit Apollon setzt, ist das des Aeneas , welchen der Gott selbst, als ihn Achilleus verwundet hat, in seinen Tempel auf der Burg Pergamos traͤgt und der aͤrzlichen Pflege der Leto und Artemis uͤber- giebt Il. 5, 446. . Auch fahren diesen Helden ja Rosse aus der Zucht Apollons. Daß der Dichter aber dies Verhaͤlt- niß nicht willkuͤhrlich erfunden hat: laͤßt sich bestimmt erweisen. Wir wissen, daß als Trojas Zinnen laͤngst gefallen, sich noch ein Rest von Teukrern in den Ge- buͤrgen der Gegend hielt, und zu Herodots Zeit als ein abgesonderter Staat in den Schluchten des Ida in der festen Stadt Gergis bestand Herod. 6, 122. 7, 43. Es lag in Lampsakos Gebiet (Str. 13, 589.) im Ida (Athen. 6, 256 c. ) Dardanos gegenuͤber (Herod.); , ja noch nach dem Peloponnesischen Kriege hier und in Skepsis Dar- danische Dynasten herrschten Xenoph. Hell. 3, 1, 10. . Wir glauben bewei- sen zu koͤnnen, daß sich die Homerische Weissagung Il. 20, 307. vgl. A. W. Schlegels geistreiche Gedanken in der bekannten Recension Niebuhr’s S. 874. von der kuͤnftigen Herrschaft der Aeneaden uͤber die Ueberreste des Troischen Volks auf dieses Gergis be- zieht und auf nichts weiter Entlegenes. Nun war aber der Haupttempel von Gergis dem Apollon geweiht Steph. B. Γέϱγις aus Phlegon. , und ein altes Sibyllen-Orakel dabei, welches unter dem Namen des Hellespontischen oder auch Mermessi- schen bekannt ist. Jeder sieht nun leicht, wie der Saͤnger, der von den Aeneaden zu Gergis und ihren Festen und Opfern sehr wohl wußte, im Geiste des Mythus Apollon als Schuͤtzer dieser Familie seit alter Zeit darzustellen sich gedrungen fuͤhlte. Wir koͤnnen nicht umhin, mit einigen Worten die Folgerungen anzudeuten, die sich aus den angegebenen Umstaͤnden zur Erklaͤrung des Mythus von Aeneas zie- hen lassen. Es ist naͤmlich vornweg anzunehmen, daß jene Orakel der Teukrischen Gergithier von einem Wie- deraufbluͤhen der Nation unter der Herrschaft der Ae- neaden verkuͤndeten. Nun wohnten Gergithier im Ge- biet der Aeolischen Kyme Dies nimmt man aus dem verwirrten Bericht des Klearch von Soli ἐν Γεϱγιϑίῳ ab, bei Athen. 6, 256. vgl. 12, 524 a. Str. 13, 589 d. , wo Apollon auch einen angesehenen Tempel hatte Plin. H. N. 34, 8. , und wenn jene Orakel den Kymaͤern bekannt geworden waren, so kamen sie nun mit Leichtigkeit zu deren nahen Verwandten, den Kumaͤern Campaniens, hinuͤber. Hier war auf der der Flecken Mermessos 240 Stadien von Alexandria Troas (Paus. 10, 12, 2.) war eine κώμη Γεϱγιϑία. Suidas. Hoͤhe des Felsens der Tempel des Gottes, einer der aͤltesten der Niederlassung, angeblich Daͤdalischer Bau Heyne Exc. Aen. 6, 3. Der Fels heißt Ζωστηϱία κλιτὺς (Lykophr. 1278.) wie das Vorgeb. in Attika mit dem Apollotempel. ; unten die Grotte der Sibylle; auch hier sollte Aeneas gelandet sein (und Stesichoros ließ ihn vermuthlich nur in diese Gegend gehen S. tabula Iliaca ΜΙΣΗΝΟΣ. ). Es war ja nichts natuͤrli- cher, als daß jene Orakel uͤberall lokal angewandt, und somit das neue Troja hier und dort gefunden wurde. So geschah es denn nun auch, als die Griechischen Sibyllinenorakel in Verbindung mit Apollocultus in Rom Staatsorakel wurden, daß was darin fuͤr die Gegenden am Hellespont und benachbarte geweissagt war, ohne viel Umstaͤnde, obgleich nicht ohne Kunst- griffe der Dollmetscher und Ausleger, auf Rom ge- deutet wurde. Es ist deutlich, wie sich auf diese ein- fache Weise der Ursprung der seltsamen Fabel von Ae- neas, Romulus Vater, und was man weiter hinzu- erfand, fast von selbst erklaͤrt. 5. Auch der aͤlteste Tempel Apollons in Thrakien gehoͤrt zu den Kretischen Anlagen, das Heiligthum zu Ismaros oder Maroneia, dessen Priester bei Homer dem Odysseus den trefflichen Wein schenkt Od. 9, 197. ; Maron aber ist der Tradition zufolge ein Kretischer Ankoͤmmling Diod. 5, 79. vgl. Raoul-Rochette 2. p. 160. . Da- mit haͤngt wohl der alte Orakeltempel Apollons zu De- raͤa bei Abdera zusammen Pindar Paͤanen bei Tzetz. Lyk. 445. , auf den sich der Muͤnz- typus der Abderiten bezieht: Apollon mit dem Pfeil auf der Hand auf einer, der Greif auf der andern Seite, welchen wieder die Teier, da sie eine Zeitlang in ihrer Colonie Abdera wohnten, daher angenommen zu haben scheinen. 6. Bedeutendere Institute ließ das Schicksal die Kretischen Apollodiener an der Ionischen Kuͤste gruͤn- den. Vor allen das Milesische Didymaͤon . Wir wissen, daß vor dem Ionischen Volkszuge, in damals Karischem Lande, eine Kretische Burg, Milet, unmit- telbar an der Kuͤste stand Ephor. bei Str. 14. p. 634 d. . Die Divergenz der Sa- gen von Sarpedon oder Miletos dem Kreter als Gruͤn- dern bestaͤtigt mehr als sie zweifelhaft macht; beide Traditionen sagen wieder auf verschiedene Weise das- selbe. Mit der Gruͤndung dieser Burg war die An- lage eines Heiligthums verbunden, die einem Delphi- schen Suͤhnpriester (καϑαρτὴς) Branchos, dem Heise- ren, beigeschrieben wird S. Kallim. Jamb. bei Clem. Alex. Strom. 5. p. 570. Str. 9, 421. Konon 33. 44. Lutat. Stat. Theb. 8, 198 e. — Gesner Comment. Soc. Gott. 4. p. 121. Ionian antiquities T. 2. (besonders in der neuen Ausg.) , dessen Name patronymisch geformt die Priesterreihe Auch gab es ein Prophetengeschlecht Εὐαγγελίδαι da, Konon 44. , das Institut, selbst den Ort bezeichnet, der sonst auch Didyma heißt. So tref- fen auch hier wieder Delpher und Kreter zusammen, die eigentlich fuͤr damals fast identisch, wo die ver- schiedenen Niederlassungen des Stammes sich noch we- nig gesondert hatten. Der Cultus von Didyma ist ganz der Delphisch-Kretische; Suͤhngebraͤuche und Weis- sagung vereinigt, diese auch ziemlich mit denselben Ge- braͤuchen, wie beim Pythischen Orakel; Apollon hieß hier Philesios und Delphinios, welchen Namen von hier andere Jonier annahmen Str. 4, 179 b. Aeginet. p. 151. ; neben ihm stand Zeus, beide zusammen Didyma’s Ahnherren , wie Kalli- machos sagt, auch Artemis, mit der zusammen den Apollon ein alter Hymnus, den man dem mythischen Branchos beischrieb, als Hekaergos und Hekaerga an- rief Klem. Strom. 5, 8. . Den Ruhm und Glanz dieses in Asien hoch- geehrten Tempels verkuͤnden noch die Ruinen. Vom Tempelorte zum Hafen S. uͤber diesen d’Orville ad Chariton. p. 349. und Qu. Smyrn. 1, 283. , der den Namen Panormos nicht ohne Grund fuͤhrte, geht eine breite Straße, ein heiliger Weg, auf beiden Seiten mit mehr als sechzig Statuen sehr alten Styls geschmuͤckt, unter denen ein ganz Aegyptischer Loͤwe fuͤr ein Denkmal der Verbin- dung des Koͤnigs Necho mit dem Orakel gelten kann S. Herod. 2, 159. . Die Jonier von Milet aber, wie dieser Stamm uͤber- haupt gern sich Apollinische Institute aneignete, erkann- ten den Branchidischen Gott als den vorzuͤglichsten ih- rer Stadt an, und fuͤhrten ihn so auch mit Vorliebe in ihre unzaͤhligen Colonien, von Naukratis Pythios und Komaͤos, Athen. 4, 149 e. Ammian Marc. 23, 6. bis nach Kyzikos Schol. Apoll. 1, 966. Daher Weihgeschenke der Kyzik. im Didymaͤon. Chishull. A. As. p. 67. Als Ekbasios hat er auf Muͤnzen den Fuß auf einem Fische . , Parion Eine Muͤnze von Parion bei Mr. Allier de Hauteroche zeigt die Bildsaͤule des Got- tes am Meere, Umschr. ΑΠΟΑΛΩΝΟΣ ΑΚΤΑΙΟϒ ΠΑΡΙΑ- ΝΩΝ, uͤbereinstimmend mit Str. 13, 588. , Apollonia Pontike Str. 7. 319 b. — Auch Apollon Eoos auf der Insel Thynias (Apollonia, Daphnu- sa) Apoll. Rh. 2, 686. Schol. Plin. 6, 12. ist wohl Milesisch; eben so Φιλήσιος zu Trapezus am P. Euxin. Arrian. Peripl. S. 2. , und dem entfernten Taurien, wo die Inschriften und Muͤnzen einstimmend ihn als Vorsteher (προστάτης) darstellen Zusammen bei Raoul-Rochette Antiquités Grecques du Bos- phore Cimérien. pl. 5. 7. 8. ; wenn man auch auf dem Monument der Koͤnigin Ko- mosarya die, wie es scheint, Syrischen Goͤtternamen, Anerges und Astara, die leicht durch Kappadokien heruͤberkommen konnten, nicht mit einem franzoͤsischen II. 15 Gelehrten in Beinamen des Apollon und der Artemis umzuaͤndern suchen muß. 7. Der wahre Zwillingsbruder des Didymaͤischen ist der Klarische Gott, an Ursprung sowohl als an Charakter des Cultus. Die einzelnen Umstaͤnde der Gruͤndungssage moͤgen so sehr in der Fabel darinstehn, als man will: so war es doch in alten Zeiten unmoͤg- lich, ein religioͤses Colonialverhaͤltniß zu erfinden, wo es nicht statt fand, weil bei der Wichtigkeit dieses Verbandes das wahre eben so wenig aus der Erinne- rung schwinden, als ein falsches untergeschoben werden konnte. Hier druͤcken offenbar die Sagen eine doppelte Abhaͤngigkeit und Pietaͤt aus, die das Institut von Klaros gegen Delphi und Kreta bekannte. Die Toch- ter des Thebaͤischen Weissagers Teiresias, Manto, wird, nach der epischen Fabel, von den Epigonen nach der Eroberung Thebens dem Delphischen Gotte ge- weiht Kyklische Thebais bei Schol. Apoll. 1, 308. Apollod. 3, 7, 4. Diod. 4, 66. Paus. 7, 3. 9, 33. , und von diesem als Colonie ausgesandt wird sie in der Gegend, wo hernach die Jonier Kolophon bauten, Frau des Kreter Rhakios, der, als Gegenstuͤck des Heisern, der Zerlumpte heißt Denn er heißt sowohl Ῥάκιος als Αάκιος, weil im Kretischen die ῥάκη λάκη. Schneider zu Nik. Alexiph. V. 11. S. 83. : uralte und seltsame Prophetennamen. Das Grab ihres Vaters Teiresias, welches man sonst auch in Boͤotien zeigte, erwaͤhnt der Kyklische Dichter Augias zu Kolophon Chrestomathia Procli. . Der Sohn jener Ehe ist Mopsos, von dem sich wahr- scheinlich die Familie ableitete, aus welcher noch in Roͤmischer Zeit die Priester des Orakels genommen wurden Strabo 14, 675. Konon 6. — Tacit. Ann. 2, 54. . Die Formen der Weissagung sind auch hier den Delphischen analog. Die uͤbrigen Apollotempel an der Kleinasiatischen Kuͤste haͤngen meist nachweislich mit einem der vier gegebenen Punkte zusammen. Den heiligen Tempel von Leukaͤ , zwischen Smyrna und Phokaͤa, wo die Ky- maͤer ein Fest feierten Diod. 15, 18. Str. , muß man zur Troischen Fa- milie rechnen; zu derselben scheint der Gryneische Apollon zu gehoͤren, im Gebiet von Myrina neben Kyme, der auch ein Orakel besaß Hekataͤos bei Steph. Byz. Γϱῦνοι. Str. 13, 622. Hermeias von Methymna schrieb uͤber Apollon Gryneios. Athen. 4, 149 e. Daher der Apollotempel, die Sibylla und der Apollon Daphnephoros auf Muͤnzen von Myrina, welche Stadt auch χϱυσᾶ ϑέϱη nach Delphi sandte. Plut. de Pyth. orac. 16. p. 273. ; der Apollon Mal- loeis , im Gebiete der Mitylenaͤer auf Lesbos ist ein Absenker des Klarischen Malos Sohn der Manto, Hella- nikos Λεσβικὰ bei Steph. Μαλλόεις, p. 90. St. Thuk. 3, 3. Sonst in Lesbos Ap. Ναπαῖος (Hellanik. bei Steph. Νάπη, vgl. Str. 9, 426. Suid. Ναπαῖος, Makrob. Sat. 1, 17.; Muͤnze von Nape mit Ap. bei Mionnet) Λεπετύμνιος Antig. Kar. 17. Γοννο- παῖος Sch. Arist. Wolk. 144. und Εϱέσιος Ἀπ. Hesych. ; auf denselben Zweig wird das Apollinische Orakel von Mallos in Kilikien zu- ruͤckgefuͤhrt Str. 14, 675 c. Arrian 2, 5. Von da vielleicht der Dienst in Tarsos (Inschr . des Britt. Mus.) . Denn Mopsos, der Manto Sohn, soll es gegruͤndet haben, mit dem nach einer Sage Lakios kam, der, wie oben schon bemerkt, Rhakios, ein Col- lektiv des Klarischen Orakels, ist. Und wie man in Klaros von einem Wettstreit des Mopsos und Kalchas erzaͤhlte Str. 14. S. 642. aus Hesiod . vgl. Kallinos bei Str. 14, 668. Konon 6. ; so zeigte man in Mallos die einander wun- derbar feindlichen Graͤber der Weissager Mopsos und Amphiloches, welchen letztern, weil er als Melampo- — Vgl. uͤber den Tempel außer Andern Locella zu Xenoph. Ephes. S. 128. Peerlkamp. 15 * dide eigentlich dem Apollondienste fremd war, der Gott Apoll, nach Hesiodeischen Gedichten, selbst in Soloi getoͤdtet haben sollte bei Str. 14, 676 b. . 8. Andere Strahlen treffen auf mehrere Punkte des Europaͤischen Griechenlands; Kretische Anlander pflanzten auch hier auf Vorgebirge und Landesenden den Zweig des Lorbeers, namentlich in Troͤzen, Taͤ- naron, Megara und Thorikos . Troͤzen theilt, wie oben bemerkt S. 82. , mit Athen zum Theil die aͤltere Geschichte und die Goͤtterdienste; so auch die Verbindungen, die zwischen Athen und Kreta eintraten, und deren Bedeutung wir unten zeigen wer- den Vgl. Paus. 2, 32, 2. Artemis Soteira von Kreta nach Troͤzen gebracht, Paus. 2, 31, 1. . Daher man kaum an der Kretischen Abstam- mung der neun Familien zweifeln kann, welche noch spaͤter zu Troͤzen bestanden, und in fruͤheren Zei- ten Suͤhnungen und Reinigungen, nach der Sage zuerst am Orestes, verwaltet und geuͤbt hatten bei einem Lorbeerbaume hinter dem Tempel Apollons 2, 31, 7. 11. Der Tempel des Ap. Thearios zu Troͤzen nach Paus. 31, 9. der aͤlteste in Griechenland. Ap. mit Leukothea zusammen, Aelian V. G. 1, 18. . Auch die Suͤhnungsanstalt auf dem Vorgeb. Taͤ- naron ψυχοπομπεῖον genannt, wie die Institute in Thesprotien, zu Phigalia und Hera- kleia Pontike. nannte einen Kreter Tettix als Gruͤnder Plutarch de sera num. vind. 17. p. 256. Hesych. Τέττιγος ἕδϱανον. , der nichts als ein personificirtes Symbol ist, wie Ly- kos, Korax, Kyknos anderer Orten: Kallondas soll des ermordeten Archilochos Seele an dieser Pforte der Unterwelt versoͤhnt haben. Nimmt man zusammen, daß sehr nahe das Lakonische Delion So Str. 8, 368. Sonst Ἐπι- δήλιον. , und dies un- weit der kleinen Insel Minoa liegt: so gewinnt die Tradition uͤber den Ursprung des genannten Instituts noch an Zusammenhange. Auch vor dem Hafen von Megara liegt eine Insel Minoa; und hier hat sich dazu ein reicher Sa- genkreis erhalten, in dem freilich die Kreter des Minos — doch wohl nur durch Entstellung der urspruͤnglichen Sage — als Feinde und Verwuͤster auftreten. Mega- ra hatte zwei Akropolen, eine Karische mit dem Me- garon der Demeter, nach oben, und eine juͤngere, ge- gen das Meer, mit Tempeln des Apollon. Diese soll Alkathoos, Pelops Sohn, gebaut haben, der Gott spielte zur Kithar dabei; wo er sie aufgestellt, zeigte man einen klingenden Stein Paus. 1, 42, 1. 2. vgl. Epigr. adespot. 3. p. 193. An. Br. Meziriac Ov. Ep. T. 1. p. 448. Auch Megareus S. Apol- lons bei Steph. Byz. vgl. Dieuchidas von Megara Schol. Apoll. 1, 517. . Theognis der Mega- rer singt V. 752. : Um dem Pelopischen Sohn’ Alkathoos Huld zu erweisen, Hast du, Koͤnig Apoll, hoch uns gethuͤrmet die Burg. Hier sind Dienst und Heiligthuͤmer offenbar aͤlter als die Dorische Einwanderung, und sicher aus Kreta. Es stand naͤmlich auf jener Burg eine Bildsaͤule des Apollon Dekatephoros Δεκατήφοϱος nicht — φόϱος. Paus. 1, 42, 1. 5. vgl. eine Fourmontsche Insch. von Argos ΔΕΞΙ- ΣΤΡΑΤΟΣ ΑΡΧΙΠΠ. . ΑΠΟΛΛΩΝΙ . ΔΕΚΑΤ — Sonst Ap. zu Megara Pythios (Pythia, Schol. Pind. N. 5, 84. Philostr. V. Soph. 1, 24, 3.) Archagetas, Prostaterios, Karnios, Agraͤos. Auf den Muͤnzen der Tripus und die Delphine. vgl. Pouquev. T. 4. p. 131. gegen Clarke Tr. p. 2. sct. 2. p. 768. , des Zehntenempfaͤngers , dessen Name durch die Sage erlaͤutert wird, daß einst- mals Alkathoos Tochter, gleich den Attischen Maͤdchen und Juͤnglingen, als Tribut nach Kreta geschickt wor- den sei. Es gilt also auch fuͤr Megara, was bald bei Athen nachgewiesen werden wird, daß diese Sendun- gen einen heiligen Zehnten bedeuteten Von Megara hat Kalchedon (s. die Muͤnzen) den Dienst und das Orakel (Dionys. Byz. S. 23.); nahe dabei Demonesos, ein Ap. von Demonesischem Erz b. Aristot. Mirab. 59. Jungerm. zu Pollux. 5, 5, 39 Eben daher Byzanz, wo ein Apollotempel auf dem Vorgeb. Metopon nach Dionysius de Bosp. Thracio. . 9. Wir sind indeß den Attischen Mythen nahe ge- kommen, und sehen uns bald genoͤthigt, die Entwicke- lung des verworrenen Sagenconvoluts zu unternehmen, welches vor allen hier die Goͤtterdienste und so auch den des Apollon umgiebt. Wir machen mit den My- then den Anfang, die sich an das Heiligthum von Thorikos anschließen. Thorikos , an der Suͤdostkuͤste Attika’s gelegen, war unter den alten Zwoͤlfstaͤdten des Landes, und blieb stets eine der ersten Ortschaften desselben. Noch jetzt stehen in der Ringmauer Truͤmmer eines Apollontem- pels von bedeutendem Alter Attika Encykl. von Ersch und Gruber S. 221. vgl. Erato- sthenes ἐν Ἠϱιγόνῃ bei Steph. ἄστυ, wo wohl zu schr.: ἄστυ τε δὴ Θοϱικοῦ καλὸν ἵκανεν ἕδος. . Die guͤnstige Lage be- wirkte fruͤhzeitigen Seeverkehr, und Kretische Schiffer pflegten in alter Zeit hier anzulegen Hom. Hymn. Homer an Dem. 126. . Es wohnte aber hier, nach Erzaͤhlung alter Dichter welche Pherekydes wiedergiebt, Schol. Od. 11. 320. S. 122. St. Apollod. 2, 4, 7. , Kephalos, Sohn Deions, ein Phthiotischer Achaͤer. Aber die Fa- bel von ihm unb seiner Gattin Prokris spielt groͤßten- theils in Kreta bei Minos Heyne Obss. ad Apol- lod. S. 333. ; die Verbindung mit diesem Lande ist unter mancher dichterischen Erfindung ohne Zweifel ein aͤchter Zug der Sage. Auf diesem Wege kamen die Sacra Apollinaria heruͤber und Sym- bole des Apollon und der Artemis blicken auch in der Geschichte des Heros, in dem nie fehlenden Speer und dem alles ereilenden Hunde, durch Warum der Hund aus Demonesischem Erze ist, (Pollux 5, 5, 39.) S. 230. N. 1. Nach Etymol. 359, 1. fuͤhrt Apoll die Kreter als Delphin nach Attika. . Wir wis- sen aber geschichtlich , daß die Kephaliden, deren Geschlecht noch spaͤter in Attika bestand Κεφαλίδαι γένος Αϑή- νῃσιν Hesych. , erbliche Gentilsakra des Apollon hatten. Denn als im zehnten Geschlecht die Nachkommen des Heros, Chalkinos und Daͤtos, in das Land heimkehrten, welches ihr Vorfahr wegen Blutschuld verlassen hatte: bauen auch diese so- gleich demselbigen Gotte einen Tempel am Eleusinischen Wege Paus. 1, 37, 4. . 10. Aber die Mythen von Kephalos drehen sich noch um ein anderes Heiligthum Apollons, welches am Westende Griechenlands von den Kalkfelsen des Vorgebirges Leukatas herab das Jonische Meer uͤber- schaute. Auch von diesem Hauptheiligthume sind noch Truͤmmer S. Str. 10, 452. Thuk. 3, 94. Properz. 3, 9 fin. Serv. Aen. 3, 271. vgl. Dod- well 1. S. 53. Hughes 1. S. 402. hat eine Leukadische Inschrift — Απολλωνιαται ωικιδομησαν. S. oben die Inschr. S. 118. N. 1. Ap. hieß hier Aktios, Ael. N. A. 11, 8. Der Aktische Apoll von Akarnanien stammt gewiß daher, vgl. uͤber ihn was Bois- sonade citirt Class. Journ. 17. p. 371. . Kephalos, als Streitgenoß des Amphi- tryon im Teleboerkriege, soll es gegruͤndet haben Aristot. Staat von Ithaka b. Etym. M. Ἀϱκείσιος, Herakl. Pont. 27. Koͤhler. Heyne zu Apolld. 2, 4, 7. . Diese Angabe fuͤr sich koͤnnte erfunden scheinen, zur Erklaͤrung des Namens der benachbarten Kephallenia: allein die nachgewiesene Verbindung der Kephaliden mit dem Apolloncult, und noch andere Umstaͤnde schuͤtzen sie gegen diesen Verdacht. Es ist naͤmlich klar, daß die Sacra der Kephaliden zum Theil auch aus Suͤhn- gebraͤuchen bestanden, die den Attischen Thargelien aͤhnlich oder damit identisch waren. Denn wie man an diesem Feste Verbrecher als Opfer bekraͤnzt auf ei- nen Felsen fuͤhrte und davon herabstieß: so that man dasselbe zu bestimmten Zeiten auf Leukatas κατ᾽ ἐνιαυτὸν Str. 10, 452. . Hier er- leichterte man dem Herabgestuͤrzten den Fall, indem man Federn und ganze Voͤgel ihm unterband, unten wurde er aufgefangen und alsdann weit hinweggefuͤhrt, um alle Schuld mit sich zu nehmen. Zuerst soll Ke- phalos den Sprung selbst gemacht haben, ganz der aͤchten Religionssage gemaͤß. Mit dem Blute der ge- toͤdteten Prokris befleckt und fluͤchtig, bietet er sich dem erzuͤrnten Familiengotte als das erste Opfer dar Apollod. 3, 15, 1. Nach dem alten Charon von Lampsakos bei Plut. virt. mul. p. 289. machte Phobos von Phokaͤa zuerst den Sprung. . Spaͤter erhielt dieser Sprung freilich eine ganz andere Anwendung und Deutung. Gemuͤther, welche die Liebe aufrieb, hofften von der Lebensgefahr und dem Seebade staͤrkende Kuͤhlung; wie Sappho und die Kalyke und Harpalyke des Stesichoros bei Athen. 14. S. 619. Stesich. p. 36. Suchf. — Hardion sur le sault de Leucade. Mem. de l’Ac. d. I. 7. p. 245. . Diese eigne Anwendung des alten Gebrauches gab nun ruͤckwaͤrts auch dem daran haͤngenden Mythus einen romanhafte- ren Anstrich. Auch Kephalos und Prokris wurden nun von Liebe und Eifersucht gequaͤlt. Daß die Fabel noch verwickelter wurde, bewirkte ihre Aufnahme in den Kyprischen Sagenkreis (was vermuthlich von den Atti- schen Salaminiern ausging, wo vielleicht erst die Rolle der Eos hinzukam) Indessen wurde auch Eosphoros vielleicht in Thorikos verehrt. Konon 7. Zuerst kommt Eos dabei auf ziemlich alten Vasengemaͤlden vor. (Tischbein 4, 12. Millin 2. pl. 34. Millingen Div. pl. 14. . Ohne Alles aufloͤsen zu wollen, kehren wir nur auf die Behauptung zuruͤck: daß Ke- phalos Sprung vom Leukadischen Felsen dem Apollini- schen Suͤhn-Cultus angehoͤrt Ganz anders freilich Creuzer 2. S. 755.: “Freilich sinkt die Sonne den Griechen hinter den Bergen der westlichen Insel Leukadia nieder.” . Diese Betrachtungen knuͤpften sich an den Kreti- schen Dienst von Thorikos. In Athen selbst fließen Einwirkungen von Kreta und Delphi zusammen, die es noͤthig machen, zuerst auf das letztere zuruͤckzugehn, u. den Pythischen Dienst durch Boͤotien durchzufuͤhren. 11. Hier ist freilich weder die Zeit noch die Art und Weise, wie der Pythische Dienst, ungeachtet des Widerstrebens feindlicher Staͤmme, durch die Paͤsse des Parnaß die Wege der Theorien gebahnt, geschicht- lich bestimmbar, aber das Ergebniß solcher Begeben- heiten liegt vor Augen: eine fast ununterbrochne Kette von Heiligthuͤmern, Tempeln und Orakeln, deren Glie- der — Thurion, Tilphossion, das Heiligthum des Ga- laxios, das Orakel von Eutresis, das Ismenion, Te- nerion, Ptoon, Tegyra — alle einzeln durch Sagen und Gebraͤuche auf Delphi hinweisen. Nur Delion an der Ostkuͤste ist wohl von Delos aus gegruͤndet. Pin- dar stellte in einem wahrscheinlich daphnephorischen Liede die Gruͤndung mehrerer dieser Tempel unter der Form einer Wanderung des Gottes selbst dar S. wie Boͤckh die Fragmente verbunden. Παϱϑένικ S. 595. : Raschwandelnd ging er Auf Meer und Festland; jetzt auf die weitschauenden Warten der Berge sich stellend, Seine Hainaltaͤre zu gruͤnden und rings erbebten Kluͤste. Unter den einzelnen Punkten begnuͤge ich mich wenige hervorzuheben S. uͤbrigens Bd. 1. S. 146. Nachzutragen Inschr. v. Chaͤronea, Walpole Trav. p. 565. n. 33. Απολλωνος Δαφνα- . Erstens, das Orakel an der Quelle Tilphossa am Helikon, mit dem Grabe des Teiresias und Denk- male des Rhadamanthys, der hier mit Herakles Mut- ter, Alkmena, zusammengewohnt haben soll. Merk- wuͤrdig die auch hier einheimische Sage von Kretischen Verbreitern des Cultus, die gleichsam einen Neben- zweig der Kirrhaͤischen Anpflanzung bilden. Offenbar haͤngt damit die Tradition zusammen, die gelegentlich Homer erwaͤhnt Od. 7, 322. , wonach Phaͤaken den Rhadamanth zur Schau des Tityos nach Euboͤa bringen: gewiß nicht des Lebenden, sondern des von Apollons Pfeilen erlegten Ungethuͤms, weil der Minoische Kreter sich uͤber den Sieg dieses Gottes vor andern zu freuen hat. So kennt also Homer Sagen, die sich auf dieses Cul- tusverhaͤltniß beziehn, wenn er auch Tityos von Del- phi nach Euboͤa zu versetzen scheint. Alsdann ist fuͤr die Boͤotische Sage besonders Te- gyra wichtig als Geburtsort Apollon’s, daher auch alle Cultusnamen hier an Huͤgel und Quellen geknuͤpft vorkommen. Das Delphische Orakel war dieser Sage guͤnstiger als der Delischen; auch Pindar ließ den ju- gendlichen Gott aus Tegyra zur Besitznahme von Py- tho kommen Nach der Emend. ἐκ Τεγύϱας fuͤr Τανάγϱας. Fragm. inc. 14 Boͤckh. , nicht aus Delos, wie die Attischen Dichter. 12. Die Einheit des Cultus mit dem Delphischen tritt vorzuͤglich deutlich hervor bei dem Ismenion zu φοϱιω Αϱταμιδος Σοιοδινας. Ungewiß ist es, wo eigentlich der Koropaͤische Apoll verehrt wurde. Nikand. Ther. 614. Stephanos von Byzanz bringt ungehoͤrig Oropos und Orobiaͤ dazu. vgl. Plut. Komment. Nik. Fragm. 2. S. 326 H. mit Wyttenb. Note. Hiero- dulen des Apollon Nesiotes zu Chalia in der Inschr. Chandler Marm. Oxon. 2, 29, 2. Vgl. Bd. 1. S. 190. Theben. Wie dort alle acht Jahre der Python von neuem getoͤdtet und der Lorbeer von neuem gebrochen wur- de; daher die alten Feste und Agonen ennaëterisch wa- ren: so wurde auch hier in denselben Perioden eine daphnephorische Procession angestellt, deren Beziehung auf Zeitmessung am Tage liegt Was Bd. 1. S. 220. steht, ist gebilligt und erweitert von Boͤckh im Anhange zur Abhandlung uͤber die Midiana. Adhandl. der Berliner Akad. 1818. S. 39. . Auch ist hier, wie in Delphi, Athena die Pronaos Paus. 9, 10. Ueber diese vgl. Stanley zu Aesch. Eum. 21. . Die Heiligkeit der Dreifuͤße ist beiden Tempeln gemein, wenn sie auch in dem letztern nicht zum Weissagen gebraucht wurden. Spaͤter begnuͤgte man sich hier mit Deutungen aus der Opferflamme und Opferasche Herod. 8, 134. Soph. Oed. T. 21. μαντείᾳ σποδῷ, Philochor. bei Schol. (S. 101. Sieb.) ; wie sie ebenfalls die Πυρκόοι von Delphi gaben Hesych πυϱκόοι. Auch in heiligem Feuer gebrannte Loose nach demselben, φϱυκτὸς Δελφοῖς κλῆϱος. Vgl. Boͤckh Explic. Pind. O. 8, 2. und Plut. de frat. am. 21. Darauf gehen Φοίβου ἐσχά- ϱαι Eurip. Phoͤn. 292. : obgleich in fruͤherer Zeit auch hier die aus dem Gemuͤth stammende Weissagung vorherrschte. So erscheint wenigstens Teiresias, den wir als Propheten des Ismenions betrachten duͤrfen Stein der Manto vor dem Tem- pel. Paus. 9, 10. μαντίων ϑῶκος Pind. P. 11, 6. , bei Homer und den Tragikern nicht als Empyro- mantis. Daß aber der gesammte Cultus des Apollon zu Theben fuͤr diese Stadt unter die juͤngern gehoͤrt, ist daraus deutlich. In den alt-kadmeischen Mythen, in welchen Demeter, Kora, Kadmos, dann Bakchos re- gieren, ist Apollon nicht thaͤtig. Denn einzelne Zusaͤtze der Poëten scheiden sich leicht als spaͤter aus. Als eine dichterische Uebertragung ist es auch zu betrachten, daß Kadmos nach der Toͤdtung des Drachen acht Jahre als Knecht dienen muß, wie Apollon Auch wird der Drache des Kadmos von Spaͤtern Castalius, Δελφίνιος genannt. S. Creuzer ad Nonni narr. in Meletemm. T. 1. p. 93. ; denn urspruͤnglich haben Kadmos und Apollon nichts Entspre- chendes. Am besten zeigt das Lokal die gaͤnzliche Dif- ferenz dieser Culte in Theben. Denn jene uralten Stadtgoͤtter haben ihre Tempel auf der Burg Kadmeia, Apollon aber wird nicht nur nicht in der Burg, son- dern sogar außerhalb der Thore im Ismenischen Heilig- thume verehrt Auch Ap. Polios ist zu Theben vor dem Thore. Paus. 9, 12, 1. Ob auch Ap. Boedromios, weiß man nicht recht. Auch in dem Dorfe Kalydna bei Theben genoß er Verehrung. Androtion bei Steph. Κάλυδνα. , welchem nach Pausanias das Hera- kleion nebst dem Hause des Amphitryon gegenuͤber ge- legen haben muß. Wir werden diese Nachbarschaft des Heros und Gottes, wie alle andere Beziehung, die in Theben zwischen beiden eintritt, bei der Eroͤrterung der Herakleischen Mythen zu weitern Schluͤssen be- nutzen. Wann die Boͤotischen Heiligthuͤmer Apollons ge- gruͤndet sind, kann man aus den Sagen von Teiresias und Herakles schwerlich bestimmen, da jene vollkom- men zeitlos sind Bd. 1. S. 224. , diese einen von der uͤbrigen Thebaͤi- schen Mythologie ganz abgesonderten Cyklus bilden. Eine Tradition von der Gruͤndung des daphnephorischen Festes setzt dieselbe in die Zeit der Aeolischen Wanderung Bd. 1. S. 393. , und man koͤnnte auf diese die Meinung bauen, daß erst dieser Voͤlkerzug die Dorische Gottheit in Boͤotien verbreitet habe. Indeß wuͤrde diese in mannigfache Widerspruͤche verwickeln, und es bleibt wahrscheinlich, daß solches bald nach der Kirrhaͤischen Niederlassung, in allmaͤligem Fortschritte, geschah: um dieselbe Zeit, in welcher in Athen der Apollinische Cultus zu Ansehn gelangte. 13. In Attika faͤllt naͤmlich die Einfuͤhrung die- ses Cultus mit der Einwanderung der Jonier zusam- men. Denn wenn in den Sagen der alt-attischen He- roen, Kekrovs, Erichthonios, Erechtheus, nur Athena als Ackergoͤttin mit den verwandten Burg goͤttern auf- tritt: so schreitet mit Jon sogleich ein neuer Charakter in Cultus und Mythen ein De Minerva Poliade. p. 2. wo manche Beweise zu dem folgenden gegeben sind. . Diese Divergenz duͤnkt mir eine hinlaͤngliche Widerlegung derer, welche nach Herodot die Jonier fuͤr einerlei mit dem ureinwohnen- den Volkstamme der Pelasger halten. Vielmehr ist es deutlich, daß eben so, wie die Jonier als Kriegervolk (Xuthos und Jon πολέμαρχοι) sich von dem acker- bauenden und viehzuchttreibenden Urvolke sonderten, so sie auch ihren Hellenischen Kultus gradezu dem alt- einheimischen entgegenstellten. Es redet zwar Aristote- les von dem vaͤterlichen Apollon (Απ. πατρῷος) der Athener als einem Sohne der Athena und des He- phaͤstos bei Cic. N. D. 3, 22. 23. p. 595. 599. 614. Creuzer. Lydus de menss. p. 105. Darauf baut Baͤhr de Apolline Patricio et Minerva Primigenia. : aber wir koͤnnen darin wieder nur das my- thologische Streben findeu , die Goͤtter einer Stadt in Familienzusammenhang zu bringen. Denn wo sind die Tempel, welche Athena und Apollon gemein haben, wo die Gebraͤuche und Opfer, welche sie theilen, wo die Sagen, in welchen sie verbunden auftreten? So lange diese nicht nachgewiesen werden, muß man Athena als alt-einheimische und Apollon als juͤngere Gnttheit genau sondern. Denn Alles, was von den Jonischen Fuͤrsten, zu denen auch Aegeus μη- δὲν πϱοσήκων Ἐϱεχϑείδαις. Plutarch Thes. 13. und Theseus gehoͤren, in Bezug auf religioͤse Einrichtungen erzaͤhlt wird, be- trifft niemals die Athena und den Hephaͤstos, sondern sehr consequent entweder die Feststellung des Posei- doncults , der in den Staͤdten der Jonier und an ihren Bundesoͤrtern herrscht, oder die Anknuͤpfung und Unterhaltung eines Verkehrs mit den Apollinischen Heiligthuͤmern zu Delos, Delphi und Knosos. Behal- ten wir diesen ariadneischen Faden an der Hand: so lichtet sich die Attische Fabel zu auffallender Klarheit. Erstens: Theseus ist ein Poseidonischer Heros, wie er selbst Sohn Poseidons heißt — von dem wahr- scheinlich Aegeus, der menschliche Vater, urspruͤnglich nicht verschieden ist Nemlich Poseidon Αἰγαῖος als Wogengott. Dem Aegeus wurde auch mit Poseidon zugleich geopfert. S. Plut. Thes. 36. vgl. 23. gegen Ende, wo wahrscheinlich zu schreiben ist: ἐξῃϱέϑη δὲ ϰαὶ τεμένη ΑΙΓΕΙ, wenn nichts ausgefallen ist. — vgl. Har- pokr. Αἰγεῖον. Hygin. Fb. 37. : — er erhielt mit dem Gotte, sei- nem Vater, am achten Monatstage, besonders des Pyanepsion, Opfer (Ὀγδόδιον) S. Hesych. : er war es darum auch, der die — vorher von den Korinthischen Aeolern dem mystischen Daͤmon Melikertes begangenen Bd. 1. S. 176. — Isthmischen Feste dem Poseidon weihte; und deswegen hatten noch in der Dorischen Zeit die Athener den ersten Platz in diesen Agonen, die sie besonders fleißig be- suchten, so viel als sie mit dem Seegel des heiligen Schiffs bedecken konnten. Und wie geeignet war der Isthmos zu Jonischen Nationalfesten. Denn wenn man die damaligen Wohnsitze der Jonier in Attika, Mega- ris, zu Epidauros und Troͤzen, an der Nordkuͤste des Peloponnes, und zu Thespiaͤ in Boͤotien Ebend. S. 237. uͤberschaut: so sieht man, daß grade nur hier das rege Kuͤstenvolk sich leicht und schnell in einem Mittelpunkte vereinigen konnte. Und was ist nun das Heidenleben des The- seus zum Theil anders, als eine Sicherung dieses Mittelpunkts durch die Erlegung des Periphetes, Skiron, Kerkyon, Sinnis, Pityokampes, Prokrustes Vgl. Boͤttiger Vasengemaͤlde N. 3. , auf daß nun die Poseidonischen Opferstiere von Troͤzen wie von Athen frei und ungefaͤhrdet zum Festmahle des Isthmos ziehen moͤgen. Dies ist der wahre großartige Zusammenhang der aͤltesten Theseiden. 14. Zweitens aber betreffen die Fabeln der ge- nannten Helden eben so den Cultus des Apollon. So liegt in ihnen der Ursprung der Pythischen Theo- rieen enthalten. Jon ist selbst Sohn oder Zoͤgling des Pythischen Gottes, und wahrscheinlich ist zwischen seinen beiden Vaͤtern, Apollon und Xuthos, eben so wenig urspruͤngliche Differenz, als zwischen Aegeus und Poseidon Εουϑὸς ist der helle, strahlende Gott, eine andere Form von ξανϑός. S. un- ten K. 5. . Theseus hatte demselben Gotte sein Haar geweiht; ein Platz bei Delphi hieß Theseia Plut. 5. . Auch wird nicht ohne Absicht von Aegeus erzaͤhlt, daß dessen die Ebene von Attika umfassende Herrschaft sich sich bis zum Pythion erstreckte, wo sie an Megaris graͤnzte Str. 9, 392. nach Sophokl. und Philoch. (S. 28. Siebel.) vgl. Schol. Arist. Lysistr. 58. Wesp. 1218. zu Eur. Hippolyt. 35. . Dieses Pythion lag in der “ heiligen Denoe ” Philochoros bei Schol. Soph. Oed. Kol. 1102. , einem festen Demos der Phyle Hippo- thoontis, auf den Marken von Megaris, Boͤotien, Attika Ehe dies Melaͤnd, Eleutheraͤ und andere Orte eroberte. — Vgl. Barbie du Bocage histoire de la bourgade d’Oenoë la sacrée hinter Stanhope’s Plan of Platäa. , oberhalb des Eleusinischen Feldes, in einer besonders fruchtbaren Gegend Daher nennt Sophokl. a. O. die Gegend von Eleusis Πν- . Es war aber dieser Grenztempel offenbar erbaut, um einen Zwischenort fuͤr die Theorie abzugeben, welche gegen Fruͤhlingsanfang von Athen nach Pytho abging. Denn wenn man in der Stadt selbst guͤnstige Zeichen beobachtet hatte, und im Begriff stand, die Theorie abzusenden: stellte noch der Mantis im Pythion zu Oenoë alle Tage Opfer- schau an, um ihr auch fernerhin gluͤckliche Fahrt zu verschaffen; eben so wie die Theorie nach Delos durch Opferbeobachtungen im Delion zu Marathon geleitet wurde Die auch von Valkenaer ( Animd. ad Ammonium p. 93.) nicht verstandene Stelle des Philochoros a. O. ist so zu schreiben: ὅταν δὲ σημεῖα γένηται παϱαδεδομένα ἐν τοῖς ἱεϱοῖς, τότε ἀπο- στέλλουσι τὴν ϑεωϱίαν οἱ ἐκ τοῦ γένους Πυϑιάδα καὶ Δηλιά- δα, ὁποτέϱα ἂν καϑήκῃ αὐτοῖς, ϑύει δὲ ὁ μάντις, ὅταν μὲν τὰ εἰς Δελφοὺς πόμπιμα γένηται (die Zeichen zur Sendung nach Delph) καὶ ϑεωϱία πέμπηται ( si in eo est ut mittatur ), ἐν Οἰνόῃ καϑ̛ ἑκάστην ἡμέϱαν ἐν τῷ Πυϑίῳ, εἰ δὲ εἰς Δῆλον ἀπο- στέλλοιτο ἡ ϑεωϱία, κατὰ τὰ πϱοειϱημένα ϑύει ὁ μάντις εἰς τὸ ἐν Μαϱαϑῶνι Δήλιον κ. τ. λ. . Die Geschlechter, denen die Vorbereitungen zur Absendung der Pompa aufgetragen waren, wahr- scheinlich alt-Jonischen Stammes, hießen Pythaisten und Deliasten Die Deliasten kamen in den Solonischen Gesetzen vor, Athen. 6, 234 e. Pythaisten bei Steph. Πυϑώ. . Jene Zeichen waren die Pythischen Blitze (Πύϑιαι ἀστραπαί), eine sonst in Hellas sehr seltene Art der Weissagung. Die Pythaisten nahmen ihren Platz in der Stadt bei dem Erdaltar des Zeus Astrapaͤos, zwischen Olympieion und Pythion, welche beide zu den aͤltern Heiligthuͤmern gehoͤren, wenn sie auch erst Peisistratos herrlich ausbaute Strabo 9, 404. c. Eurip. Jon 285. Ueber das Pythion Thuk. 2, 15. 6, 54. Isaͤos R. 4. S. 113. R. 6. S. 187. Suid. Πύθιον. Suid. Hesych, Prov. ἐν Πυθίῳ. . Von hier aus schauten sie in naͤchtlicher Weile nach einem hoch- ϑίας ἀκτάς. Der Scholiast verwechselt das Aeantische und Hippo- thoontische Oeno ë. gelegenen und weit sichtbaren Punkte des Gebirges Parnes Strabon 9, 404. Steph. Byz. Ἅϱμα, Eustath. Il. 2, 499. Hesych ἀστϱάπτει. Prov. ὅταν δἰ ῞Αϱματος. , Harma genannt, drei Monate hindurch in jedem neun Naͤchte, und nur wenn die erwuͤnschten Blitze gluͤckverheißend uͤber die Hoͤhe heruͤberleuchteten, durfte die Gesandtschaft den Pythischen Weg antreten. Dieser Weg geht von Athen aus bei dem Korydalos vorbei, an welchem auch ein Tempel Apollons lag Paus. Dodwell 2. S. 170. , durch die Eleusinische Ebene auf Denoë, von da durch den Paß von Dryoskephalaͤ nach Boͤotien, wo er ent- weder Thespiaͤ oder Theben, dann Lebadeia und Chaͤ- roneia beruͤhrte, und sich weiter uͤber Panopeus und Daulis durch die Bergschlucht zwischen Parnaß und Kirphis nach Delphi hinzog — eine Gebirgstraße, wel- che die Athener selbst gebahnt und gebaut zu haben behaupteten Dadurch erklaͤrt sich Herodot 6, 34. ἰόντες δὲ οἱ Δόλογκοι τὴν ἱϱὴν ὁδὸν διὰ Φωκέων τε καὶ Βοιωτῶν ἤϊσαν. καί σφεας ὡς οὐδεὶς ἐκάλεε, ἐκτ ϱάπονται ἐπ̛ Ἀϑη- νέων . . Es war dies auch die heilige Straße fuͤr die Peloponnesier, wenn man den Theil derselben ausnimmt, welcher Attika durchschneidet S. Aeschyl. Eum. 12. πέμπουσι δ̛αὐ- τὸν καὶ σεβίζουσιν μέγα κελευθοποιοὶ παῖδες Ἡφαίστοε. vgl. Ephoros bei Str. 9, 422 d. Aristid. Panath. Th. 1. S. 329. Vgl. Bd. 1. S. 36. 188. . Noch ist aber eine Merkwuͤrdigkeit von Oenoë un- erwaͤhnt geblieben, welche uns zugleich auf eine wun- derbare Weise zum Verstaͤndniß der so verschlungenen Fabel von Theseus Fahrt nach Kreta helfen wird. In Oenoë war naͤmlich auch ein Grab des Androgeos, des Sohnes von Minos, den die Einheimischen getoͤd- tet hatten, als er hier auf dem Pythischen Wege ein- II. 16 herging Eine Spur der richtigen Sage ist bei Diod. 4, 60. vgl. Serv. zur Aen. 6, 14. Die Leichenspiele des La ï os haben erst die Dichter der Reise als Zweck untergeschoben. . Also auf der heiligen Straße des Kreti- schen Cultus lag der Kreter erschlagen; den verletzten Gottesfrieden zn ahnden, kam Minos, und darum muß Athen nach Knosos Tribut senden. Von welcher Art aber dieser Tribut gewesen, erkennen wir aus einer von Aristoteles πολιτεία Βοτ- τιαίων bei Plut. Thes. 16. Vgl. Qu. Gr. 35. Konon 25. aufbewahrten Sage, wonach die Knaben, welche die Athener nach Kreta geschickt hatten, hier als Frohnknechte lebten, und als die Kre- ter, ein altes Geluͤbde zu loͤsen, einen Zehnten von Menschen nach Delphi sandten, die Nachkommen jener mit ihnen hinzogen, und hernach von da weiter ge- schickt wurden. Es scheint hienach, daß die Athener genoͤthigt waren, heilige Knechte an den Haupttempel zu Knosos, den des Apollon, zu senden. Darum wa- ren die Sendungen auch achtjaͤhrig (δι̛ ἐννέα ἐτῶν) Plut. Th. 15. Diod. 4, 61. Ovid. 8, 171. , naͤmlich zu jeder Ennaeteris der Kretisch-Delphischen Feste; darum bestanden sie aus sieben Juͤnglingen und Maͤdchen, weil diese Zahl dem Gotte besonders heilig war. — Jeder weiß, wie sehr die Athener, zuerst vermuth- lich in der Volkssage, dann die Dichter diesen Mythen- kreis entstellt, wie gehaͤssig sie ihn verdreht, und ganz Fremdartiges eingemischt haben, so daß man sich jetzt die Aufgabe zu hoch stellen wuͤrde, wenn man Alles bis aufs Einzelne zerlegen wollte. — Urspruͤnglich aber, sagen wir mit voller Gewißheit, hatte die Fahrt des Theseus nach Kreta keine andere Bedeutung, als die damit verbundenen Landungen in Naxos und De- los: eine Anknuͤpfung des Kultus. Denn auch die Landung in Naxos bezieht sich eigentlich auf Uebertra- gung dortigen Dionysos- und Ariadne-Dienstes, der sich im Feste der Oschophorien, aber mit Apollinischen Daphnephorien-Gebraͤuchen vermischt, erhalten hatte. Die Landung in Delos aber ist ein mythisches Vorbild der Theorien, welche die Athener, wie alle Jonischen Inseln, seit alten Zeiten nach dieser Insel sandten Vgl. Boͤckh Staatshaush. Bd. 1. S. 440. 2. S. 227. Erysichthon sollte das ξόανον mit Theorien nach Delos geschickt haben, Plut. Fragm. 10. S. 291 H. ; wie auch das Schiff, worin der Held heimgekehrt war, als Theorenschiff fortbestehend gedacht wurde. Man sandte es am Feste der Thargelien ab, nachdem der Priester am sechsten Thargelion den Hinterbord dessel- ben bekraͤnzt hatte; daraus ist deutlich, was man auch sonst weiß, daß der Thargeliengott der Delisch-Kreti- sche ist; es gab daruͤber in dem Daphnephoreion zu Phyle in Attika eine alte Schrift Theophr. bei Athen. 10, 424 f. . Mit andern De- lischen Gebraͤuchen kam auch der Dienst der Eileithyia damals heruͤber, er wird auch auf Kreta zuruͤckbezo- gen Paus. 1, 18, 5. τὰ μὲν δὴ δύο ξόανα εἶναι Κϱητικά. , wo bei Amnisos die alte Hoͤhle der Goͤttin schon oben erwaͤhnt wurde. Ein Uebergangspunkt von Attika nach der Insel war der Demos und Hafen Prasiaͤ an der Ostkuͤste, wo neben einem Tempel Apol- lons das Grab des Delisch-Attischen Heroen Erysich- thon, und die Sage war, daß die Geschenke der Hy- perboreer von hier nach der heiligen Insel hinuͤberge- bracht worden seien P. 1, 31. vgl. Dodwell Trav. 1. S. 532. . — — Endlich ist noch die Her- kunft des Delphinischen Suͤhnfestes von Delphi und Kreta eben so deutlich, wie dessen Einfuͤhrung durch die Jonischen Fuͤrsten. Denn Aegeus wohnt im Del- phinion und liegt daselbst begraben; auch wird ihm die Errichtung des Delphinischen Gerichts zugeschrie- 16 * ben; Theseus legt hier vor dem Zuge nach Kreta den mit Wolle umwundenen Oelzweig nieder, am sechsten Munychion Plut. Th. 12. 14. 18. vgl. 1, 19, 1. Ruͤckkehrend opfert Theseus Ap. und Artemis als Οὐλίοις. Pherekyd. bei Macrob, Sat. 1, 17. (59. S. 212 St.) vgl. Spanh. zu Kallim. Apoll. 40. 46. , und loͤset eben da die Blutschuld des Mordes der Pallantiden S. unter andern Pollux 8, 10, 119. . 15. In Athen fordert noch die politische Stellung des Apollodienstes unsere Aufmerksamkeit. Es ist durch das Gesagte hinlaͤnglich deutlich, daß ihn eigentlich die Jonier angenommen hatten. Daher Jon selbst als Sohn des Pythischen Gottes erscheint: kein anderer als der Pythische Apollon war Athens Patroos, wie Demosthenes sagt Demosth. vom Kranz 274. vgl. Aristot. bei Harpokr. Ἀπ. πατϱ. — Die Athener hatten πατϱῴους ϑυσίας zu Delphi. Dem. Briefe S. 1481. Vgl. uͤber Ap. Patroos Platner Beitr. S. 88. Baͤhr de Ap. Patricio et Min. Primigenia. — Πατϱῷος wird erklaͤrt als πατὴϱ des Jon; moͤglich daß er aber so heißt als Gott der πάτϱαι der Jo- nier. — Ap. hieß auch Λεσχηνόϱιος (Plut. Εἰ 2. S. 217. Sui- das) vielleicht als Vorsteher der 360 Leschae der 360 Geschlechter zu Athen. Prokl. zu Hesiod Tage u. W. S. 116 Heins. . Folglich muß man streng behaup- ten, daß eigentlich nur den Joniern der Apollon Ge- schlechtergott war, daß nur sie im vollen Sinn γενῆ- ται Ἀπόλλωνος πατρῴου heißen koͤnnen. Und wenn also die Archonten bei der Dokimasie den Schwur lei- steten, daß sie außer dem Haus-Laren Zeus Herkeios auch den Apollon Patroos verehrten γεν- νῆται Ἀπ. πατϱ. καὶ Διὸς έϱκείου Dem. g. Eubulid. S. 1315, 15. Pollux 8, 85. : so stammte dies aus jener Zeit, in welcher blos die Eupatriden, d. h. die Jonischen und Hellenischen Adelsgeschlechter, die Archontenwuͤrde erhielten, und erst als zunaͤchst durch die Solonische Timokratie und die Aristideische Demo- kratie die Archontenwuͤrde auf alle Reicheren und das ganze Volk uͤbertragen wurde, scheint es, daß der Apollon πατρῷος als allen Familien gemeinsam ange- sehen wurde So nach Plat. Euthyd. 302 b. vgl. Schol. und Heindorf S. 404. . Auch die demokratischen Richter Athens schwuren nun jaͤhrlich im Ardettos bei Apollon Patroos Pollux 8, 122. , was urspruͤnglich wohl nur die aristokratischen Blutrich- ter, die Epheten, thaten. Es ist aber klar, daß ur- spruͤnglich die Apolloreligion nur fuͤr die Kriegerkaste, die alten Hopleten, paßt. Ist er doch kein Handwerker- und Ackerbauer- sondern ein Kriegsgott. Darum setzt ihm auch Jon oder Xuthos als Athenischer Kriegsfuͤrst (πολέμαρχος) das Fest der Boedromien ein Kallim. Apoll. 69. mit Schol. und Spanh. Harpokr. Βοηδϱόμια, Suid. Etym. M. βοη- δϱομεῖν. — Darum sprach der Polemarch im Lykeion, dem Hei- ligthume des Ap. Lykeios, bei der Statue eines Wolfes Recht Suid. ἄϱχων. Bekker Anecd. 1. S. 449. Hesych. ἐπιλύκιον (vgl. Hudtwalcker Diaͤteten S. 14. Schoͤmann de sort. p. 42.) Λυ- καμβὶς ἀϱχὴ des Polemarchen nach Kratinos, Hesych. — Ueber- haupt aber waren alle Gerichtshoͤfe in Athen unter der Tutel des λύκος, Apollon. Eratosth. bei Harpkr. δεκάζων; Lexika und Paroͤ- miogr. Λύκου δέκας, Etym. M. δεκάσαι. , wel- ches von dem Hervorstuͤrzen bewaffneter Schaaren zum Kampfe den Namen hat. Weil nur die Eupatriden urspruͤnglich die Re- ligion des Apollon haben, so haben auch diese nur die κάθαϱσις, welche hier wie sonst mit den Gebraͤuchen des Kretischen Dienstes verflochten ist. Jon hatte nach Plutarch g. Kolot. 31. die Athener in der Religion nnterrichtet , worunter nur die genannte zu verstehen ist; und The- seus setzte nach demselben Thes. 25. Nach Plato Rep. 4, 427. ist Ap. den Athenern πά- τϱιος ἐξηγητής. die Eupatriden zu Verwal- tern des Staats, Richtern, und Ἐξηγηταῖς ὁσίων καὶ ίερῶν ein. D. h. sie sollten uͤber alles Auskunft geben, was das Jus sacrum betraͤfe, wozu im Alter- thum besonders die Suͤhnung und der Blutbann gehoͤrt. Die Gebraͤuche der Reinigung waren also gaͤnzlich in den Haͤnden der Eupatriden und gehoͤrten zu ihren erb- lichen Rechten (πατρίοις) Daher (Athen. 9, 410 a. ) Dorotheos ἐν τοῖς τῶν ΕϒΠΑ- ΤΡΙΔΩΝ (sonst las man ϑυγατϱιδῶν) πατρίοις von der ἱκετῶν κάθαϱσις handelte. , und dies ist der Grund, warum den Edlen die Gerichte uͤber Todschlag ehemals alle, und auch spaͤter noch die uͤber unvorsaͤtzlichen Mord zustanden, deren Zusammenhang mit der Apol- loreligion ich unten darthun werde. Ich habe diese Saͤtze absichtlich moͤglichst stark her- vorgehoben, weil sie durch die spaͤtere demokratische Tendenz der Attischen Dichtung verdunkelt und verdeckt worden sind, welche alle Spuren der gewaltsamen Be- sitznahme Attika’s und der fremden Abstammung der Eupatridengeschlechter zu verwischen strebte. Darum wurde die Luͤcke zwischen den Erechthiden und Aegiden durch notorische Einschiebsel ausgefuͤllt, darum der My- thos von Jon so mannigfach variirt. Diese Tendenz erkennt man auch in Euripides Tragoͤdie Jon , deren kuͤnstliche und sinnvolle Anlage nicht genug bewundert werden kann. Die alte Sage nannte Jon Sohn des Helden Xuthos und des Pythischen Apoll, ohne darin einen Widerspruch zu sehen, und gab ihm auch wohl schon eine Landestochter, Kreusa, zur Mutter, wo- durch sie recht gut die neugewonnene Heimat bezeich- nete. Euripides loͤst dagegen den Jon ganz von Xu- thos, der immer etwas derb und rauh, selbst tyran- nisch z. B. V. 679. , geschildert wird, und wendet Alles so, daß er nicht als Eindringling, sondern als einziger Sproß des Erechthidenstamms weiblicher Linie erscheint. Da- durch wird die Autochthonie der Athener gerettet, auf welche der Demos sich so viel einbildete Vgl. v. 602. , und der widerstrebende Mythos auf eine erwuͤnschte Weise besei- tigt. Jon selbst aͤußert sehr demotische und volksge- faͤllige Grundsaͤtze. Und von der ehemals so fest ge- gruͤndeten Adelsherrschaft verhallt fast schon die letzte dunkle Erinnerung Einiges uͤber Attischen Apollodienst ist noch hinzuzufuͤgen. Ein Nikias, S. des Nikeratos, holt den Kretischen Epimenides nach Athen (Plut. Sol. 12. Diog. L. 1, 10, 3.), der juͤngere de Namens fuͤhrt die beruͤhmte Procession nach Delos, woraus vielleicht auf sacra patria des Ap. zu schließen. Die Kynidaͤ verehrten den Ap. Kynios, Hes. Etym. vgl. Suid. (auch in Temnos, Polyb. 32, 25, 12. und vielleicht Korinth. Inschr. bei Pouquev. 4. S. 26. ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ ΚϒΝΝΕΙ ....). Auf das Lykeion bezieht sich Lykos, Bruder des Aegeus, der auch Pro- phet. Paus. 1, 19, 4. 10, 12, 6. vgl. Kallim. Fragm. 141. Bentl. Tempel des Ap. auf Vgb. Zoster (Ζωστὴϱ Απ. Bekk. Anecd. 1. p. 261. vgl. oben S. 223.), zu Acharnd, zu Diomeia Ap. Meta- geitnios (Meurs. Att. Lect. 1, 10.), Marathon (Suid. Μαϱ.), zu Phlya Ap. Dionysodotos, eine wunderliche Composition, Ἀπολλώ- νεια zu Kikynna (Sch. Arist. Wolk. 134.), zu Phyle gegen Boͤo- tien ein Daphnephorion §. 14. Ap. Daphnephoros zu Athen. Plut. Themist. 15. . 3, 1. W ir kommen nun schon zur dritten Periode der Colonisirung des Apollodienstes. Die erste umfaßte die Urwanderungen des Dorischen Volks, wodurch von Tempe aus die Hauptheiligthuͤmer zu Delphi, Knosos, De- los gegruͤndet wurden; die zweite Periode ist die der sogenannten Minoischen Thalassokratie, welche die Kuͤsten Asiens und Griechenlands mit Hainen und Suͤhnaltaͤ- ren des Gottes bevoͤlkerte; die dritte die der Dori- schen und der durch diese veranlaßten Wanderungen. Durch diese wurde Apollon der herrschende Gott im Peloponnes, wo man ihn fruͤher nur in wenigen Spu- ren findet. Daß Apollon Karneios und der Nomios der Arkader keine Ausnahmen machen, wird aus dem unten darzulegenden Wesen und Ursprunge dieser Kulte erhellen. Dem Apollon wurden nach der Einnahme der Pe- loponnesischen Landschaften uͤberall die Haupttempel ge- weiht. Von dem Argivischen Bundesheiligthum des Apollon Pythaeus ist oben schon gesprochen S. 83. vgl. Paus. 2, 24, 1. von der Hoͤhe auch Δειϱαδιώ- της. Auch Mantik dabei. Telefilla bei Paus. 2, 35, 2. 36, 5. Πυ- ϑαεὺς und Κϱηταεὺς sind Dorische Formen; der Heros Pythaeus ist vom Gott nicht verschieden. — Stadtgottheiten von Argos wa- ren Zeus, Apollon, Herakles. Liv. 32, 23. , eben so beruͤhmt war der Tempel des Apollon Lykeios auf dem Markt Thuk. 5, 47. Sophokles Elektra 7. daher Λύκειος ἀγοϱά. Sophokls, Hesych. Die Argivischen Muͤnzen mit dem Wolf gehen darauf. vgl. Paus. 8, 40, 3. Auch hier ein Orakel, Plut. Pyrrh. 31. scr . ἡ τοῦ Λυκείου πϱοφῆτις Ἀπόλλωνος. Zu Argos auch Ζ ωτεάτας Ἀπ. Hesych, Tempel der Leto. Paus. 2, 21. . Unter jenem Namen verehrten ihn auch die Spartiaten Alk- man Fran. 35. 36. Herod. 1, 69. vgl. Bast zu Gregor. Korinth. S. 187 Zu Laked. nach Hesych Λυκιάδες κόϱαι τὸν ἀϱιϑμὸν τϱιάκονα αἱ τὸ ὕδωϱ κομὶζουσαι εἰς τὸ Λύκειον (eine Art Hy- drophore). , unter diesem dieselben und die Sikyo- nier Paus. 2, 9, 7. Ueber den alten Apollontempel daselbst und eine Erzstatue s. Ps. Aristot. mirab. auscult. p. 59. Paus. 2, 11, 2. Polyb. 17, 16, 2. Die Gruͤndungssage von Epopas hat nicht viel zu bedeuten. Die Pythien gruͤndete erst Kleistenes, Schol. Pind. N. 9, 49. 76. vgl. Boͤckh und Dissen Explc. p. 451. Ap. hatte dort eine ἱεϱὰ χώϱα, Polyb. a. O. Liv. 32, 40. . So treffen wir uͤberall die bekannten Namen wieder. Hekatos hieß angeblich ein Weissager, der mit den Soͤhnen des Aristodem nach Sparta kam, und dessen Nachkomme im zweiten Messenischen Kriege Paus. 4, 15, 5. Auch die Messenier in Nau- pakts hatten ein Apollonion (Thuk. 2, 91.), und die Muͤnzen der Siei. Messenier beweisen denselben Cult. Vgl. uͤber den alten Temel zu Aepeia 4, 34, 4. . In Sparta war der Dionst des Apollon Staatsgottes- dienst, die Koͤnige opferten ihm alle Ersten und Sie- benten der Monate Herod. 6, 57. ; die Macht der Hauptstadt hatte ihn auch uͤberall in die Landstaͤdte verbreitet Ap. Akreas, P. 3, 12, 7. auf Thornax Pythaeus, 3, 11, 2. Hesych. Θόϱκξ, vgl. Θοϱάτης. Ap. Maleates P. 3, 12, 8. gemeint Thuk. 7, 2. derselbe Λιθήσιος Steph. Byz. Suid. s. v. vgl. P. 2, 27, 8. . Korinth Her. 3, 52. Plut. Arat. 40. Paus. 2, 5, 4. Hesych Ζωτειστής. , Epidauros P. 2, 26, 3. vgl. Inschr. vom Hieron des Askl. Chandler Inscr. p. 82. Clarke p. 2. sct. 2. p. 604. Der Tempel des Ap. Aegyptios ist aus der Zeit des Antonine. , Aegina Hier ein Pythion mit dem Thearion (s. Dissen zu Pind. Nem. 3. S. 376.), , Troͤzen standen nicht nach. Am innigsten war die Verbindung der Peloponnesischen Staaten mit dem Delphischen Gotte, dessen Ansehn jetzt die allgemeine Anerkennung erlangte, die er lange behauptete: er hatte ja die Einwanderung und Erobe- rung der herrlichen Halbinsel selbst geleitet, und hieß den Doriern darum Heerfuͤhrer und Haͤuserbauer (ἀρ- χηγἐτης, δωματίτης, οἰκιστής Aeginet. p. 150 k. ); denn stets erfreut sich Apollon siehet er Staͤdte erbauen, wie Kallimachos sagt Hymn. auf Apoll 56. . Mit dem Delischen Heiligthum, das jetzt schon ionisirt wurde, knuͤpften erst spaͤter die Messenischen Koͤnige eine Verbindung an, welche uͤberhaupt die Do- rische Art minder streng wie Sparta festhielten. Gegen Olymp. 5 dichtete Eumelos eine Prosodion, fuͤr einem Messenischen Chor nach der heiligen Insel Paus. 4, 4, 1. 33, 3. vgl. 5, 25, 1. . — Da- gegen lag den Doriern, namentlich den Spartiaten wesentlich daran, daß das Pythische Heiligthun auto- nom, in den Haͤnden der Delpher, bliebe; es darin zu erhalten, gehoͤrte zu ihren πατϱίοις Thuk. 5, 18. 4, 118. , und sie schuͤtzten es mehrmals, besonders gegen die Athmer. 2. Mit dem Principat der Dorier im ganzen Pe- loponnes war auch nothwendig ein Ueberwiegen ihrer Religionsinstitute gegeben; indessen finden sich die Tem- pel des Apollon bei Achaͤern und Arkadern nur enzeln und nicht als die ersten Heiligthuͤmer der Staͤdte Bei den Achaͤern zu Patraͤ, P. 7, 21, 4. Aegira 7, 26, 3. Vl. die Sage von Bolina 7, 23, 3. . Bedeutend war der Cultus in der durch die Vebin- dung mit Sparta fast ganz dorisirten Stadt Tgea, der Cult des Delphinios, Oikistes und Domatites, und da Fest der Hydrophorien, Aeginet. p. 150. vgl. 135. 10) vgl. oben. Die Pythia, nach Paus. 2, 32, 2. von Diomed gegruͤndet sind wahrscheinlich spaͤter. wo auch eine Phyle Apolloneatis hieß Paus. 8, 53. 