MUSICA FIGURALIS , Oder Newe Klaͤrliche Richtige/ vnd vorstentliche vnterweisung/ Der SingeKunst. Mit gewissen Regulen, klaren vnd verstendigen Exemplen, neben vollkom- mener erklaͤrung der Modorum Musicorum. Vor die Particular Schul zu Ro- stock zugerichtet Von DANIELE FRIDERICI Isleb. S. S. Th. St. vnd Cant. Primar. doselbst. Gedruckt zu Rostock durch Jochim Fueß / Bey Joh. Hallervordt zu finden. ANNO M. DC. XIX . Denen GOttesfuͤrchtigen/ Zuͤchtigen vnd Ehrliebenden Jun- gen Gesellen vnd Knaben. Simoni Pauli, Joachimo Fuͤlbier/ Johanni Kaͤntzeler/ Michaeli Schulten/ Johanni Dunckern/ Conrado Beckman/ Zachariæ Schummern Joachimo Schoͤnerma. Joachimo Westphal/ Michaeli Geißmar/ Davidi Deutschen/ Jacobo Nettelblat/ Joanni Maeß/ Christiano Freitag/ Joanni Stavenow/ Joachimo Wedege/ Michaeli Schwaben/ Heinrico Wendt/ Heinrico Bueck. Georgio Kuͤstern. Wie dann auch allen vnnd jedern Knaben/ der Particular Schul zu Rostock/ Seinen licben Discipulis zur wolmeinenden anreitzung in der Music Kunst sich fleissig zu vben/ Vorehret diß Buͤchlein der Author. Von der Musica CAPUT I. Was ist die Musica? Eine Wissenschafft zu singen. Wie mancherley ist die Musica? Zweyerley: Choralis vnd Figuralis. Was ist Choralis Musica? W Elche handelt von einem schlechten vnd einfeltigen Ge- sange/ da eine/ oder mehr Stim- men eingefuͤhret werden/ in glei- cher schlechter vnnd einfeltiger Form vnd weise/ vnd da einerley Noten vnd zeichen gefunden werden/ vnd keine nota mehr gilt als die ander. Was ist Figuralis Musica? Welche handelt vom Figural Ge- sange/ da viel Stimmen eingefuͤhret werden/ auff sondere arth vnnd weise: A ij Vnd Vnnd lehret/ wie ein jeder den vorgeschriebe- nen gesang recht/ zierlich/ kuͤnstlich vnd lieb- lich/ mit der Stimm außsingen/ oder mit ei- nen Instrumento spielen/ vnd mit andern ein- gefuͤhrten Stimmen zusammen stimmen soll/ also das ohne grossen vnnuͤtzen ruffen/ vnnd Baͤurischen geschreye eine schone/ liebliche vnd anmuͤtige harmonia, vnd gethoͤn erwecket/ vnd gehoͤret werde/ dadurch das Gemuͤthe auffgemuntert wird/ vnnd das Hertze be- weget. Wie viel Stuͤck muß einer der diese Kunst lernen vnd gebrauchen wil/ vornemlich wissen vnd in acht nehmen? Sieben: Vors 1. Muß er wissen/ die Claves, oder Schluͤssel der Music. 2. Die voces Musicales, oder woͤrterlein die im sin- gen gebraucht werden. 3. Die figuren so im gesange vorfallen/ als Noten/ Puncten/ Pau- sen/ vnnd dergleichen. 4. Die intervalla. 5. Die proportiones oder Triplen. 6. Wie er sich im singen vorhalten solle. 7. Was der Gesang vor einen Modum habe. CA- CAPUT II. Von denn Clavibus oder Schluͤsseln der Music. Wie vorhelt sichs mie den Clavibus oder Music Schluͤsseln? G Leich wie mann in ein verschlossenes Hauß oder Gemach auff rechte weise nicht kommen/ viel weiniger all Kisten vnd Kasten darinnen eroͤffnen vnd auffschlies- sen kan/ wo man nicht die Schluͤssel darzu hat: Also kan man auch nicht singen/ wo man nicht Claves oder Music Schluͤssel in acht nimbt/ Vnd mercket/ wie viel jhr seind/ wo sie ihren sitz stelle oder orth haben/ wie sie vn- terschieden werden/ was sie bedeuten. Wie viel seind Claves Musicales? Sieben/ nemblich die sieben ersten Buch- staben im Alphabeto, A. B. C. D. E. F. G. Von welchen das B. zwyfach ist/ nemblich b. molle, vnd durum. Wo haben sie jhren sitz? In einem Systemate Musico, wel- A iij cher ches finff Linien/ gleicher weite von einander gesetzet/ vnd vier Spacia begreiffet/ da man dann von vnten an auff warts zehlet. Exemplum. Wie werden die Claves ge- theilet? 1. In Signatas, oder die/ so da auß- truͤcklich im anfange eines jedern Systematis auff eine gewisse Liniam gezeichnet werden. Vnd 2. Non signatas, oder die so da nicht außdruͤcklich gesetzet werden/ sondern nur nach den gesetzten verstanden werden. Welches sind Signatæ? F. C. G. Wie werden sie in dem Systemate gezeichnet? Also: F. C. F. C. G. Was bedeuten die Claves Signatæ? Vor eins schliessen sie den Gesang auff/ daß man wissen kan wie man anfehet: Vors ander daß man sich im singen durch das gantze Systema nach jhnen richten kan/ auff das man wissen muͤge/ was man auff jeglicher Linien vnd in jederm Spacio singen soll. Wie lehren mich solches die Claves? Es seind etliche Musicalische woͤrterlein/ die da im singen gebraucht werden/ von denen man einem jeglichen Clavi eins muß zu eignẽ. CAPUT III. Von den Vocibus Musicali- bus, oder woͤrterlein die im singen gebreuchlich. A iiij Wie Wie viel seindt derselben Woͤrterlein? Sechse/ UT, RE, MI, FA, SOL, LA, Haben sie alle einerley Natur? N Ein/ sondern es muͤssen von jhnen son- derlich in acht genommen werden/ die beyde woͤrterlein Mi, vnd Fa, in dem Clave b. vnd . Dann sie machen 1. einen grassen vnterscheit in dem Gesange/ vnd 2. wo sie nicht fleissig vnterscheidet werden/ koͤn- nen sie einen gantzen gesang verwirren/ nach dem alten Sprichworte: Mi, \& Fa, sunt tota Musica. Wie wird den der Gesang von jhnen vnterschieden? Oder Wie mancherley ist der Gesang? Der Gesang ist zweyerley Cantus regu- laris oder duralis vnnd Cantus irregu- gularis, daß ist/ transpositus oder b. ollaris. Wo- Woher entstehet