DE STATV PERTVRBATO GERMA- NIÆ ET FRANCIÆ. Vnpartheyischer wolmey- nender Theologo-Politicorum DISCVRSSVVM, Vierter vnd letzter Theil. Vom Zustand deß Roͤmischen vnd Fran- tzoͤsischen Reichs: dessen Auff- vnd Abneh- mung: Glori/ Vndergang vnd Perturbation: Biß auff diese Zeit/ vnd Endung deß Teutschen Kriegs deß 1652. Jahrs continuiert. Darinnen alles/ was gutes vnnd boͤses/ gleich nach dem auffgerichten Religions-Frieden/ jeder Zeit in Reli- gion vnd Staats-Sachen erfolget: Jn Consideration vnd Beden- cken gebracht vnd vor Augen gestellt wird Durch Sigismundum Freybergern/ Historico- Politicum. Franckfurt/ Bey Johann-Gottfried Schoͤnwettern / M. DC. LII. ELENCHVS. Summarischer Jnhalt dieser Discursen Vom Frantzoͤsischen Wesen. I. W Je die Monarchien nach einander auffgewachsen vnd in kleine Koͤnigreich zergangensind/ sonderlich aber das Roͤ- mische Reich. Von der Spanischen Macht/ deren sich Franckreich allein wiedersetzet/ vnd dadurch die Liga verursa- chet. Von Henrici IV. Vorhaben vnd Ende. Von Ludovici XIII. Heu- raht/ deß Marggraffen von Ankre hohem Ansehen vnnd Ende. Von dem Herꝛn von Luynes/ vnd dem Krieg wider die Hugonotten/ sampt erfolgtem Friede Pag. 1. II. Von den dreyen Partheyen in Franckreich: deß Cardinals Rischelius Herkommen vnd Aempter/ auch geheyme Rahtsstell. Wie er den Heurat zwischen deß Koͤnigs Schwester/ vnd dem Printzen von Wallis geschlos- sen: mit den Hollaͤndern den Bund ernewert: den Vhrheber deß Miß- verstands bey Hoffabgeschafft: die Cantzley vnnd Finantzen reformiert: auch das Veltlin wieder alles einwenden erobert/ vnd die Spanier drauß getrieben. p. 12. III. Von deß Graffen von Manßseld Practicken: deß Hertzogen von Sa- phoyen Krieg wider Genua/ vnnd Friede. Der Hollaͤnder begehren abge- schlagen. Der Hugonotten Frieden bestaͤttigt. Von Vnwillen zwischen dem Frantzoͤsischen vnnd Engellaͤndischen Hoff. Wie Lothringen ein Manns Lehen sey: vnd Verdun befestiget worden. Wie der Cardinal den Protestirenden in Teutschland Huͤlff gethan. Wie ein grosse Conspira- tion wider den Koͤnig entdeckt/ vnd gestrafft worden. p. 24. IV. Wie die Admiralschafft gefallen/ vnd der Cardinal Seeverwalter: vnnd sonst gute Anordnung gefaßt worden. Berahtschlagung vber Roschellen/ vergeblicher Bund wider diß Vorhaben. Mißverstand zu Bordeaux. Der Koͤnig wird kranck: die Engellander kommen auff die Jnsul Rè, vnd muͤs- sen wieder abziehen. Roschell wird zu Wasser vñ Land geschlossen. Der von Rohan rumort in Languedor. Die Engellaͤnder kommen noch zweymahl vergeblich den Roschellern zu Huͤlff. Die Statt muß sich auff Gnad vnd Vngnad ergeben. Languedoc muß auch Gehorsam leysten. Ende deß Hu- gonottischen Kriegs. p. 35. )( ij V. Mie V. Wie der Koͤnig in Franckreich Mantua auff seine Seit gebracht. Dessel- ben Hertzogen Todt: vnd dessen von Neuers Succession: deß Koͤnigs Huͤlff. Der von Rohan accomodirt sich. Der Hertzog von Orleans wird vnwillig. Der Kayser nimbt Cur vnd Meyenfeld ein/ vnd lockt den Fran- tzosen in Jtalien. Der auch in Teutschland practiciert. Der Hertzog von Saphoyen bekriegt/ stirbt: der Mantuanische Krieg wird vertragen. p. 44. VI. Der Schwed faͤllt in Teutschland: die alte Koͤnigin will den Cardinal rui- niren: macht/ daß der Monsieur deßwegen von Hoff zieht. Wird selbst von Hoff gehalten: vnd nach Bruͤssel/ der Monsieur nach Burgund gewichen. Klag vber den Cardinal vnnd Koͤnig: Bund zwischen dem Koͤnig/ vnnd Schweden. Fried in Jtalien. Pignerol bleibt den Frantzosen. Bund mit Bayern. Execution wider die Meutmacher. Der Koͤnig kompt ins Bi- stumb Metz/ macht ein vnbestaͤndigen Frieden mit Lothringen. Deß Mon- sieurs Heuraht. Stillstand vor die Liga. Trier gibt sich in Frantzoͤsischen Schutz/ vnd wird wider eingesetzt. Der Bapst erzeigt sich Frantzoͤsisch. p. 55. VII. Der Cardinal vergleicht die Bischoffe vnd Moͤnche. Der Monsieur kompt nach Bruͤssel. Deß Marschalcks Mariliac Thun vnd Tod. Der Monsieur macht/ daß der Koͤnig den Lothringer zum Frieden zwang. Wird biß in Languedoc verfolgt: Monsieur macht Friede. Momoranzy wird enthaup- tet/ darumb Monsieur abermahl nach Lothringen entweicht: Guyse ver- schertzt sein Gubernament. Der Cardinal wird kranck: hindert den Hol- laͤndischen Treves. Feuquieres macht Bündnuß mit Schweden vnd O- ber Teutschland. p. 66. VIII. Was Crequy bey dem Bapst im Namen deß Frantzosen angebracht. Re- formation bey Hoff. Deß Lothringers Feindlichkeit. Das Hertzogthumb Bar eingezogen: vergebliche Tractaten wegen Lothringen. Nanzy belaͤ- gert: die Princessin Margreth entwischt. Andere Tractaten der Satt Nancy: welche Altringer vnd Feria vergeblich suchen zuentsetzen. Wie der Monsieur wieder nach Hoff kompt. Schreiben deß Cardinals an die Koͤ- nigin: Jhr/ vnd deß Cardinals/ auch Hertzogen von Saphoyen Tod. p. 76 IX. Deß Koͤnigs in Franckreich Außschreiben an das Parlament zu Pariß/ warumb die Fuͤrsten von Condè, Conty vnnd Longueuille in verhafft ge- nommen worden. 86. X. Supplication deß Parlaments an den Koͤnig/ vnnd die Koͤnigin Regen- tin/ wegen deß de Condè Verhafftung. 105. XI. Deß Parlaments Außschreiben an die andere Parlament deß Koͤnig- reichs/ vnder dem 5. oder 15. Jan. 1649. p. 110. XII. Der Fuͤrsten/ vnd grossen Herꝛn Vereynigung wider den Cardinal Ma- zarini. 112. XIII. Wie XIII. Wie der Hertzog in Friedland seine Verꝛaͤtherey heymlich foviert: was vor Obersten drein consentirt/ vnd wie alles vorgangen. 112. XIV. Was sich ferꝛner von Anno 33. zu Prag mit dem Friedlaͤnder zugetragen. 123. XV. Wie der Friedlaͤnder/ dem Koͤnig in Schweden vnd Franckreich/ etliche Reichslaͤnder einraumen wollen/ vnnd was er ferꝛner straffbarlich darbey veruͤbet. 133. XVI. Wie der Friedlaͤnder zu Eger ankommen/ vnnd die Cxecution gegen jhm vorgenommen worden. 153. ELENCHVS. Summarischer Jnhalt dieser Diseursen in Germania. I. W Je die Naturkuͤndiger den Himmel abmessen: vnnd deß Monds Beschaffenheit berichten. Was Mathusalem vor ein Gespraͤch mit dem Schoͤpffer gehvlten: welchem Exempel Ri- schelin vnd Friedland/ auch der Koͤnig auß Schweden folgen/ vnd aller Vnruh vberhaben seyn moͤgen. Pag. 1. II. Wie es mit dem Kriegswesen im Roͤ. Reich biß auff Kaysers Ferdinandi II. Ableiben sich verloffen. Was der Kayser vor sonderliches Gluͤck vnnd Vngluͤck gehabt. Von eines Nassawischen Graffen Zug nach Brasilien. Von der Statt Breda Eroberung: vnnd Vbergab der Vestung Brey- sach. Von deß Pfaltzgraffen vergeblicher Kriegs Verfassung. 8. III. Warumb der Frantzoß dem Spanier newe Haͤndel gemacht. Von grossen Jnsolentien der Kriegs Voͤlcker in Catalonien: deß Lands Freyheiten/ vnnd jhrem Abfall. Von dem Koͤnigreich Portugal: von der Succession: von Verbitterung gegen den Castilianern/ vnnd jhrem Abfall. Von Her- tzog Bernhards Todt/ deß Pfaltzgraffen Arꝛest in Franckreich: vñ Kriegs- laͤufften in Jtalien/ Catalonien/ auch Niederlanden. Wie die Schweden prosperirt/ vnd den Krieg in Boͤhmen gezogen. 16. IV. Wie Engelland vnd Schottland vom Roͤm. Stuel abgefallen. Von den Schottlaͤndischen Kirchenordnungen/ vnd der Bischoffen Verstand mit dem Koͤniglichen Hoff. Wie der Anfang dieses Kriegs sich wegen Be- schreibung deß Nationals Syno di angesponnen. Von den Per- thensischen Artickeln vnd Considerationen/ auch Tumult wegen der Litur- gig vnd Schottischen Bund. Von dem Synodo zu Glasgua vnnd ange- )( iij hen- henden Krieg. Wie derselb gestillet/ wieder angangen/ vnnd geendet wor- den. Die Vrsach soll seyn Laud der Ertzbischoff/ der den Koͤnig absolut/ die Bischoffe grosse Herꝛn/ vnd Großbritañien Baͤpstisch machen wollen. 26. V. Von dem Kriegswesen in Engelland/ Dennmarck/ Holland/ Jtalien vnnd Hessen/ dahin sich Banner ziehen muͤssen/ in Bayern gangen/ durch Boͤhmen wieder herauß kommen/ vnd gestorben. Wolffenbuͤttel belaͤgert. Von Catalonien vnnd Flandern: Engelland vnnd dem Reichstag. Von Vrsprung deß Vnwesens in Engelland/ wegen der Reformation in Schottland. Wie die Bischoffe gefaͤnglich eingezogen: was der Vice Rè beschuldigt/ vnd wie er gekoͤpfft worden. Vrtheil hievon. 37. VI. Warumb der Frantzoß Perpignan erobert. Wie der Cardinal Richelin gestorben. Von der Statt Roschellen/ vnnd der Vnruhe bey Hoff in Franckreich. Von dem Parlament in Engelland. Von Lamboy vnd Wil- denstein. Wie Torstensohn zwey Treffen erhalten/ vnd Olmuͤtz einbekom- men: die alte Koͤnigin in Franckreich gestorben. Treffen bey Rocroy: Die- denhoffen. Graff Guebrian vnd Duͤttlingen. Freyberg vnd Bruͤn. Der Spanier Verlust in Braband. 48. VII. Mißverstand zwischen Dennmarck vnd Schweden. Torstensohn faͤlt ein in Holstein: kompt wieder in Boͤhmen mit Sieg. Wie Dennmarck vnden gelegen. Hertzog von Anguien siegt am Rhein. Ragoczy klagt. Saß von Gent/ Grevelingen/ Lerida. Fried in Jtalien: deß Bapsts Tod. Warumb der Ertzbischoff in Engelland den Kopff verlohren. Vrsach der Vnruh da- selbst. Von der Jndependenten Vrsprung vnd Thun. 57. VIII. Wie vngluͤcklich der Koͤnig in Engelland zu Feld gewesen. Wie der Fran- tzoß Roses vnd Balaquier: dann Mardeick erobert/ vnd die Barbarini in Schutz genommen. Von deß Türcken Einfall in Candien/ vnnd deß Ra- goczy in Hungarn. Was Vrangel/ Koͤnigsmarck/ Hessen vnd Weinma- rische verꝛichtet: vnnd bey Allerßheim getroffen/ auch den Sachsen zum Stillstand vermoͤgt. Wie Gallas vnd Torstensohn nach Boͤhmen gehen: der Kayser mit Andacht vnd Macht den Schweden begegnet/ bey Jankaw geschlagen/ vnd viel verlohren. Worin Torstensohn gefehlet. Was vor Veraͤnderung erfolgt. Wie es mit den Friedenstractaten hergangen. Vñ wie die Calvinisten in den Religionfrieden auffgenom̃en worden. 17. IX. Der Tuͤrck leidet Verlust. Die Staͤnd in Poln wollen nicht kriegen. Was die Frantzosen in Jtalien vnd Spanien verꝛichtet. Der Koͤnig in Engel- land kompt in Jrꝛthumb. Niederlaͤndischer Krieg: das Hauptwesen ziehet sich nach Hessen: was da vbersehen worden. Geht wieder nach Bayern/ vnd dem Bodensee. Von dem Stillstand: was in dessen gegen den Kayse- rischen vorgangen. Wie Holtzapffel sein Generalat angetretten/ die Schwedischen biß in den Niedersaͤchsischen Krayß getrieben/ vnnd Mar- purg belaͤgert. Spanische vnd Tuͤrckische Haͤndel. 81. X. Von X. Von dem wundersamen Auffstand zu Naples/ da ein armer Fischer das Statt Regiment an sich gezogen/ vnnd mit vnglaublichem Gehorsam ge- herꝛschet/ in deme jhm hundert vnd fuͤnffzig tausend/ vnd mehr/ zu Gebott gestanden. Wie derselb den Adel verfolgt/ vnnd endlich Wahnsinnig wor- den/ auch vmbkommen: dadurch die Statt der vbermaͤssigen Zoͤllen be- freyt/ vmb etwas zu Ruhe gelanget. 89. XI. Holtzapffel begibt sich auß Hessen zuruͤck. Lamboy folgt jhm nicht. Die Ar- meen gehen vber die Donaw vnd den Lech. Holtzapffel felt in einem Tref- fen. Warumb solches verlohren worden. Lamboy vbet sich am Rhein. Prag wird eingenommen. Ein newer Generalissimus auß Schweden kompt an vor Prag. Die Schweden weichen auß Bayern. Der Spanier Niederlag in Flandern vnd in Jtalien. Der Venetianer Verlust. Guyse wird im Koͤnigreich Naples gefangen. Die Poln werden auffs Haupt ge- schlagen: waͤhlen einen newen Koͤnig. Die Schotten werden geschlagen/ vnd der Koͤnig wird nach Londen gebracht. Fried zwischen Spanien vnnd Holland: auch in Hessen vnd Hungarn. Tumult zu Pariß. 102. XII. Wie alle Staͤnd in Europa nach dem Frieden getrachtet/ ausserhalb Spa- nien. Was der Frantzoͤsische Fried erhalten: was die Weltliche Churfuͤr- sten/ auch die Schweden vbersehen. Wer Vortheil davon getragen. Auff- stand zu Pariß wider den Cardinal Mazarini. Was die vorige Koͤnige vor Gluͤck vnd Vngluͤck gehabt. Was vnder deß Cardinals Verwaltung vor Nutzen/ sonderlich auß dem teutschen Frieden der Kron Franckreich zukommen. 113. XIII. Mazarini Jugend: Verꝛichtung wegen Casal/ Pignerol/ Sedan/ Mo- naco/ der Schweden/ deß Duc d’ Anguien, Diedenhoven/ Duͤtlingen/ Marienthal: Flandern/ Graͤvelingen/ Huͤlst/ Courtray/ Mardick/ Duͤnkir- chen. Warumb der Frantzoß Flandern angegriffen. Eyfer der Hollaͤnder gegen den Frantzosen. Eroberung Tortosa: Saphoyen. Tortona: Vigeua- no: Piombino: la Mothe: Rose. Baͤpstischer vnd Daͤnischer Krieg. Maza- rini entschuldigt. 121. XIV. Deß Koͤnigs in Engelland Herkommen vnnd Leben. Deß Parlaments Execution vber etliche Koͤnigische Diener/ vnd Kriegs Verfassung. Der Koͤnig wird flüchtig/ vnnd gelieffert: angeklagt vnnd vervrtheilt/ auch ge- koͤpfft. Deß Parlaments Schutzrede. Vrtheil hievon. 129. XV. Von dreyen Hauptfragen/ vber dem Engellaͤndischen Vnwesen. Ob der Bischoffen oder Eltesten Regierung besser? wie weit dieser beyder Hoheit sich erstrecke? daß das Volck an den Koͤnig nicht moͤge Hand anlegen: auß H. Schrifft vnd Biblischen Exempeln: auch Kirchengesatz. Entschuldigt die Preßbiterianer/ daß sie in deß Koͤnigs todt nie verwilliget. 139. XVI. Wie der Fluch auff alle Koͤnige in Engelland kommen/ auch gewuͤrcket. Wie Engelland wieder vereynigt/ aber Koͤnigin Maria Stuart gekoͤpfft wor- worden. Was Plato von Fluͤchen/ so durch Eltern geschehen halte. Von dem Gesicht im Spiegel: von einem alten Verß/ vnd den letzten Koͤnigen in Engelland: auch einem Frantzoͤsichem Gesichte. Von noch dreyen Exe- cutionen in Engelland. 149. XVII. Die Tractaten zu Nuͤrnberg bekommen allerhand Hacken/ wegen Hun- garn/ Niederland/ Trier/ Luͤck/ Jtalien vnd Poln. Der Cosacken Fried/ der Hungarn Muth zum Tuͤrckenkrieg. Das Temperament wegen Fran- ckenthal. Warumb solches dem Pfaltzgraffen vnannehmlich. Was Spa- nien vor erhebliche Vrsachen hab/ auß Franckenthal nicht zuweichen. 162. XVIII. Drey Printzen in Franckreich kommen in Verhafft/ vnnd werden wieder loß: aber der Cardinal Mazarini muß auß dem Koͤnigreich welchen. Was die Türckische Bottschafft zu Madrit geworben. Warumb Plumbino ein- genommen/ vnd wieder erobert worden. Wie Franckreich vnnd Portugall wollen eygene Patriarchen setzen. Wie die Venetianer zwey Geldmittel ergreiffen. Die Engellaͤnder fahren forth: Schweden hat Haͤndel mit den Reussen. China will zum Christen werden: Holland stutzt: Genua ist in Ge- fahr: Schweitz behauptet jhre Freyheit. 172. XIX. Der Schwedische vnd Frantzoͤsische Fried werden geschlossen. Die Ab- danckung gehet ohne Auffruhr ab. Die Evacuation erfolgt/ biß auff gewis- se Orth. Das Temperament mit Franckenthal. Wegen der Lothringer vnd Franckenthaͤler kommen die Ober Rheinische Gesandten nach Franckfurt am Mayn/ vnd koͤñen sich mit der andern Kraysen Gesandẽ nit vergleichẽ. Der Kayser setzt ein Andachtsseul/ vnnd reformiert. Chur Sachsen nimbt die Boͤhmen auff. 188. XX. Die Schweitzer erhalten jhre Sach bey dem Kayser. Ob der Cardinal hab koͤnnen vom Parlament gevrtheilt werden. Turaine macht sich wieder Koͤnigisch. Die Vnruh stillet sich dannoch nicht. Jn Catalonien stehen der Frantzosen Sachen schlecht. Der Koͤnig wird volljaͤhrig erklaͤrt. Der Ma- zarin wird wieder beruffen/ vnd hat ein klugen Kopff. Die Engellaͤnder vnd Hollaͤnder tractieren miteinander. Wie der Clevische Krieg entstan- den/ vnd geschlichtet worden. 193. XXI. Die Ober Rheinische Staͤnde suchen ein Defensions Wesen/ wegen der Spanier vnd Lothringer anzustellen. Conditiones, wie Frauckenthal zu evacuiren: Chur Pfaltz kompt ein mit seinen Beschwerden. Chur Bayern vnd Chur Pfaltz zweyen sich vber das Chur Wapen vnd Titul. Der Kays. Abgesandte treibt selbst auff die Evacuationsgelder. 200. XXII. Alle andere Koͤnigreiche in Europa werden hie vorbey gegangen: vnd nur auff den Hertzogen von Lothringen gesehen/ daß er keine newe Vnruhe er- wecke: vnnd dann auff die Spanier Wie vnnd wann Franckenthal vnnd Hailbrun sollen evacuirt werden. Der Author will sich in/ oder vmb Fran- ckenthal setzen. Entschuldigt sich wegen deß gantzen Tractats. 209. DE STATV DE STATUFRANCIÆ PERTVRBATO. Der I. Discurß. Wie die Monarchien nacheinander auffgewachsen/ vnnd in kleine Koͤnigreich zergangen sind/ sonderlich aber das Roͤmische Reich von der Spanischen Macht/ deren sich Franckreich allein widersetzet/ vnd dadurch die Liga verursachet. Von Henrici IV. Vorhaben vnnd Ende. Von Ludovici XIII. Heuraht/ deß Marggraffen von Ankrehohem Ansehen vnnd Ende. Von den Herꝛn von Luynes, vnnd dem Krieg wider die Hugonotten/ sampt erfolgten Frie- den. G Leich wie in den Wuͤsteneyen vnd duͤrꝛen Einoͤ- den in Africa/ der Wind etwan viel Sand auffwirbelt/ vnd end- lich zu einem Hauffen/ wie grosse Berge/ darsetzet: bald aber solche eilwachsende Berge wieder zu einer Ebene macht/ vnd zer- strewt/ daß vnd da nur kleine Huͤgel stehen bleiben: also gehet es schier mit den Koͤnigreichen auff Erden. Dann es hat der gros- se Nebucadnezar/ als ein fraͤßiger Hecht/ viel Fischlein verschlun- gen: als ein maͤchtiger Jaͤger vor Gott/ viel Fuͤrsten zu seinen Dienern muͤssen machen/ ehe er zu solcher Hoheit kommen/ daß er einem Baum koͤnnen verglichen werden/ der mitten im Land stunde/ sehr hoch/ groß vnnd dicke wer/ mit der Spitze biß an den Himmel reychete/ vnnd sich außbreytete biß an deß Lands Ende/ dessen Aeste schoͤn/ vnd voller Fruͤchten daß alles zu essen hatte/ alle Thier auff dem Felde vnder jhm Schatten funden/ vnnd die Voͤgel vnder dem Himmel auff seinen Ae- sten sassen/ vnd alles Fleisch von jhm sich nehrete. Was war es aber mit jhm/ als dieser Baum abgehawen/ jhme die Aeste behawen/ vnd das Laub abgestreyfft/ seine Fruͤchten zerstrewet worden/ daß die Thier/ so vnder jhm lagen/ weggelauffen/ vnd A die De Statu perturbato. die Voͤgel von seinen Zweygen geflogen? da erwuchsen auß seinem Koͤnigreich diese drey geringere/ Babylonien/ Meden vnd Lydien. Cyrus bracht wieder einen grossen Berg auff in Persien vnd verschlaͤng die vbrige Reiche. Er stund als ein Widder fuͤr dem Wasser/ der hatte zwey hohe Hoͤrner: stieß gegen Abend/ gegen Mitternacht vnd gegen Mittag/ vnd kein Thier konde fuͤr jhm bestehen/ noch von seiner Hand erꝛettet werden/ sondern er thet was er wolt/ vnd war groß. Wie bald aber kam der Ziegen Bock von Abend her/ vber die gantze Erden/ daß er die Erde nicht beruͤhrte: vnd der Bock hatte ein ansehnlich Horn zwischen seinen Augen/ vnd kam biß zu dem Widder der zwey Hoͤrner hatte: vnd lieff in seinem Zorn gewaltiglich zu jhm zu/ ergrimmet vber jhn/ vnd stieß den Widder/ vnnd zerbrach jhme seine zwey Hoͤrner. Vnnd der Widder hat keine Krafft/ daß er fuͤr jhm hette bestehen moͤgen/ sondern er warff jhn zu Boden/ vnnd zertratt jhn/ vnd niemand kond den Widder von seiner Hand erꝛetten. Welcher gestalt die Persische Monarchy vnder dem letzten Koͤnig Dario zerꝛissen/ vnnd zu Boden/ hiengegen die Griechische alles nach laut der Weissagung bey dem Pro- pheten Daniel/ auffgerichtet worden. Da aber Alexander der Grosse/ vnder dem Gesichte vnd Bild deß Ziegen- Bocks/ auffs staͤrckeste war worden/ zerbrach sein grosses Horn/ vnnd wuchsen an dessen statt/ ansehnliche viere/ gegen die vier Winde deß Himmels/ welches sind die Koͤnigreiche Egypten/ Syrien/ Asien vnd Macedonien/ als kleine Berge/ von dem grossen entsprossen. Das vierdte Reich aber auff Erden ward maͤchtiger/ dann alle Reiche/ fras- se/ zertratte vnd zermalmete alle Lande/ biß endlich zehen Koͤnigreiche auß demsel- bigen entstanden. Dann wer weiß nicht/ daß auß dem Roͤmischen Reich diese nachfolgende Koͤnigreich/ Jtalien/ Teutschland/ Franckreich/ Spanien/ Engel- land/ Dennmarck/ Schweden/ Poln/ Hungarn vnd Boͤhmen erwachsen? vnder diesen Koͤnigreichen sind etliche/ die nur auff jhre Graͤntzen sehen/ vnnd den Kopff nicht begehren vber die Thuͤr außzustrecken/ wann sie nur zu Hausse moͤchten fried- lich leben: als da sind Boͤhmen/ Hungarn vnd Poln: andere setzen sich/ wegen vn- verscheydener Nachbarschafft wider einander/ vnd finden in der naͤhe beyde Haͤn- de voll Arbeit/ als Dennmarck vnnd Schweden/ auch hiebevor Franckreich vnnd Engelland: andere wollen gar oben auß/ vnd sich vber alle erheben/ als Jtalien we- gen seiner Witz/ Teutschland wegen der Kayserlichen Hoheit/ vnd Spanien we- gen seiner Kriegsmacht. Dann nach dem die Castilianer alle Koͤnigreiche in Hispanien vnder/ vnd an sich gebracht/ heißt es Rex Hispaniarum, auch die Bur- gundische Provintzen erlangt/ vnd ein Stand oder Krayß deß Roͤmischen Reichs Teutscher Nation worden/ vnnd vber alles den ersten vnd aͤltern Stamm/ deß Hansses Oesterꝛeich gemacht/ fuͤrnemblich aber die Jnseln Acores oder Fortuna- tas, sampt West- vnd Ost Jndien zusammen gefasset/ mag die Sonn weder hoch noch De Statu perturbato. noch nieder/ weder ferꝛn noch nahe jhren Lauff nehmen/ daß sie den Spanischen Vnderthanen jemals ausser den Augen lauffe. Dannenhero das Plus Vltra ent- standen/ wie auch nicht weniger das gefluͤgelt Pferdt Pegasus auff der Weltkugel/ mit den vordern Fuͤssen in der Lufft/ so nach dem grossen Alexandro mit diesem hal- ben Bezirck/ vnus non sufficit Orbis, ein vnd andere Welt suchte. Es hat zwar der Septentrion vnderschiedliche Voͤlcker in Europam gleich- sam außgespiehen/ aber nimmer nach einer bestaͤndigen Regierung getrachtet/ son- dern die Laͤnder durchstreifft/ den Raub außgetheilt/ vnd etwan ein kleinen Eck zu- behaupten begehrt: Aber Franckreich bildet sich hohe Sachen ein nach deme die Engellaͤnder alles/ was sie diß Sei t s in Posses gehabt/ dahinden lassen/ vnd sich in jhre Jnsel einschliessen vnnd verwahren muͤssen. So wolte das Gluͤck in Jtalien wundersam haussen/ die Koͤnigreiche Naples vnnd Sicilien/ die Fuͤrstenthumb Calabrien vnnd Meyland bald den Spaniern/ bald den Frantzosen verleyhen/ gleich wie es das Koͤnigreich Navarꝛa vnder die beyde Partheyen getheylet. Wie nun Boͤhmen mit sich selbst/ wegen der Ketzerey zuthun hatte/ Hungarn in der Ge- genwehr wider den Tuͤrcken stehen muste/ Poln an den Moscowitern vnnd Tar- tarn vntrewe Nachbarschafft sahe/ Schweden das Daͤnische Joch mit Vngedult truge/ Schottland den Engellaͤndern nicht dienen wolte/ Engelland wegen der Jrꝛen vñ Schotten Arbeit fande/ Jtalien sich deß Bapsts vnnd anderer Eyfferer schwerlich erwehren kondte/ Teutschland wegen der Kayserlichen Wahlofft in Zwispalt geriethe/ blieben Franckreich vnd Spanien allein/ vnd vor allen andern Landen vnd Herꝛschafften solcher gestalt vest/ auff jhren eygenen Beynen/ daß sie zwo starcke Partheyen gemacht/ vnnd noch machen/ zu deren einer oder andern ein jeder Staad in Europa sich nothwendig schlagen oder ergeben muß/ wann er nicht in seinen Vnkraͤfften will vndergehen vnnd zum Sclaven werden. Also hat sich Franckreich auß keiner andern Vrsach in das Teutsche/ Jtalianische/ Niederlaͤn- dische/ Catalonische/ Portugiesische vnd Engellaͤndische Wesen eingeflochten/ als nur den Spaniern in den Wegzustehen/ daß sie nicht gar auff die hoͤhe einer Mo- narchy steigen moͤchten. Wie aber nun solches hergegangen/ wollen wir/ nach dem vns ein Zutritt zu deß Cardinals Rischelius Cabinet ohnlaͤngst vergoͤnnet worden/ von Aufang biß Dato an Tag geben: welches dann dem Leser vmb so viel angenehmer seyn muß/ wann er zu der ersten Quell der Frantzoͤsichen Waffen kompt/ damit er bey Kayser Ferdinandi III. Regierung desto bessere nachricht erhalte/ vnnd das Vnwesen in Europa/ sonderlich in Germania außfuͤhrlicher vernehme/ dann grosser Herꝛn Ge- schaͤfften den grossen Wasserstroͤmen nicht vngleich sind/ welche jederman daher sihet rauschen/ aber wenig Leuth auffwarts beschawen/ oder jhren Vrsprung an der Quelle betrachten. Nun haben die vhralten Francken die Laͤnder Gallien vnder sich gebracht/ A ij vn De Statu perturbato. vnd anfangs zwar in etliche Koͤnigreiche zertheilt: weil sie aber gesehen/ daß sol- cher gestalt sie in Kriege offtmals gegen einander zerfielen/ auch den Außlaͤndi- schen nicht kondten gewachsen seyn/ sie legten sich dann Zirckelweiß rund zusam- men/ einander eylend beyzuspringen/ vnd allenthalben ehest zu wehren/ wie der wei- se Jndianer Catanus dem grossen Alexander vorgedeutet/ hat jhnen die Monar- chy vnder einem einigen Haupt beliebet. Dannoch hatten sie jn- vnnd an dem Land viel Anfechtungen/ biß sie die Normaͤnner/ so eingenistelt vnnd maͤchtig wa- ren/ vnder sich gebracht/ die Britannier/ nach der Castilianer Exempel/ durch Heuraht dem Koͤnigreich incorporirt/ die Engellaͤnder mit eusserster Noth vnnd Gefahr außgetrieben/ vnd in jhre Jnsel verwiesen/ die Flanderer/ Lothringer vnd Burgunder so oben hien zu Freunden/ oder doch zu schwachen Feinden ge- macht. Engelland ließ all seine Spruͤche/ ausserhalb deß einigen Tituls/ vngean- det schlaffen/ vnd brauchte weder Gewalt noch Rencke oder Practicken/ nach dem er keinen festen Fuß mehr gehabt. Aber Spanien sahe/ daß Navarꝛen zwar/ diß vnd jenseit deß Pirenesischen Gebuͤrgs sich enthielte/ vnnd demnach jhme grossen Eingriff thun/ auch vielfaltige Hindernuß in Weg werffen konde/ wann nemlich die Frantzosen zuhielten/ vnnd mit grosser Macht vber das Gebuͤrg hinein fielen. Darumb gedachter/ was auff seiner Seiten deß Gebuͤrgs lage/ einzunehmen/ wie auch durch Verguͤnstigung deß Roͤmischen Stuls geschehen. Als nun bey- de Koͤnigreiche Navarꝛen vnd Franckreich/ an einander gewachsem/ kondte man Spanischer Seiten sich leichtlich die Rechnung machen/ es wuͤrde bald zu Strey- chen kommen. Darumb wurd eine Liga mit etlichen Fuͤrsten/ so vorlaͤngst auß Lothringen/ nach Franckreich kommen/ vñ von langerhand eingewurtzelt waren/ angesponnen/ vnd mit vnsaͤglichen Geldmitteln/ auch Kriegsmacht vnderhalten/ womuͤglich/ ein solchen Koͤnig/ nach außgestorbener Linider Valesier/ in Franck- reich zustabiliren/ der Spanien Vasall/ oder doch guter Freund were/ vnd die Spa- nische Macht vnd Hoheit nicht hinderte. Es hat aber in Franckreich jederzeit diese Beschaffenheit gehabt/ daß nicht bald ein Koͤnig nach eygenem Sinn/ vnnd auß beywohnender Klugheit regieret/ sondern etwan alle wichtige Haͤndel einem verschmitzten Kopff anvertrawt/ der vnder deß Koͤnigs Namen vnnd Sigel die Verwaltung deß Koͤnigreichs vber- nommen/ vnd getragen. Wie Pipinus, vnd hernach Hugo der Schappeler/ sich solche Regierung zu Nutz gemacht/ vnd dadurch Mittel gefunden/ den Erbkoͤnig. lichen Stam neben Scepter/ Kron vnnd Thron zusetzen/ die Koͤnigliche Hoheit selbst zuergreiffen/ vnd eygenes Namens zuregieren/ ist hie nicht Noth zuerzehlen Allein ist hie zuwissen/ daß nach deme solcher Vnderkoͤnige Koͤpff geneygt gewe- sen/ gemeiniglich alles hergegangen. Also zogen die Frantzosen vber das Alpen- Geburg/ nach Jtalien/ er oberten bald ein Koͤnigreich/ bald ein Hertzogthumb/ nach De Statu perturbato. nach dem der Vnderkoͤnig antriebe: liessen aber jhre Conquesten fahren/ vnnd oh- ne Huͤlff zerꝛinnen/ wann ein solcher den Koͤnig vnder den Damen/ oder sonst bey guter Ruhe vnderhielte. Dann es ruͤhmen die Frantzosen den Herculem/ ob solte derselbe vnder jhnen auch gelebt haben. Jst nun deme also/ wie dann vn- derschiedliche viel dieses Namens in verscheydenen Landen gewesen/ zumahl alle Heroische Thaten diesen Ehreneitul zuerlangen pflegten/ werden sie auch nicht in Abred seyn koͤnnen/ daß Hereules sein Loͤwenhaut/ die er zum Winterkleid vber Hosen vnnd Wambß/ im Sommer aber auff der blosen Haut truge/ manchmahl abgelegt/ vnd in der Princessin Omphale Frawenzimmer/ Kunckel/ Spindel vnd Haspel ergriffen/ auch di e von vieler Arbeit vnnd stettigem Fechten/ Ballenharte Faͤust vnd Finger zum Zwirn ezwungen. Sardanapalus thet deßgleichen/ ver- lohr aber alle Herꝛlichkeit/ auch das Leben selbsten daruͤber. Tiberius sahe/ daß jhm sein Sejanus wolt vber den Kopff wachsen/ darumb kam er jhm vor/ vnnd ver- wahrte sich zum besten. Aber auff Franckreich wieder zukommen/ ist bekant/ daß die Lini von Bourbon, als auß Ludouico Sancto, dem Neundten deß Namens/ entsprossen/ das Koͤnigreich nach den Valesern/ in der Person Henrici IV. so we- gen seiner Mutter auch Koͤnigin in Navarꝛen/ aber mit Calvinischer vnnd Vn- catholischer Lehr eingenommen war/ mit grosser Muͤhe auff den Thron vnd zu der Kron kommen/ zumahl der Bapst sich eines gaͤntzlichen Abfalls/ weil die Albigen- sev vnnd Waldenser bey vhralten vnnd letzten Zeiten/ dem Roͤmischen Stul sehr grosse Schmach angethan hatten/ zubesorgem/ vnnd eben deßwegen dem Spanier allen Favor erwiese/ das Koͤnigreich in ein ander Modell zugiessen. Aber Hen- ricus bedacht sich/ dieser Banden loß zuwircken/ vnd bekandte sich offentlich zu der Roͤmischen Kirchen: doch wolte man jhm nicht allerdings trawen/ weil er nicht vnderließ/ seine vorige Glaubensgenossen zubefoͤrdern vnnd zulieben/ ja dem gan- tzen Hugon ottischen Staad nam haffte Freystaͤtte zu jhrer Versicherung einzurau- men/ welche hernach zu vielen jnnerlichen Kriegen Anlaß gegeben. Dieser Heroische Geist machte zwar endlich Fried mit dem Spanier/ seiner Vn- derthanen Gemuͤth desto fester an sich zuverbinden/ vnnd das Koͤnigreich in eine rechte Gestalt zubringen: muste aber dem Roͤmischen Stul versprechen/ die jeni- ge Kirchenguͤter vnd Gerechtigkeiten/ so in Bearn, Foix, vnd andern Landschafften in Gasconien vnnd Navarꝛen vnder wehrendem Buͤrgerlichen Krieg wegen der Succession von den Hugonotten weren eingenommen/ vnnd vereussert worden/ wieder herauß zubringen vnnd den Stifftungen gemaͤß zuverwalten: welches er gleichwol zuthun biß an sein End verzogen. Dann er gieng mit weit andern Ge- dancken vmb/ vnd konde nicht vergessen/ daß Spanien durch so manche Practi- cken/ auch offentliche Kriegsmacht jhm das Koͤnigreich gaͤntzlich entziehen/ vnnd an sich selbst/ oder zum wenigsten an einen Frantzoͤsischen Fuͤrsten/ der eine Jn- santin von Spanien heurahten solte/ bringen moͤchte. Darumb gedachte er sich A iij der- De Statu perturbato. dermahl eins zuraͤchen/ machte Vorꝛaht an Baarschafft/ sahe nicht vngern/ daß seine Vnderthanen nach den Niederlanden/ gleichsamb in die Kriegsschul zoͤgen/ vnd einer/ oder der andern Parthey dieneten/ auff daß er derselben Dienst vnnd Erfahrenheit mit der Zeit gebrauchen koͤndte. Ja er gab vor/ die Staden der vereynigten Provintzen hetten jhm mit Geldt vnd Volck in seinen eussersten Noͤ- then Huͤlff gethan: auß welcher Verbuͤndnuß er jhnen etliche Regimenter zuschi- cken vnd vnderhalten muͤste. Wie nun die Guͤlchische Laͤnder ohne Mannsstam/ gleichsambledig stun- den/ vnnd etliche Fuͤrsten in Teutschland daruͤber zauckten/ konde er nicht leiden/ daß Spanien wegen vhralten Zuspruͤchen/ oder Oesterꝛeich/ als Sequester vnnd Schiedsmann vnder Kayserlicher Mayestaͤt hohem Ansehen/ diese Laͤnder an sich braͤchten: wol wissend/ daß die Kron Franckreich vor langen Jahren auch ein Stim in diesem Capitel/ vnnd etwan ein Fuß im Land gehabt/ ja sich der Teutschen Fuͤr- sten wider deß Hauses Oesterꝛeichs Beginnen/ vneracht der Religion/ ohnlaͤngst eyferig angenommen. Solcher gestalt geschahen grosse Kriegs Bereytschaff- ten in Franckreich/ vnd der Koͤnig selbst verordnete die Koͤnigin/ seine Gemahlin/ zu einer Regentin im Koͤnigreich/ so lang er ausser dem Land seyn wuͤrde. Der Roͤmische Stul stund in nicht geringen Sorgen/ es moͤchte dieser Hercules die Guͤlchische Succession ergreiffen vnnd fassen/ aber wegen starcker Corꝛespondentz mit den Protestirenden Fuͤrsten in Teutschland nach dem Kayserthumb trachten/ vnnd als dann die Catholische Larven/ so er vermuthlich nur wegen der Kron Franckreich angezogen/ ablegen/ vnd den Vn Catholischen allenthalben Lufft ma- chen/ vielleicht auff Jtalien auß seiner Vorfahren Berechtigung etwas versuchen/ vnd die Kirch gar vndertrucken. Dieser Sorg aber wurd abgeholffen/ als Frantz Rauaillac, auß der Statt Angoulesme den Koͤnig in seinem Wagen/ auff freyer Gaß/ mitten vnder seinen fuͤrnembsten Dienern/ in der Statt Pariß/ im Jahr 1610. mit einem grossen Messer erstochen/ daruͤber es mancherley Reden gegeben/ ob solches mit deß Bapst wissen vnnd willen/ durch der Jesuiter Antrieb/ oder auß eygenem Melancholischem Sinn/ einblasen deß boͤsen Feindes/ vnnd gefaßter Meynung/ einen Tyrannen oder Abgefallenen hinrichten wer so wenig Suͤnde/ daß es noch ein Verdienst zu grosser Herꝛlichkeit im Himmel gereychte/ gesche- hen/ wollen wir andern zuerwegen vbergeben. Gleichwohl musten die gemelte Patres sich vbel leiden/ sonderlich als deß Jesuiters Johan Mariana Buch vom Koͤnig/ vnnd desselben Vnderweisung/ verdampt vnnd offentlich verbrannt/ auch der Sorbonna vnd Hohen Schul Decret/ im Jahr Christi 1413. Mittwoch den 13. Christmonat/ so 141. Bischoffe bey dergleichen Fall geschlossen/ durch Befehl deß Parlaments wiederholet/ vnnd offentlich außgeschriben. Hiengegen thet der Pater Cotton der Societaͤt das Wort/ vnd behauptet/ daß die/ auff dem Concilio zu Costnitz/ von Stuͤrtzung der Tyrannen/ abgefaßt/ vnnd hernach von den fuͤr- nembsten De Statu perturbato. nembsten Schrifftgelehrten weiter auß gefuͤhrte Meynung den entleibten Koͤnig gar nicht betreffe: vnd daß deß Marian æ absonderliche-Meynung die gantze So- cietaͤt nicht koͤnde beschmitzen. Wie wundersam bey so vnversehner Veraͤnderung alles in Franckreich durcheinander gangen/ in deme ein Weib das Regiment vber ein noch nicht gantz zu Ruhe gebrachtes/ vnd an sich selbst zur Empoͤrung geneygtes Koͤnigreich/ auch vber einen Minderjaͤhrigen Koͤnig/ da jederman/ sich einzuschleichen sucht/ gefuͤh- ret/ ist leichtlich zuerachten. Doch ließ die Regentin vnder dem Marschalck do- la Chastre den Guͤlchischen Secours an ziehen/ die Vestung Guͤlch erobern/ vnnd den Teutschen Fürsten einraumen. Bald hernach wurd der junge Koͤnig Ludo- vicus XIII. Henrici IV. erstgeborner Sohn/ zu Rheims/ nach Gewonheit/ mit grossem Pracht gesalbet vnnd gekroͤnet/ allda er sieben Stunden lang in der Kir- che/ vnder schwerem Last der Koͤniglichen Zierathen/ bey Verꝛichtung deß Got- tesdienstes/ vnd der Ceremonien gleichsam geschwitzet: aber auch Heroisch geant- wort/ als man seine Muͤhe vnd Arbeit bey solchem Alter beklagte/ Er wolt es noch einmal/ vmb ein andere Kron vberstehen. Jm folgenden Jahr gab es in Franck- reich kein sonderliche Bewegung/ weil ein jeder auff der Warth stunde/ wie die newe Regierung moͤchte ein Gang nehmen. Aber im Jahr 1612. fand man raht- fam/ dem jungen Koͤnig ein Gemahlin zusuchen. Die Hugnotten meynten/ deß Hertzogen in Lothringen (der deß verstorbenen Koͤnigs leibliche Schwester/ doch ohne Leibs Erben/ zur Ehe gehabt/) aͤlteste Princessin/ vnnd Erbin solte der Kron gantz Lothringen/ wie vorzeiten mit Britannien geschehen/ zum Heurahts- gut mitbringen/ gedachten aber nicht/ daß der Hertzog von Voudemont, seinen Bruder/ den regirenden Herꝛn erben/ vnd die Toͤchter außschliessen solte. Aber der Himmel hatte es weit anderst versehen/ dann der Koͤnig in Spanien nahm die Princessin auß Franckreich/ vnnd der Koͤnig in Franckreich die aͤlteste Jnfantin auß Spanien/ beyde Kronen in Ewigkeit verhoffentlich mit Liebe zuverbinden/ zur Ehe: welches aber die Hugonotten der Kron Franckreich vor nachtheylich hiel- ten/ als wann Spanien nur suchte die Frantzosen einzuschlaͤffern/ damit die Haͤn- del in den Niederlanden vnverhindert fortgiengen. Vnder dessen kam der Marggraff von Ankre hoch an/ vnd thaͤt schier was er wolte/ auß Verguͤnstigung der Regentin vnnd Koͤniglichen Fraw Mutter/ dar- umb er groͤssern Anhang vnd Nachtritt hatte/ als einiger Printz/ ja als der Koͤnig selbst: welches verursachte/ daß der Printz von Condè, die Hertzogen von Majne/ von Nevers vnd Longueville/ vnd Bouillon, sonderlich da der Hertzog von Vandô- me bey Hoff angehalten ward/ sich auß dem Staub/ vnd in jhre Gewahrsam mach- ten/ weil sie einem andern/ vnnd weit geringern/ ohne Verwaltung deß Staads/ die einem jeden nach Stands herkom̃en gebuͤhrte/ solten auffwarten. Der Krieg gieng an/ nicht wider den Koͤnig/ wie man außgab/ sondern wider den Marggraf- fen De Statu perturbato. fen von Ankre: darumb es viel vnderhandelns gekostet/ biß die Regentin den Koͤ- nig mit grossem Gepraͤng muͤndig/ vnnd der Regierung faͤhiglassen declariren. Weil nun die Staͤnd auff deß Koͤnigs begehren/ die Notturfft der Kron zube- rahtschlagen/ zusammen kommen/ vnd dannoch den obgemelten Fuͤrsten kein Ge- nuͤgen geschehen/ griffen sie abermahl zu den Waffen/ im Jahr 1615. vmb die Zeit/ als die Koͤnigliche Heurahten solten vollzogen werden: vnnd machten sich einen Anhang bey den Hugonotten. Doch gab es wieder ein wenig Fried/ vnd newen Tumult/ als der Printz von Condè bey Hoff wurd in Arꝛest genommen/ darauß ein falsches Geschrey entstanden/ als hette jhn der Marggraff von Ankre lassen hinrichten/ deß wegen deß Marggraffen/ vnnd etlicher seiner Diener Haͤuser in Pariß/ beym Aufflauff vnd Sturmschlagen gepluͤndert worden. Vnnd diesem Vnwesen war kein Raht zuschaffen/ biß der Koͤnig im Jahr 1617. den Marggraf- fen von Ankre/ vnder dem Thor/ deß Koͤniglichen Pallasts/ bey der Gegenwehr/ durch/ den Hauptman Vitry, nidermachen lassen/ in dem das Regiment selbst er- griffen/ demnach seine Fraw Mutter vnd gewesene Verwalterin deß Koͤnigreichs nach Bloys, auff ein lustigen Wirthumb Sitz ziehen lassen: dadannoch etliche vn- ruhige Geister dieselbe verꝛeytzet/ vnd etliche vnruhige Haͤndel nachmahlen/ doch ohne sonderlichen Nachdruck/ vnder jhrem Namen angefangen. Wie es pflegt/ so schrye jeder man Barꝛabas vber den gefallenen Marggraffen/ also daß auch sein Weib/ vor eine Zauberin angeklagt/ verdampt vnnd verbrannt worden: zuge- schweigen was Vnehr vnnd Schmach der rasende Poͤbel dem Coͤrper deß Marg- graffen angethan. Gleichwohl kamen die Fuͤrsten also bald wieder nach Hoff/ vnd ergieng ein General Pardon. Es scheint aber/ grosser Potentaten Favor wolle dem blinden Gluͤck nach/ vnd nicht nach dem Gebluͤt/ Tugent vnd Verdienst gehen: darumb der Herꝛ von Luynesbey dem jungen Koͤnig in sehr grosses Ansehen kommen/ daß er deß Koͤnigs Zuneygungen lenckete/ wie er nur wolte: welches abermahl bey den Fuͤr- sten Verdruß brachte/ also daß sie sich zu der alten Koͤnigin schlugen/ vnd dem Koͤ- nig im Jahr 1620. viel zuthun machten: wurden aber durch deß Koͤnigs Waf- fen hindertrieben/ darumb es nunmehr den Hugonotten gelten solte/ welche zu Loudun wieder deß Koͤnigs Verbott lang beysammen blieben/ vnd die eingezoge- ne Kirchen Guͤter in Bearn nicht widergeben wollen. Sie hatten an Roschellen ein gewissen Hinderhalt vnd Zuflucht. Darumb legte der Koͤnig derselben Statt die Ludwigschantz vor die Thuͤr/ vnnd hielte sie/ wie ein schnauben des Rosse/ im Naßband. Dieser Vngelegenheit abzukommen/ verfertigt der Herꝛvon Sou- bise etliche Schiff/ vnnd fiel in den Hafen zu Blawet/ erobert die Statt/ vnnd fehlet der Vestung/ gewann etliche Schiff/ dem Koͤnig vnnd dem Hertzogen von Nevers zustaͤndig: schlug sich aber bey vnversehenem Wind/ wieder herauß/ nach dem die gespannete Kette/ vnnd vberdicke Seyl deß Hafens er durchschrotten las- sen: De Statu perturbato. sen: vnd vermeynte/ im fall dieser Anschlag wer angegangen/ die Ludwigschantz dardurch auffzuheben/ vnnd den Hugonotten ein Frieden nach Wunsch zuerlan- gen/ zumahl dergleichen Hafen vnd Vestung in der gantzen Welt nicht zufinden. Aber der Hertzog von Vaudôme, Gubernator deß Lands/ macht sich mit dem gan- tzen Adel auff/ vnd belagert jhn im Hafen vnd in der Statt/ auß new auffgeworffe- nen Schantzen/ vnnd dem Schloß. Vnnd hie hatten jhnen die Hugnotten ein boͤsen Rauch selbst gemacht/ vnnd den folgenden Krieg redlich verursacht/ als het- ten sie dieses stuͤcklein auff der Versamblung zu Loudun geschmiedet. Darumb fieng der Koͤnig in der Landschafft Bearn an/ thet anderwertliche Verordnung/ brachte solch Hertzogthumb theils mit guten Worten vnnd auß Koͤniglichem An- sehen/ theils durch Gewalt der Waffen zum Gehorsamb/ vnd Vollziehung seiner Mandaten/ zumahl die alte Koͤnigin jmmer zu klagte/ der vorige Koͤnig hette dem Roͤmischen Stul solches versprochen/ vnnd darinnen versirte der Kron Wol- fahrt/ besetzt er die Aempter mit Catholischen Leuthen/ vnnd fuͤhrt die Romani- sche Religion wieder ein/ nicht auß Haß gegen den Hugonotten/ sondern wegen seines Vattern seligsten Andenckens Versprechen vnd Ehre/ auff daß die Hugo- notten kein Abschew hetten/ jhme wider die Widerspenstigen zu dienen: welcher ge- stallt die vnruhige Fuͤrsten kein rechtmaͤssige Vrsach zuklagen mehr finden solten/ vnd seine Fraw Mutter sich zu Ruh begeben muͤssen. Aber die Hugonotten stel- leten sich zur Gegenwehr/ vnd erwiesen/ daß man jhnen die so theur erworbene vnd beaͤidigte Freyheiten allenthalben schmaͤhlerte/ ob schon der Koͤnig dem Hugonot- ten Lesdignieres das Ampt deß Constabels Bitt- vnnd Befehlweises auffgetra- geu. Weil es aber in Bearn, zu Tours, zu Roschellen/ vnnd allenthalben newe Haͤndel/ Tumult vnnd Rebellionen gab/ beschloß zu Eingang deß Jahrs 1621. der Koͤnig in vollem Raht/ viertzig tausend Mann zu Fuß/ vnnd sechzehentausend Pferd ins Feld zubringen/ mit welchem er allem Vuheyl beyzeiten vorkommen vnd abhelffen moͤgte. Also zog der Koͤnig auff Saumur/ vnd endert Gubernator vnd Besatzung/ belaͤgert vñ bezwang Saint lean d’Angely mit grosser Gewalt/ wie auch viel andere Orth. Dann die Hertzogen von Rohan/ vnnd Boullion waren zwistig/ vnnd suchten nur jhren Vortheil/ darumb die Hugonotten auch widrige Meynungen faßten/ in deme etliche wolten/ man solte/ vnnd moͤchte Gewissens halben dem Koͤ- nig trawen/ der nicht anders als Gehorsam vnd Vertraͤglichkeit von seinen Vn- derthanen erforderte/ darneben allen Vaͤtterlichen Willen zusagte/ auch niemahls sein Wort gebrochen hette: die andern aber meynten/ weil die eingeraumte Staͤt- te jhre Eltern vnd zum theil sie selbst mit so vielem Blut vnnd grossem Kosten het- ten erworben/ konde man solche Mittel der Sicherheit/ ohne schmaͤhliche Nach- red gegen der lieben Posteritaͤt nicht verantworten: Es moͤchte der Koͤnig wol fromb/ redlich vnnd auffrichtig seyn/ den Dienern aber vnd Ohrenblaͤsern wehr B dannoch De Statu perturbato. dannoch nicht trawen: so hielte die Clerisey vmb jhr Verderben vnnachlaͤssig an/ vnd wuͤrde dem Koͤnig das Gewissen mit der Zeit so gar enge machen/ daß er wie- der seinen Willen siever folgen werde. Vnnd dieser Meynung waren fuͤrnem- lich die Roscheller/ vnnd die zu Montauban/ mit jhrem Anhang: zwar auch nicht wenige in Langnedoc/ welche der Hertzog von Montmorancy im Namen deß Koͤ- nigs bekriegte/ vnd auff dem vesten Land dergestallt gedempfft hatte/ daß der von Soubise, sich auff die zwo Jnsuln Rè vnd Oleron, ohn ferꝛn von Roschellen/ rete- riren vnnd legen muͤssen. Der von Momorancy commandirte die drey Obersten S. Luc, Roche Foucaud vnnd Thoiras, gegen jhn: bediente sich der Hollaͤndischen Schiff vnd Voͤlcker/ wie auch der ablauffenden See/ vnnd hatte drey gantzer Tag aneinander zufechten/ biß er die Jnseln gewonnen/ vnd die Schiff theils versenckt/ theils in die Flucht gebracht. Kondte sich doch dieser Victori nicht ohne grosses Hertzenleyd erfrewen/ weil ein Schiff auff dem druckenen sitzen blieben/ an der Seiten lage/ vnnd sich nicht ergeben wolte/ sondern das Fewr in das Pulffer ge- than/ vnnd darmit vber drey hundert Mann in die Lufft gesprengt/ vnder denen auch Vauuert, Villeneufuc vnnd Veillon gewesen. Die stuͤcke flogen ein viertel Meil herumb/ vnd drey Koͤnigliche Schiff so sich angehenckt hatten/ giengen dar- uͤber zutruͤmmern. Doch wurd der Roscheller Muth nicht nur hiedurch gebro- chen/ sondern auch der gantzen Parthey Macht mercklich geschwaͤchet: geschehen im Julio 1625. Dieser gestallt theten die Hugonotten absonderlich was sie kon- den/ vnd hatten kein Haupt/ als den Hertzogen von Rohan/ der etliche Landschaff- ten an sich hatte gezogen/ aber an beyden Fittigen gelaͤhmt war. Der Hertzog von Epernon plagte die Roscheller/ vnnd der Koͤnig legte sich vor Montauban, da der Hertzog von Mayne im recognosciren/ von einem Weib (wie Abimelech) oder von einem Jaͤger durch den Kopff geschossen worden: gleich wie der Herꝛ von Sou- bise in der Jnsel Rè eine Niederlag erlitten/ vnd sich nach Roschellen ge- zogen. Nicht wenig Bestürtzung hatte es geben/ da der Graff von Manßfeld im Jahr 1622. auß Boͤhmen vnnd gantz Teutschland gewichen/ vnnd seine Voͤlcker auff Sedan gefuͤhret/ als hette der Hertzog von Buillion dieselben zu Behuff der Hugonotten lassen ankommen. Vnnd mag seyn/ daß die Practicken angespon- nen gewesen/ welche doch der Hertzog von Buillon zu nicht gemacht. Zumahl er vernommen/ daß der Hertzog von Rohan an den Constabel Lesdiquieres (so in sei- nen alten Tagen der Hugonotten Parthey vnnd Glauben verlassen/ vnnd zu den Catholischen getretten) vmb Außsoͤhnung vnnd gemeinen Frieden gesandt hatte. Der Krieg forderte mehr Zeit vnnd Kosten/ als sich anfangs niemand einbilden wollen/ weil die Hugonotten allenthalben/ auch in den geringsten Orthen sich vest legten/ daß man die gantze Armee jedemahl muͤssen heran fuͤhren/ dadurch sie deß Koͤnigs Waffen matt vnnd stumpff gemacht/ also daß der Koͤnig in dem Laͤger vor Mon- De Statu perturbato. Monpellier, Abends den 18. Oct. allen gehorsamen Vnderthanẽ den Fried zuge- sagt/ vnd gleichsamb von freyem ertheilt/ zog von einer Landschafft zu der andern/ vnnd thet seinen Einritt zu Pariß zu Eingang deß Jahrs 1623. die Hugonotten erlangten von dem Koͤnig/ eine Versamblung zu Charenton bey Pariß/ im Mo- nat November zuhalten: wie er dann genugsam bezeugte/ daß er nur die Rebel- len/ vnd nicht die Religion verfolgte/ als er den Tempel in gedachten Charenton, so die eyferige vnnd auffruͤhrische Catholischen in Pariß/ wieder aller Beampten willen/ in Brand gesteckt hatten/ wieder bawen/ vnnd die verordnete Spesen/ nicht weniger als die Gelder zu Vnderhaltung der Hugonottischen Kirchen diener jm- merzu auß der Koͤniglichen Renntkammer zahlen lassen: doch muste die Ludwig- schantz den Roschellern vor der Nasen liegen bleiben/ vnnd auff all jhr thun vnnd lassen gute Achtung geben: dann sie konden gar vbel verschmertzen/ daß der Her- tzog von Guise sie zur See so gar vbel geschlagen hatte/ darumb sie noch froh wa- ren/ den Koͤniglichen Frieden mit Danck anzunehmen/ vnnd so lang zuhalten/ biß sie wieder Lufft/ vnd Mittel/ das Spiel auff ein newes anzufangen haben koͤndten. Dieser Krieg so viel Leuthe verderbt vnnd schlaffen gelegt/ wurd dem Herꝛn von Luynes zugeschrieben/ welcher gedachte/ es muͤsten als dann die grossen Herꝛn von Hoff bleiben/ vnd hien vnd wieder zu Feld/ vor oder wider den Koͤnig dienen/ vnder dessen er deß Koͤnigs Person in seinem Gewalt hette/ vnd im truͤben Wasser fischete. Doch thet der Eyfer wegen der Religion/ vnd der Hugonotten Vngedult nicht wenig darzu. B ij Der De Statu perturbato. Der 2. Discurß. Von den dreyen Partheyen in Franckreich: deß Cardi- nals Rischelius Herkommen/ vnd Aempter/ auch geheyme Rahtsstell. Wie er den Heuraht zwischen deß Koͤnigsschwester/ vnnd dem Printzen von Wallis ge- schlossen: mit den Hollaͤndern den Bund ernewert: den Vrheber deß Mißver- stands am Hoff abgeschafft: die Cantzeley vnnd Finantzen reformiert: auch das Veltlin wieder alles einwen den erobert/ vnnd die Spanier drauß getrieben. N Ach dem der Abfall von dem Roͤmischen Stul gesche- hen/ hat es in Franckreich gemeiniglich drey Partheyen/ die Koͤnigliche/ die Malcontenten/ vnnd die Hugonotten geben. Die Koͤnige pflegten sich nim̃er der Hugonotten zubedienen/ ausserhalb Henrici III. vnd Henrici IV. weil jener sich von sein eygenen Glaubens genossen/ auß Eyfer wegen der Suces- sion/ hindergangen sahe: dieser aber in der Vncatholischen Religion aufferzogen war. Hiengegen haben die Malcontenten/ oder vnwillige Fuͤrsten bey Hoff sich gar offt bey den Hugonotten angemeldet/ vnnd durch derselben Huͤlff etwan jhre pr æ ten sionen erlangt/ vnnd den gemelten Helffern auch ein gut Wort verliehen. Vnnd ob schon die Koͤnige Franciscus I. Henricus II. Carolus IX. vnnd Henricus III. alle mügliche Mittel an die Hand genommen/ diese dritte Parthey zu dempf- fen/ vnd außzurotten/ hat es jhnen doch nicht wollen gelingen/ biß jhre gantze Macht vnder deß Cardinals Rischelius Verwaltung ist zu Wasser worden: wel- ches Werck er sonderlich wollen treiben/ damit er bey den außlaͤndischen Kriegen vngehindert moͤchte fortfahren. Wie nun dieses beginnen/ vnnd erwuͤnschtes End nicht das geringste Stuͤck seiner Klugheit vnnd seines beruͤhmbten Gluͤcks seyn mag/ also muͤssen wir jhn etwas naͤher beleuchten. Was sein Herkommen vnd Geburt belanget/ befindet sich/ daß Koͤnig Lud- wig der Dicke/ von seiner Gemahlin Abdelen/ deß Hertzogs in Saphoyen Huberti II. Tochter/ vnder andern Soͤhnen/ auch zween Roberten/ den erft- vnnd viertge- bornen gezeuget/ welcher vierte der Grosse wegen seiner Tugend genannt worden/ vnd die Statt Dreux im Bistumb Chartres, mit dem Titul eines Graffen/ zu sei- nem Erbtheil besessen. Dieser hatte von seiner dritten Gemahlin/ so theil an der Herꝛschafft Brenne gehabt/ ein Sohn/ auch Robert genannt/ vermaͤhlet mi/ Yoland Roberti, Herꝛn zu Caussy, vnnd Agnes von Henao, (so mit Balwein- Graffen in Flandern/ nochmahlen Kaysern zu Constantinopel/ vnnd mit Jsabel/ len De Statu perturbato. len Koͤnigs Philippi in Franckreich Gemahlin. Geschwistrigkind gewesen) Toch- ter. Robert der Dritte deß Namens folgt jhm in der Regierung/ als der erstge- borne/ vnnd war von Koͤnig Philippo/ Mehrern deß Reichs/ zum Ritter geschla- gen. Sein zweyte Gemahlin/ Elisabeth von Villabeon, genannt Chambellane, auß dem Hauß Nemours, gebar jhm neben einer Tochter/ Roberten den Vier- ten/ Viconten zu Chasteaudun, Nihelen vnd andern Orthen. Sein Gemahlin war Ieanne von Vandohme: sein erster Sohn/ Robert der Fuͤnfft deß Namens/ vnd Johann/ der den Bruder geerbet/ vnnd sich mit Margrethen de la Roche, sei- ner Baasen vermaͤhlet/ mit welcher er vnder andern Kindern auch Stephan/ ge- nannt Gabani gezeuget/ der sich schrieb Herꝛ zu Beausac vnnd Senonches, Vicont vnd Hauptman zu Dreux. Vnder andern Kindern brachte jhm Philippina von Mautigny, altes Geschlechts/ eine Tochter/ genannt Johannet von Dreux, an Wilhelm le Roy, Herꝛn zu Chauigny, Baussonniere, Basses vnd Chillon vermaͤh- let. Der zweyte Sohn auß diesen Heuraht/ genannt Wilhelm le Roy, nahm zur Ehe Francisca von Fontenay/ deß Herꝛn von S. Gassian vnd S. Klaren Toch- ter: dessen Soͤhn einer/ Guyon le Roy, General wieder die Engellaͤnder im Jahr 1512. mit Jsabellen von Beauual, Frawen zu Ocoich vnd Villeroye gezeuget Anna le Roye, Fraw zu Chillou, welche mit Frantz von Blessis, Herꝛn zu Rischeliu/ im Ehestand gelebet. Deme zu Folg setzen wir/ daß Henricus II. Koͤnig in Engelland/ seine Toch- ter Leonora Alfonso VIII. in Castilien vermaͤhlet/ auß welchem Heuraht Blanca, Koͤnig Ludovici IX. deß Heiligen Mutter/ vnd Berenguele, Alphonsi IX. Koͤnigs zu Leon Gemahlin entsprossen/ die ein andere Berenguele gezeuget/ vnd Johañen von Bregne, Koͤnig zu Acra vnd Jerusalem ehelichen beygelegt dieses Johannsen Tochter Johannet von Beaumont, nahm zur Ehe Guy den Achten deß Namens/ Herꝛn zu Laual vnnd Vitre. Deren Dritter Sohn war Andreas von Laual/ Herꝛ zu Louen/ welcher von Johanneten Frawen zu Pomereux zengte Johannsen von Laual/ Herꝛn von Bree: vnd dieser vermaͤhlte sich mit Francisca/ Frawen von vnnd zu Gasselin, auß welchem Heuraht Johan von Laual/ Herꝛ zu Bree vnnd Chantoseaux, sampt seiner Tochter Guyonne von Laual kommen: vnnd zum Ge- mahl gehabt Franciscum II. von Plessis, Herꝛn zu Rischeliu/ welcher gestalt deß Cardinals Genealogy/ von Vatter vnd Mutter sich erstreckt vnd beschrieben fin- det. Wir finden aber den Namen Plessis im Jahr 1201. deß Wilhelm von Ples- sis genannt wird der Valet, oder Edleknecht/ welche Ehr nur den jungen Herꝛn/ vnd Ritterssoͤhnen gebuͤhrte. Sein Sohn hieß Johann von Plessis, vnd ward in Engelland durch Heuraht/ Graff zu Warwick: der ander Sohn vnd zwar der aͤl- tere war Peter von Plessis, zun Zeiten S. Ludwigs deß Neundten/ vnd sahe Wil- helm von Plessis seinen Sohn/ vnd Peter von Plessis sein Nefen. Wilhelm von Plessis folgt diesem seinem Vatter Peter/ vnnd wurd Ritter im Jahr 1340. zeugt B iij von De Statu perturbato. von Charlotten von der Cellen/ Silvestern/ der Elisabethen Groin geheuraht/ vnd den Stam Rischelin gepflantzt hat. Sein Sohn war Geoffroy von Plessis, ver- maͤhlt mit Pe rine von Clerembeau: welche Frantzen von Plessis gezeuget/ vnnd Louys von Clerembeau, der Perꝛinen Brudergeerbet. Jhm folgte Frantz der ander von Plessis, so die Fraw Guyonne von Laual geheuraht. Dessen Sohn/ Frantz der Dritte/ nam zur Ehe Anna le Roy, wie droben gemeldet. Eins vnder ihren Kindern hieß Ludwig/ vnnd blieb vor Arien: dessen Sohn/ Frantz der Vier- te/ ließ sich sehen im Treffen bey Moncontour, zog mit Henrico III. in Poln/ wurd hernach Grand Preuost in Franckreich/ erlangt das Ritterhalßband vom H. Geist Anno 1585. als vnser Herꝛ Cardinal zur Welt kommen: war Henrico IV. sehr lieb/ vnnd starb Anno 1590. in der Belaͤgerung der Statt Pariß. Dieser Frantz von Plessis zeugte mit Susannen von der Pforten/ Henry du Plessis, Feld- marschalckeu: Frantz von Plessis, Cardinal/ Graffen zu Lion/ Primat in Franck- reich/ Bischoff zu Luçon/ endlich Ertzbischoff zu Aix in Prouence vnnd zum letzten Lyon. Der dritte Sohn war Armand Johann von Plessis, Cardinal von Ri- scheliu/ Duc \& Pair in Franckreich. Dieser Cardinal verlohr sein Vatter/ da er nur fuͤnff Jahr alt war/ geboren sonsten in der Statt Pariß: anfangs studierte er/ uͤbte sich hernach in den Waf- fen/ ließ auch diese fahren/ vnd bekam von seinem Bruder das Bistumb Luçon, im 21. Jahr seines Alters/ durch Dispensation/ welche Zeit vber er den Buͤchern ge- waltig obgelegen/ die eingeschlichene Mißbraͤuche verbessert/ die eingefallene Kir- chen wieder auffgericht/ vnnd ein Buͤchlein/ die Christliche Vnderweisung ge- nannt/ lassen außgehen. Nach Henrici IV. todt kam dieser Cardinal nach Hoff/ das Leyd zuklagen/ weil der verstorbene Koͤnig jhn pflegen sein Bischoff zunennen. Er predigt etliche mahl mit grossem Ruhm/ vnnd ward von der Clerisey deputirt/ den Vortrag in dem Saal Bourbon vor den Staͤnden zuthun. Auff daß man jhn nun bey Hoff halten kondt/ macht man jhn zum Grand Aumosnier oder Al- moßpfleger. Bald wurd er verordnet nach Spanien/ die Strittigkeiten zwischen Spanien vnnd Mantua beyzulegen: weil aber der Marggraff von Ankre vnder dessen vmbkam/ vnd die Fuͤrsten sich bey Hoff wieder einstelleten/ gab man jhm die geheyme Secretariatsstell/ so der Herꝛ von Villeroy biß dahin verwaltet/ vnnd we- gen der Fuͤrsten quittiren muͤssen. Wie nun der Herꝛ Cardinal das schreckliche Exẽ- pel am Marggr. von Ankre gesehen/ forcht er sich/ vnd begehrt sein Abschied: aber der Koͤnig gab jhm Stell vnder den Staads Raͤhten Wie auch die Koͤnigliche Fraw Mutter sich nach Bloys, von Hoff begabe/ suchte der Cardinal jhr zufolgen/ weil er ein sehr grosses Vngewitter von ferꝛn kommen sahe. Vnd weil man auch Sorg truge/ er moͤcht mit der alten Koͤnigin etwas anspinnen/ verfuͤgter sich zu seiner Probstey Caussay, dreyssig Meilen von Bloys. Vnd aber seine Neyder jhn so na- he nit leiden konden/ auch die alte Koͤnigin gern aller jhren trewen Diener beraubt hetten/ De Statu perturbato. hetten/ verfuͤgt er sich nach seinem Bistumb/ gen Luçon: vnnd wurd vnder einem Ehrentitel nach Auignon geschickt. Hie fing man an zuerkennen daß man seines Beyrahtens hochnoͤhtig wer/ als nemblich der Herꝛ von Luynes Constabel worden/ vnnd alle grosse Herꝛn ver- aͤchtlicher weise hielte: darumb sie die alte Koͤnigin zu Bloys angeschrihen/ vnnd jhr herauß geholffen/ auch ein maͤchtig Kriegsheer auff die Beyn gebracht/ der Constabel vnnd der Koͤnig theten gute Gegenverfassung/ begehrten doch beyde schrifftlich an den Cardinal/ nach Angoulesine zuziehen/ vnnd diesen Vnwillen beyzulegen: wie er dann die alte Koͤnigin dahin bracht/ daß sie dem Koͤnig jhrem Sohn nachgeben vnnd die Fuͤrsten jhre Schuldigkeit erkennet/ auch zu Coussiers selbsten Vnderꝛedung gepflogen/ vnnd dem Koͤnigreich wieder Ruhe verschafft. Wie nun der Cardinal der alten Koͤnigin nach zoge gen Pouques, macht man jhn vor vielen andern zum Verwalter der Sorbonna: allda er den Doctor Richern dahin gebracht/ daß derselb etliche wenige Meynungen/ so auch dem Parlament zuschaffen gaben/ fallen lassen: im vbrigen wurd das gantze Gebaͤw nach der kunst/ vnnd sehr bequem zu dieser vralten hohen Schul zugerichtet. Weil nun der Koͤ- nig dieses hohen Geistes Eyfer vnnd gluͤckliche Verꝛichtungen sahe/ auch die alte Koͤnigin diesen jhren trewen Diener wolt zum muͤglichsten befoͤrdert sehen/ wurd er nach Hoff in das Cabinet/ vnd zum jnnersten geheymsten Raht/ ja Verwalter deß Koͤnigreichs/ doch vnder deß Koͤnigs Namen/ beruffen. Dann man sahe wohl daß der Marggraff von Vieuuille, der nach dem Herꝛn von Pisieux, an deß Herꝛn von Luynes Stell war getretten/ zwar Fried vnnd Ruhe suchte/ aber einem solchen Last gar nicht gewachsen wer: zu deme auch nichts heymlich hielte/ vnd ge- gen jeder maͤnniglich sich rauh vnd hochmuͤtig erzeigte. Das allererste Werck/ so der Cardinal vornahm/ war der Heuraht zwischen dem Printzen von Walliß in Engelland vnnd der Koͤniglichen Princessin Hen- riette Marie auß Franckreich: darbey er diese verschiedene Absehen hatte/ erst- lich den Heuraht von Spanien abzuwenden/ weil der Printz selbst in Spanien war gewesen/ vnnd nach vielem Auffzug vnverꝛichter Sachen wieder abgezogen/ als die Spanier gar zu grossen Vortheil auff Engelland/ wie vorzeiten mit der Koͤnigin Maria/ gesucht: ob vielleicht eine Offension hierauß entstehen koͤndte. Zum andern/ die Catholische Romanische Religion in Engelland zustabiliren/ welches biß dahin durch mancherley Practicken nicht wollen angehen: jetzunder aber mit Willen geschehen koͤnde. Zum dritten/ daß der Catholischen hitziger Eyfer in Engelland wohl so viel anzedeln wuͤrde/ daß die Engellaͤnder einander selbst in die Haar geriethen/ vnnd also den Frantzoͤsischen Waffen keinen Eintrag weder in Teutschland/ noch in den Niederlanden/ oder auch in Franckreich thun koͤnden/ viel mehr sich an Franckreich halten/ vnnd den teutscheu Fuͤrsten zur vori- gen Freyheit wieder verhelffen/ auch von den Rebellischen Hugonotten in Franck- reich De Statu perturbato. reich gaͤntzlich lassen wuͤrdẽ. Auch wußte er mit beydẽ Graffen auß Engelland/ von Carlile vnd Holland solcher gestalt vmbzugehen/ daß sie wegen der Religion keine Beschwerlichkeit mehr machten. Dann er hielt jhnen vor/ der Koͤnig wer der erstgeborne Sohn der Kirchen/ vnnd koͤnd ohne Verguͤnstigung deß Bapfts hier- in gar nichts thun. So solten auch der Koͤnig vnnd das Parlament in Engel- land vber der Religion so gar steiff nicht halten/ weil sie bey jhrem hohen Verstand selbst finden koͤndten/ daß sich die Gewissen nicht zwingen liessen/ vnnd daß eben/ daher so mancher Auffstand geschehe. Nun hatte bereyts der Ertzbischoff von Ambrun/ Frantzoͤsischer Gesandte/ in Landen selbst/ mit Koͤnigs Jacobi gutem Belieben/ vber zwantzig tausent Menschen gefirmt. Doch reyßte der Marggraff von Effiat zu jhm/ daß er das Parlament so gar hoch hierin nicht achten solte/ weil es mehrentheils Puritanisch/ vnnd der Koͤniglichen Hoheit zu wieder were. Als wurden die Heurahtspuncten den 10. Nov. 1624. in Pariß verglichen vnnd vnderschrieben/ mit sehr grossem Vortheil der Catholischen in Engelland/ welche dadurch in Freyheit gesetzt/ nichts mehr zufoͤrchten hatten. Das aller fuͤr- nembste war/ daß die Princessin/ vnnd kuͤnfftige Koͤnigin jhre Capellen/ Priester vnnd Hoffdiener/ auch deren Kinder Diener auß Franckreich selbst wehlen/ vnnd kein andere/ als Catholische nehmen moͤchte/ die sonst niemand vnderwuͤrffig von jhr allein dependirten: vnd die Kinder dreyzehen Jahr lang bey sich behalten/ vnd nach Belieben aufferziehen moͤchte. Welches dann vmb so viel mehr zuverwun- dern/ daß man nicht wegen der Religion/ sondern wegen Staadssachen der Jn- fantin auß Spanien/ als sie nach Pariß kommen/ alle Spanische Diener vnnd Damen genommen/ hiengegen aber Jnheymische vnnd Frantzoͤsische gegeben. Doch wurd Pater Berule nach Rom/ wegen der Dispensation gesandt: der aber das Werck mehr schwerer gemacht/ als es an sich selbsten/ vnd bey dem Roͤmischen Hoff/ der allzeit sich grosser Wichtigkeit vnnd Circumspection annimbt/ gar nicht noͤhtig war: also daß der Frantzoͤsische Abgesandt/ der Herꝛ von Bethune, auß Sorg/ es moͤchte das Parlament in Engelland den gantzen Handel vmbstossen/ dem Bapst vnd den Cardinaͤlen nicht nur die Notturfft vortragen/ sondern auch zu End seiner Rede mit wenigem andeuten muͤssen/ es hielten viel Schrifftgelehr- ten darfuͤr/ man koͤnde deß Bapsts vnbegruͤßt in dergleichen Faͤllen forthfahren. Dem nach verstarb Koͤnig Jacobus mitlerweil/ vnd wurd der Heurath zu Pariß durch den Hertzogen von Bouquingan vollzogen/ die Princessin nach Engelland gebracht/ vnnd im Jahr 1625. zu Endt deß Monats Junij dem Koͤnig beygelegt/ vnnd Koͤniglich gehalten. Auß diesem Heuraht erhielte gleichwohl Franckreich diesen Vortheil/ daß den Hugonotten kein offentliche Huͤlff zukommen/ vnnd daß dieselbe starcke Parthey von aussen Huͤlffloß zu Grund gerichtet werden koͤn- nen. Das De Statu perturbato Franciæ. Das zweyte Stuͤck/ so der Cardinal noch im Jahr 1624. verꝛichtet/ war der ernewerte Bund mit den Hollaͤndern. Dann dieselbten schickten die Herꝛn von Nortwick/ võ Paw vñ võ Esten/ als Extraordinari Gesandten/ nach Compiegne zu dem Koͤuig/ vnd klagten/ daß jhre Feinde die so thewr erworbene Freyheit such- ten zuvernichten/ darumb der Koͤnig den vorigen Bund mit jhnen ernewern/ vnd vber diß beysolcher Noth ein ansehnliche Summ Geldts auch vorschiessen wolte. Der Koͤnig zoge zu Gemuͤth/ daß seine Kron hiedurch nur desto herꝛlicher seyn wuͤrde/ vnnd daß hie nichts wider die Gerechtigkeit vorgienge/ dieweil das Hauß Oesterꝛeich bey Vernichtung der Fundamental Gesatzen der Provintzen sich jhrer Obrigkeitlichen Hoheit selbst verlustigt gemacht/ die Hollaͤnder zu einer Gegen- wehr genoͤhtigt/ vnnd also verspielet. Welches das Hauß Oesterꝛeich bey den Tractaten Anno 1609. vnd im Schluß vom zwoͤlff jaͤhrigen Stillstand der Waf- fen selbst nachgeben/ vnnd gestanden hette. Darauff dann Engelland/ Denn- marck/ Schweden die mehrere teutsche Fuͤrsten/ vnd Hansestaͤtte/ auch Venedig gangen/ vnd sie vor eine freye Republic erkennet. Der Cardinal thet noch hien- zu/ die Hollaͤnder hetten sich von mehr dann sechzig Jahren her vmb gantz Europa/ sonderlich vmb Franckreich hoch verdient gemacht/ daß sie allein dem Spanischen Ehrgeitz widerstanden/ vnd die Spitz abgebissen. Vnd da der Koͤnig den Grau- buͤndern Huͤlff zuleysten gedaͤchte/ koͤndte diese starcke Diversion die Spanische Macht/ den Frantzoͤsischen Waffen zum Vortheil/ von einander halten. Vber diß alles hatte Henricus IV. sich sehr wohl bey dieser Buͤndnuß in seinen eusser- sten Noͤhten befunden: wann dann niemand wissen koͤnde/ was Gott nochmahlen vber Franckreich verhengen wuͤrde/ hette man allhie die beste Gelegenheit sich einer gewissen Huͤlff ins kuͤnfftige zuversichern. Man vergliche sich daß der Koͤnig jh- nen in dreyen Jahren drey Millionen zweymahl hundert tausent Pfund mit die- sem Bedieng solte vorleyhen/ daß sie die Erstattung in den ersten dreyen Jahren nach geendetem Krieg theten: daß sie ohn sein Wissen vnd Verwilligung mit kei- nem Staad Fried oder Anstand machen solten. Vnd da jhre Mayestaͤt außge- rüstete Orlogschiff haben muͤsten/ sie dieselben vmb billichen Preyß entweder ver- kauffen/ oder darleyhen solten. Vnnd da jhre Mayestaͤt den Krieg anfing die Helfft gemeldter Geldter zuerstatten/ oder biß zu Abtrag der gantzen Summ/ mit jhren Schiffen zudienen/ auch die Frantzoͤsische vnderhaltene Voͤlcker in solchem fall biß nach Calais oder Diepen zulieffern/ gehalten weren. Das dritte Stuͤck/ darin der Cardinal seine Weißheit sehen ließ war/ daß er den Obersten Ornano wieder auff freyen Fuß brachte. Dieser Oberste war deß Hertzogen von Orleans Gubernator/ vnnd lag diesem jungen Herꝛen an/ deß Koͤnigs Kaltsinnigkeit so stillschweigend nicht vorbey zulassen: es war aber sein Jntent/ jhm einen Anhang zumachen/ vnnd in truͤbem Wasser zufischen/ so ferꝛn/ daß er sich auch etwas wichtiges vernehmen ließ/ wie der Marggraff von Vieuuille, C so nach De Statu perturbato Franciæ. so nach dem Herꝛn von Pisieux deß Koͤnigs Staad verwalten/ anbrachte. Well nun hierauß kein geringes Vnheyl entstehen koͤnnen/ meynte der Cardinal/ man solte den erstẽ Fehler/ wañ man sie auff jener Seit erkeñete/ vñ auff dieser ver- hindern koͤndte/ vbersehen/ zumahl solches zu grosser Trew ins kuͤnfftige dienete: daß der Oberst Ornano zu hoch gestiegen/ vnnd also den Schwindel bekommen. Darumb befahl der Koͤnig/ daß der Oberst in sein Gubernament/ nach Ponthaint Esprit sich verfuͤgte. Wie aber der Oberst sich auff seinen Herꝛn verließ/ vnnd nicht meynte/ daß man alles in Kundschafft bracht hette/ vermocht er seinen Herꝛn/ vor jhn zubitten/ oder zubochen/ daß er bey Hoffbleiben moͤchte. Der Koͤnig aber ließ sich durch keine Bitt/ wie jnstaͤndig vnnd hefftig es auch von seinem Herꝛn Bruder geschahe/ von seiner Resolution abwenden/ dieweil jr beyder enge Freund- schafft sich sonsten trennen koͤndte/ vnnd Ornano selbst nicht verstuͤnde/ in was vor Gefahr er sich steckte/ demnach befahl/ man solte diesen vnbesonnenen Obersten in die Bastille setzen/ vnd vber wenig Tage auff das Schloß zu Caën fuͤhren. Das Gefaͤngnuß stund jhm vbel an/ vnnd ersucht den Cardinal/ jhm wieder herauß zu- helffen/ welches auch geschah/ aber nach dem der Marggraff von Vieuuille in Vn- gnad war gefallen. Dann der Koͤnig gab jhm vorige Stell wieder/ vnnd trawte feinem vielfattigen Versprechen/ regaliert jhn auch mit einer ansehnlichen Sum- ma Gelds. Dannoch vergaß er seiner selbst/ vnd mischt sich in der Damen Wirꝛ- wesen/ die jhm in die Ohren bliesen/ jederman foͤrchtete jhn/ wegen seines Herꝛn. Dadurch wuchs jhm das Hertz/ daß er auß geben doͤrffen/ wann man jhm nicht ein Marschalckstab gebe/ wolt er/ etlichẽ Fuͤrsten Zugefallen/ seinen Herꝛn vom Hoffmachen weichen. Wie solches vorkam/ gedacht der Koͤnige jhn auß dem Weg zuraumen/ oder doch wohl zuverwahren/ auff daß nicht was aͤrgers darauß entstuͤnde. Aber der Cardinal erinnerte jhn seiner Clementz/ zumahl auch man nach einem solchen Ehren Ampt/ jhn mit desto groͤsser Schmach koͤnde hienstecken/ im fall er sich gar nicht bessern wolte. Wie nun der Cardinal sahe/ daß die alte Koͤnigin an der Regiersucht noch kranck gienge/ braucht er all sein Wohlredenheit/ jhr zuerweisen/ daß sie von dem Regiment dermahleins solte ab- lassen/ so wuͤrde aller Argwohn bey dem Koͤnig von sich selbsten fallen/ welches auch endlich gerahten/ vnnd ein kleine Zeit gut gethan. Nach der Koͤnigin war der Hertzog von Orleans der hoͤchste vnnd nechste/ welchen der Oberst Ornano, nun- mehr Marschalck gubernierte: Nun wolte die alte Koͤnigin niemand neben dem Koͤnig wissen/ vnnd wo sie den Koͤnig nicht selbst moͤchte regieren/ doch sein Ohr vnd Gemuͤth allein besitzen. Darumb kostet es viel Muͤhe/ biß der Koͤnig mit jh- rem Belieben seinen Bruder auch vmb etwas zu wichtigen Geschaͤfften zoge. Den- noch giengen die heymliche Verbuͤndnussen wider jhn forth: darumb thet er sich nach Fontanieblau/ auff das Lusthauß/ die heymliche Practicken in einem engen Bezirck De Statu perturbato Franciæ. Bezirck besser als in dem Getuͤmmel zu Pariß zuvermercken. Vor allen Din- gen sahe vnnd hoͤrte der Koͤnig selbst/ wie der Marschalck Ornano den Hertzogen von Orleans manchmahl ein gantze Stunden lang vornahm/ von dem bevorste- henden Heuraht/ zwischen jhm vnd der Princessin/ vnnd Erbin Maria von Mon- pensier, abwendig machte: vnd den Koͤnig selbst kitzelte/ in dem er jhn doͤrffen ver- melden/ wer zu deß Hertzogen von Orleans Heuraht rahte/ meyne es mit dem Koͤ- nig nicht trewlich: angesehen die Kinder so kommen wuͤrden/ jedermans Gemuͤth nach sich/ von dem Koͤnig abziehen solten. Aber der Koͤnig sahe nur auff deß Marschalcks falschen Sinn/ vnd ließ jhn nach geendigter Jacht durch den Haupt- man Hallier greiffen/ vnnd nach Bois de Vincennes fuͤhren/ allda er bald hernach/ auß Verhaltung seines Wassers gestorben. Der Koͤnig ließ sich nichts anders mercken/ als daß er an die Fraw Mutter schrieb/ es wer geschehen/ weil er zwischen jhm vnnd dem Hertzogen von Orleans wollen Vnfug anstellen. Vnd eben diese Antwort gab er auch gemeltem seinem Bruder/ welcher nicht vnderlassen kondt/ sein Vnwillen mit dieser Gegenrede zubezeugen/ da er solches vor wahr wißte/ wol- te er jhn selbst vor Gericht anklagen vnd verfolgen: doch muͤßte man nothwendig Achtung geben/ daß nicht etwan seine Feinde jhm dieses Bad faͤlschlich zugerich- tet hetten. Was aber eygentlich vor wichtige Sachen damahls gekochet worden/ wird der Graff von Chalais mit der Zeit entdecken/ vnnd mit dem Kopff das Ge- lach bezahlen/ vnnd weil die Engellaͤndische Gesandten/ sich wegen verzogener Dispensation deß Bapsts vber den Heuraht/ etwas lang bey Hoff hielten/ gab es allerhand heymliche Practicken bey den Damen/ darumb auch die von Veruet auß Befehl deß Koͤnigs sich von Hoff/ neben etlichen andern/ in die Einsame be- geben muͤssen: daruͤber schier das gantze Frawenzimmer dem Cardinal spinnen feind worden/ als mißgoͤnnete er jhnen die frewdige Zusammenkunfften. Gleich- wohl ist sich zuverwundern/ wie der Cardinal alle diese Heymlichkeiten erforschen/ vnd ersinnen/ der junge Koͤnig aber verschweigen/ jhnen das Maaß gantz voll geben/ vnnd die Garn/ daß sie selbst hienein gefallen/ so wohlspannen koͤn- nen. Das vierte Stuͤcklein/ einer sonderbahren Klugheit ließ der Cardinal dar- in sehen/ daß er dem Koͤnig an die Hand gab/ wie er die hohen Aempter solte bey Hoff anordnen. Dann als der Koͤnig die Augen je laͤnger je mehr auffthet/ ließ er den Marggraffen von Vieuuille fahren/ vnnd jhm deß Cardinals Manieren zum besten gefallen: ja er befahl/ man solte gedachten Marggraffen zu S. Ger- main greiffen/ nach Amboise fuͤhren/ vnnd gefangen setzen: die Vrsach schrieb er selbst an das Parlament/ daß derselb die in seiner gegenwart gefaßte Resolutionen geaͤndert: mit den Abgesanden/ so sich bey jhm hielten/ wider sein Befehl tractirt: zu vnderschiedlichen mahlen den jenigen Haß/ so er auß eygenem Widerwillen ge- gen einem oder dem andern erweckt/ auff jhre Mayestaͤt verschoben: vnnd endlich C ij falsche De Statu perturbato Franciæ. alsche Nachricht erdacht vnnd beygebracht/ damit jhre Majestaͤt sich vor denen schewen solten/ die jhm zu grosser Confidentz Vrsach geben hetten/ weil nun der Koͤnig jhn selbst gewarnt/ er solte anderst verfahren/ vnd seine Verordnung fleissi- ger beobachten/ auch in Worten vnnd Wercken behutsamer gehen/ vnnd alle grosse Herꝛn bey Hoff jhm durch seinen hochmuͤtigen Geist/ vnd dann/ daß er die Koͤnig- liche Donationes hinderhalten/ auch neben seinem Schwigervatter auß dem Koͤ- niglichen Schatz grosse Summen entwendet/ hat man jhm leicht diesen Stein stossen koͤnnen. Weil er aber auch vber die Finantzen gesetzt war/ mußte dieselbe Stell wie- der versehen werden. Der Cardinal gab den Raht/ weil es damit viel ein ande- re Beschaffenheit hette/ als mit der Heymlichkeit eines Staads/ moͤchte der Koͤ- nig vor einen/ jhrer zween ansetzen/ damit der Eyfer gegen einander sie im rechten Gelayß hielte: vnd solche Leuth wehlen die auffrichtig vnnd from weren/ auff daß zum wenigsten einer getrew bleibe: solche muͤsten alte versuchte Maͤnner seyn/ we- gen deß Ansehens bey dem Volck vnnd der Sparsamkeit/ so das Alter mit sich bringt: nicht zu arm/ noch zu maͤchtig: sondern ordentlicher Haußhaltung ge- woͤhnlich. Vnd hierzu wurden vorgeschlagen vnnd benamt die Herꝛn von Cham- pigny vnd von Marillac. Wie nun deß Marggraffen von Vieuuille Vngluͤck diese zween herfuͤr gezo- gen/ also hat der Todt den Cantzlar in Franckreich/ den Herꝛn von Sillery hienge- nommen/ vnnd dadurch den Siegelverwahrer/ den Herꝛn von Haligre, hoͤher ans Bret/ vnnd auff den leeren Stul gebracht. Deß Cantzlers Vngnad wurd von etlichen dem Marggraffen von Vieuuille, als der kein dapffern Mann vmb sich lei- den koͤndte: von andern dem Cardinal zugemessen/ als ob er nur seine Creaturen/ vnnd kein andere in hohen Aemptern zusehen jhm vorgenommen hette. Es war aber weit gefehlt bey diesem Vmbwechsel/ vnnd verstunde Haligre selb wohl vnder der Hand/ daß jhm deß vorigen Cantzlers Schuhe nicht gerecht waren/ vnnd daß sich der Cardinal seiner halb schaͤmete/ auch deßwegen jhn offt ließ zu sich kommen/ die schlaffende Frombkeit in den vielfaltigen Geschaͤfften auffzumuntern/ vnd ab- zuschleiffen. Wie jhm dann der Koͤnig bald hernach das Siegel nahm/ vnnd dem Marillac vbergeben/ weil er dem Monsieur nicht vnder Augen sagen doͤrffen/ dem Ornano wer recht geschehen. D’ Effiat kam an Marillac Stell. Was aber nicht im Sack ist/ kan man schwerlich drauß bringen/ vnnd sagte jener: der Esel ist fromb/ vnnd nichts mehr/ darumb kompt er gen Hoff/ wann er soll Saͤck tragen/ sonst laͤßt man jhn wol hinder dem Zaun Disteln grasen. Nach diesem gieng es an die Finantzen: vnnd ist in Franckreich jederzeit ge- schehen/ daß die Verwalter der Koͤniglichen Einkommen in wenig Zeiten vber- maͤssig reich worden/ Herꝛschafften an sich erkaufft/ Kinder mit groben Sum- men verheuraht/ vnnd ein herꝛlichen Staat gefuͤhret/ aber wenig im Koͤniglichen Schatz De Statu perturbato Franciæ. Schatz gelassen. Wie nun der Herꝛ von Marillac, deme die Ruhe sein Lebtag verdrießlich gewesen/ diese Auff sicht neben dem Herꝛn Champigny bekommen/ griff er den Handel frisch an/ vnd bracht dem Koͤnig die biß dahin gepflogene Ren- cken heyß fuͤr/ daß grosser Zorn entstund/ vnnd jhnen allen/ ohne vnderscheyd die Koͤpffe wackelten. Der Cardinal gab den Raht/ der Koͤnig solte auß allen Par- lamenten die aller Gewissen haffteste beschreiben/ vnnd zu diesem Ende neben etli- chen auß der Rechenkammer/ vnnd von dem Supplications Ampt niedersetzen: welche dann vber sechs Monat beysammen blieben/ vnd manchem ein Schweyß- bad ohne Hitz zubereytet. Wie aber das Vngluͤck jhrer so gar viel ergriffe/ ließ sich der Cardinal bewegen/ daß er den Koͤnig zur Clementz beredet/ welcher auch daran vergnuͤgt blieb/ daß ein einiger seinen Geitz mit dem Strick/ vnd etliche we- nige neben jhm in der Copey (weil sie das Original auß dem Land getragen) be- zahlet/ alle andere aber an dem Beutel sehr starck zur Ader lassen muͤssen. Das fürnembste war/ daß der Cardinal die Verordnung that/ daß diese Kammer vber die Finantzen solt jede zehen Jahr gehalten werden/ welches manchem ein Ruͤck- dencken machen solte. Zum andern muͤsten die angezaͤpffte selbstenden Vor- schlag thun/ aber das eusserste zugewarten haben/ wie diesem Vnheyl vorzukom- men/ vnnd die Finantzterer im Zaum zuhalten weren/ daß kein Betrug nicht koͤn- de vnvermerckt vorgehen. Etliche hielten diese Procedur vor vnguͤtlich/ als het- te man Vespasiani Exempel hierin wollen folgen/ der einen duͤrꝛen Schwam an ein feucht Orth legt/ vnnd wohl ließ Wasser an sich ziehen/ aber bald druckte/ daß er wieder duͤrꝛ wie zuvor worden. Es muß ja in diesen Haͤndeln seine sonderliche Rencken vnd gantz verborgene Gaͤnge haben/ weil Aristides wegen bekandter Ge- rechtigkeit ein sehr beruͤmbter Mann/ von seinen Amptsgenossen/ denen er das zu- greiffen nicht wollen verstatten/ wegen geraubten gemeinen Geldts angeklagt/ von dem Volck verdampt/ vnnd auff etliche Jahr der Statt verwiesen worden. Als er nun wiederkam/ vnnd das vorige Ampt wieder bedienen solte/ weil man an- fieng den Betrug zumercken/ blieb er zwar selbst fromb/ sahe aber ohne erinnern vnd abmahnen durch die Finger in allen Stuͤcken/ vnnd wurd eben deßwegen bey abgelegtem Ampt von seinen Gesellen zum allerhoͤchsten gepriesen: welches er dem Volck zur Nachricht nicht verschweigen wollen. Das fünffte Muster einer sonderlichen Klugheit an dem Cardinal verspuͤr- te man darin/ daß er den Koͤnig zu Eroberung deß Veltlins gebracht. Nun ist zuwissen/ daß das Veltlin/ wie ein langer dieffer vnnd breyter Graben vnden am Alpengebuͤrg gegen Jtalien ligt/ zwantzig Meilen lang/ vnd eine Meil breyt/ son- sten vnder der Graubuͤndner Hohen Obrigkeit. Franckreich wurd jhr Schutz- herꝛ/ bey den Kriegsvbungen in Jtalien/ vnd ließ dieselbe Gerechtigkeit vnder Lu- dovico XII. vnd Henrico IV. ernewren. Wie aber die Religion auch deren En- den von vielen wurd geaͤndert/ gab es Verbitterung/ Mord vnd Wuͤrgen/ daß man C iij von De Statu perturbato Franciæ. von Anno 1617. biß 1621. neunmal sie vnder vnd gegen einander selbst in den grim- migen Waffen gesehen/ da bald eine/ bald die andere Parthey die Oberhand be- kommen/ vnd doch nicht lang erhalten/ aber die Haͤnd im Blut gewaschen. End- lich suchten die Catholischen Schutz vnnd Huͤlff bey dem Spanischen Guberna- tor zu Mayland/ vnd bey Ertzhertzog Leopolden: die dann vngeseumbt sich der Ge- legenheit bedient in das Thal eingefallen/ vnd das Voͤlcklein im Zaum vnd vnder den Sporen zuhalten/ allenthalben Vesten vnnd Schantzen gebawt/ auch starcke Besatzungen eingelegt. Welches sie vmb so viel freyer thun wollen/ weil von alters her/ diß Thal nach Meyland gehoͤrig gewesen: vnnd die Schweitzer neben den Graubuͤndnern An. 1512. dem Frantzosen entzogen/ vnd Hertzog Maximilian zu Mayland eingeraumbt. Dann dieser Hertzog gab den Schweitzern die Graff- schafft Bellens, die Aempter Louuerse, Lugarie, Mendruse vnd Meyenfeld: den Graubuͤndnern aber das Veltlin/ vnd die Graffschafften Wone vnd Cleve/ zu e- wigen Zeiten: darinnen aber die Voͤgte gemeiniglich sehr vbel gehauset/ vnd die Vestung Fuentes zubawen Vrsach geben. Weil nun dieses Laͤndlein der fuͤrnembste Paß ist zwischen Teutschland vnd Jtalien/ gedachte der Cardinal deß Spaniers Beginnen muͤßte mit der Zeit der Kron Franckreich zu Schaden gereychen/ vnd verschuff/ angesehen der Koͤnig damahlen mit den Hugonotten verwirret war/ vnd keine Verfassung vor fremb- den Lande nicht wohl thun konde: zu deme auch allen Glimpff auff seine Seit zie- hen wolte/ daß der Marschalck Bassampiere deßwegen ein extraordinari Bott- schafft/ nach Spanien verꝛicht/ vnd die Tractaten zu Madrill mit grosser Muͤhe so weit gebracht/ daß den Catholischen im Veltlin mehr Freyheit gedeyhen/ die Schweitzer aber dieselben Tractaten Handzuhaben sich verpflichten solten/ welches sie hernach Weitlaͤufftigkeit zuverhuͤten/ vnd newen Haͤndeln vorzukommen/ nit leysten wollen: also daß durch neben Tractaten dieser Paß dem Spanier vnd dem Hauß Oesterꝛeich offen geblieben/ daruͤber Saphoyen/ Venedig/ vnnd alle andere Staͤnde/ so an Oesterꝛeich nicht hafften/ gewaltig geeyffert/ vnd bey dem Koͤnig in Franckreich geklaget/ auch endlich einen Bund gemacht/ das Laͤndlein in vorigen Stand wiederzubringen. Wie nun Spanien in den Niederlanden beyde Haͤnd voll zuthun hatte/ vnd das teutsche Vnwesen noch gantz verworꝛen sahe/ schlug er vor/ die new erbaw- te Vesten dem Bapst Gregorio XV. biß zu Außtrag dieser Spaͤhn/ in Handen zu- stellen: dazu Franck nich doch endlich verstehen wollen. Vnder dessen tractirten auff Frantzoͤsischer Seiten der Commenthur von Sillery, vnnd auff Spanischer Seiten der Hertzog von Pastrana, in deme Vrbanus VIII. zum Bistumb kommen/ da Sillery, vielleicht auß Verdruß/ daß sein Bruder nit mehr Cantzlar seyn solte/ dieses vbersehen/ daß er eingewilligt/ dieser Paß solte dem Spanier nur allein zu seinen Niederlaͤndischen Kriegen offen stehen: welches bey Hoff sehr vbel auff- genom- De Statu perturbato Franciæ. genommen/ vnnd nicht behelligt/ er aber zu ruͤck beruffen/ vnnd an seine Stell der Herꝛ von Bethume verordnet worden. Der Bapst hatte sein Absehen auff die Religion/ welche auch Spanien be- stes fleisses wuste vorzuschuͤtzen: so beobachtet Franckreich die Religion/ vnnd die Policey. Hie gab es mancherley Vorschlaͤge/ welchen aber Franckreich jmmer- zu begegnete/ auch dem Bapst sein gethane Spesen zuerstatten/ so wohl als Spa- nien thun koͤnde/ verwilligte: biß endlich der Marggraff von Cæuuares Ordre be- kam/ in Schweitz Voͤlcker zuwerben/ vnnd die vertriebene Graubuͤndner an sich zuziehen/ wie dann mit Wunderpracticken er etliche tausent auffgebracht/ vnnd v- ber die verwaigerte Paͤßeintzelen oder mit Gewalt gefuͤhrt/ nach dem er hieden Weg mit Kronen eben gemacht/ dort vnversehens durchkommen/ an einem an- dern Orth sich schroͤcklich erzeyget: in dem die Kron Franckreich mit dem Hertzo- gen in Saphoyen/ vnnd den Venetianern sich verglichen/ vnnd einen Bund ge- macht/ vnnd also in das Veltlin gefallen/ auch alles/ biß auff die Veste Riua vber- waͤltiget/ doch den Baͤpstischen Fahnen allen Respect erwiesen. Die Spanier lagen eben vor Breda in Niederland/ vnnd konden kein merckliche Huͤlff thun: so achtet man deß Bapsts querulieren auff Frantzoͤsischer Seiten nicht/ vnd ließ sein Gesandten Bernardino Nary vnverꝛichter Sachen/ wie auch endlich den Cardi- nal Barbarini wieder hienziehen/ weil die Tractaten zu Madrill nicht wolten voll- zogen werden: dann der Bapst/ als ein gemeiner Vatter/ sich vnpartheyhisch er- zeygen/ vnd vnder dem Schein der Religion die Weltliche Hohe Obrigkeit nicht schwaͤchen/ oder gar vmbstossen solte: zumahl der Spanier vnder dem scheinbaren Vorwand der Religion der Kron Franckreich sehr nach theiliche Sachen vorneh- me/ welche Sachen die Religion im geringsten nicht betreffen kondten. Doch gab es ein Stillstand auff etliche Monat/ so aber nach Vbergab der Vesten Chi - uenne angefangen/ vnd der Vesten Riua zu gut kommen. Spanien wolte hie nicht feyern/ bracht die vbrige Staͤnde in Jtalien zu ei- nem Gegenbund/ machte groß Wesen von Vndertruckung der Catholischen/ vnd Befoͤrderung der Ketzer/ ja von dem Frantzoͤsischen Joch vber gantz Jtalien/ sampt einer zukuͤnfftigen vbergrossen Kriegsverfassung. Aber Franckreich achtet sol- ches alles nicht/ ausserhalb daß Spanien die Hugonotten/ sonderlich die Roschel- ler in jhrer Rebellion staͤrckie. Zuverwundern/ daß der Cardinal/ als ein Seul der Roͤmischen Kirchen/ der Religion vngeachtet/ wegen eines einigen Paß/ vnnd etwan seines Koͤnigs eytele Reputation bey den Außlaͤndischen zuerhalten/ den Ketzern vorgestanden/ da doch sonsten vmb der Kirchen Nutzen willen aller andere Respect faͤllt/ vnd wohl ein geleyster Eyd vnbuͤndig wird. Doch moͤchte er etwan im Conclaue zu Rom/ als im Cabinet zu Pariß reden wollen. Einmahl vor all/ diß Veltlinische Wesen gab genugsame Anzeigung/ daß Franckreich vmb sich greiffen/ vnnd den Spaniern mit der Zeit die Spitz biethen wuͤrde: darumb auch Spa- De Statu perturbato Franciæ. Spanien allenthalben maͤchtige Fuͤrsehung auff kuͤnfftige Faͤlle thun muͤssen/ vnd bey dem teutschen Vnwesen sich nicht allerding herauß lassen doͤrffen. Der 3. Discurß. Von deß Graffen von Manßfeld Practicken: deß Her- tzogen von Saphoyen Krieg wider Genua/ vnd Fried. Der Hollaͤnder Begehren abgeschlagen. Der Hugonotten Frieden bestetigt. Von Vnwillen zu ischen dem Frantzoͤsischen vnd Engellaͤndischen Hoff. Wie Lothringen ein Manns Lehen sey: vnd Verdun bevestigt worden. Wie der Cardinal den Protestirenden in Teutsch- land Huͤlff gethan. Wie ein grosse Conspiration wider den Koͤnig entdecht/ vnnd gestrafft worden. D Er Graff von Manßfeld gedachte sich groß zuma- chen/ sahe aber das Boͤhmische Wesen auff Pfaͤltzischer Seiten zu truͤm- mern gehen/ vnnd vermeynte der Sachen zuhelffen/ wann er gantz Eu- ropa wider das Hauß Oesterꝛeich auffwickelte: darumb zog er auß Teutschland/ nach Franckreich/ Dennmarck vnnd Engelland/ suchte Siebenbuͤrgen ins Spiel zubringen/ vnnd Schweden auffzuwickeln: erlangt aber so viel/ daß der Cardinal Rischeliu sein vorgeben/ von deß gantzen Hauses Oesterꝛeichs Erb Vereynigung/ vnd vorgenommener Monarchy gefasset/ deme nach gedacht/ vnnd zuwiderstreben angefangen. Ergedachte zwar die Protestanten/ als Engelland/ Dennmarck/ Schweden/ die Evangelischen in Teutschland/ sampt den Hollaͤndern vnder ei- nen Hut zubringen/ aber vergeblich: weniger vermogt er den Koͤnig in Franck- reich/ sampt dem Hertzogen von Saphoyen vnd den Venetianern zu diesem Bund zubereden/ ob schon die Sach jhnen sampt vnnd sonders noͤhtig vnnd thunlich vor- kam/ auch etlicher massen beschlossen wurd. Weil aber die Lutheraner vnd Cal- vinisten vnzeitiger weise gegeneinander eyferten/ welches jhme der Kayser wohl wissen zu Nutz zumachen/ vnnd die obberuͤhrte Catholische Staͤnde sich vor dem Roͤmischen Stul foͤrchten mußten/ auch ein jeder sein besonder Absehen hatte/ vn- derhielte man zwar das gute Vertrawen/ macht aber nichts Werckstellig: ausser- halb was droben von dem Bund zwischen Franckreich/ Saphoyen vnd Venedig/ wegen deß Veltlins vorgangen. Nun vermerckte der Cardinal sehr wohl/ daß es vbel stehen solte/ wann Franckreich ohne wichtige Noth mit Spanien zubrechen kaͤhme: gieng derowe- gen auff der Spanischen Fußstappen/ welche nicht den Frantzosen/ sondern dessen Freun- De Statu perturbato Franciæ. Freunde im Veltlin angegriffen/ vnnd demnach wieder den letzten Bund nichts mißhandelt hetten: also gedachte er sich an die Statt Genna zumachen/ damit er im Veltlin nicht leichtlich koͤndt vberfallen werden/ wie er dem Spanier den Paß nach Teutschland versperꝛete: die Gold grub allhie verderbete: vnd sonderlich die alte Gerechtigkeit deß Frantzoͤsischen Schutzes vber diese Statt ernewerte/ dem- nach diesen Exceß wie jhn Spanien nennen moͤchte/ gegen dem Veltlin hielte. Dieweil aber Saphoyen vor allen andern den besten Vorschub/ vnd im widrigen den groͤsten Schaden thun kondte/ besonne man sich/ denselben Hertzogen solcher gestalt in diesen Handel zuflechten/ daß er so leichtlich nicht zuruͤck gehen/ oder von der Farb hette fallen sollen. Zu solchem Endt machte man jhn zum General/ o- der ließ jhn mit Huͤlff der Frantzoͤsischen Waffen/ sein habendes Recht verfolgen: wie er dann in einem Manifest sich beklagte/ Genua haͤtte die Graͤntzen verꝛuckt vnd jhme Abbruch gethan: das Lehen Zukarell eingezogen/ vnnd seinem Contra- fait viel Vnehr angethan. Venedig wolt kein Theil am Fladen haben: aber al- le andere Staͤnde/ sonderlich Rom/ gerieth durch solche Kriegs Verfassung in grossen Schrecken/ biß man sahe/ warauff es gemuͤntzet war. Doch schickte der Bapst sein Nefen/ den Cardinal Barbarini nach Franckreich vnnd Spanien/ zu- verhuͤten/ daß solche geringe Haͤndelkein Hauptwesen verursachen koͤnden. Es wurd aber hiemit wenig außgericht. Darumb fuhren die Feldobersten/ als der Hertzog vnnd der Printz von Saphoyen: wie nicht weniger der Constabel Lesdi- quieres, vnnd dessen Tochterman der Marschalck von Crequy forth/ eroberte das nothveste Schloß Gauy, schlugen den Neapolitanischen Secourß/ die Modenser vnd Parmesaner bezwungen V nitimeilia, sampt dem Castell. Es kamen aber bald teutsche Voͤlcker/ dem Hertzog von Feria/ Gubernatorn in Mayland zu Huͤlff/ so nahet sich auch der Marggraff de Santa Croce mit seiner Floth/ vnd fiel eine Seuch vnder die Frantzosen: wie nun vber diß der Hertzog von Saphoyen nit alles thet oder thun kondte/ was zu Vnderhaltung einer solchen Armee vnvmb- gaͤnglich in frembden Landen wurd erfordert/ gieng ein Orth nach dem andern wie- der verlohren: dazu dann der Eyfer zwischen dem Hertzogen vnnd dem Constabel herfuͤr brande/ also daß der Duc de Feria gut machen hatte/ vnd ein Orth nach dem andern wieder eroberte/ ja gar in Mont ferꝛat einfiel/ vnd das Landverderben dort- hin zoge. Darbey man lernen koͤnte/ was Buͤndnussen gelten oder nutzen/ ja wie man Krieg ferꝛn von vnsern Landen fuͤhren solte. Aber der Marggraff von Vignolles fuͤhrte zwischen sechs in sieben tausent Mann vber das Gebuͤrg. Dan- noch lagen die beyden Armeen vor Verrue, einer kleinen Statt auff dem Po/ wel- che ein sehr vestes Schloß auff einer hohen Spitzen deß Bergs beschuͤtzte/ mehr dann drey Monat lang/ weil die Vnirten tausent Mann hienein gebracht hatten/ also daß die Spanier wohl sechs Stuͤrm verlohren/ so wolten die Minen jhnen auch nicht gluͤcken/ vnnd vberschwemmete der Po ein Theil jhrer Lauffgraͤben/ daß D das De Statu perturbato Franciæ. das Geschuͤtz im Koth stecken blieb. Darumb theten die Frantzosen ein Treffen/ vnnd eroberten alle Schantzen: wie nun auch die Viures mangelten/ brach Don Gonzales de Cordoua naͤchtlicherweil in der Stille auff/ vnnd beklagte zum hoͤchsten/ daß er vor einem solchem Schwalben Nest ein Armee von viertzig tan- sent Mann vernichtet hette. Jm Velilin staͤrckten sich die Spanier/ als der von Pappenheim ankom- men: aber der Cardinal ließ Frantzoͤsische vnd Schweitzerische Regimenter dem Marggraffen von Cœuures auch zuziehen/ welcher vnder andern auch Chau- mont eroberte/ vnd Morbeigne allein/ wegen vber grosser Verwahrung ligen lies- se. Vnder dessen hette der Hertzog von Saphoyen tausent Luft/ wegen deß Land- verderbens sich an den Spaniern zuraͤchen/ vnd in das Milanesische einzufallen/ weil aber der Constabel nicht wolte/ vnnd sich nach Grenoblen begab/ den Mar- schalck von Crequy aber nach Hoffschickte/ besorgte der Hertzog von Saphoyen/ man moͤcht jhn in der Bruͤhe lassen/ vnnd ließ durch seinen Sohn den Printzen es so weit am Hoff treiben daß man den Krieg solte forthfuͤhren/ vnnd jhm das Ge- neralat lassen. Doch kahm der Herꝛ von Fargis darzwischen in Spanien/ daß man sich zu den Tractaten zu Mouson verstunde. Dieselben hatte der Graff von Oliuares angesponnen/ vnnd eylfertig zu diesen dreyen Hauptartickeln/ weil der Baͤpstische Gefandte nichts außrichten koͤnnen/ verglichen: daß die Spanier auff die Paͤsse im Veltlin gaͤntzlich verzeihen: das Veltlin den Granbuͤndnern abtret- ten: vnd die Roͤmische Catholische Religion in freye Vbung setzen solten. Wie nun diese Friedenstractaten also beschlossen vnd besieglet dem Koͤnig zur Ratifi- cation zukommen/ wundert er sich/ daß sein Gesandter solch Werck ohn expressli- chen Befehl vnderfangen hette/ vnd er seiner Bundsgenossen vnbegruͤsst vor an- genehm halten solte. Aber der Cardinal hatte sein Absehen auff die Practicken am Hoff/ vnd auff die Hugonotten/ vñ darumb vermehrte man zum andernmahl dieselben Puncten/ sonderlich die Religion/ vnd Demolierung der Vesten betreffend/ vnnd bevestigt den Frieden/ ob schon der Printz von Bemont/ vnnd der Venetianische Gesandte jhn verworffen vnnd nicht angenommen: darumb auch der Koͤnig absonderliche Gesandten zu jhnen verschickt/ vnd dem Saphoyer vorgehalten/ daß er sein begeh- ren wegen deß Veltlins erlangt: daß wegen Genua er bey einem Stillstand die be- ste Vermittelung thun/ vnnd bey dem Bapst den Titull eines Koͤnigs in Cypern vor jhn begehren wolte. Die Venetianer liessen sich leicht bereden/ doch jhnen der Fried nuͤtzlicher were/ vnnd daß die Vesten muͤßten geschleyfft werden/ zu- mahl sie den Paß auff zehen Jahr im Veltlin haben solten. Aber die Graubuͤnd- ner kondten sich nicht darzu verstehen/ daß die Veltliner jhnen selbsten moͤchten Beampten waͤhlen/ vnd doch kein andere/ als Catholische nehmen koͤndten. Als man aber jhren Gesandten darthaͤt/ daß sie von den Aemptern bey der Wahl nicht auß- De Statu perturbato Franciæ. außgeschlossen weren/ vnnd jaͤhrlich 25000. Kronen ziehen solten/ ja daß ohne diß man jhnen die hohr Obrigkeit vber die Veltliner/ so an dem Spanier einen Ruͤ- cken haͤtten/ nicht wohl erhalten koͤnnen/ oder sie in jmmer wehrenden Krieg ste- cken muͤste/ liessen sie es auch gut seyn: auff welche Meynung beyderley Religionen Schweitzer auch gangen. Der Bapst kondte seine Frewd wegen dieses Friedes nicht genugsamb bezeugen/ vnd bemuͤhete sich sehr/ allerhand Entschuldigungen vorzubringen/ warumber dem von Pappenheim wollen sechstausent Mann we- gen der Vesten Riva zuschicken/ nemblich die Spanier desto ehe zum Frieden zulencken. Also vergliche man sich wegen der Abfuͤhrung der Voͤlcker/ vnd wurd die Demolierung in 6. Tagen vollendet/ im Jahr 1626. Wie die Hollaͤnder gesehen/ daß sie der Spanier mit Macht angegriffen/ vnd Breda so starck belaͤgert/ daß keine Muͤglichkeit erschiene/ den Orth zuretten: verhofften sie noch ein mehrers vom Koͤnig in Franckreich/ als das vorgeschos- sene Geldt: darumb fanden sich jhre Gesandten zu Fontaineblau/ im Jahr 1625. als eben der Cardinal Barbarini den Frieden zwischen den beyden Kronen zustiff- ten/ an wesend war/ vnd begehrten/ der Koͤnig wolte nicht nur/ vermoͤg deß heuri- gen Bundes/ jhnen mit Mannschafft vnd Baarschafft beyspringen/ sondern gar vor einen Mann neben jhnen stehen/ vnd den Spanier selbst angreiffen: Zumahl der Kron Franckreich solches rühmlich vnd nuͤtzlich/ auch thunlich wehre: den all- gemeinen Feind auff eygenem Grund vnd Boden anfallen/ vnd die Aussenwerck wohlverwahren. Weil aber die Haͤndel bey Hoff noch vnklar/ vnnd die Hugo- notten vnruhig/ ja das Teutsche wesen als ein Krebs vmbsich frasse/ wurd vor diß- mahl nichts drauß/ ob man schon vngern gesehen/ daß der Spanier ein so veste Statt bezwungen/ doch auch zusehen wollen/ daß die Hollaͤnder vmb etwas her- under kaͤmen/ vnnd die Frantzoͤsische Huͤlff vnnd Freundschafft nur desto hoͤher hal- ten/ vnd thewrer zahlen solten. Nichts thet dem Cardinal mehr wehe/ als daß er den Dorn von den Hugo- notten im Fußhatte: dann solte er seinen Koͤnig in außlaͤndischen Krieg stecken/ so rumorten sie zu Hauß/ vnnd hinderten der Kron Wohlfahrt: gab es dann gele- genheit im Koͤnigreich/ so waren sie gleich im Harnisch. Darumb mußte er sich an sie machen/ vnnd versuchen/ ob er sie zu Chor bringen moͤchte. Die Vrsach kahm daher/ daß man bey den letzten Friedenstractaten die Demolierung beyder- seits/ wie auch die Restitution vnnd Religion/ einander versprochen/ darumb be- zeugten sie in jhrer aller/ vnnd sonderlich der Hertzogen von Rohan vnnd Soubise nahmen dem Koͤnig allen muͤglichen Gehorsam: vberꝛeychten aber darneben jhre Gravamina/ daß man vor andern die Roscheller mit der Ludwigschantz plagte/ vnnd jhnen in der Vbung jhrer Religion Eintrag thaͤte. Hie meynten etliche Einfaͤltige/ weil die Statt Roschelle ein so harten Stoß bekommen/ vnnd nun- mehr die Jnseln/ Kriegsvoͤlcker vnnd Schiffe verlohren/ koͤndte man sie belaͤgern/ D ij vnd De Statu perturbato Franciæ. vnd jnnerhalb sechs Monaten vbermeistern/ auff daß der Koͤnig von allen seinen Vnderthanen gleichen Respect erlangete: Zumahl kein andere Statt nach die- ser sich wuͤrde empoͤren doͤrffen. Aber der Cardinal gedachte/ man koͤndte der Statt Roschellen auß der Ludwigsschantz/ vnnd den nechsten Jnsein jederzeit zu- kommen: nach deme die gantze Hugonottische Parthey auff den beyden Jnseln vor Roschellen/ durch den Hertzog von Momorancy biß auffs Haupt erlegt/ so bald nicht wieder in Postur kommen solte/ so liessen sich die Ketzer nimmermehr durch Gewalt bekehren/ vnnd waͤre der Gelegenheit gemaͤß/ jetziger Zeit auff das Vnwesen im Veltlin zusehen/ derentwegen ratificirte der Koͤnig zum Vberfluß die Tractaten zu Nantes/ ausserhalb daß er die Ludwigschantz wegen der muthwil- ligẽ Statt Roschelle/ nit wollen demoliren lassen. Alle andere Staͤtte vñ Gemein- den der Hugonotten liessen sich hiermit begnuͤgen/ ohne die vier Staͤtte Roschel- len/ Montauban, Castres vnd Milhaud, so beyde Hertzogen von Rohan vnnd Sou- bise hatten angefesselt/ in deme jener vorgab/ er moͤchte diese Puncten nicht an- nehmen/ ehe die Versamblung in Obern vnnd Niedern Langnedoc auch drein ver- williget. Suchte vnder dem Schein gemelte Versamblung zubefoͤrdern/ ein vnnd andern Orth in Languedoc zu vberꝛumpeln/ wie er dann wuͤrcklich im Land Alby gethan: vnnd als er den Marschalck von Themines mit der Koͤniglichen Ar- meen jhm auff dem Halß sahe/ verfuͤgt er sich zu der Versamblung zu Milhaud, vnd verschuffe/ daß man den obigen Frieden angenommen/ auß welchem aber der Koͤnig die Statt Roschellen wollen außgesetzt haben: wohl wissend/ daß die gantze Parthey der Hugonotten sie entweder zuerhalten/ die eusserste Mittel anwenden/ vnd also zu einem rechten Krieg/ vnnd der Statt gruͤndlichen Verderben Vrsach geben solten: oder da man sie im Stich ließ/ jhre eusserste Zuflucht/ ja jhr rechter Arm gebrochen wuͤrde. Als nun die Hugonotten ins gesampt im Jahr 1626. dem Koͤnig durch jhre Deputirten danckten/ wegen deß verliehenen Friedens/ vnd vmb Ratification des- selben vnderthaͤnig anhielten/ fanden sich auch die Roscheller vnder jhnen/ doch abgesondert/ nicht eben auß Demuth/ sondern auß Noth: Zumahl der Marschalck von Themines, so in dessen von Plessis Stell war kommen/ jhnen so schwehr auff dem Tach vnnd vor der Thuͤr lage/ daß sie den Kopff weniger als ein Schiltkrott doͤrffen herauß strecken. Wie nun der Koͤnig gegen all seinen Vnderthanen/ die Gehorsam erwiesen/ allerdings guͤtig/ vnd gegen denẽ so vom Vngehorsam liessẽ allzeit gnaͤdig war/ also kostet es keine sonderliche Muͤhe/ auch den Roschellern den Frieden zuerlangen/ darbey dann der Cardinal noch ein ander weit Absehen hatte/ weil er verspuͤhret/ daß die heymliche Practicken bey Hoff auff die Hugonotten zieleten/ dieselben mit Verlockung mehrer Freyheiten auff deß Monsieurs, welcher ist der Hertzog von Orleans/ deß Koͤnigs einiger Bruder/ Seiten zubringen. Zu- mahl der Ehrgeitz vnnd die Regiersucht/ so blind sind/ daß sie nicht sehen/ woran sie sich De Statu perturbato Franciæ. sich stewren/ oder welchen Werckzeug sie zu jrem Vorhaben ergreiffen: auch wohl gar die gehaͤssige Nachbarn oder abgesagte Feinde vmb Huͤlff anruffen. So wol- te es sich in Engelland auch betruͤben/ wie wir also bald andeuten werden: welches Wetter durch diese Thuͤr in Franckreich einbrechen/ vnnd den gantzen Staat/ we- gen der vhralten Spruͤchen anfeinden/ ja gar vmbstuͤrtzen koͤndte/ wann die auß- laͤndische Macht im Hauß selbsten bey vns allen Vorschub wuͤrde finden. Doch befliesse sich der Cardinal/ daß die Friedenspuncten mit hoͤchster deß Koͤnigs Re- putation auff diese Weise abgefasset worden. Der Koͤnig gibt zu/ daß der Statt Gubernament jhr verbleibe/ doch daß sie keine außgeruͤstete Orlog Schiff halte: daß sie den Commercien dem gemeinen Strich in Franckreich nachgehe/ daß sie den Geistlichen alle eingezogene Guͤter wider einraume/ daß sie die Catholischen bey der Vbung jhrer Catholischen Apostolischen Romanischen Religion/ vnnd vollem Besitz jhrer Guͤter vnbekuͤmmert lasse. Daß sie die newe Veste Tadon schleyffeten: vnd daß Jhre Majestaͤt eine Besatzung in der Ludwigschantz/ vnnd auff den beyden Jnseln Rè vnnd Oleron nach Belieben legen moͤge/ mit dieser Verordnung/ daß die Roscheller weder im Kauffhandel/ noch bey Nutzung der Land guͤter dannenhero einige Vngelegenheit empfunden. Welche Artickel sie zu Anfang deß Hornungs eingegangen/ vnd also ein gantzes Jahr still geblieben/ nach dem die Koͤnigliche Commissarien alle vnd jede Puncten/ mit der Roscheller gutem Gefallen werckstellig gemacht hatten. Vnder dessen hatte der Koͤnig Zeit/ die Meutinirer am Hoff zuzuͤchtigen/ seine Bundsverwandten in Teutschland zu vnderstuͤtzen/ seine Vnderthanen zuerquicken/ vnnd seine Regierung/ nach jeder- mans Wunsch herꝛlich zumachen. Es ist mit dem Menschlichen Wesen also bewandt/ daß auch bey den aller- besten Vereynigungen/ gleich wie in einem Lustgarten das Vnkrant/ jmmer zu was Argwohn vnnd Eyfer/ Mißtrawens vnd Neids herfuͤr sticht. Wie dann zwischen Franckreich vnnd Engelland auch geschehen/ nach deme die Koͤnigli- che Princessin/ vermoͤg vollzogenen Heuratspuncten/ in Engelland war ankom- men. Dann es schien/ als hette die Koͤnigin alsobald auß Eyser der Religion/ vnnd antrieb jhrer Geistlichen/ der Sachen zuviel gethan/ vnnd den Koͤnig wegen Ansehens seiner Landsstaͤnde etwas entruͤstet: wie dann das Frawenzimmer/ wann auß freyem vngeschranckten Gewalt es niemand schewet/ nicht bald maß haͤlt. Der Koͤnig in Franckreich bekam dessen alsobald Verstand/ vnd verordnet den Herꝛn von Blaniuille zu einem extraordinari Gesandten nach Engelland/ welcher die Sach gar bald zu Recht brachte/ vnd den Fehler etlichen eyferigen Raͤ- then zulegte. Diß war aber nicht das fuͤrnembste Stuͤck seiner Verꝛichtung/ sondern die Beysorg/ es moͤchten sich die Staͤnde/ oder der Koͤnig selbst in das Hu- gnottische Wesen eindringen: Zumahl der von Soubise, als er vom Hertzogen von Momorancy biß auffs Haupt geschlagen war/ sich nach Engelland begeben/ D iij vnd De Statu perturbato Franciæ. vnd das Koͤnigliche Schiff le petit Saint Iean, so er im Hafen vor Blawet weg ge- nommen/ kuͤrtzlich nach Pleimouth gebracht: Auch hatten die Engellaͤnder einan- der Schiff/ le marchand Royal genannt/ von zwoͤlffmal hundert tausend Pfund/ nach Douures gezogen/ vnnd außgeladen: darumb die Frantzoͤsische Schiff/ auch auff die Engellaͤnder gegriffen/ weil die Sach vor deß Koͤnigs Raht so schlaͤunig nicht koͤnnen geoͤrtert werden. Also daß es schiene/ die Engellaͤnder hetten Lust/ sich an die Frantzosen zureiben/ wie dann ohne zweiffel der Hertzog von Bouquin- gan ein Widerwillen gefaßt/ weil sein Gemahlin/ Schwester vnd Nichte nicht zu Kammerdamen der Koͤnigin wollen angenommen werden/ zumahl solches wi- der die Heurahts Verschreibung/ wegen der Religion lieffe. Vnd ob man schon seine Fraw Mutter/ so Catholischer Religion zugethan/ vnd seine Gemahlin/ so derselben nicht gaͤntzlich zuwider/ an diese hohe Ehrenstell nehmen wolte/ ließ er sich doch darmit nicht genuͤgen: zumahl Madame de Cheu- reuse, so bey Hoff in Franckreich einigen Verdruß empfunden/ vnd in Engelland ein Anhang gemacht hatte/ den Blaßbalg bey diesem Fewr/ jr Muͤthlein zukuͤhlen/ e nstlich zoge. Zu dem kahme noch/ daß das Parlament mit etlichen Puncten in der Heuraths Verschreibung/ als der im Land vblichen Religion zuwider/ nicht zu- frieden seyn wollen/ auch von etlichen grossen Geldtsummen Rechnung forderte. Darumb wolte der von Bouquingan dem Parlament/ dessen Ansehen in Engel- land sehr groß ist/ ein genuͤgen thun/ vnd sich wider die Catholischen Hoffdiener se- tzen. Welchen Eyfer der Koͤnig in Franckreich vermehrete/ als er vor vnange- nehm hielte/ daß dieser Hertzog von seiner Reyß nach Holland in Franckreich kaͤh- me. Der Graff von Holland/ wegen verwaigerter Verwaltung vber der Koͤ- nigin Guͤter/ steiffte den Bouquingan, also daß die Catholische Diener der Koͤ- nigin im Augst. deß Jahrs 1626. wieder nach Franckreich gefuͤhrt wurden. Die- ses Fewr gleich anfangs zu daͤmpfen/ schickte der Koͤnig den Marschalck Bassam- piere, der ansehnliche Freunde vnder den Wiederkommenden hatte/ aber vn- freundlich vom Koͤnig empfangen ward/ weil der Koͤnig in Franckreich den Frey- herꝛn von Montaigu auch nicht hoͤren wollen. Doch nahmen etliche Commissa- rien die Sach vor: vnd wolte den Frantzosen Schuld gegeben werden/ als hetten sie im Gubernament/ bey Hoff/ vnnd an der Koͤnigin Verwaltung Vnfug anzu- stellen gesucht. Doch befand sich/ daß man ein andern Weg vornehmen/ vnnd wider die beaidigte Heurahtspuncten/ (welche die Engellaͤnder/ als dem Bapst zu- lieb gesehen/ nicht vermeynten zuhalten) der Koͤnigin keine Protestirende Diener auffdringen sollen. Da es nun die Zeiten nicht anderst leiden wolten/ stund man beyderseits in Geduldt/ wie hernach weiter wird zuvernehmen seyn. Jetzt kommen die Lothringische Haͤndel/ weil Henry, Hertzog in Lothringen/ auß mangel der Soͤhne/ seiner eltesten Tochter Nicole das Hertzogthumb im Te- stament De Statu perturbato Franciæ. stament vermacht/ vnnd seines Bruders Sohn/ dem Hertzog Carlen/ jhren Ehe- vogt/ darin erinnert/ solches also zuerkennen: aber desselben Vatter/ der Graff von Vaudemont, deß verstorbenen Hertzogen Bruder/ bracht ein anderalt Testa- ment/ vnder dem 25. May/ deß 1506. herfuͤr/ darinnen Renè II. Lothringen/ Bar/ Pontamousson vnnd Vaudemont vereynigte/ vnnd von der Kunckel/ auff die Mannserben alleinig verwendet: welches Testament auch die Staͤnde nach sei- nem Todt im andern Jahr haͤtten bekraͤfftiget. Welcher gestalt das gantze Land dem Graffen von Vauudemont gebuͤhren wolte/ der es aber vmb beliebter Ruhe willen/ seinem Sohn vberlassen. Vnnd hie sagten etliche/ das Testament wehr nichtig/ wegen deß vhralten Herkommens in Lothringen vnnd Bar: kondte auch der Kron Franckreich wegen deß Hertzogthumbs Bar gar nicht pr æ judiei- ren: dergleichen auch zwischen den Graffen von Montfort vnnd Ponthieu, auch Hertzogen in Britannien/ Anno 1364. nicht gelten koͤnnen. Vber diß alles haͤt- te man gemeltes Testament nie von einigen Wuͤrden im Hauß Lothringen gehal- ten/ vnnd koͤnde deß Roͤmischen Reichs Gerechtigkeit so leichtlich nicht gebrochen werden. Darwider aber andere auch das jhrige einzuwenden hatten: doch wolte dem Koͤnig von seinem Lehen zuvrtheilen die Freyheit vnnd Oberhand blei- ben. Wie nun der junge Hertzog etwas Heroisch war/ also spuͤhrete der Cardinal gar bald/ daß er den Kopff nach dem Hauß Oestereich henckete/ vnd in Franckreich Haͤndel anfangen wuͤrde. Darumb bewegt er den Koͤnig/ zu Verdun an der Maß die Abtey S. Vannes abzutragen/ vnd ein Castel dahin zulegen/ die Statt/ den Paß/ vnnd das Land im Zaum zuhalteu. Darwieder setzte sich der Bischoff/ deß Hertzogen auß Lothringen nechster Vetter/ vnnd warnt jederman durch ein Pla- cat/ bey dem Bann/ von der Arbeit abzustehen: die Koͤnigliche Beampten setzten sich darwieder/ vnnd wolten den Bischoff/ da er nicht wer nach Coͤlln entwichen/ gen Pariß lieffern: darumb er den Bann auffhube/ damit jhm seine Einkombsten wieder gefolgt wuͤrden. Bald zog der Hertzog von Lothringen zu Anfang deß Jahrs 1627. nach Pariß/ zum Koͤnig/ die Koͤnigliche Beampten wegen deß Bi- schoffs zu Verdun hoͤchlich zuverklagen/ vnnd das Lehen vber das Hertzogthumb Bar zugleich in eygenem Namen zuempfahen. Man begegnet jhm aber aller- dings daß er vnverꝛichter Sachen/ vnnd voller Wiederwillen wieder naͤch Hauß ritte/ mehrern Beweiß/ deß veranderten Lehens beyzubringen. Vnnd diß ist der Vrsprung deß Lothringischen Kriegs/ ob schon der Hertzog von Lothringen im Jahr 1629. dem Koͤnig in Pariß zugesagt/ wegen deß Hertzogthumbs Bar jhme nach dem Zug in Jtalien Lehenpflicht zuleysten. Es wolte aber der Cardinal seinen Koͤnig gantz tieff in das Kriegs Wesen hienein fuͤhren/ vnd wider Spanien voͤllig auffbringen. Darumb vnderließ er nimmer/ dem Koͤnig bey gelegnen Zeiten die Ohren anzufüllen/ was das ge- sampte De Statu perturbato Franciæ. sampte Hauß Oesterꝛeich vor Practicken brauchte/ gantz Eurapa vnder sich zu bringen: daß die geringere Staͤnde die Augen auff jhn hielten/ vnd kein andere Rettung finden/ als bey der Kron Franckreich. Man reisse die Aussenwerck dar- nieder/ vnd vnderdrucke die Bundsverwandten/ biß man endlich die gelegene Zeit ersehen/ das Garn vber Franckreich auch zuziehen. Darumb waͤr wohlgethan/ daß Jhre Majestaͤt den Hollaͤndern vnder die Armen gegriffen/ noch besser/ daß Sie die Veltliner vom Spanischen Joch erꝛettet: Es mußten aber die Hugo- notten auch gedaͤmpfft/ vnd dem Lothringer die Koͤnigliche Macht/ den Teutschen aber die Frantzoͤsische Huͤlff gezeigt werden/ zumahl der Spanier ein Werck nach dem andern außfuͤhre/ vnd nur auß Noth Stillstand oder Frieden mache. Der Sachenaber desto besser zurahten/ musten die Graͤntzen/ sonderlich Verdun vnnd Metz zum besten verwahrt seyn/ weil allem Ausehen nach der Lothringer auß Teutschland/ vnd den Spanischen Provintzen eine gewisse Macht auffbringen/ vnd das seinige behaupten/ auch ein mehres an sich zuziehen sich vnderstehen wuͤr- de. Neben den Vestungen muͤßte man gute Corꝛespondentzen anspinnen/ vnnd dem Hauß Oesterꝛeich allenthalben den Compaß verꝛuͤcken. Doch moͤchte Franckreich noch nicht den offentlichen Krieg vornehmen/ sondern vnder dessen dem Graffen von Manßfeld/ den der Koͤnig in Engelland/ seinem Schwager/ dem Pfaltzgraffen zum besten/ mit einer Armee in Teutschland gehen lassen/ ein par tausent Pferd/ vnd etliche Gelder zuverordnen: vnd die teutsche Fuͤrsten/ zu Ma- nutenirung jhrer wohlhergebrachten Hoch- vnnd Freyheit/ an fristen/ damit sie in den Harnisch kriechen/ vnnd gewisser Huͤlff sich getroͤsten koͤndten. Darauff zog der Herꝛ de la Picardiere nach Dennmarck/ vnnd Niedersaͤchsischen/ auch zu den Hansestaͤtten/ versprach Frantzoͤsisch Geld vnnd Volck vnd ließ nicht nach/ biß der Feldzug wuͤrcklich angangen. Dadurch die Tractaten zu Mouion befoͤrdert/ vnd die Kayserliche Macht vmb etwas getheilt worden/ weil in der Schampany fuͤnff- zehen tausent Mann lagen/ denen