1. . Auch mußte dies Land von den Straßen nach Olympia und Delphi — wohin der Peloponnes mit Anbruche des Fruͤhjahrs seine Hekatomben schickte ἦϱος ἐπεϱχομἐνου. Theognis von Megara V. 755. — mehrfach durchschnitten, schon dadurch Veranlassung zur Anlegung von Tempeln erhalten, von denen der Onkaͤische des Apollon ein Beispiel scheint. Es versteht sich von selbst, daß der Hauptgott des Dorischen Namens jetzt auch bald eine vorzuͤgliche Stelle in dem Nationalfeste erhielt, welches allen Pe- loponnesiern gleich heilig war, in den Olympien . Die Gruͤndung dieses Festes ist wahrscheinlich fruͤher, und gehoͤrt in die Achaͤische Zeit, in welcher die Herr- schaft der Pelopiden von Pisa und Olympia ausgehend sich uͤber die ganze Halbinsel ausbreitete; daher die Eleischen Aetoler, als sie sich die Agonothesie dieser Spiele anmaßten, zugleich auf Befehl des Orakels einen Pelopiden aus der Achaͤischen Helike zu ihrem Fuͤrsten machen mußten. Auch kann der alte Streit zwischen dem Olympischen und Isthmischen Dienste, welcher das Verbot veranlaßte, daß kein Eleer auf dem Isthmos kaͤmpfen duͤrfe Ueber diesen Gegen- satz, auf den sich viele Mythen beziehn, vgl. P. 5, 2, 4. 6, 16, 2. , schwerlich in irgend einer andern Zeit entstanden sein, als da vor der Do- rischen Usurpation der Olympische Zeus Hauptgott der Achaͤer Daß Zeus Hauptgott der Achaͤer, sieht man aus dem Bundes- tempel zu Aegion und sonst. , der Isthmische Poseidon der Joner war. Aber erst als die Dorier, um nicht blos unter sich, sondern auch mit den uͤbrigen Peloponnestern we- nigstens alle vier Jahre in friedlichem Vereine unter dem Schutze des Gottes zusammen zu treten, das P. 5, 4, 2. Olympische Heiligthum auch zu dem ihrigen gemacht, und Iphitos der Aetoler und Lykurgos der Dorer die Wettkaͤmpfe erneuert oder zu groͤßerem Ansehn gebracht hatten: seit dieser Zeit tritt Apollon neben Zeus, und kaͤmpft selbst mit in den Bahnen von Olympia. Ja da der Olympische Gottesfrieden mit einheimischem Namen Therma hieß Hesych (von ϑάϱ̕ϱ̔ος). , so erhielt Apollon als Schutz und Hort desselben den Beinamen Thermios , und wurde als solcher im Haine Altis verehrt Paus. 5, 15, 4. — τὸν μὲν δὴ παϱὰ Ἠλεἰοις Θέϱμιον καὶ αὐτῶ μοι παϱίστατο εἰκά- ζειν, ὡς κατὰ Λτϑίδα γλῶσσαν εἴη Θέϱμιον. Ob. σπονδεῖος oder ἐκεχείϱιος hier gestanden? Auch der Ort der Panaͤtolien, Therma, hat von diesem, wahrscheinlich Aetolisch-Eleischen, Worte den Namen. Ap. daselbst, Pol. 11, 4, 2. . Jetzt holt auch Herakles, dessen fruͤher in Elis ganz unbe- kannte Verehrung erst jener Iphitos einfuͤhrte P. 4, 4, 4. , den wilden Oelbaum von den Hyperboreern nach dem Al- pheios, und bepflanzt damit den heiligen Altis Ob erst dadurch die Verbindung mit Kreta entstand, auf die sich der Name des Ἰδαῖον ἄντϱον bei Olympia (Pind. O. 5, 42. Demetr. νεῶν διακόσμῳ in den Schol. Boͤckh zu den Schol. und Explic. p. 150.) und die Sage bezieht, daß Klymenos, ein Nachkomme des Idaͤischen He- rakles, bald nach der Deukal. Fluth nach Pisa gekommen sei und dort Tempel gegruͤndet habe, Paus. 5, 8, 1. 6, 21, 5. 5, 14, 6. . Durch die, uͤberhaupt bedeutende, Einwirkung des Delphischen Orakels auf die Olympischen Spiele ge- schah es auch, daß deren Feier nach der Pythischen Ennaeteris geregelt wurde, wie Boͤckh kuͤrzlich erwie- sen hat Zu Ol. 3, 18. p. 138. Expl. Nicht ganz so genau wie der Schol. P. O. 3, 39. spricht Tzetz. Lykophr. 41. — Vgl. auch Wurm de ponderum etc. §. 90. p. 174. . Denn da der ganze achtjaͤhrige Eniautos aus 99 Mondenmonaten besteht, nach deren Verlauf Mond und Sonne wieder ziemlich in dasselbe Verhaͤlt- niß treten: so theilte man zu Olympia diese Periode in zwei ungleiche von 50 und 49 Monaten, so daß das Fest auch in verschiedene Monate, einmal in den Apol- lonios, das anderemal in den Parthenios, traf. Nicht minder mußte der eingefuͤhrte Dienst des Apollon auf die Weissagerfamilien wirken, welche die Opferaltaͤre der Olympischen Goͤtter verwalteten. Es waren dies die Klytiaden, Jamiden und Telliaden S. besonders Philostrat Leb. Apoll. 5, 25. p. 208. Cic. de div. 1, 41. Ueber die Telliaden Herod. 9, 37. 8, 27. , von denen uns aber nur die beiden ersten naͤher bekannt sind. Die Klytiaden betrachteten sich als Abkoͤmm- linge des Amythaon und Melampus Paus. 6, 17, 4. , worauf sich mehrere Mythen beziehn, z. B. daß Amythaon einst die Olympische Festfeier verwaltet, daß Melampus am Alpheios die Weissagung von Apollon empfangen habe P. 5, 8, 1. : daher er auch in den Eoͤen uͤberhaupt Freund Apol- lons hieß Schol. Apoll. 1, 118. . Sonst findet man indeß in den zahlrei- chen Mythen, die sich auf die Opfer- und Voͤgelschauer des hochberuͤhmten Melampodidengeschlechts beziehn, das die Eoͤen, die Melampodie und die Odyssee 15, 242. vgl. Pherek. bei den Schol. selbst feier- ten, und das man noch geschichtlich in den Klytiaden und Akarnanischen Weissagern S. oben S. 61. N. 1. vgl. noch Xenoph. Anab. Fabric. Biblioth. ed. Harles p. 137. fortbestehend glaubte, keine Spuren der Symbole und Gebraͤuche des Apollo- cults. — Was aber die Abstammung der Jamiden be- trifft, so ist diese eben so dunkel, als dies Weissager- geschlecht unter den Doriern und andern Peloponnesiern erlaucht und herrlich war. Denn die Pindarische Fa- bel, welche Apollon als ihren Ahn nennt, scheint nicht eben alt; auch giebt sie außerdem fast nichts als einen aͤltern Wohnort des Geschlechts an, der kaum erdich- tet sein kann, naͤmlich Phaͤsana am Alpheios in Aepytis oder Suͤd-Arkadien Ueber die Jamiden hat Boͤckh Explic. ad Pind. O. 6. Alles aufs schoͤnste zusammengestellt. . 3. Auf die Dorische Wanderung folgten bald andere durch jene veranlaßte, welche auch den Apollodienst weiter ausbreiteten: und zwar jetzt nicht mehr als ei- nes Dorisch-kretischen Stammgottes, sondern im wei- term Sinne als Hellenischer Nationalgottheit . Dies bewirkte besonders das Ansehn Delphi’s, welches jene Wanderung ungemein gehoben haben muß. Es tritt in der That seit dieser Zeit mit einer wahrhaft imponirenden Kraft auf, wie kaum ein Institut nach ihm. Der Gott schaltet mit den Voͤlkern nach seinem Willen, sendet sie in die Naͤhe und in die Ferne, noͤ- thigt sie, ungeachtet ihres Widerstrebens, zu weiten Zuͤgen, weist ihnen mit bestimmten Worten ihre Wohn- sitze an. Um diese wunderbare Erscheinung naͤher ken- nen zu lernen, muß hier der fuͤr das aͤltere Voͤlkerrecht sehr wichtige Zustand der unmittelbaren Unterthanen des Pythischen Tempels naͤher beleuchtet werden. Als das Gebiet der Kretischen Kirrhaͤer durch den Amphiktyonenkrieg dem Tempel zugefallen war, gehoͤrte ihm eine bedeutende Landschaft. Zwei Inschriften be- lehren uns aus den Determinationen der Hieromnemo- nes uͤber die Marken derselben, die eine uͤber die ge- gen Antikirrha in Osten, die andere wie es scheint gegen Amphissa in Westen Beide zusammen bei Dodwell 2. p. 510. n. 5. vgl. Bd. 1. S. 496. : vielleicht daß man sie einst bei genauer Lokalvergleichung im Ganzen wieder ausmittelt. Nun scheint es freilich, daß fruͤher, als Kirrha stand, dem Tempel nichts davon gehoͤrt, und er folglich so gut wie ohne Land gewesen sei. Allein obgleich die gewoͤhnlichen Erzaͤhlungen von jenem Amphiktyonenkrieg eine andere Ansicht darlegen: so muß doch aus mehreren Gruͤnden behauptet werden, daß fruͤher Kirrha und der Tempel mit seinen Angehoͤ- rigen einen Staat bildeten So noch dem Homerischen Hymnus. . Das bezeichnete Gebiet bestand nun zwar groͤßtentheils aus Fels und Berg, und engen Felsschluchten S. Porphyr de abstin. 2, 17. vgl. Apostol. 6, 93. vgl. Aesops Geschichte und das Spruͤchwort: Δελφὸς ἀνὴϱ στέφανον μὲν ἔχει, δίψει δ᾽ἀπὀλωλεν. , indessen hatte es doch ge- gen Mittag die bedeutende Krissaͤische Ebene, und hoͤ- her hinauf gedieh wenigstens die treffliche Rebe des Parnaß. Wer bebaute es nun? Von den obenge- nannten Staͤmmen der Bevoͤlkerung gewiß keiner, die Dorischen Herren so wenig als die Kretischen Anlan- der, welche im Homerischen Hymnus der Gott ver- lacht, da sie an die Arbeiten des Ackerbaus denken, und sie immer nur mit den Opfermesser in der Rechten Schaafe zu schlachten auffordert. — Es ist also wohl deutlich, daß es Unterthanen des Tempels gab, wel- chen außer dem niedern Dienst der Anbau des Ackers, die Huͤtung der Tempelheerden u. s. w. oblag. Dies sind die oft vorkommenden Tempelknechte Der λαὸς οἰκήτωϱ ϑεοῦ Eurip. Andr. 1092. . Auch in Kreta gab es dergleichen, wie wir oben aus der Fa- bel von den Athenischen Tributsendungen nachwiesen; und Kreta sandte nun wieder, wie Eretria, Magnesia Plut. de Pyth. orac. 16. p. 273. Die Thessaler versprachen wenigstens jedes Jahr dem Ap. Καταιβάτης eine Hekatembe Maͤnner, Schol. Eur. Phoͤn. 1416. Zenob. Θεττα- λῶν σόφισμα. , solche “Erstlinge von Menschen” zu dem verwandten Heiligthume Pytho. Auch ist von einer Hierodulen- stadt von tausend Menschen in Kreta die Rede Sosikrates bei Suid. 1. S. 621. Hesych S. 1026. Apostol. 7, 37. Prov. Vatic. App. 3, 91. und Steph. . Eben so habe ich in den goldenen Dreifuͤßen, welche die The- bageneis in den Ismenischen Apollotempel zu bestimm- ter Zeit bringen mußten, ein aͤhnliches Verhaͤltniß ver- muthet Bd. 1. S. 397. Auch der Apollon Nesiotes zu Chalia in Boͤotien hatte Hierodulen. Marm. Oxon. 29, 2. — Eben so sind die Delischen Ἑκατηβελέταο ϑεϱάπναι (Hymn. V. 157.) derglei- chen, wie der Chor der Phoͤnissen. Beim Didymaͤon (Inschr. in Walpole Trav. p. 582.) kommen vor: οἱ πεϱι το μαντειον παν- τες και οἱ το ἱεϱον κατοικουντες και οἱ πϱοσχωϱοι. Knaben als Beute hingesandt, Konon 44. . Die Delphischen Knechte konnten auf ver- schiedene Weise erworben werden, durch Schenkung einer Stadt oder eines Einzelnen, oder durch eigene Ueber- gabe, oder durch Verkauf Eurip. Jon 322. ἀνάϑημα πόλεως ἢ τινὸς πϱαϑεὶς ὕπο. 1299. ἱεϱὸν τὸ σῶμα τῷ ϑεῷ δίδωμ᾽ ἔχειν. ; das letzte war in aͤlte- rer Zeit wohl selten. Es giebt noch jetzt eine bedeu- tende Anzahl von Delphischen Urkunden, in welchen Privatleute ihre Sklaven, denen sie wohlthun wollen, dem Gott schenken, oder verkaufen Boͤckh bei Hirt uͤber die Hierodulen S. 48. . Das Verhaͤlt- niß dieser Frohne entspricht dem der Dorischen Leibei- genschaft; obwohl vermuthlich gemildert: da bei den heiligen Knechten es stets besonders hervorgehoben wird, daß sie unverletzlich und sicher leben unter dem Schutze des Gottes, obgleich sie wenigstens fruͤher unbedingt von dem Rathe des Tempels abhaͤngen mochten. In aͤlterer Zeit war ein großer Theil dieser Unterthanen Kriegsbeute. Es ist aus alten Thebaiden geschoͤpft, wenn Manto Teiresias Tochter nach dem Epigonenkrieg dem Pythischen Gott als Beuteantheil (ἀκροϑίνιον) zugeschickt wird Diodor 4, 66. Paus. 7, 3, 1. vgl. K. 2. §. 7. : eine Person steht nach mythischer B. Δοὐλων πόλις, wo gleich dabei von ἱεϱοδούλοις die Re- de ist. Redeweise fuͤr viele. Auch die Gephyraͤer sollen da- mals, gezehntet, von Theben nach Delphi geschickt und so nach Athen gekommen sein Apost. 7, 34. wo Ἀϱγεὶων fuͤr Ἀϑηναἰων zu schr. vgl. Suidas δόϱυ κηϱυκεῖον. Bd. 1. S. 118. . Nach den Per- sischen Kriegen war lebhaft die Rede davon, diesen mythischen Proceß mit den Thebaͤern zn wiederholen, und ihre Feinde sahen sie noch spaͤter als gleichsam dem Gotte schon gezehntet und geknechtet an Herod. 7, 132. Xenoph. Hell. 6, 3. u. 5. ἐλπὶς δεκατευϑῆναι τὸ πάλαι λεγόμε- νον Θηβαίους. Nicht etwa die Guͤter, sondern sie selbst. . Wollte nun aber oder konnte auch der Pythische Gott die Menschenmenge, welche er auf diese Weise bekommen hatte, nicht mehr in seinem Gebiete behal- ten: so sandte er sie als Colonisten aus, ohne doch seine Rechte auf sie dadurch ganz zu verlieren. Die Anfaͤnge der Griechischen Geschichte geben mehrere Bei- spiele davon; das erste eine Dorische Sage von den Dryopern ; (sie selbst erzaͤhlten etwas verschieden): Herakles, welcher hier als Dorischer Heros erscheint, habe das Dryopervolk uͤberwunden, und als Anathem dem Apollon nach Delphi gefuͤhrt, der ihm geboten habe, ihnen die Suͤdkuͤste von Argolis zu Wohnsitzen einzuraͤumen S. oben S. 42. N. 2. Etym. M. 154, 7. . Daß dies, wahrscheinlich Pelasgische, Volk fruͤher den Dorischen Gott nicht verehrte, ist aus der Sage klar, nach welcher Leogoras der Dryoper das Heiligthum desselben entehrte und schmaͤhte Apolld. 2, 7, 7. vgl. Diod. 4, 37. : aber eben so klar ist, daß sie ihm jetzt vor allen andern Goͤttern dienen mußten, besonders dem Pythaeus von Argos Paus. 2, 35, 2. Ebd. Ap. Ὅϱιος und Πλατανίστιος. Vgl. uͤber Dryoper als Apollsdiener Paus. 4, 34, 6. Tz. Lyk. 480. Proh. Virg. G. 3, 7. Anton. Lih. 32. Etym. M. . Ein Theil derselben aber blieb bei Delphi II. 17 zuruͤck, und kommt viel spaͤter noch unter dem Namen Kraugalliden in Verbindung mit den Kirrhaͤern als dem Heiligthum feindlich vor S. oben S. 43. : woraus wohl hervor- geht, daß die Hauptmasse dieser Kirrhaͤer aus Tem- pelunterthanen, die sich losgerissen und empoͤrt hatten, bestand. 4. Der geschichtlichen Zeit etwas naͤher steht die Wanderung der Magneten. Dieser am Pelion woh- nende Volkstamm sah sich um die Zeit der Thessalischen Einwanderung so gedruͤckt und beschraͤnkt, daß er sich an das Orakel wandte und nach dessen Vorschrift zehnten, d. h. den zehnten Theil der jungen Mann- schaft ausheben ließ, welcher nun, wie ein ver sacrum in Italien im aͤltern Sinne, der Heimat entsagte Nach der merkwuͤrdigen Erzaͤh- lung des Parthen. Erot. 5. sind diese δεκατευϑέντες ἐκ Φεϱῶν ὑπ̕ Ἀδμήτου, und haben zum Anfuͤhrer einen Lykier Leukippos. Str. 14, 647. dreht die Sache um: Δελφῶν ἀπόγονοι, τῶν ἐποικησάν- των τὰ Δίδυμα ὄϱη (bei Pheraͤ, Orchom. S. 192.) ἐν Θετταλίᾳ. . Diese jungen Colonisten sandte der Gott zuvoͤrderst zu seinen Freunden und Verwandten in Kreta: wo sie eine Stadt Magnesia gruͤndeten, die Platon als einen un- tergegangenen Ort kennt, und als eine Vorkolonie seines idealen Staates betrachtet, weil auch diese den Gott zum alleinigen Gesetzgeber hatte Gesetze 11, 919 d. vgl. Boͤckh in Minoem et legg. p. 68. Das nach Platons Dichtung erneuerte Magnesia weihet dem Ap. und Helios κατὰ τὸν παλαιὸν νόμον drei Maͤnner als ἀκϱοϑί- νιον. 12, 945. S. sonst Apollod. Fragm. S. 386. Konon 29. Varro 3. rer. hum. bei Prob. zu Virg. Ecl. 6. Kreter im Asiat. Magnesia Str. 14, 636. Sch. Apollon. 1, 584. . Aber bald brachte der Verkehr der Insel mit der Kleinasiatischen Kuͤste 288, 32. Heyne zu Aen. 1, 736. Sie behielten den Dienst auch in den Messenischen Wohnsitzen nach Paus. — Nach Konon 29 sandten sie nach der Ruͤckkehr von Troja eine δεκάτη. die Fremdlinge an den Maͤandros und Lethaͤos hinuͤber, an deren Zusammenfluß sie sich einige Zeit vor der Jo- nischen Wanderung ansiedelten Parthen. nennt Κϱητιναῖον und Leukophryne statt Magne- sia. : die ersten Hellenen in Kleinasien, wie es ihnen spaͤter ein amphiktyonisches Dekret bestaͤtigte bei Fourmont: ψηφισμα γενομενον ὑπο των Πανελ- ληνων ὁτι οἱ πϱος τῳ Μαιανδϱῳ ποταμῳ αποικοι απο των εν Θεσσαλιᾳ πϱωτοι Ἑλληνων εκπεμφϑεντες εις την Ασιαν και κα- τοικησαντες συν αγαϑῃ τυχῃ και πολλακις Ιωσι και Δωϱιευσι και τοις .... Αιολευσι τιμηϑεντες κ. τ. λ. vgl. besonders Konon a. O. . So weit vom Mutterlande abge- trennt blieben sie als heilige Colonisten (ἱεροὶ ἄποικοι) in steter Verbindung mit Delphi; auch waren sie in alter Zeit verpflichtet, allen Reisenden Dach und Fach und die ersten Lebensbeduͤrfnisse zu gewaͤhren Aristot. und Theophr. bei Athen. 173 f. . Glei- che Aufnahme hatten wenigstens die Delpher in Delos zu erwarten Semos Deliaka ebd. , und die Knuͤpfung gastlicher Verbin- dungen gehoͤrte uͤberhaupt zu den Absichten und Ideen dieses Cultus. — Von dem sehr angesehenen Dienste des Apollon zu Magnesia Auf ihn bezieht sich Hymn. Hom. auf d. Pyth. Ap. 1., auch die Muͤnztypen ( Apollo supra Maeandrum stans ). Apollonia bei Magnesia. erzaͤhlt Pausanias 10, 32, 4. : Bei eiuem Orte Hylaͤ Davon Hyla- tes Lykophr. 447. wo Tzetz. verworren. Ap. Hylates zu Amamassos auf Cypern. Steph. B. s. v. Bei Athen. 15, 672 e. muß man fuͤr ῞ϒβλα ῞ϒΛΑΙ corrigiren. Ist Hiera Kome, Liv. 38, 12. 13., derselbe Ort? — Auch Magnesia am Sipylos verehrte den Apoll, τὸν ἐν Πάνδοις Marm. Oxon. 26. 85. im Lande der Magnesier ist dem Gotte eine Hoͤle geweiht nicht eben von auffallender Groͤße, aber das Bild darin ist von hohem Alter, und druͤckt in der ganzen Gestalt Staͤrke aus. Und ihm zu Ehren springen heilige Maͤnner von steilen Abhaͤn- gen und Felsen, und reißen uͤbergroße Baumstaͤmme aus 17 * den Wurzeln, und gehen auf den steilsten Fußsteigen mit diesen Lasten. In dem Felsensprunge erkennt man leicht die Festgebraͤuche der Thargelien und des Apollon Leukatas wieder; das Andre bezieht sich auf den Be- griff des starken Gottes, den ich unten ausfuͤhren werde. Wir wuͤrden die Verbindung Magnesiens mit Kreta und Delphi noch genauer verfolgen koͤnnen, wenn nicht die Ueberwindung der gluͤcklichen und uͤbermuͤthigen Stadt durch die Ephesier und ihre voͤllige Zerstoͤrung durch die Kimmerischen Treres zu Gyges Zeit nothwendig den Faden zum Theil abgerissen haͤtte S. indeß Frank zu Callinus S. 89. Liebel Archil. S. 202. — Ueber die Gruͤndung von Magnesia noch Ruhnk. zu Vel- lej. 1, 4. Kanne zu Konon 29. Raoul-Roch. 2. S. 387. . Einige andre gleichartige Begebenheiten kann ich hier nur andeuten. So die Schicksale der Aenianen , welche um dieselbe Zeit und aus aͤhnlichen Gruͤnden, wie die Magneten, zum Orakel kamen, eine zeitlang in der Kirrhaͤa wohnten, und dann an den Inachos in Suͤdthessalien geschickt wurden Plut. Qu. Gr. 13. 26. . Ein historisches Beispiel geben die Chalkidier in Euboͤa, deren aus- gehobene Jugend Apollon nach Rhegion in Italien sandte Ein Rheginer bei Timaͤos (Str. 260 c. Antig. Karyst. 1): ἱεϱοὺς εἶναι τοῦ ϑεοῦ τοὺς πϱογό- νους αὐτοῦ, καὶ τὴν ἀποικίαν ἐνϑένδε ἐστάλθαι. vgl. 6, 257 d. Creuzer Frgm. Xanth. S. 373. cf. p. 178. ; daher auch diese Stadt den Dienst desselben auf eine vorzuͤgliche Weise mit Suͤhngebraͤuchen Von den Ab- lutionen in den 7 Fluͤssen, dem heil. Lorbeer u. s. w. Varro bei Prob. Praef. ad Virg. Ecl. vgl. Hermanns inhaltreiches Pro- gramm de Aeschyli Glaucis. und feierlichen Festen beging, zu denen auch die Messanier Siciliens Choͤre von 35 Knaben uͤber die Meerenge schickten Paus. 5, 25, 1. Die Muͤnzen von Rhegion haben Apollok., Lyra, Tripus, Cortina. . 5. Diese Ereignisse, deren Zusammenhang den Ge- danken von Erdichtung ausschließt, geben einen Begriff von der ausgedehnten und voͤlkergebietenden Gewalt des Delphischen Instituts, welche Macht wahrscheinlich schon im Zeitalter der auf die Dorische folgenden Wan- derungen ihren hoͤchsten Grad erreicht hatte. In der- selben Zeit war daher auch die Thaͤtigkeit der Pylaͤi- schen Amphiktyonie am regsten und bedeutendsten S. besonders Tac. Ann. 4, 44. , welche Verbindung Thessalischer und aus Thessalien ab- stammender Voͤlker die Sorge um das Dorische Heilig- thum von Pytho mit der Pflege des Demetertempels in den Thermopylen verband, so daß zu einem rein- hellenischen Heiligthum ein altpelasgisches Nach Kallim. Epigr. 41, 2. gegruͤndet von Akrisios dem Pelasger, von dem darum auch die Amphiktyonie selbst abgeleitet wird. gefuͤgt war — wahrscheinlich nicht ohne die Absicht innigerer Verknuͤ- pfung der verschiedenen Griechenstaͤmme. Die Fruͤh- lingsversammlung in Delphi hatte vielleicht ein Vor- bild an den Zusammenkuͤnften der umwohnenden Staͤdte bei dem Fruͤhlingsfeste in Tempe; auch an diese knuͤpf- ten sich bisweilen Berathschlagungen politischer Art Aelian V. G. 3, 1. Liv. 39, 24. vgl. Plut. def. orac. 14. . Politisch im eigentlichen Sinne war indeß die Thaͤtig- keit der Pylaͤischen Amphiktyonen zu keiner Zeit; alle ihre Anordnungen und Unternehmungen, mit wenigen Ausnahmen, bezogen sich auf den Schutz der beiden Heiligthuͤmer in ihren Rechten und Besitzungen, auch auf die Verhaͤltnisse anderer Tempel in Griechenland, und auf die Aufrechthaltung einiger aus religioͤsen Ideen hervorgegangenen voͤlkerrechtlichen Grundsaͤtze (νόμοι Ἀμφικτυονικοί). 6. Unter den Colonien erkor erstens die Dori- sche nach Kleinasien den Stammgott Apollon zum Vorstand ihrer National- und Bundesfeste auf dem Triopischen Vorgebirge Ueber die theilnehmenden Staͤdte s. oben S. 105. Ueber die Agonen dabei Herod. 1, 144. , wo sie seinen Cultus wahr- scheinlich erst anpflanzte, ohne jedoch den aͤltern, ur- griechischen, der Demeter und der unterirdischen Goͤt- ter darum von da auszuschließen, der vielmehr nun mit dem Apollinischen, obgleich heterogen, zusammen die Triopischen Sakra bildet Auch Poseidon und die Nymphen gehoͤren zu den Triopischen Goͤttern. Schol. Theokr. 17, 69. Vgl. Boͤckh zu Schol. Pind. P. 2, 27. S. 314. Ueber Ap. Cult zu Halikarnaß s. die Inschr. bei L. Guilford (Walpole Trav. p. 576.) Ap. Telchinios zu Lindos (s. Meurs. Rhod. ) zu Kamei- ros ἀειγεννήτης und ἐπιμήλιος, Macr. Sat. 1, 17., auf Anaphe Ap. Aegletes, Aeginet. p. 170 n. a. vgl. oben S. 105, 9. . Eben so feierten die Zwoͤlf- staͤdte der Aeoler , denen Apollon nicht auf gleiche Weise angestammt war, ihm doch wegen des allgemei- nen Ansehns des Cultus, ihre Bundesfeste im Haine Gryneion bei Myrina. Und als die Jonier von Athen nach Asien hinuͤberzogen, blieben sie zwar auf dem Festlande dem ihnen eigenthuͤmlichen Cultus des Poseidon treu, indem sie ihm die nationale Feier auf Mykale weihten, und bauten auch auf den Inseln zu Tenos ein sehr angesehenes Heiligthum des Poseidon und der Amphitrite, wo ebenfalls panegyrische Feste waren, zu denen die Jonier umher heilige Gesandschaf- ten schickten Nach Str. 10, 487. waren hier ἑστιατόϱια, wie zu Delos, fuͤr die Panegyris, und in einer Tenischen Inschr. (Britt. Mus. 15, 231. Dodwell 2. S. 518.) wird ein Buͤrger geruͤhmt, daß er eine θεαϱοδοκία fuͤr die Delier hatte hauen lassen. . Indessen uͤberwog zur Zeit der Joni- schen Besitznahme der Kretische Dienst auf Delos schon in solchem Grade, und hatte auch in der Stadt, von deren Prytaneion sie ausgingen, bereits solches An- sehn erlangt, daß dies Eiland von selbst zum religioͤsen Mittelpunkt aller Kykladen (ἱστίη Κυκλάδων) Spanh. zu Kallim. auf Delos 325. wur- de, zu dessen Festen und Kampfspielen das heitere Volk der Insulaner sich schon in alten Zeiten mit Weib und Kind alle Fruͤhjahre zusammen fand vgl. Boͤttiger Ilithyia S. 29. : woraus natuͤr- lich wieder Heiligthuͤmer der herrschenden Gottheit auf andern Kykladen hervorgingen, wie zu Kythnos Hymn. auf Ap. Del. 141. Die Muͤnzen wie von Delos; auch der Name erinnert an den B. Kynthos (Hemsterh. zu Arist. Plut. p. 311.). , auf Siphnos Apollonia daselbst. Steph. B. Vgl. die Muͤnzen. , Keos Besonders zu Karthaͤa, Pind. J. 1, 6. Athen. 10, 456 e. Wahrscheinlich ein Δήλιον nach Dissen Explic. p. 484. Πύθια daselbst, Anton. Lib. 1. Von den Fest- choͤren dieses Cultus wird Broͤndstedts Keos durch Inschr. Ausschluß geben (Ἐϱμῆς λόγιος 1819. p. 48.). Smintheion bei Koressia, und Poͤessa, Str. 10, 486. , Naxos Ap. Tragios Steph. s. v. Τϱαγαία. Ποίμνιος Makr. S. 1, 17. Δήλιον auf Naxos. Aristot. bei Plut. Virt. mul. p. 289. H. Parthen. Erot. 9. vgl. Obss. Misc. Bat. V. 7. p. 24. Andere Jonische Tempel des Ap. Der Pythaeus auf Samos, Paus. 2, 31. Athenag. leg. 15. Diod. 1, 98. Jambl. Pyth. 2., stammt von Argos, wie andere Samische Sacra. Vgl. Phanaͤ auf Chios Str. 14, 645. Steph. Byz. Achaͤos Om- phale bei Hesych. Plut. de Ei 2, 21. vgl. Cic. Verr. 5, 72. Auf Euboͤa: der T. zu Tamynaͤ bei Eretria angeblich von dem Phe- raͤer Admetos gegruͤndet, Str. 10, 447. Simonides der Lyriker bei Harpkr. Ταμ. Photios S. 418. aus Euboicis. Ap. Salganeus Steph. B. s. v. Μαντεῖον des Ap. Selinuntios zu Orobiaͤ, Thuk. 3, 89. Str. 445. Μαϱμάϱινος bei Karystos, Str. 446. zu Chal- kis Delphinios, Plut. Flamin. 16. die Muͤnzen. u. aa. 7. In Italien sind außer Rhegion besonders Kro- ton und Metapont zu nennen. Jenes war eine Achaͤisch-Lakonische Kolonie, an deren Anlegung das Orakel nach der Sage einen bedeutenden Antheil nahm S. oben S. 126. und Jambl. Pythag. 10. , der durch die Tempel des Apollon Pythios, Hyperboreios Aelian V. G. 2, 26. vgl. Heyne Opusc. Ac. Vol. 2. p. 178. mit Creuzer Symb. 2. S. 200. Der Vogel auf den Muͤnzen ist kein Adler, sondern ein Rabe, (Mionnet Descr. pl. 60.) den comes tripodum. und Halios 120 St. von Kroton, Aristot. Mirab. Ausc. 1098 e. Justin. 20, 1. Etymol. M. Ἀλαῖος. in und bei der Stadt verewigt wurde; uͤberhaupt war Kroton eine ganz Apol- linische Stadt, und die Einfluͤsse dieses Cultus trugen zur Ausbildung des Charakters und der individuellen Sinnesart der Krotoniaten ungemein viel bei. Meta- ponts Gruͤndungsgeschichte ist sehr dunkel; es rechnete sich im Allgemeinen zur Achaͤischen Nation, doch hat sich durch Ephoros eine merkwuͤrdige, ob zwar verwor- rene Tradition erhalten: Daulios, Tyrann von Krissa, sei der Gruͤnder des Ortes bei Str. 6, 265 c. . Also Einwohner von Daulis im Engthal des Parnaß, und Krissaͤer von der Kuͤste kamen in fruͤher Zeit heruͤber. Als ehemalige Unterthanen des Gottes sandten ihm die Metapontiner das χρυσοῦν ϑέρος, goldne Aehren fuͤr den Zehnten der wirklichen Erndte; auf ihren Muͤnzen sieht man noch die volle Gersten-Aehre des Tributs, und auf der andern Seite den Gott selbst mit Helm, Pfeil und Bogen als Sieger, und mit einem Lorbeerzweige als Daphnephoros — nach Delphischer Tempelsymbolik Vgl. noch uͤber die Statue des Aristeas auf dem Markt von Metap. neben dem Bilde Apollons Herod. 4, 15. einen ehernen Lorbeer ebend. Athen. 13, 605 c. T. Apolls, Plut. de Ei 8. . So stimmen Traditionen und fortdauernde Gebraͤuche zu einem Resultat zusammen In Italien ist noch Kaulonia fuͤr diesen Dienst merkwuͤrdig, dessen alte Muͤnzen (vgl. S. 6. N. 1.) den Ap. Daphnephoros, oder als Bogenschuͤtz, nebst dem Hirsch zeigen. . In diesen Zeiten war es besonders die Leitung der Colonien durch das Delphische Orakel, welche den Dienst an die Kuͤsten des Mittelmeers verbreitete. Ihm zu danken bauten die Chalkidischen Naxier, die ersten An- lander in Sicilien (Ol. V, 2.), an der Kuͤste einen Altar des Apollon Archagetas, auf dem die Sici- lischen Theoren jedesmal vor der Abfahrt opferten Thuk. 6, 3. ΑΡΧΑΓΕΤΑ ΑΠΟΛΛΩΝΟΣ auf Muͤnzen von Tauromenium u. Enna. (Vgl. uͤber Ap. Archag. Aegin. p. 150. Auch zu Hierapolis in Kleinasien in einer Inschr. des Cod. Sherard. ) Sonst in Sicilien : T. des Ap. Temenites Pythios zu Syrakus, Cic. Verr. 4, 53. Steph. Συϱακ. vgl. Ael. V. G. 1, 18. Letronne Topogr. de Syrac. p. 26. Goͤller de Syrac. p. 59. — zu Gela Coloß des Ap. vor der Stadt, Timaͤos bei Diod. 13, 107. — Sacra der Erbitaͤer und ihrer Colonie Alaͤsa, Diod. 14, 16. Auf Lilybaͤon nach Muͤnzen, Ap. Libystios bei Pachy- num, Macr. Sat. 1, 17. Monat Dalios in Sicil. Castelli Proll. 73. . — Eben so wurde Apollonia, die Koriathische Niederlas- sung am Jonischen Meere, als eine Gruͤndung des Phoͤbos betrachtet Inschr. in Olympia bei Paus. 5, 22, 2. ; daher auch hier die ebenerwaͤhnte Sitte, “den goldnen Sommer” nach Delphi zu schik- ken Plut. de Pyth. or. 6. p. 273. Auch in Myrina in Aeolis. . Von dem Cultus in Thera und Kyrene ist im ersten Theile ausfuͤhrlich gezeigt worden, daß er dem Gott der Thebaͤischen Aegiden, dem Karneios gehoͤrte, der aber schon zur Zeit der Colonie, Ol. 37., fuͤr identisch mit dem Dorischen Gotte galt, daher die Quelle Apollons bei Kyrene, die Tochtercolonie Apollo- nia u. a. m. Der Antheil des Orakels an dieser Nie- derlassung veranlaßte den schoͤnen Mythus: wie Apoll die loͤwenkraͤftige Jungfrau aus der aͤltesten Heimat, Thessalien, raubt, und mit seinen Schwaͤnen nach Li- byen hinuͤberfuͤhrt: welches Liebesabentheuer der Gott auch mit einer andern Colonie, Sinope, spielt Philo- steph. Schol. Apoll. 2, 953. Diod. 4, 71. . Weiter wollen wir die Colonisirung dieser Religion nicht hinabfuͤhren, da mit der folgenden Zeit das le- bendige Princip der Gestaltung seine Kraft verliert und statt einer gewissen Nothwendigkeit auch hierin Absicht und Willkuͤhr eintritt. 4. 1. W enn es einigermaßen zerstreut und ermuͤdet, dem weitverbreiteten Geaͤste und Gezweige der Verbreitung Apollinischer Heiligthuͤmer bis in die Spitzen uͤberall nachzufolgen: so ist der Mythus von den Hyperbo- reern ganz geeignet, durch Ruͤckfuͤhrung aller Einzel- heiten auf eine Wurzel den Blick zu beruhigen und zu fixiren. Zu dem Ende vindiciren wir ihn erstens dem Cul- tus, kaum befuͤrchtend, daß ihn Jemand fuͤr eine poë- tische Ausgeburt nachhomerischer Zeit halten koͤnne, weil ihn Ilias und Odyssee nicht erwaͤhnen; denn wo sollten sie es: auch war schon in dem Epigonengedicht und bei Hesiod die Rede von ihnen Herod. 4, 32. S. auch den 7. Homer. Hymn. 29. . Und mag auch da- mals die Sage erst in das Bereich der poëtischen My- thologie gezogen worden sein: als lokale Tradition muß sie sich in einer Zeit gebildet haben, da die primitive, aber spaͤter zerrissene Verbindung der Heiligthuͤmer von Tempe, Delphi und Delos noch voͤllig bestand. 2. Nach einem Dorischen Hymnus einer Delpherin Boeo, welchen Pausanias anfuͤhrt 10, 5, 4. , errichteten Pa- gasos und der goͤttliche Agyieus, die Soͤhne der Hy- perboreer, das beruͤhmte Orakel. Agyieus ist nur der Name des Gottes selbst; Pagasos spielt auf den Pa- gasaͤischen Tempel an der heiligen Straße an. Mit ihnen kam jener Dichterin zufolge Olen, “der als der erste Prophet des Phoͤbos zuerst alter Worte Gesang zimmerte.” Zwei andere Hyperboreische Heroen halfen in den Thalschlachten von Delphi die Gallier schlagen, Hyperochos und Laodikos So schreibe ich fuͤr ̓Αμάδοκος Paus. 1, 4, 4. und Λαο- δόκος, 10, 23, 3. wegen Herodots Λαοδίκη. Her. 8, 39. nennt bei einem aͤhnlichen Kampfe die einheimischen Heroen Phylakosund Autonoos. , Hort und Volkrecht; und aͤhnlichen Sagen folgend nannte Mnaseas von Patara gar die gesammten Delpher Hyperboreer von Ursprung. Alkaͤos schilderte in einem Paͤan auf Apollon S. das schoͤne Bruchstuͤck in Prosa bei Himerios Or. 14, 10. damit stimmt Cicero N. D. 3, 23. vgl. Heindorf. Auf dasselbe Gedicht bezieht sich vielleicht Plut. de mus. 14. δῆλον ἐκ τῶν χοϱῶν καὶ τῶν ϑυσιῶν, ἃς πϱοσῆγον μετ̕ αὐλῶν τῷ ϑεῷ, καϑάπεϱ ἄλλοι τε καὶ Ἀλκαῖος ἔν τινι τῶν ὕμνων ἱστοϱεῖ. , wie den neugebornen Gott Zeus mit goldner Mitra und Lyra schmuͤckt, und ihn auf einem Gespann Schwaͤne nach Delphi sendet, um Recht und Gesetz den Hel- lenen zu verkuͤnden. Apollon aber gebietet den Schwaͤ- nen, vorerst zu den Hyperboreern zu fliegen. Als es die Delpher vernehmen, ordnen sie einen Paͤan und Ge- sang, stellen Choͤre von Juͤnglingen um den Dreifuß, und rufen den Gott von den Hyperboreern zu kom- men. Der Gott waltet ein ganzes Jahr bei jenen, und als die bestimmte Zeit kam, daß auch die Delphischen Dreifuͤße toͤnen sollten, gebot er wiederum den Schwaͤ- nen, von den Hyperboreern hinwegzufliegen. Es ist gerade Sommermitte, in welcher Apollon ankoͤmmt; es singen Nachtigallen, Schwalben, Cicaden zur Ehre des Gottes, und selbst Kastalia und Kephissos Hier kam vor, was Paus. 10, 8, 5. aus Alkaͤos πϱοοίμιον ἐς Ἀπόλλωνα citirt, daß Kastalia ein Geschenk des Kephissos sei. heben die Wogen ihn zu begruͤßen. Wenn Alkaͤos diesen Paͤan, wie Pindar den sei- nigen, dem Delphischen Gotte zur Darstellung weihte: so durfte er schwerlich mehr als die oͤrtlichen Sagen schmuͤcken und ausbilden; war dies aber auch nicht der Fall, so hat er doch die Hauptsache, Apollons Ankunft von den Hyperboreern, nicht aus freier Dichtung, son- dern aus anerkanntem Mythus entnommen. Alles dar- in ist bedeutsam und aus der Tiefe des Cultus ge- schoͤpft, auch die Zeit. Denn nach Delphischer Sage besuchte der Gott jedesmal nach Umlauf der großen Periode sein geliebtes Hyperboreervolk, um mit ihnen von der Fruͤhlingsnachtgleiche bis zum Fruͤhaufgange der Pleiaden zu tanzen und zu spielen; dann, wenn in Griechenland das erste Korn geschnitten wird, kehrt er mit der vollen reifen Aehre nach Delphi zuruͤck Diod. 2, 47., wo nur die Periode falsch angegeben wird. . — Nicht einmal das Schwanengespann hat er hinzuge- than. Denn was hier der Lesbier zur Aeolischen Lyra, das stellen am entgegengesetzten Ende Griechischer Welt unteritalische Vasengemaͤlde so dar, daß man zwar nicht den Alkaͤos, aber die zum Grunde liegende Sage darin erkennt, wie sie in Kuma Ein Kumaͤer Melanopos besang die Ankunft der Opis und He- kaërge von den Hyperboreern in Achaia und Delos, P. 5, 7, 4. , Metapont, Kroton erzaͤhlt werden mochte. Der Knabe Apollon, den Scepter nebst einer Schale in der einen, und volle Gerstenaͤhren in der andern Hand, welche die Opfergaben der Hyperboreer und “den goldnen Sommer” andeu- ten, sitzt in ruhiger Stellung und mit milder Geberde auf einem Wagen, dessen Achsen mit Schwanfluͤgeln beschwingt sind; Hyperboreische Jungfrauen mit Fackeln und Kannen zur Opferspende geleiten ihn Tischbein 1, 8, 9. mit Italinsky’s richtiger Erklaͤrung; denn Boͤttigers sinnreiche Deutung auf Triptolemos, unterstuͤtzt durch Vergleichung der Poniatowskyfchen Vase, wird widerlegt durch Tischb. 4, 8. vgl. 9. und Hancarville T. 3. pl. 128. Die Vase bei Millin 1, 46. zeigt Ap. Daphnephoros von einem Hyperboreer im Arimaspen-Costuͤm begleitet. . Es mag wahr sein Wie in den mythologi- schen Briefen B. 2. Br. 11. 12. 13. gelehrt wird, auf welche im Folgenden manche Bezuͤge vorkommen. , daß die Schwaͤne erst zwischen Homer und Hesiod zur Ehre der Singvoͤgel aufstiegen, aber eben das geschah ihnen als langjaͤhrigen Begleitern des Apolls. Den Schwan setzt schon die Sage von dem weißen Kyknos, Vater des Tennes, in Verbindung mit Apollon zu Tenedos; und wenn ein anderer Kyknos von Herakles im Heiligthum Apolls erschlagen wird, so sehen wir darin eine sehr alte Verwirrung des My- thus Ein Aetolischer S. Apollons Kyknos bei Anton. Lib. 12. . Besonders gehoͤren sie nothwendig zur Hyper- boreischen Sage. Der aͤlteste Tempel von Delphi, so erzaͤhlten die Kuͤster und Diener des Heiligthums, war eine niedere Huͤtte von den Zweigen des heiligen Lor- beers zu Tempe; der zweite ein Zelt, das die Hyper- boreer oder Pteras von Kreta aus Schwanenfedern und Wachs gebildet 10, 5, 5. . Am Altar von Tempe fließt Peneios vorbei, dessen singende Schwaͤne ein kleiner Homeriden-Hymnus erwaͤhnt 21, 3. : und wenn zu glauben ist, daß hier dies Gefluͤgel besonders haͤufig, so sieht ein Jeder leicht, wie es fruͤh in dem Cultus und der Bildnerei von Delphi eine Bedeutung erlangen konnte: da es sich durch glaͤnzende Farbe und ruhige Haltung so schoͤn eignete zum Symbol des Apollinischen Wesens. 3. In Delos finden wir mit lokalen Veraͤnderun- gen denselben Grundzug der Sage Oenomaos bei Euseb. Praep. Ev. p. 133. Steph. eitirt aus einem angeblichen Orakel einer Weissagerin Asteria, daß von den Hyperboreern die Bewohner und Priester von Delos gekommen seien. . Hieher sollte erstens Leto von den Hyperboreern als Woͤlfin gekom- men sein, nachdem sie, von der Hera verfolgt, den Weg in 12 Tagen und Naͤchten vollendet hatte Arist. Hist. An. 6, 35. (29. S. 312. Schn.) Antig. Karyst. 61. S. 111. Veckm. Schol. Apoll. 2, 124. . Dann kamen die Jungfrauen Arge und Opis mit den goͤttlichen Geschwistern selbst; sie hatten zu Delos ein hohes Grab aus Opferasche; ihre Erscheinung feierte ein alter — Olenischer — Hymnus Herod. 4, 35. Opis und Hekaergos nach Ps. Platon Axioch. 371 a. Serv. Aen. 11, 858. — Daß die ϑήκη dieser Jungfrauen πϱὸς ἠῶ τε- τϱαμμένη war, zeigt daß sie aus Kretischer Zeit ist, da die Dorier ihre Todten gegen O., die Jonier gegen W. legten. . Darauf sandten die Hyperboreer zwei andere Jungfrauen, Hyperoche und Laodike, (dieselben Namen hatten wir schon oben) und mit ihnen fuͤnf Muͤnner, welche Perpherees, auch Amallophoroi, Ulophoroi S. Porphyr. de abstin. 2, 19. vgl. Rhoer zur Stelle und Spanh. Kallim. Del. 283. , heißen, weil sie in Wai- zenstroh gewickelte Heiligthuͤmer brachten, die im We- sentlichen nichts anders bedeuten, als das χυσοῦν ϑέ- ρος der Delpher. Die Perpherees hatten in Delos große Ehren, und auf die Graͤber der gestorbenen Jungfrauen legten die Delischen Maͤdchen vor der Hei- rath eine Spindel, die Juͤnglinge einen jungen Zweig, beide mit Haarlocken umflochten. Was aber die Hy- perboreerinnen brachten, war eigentlich ein Tribut zur Loͤsung eines Geluͤbdes fuͤr die Geburt der Goͤtter an Eleithyia. Diese Sendungen dauerten nun nach Deli- scher Sage fort. Die Hyperboreer uͤbergaͤben sie den naͤchstanwohnenden Skythen, und von diesen wanderten sie durch eine Kette benachbarter Voͤlker an das adria- tische Meer, uͤber Dodona Dodona Hyperboreisch nach Etym. M. Δωδωναῖος. , durch Thessalien, Euboͤa, uͤber Tenos und kaͤmen mit Floͤten, Syringen, Kitharn begleitet Plut. de mus. 14. nach Delos Nach Herod. Kallim. Del. 281. vgl. Plin. H. N. 4, 26. Mela 3, 5. — Salmas. haͤlt die Gaben fuͤr ϑυμάτων ἀπαϱχαὶ, prosiciae hostiarum, nach Mela, aber es sind ohne Zweifel primitiae frugum, Excerc. Plin. p. 147. . Unmoͤglich ist alles dies bodenlose Dichtung; ohne Zweifel liegt ein ehemals wohl durch Opfersendungen bethaͤtigter Zusammenhang mit den Ursitzen des Cultus im Norden Thessaliens zum Grunde Auf den Weg kann man kein Gewicht legen, da Paus. 1, 31, 2. einen ganz andern nennt, der Attika beruͤhrt, wo auch Ge- braͤuche oder Heiligthuͤmer, τὰ ἐξ ᾽ϒπεϱβοϱέων waren. Chrysost. Epist. ad Tit. Rom. 3. T. XI. p. 744 e. Montfaucon. S. unten §. 6. . Wie in Delphi, erzaͤhlte man auch hier wohl von Besuchen des Gottes bei den Hyperbo- reern, an deren Stelle indeß gemeinhin Lykien gesetzt wurde Heyne Exc. ad Aen. 4, 2. Auch nach Delos kommt er im Fruͤhjahr. . Auf einem Vasengemaͤlde sieht man den Gott mit der Kithar in der Hand neben der beruͤhmten Palme herabschweben; eine Jungfrau — als Darstel- lung eines ganzen Chors — empfaͤngt ihn mit Gesang zum Saitenspiel Tischb. 2, 12. vgl. die Muͤnzen von Chalkedon bei Vaillant und Theupoli. Den Commentar giebt Kallim. Apoll v. Auf. . Als das Peloponnesische Heiligthum zu Olympia in Verbindung mit Delphi trat: fanden sich auch hier Sagen von dem Hyperboreerlande, als der Heimat des wilden Oelbaums im Haine des Zeus ein, deren Zusammenhang wir unten besser bei Herakles eroͤrtern. 4. Soviel uͤber das Lokal, wo die Hyperboreerfabel wirklich existirte und sich erhalten hat; wir kommen nun zu dem, in welches Sage und Dichtung das hei- lige Volk selbst hinaufschiebt. Der Name an sich ist die Hauptquelle. Er bezeichnet erstens ein noͤrdli- ches Volk: weil vom Norden der Dienst des Gottes herabkam. Man kann dabei an die Gegend von Tempe denken, was der alten einfachen Beschraͤnktheit der Sage am angemessensten: will man kuͤhnerer Vermu- thung Raum geben, so erinnere ich an die Illyrischen Hylleer, deren Verwandtschaft mit den Doriern und dem Apollodienst ich oben nachgewiesen So der treffliche Bayer de Hyperboreis. Commentr. Petrop. T. 11. p. 334., der uͤberhaupt die noͤrdlichen Griechen am Pontos und Adriat. Meer darunter versteht; die Etrusker von Spi- na Voß mit Beziehung auf Dion. Hal. Arch. 1, 18. . Sonst lasse man sich das ideale Bild genuͤgen, womit Sophokles bei Str. 7, 204. uns Jenseits des Pontos zu dem fernsten Erdenland, Thorweg des Uranos und Quellenborn der Nacht, Und Phoͤbos alten Garten entfuͤhrt. — Aber die Hyperboreer wohnen zweitens uͤber dem Boreas, damit das gluͤckselige Volk der kalte Nordwind nicht treffe, so wie nach Homer das Haupt des Olympos, weil es uͤber den Schneewolken sich erhebt, nie Schnee umstoͤbert, sondern ewig milde Heitre umgiebt. 5. Mehr gehoͤrt kaum zur urspruͤnglichen Vorstellung des Fabelvolks; aber damit unbegnuͤgt wetteiferten Dich- ter und Erdbeschreiber, dem ideellen Volke in der Reihen- folge der Nationen ein bestimmteres Lokal auszumitteln. Und dies zwar auf doppelte Weise, entweder in den Westgegenden oder am Nordrande der Erde. Pindaros, der doch weder zu Schiffe noch zu Fuße den wunderbaren Weg zu ihnen aufzufinden moͤg- II. 18 lich haͤlt P. 10, 29. , laͤßt indeß den Perseus ihnen auf dem We- ge von Griechenland nach Libyen im Abend Europa’s begegnen P. 10, 47. vgl. Heyne S. 168. O. 8, 47. scheint die Vorstellung etwas anders. , und den Herakles dieselben an den schat- tigen Quellen des Istros besuchen, der nach alter Vor- stellung ganz Europa von Abend nach Morgen durch- stroͤmt. — Wie kamen sie, muß man fragen, in eine Gegend, die dem Namen und folglich der urspruͤngli- chen Idee derselben widerspricht? Hatten etwa Phokaͤi- sche Schiffer in Suͤd-Spanien Voͤlker gefunden, wel- che Hyperboreischer Gluͤckseligkeit und Apollinischer Hei- terkeit theilhaft schienen? wie wirklich Skymnos die Gastlichkeit und Musikliebe der Kelten mit sonst von den Hyperboreern geltenden Ausdruͤcken preist V. 182. . Oder zogen die Schwaͤne, deren Trauer- und Todesgesang am Hesperischen Eridanos und in Ligyen vielleicht schon ein Hesiodisches Gedicht erwaͤhnte bei Hygin 154. Vielleicht aber auch erst Pherekydes. , auch die verwand- ten Verehrer des Gottes in dieselben Gegenden nach sich? S. Voß zu Virg. Landbau 2. S. 381. Weltkunde (Jenaer LZ. Quartal 2. S. 20. 29 ff.); uͤber die Greise (ebd. Qu. 4.), dessen Meinungen Uckert Geogr. 2. S. 237. gaͤnzlich beitritt. . Vielleicht, oder vielmehr wahrscheinlich nicht. Denn haͤtte ein Schiffer ein Geruͤcht nach Griechenland zuruͤckgebracht, daß er das heilige und fromme Volk des Nordens gesehn, der Eindruck davon waͤre uns ohne Zweifel zugekommen. Auch setzt es ja Niemand in befahrne und bereiste Gegend; die eben angefuͤhrten Stellen sprechen deutlich gegen eine solche Vorstellung. — Vielmehr scheint die Veranlassung dieser Lokalisirung in Westen einzig in den Herakleen zu liegen. Diese ver- banden die Olympische Sage von der Wanderung des Herakles in die Heimat des Apollon und des Oleaster mit dessen Abentheuern in Erytheia und bei den Hespe- riden, die schon in Abend fixirt waren, Herakles sollte alles zusammen auf einem Wege vollenden, so kamen die Hyperboreer in dieselbe Himmelsgegend Ein Fragm. von Stesichor. Geryonis erwaͤhnt einen Lor- beerwald der Insel Erytheia gegenuͤber, wahrscheinlich traf He- takles da die Hyperb. vgl. Apollod. 2, 5, 11. . Und so geschah es, daß man sie auch nach Italien oder in die Umgegend versetzte S. Voß mythol. Br. 2. S. 151. Die heilige Alpenstraße bei Aristot. Mi- rab. Ausc. p. 706. Casaub. ist eine daraus abgeleitete Dichtung. . 6. Aber aͤlter ist gewiß die andere Lokalisirung der Hyperboreer oberhalb Skythien. Herodot fand sie in dem Gedichte Arimaspeia des Prokonnesier Aristeas, in welchem Ideen des Cultus mit dunkeln Nachrichten vom Norden der Erde vermischt waren Herod. 4, 13. . Er kam vom Anhauch des Apollon gefuͤhrt (φοιβόλαμπτος) durch Skythien zu den Issedonen Diese nennt zuerst Alkman, aber Ἀσσέ- δονες. Steph. B. s. v. Ἰσσηδ. Er erwaͤhnt auch schon die Rhi- paͤen, Schol. Soph. Oed. Kol. 1312. , den einaͤugigen Arimaspen, den goldbewachenden Greifen, und so zu- letzt zu den Hyperboreern, die ans jenseitige Meer, den alten Okeanos, reichten. Die Sagen von jenen Wanderungen hatte der Dichter auf keinem andern Wege erhalten koͤnnen, als woher sie Herodot hat; nemlich von den Hellenen am Pontos und Borysthenes und durch diese von den Skythen; was haͤtten wir fuͤr Grund, das Skythische Etymon von ἂριμα σποῦ, Einauge, zu laͤugnen; die Delier in Chersonesos Tau- rike Skymn. Ch. Fragm. 78. p. 47. Huds. und die Milesischen Colonieen, denen der Didy- maͤische Dienst vaͤterlich war, die Phanagorier, Bory- 18 * stheniten, Pantikapaͤer Muͤnze von Pantikapaͤon: ein Greif auf eine Aehre tre- tend (χϱυσ. ϑέϱος) mit einem Pfeil im Schnabel (vgl. die Fabel von Abaris). , moͤgen sie zuerst ausgebildet haben; von ihnen kamen sie zu den ebenfalls Milesi- schen Prokonnesiern in der Propontis. Die Greifen wurden als wunderbare Fabelwesen schon in Hesiodi- schen Gedichten genannt Schol. Aesch. Prom. 803. — Greife kamen zuerst, so viel wir wissen, in der Kunst vor, an dem Kessel, den die Samier Ol. 38. in ihr Heraͤon weihten; dann in dem Hofe des Skythischen Koͤnigs, Her. 4, 79. — Vgl. uͤber die Kunstdarstellungen beson- ders Millin Mon. ined. T. 2. p. 129. Boͤttiger im N. Teutschen Merkur 1792. T. 2. N. 6. S. 143. Rhode’s Ansicht: “die heil. Sage der Perser”, S. 226. scheint mir nicht ganz vom rechten Standpunkte gefaßt. , aber ihre aus Adler und Loͤwen zusammengesetzte Gestalt moͤgen sie doch erst durch die spaͤter eintretende Bekanntschaft mit dem innern Orient erhalten haben. Wir sehen an den Sei- tenpfosten der Pforten von Persepolis den alten Achaͤ- menes, wenn man will, im Kampfe mit einem Loͤwen- adler, der dem Greife sehr nahe kommt: Persische und Babylonische Tapeten mit dieser und aͤhnlichen Arabes- ken kamen uͤber Milet fruͤh in alle Gegenden Griechen- lands; so verschmolz das Orientalische Gebilde mit der nordischen Phantasie. — Mit den Arimaspeen stimmt in der Anordnung der fabelhaften Nordvoͤlker der alte Damastes uͤberein bei Steph. B. ῾ϒπεϱβόϱεοι, Uckert Damastes S. 48. : Ueber den Skythen die Issedo- nen, dann die Arimaspen, dann die Rhipaͤengebirge, von denen Boreas blaͤst, und jenseits am andern Meere die Hyperboreer Die beiden letzten Punkte nennt auch Hellanikos bei Klem. Al. Str. 1. S. 305. Sturz S. 132. Spaͤtere Zeugen fuͤr dasselbe uͤbergehe ich. . Ohne Zweifel dachte er sich die Issedonen mit den daran haͤngenden Gegenden noͤrdlich vom Pont Euxin, und eher etwas oͤstlich von Griechen- land Her. 4, 25. . Und zwar konnten weder Issedonen noch Ari- maspen noch Greife nach Westen versetzt werden, weil sie durch die Skythische Sage im Norden festgehalten wurden Die von Voß selbst aufgefuͤhrten Stel- len geben den Beweis. Des Antimachos S. 111. Schellenb. und vielleicht des Pherenikos von Herakleia (Sch. Pind. O. 3, 28. vgl. Sch. Kall. Del. 291.) Identificirung der Hyperboreer und Arimas- pen ist kein Gegenbeweis. . Ganz etwas anderes ist es mit den Hy- perboreern und den Rhipaͤen. Von jenen wußten die Skythen nichts zu sagen Her. 4, 32. ᾽ϒπεϱβοϱέων δὲ πέϱι ἀνϑϱώπων οὔτέ τι Σκύϑαι λέγουσι — ὡς πεϱὶ μουνοφϑάλ- μων λέγουσι. , und auch diese sind reingriechische Dichtung, da sie von den aus einer Hoͤle hervorstroͤmenden Orkanen (ῥιπαῖς) den Namen haben, die sie den Hyperboreern abwehren, den suͤdli- cheren Anwohnern zusenden. Daher konnten die Rhi- paͤen sehr gut, von den Arimaspen losgerissen, mit den Hyperboreern nach Westen wandern, wohin sie zwar schwerlich schon eine alte Heraklee, aber doch Posidonios, Protarchos Athen. 6, 233 d. — Steph. ῾ϒπδϱβ. und die Orphische Argonau- tik setzen, so daß sie bald mit Alpen, bald Pyrenaͤen in ein Bild zusammenfließen. — Was zuletzt noch die Frage betrifft, wo die irrende Jo in Aeschylos Prome- theus Kronions scharfgezahnte, stumme Hunde trifft, Graunhafte Greifen, auch der Arimaspen Heer, Einaͤug’ge Roßheschreiter, so goldrollende Plutonsgewaͤsser rings umwohnen: so kann hier, da eine Analyse der Stelle dem Gegen- stande zu fern abliegt Nur bemerke ich, daß Voß, auch von Uckert angenommene, Conjectur, Κυνήτης fuͤr Κισϑήνης, genugsam widerlegt wird durch den Vers des Kratinos bei Harpokr. Κισϑήνη , bloß die Ueberzeugung geaͤu- ßert werden, daß in dieser Stelle nur an den entfern- ten Osten gedacht werden kann: vielleicht daß der Dich- ter hierin schon Ruͤcksicht nahm auf Persische Fabeln, wie sie spaͤter Ktesias aufzeichnete, von aͤhnlichen Un- geheuern, die in den Gebirgen Hochasiens das Gold der Kluͤfte bewachen und vertheidigen. 7. So willkuͤhrlich hierin der Dichtung zu spielen ver- goͤnnt war: mit solcher Uebereinstimmung wird allge- mein der ethisch religioͤse Begriff der Hyperboreer fest- gehalten. Sie werden vorgestellt als ein gerechtes Volk, das sich der Thierspeise enthaͤlt, und in steter Heiterkeit dem Dienste des Gottes ein tausendjaͤhriges Leben lebt Hellanik. a. O. Simonides und Pindar bei Str. 15. p. 1038 b. Aeschyl. Choeph. 371. . Nimmer weilet die Muse Von ihren Weisen entfernt. Umher schwebet der Jungfrauentanz, Und Lyra ertoͤnt und der Floͤt’ aufjauchzender Laut. Mit goldprangendem Lorbeer lockiges Haar flechtend feiern sie Festmahl’ in Heiterkeit. Nicht Siechthum noch Greisenalter, das kraftlose, naht Dem geliebtesten Volk. Von Muͤhn wie von Fehden fern Leben all’ und entgehen Der strengen Nemesis Zorn Pind. P. 10, 37. . Von ihren Festen, die man sich unter freiem Himmel dachte Vgl. die αἴϑϱια στέφη. Suid. s. v. στέφος — τὰ ἐξ ῾ϒπεϱβο- ϱέων κομιζόμενα, ὡς ἀεὶ ἐν ὑπαίθϱῳ τιϑέμενα. vgl. Kratinos bei Hesych. Lex. Bekk. p. 355. vgl. Classical Journ. N. 12. p. 369. , erzaͤhlte Hekataͤos von Abdera, daß dieselben drei riesengroße Boreaden feierten, in deren Saiten- spiel und Chorgesang unendliche Zuͤge von Schwaͤnen einstimmten bei Aelian N. A. 11, 1. vgl. Creuzer Hist. frgm. p. 85. Dieser Hekataͤos glaubte noch an die geographische Existenz der Hyperboreer, Sch. Apoll. 2, 675. Steph. B. Καϱαμ- βύκαι. . Aber das seltsamste davon berichtet Pindar, daß dem Gotte dabei ganze Hekatomben von Eseln geopfert wurden Vgl. Kallim. Fragm. Bentl. 187. Boͤos und Simmias ̓ν Ἀπόλλωνο bei Anton. Lib. 20. Tzetz. Chil. 7, 144. V. 677. (vgl. Brunk Anal. T. 2. p. 525.) Gesner Comt. Soc. Gotting. T. 2. p. 33. ; es ist wahrscheinlich, daß hiebei die oͤfter vorkommende Ansicht des Opfers zu Grunde liegt, wonach feindliche, den Goͤttern verhaßte Thiere an ihren Altaͤren bluten muͤssen. Sehr lebhaft erinnert endlich an die Thargelien-Gebraͤuche und den Leukadischen Sprung, was von dem Lebensende der Hyperboreer erzaͤhlt wird: wie sie, von langem Leben gesaͤttigt, mit Kraͤnzen umwunden sich von einem Fel- sen in das Meer stuͤrzen Mela und Plin. a. O. vgl. Hellanik. a. O. . 5. 1. D iese Sagen leiten uns durch sich selbst zu dem Versuch, die Bedeutung und den Charakter des Cultus aufzufassen. Zuvoͤrderst wiederholen wir ein Resultat, welches die vorhergehende Untersuchung mit voͤlliger Evidenz gewaͤhrte. Naͤmlich daß der Apollon von Tempe, Py- tho, Delos, Kreta, Lykien, Troja, Athen, dem Pe- loponnes ein und derselbe Gott ist, nicht eine Com- bination mehrerer in einem Namen, wie sie die Ge- schichte des griechischen Cultus sonst oͤfter darbietet. Wir erkannten dies eben so an geschichtlichen Nachrich- ten von der Gruͤndung der einzelnen Heiligthuͤmer, als an Merkmalen anderer Art, wiederkehrenden Namen, Symbolen, Gebraͤuchen. Ueberall fanden sich unge- sucht die Namen Lykios und Lykia, Delphinios und Pythios, die Orakel und Sibyllen, die Reinigungen und Suͤhnungen, der Sprung vom Felsen, die Men- schenzehnten, der goldene Sommer und die frommen Oblationen, der Lorbeer, die Hyperboreersage und die Ennaeteris mit einer einleuchtenden Nothwendigkeit wieder. Darum sind Cicero’s sondernde Theologen de N. D. 3, 23. zu tadeln, welche den Athenischen, Kretischen und Hyper- boreischen Apollon zu scheiden suchten, wie uͤberhaupt die Principe ihres Verfahrens im Ganzen auf Will- kuͤhrlichkeit beruhten. 2. Dagegen hatten sie gute Gruͤnde, wenn sie vier- tens den Arkadischen Apollon Nomios absonderten, obgleich sie dessen Namen von den Gesetzen ableitend So auch Etym. M. νόμοι κιθαϱ. p. 607. Von der Mu- sik Schol. Pind. N. 5, 42. Prokl. Chrestom. ( p. 382, 13. bei Gaisfords Hephaͤstion). nicht den aͤltesten Quellen folgten. Denn die richtige, Ansicht giebt ohne Zweifel Pindar P. 9, 64. Boͤckh Explic. p. 324. vgl. Schol. Apoll. 2, 500. Athenag. depr. 14. wo fuͤr Χῖοι Κεῖοι zu schr. , indem er den Aristaͤos zugleich Zeus und heiligen Apollon, einen Schirmer der Heerden, Jaͤger und der Weidungen Hort nennt. Von Aristaͤos aber habe ich im ersten Bande S. 348. gelehrt, daß er nebst seinem Sohne Aktaͤon eine alte Gottheit der Urbewohner Griechenlands war, welche, den segnenden Kraͤften der Natur vorstehend, Ackerbau und Weide beguͤnstigt, sengender Hitze wehrt, milde Etesien herbeibeschwoͤrt, Jagd und Bienenzucht liebt. Seine Hauptsitze sind die Ebene am Pelion und bei Jolkos, von wo ihn Kyrene empfing, das fruchtbare Thal von Theben, Parrhasia in Arkadien Der Ap. Parrhasios am Lykaͤon (Paus. 8, 38, 2.) ist urspruͤnglich der Nomios. und die Parrhasische Insel Keos, wo sein Cultus mit alten Beobachtungen des Sirius verbunden war, aus denen fuͤr die Temperatur des kommenden Jahrs geschlossen wurde Cic. de div. 1, 57, 130. aus Herakl. Pont. — Auf den Muͤnzen von Keos u. der St. Karthaͤa das. sieht man den baͤrtigen Kopf des Aristaͤos, und ein großes Gestirn, entw. allein oder die Protome eines Hun- des umgebend, offenbar den Sirius. Wie kann nun aber Payne Knight Symbol. lang. §. 124. (und mit ihm Creuzer 2. S. 134.) hierin ein Symbol des Ap. Lykios sehn? Soll etwa Apoll zugleich ein Sirius sein? . Seine Genealogieen richten sich nach dem Orte der Verehrung S. Sch. Apoll. 