dieser vn- therscheidt? Nicht auß der Natur des Gesanges/ als wann Cantus duralis haͤrterer Natur wehre/ vnd haͤrter klingen thete/ als Cantus b. mollaris, oder das Cantus b. mollaris weicher wehre/ als Cantus duralis, wie die vnerfarnen dieser Kunst meinen; son- dern von dem vnterschiedlichen gebrauche duri vnnd b. Mollis, daß man in Cantu durali im Clave ordentlicher weise all- zeit Mi, in Cantu b. mollari, im Clave b. allzeit Fa singen muß: Vnd solches darumb/ weil der Cantus b. mollaris auß seinem na- tuͤrlichen sitze transponiret, vnd in einen an- dern clavem gesetzet ist. Wie wird Cantus b. mollaris erkant? Wan das b. molle im anfange des Ge- sanges vnd folgends jeder Systematis an sei- nem natuͤrlichen orthe außdruͤcklich gezeichnet gefunden wird. A v Exem- Exemplum. Wie wird Cantus duralis erkant? Wan das b. an seinem natuͤrlichen orthe im anfange des gesangs außdruͤcklich nicht ge- funden wird. Exemplum. Was singet man in einem jeg- lichen Clave? Daß kan man sehen in nachfolgen- der der Tabellâ, welche sonsten genennet wird: SCHALA MUSICALIS . In Cantu durali singet man? In Cantu b. mollari singet man: Exem- Exemplum Cantus duralis: Exemplum Cantus b. mollaris: CA - CAPUT IV . Von den Noten/ Puncten/ Ligaturen/ Pausen/ vnd anderen zeichen/ so im Gesange gebreulich. Was ist eine Nota? S Ie ist das zeichen/ in dem Systemate vnd jeglichem Clave / daß/ so viel es gilt vnd bedeutet/ nach einem tactu muß auß gesungen werden. Was ist ein Tactus? Ein tactus, oder Schlag ist die zeit vnd raum/ zwischen dem nieder schlagen vnd auff- heben/ so da mit der Handt geschicht. Wie mancherley ist der Tact? Zweyerley simplex, oder der schlechte/ vnd proportionatus, oder Tripel tact. Was ist der schlechte Tact? Da eine Semibrevis das ist eine Nota/ so da einen schlag gilt/ auffgehet. Was Was ist Tactus proportio- natus oder Tripel tact? Da drey Semibreves, oder drey mini- mæ auffgehen. Wie werden die Noͤten gezeichnet/ wie heissen sie/ vnd was gilt eine jgliche? VALOR NOTARUM . Heist Maxima, vnd gilt — 3. schlaͤge Heist Longa, — vnd gilt — 4. schlaͤge. Heist Brevis, — vnd gilt — 2. schl. Heist Semibrevis, — vnd gilt — 1 schlag. Heist Minima, vnnd gilt ein halben schlag. Heist Seminima, vnnd gilt ein viertel vom schlage/ oder es gehen jhrer 4. auff ein schlag. Heist Fusa, vnd gilt ein halben viertel schlag/ oder es gehen jhrer achte auff ein schlag. Oder Oder heist Semifusa, vnd gelten jhrer sechtzehn einen schlag. Was gilt ein Punctus? Allzeit halb so viel als die Nota/ welche vor jhm hergehet/ vnnd nach welcher er ge- setzet. Was seind Pausæ? Es seind zeichen/ so da weisen/ wie lan- ge vnd wie viel man soll stille schweigen. Was ist vor ein vnterscheid der Pausen, oder was gilt eine jgliche Pausa? gilt 4. schlaͤge. gilt 2. gilt einen. gilt ein halb. gilt ein viertel oder su- spirium, gilt ein halb viertel. Was Was seind Ligaturen? Wan zwo oder mehr Noten wegen des vnterlegten texts aneinander gehenget/ vnnd mit einander verknuͤpffet werden. Wie werden die Noten an einan- der geknuͤpffet? Die alten haben die Ligaturen so zweif- felhafftig gemachet/ daß man sie vielmehr hat muͤssen errathen/ als das man sie gewiß wis- sen solte/ welches dann offt grosse vrsach zur Confusion vnnd verwirrung des gesanges gegeben/ derowegen solche Ligaturen nun- mehr auß dem gebrauche kommen/ vnd pfle- gen nun nicht mehr als zwey oder 3. Breves aneinander gehengt zu werden. Darvon diese nachfolgende re- gulen zu mercken. 1. Regula. Wann zwo Breves aneinander gehengt werden/ vnnd die erste eine Liniam oder Schwantz auffwarts gezogen hat/ gilt jede einen schlag/ sie steigen auff oder nieder. Exem- Exemplum. 2. Regula. Wann drey Breves aneinander gehengt werden/ vnd die erste jhre Liniam auffwarts kehret/ gilt die letzte 2. schlaͤge. Exemplum. 3. Regula. Wann 2. drey oder vier Breves anein- ander gehengt werden/ vnd die erste keine Li- niam oder Schwantz hat/ gilt jegliche zwen schlaͤge. Exemplum. B Regu- 4. Regula. Wann die ander Nota in der Ligatur schwartz ist/ wird jhr dadurch ein viertel vom schlage abgenommen/ vnnd muß solches mit einer Seminimâ, oder viertel schlage wider er- stattet werden. Exemplum. Seint auch noch sonsten andere zeichen im Gesange in acht zu nehmen? Ja/ es seind mehr zeichen oder figuren/ die nicht weiniger im singen fleissig muͤssen in acht genommen werden/ als da sein: Was bedeutet das oder Es bedeutet daß der Gesang oder ein Tri- pla angeht. Was Was bedeutet das Daß die Nota/ da es vorgesetzet/ allzeit durch Fa muß außgesungen werden. Was bedeutet das Dieses wird nicht gefunden/ den nur im Clave B. in Cantu b. mollari, vnd bedeu- tet das man Mi, oder hart singen soll. Was bedeutet das duppelte Creutze Heisset Semitonium vnd zeiget an das die Nota/ da es vor/ oder vnter gesetzet/ einen halben thon/ oder grad/ muß erhaben werden/ oder das man Mi singen soll. Was bedeutet dieses zeichen Ist ein fignum repetitionis, vnd leret das dieselbige gesungen clausula muß widerholet werden/ darnach es gesetzet ist. Was bedeutet dieses zeichen Es weiset den orth/ da die erste Nota im nachfolgenden Systemate siehet/ vnd heisset Custos. B ij Was Was bedeutet dieses zeichen? Es ist ein zeichen in den Fugen gebreuch- lich/ vnd gibt so viel zuverstehen/ daß/ wann der erst singende in der Fugâ an dieselbe No- tam koͤmmet/ da dieses zeichen vnter oder ober stehet/ muß der nachfolgende Singer mit derselben Noten am anfange auch anfan- gen/ vnd nach singen. Was bedeutet dieses? Ist ein strich oder Linia vber das gantze Systema, vnd bedeutet das allda alle Stim- men zusammen kommen/ vnd ein wenig inne- halten. Was bedeutet dieses? Ist ein signum finale, vnd bedeutet daß man soll außhalten. CAPUT V. Von den Intervallis. Was ist ein Intervallum? Der raum zwischen zweyen Noten/ oder oder der Sprung auß einem Clave in einen andern. Weise mirs durch Exempel? CAPUT VI. Von den Triplen/ oder Proportionibus. Was ist ein Tripla/ oder Proportio? E In Tripla oder Proportio ist eine art zu singen/ nach einem geschwinderen Tactu, da man von gemeinen vnnd gebreuchlichen Tactu etwas abtrit/ vnd da B iij ins ins gemein drey Semibreves, oder drey Minimæ auff ein Tact gehen. Vnd wird erkandt/ wann von newen ein ohne einem Striche/ oder mit einem Striche/ ne- ben beygesetzter 3. oder vorgesetzet wird. Wie mancherley ist Tripla oder Proportio? Triplæ oder Proportiones werden auff vielerley arth gebrauchet/ wie wol ohne alle nothwendigkeit/ Sintemahl man einen Tri- plam so geschwinde oder so langsam singen kan als den andern/ vnd ist nicht von noͤthen offt mehr ein Ænigma als ein Triplam ein- zufuͤhren. Der gebreuchlichsten aber finden sich vornemblich zweyerley art. Weise mir die erste art? Erstlich werden 3. Semibreves oder Minimæ auff einen schlag gerechnet/ vnnd wird die Propertio mit diesem oder diesem 3 zeichen gezeichnet/ vnd so es drey Semibreves seind/ wirts genennet Tripla. So es Minimæ seind/ wirds genennet Sesquialtera. Exem- Exemplum Semibrevium vel Triplæ. Exemplum minimarum vel sesquialteræ. Weise mir die ander ahrt? Zum andern wird ein Tripla gefunden/ da 3. schwartze Semibreves, oder Minimæ auff ein Schlag gerechnet werden/ vnd wird nur die Ziffer 3. vor oder vnter die Noten ge- setzet/ oder wol gar außgelassen. So es drey Semibreves seind/ kan mans nennen/ Tri- plam nigram. Seind es Minimæ, kans Sesquialtera nigra genennet werden. Exem- Exemplum Triplæ nigræ. Exemplum Sesquialteræ nigræ. Oder Weil aber die Noten in den Triplen offtmahls sich verendern/ vnd balt etwas ver- lieren balt etwas gewinnen oder zunehmen/ muß man nachfolgende Regulen in acht nehmen. Regula prima. Wann eine Semibrevis vnd eine Brevis im im Triplâ schwartz gefunden werden/ gelten sie nicht mehr oder weniger als wann sie weiß wehren. Exemplum. Regula 2. Wann zwo oder mehr Breves auff ein- ander folgen/ wird eine von der andern per- fectiret, vnd vollkommen gemacht/ vnd gilt eine jegliche einen schlag/ oder so viel als drey Semibreves, biß auff die letzte/ welche jhren natuͤrlichen valorem behelt. Exemplum. Regula 3. Wann drey Breves schwartz nach ein- B v ander ander gefunden werden/ wird nicht eine von der andern perfectirt / oder vollkommen ge- macht/ sondern sie gehen alle drey auff 2. schlaͤge/ vnd wird die mittelste getheilet. Exemplum. Wie verhelt sichs mit den Pausen in einem Triplâ ? In dem Triplâ gelten sie die helffte/ in Sesquialtera vollkommen. CAPUT VII. Von etlichen Regulen zier- lich zu singen. Regula I. W Elcher Knabe die Musicam lernen vnd vben wil/ muß vor allen dingen lust vnd liebe darzu haben/ sich befleis- figen/ daß er wol vnd artlich seine Stimme mode- moderiren vnd zwingen/ den Odem messig- lich geben vnd gebrauchen/ vnd ohne verdruß vnd aller beschwerung singen koͤnne. Die- nen derwegen gantz nicht zur Music, die Knaben welche also ruffen vnd schreien/ das sie gantz schwartz-rodt wie ein Kalkunscher Hahn vmb den Kopff werden/ vnd die den Mundt so weit auffsperren/ als wann man mit einem Fuͤder Hew darein fahren solte/ daß sie den Odem saͤmptlich mit einem schlag\& fahren lassen/ vnd muͤssen zu einer jedern No- ten newen Odem schepffen. Regula II. Auch ist ein grosser vnterscheit/ vnter frisch Singen/ vnd vnter Ruffen. Frisch singen ist in der Music gantz noͤtig/ vnd ist so viel als frewdig nicht traͤg/ faul/ noch schlefferig/ daß man die Stimme nicht fallen lasse. Ruf- fen aber ist in der Music verboten/ vnd geben die Cantores jhre grosse vnwissenheit nicht wenig an tag/ die den Knaben mit gewalt ge- bieten/ daß sie von Leibes krefften ruffen muͤs- sen/ dadurch offt eine edle reine vnd feine Stim- me gantz verdorben wird. Re- Regula III. Im anstimmen soll einer/ vnnd keiner mehr gehoͤret werden. Wird derwegen ge- jrret da jrer so viel anstimmen/ als jhrer singen wollen/ vnd wird dem gantzen zukuͤnfftigem Gesange seine lieblicheit genommen. Regula IV. Im singen sollen die Puncta zierlich in die vorgesetzte oder vorhergehende Noten ge- theilet vnd ohne sonderliche pronunciation gesungen werden. Irren derwegen die/ wel- che sollen singen. Vnd singen oder pro- nunciren Re- Regula V. Im singen soll der Text/ wie er stehet/ pronunciret vnnd außgesprochen werden/ vnd jrren die gahr sehr/ vnd haben ein grosses vitium im singen