die Kayserische im Elsaß auffpassen/ gleich wie der Graff Tilly nach Niedersachsen ziehen muͤssen. Die Staͤtte kahmen zwar vngera zum Spiel/ wegen jhrer Commercien nach Spanien: erwogen aber/ was Dennmarck/ Engelland vnnd Franckreich jhnen im widrigen vor Schaden oder Vorschub thun koͤnnen/ vnnd wagten die Schantz mit den Fuͤrsten. Der Vor- wand war/ die vnderdruckte teutsche Freyheit zuerheben vnnd die entsetzte Fuͤrsten wi e der ins Land zubringen/ vnnd geschah doch mehrentheil alles auß Neid gegen dem Hauß Oesterꝛeich. Vmb diese Zeit brach an Tag/ was man so lange Zeit vnder dem Huͤtlein gespielet/ nemblich ein heymlicher Bundt wider den Koͤnig vnnd den Cardinal/ auff daß einer vnnd der ander Frey/ ohne Zucht moͤchte leben. Den Koͤnig solte man in ein Kloster stecken/ vnd den Cardinal/ weil er in keine Vngnad zubringen war/ von Hoff/ oder gar vom Brod thun. Die Sach wurd zwar ins Ohr gesagt/ kahm De Statu perturbato Franciæ. kahm aber doch auß/ daß auch Bouquingan sagen doͤrffen/ man koͤndte die Catholi- schen wohl von der Koͤnigin Hoff abschaffen/ vnnd jhr Protestanten geben/ weil deß Hertzogen von Orleans Leuthe dem Koͤnig solche Haͤndel zurichteten/ daß En- gelland sich seiner nichts zubefahren haͤtte. Jm Land Bourbonnois geschah Jn- formation. Madame de Cheurese trieb den Grand Prieur vnnd Chalais, so mit jhr der Liebe spielten/ zur Execution. Der Marschalck Ornano war noch nicht im Gefaͤngnuß/ als Louuigny, auß Widerwillen gegen einer grossen Damen dem Cardinal den Handel entdeckt/ vnd deßwegen in dessen von Chalais Schwehrvat- ters Hauß nach Chaillior sich begeben/ den grund besser zuerkundigen: wie nemb- lich Ornanoder Stiffter waͤr/ vnd nicht leiden wolt/ daß sein Herꝛ sich verheurah- tet/ demnach einer andern Person als jhm sein Hertz vertrawte: er wolte dann das Fraͤwlein von Bourbon, oder sonst ein Frembde nehmen/ die sein Vorhaben koͤnde fortsetzen: das Fraͤwlein aber von Monpensier dem Graffen von Soissons ver- maͤhlen/ damit die beyde Haͤuser Bourbon vnnd Guyse sich vereinigten/ vnnd alle von dem Koͤnig abfielen. Chalais hatte selbst dem Cardinal etwas davon ent- deckt/ vnd konnte sehr grosse Recompenß erwarten/ wañ er sich nicht auff ein newes verdieffen wollen. Vnd hie wurd der Ornano von deme droben/ gegriffen/ vnd hieneingesetzt: der Cardinal aber begehrt sein Abschied/ theils wegen seiner bloͤden Gesundheit/ vnnd staͤttiger Gefahr deß Lebens: kondte doch denselben nicht erlan- gen/ sondern verwahrte sich auff deß Koͤnigs Befehl mit einer Leib- wacht. Also bald griff man nach dem Grand Prieur, einem verschlagenen Kopff/ vnnd nach dem Hertzog von Vandôme, seinem Bruder/ welcher das Volck vom Koͤnig abwendig machte/ sich ließ Monsieur le Duc nennen/ vnd in der Kirchen al- so betten pro famulo tuo, Duce, Domino nostro: dann den Commendanten in Nantes mit Geld versucht/ den Adel an sich gezogen/ ob er Britannien jhm selbst zueyguen koͤndte. Jhn auß dem Gubernament zubringen/ handelte der Cardinal mit dem Grand Prieur wegen der Admiralschafft. Deme der Koͤnig/ allen Arg- wohn zubenehmen/ zugesprochen/ bringt jhn nur mit euch/ es soll jhm nicht mehr leyds/ als euch selbsten begegnen/ wie sie nun zu Bloys ankommen/ thaͤt jhnen der Koͤnig alle muͤgliche Hoͤfflichkeiten: befahl aber Nachts vmb zwey Vhren/ daß Hallier vnd Mouy, beyde Hauptmaͤnner seiner Guardy hiengiengen/ sie in jhren Schlaffkammern zugreiffen. Der von Vandôme sagt/ wohl Bruder/ sagte ichs euch nicht/ man wuͤrde vns anhalten/ als wir noch in Britannien waren? der Grand Prieur sprach/ Jch wolt todt seyn/ daß jhr noch dort waͤret. Der von Van- dôme, Jch sagts euch wohl/ das Schloß zu Bloys waͤr den Printzen gefaͤhrlich. Vnnd hernach beklagten sie/ daß sie der Warnung/ so jhnen den Abend vor jhrem verꝛeysen zukommen/ kein Glauben zugestellet. Aber wen Gott straffen will/ verblendet er/ oder laͤßt jhn in sein eygen Garn rennen. Den andern Tag wur- E den De Statu perturbato Franciæ. den sie nach Amboise, vnnd bald nach Bois de Vincennes gefuͤhrt. Der Koͤnig nahm sich an/ als wißte er von niemand anders/ vnnd ließ dem Graffen von Sois- sons befehlen/ daß er im Namen deß Koͤnigs in der Statt Pariß commendiren solte/ allen Argwohn zubenehmen vnd zuverdecken: doch traut derselb dem Wet- ter nicht/ vnd thaͤt eine Spatzierꝛeyß nach Saphoyen vnd Jtalien. Der Koͤnig zog nach Nantes/ ließ die Staͤnd zusammen kommen/ gab die Aempter seinen Getrewen/ vnd das Gubernament dem Marschalck von Themines, ließ auch etli- che Vestungen/ so zum Auffstand Anlaß geben kondten/ niederlegen. Weil nun deß Hertzogen von Orleans Heuraht die groͤste Vrsach dieses Vnheyls gewesen/ erwiese man jhm/ daß solcher gar nicht nach seinem Belieben/ sondern nach deß Reichs Herkommen geschehen muͤste/ darzu der Koͤnig sein Wil- len gabe/ nach dem der Cardinal nur auff beyde wege seine Meynung vorgelegt/ vnd dem Koͤnig die freye Wahl gelassen. Die alte Koͤnigin schlug also bald vor die Princessin von Monpensier, das reichste Fraͤwlein in Franckreich/ welche An- no 1608. mit dem verstorbenen Hertzogen von Orleans, deß vorigen Koͤnigs zwey- ten Sohn/ war versprochen gewesen: darumb jhr auch die Zusag geschah/ den jeni- gen/ so diesen Namen nechst fuͤhren wuͤrde/ jhr zuvermaͤhlen/ welches auch laͤngst vollzogen waͤr/ da die Printzen nicht lieber vngebunden in der Freyheit lebten: jetz- under aber wegen der Kron Vngelegenheit vollzogen werden muͤssen/ wie mit al- lerseits Belieben auch geschehen. Also wurden alle Practicken/ wie ein Nebel von der Sonnen/ durch deß Cardinals Klugheit vernichtet. Jst noch vbrig der vngluͤckliche Chalais: der war neben dem Koͤnig aufferzo- gen von Kind auff/ vnd hatte seine Kleyder in Verwahrung/ so Ehrsüchtig/ daß er offt gesagt/ er muͤßt ein andern Freygebigern Herꝛn suchen/ diesen Hoffaͤrtigen Sinn hatte auch die Liebe gegen der Fraw Chereuse eingenommen/ vnnd in die Partiten gezogen: also daß kein Warnen bey jhn nichts verfangen wollen/ auch die zum andernmahl vom Koͤnig ertheylte Gnad nichts verbessern koͤnnen. Da nun je laͤnger je mehr Kundschafft einkahm/ ließ jhn der Koͤnig zu Nantes vest ma- chen: bey solchem Ernst begehrt er mit dem Hertzogen von Bellegarde, dem Marg- graffen d’Effiat vnnd dem Cardinal zusprechen/ da er zum andernmahl loß gebro- chen/ vnd viel wichtige Sachen entdeckt: wie nun solch es alles dem Hertzogen von Orleans vorgelegt worden/ gestund derselbe/ bey Hoff haͤtte er den Graffen von Doissons, Chalais thaͤt die Bottschafften/ der jhme gerahten/ die Fraw von Villars, durch Hülff deß Grand Prieurs, zugewinnen/ vnnd dem nach den Haure de Grace auff einen Nothfall zugebrauchen: den Marggraffen von Cæuures das Guber- nament vber Pont del’ Arche zuerwerben/ welcher dem Grand Prieur zugefallen den Orth nicht vorenthalten wuͤrde: mit den Hugonotten auff ein Tumult zuley- chen: den Louuiere an den Hertzogen de la Valette zusenden/ vnnd sich der Statt Metz durch jhn zuversichern: auch jhn geschreckt/ als haͤtte der Koͤnig zehentausent Mann De Statu perturbato Franciæ. Mann vmb Nantes/ damit er von Hoff nicht entkommen koͤndte. Hierauff setzt der Koͤnig ein Gericht nieder/ vor welchem Chalais, was der Hertzog von Orleans bereyt vor ansehnlichen Herꝛn offenbahret hatte/ nicht verlaͤugnen koͤnnen. Be- kannte auch noch mehr/ daß er bey jhrem geheymen Raht vorbracht/ man solte den Ornano mit Gewalt auß dem Gefaͤngnuß nehmen/ so wolte er den Cardinal er- stechen/ vnnd sich in Flandern machen/ auff daß man hernach alles vom Koͤnig er- halten moͤchte. Es ergieng einsehr scharpffes Vrtheil wider jhn/ welches aber der Koͤnig darbey bewenden ließ/ daß man jhm den Kopff wegschluͤge/ vnd die Fol- ter nur zeygte/ auff daß er die Mitgesellen an Tag braͤchte/ die aber der Koͤnig nicht straffen/ sondern die Fraw Cheureuse allein nach Lothringen verweissen wollen. Der 4. Discurß. Wie die Admiralschafft gefallen/ vnd der Cardinal See- Verwalter- vnnd sonst gute Anordnung gefaßt worden. Berahtschlagung vber Roschellen/ vergeblicher Bundt wider diß Vorhaben. Mißverstandt zu Bor- deaux. Der Koͤnig wird kranck. Die Engellaͤnder kommen auff die Jnsel Rè/ vnnd muͤssen wieder abziehen. Roschell wird zu Wasser vnnd Land geschlossen. Der von Rohan rumort in Languedoc. Die Engellaͤnder kommen noch zweymal vergeblich den Roschellern zu Huͤlff. Die Statt muß sich auff Gnad vnnd Vn- gnad ergeben. Langnedoc muß auch Gehorsam leysten. Ende deß Hugonotti- schen Kriegs. E Ssagte/ jener Koͤnig recht/ zu seinem Soͤhnlein/ das mit der Koͤniglichen Kron spielete/ liebes Kind/ wer wissen koͤndte/ was boͤ- ser Dorn hieran sind/ wuͤrde jhrer nimmer begehren. Auch soll eben dieser Koͤnig in Franckreich bey Kindischen Jahren gesagt haben/ er begehre nicht Koͤ- nig zu seyn/ weil man sie vmbbringe. Wann dann ein solcher Monarch ein trewen vnd klugen Diener hat/ der vor jhn wacht vnd sorgt/ seine Person vor V- berfall/ sein Staad vor Zerꝛuͤttung/ sein Scepter vor Ohnmachten weiß zuver- sichern/ vnnd mit scharpffem Gesicht den Mentmachern in die Karten sihet/ den haͤlt er billich hoch/ vnd gehet mit vestem vnerschrockenem Fuß auff dem Weg/ so er jhm zeigt. Es bezeugen zwar die Historien/ wie manchmahl solche Favoriten selbst nach Scepter vnd Kron gegriffen: ja wir haben im Ersten Theil vnser Dis- cursen erwiesen/ daß auch mancher vnd er dem Schein der Gottseeligkeit vnd der Religion sich groß/ gewaltig vnnd zum Koͤnig gemacht. Haben aber bey dem E ij Cardi- De Statu perturbato Franciæ. Cardinal solches gar nicht zubefahren/ wir sehen gleich seine Würden/ oder bloͤden schwachen Leib an/ oder betrachten gleich den Zustand deß Staads/ da die Prin- tzen vom Koͤniglichen Gebluͤth sampt vnd sonders wachen/ vnnd jhr eygen Jnter- esse/ ja jhrer Posteritaͤt verhoffte Anwartung beobachten. Dieweil aber ein so gar trewer Dienst bey einem Monarchen viel Neid vnnd groß Gefahr/ doch nur bey den vnruhigen vnnd ehrsuͤchtigen Gemuͤthern erwecket/ welche einen solchen Geist/ der nach Homeri anzeige/ wie die Minerva dem Vlyssi/ dem Monarchen jmmer zu am Ohr ist/ jhn von gefaͤhrlicher Vbereylung abzuhalten/ vor Gefahr zuwarnen/ vnd zu allem Guten anzutreiben/ nicht wohl dulten koͤnnen/ vnnd gern gedaͤmpfft sehen/ damit sie im Staad/ wie die Proci in Ulyssis Hauß/ dominiren/ vnd wo nicht mit der Penelope, doch mit jhren Maͤgden Vnzucht treiben koͤnnen: also ist hochnoͤhtig/ daß der Monarch solchen Gewalt diesem seinem Genio ein- raume/ damit er neben jhm in Sicherheit seyn vnd bleiben moͤge. Darumb auch der Koͤnig/ laͤngst mit solchen Gedancken vmbgangen/ wie er den Cardinal groß machen/ vnnd vor der Neider Gewalt beschuͤtzen koͤndte. Wozu die Admiral- schafft Anlaß gegeben. Dann dieselbe kostete Jahrs vber hundert tausent Pfund auß der Rentkammer/ vnnd nutzte vor nichts/ angesehen die Barbaren manchen Raub an Menschen vnd Gut auff dem vesten Land gethan/ vnnd sehr viel Schiff zu Grund geschossen/ oder hiengenommen. Deßwegen gedachte der Cardinal/ eine Societaͤt der Kauffleuth mit gewissen Privilegien auffzurichten/ da sie den Kosten thaͤten/ jhr eygene Commercien befoͤrderten/ vnnd zur noth dem Staad auch bedient waͤren: Zumahl aber sie von der Admiralschafft nicht wolten com- mandirt seyn/ vnnd ein jnsolenten Dominat/ vmb jhr eygen Geldt/ zu mehrem Schaden/ vber sich kauffen vnd setzen: wurd die Admiralschafft auffgehoben/ vnd der Hertzog von Monmorancy/ mit einer grossen Summa Gelds/ auch andern Ehrenaͤmptern/ solches Ampt zuresigniren vermoͤgt/ vnnd ein Groß Meister vber die Com̃ercien beliebet/ der/ was dem Staad nuͤtzlich/ von der Admiralschafft behal- ten/ oder fahren liesse/ wie dann der Koͤnig jhm vorbehalten/ seine Kriegs Schiffe wem er wolte/ anzubefehlen/ da sonsten dem Admiral/ er waͤre tuͤchtig oder nicht/ solche Ehr gebuͤhrte. Der Cnrdinal solte diesen Last auff sich nehmen/ wolte a- ber die Besoldung nicht ziehen/ auch kein andern Titull/ als Jntendant deß Meers oder See Verwalter tragen. Da er doch die Admiralschafft sampt allem Zuge- hoͤrleichtlich annehmen koͤnnen. Es wurd aber ein mehrers erfordert/ daß das Koͤnigreich zu vralter Herꝛ- lich keit wieder gelangen moͤchte: darumb ließ der Koͤnig die fuͤrnembsten Staͤnde zu sich nach Pariß kommen/ jhres Rahts hierin zupflegen/ vnd durch den Siegel- warter vortragen/ es gedachten Jhre Majestaͤt alle Vnordnung abzuschaffen/ ein Vorꝛaht zumachen/ damit dem Volck in der Noth auch kein newer Last auffge- zegt werden muͤste/ zu dem endewolte er etliche Besatzungen abschaffen/ seine Hoff De Statu perturbato Franciæ. Hoffhaltung einziehen/ den Kauffhandel mit ernst auffrichten/ vnnd im Kriegs- wesen gute Ordnung machen. Der Cardinal erhub diesen Vortrag/ mit diesem Anhang/ man theilte manchmahl die besten Guͤter mit dem Meer/ auff daß ein Schiff erleichtert/ vnnd erhalten wuͤrde: welches ein jeder bey diesen Zeiten auch zuthun schuldig waͤre/ vnd auff das gemeine Wesen/ in welchem sein eygene Wohl- fahrt begriffen/ mit vnverꝛuͤcktem Auge sehen/ der Schluß war/ zwo Armeen/ jede von zwantzig tausent Mann auff den Beynen zuhalten/ vnd darneben dem Land- volck durch gute Ordnung zuschonen: die zwey vnnd fuͤnfftzig Millionen Schul- den auff dem Schatz abzustatten: die Pensionen oder Wart- vnd Gnadengelder nicht vber zwo Millionen zusetzen: auch wurd Jhre Majestaͤt ersucht/ die viele Ve- stungen/ so nur zur Meuterey vnd Rebellion mitten im Land Vrsach geben/ nieder zulegen/ vnd Mittel zufinden/ daß die fuͤrnembste Herꝛn kein Auffstand mehr vor- nehmen. Vnd also endete sich dieses sechs vnnd zwantzigste Jahr: aber das folgende brachte weit andere Haͤndel. Die Hugenotten waren gedemüthigt/ aber die Ro- scheller kondten nicht leiden/ daß jhre Schiffarten einigen Eintrag haͤtten/ vnnd denandern gleich giengen: die Commissarien vber die Friedenspuncten waren jh- nen vnertraͤglich: deß Koͤnigs Voͤlcker in der Ludwigschantz/ vnd auff den Jnseln kondten sie nicht sehen/ vnnd wurden vngedultig/ als man jhnen hier auff antwor- tet/ sie waͤren Vnderthanen/ die Demolierung/ so zu Mompellier zugesagt worden/ hetten sie selbst verschertzt: die Klugsten vnder jhnen selbst koͤndten sich nicht an- derst wider deß Poͤbels Vngestuͤm erhalten: vnd haͤtten vber diß alles die voͤllige Freyheit jhrer Religion/ wie andere Reichs Vnderthanen. Sie geben taͤglich Vrsach/ daß man auff jhr thun vnnd lassen/ mit einer Kriegsmacht Obsicht neh- men muͤßte. Auß diesen Vrsachen gieng das Spiel wieder an: dann der Her- tzog von Rohan suchte die Burgermeister durch gantz Languedoc an sich zubrin- gen/ schickte nach Engelland/ dem Hertzogen von Bouquingan gar in Harnisch zu- bringen: vnd bracht es dahin/ daß der Koͤnig in Engelland ein grosse Floth zurich- tet auch offentlich zuverstehen gab/ er haͤtte sich verobligirt/ ob dem Frieden zuhal- ten/ vnnd den Hugonotten Schutz zuleysten/ welches aber der Cardinal jhm gar nicht gestehen wollen. Endlich wurd beschlossen/ die Statt Roschellen mit allem Gewalt anzugreiffen/ vnd die Hugonottische Parthey gar nieder zulegen. Aber der Cardinal vberlegte alle vnd jede Beschwerlichkeiten/ welche die vorige Koͤnige nicht haͤtten vberwinden koͤnnen: darumb muͤßte die Macht deß gantzen Koͤnig- reichs angewand werden/ auff daß die Koͤnigliche Waffen bey vnverꝛichtem Werck/ nicht jnn- vnnd ausserhalb deß Koͤnigreichs veraͤchtlich wuͤrden. Nach dem aber die Kron mit Teutschland vnd Spanien Fried hatte/ moͤchte der Engel- laͤnder allein zubesorgen seyn/ deme doch auch koͤndte begegnet werden. Zur Sach zuschreitten/ muͤßte man die Hafen schliessen/ vnnd auff Hollaͤndisch die E iij Statt De Statu perturbato Franciæ. Statt mit Schantzen vmblegen/ damit keine Proviant hienein fuͤhre. Es waͤ- ren so viel Schiff auff den Frantzoͤsischen Custen/ daß man dem Engellaͤnder wohl begegnen/ vnnd seine Hülff zuruͤck schlagen koͤndte/ wann man den Canal mit Schantzen dicht aneinander versehe/ vnnd die Schiff vnder dem Geschuͤtz hielte. Der Sachen desto gewisser zu seyn/ hatte der Cardinal ein Abriß von den Pa- steyen/ den Waͤllen vnd Graͤben: von der Tieffe/ Breyte vnd Beschaffenheit deß Lands: von dem gantzen Land herumb heymblich vberkommen/ den er mit dem Marschalck von Schomberg/ neben den besten Jngenieurs offt betrachtet/ vnnd demnach wegen Geschuͤtz/ vnnd allerhand Ammunition auff das kuͤnffeige alle Notturfft verordnete. Wie nun solche Bereytschafften vnvermerckt nicht kondten geschehen/ also zog der Koͤnig in Engelland vor andern alles zu Gemuͤthe/ daß/ da die Hugonet- ten vnder die Banck muͤßten/ man in Franckreich nicht wohl Haͤndel erwecken koͤndte: ja daß die Frantzosen/ wie das Quecksilber/ oder wie der Hahn auff der Kirchen/ nimmer still waͤren/ vnnd auß Mangel jnheimischer Haͤndel die Nach- barn angreiffen wuͤrden. Der Hertzog von Saphoyen/ etwas verdruͤssig/ daß man jhn tieff hienein lassen rennen/ vnd hernach seiner vngeacht Fried geschlossen/ braucht den Abt von Scaglia, die Belaͤgerung der Statt Roschellen zuhindern: derselb kondt die Hollaͤnder nicht auffbringen/ fand aber Engelland ruͤstig: also daß Milord Montaigu nach Saphoyen/ Lothringen/ vnnd zu dem Hertzogen von Rohan verschickt worden. Der Hertzog in Lothringen versprache/ weil er sich et- licher Kayserischen Kriegsvoͤlcker versichert hielte/ zu rechter Zeit in Franckreich zufallen: der Hertzog von Rohan solte als dann in Languedoc/ vnd der Hertzog von Saphoyen in Dauphinè angreiffen. Der Cardinal hatte dem Montaigu vier Monat lang lassen nachsetzen/ biß er jhn zu Coiffy erdapt: welches der Hertzog in Lothringen so hoch empfunden/ daß er die alte Koͤnigin zu Pariß wissen lassen/ wann man sich nicht in vier vnnd zwantzig Stunden resolvierte/ jhn wieder auff freyen Fuß zustellen/ haͤtte er Gewalt zuvben/ wie er dann Coiffy zur Stund/ auch andere Graͤntzstaͤtte belaͤgerte. Aber Montaigu mußte nach Pariß/ in die Ba- stille, Saphoyen ließ ab von Franckreich/ vnd vermeynt durch ein heymlichen Ver- stand Genua zuvberꝛumpeln/ der Engellaͤnder bekahm Stoͤß/ vnd Lothringen ließ sich daran genuͤgen/ daß Montaigu biß an deß Koͤnigs zuruͤck kunfft im Schatten bliebe. Wie nun der Koͤnig vmb die Weihenachten nach Pariß kommen/ stellt sich der Hertzog von Lothringen ein in Person/ vnnd meynt/ er haͤtte ein grosses er- halten/ daß man jhm den Montaigu ledig vberliefferte/ nicht ermessend/ daß der Cardinal auß den Brieffen sein Genuͤgen ersehen/ vnd der Person wenig achtete. Da fande sich der Anschlag auff Toulon, Montpellier, Bresson vnnd Valanse, neben vielen andern Heymlich keiten am Hoff/ so die Fraw von Cheureuse hatte eingefaͤdmet. Auch verspuͤhrte man auß allerhand Discursen/ daß den grossen Herꝛn De Statu perturbato Franciæ. Herꝛn nicht lieb war/ da Roschellen solte mit der Hugonottischen Parthey gar vn- der den Fuͤssen liegen/ zumahl man sonsten kein Zuflucht/ den Koͤnig zupravieren/ vñ dessen Gebott beyseyt zulegen/ auch etwas mit Gewalt zuerpressen/ mehr an der Handhaben wuͤrde. Weil nun der Cardinal dem Koͤnig erwiese/ wie der Marschalck von Mont- luc angemercket/ daß eben darumb die Statt Roschellen/ vnder dem Koͤnig Carolo IX. nicht bezwungen worden/ weil die fürnehmbste Herꝛn sich Kaltsinnig erzeigten/ vnd auß oberwehnten Vrsachen den Wolff nicht recht beissen wolten: bracht bey jedermaͤnniglich ein grossen Schrecken/ als die Marggraffen von Rouillat, Bon- niuet, Montprisson vnnd Oy, bald Fancan, Milletiere vnnd andere geringere/ das stillschweigen vnd wohl reden in der Bastille lernen muͤssen. Noch wolte es im Land Guyenne Hindernuß geben/ in deme der Hertzog von Epernon, Gubernator/ den Frieden mit dẽ Hugonotten durch ein Geschwor- nen der Statt/ deß Parlaments zu Bordeaux vnbegruͤßt/ lassen publicieren: dar- ñber alles in Vnordnung gerahten/ biß der Engellaͤnder sich in der See sehen las- sen: darumb denselben vom vesten Land abzuhalten/ der geheyme Raht Leon/ vnd nach jhme der Cardinal von Sourdis, Ertzbischoff zu Bordeaux es vermittelt/ daß der Hertzog in das Parlament kommen/ vnd die Hoͤfflichkeit ablegen/ das Parla- ment jhme mit gleicher Hoͤfflichkeit begegnen solte/ darzu man viel Muͤht ge- braucht/ doch endlich/ damit deß Koͤnigs Dienst nicht gehindert/ den Hugnotten zu newem Auffstand kein Anlaß gegeben/ vnd dem Engellaͤnder/ außzusteigen kein Bruͤck gelegt wuͤrde/ beyderseits verstanden vnd kommen. Sogeringe Sachen moͤgen jederweilen/ wie ein Lohnen oder Hefftnagel am Wagen/ die fuͤrnehmbste Geschaͤfften in das Stecken bringen: koͤnnen aber durch Wachtsamkeit vnd Fleiß erhoben werden. Jn Summa/ Roschell solte vnd mußte belaͤgert werden: darumb macht sich der Koͤnig auff die Reyß/ fiel aber den ersten Tag in eine Kranckheit zu Villeroy, also daß bey zunehmender Vnpaͤßlichkeit die alte Koͤnigin/ fuͤrnemblich aber der Cardinal sich deß grossen Wercks der Belaͤgerung muͤssen annehmen/ gleich wie Marillac die Justitz/ vnd D’Effiat die Finantzen hatten zuverwalten. Zu end deß Julij liessen sich zwantzig Engellaͤndische Segel vmb Olonne sehen/ denen noch mehr folgeten/ also daß sie vnder jhrem Geschuͤtz zehen tausent Mann auff die Jn- sel Rè brachten/ welche Thoiras, Commendant in der Vestung S. Martin ange- griffen/ aber wegen grossen Schadens auß den Schiffen/ machen vnnd bleiben lassen. Der Hertzog von Angoulême fuͤhrt ein Armee nach Poitu, gab den De- putirten auß Roschellen die beste Wort/ vnnd ließ jhnen die Ernd folgen/ damit sie sich keiner Belaͤgerung versehen solten/ vnnd macht auff dem Land Quartier auff fuͤnff vnnd zwantzig tausent Mann/ da er die Helfft doch nicht beysammen hatte/ auff daß die Engellaͤnder/ wie sie haͤtten thun koͤnnen/ nicht gar auff das veste Land kommen De Statu perturbato Franciæ. kommen solten. Der Cardinal besorgte sich/ die Hollaͤnder moͤchten den Engel- laͤndern Schiffe geben/ darumb kahm er vor/ ernewert den Bund/ vnd spart allhie keines Gelds. Wie auch frische Voͤlcker/ vnd Proviand in die Vestung auff der Jnsel zubringen. Die Engellaͤnder setzten hefftig an/ wurden aber vbel empfan- gen/ also daß sie nur suchten die Proviand abzuschneiden: durch welches Mittel viel auß der Vestung vbergangen/ vnnd Thoiras zu capituliren angefangen/ biß der Cardinal sechs/ Pinaces oder Platteschiff von Bayonne lassen kommen/ mit welchen der Graff von Grãdmont bey Nacht neben den Engellaͤndern/ auch vber die versenckte/ vnd an die Spitzen mit Ketten aneinander vermachte Schiff ohne sonderlichen Schaden gefahren/ vnnd Secours eingebracht: welchen Weg man mit andern Pinnassen gebraucht/ aber die Helfft nur vberbringen koͤnnen. Der Koͤnig wolte nicht nachlassen/ vnd schickte sein Bruder/ den Hertzogen von Orle- ans ins Laͤger/ der sein bestes thaͤt: wurd aber von seinem Leuthen verfuͤhrt/ wie- der nach Pariß zukehren/ angesehen es einem solchen Printzen schimpfflich waͤr/ daß der Cardinal solte das Obercommando fuͤhren/ welches nur lauter Mißtra- wen vnd Widerwillen gebahren konde. Vnder dessen kahm der Koͤnig wieder zu seiner Gesundheit/ vnnd merckte wohl/ daß seine Gegenwarth hochnoͤhtig war/ die Engellaͤnder vom vesten Land abzuhalten/ vnnd auß der Jnsel zutreiben. Verordnet derowegen den Hertzog von Elb œ uf auff die Custen der Landschafft Picardie, vnd den Hertzogen von Lon- gueuille nach Normandy: den Hertzogen von Guyse zur Schiffarmee/ vnd nahm an die Floth/ so jhm Spanien wider die Engellaͤnder angebotten/ damit sie bey vn- annemlicher Hoͤfflichkeit sich nicht zum Feind schluͤge: vberließ der alten Koͤnigin die Auffsicht der Landschafften vmb Pariß/ vnnd begab sich auff den Weg. Als nun der Koͤnig ankommen/ sahe man von allen Enden her Voͤlcker/ Schiff vnnd Proviand bringen: da man auß gantzer Macht gefochten/ vnd alle muͤgliche Mit- tel an die Hand genommen. Endlich gedachte Bouquingan sein eusserstes an der Vestung S. Martin zuversuchen/ dessen Thoiras jnnen worden/ vnd den von Canaples in der andern Vestung de la Prée zum Secours zukommen bescheyden: welches auch bey dem ersten vnd andern Sturm so zeitlich geschehen/ daß die En- gellaͤnder jhre Todten vnnd Leytern hinderlassen/ auch zu einem endlichen Abzug sich resolviren muͤssen: sonderlich da der Koͤnig den Marillac vnd Schomberg mit vielem Volck vnd Munition abermahlen in die Jnsel außsteigen/ vnd den Engel- laͤndern by dem Abzug das Cornet mit vier vnd vierzig Fahnen vnd vier Stuͤcken abnehmen lassen: also daß von siebentausent Engellaͤndern nur 1800. wieder nach Hauß kommen: zumahl deren viel im Moraß stecken blieben/ oder gefangen worden. Nach solcher grossen Victori legte der Koͤnig all seine Gedancken auff die Belaͤgerung der Statt Roschellen/ welche wegen der Kauffmanschafft war groß/ reich/ De Statu perturbato Franciæ. reich/ vest/ vnd hochmuͤhtig worden/ daß sie alle Begnadigungen der vorigen Koͤ- nigen vor ein Vergleich hielte/ vnd ein absonderlichen Stand fuͤhrete. Daß sie nun jederzeit der Hugonotten Zuflucht/ vnnd der Malcontenten Auffenthalt ge- wesen/ auch die Koͤnigliche Befehl nie viel geachtet/ vnnd jetziger Zeit den Engel- laͤnder an sich gezogen/ auch allen Vorschub jhme gethan/ vnd dreyhundert Mañ zu Huͤlff gesandt/ vnnd das Hauß Rohan auffgenommen/ ja alle Hugonotten ge- gen den Koͤnig verbittert vnnd auffgereytzt: darumb ließ der Koͤnig schon im Au- gustmonat nach der Statt graben/ Voͤlcker herumb legen/ vnnd die Veste la Moulinette bawen. Dreyzehen Schantzen/ mit vielen Redouten/ machten ein Reyff von dreyen Meilen herumb/ von Muß queten vnnd Falckonetten befreyt/ vnd beschlossen die Statt auff dem Land/ daß nichts ein/ noch auß kommen kondte. Den Canal vberzog der Cardinal/ auß Angeben deß Pompeij Targon, der auch vor Ostenden sich gebrauchet/ mit einer Ketten/ vnnd vielen Mastbaͤumen/ derselb ließ auch Schloͤsser auff Schiffe setzen/ die an einem Orthblieben/ oder fortgien- gen/ das grobe Geschuͤtz darauff zustellen: aberschier alles vergeblich. Darumb folgte der Cardinal seinem eygenen Sinn/ vnnd ließ ein Damm in den Canal/ da er 740. Klafftern breyt war/ vnnd von der Statt bloͤßlich kond bestrichen werden/ breyt vnden legen/ vnd vber die Wellen fuͤhren: Jn der mitten bliebet was offen/ wegen deß Zu- vnd Abfluß: welche Einfahrt mit Schiffen voller Steinen/ vnnd mit Baͤumen verwahrt war/ daß den Belaͤgerten in wehrender Zeit vber fuͤnff mittelmaͤssige Schiffe nicht zukommen. Dieser Damm war wundersam anzu- sehen. Vnder dessen thaͤt der Hertzog von Rohan in Langnedoc sein bestes/ eine V- nion zumachen/ vnd die Voͤlcker allenthalben in ein Auffstand zubringen. Aber der Cardinal schickte den Herꝛn Gailland, Koͤniglichen geheymen Raht an die Staͤtte/ die er als ein Hugonott selbst/ zu jhren Pflichten brachte/ bey denen sie aber nicht lang geblieben. Darumb der Printz von Condè ein Armee dahin fuͤhrte/ von deren er ein guten Theil dem Momorancy anbefohlen. Der Anschlag auff Monpelier kostet den Hertzogen von Rohan sein beste Leuth. Dannoch fuhr er jmmer forth/ mit Practicken/ vnnd mit Gewalt. Zu Anfang deß Jahrs 1628. schickten die Roscheller an den Koͤnig in Groß Britannien/ vnd begehrten Schutz: welchen der Koͤnig wegen deß Parlaments vnd der noͤthigen Geldsteur/ nicht voͤl- lig leysten konde/ wie die Tractaten außwiesen: doch ruͤstet man eine Floth auß- Vnnd weil der Spanier dem Koͤnig in Franckreich eine Floth angebotten vnnd versprochen hatte/ kam dieselbe dieser Zeit an/ nach dem die Engellaͤnder laͤngst auß den beyden Jnseln weichen muͤssen/ vnnd mit so wenig Volck vnnd Proviand daß man spuͤren konde/ daß Spanien nur suchte den Krieg zuverlaͤngern/ vnnd der Statt Roschellen nicht wehe zuthun: wie dann auch die gedachte Floth bald wie- der nach Spanien abgelauffen. Hie kamen der Marggraff Spinola/ sein Sohn F vnd De Statu perturbato Franciæ. vnd Tochtermann Leganez, auß Flandern/ vber Pariß/ ins Laͤger/ verwunderten sich vber den Damm/ vnnd besorgten die Frantzosen thaͤten hie jhr Schulrecht/ da- mit sie den Spaniern mit der Zeitbegegnen koͤndten. Der Koͤnig muste nach Pariß/ die Landschafften nach Pickardy/ Schampany vnd Brie vor einem Auff- stand erhalten: darun baller Gewalt der Belaͤgerung dem Cardinal geblieben: kahm aber bald wieder auff die Zeitung/ daß die Engellaͤndische Floth zu Segel gienge. Weil nun Marillac sonderlich dem Cardinal mißguͤnstig waren/ haͤtten sie den Koͤnig gern in Pariß behalten/ vnnd die Statt Roschellen vnbezwungen ge- sehen/ nur damit die Ehrsolcher hohen That dem Cardinal nicht zukaͤhme. Der Koͤnig fand in der Musterung fuͤnff vnnd zwantzig tausendt Mann zum fechten. Den eylfften May liessen sich die Engellaͤnder mit fuͤnfftzig Schiffen sehen/ war- teten acht Tage auff der Roscheller Außfall/ versuchten im Canal durchzubrechen/ vnnd kehrten wieder nach Engelland: daruͤber die gantze Statt zwistig worden. Noch liessen die Engellaͤnder nicht nach/ sondern kahmen zum drittenmahl/ aber etwas langsamb/ weil Bouquingan vnder dessen erstochen ward. Den dritten October geschah ein Treffen/ vnd vber fuͤnfftausent Canonschuͤß. Den folgen- den Tag gieng das Spiel abermahl an: vnnd weil die Engellaͤnder die Vnmuͤg- lichkeit durch zukommen sahen/ versuchten sie ein Vergleich/ vnnd den drey vnnd zwantzigsten noch ein Treffen: wendeten sich wieder nach Engelland/ vnnd liessen die Roscheller Gottes vnd deß Koͤnigs Gnaden. Weil nun hie nichts zuerheben war/ vnnd der Cardinal weit außsehende Anschlaͤg fuͤhrete/ wurd zwischen beyden Cronen wieder ein Fried vnnd Bund gestifftet/ der aber vber Jahrs frist geschlos- sen vnd beaidigt worden. Die Roscheller vermeynten zwar vor jhr gantze Par- they/ vnnd vor jhr Privilegien zu capitulieren/ musten sich aber auff deß Koͤnigs Discretion ergeben: welche jhnen in diesem Puncten wurde vorgelesen: der Koͤ- nig nehme sie zu Gnaden wieder an/ schone jhrer mit der Hostilitaͤt/ vergoͤnnet jh- nen jhre Guͤter/ verstattet jhnen die Vbung jhrer Religion in der Statt: vnnd be- fahle/ daß alle Kriegsleuth dieser Gnad geniessen/ die Officirer vnd Edele mit den Seiten wehren/ die gemeine Knecht mit einem weissen Secken abziehen moͤchten/ doch schweren nimmermehr wieder zudienen. Den 30. October zogen deß Koͤ- nigs Voͤlcker hienein/ vnd besetzten alle Posten: der Cardinal folgte/ ließ alles saͤu- bern: der Koͤnig thaͤt sein Einritt auff Allerheiligen/ ließ den Erhungerten Pro- viand zufuͤhren/ vnd eine Procession anstellen. Also kehrt er wieder nach Pariß/ vnnd zahltsein Geluͤbd vnser lieben Frawen zu Ardilliers, deren er den Sieg auff der Jnsel/ vnnd wieder die Statt zugeschrieben. Hernach wurd der Meyer oder Schultheiß/ mit den Schoͤffen abgeschafft/ die Meutmacher außgewiesen/ die Privilegien cassirt vnd vernichtet/ auch verordnet/ daß alle Bevestigung niederge- legt/ die Graͤben gefuͤllet/ vnd nur drey Thuͤrn/ sampt der Mawren gegen der See/ wegen De Statu perturbato Franciæ. wegen der Seerauber stehen blieben: daß kein Außlaͤndiger ohne deß Koͤnigs Er- laubnuß/ vnnd kein Ketzer von newem darin wohnen moͤcht. Zu Vollziehung dessen allen solte ein Vogt gesetzt werden. Vnnd befand sich in den Registern/ daß diese Belaͤgerung an 40. Millionen Pfund gekostet hatte. Hiernechst zog die Armee nach Languedoc/ ward Meister im Feld/ vnd ero- bert Pamiers sampt etlichen andern vesten Orthen. Dannoch suchten die Hugo- notten-Huͤlff bey Engelland/ Spanien vnnd Holland: darumb gedachte der Koͤ- nig/ ehe er in Jtalien vber das Gebuͤrg zoͤge/ es moͤcht ein newen Auffstand geben/ wann er jhnen die Vestungen ließ niederꝛeissen: vnnd befahl/ daß alle Ketzer die Waffen niederlegten/ vnd allen Gehorsam vor den hohen Gerichtstellen leysteten/ wann sie jhrer Guͤter vnd Privilegien geniessen/ vnd im widrigen nicht als Rebel- len auff das eusserste/ ohne Hoffnung einiger Gnad verfolgt werden wolten. Vnd solcher gestalt wurd die Hugonottische Parthey zu End deß Jahrs 1628. gantz vnd gar gedaͤmpfft/ vnd zum Gehorsamb gebracht/ welches fuͤrnemlich durch deß Car- dinals weise Vorschlaͤge/ vnd deß Koͤnigs gute Gluͤck geschehen. Vnnd wird in allen Historien sehr wundersam stehen/ daß der Marggraff Spinola den 24. Au- gusti im Jahr 1624. mit seinem Laͤger vor Breda ankommen/ den Orth solcher gestalt vmbfast/ daß Printz Moritz von Vranien kein Mittel gefunden/ noch sein Bruder nach jhm/ (zumahl er halb vor Bekuͤmmernuß gestorben) den Spaniern beyzukommen/ vnd den Orthzuretten/ welcher den 5. Junij 1625. nach vnsaͤglichem Vnkosten/ auß Mangel aller Lebensmittel vbergangen: gleich wie der Hunger auch die Roscheller bezwungen hat. Nun mehr begunte der Cardinal seinen Koͤnig zu den außlaͤndischen Kriegs- haͤndeln zuleyten/ darauff er jmmer zu das Aug gehalten/ wie geschaͤfftig er auch wegen der Hugonotten seyn moͤgen. Darumb nahm er vor/ beydes die Teutsche vnd die Jtalianische Haͤndel: dann was Jtalien belangt/ waren zwar die Veltli- ner auß der Spanier Haͤnden/ vnnd dieselben Paͤsse in den alten Stand gesetzet/ wie droben gemeldet. Jetzt aber gab es newe Haͤndel/ wegen deß Hertzogthumbs Mantua/ ob das Hauß Oesterꝛeich ein solches Land an sich bringen/ vnnd seine Macht in Jtalien vmb ein so grosses vermehren solte/ aber ob Franckreich die Haͤnd einschlagen/ vnd ein vesten Fuß/ dem Oesterꝛeichischen Dominat den Kopff zubiethen/ in Jtalien setzen koͤndte: wormit dann der Cardinal fuͤrnemblich vmb- gienge. Also versuchte er auch/ in dem Teutschen Vnwesen Theil zuhaben/ vnd weil jhm alles so gluͤcklich im Koͤnigreich abgangen/ ausserhalb grossr Thaten thun. F ij Der De Statu perturbato Franciæ. Der 5. Discurß. Wie der Koͤnig in Franckreich Mantua auff seine Seit gebracht. Desselben Hertzogen Todt: vnd dessen von Neuers Succession: deß Koͤnigs Huͤlff. Der von Rohan accommodirt sich. Der Hertzog von Orleans wird vnwillig. Der Kayser nimbt Cur vnd Meyenfeld ein/ vnd lockt den Fran- tzosen in Jtalien. Der auch in Teutschland practisirt. Der Hertzog von Sa- phoyen bekriegt/ stirbt: Der Mantuanische Krieg wird vertragen. D Er Koͤnig schickte den Marggraffen von S. Chau- mont, als ein extraordinari Gesanden/ nach Mantua/ an Hertzog Vin- centzen/ weil derselb den Koͤnig seines Bruders Ferdinandi/ deß regiren- den Hertzogs Todt wissen lassen/ mit bitt/ jhm zu Rom behuͤlfflich zu seyn/ damit sein Heuraht mit der Princessin von Bossolo, so jhn begauckelt/ vnd keine Kinder altershalben mehr tragen koͤnde/ getrennet werden moͤchte. Also klagte der von Chaumont das Leyd/ wuͤnschte jhm Gluͤck zur Regierung/ vnd erbotte seines Koͤ- nigs Ansehen/ Mittel vnd Macht zu aller muͤglichen Willfaͤhrigkeit: mit djesem Anhang/ bey fuͤglicher Zeit nicht zuvergessen/ weil die Spanier jhm suchten ein Fraͤwlein auß dem Hauß Oesterꝛeich zugeben/ vnnd Mantua sampt dem Mon- ferꝛat anzufaͤsseln/ zumahl Saphoyen vnd Meyland ein so vestes vnd fruchtbares Land wuͤrden anfallen/ weren ja kein ander Mittel zu subsistiren/ als daß er sich/ wie sein Vorfahr vnnd Bruder/ an Franckreich hielte/ oder doch auff keine Seit gar lenckete: vnnd solcher gestalt koͤnd er frey vnnd vngebunden seyn. Das fuͤr- nembste war/ daß die Princessin Maria/ seines verstorbenen Bruders Tochter/ dem Hertzogen von Rethelois (dessen von Neuers Sohn) vermaͤhlet/ vnd jhr von jhm das Hertzogthumb durch testamentliche Verschaffung bescheiden wuͤrde: wel- ches jhm dann ein grosses Ansehen machen solte/ wann er ein beftimpten Nachfah- ren vnd Erben benamete. Der Hertzog gab rund zuverstehen/ er waͤr gut Fran- tzoͤsisch gesinnet/ gedaͤchte die Princessin selbst zuheurahten/ vnd von jhr Leibserben zuhaben: auß Mangel deren er den von Rethelois zum Successorn haben wuͤrde. Weil nun der Marggraff von Strigio entdeckt/ daß die Medici dem Hertzogen/ wegen staͤter Vnpaͤßlichkeit/ ein kurtzes Leben gaben/ vermogt jhn Chaumont, das beste hierbey zuthun. Auff der andern Reyß solte er Mantua mit Saphoyen vergleichen/ vndden Heuraht fortsetzen. Wie nun der Bapst vnverholen sich vernehmen ließ/ der Hertzog De Statu perturbato Franciæ. Hertzog konde nicht gescheiden werden/ bracht Chaumont vor/ in was grosser Ge- fahr er dann wegen Land/ Leuth/ Freyheit vnd Leben schwebete/ weil Meyland vnd Saphoyen bereyt sich wegen jhrer pr æ tensionen herauß liessen. Der Hertzog von Saphoyen antwort/ Er haͤtte mit den Spaniern nichts zuthun/ der Frantzo- se solte lieber sehen/ daß er/ vor dem Spanier/ auß dem Monferꝛat einnehme vnd besesse/ was jhm daran gebuͤhrte: So haͤtte ja Franckreich/ jhm zum Exempel/ sich selbst der Spanischen Huͤlff vor Roschellen bedient. Jn Summa/ er forder- te fuͤnffzehen tausent Kronen jaͤhrlicher Jntraden/ vnd zwantzig tausent vor Scha- den vnnd Vnkosten/ weil der alte Hertzog das Wort nicht gehalten/ vnnd seinem Sohn dem Cardinal die Tochter nicht gegeben. Darauß man leichtlich abneh- men koͤnnen/ daß er mit Gewalt verfahren wollen. Darumb begab sich Chau- mont wieder nach Mantua/ als eben Hertzog Vincentz den fuͤnfften Tag hernach diese Welt gesegnet. Zuvor aber hatte Strigio jhn dahin gebracht/ daß er den Hertzogen von Neuers in offentlichen Patenten/ zu seinem einigen vnd rechtmaͤs- sigen Erben aller seiner Landen/ vnnd desselben Sohn/ den Hertzogen von Rethe- lois zu seinem General Leutenant lassen außruffen/ auch verordnet/ daß derselb seine Nichtin die Princessin Maria/ noch vor seinem Ende heurahten solte. Wel- cher gestalt auch die Beampten vnnd Officirer auff den Hertzogen von Neners in Pflicht genommen worden. Wie nun die Dispensation von Rom wenige Stunden vor deß Hertzogen Todt ankommen/ trieb Strigio, daß sie vmb neun Vhr in der Christnacht sich vermaͤhleten/ Beylager hielten/ vnd gleich darauff deß Hertzogen Todt vernahmen. Auff diese Zeitung verfuͤgte sich der Hertzog von Neuers nach Jtalien/ vnd thaͤt seinen Einritt zu Mantua bey Endt deß Jenners/ im Jahr 1628. Hie machten Saphoyen vnd Gonsales de Cordoua, Gubernator zu Mey- land/ ein Bund/ auff beyden Seiten in das Monferꝛat zufallen/ vnd den Marg- graffen de Montenigro in das Mantuanische zusenden. Der Kayser schickte Graff Johann von Nassaw/ vneracht der Hertzog von Neuers durch den Ertzbi- schoff zu Mantua vmb das Lehen vnderthaͤnig ansuchen lassen/ als ein Commis- farium/ das Land in Sequester zu nehmen/ vnnd also zufassen/ daß kein Jtaliani- scher Fuͤrst kein Fuß drinnen setzen koͤndte/ biß der Printz von Gastales sein haben- des Recht vorgebracht vnnd erhalten. Weil aber obgemeldte Liga vmb die Zeit/ da Hertzog Vincentz verstorben/ bereyt war eingefallen/ vnnd etliche Orth erobert/ brachte der newe Hertzog von Mantua zwoͤlff tausent Mann zu Fuß/ vnnd zwey tausent Reyssigen ins Feld/ vnnd ersucht den Koͤnig in Franckreich vmb die zuge- fagte Huͤlff/ dieweil aber der Koͤnig mit den Roschellern vnnd Engellaͤndern eben viel zuthun hatte/ erfolgt nichts weiters vor dißmahl/ als daß deß Hertzogen von Neuers Freunden erlaubet war/ jhm zu zuziehen/ vnd in Franckreich Voͤlcker zu- werben: also daß vnder dem Marggraffen von Beuuron ein gute Anzahl mit ma- F iij nier De Statu perturbato Franciæ. nier vber das Gebuͤrgnach Casal kommen/ deme der Herꝛ von Guron im Namen deß Koͤnigs gefolgt/ vnd nach dem im Außfall gebliebenen Beuuron commendirt/ biß der Secours vnder dem Marggraffen von Vxelles, in sechszehen tausent Mann bestehend/ ankaͤhme/ der aber auß Mangel aller Notturfft zwantzig Tag auff dem Musterplatz liegen blieben/ ja gar auß dem Gebuͤrg/ weil keine Victua- lien erfolgten/ vnd der Hertzog von Saphoyen/ jhnen die Paͤsse feindlich abschluge/ nach dem Delphinat sich lencken muͤssen. Vmb diese Zeit zweyten sich auch die Graubuͤndner mit den Veltlinern/ vber den rechten Verstand jhrer Friedenspuncten/ darinnen vnder anderm verse- hen war/ daß vber die kuͤnfftige Spaͤhn die beyde Kronen/ Franckreich vnd Spa- nien/ zum Entscheyd sprechen solten. Weil nun Spanien die Sach auff die lange Banck verschobe/ ließ es auch der Koͤnig in Franckreich anstehen/ biß er selbst in Person vber das Gebuͤrgekaͤme. Dannoch trieb der Eyffer den Koͤnig zu Anfang deß Jahrs 1629. denselben Zug vorzunehmen. Viel Sachen hin- derten/ sonderlich der Winter/ mit Eiß vnd Schnee im Gebuͤrge/ die Saphoysche Armee auff den Paͤssen/ so viel veste Orth vnder wegs/ vnnd dann fuͤnff oder sechs Tagreysen auff deß Feindes Boden/ bey besorglichem Mangel der Proviand auß ferꝛn gelegenem Eygenthumb. Darumb kondten jhrer viel im Rath zu Pariß nicht drein gehellen/ sonderlich die jenige/ so sich vor dem Spanischen Krieg scheue- ten. Aber der Cardinal drang vor/ vnnd versprach allen gluͤcklichen Fortgang/ weil wenig Spanier in Jtalien/ vnd die Spanier mit Geld nicht gefaßt/ auch die Staͤnde in Jtalien zum Auffstand geneygt waͤren. Also wurd der Zug beschlos- sen/ vnd nothwendige Ordre zum marschieren/ auch wegen allerhand Am̃unition gegeben. Zuvorderst aber wurd die Verwaltung Pariß/ vnnd vmbliegender Landschafften der alten Koͤnigin anvertraut/ ob sie schon sich wider den Cardinal hatte verleyten/ vnnd verbittern lassen. Der Siegelwarter Marillac solte die alte Ordinantzen von vierzehen Jahren her auffschlagen/ vnd nach denselben das Ju- stitijwesen mit Huͤlff deß Parlaments reformieren. So wurden auch die vbrige Hugonotten in Languedoc zum voͤlligen Gehorsam gebracht. Deß Koͤnigs Reyß gieng durch Burgund vnd Schampanyen: zu Cha- lons fand sich der Hertzog von Lothringen/ vnnd wolt das Hertzogthumb Bar in seinem eygenen/ vnd nicht in der Gemahlin Namen empfangen: welches jhm ab- geschlagen/ vnnd biß zu deß Koͤnigs Widerkunfft verguͤnstiget ward. Also zog der Koͤnig Lyon vorbey/ wegen der Pest/ vnd kahm nach Grenobel/ lag still ein acht Tage/ begehrt Paß an Saphoyen/ vermoͤg der letzten Tractaten/ Casal zuentse- tzen. Der Koͤnig ließ sich mit Worten nicht auff halten/ vnnd kahm mit grossen Tagreysen ohn ferꝛn von Susa/ bey dem Paß vnnd Graͤntzen an. Bey Chau- mont hatte der Printz von Bemont den Paß versprochen/ kondt aber sein Herꝛn Vattern nicht darzu bereden. Drey Barricades hatte der Hertzog von Sa- phoyen De Statu perturbato Franciæ. phoyen setzen/ tieffe Graben ziehen/ vnnd mit Redouten/ der Vesten Gelasse auff dem Felsen zugeschweigen/ verwahren lassen: aber Gewalt gieng vor. Dar- umb nahm der Hertzog den angebottenen Frieden an/ vbergab dem Koͤnig das Citadelle zu Suse, vnd die Vestung Gelasse, vnd versprach allen Vorschub zuthun. Auff welche Zeitung Don Cordoua die Belaͤgerung auffgehoben/ vnd den Hun- gerigen Lufft gemacht hat. Vnder dessen gab es Haͤndel bey Hoff/ wegen deß vermeynten Heurahts/ zwischen dem Hertzogen von Orleans/ dann seine Ge- mahlin war im Kindelbett gestorben/ vnnd der Princessin von Mantua/ oder ei- nem Fraͤwlein von Florentz/ daß die alte Koͤnigin diese Princessin/ sampt der Wittwen von Longuenille anhalten/ vnnd au bois de Vincennes setzen lassen/ dar- uͤber der Hertzog von Orleans nicht wieder nach Hoff kommen/ sondern nach Or- leans gereyset. Der Koͤnig schrieb jhm/ die alte Koͤnigin wuͤrde sie auff sein be- gehren wieder auff freyen Fuß stellen: vnd der Koͤnigin/ Sie haͤtte wolgethan/ vnnd koͤnde sie auff begehren wohl folgen lassen. Wie nun im Monferꝛat alles wohl bestellt war/ verfuͤgt sich der Koͤnig nach Languedoc/ weil der Hertzog von Rohan eine Versamblung zu Nismes gehalten/ vnd ohne deß Engellaͤnders Be- willigung keinen Frieden annehmen wolte. Der Koͤnig in Spanien solte jhm sechsmahl hundert tausẽnt Ducaten/ vnd andern Vorschub geben/ den Krieg in Franckreich zuvnderhalten. Darumb ließ der Koͤnig ein Theil Kriegsvoͤlcker zu vnd vmb Susen/ vnd zog in Person auff Priuas im Land Viuaret: ließ stuͤrmen/ vnd das Schloß auß Schrecken vbergeben. An diesem Orth kam Marillac, der alten Koͤnigin Proceduren zuentschuldigen/ vnnd auff jhr Recommendation den Stab eines Marschalcks zuerlangen: weil nun der Koͤnig ein abschlaͤgige Ant- wort gab/ verꝛeytzten die Neider die alte Koͤnigin/ warumb dem Cardinal nimmer was abgeschlagen wuͤrde. Darauff sie in jhrem begehren fortfuhr/ vnnd jhren Willen ohne ferꝛnere Widerꝛede gethan wolt haben: dazu auch der Cardinal selbst gerahten/ etwas aͤrgers bey so gestalten Sachen zuverhüten. Von Priuas gieng es auff Alets, vnnd andere Orth/ biß der Hertzog von Rohan sich auch deß Koͤnigs Willen vndergab/ etliche Jahr auß dem Koͤnigreich zu seyn: darneben auch verschaffte/ daß der Hugonotten Deputirten sich auch einstelleten/ vnnd alle Gnad von dem Koͤnig erlangeten: darauff dann das Friedens Edict erfol- get ist. Der Koͤnig hatte nun diese Landschafften zu Ruhe gebracht/ vnnd kehrt sich wieder nach Pariß: in deme der Cardinal seinen Weg nach Montauban genom- men. Zu Pariß versuchte man den Cardinal auß dem Sattel zuheben/ warumb er den Koͤnig im harten Winter vber das Gebuͤrg/ vnd in den Hundstagen/ zu ei- ner mit Pestilentz angesteckten Armee gefuͤhret. Vnd wann der Cardinal was hochverstaͤndiges vorbrachte/ deme der Koͤnig nachgieng/ mußte er den Koͤnig meistern: wann auch der Koͤnig nicht eben thaͤt/ was die alte Koͤnigin/ auß ein- blasen De Statu perturbato Franciæ. blasen der Neider/ jederweilen vnbefugt begehrte/ mußte der Cardinal jhr hohes Ansehen vnder die Fuͤsse tretten. Dem nach vnderließ er/ deme nichts verschwie- gen blieb/ im geringsten nicht/ sein bestes zuthun: schickt Guron, mit zween ansehn- lichen Hugonotten auß Nismes in die Statt Montauban/ vnnd bracht alles vnder deß Koͤnigs Gehorsamb. Es mußte aber so grosse Herꝛlichkeit mit etwas Bit- terkeit versaltzen werden: dann so bald der Koͤnig wieder nach Pariß kommen/ la- ge jhm die alte Koͤnigin an/ er solte dem Hertzogen von Orleans verbieten/ vmb die Princessin Maria zubulen/ vnd hien gegen machen/ daß er ein Florentinisches Fraͤwlein/ so der schoͤnsten keine war/ zur Ehe nehm. Welches aber solchen Ver- druß gebracht/ daß der Hertzog sich von Hoff machte/ vnnd nach Lothringen begabe/ vnnd ein Manifest außgehen ließ/ Er koͤnte nicht laͤnger zusehen/ daß das Koͤnig- reich so vbel regiert wuͤrde. Marillac solte jhn wieder zu recht bringen/ auß Ver- ordnung deß Koͤnigs: macht aber schier vbel aͤrger/ also/ daß auff deß Cardinals beyrahten der Koͤnig jhm zwar mehr einraumte/ als vor jhm seines gleichen nim- mer gehabt hatte/ doch den Heuraht wegen der alten Koͤnigin an seinem Orth ge- lassen: vnd jhn solcher gestalt/ doch nach deme der Cardinal vber das Gebuͤrg war gezogen/ wieder nach Hoff brachte. Es wolte nit nur die Spanier/ sondern auch den Hertzogen von Saphoyen/ vnnd den Keyser verdriessen/ daß der Frantzoß im Veltlin/ in Bemont/ im Mon- ferꝛat vnnd Mantua den Meister spielete/ vnnd meyneten/ die Tractaten zu Susa waͤren abgenoͤthigt gewesen/ doch jhnen vmb so viel vortraͤglicher gefallen/ daß vermoͤg derselben/ der Koͤnig seine Voͤlcker auß Jtalien solte abführen/ welche dann so bald nicht wiederkommen moͤchten/ vnnd demnach jhnen freye Handlung lassen muͤßten. Darumb fiel der Graff von Merode/ Kayserlicher Kammer- herꝛ/ vnversehener weise/ in die Graubuͤndten/ fasset die Paͤß/ vnnd Thor zwischen Teutschland vnd Jtalien/ legt sich in Meyenfeld/ vnnd in die Haupstatt Cur/ setzt allenthalben Vesten/ seine Voͤlcker durch zubringen. Welche Haͤndel der Her- tzog von Saphoyen angesponnen/ als waͤre im Mantuanischen Wesen die Kay- serliche Hoheit von dem Lehumann l æ dirt/ vnnd vor Casal verschimpfft worden: sonsten wacht sich Spanien veraͤchtlich/ vnnd wuͤrde bald erfahren/ daß es auff Meyland gemuͤntzt waͤr/ ja daß Genua sich anderst erklaͤren solte. Wann dann diese beyde Thor/ zu Wasser vnd Land/ Spanien entgiengen/ muͤßte gantz Naples verlohren seyn. Hierauff nun begehrt gedachter Merode den Paß/ vnnd ließ die Voͤlcker dem Briefftraͤger auff dem Fuß folgen/ ohne Ankuͤndigung einiger Feh- de: ja ließ dem Frantzoͤsischen Abgesandten Mesmin in Cur das Losament mit Soldaten vmbstellen/ vnnd alle Schrifften abnehmen. Deßwegen schickte der Koͤnig den Herꝛn von Sabran zu dem Kayser/ ließ anbringen/ wie er seinen Bundsverwandten in Jtalien nicht haͤtte lassen koͤnnen/ als der Spanier ohne einige Vrsach denselben vberzogen: wie er auch sich seines in Handen habenden Vortheils De Statu perturbato Franciæ. Vortheils nicht gebrauchen wollen/ sondern seine Voͤlcker wieder abgefuͤhrt: al- lein wolte der Kayser dem Hertzogen von Neuers das Lehen/ darumb er bereyt vn- derthaͤnig angesucht haͤtte/ dermahl eins verleihen: mit einem sondern Anhang/ daß deß Merode verfahren wieder der Voͤlcker Rechte/ ja wieder die vorige Ver- traͤge lieffe. Aber der Kayser wolte sich verwundern/ daß sich der Koͤnig in die Reichshaͤndel einmischte/ da doch der Kayser einem jeden sein Recht wolte wieder- fahren lassen: zumahl der Koͤnig solcher gestalt deß Hertzogen von Mantua eusser- stes Verderben foͤrderte. Der Koͤnig konde jhm dieses alles leichtlich vorbilden: darumb befahl er dem Hertzogen von Saphoyen anzukuͤnden/ daß hiermit wieder die Tractaten zu Susa gehandelt waͤr/ welche er mit Mund vnnd Feder zu Hand- haben sich verpflichtet haͤtte/ vnd demnach seine Waffen zu den Frantzoͤsifchen se- tzen muͤste: seiner runden vnnd endlichen Resolution hieruͤber erwartend. Der Hertzog thaͤt/ als wißte er der Kayserischen Voͤlcker Jntent nicht/ antwort/ sie giengen Mantua nicht an: doch/ so die Frantzosen abzoͤgen/ wie es Spanien be- gehrte/ wolt er auch daran seyn/ daß die Kayserische auch den Fuß zu ruͤck ziehen solten/ ob schon der Kayser hierin offendirt waͤr/ daß der Koͤnig sich deß Hertzogen von Mantua/ welcher deß Kaysers Lehenmann/ so eyfferig annemen wollen. Der Koͤnig ließ antworten/ da der Kayser den rechtmaͤssigen Erben das Lehen ertheyl- te/ wolte er seine Voͤlcker abfuͤhren/ haͤtte sich auch der Mantuanischen Strittig- keiten gegen Saphoyen nicht als ein Richter/ sondern ein Mittelmann angenom- men: muͤßte dannoch wissen/ ob Saphoyen die Susische Tractaten halten/ vnnd sich zu jhm schlagen wolte. Darauff eine Antwort von der Neutralitaͤt vnd von dem Stillsitzen erfolgte. Als nun Spanien bey den Schweitzern jnstaͤndig anhielte/ schickte der Koͤ- nig den von Leon auch ins Land/ vnnd erhielt den fünfften Augusti zu Solohurn/ daß ein gemeiner Schluß geschah/ an den Kayser zuschreiben/ da er seine Voͤlcker nicht abführen/ vnnd die Graubuͤnden nicht wieder frey machen wolte/ wuͤrden sie sich alle zu dem Koͤnig in Franckreich schlagen. Aber der Spanier schickt den Cassale, vnnd braucht sich so sehr/ daß der Schluß geaͤndert/ vnnd dahin gemittelt worden/ daß die Schweitzer etliche Kriegs Voͤlcker im Land hielten/ vnnd den Kayserischen ferꝛnern Einbruch verwehren solten. Also wird nun Cur vnnd Meyenfeld ein Anfang zum Krieg/ vnd ein Loch/ durch welches derselbe in Jtalien eingebrochen/ vns zeygen: dann vnder dem Marggraffen Spinola zwo Armeen hienein gezogen/ welcher in den Niederlanden alles stehen vnd gehen lassen/ damit er zuvorderst Genua mit Spanien wieder vest machte/ so er auch dem Spanier zũ hoͤchsten Dienst trewlich vnnd glücklich verꝛichtet: macht grossen Vorꝛaht an Ge- traid/ rufft Friede/ Friede/ biß seine Voͤlcker all heran kommen: da fiel er in den Monferꝛat/ nahete sich zu Casal/ vnderfieng doch keine Belaͤgerung/ weil er sich deß Frantzoͤsischen Entsatzes befahrte/ nach dem die Hugonotten den Koͤnig nicht G mehr De Statu perturbato Franciæ. mehr daheim behielten. Hoffete doch/ die Haͤndel bey Hoff/ vnnd die Zeit deß Jahrs solten/ zumahl wann er Casal vnnd Colalto mit den Teutschen Voͤlckern Mantua zugleich angriffen. Der Oberst Durand kam in Mantua/ vnnd thaͤt manchen Außfall/ sonderlich da die Teutschen die Vorstatt einbekommen hatten. Der Koͤnig konde so geschwind nicht anziehen/ darumb verschuff er/ daß die Vene- tianer dem Hertzogen manchmahl/ Geldt/ Proviand/ vnnd etwas an Volck zuge- sand/ dieweil sie eben vngern sehen/ daß das Hauß Oesterꝛeich in Jtalien so gar maͤchtig wurde. Der Koͤnig in Franckreich hatte Lust/ den Zug abermahl selbst zuthun/ weil aber die Hertzogen von Saphoyen vnd Lohringen/ neben andern/ den Hertzogen von Orleans gern haͤtten mit einer maͤchtigen Armee sehen in Franck- reich fallen/ deßwegen auch der Cardinal nur in den letzeen Tagen deß Jahrs von Pariß auffgebrochen/ war deß Koͤnigs Gegenwart im Land zum noͤhtigsten: der dann auff deß Cardinals einreden/ alle Schuld deß außweichens auff die Diener/ vnnd Mißgoͤnner geworffen/ vnd solcher gestalt den Hertzogen von Orleans aber- mahl wieder nach Hoff gebracht: also daß der Cardinal desto freyer/ vnd ohne ruͤck- dencken vber das Gebuͤrg gehen koͤnnen. Ehe die Jtalianische Haͤndel angiengen/ haͤtte der Cardinal ein wachendes Auge auff Teutschland/ vnd wolte sehen/ wie das Hauß Oesterꝛeich seine siegreiche Waffen fuͤhren wuͤrde: welches aber mit Eroberung deß Koͤnigreichs Boͤhmen nicht zufrieden war/ vnnd den Nieder Saͤchsischen Krayß angezapffet/ an welchem Orth/ als ferꝛn von Franckreich gelegen/ dannoch die noͤhtige Vorsorg geschehen. Weil aber vnder dem Schein den Pfaltzgraffen zuverfolgen/ die Spanier in die Vnder Pfaltz genistelt/ vnnd den Rheinstrom gefasset: auch allem Ansehen nach/ die Kayserliche Hoheit bey dem Hauß Oesterꝛeich bleiben solte: gedachte der Car- dinal/ es muͤßte der Koͤnig/ wegen deß Obern Elsaß/ deß Hertzogthumbs Lothrin- gen/ der Vndern Pfaltz/ deß Luͤtzelburger/ vnd Guͤlchischen Lands/ auff dieser Sei- ten nichts verabsaumen/ sondern so wohl den Staad verwahren/ als dem Spa- nier Abbruch thun: zumahl die Strittig keit wegen Verdun/ vnd das disputierli- che Lehen wegen deß Hertzogthumbs Bar/ mit Gelegenheit was wichtiges abge- ben kondten. Darumb wurd der Herꝛ von Marcheuille an beyde Churfuͤrsten/ Bayern vnd Trier gesand/ dessen fuͤrnembste Verꝛichtung seyn solte/ daß er sie zu Stifftung/ eines Friedens im Roͤmischen Reich vermahnte: sonderlich aber ver- nehme/ wie es mit deß Kaysers Vorhaben/ seinen Sohn/ den Koͤnig in Hungarn/ zum Roͤmischen Koͤnig zumachen/ ablauffen moͤchte: nicht/ solches offentlich zu- verhindern/ sondern nur dem Churfuͤrsten in Bayern von solcher wuͤrde Anreg- ung zuthun/ welche bey einem geringern Hauß als Oesterꝛeich/ bessere Gleichheit vnnd Sicherheit vnder den Staͤnden vnderhalten wuͤrde. Vnnd im fall dieses nicht angienge/ vnder der Hand erinnern/ deß Kaysers Person halben haͤtte man nicht zueilen/ vnnd wuͤrde der Verzug jhnen auch bey dem Kayser selbst nur desto groͤsser De Statu perturbato Franciæ. groͤsser Ansehen machen/ da sie im vbrigen nicht viel solten geachtet werden. Jn allem fall koͤnden sie den so hochnoͤhtigen Frieden/ dadurch erhalten: vnd im widri- gen den Krieg verlaͤngern. Den andern Puncten belangend/ ob solte der Koͤ- nig den Pfaltzgraffen/ auff jhre Vnderhaltung/ in das Koͤnigreich nehmen/ darzu koͤnd Jhre Majestaͤt nicht verstehen/ weil es der Koͤniglichen Wuͤrde nachtheilig seyn solt/ von einem auffgenommenen Fuͤrsten Kostgeld nehmen: So koͤnde er sich auch ohne Noth eines solchen nicht geringen Lastes nicht vnderfangen: darzu dann auch die blosse Verheissungen nicht genugsam waͤren. Vnd da dieser jnn- ge Fuͤrst in Franckreich sich enthielte/ koͤndte der Koͤnig zu keinem Frieden in Teutschland ausser seiner Restitution verstehen. Der dritte Punct betraff Trier allein/ vnnd wurd mit keinem Menschen beredet/ aber mit guͤlden Ketten vest ge- macht/ damit sich einer zu dem andern alles guts zuversehen haͤtte. Der letzte Punct betraff den Frieden/ oder ein Stillstand/ weil die Waffen in Nieder Sach- sen was vngluͤcklich waren/ vnnd so wol die Catholischen/ als Protestirenden da- durch geschwaͤcht wurden/ daß Franckreich endlich ein Einsehen haben muͤssen/ welches wegen der Hugonotten vnd deß Kriegs in Jtalien nicht wohl seyn kondte. Zumahl solte er auff ein Churfuͤrsten Persoͤnlichen Tag dringen/ weil die Raͤhte mehrentheils von dem Hauß Oesterꝛeich Jahrgelder haͤtten. Wann sie nun versprechen wolten/ den Kayser zum Frieden zuhalten/ vnnd selbst darzu verstuͤn- den/ auch gleich ein Churfuͤrsten Tag hielten/ vnnd die vhralte Vereynigung mit Franckreich vernewerten/ solte am Koͤnig auff dem Marck kein Mangel erschet- nen. Darauff erfolgt der Churfürsten Tag zu Muͤlhausen/ vnnd gewisse Hoff- nung eines Friedens auff das folgende Jahr/ welchen Oesterꝛeich zuhindern Mühe that. Aber wieder auff den Cardinal von Rischeliu zukommen/ berichten wir/ daß er den Koͤnig wissen lassen/ was vor vntrewe Haͤndel der Hertzog von Saphoyen triebe: darumb der Koͤnig sich nicht laͤnger halten ließ/ vnd nach dem er durch den Marschalck von Estree zu wegen gebracht/ daß die Venetianer zwoͤlff tausent Mann zu Fuß/ vnnd drey tausent Pferdt/ dem Hertzogen von Mantua zum besten/ in das Feld gestelt/ muste er die alte Koͤnigin an der Seiten haben/ welche den Cardinal/ vnnd den Hertzogen von Mantua jnniglich hassete/ den Koͤnig von jhnen abwendig zumachen. Der Hertzog von Saphoyen solte/ vermoͤg der Tractaten zu Susa/ seine Voͤlcker heran fuͤhren/ wolte aber nicht: sondern be- gehrt eine Vnderꝛedung/ so jhm abgeschlagen wurde. Dennoch kondte er den Paß nicht abschlagen/ erlaubete aber suͤmpffichte Wege/ vnnd lieffert die Pro- viand vierzehen Tag zulangsamb/ ob er schon das Geld zuvor gezogen/ mit aller- hand vnguͤltigen Auffschuͤben: neben verschiedenen Vortraͤgen zu einem Frie- den nur den Spanischen zum Vortheil. Der Cardinal ließ alles/ gleichsamb vnvermerckt geschehen/ biß Casal gegen einer Belaͤgerung genugsamb versehen G ij war De Statu perturbato Franciæ. war. Der Printz von Bemont besuchte den Cardinal etliche mahl/ vnnd konde jhn doch nicht auß dem Busch locken: dann er auch die Armee von Casal abwerts/ dem Saphoyer vber den Halß zoge/ ob er seine Voͤlcker wolte zu diesen stossen/ wie er dann dessen zum oͤfftern erinnert worden. Der Cardinal befand im Kriegs- raht/ daß man jhn feindlich angreiffen solte. Also setzt die Armee den siebenzehen- den Mertz 1630. vber den Fluß Doria, vnnd der Hertzog von Saphoyen fuͤhrt seine Voͤlcker nach Thurin, der Cardinal zog sich dahin/ vnnd macht/ daß Pignerol vn- verwahrt stund: aber er wendet sich vnversehens/ vnd bracht die Statt nach dem zwey vnnd zwantzigsten in sein Gewalt: mußte das Schloß mit vnvberwindlicher Macht beschliessen/ das sich doch bald ergeben. Perufe, Mireburg vnd Brickeras folgten/ aber ein Realschantz in eil auffgeworffen/ versicherte den Paß nach dem Delphinat/ vber etliche Thaͤler. Der Koͤnig vmbfing seinen Bruder zu Troyes/ vnd wolt jhn das eine Knie nicht lassen auff den Boden setzen: befahl jhm die Ar- mee in Schampanien/ vnnd das Gubernament vber Pariß/ vnnd nechste Land- schafften. Zog durch Dyon/ vnd Lyon/ empfing den Cardinal zu Grenobel/ vnd verstund/ daß der Hertzog von Saphoyen/ so man jhm Pignerol widergebe/ vom Frieden tractieren wolte. Der Kriegsraht konde nicht darzu verstehen/ darumb kam der Koͤnig geschwind vor Chambery/ vnd sahe die Thor offen den achtzehendẽ May/ Annesy vnnd Romilly folgten/ sampt etlichen Schloͤssern. Der Printz Thomas wiche zu ruͤck im Land Tarantaise, ob er schon sich wohl in der enge auff- halten koͤnnen. Hiedurch kond der Koͤnig vngehindert nach Genff reychen/ vnd sahe drey Laͤger zu gleich/ auß einem Gemach/ vor Momeillen/ Scharbonnieren vnd L æ uille: legt ein Vestung zu Eingang deß Thals Moriennen/ vnd hielt gantz Saphoyen in/ daß auch der Hertzog mit seinen Voͤlckern nicht hienein kommen koͤnnen. Bey so gestalten Sachen kondte die alte Koͤnigin jhr Spanisch Gemuͤth nit laͤnger verbergen/ ließ jhr traͤumen/ die Spanier fielen in Franckreich/ vnd senge- ten vnd brenneten/ wolt dem Koͤnig bang machen/ vnd zwang jhn gleichsam nach Lyon zukommen/ ob schon seine Voͤlcker sich sehr verlieffen/ als solte er nicht wieder zur Armee kommen: welches doch nach dreyen Tagen mit groͤstem Vnwillen der alten Koͤnigin/ vnd deß Siegelwarters Marillac geschehen. Weil aber im Thal Moriennen jhn ein Fieber anstieß/ ließ er sich bereden/ nach Lyon zuziehen. Der Cardinal blieb bey den Voͤlckern/ deren/ die Pest zwey dritte Theil hienrisse: weil nun Marillac jmmer zu Vrsach funden/ mit seiner Armee in Schampanien zublei- ben/ als ob die Kayserische Voͤlcker jetzt wuͤrden einbrechen/ da es doch darumb zu- thun war/ daß er allein commandiren wolte: mußte der Cardinal nach Lyon/ zum Koͤnig/ vnder dessen staͤrckt sich Colalto auß Teutschland/ vnnd schlug die Frantzo- sen vnd Venetianer/ erobert auch die Statt Mantua selbst den acht zehenden Ju- lij/ durch heymblichen Verstand deß Gastalen/ der an das Hertzogthumb pr æ ten- dirte. De Statu perturbato Franciæ. dirte. Daran deß Gastalen corꝛespondentzen/ der Venetianer Saumigkeit/ vnd deß Hertzogen vbersehen/ bey Ersetzung der Besatzung Vrsach gewesen. Aber Casal wurd weit anderst verwahrt/ was auch der Sinnreiche Spinola vor Ge- walt vnd Kunst brauchen koͤnnen. Der haͤtte in den Niederlanden zuthun/ weil Franckreich den Hollaͤndern so gute Wort gegeben/ daß sie weder Frieden noch Stillstand mit Spanien eingehen wollen/ sondern jhren Bund auß gutachten deß Cardinals ernewert. So war seine Reputation vor Casal zu weit verpfaͤndet/ vnd durch deß Colalto Verꝛichtung an Mantua mehr dann zuviel erhitzet. Dar- umb eilte der Cardinal/ daß frische Voͤlcker vber das Gebuͤrg giengen/ vnnd zwar vnder dem Commando deß Momorancy/ la Force vnnd D’Effiat, die mit dem O- berncommando/ vnnd mit den dreyen Theilen der Armee wochentlich vmbwech- selten/ allen Eyffer vnnd Neid zu meyden. Sie schlugen sich durch den Paß bey Veillane, vnnd eroberten Saluces, so Pignerol nicht viel vngleich war. Als nun Veillane auch verlohren gieng/ gedachte der Hertzog von Saphoyen sich zuvertra- gen/ vnd wie eines nach dem andern dem Feind in die Haͤnde gerieth/ bekilmmert er sich/ daß er vber wenig Tag gestorben. Der Printz von Bemont vnderfing das gantze Wesen/ muste aber leiden/ daß die Frantzosen Villefranche, Pancallier, vnnd die Bruͤck zu Carignan, demnach den Paß vber den Po/ nach Casal einnah- men/ ob schon Saphoyer/ Spanier vnd Teutschen ihnen mit Macht widerstunden. Darumb er anfing/ nachzu sinnen/ die Spanier wurden das Schloß zu Casal nicht niederꝛeissen/ ob sie es gleich einbekaͤm̃en/ so waͤr mit einem Hertzogen von Man- tuabesser außzukommen/ als mit den Spani ern: zumahl man sich wegen seiner Anforderung/ mit jhm vergleichen wolte/ vnd er der Frantzoͤsischen Macht gar nit gewachsen seyn koͤnde. Allhie brachte Mazarini, so von langer Hand her mit dem Frieden sich bemuͤ- het/ man solte Statt vnd Schloß Casal dem Spinola/ damit er vnd die Spanier ja etwas verꝛicht haͤtten/ einraumen/ vnd das Citadelle vor sich selbst lassen: koͤnd es in dreyssig Tagen secourirt werden/ solt Spinola abziehen/ wo nicht das Citadel- le auch bekommen: welches der Cardinal nimmermehr solt eingangen haben. Weil aber bey zerschlagenen Tractaten der Hertzog von Saphoyen wollen auff die Frantzoͤsische Seiten tretten/ Casal nicht laͤnger halten konde/ vnd der Entsatz vber alle massen schwehr fiel/ wird solches nothwendiger weise passieret. Vnder dessen wurd der Koͤnig gantz gefaͤhrlich kranck/ darumb man mit jhm nach Parisleilete: allda der Cardinal sehen muͤssen/ daß alle seine vnderthaͤnige Dienste deratn Koͤnigin vnannehmlich/ vnnd seine Person gantz verhaßt gewesen: also daß der Koͤnig deß vielen stichelens vnd verleumb dens vber druͤssig/ nach Versailles spatzie- ren fuhr. Weil er nun wußte/ daß alles von den beyden Marillac herꝛuͤhrete/ ließ er dem einen das Siegel nehmen/ vnd jhn nach Lisieux setzen: vnd den andern in Jtalien greiffen/ vnd ins Schloß S. Menehoud gefangen legen/ damit sie nicht G iij die De Statu perturbato Franciæ. die alte Koͤnigin vnnd den Koͤnig endlich gar wider einander verhetzen moͤchten. Bey wehrender Vnpaͤßlichkeit deß Koͤnigs/ vnnd verworꝛenen Hoffbossen/ wie das Mantuanische Wesen/ noch vor dem End deß obigen Stillstands vertragen/ wie der Hertzog von Saphoyen/ Mazarini vnd Colalto auß Teutschland Bericht erhalten/ daß deß Koͤnigs Gesandter Leon den Frieden geschlossen/ den auch S. E- stienne den Generalen vberbrachte/ jnhaltend/ daß der Kayser den Hertzogen mit Mantua vnnd Monferꝛat belehnen wolte/ wann er jhm Statt/ Schloß vnnd Ci- tadelle/ Casal einraumete. Es solte aber die Belehnung in sechs Wochen ge- schehen/ vnnd deß Kaysers Volck vierzehen Tag hernach auß Mantua/ wie auch die Spanier auß Casal vnd den Orthen deß Monferꝛats ziehen. Welche Ver- weilung wegen grassirender Pest/ vnnd Mangel an Proviand den Frantzoͤsischen Generalen beschwerlich fiel. Zumahl die Spanier nicht vnderschrieben hatten/ vnnd solcher gestalt Casal vberꝛumpeln wuͤrden/ welches der Cardinal wohl von ferꝛn gesehen/ aber dieses stuͤcklein/ deß Kaysers Gemuͤth zupruͤffen/ mit fleiß wa- gen wollen: das jhnen doch die Generalen nicht einbilden koͤnnen. Zogen also auff Casal/ machten eine Schlacht Ordnung/ vnd wolten den Angriff thun: wel- chen Mazarini verhindert/ als er den Abzug der Spanier versicherte/ wann nur der Orth einem Kayserischen Commissario abgetretten wuͤrde. Als nun die Kayserische vnd Spanische so langsam auß dem Monferꝛat abgezogen/ vnnd sich vmb Casal legten/ machten sich drey Regimenter Frantzosen wieder hienein/ kei- ner andern gestalt/ als biß die Teutsche Voͤlcker gar auß dem Land waͤren. Vnnd auff diese Weise hat sich der Mamuanische Krieg vor dißmahl geendet vnd ge- schlichtet. Der De Statu perturbato Franciæ. Der 6. Discurß. Der Schwed faͤllt in Teutschland/ die alte Koͤnigin will den Cardinal r uiniren: macht daß der Monsieur deßwegen von Hoff zieht. Wird selbst von Hoff gehalten: vnnd nach Bruͤssell/ der Monsieur nach Burgund gewi- chen. Klag vber den Cardinal vnd Koͤnig: Bund zwischen dem Koͤnig vnd Schwe- den. Fried in Jtalien. Pignerol bleibt den Frantzosen. Bund mit Bayern. Execution wider die Meutmacher. Der Koͤnig kompt ins Bistumb Metz/ macht ein vnbestaͤndigen Frieden mit Lothringen. Deß Monsieurs Heuraht. Still- stand vor die Liga. Trier gibt sich in Frantzoͤsichen Schutz/ vnnd wird wieder ein- gesetzt. Der Bapst erzeigt sich Frantzoͤsisch. N Vn koͤnde der Koͤnig nicht Frieden haben: dann vnder dessen derselbe mit den Hugonotten/ vnd in Jtalien seine Geschaͤfften ge- habt/ war das Hauß Oesterꝛeich fortgefahren/ vnnd etliche Fuͤrsten in Teutschland verstossen/ auch Staͤtte vnderdrucket. Darumb der Pfaltzgraff die Hertzogen von Pommern vnd Mecklenburg/ der Marggraff von Brandenburg/ sampt etlichen freyen Staͤtten/ den Koͤnig in Schweden vmb Huͤlff angeruffen: welcher jhnen vmb so viel lieber willfahren wollen/ weil jhm der Kayser seine Schreiben auffgefangen/ geoͤffnet/ vnnd außgeziffert: seine Vnderthaͤnen auff dem Balthischen Meer beraubt vnd gefangen/ auch jhnen den Handel verbotten: den Vergleich mit Poln gehindert: gantze Armeen wider jhn in Preussen ge- schickt: seine fried fertige Gesandten verhoͤnet vñ abgewiesen: seine Blutsfreunde von Land vnd Leuthen vertrieben. Also laͤndet er im Junio in der Jnsel Ruͤgen/ erobert die Jnsel/ macht der Statt Stralsund Lufft/ weil er sie vor zweyen Jah- ren in Schutz genommen: vmb welche Zeit auff dem Reichstag zu Regenspurg beschlossen worden/ jhn also bald wieder vber See zuweisen. Weil nun der Schwed sahe/ daß er die grosse vnd siegreiche Macht deß Hauses Oesterꝛeich nicht wuͤrde allein angreiffen vnd schwaͤchen koͤnnen/ schrieb er an den Koͤnig im Sep- tember/ vnd erhielt durch seine Gesandten gute Antwort. Der Cardinal nahm Zeit/ die Tractaten auffzusetzen/ vnd gedachte vor allen Dingen die Catholische Religion wohl zuverwahren. Sein Geist wurd jmmerzu an loͤblichen Gedancken gehindert/ sonderlich wegen der Feindschafft/ so die alte Koͤnigin auff jhn geworffen hatte: dannoch bracht er zuwegen/ daß der Koͤnig dem Momorancy ein Marschalck Stab geben/ vnd De Statu perturbato Franciæ. vnd den Hertzogen von Vandôme wieder auff freyen Fuß gestelt/ doch mit der Bedingung/ daß er auff eine Zeitlang von Hoff bliebe/ vnud ausserhalb deß Koͤ- nigreichs sich enthielte. Aber die alte Koͤnigin wolte in diesem ein vnnd dreyssig- sten Jahr den Cardinal stuͤrtzen: derselb kondte wohl leiden/ daß man sie nicht we- niger als den Koͤnig ehrete: daß sie mehr Einkommen zoͤge/ als die drey Koͤnigliche Wittwen zusampt: daß sie den Luͤtzelburger Hoff dem Louure schier gleich bawe- te: daß sie bey allen vnd jeden Berahtschlagungẽ sich fande: daß der Koͤnig bey sei- nem verꝛeysen jhr das Gubernament vber Pariß vnnd nechste Landschafften ließ: daß die außlaͤndische Gesandten sich bey jhr hielten/ vnnd deß Koͤnigs Will vnnd Meynung auß jhrem Mund vernehmen. Aber die Ohrenblaͤser verhetzten sie/ daß sie immerzu klagte/ weil nicht eben alles vnd jedes in Staad sachen nach jhrem Sinn gienge/ als ob der Cardinal/ der die Wolfahrt der Kron/ vnnd deß Koͤnigs Sicherheit allem andern Respect vorzoge/ sie in einem vnnd anderm hinderte. Darumb gedachte sie/ der Koͤnig wuͤrde endlich jhren Willen thun: vnd den Car- dinal abschaffen: so waͤr es jhrer Hoheit ein grosser Schimpff/ da ein Diener mehr/ als eine Mutter gelten solte. Aber jhre Favoriten schuben am Karꝛn/ damit das Vngluͤck vnnd die Rache nicht vber sie kaͤme. Die Spanische Favoriten/ die Princessin von Conty, die Hertzoginnen von Elb œ uf vnd Ornano lagen der alten Koͤnigin jmmer zu in den Ohren/ also daß kein ander Anbringen statt finden koͤn- nen. Auch blieb der Verdruß/ daß Mantua dem Hertzogen von Neuers wieder solte zukommen: So wenig bedachten diese Damen deß Reichs Wohlfarth oder Nachtheil. Deß Koͤnigs Beichtvatter/ Suffren, der Baͤpstische Nuntius Bagny, der Koͤnig selbst thaͤten alle Muͤhe/ diesen Mißverstand beyzulegen/ weil die alte Koͤnigin nicht mehr wolte in Raht kommen/ da der Cardinal sitzend waͤr: endlich geschah ein Versoͤhnung im Luͤtzelbergerhoff/ aber mit solchen Gebaͤrden/ Augen vnd Worten/ daß man wohl spuͤhrte/ wie lang es dauren wuͤrde. Dann auch der Marschalck von Schomberg/ mit Erweisung jhrer eygenen Gefahr/ im fall der Koͤnig von jhr abliesse/ vnd den Saad zuvorderst beobachten solte/ nichts verfan- gen koͤnnen. Ja sie wolte dem Cardinal nicht verzeihen/ als auch der Koͤnig in desselben Namen Abbitt thaͤt/ vnnd in seinem Namen jnstaͤndig darumb an- hielte. Solcher vnbewegliche Sinn mißfiele dem Hertzogen von Orleans selbst/ bekennete/ die alte Koͤnigin waͤr zwar deß Koͤnigs Mutter/ doch auch Vnderthanin/ daß verdroß sie so sehr/ daß sie es jhm hoͤchlich verwiesen vnd auffgeropfft/ aber auch auff alle manieren getrachtet/ jhm solchen Sinn zunehmen/ vnd jhn auff jhr Seit zubringen. Zu dem Ende bracht sie Coigneux, Puis laurens vnnd Monsigot, de- nen der Koͤnig eben deßwegen grosse Gnaden vnnd Verehrungen gethan/ daß sie den Hertzogen von Orleans solten/ als seine geheymeste/ bey guter Resolution er- halten/ durch sonderliche Practicken an jhren Reyhen: der erste solt an deß Car- dinals De Statu perturbato Franciæ. dinals Stelle kommen. Darumb er dem Cardinal alles Vnheyls Schuld gab/ vnd noch dichtet/ der Koͤnig wolte seinen Bruder au bois de Vincennes setzen las- sen/ daß er jhn nur vom Hoff/ in Widerwillen braͤchte. Der ander solte durch deß Koͤnigs Verschaffung/ ein Cardinals Stelle erlangen/ weil aber nach den Romanischen Gesatzen kein zweymahl Verheurahter solche Wuͤrde tragen kond/ wurd der Handel verzogen/ vnd dem Cardinal Rischeliu zugemessen. Der dritte war von nichts zu etwas kommen/ vnnd hatte von nirgend her andere Promotion zugewarten. Monsteur sonsten genannt der Hertzog von Orleans/ oder deß Koͤ- nigs einiger Bruder/ kam zum Cardinal/ kuͤndet jhm alle Freundschafft auff/ vnd wolte der alten Koͤnigin Parthey halten: stieg wieder in die Gutsch/ vnd fuhr ohn Abschied vom Koͤnig/ nach Orleans/ der Koͤnig kahm von der Jagt/ zum Cardi- nal/ versichert jhn aller Koͤniglichen Gnad vnd Verwahrung: bezeugte der alten Koͤnigin also bald sein grosses Mißfallen/ vnnd daß sie auch mit den Haͤndeln zu- thun haͤtte/ welches sie aber nach Muͤglichkeit/ doch vergeblich ablehnete. Doch kam sie nicht mehr in Raht/ ließ sich bereden/ die halbe Welt wuͤrde dem Monsieur zulauffen/ vnnd dem Koͤnig warm genug machen: welcher dann wohl verstunde/ daß hiedurch seine Jtalianische Haͤndel in einstecken geriethen: daß aber auch eine Koͤnigin koͤnde zur Straff gezogen/ vnnd in einem boͤsen Vornehmen gehindert werden. Man muͤste dermahl eins die vnruhige Koͤpff von jhr thun/ vnnd sie in eine wohlverwahrte Statt/ weit von Hoffsetzen. Doch wolt er noch nicht zu sol- chen Extraͤmiteten kommen/ sondern selbst sich absentiren/ vnd eine zeitlang zu Compiegne Hoff halten: aber die alte Koͤnigin wolt in Pariß nicht bleiben/ zog dem Koͤnig nach/ vnnd bildet jhm staͤttigs vor/ was grosser Auffstand sich im gan- tzen Koͤnigreich wider jhn erꝛegte. Der Koͤnig besucht sie gar offt/ mit allem Re- spect/ bathe/ die Ohrenblaͤser/ so auff eygnen Nutzen sehen/ abzuschaffen: er wolte jhr zugefallen die beyde Marillac wieder begnadigen/ sie solte nur deß Cardinals Person belieben: ließ sie durch Chasteaureuf vnd Schamberg ersuchen/ wieder in Raht zukommen/ vnnd von den Haͤndeln abzulassen. Sie antwortet aber/ Sie waͤr aller Geschaͤfften muͤde/ vnnd wolt mit dem Raht nichts mehr zuthun haben. Der Koͤnig hielt Raht hieruͤber/ wie er dem gemeinen Wesen helffen/ vnd die alte Koͤnigin von Hoff bringen solte. Als der Cardinal solches vermerckt/ begehrt er seinen Abschied/ ob dadurch die alte Koͤnigin zu frieden seyn/ vnnd der Staad zu Ruh kommen koͤnde/ wann nur solches mit Koͤniglichen Gnaden geschehe. Weil nun jederman sahe/ daß man der alten Koͤnigin allen genuͤgen thaͤte/ nahm sich der Koͤnig vor/ sie zubitten/ daß sie ein Zeitlang von Hoff bleiben wolte/ welches auff diese Manier abgieng. Der Koͤnig nahm die Jagt vor/ ersucht die alte Koͤ- nigin/ mit zuziehen/ befabl dem von Estree sich nahe bey jhr zuhalten/ vnnd daß et- liche Kriegsvoͤlcker allen vermuthlichen Tumult in Compiegne verhuͤteten. Ließ noch/ ehe er zu Pferd saß/ den Herꝛn de la Villeaux Cleris jhr andeuten/ Er ver- H reyse De Statu perturbato Franciæ. reyse ohne Abschied/ damit sie an seinem begehren kein Verdruß haͤtte: vnnd weil jhr das Schloß de Moulins hiebeuor zu einem Wittum Sitz vor so vielen andern gefallen/ moͤchte sie mit jhrem gantzen Staad daselbst in aller Freyheit vnnd vollen Ehren/ neben dem Gubernament vber die Landschafft Bourbonnois eine Zeitlang wohnen: der Beichtvatter Suffren solt jhr dergleichen vermelden. Wie nun Estrée sich anmeldet/ sagt sie also bald/ sie sehe jetzt jhr zweytes Gefaͤngnuß/ gab sich doch zu frieden/ als er jhr betheurte/ er kaͤme jhr nur auffzuwarten. Also bald fuͤhrte man Bassampiere, den Abt von Eoix, vnnd den Medicum Vautier nach der Bastille. Die Princessin von Conty, die Hertzoginnen d’Elbæuf, Ornano vnnd Desdiquieres musten sich in jhren eygenen Haͤusern halten. Jm vbrigen waren die Wachten bey Hoff/ alle Corꝛespondentzen zuverhindern/ wohl bestellt. Sie klagt/ man haͤtte jhr vertrauteste Diener weggenommen/ vnnd begehrt sonderlich den Medicum, an dessen Stell man jhr die Wahl vnder hundert andern zu Pariß gab. Der Marschalck von Estrée stellt jhr die Schlüssel der Statt frey/ nahm das Wort von jhr/ ließ sie hien gehen/ wo sie wolte/ and erinnerte sie/ nach Chasteau de Moulins zugehen/ mit sonderlicher Versicherung/ daß sie ohne Wachten da- selbst leben solte. Dann an diesem Orth war sie der Statt Pariß zu nahe/ vnnd moͤchte mitten im Koͤnigreich wohnen wo sie nur wolte. Jhr beliebt Neuers/ vnd wolt doch nicht hien: der Koͤnig erlaubt jhr das Gubernament Anjou, mit Statt vnnd Schloß Angers, zur Wohnung: sie wolt aber auß Compiegne nicht/ darauß grosser Verdacht erwachsen. Chaumont, Schomberg vnnd Roissy, konden bey jhr nichts außrichten/ biß sie jhr im Namen deß Koͤnigs anzeigten/ derselb haͤtte alle jhre Practicken in Kundschafft bracht/ vnnd daß Monsieur auff jhr verꝛeytzen von Hoff vnnd auß dem Koͤnigreich waͤr. Es wuͤrde kein Mensch dem Koͤnig vorzuschreiben haben/ was er vor Raͤhte vnnd Diener wehlen muͤste/ zumahl jhm desto frembder vorkommen/ daß sie den Cardi- nal/ so der Kron so gar nuͤtzliche Dienste er wiese/ so gar nicht leiden wolte. Die H. Schrifft gebiete nicht/ daß die Kinder allzeit vnder der Eltern Zucht bleiben/ sondern daß jederman dem Koͤnige/ als Gottes Statthalter/ gehorsam seyn solte. Es gereyche zu grossem Verdruß/ daß sie auff vielfaltiges ansuchen/ von diesem Orth nicht weichen wolte: zumahl jhr alle Endschuldigung benommen waͤren. Mit diesem anhang/ jhr Vngehorsam waͤr dem Staad vnertraͤglich/ vnd jhr Ge- genwart bey Hoffschaͤdlich/ dadurch der Koͤnig zu mehrer Gestrengigkeit gezwun- gen wuͤrde. Aber sie verbitterte sich nur desto mehr hiedurch/ vnd gab denen Ge- hoͤr/ die dem Koͤnig auß der Nativitaͤt ein kurtzes Leben ankuͤndigten/ vnnd sie an den Monsieur/ als an eine auffsteigende Sonn wiesen. Als nun der Koͤnig/ auff jhr offt wiederholtes Wort/ auß dem Koͤnigreich nicht zuweichen/ die Besatzung abgefuͤhrt/ begehrt sie mit dem Koͤnig selbst zureden: vberꝛedet Vardes, daß er jhr la Capelle vbergab/ deme aber der Koͤnig vorkommen/ also daß sie vorbey/ nach Auen- De Statu perturbato Franciæ. Auennes, die nechste Starꝛ im Hennegaw gezogen. Allenthalben thaͤt man jhr grosse Ehr an/ vnd wurd zu Bruxelles empfangen/ wie der Koͤnig in Spanien selbst haͤtte moͤgen empfangen werden. Die Jnfantin war guͤtig vnnd mitleidig/ die Spanische Officierer aber verschlagen/ vnd auff andere Vortheil/ so sie durch die- se fluͤchtige/ vnnd ergrimmete Koͤnigin vermeynten zuerhalten/ bedacht. Dann die Jnfantin bezeugte dem Koͤnig/ sie thaͤt alles Ehren halben/ durch Carondelet, Dechant zu Chambray, der etliche mahl ab vnnd zu reysete/ ohn einigen Nu- tzen. Vnder dessen schickte der Cardinal de la Valette nach Orleans/ vnd erbot- te sich zu allem genuͤgen gegen seinem Bruder/ wann er wieder nach Hoff kom- men wolte: jhm solte auch der Heurath mit der Princessin Maria von Mantua verguͤnstigt seyn. Aber die Ohrenblaͤser hinderten desselben guten Sinn/ er waͤ- re dennoch schuldig/ die Fraw Mutter von deß Cardinals Gewaltzuretten: seine Person waͤr bey bey Hoff nicht sicher: der Heurath schien Speck auff die Fall. Darumb suchte man den Cogneux von jhm zuthun: welcher auch gewichen/ aber keiner anderngestalt/ als sich zum voͤlligen Krieg zuschicken/ vnnd allenthalben Anhang zumachen/ vnnd die Paͤß einzunemmen. Darumb gedachte der Koͤnig im Mertz selbst nach Orleans zu reysen/ vnd ließ sich deß Monsieurs gehorsambli- ches erbitten nicht abwenden. Monsieurverfuͤgt sich nach Burgund/ vnnd der Koͤnig folgte auff dem Fuß/ aller Enden Vnheyl zuverhuͤren. Monsieur schrieb auß Besanzon an den Koͤnig/ vnnd klagt/ Er haͤtte die Fraw Mutter gefangen ge- halten: seine Person waͤr nicht sicher: der Cardinal regierte vbel. Brianson bracht das Schreiben/ vnnd wurd ins Gefaͤngnuß gewiesen/ bessern Respect zulernen. Durch deß Koͤnigs Manifest fielen Moret, Elbæuf, Bellegarde, Rouannés, Cog- neux, Puylaurens, Monsigot, Chanteloupe ins Laster der verletzten Majestaͤt/ wann sie in Monatsfrist nicht Gnad suchten. Cogneux verwirꝛete alles im Parlament zu Pariß/ daß das Manifest nicht publicirt wuͤrde: darumb das Par- lament nach dem Louure zu Pariß bescheiden/ weil jhnen nicht gebuͤrete/ vber der- gleichen Staadsachen zuvrtheilen. Gayan, Barillon vnnd Lesnè musten deßwe- gen die Statt meiden/ kamen aber doch bald wieder zurecht. Aber Monsieur verklagt den Cardinal vor dem Parlament/ vnd der Koͤnig nahm die Klagschrifft zu sich/ vnd entschuldigt den Cardinal in einem Manifest. Dergleichen thaͤt die alte Koͤnigin. Das aͤrgstewar/ daß sie den Koͤnig selbst angriffen/ als waͤr er zum Regiment vntauglich/ der dem Cardinal allen Gewalt ließ/ vnd die beste Ve- stungen anvertrawte: welches aber die Zeiten vnd Laͤufften also erforderten. We- gen seines Reichthumbs konde man auch mit Grund nicht viel sagen/ weil er jhm von seinen Pr æ benden/ vnd nicht von deß Volcks Beschwerden kam/ auch so vber- maͤssig nicht war/ daß man auch bey geringern Leuthen nicht der gleichen funden haͤtte. So hoͤrte zwar der Koͤnig desselben Raht/ vnd thaͤt drumb nicht jedemahl H ij dar- De Statu perturbato Franciæ. darnach. Auch war deß Volcks Last so gar schwer nicht/ vnd kam vom Cardinal nicht her/ sondern von der alten Gewonheit zuklagen/ vnnd den gefuͤhrten Kriegen. Es ließ aber wegen dieser Laͤsterungen der Cardinal das Ruder nicht fah- ren/ sondern sorgte so wohl jnn- als ausser Lands. Wie er dann zu Eingang die- ses 1631. Jahrs die Tractaten mit dem Koͤnig in Schweden/ daruͤber man vier Monat gearbeitet/ den Koͤnig nach dem Exempel seiner Vorfahren/ sonderlich Henrici II. welcher auff solche weiß Metz/ Tul vnd Verdun an die Kron gebracht/ vnd die Frantzoͤsische Graͤntzen erweitert vnd vest gemacht/ der Catholischen Reli- gion/ vnnd vertriebenen Fuͤrsten zum besten vnderschreiben lassen. Die Oester- reichische gaben auß/ der Bund gereychte etlichen Ketzerischen Fuͤrsten zu Nutz- suchten aber die Religion zum Deckmantel jhres Dominats. Vnnd bestuͤnde zwischen einem Ketzer/ so der Kirchen Feind waͤr/ vnd jhr viel Gewalts anthaͤt: vnnd vergassen/ daß sie sich mit den Mohren/ Jndianern/ Tuͤrcken vnnd Luthera- nern selbst verbunden: sahen auch nicht/ daß solcher gestalt die Catholische Reli- gion an allen Enden gelassen/ vnnd an etlichen wieder eingefuͤhrt wuͤrde. Auch haͤtte sich Franckreich mit den Catholischen Staͤnden/ wieder die Ketzer/ sollen verbinden: vnnd wolten nicht wissen/ daß solches nicht begehrt worden/ ja daß die absonderliche Absehen zu groß vnd viel gewesen. Sonsten gieng es in Jtalien nach Gelegenheit wohl: dann als der Koͤnig den Kayser deren Enden geneygt fand/ war er willig/ da die Mantuanische Be- lehnung geschehe/ vnnd Saphoyen neben dem Spanier dem Hertzogen von Man- tua daß seinige wieder einraumete/ auch zuweichen: aber die Spanier meynten/ sie wolten dannoch hinder die Vestung Casal kommen/ wann nemlich der Kayser allein tractirte/ zumahl sie vnder seinen Fahnen waͤren gestanden/ vnd dannoch jh- re Spruͤche noch vor sich haͤtten. Doch ließ sich der Kayser berichten/ daß der Hertzog von Mantua kein ander Schuld truͤge/ als daß er Frantzoͤsisch/ vnnd nicht Spanisch gesinnet vnd gebohren waͤr: aber deß Schweden Einbruch/ vnnd deß Frantzosen Bund mit jhm befoͤrderten diesen Frieden. Gleich wie Saphoyen endlich wohl verstund/ daß Spanien jhm grossen Kosten/ vnnd kleinen Nutzen braͤchte/ Franckreich aber sein eygenen Vortheil nicht suchte/ vnnd deßwegen zum Vergleich sich geneygter erwiese. Der Bapst schickte deßwegen Mazarini an den Koͤnig/ in dessen Namen sich Thoyras vnnd Seruient zu Querasque, nach dem Nuncio Panzirolo gefunden. Graff Gallas General/ erschien im Namen deß Kaysers/ vnnd eylete/ wegen der Zeitung von deß Schweden Einbruch. Bains vertratt den Hertzogen von Saphoyen/ vnnd Guichardy den Hertzogen von Man- tua/ wie auch Cauaccia die Republic zu Venedig/ vnnd der Graff de la Rocque die Spanische Parthey. Zuvorderst zweyte man sich vmb die Stellen im sitzen: darnach wie der Regenspurgische Schluß werckstellig zumachen. Vermoͤge dessen De Statu perturbato Franciæ. dessen der Hertzog von Saphoyen/ auß dem Monferꝛat solte fuͤnffzehen tausent Kronen ziehen/ vnd deßwegen Trino zum Pfand behalten. Endlich wie Man- tua vnd Monferꝛat zu restituiren/ vnnd von den newen Vestungen/ sonderlich in den Grawbuͤnden/ zubefreyen. Alles lieff wohl ab/ ausserhalb/ daß Mantua wegen der Zahlung/ sauer sa- he/ vnd der Graff de la Rocque den Krieg lieber hatte. Darumb macht er/ daß der Kayser dem Saphoyer vorhielte/ warumb Susa vnd Auigiliana in der Schwei- tzer Verwahrung bleiben solten: darumb tractirte man zum andern mahl/ biß an den 19. Junij/ gab einander Geisel/ zu Vollziehung der Tractaten: also zogen die Frantzosen auß Pignerol/ die Teutschen auß Mantua/ vnnd ein jeder kam zu dem seinigen. Doch wolten die Spanier nicht auß Jtalien/ sondern hielten die Voͤl- cker vmb Mayland/ als thaͤten sie jhnen noth/ zu den Besatzungen/ vnnd vor das Koͤnigreich Naptes. Auch kame Kundschafft/ daß Merode anlaß zur Ruptur gebe/ daß die Spanier diesen Frieden bey dem Kayser vernichtet/ vnnd daß sie den Mißverstand am Hoff in Franckreich suchten zu einem vnversoͤhnlichen Haß zu- zubringen/ vnnd noch mehr Voͤlcker wuͤrben. Darumb gedachte der Cardinal/ der Koͤnig werde zum driten Zug genoͤthiget werden/ vnd ließ Pignerol/ oder ein ander wohlgelegenes Orth zu seinem Paß an den Hertzogen von Saphoyen auff eine Zeitlang begehren. Welches bey den Tractaten zu Mirefleur, den 19. Octo- ber verwilligt worden/ daruͤber der Gubernator zu Meyland sehr grossen Verdruß bekommen. Es hieß zwar anfangs/ nur auff sechs Monat/ den Bunds Ver- wanden in Jtalien Schutz zuhalten: aber die Frantzosen suchten eine vhralte Ge- rechtigkeit herfuͤr/ als waͤr der gedachte Orth jhnen zugehoͤrig: oder als ob der Hertzog gutwillig da von gelassen haͤtte/ ob man gleich von dem Eygenthumb sich nichts vernemen laͤst/ waͤre also Pignerol der einige Nutzen/ der fuͤnffzig Millio- nen/ so Franckreich vor dißmahl an Jtalien verwand hat. Der Kayser konde ohne Widerwillen nicht sehen/ daß der Koͤnig in Franck. reich nunmehr auch in Teutschland sich zu seinen Feinden schluͤge/ vnnd etliche Orth vom Bistumb Metz/ wie auch Metterich wieder an sich reissen wolte: dar- umb der Cardinal bey Zeiten erinnerte/ daß Franckreich mit Bayern vnd Trier/ vber welche beyde der Kayser herein fallen koͤndte/ einen Bund machte/ sich einan- der mit Trewen zu meynen/ vnnd zubeschuͤtzen/ auff acht Jahr lang: hiengegen wolte der Koͤnig dem Churfürsten in Bayern stellen/ neun tausent zu Fuß/ vnnd zwey tausent zu Pferd/ mit Geschuͤtz vnd allem Zugehoͤr/ sein erb- vnd newerwor- bene Lande zubeschuͤtzen: mit dieser Wahl/ die Voͤlcker/ oder das Geld darvor an- zunemen. Vnd dann solte Bayern dem Frantzosen stellen drey tausent zu Fuß/ vnnd ein tausent zu Roß/ mit obigem Zugehoͤr/ auff gleiche Bedingung. Auch solte keiner den andern/ einigerley Weise bekriegen. Also war Franckreich auff dieser Seiten verwahrt: aber inwendig ließ der Koͤnig ein Gericht niedersetzen/ H iij vnd De Statu perturbato Franciæ. vnd die Partitenmacher exequiren/ jhre Guͤter confisciren/ vnnd allem kuͤnfftigen Vnheyl vorkommen. Dann sie hatten jhre Practicken auff Calais, Ardres, Verdun, Sedan gerichtet/ außlaͤndische Voͤlcker in Franckreich zufuͤhren/ wie sie dann ansehnliche Leuthe nach Spanien/ Engelland/ Holland vnd an alle Benach- barie Fuͤrsten gesand/ vnd hien vnd wieder Werbungen anstelleten. Hiernechst machte der Koͤnig den Cardinal zu einem Duc vnnd Pair in Franckreich/ nemlich nach Pflicht eines so hohen Ampts/ den Staad zuverwalten/ vnd die Armeen zu- führen: der Aid wurd abgelegt den 5. September. Jn Lothringen fanden sich im Fruͤling zwoͤlff tausent Mann beysammen/ welche solten in Franckreich fallen/ vnnd wie die Regenbaͤcht zunehmen: aber der Schwed machte dem Kayser solche Haͤndel/ daß der Hertzog von Lothringen ver- lockt durch den Titull eines Generalissimi, in Teutschland zoge/ vnnd weil er vber sieben tausent Mann geprestes Landvolck sahe zu ruͤck gehen/ ehe er an bestimpten Orth gelangen koͤnnen/ da man von keinem Generalat wissen wollen/ kondie der Monsieur vor diß mahl nichts schaffen/ darumb der Hertzog ein newe Armee zu- richten sich verpflicht gefunden. Weil er nun von 3. oder 4. Jahren her die Meut- macher in Franckreich vnderhalten/ vnd dem Koͤnig allen Verdruß thaͤt/ wurd die Resolution gefast/ jhn zu vberziehẽ. Der Koͤnig gieng gemach/ nahm die Orth ein/ so er vnd seine Vorfahren der Kron hatten im Bistumb abgezwackt/ vñ nament- lich Metterich/ so er in wehrendem Jtalianischem Krieg den Kayser lassen einne- men/ vnnd jhme vberlieffern/ auch zu ferꝛnerem Progreß bevestigen lassen: Wich ergab sich an den Koͤnig/ Metterich wiederstund nicht lang/ weil der Hertzog in Lothringen kein offentliche Huͤlff thaͤt. Wie er nun sahe/ daß seine Macht allein zugering waͤr/ vnnd weder Kayser/ noch Spanier jhm heiffen konde/ auch wegen Marsal sich foͤrchtete/ weil es auch zum Bistumb gehoͤrete: besucht er den Koͤnig zu Metz/ den 26. December/ vnd muste hoͤren/ er waͤr am Frantzoͤsischen Hoff auff- erzogen/ vnd haͤtte das Lehen Bar vber acht Jahr verweilet/ vnnd vnder dessen sich aller losen Haͤndel am Hoff theilhafftig gemacht. Darauff beklagte er sich war- umb jhn der Koͤnig vber ziehen wolte/ der jhm aber zusagte/ er wolte jhn noch wohl wider deß Schweden Sieghaffte Waffen/ die er herangezogen/ vnd vor der Thuͤr sehe/ beschuͤtzen: doch solte er jhm Marsal zum Pfand seiner Trew vberlassen/ wel- ches den 13. Jenner 1632. mit Vernichtigung aller andern Buͤndnussen/ vnd vol- lem versprechen auff das kuͤnfftige geschehen: daruͤber auch der Monsieur auß Nancy fortgezogen. Aber Montecuculi kam vom Kayser/ vnd der Freyherꝛ von Leide von Brüssell/ die bildeten jhm ein/ der alten Koͤnigin Schreiben an das Par- lament wider den Cardinal wuͤrde den Koͤnig wohl zuruͤcke ziehen/ vnnd jhm Lufft machen/ alles wieder zuerobern. Der Schwed ließ von jhm ab/ auff deß Koͤnigs in Franckreich begehren: vnnd der Hertzog von Lothringen verdiefst sich ein newes in Nancy mit dem Montecuculi/ vnd erpracticirte noch einen Heurach mit seiner Schwe- De Statu perturbato Franciæ. Schwester Margrethen: vnnd dem Monsieur: dazu jhm sein aͤlteste Schwester/ Princessin von Pfaltzburg trewlich geholffen/ in deme sie sich mit Puylaurens zu- vermaͤhlen angenommen/ wann jener Heurath fortgienge: welches auch die Spanier/ die Kron Franckreich mit einheimischen Kriegen zuschwaͤchen/ gern sa- hen. Gleichwohl hatte der Hertzog von Lothringen zu vnderschiedlichen mahlen mit einem Aidschwur betheurt/ er haͤtte keine Gedancken darzu/ vnnd ließ dennoch den Heurath gantz heymlich vollziehen/ ob schon Cogneux, auß Beysorg/ Puylau- rens moͤcht jhm vorgehen/ sich hart darwider legte. Der Koͤnig hielte sich zu Metz/ als die Catholische Fuͤrsten Schutz begehrten wider den Schweden/ welcher jmmer fort fuhr/ vnnd den Rheinstrom auch fassete/ nach dem er deß Kaysers Waffen sehr matt gemacht hatte. Der Bischoff von Wuͤrtzburg thaͤt den ersten Vortrag/ vnd suchto den Koͤnig wider den Schweden auffzubringen: aber derselb wolte auß dem Staadskrieg kein Religionskrieg machen/ wohl wissend/ daß Schweden nur den Oesterꝛeichischen Hochmuth daͤmpf- fen wolte/ der Cardinal sagt jnen/ der Schwed wuͤrde von jhnen nicht lassen/ wann sie sich nicht vom Hause Oesterꝛeich gaͤntzlich abthaͤten. Darumb begehrten sie/ der Koͤnig wolte jhnen die Neutralitaͤt zuwegen bringen. Hierzu wurd verord- net der Marggraff von Bresè, der den Koͤnig in Schweden zu Maintz angetroffen/ vnnd im Namen seines Koͤnigs gebetten/ der Catholischen Liga die Neutralttaͤt zuverguͤnstigen/ weil solcher gestalt dem Kayser ein grosser Abbruch/ vnnd seinem Koͤnig ein grosser Gefallen geschehe. Der Schwed zeigt jhm also bald/ auß etli- chen auffgefangenen Schreiben/ daß sie was anders kocheten/ ja daß er jhnen vor- laͤngst entgegen getragen/ was sie jetzunder suchten: sonderlich der Churfuͤrst in Bayern/ welcher neben seinem protestiren Voͤlcker wuͤrbe/ vnd sich zum besten ruͤ- stete. Weil aber Bresè auff das kuͤnfftige ein bessers hoffen wolte/ verstattet der Koͤnig in Schweden der Kron Franckreich zu Ehren die begehrte vier zehen Tage Stillstand/ ja die voͤllige Neutralitaͤt/ wann sie sich vnd jhre Voͤlcker vom Kayser gaͤntzlich abthaͤten/ die Pfaltz restituirten/ die eingezogene Guͤter den Protestieren- den wieder einraumeten/ nach auß weiß deß Jahrs 1618. dem Kayser keine Wer- bungen in jhren Landen gestatteten/ vnnd etliche Orth jhm zur Versicherung ein- raumeten/ so wolte er sie aller Hostilitaͤten befreyen/ auch aller Contributionen v- berheben. Aber deß Koͤnigs Abgesandten spuͤreten wohl/ daß dieses der Ligisten/ weil sie so vest an dem Hauß Oesterꝛeich haffteten/ geringste Meynung war: wel- ches der Cardinal auch anfangs wohl gemercket/ zumahl sie lieber die Kirch/ als das Hauß Oesterꝛeich vnder den Fuͤssen gesehen. Wie kompt es aber/ daß Bayern vnd Coͤlln auff deß Koͤnigs Vermittelung jhnen selbsten nicht geholffen/ vnd dannoch all jhr Vngemach jhme hernach wollen heym weisen? Sie begehrten zwar den Stillstand zuerlaͤngern/ welches auch Bresè gesucht hat: aber der Schwed konde nicht darzu verstehen/ vnd fuhr forth mit seinen Waffen. Der De Statu perturbato Franciæ. Der Ertzbischoff zu Trier fand harte Wort bey dem Schweden wegen deß Berghauses Stolberg Eroberung/ vnd deß jungen Graffen von Solms/ mit zweyen Dienern Mord. Darumb hielt er sich an Frauckreich/ vnd brachte es so weit/ daß der Koͤnig jhm versprochen/ gegen Schweden die Versoͤhnung zuerwer- ben/ zumahl er etliche Vestungen wolte vberlassen: welches dem Koͤnig vmb so viel vortraͤglicher war/ daß er diesen Churfürsten/ gleich wie der Schwed den Sachsen vnd Brandenburger in jhrer Devotion hielten/ die Wahl eines Roͤmi- schen Koͤnigs/ darnach der Koͤnig in Hungarn trachtete/ solcher gestalt zu verhin- dern. Aber bey Spanien vnnd Oesterꝛeich wurd es zum aller vbelsten jhm auß- gelegt/ da er doch von Natur forchtsam/ vnd die Schweden/ ohn andere Huͤlff vnd Rettung vor der Thuͤr sahe/ zumahl der Koͤnig in Schweden jhm sagen lassen/ Er solte den Beutel wohl spicken/ seine Gaͤste zuempfangen. So bald die Catholi- sche Liga wegen der new Tractaten handelte/ ließ der Koͤnig eine Armee von fuͤnff vnd zwantzig tausent Mann/ vnder den beyden Marschalcken la Force vnd D’Ef- fiat nach Teutschland gehen/ allen denen/ so seiner Huͤlffe beduͤrfften zum Trost. Vnnd weil Trier vnder deß Koͤnigs Schutz die Neutralitaͤt angenommen/ auch auff deß Schweden Wort ausser der Gefahr war/ wolte er die versprochene Ve- stungen gern selbst haben behalten/ vbergab doch Hermenstein auff dem Rhein/ vnnd haͤtte die Residentzstatt auch eingeraumpt/ wann jhn nicht das Capittel mit Huͤlff der Kayserischen drauß gestossen/ vnd den Graffen von Jsenburg mit einer Spanischen Besatzung eingenommen haͤtte. Der Hauptman in Philippsburg ließ die Frantzosen nicht ein/ vnd bewahrt den Orth vor den Kayser. Die Spa- nier sorgten/ Coblentz moͤcht auch Frantzoͤsisch werden/ darumb legten sie eine Be- satzung hienein. Noch wolte der Cardinal weder mit Spanien/ oder mit Oe- sterꝛeich brechen/ vnnd haͤtte doch die Spanier gern auß dem Trierischen Gebieth gesehen. Behandelt derowegen den Schweden/ daß General Horn mitten im Junio durch den Rheingraffen Coblentz einnahm/ vnd den Frantzosen vberlifferte/ nach erlegten Vnkosten. Die Statt Trier war wohl besetzt/ vnd jüngst befestigt: die solte Deffiat einnehmen/ starb aber zu Luͤtzelstein/ also daß Estreè an seine Stell kam/ welcher den Secours mit Proviand verhindert/ im recognosciren ein hartes Treffen vnvermuth angefangen/ zwey Cornet davon getragen/ vnd die Statt zur Vbergab genoͤthiget: auch das gantze Ertzbistumb von den Spaniern befreyt/ vnd in Ruhe gesetzt. Diese Corꝛespondentz zwischen Franckreich vnnd Schweden bekuͤmmerte den Kayser hoͤchlich/ vnnd weil er mit den Waffen nicht viel außrichten kond/ nahm er seine Zuflucht nach Rom/ man solte das Creutz wider die Schweden vnd Ketzer in Teutschland predigen/ erzehlt was die Catholischen Staͤnde müsten lei- den/ sagt aber nicht/ daß es wegen deß Hauses Oesterꝛeich/ vnnd nicht wegen der Reli- De Statu perturbato Franciæ. Religion waͤr. Der Koͤnig in Schweden wuͤrde/ wie ein Attilas, die Kirch vnder die Fuͤsse tretten/ Rom einnemmen/ vnnd den Bapst verjagen: derselbe solt ein Nuncium senden/ vnnd den Bund zwischen Franckreich vnnd Schweden lassen trennen. Deß Reichs/ vnd deß Spaniers Abgesandten erhuben den Vortrag/ sonderlich Borgia, wegen seines newen Bistumbs Seuilien, der auch deß Bapsts nicht schonete/ weil er das Hauß Oesterꝛeich Huͤlffloß liesse. Weil nun jhrer wenig der Sachen Grund hatten/ vnnd deßwegen der Spanischen Parthey bey- fielen/ muste jhnen allen der Bapst erweisen/ daß dieser Teutsche Krieg die Reli- gion nicht angienge. Darumb war diß die Antwort/ der Kayser haͤtte jhm das Spiel selbst gemacht/ seine Voͤlcker in Jtalien lassen pluͤndern vnd rauben/ auch dem Roͤmischen Stul bang gemacht/ welche Mittel er zu dieser Begebenheit haͤt- te brauchen koͤnnen. Weil aber seine Erinnerungen nit wollen beobachtet wer- den/ vnnd der Kayser Teutschland verabsaumpt/ den Schweden verachtet/ Jta- lien angefallen/ vnnd dem R. Stuel/ S. Peters Erb zuerhalten/ zu grossen Spe- sen gebracht/ moͤchte manden Bapst zwar laͤstern/ doch wuͤrde er der Kirchen Wohlfarth wissen zu Gemuͤth zuziehen/ vnnd alle Notturfft bey erschoͤpfftem Schatz vnd geringen Mitteln vorzunehmen. Verordnet demnach hundert tau- sent Kronen vor den Kayser/ vnd ertheilt ein allgemein Iubilæum, daß jederman vor die Kirch in Teutschland betten solte. Aber hier mit war der Sach vmb we- nig geholffen/ dann der Cardinal hatte dem Bapst zuerkennen geben/ daß Spa- nien suchte in Jtalien den Meister zuspielen/ vnnd die Baͤpstische Bullen nach be- lieben zurichten: also daß der Bapst wohl verstunde/ wie die Catholi- schen in Teutschland nur wegen deß Hauses Oesterꝛeich Noth lidten/ vnnd daß der Koͤnig in Franckreich jhnen allen Schutz hielte. J Der De Statu perturbato Franciæ. Der 7. Discurß. Der Cardinal vergleicht die Bischoffe vnd Moͤnche. Der Monsieur kompt nach Bruͤssel. Deß Marschalcks Marillac Thun vnnd Todt. Der Monsieur macht daß der Koͤnig den Lothringer zum Frieden zwang: Wird biß in Languedoc verfolgt. Momorancy faͤllt jhm zu/ wird geschlagen vnnd ge- fangen. Monsieur macht Frieden. Momorancy vird enthauptet/ darumb/ Monsieur abermahl nach Lothringen entweicht. Guyse verschertzt sein Guber- nament. Der Cardinal wird kranck. Hindert den Hollaͤndischen Treues. Iequieres macht Buͤndnuß mit Schweden/ vnd Oberteutschland. D Er Cardinal vnderfieng dieser Zeit einen Vergleich zwischen den Bischoffen vnnd Ordensleuthen/ welche wegen deß Predi- gens vnnd Beichthoͤrens in grosse Verbitterung waren gerahten: zu- mal solcher Streitetliche 100. Jahr gewaͤhrt/ vñ auff dem grossen Concilio zu Tri- ent nit allerdings koͤnnen vergliechen werden. Aber der Cardinal erwiese auß den alten Geschichten/ woher die Moͤnchsorden entstanden: es waͤren alle Moͤnch von den Bischoffen geweyhet vnnd angenommen/ weil die Bischoffe/ so der Aposteln Stell bedienten/ von dem Sohn Gottes hiezu verordnet/ daß man die Guͤter zu jh- ren Fuͤssen/ vnnd die Evangelische Geluͤbte bey jhnen ablegte. Man muͤste die Baͤpstische Privilegien nicht solcher gestalt außdoͤhnen/ daß sie wider die erste Ein- satzung lieffen/ oder den Ketzern Aergernuß geben. So haͤtten die Ordensleuth kein groͤsser Ehr/ als durch die Bescheidenheit. Er wolte die Ordensleuth der Bischofflichen Jurisdiction keines wegs vnderwerffen/ meynte doch/ wann die Bischoffe jhnen in dem Moͤnchswesen voͤllige Freyheit liessen/ koͤndten sie im pre- digen/ vnnd was die Buß belangt/ den Bischoffen wohl nachgeben. Hieruͤber wurd ein Decret abgefast/ daß die Moͤnch/ ohne Erlaubnuß vnnd Gutachten der Bischoffen/ auch ohn jhr Examen nicht moͤchten predigen oder Beichthoͤren: ja daß die gegebene Macht bey bekandter Vnfaͤhigkeit/ vnd offenem Aergernuß koͤn- de von den Bischoffen eingezogen werden. Welches Decret beyde Partheyen vnderschrieben vnnd besiegelt/ auch in das gantze Koͤnigreich außge- schrieben. Jn gemeinem Wesen gieng es vom argen zum aͤrgsten: dann der Mon- sieur begab sich nach Bruͤssell verstieß Cogneux vnnd Monsigot, auß antrieb deß Puylaurens, wurd den 28. Jenner herꝛlich empfangen vnnd biß an den 17. May/ die Zeit De Statu perturbato Franciæ. Zeit vber seines Auffenthalts/ frey gehalten. Die Jnfantin verehrt jhm eine gestickte vnd mit ambregris bereytete lederne Kist/ mit guͤldenen Schloͤssern kuͤnst- lich nach Farben gemacht/ darin zwey Kleyder. Ein andere Kist von rothem gesticktem Sammet/ mit koͤstlichem Leinwad. Ein dritte mit allerhand Con- fect. Vnd dann zwey gebutzte Pferdt mit Pistolen. Seine fuͤrnembste Die- ner trugen auch vnderschiedliche Pr æ senten davon. Don Consales de Cordoua wahr ohnlaͤngst auß Spanien kommen/ solte bey Franckreich suchen das Teut- sche Wesen zuvertragen/ dem Schweden in der Vndernpfaltz widerstehen/ vnnd ferꝛnere Ordre von der Ertzhertzogin nehmen. Weil er nun zu Pariß verstanden/ daß das Teutsche Wesen die Religion nicht betreffe/ kehrt er kurtz vmb/ vnnd wolt ein Degen/ sampt Gehenck/ auff zehen tausent Kronen geschaͤtzt/ vom Koͤnig nicht annehmen/ wie doch sonsten gebraͤuchlich: zog nach Trier/ erwartet der Graffen Merode vnd von Embden/ empfing den Monsieur sehr praͤchtig/ vnnd wolt jhme zugefallen den Einfall in Franckreich noch nicht thun. Dann der Cardinal hat- te die Hollaͤnder beredt/ Mastrich mit gantzer Macht zubelaͤgern/ dahin Cordoua sich wenden/ wiewohl vergeblich/ muͤssen. Doch gab er dem Monsieur/ welcher den Marggraffen von Fargis vmb groͤssern Secours nach Spanien gesandt/ etli- che Troupen/ nach Lothringen zugehen. Vnder dessen ergieng ein Vrtheil vber den Marschalck Marillac, der bey dem vorigen Koͤnig sehr wenig golten/ aber wegen seiner Gemahlin vom Hauß Medices, auff derlincken Seiten her/ bey der alten Koͤnigin Regierung eben deß- wegen herfuͤr gekrochen. Daß jhn nun der Koͤnig wegen der Fraw Mutter auch erheben wollen/ befrembdet jedermaͤnniglich/ wegen seiner geringen Tugenden. Dann in Schampanien verwaltet er die Proviand vbel: als ein Gubernator zu Verdun macht er viel raubens bey dem Baw vnnd der Besatzung: zwang das Land zu seiner Vnderhaltung: vor Roschellen hielt er sich so manlich/ daß der Commanthur von Valancè jhn ein Poltron gegen dem Koͤnig genannt. Bey der Armee in Schampanien steckt er den dritten/ bald den vierden oder fuͤnfften Theil am Commißbrod/ als ein General in seinen Beutel: hielt seine Armee im Land/ wolt nicht nach Jtalien/ vnnd verursacht Verlaͤngerung desselben Kriegs/ daß auch vber zehen tausent Frantzosen an Mangel vnnd Pest deßwegen verstor- ben. Sonderlich mischt er sich in die Haͤndel bey Hoff/ so wohl was die alte Koͤ- nigin/ als was den Monsteur belangte: darumb vber gab jhn der Koͤnig der Ju- stitz. Zwey vnnd zwantzig Richter sprachen das Vrtheil vber jhn/ daß er die Koͤ- nigliche Gelder verwand/ das Land verderbt/ geschaͤtzt/ auß gesogen/ faͤlschlich ge- handelt/ falsche Quittungen vorgelegt/ vnnd deß Koͤnigs Vnderthanen vnder- drückt: also wurd jhm den achten May à la Greue zu Pariß der Kopff herunder geschlagen/ wie vmb weit geringer Verbrechen vor Zeiten viel andern mehr ge- schehen. J ij Der De Statu perturbato Franciæ. Der Hertzog in Lothringen hatte auß Noth mit dem Koͤnig in Franckreich Frieden gemacht/ vnnd wartet nur auff gute Geleegenheit: darumb ließ er durch sein Herꝛn Vatter/ vnnd dann durch die Princessin von Pfaltzburg den Monsieur ersuchen/ sein bestes in acht zunehmen/ vnnd nach der Koͤniglichen Kron zugreif- fen: stellete newe Werbungen an/ vnnd bevestigte etliche Orth in seinem Land. Weil nun auß etlichen auffgefangenen Schreiben/ auch andern Kundschafften der Handel klar war/ wolte doch der Koͤnig den Guron an jhn zuvorderst schicken/ vnnd der Sachen eygentlichen Grund erfahren. Derselb hielt jhm vor die Frie- denstractaten/ die Werbungen mit dem Monsieur/ vnnd die gesuchte Huͤlff bey Spanien vnd dem Kayser/ in Franckreich einzubrechen. Als nun die Entschul- digungen kalt vnnd kahl fielen/ wurd er der Koͤniglichen Clementz erinnert/ vnnd dann der Koͤniglichen Macht/ welche den Engellaͤnder abgetrieben/ die Hugonot- ten gedaͤmpfft/ vnnd den Jtalianischen Frieden erzwungen/ demnach seiner Macht auch wuͤrde gewachsen seyn. Aber die Antwort vnnd endliche Erklaͤrung wurd auff deß Monsieurs Ankunfft von Bruͤssel vnd Trier verschoben: darumb befahl der Koͤnig daß d’Effiat mit seiner Armee nach Lothringen gienge/ vnnd er selbst macht sich auff/ ließ die Voͤlcker auff die Graͤntzen anziehen/ vnd seiner erwarten/ biß er den Commanthur von Valancè auß Calais braͤchte/ vnd den alten Rambu- s hienein legte/ damit die Engellaͤnder oder Spanier durch dasselbe Loch/ dem Monsieur zu Dienst nicht einbrechen koͤnden/ wie im Werck war. Die Reyß gieng zu anfang deß Mayen schleunig an/ vnnd gluͤcklich forth/ also daß der Koͤnig sich bald wieder wandte/ vnnd zu Laon vernahm/ daß der Monsieur sich mit Loth- ringen conjungirt/ eine Compagny Carabiner dem d’ Effiat nieder gemacht/ vnnd in Franckreich eingebrochen. Jm halben Junio hatte der Koͤnig ein starcke Armee bey sich/ derentwegen der Hertzog in Lothringen noch an sich gehalten. Deffiat eilt auff Pontà Mous- son, vnd kam hienein/ darumb der Hertzog abermahl Fried vnd Gnad suchte. A- ber der Koͤnig ließ den Lenoncour mit seinem Regiment zu Pferdt schlagen/ vnd dem Herꝛn von C re den Musterplatz vernichten: zog jmmer forth/ erobert Bar le Duc, vnnd S. Michel/ setzt ein newes Gericht an/ weil die vorigen keine Pflicht thun wolten. Dieses hereinbrechende Wetter abermahls abzuwenden/ schickte der Hertzog den Courtrisson an den Koͤnig/ welcher nicht vnderließ den 23. Junij auff Nancy zumarschiren/ vnd wiese Ville vnd Ianin zu dem Cardinal/ weil er bessere Versicherung auff das kuͤnfftige muͤste sehen. Zu Liuerdun wurd deß- wegen geschlossen/ der Hertzog solte in 6. Tagen Statt vnnd Schloß Stenay, vnnd vber drey Tag hernach Statt vnnd Schloß Iamets mit aller Zugehoͤr/ auff vier Jahr dem Koͤnig einraumen: auch muͤste Statt vnnd Vestung Clermont in deß Koͤnigs Handen bleiben/ biß zu auß trag deß Proceß/ ob der Orth der Kron/ oder dem Hertzogen zustuͤnde/ gegen Abtrag einer erkantlichen Summa Gelds. Jn Jahrs De Statu perturbato Franciæ. Jahrs frist/ solte der Hertzog die Pflicht wegen deß Hertzogthumbs Bar leysten/ die Artickel zu Wich halten/ dem Koͤnig den Paß vergoͤnnen/ vnnd sich von den Feinden deß Koͤnigs abthun. Hiengegen die eingenommene Orth wieder er- halten/ vnd von der Kron Franckreich maͤchtigen Schutz wieder jedermaͤnniglich gewaͤrtig seyn. Welcher gestalt der zweyte Lothringische Fried den 26. Junij zu Liuerdun beschlossen vnnd besiegelt worden: darauff der Hertzog den Koͤnig zu Se- cheprè besucht/ vnd alle Trew versprochen. Dieser Handel verꝛuckte dem Monsieur den Compaß/ daß er von Franck- reich muͤssen abweichen/ vnnd sich nach Burgund ziehen. Er ließ aber allhie ein auffruͤhrisches Manifest außgehen/ was er thaͤt/ geschehe dem Koͤnig zu Dienst/ vnd wider den Cardinal/ vnd fiel mit zwey tausent Pferdten/ von Luͤckern/ Wallo- nen vnd Teutschen/ vnder dem Commando deß Trierischen Dumherꝛn Metter- nich/ vnnd deß Luͤckers des Granges, in Burgund/ empfing Schreiben von dem Momorancy, daß die Sachen in Languedoc sich biß dahin/ noch nicht schicken wolten. Dijon wolte jhm zu Vnderhaltung seiner Voͤlcker nicht willfahren/ son- dern gab Fewr auff sie/ wegen angezuͤndeter Vorstatt. Weil auch la Force mit zehen tausent zu Fuß/ vnd zwey tausent Pferden jhm nachzoge: vnnd der von Schomberg mit einer außerlesenen Reuterey/ vnnd etlichen Drachonern derglei- chen thaͤt/ muste er jmmerzu forth/ vnnd fand wegen sehr vbeln verhaltens seiner rauberischen Voͤlcker/ allenthalben Widerstand. Also wendet er sich nach Languedoc/ allda Momorancy auß Vnwillen/ daß jhm die gewoͤhnliche Brocken bey den newen Jmposten waren entzogen/ vnd jederweilen ein hundert tausent Pfund trugen/ jhme die gantze Landschafft wolte anhaͤngig machen. Diesen Vnwillen hatte vermehret/ daß er nicht General Feldmarschalck/ das ist schier nahe gar Constabel/ welches Ampt seine Voreltern etwan getragen/ werden koͤn- nen/ zumahl man jhr vor einen bessern Hauptman zum fechten/ als vor einen fuͤr- sichtigen General preisen wollen. Darbey dann die alte Koͤnigin eyferig geholf- fen. Der Koͤnig ließ jhm durch den Ertzbischoff von Arles, vnnd durch den Herꝛn Emery, die Vrsachen seines Mißtrawens andeuten/ die Landschafft muͤste nicht eben nach deß Gubernators belieben verwaltet worden: durch ein Auffstand wuͤrde er sein Gluͤck nicht erheben: er solte seiner Voreltern Trew vnnd Dienste nicht beschmitzen. Weil er nun gar nichts gestehen wollen/ schickte der Konig noch zum vberfluß den von Sondeuil, seinen vertrawtesten Freund an jhn. Aber man sahe/ daß die sieben