2, 500. zum Theil aus Bakchylides Pherek. Sturz 32. S. 159. . Ein Sohn der Erde vom Ura- nos oder des Paͤon konnte er uͤberall mit Fug heißen, Cheiron nannte man seinen Vater am Pelion, Kary- stos auf Keos vgl. Herakl. P. Polit. Keos. , Apollon und Kyrene hießen seine El- tern in der gleichnamigen Stadt Auch Agreus heißt S. Ap. und der Kyrene, Etym. M. Justin. 13, 7. emd. Orchom. S. 347, 1. Ueber Ap. Agreus s. Aeschyl. bei Plut. Erot. 14. vgl. Paus. 1, 41.; er ist Aristaͤos; Apollod. (bei Hesych Ἀγϱεύς) erklaͤrt ihn fuͤr einen Attischen Pan. vgl. Liebe Gotha num. p. 309. Ἔναγϱος Ἀπ. ἐν Σίφνῳ Hesych. . Zum Apollon wurde er durch das Ueberwiegen des Hellenischen Cultus in Arkadien; man erinnerte sich dabei, daß auch der Del- phische Gott bei Admet die Heerden geweidet, wenn nicht schon auf die Ausbildung dieser Mythe die bei Pheraͤ einheimische Verehrung des Aristaͤos fruͤher ein- gewirkt hatte Sch. Ap. 2, 514. vgl. Schol. Il. 2, 766. — Nach dem Hom. Hymn. auf Hermes weidete einst Ap. mit dem ῥάβδος τϱιπέτηλος (vgl. Eust. zu Il. 24, 343.) die Goͤtterheerden, aber gab die βουκολίας an Hermes ab. Wie dieser epische Hymnus sich zu dem μέλος des Alkaͤos uͤber Hermes Geburt und Rinderraub (Paus. 7, 20, 2. Me- nand. de encom. 7. p. 48. Horaz Carm. 1, 10.) verhaͤlt, ist noch nicht deutlich. Den letztern erzaͤhlten auch die Eoͤen (Anton. Lib. 23.). . Solche Goͤtter, welche fruͤhe in den Schatten getreten und zuruͤckgedraͤngt waren, schmie- gen sich den herrschenden Dynastieen auf mannigfaltige Weise an; und das zertruͤmmerte Ganze sucht ein neues Leben zu gewinnen, indem es auf verschiedenen Wegen in bluͤhende Staͤmme uͤbergeht. So machte man auch den alten Naturgott, den man Apollon Nomios ge- nannt hatte, wenig auf Consequenz bedacht, zum Sohne des alten Silen Klem. Alex. Protr. S. 8. vgl. Porphyr. L. Py- thag. §. 16. Cyrill gegen Julian S. 342. Creuzer in den Studien Bd. 2, S. 277. , weil er den Bakchischen Wesen ver- wandt schien. Pythagoras Familie hatte nach einer nicht unwahrscheinlichen Nachricht Sakra des Apollon Nomios; welchen der Philosoph selbst, mit Umdeutung der urspruͤnglichen Bedeutung, zu Kroton als den groͤß- ten Philanthropen, den Gesetzgeber von Hellas, den Gott der Humanitaͤt empfahl Jamblich 52. : daß er aber zu Del- phi eine Inschrift auf ein Grab “Apollons, Sohnes des Silen”, gesetzt habe, ist eine verwirrte und fabel- hafte Erzaͤhlung Spaͤterer Porphyr. a. O. — Dem Ap. No- mios ist nach dem Theokr. Gedichte 25, 20. der Oleaster heilig, und man hielt ihn fuͤr Urheber einer Art Epilepsie. Hippokr. de morbo sacro p. 303. . Von dem Verhaͤltniß des Karneischen Apoll werde ich weiter unten zu reden Gelegenheit nehmen. 3. Noch darf nicht unbemerkt bleiben, daß auch in die Mythenreihe des Asklepios Apollon eingetra- gen wurde, aber wohl nur durch die Dichtung, die auf die Congruenz der Begriffe beider Gottheiten ge- stuͤtzt, sie mit einander ziemlich fruͤhzeitig, — denn schon die Eoͤen nannten Asklepios einen Sohn Apollons — nahe zu verbinden suchte. Aber der Cultus zeigt nir- gends, weder in Trikka, noch Lebadeia, noch Epi- dauros, noch Kos, Apollon Paͤan und Asklepios in solcher Naͤhe. Nirgends finden wir beiden zusam- men geweihte Altaͤre, Feste, Opfer, außer etwa in einem Tempel des neuen Megalopolis. Auch folgte dies nothwendig aus der Geschichte beider Culte. Denn der Stammvater des Asklepios, Phlegyas, und die Soͤhne des Heros bei Homer gehoͤren Volksstaͤmmen an, die den Doriern sowohl als dem Pythischen Tempel feindlich waren, und die Verbreitung der Asklepiaden- schulen durch Griechenland hat nichts gemein mit der Verpflanzung der Apollinischen Heiligthuͤmer. 4. Nach diesen Absonderungen kehren wir wieder auf den gewonnenen Hauptsatz zuruͤck, daß es der Dorische Stamm war, bei dem die Apollinische Religion die aͤl- teste, angesehenste, eigentlich nationale war. Schon dieser Punkt erlaubt uͤber den Charakter derselben von vorn herein zu muthmaßen. Wenn die Dorier ein thatkraͤftiger, heroisch gesinnter Hellenenstamm waren, so mußte wohl die ihnen eigen- thuͤmliche religioͤse Empfindung eine aͤhnliche Farbe tragen. Wie ihr Leben stets eine gewisse Abneigung vor Ackerbau und harmloser Naturbeschaͤftigung uͤber- haupt, und dagegen ein Hinneigen zur Darstellung eigener Kraft zeigt, so wird auch ihr Gott im Gegen- satze stehn gegen die Naturgottheiten ackerbauender Staͤmme, in denen die innige Beziehung des menschli- chen Lebens zum segensprießenden Acker auf eine tiefe und ergreifende Weise gefaßt ist. So wuͤrden wir schon von diesem Gesichtspunkte aus der Meinung widersprechen, daß Apoll ein Natur- gott, und zwar bestimmter ein Sonnengott sei. Widerlegen aber koͤnnen wir dieselbe nicht, ohne die allerdings nicht unveraͤchtlichen Gruͤnde dafuͤr — was noch nirgends geschehen ist — mit moͤglichster Unbe- fangenheit darzulegen. Doch uͤbergehen wir mit weni- gen Worten die Deutung der Pfeile auf Strahlen Am meisten spraͤche dafuͤr, was Apollod. 1, 9, 26. u. Aa. von Ap. Aegletes sagen. ; denn wie toͤdtet der Gott mit solchen den Python und Tityos? und wie waͤre die erwaͤrmende und belebende Kraft durch ein so einseitiges Bild zu bezeichnen? Aber wenn wir uns das oben ausfuͤhrlich dargestellte Bild des von den Hyperboreern mit der reifen Kornaͤhre zu- ruͤckkehrenden Gottes vergegenwaͤrtigen, dem auch gol- dene Aehren als Tribut gesandt wurden: so fuͤhrt uns dies allerdings auf den Begriff eines Schuͤtzers des Ackerbaues Ap. mit einem Aehrenkranze um den Kopf bei Lippert Daktyliothek 1. S. 62. N. 145. — Bisweilen findet sich auf Muͤnzen auch nur ein Getreidekorn bei Apollinischen Insignien. S. Hephaͤstia, Abdera. . Auf den Muͤnzen von Metapont sehen wir diese Aehre sehr haͤufig zusammen mit einer Heu- schrecke, bisweilen mit einer Maus, die beide auf dem Nebenblatte wie herankriechend erscheinen. Fuͤr beide ist dieselbe Deutung anzuwenden. Sowohl Maus als Heuschrecke — denn an die sangreiche Cicade ist dabei nicht zu denken — sind dem Korne schaͤdliche Thiere, um deren Abwehrung und Verminderung der Gott ge- beten wird. Die letztere vertrieb er nach Sage und Glauben aus Attika und aus Seleukia in Kilikien Paus. 1, 24, 8. Str. 13, 613. — Zosim. 1, 57. , er hieß davon bei den Aeolern Πορνόπιος, die sogar darnach einen Monat Πορνοπίων nannten. Gleicher- weise war der Kretische Apollon Smintheios ohne Zweifel ein Vertilger der Feldmaͤuse (σμίνθοι) σμίνθοι ἀϱουϱαῖοι, Aeschyl. bei Aelian H. A. 12, 15. , wie ihn denn auch sein Standbild den Fuß auf eine Maus setzend zeigte Str. 13, 604. Schol. Il. 1, 89. vgl. Aelian. a. O. Tzetz. Lyk. V. 1302. Auf der Hand traͤgt Ap. die Maus auf einer Muͤnze Hadrians von Alex. Troas, Mionn. 2. p. 644. Das Vasengemaͤlde Tischb. 2, 17. bezieht sich wohl auf die heiligen Maͤuse eines Smintheions, von denen Heraklid. Pont. bei Str. — Nach Pollux 9, 6, 84. hatten die Argeier eine Maus auf den Muͤnzen (als Insigne Apolls); Eckhel hat keine der Art, aber das Kabinet Payne Knights eine sehr kleine alte Goldmuͤnze mit dem Typus. In Allier de Hauteroche’s Cabinet zeigt ein Nicolo transparent den auf einer Kithar sitzenden Raben des Apoll, der im Schnabel eine Maus beim Schwanze haͤlt. ; auch vor diesen schuͤtzt er die frucht- strotzende Kornaͤhre. Noch mehr: in Rhodos hieß er Ἐρυϑίβιος, der Abwender des Kornbrandes Str. 13, 613. , in wel- cher Qualitaͤt er besonders gut in den Kreis der Trio- pischen Gottheiten des Landes paßte, unter denen die den Erysichthon vernichtende Deo ist. Dies erklaͤrt ge- nugsam, warum Apollon um den Fruͤhaufgang der Pleia- den, wenn schon die Erndte in Griechenland beginnt, die von ihm bewahrte Aehre bringend gedacht wurde S. oben S. 269. ; dann feierte man in Griechenland das Fest der Thar- gelien , dessen Namen vielleicht selbst die Sonnenhitze bezeichnet Nach Welcker Nachtrag zu Schwencks etym. mythol. Andeutungen S. 341. ; wenigstens hatte auch Helios daran An- theil Schol. Arist. ̔ππ. 725. vgl. oben S. 258. . Gleichzeitig mit diesen sind die Daphnepho- rien, die besonders zu Theben eine offenbar astronomi- sche Bedeutung hatten; sie erinnerten an das genaue Maaß des Jahrs und den Umlauf des achtjaͤhrigen Cyclus, den wir als mit allen Apollinischen Hauptin- stituten verbunden denken duͤrfen. Gewiß aller Auf- merksamkeit werthe Gruͤnde fuͤr eine urspruͤngliche Iden- titaͤt des Φοῖβος Ἀπόλλων und des leuchtenden Son- nengottes. 5. Dessen ungeachtet sind auch diese Gruͤnde nur Scheingruͤnde. Denn was erstens den Bezug des Got- tes zum Ackerbau betrifft: so ist dieser kein anderer als zu andern Kreisen des Natur- und Menschenlebens, naͤmlich ein abwehrender und schuͤtzender . Ganz etwas anderes waͤre es, wenn Apollon als die Saat aus der Erde hervorrufend, zeitigend u. s. w. gedacht wuͤrde, aber davon keine Spur. So subsumirt sich jener Bezug unter einen allgemeinern Begriff, wodurch der Schluß auf die Sonne aufgehoben wird. Was aber ferner die großen Festperioden angeht, so ist de- ren Entstehung aus dem Streben nach fester und steti- ger Ordnung erklaͤrlich; sie ergaben sich durch Verglei- chung des Wiederkehrens der Mondphasen mit den Auf- und Untergaͤngen einiger Hauptsterne, namentlich der Pleiaden; der Sonnenstand konnte ohne mathematische Vorkenntnisse dabei nicht einmal zur Berechnung die- nen. Auch sind die Feste des Cultus gar nicht an be- stimmte auffallende Epochen des Sonnenlaufs geknuͤpft; weit mehr an die Phasen des Mondes. Denn erstens ist der Neumond dem Apollon heilig, und er hieß da- von selbst Νεομήνιος Philochor. bei den schol. vulg. Od. 20, 155. vgl. zu 21, 258. ; dann wieder das erste Viertel oder der siebente Tag, endlich auch der Vollmond (διχομηνία), dieser namentlich in Zakynthos Plutarch Dion 23. . Dar- um wird aber Niemand behaupten wollen: Apollon sei ein Mondgott. — Bei alledem laͤugnen wir indeß nicht, daß die Begriffe Apollons und des Sonnengottes in einzelnen Verzweigungen eine Vergleichung und Pa- rallele zulassen; die Quelle des aͤußern Lichts konnte Symbol des “hellen Gottes” sein, dessen Mutter Lato, die Verborgene, aͤußerlich als Nacht gefaßt werden mochte wie bei Plut. von den Daͤdalen Fragm. 4. 5. S. 288. 89. H. , etwa wie Neuplatoniker, nur zu sublim sagten: “wie sich die Sonne zum Auge verhalte, in welchem sie die Kraft zu sehen zur Wirksamkeit bringe, so Apollon zum Geiste des Menschen” und “der an- schaubare Helios habe die Menschen von der Erkennt- niß Apollons entfernt” Plut. de def. or. 7. 12. de Pyth. or. 12. Symp. Qu. 3, 10. . Doch ist auch ein solches Verhaͤltniß durchaus ungeschichtlich. Ein Symbol des Cultus muß aͤußerlich hervortreten, und wo waͤre dies hier der Fall? Der Sonnendienst bestand in Griechen- land fortwaͤhrend auf der Korinthischen Akropole, zu Rhodos, in Athen, wie fruͤher auch zu Kalauria und auf Taͤnaron, allein die Geschichte desselben ist von der des Apollocultus durchaus gesondert und ohne Zusam- menhang mit dieser Aeginet. p. 27. Der Ἀπ. Ἠλεῖος zu Argos (Paus. 8, 46, 2.) ist schwerlich ein Ἥλιος. . 6. Wie waͤre es uͤberhaupt aber erklaͤrlich, daß eine urspruͤngliche Verbindung der Begriffe von Apollon und Sonne, wenn sie bestand, lange Jahrhunderte so ganz vergessen wurde? war denn das leuchtende Gestirn des Tages ein der Betrachtung so leicht entschwindender Gegenstand? Und wie kommt es, daß die Meinung der Identitaͤt beider erst in Zeiten aufkam, da die Griechische Mythologie in Glauben und Gefuͤhl fortzu- leben aufgehoͤrt hatte? Selbst noch, als die Aegypti- schen Dollmetscher den Horus zum Apollon deuteten, folgten sie wahrscheinlich nur der Aehnlichkeit des Er- legers des Python mit dem Baͤndiger des Baby (Ty- phon in griechischer Umnamung) Der Troͤzenische Ὦϱος (Paus. 2, 30, 6.) ist wohl ein Jahresgott und dann die Sonne, aber ὥϱα und der Aegyptische Horus sind wohl schwerlich von dem- selben Sprachstamme! . Wenn aber die Persischen Mager im Apollinischen Dienste Verwandtes mit ihrer Religion fanden, und Xerxes darum dem Eilande, wo die zwei Goͤtter geboren waren, Asylie zusicherte Herod. 6, 97. Ps. Platon. Axioch. 371 a. vgl. Aeschyl. Pers. 206. : so ist dies allerdings als ein Resultat einer nicht oberflaͤchlichen Vergleichung zu schaͤtzen, das wir weiter unten auch in mancher Hinsicht zu bestaͤti- gen Anlaß finden werden; doch dachten sie wahrschein- lich bei Φοῖβος an Ormuzd, nicht eben an die Sonne. Erst als die physischen Philosophen die Goͤtter des Glau- bens zu Praͤdicaten des Νοῦς oder zu materiellen Kraͤften und Gegenstaͤnden deuteten, sprach man den Satz aus: Apollon sei die Sonne. Euripides nahm es von ihnen auf, derselbe, der den Zeus als Aether, Hestia als Erde betrachtete. Im Phaethon dieses Dich- ters klagte die Mutter des Ungluͤcklichen gegen dessen Vater Helios: “mit Recht nennt dich Apollon (Verder- ber), wer die geheimen Namen der Goͤtter kennt” Die durch Makrob. Sat. 1, 23. bekannte Stelle findet sich jetzt in ihrem Zusammenhange in dem aus dem Pariser Mspt. her- ausgegebenen Fragment. , ohne Zweifel nicht etwa auf Mysterientradition, sondern auf philosophische Deutung sich beziehend. Allgemeiner war die Meinung unter Alexandrinischen Gelehrten ge- worden, und Kallimachos tadelt die mit Heftigkeit: Welche Apollon noch von der allumstrahlenden Sonne Sondern und Artemis von sanftschreitender Deione Fragm. 48. Bentl. Derselben Lehre folgten Apollodor (Makr. 1, 17.) und Philochoros, nach dem unter den Tritopatoren ein Helios-Apollon war. Fragm. S. 11, auch Strab. 14, 655. . Bald legte man diese Meinung auch fruͤheren Zeiten bei, und der Verfasser der sog. Eratosthenischen Kata- sterismen 24. Aus Aeschylos Bassariden ist blos die folgende Erzaͤhlung. vgl. Timotheos π. κοσμοποιίας bei Euseb. Scalig. S. 4. erzaͤhlt: daß Orpheus der Thraker bei Ta- gesanbruch von den Gebirgshoͤhen die Sonne als den groͤßten der Goͤtter, den er auch Apollon genannt, an- gebetet habe Zum Theil bezieht sich dies auf den wirklich vorhandenen Sonnendienst der Thraker. Sophokles Tereus bei Schol. Il. 15, 705. ; was doch nicht zu dem Schlusse be- rechtigt, daß die alten Orphiker vor Herodot Apollon und Helios schon identificirt haͤtten. Denn deren Sy- stem religioͤser Spekulation drehte sich hauptsaͤchlich um Bakchos, und in allen einigermaßen alten Orphischen Fragmenten ist von Apollon uͤberhaupt so gut wie gar nicht die Rede Die Stellen, die ihn als Son- nengott behandeln, ein Fragm. bei Jo. Diaconus und ein Hymnus, gehoͤren zum Spaͤtesten. Das Sihyllinische Orakel bei Zosim. 2, . II. 19 7. Und so war Apollon wohl in keiner Ruͤcksicht eine Naturgottheit, in welcher die schoͤpferische Kraft der Natur als Wesen der Gottheit dargestellt wird. Alle charakteristischen Kennzeichen des Naturdienstes lassen sich bei ihm nicht nachweisen. Weit entfernt als zeu- gender und producirender Gott zu erscheinen Der Delische Ap. Ι̛ενέτωϱ hieß wohl so in bestimmtem uns dunkelen Bezuge, wie der πατϱῷος, den die Orphiker bei Macr. 1, 17. auch progenitor im Allgemeinen deuteten. , bleibt er unvermaͤhlt und Juͤngling, denn daß die dichterischen Liebschaften mit der Nymphe des Lorbeerbaums und seine poetischen und prophetischen Soͤhne die Cultus- idee nichts angehen, ist leicht einzusehn Merk- wuͤrdig ist Sophokles Ausdruck, Oedip. Tyr. 1103., ἤ τις ϑυγάτηϱ Αοξίου. . In den Gebraͤuchen und Symbolen desselben ist dagegen keine Spur von jener Verehrung der zeugenden Kraͤfte, wie sie auf eine naive Weise im altarkadischen Cultus des Hermes, den Argivischen Mythen von Hera, den At- tischen von Hephaͤstos und Athena hervortritt. Noch weiter bleibt von ihm der gluͤhende und sich selbst ver- zehrende Orgiasmus, in welchem cholerische Voͤlker von einer Naturansicht bewegt, die den Naturgott bald leidend und zerfleischt, bald siegend und strahlend er- blickte, in taumelnder Lust und ausgelassenem Toben den Jubel auszusprechen und die Wehmuth zu ersticken strebten: welche Gestalt religioͤser Empfindung fuͤr Griechenland die Thrakische Verehrung des Dionysos darstellt. Obgleich diese am Helikon und Parnaß ganz in der Naͤhe des Pythischen Heiligthums bluͤhte, und 6., wo Ap. Helios heißt, ist auch erst aus Alexandrin. Zeit; ganz spaͤt der seltsame Hymnus, Brunk Anal. 2. p. 518. Auch sind die Muͤnzen, wo Ap. Radien um das Haupt hat, so viel ich finde, alle erst aus der Kaiserzeit. das Lokal beider Religionen mannigfach ineinander greift S. Bd. 1. S. 383. vgl. Schwarz Miscell. polit. hu- man. p. 89. Creuzer Symb. 3. S. 166. : so blieben die Culte selbst in genauer Sonde- rung, wenn auch wieder auf der andern Seite die An- nahme von Religionskriegen durchaus unbegruͤndet scheint. Diese Saͤtze haben blos den Zweck, den Leser un- befangen und empfaͤnglich zu stimmen fuͤr die nachfol- gende Untersuchung: in der wir, mit voͤlliger Anerken- nung der Prioritaͤt des Cultus, dessen ungeachtet von der anschaulichern und verstaͤndlichern Darstellung des Dichters ausgehen wollen. 19 * 6. 1. H omer kennt, wie wir gesehen haben, theils durch Anschauung, theils von Hoͤrensagen, recht genau den Kretischen Dienst in Smintheion, Pergamon, in Ly- kien am Ida und Kragos, das reiche Pytho und den Delischen Palmbaum. Aber seine Darstellung wird dadurch nicht wenig bedingt, daß der Gott als Freund der Troer und Feind der Achaͤer auftritt, obgleich auch diese ihn darum nicht minder mit Opfern und Paͤanen verehren. Doch zeigt er sich ihnen mehr von der fin- stern als hellen Seite. Scheuet den Sohn des Zeus, ruft der Priester von Chryse den Griechen zu. Wie Nachtgrauen wandelt er her, von den Schultern rasseln die sicher und toͤdtlich treffenden Pfeile. Er straft durch ploͤtzliche Krankheit und schnellhinraffende Seuche und uͤberhaupt solchen Tod, dessen Ursache und Anlaß nicht deutlich am Tage liegt: doch sendet er auch bisweilen den Tod als Segnung Od. 15, 402. vgl. 3, 280. 11, 171. Il. 24, 759. Frauen toͤdtet Artemis fuͤr ihn, wie bei Pind. P. 3, 10. Vgl. uͤber Ap. und Art. als Todesgoͤtter Nast Opuscc. lat. P. 2. 11. 12. p. 293 sqq. . Seine Pfeile treffen aus der Ferne, weil unvorhergesehn und unerwartet: er ist der Ferne, Fernwirkende, Ferntreffende (Ἕκατος, Ἑκάερ- γος, Ἑκηβόλος, Ἑκατηβελέτης, Ἀφήτωρ); seiner goͤtt- lichen Rache ist nichts unerreichbar. Er ist ein furcht- barer Gott, wie er von den Zinnen der Burg herab die Troer mit lautem Schlachtgeschrei zum Kampfe treibt Il. 4, 508. 7, 21. , und ihnen als λαοσσόος, eine Wolke um die Schultern und die Aegis in der Hand, vorschreitet 15, 308. 16, 703. , an Kriegsgewalt Ares vgl. Pind. P. 4, 86. , obgleich uͤber dessen stuͤrmi- schen Trotz hoch erhaben. Den verderblichsten Gott nennt ihn Achilleus, dem er freilich besonders feindlich ist. Selbst wenn er unter den Goͤttern erscheint, zit- tern Alle im Hause des Zeus vor ihm und fah- ren von den Sitzen; nur Leto freut sich, daß sie einen starken und bogentragenden Gott geboren hat Hom. H. auf Ap. Del. 13. . Es ist auffallend, mit welchem strengen Ernst Ho- mer, der doch sonst die Gottheiten und besonders die Freunde der Troer mit parodischer Leichtfertigkeit dar- stellt, den Charakter des Apollon auffaßt. Nie zeigt er ihn von blinder Leidenschaft ergriffen. Auch die Griechen feindet er nicht grundlos und nach Willkuͤhr an, sondern nur, wenn sie das heilige Recht des Prie- sters und Flehenden verletzen, oder in schrankenlosem Uebermuth uͤber alles Maaß hinausgehn. Aber als die Goͤtter sich selbst entzweien und in Kampf treten: vermeidet er, von Leidenschaft unbewegt, den Streit, und redet von der Vergaͤnglichkeit der schnell aufbluͤ- henden und bald hinwelkenden Menschengeschlechter in einem Tone, der den Pythischen Orakelgott bezeichnet Il. 21, 464. vgl. 24, 40. ᾥ οὕτ̕ ἄϱ φϱένες εἰσὶν ἐναίσιμοι. . Ein aͤhnlicher Geist wehet in den Worten, mit denen er den tollkuͤhnen Diomedes zuruͤckscheucht, “nicht gleich sei der unsterblichen Goͤtter Geschlecht und der niedrig wandelnden Menschen.” So verwaltet Apollon hier den Dienst der den Uebermuth niederbeugenden Neme- sis. In demselben Sinne verderbt er die stolze Mutter Niobe Il. 24, 606. , die unbaͤndigen Aloiden Od. 11, 517. , die Goͤtterfeinde Python und Tityos. Besondere Gruͤnde historischer Art veranlassen seinen Kampf mit Eurytos von Oecha- lia, und mit Phorbas dem Phlegyer, dort naͤmlich die Feindschaft der Dorier und Oechalier, hier des Pythi- schen Heiligthums und der Phlegyer. Den letztern uͤber- windet er im Faustkampfe, den erstern im Bogenschusse, zu dem Eurytos alle Goͤtter herausgefordert hatte 8̓, 227. . So verleihet er uͤberhaupt den Faustkaͤmpfern Gluͤck Il. 23, 660. daher wohl mit Hermes auf einem Altar zu Olym- pia. Auch zu Delphi als πύκτης, zu Sparta und in Kreta δϱο- μαῖος. Plut. Qu. Symp. 8, 4. p. 362. , und ist besonders bei den jagdliebenden Doriern ein Vor- stand der Bogenschuͤtzen und Jaͤger (Ἀγϱεὺς, Ἀγραῖος, Ἀγρεύτας, Θηρείτας) Il. 23, 872. Sophokl. Oed. Kol. 1091. Daher zaͤhmt Ap. die Kastorischen Hunde, Pollux 5, 5, 39. Daß Ap. Agreus auch mit Aristaͤos zusammenfaͤllt, s. S. 282. , weil der kaͤmpfende Gott auch gymnastisch und kriegerisch ausgebildet sein muß — nicht etwa umgekehrt. 2. Wir wollen die Idee des raͤchenden und strafenden Apollon, wie sie Homer anregt, noch bei andern Dichtern und in Cultusmythen nachweisen. Sehr ausdrucksvoll sagt Archilochos: O Fuͤrst Apollon, schaͤd’ge du die Schuldigen, Vernichte sie, so wie du zu vernichten pflegst. Fragm. 4. bei Macr. S. 1, 17. und mit einer deutenden Anspielung auf den Namen Aeschylos: Ἀπόλλων ἀπώλεσας Agam. 1091. Auf dieselbe Ableitung deutet Platon Kratyl. 405. und Eurip. Phaeth. a. O. , die indeß schwerlich zur Meinung berechtigen kann, der Name Apollon komme wirklich von ἀπολεῖν her Hermann uͤber das Wesen der Mythol. S. 107. . Denn dann wuͤrde, in einem Falle, die Hauptsache, das was er vernich- tet, fehlen: oder wollte man, im andern, den Begriff des Vernichters absolut fassen: so ist dieser voͤllig un- geeignet, die Natur eines goͤttlichen Wesens, von wel- cher Art immer, zu bezeichnen. Apollon toͤdtet und schlaͤgt, indem er straft. Zu Megara sah man das Grabmal des Koroͤbos, welcher die Poine getoͤdtet hatte, die der Gott nach dieser Stadt gesandt, um eine Schuld der Eltern durch Tod der Kinder zu stra- fen Paus. 1, 43, 7. Anthol. Palat. 7, 154. Auf einer Muͤnze von Prusia hat Ap. eine Peitfche in der Hand, (Mionnet Descr. 2. p. 482.) . Nach dieser That mußte Koroͤbos einen Drei- fuß von Pytho holen, und ihn so lange tragen, bis er nieder fiel; da stand Tripodiskos mit einem Tempel des Gottes. Aus dieser Idee erklaͤrt sich der Gebrauch, daß manche Strafgelder (ἱεραὶ ϛημίαι) zu Korinth, Patara, Amphipolis Herod. 3, 52. Walpole Trav. p. 541. In einer asiat. Inschr. des Cod. Sherard. heißen diese Strafgelder ἱεϱαὶ δϱαχμαί. in die Tempel Apollons einge- liefert werden mußten, welcher dadurch gewissermaßen selbst als Vollstrecker des Urtheils erscheint. Auf sein Amt der Blutrache deutet Aeschylos Agam. 55. , wo er Apollon, Pan und Zeus als Goͤtter nennt, die die Erinnys sen- den: Zeus als Weltherrscher, Pan als geistesverwir- reuden Daͤmon, Apollon als Strafgott. Darum hat- ten die Roͤmer nicht ganz Unrecht, die in einem Bilde des Gottes Vejovis, das mit Pfeilen ausgeruͤstet war, den Apollon dargestellt glaubten Gellius 5, 12. ; verwandt ist wenig- stens der Apollon καταιβάσιος — der im Blitze nie- dersteigende — dem die Thessaler alljaͤhrlich eine Heka- tombe Maͤnner gelobten Schol. Eurip. Phoͤn. 1446. . Bei den Doriern zu Argos opferten nach jedem Todesfalle die Verwandten sogleich dem Apollon als einem Todesgotte; der Priester des- selben (Amphipolos) brachte es dar, zur Verbrennung der Opferstuͤcke mußte neues Feuer angezuͤndet werden. Dreißig Tage darauf wurde dem Hermes geopfert als Seelenfuͤhrer Plut. Qu. Gr. 24. . 3. Wenn wir so unsere Aufmerksamkeit eine Zeit- lang der finstern Natur des Apollon zugewandt haben: so wollten wir doch, wie gesagt, keineswegs auf die Idee eines vernichtenden Wesens hinleiten. Diese ab- zuwehren, erinnern wir nur an Pindars Aussage: “Bestimmt ist er den Menschen zum freundlichsten Gotte” bei Plut. EI 21. p. 246. de def. or. 7. p. 309. non posse suav. 23. p. 124. Vielleicht gehoͤrt auch der Philesios hieher. , und an die im Cultus haͤufigen Namen, Akesios zu Elis Paus. 6, 24, 5. Ἀκὲστωϱ Eurip. Androm. 900. , Epikurios zu Phigalia P. 8, 30, 2. 41, 5. , Alexikakos 1, 3, 3. Aristoph. Frieden 420. vgl. Vis- conti Pio-Clement. 1. p. 27. , Prostaterios, Apotropaͤos in Athen und Ora- keln Demosth. Mid. 15. In- schr. bei Walpole Trav. p. 547. n. 38. Stuart Antiq. of Ath. T. 1. p. 25. Πϱοστάτης in den Pont. Colonieen, oben S. 225. Vgl. Soph. Trach. 208. und Hermanns Anm. S. 45. Als πϱο- στατήϱιος wird er um Abwendung naͤchtlicher δείματα gebeten, Elektra 638. Im Ajax 187. wendet er Geistesverwirrung, bei Eu- rip. Herc. fur. 821. die Furie ab. — Πύϑιοι καὶ Σωτήϱιοι ϑεοί Delph. Inschr. Cyriac. 196. p. 27. Murat. p. 589. . Wenn auch ein und der andere Name erst im Peloponnesischen Kriege aufkam, und uͤberhaupt der bestimmte Bezug auf koͤrperliche Uebel sich erst bei Pin- dar und den Tragikern findet S. Pind. P. 5, 63. vgl. 4, 270. Aristoph. Plut. 8. Soph. Oed. Tyr. 149. Kallim. Apoll. 72. vgl. indeß Il. 16, 527. Λοίμιος : so muß doch die Grund- idee, die abwehrende und dadurch heilbringende Kraft des Gottes, als weit aͤlter vorausgesetzt werden. In allen diesen Namen wird er nicht sowohl als Geber eines positiven Guts, sondern als Schuͤtzer und Ab- wehrer gefaßt, und in dieser Beziehung auch nach dem Orakel um Gesundheit und gutes Gluͤck angefleht Demosth. a. O. . An diese Reihe schließt sich der Dienst des Apollon Ulios und der Artemis Ulia , denen Theseus von Kreta kommend opferte, und die sonst in Delos und Milet verehrt wurden Pherekydes und Leandrios von Milet bei Macr. 1, 17. vgl. Spanh. zu Call. Apoll. 40. 46. Str. 14, 635, . Ohne Zweifel heißen sie so als Heilgoͤtter, vom dem alten Stammworte, das im Gruße “οὖλε” uͤbrig geblieben Buttmann Lexilog. S. 190. . Doch lag auch merk- wuͤrdiger Weise der entgegengesetzte Sinn “die Ver- derblichen” sehr nah, und daß man diesen Doppelsinn nicht vermied, scheint mir ein Beweis, daß man ihn wollte und suchte . 4. Ob es sich nicht vielleicht gerade eben so mit Paean (Homer. Παιήων) verhaͤlt? Denn einerseits bezeichnet dieser Name offenbar einen Heilgott, und wenn diesen Homer auch als eine besondere, freilich ziemlich charakterlose, Person, als den Arzt in der Olympischen Haushaltung, behandelt S. Il. 5, 401. 899. mit Schol. Villois. vgl. Od. 4, 232. Aristarch hielt Ap. und Paͤon auch bei Homer fuͤr identisch, doch unterscheidet noch Hesiod in dem Frgm. bei Eust. Od. 4, 282. p. 1493. Schol. min. ad l. l. vgl. Hemsterh. bei Gaisf. Poëtae Gr. min. p. 551., und vielleicht noch Solon bei Brunk Anal. 1. p. 67. — Paͤon wuchs so mit Asklepios zusammen, vgl. die Sage Bd. 1. S. 201. N. 3. : so ging diese Absonderung wahrscheinlich blos von den Dichtern, zu Lindos, Macrob. Sat. 1, 17. Medicus zu Rom seit 416 a. C. ̓Ιατϱὸς Tz. Lyk. 1206. S. uͤber dies Thema besonders Millin Mon. ined. T. 2. p. 90. auch Sprengel Sesch. der Medicin 1, 164. nicht vom Cultus aus, da in diesem, besonders beim Pythischen Heiligthume Hom. Hymn. auf Ap. Pyth. Eurip. Jon 128. 140. Pin- dars Paͤan in den Frgm. , seit uralten Zeiten der Paͤan als Gesang zur Ehre Apollons fixirt war Prokl. bei Photios: ἰδίως ἀπέκειτο τῷ Ἀπ. κ. τῇ Ἀϱτέμιδι. . Der Gesang hat aber seinen Namen vom Gotte, wie an- dre Arten von Hymnen; Paͤon oder Jepaͤon heißt der Gott, dann der Gesang, endlich auch die denselben darstellenden und auffuͤhrenden Saͤnger Hom. Hymn. 272. 320. . Nun wissen wir, daß der Paͤan urspruͤnglich bei Nachlaß einer Seuche, so wie bei gluͤcklichem Ende eines Kampfes, uͤberhaupt wenn irgend ein Unheil abgewandt war, gleichsam als Reinigung von der Befleckung damit ge- sungen wurde Prokl. a. O. Hesych. Bei Sophokles Oed. T. 152. wird ein dem Paͤan verwandtes Chorlied angekuͤndigt: Φοῖβος — σωτήϱ ϑ̕ἵκοιτο καὶ νόσου παυστήϱιος. vgl. Schol. zu V. 174. und Suid. ἰηΐων. : ein helles freudiges Lied, vor dem alle Klagtoͤne (αἴλινα) verstummen mußten Kallim. Ap. 21. Naͤnien und Paͤanen im Gegensatze, Eurip. Iph. T. 183. Der Thanatos erhaͤlt keinen Paͤan, Aeschyl. Niobe Frgm. 5. Paͤanen des Hades, der Erinnyen u. f. w. sind ein Oxymoron. S. Monk zu Eur. Alkestis 436. , weil es den Sieg des rettenden, heilenden Apollon feierte. Doch sang man im Kriege außer den Paͤanen nach der Schlacht an Apollon Vgl. die Paͤanen der Spartiaten an den Gymnopaͤdien fuͤr die Thermopylen-Schlacht. Etym. M. 243, 4. Ap. und Artemis Sie- gesgottheiten, Sophokl. Trach. 207. auch andere waͤhrend derselben an Ares Schol. Cantabr. ad Iliad. 10, 391. ; und dem Apollon selbst soll nach der Sage beim Kampfe mit dem Python der Chor der Delphi- schen Jungfrauen das Je ie Paͤan zugerufen haben Kallim. Ap. 103. Apoll. Rh. 2, 710. vgl. Athen. 14, 701 c. Duris bei Erym. M. Ἰήἳε. Ἰἡ ist uͤbrigens gewiß nur ὀλολυγμὸς; (Schol. Soph. Oed. T. 154.) Ap. heißt . Der Schlachtpaͤonismus war bei den Griechen nach den Staͤmmen verschieden; alle Dorier, Spartiaten, Argeier, Korinther, Syrakuser hatten denselben Thuk. 7, 44. vgl. 4, 43. ἐλελεῦ kam im Paͤonismus und bei der Sponde vor, Plut. Thes. 22. wo σπέν δοντες zu schr. . — So leuchtet ein, wie auch der Begriff des Paͤan sich nach zwei verschiedenen Seiten kehrt, und eben so den schlagenden Gott (nach der Etymologie von παίω) als den schuͤtzenden und heilenden anzeigt, der von jeder Sorge und allem Leid loͤset Aeschyl. Agam. 99. : so daß die Tragiker durch eine sentimentale Anwendung des Begriffs auch den Tod, von dem beides gilt, Paͤan nannten Eurip. Hippol. 1373. Aesch. bei Stob. Serm. 121. vgl. Hermann uͤber das Wesen d. M. S. 108. . Und gerade dieses doppelte Wesen des Gottes, vermoͤge dessen er gleich furchtbar als Feind und heilbringend als Kampfgenoß ist Aesch. Agam. 518. , sollte der Name mit erwuͤnsch- ter Ambiguitaͤt ausdruͤcken. 5. Von einfacher Bedeutung dagegen ist der Name des Agyieus , Agyiates (Θυραῖος) Tzetz. Lyk. 352. . Diese Gestalt des Gottes ist den Doriern eigenthuͤmlich Dieuchi- das Megarika bei Schol. Arist. Wesp. 810. Harpokr. In Tegea von Sparta aus, Paus. 8, 53, 1. 2. , und daher in Delphi uralt S. oben S. 268. , von wo sie indeß fruͤhzeitig, zum Theil durch bestimmte Orakelgebote, nach Athen uͤbergetra- gen wurde S. Demosth. g. Mid. 15. Spald. vgl. Varro bei Porphyr. zu Hor. Carm. 4, 6, 28. ex responso sui (Pythii) oraculi in viis publicis urbis suae Athenienses statutis altaribus sacrificare . Er steht in Vorhoͤfen und an Thuͤren, davon, nach der Analogie von Εὔἵος, Ἰήἵος (vom Gehen der Sonne Apollodor bei Macr. Sat. 1, 17., nach Aa. vom Heilen oder Sen- den,) wovon ἤϊος (Il. 15, 365. 20, 152. Hymn. 1, 120.) vielleicht nuv eine Synekphonesis ist, da auch ἰή beim Kallim. und Theokr. einsilbig vorkommt. Vgl. uͤbrigens Ilgen ad Hymn. Hom. p. 230. wo das Oeffentliche an das Privateigenthum graͤnzt, um Gutes einzulassen und Boͤses abzuwehren; man betet zu ihm um gutes Gluͤck (περὶ τύχας ἀγαϑᾶς). Sein Zeichen oder Bild war hoͤchst einfach; ein koni- scher Cippus (κίων κωνοειδής); die Alten wissen nicht, ob sie es als Altar oder als Bildsaͤule betrachten sol- len S. Schol. Arist. Wesp. 870 Thesm. 496. Ritter 1317. zu Eurip. Phoͤn. 634. Harpokr. Hesych. Helladios bei Phot. C. 279. p. 1596. Plaut. Mercat. 4, 1, 9. Steph. B. s. v. ἀγυιά. sonst Everh. Otto de diis vialibus und Zo ë ga de obeliscis p. 210. — Der Agyieus kommt sehr oft auf Muͤnzen anstatt anderer Apollin. Insignien vor, ohne daß ihn die Numismatiker bis jetzt erkannt haben; ich finde ihn auf denen von Apollonia in Epeiros, Aptera in Kreta, Megara, Byzanz, Orikos, Ambrakia, wo er mit Taͤnien umwunden ist. . Der Dienst bestand aus einer fortdauernden Besorgung (Ἀγυιάτιδες ϑεραπεῖαι) Eurip. Jon a. O. ; man zuͤndete vor diesen Spitzsaͤulen Weihrauch an κνισσᾷν Ἀγυιᾶς , Demosth. a. O. und den Englischen Stephanus 1, 6. p. 1048. , schmuͤckte sie mit Myrthenkraͤnzen, hing Taͤnien daran u. s. w. Dies genuͤgte den alten Doriern, und sie bestaͤndig an die schuͤtzende Gegenwart der Eottheit zu erinnern und derselben zu versichern. Die Athener wandten auf eine aͤhnliche Weise den Hermes an, der, obgleich vom Apol- lon grundverschieden, doch hier gleiches Amt mit ihm versieht: denn wenn der Cultus des erstern in der That idealistisch genannt werden kann, so ist dage- gen im letztern die Zeugkraft der Natur auf derbsinn- liche Weise gefaßt. Aber der Ausdruck derselben schien gleicherweise geeignet, an Hallen und auf Straßen, an Thuͤren und Thoren als allgemeines Zeichen des goͤttlichen Segens aufgestellt zu werden. Und erst da- durch wurde Hermes allmaͤlig Gott der Herolde. Apollini instituerunt et Agyeum appellare. Dazu Eurip. Jon 186. (worauf sich Eust. Il. p. 166. Rom. bezieht). 6. An denselben Faden reihet sich vielleicht der Name Apollon selbst. Daß er einzig in der Griechi- schen Sprache seine Erlaͤuterung finden koͤnne, ergiebt sich aus dem Vorigen als sichere Ueberzeugung. Doch werden wir ihn nicht von dem Namen der Sonne, ΑϜΕΛΙΟΣ Ἀβέλιος, die Kreter und Pamphylier, Hesych. Vgl. Hem- sterh. zu Hesych. Θάβακον. Koen zu Gregor. Korinth. S. 354. Sch. βέλα ἥλιος καὶ αὐγή bei den Lakonen nach Hesych. , herleiten koͤnnen, da das Digamma wohl schwerlich irgend in den ΠLaut uͤbergeht. Die Ablei- tung von ΟΛΩ haben wir als eine einseitige Beziehung zu stark hervorhebend verworfen Die scherzhafte Etymologie Platons von πολεῖν, und die alberne von ἀ- πολύς bei Cic. N. D. 2, 27. Plut. Ei 9. S. 228. (weil Ap. τὸ ἓν sei, de Iside 76. p. 207.) vgl. Macr. Sat. 1, 17. und andere beim Etym. M. erlaͤßt man uns zu wuͤrdigen. . Wir bemerken da- gegen, daß die alte, dorisch-aͤolische Form des Na- mens Ἀπέλλων war Maittaire S. 152. 264. , die auch die alten Lateiner angenommen Festus, vgl. Schneider Lat. Gramm. 1, 1. S. 12. , und wovon der Makedonische und Do- rische Monat Apellaͤos vielleicht den Namen hat. Das Thessalische Ἀπλοῦν und etruskische Aplu sind Zusam- menziehungen davon. Ἀπέλλων ist nun aber ganz ein- fach der hinwegtreibende, abwendende Gott ἴλλω, ἔλλω, εἴλλω. Der Umlaut wie in ἐξοὐλη. ; so schließt sich der Name an die Reihe von Alexikakos, Apotropaͤos u. s. w. 7. Alle diese Cultusbenennungen bezeichnen indessen nur die Thaͤtigkeit und Wirkung der Gottheit; ihrem innern Wesen dagegen fuͤhrt der Name Φοῖβος naͤ- her. Von der Grundbedeutung “hell, klar, strahlend” (ΦΟϜΩΣ, Φοῖβος) leitet sich die andere “rein, unbe- fleckt” von selbst ab Vgl. Apollon. Lex. Hom. p. 833. Vill. Schol. Apoll. 2, 301. , daher φοιβάζειν, verwandt mit dem Lateinischen februare, suͤhnen. Phoͤbos ist also der reine, fleckenlose Gott, der oft auch mit Nachdruck ἁγνὸς ϑεός genannt wird Aeschyl. Ἱκετ. 222. Pind. P. 9, 66. Plut. Ei 20. S. 243. de exilio 17. S. 386. Apollo sanctus, Cic. Tusc. 4, 34. Montfaucon. T. 1. pl. 52. 11. 10. — Φοιβονομεῖσϑαι sagte man von den Thessal. Weissagern, wenn sie an den ἀποφϱάδες ἡμέϱαι einzeln lebten, Plut. Ei 20. S. 243. . Besonders heißt er so, wenn er gesuͤhnt von Tempe zuruͤckkehrt Plut. de def. or. 21. . In dersel- ben Beziehung ist er ξανϑός, das auch rein, hell be- deutet Theophr. v. d. Steinen 37. , daher die Fluͤsse bei Heiligthuͤmern des Got- tes in Troia und Lykien Xanthos heißen Vgl. φοῖβον ὕδωϱ Apollon. Lex. Lykophr. 1009. , und bei den Makedoniern das Suͤhnfest des Heeres Ξανϑικά Sturz de lingua Ma- ced. . Der von ewiger Klarheit umgebene Gott ist frei von Verdunkelung durch irdisches Leid; darum verbietet Aeschylos mehrmals ihn bei der Trauer zu nennen Agam. 1084. 88. vgl. Eurip. Alkest. 22. . Die Wogen des Kokytos sind ihm ein Graͤuel VII, V. 696. , und der Nachen Charons heißt bei dem Dichter, mit sinn- reicher Anspielung auf die Delische Theoris, ein Schmuckloses schwarz beseegeltes Theorenschiff, Das nie Apollons Fuß beruͤhrt noch Sonnenstrahl. V. 865. vgl. Eurip. bei Plut. Ei 20. S. 246. λοιβαὶ νεκύων φϑιμένων ἀοιδαὶ ἃς ὁ χϱυσοκόμας Ἀπόλλων οὐκ ἐνδέχεται, was Hermann in Eurip. Suppl. 999. aufgenommen. Daher auch die Erklaͤrung einiger Grammatiker “Apol- lon trage deswegen langes Haar (ἀκερσεκόμης), weil er von Trauer frei sei”, nicht geradezu verworfen wer- den kann Hesych ἀκεϱσ. vgl. Creuzer Meletemm. 1. S. 31. . 8. Wir kommen jetzt zu dem raͤthselhaften Namen des Gottes “ Lykeios ”. Es gehoͤrt zu den unbestreit- baren Verdiensten Creuzers, diesen Namen zuerst zum Gegenstande eindringender Untersuchungen gemacht zu haben. Wir trafen ihn oben zu Lykoreia auf dem Par- naß, in Lykien am Kragos, in Lykia am Ida, zu Athen, Argos, Sparta, Sikyon; er muß aͤlter sein als die Kretischen Colonien in Kleinasien, da er sich mit diesen verpflanzte, Homer kennt ihn wohl. Ueber- all finden wir Sagen von Woͤlfen zur Erlaͤuterung. Dem Wolfsgebruͤll folgend bauen die den Regenguͤssen entronnenen Deukalioniden Lykoreia auf der Hoͤhe des Parnaß; als Woͤlfin kommt Leto von den Hyperboreern nach Delos, Woͤlfe fuͤhren sie an den Strom Xanthos, Woͤlfe vertheidigen des Gottes Schaͤtze, ein Wolf von Erz lag mit alten Inschriften bei dem großen Altare zu Delphi Paus. 10, 14, 4. Die Promanteia hier angeschrieben, Plut. Perikl. 21. , und daß ein Wolf in eine Stierheerde faͤllt, veranlaßt die Verehrung des Apollon Lykeios in Argos, wo man auf dem Markte die Gruppe in Erz dargestellt sah Plut. Pyrrh. 32. Von Athen s. oben S. 245, 3. Ueber die Heiligkeit des Wolfs daselbst Schol. Apoll. 2, 124. . Minder alt ist sicher die Sikyonische Sage von dem die Woͤlfe abhaltenden Apollon, und das Epitheton Λυκοκτόνος ( Lupercus ) bei Sophokles und Andern Elektra 6. vgl. Schol. und zu Aesch. 7, 147. Plut. de sol. 9. p. 155 H. Hesych λυκοκτόνος. — Paus. 2, 9, 7. . Nun koͤnnte man sich an den Begriff des reissenden Thieres halten, mit welchem eine naive und kindliche Ansicht den schrecklichen Gott verglichen haͤtte, und eine treffliche Parallele wuͤrde es geben, daß bei Homer Phoͤbos die Gestalt des taubenwuͤrgenden Habichts (ἴρηξ) annimmt, des schnellsten Gefluͤgels Il. 15, 239. vgl. Anton. Lib. 28. Aelian H. A. 10, 14. , und eine im Fluge kreisende Falkenart, κίρκος, sein schneller Bote heißt Od. 15, 525. Bei Ephesos auf einer Bergspitze verehrte man Ap. Ἱυπαιεύς, Geiergott, Konon 35. ; ja die Parallele ist um so vollstaͤndiger, da auch eine Gattung des Wolfs den letztern Namen fuͤhrt Oppian Kyneg. 3, 304. . Und so brauchen denn auch wirklich die Tra- giker oͤfter den Namen Lykeios, um an die furchtbare und verderbliche Seite des Apollon zu erinnern, wie Aeschylos sagt: o Koͤnig Wolfgott, sei ein Wolfgott fuͤr der Feinde Heer VII. V. 147. aͤhnlich Agam. 1266. und Sophokl. Oed. T. 203. Λύκει̕ ἄναξ τὰ σὰ βέλεα. In milderem Sinne Aesch. Ἰκετ. 694. Soph. Oed. T. 920. u. Elektra 656., in welcher Tragoͤdie er uͤberhaupt als der durchweg waltende Gott auf die erhabenste und ergreifendste Weise erscheint. S. be- sonders V. 1379. — Nun ist aber doch nicht zu glauben, daß man eben diese Seite im Cultus so sehr hervorgehoben habe, daß man nicht bloß unzaͤhlige Heiligthuͤmer, sondern ganze Laͤnder darnach benannte; man muͤßte denn — gegen alle Geschichte und Analo- gie — einen Zustand großer Roheit und furchtsamen Aberglaubens als den primitiven dieser Religion setzen. Dagegen ist wahrscheinlich, daß der Name Lykeios zu- gleich zusammenhaͤngt mit der alten Sprachwurzel lux, Licht , λευκὸς. Das Griechische Λύκη, Licht, ist am klarsten in Λυκάβας Vgl. Voß zu Virg. Landbau S. 408. Creuzer Comment. Herodot. 1, 417 ff. erhalten, dem Laufe des Lichts; und wenn Homer den Apollon, mit einem alten Hym- nennamen wahrscheinlich, Λυκηγενής nennt Il. 4, 101. 119. vgl. Heyne. , werden wir sprachrichtiger einen Lichtgebornen, als einen Gott aus Lykien, darunter verstehn. Daß Licht und Glanz in Cultussymbolen und Dichterbildern mannigfach zur Bezeichnung des Wesens von Apollon gebraucht wird, kann niemand laͤugnen S. Hymn. auf Ap. Pyth. 460. ; hier werden wir speciell dar- an erinnert, dadurch, daß man auf dem Altar des Lykeios zu Argos Feuer brennend glaubte von dem, was urspruͤnglich vom Himmel gefallen Schol. Soph. El. 6. ; und so reiht sich denn Lykeios in diesem Sinne sehr natuͤrlich an Aegle- tes, Phoͤbos und Xanthos an Vielleicht gehoͤrt Ap. ἔναυϱος hieher bei Hesych s. v. vgl. die Erkl. Auch, daß mehrere Tempel des Ap. auf Vorgeb. Leukaͤ, Leukatas liegen. . Was nun den Wolf betrifft, so ist nicht glaublich, daß er seine Stelle als Symbol des Apollon blos einer zufaͤlligen Namens- gleichheit zu verdanken hat, und etwa als ein Beispiel der sogenannten Paronomasie in der Griechischen Sym- bolik zu betrachten ist; sondern es muß der lebhaft auffassende und combinirende Sinn des alten Volkes wirklich irgend eine Beziehung und Analogie zwischen Wolf und Licht gefunden haben. Spaͤter suchte man das Symbol dadurch zu erklaͤren, daß alle Woͤlfe in 12 Tagen des Jahrs gebaͤren, so viele Leto als Woͤlfin von den Hyperboreern nach Delos gewandert S. Aristot. H. A. 6, 29. Anders Aelian H. A. 4, 4. Apostol. 12, 18. vgl. oben S. 271, 2. ; — sicherlich brachte aber erst der Mythus dies physische Dogma hervor, nicht umgekehrt. Eher kann das scharfe Gesicht des Wolfs zur Erklaͤrung dienen, wenn die Alten davon Wahres erzaͤhlen Apostol. 12, 21. , oder die helle Farbe Vgl. noch unter den Neuern Payne Knight Symbo- lic. lang. §. 124. Gail Philologue T. 1. p. 300. (vgl. Boissonade in Millins Magazin encyclop. T. 118. p. 346.), wo Λοξίας mit Λυκεῖος in Verbindung gebracht ist. Ich glaube, daß Λοξίας zu- erst die schraͤge Stellung des Bogenschuͤtzen, der stets λοξὰ ὄμμα- τα hat, bezeichnet. . — 9. Fuͤr die Verbindung aber von Licht und Wolf bietet sich im altgriechischen Cultus noch ein anderes, hoͤchst merkwuͤrdiges Beispiel. Auf der hohen Koppe des Arkadischen Lykaͤon, uͤber der alten Lykosura, stand der “hochaufsteigende, herrschende Altar (wie Pindar sagt) des Zeus Lykaͤos ”, an den sich alle Sagen II. 20 von Lykaon knuͤpfen, der dem Gotte sein Kind opfern will, und daruͤber zum Wolfe wird. Also auch hier dies Wolfssymbol Vgl. Paus. 6, 8, 2. Lykaon heißt auch der Vater des Pandaros im Idaͤischen Lykien. . Aber eben so wenig fehlt der Be- zug auf Licht. Ebenda war ein Abaton des Gottes, das als unzugaͤnglich gedacht wurde; wer hineintrete, werfe keinen Schatten, war einheimische Volkssage; dann flieht er, um nicht geopfert zu werden, als Ἔλα- φος oder Hirsch, wobei der verfolgende Gott natuͤrlich als Wolf der Phantasie vorschwebte S. Theopomp. bei Polyb. 16, 12, 7. Plut. Qu. Gr. 39. S. 398. H. Paus. 8, 38, 5 Ueber das Abaton vergl. Amphis bei Hygin Poet. Astr. 2, 1. p. 35. vgl. 4. p. 362 M. Auf Sonnendienst deuten die beiden Saͤu- len nach Aufgang bei Paus. Den Lykaͤischen Zeus nennt Achaͤos in den Azanen (Schol. Eurip. Or. 383.) ἀστεϱωπός. . Man sieht, daß man dem Abaton das Licht inwohnend glaubte. So finden wir hier in diesem uraͤltesten Cultus der Arka- dischen Parrhasier, der uͤbrigens mit dem Dorischen des Apollon wenig Gemeinsames hat, doch ganz die- selbe Combination von Idee und Symbol wie in die- sem, und muͤssen diese als ein Fragment einer uralten den Griechen eigenthuͤmlichen und gemeinsamen Sym- bolik betrachten. 10. Bis zu diesem Punkte gelangt wollen wir ver- suchen, das bereits Dargelegte im Begriffe zu vereini- gen und zusammenzufassen. Von der ganz persoͤnlichen Darstellung Apollons bei Homer ausgehend, fanden wir ihn als ein verderbendes, raͤchendes und zugleich als ein rettendes, schuͤtzendes Wesen. Daß beide in verschiedenen Richtungen wirkende Thaͤtigkeiten in der Natur und dem Wesen der Gottheit ihr Princip und ihre Einheit haben muͤssen, liegt am Tage. Aber wie jene Thaͤtigkeiten stets einen Gegensatz voraussetzen, eben so wird das innere Wesen der Gottheit im Ge- gensatze bestimmt, als Reinheit, Helle, Klarheit, wo- bei stets ein Theil der Wesenwelt als dunkel und un- rein zuruͤckgestellt wird. Wir werden, um dieses Ge- gensatzes willen, den Cultus des Apollon einen dua- listischen nennen, der die Gottheit nicht als das ganze Sein erfuͤllend, sondern als im Widerstreit wir- kend vorstellt. Zugleich nennen wir das in ihm sich aussprechende Gefuͤhl des goͤttlichen Wesens im Gegen- satze der Naturreligionen ein supranaturalistisches , indem es ihm eine vom Leben der Natur verschiedene und außerhalb stehende Thaͤtigkeit zuschreibt, aͤhnlich dem, aus welchem die Religion Abrahams hervorge- gangen ist. Wir werden diese Idee, welche nach un- serer Meinung in den aͤltesten Epitheten und Symbolen so wie in den Dichterbildern bis gegen die Zeiten des Euripides hinab mit ziemlicher Bestimmtheit ausge- sprochen ist, von hier an erstens in der mythischen Geschichte des Gottes verfolgen, und zweitens nach- zuweisen suchen, wie sie den Cultus bedingt und be- stimmt. 20 * 7. 1. Z u dem Zwecke werden wir von vorn herein auf- gefordert, uns in eine Zeit zuruͤckzuversetzen, in welcher die Stammreligion der Dorier noch nicht mit andern Culten vermischt, sondern in sich geschlossen in urspruͤng- licher Energie und eigenem Zusammenhange bestand. Damals hatte dies Volk nur zwei maͤnnliche Haupt- goͤtter, Zeus und Apollon. Denn der letztere setzt den erstern uͤberall voraus, und in Kreta, Delphi und sonst waren beide eng verbunden, nur daß dieser Do- rische Zeus wenig im Cultus hervortrat. Zu Delphi waren im Tempel Zeus und Apollon als Moͤragetaͤ mit zwei Moͤren vorgestellt Paus. 10, 24, 4. vgl. Pind. p. 4, 4. Ζεὺς Βασιλεὺς in Delphi, Xenoph. Anab. 5, 9, 22. Ζ. εὔυπνος daselbst, Hesych. . Vielleicht moͤchte auch der Eloos (Ἐλωός), den Hesych als Dorischen Hephaͤ- stos nennt Hes. Ἐλωός. , der wahre Zeus sein, welches dadurch be- staͤtigt wird, daß das Heiligthum des Zeus in Dodona und bei den Lakonen Ἑλλά hieß Hesych Ἑλλά. vgl. Ἔλα. Wir laͤugnen nicht die Moͤglichkeit, daß dieser Eloos mit dem El oder Eloha des Volkes Israël urspruͤnglich eins sei, aber wir verlieren uns da- durch in ein Gebiet der dunkelsten Ahnung. . — Dieser hoͤchste Gott wurde aber in diesem Zusammenhange weder auf Erden geboren, noch erscheinend, und vielleicht uͤber- haupt nicht unmittelbar auf die Welt einwirkend ge- dacht. Sondern fuͤr das Menschenleben ist Apollon, der oft mit Nachdruck Zeus Sohn genannt wird Ἕκατος Διὸς υἱός Alkman bei Hephaͤst. S. 66. Gaisf. , sein Stellvertreter, Gesandter und Prophet Aesch. Eum. 19. vgl. Ἱἐϱειαι bei Macr. S. 5, 22. Schol. Soph. Oed. K. 791. Sophokl. El. 660. . Waͤh- rend jener als im Aether wohnend nur unbestimmt und in weiter Ferne erschien; mußte Apollon in bestimmter Darstellung mit klarer Persoͤnlichkeit als goͤttlicher He- ros auftreten, um dem Boͤsen und Ungeheuren zu weh- ren, Suͤhnungen einzusetzen, und die Ordnungen des Geschicks zu verkuͤnden. Wir wollen diese Gedanken einzeln im Delischen und Delphischen Mythus nach- weisen. 2. Freilich wurde die Sage von der Geburt Apol- lons auf Delos zwar von den Joniern und Athenern, aber weder von den Delphern noch den Boͤotern noch auch den Peloponnesiern anerkannt. Denn wie waͤren diese dann so gleichguͤltig gegen das Heiligthum gewe- sen, als sie sich wirklich zeigen. Indeß hatten die Delier doch nur die urspruͤnglich Kretischen Sagen bei sich lokalisirt und ausgebildet, die wieder aus Grund- gedanken des Cultus hervorgegangen waren. Mit der Zeit wurde Apollon geboren, sagt Pin- dar bei Klem. Al. Str. 1. p. 383. Potter. , auf die vielen Hindernisse und Verzoͤge- rungen der Geburt deutend. Ein feindliches Wesen stellte sich ihr entgegen: dasselbe, welches aus den Tie- fen des Tartaros heraus den Typhaon erzeugt und der Ueber die Aus- nahme der Messenier s. oben S. 136, 2. Von der Geburtsstaͤtte zu Te- gyra S. 234. Auch zu Amphigeneia in Triphylien sollte Ap. ge- beren sein, Steph. B. Tempel der Leto daselbst. Str. 8, 349. Antimach. 78. S. 111. Schell. Pythischen Delphyne zur Erziehung uͤbergiebt Hom. H. auf Ap. P. 125. vgl. Hyg. f. 54. , eine naͤchtliche Herrscherin der wuͤsten und ungeordneten Na- tur, welche der dichterische Mythus Hera nannte. Diese versagt ihr weites Reich der Geburtsstaͤtte des Apollon, und zwingt Leto, in peinigender Geburtsangst lange uͤber Erd und Meer zu irren, bis sie auf der steinigen Insel Delos anlangt. Was nun Leto selbst betrifft: so ist wohl nicht zu zweifeln, daß sie die Dunkele und Verborgene sei, nicht eben als physische Nacht, wie Manche erklaͤren Plu- tarch bei Euseb. Pr. Ev. 3, 1. Eust. zu Il. 1. S. 22. Od. 20. S. 722. Bas. Aber Sophokl. Trach. 95. beweist nichts. , son- dern als noch ruhende und unsichtbare Gottheit, aus welcher die sichtbare mit energischer Klarheit hervor- tritt. Davon uͤberzeugt sowohl die Etymologie (von λαϑεῖν, latere ) als die Hesiodische Theogonie, welche besonders im Reiche der Titanen zwar Vieles erst durch freie Dichtung ergaͤnzt und verbunden, aber An- deres auch wieder aus schon vorhandenen Cultus-Sa- gen geschoͤpft hat, namentlich die Genealogie der Ti- tanen Koͤos und Phoͤbe sicher aus Delphischen und Delischen Lokalmythen. Phoͤbe und Koͤos zeugen die Leto im dunkeln Peplos (κυανόπεπλον). die stets milde, den Menschen und den unsterblichen Goͤttern sanfte Goͤttin, die Mutter der lieblichsten Kinder un- ter allen Uranionen, und alsdann die wohlnamige Asterie, die der Titan Perses in sein Gemach fuͤhrt, und mit ihr die Hekate zeugt. Phoͤbe ist die helle und reine, Koͤos der brennende und leuchtende Von κείω Kanne Mythol. (Κοῖος und Ἠλέκτϱα Fluͤsse nebeneinander, Paus. 4, 33, 6.). Die Ableitungen von κοέω s. v. a. νοέω, und κοῖος, Makedon. Zahl, passen weniger. — Latona Poli f. Hygin. 1. 140. , Asteria ein Gestirn Von dem Apollinischen Tenedos Hesych: Ἁστέϱιοι οἱ πϱῶ- τοι τὴν Τένεδον κατοικἠσαντες. , und auch Perses kann nichts als der Strahlende heißen. Alle diese Wesen stehen also der Leto entgegen, und ihr Verhaͤltniß kann nichts an- deres als ein Heraustreten aus Finsterniß in Licht und ein Zuruͤckgehen aus diesem in jene bedeuten, welches die genealogische Sage mit einer gewissen Breite aus- fuͤhrte. Wie endlich durch die Geburt des Apollon und der Artemis die persoͤnliche Gottheit eintritt: so bleibt auf der andern Seite Hekate, die Tochter der Asteria von Perses oder Zeus, als ein Rest der titanischen Na- turwelt, stehn, welche ebenfalls im Delischen Cultus vorkam, da ein Inselchen in der Naͤhe Hekatesnesos hieß Semos bei Athen. 15, 645. Hrpkr. . 3. Das Eiland Delos selbst ward in den Kreis symbolischer Darstellung gezogen. Pindar nannte in einem Prosodion auf Delos die Insel “des Meeres Tochter, des breiten Landes unerschuͤttertes Wunder, welche die Sterblichen Dalos nennen, die Seligen aber im Olymp das weitberuͤhmte Gestirn der dunkeln Erde”, und sang ausfuͤhrlich, wie das von Wogen und Win- den getriebene Eiland, als Lato es betrat, durch vier erzfuͤßige Saͤulen an die Wurzeln der Erde festgebun- den wurde. Der Mythus von dem Umherschwimmen der Insel — der indeß juͤnger ist als der Hymnus des blinden Saͤngers von Chios vgl. Spanh. zu Kall. Del. 36. 273. — soll wohl nur den unruhigen und unsteten Zustand bezeichnen, welcher der Ordnung und Klarheit zuvorging, die das Erscheinen des Gottes bewirkte. Von da an steht Delos fest und unerschuͤttert, und kein Erdbeben kann sie bewegen, da- her ganz Griechenland erschrak, als sie vor dem Per- sischen Kriege wirklich erbebte Frgm. Prosod. 1. Boͤckh. Dies Prosodion muß also vor dem Erdbeben Ol. 72, 3. (Herod. 6, 98.) geschrieben sein: dadurch bestaͤtigt sich die Behauptung Dissens, daß es Isthm. 1, 4. nicht gemeint sei, da dies Gedicht, wie derselbe Kritiker zeigt, nach Ol. 80, 3. geschrieben ist. Herodot aber hat wieder von dem Erdbeben bei Ausbruch des Pelop. Krieges (Thuk. 2, 8.) keine Kunde mehr; und Thuk. a. O. hatte von dem erstern, aͤlteren als er selbst, nichts gehoͤrt, und den Herodot nicht gelesen. Sonst vgl. Mucian bei Plin. 4, 12. Aristid. Or. 6. p. 77, 78. Spanheim a. O. zu V. 11. u. Aa. . Alles dies be- ruhte indeß keineswegs auf Naturbeobachtungen, son- dern wurde durch religioͤse Ideen als nothwendig po- stulirt. Durch “das Gestirn der dunkeln Erde” aber deutet Pindar trefflich auf die Ideenreihe, in welcher Delos, (das selbst davon den Namen traͤgt,) die reine, helle, strahlende Insel ist, die darum ja auch von aller Befleckung gereinigt, und von allen Leichen frei- gehalten werden muß, deren Anblick dem Gotte durch- aus verhaßt ist. Dieser Gedanke brachte auch die Sage hervor, daß Asteria, die Titanin, sich ins Meer gestuͤrzt habe und zur Insel versteinert sei. 4. Die Geburt des Apollon war als der Wende- punkt des idealen Mythenkreises ohne Zweifel schon in alten Hymnen besungen, die durch ernste Einfachheit sich von der heiteren Blume des Homeridischen Gesan- ges sehr unterscheiden mochten. Ein solcher Hymnus, den man dem Olen beischrieb, war an Eileithyia ge- richtet, deren Verehrung sammt dem uͤbrigen Cult, als integrirender Theil desselben, von Knossos, wie oben bemerkt, nach Delos und von da weiter nach Athen heruͤberkam Paus. 1, 18, 5. 