an sich/ welche auß einem E ein æ, oder œ, vnd auß einem i latino, ein Grichisches η, auß einem U, ein O machen/ als wann sie vor Amen, Amæn vor alleluja, allæloja, vor Spiritus Sp ƞ r ƞ tus oder Spæ- rætus, vnd dergleichen singen. Regula VI. Im singen soll man sich nicht vber eilen/ sondern messig/ langsamb vnd ohne alle furcht vnd zagen singen. Irren derwegen die/ wel- che im singen also eilen/ als wann sie einen Ha- sen erjagen solten/ vnnd wann sie bey etliche Fusen vnd Semifusen kommen/ auß furcht vber hin wischen/ daß sie nicht die helffte dar- von recht zu sehen bekommen/ vielweiniger recht singen. Auch jrren die/ welche/ so sie etwan horen das der Cantus etwas bloß ge- het/ also balt jhre Stimme auß furcht fallen lassen/ vnd machen offt eine Confusion vnd verstimlung des Gesanges/ do sie es wol het- ten sicher koͤnnen vorbey gehen. Re- Regula VII. Im singen soll man auch mit auff ande- re Stimmen hoͤren/ wie man mit denselben/ zu/ vnd vber einstimmen muͤge. Irren dem- nach die/ welche nur allein vor sich hinweg in den tag hinein ruffen vnd schreyen/ vnd mei- nen es sey genug/ wann sie jhre Stimme allein treffen/ die andern muͤgen bleiben wo sie woͤl- len. Regula VIII. Vnd damit ein jeglicher hoͤren koͤnne/ wie er mit den andern vber einstimme/ sollen die Stimmen fein disponiret, vnd die singenden jegen einander zusammen gekehret stehen. Wird derwegen gejrret/ wann einer den Munt hieher kehret/ der ander seinen dort hin- auß/ wie Samsons Fuͤchse. Oder so der gantze hauff also vermischet vnnd verwechselt stehet/ daß mann nicht hoͤren kan/ welche Stimme anhebet/ oder welche auffhoͤret. Regula IX. In einer privat Musica gebuͤhret sichs nicht/ daß jhrer zwene eine Stimme singen/ Wann wann die andern Stimmen einfeldig besetzet/ es moͤchte dann in dem Basi, oder mit vnter- schiedenen Instrumenten, vnd mit sonderli- cher bescheidener disposition geschehen. Regula X. Auch soll in keiner Stimme die vnter octava gesungen werden. Irren derwegen die vngeschickten Cantores nicht weinig/ wel- che/ wann sie bey den Discantisten nicht koͤn- nen fictâ voce singen/ alsbalt zur octava greiffen/ vnd einen Tenorem auß dem Di- scant machen/ vnnd nicht wenig vitia von quinten einfuͤhren. Regula XI. Im Basi sollen keine Coloraturen mehr gemacht werden/ dann die so vom Compo- nisten gesetzet sein/ sonsten wird das funda- ment des Gesanges zerrissen/ vnd bleiben die andern Stimmen Bodenloß/ vnd wird nichts den nur eine verdrißliche dissonantz gehoͤret. Regula XII. Andere Stimmen sollen also Coloriren, daß daß sie nicht vitia musicaliā einfuͤhren/ sol- ches koͤnnen sie mercklich vorhuͤten/ wan sie in dem Clave auffhoͤren/ darinnẽ sie angefangẽ. Exemplum. Recht ists: Auß diesem also/ oder so singen. Vnrecht aber ists. Regula XIII. Die Stimme so das fundament hat/ mag wol in einer oder 2. Noten die vnter octavam ergreiffen/ lenger aber soll sie die octavam nicht singen. Regu- Regula XIV. Im singen soll der Tact durchauß nicht gehoͤret/ sondern allein gesehen/ oder wo es muͤglich nur observiret, vnnd gemercket werden. Geben demnach die Cantores zu- erkennen/ daß sie noch von keiner rechtschaffe- nen Musicâ wissen/ welche mit dem Chor- stocke also zuschlagen/ daß die stuͤcke darvon fliehen/ vnd meinen es sey recht tactiret, wan sie nur manlich niederschagen koͤnnen/ gleich als wann sie haber Stro dreschen muͤsten. Regula XV. Wo tactiret wird/ soll nicht nur zweyen oder dreyen Knaben alleine/ sondern dem gantzen Choro tactiret werden. Irren dem- nach die Cantores, welche nur einen oder zwe- hen Knaben/ vor sich stehend haben/ vnd de- nen den Tact vor schlagen/ vnd lassen die an- dern Concentores, gleich als der Hirte seine Hunde/ hinder sich her ziehen. Regula XVI. Im singen soll durchauß nicht einerley Tact gespuͤhret vnd gefuͤhret werden/ sondern C nach nach dem die worte des Textus sein/ also muß auch der Tact gerichtet sein/ also das eine con- venientz, vnnd decorum behalten werde. Irren demnach die Cantores/ welche den Tact so schnurgleich abmessen als das Vhr- werck seine minuten. Ein ander Tact wird hier erfodert: Ein anderer aber allhier: Item allhier: Vnd Vnnd allhier: Regula XVII. Jegen daß ende des Gesanges/ in pe- nultima/ daß ist ohn eine/ der letzten Noten/ sol- len alle Stimmen auffhalten/ vnd ein sanff- tes fein messig gezogenes Confinal machen/ vnd nicht also balt das final dem Gesange an- hengen/ den solches den zuhoͤrenden gar ver- drießlich vorkoͤmpt/ vnd nimbt auch dem Ge- sange ein gutes theil der lieblig- vnd anmuͤtig- keit hinweg. Sonderlich wol aber zieret der Ba- sis den gesungenen Gesang/ wann er vor an- dern Stimmen so wol im confinal/ als in fine selbsten ein wenig zu letzt absonderlich ge- hoͤret mag werden. Regula XVIII. Ein Cantor soll billich seinen Discipulis in allen Cantionibus so er singen wil/ erstlich den Modum zeigen/ damit sie wissen koͤnnen/ welchen Clavem sie vornemblich im singen in acht nehmen sollen. CA- CAPUT VIII. Von MODIS. Gib mir auch einen kurtzen vnt er- richt von den Modis? G Leich wie einer/ so da auff einem We- ge im Felde gehet/ viel froͤlicher ist/ als wann er