Courier/ so er auff einander/ seine Trew zubezeugen/ nach Hoff lassen ablauffen/ falsche brieff brachten/ als der Monsieur sich in seinen Pa- teuten/ General Leutenant deß Koͤnigs/ wieder deß Staads Verwaltung nenne- te/ vnnd etliche Staͤtte/ auch Schloͤsser jhme beyfielen. Bey Narbonna liessen sich fuͤnff tausent Neapolitaner sehen: die gantze Landschafft erklaͤrt sich vor den Monsieur/ wider den Cardinal/ vnd hengt sich an den Momorancy/ derselb belegt J iij das De Statu perturbato Franciæ. das Volck/ sucht den Marggraffen von Fossen, Gubernatorn in Mompellier/ zu- gewinnen: wurbe Voͤlcker/ begehrt Secours auß Spanien: aber das Parlament zu Thoulose widersetzte sich nach allem vermoͤgen. Bey so bewandten Sachen machte sich der Koͤnig auff/ vnnd befahl dem Printzen von Condè, Koͤniglichen Gebluͤts/ Niuernois, Berry, Bourbonnois, Touraine, Poitou, Aunis, Xaintonge, haute \& basse Marche, Limosin vnnd Au- uergne, mit sehr grossem Gewalt/ daß sich schier jedermaͤnniglich daruͤber verwun- derte. Vnder dessen nahm der Monsieur Alby ein/ gieng auff Carcassonne ver- geblich/ ließ Besiers bevestigen/ vnd vernahm vngern/ daß all sein vorhaben im Land Narbonne zu ruͤck gangen/ vnnd jhm diese Thuͤr versperꝛt worden. Hiengegen ließ der Koͤnig ein Manifest wieder deß Monsieurs Anhang/ zu Gnad vnnd Vn- gnaden/ im Parlament zu Pariß außgehen/ vnnd brach auff den eylfften August. Jhm kam zum besten/ daß Puylaurens vnd Momorancy gegen einander eyferten: so wolte d’ Elbœuf mehr seyn/ als sie beyde/ vnnd General Leutenant deß Mon- sieurs/ wieder deß Momorancy Danck heissen: also daß sie sich von einan der mit den Voͤlckern scheydeten. Wie nun die Spanier/ auß antrieb der alten Koͤnigin/ vber die Niederlaͤndische Graͤntzen setzen moͤgen/ ließ jhm der Koͤnig nicht zuwider seyn/ daß der Graff von Soissons, auch Koͤniglichen Gebluͤts/ das Gubernament vber Pariß vnnd die nechste Landschafften/ auch vber die Armee in Pickardy in sei- nem abwesen erhielte/ vnnd nach Beschaffenheit denselben Niederlaͤndischen Staͤnden/ so das Spanische Joch suchten abzuwerffen/ zu Huͤlff vnd Trost kaͤme. Deßwegen auch die Spanier jhre Voͤlcker in die Laͤnder Hennegaw vnnd Artois theilen muͤssen/ ob sie schon derselben zum Entsatz der Statt Mastrich wohl benoͤ- thigt waren: welcher gestalt auch die Hollaͤnder der Frantzoͤsischen Armee vnder dem von Estrée an der Mosel entrahten koͤnnen. Là Force vnnd Schomberg zo- gen dem Monsieur auff dem Fuß nach/ biß in Languedoc/ vnnd fanden noch etliche Staͤtte vnnd Herꝛn in deß Koͤnigs Devotion/ beriethen sich/ den Vicomte d’ E- stranges in seinem Laͤger/ ohnferꝛn Priuas anzugreiffen/ den sie in dreyen Stun- den vberwaͤltigt vnd gefangen/ auch bald hernach/ andern zu einem Schrecken/ in Estrange enthaupten lassen. Der Monsieur war in das Schloß Beaucaire kom- men/ aber die Statt hielts mit dem Koͤnig/ darumb kostet es Mühe/ biß die Koͤ- nigische Voͤlcker jhnen die Proviand abgeschnitten/ vnd sie den sechsten Septem- ber zur Vbergab gezwungen. Welche Vbergab der obige Eyfer verursacht/ aus- ser deme die Statt auß dem Schloß haͤtte moͤgen bezwungen werden. Vnder dessen verlohr der Monsieur auch das Schloß an der Statt S. Felix, durch Vber- gab/ vnnd wurd von Momorancy getrieben/ den von Schomberg anzugreiffen/ welches auch bey Castelnaudary geschehen/ da deß Monsieurs Voͤlcker den kuͤr- tzern zogen/ vnd der Momorancy verwund/ auch halb rasend gegen den Koͤnigischen/ mit dem Pferd gefallen vnd gefangen worden. Der De Statu perturbato Franciæ. Der Koͤnig erhub sich von Lyon/ nach Languedoc/ schickte den von Aiguebon- ne an seinen Bruder/ ließ jhm alle Gnad vnd vorige Stell antragen/ wann er nur sich frembder Haͤndel entschlüge: so moͤcht er auch wohl ausserhalb deß Koͤnig- reichs/ an einem nicht verdaͤchtigen Orth sich halten/ vnnd hiemit vor alle seine Hoffdiener/ auch den von Elbœuf Pardon annehmen. Es war aber Chaude- bonne bereyt zum Koͤnig abgefertigt/ allen Gehorsamb zubezeugen/ vnnd darne- ben wichtige Sachen zubegehren/ daß nemblich/ Momorancy wieder zu seinen Wuͤrden kaͤme/ wie auch Beaucaire, vnnd alle andere/ so dem Monsieur vnnd der alten Koͤnigin anhaͤngig gewesen: daß Monsieur ein sichern Orth haͤtte: daß die alte Koͤnigin wieder nach Hoff kaͤme/ daß dem Hertzogen in Lothringen seine Ve- stungen wieder zukaͤmen: daß der Koͤnig jhm ein Million Pfund ließ erlegen/ die bey Lothringen vnd Spanien gemachte Schulden zuzahlen: vnd daß der Proceß wieder die Fraw von Fargis auffgehoben wuͤrde. Vmb diese Gnaden hielte Monfieur bey dem Aiguebonne instaͤndig an/ sonderlich vmb deß Momorancy Person. Aber der Koͤnig ließ es bey dem ersten erbieten bewenden/ angesehen deß Monsieurs begehren/ der Koͤniglichen Hoheit/ deß Staads Wolfahrt vnnd seinem eygenen besten vnziemllch waͤre. Befahl darneben/ seinen Hoffstaden in Besiers ein zunehmen/ vnd jhm alle muͤgliche Ehr zuerweisen. Buillon vnd Fos- sez wurden nochmahln zu jhm gesandt/ mit der Erinnerung der Koͤnig capitu- lierte nicht/ wuͤrde dennoch seiner Clementz ohne nachtheil deß Staads/ jeder- maͤnniglich geniessen lassen/ muͤste aber darneben die Rebellion/ andern zu einem Exempel/ straffen. Puylaurens sahe kein ander Thuͤr offen/ sich selbst zuretten: vnnd also wurd verglichen/ daß der Monsieur vmb Gnad bathe/ vnnd von allen Practicken abließ: daß er Hoff hielte/ wo der Koͤnig es wuͤrde bescheyden: daß er sich seines Anhangs nicht annehme: daß er an seinem Hoff die erledigte Stellen mit annehmlichen Leuthen ersetzte/ vnnd die gehaͤssige abschaffte: daß Puylaurens alle Geheimnussen offenbahrte. Also wurd Fried gemacht/ vnnd Monsieur zog nach Champigny bey Tours, vnnd bezeugte in einem Schreiben an den Cardinal nicht nur sein wolgefallen vnnd genuͤgen/ sondern auch vnverꝛuckte Trew auff das kuͤnfftige. Die Staͤtte in Languedoc suchten auch Gnad bey dem Koͤnig/ welcher zur Versicherung derselben Landschafft etliche Vestungen mitten im Land ließ schleif- fen/ vnnd etliche Partisanen abstraffen. Beschrieb die Staͤnde nach Besiers, verwieß jhnen die Rebellion/ vnd erzeigt Gnad/ auff deß Ertzbischoffen von Nar- bonne Abbitt/ so wohl bey Abschaffung der Jmposten Meister/ als bey gutem An- stalt/ wegen kuͤnfftiger Contributionen. Momorancy wurd nach Thoulouse gefuͤhrt/ jhm folgte der Koͤnig/ vnnd befahl dem Parlament vber jhn zuvrtheilen. Die Princessin von Condè, seine Schwester/ der Cardinal de la Valette, die Her- tzogen von Epernon vnnd Cheureuse thaͤten jhr eusserstes/ Lauanpot im Namen deß De Statu perturbato Franciæ. deß Monsieurs auch mit einem Fußfall/ vnnd endlich der Marschalck Chastillon mit vielem flehen/ vnd konden jhm das Leben nicht erhalten. Jhm wurd erlaubt/ sein Testament zumachen/ in welchem er dem Cardinal ein Taffel von S. Seba- stian/ als ein sehr rares stuͤcklein vermachte/ vnnd also wurd jhm der Kopff im Statthauß abgeschlagen. Zuvor wolte die alte Koͤnigin/ auß Raht deß Chan- teloupe Madame Combalet, deß Cardinals Nichte vnd nechste Blutsfreundin/ auß Pariß lassen nehmen/ dem Momorancy seine Freyheit dadurch zuerzwingen: aber die Thaͤter waren ohne deren von Combalet Vorbitt alle vmb die Haͤlse kommen. Noch konde Franckreich keine Ruhe erhalten: dann Puylaurens repr æ sen- tirte dem Monsieur/ da sein vielfaltiges anhalten einem solchen Herꝛn das Leben nicht moͤgen erhalten/ haͤtte er bey erster gesuchter Gelegenheit nichts bessers zuge- warten: so gereichte auch solcher Abschlag bey allen außlaͤndischen Potentaten/ der Frantzosen zugeschweigen/ jhm zu einem ewigẽ Spott/ vñ Verachtung. Darumb solte er sich nach Lothringen machen/ vnnd die Princessin Margarethen besuchen. Andere hielten zwar vor rahtsam/ dz er sich auß Franckreich erhuͤbe: meynten aber/ der Hertzog waͤr viel zuschwach/ sie lang zuschuͤtzen/ vnd ob man gleich von Nancy leichtlich nach Bruͤssell kommen koͤnde/ thaͤten doch die Spanier nicht viel mehr zur Sach/ als complimentiren: vnnd also solte kein sicherer Orth seyn/ als Casal/ da jhn der Thoyras schoͤn wuͤrde empfangen. Die Reyß nach Lothringen im November wurd hiemit beschoͤnt/ daß Monsieur zu keinem andern ende sich gede- muͤtiget/ als den Momorancy bey Leben zuerhalten/ vnnd seine Freyheit zugewin- nen. Weiler aber jehnen todt/ vnnd sich in eusserster Verachtung sehe/ koͤnd er nicht laͤnger in Franckreich bleiben. Er hoffete aber/ die Bischoffe in Languedoc wuͤrden noch vest an jhm halten: doch vergeblich/ nach dem der Bapst etlichen an- dern Bischoffen befohlen/ dieselben zuverurtheilen/ vnnd abzusetzen/ welches der Koͤnig durch sein eygene Richter wohl haͤtte thun lassen koͤnnen/ zumahl Christus/ vnnd die zween fuͤrnembsten Aposteln sich den Layenrichtern darzustellen kein be- dencken getragen. Auß Languedoc muͤssen wir nach Provantz gehen/ allda der Hertzog von Guyse mit dem Momorancy gleichen Sinn suͤhrete/ welches der Cardinal ge- merckt/ vnnd deßwegen dem Koͤnig gerahten/ jhm das Gubernament gegen an- dern Recompensen abzuhandeln: das Guyse aber nicht verstehen wollen. Vnd als der Koͤnig jhn nach Hoff erforderte/ ließ er zween oder drey Monatzeit begeh- ren/ nach Lauretto vnnd Rom zuziehen/ vnnd erlangts so ferꝛn/ daß er sich also bald hernach einstellete. Er schickte aber alsdann den Grandprè zum Koͤnig nach Wich/ vnd suchte Dienst im Jtalianischen Krieg/ so jhme der Koͤnig abschlug/ mit wiederholtem Befehl/ sich einzustellen/ vnnd wegen etlicher Beschuldigungen zu- verantworten. D a rumb sahe man/ daß er die vhralten Spruͤche deß Hauses Loth- De Statu perturbato Franciæ. Lothringen an diese Landschafft wuͤrde her für suchen/ zumahl er wider die Gesatz ausserhalb deß Koͤnigreichs sich enthielte/ vnnd allerhand Practicken anstellete. Also wurd das Gubernament jhme genommen/ vnnd dem Marschalck von Vitry gegeben/ welcher auff den Tag den Eyd abgelegt/ als der Monsieur den Frieden angenommen. Der Koͤnig eilte im October nach Pariß/ vnnd ließ den Cardi- nal sehr kranck zu Bordeaux: deßwegen Chasteauneuf Siegelwarter sich seines tods erfrewete/ vnd anfieng den Meister zuspielen/ als ob er schon am Brett waͤr. Aber der Cardinal kam wieder zur Gesundheit/ vnnd wurd vom Koͤnig besucht/ vnd 2. Stunden allein vnderhalten/ zu Rochefort. Also gieng das 1633. Jahr an/ mit andern vielfaltigen Geschaͤfften. Dann es schien/ als wolten die Hollaͤnder mit den Spanier ein Stillstand der Waffen/ wie im Jahr 1609. wiederumb machen: vnnd alsdann koͤnde derselb seine Macht den beyden Hertzogen von Orleans vnd Lothringen vberlassen/ vnnd den Krieg in Franckreich ziehen/ auch dem Kayser besser vnnder die Arm greiffen/ nach dem das Gluͤck jhn wiederumb anblickete. Charnacè wurd/ solchen Streich abzuwenden/ nach Holland verordnet/ der bracht an/ deß Spaniers eifferiges begehren solte billich verdaͤchtig seyn/ vnnd von seinen Ohnkraͤfften zeugen/ darumb solte man jhm desto weniger Zeit lassen/ sich zuerholen. Auch wuͤrde er nimmermehr zu ei- nem bestaͤndigen Frieden verstehen wollen. Wie er dann Anno 1621. nach geen- detem Stillstand durch den Cantzler in Braband Becken/ sie erinnert/ sich wieder vnder das Joch jhres natuͤrlichen Herꝛn zubegeben. So solten sie auch beden- cken/ daß die Provintzen zu keiner Zeit besser/ als vnder wehrendem Krieg florirt haͤtten. Sie solten nicht gedencken/ daß die Spanische Provintzen vnder lan- gem Stillstand oder Frieden das kriegen vergessen/ oder die Schweden dz Hauß Oesterꝛeich abmatten wuͤrden: dann der Spanier wuͤrde sie nicht lassen verꝛosten/ sondern in Teutschland gebrauchen/ vnnd hernach desto maͤchtiger die Hollaͤnder vberziehen. Auch wuͤrde der Spanier jhme die beyde Jndien vorbehalten/ vnd den Handel sperꝛen. Wie sie nun mit den Waffen jhre Republick angefangen/ also muͤsten sie auch dieselbe vnderhalten/ deren Fundament der Spanier bey letztem Stillstand schier zu Hauff geworffen haͤtte/ das er bey Kriegszeiten jhm nicht traumen lassen koͤnnen. Vnd wann sie kein absehen auff jhre Bunds ver- wandten haͤtten/ thaͤten sie jhnen selbst zu kurtz/ vnnd geben Vrsach zu sagen/ was von Hanibal/ vnd Pompeio etwan gesagt worden/ Sie verstuͤnden nemlich nicht/ einigen Nutzen auß dem Sieg zuziehen. Dieweil der Koͤnig den Ertzbischoffen zu Trier in seinen Schutz genom- men/ befahl er dem S. Chaumont, jhm auch die beyde Orth Fumay vnnd Reueing auff der Maase/ so die Spanier eingenommen vnd bevestigten/ wieder zulieffern. Die Spanier zogen in der Stille ab: kamen aber in seinem abwesen wieder/ also daß er bald hernach Freydenburg muste bezwingen: der Ertzbischoff hielt sein Re- K sidentz De Statu perturbato Franciæ. sidentz wieder zu Trier/ vnd kond auß Forcht der Spanier die Frantzosen/ nicht von sich lassen. Vnnd vmb so vielmehr/ daß der Koͤnig auß Schweden in einem Treffen war geblieben/ dannenhero das Hauß Oesterꝛeich desto weiter vmb sich greiffen wuͤrde. Auß eben dieser Vrsachen wurd Fequieres nach Teutschland gesand/ an deß verstorbenen Koͤnigs Tochter Christin æ Cantzlern Ochsenstiern/ vnd alle Protestirende Fuͤrsten der Leipziger Vnion/ Erstlich das Leyd zuklagen/ vnd sein Begierd nach jhrer Wolfahrt zubezeugen. Darnach sie zu einer newen Vereinigung in vorigem Thun zuvermoͤgen. Drittens/ jhre Armeen solcher gestalt zubestellen/ daß kein Mangel erscheine. Vnnd weil eine Versamblung nach Hailbrun am Necker auff das außgehende Jahr gelegt war/ sahe der Cardi- nal vor rahtsam an/ daß Fequieres zuvor sich bey etlichen Fuͤrsten anmelden/ vnd dannoch vnder den ersten an gemeldtem Orth finden solte. Er wuste zuerzehlen/ wie gut es sein Koͤnig mit dem gemeinen Wesen meynte/ was er auch bißher dar- bey gethan haͤtte/ thun koͤnde vnd thun wuͤrde: nemblich den Schweden vnd Hol- laͤndern mit Geldt Vorschub gethan: gewaltige Diversionen in Lothringen vnd Jtalien gemacht: starcke Armeen auff den Beinen gehalten/ vnnd sehr viel auff Gesandschafften verwendet. Da sie sich nun trennen solten/ wuͤrde alles vorige vmbsonst seyn: hielten sie aber zusam/ waͤren sie dem Hauß Oesterꝛeich vber legen/ vñ koͤnden die Vertriebene wieder einsetzen/ die vorige Freyheiterlangen/ vnd den Frieden vest machen. Wie jhm nun alle vnnd jede Fuͤrsten muͤssen Beyfall geben/ tractirt er fer- ner von einem Bund zwischen seinem Koͤnig vnnd der Cron Franckreich auff ei- ner/ vnd dannzwischen der Koͤnigin Christina/ vnd der Cron Schweden auff der andern Seit/ dessen Zweck vnnd Vrsach waͤre/ die gemeine Freunde zubeschuͤtzen: die offene See vnnd das Balthische Meer sicher zuhaben: vnnd ein bestaͤndigen Frieden im Roͤmischen Reich zumachen/ auff daß ein jedweder zu dem seinigen kaͤme. Hierzu solte die Koͤnigin in Schweden dreyssig tausent Mann zu Fuß/ vnnd sechs tausent Pferd halten/ vnnd der Koͤnig jedes Jahr ein Million Pfund zum Kriegskosten erlegen: daß die Bundsgenossen einer in deß andern Landen moͤchte Voͤlcker werben: daß die bruͤchige vnnd fluͤchtige jhrem Oberherꝛn zur Straff gelieffert wuͤrden: daß die Koͤnigin in Schweden die Catholische Reli- gion in den eingenommenen Orthen/ wie sie es gefunden/ frey lassen solte: daß der Churfuͤrst in Bayern/ sampt den Ligistischen Fuͤrsten vmb die Neutralitaͤt moͤch- ten tractieren/ ob sie wolten: daß alle andere Fürsten vnnd Staͤnde ersucht wuͤr- den/ in den Bund zutretten: dz man hienfuͤro mit Raht der samptlichen Bunds- genossen tractieren solte: daß dieser Bund biß zu dem auffgerichten Frieden in Teutschland waͤhren solte: vnd da die Friedenstractaten nicht vollzogen wuͤrden/ die Bundsgenossen wieder zu den Waffen greiffen/ vnnd einander beyspringen solten. Noch De Statu perturbato Franciæ. Noch war eines andern Bunds mit dem Oberteutschland von noͤthen/ dar- umb bemühete sich Fequieres auch denselben zuschliessen: daß nemblich ein veste vnd bestaͤndige Verbündnuß waͤr/ zwischen dem Koͤnigreich Schweden/ vnnd den Protestirenden Chur-Fuͤrsten vnnd Staͤnden deß Obern Teutschlandes Krafft deren sie jhre Macht zusammen setzen/ vnnd einander helffen solten/ biß Teutsch- land sein erste Freyheit erlangt haͤtte: daß die Reichs Abschied wieder in schwang kaͤmen: daß die Fuͤrsten wieder zu jhren Wuͤrden vnnd Landen gelangten: daß man der Cron Schweden die Kriegskosten vergnügete: vnnd daß man ein guten vnd versicherten Frieden erwuͤrbe. Vber diß solte der Cantzeler Ochsenstiern dz Re- giment fuͤhren/ vnd einen Raht von etlichen Schwedischen Officirern/ auch ei- nen Deputirten auß jedem Krayß bey sich haben: dz kein Bunds Verwander ohn der andern Bewilligung absonderlich Frieden tractieren koͤnde/ oder im widrigen vor Feind erklaͤrt wuͤrde: daß die Bunds Verwandten der vier Kreyß die Armeen mit Proviand/ Amunition vnd Geschuͤtz solten versehen: daß die Armeen den Eyd der Kron Schweden/ vnd den Bunds Verwanden thun solten: daß der Director neben seinem beywohnenden Raht alle muͤglichkeit vornehme/ das Kriegs We- sen in guter Ordnung zuhalten/ vnnd den Kauffhandel zubefuͤrdern: daß alle Staͤnd vnnd Fuͤrsten im Bund schuldig waͤren/ die Kron Schweden bey jhren Conquesten in Teutschland/ biß zu geendetem Krieg zu mantenieren/ auch biß jhr vnnd den Bunds Verwandten gebuͤhrliche Abstattung alles Vnkostens vnnd Schadens geschehe. Jn diesen Bund gehoͤrten die vier obere Krayß/ nemblich Schwaben/ Francken/ ober vnnd vnder Rhein: den Tractaten wohneten bey Am- strudel Engellaͤndischer/ Cantzler Ochsenstiern vnd Ritter Raches Schwe- discher/ Pan Hollaͤndischer Abgesander/ auch viel Herꝛn auß Teutschland/ denen auch ein Deputirter in deß Cantzlers Raht verstattet worden. K ij Der De Statu perturbato Franciæ. Der 8. Discurß. Was Crequy bey dem Bapst im Namen deß Frantzosen angebracht. Reformation bey Hoff. Deß Lothringers Feindlichkeit. Das Hertzogthumb Bar eingezogen. Vergebliche Tractaten wegen Lothringen. Nancy belaͤgert/ die Princessin Margreth entwischt. Andere Tractaten. B- bergab der Statt Nancy: welche Altringer vnnd Feria vergeblich suchen zuentse- tzen. Wie der Monsieur wieder nach Hoff kompt. Schreiben deß Cardinals an die alte Koͤnigin: Jhr vnnd deß Cardinals/ auch Hertzogen in Saphoyen todt. E S sahe der Cardinal gar wohl/ daß Franckreich mit Spanien wuͤrde endlich zubrechen kommen/ nach deme es biß dahin nur vmb die Bunds genossen zuthun gewesen. Darumb vermoͤgt er den Koͤ- nig/ eine Gesandtschafft an den Bapst zuschicken/ damit derselb nicht von der farb fiele/ vnnd etwan in Jtalien Haͤndel anfienge. Hier zu schien Crequy, wegen sei- ner grossen baaren Mittel/ vnd der Jtalianischen Fuͤrsten Kundschafft/ auß buͤn- dig/ weil er auch zu Ehren vnnd Kurtzweil nichts pflegte zusparen. Seine Be- reitschafft hielt jhn bey Hoff biß zu Eingang deß Meyen. Er saß zu Schiff/ kam zu Rom an/ mit fuͤnffhundert Dienern/ in solchem Pracht/ als niemahlen gese- hen worden: ebenmaͤssig wurd er auch empfangen/ vnnd zur Audientz gefuͤhrt. der Vortrag war/ der Koͤnig haͤtte so lang verzogen/ jhme zu Eingang der Baͤpsti- schen Wuͤrden Gluͤck zuwuͤnschen/ vnnd den Gehorsamb zubezeugen/ biß er den Raub den Kirchen feinden abgenommen vnd zu seinen Fuͤssen legen koͤnne. Dar- nach wie wegen vieler geleysteten Diensten/ seine Voreltern ein ruͤhmlichen Na- men erworben/ vnnd wie er auch gesinnet waͤr/ seine Macht dem Bapst zu Dienst anzuwenden: wie er jhn dann vor Christi Statthalter/ Petri Successorn/ vnnd Verwalter deß Himmelreichs hielte/ vnnd deßwegen sich zu seinen Fuͤssen legte/ mit sonderlicher Beysorg/ daß jhm kein Wort entfuͤhr/ darauß man spuͤren solte/ ob die Cron Franckreich vom Roͤm. Stul dependirte. Das fuͤrnembste Stuͤck aber der Gesandschafft war/ daß Franckreich sich erbotte/ dem Bapst in allen Be- gebenheiten zu dienen/ vnnd den Streit mit den Venetianern zuschlichten: wel- cher wegen der Graͤntzen in der Herꝛschafft Gorre, vnd wegen etlicher kleinen Jn- seln war entstanden/ biß sie in Ferꝛar einander geschlagen/ welches dann zu einer voͤlligen Ruptur gelangen moͤgen. Weil nun deß Bapsts ansehen im Fried weit De Statu perturbato Franciæ. weit herꝛlicher ist/ hielt er vorgenehm/ daß Crequy sich nach Venedig erhub/ vnnd neben dem Abgesandten de la Tuillerie, zum Vergleich brachte. Vor seinem abreysen bildet er dem Bapst tieff ein/ der Teutsche Krieg betreffe die Religion nicht/ sondern die Freyheit etlicher Fuͤrsten in jhrem Land/ daß nun etliche Catho- lische Staͤnde viel daruͤber gelitten/ waͤr zwar den Koͤniglichen Tractaten zuwi- der/ auch nicht so grewlich als mans machte/ doch auch auß eygener Schuld ge- schehen/ weil sie die Neutralitaͤt nicht wollen annemen: zumahl solcher Schad gar leicht zuerheben waͤr. Vnd alsdann wuste er deß Hauses Oesterꝛeich vorhaben vber Jtalien/ nemlich den H. Stuel zustuͤrtzen/ vnd die Geistliche Freyheit zu mei- stern/ artlich herauß zustreichen. Darumb sein Koͤnig allen muͤglichen Schutz ihme thaͤt anbieten. Aber zu einer Verbuͤndnuß/ den Fuͤrsten in Jtalien vnnd Geistlichen zu Schutz wieder Spanien wolte sich der Bapst nit verstehen/ als ein gemeiner Vatter. Bey Hoff gab es allerhand Veraͤnderungen/ Seguyer ward Siegelwarter: Cogneux, Londes vnd Monsigot jhrer Aempter entsetzt/ weil sie sich nicht einstelle- ten. Die Gubernatorn zu Casal/ Pignerol/ vnnd schier in gantz Franckreich/ giengen ab/ oder musten wechseln. Auch hielt der Koͤnig Capitel vber den Or- den deß H. Geistes/ vnnd ersetzt alles. Vnnd legt ein Parlament in die Statt Metz/ wegen der Landschafften/ so er nunmehr auß deß Hertzogen von Lothringen Haͤnden gezogen/ vnnd der Cron wieder einverleibet hatte. Hie geschahe eine Execution an Alpheston, der sich von Chanteloupe der alten Koͤnigin Beicht- vatter/ hatte bestellen lassen/ den Cardinal in Chalons zuerschiessen. Diesem folgte Chauagnac, der mit einem vergiffteten Brieff vnder dem lesen jhm solte das Leben verkuͤrtzen: also wurden diese zween lebendig geraͤdert. Aber in Lothrin- gen wolte man nicht still sitzen: dann der Hertzog hatte zwar seine Voͤlcker/ ver- moͤg der letzen Friedens Tractaten zu D’ Effiat gestossen/ aber auch auß Befehl lassen verlauffen/ damit sie Montbaillon vor den Kayser wieder zusammen braͤch- te. Guerquoy blieb mit seinem Regiment bey den Frantzosen/ weil man jhm von dem Geheymnuß nichts gesagt/ vnnd muste sehen/ daß Veruaire jhm die Schuh außtratt/ als haͤtte er muthwillig peccirt/ vnnd in das Elsaß anzoge/ da jhn die Schweden Capott gemacht. Jn Lothringen solten keine Werbungen gesche- hen/ vnd Ajax der Jtalianer ließ die Trommel ruͤhren vor Breysach. Der Her- tzog solte den Bundts Verwandten deß Koͤnigs kein Abbruch thun/ wie er auch dem General Horn zugesagt/ vnd danckt seine Voͤlcker solcher gestalt ab/ daß sie der Graff von Salm auff der Stund annahm/ vnnd Hagenaw (darauß man wegen folcher Sicherheit fuͤnffhundert Mann gezogen hatte) vberꝛumpelte: also wurben Montecuculi, Bentiuoglio vnd Nassaw in Lothringen/ danckten dann ab auff den Graͤntzen/ vnnd vberliefferten durch solche Practicken die Voͤlcker an deß Schwe- den Feinde. Sonderlich hielte sich Nassaw grewlich wieder alles Frantzoß oder K iij was De Statu perturbato Franciæ. was Frantzoͤsische Minen machte/ so wol offentlich als heimlich. Endlich ließ er im Laͤger außblasen/ daß man seine Voͤlcker die Kayserliche Armee nennen solte: wel- cher gestalt er auch die Schweden vor Gerbaden auffgeschlagen/ mit den Kayseri- schen Obersten corꝛespondirt/ vnnd von dem Marggraffen von Celade Sold zu seiner Armee genommen/ sampt etlichen Truppen vom Wallenstein. Darbey jhm der Kayser aller deren confiscirte Guͤter/ so zu Hailbruñ gewesen/ verehrete. Also vergliche er sich/ daß jhm die zehen Staͤtte der Kayserlichen Vogtey/ mit Schlettstatt vnd Colmar solten eingeraumpt werden. Vnd ließ noch darneben die Schweden durch den Marggraffen de Ville in der stille wissen/ er thaͤt nichts ohne deß Koͤnigs vorwissen vnd belieben/ schickte also bald zehen tausent Mann/ die Belaͤgerung Hagenaw auffzuheben/ die jhm aber gelohnt/ vnnd nach dem Treffen das Geschuͤtz/ sampt Bagage abgenommen. Also wolte er die Pflicht/ wegen deß Barꝛischen Lehens auch nicht ablegen. Gleich wohl schickte er Com- missarien wegen Clermont, vnnd liesse durch derselben vnziemliches verfahren wol sehen/ daß er nur Vrsach suchte zubrechen. Auch vnder liesse er die Corꝛe- spondentz nach Bruͤssel gar nicht/ weil man jhm vom Hollaͤndischen Stillstand gewisse Hoffnung gemacht/ deme zu Folg/ Spanien vnd Oesterꝛeich in Franckreich fallen/ vnd den Koͤnig nach belieben noͤthigen wuͤrden. Hie hielte der Koͤnig gewaltiglich an sich/ schickte Guron an die Schweden/ vnd deutet jhnen an/ Lothringen waͤr in seiner Protection/ sie solten nicht einbre- chen/ er wolte daran seyn/ daß jhnen dieser Seiten kein Verdruß vnnd Schaden mehr solte begegnen: mehr auß Eyfer/ daß dietriumphirende Schweden jhme nicht zu nahe kaͤmen/ als dem Hertzogen zu Dienste. Guron suchte jhn in Loth- ringen/ vnd kond seiner keine Gewißheit haben/ biß er endlich von Metz nach Lune- ville zuruͤck bescheyden ward: allda man die Verbitterung wohl mercken kondte/ aber auch mit Augen sahe/ daß Nancy nicht vergeblich sich bevestigte/ vnnd in Kundschafft brachte/ was vor starcke Werbungen angestellt waͤren/ auff kuͤnffti- gen Julium bey S. Michel zumustern/ vnd mit Spanien vnnd Oesterꝛeich frew- dig in Franckreich zufallen. Hierauff wurd der Hertzog nach Pariß vertagt/ vnd als er/ wie ein Lehen mann nicht erschienen/ das Lehen Bar jhm abgesprochen/ vnd der Cron wieder einverleibt/ auch dem Herꝛn de la Nauue aller Gewalt gege- ben/ gedachtes Lehen einzuziehen. Couuonges, Gubernator im Land Bar/ be- sucht jhn/ begehrt im Namen deß Hertzogen Copey seiner Commission/ ließ jhm auch allen Gehorsamb leysten. Die Antwort war/ er muͤste sein Commission of- fentlich ablegen/ jhm gebühre nicht/ den Gehorsamb zuerlauben. Den folgenden Tag verfügt er sich in den Pallast/ vnd befahl/ in deß Koͤnigs Namen alles zuver- walten/ nach deme der Hertzog in zehen Jahren seine Pflicht nicht wollen leysten. Also nahm er den Ayd von den Beampten/ hielt selbst Gericht/ vnnd befahl den Geistlichen/ in dem gewoͤhnlichen Kirchengebet den Koͤnig/ vnnd das Koͤnigliche Hauß De Statu perturbato Franciæ. Hauß zunennen/ mit sonderlichem Verbott an den Adel/ dem Hertzogen im Krieg zudienen. Der Koͤnig begab sich nach Chasteauthierry, vnd ließ die Armee auß dem Trierischen auff Nancy ziehen. Der Cardinal in Lothringen verfuͤgt sich zum Koͤnig/ bezeugt/ daß er ein Mißfallen truͤge an seines Bruders boͤsem Vorneh- men/ begehrt Schutz/ vnnd daß er moͤcht in Franckreich sich auffhalten. Wegen einiges Vergleichs wurd er zum Cardinal Rischeliu gewiesen/ gestunde den Heu- rath mit der Princessin Margrethen/ den wolte er vernichten/ vnnd sie selbst in Franckreich lieffern/ auch machen/ dz der Hertzog sein Bruder das Lehen Bar im Namen seiner Gemahlin solte empfangen. Die Antwort war/ den Heurath zuver- nichtẽ stuͤnde nit bey Lothringen/ die letzte 3. Tractaten waͤren so vbel gehalten wor- den/ daß bessere Versicherung da seyn muͤste. Der Koͤnig wolte der Sachẽ ein End sehẽ/ vñ solche sehr nach theilige Verwirꝛungen am Hoff/ auch sehr nachtheilige An- schlaͤge mit dem Feind nit laͤnger dulten. Dz einige Mittel der Versicherung waͤr Nancy/ welcher Orth den vbrigen mit der Zeit folgen muͤste/ wann der Hertzog im Feld nit stehen koͤnde/ vnd vom Land nichts mehr geniessen solte. So waͤr auch die Hoffnung/ daß sich das Wetter ehest wenden wuͤrde/ bey solchem Alter/ deß Koͤ- nigs/ vnd siegreichen Waffen/ gantz vergeblich. Der Cardinal auß Lothringen meynt/ es koͤnde ja seinem Herꝛn Bruder nichts aͤrgers wiederfahren: der Koͤnig moͤcht Vrsach suchen/ Nancy zubehalten: der Kayser wuͤrde es auch nicht zuge- ben/ so koͤnde der Frantzoͤsische Schutz/ wegen anderer zufaͤlligen Haͤndel vnfrucht- bar werden. Rischeliu antwortet/ die Oesterꝛeicher haͤtten ja den Hertzogen ste- cken lassen: er solte sich gegen Franckreich vnnd dem Kayserthumb nach gebuͤhr verhalten/ vnd den Koͤnig auff diese vnd jene Weise nicht belaidigt haben: moͤch- te nun selbst waͤhlen/ was er wolte. Hie meynen die Frantzosen/ die Souveraini- taͤt vber Lothringen stehe jhnen zu/ vnnd haͤtten jhr Gerechtigkeit wider deß Teut- schen Reichs vnbilligen Besitz biß dahin nicht suchen koͤnnen. Der Koͤnig ruͤck- te fort/ vnnd wolte gegen dem Cardinal auß Lothringen/ der zu S. Dister wieder war ankommen die Vestung Motte zur Versicherung nicht belieben/ weil solches Band nit starck genug waͤr/ den Hertzogen zuhalten. Hie wurd dieser Renck er- funden/ daß der Hertzog seinem Bruder dem Cardinal die voͤllige Landen/ (doch daß er sie jhm mit der Zeit wieder einranmen solte) abtrette. Zu Pontamousson verwiese der Koͤnig diesen Vortrag an den Cardinal Rischeliu: der solte dem Cardinal in Lothringen seine Nichte Combalet zur Ehe geben/ vnnd alle Spaͤhn zwischen Franckreich vnnd Lothringen darmit auffheben. Rischeliu wolte sein eygen Nutzen in das gemeine Wesen nicht gemengt haben/ vnd sagt rund herauß/ die vermeynte Cession koͤnde den Schaden nicht auß dem Grund heilen/ weil der Hertzog sich eines andern besinnen/ vnnd mit Gewalt oder heymlichem Verstand wieder ins Land kommen koͤnde. Also wurd nichts auß diesen Tractaten. Der De Statu perturbato Franciæ. Der Koͤnig fuhr forth/ nahm ein S. Michel/ Pontamousson, Espinal, Char- mes, Luneuille, Haton du Chastel, Condè Chaussee, Trangnon, Malatour, Parg- ny vnd Boucouuille, vnnd ließ durch den von Chaumont die Statt Nancy gantz schliessen/ daß nichts ein/ noch auß konde. Das Regiment Floriuille wolt durch das Gewaͤld herbey nahen/ vnnd hienein schleichen/ wurd aber getrennt: dann der Graff de la Suse hielte das flache Feld mit sieben Faͤhnlein Reutern. La Force verfolgte den Hertzogen mit sechs tausent zu Fuß/ vnnd fuͤnffzehen hundert Pfer- den/ sampt sechs Stuͤcken. Das Laͤger wurd in fuͤnff Tagen verwahrt/ vnnd vier Meilen rund vmb die Statt/ mit vielen Schantzen vnnd Redouten geschlos- sen. Die Princessin Margretha verkleidet sich als ein Edelman/ setzt mit Daui- sè durch die Schildwachten/ gab sich vor deß Herꝛn von Chaumont Diener auß: must sich wegen einer Schwedischen Parthey im Bosch verkriechen/ vnnd kam endlich gen Diedenhoffen/ da sie mit Noth wurd eingelassen/ vnd von deß Guber- nators la Ville Weib andere Kleider vberkommen. Sie eilt nach Namur/ vnnd wurd nach Bruͤssel eingeholt. Vnder dessen ließ der Hertzog auß Lothringen/ dem Koͤnig die newe Statt Nancy aneragen/ vnd endlich jhm vnd dem Cardinal die Tractaten vbergeben/ welche dahin giengen/ daß der Hertzog allen Buͤndnus- sen/ so Franckreich zuwider waͤren/ auff ein newes absagte. Daß er sich verpflich- te/ dem Koͤnig gegen vnd wieder jedermaͤnniglich zudienen. Daß er bey schwe- bendem Teutschen Vnwesen/ ohne deß Koͤnigs Verwilligung/ kein Werbungen thaͤt: daß er also bald abdancke/ wann der Koͤnig vom Cantzler Ochsenstiern das Wort erhalten/ vnnd die Schweden abzoͤgen: daß er in dreyen Tagen dem Koͤnig die alte vnnd newe Statt Nancy vbergebe in Verwahrung/ biß man sehe/ wie er sich verhalte/ wie das Teutsche Wesen ablauffe/ vnd der Heurath mit der Princes- sin Margrethen vernichtet/ vnnd sie beyde verglichen waͤren jedem sein Recht vor- behalten: daß gedachte Princessin in vierzehen Tagen gelieffert wuͤrde/ oder doch jhr außweichen an den Tractaten nichts hinderte: daß das Hertzogthumb Bar also bliebe/ biß dem Koͤnig wegen deß Lehens ein Genuͤgen geschehen: daß der Hertzog die Jntraden deß Lands in aller Freyheit geniesse: daß der Frantzoͤsische Commendant in Nancy nichts mehr/ als das Wort vom anwesenden Cardinal empfinge/ ohn ferꝛnere Maßgebung: vnd daß die Besatzung den Jnwohnern kein Betrangnuß anthue. Vnd diese Artickel wurden beliebet: als aber die drey Tag voruͤber/ zog der Cardinal an sich/ sein Bruder haͤtte wiedrige Ordre geschickt/ darumb Rischeliu jhm zum vberfluß ein Erinnerung thaͤt. Endlich begehrt der Hertzog sich mit dem Cardinal zuvnderꝛeden/ welches zu Charmes den achtzehenden geschehen sollen/ allda der Cardinal Morgens fruͤh/ der Hertzog schier mitten in der Nacht ankommen. Zum allerletzten wurd er behandelt/ die Tractaten zuhalten/ vnnd/ so er gewolt/ wie sein Bruder der Cardinal/ in Nancy sich zusetzen: also macht man sich De Statu perturbato Franciæ. sich auff den Weg/ nach dem Koͤnig/ welcher sie wohl empfieng/ vnnd alles liesse gut seyn. Als man nun solte sehen/ auff welche Weiß der Koͤnig sein Einritt naͤme/ wolte der Hund abermahl bincken: vnd weil der Hertzog kommen war/ die Tractaten zuvoll ziehen/ jetzt aber sich sperꝛete/ haͤtte man jhn wohl greiffen/ vnnd sich seiner Person versichern moͤgen/ wie er selbsten wohl sahe daß man fleissig jhme auffwartete. Darumb ließ er die Verordnung thun/ daß den 24. Sept. seine 2300 Mann zu Fuß/ mit 230. Pferden außzogen/ vnnd der Koͤnig den folgen den Tag den Einritt thaͤte. Darnach kam die Koͤnigin/ der Hertzog vnnd Cardinal auß Lothringen/ auch die Princessin von Pfaltzburg/ dem Koͤnig die Haͤnde zukuͤs- sen. Also wurd diese Statt/ so zum wenigsten 2. gantzer Jahr sich haͤtte halten koͤn- nen/ dem Koͤnig in vierzehen Tagen vberlieffert/ die er mit acht tausendt ausserle- sener Mannschafft vnder dem Brassac besetzt/ mit aller Notturfft auff das kuͤnffti- ge/ auch mit einem Citadelle, da die Bruͤck zwischen den Staͤtten liegt/ verwahren ließ/ in dem er wieder nach Pariß abzoge. Ehe diese Haͤndel zu End lieffen/ solten Altringer auß Teutschland/ vnnd Feria auß Jtalien bey Costnitz zusammen stossen/ vnd durch das Elsaß in Lothrin- gen durchbrechen/ darumb auch der Hertzog nach den Niederlanden gedachte/ ob in sechs oder acht Wochen der Winter schaͤrpffer wuͤrde/ vnd sein Secours heran kaͤme. Das hatte der Cardinal Rischeliu zuvor gesehen/ vnnd deßwegen die Schweden nach dem Elsaß vermoͤcht/ den la Force mit zwantzig tausendt Mann in Lothringen lassend/ auff daß er den Hertzogen allenthalben hinderte/ auch den Schweden genugsame Huͤlff zum Wiederstand schickete. General Horn legt sich dem Feria in Weg/ vnnd wolte Costnitz einnemen/ muste aber ablassen/ vnnd die Conjunction verstatten. Doch legt sich Hertzog Bernhard von Weimar vor Regenspurg/ vnnd eroberts/ sampt andern Orthen/ welches den Oesterꝛeichischen Zug nicht abwenden wollen. Also setzten sie bey Basel vber den Rhein/ vnnd Horn vnnd Birckenfeld bogen jhnen vor bey Colmar/ vnnd hatten la Forco am Ruͤcken. Darumb geschah kein Treffen/ vnd muste Feria nach Schwaben wie- der gehen/ da jhm seine Voͤlcker zu nicht gemacht worden/ vnnd er selbst gestorben. Auch nam der Koͤnig in seinen Schutz den Hertzogen von Wirtemberg/ vnnd den Graffen von Hanaw Liechtenberg/ legt Voͤlcker in Mompelgard vnnd Bußwei- ler vnd demuͤtigt den Hertzogen von Lothringen. Die alte Koͤnigin hatte die zwey vorige Jahr dem Koͤnig allen Verdruß ge- than: dannoch schickte jhr der Koͤnig/ als sie kranck worden/ die zween besten Me- dicos in Pariß/ Rioland vnd Pietre, vnd ließ jmmer zu einen vom Adel ablauffen/ von jhrem Zustand Bericht zuhaben. Sie bezeugte jhr verlangen nach Pariß/ meldet aber/ sie koͤnde den Chanteloupe nicht von sich lassen. Doch war dem Koͤnig nicht zuwieder/ daß D’ Eibene ab vnd zu ritte: aber Puylaurens hindert alle friedfertige Vorschlaͤge: der Monsieur kond in Franckreich nicht sicher seyn/ man L wuͤrde De Statu perturbato Franciæ. wuͤrde jhm also bald Kundschaffter an die beyde Seiten setzen/ wo er nicht gar nach Bois de Vincennes muͤste/ der Koͤnig begehrt seiner auß Forcht der Spanier: vnnd tractiert mit dem Koͤnig/ als feines gleichen. Bald schickte der Koͤnig in Spa- nien ein extraordinari Gesandten nach Franckreich/ vnnd begehrt/ Jhre Majestaͤt wolten der alten Koͤnigin jhre vorige Stell vnnd Wuͤrde wieder einraumen: deß Hertzogen von Orleans Heurath vor genehm halten: den Hertzogen von Loth- ringen wieder einsetzen: vnnd sich deß Teutschen Wesens enthalten. Die Ant- wort war/ daß der alten Koͤnigin Thuͤr vnnd Thor offen stuͤnden/ da sie nur den Staad nicht ferꝛner verwirꝛen wolte: der gemeldte Heurath gehoͤrte vor die Geist- lichen/ vnd sonderlich vor den Pabst: die Restitution Lothringen koͤndte neben die Navarꝛische gesetzt werden/ vnd so lang anstehen: das Teutsche Wesen erforderte den Schutz der Bunds Verwandten. Es wurd aber Monsieur endlich vber- druͤssig/ daß er solte warten/ biß nach Eroberung Philippsburg vnnd Trier/ auch einiger gluͤcklichen Feldschlacht/ das Kriegs Wesen den Hertzogen in Lothringen wieder in sein Land vnd Vesten setzte/ vnnd dann der Krieg in Franckreich gefuͤhrt wuͤrde. Zu deme sahe er wohl/ daß neben den Complimenten nichts wuͤrcklichs erfolgte/ vnnd wie das Spanische Wesen nach abgemessenem Schritt hertrabete/ also daß er ein geringes ansehen haben solte/ vnd jhnen zum Schein dienete/ jhren Nutzen zuthun. Darumb nahm er sich einer Jagt an/ vnd kam zum Koͤnig/ der jhn mit sondern Frewden wieder auff vnd angenommen. Vber Zeit muste Puy- laurens seiner Boßheit Belohnung auch darvon tragen/ sonderlich da er sich in die lose Haͤndel deß Graffen von Soisson eingemischt. Wie hoch dem Cardinal sey angelegen gewesen/ daß die alte Koͤnigin jhm feind worden/ bezeugt dieses Schreiben an Sie: Madame, Mir ist bekand/ daß meine/ oder viel mehr deß Staadsfeinde sich darmit nicht vergnuͤgen lassen/ wann sie bey ewrer Majestaͤt mich verkleinern/ sondern wollen mein Auffenthalt bey dem Koͤnig auch verdaͤchtig machen/ als wann ich nim̃er zu jhm kaͤme/ dann euch von jhm zuhalten/ vnd was Gott vnd die Natur zusam gefuͤgt haben/ zutren- nen. Nun hoffe ich zu der Guͤte GOttes/ jhre Boßheit werde dermahl eins of- fenbar werden/ daß mein thun vnnd lassen vber kurtz sich selbst rechtfertige/ vnnd daß meine Vnschuld vber die Verleumbdung eriumphire. Nicht daß ich mich deßwegen nicht vor vngluͤcklich/ ja selbst vor straͤfflich halte/ weilich ewrer Maje- staͤt nicht laͤnger mag gefallen: nicht daß ich mein eygen Leben nicht solt in diesem Stand hassen/ da ich ewrer Gunsten vnnd Gnaden/ vnnd der jenigen Wuͤrde be- raubt bin/ die ich weit hoͤher liebte/ dann alle Hoheiten der Welt/ welche ich alle von ewrer miltreichen Hand empfangen/ vnnd hiemit zu ewren Fuͤssen demuͤtig erniedrige. Entschuldigt selbst/ Madame, ewer Werck vnd Creatur: alles was von ewrem Koͤniglichen Humor herkompt/ werd ich ohne murꝛen annemen/ vnd mit tausent Segen thun vnnd halten: aber Madame, schonet doch auß Gnaden/ durch De Statu perturbato Franciæ. durch die jenige Pietaͤt/ so euch angebohren ist/ dieses purpern Kirchenrocks/ mit welchem jhr mich bekleidet habt: dann derselb wird sein Glantz vnnd Herꝛlichkeit verlieren/ wann ewre Majestaͤt ein so schwartzen Flecken darauff druckt. Wie kan es zugehen/ daß die allerhoͤchste Pflicht zur Vndanckbarkeit werde: daß mein Gewissen/ mein eygener Nutzen/ vnnd mein allererste Zuneygung mich an ewren Dienst binden/ vnnd daß ich zu keinem andern Vortheil mich davon reisse/ als daß ich den Namen erlange/ ich hab mein allerbeste/ vnnd die allergroͤste Konigin auff dem Erdboden verachtet? dieses wohlbetrachtet/ Madame, solte mich alles La- sters vnnd Argwohns vor ewrem Gericht ledig zehlen/ der ich schier ehe verurtheilt/ als gehoͤrt worden. Dannoch appellireich nicht darvon/ dieweil ich mich zum eussersten an allen ewren Willen verbunden. Darumb vnderschreib ich mein eygen Vngluͤck/ vnd begehr mit meiner gnaͤdigen Frawen nicht ein Wort zuver- lieren/ noch auch jhres Thuns Vrsach zubegehren. Auch dencke ich eben wenig an meinem Herꝛn vnd Koͤnig/ oder an dessen Offteirern ein Rücken zuhaben/ noch mich wieder den Strom ewrer Vnguad auff das zu ruͤck dencken/ meiner vorigen Diensten zusteiffen. Dann solche Gedancken waͤren criminal/ vnnd dem jeni- gen Humor gantz zuwieder/ den ich jederzeit sehen lassen/ daß ich nemblich in der Trew meine Ehr suche. Noch weniger begehrich mein erbaͤrmliches Gluͤck in Franckreich biß ans End zuschleppen/ oder nach Rom zutragen/ damit ich daselbst noch mehrelendigern Fall sehe/ als den meinen. Dann ich werde allenthalben/ wo ewre Majestaͤt nicht ist/ vberdruͤssig seyn/ vnd wann mir nicht vergoͤnt wird/ sie anzuschawen/ hab ich kein verlangen/ als nach dem Todt. Doch moͤcht ich/ vmb meiner Reputation willen/ vnd wegen meiner Stell im Hause Gottes/ wünschen/ daß zu vor meine Vnschuld erkand wuͤrde/ vnnd wann es nicht zuviel Vermessen- heit ist/ daß ich zuvor ewer Gunst vnnd Gnad wieder erwürbe. Wann ich dieses erlange/ will ich mich nicht klagen/ vom Hoff/ ja auß der Welt zugehen: auch sterb ich eausent mahl deß Tags/ von der Zeit an/ daß ewre Majestaͤt sich stellet/ als waͤr ich nicht mehr wer ich bin/ nemblich Madame, ewrer Majestaͤt Vnderthaͤnigster/ Getrewester vnd Gehorsambster Diener Armand Cardinal von Rischeliu. Wie gut es der Cardinal mit dem Staad gemeynt/ erwiese er vor Roschel- len/ da er sein Geschmeid/ biß an den Bischoffsring/ zu deß Koͤnigs Diensten ver- setzet. Als der Koͤnig zu Lyon Todkranck war/ gab er zum Jtalianischen Krieg alles was er an Baarschafft hatte/ nemlich zwey mahl hundert tausent Kronen/ vnd nahm noch mehr auff Jnteresse/ in seinem Namen. Wie fleissig wachte er/ als der Graff von Soissons mit dem Hertzogen von Bovillon den Staad anfie- len/ daß auch Aire daruͤber vergeblich wurdeingenommen/ der Hertzog von Bo- villon aber/ nach dessen von Soissons Todt gewonnen/ vnd Sedan zu einem vesten Graͤntzhauß gemacht? Also legt er Kriegsvoͤlcker vmb den Staad/ daß eine Ar- mee die andere eilend bereychen koͤnnen: also wurd Leucate erobert/ die Jnseln L ij S. Ho- De Statu perturbato Franciæ. S. Honorat vnd S. Margrethen gewonnen/ ob es schon vnmuͤgliche Dieng schie- nen. Bey Genua erhielten wenig Frantzosen das Treffen zur See/ gegen vielen Spaniern. Mit Huͤlff der Frantzosen wurd Piccolhouminigeschlagen/ Hertzog Bernhard von Weimar gewann so viel Schlachten/ lieffert so viel gefangene Ge- nerals Personen/ vbermeistert so manche Statt vnnd nothvestes Schloß/ sonder- lich Rheinfelden vnnd Breysach/ daß sein fruͤhzeitiger Todt die grosse Monarchy vor endlichem Vndergang hat befreyet. Der Hertzog von Longueville griff jhm redlich vnder die Arm. Hesdin must sich ergeben/ vnnd Arꝛas den Reimen vber dem Statt Thor mit schanden auß loͤschen. Bajame hielt nur 10. Tag. Wie aber vnder dessen der Hertzog von Saphoyen gestorben/ wolt Spanien die Verwaltung an sich ziehen/ vnnd nahm etliche Orth ein/ so wohl mit Gewalt/ als mit Willen. Darumb befand der Cardinal rahtsam/ daß der Koͤnig seiner Schwester/ deß jungen Hertzogen vnd Erben Mutter zu Huͤlff kaͤme. Also wurd der Graff von Harcourt mit einer Armee vber das Gebuͤrg commandirt/ der er- hielt also bald das flache Feld: wurd bey Casal dreymahl zu ruͤck geschlagen/ vnnd drang zu letzt durch: belaͤgert die Statt Turino weil das Schloß noch hielte/ vnnd bezwang sie/ wie auch Seue vnnd Cony, welcher gestalt der Feind von aussen wurd abgehalten/ vnd der Auffstand von jenen verhindert. Wie auch die Catalannier der Castillianer Joch abgeworffen/ vnnd mit dem Cardinal im Namen deß Koͤ- nigs tractirt vnd geschlossen hatten/ zog der Koͤnig in die Graffschafft Roussillon, jhnen bey der erworbenen Freyheit Huͤlff zuleysten: vnd da der Marschalck Meil- leray Colieure eingenommen hatte/ legt sich der Koͤnig vor Perpignan, ein vnuͤ- berwindliche Vestung/ vnnd er oberts in kurtzer Zeit/ darvor Franciscus I. muͤssen abziehen. Als la Motthe-Haudancourt bey Pauare in Catalaunien/ vnd Gue- brian bey Coͤln in Teutschland ob gesieget erlangten sie beyde/ durch deß Cardinals gutachten/ den Marschalckstab. Auch schlug Bresè die Spanische Floth bey Bar- cellona/ vnd abermahl bey Cadis. Vnder wehrender Belaͤgerung gab es abermahl Anschlaͤge auff deß Koͤnigs Person/ vnd auff den Staad/ welche der Cardinal zu nicht gemacht/ der Koͤnig aber mit dem Leben an etlichen gestrafft hatt. Wie nun der alten Koͤnigin Practicken durch deß Cardinals Wachtsambkeit alle zu nicht wurden/ auch der Monsieur/ wegen deß jungen Dauphins still zuwerden/ wolte die alte Koͤnigin nicht laͤnger zu Bruͤssel bleiben/ macht sich nach Engelland/ hatte daselbst wenig belieben/ kam durch Holland/ vnnd wurd mit vbergrossen Ehren al- lenthalben empfangen/ setzt sich nach Coͤlln/ vnnd starb halb von Vnmuth/ daß sie sich haͤtte wieder den Koͤnig verleyten vnd zur Beysorg einiger Vergifftung bere- den lassen. Als der Cardinal die Zeitung bekam/ erholt er eben sich ein wenig von seiner Kranckheit zu Tarascon, ließ jhr ein Seelmeß thun/ vnnd wohnt derselben selbst andaͤchtig bey. Jn Teutschland wolte das Gluͤck den Schweden den Ruͤcken kehren/ also daß De Statu perturbato Franciæ. daß hernach die gantze Last waͤr auff Franckreich gefallen. Darumb thaͤt der Cardinal sein eusserstes/ daß er nach deß Generalissimi Banners todt den Tor- stensohn ins Ampt brachte/ welcher die Kayserischen schier an dem Orth/ da Tilly das Haupt Treffen gegen dem Koͤnig auß Schweden verlohren/ auff das Haupt geschlagen/ vnnd mit diesem Streich die Parthey wieder erhoben. Dann weil das Hauß Oesterꝛeich seine Macht nur in Teutschland hatt/ gedachte der Cardi- nal/ jhm ein Feind auff Teutschem Boden zu vnderhalten/ auff daß die Frantzosen jhr Pferd an deß Nachbarn Zann binden koͤndten: ja man muͤste dem Außlaͤndi- schen keinen Fuß gestatten/ sondern jhn vber Kopff vnnd Halß wieder außjagen: welches Gallas zum ersten mag mit den Schweden/ nach desselben Koͤnigs Tod vbersehen haben. Endlich solte dieser grosse Politicus diese Welt gesegnen/ ver- nahm doch siegreiche Zeitungen von allen Enden her/ vnnd war zwar wieder nach Pariß kommen/ schlug aber wieder zu Ruͤck/ vnd verstarb sehr sanfft in vollen Eh- ren/ auch allen Gnaden seines Herꝛn vnd Koͤnigs/ welches derselb mit etlichen ver- gossenen Thraͤnen genugsam bezeugete/ im 58. Jahr seines Alters/ Anno 1642. den 4. Decemb. Man begrub jhn im Closter der Sorbonna/ da er laͤngst sein Grab lassen auffrichten. Der Koͤnig ließ allen seinen Anverwanden seinen Schutz an- melden/ behielt in Diensten/ wen er darzu befoͤrdert hatte/ sonderlich den Cardinal Mazarini/ von dessen Herkommen vnnd Diensten wir zumelden haben/ wann die Zeit seines außweichens vns darzu bessere Gelegenheit wird geben. Wenden vns derowegen auß Franckreich wieder auff Teutschland/ vnnd erinnern allein dieses/ daß man zwar gemeynt/ wann ein/ oder zwey paar Augen in Franckreich zugien- gen/ wie dann der Koͤnig nach dem Cardinal von Rischeliu nicht lang gelebt hat/ würde es vbergrosse Veraͤnderungen abgeben: der Cardinal Mazarini aber den vorigen Strich solcher gestalt gehalten/ vnd daß Ruder also gefuͤhret/ daß al- le vorige Buͤndnussen bestaͤndig blieben/ vnd endlich zum Frie- den in Jtalien vnd Teutschland außgeschla- gen sind. L iij Der De Statu perturbato Franciæ. Der 9. Discurß. Demnach in vorigen Discursen vermeldet/ welcher mas- sen sich die geheime Consilia vnnd Verꝛichtungen der beyden Cardinaͤlen Rischeliu/ vnnd Mazarini/ in der Koͤniglichen Regierung in Franckreich verhalten/ dieweil dann dadurch/ grosser Mißverstand/ zwischen dem Koͤnig vnd Parlament cau- sirt worden/ ja auch zu letzt alles zu ein m gemeinen Auffstand/ in gantz Franckreich sich sehen lassen/ welches dann/ dieweil es durch die vorgenommene Verhafftung deß Ducde Conde vnd Longeville ein sonderliches Incrementum bekommen/ als ha- ben wir zu besser Nachricht der gantzen Sachen/ deß Koͤnigs Außschreiben vund Deduction/ warumb solches vorgangen sey/ vnnd was das Parlament/ dargegen gehandelt/ anher zum Beschluß setzen woller. Deß Koͤnigs in Franckreich Außschreiben an das Parlament zu Pariß/ warumb die Fuͤrsten von Conde, Conty, vnd Longueville in Verhafft genommen worden. L Jebe Getrewe: Die Resolution/ so wir durch Erin- nerung der Regierenden Koͤnigin/ vnser hochgeehrten Fraw vnnd Mut- ter/ sind zufassen genoͤthiget worden/ vns vnserer Bettern/ der Printzen von Condè, Conty vnd Longueville Personen zuversichern/ ist zu Fortsetzung vn- ser Regierung so gar wichtig/ daß ob wir schon vielmahl anders/ als dem hoͤchsten Gott allein vmb vnser Thun vnnd Regierung Rechenschafft zuthun schuldig/ wir gleichwohl fuͤr gut angesehen/ es koͤnne euch vnnd dem gemeinen Wesen nichts zu fruͤhzeitig kund gethan werden/ damit alle vusere Vnderthanen/ wann sie we- gen der jenigen hoͤchsten Noth/ in welcher durch gedachter 2. Printzen vnd deß Her- tzogen beginnen wir vns befunden/ Bericht eingenommen/ da wir/ viel vner- schoͤpffliches Vnheil/ so diesen Koͤnigreich dannenher bevorstunde/ vorzubeugen so weit sind gegangen: jhren Eyffer desto hefftiger bezeugen/ vnnd sampt vnd son- ders jhre Vorsorg vnnd Vermoͤgen/ zu dem Ziel einer bestaͤndigen Ruhe im Koͤ- nigreich/ so wir vns vornehmen/ herbey tragen: nach dem wir durch die Erfah- rung erlernet/ daß kein ander Mittel nicht ist/ vnsere offene Feinde/ zur Bescheiden- heit zubringen/ welche dann sich bey dem Friedenschluß nicht anders sperꝛen/ als in der De Statu perturbato Franciæ. der Hoffnung/ es moͤchten die jenige Trennungen/ so diesem Stand ein geraume Zeit hero hart zugesetzet/ denselben endlich gar vber ein Hauffen werffen/ davon wir durch Goͤttlichen Beystand jhn verhoffen zu verwahren. Wir versichern vns/ es werde die gantze Christenheit vnser Gelindigkeit vnnd sanfftes Fuͤrhaben/ so wir von der Zeit/ als wir zur Cron kommen/ vor Augen gehabt (welche dahin gangen/ daß man etwan einer Bloͤdigkeit zu regieren/ beygemessen/ was lauter Guͤte/ oder auch Vorsichtigkeit auß andern mehr erheblichern Nachdencken/ vn- ser Seits gewessen) vnvergessen seyn/ vnnd einem jeden leichtlich vorbilden/ daß wir das letzte Mittel nicht anders ergriffen/ als weil wir befunden/ daß kein an- ders nicht wuͤrcken koͤnne. Vnd frey herauß zubekennen/ als man vber dem Arꝛest/ eines Printzen vn- sers Gebluͤts/ den wir allzeit jnniglich geliebet/ der auch sonsten wegen vieler ho- hen Tugenden/ so jhm eigentlich gebuͤhren/ zubeobachten/ eines Printzen/ der so manchen Sieg wieder vnser offene Feind erhalten/ vnd dabey/ sein Mannheit her- fuͤr lassen leuchten/ Raht hielte: Jst gewiß/ daß ob derselb schon der jenigen beson- dern Herꝛlichkeit/ zu deren Preiß wir jhm Mittel in die Haͤnd gestellt/ anfangs mißbraucht/ vnnd daß sein Beginnen bey vnderschiedlichen Vorhaben/ so er ver- richtet/ vns jederzeit in rechtmaͤssiges Mißtrawen gesetzt: Haben wir nichsto we- niger/ nicht ohn eusserstes Wiederstreben/ zu seinem Arꝛest vns verstehen koͤnnen: haͤtten auch ferꝛner alles/ was in seinem Thun vor boͤses vnderlaufft/ vngeandet lassen hingehen/ wann nicht die Gefahr vor Augen schwebete/ ob wir dieses Koͤ- nigreich wolten zerꝛeissen sehen: wann wir nicht gleichsamb mit dem Finger be- rührt/ daß auff dem jenigen Wege/ so dieser Printz bißher betretten/ vnd auff wel- chem er taͤglich weit fortgienge/ eines oder das ander Vnheil vnvermeidlich waͤr/ daß nemlich er sich ohne erholen stuͤrtzte/ oder daß hieses Koͤnigreich/ neben gaͤntzli- cher Vernichtigung vnsers Ansehens/ an deren Erhaltung dannoch fuͤrnemlich die Ruhe vnnd Wolfahrth deren vns von Gott vndergebenen gehorsamen Voͤl- ckern hafftet/ zu truͤmmern fíele. Nun ist allen vnd jeden Menschen fast angebohren/ daß sie jhr eygene Wer- cke lieben/ vnd daß sie so viel muͤglich/ desselben Stand vnd Wuͤrden suchen zuver- wahren/ dannenhero niemand zweiffels ohn wird erachten koͤnnen/ daß wir/ nach dem wir vnserm erwehntem Vettern Anlaß geben/ sich in Kriegshaͤndeln/ so wir jhm vnvertrawt/ beruͤhmt zumachen/ auch sein Hauß vnnd sein Person mit aller- hand Wolthaten vberhaͤuffet/ vns ohn ein eusserste Nothwendigkeit nicht haͤtten bewegen koͤnnen lassen/ die Frucht aller solchen Gnaden zuverlieren/ vnnd vnsers gedachten Vettern Diensten/ die er vns ferꝛners haͤtte leysten moͤgen/ wie dann auch seines Rahts vnnd Verꝛichtens/ bey diesen schweren Laͤufften/ die gemeinig/ lich bey langer Minderjaͤhrigkeit sich begeben/ Vns selbst zuberauben/ wann er sich nicht so gar weit/ wie er gethan/ auß dem Wege seiner Schuldigkeit haͤttege- lassen/ De Statu perturbato Franciæ. lassen/ sondern seinen Ehrgeitz einziehen/ vnnd sich begnuͤgen koͤnnen/ als der aller- reichste Vnderthan in der Christenheit heut zu Tag befindlich/ zuleben. Vnnd fuͤrwahr/ wann man die hohe Staffeln/ so in seinem Hauß sind/ so wohl an Aemptern/ als Verwaltungen etlicher Provintzen/ Festungen/ oder auch Landguͤtern/ Baarschafft/ vnd Kirchen Einkommungen/ will erwegen/ wird man gestehen/ daß niemahlen noch in so kurtzer Zeit auff einiges Hauß weder so viel/ noch so ansehnliche Gnaden zum Vberfluß sind vergeben/ wie wir von Anfang vnser Regierung gedachtem vnserm Vettern gethan haben/ noch nicht zurechnen alles was wir seinen Anverwandten vnd Freunden/ vmb seinet willen/ vnd wegen seiner Bitte wiederfahren lassen. Als kan er in keiner Abred seyn/ daß er von vnser einigen Freygebigkeit besl- tze/ was er vor Aempter vnd Guber namamenter inhat/ weil durch zeitlichen Hin- trit vnsers Weilandliebsten Vettern/ deß Printzen von Conde seines Vatters alles war ledig worden/ vnnd damahln es in vnser vollen Freyheit stunde/ solche an- dern Personen/ die wir damit haͤtten wollen begaben/ vnnd jhm vorziehen/ zuver- leyhen. Damit wir aber die Sach etwas hoͤher anführen/ kan sich jedermaͤnniglich erinnern/ daß so bald die regirende Koͤnigin/ Vnser hochgeehrte Fraw vnnd Mut- ter/ das Vngluͤck ersehen/ welches der Himmel vber Franckreich durch den Ver- lust deß vorigen Koͤnigs/ vnsers hochgeehrten Herꝛn vnnd Vattern/ wolte zur Straff fuͤhren/ man auch nichts weiters von Wiederbringung seiner/ dem Koͤ- nigreich so koͤstlichen Gesundheit hoffete/ dieselbe sich sonderlich bequemt/ vnserer gedachten Vettern Affection zugewinnen/ darauff also bald die Verordnung ge- than/ daß Sie zu einer Regentin in deß Koͤnigs Sinn gegen denen bestimpt wuͤr- de/ denen dieser grosse Fuͤrst am mehresten trawete/ daß sie vmb jhn waͤren/ auff daß siejhn bewegte/ dem gantzen Hauß verschiedene Gnaden zuerwei- sen. Jhr Anstalt ward so gluͤcklich zu Werck gericht/ daß/ vneracht der Koͤnig darfuͤr hielte/ er haͤtte bereit viel vmb jhret willen gethan/ in dem er kurtz verwiche- ner Zeit zuvor dem Hertzogen von Anguien seine fuͤrnembste Armeen vnderge- ben: da dann Anfangs so viel wiederstrebens er gefunden/ daß er auch beschlossen hatte/ jhn nach Burgund abziehen zulassen: doch vnderließ man nicht/ jhn noch zubereden/ daß erwehntem/ vnserm gewesenen Vettern/ dem Printzen von Con- dé einige Ehr gethan/ die derselb jederzeit zum allerhoͤchsten gewůnscht hatte/ daß er nemblich zu Raht gezogen wuͤrde/ ja als das Haupt die oberste Stell vertrette. Etliche Tag hernach versahe man jn mit dem Ampt deß Grand Maistre in Franck- reich/ ob schon der Koͤnig/ wie jederman weiß/ das Ampt gesint war gaͤntzlich auff- z uheben. Zu Folg dessen hat die Koͤnigin/ von den ersten Tagen jhrer Regierung jhm De Statu perturbato Franciæ. jhm in vnserm Namen die Schloͤsser Chantilli vnnd Dampmartia verehret/ dan- nenhero jederman/ so Chantilli gesehen/ Vrsach zusagen genommen/ solches waͤr die schoͤnste Verehrung/ so jemahls ein Koͤnig einer einigen Person gethan haͤtte. Man verstattet jhm vber deß vnsers gewesenen Vettern/ deß Hertzogs von Bellegarde Herꝛschafft zukauffen/ in welcher das Schloß Bellegarde begriffen sich fande/ vnnd wegen eygener Beschaffenheit/ auch in Ansehen der Guberna- menten vnsers gedachten Vettern/ auß vnserm gantzen Koͤnigreich jhm am fuͤglichsten gelegen/ daruach er auch jederzeit das groͤste Verlangen getra- gen. Vnd ob schon so viel vnd hohe Begnadigungen/ die auch zumahl ausser der Ordnung/ seinem Vatter wiederfahren/ dem Sohn nicht weniger vortraͤglich waren/ als der allen Nutzen davon gezogen/ ist doch die Koͤnigin so guͤtig gewesen/ daß sie deß Hertzogen von Anguien eigener Person noch sehr hoch ansehnliche an- dere wollen ertheilen. Also zahlt man auff vnsern Kosten vnserm Vettern dem Marschalck von Hospital zur Wiederlag deß Gubernament vber Champagne: vnnd damit noch einiges Schloß darzuckam/ vergnuͤgt man dem Herꝛn von Thi- bault das Gubernament vber Statt vnnd Vestung Stenay, daß nur dieses vnd je- nes auff einmahl er dachtem Hertzogen heimgienge. Nach dem Todt vnsers gewesenen Vettern/ deß Printzen von Conde vber- gaben wir auff einem einigen Tag seinem Hauß das Ampt Grand Maistre in Franckreich/ die Gubernament vber diese drey Landschafften/ Burgund/ Bresse vnnd Berry, neben der vorigen vber Champagne, so sie schon hatten sampt dreyen Vestungen dem Schloß zu Dijon, S. Ioan de Laune, vnnd Bourges, neben Belle- garde vnd Stenay, in deren Besitz sie waren. Mehr dann zu viel Vrsach hatten wir zuglauben/ es wůrde keine Begierd etwas zubesitzen oder sich zuerhoͤhen vnersaͤttlich seyn/ die durch ein so grossen Außfluß allerhand Wolthaten sich nicht solte voͤllig abspeisen lassen: auch gab vns erwehnter vnser Vetter da zumahln außfuͤhrliche Versicherung/ ins kuͤnffti- ge nimmer nichts mehr zusuchen/ in dem erselbst gestande vnd vnverholen offent- lich sagte/ was er vor Dienst haͤtte erwiesen/ oder der Kron noch erweisen moͤchte/ deß wegen allen koͤndte er mit Bescheidenheit nichts weiter b e gehren/ als was wir bereyt jhm zum besten gethan haͤtten. Gleichwohl vergieng wenig Zeit/ da er andere hohe Forderungen so er auff weit gesuchte vnd vnrechtmaͤssige Fuͤß setzte/ angebracht/ vnd ernewerte desto bes- ser seinen Zweck zugelangen/ sein Wiederwillen/ dessen er sich im Jar zuvor hatte vermercken lassen/ daß wir nemblich die Koͤnigin vnsere hochgeehrte Fraw vnnd Mutter versehen haͤtten mit dem Ampt deß Grand Maistre in Franckreich/ als welcher das Haupt vnnd General Auffseher ist zur See/ der Seglung vnd Kauff- M man- De Statu perturbato Franciæ. manschafft in Franckreich/ so durch den Todt vnsers Vettern/ deß Hertzogen von Brezè, seines Schwagern/ ledig worden/ eben als wann er ein besonderes Recht gehabt haͤtte/ alle Aempter/ so seine Anverwanten bey jhrem Leben befessen/ erblich auff sein Hauß zubringen. Vnnd wolte sich auch nicht erinnern lassen/ daß er sich wuͤrcklich begeben vnd verziehen/ vns wegen beruͤhrten Ampts nicht weiter an- zulangen/ als wir jhn mit so vielen andern begnadigten/ die nicht weniger ansehn- lich durch seines Vatters Ableiben waren/ welcher dem Hertzogen von Brezc kurtz gefolgt. Vber diß alles hatten wir vns den letzten Versuch/ jhn zubefriedigen/ vor- genommen/ in dieser Hoffnung/ es wuͤrde das zunemende Alter sein außschweyf- fen/ vnnd sein vnmaͤssigen Eyfersich zuerheben/ vmb etwas abkuͤhlen: darumb wolten wir jhme einmahl vor alle/ alle Gelegenheit anders mehr zubegehren/ durch einige grosse Begnadigung benehmen/ gaben jhm das Maß allerdings voll/ vnnd bewilligten jhm/ auff das jenige Versprechen/ so er vns wieder holte/ nimmermehr nichts zufordern/ ein newe Gutthat/ welche etlicher massen die vorige alle vbertrof- fen/ daß wir jhm vber alle Orth in Burgund vnnd Berꝛy/ so er schon jnnen hatte/ neben Stenay auch Clermont als eine Verehrung/ zum Eygenthumb/ vberlas- sen/ sampt allem Einkommen/ wie auch die zu Stenay vnnd Jametz/ so gar nahe hundert tausend Pfund jaͤhrlicher Renten ertragen. Nach diesem haben wir vn- serm Vettern dem Printzen von Conty im zwantzigten Jahr feines Alters gestat- tet/ in vnsere Rathstellen zutretten/ ob schon sein Bruder vnnd Schwager bereyt drinnen waren/ neben hundert tausent Pfund Jahrgeld/ der Vestung Danuil- lers, so man den Herꝛn Danevoux, weil er damit versehen war/ anderwertlich muͤs- sen vernuͤgen! auch vnder seinem Namen vnderschtedliche Hauffen an Reuterey vnd Fußvolck auffgerichtet. Wir melden keines wegs so viel andere vnderschiedliche Begnadigungen/ die Wir vnauffhoͤrlich vnserm Vettern dem Printzen von Conde ertheylt/ vnnd allein genugsam waͤren/ einen andern Geist/ so wenig der auch nach der Schnur gienge zubegnuͤgen/ als da sind die merckliche Summen an Baarschafft/ die wir jhm alle Jahr gegeben/ vnd alle Steigerung der Jahr gelder vor jhn oder sein Ge- schlecht/ ja auch vor seine Anverwanten/ wann er sie begehrt hat. Wir melden nicht/ daß wir allzeit seine Bitt beobachtet/ auch nicht seine Pa- tenten wegen deß Hertzoglichen Stands/ die Befoͤrderungen zum Marschalck- ampt in Franckreich/ seine manche Kriegszug darbey wir jhn gebraucht/ seine so viel vnnd manche Kriegs- vnnd andere Aempter allerley Gattung/ seine Apteyen vnd Bistummer/ verschiedene Gubernament/ so man vber gewisse Festungen auff sein befoͤrdern solchen Personen geben/ die sich an jhn hielten. Endlich ruffen wir Gott zum Zeugen an/ daß kein Fleiß zuerdencken/ den wir nicht ins Werck gericht/ so wohl gegen jhm/ als den jenigen/ so etwan vertrawlich bey jhm waren/ seinen De Statu perturbato Franciæ. seinen Geist auffzuhalten vnd zuvergnůgen. Vnd sind in diesem Paß schuldig/ zubezeugen/ daß vnser werthester vnnd liebster Vetter der Hertzog von Orleans/ weil er der Kronen Ruh/ vnd vnsere Dinste allem andern Interesse vnd besonderm Bedencken vorzieht/ Vns selbst in solchen Gedancken allzeit erhalten/ auch sol- cher gestalt gemeltem Printzen vnd desselben Vergnuͤgungen viel geholffen. Es ist aber alles/ ohne Frucht gewessen/ weil keine Begnadigung/ keine Verleihung/ kein Vertrawen seinem außgelauffenen Ehrgeitz einige Schraucken setzen koͤn- nen. Die Beschaffenheit vnderschiedlicher Foͤrderungen/ so er nach vnnd nach vorgebracht/ deren man sich auch mit Lindigkeit vnd Prudens gesucht zuentschuͤt- ten/ kan von seinen Gedancken/ vnnd außschweiffendem Geist vrtheilen lassen. Bald hielt er justaͤndig an/ vmb eine Armeen/ die Graffschafft Burgund einzu- nehmen/ mit der Bedingungung/ daß er dieselbe hernach frey vnnd souverani besi- tzen moͤchte: bald begehrt er/ wir soltẽ jm Grevelingen/ Duͤnkirchen/ vnd alles was Vnsere Waffen in Flandern gegen der offenen See/ in vielen Jaren erobert/ ein- raumen/ solche auch frey vnd souverani zubesitzen. Mitten in dem letzten Feldzug/ da eben vnsere Armee in Flandern weit war hienein geruͤcket/ vnnd man sie nicht schwaͤchen konde/ man haͤtte sie dann in Ge- fahr einiger harten Schlappen wollen setzen/ sucht er/ man solte all ander Absehen der Feindẽ ein Abbruch zuthun fahren lassen/ ja auch vnsere Graͤntzẽ vñ vnsere feste Orth in die Noth jhres An- vnd Vberfalls stecken/ vnd ein grossen Hauffen Reu- terey von gemelder vnser Armee abziehen/ vnd auff Luͤck gehen lassen deß Printzen von Conty seines Bruders Vorhaben wegen der Coadjutori desselben Bistumbs zu vnderstuͤtzen/ dadurch die Festungen/ so er auff der Maaß hatt/ vñ das Guberna- ment vber Champagne desto ansehnlicher zumachen? neben einem grossen Staad den er selbiger Enden gedachte auffzurichten/ wie wir hernach melden sollen. Dieses alles giebt durch viel denckwuͤrdige Vmbstaͤndklaͤrlich zuverstehen/ wie hoch jhm die Souveriani taͤt im Kopff gestocken: welche Gedancken in einem gantz hitzig fewrigen Geist wie der seinige ist/ desto mehr gefaͤhrlicher find/ weil wir anderwertlich wohl berichtet worden/ daß er/ wann er bey seinen Vertrawten sich befunden/ diese sehr schaͤdliche Regel offt im Mund gefuͤhrt/ Man moͤge alles thun vmb ein Koͤnigreich. Ob schon in einem Koͤnigreich/ welches auff so vesten Gruͤnden stehet/ als diß vnserige/ vnd zwar fuͤrnemlich auff der Lieb/ vnd auff der vnbeweglichen Trew/ so alle Frantzosen vor das Recht vnnd vor die Person jhrer Koͤnige von Natur ha- ben/ ein so vergreifflicher Gedanck/ als dieser/ schier allzeit die Sraff oder den Vn- dergang deren so damit vmbgangen/ nach sich gezogen: wuͤrden wir gleich wohl hindan setzen/ was wir so wohl vns selbsten/ als vnsern trewen Vnderthanen M ij schul- De Statu perturbato Franciæ. schuldig sind/ wann wir diesem allen/ so mit der Zeit die Mittel zu Verꝛicheung ei- nes so gar vngerechten Vorhabens koͤndte beschleinigen/ nicht vorbeugen solten. Dann wann gleich die Wort/ so er hieruͤber lassen lauffen was er im Her- tzen hat/ nicht entdecketen/ ist doch gewiß/ daß bey scharpffer Beleuchtung alles sei- nes Thuns/ nach deme wir zur Kronkommen/ niemand in Abred seyn wird/ daß er einen gantz gefasten Vorsatz gehabt/ an der Vnheil in dem Koͤnigreich anzurich- ten/ welches kein geringer Gegenmittel/ als wir jetzund gebraucht/ erfordert/ sinta- mahl er offentlich nach einem solchen Gewalt getrachtet/ dafuͤr wir vns znfoͤrchten haͤtten: daß sein Vorhaben gewesen/ die Koͤnigliche Hoheit dergestalt zuschmaͤh- lern vnnd zu erniedrigen/ daß/ wann er sich durch vnderschiedliche Mittel der fuͤr- nembsten Orth deß Koͤnigreichs bemaͤchtigt oder versichert/ vnd durch Schuldig- keit/ Forcht oder Nutzen die jenige/ so in Ansehen waͤren/ oder einige gute Qualitaͤ- ten haͤtten/ jhme verknuͤpfft/ er hernach zu allen Zeiten sich allen offentlich koͤndte wiedersetzen/ was vnser Will seyn moͤchte/ nur wann derselb mit dem seinigen nicht vbereinstimmete/ ohne Forcht/ Verwirꝛung vnnd Krieg/ nach seinem Nutzen oder eigenem Sinn/ im Koͤnigreich erwecken/ aller Begebenheiten/ die fuͤr sielen/ sich mit Nutzen zu mehrer Erweiterung seines Gluͤcks zubedienen/ vnd endlich/ alles wol zufassen/ damit er bey vnser Minder jaͤhrigkeit vns in solchen Standt koͤndt se- tzen/ daß wir bey Antrettung der Regierung nicht mehr haͤtten/ als den Namen vnnd den Schein eines Koͤnigs/ er aber in der That allen Gewalt vnd Ansehen er- hielte. Diß ist fuͤr wahr die aller gelindeste Außlegung/ die man vber sein biß her ge- fuͤhrtes Thun machen koͤndt/ suͤrnemblich von der Zeit an/ da jhm der hoͤchste Ge- walt/ so wir jhm vber vnsere Armeen hatten anvertrawet/ jhm Anlaß zu grossem Ansehen gegeben/ da er sehr viel newgebacken Leuth erhoben/ als er sonst sich in Posseß ansehnlicher hohen Stellen befunden/ die wir jhm nach vnnd nach heimge- wiesen/ damit wir jhn zur Danckbarkeit vermoͤchten/ daß er kein andere Gedan- cken hatte/ als vns wohl zu dienen. Es war aber von derselben Erkaͤntlichkeit/ die wir vns hatten eingebildet/ sehr weit gefehlet/ dann damals hatt er angefangen die Larv abzuziehen/ vnnd vor a llen Dingensein grossen Credit wollen sehen las- sen/ damit niemand anders wohin seinen Gang nehme/ als zu jhm/ wann einig begnadigen bey vns zuerlangen/ oder Bestraffung einigs Verbrechens abzuwen- den kam/ in welchem Paß die verborgene Practicken/ die er zuvor gemacht hatte/ nemblich alle Officirer vnserer Kriegsvoͤlcker/ vnnd zuvorderst die Frembde/ die vns dienen zu seinem Willen zuhaben (darauff er dann ein gantz absonderlichen Fleiß gelegthatte) zu offentlichen Haͤndeln auß gebrochen/ damit er sie gewinne/ vnd jhm gantz vnd gar anhaͤngig machte: damals ließ er klaͤrlich sehen/ daß vnsere Dienste in seinem Vorsatz allzeit den geringsten Theil bey seinen Kriegsgeschaͤff- ten/ De Statu perturbato Franciæ. ten/ so er vnderfangen/ behalten: die weil er bey der hoͤchsten Noth/ als vnsere Ar- meen jmmer solches Haupts benoͤthigt/ das seinem Stand vnnd Ansehen gemaͤß waͤr/ vnderschiedliche Maͤngel/ die von vnserm letzten Vnwesen noch herꝛuͤhreten/ zuersetzen! er sich deß Commendo vber vnsere Armeen entzogen/ welches er doch sonsten mit so grossem Eyfer pflegte zusuchen/ nur damit er sich gantz vnnd gar dem Hoffwesen/ vnnd seinen Trewhertzigen ergeben koͤnde/ weil er vermeynet/ jetzt waͤr die Zeit kommen/ die verhoffte Fruͤchten einzusamblen/ wann er in allen Feldzuͤ- gen ein Haupt Treffen auff diese Regel/ die man jhn offt hoͤren außlegen/ wagte/ so er das Feld erhielte/ mehrte er sein Ansehen/ vnd haͤtte scheinbare Vrsachen etwas mehrer Belohnung zubegehren: im fall er aber vnden laͤge/ vnnd demnach vnsere Sachen in Vnordnung geriethen/ man seiner desto hoͤher wuͤrde achten/ angese- hen man seiner als dann am besten noͤthig seyn solte. Dazumahl fieng er an jederman zu liebelen/ mehr als sonsten/ auch alle Gu- bernatorn der festen Orth vnauffhoͤrlich zuersuchen/ wie auch alle andere/ so einig Ampt/ daran was gelegen/ besitzen: oder die wegen deß vorigen Absterben/ oder durch ander Mittel herfuͤr zukommen versichert waren/ in dem er sich selbst ver- pflicht/ daß er vns keine Ruhe wolle lassen/ was einer oder der ander ohne vnder- scheid/ wer sich nur bey jhm angemeldet/ begehren solte/ vnnd gar nicht bedacht ob solches dem Koͤnigreich vor- oder nachtraͤglich seyn wůrde: alle Malcontenten vn- derhalten: derselben Klagen geschmeichelt/ vnnd jhnen Beystand versprochen: sich vnderstanden alle die jenige/ so auß danckbarem Gemuͤth oder guter Zuney- gung sich an vns hielten/ vnd jhre Schuldigkeit thaͤten/ abzuwenden/ in dem er den Preiß der von vns ertheilten Begnadigungen verꝛingert/ oder jederman wollen bereden/ man koͤnde ins kuͤnfftige durch niemand anders/ als durch jhn etwas er- halten. Dazumahl hat er denen/ die bey jhme Dienst suchten/ Ayd vnnd Pflicht/ aufferlegt/ blindlingen hiengegen vnd wieder jederman/ ohne Vorbehalt der Per- sonen oder Qualitaͤten/ zuverfahren/ auch offentlich auff vnderschiedliche weiß al- le die jenige verfolgt/ die neben jhm diese Pflicht nicht wollen eintretten. Dazu- mahl hatte ein jeder/ der sich zu jhm that/ so viel Verdienst vnd Tugend/ daß er oh- ne Noth allen andern in gleichem begehren wurde vorgezogen! wer bey seiner Schuldigkeit blieb/ vnd kein ander Absehen hatte/ als vns wohl zudienen/ war jm- mer zu feyg vnd nichts guͤtlich: aber in einem Augenblick zu einem grossen Mann/ auch wuͤrdig zu allerhand Verꝛichtungen/ vnd guter Belohnung/ so bald er zu sei- nem Vorhaben sich eusserst verlobte. Welches ein gewisser sicherer Weg war/ wie einer von nichts zu Tugenden/ vnd von Vngeschicklichkeit zum Verstand moͤchte gelangen. Wie dann nichts gewissers war/ daß einer seine Freundschafft vnnd Schutz erlangte/ so bald er nur vnsere Gnad verschertzte. Dazumahl hat er sich ohnzalbar M iij viel De Statu perturbato Franciæ. viel bemuͤhet/ wie er moͤchte alle/ so in vnserm Hoffe oder in vnser Leibguardt Dienst haben/ an sich ziehen/ alle Verbrecher offentlich in Schutz genommen/ wann sie sich nur an jhn hangeten/ ob sie gleich zu vor ander wertlich verbunden ge- wesen/ seinen Hoff bekantlich zu einer Freyheit vor alle Laster/ so vorgiengen/ ge- macht. Dazumahl hat er angefangen vberhaupt zubegehren/ alles was leer wuͤrd/ es waͤre gleich beschaffen wie es wolte/ in allen Begebenheiten/ so wohl kiemen als grossen/ den Kauff in die Hand gesetzt/ vnd gedrohet/ alles stehen zulassen/ sein We- sen allein zutreiben/ vnnd sich vorn an die Spitze der jenigen stellen so wieder vns waͤren: Jn Summa dazumahl hat er/ seine Macht vnnd Bestaͤndigkeit vor die je- nige/ so sich zu seiner Parthey begeben/ sehen zulassen/ sich nicht vergnuͤgt/ daß er Beguadigungen auß gebracht/ sondern lieber gewolt/ daß die Welt glaube/ er er- zwinge dieselben mit Gewalt von vns: wolches das Gubernament zu Pont del Arche bezeugt/ so er mit Gewalt wollen erhalten/ vnnd zwar auff einen bestimpten Tag: vnd im wiedrigen gaber vns zuverstehen/ wie er hingieng ein newes Fewr im Koͤnigreich anzustecken: die weil er aber wohl erkante/ daß sein Begehren wegen gedachten Orthssehr verhaßt/ vnnd ins gemein in der Welt verunglimpfft waͤr/ macht er anfangs ein Geschrey/ er treibe die Sach nicht anders/ als weil er sich ge- gen dem Hertzogen von Longueville mit Worten verpflicht haͤtte/ den Orth zu we- gen zubringen: mit dieser ferꝛnern Erklaͤrung/ daß er nicht zuentschuldigen waͤr/ wann er/ der mit so mancherley Guthaten von vns/ der auch seine Sachen hoͤher gebracht/ als kein Printz in Franckreich von Anbegin der Monarchy nie gehabt/ weder vor sich/ noch die Seinigen/ nach Vollendung desselben Wesens/ solte for- dern: derowegen schlossen wir noch bey so gestalten Sachen/ seine Vngestümmig- keit zustillen/ vneracht derjenigen Weise/ so er gebrauchet/ vnd benahmen jhm al- len Vorwand newe Haͤndel anzufangen. Aber ob schon der Verglich desselben Handels durch vnsers liebsten Vet- tern deß Hertzogen von Orleans Haͤnde war gangen/ weil derselb der Mittels- mann seyn wollen die gemeine Ruhe zuerhalten/ befand sich den folgenden Tag/ daß man nichts verꝛichtet/ daß es auch nicht eben der Mann war/ der den Abend zuvor ein gaͤntzlich Genuͤgen vnserm erwehnten Vettern dem Hertzogen von Or- leans bezeugt/ vnnd das Wort/ hinfuͤhro wohl zudienen/ von sich gegeben hatte. Den folgenden Tag ließ er seine alte Kaltsinnigkeit spuͤhren/ daß man seine Zuneygung/ was aͤrgers anzustellen wohl merckte/ damit er ein newen Vortheyl von vns erpressete/ in deme er sich seiner Erklaͤrung/ nicht wollen erinnern/ so er hochbetheurlich hatte ernewert/ nach dem man jhm Pont de l’Arche zugesagt/ nim- mermehr nichts zu fordern. Weil nun die Koͤnigin so oͤfftern abspringens muͤde/ vnd die Wurtzel alles Miß- De Statu perturbato Franciæ. Mißverstands auff einmahl/ wo muͤglich/ abhawen wolte/ ließ sie mit ernst an jhn setzen/ daß er sich rund erklaͤren solte/ was er dann begehre/ in Ruh vnnd seiner Schuldigkeit zuleben: darauff erklaͤrt er sich/ er haͤtte wegen etlicher Heurathen/ Argwohn gefast (vber welche er gleichwohl nicht nur die erste Tag vber/ als davon Red geschahe/ seinen Beyfall hatte gegeben/ sondern auch ein halb Jahr er zuvor selbst dar zu gerahten/ weil er sie gar vortraͤglich hielte) weil er auch darneben ver- mercken lassen/ wie er wuͤnsche/ daß die Koͤnigin jhm ein auffrichtige vnd gaͤntzliche Affection verhiesse/ wie auch/ daß sie die jenige wohl solte beobachten/ so er jhr jeder- weilen wuͤrde anbefehlen! vnd jhm endlich theil lassen vberhaupt in allem/ was man von einigerley Sachen beschliessen wuͤrde/ war die Koͤnigin zuvorderst so guͤtig gegen jhm/ damit sie jhm allen Vorwand deß Verdruß vnnd Mißtrawens benehme/ vnd versprache ihm/ daß in erwehnten Heurahten/ ohne seinen Gefal- len nichts solte geschlossen werden/ wegen der zween andern Puncten aber gab sie jhm das Wort desto freyer/ weil sie sich nicht zubesinnen wuste/ daß sie darumb je- mahls an jhr haͤtte jchtwas erwinden lassen/ hielte auch darfür/ es waͤre auff jhrer seit zu viel geschehen/ als vergessen worden. Man spuͤhrte aber also bald auß seinem Thun/ zu welchem End er so vnnoͤ- thiges versprechen erfordert hatte/ vnd daß er darumb kein anderer Zweck gesteckt/ als nur damit er ein newen Schein haͤtte/ solche Versprechen breyt zumachen/ vnd auff dasselbe nur eines vnnd das andre kuͤhnlichen zubegehren/ vnnd mit desto groͤsserem Hochmuth in das Werck zurichten/ was jhm nur in Sinn fiele/ vnnd hierzu dienen moͤchte/ wie er deß Koͤnigreichs gantze Macht in sein voͤlligen Ge- walt braͤchte: wie dann vier Tage hernach er angefangen der Koͤnigin so freyer Corꝛespondentz/ die sie jhm mit allen durch jhn begehrten Vmbstaͤnden vnnd Ver- sicherungen hatte zugesagt/ zubegegnen/ in dem er nicht schlecht hin die jenige in sei- nen Schutz auffgenommen/ so es wieder sie begehrten/ sondern vnderschiedlichen Leuthen/ die vnsere Vngnad/ entweder vorlaͤngst/ oder durch juͤngstes Verbrechen auff sich hatten gezogen/ angetragen. Vnser Vetter/ der Marschalck von Schomberg gerieth bald hierauff in Leib vnb Lebensgefahr/ auff welchen Zufall man anfangs vnder den Verwanten gedachtes Printzen zu gangen/ vnnd beschlossen/ er solte das Guber nament vber Statt vnd Landschafft Metz vor den Printzen von Conty, der sonsten sich vmb das Bistumb Metz bewurbe/ begehren/ vnd auff alle Wege erhalten. Die Koͤnigin vnser hochgeehrte Fraw vnd Mutter wuͤrde durch dieses Doll- hirns Vnscheydenheit vnvmbgaͤnglich vervrsacht/ jhn nicht mehr vor sich kom- men zulassen/ da erwehnter Printz also bald denselben vnverhohlen in Schutz ge- nommen/ gehindert/ daß er sich nicht abwesend gemacht/ vnnd wolt die Koͤnigin noch zwingen/ wieder vor sich kommen zulassen/ verlieff sich auch durch ein vner- traͤglichen Fehler seiner schuldigen Ehrerbietung/ den kein Frantzoß ohn eusser- sten De Statu perturbato Franciæ. sten Vnmuth nicht kan erzehlen hoͤren/ so weit/ daß er gedrohet/ er wolte gedachten Dollhirn in seinen Hoff nehmen/ vnd alle Tagder Koͤnigin vor das Gesicht fuͤh- ren/ da man auch nicht auß erheblichen Nachdencken vor gut angesehen haͤtte/ vnd jhme Hoffnung gemacht/ es würde die Sach sich mit der Zeit wohl machen/ vnnd er selbst nicht besorgt/ solches moͤcht jhm an andern guten Foͤrderungen/ so er eben zur selben Zeit triebe/ hinderlich fallen/ waͤr man in Gefahr gestanden/ vnd Vnser hochgeehrte Fraw vnd Mutter da hinein gethan gesehen/ daß sie entweder ein sol- che Schmach von jhm haͤtte leiden/ oder alles eusserstes solche von sich abzuwen- den/ ergreiffen muͤssen. Vnd wer hat die verscheydene Partheilichkeiten/ die dem Koͤnigreich vnnd vnsern Willen so hoch nachtheylich gewesen/ vnnd er bey dem letzten Vnwesen/ in Provence vnd Guyenne bezeugt/ nicht entdeckt vnd gesehen! da er in zweyen Stuͤ- cken/ so gleiches Wesens/ an einem Orth deß Gubernators Ansehen/ zu deß Par- laments Vnderdruckung gesucht zuerheben/ vnnd an dem andern schnur stracks das Widrige gethan/ da er gleichwol kein ander Vrsach eines so wieder wertigen Verfahren gehabt/ als daß der eine vnder den Gubernatorn jhm verwand/ vnnd er dem andern abguͤnstig war/ nur damit durch dergleichen hochleuchtende Exem- pel wie viel an seiner Gunst gelegen/ vnnd was sein Schutz vermoͤchte/ jedermaͤn- niglich erkennen koͤnde/ vnnd einig vnnd allein trachtete/ alle andere Freundschafft vnnd Gewogenheit fahren zulassen/ vnnd sich jhm ohn Vorbehalt anhaͤngig zu maͤchen. Vnd wer haͤtte ein solche Gedult haben koͤnnen als eben die Koͤnigin/ die verstattet/ daß offt erwehnter Printz im Rath/ so in vnser gegenwarth gehalten worden/ doͤrffen drohen/ er wolte die Deputirten vnsers Parlaments auß Proven- ce in Pariß auff den Todt lassen pruͤgeln/ weil sie sich erkuͤhnt/ vnnd im Namen jh- rer Versamblung vber das vbele Verfahren geklagt/ das jhnen vnser Vetter der Graff von Alais, jhrem vorgeben nach/ wieder die Puncten der jenigen Befriedi- gũg/ so wir gedachter Landschafft ertheylt hatten/ anthaͤte? wie ist es muͤglich/ daß man jhm laͤnger zusehe/ daß er gewaltsamer Weiß/ wie er angefangen/ die Frey- heit vnser Rathstellen/ durch sein vngestuͤmmes Verfahren gegen vnsere Die- nern/ so die Ehr haben sich darbey zufinden/ vnderdruͤcke/ die er schier nahe alle ab- sonderlich bedrohet/ oder offentlich vnd in vnser Gegenwarth selbst affrontiert/ wann jhr Gewissen vnnd jhr Schuldigkeit sie dahin vermoͤchte/ daß sie eine oder ander Meynung/ so mit gedachten Printzen Einfaͤllen nicht vberein kam/ er- griffen? Nicht mehr bescheydener hat er sich an den Gubernamenten/ so wir jhm an- vertraut/ bezeigt: jhm war nicht gnug/ daß er alles/ was eine grosse Landschafft/ dergleichen Burgund ist/ mit so grossem Eyfer vnnd Richtigkeit zu vnserm Vor- rath einlifferte/ durch sich selbst/ vnnd durch die Seinigen verschlungen/ wann er nicht De Statu perturbato Franciæ. nicht vber diß ein solchen Gewalt angelegt/ daß jederman absonderlich vnder sei- nem Last geseufftzet/ vnd jhrer viel gedrungen worden/ sich desselben bey vns in ge- heym zubeklagen/ vnd vns zuerinnern/ es fehle nicht mehr/ als daß er sich den Her- tzogen vnd Souverani lassen nennen. Vnser Landschafft Champagne ward von seinem Bruder nicht besser gehalten/ da alle Flecken vnnd Doͤrffer/ auch der meh- rertheil Staͤtte der gestalt den Kriegsvoͤlckern/ so seinen Namen fuͤhren/ zum Raub/ oder doch den Geldsuͤchtigen/ so sich seiner Gunst bemaͤchtigt/ verstattet wor- den/ wann sie die Einquartierungen auffzuheben gesucht/ daß ein grosse Anzahl Jnwohner mit Weib vnnd Kind jhre Stell vnd Wohnung verlassen/ vnd sich in frembde benachbarte Orth allenthalben hinbegeben. Endlich wissen wir nicht/ mit was Worten wir den Handel mit dem Haure sollen erzehlen/ wie auch die hoch vergreiffliche Mittel/ die er gefuͤhrt/ sich desselben Orths zubemaͤchtigen/ derwegen seiner Gelegenheit der fuͤrnembste einer deß Koͤ- nigreichs/ vnnd ohn Widerꝛed der aller festeste ist: Nach dem er vnderschiedliche Practicken versucht/ vusern jungen Vettern/ den Hertzogen von Richelien zuver- fuͤhren/ damit er heymlich ein soches Weib zur Ehe nehme/ die vmb vnderschiedli- cher Vrsachen willen gaͤntzlich jhm anhangt/ nicht zufrieden/ daß er vns empfind- lich offendirt/ in dem er neben dem Printzen von Conty, vnnd der Hertzogin von Longueville seiner Schwester den Heurath eines Hertzogen vnnd Pair befoͤrdert/ mit einem der fuͤrnembsten Aempter der Kron/ ohn vnser Wissen vnnd ohn vnser Erlaubnuß versehen! vnnd sich noch vnderstanden/ durch jhr Gegenwarth/ ein Verschreibung dieser Gattung/ so durch die Gesetz dieses Koͤnigreichs verbotten/ zubestaͤttigen/ als wann es nicht genug waͤre/ daß sie durch diesen vnzulaͤssigen Weg sich der Person eines jungen Manns bemaͤchtigt/ verschaffter/ daß derselb die Nacht seiner Hochzeit verꝛeyst/ gibt jhm zu/ als einen Rath vnnd Hoffmeister/ den jenigen von seinen Leuthen/ der sich schon jhn zuverfuͤhren/ hatte gebrauchen lassen/ vnd machte daß er in eylgen Haure kompt/ auff daß er auch diesen Orth/ der am Außfluß der Seyne liegt/ in sein Gewalt braͤchte/ Rouen vnd Paris darauß zu- bezwingen/ den gantzen Kauffhandel dieser zwo grossen Staͤtte in Handen zuhal- ten/ außlaͤndische Huͤlffe auff den Nothfall auffzunehmen/ vnnd jhre Macht zube- stimpter Zeit in das Koͤnigreich zufuͤhren/ wann er wegen seiner besonderen Vr- sachen die Kron wuͤrde wollen beunruhigen. Vnnd dieweil er leicht erachtete/ es wuͤrden viel Courꝛier angedachten Hertzogen von Richelieu/ jhm vnser vnnd sein Jnteresse bey so gestalten Sa- chen/ zuentdecken/ ablauffen: fertiget er viel andere ab zur stund/ so die andern sol- ten vnder wegs auffhalten/ worin er den Respect/ die Trew vnd den Gehorsam/ so vns gebuͤhrt/ so hoͤchlich/ als man bedencken kan/ gewaltsamer Weiß gebrochen. Hierauff/ als die Koͤnigin selbst ein eygenen Mann an den Sanito More, der im Haure das Commando hatte/ lassen abgehen/ der jhm bey soch nach dencklichem N Zustand De Statu perturbato Franciæ. Zustand Ordrebraͤchte/ vnnd zu Gemuͤth führte/ wie hoch er verpflicht waͤre/ vns gemelden Orth zuverwahren/ vnd keine Veraͤnderung darin zugestatten/ hat er/ durch groͤssere Vermessenheit/ so bald er dessen Kundschafft bekommen/ ein andern Courꝛier lassen ablauffen/ vnd befohlen/ man solte den jenigen Mann/ der mit der Koͤnigin Ordre daselbst wuͤrde anlangen/ in das Meer mit einem Stein an Halß werffen/ vnd dieses mit solcher Vermessenheit/ vnd so grosser Verachtung vnsers Ansehens/ daß er am ersten sich dessen doͤrffen offentlich beruͤhmen. Endlich damit er durch vnderschiedliche Mittel die gantze Bestellung dieses Orths benehme/ macht er/ daß die Dame selbst/ die er durch den Heurath jhm so kuͤrtzlich verpflicht hatte/ in eyl verꝛeyset/ gibt jhr Geld/ deß jungen Hertzogen Ge- muͤth desto mehr zugewinnen/ verschickt noch durch andere Wege die Besatzung zu zahlen/ damit er die Officierer vnd Soldaten darin an sich braͤchte: Vnd damit er vber diß alles/ andere Leuth/ so mehr nach seinem Belieben/ darinnen haͤtte/ die jhm auch bekant waͤren/ liese er die gedachte Dame mit einer guten Anzahl Reuter/ die also hinein kommen/ begleyten/ vnder dem gemachten Geschrey/ man wolte sie vnderwegs entfuͤhren. So mancher Anschlag auff die Koͤnigliche Macht/ vnder welchen dieser letz- te auff den Haure allein ein scharpffe Straff verdienet/ hat vns kein Platz mehr von vnsers gedachten Vettern schaͤdlichen Vorhaben zu zweifflen gelassen/ wie dann auch an der Verwegenheit/ die er gehabt haͤtt/ solches zu voll ziehen/ da wir nicht bey rechter Zeit ein proportionirte Gegenwehr ergriffen haͤtten. Vnder des- sen damit jhr auch wisset/ mit was vor newen Mitteln er vmbgangen/ sein Vorha- ben forth zusetzen/ vnd vns nur desto mehr Muͤhe vnd Verdruß zumachen/ welches wir aber durch sein Arꝛest vorkommen/ so vernehmet/ daß dieses das letzte stuͤcklein im Spiel gewesen. Er handelte mit dem Abgesanden von Mantua/ die Statt vnnd Fuͤrsten- thumb Charleville zu kauffen/ nit nur ohn vnser Verguͤnstigung/ sondern auch wieder vnser auß fuͤhrliche Verwaigerung/ die wir jhm jederzeit deßwegen gethan: Vnd dieweil wir wegen deß Preiß vnder jhnen hatten listiglich etliche Beschwer- den erweckt/ hatte Herꝛ Perault kurtz hernach erwehnte Abgesandten angedeutet/ sein Herꝛ wuͤrde in wenig Tagen zu Mantua ein eyentlichen Mann verordnen/ das Werck mit dem Hertzogen selbst zuschliessen. Wegen etlicher Wiederwertigkeit/ so wegen der Renten zu Clermont/ vnd benach barten Enden sich erhaben/ (ob solche schon leichtlich zuvberwinden/ wie bald darauff gesehen) hatte erwehnter Printz sich bereits lassen vernehmen/ da man jhm daselbst Eintrag thaͤte/ muͤste man jhm Sedan sampt allem Zugehoͤr/ wel- chen Orth wir vnserm Vettern dem Hertzogen von Bovillon mit vielen Millio- nen abgetragen haben/ einraumen. Gewisse Leuth/ so jhm anhaͤngig/ hatten gegenwertig mit dem Herꝛn von Aigue- De Statu perturbato Franciæ. Aiguebere ein Gewerb angestelt/ das Gubernament deß Mont-Olimpe zukauf- fen/ daß er jhm vorgenommen von seinem eygen baarem Geldzuzahlen/ vnnd ei- nem der seinigen in Handen zustellen/ auff daß in gantz Burgund kein Orth aus- ser Chalons nicht mehr vbrig waͤr/ der jhm nicht zustuͤnde. Erlag vns an/ wir sol- ten dem Herꝛn von Plessis Bezanzon das Gubernament vber Statt vnnd Ve- stung Anxone auff vnsern Kosten abkauffen/ vor einen der seinigen/ den er groß machte: Er hatte auch noch kuͤrtzlich sein Fleiß/ so er allzeit angewand/ den Heu- rath zwischen dem Marggraffen von der Monssaye mit deß Herꝛn Erlachs/ Gu- bernatorn zu Breysach Tochter/ zuvollziehen verdoppelt/ damit er noch diesen hoch ansehnlichen Orth zu seinem Willen haͤtte/ ob wir schon darin/ wie in allen an- dern Sachen gnugsame Vrsach haben/ gedachtes Herꝛn Erlachs Thun vnnd Trewe zuruͤhmen. Auch hat man vns gewarnt/ von vnderschiedlichen Orthen/ wie er etliche an- dere Heurathen ließ anspinnen/ durch solch Mittel die fuͤrnembste Orth deß Koͤ- nigreichs/ vnnd ein gute Anzahl hoch importirender Plaͤtz anhaͤngig zuma- chen. Er hatte/ vngeacht seiner Vngelegenheit/ vnsern Vettern den Marschalck von Breze lassen an den Hoff kommen/ daß er sich mit/ jhm vereynigte/ das Ampt vber die See/ als Haupt vnd Auffseher daruͤber zubegehren/ wegen welches Ampt gleichwohl/ ob schon weder einer noch der ander/ auch keinen erdencklichen Schat- ten einigen Rechtens darzu haben kan/ gedachter Printz schon zum zweytenmahl reeompensirt ist/ wie wir droben erzehlt haben/ vnd erwehnter Marschalck nach in dieser Betrachtung nach seines Sohns Ableiben mit 33. Pfund/ jaͤhrlich auff der Gerechtigkeit von Ancrage, als dem aller gewissesten Geld erwaͤhnten Ampts/ zu- erheben begnadiget worden. Vber diß/ ob schon beruͤhrter Marschalck von etlichen Monaten her/ durch vnser Gnad vnd Erlaubnuß hundert tausent Kronen wegen abgetretten Guber- nament von Anjon gezogen/ vnnd alle muͤgliche Versicherung vorgenommen worden/ daß gedachte Summ nach seinem Tod auff vnsern Vettern den Hertzo- gen von Anguien komme/ hatten doch erwehnte Printz vnd Marschalck jhnen noch ferꝛner vorgenommen/ beyde vns dahin zu treiben/ daß wir gedachtem Hertzogen von Anguien die Suruiuance oder Anwartung deß Gubernaments von Soumur solten verschaffen: Vnnd wann solches gleich verwilligt/ wissen wir doch/ daß ge- dachter Printz/ damit er sich in seinen Gubernamenten vnnd Aemptern jmmer zu desto heꝛrlicher mache/ bey sich beschlossen hatte/ zum allerletzten bey vns anzuhal- ten/ daß wir auff einmahl alles das jenige vberall was wir zu vnderschtedlichen Zei- ten weiland seinem Vatter/ vnd jhm selbst zugefallen gewesen/ seinem Sohn/ der nur 6. Jahr alt ist/ muͤsten bescheyden. Wann vns so nachtheyliges vnd gefaͤhrliches Thun/ wie wir droben erzehlt/ N ij daß De Statu perturbato Franciæ. das vber vns schwebete/ nicht waͤr zu Hertzen gangen/ zu welchem wir nach viel an- ders setzen koͤnden/ so wegen gewisser Vrsachen vnd Vmbstaͤnden vnnoͤthig jeder man kund zuthun/ hat sich doch befunden/ daß alle vnsere trewe Diener in vnd aus- serhalb vnsers Rahts/ vns zu einer Zeit vorgehalten/ da wir laͤnger wuͤrden anste- hen/ solte nicht mehr zustewren seyn/ vnd das ist das einige Mittel/ vnsere Kron/ e- ben so wohl als vnsere Person/ zuerhalten/ wann wir offterwehnte vnsere Vettern liessen arꝛestieren/ als welche alle Tag der wett in jhrem Geschlecht Rath hielten/ wie sie ein solchen Gewalt/ den sie vns entgegen zusetzen gedachten/ moͤchten auff- richten/ vnd sich nicht schaͤmeten/ vnder die Mittel zu solchem Gewalt zugelangen/ neben den hohen Aemptern vnnd den Gubernamenten der Landschafften/ die ent- weder jhr sind/ oder doch jhnen anhangen/ auch dieses zuzehlen/ daß sie bereyt auff allen grossen Wassern deß Koͤnigreichs Meister waͤren/ vermittelst vnderschied- licher Orth/ so sie in jhrem Gewalt/ oder so sie zu jhrem Belieben verhofften zu- haben/ nemblich auff der Seyne, Maaß/ Saohne, Rosne, Loire, Garonne vnd Dor- doigne. Jn Summa/ damit das Exempel der vhralten Hoheit/ welche hiebevorn et- liche Bediente auß dem sondern Stand an die Kron gebracht/ in diesen Zeiten/ wann man nur gekoͤnd haͤtte/ erfrischt wuͤrde: vnd damit das Ansehen/ so gedach- ter Printz bereyt erjagt hat/ noch mercklich sehr wuͤchse/ wann es sich auff ein recht- maͤssigen Gewalt/ den wir ertheylten/ stewren koͤndte haben sie jnstaͤndig vmb deß Constabels Schwerdt angehalten/ (ob schon das Ampt laͤngst auffgehoben) sol- ches neben deß Grand Maistre Stab/ sampt der Admiralitaͤt zufuͤhren/ nach deme zutrachten er vmb etwas abgelassen/ biß daß er Constabel waͤr worden/ so haͤtte er dann wegen deß einen/ vnsern Hoff vnnd alle vnsere Anhoͤrige/ vnder seinem Ge- walt gehabt: Wegen deß andern/ das Generalat vber alle Kriegsvoͤlcker vnsers Koͤnigreichs: vnd wegen deß dritten/ eine vmbschriebene Macht vber die See/ vnd vber die Meerkuͤsten erhalten. Vnd wie wir jhm liessen andeuten/ daß wegen deß Constabels Schwerdt vnser liebster Vetter/ der Hertzog von Orleans grosse Vrsach eines Verdruß ha- ben wuͤrde/ weil jhm/ als dem General Leutenant in allen vnsern Armeen vnnd Landschafften/ viel hieran gelegen: begehrte er also bald/ wir solten die Verordnung ohn Vorwissen vnsers erwehnten Vettern lassen verfertigen/ auff daß mans in geheym hielte/ biß man jhn zur Genehmhaltung vermoͤcht haͤtte/ oder viel mehr/ biß sein Vorsatz/ damit er vmbgieng/ jhm Raum gebe/ den Handel mit Gewalt/ durch zubringen/ was auch vor Vnordnung darauß entstehen koͤnde. Mittler weil begehrte er/ vns nur desto baß in allen Dingen zuvergwalti- gen/ eben zu der Zeit/ als er solch extraordinari Sachen suchte/ vnnd vnder diesem vnd jenem Schein/ vielfaltig anhielte/ daß die jenige Kriegsvoͤlcker/ so seinen Na- men fuͤhrten/ oder jhm anhaͤngig waren/ vnd allein bastant sind/ ein Armee zuma- chen De Statu perturbato Franciæ. chen/ zu eben diesen Quartieren sollen ziehen/ ohn angesehen/ der groͤssere Theil dar- under in vnsern Diensten würcklich begriffen/ vnnd zu Beschuͤtzung der Kron an vnderschiedlichen Orthen sehr weit entlegen sind: Welchen Vmbstand wir gros- fen Beobachtens wuͤrdig achten/ wie dann auch/ daß er Stenay vnnd Clermont, al- da man ohn vnderlaß auff seinen Kosten bawt/ befestigen lassen: Deßgleichen/ daß er vmb zweymahl hundert tausendt Francken Bellegarde zubefestigen angedingt hat: Sintemahl nicht wohl zuvermuthen/ daß zum wenigsten/ weiln er gantz extra- ordinart Gedancken vnnd Anschlaͤge hat/ er sein eygen Geld/ an die jenige Orth verbawen wolte/ die schon vor sich selbst in gutem Stand sich befinden/ denen auch kein Feind nachtrachtet. Wir haben auß vieler Vrsachen vnsern rechmaͤssigen Wiederwillen biß zu solchen Extraͤmitaͤten/ verdeckt gehalten/ daß wir versichert sind/ die gantze Welt werde vrtheylen/ wir haben durch vnsere Gedult nur zuviel gewagt. War ist es/ wir hoffeten jmmerzu/ es wuͤrde die Prudentz/ so vnser erwehnter Vetter mit zunehmendem Alter erlangen koͤnde/ ein so grossen Eyfer abkuͤhlen/ o- der moͤchten so viel Gutthaten ohn Exempel/ mit denen wir jhn vberschuͤttet/ jhn dahin weisen/ daß er auß Danckbarkeit in den Schranckeu seiner Schuldigkeit bliebe: haben aber hingegen gesehen/ daß alles in solchen Stand gerathen/ daß man sich resolviren muͤssen/ entweder alles jhme zuverstatten (auff welche Weiß wir gar bald waͤren auß gesogen vnd entbloͤst worden) oder zuversagen (so haͤtten wir jhn bald sehen muͤssen mit den Waffen in Handen wieder vns selbst) vnnd an- derwertlich gespuͤhrt/ daß vnserer Begnadigungen Vnmaͤssigkeit zu nichts an- ders mehr diente/ als daß er alle Tag was newes forderte: daß durch mehr Ver- weilung vnd Gedult vnserer Kron ein vnaußbleiblicher Verderben heym wuͤchse/ wann man nicht erst Mittel fuͤnde/ dieses angeloffenen Wassers vngestuͤmmen Lauff auff zuhalten/ weil es keinen Damm mehr hatte/ den es nicht durchbreche/ vmb alles zuvberschwemmen: Wie wir nun endlich/ eine Zeit hero gemerckt/ daß die Nachricht/ die wir von einem guten Orth vberhaupt/ ja auch wohl auß gar frembden Landen bekommen/ alle in deme vbereinstimmeten/ die warhafftigste Vrsach warumb die Spanier zum Friedenschluß so wenig geneygt/ waͤr diese/ weil sie zuvor gern sehen wolten/ wo deß Printzen von Condè Vorhaben vnnd Thun hinauß lieffe als welcher (meldeten sie) alle Tag die fuͤrnembste stuͤck der Kron vnd deß Ansehens an sich bringt/ welches dann nicht anders/ als entweder einen jnner- lichen Krieg in diesem Koͤnigreich/ mit der Zeit nach sich ziehen/ oder diese Monar- chy stuͤrtzen muß. Darumb haben wir darfuͤr gehalten/ wir solten vns an Gott/ der vns diese Kron anvertrawt/ versuͤndigen/ vns an vns selbsten/ vnnd an vnser Vnderthanen Wohlfahrt vnnd Ruhe vergreiffen/ wann wir/ ohn ferꝛnern Auffschub/ zu einem folchen Vnheil/ welches nach vnd nach so hefftig worden/ daß man nicht Raht ge- N iij sucht De Statu perturbato Franciæ. sucht haͤtte/ dieser Kron ein toͤdlichen Streich versetzen sollen/ einige Huͤlff nicht gebraucht haͤtten. Haben derwegen/ mit Beyrathen der regierenden Koͤnigin/ vnser hochge- ehrten Frawen vnnd Mutter entschlossen/ vns der Person vnsers offt erwehnten Vettern/ deß Printzen von Condé zu versichern: wie auch der Person vnsers Vet- tern deß Printzen von Conty, welcher gegenwertiglich an allem Vorhaben seines Bruders Theil hat: der auch/ nach dem wir vns wieder nach Pariß begeben/ jm- merzu durch sein thun vnd lassen auff eben desselben Zweck gesehen vnd zeziehlet hat. Was vnsern Vettern/ den Hertzogen von Longueville belangt/ hatten wir sicherlich verhofft/ die grosse Anzahl der Begnadigungen/ so wir jhm verwilligt ge- habt/ so wohl an Einraumung fürnehmer Orth/ als Ehren Aemptern oder Guͤ- tern/ die wir auch vmb ein grosses nach vnser letzten Erklaͤrung wegen deß Friedens/ selbst vermehret/ wuͤrden jhn nach Jnhalt seines Versprechens vnd seiner Schul- digkeit/ dahin anweisen/ daß er auß gantzem seinem Vermoͤgen/ die Ruhe deren Landschafst/ die wir jhm vertrawt hatten/ vnnd vnsern Wohlgefallen im vbrigen bey der Kron/ verschaffen solte: Haben wir aber von selbiger Zeit also verspuͤhrt/ daß er an Vnordnung vnnd Vngerechtigkeit nichts vnderlassen/ damit er in sei- nem Gubernament ein solch Ansehen erlangte/ dafuͤr sich jederman zufoͤrchten haͤtte: daß er damit nicht zu frieden gewessen/ ob er gleich deren Enden vnderschied- liche ansehnliche Orth besessen/ deren das eine letzlich vns ist durch solche Kuͤnste/ die jedermaͤnniglich gesehen/ mit Gewalt entrissen worden/ vnd schier nahe alle an- dere Orth/ eben als die fůrnembste Aempter in der Landschafft/ in seines Anhangs Haͤnden gesehen: daß er damit nicht zufrieden gewessen/ ob er schon zu dem Ampt deß Obersten Gubernatorn/ auch diese andre/ eines Bailly von Roven vnnd von Caën angehengt/ damit er nur ein scheinbarlich rechtmaͤssigen Vorwand haͤtte/ vnsere ordentliche Richter in jhrer Ampts Verwesung zuhin dern/ vnd auff solche weiß eines newen Ansehens so wohl bey den Gerichtsstellen/ als bey dem Kriegs- Wesen/ sich anzumassen: Vnnd endlich/ daß er damit nicht zufrieden gewessen/ ob er schon durch seine Außgesandte sich offentlich bemuͤhet vnser getrewen Vnder- thanen Gemuͤther zuverkehren/ vnnd alle die jenige jhm anhaͤngig zumachen/ die sich eines Eyfers zu vnserm Wohlgefallen vernehmen lassen/ da er jhm kein Ge- wissen gemacht/ demselbigen ein endliches Verderben an zudrohen/ wann sie sich noch laͤnger sperꝛen wolten/ seine Parthey vnnd Passion blindlingen anzu- nehmen. Ja auch/ daß er Theyl gehabt/ an vnser offt erwehnten Vettern/ der Prin- tzen von Condè vnd von Conty Raht vnnd fuͤrnembsten Beginnen/ vnnd daß er schier allzeit/ wann jhr Geschlecht wegen jhrer gemeinen Hoheit/ Auffnehmen vnd Befestigung auch von einer solchen Macht/ die der vnsern so vns von Gott in vn- serm De Statu perturbato Franciæ. serm Koͤnigreich verliehen/ nicht vnbillich verdaͤchtig war/ Rath gehalten/ darbey vnd zugegen gewessen. Vnnd daß anderwertlich die seinigen in seinem Hoff bereyt vnd vngebuͤh- rendes Muthwillens sagten/ wann dieses letzte Jahr er mit dem Haure vor sich al- lein nicht zu Streich kaͤme/ würden sie endlich alle sampt sich daran versuchen muͤssen. Darumb solte man jhn hinfuͤhro den Hertzog von Normandien nennen/ die- weil jhm gar nicht so viel weges/ zu der Souverani taͤt zugelangen/ vbrig blieb/ als er bereyt/ den vbermachten Gewalt vnnd die Macht die er in besagter Landschafft erlangt/ zuruck gelegt haͤtte: zumahl wir im Werck sahen/ wie er vnderschiedliche Haͤndel solcher verhofften Souveraini taͤt/ durch bescheydene Vbertrettung vnser Ordre/ anfing zuvben/ welches vnder anderm bezeugt/ daß er vor wenig Tagen zu Pont de l’ Arche die Compagnien Reuter/ vnnd leichte Pferd von vnser Guatdy abgewiesen/ ob schon wir nur wenige Tag zuvor jm erwehnten Orth eingeraumpt hatten/ vnnd auß fuͤhrliche Ordre/ von vns vnderzeychnet/ einkomme/ gedachte Voͤlcker in das Orth einzuquartieren. Darumb sind wir auch gemuͤssigt worden vns der Person vnsers gedachten Vettern/ deß Hertzogen von Longueville zuver- sichern. Wollen euch in dessen nicht bergen/ daß ob schon all diese Gefahr/ die vnserm Koͤnigreich bevorgestanden/ so groß vnd so hochnoͤthig gewessen/ daß es schier vor einen guten Koͤnig zu wenig war/ gleich die nothwendige Mittel bißher verschoben worden/ jedoch hat die Lieb/ so wir gegen der Justitz tragen/ vnd die Beysorg/ als ob wir derselben Lauff vmb anderer Vrsachen willen wolten hemmen/ vns alle Sa- chen auffzuziehen gerathen/ auch wohl mit nicht geringer Schantz/ damit jhr ge- raume Zeit haͤttet/ den jenigen Proceß/ so jhr bereits/ auff vnsern Befelch vnnd auff vnsers General Procurators Ansuchen wieder alle die jenige hattet angefan- gen/ so an der letzten Auff r uhr/ geschehen den eylfften letzt verwichenen Decemb. o- der auch an dem Anfall auff gedachtes Printzen Person/ Schuld haͤtten: wollen auch/ daß derselb von euch ohn vnderbrochen/ nach der Strenge vnserer Gesetzen fortgefuͤhrt werde. Nach dem wir aber einer Seits in Erfahrung kommen/ wie gedachter Printz viel vom Adel/ seines Anhangs/ Officirer seiner Voͤlcker/ zu sich kommen lassen/ vnd wie seine Geheymeste sich vernehmen lassen/ er haͤtte was wichtiges vor/ wel- ches dann nicht anders als zum Nachtheil vnsers Ansehens/ vnnd vnser Vnder- thanen Ruhe seyn konde/ dieweil sie vns dessen im geringsten nicht verstaͤndigten: vnd noch vber das anderwertlich gewisse Nachricht einkommen/ daß er sich schick- te/ in eyl ohn vnser Erlaubnuß zu seinem Gubernament zureissen/ so bald er wuͤr- de spühren/ daß der Handel nicht nach seiner Begierd vnder euch solte ablauffen/ damit De Statu perturbato Franciæ. damit er daselbst mit mehrer Sicherheit die von langer Hand her in seinem Sinn geschmiedete Sachen koͤnde gebaͤhren. Vnd daß die gedachte Printzen von Conty vnd Hertzog von Longueville ne- ben jhm/ der Abred gemaͤß/ sich auch zu einer Zeit in jhre Gubernament verfuͤgen solten: stunde es nicht mehr in vnser Macht/ laͤnger jnzuhalten/ wuͤrdem demnach wegen der Ruhe vnser Kron gezwungen/ all ander Bedencken beyseits zusetzen/ vnd vns jhrer Personen/ ohn ferꝛnern Auffschub zu versichern. Vnd weil jhre Partisanen/ neben den jenigen/ die jmmer dar hin vnnd wie- derlauffen/ nur Gelegenheit zu losen Haͤndeln zu suchen/ sich koͤndten vnderstehen/ eine so gerechte/ vnnd vor die Ruhe vnnd Wolfahrt der Kron/ die wir nach Schul- digkeit allen andern Sachen billich vorziehen/ hochnoͤthige Resolution vbel auß- zulegen: So fuͤgen wir hiemit offentlich zu wissen/ daß wir gar keinen Vorsatz ha- ben/ das geringste wieder vnsere Declaration vnder dem 21. October 1648. noch auch wieder die andere/ vom Mertz 1649. wie auch wieder die vbrigen/ die wir her- nacher/ den vorher gegangenem Auffstand zustillen/ so wohl wegen vnser lieben Statt Pariß/ vnd wegen der Normandey/ als auch wegen Provence, vnd Guye- ne haben außgelassen/ vor zunehmen: wollen auch/ vnd meynen/ daß dieselben in jhrer Krafft vnd Tugend/ nach allen darin begriffenen Puncten sollen verbleiben. Dann diß ist vnser endlicher Will vnd Meynung. Geben zu Pariß/ den 15. Tag Jenner/ 1650. Vnderschrieben/ LOVYS : Vnd ein wenig drunder im Namen Koͤ- nigs/ vnd der regirenden Koͤnigin/ seiner Mutter/ so zugegen. von GVENEGAVD den 21. Jenner 1650. Der De Statu perturbato Franciæ. Der 10. Discurß. Supplication deß Parlaments an den Koͤnig vnnd die Koͤnigin Regentin wegen deß De Conde Verhafftung. A Llergnaͤdigster Koͤnig/ ꝛc. Ewer beaͤngstigtes vnnd von den Waffen bedruͤcktes Parisisches Parlament/ fertigt ab diese vnderthaͤ- nigste Supplication. Allergnaͤdigster Koͤnig/ wie die vnerschoͤpffte Verse- hung GOttes die Kron setzte/ bey denen annoch zahrten Jahren hat gantz Franck- reich einhellig vnd wohlbedacht dahin gestimmet/ daß der Fraw Mutter die Ver- waltung vber Ewre Person anvertrawet wurde/ (Krafft Muͤtterlichem Hertzen) dessen am besten warten/ auch nicht zugeben/ daß ein eintziger Particulier/ zur v- bermaͤssigen Gewalt/ (der Koͤniglichen Hoheit zum Nachtheil) sich erhůbe. Vnd das desto mehr/ weil Ewre Fraw Mutter/ bey wehrender Ehe an zweyen merckli- chen Exempeln/ nemblich deß Marschalcken D. Ancre, vnnd deß Cardinals von Richeliu gesehen/ wie vbel es stehe/ wann ein Vnderthan zu vbermaͤssigem Anse- hen gelangete/ ja wie dadurch alles vmbgekehret vnd Recht vnnd Gerechtigkeit zur Erden verstossen werde. Diß Bedencken war vns/ Gnaͤdige Fraw ein sicheres Pfand/ daß wir vnder ewer Regierung in dergleichen Vnwesen nicht koͤndten ge- rathen. Wie es aber allen frommen Hertzen ergehet/ daß sie sich vor den Tů- cken vnd schaͤdlich- suͤssen Giffts der Boßhafftigen nicht koͤnnen genugsam vorse- hen: Also ist es vns auch mit den freffelen Thaten vnd Vornehmen deß Cardinal Mazarini ergangen. Welcher gantz boßhafftig/ (nachfolgend den Fußstapffen seines Vorgaͤngers vnnd Vnderweisers deß Cardinals Richeliu) sein gantzes Thun dahin gestellet/ wie er das allerhoͤchste Ansehen gewaltsamer weiß nicht oh- nen Schaden deß gantzen Lands sich gebrauchen moͤchte. Dann die der Majestaͤt einen Eingriff thun/ die hemmen den Nutzen deß Oberhaupts/ wie dann solches sich bey dem Cardinal Mazarini auch befunden/ welcher eine frembde vnnd dem gantzen Reich entgegen stehende Policey/ auff die Bahn gebracht/ den wahren Nutzen deß Staats in den Wind geschlagen/ die Kriege fortgesetzet/ den Frieden weit verlegt/ ꝛc. vnd alles im gantzen Reich verkeh- ret/ wie die vor Lerida/ Cremana/ Courtrick beschehene Haͤndel gnug bezeugen. Ja man kan auß seinem Verfahren von stuͤck zu stuͤck schliessen/ daß er gedachtes Franckreich mit Spaniern zu theilen/ Vorhabens ist. O Der De Statu perturbato Franciæ. Der einige vnermeßliche Schatz/ den er zur See durch gebracht/ vnd nie kei- ne Rechnung daruͤber gethan/ vberzeuget jhn mehr/ dann zuviel seiner Vntrew. Man sehe an die Anzahl seiner Beampten/ welche rechte Blutjgel seyn. Mehr dann 80. Millionen hat er deß Jahres gehoben vnnd 150. Millionen Schulden auff vns gemacht. Die veruͤbte Gewaltsambkeiten an dem Hertzog Beaufort. Wie auch an den Marschalck von der Motten Haudankurt vnnd vnderschiedenen mehr Beampten deß grossen Rahts vnnd Huͤlff Hoffs/ freffentlich vollenzogen/ ruffen mit vollem Halse sein tuͤckisches vnd buͤbisches Vorhaben auß. Wollen aber vnderthaͤnig gebeten haben/ Allergnaͤdigster Koͤnig/ daß jhr in acht nehmen/ wie ewer Parlament die dickste vnd sicherste Mawr ist/ ewer An- sehen zubeschuͤtzen/ vnnd wie man darnach ziehlete/ daß die Ordnung der Succes- sion bey der Cron moͤchte geendert werden/ hat sich dieses Parlament/ darwieder mit grossem Ernst gelegt. Aber der Cardinal Mazarin hat Ewer May. gnaͤdige Fraw boß hafftig vberꝛedet/ daß sie wie der jhre angebohrne Mildigkeit/ schmaͤhli- cher weise mit der ench allzeit trew vnnd hold gewesenen Gesellschafft/ verfahren. Daß der Pr æ sident Bavillion gefaͤnglich eingezogen/ auff eine Vestung ansser- halb dem Koͤnigreich gefuͤhret vnnd bald darauff todes verblichen/ ist ein Zeichen einer grossen Gewaltsambkeit/ vnd eine der allergrewlichsten Thaten. Aber hie- durch ist diese loͤbliche Gesellschafft/ nicht geschrecket/ sondern vielmehr bewogen worden/ nach den Vrsachen/ solcher Gewaltuͤbungen vnd andere Vnordnung zu forschen/ vnd auff Mittel zudencken/ wie man solches moͤchte sperꝛen vnnd endern. Jst auch beschehen/ dann der Dienst/ den wir Ewer Koͤniglichen Mayestaͤt gethan haben/ Allergnaͤdigster Koͤnig/ in dem wir Ewre Vnderthanen erleichtert/ vnnd euch in den Besitz Ewers Einkommens wieder eingesetzt/ ist demselben Vnheil vorgekommen/ hat aber den Haß bey dem Cardinal Mazarin/ wieder Ewer Par- lament angezuͤndet/ weil Er spuͤhret daß dasselbe seiner Tyranney im Wege stuͤn- de. Dahero hat man so vnbillich vnnd gewaltsamb mit diesem Parlament gehan- delt: man het viele Rechts Verwandten in Bann gethan/ zweene der Vornemb- sten/ hat man an dem Tag/ welcher wegen verliehen Gluͤcks im Felde zur Frewde bestimmet war/ gefaͤnglich einziehen lassen. Welches man billich haͤlt vor ein verdampliches/ grawsames vnd Blindliches beginnen. Ob nun gleich dieses bald vnderbrochen/ so hat er doch seinen einmahl gefasten Zorn hingelegt/ sondern heff- tiger/ wie wohl verdeckter weise/ fortgesetzet/ vnd darnach getrachtet/ daß er Pariß/ das Haupt anderer Staͤtten vnd Parlamentern deß gantzen Koͤnigreichs moͤchte zu Boden legen. Daß er sich mit den Frembden vnd Feinden schon verglichen ist scheinbar. Weil er die Besatzung/ von den Graͤntzen eben zu der Zeit/ da die Fein- de ingewaltiger Kriegs Verfassungen stehen/ an sich ziehet/ vnnd die Vnruh im Koͤnigreich verschafft/ welches die Spanier jederzeit zum hoͤchsten begehrt haben. Ewer Mayestaͤt hat Er weggefuͤher durch Vbereilung/ die Haupt Leuthe vber ewre De Statu perturbato Franciæ. ewre Leibquardi/ die doch redliche Leuthe sind/ von euch gethan. Zwey Schrei- ben hat er in das Statthauß vbersand vnnd darein befohlen/ man soll mit vns/ als mit Beschuldigten der verletzten Mayestaͤt vmbgehen/ welches auffs wenigste da- hin ziehlete/ daß vns das Volck solte in Stuͤcke zerꝛeissen/ oder ein allgemein Blutbad vnd Metzgen in der Statt Pariß vervrsachten. Da sihet man ja offenbahr seine Barbarische vnd verderbliche Rahtschluͤs- se. Allergnaͤdigster Koͤnig/ wir beruffen alle vnd jede rechtschaffene Frantzoͤsische Gemuͤther/ daß sie vnser Meynung vnd vnser Thun/ (den Vrheber alles dieses Vbels schleunig zustuͤrtzen/ ewer Person auß seinen Haͤnden zu erꝛetten/ vnnd ewern Staad vor endlichem Vndergang abzuwenden) beyfall geben/ ꝛc. dann ge- schicht das nicht so ists mit Franckreich verlohren. Darauß ewer Mayestaͤt vrtheilen kan/ zu welchen Extremitaͤten der Car- dinal euch gebracht habe: Wir befinden vns in mitten in dieser gefaͤhrlichen Vn- ruhe/ verpflicht/ daß wir vor ewer Mayestaͤt vnd gantz Franckreich vnser versahren rechtfertigen/ koͤnnen auch der Gerechtigkeit hierein ein Genuͤgen thun/ den Vn- derthanen eine Erleichterung zuschaffen/ hat vns bewogen Hand anzulegen/ vnd dem Auffstand vorzubawen. Die Tyranney deß Cardinals Mazarini abzu- straffen seyn alle Gesetze viel zu schwach/ zu zweyen mahlen/ haben wir vns durch Goͤttliche Gnadenhand von solchen toͤdtlichen Kranckheiten entlediget gesehen/ haͤtten auch dißmal gleiche Huͤlffe erwartet vnd nichts wieder den Cardinal Ma- zarini vorgenommen/ wann wir zu vnser eygenen Vertheidigung/ vnnd zu ewer Diensten hierzu nicht weren genoͤthiget worden. Wir haben/ diesem Vngluͤck vorzubawen/ alsobald verordnet an ewre beyde Mayestaͤten/ die General Advocaten vnd Procuratorn/ als betagte/ redliche vnnd taugliche Personen/ welche befehlicht waren/ die Sache auff eine Linderung zu- bringen: Aberjhre zuruͤck Kunfft/ wiese auß daß der Mazarini seinen alten Groll nicht hatte hingelegt/ in dem er die Deputierte mit harten Worten angefahren/ mitten in der Nacht dieselben abgefertiget/ da sie wieder ankommen/ vns berich- teten wie die Statt mit Kriegs Voͤlckern vmbleget waͤre/ konde ewer Parlament nicht anders/ als vnder zweyen eins fassen: entweder die Gewalt samkeit mit Ge- dult ertragen/ oder/ zu gemeiner Erhaltung/ die Waffen zuergreiffen. Da war nun noͤthig/ daß man den Cardinal Mazarini vor Ewer Mayestaͤt vnd deß gemei- nen Wesens Feind erkande damit/ (wir kaͤmen vmb oder wir stelleten vns zur Ge- genwehr) die gantze Welt mochte wissen/ daß was zubeschuͤtzen beschehe: wir vns wehren solten/ es gleicher Gestalt kund wer/ daß wir es wieder ein Tyrannen/ vnd gar nicht wider vnsern Herꝛn/ vnder dessen Namen wir auff den Knien sitzen/ vnd vor welchen wir kein andere Gedancken/ als deß Gehorsambs haben/ zu thun sey. Ohne diese Erklaͤrung solte entweder vnser Verderben/ die Reputation O ij Ewer De Statu perturbato Franciæ. Ewer Mayestaͤt vervnehret/ oder vnser Gegenwehr vns zu ewigen Tagen mit ei- nem lasterhafften Schandflecken bedeckt haben. Wann wir aber keine ander Empfindlichkeit/ als den Verlust vnsers Vermoͤgens vnnd vnsers Lebens gehabt haͤtten/ welchem wir durch vnsere Zuneigungen leichtlich dahin gebracht/ daß wir die Parthey deß Leydeus angenommen/ vnnd alles das vnserige/ wie auch der vn- sern Mit Burger/ gern den Respect/ den wir gegen Ewrem Namen/ vnnd gegen Ewrem Arm/ der den Streich that/ vnnd nicht betrachtete/ wer das Verbrechen thaͤte/ auff geopffert vnnd gegeben hatten/ wie schroͤcklich er seyn moͤcht/ koͤndte mit seinem Geplarꝛ/ vnnd allergrewlichsten Bereitschafft vns nicht so viel Forcht ein- jagen/ als der geringste Fehler alles das jenige zubeobachten/ vnnd gehorsamblich zuverꝛichten/ was E. Hoheit mitbringt. Vnnd ob schon das Gesetz der Natur/ das viel aͤlter vnnd weit vnvmbschriebener ist als alle andere/ vns alle recht maͤssige Mittel zur Erhaltnng dessen/ daß sie vns reichlich gegeben/ an die Hand legt: Wir auch deßwegen/ ein solche Marter vor vnverschuld erachtet haͤtten/ die weder Ew- ren noch deß Staads Vndergang vnvermeyden tlicher Weiß nach sich zoͤge: wol- ten wir lieber den Todt erleyden/ als der Statur Privilegium zu vnser Gegenwehr wider die Waffen/ so vnder dem Namen vnsers Allerhoͤchsten Herꝛn gefuͤhrt wer- den/ gebrauchen. Allergnaͤdigster Koͤnig/ deß Koͤnigreichs Wohlfahrt ist die einige Vrsach vnser gegenwehr/ vnnd vnsers Spruchs/ welcher verordnet/ daß die Statt Pariß die Waffen ergreiffe: Vnd gar nicht vnser absonderliche Wolfahrt das fuͤrnemb- sie absehen bey dieser Begebenheit/ weil wir dieselbe nicht anderst/ als ein noth- wendiges Mittel der Ewern betrachten. Dahin richten wir/ Allergnaͤdigster Koͤ- nig/ vnsern besten Wunsch/ dahin gelangen vnsere Waffen/ vnd wollen ausserhalb dessen nimmermehr kein andere Euch zuwiderstehen/ als bitten vnd flehen/ welches die einige rechtmaͤssige/ aber doch sehr maͤchtige Waffen/ der Vnderthanen/ die Koͤnige auff Erden zubewegen/ vnd jhm selbst biß in dem Himmel droben Gewalt anzulegen/ von Gott verliehen sind/ es ist auch dran gelegen/ daß Ewer Voͤlcker wissen/ wie wir keine Haͤnd haben/ vns Ewer May zu widersetzen/ vnnd daß diesel- ben die jhrige vber vns nimmer/ als zu Gutthaten außstreckt/ also daß man jhr nit mehr Theil am grewlichen vorhaben/ daß man außstreckt/ also daß man jhr nicht mehr Theil am grewlichen vorhaben/ das man wider vns will vollziehen/ kan zulegen/ als man ohne Laster an seinen Thaten der Gnad vnnd Guͤte nicht finden kan. Nehmt derwegen/ wann es Euch gefaͤlt/ vnsern Vorsatz an/ daß wir zu den Waffen greiffen/ nicht als ein Werck der Rebellton/ sondern als ein Nachtruck vnser Schuldigkeit. Wir solten vns in dieser Extremjtaͤt nicht wehren/ wann wir es ohne Nachred vnderlassen/ vnnd damit der Nachred vor GOtt vnnd den Menschen/ als die wir vnsern Koͤnig verzagter Weise durch ein falschen Eyfer vol- ler De Statu perturbato Franciæ. ler Vnwissenheit verlassen/ vberhaben seyn koͤnden: darumb daß der jenige/ der vns vnderdruckt/ Ewer Mayestaͤt hernach zuverderben/ sich in dero Namen vnnd Ansehen verkleidet. Aber gnaͤdigster Koͤnig/ nach dem wir Ewer Mayestaͤt auß was Vrsachen wir solche Resolution gefast/ vnd ein solchen Spruch ergehen las- sen/ welcher kein andern Zweck/ als Ewer Mayst. Wolfahrt hat/ diese Rechnung vnd Verantwortung gethan haben/ ist nichts vbrig/ als daß wir Ewer beyde Ma- yest. zum aller vnderthaͤnigsten bitten/ daß es jhnen beliebe: solche durch Jhr Gut- heissen zubekraͤfftigen/ vnnd dadurch den vngleichen Rathschluß deß Cardinals Mazarin verdammen: weil er sich auch von Ewerm Hoff nit gethan hat/ jhu der Justitz zuvberlieffern/ damit ein mercklich Exempel/ so auff die Posterltaͤt bleibe/ an jhm/ vnsere Koͤnige zu ewigen Zeiten vor ein socher Vergewaltigung/ deren er schuldig ist/ zuverwahren/ statuirt werde. Also werden Ewer beyde Mayestaͤt den Staad in Ruh jhre Personen/ vnnd die gemeine Wohlfahrt in Sicherheit/ Franckreich ansser sichtbarlicher Gefahr ei- nes Vberfalls oder Vertheilung vnder diesem Hauß feind/ vnd den Frembden se- tzen/ so werden alle Frantzosen mit einmuͤthigen Geist sich widerzusammen thun/ vnd Spanien dahin zwingen/ daß es zu dem/ von der gantzen Christenheit hoͤchst gewuͤnschten Fried/ der auch dem guten Gluͤck Ewern Voͤlckern so noͤthig ist/ ver- stehe. Gnaͤdige Fraw/ wann Jhr nach dieser Erinnerung/ vnd vnderthaͤntgsten Supplication/ so mit Bestimmung aller trewen Frantzosen vnderstuͤtzt ist/ den Cardinal Mazarin laͤnger auffhaltet: So erlaubt vns Ewer Mayst. zusagen/ daß sie vor Gott vnd vor den Menschen haben/ daß deß Koͤnigs Person/ so vnverwege- ner Weiß verfuͤhret worden/ vnd wegen deß Staads/ welchen Franckreich Euch zu trewen Haͤnden hat vberlieffert/ werden zuverantworten haben. Auch koͤnnen wir kein Mißtrawen hoffen/ daß wir nicht Meinem Herꝛn/ dem Hertzog von Or- leans/ vnd Meinem Herꝛn/ dem Printzen von Conde vngleich thaͤten/ als wann sie Euch zu solcher Resolution braͤchten/ oder auch vrtheilen/ als haͤtten bey gegenwaͤr- tiger Gelegenheit einigen andern Sinn/ dann Ewerm Befelch ein blinden Ge- horsamb zuleysten/ die nicht mehr Kundschafft von dem Vrheber/ noch von den Vrsachen deß gegebenen Rathschlusses/ als von den erdichten Zeitungen/ die ab- schewliche Verlaͤumbdung wider die Beampten deß Parlaments anzustellen/ be- kommen haben: Ja wir solten jhnen ein vngleiches Vrtheil fassen/ wann wir nicht meynten/ daß gedachte Printzen Ewer beyden Mayest. mehr sie wider deß Cardi- nals Mazarin/ als desselben Grund verderbliches Vorhaben zubefoͤrdern/ gefol- get haͤtten: Welches nicht weniger jhrem Herkommen vngemaͤß vnd verkleiner- lich/ als vnser Einbildung von deren Zuneigung zuwider waͤre. Wie wir aber nicht zweiffeln: Es werde E. beyde Mayest. der Justitz/ deren warhafften Nutzen/ deß Staads Beschaffenheit/ vnd so viel Thraͤnen/ die der elen- den ruffende Stimmen sind/ was wir/ durch vnsere vnderthaͤnigste Supplicatio- O iij nen De Statu perturbato Franciæ. nen so jnstaͤndig begehren/ widerfahren lassen: So versichern wir Sie im Namen aller redlichen Hertzen/ daß auff ein solch Werck lauter Frewdengehell/ gemeines Gluͤckwuͤnschen/ vnd Segen von Gott erfolgen werde. Vnd wir bezeugen hie- mit/ Allergnaͤdigster Koͤnig/ daß also bald Ewer Parlament/ alle Hoͤffe Gesell- schafften/ vnnd die trewe Statt Pariß zu Ewren Füssen/ das Geluͤbd eines voll- kommenen Gehorsambs bey Euch auff ein newes abzulegen/ niederfallen werden. Also geb Gott/ daß jhr vnsere gnaͤdige Fraw das grosse Werck der Erhal- tung dieses maͤchtigen Koͤnigreichs das Gott euch in die Hand gestellt/ wuͤrdiglich vollfuͤhren: auch dem Franckreich die Ruhe sampt allem ersprießlichen Erfolg/ deß seligen Friedens verschaffen moͤget: vnd die Regierung der guten vnd tugend- samen Muͤttern in Ewigkeit loben koͤnne. Dieses wuͤndschet Allergnaͤdigster Koͤnig/ alles was in Franckreich Euch getrew ist/ neben dem vnderthaͤnigsten Vortrag der Beampten deß Parlaments: Welche dann nicht koͤnnen anderst seyn/ als Ewre vnderthaͤnigste/ gehorsambste vnnd getreweste Vnderthanen vnnd Diener. Zu Pariß im Parlament den 21. Jenner. 