8, 21, 2. 9, 27. 2. vgl. Herod. 4, 2. Daß Olen die Eileithyia zur Pepromene machen, ist nur Schluß des Paus. . Olen nannte sie die Wohlspin- nende (εὔλινος), womit er wahrscheinlich, denn ein bloß schmuͤckendes Beiwort fand sicherlich in so alten Hym- nen keine Stelle, auf Wachsthum des embryonischen Menschen zielte: wie die alten Orphiker in ihren Do- rischen Hymnen den Menschensamen μίτος nannten, und die Entstehung des Kindes dem Knuͤpfen eines Netzes verglichen S. Valckenaer de Aristobulo p. 76. und Aristot. de gener. anim. 2, 1. aus Orphikern: ὁμοίως τὸ ζῶον τῆ τοῦ δικτύου πλοκῆ γίγνεται. . — Wenn aber Olen die Eileithyia auch Mutter des Eros nannte: so trat seine Dichtung einen Schritt uͤber den eigentlichen Kreis des Apollon- dienstes hinaus, und identificirte wahrscheinlich die Ἀφϱοδίτη ἀρχαία, deren Altar Theseus auf Delos ge- baut haben soll Spanh. zu Kall, auf Delos 308. , mit jener Geburtsgoͤttin. Auf jeden Fall erklaͤrt die Verpflanzung dieses altattischen Cultus auf die heilige Insel und der Connex, in welchen er mit dem Delischen Dienste trat, die Erwaͤhnung des Eros in jenem alten Hymnus. Neun Tage und neun Naͤchte rang Leto in hoff- nungslosen Geburtswehen; es umstanden sie huͤlfreich die Titaniden Dione, Rhea, Themis und Amphitrite, die endlich auch nach dem Homeridenhymnus die Eilei- thyia durch das Versprechen einer neunellenlangen, an goldne Faden gereihten Halsschnur herbeiziehen. Da fassen Leto die Wehen, sie wirft die Arme um die Palme und geneset des goͤttlichen Sohnes. — So scherzhaft der Dichter das Motiv der Huͤlfe behandelt, die Eileithyia leistet: so sind doch die davon versuch- ten “kosmischen” Erklaͤrungen allzu kuͤnstlich und ge- schraubt. Wahrscheinlich weihten in Delos schwangere Frauen der Eileithyia Halsbaͤnder (die fuͤr diesen Zu- stand einige Bedeutung hatten); wie die Woͤchnerinnen in Athen ihre Bilder (so scheint es nach Pausanias) von oben bis unten mit Binden umwickelten. 5. Die Lokalitaͤten dieser Geburt waren in Delos sehr genau bestimmt, da man von einem so wichtigen Ereigniß gern die kleinsten Umstaͤnde wissen mochte. Man muß sie an der Stelle suchen, wo das im Som- mer anschwellende Fluͤßchen Inopos aus dem Berge Kynthos hervorstroͤmt Hymn. Hom. Anf. Kallim. auf Del. 206. vgl. die Karte der Insel bei Choiseul Gouff. Voy. pittor. T. 1. pl. 31. . Hier lag ein kreisfoͤrmiger bassinartiger Teich (die λίμνη τροχόεσσα), dessen Ge- stalt oft mit Bedeutsamkeit erwaͤhnt wird S. Aeschylos Eum. 9. vgl. Schuͤtz. Theognis V. 7. Herod. 2, 170. Eurip. Jon. 169. Iphig. T. 1105. Kallim. auf Ap. 59. auf Delos 261. . Dabei wuchsen zwei heilige Baͤume, die Palme und die Olive, welche sonst eben nicht zu den heiligen Baͤumen Apol- lons gezaͤhlt werden, da die erstere fast gar nicht, und die zweite nur durch Pflege im eigentlichen Griechen- lande gedeiht. Es konnte sich auch nur das Delische Heiligthum der Palme ruͤhmen, und die Tegyraͤer in Boͤotien mußten, um ein aͤhnliches Andenken bei sich zu haben, sehr willkuͤhrlich eine Quelle Phoͤnix nennen: dagegen von Delos der Gebrauch des Palmzweiges bei Agonen ausging Paus. 8, 48, 2. ‒ vgl. Odyssee 6, 167. Schol. Eurip. Jon 932. Aelian V. H. 5, 4. Hygin. f. 53. 140. Ca- tull 34, 8. Die Palme zur Bezeichnung des Lokals von Delos auf Vasengemaͤlden. S. Tischbein 1, 24. 2, 12. . Durch des Gottes Geburt sah sich das Eiland fuͤr so geheiligt an, daß auch ferner kein lebendes Wesen daselbst so wenig geboren werden als sterben durfte Str. 10, 486 u. Aa. . Jede schwangere Mutter mußte nach dem nahen Rhe- neia hinuͤbergeschafft werden. So zeigt der Gott seine Abneigung vor der gebaͤrenden Fuͤlle der Natur, die mit gleicher Lust am Produciren Wuͤstes und Unreines, wie Reines und Schoͤnes schafft, und wendet sich vor ihr als etwas Befleckendem ab. Das Verbot, Hunde zu halten, hat denselben Grund Einen fabelhaften giebt Kallim. Αἴτια. Frgm. 9. Bentl. Hygin fb . 247. . Im Ganzen ist schon bemerkt, daß wir die Deli- schen Sagen keineswegs alle fuͤr besonders alt und treubewahrt halten, und zur Hauptquelle fuͤr die Er- kenntniß der Idee des Apollon kaum machen moͤchten. Es sind in ihnen wenige Begriffe fast zu stark ausge- fuͤhrt, das Meiste dreht sich in engem Kreise um die Verherrlichung der Insel selbst, manche Erfindungen, wie die der schwimmenden Insel, scheinen aus Jonischem Leichtsinne hervorgegangen zu sein, sintemal dieser Volkstamm auch in der Sage das Ueberlieferte minder streng fest hielt als der Dorische. Doch sind sie die einzigen uͤber die Geburt des Gottes uͤbrigen; den wir nun weiter geleiten wollen. 6. Nach Delphi gelangt Apollon, der Attischen Sage zufolge, von Delos uͤber Attika und Boͤotien, im Homerischen Hymnus aber von den noͤrdlichen Ge- genden, doch ebenfalls uͤber Boͤotien; in andern Sa- genkreisen von den Hyperboreern aus. Bald trug Leto die beiden Kinder, Apoll und Artemis, noch auf dem Arme, als sie der Drache Python anfiel Vier Tage alt nach Hygin f. 140. vgl. Eurip. Iph. Taur. 1252. Macrob. Sat. 1, 17. , und die Mutter rettet sich auf einen heiligen Stein bei der Platane zu Delphi Kleitarch von Soli bei Athen. 15, 701 c. Duris beim Etym. M. Ἰήϊε, wo ἥλιον fuͤr Ἀπόλλωνα durch Abbreviatur verschrieben ist, vgl. Bast zu Gregor. Kor. S. 834. und die Anfuͤhrungen von Weichert uͤber Apollon. S. 50. — Dieser Sage folgt das Vasengemaͤlde Tischbein 3, 4. Die Platane kommt noch b. Theophr. H. Pl. 4, 13. Plin. H. N. 16, 44. und in einem Relief der Villa Albani (Zo ë ga de Obeliscis p. 212.) vor. ; bald ist Apollon bei dieser That ein Knabe, Noch im leichten Gewand, noch geringelter Locken sich freuend Apoll. Rh. 2, 707. vgl. Jambl. Pyth. 10. ; und dem gemaͤß stellte ein Delphischer Knabe, dessen Vater und Mutter lebten, die Begebenheiten des Got- tes am großen Feste desselben dar. Immer aber war die Erlegung des Python das Hauptereigniß des hei- ligen Mythus, der entscheidende Moment, wenn auch der Ferntreffer an ihm zuerst die Bogenkunst uͤbte Hesych ἑκατηβόλος. . Der Gott bemaͤchtigte sich dadurch der Orakelkluft, aus welcher fruͤher Gaͤa selbst in dunkeln Toͤnen ge- sprochen hatte. Nicht gutwillig aber weicht sie den An- spruͤchen des jungen Gottes, den sie nach Pindar selbst in den Tartaros zu stoßen suchte Schol. Aesch. Eumen. 2. . Der Waͤchter des alten Erdorakels vgl. Hygin. fb . 140. und ein Kind der Erde selbst, ent- standen aus dem erwaͤrmten Schlamme, der von der allgemeinen Fluth zuruͤckgeblieben, ist die Schlange Py- thon, in einer dunkeln Thalschlucht bei dem Born Ka- stalia hausend Hom. Hymn. auf Ap. P. 120. Vergl. Hesych Τοξὶου βοῦνος, ein Grabhuͤgel des Python in einer Schlucht bei Delphi, der auch nach Sikyon versetzt wurde. Paus. 2, 7, 7. , wo sie auch ein anderes Ungeheuer ernaͤhrt hatte, den Sohn der zornigen Hera, Typhaon. Der Gegensatz, welcher den Kampf hervorbringt, ist wohl deutlich. Die Schlange gilt hier wie oft als tel- lurisches Wesen, und repraͤsentirt jede rohe und maaß- lose Ausgeburt der Natur; deren prolifike Kraft auch im Namen des Python, Delphyne Apoll. Rh. 2, 706. Schol. (wo auch Δελφύνης msc. ) Dion. P. 441. Tz. Lok. 208. Eine ἡμίϑηϱ κόϱη nach Spaͤtern bei Apolld. 1, 6, 3. , bezeichnet scheint, den man am natuͤrlichsten von δελφὺς, δελφύα, Baͤr- mutter, ableitet. Davon hat auch das fruchtbare und sich schnell vermehrende Schwein den Namen δέλφαξ; dessen saftvolle und erdwuͤhlende Natur in dem agra- rischen Dienste von Eleusis geeignet schien, bei myste- rioͤsen Feierlichkeiten und namentlich beim Kathodos die Persephone vorzustellen. Gleicherweise wird von δελ- φὺς auch δελφὶν hergeleitet, den die deutsche Sprache nach derselben Analogie Meerschwein nennt Aeolifch hieß δελφὶν — βελφὶν, Etym. M. 200, 27., wie auch Delphi Βέλφοι, Etym. 196, 54., wahrscheinlich also auch δελφὺς — βελφύς. (Anders Lennep Etymol. p. 172). , darnach sollte auch dieses Thier zu denjenigen gehoͤren, welche Apollon verabscheut. Es muß daher befremden, wenn wir das Entgegengesetzte finden, wenn der Gott selbst, um seine Kreter nach Krissa zu geleiten, die Gestalt eines Delphins annimmt, wenn Delphine den Saͤn- gern ihren Ruͤcken als Nachen bieten, und, modern ge- sagt Creu- zer 2. S. 602. , uͤberhaupt als Symbole der Humanitaͤt im Ab- grunde des Meers erscheinen Ueber Ap. Delphinios Aeginet. p. 150. In Bezug auf ihn sind auch Delphine auf Muͤnzen von Delphi. Bosset Essai sur les medailles de Cephal. et d’Ithaque pl. 5. . Vielleicht loͤst sich diese scheinbare Inconsequenz der alten Symbolik — die die Delphyne dem Apollon feindlich, den Delphin befreun- det setzt, — so. Auch die Delphine wurden urspruͤng- lich ihrer Gestalt wegen als die seltsamsten Ungethuͤme und Scheusale angesehn, die aus dem Abgrund der Feuchte hervorgequollen (πέλωρ μέγα τε δεινόν τε im Homer. Hymnus). Doch auch solche muͤssen der Kraft u. Ruhe des ordnenden Gottes weichen, u. gezaͤhmt sei- nen Winken folgen, zu deren Ausfuͤhrung sie als die schnellsten Thiere des Meers nach der Meinung der Alten besonders geeignet schienen Aristot. H. An. 9, 48. . Nun spielen die Graͤuel der Tiefe harmlos auf der beruhigten und hei- tern Oberflaͤche, und bilden um den Gott selbst oder seine Saͤnger einen Chorreigen; auch schoͤnen Knaben sind sie freundlich zugethan, wie in der Kunst gern dem Lieblichen und Zarten das Groteske und Ungefuͤge bei- geordnet wird. — So blieb ja auch selbst der orakel- bewachende Drache, obgleich bezwungen, doch noch als eine Erinnerung des alten Streits und des Sieges des Gottes uͤber, und lag bei dem Erdspalte an den Fuͤ- ßen des Dreifußes im innern Adyton Lukian de astrol. 23. — Mit dem Python zusammenhaͤn- gend ist das Symbol des Bocks oder der Ziege, da Αἲξ ein Kind des Python heißt (Plutarch Qu. Gr. 12.) womit wieder ein Fl. Αἰγᾶς und das πεδίον Αἰγαῖον bei Delph (Hesiod. bei Steph. B.) und der Ὀμφαλὸς Αἰγαῖος, Hesych, in Verbindung stehn. vgl. Paus. 10, 11, 4. und Diod. S. 15, 26. Auch auf Kreta zu Elyros (s. oben S. 208.) und Tylissos (wo Ap. mit einem Ziegenkopf in der Hand auf Muͤnzen) war dasselbe Thier dem Gotte heilig. In Delos war der Altar Κεϱατὼν oder Κεϱάτινος aus rechten Hoͤrnern eines Bocks vom Knaben Apoll geflochten, vgl. Plut. Thes. 21. de sol. an. 35. p. 201. Kall. Ap. 51. Dasselbe wird von dem Κεϱαιστὴς τόπος zu Milet erzaͤhlt (Kallim. bei Etym. M. 584, 10.), wo seltsamer Weise eine Sage von einem gemelkten Bocke war. Urspruͤnglich gehoͤrt gewiß auch der Bock zu den unreinen Thieren dieser Religion. . 7. Nach Vollendung des Kampfes mit dem Py- thon Den Ap. nach Si- monides (bei Eust. Il. 1. p. 52, 39.) mit hundert Pfeilen erlegt (Deutung des Ἑκατηβελέτης). — Dargestellt sieht man den Kampf auf einer Muͤnze von Kroton, z. B. Eckhel Num. Anecd. Tb. I. n. 13. bricht Apollon den Lorbeer sich selbst zum Sie- gerkranze Kallim. bei Tertull. de cor. 7. : auch stimmt er wohl nach alter Sage hier zuerst den Paͤan als Triumphlied an. In der dramatischen Weise, wie die Delpher die Schicksale des Gottes darstellten, trat hier der Νόμος Πύϑιος ein, der sich aus alten und einfachen Anfaͤngen zu hoher Kuͤnstlichkeit entwickelte und durch Timosthenes zu einer großen musikalischen Composition wurde S. besonders Boͤckh de metr. Pind. 3, 4. p. 182. Pollux 4, 10, 81. nennt die Dar- stellung ἄχοϱον αὔλημα Πύϑιον. , die man, dem alten Brauch entgegen, ohne Gesang mit Floͤten, Kitharn, Trompeten ausfuͤhrte. Damals war die Dar- stellung desselben ein Meisterstuͤck von Virtuosen und ein Kunstwerk fuͤr sich: ehemals wohl nur ein noth- wendiger Theil des Ganzen, so daß der Delphische Knabe, welchem die Rolle des Apollon bei dem Kampfe mit Python uͤbertragen war, auch den einheimischen Chor beim Paͤan und Triumphtanze anfuͤhrte. — Von diesen Festdarstellungen haben wir ziemlich ausfuͤhrliche Nachrichten, aber leider zu spaͤte, als daß sie uns die aͤltere und aͤchtere Weise derselben uͤberliefern koͤnn- ten. Zu Plutarchs Qu. Gr. 12. p. 383. de def. or. 14. 21. p. 323. 333. H. Zeit wurde bei jeder achtjaͤhri- gen cyclischen Feier Orchomenos S. 220., wozu ich aber bemerke, daß die τϱεῖς ἐνναετηϱὶδες κατὰ τὸ ἑξῆς nicht 24 Jahre bedeuten sollen, son- dern drei alle acht Jahr unmittelbar hintereinander gefeierte Feste, wie die Stellen selbst beweisen. auf einem Hofe (ἅλως) nicht ein hoͤhlenartiges Schlangenlager, sondern eine Nachbildung eines fuͤrstlichen Hauses errichtet (καλιάς). Durch ei- nen heimlichen Weg (Δολωνεία) fuͤhrten darauf Frauen eines Delphischen Geschlechts Schreibe bei Plut. de def. 14. ἔφοδος ΗΙ ΑΙ ΟΛΕΙΛΙ (und eben so bei Hesych αἰόδα) τὸν ἀμφιϑαλῆ κόϱον — ἄγουσι; so daß dann die Frauen denselben Namen hatten wie die Orchomenischen, Bd. 1. S. 166. einen Knaben, dem weder Vater noch Mutter gestorben, mit angezuͤndeten Fackeln hinein, und flohen dann, den Tisch umwerfend und das Haus ansteckend, durch die Thuͤre davon. 8. Obgleich nun die Erlegung des Python als Triumph der hoͤhern und goͤttlichen Kraft erscheint: so wird doch der erlegende Gott als befleckt von dem Blute des Ungethuͤms gedacht, und muß eine Reihe von Truͤbsalen und Leiden durchwandern. Die Cultussage ließ ihn gleich nach der That den heiligen Weg nach Tempe ziehn, auf dem fortwaͤhrend der den Apollon darstellende Knabe als Fuͤhrer einer Theorie einherzog; die Richtung desselben haben wir oben moͤglichst genau angegeben S. 203. und uͤber die abweichende Sage von Tarrha S. 207. . Die Hauptbegebenheit auf dieser Wan- derung war die Knechtschaft (ϑήτευσις) bei Admetos dem Pheraͤer, der sich der Gott, um die Schuld abzu- buͤßen, unterzog; auch diese stellte der Knabe mimisch dar, und ahmte wahrscheinlich nach, wie der Gott als Hirt und Sklave in den niedrigsten Geschaͤften ge- dient bei Sophokles (Plut. de def. or. 14.) sagte Alkestis: οὑμός δ̛ἀλέκτωϱ αὐτὸν ἦγε πϱὸς μύλην. . Admetos kann der Froͤmmigkeit wegen, die die Sage an ihm ruͤhmte, zur Ehre gekommen sein, einen solchen Knecht zu besitzen; doch muͤssen wir zwei- feln, ob uͤberhaupt unter diesem Namen urspruͤnglich irgend ein menschlicher Heros, und nicht vielmehr, dem Geiste des alten Mythus gemaͤß, ein ideelles Wesen zu verstehen sei. Ἄδμητος ist ein gebraͤuchlicher Bei- name des Gottes der Unterwelt; ein solcher mochte wie Hekate (ϑεὰ Φεραία) zu Pheraͤ in Thessalien seit alten Zeiten verehrt werden, diesem wurde, nach ur- spruͤnglicher Idee, Apollon dienstbar. Liegt nicht noch in dem Mythos von der Errettung der Alkestis aus der Unterwelt durch Apollon S. besonders Aeschyl. Eumen. 726. Eurip. Alk. 10. Apolld. 1, 9. und Herakles die Hin- weisung, daß die Fabel von Admet sich auf einen Cul- tus unterirdischer Goͤtter bezieht? Man sang in Grie- chenland eine alte Naͤnie, Admetos-Gesang genannt, angeblich zuerst von Admet beim Tode seiner Gattin gesungen, urspruͤnglich vielleicht an Ἅδης ἄδμητος ge- richtet S. Schol. Arist. Wesp. 1231. (aber das Skolion, Ἀδμήτου λόγον, hat damit nichts zu thun) und Zenob Spruͤchw. Ἀδμήτου μέλος. . Wie wohl es in den großartigen Zusammen- hang der religioͤsen Dichtung, die wir hier behandeln, paßt, daß der Gott, dessen innere Klarheit durch den Kampf mit der unreinen Natur selbst befleckt und ge- truͤbt ist, zur Erfuͤllung seiner Leiden in das ihm verhaßte Dunkel der Unterwelt hinabsteigen muß, sieht Jeder ein. Nachdem aber die bestimmte Zeit der Dienstbarkeit, die achtjaͤhrige Periode, voruͤber: wandert der Gott zu dem uralten Altar von Tempe, wo Besprengungen mit Lorbeerzweigen und andere Suͤhngebraͤuche die Reinheit symbolisch herstellen Mehrere Muͤnzen scheinen diese Lustration darzustellen, eine Chalkedonische bei Mionnet n. 88., eine Perinthische (Perinth hat das Neokorat fuͤr seine Pythien) bei Mionn. n. 329. vgl. auch die von Alexandria Troas bei Mionn. 11. 109. 115. 116. . Noch fortwaͤhrend fastend kehrt der Gesuͤhnte denselben Weg zuruͤck bis Deipnias bei Larissa, wo ihn das erste Mahl erquickt. 9. Wenig Mythen haben bei so vielfachen Um- wandlungen der Hellenischen Mythologie die urspruͤng- liche Hoheit der Idee und die entsprechende Kraft des Ausdrucks in so unverkennbaren Zuͤgen bewahrt, als dieser sehr alte. Es bedarf keines Scharfsinns zum Verstaͤndniß, er spricht sich selbst offen aus, sobald wir Sinn fuͤr eigenthuͤmliche, obschon fremdartige, Geistes- entwickelung genug hinzubringen. Was wir oben aus alten Beinamen und dem fortwaͤhrend im Hellenischen Geiste lebenden Begriffe als Charakter Apollons ent- nahmen: ist hier in energische That zusammengedraͤngt, die in wenigen großen Momenten, wie Akten eines er- habenen Drama’s, sich entwickelt und vollendet. Schon in fruͤhen Zeiten ging diese Delphische Cul- tussage in die epische Poësie uͤber, wo aber Apollons Dienstbarkeit anders motivirt, und als von Zeus uͤber ihn verhaͤngte Strafe betrachtet wurde, weil er die II. 21 Kyklopen erschossen, die die Blitze geschmiedet, mit de- nen Zeus seinen Sohn Asklepios erschlagen, als dieser sich nicht begnuͤgte, Kranken die Gesundheit wiederzugeben, sondern selbst Todte ins Leben zuruͤckrief So Pherekydes bei Schol. Eurip. Alk. 2. (S. 88. St. vgl. denselben bei Schol. Pind. P. 3, 96.), der aus Hesiod (bei Athenag. Leg. p. 134. und Schol. Eur. a. O.) schoͤpfte. Vergl. Apolld. 3, 10, 4. und 1, 9, 15. Diod. 4, 71. Eclog. p. 546. Wess. Orph. Argon. 176. auch Eurip. Alkestis, und Asklepiades bei den Schol. — Die Cultus sage geben Anaxandridas der Delpher bei Schol. Eur. a. O. (πεϱὶ τῶν συληϑέντων ἐν Δελφοῖς ἀναϑη- μάτων. Vatic. Prov. 1, 5.) und Plutarch, vielleicht aus demselben. — Von einer Empoͤrung gegen Zeus leiteten die die Verbannung ab, welche Il. 1, 399. καὶ Φοῖβος Ἀπόλλων schrieben. Vgl. noch Aeschyl. bei Plut. de ex. 17. p. 386. . Doch nen- nen auch die Dichter zum Theil Pheraͤ als Ort der Frohne, und deuten dadurch auf die Pythische Straße — und einen großen Eniautos als Zeit derselben Il. 21, 443. ϑη- τεύσαμεν εἰς ἐνιαυτόν. So auch Pherek. und die Aa. Klem. Alex. Str. 1. S. 323. μέγαν εἰς ἐνιαυτόν, aus einem Epiker. , womit sie die Delphische Periode bezeichnen. Spaͤtere scherzten mit den Ueberlieferungen der ernsthaften Vor- welt so frei, daß sie den Gott aus bloßer Liebe zum schoͤnen Knaben Admet den Hirtenstab ergreifen ließen. Dagegen es vielleicht eine Spur aͤlterer Tradition ist, wenn der Bernstein als eine versteinerte Thraͤne be- trachtet wird, die Apoll in der Zeit seiner Dienstbar- keit in seiner alten Heimat bei den Hyperboreern, im Keltenlande, geweint habe Schol. Apoll. Rh. 4, 611. vgl. die sehr verworrene Erzaͤh- ung, Eratosth. Kataft. 29. mit Schaubachs Anm. S. 110. . Dem Kampfe mit Python in der Idee verwandt ist der mit Tityos. Dies erdentsprossene Ungeheuer, in der den Delphern feindlichen Stadt Panopeus am heiligen Wege gelagert, tastet die voruͤbergehende Leto an: aber ihre Kinder werfen es bald zu Boden und in den Tartaros hinab, wo ein Geier ihm die stets von neuem wachsende Leber Od. 11, 580. (vgl. Bd. 1. S. 190.) Paus. 3, 18, 7. (vom Amyklaͤischen Throne) 10, 11, 1. Pind. P. 4, 90. u. Aa. , den Sitz gieriger Lust, unaufhoͤrlich abfrißt. 10. Da nun auf diese Weise die feindliche Seite der Natur gebaͤndigt liegt, und geordnete Ruhe den Sieg davon getragen: beginnt Apollon das andere Amt zu verwalten, um dessentwillen er auf der Erde gebo- ren. Er besteigt den Dreifuß des Pythischen Orakels, um nicht mehr die dunkeln Ahnungen der geheimniß- vollen Erde, sondern “Zeus fehllosen Rathschluß” Διὸς νημεϱτέα βουλήν, Hom. Hymn. an Ap. Del. 132. vgl. an Hermes 471. 533. und die Gesetze einer hoͤhern Weltordnung den Men- schen zu verkuͤnden. Denn es ist klar, daß in diesem Kreise religioͤser Ideen das Schicksal als Zeus Wille (Διὸς νόος, Διὸς αἶσα) erschien, der darum Μοιραγέ- της hieß: waͤhrend die Epische Poësie, weil sie die Goͤtter voͤllig individualisirte, in den meisten Stellen — denn bisweilen schimmert jene hoͤhere Ansicht durch — Zeus dem Schicksal eben so unterordnet, wie alle anderen Einzelwesen. Ueber die Apollinische Mantik aber kann erst weiter unten gesprochen werden. 21 * 8. 1. V orher wollen wir zeigen, wie mit den Grund- gedanken dieser Religion außer dem Mythus auch die Cultushandlungen in jener Uebereinstimmung und Har- monie stehen, die das beste Zeugniß einer organischen Entwickelung und Ausbildung abgiebt; wir wollen ver- suchen, diese Uebereinstimmung moͤglichst in Begriffen darzulegen, obgleich freilich anerkannt werden muß, daß wir eigentlich nur dann, wenn wir ein religioͤses Gefuͤhl in uns zu reproduciren im Stande sind, dessen Aeußerungen voͤllig verstehen koͤnnen. Was den Opfercult des Apollon betrifft: so ist zu bemerken, daß in vielen Haupttempeln desselben un- blutigen Darbringungen eine besondere Heiligkeit und Wichtigkeit beigelegt wurde. In Delphi weihete man Kuchen und Weihrauch in heiligen Koͤrben Aelian V. G. 11, 5. Kuchenopfer auch zu Athen Harpokr. und Hesych ἔνϑϱυπτα. Suid. ἔνϑϱυπτος Ἀπόλλων. vgl. Hemsterh. zu Lukian 2. S. 411. Bip. , zu Pa- tara Kuchen in Form von Bogen, Pfeil und Leier, (um zugleich an den zuͤrnenden wie an den besaͤnftigenden Gott zu erinnern) oben S. 217. ; auf Delos stand hinter dem Hornaltare der sog. Altar der Frommen, dem Apollon Genetor heilig, auf den man nur Waizen- und Ger- stenkuchen legte: der einzige nach der Sage, an wel- chem Pythagoras opferte Aristot. Δηλίων πολιτ. bei Diog. L. 8, 13. Timaͤos bei Censorin de die nat. 2. (Goͤller 62.) vgl. Macr. S. 3, 6. Klem. Alex. Str. 7. p. 717. Porphyr. de abstin. 2, 28. vgl. Rhoer p. 153. Jambl. Pyth. 5. 7. Kyrill g. Jul. 9. S. 307 b. . Hier war es auch, wo man an Festen Malven und Aehren, die einfachsten Nahrungsmittel, in den Tempel trug Plut. VII. Sap. 14. Auch in den Attischen Thargelien trug man die Erstlinge des Jahrs umher. Hesych Θαϱγήλια. : zur Erinne- rung an primitive Einfachheit und Nuͤchternheit, wie sie Epimenides von Phaͤstos, der Apollinische καϑαρτής, erstrebte. In Delphi sollen die Parnassischen Jung- frauen dem Apollon, gleich nach der Erlegung des Python, Erstlinge der Jahresfrucht dargebracht ha- ben Schol. Pind. P. Argum. p. 298. Bh. ; nichts anders sind die frommen Gaben der Hy- perboreer, wie oben bemerkt wurde. Und vielleicht koͤnnte man den Gebrauch des Attischen Herbstfestes der Pyanepsien damit in Verbindung bringen, einen mit Wolle umwundenen Oliven- oder Lorbeerstab, Eire- sione genannt, mit Trauben, Fruͤchten und kleinen Ge- faͤßen voll Honig und Oel zu behaͤngen, und an die Thuͤre eines Tempels des Apollon zu tragen S. besonders Krates bei Schol. Arist. Ritt. 725. Suid. εἰϱεσιώνη. Menekles bei dems. διακόνιον. (wo auch Leierkuchen an der Eiresione vorkommen). Vgl. s. v. πϱοηϱόσια. Plut. Thes. 22. Apostol. 21, 24. , wenn nicht hier die Beziehung auf Bakchos, Helios und die Horen naͤher laͤge Auch die χύτϱα ἀϑάϱης καὶ ἔτνους, die an diesem Feste des Bohnenkochens hingesetzt wurde, betrifft mehr die eigentlichen Ackergoͤtter. , die die Ehre dieses Festes mit Apollon theilten. 2. Jene Gaben bezeichnen ohne Zweifel den Zu- stand eines reinen und kindlichen Verhaͤltnisses, wie das, in welchem die Hyperboreer zum Gotte gedacht werden, wo es nur eines bestaͤndigen Anerkennens be- darf, wie milde und huldvoll uns die Gottheit beschuͤtzt und schirmet. — Wie aber der reine Gott selbst sich mit Blut beflecken muß: so fuͤhrt es auch das mensch- liche Leben theils durch die Einwirkung der Natur, theils durch den Ausbruch unbewachter Leidenschaft gar oft- mals herbei, daß die innere Ruhe und Klarheit getruͤbt und verdunkelt wird. Wenn eine daͤmonische und sinn- verwirrende Gewalt (Ἄτη) das Gemuͤth zu wilder That fortreißt, und aus der Bahn des sichern und ge- ordneten Thuns auf wuͤste Abwege treibt: so sehnt sich der Mensch, durch einen bestimmten einzelnen Akt die- sem Zustande ein Ende gemacht, und sich von der schmerzlichen Zerrissenheit des Gemuͤths befreit zu sehn. Dies wirkt die feierliche Suͤhne und Reinigung in die- ser Religion. Diese tritt theils nach einzelnen Hand- lungen jener Art ein, und gehoͤrt so ganz zum alten Jus sacrum. Dann bedarf ihrer aber auch das gewoͤhn- liche Leben von Zeit zu Zeit, und darum sind mit dem oͤffentlichen Cultus des Gottes Suͤhnfeste verbunden, in denen nicht blos der Einzelne, sondern die ganze Stadt gereinigt und gesuͤhnt wird. Am passendsten werden diese Feste in den Fruͤhling gelegt, wenn die Schauer des Winters verschwunden sind, und das Leben von neuem begonnen. Hier aber genuͤgen nicht mehr jene frommen Oblationen, auch Thieropfer nicht, das Be- duͤrfniß der Suͤhne scheint dem schmerzlich bewegten Gemuͤthe ein groͤßeres Opfer zu fordern. In Athen wurden an den Thargelien zwei Maͤnner (oder ein Mann und eine Frau,) mit Blumen und Fruͤchten ge- schmuͤckt, mit duftenden Kraͤutern eingerieben, feier- lichst wie Opferthiere vor das Thor gefuͤhrt, unter Ver- wuͤnschungen vom Felsen gestuͤrzt, unten aber wahrscheinlich aufgefangen und uͤber die Eraͤnze gebracht. Man nahm zu diesen Suͤhnopfern (φαϱμακοί) uͤberwiesene Verbre- cher, die die Stadt besonders dazu aufbewahrte und naͤhrte Meursii Graecia fer. Θαϱγήλια. vgl. Bd. 1. S. 106. Eine historische Sage uͤber den ersten φαϱμακὸς aus Istros πεϱὶ τῶν Ἀπ. ἐπιφανειῶν bei Harpokr. u. Etym. M. s. v. . Das Fest war allen Joniern gemein, es kommt speciell in Milet Par- then. Erot. 9. Hesych Θαϱγήλια am Ende, wo Hemsterh. Aende- rung gemißbilligt wird von Welcker zu Schwencks Etymol. myth. And. S. 341. und in Paros Archiloch. ebda. (bei Liebel p. 257.) vor; die beschriebenen Suͤhngebraͤuche bestanden nach alter Weise auch in der Phokaͤischen Colonie Massalia Ser- vius zu Aen. 3, 57, aus Petronius. Ap. Delphinios das. Str. 4, 179 b. . Man schlug in Jonien die Suͤhnopfer mit Feigenstaͤben und Meerzwiebeln, und spielte dazu einen aulodischen No- mos, der von jenen Κραδίης hieß, u. nach Hipponax Zeugniß von Mimnermos in elegischem Maaße behan- delt wurde S. die Verse des Hipponax bei Tzetz. Chil. 5, 743. und dessen Zeugniß bei Plut. de mus. 8. vgl. Hesych u. κϱαδίης. . Auch in Athen behing man sie mit Fei- genschnuͤren; wahrscheinlich sind Feigen und Feigenstoͤcke hier Symbol der Untauglichkeit und Nichtswuͤrdigkeit (σύκινος ἀνήρ). — Wie uralt aber dies ganze Ver- fahren der Suͤhnung in Griechenland war, haben wir oben durch die Bemerkungen uͤber den Leukadischen und Magnesischen Cult dargethan. 3. Von den Καϑαρμοῖς, in denen Apollon die Reinheit und Ruhe wiederherstellend gedacht wird, sind die Ἱλασμοὶ wohl zu unterscheiden, durch die er selbst erst besaͤnftigt und sein Zorn abgewandt werden soll. In Sikyon, wo der Dienst sehr fruͤh bluͤhte, erzaͤhlte man, daß Apollon und Artemis nach Pythons Toͤdtung hier gereinigt zu werden verlangt haͤtten. Aber ein Schreckbild habe sie vertrieben, wovon noch spaͤter ein Platz Φόβος hieß, und sie zogen weiter. Nun befiel die Einwohner eine Seuche, und die Weissager geboten die Goͤtter zu versoͤhnen. Sieben Knaben und sieben Maͤdchen gehen nun an den Fluß Sythas, mit dessen Wasser sie sich benetzen, und fuͤhren darauf die Bild- saͤulen der Goͤtter in den Tempel der Peitho , und dann in das Heiligthum des Apoll zuruͤck Paus. 2, 7, 7. Vielleicht war nach einer Lokalsage der Python in Sikyon selbst getoͤdtet. S. oben S. 316, 5. . Dieselbe Bedeutung hat offenbar das Attische Fest der Del- phinien (6 Munychion), an welchem sieben Knaben und Maͤdchen die ἱκετηρία, den Olivenstab mit weißen Wollenbinden, mit demuͤthiger Geberde in das Delphi- nion trugen Plut. Thes. 18. Die Zahl folgt aus dem Zusammenhange. . Dies geschah gerade einen Monat vor den Thargelien: und wahrscheinlich war dies ka- lendarische Verhaͤltniß der Ἱλασμοὶ und Καϑαρμοὶ dem ganzen alten Griechenlande gemein. 4. Vereinigen wir naͤmlich die zerstreuten Notizen uͤber die Zeit der Feste, welche unter diese beiden Classen gehoͤren, zu einem Ganzen: so erhalten wir folgenden sehr klaren und einfachen Ueberblick. Voraus ist zu bemerken, daß zu Delphi die neun Monate des Fruͤhlings, Sommers und Herbstes im Ganzen dem Apollon heilig waren, und so lange der Paͤan die Opfer begleitete: dagegen die drei Wintermonde der Bakchi- schen Religion geweiht waren, daher in ihnen der Di- thyramb zu allen Opfern ertoͤnte Plut. Ei 9. p. 229. , und daß uͤberein- stimmend damit auch in Athen die Dionysosfeste vom Poseideon bis Elaphebolion, die Apollinischen in andern Monaten des Jahres lagen. Im Anfang des Apollinischen Jahres also, im ersten Fruͤhlingsmonate, Bysios (d. i. Πύϑιος) zu Delphi, Munychion zu Athen, kommt Apollon durch die Schlucht des Parnaß nach Delphi, und beginnt den Kampf mit der Delphyne. Dann ist er ein zorniger Gott, und muß versoͤhnt werden, daher am 6ten des Monats das Suͤhnfest Delphinia zu Athen, und wahrscheinlich auch zu Milet und Massalia; auch ist wahrscheinlich, daß es derselbe Monat war, der in Knossos, Aegina und Tlera Delphinios hieß S. Aeginet. p. 152. Nach Thera aber gehoͤrt das testa- mentum Ejctetae , wie Boͤckh erweisen wird, vgl. indeß Cata- logue de la Collection de Choiseul par Dubois p. 80. . Den siebenten erlegt Apoll den Feind Schol. Pind. P. Atum. . Der Paͤan wird gesungen. An diesem Tage sprach das Orakel seit alter Zeit; spaͤter hielt man ihn auch in Delphi fuͤr den Geburtstag des Gottes S. besonders Kallisthenes und Anaxan- dridas (den oben angefuͤhrten) bei Plut. Qu. Gr. 9. Die Amphik- tyon. Πυλα war schon fruͤher, gegen den 25 Elaphebolion, zu- sammengekomen, wie Thuk. 5, 1., vgl. 18. 24., beweist. Die erste Stellevird oft mißverstanden (Manso Sp. 3, 2. S. 193.), sie heißt: der jaͤhrige Waffenstillstand blieb aufgehoben, es war wie- der Krieg, bis zu den Pythien. . Von diesem Tage an wandert die Delphi- sche Theorie auf Tempe zu; zugleich wurden an ihm ehemals die Menschenzehnten nach Kreta abgesandt Dies sieht man aus der Fabel von Teseus, oben S. 244. . Im zweiten Fruͤhlingsmonate, der Jonisch Thar- gelion heßt, wird Phoͤbos am Altare zu Tempe ge- reinigt, und zwar wahrscheinlich am siebenten. Denn den sechsten und siebenten wird in Athen das große Reinigung fest der beiden Goͤtter gefeiert, und zu glei- cher Zeit Delos lustrirt, worauf dort ein Freudenfest des Lichtgttes folgt. Nach Delischer Sage wurden Artemis ud Apollon (ἑβδομαγέτης) Plut. Sympos. 8, 1, 2. p. 342. E 17. p. 238. Proklos zu Hes. Ἔϱγα 767. Dionys. Hal. ars rlt. 3. p. 243 R. vgl. Valcken. de Aristob. Jud. §. 37. p. 13. den 6ten und 7ten dieses Monats geboren Diog. L. 3, 2. 2, 44. Apolld. Frgm. p. 41. 415 Heyne. Es ist wohl nur Dichtung, daß an jenem Tage er maieutische Sokrates, an diesem Platon geboren sei. . An demselben Tage aber, an welchem der Delphische Knabe den Lorbeer bricht, und sich zur Heimkehr wendet, trug man aller Wahr- scheinlichkeit nach auch in Boͤotien — und wohl sonst in Griechenland De Athener eh- ren nach Prokl. a. O. die ἑβδόμη als Ἀπολλωνιακὴ αφνηφοϱοῦν- τες καὶ τὸ κανοῦν ἀποστϱέφοντες (ἐπιστέφοντες Scalig.) καὶ ὑμνοῦντες τὸν ϑεόν. — die lustrirenden Lorbeerbaͤume umher, die dem Feste der Daphnephorien den Namen gaben Die κωπὼ der Daphnephorien (Prokl. bei Phot. p. 987.) hat einige Aehnlichkeit mit der iresione, die auch an den Thargelien umgetragen wurde, Suid., und auch eine ἱκετηϱία genannt wird. Schol. Arist. Ritt. 725. . — Bald darauf trifft der Fruͤhaufgang der Pleiaden ( pr. id. Maias nach Eudoxos Angabe) Ponte- dera Antiqq. p. 208. Nach Scaliger Emend. tempp. 1. p. 54. war dies ein alter Jahresanfang; dagegen Petav Doctr. tempp. 1, 34. p. 42. vgl. Dodwell de cycl. 5, 12. p. 256 , wor- auf nach Hesiod die Erndte beginnt; dann verlaͤßt Apoll, wie oben nach Diodor und Bildwerken bemerkt wurde oben S. 269. , mit den ersten Aehren beschenkt, die Hy- perboreer, und erscheint in milder und heiterer Gestalt zu Delphi. Sollte der Tag des Fruͤhaufgangs der Pleiaden in ein regelmaͤßiges Verhaͤltniß treten zu den vorher- gegangenen Feste: so konnte dies nur durch Cyclen be- werkstelligt werden, die Monden- und Stenenjahr in Uebereinstimmung brachten. Nun lag die Benerkung nah, daß immer nach 99 Mondenmonaten jener Fuͤhaufgang ziemlich genau mit derselben Phase des Mondes coin- cidire; darnath bildete man die ennaeteische Pe - riode , und ordnete nach ihr die großen Apollo-Feste von Delphi, Kreta, Theben seit uralter Zeit an Ueber diese s. oben S. 202. 235. 242. 252. Vgl. uͤber die alten ennaëterischen Pythischen Spiele Demetr. von Phaleron bei Eust. Od. 3. p. 1466. Rom. Schol. Od. 3, 267. Mai. . 5. Die bis hieher gegebenen Data uͤberzeugen von einem ungemein consequenten Zusammenhange und einer sinnvollen Ordnung der Apollinischen Suͤhnfeste, sie ge- ben Fragmente eines Festkalenders, der ehemals gewiß noch in sich geschlossener war, aber durch die mannig- fache Combination des Griechischen Cultus auseinander gerissen und zerstuͤckelt wurde. Besonders ist in den Attischen Festen Alles sehr durcheinander geworfen, auch ist oft dasselbe Fest gleichsam verdoppelt, und fin- det sich in verschiedenen Abschnitten des Jahres. Ein merkwuͤrdiges Beispiel bietet sich gleich hier dar. Wie Munychion und Thargelion in der zweiten Jahreshaͤlfte nebeneinander stehen, so Boedromion und Pyanepsion in der ersten. Der sechste Boedromion ist nun der Ar- temis Agrotera, der siebente ohne Zweifel dem Apollon Boedromios heilig, dem streitbaren, kampfruͤstigen Gotte, der also in der Idee dem Delphinios, das Fest den Delphinien entspricht. Die Pyanepsien aber sind den Thargelien sehr aͤhnlich; die an ihnen umgetragene Ei- resione Auch diese trug stets ein παῖς ἀμφιϑαλὴς, wie den Lorbeer. Auch das Kochen von Frchten ist den Thargellen und Pyanepsien gemein. erinnert an Daphnephorien, nur dae, wie oben schon bemerkt, Dionysos-Religion von Naxos her- uͤber — denn Theseus soll sie nach der Heimkehr von den Inseln gestiftet haben — hineingemischt ist, die fuͤr sich in den damit verbundenen Oschophorien hervortritt. So entsprechen sich denn also diese vier ἑβδόμαι des Jahrs auf diese Weise: 7 Munychion — 7 Boedromion. 7 Thargelion — 7 Pyanepsion. 6. Wir wenden uns von diesen allgemeinen Suͤhn- festen zu den Suͤhnungen, welche der Apollinische Cul- tus jedem Blutbefleckten besonders bot Ein Vers aus einem Epiker bei Plut. reip. ger. 19. p. 178. ῞Ηκομεν οἱ κτείναντες, ἀπότϱεπε λοιγὸν, ῎Απολλον. . Wir be- merkten schon oben solche Anstalten mit den Heiligthuͤ- mern Taͤnaron, Troͤzen, der Branchiden verbunden; und eine gleiche war auch zu Deiphi, von der uns beson- ders der Mythus des Orestes Nachricht giebt, wie ihn Aeschylos behandelt, wo Apoll als Leiter der Blut- rache und als Suͤhner derselben zugleich erscheint. Der Muttermoͤrder nimmt unmittelbar nach der That einen Oelzweig mit Wollenbinden (ἱκετηϱία) Choeph. 1035. Eumen. 43. στέμματα Δελφικά, Suid. ᾽Εμπε- δοκλῆς. , und flieht wie ein gescheuchtes Wild Eum. 326. nach Delphi, wo der Gott selbst seine mit Blut befleckten Haͤnde durch Schweine- opfer und Ablutionen reinigt 238. 280. 446. 581. Diese Expiation kommt auf mehrern Vasengemaͤlden vor, bei Tischb. 2, 16. ausgefuͤhrter bei Millin Vases 2, 68. Monum. ined. 1, 29., wo die genaue Erklaͤrung zu vgl. Orest sitzt auf den untergelegten Fuͤßen uͤber einer mit dem Netze, das sonst oft auf der Cortina liegt, be- deckten Estrade; zur Seite Pallas, die Furien; neben dem Dreifuß der heilige Lorbeer mit Taͤnien und Votivtafeln; dabei Ap. stehend mit Lorbeerkranz und zuruͤckgeschlagenem Prachtgewand; Klytaͤmne- stras Geist und Pylades im Hintergrunde. Auf einer Vase des Britt. Museums ( n. 102.) kniet Orest, das Schwert in der Hand, den Reisehut vom Kopf zuruͤckgeschlagen, auf einem Altare, von einem Arm fallen ihm kettenfoͤrmig geflochtene Wollenbinden; Ap. mit Lorbeerzweige und Patere in der Hand, steht bei ihm, und haͤlt in der andern, wie es scheint, eine Scheere, womit er ihm ein Buͤschel Haare abzuschneiden im Begriff ist. (vgl. noch Pio Clem. 5. pl. 22.) , und dadurch die Erin- nyen von ihm entfernt; zu deren Abwehr er ihm auch, nach Stesichoros, Bogen und Pfeil gegeben hatte bei Schol. Eur. Orest 268. . Die Reinigung wird auch nach dem uralten Tempel des Apollon bei Troͤzen verlegt Paus. 2, 31, 11. vgl. 1, 22, 2. oben S. 228. Auch nach Rhegion. S. die Stellen S. 260, 4. Der ἐνιαυτισμὺς in Parrhasien nach Schol. Eurip. Orest 1678. , hinter dem man ein Haus zeigte, σκηνὴ Ὀρέστου genannt, wo er, von aller Welt abgesondert, einem Miselsuͤchtigen zu ver- gleichen, lange Zeit gelebt habe (ἐνιαυτίζειν), bis ihn die Kretischen Priester endlich suͤhnten (ἀφαγνίζειν). Aus den in der Naͤhe vergrabenen Mitteln der Reini- gung (λύματα) wuchs nach der Sage des Orts ein Lorbeer auf. — Dann erst lassen die Attischen Dichter ihn nach Athen gehen, und sich unter Anwald- schaft des Gottes vor den Areopag stellen, vor dem auch Kephalos in aͤhnlicher Lage gestanden Hellanikos Fr. 98. Sturz. . — In Athen waren, wie oben angedeutet, ebenfalls Suͤhn- gebraͤuche des Apollinischen Cultus mit den Blutge- richten verknuͤpft, und die aristokratischen Epheten hat- ten beides, die Gebraͤuche der Katharsis und das Richt- amt, in Haͤnden. Es waren 51 Maͤnner aus edlen Familien Demosth. g. Makart. 1069, 7. ἀϱιστίνδην αἱϱεϑέντες Pollux 8, 125. Phi- lochoros (bei Maximus Prooem. ad S. Dionys. Areop., p. 19. Sieb.) giebt die naͤmliche Zahl der (vorsolonischen) Areopagiten an. , welche ehemals in fuͤnf Gerichtshoͤfen, also auch ἐν Ἀρειοπάγῳ, uͤber alle Art von Todtschlag rich- teten So Pollux a. O. Daraus erklaͤrt sich, wie der Areopag sehr alt sein, (Aristot. Pol. 2, 8, 2. u. Aa.) und doch von Drakon nie erwaͤhnt werden konnte, der immer nur von Epheten sprach. Plut. Solon 19. ; Solon trennte wahrscheinlich erst den Areopag davon, als timokratisches Gericht uͤber beabsichtigten Mord, und gab ihm große politische Macht, aber ohne religioͤse Bedeutung, die er nicht geben konnte: die Epheten behielten nun blos noch das Richtamt uͤber unvorsaͤtzlichen oder rechtmaͤßigen Todtschlag, und andere unbedeutendere Faͤlle; so blieben sie als ein Ueberrest alter Rechtsformen in veraͤnderten Umgebungen stehn. In Betreff der Suͤhnung aber ist der Vorgang der Sache kuͤrzlich der. Gleich vornweg muß man voͤllig den vorsaͤtzlichen Moͤrder, der entweder auf immer das Vaterland meidet und Recht und Habe darin verliert, oder den Gesetzen anheim faͤllt, sondern von dem, der ohne Vorsatz oder mit irgend einem Rechte getoͤdtet, was durch ein Urtheil der Epheten ausgesprochen wer- den muß. Ein solcher verließ darauf auf einem be- stimmten Wege und fuͤr eine bestimmte Zeit das Vater- land, in welcher er auch von oͤffentlichen Nationalorten fern bleibt (ἀπενιαυτισμός) Suid. ἀπενιαυτίσαι. Hesych ἀπενιαυτισμός. Schol. Eurip. Hippol. 35. vgl. Barnes. Die Periode der Flucht heißt immer ἐνιαυτός (Apolld. 2, 8, 3. vgl. 3, 4, 2.) und war ehemals meist eine Ennaeteris (S. unten bei Herakles), in Athen wohl unbe- stimmt. . Nachher fand Versoͤh- nung mit den Verwandten oder gewaͤhlten Phratoren statt, doch nur dann wenn diese wollten ἐὰν ϑέλωσι Demosth. a. O. , und immer nur bei Todtschlag der zweiten Art ἐὰν γνῶσιν οἰ πεντήκοντα καὶ είς ἄκοντα κτεῖναι. vgl. geg. Pantaͤnet. 983, 15. Nausim. 991, 3., wo Reiske mit Unrecht aͤndert. Sonst s. be- sonders die ϑεσμοὺς bei Dem. g. Aristokr. Auch Plato statuirt Versoͤhnung und Reinigung nur beim φόνος ἀκούσιος, Gesetze 9. S. 869. Daß man sich in der Stille mit einem vorsaͤtzlichen Moͤr- der abfand (g. Theokr. 1330.), war gegen allen Grundsatz; so wie auch, was Il. 9, 632. steht, als Ausnahme angegeben wird, wo- gegen Apolld. 2, 7, 6. zu vergl. ; der Ausdruck dafuͤr ist αἰδέσασϑαι, weil ein solcher Moͤrder ein Un- gluͤcklicher und darum nach althellenischer Ansicht Ehr- wuͤrdiger ist. Dann loͤsten Opfer und Suͤhngebraͤuche den Thaͤter von allem Flecken; er ist ἁγνισϑείς, und das μῦσος abgewandt. In aͤlterer Zeit fand die Rei- nigung wohl immer außerhalb der Heimat, oft in den aͤlteren Sitzen des Geschlechts statt; in Athen nach der Ruͤckkehr. Hier waren natuͤrlich die Faͤlle suͤhnbaren Mordes weit seltener als in altheroischer Zeit, da bei weniger geordneten Staatsverhaͤltnissen und engeren Familienbanden weit mehr Veranlassungen und Ent- schuldigungen des Todtschlages waren. Damals muß- ten daher Institute von doppelter Wichtigkeit sein, wel- che die furchtbaren Wirkungen einer ungluͤcklichen That zu hemmen, den innerlich Zerruͤtteten selbst zu beruhi- gen, und der nie rastenden Blutrache Graͤnzen zu setzen bestimmt waren Wir werden dies Thema noch bei Herakles weiter fortfuͤh- ren. Hier bemerken wir nur gegen Lobecks ( de praec. myst. 2. p. 6.) Behauptung: alle Expiationen in der heroischen Mytholo- gie seien ab historicis ficta, daß schon nach Arktinos Erzaͤhlung (Aethiopis bei Procl. Chrest. vgl. Tychsen de Quinto p. 61.) Achill nach Thersites Mord nach Lesbos flieht, u. dort nach Opfern an Ap. u. Artemis von Odysseus expiirt wird. . Durch diese alte Verbindung der religioͤsen Expia- tionen und der Eriminal-Gerichtsbarkeit erklaͤrt sich, wie Apoll in Athen allgemeiner Gerichtsvorstand sein konnte, daher vor jedem Gerichtshofe die Statue eines Wolfes S. oben S. 245, 3. . Und eben deswegen stellte man ihn in Te- nedos mit dem Doppelbeil bewaffnet dar, mit dem auf dieser Insel Ehebrecher gerichtet wurden S. unten. . 7. Ich beruͤhre eine dritte Classe von Reinigungen mit wenig Worten, die ganz lokalen von Haͤusern, Or- ten oder Gegenden, denen ebenfalls Apollon vorstehend geglaubt wurde Aeschyl. Eum. 62. , daher sie auch Teiresias, der Pro- phet des Ismenions zu Theben, versieht Theokrit 24. , wie spaͤter noch Epimenides als Kretischer Apollodiener Athen (nach Ol. 46, 1.) und Delos (noch fruͤher) Plut. VII. Sap. 14. reinigen mußte. Von Delos ist dies die erste bekannte Reinigung, die zweite ist die von Peisistratos veranstaltete (gegen Ol. 60.), die dritte die von Athen fuͤr die ganze Insel vorgenommene (Ol. 88, 3.), bei dieser wurde die In- sel ganz von den dem Gotte verhaßten Leichen be- freit Vgl. noch das Faktum in den unaͤchten Briefen d. Aeschines 1. S. 658 R. . Bei allen diesen Gebraͤuchen kommt haͤufige An- wendung des Lorbeers (der δάφνη Ἀπολλωνιάς) Hesych s. v. vor, dem bei Besprengungen sowohl als Umtragungen eine averruncirende Kraft beigemessen wurde S. besonders Casaub. zu Theophr. Char. 16. . Zu- gleich aber diente dieser Baum anch mannigfach bei der Weissagung; ein Zweig davon bezeichnete in alter Zeit den Propheten Da- her die Manto auch Daphne heißt, und einer der Priamiden, ein Weissager, αἴσακος, Lorbeerstab. Apolld. 3, 12, 5. vgl. Hesych s. v. und den Gott selbst als solchen Tischbein 1, 33. Millin Vas. 1. pl. 6. , dem daher auch von Einigen die Κορυϑάλεια Plut. Symp. 3, 9, 2. p. 148 H. Schol. Od. 19, 86. διὰ τὸ κουϱοτϱόφον τοῦ Απ. vgl. Eust. p. 683, 40, Bas. Hesych s. v. κοϱυϑαλία, wo auch die Eiresione so heißt. Vgl. Creuzer Symb. 2. S. 161. , der Lor- beer selbst, nebst der Ἀλήϑεια, der Erfuͤllung Ἀλήϑεια heißt bei Orakeln oft die Bestaͤtigung durch den Aus- gang; wie Antiphon πεϱὶ τῆς Ἀληϑείας schrieb, d. i. uͤber die Erfuͤllung von Orakeln. Ap. ἀληϑής, Tryphiodor V. 641. mit der Note von Wernicke. Die Weissager spartanisch καταλαϑισταί, Hem- sterhuis zu Timaͤos p. 113. , zu Ammen gegeben werden. Warum dem Lorbeer diese Kraft und Wirkung zugetheilt wurde, ist so dunkel als die Urspruͤnge der alten Symbolik uͤberhaupt. Ob es der Anblick des immergruͤnen Baums in seiner schlan- ken gradaufstrebenden Gestalt mit den metallglaͤnzenden Blaͤttern allein war, der an den Gott heiterer Kraft erinnerte? Das Lokal von Tempe, wo auch jetzt die Pflanze noch reichlich wuchert, trug gewiß viel zur religioͤsen Sanction des Symbols bei S. 202. dazu Nikander Alexiph. 198. Theophr. H. Pl. 4, 5, 3. und Schneider T. 5. p. 341. : daher auch die Liebe des Gottes zur Daphne oft an den Peneios gesetzt wird Bei Ovid u. Hygin fb. 203. vgl. Muncker. Sonst nach Amyklaͤ, Klaros, auch an den Ladon versetzt, dies wegen Ap. Onkaͤos. — Auf mehrern Muͤnzen von Metapont, z. B. auf zwei des Paris. Cabinets, stellt oder pflanzt Ap. den Lorbeer auf einen niedrigen Altar; den Lorbeer in der Hand haltend, auch mit Wollenbinden, sieht man ihn oft auf Muͤnzen. . Ueberhaupt aber liebt Apollon Haine, besonders aus wildwachsenden Baͤumen, Lorbeer, Olea- ster u. aa.; die frische Kuͤhle und das heilige Schwei- gen schien eine passende Vorbereitung zum Eintritt in das Heiligthum S. Od. 9, 200. 20, 278. Paus. 1, 21, 9. . 8. Warum Apollon Weissagegott ist, und wie dies Amt mit seinen uͤbrigen zusammenhaͤngt, ist Vielen raͤthselhaft gewesen, und man hat sich oft begnuͤgt, eine zufaͤllige Vereinigung der Kitharistik, Mantik, Bogenkunde anzunehmen, statt daß man das Princip derselben nachgewiesen haͤtte. Dies verheißen wir zwar auch nicht zu leisten, aber denken doch, durch Entfer- nung stoͤrender und verwirrender Begriffe, der urspruͤng- lichen Idee Apollinischer Weissagung naͤher zu kommen. Weissagung ist Angabe des Geschicks, welches nach der religioͤsen Ansicht Zeus verhaͤngt. Das Geschick aber ist die Gewalt, welche jeglichem Dinge seine Natur, seinen Stand, sein bestimmtes und umschriebenes Sein anweist. Eine Thaͤtigkeit, welche dieser Natur, die- sem Dasein angemessen ist, nennt der alte Grieche eine II. 22 gute, die umgekehrte eine boͤse. Dies laͤßt sich am sichersten aus dem Sprachgebrauche von Μοῖρα und Αἶσα selbst erkennen. Nach Homer ist es selbst moͤg- lich, daß Jemand gegen das Geschick handle: da fuͤr das einfache Gefuͤhl allerdings der rechte Lauf der Dinge durch Willkuͤhr unterbrochen werden zu koͤnnen scheint. Diesen rechten Lauf der Dinge nun, nach dem erfuͤllet wird, was in der Natur der Sache liegt, ver- kuͤnden die alten Orakel, und nur so erklaͤrt sich der Sprachgebrauch, warum die Spruͤche Apollons Θέμι- στες, Ordnungen , heißen S. besonders Od. 16, 403. Hymn. Ap. P. 210. vgl. Aelian V. G. 3, 43. 44. Diod. 5, 67. Harpokr. θεμιστεύειν Aa. Themis mit Apollon verehrt zu Delphi (wie auch die verdorbene Glosse des Hesych s. v. θέμις zu sagen scheint) und im Didymaͤon, Chis- dull Antt. Ass. p. 67. . Apollon giebt an, was in jeglichem Bezuge ϑέμις sei. Nun muß es frei- lich wunderbar scheinen, daß man nicht zu solchem Endzwecke eine ruhige Ueberlegung fuͤr das beste Mit- tel befand, und das Orakel von einer Frau im Zu- stande der Ekstase ausgesprochen werden mußte. Aber erscheint nicht auch in den aͤlteren Zeiten der Griechi- schen Philosophie jede neue und tiefe Erkenntniß als ein Werk ploͤtzlicher Erleuchtung und Ekstase; oft von wunderbaren Umstaͤnden begleitet? und mußte nicht das Gemuͤth jener Zeitalter von selbst in diesen Zustand versetzt werden, wenn es sich der individuellen Be- schraͤnkung zu entziehn, und in dem Geschehenen das Walten der Goͤtter zu erkennen strebte? Die Mittel, um diese Begeisterung zu befoͤrdern, der Hauch der Kluft, das Kaͤuen des Lorbeers, das Trinken des Quellwassers, sind von hoͤchst unschuldiger Art. Indes- sen stehn wir nicht in Abrede, daß fruͤh die aͤußere Form ein bedeutungloses Spiel wurde, waͤhrend poli- tischer Verstand das Orakel zu leiten fortfuhr. Daß eine Frau der Mund des Gottes werden mußte, hat erstens in der den Doriern eigenthuͤmlichen Schaͤtzung der Frauen, dann in der von den Alten oͤfter bemerk- ten Neigung des weiblichen Geschlechts zu ekstatischen Zustaͤnden seinen Grund. Auch sonst sind mit Apollon- tempeln haͤufig Prophetinnen verbunden, wie schon in mythischer Zeit Manto bei dem Ismenischen und Kla- rischen, und Kassandra bei dem Thymbraͤischen Heilig- thume, mit denen die Sibyllen zunaͤchst verwandt sind, in deren Spruͤchen — nach einzelnen Andeutungen zu schließen — ein strenger Geist geweht zu haben scheint, der das Ueberwallen des freudigen Muthes durch An- kuͤndigung der goͤttlichen Gerichte baͤndigte und be- schraͤnkte. Sehr bezeichnend sagt der alte Herakleitos von Ephesos: mit rasendem Munde kuͤndet die Sibylla freudelose, ungezierte und ungesalbte Reden, aber des Gottes voll Bei Plut. Pyth. or. 6. p. 257. vgl. Schleiermacher Heraklit im Museum der Alterthumsw. S. 332. . Derselbe sagt von der Weissagung zu Pytho: der Gott, daß das Orakel ist zu Delphen, sagt weder noch verbirgt er, sondern er zeigt an bei Plut. 21. S. 282. S. 333. Schleierm. Einfachheit scheint auch Herod. 7, 111. an den Delphischen Orakeln einigermaßen zu ruͤhmen, wie Philostr. V. Apoll. 6, 11. , wo- mit wenigstens der haͤufigen Vorstellung von einer ge- suchten Ambiguitaͤt dieser Orakel widersprochen wird. Ueberhaupt aber mußte dieses Institut sehr an Wuͤrde des Charakters verlieren, als es sich herabließ, die verfaͤnglichen Fragen, mit denen Kroͤsos die Grie- chischen Orakel versuchte, auf Schleichwegen zu loͤsen, um der reichen Geschenke und Spenden willen, mit de- nen der Lydermonarch Tempel und Stadt bedachte. Ein Grieche haͤtte es in fruͤherer Zeit nicht gewagt, 22 * dem Heiligthume anders als mit dem groͤßten Zutrauen zu nahen, das fast den ganzen politischen Zustand des Landes geordnet, die Colonien geleitet, die Gottesfrie- den gestiftet, Lykurgs Gesetzordnung eingefuͤhrt u. s. w. Da hatte der Gott meistentheils nicht zu sagen, was geschehen wuͤrde, sondern was geschehen sollte, und verkuͤndete oft ein nicht von ihm unabhaͤngiges, sondern durch seine Spruͤche selbst herbeigezogenes Schicksal. Insonderheit waren alle Dorier in einem gewissen Un- terthanenverhaͤltniß zum Pythischen Tempel; und so lange dieser Stamm das Principat von Hellas hatte, galt die μεσόμϕαλος ἑστία mit dem ewigen Feuer S. Hom. Hymn. 24. Aesch. Choeph. 1037. Curip. Jon 474. Plut. Numa 9. zu Pytho in der That fuͤr das Prytaneion und den religioͤsen Mittelpunkt des ganzen Hellenenvolkes vgl. Platon Rep. 4. p. 179, 7. Gesetze 6. p. 428, 12. Bekk. . 9. Uebrigens wurde im alten Griechenlande keines- wegs alle Weissagung von Apollon abgeleitet, sondern nur solche, die aus einer Seelenerleuchtung und See- lenerhebung hervorgeht, welche das in hohem Sinn Ge- dachte auch aͤußerlich als nothwendig postulirt. Jener schwaͤrmerische Seelenzustand, in den kuͤhle Grotten mit ihren rinnenden Waͤssern, toͤnendem Wiederhall, rau- schendem Luftzuge das empfindsame Gemuͤth der Vor- welt versetzten, wurde dagegen von den Nymphen ab- geleitet, und die Bakiden, welche als ντμϕόληπτοι erscheinen, haben so wenig mit Apollon gemein, als die Σεληνιακοί, unter denen Musaͤos genannt wird Auch die Traumweissagung setzt Eurip. (Iphig. T. 1264.) der Weissagung Ap. entgegen, und deutet dar- auf den Kampf von Gaͤa und Phoͤbos. . Von der Divination aus Beobachtung werden nur hie und da einzelne Zweige, mehr zufaͤllig als nach einer bestimmten Regel, auf ihn bezogen Dagegen alle eigentliche Mantik aͤlterer Zeit, nach Paus. 1, 43, 3. , wie die Blitzdeutung S. oben S. 240. , die Vogelschau Hymn. Hom. 3, 213. 544. Sophokl. Oed. T. 965. Alexander Δελφικὰ bei Steph. B. Παϱν. Paus. 10, 6, 1. vgl. Plin. 7, 57. , die Opferweissa- gung μάντεις Πυϑικοἰ beim Opfer, Eurip. Andr. 1107. 1116. vgl. oben S. 235. 253. , die Deutung aus Loosen, die indeß als eine untergeordnete Gattung auch wieder von ihm verschmaͤht und zuruͤckgesetzt, oder dem Hermes verliehen wird Hom. Hymn. 3, 552. Kallim. Ap. 45. Schol. Etym. M. 455, 51. Anecd. Bekker p. 265. Zenob. 5, 75. Steph. B. Θϱία, vgl. Hesych in der dunkeln Glosse Θϱιώ, und das Vasenge- maͤlde bei Millingen Div. peint. 29. Κλήϱους zu Delphi erwaͤhnt auch Plut. Εἰ 16. — Von Lobecks Abhandl. de thriis Delph. kenne ich nur den Titel. Auch ἀλευϱόμαντις Ἀπ. Hesych. — Nur als Curiositaͤt ist die Genealogie anzufuͤhren, wonach The- misto, Tochter des Hyperboreer-K. Zabios, von Ap. den Galeos gebiert, bei Steph. B. Γαλεῶται. Die Galeoten sind Dorische Zeichendeuter Siciliens (Philistos bei Cic. de div. 1, 20. Aelian V. G. 12, 46. Klem. Alex. Str. 1. p. 334. Sylb. Hesych), die von den Eidechsen den Namen haben, die auch die Jamiden bei der Weissagung anwandten. Paus. 6, 7, 14. . Verbinden wir den gewonnenen Begriff von Apol- lons Weissagung mit dem Vorigen: so finden wir aller- dings eine leichte und einfache Anreihung desselben. Apollon unterwirft als goͤttlicher Heros jegliches Wi- derstrebende einer goͤttlichen Ordnung und einem hoͤhern Gesetze; hoͤhere Ordnungen und Gesetze sind es auch, die er als Prophet des Zeus ausspricht. Auch durch diese soll uͤberall Ruhe, Klarheit, Harmonie bewirkt und hergestellt, und das Hindernde und Stoͤrende ent- fernt werden. Der Elaube an eine Gesetzmaͤßigkeit, deren Vollstrecker Apollon sei, lag aller Weissagung bei diesem Cult zu Grunde. 