in einem dicken vnd finstern Walde gehet/ weil er im Felde vmb sich sehen kan/ vnd weiß wo er hingehet/ im Walde a- ber nicht weiß wo er hinkoͤmmet/ biß er auß dem Walde koͤmpt/ vnd siehet wo er hinkom- men ist: Also ists auch im singen gethan dan so der singende den Modum des Gesanges erkennet/ singet er viel froͤlicher vnd stanthaff- tiger als wann er nicht weiß/ wo er letzlich auß- halten/ oder welchen Clavem er vornemblich im singen in acht nehmen soll. Ist derwe- gen sehr viel daran gelegen/ das man eines jeden Cantionis Modum recht wisse/ ehe man dieselbe singet. Was Was ist ein Modus? Er ist der Raum/ oder Ort/ auß einem gewissen Clave biß wider in denselben durch die Octavam, also/ daß er bestehet auß ei- ner quarta vnd auß einer quinta, vnd ent- weder die quartam vber/ oder vnter der quinten hat/ in welcher Octavâ des gan- tzen Gesanges wesen/ vnnd eigenschafft be- stehet. Exemplum. Wie mancherley sind die Modi? Zweyerley: Authenti, vnnd Pla- gales. Was ist Modus Authen- tus? Der allzeit seine quartam vber der quin- C iij ten ten hat/ Sehet doch hier recht zu. Solche seint so da vnebener zahl sint/ als/ 1. 3. 5. 7. 9. 11. 13. Exemplum. Was ist Modus Plagalis? Der seine quartam vnter der quinten hat. Solche seint/ die so gerader oder ebener zahl sint/ als/ 2. 4. 6. 8. 10. 12. 14. Exemplum. Wie viel seint Modi? Auß dem Circulo, oder Tabellâ Musi- câ welche man billich Tabellam auream nen- nen solte/ werden viertzehen vnterschietliche Modi gezogen/ weil aber deren zwene/ nemlich der 11. vnd 12. von wegen jhrer vngebreuch- lichen vnnd vnfuͤglichen intervallen nicht leicht- leichtlich koͤnnen gebrauchet werden/ werden sie nicht allein auß jhren ordentlichem vnd na- tuͤrlichen Sitze hinweg genommen/ vnd vor die letzten gerechnet/ sondern werden auch Nothi, daß ist/ vnaͤchte genennet. Wie wirdt solche Tabella gezeiget/ vnd gewiesen? Weil der Gesang zweyerley ist/ nem- lich Cantus duralis, vnd Cantus b mol- laris, vnnd solcher vnterscheit wegen der Transposition, daß ist wegen der erhoͤhung oder ernidrigung des Gesanges herkoͤmmet/ als wird auch die Tabella auff zweyerley art gewiesen/ nemlich einmahl/ da sie den Mo- dum in Cantu regulari, oder durali; Vors ander/ da sie den Modum in Cantu Transposito, oder b. Mollari repræsenti- ret vnd zeiget. C 4 Ta - tabella Welche den Modum in Cantu durali anzeiget. tabella Welche den Modum in cantu b. mollari anzeiget. Kan man nun auß diesen Tabellis alle Cantiones, weß Modi sie seint/ erkennen? Ja alle Cantiones, so da Componi- ret seint/ vnd Componi ret werden muͤgen. Damit aber solches desto leichter geschehen koͤnne/ seint nachfolgende Regulen vnd obser- vationes zu mercken. Observatio I. In einem jeglichen Gesange muß man zum ersten den Clavem suchen vnd wissen/ darinnen der Gesang seinen natuͤrlichen Sitz hat/ vnd darinne er beruhet. Solchen kan man finden in dem Fine oder ende des Basis/ vnnd wann man in acht nimmet/ in welchem die meisten Clausulen des Gesanges sich en- digen. II. Weil ein jeder Modus auß einer quint vnd quarta, oder quart vnnd quinta beste- het/ So muß man fleissig in acht nehmen/ ob jm Gesange die quarta vber/ oder vnter der quinten ist/ vnd darnach muß der Mo- dus des gesanges geurtheilt werden/ ob er ein Authentus oder Plagalis ist. Der III. Der rechte vnd eigentliche Modus wird eigentlich im Discant vnd Tenore erkennet/ muß man sich derwegen nicht lassen jrren/ wan im Basso vnd Alto ein ander Modus gefun- den wird. Dann es wird in der Composi- tion allzeit ein Authentus vnd ein Plagalis zusammen gesetzet/ welche beyde auß einem Clave gehen. Wann den derwegen im Di- scant vnd Tenore der Authentus ist/ so ist im Alto vnd Basso der Plagalis. Vnd hin- wider so im Disc: vnd Tenore ein Plagalis gefunden wird/ so ist gewiß im Basso vnnd Alto der Authentus, wie auß nachfolgen- der erklerung der Modorum insonderheit zu sehen. IV. Wann sichs aber zutregt das in einem Gesange die Stimmen anderst gefunden wer- den/ als jtzunt gemeldet/ wie solches sich dann offt zutregt in den Cantionibus 8. Vocum da ein hoher vnnd tieffer Chor: So solstu wissen/ daß solches nicht geschicht ex præscri- pto artis, sondern ex Licentiâ Authoris, vnd im selben Gesange ist der Modus schwer- lich lich zu vrtheilen. Als zum Exempel in der Cantilenâ Blasij Ammonis, Cantate Do- mino cantie: nov: 8. Vocum, Findet sich in den Öberstimmen ein Authentus, nemblich Dorius transpositus, in den mittel Stim- men der Plagalis, in dem Basi beydes des ho- hen vnd dieffen Chori ist der Authentus wi- derumb. Allhier ist die frage ob der Cantus sey Dorij, oder Hypodorij Modi. Da sagstu recht/ Es sey Dorius. Du sagest auch nicht vnrecht/ es sey Hypodorius. Dann die gemeinschafft dieser beyder Modorum, (die auch sonsten ein jglicher Authentus mit seinem Plagale hat) ist so groß/ daß sie sich leichtlich ohne einem singulari prædominio vnd herrschafft vertragen koͤnnen/ vnd ist jh- nen genug/ daß sie jhren Communem Cla- vem finalem haben. Vnd bewegen es die nicht recht/ so da sagen/ es muͤsse ein gewisser Modus prædominiren vnd die Öberhant behalten/ sonsten werde die kunst violiret