1649. Der 11. Discurß. Deß Parlaments Außschreiben. An Die andere Parlament deß Koͤnigreichs vnder dem 5. oder 15. Jan. 1649. B Vnstige Herꝛn/ Wir erachten wohl/ daß jhr durch das gemeine Geschrey werdet ven standen haben/ daß die nachkommende Zeiten schwerlich glauben koͤnnen daß nemblich zu der Zeit/ als man gute Hoffnung hatte/ daß auff die Erklaͤrung die wir zuwegen gebracht/ einiger gute Nachtruck erfolgeu solte/ die Ordnung i m Staad wider auffzurichten/ vnnd der Voͤlcker Elend abzuhelffen: Der Cardinal Mazarin den Koͤnig zu zwey Vhren Nachmitternacht hat weggenommen/ vnnd nunmehr die Statt laͤst feindlich angreiffen: welches dann bey den Gemuͤthern aller frommen Leuth eine Bestuͤrtzung vnd Forcht vervrsacht. Eine so wundersa- me That De Statu perturbato Franciæ. me That zu bescheinen hat er an den Rumormeister der Kauffleuth/ vnnd die Schoͤffen der Statt Pariß lassen ein Schreiben abgehen/ in welchem er vns be- schuldigt/ wir haͤtten Verstand mit den Frembden/ vnnd wolten deß Koͤnigs Per- son denselben vberlieffern: welches ein Verleumbdung ist/ die genugsamb von jhr selbst verschwind/ derentwegen wir auch nit Noth haben vns zu entschuldigen/ sondern sollen euch berichten/ daß gemelder Cardinal Mazarin kein andern Zweck gesteckt/ als das Parlament der Statt Pariß zuvnderdrucken vnd zuvernichten/ auff daß er durch ein gemein Vnderdruckung die andere Parlament deß Koͤnig- reichs jhm koͤnne vnderwerffen/ vnd seine Tyranney auffrichten/ wann er sich zum Herꝛn vber das Alleransehnlichste in dem Staad gemacht haͤtte. Welches dann so gar vnrecht/ den Fundamentalgesetzen dieser Monarchy/ vnd dem Koͤnigl. An- sehen zuwider ist/ daß wir vns versichern/ jhr werdet euch nach ewrem gantzen Ver- moͤgen/ ein so verderbliches Vorhaben/ zuhindern gebrauchen. Wir haben vn- ser Schuldigkeit ein genuͤgen zuthun/ ein Spruch lassen ergehen/ durch welchen der Cardinal Mazarin vor ein Zerstoͤrer der gemeinen Ruhe/ vor ein Feind deß Koͤnigs/ vnnd dessen Staad offentlich erkant ist/ die Voͤlcker vor falsch zubewah- ren/ die sich koͤndten durch Befelch/ so er vnder deß Koͤnigs Namen/ dessen er viel Jahr her mißbrauchet/ laͤst ertheilen lassen. Die Statt Pariß hat Kriegs Volck angenommen/ vnd vnser Herꝛ der Printz von Conty/ mit vielen andern Printzen/ Hertzogen vnd Pairs/ bemelten der Cron/ vnnd andere ansehnliche Personen sind vor das Parlament kommen/ vnd sich erklaͤrt/ dem Koͤnig neben vns in dieser Be- gebenheit zu dienen/ vnd den Lauff deß Vorhabens gedachten Cardinals Maza- rin zuhindern. Wir berichten euch/ was wir bißher gethan/ vnd wie der Handel steht/ daß wir alle auch kein ander Absehen haben/ als deß Koͤnigs Dienst: Vnnd hoffen/ es werde Ewer vnnd vnser Verfahren sich der gestalt gleich finden/ daß es erschiene/ wie wir alle nur einen Sinn haben: vnnd wie wir schon zu Abwendung einer solchen Vndertruckung die Mittel vorbereit/ zweiffeln wir gar nit/ jhr wer- det nach ewrem beywohnenden klugen Verstand auff das foͤrderlichste zu vnser vnd ewer Erhaltung/ Vorsicht zuthun nicht vnderlassen. Wann wir dann alle zu gleich auß einer Meynung das Werck treiben/ werden wir den Staad vest ma- chen/ vnnd einem Buͤrgerlichen Krieg auß keiner andern Vrsach/ als eines Frembdlings Ehrgeitz entsteheu solte vorkommen. Wir geden- cken auch eine vollkommene Verstaͤndnuß mit euch zu vnderhalten/ vnd ver- bleiben. Vnderzeichnet von Tilliet. Der De Statu perturbato Franciæ. Der 12. Discurß. Der Fuͤrsten vnnd grossen Herꝛn Vereinigung/ Wider Den Cardinal Mazarin. N Ach dem wir kein andern Vorsatz als den Staad/ ne- ben dem Koͤniglichen Ansehen in seiner Hoheit vnnd Glantz/ so alle trewe Vnderthanen zu Handhaben schuldig sind/ zuerhalten gehabt: vnnd er- kannt/ daß deß Cardinals Mazarin Verwaltung/ so sich durch vnendlich viel Gottlose vnd gewaltsame Haͤndel beschmitzt gemacht/ welche ausser allem Zweif- fel den Vndergang vnd Zerꝛuͤttung/ auch Ernidrigung gedachtes Staads ver- vrsacht haͤtte/ fuͤrnemblich bey der Vnderdruckung/ so bekandtlich wider die Aller- hoͤchste Gerichts-Stellen/ vnd Wuͤrde der Gesatzen/ die von so langer Zeit her in diesem Koͤnigreich auffgericht gewesen/ angefangen war: Haben wir versprochen vnnd auff das H. Evangelion mit einer gemeinen Einhaͤlligkeit geschworen/ daß wir vnser Gut vnd Blut zu Erhaltung desselben frey vnnd frewdig wollen anwen- den/ vnd wollen wir alle vnder vns/ die dem so hoͤchlich gegebenen Wort vnd Ver- sprechen zu wider thun solten/ vor glaublose Leuth gehalten werden/ wann es ge- schehe/ daß vberhaupt/ oder besonders jemand sich ließ betretten/ der zu ruͤck gieng/ vnd einigen Vortrag oder Gelegenheit annehme/ ohn einigen Vorbehalt/ biß der Cardinal Mazarin auß dem Koͤnigreich verjagt/ vnd zum Zerstoͤrer der gemeinen Ruhe/ wie bereyt durch deß Parlaments Schluß vnder dem 8. Jenner 1649. ge- schehen/ offentlich erklaͤrt/ vnnd ein jeder vnder vns in seine eigene Güter/ Aempter vnd Ehren wider eingesetzt/ vnd alle Vnderthanen deß Koͤnigs wider die bey weh- renden seinem Dienst verübte Gewaltsambkeiten versichert/ seinen in Erwegung deß Staads Hoheit/ vnd Jhrer Mayestaͤt Dienst/ wie es dann erfordert wird/ vnd die Schuldigkeit vnsers Herkommens vns darzu verbind. Versprechen vns auch einer dem andern bey diesem Vorhaben/ welches sonderlich/ als auff so recht- maͤssigem Grund gesetzt/ soll bekraͤfftigt werden/ daß auß keiner Vrsach Beden- cken De Statu perturbato Franciæ. cken oder Vorwand es seyn moͤcht wegen einiges Absehen oder Vortheils/ wann dermahl eins der Handel bey gelegt wuͤrde/ daß wir vns nimmermehr/ einer von dem andern trennen/ noch absonderlich/ sondern alle zugleich handeln wollen. Zur Bekraͤfftigung desselben haben wir respectivè diese Schrifft vnderschrieben/ vnd bezeugen/ daß wir nit abweichen/ sondern alles was darin verfast/ vnverbrüchlich halten wollen. Vnd im Fall der Cardinal Mazarin auß dem Koͤnigreich sich thaͤte/ nit mehr darein zukom̃en/ oder in der Straff so seine Laster verdienen/ fieh- le: Verbinden wir vns zu allem den Gehorsamb/ so trewe Vnderthanen schuldig/ vnd was sie an Ehr vnd Gewissen von dem jhrigen/ den frembden Feinden deß Staads herbey zu tragen verpflicht sind/ damit man zu einem Fried/ welcher Koͤ- niglicher Mayestaͤt herꝛlich/ vnd Franckreich vortraͤglich sey/ gelangen moͤge/ vnd versprechen/ daß Vollstreckung der obigen Bedingungen/ wir vnser Absehen/ vnd vnser Vermeynen zusammen setzen/ vnd von nun an vns gantz vnd gar nach der Parlaments. Herꝛn Gutachten richten werden. Der 13. Discurß: Demnach auß vorgesetzten Discursen, in materia status der in der Cron Franckreich gewessener Zustandt kuͤrtzlich angedeutet worden/ dar- auß dann so viel zuvernehmen ist/ daß die geheime gefuͤrte Consilia deß Cardinal Richlieu vnnd Mazarini ein gemeine refulta durch die gantze Cron/ leichtlich cau- sirn moͤchten. Wie dann die jetzige Proceduren/ ein anders nicht vor Augen stel- len/ in dem nicht allein der Koͤnig vor sich/ sondern auch etliche Principes sanguinis alß der Duc de Conte vnd andere/ in offene armatur vnd feindtseligkeit gegen einander begriffen seyn. Dieweil dann dergleichen gefehrliche Attentata sich zwischen dem Roͤmischen Keyser vnnd dem Hertzogen von Friedlandt auch ohn lengst vorgenommen worden/ vnd dannenhero die geheymen Consilia deß Friedt- laͤnders dermassen offenbaret/ daß er auch seinen verdienten Lohn darauff bekom- men/ welches in Franckreich/ ob sich schon der Cardinal Rischlieu durch toͤtlichen Hintrit darvon salvirt/ auch leichtlich gegẽ die Friedens Zerstoͤrer/ beschehen koͤnde/ vnd gleiche executiones ex fato vorgenom̃en werden/ alß haben wir dero posteri- tat vnd jedermaͤnniglich zum besten/ den gantzen Verlauff der Friedlaͤndischen Ver- handlung vnd Machination mit folgender Execution/ zum Beschluß diesses tra- ctats ann ectiren wollen. Wie der Hertzog in Friedlandt/ seine Verraͤterey/ heimlich fovirt, waß vor Obristen darin consentirt, vnd wie alles vorgangen. W Je wolbey denen/ der Roͤm. Kays. May. Vnsern Allergnaͤdigsten Herrn (wie jederman bekandt) abgenoͤttigten/ nun- mehr in das sibenzehende Jahr hero/ so wol im Heil: Roͤmischen P Reich De Statu perturbato Franciæ. Reich/ als deroselben angehoͤrigen Erbkoͤnigreichen/ vnd Landen/ geführten schweren Kriegen/ sich vil Redliche Tapffere Helden/ vnd Rittersleuth herfuͤr- gethan/ welche nach Ehren getrachtet/ fuͤr der Keys. May. vnd des Heil. Roͤ- mischen Reichs Hochheit/ vnd deß geliebten Vatterlands Heil/ vnd Wolstandt/ zu Erhalt: vnd Conservi rung Kayserlicher Cron/ vnnd Scepters/ Ritterlich gestritten/ vnd also/ durch Jhre dapffere Heroische Thaten/ Jhre zu Gott/ vnd jh- ren von Gott vorgesetzten hoͤchsten Haupt/ dem Roͤm. Keys. jederzeit getragene Al- lervnderthaͤnigst bestendig: vnd pflichtschuloigste Trew/ vnd devotion zu bezeu- gen/ vnd der Welt erkennen zu geben/ vor dieselbe/ zu Jhrem jmmerwehrenden/ vnd vnaußloͤschlichem Ruhm vnd Lob/ Jhr Edles Blut vergossen/ auch dardurch jhren Fuͤrstl. Graf: Herr: vnd Ritterlichen Geschlechtern/ bey der wehrten vnd lieben Posteritet, einen ewigen/ vnsterblichen guten Nahmen erworben/ vnd hinderlassen: So haben sich doch auch darunder etliche boͤse Machiavelli sche Monstra, vnd Subiecta befunden/ welche jhres Lehrmeisters boͤser listigen art/ vnd Natur nach/ aller Teutschen Erbarkeit/ ja so gar jhrer hoch vnnd thewer ge- leister Pflichten/ vnd Aydts/ allerdings vnd gentzlich vergessen/ sich bloß auß Antrieb/ einer bey Menschen zuvor nie erhoͤrter Ambition/ vnd Ehrengeitzes/ so weit verleyten lassen/ daß Sie sich von geraumer zeit hero/ allerhand boͤser/ arg- listiger/ vnd hochgefaͤhrlicher heimlicher machinationen/ vnd Practicken be- flissen/ vnd Jhnen dahero nichts mehrers angelegen seyn lassen/ als sich perfas \& nefas selbsten/ wie sie nur gekoͤndt/ groß zumachen/ vnd darunter/ weder Jhres Allergnaͤdigsten Keyser vnd Herꝛens/ noch auch des Aller vnschuldigsten/ auch Edlesten Bluts nicht zu verschonen/ bedacht geweist seyn. Als sich dann wider aller Me u schen Vernunfft/ vnd Gedancken/ zuvorderest aber wider allerhoͤchst- gedachter Jhrer Kays. May. gnaͤdigste Zuversicht/ vnd gehabt es hoͤchstes Kays- vertrawen/ zu getragen/ vnd erfolgt/ daß dero gewest e r Feldthaubtman/ Al- brecht Wentzl Eusebius von Walnstein/ ꝛc. Nach dem Jhre Kays. May. den- selben/ mit vnd neben seinen Conspiranten/ vorhero mit vielen grossen Kayser- lichen Gnaden begabt/ auch alle vnd jede/ von angeborner Kayserlicher guͤte wegen/ auß geringern/ in hoͤhern/ als respect: Graffen/ Herrn/ vnd Fuͤrsten- standt erhebt/ dieselbe mit vnder schiedlichen Herꝛ-Graffschafften/ Fuͤrsten- thumb/ vnd Landen/ wuͤrcklich vnd dergestalt liberaliter begnadet/ daß bey vorigen Teutschen Keysern/ wenig dergleichen exempel zufinden/ daß einigen getrewen hohen Officierern/ oder Dienern/ so grosse Gnaden jemahln widerfahren waͤren/ dessen allen aber doch gantz vngeachet/ das Haupt so wohl/ als seine Ayde ver- gessen Adhaͤrenten/ die Boßheit/ vnzeittige Rach/ Vbermuth/ vnnd leidige Hoffarth/ so weit allerdings ergrieffen/ vnnd eingenommen/ Daß Sie sich auch geluͤsten lassen/ vnd vnterstehen doͤrffen/ der Keys. May. Jhrem Allergnaͤ- digsten Kayser vnd Herꝛn/ von dem Sie so viel grosse Gnaden empfangen/ mit dero ei- De Statu perturbato Franciæ. dero eignem Keyserlichen Schwerdt/ vnd Kriegsmacht/ nach dero Cron/ vnd Scepter/ Koͤnigreich/ vnd Landen zustreben/ vnd (welches nach dem Vntre- wen Phoca nie gehoͤrt worden/ noch dergleichen in Historiis zufinden) dero von vielen Sæculis hero/ loͤblich vnd milt regierendes Ertzhauß (wann es der/ liebe GOtt nicht wunderbarlich verhuͤttet hette) zu vertilgen/ sich/ wie verlauten lassen/ also auch ins Werck zurichten/ vnderstehen woͤllen. Nach dem nun/ durch sonderbare Schickung Gottes/ jetzt angedeutet/ deß von Walnstein/ oder Fridtlaͤnders gefaster boͤser Vorsatz/ vnd aͤrgere/ als Catilinische Conspiration/ vnd Anschlag/ wunderbahrlicher weiß entdecket/ vnd dahero/ diesem allem vor augen geschwebten zu vor gleichsamb gegenwerti- gem grossen Jammer/ vnd Elend vorzukommen/ wider diesen Hauptverꝛaͤther/ vnd seine vndanckbare Adh æ renten/ mit der zu Eger/ durch die daselbsten Com- mandirende Obristen vnd Befelchshaber/ jhren Aydten vnnd Pflichten nach/ vor genommener vnd volstreckter Execution/ auff maß vnd weise/ wie in diesem Discurs an seinem orth weiter außgeführt/ vnd verfahren worden/ Gestalt dann alle vernuͤnfftige Rechten/ zuvorderist aber auch deß H. Roͤm. Reichs Sa- tzungen/ in der gleichen Criminrbus Proditionis, Perduellionis, \& læsę Majestatis notoriis, actu permanentibus, wie diese vnwidersprechlich gewesen/ vnd wo die Rei zum Stand Rechtens nit leichtlich zubringen/ oder sonsten wegen deß Verzugs/ das allgemeine Wesen in gefahr stehen muͤste/ einigen andern Proceß, oder Sen- tenz, als allein die Execution selbsten/ quæ hic instar Sontentiæ est, nicht erfor- dern/ einem jedwedern auch dißfals erlaubt/ eontra publicum Hostem Patriæ. vornemblich aber geschwornen Kriegs Officirern/ Obersten vnd Commandan- ten/ die Execution vorzunehmen bey diesem allem aber/ zuvorderst Jhrer Key. May. vnd jederman seithero vernemmen muͤssen/ daß der also/ wider solche Verꝛaͤther vnd Conjuranten/ ergangener geschwindter Execntion halber/ vnder- schiedliche vngleiche/ vnd vnwarhaffte Discurs, aller orthen fuͤr gehen/ ja gantz boßhafftige Judicia hierunter temerè gefuͤhrt/ wol auch hochverbottene famos Gedicht/ in offenem Druck spargiret vnd ohne schew herumb getragen werden/ als ob das Haupt/ dieser schaͤndlichen Canspiration/ sambt dessen Adhaͤrenten/ mit so geschwinder Execution uͤbereylet/ Ja so gar ein Gewalt angethan/ vnd groß vnrecht geschehen/ Darneben auch Jhrer Kay. May./ vnd dero Hauß einer vn- erhoͤrten/ barbarischen/ Vndanckbarkeit zubeschuldigen/ kein abschewen tragen. Derenthalben vnd damit Jedermaͤnniglich/ Hohen: oder Niedern Standts/ den eigentlichen Grundt/ vnd warhaffte Vrsachen erfahren vnd wissen moͤge/ warumb nemblich in flagrantißimo Perduellionis, Proditionis, et Læsæ Majestatis crimi- ne, mit diesen Meineydigen Conspiranten dergestalt verfahren/ Also haben mehr allerhoͤchst gedachte Jhre Kaͤys. May. ein sonderbahre hohe/ laͤnger vnvmbgaͤngliche P ij Not- De Statu perturbato Franciæ. Notthurfft zu seyn ermessen/ auch endtlich befehlen muͤssen/ daß der gantze Ver- lauff/ mit Warheits grundt/ auß denen einkommenen glaub wuͤrdigen/ vnd vn- widersprechlichen Documenten, hieruͤber gefuͤhrter vnd examinirter Zeugen/ auch bey der Sach/ selbst Jnteressierter/ so schrifft: als muͤndlich gethanen gutwilligen Anßsagen/ intercipirten/ vnd andern/ so wol bey dem Haupt solcher Conspiration/ als dessen Complicibus gefundenen Schreiben/ fideliter herauß gezogen/ vnd zu Je- dermans eigentlichen Wissenschafft/ auch zu handthabung Jrer Kaͤys. ergange- nen Justitz/ in offenen Druck gegeben werden solle/ damit sich auch ein jeder hiebey selbst in acht nemmen/ vnd vor denen bißhero gefuͤhrten boßhafftigen/ schaͤdlichen Discusren/ vnd ohne das hochverbottenen straff maͤssigen Gedichten/ vnd Famos Schrifften zu huͤten wisse. Wie nun dergleichen Machinationes nicht so geschwind/ vnd in der eyl/ zu werck gerichtet werden moͤgen/ sondern meistentheils lang zuvor vorbedacht/ vnd pr æ pariert zuwerden pflegen/ also befindet sich auch/ daß mit dieser hochgefaͤhrli- chen Prodition/ gedachter Fridlaͤnder/ schon lang vnd viel Jahr schwanger ge- gangen/ Dann nach dem die Roͤmische Kaͤyserliche Majestaͤt das Heilige Roͤ- mische Reich/ vnd deroselben getrewe Chur-Fuͤrsten- vnd Staͤnde/ der geweste Koͤ- nig in Schweden/ Gustavus Adolphus, feindlichen bezogen vnd angefallen/ demsel- ben aber/ noch vor seinem Außzug/ von etlichen seinen Adh æ renten/ in denen/ vber solche Impresa gehaltenen Berathschlagungen/ die Gefahr seines Vorhabens/ sonderlich aber die Kaͤyserliche Macht/ vnd damahlen aller Orthen florirende Waf- fen/ welche selbiger Zeit gantz Pommern/ Meckelburg/ Hollstein/ vnd die mehri- sten Baltischen Seeporten innen gehabt/ vmbstaͤndiglichen remonstrirt worden/ So ist er doch schon dazumahln/ als auß einem glaubwuͤrdigen Testimonio, einer Fuͤrstlichen Person bey gebracht/ vnd durch allerhandt gehabte heimliche Ver- standt/ vnd vnter geloffene Tractaten/ von dem gewesten Kaͤyserlichen Generaln vnd Feldt Hauptman/ dem von Fridtlandt/ der gestalt versichert gewesen/ daß er sich daher/ nicht allein nichts zubefahren/ sondern noch wol aller Befuͤrderung/ vnd Assistentz zugetroͤsten gehabt/ also/ daß/ wan dieses nicht gewesen/ Er sich etwa nimmermehr vnderstanden/ eine solche Impresa fuͤr zunehmen/ oder aber deß Reichs Boden anzufallen/ Jnmassen solches nachmahlen/ auch die darauff gefolgte Effectus selbsten bezeugt/ in deme er Fridtlaͤnder/ nicht allein die Pomme- rischen Jnsulen/ vnd Meerhafen/ sehr schlecht providirt verlassen/ sondern auch sich selbst/ weit von denen oͤrthtern in Schwaben/ ob man zwar von deß gemelten Koͤnigs in Schweden Bereitschafft/ vnd Kriegs Verfassung/ damahln allbereit gewisse Nachrichtung gehabt/ begeben/ dahero dann erfolgt/ daß nicht allein die Rügische/ vnd Vsedomische Jnsulen/ ohne eynigen Widerstand als baldt verloh- ren/ sondern bald anfangs der Koͤnig in Schweden/ der vesten Stadt Stettin in Pom- De Statu perturbato Franciæ. in Pommern/ vnd anderer vornehmen Orth mehr/ ohne allen Widerstand be- maͤchtiget. Demnach aber auffstarckes ansuchen der Churfůrsten/ er Friedtlandt an dem Churfuͤrsti. Collegialtag zu Regenspurg/ deß Generalats entlassen/ hat er alsobaldt darauff/ arglistige boͤse Anschlaͤg fuͤr: vnd an die hand genommen/ an Jhre K. M. vnd dero Hauß von Oesterreich/ wie auch etliche Chur: vnd Fuͤrsten sich zu rechnen/ derethalben alsbald mit dem proscribirten alten Heinrich Mat- thesen der sich Graff von Thurn genent/ muͤndt: vnnd schrifftlich nacher Berlin correspondirt, seine geleiste Dienst vnd Merita, auff das allerhoͤchst exaggeriert vnd herentgegen der Kayserl. May. vnd dero Hauß die groͤste Vndanckbarkeit zu- gemessen/ daß auch jhme von Thurn/ in mehr weg zuviel geschehen/ vnd Er zu alle dem/ was Er fuͤrgenommen verursacht worden waͤre mit diesem anhang/ daß die- se seine deß Generals schmaͤhliche Abdanckung/ dem Koͤnig von Schweden nur zum besten gereiche/ in deme Er durch diese Occasion, demselben seine Dienst/ dar- zu Er vor lengst begierig/ erweisen koͤndte: Endlich auch durch diß mittel deß von Thurn (welcher sich dann hieruntur fleissig gebrauchen lassen/) mit dem Koͤnig selbsten/ der gestalt in vertrewliches vernehmen gerathen/ daß demselben Er ange- tragen/ wie Er resolvirt seye/ jhme vnter die Armb zugreiffen/ vnd sein Vorhaben exequiren, zuhelffen/ Wann der Koͤnig jhme wolte fuͤnffzehen Tausentmann/ als zehen tausent zu Fuß/ vnd fuͤnff tausent zu Roß/ neben einer ansehenlichen Artille- ria vnd Munition, auch daruͤber einen Generaln von der Artilleria, vnd den von Thurn zum General Leutenant zugeben; So wolte er die andern hohe Officirer selbsten bestellen/ vnnd noch funffzehen tausent Mann darzu/ auff seine eigne spe- sam, auff den fuß bringen/ da mit Boͤheimb/ vnd Maͤhren einehmen/ vnd so dann den Kayser selbsten in Wien belaͤgern/ doch solts der Koͤnig dahin gegen sich gegẽ jhme Fridtland verreversiren/ daß jhme der Titul/ Hertzog zu Meckelburg/ zu sei- nen Lebtagen verbleiben/ auch an seinen Guͤtern in Boͤheimb/ nichts gemindert/ vnd was Er ferner erobern wuͤrde/ Jhme gelassen werden/ vnd Er damit zu dispo- niren macht vnd gewalt haben solte: Als nun von dem Koͤnig/ Er Friedtlandt nit allein dessen alles gnugsam versichert/ sondern noch diß darzu versprochengewe- sen/ wann Er jhne gar zu einem Koͤnig machen koͤndte/ daß Er der Koͤnig an al- ler seiner muͤglichkeit/ nichts wolte er winden lassen/ vnnd mmittels die Leiptziger Schlacht eingefallen/ der Koͤnig darauff/ in ansehung dieser Impresa auff die Kay- serliche Erblaͤnder/ in das Reich/ das Saͤchische Volck aber gegen der Obern Lauß- nitz gangen/ vnd alle Artilleria vnd Munition, von Stettin/ die Oder herauff com- mandirt, alles Volck zu Roß vnnd Fuß/ vnder seine gewisse Regime nter/ vnnd Commendanten, außgetheilt/ vnd alles in bereitschafft gewesen/ hat Friedtlandt gewolt/ der damalige Saͤchische Feldtmarschalck Arnheim/ solte auff die Kayser- liche Armadam gehen/ auff selbige treffen/ vnd trennen/ damit Er so dann/ das P iij fluͤchtige De Statu perturbato Franciæ. fluͤchtige Volck/ nach dem alles zu seinen diensten/ bekommen moͤchte: Zu dieser Imprela, haben noch andere zehen tausent mann/ in Maͤhren sollen geworben wer- den/ inmassen die Patenta, vnd Musterplaͤtz auch bereit auß getheilt gewesen. Als aber Arnheimb/ etwan dem Gluͤck nicht trawen woͤllen/ sondern gegen Boͤheimb/ alldorten die Winterquatier zunehmen/ vnd sein Volck zuerfrischen/ sich gewen- det/ hat Jhme Friedtlandt selbsten/ auff einem Schreibtaffelblat/ nacher Prag/ dahin Er sonsten wol nicht kommen were/ beruffen/ vnd also versichert/ daß Er der Statt/ ohne verlust einiges Manns/ solte maͤchtig werden/ wie solches nachmah- len auch beschehen. Nach diesem/ hat Er auff den Tertzkischen Schloß Kawnitz/ viel Meil wegs von Prag/ ein Zusammenkunfft/ vnter dem schein/ vom Friedẽ mit dem Arnheimb zu handlen/ angestelt/ vnd daß vorbemelte alte von Thurn/ den Schweden ver- moͤgen solte/ daß er sich auch darzu bewegen liesse/ Jn der warheit aber hat hierun- der die vorgemelter Impresa abgeredt/ vnnd zu werck gerichtet werden sollen/ wie dann Fridtlandt noch allzeit dieser Meinung gewesen/ Arnheimb solte auff die Kayserliche/ welche damahlen vmb Limburg gelegen/ treffen/ vnd zu solchem En- de/ den Kayserlichen Herꝛn Feldtmarschalcken von Tieffenbach/ ꝛc. auff alle weiß zu persuadirn, sich bemühet/ sein vnterhabendes Volck/ in die Winter Quartier zuverschicken/ vnd auß zutheilen/ deme wann Er gefolget/ der Feind als bald vnver- sehens darauff gerucket/ alles leichtlich hette trennen/ vnd zugleich auch die Quar- tier occupirn, vnd weiter fuͤrtringen koͤnnen: Als aber Arnheimb auch dahin kom- men/ vnd in die vier stund allein mit Jhme geredt/ hat Er denselben/ zu einer gantz andern Intention, vnd dahin persuadirt, das Er Fridtlandt/ auff alle weiß dahin trachten solle/ damit Jhme die Kayserliche Armada wider vntergeben werde/ dann Er als dann die beste Gelegenheit hette/ nicht allein sich zu rechnen/ sondern auch seine Fortunam mit mehrerer Sicherheit (weiln dem Koͤnig von Schweden nicht zuvertrawen) auff den hoͤchsten grad zubringen/ welchem Rathschlag der Fried- laͤnder gefolgt/ die Schwedische Correspondentz/ vnter dem vorwandt/ daß die zeit albereit versaumet/ auch seine Intentiones entdeckt zuseyn/ im argwohn begriffen/ fuͤr dasselbige mahl ploͤtzlich auff gestossen/ darauff Jhme bald hernach daß Gene- ralat/ mit groͤsserer Vollmacht/ als er zuvor gehabt/ weiln er sich anderere gestalt nit ein lassen woͤllen/ widerumb anvertrawt worden. Was Er nun darauff/ in denen Kaͤyserlichen Erblanden/ fuͤr eine ansehen- liche Armadam, mit allerhandt Nothwendigkeiten/ vnd Zugehoͤrungen zwar nicht mit geringer Beschwerung Jhrer Kaͤys. May. Erb Koͤnigreich/ vnd Laͤnder/ auff den Fuß damahln gebracht/ ist jedermaͤnniglich gnugsam bekandt/ Deßgleichen wie selbige nachmahlen aller Orthen dirigiert, vnd gebraucht worden/ also/ daß es nunmehr bey maͤnniglichen/ der auß oberzeltem/ deß Fridtlaͤnders boßhaffte In- tention vermerckt nicht vnbillich das Ansehen gewinnet/ daß auch diese so starcke Werbun De Statu perturbato Franciæ. Werbungen/ vnd andere Kriegs præparationes, allein zu gaͤntzlicher Außmerg- lung/ vnd Abmattung deß Hochloͤblichen Hauses von Oesterꝛeich/ den nothleiden- den Catholischen Staͤnden aber/ zu einer eytlen/ vergeblichen Hoffnungmachung/ nach langem erwarten aber/ zu gewisser Desperations vervrsachung/ gemeint gewesen. Anfaͤnglich/ als im Martio/ Sechzehenhundert/ zwey vnd dreysigsten Jahrs/ Weylandt Herꝛ Graff von Tylli Seel: den Schwedischen Feldt Marschalck Horn/ bey Bamberg geschlagen/ darauff der Koͤnig in Schweden/ sich mit gan- tzer Macht/ von dem Rhein/ vnd Maynstromb herauff/ in Francken/ vnnd gegen Bayern gewendet/ haben Jhre Churf. Durchl. in Beyern/ demselben zubege- gnen/ vnd der Orthen ab: vnd widerumb zuruck zutreiben/ mit welchem auch der gantze Thonawstrom waͤre versichert worden/ durch viel vnterschiedliche Abschickungen/ vnd bewegliche Schreiben/ einen Succurs begert/ welcher zwar von dem Friedlandt auch vielfaͤltig versprochen/ mit bald anfangs gethanem Er- bieten/ wie daß er schon/ fuͤnff tausent Reuter effective/ zum Fortzug com- mandiert hette: Es ist aber nachmahlen das allerwenigste/ vnd so vbel bestelt er/ auch so spat erfolgt/ daß man sich deß wenigen/ so hinauß kom̃en/ nichts/ oder doch gar wenig bedien en koͤnnen/ Jnmittelst hat der Koͤnig/ vber den Lech in Bayern/ durch getrungen/ Augspurg/ Muͤnchen/ vnd andere vornehme Paͤß/ vnnd Orht mehr/ weg genommen/ vnd so weit fortgebrochen/ daß er auch Jngolstatt atta- quirt, vnd gar herunter/ gegen Regenspurg gesetzt/ in Meinung/ diese Statt in der furia auch weg zunehmen/ vnd dardurch Jhre Churfuͤrstl. Durchleuch- tigkeit vnd das damahln bey sich gehabte Volck/ bey Jngolstatt/ dahin Jhre Churf. Durchl. in Hoffnung deß jmmerzu erwartenden Succurs, mit demselben desto leichter zu coniungiren/ sich retiriren muͤssen/ Feinzuschliessen: Endlich aber ist dieser Succurs gantz vnd gar abgeschlagen/ vnd noch darzu der Graff von Al- dringen/ mit dem heraussen gewesten Kays. Volck/ in Boheim erfordert worden/ mit dem fuͤrwandt/ Er Friedtland woͤlle zuvor die Saͤchsische Armada vertilgen/ als dann hinauß ins Reich kommen/ oder zum wenigsten/ den Koͤnig in Schweden dardurch widerumb in Sachsen zuruͤck ziehen; Darauff doch an- derst nichts erfolgt/ als daß Er mit dem Saͤchsischen Feldt Marschalck Arnheimb alsbaldt zu seiner Antrettung/ wie derumb vergebliche Tractatus angefangen/ vnd nachmahlen fort vnd fort continuiret/ entzwischen das Volck/ darvon Er doch/ in Ansehung der Tractationen, desto leichter einen guten Theil entrathen koͤnnen/ auff einen hauffen bey sich behalten/ vnd nach mahlen Prag widerumb occupiret, Alda/ ob er schon Occasion gehabt/ alles deß Feinds darinnen gele- genes Volck weg zunemmen/ so hat Ers doch dem Feind zu einer Cortesia/ Jhrer Kaͤys. May. vnd dem gantzen gemeinen Wesen zum hoͤchsten Schaden/ wie solches nachmalen der Außgang bezeugt/ fortgehen lassen/ Ja ob woln vorhero schon De Statu perturbato Franciæ. schon accordirt gewesen/ daß es ohne Woͤhr/ auch Sack vnd Pack abziehen sollen/ so hat er doch hernach selbsten/ zu Bezeigung seiner sondern Gnad/ nicht allein dieses alles/ sondern auch noch darzu/ das jenige/ was der Burgerschafft/ vnnd denen Staͤtten abgenomen vnd abgetrungen worden/ wie auch die Kirchenschaͤtz/ wider der Geistlichen/ vnd Burgerschafft starckes lamentiren mit zunemen be- willigt/ auch die jenigen Soldaten/ welche zuvor auff der Kaͤyserlichen seyten ge- dienet/ ob sie wol selbsten wider vmb zutretten willens gewesen nicht annemmen wollen/ Also dem Feind nichts schwaͤcher gemacht vnnd immittels heraussen in dem Heil. Reich alles verlohren gangen. Als er nun der gestalt den gantzen Früling/ vnd guten theil deß Sommers/ in Boͤheim zugebracht/ Endtlich auch von den Saͤchsischen bey Leutmeritz/ gantz vnd gar/ vnuersehen ab gelassen/ da er doch vielmals die Gelegenheiten gehabt/ selbige auffs Haupt zuschlagen/ vnd daruͤber im Julio hinauß in das Reich gan- gen/ ware erstlich/ bey der mit Jhrer Churfuͤrst. Durchl. in Beyern/ er folgten conjunction, diese resolution/ als baldt coniunctis viribus, auff den Feinde zugehen/ vnd denselben zum schlagen zu necessitiren/ wie dan damalen die Kaͤyserliche Ar- mada/ vber viertzig tausent Mann effectivè, deß schoͤnsten/ besten Volcks/ so man erwuͤnschen/ vnd mit Augen sehen sollen/ sich erstreckt. Es hat sich aber der Friedt- landt/ bey so gut erzeigter occasion/ als baldt geaͤndert/ vnd seine Meinung dahin gestellt/ man solle sich gegen dem Feindt/ mit dieser gantzen Macht logiern, dar- durch koͤndte er eingeschlossen/ vnd dessen Cavalleria/ mit benemmung der Furage in kurtzer zeit ruinirt werden. Vngeacht nun jhme gnugsamb remonstrirt wor- den/ daß nicht vonnoͤthen/ dißseits viel Volcks/ gegen deß Koͤnigs schwachere Armadam zuhalten/ weil man dardurch nur die Zeit/ occasion/ vnnd das Volck verlieren/ entzwischen aber der Feind im Elsaß/ vnd anderer Orthen/ durch vn- terschiedliche Corpora progrediren würdt; Daß auch bey solchem stilligen/ disseis/ fuͤr ein so maͤchtige Anzahl Volcks/ mit Prouiant/ vnd Foutrage/ eben so schwaͤr forth zukommen seyn/ Vnd also/ wo man vermeint den Feindt zu consu- miren/ die Consumption guten theils/ vnsers selbst eignen Volcks/ erfolgen werde/ So ist er doch nichts desto weniger/ auff diser seiner opinion verharꝛet/ vnd darauff in die Eilff Wochen/ mit der Armada still gelegen. Auß welchem erfolgt/ daß die Armada mercklich/ vnd zwar vmb viel Tausent Mann/ abgenom- men/ der Feindt aber zeit vnd lufft bekommen/ sein Volck aller Orthen herbey/ vnd zusammen zubringen/ vnd sich zustaͤrcken/ welches man doch auch gar wol verhuͤten/ vnd manches mahl/ aller Officier/ vnd General Personen/ Meinung nach/ ein guten Streich thun koͤnnen. Dieweil dann dergestalt dem Feindt/ ohne eynige Verhinderung zugelassen gewesen/ sich in angesicht dieser Armadæ, so starck zu machen/ als er nur gekoͤndt/ vnd gewolt/ Als hat er letztlich/ vnser Laͤger selbsten angefallen/ doch aber/ durch Goͤtt- De Statu perturbato Franciæ. Goͤttlichen Beystandt/ mit grossem Verlust/ abgetreiben worden/ vnnd sein retirada in grosser Confusion/ vnd Vnordnungen/ nemmen muͤssen. Darbey/ obwoln alle vnd hohe Officirer fuͤr gut befunden/ sich dieser occasion zubedienen/ vnd bey solcher/ deß Feindts Vnordnung/ darauff zusetzen/ Jnmassen dann auch alle/ von dem Feindt bekommene Gefangne/ außgesagt/ daß man den Feindt damalen auffs Haupt hette erlegen koͤnnen/ So ist doch gleich wol gantz nichts be- schehen. Ob aber solches auß Prodition/ vnd boͤsem Vorsatz/ oder auß solchen Vrsachen beschehen/ daß der Friedtlaͤnder à dolo purgirt werden koͤndte/ Jnmas- sen dann etliche wol der Meinung gewesen/ daß wegen mangel Proviants/ es nicht wol thunlich gewesen/ den Feindt zu verfolgen/ laͤst man/ so viel diese Ge- schicht anlangt/ an seinem Orth gesteltseyn. Als sich auch darauff der Koͤnig bey Fürth logirt/ vnd man gesehen/ daß seine Cavalleria/ allda grossen mangel leidet auch sich hernach deß Feindts Armada/ albereit mit grosser Forcht/ zu retiriren angefangen/ ist abermahlen die schoͤnste gelegenheit gewesen/ jhme vnter sein retiradam zukommen? Mann hat sich aber dieser occasion, gantz nichts præ- valirt, vngeacht doch Friedtlandt zuvor selbsten offt fuͤrgewendt/ welcher Theil von Nuͤrnberg erstlich einen Fuß weiche/ der seye verlohren. Nach diesem marchirt der Koͤnig auff Windtsheim/ vnd die Keyserliche Armada auff Koburg/ bald hernach wendet sich der Koͤnig von Windtsheimb/ wi- der zuruck nach Bayren/ vnd recuperiert daselbsten Rhein/ nichts destoweniger hat Friedtlandt vermeint/ Jhre Chur fuͤrstl. Durchl. solten mit Jme in Meich- sen gehen/ dardurch inmittels der Koͤnig dero Landts/ vnd deß volligen Thonaw- strombs/ sich desto leichter/ ohne Widerstandt bemaͤchtigen/ vñ auch gar einen Fuß in das Landt Ob der Enß/ bey damahliger vorgewester Bawren Rebellion/ hette setzen koͤnnen. Dieweilen aber Jhre Churfuͤrstl: Durchl. dero Landt/ vnd Leuth/ nicht lassen wollen/ vnd der Feldtmarschalck/ Herꝛ Graff von Pappenheimb Seel: gleich damahlen mit Zwoͤlff Tausent Mann/ auß Nider Sachsen im An- zug gewesen? Als hat man sich verglichen/ daß der Herꝛ Graff von Aldringen/ ne- ben Jhrer Churfuͤrst: Durchl: mit seinem vnterhabendem Volck in Baͤyrn ge- hen vnd alda dem Feindt wiederumb begegnen/ Entgegen aber der Herꝛ Graff von Pappenheim/ immediate von Jhme Friedtlandt dependiren solle. Als man sich hierauff getheilt/ vnd das Volck in die Ober Pfaltz angelangt/ ist dem Herꝛn Graffen von Aldringen alsbalden ein Ordinantz zukommen/ mit dem Kaͤys. Volck/ nicht vber die Thonaw zugehn/ Jnmassen Erdann auch jenseits damit ligen blieben; Dahero gegen dem von Pirckenfeldt/ welchen der Koͤnig mit einem Corpo in Beyrn hinderlassen/ nichts koͤnnen fuͤrgenommen werden. Nach malen/ bekompt der Herꝛ Graff von Aldringen ein andere Ordinantz/ weiln Friedlandt deß Herꝛn Graffen von Pappenheimbs nunmehr versichert/ als moͤchten sich Jhre Churf. Durchl. auch deß Herꝛn Graffen von Aldringen/ nach Jhrem selbst Q belieben/ De Statu perturbato Franciæ. belieben/ bedienen/ vnd gebrauchen; Kaum aber/ daß sich Jhre Churfuͤrst. Durchl- mit Jhm Herꝛn Graffen von Aldringen/ zu Newstatt vnderꝛedet/ wie das Volck zusammen/ vnd an Feindt zu fuͤhren seyn moͤchte/ kompt die Ordinantz/ durch wel- che der Herꝛ Graff von Aldringen/ sambt dem Kays. Volck gegen Eger comman- diert wirdt/ darauff Er sich als baldt separirt, vnd zu Jngolstatt wider vber die Thonaw gangen: Baldt darauff aͤndert es sich widerumb/ vnd wird Herꝛ Graff von Aldringen wie derumb an Jhre Churfuͤrstl. Durchl. gewiesen/ Dahero Er sein Volck zu Newburg wieder vbergehn lassen/ sich mit Jhrer Durchl. conjungiert, vnd darauff fuͤr Rhain gangen/ folgendts auch Thonawerth in attaquieren, Jn- massen solches vorhero fuͤr gut besunden/ vnd abgeredt gewesen/ Als nun der Fried- laͤnder/ von dem Koͤnig auß Schweden/ gantz außgesetezt/ vnd sich mit der Haupt Armada in Meichsen begeben/ auch daselbsten sein Winter Quartier/ nunmehr fein ruhig zu haben vermeint/ ist der Koͤnig Jhme baldt starck nachgezogen/ vnnd sich zu Naumburg logirt, aldar/ ob zwar der Friedtlaͤnder gute gelegenheit gehabt/ mit: vnnd neben dem Pappenheimischen/ vnd Gallassischen Volck/ den Feind selbst an zugreiffen/ hat doch Friedtlandt vermeint/ es muͤss sich auch der Feind/ nach seinem Kopff richten/ vnd gleichsfals mit Jhme/ einen stillstandt halten/ al- so/ daß/ wie jhme der Feind am allernaͤchsten zugeruckt/ Er den Herꝛn Graffen von Pappenheimb welchen Er kurtz zuvor/ so starck citirt, vnd mit grosser vngelegenheit dessen Volcks/ auch nit weniger Gefahr/ der Vntern Laͤnder/ an der Weser/ her- auff erfordert/ von sich gelassen. Warauff dann der Koͤnig/ welcher solche deß Friedtlaͤnders sicherheit/ fuͤr einen Despect seiner Armaden gehalten/ Jhme nacher Lutzen vnter die Augen gezogen/ vnd weil Friedlaͤnder einige Kundschafft/ damah- len nicht bestellt/ also vnverseheus auff den Halß kommen/ daß es an einem weni- gen gehafft/ daß nicht die gantze Keyserliche Armada, vom Koͤnig vberfallen/ vnd auffs Haupt vertilgt worden: Ob nun zwar Friedtlaͤnder daselbst standt gehal- ten/ auch durch Dapfferkeit der Keys. Armada, welche zwar deß Feinds seiner/ nicht zuvergleichen gewesen/ das Schwedische Volck/ mit grossem Verlust/ auch Jhres eignen Koͤnigs/ das Feldt quittiert/ so hat doch Friedlaͤnder sich dessen nicht ge- braucht/ sondern das Feldt/ vnd durch deß Feinds Abzug erhaltene Walstadt/ selbst auff geben/ seine eigene/ vnd die vom Feind gewunnene ansehenliche Artilleria, im stich gelassen/ vnd gantz vnnersehener weise/ die Flucht genommen/ vñ den gantzen Last/ der Winter Quartier/ dem Koͤnigreich Boͤheim/ vnnd andern Jhre May. Laͤndern/ wiederumb vber den Halß geschuͤttet. Welches Er dann zwar mit diesem vermeint zubeschoͤnigen/ daß deß Feindts Armada auch nach dem Treffen/ der seini- gen zu starck gewesen/ Er sich auch besorgen muͤssen/ daß jhme nicht etwa der Paß/ vnd Retirada in Boheimb/ von dem Feind abgeschnitten wuͤrde/ welches aber zu der verstaͤndigen Soldaten/ so dieser Schlacht selbst beygewohnt/ judicio heim ge- stelt wird. Nach De Statu perturbato Franciæ. Nach dem man sich nun/ wie obgemelt/ fuͤr Rhain gelegt/ mit dem aprochiren na- hent hinan kommen/ Batterien gemacht/ Schiffbrucken geschlagen/ vnd alle præpara- toria verfertiget/ war durch man diesen orth hiernegst wegnehmẽ/ den Feind der en, den entweder schlagen/ oder vertreiben/ auch dem damahln hochbetrangten Elsaß/ vnd darinnen ligenden vornehmen Plaͤtzen/ als Peenfeldt/ vnd andern/ lufft ma- chen koͤnnen/ da kompt nach vorgangener Schlacht bey Lutzen/ vom Friedtlandt/ durch Schreiben/ deß Herꝛn Graff Gallassen Ordinantz/ der Herꝛ Graff von Al- dringen solle also bald/ ohne einigen geringsten Auffhalt/ mit dem Kayserlichen Volck nacher Boͤhaim rucken/ Also hat man/ die allbereit an ein kleines gebrachte Belaͤgerung Rain/ mit Spott vnd Schand auffheben/ vnd abziehen muͤssen/ da doch der Friedland/ damahln gantzkein Noth gehabt/ Sintemahlen der Feind/ nach bemelter Schlacht bey Lutzen/ nicht allein schon das Feldt quittiert gehabt/ sondern noch selbigen Abendt/ der General Wachmeister Reinach/ mit fuͤnff- tausent Mann frischen Volcks/ nicht weniger bald darauff der Herꝛ Graff Gallas/ so damahln mit einem Corpo zu Khemnitz gelegen/ zu Jhme Friedtlandt hette stos- sen koͤnnen/ Weiln Er auch volgends/ allein denen Winterquartirn in Boͤhaim zugezogen/ vnd nicht gedacht gewest/ dem Feind dißmahl weiter Testa zumachen/ so hat Er bey solcher gestalt/ deß Aldringischen Volcks/ vmb so viel weniger/ vnnd zwar gar nicht vonnoͤten gehabt/ Jnmassen solches hernach lange zeit vmb Eger/ ohne einige frucht/ still gelegen. Der 12. Discurß. Was sich ferner von Anno 33. zu Prag mit den Friedtlaͤn- der zugetragen. A Nno Sechzehenhundert drey vnnd dreissig/ Als Er zu Prag/ mit Auffrichtung einer newen Armada wiederumb vmbgangen/ vnd derentwegen alles Volck abermahlen beysamen behalten/ hat sich Jmmit- tels Horn vnd Panier conjungirt, vnd ins gesambt/ auff den Herꝛn Graffen von Aldringen (deme allein/ fuͤr sein Person/ mit dem jenigen wenigen Volck/ welches der Herꝛ Graff Montecuculi, auß Schwaben herunter gebracht/ bey Jhrer Chur- fuͤrstl. Durchl. in Bayern/ zuverbleiben erlaubt gewesen) zugangen/ obwohlen vnderschiedlich vmb Succurs beweglich geschrieben/ sonderlich weiln der Friedland sich nun mehr/ deß Pappenheimischen Volcks/ gantz vnd gar gebraucht/ So hat Q ij Erdoch De Statu perturbato Franciæ. Er doch nur etliche wenig/ gar schwache Regimenter geschickt/ vnd sich darbey ex- presse vernehmen lassen/ daß Er solches darumben thue/ damit jhre Churfuͤrstliche Durchl. kein rechtes Corpus mehr/ zu Jhrer selbst Disposition bekommen/ sondern Jhme allein die Direction verbleibe/ wie er dann dem Herꝛn Graffen von Aldrin- gen/ vnd seinem vnterhabenden Volck/ die Hand allzeit also gebunden/ daß Er nichts fuͤrnehmen doͤrffen; Deßgleichen hat auch Hertzog Bernhard von Wey- mar vnder dessen in Francken ein Newes Corpus, welches gar leichtlich verhindert/ vnd anfangs zertrent werden koͤnnen/ gesamblet/ vnd damit auch sich nacher Bayren begeben zum Horn gestossen/ vnd also mit gesambter hand/ den Herꝛn Graffen von Aldringen/ herein an die Yser getrieben/ darauff Er zwar wiederumb etliche Regiment er geschickt/ doch aber dabey expreßè Ordinantz geben/ nichts ge- gen dem Feind vorzunehmen sondern nur defensivè zugehen/ dann Er inner vierze- hen tagen/ den Feindin Schlesien schlagen/ oder jagen woͤlle; An statt dessen aber/ daß der Feind geschlagen/ oder gejagt werden sollen/ vngeacht mit der schoͤnsten Armada Er dahin angezogen/ ist nichts anders erfolgt/ als das langwirige Stilli- gen bey Schweinitz/ ein Anstand vber den andern/ vnd die abermahlen vergebent- liche Friedens Tractaten, den gantzen Sommer hindurch/ darunter/ obwohln Er vn- terschiedlich/ auff daß beweglichist ersucht worden/ dem Herꝛn Graffen von Al- dringen heraussen doch die Haͤnd zueroͤffnen/ damit der Orthen/ dem Feind waß moͤchte begegnet werden/ so hat Er sich doch darzu keines wegs verstehn woͤllen/ daß nachmahl gar Jhre Kay. May. selbsten/ den Obristen St. Iulian, derentwegen zu jhme abgeschickt/ bey deme Er zwar/ Jhre Keys. M. geantwortet/ daß Er den Herꝛn von Aldringen/ schonan Jhre Churf. Durchl. gewiesen/ Er hat aber als- bald deß andern tags/ nach deme der Obrist St. Iulian, von jhme hinweg gereist/ jh- me Herꝛn Graffen von Aldringen durch den Herꝛn Graff Gallassen, auffs new an- derst schreiben vnd inhibiren, auch vorhero muͤndtlich/ durch den Feldmarschalck Leutenanten von Schafftenberg/ andeuten lassen/ Er solle seiner Ordinantz nach- kommen/ dann im gegenspiel/ woͤlle Er jhne nicht perdoniren, wann jhne schon der Roͤm. Keys. perdonire: Deß gleichen/ hat Jhrer Kays. May. Er auch durch dero Hoff Kriegs Raths Præsidenten, Herꝛn Graff Schlicken/ sagen lassen/ der von Al- dringen habe schon allen Gewalt/ welches Jhre Keys. May. auch also/ Jhrer Chur. Durchl. versichert/ nichts desto weniger aber/ hat Er demselben gantz andere/ vnd wiedrige Ordinantzen ertheilt/ vnd dardurch Jhrer Kay. May. Kayserliches Wort verschimpfft vnd eludirt; Ja sich verlauten lassen/ wann bemelter Præsident, nur noch etlich wenig stund gelieben waͤre/ daß Er Jhne hab woͤllen auff stuͤcken hawen las- sen: Derowegen das gantze werck/ der gestalt bestelt gewesen/ wo sonsten ein Corpus gelegen/ welches anderer Orthen/ gegen dem Feind/ was hette tentiren moͤgen/ hat Er demselben die Haͤnd gebunden/ daß es nichts fuͤrnehmẽ doͤrffen/ Er aber allzeit daß meiste Volck/ bey sich behalten/ vnnd gegen Jhrer Mays. Feinden/ nur allein mit De Statu perturbato Franciæ. mit den Saͤchsischen Stillstandt/ vnd Tractaten gemacht/ durch welches die Saͤch- sischen selbsten/ wie auch sonsten der Feind/ aller anderer Orthen/ welcher im wie- drigen/ denen Saͤchsischen nothwendig succuriren muͤssen/ gesichert vnd Jhme lufft gelassen worden/ in ander weg seine stattliche Progressus zuthun/ vnd sich eines vnnd andern Orths/ daran Jhme gelegen/ zubemaͤchtigen. Auß welchem erfolgt/ daß erstlichen Bayren/ vnnd die Pfaltz/ mit dem langwirigen/ den gantzen Sommer continuirenden Stilligen/ wiederumb auffs eusserist ruinirt, drey veste/ viel impor- tirende Heuser/ Aichstaͤtt/ Pappenheim/ vnd Liecht enaw/ wie auch die Stadt New- marck/ (welche orth alle/ sich vorhero gegen dem Koͤnig/ vnnd dessen gehabter/ viel sterckerer Macht erhalten) auß mangel deß von Friedtlands verbottenen Entsa- tzes/ verlohren gangen: Hingegen der Feind im Elsaß/ einen Orth nach dem an- dern/ weg genommen/ Preysach beaͤngstiget/ gar biß nacher Lindaw vnd Costnitz gangen/ vnd sich deß gantzen Schwaͤbischen Crayses bemaͤchtiget: Also hat man auch/ die Entsetzung mit Hammeln/ weiln kein anders Mittel gewest/ mit Gefahr versuchen müssen/ Daruͤber Herꝛ Graff von Gronßfeld ge- schlagen worden/ deme man doch wol zeitlich lufft machen/ vnd den Feind in Nider Sachsen divertiren koͤnnen/ wann man nur etwas diversion in Francken angestelt hette/ zu welchem end der Holcka/ gar zu nechst an der Hand gewesẽ/ welcher gleich- fals fast den gantzen Sommer/ ohne verꝛichtung/ bey Eger still liegen muͤssen/ vnd dannoch von Francken auß/ auff jeden fall/ sich zeitlich/ an Orth vnd End/ wieder hette wenden koͤnnen/ wohin es die notturfft erfordert: Als der Feind die Stadt Newmarck belaͤgert/ vnd eingenommen/ hat sich der Holcka zwar/ mit dem Herꝛn Graffen von Aldringen in der Pfaltz conjungirt, vnd weiln der Feind mit/ grosser Confusion abgezogen/ haben beede selbst fuͤr gut/ vnd Practicierlich befunden/ diese Statt wieder zu recuperiren, Es hat sich aber der Holcka/ mit diesem entschuldiget/ daß Er sich auß Ordinantzen deß Friedlands/ lenger von den Boͤhmischen Graͤ- nitzen/ nicht abwesent befinden doͤrffe/ als Er in dreyen Tagen/ hin/ vnnd wieder marchiren koͤnde/ wie er dann auch alsobald/ vnverꝛicht wieder zuruck gezogen. Als nun hierauff der Hertzog von Feria, mit dem Spanischen Volck/ wieder all deß Friedlands vermeinen/ vnd Iniention, (sintemahlen Er noch vorhero/ den O- bristen Deodati zu Jhrer Durchleucht. den Herꝛn Cardinaln Infante, nacher May- landt abgeschickt/ selbigen auff alleweiß zu disponiren/ daß Er dieses Volck nit herauß ziehen lassen wolte/ oder aber/ da Er je dieses nit erhalten koͤndte/ auff daß aller staͤrckeste dagegen zu protestiren/ mit fuͤr geben/ weilen sonsten im Teutsch- landt kein Friedt/ welchen Erbereit in seinen handen hab/ zu erlangen) auß Jta- lia ankommen/ haben Jhre Keys. May. dem Herꝛn Graffen von Aldringen Or- dinanz geben/ mit seinem Volck/ darzu auch Jhre Churf. Durchl. fast dero gantze Caualleriam/ sampt etlichen Regimentern zu Fuß/ vnd der Artilleria/ her- geben/ demselben entgegen zugehen/ vnd zu coniungieren/ vnd so dann ins ge- Q iij sambt/ De Statu perturbato Franciæ. sambt/ Costnitz zu liberiren/ vnd Preysach zu entsetzen/ welches auch beschehen: Die weiln dann hierdurch Beyern/ vnd der Thonawstromb/ entbloͤst worden/ Als hat der Feindt darauff/ als baldt ein starcke diversion vorgenommen/ in deme Er nemblich/ von Thonawerth/ ohne eynigen widerstandt/ gar nacher Regenspurg herunder gangen. Nun haben Jhre Churfuͤrstl. Durchl. die vor hin so starck vertroͤste/ vnd versicherte Huͤlff/ zeitlich gnug durch Schreiben/ vnd Abschickun- gen ersucht vnd mehrers nicht/ dann nur Dreytausent zu Fuß/ vnd Zweytansent zu Pferdt gebetten/ Jhre Kaͤys. May. auch selbsten/ Jme Friedtland beweglich ge- schrieben/ vnd durch sieben abgeschickte vnterschiedliche Currir begert/ Er solle den Herꝛn Graff Gallassen zum Succurs herauß schicken/ Es ist aber/ vngeacht deß in Schlesien/ nach denen zerschlagenen Tractaten erfolgten gluͤcklichen Succes bey deme der gleichen Succurus gnugsamb/ vnnd gar zeitlich hette erfolgen koͤnnen/ gantz nicht zuerhalten gewesen/ mit fuͤrwenden/ Er kondte keinen Mann entra- then/ der von Aldringen solle succurrirn, der doch wie jhme schon zuuor remonstrirt, zu rechter zeit nicht kommen koͤnnen/ auch damahlen selbst von dem Feind/ mehr als zu viel impegnirt gewesen/ Vnd ob zwar endtlich/ der Herꝛ Graff Gallas an- deuttung gethan/ daß Er mit Zwoͤlfftausent Mann/ zu Roß vnd Fuß/ daruͤber Er auch gar ein specificirte Listam eingeschickt/ herauß zukommen/ erlaubnuß habe/ vnd daß er derentwegen/ seinen Zug so viel Menschlich muͤglich/ befuͤrderen woͤlle/ So ist doch abermahlen nicht darauß/ sondern Er/ Herꝛ Graff Gallas contra- mandirt worden/ Dahero auß mangel deß hoͤchstnothwendigen Succurs, ist vnter denen Regenspurg/ Straubing/ Chamb vnd andere Orth/ auch fast der gantze Waldt/ in deß Feindts Haͤnden gerahten. Endtlich hat er sich zwar/ auff Jhrer Keys. May. oͤffters erholte Befelch/ er- klaͤrt/ in der Person eylfertig her auß zukommen/ mit versicherung/ daß Er den Feind/ wo Er jhne antreffe/ schlagen wolte/ wor uͤber sich doch auch/ in die vier- tzehen tag verzogen/ biß Er an die Bayrische Graͤnitz/ nacher Fuerth ankommen/ von daselbst Er zwar Chamb berennen lassen/ Jn massen auch hohe Officierer/ der meinung gewest/ daß man solchen Orth/ mit gewalt angreiffen soll/ weiln der- selb nicht prouiandirt/ die Guarnisonen mehrentheils von Reutterey/ also sich baldt ergeben/ oder von dem Feindt entsetzt werden muͤste/ vnterstehe sich dann der Feind solchen Entsatz zuthun/ habe man occasion/ mit jhme zuschlagen/ wie dann hinnach sich bezeigt/ daß der von Weinmar bereit zu vorhabender Entsa- tzung Chamb/ zu Straubing vber die Thonaw gewest/ vnd jhme Fridtlandt selb- sten in die handt gangen waͤre/ Er hat aber wider aller Kriegs verstaͤndigen Gutachten/ nicht warten woͤllen/ sondern sich von Fuerth auß/ in allereyl/ wider zuruck/ in Boͤhaim/ nacher Pilsen begeben/ vnerwart einiger antwort/ oder Be- felch von Jhrer Keys. May. mit vorwandt/ daß Arnheimb gegen Schlesien anzie- he. Vnd ob Er auch wol dazumahln/ den Herꝛn Graffen Strozzi/ mit vier vnd zwentzig De Statu perturbato Franciæ. zwantzig Compagnien Reuttern/ an die Boͤmische Graͤntz/ gegen Beyern com- mandirt/ welcher zum wenigsten etwas verhindern koͤnnen/ biß der mehrere Suc- curs hernach kommen/ So ist doch auch derselbe/ vber vielfeltiges abschicken/ nicht zuerlangen gewest: Dann ob woln Friedtland selbsten geschrieben/ auch durch den Herꝛn Graff Gallassen schreiben lassen/ daß er schon alle Ordinantz/ sich mit Jhrer Churfuͤrst. Durchl. in Bayern Volck/ zu coniungiren/ so hat er doch heim- lich diese Ordinantzen geben/ daß er Strozzi/ bey Leib vnd Lebens straff/ nicht v- ber die Boͤmischen Graͤnitzen gehen soll/ biß erst gar letztlich/ als Fridtlandt selb- sten schon heraussen zu Pilsen gewest/ zwar nicht so wol zu einem Succurs, als der Jntention/ die Winter Quartir nach malen in Bayern zunehmen/ Jnmassen solches die gemachte Winter Quartir Verzeichnuß/ klaͤrlich vnd in specie bezeugt. Ob auch wol der Herꝛ Feldt Marschalck/ Graff von Aldringen befelch gehabt/ mit der Armada daroben in Preyßgaw vnd selbiger enden zubleiben/ vnd die Winter Quartier/ so viel muͤglich in das Marggraffen: vnd Wuͤrtembergische zu exten- diren; So doch Friedtlandt gantz andere Ordinantzen ertheilt/ vnd Jhme Herꝛn Graffen von Aldringen zugemessen/ befohlen daß er Wuͤrtemberg gantz verscho- nen solle/ Dannenhero erfolgt/ weilen die Armada droben/ ohne beziehung Wuͤr- tem berg/ sich nicht erhalten koͤnnen/ daß Sie wieder herab werths/ gegen Schwa- ben ziehen muͤssen/ welchen Zug Friedtland/ mit diesem noch ferners befuͤrdert/ in deme Er/ dem Graffen von Aldringen andeuten lassen/ er solle sich auff einer sey- ten herab/ gegen dem Feind avanciren/ so woͤlle er Friedland auff der andern seitẽ auffwarts/ auff den Feind gehen/ damit mandenselben einschliessen koͤnne/ ehe aber Graff von Aldringen herab kommen/ ist Friedland schon wiederumb zuruck in Boͤheimb gewest: Auß welchem ferners dieses kommen/ daß die Aldringische vnd Spanische Armada/ wegen langen vnnoͤthigen hin: vnd herziehens/ vnd star- cken travaglirens, in einen sehr vblen stand gerathen/ Jnmassen allein/ von denen Spanischen/ etlich tausent Mann zu grund gangen. Nicht weniger vngeacht Jhre Kays. May. selbsten/ fuͤr hoͤchst noͤtig befundendaß dem von Weinmar/ oh- ne weiters verlengern/ ernster wiederstand gethan werde/ vnd derentwegen Jhme gemessene Ordinantz ertheilt/ also balden auff den Weinmar zu zuziehen/ sich auch darbey lauter erklaͤrt/ daß dieses jhr endlicher zuverlaͤßlicher Willen seye: So hat doch er Friedland/ solches im geringsten nicht in acht genommen/ sonder just das Wiederspiel gethan/ das Volck ohne alles Jhrer May. vorwissen/ vnnd von deroselben vnterwarth einiger disposition, oder verordnung/ nur gleichfuͤr sich selbst/ eignes gefallens/ in die Quartier geschickt/ vnnd in die Laͤnder/ propria Authoritate außgetheilt. Als er auch vernommen/ daß Jhre Kays. May. dero geheimen Rhat/ dem Herꝛn Graffen von Trautmanstorff befelch geben/ derentwegen Jhme zuzuspre- chen/ hat er also bald dieses zu eludiren, vnd damit er fuͤr zuwenden hab/ wie solches nunmehr De Statu perturbato Franciæ. nun mehr zu spat/ alle Stuck von den Redern legen lassen/ vnnd die Regimenter schon hin vnd wieder verschickt gehabt. Deßgleichen/ als sich auch vnter dessen ein occasion pr æ sentirt/ allein mit Hilff/ der/ in das Land ob der Enß/ ankommenen Regimentern/ den Feind an der Thonaw zuruck zutreiben/ vnd zuschlagen vnnd darumben/ Jhre Kay. May. auch selbsten/ durch Schreiben/ vnd Schickungen/ dem Commandanten, selbiger Regimenter/ Baronde Suys gemessene Ordinantz gege- ben/ sich mit denselben/ gegen dem Feind zu avanciren/ vnd sich daran Niemands hindern oder jrꝛen zulassen/ inmassener zu solchẽ ende schon zu Passaw angelangt/ So seyn doch demselben alda/ von dem Friedland/ alsbald zween Curier zukom- mẽ/ mit Ordinantz/ daß er Baron de Suys, also bald wiederumb in die Winter Quar- tier rucken solle/ beynebens auch andeuten lassen/ daß Er jhme den Kopff fuͤr die Füß legen lassen wolle/ wann er deß Kaysers/ vnd nicht seinen Ordinantzen pariren werde/ dannenhero selbige diesem auch also nachkommen/ vnd dardurch auch diese occasion zuruck gestelt worden/ Friedland aber/ hat hernach Jhme de Suys, wiede- rumb geschrieben/ es gereiche Jhme dieses/ daß Er nemblichen mehrers seine/ als Jhrer Kays. May. Ordinantz in acht genommen/ zusonderm gefallen/ vnd woͤlle es vmb Jhne zu erkennen nicht vnterlassen. Welcher gestalt die/ den gantzen Sommer durch/ gewehrte Friedens Tra- ctaten/ in Schlesien abgeloffen/ vnd was dabey fuͤr ansehenliche Occasiones/ dem Feind/ so auch durch die starcke graßirende Infection, vnd Hungers noth/ fast fuͤr sich selbst consumirt gewesen/ gaͤntzlich seine Armada auff zuschlagen/ vnd zuvertilgen (dessen Jhre Kaͤy. May. Er auch vielmalen durch Schreiben vertroͤstet/ aber nach- malen nicht gethan) mit fleiß auß handen gelassen/ das ist auch nunmehr menni- glich bekandt. Darbey diß sonderlich zumercken/ daß Er vorhero durch Schreibẽ/ vnd muͤndliche Werbungen/ bey Jhrer Kaͤys. May. nichts mehrers gesucht/ noch gebetten/ als man solte doch nur keinen Anstand/ oder Suspensionem Armorum, von Hoff auß bewilligen/ deme aber zuwieder/ hat Er nach nach malen selbsten anders nichts gethan/ als einen Stillstand vber den andern gemacht/ vnd zwar/ nicht allein ohne Jhrer Kaͤys. May. Bewilligung/ sondern auch gar ohne alles deroselbsten Vorwissen/ vngeacht auch eynige Friedens Puncten niemahlen verglichen gewe- sen/ so hat Er doch jederzeit/ nur auff die Conjunctur der Waffen vnnd derselben Directorium getrungen/ sich derselben nach seinem belieben zu gebrauchen/ vnd vn- ter dem schein/ vnd titul deß Friedens/ nach main seine boͤse falsche Intentiones hin- durch zutreiben/ vnd zu stabiliren, wie dann dieses albereit im vorhaben gewesen/ auff die erfolgte Conjunctur, vnter dem pr æ text/ alle außwendige Nationes, von deß Reichs Boden abzutreiben/ zum aller ersten die Spanischen/ vnd das Lothrin- gische Volck/ vnd was sonsten Jhrer Kays. May. etwan fuͤr hůlffen haben koͤnnen/ mit gutem/ oder aber mit gewalt/ abziehen zumachen/ vnd zu solchem ende/ conjun- ctis viribus auff Sie zugehen. Nach De Statu perturbato Franciæ. Nach deme auch Jhre Kaͤys. May. dero vornehme Commissarios in Schle- sien abgeordnet/ hat Er denen selben/ von seinen vorgehabten Tractaten/ nichts eygentliches communicirt/ wie Er dann Jhrer Kaͤys. May. selbsten/ nur lauter ge- neralia/ vnd daß bey der vorgehabten handlung nichts anders/ als wegen zusam- menstossung der beyden Armaden/ ohne eynige andere verbuͤndtliche condition/ tractiert worden sey/ vnd dieses zwar auch/ erst vber vier gantzer Monat notificiert/ Vnter welcher simulirten Friedens Tractation/ Er dann vnzahlbare Paͤß/ vnnd Repæß außgefertiget/ dardurch fastmenniglich von dem Feind/ zu der Kaͤys. Arma- da/ herüber kommen/ selbige außkundt schafften/ vnd allerhand negotyren koͤnnen/ Durch welches commercium dann auch/ die gifftige Infection, in das Kays. Laͤger ge- bracht/ welche viel von der Keys. Soldadesca hingerichtet/ vnd die herꝛliche Armada/ nicht wenig geschwechet. Vnd ob sich woln endlich/ diese Tractatus eusserlich zer- schlagen/ vnd Er darauff in die Laußnitz/ vnd in die Marck geruckt/ so hat er doch ei- nen weg als den andern/ jmmerzu seine Practicam continuirt, auch zu solchem ende/ den Haupt Rebellen/ aber doch seinen alten vornembsten Confidenten, den bey der Steinaw gefangenen alten von Thurn/ als welcher seine sachen/ bey denẽ Schwe- dischen negotijrt, ohne welche Er letztlich gesehen/ daß sich die Conjunctur nicht pra- cticiren werde/ (den Er auch im mittels gar wol tractiert, vielmals mit jhme in sei- ner Gutschen herumb gefuͤrt/ vnd sonder zweiffel/ alles mit jhme abgered/ vnnd be- schlossen) samptvielandern mehr/ vnd noch darzu mit einer verehrung/ wiederumb loß gelassen. Dieweil nun Jhre Keys. May. auß etlichen der jetzterzelten particular Vrsa- chen (dann von denen/ mit Schweden/ heimlich gepflogenen Corꝛespondentzen/ als auch zu Khemnitz/ mit dem Arnheim gemachten Anschlaͤgen/ bey Lebzeiten deß Friedlaͤnders/ Jhre Kays. May. das geringste nicht vernehmen koͤnnen) bewegt worden/ auff seine Actiones ein wachendes Aug zuhaben/ sonderlich aber/ wegen der abermahligen Winterquartier/ die wiederumb in Boͤheim/ vnnd denen Erb- laͤndern genommen werden woͤllen/ wie auch deß zuruckzugs/ vnnd deroselben an den Thonawstrom/ zum hefftigsten zutringenden gefahr halber/ sorgfaͤltig zu seyn/ vnd aber eben vmb dieselbige zeit/ Er Friedland/ Jhrer Kays. May. Hoff Kriegs Rath/ Herꝛen Gerharden von Questenberg/ Freyherꝛn/ ꝛc. eben der Winterquar- tier halber/ zu sich erfordert/ wie nicht weniger bald darauff Jhrer Kay. May. seine vrsachen/ vnd bewegnussen/ warumben er sich wiederumb zuruck nacher Boͤheim gewendet/ vberschrieben/ Als haben hoͤchstgedachte Jhre Kay. May. vorgedachten Herꝛn von Questenberg Freyherꝛn/ ꝛc. mit gewisser Instruction, zu Jhme abgefer- tigt/ vnnd dem selben remonstriren lassen/ wie schwerlich es bißhero/ mit solchen Winterquartiern/ in dero Erblaͤnder hergangen/ wie dieselben/ auff sein/ deß Fried- lands/ selbst eygene vnder schiedliche/ vnd erst gar newlich gegebene vertroͤstungen/ daß Sie dieses Lasts vberhoben werden moͤchten/ dahin bewogen worden/ daß sie R Sich De Statu perturbato Franciæ. Sich desto staͤrcker/ in dem Seckel angegriffen hetten/ dannenhero vnd weilen es allerhand nachdencken vervrsachen moͤchte/ wann Sie an jetzo/ wie der die beschehe- hene Aßecuration, vnd Kaͤyserliches Wort/ belegt werden solten/ als hetten Sie selbsten auff andere mittel/ da die Exercitus vberwintern/ vnd Jhren vnterhalt mit deß Feinds mercklichen Abbruch/ herentgegen dieser Landen respirierung, vnd laͤn- ger ersparung/ auff den eusseristen Nothfall/ moͤchten haben koͤnnen/ gedacht/ vnd dem selben daruͤber ein gewisse verzeichnus mit vberschickt/ doch aber alles/ zu sei- ner selbst eygenen discretion, vnd mehrerm Nachdencken/ etwan darauff/ oder aber sonsten auff eynige andere ertraͤgliche manier/ wie das Werck zurichtẽ seyn moͤch- te/ nach zudencken/ demselben anheimb gestellt/ beynebens aber/ auff den fall/ da Er ja auff seiner Intention, die Erb Laͤnder mit Quartiern zu onerirn, verharꝛen wol- te/ andeuten lassen/ daß Er der Quartier halber/ in mehrbemelte Erbland/ keine Ordinantzen außgeben solle/ ehender Jhrer Kaͤys. May. Er nicht vorhero seine habende Intentiones, klar: vnnd außfuͤhrlich notificiers habe/ damit nach ersorderter nothwendigkeit/ die sachen berathschlagt/ vnd alles mit rechter Ordnung tractiert moͤge werden/ Vnd koͤndten Jhre Kaͤys. May. Jhro dießfals/ dero hohe Authoritet, vnd Haͤnd keines wegs sperꝛen lassen/ bevorab/ weiln Jhre wie auch dero Ertzhau- ses eygnes Interesse, hierunter zum allermeisten behaffte/ vnd derselben/ wie auch dero Landen/ nicht so viel schaden beschehen wurde/ da allerseits die Feind/ mit dero Volck angegriffen/ vnd daselb verlust leiden solte/ als wann die Erbland derge- stalt ruiniert solten werden. Als nun Jhme Friedland dieses also fuͤr getragen/ beynebens auch/ noch ein anders Schreiben zukommen/ darinnen anbefohlen gewesen/ vngehindert seiner eingeschickten vnd Motiven, genommenen zuruck Zugs/ nacher Boͤheim (welchen Er mit andern/ in der Marck Brandenburg fuͤrgefallene Diversionen, vnd besor- gendẽ Einbruch deß Kniphaussen in Boͤheim beschoͤnigt) die Armadam alsobalden wiederũb gegen Passaw/ vnd dẽ Feind zuwenden/ selbige zu ruck zutreiben/ vnd zu- verfolgẽ/ wie nit weniger/ fuͤr Jhre Durchl. den Herꝛn Cardinaln Infante, selbigen nacher Niederlãd zu conducirn, durch die Spanische/ Sechs Tausent Pferd begehrt worden/ Welches Jhre Kays. May. doch zu seiner selbst eignen discretion, vnd wann es wohl seyn kan/ gestellt/ hat Erdahero Vrsach/ vnd Gelegenheit genommen/ mit seinem lengst zuvor gefasten boͤsen Consilien, vnnd vorgehabten Machinationen außzubrechen/ vnd weiln Jhme an der Armada/ vnnd gewinnung derselben vor- nembsten Commandanten, am aller meisten gelegen gewesen/ derentwegen Er noch bißhero/ seine boßhafftige Anschlaͤg/ nicht zuwerck stellen koͤnnen/ Als ist Er dahin be muͤhet gewesen/ vber die jenigen/ die Er Jhme durch allerhand Mittel voran- hengig gemacht/ noch mehrere/ vnd vornemblich/ die aller vornembsten/ auff seine seiten/ zubringen/ vnter anderm sonderlich dem Herꝛn Graffen Picolomini, seine Intentiones dahin entdeckt/ weilen man an dem Kaͤyserlichen Hoff/ gegen der Solda- De Statu perturbato Franciæ. Soldadesca, so gar vndanckbar/ vnd Tyrannisch verfahre/ dieselbe ohne einige ge- dancken der Bezahlung/ allein zu ruinirn gemeint seye/ Er auch fuͤr seine Person/ auff allerley weiß mortificirt wurde/ vnnd aber mahlem in sorgen stehen muͤste/ mit Despect abgedanckt zu werden/ Auff daß Er nun/ an seiner Ehr/ vnd Reputation, nicht etwan weiter ein Verkleinerung leide/ waͤre Er entschlossen/ sein Heyl vnd Gluͤck zuversuchen/ zu solchem ende/ mit denen vornembsten/ vnd auß dem gantzen Exerci- tu ausser weltisten Troppen/ mit dem Feind sich zu conjuugirn, vnd so dann ins ge- sambt die Oesterꝛeichische Erblaͤnder zubekriegen/ biß Er selbige/ wie auch Jhrer Kay. May. selbst eigene Person/ in sein Macht vnd Gewalt gebracht/ vnd das gan- tze Hauß von Oesterꝛeich/ nicht allein im Teutschland/ sondern auch aller anderer orthen/ wohin dessen Monarchia, vnd Herꝛschung/ sich bißhero erstreckt/ voͤllig/ vnd von der Wurtzel vertilgt/ vnd außgerottet habe/ dannenhero/ vnd damit Jhme be- sagter Picolomini, auch beypflichte/ hat Er Jhme vnterschiedliche Digniteten, auch vornehme Herꝛschafften vorgetragen/ vnnd verheissen/ vnd ob Jhme zwar dage- gen/ vom Herꝛn Graffen Picolomini opponirt, vnd zu Gemuͤth gefuͤhrt worden/ wie dieses ein sehr schwaͤres/ vnd weit aussehendes Werck/ daß auch die Kaͤyserliche/ vnd deß Hauß Oesterꝛeichs Macht/ sonderlich in Spanien/ vnnd andern orthen/ nicht so gar gering zuschaͤtzen/ vnd sich so leicht nicht wurde vber gewaͤltigen lassen. So ist Er doch nichts desto weniger/ auff seinem Vorhaben halßstarꝛig verblieben/ Mit vorbilden/ wie daß in wichtigen sachen/ nur der Anfang/ vnnd erste Hoffnung schwaͤr/ vnd daß bey der gleichen Anschlaͤgen/ so allein auff gut wagen beruhen/ vnd da am verzug/ die groͤste gefahr hafftet/ dergleichen difficulteten, gar nicht zu beob- achten/ Seine sachen auch nunmehr dahin kommen waͤren/ daß Er sich noth- wendig/ dem Gluͤck vertrawen muͤste. Dannenhero/ zu noch mehrerer Erhoͤhung/ seiner Condition, vnd Stands/ bey so erwuͤnschter/ in handen habender occasion, vnd gewissen/ auß dem Gestirn erscheinenden Himlischen Warzeichen/ Er eygentlich entschlossen/ Da er anderst nicht koͤnde/ auch all ein mit Tausent Pferden/ sein heil zuversuchen/ vñ wohin Jhne das Gluͤck selbsten fuͤhren/ vnd leiten thaͤte/ die hand zustrecken/ welchen Muth/ vnd hoͤwenhertz/ Jhme dann seine Astrologi gemacht/ welche Jhme eingebildet/ daß solche directiones, vnnd positiones verhanden/ daß für Jhne der Him̃el voller Geigen hienge/ vnd Jhne gleichsame die Planeten selsten/ auff den Koͤniglichen Thron zusitzen/ anreitzeten. Vnd damit er bey der Militia, auch einen anhang habe/ vnd sein Authoritet, bey vnderschiedlichen desto mehrers gruͤnden moͤge/ Als hat Er/ dem Adam Erdman Tertzka/ seinem Schwagern/ das Generalat/ von der Cavalleria auff getragen/ vnd zu vnderschiedlichen mahlen/ etliche vnderschiedliche Regim enter vnter ge- ben/ wie dann derselbe/ eben vmb diese zeit/ fuͤnff Regimenter Kuͤrisser/ zwey zu Fuß/ vnd eins von Tragon eern commandiert, auff welche Er Friedland/ sich am al- lermehristen verlassen/ vnd darauff sein gantze Hoffnung/ bey dieser seiner Rebellion, R ij gebawet/ De Statu perturbato Franciæ. gebawet/ So ist er/ in dem vnersaͤttlichen Ehrgeitz/ vnd darauß er wachsenden boß- hafftigen vorhaben/ so weit vertiefft gewesen/ daß Er auch gar keine gedancken mehr/ von einem zweifelhafftigen Außschlag/ sich in den sinn weit er kommen las- sen/ Ja der blinden begierlichkeit/ sich endlich also ergeben/ daß Er sich auch deß arbitrij, gleichsamb der gantzen Europa, anmassen doͤrffen/ Jhrer Paͤbstlichen Hei- ligkeit Nepoti einem/ hat Er das Koͤnigreich Neapoli, in seiner Einbildung aßignirt, dem Hertzogen von Saphoien, gab Er neben dem Koͤniglichen Titul/ Monferrat, Al- so auch dem Groß Hertzogen von Florentz/ mit gleich maͤssigen Koͤniglichen Titul/ die Rempublicam Lucensem mit allen Meerporten/ vnnd zugehoͤrungen/ welche von dem Statu Senensi die Spanischen Jhnen vorbehalten/ vnd auff diese weiß/ hat Er auch andere Herꝛschafften/ vnd Status, welche biß hero/ entweder vnter der Spani- schen Tyranney/ (wie Ers titulirt) oder Protection gewesen/ auff andere Herꝛn transferirt, Allein wegen deß Status von Mayland/ ware Er noch zweiffentlich/ was damit fuͤr ein disposition zumachen/ in Betrachtung/ solte Er dem selben/ dem Her- tzogen von Saphoja, oder aber der Venediger Herꝛschafft zueignen/ Er sich besorgt/ es moͤcht eines/ oder deß andern Macht zu groß werden. Dem Hertzogen von Mantua aber/ hat Er zur recompens, fuͤr Montferat, Cremona designirt, vnd dieses ist Er vorhabens gewesen/ alles zugleich zu disponiren, damit zu bestimpter zeit/ vnd gege- benen Loß/ die Spanischen/ auff einmal/ auß gantz Jtalien verjagt/ auch keine Mittel mehr zu resistiern, vbrig seyn solten. Jn welchem allem zwar/ Er Jhme von solchen hohen Cronen vnd Potentaten/ eine eytele/ vnd seinen vnmuͤssigen begier- lichkeiten gleichfoͤrmige Einbildung gemacht/ alles wann solche Haͤupter/ auff eines Verꝛaͤthers/ gar nit vermutlichen gluͤcklichen Außgang/ dergleichen hoch- wichtige Veraͤnderungen zubawen/ vnd ins Werck zurichten/ sich wurden vber- reden/ vnd persuadirn lassen. Als dagegen auch opponirt, daß dieses/ wieder die Catholische Religion sey/ vnd weiln gleich wol der selben/ die mehristen vnd vornembsten Capita beyder Ar- mada/ zugethan/ daß zuwieder/ vnnd gegen Jhrem Gewissen/ dieselben Jhme Friedland hierinnen/ nicht leichtlich beypflichten wurden/ hat Er/ die Catholischen in ruhe/ vnd bey gutem willen zuerhalten/ die Hoffnung gemacht/ wie er entschlos- sen/ denen vorigen/ vnnd alten Possessoribus, die Geistlichen Guͤtter/ welche die Vncatholischen bißhero innen gehabt/ vnd usurpirt, wiederumb zu restituirn. Der De Statu perturbato Franciæ. Der 13. Discurß: Wie der Fridtlaͤnder den Koͤnig in Schweden vnd Franck- reich etliche Reichslaͤnder berauben wollen/ vnnd was er ferner straff barlich darbey veruͤbt. N Ach diesem sind seine Gedancken gewesen/ dem Koͤnig in Franckreich/ Burgundt/ vñ Luͤtzenburg zuvberlassen/ doch der Gestalt/ daß selbiger dargegen/ die in Elsaß occupirte Orth/ widerumb einraumen solte/ die andern Niderlaͤndischen Provincien aber/ haben in jhre freye Libertet gesetzt werden/ vnd dabey verbleiben sollen/ Damit Er Jhme auch/ die nechstge- legene Koͤnig/ vnd Potentaten verbuͤndig machte/ Jst Er vorhabens gewesen/ der Koͤnigl. May. zu Polen/ selbige auch auff sein seiten zuziehen/ ein guten theil von Schlesien zu offerirn/ da Sie aber darein nicht willigen wolten/ wider Sie die Calvinisten auffzuwicklen/ vnd solche dissidia zu erwecken/ vnd zu foviren/ daß von dannen/ wider Jhme/ einigen Huͤlff sich nicht zubefuͤrchten. Was dann die Commandanten/ bey der Soldadesca anbelangt/ hat Er seinen Schwagern/ Adam Erdtman Tertzky/ mit dem Marggraffthumb Maͤhren/ den General Leutenant/ Herꝛn Graff Gallassen/ mit dem Hertzogthumb Glogaw/ vnd Sa- gan/ sampt allen deß Hertzogen von Eggenberg Guͤttern/ den Feldtmarschal- cken/ Herꝛ Graff Coloredo/ mit der Graff schafft Goͤrtz zubelehnen/ vorgeschlagen/ dem Herrn Graffen Picolomini/ die Graffschafft Glatz/ mit allen deß Graffen Schlawata Guͤttern/ wuͤrcklich attribuirt/ bereit auch Befehl gegeben/ weiln seine Compagnien/ ohne das/ der Orthen/ in denen Winter Quartieren gelegen/ selbige zu occupiren/ vnd in posses zunehmen/ deß gleichen auch schon verordnet/ daß alle Ministri vnd Officirer/ in dem Glogawischen/ an den Herꝛn Graffen Gaͤllassen/ welcher dazumahlen in Schlesien commandirt/ angewiesen vñ hinfuͤro alle Einkommen/ zu seinen/ deß Graffen Gallassen handen/ geliffert werden sol- len/ auff diese weiß/ hat Er auch alle andere Capiteinen/ vnd Befelchshaber/ auß denen Erblanden/ vnd Jhrer Kaͤys. May. vnd Ministrorum Guͤter/ zu remune- rirn versprochen. Jmmittels aber/ vnd weiln Er mit diesen gedancken/ vnd Vor- haben vinbgangen/ vnd eben vmb dieselbige zeit/ bey Jhrer Kay. May. Hertzog Frantz Julius zu Sachsen Lawenburg/ newe Friedenshandlungen geworben: vnd diese resolution erlangt/ daß Jhrer Kay. May. nit zuwider/ die Friedens Tra- ctation wider an die handt zunemmen/ vnd daß derohalben/ dem Churfuͤrsten zu Sachsen/ bevorstehe/ Jhre Abgeordnete/ entweder an den Kayserlichen Hoff/ mit R iij Jhrer De Statu perturbato Franciæ. Jhrer Kay. May. selbsten/ oder nacher Prag/ vnd mit dero Feldthaubtman zu tractiren/ abzuschicken/ hat Er also balden zu Dreßden/ Wie auch bey denen Schwedischen/ (da Er doch dergleichen General/ Friedens Tractation anzufan- gen/ einigen Gewalt niemahlen gehabt) mit hoͤchster Verschimpff: vnd Verklei- nerung/ Jhrer Keys. Mey. dahin negotijrt/ daß mit deroselbigen selbsten/ Sie nit tractirn solten/ mit offenem vorgeben/ daß der Kaͤys. May. nicht zutrawen/ seite- maln Sie gar zu Pfaͤffisch/ von denen Jesuitern/ vnd Spanniern regiert/ vnd was Sie zusagten/ nicht halten wuͤrden/ noch koͤndten/ Solten vielmehrers mit Jhme tractiren/ als welcher die Macht/ vnd Waffen/ in seinen Haͤnden/ vnd ent- schlossen sey/ mit denen selben/ einen Frieden/ dessen Sie sich zuerfrewen haben wurden/ einzugehen/ vnter diesem aber/ nichts anders gesucht/ als wie Er/ vnter dem schein deß Fridens/ die vornemsten Capita/ von Jhrer Kay. May. Feinden/ zu sich nacher Pilsen vermoͤgen/ seine gefaste boͤse Vorhaben/ mit Jhnen communi- ciren/ die voͤllige Coniunction/ beyder Theil Waffen/ wider Jhre Kay. May. ver- gleichen/ vnd volgends gar zu Werck richten moͤchte/ vnd Jhme darunter/ das voͤllige/ vnd absolutum arbitrium Pacis et Belli assumiert, Wie dann vnter diser zeit/ vnterschiedliche/ von denen Emigranten/ auß dem Koͤnigreich Boͤheim/ vnter al- lerhand particular Fuͤrwandt/ deß gleichen/ Hertzog Frantz Albrecht zu Sachsen Lawenburg/ deme auch der Sachsische General Leutenandt Arnheim (darzu die Paß vnd Repas bereit vberschickt gewesen) volgen sollen/ vnter deim schein/ der Friedeshandlungen/ zu Pilsen ankommen/ vnd hat der Wilhelm Khinßky/ diese vertroͤstung allbereit mit sich gebracht/ wie daß der Schwedische Cantzler Ochsen- stern/ neben andern Confoederirten, zu aller hilff/ vnd Befuͤrderung sich erklaͤrt/ vnd offerirt hetten. Welcher nachmahlen auch/ die gantze Zeit zu Pilsen verblieben/ alle Frantzoͤsische/ vnd Schwedische Correspondẽtzen gefuͤhrt/ mit dem Friedland/ al- lesin hoͤchsten vertrawen/ berathschlagt/ vnd dem selben/ auch nach dessen wissent- lichen Exautoration, vnd genommener Flucht/ nacher Eger/ vnd biß zu dem Todt beharꝛlich adharirt. Demnach aber Jhrer Kays. May. beuelch/ daß der Churfuͤrstl. Durchl. in Bayern/ theil das in Oesterreich/ Ob der Enß/ einquartirtes Volck/ deßglei- chen auch theils auß Boͤheim zuhilff ziehen sollen/ vnd dann die/ für Jhr Durchl. Herrn Cardinaln Jnfante/ von den Spanischen/ begerte sechs tausent Pferdt/ bey dem Friedtlaͤnder/ allerhandt widrige gedancken erweckt/ vnd in diese sorg ge- stelt/ daß dergestalt/ Jhme alle Kraͤfften benommen/ vnd Er alsdann desto leichter/ von seinem Chargo widerumb abgesetzt werden moͤchte/ hat Er sich vnd seine sa- chen desto mehrers zuuersichern/ vnter dem schein/ vnd praͤtext/ eines feindtlichen Einfals/ die hin/ vnd wider/ in die Winter Quartier gezogene Regimenter/ wider- umb zuruck gefordert/ vnd die Obersten vnd Commandanten/ auff den Elfften Januarij/ diß Sechtzehen hundert vier vnd dreyssigisten Jahrs/ abermahlen/ ohne alles De Statu perturbato Franciæ. alles Jhrer Kaͤys. May. Vorwissen/ oder Erinnern/ zu sich/ nacher Pilsen beschri- ben/ entzwischen aber rumores spargiren lassen/ als wann Er das Generalat resignirt, vnd sich selbstern retirirn wolte/ allein zu diesem endt/ damit Jhne her- nach/ die General Personen/ vnd Officirer/ deren Er schon etliche zur handt ge- habt/ widerumb erbitten/ vnd Er der gestalt vrsach gewinne/ in Sie zusetzen/ daß Sy sich gegen Jhme/ bey demselben zustehen/ verbinden folten. Vnd weiln etliche/ noch vor dem außgeschribenen Tag/ dahin ankommen/ die andern Confidenten/ denen Er diß Werck verhero schon alles vertrawt gehabt/ auch vorhero allda ge- wesen/ Als hat Er/ durch den Jhlo/ vnd Tertzky/ als seine vornembste Jnstrumen- ta/ vorhero deliberirn, vnd negotijrn lassen/ was denen andern Commandanten/ auff den bestimpten Tag/ offentlich zu proponirn/ vnd vnter was fuͤr prætext, die- selbe zu seinem willen/ vnd Jntent zuuermoͤgen seyn moͤchten/ damit Er derge- stalt/ vollends der gantzen Armada/ auff welche alle sein Hoffnung principaliter gestellt gewesen/ versichert seyn moͤchte. Nicht weniger ist auch/ mit etlichen vornembsten Commendanten/ an de- nen daß meiste gelegen gewesen/ absonderlich tractirt worden/ selbige wider Jhre Kaͤys. May. anzureitzen/ vnnd dagegeu Jhme Friedtlandt anhaͤngig zumachen/ sonderlich aber/ mit dem Herꝛn Graffen Jsolani/ deme dieses fuͤrgemahlen/ daß Jhre Kaͤys. May. dem Herꝛn Palfi/ die newe Werbungen in Hungarn/ derge- stalt auffgetragen/ daß selbiger nachmahlen/ vber alle leichte Pferdt/ vnd auch die Croaten commandirn, vnd also Er Isolani, von seinem bißhero gehabten Commando, entsetzt werden solle/ allein wolle Er Friedland darein keines wegs bewilligen/ vnd habe derentwegen albereit/ mit dem Herꝛn von Questenberg geredt/ auch Jhrer Kays. May. selbsten geschrieben/ daß/ wann Er Herꝛ Graff Isolani, seines Charigo privirt werden solte/ Er Friedland auch weiter niche verbleiben wolte/ vnd damit diesem allem desto mehr schein geben wurde/ seynd gar Schreiben fuͤrgebracht vnd wie daß/ noch in selbiger Nacht/ derentwegen ein eigner Curier ankommen waͤre/ fuͤr getragen worden/ da doch in der Warheit/ vnnd an jhme selbsten nicht das ge- ringste gewesen. Nachmahlen/ hat man Jhme auch ein Gut/ von hundert tausent Thalern offerirt/ vnd weilen so gleich/ von denen Confiscierten/ derentwegen Er an den Cantzler Eltzeu/ als welcher die Confiscationes dirigirt/ verwiesen worden/ keines verhanden gewesen/ hat Jhme der Tertzka/ eines auß den seinigen/ nach sei- nem selbst eigenen belieben/ zuerwoͤhlen anerbotten. Als nun auff den bestimbten Tag/ den Eylfften Januarij/ die Comman- danten/ vnd Obristen/ zu Pilsen zusammen kommen/ hat Er Jhnen durch den Illo, in seinem Quartier/ anfaͤnglich die Questenbergische Instruction, wie auch obver- meltes Kaͤyserliches Schreiben/ vnnd dann/ daß sechs Tausent Pferd/ für Jhre Durchl. den Herꝛn Cardinaln Infante, von denen Spanischen begert wurden/ gantz verkehrt/ vnd mit sonderm List/ zu seinem Intent, fuͤrtragen/ vnd proponirn lassen/ zu consul- De Statu perturbato Franciæ. consultiren/ Ob moͤglich/ Die Winter Quartier/ ausser der Erblaͤnder zunehmen/ Jtem die Stadt Regenspurg/ bey damahliger Winterszeit/ wieder zu recuperirn/ vnd dann/ ob thunlich/ vnd rathsamb/ die sechs Tausent Pferd/ von der Armada weg zulassen: Dieweil nun/ die fůrnembste ota, was man gern geschlossen haben woͤllen/ schon vorhero vnterbawt/ die Proposition auch/ darnach formirt gewesen. Als ist das Conclusum/ vmb so viel desto leichter erfolgt/ daß weder eins/ noch an- ders thunlich/ vnd dieses solche sachen/ die allein zu Ruinirung der Armada ange- sehen waͤren/ Welches Illo, alsbalden dem Friedland refenrt/ vnd als Er wiede- rumb zuruck kommen/ darauß die Occasion genommen/ die zum schein vorgehaͤbte resignationem/ offentlich vorbringen zulassen/ mit sonderbahrer boßhafftiger Außfuͤhrung/ die Commandanten/ wieder Jhre Kays. May zuverhetzen/ mit die- sem Eingang: Ingratis servirenefas, die Commandanten/ vnd Obristen/ sollen auß solchen/ Jhme Generaln beschehenen Zumutungen abnehmen/ wie von dem Kaͤy- serlichen Hoff/ vnmuͤgliche ding Jhme auff getragen/ vnd wann Er nicht gleich alsbald pariere/ so suche man Jhne zu verfolgen/ wie dann die Spanischen/ Jhme bereit mit Gifft bey kommen wollen/ welche/ nach deme Sienunmehr/ die Kaͤy- serliche Raͤth/ vnd Ministros, auff Jhre Seyten gebracht/ mit allen kraͤfften dahin trachten/ wie Sie mit dem nechsten/ den Koͤnigin das Feld bringen/ selbigen nach- mahlen Jhres gefallens herumb fuͤhren/ Sie aber/ die voͤllige dispositionem der Waffen/ vnter sich bringen moͤgen/ durch welches Sie nichts anders vor hetten/ als hierunter/ die rechte Fundamenta/ Jhrer Monarchi æ / in diesen Laͤndern zube- festigen/ die Teutsche Freyheit auffzuheben/ vnd das H. Roͤmische Reich/ wieder die alten Privilegia/ Jhnen Erblich zumachen/ Dannenhero diese Jhre gedan- cken/ vnd vorhaben hin durch zubringen/ vnd Jhne Friedlanden zu enervirn/ hettẽ Jhre Kays. May. vnter scheinbaren pr æ texten/ befohlen/ den mehrern theils der Armad æ / in Bayern zuschicken/ vngeachtet der vorhandenen harten Winters- zeit/ vnd das wissentlich/ wie hart vnd vbel/ selbiger Churfuͤrst/ die Soldatesca zu tra- ctirn pflege/ daß auch allein eben zu diesem end/ die sechs tausent Pferd/ für Jhre Durchl. den Herꝛn Cardinaln Infante, selbigen von Mayland/ biß nacher Nider- land/ einen so weiten weg/ zu convoiren/ begert worden/ So sey in denen Kaͤserlichẽ Erb Landen/ weder Volck/ noch Geld mehr zubekommen/ der Kaͤyser sey nur ein Raub der Jesuiter/ welche durche gewohnliche betrug/ vnter dem schein/ der Reli- gion/ alles Geld/ so auffbracht wurde/ verschlucken/ So waͤren auch der Kaͤyserli- chen Raͤth/ vnd Ministrorum Gedancken/ allein dahin gerichtet/ wie Sie/ Jhrer Kaͤys. May. Gemuͤth/ vnd Hertz/ auff andere sachen wenden/ auff daß sich die Min i - stri, Jmmittels deß absoluti Imperij gebrauchen moͤgen/ steckten beynebens vol deß Geitz/ vnd aller boͤser begierlichkeiten/ wie Sie dann/ alle contributiones/ auß denen Laͤndern/ welche fuͤr die Soldatesca bewilliget/ an sich ziehen/ vnnd also/ der armen Soldaten sawren Schweiß/ zu Jhrer Hoffarth anwendeten/ An jetzo suchten Sie noch De Statu perturbato Franciæ. noch darzu/ Mittel vnd Gelegenheit/ wie jhnen solten die Haͤls gebrochen werden/ Wo Sie die Soldaten hinkommen/ oder Quartier begeren/ wolte mans nicht haben/ thaͤten als wans Tuͤrcken/ Teuffel/ oder Tartarn waͤren/ daß also nirgends nichts zuholffen/ vnd wann mangleich viel verspreche/ so wolte mans doch nicht halten. Dieweiln dann Er Friedland/ dieses alles wol wuͤste/ vnd dabey sein Ehr vnd Reputation/ welche Er/ mit seinen acht vnnd zwentzig Jaͤhrigen Kriegsdien- sten erobert/ hoch pericltrirte/ Er a uch der Soldatesca, in dem was Er vielmals ver- sprochen/ nicht mehr zu halten koͤnte/ weiln Jhme entgegen nicht zugehalten/ vnd an dem Keyserlichen Hoff/ auch mit denen Confisoationibus, welche vorhero Jhme/ dardurch die redlichen Soldaten/ Jhrer dapffern Dienst zu recompensiten/ einge- raumt worden/ in andere weg disponirt wurden/ Als sey Er entschlossen/ zu resi- gniren/ vnd die Armadam zu quittirn/ seiner Gesundheit desto besser abzuwarten/ ehe Daß Er/ mit schimpff wiederumb/ (als Jhme dann albereit ein solches spiel/ durch den Neld/ vnd Vndanckbarkeit angerichtet) von newem abgesetzt/ vnd ver- stossen werde/ doch habe Er dieses Jhnen Commandanten/ vnd Obristen/ vorhero fuͤrtragen lassen wollen/ hiervber auch dero Wolmeinen/ vnd trewhertziges Mit- leiden zuvernehmen/ dabey dann er Illo, sein bedencken also bald angehefftet/ Sie Commandanten/ solten gleichwol bey sich selbsten bedencken/ was Jhnen von deß Hertzogs Abzug/ fuͤr gefahr vnd schaden zustuͤnde/ Sie hetten die Regimenter/ vnd Compagnien/ meistentheils/ auff seyn deß Friediands zusprechen/ auß Jhrem eignen Seckel gerichtet der gestalt wurden Sie/ nicht allein darfuͤr nichts/ sondern auch fuͤr Jhre/ so gar getrewe Dienst/ einige Bezahlung/ oder recompens nicht zuhoffen haben/ vnd nichts anders/ alls ruinirte Cavallieri seyn/ derowegen ja der beste Rath sey/ bey dem Generaln vmb Continuirung seines Generalats/ mit al- lem fleiß/ anzuhalteu/ Worauff alsobald ein gemeines geschrey worden/ daß man den Hertzogen nicht lassen/ sondern denselben/ lenger bey Jhnen zuverharꝛen/ er- bitten solle/ Jnmassen stracks/ von einer Abordnung tractirt/ auch bald zu Werck gerichtet/ die weilen Er Friedland/ auff seiner vorigen simulation verblieben/ vnd noch weiter gebetten seyn woͤllen/ die Abgeordnete aber entzwischen/ alles wiede- rumb zuruck gebracht/ seyn Sie zu andern mahl zu Jhme abgeschickt/ darauff Er sich dann erst erklaͤrt/ noch ferners bey der Armada zuverbleiben/ vmbzusehen was deroselben hinfuͤro/ fuͤr ein Vnderhalt/ vnnd Bezahlung wuͤrde verschafft werden. Als nun Illo neben den anderen Abgeordneten/ diese Resolution wiederumb zuruck gebracht/ vnd theils der Commandanten darauff weg gangen/ hat Erin bey seyn der vbrigen ferners proponirt/ Weiln Friedland/ auff so starckes ersuchen/ vnd bitten/ nur Jhnen den Commandanten zum besten/ sich resolvirt/ noch lenger bey der Armada zuverbleiben/ so seye sein begehren/ welches auch aller billigkeit ge- maͤß/ daß man sich hingegen auch/ gegen Jhme verobligire/ drauff die Formulam S solcher De Statu perturbato Franciæ. solchen Obligation/ vnnd Verbundnuß/ welche vorhero von dem Nieman schom gerichtet/ vnd zu Papier gesetzt gewesen/ vnd nachmahlen vnterm dato deß zwoͤlff- ten Januarij verfertigt worden/ her fuͤr gebracht vnd abgelesen/ wie nemlichen Er Friedland/ wegen viel faͤltig empfangener disgusti, zugezogener hoch schmertzlicher Injurien, vnd wieder Jhne angestelter gefaͤhrlicher Machinationen, so wol verweiger- ter/ noth wendiger vnentberlicher Vnerhaltung der Armada/ die Waͤffen zu quit- tirn/ vnnd sich zu retirirn/ gentzlich entschlossen gewesen/ doch aber/ auff der Com- mandanten/ durch den Illo, vnnd andere vier Obriste/ beschehenes ersuchen/ vnnd bitten/ solche seine/ zu der resignation eingefuͤhrte/ bewoͤgliche motiva, so weit zuruck gesetzt/ daß Er sich noch ein zeitlang/ bey der Armada zuverbleiben/ vnd ohne Jhr/ der Commandanten außtruckliches Vorwissen vnd willen/ von denselben/ vnd der Armada/ sich nit zubegeben/ resolvirt/ Daß Sie sich hingegen samentlich/ vnd ein Jeder Jnsonderheit/ am kraͤfftigsten/ an statt eines Corperlichtn Ayds verpflich- ten/ vnd verbuͤnden/ bey dem selben erbar vnd getrew zuhalten/ auff keinerley weiß/ von dem selben sich zuseparirn/ vnd zutreunen/ noch trennen zulassen besondern al- les das/ was zu seiner/ vnd der Armada conservation gereicht/ neben Jhme eusser- ster moͤglichkeit zubefuͤrdern/ vnd beynebens/ vnd fuͤr denselben/ alles das Jhrige/ biß den letzten Blutstropffen/ vngespart auffzusetzen/ Wie Sie dann auch/ im fall einer/ oder der ander/ jhres Mittels/ diesem zu wieder handlen/ vnd sich abson- dern wolte/ sambtlich/ vnd ein jeder Jnsonderheit/ den/ oder dieselben/ wie Trew- lose/ Ayds ver gessene Leuth zuverfolgen/ vnnd an dessen Haab vnd Guͤtern/ Leib vnd Leben/ sich zu rechnen/ schuldig vnd verbunden seyn sollen/ vnd wollen. Da- rinnen aber auch/ sonderlich diese Clausula begriffen gewesen/ so lang Er Fried- land/ in Jhrer Keys. May. Diensten/ verbleiben/ vnd zu Befuͤrderung deroselben Diensten/ Sie gebrauchẽwuͤrde/ Es ist aber dieses alles mit fleiß/ auff einem Vor- mittag/ gleich vor dem Essen tractirt worden/ damit Jmmittels die zeit gewunnen/ vnd Er Illo darauff alle Commandanten/ bey dem vorhero zugerichten Pancket/ bey sich behalten/ da dann der vorhero abgelefene Schluß/ wiederumb vmbge- schrieben/ die vorbemelte substantial Clausula außgelassen/ vnd nach auff gehobener Tafel/ da die mehristen/ mit dem Wein zim lich beladen gewesen/ zum vnterschrei- ben fuͤrbracht/ daruͤber sich zwar anfangs/ sonderlich wegen der außgelassenen/ obvermelten Clansul/ ein Wiederwillen/ vnd Tumult erhebt/ Doch aber alsbald/ durch deß Illo zusprechen/ welcher es mit diesem entschuldigt/ daß ohne das/ in dem Eingang/ der Kaͤyserlichen Dienst gedacht/ vnnd an einem paar wort/ nicht so viel gelegen waͤre/ vnnd dann deß Tertzky Jnsolentz/ vnnd Vermessenheit/ welcher die Jenigen so es mit dem Friedland nicht halten woͤllen/ fuͤr Meineydige Schelmen/ vnd anders außgeruffen/ weiln die getrewen Commandanten gesehen/ daß alda/ weder zeit/ noch orth/ viel zuwieder reden/ oder zu difficultirn, wiederumb gestilt/ vnd also selbiger Schluß/ nach deß Illo, vnd Tertzky Exempel/ vnd der andern General Comman- De Statu perturbato Franciæ. Commandanten/ auch von den andern anwesenden Officirn/ weil solches/ vnder gewaffneter Hand/ vnnd entbloͤßtem Degen/ nicht wol zuverweigeren gewesen/ vnterschrieben worden. Demnach aber Friedland/ diesen Wiederwillen/ vnd Verweigerung vernommen/ hat Er deß andern Morgens/ alle Commandanten/ wiederumb fuͤr sich erfordert/ vnnd Jhnen selbsten/ die Vrsachen seiner geschoͤpff- ten Resolution/ von der Armada abzuziehen/ mit einer empfindlichen Oration fuͤrgetragen/ auch alles das Jenige/ was den vorigen Tag/ der Illo proponirt, mit viel mehrerm Eyffer/ vnnd noch beweglicher repetirt, sonderlich aber/ daß das Je- nige/ was von Hoff auß begert/ fuͤrnehmlich wegen Jhrer Durchl. deß Herꝛn Cardinal Infante, solche Sachen waͤren/ wanns ein Schuler Jung begehrte/ es werth seye/ daß man denselben darumb mit Ruthen straffen solte/ vnnd ob Er sich zwar/ deß vorigen tags/ auff Jhre ersuchen/ vnd anlangen resolvirt/ noch lenger bey Jhnen zuverbleiben/ So habe er doch/ an jetzo mehr Vrsachen/ als vor niemahln/ auff seiner ersten Resolution zuverharꝛen/ all die weiln Er vernehmen muͤssen/ daß allerhand difficulteten/ bey Vnterschreibung deß Jenigen/ welches Er allein/ zu seiner eignen Sicherheit/ begehrt/ movirt worden. Auff welches die Commandanten ab/ vnd in der Ante Camera, wiederumb zu- fammen getretten/ Jhne noch malen ersucht/ vnnd gebetten/ wolte das jenige/ wel- ches den vorigentag/ von etlich wenigen/ in einem erunck fuͤrgangen/ nicht so hoch beobachten/ alldieweiln Sie anjetzo/ allein dernuͤchtern deß einhelligẽ willens/ sol- chen Schluß zu approbirn/ vnd zu ratificiern/ Worauff wiederumb etliche Exem- plaria, weiln in dẽ ersten/ theils deß Weins halben/ theils aber mit fleiß/ die Namen also geschrieben gewesen/ daß mans fast nicht erkennen koͤnnen/ vnterschrieben/ vnd dergestalt auß getheilt worden/ daß ein Exemplar, bey dem Eltisten Comman- ten/ deß Fußvolcks/ das andere bey dem Eltisten/ der Reutterey/ vnd das dritte bey denen Croaten verbleiben sollen. Dieweiln auch die Commandanten/ von der Aldringischen Armada/ deß- gleichen auch von den jenigem Corpore/ welches noch in Schlesien verbliebẽ/ Jhrer viel nit zůr stell gewesen/ Als ist ein Exemplar dem von Schafftenberg (deme zu- gleich/ eben denselbigen tag/ das General Commando/ vber die Cavalleria/ vnd das Aldringische Volck in Oesterreich auffgetragen) vnd dann/ dem Hanß Vl- rich Schaffgotschen/ gleichsfals Generaln/ von der Cavalleria (deme das voͤllige Commando in Schlesien vbergeben) auch eines angehendigt worden/ mit befelch selbige Armaden/ vnd Volck/ gleichfalls zu diesem Schluß zu persuadirn/ vnd sel- bigen vnterschreiben/ vnd approbirt zumachen. Ob nun wol in diesem Schluß/ arglistiger weiß/ vieler empfangener disgu- sten, vnd zugefuͤgter Jniurien/ ingenere meldung beschicht/ So ist doch der Vn- grund/ vnd das lautere wider spiel/ der gantzen Welt bekandt/ vnd meniglich wis- sent (mit was allerhandt gutthaten/ Gnaden/ Freyheiten/ Hochheit/ dignitaͤten/ als S ij nicht De Statu perturbato Franciæ. nicht baldt einem Menschen/ dessen Standts beschehen/ von Jhrer Kays. May. Er von Fridtlandt begabt worden/ was auch fuͤr ansehenliche Summen Gelts/ zu vnterhaltung der Armada/ dem selbem vbermacht/ vnd Er sonsten auß denen Contributionen zusammen gebracht/ das seind die Erblaͤnder/ vnnd das gantze Roͤmisch Reich Zeugen/ deme auch/ in einnemung der contributionen/ oder auch abwendung dermahl vbergebenen Confiscationen/ so wenig einiger Eintrag be- schehen/ daß auch die Kays. Cammer/ den wenigsten Heller/ dem Fridtlaͤnder nit entziehen/ noch wann Sie gleich gewolt/ andersthin wenden koͤnnen/ weil er allein/ die mittel zur Execution in haͤnden gehabt/ zugeschweigen/ einiger Keys. Minister, sich in gedancken ziehen koͤnnen/ von solchen contributionen/ vnd confiscationen/ ohne consens des Fridtlaͤnders/ sich zubereichen/ Dannenhero dieses alles nichts anders/ als falsche erdichte vnd betruͤgliche Einbildungen gewesen zu Jhrer Kays. May. hoͤchsten verkleinerung/ einig vnd allein dahin an gesehen/ von deroselben/ die getrewen Generaln/ Obersten/ vnd Officirer/ verhast vnd abwendig/ vnd da- gegen Jhme anhengig zumachen/ sich Jhrer vnd der gantzen Armada/ zu seinem gefasten boßhafftigen Jntent/ zugebrauchen/ vnter dem schein/ vnd Titul des Fri- dens/ sich mit allen offenen Feinden zu coniungirn/ vnd vnter dem schein vnd Ti- tul/ der nothwendigen vnderhaltung/ vnd hinder stelligen bezahlung/ sich der Erb- Koͤnigreich/ vnd Landen/ wie auch aller getrewer Raͤth/ vnd Diener Güter/ zu impatroniren, vnd der gestalt Jhre Keys. May. von Landt vnnd Leuthen zuver- treiben/ Cron/ vnd Scepter/ Aidtbruͤchiger weiß/ Jhme selbsten zuzueignen/ vnd dero gantzes Hauß gaͤntzlich auß zurotten. Als Er nun der gestalt/ mit denen Commandanten, sein Intent erlangt zu ha- ben ver meint/ vnd aber/ die fuͤrnembsten Capita, als der General Leutenant/ Herꝛ Graff Gallas/ der Feldtmarschalck/ Herr Graff von Aldringen/ auch der Feldt- marschalck Graff Coloredo, an welchen allein/ Jhme allermeisten gelegen/ nicht zur stell gewesen/ als hat er dieselben auch nacher Pilsen erfordert/ Sie gleichfals zu seinem Vorhaben zu disponiren/ oder sich/ auff den wiedrigen fall/ Jhrer Perso- nen zubemaͤchtigen/ vnd damit inmittels/ andern Confidenten/ der Orthen/ seine sachen/ vnd allbereit gehabte befelch/ desto besser negotijrn moͤchten/ Dahinge- gen hat Er die Generaln von der Cavalleria/ den von Schafftenberg/ mit voͤlli- gem Commando zu der Aldringischen Armada/ in Oesterꝛeich vnter der Ennß/ den Schaffgotschen/ in Schlesien mit gleichmaͤssigem General Commando/ vnd das Volck zu seinem anhang zu disponiren/ vnd alles in guter bereitschafft zuhal- ten/ den Herꝛn Graffen Picolomini aber/ in das Land ob der Enß/ abgefertigt/ mit befelch/ Erstlich alle Paͤß/ vnd orth gegen Saltzburg zu occupirn/ damit keine huͤlffen/ auß Jtalia/ mehr herdurch kommen koͤndten/ weiln all andere orth/ dan " nhero Jhre Keyserl. Mayestaͤt/ etwas Volck zukommen moͤgen/ allbereit von dem Feindt occupirt gewesen/ Deßgleichen/ wann die zeit sein wuͤrd/ mit dieser De Statu perturbato Franciæ. dieser conjuration/ aller orthen offentlich außzubrechen/ den Herꝛn Graffen von Aldringen/ auff alle weeg/ bem Kopff zunemmen/ entzwischen alles Volck/ von Jhme abwendig zumachen/ vnd/ wo muͤglich/ auch das Spanische/ mit gutem/ auff sein seitten zu bringen/ oder/ da Er solches nicht erlangen moͤcht/ Sie mit offener macht zuuͤberfallen/ zu welchem endt/ vnd damit Er Graff Picolomini/ dieses alles desto leichter effectniren kondte/ hat Er Jhme versprochen/ allezeit mehr Volck/ vnd so viel vonnoͤthen seyn wurde/ nach zu commandiren/ wie dann eben darzu/ der Schafftenberger/ mit dem Volck/ in vnter Oesterꝛeich/ Jhme patirn sollen/ darzu Er Jhme Grafen Picolomini auch allen Gewalt/ vnd Voll- macht eingeraumbt/ einen jeden Obristen/ welcher Jhme/ fuͤr den Friedtlandt sus- pect fuͤrkommen moͤchte/ zu cassirn vnnd die befelch/ vnd Regimenter andern zu vbergeben. Weiter hat Er Jhme anbefohlen Passaw/ Lintz/ Krembs/ seinem gut beduncken nach zubesetzen/ vnd also die zunechst an der Thonaw gelegene Orth in guter sicherheit zubehalten/ vnnd vollents sich mit aller macht/ gegen Jhr Kaͤys. Mayestaͤt/ zuwenden/ selbige zufangen/ vnd nach occupirter Stadt Wien/ aller orth vnd enden zuverfolgen. Jn Schlesien/ hat Schaffgotsch im befelch gehabt/ nicht allein dasselbe Volck/ zu gleichmaͤssigen Abfall zu disponirn/ sondern sich auch aller vornembsten orth/ als Troppaw/ Glatz/ Neuß/ sambt der Artilleria/ zu Grotz Glogaw/ zubemaͤchtigen/ das Volck alles in guter bereitschafft/ vnnd zu dem fortzug/ wohin das Commando gehen wuͤrde/ fertig zuhalten/ sonderlich aber auff die Hungarische newe Werbungen/ (seytemahlen Friedtlandt/ zu Pilsen schon gewust/ daß dieselben damahlen starck im Werck gewesen) wol achtung zu geben/ vnd da was auß Hungarn/ oder Maͤhren kommen solte/ auff dasselbige zu- gehen/ vnd zuschlagen/ sonderlich aber/ ist aller obbenenten General Officirer be- felch gewesen/ nicht allein fuͤr sich selbsten/ diesem allem/ so jetzo angezeigt/ fleisig nach zu kommen/ sondern auch dieses Jhren vntergebenen Commandanten/ vnd Obristen zubefehlẽ/ keiner eignen Ordinantz/ vom Keyserlichẽ Hoff auß/ zuparirn. Entzwischen ist Er Friedtlandt vor habens gewesen/ den Keyserlichen Hoff/ mit allerhandt Listen/ vnd vornemblich vnter dem Deckmantel/ weiterer Fridens- handlungen/ mit guter Hoffnung/ die Er auch fuͤr gewiß außgeben/ daß Er seinen Kopff/ wann solche nit gluͤcklich fortgehen solten/ verlohren haben wolte/ zu inter- teniren, vnnd zuspeisen/ Wie er dann zumehrerm schein auch wiederumb einen Keyserlichen Rath/ zu Jhme fuͤrderlich/ solcher tractation halber zuschicken/ instendig begehrt/ dessen assistentz er sich bey der Handlung gebrauchen moͤchte/ bey nebens aber/ vier mahl hundert tausent thaler in Abschlag seiner schuldt/ jhme also baar zuverlegen/ zubegeren/ weiter auch insten- dig an zuhalten/ den Soldaten/ die wuͤrckliche Bezahlung zu leisten/ vnnd Jh- me selbsten/ fuͤr das Hertzogthumb Meckelburg/ welches er/ fuͤr seine an- gewendte Vnkosten/ bey diesem Krieg/ hie vormahls angenommen/ darvber S iij auch De Statu perturbato Franciæ. auch inuestirt worden/ Statisfaction zuleisten/ damit Er also/ weil Er wol ge- wust/ daß solches/ in kurtzem nit koͤndte præstirt werden/ Er seine vorhabende de- fection/ hier durch destomehr außschmucken/ die zeit gewinnen/ vnter diesem aber/ mit den feinden/ das gantze Werck vergleichen moͤchte/ darauff er als dann vmb den Fruͤling/ wann es zeit zu Feldt zu ziehen/ mit seinen machinationibus / vnnd boͤ- sen Anschlaͤgen/ offentlich herfuͤr brechen/ vnd Jhre Keys. Maͤy. vnd dero Hauß/ aperto Marte/ verfolgen/ vnd wider dieselbe grassiren wollen. Als Er auch/ vmb dieselbe zeit/ von Lintz auß/ von seinen Correspondenten einem/ avisirt worden/ wie Jhre Keys. May. in das Land Ob der Ennß/ zu Com- missarien/ Jhre Fuͤrstlichen Gnaden/ den Herꝛn Bischoffen zu Wien/ den Herꝛn Grafen Kevenhuͤllern/ vnd den Herꝛen Grafen von Losenstein/ deputirt/ vnd daß solches vnder dem schein/ alda dem Landtag bey zuwohnen/ in der war heit dahin angesehen waͤre mit dem Churfuͤrsten in Bayern/ vnd dem Spanischen Volck zu correspondiren/ vnd vermittels desselben/ Passaw/ Lintz/ vnd andere ort/ an dem Thonawstromb/ zuversichern/ wie auch das gemeine geschrey gehe/ daß die zu Hungarn/ vnd Boͤhem Koͤn. May. selbsten/ mit dem negsten folgen wur- den/ (Ob zwar solches lautereytele discurs/ vnd muthmassungen gewesen) So hat Er doch als baldt auß boͤsem verdacht/ vnd ver wundem Gewissen/ dahin be- felch geben/ vorbemelte Herꝛn Commissarios? Ja auch Jhre Koͤn. May. selbsten/ wann sie daselbst ankommen moͤchten/ in gefaͤngliche Verhaͤfftung zunemmen/ vnd damit zu statuirn/ was die occasion/ vnd seine Dienst erfordern wurden. Deßgleichen ist auch/ der/ immittels nacher Dreß den/ zu dem Churfürsten von Sachsen/ der Friedens Tractaten halber/ auff deß Kinßky vorschlag/ vnd zumuthen/ abgeschickte Antonius Schlieff/ zu Pilsen widerumb angelangt/ vnd als selbiger/ seine verꝛichtung/ bemeltem Kinßky/ aller erst referiert/ hat dieser Jhme lauter angedeut/ wie daß die sachen/ in seinem abwesen/ sich weit veraͤndert/ vnd nunmehr in gantz andern terminis begriffen/ Friedland habe schon ein andere resolution gefast/ die gantze Kaͤyserliche Armada/ waͤre nun mehr in seiner Hand/ erwarte nur deß Arnheimbs ankunfft/ wolte den Frieden schliessen/ der Kaͤyser Confirmire denselben/ oder nicht/ Ja man werde den Kaͤyser/ da Er den geschlosse- nen Frieden nicht confirmiren wolte/ von Land vnnd Leuten vertreiben/ vnd als Jhme/ von dem Schlieffen dagegen opponirt/ daß Chur Sachsen/ so leicht nicht glauben/ noch dem Friedland allein trawen/ vnd Jhre Kaͤys. May. beyseits setzen wurden/ hat Er ferners so weit herauß gebrochen/ Chur Sachsen werde fol- ches in der That erfahren/ oder aber deß Reichs Freyheiten besser bedencken muͤssen/ vnnd werde sich auff die letzt Friedland/ mit Franckreich/ vnnd Schwe- den conjungiren/ vnnd Sie als dann nach Chur-Sachsen nicht viel mehr fragen. Dieweilen dann Jhme Friedland/ die andern General Personen/ denen Er sich De Statu perturbato Franciæ. Er sich offenbahrt/ vnd alles vertrawt/ vnnd daruntur fuͤrnehmlich der Herꝛ Ge- neral Leute nandt/ Graff Gallas/ wie auch der Herꝛ Feldmar schalck/ Graff Pico- lomini/ von diesem seinem Boßhafftigen vorhaben/ vnnd mehr als Barbarischen Tyranney/ keines wegs abwenden koͤnnen/ vngeachtet Sie Jhme mannigfaͤltig/ seine hohe dignitaͤten/ vnnd Wuͤrden/ darinnen Er sich befunden/ vnnd hergegen die boͤse Belohnung/ welche den Jenigen/ so an Jhrem Herꝛn Meineydig/ vnnd Aydbruͤchig worden/ so wol bey Freunden/ als Feinden/ fast jeder zeit wiederfahren remonstriert/ vnd zu Gemuͤth gefuͤhrt/ vnnd daß Er sich selbsten/ in der Jenigen Haͤnd/ nicht pr æ cipitirn solle/ deren Trew Er noch nicht versichert/ beynebens aber bey sich selbsten betrachtet/ wie starck Sie/ mit jhrer Ehr/ vnd reputation hie- bey interessiert/ vnd mit was hohen Aydspflichten/ Der Kaͤy. Mayest. Sie ver- bunden/ Als haben Sie zwar anfangs/ vnter sich selbsten/ allerhand Consilia com- municirt/ wie die sem vnwesen fuͤrzukommen/ vnd zu remediern seyn moͤchte/ all- die weilen Sie bey sich selbsten/ so wol Jhrer eignen Person/ als auch der gantzen Armada/ vnd deß gem einen Wesens halber/ welches dardurch gar leichtlich in ein grosse gefahr/ vnnd confusion hette koͤnnen gesetzt werden/ noch dazumahlen nicht fuͤr rathsam befunden/ mit dergleichen wichtigen sachen/ etwann vnzeittig außzu- sprengen/ zumahlen Jhnen wol bewust/ in was hohem credit/ der Friedlaͤnder/ bey der Kaͤys. May. waͤre/ welche Jhme auch/ vber so viel Muthmassungen/ vnnd Vrthel/ vber dessen actionen, Jhme jedoch/ ein solche vndanckbare/ Aydsvergessene Verꝛaͤtherey/ nicht leicht zumessen wurden/ Doch aber nochmahln/ damit nicht etwan auß dem verzug/ groͤssere gefahr entstuͤnde/ vnd wol gar die Medicin, zu spath gereicht wuͤrde/ haben Sie alles in der hoͤchsten still/ an Jhre Kay. May. vmbsten- dig berichtet/ welche/ nach empfangenen vnterschiedlichen/ gleichfoͤrmigen Re- lationen/ mit denen/ aller Orthen/ die facta vberein gestimbt/ vnnd daruͤber gehab- ten geheimen consultationen/ demnach Sie/ deß Friedlaͤnders oberzeltes vor- haben/ vnd theils albereit zu werck gesetzt er Verfassung halber/ keinen zweiffel sich mehr machen koͤnnen/ in Anmerckung/ Jhrer selbst eignen Person/ vnd dero gan- tzen Hauses eusseristen gefahr/ vnnd deß gantzen gemeinen Wesens/ hoͤchsten pr æ - judicij/ auch fuͤr Augen schwebenden Verlusts/ vnnd ruin, dero angehoͤrigen Erbkoͤnigreich/ vnd Laͤnder/ sich dahin/ resolvirt/ vnderschiedlichen dero vornehmen Kriegs Commandanten/ befelch auffgetragen/ daß Sie/ auff alle thunliche weiß vnd weg/ Jhne Friedlanden/ wie auch seine fuͤrnembste zween Adh æ renten/ den Illo, vnd Tertzka/ in gefaͤngliche Verhafftung/ vnnd an ein solches sicheres ort bringen solten/ alda Er gehoͤrt werden/ vnnd sich/ vber alles