10. Hieran knuͤpft sich eine verwandte Frage: warum und inwieweit auch die Musik zu den Ehren- aͤmtern (τιμαῖς) des Apollon gehoͤre. Aus den Dich- tern muß man nicht zu viel schließen. Bei den Aeltern bildet er auf der Kithar (Phorminx) spielend oft den Mittelpunkt eines singenden und tanzenden Musen- Chors Il. 1, 602. Hesiod Schild 200. vgl. Heinrich. So auch auf dem Kasten des Kypselos mit den Versen bei Paus. 5, 18, 1. und bei Pind. N. 5, 24. , an deren Stelle im Hymnus auf den Pythi- schen Gott zehn Goͤtterfrauen gesetzt sind, unter denen Ares und Hermes wie die Kretischen κυβιστητῆρες um- herspringen, waͤhrend Phoͤbos in schoͤngewebtem Ge- wande zugleich spielt und mit schnellem Schwunge der Fuͤße tanzt: denn auch als Taͤnzer wird der Gott ge- dacht, wie bei Pindar: Tanzgott, Koͤnig der Mahlesfreude, bogenbewehrter Phoͤbos Fragm. Boͤckh 115. — Man sieht den Knaben Ap. selbst um den Dreifuß tanzend auf einer Muͤnze von Kos (Mionnet 3. S. 401.) . Aber aus dieser dichterischen Zusammenstellung darf man keinesweges auf Einheit oder Verbindung der Musen und des Apollon im Cultus schließen, welche durchaus nicht nachweisbar ist: vielmehr hat der Dienst der erstern eine ganz andere Geschichte Bd. 1. S. 381. und andere Lokale als der letztere. Auch ist der Gott bei den aͤl- teren gar nicht, wie es die Musen sind, Vorstand der Dichter, und wird nie angerufen, um dichterische Be- geisterung zu verleihn: nur die Kitharisten sind unter seiner Obhut. Die Kithar war sein Attribut auf vie- len alten Standbildern S. z. B. Athen. 14. S. 636 e. — Daher Κίθαϱος Fisch des Ap. Apolld. Fr. S. 395. H. , wie auch auf Delphischen Muͤnzen, sie ist sein altes Eigenthum; die dumpfer toͤ- nende Lyra mit dem gewoͤlbten Schallboden hat er erst von dem erfinderischen Hermes erhalten Hom. Hymn., wo aber die Lyra schon mit der Kithar (die siebensaitig V. 64. also nach Terpandros) oͤfter verwechselt wird. Vgl. Apolld. 3, 10, 2. wo Ap. von Hermes auch die Syrinx er- haͤlt, Eratosth. Katast. 24. Die Aeolischen Λυϱικοὶ liebten den Mythus, daher oͤfter bei Horaz. , und sie ist ein minder gewoͤhnliches Instrument in seinen Haͤnden. 11. Warum aber Apollon die Kithar schlaͤgt? Sicher aus keinem andern Grunde, als weil Kitharmusik seit uralter Zeit mit seinem Dienste verbunden war: und dies war sie wieder, weil sie ruhige und einfache Har- monie auszudruͤcken am geeignetsten schien; denn eine feierliche Ruhe und Stille der Seele sucht, wie wir vielfach bemerken, der Apollinische Cultus uͤberall her- vorzubringen. Am schoͤnsten redet Pindar von dem Gotte, der die Kitharis erfand, und die Muse ertheilt wem er will, um friedliches Gesetz in das Herz einzufuͤhren P. 5, 63. . Darauf deuten auch die goldenen Keledonen, die nach desselben Dichters Frgm. Paͤan. 2. Boͤckh. Er- zaͤhlung vom Dache des ehernen Tempels zu Delphi herabhingen; sie sollen ohne Zweifel die den Sinn be- zaͤhmende und besaͤnftigende Gewalt des Gottes anzei- gen. Besonders mußte dies die Absicht der Musik sein, wenn sie bei καθαϱμοῖς und wenn sie als ἐπῳδὴ ge- braucht wurde, wo Leidenschaften zu beschwichtigen und Schmerzen zu stillen waren; und grade dies war eine der wichtigsten Anwendungen derselben in alter Zeit Der vielfache Gebrauch der Musik in der Medicin der aͤltesten Zeit ist gewiß nicht blos Aberglaube; so hat Ap. als Kitharist und als ἰατϱόμαντις (Aesch. Ἱκετ. 261. Eumen. 62.) nah verwandte Aemter. . Chrysothemis, ein alter Pythischer Saͤnger im My- thus, heißt darum Sohn des Tarrhaͤischen Suͤhnprie- sters Karmanor Paus. 10, 7, 2. Nach Schol. Pind. P. Argum. 3. ist er selbst der καϑαϱτής. ; wie auch der Kretische Dichter Tha- letas durch Musik das von Krankheit heimgesuchte Sparta reinigte und beruhigte Plut. de mus . 42. . So wandten ferner die Pythagoreer, die den Apollon mit besonderer Vor- liebe verehrten, die Musik an: als ἐπῳδὴ zur Besaͤnf- tigung der Leidenschaft, als Stimmung des Geistes zur Harmonie, als Arznei des Koͤrpers und Gemuͤths. Darum zogen sie die Kithar bei weitem der Floͤte vor Diog. L. 8, 24. Jamblich Pyth. 26 Ua. , in deren Ton nach griechischen Begriffen etwas Aufre- gendes, Wildes und zugleich Duͤsteres lag, und eben dies ist der Grund, warum Apoll die Floͤtenmusik seit alten Zeiten haßt und verschmaͤht Darum durfte auch wohl in den Tempel des Ap. Sohns Tennes kein Floͤtenspieler eintreten, Diod. 5, 83. : worauf sich sein Streit mit Marsyas, dem Phrygischen Silen und Floͤ- tenspieler bezieht, dessen schlauchaͤhnliche Haut, die ihm der strenge Sieger abgezogen, sich immer noch zu Ke- laͤnaͤ nach Sage der Einwohner beim Floͤtentone sanft und freundlich bewegte Der reiche Mythus und die vielen Bildwerke, die sich darauf beziehn, sind bekannt. S. besonders Boͤttiger in Wielands Att. Museum 1. S. 285. Visconti Mus. Pio Cl . 5, 4. Millin Vases 1. pl . 6. Die Darstellung bei Tischb. 4, 6. zeigt Phrygisches, die 1, 33. und bei Millingen 6. Delphisches Lokal. . Die Floͤte ist aber uͤber- haupt kein altes Instrument unter den Hellenen; Ho- mer kennt sie blos bei den Troern Il. 10, 13. Die Stelle 18, 495. kann nicht fuͤr gleich alt gelten. Vgl. Eust. und Schol. Villois. ; hernach begleitete sie in Griechenland zwar den Komos, den schwaͤrmen- den Festzug Hesiod. Schild 281. , aber die Kithar behielt lange allein die Leitung des Chors; noch im Jahrhundert des Alkman kamen die Floͤtenspieler meist aus Kleinasien, und ihre Namen (Sambas, Adon, Telos) Athen. 14. S. 624. b. Welcker zu Alkman S. 6. fr. 86. — Die Troͤzenier nannten die Musen Ἀϱδαλίδες und einen Hephaͤstos - Sohn hatten daher oft etwas Barbarisches und Sklavisches. Am meisten ge- fiel diese Musik in den Orten der Dionysos-Verehrung, daher besonders in Boͤotien; noch wesentlicher gehoͤrt sie zum Cultus der großen Goͤttin und des Phrygischen Pan S. besonders Marm. Par. ep . 10. und die Erkl. , daher Pindar, der das Floͤtenspiel erblich uͤbte, ein Sacellum der Goͤttermutter und des Pan weihte Boͤckh zu Pind. Fr. p. 292. . — Als sie nun aber in Griechenland allgemein gewor- den war, konnte sie doch auch von einem so beruͤhmten Sitze der Musik, als Delphi war, nicht ausgeschlossen bleiben, und Apollons Ohren wurden minder fastidios gegen sie. Zwar Alkman und Korinna sind fuͤr die Kunst zu eingenommen, jener als Lyder, diese als Boͤoterin, wenn sie den Gott selbst Floͤte blasen lassen Alkm. Frgm. 38. Wlck. Plut. de mus. 14. . Indeß war doch damals wirklich das Floͤtenspiel selbst in heilige Darstellungen des Delphischen Dienstes auf- genommen; man hatte unter dem Namen des Olympos, eines Phrygischen Tonkuͤnstlers (zur Zeit Terpanders), eine Trauermusik auf Pythons Tod zur Floͤte in Lydi- scher Tonart Aristoxenos bei Plut. 15. Derselbe Musiker com- ponirte auch den νόμος πολυκέφαλος zu Ehren des Ap. Plut. 7. Boͤckh Expl. ad. Pind. P. 12. p. 345. , die wahrscheinlich einen Theil jener dramatischen Auffuͤhrung bildete; auch bei dem Zuge nach Tempe, zu Prosodien, und zum Pentathlon bei den gymnischen Spielen ertoͤnte dies Instrument Plut. de mus. 14. — Paus. 5, 7, 4. 17, 4. τὸ Πύθιον, Athen. 12, 538 f. ; eine eigne Gattung der Floͤte erhielt von dem Gebrauch Ardalos als Floͤtenerfinder und ersten Priester desselben (Paus. 2, 31, 4. Plut. de mus. 5. VII. Sap. 4. Steph. Byz. Ἁϱδαλ. He- sych s. v. ): dies ist wahrscheinlich der Gott der Solymer Ἄϱσαλος (Plut. def. or. 21.) der aus der Troͤzen. Colonie Halikarnaß (S. 104.) mit andern Diensten (Paus. 2, 32, 6.) heruͤber kam. bei Paͤanen den Namen der Pythischen oder voͤlligen (τέλειοι αὐλοὶ), Aristid. de mus. 2. p. 101 Meih. . Doch wur- den wieder aulodische Auffuͤhrungen in lyrischen und elegischen Maaßen, nachdem man sie ein einziges mal angehoͤrt hatte, von den Pythien ausgeschlossen, weil sie einen zu duͤstern Eindruck gemacht Paus. 2, 22, 9. . Denn uͤber- haupt ist das Duͤstere, Traurige, weichlich Klagende, wie dem Dienste des Gottes uͤberhaupt, so seiner Tem- pelmusik fremd und zuwider, die in ernsten und maͤnn- lichen Toͤnen eine heitere Ruhe und Ordnung uͤber den Geist auszubreiten strebt. 12. Aus diesem Gesichtspunkte werden wir auch die wunderliche Nachricht von dem Wettstreite Apollons mit Linos, und wie er diesen als Ueberwinder toͤdtet Paus. 9, 29, 3. Philochor. bei Eust. Il. S. 1163, 57 Rom. , verstehen lernen. Was Linos eigentlich sei: muß ich mir erlauben mit wenig Worten anzudeuten, ohne den Gang der Forschung ausfuͤhrlich darzulegen. Der Ge- genstand des Gesanges Λίνος ist urspruͤnglich ein Gott jener Naturreligionen, die den steten Tod alles bluͤ- henden Lebens so ergreifend darstellen, dem Narkissos (dem Erstarrten) nahe verwandt: man zeigte zu The- ben und zu Argos sein Grab, und an letzterem Orte beklagten ihn Frauen und Jungfrauen im Monat Ar- neios als einen unter Laͤmmern erzogenen und von Hun- den zerrissenen Knaben Konon 19. Paus. 2, 19, 1. (sein Grab im Tempel Ap.) vgl. Properz 2, 10, 8. ϑϱῆνος Ἀϱγεῖος. Aristid. Eleus. S. 259. Apoll ist nur sein po ë tischer Bater (Apolld. 1, 3, 2. Theokrit, Eust.), aber die Mutter Psamathe und der Bruder Psamathos muͤssen etwas bedeuten. , womit ein Fest Arnis oder Kynophontis zusammenhing, an dem man eine Menge von Hunden oͤffentlich todt schlug Konon a. O. Athen. 3, 99 f. ; offenbar bedeutet der Hund, wie oͤfter in alter Mythologie, den Sirius, und uͤberhaupt die Gluthitze des Sommers, die aller Vege- tation u. allem zarteren Leben der Natur ein Ende macht. Der Gesang aber, der den fruͤhen Tod des vielgelieb- ten Hesiod bei Eust. a. O. Kindes beklagte, wurde mit leiser gedaͤmpfter Stimme zur Kithar gesungen, und in Homerischer und Hesiodischer Zeit gern gehoͤrt Il. 18, 569. Eurip. bei Athen. 14, 619 c. , obgleich damals schon mit ermaͤßigter Trauer und vielleicht blos als ein sanf- tes Adagio; doch muß er auch nachher noch einen vor- herrschend traurigen Charakter gehabt haben, wie die Namen Αἴλινος und Οἰτόλινος beweisen vgl. Stanley zu Aesch. Agam. 123. Der eigentliche Name war vielleicht οἶτος Λίνου, der Anfang αἲ Λίνε. ; besonders sangen ihn die Landbauer (gewoͤhnlich Ureinwohner) gern und oft Pollux 1, 1, 38. vgl. Il. a. O. . Das alte Griechenland kam in dieser Hin- sicht mit dem Kleinasiatischen Orient uͤberein, wo solche religioͤse Klaglieder nach den Landschaften ver- schieden, aber uͤberall mit demselben Grundtone sich wiederfinden Barbari- sche Αἴλινοι bei Eurip. Or. 1402. : der Klagesang der Dolionen Sch. Apoll. 1, 1133. ; der Hylas an den Quellen im Lande der Myser und Bi- thyner Bd. 1. S. 293. , (ziemlich einerlei mit dem Mysion) Aesch. Pers. 1059., (wo es eine eigne Trauermelodie zu einem klaͤglichen Chorgesange ist) Schol. Eust. zu Dion. P. 791. ; der schoͤne Bormos, dessen Wassertod die Landleute der Mariandynen um Sommersmitte zur einheimischen Lan- desfloͤte sangen Aesch. Pers. 941. Schol. Eust. a. O. Pollux 4, 7, 54. ; der Lityerses, den die Phryger zu Kelaͤnaͤ, in Marsyas Heimat, jaͤhrlich zur Erndtezeit beklagten Schol. Theokr. 10, 41. Apostol. 12, 7. Hesych, der s. v . Μαϱιανδ. ϑϱῆνος den Lityerses mit diesem ver- ; das schwermuͤthige Karikon auf Phrygi- schen Floͤten gespielt Poll. 4, 10, 76. ; weiterhin der Gingras oder Adonisgesang, und das Pelusiotische Ackerlied Mane- ros, das schon Herodot mit dem Linos verglichen hat 2, 79. vgl. Klearch bei Hesych. Pollux a. O. . Ja in Kypros erneuert sich gewissermaßen der Kampf der entgegengesetzten Sangweisen, nach der Sage, daß Kinyras, der Aphroditenpriester und Erfinder klagen- der Adoniasmen, gleich Marsyas und Linos, im Wett- streit von Apoll uͤberwunden und erschlagen worden sei Eust. Il. 1. V. 20. Der Name Kinyras ist griechisch zur Aehnlichkeit von κινυϱὸς umgemodelt. Daß ihn Ap. liebt, (Pind. P. 2, 16. vgl. Schol. Theokr. 1, 109.) bezeichnet ihn blos als musikliebend. . So sehen wir also den Gott, der ein Vorstand ist einer strengen, einfachen, ruhigen Hellenischen Musik, im Kampfe mit dem leidenschaftlichen, bald unruhig bewegten, bald erschlafften Geiste, den eine entgegen- gesetzte Naturreligion, die das menschliche Gemuͤth vom Schwindel orgiastischer Freude in die Tiefen aufgeloͤsten Schmerzes zu stuͤrzen liebt, auch in den Anfaͤngen der Musik darlegt, und finden auch hier eine voͤllige Har- monie aller einzelnen Erscheinungen mit den Haupt- prinzipien. — Wenn wir dadurch schon auf den Cha- rakter des musischen Cultus in den Tempeln Apollons im Allgemeinen hingewiesen haben, so werden wir eine genauere Kenntniß davon durch Unterscheidung der ein- zelnen Arten desselben gewinnen. 13. Eine uralte Art des Gesanges, mit der nach der Sage schon Chrysothemis der Kreter und Philam- mon wettstreitend zu Delphi auftraten, war ein gleicht, daher bei den Schol. Aesch. Hyagnis Schuͤler des Marian- dynos. Hymnus an Apollon Paus. 10, 7, 2. Vom Alter der musischen Kaͤmpfe zu Delphi Plut. Sympos. 2, 4, 1. p. 83. Demetr. Phaler. (oben S. 331, 1.) Philostr. Ap. Tyan. 6, 10. , den man fich in altdorischem Dialekt abgefaßt und einfach zur Kithar gesungen den- ken muß. In Betreff der musischen Auffuͤhrung heißt derselbe zugleich Kitharodischer Nomos Proklos bei Phot. Χϱυσόϑεμις ὁ Κϱὴς πϱῶτος στολῇ χϱησάμενος ἐκπϱεπεῖ καὶ κι- θάϱαν ἀναλαβὼν εἰς μίμησιν τοῦ Ἀπόλλωνος μόνος ᾖσε νόμον . , dessen Er- findung, weil er dem Cultus besonders eigenthuͤmlich war, auf den Gott selbst zuruͤckgefuͤhrt wurde Suid. νομ. κιθαϱ. . Auch in Delos hatte man Nomen, die man von einem an- dern Repraͤsentanten alter Hymnendichtung, dem Olen, ableitete, die zum kyklischen Chortanze gesungen wur- den Kallim. Del. 304. vgl. Apoll. Rhod. 1, 537. . Der gemeinsame Charakter aller war Ruhe und Gemessenheit Prokl. a. O. , das Versmaaß ehemals nach be- stimmtem Zeugnisse durchaus hexametrisch Plut. de mus. 4. aus Timotheos. ; womit sehr wohl uͤbereinstimmt, daß man den Ursprung des Hexameters uͤberhaupt von Pytho ableitete S. die Stellen bei Fabrie. 1. S. 207. 210 Harl. Auch versus Deliacus, wenn bei Atil. Fortunat. p. 2690. Putsch nicht zu corrigiren. Auch zu Milet hatte man alte hexametrische Hymnen, angeblich von Branchos, auf Ap. und Zeus, Terent. de metr. 5. 165. vgl. Klem. Alex. Strom. p. 674. . In der Nachricht, daß der alte Hymnod Philammon Jungfrauen- Choͤre um den Altar gestellt habe, die die Geburt der Leto und ihrer Kinder in lyrischen Maaßen (ἐν μέλεσι) besangen Herakl. Pont. bei Plut. 3. vgl. Schol. Od. 16, 432. Synkell. Chronogr. S. 162. Fabric. 1. S. 214 Harl. , scheinen die von Terpandros, dem Lesbi- schen Lyriker, ausgebildeten und variirten Philammo- nischen Nomen Plut. 5. mit den urspruͤnglichen verwechselt, da jene wahrscheinlich nach der Weise der aͤltesten Me- lopoͤen mit kuͤrzeren Versen gemischte Hexameter ent- hielten Plut. 3, 4. Doch gab es nach Proklos a. O. auch Ter- pandrische Nomen in Hexametern. , diese aber nichts als Hexameter. — Die in diesen Nachrichten genannten alten Cultusdichter, Chrysothemis, Philammon und Olen, sind uͤbrigens mit eben der Gewißheit fuͤr Dorier zu achten, wie es die Gruͤnder der Heiligthuͤmer von Tarrha, Delphi und Patara waren, denen sie besonders angehoͤren Wenn Thamyris der Thraker Sohn des Philammon heißt, Paus. 4, 33.: so ist wohl der Grund davon nur die lokale Nachbarschaft der Delpher und Par- nassischen Thraker. ; und so wird auch der Dialekt der ihnen zugeschriebenen Gesaͤnge kein anderer als der Dorische gewesen sein — wenn auch freilich eine vorhistorische Ausbildung dessel- ben zur Poesie mit den eben herrschenden — aber nicht sonderlich tief begruͤndeten — Begriffen von der Ent- wickelung der Hellenischen Dichtkunst nicht uͤbereinstim- men will. — 14. Von der Bedeutung des Paͤan als eines Dankliedes fuͤr Rettung und Befreiung ist oben das Hauptsaͤchlichste bemerkt. Was aber die Art der Auf- fuͤhrung desselben betrifft: so ist erstens aus Homer schon bekannt, daß er nach dem Opfermahl gesungen wird Il. 1, 473. vgl. 22, 391. , wenn die Becher nach der feierlichen Libation herumgegeben werden, und so geschah es eben auch in Sparta und in Athen Pla- ton Symp. 4. Philochor. bei Athen. 14, 630 f. vgl. 4, 179. 11, 503 e. aus Antiphanes. Xenoph. Symp. 2, 1. Darum τελεσίε- ϱος Hesych. . Meist fand man es bequem, ihn sitzend zu singen, doch fuͤhrt ihn im Pythischen Hymnus Apollon mit den Kretern im Taktschritte wan- delnd auf Auch in Delos sang man Paͤanen um die Altaͤre gehend, Eurip. Herc. fur. 690. ; in Sparta wurde er auch in Choͤren ge- tanzt Xenoph. Ages. 2, 17. Die Stelle Athen. 14, 631 c. ge- hoͤrt nach der richtigen Lesart nicht hierher. — Immer kommt ein ἐξάϱχων dabei vor, der das Lied mit dem Instrumente an- stimmte u. leitete. So Archiloch. 44. S. 128. Liebel. αὐτὸς ἐξάϱχων πϱὸς αὐλὸν Λἐσβιον παιήονα ( nach Terpander), V. Sophocl. μετὰ λύϱας τοῖς παιανίζουσιν ἐξῆϱχε. Vgl. die Verse von der Lade des Kypselos. S. 342. N. 1. . Im Ganzen erforderte auch er immer eine gemaͤßigte und wohlgeordnete Musik Plut. Ei 9. , wenn sie auch lebhafter sein durfte als bei dem Nomos, und dem zur Libation gesungenen, hoͤchst feierlichen, Σπονδεια- κόν Jambl. Pythag. 25. . Aber die lebhafteste und leichteste Bewegung fand unter allen Gesaͤngen des Apollinischen Cultus im Hyp- orchem statt vgl. Menander de eneom. p. 27 Heeren. , dessen Begriff kuͤrzlich der ist, daß außer dem singenden Chor, der sich im gewoͤhnlichen Reigentanz um das brennende Opfer auf dem Altare dreht, mehrere Personen dazu bestellt waren, die Hand- lung des Gedichts mit darstellenden Bewegungen und naiver Mimik zu begleiten (ὑπορχεῖσϑαι). Von dem Ursprunge dieser Tanzweise aus Kreta zeugt uns selbst Homer, indem jener Knosische Tanz, den Daͤdalos fuͤr die Ariadne in Bildwerk nachgeahmt, der Be- schreibung nach nichts als eine Art Hyporchem ist Il. 18, 590. vgl. Od. 4, 18. ; und eben darum hießen alle hyporchematischen Gesaͤnge zugleich Kretische Sosib. bei Schol. Pind. P. 2, 127. und Simonides bei Athen. 5, 181 b. Plut. Sympof. 9, 15, behandelt von Boͤckh zu Pind. Fragm. S. 597. . Von da kamen sie in alter Zeit nach Delos, wo noch zu Lukians Zeit das Umherirren der Goͤttin und Insel, und das endliche Rasten und Feststehn beider hyporchematisch dargestellt wurde de salt. 16. . Ich meine auch, daß dabei vorkam, was im Hymnus auf den Delischen Apoll zur Bezeichnung eines Jung- frauengesangs der Insel angefuͤhrt wird, daß sie aller Menschen Stimmen und Taktschlagen (κρεμβαλιαστὺν) vorstellten; man flocht vermuthlich eigenthuͤmliche Tanz- weisen mannigfaltiger Voͤlker ein, zu denen die krei- ßende Leto auf ihrer Wanderung gekommen. Auch je- ner possenhafte und zugleich verwickelte Tanz Γέρανος, den Theseus zuerst mit seinen Schiffern um den Horn- altar zu Delos getanzt haben soll Vgl. Plut. Thes. 21. Kallim. Del. 317. mit Spanh. Der Anführer γεϱανουλκὸς Hesych; es kamen dabei Schlaͤge vor, daher der Δήλου κακὸς βωμὸς Hesych; παϱαλλάξεις καὶ ἀνελίξεις, Dikaͤarch bei Plut.; in einfacher Stellung war es ein Halbkreis mit Hegemonen an beiden Fluͤgeln, Pollux 4, 4, 101. , hatte vermuthlich einiges Hyporchematische. — Was den Rhythmus dieser Darstellungen betrifft: so kann nur soviel mit Gewißheit gesagt werden, daß der Hexameter von je- her gaͤnzlich ungeeignet war, ihren leichten und froͤhli- chen Charakter Athen. 14, 630. vgl. die erhaltenen Fragmente Pindarischer. zu bezeichnen. Aber die bestimmtere und kunstgemaͤßere Ausbildung verdanken Hyporchem und Paͤan wohl erst den Dorischen Musikern, Xenodam von Sparta und Thaletas von Elyros in Kreta Plut. de mus. 9. 10. Schol. Pind. P. 2, 127. — Daß Hyporchemen in Sparta einheimisch waren, sieht man aus Pind. Frgm. 8. p. 603 Bh. ; und durch diese kam auch das Metrum Creticum sive Paeonicum bei diesen Gattungen in allgemeineu Ge- brauch, dessen Name das Ausgehn von Kreta und die Anwendung beim Paͤan unwidersprechlich bezeugt Plut. 10., wo fuͤr ΜΑΡΩΝΑ καὶ Κϱητικὸν ῥυϑμὸν wohl ΠΑΙΩΝΑ zu schr. — Ich folge uͤbrigens hier der von Boͤckh aufgestellten, auch geschichtlich sich bestaͤtigenden, Theorie uͤber das Genus Paeonicum . . Die Kretiker sind ein incitates, kraͤftiges, feuriges und dabei doch gefaͤlliges und keinesweges arrhythmisches Maaß (ἁβρόν τι μέλος bei Bakchylides), welches sich fuͤr rasche Bewegung besonders eignet. So ließ man also an Apollinischen Festen neben jener ernsten und feierlichen Musa auch eine froͤhliche und spielende zu: obgleich man ohne Zweifel das Weichliche und Matte mancher Jonischen und Asiatischen Rhythmen und Sang- weisen standhaft verschmaͤhte. So umspielte die Apollinischen Feste uͤberhaupt, abgesehn von jenen Besaͤnftigungs-Caͤremonien, ein hei- terer Glanz und eine gesellige Freude, und es uͤberwog die Idee des siegreichen, versoͤhnten und huldreichen Gottes jede andere. Darum trug der Gott auch in alten Standbildern zu Delphi Pind. O. 14, 12. Schol. und Delos Hier war ein uraltes Bild nach Plut. de mus. 14., welches Tektaͤos und Angelion nach- gebildet zu haben scheinen, (Paus. 9, 35, 1. zu emendiren aus Philostr.) von deren Werk vielleicht die Gemme bei Millin Galérie mythol. p. 33, 474. ein Bild giebt. Vgl. Marrob. Sat. 1, 17. Die Chariten hatten Kithar, Floͤte und Syrinx in Haͤnden. — Ein andres altes ξόανον zu Delos leitete man von Erysichthon ab. Plut. Frgm. 10. p. 291. H. die Cha- riten auf der Hand, die ja besonders oͤffentlichen Fe- sten durch Tanz, Musik und Mahlesfreuden Glanz und Reiz verleihn Bd. 1. S. 182. wo zur Bemerkung, daß die T. der Chariten oft auf Maͤrkten stehn, noch Aristot. Eth. Nic. 5, 5. mit der Anm. von Zell zuzufuͤgen ist. Vgl. auch Panyasis Frgm. 1, 14. 18. bei Brunck. . 15. Wir haben bis jetzt die Erwaͤhnung zweier großen Nationalfeste vermieden, die Sparta dem Hauptgotte des Stammes zu Amyklaͤ feierte Auch die Hyakinthien im Amyklaͤon, Str. 6, 278. Hyak. S. des Amyklas und der Diomede T. des Lapithas (vom nahen Lapithaͤon genannt), Apolld. 3, 10, 2. Den Amyklas nennt statt des Hyakinth Sim- mias v. d. Monaten bei Steph. Ἀμυκλ. , der II. 23 Hyakinthien und Karneen: aus dem Grunde, weil sie uns nicht eigentlich Apollinisch scheinen. Daß der Cult des Apollon Karneios, an den sich beide anschlie- ßen, aus Theben stammt, von wo er durch die Aegi- den nach Amyklaͤ verpflanzt wurde, haben wir schon fruͤher aus historischen Nachrichten dargethan Bd. 1. S. 327. Durch die Aegiden kam auch der Monat Hyakinthios (Castelli Proll. 12. p. 74.) nach Sicilien. : hier wollen wir aus den Symbolen und Gebraͤuchen dessel- ben deutlich zu machen suchen, wie er auch seinem Cha- rakter nach mehr in altgriechischer Demeterreligion als in der Apollinischen wurzelt. Der Juͤngling Hyakin- thos, den Apollon Karneios Hyak. selbst Καϱνεῖος bei Koluth. V. 237. unvorsichtiger Weise mit dem Diskus auf das Haupt trifft, hat seinen Namen ohne Zweifel von der Blume, (einer dunkelfarbigen Iris- art), die auf mannigfache Weise in alter Symbolik zur Andeutung von Tod und Untergang dient; und der Mythus von seinem Tode giebt sich sonach deutlich als ein Fragment alter Naturreligion. Nun ist es aber besonders der Demetercult, in dem die Blume Hya- kinthos in diesem Sinne vorkommt; wie sie z. B. unter dem Namen Κοσμοσάνδαλος der Chthonia zu Hermione heilig war Paus. 2, 35, 4. . Weiter fuͤhren die alten Bildwerke, mit denen das zugleich als Altar betrachtete Grab des Hyakinth geschmuͤckt war, und deren Verfertiger noch die voͤllige Kenntniß der Cultusidee inne gehabt zu haben scheinen. Man sah hier Demeter, Kora, Ha- des, und die Kadmeer Dionysos, Semele, Ino; den Hyakinthos selbst aber mit seiner Schwester Polyboͤa als Juͤngling und Jungfrau zusammen dargestellt 3, 19. vgl. 4, 33, 5. . Po- lyboͤa ist sicher von der Kora wenig oder gar nicht ver- schieden vgl. Hesych Πολύβοια. , die der Hermioneer Lasos Meliboͤa nannte. Dazu kommen nun noch das Todtenopfer und dle Trauer- gebraͤuche des ersten Tages Ein Todtencult war ja auch den Attischen πάϱϑενοι ῾ϒακινϑίδες geweiht. , die sonst Apollinischen Festen fremd sind, naͤchtliche Festzuͤge Eurip. Helena 1490. und manche andere vereinzelte Spuren Cerealischer und Dionysi- scher Symbole Epheukraͤnze an den Hyakinthien nach Aristot bei Macr. S. 1, 18. Daher vielleicht der Κισσεὺς Ἀπ. des Aeschyl. bei Macr. 1, 18. vgl. Classic. Journ. 19. p. 111. , die sich bei aufmerksamer Betrach- tung leicht von den Apollinischen unterscheiden lassen. Auch die Zeit des Festes ist abweichend. Es trifft nach dem laͤngsten Tage in den Spartanischen Hekatombeus, der mit dem Attischen Hekatombaͤon gleichzeitig ist Hierin ist Manso Th. 3, 2. S. 201. mit Recht Dodwell beige- treten, dessen Gruͤnde auch mich uͤberzeugen. , in die Zeit, wenn man auf Bithyniens Bergen den Hylas ruft, und jedes zarte Leben das schmachtende Haupt senkt. Auf die Hyakinthien folgten im naͤchsten Monat, wie es scheint, die Karneen, die ebenfalls dem Amy- klaͤischen Gotte galten. Allein in diesen scheint gerade Dorische Religion das Uebergewicht erhalten, und die Natursymbolik, die im Hyakinthienfeste am Tage liegt, verdraͤngt zu haben. Die Karneen waren, nach Allem was wir wissen, durchaus ein Kriegerfest, und in der Bedeutung den Attischen Boedromien vergleichbar. Auf Naturleben deutet nichts darin, wenn nicht dunklere Ceremonien des Agetes und der Karneaten Hesych: Στα- φυλοδϱόμοι τινὲς τῶν Καϱνεατῶν παϱοϱμῶντες τοὺς ἐπὶ τϱύγῃ. Abweichend das Lex. Rhet. p. 205. Bekker. — Ob die ἄλυϱοι ὕμνοι auf Alkestis (Eurip. Alk. 462.) einen Bezug auf Re- ligion (oben S. 320.) hatten, oder blos musisches Agonisma wa- ren, lasse ich unentschieden. . Dies 23 * fuͤhrt uns zu der Annahme, daß bei der Vereinigung des Amyklaͤischen Aegidencults mit dem Dorischen Apol- lodienst zu Sparta die Hyakinthien mehr von dem Ei- genthuͤmlichen des erstern behalten, die Karneen mehr von dem Charakteristischen des letztern angenommen haben, obgleich die Gottheit beider voͤllig vereinigt war. Dabei laͤugnen wir nicht, daß gerade Goͤtter- dienste von so verwickelter Bildungsgeschichte uͤberaus schwer auf einfache Grundideen zuruͤckzufuͤhren sind, und finden nur darin eine Entschuldigung dafuͤr, daß in den obigen Auseinandersetzungen von den beiden Festen so wenig Rechenschaft gegeben worden ist. 16. Zuletzt kann auch aus den Darstellungen des Apollon in der bildenden Kunst , namentlich den aͤlteren, unsere Kenntniß der dem Cultus zum Grunde liegenden Ideen und Empfindungen ergaͤnzt und begruͤn- det werden; und nur in sofern, nicht als Produkten kuͤnstlerischer Thaͤtigkeit, widmen wir denselben eine fluͤchtige Betrachtung. — Apollon war vornweg recht eigentlich fuͤr bildende Kunst erschaffen. Weil er wenig Beziehung auf Naturleben und in seinem Wesen nichts Mystisches hat: konnte die Kunst fruͤhzeitig im Aus- druck seines Charakters eine gewisse Bestimmtheit er- reichen, und sich selbst ein Genuͤge thun. Denn nicht blos in der poëtischen Ausbildung, sondern auch in den sich zunaͤchst an den Cultus anschließenden Mythen ist Apollon ein vorzugsweise menschlicher Gott, und in seinem Thun und Leiden mehr als ein anderer mit den Heroen verwandt. So ist nicht unwahrscheinlich, daß das Ideal der beiden Letoiden, in denen sich ruͤstige Kraft mit musischer Ausbildung zur wahren Kalokaga- thie vereinte, der Dorischen Erziehung des Juͤnglings und Maͤdchens vor Augen schwebte; und so konnte der Kuͤnstler den Gott wieder nach der Aehnlichkeit des im Schlachtreigen wie Chortanze gleich gewandten Ephe- ben Als Epheb bringt Ap. auch den Knaben εἰς ἥβαν, Antip. Sidon. in der Anthol. Palat. 7, 743. vgl. oben S. 336, 7. Daher ihm Epheben oft das Haar weihten. darstellen. Ehe indeß die Kunst dies Ideal, wel- ches sie lange im Innern trug, aͤußerlich darzustellen die Mittel fand und das Vermoͤgen errang: halfen ihr zur Aufstellung charakteristischer Tempelbilder die vor allen andern klaren, bestimmten und bedeutsamen Sym- bole und Attribute dieser Gottheit, die sich schon in in der fruͤhesten Zeit typisch festgestellt hatten, wie Bogen, Kithar, Lorbeerzweig u. a. m. Vertrauend auf den offenen Sinn des Volkes, das an der Leiter dieser Attribute schnell zu der energischen Idee des Gottes hinanstieg, konnte auch die noch rohe Kunst es wagen, in geraden, starren, unregsamen Holz- und Steinbildern doch die Kraft und Eigenthuͤmlichkeit Apollons einigermaßen darzustellen. 17. Der einfache Cippus des Apollon Agyieus bezeichnet noch nichts Bestimmtes, sondern erinnert blos an die gegenwaͤrtige Thaͤtigkeit des schutzreichen Gottes Daß man den Ap. auch zu Pytho als einen κίων ὑψηλὸς vorgestellt, entnimmt Klem. Alex. Strom 1. p. 349. aus zwei Versen der alten Europia, die aber gar nichts beweisen; die hohe Saͤule, an die man Waffen- beute hing, war sicher nicht der Gott selbst. . Suchte man mehr Individualisirung, so lag der Ausdruck der Kraft und Gewalt am naͤchsten. Gewiß wurde die furchtbare Seite fruͤher dargestellt als die huldreiche, wenn auch beide im Mittelpunkte eins waren: aber es mußte lange dauern, ehe die — schon in der Theogonie gepriesene — reizende Schoͤn- heit des Gottes Vorwurf der Bildnerei sein konnte. Nach Pausanias zeigte das alte Bild zu Magnesia in seiner ganzen Gestalt Kraft an. Diese und zugleich die alles vernehmende Kunde wollten auch die alten Lakedaͤmonier in ihrem vierhaͤndigen und vierohrigen Apollon zu Amyklaͤ bezeichnen Κουϱίδιος genannt, Hesych s. v. Sosibios bei Zenob Spruͤchw. 1, 54. Apostol. 2, 54. . Aber das Hauptbild am genannten Orte war ein Saͤulenpfeiler, der außer dem Bogen noch Helm und Lanze trug; und von der- selben Art war die Statue auf dem Berge Thornax, der die Lakedaͤmonier das Angesicht vergoldet hatten Paus. 3, 11. Ob dies die feststehende Gestalt des Ap. Karneios (Paus. 3, 26, 5.) war? . Einen lanzenbewaffneten Apoll weiheten auch die Me- garer nach Delphi oben S. 177, 2. , und zu Tenedos sah man ihn mit der allergewaltigsten Waffe, dem Doppelbeil, ge- ruͤstet Aristid. bei Steph. Byz. vgl. Plut. Pyth. or. 12. p. 266. Apostol. 18, 28. und die Muͤnzen von Te- nedos, (Mionnet 2. p. 671.) die von Pitana Aeol. (2. p. 627 n. 722.) von Jasos (3. p. 352.) besonders die von Thyateira (Buonar. Med. ant. 9, 9.), wo Ap. und Beil mannigfach verbunden vor- kommen. , wie den Labrandenischen Zeus der Karer. Letzteren nannte man Χρυσαορεύς Str. 14. p. 660. , und so wird denn auch das Beiwort χρυσάωρ (χρυσάορος) bei Apoll urspruͤnglich, und noch in der Ilias nach dem Zusammen- hange der Stelle, 5, 509. vgl. Heyne und zu Apolld. p. 274. auf die goldene Bewaffnung gehn, wenn auch Pindar damit die gold- geschmuͤckte Kithar andeutet; ein Bakidisches Orakel aber, das der Artemis denselben Beinamen giebt, wie- derum die wehrhafte Goͤttin Pind. P. 5, 104. — Herod. 8, 77. vgl. Mitscherlich u. Ilgen zu Hom. Hymn. auf Demet. 4. Boͤckh Expl. Pind. p. 293. . — Die Kithar zeigt indeß in der Hand des Gottes auch schon ein sehr altes Re- lief, was Dodwell an einer Brunnenmuͤndung zu Ko- rinth entdeckt hat, und von dem spaͤter noch die Rede sein wird Travels 2. p. 200. pl. 7. Alcuni bassir. della Gre- cia, Roma 1812. Der Ap. auf dem Capitolinischen Puteal scheint eine, aber weit weniger alterthuͤmliche, Copie desselben Originals. Die gedrungenere Gestalt hat Ap. auch auf den Reliefs des Drei- fußraubes. ; Apoll erscheint hier, wie in allen aͤltern Darstellungen, staͤmmiger, gedrungener, maͤnnlicher, als man ihn sich zu denken gewohnt ist. 18. Fragen wir nach den einzelnen Kuͤnstlern, die als Schoͤpfer der fruͤhern typischen Apollobildungen zu betrachten sind: so finden wir daß es Kreter waren, die als die aͤltesten Bildner — wie Musiker — fuͤr den Cultus auftraten. Von Kreta kam ein altes Holz- bild des Gottes — an dem die Kunst moͤglichst wenig gethan — nach Delphi Pind. P. 5, 42. Auch von Cheirisephos, dem Kreter, zeigte man zu Tegea eineu vergoldeten Apoll. vgl. Thiersch uͤber die Kunstepochen 2. S. 25. ; ebendaher (gegen Ol. 50.) die Daͤdaliden Dipoͤnos und Skyllis, die fuͤr die Si- kyonier Bildsaͤulen des Apoll, der Artemis, des He- rakles und der Athena arbeiteten, von deren Gruppi- rung unten die Rede sein wird. Das Pythische Ora- kel nahm an ihren Bestrebungen ungemeinen Antheil, denn als sie die Eifersucht der einheimischen Kuͤnstler- zunft von Sikyon vertrieben hatte, noͤthigte es die Si- kyonier, sie zuruͤckzurufen. — Ueberhaupt zeigt dies Institut fruͤhzeitig ein großes Gefallen an Werken der bildenden Kunst, namentlich der Erzarbeit. Der un- terirdische Tempel zu Pytho, dessen Existenz mir ge- schichtlich scheint, war mit Erz bekleidet, wie mehrere Thesauren der alten Fuͤrsten von Griechenland; eine Menge von Tripoden fuͤllte Tempel und Vorhoͤfe; Kes- sel, Schalen, Becken von Erz waren wie eherne Waf- fen aus alter Zeit uͤbereinander geschichtet; Δελφικὴ μάχαιρα war Name eines eigenthuͤmlichen sehr kuͤnst- lichen Opfermessers Tryphiod. V. 643. vgl. Hymn. auf Apoll P. 355. Von der Δελφ. μαχ. als Meisterstuͤck der χαλκοτύποι, Aristot. Pol. 1, 1, 5. und bei Hesych s. v. Auch zu Tarsos hat man eine heil., in Kydnoswasser gestaͤhlte, μάχαιϱα. Plut. def. or. 41. p. 368. ; auch die bei Pindar vom Dache singenden goldenen Keledonen des Erzhauses halte ich nicht ganz fuͤr Erdichtung. — Aber aus der Schule jener Sikyonischen Marmor- arbeiter gingen Tektaͤos und Angelion hervor, welche die beruͤhmte, wahrscheinlich colossale, Bildsaͤule des Gottes zu Delos aufstellten, die auf einer Hand, wie oben erwaͤhnt wurde, die Chariten, in der andern einen Bogen trug. Und mit derselben steht auch in einiger, wenn auch entfernteren, Verbindung Kanachos von Sikyon, der einen beruͤhmten Apollokoloß, in Erz gegen Ol. 73. fuͤr das Didymaͤon Hier stand auch ein hoͤlzerner, ein ϑύϊος (wohl ϑύϊνος) Απ. Hesych. , in Holz fuͤr das Ismenion arbeitete. Wir koͤnnen uns aus den Nach- richten und mannigfaltigen Nachbildungen dieses Werks folgenden Begriff davon zusammensetzen. Der Gott erschien in maͤnnlicher Gestalt, mit breiter und starkge- gewoͤlbter Brust, viereckig an Koͤrperbau, von toroͤsen Muskeln, die Beine fast saͤulenaͤhnlich und von festem Stande, das linke wenig vorgestellt. Die gescheitelten Haare umwindet ein Band, vorn liegen sie in kleinen drathfoͤrmigen Loͤckchen uͤber der Stirn; auf jeder Schul- ter drei geflochtene Zoͤpfe; hinten fallen sie in einem breiten Busche uͤber den Ruͤcken. Das Gesicht zeigte einen den Aeginetischen verwandten Typus. Die rechte, gerade vorgestreckte Hand trug ein Hirschkalb, (ein dunkles Symbol, das wir hier noch uneroͤrtert lassen), die linke mehr gesenkte einen Bogen. Der Eindruck des Ganzen konnte kaum anders als ernst und streng sein, und mußte mehr Hoheit und Wuͤrde als Anmuth und Lieblichkeit wiedergeben “Ueber den Ap. des Kanachos” Kunstblatt 1821 n. 16. Hieraus bestaͤtigt sich auch Viscontis Conjectur, daß das Basrel. PioCl. 5, 23. den dem Didymaͤischen Ap. die Waffen des Euphorb weihenden Menelaos vorstelle; denn der Gott auf der Saͤule hat fast ganz die angegebene Gestalt. Zu den Nachahmungen dieses Ap. waͤren jetzt noch mehrere hinzuzufuͤgen. . Nicht viel verschieden dem Style nach duͤrfen wir uns den großen Apollo- koloß denken, den der um mehrere Olympiaden juͤngere Kalamis fuͤr die Pontischen Apolloniaten ohne Zweifel in Erz arbeitete, und spaͤter Lucull nach Rom brach- te Str. 7, 319 b. vgl. Plin. 13, 27. 34, 18. ; und den Apollon Alexikakos, den derselbe Meister im Anfange des Peloponnesischen Kriegs in Athen auf- stellte Paus. 1, 4, 3. ; auf keinen Fall duͤrfen wir, wie ein namhaf- ter Archaͤolog gethan Visc. PioCl. T. 1. p. 26. 7. p. 93. , bei solchen Tempelbildern an lebhafte Bewegung und die schlanken Verhaͤltnisse der spaͤtern Kunst denken. Auch der Apoll, den Kalamis Zeitgenoß, Onatas von Aegina, fuͤr die Pergamener schuf, war ein kolossales Bild, von wunderbarer Schoͤn- heit in der Koͤrperform, und wie es scheint, jugendlicher an Wuchs und Gestalt als nach dem damals herr- schenden Typus Aeginet. p. 106. — vgl. noch uͤber aͤltere Apollstatuen Winckelm. Kunstgesch. Th. 1. p. 191. Anm. Th. 3. S. 548. . — Aber was wir Apollinische Bil- dung zu nennen gewohnt sind, ist auch nicht ein Pro- dukt der naͤchstfolgenden Polykletischen oder Myronischen Schule Einen Ap. von diesem erwaͤhnt Cic. Verr. 2. l. 4, 43. , sondern sicher erst ein Geschoͤpf der spaͤtern Zeit, indem sowohl die Muͤnzen, die den Zeiten vor Alexander angehoͤren z. B. von Mitylene, Kroton, auch die von Philippos I. , als auch einzelne Koͤpfe, die auf dieselbe Kunstepoche zuruͤckgefuͤhrt werden muͤssen z. B. im Louvre n. 133. Catal. de Clarac. — nicht zwar mehr jene dem Werke des Kanachos zugeschriebenen Zuͤge, aber doch ganz andere als die beruͤhmtesten der erhaltenen Statuen, breitere Wangen, eine kuͤrzere und staͤrkere Nase, uͤberhaupt solche Formen, die die Alten quadrat nennen, darlegen. Erst in den Zeiten der Skopas, Leochares, Praxiteles, Timarchi- des, ist jener Apoll entstanden, den man einen Zwil- lingsbruder der Venus nennen kann, zu so taͤuschender Naͤhe kommen sich bisweilen die Zuͤge beider Gotthei- ten; auch der Ausdruck von Begeisterung und Ekstase, den mehrere der trefflichsten Bilder zeigen, kann wohl erst aus der Schule des erstgenannten Meisters abge- leitet werden, da die fruͤheren mehr ruhige und wan- dellose Seelenzustaͤnde als voruͤbergehende Gemuͤthsbe- wegungen zum Vorwurf ihrer Kunst machten. Aber der feine Sinn und das richtige Gefuͤhl, womit diese Kuͤnstler den Ausdruck einer Seelenerhebung ohne Be- rauschung und der Begeisterung ohne Ueberspannung auszudruͤcken wußten, ist der hoͤchsten Bewunderung werth. Ohne in die einzelnen Schoͤpfungen dieser und der folgenden Kuͤnstler einzugehn, worauf wir oben schon verzichteten, geben wir nur im Allgemeinen an, wie sich die vorhandenen Werke am besten in Classen ordnen. Fuͤr sich allein steht der Kallinikos von Bel- vedere, in dem Siegerstolz vorherrscht Eine zu Argos gefundene Bronze von derselben Stellung und Bildung erwaͤhnt Pouquev. Voy. T. 4. p. 161. Koͤpfe von großer Aehnlichkeit mit dem des Belved. Ap. kommen in mehrern Sammlungen vor, einer und der andere zeigt selbst noch großartigere Formen. ; dann folgt der vom Kampfe ausruhende, der den rechten Arm uͤber das Haupt schmiegt, den linken auf eine Saͤule stuͤtzt, und darin den so entscheidend gebrauchten Bogen oder die Kithar haͤlt, also ein Anapauomenos, den man aber, weil wirklich eine solche Statue im Lykeion zu Athen stand Lukian Anach. c. 7. Auf einer Muͤnze von Thessalonich sieht man Ap. Pythios in dieser Stellung, und zugleich dem Lorbeer in der R., Kithar neben sich, Bogen zu Fuͤßen (Mionn. N. 396.), aͤhnlich auf denen von Germe, Apollonia Mysiaͤ, Chalkedon, Kos. , “Apollon Lycien” zu nennen ge- wohnt ist; dann der Kitharode, entweder nackt in ver- schiedenen Stellungen, oder in der Pythischen Stola und einer fast theatralischen Bewegung Die Statue von dieser Art PioCl. 1. tv. 13. ist nach Viscon- tis Hypothese Copie des Palatinus von Scopas, Plin. 36, 4, 7. Am meisten liebte man diese Bildung des Musageten in Nero’s Zeit. — Eine merkwuͤrdige Statue ist die von Raffei ricerche sopra un Apolline della villa Albani beschriebene und abgebil- dete. Ap. sitzt, halbbekleidet, auf einem mit einem Fell bedeckten Tripus, und legt die R. auf den Schooß (zum Kuͤssen, wie bei Tempelbildern oft), in der L. haͤlt er eine Schlange, die Fuͤße stellt er auf die ebenfalls mit dem Fell verhuͤllte Cortina; neben dieser liegt ein Loͤwenkopf; die Haare sind mit Lorbeer umflochten und fallen in einem breiten Busch auf den Ruͤcken. Der Styl ist we- der sehr alt noch auch vorzuͤglich; aber die Darstellung singulaͤr in Vielem. . Mehr uͤber diese Classen und einzelne davon abgehende Darstellun- gen, wie des Sauroktonos, Nomios, gehoͤrt nicht hieher. 19. Wenn sich zuletzt unsere Darstellung noch so in die Breite verliert, daß sie die Einwirkung des besagten Cultus auf die geistige Entwickelung der Hel- lenen uͤberhaupt zum Thema macht: so versteht sich, daß diese eben so schwere als weitgreifende Aufgabe — besonders weil jene Einwirkung, wie die organische Aus- bildung des Cultus selbst, groͤßtentheils jenseits der Hi- storie liegt — hier nichts weniger als eigentlich geloͤst, sondern blos auf eine aphoristische Weise beruͤhrt wer- den kann. — Wir summiren nur aus dem bisher Ge- sagten die mit Apollinischen Festen verbundene Waffen- ruhe, den Gottesfrieden heiliger Orte und Straßen — den die Blutrache maͤßigenden Einfluß der Suͤhnungen — und die Idee des strafenden und raͤchenden Gottes auf der andern Seite — die entscheidende Wirkung der Orakel in der Anordnung der oͤffentlichen Verhaͤltnisse: um auf den heilsamen Einfluß dieser Religion auf das politische Leben der Hellenen aufmerksam zu machen Vgl. Ephoros bei Str. 9, 423. und Julian (bei Kyrillos S. 153) uͤber dies Thema. . Und wie der Cultus durch seine Feierlichkeit, durch die Wuͤrde und Strenge der Musik, durch alle seine Sym- bole und Gebraͤuche dem Gemuͤthe des Einzelnen jene der innern Kraft vertrauende Ruhe und Klarheit ein- zufloͤßen suchte, mit der indeß ein besonderer Auf- schwung und eine eigene Ekstase sich wohl vertrug, ist auch schon mehrmals bemerkt worden. Wie diese Ek- stase der Dichtung der Arimaspeen von Aristeas zu Grunde lag vgl. oben S. 275. Aristeas stellte sich offenbar dar als einen von Phoͤbeischer Begeisterung Er- griffenen, und darin die Ursitze seines Cultus, die Lieblingswohnung des Gottes, Suchenden. , der selbst als ἐκστατικὸς ein Gegen- stand mannigfacher Fabeln wurde die schon Pindar erzaͤhlte, Frgm- inc. 91. Bh. Ueber seine Statue zu Metapont S. 264, 4., wo- hin er den Gott selbst als Rabe begleitet haben wollte. : so druͤcken die Maͤhrchen von dem Hyperboreer Abaris , dem αἰϑρο- βάτης, der auf einem Pfeil die Welt umreitet, dieselbe auf eine ungemein naive Weise aus. Auf welchem Wege uͤbrigens sich diese Maͤhrchen gebildet, und zu- gleich eine so historische Gestalt angenommen, daß schon Pindar den Abaris als Zeitgenossen des Kroͤsos behan- delt Fr. inc. 90. In Ol. 53. setzt ihn Suidas nach dem Cod. Paris. , ist unbekannt und schwer zu errathen: es scheint, man hatte bei mehrern Tempeln des Gottes Orakel- spruͤche und Besaͤnftigungslieder, die man alter Heilig- keit wegen einem Hyperboreer, einem Vertrauten des Gottes, der zuerst ihre Wunderkraft dargethan, zu- schrieb Platon Charmid. 158 b. Lykurg g. Menesaͤchmos bei Eu- dokia Viol. p. 20. u. Nonnus ad Gregor. in Creuzer Meletem. P. 1. p. 76. ; doch loͤst sich so keineswegs der ganze My- thus auf. 20. Endlich steht der Apollodienst auch mit einem Zweige Griechischer Philosophie in einem solchen Ver- haͤltniß, daß diese in mancher Hinsicht wissenschaftlich begruͤndet und ausfuͤhrt, was jener nur fuͤr das Gefuͤhl andeutete, naͤmlich mit dem Pythagoreis- mus . Pythagoras hatte erbliche Sacra des Apollon; er zog nach Kroton, wo dieser Gott so vielfach verehrt wurde S. 264. ; er lebte meist unter Doriern, die diesem Dienste uͤberall anhingen; unter seinen Anhaͤngern wird selbst eine Delphische Priesterin, Aristokleia, genannt Fabric. Bibl. 1. S. 881. Harl. vgl. Apostol. 17, 86. — Manches dahin einschlagende in Zinserlings seltsamem aber interessanten Pythagoras-Apollon. . Man hat die Pythagorische Philosophie in neuern Zei- ten mit Recht als die Dorische zu betrachten angefan- gen: so folgte sie auch in der Politik Dorischen Grund- saͤtzen, so knuͤpfte sie sich aͤußerlich wie innerlich an Dorische Religion an: und eben das Bestreben, na- tionale Ideen und Prinzipe zu verwirklichen und herr- schend zu machen, erklaͤrt vielleicht das wunderbare Phaͤnomen der so schnell anwachsenden Macht des Pythagorischen Bundes. Im Innern dieser Philoso- phie ruht immer die Grundansicht: das Wesen der Dinge liege in dem Maaße, dem Verhaͤltnisse, der geregelten Form; alles bestehe einzig durch Harmonie und Sym- metrie; die Welt selbst sei eine Einheit aller dieser Verhaͤltnisse, ein κόσμος; dabei beachtet sie das die Form erfuͤllende, Stoffartige eigentlich wenig, das grade der entgegengesetzten Schule, der Jonischen, als das eigentlich Reale erschien. Diese Abstraktion von dem Materiellen hat aber eben die Apollinische Re- ligion auch, auch diese hebt den Begriff der Ordnung, Uebereinstimmung, Gesetzmaͤßigkeit uͤberall hervor, und setzt in diese das Wesen und Wirken der Gottheit. Die Musik war darum ein Hauptbestandtheil jener Philosophie, wie ein Hauptelement dieses Cultus, weil sie die Harmonie, die allem Sein zum Grunde liegt, am deutlichsten ausspricht; in beiden wurde durch sie besonders Besaͤnftigung und Beruhigung der Leidenschaft bezweckt und bewirkt, um dem Gemuͤthe zugleich Ruhe und Staͤrke zu verleihn. Die Produktivitaͤt der Na- tur wie die ins Unendliche hinausstrebende innere Kraft schien in beiden an sich werthlos und nichtig, und je- des Sein nur durch das richtige Verhaͤltniß zu allen andern seine Bestimmung erfuͤllend u. s. w. Denn eine eigentliche Ergruͤndung dieses Thema’s muͤssen wir ganz und gar tieferen Kennern der genannten Philosophie uͤberlassen. Artemis . 9. 1. E s ist uns hier nicht vergoͤnnt, die Religion und Mythologie der Artemis mit derselben Ausfuͤhrlichkeit zu behandeln, die wir dem Apollon widmeten. Auch erlaubt unser Zweck uns hier groͤßere Kuͤrze, da der Cultus der Artemis nicht wie Apollons in einem ei- nigen Zusammenhange steht, noch uͤberall dieselben Grundideen zeigt, also auch nicht in allen seinen An- faͤngen von Dorischer Religion abgeleitet werden kann. Sondern wie die Hellenische Mythologie uͤberhaupt die mannigfachsten und widerstreitendsten religioͤsen Anschau- ungen und Ideen in sich aufgenommen hat: so fließen auch im Namen der einen Artemis fast entgegengesetzte Reihen alten Goͤtterdienstes zusammen, die wir sondern muͤssen. Damit man aber nicht etwa meine, daß ein Mangel des Vermoͤgens der Ideenassociation uns hin- dere, “die mannigfachen Gestaltungen jener großen Goͤt- tin, die, vom innern Asien stammend, in Griechenland einwanderte, und als Mond, Waldgoͤttin, Jaͤgerin, Hebamme und Amme der ganzen Natur im Reigen Karyatischer Jungfrauen wie in den Tempeltaͤnzen zu Ephesos verehrt wurde”, in ihrer Einheit zu fassen: ist es noͤthig, ein festes historisch gegebenes Kri- terion aufzustellen, wornach ein Artemisdienst vom an- dern zu scheiden sein wird, und das außer den Sym- bolen und Ideen des Cultus liegen muß, weil deren moͤgliche oder nicht moͤgliche Verknuͤpfung ja eben pro- blematisch ist. 2. Als ein solches giebt sich sogleich der einfache Satz: Nur die mit Apollon verbundene Arte- mis gehoͤrt demselben Systeme religioͤser Ideen an — also nicht die Ephesische Goͤttin, nicht die Orthische Artemis; nicht die Tauropolos, als in deren Diensten nie Apollon als Brudergott vorkommt. Doch davon spaͤter. Hier zuerst davon, daß in allen Haupttem- peln Apollons Artemis als seine Schwester, als Theil- haberin seines Wesens und seiner Thaͤtigkeit, als eine andere Seite des Gottes angebetet wurde. So sind beide Kinder der Lato Pind. N. 6, 42. 9, 4. vgl. Hymn. Hom. 27, 14. die ἀϱὰ Ἀμφικτυόνων bei Aeschin. geg. Ktesiph. 70, 36. Απολλωνος του Πυθιου και τας Λατος και τας Αϱταμι[τος] (sic) in der großen Delphischen Inschr. der Choiseul. Samml. Auch im T. zu Kirrha war die ganze Familie, Paus. 10, 36, 7. “der hohen Pytho gleichwal- tende Beherrscher”, der Sieg uͤber Python, die Flucht, die Suͤhnung betrifft beide Oben S. 315. ; beide verehrte man auch zu Sikyon in den Pythien nebst der Mutter Pind. N. 9, 4. Auch zu Sp. Ap. Pythaeus mit Leto u. Art. zusammen, Paus. 3, 11. ; auf Kreta Chishull Ant. Asiatt. p. 133. Die Art. Knagia zu Sparta aus Kreta nach Paus. 3, 18. 3. Amnisische Nymphen der Art. Kallim. 15. vgl. oben S. 206. , Delos, Lesbos S. 335, 1. , zu Karthaͤa Antonin. Lib. 1. , im Didy- maͤon Inschr. bei Walpole Trav. p. 578. ὑδϱοφοϱος αϱτεμιδος πυθιης. , auf der Troischen Burg S. 219. , im Lykischen Dien- ste Σαϱπηδονἰα in Kilikien, Str. 14, 676. wie in dem von Metapont Hygin fb. 186. Ob die Art. zu Rhegion (Thuk. 6, 44.) von Pytho stammt (S. 260.) oder aus Euboͤa (wo man sie als Πϱοσηώα auf Artemision, als Amarynthia bei Eretria, auf dem B. Kotylaͤon, am ganzen Euripos hin, Kallim 188. verehrte), ist ungewiß. . Und wie Apollons Verehrung nach der Cultussage von den Hyperboreern stammt, so auch die der Artemis Herod. 4, 33. wo der Cult der Hyperb. Art. auch den Thra- kerinnen und Paͤonerinnen zugeschrieben wird. vgl. Tz. Lyk. 936. Der Olenische Hymnus, Paus. 5, 7, 4., ließ die Αχαιΐα aus dem Hyperboreerlande nach Delos kommen, aber Demeter Achaͤa kann nicht gemeint sein; ich schr. ΑΦΑΙΑ, wie Art. auf Aegina hieß.— Die ἀποδημίαι der Art. in der Argivischen Sage (Menander de encom. 4. p. 38. Heeren) gingen vielleicht dahin zuruͤck. ; Hyperboreische Jungfrauen bringen ihre Sacra nach Delos, deren Na- men, Arge, Opis, und nach anderen Hekaerge und Loxo S. Kallim. Del. 292. Melanopos von Kyme bei Paus. a. O. vgl. 1, 43, 4. Etym. M. 641, 56. Ueber Upis vgl. den Engl. Stepha- nus 1, 4. S. 551. , nur Epitheta der Goͤttin sind. Arge ist wohl die Schnelle, Opis (Ὦπις, Jonisch Οὖπις, verlaͤngert von ὄπις) ein ungemein charakteristischer Ausdruck des Geistes dieser Religion. Es ist damit die bestaͤndige Aufsicht und Wacht der Gottheit uͤber das menschliche Thun bezeichnet So hieß Ap. Ἐπόψιος. Hesych. , die den Menschen wieder Scheu und Ehrfurcht davor gebietet So konnte die verwandte Nemesis auch Οὖπις genannt werden, wie in der Inschr. des Herodes Attikus. , (und zwar heißt auch diese als Reciprocum jener ὂπις). So hieß die Goͤt- tin auch bei den Doriern von Sparta Palaͤphat. 32. Apostol. 6, 44. , Tempelgesaͤnge — wahrscheinlich besaͤnftigende — davon Upingen Gesungen bei den Troͤzeniern, wo Lokeia verehrt wurde, Schol. Ap. 1, 972. . So kommen fast alle einzelnen Eigenschaften und Thaͤ- tigkeiten des Gottes auch der Goͤttin zu. Sie ist auch II. 24 Todesgottheit, schnell und unversehens toͤdtend Od. 11, 171. vgl. Il. 6, 428. Od. 20, 60. Warum sie Ariadne toͤdtet, (Od. 11, 324.) erkl. Pherekydes bei den Schol. Αέων γυναιξὶ (Il. 21, 483.) wohl auch nur als Todesgoͤttin, nicht wie es Paus. 4, 30, 3. und Eust. erkl. Ἃ γυναικῶν μέγ̛ ἔχει κϱάτος im Attischen Skolion ist doppeldeutig. ; dar- um bewaffnet, und zwar nicht blos mit Pfeil und Bo- gen, sondern auch in Dorischen Landen mit schwerer Ruͤstung Paus. 4, 13, 1. . Ihre Pfeile aber sendet sie bei den aͤltesten Dichtern nicht eben nach wilden Bestien, sondern nach Frevlern, wie ihr Bruder Kallim. auf Art. 124. . So toͤdtet sie mit ihm den Tityos, und fuͤr sich allein die unbaͤndigen Aloi- den Apolld. 1, 7, 4. , und den goͤttergleichen Orion, der die Aehren- bringende Upis auf Delos anzutasten gewagt 1, 4, 3. Euphorion bei Schol. Od. 5, 120. Frgm. 108. Meinecke, u. Aa. . Dar- um muß sie versoͤhnt und besaͤnftiget werden, und hat gleichen Antheil an Thargelien und aͤhnlichen Festen Etym. M. 443, 20. — Zu Melite in Phthia hieß Art. in einem speciellen Cult ̓̍Ασπαλις Ἀμειλήτη Ἑκαέϱγη, Antonin Lib. 13. . Daher war auch der Lorbeer der Artemis heilig Δαφναία zu Las, Paus. 3, 24, 6. δαφνία zu Olympia, Str. 8, 343. . Die Besaͤnftigungsstaͤbe (ἱκεσίαι, ἱκετηρίαι) im Cultus der Artemis, waren mit Kraͤnzen (von Oellaub) und frischen Wollenflocken (μαλλοῖς) umwunden; darum durfte ihr kein Schaaf geopfert werden, weil die Wolle heilig Etym. 402, 19. . Ihr toͤnt auch der Paͤan 657, 6. Soph. Trach. 210. nach Seidlers Interpunktion, oben S. 298, 2. . Sie ist Lykeia in Troͤzen, Paus. 2, 31, 6. und zugleich Ulia oben S. 297. Auch πϱολυϱαία, πϱοπυλαία, Spanh. zu Kallim. Art. 38 . Ja der Name Artemis, (Dorisch Ἄρταμις, ιτος) Etym. M. 356, 10. Gudian. 17, 23. vgl. S. 368, 1., Alkman sagte Ἀϱ- τέμιτος, Eust. p. 1618, 29. Monat Ἀϱταμίτιος in Kreta, Chis- hull Ant. Asiatt. p. 126.; in Sicilien, S. Castelli Proll. ad entspricht dem des Abwender Apol- lon sehr deutlich, indem er die Gesunde, Heile und darnach die Heil und Kraft verbreitende bezeichnet vgl. Platon. Kratyl. 