vnd verletzet/ dann jhre meinung sich nur erstrecket/ nach der gemeinen weise des Gesanges. V. Wann sichs auch zutregt/ das man eine Me- Melodiam in einem andern/ vnd aber an- derm Modo findet/ so vrtheilet man sie/ wie man sie findet. Als zum Exempel/ einer hat gesetzet: Ich ruff zu dir JErr JEsu Christ/ ad Primum Dorium, ein ander ad Nonum Æolium: Item einer hat gesetzet: Allein zu dir HErr Jesu Christ ad Secundum, Hypodorium: Einander ad Decimum Hypoæolium: Ist die frage: cujus Modi die Cantiones sein? Antwort/ Wie sie ge- funden werden/ also vrtheilt man sie. Vnnd wird ein erfarner Musicus, der die Cantio- nes also transponiret, oder auch selbst Com- poniren wil/ wol zusehen/ daß er die Semi- tonia an rechten gebreuchlichen Örtern wisse zu adhibiren, damit den Melodien jhre na- tuͤrliche liebligkeit nicht benommen werde. VI. Mann muß sich auch nicht lassen jrren/ daß die Authores bißweilen ex licentiâ vber die gebuͤhr schreiten/ vnd in einer Stimme zweyer Modorum ambitum oder vmkreiß setzen/ sondern man muß in solchem fall auß dem Clave signatâ vrtheilen. Exem- Exemplum. Hier ist Ambitus 1. vnd 2. Modi, Clavis signata aber zeiget an den Primum Mo- dum. Folget eine Erklerung eines jedern Modi insonderheit. PRIMUS MODUS DORIUS. D Er erste Modus wird Dorius genen- net/ vnd bestehet regulariter im D. nimbt seine quintam auß dem D. ins A. vnd die quartam daruͤber/ auß dem A. ins D. beruhet letzlich im D. Ist er transpo- niret, so bestehet er im G. nimbt seine quintam auß auß dem G ins D. vnd die quartam daruͤber auß dem D. ins G. vnd ruhet letzlichen im G. auff nachfolgende weise. Exempl. Cantus regularis: Exempl. Cantus jrregul. Der Clavis signata item die quinta vnd quarta in jglicher Stimme werden also gefunden: In In Cantu regulari: Cantus. Tenor. Altus. Bassus. In cantu transposito oder b. mollari: Cantus. Tenor. Altus. Bassus. Natu- Natura. Seine Natur ist: Daß er froͤliche Gra- vitetische/ Prechtige vnnd Majestaͤtische wie auch demuͤtige vnd freundliche Textus, als gratulationes, petitiones Epithalamia, ein Carmẽ heroicum, vnd dergleichen haben wil. Exempla dieses Modi seint: Vater vnser im Himmelreich. Wir gleuben all an einen Gott. Christ lag in Todes banden. Jesus Christus vnser Heylant/ der võ etc. Durch Adams fall ist gantz verderbt/ etc. SECUNDUS MODUS Hypodorius. D Er ander Modus wirdt genennet Hypodorius, bestehet regulariter im D. nimbt seine quartam auß dem A. ins D. vnd die quintam daruͤber auß dem D. ins A. beruhet letzlich im D. Irregulariter aber bestehet er im G. nimbt die quartam auß dem D. ins G. vnd die quintam daruͤber auß dem G. ins D. ruhet letzlich im G. auff nach- folgende art: D Exem- Exempl. Cantus regul. Exempl. Cantus irregularis. Der Clavis signata, quarta vnd quin- ta werden in jeglicher Stimme also gefunden. In Cantu regulari. Can- Cantus. Tenor. Altus. Bassus. In Cantu transposito. Cantus. Tenor. Altus. Bassus. Natura. In diesẽ Modo koͤnnẽ gebrauchet werdẽ ernst- D ij haff- hafftige/ harte/ rauhe Textus. Item precæ- tiones deprecationes, vnnd dergleichen. Wirdt wegen seiner rechtmessigen hoͤhe vnnd dieffe die er irregulariter/ oder transponi ret hat/ fast offt gesetzet vnd gebrauchet/ we die instrumenta sich sehr bequemlich zu die sem Modo gebrauchen lassen. Exempla sindt: Allein zu dir HErr Jesu Christ. HErr wer wirdt wohnen. Helfft mihr Gotts guͤthe preisen. Oder: Einmahl ging ich spatzieren. Oder: Von Gott wil ich nicht lassen/ etc. TERTIUS MODUS Phrygius. D Er dritte Modus wirdt genenn PHRYGIUS, bestehet regulari ter im E. nimbt seine quintam au dem E. ins vnd daruͤber die quartam au dem ins E. ruhet letzlich im E. Irregularite bestehet er im A. nimmet seine quintam au dem A. ins E. vnd die quartam auß dem E ns A. beruhet auch letzlich im A. auff nach- folgende weise. Exempl. Cantus regul. Exempl. Cantus irreg. Der Clavis signata, die quint vnnd quarta werden in jeder Stimme also gezeich- net gefunden. In Cantu regul. D 3 Can- Cantus. Tenor. Altus. Basis. In Cantu irregulari: Cantus. Tenor. Altus. Bassus. Natura: Seine Natur vnd eigenschafft ist/ daß er harte harte vnd zornige worte des Texts haben wil: jedoch weil er das Semitonium, regul: im G. jrregulariter im C. fast brauchet/ bringet er eine sonderliche lieblicheit mit sich/ also das man so wol verba dulcia vnd humilia, als tortuosa, impetuosa, austera vnd acerba in jhm kan gebrauchen Exempla dieses Modi seint: Christus der vns seeligmacht/ etc. Da Jesus an dem Creutze/ etc. Es wolt vns Gott gnedig sein. O HErre Gott begnade mich/ etc. QUARTUS, MODUS Hypophrygius. D Er vierde Modus wirdt genennet Hypophrygius, bestehet regulari- ter im E. nimbt seine quartam auß dem ins E. vnd seine quintam daruͤber ins beruhet letzlich im E. Irregulariter beste- het er im A. nimmet seine quartam auß dem E. ins A. vnd die quintam daruͤber auß dem A. ins E. ruhet letzlich im A. auff nachfol- gende art: D 4 Exem- Exempl. Cant. Reg. Exempl. Cantus irreg. Der Clavis sign: quart, vnd quinta, werden in jeglicher Stimme also gefunden: In Cantu regul. oder dur. Cantus. Tenor. Altus. Basis. In In Cantu