dieses/ gnugsamb de- fer diren/ vnnd purgiren moͤge/ oder doch/ sich seiner Lebendig/ oder Tod zubemaͤch- tigen/ dieß wichtige werck auch dextrè, vnnd mit solcher fuͤrsichtigkeit moderiern/ vnd anstellen/ damit Jhrer Kaͤys. May. Intention, erꝛeicht/ das gemeine Wesen/ wie auch die Reichs Constitutiones, dero Kayserliche authoritaͤt/ vnnd Jhr Hauß/ für dem De Statu perturbato Franciæ. fuͤr dem machinirten vntergang/ conserviert wuͤrden. Vnd damit dieses nicht etwan/ bey der Armada/ vnnd denen Landern/ newe motus ecweckte/ haben Sie dem Herꝛn General Leutenanden/ Graff Gallassen/ beynebens ein offenes Patent/ vn- term dato/ deß vier vnnd zwentzigsten Januarij/ an alle General Befelchshaber/ Obriste Lentenand/ ꝛc. Vnd andere hohe/ vnd Niedere Officier/ zu Roß/ vnd Fuß/ mit vberschickt/ denselben die/ mit dem Friedland/ als gewesten General Feld haub- man/ auß hochwichtigen/ vnd tringenden Vrsachen fuͤr genommene Veraͤnde- rung/ notificiert/ vnnd Sie/ auß Kaͤyserlicher Macht/ aller obligation/ mit welcher Sie gedachtem Friedland/ als Generaln/ verbunden gewesen erlassen/ hingegen geordnet/ daß Jhme dem General Feld Leutenand/ Herꝛn Graffen Gallassen entzwischen vnd so lang/ biß solches Generalat wiederumb bestelt/ allen gebüren- den respect/ folg/ vnnd gehorsamb leisten sollen/ ohne einige Verweigerung/ oder Hinderung/ so lieb jedwederm die schwere vngnad/ vnd dabey in Rechten außge- tzet straff vnd Poͤn zuentfliehen. Ob Sie zwar auch vernommen/ daß etliche Kriegs Obriste/ vnd Officier/ bey der/ am Eylfften Januarij/ zu Pilsen/ angestel- ten Versamblung/ etwas weit gegangen/ vnd mehr/ als von rechtswegen gebuͤrt/ sich eingelassen/ Jedoch aber/ weiln Sie benebens auch befunden/ daß Jhnen ein anders eingebildet/ vnd vortelhafftiger Weiß vorgehalten/ als es billich/ bey der/ mit Ayd vnd Pflichten/ deroselben so hoch verbundenen Soldatesca/ geschehen sollen/ Als hetten Sie/ damit deßwegen niemand/ zu vnverantwortlichen ver- zweiffleten Consilijs/ sich verleiten liesse/ sich dahin gnaͤdigst erklaͤrt/ alles/ was dieß fals vorgangen/ nach zusehen/ vnd gantz zuver gessen/ ausserhalb daß auß sol- chem Perdon/ neben dem gewesenen Generaln/ noch zwo andere Personen außge- schlossen/ Als welche sich zu diesem werck/ als Raͤdlsfuͤhrer/ vor andern gebrau- chen/ Dabey alle hohe/ vnnd Niedere Befelchshaber/ vnnd anbere Soldaten ver- sichert/ wie Sie bißhero/ der Kaͤyserlichen Gnaden vnd Danckbarkeit/ gegen alle die Jenigen/ so deroselben trewlich gedient/ der gantzen Welt bekandt gemacht/ Sie auch ins kuͤnfftig dahin aller gnedigst gesinnet waͤren/ so viel immer muͤglich/ vnd erschwinglich feyn wird/ an derselben nichts ermanglen/ Wie Sie auch ohne das befliessen/ daß an nothwendigem Proviant/ vnnd Vnterhaltung/ dero getre- wen Krieghoͤrs/ nichts ermanglen/ sondern mit Nothwendigkeit versehen wer- den solle. Es hat sich aber damaln/ wegen allerhand erheblicher/ vnd wichtiger be- dencken/ theils/ daß man der gantzen Armad æ / in gefahr gestanden/ vnnd man nicht gewuͤst/ wohin ein/ oder anderer Obrister/ inclinirt seyn moͤchte/ theils auch/ daß die getrewen Kaͤys. Commandanten/ noch keinen einigen sichern orth gehabt/ da Sie sich colligirn/ vnnd im nothfall retirirn koͤndten/ vnnd vmb anderer vrsa- chen mehr/ sich so gleich nicht thun lassen woͤllen/ diese/ Jhre May. gefaste resolu- tion/ alsobalden zur Execution zu stellen/ vnnd zu publiciern; Dannenhero/ vnnd damit De Statu perturbato Franciæ. damit hierdurch der Herꝛ General Leutenandt/ Graff Gallas/ mehr zeit/ vnnd Gelegenheit erlangen/ Jnmittels auch alles/ bey dem Volck hin vnd wieder/ noth- wendig disponirn/ vnnd mehrere Commandanten an sich gewinnen moͤchte/ hat Er den Friedland dahin persuadirt/ weilen bey der vorigen zusammen kunfft/ der auffgesetzte Schluß/ in seyn/ deß Herꝛn Graffen Gallassen/ abwesen/ mit zimbli- cher Vnordnung/ vnd etlicher wiederwillen/ vnterschrieben worden/ daß dahero nicht viel auff denselben zubawen/ es sey dann/ daß Er in seinem beyseyn/ in einer voͤlligen Versamblung/ von allen wiederumb ratificirt werde/ derhalben/ auff den neunden Februarij/ wiederumb ein newe zusammenkunfft/ aller Commandanten/ auß geschrieben worden; bey derselben/ ist Friedland willens gewesen/ die Officier vnd Soldatescam desto mehr wieder Jhr Kaͤys. May. vnd dero Hoff verbittert zu- machen/ annotirn zulassen/ was mann einem jedwedern Regiment/ Jnsonderheit von zeit an/ da Er der Armada wiederumb vorgestanden/ noch restire; Vnd dar- auff solches alles nacher Wien zuschicken/ vnd die baare Bezahlung zu urgirn, hier- durch eine offene meutination, vnter der Soldatesca zuerwecken/ vnd dieselbe desto ehender zu dem Abfall zuvermoͤgen. So hat Er auch auff das allerargiste exaggerirt, wie von Jhrer Kaͤys. May. die Land Contributiones, vnd Confiscationes, Jhme entzogen/ vnnd dieselbe vnter die Hoff Officirer/ vnd Raͤthe (welche Er/ vnnuͤtzer gedancken Ministrostitulirt ) auß- getheilt wurden/ Dahero Er entschlossen/ als balden die Obristen/ wuͤrcklich in die Posseß, der fuͤrnembsten Kaͤyserlichen Raͤthen/ vnnd Diener Guͤter/ zu immittirn, mit welchem Er allein dahin gesehen/ dardurch der Commandanten gemuͤter/ desto mehr zugewinnen/ vnd seine vorhabende Anschlaͤg zu stabilirn, Jhme affectio- nirt, vnd anhaͤngig zumachen. Als nun hierauff der Herꝛ Graff von Aldringen/ seiner selbst eigenen/ darbey versirenden gefahr halben/ nacher Pilsen nicht kommen/ sondern mit allerhand Entschuldigungen/ von einer zeit zur andern cunctirt, vnd der Herꝛ Graff Gallas abgenohmen/ daß auß diesem aussen bleiben/ Friedland was suspicirn moͤchte/ hat Er daher/ die jenige vrsach/ welche sich gleich selbst præsentirt, in deme nemblichen/ Jhme der Friedland selbsten angemuthet/ sich zu dem Graffen von Aldringen zu- erheben/ vnd selbigen/ als seinen Schwagern/ nacher Pilsen zuvermoͤgen darzu Er seine eigne Carotzen dargeliehen/ arripiert, vnd dergestalt von Pilsen hinweg/ nacher Frawenburg/ gleichsamb dem Herꝛn Graffen von Aldringen entgegen/ ab- gereist; Als Er aber dahin kommen/ vnd sich erstlich mit dem Don Balthasar de Ma- radas, nachmalen aber/ in dem nechst abgelegenen Dorff/ mit dem Herꝛn Graffen von Aldringen vnterꝛed/ alles mit einander conferirt, vnnd consultirt, vnnd darauff vom Volck/ so viel Sie nur gekoͤnnet/ zu Jhrem willen gebracht/ Budweiß/ vnnd Thabor fuͤr Jhr Kaͤys. May. besetzt/ vnnd in Krafft deß vberschickten Patents/ die Ordinantzen/ darin Er alle Obriste von dem gehorsamb/ mit deme Sie biß dahin T an den De Statu perturbato Franciæ. an den Friedland gewiesen/ liberirt, hin vnd wieder außgetheilt/ hat Er sich gar na- cher Lintz begeben/ selbiger orthen/ auch alles in Ordnung gestelt/ Passaw/ vnd an- dere orth versichert/ vnd die Obristen/ der verdaͤchtigen Regimenter/ so lang vmb- vnd bey sich behalten/ biß Er selbige/ nacher Wien zuschiecken sich alda zu purgirn, befelch bekommen. Eben auß dieser occasion, daß der Herꝛ Graff von Aldringen/ nicht allein nicht kommen/ sondern auch der Herꝛ Graff Gallas außgeblieben/ hat Herꝛ Graff Pi- colomini/ welcher vorher wegen deß new außgeschriebenen Tags schon wieder- umb zu Pilsen angelangt/ ein vrsach genommen/ sich darvon zumachẽ/ dem Fried- land diesen scrupulum movirt, weilen Herꝛn Graff von Aldringen/ sich nunmehr außtruͤcklich wieder setzig vnd vbel affectionirt erzeige/ so ser zubesorgen/ daß Er dem Herꝛn Graff Gallassen/ weil selbiger auch nicht wieder komme/ nicht etwa nach dem Leben strebe: Dahero Friedland Jhme durch den Tertzkabefelch geben/ daß Er sich alsbald nach Lintz verfuͤgen/ vnd alldorten alles Volck zu seinen Diensten/ zusammen fuͤhren solle/ auff welches Er auch/ mit deß Friedlands eignen Gut- schen von Pilsen hinweg/ vnd folgends wiederumb zu dem Herꝛn Graff Gallasse nacher Lintz kommen/ der Jhne dann alsbald/ mit drey Tausent Pferd/ vnd dem Bredawischen Regiment/ wiederumb gegen Pilsen zu commandirt/ damit Er ey- lends/ vnd der Baron de Suys, (welcher von dem Herꝛn General Leutenant Gallas- sen befelch gehabt/ sich alsbald nacher Prag zuwenden/ die darumb gelegene Regi- menter/ wie auch selbe Stadt fuͤr Jhr Kays. May. zuversichern) bey Frawenburg/ wiederumb angelangt. Die weiln dann auß dem/ daß nicht allein der Herꝛ Graff von Aldringen/ sondern auch der General Leutenand/ vnnd der Herꝛ Graff Picolomini/ auß- geblieben/ Jmmittels auch der Spanische Resident, Doctor Augustinus Navarra, wie nicht weniger der Obriste Deodati , welcher sein Volck/ gegen dem Feind liegen gehabt/ zu Pilsen heimblich durchgangen/ sein Regiment auß den Quar- tiren zusammen gefuͤrt/ vnnd seinen Zug ohne alle Friedlaͤndische Ordinantz angefangen/ den nachmalen der Herꝛ Graff Picolomini/ mit dem Volck schon vmb Horaschowitz/ in der Bereitschafft angetroffen/ vnnd vielen an- dern sachen mehr/ der Friedland gemerckt/ daß seine Machinationes außgebro- chen/ vnnd etwas gegen Jhme/ obhanden seyn müsse/ hat er als bald Ordi- nantz geben lassen/ weder deß General Leut enands/ Graff Gallassen/ noch Graffen von Aldringens/ noch deß Don Balthasars/ noch Picolomini/ wie auch sonsten kei- ner eigenen Ordinantz/ ausser seiner selbst eigenen/ deß Jllo/ vnd Tertzka zu parirn/ zu gleich auch/ zu den nechst gelegenen verwarten Orthen/ Budweiß/ Thabor/ ꝛc. geschickt/ selbige/ sampt dem darin gelegnen Volck/ (deme aber bereit die Befelch Jhrer Kays. May. ein wenigs zuvor/ vorkommen) in seyn Sicherheit zubringen/ vnd dann all Regimenter/ in eyl/ vnder dem schein/ als wann der Feind auff das Koͤnigreich Boͤheim zuziehen/ vnnd einbrechen wolte/ nacher Prag commandirt/ De Statu perturbato Franciæ. allda alles Volck/ tlaͤngst auff den drey vnnd zwantzigsten Februarij/ zusammen gefuͤhrt werden sollen/ dahin Er auch selbsten/ in eigner Person kommen woͤllen/ mit demselben/ vnnd ins gesambt/ von Jhrer Kays. May. zu einem schein/ die Be- zahlung zubegehren/ darauff seine biß anhero gehabte Anschlaͤg/ zuentdecken/ vnnd so dann/ die total meutination, fuͤr sich zu werck zurichten/ oder aber/ da dieses Jhme nicht angehn solte/ wie Er dann selbsten darob gezweiffelt/ (alldieweiln Er schon gemerckt/ daß der General Leutenand bereit vorkommen/ vnd schon alles/ fuͤr Jhre Kays. May. wieder Jhne/ disponirt habe (sich nacher Sittaw zu wenden/ allda Er/ wegen seiner selbst eignen/ nahent gelegener Laͤnder/ vnd Guͤter/ vnd daß der Arn- heimb nahe an der hand/ sich mehrers sicher zuseyn vermeint/ wie Er sich dann auch gaͤntzlich auff das Volck in Schlesien/ als wurde dasselbegar gewiß alles zu seinen Diensten vnd bereit zusammen gefuͤhrt seyn/ verlassen. Deßgleichen/ ist den achtzehenden Februarij/ in der Nacht/ Hertzog Frantz Albrecht zu Sachsen Lawenburg/ mit Friedlaͤndischen Paß/ nacher Regenspurg/ zu Hertzog Bernhardten von Weinmar abgereist/ selbigen/ mit Fürweisung deß/ mit der Soldatesca den zwoͤlfften Januarij/ verfertigten Schluß/ dahin zu dis- ponirn/ als bald sein Volck/ an die Boͤhmischen Graͤntzen/ zusammen zufuͤhren/ vnd sich mit den Friedtlaͤndischen Troppen zu conjungirn/ wie nicht weniger/ die vbrigen Schwedischen auch dahin zuvermoͤgen/ daß sie sich gleichfals/ zu diesem vorhaben/ vnd Coniunctur/ vnder dem schein eines Friedens verstehen sollen. Es hat aber der von Weinmar solcher Legation nicht trawen woͤllen/ vermeinent/ daß der Hertzog Frantz Albrecht/ von dem Friedtlaͤnder selbst betrogen waͤre/ weil er sich nicht einbilden koͤndte/ daß ein gantze Armada/ vnd so viel ansehenliche Cava- glieri/ dermassen an jhrem Herꝛen Aydtbruͤchig werden koͤndten/ mit diesem Elo- gio deß Friedtlaͤnders./ daß denen jenigen/ so an Gottnit glauben/ auch kein Mensch trawen koͤndte. Jtem/ Jst auch eben selbiges tag/ als Hertzog Frantz Albrecht von Pilsen verꝛeiset/ ein Boͤhmischer vom Adel/ Wentzel Rabenhaupt/ nacher Franckfurt/ zu den Schwedischen Cantzler Oxenstern/ vnd alda residirenden Frantzoͤsischen Ambasciatorn/ Mons. Frequiern/ mit Brieffen von dem Kinßky/ vnnd einem Friedtlaͤndischen Paß/ fuͤr ermeltem Frequiern/ eintweder selbsten in eigener Person/ oder doch durch Abgeordnete/ nacher Prag zukommen abgefertigt/ Vnd dann der Antonius Schlieff/ den neunzehenden Februarij in die Schlesien/ zu dem Schaff gotschen verschickt worden/ mit einem Schreiben an den Feldmar- schalcken Herꝛn Graffen von Colloredo/ vnd offenem Patent/ daß die/ in der Marck Brandenburg/ vnd Marggraffschafft Laußnitz gelegene Reuterey vndert dem schein/ einer elargirung/ vnd refrischirung in die Winter Quartier in Schle- sien gefürt/ vnd deß Schaff gotschen voͤlliger disposition vnder geben worden/ Sie auch in allen seinen Ordinantzen hinfuͤro pariren sollen/ jtem mit einem Creditiv/ T ij von De Statu perturbato Franciæ. von dem von Friedtlandt/ an den Schaffgotschen/ dem selben seine hierunden ha- bende Jntention/ mit mehrerm zuentdecken/ dem der Hertzog Frantz Albrecht/ noch vor seinem Abreisen/ auch einen Paß/ vnd dann drey verschlossene Ordinan- tzen/ an die Schlesien/ als auff dem Thumb zu Preßlaw/ zu Brieg/ vnd Oppeln/ gelegene Commandanten von dato an/ mit dem Generaln von der Cavalleria/ den Schaffgotschen/ weiln derselbe das Commando in Schlesien absolute bekom- men wuͤrde/ zu correspondiren/ vnd einer/ vnd der andern notturfft wegen/ sonder- lich aber/ gegen den Jenigen so sein Schaffgotschens befelchen/ vnd der Friedens Tractat en zuwider seyn wolten: oder was sich sonst dergleichen ereignen moͤchte mit Jhme zu communicirn/ vnd demselben so weit/ doch seiues Herꝛn dienst ohne schaden zu assistirn/ mit gegeben mit welchem allem/ Er Schlieff vnderwegs zu Prag angehalten vnd in Arrest genommen worden. Vngeachtet nun/ dieses alles also fuͤrgangen/ vnd bestellt gewesen/ So hat doch nichts desto weniger/ die zu der anderu zusammenkunfft/ welche sich inmittelst biß auff den zwantzigsten Februarij verzogen/ beschribene Officirer/ vnnd Commendanten/ so viel deren in Pilsen anwesendt gewesen/ Er widerumb fuͤr sich erfordern lassen/ vnnd Jhnen selbsten fürgetragen/ wusten sich zu erinnern welcher gestalt vor diesem auff Jhr bitten vnd ansuchen/ Er sich erklaͤrt/ vnangesehen seiner vielfaͤltig empfangener disgusten/ vndwieder Jhne angestelter machinationen/ vnd dahero vor gehabt er resignation/ noch laͤnger bey Jhnen/ vnd der Armada/ zu verbleiben/ Sie auch dahin ermahnet vnd bewogen/ daß Sie die Recurten vnd Armaturn/ inmittelst auß dem Jhrigen verlegen/ vnnd zu werck richten sollten/ darfuͤr Er solches auß dem seinigen wieder zu erstatten/ Buͤrg worden. Nun seye entzwischen eine Ver- aͤnderung fuͤrgangen/ in deme der Graff von Aldringen/ mit seinem Volck auß dem Reich in Oesterꝛeich gezogen/ dahero nun mehr einige Contributionen nicht zu hoffen/ So blieben die Steirischenauch dahin den/ Dieweiln er dann nicht gern mit seinem versprechen/ stecken bleiben wolte/ Als habe er Sie erfordert/ sich mit dem Feldtmarschalcken Jllo/ zu vnterꝛeden/ was fuͤr mittel an die handt zuneh- men/ damit diß fals ein Jeder/ das seinige haben moͤchte/ habe zwar auch/ den Graffen Aldringer darzu bernffen/ der seye aber nur biß nacher Frawenburg kommen/ vnd entschuldige sich/ mit seiner Kranckheit/ vnd ob Er auch wol/ den Graff Gallassen/ nach Jhme geschickt/ so bleibe doch derselbe weisse nicht/ auß was vrsachen/ auch auß/ verhoffte doch/ Sie werden sich noch einstellen: Für eins: So hoͤre Er/ fuͤr das Ander/ auch spargirn/ daß der Obriste Deodati/ mit seinem Re- giment auff gebrochen/ wiesse nicht wohin/ vnnd daß Jhrer viel/ in denen gedan- cken begriffen/ den juͤngst gemachten Schluß auch dahin außdeuten/ als wolle wieder Jhre Kays. May. dero Hochheit/ vnd die Catholische Religion/ Er etwas anfangen/ darzu seye er aber nunmehr zu alt worden/ allein werden zu Hoff viel sachen begere/ die von dem Roͤm. Reich nicht koͤndten consentirt/ noch gut gehei- sen De Statu perturbato Franciæ. sen werden/ dahero seye Er nur/ dem gemeinen Weesen zu besten/ willens/ einen Frieden zu machen/ vnd/ damit auch Sie darumb wůsten/ werde jhnen der Feldt- Marschalck Jllo/ die Tractations Puncten fuͤrhalten/ vnnd wolle allzeit etliche Obersten dabey haben/ verhoffe aber beynebens/ Sie werden bey Jhme halten/ wie Er bey Jhnen zuverbleiben/ auff jhre so starckes anhalten/ sich bewegen lassen/ wol- le Jedtwedern sein Contentamento geben/ dann solte Er sich Jhrer annemmen/ vnd darvon einen spott zugewarten haben/ waͤre Er zu alt darzu/ vnnd wurde von Jhnen nicht weniger/ dann von Hoff/ vbel recompensirt/ Auff welches Er vnter bemeltem dato/ deß zwantzigsten Februarij/ zu einem eusserlichen schein/ ein an- dere formulam/ einer obligation/ den anwesenden Obristen vorhalten/ vnnd von denselbigen außfertigen lassen/ darinnen diese protestation begrieffen/ daß wider Jhre Keys. May. dero Hochheit/ vnd Catholische Religion/ deren Sie/ die Obersten/ selbst mehren theils zugethan waͤren/ das geringste zuverstatten/ weniger selbsten zu practiciren/ Jhme niemahln in die gedancken oder Hertz kow- men/ Jm werck aber/ daran dann dem Friedtlaͤnder am meisten gelegen/ ha- ben Sie sich de novo wieder verbuͤnden muͤssen/ mit jhme/ vnd beysammen/ biß auff den letzten Blutstropffen/ zuhalten/ allem dem/ was vorhin verschriben/ mit darstreckung Leib/ Ehr/ Gut/ vnd Bluts wuͤrcklich/ vnnd ohne einige wieder- redt/ vnd behelff/ nachzukommen/ dahero/ wann Er die Soldadesca/ entweder/ wegen so bald nicht erfolgter Bezahlung/ oder von der Key. May. auß geschlagenen Friedens/ (wie Er dann/ auff diese Fundamenta/ vornemblich seine Rebellion gegruͤndet) erstlich zu einer Defection gebracht/ die Außlegung bey Jhme selbst wurde gestanden seyn/ vnd bey seinen Adhærenten, was gegen der Kay. May. dero Hochheit/ wit nicht weniger die Religion seye/ oder nicht/ daß also dieser an- derer Revers, zu nichts anders/ von dem Friedland angesehen/ als die vorige/ dar- durch etwas zu gloßiren, ob zwar solche Glossa/ bey verstaͤndigen/ Jhne nur weiter suspect gemacht/ daß sie seiner Jnnerlichen Intention gar nicht gemaͤß/ weil Er eben dieselbe Clausulam/ in welcher/ Jhrer Kay. May. vnd deß Hauß von Osterꝛeich dienst/ wie obvermelt/ reservirt worden/ in der vorigen obligation/ vnd Verbuͤnd- nuß/ gar nicht leiden wollen/ die præmissæ auch so wol erster/ als anderr Verschrei- bung/ als auch der muͤndliche vortrag/ so bey den Reversen beschehen/ vnnd mit hoͤchster Verunglipffung der Kay. May. vnnd vnerweißlichen Calumnijs er fuͤllet gewesen/ einige Jhrer May. dienst/ gemessene Conclusion nicht inferiren koͤnnen/ sondern grad daß Contrarium/ als meineydigen Abfall/ vnd offene Rebellio/ zu- mahlen/ da solche Verbuͤndnuß/ der Soldatesca/ Jhrer Kay. May. vnd dem all- gemeinen Wesen zu gutem vermeint/ es derselben im wenigsten nichts beduͤrfft/ sondern die Armada/ sich ohne dieselbe Jhrer Ayd/ Pflicht vnd schuldigkeit ohne das zuverhalten/ wurden gewust/ auch fuͤr eine grosse vnleidenliche injuri billich angezogen haben/ daß Sie vnverschulter weiß/ in verdacht der Infideliter, vnnd T iij Jhme De Statu perturbato Franciæ. Jhme deß wegen/ gleichsamb ein newer Ayd vnd Obligation solte auff getrungen werden/ Demnach aber hierauff/ alsbald vnterschiedliche Commandanten/ nacher Prag/ voran gereist/ vnnd vnter denselben/ sonderlich auch der Tertzka seine/ Jen- seits der Moldaw gelegene Compagnien, gegen Pilsen zusammen zufuͤhren/ nach Rokhazan kommen/ vnnd allda Brieff gefunden/ darinnen Er berichtet worden/ wie daß jm mit tels/ der Baron de Suys das vmb Prag gelegene Volck/ allbereit auff Jhrer Kaͤy. May. seyten gebracht/ selbige Stadt innenhabe/ vnd daß Jhre Kays. May. Patenta/ vnterm dato deß Achtzehenden Februarij/ darinnen/ der/ den zwoͤlfften Januarij/ gemachte Schluß als ipso jure nichtig/ vnnd null caßirt, der Friedland ex autorirt, vnd fuͤr einen Meineydigen Rebellen declarirt, allda bereit offentlich publicirt, vnd daß auch Leutmeritz schon in Jhrer Key. May. devotion sey/ hat Er sich also bald wiederumb zuruck/ nacher Pilsen gewendet/ vnd dessen allen den Friedlandt berichtet/ welcher bey solcher confusion, vnd vnversehener Verande- rung/ sein voriges Propositum, sich nacher Prag zubegeben/ auch nothwendig ein- stellen muͤssen/ vnnd dargegen die Stadt Eger erwoͤlet/ welche Stadt/ von einem Tertzkischen Regiment/ von Außlaͤndern præsidiert, deren Er/ vornemblich auch/ auß persuasion deß Tertzka/ Jhres Obristen/ am allermeisten versichert zuseyn ver- meint/ weil dieselbe im Reich am wenigsten zuverliehren/ noch auff die Kays. May. ausser Ehr/ Redlichkeit/ vnnd geleister Pflichten/ welche aber auch/ die geborne Vnterthanen/ offt hindan setzen/ zusehen gehabt/ vnd derentwegen alsbaldt/ an alle Regimenter/ Ordinantzen ergehen lassen/ vngehindert der vorigen sich als balden/ vnd in Angesicht nacher Eger zuwenden/ vnd darauff selbsten/ den zwey vnd zwentzigsten Februarii/ (nach deme Er/ vorhero die Stadt Pilsen/ dem Bern- hard Haͤmerl/ Obristen Leuten ant/ vnter dem Alt Saͤchsischen Regiment/ befoh- len/ vnd durch den Jllo Ordinantz ertheilen lassen/ daß Er seines Obristen gan- tzes Regiment/ zu sich hinein/ in Pilsen nehmen/ ausser deß Friedlands/ oder sein deß Jllo/ auß truͤckenlicher Ordinantz/ wieder Herꝛn Don Balthasars/ Ge- neral Leutenand Gallassens/ noch Graff Picolomini/ Ordinantzen/ keines wegs pariren/ vnd so lieb Jhme sein Ehr dahin bedacht seyn solle/ den Platz eusserist zu manutenire wie man Jhne dann/ da Er feindtlichen angegriffen werden solte/ oh- ne Succurs mit lassen wurde) wie ein fluͤchtiger/ nur mit der Hoffstadt/ vnd etlichen seinen vornembsten Adh æ renten/ vnd mit deß Hertzog Julij Heinrichens zu Sachsen Lawenburg/ fuͤnff: wie auch so viel deß Tertzka Compagnien, deß Obristen Buttlers Tragonern/ vnd zwey hundert Mußquetirern/ auch von deß Hertzog Julij Heinrichens Regiment/ zu seiner Convoy/ von Pilsen sich begeben/ vnd selbigen Abend zu Mieß angelangt/ von dannen auß/ der Jllo/ feinen auffbruch/ alsobald in das Land Ob der Enß/ seiner Meinung nach/ einem deß Friedlands Confidenten avisirt, mit diesem andeuten/ wann selbige Regimenter/ durch Boͤ- heim/ biß nacher Eger durchzukommen/ sich nicht mehr getrawen/ so habe man sich al- De Statu perturbato Franciæ. sich allbereit so weit mit Hertzog Bernharden von Weimar verglichen/ daß wañ Sie die Thonaw hinauff paßiren wolten solcher Paß verstattet werden solte/ oder aber vermeinten Sie der orthen eine diuersion, mit huͤlff der Bawrn zuma- chen/ werde solches zu seinem belieben gestelt. Demnach auch die gantze Artilleria, mit aller Munition vnd Pagagi zu Pilsen/ in solcher eyl verbleiben muͤssen/ Als hat Er auch den General Zeugmeister Spaar/ welcher mit dem Hertzog Julio Heinrichen/ von der Prager Reiß auch wiederumb zu Jhme zuruck kommen/ alsbald mit Ordinantzen geschickt/ dieselbe hinnach zubringen/ Es hat aber der Herꝛ General Leutenand Gallas/ auch in die- sem allbereit die Fuͤr sehung gethan/ daß alle Pferd/ vmb Pilsen/ nacher Prag weg- genommen worden/ dahero/ wie auch/ weiln die zu der Artilleria gehoͤrige Officier vnd Personen/ sonderlich aber der Obriste Leutenand Veit. Kuͤtzing/ bereit heim- lich diesen Verstand gehabt/ nichts mehr koͤnnen/ fortgebracht werden/ biß als- bald darauff/ der Obrist Davigni/ mit etlichen Regimentern/ vnnd der Obrist Deodati mit dem seinigen/ vnnd dann letztlich auch der Graff Picolomini allda an- gelangt/ vnd die Stadt/ sampt aller Artilleriæ, Munition, vnd hinderbliebenen Pagagi, in Jhren Gewalt gebracht. Also hat Er auch/ noch zuvor/ den Achtzehenden Februarij/ durch schrifftlichen Befelch/ den Obristen Leuten anden Cordon/ von Eger/ nacher Pilsen beruffen/ vnnd weiln Er deß Volcks/ in der Laußnitz deme der Obriste von der Goltz commandirt/ nicht allerdings versichert gewesen/ als bald Er ankommen/ mit vielen Complementen/ deß verstorbenen Obristen Boͤheims Regiment/ welches zur Sittaw gelegen/ geben/ mit dem befelch/ alsbalde dahin zuziehen/ vnd alldorten/ alle die Jenigen/ die bereit da seyn/ oder noch hinkommen werden/ zu commandiren/ Als aber Er Cordon/ den zwey vnd zwentzigsten Fe- bruarij/ wiederumb zu Eger ankommen/ in Meinung allda abzudancken/ vnnd alsbald nach der Sittaw zureisen/ hat Er/ den drey vnd Zwantzigisten hernach/ in der Nacht/ drey vnterschiedliche Ordinantzen empfangen/ daß Er von Eger nicht auffbrechen/ sondern allda verbleiben/ commandiren/ vnd keiner Ordinantz pari- ren solle/ sie seye vom wem da wolle/ als sein deß Friedlands/ vnnd Marschalcken Jllo/ oder deß Tertzka/ deßgleichen/ daß Er auch den Obristen Wachtmeister Leß- le/ dem Friedland/ zwischen Mieß/ vnnd Eger/ entgegen schicken soll/ welches den andern Tag hernach beschehen/ vnnd hat Er Leßle/ dem Friedland/ den vier vnnd zwantzigsten/ bey Plan begegnet/ dahin Er/ den drey vnd zwantzigsten Abend/ vnd folgends den vier vnd zwantzigsten/ zu Eger angelangt. Vnter wegs/ hat Er Friedland wieder seinen vorigen brauch/ vnnd mit mehr C æ remonien/ als Er sonsten gepflegt/ in einem langen discurs, Jhme Leßle/ alles das jenige erzehlet/ was zu Pilsen fuͤrgangen/ wie Er sich retirirn wollen/ aber von denen Commandanten wiederumb erbetten/ in den gemachten Schluß/ nur denenselben zu gutem/ vnnd weil man viel gefaͤhrliche Sachen/ bey Hoff/ wieder De Statu perturbato Franciæ. wieder Jhne machinirt/ sich selbsten damit in Sicherheit zustellen/ eingewilli- get/ derentwegen anjetzo/ ein Confusion/ vnter der Armada entstanden/ dabey Jhre Koͤnigliche May. vnnd anders theils die Spanische faction/ die Haupter waͤren/ endlich damit concludirt/ wann Jhr Kaͤys. Mayest. Jhne Friedland/ ferner fuͤr Jhren Diener/ vnnd General nicht haben wollen/ so begehre Er Sie auch ferners/ fuͤr keinen Herꝛn zuhaben/ vnnd es werde Jhme/ an ei- nem Herꝛn nicht manglen/ aber begehre keinen zuhaben/ sondern werde hin- fuͤro selbst Herꝛ seyn/ hab Geld vnnd andere Mittel genug/ ein Armada/ auff den Fuß zubringen/ Vnd da er auch keines hette/ seyn andere gute Leut/ die Jhne nicht verlassen werden/ viel Obriste/ vnder Jhrer Mayest. Armaden/ werden sich/ ein zeitlang gut Kaͤyserisch erzeigen/ aber mit erster Gelegenheit/ sampt den Regimentern/ zu Jhme stossen/ Arnheimb/ vnnd Frantz Albrecht/ sampt Jhrem Volck/ seyn zu seiner devotion/ werde jnnerhalb vier Wochen/ mit ei- ner solchen Armada/ dergleichen Er/ noch niemahln gehabt/ nach Oester- ꝛeich rucken/ vnnd Jhrer Mayest. selbsten zuwissen machen/ daß Sie Jhme vnrecht gethan/ Jn deme Sie den Spaniern/ vnnd Jhren Confoederanten mehrers/ als Jhme/ geglaubt/ vnnd daß Sie nur selbsten vrsach seyn/ daß Er gegen Sie/ endlich die Waffen ergreiffen muͤssen/ verhoffe vnfehlbarlich/ gar in kurtzer zeit/ seltzame Zeitungen auß Oesterꝛeich zuhoͤren/ Interim wolle Er/ sich nacher Eger begeben/ biß seine gute Freund sich versamblet. Der De Statu perturbato Franciæ. Der 14 Discurß. Wie der Friedtlaͤnder zu Eger ankommen/ vnd die execu- tion gegen jhn darauff vorgenommen worden. N Ach dem Er nun den vier vnd zwantzigsten Februarij/ zu Eger angelangt/ hat Er als baldt/ auß dem Jochimsthal vnd dero Orthen/ die Besatzun- gen abzufuͤhren anbefohlen/ damit deß Feindes Troppen/ desto freyer vnd sicherer/ nacher Eger/ durch gehen moͤge/ mit denen Er sich alsbaldt conjungirn wollen/ Dahero als solches von dem ankommenden Volck/ der Ober- ste Butler/ Oberste Leutenant Cordon/ vnd Oberst-Wachtmeister Leßle verstan- den/ haben Sie mit einander berathschlagt/ was Jhnen bey dieser vorstehenden gefahr zuthun/ vnd erstlich vermeint/ das sicherste zu seyn/ den Fridtlandt in Ar- rest zunemmen/ vnd solches alsbaldt Jhrer Kays. Mayest. zu dero fernern Ver- ordnung/ vnderthaͤnigst zuberichten/ Jm mittels/ vnd als in selbiger nacht vmb eilff vhr ein Curier von Prag an kommen/ hat Er Friedtlaͤnder den Obersten Wachtmeister Leßle/ zu sich beruffen/ vnd demselben die Statt Pforten zu eroͤff- nen anbefohlen/ vnd als Er von demselben die Brieff empfangen/ vnd die darin- nen eingeschlossene Kays. Patenta/ welche der Herꝛ General Gallas aller orthen außgeschickt/ gesehen/ hat Er als baldt bemelten Leßle zu sich/ in sein Zimmer kom- men lassen/ vnd seinem bereit formirten Concept nach/ dessen Er sich auch zuvor zum oͤfftern gebraucht/ zum allerhoͤchsten/ wieder Jhre Kays. Mayest vnd derosel- ben vndanckbarkeit/ beklagt/ in deme er aller orthen/ fuͤr einen Rebellen/ declarirt werde/ sich auch ferners entdeckt/ weiln nunmehr kein mittel/ einiger versoͤhnũg/ vnd derwegen kein zeit zu verlieren/ Als erfordere die hoͤchste notturfft/ seine sa- chen zu stabilirn/ daß er deß Feinds Volck/ mit dem allerehisten/ in Boͤhmen/ ein- lasse/ vnd zu dem Pfaltzgraffen von Pirckenfeldt/ als nechstgesessenem/ schicke/ Jhme mit zwey tausent Pferden/ vnd ein tausent zu Fuß/ zu succurirn/ vnd dem- selben/ die Paͤß deß Koͤnigreichs/ Eger/ vnd Elnbogen/ einraumen/ Jtem daß Er auch alsbaldt den Jllo abfertige/ Cronach/ vnnd Forchheimb in sein gewalt zu- bringen/ wie nit weniger dahin zu tractirn/ damit Jhme die Veste Blassenburg/ zu einer sichern retirada moͤchte vergunt werden/ Also hat Er auch erzehlet/ wie Jhme Friedlandt/ der Schaffgotsch/ auß Schlesien/ beschrieben/ daß Er zwey tausent zu Fuß/ vnd 4000. Pferd zu seinen diensten habe/ die Stadt Lignitz ein zu- V nehmen/ De Statu perturbato Franciæ. nemmen/ vnd den Coloredo/ sein Friedlands befelch nach/ beym Kopff bekommen werde. So seyn auch eben diese Nacht/ nemblichen den 24. Febraij von dem Her- tzog Frantz Albrechten/ Schreiben einkommen/ daß Hertzog Bernhard von Wein- mar/ in alles eingewilliget/ was Friedland begehrt/ doch werde Er noch selbstẽ/ mit Jhme/ wegen der Conjunction der Waffen reden/ Deßgleichen ist auch der Cantzler/ Johann Eberhardt Sohn zu Eltz/ eben daselbst/ zu dem Marggraf- fen von Culmbach abgefertigt worden/ den Er/ nach Erinnerung seiner berait be- schehenen exauctoration/ dahin ersucht? Erstlichen/ Jhme Friedland/ zuvertrew- lichen Conferentz zeit vnd orth zubenennen/ an welchem Er sich sicher/ mit weni- gẽ Comitat/ begeben koͤndte. Andern/ daß Er Margg. einen gewissẽ Abgesandẽ/ dar- zu vor andern/ den Obersten Muffel/ benant) nacher Eger abfertigen wolte/ deme Er Friedtlandt erbietig/ weiln auch der Chursaͤchsische General Leutenandt Arn- heim/ dahin kommen wuͤrde/ vnd man Hertzog Bernhards von Weymar/ zu deme Hertzog Frantz Albrecht verꝛeyset/ ebenmaͤssig gewaͤrtig/ was vorgehen wurde/ vnd dieser sachen weitere vmbstaͤndt/ zu communicirn/ vnd gegendem Abgesandten/ in mehrerm/ sich zu expectorirn/ Beynebens auch fuͤr das dritte/ wann Er Friedtlandt bey gedachten Marggraffen gewesen/ waͤre Er bedacht/ sich folgendts zu dẽ Schwedischen Reichs Cantzlern/ wie auch zu dem Frantzoͤsischen Ambasciatoren zu erheben/ vnnd sich mit Jhnen/ dieser sachen halber/ zu be- sprechen. Dieweilen dann/ auß diesem/ der Leßle gesehen/ wie Friedlandt/ alles zu pracipitirn, varhabens/ vnd daß bey solcher augenscheinlicher gefahr/ still zu sitzen/ Jhnen nicht verantworlich seyn moͤchte/ hat Er sich als baldt in das Schloß/ zu dem Obristen Buttlern/ vnd Cordon verfuͤgt/ vnd Jhnen eines vnnd anders referirt/ da dann der Buttler dem Leßle/ das Kaͤyserl. Patent/ vnd die von dem Herꝛn General Leutenanden Galassen/ immittels daruͤber empfangene Ordi- nanz/ fuͤrgewiesen/ darauff alle drey sich entschlossen/ die Rebellen/ als welche jn- nerhalb zween taͤgen mit dem Feindt/ der auch schon gar nahendt an der Handt gewesen/ sich zu conjungiren/ resoluirt/ solches auch zuverhinderen/ kein anders sicheres Mittel waͤre/ als gegen solche offene/ vnd durch obgedachte/ von jhnen ge- fuͤhrte Verꝛaͤderische Anschlaͤg/ noch viel mehr aber daselbst zu Eger/ gemachte Anstellungen/ entdeckte Verꝛaͤther vnd Belaidiger der hoͤchsten Maiestaͤt/ handt an zulegen/ vnd vom Leben zum Todt/ hinzurichten/ sich auch mit einem Cor- perlichen jurament/ zusammen verbunden/ ehender Leib vnd Leben/ bey dieser eussersten gefahr/ in Jhrer Keyserl. May. Diensten/ zulassen/ als von dieser Jhrer resolution abzuweichen. Deß andern tags darauff/ als den fuͤnff vnnd zwantzigsten Februarij hat Friedlandt/ Vormittag mit dem Jllo/ Tertzky vnd Kintzky Rath gehalten/ ohnge- De Statu perturbato Franciæ. ohngefehr vmb zehen Vhr aber/ hat der Jllo/ die vorbenenten drey/ als den Obersten Buttler/ Cordon/ vnd Leßle/ zu sich erfordert/ vnd Jhnen/ außbefelch deß Friedlandts/ fürgehalten/ was gestalt/ deß Hauß Oesterꝛeichs gebrauch were/ Jhre getrewe Diener/ etwa mit einem verguͤlten Schluͤssel/ oder einem schoͤnen Degen/ etwo mit einem krumpen Roß/ zu recompensirn/ vnd im fall/ da Sie jemanden eine Herꝛschafft/ oder etwas mehrers/ geben/ seye es ein Zeichen/ daß Er nit lang mehr zu leben habe/ dann darnach werden Sie Jhme vergeben oder vrsach suchen/ vmb den Kopff zu bringen; Er/ der General/ habe all- weil mittel gesucht/ die Armada/ welche so wol gedient/ zu contentirn/ welches die Vrsach/ seiner Vngnad/ zu Hoffe seye. Verspreche aber Jh- nen allen dreyen/ dafern Sie bey Jhme halten/ vnnd einen Ayd thun werden/ deß Keysers Befelch nicht mehr zu parirn/ sonderen mit Jhme/ in gutem vnnd boͤsem/ bestaͤndig zuverharꝛen/ daß Er Jhnen nicht allein das jenige/ was Jhre Mayest. Jhnen schuldig/ bezahlen/ sonderen mit seinen eigenen Guͤtern/ vnnd groͤssern Commandamenten/ im Kriegswesen remuneriren wolle. Darauff Sie Jhme geantwortet/ daß Sie zwar Soldaten von der For- tuna weren/ vnnd thaͤten dieselbe annehmen/ woher Sie auch kaͤme/ allein stunde Jhnen gleichwol noch im weg Jhr Juramentum/ welches Sie Jhrer Keyserl. Mayest. geleist hetten/ vnnd nicht so liederlich/ als Ehrliche Leuth/ hindan setzen koͤnden/ damit nun Jllo/ Jhnen diesen Scrupulum/ benehmen moͤchte/ hat Er jhnen ferners fuͤrgemahlet/ wie das Friedland Jhr General sey/ vnnd weilen Er Sie/ von dem Jurament/ welches Sie anstehend machte/ ab- solvir/ als weren Sie damit/ auch Jhrer Kayserlichen Mayestet/ weyter nicht mehr verbunden/ Auff welches diese drey/ einen Verzug begehrt/ ob vielleicht Jhre Kayserl. Mayest. vnnd der General sich vnter dessen miteinander verglei- chen moͤchten/ Dagegen Jllo wiederumb replicirt/ die Sachen waͤren nun- mehr so weit kommen/ daß kein accommodation mehr geschehen koͤnne/ vnnd daß der General gantz vnnd gar resolvirt seye/ keinen Herꝛen mehr zu haben/ vber welches Sie/ biß den nechsten Tag/ damit Sie sich hierinnen resolviren moͤchten/ vmb Auffschub gebetten/ so Jhnen auch ertheilt worden/ Entzwi- schen hat Er Friedlandt auch Befelch geben/ deß anderen Tags hernach alle Buͤrger zu Eger/ auff das Rath Hauß zu erforderen/ vnnd sel- bige mit Betroͤhung Spissens/ Henckens/ Pruͤglens/ vnnd anderen seinen gewoͤhnlichen anerbieten/ zu compellirn/ wieder Jhre Kays. Mayest. Jhme zu schwoͤren. Als nun vorbenante drey Obristen/ vnnd Commandanten/ dieses abermahlen gesehen/ seynd Sie wiederumb zu Rath gangen/ was gestalt Sie Jhre hievor geschoͤpffte Resolution zur Execution bringen moͤchten/ vnnd weilen V ij dabey De Statu perturbato Franciæ. dabey gar leichtlich ein Meutination zubesorgen gewesen/ Als haben Sie für das beste Mittel befunden/ daß der Obrist Leutenand Cordon/ den Jllo/ Tertzka/ Kintzky/ vnnd den Ritmeister Nyeman (welcher in diesem gantzen Tradiment/ das Cantzler Ampt vertretten/ vnnd deß Tertzkain Sachen/ dahin sich sei n inge- nium nicht erstreckt/ Consiliorum Director gewesen) zu sich in die Burg/ auff den Abend zu Gast geladen/ Gegen den Abend/ vngefehr vmb fuͤnff Vhr haben Sie/ jhr Vorhaben/ auch deß Buttlers Obristen Wachtmeister Geraldin offen- bahret/ der selbiges nicht allein alsobald approbirt/ vnnd sich darzu mit einem gleichmaͤssigen Jurament verbunden/ sonderen auch offerirt/ Sechs Tapffere Soldaten zu ordnen/ welche die Execution verꝛichten sollen/ Deßgleichen ha- ben Sie es vber ein stund hernach/ noch anderen drey Hauptleuten/ Jrꝛlaͤn- deren/ von deme Buttlerischen Regiment/ vnd einem von dem Tertzkischen/ Pe- stalutzen genand/ vmb mehrerer Sicherheit wegen/ entdeckt/ die sich alle mit Jhrem Coͤrperlichen Jurament/ dar zu obligirt/ vnnd dieselbe Nacht in der Burg die Wacht gehabt. Nach deme nun/ dieses alles also bestellt gewesen/ vnd die vier ein gelade- nen/ vmb sechs Vhr/ in die Burg kommen/ vnnd man zu Tisch gesessen/ seyn auch 30. Buttlerische Soldaten hinein gefuͤhrt/ darunter die Sechs/ welche die Execution thun sollen/ mit dem Obristen Wachtmeister Geraldino/ zu negst in eine Cammer/ die vbrigen aber/ fuͤr die zwo Thuͤren deß Zimmers/ darinnen die Mahlzeit gewesen/ damit sich nicht etwa/ der Rebellen Diener/ opponirn moͤch- ten/ gestellt worden/ bey welcher Mahlzeit sich dann/ die Rebellen noch mehrers herauß gelassen/ sonderlich aber Jhren Trunck/ auff deß Friedlaͤnders gute Jn- tention/ deß Friedlands/ vnnd seiner Confoederirten/ vnnd dann sein deß Fried- lands/ als nunmehr selbst Herꝛeus/ vnnd nicht mehr Generaln/ oder Dieners/ Gesundheit angestelt. Nach auffgehobenen Speisen/ vnnd als man das Confect auffgesetzt/ hat der Obrist Wachtmeister Leßle/ das Zeichen geben/ die auffzug Bruͤcken zusperꝛen/ alle Schluͤssel zu den Thoren/ zu sich selbst genommen/ vnd durch einen Jungen/ dem Geraldin sagen lassen/ daß nunmehr kein zeit zuverlieren. Dar- auff die sechs Soldaten/ durch die Thuͤr/ zu nechst deß Tisch/ Jn das Zimmer hinein getretten vnnd geruffen/ Vivat FERDINANDVS, Auff welches die vorgemelden alle drey/ als bald Jhre Degen gezuckt/ vnnd die Rebellen/ alle vier/ nieder gemacht worden/ Auff diese vollbrachte Execution/ so ohngefehr/ zwischen sieben/ vnnd acht Vhr/ beschehen/ hat sich der Leßle alsbald herauß/ in die Stadt/ auff den Platz/ verfuͤgt/ vmb zuvernehmen/ ob/ vnnd was derentwegen/ allbereit allda/ für Reden/ vnnd rumores waͤren/ vnnd wie solche Execution auffgenom- men werde/ Vnnd weiln Er befunden/ daß die Wachten/ zu denen Woͤhren ge- loffen/ wegen zweyer Mußketen schuͤß/ so auff Jhnen Leßle selbsten/ in der Burg/ von De Statu perturbato Franciæ. von der Wacht allda bey dem Thor/ beschehen/ die vermeint/ daß Er auch einer/ von den Rebellen waͤre/ als hat Er Jhnen/ die vorgeweste Friedlaͤndische prodi- tion/ vnnd was derentwegen allbereit/ in der Burg/ fuͤr gangen/ auch was noch/ mit deß Friedlands Person/ fuͤr zunehmen/ entdeckt/ vnnd begert/ Jhrer Kaͤy- serl. Mayest. nochmahlen zu schwoͤren/ vnnd mit Jhnen in dieser Sachen/ zu halten/ zu leben/ vnnd zu sterben/ Darein Sie alle alsbald consentirt/ dar- auff Er/ Obrist Wachtmeister/ die Stadt Thor eroͤffnet/ vnnd hundert Tra- goner/ vom Buttler/ hinein gelassen/ hin vnnd wieder/ in der Stadt zu reitten/ damit die Rebellen Adh æ renten/ vnnd Diener/ nichts wieder die Soldatesca/ attentirn moͤchten. Welches Leßle dann nach mahlen/ daß nemblich alles in guter Ordnung/ vnnd kein Meutination zu befoͤrchten/ dem Obristen Buttler/ vnnd Cordon/ in das Schloß avisirt/ darüber Er Buttler/ mit seinem Obristen Wachtmeist er Gerald in/ her auß kommen/ vnd alsbald/ das vordere Thor/ gegen dem Platz/ bey deß Friedlands Quartier/ occupirt/ vnd das hindere/ mit andern 15. Soldaten/ besetzt. Doch ist noch mahlen consultirt/ vnnd disputirt worden/ welches besser/ den Friedland gefangen zu nehmen/ oder aber vmbbringen zu lassen/ Die weilen aber/ der Jllo/ vber dem Essen/ vermeld/ daß der General/ jnner dreyen Tagen/ ein solche Armadam/ werde zusammen bringen/ dergleichen Er niemaln gehabt: Vnnd der Nyeman gesagt/ Weiln Jhre Keyserl. Mayest. die Teutsche Freyheit/ also vndertrucken zulassen/ begehren/ so verhoffe Er/ fuͤr seinen theil/ noch solche revange zu haben/ daß Er ehistes/ seine Haͤnd/ in der Herꝛen von Oesterꝛeich Blut/ waschen woͤlle: Als ist es bey voriger resolution/ denselben vmbzubringen noch mahlen verblieben/ bevorab/ weiln auch der Feind/ mit seinem Volck schon so gar nahend an der hand gewesen/ Auff welches dann/ ein Jrꝛlaͤndischer Ca- pitein/ Nahmens Deveroix/ neben andern sechs Hellepartherern/ hinauff/ in deß Friedlands Losament/ sich begeben/ vnnd dessen Zimmer zugeeylet/ vnnd weylen durch die anie Cameram, der Astrologus, herauß gangen/ ist Er Hauptman/ sampt seinen Mitgesellen/ ohngefaͤhr zwischen neun vnnd zehen Vhr/ zu Jhme/ in das Zimmer/ hin ein getretten/ den Friedlaͤnder vom Bett/ weil Er wegen deß gehoͤrten Tumults/ der Wacht zuruffen wollen/ auff gestanden/ vnnd nahent bey dem Fenster/ in blossem Hemmet/ gefunden/ dene Er/ mit diesen Worten/ an- geschriehen/ Bistu der Schelm/ der das Keyserl. Volck/ zu dem Feind vber- fuͤhren/ vnnd Jhrer Kayserl. Mayest. die Cron von dem Haupt/ herunter reissen wollen/ derowegen/ must du anjetzo sterben/ Doch aber noch was wenig zuruck gehalten/ ob Er vielleicht noch was reden werde/ Darauff Er Friedland/ kein einiges Wort gemeld/ sondern nur die Armb außgespannt/ den stoß von dem Capitein/ mit der Partesanen/ vorn in die Brust/ empfangen/ zu boden gefalln/ vnd in seinem selbst eigenem Blut verstorben. Vnnd dieses ist das end/ welcher V iij dieses De Statu perturbato Franciæ. dieser Friedland/ fuͤr sein vnerhoͤrte/ Barbarische vndanckbar- vnnd trewlosig- keit/ die Er/ an seinem Herꝛen/ der Jhne also hoch erhebt/ vnnd so greß gemacht/ erwiesen/ Iusto Deijudicio, genommen/ an welchen billich alle/ so dem Ehrgeitz dermassen ergeben/ daß Sie keine Schand/ Vngerechtigkeit vnd Meinerd/ nichts achten/ sondern/ in Jhrer begierlichkeit/ stockblind hindurch gehen/ ein Exem- pel nehmen/ vnnd das discite justitiam moniti, et non temnere divos, fleissig be- hertzigen/ nicht weniger auch/ die Jenigen/ sich spieglen sollen/ welcher der/ in Goͤttlichem Wort/ verbottener Astrologiæ, sich ergeben/ vnnd Gluͤck/ vnnd Vn- gluͤck/ nicht der Goͤttlichen Providentz/ sondern/ gantz Heidnischer/ Gottloser weiß/ den Himmeln/ vnnd Gestirn/ zumessen/ Jnmassen Er Friedlaͤnder/ neben dem/ quod sua cuique Deus est, dira libido, auff solche Astrologische Eytelkeit/ so viel gebawet/ daß Er/ nicht allein alle seine Actiones, darnach angestellt/ sonderen auch/ Koͤnigreich/ vnnd Seepter/ nunmehr in haͤuden zu haben/ vermeynt/ darbey aber nichts/ als einen ewigen Schandfleck/ so alle seine/ so muͤheseelig/ erhaltene gran- detza/ auff einmahl/ zu boden gestuͤrtz/ vnnd Jhme allein dahin gedient/ damit sein vntrew es/ falsches Gemuͤth/ desto mehrer in der gantzen Welt bekand werde/ in seine gruben gebracht. Nach vollbrachter Execution/ haben/ der Buttler/ Cordon/ vnnd Leßle/ als- bald die Cantzley versperꝛt/ die Schlüssel zu sich genommen/ vnnd den toden Coͤrper in sein Leßle/ Gutsch legen/ vnnd zu denen andern/ in das Schloß fuͤh- ren/ wie auch alle seine bey sich gehabte Mobilien/ vnd Gezeuch/ dahin in verwah- rung bringen lassen/ der Buttler/ vnnd Cordon aber haben dieses/ was fuͤrgan- gen/ wie auch die vrsachen/ warumben Sie solches fürnehmen muͤssen/ als bald in die nechst herumb gelegene Ouartier avisirt/ vnnd derselben Commandanten vermahnt/ daß Sie auff sich woll Achtung geben sollen/ damit Sie nicht etwo von dem Feind/ auff die noch vorhero von dem Friedlaͤnder gemachte Anschlaͤg vberfallen wuͤrden/ Deßgleichen habeu Sie auch alsbald deß andern Tags den Obristen Wachtmeister Leßle/ zu dem General Leutenand Galassen/ abgefertiget/ demselben alles zu referirn/ von deme Er hernach gar nacher Wien/ abgeschickt worden. Jmmittels/ vnnd nach diesem Verlauff/ ist Hertzog Frantz Albrecht zu Saren Lawenburg/ wie derumb an der zuruck Reiß/ von Regenspurg gewesen/ vorher aber den von Jllo auß Pilsen/ zu Jhme nacher Regenspurg/ geschick- ten vom Adel/ Gerharden Molck/ durch den Er alles deß Jenigen/ was nach seinem abreisen allda fuͤrgeloffen/ vnnd wie Jhre Sachen stehen/ schrifftlich be- richtet worden/ wiederumb mit zweyen Schreiben/ einem offenen/ vnnd einem heimlichen zuruck zu dem Jllo/ nacher Egergeschickt/ vnd den selben deß Weima- rischen Succurs/ wie auch daß alles selbiges Volck bereit im Anzug seyn/ vertroͤ- stet/ vnd weilen Er Jhme einen Trompeter nacher Pfriembt entgegen zuschicken begert/ De Statu perturbato Franciæ. begert/ als ist solches von dem Buttler/ vnnd Cordon/ beschehen/ die Jhme in Friedlands/ vnd seiner Adh æ renten Nahmen/ mit dem allerehisten nacher Eger zu koͤmmen/ angemahnt/ beynebens aber alsbald einen Rittmeister/ damehlen Leutenanden/ Nahmens Moser/ mit etlichen Pferden entgegen commandiert/ Jhne dergestalt einzuholen. Welcher/ biß nacher Tuͤerschenreuͤth gangen/ allda Er verstaͤnden/ wie bereit die Quartiermeister allda gewesen/ vnd daß deß andern Tags etliche Regimenter von dem Feind/ alldorten ankommen sollen. Jn deme Er nun vmb dieselbe Gegend ein Zeitlang gehalten/ vnnd endlich/ von weytem/ ein Partheygehen sehen/ hat Er auff dieselbe zugesetzt/ vnnd weilen gedaͤchter Hertzog Frantz Albrecht darbey gewesen/ hat Er sich selbsten alsbald zu erken- nen geben vnnd wie daß Er Freund seye/ dem Rittmeister/ damahlen Leute- nand/ zugesprochen/ darauff/ vmb willen dieser/ Jhne alsbald anzuhalten/ vnnd sein Vorhaben zu entdecken/ sich zu schwach befunden/ vnnd von allen Orthen ein staͤrckere Troppen vom Feind besorgen muͤssen/ die Waffen niederzulegen/ seinen Reuttern befohlen/ vber welches der Hertzog gefragt/ wer Jhme mit dieser Parthey Commandirt/ Jtem ob der von Friedland/ Jllo/ Tertzka zu E- ger ankommen/ auch wie viel Regimenter Sie bey sich hetten/ Vnnd als Jhme der Leutenambt geantwortet/ daß der Tertzky Jhnen commandiret/ der Friedtlandt aber/ mit acht Regimentern/ denen noch vier folgen sollen/ ankom- men waͤre/ hat Er solches mit Frewden vernommen/ vnnd ferners vermelt/ nun waͤre alles gut/ der Friedtlaͤnder were sich zweiffels ohne mit Landsperg/ Franckfurt an der Oder/ Großglogaw/ Troppaw/ vnnd Pilsen wol asse- curirt vnd versichert haben/ Nun werden Sie sich mit einander Conjungiern/ weiln allbereit sechs Tausent Pferdt/ vom Hertzog Bernharden von Weinmar/ vnd vier Tausent von Chur Sachsen/ im Anzug/ welche alle/ wohin Sie der von Friedtlandt commandieren wirdt/ pariren werden/ damit wollen Sie dem Key. ser/ vnd denen Paffenknechten/ als dem Gallassen/ vnd Picolomini schon be- gegnen/ Vnter wehren dem vortreitten/ hat Er noch ferners erzehlt/ was vor ansehenliche Kriegs pr æ parationen/ als von dem Frantzosen/ vnd anderer Orthen/ wieder Jhre Kayserliche Mayestaͤt gemacht weren was vor ansehenliches Volck auß Niederlandt/ im Anzug seye/ nunmehr hetten Sie/ die Reichs Staͤtt auch in jhren Haͤnden/ vnd mit denen Kayserischen/ werde man in erachtung aller Vmbstaͤndt/ gar baldt zu recht kommen/ Als Sie nun der gestalt/ zu nechst Waldt Sachsen forth passirt/ vnd Er Leutenandt vermeint/ zeit zu seyn/ daß Er deß Hertzogen koͤnne maͤchtig/ vnd versichert seyn/ hat Er sich ein wenig zu ruͤck gehalten/ seinen Reutteren befohlen/ auff Jhne wohl achtung zu geben/ Wann Er seine Pistolen gegen den Fuͤrsten/ rucken wurde/ Sie dergleichen thun sollen vnd darauff alsbaldt fuͤr den Hertzog/ wiederumb fuͤr passiert/ vnd sich mit seiner Pistolen gegen Jhme pr æ sentiert/ befragendt/ Ob Er sich in gutem gefan- gen ge- De Statu perturbato Franciæ. gen geben wolle/ oder nit/ weiln Er sich selbsten/ in denen bißhero gefuͤhrten Discursen/ gnugsamb Jhrer Kaͤyserl. Mayest. Feind erklaͤrt/ Auff welches der Fuͤrst Jhne alsbald ermahnet/ solle jnnen halten/ mit vermelden/ daß Er solches weder bey seinem Obristen/ vielweniger/ bey dem von Friedland/ werde verant- worten koͤnnen/ Als Er aber darauff vernommen/ daß Friedland/ Jllo/ Tertzka/ vnnd alle die jenigen Rebellen/ so wieder Jhre Aydspflicht/ gegen Jhre Kaͤyserl. Mayest. sich vergrieffen/ in Eger/ allbereit nider gemacht worden/ ist Er/ vber solche Relation sehr erschrocken/ vnnd vmb Quartier gebetten: Doch aber nochmahlen im forthreiten/ sich sehr bemuͤhet/ wie Er diesen Leu- tenand auff seine seyten bringen/ oder durch allerhand cunctirn, sich wieder loß ma- chen moͤchte/ mit versprechen/ bey seinem Fuͤrstlichen Glauben/ nicht allein zehen tausent Ducaten/ als bald zur Rantzion zuerlegen/ sondern auch ein Gut so Jhme vnlengst/ von Chur Sachsen/ verehrt worden/ einzuraumen/ vnnd Jhne bey Jhrer Armada/ also zu avanciren/ daß Er/ die zeit seines Lebens/ gnugsamb ver- sehen vnd accommodirt seyn solte. Dieweiln aber/ dieses alles nichts verfan- gen/ vnnd Er gesehen daß es anders nicht seyn koͤnne/ hat er sich endlich darein er- geben/ vnd vermeldet/ Er sey einmahl deß Kaͤysers Feind/ vnnd daruͤber allein gebetten Er Leutenand/ wolle Jhne nicht nacher Eger/ dann Er sich befuͤrch- tet/ moͤchte allda/ wie die andern/ tractirt werden/ sondern in sein Quartier/ vnnd folgends/ zu dem General Leutenand/ Herꝛn Graffen Gallassen/ selbsten fuͤh- ren. Vngeacht aber dessen/ weiln Er Leutenand auß Eger/ von vorbemelten dreyen/ commandirt gewesen/ hat Er denselben dahin vberlifert/ Gestalt dann auch dieses Hertzogen gute Neigung/ auff deß Friedlanders seyten/ auß seinem/ an den Jllo/ auß Regenspurg/ vnterm dato, den vier vnnd zwantzigsten Februarij/ abgangenen eigenen Handbrieff/ nach folgenden Jnhalts/ mit mehrerm zuver- nehmen. Wolgeborner Herꝛ/ ꝛc. Sein schreiben habe Jch empfangen/ hoͤre vngern/ daß die Sachen nicht also gehen/ wie Jch wol gehoffet/ hat aber nichts zubedeuten/ Wir wollen/ wils Gott/ den Meineydigen Voͤglen/ stattlich die Haͤlse brechen/ Jhre Lieb/ Hertzog Bernhard/ lassen dero gantze Armada/ an den Granitzen/ zu- sammen kommen/ kompt auch noch sonsten ein grosses Volck auß Duͤringen/ vnd der Orthen/ so habe Jch auch an den Churfuͤrsten/ vnnd Herꝛn General Leute- nand geschrieben/ eylends das Volck an den Granitzen zu sammen zufuͤhrn/ wel- ches alles in wenig Tagen geschehen kan/ also/ daß Wir den Voͤgeln genug ge- wachsen seyn werden/ Wegen Pilsen/ bitte ich gar hoch/ sich dessen wol zuver- sichen/ noch zu dẽ Haͤmerle/ einen zulegen/ der von keinem/ als võ Hertzogen depen- dirt/ so wol Franckfurt/ Landsberg/ vnd die Oerther in der Laußnitz/ weil sich die Voͤgel solches mit Prag vnterstehen doͤrffen/ fuͤrchte Jch/ Sie werden nit feyren/ an alle Oerther dergleichen zuschreiben/ hoffe aber nicht/ daß Sie alle vom Hertzo- gen aussetzen De Statu perturbato Franciæ. gen außsetzen sollen/ Jch will meinen Weg gegen Eger zunemmen/ vnnd jm- fall der Hertzog/ oder von denen/ die mit Jhme halten/ da seyn/ auch hinkom- men/ bitte aber mir auff Pfruͤmbt mit einen Trompetter zu zuschicken/ damit Jch sicher gehe/ vnd nit ertappet werde. Deß gleichen ist auch in Wien/ den Achtzehenden/ der Schafftenberg/ vnd in der Schlesien/ den 24. Februarij/ der Schaffgotsch in Verhafftung genom- men worden/ Vnd hat dieser alsbaldt/ nach dem zu Pilsen auff gerichteten Schluß/ auff den fall der Conjunction der Armaden/ die hernach gesetzten pun- cta/ vnd Memorial/ vber das Landt Schlesien/ was fuͤr eine forma Regiminis/ in demselben angestellt werden sollen/ von eygner Hand auff gesetzt/ Nemb- lichen. Was denen von Preßlaw vor zutragen. Was jhnen zubewilligen. Was von Jhnen zu begehren. Wie es mit Jhrem Volck gehalten werden soll. Welcher gestalt die Handlungen ins künfftig zu versichern seyn. Wie es mit den Kayserischen Gefaͤllen soll gehalten werden. Wer die Cammer verwalten soll. Was bey den Fuͤrsten von Lignitz/ vnd Brieg/ wie auch Oelß vnd Bernstatt an- bringen. Was von jhnen zubegehren. Wie Jhre Orth sollen besetzt werden. Ob Jhr Volck Sie behalten sollen. Wie das Ober Ampt zu bestellen. Wie ein guter Vorꝛath an Geldt gemacht werden moͤchte. Wie die Anlagen zu machen. Wie selbige zu Continuiren. Ob Volck im Landt wirdt bleiben muͤssen. Wie viel/ vnd an welchen Orthen. Mit was vor manir das Land/ wegen der streiffenden Partheyen/ vnd der Gart- bruͤder/ in Sicherheit zuerhalten. Wie die Compactata mit Polen zu verenderen/ vnd zuschliessen. Vnd gleich den tag zuvor/ als Er gefangen worden/ nemlich den drey vnd zwantzigsten Februarij/ vmb 5. vhr nachmittag/ nachfolgendes schreiben/ an den Tertzka auß Ohla/ uacher Pilsen/ in Ziffern abgehen lassen. Hochgeehrter Herr Bruder/ seine drey schreiben/ hab ich wol empfangen/ eines geschrieben ohne datum/ die andere zwey mit Charactern, eines vom Acht- zehenden/ das andere vom Achtzehenden/ vmb 5. vhr/ das Schreiben an die Guar- nisonen/ muß vergessen worden seyn/ habs nit bekommen/ was mir der General X Leutenant De Statu perturbato Franciæ. Leutenant Gallas schreibet/ ist bey ligent/ darauß der Herꝛ Bruder/ vrtheilen kan/ daß ohne Jhrer Fuͤrstl. Gn. absonderlichen vnd schrifftlichen befelch/ daß Sie wider an sich gewisen werden Jch jetzo bey dem Volck nicht sonders viel außrich- ten kan/ Vor dem/ seind Sie wol alle gut/ auff vnser seiten gewesen/ jedoch hoffe ich/ Sie sollen auch wol wieder dar zu zubringen seyn/ Ob nun wol gestalten Sachẽ nach/ mit manier/ Jch selber jetzo dahin nicht kan/ nichts destominder wil ich alle anstellung machen/ damit auch also so viel muͤglich/ Jhrer Fuͤrstl. Gn. wille voll- bracht werden moͤge. Mein Volck habich gewiß/ alles in guter Devotion biß dato/ hoffe Sie auch wol also zu erhalten: Das Landt wirdt auch alles thun/ was man begehren wirdt/ wann man nur mit manier/ mit jhnen vmbgehen thut: Biß dato hab ich/ eben der vrsachen halben/ mit denen von Preßlaw/ durch die finger gesehen/ wie Er dann auß meiner Antwort/ an den Colloredo sehen wirdt/ Was ich gut gemacht hat deß Coloredo procedere/ wieder verderbt/ Jetzo nach dem ich deß Herrn General Leutenants schreiben empfangen/ so hiebey/ lasse ich zwar nichts passieren/ Jedoch lasse ich gegen Jhren Burgern nichts sonderliches vornehmen/ bitt/ was weiters Jhr Fuͤrstl. Gn. wille/ mich zu berichten/ wie auch/ wie weit Jhre Fuͤrstliche Gn. wollen/ daß mein Commando/ gehen solle/ Glatz habe ich stercker besetzen wollen/ was der Oberst Leutenant an mich schreibt/ vnnd was ich weiters verordnet/ ist bey gefuͤgt/ Neuß vnd Troppa ist besetzt/ will mich auch schon weiter deren Orthen versichern/ Der Herꝛ Bruder schreibe von Opplen/ halt es soll Troppa sein/ das Volck in Lignitz/ kan ich nit machen abziehen/ der Collo- redo sey dann weg/ weil Er hoͤhere Charge/ als ich bedienet/ so bald erauffgebrochen/ will Jch Jhnen Order schicken/ vmb Glogaw/ vnnd die Artilleria aldort/ hab ich die groͤste sorg/ weil deß Colloredo Regiment darinnen ligt/ die Regimenter wil ich schon inder verfassung halten daß man auff den Fall deren bedienen kan/ wie vnsere sachen jetzo stehen bitte ich Nachrichtung/ insonderheit wie die Tractaten/ mit dem Churfuͤrsten/ vnd den Schweden stehen/ dann seyn wir da richtig/ hat es mit den andern keine noth/ Sehr gut were es/ daß ich es bald wissen koͤndt vnd muste es auch bald deß Feinds Guarnisonen/ von den Jhren notificirt werden/ damit desto sicherer man gehen/ vnd dem was etwan aust Maͤhren/ oder Hungarn komen wolt/ begegnen moͤchte/ Jch bitt der Herꝛ Bruder verliere kein zeit/ wann was vorgehet/ vnd avisire mich/ vnd mit eignem Currier/ diß Orths soll gewiß kein fleiß/ Muͤhe vnd arbeit gespart werden. \&c. P. S. Daß der Diodati so fort ist/ macht mir viel gedancken/ Er hat es vor sich allein nicht gethan/ Jst zeit die Augen auffzumachen/ vnd nicht zu feyern/ was man thun will/ warumb der Arnheim so lang außblieben/ bitt ich nachricht/ wie ingleichem/ wo der Marche hingehen wirdt. Es ist aber/ allererst nach diesem/ eins theils effectus, dieses vorgewesen Tradiments/ fuͤrnemlich zu Troppaw/ außgebrochen/ allda das Schaffgotsische Regi- De Statu perturbato Franciæ. Regiment/ vnter dem Obersten Leutenandt Albrecht Freybergern/ gelegen/ vnd in dem Werck/ der geweste Commissarus/ Samuel von Lilienfeldt/ sonsten Schneider genandt/ das Directorium/ gefuͤhrt. Dann Erstlichen/ die vmbgesessenen Staͤndt/ vnnd fuͤrnembsten Landtsassen/ Er Schneider/ mit scharpffen außgeschickten Patenten/ vnd betrohungen/ als wann Jhrer Kayserl. Mayestaͤt Dienst/ es erforderten/ in reiveritate aber/ zu vorhabender Machina- tion/ ein starcke Summam Gelts/ von jhnen herauß zupressen/ vnd Sie in al- lem/ zu Jhrer Jntention/ zunoͤtigen/ hinein/ in die Statt/ citirt/ vnd als selbi- ge theils erschienen theils aber nach vnd nach mit Gewalt eingehalten worden/ hat der Freyberger/ das Volck/ den andern Martij/ an dem platz/ zusammen gefuͤhrt/ vnd Jhnen offentlich fuͤrgetragen/ Er hab dem Roͤmischen Kayser/ nunmehr achzehen Jahr gedient/ anjetzo da Ervermeint/ Gnad/ vnnd recom- pens/ zuhaben/ solte Er mit dem Strick/ belohnet werden/ Ey so woͤll Er nicht mehr/ dem Roͤmischen Kaͤyser/ dienen/ vnd seine Soldaten/ werden Jhne dem- nach/ vor einen Obersten annemmen vnd wie in einem/ also im andern/ gebuͤhr- lich gehorchen/ darauff den Degen gezuckt/ vnd gesagt/ Nun Jhr Soldaten/ Vi- va Friedlandt/ bey dem will ich leben vnd sterben? Vnd Jhme selbige alle/ wie auch das Boͤmische Regiment Dragoner/ vnd dessen Obersten Leutenandt En- gelhard/ von newem schweren lassen/ sich darauff der Statt/ vnd aller plaͤtz/ ver- sichert/ vnd zu fernern/ feindlichen Thaten/ fertig gemacht/ dessen auch/ deß Feinds Commandanten/ zu Oppeln/ vnd folgends ander orthen mehr/ vmb/ als- baldt Jhnen zu assistirn/ vnd sich mit zuconjungirn/ erinnert worden/ wie dann bereit zwischen Jhnen/ verglichen gewesen/ daß der Schwedische Commandant/ Dubaldt selbsten/ mit fuͤnffzehen hundert Pferden/ zu Jhme stossen/ vnd so dann alsbaldt/ auff das Kayserl. Volck/ vnter dem Obersten Goͤtzen/ gehen/ selbiges trennen/ vnd gar auß Schlesien verjagen wollen. Zu diesem/ ist den vierdten Martij/ die Burgerschafft/ in das Schloß/ erfordert/ vnnd Erstlichen dem Rath/ alles ernsts/ eingebunden/ Jhren Eydtzuaͤndern/ vnd daß Sie nun- mehr/ dem newen erwoͤlten Roͤmischen Keyser/ sonsten Koͤnig in Franckreich/ dem von Friedlandt/ als erwoͤhlten Koͤnig in Boͤhmen/ den Koͤniglicheu Schwe- dischen Erben/ beyden Churfuͤrsten zu Sachsen/ vnd Brandenburg/ auch denen Confoͤderirten Staͤnden/ vnd Staͤnden deß Reichs/ schwoͤren solten/ welches Jurament hernach/ auch denen Landstaͤnden/ zu gemutet vnd durch arꝛest/ harte Gefaͤngnuß/ betrohung deß henckens vnd anderer erschrecklichen Marter mehr/ herauß genoͤtiget werden wollen. Damie diß werck auch/ vmb so viel desto mehr/ auß gebreitet/ vnnd auch andern/ nechstgelegenen oͤrther/ vnd Laͤndern/ sonderlich aber Maͤhren/ dar- ein moͤchte gezogen werden/ ist ein auffruͤhrisch/ abschewliches Patent/ darinnen die gantze Jntention/ die ser boßhafftigen Rebellion/ begrieffen/ verfast worden/ X ij welches De Statu perturbato Franciæ. welches mit der Troppawischen/ Ratiborischen/ vnd Jaͤgendorffischen fuͤrnemb- sten Staͤnden/ Namen/ als waͤresolches/ von Jhnen anstatt der gesambten Staͤndt/ in Ober Schlesien auffgerichtet/ vnderschrieben/ mit der Stadt Trop- paw Jnsigel/ als wann ein wahres Original verhanden/ (welch es doch nie mah- len gewesen) vidimirt/ so weiter aller orthen publicirt/ werden sollen: Jn massen auch das Schreiben an die Stadt Olltzmuͤtz/ sambt denen/ dahin gemachten Or- dinanten/ von Jhme/ Schneidern/ bereit verfertiget gewesen. Vnnd seyn Sie/ in diesem Jhrem vorhaben auch nach deß Friedlandts todt/ noch so lang verharꝛet/ biß der Feldt Marschalck Leutenandt Goͤtz/ mit einer zimblicher anzahl/ Keyserl. Volcks/ fuͤr die Statt geruckt/ vnd die Rebellen sich endtlich mit Accord/ in Jhrer Kays. May./ devotion/ wie der er geben/ Vnd ist vorgemelten Patents/ diß der Jnnhalt. Demnach nunmehr notorisch/ vnd Weltkuͤndig/ daß die Roͤm. Keyserl. Mayest./ Klar vnd schnurgleich/ den Hoch verpoͤenten vnd beschwornen Reichs Abschieden zuwider/ die Evangelische Religion/ gantz vnd gar außzurotten/ vnd eintzig allein/ die Catholische passirn zu lassen gesonnen/ auch wegen der Evan- gelischen Guͤtter/ vor lengst Jhrer Fürstl. Gn. Herꝛn Generalissimo/ Hertzogen von Friedtlandt/ die Confiscation anbefohlen/ darauff auch das hetlige Sacra- ment empfangen/ solches zum wuͤrcklichen effect zusetzen/ vnd keines wegs dar- von abzustehen. Wann dann/ wegen solchen thaͤtlichen gewalts/ vnnd vnrechten Beginnen/ das gantze H. Roͤmische Reich/ neben allen Churfuͤrsten/ sich zu oͤfftern daruͤber beschwaͤrt/ vnd vmb remedirung/ bey der Roͤm. Kaͤys. May. Vnterthaͤnigst an- gehalten haben sie doch dasselbe/ welches jhnen Gott der hoͤchste selbst gegeben/ nit erhalten/ oder erlangen moͤgen/ Derohalben alle die Evangelische/ als zum theil/ auch etliche Catholische Churfuͤrsten notringentlich vervrsacht/ die in Gott ruhen- de Koͤnigl. Maytstaͤt von Schweden/ vmb Schutz Jhrer Religion/ vnd erhal- tung der Vralten Privilegien/ vnd Teutschen Freyheit anzuruffen/ vnd mit dero in Verbuͤndnuß ein zu lassen/ Ob nun zwar maͤnniglich vermeinet/ Jhre Kayserl. May estaͤt wuͤrden dermahln eins den erbaͤrmlichen/ vnnd gantz ellen den Zustand im Roͤmischen Reich behertzigen/ vnd von derovnbillichen Jntention/ genaͤdigst abstehen/ gestalt Jhre Fuͤrstliche Gnaden/ der Herꝛ Generalissimus, Hertzog von Friedland/ eintzig vnd allein dahin gezihlet/ das Roͤmisch Reich/ wieder in den Standt zusetzen/ vnd bey Jhrer Religion vnd Priuilegien zuerhalten/ So erwei- sets doch der augenscheinliche/ vnd jelenger je mehr/ betrůbte Zustandt/ daß durch flehenliches/ vnd erbaͤrmliches Vnderthaͤniges bitten/ nit das geringste zuerhal- ten gewesen/ Derohalben Hochtruͤngentlich/ das H. Roͤm. Reich/ nebens denen Churfuͤrsten/ vervrsacht/ sich in jhrer Koͤn. May. von Franckreich/ Großmaͤch- tigen Herꝛn Staden/ der vereinigten Niederlaͤndischen Provintzen/ vnd Schwe- dischen Armeen/ zu Confoͤderiren/ zu welchen Jhre Fuͤrstl. Gn. ꝛc. der Herꝛ De Statu perturbato Franciæ. Generalissimus, Hertzog von Friedlandt auß hochwichtigen/ vnd erheblichen Vr- sachen/ selbst gestossen/ als auch das gantze Koͤnigreich Boͤhaim/ vnnd andere mehr Erblaͤnder/ ꝛc. Wann vns dann gleichfals gebuͤhren/ vnd obligen will/ zu manutenirung deß Heiligen Roͤm. Reichs Abschiede/ als Erhaltung Vnserer Privilegien/ welche Vnsere Vorfahren/ mit jhrem Blut/ Ritterlich erworben/ gleichfals den Letzten Blutstropffen daran zusetzen/ Vnnd nun mehr die sambtlichen Staͤndt/ im gantzen Hertzogthumb Schlesien/ sich dahin verglichen/ damit einmahl/ der offt gewuͤnschte/ vnd gesuchte Friedt moͤchte wieder restabilirt werden. Als ersuchen vnd ermahnen wir vnderschriebene/ an statt der saͤmbtlichen Ober Schlesien Staͤnde/ alle Hohe vnnd Niedrige/ Graffen/ Freyherꝛn/ Edellenten/ Pr æ laten Staͤnde L. L. hiemit/ weil fuͤnff gemessene Keyserliche Regimenter/ als Schaff- gotsisch/ Tertzkisch/ Morazinisch/ Boͤhmisch/ vnd Wallensteinisch/ alhier zusamen gestossen/ welchen noch sechs Regimenter/ neben Breßlawischen/ Briegischen vnd Oppelischen Succurs, inner wenig tagen/ anhero folgen/ vnd gleichsfals/ der Churfuͤr stlich/ Saͤchsische General Leutenandt von Arnheimb/ mit einer starcken Armada/ wie auch der Schwedische General Duwaldt/ mit einer gleichmaͤsigen starcken Armee/ von Franckfurt/ anhero/ zu vns marchirt/ daß maͤnniglich/ von den Herꝛn Staͤnden in Schlesien/ von dato au/ denen so sich Kayserlich nennen/ mehr das geringste/ es sey an Profiant/ oder Quartiern zu willen seyn./ sondern dieselben/ mit Fewer vnd Schwerdt/ als vnsere aͤrgiste Feinde zuverfolgen/ Her- gegen den Friedlaͤndischen/ vnd dessen Confoͤderirten allen guten willen/ als be- forderung zu erweisen/ vnd daß die saͤmbtlichen Herꝛen Staͤnde/ von der Ritter- schafft/ in Ober Schlesien anhero zu vns stossen/ so viel reisige Pferdt/ vnnd be- werte Knecht/ als jmmer muͤglichen/ mit zubringen/ auch Proviant hero zuver- schaffen/ vnd neben vns zustehen/ hergegen sollen Sie hin wieder in gebuͤrlichen Schutz genommen werden wo fern aber einer oder der ander Standt in Schlesi- en/ solches nicht thun solte/ von den Guͤttern verlauffen/ oder mit dem wenigen Rest deß Kayserlichen Kriegs Volck halten/ vnd solchen den geringsten Provi- ant/ es sey auff Kossel/ Ratibor/ oder Neyß schickenwuͤrdt/ der soll mit Fewer vnd Schwerdt/ von vns verfolgt werden/ vnd erfordert die sonderbare Notturfft/ daß auffs schleunigst/ die Statt Troppaw/ mit Profiant/ versehen werden muß/ Als wollen die negste Herꝛn Staͤndt/ so viel Mehl/ Saltz/ Korn/ vnd Viech/ als jmmer muͤglich anhero verschaffen/ damit die angetrohete execution/ gegen solchen nicht moͤchte effectuirt werden/ Die Kayserliche Herꝛn Officier aber zu Roß vnd Fuß/ wie auch gemeine Reuter vnd Knecht/ werden hiemit gleichsfals/ von vns gebuͤhrlichen erinnert vnd gebetten/ nach erfahrung dessen/ sich zu vns anhero zubegeben/ solle jedem sein Anrit: vnd Lauffgelt/ da hierzu Sechzig Tau- sent Reichsthaler parat beyhanden/ gegeben werden/ Gleichsfals soll es mit der X iij Ritter- De Statu perturbato Franciæ. Ritterschafft (so beliebet wuͤrcklich zudienen/ gehalten werden/ wird also jedes ehrliebendes Gemuͤth/ solchem nach zuleben/ vnd vorschaden zu huͤten wissen da- mit sich aber mit begeben dem fahl/ niemandt der Vnwissenheit zuentschuͤldigen/ haben wir diß offene Patent/ durch zwantzig gleichmessige vidimerte model publi- ciern, vnnd vnter Vnserer Handt vnnd Jnsigel/ außfertigen lassen/ Geschehen den dritten Tag Martij/ Anno Sechzehenhundert vier vnd dreyssig. Das Schreiben aber an die Statt Ollmuͤtz/ nach folgender gestalt gestelt/ vnd von dem Schneider vnterschrieben gewesen. Was im heiligen Roͤmischen Reich/ zuerhaltung Vnserer alten Privi- legien/ als restabilierung/ deß Edlen lengst gewuͤnschten Friedens/ fuͤr ein muta- tion sich ereignet/ vnd wessen sich die Herꝛn Staͤnde/ in Ober Schlesien/ resol- virt/ dasselbe geruhen dieselben/ auß der Beylag/ mit mehrerm zuersehen. Wann dann ein Regiment Dragoner/ neben zweyhundert Pferdten/ vnnd dreyhundert Mann zu Fuß/ auff Ollmütz marchirn sollen/ die Statt/ zu Jhrem selbst eigenem besten von Jhrer Fuͤrsil. Gn. dem Hertzogen von Friedlandt/ als dessen Confœderirten zubesetzen vnd zu manuteniren/ Als ersuche ich die Herꝛn gantz dienst freundlich/ obspecificirt Soldatesca/ nit allein gutwillig einzulassen/ sondern jhnen alle befuͤrdersame assistents zuleisten/ Jmfall aber sich die Herꝛn widrig erweisen sollen/ haben Sie anders nichts/ als Fewer vnd Schwerdt/ von vns zuerwarten/ Welches Jch denselben in Nahmen Jhrer Fuͤrstliche Gnaden/ deß Herꝛn Generalissimi/ Hertzogen von Friedtlandt/ vnd dessen Confœderir- ten, hiermit anmelten sollen. Vnd ist dieses kuͤrtzlich der Verlauff dieser hochgefaͤhrlichen/ vnd fast vn- erhoͤrter prodition/ welche viel mehr auß Goͤttlicher Vorsehung/ so dann dißfals zu handhabung Jhres gesalbten vornemblich gewachet/ als durch Menschliche Vernunfft/ nach dem die Conspiranten/ albereith allein vortheil fuͤr sich gehabt/ diverirt vnd verhindert worden vmb welche Gnadt auch der Goͤttlichen May. billich alle/ deß Hochloͤblichen Hauß von Oesterꝛeich/ getrewe Vnterthanen/ vornemblich/ dann auch allgehorsame Reichs Staͤnde/ inniglichen danck zu sa- gen/ deren dann vnterschiedliche/ auch außwendige Fuͤrsten/ vnd Potentaten/ Jhrer Kayserlichen Mayestaͤt/ guthertzig gratulirt/ bey welchem man einem/ jedwedern/ der nit gaͤntzlich in Haß/ vnnd Neidt gegen mehrhoͤchstgedachter Kaͤys. Mayestaͤt/ vnd dero Hauß ersoffen/ wie auch der werten posteritaͤt/ das Vrthel fellen laͤst/ ob bey so beschaffener bewandnuß/ vnd fuͤr Augen stehen- der eussersten gefahr/ Jhre Kayserl. Mayestaͤt anders als beschehen/ verfahren/ sich auch vnd die reliquias, deß Roͤmischen Reichs/ vnd Jhres Glorwuͤrdigen Ertzhaußes/ welchem die letzte mina allbereit gegraben gewesen/ vnnd gleich jetzo spillen sollen/ conserviren koͤnnen oder moͤgen/ Vnd ob nicht die Jenige/ Jhre boßhaffte De Statu perturbato Franciæ. boßhaffte gifftige affectus, al zu sehr an Tag geben/ welche bey so offenbarer per- duellion, vnd verꝛaͤtherey/ die Kayserl. May./ einer Jnjustitz/ die Ehrliche Obri- sten vnd Cavallier aber/ so zurechtmessiger execution/ wieder diese rebellen/ Jh- re Ritterliche Handt dargestreckt/ vnd Jhren Aydten/ vnnd Pflichten nach kom- men/ eines Meuchelmordts zubeschuldigen/ sich nicht entferben. Daß aber sol- ches/ auß lauter boͤser passion herfliesse/ vnd also bey vernuͤnfftigen/ vnnd zu der Gerechtigkeit geneigten Gemuͤthern/ keines beyfals/ auff solche fraͤvendtliche judicia sich zu besorgen/ erhellet auch vornemblich daher/ daß eben dieser Friedt- laͤnder so lang Er in Kayserlicher devotion verharꝛet/ vnd seinem Generalat/ mit trewen vorgestanden/ fuͤr das groͤste monstrum natur æ / vor gemahlet/ wird. Er aber durch Eydtbruͤchtigen vndanckbarn abfall/ von seinem rechten Herꝛen/ die Canonication/ verdienet/ deme auch gantz Teutschland parentirn solle/ welche zwar sich zum wenigsten/ deß hochvernunftigen Heyden dicti / erinnern sollen/ Amo pro- ditionem, non proditorem wann Sie ja Jhre Feindtliche Intentiones, gegen die- sem Hochloͤblichen- von dem Heyl. Reich/ in die vierthalb hundert Jahr so hoch meritirtẽn Hauß/ noch nicht gaͤntzlich auff ein seiten setzen koͤnnen. Der guther- tzige Leser/ hat ohne zweiffel in dieser Relation zu finden/ was Er etwo bißhero gesucht. Den gifftigen Spinnen/ ist keine Rose so Edel/ vnnd Tugenthafft/ daß sie nicht darauß ein Gifft machet. ERDE. Der 1. Discurß. Wie die Naturkuͤndiger den Himmel abmessen; deß Monds Beschaffenheit berichten; was Mathusalem vor ein Gespraͤch mit dem Schoͤpf- fer gehalten; welchem Exempel Rischelius vnd Friedland/ auch der Koͤnig auß Schweden folgen/ vnd aller Vnruh uͤberhaben seyn moͤgen. Eingang. D Je Naturkuͤndiger/ so an der blawen Buͤhn deß gewoͤlbten Oberbaws dieser Welt doͤrffen herumb spatziren/ erzehlen vns wunderseltzame Sachen/ von allerhand Gethiers/ das droben schwebe. Dann sie finden Hunde/ Jaͤger/ Pferde/ Raben/ Adler/ Schlangen/ Wasser- stroͤme/ Schiffe/ Koͤnigliche Cronen/ Altaͤr/ vnd vielleicht mehr denn sie in Ob- acht nehmen moͤgen/ noch den Vnwissenden vnd bestuͤrtzten Erdmaͤnnlein refe- rie ren. Sonderlich ist kuͤnstlich/ daß sie den allgreiffenden Zirckel in dreyhundert vnd sechtzig Stuck abtheilen/ eine Lini von dem einen Weltangel ziehen/ durch den Mittelpuncten der Erden/ zu dem Gegenfußnern biß an den andern Weltangel/ dadurch diese runde Scheibe in zwey gleiche Theil zerfaͤllet/ also daß es gibt/ ein obere/ vñ ein vntere Welt/ wie solches die liebe Sonne am allerbesten weiß/ vñ allen Tag besichtiget. Eben leicht ziehen diese Weltverstaͤndige eine Querlini/ vnd thun einen andern Schnit oder Strich/ durch obgemeldte beyde Theil der Welt/ damit sie in vier gleiche Stuͤck zerfalle. Vnd hie haͤtte ein jedes Quart vnd Viertheil neuntzig Grad/ deren jedem sie fuͤnff zehen teutsche wolgemessene Meilen zulegen: Wann aber die Erd- vnd Wasserkugel sehr geringschaͤtzig/ ja nur einem Mittelpuncten im Cirkelkreiß gleich ist/ gegen dem sehr hohen vnd breiten Himmel/ erfolgt/ daß die Meilen dro- ben vngleich/ laͤnger sind/ als hievnden: Welches die liebe Sonne so fast befindet/ daß sie wie ein Postreuter/ muß außspannen/ hinter die Berge sich verkriechen/ vnd die abgemattete Pferde/ wie beym Ovidio außfuͤhrlich zu erlernen/ in dem wilden Meer abkuͤhlen/ damit sie nach der Morgenroͤhte wieder herfuͤrbreche/ vnd vns bescheine. A a Ob De Statu perturbato Franciæ. Ob es nun droben auch Berg vnd tieffe Thal gebe/ haben vns diese Himmels- Postilionen noch nicht allerdings berichten wollen/ oder auch wir glauben koͤnnen: ausserhalb daß vns Galilæus vnd Keplerus, anderer zu geschweigen/ (zumahl diese weit hellere Brillen auß Holland oder Venedig gebraucht/ als andere/ vnd der wanckende Erdmann/ oder Himmelveste Copernicus neben das Ziel getroffen/ auch vielleicht als Tycho Brahe in seiner Klufft/ vnd tieffen Hoͤle/ den Himmel drunten besser zu beschawen/ als droben) eines newen Weltbaws in dem Mond weiß machen; mit finstern Thaͤlen/ als Flecken vor den Augen der Vnverstaͤndi- gen/ mit breiten Seen vnd Stroͤmen/ nicht von Wasser/ sondern von Liecht vnd Heiterkeit/ mit hohen Bergen/ deren Schatten wol gar vber den Mondkreiß hin- auß falle: also daß/ wer hieunten auff Erden muͤde waͤr zu leben/ dorthin koͤndte ziehen zu wohnen/ als in das erste Dorff/ gegen der Vorstadt/ so in der Sonnen dieser Rechnung nach/ (welche David vielleicht in seinen Psalmen/ da jeder Paß recht gegeben ist/ auch verstanden) liegen muß/ biß deß Himmels Pallast sich oͤffnete/ vnd jhn auffnehme. Dann es wird Mathusalem mit einem Tag/ welchen die Gotts gelehrten vff tausend Jahr/ nach der Goͤttlichen Rechnung ansetzen/ hieunten auff Erden vor- lieb nehmen/ vnd den Verlust etlicher dreissig Sonnen-Jahren/ die jhme an dem millenario gemangelt/ so hoch nicht achten/ wann er sechs Tage/ oder sechstausend Jahr in dem Mond wird zu hausen vnd zu wohnen haben/ biß er nach vollendeter selber Arbeitswochen/ einen Sprung thut in den Sabbath/ von welchem ohne das Moses nur den Anfang meldet/ aber den Schluß verschweiget/ vns anzudeuten/ daß wir nur nach dem Anfang desselben siebenden vnd Ruhetages trachten/ so werde es hernach in Ewigkeit mit vns keine Noht haben. Vnd eben dahin zielete der alte Mathusalem/ als er mit dem Schoͤpffer in ein Gespraͤch gerahten/ vnd ein andere Herberg dann diß muͤhsame Leben/ begehrte zu finden. Dann wie die Leute/ selbiger Zeit/ von einem Ende der Welt zum an- dern zogen/ sich vnd die jhrigen sambt dem Viehe durchzubringen/ vnd zu ernehren/ weil jhnen das Land offen stunde/ vnd noch nicht so enge war worden/ als zu den Zeiten Abrahams vnd Loths/ die sich voneinander scheiden muͤssen/ vmb bessern Raum zu haben: also funden sie doch nirgends/ als Erde vnter jhren Fuͤssen/ Ar- beit vnd Muͤhe in jhren Haͤnden/ vnd Bekuͤmmenuß vnd Schrecken bey jhren Heerden/ darumb waͤren sie gerne auß der Welt gegangen/ wann sie eine Bruͤcke oder Leiter zu der andern wissen/ finden vnd ergreiffen koͤnnen. Jhnen nun einen Muht zu machen bey so langer Wallfaht/ erlaubte der Schoͤpffer das Eingeweid der Erden/ als Edelgestein/ Gold/ Silber/ Eisen/ an welchen Dingen die Erdsuͤchtige jhre Kurtzweil haͤtten/ den Verdruß der uͤbrigen Muͤhe vnd Arbeit zu leichtern: Darzu dann auch der edle Rebensafft/ das Hertz zu erfrewen/ kommen ist/ wiewol vns etliche bereden wollen/ ob haͤtte der Schoͤpffer dieses Gewaͤchs der ersten Welt versagt/ vnd dem Ertzvatter der andern Welt gespahrt \& Germaniæ Continuatio. gespahrt vnd vorbehalten/ als ob etwas newes haͤtte moͤgen erschaffen werden/ da doch Moses mit den ersten sechs Tagen alle Werck der Erschaffung beschliesset. Aber den Himmelgierigen gab der Schoͤpffer ein andere Lehr/ nemblich sie solten sich an solchem Puppenwerck nicht vergaffen/ sondern an das vnvergaͤngliche mit vestem Ancker der Hoffnung halten. Wann sie nun auch anfingen den andern sich gleich zustellen/ vnd in dem Bauch der Erden zu wuͤhlen/ oder jhrer Augen Lust vff solche Sachen/ die vnter jhren Fuͤssen von Natur liegen/ zu schlagen/ wurden obgemeldte Kinderbossen jhnen entzogen/ oder sie durch den Weg alles Fleisches mit Gewalt davon gerissen/ vnd an jhren rechten Ort/ zu jhren Vaͤttern/ ja zu dem ewigen Vatter/ in die ewige Huͤtten versetzet. Zu dem Ende gieng der Schoͤpffer mit jhnen freundlich vmb/ legte seine Ma- jestaͤt ab/ hielt Gespraͤch/ pflegte alles Vnterrichtes/ gemeiniglich mit diesem Beschluß: Alles was sichtbar waͤre/ muͤste dermaleins in der allgemeinen Refor- mation, die uͤber Erde vnd Himmel gehen wuͤrde/ vergehen/ vnd zerschmeltzen. Darum koͤndte keine bestaͤndige Hoffnung darauff gestellet werden/ doch moͤchte vnd muͤste der Mensch zu seiner nohtwendigen Vnterhaltung/ sich aller vnd jeden Geschoͤpffen/ so jhm zu Lehen vffgetragen/ bedienen vnd gebrauchen/ dieselben Guͤ- ter aber nicht vmbbringen/ auff daß er in der Schluß-Rechnung seines zeitlichen Lebens bestehen/ vnd bey der endlichen Zahlung oder Wiervergeltung ledig vnd loß/ aller hinterstelligen Schulden vnd receslen frey vnd queit gezehlt werden moͤchte. Diese Lehr hatte zuforderst Seth/ vnd folgends Mathusalem so wol gefasset/ daß er/ wo nicht auß der Welt/ ob es so frühzeitig thunlich waͤre/ ehe er seinen Lauff haͤtte vollendet/ doch in ein Kloster oder Einsidel gehen moͤgen/ da selbiger Zeit der oͤde Erdkreiß nicht ein anders erfordert haͤtte. Vnd ob er schon/ gleich andern/ Soͤhne vnd Toͤchter zeugete/ fuͤhrte er doch ein absonderliches Leben/ wolte in kei- nem verschlossenen Ort wohnen/ als ob er sich foͤrchtete/ vnd deß Schoͤpffers Schutz/ oder die Salvaguardia der lieben Engel jhm nicht genugsam waͤre/ weniger aber ein Nest auff die hohen Spitzen der Felsen legen/ sich vorsaͤtzlicher Weise aller Bequemlichkeiten zu berauben/ vnd gefaͤnglich einzuschliessen/ noch auch einen tieffen Wassergraben vmb sich ziehen/ den reinen Lufft stinckend vnd schwer zu machen. Vnd wie er dem gesundesten Lufft/ dem gesegnesten Lande nachzoge/ also belude er sich nicht mit vielen mobilien, er trancke nicht auß Porsellan oder Chrystall/ wo- bey so grosse Sorgfaͤltigkeit seyn muß/ daß sie nicht verbrechen/ vnd Zorn erre- gen/ sondern auß seinen beyden Haͤnden/ wie Diogenes, oder nam ein breites Blat von dem Erdgewaͤchs/ eine Rinde von einem Baum/ ein holes Rohr/ darauff er sich etwan auch stewren kondte. Sein Ruhestatt war der Schirm hinter einem Felsen/ oder vnter einem Baum/ da er die Aeste zusammen geflochten/ zur leben- digen Tapezerey gebrauchte. Sonderlich aber hatte er ein inbruͤnstige Vorsorg A ij vor sein De Statu perturbato Franciæ vor sein Ehegatten/ vnd vor die kleine Kinder/ damit der Tracht vnd hohem Lei be/ auch der Geburt vnd zarten Natur der Saͤuglingen kein Vnheil begegnen moͤchte. Zu solchem End zimmerte er einen Karn/ oder Wagen/ den deckte er mit gruͤ- nen Aesten von den Baͤumen/ den zieret er mit wolriechenden Blumen vnd Ge- waͤchsen/ dahinein legt er/ was jung/ beschwert/ matt vnd muͤde war/ vnd wann das Vieh wegen der Weide einen Ort muste verlassen/ vnd einen andern suchen/ spannte er sich selbsten an diesen Wagen/ jederweilen seine Greth neben sich/ da- hero vnd von keinem andern Vrsprung die Ehe bey den Lateinern genandt wird conjugium, ein gekoppeltes Paar/ so an einem Karn ziehen; Vnd haͤtte keinen Verdruß an dieser lieben Arbeit/ die jhme auch keinen sonderlichen Schweiß auß- truckete/ zumal selbiger Zeit die Menschen so gar starck/ groß vnd kraͤfftig gewe- sen/ als hernach die Riesen vnd Helden seyn moͤgen: Wie dann in der Hessischen Chronick zu finden/ daß ein Landgraff Abends mit seiner Fraw Mutter spatziren gangen/ vnd einen geladenen Wagen mit Wein in dem Wege/ ohne Pferd/ ste- hend funden/ denselben/ der Fraw Mutter Raum zu machen/ mit einer Hand er- griffen/ vnd beyseit gezogen; Da jhn nun die Fraw Mutter erinnerte/ es solte ein junger Mann seine Staͤrcke nicht miß brauchen/ oder zu seinem selbst eigenen/ vnd jederweilen vnverhofften Schaden anwenden/ wolte er bezeugen/ daß es jhme kein sonderliche Muͤhe waͤre/ ergrieff den gemeldten Wagen abermals/ vnd fuͤhrt jhn wieder an die vorige Stell. Doch begab sichs einsmals/ daß vnser Mathusalem stecken blieb im Gebürg Armenien/ oder Ararath/ oder daß er sich eines Vmbfalls vnd Schadens besorgte/ vnd seine Kraͤfften zu schwach befande. Darumb ruffte er zu seinem Schoͤpffer vmb Huͤlff/ wie dann derselbe die Frommen bald erhoͤrt/ vnd nimmermehr verlaͤst/ noch verabsaumbt. Derselb ließ sich zur Stund sehen/ halff jhm auß Noht/ vnd gieng deß Wegs ein Stuck mit jhm. Vnter anderm fiel auch dieses Gespraͤch ein: Ob nicht einem Himmelgierigen solte erlaubt seyn/ eine bestaͤndige Wohnung auff Erden zu wehlen/ ein Nest zu machen/ vnd darinnen zu veralten? Da es dann Rede vnd Wiederrede genugsam gab/ mit dem endlichen Schluß/ daß den Frommen zum besten die Welt nicht nur erschaffen/ sondern auch erhalten wuͤr- de/ zumal sie nicht Knechte/ sondern Kinder vnd Erben jhres Schoͤpffers waͤren/ der jhnen alles haͤtte vnterthaͤnig gemacht/ vnd zum Gebrauch uͤberlassen vnd ein- ger aumbt/ doch mit Vorbehalt/ daß sie dessen nicht solten mißbrauchen/ oder jhr Vertrawen hierauff setzen/ vnd von dem Allmaͤchtigen Schoͤpffer abziehen: we- niger aber sich einbilden/ daß jhr Nest jhnen vnzerstoͤrt müste bleiben/ biß an das Ende jhres Lebens; angesehen der Schoͤpffer die Frommen auß gutem Vorsatz von einem Ort in das andere führet vnd leitet/ auch manchmal laͤsset Mangel lei- den/ auff daß die weltliche Frewd die ewige Hoffnung nicht ersticke/ vnd etwan das vergaͤngliche zum hoͤchsten Nach theil Leihes vnd der Seelen/ vor das vnvergaͤng- liche \& Germaniæ Continuatio. liche vnd immerwaͤrende beliebet/ angenommen vnd gebrauchet/ ja verschwen det werde. Solcher Gestalt moͤchte dann Mathusalem einen lustigen gesunden Ort/ bey fliessendem Strom vnd rauschenden Baͤchlein suchen vnnd erwehlen/ derglei- chen Tamerlanes/ nachdem er einen grossen Theil der bekandten Welt Creutz- weiß mit Heersmacht durchstrichen/ im Land Persien jhme endlich beliebet/ daselbst moͤchte er einen Pallast bawen/ alle Raritaͤten der Welt/ so hin vnd wieder/ nach eines jeden Landes Art/ vnd Himmels Einfluß zerstrewet vnd eintzeln zu finden/ zusammen tragen/ vnd darauß Vrsach nehmen/ die Weißheit vnd Guͤte deß Schoͤpffers zu ermessen vnd zu preisen. Ob nun schon diese Meinung nicht al- lerdings vnannehmlich/ sonderlich dem Fleische war/ erinnerte sich doch Mathusa- lem seiner Hoffnung/ vnd deß Himmels Burger-Rechts/ antwortet demnach/ es waͤre nicht ohn/ niemand solte den Schoͤpffer versuchen/ noch die an Handen gelegene Mittel verachten/ wann Schutz vonnoͤhten thaͤt. Gleichwol waͤr menschliche Bloͤdigkeit so gar groß/ daß es schier vnmuͤglich fiele/ den vnsichtbaren Schutz deß Schoͤpffers zugleich mit dem sichtbaren/ ohne Anstoß deß Glaubens zu vergleichen. Welcher Gestalt auch das Aug sich nimmer satt sehe/ vnd immer- dar nach der Eitelkeit abweichen wolte/ was vor einen Bund man auch mit jhm machen koͤndte. Darumb man sich wol vor allem Anlaß/ sich in dem irꝛdischen zu vertieffen/ haͤtte zu huͤtten. Auch waͤre Gold vnd Silber nit nutz zum zeitlichen/ ja sehr hinderlich zum ewigen Leben/ zumal der geringste Bissen Brod/ das klei- neste Thawtroͤpfflin Kraͤfft vnd Safft haͤtten/ so demselben Koht/ oder gelaͤuter- tem Erdenschweiß dennoch versagt waͤre. Mit Dorn vnd Disteln koͤndte man schwerlich ohne Verletzung vmbgehen: solcher Angst/ Gefahr/ vnd Beysorg gedaͤchte er sich selbst zu vbrigen. Vnd weil er jede Fußtritt zu seinem Ende nahete/ solte es nicht wol stehen/ wann er nun- mehr ein vierhundertjaͤhriger Mann/ vnd druͤber/ bey verstaͤndigem Sinn/ ein irꝛ- disches Hauß bawete/ das er vielleicht nicht verfertigen/ noch bewohnen/ auch ein anderer nach jhme nicht achten/ oder gar niederreissen wuͤrde. Als nun der Schoͤpffer sahe/ daß der fromme Mathusalem in diesem examen bißher wol bestanden/ vnd die reine Lehr von der Eitelkeit dieser Welt/ neben der Hoffnung zu dem ewigen Leben zu genuͤgen gefasset/ auch wol im Werck bezeuge- te/ vnd noch ferner zu bezeugen gedachte/ ließ er jhm gefallen/ noch einen Versuch zu thun/ ob auch Bestand bey dem Vorsatz waͤre/ oder nicht/ nach Beschaffenheit fernern Vnterricht beyzubringen. Sagte derowegen/ es waͤre noch nicht an dem/ daß Mathusalem seine Wallfahrt vollendet haͤtte/ er wolte jhn versichern/ daß er jhm gedaͤchte noch fuͤnffhundert Jahr zuzulegen/ nicht nur fuͤnffzehen/ wie dem Koͤnig Hiskias/ welcher Termin wol eines Hauses werth waͤre. Aber Mathu- salem hielt Farb/ vnd antwortete: Ob er gleich ein voͤlligen Gottestag der tausend Jahr/ ja wol die gantze Wochen uͤber der muͤhsamen sechstausenden soltel eben/ A iij waͤre De Statu perturbato Franciæ waͤre gleichwol ein Ende zu gewarten/ vnd ein anders zu hoffen: er hielte fuͤnffhun- dert Jahr zeitlichen Lebens gar nit werth/ daß er deßwegen auff Erden einwurtzeln solte/ er gedaͤchte bey der einmalgefassten resolution, nach dem ewigen zu streben vnd zu verlangen/ zu bleiben: das koͤndte jhm nicht fehlen. Der Schoͤpffer hatte ein sonderliches Wolgefallen hieran/ vnd nam einen freundlichen Abschied von jhm/ mit diesen Worten: Mein lieber Mathusalem/ wandele vor mir/ vnd sey fromm/ ich bin der Allmaͤchtige Gott/ der dich nicht verlassen/ noch versaͤmen will/ ich bin dein Schild vnd sehr grosser Lohn. Ob nun schon der guͤtige Schoͤpffer sich bey den vngerechten boßhafften Men- schen/ sonderlich dieser Zeit nicht mag sichtbarlicher Weise finden lassen/ daß er mit jhnen von Angesicht zu Angesicht/ wie ein Freund mit dem andern/ rede/ so ha- ben wir doch keinen Mangel an allerhand Lehr vnd Vnterricht/ beydes in den Exempeln frommer Leute/ vnd dann auch in den Schrifften der hocherleuchteten Maͤnner vnd Gottsgelehrten. Vnd gewißlich/ da der Cardinal von Rischelien dieses haͤtte erwegen wollen/ waͤre viel Vnruhe dahinten vnd vnerweckt geblie- ben/ in dem er allenthalben das Wasser truͤb gemacht/ wie wir bereit vernommen. Er ist zwar in dem Sattel sitzen blieben/ vnd in der hoͤchsten Herꝛlichkeit eines na- gelvesten Gluͤcks von hinnen gefahren/ an seinen Ort: Aber der Ehrgeitzige Friedlaͤnder ist vbel zukurtz kommen/ vnd hat ein Wolcke fuͤr ein Juno vmbfasset. Darumb dencken wir abermal zuruck/ an vnsere Himmelsmesser/ mit der langen Meßruhten/ vnd sagen jhnen ins Ohr/ ob sie schon droben am blawen Gewoͤlbe/ gleich als auff einer Ebene spatzieren/ vnd keine Huͤgel noch Thaͤler/ keine Berge noch Gruͤnde finden/ vnd also immer fortmessen/ daß es vns demnach allzuschwer fallen will/ wann sie vns fünffzehen Meilen vor einen Grad darmessen/ als waͤre die Erde ohne Hocker/ vnd einem ebenen Gefuͤlde gleich. Dann wann die Lini uͤber das Schweitzer-Gebuͤrg/ uͤber die Hoͤhe zwischen Spanien vnd Franckreich/ auch zwischen Schweden vnd Nordwegen wird gezo- gen/ gibt es wenig Meilen/ nach den Himmels-Graden: Solte aber ein solcher Kuͤnstler muͤssen Bottenweiß gehen/ vnd die Meilen belohnt nehmen/ wuͤrde er erfahren/ daß mehr dann zwo Tagreisen zu einem Grad erfordert werden/ vnd sol- ches wegen der Vmbwege der entlegenen Paͤssen/ der durchbrochenen Strassen/ der sehr hohen Alpen: vnd demnach ein ander Augenmaß/ ein andere Meßruhte nehmen/ ohngefehr von einem Baw/ der seine Breite hat nach dem Bezirck deß Fundament vnd der Haubtmauren/ wer aber von einer Seit zu der andern/ über den Baw wolte klettern vnd steigen/ haͤtte weit mehr zu thun/ als der durch die vor- dere Thuͤr strackes Wegs zu der hindern wider außgienge. Welcher Gestalt das Gebuͤrg einen vffgerichten Triangel macht/ dessen zwo Seiten vngleichlingen mehr Platz fassen/ als die Grundlini. Vnd ist noch dieses zu mercken/ daß im Gebuͤrge noch viel verborgene Vmbwege liegen/ die dem Auge nicht offen stehen/ biß man zur Stelle kombt/ also/ daß ein lauffender Bott seine Rechnung gar nicht nach \& Germaniæ Continuatio. nach der Grundlini macht/ sondern nach der Erfahrung/ zumal er manche Zeit muß zubringen/ vmb einen Berg oder Schloß zu gehen/ biß er dahin gelange/ nachdem die Natur sich nicht zwingen laͤsset/ gegen Berg zn gehen/ oder mit den Voͤgeln hinuͤber zu fliegen. Vnd eben hierin hat der hochfliegende Hertzog von Friedland sich versehen/ daß er den Nativitetstellern zu viel Glauben gegeben/ die Erde vnd jrꝛdische Ber- ge nach dem Himmels-Maasstab abgemessen/ vnd in dem Gebuͤrge sich verirret hat/ daß er den reissenden Thieren zutheil worden/ vnd seinen hohen Geist in einer andern Welt zu hohen dignit aͤten gebrauchen mag. Ebenviel koͤndte man von dem Koͤnig in Schweden vermelden/ der jenseit deß Wassers haͤtte ruhig wohnen sollen/ wann jhn nicht der linde Lufft deß teutschen Bodens haͤtte getrieben/ vnd zu so uͤbergrossem Vnwesen verreitzt haͤtte. Von den gifftigen Thieren schreiben die Naturkuͤndiger/ sie lassen kein Gifft mehr von sich/ so bald jhnen das Leben benommen waͤre/ sondern nur einen Ge- stanck/ gleich andern faulenden Coͤrpern: Also hat man zwar hoffen wollen/ die blutduͤrstige Menschen wuͤrden nach jhrem Tod keine Wuͤrckung mehr thun/ vnd das Gifft der Feindseligkeit mitsich in das Grab nehmen. Es wolte aber weder vff deß Friedlaͤndern/ noch vff deß Cardinals/ noch vff deß Koͤnigs in Schweden/ noch vff deß Kaͤysers Ableiben dasselbe Gifft seine Krafft verlieren/ sondern steckte noch andere damit an/ daß das letzte aͤrger ward/ als das erste. Vnd scheinet/ daß wir elende Menschen nicht mehr Ruhe sollen haben/ als der Lufft von den Win- den/ vnd die Elementen von jhrer Vmbwechslung. Darumb freilich mit dem alten Mathusalem ein andere Rechnung zu machen waͤre. Vnd vmb so viel mehr/ weil vnser Leben so gareng gespannet ist/ ja den zehenden nicht erreicht/ vnd an statt der fuͤnffhundert Jahr Zuschusses/ nicht fuͤnffzig erhaͤlt. Sintemal zwantzig vnd mehr Jahr mit der Kindheit vnd Jugend dahinrauschen/ ohne son- derliche Thaten/ vnd dem tausentesten die funfftzig zu den Geschaͤfften nicht gebuͤh- ren/ damit er mit seinem gantzen Ablauff dieses Lebens die siebentzig oder achtzig be- streiche. Vnd wie Hippocrates sagt/ so ist die Kunst lang/ das Leben aber kurtz: Dagegen aber wolten wir sprechen/ vnsere Anschlaͤge sind lang/ vnd spannen sich uͤber Berg vnd Thal/ in die Ferne/ obgleich das Leben kurtz vnd kaum einer Hand breit ist. Wir werden dennoch nicht ablassen/ dem guͤnstigen Leser allen fernern Nachdruck neben etlichen Erinnerungen/ zu Gemuͤt zu fuͤhren. Der De Statu perturbato Franciæ Der 2. Discurß: Wie es mit dem Kriegswesen im Roͤmischen Reich biß vff Ferdinandi II. Ableiben sich verlauffen. Was dieser Kayser vor sonderliches Gluͤck vnd Vngluͤck gehabt. Von eines Nassawischen Graven Zug in Brasilien. Von der Stadt Breda Eroberung: vnd Vbergab der Vestung Breysach. Von deß Pfaltzgraven vergeblicher Kriegsverfassung. N Vn haben wir Muͤhe/ zu dem Ende deß teutschen Kriegs zu gelangen/ vnd muͤssen jhn allererst auff ein newes wiederumb anfangen: Worin- nen sich deß Sachsen Gegentheil gar nicht betrogen funden. Weil nun die Schweden vff deß Churfuͤrsten zu Sachsen/ sowol suͤsse/ als herbe Wort/ von deß Reichs Boden nicht weichen wolten/ zeigt jhnen der Churfürst die Spitz/ vnd belaͤgert Magdeburg/ vnd trieb sie biß in Pommern. Doch geschahen vnter- schiedliche Treffen mit der Schweden Vortheil/ also/ daß dem Land zu Sachsen angst vnd bang war. Der Graff von Hatzfeld meinte den Bannier bey Witt- stock/ weil er schon zum dritten mal vor jhme in die Flucht gerahten/ gar vff zurei- ben: Verlohr aber ein ansehnliche Schlacht/ indem er sich wollen auß dem Ge- suͤmpff nach Halberstatt ziehen/ welches Banner vor eine Flucht gehalten/ vnd nur desto hertzhaffter heran gehawen/ auch die Schantz Werben noch durch Vber- gab weggenommen. Boͤninghausen uͤbte sich in Westphalen vnd Hessen/ daß der Landgrave auß dem Land/ ob schon sein General Leutenant Melander sein Bestes gethan/ biß nach Frießland muͤssen außraumen/ daselbst er ein Testament ge- macht/ vnd seinen jungen Herꝛn dem Koͤnig in Franckreich/ den Staaden der vereinigten Niederlanden/ vnd dem Koͤnig in Groß Britannien/ als Vormuͤn- dern vnd Beschuͤtzern/ anbefohlen. Hertzog Bernhard zu Sachsen Weimar verliesse sich auff die Frantzoͤsische Huͤlff/ so vnter Feuquier vnd Turrainen nach Maintz gienge/ in deme Gallas uͤber den zugefrornen Rhein bey Speier gesetzt/ inwillens/ den Frantzoͤsischen secours mit den Weimarischen in Sack zu schieben. Aber Hertzog Bernhard ließ sich vmb Franckenthal sehen/ zog den Fuß zuruck/ be- setzt Kaysers lautern vnd Zweybruͤcken/ vnd war gantz zweiffelhafftig/ ob er sich der Kayserlichen Gnad solt ergeben/ oder vff den endlichen Schluß deß Frantzosen warten/ welcher Philipsburg zur recompens seiner geleisteten Huͤlffe begehrte. Jndeß wurd Kayserslautern mit Sturm erobert vnd in das Blut gesetzt/ vnd Zweybruͤcken zur Vbergab genoͤhtiget/ vnd durch die conjunction der Frantzosen vor dieses mal errettet/ daß Gallas sich gar nicht haͤtte stellen koͤnnen/ wann der Seckingen sein Wort gehalten/ vnd sein vestes Schloß Landstuhl vor den listigen Kayseri- \& Germaniæ Continuatio. Kayserischen verwahrt gehabt. Vnd also verzoge sich das gantze Wetter nach Maintz vnd Franckfurt/ biß Hertzog Bernhard nachmahlen die seinigen mit Ge- walt auß Sachsenhausen vertrieben/ Maintz vnd Franckenthal zur Vbergabge- trungen gesehen/ vnd nach Lothringen vnd Metz sich gleichsam flüchtig reteri ren muͤssen/ weil kein Mittel war/ weder in Hessen/ noch in Francken/ oder Sachsen durchzubrechen. Vnd weil der Krieg zwischen Franckreich vnd Spanien berit in hoher Lohe brandte/ gedachte der Kayser den Frantzosen heimzusuchen/ schlug sich zu den Spa- niern/ vnd fiel jhm ins Land/ genandt die Schampanien: Gallas uͤbet allen ge- wohnlichen Vbermut im Hertzogthumb Burgund/ achtet der zehentausend frey- willigen Pollacken nicht/ die vff Pariß zustreifften/ welche mit den eingenomme- nen Stoͤssen/ weil kein Nachtruck folgte/ sich wieder nach Hauß/ durch Freund vnd Feind durchschlugen vnd kehret wieder nach Teutschland: Also stund es auch schlecht vmb Hertzog Bernharden in Lothringen vnd im Elsaß. Die Hertzogen von Meckelnburg bemuͤheten sich eussersten Fleisses/ die Schweden mit dem Kay- ser zu vertragen/ aber alles vmbsonst/ weil der Prager Friedenschluß zu Stockholm so gar vbel vffgenommen vnd auff dem Reichstag/ den Krieg fort zu fuͤhren/ be- schlossen worden. Es gieng zwar den Schweden hart an das Leder/ da sie Bern- burg vnd Regensburg verlohren/ vnd Preßlaw auff Kayserischer Seiten/ auch vor Magdeburg keine Rettung gesehen/ vnd noch foͤrchten muͤssen/ es wuͤrde der Landgrav zu Hessen die Farb nicht lang halten koͤnnen/ wie man dann vff man- cherley Weise selbiger Zeit/ jhn von der Parthey abzufuͤhren/ an jhn setzen thaͤte/ vnd in diesem Fall Fall dem Hertzogen zu Wuͤrtenberg nachfolgen. Doch schlug er sich zu den Schwedischen/ die Belaͤgerung Hanaw vffzuheben/ vnd hernach zu den Weinmarischen/ vnd hielte den Schwarm so fern von sich/ als er vermochte/ halff Hagenaw entsetzen/ vnd in Lothringen Quartier machen. Der Papst zu Rom bemuͤhete sich dieser Zeit durch Gesandschafften/ die hohen Haͤupter in der Christenheit zur Eintraͤchtigkeit zu bringen: erlangte aber so viel als nichts/ weil je einer dem andern die Vrsach deß Landverderbens vfflude. Den Kayserischen wolte das Gluͤck fast wol/ sie eroberten Stargarden/ Homberg in Hessen/ vnd Pa- derborn/ Saltzkoten/ den Hamm/ vnd andere Ort hin vnd wieder. Allein daß sich Banner uͤber die Elbe in Thuͤringen gemacht/ Erfurt/ die Naumburg vnd Tor- gaw erobert/ Leipzig wiewol vergeblich belagert/ zuletzt sich zu Torgaw beschliessen/ vnd von fuͤnff vnd neuntzigtausend Mann belaͤgern lassen/ Als Kayser Ferdinan- dus II. den Reichstag zu Regenspurg gehalten/ seinen Sohn den Koͤnig in Hun- garn vnd Boͤheim/ Ferdinandum III. den 22. Decembr. Anno 1636. zum Roͤmi- schen Koͤnig wehlen lassen/ vnd selbst den 25. Tag Februarii nechstfolgenden Jahrs diese Welt gesegnet. Dieser Fuͤrst vnd Kayser hat viel Vngluͤck muͤssen außstehen: Dann erst- lich verlohr er seinen Vatter/ Ertzhertzog Carlen/ im zwoͤlfften Jahr seines Alters/ B b vnd De Statu perturbato Franciæ vnd muste sich von andern selbst regieren lassen. Darnach hatte er manchen harten Strauß mit seinen eigenen Vnterthanen/ den Steyermaͤrckern/ Kaͤrntern vnd Krainern/ wegen der Religion/ also/ daß er eussersten Gewalt/ vnd militari sche execution, wiewol ohne sonderlich Blutvergiessen/ anwenden müssen. Drittens machten jhm die Venetianer newe Haͤndel/ wegen Gradisca, da es zu offentlichem Krieg außgebrochen/ vnd seinen ohne das schwuͤrigen Vnterthanen zu einem Vffstand/ da sie nur einige Huͤlffe haͤtten hoffen moͤgen/ Anlaß geben. Viertens kostete es sehr viel vnd uͤbergrosse muͤhe/ daß Kayser Matthias jhn zu einem Sohn vnd Erben angenommen/ sowol wegen seiner Bruͤder/ als auch deß Hausses Spanien. Fuͤnfftens/ daß er die grausame Haͤndel in Boͤhmen gesehen/ da man jhm die Cron vom Haupt/ vnd den Scepter auß der Faust gerissen. Sech- stens/ daß er gegen Bayrn sehr harte conditiones muͤssen eingehen/ vnd auch wol Huͤlff bey einem Ketzer in Sachsen suchen. Siebendens/ daß er zu Franckfurt schier neben dem Kayserthumb hingangen. Achtens/ daß der Niedersaͤchsi- sche Creyß gegen jhm auffgestanden. Neundtens/ daß die Bawrn im Laͤndlein ob der Ens etlich mal zu den Waffen gegriffen/ wie dann auch in Hungarn gesche- hen. Zehendens/ daß der Durlacher/ von Thurn vnd Jaͤgerndorff/ Manßfelder vnd Halberstaͤtter nicht wollen ruhen. Eilfftens/ daß er dem Koͤnig in Denne- marck alles restituirt, vnd nichts behalten. Zwoͤlfftens/ daß er deß Koͤnigs in Schweden sieghaffte Waffen durch gantz Teutschland gesehen. Dreyzehendens/ daß er muͤssen erfahren/ wie alle Protestirende zu Leipzig von jhme abgefallen vnd zu den Waffen gegriffen. Vierzehendens/ daß die von jhme vertriebene Hertzo- gen zu Mecklenburg vnd Neuers wieder seinen Willen wieder eingesetzet worden. Fuͤnffzehendens/ daß er das Haupt-Treffen bey Leipzig verlohren. Sechsze- hendens/ daß er dem Friedlaͤnder muͤssen gleichsam allen Willen erfüllen/ vnd noch darzu supplici ren. Siebenzehendens/ daß er das andere Haupt-Treffen bey Luͤtzen auch verlohren/ vnd seinen Feind ohne Haupt/ dennoch nicht daͤmpffen koͤnnen. Achtzehendens/ daß er an dem Friedlaͤnder einen vngetrewen Diener gehabt. Neunzehendens/ daß er genoͤhtigt worden/ etlichen hohen Staͤnden in Boͤhmen/ etlichen hohen Kriegs-Officierern/ die Koͤpffe abzuschlagen/ vnd den Friedlaͤnder selbst/ jhme vorzukommen/ niedermachen zu lassen. Zwantzigstens/ daß er von Spanien vnd Rom die Regierung/ aber von Bayrn manchen Schre- cken eingenommen. Hingegen aber mag man vor ein sonderliches Gluͤck rechnen/ daß dieser Fuͤrst erstlich in seinen Minderjahren so trewe Raͤhte vñ Verwalter gehact. Dar- nach daß jhn beyde Kayser/ Rudolphus vnd Matthias/ zu den Reichsgeschaͤfften gezogen. Zum dritten/ das er bey dem Haupt der Christenheit zu Rom in son- derlichen vaͤtterlichen Gnaden gestanden. Zum vierdten/ daß er vnter allen an- dern Ertzhertzogen allein zu den Cronen gelangt. Zum fůnfften/ daß er den Aber-Koͤnig in Boͤhmen vberwunden vnd vertrieben. Zum sechsten/ daß er all seine \& Germaniæ Continuatio. seine Rebellen gedaͤmfft/ vnd endlich obgesieget. Zum siebenden/ daß er einen Feind nach dem andern bekommen vnd abgefertigt/ zumal er jhnen allen/ oder den mehrern nicht haͤtte gewachsen seyn koͤnnen. Zum achten/ daß er mit einem er- sten Haupt-Treffen auff dem weissen Berge/ das gantze Koͤnigreich Boͤhem/ vnd mit dem andern bey Noͤrdlingen das gantze Kayserthumb erhalten. Zum neund- ten/ daß so viel andere verlohrne Treffen jhn nicht zu Boden geworffen. Zum zehenden/ daß er die Macht gehabt/ dem Spanier in Holland/ dem Koͤnig in Po- len wieder den Schweden in Preussen/ vnd dem Reich in Jtalien beyzustehen. Eilfftens/ daß er immerzu trewe Diener gefunden/ so der wenigen Vntrewen Stellen wol vertretten. Zwoͤlfftens/ daß er seinen aͤltern Printzen zu einem Roͤ- mischen Koͤnig/ vnd kuͤnfftigen Kaͤyser nach seinem Tode/ machen koͤnnen Jndessen nun das Hauptwesen solcher Gestalt durch Teutschland sich ver- wickelte/ wolten die Hollaͤnder nicht muͤssig sitzen/ schickten Graff Johann Mori- tzen von Nassaw Siegen nach West-Jndien/ den Spanischen vnd Portugiesen das Haupt zu biethen/ wie dañ auch derselbe sich mannlich gebraucht/ vnd manechn Sieg davon getragen. Die erste Fahrt geschah Anno 1623. vnter Jacob Willcken/ nach Brasilien/ welcher die Stadt S. Salvator im Allerheiligen Busen ohn sonder- liche Muͤhe einbekommen/ aber durch der seinigen liederlich Verhalten vnd Wol- luͤstelen bald wieder verlohren. Die andere Fahrt von den Gewinnhabern (wel- che Gesellschafft die Herꝛen Staaden vff 24. Jahr privilegirt hatten) wurd dem Balwein Heinrichen anvertrawt/ Anno 1625. vnd nach seinem Absterben dem Peter Hayn/ welcher wegen Vngestuͤmmigkeit deß Meers zum Streit gezwun- gen/ die gantze vnd uͤberaußreiche Flott anß New Spanien uͤberweltiget/ vnd gros- sen Reichthumb erworben. Jhm folgte Peter Lonck/ vnd bezwang die Haupt- stadt Olinda in der Landschafft Pernambuco: Hadrian Pater schlug mit der gros- sen Flott/ blieb vorn an der Spitz/ vnd hinterließ den seinigen/ die jhn verlassen hatten/ den zweiffelhafften Sieg. Es ist aber gantz Brasilien abgetheilet in vier- zehen Landschafften oder Fuͤrstenthumb/ welche die Spanier vnd Hollaͤnder nicht wolten friedlich/ sondern durch Schwertstreich vertheilen. Was dieser verwe- gene Handel nur vff der Niederlaͤnder Seiten gekostet/ findet sich in der Rech- nung/ nemblich von Anfang/ biß ins Jahr 1636. fuͤnff vnd viertzig Millionen Gul- den vff mehr dann achthundert Schiff verwandt: Fuͤnffhundert vnd sieben vnd viertzig Schiff dem Spanier abgenommen/ zu sechs Millionen gerechnet: Von dem Raub in gemeinen Seckel gelieffert über die dreissig Millionen: Auff dem Land dem Spanier uͤber sieben Millionen Schaden zugefuͤgt/ vnd acht vnd zwan- tzig Millionen Vnkosten/ oder Hindernuß der Intraden verursacht. Graff Jo- hann Moritz von Nassaw gieng zu Segelden 26. Octobr. Anno 1637. schlug die Brasilianer/ Nigriten vnd Portugiesen anfangs in die Flucht/ vnd bezwang ein Castell/ legt sich an S. Francisci Fluß/ hielt den Raht vff den Reciff, bawt die Ve- stung Nassaw/ schifft uͤber in Africam/ bemaͤchtiget sich der Vestung Mina, vnd B ij bringt De Statu perturbato Franciæ bringt die Fuͤrsten im Land zur Vnterthaͤnigkeit. Also machte er es im Land Sia- ra, Tamarica, vmb den grossen Fluß/ Hafen Calvi genandt/ vnd Sarayba: Muste aber vor Allheiligen vnverrichter Sach abziehen. Er bawte einen Pallast Frey- burg genandt/ am Fluß Bibaribi, mit einem Stall zu vier vnd zweintzig Pferden. Die Kuchen-Kraut-Blumen vnd Graasgaͤrten behegte er mit Citron- vnd Limo- nen-Baͤumen/ zierte sie mit Weinreben vnd Granaten-Thoren/ besetzte sie mit Pomerantzen/ Limonen vnd Citronen/ auch Feigen vnd andern fruchtbarn Baͤu- men/ mit schoͤnen Spatziergaͤngen. Da mangelte es nicht an dem Huͤnerhoff/ an Fischweyhern/ Caninichenhuͤgeln/ Schwanenstaͤllen/ Daubenschlaͤgen/ Wasser- brunnen vnd Bleichgaͤrten/ sambt wolangeordneten Wohnungen vor die Ver- walter. Er ließ die Stadt Olinda niederlegen/ vnd bawte auß dem Gezeug die Moritzstadt/ haͤngt das Reciff mit einer Bruͤcken an die Jnsul/ vnd die Jnsul Vatz an das feste Land. Er schlug sich Anno 1640. im Jenner vier mal mit den Spaniern zur See/ vnd hatte groß Gluͤck an gutem Wind/ daß die Spanische mit Schaden muͤssen von jhme lassen. Hiernechst bezwang er S. Thomas Jnsul/ vnd andere Ort mehr/ vnd vereinigte sich mit den Portugiesen/ als dieselbe von den Spaniern abgefallen/ vnd jhnen selbst einen Koͤnig auffgeworffen. Es ist aber diese West-Jndische Gewinnhabers Compagnie in den Krebsgang gerah- ten/ fuͤrnemblich durch der Portugiesen Arglistigkeit vnd Feindschafft/ als welche meineten/ alle Ort/ so die Hollaͤnder den Spaniern abgetrungen/ stuͤnden jhnen zu/ von vhraltem Recht her der allerersten Eroberung. Durch solche Haͤndel ist es abgeloffen/ daß ein Capital von hundert/ vff viertzig vnd zumal dreissig herun- ter kam. Ob nun die General Staaden solche Compagnie wieder werden vff- richten/ vnd deß wegen mit den Portugiesen einen newen Krieg anfangen/ stehet zu erwarten. Vnd scheinet nicht mehr dann billich/ angesehen in vorigen Jah- ren/ als es vmb die Velaw vnd Bettaw sehr vbel stuude/ die gedachte Compagnie jhre in Bereitschafft liegende Voͤlcker dem gemeinen Wesen zum besten/ im Land gelassen/ auch ansehnliche Gelder hergeliehen. Jn den Niederlanden wuͤrffelt es sich auch seltzamer Weise/ durch Eroberung der Stadt Breda/ einer sehr namhafften Vestung in Braband/ so der Marggraff Ambrosius Spinola vor 12. Jahren den Staaden abgetrungen. Dieser Ort liegt in 15. Bollwercken/ hat zwo hohe Schantzen/ in das Feld zu spielen/ drey niedre Vorwerck an der Mawr/ ein lebendigen Haag: Die Graͤben sind irgend 70. ir- gend 120. Schuh breit/ mit 14. Pasteien/ die Contrescarpe ist 5. Schuh hoch/ mit 5. Hornwercken/ vnd etlichen halben Monden/ neben einem andern Graben vnd Aussenwerck. Das Schloß hat starcke Mawren/ hohe Waͤlle/ sein Bruͤcken/ ein wolversehen Zeughauß/ vnd einen dopelten Wassergraben/ mit vielem groben Geschůtz allenthalben zum besten versehen. Diese Belaͤgerung/ so Printz Friede- rich Henrich vorgenommen/ war gantz anderst/ als von Marggraff Spinola/ wel- cher am Gewalt gezweiffelt/ vnd den Ort auß gehungert/ davor dißmal alles mit eusserstem \& Germaniæ Continuatio. eusserstem Gewalt sich fortsetzte. Spinola schonte seinem Volck/ mit sehr gros- sem Kosten/ vnd achtet deß Verzugs nicht/ weil weder er noch sein Feind gegen dem Winter nichts anders vornehmen kondte/ vnd weil er alle Notdurfft von fer- ne muͤssen herbeybringen/ bedient er sich der Kayserischen Voͤlcker auß dem Ober- land zu seiner Versicherung. Aber der Printz von Vranien schonte der Voͤlcker wenig/ eilete zur Vbergab/ weil er ein starcke Armee vff den Beinen hatte/ vnd bey Sommerlicher Zeit anderswo einfallen kondte. Vnd war sich zu verwundern/ daß der Cardinal Jnfant Koͤniglicher Gubernator in den Niederlanden/ sonsten in Kriegshaͤndeln wol beruͤhmt/ mit seinem wolbestellten Heer vff die Belaͤgerung angangen/ als die defensions. Werck noch nicht verfertiget waren/ aber nichts wuͤrcklicht tentirt, noch auch die Belaͤgerung mit vielem Einfallen verzogen/ vnd inmittelst Venlo vnd Ruͤrmund an der Maes/ zu Trost dieses Schadens/ ein- nehmen wollen/ da doch anfaͤnglich an dem Lager/ vnd hernach mit Abkuͤrtzung der Proviand/ etwas namhafftiges haͤtte moͤgen ins Werck gesetzet werden. Die vo- rige Belaͤgerung erforderte 11. Monat/ diese nur 7. Wochen: vnd also befreyten die Hollaͤnder jhr Holland/ Geldern vnd Seeland/ Maes/ Wahl vnd Scheld- strom/ Hertzogenbusch vnd Bergen ob Som/ zu grossem Nutzen deß Handels vnd der erspahrten so vielen Besatzungen/ die sie wieder diesen Ort zuvor halten muͤs- sen. Es wolte jhnen aber in dem folgenden Jahr das Gluͤck auch einen Duck er- weisen/ vnd ließ sie mit grossem Verlust bey Antorff vnden liegen/ auch Geldern vergeblich belaͤgern/ damit jhr Gewalt nicht zu hoch auff einmal sich erhuͤbe. Die Spanier giengen behutsam/ wegen deß Frantzosen/ der in den Graw- buͤnten sich uͤbte/ aber vor Fantarabien schlagen liesse/ ob er schon was besser Gluͤck in dem Treffen zur See/ bey Genua verspuͤhret. Der Frantzos thaͤt den Wein- marischen Obersten grossen Vorschub/ mit Geld vnd Volck/ damit nur der Lo- thringer den Meister nicht spielen moͤchte/ vnd muste es geschehen lassen/ daß Fer- dinandus III. Roͤmischer Kayser worden. Sonsten stund es mit dem Schwedi- schen Wesen bald so/ bald sonst. Hanaw wurd uͤberlistet/ als Ramsay darinnen ge- fangen/ vnd der Ort seinem rechten Herꝛn wieder eingeraumbt. Jn Luͤttich gab es zwo starcke Partheyen/ eine vor den Frantzosen/ die andre vor den Spanier/ vnd wurd Burgermeister Ruell uͤber der Mahl zeiterschlagen/ der Thaͤter aber/ Graff von Warfusee/ vom gemeinen Mann in Stuͤcken zerhawen. Zu Aachen kondte der Marggraff von Grana den Meister nicht spielen. Man handelte eiverig mit dem Landgraven von Hessen Cassel/ sonderlich Maintz/ jhn auff deß Kaysers Sei- ten zu wenden/ aber endlich gantz vmbsonst. Wrangel hausete in der Marck/ vnd gegen der Schlesi/ indeme Banner von Leipzig ablies/ vnd sich nach Torgaw ge- legt/ die Schantz vor der Wittenberger Bruͤcken erobert/ Meissen uͤberlistet/ den Arnheim gefangen nach Schweden geschickt: endlich die gemeldte Schantz/ Eu- lenburg vnd Torgaw verlassen/ vnd neben Wrangeln nach der See verruckt/ auch auff empfangengenen Stoß vom Hatzfeld auff die Seit nach der Schlesi gangen/ B iij biß der De Statu perturbato Franciæ biß der Schwedische secours auß Schweden in Pommern angelangt/ vnd er her- nach Malchin/ Bernaw/ das Schloß Wolgast vnd andere Ort mehr wieder über- meistert. Auch wolte der Churfuͤrst zu Brandenburg auff die Schweden gehen/ darumb sie auß dem Streich biß nach dem Luͤneburgischen Land entwichen. Der Kayser suchte die Staͤnd an sich zu ziehen/ vermocht den Churfuͤrsten zu Sachsen/ daß er mit seinen Printzen zu jhm nach Leutmaritz sich erhoben: Darauff dann bald Printz August jhm das Ertzstifft Magdeburg lassen huldigen. Aber im Elsaß gieng es rund vnd bund/ indeme Hertzog Bernhard die Ve- stung Breysach/ dergleichen in gantz Europa nicht wol seyn wag/ belaͤgert. Es hatt: zwar Anfangs das Ansehen/ als wuͤrde der Frantzoß daselbst