406. Str. 14, 635. . Ob Apollon sich die Musik allein vorbehalten, ist nicht deutlich, wenigstens feierten die Lakonen der Goͤttin einen Agon ΚαλαϜοίδια, Schoͤngesang Hesych Καλαοίδια. ; und wenn sie auch selten singend und nie kitharspielend erscheint, so fuͤhrt sie dafuͤr den Reigen der Goͤttinen im Olymp, und sterblicher Frauen hier Il. 16, 183. . Reliefs, welche die Ehre Pythischer Sieger in musischen Wettkaͤmpfen dar- stellen, zeigen stets bei dem Gotte auch Schwester und Mutter Welcker bei Dissen Expl. Pind. p. 453. . Selbst an der Prophetie hatte Artemis einigen Antheil, wenn es eine alte Sage ist, wonach sie als Sibylle auftritt S. die Verse bei Klem. Alex. Str. 1. p. 323. vgl. Paus. 10, 12, 1. . Wie Apollon unvermaͤhlt, so ist sie durchaus Jungfrau, und darum nicht Natur- goͤttin: am wenigsten von Anfang an der Mond, ob- gleich wir nicht laͤugnen, daß der Mondcultus andern Reihen des Artemisdienstes sehr nahe lag. Aber, wird man fragen, wenn nun diese Artemis durchaus dieselben Charakterzuͤge zeigt, die am Apol- lon nachgewiesen wurden, und nichts besonderes und eigenes hat: wozu denn uͤberhaupt zwei Goͤtter, um eine Idee auszudruͤcken? wozu eine maͤnnliche und eine weibliche, wenn sich beide nicht zu einander verhalten, wie die Geschlechter? Befriedigend hierauf zu antwor- ten, moͤchte schwer fallen. Indessen kann die Erwaͤgung dazu beitragen, daß, sobald einmal Apollon als irdischer Gott, als Ideal menschlicher Kraft gedacht wurde, Inscr. sic. p. 69. Αϱτεμίτιος in Korkyra nach Inschr., Αϱτε- μίτια in Kyrene, Thrige hist. Cyr. p. 218. 24 * damit er es fuͤr alle sein koͤnne, nothwendig ein weib- liches Wesen dazu gehoͤrte. Daß diese aber so ganz maͤnnerartig neben ihn tritt: davon mag der Grund in dem Verhaͤltnisse Dorischer Frauen liegen, die weit mehr als unabhaͤngige und fuͤr sich bestehende Wesen gedacht wurden, die zu allem, was den Mann ziert, ebenfalls Ausbildungsfaͤhigkeit besaͤßen. 3. Nun bleibt uns der schwerere Theil der Auf- gabe zu loͤsen uͤbrig: zu zeigen, welcher Artemisdienst nicht von gleichem Ursprung und gleicher Natur mit dem Apollinischen gewesen. Wir bezeichnen als solchen zuvoͤrderst den Arkadischen. Nirgends hat die Goͤt- tin so viele Heiligthuͤmer als in Arkadien besessen. Sie ist hier Nationalgottheit, die besonders unter dem Na- men Hymnia, Hochzeitliche, seit alter Zeit von allen Staͤmmen des Volks geehrt Paus. 8, 5, 8. vgl. 13, 1. 4, der T. auf den Graͤnzen von Mantineia und Orchomenos, 12, 3. Aus Polyaͤn 8, 34. sieht man, daß die Tegeaten zur Artemis von Pheneos Festzuͤge sandten. , und als Kallisto selbst den Stammgenealogieen eingetragen und Tochter des Ly- kaon Eumelos bei Apolld. 3, 8, 2. Asios und Pherekydes weichen ab. , d. h. des Lykaͤischen Jupiters, und Mutter des Arkas, d. h. des Volkes, genannt wurde. Denn daß Kallisto nur der wenig umgewandelte Name der Arte- mis Kalliste ist, geht daraus hervor, daß der Heroine Grab im Tempel der Goͤttin gezeigt wurde Pauf. 8, 35, 7. vgl. Sappho bei Paus. 1, 29, 2. Aeginet. p. 31. Art. heißt, κατ̕ ἐξοχὴν, ἁ καλά. Feder in Aga- memn. Aeschyl. p. 9. , und daraus daß Kallisto in eine Baͤrin verwandelt sein sollte, die Symbol der Arkadischen Artemis war Als das Gestirn der Baͤrin kannte die Kallisto schon Hesiod, Hygin Poët. Astr. 1. S. 356. M. Lactant. 6. . Es ist leicht zu begreifen, daß, wie man Apollon Lykeios zu Delphi in der Gestalt eines Wolfes darstellte: so Ar- temis unter den Arkadern als Baͤrin symbolisirt wurde; hernach aber sollte es blos durch den Zorn der Goͤttin geschehen sein, daß ihre geliebte Nymphe diese Gestalt annehmen mußte. Auch eine andere Darstellung der Arkadischen Goͤttin, die Nymphe Atalante, war in einer Quellengrotte von einer Baͤrin gesaͤugt worden Anl. V. G. 13. 1. . — Daß nun aber diese altarkadische Gottheit nicht die Dorische Artemis sei, entscheidet schon das aufgestellte Kriterion, daß sie ganz außer Verbindung mit Apollon steht. Aber noch deutlicher spricht ein anderer Umstand. Denn wenn Apollon und die mit ihm verbundene Schwesier selten stehende. Beinamen erhalten, die vom Orte der Verehrung herkommen Der Ausnahmen sind wenige, wie vielleicht Ap. Kereatas in Aepytis, Paus. 8, 34, 3. : so geben dagegen dieser Goͤttin fast alle Berge, Hoͤhen, Quellen, Waͤsser Ar- kadiens und des uͤbrigen Peloponneses specielle Be- nennungen, die fast unzaͤhlig. Daher schon Alkman bemerkt, daß die Goͤttin von zehntausend Bergen, Staͤdten, Fluͤssen Namen trage bei Menander de enc. 3. p. 33. . Sie ist Lyko- atis auf Maͤnalon Paus. 8, 36, 5. , Knateatis 53, 5. bei Tegea, zu Orchomenos Kedreatis 13, 2. von einer Ceder, auf der das Bild steht. , zu Stymphalos Stympha- lia 22, 5. vgl. Enst. Il. 2. p. 228. Bas. , Skiaditis zu Skia bei Megalopolis 35, 5. , Kna- kalesia und Kondyleatis bei Kaphya 23, 3. , Nemidia zu Teuthea Str. 8, 342. . In Lakonika Derrhiatis Paus. 3, 20, 7. Steph. B. Δέῤῥα. Der Hym- nus der Art. Derrhiatis oder Δεϱεᾶτις hieß κάλαβις; auch war dabei ein eigner unanstaͤndiger Tanz, Eupolis b. Athen. 14, 619. Hesych. , Kary- atis Paus. 3, 10, 8. Hesych Καϱύαι. Auch dabei eigenthuͤm- liche Taͤnze; s. Manso Sp. 1, 2. p. 220. dazu Caryatides sal- tantes , Plin. 36, 4. Plut. Artax. 18.; sie scheinen (nach Lynkeus bei Athen. 6, 241 d. ) die linken Arme dabei emporgehalten zu ha- ben, etwa wie die Taͤnzerinnen des Reliefs, Zo ë gg Bassir. 1, 20. Als stuͤtzende Bildsaͤulen kennt sie erst Vitruv. Vgl. die trefflichen Be- merkungen Meinecke’s zu Euphorion Fr. 42. der sie (nach Pratinas bei Athen. 10, 392.) mit den Δυμαίναις fuͤr einerlei nimmt, die als laͤndliche Bakchaͤ beschrieben werden. Vitruvs Geschichte von der Knechtschaft der Karyaten halte ich fuͤr rein erfunden, obgleich auch ein Relief mit Inschr. sie eben so darstellt im Museum des Koͤnigs von Neapel. Mazois Pompejana p. 24. , Issoria bei Pitana P. 3, 14, 2. Polyaͤn 2, 1, 14. Kallim. Art. 172. Plut. Ages. 32. Hesych. Nach Paus. war die Issoria oder Limnaͤa eigentlich nicht Art., son- dern Britomartis. , Oenoatis bei Ar- gos Steph. B. Οἴνη. Hes. Οἰνωᾶτις. , Saronis bei Troͤzen P. 2, 30, 7. Achaͤos Trag. bei Hesych Σαϱ. , Koryphaͤa zu Epidau- ros P. 2, 28, 2. Steph. B. Κοϱυφαῖον. Clarke, Trav. 2, 2. p. 603., hat nach einer Inschr. die wahrscheinlichen Ruinen des T. auf B. Koryphaͤon gefunden. , Alpheiaͤa zu Letrinoi P. 6, 22, 5. , Kokkoka zu Olympia 5, 15, 4. , Triklaria zu Patraͤ Paus. 7, 19, 1. Verbindungstempel drei alter κῶμαι. , Aktaͤa zu Pellene Plut. Arat 32. u. s. w. Es muß darnach etwas im Wesen dieser Gottheit gegeben sein, welches diese vielfachen Lokalnamen hervorbrachte; man muß sie sich stets innerlich verbunden und zusam- menhaͤngend mit der Gegend gedacht haben, die sie be- wohnte. Dies fuͤhrt auf den Begriff einer Naturgoͤt- tin von aͤhnlichem nur allgemeinerem Wesen, als die Nymphen der Berge, Fluͤsse, Baͤche, daher ein ein- sichtsvoller Gelehrter die Idee der Goͤttin von dem Glauben an Nymphen abgeleitet hat Mitscherlich de Diana Sospita. Goͤtting. Pro- gr. Sommer 1821. . Vor allem steht diese altpeloponnesische Artemis in innerem Con- nex mit Seen, Quellen, Fluͤssen. Als Limnatis ehrte man sie zu Tegea P. 8, 53, 5. , Epidauros Limera 3, 23, 6. , zu Pitana bei Sparta S. 374. N. 2. , zu Korinth Λι- μναὶα. 2, 7, 6. , besonders in dem be- ruͤhmten Limnaͤon an der Graͤnze Lakoniens und Mes- seniens 4, 4, 31. Tac. Ann. 4, 43. Davon stammt nach Str. p. 362. das Limnaͤon in Lakonien. — Zu Troezen δέ- σποινα λίμνης und der Hippodrome, Eurip. Hippol. 230. , als Heleia in Messene He- sych Ἐλεία, wahrsch. Ἑλεία. , und zu Alorion an der Graͤnze Arkadiens Str. 8, 350. wo fuͤr Ἠλείας wohl Ἑλείας zu schr. . Quellen finden sich haͤufig in Artemistempeln, zu Korinth, Marios, Mothone P. 2, 3, 5. 3, 22, 6. 4, 35, 6. Darum oͤffnet Atalante (S. 273.) eine Quelle zu Kyphanta. 3, 24, 2. , und bei der Derrhiatis in Lakonien 3, 29, 7. ; ganz besonderer Verehrung genoß sie an der Klitorischen Quelle Lusoi Als Hemeresia P. 8, 18. Pherek. Sturz p. 132. Kallim. Art. 235. Polyaͤn 9, 34, 9. Ueber die Quelle Kallim. Frgm. 75, 11. Aristot. Mir. ausc. 1102 b. . Unter den Fluͤssen aber sind es Kladeos und besonders Alpheios, mit denen sie als ποταμία verbunden vor- kommt P. 5, 15, 4. — Auch in Byzanz war in piscina templum Dianae Luciferae et Veneris Placidae, Dionys. de Thr. Bos- poro. Auch in Samos ist Art. Χησιάς, Ἰμβϱασίη, Kallim. Art. 228. amnium domina, Catull. 34. 12. Horaz C. 1, 21, 5. Auch νηοσσόος Apollon 1, 569. λιμένεσσιν ἐπίσκοπος, Kall. 39. . Die feuchte und wasserreiche Gegend, durch welche dieser Strom alle Waͤsser des innern Landes ins Meer fuͤhrt, war angefuͤllt mit Nymphaͤen, Aphro- disien und Artemisien, unter denen das Heiligthum der Artemis Alpheionia (Alpheiusa, Alpheiaͤa) Str. 8, 343. P. 6, 22, 5. Herodor bei Schol. Pind. O. 5, 10. Dissen zu N. 1, p. 350. — Ein anderes Artemision der Ge- gend bei Polyb. 4, 73, 4. besonders merkwuͤrdig ist. Man sah hier Gemaͤlde der Korinther Kleanth und Aregon, die zum Theil in naͤherer Bezie- hung auf den Cultus standen, wie die Darstellung des dem gebaͤrenden Zeus einen Thunfisch darreichenden Po- seidon Naͤmlich bei der Geburt der Athena, wie Str. a. O. zeigt, vgl. Demetr. Skeps. bei Athen. 8, 334 b. . Ganz von selbst setzt sich aus allem diesen die Idee einer aus der Feuchte producirenden und Le- benschaffenden Naturgoͤttin zusammen, und wir wollen daher auch den Volksglauben der Phigalier nicht durch- aus verwerfen, nach welchem Eurynome, die Fischgoͤt- tin, die selbst als Halbfisch vorgestellt wurde, eine Ar- temis war P. 8, 41, 4. . 4. Aber Alpheios fuͤhrt unsern Blick nach Sicilien hinuͤber, indem er die behende Quelle Arethusa zu ha- schen, die ihm in Elis entschluͤpft ist, sie unter dem Meere verfolgt, und erst in der Syrakusischen Insel Ortygia erreicht Str. 6, 270. Creuzers Meletemm. 1. p. 48. u. Aa. . Die Fabel ist nicht schwer zu ver- stehen, wenn erwogen wird, daß Ortygia “Sitz der Flußgoͤttin Artemis” war Pind. P. 2, 7. S. uͤber den T. auf Ortygia D’Orville Sic. p. 196. Boͤckh Expl. Pind. p. 243. Wie in Arkadien Art. Εὑϱίππα, so war es wohl auch diese Art. vgl. S. 379. N. 6. — Die schoͤnen Frauenkoͤpfe auf den Syrakus. Tetradrachmen mit schilfdurchflochtenem Haar, von 4 Fischen umgeben, duͤrften Art. Potamia vorstellen. , die auch nach Eleischer Sage den Alpheios liebte P. 6, 22, 5. , und der auf Ortygia be- sonders der Quell Arethusa heilig war. Man wollte bei der — durch Orakel veranlaßten Diod. 5, 3. — Uebertragung dieses Artemiscults von Olympia nach Syrakus auch das der Goͤttin so befreundete Wasser des Alpheios uͤbertragen; so bildete sich die schoͤne Fabel Zu Hilfe kam, daß die Quelle Fische hatte, Diod. . — Nun haͤngt aber mit der Frage nach der Herkunft des Arte- misdienstes auf Ortygia die weitergehende Untersuchung zusammen, woher dieser mit dem Cultus, wie wir wis- sen, eng verbundene Name stammt und herkommt. Und diese koͤnnen wir schwerlich loͤsen, ohne von den Ortygien uͤberhaupt zu reden. In der Odyssee toͤdtet Artemis den Orion iu Or- tygia Od. 5, 123. vgl. Apollod. 1, 4, 3. Hesych Ὀϱτυγία. Von den Wachteln, Athen. 9, 392 d. aus Phanodemos; von einer Verwandlung der Leto (Schol. Pind. P. Arg. p. 297. Bh. Ta- tian in Gr. p. 149.) oder der Asteria. Hygin fb. 53. Aa. , diese That haͤngt aber genau mit der Deli- schen Mythologie zusammen, also ist hier Ortygia De- los. Ein Vers in demselben Gedicht nennt Ortygia neben Syros unter den Kykladen, und meint also die- selbe Insel 15. 402. vgl. Orchom. S. 326. . Dagegen wird im Hymnus auf den Delischen Apoll die Geburt dieses Gottes nach De- los, der Artemis nach Ortygia gesetzt; also ist hier Ortygia nicht Delos. Die Sicilische Ortygia nun kam bei Hesiodos vor Str. 1, 23. — naͤmlich in einem juͤngern Ge- dicht als Olymp. 5, vor welcher Zeit die Insel ohne Bedeutung fuͤr die Hellenen war; Pindar nennt die- selbe der Artemis Lager, Delos Schwester N. 1, 2. weil sie die Religion der Goͤttin mit Delos theilt. S. Dissens Auseinan- dersetzung a. O. — Daß Delos von Sicilien losgerissen, sagen erst Spaͤtere, wie Lukian Dial. mar. 10. . Ein an- deres Ortygia lag auf dem Aetolischen Berge Chalkis, und von diesem war, nach Nikandros in seinen Aeto- schen Geschichten und nach Phanodikos uͤber Delos, der Name nach Delos und auf alle andern Orty- gien uͤbertragen Schol. Apoll. 1, 419. vgl. Apollod. 1, 7. 9. Heyne. Diese Aetol. Artemis (Αἰτωλη zu Naupaktos, Paus. 10, 38, 6. Αἰτωλὶς bei den Henetern, Str- 5, 215.) ist wohl eins mit der Laphria, deren Cult von Kalydon (Plut. de fluv. Acheloos) auch nach Patraͤ, Pharaͤ, Messenien ver- setzt wurde. S. Paus. 4, 31, 6. 7, 18, 6. Muͤnzen von Patraͤ u Pharaͤ. Auch zu Delphi kommt sie vor (P. 7, 18, 6. Schol. Eu- rip. Or. 1100.), daher Λαφϱιάδαι φϱατϱία ἐν Δελφοῖς, Hesych. . Jener stellte es als eine Wande- rung vor, die vom Titenischen Ortygia ausgehend Ephesos, Delos und Syrakus erreicht habe. Denn auch bei Ephesos hieß so ein vom Flusse Kenchrios be- waͤsserter Hain der Goͤttin Str. 14, 639. Kallim. auf Del. 37. . — So viel ist klar, daß der Name schon zeitig in enge Verbindung mit der Verehrung der Artemis gesetzt, und darum Orten bei- gelegt wurde, die eben sonst in keinem nachweislichem Zu- sammenhange standen: und daß er nicht einen innern Con- nex der Culte bezeichnet, da in der That die Dienste von Ephesos, Delos und Aetolien wohl nichts gemein haben als den Namen der Goͤttin Artemis. Daher wir jene Annahme einer Wanderung ganz verwerfen, und uns begnuͤgen festzusetzen, daß die Sikelische In- sel erst dann den Namen Ortygia erhielt, als sie der Artemis (Alpheioa) als vorzuͤglich heilig geweiht wor- den war. — Wir kehren wieder zur Peloponnesischen Goͤt- tin zuruͤck, und knuͤpfen an den angegebenen Hauptbe- griff derselben die davon abhaͤngigen. Sie stand zu Megalopolis neben der Demeter, mit der Hirschhaut bekleidet, den Koͤcher auf dem Ruͤcken, in der einen Hand eine Fackel, in der andern zwei Schlangen; neben sich einen Hund Paus. 8, 37, 2. . Die Verbindung mit der Arkadi- schen Demeter und Despoena — mit der sie Aeschylos identificirte, indem er sie Tochter der Demeter nannte, — ist wohl aͤlter als das Bild; das heilige Thier, die Hirschkuh, ist beiden jugendlichen Goͤttinnen ge- Bei Kalydon auch Λαφϱαῖος Ἀπ. Str. 10, 459. vgl. Tzsch. S. 115. Suid. s. v. Λαφϱία. Diese Aetol. Art. ist eine Getreidegoͤt- tin , und erscheint daher im Zorn als im Getreide hausender Eber. Il. 9, 533. Apolld. 1, 8, 2. Anton. Lib. 2. Ovid. M. 8, 273. Ich bemerke noch, daß Hermann ad Soph. Trach. 212. die Αἰτωλὴ anders als geographisch erklaͤren will. mein Vgl. Paus. 8, 10, 4. — Kallim. Art. 107. Ἐλαφιαία in Elis Paus. 6, 22, 5. Davon die Ἐλαφηβόλια ( Anecd. Bekk. 1. p. 249.) ein sehr weit verbreitet Fest (z. B. Plut. Virt. mul. p. 267.). — Das Symbol des Hirsches ging aber ziemlich auf alle Artemisculte uͤber; so hat Payne Knight eine alte Muͤnze, wo die Goͤttin selbst ein Hirschgeweih traͤgt, die er Delos zuschreibt. . Eben so steht sie Dionysos nahe, und wird in feuchten Niederungen haͤufig mit ihm verehrt Von Menschenopfern der Artemis am Fl. Ameilichos, die der Dionysos-Aesymnetes Cult aufgehoben, zu Patraͤ, Paus. 7, 19, 1. Menschenopfer der Artemis unfern Megalopolis, Tatian adv. Grae- cos 1, 165 a. (Liber et Libera) ; ja sie hat, wie dieser, phallische Fe- ste Λόμβαι. αἱ τῇ Ἀϱτέμιδι ϑυσιῶν ἄϱχου- σαι ἀπὸ τῆς κατὰ τὴν παιδιὰν σκευῆς. οἱ γὰϱ φάλητες οὕτω καλοῦνται. Hesych. . Diese segensreiche Quellgoͤttin nun ist es wohl auch, welche zunaͤchst die Pflege des sonst ungepflegten und doch so wohl gedeihenden Wildes uͤbernahm, und darnach Vorsteherin der Jagd wurde — obgleich dies letztere im Cultus gar kein so wichtiger Punkt war als in der nachhomerischen Poësie. Die Folge von Ideen zeigt die Stelle des Aeschylos Agam. 144. : “Wohl will die Schoͤne den zarten Sprossen reißender Leun und aller Thiere im Gefild brustliebenden Jungen.” Nicht also urspruͤnglich als Feindin und Verheererin, sondern als Saͤugamme und Naͤhrerin der Wildbrut dachte man die Eoͤttin vgl. die Bildsaͤule Paus. 5, 19, 2. Θϱέμματα der Art. von Lusoi Polyb. 4, 18, 10. . Auch war ihr wohl in gleichem Sinne Pfer- dezucht anvertraut Heurippa zu Pheneos, P. 8, 14, 4. ἱπποσόα Pind. O. 3, 27. vgl. Boͤckh Expl. P. 2, 8. p. 244. Daher oͤfter Art. (χϱυσήνιος) auf Vasengemaͤlden zu Wagen mit Pferden; bei Kall. Art. 110. und in den Bsrliefs von Phigalia mit Hirschen. , und endlich die gedeihliche Auf- naͤhrung des jungen Menschenkindes selbst, in welcher Funktion sie Korythallia an der Tiassa bei Sparta, neben der Kleta. Athen. 4, p. 139. , Kurotrophos, Philomeirax heißt Diod. 5, 73. vgl. Wessel. Paus. 4, 34. Hymn. Orph. 36, 8. vgl. Spanh. zu Kall. Art. 6. — Diese Namen lassen sich indeß auch aus der Religion des Ap. ableiten. Oben S. 336. . Es haͤngt dieser Fortschritt noch ganz wohl mit dem altarkadischer Naturreligion angehoͤrenden Grundbegriff zusammen; man kann sagen, daß er sei- nen Schluß findet in der Steigerung zum allgemeinen Begriff der Σώτειρα, der aber eben so consequent aus dem Idealismus der Dorischen Religion abgeleitet wer- den kann: so daß sich beide Ideenreihen hier in einer Spitze beruͤhren. 5. Wir blicken wieder auf das mythische Sym- bol der Artemis Kallisto, auf die Baͤrin, um den Attischen Dienst daran zu knuͤpfen. Denn in diesem hießen ja die jungen Maͤdchen zwischen 5 und 10 Jah- ren, welche der Munychischen und Brauronischen Ar- temis geweihet wurden, Baͤrinnen S. Eurip. Hypsipyle und Ari- stoph. Lemnierinnen bei Hrpokr. ἀϱκτεῦσαι. Vgl. Orchomenos p. 309. wo zuzufuͤgen, daß sowohl das Brauronische Dionysosfest (Aristoph. Frieden 870.) als das der Artemis penta ë terisch, und vermuthlich beide verbunden waren. Die alten Culte der Kolaͤnis zu Myrrhinus, u. Amarysia bei den Athmoneern waren wohl aͤhn- licher Natur, sicher nicht Dorisch. , und die Goͤt- tin selbst tritt in wunderlichen Sagen als eine Men- schenblut fordernde Baͤrin auf Vgl. noch Apostol. 8, 19. — Sonst am 16. Munychion mit ἀμφιφῶντες, Kuchen mit Lichtern umher, versoͤhnt, Apolld. Frgm. p. 402 H. Pollux 6, 11, 75 als Phosphoros, deren Dienst mit Unrecht erst vom Zug des Thrasybul abgeleitet wird. Klem. Al. Str. 1. p. 348. — Es ist nicht ganz klar, wie die Munychia Art. sich zur ebenda verehr- ten Art. Pheraͤa, auch Hekate genannt, verhaͤlt. S. Paus. 2, 23, 5. vgl. 10, 6. Orph. Argon. 938. Schol. Theokr. 2, 36. wo Hekate Tochter der Pheraͤa. Μουνυχίη λιμενοσκόπε Φεϱαίη, Kall. Art. 259. . Die Brauronische Zu Pegaͤ (Paus. 1, 44, 7.) Megara 1, 40, 2. Boͤaͤ 3, 22, 9. Pellene 7, 27, 1. Phigalia 8, 39, 3. Syrakus auf Muͤnzen. vgl. D’Orville sicula p. 327 sq. fuͤhrte auch den Namen “Brandgesicht” Αἰϑοπἰα S. Kallimach. (Fram. 417. Bentlei) und Eratosth. bei Steph. B. Αἰϑοπ. Hesych Αἰϑιοπαῖδα. , der aus alter Symbolik zu deuten ist; Kallimachos zog ihn auf den Mond. Mit der Brauronischen Kuͤste aber standen die Inseln Lemnos und Samothrake in engem Connex, daher beide Αἰϑιοπία heißen Hesych Αἰϑιοπία. Plin. 5, 39. Auch in Euboͤa war ein Aethiopion. Steph. B. zu schr. χωϱίον Λυδίας παϱὰ ῞ϒλλῳ καὶ πλησίον τοῦ Εὐϱίπου. vergl. Hrpokr. Suid. . — Als die Jonier von Athen nach Asien zogen, brachten sie die Verehrung der Munychischen Goͤttin nach Milet und Kyzikos Boͤckh not. cr. ad Pind. O. 13, 109. Dort auch ein Artemisfest Νηληΐς, Plut. mul. virt. p. 287 H. Sie hatte auch einen Tempel zu Pygela bei Ephesos, den Agamemnon gebaut haben sollte. Str. 14, 639. Dort auf den Muͤnzen, Mion- net Dscr. T. 3. p. 186. , und nach der erstern Stadt den damit ver- wandten Cult der Artemis Chitone als Geburtsgoͤttin, deren Holzbilder aus fruchtreichen Hoͤlzern bestanden Kallim. Art. 225. Schol. Kall. an Z. 77, Χιτώνη Ἀϱτ. Steph. B., Jonisch κιθωνέα (wohl ἐη) Ἀϱτ. Hesych. Χιτωνέα in Syrakus, Athen. 14, 619. . 6. Aber die Betrachtung der Attischen Artemi- sien fuͤhrt uns wieder auf eine andere Variation oder Abart der unter dem Namen Artemis begriffenen Culte, naͤmlich auf die Orthosia, Orthia oder auch Iphi- geneia genannte Goͤttin. Alles, was diese betrifft, ist in ein seltsames Dunkel mystischer Fabeln gehuͤllt, aber um desto lehrreicher zur Kenntniß der Genesis der Mythologie uͤberhaupt. Wir geben zuerst die Sagen und Thatsachen, wie wir sie finden. In Attika war Iphigeneia, von Taurien kommend, zu Brauron und dem benachbarten Halae Araphenides gelandet, und hatte das alte Schnitzbild der Goͤttin zuruͤckgelassen Paus. 1, 23, 9. 33, 1. vgl. 3, 17, 6. Eurip. T. 1462 ff. Kallim. Art. 173. Euphorion setzte, und nicht ohne Anlaß, auch das Opfer der Iph. nach Brauron, Frgm. 81. Meinecke. . Sie wurde auch hier ohne viele Umstaͤnde der heroi- schen Genealogie eingewebt, und Tochter des Theseus genannt Die Argiver, Stesichor. und Euphorion bei Paus. 2, 22, 7. Antonin. Lib. 27. Tz. Lyk. 183. . In Sparta war ein Tempel der Artemis Ορϑία im Bruͤhl der Stadt (Limnaͤon), wo man eben- falls ein von Taurien gekommenes Holzbild zeigte Paus. 3, 16, 6. Hygin 261. vgl. Creuzers Comment. Herod. p. 244. Aus diesem T. Helena geraubt nach Plut. Thes. 31. vgl. Hygin 79. deren Namen an die Ἐλενηφοϱοῦντας der Art. Brauronia erinnert. . Die Goͤttin hieß auch Λυγοδέσμα, die mit Keuschlamm gebundene, oder Φακελίτις, die im Reisbunde bewahrte, welches auf eigene bildliche Vorstellungen zielt. Von der Einfuͤhrung des Dienstes erzaͤhlte man, daß Astra- bakos und Alopekos (Esel und Fuchs), die Soͤhne des Irbos, Nachkommen des Agis im vierten Geschlecht, (etwa 900 vor Chr.) das Bild in einem Strauch ge- funden haͤtten, und bei Anschauung desselben wahnsin- nig geworden waͤren. Darauf haͤtten ihr die Limna- ten und andern Komen Spartas geopfert, wobei sie in Streit gerathen und Mord und Todschlag entstan- den. Es fallen viel Menschen am Altare; die Goͤttin fordert Opfer, wofuͤr spaͤter die Geißelung der Kna- ben am Feste der Orthia, uͤber deren Strenge die Priesterin wacht Der Δια- μαστίγωσις geht voraus die Φούαξιϱ, ἡ ἐπὶ τῆς χώϱας σωμασκία τῶν μελλόντων μαστιγοῦοϑαι, Hesych. vgl. Hemsterh. und Valck. Adoniaz. p. 277. Auch andere Spiele dabei. S. die Lakon. In- schr. Cyriac. p. 40. Murat. p. 654. emd. von Ruhnken. bei Koen ad Gregor. p. 306 Sch. επι Αλκιππου νικαξας το παιδικον κε- λητι Αϱτεμιδι Οϱϑιαι. . Bemerkenswerth, daß gleich darauf eine πομπὴ Λυδῶν, ein Lydischer Aufzug, folg- te Plut. Arist. 17. . — Es geht aus dieser Erzaͤhlung hervor, daß man die Geißelung als Entschaͤdigung fuͤr blutige Opfer betrachtete, und dann auch, daß man den Cultus fuͤr fremd und eingebracht hielt. Dessen ungeachtet ist er ganz in die Lakonischen Mythen eingewachsen. — Denn es laͤßt sich sehr evident zeigen, daß die angebliche Tochter Agamemnons, Iphigeneia, nichts als jene Taurische Goͤttin ist; wie man diese wirklich in mehre- ren Staͤdten Griechenlands unter dem Namen ἸΦιγέ- νεια verehrte. Als Heroine freilich ist sie statt der nach Menschenblut duͤrstenden Goͤttin erstens die ihr geopferte Jungfrau, zweitens die ihr opfernde Priesterin geworden. Schon nach den Kyprischen Ge- dichten Proklos Chrestom. , denn Homer weiß nichts von ihr, wurde Iphigeneia der Artemis geschlachtet, aber von ihr nach den Taurern hinuͤbergefuͤhrt und unsterblich gemacht, und an ihrer Stelle eine Hirschkuh (nach Phanodem eine Baͤrin, nach Nikandros ein Stier) gelassen bei Etym. M. Ταυϱόπολον. . Als unsterblich fortlebend , als Hekate, stellte sie auch schon Hesiodos dar Paus. 1, 43, 1. . Das Opfer wurde nach Aulis gesetzt, weil daselbst am Hafen ein Tempel der Artemis, wahrscheinlich der Orthosischen, stand, der beim Uebergange geopfert wurde Theognis Paraͤn. 11. Dikaͤarch. Anagr. 88. Plut. Ages. 6. Etym. M. p. 747. Tz. Lyk. 183. Siebelis zu Phanod. p. 6. u. 9. — Andere hier einschlagende Culte sind: Tem- pel der Art. von Agam. erbaut zu Megara, P. 1, 43, 1. Dienst der Ὀϱϑωσία daselbst (Inschr. im Museum Worsleyanum und Mem. de l’Ac. d. I. 47. S. 335.), ebenda Heroon der Iphigeneia. — Soph. hatte in der Iphig. die Art. ἀκϱουχής, ἀκϱία von Ar- gos ermaͤhnt, Hesych ἄκϱον ὄϱος. Art. Orthia auf Lykone bei Ar- gos p. 2, 24, 6. — Art. Orthosia in Arkadien, Tz. Lyk. 936. 1331. Schol. Pind. O. 3, 54. Iphig. das. P. 1, 43, 1. — Zu Aegeira altes Bild der Iphig. im T. der Art. 7, 26, 3. Art. Or- thosia zu Elis, Sch. Pind. a. O. zu Athen im Kerameikos, ebda. vgl. Hesych Ἰφιγένεια Ἄϱτ. Ὀϱϑία Αϱτ. — Palaͤphatos 32. Identificirung der Iphig. und Upis ist blos Verwirrung, wie wenn Alexand. Aetol. bei Macr. S. 5, 22. Upis fuͤr die Ephes. Goͤttin braucht. . — Nach Lakonien aber kam dieser Cultus wahrscheinlich von Lemnos S. die verwirrte Geschichte Plut. Virt. mul. 7. Qu. Gr. 21. Polyaͤn 7, 49. , einem Hauptsitze desselben. Ich habe schon anderwaͤrts die Vermuthung geaͤußert: daß Lemnos in fruͤherer Sage Taurien war, daß es vom Stiersymbol der Goͤttin diesen poëtischen Namen erhielt, wie Lykien den spaͤter geographisch gewordenen vom Symbol des Wolfes. Auch hier in Lemnos wurde eine große Goͤt- tin mit Jungfrauenopfern ehemals verehrt, hier hatte Thoas geherrscht, der nach Taurien hinuͤbergeschwom- men sein soll; nach Lemnos soll das Holzbild von Brau- ron gebracht sein Bd. 1. S. 311. . Noch evidenter wird diese An- sicht durch die Parallele des Dienstes der Chryse. Aga- memnon soll mit der Troischen Chryseis außer der Iphigeneia auch die Chryse erzeugt haben Stym. M. 815, 59. . Nach andern auch einen Chryses, der mit Orest nach Tau- rien ging Hygin fb. 121. von den zwei Chryses. . Nun wissen wir aber sicher, daß Chryse eine zu Lemnos, wie auch zu Samothrake, seit alter Zeit verehrte Gottheit war. Schon die Argonauten unter Herakles und Jason sollen ihr geopfert haben; und man sieht ihr altvaͤterisches Holzbild uͤber einem Heerde aus rohen Feldsteinen errichtet noch auf alten Vasengemaͤlden Uh- den, Schriften der Berl. Akad. 1815. Phil. Cl. S. 63. Millingen Divers. peint. pl. 51. Welcker bei Dissen Expl. Pind. p. 512. vgl. Buttmann zum Philokt. ad Arg. metr. p. 57. , Philoktetes soll bei der Wiederauf- findung dieses Altars Das Gemaͤlde bei Philostr. Ikon. 17. Dio Chrysost. R. 59, 577, 21. von der Schlange gebissen wor- den sein Millingen pl. 50. . Wahrscheinlich war diese Chryse, die auch Athena genannt wird, nur eine andere Form ihrer Schwester Iphigeneia; zur Erklaͤrung des Namens liegt der Mond am naͤchsten. Von Lemnos aus ver- breitete sich der Cult beider Goͤttinnen nach andern Punkten im Norden des Aegaͤischen Meers; an der Kuͤste von Byzanz stand der Altar der Artemis Ortho- sia Herod. 4, 87. , gegenuͤber lag Chrysopolis mit dem Grabe des Chryses, Sohnes des Agamemnon, der, die Iphigeneia suchend, hier gestorben sein soll Etym. M. a. O. Dionys. de Bosporo Thracio, Huds. 3. p. 22. Hesych. Miles. de Constan- tinopoli . . Jeder sieht nun, wie dieses weitlaͤuftige Cultusgewebe mit allen Namen in die Lakedaͤmonische Koͤnigsgenealogie uͤbertragen, und mit den Troischen Mythen wunderbar verwebt wurde. Taurien lernten die Griechen erst durch die Milesischen Fahrten kennen, und gaben ihm selbst den in ihren Mythen schon beruͤhmten Namen; sie fanden hier einen blutigen Dienst einer Goͤttin, welche sie, halb und halb den Namen graͤcisirend, Oreiloche nannten Ammian 22, 8. Anton. Lib. 27. Perizon. ad Ael. V. H. 2, 25. Hemsterh. Poll. 9, 12. p. 982. ; sie fanden Menschenopfer, von denen sie muthmaßten, daß sie der Iphigeneia gebracht wurden Herod. 4, 103. vgl. Skymn. Ch. 88. Str. 7, 308. 12, 535. Mannert Geogr. 4. p. 279. (1820.) ; ihr dieser geweihte Dienst selbst enthielt so viel Erinnerungen alter Barbarei, daß sie nun gern die Baschkiren des Nordens als die Ur- heber desselben ansehen mochten. Doch hatten sie geschichtlich die Stiergoͤttin (Ταυρικὴ) Artemis so we- nig von den Taurern, als die mit dem Brandgesicht (Αἰϑοπία) von den Aethiopiern, als den blutigen (Φοῖνιξ) Kadmilos von den Phoͤnikiern u. s. w. Auch in Kleinasien gab es Culte Tempel der Orthosia in Teuthrania am Kaikos, Plut. fluv. ; der Taurike in Tmolia am Paktolos, ib. ; in Kap- padokien Art. Orthia, P. 3, 16, 6.; Iphigeneia zu Komana, Dio K. 35, 11. vgl. Steph. B. Ἄμανον. Plut. fluv. Ganges. be- sonders Str. 12, 537. von der Art. Perasia zu Kastabala. , welche die Griechen mit II. 25 der Orthischen Artemis verglichen und uͤber deren Ver- wandtschaft wir bald reden werden. 7. Bis hieher habe ich die Erzaͤhlungen der Al- ten fast nur zusammengestellt, und nur die sich von selbst ergebende Verbindung derselben angezeigt. Zu einem etwas peremtorischen Verfahren genoͤthigt ziehn wir nun kurz die Resultate. Erstens fuͤr den Sinn und Charakter des sicher sehr mystischen Aeschylos hatte in der Iphigeneia einiges Mystische ver- breitet. Eustrat. ad Aristot. Ethic. Nic. 3, 1. vgl. S. 378. Dienstes. Wir haben eine mit Orgiasmus, Geistesverwirrung, Wuth angebetete Goͤttin; Erscheinungen, die auf einer gewissen Stufe des Naturdienstes fast regelmaͤßig her- vortreten, wo der Mensch vom sinnlichen Leben der Natur ergriffen sich seines Bewußtseins an dieselbe zu entaͤußern sucht. Dazu kommen blutige Opfer, die der hellenische Sinn nur zu maͤßigen und veredlen suchte: welche ebenfalls dieser Stufe eigen zu sein pflegen. Jenes berauschenden Wahnsinns wegen kann man den Dienst mit dem des Dionysos zusammen stellen; wie dieser Orthos hieß, so jene Orthia; es ist nicht un- wahrscheinlich, daß beides auf phallischen Dienst sich bezieht S. oben von den λόμβαι. . Die ὀρϑία ὕβρις der Esel bei Pindar er- klaͤrt P. 10, 32. Vgl. den Sinn von ὀϱϑὸς, Lakon. ὀϱσός, bei Aristoph. Lysistr. 944. , warum Astrabakos, der Eselmann, der auch in der Herodotischen Erzaͤhlung als zeugungskraͤftig vorgestellt wird, das Bild der Goͤttin gefunden haben soll. Es ist sicher, daß diese Eigenschaften auch sonst am Monddienste bemerkt werden, und auf den Mond beziehn sich auch die Namen Αἰϑοπία und Χρύση. Nur ist wohl der Mond selbst nur Symbol dieser Na- turgottheit. Wie in Asien die Maͤdchen ihre Jung- frauschaft aͤhnlichen Gottheiten opferten: so dienten dieser Attika’s Toͤchter in Brauron wenigstens als Vor- bereitung und Einweihung zur Ehe. — Was aber zweitens das Vaterland dieses Dienstes betrifft: so glaube ich, daß er urspruͤnglich mit dem Arkadischen der Kallisto einerlei war, aber auf Lemnos durch die Naͤhe Asiatischer Culte eine mehr orgiastische und aus- schweifende Gestalt gewann, in welcher er nach Attika und Lakonien zuruͤckgebracht wurde. — Daß mit der Taurischen Goͤttin (Ταυρικὴ, Ταυρὼ, Ταυϱιώνη, Ταυ- ρωπός) die Tauropolos naͤchstverwandt ist, darf man wohl nicht bezweifeln. Dieser Name der Gott- heit hatte sich festgesetzt auf Samos (wo man ihr an feierlichen Festen Sesam- und Honigkuchen darbrach- te) Herod. 3, 48. Steph. B. Ταυϱοπόλιον. Auch Καπϱο- φάγος hieß sie dort, Hesych s. v. vgl. Panofka res samior. p. 63. , auf der nahen Ikaros Str. 14, 639. Kallim. 187. Das Tauropolion auf der Insel Ikaria im Persischen Meerbusen (wo auch Ap. Tauropolos) ist wohl eine Uebertragung der Zeit nach Alexander. Aelian N. A. 11, 9. Dionys. P. 611. und zu Amphipolis Liv. 44, 44. die Muͤnzen. Auch in der Naͤhe von Magnesia am Sipyl. Marm. Oxon. 26. l. 60. . Die Weise der Verehrung war ohne Zweifel orgiastisch, weil man sich die Gottheit selbst als sinnverwirrend dachte Soph. Ajax 174. , und blutig, weil man den Dienst von Aricia damit verwandt fand S. besonders Str. 5, 239. . Wie man sie auf den Muͤn- zen noch auf dem laufenden Stier sitzend sieht, erklaͤrte sie Apollodor fuͤr die allumkreisende Gottheit — mit Beziehung auf den Mond S. 402 Heyne. vgl. Etym. Ταυϱοπόλον, Apostol. 18, 23. — vgl. noch Spanh. zu Kall. Art. 174. 187. . 8. Daran schließen sich nun diejenigen Heilig- thuͤmer der Goͤttin, deren Ursprung im eigentlichen Sinne Asiatisch und ungriechisch ist, und die sich mit 25 * voͤlliger Entschiedenheit von der Dorischen, aber auch der Arkadischen Artemis-Verehrung sondern. Die Ephesische Artemis fanden die Jonier ohne Zweifel schon in ihrem Heiligthume Ueber dessen Lage s. indessen Locella ad Xenoph. Ephes. p. 87. vgl. Caylus Mem. de l’Ac. T. 20. p. 428-441. Choi- seul Gouff. Voy. pitt. T. 1. p. 191. , im sumpfigen — dem Meer entstiegenen — Thale Herod. 2, 10. Artemis be- sucht den Sohn des Kaystros. Kallim. Frgm. 102 Bentl. des Kaystros vor, als sie an der Kuͤste sich ansiedelten. Sie nannten sie nach Analogieen mit der Munychischen Goͤttin Artemis — so wie sie nachmals eine große Anzahl der weibli- chen Naturgottheiten im Pontos, in Galatien, Arme- nien, Kolchis, Medien u. s. w. Artemis benamten — ohne damit viel uͤber ihr Wesen auszusagen; unter- schieden sie jedoch, wohin sie den Cultus sonst ver- pflanzten, immer von andern durch den Beisatz “die Ephesische” zu Korinth Paus. 2, 2, 5. Alea 8, 23, 1. Ephesion zu Massilia Str. 4. p. 179. 184. eine Priesterin Aristarche (vgl. das Aristarcheion der Art. zu Elis, Plut. Qu. Gr. 47.) bei der Gruͤndung. . Alles was vom Cultus dieser Gottheit erzaͤhlt wird, ist singulaͤr und dem Hellenischen fremd. Ihr bestaͤndiges Symbol ist die Biene, die sonst Arte- mis wohl nirgends hat; die andern Attribute, welche die spaͤtern Bildsaͤulen schmuͤckten, sind zu sehr zusam- mengesucht, um Schluͤsse zu erlauben. Die Biene aber ist wohl urspruͤnglich nur Symbol der Nahrung; der Begriff der Reinheit kann hinzugetreten sein Ganz eigenthuͤmlich sind auch die Opfer von Selinon u. Salz in Daͤtis zu Ephesos. Etym. M. Δαιτίς. . Der Oberpriester selbst hieß Εσσὴν oder Bienenkoͤnig. Andere Priesternamen sind ungriechisch, Megabyzoi hießen die priesterlichen Castraten daselbst zu Strabons Zeit; auch Μύξος war ein Priestername Apostol. 5, 44. . Der Goͤtterkreis, welcher ohne Zweifel diese große Goͤttin, diese Πρωτοϑρονίη Paus. 10, 38, 3. , umgab, muß von einer eigenthuͤmlichen Natur gewesen sein. Die Mutter war von Anfang schwerlich Leto Leto soll sie bei Korissos (Steph. B. s. v. ) in der Ephesia geboren haben. , Apollon kommt nie neben ihr vor Die Zusammen- stellungen des Apoll von Kolophon, der Artemis Ephesia, der Ne- meses von Smyrna unter einander auf Kaisermuͤnzen der Staͤdte sind nur wechselseitige Complimente. In der Rede der Ephesier bei Tac. Ann. 3, 61. ist offenbare Windbeutelei. Der Ἀπ. Ἀμαζόνιος bei Paus. 3, 25, 2. ist eine singulaͤre Curiositaͤt. , ihre Amme scheint Ammas geheißen zu haben Ἀμμάς, ἡ τϱόφος Αϱτέμιδος. καὶ ἡ μἠτηϱ καὶ ἡ Ῥέα καὶ ἠΔημήτηϱ, Hes. ; Herakles soll ihre Ge- burt vom Berge Kerykeion verkuͤndet haben Etym. M. 511, 56. Gud. 320, 26. . Unter diesem Herakles wird man sich einen einheimischen Daͤ- mon, vielleicht einen der Idaͤischen Daktylen, zu den- ken haben, deren Namen nach Einigen in den Ephesi- schen Zauberworten enthalten waren, die, man weiß freilich nicht seit wann, an den Fuͤßen der Bildsaͤule angeschrieben waren vgl. Lobeck de Jdaeis Dactylis . . 9. So viel genuͤge hier zur Andeutung des Cha- rakters dieses Cultus, der gleichsam als ein weit vor- geworfener Punkt einer nach Westen hin isolirten Reihe erscheint. Ueber seinen Ursprung ist die allgemeine Sage des Alterthums, daß ihn die Amazonen gegruͤn- det. Schon Pindar hatte diese behandelt Bei Paus. 7, 2, 4. Frgm. inc. 56. Boͤckh. vgl. Kallimachos Art. 240 ff. Paus. 4, 31, 6. Steph. B. Ἔφεσος cf. Σίσυϱβα. Κύννα. Etym. M. Ἔφ. Plut. Qu. Gr. 56. p. 407. H. Hygin. 223. 225. Das Gegentheil Euseb. Chr. n. 870. Ἀμαζόνες τὸ ἐν Ἐφέσῳ ἱεϱὸν ἐνέπϱησαν. ; vermuth- lich war aber schon in aͤlteren Theseiden und Herakleen Die Diener der Goͤttin hießen hintereinander μελλιέϱης, ἱέϱης, πα- ϱιέϱης, nach Plut. an seni 24. p. 130 H. davon die Rede; wie sie am Orte selbst lokal war, geht aus dem beruͤhmten Wettkampfe der Kuͤnstler Pheidias, Polykleitos u. Aa. hervor, in dem sie fuͤr den Ephesi- schen Tempel Amazonen arbeiteten; noch neuerlich hat man einen Sarkophag mit Amazonenkaͤmpfen bei Ephe- sos gefunden Moses Vases pl. 133. . Die Gruͤndungssagen der Staͤdte Smyrna, Kyme, Myrlea, Myrina Aeolis, Priene, Mitylene, Pitane reden uͤberall auch von Amazonen Hekataͤos bei Steph. B. Αμαζ. Nach Herakl. Pont. 33. saßen sie von Mykale bis Pitane. Diod. 3, 55. aus Dionys v. Samos. Ephoros bei Str. 12, 550. vgl. 13, 623. u. Aa. Steph. s. v. Ἀναία von einem Orte Anaͤa Samos gegenuͤber, wo eine Amazone des Namens begraben. Die Einw. Αναΐται. Ob hier an Artemis Anaitis zu denken ist? ; und die vielspringende Myrina nach Goͤtterbenen- nung bei Homer ist sicher als Amazone gedacht. Was die Bedeutung der Amazonen betrifft: so schließe ich mich der von Toͤlken, uͤber das Basrelief S. 210., angeregten, von Boͤckh, Hierodulen S. 55., gebilligten — Ansicht an, daß die Dichtung von denselben entstanden sei durch den Anblick der ungeheuern Heer- den von Tempeldienerinnern, Hierodulen, wie sie in Asiatischen Tempeln sich vorfanden. Heilige Taͤnze zur Syrinx fuͤhrten auch nach Kallimachos die Amazonen um das an dem Stamme einer Ulme neuerrichtete Bild auf. Ja es wird als geschichtliches Faktum ge- geben, daß noch in Jonischer Zeit Frauen um den Tempel wohnten, vom Geschlecht der Amazonen Paus. 7, 2, 5. ; ob- gleich nur Jungfrauen in den Tempel selbst einzu- gehen gestattet wurde Achill. Tat. Klitoph. 7. p. 431. . Um aber zugleich die Mythen von den Kaͤmpfen und Kriegen dieses Weiber- heers zu erklaͤren, muͤssen wir als Goͤttin ihres Cultus eine solche setzen, die nicht blos Fruchtspendend und Nahrungertheilend, sondern zugleich zerstoͤrend und verhee rend vorgestellt wurde — obgleich diese letztere Seite im Ephesischen Cult verloschen scheint — eine Goͤttin, die zu- gleich Naturmutter und Enyo. — Fragen wir weiter nach dem Vaterlande der Amazonen als Gruͤnderinnen die- ses Cultus: so kann es Phrygien nicht wohl gewesen sein, da sie schon bei Homer von jenseits des Sanga- rios kommend mit den Phrygern streiten Il. 3, 185. . An diesen Volkstamm graͤnzt der Syrische: und wenn nun Pindar sagt, daß die Amazonen das Syrische mit breiten Lan- zen geruͤstete Heer leiteten Str. 12. p. 819 c. Frgm. inc. 57. p. 645 Bh. , so stimmt er darin voͤllig uͤberein mit denen, die ihren Ursprung an den Ther- modon, Chadesios, Lykastos laͤngs der Kuͤste von The- miskyra setzten Aeschyl. Prometh. 723. Pherekyd. b. Schol. Apoll. 2, 370. Herod. 4, 110. Arrian Peripl. p. 16. Skymn. Ch. 229. Creuzer Vett. hist. p. 80. Nach Pherekyd. bei Schol. Apoll. a. O. (vgl. 990.) gab es im πεδίον Δοίαντος in Phrygien (in der Naͤhe des Thermodon) drei Amazonische Staͤdte, nahe lag Alkmonia (Akmonia Steph. Byz.), wo Harmonia mit Ares die Amazonen gebar. . Die auffallende Uebereinstimmung Mehrerer in dieser Ansetzung, so wie die ungewoͤhn- liche Bestimmtheit derselben machen sie doppelt wichtig. Und welches Lokal duͤrfte eher als Vaterland der Ar- temis Ephesia sowohl als der kriegerischen Hierodulen gelten, als Kappadokien. Wo sich ausgebreitete Hie- rarchien mit unzaͤhligen maͤnnlichen und weiblichen Hie- rodulen in die geschichtliche Zeit hinein erhalten hatten, ein schamanisch-orgiastischer Naturcultus bluͤhte, und die Hauptgottheit zugleich Enyo und Magna mater war. Wenn wir so den in Frage stehenden Cultus an das naͤchste Glied angeknuͤpft haben: so laͤugnen wir mit nichten, daß so weit sich der Syrisch-aramaͤische Stamm erstreckte, fast alle Erscheinungen — die sich zu Ephe- sos nur gemildert zeigen — oft ausnehmend grell und widerlich hervortreten Ueber Art. Ephesia, so wie uͤber die Amazonen ist eine so reiche Litteratur da, daß Einzelnes anzufuͤhren wenig hilft. . Es hatte sich uͤbrigens derselbe Asiatische Goͤtter- dienst auch an andern Stellen bei den Griechen des Landes eingedraͤngt, oder war von ihnen vorgefunden, und aus jener Toleranz, die sich religioͤse Institute leicht anzueignen weiß, angenommen worden. Dahin gehoͤren: die Leukophryne , die in Phrygien an einem suͤßen und warmen Teiche Xenoph. Hell. 3, 2, 19. , und von da besonders in Magnesien am Maͤandros, daher auch von Themisto- kles, verehrt Marm. Oxon. 26. l. 84. Paus. 1, 26, 4. 3, 18, 6. , und der Ephesischen aͤhnlich gebildet wurde Heyne Antiq. Aufs. 1. S. 109. vgl. Paclaudi Monum. Pelop. 2. p. 13. . Zum heiligen Thiere hatte sie den Buͤf- fel S. die Muͤnzen Mionn. 3. S. 137. . Die Artemis auf Sipylos , gefeiert mit aus- gelassenen, unzuͤchtigen Taͤnzen, von denen sie auch zu Olympia, nach Pausanias, Kordaka hieß 6, 22, 1. Auch die Sikelioten tanz- ten der Art. besonders das weichliche Jonikon, Poll. 4, 14, 104. . Die Per- gaͤische , weit und breit bekannt in Griechenland durch ihre herumwandernden Bettelpriester Skylax S. 39. Str. 14, 667. Kallim. auf Art. 187. Cic. Verr. 1, 20. 3, 21. Hesych, Suidas, Photios u. Aa. Πεϱγαία ϑεός. Apostol. 9, 91., wo παναγαῖα fuͤr ΠΕΡΓΑΙΑ steht. Zu Perge verehrt man auch den Syrischen Adonis als Aboba. Hesych Αβ. , von aͤhnlicher Bildung wie die Leukophryne Auf Muͤnzen als ein signum informe. , u. a. m. z. B. die Κινδυὰς von Bargyliaͤ, Polyb. 16, 12, 3., die Ἑστιάς von Jassos, ebd. ΑΣΤΙΑΣ die Inschr. Chandl. p. 19. n. 57., die Goͤttin von ἱεϱὰ κώμη bei Thyateira, Ὀϱεῖτις genannt, Polyb. 32, 25, 11. Inschr. bei Walpole Trav. p. 575., die Mysische, Paus. . Ganz im Geiste dieser Religionen nannte der Musiker Timotheos die Goͤttin “die stuͤrmende, schaͤumende, wuͤthende, ra- sende” Θυάδα, φοιβάδα, μαινάδα, λυσσάδα. Plut. de superst. 9. p. 75. , und der Tragiker Diogenes Athen. 14, 636 a. redete in einer schoͤnen, obgleich nicht eben geographisch genauen Stelle seiner Semele, von den Lydischen und Baktrischen Jung- frauen, die laͤngs des Halys die Tmolische Artemis mit weichlich tosender Musik feiern. Soviel schien noͤthig zur Rechtfertigung der oben aufgestellten Sonderung, aber wir machen kein Hehl daraus, daß in dieser summarischen Darstellung manche schwierige Aufgabe noch ganz unberuͤhrt geblieben ist, zu deren Loͤsung weitlaͤuftigere Voranstalten gehoͤren. 3, 20, 8. vgl. Kallim. 116., die Astyrene am Ida, Str. 13, 606. 613. die Boritine Lydiens, Eckhel D. N. 3. S. 121., die Art. Adrasteia in Kleinphrygien, Harp. Ἀδϱαστ. Aa. Andere Gottheiten. 10. 1. N achdem wir die Religionen, die ihren Impuls ganz oder zum Theil von den Doriern erhalten, be- trachtet haben: finden wir noͤthig, um vom Zustande des Goͤtterdienstes bei diesem Stamme voͤllige Rechen- schaft zu geben, auch die Culte nachzuweisen, die sie, in verschiedenen Staͤdten verschiedene, angenommen und geuͤbt haben. — Diese Forschung wird, außer dem eigenthuͤmlichen und unmittelbaren Resultate, welches sie gewaͤhrt, noch nach zwei Seiten schon organisirten Stoff der Forschung fuͤhren; naͤmlich zur Colonisirungs- geschichte des Stammes, welche daraus Bestaͤtigung und Ergaͤnzung erhaͤlt, und zur Geschichte des Dorischen Lebens, auf welches die geuͤbten Goͤtterdienste den groͤß- ten Einfluß aͤußerten. Weil aber die Masse des Stof- fes hier ganz unendlich — denn uͤber Nichts im Al- terthume giebt es so reiche Notizen, als uͤber die loka- len Culte — muͤssen wir jedes Streben nach Vollstaͤn- digkeit aufgeben, das uns viel zu weit abfuͤhren wuͤrde. Um bei Zeus zu beginnen, so ist auffallender Weise kein Hauptinstitut dieses Cultus fuͤr sich in Do- rischen Landen (außer dem Phrygischen Dienst auf Kreta) namhaft zu machen, sondern fast uͤberall, wo er vorkommt, erhaͤlt er erst durch eine andere mit ihm verbundene und aͤußerlich mehr hervortretende Gottheit seine naͤhere Bestimmung. Den Dienst von Olympia Daher stammt das Olympieion in Syrakus, (s. oben S. 116.) dessen Priester, ἀμφίπολος, die erste Jahreswuͤrde war. Thuk. 7, 65. 70. Diod. 16, 70. Exc. virt. et vit. p. 558. Cic. Verr. 2, 51. halte ich fuͤr eine Stiftung der Achaͤer, die auch sonst — wie in Aegion — dem Gotte allein Haupttempel weihten; den Hellanios auf Aegina haben Thessalische Hellenes (im engern Sinne) dort angepflanzt. — Aber ganz Argolis nebst Korinth steht seit alten Zeiten unter dem Schutze der Hera , die mit Zeus zusammenge- dacht, aber im Cultus mehr hervorgehoben wurde, als der Gott. Das Hauptheiligthum lag zwoͤlf Stadien von Mykenaͤ, vierzig von Argos, uͤber der Gegend Prosymna Creuzer Symb. T. 2. S. 575. ̔̍Ηϱας Πϱοσυμναίας ἱεϱὸν Ps. Plut. de fluv. Str. p. 373. unterscheidet wol mit Unrecht das Heraͤon in Prosymna von dem beruͤhmten. Der Name Prosymna, Prosymnos findet sich auch bei Lerna und im Arkadischen Gortyna. Inschr. von Gortyna bei Four- mont: ἁπατϱα των πϱοσυμναιων νικομαχην αϱιστοϑεμιτος δᾳ- δουχησασαν. ; von den angesehensten Priesterinnen ge- pflegt und durch die ersten Feste und Agonen gefeiert, wurde es selbst eine der aͤltesten Wiegen der plastischen Kunst. Auch scheint es, daß Argos fast allein die Wurzel des Dienstes sei, und er hier seine eigenthuͤm- liche Gestalt und sein eigenes Gepraͤge erst erhalten habe. Denn die Dienste von Samos, so wie von Sparta S. Paus. 3, 13. Sturz Pherek. p. 79. — Vgl. besonders Heyne zu Ilias 4, 52. Eurydike, Akrisios Tochter, sollte den Tempel gebaut haben. Gegen Paus. 3, 15, 7. μόνοις δὲ Ἑλλήνων Λακεδαιμονίοις καϑέστηκεν Ἤϱαν ἐπονομάζειν αἰγοφά- γον καὶ αἶγας τῇ ϑεῷ ϑύειν (vgl. Hesych Αἰγοφάγος Χήϱα ἐν Σπάϱτῃ, mit Welcker zu Schwenks etymol. Andeut. S. 294.) ist einzuwenden, daß dasselbe in Korinth gefchehen . Photios Lex. p. 50. ἡ αἲξ τὴν μάχαιϱαν. Zenob. Prov. 1, 27. Diogen. Pr. 1, 52. werden in Sagen, welche die Uebereinstim- mung der Gebraͤuche beglaubigt, von Argos hergeleitet; und dasselbe gilt von dem Epidaurischen Thuk. 5, 75. , Aeginetischen, Byzantischen Cult. Die Goͤttin herrscht in den aͤltern Mythen von Argos; die Traditionen von Jo, soviel davon wirklich einheimisch, sind nur mythische Darstellungen der Ideen und Gefuͤhle dieser Verehrung; so wie die Korinthischen Mythen von Medeia in ihrem aͤltesten Theile sich ebenfalls auf die dort einheimische Religion der Hera Akraͤa beziehn S. Bd. 1. S. 267. . Daher die Korinther nach ihrer Colonie Korkyra mit dem Heradienst Herdon zu Korkyra der Haupttempel. Thuk. 1, 24. 3, 75. 79. Auch in Syrakus, Aelian V. G. 6, 11. u. Aa. auch die Mythen und den Cultus der Medeia brachten Bd. 1. S. 297. Die behauptete Goͤttlichkeit der Medeia wird vollkommen erwiesen durch Athenag. legat. p. 14. Zeugniß, daß Hesiod. und Alkman sie Goͤttin ge- nannt. . — Man wird daher das Eigenthuͤmliche und Besondere dieser Religionsart theils aus den symbolischen Tradi- tionen uͤber Jo und Medeia und andern dergleichen, theils aus den Gebraͤuchen, besonders des Samischen Festes, zusammenstellen muͤssen. Eine naive Natur- religion lag gewiß zum Grunde; welche die Sage, wie Zeus, auf Berg Thornax in Suͤd-Argolis als Kukkuk (dessen Ruf in Griechenland die Naͤhe eines gedeihli- chen Saatregens verkuͤndet) die Hera verfuͤhrt, sehr hehllos ausspricht; der ἱερὸς γάμος spielte eine Haupt- rolle Sie hieß Εἰλήϑυια und Γαμηλή, Hesych s. v. Εἰλ. Eustath. ad Hom. p. 1156. . In Samos erzaͤhlte man, daß das Bild einst mit Ruthen von Keuschlamm ganz umwunden gewesen sei, und stellte dies, wie es scheint, auch in Festge- braͤuchen dar Athen. 15, 672. : dasselbe bedeutete das Argivische Fest Λέχερνα, Zweigbett Hesych s. v. Weiter sehe man Creuzers Symbolik, deren Abschnitt uͤber Hera . 2. Sehr alt und beinah gleicher Ehre theilhaft war in Argolis der Cultus der Athena , die auf der Hoͤhe der Larissa einen Tempel hatte; die Goͤttin, die zu Sparta im ehernen Hause angebetet wurde, hatte sicher denselben Charakter und Ursprung In Sparta hatte man auch den Arkadischen Cult der Athena Alea. Xenoph. Hell. 6, 5, 27. . An beiden Orten nannte man sie fast auf dieselbe Weise, dort Ὀπτιλέ- τις Paus. 3, 18, 1. Plut. Lyk. 11. , Augengoͤttin, hier Oxyderkes, Scharfsehende Paus. 2, 24. ; und wenn man auch an beiden Orten den Namen von historischen Begebenheiten erklaͤrte: so wird er doch richtiger mit dem Cultusnamen zu Athen und Sigeion: Γλαυκῶπις, und aͤhnlichen verglichen. In Argos schließt sich ein großer Theil der heroischen Mythologie an die Ideen der Pallas-Verehrung. Denn in ihrem Tempel auf der Burg lag Akrisios nach der Sage be- graben Klem. Al. Protr. p. 29. Sylb. ; und da die Goͤttin selbst Ἀκρία heißt Ακϱία Αϑηνᾶ ἐν Ἄϱγει. Auch Hera, Artemis, Aphro- dite, Hesych, cf. s. v. Ακϱέα. — Ob Creuzer dagegen seinen “Dunkeln” und Hermann den “ Inseparantius ” und Schwenck den “Goldlosen” aufgeben wird, weiß ich nicht. , so glaube ich auf diese Weise den Namen Ἀκϱίσιος selbst befriedigend erklaͤren zu koͤnnen: besonders da eine Ana- lyse des Mythus von Akrisios, Perseus, den Gorgo- nen lehrt: daß in ihm alles von Symbolen der Pal- las abhaͤngt. Auch Korinth nahm an diesem Mythen- kreise Antheil, wie die Typen des Pegasus, des Medusen- kopfes und der Goͤttin selbst auf den Muͤnzen dieser Stadt und ihrer Kolonien — Leukas, Anaktorion, Argos Amphilochikon — deutlich zeigen Doch mit besonderer Beziehung auf den Bellerophon. Vom Pegasos dort Hippia, Pind. O. 13, 97. deren Altar besonders durch die Incubation merkwuͤrdig. . Viel im Geiste alter Religion Gedachtes und Ausgefuͤhrtes enthaͤlt, und besonders Welcker zu Schwenck von S. 268. Es giebt noch einen andern Zweig des Pallas- dienstes bei den Dorischen Voͤlkern, der sich von Lin- dos auf Rhodos nach dem Sicilischen Gela und von da nach Akragas und Kamarina verbreitet Voͤckh Expl. ad Pind. O. 2, 1. p. 123. 5, 9. p. 148. besonders Polyb. 9, 27, 7. mit Timaͤos bei Steph. Byz. Ἀτάβυϱον. Die Polias von Troͤzen ist durch die Jonier hingekommen, wie die andern Culte der Stadt zeigen. . In al- len diesen Orten ist Pallas die Burgschirmerin und Stadtgoͤttin, und dem Zeus Polieus (auch Atabyrios) zugesellt Sie heißt fortwaͤhrend auch in Stadt Rhodos die “Lindische”. S. Meurs. Rhod. 1, 6. vgl. Apostol. 17, 17. . Von der Eigenthuͤmlichkeit ihrer Vereh- rung wissen wir nur aus Pindar, daß man ihr in Rhodos, wie den alten Naturgoͤttern, feuerlose Opfer brachte, und daß die dort einheimische alte Kunst sich an ihren Cultus schloß. Denselben von dem Argivischen ableiten zu wollen, waͤre willkuͤhrlich, da auch die oben bezeichneten besonderen Symbole des letztern in Rho- dos und dessen Colonien nicht vorzukommen scheinen. Aehnlicher war ihm der Kretische von Hierapytna, (welche Stadt auf ihren Muͤnzen die Attischen Sym- bole der Pallas hat,) wenn die Praͤsischen Gesandten zu Rhodos mit Recht angaben, daß man die Koryban- ten (zu Hierapytna,) fuͤr Kinder des Helios und der Athena halte Str. 10, 472. ὡς εἶεν Κοϱύβαντες δαίμονές τινες, Ἀϑηνᾶς καὶ Ἡλἰσυ παῖδες. Anders darf man nach der Stellung der Worte nicht interpungiren. . 3. Mehr als die beiden genannten Goͤtterdienste, obgleich auch diese und besonders Hera vor der Dorischen Usurpation wohl noch allgemeiner herrschten, wurde die Die Ἑλλωτία ist, wie auch die Festsagen bei Schol. Pind. lebren. Lichtgoͤttin , wie die Ἀλέα. — Auch Syrakus hat Minerven- dienst. Diod. virt. et vit. p. 549 Wess. Religion der Demeter in den Schatten gedraͤngt: wie Herodot von einer Weihe der Demeter Thesmopho- ros, welche angeblich die Toͤchter des Danaos gestiftet hatten, sagt: daß, als die Peloponnesier von den Do- riern vertrieben wurden, die Weihe unterging, und nur die uͤbriggebliebenen Peloponnesier und die nicht vertriebenen Arkader sie fortsetzten” 2, 171. . Daher finden wir wenig Demetercult in den Hauptstaͤdten Dorischen Namens Nur die Messenier machen die Demeter von Andania zu einer Hauptgoͤttin des Staats: s. davon oben S. 100. . So scheint es in Argos, als waͤren die Gebraͤuche zu Ehren der Goͤttin auf der einen Seite in die Lernaͤischen Suͤmpfe hinein, auf der andern nach dem von den Dryopern bewohnten Ostende der Halbinsel hinausgedraͤngt worden. Dort bestand fort- waͤhrend eine mystische Weihe, die aber lange sehr ob- scur blieb: hier hatte man einen deutungsvollen Cul- tus der Chthonischen Goͤtter an die Spitze aller andern gestellt. Die von Fourmont zu Hermione gefundenen Inschriften, die unter andern Namen neben Demeter und Kora den Klymenos erwaͤhnen Ich stelle einige aus Fourmonts Papieren von Castri zusammen: α πολις των Εϱμιονεων Νικιαν Ανδϱωνιδα Δαματϱι Κλυμενῳ Κοϱᾳ Θεοδωϱος Ποϱου Αϱγειος εποιησε. — Εϱμαιχον Λουκιου τον ιεϱεα του Κλυμενου. — Δαματϱι χϑονιᾳ Διι αϱγι- λαπιῳ (ob ΑΣΚΛΑΠΙΩΙ, vgl. Bd. 1. S. 153.). Δημητϱα την κϑονιαν und die δέσποινα erwaͤhnen Andere. Vgl. damit Paus. 2, 35, 3. Vielleicht war auch der Name von Hermione aus dem Cultus. Ἑϱμιόνη Demeter und Kora zu Syrakus. Hesych. , stimmen sehr wohl mit dem Anfang des Hymnus, den Lasos der Hermioneer auf die Gottheiten seiner Vaterstadt dich- tete: “Damater singe ich und Kora des Klymenos Ge- mahlin Meliboͤa, der Hymnen Aeolische Harmonie, die tieftoͤnende, herauffuͤhrend” Athen. 