irregul. Cantus. Tenor. Altus. Basis. Natura. Seine Natur ist etwas haͤrtlicher als ter- tij Modi. Vnnd koͤnnen trawrige Textus, als lamentationes, Epicedia, vnd depre- cationes in diesem Modo gebrauchet werdẽ. Observatio. Doch ist zu mercken das dieser Modus so grosse gemeinschafft mit tertio Modo hat/ das er kaum vom selben in Cantionibus mag vnterschieden werden. Sintemahl er fast nimmer die quartam vnter der quinten recht erreichet/ sondern nimmet etliche intervalla D v vber vber der quint zu sich/ vnd sonderlich die se- cundam, also das es eine Sexta vom Clave finali wirdt/ vnd durch diese sextam mag er auch von tertio Modo vnterschieden werden. Exemplum. Mensch wiltu leben seeliglich. Auß dieffer noth schrey ich zu dir. Erbarm dich mein O HErre Gott. Mitten wir im leben sint. Wie auch Da Jesus an dem Creutze stundt. QUINTUS MODUS Lydius. D Er fuͤnffte Modus wird genennet Lydius vnd bestehet Regul: im Cla- ve F. nimmet seine quintam auß dem F. ins C. vnnd die quartam daruͤber ins F. Irregulariter aber bestehet er im B. nimmet seine quintam auß dem b. ins F. vnnd die quartam auß dem F. ins b. ruhet im b. Exempl. Cant. Reg. Exem- Exempl: Cant: irreg: Der Clavis signata, quarta, vnnd quinta in diesem Modo seint in jeglicher Stimme von Natur alsozu finden. In Cantu Regul: Cantus. Tenor. Altus. Basis. In Cantu Irreg. Can- Cantus. Tenor. Altus. Bassus. Natura. Es ist dieser Modus gar ein seltzamer rauher/ vnd vngeschliffener Modus vnd bey- des zur Menschlichen Stimme/ als instru- menten gar vnbequemlich/ vnd vnfuͤglich/ darumb er den auch von den Musicis entwe- der gar nicht/ oder gar selden gebraucht wirt. Exempla finde ich gar nicht. SEXTUS MODUS Hypolydius. D Er sechste Modus heisset Hypolydius bestehet Regulariter im F. nimmet seine quartam auß dem C. ins F. auß dem F. die quintam ins C. Irregulariter bestehet er im b. nim- b. nimmet seine quartam auß dem F. ins b. vnnd die quintam auß dem b. ins F. ruhet letzlich im b. Exempl: Cant: regul: Exempl. Cantus irreg. Der Clavis signata, quarta vnd quin- ta werden in jeglicher Stimme also gezeichnet. In In Cantu regul: Cantus. Altus. Tenor. Basis. In Cantu irreg: Cantus. Altus. Tenor. Basis. Natura \& proprietas. Dieses Modi Eigenschafft ist eben als quinti quinti vngeschickt/ vnd vnbequemlich/ der- wegen auch nicht leichtlich exempla ge- funden werden. SEPTIMUS MODUS Mixolydius. D Er siebende Modus wirdt genennet Mi- xolvdius/ bestehet Regulariter im Cla- ve G. nimmet seine quintam auß dem G. ins D. vnd die quartam auß dem D. ins G. beru h t letzlich im G. Irregulariter bestehet er im C nimmet die quintam auß dem C. ins G. vnd die quartam auß dem G. ins C. be- ruhet letzlich im C. Exempl. Cantus reg. Exem- Exempl: Cantus Irreg: Clavis \& ambitus. Der Clavis signata, quint, vnnd quarta werden in jeglicher Stimme allo ge- funden. In Cantu regulari. Cantus. Altus. Tenor. Bassus. In In Cantu irregulari: Cantus. Altus. Tenor. Basis. Natura: Die Natur vnd eigenschafft dieses Modi ist/ daß er wil haben ernsthaffte Textus als vermanungen/ anreitzungen/ res gestas, in- vectivas, scheldungen/ betrawungen/ vnd dergleichen. Vnd so man in Tragœdijs Musicam wil vben/ so ist dieser Modus gar fuͤglich darzu. Exempl: Es ist das heil vns/ etc. E OCTA- OCTAVUS MODUS Hypomixolydius . D Er achte Modus wirdt genennet Hy- pomyxolydius, vnd bestehet Regu- lariter im G. nimmet seine quartam auß dem D. ins G. vnd die quintam auß dem G ins D. ruhet letzlich im G. Irregulariter be- stehet er im C. nimmet seine quartam auß dem G. ins C. vnd die quintam daruͤber ins G. beruhet letzlich im C. Exempl: Cantus regul: Exempl: Cant: irreg: Cla- Clavis sign. \& Amb. Der Clavis signata, die quarta, vnd quinta werden in jglicher Stimme also ge- funden: In Cantu Regul: Cantus. Altus. Tenor. Basis. In Cantu Irreg. Cantus. Altus. E 2 Te- Tenor. Bassus. Natura. Dieser Modus ist von Natur ein sehr lieblicher gravitetischer vnd praͤchtiger Mo- dus, vnd wil derowegen gar anmuͤtige/ vnnd schoͤne Textus, als Verba honoris, reve- rentiæ, congratulationis, gratiarum a- ctionis, \&c. haben. Exemplum. Allein Gott in der hoͤhe sey Ehr. Gelobet seistu Jesu Christ. Froͤlich wolln wir alleluja/ etc. NONUS MODUS Æolius . D Er neunde Modus wirt genennet Æolius, vnd bestehet Reg: im Cla- ve A. nimmet die quartam auß dem A. ins A. ins E. vnd die quartam auß dem E. ins A. ruhet letzlich im A. Irregulariter bestehet er im D. nimmet seine quintam auß dem D. ins A. vnd die quartam auß dem A. ins D. ruhet letzlich im D. Exempl. Cantus regul. Exempl. Cantus irregularis. Clavis Sign: \& Amb. Der Clavis signata, die quart, vnd E 3 quin- quinta werden in jeglicher Stimme also ge- sunden: In Cantu regulari. Cantus. Altus. Tenor. Bassus In Cantu irreg: Cantus. Altus. Te- Tenor. Basis. Natura \& proprietas. Seine eigentschafft ist/ daß er wil haben Textus von herlichen denckwuͤrdigen dingen/ dancksagungen/ innerlichen frewden/ vnnd dergleichen. Exempl: Ich dancke dem HERren von gantzem Hertzen/ etc. Ich ruff zu dier HErr Jesu Christ/ etc. DECIMUS MODUS Hypoæolius . D Er zehende Modus wirdt genennet Hypoæolius, bestehtt regul : im Cla- ve