vergeblich an- klopffen/ vnd seine Macht consumi ren/ vnd Hertzog Bernhard/ der mehr fertiger/ sich im flachen Feld zu schlagen/ als einen vngeheuren grossen Berg hinauß zu lauffen/ sein credit vnd das Leben daruͤber einbuͤssen. Dann mit Gewalt kondte man dem Ort nicht zukom̃en/ vnd war zu hoffen/ es wuͤrde die lauffende Zeit etwas bringen. Auff Kayserischer Seiten war sehr weit gefehlt/ daß die Vestung an Proviand entbloͤsset/ den Vorraht den Kayserischen Voͤlckern im Elsaß vnd am Rheinstrom mitgetheilet hatte/ in Hoffnung einer guten Ernde. Ob nun auch der sanctus Denarius erschienen/ vnd von den erhungerten Armeen gegen Getraid in die Vestung gewichen/ wie etwan vor Gülich geschehen/ da die Spa- nier deß Geldes nicht geschonet/ den Vorraht an sich zu bringen/ werden die Leute selbsten wissen. Der ander Fehler war/ daß man den Frantzosen nicht durch eine diversion mit Gewalt anderstwohin gezogen/ vnd die Voͤlcker hie oder da gebrau- chet/ einander die Hand zu biethen. Also zog Tilly vor Nuͤrnberg/ vnd verursacht dardurch/ daß der Schwed einen solchen fuͤrnehmen Ort zu retten/ den Rhein- strom verlassen/ vnd die zu Coͤlln nicht uͤberziehen muͤssen. Also thaͤt der Fried- laͤnder auch/ vnd ruinirt dem Schweden vor gedachtem Nuͤrnberg uͤber die Helfft seiner Voͤlcker. Haͤtte demnach der Kayserische General moͤgen vor dißmal Straßburg/ oder Franckfurt/ Vlm oder Cassel in Hessen angreiffen vnd belaͤgern/ so waͤre kein Ruh gewesen/ Hertzog Bernhard haͤtte muͤssen dort ablassen/ vnd den Nohtleidenden Rettung thun. Drittens war es ein sonderliches Vngluͤck/ daß die Kayserische Armeen nicht vff eine Zeit vnd Stund angegriffen/ sondern einan- der verfehlet/ daß Hertzog Bernhard den einen Hauffen koͤnnen schlagen/ vnd zu- ruck weisen/ ehe der ander heran gekommen/ vnd demnach seine Macht jederzeit beysammen gehalten. Es mag auch das Vnthier Jalusy mit vntergeloffen seyn/ gleichwie in dem Haupttreffen bey Neuport/ vnd noch juͤngst vor Mastrich/ ja eh- gestern vor Torgaw geschehen/ da die Nationen/ der Obersten zu geschweigen/ ge- geneinander geeifert/ vnd den Feind das Loch lassen treffen/ oder sich selbst zu schla- gen dargebotten. Hertzog Bernhard aber hatte dieses Absehen/ daß er durch Vorschub deß Obersten Erlachers/ als eines Schweitzers/ auß der Schweitz alle Notdurfft uͤber- kam/ \& Germaniæ Continuatio. kam/ hingegen aber der Vestung alle Proviand versperret. Dann was etwan eine vnd andere Cavalcade hinein gebracht/ kondte nichts erklecken. Darnach hatte Banner destomehr Lufft in Sachsen/ weil die Kayserische Voͤlcker den Schluͤssel zum Rhein zu erhalten sich bemuͤheten: Vnd vmb so viel mehr/ daß der Frantzoß die Philipsburg gegen Speyer uͤber/ vnd dann auch vor Ehrenbretstein bey Coblentz einbekom̃en/ in Meinung den gantzen Rheinstrom zu fassen/ vnd das Hauß Oesterreich darvon gaͤntzlich abzuhalten. Vnd wann schon einige Macht vff Hertzog Bernharden solte stossen/ haͤtte er die Schweitz/ das Hertzogthumb Burgund/ Lothringen vnd Franckreich an der Hand/ sein Vorhaben fortzusetzen. Noch wolte jhn das Gluͤck croͤnen/ vnd den Fehler bey Noͤrdlingen gantz vnd gar lassen außwischen. Dann er erhielt bey Rheinfelden vnd bey Wittenweyr zwey sehr ansehnliche Treffen/ überkam die hohen Officirer gefangen/ vnd bemaͤchtigte sich deßwegen Rheinfelden vnd Freyburg in Breißgaw/ schlug den Hertzogen auß Lothringen in Burgund vnd bey Tan/ haͤtte jhm auch den Garauß gemacht/ da er nicht muͤssen ablassen vnd zuruck gehen/ dem General Goͤtzen zu begegnen. Noch gieng es jhm etliche mal an die Bindriemen/ sonderlich da er Huren vnd Buben/ Troß/ Vffwarter/ Weib vnd Kind/ mit Spieß vnd Stangen muͤssen bewehren/ vnd in die Schantzen stellen/ dem feindlichen Vberfall zu stewren/ indeme er mit seinem wenigen Hauffen im Felde sich getummelt: Die Jrren vnd Schotten stunden damals wie eine Mawr/ vnd liessen sich hawen/ stechen vnd schiessen/ als wie in einen dicken Strauch/ daß auch jhrer wenig uͤberblieben/ den andern die Zei- tung von jhrer Bruͤder martialischem Tod zu überbringen. Endlich fand sich kein Mittel mehr/ weder Proviand in die Vestung zu bringen/ noch die Belaͤge- rung vffzuschlagen/ darumb muste sich die Vestung/ in welcher nicht wenig vor schwartzem Hunger gestorben/ vnd Kinder/ auch gewachsene Leut zur Schlacht- banck heimlich hingerissen worden/ zu End deß Jahrs 1638. ergeben: welches dann den Staad deß gantzen Kriegswesens mercklich veraͤndert. Dennoch wolte das Gluͤck die Kayserische Parthey nicht gar verlassen/ son- dern mit etwas Suͤssigkeit das bittere temperi ren: Jndeme der aͤltere Printz deß Pfaltzgraven/ gewesenen Koͤnigs in Boͤhmen/ a ngefangen Voͤlcker zu werben. Dann erbrachte die Stadt Meppen an sich/ verlohr aber dieselbe durch deß Horne- ckers Vbersehen/ vnd hatte von den Herrn Staaden mehr Hindernuß/ als Foͤr- derung/ seine newe Armee auffzurichten/ welches dem General Hatzfeld nicht ver- borgen seyn koͤnnen/ darumb dann derselbe die Pfaͤltzischen Voͤlcker zrm schlagen genoͤhtigt/ vnd in die Flucht gebracht/ den einen Printzen gefangen nach dem Kayserlichen Hoff gesandt/ vnd den Churprintzen/ mit Verlust der gantzen Armee/ auch aller Bagage/ durch das Wasser gejagt. Vff diesen erhaltenen Sieg mu- sten sich Cloppenburg vnd die Vecht ergeben. Es war aber dieses Wesen nicht so gar gering anzusehen/ dieweil man leichtlich die Rechnung moͤgen machen/ bey- de Koͤnige in Engelland vnd Dennemarck armir ten nicht vergebens/ vnd wuͤrden jhren De Statu perturbato Franciæ jhren Vettern mit Gewalt wieder einsetzen/ nachdeme die bittliche Ersuchungen kein statt gefunden. Ja es wuͤrden die reiche Graven in Engelland jhre Mittel hergeben/ sich groß zu machen: so waͤren die Hollaͤnder vnd Hessen auff beyden Seiten/ allen Vorschub zu thun/ damit der Westphaͤlische Crayß vnd Nieder- Sachsen dem Kayser gar nichts nutzen/ vnd hingegen eine gantze voͤllige Armee abfordern koͤndten. Solcher Vorsorge kondte man geuͤbrigt seyn/ als der Koͤnig in Engelland zu Hauß verworren Garn fand/ vnd der Dennemaͤrcker sein alt vnd new Recht an Hamburg vnd vff der Elb suchte zu behaupten/ auch der Schweden Thun vnd Lassen mit einem Politischen Aug betrachtet/ vnd deß Kaysers Gunst hoch hielte/ ja vnter den tracta ten einer interposition, vnd Hinderung fernern Blutvergiessens alte oder newe Gedancken fassete. Der 3. Discurß. Warumb der Frantzos dem Spanier newe Haͤndel gemacht. Von grossen insolen tzien der Kriegsvoͤlcker in Catalonien; deß Lands Freyheiten; vnd jhrem Abfall. Von dem Koͤnigreich Portugal; von der Succession; von Verbitterung gegen den Castilianern/ vnd jhrem Abfall. Von Hertzog Bern- hards Tod; deß Pfatzgraven Arrest in Franckreich/ vnd Kriegslaͤufften in Jtalien/ Catalonien/ auch Niederlanden. Wie die Schweden prosperirt/ vnd den Krieg in Boͤhmen gezogen. D Jewel der Frantzos wol verstunde/ im Fall das Hauß Oesterreich gantz Teutschland vnter sich braͤchte/ er nicht bestehen koͤndte/ sondern auch an den Reyhen vnter die Spanische Monarchy sich begeben muͤste/ thaͤt er sein eusserstes bey den Herꝛn Staaden der vereinigten Niederlanden/ bey der Cron Schweden/ bey Hertzog Bernhard von Weinmar/ bey dem Landgraven von Hes- sen/ bey den Grawbuͤnten vnd bey dem Hauß Saphoyen/ grieff in Artoiß/ Hen- negaw vnd allenthalben vmb sich/ vermerckte aber auch darneben/ daß seine Macht in die Harre matt muͤrde/ in Erwegung der uͤberauß grossen Jntraden/ so Spa- nien hatte/ vnd der kernhafften Voͤlcker/ so das Hauß Oesterreich auß Teutsch- land vnd seinen eigenen Provintzen/ als auß einem vnerschoͤpfflichen Brunnen/ wieder Franckreich gebrauchen koͤndte. Darumb gedachte er die Spanische Macht so wol durch Gewalt der Waffen/ als durch List der inheimischen Brunst vnd Verwirrung zu trennen/ vnd von sich selbst abzuhalten. Er wuste/ daß die Vnterthanen nit bald ohne Klag vnd Wiederwillen leben/ darzu etwan die Herꝛ- schafft selbst/ oder die Beampten/ vielleicht die Begierd nach newen Haͤndeln/ ne- ben dem Verdruß deß gegenwaͤrtigen Stands/ grosse Anlaß vnd Vrsachen geben. So \& Germaniæ Continuatio. So pflegt auch die Regiersucht manchen zu ergreiffen/ als ob seine Qualitaͤten nichts geachtet/ vnd Vnwuͤrdige jhm vorgezogen wuͤrden: Dergleichen Exempel keine Histori voͤller seyn mag/ als eben die Frantzoͤsische/ wie dann hiebevor Spa- nien in Franckreich auch gethan. Auff solche Weiß werden wir nagelnewe Haͤn- del in Catalonien vnd Portugal vor dißmal sehen/ biß wir weiter schiffen koͤnnen/ vnd das Neapolitanische Vnwesen/ neben der grossen Veraͤnderung in Engel- land auch betrachten. Es ruͤhmen sich die Catalonier daß jr Gravschaft sonderlich die Stadt Barcel- lonna, von vielen Jahren her/ in sehr grossem respect bey den Koͤnigen durch gantz Spanien gewesen: so fern/ daß auch Ferdinand. I. vnd nach jhme die Koͤnigin Vio- lant, den Stadt-Raht zu Vormundern jhrer Kinder/ vnd Executorn jhres letzten Willens verordnet. Vnd weil der Frantzos vmb Leucate vñ Salses, an vnd auf jren Graͤntzen den Krieg angesponnen/ musten sie sehr viel von jhnen leiden/ sowol vom Freund/ als vom Feind/ wie es dann bey solcher Begebenhiten nicht anderst seyn kan. Sie hielten jhrem Koͤnig vor/ was vor Diensten sie jederzeit erwiesen/ ja im Jahr 1599. als der Frantzos die Vestung Perpignan belaͤgerte/ ein Million vnd 100000. Cronen/ vff einmal beygetragen/ vnd jhre Voͤlcker jederzeit selbst auß- staffiert vnd besoldet/ so lang der Koͤnig jhrer Diensten gebrauchen wollen: Waͤ- ren aber zu vnverhofftem Danck/ von langer vnd kurtzer Zeit hero sehr vbel gehal- ten worden/ vnd viel vbeler/ als vnter den Maranen zuvor/ an welche sie sich mit gutem accord, der jhnen auch vnverfaͤlscht gehalten/ ergeben muͤssen. Der Kriegs- Last/ vnd die vielfaltige Einquartierunge von vierzehen Jahren her/ machte die- se Leut vngedultig/ fuͤrnemlich/ als der Graff Fuenclara die contributio nen mit Gewalt/ neben Mord vnd Schaͤndung etlicher Jnwohner/ erpressete. Als Don Leonardo Molas mit seinen Neapolitanern zu Panades selbst Quartier genommen vnd außgetheilet/ vnd niemand ohne Geld ein-noch außgelassen. Als der Frey- herr Lisaga in den beyden Graffschafften Rossilion vnd Cerdanien etliche Haͤuser in Brand gesteckt/ die Fruͤchten auff dem Feld abgeschnitten/ etliche Staͤdtlein ge- pluͤndert/ vñ die mobilien offentlich verkauft. Als S. Esteuan mit Voͤlckern über- legt worden/ daß die Jnwohner gar entweichen muͤssen/ weil zween Soldaten sich an dem Ort geraufft vnd erstochen/ als jhrer zehen/ zwoͤlff vnd mehr/ in jedem Hauß gelegen: Vnd solches nicht nur an diesem/ sondern auch an vielen andern Orten. Der Hertzog von Cardona haͤtte es gern besser gesehen/ kondte aber nicht anderst helffen/ dann daß er seinen Vnwillen bezeugete. Catalonien stellete vnd zahlte jhrem Koͤnig/ wegen deß Einfalls zu Salsen 12500. Knecht/ die Stadt Barcellonna 1000. die Generali taͤt 1650. Pferde/ ohne vielfaltige recrou ten. Als in waͤrenden sieben Monaten desselben Zugs Don Anton de Fluvia, ein Catalonischer Edelmann/ sich vff seinem Schloß enthielte/ kamen drey Compa- nien/ dasselbe zu stuͤrmen/ weil das Landvolck jhr wenige Sachen dahin zur Ver- wahrung im Nohtfall zusammengetragen: Das Fewer oͤffnet das Thor/ vnd in C c der De Statu perturbato Franciæ der Kirch wurd dieser vom Adel mit dreyen Dienern/ seinem Weib vnd einem Toͤchterlein von zweyen Jahren/ erschlagen vnd Mutternackend außgezogen. Zu Gava, in einem Dorff/ verwundet ein Soldat seinen Wirth biß vff den Tod- vnd verunehrt jhm das Weib vor seinen Augen. Die Leute mit den Armen hin- terwerts auffzuhencken/ die Kinder in die Backoͤfen zu werffen/ vnd andere der- gleichen Haͤndel solten das vergrabene Geld an deß Tages Liecht bringen. Der Priester zu Cardaden salvir te sich in die Kirch/ vnd haͤtte hencken muͤssen/ wann nicht ein ander Regiment waͤre vorbey gezogen/ vnd das Werck verhindert haͤtte. Zu Guariga hatte man mit 1500. Cronen erkaufft/ das Quartier zu verrucken/ es wurden aber bey dem Vffbruch alle Kirchen vnd Capellen rein außgepluͤndert. Zwischen Ceret vnd Arles wagt sich ein Soldat uͤber das Wasser eine junge Toch- ter zu entfuͤhren/ deren Vatter von 60. Jahren er mit zween Stichen erlegt/ vnd die Schwester mit zween Streichen verwundet/ als sie Rettung thun wollen/ der Tochter maͤchtig zu werden: vnd halff keine Klag wieder den Thaͤter. Zu Castillo de Monegre wohnte ein Mann mit seinem Weib/ fuͤnff Toͤchtern vnd einer Schwaͤgerin: Die Soldaten wolten das Weibsvolck mit Gewalt die erste Nacht bey sich haben/ der Mann aber ließ sie durch ein Fenster mit einem Seil hinun- ter/ sprang hernach/ vnd kam vnter den Pistolen-Kugeln vnbeschaͤdigt in einen Wald. Zu S. Caloma de Farnes legt sich Don Leonardo Molas, wegen eines laͤngst vorgangenen Gezaͤncks zwischen den Bawren vnd Soldaten: Man thaͤt die beste Sachen in die Kirch/ welches der Vnter-Officirer nicht leiden/ oder die Haͤuser in die Aschen legen wollen. Es entstund daruͤber ein Schlagens/ daß vier Mann auff dem Platz geblieben/ vnd mehr dann 12. verwundet worden. Der Sergeant salvir te sich in ein Hauß/ vnd weil etliche Frembde/ der Noht zu entrin- nen/ ein ander Hauß in Brand gesteckt/ wurd der Sergeant bey lauffendem Fewer gebratten/ vnd zu Aschen. Die Soldaten verbrandten Rio de Arenas vor deß Molas Augen/ mit Kirchen vnd Kirchen-Ornat/ was sie nicht zuvor geraubet: Also verbrandten sie deß Visconten von Joc Staͤdtlein mit 122. Haͤusern/ vner- achtet was er gegen solche uͤbereilte execution ein wenden vnd bitten koͤnnen. Zu Balaguer gieng es sehr vbel her/ aber zu Gerona, wurden Jean de Arce vnd Leo- nardo Molas zu Mitternacht abgetrieben vnd in die Flucht gebracht. Also thaͤten die zu S. Salvator, vnd S. Saloni: Jn der Graffschafft Rossilion wurde nichts ver- schonet/ vmb Rosas musten vier Mann/ vnd uͤber tausend Oelbaͤume herhalten/ bey Caloma kuppelten sie 20. Bawren zusamm/ vnd arkebusir ten dieselben. Als man den Fronleichnams. Tag begieng/ vnterstund Monrodons deß Ser- geanten gewesener Diener/ einem Bawrn/ auß der Ernde/ die Saͤcke zu be- suchen/ daruͤber der Bawr/ dieses Dings biß dahin vngewohnt/ wegen deß Wiederstands eine Wunde in den Kopff bekommen. Seine Gesellen lieffen her- bey/ man schoß vnter sie/ daß einer tod geblieben: darauff sie Fewer vnd Reisig zum Pallast getragen/ weil der Leutenant keinem Vnheil stewrete/ sondern an allem \& Germaniæ Continuatio. allem sein Wolgefallenhatte. Die Deputir ten vnnd Burgermeister lieffen auß der Kirch/ stilleten die Bawren/ vnd hielten dem Leutenant Schutz/ vnd verschuffen jhm sichern Abzug/ wie er begehrte. Aber er war voller Argwohn/ machte sich zu Fuß davon/ mit einem einigen Diener/ durch ein Loch an der Maur/ befand sich in einem steinichten Abweg/ fiel vnd erstickte. Man fand jhn tod mit zweyen Wunden/ als haͤtten jhn die Einwohner hingerichtet/ die sich aber entschul- digten mit dem/ daß die Stich nicht geblutet/ auch so gar toͤdlich nicht gewesen/ vnd demnach von dem Diener/ zu jhrem Schaden vnd Verderben/ nach seinem Tod erst gethan waͤren. Vnd eben deßwegen wurden 10000. Cronen vff deß Thaͤters Kopff gesetzet. Hiernechst zogen die Voͤlcker auff Perpignan, vnd begehrten/ vn- erachtet der Privilegien/ darin zu quartiren/ thaͤten 250. Schuß auß groben Stu- cken wieder S. Francisci Kirch/ pluͤnderten die Carmeliten/ vnd vnser Frawen Kirch/ darinn uͤber 200. Kisten mit Burgers-Kleidern stunden/ legten noch Fewer drein. Der Bischoff fasste das H. Sacrament/ gieng mit seinen Geistli- chen zu den hohen Officiren nach dem Schloß/ erhielt aber nichts bey dem Marg- graven von der Rena. Darauff riessen die Soldaten allen Gewalt an sich/ schlos- sen die Thor/ setzten Wachten/ vnd tratten alle Privilegien mit Fuͤssen. Also wolten die Catalonier schier verspuͤhren/ daß dieses ein angelegtes Werck waͤre/ sie in Harnisch zubringen/ vnd hernach zu uͤberziehen/ ja aller Frey- heiten verlustigt zu machen. Dann Anno 1632. wolte man disputi ren/ es gebuͤhrte keinem Burgermeister vor jhrer Majestaͤt mit bedecktem Haupt zu stehen/ auch wurde jhnen die Audientz benommen in jhrem Rahthauß. Gleichwol hatte Ca- rolus V. den Titul Graff zu Barcellonna sehr hoch/ vnd vor dem Hertzogen Titul gehalten: Wie dann auch Graff Ramon Berenger sich geschrieben/ Graff zu Barcellonna, vnd Printz zu Arragon: zumal Rossilion vnd Cerdagne davon ab- kommen. Diese Voͤlcker liegen in einem Dreyangel/ mit der offenen See/ vnd dem Gebürg vmbgeben/ vnd fuͤhren noch einẽ Gothischen freyen Sinn/ zumal die Gothen sich dahiu gesetzt/ die Alanen vertrieben/ vnd das Koͤnigliche Gebluͤt fort- gepflantzet. Ferrand. I. erzogen in Castilien/ kondte jhre Privilegien nit vertra- gen/ sonderlich daß er/ als jhr Koͤnig/ auch solte Zoll vnd andere Aufflagen bezahlen. Johann Fivaller war Burgermeister/ machte sein Testament/ vnd gieng/ als in den Tod/ zum Koͤnig: Die Wacht wolte jhn zum dritten mal nicht hinein lassen/ ob er schon allein/ vnd sich den Burgermeister nennete/ biß es der Koͤnig befohlen. Er kuͤssete dem Koͤnig die Hand/ vnd hoͤrte auß zornigem Gemuͤt diese Wort: Warumb stellest du dich so demuͤtig vor mir/ da du mich doch als deinen Vnter- thanen zum Zoll zwingest? Jch bin nicht Koͤnig/ jhr Herꝛn seyds/ vnd meistert den Koͤnig. Jst das nicht ein Abenthwer/ daß ein Koͤnig seinen Vnterthanen Zoll gebe? Sire, antwortet er/ ich hab nur ein Wort/ doch von hohem Nachden- cken zu antworten: E. M. wissen/ was sie vns mit Eyd versprochen/ vns die Pri- vilegien zu erhalten/ welches alle vorige Koͤnig gethan haben vnd geleistet. Weil C ij wir De Statu perturbato Franciæ wir dann sehen/ daß E. M. solches gar nicht achten/ sind wir sorgfaͤltig vor E. M. gewesen vnd vnsere Freyheit. Die Zoͤll sind der Republic, vnd nicht E. M. Jch vnd meine Amptsgesellen werden lieber das Leben einbuͤssen/ als die Schmaͤhle- rung vnserer Freyheiten gestatten/ in welchem Fall wir die hoͤchste Ehr vff Erden/ vnd im Himmel die Marter-Cron zu gewarten haben. Darum wolte E. Maj. nichts wieder diese vnschuldige Stadt vornehmen. Deß Koͤnigs Zorn war groß/ aber durch drey Raͤhte gestillet/ daß er den Burgermeister mit vollem Genuͤgen von sich ließ. Die Gothische Regierung ist mit Koͤnig Rodrigo verloschen/ als die Ma- ranen oder Sarazenen das gantze Land einbekommen: Aber die Barcellonner trieben sie auß/ vnd waren bald deß Frantzoͤsischen/ bald deß Saracenischen Ge- walts Vnterthanen/ sagt Aimoinus: nachdeme Carolus Magnus vnd Ludwig sein Sohn/ jhnen Huͤlff vnd Beystand leisteten/ biß sie endlich gantz frey wieder worden. Kayser Ludwig gab jhnen Bara, einen Gothischen Herꝛn zum Guber- nator/ welcher aber vor sich selbst wollen regieren/ vnd deßwegen von den Catalo- niern selbst ist verstossen worden (dahero ein Verraͤhter noch auff dem heutigen Tag wird Bara genennet) Jhre Privilegien von dẽ Frantzoͤsischen Koͤnigen sagen/ Nachdem sie das Sarazenische Joch abgeworffen/ haͤtten sie sich vnter jhren Ge- walt/ auß freyem vnd guten Willen begeben: darumb wolten sie auch/ daß jeder- man wisse/ wie sie beschlossen/ dieses Volck bey jhrer Freyheit/ vnter jhrem Schutz vnd Schirm zu handhaben. Sie solten/ wie andere frey zu Feld ziehen/ vnd ne- ben jhnen Wachten vnd Posten besetzen: sie sollen alles nach jhren Rechten vnd Gewonheiten richten/ ausserhalb Mord/ Entfuͤhrung vnd Brand/ so dem Graven vorbehalten: auch solten die Pr æ senten/ so sie thun moͤchten/ gar nicht Schatzung oder Tribut genennet/ vnd das Land mit keiner Einquartierung/ als wann sie selbst zu Feld ziehen/ beschweret werden. Also behielten sie jhre Gothische Gesaͤtz/ die sie nimmer lassen wieder jhren Willen aͤndern: Da auch ichtwas darwieder solte vor- genommen oder eingefuͤhret werden/ solte es von keinen Würden noch Kraͤfften seyn. Dieweil nun diese Voͤlcker sich jhrer vralten Freyheit erinnerten/ ersuch- ten sie den Frantzosen vmb Huͤlff/ vnd erlangten dieselbe/ daß der Spanier sehr grossen Schaden vnd Kosten an diesem Ort empfunden/ auch in Gefahr gestan- den/ daß nicht nur Catalonien/ sondern auch Arragonien von jhme abgefallen/ vnd die vralte Freyheiten herfuͤr gesucht/ auch den Castilianischen Gewalt von sich gewiesen haͤtten. Dieses Wesen in Catalonien solte zu Gedaͤchtniß gezogen ha- ben/ daß das Koͤnigreich Granaten noch nicht allerdings fest stehe/ vnd Gehorsam leiste/ ja daß das Koͤnigreich Boͤhem vnd die Niederlanden/ wegen Schmaͤhlerung jhrer Privilegien/ darzu dann die Veraͤnderung der Religion auch kommen/ in Vffstand gerahten/ vnd daß die Kriegsvoͤlcker bey jhrem Wuͤten vnd Rasen kein Vnterscheid der Religionen wissen zu halten. Wie nun der Frantzos diß Fewr wo nicht angezuͤndet/ doch trewlich vnterhalten/ vnd also den Brand in seines Nach- barn \& Germaniæ Continuatio. barn Dach geworffen/ also gieng auch ein newes Fewr eben dieser Zeit auff in Portugall. Es ist aber zu wissen/ daß Portugal ein Stuck ist an Spanien/ an der offe- nen See gelegen/ inhaltend vier grosse Laͤnder/ als Transtagana, darin das Reich Algarben/ Cistagana, zwischen Duero vnd Mignò, vnd dann Transmontana, vnter sechsthalben Grad von Nord zu Suden/ faͤngt an bey Cap S. Vincent, zu 37. Gr. endet schier in 42. vnd ein halben Grad/ ohnfern von Bayonna de Vigo. Von Sud Sudwest/ gegen Nort Nortwest/ ein jeden Grad zu 19. vnd ein halbe Portu- gesische Meilen/ den Teutschen nicht gar vngleich/ gerechnet. Die Breite be- laufft sich/ doch jederweilen weniger oder mehr/ vff viertzig Meilen. Ein so Volck- reiches Land/ daß Koͤnig Sebastian/ biß in zweyhundert vñ viertzigtausend Mann zu Fuß in das Feld gebracht. Der Krieg in Portugal entstunde wegen der suc- cession, welchem das Koͤnigreich solte gebuͤhren. Dann Koͤnig Sebastian An- no 1557. erhielt zwar das Erb von seinem Großvatter/ wurd aber ohne Hinterlas- sung einiger Leibs-Erben in Barbarey erschlagen: Darumb wurde Koͤnig seines Großvatters Bruder/ Cardinal Henrich/ vnd starb auch ohne Leibs-Erben. Nun war die Frag/ wer die Regierung anzutretten haͤtte/ dieweil der letzte Koͤnig Hen- rich zwo Schwestern vnd zween Bruͤder/ oder deroselben Kinder nach sich gelassen. Elisabeth war vermaͤhlt mit Carolo V. dem Kayser/ vnd hatte gezeugt Philippum II. Koͤnig in Castilien/ ꝛc. welcher dann auch deß letztverstorbenen Koͤnigs Testa- ment hatte anzuziehen. Beatrix/ deß Hertzogen von Saphoyen Ehgemahlin/ hatte hier gegen einem solchen maͤchtigen Potentaten nichts zu hoffen. Aloysius hatte zwar einen Sohn/ Don Antonio, von einem Kebsweib/ wie sehr man sich auch bemuͤhete/ denselben Beyschlaff zu legitimi ren/ hinterlassen/ der sich auch deß Koͤnigreichs mit Gewalt angenommen. Odoard war schon laͤngst verstorben/ hinterlassend zwo Toͤchter/ dern die aͤlteste/ Namens Catharinen/ Printz Johansen von Bragança zu Ehe gehabt: Die andere/ Maria genandt/ den Hertzogen von Parma. Castilien war Don Antonio vberlegen/ schlug jhn auß dem Land/ vnd auß den Jnsuln/ daß er sich nach Franckreich vnd Holland muͤssen begeben/ vnd im Elend sein Leben enden/ ob er schon zween Soͤhne vnd etliche Toͤchter hinter- lassen. Der Hertzog von Alba war Feldherꝛ/ vnd verursachte einen bittern Haß zwischen den Portugiesen vnd Castilianern: Vnd von dieser Stund an/ daß Philippus diß grosse Koͤnigreich an sich gebracht/ schrieb er sich Koͤnig in Spanien. Die Hertzogen von Bragantz vnd Parma/ auch Saphoyen stillet er mit vielem Versprechen/ sonderlich daß jederzeit eine Person von Potugiesischem Koͤnigli- chen Gebluͤt sein Statthalter im Land seyn solte. Die Portugiesen wolten An- fangs sich nicht bereden lassen/ daß jhr Koͤnig Sebastian tod waͤre/ weil eben kein vmbstaͤndlicher Bericht von seinem Tod zu vernehmen war: Vnd als uͤber viel Jahr hernach sich einer zu Venedig vor denselben außgab/ auch viel particular- Sachen wuste zu erzehlen/ machten sich jhrer viel zu jhm/ vnd wendeten grossen C iij Kosten De Statu perturbato Franciæ Kosten an: Welche Hoffnung der Betrieger jhnen endlich muͤssen verderben vnd abschneiden. Der Haß vnd die Vbertrettung zwischen den Castilianern vnd Portugie- sen ist immer zu so groß gewesen/ daß Anno 1596. ein Portugiesischer Priester diß Gebott/ Du solt deinen Nechsten lieben als dich selbst/ solcher Gestalt außgelegt/ wie Gott durch dieses Gebott vns befehle nicht nur Vatter vnd Mutter/ Kinder/ Bruͤder/ Verwandten/ Freunde vnd Landsleute/ sondern auch die Frembdlinge/ Ketzer/ Juden/ Heyden/ Mohren vnd Tuͤrcken/ auch wol die Castilianer zu lieben: geschehen zu S. Magdalenen in Lißbonn. Als von Madrit ein Koͤniglicher Befehl außgangen/ daß die Portugiesen den Koͤnig Philippum mit seinem Na- men in jhrem offentlichen Kirchengebet solten nennen/ dieweil sie vnter dem Na- men Koͤnig/ nicht Philippum/ sondern Antonium meineten/ vnd der Ertzbischoff zu Lißbonn den ersten Tag im Jahr 1582. solches verkuͤndigt; geschahes auff den H. Drey Koͤnigtag/ daß ein Priester mit grossem Gepraͤng seine Meß gesungen/ vnd bey grosser Versamblung auff diese Wort in dem Gloria kommen, Et famu- lum tuum Regem nostrum; hielt er still/ stutzte/ wandte sich zu den Diaconen/ vnd fragte sie mit heller Stimm/ sagt an/ sagt an/ wie heisst derselbe Teuffel? Als sie nun geantwortet Philippum/ nennet er jhn auch/ vnd fuhr fort biß zu End seines Gottesdienstes. Eben vmb dieselbe Zeit thaͤt ein Dominicaner Moͤnch das ge- meine Gebet/ vnd vnterließ deß Koͤnigs Tauffnamen: sprach aber bey Wieder- holung derselben Wort/ damit er nicht in die Straff deß gebrochenen heiligen Gehorsams/ vff seines Pr æ laten hoͤchliches Erinnern fallen moͤchte: Vnd deinen Diener/ vnsern Koͤnig Philippum/ den Hertzogen von Alba, Sanctium von Auila, vnd Rodericum Sapata, vnd alle andere Teuffel. Ein so schroͤcklicher Haß ist ver- borgen blieben/ biß vff diese Zeit. Vnd ist zu wissen/ daß der gantze Portugesische Stamm vnd Nam deß Koͤ- nigreichs von sechshundert Jahren nicht anderst ist vnterbrochen worden/ wann man es je also nennen darff/ als nur einmal/ bey Johanne I. Nun sind von Hen- rico dem Burgundischen Fuͤrsten vnd Vrheber zehen Koͤnige nacheinander/ biß vff Beatrix Johannis I. zu Castilien Gemahlin/ deren aber obgedachter Joannes I. auß Portugall als ein vnehlicher Bruder/ dennoch ist vorgezogen worden. Jo- hannes I. der zehende Koͤnig in der Ordnung/ hatte zween Soͤhn/ Odoarden vnd Alfonsen/ Hertzogen zu Brakaitz. (der vnehlich soll gebohren seyn) Nach Odoardo ward Koͤnig Alfonsus IV. vnd dann Johannes II. diesem folgte Emanuel, Ferdi- nandi Sohn/ vnd Odoardi Enckel. Emanuels erster Sohn war Johannes III. deß Sebastiani Großvatter (dann Johannes vermeintlich der vierdte/ starb vor dem Vatter) Henrici, Aloysii, Odoardi, Elisabethæ vnd Beatricis Bruder. Dieweil nun in der Brakantischen Lini Alfonsus, Ferdinandus I. Ferdinand. II. Gemmius, Theodosius I. vnd Johannes I. auffeinander gefolgt seynd/ dieser Brakantische Johannes I. aber deß Odoardi, vnd vngezweiffelten Erben deß Koͤnigreichs/ da er den \& Germaniæ Continuatio. er den Fall erleben koͤnnen/ aͤlteste Tochter Catharinen geheyratet/ mit derselben vier Soͤhn erzeugt/ vnd zwar auß Theodosio II. Johannem II. der sich in der Zahl der Koͤnige den IV. nennet/ sambt dem Printzen Odoard; ist hie Frag vnd Streit/ wem das Koͤnigreich gebuͤhre. Koͤnig Philippus spricht/ ein vnehliches Kind moͤge nicht erben/ das aͤlteste Kind gehe vor/ als seine Mutter: Odoard waͤr laͤngst gestorben/ vnd wann derselbe je solte seiner Mutter vorgehen/ so sey doch er/ dessel- ben Toͤchtern vorzuziehen: Koͤnigs Henrici disposition vnd letzter Wille muͤste gelten. Hingegen sagt der Hertzog von Brakantz/ es waͤre ja Johannes I. selbsten vnehlicher Weiß erzeugt gewesen/ vnd dennoch der Erbin vnd einigen Tochter vorgezogen worden. Philippus kaͤme von weiblichem Stamm/ aber Catharina vom mannlichen/ der den Namen vnd das Wappen truͤge/ dessen Leibes-Erben nicht koͤnten mit Recht verstossen werden. Vberdiß fuͤhrte Catharina den Na- men/ vnd mit demselben das Erbe/ Philippus aber nicht. So ist auch Catharina eine Portugiesin/ im Koͤnigreich gebohren vñ erzogen/ welches von Philippo nicht kan gesagt werden. Vnd eben dieses Gesetz sey vff dem Reichstag zu Lameco, vnter Johanne I. im Jahr 1383. beliebet vnd beschlossen worden. Letzlichen so re- præsentirt die Princessin Catharin jhren Vatter vnd desselben Recht. Daß aber Printz Johann IV. seiner Groß mutter Recht/ vnd dessen Vatter Theodosius II. eben derselbigen seiner Mutter Recht nicht gesucht/ war kein Mangel an gutem Willen/ sondern an ersprießlichen Mitteln. Nun aber Franckreich die Spani- sche Macht zu hintertreiben angefangen/ haͤtte man billich das vralte Recht wieder herfuͤr gesucht/ welches auch der Papst zu Rom so fern gelten lassen/ vnd den Por- tugiesischen Gesandten den andern Koͤniglichen gleich gehalten/ auch ein Kirchen- G e satz gemacht/ daß welcher Jahr vnd Tag ein Koͤniglichen Thron besessen/ auch in der Kirchen vor einen Koͤnig soll erkant werden. Der erste Auffstand geschah Anno 1640. den 1. Decembr. in der Stadt Lißbon/ nachdeme die Castilianer das Koͤnigreich 64. Jahr besessen hatten. Nach dem ersten Tumult suchte der newe Koͤnig bey Franckreich/ Engelland vnd den unir ten Niederlanden Hülff vnd Ei- nigung/ erwiese sein Recht/ vnd machte mit den Hollaͤndern wegen der Jndien son- derlich/ ein Stillstand vff 10. Jahr/ mit gewissen Bedingungen/ Anno 1641. den ersten May. Vnd diese Haͤndel distrahir ten die Spanische Macht/ weil er in den Jndien/ vnd gegen Portugal/ in Catalonien vnd gegen Franckreich/ in Saphoyen vnd ge- gen die Hollaͤnder/ in den Grawbuͤnten vnd gegen die Weinmarischen in Kriegs- verfassungen stehen müssen: darumb auch der Kayser destoweniger Huͤlff von jhme haben koͤnnen. Dann Hertzog Bernhard thaͤt in der Graffschafft Burgund was er wolte/ erfrischte seine erhungerte Soldaten/ vnd ließ dem Elsaß vmb etwas Ruhe. Vnd ob schon der Hertzog von Lothringen sein eusserstes thaͤt/ war es doch mit gantz vngleicher Macht/ vnd nahm dz Land verderben/ belaͤgern/ verstoͤren nur uͤberhand/ biß Hertzog Bernhard die fuͤrnembsten Ort besetzt gelassen/ vnd seine Voͤlcker nach dem Rhein gefuͤhrt/ in Francken/ oder sonsten etwas namhafftiges vorzunehmen. Er De Statu perturbato Franciæ Er fiel aber in eine schwere Kranckheit/ vnd gesegnete diese Welt. Etliche mein- ten/ es waͤre jhm in Franckreich vergeben worden/ weil er jhm einen so grossen Na- men gemacht/ vnd vor dem Koͤnig mit bedecktem Haupt war gestanden/ welches daselbst niemand gebuͤhrt/ als den Fuͤrsten von Koͤniglichem Gebluͤt/ vnd den Ab- gesandten der hohen Potentaten; das er aber großmuͤtig mit seinem Churfuͤrstli- chen Herkommen entschuldigt. Andere meinen/ es haͤtte ein Burgundische Da- me/ auß Rach wegen jhres zerstoͤrten Schlosses/ jhm den Bissen zugerichtet. Er verfasst seinen letzten Willen/ verordnet vier Directorn seiner Voͤlcker/ einen Gra- ven von Nassaw/ Oberst Rosen/ Erlachern vnd Ohemen/ mit sonderlicher instru- ction gegen den Frantzosen vnd Schweden. Aber der Frantzos feyrte nicht/ da- mit er Breysach beym Kopff greiffen/ vnd diese Voͤlcker am Schnuͤrlein fuͤh- ren koͤndte/ schickt nach Colmar/ vnd tractirt mit jhnen/ vnd schonet keines Geldes. Darumb kam der Pfaltzgraff/ der sich wieder in Engelland/ nach seinem vn- gluͤcklichen Krieg in Westphalen hatte begeben/ zu spaht/ die Weinmarische Ar- mee an sich zu ziehen. Dann seine Reiß war in Franckreich schon ruchtbar/ vnd konte vnbekandter Weiß nicht herauß/ fuͤrnemlich aber durch Franckreich reisen/ daß sie jhn nicht in Arrest genommen/ vnd auff einem sehr schlechten Wagen vnd Gezeug in Vincennen Forst gefuͤhret/ wohin man etwan die hohen Personen ge- faͤnglich setzet. Der Frantzos wolte weisen/ daß er mit sich nicht schertzen ließ/ vnd kein andere faction in Teutschland leiden koͤnte: Zumal Pfaltz von Anfang seines Vngluͤcks die angebottene Frantzoͤsische Huͤlff nicht geachtet/ vnd nur an Engel- land gehangen: Welches Bayrn jhm wol wissen zu Nutz zu machen. Aber vn- besonen war es/ daß man vermeint/ eines solchen Potentaten vnbegruͤst eine Ar- mee/ darauff derselbe so viel gewandt/ an sich zu bringen: Noch vnbesonnener/ zu gedencken/ daß keine Auffmercker zu Londen sich finden solten: Vnd dann sol- cher Gestalt durch ein frembd Koͤnigreich/ bey solchen Zeiten reisen wollen. Dar- vmb schickt der Frantzos groß Geld nach Basel/ vnd macht seine Sachen fest/ wel- ches er auch wegen deß Hertzogen auß Lothringen thun muͤssen. Schier eben al- so ergieng es dem Printzen auß Poln/ welchen der Spanier in Portugall brau- chen wollen/ dem Abfall zu stewren/ als er in Franckreich erkand ward auff seiner Durchreiß/ dieweil er dem Feind gesinnet war zu dienen/ oder eines feindlichen Einfalls gewaͤrtig seyn. Jn Jtalien gab es Stoͤß/ auch jederweilen gute Beuthen/ wie zu Trino vor die Spanier. Vnd war ein grosses/ daß sich die Grawbuͤnder mit dem Spanier zu Meyland verglichen vnd verbunden: welches die Ort in Schweitz verdrossen/ daß sie eben deßwegen zu Baden eine Zusammenkunfft angestellet. Salsen er- oberten zwar die Frantzosen in Catolonien/ liessens sichs aber durch eine harte Be- laͤgerung wieder abnehmen. Hesdin ergab sich nach dem siebenden Sturm an die Frantzosen/ vnd war hoch Zeit/ daß sie daselbsten Ernst gebraucht/ weil vnter- dessen \& Germaniæ Continuatio. dessen sie vor Diedenhofen auff der Mosel wurden stillschweigend von dem Pic- colomini vffgeschlagen/ vnd zu besorgen stund/ es moͤchte drunten ebenmaͤssig er- gehen. Die Spanier vnd Hollaͤnder schlugen sich dieses 1639. Jahrs vier mal zur See: Vnud verrichtete nichts sonderliches/ als daß den Mastrichern ein we- nig bang vor einer Belaͤgerung worden. Aber Banner/ Torstensohn/ Wran- gel vnd Koͤnigsmarck vbten sich tapffer/ eroberten Zwickaw vnd Chemnitz/ ver- suchten sich an Freyberg zum dritten mal vergeblich. Damin ergab sich jhnen/ deßgleichen Hornburg vnd Moritzburg: Sonderlich aber erhielten sie eine herꝛ- che Victori/ mit Geschuͤtz vnd Troß bey Chemnitz/ darauff das veste Schloß Manßfeld auch gefolgt/ deßwegen Fuͤrstenberger sich wieder zuruck in Boͤhmen gezogen/ deme sie vff dem Fuß gefolgt/ Leutmaritz vnd Tetschin uͤbermeistert/ Melnick vnd Brandeiß eingenommen/ Prag geschreckt/ vor Pirnaw zum dritten mal nichts gerichtet/ aber den Ort ohne Rettung endlich eingeaͤschert/ die Bran- denburgische Voͤlcker vmbzingelt/ das Eischfeld vnd Duderstatt belegt/ Franck- furt an der Oder/ Berlin vnd Coͤlln an der Sprew uͤberzogen/ Hertzog Georgen von Lünenburg/ damit er das Stifft Hildesheim nicht abtretten muͤste/ den Rucken gehalten/ vnd insonderheit in Boͤhmen/ nach Eroberung Bautzen/ ein vesten Fuß gesetzt. Jndeme die Weinmarische Voͤlcker sich nach dem Rhein hinunder gezogen/ vnd im Rheingaw vier Regiment verlohren; hingegen aber zwischen Basel vnd Rhein/ von Trier biß nach Oppen- heim vnd Bingen jhre Quartier gemacht: Damit sich dann das 1639. Jahr endet. D d Der De Statu perturbato Franciæ Der 4. Discurß. Wie Engelland vnd Schottland vom Roͤmischen Stuhl abgefallen. Von den Schottlaͤndischen Kirchenordnungen/ vnd der Bischoffen Verstand mit dem Koͤniglichen Hof. Wie der Anfang dieses Kriegs sich wegen Beschreibung deß National-Synodi angesponnen. Von den Perthensischen Ar- tickeln/ vnd Confiscatio nen/ auch Tumult wegen der Liturgia, vnd Schottischem Bund. Von dem Synodo zu Glasgua, vnd angehendem Krieg/ wie derselb gestillet/ wieder angangen vnd geendet worden. Die Vrsach soll seyn Laud der Ertzbi- schoff/ der den Koͤnig absolut, die Bischoff grosse Herꝛn/ vnd Groß-Britannien Paͤpstisch machen wollen. D Jeweil von Erschaffung der Welt/ biß auff diese vnsere Zeiten/ kein einig Exempel sich findet/ daß einiger Potentat von seinen eigenen Vntertha- nen waͤre als Male fitziant vff freyem Platz/ vnd erhobenem Geruͤst/ zu je- dermaͤnniglichs Schewsal/ mit dem Schwert oder Beihel vom Leben zum Tod/ verurtheilet vnd hingerichtet worden/ vnd die Jnsul Groß-Britannien mit einem solchen Grewel die jetzige vnd kuͤnfftige Historien erschroͤcklicher Weise beflecket/ wollen wir deß gantzen Wesens Anfang vnd Ende nach muͤglichster Kuͤrtze anhe- rosetzen. Der allererste Abfall vom Roͤmischen Stuhl in Engelland geschah vnter Koͤnig Henrico VIII. aber nicht sonderlich starck/ sondern vielmehr dem Papst zu trutz/ wegen Ehesachen/ wie anderstwo zu lesen. Dann Cromwell sahe mehr auff das weltliche Regiment/ als auff das Kirchenwesen/ vnd beredt den Koͤnig/ wann er ja sein Koͤnigreich von deß Papsts Contributionen befreyen wolte/ daß er den Peters-Groschen vnd andere Kirchen-Rechte vor sich selbst behalten/ vnd die Moͤncherey gantz vnd gar abgeschaffet. Ob er schon wieder die Lutheraner vnd Zwinglianer/ nicht weniger als wieder deß Papsts Vorfechter wuͤtete. Koͤnig Eduard VI. Henrici Sohn vnd Nachfahr/ ließ sich durch Cranmerum, Ridle- ium, Knoxum, Hooperum, Martyrem vnd Bucerum lencken vñ fuͤhren/ vnd grieff das Papstthumb hart an. Wie jhn sein Vetter vnd Regent/ der Hertzog von Sommetset angefuͤhret hatte. Jndessen trieben Knox/ Willoeck/ vnd Winram im Koͤnigreich Schottland den gemeinen Mann/ zu dem Abfall/ darumb es hie viel Tumult gegeben/ dort aber still geblieben/ ausserhalb daß auff dem Reichstag die Paͤpstische Lehr abgeschaffet/ das eusserliche Wesen vnd Kirchengepraͤng gelas- sen worden. Dannenhero deß Cranmeri Vorhaben/ nach Calvint vnd anderer ansehnlichen Leut Gutachten/ das Papstumb mit der Wurtzel außzurotten/ mit Eduardi VI. fruͤzeitigen Tod auch vergangen/ zumal die nachfolgende Regierung vnter \& Germaniæ Continuatio. vnter Koͤnigin Maria das Papstumb wieder voͤllig eingefuͤhret/ vnd die Abtruͤn- nige ernstlich verfolget hat. Da nun Elisabeth das Regiment angetretten/ hat sie alles wieder auff Koͤnigs Eduardi VI. Schlag gerichtet/ vnd den Gottesdienst in frembder Sprach nicht lassen geschehen/ hingegen das Meßopffer/ das Fegfewr vnd die uͤbereintzige Werck abgeschafft: Damit dann das Volck wol zufrieden ge- wesen/ vnd sich/ ausserhalb etlicher weniger Eifferer/ begnuͤgen lassen. Dann die Bischoffe liessen jhnen jhre Macht uͤber die Clerisey vnd den gemeinen Mann im geringsten nicht schmaͤlern: also/ daß von selbiger Zeit an niemand den Bischoffen wiedersprechen duͤrffen. Aber in Schottland war dem Wasser ein andrer Weg geweiset/ indeme etliche wenige Herꝛn dem Poͤbel beyfall gaben/ vnd die Cardinaͤl vnd Bischoffe uͤberstimmeten: Zumal/ als Jacobus V. die Schuld der Natur be- zahlet/ vnd das Regiment/ der jungen vnmündigen Koͤnigin vff etlichen Herꝛen bestunde/ die im Abwesen derselben (dann sie in Franckreich sich befande) dem Pap- stumb den Garauß/ vnd den Bischoffen den Rock/ mit Beschneidung jhres Ge- walts/ kuͤrtzer machten; dem Volck/ vnd nicht dem Bischoff den Beruff der Predi- ger/ sambt Pruͤfung jhres Lebens heimstelleten/ die Eltesten Ordnung auffrichte- ten/ vnd nichts mehr als den Titul liessen/ auch alle Pomp auß den Kirchen ab- schaffeten. So fern/ daß sie auch Anno 1617. als Jacob. VI. in Schottland reisen/ die Kirchen vff Engellaͤndisch anstellen/ vnd den Bischoffen groͤssern Gewalt vnd Einkommen einraumen wollen/ das Volck es im geringsten nicht gelidten/ son- dern solte/ gleich wie zur ersten Reformation/ daruͤber zun Waffen gegriffen/ vnd zum Blutvergiessen außgeschlagen haben. Dann die Schottlaͤndische Kirchen wurden regiert durch einen Bischoff oder Prediger/ etliche Eltesten vnd etliche Armendiener: also daß die benachbarte Kirchen sich vereinigen/ vnd eine Class machen/ nach begebener Nohtwendigkeit sich zu versamblen/ vnd die Einigkeit fortzupflantzen. Bey welcher Versamb- lung sie einen auß jhrem Mittel zum Præsiden ten auffwerffen/ oder dasselbe Ambt herumb gehen lassen. Wie nun eine Anzahl Kirchen die Class, also machen etli- che Classen den Synodum in einem jeden Land/ biß etwan die gantze Nation in we- nig oder viel Jahren zusammen komme. Vnd kostete viel Muͤhe/ biß sie es da- hin gebracht/ weil die Geistliche Guͤter distrahirt, vnd die Prediger nicht an der Hand waren/ biß daß alles Anno 1592. beschlossen worden. Dann Anno 1560. wurden 12. oberste Vffseher verordnet/ die das Ambt nur vff ein gewisse Zeit truͤ- gen/ vnd sich keiner weltlichen Geschaͤfften annehmen dorfften. Die Schweitze- rische Reformation/ so das Bistumb vor einen Menschentand verwirfft/ wurd be- liebet. Vnd weil diese Bischoffe ohne Bischofflichen Gewalt etwas vnruhig waren/ geschah Anno 1580. zu Taodun auff der Versamblung/ daß man das Bi- stumb vor ein Antichristische Tyranney verruffen/ sowol im geist-als im weltlichen. Vnd hie gab es List vnd Hinderlist/ da nemblich eben die jenige/ so die Bistummer wollen auffheben/ sich an die Hoͤfflinge gehenckt/ damit jhnen von dem zerstoͤrten D ij Bistumb De Statu perturbato Franciæ Bistumb groͤssere Brocken/ als von einem schmahlen Pfarꝛdienst abfielen. Sie konten aber nichts außrichten/ biß der Koͤnig mit den National Synoden in Zwi- spalt gerahten/ vnd jhnen solche Leut/ die doch mit dem Papstumb schwanger gien- gen/ aufftringen wollen. Als nun bey Verweigerung dessen die Hoͤfflinge dem Koͤnig einbliessen/ er koͤnte das Volck zu keinem Gehorsamb bringen/ so lang die aͤlteste Ordnung im Schwang gienge/ vnd zuriethen/ der Koͤnig in Stottland solte bey solchem Kirchendienst den Engellaͤndischen Priestern vnd Herꝛn nur desto an- genehmer werden/ vnd der Cron was naͤher sich machen: wurd zu solchem Ende beschlossen Anno 1596. der Koͤnig müste sacht vnd langsam hierin verfahren/ vnd die Gemuͤter durch Hoffnung vnd Gaben an sich ziehen/ vnd diesen Weltgeistli- chen/ oder Geistweltlichen auch jhre Stimm bey den Reichs-Versamblungen ge- statten: Sie wuͤrden aber in gewisse Schrancken eingespannet/ daß sie sich der Censur vnterwürffen/ vnd uͤber jhre Collegas nicht erhůben. Wie man dann auch hefftig gezanckt ob solchen Deputir ten der Bischoffliche Nam/ vnd zwar die Zeit jhres Lebens gebuͤhrete. Sie vnterschriebens zwar vnnd beeydigtens/ wol- ten aber daran nicht gebunden seyn/ wegen der censur, vnd machten/ daß der Koͤnig auff dem Reichstag Anno 1592. beschliessen vnd verordnen lassen/ daß die Versamblung der Nation nicht bey der Kirchen/ sondern bey dem Koͤnig ste- hen solte. Deme zu Folg hielt man Synodum Nationalem, im Jahr 1602. zu Eden- burg/ vnd bestimbt ein andern zu Abredonien; welchen Tag der Koͤnig durch ein Mandat auff einen andern gewissen Tag verlegt/ vnd bald ohne Benamung ei- niger Zeit verschoben; darauß man vermercken koͤnnen/ daß er entweder kein Na- tionalem mehr/ oder zu seiner Zeit/ wann er die mehrere Stimmen zu seinem Vor- theil in Handen haͤtte/ halten wollen. Weil aber die Eiferer den vom Koͤnig erst- lich bestimbten Tag hielten/ vnd sich daselbst versambleten/ wurden sie deß Lands verwiesen/ nemlich die beyde Melvini, Forbesius, Duncanus, Duræus vnd andere. Nicht besser gieng es den uͤbrigen/ so wieder diesen Strom gedachten zu schwim- men. Weil dann etliche auß dem Land/ etliche im Gefaͤngniß/ andere hinter dem Ofen verbrand sassen/ hatte es keine Noht mehr auff der Zusammenkunfft zu Lim- nuch im Jahr 1606. daß die Bistumbs-Begierige nicht nach Belieben verfah- ren/ vnd den Classen jhre vom Koͤnig verordnete Deputir ten vor Bischoffe/ oder vor immerwaͤrende Verwalter auffdringen. Vnd weil die Bruͤder solches nunmehr solten eingehen/ erhielten sie bey dem Koͤnig die jurisdiction vber dieselben/ im Jahr 1610. mit dem Titul Celsæ Commissionis, die Prediger abzusetzen/ im Ambt zu hindern/ in Bann zu thun/ zu zwingen/ zu straffen/ zu incarceri ren/ vnd als Re- bellen zu verfolgen. Welches Statut sie auff dem Synodo zu Glasgua, aber bey den verpensionirten Verwalterng/ leichsam bekraͤfftiget: Daß nemblich kein Predi- ger gelten solte ohne deß Bischoffs Confirmation: daß kein Prediger in Bann fiele/ ohn deß Bischoffs Gutachten; daß die Bischoffe in Person/ oder durch jhre Substi- \& Germaniæ Continuatio. Substituten, Præsidenten, vnd Bischoff waͤren/ oder immerwaͤrende Verwalter/ denen die Pfarr Visitation zustuͤnde. Vnd solches alles mit dem Verstand/ daß nichts ohne den Bischoff/ vielmehr alles ohne die Eltesten vorgehe: auß Goͤttli- chem Rechte/ vnd nicht nach menschlicher Wahl/ da doch die H. Schrifft vnter ei- nem Eltesten vnd Bischoffe keinen Vnterscheid machet. Abermal brauchten die Bischoffe List vnd Rencken/ indeme sie begehrten/ dem Koͤnig in diesen 5. Puncten zu willfahren: die Knie zu beugen bey dem H. Abendmal; die fuͤnff hohe Feste zu halten; den Tauff im Hauß; wie auch das H. Abendmal zu administri ren; vnd die Engellaͤndische Confirmation: Welche Stuck Anno 1618. zu Pertha von vielen/ vmb Friedlebens willen/ wiezuvor auch die Bischoffliche Wuͤrden mit Maaß vnd Ziel angenom̃en worden; fůrnemblich als man sincerir te/ der Koͤnig begehrte die uͤbrige Ceremonien gar nicht einzufuͤhren. Da sich aber etliche/ auß Forcht ei- ner mehrern Belaͤstigung/ vnd wegen Gewissens-Zwang/ daß solche Ding keine Mittel-Ding waͤren/ fest wiedersetzten/ er folgte die schroͤckliche Trennung. Wel- cher nun herfurkriechen/ vnd zu einigem geistlichem Ambt gelangen wolte/ that was die Celsa Commissio vorschriebe/ oder muste den grewlichen Eyd/ den Hen- ricus IV wieder die Lollarden/ sich selbst anzuklagen/ eingefuͤhret/ schwehren. Jndessen man nun uͤber den Perthensischen fuͤnff Artickuln sich zweyget/ stirbt Koͤnig Jacobus/ deme succedirt sein Sohn Carolus. Dem liegen die newe Bischoffe an/ die vereusserte geistliche Guͤter jhnen wieder einzuraumen/ vnd auff dem Reichstag Anno 1633. vorzutragen/ daß dem Koͤnig solte frey stehen/ eine Kleider-Ordnung den Geist- vnd Weltlichen vorzuschreiben/ als ein Stuͤck der Koͤniglichen Hoheit. Darumb auch die Wiederspenstige vor Meutmacher vom Koͤnig mit eigener Hand auffgezeichnet/ vnd hart angefahren worden. Wie nun diese sich schrifftlich entschuldigen wollen/ vnd keinen guten Wind bey Hoff verspuͤhrten/ erfischten die Bischoffe jhre Schrifft ingeheim/ vnd bildeten dem Koͤ- nig ein/ die Sach waͤre capital/ Anno 1634. vnd wendeten die Willigen von dem schuldigen Gehorsamb: Solche Leute wolten auch die Papisten nicht mehr an jhren Richterstellen dulten Wie nun der Celsæ Commissioni die execution an- befohlen/ begab sich Wilhelm Haig/ Koͤniglicher Verwalter/ so die Schrifft auß guter Meinung abgefasset/ in Sicherheit/ vnd sahe all sein Haab vnd Guͤter con- fiscirt, wie auch etliche vom Adel in gleicher Forcht. Hierauff schmieden die Bi- schoff ein new Ritual, vnd liessens auß Koͤniglicher Hoheit anbefehlen/ welches aber von den Provincial Synoden verworffen worden/ dieweil gleich vornen stunde: Bey Straff deß Banns nichts in Zweiffel zu ziehen/ ob schon ein mehrers/ als in Engelland uͤblich/ darinnen begriffen; vnter andern die Ohrenbeicht/ die Noht- wendigkeit der guten Werck/ die Vnvollkommenheit der Reformation; daß Cal- vinus ein wahnsinniger Puritaner/ den Papst doͤrffen den Antichrist/ die Roͤmi- sche Kirch eine Goͤtzendienerin nennen/ vnd sich Bischofflichen Gewalts vnter- fangen; daß Augustinus wieder die Semipelagia ner/ die Genffer wieder Castalion, D d iij vnd De Statu perturbato Franciæ vnd Dortrecht wieder die Remonstranten, vnrecht verfahren; daß der Handel uͤber den Bildern/ dem Creutzmachen/ dem Kniebeugen vor dem Altar/ als gerin- ge Sachen/ leicht haͤtten moͤgen verglichen werden/ da nur etliche wenige Purita- ner nicht so voller Eifer waͤren; daß kein Priester ohne Kind ein guͤltig Testament machen solte/ er haͤtte dann der Kirchen ein grossen Theil seiner Guͤtter verschafft. Der gemeine Mann zog die Sachen reifflich an/ vnd erwoge/ daß eines jeden Gut/ Ehr vnd Glimpff in hoher Gefahr schwebete/ wegen deß Banns/ vnd daranhan- genden Confiscation: Wie dañ der Bischoff zu Gallouidia seinen Eifer sehen las- sen/ daß er die Burger zu Kirchkudbrich vor Gericht geladen/ weil sie jhren 80. jaͤh- rigen Pfarrer/ vneracht seiner Entsetzung/ wegẽ der Perthensischen Puncten hoͤren predigen. Deß Predigers Sohn/ Burgermeister deß Orts/ muste zu Loch/ daß er den Vatter nicht gestellet: Ein fuͤrnehmer von Adel gab groß Geld/ vnd war noch froh/ daß man jhn ferne von seinem Hauß verbannet. Als nun das Gebet- buch oder Liturgia, Anno 1637. den Kirchen auff Ostern einzuführen kam/ vnd durch ein sonderbar Koͤniglich Mandat zu Edenburg geschahe/ stuͤrmt das Volck zur Kirch hinauß/ daß der Bischoff schier von den Weibern waͤre zerrissen wor- den/ wann man jhn nicht in einem verdeckten Wagen davon gebracht haͤtte. Da gab es viel supplici rens an die Koͤnigliche Raͤhte/ biß der Koͤnig die Sach vor sich gezogen/ vnd sinceri ret/ weder in der Religion/ noch wegen deß Landes Freyheiten nichts zu aͤndern. Jndessen ereichte man das Jahr 1638. vnd blieb der Koͤnig bey seiner gefass- ten resolution, darumb der Schotten protestatio nen nichts gegolten/ vnd jhnen Anlaß gegeben/ deß Koͤniglichen Hauses Bekantnuß wieder herfuͤrzusuchen/ so Anno 1580. 1581. 1590. von deß Koͤnigs eigener/ wie auch der Staͤnden Hand vn- terschrieben worden/ vnd sich auff ein newes darauff zu verbinden/ fuͤrnemlich wie- der das Papstumb. Die Papisten wolten nicht in den Bund tretten/ weil sie den Gesaͤtzen gehorsam leisten/ kein Verbuͤndnuß ohne deß Koͤnigs Willen eingehen/ noch andern Nohtleidenden beyzuspringen sich nicht verbinden wolten. Der Koͤ- nigliche Raht war in Aengsten/ vnd vermocht den Koͤnig endlich dahin/ daß er dem schwührigen Volck/ ehe es zu einem Synodo kaͤme/ all jhr Begehren verwilligte/ vnd bey der Versamblung zu Glasgua verstattet/ daß die Paͤpstische vnd Arminia- nische Priester/ auch Bischofe/ wie vor Zeiten/ vor Gericht erschienen. Der Synodus gieng an den 21. Novembr. vnd hatte viel Gezaͤncks vber deß Koͤnigs/ vnd der Kir- chen Recht/ auch uͤber der Bischoffen biß dahin gepflogenen Handlungen/ son- derlich ob diese Versamblung ein rechtmaͤssiger Synodus, oder nicht waͤre: Dar- uͤber der Koͤnigliche Commissarius den Synodum vffgehoben/ die Versamblung aber fortgeschritten/ vnd viel Priester abgesetzt/ auch die newe Kirchen bißher scharff censurirt, vnd die alten wieder ernewert/ vnd eine visitation in dem gantzen Koͤnigreich angestellet worden. Wie nun dieser Synodus sich geendet/ thaͤten sie allen Bericht an dẽ Koͤnig/ vnd an die Engellaͤnder/ jhre Vrsachen gut zu machen. Aber \& Germaniæ Continuatio. Aber der Koͤnig ließ ein Patent wieder sie außgehen/ daß sie wol mercketen/ was die Glock geschlagen: Darumb kamen die fuͤrnembsten zu Edenburg zusamm/ verordneten Fast- vnd Bet-Taͤge/ Schutzschrifften vnd Kriegsbereitschafft/ befe- stigten die nohtwendigste Ort mit grossem Ernst/ den ersten Tag May 1639. ließ sich die Engellaͤndische Flott von 28. Schiffen bey Fortha sehen/ vnd schickt dem Commendanten zu Edenburg deß Koͤnigs Will vnd Meinung schrifftlich; deme aber die Versambleten geantwortet/ vnd den Lesle zum General gemacht. Der dann gute Versehung gethan/ vnd den Engellaͤndern an die Graͤntzen entgegen ge- zogen: allda es mancherley Friedens-Tractaten gebẽ/ biß den 20. Jun. die Schot- ten wieder nach Hauß gezogen/ als sie vermeinten nunmehr in Frieden zu leben. Da sie aber sahen/ daß die Engellaͤnder nicht abzogen/ jhre Graͤntzhaͤuser vnd dann Edenburg selbst zum allerbesten versorgten/ vnd in dem außgeschriebenen Synodo nach Edenburg der Koͤnig der Ertz- vnd Bischoffe gedacht/ war alles voller Arg- wohn: Doch gieng der Synodus zu End/ mit jedermans Wolgefallen. Hierauff erfolgt alsobald das versprochene Parlament/ bey welchem der Koͤnigliche Pr æ si- dent wieder der Staͤnde Willen ein End gemacht/ vnd dennoch jhre Deputirten zum Koͤnig lassen abreisen. Weil aber indessen das Schloß zu Edenburg sehr befestigt wurde/ vnd die Schottlaͤndische Abgesandten/ so den 20. Febr. vor den Koͤnig kommen/ in Ge- faͤngnuß vnd Arrest lagen/ auch der Graff von Northumberland zum Feldherꝛn vom Koͤnig erkohren/ schrieben sie an die benachbarte Potentaten von jhrem Zu- stand. Weil nun der Koͤnig auff den andern Tag Junii zu Eroͤffnung deß Par- laments in Edenburg niemand verordnet/ kamen die Staͤnde daselbst zusamm/ Lesle war Feldherꝛ/ erobert etliche veste Schloͤsser/ weil sie mit Ammunition nicht zum besten versehen/ thaͤt gute Vorsorg gegen dem Vice Rè in Jrꝛland/ zog in En- gelland uͤber die Graͤntzen/ vnd ließ ein Manifest/ daß er nichts anders/ als Frie- den suchte/ außgehen. Er fuͤhrte biß in 28000. zu Fuß/ vnd 4000. zu Pferd/ in dreyen Hauffen: schlug die Engellaͤnder den 28. August. vnd ließ alle gefangene gemeine Soldaten ohn Entgelt lauffen/ Legt ein Besatzung in New Castell/ das sich selbst ergeben/ sambt andern benachbarten Staͤtten. Eh er aber auff Jorck/ da sich der Koͤnig hielte/ zoge/ supplicirt er vmb Frieden/ vnd neben jhm etliche En- gellaͤndische Herꝛn/ auch die Statt Londen/ vnd brachten es endlich zu einem Frie- denschluß/ ob schon vor denen versambleten Staͤnden ein Theil zum Krieg/ das andre zum Frieden starck gerahten. Dieses Vnwesens Schuld ward dem Ertzbischoff von Cantorbery zugemes- sen/ welcher das Papstumb wiederumb wollen einfuͤhren/ vnd ein Buch/ daran er 20. Jahr gearbeitet/ an Tag geben/ von seiner disputation wieder den Jesuiter Piscator: Darin nimbt er die H. Schrifft nicht zum Richter der strittigen Pun- cten/ erhebt die Kirchensatzungen uͤber das Goͤttliche Gesetz/ uͤbergibt den letzten Außschlag der Strittigkeit der Kirchen; gesteht/ daß die Engellaͤndische Kirch mit der De Statu perturbato Franciæ der Roͤmischen in den Fundamental-Puncten deß Glaubens uͤbereinstimmen/ vnd in den nicht Fundamental-Puncten zwystig sey. Ja er darff Calvinum ei- nen Schelmen nennen. Daß nun der Ertzbischoff es gar wol mit dem Pap- stumb gemeint/ erscheinet darauß/ daß Schelfooidas einen Tractat lassen außge- hen/ der Papst koͤnne so wenig der Antichrist genennet werden/ als Luther oder Calvinus. Er selbst hatte diese Wort/ der Antichristischen Sect mit eigener Hand in dem Kirchenbuch außgestrichen/ vnd die Babylonische dahin gesetzt. Er referirt, die Roͤm. Kirch/ als Petri Stuhl/ soll das hoͤchste Fuͤrstenthumb uͤber alle fuͤhren. Vnd Montacutius, Bey diesem Stuhl sey deß allerhoͤchsten Priesters Hoheit/ vnd deß Priesterthumbs Quelle. Vnd Poklington, Es solte gar uͤbel mit dem Ertzbischoff zu Cantorbery stehen/ wann er seine succession nicht koͤnte vom Papsther erweisen. Vnd anderstwo/ vnd eben darumb vnterwerffen wir vns jhm. Montacutius/ Es ist Puritanisch/ wann man dem Papst zu Rom den Titul Seiner Heiligkeit nicht gibt/ ob schon derselbe ein Wunder Schandbub waͤre: Dann diesen vnd dergleichen Titul tadeln nur die Wahnsinnige: Zumal auch et- liche eyferige Kayser von den Pferden abgestiegen/ jhm demuͤtige Ehr anzuthun. Ja sie haben dieselben angebetet. Dann jhnen als Nachbildern Christi/ als Got- tes vnd der Menschen Mittlern gebuͤhrt solche sonderliche Ehr. Deß Papsts Ge- walt ist den Koͤnigen in Franckreich vnd Spanien sehr nutzlich. Vnd wann der Koͤnig in Engelland seinen Vnterthanen thaͤt befehlen/ daß nichts in geistlichen Sachen ohne deß Papsts Hoheit sie in seinen Koͤnigreichen vornehmen/ vnd daß alles was deß Apostolischen Gesetzes Hoheit vor oder nachbeschlossen/ eines Gesaͤ- tzes Macht haͤtte/ waͤre jederman schuldig solches zu halten. Montacutius kan Baronium den Cardinal/ vnd Poklington den D. Borromæum nicht genugsam preisen. Der Ertzbischoff von Cantorbery setzt/ die Kirch der Protestirenden sey nicht von der Paͤpstischen/ welche alle zur Seeligkeit noͤhtige Stuͤck/ vnd was zu dem Wesen einer Kirchen nohtwendig erfordert werde/ annoch behalte/ abge- wichen. Lutheri Thun sey ein erbaͤrmliche Spaltung: Die Strittigkeiten vn- ter jhnen/ hindern die Seeligkeit nicht/ weil sie das Fundament nicht betreffen. Potterus, So jemand sich weiter herfuͤr gethan/ vnd dieselbe Kirch was schaͤrffer angegriffen/ geschah etwan durch einen Eiferer ohne Verstand vnd Liebe. Heilens, Vnd ob gleich die Jrꝛthumb der Paͤpstischen Kirchen das Fundament betref- fen solten/ so haͤtte doch die uͤbrige Warheit/ die jhro geblieben/ solche Krafft/ daß sie/ als ein Gegengifft/ das beygefügte Gifft vnkraͤfftig mache. Potterus. Zu diesen Zeiten koͤnne man/ von allem/ so auß Einfalt jhres Hertzens verfuͤh- ret/ vnd nun den Roͤmischen Glauben bekennen/ auch darinnen sterben/ etwas gu- tes hoffen. Wegen der Abgoͤtterey hat der Ertzbischoff von Cantorbery auß dem Kir- chenbuch außgestrichen/ was sonsten allzeit gestanden/ daß nemblich vnsere Vor- Eltern waͤren vnter der Roͤmischen Kirchen in der Abgoͤtterey versuncken gelegen. Vnd \& Germaniæ Continuatio. Vnd meint Dovvus, darin thaͤten sie der Sach nur zu viel/ vnd gar nicht zu wenig. Montacutius, Sie seyen von der Spaltung vnd der Ketzerey vor GOtt befreyet/ weil sie die Jrꝛthumb/ da sie je einige vnterhielten/ nicht selbst erfunden noch er- dacht. Vnd sagt der Ertzbischoff/ Scaligerum, Pareum, vnd andere Eygendeuteler/ welche der Voreltern Einhelligkeit verachtet/ vnd jhre wahnsinnige Meinungen andern vfftringen/ solle man eh der Spaltung beschuldigen. Derowegen will Montacutius, es hindere nichts/ daß nicht der Papisten Kirch vnd die Protestiren- den zusammentretten/ wann nicht die Vnsinnigeit etlicher Eiferer (der Jesuiten vnd Puritaner) es vffhielten/ die doch jhre Phariseische Ordnungen dem Christen- thumb angekleibet. Darumb sie der Gottseeligkeit Eyterbeulen/ deß Christen- thumbs Schandflecken/ deß Friedens vnd der Einigkeit abgesagte Feind vnd Verderben billich zu nennen. Cassander aber war welcher die Seel der Froͤm- migkeit vnd Bescheidenheit/ vnd beklagt/ daß jhn Calvinus/ der vngestuͤmme Cen- sor, so uͤbel behandelt. Auch wil der Ertzbischoff von Cantorbery/ man soll dem Altar Ehr anthun/ wegen der persoͤnlichen Gegenwart Gottes/ welcher daselbst/ als in seinem Thron residirt, sagt Poklington. Weil im Kirchenbuch stunde/ Die Paͤpstische Anbetung/ thaͤt der Ertzbischoff das Woͤrtlein Paͤpstisch auß. Montacutius sagt/ wer die Bilder zerstoͤre/ sey rasend/ als ein eiferiger Schelm: Die Vnehr/ so man denselben thue/ gereiche an das erste Bild/ nemblich Chri- stum vnd die Heiligen/ vnd wuͤndschet den Bildschaͤndern ein bessern Sinn/ die doch der Straffe nicht entgehen koͤndten. Dann sie braͤchten den Kirchen ein eus- serliche Zierd/ vnd seyen der Layen Buͤcher: Darumb waͤre der Papisten vnd Protestirenden Streit nur vom Schatten. Jch fuͤrwar/ sagt er/ will mit dem grossen Constantino die Reliquien in Windeln wickeln/ in Gold einfassen/ zum vmbtragen/ zu dem Mund halten vnd kuͤssen/ an dem Halß fuͤhren/ mit Haͤnden vnd Augen immerzu verhandeln/ oder in Schachteln verschliessen/ vnd zu meinen allerkoͤstlichsten Kleynodien hinlegen. Auch solte man die Wallfahrten nach den Heiligen Stellen nicht verwerffen/ dann man streite hie uͤber Geißwoll vnd Esels- Schatten. Jtem die Heiligen waͤren deß Gebets vnd der Vorbitt Mittler bey GOtt/ darumb halte er auch der Heiligen Feste/ damit er jhrer Vorbitt geniessen moͤge. Ach werde vnschuldiger Weiß einer Abgoͤtterey oder Aberglaubens be- schuldigt/ der also bete: Heiliger Schutz-Engel/ bitt vor mich. Die H. Jungfraw Maria will Stafford ohn alle Suͤnde haben; nennet sie die Koͤnigin/ Gottes Tochter/ Mutter vnd Gespons: Es sey ein vnbetruͤgliche Warheit/ daß sie gen Himmel gefahren/ wie sie es dann selbst verdient gehabt. Vor jhr liegen der Ge- rechten Seelen: Jhr sey alles auff Erden auß dem Spiegel der Dreyeinigkeit be- kand: Es sey Puritanisch/ wenn man den Englischen Gruß jhr nicht sprechen wolle: vnd wann wir nicht gut Marianisch/ seyen wir keine gute Christen. Der Moͤnchen/ Nonnen/ Fuͤrsten vnd Herꝛn Gottseeligkeit/ daß sie sich in jhre Gesell- schafften einschreiben lassen/ sey loͤblich vnd zu folgen. Montacutius will/ sie sey E e nicht De Statu perturbato Franciæ nicht wie andere Weibsbilder auß Mutterleib kommen: habe ohne wirckliche Suͤnd gelebt: beherꝛsche alle Creaturen: Gott haͤtte die Welt vnd den Himmel groͤsser koͤnnen machen/ Aber sie/ die Mutter Gottes koͤnne GOTT nicht groͤsser machen/ dann sie ist. Vnd eben dannenhero habe sie einige vnendliche Würde. Deß Ertzbischoffs von Cantorbery Anhang haͤlt neben jhm die H. Schrifft vor vnvollkommen; dann man muͤsse endlich nur in dem Verstand der Schrifft sich vergnuͤgen/ welcher durch die Satzungen vnd der Vaͤtter consens im Anse- hen ist. Die Kertze der Schrifft ist nicht eh ein Liecht/ biß es von den Kirchen- satzungen angezuͤndet worden. Jst auch vor sich selbst nicht hell genug/ vnd mag jhm selbst kein genugsam Zeugnuß geben. Vnd wann die Patres sich auff die Schrifft beruffen/ schliessen sie die Satzungen nicht auß/ dieweil die Schrifft ver- borgen vnd tunckel ist/ auch in verscheidene Außlegung moͤge gezogen werden/ dar- umb auch niemand sich auff seine eigene Kraͤfften/ ohne die Kirch soll verlassen. Koͤnig Henricus VIII. habe Gottslaͤsterlich mit dem Himmel gekriegt/ vnd ein abschewlich Laster begangen/ daß er die Cloͤster zerstoͤret. Diß Leben habe seinen Vrsprung von Elia/ Elis æ o/ vnd Johanne dem Teuffer Der Evangelist Mar- cus haͤtte die enge Regeln abgefasst. Vnd wer darwieder rede/ als wieder selbst- erwehlten Gottesdienst oder Aberglauben/ der bezuͤchtige dieses Lasters Eliam/ Elis æ um/ Danielem vnd Marcum. Die heutige Carthaͤuser/ Franciscaner vnd andere Moͤnche/ seyen Gottseelige/ fromme vnd andaͤchtige Leut in jhrem Or- den. Die Jungfraw Maria haͤtte ein Nonnen-Leben gefuͤhrt. Die barfuͤssige Gottes-Trachten uͤber die Gassen/ der Moͤnchen Horas, vigilias, naͤchtliche Be- suchungen der Kirchen koͤnne man keines Wegs tadeln. Die vor Christo abge- storbene Heiligen waͤren nicht im Himmel gewesen/ sondern in der Hoͤlle/ vnd durch Christi Hoͤllenfahrt erloͤset worden. So koͤnne man auch Gottseeliglich glauben/ daß Christus bey seiner Hoͤllenfahrt die tugendsame Heyden/ als Socra- tem, Aristotelem, Herculem, Epaminondam, Plutarchum vnd andere/ erloͤset habe. Vnd ob gleich die Schrifft nur zwo Stellen nach dem Tod nenne/ vnd ei- nes dirtten Orts kein einig Anzeige in der Schrifft sich befinde; Folge darumb nicht/ daß kein dritte Stell seyn muͤsse/ weil viel Ding in der Schrifft nicht stehen. Also werde auch die Vorbitt vor die Verstorbene auß den Kirchenlehrern erwiesen vnd behauptet: Daß alle vnd jede getauffte Kinder bey der Tauff warhafftig wie- dergebohren/ gerecht vnd heilig werden/ also/ daß man an derselben Seeligkeit gar nicht zweiffeln moͤge/ wann sie vor den wircklichen Suͤnden diese Welt verlas- sen. Dann der Tauff sey zur Seeligkeit noͤhtig; wieder der Reformirten Lehrer Außlegung/ die zur Verachtung Gottes/ vnd der Seelen Verdamnuß gereichen. Es seyen auch die von Menschen erfundene vnd dem Tauff beygefuͤgte Ceremo- nien deß weissen Kleids/ Oels/ Saltzes/ Chrisams vnd der Milch/ dem Tauff ein Zierd/ dem Sinn aber eine Vbung/ sich durch empfindliche Ding vnd Bedeutung zu dem \& Germaniæ Continuatio. zu dem Gottesdienst vnd Gott selbsten zu erheben: solten auch nicht abgeschaffet/ sondern wieder eingefuͤhret werden. So waͤre es nur ein Wortgezaͤnck wegen der fuͤnff verwerfflichen Sacramenten. Dann die Firmung durch die Bi- schoffe gethan/ mache voͤllige vnd vollkommene Christen. So sey die Frag von der Anzahl der Orden nichtig/ weil es bey den Reformirten nur an Leuten erman- gele. Daß auß Goͤttlichem Recht dem Bischoff allein gebühre/ die Orden auß- zutheilen. Die Ehesachen musten nach dem Paͤpstischen Recht sich entscheiden. Die Ohrenbeicht habe sehr viel Nutzen/ vnd muͤsse derowegen vor dem H. Abend- mal hergehen. Keine Suͤnde solte man verschweigen bey der Beicht/ wann der Priester an GOttes statt sitze/ dieweil kein ander Mittel/ die Vergebung der Suͤnden zu erlangen. Auch solte man die vralte Gewonheit von einem Beicht- vatter in jeder Kirchen wieder anrichten/ damit er auff dem Aschermitwoch jeder- man Beicht hoͤrete/ das Haubt mit Aschen bestrewete/ die Fastenbuß vfflegte/ vnd dann nach voͤlliger Verrichtung vor Ostern absolvir te/ welche Kirchenzucht das newe Kirchenbuch wieder erfordere: Sintemal Gott wegen der begangenen Suͤnden durch diese Busse warhafftiglich Genuͤgen geschehe/ gleichwie mit dem Gebet vor die vnterlassene gute Wercke. Der Glaub sey nur ein blosser Beyfall/ vnd erfordere kein persoͤnliche Zueigenung/ welche ein lautere Einbildung vnd Gedicht waͤre. Das beste Mittel Christum zu ergreiffen/ sey die Lieb. Der Apo- stel messe zwar die Rechtfertigung dem Glauben zu/ verstehe es aber nur vom An- fang. Die Liebe sey deß Glaubens Gestalt/ vnd durch dieselbe werden die Men- schen gerechtfertiget vor Gott. Das Gesetz Gottes koͤnne man/ vnd zwar leicht- lich in diesem Leben erfuͤllen/ weil Gott gerecht vnd kein Tyrann waͤre/ vnmoͤgliche Ding zu befehlen. Diß sey die eusserste Gottslaͤsterung/ wann man vorgebe/ daß die allerbeste Werck der Heiligen etwas suͤndliches mit sich fuͤhrten. Dann es hielten derselben etliche das Gesetz nicht nur vollkommentlich in diesem Leben/ son- dern etliche thaͤten uͤbergenug/ wann sie den Raht der Vollkom̃enheit/ als Keusch- heit/ Armut vnd Gehorsamb leisteten. Die gute Werck verdienen warhaffti- glich vnd eigentlich das ewige Leben: seyen die warhafften vnd wirckenden Vrsa- chen der Seeligkeit/ gleichwie die boͤse Werck Verdamnuß verdieneten. Vom Creutz machen sagt Montacutius: Dann was solte mich hindern/ daß ich mich mit dem Zeichen deß Creutzes nicht solte an jedem Theil meines Leibs/ zu jeden Zeiten/ vnd bey jedem Thun bezeichnen/ da doch in der alten Kirchen solches geschehen; darumb koͤnnen wir annoch ohne Ergernuß vnd Aberglauben dieselbe Ceremonien auch gebrauchen. Das Gebet nach dem Rosenkrantz nennet er ein heilige Rechnung. Die Fasten vor Ostern/ vnd auff jeden Freytag/ auch auff den Mittwoch/ komme von Apostolischer Einsaͤtzung/ ja Goͤttlicher Verordnung. Es muͤsse nohtwendig der Bischoff den Ort der Begraͤbnuß weihen/ vnd zwar nach Jnhalt der vralten Kirchen-Regeln; auch werde der geweihete Ort verunreinigt/ wann andere Sachen darauff vorgehen/ ein Ketzer/ Rottierer oder Verbannter E e ij begra- De Statu perturbato Franciæ begraben werde. Also muͤsten auch die Kirchen jhre sonderliche Weihe haben/ dadurch sie geheiliget werden/ werden aber entheiliget/ wann man den Hut dar- innen vffbehalte. Die Altaͤr solte man mit Gegittern vmbfassen/ darin die Prie- ster allein gehen/ doch auch jederweilen die Koͤnige/ wann sie dem Schoͤpffer Ge- schenck bringen: Zu dem Ende haͤtten sie jhre eigene Weihe/ vnd Feste. Der Priester solt drey mal vor dem Altar niederfallen/ weil der Ort vnd die Mensch- heit Christi so eng miteinander vereiniget waͤren. Die Aposteln haͤtten befoh- len/ das Angesicht vnter dem Gebet nach der Sonnen Auffgang zu wenden. Man solte knien beyden zehen Gebotten/ vnd stehen bey dem Glauben vnd Evangelion/ auch bey der Predigt den Hut vom Haupt halten: Zu dem Namen JEsu die Knie beugen: Es lauffe wider das fuͤnffte Gebott/ wann man vnser Frawen Feste nicht begehe; dieselben werden auch durch Handwercke entheiliget/ nicht aber der Sontag wann es die Obrigkeit verstatte. Vnnd damit das Volck nicht den Juden nacharten moͤchte/ werde er- laubt/ nach gehaltener Predigt zu spielen. Das Predigampt solte man etli- chen wenigen extraordinari vnd fuͤrtrefflichen Maͤnnern befehlen/ dasselbe bey Verbesserung etlicher Fehler/ oder Einfuͤhrung newer Ordnungen zu gebrau- chen/ weil eines Pfarrers fuͤrnembstes Ambt sey/ die Kirchen agenda verstaͤnd- vnd deutlich vorzulesen/ welches dann ein kraͤfftige Predigt sey. Auch waͤr nicht Noht/ daß man die Huͤlffe deß heiligen Geistes vor der Predigt/ oder zu End der- selben/ das Wort in Vbung zu bringen/ begehre. Auch sey nicht rahtsam/ daß wol die allergelehrteste Pfarrer andere Gebetlein als die vorgeschriebene/ in jhren Studierstuͤblein gebrauchen/ wann sie GOttes Majestaͤt nicht wolten fre- ventlicher Weiß verachten. Den Sontag solte nur zum hoͤchsten einmal ge- prediget werden/ Nachmittag sey es ein Vberfluß/ wie auch mit dem Abendgebet/ oder Vesper. Die vielfaltigte Predigten hindern die Gottseeligkeit mehr/ als sie foͤrderten/ auch wuͤrden die Leut mehr heiliger bey wenigen Predigten leben/ die- weil darauß alle Rotten vnd Ketzereyen/ Ergernuß vnd Laster entstehen/ weil solchen suͤchtigen Predigern alles was jhnen in Sinn kompt/ plaudern/ auß der Kirchen eine Barbierstub machen/ vnd wie die Hunde bellen. Mit der Meß sind sie nicht uͤbel zufrieden/ wann nur die Verwandlung davon bleibe; wollen dem- nach auch uͤber dem Wort kein Streit erwecken/ vnd halten schier alle Ceremo- nien der Roͤm. Kirchen fuͤr gut vnd practizierlich. Was die Bischoffe setzen/ müs- se gehalten werden/ als von Gott gebotten. Der Koͤnige Gewalt sey vnvmbschrieben/ dann weil sie Gottes Deputirte, koͤnnen sie niemand in die Schrancken thun: Vnd weil sie die Gesaͤtz selbst ma- chen vnd stifften/ seyen sie uͤber dieselben/ darumb auch dem Fuͤrsten kein Gesaͤtz ge- geben/ weil er ein absolut Hoheit fuͤhre. Vnd wer sich vnterstehen wolte/ was der Koͤnig moͤge/ oder nicht moͤge zu beschreiben/ der sey ein Atheist/ vnd disputi- re/ was Gott koͤnne/ oder nicht koͤnne: also/ daß keiner Begebenheit/ wie die auch sy n \& Germaniæ Continuatio. seyn moͤchte/ den Vnterthanen erlaubt sey/ dem jenigen Fuͤrsten sich zu wieder- setzen/ wieder welchen die natuͤrliche Beschuͤtzung deß Rechtens/ oder Hindertrei- bung deß Gewalts allen vnd jeden benommen. Vnter allen Bischoffen in En- gelland wolte man disseits deß Meers nur vor rechtschaffen Reformirt halten Thomam Mortonum, Johannem Wilhelmum, Johannem Davenantium, vnd Josephum Hallum, der doch seine Feder jederweilen zu viel haͤtte lauffen lassen. Es erweiset auch Robert Bailius, Pastor zu Hillwinn in einem Buch/ daß die faction, deren Haupt der Ertzbischoff zu Cantorbery/ Wilhelm Laud/ mit Recht beschul- digt wuͤrde der Paͤpstischen vnd Arminianischen Lehr/ auch der geist- vnd weltlichen Tyranney. Vnd also setzte man auch die vralte Bischoffe von Anfang deß Ab- falls/ gegen die heutigen/ den Vnterscheid desto besser an Tag zu legen. Dieweil sich nun die alten Kirchendiener wiedersetzten/ vnd das Maul zu weit auffthaͤten/ verlohr mancher sein Ambt/ Nase oder Ohren/ fand seine Wohnung im Schat- ten/ oder sucht sie in der newen Welt. Der 5. Discurß. Von dem Kriegswesen in Engelland/ Dennemarck/ Hol- land/ Jtalien vnd Hessen/ dahin sich Banner ziehen muͤssen/ in Bayrn gangen/ durch Boͤhmen wieder herauß kommen/ vnd gestorben. Wolffenbuͤttel belaͤgert. Von Catalonien vnd Flandern/ Engelland vnd dem Reichtstag. Vom Vrsprung deß Vnwesens in Engelland/ wegen der Reformation uͤber Schottland. Wie die Bischoffe gefaͤnglich eingezogen: Was der Vice Re beschuldigt/ vnd wie er gekoͤpfft worden. Vrtheil hievon. J N diesem 1640. Jahr hatte Engelland armirt, vnd wuste niemand/ worauff es angesehen war/ biß die Haͤndel in Schottland außgebrochen/ aber vbel abgeloffen: Vnd schiene/ als haͤtte der Spanier von schleuniger Huͤlffe Versprechnuß gethan. Zumal die Spanische Flott/ sich vff die Engellaͤndische Custen/ wegen Vngestuͤmme der See/ vnd grosser Kriegsmacht der Hollaͤnder/ in Sicherheit begeben/ vnd daselbst von der Engellaͤndischen Schiff-Armada be- deckt/ vnd wieder Hollaͤndischen muͤglichen Gewalt verwahrt worden. Die con- silia giengen bey Hof wiedereinander/ nachdeme das Schottlaͤndische Vnwesen nicht wollen nach Wunsch außschlagen/ kein Geld zum Sold erschiene/ vnd jener Klugheit vnd Gluͤck den Engellaͤndern selbst die Augen oͤffnete. Wie nun die Ochsen vnten am Berge stunden/ vnd niemand Hand anlegen/ oder mit der Schulter schalten wolte/ fordert der Koͤnig den Vice Rè auß Jrꝛland/ Thomam Wentvvort, Graven zu Staffort/ zu sich/ vnd berahtschlagt sich mit jhm uͤber die- sen Handel: Der aber den Kopff dabey vffgesetzt/ vnd im Stich gelassen. Dieser E e iij wuste/ De Statu perturbato Franciæ wuste/ daß der Printz von Vranien Friederich Henrich einen grossen Schatz an Baarschafft hatte; darumb stifftet er ein Heurath zwischen deß Koͤnigs in Engel- land Tochter/ vnd dem jungen Printzen/ Wilhelm von Vranien/ nicht nur ein Rucken an dessen eigener/ vnd dann auch der Niederlaͤnder Macht/ zu haben/ son- dern auch baare Gelder vor die Kriegsvoͤlcker zu erlangen. Der Koͤnig in Den- nemarck haͤtte sich gern mit einer Armee sehen lassen/ vnd verbott vor diß mal den See- vnd Hollaͤndern die enge Fahrt im Sund/ wegen deß versagten newen Zolls: ließ es doch bey dem nechsten bleiben. Die Hollaͤnder aber hatten was wichtiges vor/ fielen in Flandern/ vnd versuchten sich an B ugges, aber vergeblich. Der Frantzoß belaͤgert vnd erobert die dreyfache Statt Arras: erlegt die Spanier bey Casal/ vnd erobert noch derselbẽ Lager/ schlug sie abermalvnfern vom Poo/ noͤtiget Turino zur Vbergab/ thaͤt den abgefallenẽ Cataloniern alle Huͤlff vnd Vorschub/ vnd schickt den Hertzog von Logavilla mit Volck zu den Weinmarischen. Die- selben verlegten sie in die Wetteraw/ druckten den Landgraven von Darmstadt/ erlegten den Bredaw/ ohnfern von Ziegenhayn/ vnd uͤberkamen Graff Gallen bey Franckfurt am Mayn mit grossem Geld/ verlohren aber Bingen vnd andere Ort am Rhein. Der Landgrav zu Cassel muste bey dem Hauptwesen sich finden/ vnd ließ Hoͤxter mit Gewalt fahren/ erobert aber hingegen Calcar, vnd sahe sein Land in sehr grosser Noht. Die Schweden erhielten Wohlaw mit Sturm/ vnd Koͤnigen Graͤtz durch Accord/ schlugen den Saradessky/ uͤbersahen es aber bey Zwickaw/ liessen feine Voͤlcker sitzen/ vnd verlohren den Ort. Darumb reterir ten sie sich auff Luͤnen- burg zu/ staͤrckten sich mit derselben/ vnd der Hessischen Armee/ vnd setzten sich bey Salfeld: Von dannen erhub sich Banner/ vnd ob schon Stalhans in der Schlest etliche mal die Oberhand im Treffen behielt/ wurden doch Wrangel vnd Schlang geschlagen/ (gleichwie auch die Kayserischen bey Hohendwiel) daß der gantze Brast vnd Last abermals auff Hessen siel: Zumal die Kayserische Homburg vnd die Am æ nenburg/ eingenommen/ vnd sich vest gelegt/ biß daß Banner wieder hinden herauß gebrochen/ vnd auff Erfurt zugangen/ eben zu Außgang deß Jahrs. So bemühete sich auch der Kayser/ eine besondere Macht wiederauffzubringen; hielt deßwegen einen Tag zu Nürnberg mit den Churfuͤrsten/ vnd ein vollen Reichstag zu Regenspurg/ begehrt/ die Staͤnde solten helffen vnd rahten/ daß man den lieben Frieden erlangen/ oder im Fall solches nicht seyn wolte/ ersprießliche Mittel den Krieg fortzusetzen/ an der Hand haben/ vnd endlich das erlegene Justitzwesen wie- der auffrichten koͤnte. Es wurde aber nicht viel außgerichtet/ weil Banner in Bayrn einfiel/ zur Weyden/ vnd bey Vilseck obsiegete/ auch viel Kleider vnd an- dere Notdurfft/ so zur Kayserischen Armee solten gehen/ vor sich vnd seine Voͤlcker erhaschete/ fuͤrnemblich zu Eingang deß 1641. Jahrs. Wie nun den Staͤnden zu Regenspurg bang ward/ vermahnt sie der Kayser/ bey jhme zu verharren/ vnd deß Reichs Notdurfft zu beobachten. Ob sich schon Banner nahete/ Cham hin- nahm/ \& Germaniæ Continuatio. nahm/ vnd Stalhans in der Marck lose Haͤndel machte/ nachdem der Churfůrst zu Brandenburg juͤngst war Todes verblichen. Der Kayser thaͤt gute Gegen- verfassung/ vnd liß den Piccolhuomini in der Stille das Volck in Bereitschafft halten/ gieng looß/ nicht vff das Hauptquartier/ sondern vff Schlangen in New- burg vor dem Wald/ vnd macht jhn kappott/ aber wegen vnglaublicher Gegen- wehr/ nicht so geschwind/ daß Banner sich nicht auffmachen koͤnnen/ vnd auß Bayrn in Boͤhmen geschwungen. Wie er dann als ein Fuchs vor dem Garn sich gewendet/ vnd ein halben Mond gezogen/ biß er Cham/ vnd endlich Zwi- ckaw in Meissen erreicht/ aber die Kayserischen mit grossem reysen vnd vielem fechten gantz abgemattet/ daß sie jhm in dieser Flucht/ oder Loͤwen retirada nicht viel mehr uͤber die Bagage moͤgen angewinnen. Vnd weil die Weinamrische Ar- mee/ so in dem Stifft Bamberg sich erquicket/ vnd reich gemachet/ mit den Fran- tzosen nach dem Voitland gieng/ fand er sich bald wieder in Postur/ seinem Feind vnter Augen zu gehen. Es schiene/ als haͤtte er diesen affront zu Hertzen gezo- gen/ darumb er zwar den Kayserischen an der Saal etwas Wiederstand thaͤt/ doch matt vnd kranck nach Halberstatt zog/ vnd daselbsten sturbe/ noch im May. Vnd weil die Kayser einen Ort nach dem andern einnahmen/ auch kein rechter Anstalt oder Gehorsam bey den Schweden mehr schiene/ machten Schweden/ Hessen vnd Luͤnenburg einen Bund/ (darumb auch dieser bey den Gesandten zu Regen- spurg abgewiesen worden) vnd belaͤgerten Wolffenbuͤttel/ welches die Kayserische suchten zu entsetzen/ vnd in einem harten Treffen den Graven von Nassaw/ der vier Directorn einen uͤber die Weinmarisch Armee erlegten. Hatzfeld nam sein Schantz in acht/ legt sich vor Dorsten/ in der weil die Hessisch Macht bey den Schwe- den hielte/ vnd bezwang zur Vbergab. Wie nun der Graff Broy auff Kayseri- scher Seiten vbel eingebuͤsset hatte bey den Furagierern/ vnd jhrer starcken Con- voy, auch alle Lebensmittel beyderseits zerronen/ vnd einige Verraͤhterey durch den von Seckendorff sich angesponnen/ zudeme auch der Hertzog von Luͤnenburg sein Land im eussersten Verderben/ vnter so vielen Voͤlckern sahe/ vnwissend/ ob vnd wem zum besten der Ort wuͤrde uͤbergehen/ auch bey dem Kayser etwas zu erhalten hoffete/ hube sich die Belaͤgerung von sich selbst auff. Die Kayserischen erober- ten Einbeck/ die Hessen plagten das Stifft Coͤlln/ liessen sich aber bey Cleve schla- gen/ vnd die Schweden erwarteten jhres newen Generals/ deß Torstensohn/ der vnter jhrem Koͤnig Artillerymeister gewesen/ vnd ohne Geld vnd Volck zu diesen Voͤlckern bey so gefaͤhrlichem Zustand/ nicht ankommen wollen. Welches aber noch im November geschehen. Sonsten hatte sich der Hertzog auß Lothringen mit dem Frantzosen vertra- gen/ vnd befand sich zu Pariß/ hielt aber nicht lang. Die Catalonier schlugen mit Huͤlff der Frantzosen die Spanier zwey mal vor Barsellonna/ befreundeten sich mit den Portugiesen/ bekamen den Haudencourt zu Vice Rè auß Franckreich: konten aber Tarragona nicht uͤbermeistern/ weil die Flotta vnter dem Ertzbischoff von De Statu perturbato Franciæ von Bursches die Spanische Schiff nicht koͤnnen bestehn/ sondern abweichen müs- sen. Den Frantzosen schiene die Sonn nicht eben wol in Jtalien/ (daselbst der Papst ein newen Krieg wieder den Hertzogen von Parma/ wegen Castro/ einem vesten Schloß vnd guten Lande/ angefangen/ daß er zwar Castro erobert/ vnd darne- neben den Hertzogen in den Bann gethan) wie in Flandern: Dañ sie eroberten den vesten Ort Arien/ oder Air/ haͤtten jhn auch gar behauptet wann nicht deß Graven von Soissons Wiederwill/ vnd Verein mit Spanien/ ja feindlicher Einfall bey Se- dan, sie haͤtte genoͤtiget/ demselben Einbruch zu stewren: Wie dann dz Treffen zwar verlohren/ aber der Graff erschossen/ vnd dem selben Krieg ein End gemacht ward. Darumb waren die Frantzosen nur vier Monat vnd etliche Tag in Arien. Es hau- seten aber die Frantzosen in Flandern vnsaͤglich uͤbel/ vnd eroberten Bassee, vnd Bapamen, an vesten Plaͤtzen. Bey den Spvniern war alles voller Trawren/ daß der Cardinal Jnfant/ Ferdinand Ertzhertzog zu Oesterreich/ Gubernator der ge- horsamen Niederlanden/ vnterdessen Todes verblichen. Die Staaden uͤbten sich nicht sonderlich/ nachdem sie eine grosse Macht auff den Beinen hatten/ belaͤgerten Gennepp/ sonsten genant das Haͤußlein/ einen sehr vesten Ort/ so hiebevor der Ertz- bischoff zu Coͤlln sequesters weiß innen gehabt/ vnd zogen nach dessen Orts Erobe- rung wieder nach Hauß/ in jhre Winterquartier. Aber in Engelland gab es grobe Haͤndel/ zwischen dem Parlament vnd dem Koͤnig/ wegen deß Vice Ré in Jrꝛland/ der vor dem Parlament solte gerichtlich erscheinen/ vmb zu vertheidi- gen/ was jhn auch die Schottlaͤnder beschuldigten. Der Ritter Roo reysete nach Regenspurg zu dem Reichstag/ die Pfaͤltzische Erblanden mit Ernst wieder zu begehren/ wurd aber schlecht abgewiesen/ weil man das duͤrre Reisig zu einem grossen Brand in Engelland beysam uͤber einem Hauffen sahe. Der Kayser ließ jhm mehr angelegen seyn/ wie er die Cron Schweden vnd Franckreich mit Tracta- ten entweder zu seinem Vortheil vnd Gluͤck auffhalten/ oder zum Frieden brin- gen moͤchte: Zumal man dann wegen Hamburg vnd Coͤlln am Rhein handelte/ wo die Zusammenkunfften am fuͤglichsten anzustellen waͤren. Darumb ward nichts drauß/ als der Koͤnig in Engelland vff solch abschlaͤgige Abfertigung deß ge- meldten Ritters ein Manifest liß außgehen/ vnd zwar mit Belieben seiner beyder Parlamenter in Engell vnd Schottland/ den Pfaltzgraven mit voller Macht wie- der in sein Erblanden einzusetzen. Dann weil das Parlament zu Londen die Sei- ten hoch spannete/ vnd scharff fuͤhrete/ die eingerissene Kirchen-Ceremonien/ nach dem Exempel der Schottlaͤnder/ abschaffete/ die Marienbilder niederriesse/ auch eine schwere Conspiration wieder deß Koͤnigs Person vñ die fuͤrnembste Herꝛn in Schottland entdeckte/ vnd dem Vice Ré auß Jrꝛland nach dem Halß grasete/ hat- te es keine Noht/ daß ein Wetter auß Groß Britannien uͤber Meer solte ziehen/ vnd in Teutschland/ oder am Rheinstrom/ oder im Boͤhemer Wald einschlagen. Wann wir nun das Engellaͤndische Vnwesen uͤberschlagen finden wir/ daß zur Zeit der ersten Reformation oder Abfall von der Roͤm. Kirchen/ das gantze Papstumb \& Germaniæ Continuatio. Bapstumb ist geblieben/ ausserhalb deß Hauptes/ welches die Engellaͤnder nicht zu Rom/ sondern in der Jnsul selbst finden wollen vnd jhren Koͤnig/ als den Papst vor das Haupt jhrer Kirchen erkennen. Welches sonderlich hierauß abzuneh- men/ daß/ als der Papst die Koͤnigin Elisabeth in Bann wollen thun/ Frantz Walsingham zween Paͤpstische Kundschaffer gleichsam heimlich in Engelland kommen lassen/ vnd verschafft/ daß sie den Gottesdienst zu Cantorbery vnd Lon- den in Paͤpstischem Schmuck vnd Gepraͤng sehen lesen vnd singen. Daruͤber sie sich verwundert/ daß der Papst ein solch Koͤnigreich/ welches vff Roͤmische Ma- nier sehr eiferig waͤre/ wolte in Bann thun; Wegen jhrer Relation hinterblieb dieselbe Bull sambt der Excommunication deß Banns. Auch meldet Carleton, Papst Pius IV. waͤre gesinnet gewesen/ den Engellaͤndern die beyderley Gestalten/ vnd den Gottesdienst deß Gebets in jhrer Muttersprach zu verstatten/ wann sie jhn nur vor das Oberhaupt der Kirchen erkenneten. Nun bezeugt die gantze Histori/ daß die Bischoffe jederzeit dem Parlament/ vnd das Parlament den Bischoffen entgegen gewesen/ weil eines uͤber das andre seyn wollen. Die Koͤnigin Elisa- beth wolte die Bischoff in etwas ringern/ muste aber alsobald hoͤren/ Alsdann wuͤr- de ein jeder Dorffpriester die Koͤnigliche Majestaͤt excommuniciren. Jacobus hielt es vest mit den Bischoffen/ gestattet aber keines Wegs jhnen einig Goͤttlich Recht: biß vnter Carolo der Bischoff zu Elien/ wie Bastvvic bezeugt/ sein Bischoffs- Kapp verwetten wollen/ wann er nicht erweise/ daß die Bischoffliche Hoheit auß Goͤttlichem Recht herruͤhre/ vnd dem Koͤnig nicht vnterwuͤrffig sey. Darumb sagte der von Cantorbery/ die Bischoffe waͤren aͤlter als die Koͤnige. Sie mach- ten zu jhrem Vortheil etliche Gesaͤtz zu Eingang Jacobi VI. nur desto groͤssern Gewalt zu tragen/ vnd stopfften das Maul/ oder suspendir ten/ oder verstiessen da- mals uͤber 400. Prediger/ die jhnen wiedersprochen/ vnd liessen jhre Bücher einen jeden vnterschreiben/ daß nichts dem Wort GOttes zuwieder in denselben waͤre enthalten: Vnd damaln gabe es zwo Partheyen/ die Bischoffe vnd die Purita- ner. Die Puritaner/ schreibt Broock/ waren Conformistæ, so die Jrꝛthumb wie- derlegten/ vnd die alte Ceremonien doch liessen streichen: Non-conformistæ, die eine oder andere Ceremonien hielten oder verworffen: Separatistæ waren rigidi oder Brovvnistæ, vnd Hemi oder Robinsoriani, so hernach Independentes seyn wollen. Aber vnter Carolo gab es alte vnd newe Puritaner/ zumal die newen in diesem von den alten zu vnterscheiden/ daß sie mit gutem Gewissen gar keine Cere- monien dulten koͤnten. Letzlich ist es dahinauß gelauffen/ als man sich uͤber dem Kirchen-Regiment gezweygt/ daß diese zwo Partheyen/ Presbyteriani vnd Inde- pendentes sich vernehmen lassen. Die ersten haltens schier mit den uͤbrigen Re- formirten/ vnd vnterwerffen die Kirch den Eltesten/ den Classen/ vnd den Syno- den. Die andern aber wollen jede Kirch vngebunden vnd die Freyheit deß Ge- wissens vnd Glaubens haben: Sind aber Rechtglaubige/ nur in diesem von den Puritanern vnterscheiden/ daß sie keine Eltesten/ sondern das gantze Volck er- F f kennen/ De Statu perturbato Franciæ kennen/ vnd die Wansinnige/ deren tausenderley Gattungẽ zu finden/ die fuͤrnem- sten aber sind die Wiedertaͤuffer/ die Suchenden/ so nichts gewisses setzẽ oder glau- ben/ die Antinomi, so das Gesetz nicht annehmen/ Libertini, Sociniani, Millenarii, Enthusiastæ, \&c. alle nach der Freyheit deß Gewissens/ vnd wieder die Presbyte- rianos, vnd Papisten strebende. Es meldet ein geschriebene Histori/ man habe Anno 1634. offentlich Raht gehalten das Papstumb wieder einzufuͤhren/ als Land dem Abott im Ertz-Priesterthumb gefolget/ deme auch der Cardinals-Hut zum oͤfftern angebotten worden. Gleich hab der Papst seine Nuncios nach Groß Brittannien/ vnd der Koͤnig/ auch die Koͤnigin jhre Abgesandten nach Rom ge- schickt/ vnd dem Cardinal Barbarini die protection uͤber Schott vnd Engelland vffgetragen. Dannenhero das Bapstumb verdeckter Weiß wieder einge fuͤhret vnd die Wiederspenstige vnterdruckt worden. Der Anfang deß Gewalts traff die Schottlaͤnder/ als Laud an deß Koͤnigs Capell anfieng zu Edenburg/ damit alle andere desto ehe zu folgen haͤtten. Da setzt er hin ein Bischoff/ so auch vnter dem Papstumb nicht gewesen; Altar/ Orgeln/ vnd andern Zierath vnd Ceremonien. Befahl alles/ ohne desselben Parlaments vnd deß Sinody Vorwissen oder Bewilligunng/ ließ Burtono, Prynnio vnd Bast- vvico, in der dreyen Faculteten Doctorn/ andern zum Schrecken/ die Ohren ab- schneiden/ vnd sie deß Lands verweisen: Welches Stuck dem Volck in Augen vnd Hertzen weh gethan/ daß es hernach bey Einfuͤhrung der Liturgia Tumult an- gefangen. Weil aber hierdurch sein Ansehen geschmaͤhlert/ vnd dem Vorhaben der Lauff gebrochen ward/ vorschuff er/ vnd der Vice Ré, angesehen die Engellaͤn- der etwas mehr mit den Puritanern leicheten/ daß die Jrꝛlaͤnder in Schottland fallen/ vnd die Wiederspenstigen zum Gehorsamb bringen solten. Die Schott- laͤnder erhielten durch jhre geführte Waffen/ daß der Koͤnig jhnen den geistlichen Gewalt erließ/ vnd nicht ferner suchte auffzutringen. Die Engellaͤnder fasseten diß zum Exempel/ vnd fiengen an/ ein gleiches zu gedencken/ vnd zu begehren: Vnd ist wundersam/ daß eben die jenige Soldaten/ so wegen der Bischoffen die Schottlaͤnder solten uͤberziehen/ ein frechen verwegenen Anfang zu der Reforma- tion in Engelland gemacht haben. Dann sie plagten die Bischoffe sambt der gantzen Clerisey/ nicht anderst/ als vor Zeiten die Teutschen den Papst zu Rom/ vnter Carolo V. thaͤten ihnen alle Schmach an/ vbten Schimpff vnd Schertz/ Schlaͤge vnd Ernst/ ohne daß jemand sie im Zaum hielte. Darauff gieng es an Altar/ Crucifix vnd Bilder stürmen/ auch newe Buͤcher vnd Agenden zureissen. Vnd ob schon das Parlament vnterdessen angieng/ grassirt doch der Poͤbel zu Westmuͤnster vnd zu Lambeth hefftig/ biß das zweyte Parlament den 3. Novemb. Anno 1640. angefangen/ wehren soll/ so lang Engelland steht vnd wehret. Als nun das Voͤlcklein zusammenlieff/ die Gadendiener vnd Buͤrger von deß Ertz- bischoffs Anhang angefochten wurden/ sonderlich wegen Westmuͤnster/ versahen sie sich den folgenden Tag besser/ vnd weil man jhnen mit Schmaͤhworten vnd Rumoren \& Germaniæ Continuatio. Rumoren begegnet/ fielen sie an die Bischoffe: Dieselbe trawten dem Landfrie- den nicht/ vnd fuhren die Zemß hinab zum Parlament: Wurden aber vnter dem Außsteigen also begrůsset/ daß sie vnter grossem Gespoͤtt wieder auffwerts gefah- ren vnd gerndert. Diese That gab den Bischoffen Anlaß zu einer protestation, das Parlament dardurch zu dissolvi ren: Schrieben derowegen an den Koͤnig vnd an die Staͤnde neben der protestation, bezeugten/ sie seyen fern vom Papstumb/ vnd haltens mit keiner schaͤdlichen Parthey: Kommen auß Befehl deß Koͤnigs/ jhr Gutachten zu der Wolfahrt deß Koͤnigreichs beyzutragen: vnd waͤren vnter wegs mit Gefahr deß Lebens etliche mal angegriffen worden. Haͤtten/ nachdem sie das Parlament vergeblich angeruffen/ jhr Recht vorbehalten/ vnd doͤrfften/ biß ein andere erwuͤnschte Zeit kaͤme/ weil sie an jhrem Ort sich sicher nicht finden lies- sen. Daß sie nun abwesend/ dessen haͤtten sie rechtmaͤssige vnd nohttringende Vr- sachen. Was nun inmittels gesetzt vnd beschlossen moͤcht werden/ wieder dassel- be/ als vnkraͤfftig vnd von keinen Wuͤrden/ thaͤten sie jetzunder vor dem Koͤnig vnd den Staͤnden protestiren: Vnterschrieben von zwoͤlff Bischoffen. Diese pro- testatio schickt der Koͤnig in das Oberhauß/ dieselben Staͤnde uͤbergabens dem Vnterhauß/ als eine hochwichtige Sach. Das Vnterhauß schlosse/ Man solte diese zwoͤlff Bischoffe der verletzten Majestaͤt anklagen/ als welche sich vnterstuͤn- den/ deß Koͤnigreichs vnd der Parlamenten Fundamental-Gesaͤtze vmbzuwerffen. Hierauff wurden diese zwoͤlff bey eiteler Nacht vor das Parlament geschlept/ vnd hin vnnd wieder in die Gefaͤngnuß versteckt. Vnd dieses Decret deß Parla- ments bestettigt der Koͤnig zu Cantorbery/ in S. Augustini Abtey/ als er die Koͤ- nigin naher Douer begleitet. Hie stund ein weit Feld offen/ die Bischoffe anzu- klagen/ wie dann auß allen Ecken deß Koͤnigreichs/ auch auß Schottland gesche- hen/ welche es sonderlich mit dem Land zu thun hatten/ den sie auch ins Gefaͤngnuß gebracht. Vnd eben dieses beeraff auch den Vice Rè, der wurd angeklagt 1. Was die viertzigtausend Pfund Sterling belangt/ sey noch nichts eigentlichs erwiesen/ daß die Zeugen noch nicht zur Stelle waͤren: muͤsten doch mit dem gerichtlichen Pro- ceß fortfahren/ zumal man sie jmmer der Langwuͤrigkeit beschuldige. 2. Der Graff von Staffort/ hiebevor Vice Ré in Jrꝛland/ hab die Manier gewust/ vor sich vnd andere Edele Mandaten außzubringen/ oder concessio nen zu erhalten/ krafft deren es jhnen erlaubt war/ die Zeugen ausserhalb deß Gerichts zu befragen. Wann er dann den Proceß/ so wieder das Gesetz streitet/ gebrauchte/ pflegte er zu den Edelen Beysitzern deß offentlichen Gerichts zu sprechen: Jhnen moͤchte kein ander Ding/ als das geruckte Recht ein Genuͤgen thun. Doch wuͤrden sie mehr Gewalt vnd Staͤrcke in dem kleinsten Finger deß Koͤnigs/ als in dem gantzen Cor- pus Juris finden. 3. Daß er offentlich bey der allergroͤsten Versamblung deß Koͤnigreichs sagen doͤrffen/ die Jrꝛlaͤnder waͤren durch Krieg uͤberwunden/ vnd eben deßwegen haͤtten jhre Privilegien gantz keine Krafft mehr. Ja darumb F f ij stuͤnden De Statu perturbato Franciæ stuͤnden sie mit all jhrem Vermoͤgen in deß Koͤnigs Willen vnd Macht. 4. Daß er den Graven von Corck nach vnd wieder seinen Willen gezwungen/ von einem Proceß abzustehen/ noch jhme verstattet/ von seinem Ansehen vnd Ampt zu reden/ mit solchen Worten/ er wolte jhn lehren/ daß einer Regierung oder eines Staads Acta mehr gelten als die Gesaͤtz vnd Gerichte. 5. Daß er Sachen/ so die gemei- ne Guͤter betreffen/ in offentlichen Druck kommen lassen/ vnd in offentlichem Mandat befohlen/ daß niemand eines offentlichen Decrets Macht vnd Krafft in Zweiffel ziehe/ oder einiges Vngehorsambs sich vermercken liesse. 6. Daß deß Herꝛn von Mourt Norrit Proceß ohn einig Fundament deß Rechten oder deß Gerichts verglichen worden. 7. Daß bey Verlust der gemeinen Guͤttern der Herꝛ von Villen vnd andere/ auß jhrem possess vnd andern Guͤtern zu jhrem grossen Schaden verstossen seyen. 8. Daß er schuldig über deß Herꝛn Cantzlers Proceß/ Gefaͤngnuß vnd Banden Red vnd Antwort zu geben. 9. Deßglei- chen auch/ warumb der Graff von Hildaer in Banden kommen/ dieweil er sein Vermoͤgen vnd possess nicht wollen herauß geben. 10. Wie auch der von Hau- bets/ vnd vnterschiedliche andere Personen/ welche man so lang gefaͤnglich ange- halten/ biß sie jhre Guͤter dargebotten. 11. Daß er gemacht/ daß ein Mandat außgangen/ darin befohlen/ die gemeine arme Leut/ so seinem Spruch nicht gehor- chen/ zu greiffen/ vnd in Stock zu legen. 12. Daß er die Zoͤlle bestanden/ vnd nach seinem Belieben beschwert; dahero geschehen/ daß er sein Privat-Reich- thumb mit grossem Jaͤhrlichen Einkommen vermehrt/ vnd den dritten/ auch den vierdten Theil der Gütter an sich gezogen. 13. Daß man keine deß Jrꝛlands eigene Waaren ohn seine Bewilligung moͤgen verfuͤhren. 14. Daß er Rech- nung thun muͤsse von dem grossen Gewinn/ den er vom Taback/ vom Meel/ vom Flachs/ eisern Haͤfen/ vnd Tabackpfeiffen empfangen/ den er auch durch Verzei- hung der Guͤter vnd offentliche Mandaten immer erpresset. 15. Daß er die Schiff-Patronen/ vnd den andern fuͤrnembsten Beambten deß Schiffs/ einen Eid/ wie auch nicht weniger den Bootsgesellen abgenoͤhtiget/ den Vorgesetzten vnd andern seinen Dienern/ die Verzeichnuß der Waaren vnd Guͤter/ im Schiff zu uͤberliefern. 16. Daß er die Jnwohner in Jrꝛland vnter seine Herꝛschafft zu bringen bey- des vorgenommen vnd angefangen/ vnd wer vmb dieser Vrsachen willen das Joch nicht wollen annehmen/ noch Gehorsamb leisten/ mit Soldaten uͤberlegt. 17. Daß er den allergroͤsten Staͤtten Zoll vnd Zinsen/ so vnterschiedliche vnd grosse Summen Gelds belauffen/ aufferlegt/ vnd mit gewapneter Macht außge- presset/ mehr dann hundert Haͤuser vertrieben/ weil sie jhre Guͤtter nicht wollen vorzeigen. 18. Damit er aber die Klagen/ so hieruͤber kommen moͤchten/ verhin- derte/ den Edeln vnd andern anbefohlen/ ohn sein Erlaubnuß auß dem Koͤnigreich an keinen andern Ort zu ziehen. 19. Er hat gestanden/ daß der Koͤnig im Sinn gehabt/ das Heer in Jrꝛland zu solchem Stand vnd Gestalt zu bringen/ damit es senen \& Germaniæ Continuatio. seinen dreyen Koͤnigreichen zum Exempel sey. 20. Daß er dem newen Heer/ so acht tausend/ oder mehr Knecht hielte/ der Sold alsobald erlegt/ vnd die Vbung der Religion verstattet worden. 21. Daß er/ ein tapffern vnd fertigen Sinn nur zu uͤben/ mit den Vnwilligen vmb ein geringe Summ zu zahlen sich verglichen. 22. Daß er sie mit abgefasstem Eid dahin gehalten/ sich zu verloben/ daß sie allen Koͤniglichen Befehlen wolten gebürenden Gehorsamb leisten: Daß er die ange- horsame vnd Wiedersprechende gefangen gesetzt/ vnd mit Geld gestrafft/ vnd zwar so hoch/ daß er auß etlichen fuͤnfftausend Pfund erpresset: daß er auch mit ei- nem Eid bethewrt/ er wolle die Halßstarrigen auch mit Blutvergiessen straffen. 23. Daß er dem Koͤnig den Raht geben/ den getroffenen Frieden zu brechen/ vnd die Schottlaͤnder/ die er Rebellen vnd Verraͤhter nennete/ anzugreiffen. 24. Daß er dem Koͤnig gerahten/ mit Gewalt Geld zu machen. 25. Daß e r die Jrꝛlaͤnder bey offentlichem Parlament versamblet/ den Schottlaͤndern den Krieg anzukuͤnden verreitzt. 26. Er solle gesagt haben/ der Koͤnig solt von Gott vnd den Menschen sehr hoch gehalten werden/ wann er seines Rahts/ Geld zu ma- chen/ sich bedienen wolte/ nachdeme das Parlament in Engelland jhme die be- gehrte Geldhuͤlff zu leisten sich geweigert. 27. Dem Koͤnig rahtet er/ zwoͤlff Geldstewren zu begehren/ damit der Schiff-Zoll abnehme: Vnd da jhm sein Wunsch nicht geriehte/ vnd ein abschlaͤgige Antwort erhielte/ gab er jhm an die Hand/ das Parlament in Engelland voneinander zu lassen/ wie auch geschehen. 28. Zu dem Koͤnig hatte er gesagt/ er moͤge/ was seine Regierung/ vnd anders so deme anhaͤngig/ wie auch die Geldmittel/ nach Belieben/ wie er nur wolte/ setzen/ nachdem jhme vom Parlament dieses versagt waͤre; mit diesem Zusatz/ er haͤtte in Jrꝛland ein Kriegsheer auff den Beinen/ mit welchem er dieses Koͤnigreich zum gebuͤhrenden Gehorsamb wieder bringen koͤnte. 29. Dem Koͤnig hat er gerah- ten/ den Schiffzoll durch rauhe vnd strenge Mittel zu fordern vnd zu erpressen. 30. Daß er mit seinem Rahtgeben dem Koͤnig eingeblasen/ hundert tausend Pfund von der Statt Londen zu entlehnen/ vnd daß er gesagt/ deß Koͤnigs Be- gehren waͤre kein Genuͤgen geschehen/ darumb muͤsten die Buͤrger jhr Leben mit jhrem eigenen Gut wieder kauffen/ es werde auch nimmermehr besser gehen koͤn- nen/ wann nicht etliche vnterden Burgermeistern an Galgen vffgehenckt/ vnd an- dere ins gefaͤngnuß geworffen wuͤrden. 31. Daß er die silberne Zaͤhnen/ hun- dert vnd dreissigtausend Pfund werth/ auß der Muͤntz genommen/ vnd zu einem gefaͤhlichen Stuͤck bißher hinterhalten: indessen aber dem Koͤnig gerahten/ kupfern Muͤntz schlagen zu lassen. 32. Er hat offentlich gesagt/ der Koͤnig in Franckreich erforsche durch der Kurassierer Fleiß eines jeden Vnterthanen Vermoͤgen/ sol- ches zu seinem Nutzen nach Belieben einzuziehen/ mit diesem Vermelden/ Herꝛ Cottington halte diese Sach vor schwer vnd uͤber die Massen nachdencklich. 33. Er hat durch deß Heers vnd der Soldaten Betrohungen sich zwingen lassen/ vor ei- nem Jahr in Nort-Engelland Geld außzutheilen. 