14, 624 e. Vgl. dazu den Hymn. des Philikos von Korkyra, Hephaͤst. p. 53 Gaisf. . Und wie man das Hei- ligthum der Chthonischen Demeter — am Eingange zur Unterwelt — als das erste der Stadt anerkannte, er- hellt noch aus der Pietaͤt, mit welcher die in Messe- nien wohnenden Asinaͤer von da der alten Stammgoͤttin zu Hermione Opfer und Theorieen senden Inscr. ap. Donium Cl. 4. p. 137. n. 9. . In alten Zeiten hatte in Argos auch ein Cul- tus gebluͤht, den wir mit dem Namen der Triopi- schen Demeter bezeichnen Paus. 2, 22, 2. Δήμητϱός ἐστιν ἱεϱὸν ἐπίκλησιν Πελασγίδος ἀπὸ τοῦ ἱδϱυσαμένου Πελασγοῦ τοῦ Τϱιό- πα. . Es beziehen sich naͤmlich die Mythen von Triopas und dessen Sohn Erysichthon (Kornbrand), wo sie sich immer finden, auf eine Acker- religion, die zugleich Cultus der Unterwelt ist. Die alten Sitze derselben sind das Phthiotische Feld Dotion, Argos, auch Attika Hauptquellen Hellanikos bei Athen. 10. S. 416 a. u. bei Steph. s. v. Τϱιόπιον. Kallimach. an Demet. 24. Inscr. Herod. Attici. vgl. die treffliche Auseinandersetzung von Boͤckh ad Schol. Pind. P. 2, 27. p. 315. ; und von dem erstgenannten Orte ist sie durch uralten Voͤlkerzusammenhang, den die Er- zaͤhlung von einer Dotischen Colonie nach Knidos, Rhodos und Syme andeutet S. Bd. 1. S. 195. , an die Suͤdwestkuͤste von Kleinasien gekommen: wo sie die Grundlage der Trio- pischen Goͤtterverehrung bildete, an die sich die Bun- desfeste der Dorischen Sechsstaͤdte knuͤpften. Vor Trio- pion liegt die kleine Insel Telos, von da folgte eine Familie der Lindischen Colonie, die Gela in Sicilien gruͤndete, und brachte die sacra Triopia mit sich; einer dieses Geschlechts, Telines genannt, wußte diesem Gen- tilcultus der unterirdischen Goͤtter so viel Ansehn zu verschaffen, daß er als Hierophant denselben als oͤf- fentlichen verwalten durfte; von diesem stammt Hieron der Syrakusier Herod. 7, 153. Schol. Pind. a. O. . 4. Durch diese sehr beglaubigte und in sich wohl zusammenhaͤngende Coloniegeschichte haben wir den Ur- sprung eines der Zweige Cerealischer Religion in Sici- lien gewonnen. Einen andern Zweig brachte wohl die Familie der Emmeniden mit Bd. 1. S. 337. , welche, urspruͤnglich aus Theben stammend, mit der Geloischen Colonie nach Sicilien gekommen war. Denn es wird vermuth- lich den dieser Familie eigenen Sagen verdankt, wenn Akragas, so wie das alte Theben, “ein Geschenk des Zeus an Persephone am Feste der Schleierluͤftung” heißt Bd. 1. S. 217. hernach auf ganz Sicilien ausgedehnt. Boͤckh Expl. Pind. O. 2. p. 123. Κόϱης παϱὰ Σικελιώταις Θεογάμια καὶ Ἀνϑεςφόϱια, Pollux 1, 37. Die Θεογάμια sind mit dem Feste ἀνακαλυπτήϱια ( Schol. rec. Ol. 6, 160.) wohl zusammenhaͤngend; und dies Fest stammt aus Theben. Auch Kyzikos von Tyrrhenischen Pelasgern (aus Boͤotien) gegruͤndet wurde als ein ἐμπϱοίκιον des Zeus fuͤr Kora betrachtet. Appian. Mithrid. 75. vgl. Steph. B. Βέσβικος. . Allein von keiner von beiden Familien kann der große und vielgefeierte Dienst der Goͤttin in Sy- rakusaͤ und dessen Colonie Enna — welcher Sicilien in den Augen der Einwohner und der Roͤmer zum Vater- lande der Ceres gemacht hat — abgeleitet werden, da er in seiner Eigenthuͤmlichkeit wieder von beiden bezeichneten abweicht Ein Fest Θεσμοφόϱια zu Syrakus (Athen. 14, 647 a. Θεσμοφόϱιον ἱεϱὸν, Plut. Dio 56. Monat Thesmophorios, s. Castelli) Κούϱεια Plut. a. O. vgl. besonders Diod. 5, 4 ff. . Aus seinem Ansehn kann man schließen, daß er zu den aͤltesten, gleich bei der Gruͤn- dung gestifteten, Culten von Syrakus gehoͤrt; und da diese theils von Olympia Vgl oben S. 136. und 394. , meist aber von Korinth stammen, und ihn aus dem ersteren Orte abzuleiten II. 26 kein Grund da ist: so muß er aus der Gegend der Metropolis gekommen sein. Hier gab es nun zwar auch einen Tempel der Demeter und Kora, deren Prie- sterinnen zugleich Prophetinnen durch Traͤume waren Plut. Timol. 8. Diod. 16, 66. ἐποικιδίη Demeter in Ko- rinth, Hesych. ; allein dieser Dienst ist lange nicht so bedeutend, wie der Sicilische wurde: dessen großes Ansehen man indeß vielleicht durch die Fruchtbarkeit Siciliens erklaͤren koͤnnte — des Waizenlandes — welche wohl die (Ger- ste essenden) Griechen zu ganz besonderer Verehrung der Segensgoͤttin auffordern mochte. Ueberlegt man aber, daß außer Korinth auch noch Megara, die Nachbar- stadt, an der Gruͤndung von Syrakus starken Antheil nahm: so wird man kaum zweifeln, daß die letztre Stadt die wahre Metropolis dieses Cultus war, da hier De- meter uralte Landesgoͤttin ist, und in ihrem Megaron auf der alten Burg Karia auch von den erobernden Doriern ungefaͤhrdet blieb Pausan. — Cerealisch ist auch der mystische Cult der Damia und Auxesia zu Epidauros und Troͤzen, wie auch noch der Schol. msc. bei Mitscherlich ad H. in Cerer. 122. sagt. Δημ. Αζησία (Sophokl. bei Hesych s. v. cf. Valcken. Adoniaz. p. 292) und ΛΑμαία (Suid.) sind mit den genannten Gottheiten nicht zu verwechseln. . Auch noch in Lakonien hatte sich von alten Zeiten Demeter behauptet, obgleich schwerlich von den Do- riern zu Sparta sehr geehrt. Denn die dort vorkom- menden Eleusinien wurden besonders von den Einwoh- nern der alten Stadt Helos begangen, welche an be- stimmten Tagen ein Holzbild der Kora nach dem Eleu- sinion auf der Hoͤhe des Targetos fuͤhrten Paus. 3, 20, 5. 6. vgl. Hesych: Ελευσίνια ἀγὼν ϑυμελικὸς ἀγόμενος ΔήμητϱΔ παϱὰ Λἁκωσι. . Die Goͤttin als Chthonia zu verehren, hatten die Lakonen nach Pausanias von den Hermioneern, deren Verwandte sich in Messenien angesiedelt, empfangen 3, 14. 5. Vgl. Hesych Ἐπιπολλὰ, Ἐπικϱῆναι. . 5. Poseidon war urspruͤnglich kein Gott der Dorier, sondern mehr der Natur Jonischer Voͤlker an- gemessen, die als Anwohner des Meers auch dessen unruhige Bewegtheit in ihr Gemuͤth aufgenommen hat- ten. Er findet sich daher nur hie und da, wie auf Taenaron Die Priester wahrscheinlich hießen Ταιναϱισταί, s. Hesych s. v. Ταινα- ϱίας. (von wo er nach Tarent uͤberging), in Kyrene Ἀμφιβᾶιος i. e. Αμφι-ᾶιος daselbst. Boͤckh Expl. Pind. P. 4. p. 268. auch Πελλάνιος Hesych. , auf Aegina Aegin. p. 148. adde Plut. Sympos. 9, 6. p. 410 H. , besonders auf dem Isthmos, und zu Troͤzen nebst Kalauria, von welchen letztern Orten oben schon nachgewiesen ist, daß sie zu den alt- ionischen Stiftungen um den Saronischen Meerbusen her gehoͤren Daher auch der heilige Monat Geraͤstios zu Troͤzen (Athen. 14, 639.) der nach Eu- boͤa hinweist. , auf die sich besonders die Mythen von Theseus beziehn Vgl. was S. 251. uͤber den alten Gegensatz zwischen den Isthmischen und Olympischen Agonen gesagt worden ist. . Von Troͤzen aber wurden die Po- seidonien nach Poseidonia in Großgriechenland, und, besonders durch eine Familie der Antheaden, nach Ha- likarnaß uͤbertragen. 6. Der Dienst des Dionysos war nicht bei allen Doriern gleich angesehn. Zwar war der Gott auch nach Sparta gekommen, und hatte auch die Lakedaͤmo- nischen Frauen mit seiner Wuth erfuͤllt Aelian V. G. 3, 42. Schol. Arist. Voͤg. 963. Fried. 1071. ; und das Delphische Orakel selbst hatte geboten, ihm einen Wett- lauf Dionysischer Jungfrauen zu veranstalten Paus. 3, 13, 4. Auch hier Διον. ἐν λίμναις Str. 8, 363. Vgl. oben S. 374. von den Dymaͤnen. . Aber von praͤchtigen Festen oder einer ausgezeichnet sorgsa- 26 * men Verehrung des Gottes wissen wir nichts, und koͤnnen voraussetzen, daß der strenge und nuͤchterne Sinn Sparta’s sich ihm im Ganzen abhold zeigte. Wohl ziemlich dasselbe gilt von Argos, das sich in alter Zeit lange gegen den Cultus gewehrt, aber her- nach dem Gotte ein Fest τύρβη ( turba ) gewidmet hatte 2, 23. 24. 37. vgl. Hesych ῾Ταϱγίδες. . Ganz anders verhalten sich Sikyon und Ko- rinth in diesem Bezuge. Dort hin war aus Phlius vgl. oben S. 80. Phlius ward dieses Dienstes wegen Vaterstadt der σατυ- ϱικοὶ ποιηταί Aristeas und Pratinas. der Dion. Bakcheios, d. i. der zur Raserei Entzuͤn- dende, der Lysios oder Besaͤnftigende und Beruhigende aber von Theben — nach der Sage zur Zeit der Do- rischen Eroberung — gekommen P. 2, 7, 6. Auch Διον. χοιϱοψάλης daselbst, Klem. Al. Protr. p. 25. , und hatte Feste erhalten, von deren Auffuͤhrungen und Darstellungen uns Mancherlei berichtet wird Ueber den Kranz ἰάκχα Athen. 15, 678. vgl. Hesych s. v. λιακχὰ und ἰάκχα. . Fruͤhzeitig hatten sich aus den dithyrambischen Choͤren Deren Auffuͤhrung scheint das alte Epigr. bei Athen. 14, 629 a. zu betreffen. dabei Anfaͤnge von Tragoͤdien entwickelt, wie die Sage von Epigenes beweist, wenn auch darum noch nicht an eigentliche Dramen gedacht werden kann; man hatte auch Heroen, wie Adrast, schon vor der Tyrannis des Kleisthenes zum Gegenstande solcher Chorgesaͤnge gemacht Herod. 5, 67. Daß die τϱαγ. χοϱοὶ urspruͤnglich dem Dionysos galten, beweist das ἀπέδωκε. Vielleicht schlossen sich die Adrasteen an die Dionysien an. . Eben so hatte der Dienst des Gottes ein einheimisches Spott- spiel, die Phallophoren, hervorgebracht Athen. 14, 621. 622. Darauf geht das Epigr. Onestae 2. Vgl. Her- mann zu Aristot. Poët. 3. p. 104. . — Die genannte Nachbarstadt aber theilt ganz denselben feier- lichen, die Musik belebenden und zur Darstellung anre- genden Dienst Βακχεῖος und Λύσιος daselbst, P. 2, 2, 5. : daher hier nach Pindar der Dithyramb — wenn auch unter Leitung eines Auslaͤnders — zuerst aufgestellt wurde O. 13, 18. vgl. Voͤckh. Expl. . In den Dorischen Colonieen Groß- griechenlands nahm der Cultus, dem Charakter dersel- ben gemaͤß, eine ausschweifendere und wildere Gestalt an; ganz Tarent war, wie Platon sagt, am Feste des Gottes betrunken; von den schwaͤrmenden Zuͤgen und Maskeraden dieses antiken Carnevals geben uns die Vasengemaͤlde die trefflichste Anschauung. 7. Korinth aber und Sikyon waren nicht blos des Bakchos sondern auch der Aphrodite geheiligte Wohnsitze. Von dem Cult dieser Gottheit hegen wir die Meinung, daß er zwar auch aus einheimischen, altgriechischen Anfaͤn- gen hervorgegangen, aber durch Phoͤnikische Stiftungen in einigen Kuͤsten- und Hafenstaͤdten Griechenlands er- weitert und umgestaltet worden sei. Das Institut der gastlichen Maͤdchen, der Peitho Dienerinnen in der reichen Korinthos, denen die Gottheit, ihre Herrin, selbst gebot dem Fremden zu Willen zu sein σὺν δ̛ ἀνάγκᾳ πᾶν καλόν. Pindar Skol. Frgm. 1. — Das Meiste uͤber diese Hierodulen ist bekannt, ich fuͤge hinzu, daß einzelne κατἀκλειστοι hießen (He- sych s. v. Alberti), in einzelne Zelten eingesperrt, warum, ist dunkel. , war sicher Asiatischer Abkunft, und althellenischer Sitte fremd Von Korinth stammt Aphr. Εὐδωσώ (Hes.) u. Βαιῶ- τις (ebd.) in Syrakus, vgl. Klem. Al. p. 25. . Sikyon aber scheint von da den Cultus uͤber- kommen zu haben; auf seinen Muͤnzen sieht man ge- woͤhnlich die Taube Naͤmlich auf denen, die man sonst faͤlschlich den Siphniern u. Seriphiern (ΣΕ od. ΣΙ) beimaß, aber in großer Menge auf dem Boden Si- kyons findet. , und oft auch einen Venuskopf von altvaͤterischem Typus; die einheimische Dichterin Praxilla (Olymp. 82.) besang Aphrodite als Mutter des Dionysos Hesych Βάκχου Διώνης. , und die Leiden und Freuden des Phoͤ- nikischen Adonis Zenob. Prov. 4, 21. Diogen. 5, 21. . Wenn hier wiederum diese Dori- schen Kuͤstenstaͤdte eine gewisse Empfaͤnglichkeit, Bieg- samkeit und Weichheit des Charakters bewaͤhren: so spricht Sparta die entgegengesetzte Sinnesart aus. Auch hier kamen die Dorier in Connex mit einer Phoͤ- nikischen Anpflanzung des Cultus auf Kythera; aber sie bildeten ihn ganz nach ihrer Weise um, indem sie ihre geharnischte Aphrodite und die gefesselte und ver- huͤllte Goͤttin der Ehe daraus schufen Paus. 3, 15, 8. 23, 1. Plut. Instit. Lac. p. 253. Tzetz. Lyk. 449. Indeß auch in Korinth bewaffnet, P. 2, 4, 7. . — Von Ky- thera heruͤber kam ihnen auch Adonis unter dem Na- men Kiris Hesych s. v. Nach dem Etym. M. aber ist Κίϱ̓ϱ̔ις blos Kyprisch. vgl. Meurs. Misc. Lac. 1, 3. . — Zu mehr Ansehen gelangte die Goͤt- tin in der Spartiatischen Colonie Knidos, von wo sie als Akraͤa nach Halikarnaß, und von da nach der Mut- terstadt Troͤzen zuruͤckkam Paus. 2, 32, 6. vgl. sonst uͤber den Troͤzenischen Dienst der Goͤttin Val- cken. ad Eur. Hipp. 32. — Von den Sauopfern der Aphr. zu Argos an den Hysterien Athen. 3, 96 a. Kallim. Fr. 102 B. Aphr. πεϱιβασίη daselbst, Klem. Al. Protr. p. 24. Sylb. . — Der Dienst von Se- linus im westlichen Sicilien S. Timaͤos bei Zenob. Prov. 1, 31. stammte ohne Zweifel vom nahen Eryx und war sonach auch Phoͤnikisch, der Tempel gehoͤrte wahrscheinlich zu den reichsten der ehe- mals so bluͤhenden Stadt Thuk. 6, 20. . Hermes genoß keiner vorzuͤglichen Verehrung in Dorischen Staͤdten; in einer Hinsicht vertrat ihn Apol- lon Agyieus. Auch Hephaͤstos und Ares kommen hier nicht sonderlich in Betracht; den letztern ehrten die Spartiaten als Theritas und Enyalios. Von dem Dienst des Asklepios ist schon oben bemerkt S. 103. , daß ihn Kos, Knidos und Rhodos von Epidauros her er- hielten, welche Stadt ihn vor alter Zeit durch die Phlegyer, von Trikka her, empfangen hatte Bd. 1. S. 199. . Von Epidauros stammte nach Pausanias auch der Sikyoni- sche Cult Paus. 2, 10, 3. ; und der Kyrenaͤische zu Balagraͤ 2, 26, 7. Tac. Ann. 14, 18. vgl. Kallim. Epigr. 58. Von da kommt nach Paus. wieder der T. des Askl. zu Leben in Kreta. , an den sich, wie zu Kos, eine alte Schule von Aerzten anschloß Vgl. die etwas abweichende Meinung Boͤckhs Expl. Pind. p. 288. . 8. Mit wenigen Worten beruͤhren wir den in Kreta und Sparta einheimischen Dienst der Chariten , erstens als einen neuen Beweis der alten Cultusverbin- dung beider Laͤnder vgl. Heyne ad Apolld. 3, 15, 7. , und als ein Zeichen jener edlen Heiterkeit, die der Hellenischen Religion schoͤnste Seite ist. Die Spartanischen hießen Kleta und Phaenna, ihr Tempel stand am Wege von der Stadt nach Amyklaͤ, am Flusse Tiasa Paus. 3, 18, 4. 9, 35. vgl. oben S. 379, 7. . Verwandter Art ist der Dienst des Eros , wie ihn die Spartiaten und Kreter nah- men, bei denen vor jeder Schlacht die Schoͤnsten zu- sammentretend dem Eros opferten Athen. 13, 361. — nicht als dem großen Einiger Himmels und der Erde, sondern als dem Erwecker wechselseitiger Zuneigung, aus der Scham vor den Freunden und aus dieser als der edelsten Trieb- feder die Tapferkeit hervorgeht In einer Fourm. Inschr. kommen Eleutheria, Poseidἁa, Ero- tidaͤa ( sic ) als Feste Sparta’s vor. . Am schwierigsten unter allen ist vielleicht der Dienst der Dioskuren zu entwickeln, und je mehr es einer nach irgend einer Ansicht oder Hypothese versucht, um desto deutlicher wird ihm nur die Schwierigkeit des Unternehmens. Zweierlei scheint verschmolzen — die heroische Ehre menschlicher Tyndariden Obgleich auch als solche sie unter lauter Personen mitten inne stehn, die nicht blos Heroen, wie die beim Phoͤbaͤon (oben S. 92.) goͤttlich verehrte Helena, wie Phoͤbe u. Hilaira, die Leukippiden, die vielleicht in den Cult des Amyklaͤischen Apoll gehoͤren (wie man aus Paus. 3, 16, 1. schließen koͤnnte). , und der altpeloponnesische Cultus der großen Goͤtter, und zwar so, daß durch Sage und Dichtung successiv immer mehr von diesen auf jene uͤbertragen wurde — der Name der Zeus soͤhne — die Eigeburt und Eihuͤte — der Wechsel von Leben und Tod — die Herrschaft uͤber Fluth und Wind. Aus der Spartanischen Religion erwaͤhne ich jene uralten Bilder, δόκανα genannt, zwei aufgerichtete Balken mit zwei queruͤbergelegten Plut. de amore frat. 1. p. 36. vgl. Zoëga de Obel. p. 225. vgl. oben S. 92, 6. In Argos hatte man alte Dioskurenbilder von Dipoͤnos u. Skyllis, Paus. Klem. Al. Protr. p. 31 a. , welche doch das hohe Alter einer mehr als heroischen Verehrung zu be- weisen scheinen — die Sitte, bei Kriegsauszuͤgen stets die Bildsaͤule eines derselben oder beider, wenn beide Koͤnige auszogen, mitzunehmen Als ἐπικλήτους Herod. 5, 75. So schickten wohl auch die Laked. den Lokrern die Tyndariden (τἀ ἐπἰ Σάγϱᾳ), wie die Aegineten nach Salamis die Aeakiden. Aegin. p. 163. Der Κάστωϱ Μιξαϱχαγέτας der Argeier (Plut. Qu. Gr. 23. p. 391.) ist sehr dunkel. , welche die Tyndari- den als eigentliche Kriegshelden darstellt — den Glau- ben, daß sie oft als hilfreiche Horte oder auch ohne besondere Noth blos als freundliche Gaͤste erschienen So bei dem Spartiaten Phormion, Paus. 3, 16, 3. bei einem Azanen von Pagupolis, He- rod. 6, 127. Daber auch die Θεοξένια der Diosk. zu Akragas, Boͤckh Expl. Pind. O. 3. p. 135. Woher der Dioskurendienst von Kyrene und Akragas stammt, s. Bd. 1. S. 339. , die sie wieder von den meisten Heroen unterschei- det. Im Ganzen wissen wir so viel: Die Dorier fanden Religion und Mythus der Tyndariden schon in Amyklaͤ, Therapne, Pephnos und andern Orten an- saͤssig vor; sie eigneten sie sich an, Manches in ihrem Sinne ummodelnd und wenig um den Zusammenhang und die Einheit der Idee bekuͤmmert, immer blieb die- sen ein gewisser Schimmer einer wunderbaren und goͤtt- lichen Natur, der die Veranlassung gab, die Religion der Großen Goͤtter an sie anzuknuͤpfen. 9. Ehe wir von hier zur eigentlichen heroischen My- thologie der Dorier, die sich ganz um Herakles dreht, fortschreiten: versuchen wir vorher, den allgemeinen Charakter Dorischer Religiositaͤt , hauptsaͤchlich aus den gegebenen einzelnen Culten, zusammenzufassen. Sowohl in der Ausbildung der diesem Volke eigen- thuͤmlichen, als in der Annahme und Umbildung an- derer Goͤtterdienste zeigt sich durchgehends eine ideali- stische Geistesrichtung, die die Gottheit weniger in Be- zug auf das Leben der Natur, als auf menschliche freie Thaͤtigkeit faßt, und ihr Wesen und Sein sich mehr nach der Analogie der letztern als des erstern vorstellt. Dar- um wird alles Mystische in den Hintergrund gedraͤngt, welches im religioͤsen Gefuͤhl aus der Erkenntniß der absoluten Differenz des Goͤttlichen hervorgeht, und da- her in Naturculten vorwiegt; dagegen wird die Gott- heit menschlicher, heroischer gedacht, wenn auch dies noch nicht so sehr als in der epischen Poësie. Sonach hatte die Froͤmmigkeit bei diesem Stamme etwas be- sonders Energisches, weil die Vorstellung von den Goͤt- tern klar, bestimmt, persoͤnlich war, und bestand wohl mit einer gewissen heitern Freisinnigkeit zusammen, weil das Niederdruͤckende uͤberschwenglicher, so wie das Duͤstre aufloͤsender Gefuͤhle ziemlich entfernt blieb. Denn Trauerfeste mit Todtengebraͤuchen und zerfließen- der Wehmuth, wie das Naturschwelgen des Orgias- mus, sind eigentlich nicht im Charakter der Dorier, wenn auch die Ehrfurcht vor altherkoͤmmlichen und an einem Orte ansaͤssigen Culten sie oftmals zur Annahme auch solcher bewog. Dagegen zeigt sich in ihren Festen und Religionsgebraͤuchen im Ganzen eine Heiterkeit, die es fuͤr den schoͤnsten Dienst der Goͤtter achtet, sich zu freuen vor ihrem Angesicht, und Darstellung des zu wuͤrdiger Schoͤnheit ausgebildeten Volkes fuͤr die wohlgefaͤlligste Schau. Zugleich traͤgt ihr Gottesdienst das Gepraͤge der schlichten Einfachheit bei großer Waͤrme des Herzens. Die Spartiaten beteten: “die Goͤtter moͤchten ihnen das Schoͤne zu dem Guten ge- ben” Der Platon. Alkib. II, 148. Plut. Inst. Lac. p. 253. , und obgleich sie keine prunkvollen Pompen auf- fuͤhrten, und selbst mangelhafte Opferthiere darzubrin- gen beschuldigt wurden: erklaͤrte doch Zeus Ammon: die Euphemia der Spartiaten sei ihm lieber als alle Opfer der Hellenen” Plat. ebd. vgl. Plut. Lyk. 19. Vgl. die uͤbereinstimmende An- sicht des Delph. Orakels, Porphyr. de abstin. 2, 15. . Dazu hatten sie die treueste Anhaͤnglichkeit an die von den Vaͤtern ererbten Gebraͤu- che und Sitten, und deswegen auch geringe Empfaͤng- lichkeit fuͤr Aufnahme auslaͤndischer Sacra Eine Ausnahme macht Ammon, der besonders durch Lysandros in Sp. in Ansehen kam, Bd. 1. S. 359. , die da- gegen in Handelsstaͤdten, aus Ruͤcksicht fuͤr die Frem- den anderer Staͤmme und Nationen, ziemlich willkom- menen Empfang fanden, z. B. in Korinth Daher hier die Thraki- sche Kotytto, Eupolis bei Hesych s. v. Suid. Θιασώτης, Κότυς. . Herakles. 11. 1. B ei diesem Versuche, die combinirte Mythologie des Herakles zu entwickeln, beginnen wir mit denjeni- gen Mythen, in welchen der Held deutlich als Stamm- vater der Dorischen Herakliden ῾Ηϱ. γεναϱχας in einer Spartan. Inschr. bei Fourmont. , als Repraͤsentant der Helden Hylleischen Stammes, erscheint. Wir richten zu dem Zwecke unsern Blick zuerst wieder auf das im ersten Kap. des ersten Buchs beschriebene Lokal, das alte Vaterland der Dorier im gebirgigsten Theile Thes- saliens, wo dieselben in bestaͤndigem Kriege lagen mit ihren naͤchsten Nachbarn den Lapithen . In diesem Kriege tritt Herakles als Held des Hylleischen Stam- mes auf, nach der Sage des Hesiodischen Epos Aegi- mios, und erwirbt fuͤr diesen ein Drittel des er- oberten Landes; und mit demselben haͤngt nach mei- ner Meinung auch die beruͤhmte Eroberung Oe- chalia’s zusammen, der Gegenstand eines eige- nen Epos Οἰχαλίας ἅλωσις, welches man dem Ho- mer oder Kreophylos beischrieb S. uͤber dies Bentlei epist. ad Millium p. 503. Jakobs Ani- madv. ad Anthol. Gr. 1, 2. p. 286. Weichert uͤber Apollon. S. 246. ῾Ηϱακλεία heißt das Gedicht bei Paus. 4, 2, 2. . Hier wurde erzaͤhlt, wie Eurytos von Oechalia, der treffliche Bogenschuͤtz, der nach alten Sagen den Herakles selbst darin unter- wies, und mit Apollon den Kampf wagte Od. 8, 228. Theokr. 24, 105. Apolld. 2, 4, 9, vgl. 2, 4, 11. , seine Tochter Jole dem als Preis versprochen, der ihn und seine Soͤhne im Bogenschießen uͤberwinden wuͤrde; als aber Herakles der Forderung Genuͤge geleistet, ihm das Versprechen nicht halten gewollt, worauf Herakles ein Heer sammelt, Oechalia erobert, Eurytos nebst seinen Soͤhnen erschlaͤgt, Jole gefangen hinwegfuͤhrt, und sie seinem Sohne Hyllos zur Ehe giebt Den Inhalt des Gedichts, die traurigen Schicksale der Jole, giebt im Allgemeinen Kallimachos Epigr. (Str. 14, 638.). Die Ausfuͤhrung Apolld. 2, 6, 1. 7, 7., der mit Herodor uͤberein- stimmt bei Sch. Eur. Hippol. 550., wo auch Lysimachos Θηβ. πα- ϱάδοξα citirt wird, Sophokl. Trach. 205. Schol. 358., die aus Pherekydes (vgl. Beil. 2.) und Menekrates schoͤpfen, Diod. 4, 31. 37. Schol. Il. 5, 392., wo fuͤr Βοιωτίας — Εὐβοίας zu schr. ist. vgl. Skythinos bei Athen. 11, 461 f. Hygin. fb. 29. 35. Plut. def. or. 13. p. 322. . Jole’s Mutter ist bei Hesiodos Antiope Tochter des Nauboli- schen Pylon; ihre Bruͤder Deion, Klytios, Toxeus und Iphitos der Zoͤgling des Ares bei Schol. Trach. 266. nach Bent- lei’s Emdt. Kreophylos, ebd. citirt, kannte nur zwei. Bei Diodor Toxeus, Molion und (nach Wessel.) Κλύτιος. . Wo dieses “hochumthuͤrmte” Soph. Trach. 354. 858. vgl. Hermann zu 326. Oechalia liege, ist ein alter Streit. Es gab drei Oechalien. Das eine am Thessalischen Peneios im alten Lande der Lapithen, zwischen Pelinna in Osten und Trikka und Ithome in Westen oben S. 23. . Das andere in Euboͤa in der Eretrischen Landschaft Hekataͤos bei Paus. 4, 2, 2. vgl. Creuzers Hekat. S. 53. Str. 10, 448. . Das dritte das spaͤtere Karnasion in Messenien, an den Graͤnzen Arkadiens Daher es Pherek. bei Schol. Trach. 354. nach Arkadien setzt. ἐν Θοὑλῃ Αϱκαδίας; ob ἐν ΘΩΜΗΙ i. q. Ἰϑώμῃ? Demetr. Skeps. bei Str. 8, 339. identificirt Oechalia ; in welcher Gegend auch ein Ithome und nach alten Angaben ein Trikka lag, so daß eine Urverwandtschaft der Einwoh- ner mit Staͤmmen am obern Peneios angenommen wer- den zu muͤssen scheint. Nun laͤßt sich voraussetzen, daß jede dieser drei Oechalien von den Umwohnern als die sagenberuͤhmte Stadt des großen Eurytos gepriesen wurde: wodurch in die Poësie fruͤhzeitig ein Schwanken uͤber diesen Gegenstand hineinkam. Denn die Messeni- sche wird als solche anerkannt in einer Stelle des Ho- merischen Voͤlkerverzeichnisses 2, 594. , und der Odyssee 21, 13. , denen der Logograph Pherekydes folgte a. O. Auch Paus. der der Landessage folgt. 4, 33, 5. vgl. 27, 4. ; die Euboͤi- sche in dem Epos, die Eroberung von Oechalia Sch. Soph. a. O. , und — nach einer obigen Vermuthung — auch im Aegi- mios oben S. 29. , darnach von Hekataͤos dem Milesier a. O. Auch Skythinos a. O., Sophokles, Apolld. Nach Schol. Apoll. 1, 87. und Ven. ad Cat. 103. die νεώτεϱοι uͤberhaupt. Diese setzten vermuthlich die That alle nach den Abentheuern in Trachinien und unmittelbar vor den Tod. vgl. Tz. Lyk. 50. ; die Thessalische in einer andern, wie es scheint ziemlich al- ten, Stelle des Verzeichnisses V. 730. woruͤber Bd. 1. S. 368, 3. vgl. Steph. B. Οἰχαλία, Eust. zu Il. p. 330. Od. 1899 Rom. und die N. 6. angefuͤhrten. vgl. die Landessage bei Paus. 4, 2, 2. . So wenig also diese Frage nach Auktoritaͤten entschieden werden kann: so entschieden, glauben wir, beweist der innere Connex der Sage dafuͤr, daß nur die letztgenannte Oechalia in der urspruͤnglichen Ausbildung derselben gemeint sein konnte. Der Kampf um diese Stadt ist offenbar mit dem Lapithenkriege zunaͤchst verwandt; Eurytos ist dem Apollon verhaßt, wie dieses Volk; wenn Oechalia am mit Andania. vgl. 10, 448. — Str. an dieser Stelle nennt noch ein Oechalia in Trachinien, ein anderes in Aetolien. vgl. Eust. Il. p. 298 Rom. Peneios liegt, schließt sich die Eroberung an jene Hel- densage sehr natuͤrlich an; wenn nicht, steht sie ganz einsam und fuͤr sich. Ferner: Herakles erobert nach allen Sagen die Jole fuͤr seinen Sohn Hyllos; Hyllos kommt aber in der Mythologie nie außer Verbin- dung mit den Doriern vor; folglich muß das Lokal des Kampfes in die Nachbarschaft der Dorischen Stammsitze treffen. Schon vor der Zeit dieses Krieges (nach der ge- woͤhnlichen Erzaͤhlung) war Herakles in Beruͤhrung mit den Oechaliern gekommen; indem er den Sohn des Eu- rytos, Iphitos, erschlagen hatte, der ihm geraubte Rinder oder Rosse abforderte. Hier uͤberwog in der gewoͤhnlichen Erzaͤhlung ganz das Peloponnesische Lokal: von den Tirynthischen Felsenmauern sollte er ihn ge- stuͤrzt haben Od. und Pherek. a. O. vgl. Soph. Trach. 38. Die Odyssee hat aber uͤberhaupt eine ganz veraͤnderte Sage, wonach der Tod des Eurytos (und zwar ein friedlicher, ἐν δώμασιν 21, 33., aber durch Apoll, 8, 227.) dem Morde des Iphitos vorausgeht. . Aber dieser Mord und die Verletzung des Gastrechts zog die Dienstbarkeit des Heros nach sich, der, um sich von der Blutschuld zu loͤsen, dem Vater den Kaufpreis seiner selbst zahlen mußte. 2. Diese Dienstbarkeit gewinnt ihre rechte Be- deutung erst dann, wenn wir auf das merkwuͤrdige Uebereintreffen der Sagen von Herakles mit dem Dien- ste des Apollon achten, das wir gleich hier, wenn auch nur in einigen aͤußern Umstaͤnden, darlegen wollen, weil Manches in der folgenden Erzaͤhlung dadurch in ein neues Licht gesetzt wird. Wie den Eurytos bald Apollon, bald Herakles erschlaͤgt, so straft der Letztere in der oben erklaͤrten Sage des Hesiodischen Schildes den Kyknos als Entheiliger des Pagasaͤischen Heilig- thums; so erschlaͤgt er in einer andern die Dryoper- fuͤrsten Phylas und Laogoras, weil sie gegen Delphi oder andere Heiligthuͤmer des Gottes freveln Apolld. 2, 7, 7. Diod. 4, 37. , und weiht das gesammte Volk dem Pythischen Gotte S. 257. . Auch glaube ich nicht, daß Euripides die Sage von der Errettung der Pheraͤischen Alkestis und Bekaͤmpfung des Todes durch Herakles erfunden habe; und wenn er es that, so hat er sicher sehr passend den Herakles zum Vollfuͤhrer des Willens des Apollon gewaͤhlt Viel- leicht war schon der Ἡϱακλῆς Ἠπιάλητα (den Alp) πνίγων des Sophron (Eust. Il. 5. S. 571 Rom.) eine Parodie dieses Mythus. . Ohne indeß darauf besonderes Gewicht zu legen, be- weisen jene epischen Sagen, daß Herakles in alten Mythen als Vertheidiger nicht blos des Dorischen Stammes, sondern auch des Dorischen Cultus gedacht wurde, als ein erzgewappneter Held, der mit dem Schwerdte die heiligen Straßen schirmt, und die in Engpaͤssen und Bergschluchten den Opferzuͤgen auflauern- den Marssoͤhne, wilder und stoͤrrischer Art, danieder- wirft. Dieser Gedankenreihe schließt sich nun unmittelbar das Verkaufen und Dienen der Helden an, ein Haupt- moment in allen Variationen der Herakleischen Sage, hier motivirt durch den Mord des Iphitos. Denn auch hierin ist die Parallele mit Apollons Knechtes- dienst zu Pheraͤ unverkennbar. Gott und Heros muß- ten beide als Beispiele aufgestellt werden, um die Hei- ligkeit und Nothwendigkeit der Mordsuͤhne dem Gemuͤ- the des alten Volkes recht tief einzupraͤgen S. Aeschylos Agam. 1038. “Auch Alkmenens Sohn soll ver- kauft das Joch selbst getragen haben.” Vgl. unten §. 8. . Zu wes- sen Dienst Herakles verkauft wurde, davon ist uns die einheimische nordthessalische Sage wohl verloren; spaͤter wurde Omphale seine Herrin, die ihn (nach Pherek.) Schol. Od. 21, 23. vgl. Apolld. 2. 6, 2. fuͤr drei Talente in ihre Gewalt bekam. 3. Wir gehen unmittelbar nach dem zweiten Stammsitze der Dorier uͤber, wozu die Staͤdte zwischen Parnaß und Oeta, Erineos, Kytinion, Boͤon und Pin- dos gehoͤren. Nach Erineos setzt eine durch eine selt- same Inschrift Pou- quev. Voy. T. 3. p. 249. zu Arotina (vgl. oben S. 36.) gefunden: Καλχαντα Μοψον Αλκαιος Ηϱακλης χλευμενος (χολουμενος) πεϱι εϱινεου πληξας αυτον τῳ κολαφῳ και αποκτεινας εθαψεν εν Εϱινεῳ (mit einigen nothw. Verbesserungen). Nach Tz. Lyk. 980. zankt Herakles mit Kalchas auch wegen eines Feigenbaums, und erschlaͤgt ihn (wie sonst den Mundschenken Eunomos) κονδύ- λῳ, und begraͤbt ihn πεϱὶ τὸν Εϱινεόν. Nach Hesiod war der Streit zwischen den zwei Weissagern, Kalchas und Mopsos. Str. 14, 642. bezeugte Sage den Kampf des He- rakles und Kalchas-Mopsos, den er mit der Faust erschlaͤgt; vielleicht erhaͤlt diese einiges Licht durch die Bemerkung, daß auch Mopsos nach alter Sage ein Lapith war von Titaron oder Oechalia. Aber die Nachbarn der Dorier in diesen Wohn- sitzen waren, wie oben angegeben, die Dryoper, die Trachinischen Melier, und außerdem die Aetoler. Er- stere waren den Doriern feindlich, die andern beiden meistentheils befreundet. Dies druͤcken nun wieder die Mythen von Herakles mit viel Deutlichkeit aus. Von dem Verhaͤltnisse zu den Dryopern , und wie sich dies in den Mythen von Herakles ausspricht, ist schon oben Rechenschaft gegeben S. 42. vgl. 257. . Keyx, der Trachi- nier , ist ein warmer Freund des Helden und seiner Nachkommen; eine Nachricht nennt ihn selbst Bruder- sohn des Herakles Schol. Soph. Trach. 40. , der ihm sein Trachis gegruͤndet haben sollte Steph. B. Τϱαχίς. Marm. Farnes. 1. 66. emd. von Heyne ad Apollod. p. 191. . Hier zeigte man ein Grab der Deia- neira Paus. 2, 23, 5. , Oeneus Tochter, deren Vermaͤhlung mit dem Helden offenbar den Bund anzeigt, in den die Aeto- lische und Dorische Voͤlkerschaft vor dem Einfalle in den Peloponnes traten S. 61. . Denn Deianeira ist eine Kalydonierin Nach Apolld. Diod. Aa. Nur Sophokl. Trach. 7. nennt sie eine Pleuronierin. ; Kalydonier aber waren die Theilneh- mer dieses Zugs. Vielleicht ist auch in der Kuͤhnheit dieser Frau, die als Kampfgenossin des Helden auch Wunden nicht scheut Schol. Apoll. 1, 1213. wahrsch. aus Pherekydes. , und ihrer Leidenschaftlichkeit, die sich so furchtbar gegen das Liebste richtet, mit Absicht ein Aetolischer Charakter ausgedruͤckt. An diese Vermaͤhlung aber reiht sich eine Anzahl zusammenhaͤn- gender und in der Behandlung wohl von jeher verbun- dener, Aetolischer, Heraklesmythen. Denn das ist eine Eigenthuͤmlichkeit dieser Sagen, daß sie ziemlich leicht von einem Volkstamme zum andern uͤbergingen, und uͤberall, wo sie Wurzel faßten, auch zu einer ganzen Mythologie aufwucherten. Zu diesen gehoͤrt die Ueberwin- dung des Stieres Acheloos Schon beschrieben von Archilochos Schol. Ven. Il. 21, 237. , und das Abentheuer an der Furth des Euenos Derselbe bei Schol. Apoll. 1, 1213. Die Scene ist, ungemein roh auf einem alten Vasengemaͤlde (Han- carv. 4, 31.) vorgestellt mit der Umschr. ΔΑΙΑΝΕΙΡΑ ΝΕΜΜΟΣ wie man lesen muß. , das hernach den Tod des Helden herbeifuͤhrt. Auch ist wahrscheinlich, daß mit den Aetolischen Abentheuern Herakles Aufenthalt in Olenos bei Dexamenos in Verbindung stand, wenn auch schon Hesiod nicht die Aetolische, sondern die Achaͤische Stadt des Namens am breitstroͤmenden Peiros darun- II. 27 ter verstand S. den Vers bei Str. 8, 342. Steph. Ὤλενος, der in- deß wahrscheinlich in den Zusammenhang der Erzaͤhlung bei Apolld. 1, 8, 4. gehoͤrt. . Aber Dexamenos wird mit der Kaly- donischen Familie des Oeneus in mannigfache Verbin- dung gesetzt Nach Hygin fb. 31. 33. ist Deianeira T. des Dexamenos. Die Schol. Kall. auf Del. 102. nennen Dexame- nos selbst als Kentauren, und so sieht man auf einem Vasengem. der besten Zeit Herakles mit ihm um die Deianeira ringen, mit den Umschr.: ΟΙΝΕϒΣ ΔΕΞΑΜΕΝΟΣ ΔΑΙΑΝΕΙΡΑ von der L. zur R. Millingen Div. peint. 33. , Oeneus Frau ist von Olenos und aus demselben Geschlecht. Die alte Sage pries ihn als gastfreundlichen Wirth, was auch sein Name besagt; dafuͤr befreit ihn Herakles von den schlimmen Gaͤsten, den bestialen Kentauren Bakchylides bei Schol. Od. 21, 295. mit Buttmanns Anm. : woran sich wohl die aͤlteste Kentauromachie der Herakleischen Mythologie an- knuͤpfte. — Endlich soll Herakles mit den Aetolern gegen die Thesproter von Ephyra gezogen sein. Dieser Zug mag in alten Liedern eben so gefeiert wor- den sein, wie der Krieg von Oechalia. Das Ephyra, von dem hier die Rede ist, ist eine uralte Hauptstadt Thesprotiens Raoul-Roch. 1. S. 219. , gelegen wo durch den Fluß Selleeis (Acheron) der Acherusische See ins Meer ausstroͤmt. Spaͤter hieß die Stadt Kichyros; aber noch stehn, aller Wahrscheinlichkeit nach, Truͤmmer der urspruͤnglichen Bauart Hughes Trav. 2. p. 313. Pouquev. 1, S. 471. . Die ganze Gegend ist mythisch als Aidoneus Wohnung beruͤhmt; als Sitz eines Todtenorakels schau- ten die Umwohnenden nur mit Grauen dahin, das durch die Meinung dort einheimischer Giftbereitung erhoͤht wur- de Heyne zur Il. 2, 659. Strabons Meinung, daß in Homer und der Sage von Herakles Ephyra in Elis zu verstehen sei (7, 328. 8, 338.) wird durch die Stellen des Dichters selbst widerlegt. . Also gegen diese Stadt soll Herakles zu Felde gezogen sein als Bundesgenoß der Aetoler: woraus mir die Wahrscheinlichkeit hervor geht, daß wir hier auf den Punkt gekommen sind, an den sich zuerst der Kampf mit Ha- des und die Abentheuer des Helden in der Unterwelt, die Heraufholung des Kerberos, die Befreiung ande- rer Heroen u. s. w. anschließen, welche auch hernach zum Theil in den Krieg mit Pylos hineingenommen, zum Theil, wie das Heraufholen des Kerberos, nach Taͤnaron und Herakleia Pontike uͤbertragen wurden Letzteres zuerst von Herodor von Herakleia. Beil. 2, 1. vgl. die Muͤnze der Stadt N. 160. bei Mionnet, wo Her. den Kerberos zur Statue der Dem. bringt. Den heraufkommenden He- rakles nannten die Boͤoter tiefsinnig Charops, den Freudigen, Paus. 9, 34, 4. — Vielleicht hatte Eugammon von Kyrene (61, 1. nach Euseb) in den Thesprotien von dem Kampfe mit Hades gehandelt, da er nach Klem. Alex. Str. 6. p. 628. Sylb. (vgl. Euseb. Praep. Evg. 10, 1.) Anschuldigung dabei den Musaͤos bestahl, fuͤr welchen poëtischen Charakter ganz Εὐβούλου τε καὶ Ἡϱακλέος πεϱίφημος ἄμυξις (Orph. Argon. 24. nach Hermanns Emdt.) als Gegenstand paßt. Die Thesprotia waren wohl nur eine Episode der Telegonie, wie Prokl. Chrestom. vermuthen laͤßt. . Nicht daß wir nach der Erklaͤrungsweise des Euheme- ros meinten, hier habe weiland wirklich ein Koͤnig Aidoneus regiert, der einen Hund, oder etwa gar ei- nen Feldmarschall Kerberos besessen, und diesem habe Herakles eine Schlacht abgewonnen u. s. w. Sondern etwa so denken wir uns die Genesis des Mythus. Die duͤsteren Religionsgebraͤuche am Acheron, die von jeher die Blicke der benachbarten Voͤlker mehr abgeschreckt als angezogen, traten fruͤh in Ge- gensatz mit dem freien, thatkraͤftigen Leben heroisch gesinnter Volkstaͤmme; die scheue und bleiche Anbetung der untern Welt mit der kuͤhnen Freude an der gegen- waͤrtigen Fuͤlle des Daseins. Kamen nun noch die Staͤmme selbst in feindselige Beruͤhrung, so mußten es 27 * nothwendig auch die Goͤtter: woraus aber nichts we- niger als ein eigentlicher Religionskrieg folgt. Auf der andern Seite ist der Mythus auch nicht rein symbo- lisch zu fassen, so daß Herakles etwa blos als Tod- bezwinger, als ein die Schrecken der Unterwelt mil- dernder und loͤsender Daͤmon im Cultus neben Hades gestanden haͤtte. Dann muͤßte wirkliche Rebeneinander- stellung, gemeinsame Verehrung nachgewiesen werden: und wie kommt dann die Eroberung von Ephyra da- mit zusammen? Sondern dieser Mythus hat, wie fast alle aͤltesten, nicht blos ein geistiges Wesen, sondern auch Fleisch und Bein, Beziehung auf wirklich vorhan- dene Gegenstaͤnde, eine warme Lokalfarbe, ein vollstaͤn- diges Leben. — Als ein Zeichen jenes Sieges, das Herakles vom Acheron oder aus der Unterwelt zuruͤck- gebracht, sah man den Kranz der weißen Pappel an Paus. 5, 14, 3. Etym. M. Ἀχεϱωΐς 180, 50. Schol. Theokr. 2, 121. Aa. — die auch Homer als am Acheron einheimisch und in den Hainen der Persephone wachsend erwaͤhnt Il. 13, 389. 16, 482. vgl. Schol. zur erstern Stelle. — Daß in Homers Nekyia mehrmals Epirotisches Lokal hineinspielt, ist keinem Zweifel unterworfen. , und Herakles verpflanzte — nach Sage der Aetolischen Eleer — den Baum von da auch nach Olympia, wo die Sieger einen Zweig davon zu tragen pflegten. 4. Diesen halbsymbolischen Charakter verliert die Mythe gaͤnzlich, indem sie von der Eroberung von Ephy- ra die Geburt mehrerer Dorischen Helden ableitet, die, wenn auch außerhalb der Geschichte, doch nichts weni- ger als Symbole oder Ideen sind. Erstens zeugt He- rakles den Tlepolemos mit der Astyocheia, die er nach Homer von Ephyra am Selleeis gefuͤhrt, nach- dem er viele Staͤdte gottgenaͤhrter Maͤnner verwuͤstet Il. 2, 657. . Dagegen nannten freilich schon Hesiodos, Pindar und ein alter Genealog Pind. O. 7, 24. Schol. und Boͤckh p. 166. Pherek. bei d. Schol. nennt als Vater Phylas, einen Dryoper K., die Tochter Astygeneia. Apolld. 2, 7, 6. folgt zum Theil der Ilias, zum Theil dem Pherek. die Mutter des Tlepolemos Asty- dameia und Tochter des Amyntor von Ormenion in Magnesten, welche Stadt Herakles ebenfalls mit dem Schwerdt erobert: denn es wollte die alte Heldenpoësie uͤberhaupt oft nur die Dorischen Herakkidengeschlechter von Soͤhnen des Heros mit Jungfrauen bezwungener Staͤdte (Ἀστυδαμεία) ableiten, und dadurch das Gedaͤchtniß jener alten Heldenthaten verewigen, aber sie scheute nicht sonderlich eine Verwechselung der einen mit der andern. — Ferner ließ man auch von Ephyra in Thes- protien ausgehn die Soͤhne des Thessalos, Enkel des Herakles, Antiphos und Pheidippos , von denen die angesehensten Geschlechter Thessaliens sowohl als auch die Herakliden zu Kos ihren Ursprung herleiteten Str. 9, 443. Polyaͤn Strat. 7, 44. Vellej. 1, 3, 2. Schol. Ap. Rh. 3, 1089. vgl. besonders Boͤckh Expl. Pind. P. 10. p. 332. Auch die Koͤnige der Molosser leiteten ihr Geschlecht von einer Lanassa, T. des Kleodaͤos Hyllischen Stammes, her. Plut. Pyrrh. 1. Justin 17, 3. ; obgleich die letztern nach einer andern aber gewiß spaͤ- tern (wenn auch fruͤher bezeugten) Sagenwendung aus einer von Herakles auf Kos selbst geschlossenen Verbin- dung abstammten Il. 2, 678. vgl. oben S. 109. . So viel ich durch diese Verwir- rung der Mythen sehe, war die Bildung der Fabel die. Schon im aͤltern Vaterlande der Dorier gab es edle Geschlechter, die ihren Ursprung an die Eroberung Ephyra’s anknuͤpften, bezeichnet durch Tlepolemos und Antiphos nebst Pheidippos; diese zogen mit den uͤbri- gen in den Peloponnes hinab, und kamen uͤber Argos und Epidauros nach Rhodos und Kos, wo sie ihre Stammsagen zum Theil neu lokalisirten und umbilde- ten. Ferner war anerkanntermaßen der Thessalische Volkstamm ebenfalls von Ephyra in Thesprotien ge- kommen; indem er sich nun unter die Hellenen einbuͤr- gerte, und Antheil an der Hellenischen Sage suchte; mußte es ganz von selbst kommen, daß er Herakles, den Eroberer von Ephyra, an die Spitze auch seiner Genealogieen stellte. 5. Nun knuͤpfen wir aber auch noch einen andern bedeutenden Sagenkreis, die Geryonie , an den Kampf des Herakles mit dem Hades zu Ephyra an, indem wir uns auf folgende Spuren stuͤtzen. Die Rin- der des Geryoneus weiden zusammen mit denen des Hades; beide auf der Insel Erytheia Apollod. 2, 5, 10. ; sie gehoͤren aber der Sonne 1, 6, 4. wo es beilaͤufig aus fruͤherer Sage steht. und sind darum von strahlendrother Farbe. Es lag aber wirklich Erytheia in der aͤltern Sage in der Naͤhe jenes Reichs des Hades. Denn daß Hekataͤos Erytheia und den Geryoneus nach Epeiros und der Gegend von Ambrakien setzt Bei Arrian 2, 16. Hekat. S. 50 Cr. : ist gewiß nicht aus dem kluͤgelnden Bestreben, die Mythen wahrschein- licher zu machen, hervorgegangen — wenigstens wuͤrde sich daraus nicht erklaͤren, warum er gerade Epeiros gewaͤhlt — sondern er benutzte eine wirklich vorhandene Sagenspur. Auf keinen Fall haͤtte Skylax das Ge- fild von Erytheia, aus der Erfindung eines Logographen, als geographischen Punkt in seine Kuͤstenbeschreibung eintragen koͤnnen S. 23. Gron. Der Berg Abas und der Fluß Anthemoeis in Erytheia bei Apollod. sind wahrscheinlich auch aus diesem Lokal. Wenigstens wohnten Abanten gerade wo Erytheia gesetzt wird, am Aoos bei Orikon . Nach Aristot. Mirab. 145. lag Erytheia . Bei ihm liegt es zwischen den Atintanen und Keraunischen Gebirgen im Norden von Epeiros, an der Graͤnze der griechischen Welt, nahe dem uraͤltesten Vaterlande der Dorier. Wie merkwuͤr- dig nun, daß fortwaͤhrend auch in historischer Zeit in derselben Gegend, naͤmlich am Aoosfluß, der vom Ge- birge Lakmon stroͤmt, Sonnenh eerden weideten, die des Tages uͤber am Strome gehuͤtet wurden, Nachts aber in einer Hoͤle im Gebirge, unter dem Schutze von Maͤnnern, welchen die Einwohner der Griechischen Stadt Apollonia dies Amt als eine vorzuͤgliche Ehre uͤberga- ben Herod. 9, 93. Konon 30. Sehr merkwuͤrdig ist auch die Strafe des Blendens , weil jemand den Sonnencult vernachlaͤs- sigt; ferner, daß die Griechischen Goͤtter selbst die Woͤlfe gegen die Heerden geschickt hatten. — Homers Sonnenheerden sind keine an- dern, als die von Taͤnaron und Epeiros in groͤßere Ferne versetzt; er giebt auch einen mythischen Grund der νηφάλιοι ϑυσίαι des Helios an, wie sie in mehreren Staͤdten Griechenlands uͤblich waren. Odyss. 12, 363. . Es ist nicht wahrscheinlich, daß erst die Ko- rinthischen Griechen, Gruͤnder von Apollonia, diesen Cultus dahin verpflanzten; obgleich in ihrer Heimat auch Spuren alter Sonnenverehrung vorkommen: son- dern sie scheinen, was sie vorfanden, beibehalten und nach alter Weise fortgeuͤbt zu haben. Unter dieser Vor- aussetzung wird alles klar. Es graͤnzte zunaͤchst an jenes Schattenreich auf der Erdoberflaͤche eine Gegend des Sonnencultus, von zahllosen Stierheerden ange- fuͤllt, die unter der Obhut des Gottes standen: aber im Lande der Aenianen. Her. raubt die Stiere dort fuͤr Kythera Per- sephassa. Vgl. Antonin. Lib. 4. πολεμήσαντας γὰϱ αὐτῷ Κελτοὺς (dicse sind aus einer Geryonis, vgl. Diod. 5, 24. Etym. M. 502, 50. hereingekommen, und nicht zu aͤndern) καὶ Χάονας καὶ Θε- σπϱώτους καὶ σύμπαντας Ἠπειϱώτας ὑπ᾽ αὐτοῦ κϱατηϑῆναι, ὅτι τὰς Γηϱυόνου βοῦς συνελϑόντες (ἤϑελον) ἀφελέσϑαι. vgl. Ap- pian Buͤrgerkr. 2, 29. der Hellenische Heros hatte wenig bekuͤmmert um ihre Heiligkeit sie davon getrieben und seinen Goͤttern ge- weiht. Fortwaͤhrend zeichnete sich Epeiros durch eine Race trefflicher Stiere (λαϱινοὶ βόες) aus, die man von den Heerden des Geryoneus herleitete, welche He- rakles dem Dodonaͤischen Zeus dargebracht Proxenos Epeirotika bei Suidas und Apostol. Λαϱινοὶ β. Vgl. Lykos von ʹRhegion ebenda. Aelian N. A. 12, 11. 3, 33. . Urspruͤnglich also moͤchte diese Fabel sich an die große Dichtung des Kampfes um Ephyra angeknuͤpft haben. Nach und nach aber wurde sie davon getrennt Als einen ἀϑλος fuͤr Eurystheus betrachtete sie schon Pindar, der den Herakles durch den Zwang fuͤr den Raub entschuldigte. Frgm. inc. 48 Boͤckh. , und in einem eignen, wunderbaren Charakter ausgebil- det: in einer Zeit, in der die streitbare Kuͤhnheit im engeren Kreise die Zuhoͤrer nicht mehr so anzog und fesselte, als weite Wunderfahrten in die Eldorado’s der Westwelt. 6. Schon in Hesiods Theogonie 287. vgl. 979. wird der drei- koͤpfige Geryoneus, Sohn Goldschwerdts (Χρυσάωρ) und der Schoͤnstroͤmenden (Καλλιϱόη) nach der umstroͤm- ten Erytheia jenseits des Okeanos gesetzt, und ihm Or- thos zum Hund und Eurytion zum Waͤchter des dun- keln Weideplatzes beigegeben. — Peisandros Athen. 11, 469 d. um Olymp. 40. ließ demgemaͤß den Helden in einem Be- cher uͤber den Okeanos schiffen, welcher Helios gehoͤrte, aber ihm von Okeanos gegeben wurde. Stesichoros folgte dieser Sage, und nahm noch mehr fabelhafte Kunde von jenen Westlaͤndern hinein. Er erwaͤhnte die Quellen des Flusses Tartessos in der Schlucht der Silberberge Erytheia gegenuͤber Frgm. S. 17. Suchf. S. Hermanns Consti- tution bei Friedemann Comment. in Strab. p. 638. . Er erzaͤhlte, wie “nachdem Herakles mit dem Tage die Fahrt voll- bracht, und den besagten Becher abgegeben, Aelios der Hyperionide hinein stieg, um uͤber den Okeanos zu schiffen und zu den Tiefen der heiligen dunkeln Nacht zu gelangen zur Mutter und Ehegemahlin und den lie- ben Kindern. Zeus Sohn aber wandelte in den von Lorbeern beschatteten Hain” S. 14. Suchf. Hermann eoͤd. . Herakles ist hier naͤm- lich zuruͤckgekehrt, und wieder auf dem Festlande, wo er, wie ich glaube, in den Hain der Hyperboreer tritt vgl. Herodot 4, 8. ; Helios schifft nun auf gewohnte Weise zu den jenseits liegenden Gestaden der Nacht, dagegen die In- sel Erytheia nur als vom Okeanos rings umstroͤmt ge- dacht wurde Voß mythol. Br. 2. S. 156. thut der Stelle offenbare Gewalt an, wenn er Helios nicht uͤber den Okeanes gehen, sondern erst bis zum Ostrande herumschiffen laͤßt. Dies findet nur bei Mimner- mos statt, wo Helios in der Nacht schlafend nach Osten herum- schifft, wo er dann aufgeht, (nicht blos ein vorlaͤufiges Schluͤmmer- chen genießend, denn dies widerspricht wieder dem klaren Sinn der Stelle,) nnd bei Pherekydes (Athen. 470): δέπας, ὅ αὐτὸν ἐφόϱει σὺν ταῖς ἵπποις, ἐπὴν δύνῃ, διὰ τοῦ ὠκεανοῦ τὴν νύκτα πϱὸς ἕω, ἵνα ἀνίσχει ὁ ἥλιος. Aeschylos (Ἡλιάδες) bei Athen. a. O. folgt dagegen wohl der Weise des Stesichoros, da διαβἁλλων πόϱον blos eine Ueberfahrt bedeuten kann. Eust. Od. 9, 1632, 21. . — Panyasis schmuͤckte die Fabel noch bunter aus; Nereus giebt dem Heros die Sonnenschale, nachdem dieser nach der Sonne gezielt S. Klem. Al. Str. p. 31 Pott. verbessert von Heyne ad Apolld. p. 161. ; die Rinder nannte er noch Sonnenrinder Schol. Od. 12, 301. S. 413 Buttm.: Μεμψόδωϱος ὁ τὴν Σικελίαν πεϱιηγησἁμενος καὶ Πολύαινος καὶ Πανύασις φύλακα τῶν Ἡλίου βοῶν Φυλάκιόν φησι γενέσϑαι, ὃν Φιλοστέφανος Αἰολιδοὗν εἶναί φησι, καὶ ἔχειν ἐν Μύλαις ἡϱῷον. . Der Logograph Pherekydes band in seiner Erzaͤhlung die schon vorhandenen Zuͤge, besonders vermuthlich aus Stesi- choros, zusammen, ihm folgt Apollodor. Ueber den Ursprung der Idee dieses Bechers wei- ter zu forschen, ist hier unsre Sache nicht; Herakles hat ihn ja blos erborgt, und er gehoͤrt der Sonne an. Die Meinung Heynes, daß die Ansicht Aegyptischer Sculpturen das Bild nach Griechenland gebracht habe, hat viel Empfehlendes; indeß ist die Fabel wohl aͤlter, als eine solche moͤglich war. Zuerst kam dieser Son- nenkahn als Kessel in einer Titanomachie (des Arktinos oder Eumelos) vor Athen. 470 b. ob aus Theolytos ῞Ωϱοις, ist nicht deutlich. ; erst von da wurde er in die Herakleen aufgenommen. Da man aber einmal in der Wanderung nach Erytheia, Tartessos gegenuͤber, einen Faden hatte, an den sich mehrere Abentheuer des Helden bequem anrei- hen ließen: so verband man viele auf einzelnen Punkten und durch ganz verschiedene Anlaͤsse entstandene Sagen oder Umdeutungen von Sagen S. unter andern Niebuhr Roͤm. Gesch. 1. S. 122 damit, deren Lokal Sizilien, Italien, Ligyen, nach Herodot a. O. auch Sky- thien war; und wie man Erytheia selbst bei Gadeira in Iberien fixirte So Herod. Ephoros und Philistides bei Plin. 4, 36. vergl. Uckert Geogr. 2. S. 240 u. sonst. , so suchte man dem Ganzen geo- graphischen Zusammenhang zu geben. Wo Phoͤnikische Sagen eingewirkt, wollen wir spaͤter noch genauer zu bestimmen suchen. 7. Auf diese Betrachtungen fuͤhrte uns die Aeto- lische Heraklessage, von der wir jetzt wieder auf die Dorier zuruͤckkehren, die den Bergstrich laͤngs des Oeta bis gegen die Thermopylen inne hatten. Vielleicht war in ganz Griechenland keine Landschaft reicher an lokalen Heraklesmythen, wie die bezeichnete. In dem Passe der Pylen fing er die seltsamen Unholde, die Kerko- pen Herod. 7, 216. ; hier ließ ihm Athena die heißen Quellen aus dem Boden sprudeln S. Peisandros bei Schol. Arist. Wolken 1047. τῷ δ̛ ἐν Θεϱμοπύλῃσι ϑεὰ γλαυκῶπις Ἀϑήνη Ποίει ϑεϱμὰ λοετϱὰ παϱὰ ϱ̔ηγμῖνι ϑαλάσσης, welche Verse Ze- nob Prov. 6, 49. (vgl. Ruhnken bei Heyne ad Aen. 2. Exc. 1. p. 287.) beruͤcksichtigt. Val. Wessel. zu Diod. 4, 23. — Herod. 7, 176. Phileas bei Harpokr. Θεϱμ. Die Sage wurde auf die Thermen bei Himera in Sicilien uͤbergetragen. S. Boͤckh Expl. Pind. O. 12. p. 210. ; auf der Hoͤhe des Gebirgs, auf dem Phrygischen Felsen Kallim. Art. 159. Schol. Arrian bei Eust. zu Dion. P. p. 107. Zu unterscheiden ist das Φϱίκιον ὄ- ϱος der Gegend, wo Her. einen Kentauren erschlug. Steph. B. Φϱίκιον. , wurde der verhaͤngniß- volle Scheiterhaufen errichtet, den der Bach Dyras umsonst zu loͤschen suchte Str. 9, 428. , und viele umliegende Staͤdte setzten sich irgend wie durch Namendeutung oder sonst mit den Thaten des Heros in Verbindung S. Steph. s. v. Τύφϱη- στος. Die ἀσέληνα ὄϱη von Trachis kamen im 14. B. von Rhia- nos Heraklee vor. ; auch die spaͤter eingedrungenen Aenianen suchten sich die Sage auf alle Weise anzueignen Str. 13, 613. Diod. 12, 59. die Muͤn- zen bei Eckhel N. Anecd. fb. 6. p. 89. Dodw. Trav. p. 76. Clarke Tr. 4. p. 197. , wie selbst das nachmals gegruͤndete Herakleia Trachinia und die umwohnenden Kylikranen mythisch von Herakles hergeleitet wurden Skythinos und Polemon bei Athen. 11, 461. . Es versteht sich, daß so lokale Sagen auch von dem Volkstamme des Orts ausgingen. Was haͤtten wohl die Einwohner von Argos fuͤr Interesse gehabt, den Tod des vergoͤttlichten Helden in eine ihnen fremde Umgebung zu setzen, wenn sie die Bildner dieser Dich- tung uͤberhaupt waren? Es schloß also ohne Zweifel der Lebenslauf des Dorischen Helden damit; es voll- endete sich so ein nationales Sagenepos, wovon wir nur einzelne Fragmente haben. Denn es ist kein Zwei- fel, daß die in u. um Thessalien lokalen Abentheuer des Heros, welche auch noch in der gewoͤhnlichen Erzaͤhlung fast ganz zusammengeblieben sind, einen eignen Cyclus bildeten, der in sich abgeschlossener und gerundeter war, als die Heraklesfabel jetzt erscheint. Wenigstens muß man aber noch annehmen, daß die Wanderung zu den Hyperboreern, die jetzt durch die Anlegung des Haines von Olympia motivirt wird, einst in diesem Sagen- kreise ihre Wurzel hatte, in dem so viel Beziehung auf Apollodienst ist. So geben dann die bis hieher eroͤr- terten Mythen, ohne alle fremdartige Zuthat, den kla- ren und bestimmten Sinn: Der nationale Held bahnt dem Volkstamme und dessen Cultus uͤberall den Weg, und schuͤtzt und verficht den letztern gegen fremde Staͤm- me. Er bahnt die Straßen der Verbindung zwischen Tempe und Delphi, zwischen den mythischen Uranbe- tern des Gottes, den Hyperboreern, und seinen zeitigen Verehrern. Zugleich ist seine Person selbst eine Dar- stellung dieses Cultus nach außen hin; er genuͤgt den Forderungen desselben in Hinsicht auf Blutsuͤhne, er ist Vollfuͤhrer und Vollbringer zugleich. Er ist seines Volkes Alexikakos, wie Apollon, und macht dessen Ei- genthuͤmlichkeit gegen fremdartiges Wesen und Leben geltend. Sein muͤhevoll durchgerungenes Heldenleben schließt er ruͤckkehrend zum Olympischen Zeus, das ir- dische Truͤbsal auslaͤuternd und die starke Seele zu ewig unverduͤsterter Heiterkeit verklaͤrend. So fuͤhrt er gleichsam die heroische Menschenkraft, die er darstellte, in den Kreis der Gottheit ein; und in ihm apotheo- sirt sich die alte Menschheit selbst. An die bisher dargestellten Mythen schließen sich dem Inhalt und Charakter nach zunaͤchst die Boͤoti- schen an. 8. Zur leichten Uebersicht der nachfolgenden Er- oͤrterung stellen wir das Resultat, auf das wir hinaus wollen, sogleich voraus. Herakles in Theben ist nicht als Kadme- one anzusehen , da er nichts mit den alten Goͤttern und Sagen der Kadmeer zu thun hat; er ist theils durch Dorische Herakliden , theils von Delphi aus mit dem Cultus des Apollon nach Boͤotien gekommen, und seine Mythen beziehen sich zum großen Theil auf diesen Cultus; die darin ausgedruͤckten Ideen sind mit einzelnen Modificationen dieselben, wel- che dem Dorischen Heraklesmythus unterliegen. Zum Beweis, daß Herakles mit den Kadmeischen Goͤttern, Tempeln, Fuͤrsten in keiner Verbindung steht, duͤrfte man nur eine Geschlechtstafel der Thebaͤischen Mythologie und einen nach Pausanias entworfenen Plan von Theben vor sich legen. Aus jener saͤhe man dann, daß die Mythe den Herakles, dessen Vater sie als Fluͤchtling von Mykenaͤ dort ankommen laͤßt, in gar keine Verwandtschaft und Verschwaͤgerung mit den Kadmeern treten laͤßt; denn Kreon, der angebliche Schwiegervater des Helden, ist eine blos Luͤcken aus- fuͤllende Person der Dichtung Auch Heyne ad Apolld. 