A. nimmet die quartam auß dem E. ins A. die quintam auß dem A. ins E. ruhet im A. Irreg: bestehet er im D. nimmet die quartam auß dem A. ins D. vnd die quin- tam tam daruͤber auß dem D. ins A. beruhet letz- lich im D. Exempl. Cant. Reg. Exempl. Cantus irreg. Clavis sign: \& Ambitus. Der Clavis signata, die quart vnd quin. ta ta werden in jeglicher Stimme also gesun- den. In Cantu regulari. Cantus. Altus. Tenor. Basis. In Cantu irregul. Cantus. Altus. Tenor. Basis. Na- Natura \& propr: Dieser Modus ist ein vberauß schoͤner vnd lieblicher Modus, den man einen rechten Schmeichler nennen koͤnte/ vnd derwegen wil er haben gar liebliche/ anmuͤtige/ trawrige/ doch troͤstliche/ freundtliche/ demuͤtige/ vnnd dergleichen Textus. Exempla sindt: Mag ich vngluͤck nicht wider stahn. Allein zu dier HErr JEsu Christ. Wo Gott der HErr nicht bey vns/ etc. UNDECIMUS MODUS Jonicus . D Er elffte Modus wirdt genennet Jo- nicus, vnd bestehet Regulariter im C. nimbt die quintam auß dem C. ins G. vnd die quartam daruͤber auß dem G. ins C. ruhet letzlich im C. Irregulariter aber bestehet er im F. nimmet die quintam auß dem F. ins C. auß dem C. die quartam ins F. ruhet letzlich im F. Exem- Exempl. Cantus reg. Exempl: Cantus Irreg: Cavis sign: \& ambitus. Der Clavis sign: die quint, vnd quar- a werden in jeglicher Stimme also gefunden: In Cantu reg: Cantus. Altus. Te- Tenor. Basis. In Cantu irreg: Cantus. Altus. Tenor. Bassus. Natura \& propr. Dieser Modus ist von Natur lieblich/ vnd frewdig/ derowegen er auch von den Al- ten γλαφυρὸς/ daß ist lustiger vnnd lieblicher genennet ist worden. Vnnd wil demnach Textus haben/ so da zur frewdigkeit dienlich: Als Daͤntze/ Auffzuͤge/ Newezeitungen/ vnd der- ergleichen: Auch sonsten von Geistlichen extibus, Wil er haben/ so da frewdig troͤst- ch/ vnnd eine sonderliche zuversicht mit sich ringen. Exempl: Vom Himmel hoch da kom ich her. Ein feste Burg ist vnser Gott. Gott der Vater wohn vns bey. Wo Gott zum Hauß nicht gibt/ etc. DUODECIMUS MODUS Hypoionicus . D Er zwoͤlffte Modus wirdt genant Hypo- ionicus, vnd bestehet Regulariter im C. immet seine quartam auß dem G. ins C. vnd e quint daruͤber auß dem C. ins G. ruhet tzlich im C. Irregulariter bestehet er im F. mmet die quart auß dem C. ins F. vnd die quint auß dem F. ins C. ruhet letzlich im F. Exempl. Cant. Reg. Exempl. Cantus irreg. Clavis sign: \& ambitus. Die quart, quint vnd Clavis signa werden in jeglicher Stimme also gezeichnet. In Cantu regul. Cantus. Altus. T Tenor. Bassus. In Cantu irreg. Cantus. Altus. Tenor. Cantus. Natura \& propr. Dieser Modus wenn er transponiret wirdt/ ist bey dem Musicis seer gebreuchlich/ wegen der fugligkeit/ so die Orgeln vnnd Instrumenta, neben Menschlicher Stimme/ so so sie darein gebraucht werden/ haben koͤnnen. Den er behelt eine feine natuͤrliche vnd mittel- messige hoͤhe vnd dieffe/ daß es die Menschli- che Stimmen allerseits erlangen koͤnnen. Sei- ne Natur vnd eigenschafft belangent: Nim- met er allerley Textus, beydes frewdige/ traw- rige/ vnd mittelmessige an. doch ist er nicht so frewdig/ als sein Authentus, der elffte. Exempla sein. Der tag der ist so frewdenreich. Nun frewt euch lieben Christen mein. Kom heiliger Geist. Nun bitten wir den H. Geist. O HErre Gott dein Goͤttlich wort. Nun lob mein Seel den HErren/ etc. DECIMUS TERTIUS Modus Hyperphry- gius . D Er dreitzehende Modus wirdt genennet Hyperphrygius ist sonst von Natur der elffte/ aber wegen seiner vnbequemligkeit/ vnd vnformligkeit/ zu ruͤcke gesetzet oder vielmehr gar verworffen/ vnnd vor vnaͤcht erkennet. Be- Bestehet sonst regular : im . nimmet seine quintam auß dem . ins F. durch Mi, Fa, vnd seine quartam auß dem F. ins . durch Fa Mi, ruhet im . Irreg: bestehet er im E. nimmet die quint auß dem E. ins B. durch Mi, Fa, vnnd die quart auß dem B. ins E. durch Fa, Mi, ruhet im E. Exempl. Cant. Reg. Exempl. Cantus irreg. Clavis signata, \& Ambitus. F Die Die Claves signat : quint vnd quart werden in jeglichen Stimmen also gezeichnet: In Cantu reg. Cantus. Altus. Tenor. Bassus. In Cantu Irreg. Cantus. Altus. Tenor. Bassus Exempla werden nicht gefunden. DE- DECIMUS QUARTUS Modus Hyper Æolius. D Er viertzehende vnd letzte Modus heist Hyperæolius, ist sonst von Natur der zwoͤlffte/ aber wegen seiner vnfuͤg- ligkeit vnd seltzamen vngebreuchlichen inter- vallen zu gleich mit dem dreitzehenden zuruͤck gesetzet/ vnd verworffen. Bestehet regul. im . Irreg. im E. die Stimmen werden also gezeichnet: In Cantu reg. Cantus. Altus. Tenor. Basis. In Cantu Irreg. F 2 Can- Cantus. Altus. Tenor. Basis. Exempla werden nicht gefunden. Vnd so viel auch von den Modis, was sonsten mehr den Knaben zu wissen sein moͤch- te/ wird ein fleissiger Cantor wol wissen zu er- inneren. Folgen (weil sonst die Bletter hettẽ muͤssen ledig bleiben) zwo Fugen darmit sich die Knaben selbst vntereinander vben koͤnnen. I. Fuga 2. Vocum, post 2. tactus: ex Psalm. 55. v. 23. ij Fug. II. Fug. Duum vocũ post. 2. tact. Ps. 43. Error. Litera C. fac. 2. lin. 1. Seint ohn ge- fehr diese wort mit eingesetzet (Sehet doch hier recht zu) Welche sollen außgeleschet werden. ENDE .