34. Er allein hat Anlaß F f iij geben De Statu perturbato Franciæ geben zu dem Verlust/ so das Koͤnigreich Engelland an der Vbergab New Castell gehabt. Diese Vfflagen entschuldigte der Vice Ré so gut er vermocht/ theils mit deß Koͤnigs Befehl vnd ordre, theils mit der vnvmbgaͤnglichen Nohtwendigkeit deß gemeinen Nutzens/ konte aber dem Parlament/ vnd der Execution nicht entge- hen/ ob schon der Koͤnig sich verobligirt gehabt/ solche nicht zu erstatten/ das er den- noch endlich thun muͤssen. Also thoͤt der Vice Ré vor dem Parlament ein schoͤ- ne Philosophische Rede/ nachdem er zum Tod verdambt worden/ von der Eitelkeit der zeitlichen Hoheit/ vnd bezeuget/ daß er der Paͤpstischen Religion nimmer zu- gethan gewesen: Doch meinten die Puritaner/ er haͤtte etwas kernhafftig von der Seeligkeit/ vnd auß einẽ andern Sack sollen sprechen. Man führt jhn zum Eschaf- ffaut Tourhill, da redet er Usserum, (der Primas Hyberniæ, vñ Bischoff zu Armach war/ vnd neben andern Predigern jhm folgete) an/ bekennet sich einen Sohn der Engellaͤndischen Kirchen/ wendet sich zu dem Vmbstand/ betet laut vnd heimlich/ zog seine obere Kleider ab/ als wann er (wie er sagt) sonsten schlaffen wolt liegen/ streicht das lange Haar zuruck/ vnd setzt jhm selbst ein weisse Haube auff/ fragt/ wo ist dann der Mann/ der mir diesen letzten Dienst thun soll? rufft jhm zu mir. Verziehe jhm vnd allen Menschen/ siel vor dem Ploch auff die Knie/ betet abermal mit zweyen Predigern/ versucht sich erst auff das Bloch zu legen/ vnd gab zum an- dern mal ein Zeichen mit den außgereckten Haͤnden; da wurd in einem Streich der Kopff vom Rumff/ vnd die Seel vom Leib geschmissen: Den Kopff fasst der Scharffrichter/ zeigt jhn dem Volck/ vnd ruffte mit lauter Stimm/ Gott bewah- re den Koͤnig. Man wolte insgemein dafuͤr halten/ das Parlament haͤte sein jus gladii allein solennisi ren/ vnd wieder in den Schwang bringen wollen/ war aber weit gefehlt/ wie das 45. vnd 49. Jahr bezeugen werden. Vnd was ist diß fuͤr ein wunderseltzamer Handel/ daß ein so fuͤrtrefflicher Kopff/ als der Vice Ré, der Jrꝛland/ das zuvor kostbar gewesen/ nutzbar gemacht/ nicht vmb seiner eigenen Ehre/ sondern vmb deß Koͤnigs Hoheit willen/ Ehr vnd Leben verlohren? Das Vnthier Raison d’ Estat vntertruckt alle geist- vnd welt- liche Gesaͤtz/ achtet weder GOtt noch der Welt. Wer den Potentaten von der Vnterthanen Privilegien viel beybringt/ kan jhr Ohr nicht lang behalten; wer aber vom Nutzen vnd von der absolu ten Hoheit was versteht/ wann es nur ins Aug kombt/ vnd vmb etwas die Faust fuͤllet/ es gereiche gleich zu doppeltem Schaden hernach/ oder endlichem Verderben/ der ist der beste Hahn im Korbe. Es verste- hen ja die Schulerjungen auß den Niederlaͤndischen Historien/ daß deß Duca de Alba Goldquelle eines Armens dick gantz versiegen/ vnd den Koͤnig so viel Millio- nen auß andern Landen gekostet/ auch arm gemacht/ vnd in Schulden gestuͤrtzet. Vnd wolernt man die Regierkunst? weder auß den Buͤchern/ das doch billich seyn solte/ noch auß der Weisen Gespraͤch/ nur allein auß eigenem Hirn vnd phan- tastischem Vorsatz/ dahin alle newe vnd alte Politische Schrifften sich reimen/ oder \& Germaniæ Continuatio. oder hingegen straffbar seyn müssen. Bekant/ daß die Fuͤrsten liberal seynd/ Pri- vilegien zu ertheilen/ wann sie was noͤhtig/ aber gantz begierig/ jhrer Voreltern vnd eigene vergebene Freyheiten zu schmaͤhlern vnd vffzuheben/ nicht eben vmb ei- gnen Nutzens willen/ welchen jhre Raͤhte suchen/ sondern von einer eingebildeten Hoheit wegen/ daß alles nach jhrem Wunsch vnd Wincken gehen solle/ ohn eini- ges Wiedersprechen: Solten sie auch gleich wieder die bekantliche Erbarkeit/ wie- der jhr eigen Gewissen handeln: wie die Gefchicht bey Q Curtio bezeuget. Wann es dann einmal heisst/ quod libet, licet, deß Koͤnigs Will ist das hoͤchste Gesaͤtz. So muß in das grausame Laster der beleidigten Majestaͤt fallen/ wer nur den Mund auffthut/ vnd der vralten Gesaͤtz gedencket. Sejanus vnter Tiberio kan manche schoͤne lection geben: Haͤtte Biron an jhn gedacht/ waͤre er seiner selbst nicht vergessen. Der gantze Handel lieff in Engelland wiedereinander/ dieweil sich viel wiederwaͤrtige Absehen verborgen hielten. Der Koͤnig ließ sich einbil- den/ er koͤnte die Bischoffe dem Parlament an den Halß werffen/ vnd vnter dieser Partheyen Gezaͤnck eine absolute Hoheit erhalten. Dann kein Bischoff jhm wuͤr- de abfallen/ zumal er solche Wuͤrde nach Belieben vergab/ vnd viel newe Creatu- ren auß nichts machte/ dergleichen Laud selbsten gewesen/ Wohlgaw/ wie man außgeben will/ ein Stallbub in der Herberg. So hoffeten die Bischoffe/ den Koͤ- nig zwar groß/ sich aber noch groͤsser zu machen/ nach dem Exempel Sylvestri I. vnd Hildebrandi. Das Parlament aber gedachte die vralte Freyheiten beydes zu er- halten/ vnd die Briefe vnverloͤchert zu bewahren/ vñ auch ein mehres zu erlangen: Sonderlich aber den Koͤnig wieder in die Schrancken zu bringen. Wie es aber allenthalben gefehlet/ vnd wiedersinnisch abgeloffen/ werden wir bey deß Ertzbischoffs von Canterobery/ wie auch deß Koͤnigs schmaͤhlichen Tod zu vernehmen haben. Der De Statu perturbato Franciæ Der 6. Discurß. Warumb der Frantzoß Perpignan erobert. Wie der Car- dinal Richelieu gestorben. Von der Stadt Roschell/ vnd der Vnruhe bey Hoff in Franckreich. Von dem Parlament in Engelland. Von Lamboy vnd Wilden- stein. Wie Torstensohn zwey Treffen erhalten/ vnd Olmuͤtz einbekommen: Die alte Koͤnigin in Franckreich gestorben. Treffen bey Rocroy: Diedenhoven. Graff Guebrian vnd Duͤttlingen. Freyberg vnd Bruͤnn. Der Spanier Verlust in Braband. G Leichwie ein Schiff-Patron auff dem weiten Meer/ bey einfallendem Sturmwetter/ seine Segel niederlegt/ vnd sich dem Gluͤck uͤbergibt/ auch vor keinen Klippen befahret; aber die groͤsste Noht an dem Land siehet/ vnd deßwegen alle Witz vnd Kunst alsdenn allererst muß blicken lassen: Also gehts vns bey diesem Kriegswesen/ ehe wir zu Fried vnd Ruhe gelangen/ son- derlich in diesem 1642. Jahr. Dann es hatten die Frantzosen sehr gluͤcklichen Fortgang in Catalonien/ eroberten Colieure, Argilliere, vnd endlich die Haupt- Vestung Perpignana, vor welcher sie 99. Jahr verflossen vnd vnverrichter Sa- chen abziehen muͤssen/ vnd erhielten zu Land ein Treffen/ wieder deß Hertzogen von Cordona Sohn/ ob sie gleich nicht viel zur See gewonnen bey Barcellonna. Hie war sich zu verwundern/ daß der Koͤnig in Franckreich persoͤnlich der Belaͤgerung Perpignan beygewohnet; daselbst einen Anschlag vff das Laͤger vnd vff seine Per- son zwar nicht angangen/ aber solche Monarchen vnterrichtet/ auff das Hauptwe- sen zu sehen/ vnd das Centrum zu besitzen/ auß welchem man gleichlingen an alle Ende deß Vmbkreisses kan gelangen. Dann im Kriegwesen ist aller Betrug erlaubt/ auch vor die hoͤchste Klugheit geachtet. Darumb auch die Spartaner einen Ochsen/ wann sie etwas durch List erhalten/ vnd nur einen Hahn opfferten/ wann Gewalt vorgangen. Vnd warumb solten die Athenienser eine Nachteul in jhrem Stattwappen führen wollen/ als nur dadurch anzudeuten/ daß die Fuͤr- sichtigkeit jhr Regiment vnd Statt bewahret/ auch der Feind verdeckte Anschlaͤge ergruͤndet. Eins aber schiene zumal frembd/ daß Spanien ein solche Macht disseit deß Gebuͤrgs gesehen/ die Belaͤgerung einer so namhafften/ ja vnvergleich- lichen Vestung (sowol als Breysach am Rhein) nicht vffgeschlagen/ vnd sich ein so boͤsen Dorn tieff in den Fuß lassen einschlagen. Es hatten ja auß allen vnd je- den Provintzen/ Landen vnd Koͤnigreichen nicht Kriegsvoͤlcker/ sondern Armeen sollen herbeyfliegen/ wie die Staaren vnd Rettung thun. Aber die Portugiesen verursachten/ daß die Spanische Macht sich trennete; die Hollaͤnder griffen vmb sich; die \& Germaniæ Continuatio. sich; die andere Laͤnder waren erschoͤpfft vnd schwuͤrig; die Gelder konte man nicht auffbringen/ so mangelte es auch an Mannschafft/ die mehrern Theil nach den Jn- dien auß Lust oder Hoffnung deß Gewinns/ auch viel durch Zwang/ gezogen wa- ren. Vnd hie triumphirte Richelieu/ daß er seinem Feind zu Hauß solches/ Fewr angezuͤndet haͤtte/ das nun leicht in seiner Flamm waͤre zu vnterhalten. Jn Jtalien gab es nichts sonderliches/ als daß der Hertzog von Bullion in Ar- rest genommen worden/ wegen seiner Correspondentzen mit Spanien/ vnd dem gebliebenen Graven von Soissons: welcher aber mit der Zeit zu allem Genuͤgen wird außschlagen/ viel besser/ als bey beyden Herꝛn von S. Marck vnd von Thon/ die jhre Koͤpff zu Lion vff einem Geruͤste muͤssen lassen. Der Papst konte den Hertzog von Parma nicht zum Vergleich bringen/ vnd bevestigt Rom zum aller- muͤglichsten/ als Tortona, vnd andere Ort mehr in der Frantzosen Haͤnde uͤber- gangen: besorgte sich auch eines newen Vnwesens/ weil alle Wasser vnd Stroͤ- me/ sonderlich der Poo/ vnglaͤublich angeloffen/ alles uͤberschwemmet/ vnd vnsaͤg- lichen Schaden/ auch in grossen Staͤtten vnd vesten Platzen gethan. Derglei- chen schaͤdliche Gewaͤsser es auch zu Anfang deß folgenden Jahrs in Teutschland allenthalben geben. Doch solte dem Frantzosen das gute Gluͤck nicht immer la- chen/ noch die Sonne ohn Wolcken scheinen. Dann ob schon die Spanier an Escluse ein schaͤdlichen Versuch gethan/ eroberten sie doch Bassee, vnd schlugen die Frautzosen bey Castelet, vnd theilten an der Mase gute Stoͤß auß/ wiewol nicht ohn ein blawes Aug. So gieng der Krieg auff Hollendischer Seiten etwas schlaͤfferig daher/ weil man lieber den abgematteten Spanier zum Nachbarn/ als den hochtrabenden Frantzosen/ oder vielmehr jenen/ als eine Stang zwischen zwey vnruhigen Pferden leiden wollen: Zumal auch Spanien grosse Hoffnung hatte/ es würde das Engellaͤndische Vnwesen die Hollaͤndische Macht entweder uͤber Meer ziehen/ oder doch spalten: Wie dann Brederod dem Beuerwerth deßwe- gen ein schweren Backenstreich angezogen/ als deß Printzen von Vranien Par- they dahin inclinirte. Doch war immerzu grosser Gewinn bey Franckreich/ dar- umb auch die Koͤnigin ein Engelbild von dichtem Silber/ zwoͤlffhundert Pfund/ vnd ein Jesusbild von drithalb hundert Pfund purem Goldes/ nach Loretto ver- ordnet vnd gesandt. Allein muste der Cardinal Richelieu/ so alle diese Haͤndel/ in welchen Franckreich nun etliche Jahr sich eingeflochten/ entweder vnterhalten/ oder angesponnen/ die Schuld der Natur bezahlen. Dessen Geschlecht findet sich in Poictou, schon vor fuͤnffthalb hundert Jahren/ auch mit Koͤniglich. Heurahten gezieret. Sein Großvatter lebte nicht lang/ wie desselben beyde Bruͤder/ deren der eine in Bemond blieben/ der ander zu Tours Koͤniglicher Verwalter gewesen. Sein Vatter hielt vest bey Henrico III. vnd befand sich stets vmb Henric. IV. wie er dañ auch in der Belaͤgerung Pariß gestorben. Dieser wurd gebohren Anno 1585. erlangt den Cardinalshut vor der Zeit/ nemblich Anno 1607. Er thaͤt auff dem Staͤnd-Tag Anno 1614. den Vortrag/ vnd bewegt den Koͤnig dahin/ daß er G g Anno De Statu perturbato Franciæ Anno 1620. die Versicherungs-Staͤtte den Hugonotten wieder abforderte/ vnd deßwegen ein schweren Krieg anfienge/ innerhalb zweyer Jahren uͤber anderthalb hundert Staͤtte/ vnd mehr dann sechshundert Voͤlcker bezwungen/ daß den Hu- gonotten nichts als Montauoban vnd Roschell uͤbrig geblieben: trennete jhre Haͤupter/ welche waren der von Rohan vnd von Buillion/ vnd hinterhielt beydes die Hollaͤnder vnd den Koͤnig in Engelland/ jhnen gar keine/ oder doch schwache vnd schaͤdliche Huͤlffe zu leisten. Woher aber solcher Krieg entstanden/ ist leicht zu erachten/ wann man gedenckt/ wie die Abtruͤnnige in Franckreich durch eigene vnd frembde Mittel den regierenden Koͤnigen die Freyheit jhrer Religion/ vnd dann etliche fuͤrnehme Plaͤtz zu derselben Versicherung abgetrungen; hernach uͤbermuͤtig worden/ vnd sich schier gar außhalfftern wollen: Sonderlich die Handelstatt Roschell an der See/ wegen jhrer Trew vnnd erhaltenen Privi- legien. Dann als sie Anno 1372. sich von der Cron Franckreich durch die geschehene Tractaten/ deß gefangenen Koͤnigs Freyheit wieder zu erlangen/ nicht wollen ab- reissen/ noch den Engellaͤndern einraumen lassen/ wurd sie von den Koͤnigen nur destomehr geliebet. Anno 1542. erzeugte sich Franciscus I. jhr ein guͤtiger Vatter/ vnd uͤbersahe dem geuͤbten Muhtwillen. Anno 1568. fiel sie vom Roͤmischen Stuhl/ vnd ehrete den Koͤnig von der Zeit an/ mit selbstgesetzter Maß: Darumb Carolus IX. Anno 1572. eine Kriegsmacht darfuͤr gefuͤhrt/ welche aber Henrico III. zu der Polnischen Cron zu helffen/ sie in jhrem Thun gelassen: biß Henricus IV. Anno 1599. vbergrosse Freyheiten jhr verstattet/ dardurch Anno 1620. der Re- ligions-Krieg in Franckreich sich angesponnen/ in welchem der Koͤnig in der Reli- gion nichts geaͤndert/ sondern nur den gebuͤhrlichen Gehorsamb gesucht. Darumb auch der Hugonotten Gemuͤter gantz getrennt gewesen/ indeme etliche meinten/ man muͤste sich als Vnterthanen gegen dem Koͤnig bezeugen/ zumal derselbe die Religion nicht anfechtete/ vnd den Außgang Gott befehlen: Andere aber vorga- ben/ das waͤre Gott versucht/ wann man die so thewr erworbene Versicherungen vnd Staͤtte ohne Noht ließ fahren. Dieweil nun Roschell der Hugonotten eus- serste Nohtflucht war/ vnd also gelegen/ daß frembde Huͤlff wol moͤgen beykom- men/ bracht es Richelieu dahin/ daß die Statt zu Land hart belaͤgert/ vnd der Ha- fen kuͤnstlicher Weise/ mit einer eisern Ketten/ auch auff beyden Seiten mit star- cken Schantzen vnd Bollwercken beschlossen worden/ biß der bittere Hunger die Waffen auß den Haͤnden/ vnd den Hochmut auß dem Hertzen gerissen/ auch dem Koͤnig die Schluͤssel Anno 1628. entgegen gebracht hat. Hierauff ergab sich Montauban ohn grosse Muͤhe/ vnd verschwand diese starcke Parthey der Hugo- notten im Koͤnigreich/ nicht zwar die Religion/ sondern die Empoͤrungen belan- gend. Dann weil Richelieu/ als ein tieffsinniger Politicus/ wol gesehen/ daß die Gemuͤter nimmer ruhen wuͤrden/ sie haͤtten dann die Freyheit deß Gewis- sens/ \& Germaniæ Continuatio. sens/ hielt er nicht vor rahtsam/ sein Vatterland in eine Niederlaͤndische ewige Zerruͤttung zu setzen; Zumal auch sonsten alle seine Anschlaͤge von aussen solten verschwunden seyn. Der Hertzog von Rohan gieng auß dem Trauff vnd Re- gen/ setzt sich zu Venedig/ kam wieder zu Genaden/ vnd dienet dem Koͤnig in der Schweitz- vnd Grawbuͤnten/ ausserhalb deß Koͤnigreichs/ entweder etwas ruͤhm- liches zu gewinnen/ oder sein Leben/ vnd zugleich seine vorgefuͤhrte Anschlaͤge zu schliessen. Der Hertzog von Buillion/ der sich bey Hoff vnd bey den Hugonotten suchte groß zu machen/ vnd deßwegen auff beyden Achseln truge/ hielt es endlich gar mit dem Koͤnig/ wie auch alle andere Hugonotten/ die einen sonderlichen Ei- fer zu desselben Diensten sehen liessen/ nachdeme die Freyheit jhres Gewissens/ vnd auch die Predigt zu Charenton bey Pariß jhnen zugesagt vnd wůrcklich er- halten worden. Vnd dieser Streich/ ein so starcke Parthey in dem Koͤnigreich zu daͤmpffen/ auch den Malconten ten solche zu benehmen/ gefiel zwar der Clerisey gar vbel/ verursacht aber innerliche Ruhe. Dieweil nun die Frantzosen hitziges Gebluͤts/ vnd Mercurialischer Natur sind/ die nimmer ruhen koͤnnen/ ergrieff Richelieu das Mantuanische Wesen/ dem Hertzogen von Niuers zum besten/ wieder das Hauß Oesterreich vnd den Sa- phoyer: daran sich dann die Grawbuͤnterische Vnruhe anhaͤngig befunden. Zog selbst uͤber das Gebuͤrg/ vnd erwiese/ daß er vff beyde Saͤttel gerecht waͤre/ die Kirch zu regieren/ vnd eine Kriegsmacht zu fuͤhren. Vnd weil die Koͤnigliche Fraw Mutter verspuͤhrte/ daß der regierende Koͤnig durch den Richelieu/ jhren gewese- nen Diener/ den sie auch so fern befoͤrdert/ von jhr sein Gemuͤht abgewendet/ vnd ei- genes Sinnes regieren wollen; gedachte sie den Hertzogen von Orleans/ jhren zweyten Sohn/ vmb etwas herfuͤr zu ziehen/ zu Bruͤssel vnd Nancy einig Huͤlff zu machen/ damit sie im Fall der Noht wissete wohinauß/ oder den regierenden Koͤnig wieder zu jhr zu lencken. Bey welchen Hof-Bossen Richelieu den erfahrnen Po- liticum gespielet/ vñ bey beyden Partheyen Gunst erhalten/ indeme er das verwor- rene wissen außeinander zu lesen; die hitzige Haͤpter manchmal lassen wieder ein Posten lauffen/ vnd hernach denselben auß dem Wege geraumet/ vnd gewißlich der Koͤniglichen Gemuͤter Zuneigungen/ wie ein kollerendes Pferd/ bald mit lan- gem/ bald mit kurtzem Zaum regieret/ daß auch der Mißgunst selbst jhme nicht moͤ- gen beykommen. Also bracht er den Hertzog von Orleans jedesmal wieder bey dem Koͤnig zu Gnaden; wird aber bey der Posteritaͤt schwerlich verantworten koͤnnen/ daß er das vralte Geschlecht der Momorancy durch Henckers-Schwert vff einem Geruͤste/ in dem letzten Mannsbild vnd Stamm/ mit einem Streich vertilget/ vnd von Grund vmbgehawen/ dieweil derselbe letzte Herꝛ es mit dem Hertzogen von Orleans pflegte zu halten; Wie dann nichts gemeiners ist/ als daß ein jeder ein Apostel bey Hoff sucht/ an den er sich mit Gut vn Blut hange/ vnd in dessen Schiff er Heil vnd Vnheil/ Wolfahrt vnd Vntergang setze. Noch hatte er das Gluͤck/ G g ij daß De Statu perturbato Franciæ daß der Koͤnig das Hertzogthumb Lothringen so schleunig einbekommen/ vnd zum Gehorsamb gebracht/ seinem Koͤnigreich dardurch ein Vormaur/ vnd Spanien mit Vnterbrechung der Correspondentz-Lini/ vnd Abfuͤhrung der Voͤlcker/ ein mercklich Hindernuß gelegt. Vnd weil die Ammiralschafft einen grossen Ge- walt/ der zu newen Haͤndeln zuvor Anlaß gegeben/ mit sich fuͤhrete/ hat Richelieu dasselbige Ambt vffheben lassen/ vnd hingegen die Anfahrten wol verwahrt/ auch den obigen Gewalt/ wie ein starcken Strom in viel kleine Wasser/ vnter viel Per- sonen zertheilt. Aber hierin bestehet ein grosse Frag/ ob er seinem Koͤnig nach dem Gewissen/ oder noch dem Nutzen wollen rahten. Dann wann das erste vorstreicht/ haͤtte er das Hauß Oesterreich nicht sollen hindern/ die Ketzer zu daͤmpffen/ vnd wieder zu dem Schooß der Roͤmischen Kirchen zu bringen; demnach kein Buͤndnuß mit den Hellaͤndern oder Schweden machen. Wann aber der Nutzen obenan steht/ haͤtte er wol gethan/ daß er den Krieg auff frembden Boden versetzt/ seine Graͤntzen erweitert/ vnd allenthalben einen grossen Nahmen erworben. Es werden diese Zeiten ein sonderlich Gemerck von Richelieu in die Chronicken bringen/ daß nemblich der Neid nicht allemal uͤber die Vorsichtigkeit herꝛschet/ vnd mit diesem Exempel erweisen/ daß eines Monarchen Mignon wol kan einen andern Auß- gang erlangen/ als Sejanus vnter Tiberio. Doch erweiset sich dieses Cardinals Trew gegen dem Vatterland euch bey vnd nach seinem Absterben. Dann als der Koͤnig jhn zum allerletzten besuchte/ befahl er jhm den Cardinal Mazarini/ Chauigny vnd Noyers: Starb im 56. Jahr seines Alters/ hinterließ 60. Millio- nen Baarschafft/ Frantzoͤsischer Muͤntz/ so er in 20. Jahren zusammen gespahret. Krafft seines Testaments erhielt der Marggraff von Pontecurlay das Hertzog- thumb Richelieu/ mit dem Gubernament Brouage: Der von Brezé das Her- tzogthumb Fronsac, mit hundert tausend Pfund jaͤhrlichen Einkommens: Die Princessin von Esquillone das herꝛliche Schloß Ruelliane, mit 50000. Pfund Einkommens: Der von Plessis Chinee 20000. Cronen jaͤhrlichen. Der Koͤ- nig erhielt den Pallast/ seine Cantzley/ Silbergeschirꝛ/ ein sehr grossen Demant/ vff zweymal hundert tausend Francken geschaͤtzt/ neben fuͤnffhundert tausend Cronen Baarschafft: Der aͤltere Koͤnigliche Printz/ die Bibliotheck/ vff fuͤnff- tzig tausend Cronen geschaͤtzt: Jeder Soldat seiner Guardie zwo Cronen: vnd alle seine Aembter vnd beneficia in deß Koͤnigs freyer disposition: mit weit an- derm Außgang/ als in Engelland bey dem Vice Ré auß Jrꝛland. So wundersam ist das Gluͤck in seinem Lauff vnd Auffenthalt. Dann in Engelland hielt sich das Parlament vest beysammen/ vnd begehrt an den Koͤnig/ daß er im Land bliebe/ vnd nicht zu den Jrren zoͤge: Da jhr Erin- nern nichts helffen wollen/ ließ man den Koͤnig nicht mehr in die veste Ort/ na- mentlich in Hull: Darumb auch die Verbitterung nur desto groͤsser worden/ also/ \& Germaniæ Continuatio. also/ daß der Koͤnig deß Parlaments Gesandten zu Jorck rauh angefahren/ vnd auß der Statt verwiesen/ vnd ein new/ oder neben Parlament niedergesetzt. Wel- ches zu Londen man so hoch empfunden/ sonderlich als kundbar worden/ wie die Koͤ- nigin deß Lands Kleynodien vmb zweymal hundert tausend Pfund Sterling ver- setzt/ daß sie nachmaln die Reyse nach Jrꝛland beweglich wiederrahten/ Hull beve- vestigt/ ein new Siegel gemacht/ Voͤlcker zu Feld gefuͤhrt/ vnd dem Koͤnig ein Schlacht geliefert/ in welcher sie obgesieget/ weil die Koͤnigischen nach ersterhalte- nem Sieg in die Bagages gefallen/ vnd zum Streit verstreuet waren. Jnzwi- schen versuchte man einigen Vergleich zu treffen; aber alles vmbsonst/ weil der Koͤnig nicht wolte mit seinen Soͤhnen nach Londen kommen/ noch auch die be- klagte Raͤhte dem Parlament zu verurtheilen stellen/ massen an jhn ernstlich be- gehrt worden. Aber in Ober-Teutschland wuͤrffelte es sich/ wie schier jede Jahr/ wunderlich uͤbereinander. Die Weinmarische vnd Hessische Voͤlcker hatten die Wetteraw außgezehrt/ giengen mit Vorschub der Hollaͤnder bey Wesel über den Rhein/ thaͤ- ten ohnfern Coͤlln ein hartes Treffen mit Lamboy vnd Merci/ welche beyde Gene- len sie gefangen bekom̃en; eroberten Neuß/ Kempen vnd andere Ort/ verursachten grosses Flehen im Land/ vnd jagten der Besatzung zu Kalkar ein schoͤnes Wild ins Garn an solchen Guͤttern; zogen aber vor Lechnick den kuͤrtzern/ als Hatzfeld vnd die Bayrische Voͤlcker vff sie angestrichen kamen/ vnd ein vnd ander Ort/ sonder- lich Deuren wieder eroberten. Jndessen spatzirte Koͤnigsmarck herumb/ wie ein Raubvogel vnd entsetzt das veste Hauß Manßfeld. Aber mit Wildenstein spiel- te das Glück/ vmb zu weisen/ daß ein jeder fleissig wachen/ vnd seiner Schantz war- nehmen solle. Bekant/ daß dasselbe Schloß vff solcher Klippe liegt/ daß vnmensch- lich hineinzukommen/ wann die Fallbruͤcke uͤber eine vngeheure Tieffe vff gezogen/ vnd sonsten mit Maulfutter der Ort verwahrt ist. Darumb auch ein vnglaubli- cher Schatz von Kirchen-Ornat vnd Particular-Guͤtern sich darin befunden/ als legen sie dort einem Heiligen im Schoß. Fuͤnff Waghaͤlse auß Hohentwiel legten sich in den Mist/ daß man jhrer nicht kont gewahr werven/ nachdem sie ein wenig Brandwein bey dem alten Muͤtterlein getruncken/ vnd von jhr gewisse Kundschafft vnvermerckt vernom̃en/ daß der Commendant pflegt herunter in die Meß zu gehen/ vnd die auffziehende Bruͤck deß Pfoͤrtners Weib zu vertrawen; Also eroberten sie den Ort/ vnd besetzten jhn. Weil aber keine Huͤlff von Hohen- twiel bey Zeiten ankommen moͤgen/ vnd der eingelegte Commendant Mangel am Hertzen/ wegen vffstossender Trohworten empfunden/ muste der Ort wieder über- gehen/ vnd konte keines wegs extentirt werden. Also hat mancher ein Traum/ er esse sich satt/ vnd ist doch hungerig/ wann er auffwachet. Das Schwedische Hauptwesen begunte sich nach der Schlesi zu ziehen/ in- deme der Hertzog von Sachsen Lawenburg den Stalhansen in die Enge thaͤt/ G g iij darumb De Statu perturbato Franciæ darumb Torstensohn durch Sachsen vnd die Laußnitz sich dahin zoge/ vbele War- zeichen seines Durchreysens hinterlassend. Er uͤbermeistert Groß Glogaw/ vnd schlug den von Lawenburg auff das Haupt/ (allda er toͤdlich verwundet vnd gefangen worden/ auch endlich in grosser Vngedult gestorben) vnd erobert Neuß: trang durch/ schreckt Olmuͤtz in Maͤhren zur Vbergab/ versucht sich vergeb- lich an Brieg/ macht die Kayserischen jrꝛ/ wo er den Kopff hinstrecken wuͤr- de/ nahm die Sittaw ein/ gieng nach der Elbe/ legt sich vor Leipzig/ thaͤt ein hartes Treffen mit den Kayserischen/ sieng die zween Generalen/ den Gra- ven von Soys, vnnd den Freyherꝛn von Fernemont/ erlegt den Freyherꝛn von Soys, buͤsst ein zween Generaln/ Lili Hoeck vnnd Schlangen/ ruckt wieder vor Leipzig/ vnd hatte Muͤhe Statt vnd Schloß zu gewinnen; Darnach gieng er in Meixen. Diß Treffen kostet den Oberst Madlo zu Wien seinen De- gen vnd Ehr/ vnd muste sein Regiment zum Galgen sehen zehen den/ weil er kein Kriegs devor gethan/ auch endlich mit du Four zu Prag Kopffs kuͤrtzer worden. Ein Ding kam dem Kayserlichen Hof hiebey zu gut/ daß ein zwantzigjaͤhriger Fried mit den Tuͤrcken zu Griechisch Weissenburg geschlossen ward. Jm uͤbri- gen/ wurden Jean de Werth vnd Gustavus Horn gegeneinander außgewechselt/ vnd jeder wieder auff freyen Fuß gestellet. Jn Schweden verlohr de la Garde, Ammiral/ sein Gesicht; darumb gab er das Ambt auff/ vnd machte dem Kag Platz. Jm folgenden 1643. Jahr ist nachdencklich/ daß die Koͤnigin in Engelland mit Kriegsruͤstung auß den Niederlanden ist uͤberkommen/ deß Parlaments Ge- neral/ Graff von Essex/ die Koͤnigischen geschlagen/ die Capuciner auß der Jnsul verbannt/ vnd nach Franckreich geführt/ Zu Londen der Schottische Bund/ die Religion/ die Fundamental-Gefaͤtz/ deß Koͤnigs vnd seiner Kinder Personen vnd Hoheit wieder die Papisten zu verfechten/ offentlich angenommen vnd beschwo- ren worden. Jn Jtalien schlugen die Florentiner die Paͤpstische Voͤlcker/ vnd wurden bald mit gleicher Muͤntz vnnd rohten Kappen bezahlt: Doch erobert der Frantzoß Trino vnd Pontestura, vnd der Spanier Tortona. Jn Spanien gab es vngluͤckliche Verraͤhtereyen/ als zu Lißbonna/ da der Secretarius Frantz von Lucena, siebentzig Jahr alt/ den Kopff verlohren: Wie es dann denen zu Tarragona, die sich dem Frantzosen wollen ergeben; auch nicht denen zu Barcel- lonna/ so derselben muͤde waren/ nicht hat wollen gelingen/ ausserhalb daß Mon- son den Frantzosen abgieng/ ob sie schon zu Wasser mit fechten/ streiffen/ beuten vnd einfallen gut Gluͤck hatten. Aber in Franckreich selbst erwartet man einer grossen Veraͤnderung/ als Ludovicus XIII. den 14. May diese Welt gesegnete/ eben deß Monats/ deß Tags vnd der Stunden/ als vor 33. Jahren sein Herꝛ Vatter Henricus IV. von Frantz Ravalliack war in der Gutsch erstochen worden. Jm Testament hatte er verordnet/ zu seines Daulphins oder aͤltesten Printzen Vor- \& Germaniæ Continuatio. Vormuͤndern/ vnd deß Koͤnigreichs Verwaltern die Koͤnigin/ vnd den Hertzogen von Orleans seinen Bruder; zu Beysitzern vnd Raͤhten den Printzen von Con- dé, den Cardinal Mazarini/ den Cantzlar/ den Schatzmeister Butler/ vnd den Herꝛn von Chauigny. Dieweil nun der Hertzog von Orleans zum fuͤnfften mal von dem Koͤniglichen Hof außgesetzet/ vnd fuͤnff mal wieder Versoͤhnung erlangt hatte/ verwundert sich einer vnd der ander/ warumb jhme der hoͤchste Ge- walt waͤre beygelegt. Es verspuͤhrten aber die Klugen/ daß der Koͤnig Seel. sei- nen Bruder mit solchem Last wollen belegen/ den er vmb seines eigenen interesse willen vffrichtig tragen solte/ oder sich alles seines habenden Rechtens zu der Cron verlustigt machen koͤnte. Gleichwol gab es keine Enderung/ wie etwan allent- halben/ vnd mehr dann nirgends bey den Frantzosen zu geschehen pflegt/ ob schon der fürnembste Director, vnd der Koͤnig selbst/ mit Tod abgangen. Dann als die Spanier mit grosser Macht uͤber die Graͤntzen zogen/ lieff jederman dem Hertzo- gen von Anguien, deß Printzen von Conde Sohn/ zu: der erhielt ein zumal an- sehnliches Treffen bey Rocroy, vnd schwaͤchet die Spanische Macht uͤber die mas- sen/ belaͤgert vnd erobert durch vnsaͤglichen Ernst die Vestung Diedenhoven an der Mosel/ ließ sich bey der Weinmarischen Armee sehen/ vnd vernahm sehr gern/ daß Franckreich vnd Schweden sich biß auff wiederbrachten guten Frieden mit- einander verbunden. Welcher Gestalt dann Franckreich bey der vorigen Tabla- tur blieb/ ausserhalb daß man im Land mit deß Mazarini als eines Sicilianers vnd frembden Regierung nicht wollen zufrieden seyn/ vnd jhn gesucht heimlich auß dem Mittel zu raumen. Der Graff Guebrian fůrte die Weinmarische Armee/ so von Frantzosen verstaͤrckt war/ vnd sucht die gute Quartier in Francken/ allda jhm Jean de Werth immer auff den Dienst thaͤt warten: Wie dann auch endlich bey Tuͤbingen ge- schehen/ darumb er sich in die Marggravschafft Baden gelegt/ vnd die Hessen von sich gelassen/ die ohnfern von Heydelberg deß Hertzogen von Lothringen Bagage erhascht/ vnd zu jhrer Haupt-Armee gangen/ den von Luttersheim in Westphalen zu daͤmpffen. Dadurch sie abermal Lufft bekommen/ in das Coͤllnische zu gehen. Aber Guebrian macht sich an Rohtweil mit Schaden/ empfieng eine toͤdliche Wund an den Elnbogen/ vnd verursacht/ daß der Hertzog von Anguien newen secours heran bracht/ auch bald mit seinem Comitat wieder nach Franckreich ge- zogen. Die allzugrosse Sicherheit der Weinmarischen verspielt jhnen erstlich 4. Regimenter/ darnach die Statt Rohtweil/ vñ endlich jhre beste Voͤlcker vnd hoͤch- ste Officirer/ sambt allem Geschuͤtz/ zu Duͤtlingen an der Donaw/ als Kayserische/ Bayrische vnd Lothringische Voͤlcker in Stille zusammen gezogen/ bey Schnee- lufft vnd Dufft uͤber ein zumal engen Paß gangen/ vnd die Eyer mit dem Nest auffgerafft. Dergleichen Vbersehens nicht bald in einiger Histori zu finden. Koͤnigsmarck handelt weit fuͤrsichtiger/ uͤberrumpelt Halberstatt durch List/ be- zwang De Statu perturbato Franciæ zwang Osterwick/ vnd fuͤgt sich nach der Schlesi. Dann Dorstensohn hatte im hoͤchsten Winter alle Mühe vor Freyburg in Meixen vergeblich gethan/ zur re- compens den General Broye geschlagen/ vnd den Obersten Hungarn mit sehr vie- lem Schatz vnd edler Mannschafft gefangen bekommen/ etliche Walachen an sich gezogen/ biß in Maͤhrn durchgebrochen/ vnd Olmitz entsetzt/ auch deren Enden sehr uͤbel gehauset/ biß jhm drey Regimenter im Stich geblieben/ deren Obersten er zwar außloͤsen/ aber andern zum Schrecken/ enthaupten lassen: Vnd weil Gallas vnd Cracou in der Schlesi sehr uͤbel hauseten/ hieß er dennoch die Belaͤ- gerung Damitz fortsetzen/ biß es sich ergab/ verordnet Koͤnigsmarcken nach der Schlesi/ vnd verlohr sein bestes Fußvolck vor Bruͤnn: ließ darvon ab/ bemeistert Eulenberg/ vnd zog auch nach der Schlesi/ sahe gleichsam zu/ ohn sonderliche Ge- genwehr/ obschon Gallas wegen seiner Kranckheit Graff Goͤtzen ließ commendi- ren/ weil er/ nach ernewertem Bund zwischen Franckreich vnd Schweden/ ein an- dere impressa vff Holstein im Sinn hatte. Sonsten geschah denckwuͤrdig/ daß Wiederhold vff Hohentwiel die Statt Vberlingen mit Gewalt eingenommen; daß der Koͤnig in Dennemarck wegen seiner Zoͤlle vnd Rechten vff der Elbe etli- che Schrifften außgelassen/ daß Ragotzy/ Fuͤrst in Siebenbuͤrgen/ die verschlossene Evangelische Kirchen in Ober Hungarn wieder eroͤffnet haben wollen/ daß die Spanier bey Antorff von den Staaden gefangen vñ geschlagen/ vor die Reuterey 16070. vnd vor das Fußvolck 22280. Gulden muͤssen zum Loͤßgeld erlegen; daß der Kayser Wolffenbuͤttel vnd Einbeck dem Hertzogen von Luͤneburg wieder abge- tretten vnd eingeraumbt/ vnd daß die Schweden das Hertz gehabt/ nach Holstein vnd Dennemarck jhre mehrere Voͤlcker von deß Reichs Boden zu fuͤhren; Ja daß der Kayser/ vneracht der General Friedens-Tractaten zu Hamburg/ ei- nen Deputations-Tag nach Franckfurt am Mayn gelegt/ die Nohtdurfft deß Roͤmischen Reichs zu beobachten. Der \& Germaniæ Continuatio. Der 7. Discurß. Mißverstand zwischen Dennemarck vnd Schweden. Tor- stensohn faͤllt ein in Holstein: kombt wieder in Behmen mit Sieg. Wie Den- nemarck vnten gelegen. Hertzog von Anguien siegt am Rhein. Ragoczi kla- get. Saß von Gent/ Grevelingen/ Lerida. Fried in Jtalien: Deß Papsts Tod. Warumb der Ertzbischoff in Engelland den Kopff verlohren. Vrsach der Vnruhe daselbst: Von der Independenten Vrsprung vnd Thun. G Leichwie die Medici dem Hertz vor allen Dingen/ mit Aderlassen/ oder durch andere Abwege Lufft machen/ vnd hernach die kraͤfftige erquickende Sachen gebrauchen; Also will sich das Kriegswesen von Teutschland wenden/ wann es nur nicht so gar tieff eingewurtzelt waͤre/ daß es weichen koͤnte/ vnd nicht jedemal wieder duͤrꝛ Holtz vnd trucken Stroh fuͤnde/ den Brand laͤnger zuvnterhalten. Man konte leichtlich gedencken/ daß Torstensohn was wichtigs vor haͤtte/ weil er den Kayserischen in der Schlesi nicht mit allem Ernst wieder- stunde/ als ob er seines Volck schonete: Aber er laurete auff etwas anders/ wie er nemblich dem Koͤnig in Dennemarck eines koͤnte versetzen. Vnter Nachbarn gibt es gemeiniglich Spaͤn vnd Spalt/ sonderlich wann eine Nation uͤber die an- dere zu seyn vermeint. Also hassen vnd neiden sich Spanier vnd Frantzosen so hefftig/ daß man im Sprichwort sagt/ Wann ein Frantzoß vnd Spanier zugleich Adern schluͤgen/ vnd Blut in ein Becken liessen/ dasselbe sich nicht vermengen solte: Also ist Wiederwillen zwischen Schott- vnd Jrꝛlaͤndern/ so lang die Chro- nicken vns zuruck weisen: Also ist Eifer/ Mißgunst vnd Zwistung zwischen den Daͤnen vnd Schweden. Dann ob gleich der gantze Septentrion manchmal vn- ter einem Haupt gestanden/ hat doch Schweden sein Werck allein wollen haben/ vnd sich frey gemacht nach müglichkeit/ wie noch von hundert Jahren her zu ver- nehmen. Zu dieser Zeit waren die Daͤnen vom Tilly vnd Friedlaͤnder geputzt/ daß sie an jhren Wunden annoch zu lecken funden; Vnd sahen der Schweden Vffnehmen an mit einem neydischen Aug/ wie sie sich herfuͤrthaͤten/ vnd dem Kay- ser mit einer andern Manier begegneten. Diese beyde Nationen hatten zwar vr- alte vnd newe Vertraͤge wegen der Schifffahrten durch die Enge deß Balthischen Meers/ vnd klagten immerzu/ daß solche uͤberschritten wurden. Einmal miß- brauchten die Schweden/ vñ sonderlich bey so gestalten Sachen jhre Gerechtigkeit/ H h vnd De Statu perturbato Franciæ vnd fuͤhrten frembde Guͤtter vnter jhrem Namen/ vnd in jhren Schiffen; ander- mal waren die Daͤnen zu scharff mit Aresten/ Visitiren/ vnd Steigerungen. Vnd weil die Manufacturen/ Handwercker vnd Kuͤnstler in Schweden anfiengen sich zu setzen/ bracht man jhre Waaren auch durch den Sund herauß/ da man auch disputirte, ob eben solche newe Sachen/ vnd namentlich die Metalline Stuͤck in den Vertraͤgen gemeint waͤren. Vnd schiene/ als wolten die Daͤnen den Schwe- den newe Haͤndel in die Haar bringen/ indeme deß Koͤnigs natuͤrlicher Sohn/ Graff Woldemar/ nach der Moscaw verreyset/ vnd vmb deß Großfuͤrsten Tochter vnd Erbin angehalten/ die jhme auch Anfangs gleichsam versprochen/ vnd mit der succession zugesagt gewesen. Weil nun dieses muthigen Herꝛn Sinn wieder Schweden bekant war/ hatte man sich vff selbiger Seit eines Wetters zu befah- ren. Auch regten sich die alte prætensio nen vff einige Eylaͤnder vnd Jnsuln zwi- schen den beyden Nationen: Das fuͤrnembste war/ daß die Daͤnen sich bey den Hertzogen von Mecklenburg vmb die Vestung Damitz vnd andere Ort/ so die krie- gende Partheyen innen hielten/ bewarben/ solche wegen einer grossen Schuld/ an Zahlung zu erobern/ vnd die Kayserische/ so zu jhrer subsi stentz keine Lini hatten/ mit Manier darauß zu bringen/ damit sie den Schweden nicht zu Theil wůrden; wel- che aber diesen Dorn in jhrem Fuß nicht leiden wollen/ sondern mit vnversehener Macht sich an Damitz gemacht/ vnd derselben bemaͤchtigt. Auch wolte man vor- geben/ die Daͤnen haͤtten dem Ob e rst Krakow/ der auß der Schlesi biß in Pom- mern durchgerauscht/ vnd eine sehr starcke diversion an dem Ort gemacht/ da man es am wenigsten/ als auff dem verhofften Eigenthumb/ leiden konte/ mit Geld vnd Volck alle Befoͤrderung gethan. Die groͤsste Vrsach der außbrechenden Feind- seeligkeit waren die Friedens-Tractaten/ so der Koͤnig in Dennemarck vnterfan- gen hatte/ aber der Schweden Meinung nach/ partheilich vnd einseitig/ zu jhrem Nachtheil fuͤhrete. Wie nun auff dem Reichstag zu Stockholm beschlossen/ daß fuͤnff Vnter- thanen einen Mann stellen solten/ damit der Krieg in Teutschland fort- vnd auß- gefuͤhrt moͤgt werden/ auch der Bund mit Franckreich ernewret/ vnd biß zum ver- hofften Frieden außgesetzt war/ bekam Torstensohn Befehl/ das teutsche Wesen vmb etwas einzustellen/ vnd mit der besten Macht nach Holstein vnd den Daͤni- schen Landen zu ziehen. Welches er auch in solcher Stille vnd Geschwindigkeit gethan/ daß ein reitender oder lauffender Bott jhme nicht wol haͤtte vorkommen moͤgen. Er selbst erobert den Kiel/ Mortagni legt sich in Ditmarschen/ Landgraff Friederich in die Gravschafft Pinneburg/ Dug laß in Hadersleben/ Hecking in Trittaw vnd Reinbeck/ Hertzog Frantz Henrichs Regiment in Segenberg/ vnd Oberst Erichhanson in das Ambt Neindurff. Bald hernach gewann er Chri- stianpreiß/ Renßburg/ Jtzoho/ Flenßburg/ vnd Bredenburg durch List. Duglaß ruckt in Jüdland/ vnd Wrangel zerstrewet die zusammengeloffene Landvoͤlcker/ oder brachte sie zu Diensten/ da der Reichsmarschalck das Feldlaͤger muͤssen ver- lassen \& Germaniæ Continuatio. lassen vnd einnehmen sehen/ neben fuͤnffthalb tausend Fußgaͤngern/ so Schwedi- schen Dienst angenommen. Vnd weil die Schweden zu sicher waren/ bekamen sie offtmals Stoͤß/ wie jhnen dann bald zwey/ bald vier Regimenter auff einmal/ vberfallen vnd zu nicht gemacht worden: Dann auch Koͤnigsmarck/ der mit drey- zehen Regimentern spatzieren gieng/ vnd an der Elb/ im Stifft Hildesheim vnd Bremen/ Schaden gelitten/ vnd Wohlau in der Schlesi nicht laͤnger koͤnnen hal- ten/ Schweinitz vnd Vberlingen/ Chemnitz vnd Eulenburg auch fahren lassen muͤssen/ vnd Gallas mit dembesten Volck dem Koͤnig in Dennemarck zu Huͤlff zoge; kehret Torstensohn mit den besten Voͤlckern wieder vmb/ nachdem er gegen den Daͤnen gute Verordnung gestellt/ vnd setzt sich zu Bernburg/ schlug der Kay- serischen Furagierer/ zwang den Gallas auß Magdeburg vnd fuͤrter zu gehen/ wann er je nicht wollen auß Mangel verderben/ setzt jhm nach/ eh er die Hatzfeldi- schen Truppen erreichen koͤnnen/ schlug die hindersten/ vnd erlangt viel herꝛliche Gefangenen/ erobert Pegau mit grewlichem Schiessen vnd Feurwerffen/ vnd er- reicht das Koͤnigreich Boͤhmen zu End dieses 44. Jahrs. Jn Schweden aber geschah der rechte Angriff auff Dennemarck/ als Gustav Horn sechzehen tausend zu Fuß vnd vier tausend zu Pferd in Randien führte/ Landskron/ Londan/ Elsing- burg/ Malmy vnd Christianstatt erobert. Blecking vnd Halland vnter Contri- bution setzte. General Flemming Gonderland uͤberfiel/ vnd den Paß in Nord- wegen einnahm/ Schweden vff derselben Seiten zu bewahren/ vnd im Mittelge- buͤrg Meister zu seyn. Dieweil nun die Schweden mit grossem Ruhm zur See erhalten/ verwendet der Koͤnig in Dennemarck sein groͤsste Macht dahin/ thaͤt ein halb gluͤckliches Treffen mit dem Schwedischen Ammiral Thyß: verlohr das zweyte/ buͤsst ein zum dritten/ ob schon Flemming damals geblieben/ vnd verlohr ein sehr grosses vnter Laland in dem vierdten/ da zwey Schiff versuncken/ zwey ver- brunnen/ vnd zehen mit zweyhundert vnd achtzig drey Stucken von dreissig vnd viertzig Pfunden den Schweden in die Haͤnde gerahten/ vnd ein geringe Anzahl jhme uͤbrig geblieben. Zu verwundern war es/ daß die Kayserische Voͤlcker so schlaͤfferig verfahren/ vnd keinen groͤssern Ernst vor Olmuͤtz gebraucht/ angesehen damaln kein Schwe- dische Armee mehr im Feld stunde/ sondern die veste Ort bewahrten. Dann Koͤ- nigsmarck allhie nicht viel thun koͤnnen/ als dem Torstensohn vff zuwarten/ wo er auff dem Hinterhalt jhm beyspringen muͤssen. Dennemarck beklagte sich/ daß der Kayser nicht alsobald den Torstensohn mit der Haupt-Armee verfolgt haͤtte/ bedachte aber nicht/ daß der Kayser seinen Voͤlckern auch gern etwas Ruhe gegoͤn- net/ vnd indessen sich hoch bemuͤhete/ damit auff dem Deputations-Tag zu Franck- furt am Mayn/ im Namen deß gantzen Roͤmischen Reichs derselbe Zug vorgien- ge/ darein aber Brandenburg vnd die Staͤtte nicht gehellen wollen/ dieweil sie ohne Noht keinen newen Krieg gedachten zu belieben. Jm Werck selbsten befand es sich/ in was grosser Gefahr das Roͤmische Reich stuͤnde/ welches/ wann schon die H h ij Schwe- De Statu perturbato Franciæ Schweden auß dem Feld geschlagen/ vnd gantz zertrennet waͤren/ jhre veste Plaͤ- tze in vielen Jahren mit vnerschwinglichem Kosten vnd Blutvergiessen nicht sol- te wieder erobern. So dann war deß Kaysers Macht zerstrewt/ konte den Rhein- strom vnd Coͤlln nicht gar in der Hessen Gewalt lassen/ wie es dann vmb Neuß et- liche mal Stoͤß geregnet. Da das fuͤrnembste/ daß der kuͤhne Hertzog von An- guien mit zehen tausend Mann die sehr schwache Weinmarische Armee verstaͤr- cket/ Freyburg im Brißgaw zwar/ vnd Vberlingen am Bodensee nicht koͤnnen von Bayrischer Gewalt erretten/ aber die Bayrischen mit vnglaublicher Furi in jhrem vortheilhafftigen Laͤger angegriffen/ vnd genoͤtigt zuruck zu weichen. Dann es bleibt bey deme/ was Tacitus vor anderthalb tausen Jahren von den Gallis ge- schrieben/ sie waͤren im ersten Angriff wie die Loͤwen/ vnd erwiesen sich wie die Weiber/ wann man jhren Degen die Spitzen abgebissen. Welches erste sie dann mit vielem jhrem Blut dißmal bezeuget. Doch lohnte der Außgang jhrer Arbeit: Dann sie Philipsburg mit gleichem Ernst/ vnd Gandsaͤcken/ die Graͤ- ben außzufüllen/ auch erobert/ zu Germersheim/ Speier/ Wormbs vnd Mayntz einen solchen Schrecken erweckt/ daß man jhrer sehr schwachen Armee Thuͤr vnd Thor geoͤffnet. Die Kayserische vnd Bayrische machten sich heran/ aber all zu spaͤht/ trieben die Hessen auß Hoͤchst/ darein sie vor wenig Monaten durch List genistet/ vnd nahmen die Bergstraß ohne sonderlichen Wiederstand vnd Muͤ- he ein. Noch hatte der Kayser andere Haͤndel in Ober Hungarn/ welche die Schwe- den ausser allem Zweiffel jhme erwecket: Dann Ragoczi kam auß Siebenbuͤr- gen mit einer starcken Armee/ bey welcher viel Tuͤrcken sich befanden/ klagt in offentlichem Patent/ Man haͤtte von Anno 1619. gesucht/ das Koͤnigreich Hungarn erblich zu machen: den Geistlichen verstattet/ in das Regiment zu greiffen: Guͤter vnnd Herꝛschafften an sich zu bringen: die Evangeli- schen auß den Aembtern gestossen: die gravamina vneroͤrtert gelassen: vnnd wieder der Staͤnde Willen die Jesuiter auffgenommen. Jhm wurde der Graff von Buchheim entgegen gelegt/ mit sonderm Befehl/ guͤtliche Tractaten vor- zunehmen/ biß die Zeit im Jahr den Kriegsmann ins Quartier ziehe/ vnd der Tuͤrcken nach aller Muͤglichkeit zu schonen/ fernere Verbitterung zu verhuͤten. Darumb auch ein frische Bottschafft mit stattlichen Pr æ senten nach Constanti- nopel gangen/ damit dem Siebenbuͤrger keine Huͤlffe mehr geschehe/ oder das kriegen verwehrt wuͤrde: Zumal auch die Tuͤrcken vmb Gomorra sich mercken lassen. Einen Vortheil erhielt der Kayser bey all diesem Wesen/ daß jhm der Churfuͤrst in Sachsen seine Kriegsvoͤlcker uͤbergab/ vnd sich der Ruhe be- fliesse. Sonsten vollzoge Printz Wilhelm von Vranien im achtzehenden Jahr sei- nes Alters den Heurath mit der Koͤniglichen Princessin auß Engelland/ so eben zwoͤlff \& Germaniæ Continuatio. zwoͤlff Jahr alt war: Vnd waͤre schier in der See ertruncken/ dahin jhn sein muhtiges Pferd mit Vngestuͤmm vom Vfer gestuͤrtzet. Die Hollaͤnder hatten die Gelegenheit ersehen den Saß von Gend einzunehmen/ indessen der Frantzoß Grevelingen mit aller erdencklicher Macht angegriffen/ vnd in der Furi uͤber- rumpelt. Aber Spanien schlug den Frantzosen bey Lerida, continuirt die Be- laͤgerung/ vnd gewan den Ort/ welcher ein Schluͤssel zu Arragonien/ an ei- nem namhafften Fluß Ebero: Also musten die Portugiesen auch herhalten/ die aber sich bald wieder gerochen. Vnd weil den Frantzosen nicht alles gegluͤcket/ kam Haudancourt daruͤber in Vngenad vnd Arrest/ da es jhme doch an Mitteln gefehlet/ welche nach dem Rhein/ vnd auff Grevelingen sich verwenden liessen. Jn Engelland wolte dem Koͤnig kein guter Stern leuchten/ als er vor Jorck ge- schlagen/ vnd der Ort sich an das Parlament zu ergeben gezwungen ward. Noch erhielten die Parlamentische Voͤlcker bey außgehendem Jahr einen andern Sieg/ vnd wiechen in den Friedens-Tractaten gar nicht. Vmb eben diese Zeit vnterfieng sich die Koͤnigin in Schweden der Regierung selbst. Aber zu An- fang deß Jahrs fielen die Tartarn in Poln/ vnd wurden mit blutigen Koͤpffen wieder nach Hauß gesandt. Jn Jtalien ward der Papst deß Kriegs muͤde/ weil schier alle Fuͤrsten wieder jhn sich verbunden/ restituirt Castro, hub auff das Edict wegen Parma vnd Placentz/ cassirt den Kirchen-Bann wieder den Hertzogen von Parma/ verschuff daß alle newe Vestungen/ ausserhalb etlicher wenigen/ geschleifft muͤssen werden/ vnd ein jeder wieder zu dem seinigen kommen: alles auff Vorbitt vnd durch Vnterhandlung deß Koͤnigs in Franckreich. Doch thaͤt er dem Spanier einen Verdruß/ daß er den Koͤnig in Portugall andern Potentaten in der Person seines Abgesandten gleich gehalten/ vnd jhme erlaubt/ die ledige geistliche Stellen selbst zu versehen/ welches letzte viel Muͤhe gekostet/ vnd schier einen Patriarchen im selben Koͤnigreich verursacht haͤtte. Als aber Papst Vrbangestorben/ befanden sich vier factionen vnter den Cardinaͤlen/ die Spanische/ Frantzoͤsische/ Romanische vnd Barbarinische. Wie nun diese letzte gesehen/ daß das Gluͤck sich auff die Spanische lenckte/ fiele sie der Romanischen bey/ also/ daß Pamphilius auff den Stuhl kommen/ sich Innocentium X. nennen lassen/ alsobald vorgeben/ keiner Partheiligkeit sich anzumassen/ vnd den lieben Frieden in der Christenheit zu stifften. Jn Bemont eroberten die Spanier Asta, vnd die Frantzosen S. Jà, ohne sonderlichen Vortheil. Vnd da die Besatzung in Breysach einen Kauffmann haͤtte funden/ war sie fertig/ deß Marggraven von Oisonville Vbermuht zu raͤchen/ weil derselbe den Koͤniglichen Sold verspielet/ vnd hernach subtile Griff brauchen wolte/ die Soldaten oben hin zu contenti ren; Aber der Oberst Erlach bracht die Teutschen zuforderst auff seine Seiten/ vnd zahlt/ oder sprach gut vor alle die Restanten. So leichtfertig haͤtte ein vnuͤber- windlicher Ort/ der so manchen stoltzen Mann/ so manchen schoͤnen Pfenning ge- kostet/ koͤnnen einen andern Hern bekommen. H h iij Ehe De Statu perturbato Franciæ Ehe wir nun vns weiter im teutschen Kriegswesen vertieffen/ tretten wir in das 1645. Jahr/ vnd besehen/ was Engelland ferner vor eine hohe execution lassen ergehen. Ein Vice Rè kan sich seinem Koͤnig zum besten in der Regierung ver- jrren/ vnd bey der Gegenpart verdaͤchtig/ schwartz/ verhasst machen/ ja gar vmb den Kopff bringen: Daß aber das Haupt im Tempel zu solchem schmaͤhligen Tod eines Geruͤstes verdambt/ vnd durch Henckershand abgeschlagen werde/ das muß hochwichtige Vrsachen haben. Wilhelm Laud/ Ertzbischoff zu Cantorbery/ das Haupt deß geistlichen Stands in Engelland/ nach dem Koͤnig/ wurd offt ange- klagt/ vnd lang vffgehalten/ biß die Artickel/ die Verurtheilung/ vnd die execution Anno 1645 den 10. Jan. erfolgt. 1. Daß er verraͤhterlich getrachtet/ die Funda- mental-Gesaͤtz vnd Regierung deß Koͤnigreichs Engellands vmbzustossen/ vnd an dero statt ein willkuͤhrig vnd tyrannisch Regiment wieder die Gesaͤtz ein zu fuͤhren: Vnd daß er zu solchem Ende boͤß- vnd verraͤhterlich seiner Majestaͤt ge- rahten/ der Koͤnig moͤchte nach seinem Willen vnd Gutduͤncken/ ohne Mitbewil- ligung deß Parlaments/ von seinen Vnterthanen fordern vnd einnehmen/ was er wolte/ als ob solches auß dem Gesaͤtz Gottes wol koͤnt erwiesen werden. Hierauff antwortet er/ daß er/ als deß Koͤnigs geheimer Raht/ wol gesagt/ deß Lands Gesaͤtze moͤgt man wol veraͤndern/ das Volck desto besser durch Burgerliche Gesaͤtz vnd Ordnungen zu regieren. Daß demnach der Koͤnig solches auch thun moͤchte/ die- weil die Koͤnige nechst Gott/ Regenten sind auff Erden/ vnd moͤgen/ da es die Noht erfordert/ die gemachte Gesaͤtz/ auß sonderbaren Vrsachen/ wieder brechen. 2. Zu besserer Außfuͤhrung dieses seines verraͤhterlichen Vorschlags/ hat er vnterschied- liche Predigten vnd Discursen gefuͤhrt/ vnd in Druck befoͤrdert: Darbey deß Parlaments Gewalt vnd die Gesaͤtz/ dieses Koͤnigreichs Macht verlaͤugnet/ vnd eine vollkommene vnbezirckelte Macht uͤber die Personen vnd Guͤter der Reichs- Vnterthanen/ nicht allein an dem Koͤnig/ sondern an jhm selber/ vnd andern Bi- schoffs-Hoͤfen wieder die Gesaͤtze geschuͤtzet vnd vertheidigen wollen: Wie er dann die Außbreiter solcher falschen vnd schaͤdlichen Meinung gewaltig befoͤr- dert vnd vertretten. Antwortet/ daß bewust/ was vngemessene Macht in Kir- chensachen die Oberbischoffen gehabt/ welche auch in diesem Koͤnigreich die hoͤchste Glieder gewesen: So koͤnne das Oberhauß die Macht deß Parlaments keines Weges vermindern. Was die Jnsicht der Buͤcher belangt/ die zu deß Kirchen- stands Vortheil herauß kommen/ die hab er nicht ohne Vrsach vertheidigt/ nemb- lich den Paßquillanten zu stewren. 3. Er hat durch vnterschiedliche Mittel bey den Richtern den Lauff der Gerechtigkeit vntergraben/ vnd viel Leut verkuͤrtzt/ vnd vnter seinen Tyrannischen Willen gezwungen. Antwortet/ daß er sich dessen nicht bewust/ ausserhalb was das Schiffgeld betreffe/ welches ein Koͤniglich Jn- kombst/ das er nicht vffgetrungen. 4. Er hat vnter dem Vorwand seiner geist- lichen Bottmaͤssigkeit/ vnd hoͤchsten Commissariats/ die Gerechtigkeit verkaufft/ vnd Gaben genommen/ vnd andere dergleichen zu thun bewegt. Antwortet/ das muͤste \& Germaniæ Continuatio. muͤste erwiesen werden. 5. Er hat ein geistlich Gesaͤtz oder Canon ohn gewohn- lichen Befehl vnd Gewalt/ wieder deß Koͤnigs Vorzug/ die Fundamental-Gesaͤtz/ deß Parlaments Freyheit/ vnd Eigenthumb der Vnterthanen verfasst/ vnd durch Forcht vnd Zwang lassen vnterschreiben: vnd vermittelst eines Eyds den Kir- chen-Personen/ auch etlichen Layen vffgetrungen. Antwortet/ daß er die geist- liche Juris diction wieder vffgerichtet/ welche fuͤrnemblich darinnen bestehet/ daß man die Kirchendiener verordne/ die Classes ordini re/ die Prediger nach Belieben setze/ Pr æ laturen begebe/ vnd Ordnung in Kirchensatzungen mache/ gebuͤhrete jhm Ambts wegen/ vnd nach den Gesaͤtzen deß Koͤnigreichs/ waͤre auch mit Raht der Bischoffen vnd Classen geschehen. 6. Daß er eine Paͤpstische vnd Tyranische Macht/ zu grossem Nachtheil deß Koͤniglichen Gewalts in Kirchensachen an sich gerissen/ vnd zu vieler Leut Verderben eingefuͤhret. Antwortet/ Er haͤtte nichts gethan/ als nach gewoͤhulicher Ordnung deß hohen Commissionshofes. 7. Daß er die Religion wollen aͤndern/ Paͤpstischen Aberglauben vnd Abgoͤtterey ein- fuͤhren/ vnd zu solchem End vnterschiedliche Buͤcher lassen außgehen: aber- glaubige Ceremonien auff getrungen/ die Wiedersprecher grausam mit Gefaͤng- nuß/ vnd am Leib gestraffet/ vnd in Kirchen-Bann gethan/ oder entsetzet. Antwor- tet/ Er wolte drauff sterben/ daß er es auff keinen Paͤpstischen Aberglauben gethan/ sondern Gottseelige Ceremonien eingefuͤhret/ den gemeinen Mann zu groͤsserer Andacht zu bringen. 8. Daß er andern Beambten vorgegriffen/ vnd bey dem Koͤnig Papisten/ oder in der Lehr vnd im Leben vnreine Personen bey dem Koͤnig befoͤrdert/ zu seinem Zweck zu kommen. Antwortet/ er haͤtte taugliche Personen/ vermoͤg seines Ambts/ vnd keine Paßquillanten noch vntuͤchtige/ wie er sie befun- den/ eingesetzt. 9. Daß er gesucht/ die Kirch in Engelland mit der Roͤmischen zu vereinigen/ deß wegen mit Priestern vnd Jesuiten/ auch mit dem Papst selbst heimlichen Verstand gepflogen: vnd verstattet/ daß die Paͤpstische Clerisey ein Kirchen-Regiment in dem Koͤnigreich auffgerichtet/ das Papstumb wieder ein- zuführen. Antwortet/ Er haͤtte immerzu getrachtet/ bey der wahren Reformir- ten Religion zu leben vnd zu sterben/ haͤtte auch mit dem Paͤpstischen Nuncio von beyden Religionen Gespraͤch gehalten/ aber nur Discursweise. 10. Daß er der Reformirten Religion gehaͤssige Jrꝛgister/ vnd vnrichtige Leut herfuͤr gezogen/ auch solchen die Freyheit zu trucken anbefohlen. Antwortet/ solches waͤre keiner Antwort wůrdig. 11. Daß er selbst/ vnd durch andere/ die reinen Lehrer heissen schweigen/ degradirt vnd vertrieben/ vnd also die Predigt deß Worts verhindert/ die wahre Religion allgemach durch die Vnwissenheit zu aͤndern. Antwortet/ die Vertriebene haͤtten die Gemeinden vnruhig gemacht/ wieder jhn geschrieben/ wieder sein Stand vnd Ordnung gepredigt/ vnd demnach ein offentliches Vr- theil erlitten. 12. Daß er die frembde privilegirte Kirchen in Engelland vnter- drucket/ einigen Zwiespalt zu erwecken/ zu vollem Vortheil der Papisten. Ant- wortet/ daß solches zu erweisen stuͤnde. 13. Daß er beyde Koͤnigreich gesucht in Vnei- De Statu perturbato Franciæ Vneinigkeit zu setzen/ deßwegen bey den Schotten allerhand Newerungen im geist- vnd weltlichen Regiment/ nach Paͤpstischen Aberglauben/ eingefuͤhrt. Vnd als man sich jhme wiedersetzt/ den Koͤnig zum Krieg verreitzt/ auch Contributio- nen zu demselben auß eigener Macht/ wol von den Geistlichen erpresset: Vnd als der Koͤnig der Friedenshandlung gepflogen solche vernichtet. Antwortet/ er habe nie zum Blutvergiessen Lust gehabt/ sondern habnewe Kirchen-Ordnungen/ nach seinem Vorsatz zum besten/ wollen auffrichten. 14. Daß er von dem Parlament ohn Vntersucht zu bleiben/ die Vnterthanen auch von dem Koͤnig abgewandt. Antwortet/ daß er hieran vnschuldig/ sondern etlichen vnbillichen Processen wie- standen/ vnd die Richterstellen vertheidiget/ daß man vor jhnen sowol/ als vor dem Parlament moͤge Recht erhalten. Vber diese Puncten wurd der Ertzbischoff auch beschuldigt/ er haͤtte im drit- ten vnd vierten Jahr der Regierung/ deß jetzigen Koͤnigs/ das Parlament nach Westmuͤnster beschrieben vnd vnfruchtbar gemacht/ dem Buckingham boͤse Vor- schlaͤge geben/ als hielte das Parlament den Koͤnig vor vnmuͤndig/ solche waͤren Puritaner/ die Papisten aber fuͤr fromme vnd friedsame Vnterthanen gehalten. 2. Daß er den Koͤnig wollen uͤber alle Gesaͤtz erheben/ vnd vor sechs Jahren/ als er zum geheimen Raht gezogen worden/ gesagt/ sie solten wissen/ daß alle Raht- schluß/ bey welchen er sich befinden wuͤrde/ solche Krafft vnd Macht/ als einig Ge- saͤtz deß Parlaments/ haben muͤsten. 3. Daß er das Kirchenrecht uͤber alle Ge- saͤtz erhoben/ vnd von den Richterstellen die Proceß an den giestlichẽ Hof gezogen. 4. Daß er die Vollziehung deß Vrtheils wieder Burley, einen ruchlosen Pfarrer/ verhindert. 5. Daß er den Landrichter John Corbet/ weil er sich vff das Recht beruffen/ vnd selbiges lassen vorlesen/ ein halb Jahr ins gefaͤngnuß gelegt/ vnd we- gen alienirter Kirchenguͤter grosse Vneinigkeit vnd schwere Proceß verursachet. 6. Daß er den Papistischen Priestern/ Jesuiten vnd Franciscanern Vnterschleiff vnd Vnterhalt verschafft. 7. Daß er gesagt/ die Kirche muͤste noch einen harten Streich außstehen/ ehe sie zur Verein gelange. 8. Daß er Synoden gehalten/ vnd ein newen Eyd verfasst/ dem Landrecht zuwider/ auch die Wiedersprecher mit Gefaͤngnuß gezwungen. 9. Daß er den Koͤnig von aller obligation gegen dem Parlament frey gesprochen/ als welcher numehr auß der Ordnung schreitten koͤn- te/ vnd jede Mittel/ Geld zu machen/ mit gutem Gewissen ergreiffen/ weil das Par- lament jhme die Stimme versagt haͤtte. Auff diese Articul ist der Ertzbischoff zum Tod verurtheilet worden: thaͤt jhm selbst eine Leichpredigt auff dem Geruͤste/ mehr zum Pracht/ nach der Wolredenheit/ als auß Eyfer: thaͤt zwey vnterschied- liche Gebet/ nachdem er zuforderst Raum lassen machen/ sich zu entkleiden. Als er nun durch die Riß am Boden das Volck vnter jhm sahe/ sprach er/ Man haͤtte wol koͤnnen verhuͤten/ daß das Volck von seinem Blut vnbesprengt bliebe. Als ersich nun niederlegte/ vnd nach Art der grossen Herꝛn den Schleyer vnter dem Kin fande/ warff er jhn von sich/ sprach/ Herꝛ nimb meine Seel an/ welches Wahr- zeichen \& Germaniæ Continuatio. zeichen er dem Scharpffrichter neben einem stuͤck Gelds gegeben hat/ vnnd als der Scharpffrichter sein Ampt thaͤt/ starb er sehr wohlgemuth. Vnd was soll von diesem Mann/ oder seinen Worten vnd Thaten zuvrthei- len seyn? der Ehrgeitz/ die Bischoffe vber alles/ auch vber den Koͤnig zuerheben/ machte jhn blind/ vnd wird Muͤhe kosten/ daß die Posteritaͤt/ vnerachtet seiner viel- faltigen Protestationen/ jhn wegen deß Bapstumbs ledig zehle: zumahl die Koͤ- nigin jhm mit allen Gnaden gewogen gewesen/ vnd er/ als Paßquillanten verfolgt hatt/ alle so jhm widersprochen. Er schuͤtzte deß Koͤnigs Hohheit fuͤr/ vnd wolte dieselbe vber das Parlament: aber sein eygen Ansehen vber deß Koͤnigs Hohheit erheben/ das Volck vnd den Koͤnig miteinander fechten lassen/ selbst nur zu sehen/ vnd das Kraͤntzlein darvon tragen. Da er je Willens gewesen/ das Bapstumb verdeckter weiß einzufuͤhren/ haͤtte er mit den widerspenstigen alten Pfarꝛherꝛn anderst sollen verfahren/ vnnd sich an jhnen nicht vergreiffen/ sondern nur seine Creaturen an die Ewre Stellen befoͤrdern/ so waͤren die alte Staͤmme von sich selbst abgangen. Der Anfang mit den Schulen war kluͤglich/ aber das tantzen auff die Sontaͤge an statt der Predigten/ naͤrꝛisch ersonnen. Hat er nun das Bapstumb gehasset/ vnnd auß der Jnsul wollen behalten: werden jhn die Ceremo- nien/ die er ringern vnd nicht vermehren sollen/ wenig helffen: zumahl Platina vnd Baronius Genugsamb von der Einfalt der ersten Kirchen/ vnd wie das gepraͤng nach vnd nach eingefuͤhrt worden/ bezeugen. Noch finden sich keine Knoden all- hie/ wie auch nicht bey deß Vicere Todt/ auffzuloͤsen/ was der Koͤnig/ was das Volck vnd das Parlament thun solle/ zu seiner Wolfahrt. Vnnd scheinet/ als haben die beyde mehr auff deß Koͤnigs Person/ als auff deß Vatterlands Heil vnd Ruhe gesehen. Nun haben wir noch vor vns die dritte vnd allergrewlichste Execution an deß Koͤnigs Person so zu seiner Zeit auch kommen soll. Warumb aber die Bischoffe eygentlich vom Parlament seyen abgeschafft worden/ remonstriren die Staͤnde dem Koͤnige in Hamtoukurt: die Vrsach all vn- sers Elends entsteht von den Jesuiten/ Papisten/ Bischoffen/ Raͤthen vnd Hoff- dienern/ so durch Frembde sich bestechen lassen. Dann diese haben gekuͤnstelt/ daß jmmerzu zwischen dem Volck vnnd dem Koͤnig/ vber dem Vorzug vnnd der Freyheit es Spaͤhn gegeben/ dadurch die reine Lehr verfaͤlscht/ vnnd die Eyferer derselben vnderdruckt worden. Dannenhero man die Arminianer/ wie sie in etli- chen Puncten es mit den Papisten halten/ trewlich vnderhalten/ vnnd die Strit- tigkeiten gegen den Protestanten vergroͤssert/ solche Ceremonien eingefuͤhrt/ daß die Gemuͤther sich dem Bapstumb nach vnd nach geoͤffnet. Dannhero man die Wissenschafft mit der Gottseligkeit fahren lassen/ der Papisten/ Arminianer/ Li- bertiner in einem Hauffen sich zum Vortheil zugebrauchen. Die groͤste Klag ist/ daß der Bischoffen Gerichtsstellen die Gewissen vnnd Seelen nach Arth der Ro- manischen Jnquisition plagt. Curia supremæ Commissionis waͤr gantz außder J i Arth De Statu perturbato Franciæ Arth geschlagen/ weil sie Anfangs wider die Papisten vnnd Jesuiter angeordnet/ nunmehr derselben nicht achte/ vnnd nur die Fromme vnnd Gottselige vnderdruͤcke: daselbst sitzen die allerlasterhafftigste Veraͤchter der Gottseligkeit in Religionssachen/ vnnd vrtheilen vber der rechten Bekenner Gewissen. Wer nun jhren Newerungen/ Aberglauben/ Tyranney sich nicht vnderwuͤrfft/ der wird in- carcerirt/ auffgezogen vnnd in Bann gethan/ endlich ad Cameram stellatam, der Vngerechtigkeit Thron/ zum eussersten Leiden hiengewiesen: Dannenher so viel tausend Menschen ins Elend/ theil in New Engelland vnd andere Americanische Laͤnder/ theil in Holland geflohen. Dann wer in Kirchendiensten wolt voran- kommen/ muste nur voller Aberglauben stecken. Der Koͤnig hoͤrte nichts anders in seinen Predigten/ als von seiner Hoheit vber alle Gesatz: sampt vielen Laͤste- rungen/ wider der Religion/ der Freyheit vnnd deß Koͤnigreichs Vertretter. Man suchte das Bapstumb durch eine verschlagene vnd Gottlose Vereyn mit der Protestanten Gottesdienst zuvermischen. Die Puritaner (vnd er welchem Na- men alles was Gesatz vnnd Religion in jhrem Schwang suchte zuerhalten begrif- fen) wurden mit Gewalt vnd Schrecken vertrieben. Den Schottlaͤndern band man auff das Baͤpstische Joch/ newe Kirchen Ordnungen vnnd Legenden: vnnd als sie sich wieder setzten/ vberzog man sie mit Kriegsmacht/ so von der Bischoffen vnnd Papistengeldt geworben war. Der Ertzbischoff hielt ein Provincialem Sy- nodum, vnd macht viel vnerhoͤrte Satzungen/ so deß Koͤnigs Vorzug/ deß Reichs Parlaments Fundamentalgesatzen zuwider/ sein eygenen vnvmbschriebenen Ge- walt vnd Aberglauben/ so er ohn Exempel eingefuͤhret/ zubestaͤttigen. Mann noͤ- thiget die Vnderthanen zu einem newen Aydt/ der Bischoffen Tyranney zuver- fechten. Man stellt ein Gebet wieder die Schotten/ vnd verfluchte sie zum grew- lichsten/ als Rebellen. An diesen Satzungen hienge Suspension/ Excommuni- cation/ vnnd Gefaͤngnuß/ wodurch ausser allem zweiffel man gesucht/ alle trewe Kirchendiener vnnd Vnderthanen auß dem Land zuschaffen/ vnnd sich mit dem Bapst wieder zuvereinigen. Die Papisten hatten sich keiner Straff zubefahren/ vnnd wurden zu jhres Hertzen Wohlgefallen geduldet/ wohl wissend/ daß es jhnen an Gunst bey Hoff nicht mangelte. Der Leyt Hammel vnnd das vbergewisse O- raculum war der Baͤpstische Nuncius. Jn Jrꝛland gieng der Krieg an/ vnder dem schein die Protestanten zuretten/ darumb auch grosser zulauff gewesen/ biß ein jeder gesehen/ wo das Wasser den Lauff hiennehmen solte. Vnder deß suchte das Parlament/ den Koͤnig an sich zuziehen/ vnnd durch die beschriebene vnnd nie- dergesetzte Kirchendiener das Geistliche Wesen in einem Synodo zureformieren. Die Schotten meldeten sich an/ zu Mittelmaͤnnern/ aber alles vmbsonst. Der Eingang im Kirchen Wesen geschah durch den eingefuͤhrten Arminianismum, welcher die Roͤmische Kirch vor die wahre sichtbare Kirch haͤlt/ vnnd den Bapst keines wegs den Antichrist nennet. Darumb musten Anfangs die Puritan er/ so auch \& Germaniæ Continuatio. auch die alten Ceremonien verworffen/ weichen. Den Conformisten/ so an den- selben Ceremonien kein Abschewen trugen/ thaͤt wehe das Buch von den Son- taͤglichen Kurtzweilen/ bey eingestellten Nachpredigten: der dritte Anstoß waren die newe Ceremonien vnd das vngewohnliche anbetten: der vierdte Streych gieng wieder die Schotten in offentlichem Gebet vnd Manifesten. Der Beschluß vnd das Siegel befand sich/ bey dem Ayd/ der Pr æ laten Hoheit zubestaͤttigen. Der Jndependenten Vrsprung ruͤhrther von den Wiedertauffern/ vnnd namentlich von Morellio in Franckreich/ den doch Beza vnnd Sadeel verdrucket: von Arminio/ vnd nach jhm von Hugone Grotio: vnd von Brovvnio, der auß Hol- land in Engelland kommen/ vnnd diesen edelen Samen/ von Vernichtung der Classen vnnd Einfuͤhrung der Kirchen Freyheit außgeworffen: darzu dann die Separisten/ oder Absonderliche kommen/ deren Haupt gewesen Bolton/ vnd nach jhme Brown droben gemeldet/ der auß Engelland nach Middelburg in Seeland/ vnd von dannen wieder nach Engelland kommen: Nach jhm kam Barrouius wel- chen die Koͤnigin Elisabeth hencken lassen: vnnd dann Iohnsonus, der zu Amster- dam ein absonderliche Kirch versamblet/ mit Vatter vnnd Bruder vneinig wor- den/ vnnd sich nach Embden gesetzt/ gleich wie Ainsworth nach Jrꝛland gezogen. Hernach folgten Cannius vnd Smythius, der zum Wiedertauffer worden/ von jh- nen dennoch abgesprungen/ sich selbst wieder getaufft/ vnnd also die Sect der Se- baptisten gemacht/ endlich zum Perfectisten worden/ als welcher sein eygene Ge- rechtigkeit ruͤhmete. Wie nun dieser Wahn schier verloschen/ vnd erstuͤtzt jhn Robinson/ Prediger zu Leiden/ den Amesius vnnd Paker zum semiseparatismo ge- bracht. Von diesem Robinson kommen alle heutige Jndependenten/ in alt vnd new Engelland: diese verwerffen vnder dem Namen der Brownisten/ die Bi- schoffliche Hoheit/ auch die presbyteria: verordnen sieben Personen zu einer Par- ticular Kirch/ sondern sich ab/ wann das geringste nicht mit dem Bann gestrafft wird/ achten weder der Obrigkeit noch der Kirchendiener/ sondern schweren zu dem Evangelio würdiglich zuwandeln/ vnd waͤhlen selbst den Prediger/ vnd mag doch ein jeder selbst predigen. Die Ehe weisen sie auß der Kirch den Eltern vnnd der Obrigkeit heym/ gestatten den Eheleuthen sich selbst zuscheyden. Sie vnderwerf- fen sich keinem Menschen/ keiner Ordnung/ vnd hangen allein an Christo. Sie wollen die Baͤpstische Kirchen niedergerissen/ die Glocken vertilgt/ die Todten auff dem Feld begraben/ die Prediger ohne Gewisse Besoldung/ vnd schier gar eine ge- meinschafft der Guͤter haben. Die Kirchen soll man nicht nach den verstorbenen Menschen/ die Monat nicht nach den Goͤtzen/ die Tage nicht nach den Planeten/ die Jahr nicht nach der Geburt Christi (sondern nach der Zahl der letzten Gedult der Heiligen) nennen. Sie verwerffen gewisse Zeit vnnd Stunden zu singen vnd zubetten/ nehmen das Abendmahl allen Sontag/ aber mit bedecktem Haupt/ achten keines Catechismen/ auch nicht der Apostolischen Glaubens Artickeln. J i ij Wann De Statu perturbato Franciæ Wann die Predigt/ so ein jeder thun mag/ auß ist/ weissagen drey oder vier/ darauff wird disputirt/ vnnd die Zucht vorgenommen. Die Obrigkeit hat bey jhnen kei- nen Vorzug/ mag kein Gesatz machen/ soll die Vertretter der ersten vnd andern Taffel/ nach dem Gesetz Mosis an dem Leben straffen/ doch sey es vnrecht/ ein Dieb auffhencken. Goͤtzendiener sind jhnen Papisten/ vnnd Protestanten/ die hohen Schulen aͤrger als die Moͤnchs Cloͤster/ vernichten Heydnische vñ Christenbuͤcher/ halten sich allein an die Bibel. Wie nun Robinson nach New Engelland ge- zogen/ fielen jhm bey die vertriebene Engellaͤnder: vnnd sonderlich Cotton, ein sehr beredter Mann/ der diese Sect zum hoͤchsten polirt vnnd vollendet/ vmb das Jahr 1635. das kluge Weib Hutchinson bracht vnder dem schein/ der widerholten Predigten/ so Cotton thaͤt/ vielerley Jrꝛthumb vnder das Volck. Das Gesaͤtz fuͤhre nicht zu Christo: der Mensch sey mit Christo/ ohn den Glauben/ von Ewig- keit hervereynigt: muͤsse ein vertrawen auff Christum setzen/ welches auß dem Zeugnuß deß Geystes herꝛuͤhre/ ohne zweiffelen/ so fern/ daß auch Mord vnd Ehe- bruch nichts daran hindere: der Heiligen vnd Heuchler Gnad sey eins: Christus glaube vnnd liebe in vns/ sey die newe Creatur: GOtt liebe den Menschen vmb Suͤnd vnnd Tugend willen nichts desto mehr oder weniger: die Suͤnd betruͤbe kein Christen: der Christ muͤsse nit betten/ als wann jhn der Geist darzu treibt: auch soll man kein Christen zur Gottseligkeit anmahnen. Die Seel vergehe mit dem Leib: Christi Menschheit sey die Kirch auff Erden. Vnnd diese Leuth waren die Heyligkeit selbsten/ redeten von nichts schier/ als von der freygegebenen Gnad/ vnd von der Herꝛlichkeit deß Evangelischen Menschen/ den blossen Christum auff seinen Thron zusetzen. Hutchnisona gebahr dreyssig Mißgeburten auff einmal: vnnd jhre Freundin Deir ein vber allemassen abschewliche Geburt: aber die hohe Obrigkeit vertrieb diese vberzwerche Lehrer. Als nun das Parlament die Reformation der Kirchen vorgenommen/ wurde dannoch kein Kirchenordnung gemacht/ darumb thaͤt ein jeder/ was jhn recht dauchte vor seinen Augen/ wie zur Zeit/ da kein Koͤnig noch Richter in Jsrael war. Die Bilder der Dreyeinigkeit Christi/ Marien vnnd der Aposteln waren niedergerissen/ vnd nun verlaͤstert man diese Personen selbst. Das Creutz vnnd Kniebeugen wurd bey dem Sacrament verbotten/ nun verlaͤugnet man die Sa- cramenten gar. Die Fest Tage sind auffgehoben/ nun verlacht man den Son- tag/ die Bischoffliche Hohheit ist verschwunden/ vnd nun sihet man gar kein Regi- ment. Der Koͤnig wird geschmaͤhet/ daß er die Papisten geduldet/ vnd das Par- lament leidet alle Grewel/ so ferꝛn/ daß in einer einigen Pfarꝛ zu Londen eylff ver- scheydene Secten sich befunden. Dann wie die Bischoffe gedaͤmpfft waren/ ka- men die Jndependenten Hauffenweiß auß New Engelland vnd Holland wieder nach Engelland/ vnd nenneten/ weil sie aller Freyheit gewohnt/ die Presbyteria ein new Orth von Bischoffen: dannenhero grosse Verbitterung entstanden/ endlich auch \& Germaniæ Continuatio. auch der Krieg/ vnd deß Koͤnigs Todt. Die Jndependenten/ oder newe Purktaner sind zweyerley Gattung/ dann etliche halten es mit den Reformierten/ ausserhalb deß Kirchenregiments/ vnd nennen sich zum vnderscheyd Congregationales: die andere sind von allen Secten/ wie ein truͤb Wasser auß vielen Lachen zusammen geflossen/ rühmen sich deß Geistes/ als das Heilige Volck Gottes/ das Reich Christi wider die Bischoffe vnd Preßbyterianer zuverfechten: so gar vnbestaͤndig in der Lehr/ daß was sie Gestern vest glaubten/ heut verwerffen/ vnd Morgen doch einanders waͤhlen. Diese trachten nach Reichthumb/ weil die Heiligen das Land besitzen vnd beherꝛschen sollen: kleyden sich praͤchtig/ vnnd ziehen die Reichen an sich/ hassen aber alle andere zum eussersten. Diese hielten es anfangs steiff mit dem Parlament/ verlaͤsterten aber/ weil man sie zu Diensten nicht ziehen wol- len/ die Schotten/ machten sie verdaͤchtig vnd verhaßt/ schrien Verfolgung/ wann mans nicht mit jhnen hielte/ predigten die Freyheit zuglauben/ nenneten die Preß- byterianer/ Christi Feinde/ Verfolger der Glaubigen/ vnd Teuffelskinder/ denen sie ehe alles Vngemach anthun/ als jhrer Tyranney pariren: lieber sterben/ als vnder jhnen leben/ vnnd die Waffen nicht ehe niederlegen wolten/ biß die Freyheit deß Gewissens erhalten waͤre: die Bischoffe waͤren noch ertraͤglicher gewesen dar- umb sie auch lieber zu den Koͤnigischen tretten wolten. Etliche verwerffen die H. Schrifft gantz vnd gar: etliche sagen/ es sey keine Kirch auff Erden/ die Exspectan- ten genannt: vnnd meynen/ der Apostel Johannes sey noch auff Erden/ ja gar in Siebenbuͤrgen/ vnd werde ehest kommen/ die Kirch zureformieren: andere/ als die Jnquisitorn/ suchen die Kirch in der Wuͤsten: andere haben so grewliche Mey- nungen/ daß einem die Haar auff dem Haupt zu Berge stehen/ wann er sie nur hoͤrt erzehlen. Die Koͤnigischen vermeynten einen Vortheil bey jhnen zufin- den/ vnd vnderhielten die Trennung/ aber das Parlament besorgt sich eines gros- sen Vngluͤcks von jhnen. Weil diese den Synodum nicht koͤnnen hindern/ oder auffheben/ haben sie sich dem Pailamento vnd Synodo wiederspenstig erzeigt/ vnd jhre Erklaͤrungen nimmer vor voll vbergeben/ vnd halten die Reformierten schier gar wie die Heyden. Sie setzen in der Jndependentz den anfang deß Reichs Christ hieunden auff Erden/ sie vnderweisen die Jugend nicht/ sind gantz still bey dem Abendmahl/ vnd halten viel kleine Versamblungen in den Haͤusern/ andere zuverfuͤhren/ vnd glauben bald dieses/ bald jenes/ vnnd endlich sehr wenig von der Obrigkeit. Es sind aber die Jndependenten ohngefehr der sechste Theil in deß Parlaments Heer/ vnnd den Cronwell zum Vorsteher haben/ deme sie auch alle gute Verꝛichtungen zuschreiben. Die Vrsachen so vielerley Sectirer sind. 1. Die Freyheit zu predigen/ dadurch sich ein jeder erkuͤhnet/ vnnd vor ein grossen Doctorn selbst haͤlt/ wann er einigen Zulauff bekompt. 2. Die Freyheit eines vnnd anders zuglauben/ oder J i iij zuver- De Statu perturbato Franciæ. zuverwerffen. 3. Die Freyheit den Kirchendienern jhre von der Obrigkeit verordnete Besoldungen zuentziehen. 4. Die Freyheit/ ein willkuͤhriges Recht zusetzen. 5. Die Freyheit zusuͤndigen/ weil Gott die Suͤnder vnd An- ruffer gleichlingen liebe: darumb niemand wegen seiner begangenen Suͤnden zu sorgen. 6. Die Freyheit in den tansend Jahren/ der Regierung Christi hie- unden auff Erden. 7. Aber die Freyheit der Politicorum mag wohl ein Vr- sach aller Vrsachen seyn: hergenommen von Erasto dem Schweitzerischen Medi- co, zu Heydelberg/ vnd Adamo Neusero, (der endlich zum Arianer vnnd Tuͤrcken worden) dem Prediger/ wie auch Christophoro Probo dem Cantzler/ welche Ole- uiano widerstunden/ als man den Kirchenbann wollen einfuͤhren. Dann Col- mann/ Prediger zu Londen/ vbergab das Kirchen Regiment der Weltlichen O- brigkeit/ vnd stuͤrtzte/ so viel an jhm war/ die Kirch in ein sehr elende Dienstbarkeit: darauß die hohe Commissionen/ davon droben/ entstanden. Diese sehen eben vn- gern/ daß der Bund/ den die Schotten wegen der Reformation auffgericht/ vnnd die Engellaͤnder angenommen/ gehalten werde. Wie auch nicht weniger/ daß die Statt Londen/ das Parlament vnd der Synodus einig bleiben/ vnnd hiernechst sie im Zaum halten: zumahl sie diese Wort/ wir werden allen Fleiß anwenden/ daß die Kirch nachdem Wort Gottes vnd den Exempeln/ der best Reformirten Kirchen/ verbessert werde/ nicht dulten oder hoͤren koͤnnen/ sondern jmmer- zu vom Geist/ vnnd newem Reich Christi schwaͤtzen. Der \& Germaniæ Continuatio. Der 8. Discurß. Wie vngluͤcklich der Koͤnig in Engelland zu Feld gewesen/ wie der Frantzoß Roses/ vnd Balaquier: dann Mardeick erobert/ vnnd die Bar- barini in Schutz genommen. Von deß Tuͤrcken Einfall in Candien/ vnnd deß Ragoczy in Vngarn. Was Vrangel/ Koͤnigsmarck/ Hessen vnnd Weinmari- sche verꝛichtet: vnnd bey Allerßheim getroffen/ auch den Sachsen zum Stillstand vermoͤgt: wie Gallas vnnd Torstensohn nach Boͤhmen gehen/ der Keyser mit An- dacht vnd Macht den Schweden begegnet/ bey Janckaw geschlagen/ vnd viel ver- lohren. Worin Torstensohn gefehlet. Was vor veraͤnderung erfolgt: wie es mit den Friedens Tractaten hergangen/ vnd wie die Calvinisten in den Religions- frieden auffgenommen worden. E S wolte aber das Volck sich noch nicht zu Ruhe bege- ben/ vnd ob man schon etliche mahl/ wegen Wiederbringung deß lieben Friedens/ sich bemuͤhete/ war doch auff keiner Seit viel Ernst zuverspuͤh- ren. Dann das Parlament eyferte vber das Kriegswesen/ vnnd wolte solchen Gewalt nicht in deß Koͤnigshaͤnden lassen/ damit nicht etwan einige außlaͤndische Macht sie vnder das Joch bringen moͤchte. So waren zum andern/ die Bi- schoffe zwar gedaͤmpfft/ aber keine newe Ordnungen verfasset/ oder dem Volck vorgetragen: vnd gedachte der Koͤnig/ vnder dem Schein/ daß alles vorige Ver- brechen muͤste in alten Stand kommen/ die Bischoffliche Hoheit wieder zuerhe- ben. Das dritte belangt Jrꝛland/ dasselbe der einen/ oder der andern Parthey vnderwuͤrffig vnd anhaͤngig zumachen. Sehr nachdencklich/ daß der Koͤnig je- derzeit hierin gehellet/ das Bapstumb abzuschaffen/ welchem aber die Parlamen- tisten auß eygenen Thaten das Gegentheil erwiesen. Der Koͤnig bezwang zwar etliche Orth/ namentlich Leucester: verlohr es aber wieder/ nach dem seine Voͤl- cker im Feldt die Oberhand erhalten/ bald wegen gesuchten Raubs mit grossem Verlust vnden gelegen/ vnnd zwar zum andernmahl/ da er selbst an Arm verwun- det worden. Jn Summa/ das Gluͤck der Waffen stund jhm auch im dritten Treffen bey Bristol entgegen: so thaͤt Leßle in Schottland was er wolte. Das eusserst Absehen war auff Jrꝛland: darumb macht er Fried am selben Orth/ ver- bittert aber das Parlament nur destomehr darmit/ vnnd verlohr auch das vierdte Treffen/ daß er sich halb Fluͤchtig/ von einem Orth zum andern begeben muͤssen. Es konde hiebey der Bapst kein voͤllige Huͤlff leysten: So hatte der Spa- nier De Statu perturbato Franciæ nier nicht Vrsach seine Macht zutheilen/ vnd in Jrꝛland/ wie gern er auch gewolt/ Posten zufassen. Dann Leganes hatte sich an die Portugiesen gehenckt/ vnnd zauset sich mit jhnen. Auch stund es in Catalonien sehr vbel/ in deme die Fran- tzosen die Hauptfestung Roses durch scharpffe Belaͤgerung zur Vbergab noͤthig- ten/ auch ein Haupt Treffen bey Balaquier erhielten: darauff allenthalben Geld- pressuren/ vnd Tumult entstanden/ daß der Spanier zu Saragossa/ zu Corduba/ auch zu Palermo in Sicilien vbele Haͤndel sahe. Wie nun kein Vngluͤck allein kompt/ also wurd die Convoy nach Balaquier geschlagen/ vnnd alle Amunition verlohren/ der Orth selbst den Frantzosen vbergeben: also daß Leganes von den Portugiesen ablassen/ vnnd Arꝛagonien von ferꝛnerem feindlichen Vberfall ver- wahren muͤssen. Franckreich beschwerte seine Vnderthanen nicht weniger/ vnd vervrsachte zu Mompelier/ wie dann an etlichen andern Orthen/ vnversehnen Auffstand/ so aber durch scharpffe Execution/ vnnd an der Hand liegende Kriegs- macht/ bald sich stillete. Thaͤt demnach ein starcken Feldzug in Flandern/ erobert Mardick/ Linck/ Borburg vnnd andere Orth/ mit einer vnsaͤglichen Landsverhee- rung: vnnd vmb so viel leichter weil die Staaden die Vestung Huͤlst belaͤgerten/ vnnd ohne Rettung/ neben etlichen andern Nothvesten Schantzen einnahmen. Darauß dann die Spanische Macht zuermessen/ welche so vielen Feinden/ zu einer Zeit muͤssen gewachsen seyn. Jtalien belangend/ gieng es langsamb daher/ weil Printz Thomaso keine sonderliche Macht auff den Beinen hatte/ bald den Vor- theil erhielte/ bald Schaden empfunde. Am Roͤmischen Hoff geriethen die Spanische vnnd Portugesische Gesandten an einander/ daß diesem etliche seine Diener auff offentlicher Gaß Todt geblieben: darob der Bapst groß Mißfallen truge. Die Barbarini/ deß juͤngst verstorbenen Bapsts Vettern/ solten Rech- nung thun vber den verschwenden Kirchenschatz: nahmen aber jhre Zuflucht nach Pariß/ vnd wickelten sich endlich auß aller Noth. Das alleraͤrgste war/ daß der Tuͤrck eine grosse Macht auffgebracht/ vnder dem Schein/ die Malteser/ wegen jhres streyffens vnd raubens zustraffen: es war aber auff die Jnsul Candien angesehen/ dahin der Einfall geschehen/ da auch die Hauptstatt Canea verlohren gangen. Darumb allenthalben in Jtalien grosser Schrecken eingefallen/ daß man auch den Kirchenschatz zu Loretto nach Rom sal- vieret. Man solte meynen/ der Tuͤrck doͤrffte sich nicht an die mundere Europ æ - er reiben/ angesehen dieselben ein geraume Zeit im Krieg geschwebet/ vnnd der mi- litarischen Exercitien gepflogen/ daß auch ein geringer Soldat nun mehr verste- hen solte/ als Vorzeiten ein gewesener Hauptman. Man meldete aber auch ei- ne andere Vrsach dieses Kriegs: daß nemblich die Maltheser juͤngst ein Schiff mit dreyfachen Rudern bestritten/ vnd in demselben deß Sultanssoͤhne einen ero- bert/ der nach Mecha zu der Beschneidung fahren sollen. Als nun der Sultan sein Muphti oder Priester gefragt/ ob er den Gefangenen mit Geldt loͤsen moͤchte/ vnd \& Germaniæ Continuatio. vnd vernommen/ daß er Gewalt gegen Gewalt muͤste fuͤhren: nahm er diese Ex- pedition vor/ welche dem Patriarchen in Armenien den Kopff gekostet/ darumb daß er der Sachen ein boͤsen Außschlag verkuͤndigen thaͤte. Anderwertlich moͤch- te man erachten/ daß der Türck vnsere verbitterte Gemüther von ein paar hundert Jahren her wohl erkundiget/ vnd nicht zweiffeln koͤnnen/ es solte kein einiger Po- tentat den eygenen Vortheil auß Handen lassen/ vnnd sich vmb die Venetianer hochbekuͤmmern. Vnnd eben deßwegen haͤtte die Segnoria desto mehr Vrsach/ jhres besten zugedencken/ vnd dem vberauß maͤchtigen Tuͤrcken nach zugeben. Ja es haͤtte derselbe Krieg wohl moͤgen vermitten bleiben/ wann die Venetianische Befelchshabere vnnd Gubernatorn an jhren Meerhaͤfen den Raub nicht einge- kaufft/ vnnd den Raubern nicht Vnderschleyff vnnd Schutz gehalten. Es mag aber zu Venedig ergehen/ wie anderstwo/ da man vnderschiedliche Ketten schmie- det/ vnnd einander bey der Hand haͤlt/ damit keiner vmbfalle. Oder wie jener Baur seinem Nachbar Hansen vber den Graben halffe/ weil er an einem andern Paß seines Steckens auch bedorffte. Ein jeder hat vber die Obrigkeit zuklagen/ wie alles so parthellich hergehe/ biß man ein solchen Hohnsprecher nur zu dem En- de auch laͤst heran sitzen/ vnnd ein wenig Honig mit lecken/ damit jhm der Mund nicht gefriere/ vnnd wie Gallerey gestehe: oder wann er jhm auffgehet/ nicht ge- nugsamb ruͤhmen koͤnne/ daß es so redlich/ wie er biß dahin nicht glauben koͤnnen/ biß ers selbst gesehen/ zugehe. Darneben ließ jhme auch der Tuͤrck nicht zuwie- der seyn/ daß Ragoczy/ Fuͤrst in Siebenbuͤrgen/ sich wieder das Hauß Oesterꝛeich regte/ vnnd wegen der Religion abermahl Haͤndel in Ober Hungarn anrichtete. Der Verstand mit Torstensohn war beschlossen/ vnnd solte der Paß durch Ga- baluncken vnd Bergstaͤtte/ nach Schlesien vnnd Oesterꝛeich sich ehest mit Gewalt oͤffnen: weil nun der Graff von Buchheym nicht viel/ auch nicht die beste Voͤlcker nach sich ziehen kondte/ war es dem Siebenbuͤrger leicht/ jhn zuwenden/ vnnd zum Krebsgang zuweisen. Doch verschaffte die Ambassade nach Constantinopel/ daß jhm ein grosses vorzunehmen kein Mittel an die Hand gelegt/ vielmehr gebot- ten worden/ jnnen zuhalten: darumb er auch/ nach etlichen Puncten/ so jhm ver- guͤnstigt vnd willfahrt worden/ wieder nach Hauß/ wie ein Dachs nach seiner Hoͤ- le/ mit Frieden gezogen. Wie nun Torstensohn auß Holsteyn wieder nach der Elbe/ vnnd auff Boͤh- men zugegangen/ hinderließ er den Vrangel vnnd den Koͤnigsmarck/ die eroberte Orth zuerhalten/ vnnd die Daͤnen nach der Art zuplagen. Vrangelfuͤtterte sich auß zu Hamburg/ macht sich an Renßburg/ wiewohl mit vergeblicher Belaͤge- rung/ vnnd schlug den Buchwald: machte dadurch den Schweden solchen Lufft/ daß sie das Eyeland Bornholm bezwingen/ vnnd zu jhrem grossen Vortheil er- halten koͤnnen. Koͤnigsmarck ruͤckt in das Stifft Bremen: erobert Roten- burg/ Otterßberg/ Staden/ Buxtehuden vnnd Bremerwerth/ welches letzte jhm K k durch De Statu perturbato Franciæ durch List wieder entgangen vnnd durchgestrichen. Bey so gestalten Sachen vermeynten die Staden auch im truͤben Wasser zufischen/ giengen mit trotz durch den Sund/ vnnd wolten frisch dran/ wann sie nicht der Printz von Vranien vmb etwas abgewendet/ vnnd wider den Spanier weiter verꝛeytzt haͤtte. Gleichwohl bracht solch vbermuͤthiges Beginnen den Koͤnig in Dennmarck zu friedfertigen Gedancken/ bevorab da seine Staͤnde den Kriegslast nicht laͤnger tragen wolten noch konten. Darumb beschloß er den Frieden/ nach langem tractiren/ mit den Schweden/ darzu Engelland vnnd Franckreich geholffen: hinderließ etliche Schwingfedern/ vnnd noch etliche Vestungen zum Pfand vnnd zur Sicherheit/ biß auff dreyssig Jahr hienauß. Solcher gestalt hatte Koͤnigsmarck andere Ar- beit zusuchen/ die er auch im Oberland gefunden: dann Erlach vnd Moser brauch- ten sich zwar im Elsaß bestes fleisses: weil aber die Weinmarische Frantzosen nur auff der Bratwurstherumb zogen/ vnnd gute Quartier suchten/ vberfiel sie Jean de Werth in Francken/ bey Mergentheym/ vnnd jagt sie biß nach Hessen: Jn wel- chem ritt er auch die Ammelburg der Belaͤgerung freygemacht/ an welchem Orth den Hessen nicht wenig gelegen war/ auff daß es darmit nicht ergienge/ wie mit Heldrungen/ da die Hessen jhre Klawen/ ohne Rettung eingeschlagen. Der Schad bey der Weinmarischen Armee war sehr groß/ weil anderthalb tausendt ge- meine Knecht sich gefangen gaben/ neben 76. vnder Officirern/ 23. Fendrichen/ 28. Leutenanten vnd 25. Hauptmannen oder Rittmeistern/ 4. Generals Personen/ vñ 4. Majoren. Darauff erfolgt Gernßheim/ Vmbstatt/ vnnd endlich der Marsch nach Hessen. Also fuͤgt sich Koͤnigsmarck zu den geschlagenen Weinmarischen vnnd Hessen/ dadurch ein solche Armee erwachsen/ daß die Bayrischen wieder zu- ruͤck gehen muͤssen/ vnd sich bey Allerßheim in Schwaben gesetzt/ an welchem Orth er von jhnen gangen/ kurtz vor dem Treffen. Dann als der newe Secours auß Franckreich ankommen/ gab es bey Allerßheim harte Stoͤß/ daß der General Mer- ey geblieben/ vnnd damit den Bayrischen der Muth gefallen: vnder dem Hertzog von Anguien wurden zwey Pferd erschossen/ vnnd das dritte verwundet/ vier tau- sendt Bayrischen bissen in das Graß/ zwey tausend/ mit dem Kayserischen Gene- neral Geleen gaben sich gefangen: vnd schier auß diesem Jrꝛthumb/ weil der Con- federirten rechter Fluͤgel in die Flucht gieng/ jhr lincker Fluͤgel aber die Bayrischen vor sich im rechten Fluͤgel zertreñet/ vnd hernach der Obsiegenden auch wider Mei- ster ward. Jn dessen setzt sich Koͤnigsmarck dem Churfuͤrsten so gar hart auff den Nacken/ daß er ein Stillstand von sechs Monaten/ als ein Vorbotten der Neu- tralitaͤt/ angenommen. An diesem Stillstand war den Schwedischen Gene- ralen mercklich viel gelegen/ ein solchen Fuͤrsten vom Hauß Oesterꝛeich abzuzie- hen/ der bey den Protestierenden das Haupt/ vnd ohne Zweiffel mit seinem Exem- pel viel andere nach sich ziehen/ auch endlich zu einer Neutralitaͤt/ oder Friedens- handlung verstehen wuͤrde. Das \& Germaniæ Continuatio. Das Hauptwesen aber im Feld/ vnd der Gewalt der Waffen/ ließ sich durch Torstensohn treiben/ wie man etwan ein Wild im Haag vnnd auff freyer Heyden jagt. Dieser hatte dem Koͤnig in Dennmarck ein harten Backenstreych gege- ben/ vnd jhn lehren simulieren/ oder synceriren/ wohlwissend/ daß der erste Streych/ zumahl da er vnvorsehen ist/ zween gilt. Mann konde nicht eygentlich wissen/ was die Daͤnen vnder dem Schild vnnd Huͤtlein spielten/ ob es wegen der alten Gerechtigkeit auff dem Elbstrom oder wegen deß newen Zolls/ oder wegen der Statt Hamburg geschehe: zubesorgen/ da die Schweden/ ein grosse Niederlag leiden wuͤrden/ er das groͤssere stuͤck vom Pfannkuchen ergreiffen solte: wie dann seine Kriegs Voͤlcker/ eben mehren Theil gegen den Schwedischen Graͤntzen/ in Halland sich befunden/ dadurch Holstein entbloͤsset gestanden. Welches Tor- stensohn sehr wohl in acht genommen/ vnnd wie ein Raubvogel auff die Rephuͤner gestossen. Als nun das Fewer in hoher Lohe branndte/ haͤtte die grosse Begierd solchen Schimpff zu raͤchen gern alle Kayserische Voͤlcker an sich gezogen: ja der Kayser solte auch das Wetter lieber in Holstein vnd Juͤtland gesehen/ als laͤnger auff seinem Dach gelitten haben: aber es war das Hembd naͤher dann der Rock/ man gedachte die hien vnnd wiederliegende Schwedische Besatzungen außzuhe- ben/ vnnd das Land von solchem vmb sich fressenden Wolff zuheylen/ bey gewisser Hoffnung/ da Gallaß nach der ersten Furj mit einer halb grossen Armee zum Spiel kaͤme/ er der Sachen ein gewissen Außschlag geben koͤnde. Es war aber verꝛech- net/ weil Gallaß viel außrichten/ wenig schlagen/ vnnd den Kern behalten solte: dann wann man offt schlaͤgt/ gibts viel Kappen vnd Spaͤhne. Einmahl vor all/ Torstensohn gieng mit dem Gallaß vmb/ daß die Kayserische Armee den Paß nach Boͤhmen wieder zugehen/ nicht nur nicht verlegen koͤnnen/ sondern auch die- sen schlůpfferigen Feind bald vor sich/ bald hinder sich/ bald auff den seiten/ vnd am Halß hatte: dersolche Rencken spielete/ daß gemeldte Kayserische Armee vbel durch Hunger zugerichtet/ etliche mahl geschlagen/ in gar geringer Anzahl die Oe- sterꝛeichische Landen erꝛeychen moͤgen. Vnnd hier war das aͤrgste/ daß Torsten- sohn mitten im Winter jederzeit mehr thaͤte/ als im Sommer/ wie er dann zu Ein- gang dieses Jahrs vmb Zeitz zwar etwas wenig gerastet. Weil nun der Kayser sahe/ daß die Dennmaͤrckische Haͤndel vbel abgelauffen/ vnnd nothwendig zum Frieden gelangen musten/ auch die Schweden bald staͤrcker wieder jhn heran kaͤ- men/ dann sie von jhm gelassen haͤtten/ namentlich daß dieser grimmige Loͤw oder Leopard jetzt ein Sprung thun/ vnd ohne zweiffel das nothleidende Olmuͤtz wuͤrde zuentsetzen suchen: thaͤt er sein eusserstes/ ein newe Armee wieder zurichten/ als auch in Boͤhmen geschehen/ da sich dann die jaͤmmerliche Gallassische Voͤlcker auch befunden Weil aber am Segen vom Himmel alles gelegen/ wendet sich Kayserliche Mayestaͤt zur Devotion/ ließ Bettage/ Kirchgaͤnge vnd Gottestrach- ten anstellen/ erschien selbst mit hohem Exempel/ sonderlich bey der Devotion zu K k ij vnser De Statu perturbato Franciæ vnserlieben Frawen/ so vor diesem zu Brandeiß von den Schwedischen geraubt/ vnd vmb zwoͤlff tausend Florin war auß geloͤset/ vnd zur vorigen Devotion wieder auffgestellet worden. Nach dem Exempel jhres Herꝛn Vattern/ seeligsten Anden- ckens/ der dem jenigen Kammer Herꝛn/ so jhne von der Gottestracht den zweyten Tag wollen ahhalten/ weil den ersten Tag das Gewicht der Kertzen so schwer ge- wesen/ daß die rechte Hand daruͤber geschwollen/ zur Antwort geben: hab ich ja von Gottes Guͤte zwo Haͤnde/ auff daß wo die eine erlahmet/ ich jhme mit der an- dern dienen solle. Es wolt aber das starcke Wetter sich nicht beschweren lassen/ weil der Him- mel noch ferꝛnere Straffen vber die Oesterꝛeichische Provintzen vnnd vber gantz Teutschland beschlossen hatte. Dann Torstensohn brach auff bey Zeitz/ zoge sich durch den Jochimsthal nach Pilsen/ vnd Glattaw/ achtet keines Schnees/ vnnd braucht das Eyß zu seinem Vortheil. Es schien/ als waͤr sein Sinn gewesen/ nur durchzubrechen/ vnd Olmuͤtz zuentsetzen/ oder einige Siebenbuͤrgische Huͤlff/ weil damahlen noch kein Fried beschlossen/ an sich zuziehen. Ein wunderliche Resolution/ sich in deß Feindes Land hienein wagen/ vnnd in ein Maußfall gehen: dann der Boͤhmische Wald war vmb jhn auff den Seiten verhawen/ daß er zur Seiten nach Oesterꝛeich nicht haͤtte außsetzen koͤnnen: so war der Sachs/ ehe jhn Koͤnigsmarck zum Stillstand vermoͤgt/ hinder jhm her/ vnd verwahrte die Thuͤr/ so hauffte sich die Kayserische Macht auff der andern Seiten/ also daß vor der Stirn ein vnpaͤßliches Gebuͤrg vnd Gewaͤlde jhm das Gesicht/ den Verstand vnd Hoffnung haͤtten nehmen koͤnnen/ zumahl alles feindselig vnnd jhn zuverschlin- gem ja mit Haut vnd Haar auffzufressen bereyt war. Bey welchem Spiel auch Chur Bayern Theil haben wollen/ vnd etliche gute Regimenter dahin verordnet. Sallustius meldet/ Caij Marij vermessene That/ ein nothfestes Castell in der Wuͤ- sten zuvberꝛumpeln/ sey jhm zu grossem Ruhm bey dem gemeinen Volck gediehen: in deme verstaͤndige Leuth solches gar nicht loben wollen/ weil dardurch der Kern seiner Kriegs Voͤlcker/ ohne Schwerdtstreich/ nur auß Mangel Wassers haͤtten verschmachten koͤnnen. Doch wem das Gluͤck ein guͤldene Kron auffsetzt/ der traͤgt sie/ er heisse Cuntz oder Claß/ seye gescheit oder geschellet/ trage Witz oder Wanst. Der Keyser hielt sich zu Prag/ diesem Wesenauß der Muͤhe beyzu- wohnen/ vnnd befahl einmahl vorall/ man solte den fluͤchtigen oder desperaten Feind zum stand vnnd schlagen bringen/ auß dieser vernuͤnfftigen Consideration/ man moͤchte etwan mit gleichen Kappen von einander kommen/ so haͤtte dannoch der Feind weniger Mittel sich wieder in voͤllige Postur zusetzen: wolte dann das Gluͤck sich guͤnstig erweisen/ so waͤr hiermit diesem Vnthier ein Kropffstoß gege- ben/ der jhm den Garauß machen/ oder doch solche Vnkraͤfften vervrsachen muͤste/ daß viel gutes hernach erfolgen wuͤrde: vnd alles zum aͤrgsten genommen/ so wuͤr- de eine abgemattete Armee/ (dann dieser seit Voͤlcker auch Kraut vnnd Loth fuͤhr- ten/ \& Germaniæ Continuatio. ten/ Faͤuste vnd Parthen truͤgen/ auch das Leder thewr verkauffen) wenige Festun- gen vberwaͤltigen koͤnnen/ oder doch bey der ersten andern/ oder dritten/ solchen Widerstand finden/ biß man in dessen wieder zukraͤfften gelangete. Es war ein vber alle massen erbaͤrmlicher Zustand vmb beyde feindliche Ar- meen/ die einander vor- vnd nach/ wieder an den Seiten giengen/ vnnd zw ar mit grossen Tagreysen/ als waͤre es Sommerszeit/ nur einander abzumatten/ vnnd im Vortheil zuvberstreichen/ biß sie ohn ferꝛn Thabor/ bey dem Flecken Jankaw den 23. Febr. 1645. in einander gefallen/ vnnd wie die wuͤtende reissende Thier sich selb- sten auffgerieben. Auff Kayserischer Seiten geschah das erste Vngluͤck/ daß Goͤtz/ der einen Huͤgel vmbgeben/ vnnd hinden einfallen wollen/ zu grund geschla- gen ward/ ehe man sich dessen versehen/ ob er schon gleich anfangs was gluͤcklich fortgeruͤckt. Das andere war/ daß man zufruͤhe Victory geschrien/ vnnd in deß Feinds Bagage gefallen/ bey welcher Begebenheit Torstensohn das Geschütz in- vnd vber die Bagage mit solcher Vngeheur spielen lassen/ daß seine Truppen wie- der zu rechtem stand kommen. Das dritte aber verderbte das gantze Spiel/ als die fuͤrnembste Kayserliche Brigaden den Hügel herunder gieng/ vnd dem Feind dadurch allen Vortheil einraumete/ von der Hoͤhe herunder zufallen/ vnd alles in Vnordnung/ ja gar in die Flucht zubringen. Bey diesem Treffen sind Gene- neralspersonen geblieben vnnd gefangen worden/ zu endlichem Vndergang der Kayserlichen Armee. Torstensohn ließ sich den vesten Orth Thabor/ da die beste Bagage vnnd Ammunition stunden/ noch nit jrꝛen/ sondern erobert Newhausen Jglau/ Znaym: schlug die Kayserischen abermahl auff jhrem Sammelplatz bey Sintzendorff/ vervrsacht ein solche Forcht zu Wien/ daß die Gutschen mit hun- derten auff Graͤtz vnnd nach dem Stifft Saltzburg ins Gebuͤrge eyleten. Die Belaͤgerung Olmütz hub sich auff/ wegen solcher vngluͤcklichen Zeitung/ es traff aber das Wetter an dem Donawstrom. Dann die Schweden befanden sich verstaͤrckt/ von den Gefangenen Voͤlckern/ vnnd ob sie schon hierbey kein Seiden gesponnen/ leckten vnnd heyleten sie doch jhre Wunden gar bald. Sie vberwaͤl- tigten Steyn/ Krembs/ Dürsten/ Creutzenstein/ Cornewburg/ vñ gar die Schantz/ sampt der Wolffsbruͤck vor Wien. Vnd hie mag Torstensohn drey Fehler begangen haben: den esten/ daß er damahls seinem Gluͤck den Segel eingezogen/ vnnd das erschrockene/ ja bebende/ vnnd verlassene Wien nicht weg genommen/ zumahl die Kayserische geschlagene Voͤlcker zerstrewt/ vnd gantz vnwillig/ auch zu keiner Disciplin annoch zubringen waren. Den andern/ daß er dem Kayser alle gefangene Officierer vmb eine leidliche Ranzon außzuloͤsen angebotten/ auch auff Parole vnnd Glauben/ frey gelassen: welcher gestalt die obigeschwuͤrige Voͤlcker wieder in Ordnung gebracht/ vnnd zu einer newen Armee ein guten Anstalt gemacht worden. Den dritten/ daß er sich vor Bruͤn vnnd den Spiegelberg gelegt/ daselbsten sein bestes Fußvolck K k iij einge- De Statu perturbato Franciæ eingebuͤßt/ vnnd dannoch vnverꝛichter Sachen abziehen muͤssen. Es mag aber Torstensohn den ersten Fehler darmit beschoͤnen/ daß er sein Gluͤck nicht vbertrei- ben/ vnd zu dem gewoͤhnlichen Türcken nicht verꝛeytzen wollen/ auch wohl wissend/ daß Wien vor hundert vnd mehr Jahren/ dem Tuͤrcken dreymahl hunderttausent Mann abgeschlagen/ vnnd jhn selbst zum Abzug gebracht. Auch trawte er der andern Seite deß Stroms/ da die Bayrische Macht heran streichen wuͤrde/ gar nicht: vnd hatte keine Bereytschafft die viele Bruͤcken vber den Strom biß an die Statt selbst/ zubezwingen: wolte demnach auff seiner Seit deß Stroms etwas nutzliches verꝛichten/ wie er auch gethan. Daß er nun die gefangene Officirer ledig zehlen wollen/ mag wohl die Begierd zum Seckelsamen/ vnnd dadurch sein Gegenparthey zuschwaͤchen/ auch darneben sein Heroisch vnd Loͤwengemuͤth den stehenden anzugreiffen/ dem liegenden zuverschonen/ vervrsacht haben. Vnnd steht sehr schoͤn in der Chronick daß Menschen gegen Menschen Menschlich/ nicht aber Viehisch vnd Hundisch verfahren. Darumb alle hohe vnd niedere Kriegs- Leuthe selbsten Bestien sind/ wann sie jhren gefangenen Feind vbel halten/ Hun- den vnd cujoniren: dadurch sie jhren groben Vnverstand an Tag legen/ als welche Handwercks Gebrauch weniger wissen/ dann die Zuͤnfftige Schuster vnd Schnei- dersgesellen. Vnd wie offt ist es geschehen/ daß gleiches mit gleichem sich berech- net/ vnd ein solcher Bestialischer Obsieger ein gleiches/ ja groͤbers was/ von seines gleichen/ von geringern/ ja gar von den Bawren muß einnehmen/ vnd etwan nach groͤsser Qual das Leben darbey lassen. Fuͤhrte man gleich den Krieg wieder den Tuͤrcken/ solte man doch seiner selbst eygenen Menschlichen Arth nicht vergessen/ zugeschweigen/ daß wir vns deß Christlichen Glaubens ruͤhmen/ auch gar wegen der Religion/ welche mit vnderꝛichten/ vnd sanfftmuͤtigem Geist will fortgepflan- tzet werden. Daß er aber eine Haupt Belaͤgerung vorgenommen/ thaͤt er/ seine Voͤlcker in jmmerwehrender Vbung zuhalten/ vnd seinen Feind zu einem ferꝛne- rem Streich zubringen. Doch solte er den Voͤlckern mehr geschonet/ vnd etwas Ruhe gegeben haben/ vnvergessen/ daß jhm Freyberg in den sechs Staͤtten seine im Feld erhaltene Victory sehr verdunckelt/ vnnd mit schimpfflichem Abzug be- schmeisset hatte. So viel aber hatte dieses Haupt Treffen Veraͤnderung gebracht/ daß im Namen deß Bapsts zu Rom vnd Jrer Kayserlichen Mayestaͤt der Churfuͤrst von Trier aller Anklagen befreyt/ vnnd mit sondern Gnaden zu seinem Ertz Stifft ist gelassen worden. Daß der Siebenbuͤrgische Vergleich schleunig fortgangen/ vnnd Buchheym mit seinen Voͤlckern wieder herauß gezogen: ja daß auch Denn- marck nur desto ehe mit dem Schweden/ damit Torstensohn nicht wieder kaͤme/ geschlossen: vnnd daß Sachsen den Stillstand angenommen: daß auch Traut- manßdorff desto schleuniger nach Muͤnster zu den General Friedens Tractaten geeylet. Jn dessen pagirte Torstensohn durch Boͤhmen/ Maͤhren vnnd Schle- sien: \& Germaniæ Continuatio. sien: so hatten zwar die Weinmarische Frantzosen ein blutigen Sieg bey Allerß- heim erhalten/ vnnd jhren rechten Fluͤgel/ sampt dem Feldherꝛn Gramont (den Bayern mit grossen Verehrungen ohn entgelt/ ledig gezehlt: welches nicht wenig nachdencken einiger corꝛespondentzen vervrsacht) eingebuͤßt/ aber keinen Nutzen davon getragen/ als daß sie hernach von der Belaͤgerung Hailbrun/ wegen deß Bayrischen Anzugs/ muͤssen ablassen/ vnnd sich mit noth nach Philippsburg rete- riren/ die Hessen/ so das beste bey obigem Treffen gethan/ giengen nach Hauß/ leg- ten sich ohn grossen Wiederstand in die Statt Marpurg vnnd belaͤgerten dasselbe Schloß. Jhr gewesener General Melander ließ sich von dem Westphaͤlischen Krayß/ an deß General Geleen Stell/ der dem Kayser dienen solte/ bestatten. Bey so gefaͤhrlichem Zustand deß Roͤmischen Reichs vnnd der Oesterꝛeichischen Erblanden/ gab es vielerley Deliberationes: Anfangs zweyte man sich/ den De- putations Tag zu Franckfurt auffzuheben/ oder gar zu einem General Tractaten- Tag zumachen: nachmahls/ als mit grosser Muͤhe vnd langer Weil/ man Muͤn- ster vnd Oßnabruck darzu beliebet/ welcher gestalt die Staͤnde daselbst erscheinen solten/ alle vnnd jede/ oder nach Gewonheit der Reichs Versamblungen. Ein feiner Grund zu einem vnbestaͤndigen Frieden/ vnd gewissem newen Krieg wird gelegt/ als der Frantzoß deß Hertzogen von Lothringen Abgesandten nicht wollen zulassen: gleichsamb haͤtte selbiger Fuͤrst sich in das Teutsche Wesen gar nicht ein- geflochten/ vnnd wuͤrde die Frantzoͤsische Haͤndel deß Reichs vnbegruͤst abhaspeln lassen: welches dann alle die jenige heymlich gern sahen/ denen der Krieg mehr be- liebte/ als der Friede. Vnd hatte Kayserliche Mayestaͤt groß Recht/ die Staͤn- de von jhrem Eyfer abzumahnen/ daß man deß Reichs Heymlichkeit/ Wunden vnnd Schame nicht so gar frey den außlaͤndischen Potentaten entdecken/ sondern den Frieden vberhaupt beschliessen/ die geringere Sachen aber/ dem Herkommen gemaͤß/ auff Reichs- vnd Deputations Taͤgen/ vertragen solte. Es wolte aber diese trewe Erinnerung nicht statt finden/ der Eyfer in der Religion/ der eygen Nutze/ die Privat Rache/ vnnd sonderlich der Hochmuth der gluͤcklichen Waffen jeder Parthey/ so auch wie sich das Wetter aͤnderte/ drange fuͤr alles/ so ferꝛn/ daß ein jeder vom Adel seine Spaͤhn herzutruge/ vnd bald gern ein newes Fewer dar- mit angezuͤndet haͤtte. Eines war zuverwundern/ daß der Kayser/ vnd die Catholische Parthey den Calvinisten so guͤtig gewesen/ vnnd selbe zu den Tractaten nicht nur zugelas- sen/ sondern auch vnder die Augspurgische Confessions Verwanden/ da es die Lu- theraner leiden moͤchten/ zehlen wollen: da sie doch schon auß der Laußnitz vnder Rudolpho II. vertrieben/ vnnd jetziger Zeit/ als Vrheber deß Boͤhmischen Vnwe- sens verꝛucht gewesen. Auff Schwedischer Seiten hiesse es gar nicht/ wie hie- bevor/ man solte der Calvinisten wegen/ an dem Frieden sich nicht hindern lassen/ vnnd jhrentwegen kein Pferdt satteln/ auch kein Strohalm auffheben. Dann Schwe- De Statu perturbato Franciæ Schweden erachtete/ was Hessen Cassel bey diesem Wesen gethan hatte/ vnnd was Brandenburg noch ferꝛner thun koͤnde: neben diesem zuruck dencken/ wo die Cal- vinisten ein sondere Parthey machen/ die Staden vnnd Engelland/ sampt den Schweitzern an sich ziehen/ ja gar der Catholischen Huͤlff sich bedienen solten: wuͤrde es vmb das Lutherthum vbel stehen: zumal nichts newes/ daß man bey der- gleichen Zufaͤllen Huͤlffe sucht/ biß man sein Zweck erꝛeychet. Also haͤtten sich der Hugonotten in Franckreich bald die Malcontenten/ bald die Koͤnigin selbst/ bald der Koͤnig bedienet/ vnnd zwar zu jhrem Vortheil/ aber auch zu jhrer Subsistentz. So stuͤnde ja noch die Verbuͤndnuß der Lutheraner selbst mit den Frantzosen auff Schwedischer Seiten: vnnd dann auch der Hollaͤnder oder Calvinisten mit gedachtem Frantzosen. Darumb wol- te man auff Lutherischer Seiten mehr auff den gemeinen Nutzen/ als auff deß Darmbstatters privat Strittigkeiten wegen deß Fürstenthumbs Marpurg/ oder auff der Saͤchsischen Prediger hitzigen Eyfer sehen: zuvorderst als die Calvinisten sich deß Herkommens vom Passawischen Vertrags an geruͤhmet/ vnd zu allen guͤ- tigen Mitteln erbotten. Was aber auff Catholischer Seiten solchen Favor ver- ursacht habe/ moͤcht noch im Cabinet verschlossen/ vnd vnder den dunckelen Brief- fen zufinden seyn. Doch kan jemand gedencken/ Kayserliche Mayestaͤt haͤtte obi- ges Absehen auch haben koͤnnen/ die Calvinisten/ wegen deß Pfaltzgraffen jhnen gleiche Rechnung machten/ vnnd sehr weit von dem Hauß Oesterꝛeich alienirt worden/ solcher gestalt vmb etwas wiederumb zubegnuͤgen/ vnd zu seinem Willen zulencken. Weil aber die Catholischen jederzeit bessere Zuneygung zu den Lu- theraner/ vnnd diese zu jhnen/ als beyde Theil zu den Calvinisten getragen/ zumahl die Calvinisten alle Kirchen Ceremonien vber einen Hauffen von sich geworffen: wolte bedencklich fallen/ woher solch vnverhoffte Gunst erwachsen/ als nur die Lu- theraner vmb etwas zuschrecken/ daß man nemblich sie wohl fahren lassen/ vnd an- dere jhres gleichen von der Kirchen Abtruͤnnige annehmen koͤndte: ein mehres sol- cher gestalt wegen deß Eyfers zuerlangen. Andere meynten/ wann es den Lu- rheranern wuͤrde heymgestellt/ die Calvinisten in den Religionsfrieden zubegreif- fen oder nicht: solte sich ein groß Vngestuͤm erheben/ diese beyde Partheyen hart an einander zuhetzen: da diese die Oberhand vnnd Begnadigung/ jene die Gleich- heit vnd Berechtigung fuͤrwenden moͤchten. Dieweil aber die Schweden mehr auff jhren Weltlichen Nutzen sahen/ segelten sie darmit durch/ vnnd nahmen die bißher sehr verachtete Calvinisten mit sich ins Schiff: ob selbe sich aber wieder werden außladen lassen/ gibt die Zeit. Der \& Germaniæ Continuatio. Der 9. Discurß. Der Tuͤrck leidet Verlust. Die Staͤnd in Poln wollen nicht kriegen. Was die Frantzosen in Jtalien vnnd Spanien verꝛichtet. Der Koͤnig in Engelland kompt in Jrꝛthumb. Niederlaͤndischer Krieg. Das Haupt- Wesen ziehet sich nach Hessen: was da vbersehen worden. Gehet wieder nach Beyern vnd dem Bodensee. Von dem Stillstand/ was in dessen gegen den Kay- serischen vorgangen. Wie Holtzapffel sein Generalat angetretten/ die Schwe- dischen biß in den Niedersaͤchsischen Krayß getrieben/ vnnd Marpurg belaͤgert. Spanische vnd Tuͤrckische Haͤndel. E S hatte die Christenheit nicht Arbeit genug vnder sich selbst/ wann der Tuͤrck/ der abgesagte Feind Christlichen Namens/ nicht auch durch vnsere lose Haͤndel waͤr munder worden/ den Weg nach Jtalien zu oͤffnen. Die Venetianer thaͤten jhr bestes/ vnnd hatten ein sonderlich Vn- gluͤck mit jhrem Arsenal oder Zeughauß/ bey Eingang dieses 1646. Jahrs/ welches nicht wie man den Frantzosen wollen Schuld geben/ vnnd die Tuͤrcken spargieren doͤrffen/ durch angelegtes Fewr/ sondern durch Verwahrlosung der Zimmerleuth in schrecklichen Brand gerahten: vnnd zwar zur Vnzeit/ da eben alles voller Arg- wohn gestocken. Dann in Dalmatien besorgte man sich sehr von deß Tuͤrcken Vberfall/ wie er dann Novigrad ohn sonderlichen Schaden einbekommen/ also daß sich Zara zubefoͤrchten hatte. Doch verlohr er ein tapfferes Treffen zur See/ welches er so gar hoch nicht achtet/ wegen grosser Menge seiner Voͤlcker: im andern Treffen ließ er sechs tausent/ vnnd die Venetianer vier tausent: dadurch jhm der Sieg geblieben/ daß er die Statt Retimo/ ohn das Schloß/ einbekom- men. Der Koͤnig in Poln thaͤt grosse Ruͤstung/ vnd wolte den Tuͤrcken/ zugleich den Tartarn angreiffen: aber die Staͤnde hieltens vor ein vnnoͤthig Beginnen/ vnnd besorgten sich noch darneben/ es moͤchte auff sie angesehen seyn/ jhre Privile- gien zuvernichten/ vnnd newe Beschwerden auffzudringen/ wie etwan in Engel- land vor Augen waͤre. Darumb wurd der Krieg allenthalben gehindert/ auch mit offentlicher Widerspenstigkeit der fuͤrnembsten Provintzen/ sonderlich da die Vn Catholische die Oberhand hatten/ biß endlich auff einem Reichstag alles ein- gestellt worden. Viel meynten/ der Eyfer zu der Religion haͤtte diesen Sinn erweckt/ vnnd solte dem Hauß Oesterꝛeich zum besten gereychen: andere sorgten vor die Schweden/ ob sie bey so schwerem Teutschen Krieg nun desto geschwinder L l zuvber- De Statu perturbato Franciæ zuvberwaͤltigen seyn solten. Andere erachteten/ weil die Hungarische Staͤnde die Jesuiter außgetrieben/ vnd solches fuͤrnemblich auff deß Ragoczy Anstifftung/ es moͤchte dorthienein gelten. Die fuͤrnembste Haͤndel in Jtalien waren/ daß Vincentius Caraffa zum Ge- neral deß Jesuitischen Ordens worden: daß die Frantzosen Orbitello vergeblich belaͤgert: ein starckes Treffen zur See gethan/ vnd jhren General Brezé darbey ver- lohren/ doch Telamona vnd S. Stephans Haffen erhalten vnnd beschuͤtzt: aber Portolongone vnnd Plumbino erobert. Jn Spanien hiengegen thaͤt der Fran- tzoß viel Muͤhe vor Lerida, vnnd muste doch vnverꝛichter Sachen abziehen. Jn selben Landen war vberauß groß trauren/ vber deß einigen Printzen vnd Jnfanten fruͤhzeitiges Ableiben. Bey den Engellaͤndern wolte sich deß Koͤnigs Gluͤck zur naige schicken/ sonderlich als sein General Hompton von dem Fairfax geschlagen ward: also daß der Koͤnig gesinnet/ sich auff deß Parlaments jnstaͤndiges begeh- ren nach Londen zuverfuͤgen: davon jhn aber seine geheyme Raͤhte abgeschreckt/ in dem sie jhm vormahleten/ wie das Parlament aller Enden/ da der Koͤnig durch- ziehen solte/ den Voͤlckern in die Gewehr/ vnnd noch auß deß Koͤnigs Comitat die jenige zugreiffen/ so kein Paß von dem Parlament/ befohlen haͤtte. Dadurch dann abermahl die Tractaten vnfruchtbar/ vnnd die Statt Oxonia vom Parla- ment bezwungen worden. Hie war es Zeit/ deß Volcks Vnmuth zustillen/ vnd in Person zuerscheinen/ ob es schon/ wie etwan in Franckreich bey den Maltotis, rund vnd bund gehen moͤgen. Dann wann der Strom angebrochen/ wird alles trübe: setzet sich aber bald wieder/ vnnd wird nochmahln hell vnd klar. Aber die Ohrenblaͤser foͤrchteten mehr jhrer eygenen Haut/ als deß Koͤnigs Wohlfahrt. So gehet es vmb einander: der Koͤnig laͤst den Viceré vnnd Ertzbischoff vberlief- fern/ jetzt wird er selbst/ nicht zwar vberlieffert/ aber in solchen Stand gesetzt/ daß er alles verlieren muß. Jn den Niederlanden erobert der Frantzoß Courtray, vnd sieget ob bey Cuerne, gewinnt Winoxberg/ vnnd das ohnlaͤngst verlohren Mar- deick/ das Duͤnkercken desto hefftiger zu aͤngsten/ vnnd zur Vbergab zuzwingen. Wie dann durch Huͤlff der Hollaͤnder geschehen: die aber im vbrigen schlaͤfferig genug giengen/ vnnd vnverꝛichter Sach auß Braband/ endlich nach Venlo ver- geblich vnd zuspath im Jahr geruͤcket: doch den angebottenen Stillstand/ sonder- lich durch deß Frantzosen Eyfer/ außgeschlagen. Bey welchem gantzen Thun die Spanier nur Menenen dem Frantzosen abgedrungen. Aber in Teutschland brannte das Fewr je laͤnger je weiter vmb sich: dann die Casselische eroberten das Schloß Marpurg/ deßwegen der Commendant Wil- lich seinen grawen Kopff verlohren: Darmbstatt vberwaͤltiget Butzbach/ vnnd wartet mit schmertzen/ daß die Kayserische vnd Bayrische Voͤlcker sein Spiel gut machten. Jn deme nun Koͤnigsmarck Bremerwerd wieder erobert/ vnnd sich nach dem Stifft Paderborn gezogen/ auch Torstensohn auß Tuͤringen auffgebro- chen/ \& Germaniæ Continuatio. chen/ vnnd Hoͤxter eingenommen/ eyleten die Kayserische nicht eben viel/ weil jh- nen der Feind vom Halß kam/ vnnd sie mit Recuperirung Crembß/ Corneuburg/ (welcher Orth in zehen Wochen grosse Mannheit erwiesen/ vnnd mehr dann zwoͤlff hundert Mann auffgerieben/ etwan vierhundert selbst eingebuͤsset) vnnd ander Orthen geschaͤfftig waren: denen endlich auch die Bayrische gefolget/ aber vmb so viel zu spath/ daß Coͤlln sich in zwischen muͤssen zur Neutralitaͤt verstehen/ Statt Bergen mit grosser vngestüm vberwaͤltigt/ vnnd die Amelburg eingenom- men worden/ auff welchen Huͤgel sich die Schwedische vnnd Hessen gelegt/ biß die Weinmarische vnder deß Viconte Turaine Commando, nach langer/ vnnd ver- daͤchtiger weile zu jhnen gestossen. Welcher gestalt die Kayserische vnd Bayri- sche/ weil sie den andern die Proviand nicht koͤnnen abschneiden vnd selbst in Man- gel stunden/ vmb etwas zuruͤck welchen muͤssen/ denen aber Vrangel/ der nun- mehr an statt deß Podagrischen Torstensohn den Generalat fuͤhrte/ nachgangen/ vund wundergeschwinder Weise den Paß vber die Nied/ ein kleines/ doch staden- tieffes Wasser abgelauffen/ also seinem Feind den Maynstrom/ vnnd den Ruͤcken abgetrungen/ als man eben im Laͤger vber Ferdinandi IV. Croͤnung zum Boͤhe- mischen Koͤnig frolockte. Solcher gestalt stund der Darmbstatter abermahl Huͤlffloß/ erobert zwar den Kirchhayn/ vnd versetzt den Casselischen Stoͤß/ verlohr aber Schmalkalden vnnd Alßfeld. Die Casselische belaͤgerten Zonß bey Coͤlln vergeblich/ vnd liessen sich schlagen. Aber sonsten brachte der versehne Vortheil an der Nied mancherley Gedancken. Die Schweden konden in Hessen nicht laͤnger subsistieren/ vnnd hatten drey Wege/ entweder zuruͤck/ nach dem Weser- strom/ oder beseits nach Coͤlln/ oder vor sich/ welches das fürtraͤglichste/ da nicht sonderbahre Einbildungen es wiederꝛahten. Dann oben auß lagen die Feindli- che Voͤlcker vnder Wege/ vnd fiel besorglich vnder Franckfurt vber den Mayn/ vnd in das Wirtembergerland zu durchsetzen. Die feinte war/ entweder das Kay- serische Laͤger anzugreiffen/ oder bey Hoͤchst durch zurauschen. Koͤnigsmarck stellt sich breyt vorm Laͤger/ vnd ließ die Regimenter hindersich ab z iehen/ allda Vrangel ein Hacken geschlagen/ die Nied mit einem selbst gemachten Schrecken vom Feind passirt/ vnnd die Hoͤhe lauffend erstiegen/ auch Franckfurt/ Hanaw vnnd Aschen- burg den andern abgeschnitten/ vnnd zu seinem Vortheil bereycht. Es war ein ge- wagtes stuͤck/ daß die Regimenter eintzelen daheran zogen/ vnd keines keinen rech- ten Stand fassen/ noch das ander secundiren koͤnnen. Dann solten die Kayseri- schen damahls in sie gefallen seyn/ waͤre fliehen die beste Kunst gewesen. Wie a- ber die Kayserische allhie die Bruͤllen nicht recht auffgesetzt/ als achteten die Schwe- dischen jhres Gluͤcks auch gar nicht/ vnd waren froh/ daß sie auß den Klippen ent- kommen/ allenthalben vollen Halß finden solten. Haͤtten sie aber nach Erobe- rung Windecken den Kayserischen wollen nachsetzen/ solte bey solchem Schrecken alles seyn zu truͤmmern gangen. Aber der volle Marsch gieng auff Hailbrun/ L l ij welches De Statu perturbato Franciæ welches sie doch nicht auffgehalten: die Frantzosen eroberten Schorndorff/ vnnd die Schweden Noͤrdlingen. Schmidberg vnd Rosa/ so bey Mergentheim ge- fangen worden/ musten auß Jngolstatt/ nach Wasserburg vnd Braunaw sich las- sen zu besserer Verwahrung schleppen. Kamen aber bald hernach/ vnder dem getroffenen Stillstand/ nach erlegter Ranzion ledig vnd loß. Rayn kostet Muͤhe zubezwingen/ aber Augspurg thaͤt vbergrosse Gegenwehr/ vnd wurd nicht Schwe- disch. Jn mittels hatten die Kayserische im Kambergergrund biß nach Her- manstein zu/ etwas Lufft geschoͤpfft/ vnnd nahmen ein sehr weiten vmbschweyff/ wieder nach der Donaw zukommen: darumb auch den Schweden deren Enden die gute Quartier nicht laͤnger schmaͤcken wollen/ vnnd weil die Hessen von jhnen gangen/ auch jhre Kraͤfften/ etwas abgenommen/ suchten sie jhre Winter quartier vnder dem Schweitzergebuͤrg/ am Bodensee/ vberstiegen Berge vnnd Felsen/ daß sie Bregentz mit grossem Schatz in jhren Gewalt bekommen/ vnd solches bey auß- gehendem Jahr/ daruͤber sich niemand genug verwundern koͤnnen. Was Ge- neral Wittemberg in der Schlesi/ vnd in Boͤhmen thaͤte/ machte zwar groß Vn- gelegenheit/ war aber von keiner sonderlichen Jmportantz. Vnnd hie gab es mancherley Gedancken/ ob der Churfuͤrst in Bayern den Krieg in seinem Land solte außstehen/ oder was anders vornehmen: vnnd wie bey den General Friedens Tractaten der Sachen zuhelffen. Die Schweden hatten sich an den Bodensee gezogen/ Langenarch/ vnnd die Jnsul Menaw eingenommen/ gleich wie sich die Frantzosen in Tuͤbingen geleget. Die Schweitzer sahen diese Gaͤste in diesem 1647. Jahr nicht gern vor jhrer Thuͤr/ vnnd bewarben sich bey den Schwedischen Kriegs Obersten vmb gute Nachbar- schafft/ so jhnen auch zugesagt/ vnd nach Militarischer Manier gehalten worden. Jn dessen machten sich die Chur Bayrischen an Weissenberg/ im Nortgaw thaͤten viel Muͤhe/ biß sie es eroberten. Als aber die Schweden beyde Schluͤssel zum Land Bayern/ nemblich Rain vnd Bregentz gefunden/ gedachte Chur Bayern/ ein alter vnd kluger Herꝛ ohne seines gleichen/ gegen dem Feind muste die Loͤwen- haut gelten/ vnd da selbe zu kurtz vnnd schmahl/ konde der Fuchsbalg solchen Man- gel ersetzen. Darumb brachte er es zuvorderst durch seine Geist- vnd Welt- vnd Kriegsbediente bey den Frantzosen/ mit welchen er jmmerzu durch seinen Agen- ten zu Pariß liesse tractieren/ daß er das Seyl nimmer auß der Hand ließ/ endlich dahin/ daß sie selbst zu einem Stillstand verstunden/ vnnd auch die Schwedischen auff solche Meynung brachten. Also wurd zu Muͤnster in Westphalen ein Stillstand der Waffen auff etliche Monat beliebet/ damit die General Friedens Tractaten/ welche durch erwünschtes oder verkehrtes Glück der Waffen/ im Felde so manchmahl in ein stecken gefal- len/ auch sich auff ein andere Seit gelencket/ desto schleuniger/ vnd vnvnterbrochen zum Ende lauffen moͤchten: doch mit dieser Bedingung/ daß die Feld Obersten/ die \& Germaniæ Continuatio. die sich Schwedischer Seiten nicht so gar nach der Tablatur auß der Cantzley zu- richten wusten/ auch jhren Willen darein geben/ wie dann endlich zu Vlm aller- dings deßwegen ist geschlossen/ vnd Geisel gegeneinander gegeben worden. Bey welchem Stillstand der Waffen diese drey stuͤck zumercken/ erstlich daß der Kayser im geringsten nicht darzu verstehen wollen/ weil hierdurch sein erstes Geluͤbd/ sein gute Jntention/ sein so offt wieder blinckendes Gluͤck gehemmet/ vnnd den Vn Catholischen der Sieg in die Hand gegeben waͤre/ als welche jhre hochtraben- de Forderungen nur desto hoͤher/ vnnd auff Catholischer Seiten vnertraͤglicher spannen vnd auffziehen wuͤrden. Das andere/ daß Chur Bayern selbigen mahls/ wie etwan gegen dem Koͤnig in Schweden/ zu Conservirung seiner Erblanden/ auch Vnderstuͤtzung deß gemeinen Catholischen Wesens/ nur Zeit zugewinnen gesucht/ vnnd selbiger Zeit kein ander Mittel/ sich vorden Schweden zubedecken (gleich wieder Churfuͤrst zu Trier andermahl bey vngestuͤmmem Wetter ein Ob- dach bey Franckreich gefunden) ersinnen koͤnnen: in dieser Hoffnung/ es moͤchten die angriffige vnd krummenfingerige Soldaten den Accord so wenig/ als deß Koͤ- nigs Salomons Katz das Liecht bey der Taffel halten/ oder das mausen lassen koͤn- nen: dardurch dann die Waffen rechtmaͤssiger Weise man wiederumb ergreiffen muͤste. Vnd in verbleiben dessen/ welches das ander ist/ wurde Zeit erfordert/ biß dieser Schluß nach Pariß vnd Stockholm vbertragen/ berahtschlaget/ beliebet/ vnd mit der Ratification wieder zuruͤck gebracht waͤre. Gleichwohl verhielten sich die Schwedische vnd Frantzoͤsische Voͤlcker zuͤch- tig/ wie die Closterfrawen mit grosser noth. Vnd weil der Kayser hierzu nit gehel- len wollen/ vberꝛascht Vrangel-Schwein (Schweden) furt am Mayn/ vñ macht gute Winterquartier in Francken. Koͤnigsmarck gieng nach Hessen/ erobert Kirchhayn/ vnd befand sich nicht vbel in Westphalen/ sonderlich als sich die Vecht/ Fastenaw/ vnd Weidenbruck jhm muͤssen submittiren. Doch bekam er stumpffe Zaͤhn vor Warendorff/ vnnd ein blaw Auge. Die Weinmar Frantzoͤsische Ar- mee vnder dem Viconte de Turaine striech nach der Bergstraß/ vnd erobert Hoͤchst am Mayn. Die Hessen fuhren forth/ impatronirten sich Niedeck/ vnnd vbten sich so baß sie kondten/ wieder alle Orth/ so Bayern vnnd Coͤlln/ die allein im Sill- stand begriffen/ nicht besetzt hatten. Vnd weil deß General Geisen Kriegsver- waltung nicht jederman in Hessen gefallen wollen/ bewarb sich die Landgraͤffin zu Hessen vmb den Mortagny, vnnd erhielt von den Schweden/ daß sie jhn vber- liessen. Derselb reformiert das Kriegs Wesen alsobald/ erobert Friedberg/ Reiffenberg/ Blanckenstein/ Steiffenberg/ Hohenstein/ Caub/ die Katz/ die Pfaltz/ vnnd zwang Rheinfelß zur vbergab/ wurd aber an ein Schenckel geschossen/ vnnd durch die Weingruͤne Barbierer versaumbt/ daß er diese Welt gesegnen müssen. Doch erfolgte ein Vergleich/ oder vielmehr ein Stillstand/ vnnd anlaß zum Ver- gleich/ zwischen den beyden Haͤusern Hessen. Ebenergestalt hausete Wittem- L l iij berg De Statu perturbato Franciæ berg in der Schlesi/ schlug den Montecuculi/ muste aber nachlassen/ als der Koͤnig in Poln die beyde Furstenthumb Oppeln vnd Ratibor/ seine angegebene Pfand- schillinge/ eingenommen vnnd besetzet/ wie er nun zuruͤcke gieng/ durchstriche er die Laußnitz vnd das Land zu Meissen/ die zumahl abgemattete Haupt Armee vmb so viel zuverstaͤrcken. Nicht weniger Haͤndel begaben sich auch am Bodensee zwi- schen dem Kayserischen General Enckenfurt/ vnnd den Schwedischen. Daß a- ber Chur Bayern/ neben Chur Coͤlln/ diesen Stillstand mit den Schwedischen ge- troffen/ wurd am Kayserlichen Hoff sehr vbel auffgenommen/ darumb an alle Bayerische Officirer gesonnen worden/ sich in Kayserische Diensten zubegeben: welches Jean de Werth vnd Sporck gethan: darüber sich Chur Bayern so heff- tig alterirt/ daß er grosse Summen Gelds auff der Vberlaͤuffer Koͤpff gesetzet/ vnd jhr Gedaͤchtnuß zu Vnehren offentlich verdampt: ohne zweiffel/ damit man spuͤren solte/ wie er die Puncten deß Stillstands auffrichtig zuhalten gedaͤchte. Als nun Chur Coͤlln den Hessen den Stillstand/ wegen einiges Vbertrettens/ auffgekuͤndet/ vnnd Chur Bayern die Schwedische Ratification nicht angenom- men/ sondern eben darumb die Waffen wieder feindselig zufuͤhren angefangen/ weil vnder wehrendem Stillstand der vermeynte Frieden nicht erfolgt wehre: ver- trug sich der Kayser mit Bayern/ hub die obige Veracht auff (ob schon andere Of- ficirer neben Werth vnnd Sporck gar nicht dienen wollen) vereinigt die Kriegs- voͤlcker/ vnnd liesse sich hierin harte Puncten vorschreiben vnd binden. Ein drit- tes Absehen führte Bayern bey obigem Stillstand/ ob nicht solcher gestalt ein Trennung zwischen Franckreich vnd Schweden/ vnnd ein Loch in jhre Verbuͤnd- nuß zumachen waͤre/ bevorab/ weil die eyferige Geistliche in Franckreich mit den Politicis eben deßwegen sehr vbel zufrieden waren/ daß den Vn Catholischen Huͤlff vnd Beystand/ ja Rettung geschehe. Als aber die Koͤnigin in Schweden darun- der nach Pariß geschrieben/ vnnd man leichtlich erachten kondte/ die Schweden wuͤrden sich mit dem Hauß Oesterꝛeich setzen vnd vergleichen/ vnnd hernacher mit hellem Hauffen in Franckreich fallen/ verblieb es bey den Artickeln deß Bundes: doch hielten die Frantzosen in folgenden Zuͤgen etwas an sich/ daß man wohl mer- cken koͤnnen/ wie sanfft jhre Feindseligkeit gegen Bayern eyfferte. Am Kayserischen Hoff gab es allerhand Widerwertigkeiten/ nicht nur we- gen deß gemeldten Stillstands/ sondern auch/ daß Ertzhertzog Leopold Wilhelm das Gubernament/ der gehorsamen Niederlanden/ im Namen deß Koͤnigs in Spanien angetretten/ vnnd daß Gallas di e se Welt gesegnet/ deme Graff Holtz- apffel/ sonsten in Hessen Casselischen/ auch deß Westphalischen Krayßdiensten vn- der dem Namen Melander bekannt/ der Calvinischen Religion zugethan/ im Ge- neralat gefolget. Diese Person hatte sich in den Friaulischen Kriegen dapffer gehalten/ vnd die Maͤngel der Kayserischen Waffen im Feld zu Regenspurg vnd Wien deutlich vor Augen gestellet/ auch bey demhochschaͤdlichen Versehen in der Wetter- \& Germaniæ Continuatio. Wetteraw solchen Einschlag geben/ vnd der Schweden Vorhaben gemerckt/ daß/ da man jhme damahls folgen wollen/ es auff Schwedischer Seiten sehr vbel solte abgelauffen seyn/ wo nicht gar der gantze Brast/ wie ohnlaͤngst vnder Gallas/ auff Franckreick vnnd Lothringen sich waltzen muͤssen. Er war aber selbigenmahls noch ohne Dienst/ vnnd bey den Generalen so wohl/ als bey den Voͤlckern wegen der Religion ein Eckel: welche Vngewogenheit sehr vermehrt worden/ als er nach deß Ertzherhertzogen abreysen nach den Niderlanden/ die Regimenter vnnd Com- pagnien auff gewisse Anzahl setzte/ die viel Officirer/ als deß Landsverderben/ wie auch der dienenden Hoffstaden beschnitte/ auch den Troß vnnd Bagage nicht je- dem/ auch nicht ohne Maßgebung frey liesse: welches dann der Kayser in Person/ oder ein Oesterꝛeichischer Printz/ zum wenigsten ein alter wohlverdienter Feldherꝛ/ vnd kein new ankommender haͤtte thun moͤgen. Gleichwohl erwiese er nicht we- nig Erfahrenheit/ daß er zuvorderst den Voͤlckern etliche Monat Sold erlegte/ Prag Pilsen/ vnd Wien zum besten befestigte/ vnd an seinem fleiß gar nichts er- mangeln liesse. Wie dann auch der Kayser selbst sich zur Devotion gewand/ sei- ne Kriegs Voͤlcker/ Land vnd Leuth/ sampt allem Vermoͤgen/ der H. Jungfrawen Marien in Schutz vbergeben vnnd anbefohlen: darneben die Vorsorg getragen/ daß Ferdinandus IV. Koͤnig in Boͤhmen/ auch von den Staͤnden in Hungarn zum Koͤnig erwehlet vnd gekroͤnet worden. Bey so gestalten Sachen vnnd zer- schlagenem Stillstand fuͤhrte Vrangel seine Macht zusam/ gieng auß dem Fran- ckenland nach dem Koͤnigreich Boͤhmen/ nahm etliche Orth ein/ vnnd bezwang Eger zur Vbergab mit grossem Ernst/ in dessen Holtzapffel sich auffmachte/ aber wegen deß Entsatzes zulangsamb kommen/ weil er im Anzug ein Vmbscheyff bey den Schlickischen Herꝛschafften nehmen muͤssen. Gleich also legten sich beyds Heer gegeneinander/ vnd ruͤckten sich herumb. Der Kayser selbst befand sich im Laͤger vnd bey den Voͤlckern/ damit man nicht weit nach seiner Resolution zuschi- cken haͤtte. Es geschah aber schier nahe ein grosses Vngluͤck/ da die Schwedi- sche Regimenter bey Nacht in das Kayserliche Feldlaͤger gefallen/ vnnd biß an deß Kaysers Quartier mit vielem Blutvergiessen/ durchgedrungen: darauß vber- grosser Schrecken entstanden/ daß auch der Kayser nach Prag sich bald hernach re- teriret/ diesem gefaͤhrlichen Spiel nicht laͤnger in Person beyzuwohnen. Ein sol- chen Außfall thate der Spartaner Koͤnig Leonidas, auß dem engen Paß genannt Thermopyllen/ wider den grossen Monarchen Xerxes/ vnd wuͤrget alles im Laͤger/ biß der Tag angebrochen/ vnnd er mit allen den Seinigen/ als rasende Loͤwen/ mit Pfeilen von allen Enden her/ erlegt worden. Aber hie geschah kein sonderlich Blutvergiessen/ sondern eine formliche Retirada. Wie nun beyde Haupt Ar- meen jhre Proviand hindersich hatten/ daß solche keinem Theil abzuschneiden muͤglich/ gab es zwar etliche Treffen/ sonderlich bey Tribell/ doch nichts Hauptsaͤch- lichs. Allein wolte Vrangel verspuͤhren/ daß jhm der Last zuschwehr fallen solte darumb De Statu perturbato Franciæ darumb muste Koͤnigsmarck nicht nur von Warendorff abziehen/ sondern auch von Lamboy ablassen/ der in Westphalen war außgelauffen/ ein starcke Diversion zumachen/ den doch Raubenhaupt/ ein Hesssischer Oberster den Weg/ nach der Haupt Armee zugehen/ verlegt. Es muste aber Vrangel endlich weichen/ vnnd durch Erfurth/ nach Hoͤxter/ ja gar nach Hildeßheim/ Minden/ vnnd in die Fuͤr- stenthumb Braunschweig vnnd Lunenburg auß dem Wurff gehen. Hie haͤtte Holtzapffel sollen jhm in den Eisen bleiben/ vnd nicht von jhm ablassen/ so waͤr das Haupt Wesen gefallen. Aber Landgraff Georg von Darmbstatt war so gar be- gierig/ das Fuͤrstenthumb Marpurg wieder zuerlangen/ daß Holtzapffel sich da- selbsthin wenden/ vnnd vertieffen muͤssen: mittlerweil die vbrige Kayserische Jg- law vnd Memmingen/ die Bayrische aber Noͤrdlingen mit bitterem Schaden v- berwaͤltiget. Der newe Gubernator in den Niederlanden belaͤgert vnd eroberte Armen- tiers mit grossem Vorꝛaht/ vnd Comenes: auch Landreschy, vnnd thaͤte die Fran- tzosen an manchem Orth ein: ausserhalb daß Gassion la Basseé vnnd Dixmude hienahm/ aber vor Neuport vbel anlieffe: also wurd in Jtalien Nicia Pagliana ver- lohren/ vnnd vor Lerida in Spanien nichts außgerichtet/ ob schon Harcourt vmb so viel sein eusserstes darfuͤr versucht/ weil er dieselbe Belaͤgerung ohn deß Koͤ- nigs sondern Befehl/ auß freyem Muth angefangen/ vnnd wegen gefehlter Hoff- nung dem Printzen von Condé muͤssen Platz machen. Dieser reformierte das gantze Kriegs Wesen/ vnnd berichtet den Koͤnig von allem damaligen Zustand/ mit Bitt jhm mehr Mittel an die Hand zulegen/ oder durch vnmuͤgliche Sachen sein Ampt vnnd Person nicht zuverkleynern. Mit den Tuͤrcken aber stunde es in diesem Jahr etwas schlecht/ weil sie etliche mahl eingebuͤst/ das Land sehen vber- fallen vnnd pluͤndern/ Novigrad vnnd das Schloß Corino verlohren/ Nadinum selbst verlassen/ auß Clissa vngluͤcklich außgefallen/ vnd Dalmatien schier quittie- ren muͤssen: zweymahl in der See vnden gelegen/ ja das drittemahl den Rest mit heymlicher Flucht salviert: vber welche Zeitung der Sultan schroͤcklich ergrim- met/ auch befohlen/ alle frembde Schiff anzuhalten/ vnd in seinen Kriegsdiensten bey solchem Nothfall zugebrauchen. Man wolte dennoch außgeben/ als haͤtten die Engellaͤnder/ auch etliche Hollaͤnder jhre Schiff vmb Sold hergegeben/ vnnd zum schein sich zwingen lassen. Welches bey den Republicken/ wie Vorzeiten der Statt Genua/ sehr schimpfflich seyn solte/ wann sie es nicht auff die Particula- ren schieben/ vnnd an jhnen straffen koͤnnen. Vnnd hie thaͤt der Bapst zu Rom sein bestes/ liß seine Floth zu den Malthesern stossen/ vnnd befestiget den Hafen Ci- nita Vecchia mit einer Eisern Ketten so achtzehen tausent Kronen gekostet. Dieweil nun in diesem 1647. Jahr sich eine vnglaubliche Reuolte in Sicilien/ vnd Naples erhoben/ schliessen wir hie diesen Discurß/ vnnd behalten auff dieselbe reuolte den nechstfolgenden. Der \& Germaniæ Continuatio. Der 10. Discurß. Von dem wundersamen Auffstand zu Naples/ da ein ar- mer Fischer das Statt Regiment an sich gezogen/ vnnd mit vnglaublichem Gehor- samb geherꝛschet/ in deme jhm hundert vnnd fuͤnffzig tausent/ vnnd mehr/ zu Gebott gestanden. Wie derselb den Adel verfolgt/ vnnd endlich Wahnsinnig worden/ auch vmbkommen: dadurch die Statt der vbermaͤssigen Zoͤllen befreyt/ vmb etwas zu Ruhe gelanget. W Ann wir den Vrsprung deß Auffstands zu Palermo vnnd Naples suchen/ finden wir denselben in der vbergrossen Freyheit deß Volcks/ vnd in der Armuth oder Verschwendung deß Oberherꝛn. Doch mag die Vngestuͤmmigkeit der Beampten auch mitwuͤrcken/ vnnd das Fewer auffblasen. Wie nun dieser Zeiten Koͤnig Philippus an vielen Orthen seinen Feinden zubegegnen/ vnnd seinen Freunden zuhelffen hatte/ also bemuͤhete sich jeder Gubernator/ die Bereytschafften zum Krieg zuvorderst aber die baare Geldmittel auffzubringen vnd beyzutragen/ so wohl seine Pflicht vnd Trew eyfe- rig zuerweisen/ als Gunst vnd Gnad/ Befoͤrderung vnd Nutzen dannenher zuer- werben. Darumb begab es sich/ daß man die Jmposten/ Accisen/ Zoͤlle/ Pfoͤch- ten/ Zinsen/ Beeden/ Stewren/ Huͤlffen/ vnd andere Mittel dieser Natur auffge- bracht/ vnd den Vnderthanen auffgetrungen. Grosser Herꝛn Einkombsten be- stehen auff jhren eygenen Guͤtern/ auff Mayestaͤtischen oder hohen Obrigkeitli- chen Jntraden/ auff Verwilligungen vnnd Donationen. Es geschicht aber ge- meiniglich/ daß die Beampten viel Geschwaͤtz machen von der Hohenobrigkeit Fleiß vnnd Vorsorge vor das Volck/ von nothwendiger/ auch vnversehner Spe- sen/ vnnd dann von der Voͤlcker schuldiger Danckbarkeit gegen den Obern: vnnd solche Beampten sind wie die Spürhunde/ so das Wild auß dem Lager treiben/ vnnd den Jaͤgern in die Garn vnnd Spiesse bringen: sie rühren aber solchen Last nicht mit dem kleinen Finger an/ sondern machen sich noch reich darbey/ auch mit deß Oberherꝛn Schaden vnnd Armuth. Vnnd wann das arme Voͤlcklein sol- ches jnnen wird/ bleibt es zwar noch eine Zeitlang in den Schrancken deß vnge- dultigen Gehorsambs: bricht aber loß/ vnnd vmbsiehet sich nach einem andern Herꝛn/ wann Herꝛ vnnd Beampter sich verstehen/ vnnd alle Hoffnung der Linde- rung abhawen. Also geschah es zu Palermo in Sicilien/ daß die fuͤrnembsten wegen vnertraͤglichen Lastes vnnd Geldpressuren/ nach Franckreich gesand/ vnnd nach dem Exempel der Catalonier (die doch auß dem Regen in die Bach gerah- M m ten) De Statu perturbato Franciæ ten) Schutz vnd Schirm gesucht. Der Gubernator vermeynte mit der schaͤrpff dem Vnheyl abzuhelffen/ sahe aber/ daß er nur Oelins Fewer gegossen/ als er etli- che Kopffs kuͤrtzer gemacht. Darumb vnderfing er ein andern Weg/ vnnd fuhr gelinde/ gab nach/ pardonierte/ verschafft Leichterung/ vnnd hatte dannoch Muͤhe/ das Vnwesen zustillen: sintemahl auch in andern Staͤtten Herꝛ Omnis einen Muth fassete. Was aber das Koͤnigreich Naples belangt/ ist zuwissen/ daß dasselbe jeder- zeit frey gewesen/ vnnd jhren Oberherꝛn jederweilen ein gewisse Stewr/ zugewis- sen Nothfaͤllen/ oder auch ein ewige Huͤlfferlegt/ vnd vber solches alles/ den Eyfer vnd willigen Gehorsamb zubezeugen/ ein freye Verehrung oder Donatif gethan. Also wurd Alfonso I. ein ewige Stewr durch das gantze Koͤnigreich/ nemblich von jeder Fewerstatt sechs Batzen verwilligt: welche vnder Ferdinando biß an vier teutsche Guͤlden gesteygert worden/ vnnd nach vnnd nach/ biß an fuͤnff Guͤlden ge- stiegen/ vnd ertragen Jahrs vber drey Millionen Golds. Neben dieser gewis- sen Stewer ertrugen die Donationen sehr viel/ wie dann Carolus V. in zehen Do- nativen fuͤnff Millionen erhoben/ Philippus II. aber vber dreissig Millionen: vnd befinden sich von Anno 1628. biß dato/ vber vierhundert Millionen/ so vnder die- sem Namen von dem Volck haben muͤssen erzwungen werden/ vnnd zwar mit sol- cher schaͤrpff/ daß man der Eßbaren Waaren auch nicht verschonen koͤnnen. Wie nun im vorigen 1646. Jahr ein starckes Donatif sollen geschehen/ legte man Zoll auff gruͤne vnnd důrꝛe Fruͤchten vnnd Obst/ biß an die Maulbeern: wie nun solche Aufflag ein halbes Jahr gewaͤhret/ fing das Volck an/ von Abschaffung solcher Beschwerden zu handeln/ vnd den Mangel an der taͤglichen Notturfft zuempfin- den. Der Vice Ré Duca d’ Argos kondt aber weder durch deß Volcks geschrey vnd heulen/ noch durch deß Ertzbischoffs Philomarini remonstrationen vnd bittli- ches erinnern/ nachzugeben bewogen werden: biß er vnder seinem Kirchgang al- lerhand bedrohliche reden von dem Poͤbel hoͤren muͤssen: darumb er auch verbot- ten/ das Johannes Fest/ damit kein grosse Zusammenkunfft geschehe/ nach ge- woͤhnlicher Hoheit zuhalten/ vnd versprache/ den newen Zoll abzuthun: vnnd da solches nicht erfolgte/ steckte das Volck die Zollhuͤtten auff dem Marck bey Naͤcht- licher Weil in Brand: welches dann zum drittenmahl seyn muͤssen. Die Paß- quillen dienten zum Handel/ vnnd sonderlich die Zeitung auß Sicilien/ da der Marggraff von Velez dieses Edict/ durch die Waffen bezwungen/ außgelassen: Seine Excellentz schaffet hiemit/ vnnd in krafft dieses gegenwertigen Edicts/ so e- wig waͤren/ vnd nimmermehr cassirt werden soll/ ab/ alle vnd jede Zoͤll/ so auff das Meel/ Wein/ Oel/ Fleisch vnd Kaͤß in der Statt Palermo/ vnd deren bezirck/ jnn- vnnd ausserhalb gelegt worden: vnnd sollen hiemit die Burgermeister/ so vber die Zuͤnffte gesetzet/ Macht haben/ von dato an/ vnnd allzeit/ zween beeydigte von dem Volck zuordnen/ deß Volcks vnd der Statt Wohlfarth zubeobachtẽ. Den 21. May 1647. \& Germaniæ Continuatio. 