2, 4, 6. bemerkt einsichtig: Her- culis Thebani facta et fata ad Thebanas historias accommo- dare difficile est . : — aus diesem, daß Herakles Heiligthuͤmer nicht blos nicht auf der Burg, wie die des Kadmos, der Harmonia, Semele, sondern auch nicht in den Ringmauern der Stadt, daß sie selbst außerhalb der Thore standen. Diese Betrachtung ist ohne Zweifel oft fuͤr das Alter von Goͤtterdiensten in einer Stadt sehr entscheidend. Die uralteinheimischen Goͤt- ter und Gruͤnder der Stadt besaßen die Burg als erb- liches und vaͤterliches Eigenthum; erst spaͤter eingebuͤr- gerte mußten sich in den unten liegenden Gegenden an- siedeln. Nun wissen wir aber genauer, daß Amphi- tryons Haus (Ἡϱακλέος ὀλβία αὐλὰ nach Pindar) und das Herakleische Gymnasion vor dem Elektrischen Thore dem Ismenion gegen uͤber lageu Ebenda wurde jaͤhrlich den acht Kindern des Her. geopfert. S. Paus. Pind. J. 3, 79. und Chrysipp bei den Schol. Amphi- tryons, Jolaos u. Alkmenas Grab und das Gymnasion fuͤr die Jo- laischen oder Herakleischen Wettspiele war vor dem Proetidenthore. Pind. P. 9, 82. N. 4, 20. Schol. u. Dissen Expl. p. 382., wo der Gegenstand sehr lichtvoll auseinandergesetzt ist. : und damit ver- binden wir die Nachricht des Pherekydes bei An- ton. Lib. 33. von einer Ortschaft an eben dem Elektrischen Thore, die die He- rakliden vor dem Einfalle in den Peloponnes angelegt, und wo auch Herakles auf dem Markte stand. Was kann klarer sein, als daß es diese Herakliden waren, die den Dienst des Heros — wenigstens zum Theil — in Theben angepflanzt? Daß aber zugleich in derselben Gegend das Ismenische Heiligthum des Apollon lag, ist ein wesentlicher Umstand fuͤr die Entwickelung des Mythus. Dem Tempel des Gottes gegenuͤber war der Knabe Herakles erzogen worden; er hatte, nach der Sage beim Feste des Gottes, als Daphnephoros, dem Jungfrauenchore den Lorbeer vorausgetragen, und dar- auf einen Dreifuß in den Tempel geweiht, wie es auch spaͤter allgemeine Sitte war. Diesen Dreifuß sieht man auf dem bekannten Relief, welches die Argivische Apotheose des Herakles darstellt Marini Ville Alban. p. 150. vgl. Boͤtti- gers Amalthea Bd. 1. S. 130. , mit der Inschrift: ΑΜΦΙΤΡϒΟΝ ϒΠΕΡ ΑΛΚΑΙΟϒ ΤΡΙΠΟΔ ΑΠΟΛ- ΛΩΝΙ Die folgenden Worte sind zum Theil so zu ergaͤnzen: υπεϱ Ηϱακλ]εους [δαφνη] φοϱησ αντος. . Hiermit haͤngt offenbar die Geschichte von dem Raube des Delphischen Dreifußes zusam- men, wovon die gewoͤhnliche Dichterfabel so erzaͤhlt: Herakles sei zur Strafe fuͤr den Mord des Iphi- tos von einer schweren Krankheit heimgesucht wor- den, und habe sich darum nach Delphi gewandt, und da die Pythia dem Blutbesudelten nicht antworten wollen, den Tempel zu pluͤndern gedroht und den Drei- fuß weggetragen. Apollon verfolgt ihn, bis Zeus den Kampf seiner beiden Soͤhne durch den Blitz trennt Abweichende Nachrichten geben Cic. N. D. 3, 16., wo Creuzer zu vgl. u. Paus. 10, 13, 4. Sonst s. man Visconti Mus. PioCl. 2, 5. Zoëga Bas- sir. 2. p. 98. . Eine weitere Ausfuͤhrung des Mythus erzaͤhlte von der erneuerten Consecration des Delphischen Tripus, und von der Versoͤhnung des Gottes und Heros; aber von beidem sind nur Kunstdarstellungen auf uns gekommen, obgleich von ziemlich hohem Alter Die Reconsecration auf dem Dresdner Can- delabersuße. Die Versoͤhnung auf dem Korinthischen Puteal aͤcht- alten Styls, das Dodwell in der Reise und: Alcuni bassirilievi. Roma 1820. herausgegeben hat (jetzt bei L. Guilsord). Hier kom- men sich entgegen Apollon, Artemis, Leto — Pallas, Herakles, Alk- mena oder eine andere Frau; es folgen die Chariten. Ich ver- muthe hier eine Copie der Sikyonischen Gruppe von Dipoͤnos und Skyllis (Plin. 36, 4.), wenn diese nicht etwa auch den Streit dar- stellte, wie die bei Paus. a. O. — Aehnlich ist das Vasengemaͤlde bei Millingen, Vases de Coghill pl. 11. Ap. Daphnephoros beim Tripus sitzend nebst Artemis und Leto empfaͤngt Herakles; eine Goͤttin mit Scepter (Vesta nach Zoëga a. O.) und Hermes stehn dabei. Herakles ist auch dabei immer als Juͤngling dargestellt. . — Aber es ist wohl leicht einzusehen, daß wir hier nicht die aͤchte, alte, religiose Sage vor uns haben. Wie sollte der Held ploͤtzlich Tempelraͤuber werden, der sonst ganz von den Geboten des Orakels abhaͤngt, und so vielfach Apollinischen Cultus schuͤtzt und foͤrdert Daher seine Arbeiten auch in den Metopen des Delph. Tem- pels, Eurip. Jon 196. 239. ? Dies Tra- gen des Tripus bedeutet nach andern sichern Sagen nichts als eine Verpflanzung des Apollodienstes S. die Sage von Tripodiskos Paus. 1, 43, 7. vgl. oben S. 12. Amalthea S. 131. . Wo- hin traͤgt aber Herakles den Dreifuß? Nach Erzaͤh- lung der Arkader brachte er ihn nach Pheneos, wurde aber genoͤthigt, ihn dem Gotte bald wieder zuzustellen Plut. de sera num. vind. 12. p. 245. . Da sollte nemlich der Heros auf dem Zuge nach Elis dem Apollon Pythios einen Tempel erbaut haben Er setzt dort Bildsaͤulen von Demonesischem Orichalk. S. die Stellen oben S. 200, 2. 230, 1. vgl. Kallim. Frgm. 75, 5 B. , der indeß schwerlich aͤlter war als die Dorische Wanderung. Die Gruͤndung dieses Heiligthums, als von Pytho ab- haͤngig, druͤckte also die Sage unter dem Bilde eines uͤberbrachten Tripus aus; der Ueberbringer war He- rakles. — Aber wichtiger ist es hier, daß nach Boͤo- tischer Erzaͤhlung — die man freilich nur aus Muͤnzen erraͤth S. Visc. PioCl. T. 7. iv. b. n. 11. Mionnet Descr. T. 2. p. 109. n. 94. und Planches 53, 4. Pouquev. Voy. T. 4. p. 208. Auch bei Lord Northwick sah ich eine solche Muͤnze. — Herakles den Dreifuß nach Theben — und wohin sonst als in das Ismenion? — brachte. An das Ismenion schließen sich ja so viele Dreifuß-Sagen und Gebraͤuche an, indem die Ureinwohner des Lan- des, die Thebageneis, deren als Tribut sandten, von Zeit zu Zeit einer von da nach Dodona gebracht wer- den mußte u. s. w. So wird denn auch diese Mythe urspruͤnglich das Verwandtschaftsverhaͤltniß des Is- menions zum Tempel von Pytho bezeichnen: und als dieses Verhaͤltnisses Vermittler Herakles aufstellen. 9. An die so gedeutete Sage knuͤpfen sich von selbst mehrere andere Traditionen des Landes an. Die Kre- tische Niederlassung, die von Kirrha aus das Tilphos- sische Heiligthum bei Okalea in Boͤotien gruͤndete, stellte die Sage unter der Person des Rhadamanthys vor S. 234. Daher spielte Eurip. Rhadamanth in Boͤotien, Fragm. 1. . Rhadamanthys soll hier mit der Alkmene zusammenge- wohnt; er soll den jungen Helden die in Kreta einhei- mische Bogenkunst gelehrt haben S. Bd. 1. S. 148, 6. 7. vgl. Pherek. bei Anton. Lib. 32. (50. p. 196 St.), Viseonti ad Her. Att. Inscr. Triop. fin. . Darum entzog auch Zeus die gestorbene Alkmene dem Begraͤbnisse, und fuͤhrte sie nach den seligen Inseln als Gattin des Rha- damanth. Ein Stein war an ihrer Stelle zuruͤckge- blieben, und wurde in ihrem Hain zu Theben aufge- stellt Pherek. a. O. Paus. 9, 16. 4. . — Wie ganz andere Gedankenreihen draͤngen sich uns auf, wenn wir Herakles als Zoͤgling des Rha- damanth denken, als wenn wir den gewoͤhnlichen Er- zaͤhlungen folgen von dem derbkraͤftigen Boͤotischen Athleten. Aber auf demselben Tilphossion, welchem Rhadamanth anwohnte, war auch das Grab des Tei- resias, der ebenfalls auf Herakles Schicksale bedeu- tenden Einfluß uͤbte Pind. N. 1, 61. Theokr. 24, 64. Paus. 9, 11, 2. , und schon zu seiner Geburt be- hilflich war. Teiresias ist aber der alte (sieben Men- schenalter lebende) Prophet des Ismenischen Tempels. Noch mit einem dritten Weissagergeschlechte brachte die alte Sage den Heros in nahe Relation, wenn wir als solche die Darstellung des Epiker Asios anneh- men duͤrfen, nach der Alkmene Tochter des Amphiaraos und der Eriphyle war Paus. 5, 17, 4. — Auch ist merkwuͤrdig, was ders. 5, 13, 6. sagt: daß ein Altar im Mi- lesischen Didymaͤon vom Thebaͤischen Herakles gebaut sei. . Dadurch wird sie Schwester II. 28 des Alkmaͤon , womit ihr Name Alkmana sehr vortreff- lich uͤbereinstimmt. — Auf jeden Fall wird durch die Beachtung dieser Sagen der Zusammenhang der ge- woͤhnlichen Fabel zerrissen, und auf einen tiefern, groß- artigern aufmerksam gemacht, den wir freilich nicht mehr in seiner Integritaͤt herstellen koͤnnen. Wenn nun darnach Herakles als Vermittler zwi- schen dem Heiligthume zu Delphi und dem Thebaͤischen Ismenion erscheint: so folgt, daß auch die Lokalisirung seiner Sage mit der Stiftung dieser Heiligthuͤmer von Delphi aus zusammenhaͤngt, also diese zum Theile we- nigstens von da gekommen ist. 10. Die Thebaͤischen Heraklessagen sind nicht alle gleich bedeutungsvoll; sie haben zum Theil, wie die angegebenen, religioͤse Beziehung, zum Theil politi- sche S. Bd. 1. S. 84. 208. vgl. zu Her. Ἰπποδέτης die Sage Plut. Parall. p. 416 H. — Ich bemerke beilaͤufig, daß sich auch Boͤotische Familien, wie es scheint, die Αυκοϱμαῖοι u. Σατι- λαῖοι, von Her. herleiteten. Plut. de sera num. 13. p. 248. , zum Theil bezeichnen sie auch nur die Koͤr- perkraft des Heros der Athletik. Sie bilden einen eigenen Zusammenhang, und wurden wohl auch ein- mal in besondern Liedern dargestellt. Die Erzie- hung des Helden wird mythischen Personen anver- traut, die meist in Boͤotien lokal sind Die lukulenteste Stelle ist in dem zwf. Gedichte Theokr. 24, 100., wo aber manche Alexandrin. Erfindung bemerkt wird. . Sein merkwuͤrdigster Lehrmeister ist der traurige Saͤnger Li- nos, den er — wie ich glaube, auch hierin Vollstrecker des Willens von Apollon, nach der gewoͤhnlichen Er- zaͤhlung von ihm geschlagen — erschlaͤgt, und sich durch das Gesetz des Rhadamanth rechtfertigt Außer Aa. s. Alkidamas Rhetor auf Palamedes S. 75, 33 R., wo fuͤr Τέννος ΛΙΝΟΣ zu schr. . — Die Erlegung des Kithaͤronischen Loͤwen ist ein Nachbild der unten zu behandelnden Sage von Nemea. Bei diesem Abentheuer kommt er nach Thespiaͤ zu Thestios, und befruchtet hier in einer oder sieben oder funfzig Naͤch- ten die funfzig Toͤchter seines Wirths. Ob man blos darin die Zeugkraft des gewaltigen Recken darstellen wollte? Boͤckh hat gezeigt Expl. Pind. O. 3, 18. p. 138. vgl. oben S. 252. , daß zu Elis Selene mit Endymion funfzig Soͤhne zeugt, deswegen, weil die Olympiade funfzig Mondenmonate enthaͤlt. So liegt denn sicher derselbe Sinn in der angefuͤhrten Fabel, die sich entweder auf die Periode der Thespischen Ero- tidien — oder lieber auf die Nemeen bezieht und dann nur uͤbergetragen ist. Hier gebe ich scheinbar denen freies Feld, die den Herakles fuͤr die Sonne erklaͤren, welche nun den Mond gleichsam funfzigmal beschlaͤft, und darnach funfzig cyklische Mondenmonate zeugt. Doch scheint es mir rathsamer, zu erklaͤren: Sobald man Herakles einmal als Gruͤnder des Festes ansah, maß man ihm auch die Einrichtung der alten Jahres- periode bei, und stellte diese in Redensarten alter Symbolik — vielleicht schon halb scherzend — dar Zu Nemea verehrte man 360 angebliche Genossen des Herakles, Aelian V. G. 4, 5.; offenbar auf das Jahr von 360 Tagen be- bezuͤglich. . — Was den wunderbaren Mythus anlangt von den Kindern der Megara, die ihr wahnsinniger Vater in das Feuer geworfen haben soll vgl. außer Heyne ad Apolld. Dissen Expl. Pind. p. 509. : so scheint allerdings ein mystischer Sinn darin zu liegen, und es ist wahr- scheinlich, daß aus alter Kadmeersage etwas hineinge- tragen worden ist. Aber abgesehn von der Art, wie Herakles seine Wuth auslaͤßt, so gehoͤrt diese Wuth selbst zu den Grundzuͤgen, die die Thebaͤer aus dem 28 * Dorischen Cyklus mit heruͤber erhielten, und ist durch- aus ethisch zu fassen Die μανία kam auch in den Κυπϱίοις ἔπεσι vor nach Proklos Auszug, aber wurde dort, wenn ich den Zusammenhang recht fasse, durch eine Liebe und Entfuͤhrung des Heros motivirt. . Wen ergreift nicht der Gedanke, wie der edle Zeussohn, der die inwohnende Fuͤlle der Kraft mit so unverwuͤstlicher Ausdauer zum Edlen, Großen, Schoͤnen lenkt, so unendliche Muͤhsale fuͤr das Wohl Anderer durchringt, doch unter der Gewalt einer ihm von der Gottheit verhaͤngten Ate steht, die im unbewachten Augenblicke das Kraftgefuͤhl zum Ueber- muthe, den edlen Zorn zur Wuth anfacht; worauf der Held dann, das innere Herz niederbaͤndigend, und den Stolz der Natur zum Staube beugend, selbst jegliches Leid und Truͤbsal uͤber sich nehmen muß. In der Boͤo- tischen Sage nun war es ein duͤsterer Wahnsinn, in dem Herakles, selbst das Liebste nicht kennend, seine Kinder mordete und sogar seinen Vater toͤdten wollte Eurip. Rasend. Her. Paus. 9, 11, 1. , der die lange Kuechtschaft nach sich zog. Der von tie- fer Schwermuth niedergedruͤckte Held wendet sich nun an den suͤhnenden Gott Apollon, und zwar entweder an den einheimischen des Ismenions, (wo man unter dem Altar einen Besaͤnftigungsstein, λίϑος σωφρονι- στὴρ, zeigte, der ihm die Besinnung wiedergegeben) P. 9, 11, 5. oder an den Pythischen Darauf gehen die Verse des Panyasis bei Paus. 10, 8, 1., wo Her. uͤber den Parnaß zur Kastalia kommt. . Der Gott befiehlt ihm als Knecht zu dienen, wie er selbst nach Pythons Ermor- dung gedient hatte. Hieran knuͤpften nun die Dichter, die einen Zusammenhang in die verschiedenen Sagen- kreise zu bringen suchten, die Knechtschaft bei Eury- stheus, wie sie auf den Mord des Iphitos eine Lydi- sche Heraklee folgen ließen. Aber davon weiß z. B. Homer nichts, welcher die Dienstbarkeit des Herakles aus dem uͤbereilten Versprechen des Zeus vor der Ge- burt desselben ableitet, daß der Erstgeborene Herr des Nachgeborenen sein solle. Aus einer genauern Ueberle- gung ergiebt sich auch leicht die Inconsequenz, mit der ein Verhaͤltniß, das nur in Argivischen Mythen be- gruͤndet sein kann, aus einem in Theben begangenen Verbrechen abgeleitet wird. Merkwuͤrdiger Weise hat sich aber doch in Apollodors abgerissener Erzaͤhlung eine Spur erhalten, wie lange die Knechtschaft in der Boͤotischen Sage dauerte, nemlich acht Jahre und einen Monat 2, 5, 11. vgl. Heyne; nach Herodor ( sic scrib. ) bei Schol. Soph. Trach. 257. dient Her. spaͤter einen ἐνιαυτὸν von drei Jah- ren; und so auch Apollod. 2, 6, 2. vgl. oben S. 416, 1. . Doch wahrlich keine zufaͤllig entstandene Zahl. Sondern es soll damit wieder die Ennaëteris bezeichnet werden, welche acht Jahre und drei Schalt- monate faßt, wovon hier nur der letzte Schlußmonat erwaͤhnt wird, weil die beiden in der Mitte eingescho- benen minder in die Augen fallen. Also einen ἀΐδιος ἐνιαυτὸς dient Herakles, wie Apollon zu Pheraͤ S. oben S. 322. , was die Thebaͤer auch auf ihren Kadmos uͤbertrugen — der- selbe Held, der am Daphnephorienfeste, welches ganz in demselben Cyklus wiederkehrt, den Aufzug angefuͤhrt hatte. Ich schließe diese Betrachtung mit vier Versen aus der Heraklee des Panyasis, die ich mir dem Hel- den als Trost fuͤr den Zwang der Dienstbarkeit zuge- sprochen denke: Auch Demeter ertrug’s, es ertrug der starke Hephaͤstos, Poseidaon ertrug’s, es ertrug Ferntreffer Apollon Frohnen ein ewiges Jahr in dem Dienste des irdischen Mannes ϑητεύσαμεν εἰς ἐνιαυτόν , wie zu . Ares selber ertrug es, der trotzige, weil es gebot Zeus. 11. Hieran knuͤpfen wir einige Bemerkungen uͤber den Attischen Heraklesdienst, der besonders zu Ma- rathon in der Tetrapolis Herod. 6, 116. Paus. 1, 15, 4. 32, 4. Hrpkr. Ἠϱακλ. Schol. Pind. O. 9, 92. 13, 184. vgl. Boͤckh Expl. p. 193. Elmsley ad Eurip. Heracl. 32. p. 51. , in den drei Ortschaften Melite, Diomeia und Kollytos Aristoph. Froͤsche 504. Schol. zur Stelle u. zu 664. Schol. Apoll. Rh. 1, 1209. Hrpokr. Μελίτη, Hesych ἐκ Μελίτης, Μήλων, Διομεία. Suid. Διομεία. Tzetz. Chil. 8, 192. Vgl. Corsini F. A. 2. p. 335., wo indeß nicht Alles richtig ist. , die benachbart und wohl im Norden von Attika lagen, in Acharnaͤ Paus. 1, 31. und Hephaͤstia Diog. Laert. 3, 41. ; dann bei Athen im Kynosarges mit Hebe, Alkmene, Jolaos zusammen, Paus. 1, 19, 3. Die Erwaͤhnungen dieses Heiligthums sind sehr zahlreich. , in der Stadt selbst, und von da gegen das Meer hin in den sog. Vierflecken oder Tetrakomen geuͤbt und gefeiert wurde Steph. B. Εχελίδαι. Davon hat nach Einigen ein eigener Tanz Tetrakomos den Namen. Pollux 4, 14, 99. 105. Athen. 14, 618. Hesych Τετϱἁκωμος. Ein Herakleion, auch nicht weit davon, an der Faͤhre nach Salamis. Plut. Themist. 13. . Daß die unter diesen Tempeln, welche nicht in der Naͤhe der Stadt liegen, sich saͤmmtlich im noͤrd- lichen Theile Aitika’s finden, beweist wohl eine Her- kunft des Dienstes von den noͤrdlichen Graͤnzen, die die Mythe durch die Anwesenheit der Herakliden in Attika motivirt, welche aber, wie oben bemerkt S. 55. , nur in der Specialsage der Athener existirte. Es ist indeß wahrscheinlich, daß irgend einmal in Vorzeiten ein Hau- fen des Dorischen Volks Attika durchzogen, und diesen Cult gegruͤndet habe, der durch das Principat des Do- rischen Stammes und allerlei Verbindungen mit dem- schreiben ist. vgl. Il. 21, 443. — Die Verse stehn bei Klem. Alex. Protr. p. 22 Sylb. Heyne ad Apollod. 2, 7, 3. p. 188. scheint sie nicht richtig anzuwenden. selben an Ansehn und Bedeutung gewann. Wenn die Lakedaͤmonier wirklich im Peloponnesischen Kriege die Tetrapolis verschonten Diod. 12, 45. Schol. Soph. Oed. K. 701. , so muß dies ihnen als Re- spekt fuͤr ihren Heros ausgelegt werden. Merkwuͤrdig ist die Sage: Theseus habe alle ihm selbst fruͤher ge- weihten Tempel, vier ausgenommen, dem Herakles ge- heiligt Plut. Thes. 35. Eurip. Rasender Her. 1333. ; woraus man wohl die Uebertragung des Cul- tus in irgend einer Zeit (nur nicht der des Theseus selbst) als historisch entnehmen darf; und daß man fortwaͤhrend dem Dienste nur gleichsam halbes Buͤrger- recht zugestand, scheint in der Sitte zu liegen, die Pa- rasiten des Heros zu Kynosarges stets aus halbbuͤrti- gen Athenern zu waͤhlen. Verwandter Art und zur Erlaͤuterung anzufuͤhren sind die ebenfalls im Norden Attika’s in den zusam- menliegenden Demen Aphidna, Dekeleia, Titakidaͤ loka- len Sagen von dem Zuge der Tyndariden, auf dem sie den erstgenannten festen Ort mit Hilfe des Dekelos und Titakos erobert haben sollen S. die Κυκλικοἱ bei Schol. Il. 3, 242. u. Ven. p. 98. Herod. 9, 73. Paus. 1, 41, 4. 3, 18, 3. Isokr. Enkom. Helen. 10. Plut. Thes. 32. Steph. u. Harpkr. Τιτακίδαι. Darauf geht auch der Vers des Kallim. Fr. 234. ἄνδϱ̕ ελαιοι (schr. ἜΛΑΟΝ) Δεκελειόϑεν ἁμπϱεύοντες, naͤmlich als Wegweiser gegen Aphidna. Nach Alkman (Frgm. 3 Welck. und dem Epigr. des Kastens des Kypselos (Paus. 5, 19, 1.) eroberten sie selbst Athen. Wie damit die wahrscheinlich Alkmani- sche Glosse: Ασαναίων πόλιν τὰς Αφίδνας, bei Hesych zusammen- haͤngt, ist dunkel. . Von der Beute sollte, nach der Spartanischen Sage, der (aͤlteste) Tempel der Chalkioͤkos zu Sparta erbaut sein. Auch hier nimmt die Geschichte auf die Sage Ruͤcksicht; die Lakedaͤmonier waren fortwaͤhrend in einer gewissen freundschaftlichen Verbindung mit Dekeleia; und es war sicher nicht ohne besondern Grund, daß sie im Messenischen Kriege auf Orakelgebot den Mann von Aphidna , Tyrtaͤos, kommen ließen. Da aber die Tyndariden, d. h. ihre Bilder, wie oben erwaͤhnt, ein jedes Spartanische Heer auf Auszuͤgen begleiteten: so wird man auch hier vielleicht irgend einen Dorischen Zug nach den noͤrdlichen Theilen Attika’s annehmen duͤr- fen, der diese bleibenden Folgen hinterlassen. 12. 1. R uhige und unbefangene Leser, die der bisher ge- gebenen Entwickelung vielleicht mit ziemlicher Beistim- mung gefolgt sind, werden von hier an, wo wir die Peloponnesische Heraklesfabel behandeln, Anstand neh- men so fortzufahren, entweder weil sie sich zusehr allen historischen Boden unter den Fuͤßen weggezogen glau- ben, oder weil sie eine so durchgreifende Critik uͤber Entstehung und Bildung der Mythen, wie eben darge- boten wird, zu kuͤhn und anmaßlich finden. Und doch zwingt der Connex der Untersuchung uns unumgaͤnglich zu der Behauptung: der Peloponnesische Heraklesmy- thus habe sich zum großen Theil erst nach der Ein- wanderung der Dorier in diese Halbinsel durch das Bestreben derselben gebildet, das Anrecht ihrer Fuͤrsten auf den Besitz dieser Landschaft in der Sage darzu- thun, und in Herakles Thaten ihre eigenen Eroberun- gen vorzubilden und zu rechtfertigen S. oben S. 49 f. . Sie muͤssen allerdings in der Argivischen Fabel unter den Persiden schon einen, vielleicht selbst gleichnamigen, Helden, vorge- funden haben, der sich eignete, mit dem Vater des Dorischen Hyllos in eine Person zusammenzuwachsen, und wir werden den Toͤdter des Nemeischen Loͤwen als einen wirklich altargivischen Heros bezeichnen; aber schon das Verhaͤltniß des Helden als unrechtmaͤßig zuruͤckgesetzt gegen Eurystheus, und darum zu Muͤhe und Noth verdammt, gehoͤrt augenscheinlich der Dori- schen Sagenbildung an, und was damit zusammen- haͤngt, die Feindschaft der Hera gegen den Helden, die theils aus Apollinischen Mythen uͤbertragen sein, theils den Gegensatz des alten Landcultus und des eindrin- genden Stammes bezeichnen kann. Nach dieser Vorerinnerung moͤgen wir uͤber die einzelnen Heraklessagen dieses Cyklus zu urtheilen wa- gen, die gleich fuͤr den ersten Anblick in zwei ganz verschiedene Classen zerfallen, in Waffenthaten und Thierkaͤmpfe. Wir wollen von den letztern zuerst han- deln Den allerdings auffallenden Unterschied beider hebt u. Aa. Dio Chrysost. Or. 47, 523 b. c. hervor. Ueber die Alexandrinische Erfindung der zwoͤlf Kaͤmpfe hat schon Zoëga ( Bassiril. 2. p. 46.) genuͤgend gehandelt; hernach Ouwaroff Exam. critique de la fable d’Hercule . . Nemea lag nur durch einen Bergruͤcken und eine lange Felsenschlucht von dem Argivischen Heraͤon, dem alten Haupttempel der Gegend, getrennt. Daß in die- sem Cultus der Mond sehr bedeutend vorkam, ist un- laͤugbar, wenn auch Hera als eigentliche Mondgoͤttin zu betrachten voreilig waͤre. So heißt nun auch Nemea Tochter des Mondes Schol. zu Pind. N. Arg. p. 425 Bh. Auch weidete dort Argos nach der Sage die heiligen Hera-Kuͤhe. , und der Loͤwe daselbst gleicher- weise eine Geburt der Selene: eine Fabel, fuͤr deren Alter daraus geschlossen werden kann, daß Anaxagoras sie als allgemein beglaubigt fuͤr das physische Dogma der Antichthon benutzte bei den Schol. Apoll. Rh. 1, 498. vgl. Orph. Fragm. 9, Auch ein Epimenideisches Fragment bei Aelian N. A. 12, 7. erwaͤhnt diesen Mythus, dann Herodor bei Tatian 1. p. 164. (bei Justin. . Ohne Zweifel haͤngt damit die Hesiodische Sage zusammen, daß die Gottheit Hera selbst den Loͤwen erzogen: was sie dort zwar nur als Feindin des Herakles, fruͤher aber wohl in einem an- dern Sinne that. — Hiedurch zeigt sich allerdings ein symbolisches Colorit der Sage, und sie naͤhert sich im Charakter der von Perseus und der Gorgo u. s. w.: obgleich wir freilich eine vollstaͤndige Deutung derselben in diesem Sinne kaum mehr versuchen koͤnnen. — Auch der Kampf mit der Lernaͤischen Hyder moͤchte auf aͤhn- liche Weise zu fassen sein; Herakles braucht dabei nach alten Kunstdarstellungen Vgl. das alte Vasengemaͤlde bei Millin 2. pl. 75. mit der Beschreibung der Delphischen Tempelmetopen bei Eurip. Jon 196. Mit Pfeilen toͤdtet er sie indeß auf dem Kasten des Kypselos. die Harpe, mit der Perseus die Gorgo enthauptete. — Wie man aber diese Kaͤmpfe auch fasse, ob symbolisch oder als Erinnerungen aus einer Urzeit, in der Griechenland von Lindwuͤrmern und wilden Bestien zu reinigen des Helden erstes Ge- schaͤft war, so ist doch klar, daß sie eben so wenig hineinpassen in ihre angebliche Zeit, kurz vor den Pe- lopiden, als in den Charakter der uͤbrigen Fabel. Man beachte nur das Costuͤm. Es ist ausgemacht, daß der Herakles der aͤltern Dichter ein entweder mit Speer und Schild, wie im Hesiodischen Gedichte, oder mit Bogen und Wehrgehenk, wie in der Homerischen Ne- kyia 11, 600. vgl. 8, 224. Il. 5, 393. , ausgeruͤsteter Held war Heinrich Proll. in Scut. p. 69. Dissen Expl. Pind. I. 5. p. 525. Buttmann zu Soph. Philokt. 726. Auf dem angef. K. des Kyps. sah man Her. mit Pfeilen u. auch mit dem Schwerdt. αἰχματὰς in Archilochos μέλος. ; die letztere Dar- stellung kam besonders in den — verhaͤltnißmaͤßig spaͤ- Martyr. ed. Col. ), denn so ist fuͤr Ἠϱοδότου zu schreiben, ferner Eu- phorion Fr. 47. p. 111 Meinecke. Zu den dort gesammelten Stel- len fuͤge noch Plut. de facie Lunae 24. de fluv. 18, 4. Steph. B. Ἀπέσας. vgl. Hygin fb. 30. ten — Gigantomachieen in Anwendung; die erste liegt in allen den Sagen, wo Herakles als Vorkaͤmpfer und Eroberer gefaßt wird. Aber den halbnakten Wilden, mit dem Loͤwenfell um die Lenden und dessen Rachen als Helm uͤber den Kopf, und nichts als die Keule in der Faust, brachten erst Peisandros und Stesichoros auf Athen. 12, 512 f. Str. 15, 688. Eratosth. Katast. 12. Suid. Πείσανδϱος. vgl. Schol. Apoll. 3, 1197. uͤber die eherne Keule des Her. bei Peisandros. , und Strabon sah noch alte Holzbilder, die diese Tracht nicht zeigten. Peisandros war es aber zugleich, der die Thierkaͤmpfe des Herakles, so viel wir wissen, nach den abgerissenen Erwaͤhnungen der Theogonie, zu- erst ausfuͤhrlich darstellte, und uͤberhaupt die ἂϑλους componirte, wozu er denn allerlei Peloponnesische Ein- zelsagen benutzt haben mag. 2. Wir kommen zweitens zu den Kriegsthaten des Helden, von denen wir behauptet haben, daß sie die Eroberungen der Dorier selbst im Peloponnese vor- bilden. Man darf nur uͤberschauen: wie Herakles, selbst am Ende seines Lebens Fuͤrst von Myken S. oben S. 54. , zu- gleich Sparta den Hippokontiden entreißt und dem Tyn- dareos anvertraut, und Pylos von Neleus erobert und dem Nestor uͤberlaͤßt Vgl. Isokr. Archidam. 6. Marm. Farnes. p. 152. bei Marini, u. Aa. , um das entsprechende der Sa- ge und Geschichte einzusehen. Welche Momente zur Ausbildung dieser Sagen mitgewirkt, laͤßt sich am deut- lichsten bei dem Kampfe um Pylos nachweisen. Denn Hades Antheil daran, wobei der Gott selbst von dem kuͤhnen Zeussohne verwundet wird ἐν Πύλῳ ἐν νεκύεσσι Il. 3, 395. verstehe ich eben so wie Paus. 6, 25, 3. Apolld. 2, 7, 3. Die Verwundung des Hades erzaͤhlte auch Panyasis, Arnob. adv. gent. 4, 25. Nach demselben (bei Klem. Protr. p. 23 Sylb.) wurde auch Hera bei Pylos (die Il. 5, , ist nach dem oben dargelegten Zusammenhange als von Ephyra uͤbertra- gen anzusehen, wo der Gott groͤßere Veranlassung zum Schutze der bedraͤngten Stadt hatte, als bei Pylos Indeß war bei Pylos Triphyliakos auch ein Heiligthum des Hades auf B. Minthe. . Pylos aber soll Herakles zerstoͤrt haben, weil Neleus ihn fuͤr Iphitos Mord nicht reinigen und suͤhnen ge- wollt Schol. Il. 5, 392. Ven. 2, 336. p. 65. aus Hesiods Καταλόγοις. Diod. 4, 31. — was hernach Deiphobos beim Apollontem- pel zu Amyklaͤ gethan Apolld. 2, 6, 2. Schol. Ven. Il. 2, 88. Marm. Farnes. p. 151. — wobei vorausgesetzt wird, daß Oechalia, Iphitos Vaterstadt, in Messenien liege, was, wie oben gezeigt, nicht die urspruͤngliche Sa- ge ist. 3. Am deutlichsten ist die Ruͤckwirkung des hi- storisch Geschehenen auf die Mythe in der Sage zu er- kennen: wie Herakles die Olympischen Spiele gestiftet, da er als Sieger (Καλλίνικος) vom Heereszuge gegen Augeas von Elis zuruͤckkehrte. Die ausfuͤhrlichste Er- zaͤhlung davon giebt Pindar, und seinen Ausdruͤcken nach “die sichere Kunde hat der weiterschreitende Kro- nos verkuͤndet” auch eine besonders authentische; viel- leicht schoͤpft er, da er das Ansehn epischer Dichter nicht so hoch anzuschlagen pflegt, aus Liedern, die zu Olympia lokal waren O. 11, 57. Die Namen der Sieger vielleicht aus oͤffentl. ἀνα- γϱαφαῖς, die auch auf das Mythische zuruͤckzugehen pflegten, wie die der Herapriesterinnen zu Argos. Mit V. 59. vgl. Etym. M. Δαιτήϱιον ἐν Ἰλιάδι, corr. ΗΛΕΙΑΙ, der Ort, wo Her. die Beute des Eleischen Krieges vertheilt. . Darnach feiert Herakles diese erste Olympiade gleich als ein panegyrisches Fest des 392. laͤßt dies unbestimmt) verwundet. vgl. Schol. Il. a. O. Ven. 11, 689. Lykophr. 39. mit Tzetz. Die Verwundung des Ares knuͤpft schon der Hesiod. Schild V. 368. daran, den Kampf mit Phoͤhos und Poseidon Pindar O. 9, 33. Boͤckh Expl. p. 189. ganzen Peloponnes mit vielfachen Preiskaͤmpfen, in de- nen Helden aus Tiryns, Tegea, Mantineia, Spar- ta Wenn Doryklos der Δοϱυκλεὺς des Apolld. 3, 10, 5. ist. siegen; auch ist er es, der die fuͤnfjaͤhrige Periode fixirt und den Gottesfrieden einrichtet Polyb. 12, 26, 2. Vgl. oben S. 252. , Thaͤtigkeiten, an die er sich schon im nordhellenischen Mythus ge- woͤhnt hatte. Auch daß er den wilden Oelbaum, mit dem spaͤter die Altis bepflanzt war, von den Hyper- boreern holt: ist wohl aus diesen noͤrdlichen Sagen uͤbergetragen S. Pindar O. 3, 14. Den Zusammenhang der Erzaͤhlung daselbst fasse ich so. Her., die Hindin der Artemis jagend, kommt dabei bis zu den Hy- perboreern, an den Quellen des Istros, und erblickt dort die herr- lichen Oelbaͤume. Nachher, da er die Olympien gruͤnden will, er- innert er sich dessen, und holt zur Bepflanzung der kahlen und sonnigen Ebene junge Staͤmme von da herbei. — Ueber den κό- τινος von Olympia ist jetzt Schneider Index Theophr. T. 5. P. 424. zu vgl. , in denen Herakles zum Apollon in weit naͤherem Verhaͤltnisse stand, als in der Pelopon- nesischen Gemeinsage. Doch ist zu bemerken, daß He- rakles auch auf dem Zuge gegen Elis mehrere Apollo- heiligthuͤmer, zu Pheneos und bei Thelpusa, gegruͤndet oder besucht haben soll Paus. 8, 25, 5. 15, 2. vgl. oben S. 200, 2. ; beide an der Straße, die den Isthmos und das noͤrdliche Griechenland mit Olympia verband S. die Karte. . — Nun wuͤrde man aber auf bedeutende Schwierigkeiten stoßen, wenn man die Aus- bildung der Sage von Herakles, als Gruͤnder der Olympien, erst in die Zeit nach der Olympiade des Iphitos setzte; denn da seit dieser Zeit die Eleer die Feier leiteten, und deswegen auch dem Herakles be- sondere Verehrung erwiesen: so konnte schwerlich ein Krieg gegen Elis als Veranlassung der Stiftung an- gesehen werden, wenn dies nicht schon in fruͤherer Sa- ge fest stand. Aber es ist auch sonst wahrscheinlich, daß schon vor dieser Zeit Pisa die Leitung des freilich noch nicht so angesehenen Festes hatte — weil die Pi- saten spaͤter sie bestaͤndig als ein altes Recht zuruͤck fordern — und daß damals schon dem Herakles, der zu Pisa ein uraltes Schnitzbild hatte Apolld. 2, 6, 3. , die Gruͤndung beigemessen wurde, die sich dann freilich sehr vortreff- lich an einen Krieg gegen Elis anschloß. In den Kampf mit Augeas dem Sonnensohne um die Rinder scheint mir viel aus einer Epirotischen Geryonis jener aͤltern, oben angedeuteten, Form heruͤber genommen worden zu sein. 4. Wenn wir so einige der Momente bemerklich gemacht haben, unter denen sich die Peloponnesische Heraklesfabel bildete, so vermeinen wir doch keines- weges, damit eine voͤllige Entwickelung derselben zu geben, die theils unmoͤglich ist ohne Eingehen in man- nigfache anderweitige Verhaͤltnisse, theils an sich schwer. Denn da die Sagenbildung stets eine unbewußte Thaͤtigkeit ist, weil absichtliche und vorsaͤtzliche Erfin- dung das religioͤse Gemuͤth des alten Volks auf das aͤrgste empoͤrt haͤtte: so wird in ihr immer mit einem schon Vorhandenen ein Neuhinzutretendes so allmaͤlig verschmolzen, und Jenes mit Diesem so nach und nach durchdrungen, daß die Fugen und Suturen der Ver- bindung fast nicht mehr nachweisbar, sondern die Ver- schiedenartigkeit nur an den entgegengesetzten Ecken und Enden bemerkbar zu machen ist. Aber auch durch den dargelegten Versuch schon wird deutlich, wie Grundge- danken und Hauptfakta jener altdorischen Sage hier unter andern lokalen Verhaͤltnissen, und vermischt mit einheimischen Sagenkreisen sich wiederfinden, so daß man an der Einwirkung der einen Sagenreihe auf die an- dere nicht zweifeln kann. Wollte jemand aber vielleicht die Peloponnesische Sage jederzeit fuͤr die vorhergehende, die noͤrdliche fuͤr die abgeleitete, z. B. die Thaten des Herakles am Epeirotischen Acheron fuͤr juͤnger als den Kampf um Pylos, erklaͤren, weil wirklich die letztere von epischen Dichtern theilweise fruͤher und ausfuͤhrli- cher erwaͤhnt wird: so ist dagegen ein fuͤr allemal zu sagen, daß — wenn es irgend eine wissenschaftliche Mythenkritik geben soll — diese einem hoͤhern Gesetze als dem Alter der zufaͤllig erhaltenen Dichterstellen folgen muͤsse, und dann gewiß keinem andern, als dem auszumittelnden organischen und sonach urspruͤng- lichen Zusammenhange eines Mythenkreises, aus dessen Bildungsprinzip erst Genesis und Geschichte der einzel- nen Mythen begriffen und bestimmt werden kann. Weit leichter ist die Aufgabe solcher Deduktionen bei Mythen, welche in Colonien oder denen Laͤndern spielen, mit welchen die Griechen erst spaͤter bekannt geworden sind, weil die auf die Mythenbildung einwir- kenden Umstaͤnde hier mehr innerhalb des Gesichtskrei- ses unserer geschichtlichen Kenntnisse liegen. Zugleich aber erlaubt die hier bestimmt nachweisliche Art der Entstehung durch Analogie ruͤckwaͤrts zu schließen auf die Genesis solcher, die außerhalb dieses Kreises liegen. 5. Von Sparta, wo Herakles ganz vorzuͤglich verehrt wurde, hatte sich das Ansehn des Dienstes nach den Kolonien, namentlich Tarent S. Heyne ad Aen. 3. Exc. 14. Daher die Kolonie He- rakleia . und Kroton verbreitet. In der letztern Stadt genoß Herakles selbst die Ehren eines Gruͤnders ΟΙΚΙΣΤΑΜ auf Muͤnzen. ; es scheint, daß man ihn auf dem Ruͤckwege von Erytheia den ersten Grund dersel- ben legen ließ Jamblich Pyth. 10. . Dann trug man auch die im Lakoni- schen Amyklaͤ schon lokalisirte Sage von der Reinigung und Suͤhnung des Heros auf Kroton uͤber, wozu der hier so angesehene Apolloncult mitwirkte. Daher sieht man auf Muͤnzen der Stadt den noch jugendlichen Hel- den, Bogen, Koͤcher, Keule neben sich, vor einem Al- tar mit brennendem Feuer sitzen, und einen Lorbeer daruͤber sengen Mus. Pembrock. P. 2. tb. 16. Eckhel N. Anecd. tb. 1. n. 13., von dessen Erklaͤrung die meinige einiges abweicht. . Es haͤngt damit irgendwie zusam- men, daß Philoktet die Herakleischen Geschosse im Tem- pel des Apollon Alaͤos bei Kroton niedergelegt haben sollte, und die Krotoniaten sie in das Apolloneion in- nerhalb der Stadt brachten Arist. Mirab. Ausc. 115. . — Auf jenen Muͤnzen sieht man sonst auch noch den Helden oͤfter mit einem Weinbecher in der Hand entweder liegend oder stehend und sich vorbeugend; dazu giebt die Legende die Er- klaͤrung: Herakles, der immer durstige, habe vor ei- nem Hause in Kroton nach Wein verlangt, aber die Frau haͤtte dem Manne abgerathen, das Faß des Fremdlings wegen zu oͤffnen, darum traͤnken die Wei- ber der Gegend niemals Wein Athen. 10, 441. aus Alkimos Italike. . 6. Den Koischen Heraklesmythus, wie ihn schon Homer erzaͤhlt, setzen wir als bekannt voraus. Ein- wirkende Momente auf die Entstehung desselben sind, erstens das Vorhandensein Heraklidischer Herrscherfa- milien auf Kos, die in primitiver Sage, wie aus dem innern Connex nachgewiesen, ihren Ursprung an die Er- oberung von Ephyra knuͤpften, in abgeleiteter aber an einen angeblichen Aufenthalt des Heros auf der Insel II. 29 selbst, wo er mit der Tochter des Meroperkoͤnigs den Stammvater jener Haͤuser gezeugt. Die Sage von diesem Aufenthalt aber ist wieder veranlaßt worden durch einen seit alten Zeiten auf Kos einheimischen Cultus, dessen Gegenstand nach Hellenischer Ansicht Herakles war, nach geschichtlicher indeß schwerlich. Denn die Eigenthuͤmlichkeit dieses Cult — der Priester zog bei dem Feste desselben, Ἀντιμαχία, im Fruͤhjahre ein Weiberkleid an, weil der Held bei einem Kampfe sich selbst in die Kleider eines Weibes versteckt habe Plut. Qu. Gr. 58. p. 409. Nikomachos bei Lydus de menss. p. 93. — weist auf Ursprung aus dem nahen Asien; welches auch schon Mythologen des Alterthums veranlaßte, den Koischen Herakles fuͤr den Idaͤischen Daktylen zu er- klaͤren Dissen Expl. Pind. I. 5. p. 525. . Die Frauen scheinen bei demselben Feste Kuͤhe vorgestellt zu haben wie man aus Ovid M. 7, 364. erraͤth. Vielleicht hing das Fest des Her. mit dem der Hera zusammen, uͤber das Athen. 6, 262. . Jene Verkleidung aber kam wahrscheinlich auch vor im Lydischen Cultus des (von den Griechen Herakles genannten Heros) San- don Jo. Laur. Lydus de magistr. 3, 64. p. 268. : denn Omphale soll dem weibischen Helden ein durchsichtiges und mit Sandyx hellroth gefaͤrbtes Ge- wand umgethan haben; eine Mythe, der augenschein- lich ein Festgebrauch die Entstehung gab. Der Mann in der Knechtschaft des wolluͤstigen Weibes war hier symbolischer Ausdruck einer weichlichen Naturreligion; die Griechen dachten dabei an den Heros im Dienste des Faineant Eurystheus; die Sagen von Herakles Dienstbarkeit gaben bequeme Anknuͤpfung: oder auch die Alles vermittelnde und vereinigende Argonautenfahrt. Dieser Mythus kommt zuerst bei Pherekydes, bei Hella- nikos dem Lesbier, der sich auf Sagen der Stadt Ake- le bezieht Steph. Byz. Ἀκέλη. , und bei Herodot vor, dessen Genealogie der aͤltern Lydischen Koͤnige: Herakles — Alkaͤos (aus Hel- lenischem Mythus) — Belos (Babylon) — Ninos (Ni- nive) — Agron u. s. w. eine recht treffende Parallele ist zu Danaos Geschlechtsfolge und andern der Art. 7. Sehr verwandten Ursprungs ist die Fabel von Hylas . Hylas wurde lange schon von den Ureinwoh- nern Bithyniens an den Quellen um Sommersmitte ge- rufen S. Bd. 1. S. 293. , ehe die Griechen dort ihr Kios gruͤndeten; diese aber eigneten sich den Mythus von dem ins Was- ser gefallenen Knaben an, und verwebten ihn, da sie Herakles als κτίστης verehrten S. die Muͤnzen. , mit der Fabel dieses Heros, die schon wenigstens einen solchen geliebten Knaben des Helden kannte, den Hellanikos Theiomenes, Sohn Theiodamas des Dryoperkoͤnigs, nennt bei Schol. Apoll. 1, 131, Die Genealogie ist hernach auch auf Hylas uͤbergetragen worden. In der Sparta- nischen Fabel war Elakatos (Sosibios bei Hesych Ἠλακάτια) Her. παιδικά. . In Phrygien war Lityerses Tod Gegenstand eines alten Gesanges, und wer hatte ihn nun nach Griechi- scher Sage erschlagen, als der, der uͤberall im Barba- renlande so furchtbar gehaust Vgl. besonders die Fragmente von Sositheos Ly- tierses mit Eichstaͤdts Anmerkungen, und oben S. 347. ? So Fremdartiges arbeiteten die Griechen ohne sonderliche Muͤhe in ihre Mythologie hinein. Herakles war schon in den Ur- sitzen seines Mythus ein nach außen thaͤtiger Held, ein Grenzwart und Markgraf so zu sagen; jetzt als Eigen- thum aller Hellenischen Staͤmme uͤbernahm er den Schutz fuͤr jede Erweiterung des Hellenischen Namens, und je kuͤhner ein einzelner Punkt der Nation in das Barbarenland vorgeworfen war, um desto mehr be- durfte er dieses Hortes, und um desto mehr Dichtun- 29 * gen feierten ihn. So kaͤmpfte er um den Besitz des Lan- des, das die Boͤotisch-Megarische Herakleia am Pontos gewonnen, gegen die ureinwohnenden Bebryker, so fuͤr Kyrene gegen die einheimischen Libyer. Denn es ist mir nicht zweifelhaft, daß der Ringkampf mit dem durch die Beruͤhrung der Erde stets neuerkraͤf- tigten Erdensohn Antaͤos Unter den Stellen bei Creuzer Symb. 1. S. 326. sind die des Pherekyd. Pindar u. Apolld. vorzugsweise zu beruͤcksichtigen. nichts anders als den Streit Hellenischer Ansiedler mit den oft uͤberwundenen aber aus der Wuͤste immer in vermehrter Anzahl hervor- stuͤrmenden Horden Libyens bedeutet. So verdankt die Fabel von Herakles und Busiris ihre Entstehung den Zeiten, wo die Griechen eben erst in Aegypten bekannt wurden, und noch sehr dunkle und duͤstere Vorstellun- gen von dem Lande hatten; daher sie Herodot schon als thoͤrigte Erfindung der Jonier darstellt. Busiris duͤnkt mir der mit dem Artikel versehene Name des Haupt- gottes, der hier als grimmiger Tyrann gefaßt wird; er laͤßt den Helden zum Menschenopfer abfuͤhren, bis dieser sich ploͤtzlich ermannt, und den Tyrannen sammt der feigen Rotte erschlaͤgt. 8. Bei diesem Bestreben der Ausbreitung und Verarbeitung des Mannigfaltigsten zu einer großen Masse, war es natuͤrlich, daß, als die Griechen beim Phoͤnikischen Gott Melkart , Sohn des Bal und der Astarte (Ἀστερία), einige verwandte Zuͤge fanden, sie auch diese hineinzogen. Der Tempel dieses Gottes zu Gadeira bewirkte, daß das Endziel der Geryoni- schen Fahrt, die in ihrem Ursprunge uns freilich ganz Griechisch scheint, hier festgestellt wurde; und die be- nachbarten Herakles- oder Briareos-Saͤulen Aristot. bei Aelian V. G. 3, 5. vgl. Schwarz de co- lumnis Herc. Opusc. 2. p. 205. Peringer de templo Herc. sind auch wohl urspruͤnglich als Werke des Melkart gedacht. Der Herakles der Karthager Der Afrikan. Her. Makeris nach Paus. 10, 17, 2.; der Phoͤnikische Διωδᾶς nach Euseb. Scal. p. 26. im Griech. Text. In- seln des Her. bei Neu-Karthago in Spanien, Athen. 3, 121 a. Neben dem Her. zu Karthago auch ein Jolaos, Polyb. 7, 9, 2. Eudoxos bei Athen. 9, 392 d. war auch wandernd, erobernd, unterwerfend gefaßt, seine Provinz war die Insel Sardo Paus. a. O. , die ebenfalls in den Griechischen My- thus hineingezogen wurde; er hatte auch Hispanien durchzogen Sal- lust. Jug. 21. wo auch von seinem Tode in Hispanien gesprochen wird. vgl. Str. 17, 828. . Derselbige ist der Purpurerfinder in Ty- rischer Sage Pollux 1, 4, 45. ; ihm war die Wachtel heilig, deren Geruch ihn einst vom Tode aufgeweckt haben sollte Eu- doxos a. O. Eust. zur Il. 1702, 50. Zenob. ὄϱτυξ ἔσωσεν. — vgl. zu alle dem die geistreiche Behandlung dieses Mythus in Hee- rens Ideen Bd. 1, 2. S. 129. . Doch greift das Phoͤnikische Element nirgends so tief in den Kern des Herakleischen Mythus ein, daß es nicht mit Leichtigkeit geschieden und abgesondert werden koͤnnte, ohne im Geringsten die Integritaͤt des Mythus dadurch zu verletzen; denn wenn auch der Dienst von Thasos und Jalysos Phoͤnikisch, wie der zu Erythraͤ etwa Aegyptisch ist Vielleicht seit Kyros. Vgl. Bd. 1, S. 121. : so ist doch die Eigenthuͤmlichkeit beider so fruͤh verdraͤngt und vom Hellenischen Mythus verschlungen worden, daß wir keinen einzelnen Zug der- selben dort nachweisen koͤnnen. Die erste nachweisliche Vermischung des Dorischen und Phoͤnikischen Heros liegt vielleicht darin, daß der Spartanische Koͤnigsohn Dorieus (Ol. 65.) sich deswegen am Berge Eryx ein Reich gruͤnden wollte, weil Herakles diese Gegend wei- Gaditani. Ueber Her.-Briareos vgl. noch Zenob. Prov. οὗτος ἄλλος Ἡϱ. land erobert Herod. 5, 43. Paus. 3, 16, 4. ; auf Eryx aber lebte Dienst und Name der Phoͤnikischen Aphrodite (Astarte) und so wohl auch ihres Sohnes des Melkart. Unter den Idaͤischen Daktylen, uralten Daͤmonen Phrygisch-Kretischer Religion, nannte wenigstens schon der Orphiker Onomakritos bei Paus. 8, 31, 1. umdeutend einen Herakles; auf den auch hie und da im ausgebildeten Mythus Bezug genommen wird Die Uebertragung des Idaͤischen Daktylen nach Olympia bezeugt Paus. 6, 21, 5. vgl. 23, 1., der den Phoͤnikischen damit verwech- selt, 9, 27, 5. Vielleicht ist auch der die Kinder ins Feuer wer- fende der Idaͤos, weil ein S. desselben Klymenos heißt (Pherek. Sch. Pind. J. 4, 104.), und Klymenos auch Nachkomme des Her. Idaͤos, Paus. 6, 21, 5. . 9. So peremtorisch der Zweck dieser Auseinan- dersetzung und der fuͤr dieselbe bestimmte Raum uns zwang die uͤber die urspruͤnglichen Graͤnzen hinausge- hende Erweiterung des Herakles-Mythus zu behandeln: so wenig machen die folgenden Saͤtze uͤber das Wesen und die Grundidee desselben Anspruch auf Allseitigkeit, Ergruͤndung und allgemeine Befriedigung. Doch koͤn- nen wir uns darauf als ziemlich gesichert beziehn, daß, was in dieser Heldenfabel aus Naturreligionen stammt, erst von außen hinzugetreten ist und nicht den Lebens- kern ausmacht. Dieser ist vielmehr der Grundgedanke aller heroischen Mythologie: ein stolzes Bewußtsein der dem Menschen inwohnenden eigenen Kraft, durch die er sich, nicht durch Vergunst eines milden huldreichen Geschicks, sondern grade durch Muͤhen, Drangsale und Kaͤmpfe, selbst den Goͤttern gleichzustellen vermag. Dem Herakles wird das hoͤchste Maas menschlicher Kraft im Wagen und Ertragen gegeben, und dabei ein so edles Streben als es jene Zeit kannte; aber er wird keineswegs als ein von den Schlacken der Menschheit freies Wesen vorgestellt; vielmehr geht jene Kraft oft ins Schrankenlose, und wird convulsivisch durch Ueber- fuͤlle Daher auch die Sage, daß Her. der fallenden Sucht un- terworfen gewesen. , und der edle Zorn und Unmuth des Vieldulden- den schlaͤgt in furchtbare Wuth aus. Aber fuͤr jegli- chen Frevel buͤßt er durch neues Leid, und keines beugt den unverwuͤstlichen Muth, bis er verklaͤrt und gelaͤu- tert zum Olymp aufsteigt, und die ewige Jugend in die Arme schließt, waͤhrend sein Eidolon im Hades noch immer mit ausgespanntem Bogen droht. Wie in Apol- lon die Gottheit in die Kreise menschlichen Lebens her- abtritt, so strebt in Herakles eine rein menschliche Kraft zu den Eoͤttern empor. Diesem entspricht Herakles auch in seiner goͤttlichen Funktion als Ἀλεξίκακος und Σωτὴρ Dieser Cult ging sicher von Delphi aus, da das Delph. Orakel bei Demosth. Mid. 15. den Athenern gebeut πεϱὶ ὑγιείας dem hoͤchsten Zeus, Herakles und Ap. Prostaterios zu opfern. Ueber Her. Alexikakos Libanios Ep. 12. Dio Chrysost. Or. 1. p. 17. Schol. Arist. Wolken 1375. und zu Apoll. Rh. 1, 1218. vgl. Marini Ville Alb. p. 141. n. 152. An diesen ist gewoͤhnlich bei dem Ausruf Ἥϱακλες, me Hercules , zu denken. Als sol- cher erhielt er Schafe aber nur nachgemachte zum Opfer (sonst hat Her. Schweine) und hieß Μήλων zu Theben, Pollux 1, 1, 27. 30. und zu Melite in Attika. S. Apollod. bei Zenob. 5, 12. Hesych s. v. Μήλων. Schol. Arist. Frieden 421. vgl. 740. Suid. Μή- λιος. , welche die Oetaͤer so weit ausdehnten, daß sie ihn als Heuschreckenvertilger (Κορνοπίων), wie die Erythraͤer als Rebenwurmtoͤdter (Ἰποκτόνος) ver- ehrten Str. 13, 613. Doch ist dieser urspruͤnglich nicht der Hellenische. Oben S. 453. Auch Ἡϱ. ἀπόμυιος zu Rom nach Klem. Alex. Protr. 1. p. 24. Sylb. wie Zeus zu Olympia. . Was aber uͤberhaupt die Gottheit des Heros anbetrifft, so kann diese wohl nicht, wie schon Herodotos wollte, aus einer Vermischung des Phoͤniki- schen oder Idaͤischen Gottes und des Helden von Theben abgeleitet werden, da Herakles auch an solchen Orten goͤtt- liche Ehre genießt (z. B. zu Messene u. Marathon) Nach Paus. bei dem auch mehrere Daͤdalische ξόανα des Her. vorkommen. Der goͤttliche Dienst zu Sikyon (2, 10, 1.) kann indeß vielleicht dem Idaͤos Daktylos gelten, da diese Stadt in alter Verbindung mit Phaͤstos stand. , wo an eine solche Vermischung schwerlich zu denken. Son- dern er ist Gott als das Ziel menschlicher Kraft dar- stellend, wo sie nach Griechischen Begriffen an die Gott- heit anstreift, als hoͤchste Potenz des heroischen Wesens. Sein Leben und Wirken hienieden aber ist in den aͤltern Mythen ganz menschlich, da diejenigen Fabeln, die ihn daruͤber hinausheben, wie z. B. alle sich um die Gi- gantomachie drehenden Pindar N. 1, 67. vgl. 7, 90. laͤßt Her. diesen Kampf mit den Goͤttern u. wohl kurz vor seiner Vergoͤtterung kaͤmpfen. Zuerst kommt Her. Γιγαντοφόνος auf dem Throne des Amykl. Ap. Paus. 3, 18, 7. und einigen recht alten Vafengemaͤlden vor. , durch sich selbst spaͤtern Ur- sprung verrathen. In diesem Bestreben gingen beson- ders die Alexandriner und Spaͤteren, z. B. die Erfin- der Orphischer Kosmogonieen Der juͤngern naͤmlich, woruͤber Zoëga nachzusehen “uͤber den uranfaͤnglichen Gott der Orphiker.” , sehr weit, welche letz- tern ihn ganz als Symbol kosmischer Schoͤpfungskraft brauchten. 10. Wie wenig die alte Mythe den Herakles von irgend einer Menschlichkeit entkleiden wollte, sieht man aus manchen gemuͤthlichen, mitunter derben Zuͤ- gen seines Bildes. Herakles ist geladen oder ungela- den ein jovialer Gast, und im Genusse nicht eben karg; woran sich manche Fabel vom Stierfresser (Βουθοίνας) und Saͤufer Herakles, von Herakleischen Bechern und Ruhebetten, anknuͤpfte. Aber der Grundgedanke liegt schon in den alten und fruͤhbearbeiteten Fabeln, von seinem Aufenthalte bey Keyx Die schoͤnen Verse des Bakchylides bei Athen. 4. p. 178 b. (Frgm. 32. bei Neue) wo Her., auf die Schwelle des Hauses von Keyx tretend, wo eben ein großes Mahl geruͤstet wird, sagt: Ge- rechte Maͤnner kommen auch ungeladen zum Gastgelage Edler, sind vermuthlich dem Stoffe nach aus Hesiods γάμος Κήϋκος (vgl. Beil. 2.) und Dexamenos; und selbst in Gebraͤuchen seines Cultus und seiner Feste Wenn man dem Her. libirte, ließ man nichts im Be- cher, Athen. 12, 512 e. Die μέλλοντες ἐφηβεύειν brachten ihm ein Maaß Wein. Hesych Οἰνιστήϱια. ; die Dorischen wie Epicharm im Busiris und Ἥβας γάμος (oͤfter b. Athen.) und Rhinton im He- rakles, s. Athen. 11, 500 f., wo wenigsten Osanns (Anal. poesis scaen. p. 71.) Aenderung das Metrum nicht bessert. wie die Attischen Komiker und Satyr- dichter haben den Stoff nur aufgenommen und mit hei- terer Lust ausgefuͤhrt: die letztern auch noch Spott uͤber die Vielesserei ihrer Boͤotischen Nachbarn damit verbunden s. z. B. Eubulos bei Athen. 10, 417. . — Vor allen Heroen ist es ferner auch Herakles, den die Mythe in komische Situationen zu bringen suchte, und gewissermaßen selbst neckte. So in der schon in einem Homerischen Scherzepos Fabrie. Bibl. 1. p. 378 Harl. wo das Lokal Oechalia in Euboͤa gewesen zu sein scheint, nach der Zusammenstellung Οἰχαλίαν, Κέϱκωπας in den Versen des Jo. Tzetz. bei Bentlei ad Mill. p. 505 Lips. Darnach nannte die Kerk. Diotimos ἄϑλοις Ἡϱακλ. Oechalieer , naͤmlich in Eu- boͤa, von wo sie Boͤotien verwuͤsteten, (Suid. Ευϱύβατος, Apo- stol. 9, 33. Schol. Lukian Alex. 4. 71.); nach Lydien versetzte sie wahrscheinlich zuerst Aeschrion von Sardis in der Ephesis (s. Lo- becks treffliche Abhandlung de Cercop. et Cobalis p. 7.); nach den Pithekusen Xenagoras (πεϱὶ νήσων wie es scheint, bei Har- pokr. Laktant. fb. 14, 3. Zenob. Apostol. 11, 24.). Unter den At- tischen Komikern haben Hermippos und Platon die Fabel behandelt, aber eine unteritalische Farce von Skurren dargestellt sehe ich bei Hancarville 3, 88. wo Her. zwei affenartige Kerk. in Netzen oder Gebauern dem auf einem Throne sitzenden Eurysiheus uͤberbringt. behan- delten Fabel von den Kerkopen, jenen schlauen und pos- sierlichen Kobolden, die durch Spaͤße und Muthwillen den Helden bald erfreuen bald belaͤstigen, bis er sie uͤber seinen Ruͤcken schwingt und mit sich forttraͤgt, aber sie doch hernach um des Witzes willen uͤber den Melampygos wieder laufen laͤßt Das aͤlteste Lokal der Fabel ist in den Thermopylen (oben S. 427.); das Spruͤchwort ΜΗ ΤΕϒ μελαμπύγου τύχῃς hatte schon Archilochos, wo es aber die Schol. Ven. Il. 24, 315. p. 524. anders zu fassen suchen. . In Kunstdarstel- lungen sind sie oͤfter als Satyrn behandelt, die dem Helden Koͤcher, Bogen, Keule wegnehmen Millingen Div. peint. 35. Tischbein 3, 37. vgl. Tz. Lyk. 691. ; wie auch der schon apotheosirte Herakles sich besonders im Thia- sos der niedern und laͤndlichen Goͤtter gefaͤllt. Auch scheint es, daß Spaßhaftigkeit und Skurrilitaͤt oͤfter mit Herakleischen Festgebraͤuchen verbunden war; so gab es in Athen eine Genossenschaft von 60 Maͤnnern, die an den Diomeischen Heraklesfesten sich ein Ge- schaͤft daraus machten, sich und Andere durch Witz zu necken und zu ergoͤtzen Athen. 6, 260. aus Hegesandros, 14, 614 d. aus Telephanes. Vielleicht hatte Her. Parasiten hier wie in Kynosarges. . Es wird vielleicht in der Folge klar werden, wie diese in Mythe und Cultus nachgewiesenen Vorstellungen aus der Neigung des Do- rischen Stammes zu burlesker Komik hervorgingen.