1647. in einem andern Edict wird voller Pardon alles Verbrechens ertheilet. Solches alles machte den Neapolitanern/ die sich jederzeit viel edeler gehalten/ als andere Benachbarte Voͤlcker/ ein grossen Muth. Der Vice Ré haͤtte sich weissen lassen/ wann nicht die sechs Gesellschafften jhn verhalßstarꝛet/ vmb jhres eygnen Nutzens willen: dann der Zoll von den Fruͤchten diß Jahr vmb sechsmal- hundert tausent Kronen erkauffet worden. Aber der Lerm gieng allererst an/ als Tomaso Anello von Amalfi, sonsten genannt Mas Aniello, ein armer Fischer von zwantzig vier Jahren/ ohne Schuh vnnd in armer Gestalt/ weil er auff dem Marck in einem Hauß wohnete/ da Carolt V. Bildnuß vnder dem Fenster stunde: auch e- ben vorhundert Jahren die verdrießliche Jnquisition mit Gewalt hindertrieben worden/ von einem Statt Capitain dieses Namens Masaniello: sich dieser Sa- chen bedienet/ vnnd zween Banditen in einer Kirchauff seine Seit gebracht/ auff dem Marck den Kraͤmern im vorbeygehen jmmer zugesprochen/ ohne Zoll/ ohne Zoll. Masaniello fuͤhrt anfangs fuͤnffhundert/ endlich zwey tausent von achtze- hen Jahren/ die er auch endlich mit weissen Stecken oder Rohren bewehrt ge- macht/ fuͤhrt auch viel Kinder zu Hauff/ vnnd lehrt sie/ den preiß von allen Eßbarn Waaren sprechen: ein Maß Griechischen Wein/ vier Batzen: Landwein/ zween Batzen: das Pfund Feisch/ Oel/ Kaͤß vnnd anders à l’ aduenant, welches die Kin- der hernach in der gantzen Statt außgebreytet. Er lehrt sie auch sprechen/ Gluͤck/ Heyl vnnd Wohlfahrt/ Gott/ der H. Jungfrawen/ dem Bapst/ dem Koͤnig/ vnnd dem Regenten von wolfeylen Zeiten: die andern hole der Teuffel. Man hielt jhn deßwegen nur vor ein Hasenkopff/ aber er ließ sich nicht jrꝛen. Auff einer Kirchweyhe/ Sontags den 7. Julij/ solte man nach Gewonheit ein hoͤltzern Castel mit hoͤltzern Degen vnnd faulem Obß stuͤrmen: weil aber dißmahl kein Obß an- kommen/ vnd weder Kauffer noch Verkauffer den Zoll zahlen wollen/ vnd als der Obßschaͤtzer den Frembden/ fuͤrnemlich Puznlanern sehr hart zugesprochen/ nahm deren einer/ deß Masaniello Schwager sein Obß/ vnnd schuͤttets in die Rappuß/ weil er je mehr Zoll vnnd Fuhrlohn zahlen solte/ als man jhme darvor gebotten. Masaniello rieff zubestimpter Zeit/ ohne Zoll/ ohne Zoll: daruͤber der Obßmeister sein Leben mit der Flucht retten muͤssen. Der Vnwill vnder dem Poͤbel wuchse/ die Buben wurffen die weise Stecken hien/ vnd ergriffen Pruͤgel vnnd Stangen: jhr Oberst Masauiello sprang auff einen Zoll Tisch/ rieff/ mit vielen bewegli- chen Worten/ man solte nur frisch dran seyn/ Er/ als der ander Moses/ oder der ander Petrus vnnd Fischer/ wolte mit Verlust seines Lebens/ das gantze Koͤnigreich in die Freyheit setzen. Das gab dem Poͤbel ein Muth/ die Zoll Huͤtte auff dem Marck/ sampt allen Schrifften in Brand zustecken/ wie auch bey an- wachsendem Tumult aller andern Orthen geschehen/ daß alles zu Aschen worden/ vnnd dannoch niemand sich geluͤsten lassen/ eines Hellerswerth zusich zunehmen/ weil es das allerfeineste von jhrem Blut waͤre. Dieses Gesindleins ward end- M m ij lich De Statu perturbato Franciæ lich in zehentausent erbrochen die Gefaͤngnussen/ vnnd ruͤckten dem Koͤniglichen Statthalter vor die Residentz/ schrien vbermaͤssig/ den Obß- vnnd Meelzoll abzu- thun: drungen gar hinein/ daß die Teutsche vnnd Spanische Wachten vor vnd nach abgetrungener Gewehr/ weichen muͤssen/ auch vor dem grossen Saal vnnd vor der ersten Kammer. Der Vicerè war weder im Cabinet/ noch sonsten im Pallast sicher/ richtet nichts auß/ daß er durch das Fenster viel versprache vnd Zet- tel von seiner Hand/ mit dem Koͤniglichen Wapen vnder den Poͤbel warffe/ vnnd weil seine Gemahlin die Bruͤck am Castell auffgezogen/ macht er auß Noth Tu- gend/ gieng herunder zum Poͤbel/ setzt sich in sein Gutsch/ sahe bald zween mit blos- sen Degen auch darinnen/ vmb die Zoͤlle abzuschaffen: vnd dann eine vngestům- me Wolcke/ die jhn wieder herauß zwang. Hie war guter Raht thewr: etliche hundert Ducaten warff er vnder den Hauffen/ vnnd entwischt also in S. Ludwigs Kirch/ die er sampt dem Kloster wohl verbolwercken vud verschantzen lassen. A- ber das eusserste Thor wurd vmbgerissen/ vnnd arbeitet man am andern/ als der Ertzbischoff Philomarini kam/ vnd allen Genuͤgen zuverschaffen/ auff sich genom- men. Der Vicerè schickte jhm den Reverß: welcher aber nur auff den Obßzoll/ vnd halben Meelzoll gerichtet/ den Tumult allererst groͤsser machte/ sonderlich vor gemelter Kirche/ daß der Vicerè sich in das Castel S. Elmo auff einem schlechten Stuel verfuͤgt/ vnnd vernehmen muͤssen/ wie der Poͤbel all die Wachten auff den grossen Plaͤtzen mit Gewalt Wehrloß gemacht/ daß Fuͤrst Caraffa mit vielem Versprechen vnd durch angemaste Willfaͤhrigkeit nichts außrichten moͤgen/ auch endlich Gottgedanckt/ daß er mit gantzer Haut/ vnnd lebendigem Leibe diesem ra- senden Thier/ wiewohl nicht ohne List/ entgehen muͤssen/ daß es in der Vorstatt Chiagia eben vbel hergienge/ vnd nunmehr fuͤnfftzig tausent Mann sich versamlet hatten/ vnd die Meelwag mit grossem Eyfer in die Aschen gelegt worden. Weil nun das Volck sahe/ daß auch Fuͤrst Caraffa sich außgehalfftert/ berieffen Ma- saniello, der mit seinem Buben Regiment gleichsam auff der Wacht gehalten/ zu einem Haupt/ macht besondere Heer vnd Truppen/ bewehrt sich zum besten/ vnnd steckt in Brand was sich widersetzte. Hie giengen Montags den 8. Julij gantz fruͤhe Trummeln vnd Trompetten/ vnd blincket vnd knallet alles von Wehr vnnd Waffen. Ja die Bauren kamen vom Land mit grosser Menge/ mit baͤwerlichen Waffen/ sampt dem Weibervolck. Die Geistliche hielten etliche Processionen/ setzten in etlichen Kirchen das H. Sa- crament auff/ auch truge man vmb das Haupt vnd wunderthaͤtige Blut deß Mar- tirers Gennatij, damit der Eyfer zur Abbitt deß bevorstehenden Verderbens nur desto mehr entbrennen/ vnnd die Bitterkeit gegen den Zoll Verwanten nur desto ehe verleschen solte. Vnnd war dem Vicerè nur vmb den Thurn S. Lorentz zu- thun/ darin neben sechzehen stück Geschuͤtz alle Kriegs Bereytschafft hinderlegt war. Wie auch vmb den grossen Koͤniglichen Thurn ausserhalb der Statt/ da er das \& Germaniæ Continuatio. das Pulver in das Wasser versencken lassen. Doch wurd das Brod vmb den viertentheil schwerer/ vnd versprochen/ dem Poͤbel gleich viel Stimmen auff dem Platz als dem Adel zuverstatten: neben der Auffsicht auff die Waaren/ vnder ei- nem willkührigen Haupt auß jhrem Mittel. Es war aber im geringsten nichts zuerhalten/ als daß man der Statt das Privilegium Koͤnigs Ferdinandi halten solte/ welches nachgehends vom Kayser Carolo V. waͤre confirmiret worden: der dann der Statt/ mit einem leiblichen Eyd versprochen hatte/ als er von Bapst Clemens dem VII. mit der Statt vnnd dem Koͤnigreich belehnet worden/ daß we- der Er/ noch seine Suecessores, in der Statt/ noch im gantzen Koͤnigreich/ einigen Zoll aufflegen wolten/ ohne deß Stuls zu Rom Wissen vnnd Willen. Welche nun auff solche weiß waͤre angelegt worden/ mit denen haͤtte es keinen Streit. Jm widrigen Fall hatte die Statt gut Fug/ Macht vnnd Recht/ solch Privilegium mit gewehrter Hand zuverfechten/ konde auch deßwegen keiner Rebellion beschuldigt werden. Dem nach aber alle Zoͤll/ etliche wenige vnd geringe/ ohne deß Bapsts Consens auffgesetzt worden/ muͤssen alle solche Zoͤll wieder abgeschafft/ vnnd das Original Privilegium zu jhren Handen gelieffert werden. Der Prior zu S. Lorentz nahm sich deß Poͤbels deßwegen an/ bracht ein Pergament herfuͤr/ vnnd wurd deßwegen mit seinem Pferd schier empor getragen/ in dem Eifer deß Volcks. Weil er aber merckte/ daß man sein Pergament zu den Consulenten trug/ ent- wischt er in einem Gaͤßlein/ damit er nicht als ein Betruͤger/ der doch alles so trew- lich meynete/ wurd angesehen vnd gezauset. Der Fuͤrst von Roccella/ in welchen der Poͤbel auch grosse Confidentz gesetzt hatte/ kam vom Vicerè mit einer beglaub- ten Copey vom Privilegio/ weil das Original in der eyl nicht waͤr zufinden ge- wesen: dadurch der Prior gantz verdaͤchtig/ vnd dieser/ weil das Pergament in vie- len Puncten mangelhafftig befunden/ schier vmb das Leben waͤre gebracht wor- den. Dann der Verdacht vnnd die Verbitterung nahm zu daß der gantze Adel in hoͤchster Gefahr stunde. Masaniello hatte zween Staadsraͤhte/ den Bandi- ten Perꝛone/ vnnd Genouino, ein alten/ vnd sehr klugen man in Lands Rechten/ so er auß Verhafftung eben deßwegen gezogen. Diese vbergaben dem Volck eine Lista von sechtzig vnnd mehr Haͤusern/ so den Spanischen Ministris, oder de- nen zustunden/ die entweder Theil an den Zoͤllen gehabt/ oder sich sonsten der Spa- nischen Rahtschlaͤgen vnnd auffgelegten Beschwerungen theilhafftig gemacht hatten/ vnd also von der Vnderthanen Schweiß vnd Blut bereichet: damit selbi- ge den Nachkoͤmlingen zum ewigen Exempel/ auff den Grund hienweg gebrandt wurden/ wie dann auch mit solcher Ordnung/ Auffrichtigkeit vnd reiner Hand ge- schehen/ daß keiner sich doͤrffen gelüsten lassen/ das allergeringste in seinen eyge- nen Nutzen zuverwenden. Massen dann einer/ so nur ein Tischtuch verwendet/ also bald niedergemacht worden/ einander/ so einen Pferdskaͤß genommen/ fuͤnff- zig Streich vber die Achsel bekommen: einander wegen eines silbern Handbeckens/ M m iij vnd De Statu perturbato Franciæ vnd dann einander wegen eines Gemaͤhlds mit einer silbern Ram an Galgen ge- henckt worden. Niemand durffte sich im geringsten vermercken lassen/ daß er Mitleiden mit den jenigen haͤtte/ denen die Haͤuser also gepluͤndert vnnd einge- aͤschert wurden: wie solches einer jnnen worden/ so außlauter Vnbedachtsamkeit vnnd natuͤrlichem Antrieb/ wegen deß Hertzogs von Caivano Behausung/ nur al- lein sagte/ O der schoͤnen Sachen im Brand. Die Procedur war/ daß man Wel- len/ Reissig vnnd ander duͤrꝛ Holtz zu einem solchen Hauß truge/ in den Zimmern alles zusammen bunde/ auff die Straß herauß wurffe/ zu Hauff truge/ vnnd mit Fewer anzündete/ biß alles zu Aschen gefallen: darbey continuirlich rieffe/ diß al- les ist vnser Fleisch vnnd Blut: also solten die Seelen dieser Bluthunde in dem Hoͤllischenfewer brennen. Geronimo Fetitia am Meel Zoll: Felice Dasile: (ein armer gewesener Beck) Antonius de Angelis, gewesener Vorsteher deß Volcks: (dessen Biblioteck/ Barschafft/ Carossen/ Pferd vnnd Maulesel den Hauffen zier- ten) Antonio Mit aballo, Ritter: Andre Anaclery, waren die ersten am Reygen/ die dem Poͤbel mit jhrem Pracht ein Frewden Fewer geben muͤssen. Der Viceré versamlet seine Fuß Voͤlcker/ ließ ein Amnesty trucken/ schafft die Zoͤlle wuͤrcklich ab: schickt zween Advocaten auß dem Poͤbel vnder das Volck/ ließ das so eyferig begehrte Privilegium in S. Lorentz Kirchen suchen: in deme Masaniello den Adel ließ dissarmiren/ vnnd die gantze Burgerschafft in Bereytschafft kommen/ auch neunzehen Stuͤck grob Geschuͤtz bey einem Kauff man fand/ so jhm von der Regie- rung verpfaͤndet waren: vnd noch andere sieben einer Galeeren abgetrungen/ sei- ne Posten bester massen darmit zubesetzen. Dienstag den Neunden Julij/ Morgens fruͤh/ gieng die execution anß den haͤusern wieder an/ Valenzano Hauß wardas erste/ weil jhn der Meer Zoll sehr reich gemacht hatte/ zwey faͤßlein mit Hungarischen Ducaten ließ man in den Koͤniglichen Bauco tragen/ Hertzog Caivano war der zweyte/ dessen Gemaͤhlde/ waß Geistlich/ trug man in die Kirchen/ ohne die Ramen. Hier- auff folgeten/ Bartemy de Aquino, der Jung Hertzog von Caiuano, Bozzaca- rino, Bonavoglia, die Pr æ fidenten Genmamo vnd Cacciottolo, Loprano, Zava- glios, so auß einem Schreiber nun Hertzog zu Ostani in Apulia mit 60000. Kronen jaͤhrlichẽ Einkommens/ Palluvicino, Nocatella, Capano, de Iulijs, Frezza, de Florijs, Belzamo, de Bellis, vnd viel andere/ so gleiches Gluͤck auff stunden/ noch froh/ daß sie auß dieser Loͤwen Klawen mit dem Leben entkommen. Masaniello ließ den Ordensleuthen andeuten/ alles herauß zu geben/ was man zu jhren salui- ren wollen/ vnnd macht ein new Fewer darauß/ hierauff belaͤgert/ stuͤrmet vnd erobert das Volck das Closter vnd den Thum S. Lorentz/ sampt aller Kriegs- munition vnd der Sturmglock: Besetzten vie Haupt wachten in der Statt/ die Weiber kamen auffgezogen in rechter Kriegsordnung/ wol bewoͤrth/ vnd die kleine Maͤgdlein von fuͤnff jahren in einer ander Ordnung/ mit weissen Staͤblein/ das \& Germaniæ Continuatio. dz Landvolck wolt nit dahinden bleibẽ noch die Baurers-Weiber/ welche aber Ma- saniello nach gehaltener Musterung/ wieder nach hauß wiese/ daselbst allem Feind- lichen Einfall zu vor kommen. Ja dessen hatten die Deputirten Ferdinandi vnd Caroli Privilegium funden/ welches der Vicerè/ weil er an fing mangel an victu- alien zuhaben/ dem Ertzbischoff Philomarino, mit einem revers von eygener Hand/ vest darob zu haltẽ/ vberlieffert/ dẽ Volck vor zu lesen/ daruͤber der Ertzbi- schoff/ auß vorigem Verdacht/ schier in Lebens Gefahrwer kommen/ wann Masaniello jhm nicht schutz gehalten/ vnnd den alten Genouino deputirt hette/ das Priuilegium zu beschen vnd zu pruͤfen. Vnder dessen stund man an die 36. Haͤuser/ so noch vbrig waren zu ruiniren/ an zugreiffen: ernewert aber den Tu- mult alß in Ablesung deß Reuers zwar die Abschaffung der Zoͤlle/ aber nit im gantzen Koͤnigreich gelobet/ auch nicht deß Roͤmischen Stuls consens bey gefuͤgt war/ vnd noch von vergeß gegenwertiger Rebellion meldung geschahe/ welches letzte Wort jhnen die Ohrengegen allem erbiten verstopffete/ vnd das Hertz mit argwohn anfuͤllete daß sie mit den Waffen nun mehr durch zudringen gedachten/ Masaniello vberkam den hoͤchsten Gewalt/ hatte zu seinem wincken vnnd willen vber 150. tausent bewehrte Mann ohn Weiber vnd Kinder// ließ ein Geruͤst auff dem Marck auff schlagen/ sasse zu Gericht/ vnd zur Audientz/ in seinem weissen leinen Fischer Kleyd/ vnnd erwiese ein sehr hohen Verstandt in allem seinem thun. Mittwochs den 10. Julij befahl Masaniello gleich mit der Sonnen Auff- gang seiner Leib Guardij so in sieben oder achtausent Mann bestunde/ deß andern Hertzogs von Caiuano Pallast auff den grund zu legen/ vnnd Saltz darauff zu saͤen: bey Stuͤrmnung deß Mataloni Pallast wurdẽ sie abgetriben/ d’ Vicerè vber- sand dem Ertzbischoff die Confirmation deß ewigen Priuilegij/ aller massen vn- der schrieben vnd authorisiret/ darin er dem getrewen Volck/ der getrewen Statt Naples alles versprochen/ darauff tractirete man in einer Kirch/ aber der Ban- dit Peronne verderbte den handel/ in dem er 500. Banditen ankommen lassen/ die er auß heymlichẽ Verstandt den Masaniello vmbzubringen/ zu Pferd/ vnd bey- samen in einem Quartir haben wolte/ welche dem Masaniello verdaͤchtig wor- den/ vnd anderst zu ordnen anlaß gegeben/ daruͤber er schier in der Kirch von den Banditen erschossen worden/ Aber die lose Gesellen in der furi/ vnnd durch Haͤnckers Hand gestrafft vnd den Peronne in die Eysen geschlossen/ endlich ent- hauptet/ nach voͤlliger Kundschafft/ daß der Marck vnnd die Kirch vndergraben/ in die Lufft springen solten/ dabey mehr dan 150. tausend Seelen hetten muͤssen verderben/ auch waren die Wasserroͤhren vergifftet/ vnd sturben dochnur zwen Knaben darvon/ ehe mans innen worden/ die Banditen suchte man/ jhnen schlug- die Koͤpff ab/ vnd steckt solche zu den andern/ Joseph Caraffa entran in Capuei- ner Kleydung/ zu einer Huren/ steckt sich vnder jhr Bett/ wurd aber mit vier Dienern De Statu perturbato Franciæ Dienern dem Volck verꝛahten/ vnnd ohngeacht seiner angebottenen 12000. Kro- nen/ von jhn gemetzigt/ welches dem gantzen Adel ein grossen Schrecken machte/ sonderlich da Masaniello nichts mehr ließ ins Castel kommen/ vnnd die Wasser- roͤhren abhawen. Darumb der Viceré sich schrifftlich wegen gemelder Verꝛaͤh- terey entschuldigte/ welches etwas doch nicht viel gelten wollen. Gegen Abend wurden alle Gassen/ oben vnnd vnden verschantzt/ daß nur ein Mann mit Noth moͤgen auß vnnd einkommen: auch muste jederman/ niemand außgenommen/ Fewr vor der Thuͤr/ vnnd Fackeln vor den Fenstern haben/ der Banditen Vber- fall zuhindern. Das letzte dieses Tags war/ daß 30. biß in 40. tausent Kronen auff deß Mataloni Kopff gesetzt/ vnnd vnderschiedliche Truppen/ jhn zugreiffen/ außgesandt: auch jedermaͤnniglich/ bey dem Sturmschlag in der Gewehr zuer- scheinen anbefohlen worden. Donnerstag den 11. Julij/ ließ Masaniello bey Lebens Straff gebieten/ daß jederman in Hosen vnd Wambß/ ohne Rock/ ꝛc. gehen solte/ welches Welt- vnnd Geistliche/ hohe vnd niedere thun muͤssen: auch legten die Weiber jhre weite Roͤck ab/ vnnd schuͤrtzten sich hoch auff/ allen Verdacht der heymlichen Waffen zubeneh- men. Die Standspersonen musten alles Gewehr heraußgeben/ vnd jhre vbri- ge Diener auff die Wachten schicken. Aber die Eßbare Waaren kamen auff leidlichen Preiß. Der Viceré vbergab dem Ertzbischoff allen Gewalt zutractie- ren: darumb fuͤgt sich Masaniello beneben Genouino Arpaia zu jhm/ schlossen/ vnd liessens durch den Viceré vnderschreiben/ auch dem Volck vorlesen. Masa- niello saß zu Pferd in einem gantz Silbern Stuͤck/ vnnd erhub sich zum Viceré, in das new Castel/ bey vnglaublichem Zulauff deß Volcks/ vnnd Zierd aller Gassen/ da er durchreysete. Er danckte Gott gegen dem Volck/ daß er dieses erlangt haͤt- te/ wolte auch bald seinen Fischerhabit wieder anlegen: Sie solten in den Waffen bleiben/ biß die Confirmation/ vnd wuͤrckliche Vollziehung deß Versprechens auß Spanien waͤre ankommen: dabey dann dem Adel gar nicht zutrawen. Vnnd da er nicht Morgenfruͤhe wieder zu jhnen kaͤme/ solten sie die gantze Statt in Brand stecken. Hinfuͤro wuͤrde Philippus IV. recht Koͤnig seyn/ vnd der voͤlli- gen Jntraden selbst geniesen. Hierauff ritt Masaniello vor deß Ertzbischoffs Gutsche in das new Castel/ stieg ab vom Pferd/ thaͤt dem Viceré ein Fußfall/ vnnd küsset jhm die Knie im Namen deß Volcks: erbotee seine Person zu allem Guten vnnd Boͤsen: welches der Viceré hoͤfflich ableynete. Der Ertzbischoff/ Viceré vnd Masaniello verfügten sich in ein besonder Gemach allein/ sich vom Staads- Wesen zuvnderꝛeden. Bald kam ein murmeln vnder das Volck/ als haͤtte man jhn in Arꝛest genommen: darumb zeygt er sich jhnen/ vnd befahl Frieden zuhalten. Er rieff Gluͤck zu dem Koͤnig/ dem Cardinal Ertzbischoff/ vnnd dem Viceré: welche Wort das Volck eyferig wiederholte: Er rieff still/ vnnd legt den Finger auff den Mund/ da hoͤrte man kein Wort: Er rieff/ weg/ nach Hauß: da verlohr sich diese grosse \& Germaniæ Continuatio. grosse Menge. Der Schluß jhrer Conferentz war/ daß man den Accord zum Druck befertigen/ von allen Spanischen Bedienten beeydigen/ vnnd vom Koͤnig bekraͤfftigen solte lossen. Der Abschied war sehr freundlich/ mit Verehrung er- ner grossen gülden Ketten/ vnd voller Macht/ im Namen deß Koͤnigs zuherꝛschen: beneben einem ehrerbietigen vnderthaͤnigen Fußfall vnnd Knie kuͤssen. Sie be- gaben sich also vnder dem Glockenklang/ durch die helle Gassen/ mit vielen Wind- liechtern in deß Ertzbischoffs Pallast: pflegten eines nicht langen Gespraͤchs/ vnnd weil der Marggraff von S. Ermo mit etlichen Reutern wieder zur Statt kam von seinen Guͤtern wuͤrde er als der Banditen einer/ schier erschlagen worden/ darumb Masaniello sich nach Hauß verfuͤget/ Sturm geschlagen/ vnnd an allen Enden die Wacht wohl bestellet hat. Freytags den 12. tag Julij suchte man die Banditen jhn vnnd außerhalb der Statt/ vnd steckt bey die hundert Koͤpffe derselben auff Spiese auff den Marck zu den andern/ denen noch vier Gesellschafft hielten/ so Mataloni mit Brieffen zu Wasser gesandt hatte/ vnd weil der Generalat/ so das Volck dem Masani- ello auff getragen/ auch vom Vicerè offemlich war confirmirt worden/ ließt er nocheine Richtstell auffschlagen/ vier Banditen wegen der Kleydung den Kopff abschlagen. Er nam sein Fischer Habi/ wieder/ ertheilt Andientz in seinem Hauß/ von einem Fenster/ hielt ein gespantes Rohr in der Handt/ vnnd ließ viel Mandata anschlagen/ denen auch voͤlligen Ghorsamb das Volck erwiese/ vnder anderm/ muste man die lang Haar ablegen/ vnd die newgeschorne Blatten jhm zeygen/ auch vber die Nachtglock oder die Eilff-Vhr auff der gassen sich nicht fin- den/ vnd die Wachten wolbestellen. Die fluͤchtige vnd verkrochene Damen vnd Nonnen wurden wieder zu jhren stellen getrieben. Er hilt scharpffe Justitz/ vnd Execution/ zwang die Moͤnch vnd Pfaffen deß Mataloni sachen so er von dessen Schlaven einem erfahren hatte/ alle herauß zugeben: vnd wurden aͤstimirt auff 500. tausend Kronen/ sampt 400. tausend Kronen Barschafft/ vom Gelt Be- zahlt man die Soldaten/ den Rest trug man auff den Marck Jn einem Nonnen Kloster waren Zouaglias Sachen/ auch wol vermauret vnd versenckt/ doch kamen die Findlaͤnder drüber/ vnnd vergassen nichts/ vnder den Aschen vnnd Einfaͤllen wieder zu durch suchen. Jn deß Caivano vnnd Mataloni verderbten Pallaͤsten hielt Masaniello Mahlzeit mit grosser Verhoͤ- nung derselben Fuͤrsten/ schickte dem Vicerè auff Ersuchen alle Notturfft an Vi- ctualien. Also erlaubt er auch bē General Doria mit dreytzehen Galeren/ alle No- turfft/ doch daß er sich also bald auß dem Hassen in die See reterirte/ vnd nit in die Statt kaͤme/ der Cardinal Trivultio/ hatte jhn noch nicht besucht/ vnd weil er solches bey dem Vicerè geandet wurd gemelter Cardinal dahin vermoͤgt/ der jhm den Tittel jhrer Durchleuchten gab. Der Vicerè ließ sich wegen vber- schickter Victualien bedancken/ vnnd wiese alles Statt wesen von sich/ an jhne/ seine Gemahlin begabete mit einem stattlichen Kleynodt/ vnd andern Gaben/ die Nn Fraw De Statu perturbato Franciæ. Fraw Masaniellin/ mit allen hoͤfflichen Worten. So wundersam spielt das Gluͤck vnder den Menschen/ offtmals einem Traum/ oder einem Comedien- spiel nicht vngleich: Oder wil Gott beweisen/ wie Er eine hohe Macht so leicht- lich kan vmbkehren vnd stuͤrtzen: hingegen einen armen Gesellen erheben vnnd groß machen. Sonabends den 13. Julij ließ Masaniello starcke executiones ergehen wie- der etliche Nacht Diebe vnd Banditen. Der accord solte volzogen werden/ dar- umb braucht Masaniello das vber schickte Roß/ holet den Vicerè auß dem Ca- stel/ fuͤhret jhn zu deß Ertzbischoffs Pallast/ vnd in die Kirch zum hohen Altar/ ließ bey Ablesung des accordts dar von vnd dar zu thun/ auch den rechten Ver- standt anmercken/ ohn jemands Wiederꝛedt. Also verwilligt der Vicerè in alles vnd jedes begehren (wie vngereumbt es auch seyn moͤgen/ biß alles/ auch die Musick/ vollendet worden. Da fieng Masaniello an zu reden/ von der Wohlfahrt deß Volcks/ von deß Koͤnigs vntrewen Dienern/ von seinem vor- haben/ in den Fischerstandt wieder zu tretten/ deßwegen er auch sein silbern Stück zerꝛiessen/ vnd doch endtlich daran gehindert/ wieder in sein Losament mit gutem Abschied heimgezogen. Deß andern Sontags/ den 14. Junij war alles Frewden vnd Lobens voll/ daß die Zoͤlle abgeschafft/ vnd die Wolfeyle wieder eingefuͤhrt/ die Blutegeln auß- gerott/ vnd der Koͤnig nun recht Koͤnig were/ zu grossem Lob deß Masaniello vnd deß Ertzbischoffs. Doch blieben die Wachten besetzt/ Er befahl bey straff anzuzeygen/ wo die Aechter jhre Sachen versteckt hetten/ vnd fand derer nicht wenig. Die Jesuiter wieder setzten sich/ vnd halff nichts mehr/ als daß den Hauptleuten/ so in einem Nonen Closter etwas vnbesonnen verfahren/ die Koͤpff verlohren. Der Ertzbischoff zu S. Severin/ kam/ nach Jnhalt der Edicten/ in Hosen vñ Wambs/ erlaubt auß der Statt in Geistlichen geschefften zureysen/ dem wolt er 400. Mann zur Convoy zu Wasser oder zu Land auffdringen/ noͤthigt jhn doch letztlich 15. hundert Spanische Duplonen zu seiner Reyß anzunehmen. Einem vom Adel er theilt er zwar ein Paß/ stieß jhn aber mit einem Fuß in die Wampen: ließ einer Beckerin das Hauß anstecken/ weil sie das Brodt zuleicht gemacht: ein Apt vnd drey andere Geistlichen macht er Kopffs kuͤrtzer/ weil sie deß Matoloni Freunde waren. Er drang in die Jesuiten vnnd andere Ordensleuth auch reiche Jnwohner/ grosse Summen herzuschiessen/ damit er dem Koͤnig das versprochene Donativum von sechs Millionen reychen konte/ vnd doͤrffte sich niemand mehr auff Frantzsoͤsisch kleyden. Der groͤste Fehler war/ daß Masaniello dem Vicerè das Commando vbergab/ die Wachten ab zustellen/ Er selbst er- zeiget sich was rasend/ in Bestellung der Aempter/ im baden vnd rennen/ im niederstossen/ vnd einkerckern/ im laͤstern vnnd drohen wieder den Adel/ die Spa- nische Beampten/ vnnd den Vicerè selbst. Gegenabendt gieng er zu Fuß/ in zerꝛiesse- \& Germaniæ Continuatio, zerꝛissenem Kleyt zum Vicerè, wolte jhn zum spatziren in der See vermoͤgen/ setzt sich in desselben Schiefflein/ vnd sahe viertzig Schieff jhn begleyten. Er aß viel Meerspeiß/ vnd tranck deß besten Weins vnvermischt zwoͤlff Napolitanischer Maß/ so weniger nicht/ als drey gute teutsche Kanden oder Massen machten. Warff Duplonen in das Meer/ vñ wañ sie die Schieffleuth wiederbrachten/ ver- ehrt er sie jhnen/ wie auch nach diesem Spatziergang einem jeden in den 40. ge- leyts Schiffen ein Sack Korn. Deß Masaniello gemahlln aber zog in einer Gut- schen von acht tausend Kronen zu deß Vicerè Gemahlin/ wurd mit jhren Fischers Damen/ so alle herꝛlich gekleidet/ in Sesseln hienein getragen/ wol empfangen/ vnd mit koͤstlichen Gaben verehrt/ zu Abend ließ Masaniello den Fonseca/ Grabschrifftenbesteller kommen/ befahl jhm/ ein grosse Anzahl Marmelstein zu verfertigen/ vnd drauff zugraben Masaniello von Amalfi/ General der trewen Napolitaner/ geberth/ daß man von nun an nicht jhne/ sondern dem Hertzog von Arcos gehorsame/ solche Schrifft allenthalben in der Statt auff zu setzen. Deß andern Montags/ den 15. Julij tobete Masaniello noch mehr/ wolt das Regiment nicht fahren lassen/ entweder von einem bey gebrachten Trunck verjrꝛet/ oder wegen vielwachens vnd spintisie rens Wansinnig/ ritte durch die Gassen mit blossem Schwerdt/ verwundet viel Leuth ohne Vrsach/ schlug ein Hauptman/ weil er schrifftlich Befehl begehrt/ mit der Spießruth zwey mahl vber die Ohren/ ließ ein Ehebrecher raͤdern/ vñ die Ehebrecherin hencken/ ein Ver- raͤther seines Nechsten koͤpffen/ Er ließ die beste Pferd auß dem Koͤniglichen Marstall ziehen/ vnd seinen Freunden geben/ besann sich aber gleich besser/ vnd befahl solche wieder hien zu fuͤhren. Vnd weil Caracciolo vnd Castel Sangro im Vorbeyfahren jhm geringe Ehr erwiesen/ befahl er nach der Mittag mahlzeit/ daß sie jhme die Fuͤß kuͤssen solten/ auff offentlichem Marck/ diese erbotten sich zu allem Gehorsam/ packten aber auff/ vnd fuͤgten sich zum Vicerè, Schutz vnd Ret- tung zufinden. Hier zu kamen Genouino, der die Spießruth/ vnd Arpaja/ der die Maulschell muͤssen einnemmen/ mit grossem klagen. Darauff wurd beschlossen/ weil der Vicerè die Privilegien vermoͤg deß Accords halten wolte/ die Stadt Ca- pitein zugewinnen/ vnd den Masaniello in der Augustiner Kirch in Ketten zule- gen. Welches auch geschehen/ alß er von der See Lust wieder ankommen/ vnd sehr gedroht/ mit den Kleydern ins Wasser zu springen/ hernach mit der Foch- tel in den Hafen gehawen/ vnd gestochen. Den andern Dinstag oder 16. Julij/ wolte diese Tragedy sich enden: Dann in deme Masaniello in Verhafftung lage/ kam sein Secretarius, Marco Vitale, aller Sachen vnwissend/ auß dem Castell/ vnd drohete den bewehrten Burgern/ die jhm dann seinen rest gaben. Masaniello hatte sich loß gemacht vnd suͤgt sich in die Kirche B. Virginis, sagt zum Ertzbischoff/ das Volck were an jhm zum Verꝛaͤther worden/ begert eine Gavalcada zu Chren deß Festes/ vnnd ließ ein N n ij Brieff- De Statu perturbato Franciæ. Briefflein dem Vicerè vberlieffern/ flieg auff den Predigstul/ fasset ein Cruci- fix/ erzehlet seine heroische Thaten/ vnd vberstandene Gefahr/ fabulirt/ klagt sein ruchlosses Wesen an/ vermahnet zur Buß/ vnnd Beicht. Mit Muͤhe brachte man jhn herunder/ vnd in der Moͤnchen Schlaffkammer/ sich weiß an zu- thun/ vnd etwas zuruhen/ Er begehrt das Commando nachmahlen dem Vicerè zu resigniren/ verfügt sich in ein grossen Saal gegen dem Meer/ vmb freyen Lufft zu schoͤpffen/ vnd wurd daselbst von vier Edelleuten vberfallen/ de- nen er als er seinen Nahmen hoͤrt nennen/ mit diesen Worten entgegen gieng/ suchet jhr mich; hie bin ich jhr Bruͤder. Sie traffen alle vier auff jhn mit wolgeladenen Mußqueten/ daß er sincket/ vnd diese letzte Wort spricht/ O jhr Verꝛaͤther/ vnd vndanckbare Leuth. Ein Metzger hieb jhm den Kopff ab/ steckt jhn auff ein Stange/ zeiget jhn in der Kirch vnd auff dem Marck: andere schleifften seinen Leib/ vnd muckete kein Hund wegen dieser That. Die Edele krochen herfuͤr/ der Vicerè befahl wiederumb/ vnd lest sich in der Statt sehen/ stellete aber wieder auff freyen Fuß/ wen er von deß Masaniello Anhang einge- zogen gehabt/ verlaß auff freyem Marck/ die Privilegia Caroli V. vnd wie- derholte den letzten Accord/ massen er confirmirt vnnd beschworen war worden: darauß grosse Frewdt entstuͤnden/ vnd Kraͤme vnd Laͤden jhre vorige Gestalt wie- der gewonnen. Sehr nach dencklich ist/ daß Mafaniello auff den springenden Brunnen auff dem Marck gestiegen/ vnd dem Volck zugeruffen/ alles was ich thue/ das thue ich meinem Vatterlaudt vnd dieser Statt zum besten. Jch weiß zwarwol/ wann ich alles zu recht werd bracht haben/ so wird man mich ehe der Tag vergeht/ ermorden/ vnd durch die Stattschleiffen. Derowegen solt jhr alsdann an mich gedencken. Worauff das Volck jhm ins gesampt zur Ant- wort geben/ wir wollen alle mit dir sterben. Weil nun die Edlen bey diesem Wesen sehr eingebuͤsset/ lagen sie dem Vicerè in den Ohren/ nichts von allem deme/ was versprochen vor zuhalten/ vnd weil das Volck abermahl zu den Waffen grieffe/ erthaͤdigt man den 7. Sept. die Confirmation deß obigen Accords auff ein newes/ im S. Barbaren Kirch/ mit angehengtem leiblichen Aide. Es kam aber in dessen Don loan di Austria mit einer Kriegsmacht zu Wasser/ vnd wolte nicht außsteigen/ die Bur- ger hetten dann jhre Waffen zu vor nieder gelegt: welches sie so fern gethan/ daß die Waffen demnach in jhren Haͤussern geblieben: Also daß biß an den 5. Octob. alles still vnd friedlich war. Einsmals aber vmb den Mittag vberfielen die Spa- nier die Statt/ hauseten vbel/ beschossen sie auß den drey Vestungen vnd auß viertzig Galeren/ nit mehr dann drey tausent Schuͤssen. Hie ware weitlaͤufftg zubedencken wz die vberschwere Belastigungen endlich fuͤr ein End gewinnen/ vnnd was vor Gewissen die Bluteygeln haben moͤgen/ wann sie das Silber vnder sich verganden/ vnnd der Herꝛschafft nicht wol den Schaum \& Germaniæ Continuatio. Schaum geben. Vnd was vor ein Geist muß diesē Masaniello getrieben haben; oder wie hat sich solcher Geist bey jhme so wundersam verkehrt? Wann aber Regenten es mit einem schwuͤrigen Volck zu thun haben/ sihet man jhren Ver- standt/ wie sie sich auff das gelindeste moͤgen herauß wicklen/ einem schewen Pferdt den Zaum lassen schiessen/ daß sie es allgemach wieder nach jhrem willen lencken/ vnd das Ruder wieder ergreiffen. Was hatt es aber vor ein Gele- genheit/ mit Betheurung/ vnd Aidschwuren bey der gleichen Faͤllen/ die man nicht begert zu halten/ vnd die man weiß dem Souerain vnannemlich Solte ein Dienerseine Seele eben muthwillig vor ein andern verdammen/ alß er seinen Leib in die Schantze schlaͤgt? Mag er auch wol seinem Herꝛen trew/ jhme aber selbsten vntrew seyn? Es subalterniren alle Staͤndt/ vnd greiffen in ein ander/ wie die Ring in einer Ketten machen einen langen Strick zur Vnge- rechtigkeit/ dz/ der daran ist/ auch etwan wieder seinen willen fort muß/ als wann er in einem Schieff saͤß/ darauß er nicht kommen koͤnte/ ob es schon geradt wieder sein vorhaben lieffe/ er wolte dann in das Meer springen/ vnnd den Fischen eine Mahlzeit bereyten. Also macht man sich frembder Suͤnden theilhafftig/ vnnd besndelt die Seel mit dem erpresten Blut/ biß endlich der hoͤchste Monarch die Seufftzen der Betrangten hoͤret vnd erhoͤret/ die Regenden Stuͤle vmbstürtzet/ vnd was newes angehen laͤst/ darvber Jederman die Ohrẽ gellen. Wo ist Pharao, Prolomæus Lagi die Mamelucken? Wo ist Ninus, Xerxes vnd Darius. Wo ist Alex- ander Magnus vnd C æ sar? Wie harsich der Septentrion so offt ergossen/ vnnd gantz Europam/ auch ein theil Afric æ vnd Asi æ vberschwemmet/ die Potentaten/ vnd deren Dienern/ oder Bluteygeln zustraffen/ vnd newe Koͤnigreiche anzu- richten; Wie macht es Carolus Magnus vorach thundert Jahren? wie mag; vnd kan/ ja wie wil es noch ergehen; dessen soll das Napolitanische Wesen/ der Cathalonier zu geschweigen/ ein Fuͤrbild seyn. N n 33 Der De Statu perturbato Franciæ. Der II. Discurß: Holtzapfelbegiebt sich auß Hessen zuruͤck/ Lamboy folget jhm nach. Die Armeen gehen vber die Donaw vnd Lech/ Holtzapffel felt in ei- nem Treffen/ warumb solches verlohren worden/ Lamboy vbet sich am Rhein. Prag wird wieder eingenommen. Ein Generalissimus auß Schweden kompt an vor Prag. Die Schweden weichen auß Bayern. Der Spanier Niederlag in Flandern/ vnd in Jtalien. Der Venetianer Verlust. Guyse wird im Koͤnigreich Neapolis gefangen. Die Polen werden vffs Haupt geschlagen/ wehlen ein newen Koͤnig. Die Schotten werden geschlagen/ vnd der Koͤnig wird nach Londen ge- bracht. Friedtzwieschen Spanien vnd Holland/ auch in Hessen/ vnd Hungarn. Tumult zu Pariß. W Jr haben den Kaͤyserischen General Graff Holtz- apffel/ in der Statt Marpurg/ vor demselben Schloß im Winterquar- tier gelassen/ dem gab aber der Commendant vff gedachtem Schloß/ Stauffgenant/ eines Apotheckers Sohn von Keyserslautern/ ein schlechten Ab- schiedt: Dann er hatte vnvermerckt von einem Tambour/ so freyen Abzug auß der Statt vor etliche Damen begehrt/ erforscht/ in welchem Hauß der Gene- ral Taffel hielt/ deß nahm er in acht/ richtet all seine Stuͤck/ vmb Essens zeit/ alß die Predig geendet/ vnd die Taffel gedeckt war/ auff gedachtes Hauß/ vnnd thet kein sonderlichen Schaden/ alß daß der Schiltwacht das Hiern an die Mauer ge- schmettert/ vnd dem General selbst ein Spruͤssel von einem Balcken eine Ader am Halß entzwey geschlagen/ davon er/ weil das Blut lang nicht zustillen war/ in eu- serste Noth gerahten/ also seinen Abschied von dannen genommen/ auch den ze- henden Jenner dieses 1648. Jahrs sich zu Fuld in der Abtey gefunden. Dann es hatten sich die Schwedischen in den Stiefftern Hildeßheim vnd Muͤnden/ auch bey den Hertzogen zu Braunschweig vnd Luͤnenburg gewaͤrmbt/ vnd mun- tirt/ zu mahl sie vber vierzehen tausent Pferdt kaufft/ erprest vnnd auß dem Land genommen. Wie sie nun im Vffbruch begrieffen/ konte Holtzapffel dem Hessi- schen Wesen nicht abwarten/ sondern muste die Oesterꝛeichische vnnd Beyerische Laͤnder suchen zubedecken. Wie dann die Kayserische vff Bamberg vnnd forter nach Forchheim/ die Beyersche vff Kitzingen vnnd Windsheym gezogen. Die Schwedische aber vber Cassel nach Neustatt an der Saal gangen/ nach denen der Frantzoͤsische Secours/ von siben tausent Mann zu jhnnen gestossen/ also daß jhre gantze Macht in 1500. Pferden vnd 8000. Fußgenger/ mit 160. Stuͤck/ sambt 200. Wagen bestunde. Der Keyser verstunde sehr wol/ daß die Schweden vff jhn wuͤrden frisch angehen/ darumb fordert er den Lamboy zu dem Haupt- \& Germaniæ Continuatio. Hauptwesen/ den aber der Churfuͤrst zu Coͤllen nicht folgen lassen/ sondern nach Westphalen commandirt/ nach dem er wieder Windeck/ Duͤren vnd Castor ein- genommen gehabt. Deß Keysers intent war/ daß Lamboy heran eylete/ vnd die zwantzig stuͤck Geschuͤtz von vier Pfunden/ mit neun andern/ sampt allem Zu- gehoͤr/ so zu Homburg in Hessen stehen blieben: Vnnd dann die andern neun Stuͤck zu Forchheim/ mit sich nehme: Welche aber theils der Hessische Ge- neral Raubenhaupt mit Gewalt/ theils die Schweden durch Bedrohung deß brennens erhalten. Alß nun Wittenberger/ vnd andere Schwedische Offici- anten, in Schlesien dominirten/ verordnet der Kayser sieben tausent Mann vnder dem Graffen von Buchheim vnd Sporcken da hindie/ aber im harten Winter vmb Preßlaw nichts außrichten koͤnnen. Wittenberger nahm Jaurn ein/ Dewagen jagt derselben Leutenant Muͤller: es war mehr raubens als fech- tens/ biß Koͤniusmarck ein theil Prag ein genommen/ vnnd den Wittenberger zu schleuniger Huͤlff mit 6000. man an sich gezogeu. Das Haupt Wesen aberbelangend/ bezogen sich die Kayserische vnd Beyeri- sche an die Donaw vmb Jngolstatt/ Altmul/ vnd Regenßburg/ setzten vber/ vnd suchten den Lechstrom zu verwahren in deme das Land-volck an die Jser sich legte/ vnd Buchheim mit siebenttausent Fuß-volck heranzoge/ vnd eben dieses klagte Holtzapffel/ daß die recrouen so langsam hergingen/ vnd nicht ehe erfolgten/ biß der Feind wieder vor der Thuͤr waͤr/ da man jhn doch leichtlich fern abhalten/ vnd den Kriegsbrast andern Landen auff den Halßziehen koͤne. Also muste er Wemb- dingen/ Donawerth/ Hochstat/ Gunldelfingen/ vnd andere orth ledigstellen/ vnd die Besatzungen an sich ziehen/ damit nur Lauingen/ Landsberg vnd Freisingen wohl besetzt blieben/ vnnd das Hauptlaͤger die Statt Augspurg verwahren/ auch sich/ den andern Lufft zu machen/ die Oberpfaltz nach Amberg vnd Neu- marck wenden koͤnte. Er legt sich zu Guͤntzburg/ vnder dessen folgten die Schwedi- schen vnd Frantzosen/ namen Windsheim ein/ gingen auff Dinckelspiel vnd Wenhtwangen/ bezwungen das Schloß Wallerstein wie auch Noͤrdlingen/ Donawerth/ Wemdingen/ vnd stelten sich/ alß wolten sie sich an Weissenburg reiben/ hie stiessen zu jhnen Landgraff Friederich/ der Pfaltzgraff von Sultzbach/ vnd etlich Obersten vom Loͤwenhaupt/ sampt dem jungen Wrangel. Die Fran- tzosen vbten Raach mit brennen vñ morden. Die Hauptarmee setzt zu Guntzen- hausen vber die Altmul/ wegen der Fuͤterung/ die Schweden zu Goͤppingẽ vnd die Frantzosen zu Reutlingen/ fandẽ sich entlich zu Langenaw/ zwo Meil vnder Vlm/ vnd kahmen zu Lauingen vber die Donaw/ was auch die Keyser- vnnd Beyeri- sche vor Gegen wehr Thatẽ/ dieselbe zogen sich hinab/ nach Kinßburg/ denen aber Koͤnigßmarck vnnd Landgraff Friederich nach gehawen/ eingefallen/ vnnd grossen Schaden gethan/ daß auch der General Holtzapffel druͤber gefallen/ sechs Stuͤck Geschuͤtz/ vnd viel Officirer gefangen im stich blieben. Koͤnigsmarck spacir- De Statu perturbato Franciæ spacirt auff vnd ab/ macht den zu Eger lufft/ setzt die gantze Pfaltz in Contribu- tion, bracht grossen Vorꝛath an Gedreyd zusammen/ befestiget die Weide/ den Hoff/ Newmarck/ vnd etliche ander Orth/ thut ein starcken Streiff durch den Boͤhmer Waldt/ zog etliche Voͤlcker auß denen Besatzungen in Leipzig/ Erfurt vnd Halberstatt/ auch Geschuͤtz auß Eger an sich. Petschat wole er nicht verder- ben/ wie auch Franckenberg/ sondern besetzt beyde Qrth. Nun war es vmb den Lech zu thun/ wie man hinuͤber kommen moͤgt/ vnd wurd eben der Orth gefunden/ da der Koͤnig in Schweden vbergesetzt/ vnd dem Tilly seinen rest gegeben hatte. Nach dem Lech stritte man vmb die Jser/ aber die Jnß lieff an/ so wehret sich die Wasserburg zum besten. Gleich wie nun in Hessen geschehen/ daß dieselbe Land-Graͤffin das offene Land den Keyser- vnnd Beyerischen müssen frey lassen/ weil die Schweden im Feldt nit stehen konten/ vnd nur die Haupt Vestungen zum allerbesten verwahrt/ biß daß der Hunger den Mann vnd das Pferdt selbst auß gejagt/ aber der Lands- man in den engen Paͤssen/ der Waͤldt vnd Thaͤler jhn eyntzelen schlaffen gelegt/ vnd dem Hauptwesen Abbruch gethan/ also verordnet der Churfuͤrst in Bayern/ daß sein Fußvolck die Vestungen besetzte/ in deme die Bauren von sich selbst auff die rauberische Soldaten verbittert Rach vbeten/ vnnd die Compagnien duͤnn machten/ die Reuterey schwebete im Land/ vnd hielten sich bey den Key- serischen/ die er aber auch auß dem Land wiese/ damit sie nicht das Korn mit dem Halm/ ja mit der Wurtzel verzehrten. Dem General Boͤninghausen wird schuldt gegeben/ weil er dem Herꝛn General Holtzapffel nicht pariren/ noch seinen Posten verlassen wollen/ waͤr solcher Einbruch vnd Schade erfolgt. Es scheinet aber/ die Vrsach muͤsse hoͤher gesucht werden. Ob gar kein Gehorsam vnder einem Ketzerischen Haupt gewesen/ vnd Beyern seinem General abson- derliche Order gegeben/ nicht so gar eyferig den Kayserischen bey zuspringen/ da mit solche Huͤlff desto groͤsser Ansehen hette/ vnd sich selbst wol zu consumiren, auff daß der Feindt in Baͤyern nicht ein brechen koͤnte. Vnd diese Gedancken fas- seten etliche/ weil bekandt/ daß Beyern seine consilia allzeit absonderlich gefuͤhrt/ vnd nimmer mit Oestereich absolute gestimmet/ sondern sein eygenen Nutzen be- truchtet. Deßwegen auch mit Franckreich gute Corꝛespondentz gehalten/ vnd nach dem Treffen vor Leipzig den Tilly an sich gezogen/ auch dem Ertzhertzogen zum Einbruch in Hessen die Huͤlff sehrlangsam nach gesandt. Also hette er vordiß mahl bey feinem Bruder/ dem Churfürsten zu Coͤllen vervrsacht/ daß Lamboy zum Haupt wesen nicht kommen/ sondern in Westphalen den Hessen/ die doch zur sel- ben zeit nichts merckliches vnderstanden/ weil jhre Voͤlcker dem Hauptwe- sen gefo lget/ abbruch zu thun. Wie dann derselb nach der Lippstatt sich gelencket/ vnd den Hessischen General Geissen in Geiseck beschlossen vnd belaͤgert/ denen aber Landgraff Ernst Lufft \& Germaniæ Continuatio. Lufft gemacht/ vnd auch daruͤber gefangen worden. Lambey verlohr fuͤnff hun- dert Mann/ zog ab/ vnd macht sich nach Bonn/ Geiß aber nach Neuß/ konte doch Breydenbruch nicht erꝛetten. Jm Junio gab es ein hartes Treffen bey Graͤ- fenbruch/ die Hessen lagen vnden/ ermanten sich aber wieder/ vnd brachten die Lamboyschen in die Flucht/ metzelten vber Tausent/ vnnd bekamen sehr viel ge- fangen/ buͤsten doch ein vberanderthalb hundert Mann/ vnd hatten das Gluͤck/ daß sie jhre Gefangene wieder loß bekamen/ Lamboy reterirt sich nach Zonß/ empfing Gelt vom Ertzhertzogen zu der Artillerey/ bracht auß Meppe/ Ham/ Warendorff/ Paderborn/ vnd andern Besatzungen/ wieder eine Armeen zusam- men/ vnd legt sich bey Neuß in ein vest Laͤger/ wurd aber von den Hessischen biß an ein Stundt von Coͤllen gezogen. Die Staͤnde machten mit Gelt/ daß der Kriegsbrast von jhnen wiche: aber Duͤren musten sich den Hessen ergeben/ sonder- lich da Landgraff Friederich von den Schweden gelassen/ vnd zu der Hessischen Armee gestossen war/ zu mahl auch etliche Lothringische Voͤlcker auff deß Ertzher- tzogen Verordnung zu dem Lamboy gangen. Die Hessen legten sich eilend vor Paderborn/ Lamboy folgt/ bracht Voͤlcker hinein/ vnd schlug sie auff/ von inen vnd von aussen/ daß sie muͤssen etliche Stuͤck/ Vieh vnd Pagage dahinden lassen/ da sie aber Schwedischen Secours an sich gezogen/ haben sie vmb Brackeln vnnd Hoͤxter sich wieder sehen lassen/ biß der Friede zu Muͤnster geschlossen vnd put- blicirt worden. Zu diesem Frieden mag nicht wenig geholffen haben/ daß Koͤnigsmarck den Retschin vnd die eine Statt Prag gantz vnversehener Weise einbekommen. Dann als er bey außgehendem Julio in den Pilßen Kreyß einefallen/ vnd Brixen zu seinem Hinderhalt bevestigen lassen/ thaͤt er grossẽ Schaden/ mit Rau- ben vnd Brandtschaͤtzen/ vnd hielt sich eins mahls in einem Thal/ ohn fern Prag/ die Ab- vnd Zureisende zupluͤcken/ wie er dañ der fuͤhrnembsten Herꝛn ein gute An- zahl mit jhren besten Guͤttern auff den Waͤgen mit seinem Garn vber zogen/ vnd ein reichen Zug darmit gethan/ welchen Anschlag Ottowalßky/ ein gewesener Oberster vnderden Keyserischen/ schlechten Herkommens auß dem Odenwald/ wegen Verlust aller seiner Guͤtter/ ohne einige Recompenß/ auß grossẽ Disgusto angesponnen/ vnnd dieser gestalt werckstellig gemacht. Der Graff Coloredo lag im Koͤniglichen Prager Schloß/ schickt zwey hundert Mann auß/ von dem Feindt Kundschafft zunehmen/ vnd newe Huͤlff heran zu fuͤhren. Diese vmb- ringt Koͤnigsmarck bey Nacht/ daß nicht ein einiger entkommen/ zwingt jhnen das Wort ab/ commandirt auß seinen Voͤlckern/ drey hundert die besten/ denen er von den gefangenen Keyserischen etliche zugab. Diese melden sich denselben Sontag/ war der 16. oder 26. Julij/ an/ geben das Wort/ werden auch an der Stim̃ erkandt/ vnd ziehen ein/ machen die Wacht nieder/ vnd haben den Koͤnigs- m arck mit dem hellen Hauffen auff den Fersen/ eroberen den Retschin/ als die Q o Koͤnigliche De Statu perturbato Franciæ. Koͤnigliche Residentz/ mit dem Zeughauß/ sampt der kleinen Seyten zumahl Prag in die alte/ vnd newe Statt/ vñin die kleine Seyte/ abgetheilt ist/ darinnẽ die fůrnehmste Herꝛen wohnen: Deren wurden vber zweyhundert gefangen/ vnd von fuͤnfftzig tausent Gulden/ biß vff fuͤnff tausendt herunder/ nach Stands Ge- legenheit geschaͤtzet. Dannoch wurd vber dreyen Pallaͤsten mit dem pluͤndern nicht verschonet. Vnd an vielen Orthen der Schatz mit Millionen vnd Tonnen gefunden: daruͤber mancher mehr gelacht als geweynet/ weil zum gemeinen Wesen/ vnd deß Keysers Diensten/ Niemand kein Geldt hatte/ vnder dessen der Schweden Cassirer vnd Schoͤsser war worden/ wie es dann gemeiniglich pflegt/ daß die particularen auß dieser Vrsach mit dem grossen Schiff vnder gehen/ weil sie die kleine Loͤcher nicht wollen helffen stopffen. Coloredo entran schwerlich in seinen Wachtkleydern/ Buchheim kam zu spat mit seinen vierzehen hundert Mannen/ legt sich doch in die alte Statt/ vnd ließ in die kleine Statt an der Bruͤcken mit dem groben Geschuͤtz spielen/ deme Koͤnigsmarck dergleichen geantwortet/ Wittenberger/ aber be- schoß die alte Statt vom 30. Julij an mit fuͤnffzehen Stuͤcken/ zogab/ wegen gros- ser Gegen wehr/ erobert Konopitsch dem Graffen Michna zugehoͤrig/ wie auch Thabor/ mit grosser Beuth/ daß des Meuters Gemahlin allein fuͤnffzehen tau- send Reichsthaler verlust/ geklagt. Vnder dessen hatten die Schweden nit ohne Vrsach einen Zweiffel in die Frantzosen gesetzt/ weil sie so schlaͤfferig mit allen Sachen vmbgiengen/ vnd den Karn nach Vermoͤgen anhielten/ oder jederweilen gar zuruͤck zogen. Dann sie verspuͤrten/ wie die Clerisey eine Trennung zwischen jhnen zu Muͤnster nit vn- verhohlẽ gesucht/ auch bey dem Beyerischẽ Stillstand sich gar verdaͤchtig gemacht: darumb beschlossen sie zu Stockholm/ den Krieg mit ernst fort zu setzen/ damit nicht alle Muͤhe vnd Arbeit/ angewendes Gut vnd Blut endtlich gar vergeblich außschlage: Oder da Franckreich hand abziehen solte/ ja gar sich Feindlich er- klaͤren/ sie in allem Weg gefast weren. Also wurd der Pfaltzgraff Carolus Gustavus/ auß der Zweybruͤckischen Linj/ deß verstorbenen Koͤnigs Gustavi Adolphi/ ein halb Schwester Sohn/ zu einem Generalissimo benampt/ vnd mit frischem Volck nach Tentschland ver- ordnet. Dieser kam nun selbiger Zeit in Pommern/ wechselt die Besatzungen/ vnd nam seinen Zug stracksauff Boͤhmen/ nach der Statt Prag/ dem Koͤnigs- marck Lufft zu machen/ vnd die Alte-Statt mit allem ernst anzugreiffen. Die auß Eger eroberten das veste Schloß Tetschen. Wittenberger zog auff den Mißling/ nam Cromaw ein/ stieß bey Bud weiß auff Buchheym/ der sich mit Mißling wolte conjungieren/ schlug den Vortrab in die Flucht/ vmb- ringt die vbrigen/ vnd bekam den von Buchheim/ Meutern/ Naasen vnnd Ranzay/ samptandern Herren/ Edelen vnd Officierern/ so sich auß Prag mit jhrne. \& Germaniæ Continuatio. jhren besten Sachen wollen in Sicherheit begeben/ mit dẽ Pagage vor drey Regi- menter gefangen/ vnd zur Außbeuth/ daß der einige Oberst Garnier mit weni- gen Pferden nach Budweiß entrunnen. Hierauff machte sich der Generalissimus, vnd stelt sich den 24. Sept. auff ein Sontag/ auff den Weissen Berg/ wurd einge- holt/ vnd vom Koͤnigsmarck auch Wittenberger herꝛlich begleydet/ den folgenden Tag/ gieng die Belaͤgerung der Alten Statt mit allem ernst an/ der Generalissi- mus zog auff das Retschin/ besahe die Kunstkammer/ vnd den Saal/ auß welchem Anno 1618. die Kayserliche Beampten/ den Sprung zum Fenster hinauß gethan. Mehr Geschuͤtz wurd ins Laͤger gefuͤhrt/ vñ biß auff den Graben gebracht/ vnd in dreyen Tagen auff die beyde Staͤtte 3286. mahl auß groben Stuͤcken gedon- nert/ auch etliche Minen gesprengt/ die aussen Werck gewonnen/ vnnd in die newe Statt eingebrochen. Es war aber die Gegenwehr von Soldaten/ Burgern vnd Studentẽ sehr starck vnd eyferig/ deß Abschneidens vnd Vergrabẽs so viel/ auch der Secours von neun Tausend Mann/ vnder fuͤnff nahmhafften O- bersten/ in die Statt zukommen bereyt/ daß es noch wol manchen stoltzen Kopff beyder seyts haͤtte kosten muͤssen. Aber wie die Courirer von Muͤnster den geschlossenen Frieden ankündigten/ zog der Generalissimus auff den Retschin/ vnd Wittenberger an den Paß Koͤnigssaal/ den 24. October/ biß der Stillstand zwischen beyden feidlichen Partheyen zu Kuttenberg verglichen/ vnnd den 19. oder 29. Nouemb. allerdings befestigt/ auch die Quartieren auß getheilet worden. Vnder diesem Verlauff hatten die Schweden vnd Frantzosen sich auch vber die Jser in Bayern gemacht/ vnd wolten auch vber den Jnn setzen/ kunden aber an Wasserburg/ in vierzehen Tagen nichts gewinnen/ vnd weil die Keyser- vnd Bayrische Armee vnderhalb Regenspurg/ zwischen der Jser vnnd Amber nun mehr lagen/ bezogen sie die Schwedischen vnd Frantzoͤstschen von Dingelfingen mit jhren Hauptwesen nach Landshut vnd also nach Moßburg. Die andern leg- ten sich zwischen Wasserburg/ Muͤnchen vnd Freysingen/ bey welcher so nahẽ Anwesenheit vnder andern die Schweden/ Schaden am lincken Fluͤgel ge- litten/ darauff sie sich nach dem Lech vnnd Land zu Schwaben wenden wollen: doch bey einem Einfall dem Jan de Werth dreyhundert mañ nieder gemacht/ vnd jhn selbst biß vnder das Geschuͤtz vor Augspurg getrieben/ nach Donawerth/ Lauin- gen/ vnd Hochstatt gewichen/ biß endlich der beschlossene Fried von Muͤnster bey- den Theilen zukom̃en/ die Statt Augspurg siner schweren Belaͤgerung befreyt/ vnd die Voͤlcker nach den Winterquartiren gangen. Ehe wir aber von diesem Frieden/ vnd Vollziehung desselben handlen/ muͤs- sen wir die Außlaͤndische Kriegshaͤndel auch vmb etwas berühren. Jn Flandern hatte der Ertzhertzog Leopold Wilhelm sechs hundert Spanier/ vnnd grosse Gelder zur See empfangen/ vnd stelt Dornick vnd Cordrick achtzehentau- O o ij send De Statu perturbato Franciæ send Mann/ neben Neun tausend Lothringern ins Feld/ erobert Cortrick/ vnd konte dadurch den Printzen von Conde vor Ypern nicht abziehen/ biß gemelter Orth sich ergeben muͤssen. Ranzaw bekam Stoͤß/ als er Ostenden versucht ein zu- nehmen. Die Spanier theten ein starcken Einfall in die Pickardy/ vmb S. Quintin/ darumb die Frantzosen Bann vnnd Affterbann auffgebotten jhnen zu- begegnen/ auch die Haupt Armee etwas zu ruͤck gezogen/ auff daß sie allem ferꝛne- ren Schaden vorkommen moͤchten/ biß den 10. 20. Augst sich ein sehr hartes Tref- fen zwischen Arꝛas vnd Labassee zugetragen/ da die Frantzosen anfangs gewi- chen/ vnd durch deß General Erlachs Teutschen Secours vnderstuͤtzt/ ein vberauß grosse Victory erhalten/ vnnd sehr viel grosse Herꝛn gefangen bekommen/ neben 6200. gemeinen Soldaten/ viertzig Stuͤck Geschuͤtz/ neunhundert Wagen/ vnnd vber hundert Fahnen. Durch welchen Streich die Spanische Macht sehr ge- schwaͤcht worden/ daß der Fried etwan auch desto ehe koͤnnen erfolgen. Auch hat- te der Viceré Frantzoͤsischer Feldherꝛ/ Schomberg in Catalonien gleich aufangs das Gluͤck/ daß Tortosa sich jhm mit 840. gemeinen Knechten den 12. Julij erge- ben muͤssen. Jn Jtalien hatte der Hertzog von Modena sich Frantzoͤsisch erklaͤrt/ vnd eine Armee von den Florentinischen abgedanckten Voͤlckern nach dem Del- phinat gefuͤhrt/ darumb Carazena/ Gubernator zu Meyland/ die Jnsel im Po/ eingenommen/ den Frantzosen den Paß nach Casal zuversperꝛen. Aber das Kriegs Wesen bezoge sich in das Gebiet der Statt Cremona: alda die Spanier im Feldlaͤger geschlagen wurden/ 1300. Mann auff dem Planliessen/ 1500. ge- fangen gaben/ die Bagage vnnd drey Stuͤck Geschuͤtz verlohren: staͤrckten sich a- ber wieder. Die Frantzosen kondten vor Cremona nichts gewinnen/ sondern musten die drey Monatliche Belaͤgerung von sich selbst auffheben/ befestigten doch Pomponasco/ vnd suchten Winterquartier. Der Venetianische Krieg hatte diesen Lauff/ daß Foscoli etliche Orth in Dalmatien den Tuͤrcken abgenommen/ Clissa belaͤgert/ den Secours vnder dem Bassa von Bosna geschlagen/ vnnd erobert/ deme Sesino gefolgt. Die Mor- lucci thaͤten jhr bestes/ vnnd machten reiche Beuthen/ bekamen aber etwan Stoͤß/ vnnd buͤßten ein jhren Obersten Soricio, mit vierhundert Mann. Jn der Jnsel Candia hatten die Venetianer Mirabelly erobert/ vnnd der Statt Candia etwas Freyheit gemacht/ zumahl sich Grimmani mit seinen Schiffen vor die Vesten Dardanelli legte/ aber durch Vngewitter 1600. Mann/ auch das Leben selbst ver- lohren/ welcher Schaden/ auff vier Millionen Golds geschaͤtzet worden. Dessen vnerꝛacht staͤrckten sich die Venetianer/ vnnd brachten dreyssig Orlogschieff vnd fuͤnff Galeatzen/ wieder sechtzig Tuͤrckische Schieff zusammen/ vnnd fuͤhrten damit Proviant in Candia. Hie gieng es allenthalben scharpff zu/ daß eine Schantz bald dieser/ vnd bald der andern Parthey muͤssen Gehorsam leysten/ vnd als die Christen/ bald die Tuͤrcken ins Graß gebissen/ weil nun die Venetianer Ja so gar \& Germaniæ Continuatio. so gar grossen Kosten trugen/ vnd in die laͤnge sich eines grossen Vngluͤcks befoͤrch- teten/ trieben sie desto eyfriger auff den Frieden zu Muͤnster in West- phalen. Franckreich zog das Jtalianische Wesen allerseits zu Gemuͤth/ konte aber die Sicilianer nicht in Schutz nehmen/ zumahl sehr viel zu einem solchen Haupt- wesen erfordert wurde: So wolte der Monsieur lieber in Franckreich seines Gluͤcks erwarten/ als mit eusserster Gefahr/ einen Schatten ausserhalb nachlauf- fen: Gleichwohl fandt man vor rathsam/ daß der Hertzog von Guyse mit einiger Macht nach dem Koͤnigreich Neaples abfuhre/ Er kont aber die nechst gelegene Jnsel nicht fassen/ weil jhm der Gubernator Ognata war bereyt vor- kommen. Guyse hielt sich in der Statt/ wurd aber vom Ognata bey Naͤchtlicher weil außgetrieben/ vnd in der Flucht gefangen. Also verschwand der Vffstandt nach vnd nach/ sonderlich da etliche gꝛosse Herꝛn vnd Edle die Koͤpff verlohren. Jm Koͤnigreich Poln schickte sich alles zum Auffstandt/ sonderlich wegen der Rebellischen Cassacken/ auch noch vor deß Koͤnigs obsterben/ darumb erinner- te der Kronen Groß-Cantzlar den Koͤnig/ seine Geschaͤfften zu Vilnaw in der Littaw zubeschleunigen/ vnd nach Warsaw zukommen// die weil das Geschrey je staͤrcker gieng/ von der Tartarn Anzug vber den Fluß Boristhenem. Bey jhrer Conjunction verderbten sie dz Land mit Rauben vnd Todtschlagen. Darumb hielten die Polen ein Reichstag/ verschoben die Wahl/ weil der Koͤnig den 20. May in der Littaw/ zu Meneczy gestorben/ in dem October/ sagten ein ander die Freyheit deß Gewissens zu. Vnder dessen wurd jhr Feldherꝛ geschlagen/ weil aber die Cossacken vnd Tartarn vber der Beuth vneynig worden/ vnd der Tuͤrck diese wieder den Persianer begehrte/ machten jene Frieden/ da man jhnen die Kirchen wieder ein raumete/ die Tyrannische Waywoden abnehmen/ vnnd als freyen Staͤnden nichts vngebuͤhrlichs auffbuͤrdte. Der newe Koͤnig solte selbst alles schlichten/ wann sie nur vnderdessen still saͤssen: Aber sie nahmen Namarat vnd Tuletznya ein/ vnd fanden grossen Raub drinnen. Bey diesem Auffstandt sind vber zehen tausend Juden/ vnd sonsten 213000. Menschen Jung vnd Alt/ von den Cossacken vnd Tartarn erschlagen word en. Johannes Casimirus wurd Koͤnig/ den 17. Nouember zu Warschaw/ ließ Vlatislaum sein Bruder/ den verstorbenen Koͤnig begraben/ vnd sich zu Cracaw den 7. oder 17. Jenner folgen- des Jahrs kroͤnen. Vnd dieses schiene das beste Mittel zuseyn/ dardurch Poln wie der auff die Beine kommen moͤchte: Dann im vorigen September waren die Feldt Herꝛn Wiesnewick vnd Dominicus zwistig worden/ vnd hatten darvber Geschuͤtz/ Volck/ Geld/ Pagage/ vnd alles ein gebuͤst/ dochschicke Chmielnsky/ der Cossacken Oberster/ den Molersky auff den Reichs- vnd Wahltag/ nach Cracaw. O o iij De Statu perturbato Franciæ. Jn Groß Britannien gieng es rund vnd bund vbereinander/ dz Parlament gab vor/ es sucht den bestaͤndigen Frieden/ vnnd die Reformation der Kirchen/ fuhr aber einen weit andern Weg. Die Schotten hielten jhr Parlament zu Eden- burg/ vnd kuͤndigten dem Parlament zu Londen/ dẽ Koͤnig zumbesten/ den Krieg an/ im Mertz Hamilton solte Feldherr/ Leslè der nechste nach jhm seyn. Die Hand- wercksbursch vnnd Kramdiener rotteten sich in Londen/ biß in sieben Tausent zu sammen/ stelleten Wachten/ stuͤrmeten mit einem Stuͤck dem Burgermeisterdas Hauß im April/ vnd wann die Bootsgesellen mit den Fischern sich zu jhnen hetten geschlagen/ waͤrkein Rettung mehr gewesen/ dergleichen Auffstandt mannauch in andern Staͤtten erfahren. Jn Jrꝛlandttratt Jnchiquin/ deß Parlamẽts Feldherꝛ zu den Koͤnigischẽ. Das Parlament in Engelland hielt dẽ Koͤnig im Castel Car- risbroke auff der Jnsel Vecta gefangen/ der Printz von Walliß/ vnd der Hertzog von Yorck sein Bruder verkleydetensich/ vnd entkamen in Franckreich. Das Schottische Presybterium ließ ein Schrifft außgehen/ mann solte mit dem Koͤnig sanfftmuͤthig verfahren. Die Graffschafft Essex pr æ sentirt ein suplica- tion/ von 30000. Mann vnderschrieben/ daß man mit den Friedens Tractaten wolte fort fahren/ dergleichen thet die Graffschafft Surꝛila vnnd die gantze Statt Londen nicht weniger. Darauff erlaubt das Parlament/ daß der Koͤnig auff zehen Meil Wegs/ oder vier Stund nahe zu der Statt kaͤhm: doch solte War- trick seine Floth/ gegen den Schotten vnnd auß Hollandt kommenden Secours zuruͤsten. Vnder dessen zogen beyde Feldtherren Fairfaix vnd Cromwell auff die Schotten an/ erschlugen 2500. bekamen 4000. mit dem General Hamilton ge- fangen/ vnd hatten noch vor dem Treffen Glocester einbekommen: Die Tractaten auff der Jnsel geschahen den 12. oder 22. September/ vnd waͤhre alles zum er- wünschten End außgeschlagen/ da deß Parlaments Feldherꝛn nicht was an- ders im Sinn gehabt. Dann sie vbergaben dem Parlament eine Schrifft/ vnd befahlen dasselbe solte den Koͤnig vor Gericht ziehen/ er waͤhr vnduͤchtig zu regiren/ damit er wegen seiner Regierung/ auch alles biß dahin vergossene Bluts/ Red vnd Antwort gebe. Der Printz von Walliß/ vnd der Hertzog go Yorck/ so sich in Holland hielten/ solten erscheinen/ oder vor Feinde deß Vat- terlands erklaͤrt werden. Jn diesem Vorhaben ruckten der Kriegsrath/ vnd alle Parlaments Truppen/ den 6. oder 16. December nach Londen/ nahmen ein das Westmuͤnster vnd den Pallast Withall/ wie auch S. Pauli Kirch/ ergrieffen all gemeines Geld/ legten die Hand an mehr dann viertzig Parlamentsherꝛn im vnder Hauß/ entsetzten deren eben so viel alß ob sie in diesem wichtigen Han- del parteyisch waͤren. Hie ließ Fairfaix/ ohne Wissen deß Parlaments/ den Koͤnig auß der Jnsel Vecta holen/ vnd in das Castell Horst setzen/ bald nach Windsor sechs Meiln von Londen/ vnd den 20. oder 30. Januarij folgends nach Londen in die Statt fuͤhren. Sonsten \& Germaniæ Continuatio. Sonsten ist dieses 1648. Jahr wohl ein Wunder-Jahr auch in diesen/ daß Philippus VI. Koͤnig in Spanien/ den ewigen Frieden mit den Staaden/ der vereynigten/ Niderlanden gesucht/ vnd den 5. oder 15. May durch seine gevoll- maͤchtigste zu Münster in Westphalen geschlossen vnd beeidigen lassen. Diesen Frieden wolte Franckreich nach aller Muͤglichkeit gehindert haben/ damit jhme der Last nicht kaͤme allein zu tragen: so meinten die Schweden/ es solte bey blosem Degen der Spanier auch den Teutschen Frieden angenommen haben/ wann die Hollaͤnder nicht so sehr geeilet hetten. Dieselben hatten aber jhre besondere Vr- sachen/ vnd konten nit auß dem Schulden Last kommen: sie besorgten sich Franck- reich moͤgt vnder einem Jungen Koͤnig gar vnden liegen/ oder mit sich selbst zu- thun finden/ ja wann es zu maͤchtig waͤr/ die Niederlaͤndische Prouintzen vnder das Joch suchen zubringen/ zu mahl die alten Kriege vnd Spruͤche von dem zu- kuͤnfftigen vrtheiln koͤnnen. Sie sahen auch/ daß jhr Feldherr/ deme von wegen der trewen Diensten seines Vatters vnd Groß-Vattern vber grosser Gewalt gebuͤhrte/ der grosse Macht in seinem eygenen vnd wegen deß Kriegs-Wesens koͤnte auffbringen/ vnd der Leuthe Gemuͤther an sich ziehen/ den Tittel Jhrer Durchleuchten truͤgen mit Churfuͤrstlichen vnd Koͤniglichen Haͤusern verwand waͤr/ in der Herrlichkeit aufferzogen/ von keiner Demuth vnnd Leuthseligkeit wissete/ demnach die Republick mit der Zeit vnderdrucken wuͤrde. Spanien hette hiebevor nicht gaͤntzlich auff diese Provintzen verziehen/ vnd mit jhnen/ alß freyen Voͤlckern (nemblich was dieselben Tractaten belangen moͤgen/ vnnd Gleichnußweiß darauß kein Realitaͤth zu schliessen/ gleich wie der Heylandt võ sich selber sagt/ Er werde kommen wie ein Dieb in der Nacht) tractirt/ ließ aber nun vnd in Ewigkeit alle Spruͤche schwinden/ vñ hielt sie wie die Venetianer oder Schwei- tzer. Nicht ohn/ wann Franckreich den Belgischen Loͤwen an einem/ vnd die Hol- laͤnder denselben am andern Ohr hielten/ wuͤrde er matt nidersincken: wann die- ser Hercules an beyden Ohren bestricket waͤr/ solte jhm der Kolben auß der Faust fallen: Darumb gedachte er auch die eine Hand vnd den einen Arm frey zuhaben/ was es noch kosten moͤgte/ so wuͤrde der Strick am andern nicht lang mehr vest bleiben/ vnd ist nicht ohn/ es verwundert sich jederman/ daß Spanien gleichsam carta bianca darbothe/ vnd den Hollaͤndern allen genuͤgen zuthun bereyt war. Sie aber bekamen nichts weiters durch die Tractaten/ als was sie durch recht der Waf- fen schon ein hatten/ also daß Spanien kein fernern Anspruch an sie haben koͤnte: vnd gedachter/ es waͤr Spanien mit seinem Schaden witziger worden/ die Nie- derlaͤnder zu bezwingen/ vnd also die Hoͤrner nicht wieder auffsetzen: Dienete aber sehr wohl zwischen jhnen vnd Franckreich alß einer Stang zwischen zweyẽ muth- willigen Pferden/ daß sie nicht konten zusam̃en schlagen/ noch Vrsach aneinander finden/ die Pfaͤltzer klagten vor vnd nach vber diesen Frieden/ daß jhrer so gar nicht waͤre darbey gedacht worden/ auch nicht der vnder Pfaltz/ angesehen/ das Hauß Pfaltz De Statu perturbato Franciæ Pfaltz sich bey Oesterꝛeich jhrentwegen stinckend gemacht/ vnd bey allen Reichs- Versamblungen jrer am besten gedacht/ auch mit Rath vnd That nim̃er vergessen. Daß sie aber dz offentliche oder priuat Exercitium der Religion den Spanischen Prouintzen/ alß Flandern vnd Brabandt/ nit wollen zu wegen bringen hatten sie dieses Bedencken/ es moͤgte das Volck sich von jhnen/ in dieselbe herꝛliche Landt- schafften vnd Manufactur Staͤtte begeben/ vñ jre Niederlanden oed lassen: Dañ bekandt/ nur võ der Statt Antorff zu reden/ dz der Lufft/ die Wohnungen/ der Str õ vnd alles wz zũ Handel gehoͤrt/ auch ein Orth in Auffnehmen bringen kan/ daselbst weit besser/ dann zu Ambsterdã/ zumahl auch Ambsterdam sich in wenig Jahren so weit außgebreyt/ vnd sonstẽ ein kleinen/ nit viel bewohnten Bezirck inhielte/ biß die Engellaͤnder den Koͤniglichen Woll vnd Farbhandel dahin gelegt haben. Dz aber die Hollaͤnder bey wehrendem Frieden in Factionem zerfallen/ oder schlaͤfferig werden solte/ wie Lipsius vorzeiten gerahten wollen sie nicht fõrchten/ was so lang das Hollaͤndische Maͤnnlein die Pfeil in der Hand beysam behaͤlt/ vnd sie nit eyn- tzelen auß dem Buͤschlein/ ziehet. Meynen auch/ es werde jm̃erzu in der Nachtbar- schafft/ vnd solt es gleich jenseyt der Liny vnd in Jndien seyn/ solche Haͤndel abge- ben/ daß/ wer lust hette/ jhm das Leder koͤnte gerben lassen/ vnd ausserhalb deß Vat- terlands sein Schulrecht thun damit er demselben zur Zeit der Noth/ mit Nutzen vnd Ruhm dienen moͤgte. Wir melden nur im vorbeygehen/ daß Hertzog Ernst von Sachsen Weimar/ die beyde Landgraͤffische Haͤuser in Hessen/ Cassel vnd Darmstatt/ auß dem Grund verglichen/ nachdem dieselben einander biß in den grund verderbt/ vnd bald vndẽ bald oben gelegen/ vber der Succession deß Fuͤrstenthumbs Marpurg weil Darm- statt die Theilung in die Koͤpff/ vnd also drey Vierteltheil vor sich; Cassel aber sie in die Staͤm̃e/ nach der Helfft wollen getheilt haben/ vnd deßwegen dz Hauß Oeste- reich vnd Franckreich mit ins Spiel gebracht/ auch mit gelitten oder triumphirt/ nach dẽ die Hauptarmeen gestanden/ gangen/ oder gelegen. Zu Kopenhagen war den 28. Febr. Christianus IV. gestorben/ vnd muste den empfangenen Schimpff den Schweden schencken. Hertzog Friederich/ biß dahin/ Ertzbischoff zu Bremen/ succedirt dem Vatter durch ordentliche Wahl der Staͤnde/ den 19. April/ vnd ließ sich huldigen/ den 6. Julij. Ein Tuͤrckischer Chiaus kam mit sechzehen Pferden nach Wien/ den Frieden in Hungarn vnnd Dalmatien zuvnderhalten/ vnd das Streyffen vff den Graͤntzẽ abzuschaffen. Jn Franckreich wurd dz gemeine Volck schwuͤrig/ wegen vielfaltiger Pressuren/ vñ trieb dz Parlament/ ein Einsehens zu haben: also ward Emery/ Oberster-Schatzmeister abgesetzt. Der Koͤnig kam selbst ins Parlament/ erließ ein dritten Theil von den Aufflagen/ verursacht aber ein newen Tumult/ alß er etliche/ so dem Vlock das Wort eiferig gethan hatten/ von der Gassen hinfahren ins Gefaͤngnuß/ den er aber wieder frey müssen lassen/ alß das Volck die Bruͤcken einnahm/ die Gassen schlosse/ vnnd sich in Verfassung wieder \& Germaniæ Continuatio. wieder die Hauptguardy setzte. Mitten im Sept. zog der Koͤnig heimlich vnd zornig auß der Statt/ nach S. Germain: das Parlament ersucht die Koͤnigin/ dz berdoch moͤgte wieder kom̃en/ vnd mit den Fürsten deß Vatterlands Wohlfahrt beobachten/ welches auch bey außgehendem October geschehen/ vnd zwar auff eben den Tag/ als die Zeitung vom Frieden zu Muͤnster in Westphalen ankom̃en. Wie lang aber dieser Vergleich gewehret/ werden wir also bald vernehmen. Der 12. Discurß. Wie alle Staͤnd in Europa/ nach dem Frieden getrachtet/ ausserhalb Spanien. Was der Frantzoͤsiche Fried erhalten. Was die Weltli- che Churfuͤrsten/ auch die Schweden vbersehen. Wer Vortheil davon getragen. Auffstandt zu Pariß wieder den Cardinal Mazarini: Was die vorige Koͤnige vor Gluͤck vnd Vngluͤck gehabt. Was vnder deß Cardinals Verwaltung vor Nutzen/ sonderlich auß dem Teutschen Frieden der Kron Franckreich zukommen. W Ann man nun alle vnd jede Staͤnde in Europa be- trachtet/ findet sich alles zu dem Frieden geneygt/ oder genoͤthigt. Der Koͤnig in Engelland hette vnder dem Teutschen Frieden etwas Hůlff hoffen koͤnnen/ Dennenmarck war erst an das Regiment kom̃en/ vnd muste noch an der vorigen Wunden/ so er in Holsteln/ Jutland vnd zur See empfangen/ le- cken/ dieselbe in der Ruhe zu heylen. Schweden hatte zwar allen Vortheil inder Faust/ gedachte doch seinem Gluͤck ein vesten Nagel zuschlagen/ weil die Junge Manschafft im Land vor gieng/ vnd wenig Nutzen/ ja vielmehr grosser Vnkosten/ auff diese newe Herꝛlichkeit erfolgte. Poln hatte den Tuͤrcken/ die Tartarn/ vnd die eygene Vnterthanen in Walachey vnd der Littaw/ zufoͤrchten. Franckreich war erschoͤpfft/ vnd wolte dermahl eins die Ernde von so vielem Gut vnd Blut sehen/ sonsten/ wie dz Meer/ durch jedẽ Wind in Vnruh vnd Vffstand leichtlich zubrin- gen. Venedig seufftzet vnder dem schwaͤren Last/ vnd sahe sich Huͤlffloß. Neapeles vñ Sicilien wurden schwuͤrig. Saphoyen suchte sich auß den Klippen zubringen/ vnd muste zwischen beyden Monarchen lauiren. Der Bapst befandt sich bey dem so gemeinen Kriegswesen ohnkraͤfftig/ so fern/ daß man jm in Franckreich sein An- sehen gar wollen entziehen/ vnd vnder der Verwaltung eines Kirchen-Haupts oder Patriarchen jhm nur in Glaubenssachen anhangen/ wann er sich zu weit auff die ander seyt gelegt haͤtte. Vnd nicht vielbessers hatte er auß Spanien zuge- warten/ welche er auff allen seyten vmb sich vnd seinen Staad sahe/ in Erwegung der Geschichten vor hundert Jahren. Aber zu der Vernichtung vnd Vereusserung der Geistlichen Guͤttern vmb derentwillen der Krieg war fürnehmlich fort gesetzt worden/ konte er gar nit verstehen/ sondern muste noth halber darwieder protesti- ren. Der Koͤnig in Spanien wolte von seiner eygenen Parthey nicht verschimpfft seyn/ wohl wiessend: wie er mit dem Hause Oesterreichstuͤnde/ vnd daß er sein recht P p jeder- De Statu perturbato Franciæ iederzeit muͤste vorhehalten/ den Dantz bey guter gelegenheit wieder an zufahen Doch hetten die Ligisten/ denen er von Anfang deß K r iegs ins gemein/ vnd abson- derlich so grosse Dienst gethan/ seiner auch besser gedencken sollen/ vnd einige Be- lohnung oder erkandtnuß erwiesen. Darumb konte er in diesen Fried nit gehellen/ nicht daß er was Feindlichs wieder Teutschland im Sinn hette/ sondern seyn ey- genthumb (die Vnderpfaltz/ so jhm der vorige Kaͤyser Erblich vnd Eygenthum- lich vbergeben) vnd seiner Blutsfreund/ so noch Minderjaͤhrig/ Recht zuerhalten. Wz aber dẽ Kaͤyser zu diesem Frieden getriben/ war/ dz d’ Reichs Cantzlar/ oder Ertzbischoff zu Maͤyntz gestorbẽ/ deme Johann Philips võ Schoͤnborn/ zuvor Bi- schoff zu Wuͤrtzburg vnnd Hertzog in Francken/ succedirt, vnd den Friedẽ eyferig eyfferig suchte. Als nun der Churfuͤrst in Bayern den Feind in seinem Land/ vnd den einen Fuß im Grab sahe/ fiel er jm bey vnd hettẽ sonsten die- se beyde Churfuͤrsten/ denen. Coͤllen vnnd Trier anhaͤngig/ beicht eine Trenung machen/ auch sich von dem Hauß Oesterꝛeich/ welches Schweden vnnd Franckreich jederzeit gesucht/ abziehen koͤnnen: Zumahl die Spanische Macht anderwertlich viel zu thun fand/ vnnd keine genugsame Huͤlff dieser Zeit leysten mogte/ Auch sahen die vbrige Catholische Staͤnde/ Saltzburg selbst/ der sich jeder- zeit wollen in der stille halten/ wie schroͤcklich sie mit genommen wordẽ/ vnd liessen vmb jres eygenen besten willen den Eyfer wegen der Religion vmb ein mercklichs abkuͤhlen. Dennoch blieb Oesterꝛeich bey seinem ersten Geluͤbd/ vnd ließ sich sein eygen Schaden nit anfechten/ ob schõ der Feind die Erblaͤnder abfaͤllig gemacht/ durchstreifft vnd ein festen Fuß/ drein gesetzt/ auch vor Regenspurg/ vff dẽ Reichs- tag/ vnd vor der Residentz-Statt-Wien/ Prag zugeschweigen/ seine bravaden ge- spielet. Gedachte aber vmb dieser vnd andern Vrsachen willen sich auß dẽ Strom zu machen. Die Protestirende aber sahen/ daß sie dem Esopischen Pferd nicht vn- gleich gethan/ welches dem Hirsch die Waid nicht moͤgen goͤnnen/ vnd deßwegen sich dem Jaͤger vnder Sattel vnd Sporn in den Zaum gegeben: Der zwar den Hirsch erlegt/ aber im Sattel sitzen bleiben/ vnnd das Pferd Zaumrecht gemacht. Dann die Schweden hatten das gantze Roͤmische Reich mit Vestungen vnd Be- satzungen/ von einem vnd zum andern gefast/ durch deren Gewalt sie Gelder vnd Frondiensten nach belieben erpressen konten. Es war jhnen nit genug/ daß sie dem Moscowiter vnnd Poln grosse Landschafften disseits jhrer See abgenoͤthigt: sie hielten Pommern/ alß die Thuͤr nach Teutschland zu jrem willen offen. Das wei- te breyte Land Brandenburg hatten sie gleichsam vmbgeben/ vnd wie ein Wild vmbstelt: Sachsen vnd Schlesien waren gefast. Die Liny gieng von Wißmar vnnd der See ja von Wollin vnnd Colberg auff Großglogaw/ nach Olmuͤtz; Von dañen auff Tabor/ Prag/ Eger/ vnnd neben zu auff Regenspurg/ Luwingen/ vnnd biß gegen Bregentz am Gebuͤrg: auch fern herumb/ nach Benfeld vnd auß der Oberpfaltz/ von Neumarck vnd der Weyden/ vber Er- furt nach Leiptzig/ biß garhienunder nach Westphalen/ zu der Vecht/ vnd de m Ertz- \& Germaniæ Continuatio. Ertzstifft Bremen. Wie sie sich dann verlauten lassen/ sie hetten vber sechtzig Ve- stungen in Teutschland innen/ deren ein jede nicht anderst/ alß durch ein voͤllige Armee zubezwingen waͤr. Auß dieser Beysorg erinnerten sich die Protestirenden/ Es hette zwar der Schweden Koͤnig hochbetheuret/ dz er keines Fusses breyt Land begehrte/ nun aber so grobe Brocken solten abfallen: Der Appetit koͤnte bey den Schweden zunehmen/ vnd das vbrige auch gar verschlingen-Darumb wolten sie deren mit Glimpff ledig werden/ zumahl dz Hauß Oesterꝛeich bey diesem Vnwe- sen so gar herunder kommen/ daß bey dem Holsteynischen Zug man nit ein einige Haupt Vestung jhnen koͤnnen abnehmen/ vnd Olmütz vergeblich belaͤgert gewe- sen. Auch solten die Schweden/ bevorab da sie ein Mitglied deß Roͤmischen Reichs wegen Pommern wuͤrden/ bald wieder in Harnisch kriechen/ vnd gleiche Belohnung erwarten/ im fall die Clerisey wegen der Geistlichen Gütern newe Haͤndel anfinge. Vnd eben darumb gab es die mehrste difficulteten bey dem Kaͤyser ob er auch Gewissenshalben die Geistliche Guͤter begeben/ vnd den Vn- catholischen zu Kammer- oder Taffel Guͤtern verstatten koͤnte. Da freylich der Schrifftgelehrten Meinungen different gefallen/ die weil wie laͤngst in vnsern dis- cursen erwiesen/ dieselbe nicht in Kaͤyser- oder Weltlichen Haͤnden stehen/ sondern der Clerisey/ vnd demnach dem Roͤm. Pabst/ als jhrem Haupt/ vnderwuͤrffig sind/ auch Carolus V. auß eben dieser Vrsachen bey dem Roͤm. Stul geringen Danck verdienet haͤtte/ die andere aber hetten einzuwenden/ eben deßwegen koͤnte der Papst darwieder protestiren/ vnd solch vbel begebens Recht zu seiner Zeit suchẽ/ oder muͤste Geld vnd Volck hergeben/ vnd die Frantzosen zu einem andern Siñ lencken/ damit man dem Kaͤtzern koͤnte gewachsen seyn. Oesterꝛeich aber sein Pa- trimonium ins spiel zusetzen nicht gezwungen waͤr. Fuͤrnemlich aber war es zu thun vmb die jenigen Geistlichen Gewissen/ die am Frieden schmieden od’ hindern solten/ ob sie nicht jhres Beruffs vnd Eyds/ welche die Hoheit der Kirchen zum hoͤchsten vnd einigen Absehen staͤrcken/ bey der Vnderschreibung vergessen/ vnd dem Vncatholischen weder Fried noch Schutz zusagen noch halten solten/ endlich drang die Noth vnd gemeine Gefahr vor/ daß man dieser seit daß Axioma, die Ca- tholische Kirch muͤste allzeit jhren Feinden obsiegen/ hindan stelt vnd sich in die Fuͤrsehung Gottes schickte. Wie nun Franckreich die Lothringische Haͤndel nicht wollen bey der allgemel- nen Versamlung abhandlen lassen/ vnd eben deßwegen die Catholische Abgesan- den abgewiesen/ also blieben auch bey dem Frieden Schluß dieselben außgesetzt. Der Frantzoß ließ den Churfuͤrsten vnd Ertzbischoff zu Trier voͤllig wieder einsetzẽ: Die Vestung Hermenstein auff die Execution der Tractaten verschieben/ den Pfaltzgraffen/ dem Churfuͤrsten in Bayern zum besten/ doch wohl beropfft/ restitu- iren/ wie auch dẽ Marggraffen võ Baden/ Eduardischer Lini/ zu Land vnd Leuthen kommen. Er bestaͤttigt den Frieden zwischen den beyden Hessischen Haͤusern/ vnd nahm das Cass lische interesse wohl in acht. Auch geschah den Schweitzern P p ij grosser De Statu perturbato Franciæ grosser Vorschub/ daß sie von Anspruch deß Kaͤyserlichẽ Kammergerichts frey ge- zehlt worden. Der Zoͤlle vnd deß Kauffhandels/ sonderlich der satisfaction wurd gar nicht vergessen: Also erhielt Franckreich die drey Bistumb Metz/ Tull vnd Verdun eygenthuͤmlich/ wie auch Breysach/ vnd das obere Elsaß: hette zwar die Land vogtey Hagenaw/ sampt den zehen Reichsstaͤtten/ so darein gehoͤren/ gern mit genommen/ vergnuͤgte sich doch entlich mit diesen Conquesten/ vnnd mit der Meisterschafft vber den Mosel vnd Rheinstrom. Die Schweden spanneten die Seyten sehr hoch/ wolten viel Gelt/ vnd Laͤnder haben/ dachten/ sie hetten das Hefft in der Fanst/ sprachen wie Curio/ Hic faciet. Sie nahmen Stell auff allen Reichs- taͤgen/ wechselten mit dem Brandenburger wegen ein Theil Pommern/ vnd gaben jhm Magdeburg vnd Minden: Theten jhren Religionsverwandten/ den Luthe- ranern allen vortheil/ wo sie nur kondten/ liessen doch die Caluinisten vor Kauff- mans Gut passiren/ vnd in dem Prophan vnd Religions Frieden einkom̃en wel- ches die Catholische Staͤnde jhnen frey gestellt/ zumahl jhnen/ einer so viel gielt/ als der ander. Bey der Restituirung hielt es anfangs hart/ ob der Zeit/ vnd Anfang derselben: Dann etliche nahmen das Jahr 1618. vnd wolten die restitution erzwin- gen/ dz alles in den Stand selbiger Zeit/ wie es vor dẽ Boͤhmischen-Vnwesen war/ wieder gebracht wuͤrde. Aber Baͤyrn bracht es bey Franckreich dahien/ dz Schwe- den in dz jahr 1624. gehellen muͤssen/ welches auch der Kayser/ wegen Vbergab der Obern Pfaltz/ vnd alle Geistliche gern gesehen/ vnd Sachsen/ auch Brandenburg geschehen lassen. Die Pfaͤltzer seufftzeten hierüber/ vnd meynten/ die Protestierende zween andern Churfuͤrsten weren blind gewesen/ daß sie sich hinfuͤhro vberstim̃en liessen/ vnd das Churfuͤrstliche Collegium nicht mehr in der gleichen Wage halten koͤnten. Der Kaͤyser hette ja in offentlichem Patent gestanden/ er hette den vorge- schriebenen Proceß/ wegen der ergangenem Acht wieder den Pfaltzgraffen nicht koͤnnen halten: so hetten die saͤmptliche Churfuͤrsten bey der newen Capitulation solche Wort hienein geschoben/ die genugsam̃ anzeygten/ daß einem Churfuͤrsten mit solcher Procedur vngleich geschehe/ zugeschweigen deß Kaͤyserlichen Reuers, daß derselbe actus keinem Churfürsten solte ins kuͤnfftig pr æ judicirlich seyn. Aber ins gemein wurden die saͤmptliche Protestirende getadelt/ daß sie der Oesterꝛeich- ischen Landen/ vnd deß Koͤnigreichs Boͤhmen/ sampt incorporirten Prouintzien Privilegien/ so gar nit beobachtet/ vnd die Religion lassen vnderdrucken. Waͤren auch mit der Vnmuͤglichkeit nit zuentschuldigen/ wann sie nur die Gerichts Acta von hundert Jahren her vber sehen moͤgten/ darinnen befindlich/ dz jhre Voreltern/ mit Darsetzung jhres eussersten Vermoͤgens/ die Religion nicht nur gesucht zuer- halten/ wo sie ein mahl einkommen/ sondern auch allen Catholischen Staͤnden vnd Landen die Thuͤr geoͤffnet/ auff jhre seit zutretten/ vnd eben die Außdeutung deß Passawischen Vertrags/ so fern sie solcher Freyheit zu wieder ist/ nimmermehr gut wollen heyssen. Also dz er scheine/ wann nur die Protestirende sich keiner Anspruch mehr \& Germaniæ Continuatio. mehr zubefahren/ ob sie die eingezogene Geistliche Guͤtter ad pios vsus, den Stieff- tungen gemaͤß/ wie es zu Anfang der Reformation gelautet/ oder zum Hoffleben/ zum Jagen/ zum Prassen/ vnd sonsten verspielen oder verwenden/ haben sie nie- mandt mehr deßwegen Red vnd Antwort zu geben/ hetten auch vielleicht dieses ge- heyme Nachdencken darbey/ daß sie jhren Geistlichen von dato die Besoldungen von dem eygenen reychten/ vnd da sie den Mund zu weit auff thaͤten/ solcher Ge- stalt beschneiden koͤnten/ biß der Vogel nach dem Brod lernete singen. Bey die- sen gantzen Tractaten hatten die Protestirenden jhr Absehen auff Schweden/ vnd die Catholischen auff den Koͤnig in Spanien: beyde Parteyen liessen den Frantzo- sen mit machen/ ober gleich weder kalt noch warm war/ vnd auff beyden Achseln truge/ vnnd wegen der Religion der Clerisey geneygt war. Es wurd aber dieser Fried nur auß dem Rauhen gehawen/ vnd hatte noch keine Handhab/ zumahl dz Mißtrawen wegen deß Bayerischen Armistitij allent- halben vorginge. Darumb solte der Kayser vnnd der Churfuͤrst in Bay- ern jhre Voͤlcker moͤgen auff den Beynen behalten/ aber in jhren eygenen Landen verpflegen: die Schwedische vnnd Frantzsoͤsische Truppen durch dz Reich sich außtheillen. Da abermahl beyder seyts ein kleines Absehen vorgangen/ in deme die Schwedische vielieber zu Fuß mitten im Reich/ ohn fern von ein ander lagen/ die Reuterey aber ringsvmb/ gleichsam auff der Schiltwacht hielten/ vnd also die gantze Macht in wenig Tagen sich ins Feld stellen/ auch hin vnd her wenden koͤnnen/ vnd wie ein Jgel die Stacheln auß werffen. Aber es mag Oesterꝛeich die Vollziehung der Tractaten vielleicht auch deßwegen nit vngern verzogen gesehen haben/ damit den Standen die Erlegung der Friedens-Gelder/ vnd darneben die Verpflegung der Soldadesca so dieselbe Summ erreychen/ vnnd endlich weit v- bertreffen wuͤrde/ zumahl schwer/ vnd vnertraͤglich fiele/ da durch die Gemuͤther auch der Protestirenden sich von jhnen lencken/ vnd wieder zu dem Hauß Oester- reich wenden moͤgten. Jn Summa/ es hatte ein jeder sein eygen Absehen/ vnd wol- te/ wie er seine Mittel bey dem Vnwessen ein gebuͤst/ auch deren Ergetzlichkeit ge- waͤrtig seyn. Vberhaupt aber erhielten die Schweden sehr viel/ vnnd Franck- reich nicht weniger. Sachsen trug die Ober vnd Nieder Laußnitz/ sampt vier Aemptern/ vnd dem Ertzbischoff Magdeburg davon: Brandenburg erober- te bessere Jntraden/ begab aber etwas von seiner Macht: Hessen ließ sich auß Mar- purg nit weisen/ vnd hatte/ wie Quevedo sagt/ dz Becken gehalten/ alß der Schwed den Teutschen schrepffie vnd Aderließ/ seinen Balg wohl verwahrt/ vnnd den Beutiel gespickt. Aber der arme Bawers man/ hatte sich deß Friedens wenig zu- erfrewen/ weil er aller erst muste Blut schwitzen/ vnd dz vbrige noch herauß geben. Der Kauffman war zwar wieder hoͤher mit seinem Gewerb/ fand aber kein Abzug mehr/ weder auff dem Land/ auß mangel der Jnwohner/ noch bey den Soldaten/ die dann anfiengen haͤußlich zu leben/ vnd den Pfenning in der Hand zu halten/ P p iij weil De Statu perturbato Franciæ weil er so bald nicht wieder zu finden/ vnd mit der Handarbeit wolte gesucht wer- den. Der Burgersman hatte sich biß dahin her auß geriessen/ vnd mogt die Arbeit nit mehr an den Mann bringen/ sondern seufftzete/ daß die newe Aufflagen an den Zoͤllen immerzu beharꝛlich blieben/ vnd die Obern von vielen Schuldẽ sagten/ die sie zu Erhaltung deß Staads vnvmbgaͤnglich machẽ muͤssẽ. Doch gab es auch Ey- ferer/ die etwan jhre gewesene Mit-Buͤrger vnd Zunfft Gesellen in schlechtem Zu- standt gesehen/ aber so bald selbe in den Rath gezogen worden/ praͤchtig vnd reich vernahmen/ ob sie schon zuvor vber den Rath zu klagen pflegten/ nun aber beken- neten/ sie hettens nimmer gemeynt/ daß es so redlich zugienge/ nach dem sie new- lich angefangen mit zulecken vnd die Suͤssigkeit deß Honigs gekostet. So lassen wir dann die gesampte Friedens macher von Muͤnster vnd Oßnabruͤck auß West- phalen nach der weit beruͤhmten Statt Nuͤrmberg ziehen/ vnd geben jhnen die Friedens Verstoͤhrer/ oder Kriegsmaͤnner zu/ dz sie den Schweyß vnd Staub mit dem kuͤhlen Wein abwaschen/ vnnd die Federn Bette bey den Damen vor dem vbelrichenden Stroh in der Compagne belieben. Jn Franckreich wolte der Tumult sich nit so schlechter Diengen stillen lassen. Der Koͤnig/ sampt der Koͤnigin/ dem Cardinal/ Hertzogen von Orleans vnnd an- dern Printzen/ weil die Feindschafft zwischen dem Hoffrath vnd Parlament im̃er zu nahme/ machten sich heymlich auß Pariß nach S. Germain: Darauff alles was den folgenden Tag dem Hoff folgen wollen/ vom Poͤbel gepluͤndert worden: die Burger besetzten die Thor/ vnnd Maͤrckte/ vnd begehrten zu wiessen/ weil Schreiben an das Parlament ein kommen/ der Koͤnig waͤr nit zu dem End auß- gezogen/ daß er der Statt einigen Schaden der Vnfug begehrt an zu thun/ son- dern seine Person von etlicher Leuth grewlichen Fuͤrhaben zu verwahren wer dañ dieselben waͤren/ auff daß sie der Gebuͤhr nach gestrafft wuͤrden. Zwey Decret kamen an Tag/ die Statt zu verwahren/ vnd die vmbliegende Orth zubesetzen/ da- mit die Zufuhren vngehindert blieben. Dz dritte war/ weil der Cardinal Mazari- ni an diesem Vnheyl die fuͤrnehmste Schuld truͤge/ solte er in vier vnnd zwantzig Stunden võ Hooff vñ in acht Tagen auß dẽ Koͤnigreich sich machen. Die Koͤnigin sandte den Printzen von Conty vnd den Hertzogen von Longueuille an das Par- lament/ ein Frieden zu mitteln: dasselbe aber ließ die Drommel ruͤhren/ vnd alles zum Krieg anstellen. Die Hertzogen D’Elbœuff vnd Boullion, auch Beaufort mit seinen eingebrachten acht hundert Mannen/ waren die Obersten/ vnd der Printz das Haupt: gegen Condè Harcourt Melleraye vnd Grammont, so deß Koͤnigs Voͤlcker wieder die Statt fuͤhreten/ das Parlament bezwang die Bastille, vnd setzt den Brusselles hienein zum Commendanten: erklaͤrten den Beaufort vor vnschul- tig/ ob er schon juͤngst das Koͤnigreich muͤssen raumen: schrieb an alle andere Par- lamenten vnd fuͤrnehme Staͤtte im Koͤnigreich/ daß sie die Waffen wegen gemei- ner Freyheit ergrieffen/ vnd weil es ein gemeine Sach waͤr/ so sie selbsten vnd ein je- den \& Germaniæ Continuatio. den betreffe/ solten sie mit Volck vnd Proviand jhnen in der Noth beyspringen. Sie musterten die Koͤnigs Voͤlcker zu Roß vnd Fuß/ fuͤhrten in jhren Fahnen diese Wort/ Regem nostrum quærimus, wir suchen vnsern Koͤnig: weil es dann nun vmb dẽ Cardinal Mazarini/ wie vor wenig Zeiten vmb den Cardinal Riche- lieu zu thun war/ wollen wir seyn Thun vnd Lassen vmb et was nach beleuchten/ vnd sehen ob seine Verwaltung dem Koͤnigreich so gar schaͤdlich gewesen/ oder nicht. Die Person dieses Cardinals war verhaßt/ weil zu seiner Zeit die Kron Franck- reich etliche mahl grossen Schaden vnd Abbruch erlitten: kan jhm aber nicht eben zugemessen werden/ weil das Gluͤck der Waffen/ vnd die Regierung deß Erdkreys- ses in hoͤher Hand stehet Franciscus I. erhilt zwo Haupt Schlachten/ eine bey Me- rignan, die andere bey Cerisoles: entsetzt Landreschy, verwahrt die Provanse/ hatte Gluͤck in Jtalien/ Piccardy/ Schampanyen vnnd den Niederlanden: verlohr aber ein Hauptreffen/ ja seine eygene Freyheit/ mit nahmhafften Staͤtten vnnd Landen/ trug doch den Nahm deß Grossen/ welchen jhm das wiederspenstige Glück nit benehmen koͤnnen Henry II. lieff Carolo V. allen Vortheil ab/ aber Philippus II. hatte gantz ander Gluͤck wieder jhn/ nach dem Henry auß Pauli IV. Gntachten vnd der Guysen Raht den Treues gebrochen/ den Anschlag auf Neapolis ließ zu Was- ser werden/ das Treffen bey S. Quantin/ vnd ein andere bey Graͤuelingen ver- lohren/ vnd bey dem Frieden Schluß zu Chasteau Cambresis mehr begab/ als man in dreissig Jahren wieder erobern moͤgen/ zugeschweigen/ daß er den inheymi- schen Kriegen damahls Thuͤr vnd Thor auffgesperret. Der Hertzog von Anjou, sein Sohn/ erweckte grosse Hoffnung bey jedermaͤnniglich alß er die Schlacht bey larenac, vnd die ander bey Moncontour erhalten/ fuͤhrte aber bey seiner Koͤniglt- chen Regierung/ vnder dem Nahmen deß Henry III. ein so schoͤnen Baw v- belauß. Henry IV. gewann drey Haupt-Schlachten/ fand sich in fünff vnd dreyssig Treffen/ hatt selbst hundert vnd viertzig mahl gefochten/ vnd drey hun- dert Orth belaͤgert. Muste dennoch vor Pariß/ vnd vor Rouen vnverꝛichter Sa- chen abziehen/ vnd etliche Staͤtte vor seinen Augen sehen vom Feind einnehmen. Er hette im flachen Feld bey Aumalen schier dz Leben/ oder die Freyheit ein gebuͤsst: verlohr die Schlacht bey Dourlan/ mit vielem Adel: Cambray, Calais vnnd Arles, Montulin, Catelet vnnd die Capelle: biß endlich Hernant Teillo mit Nussen die maͤchtige Statt Amiens jme entzogen. Dennoch bleibt jm der Nahm deß Grossen. Louys XIII. muste die Belaͤgerung vor Montauban/ S. Omer, Dolen, Tortosa vnd Tarragonna auffheben: verlohr durch Kriegslist Philipsburg vnnd Trier: richtet nichts auß mit der Liga zu Auignon/ noch auch mit den Waffen gegen Ge- noua: legt vor Fontarabie, die den Haven Sedan vnd Hennocour grossen Schimpff ein: sahe die Graubuͤnder vnnd Veltliener abfallen/ vnnd die Spanierwie eine Sündfluth die Piccardy vberschwem̃en/ die Capelle, Catelet, vnd Corbie wegnehmen: Bassee vnd Aire wieder erobern. Vnd dieses alles hat sein grosses Lob nicht verdunckelt/ daß er die Jnsell Rè, vnd die Statt Roschellen bezwun- De Statu pertrbato Franciæ. bezwungen: auch alle Hugenotten zum Gehorsam gebracht: dz er den Paß zu Susa mit Gewalt in Winters Zeit eroͤffnet/ Pignerol vor den Augen dreyer Feindlichen Armeen/ vnd vier erfahrner Feldt Obersten eingenommen/ Sophoyen vber mei- stert/ Casal drey mahl entsetzt: Lothringen vnd Roußilon/ sampt so vielen Or- then/ dem Spanier entzogen/ Jtalien/ Flandern/ Teutschland/ vnd den Graͤntzen Languedoc so manche Schlacht erhalten/ wie auch zur See obgesiget/ die her ein- brechende Oesterꝛeichische Macht zu ruͤck geschlagen/ vnd der gantzen Welt kund gethan/ daß das Hauß Oesterꝛeich nicht vnvberwindlich ist. Vber diß alles hat Franckreich nach deß vorigen Koͤnigs Tod in allen Buͤndnussen wollen stehen bleiben/ vnd nicht aͤndern: hierauff wurd Diedenho- ven erobert/ vnd die Haupt Schlacht bey Rocroy erhalten/ aber mit dem Vberfall zu Duͤtlingen versaltzet. Vnd da die Schweden nach Holstein zogen/ dennoch den Frantzosen den gantzen Last/ der Feindlichen Armeen/ auff dem Halß liessen/ seeundirt der Hertzog von Anguien den Turrenne, schlug die Bayrische auß dem Feld/ vnd erobert Philipsburg/ Speyer/ Wormbß/ Germerßheim/ Landaw/ Bin- gen/ Kreutzenach vnd Maͤyntz. Hierauff kam der ander vngluͤckliche Vberfall bey Marienthal in Francken/ welchen der Hertzog von Anguien in Allerßheim wieder ersetzt. Endlich vergliche man sich mit Schweden vnd Hessen/ gesampter Hand zugehen/ damit das Wetter nicht auff einem Theil allein fallen koͤnt/ biß bey dem Armistitio Haylbrunn/ den Frantzosen geblieben. Wie nundie Feindseeligkeit auff ein newes wieder angieng/ hetten die Schweden ohne die Frantzoͤsische Huͤlff/ vnd die Frantzosen nach jhnen/ den kuͤrtzern muͤssen ziehen/ darumb durch deß Ca- dinals Verordnung die Conjunction abermahl geschehen/ vnd der Teutsche Friedẽ erlangt worden. Der grosse Nutz en vor Franckreich ist dieser/ daß dadurch dem Hauß Oesterꝛeich die Mittel in Franckreich ein zufallen genommen/ vnd die Con- questen in Jtalien/ Flandern vnd Catalonien versichert sind. Darnach dz Franck- reich nur geringẽ verlust an dem Gewinn kan leyden/ weil es die Teutsche Voͤlcker haben mag/ vnd der Kayser dem Spanier keine Huͤlff zu schicken soll. Drittens hat Franckreich das Ober vnd Vnder Elsas/ mit der Vestung Breysach vnd dem Rheinstrom/ dadurch Bayern/ Tyrol/ vnd Schweitz/ auch Lothringen bezaumbt werden. Viertens haͤlt Philipßburg die Statt Straßburg/ vnd den Pfaltzgraffen in vnser Devotion, vnd die drey Ertzbischoffe am Rhein in gutem Schutz. Fuͤnff- tens wird hiedurch die Liny auß Jtalien nach Flandern/ dem Spanier vnderbro- chen. Sechstens bleibt Metz/ Tull vnd Verdun der Kron Franckreich gaͤntzlich ein- verliebt dz sie nit mehr nach Speier appellieren doͤrffen/ also dz deß Wallensteins hie genom̃ene Vrsach in Franckreich zufallen/ nit mehr guͤltig ist. Zum 7. ist das Hauß Oesterꝛeich in solche Schranckẽ geschlossẽ/ daß es zu keiner Vngebuͤhr mehr greiffen/ oder Teutschland vnder das Joch zubringen suchen wird. Dann auch die Catholischen Staͤnde nit mehr so gar an dẽ Hauß Oesterꝛeich hafften/ sondern Franckreich auch etwas gelten lassen werden. Der \& Germaniæ Continuatio, Der 13. Discurß. Mazarini Jugend: Verrichtung wegẽ Casal/ Pignerol, Sedan/ Monaco/ der Schweden/ deß Duc d Anguien, Diedenhoven/ Dutlingen/ Marienthal: Flandern/ Graͤvelingen/ Hulft/ Coutrray, Mardick/ Duinkirchẽ. Warumb der Frantzoß Flandern angegriffen. Eyffer der Hollaͤnder gegen den Frantzosen. Eroberung Tortosa, Saphoyen/ Tortona: Vigeuano: Piombino, la M othe, Rose. Baͤpstischer/ vnd Daͤnischer Krieg. Mazarini entschuldigt. D Er Cardinal Rischeliu hatte weit groͤsseren vortheil bey dem vorigen Koͤnig/ als der Cardinal Mazarini bey dem jetzigen. Dann ein andere Regierung vnder einem dapffern Koͤnig/ vnd aber ein andere vnder einem gantz jungen vnd Muͤnderjaͤhrigen/ ja auch vnder einer Koͤ- nigin pflegt zu seyn. Es war aber dieser Cardinal ein außerwehlter Ruͤstzeug/ der Kron Franckreich sehr wichtige Haͤndel zu vnderfangen/ vnd wohl zufůhren/ dann in der Jugend hielt er sich an das Studieren/ braucht sich bald im Kriegs- Wesen/ hielt nicht lang darbey/ vnd ergriff die gemeine Geschaͤfften/ zu welchen jhn Bapst Vrbanus anfing zu gebrauchen/ hette jhn auch hocherhaben/ da jhn seiner Vettern einer auß Forcht einiger offension bey den Spaniern nit vermahnt vmb- etwas an sich zuhalten. Dennoch wurd er gebraucht im ein vnd zwantzigsten Jahr seines Alters/ wie Esteè vnd Feria bezeugen koͤnnen/ als die Spanier im Veltlin rumoreten. Wie nun Saphoyen vñ Spanien von dẽ Hertzogthumb Mantua jed’ sein Theil in der Einbildung weg hatte/ weil der Frantzoß vor Roschellẽ sich ver- dieffet d von Neuers geringe Mittel vor sich selbst besasse/ den newẽ Vnderthanen vnbekandt war/ auch keinen Nachbarn fand/ der jhm mehr als Complimenten gabe/ nahm sich dennoch der Frantzoß seiner an/ brach ein durch den Paß Susa/ vnd hub die Belaͤgerung vor Casal auff/ vnd vervrsacht/ daß Saphoyen vnd Spaniẽ den Kayser hienein verwicklet. Hie ließ Mazarini sehen/ das er der Kron Franck- reich/ zu Restabilierung deß Friedens in Jtalien/ nach deß Bapst eigenem Jntent/ zumahl geneygt wolte seyn. vnd da Casal zum andern mahl belaͤgert war/ auch nit laͤnger halten konte/ vermittelt er/ als Baͤpstischer Agent/ ein Stillstandt auff gewisse Zeit/ bey welchem dem Citadelle alle Notturfft zukommen/ daß es sich biß zum Entsatz/ den der Spanier auff Frantzoͤsischer seyten vor vnmuͤglich hielte/ ohne Noth befunden/ vnd dennoch den Frantzosen geblieben ist. Noch hatte Maza- rini in deme vorgebogen/ daß er dem Thoyras die Tractaten zu Regenspurg zu ge- sandt/ vermoͤg deren er an der Generalen gemachten Schluß nit gebunden war/ im fall sie von den Spaniern zuruͤck getrieben/ vnd vom Secours deß Citadells ab- Q q gehalten De Statu perturbato Franciæ gehalten wurden. Doch that es nicht Noth/ weil sie der Frantzosen Angrieff nicht erwartet. Nun hatten sie grossen Vortheil/ nemlich gute Abschnit/ mit vielem Ge- schuͤtz vnnd Fewer-Werck besetzt/ darbey Jtalianer/ Spanier vnnd sieghaffte Teutschen/ ohn weit entlegene Retirade/ in viel groͤsser Anzahl auffpasseten. Wie nun die Frantzosen in diese harte Nuß beissen wolten/ vnd bereyt das Spiel anfin- gen/ kam Mazarini zwischen beyde Armeen/ vneracht der Kugeln/ so vber jhn sau- seten/ vnd hielt diẽ Frantzosen ab von jhrem gruͤndlichen Verderben/ ja von dem vnmuͤglichen Entsatz/ sie soltenden Spaniern obige Puncten vorhalten/ so würde S. Croce/ den er darzu vermoͤgt hatte/ sie ein willigen. Vnd gesetzt/ die Spanier hetten die Frantzosen lassen durchziehen/ vnd in das Citadelle einkommen/ so trugen sie doch der Proviant sehr wenig/ vnd hetten desto eher sich ergeben müs- sen. Noch ist wundersam daß Mazarini die Vollziehung deß Vergleichs erhalten/ ehe derselb vnderschrieben ward: Da dann ein Augenblick verseumbt den Schar- muͤtzel dẽ Anfang machen/ vnnd wohl den Mittelmann in der Furi auffopfern koͤnnen. Vber diß warnt er die Frantzoͤsische Officirer/ daß sie in guter Ordnung abgezogen/ dadurch der Spanier Einfall verhindert worden. Nach diesem Handel gab es vielfaltige Tractaten in Jtalien/ biß der Fried zu Kairasque, wegen deß Koͤnigs in Schwedẽ Einbruch vf deß Reichsbodẽ beschlos- fen worden: bey welchem Mazarini ein gemeiner Freund war/ sonderlich deß Sa- phoyers Caroli Emanuelis vnd dessen Sohns Victoris Amedei Gunst vnd heym- liche Absehen/ auch durch sie aller andrer Fuͤrsten Gedancken gleichsam erforschet. Hier nechst macht er/ daß Victor die Statt Pignerol vmbgrosses Geld dẽ Frantzo- sen vberlassen/ dadurch dem gantzen Jtalien das Thor zu dem Frantzoͤsischen Suc- curs offen bleibt. Rischelieuͤ hielt diesen Streich vor vnmeglich/ sonderlich da die Spanische hie von den geringsten Wind hetten haben sollen. Die Spanier merck- ten/ was Mazarintvor ein Geyst war/ darumb suchten sie jhn an sich zubringen/ vnd dem Kayser zu einem geheymsten Rath zu geben. Als er nun nicht wolte/ the- ten sie jhm diesen Verdruß/ dz der Bapst ein Vnwillen auff jhn warffe/ wie viel er auch zuvor var jhm gehalten. Solcher Gestalt zog jn der Koͤnig in Franckreich an sich/ ob schon Perretti jhm hart zu wieder war/ nante jhn auch sein Plenipotentiarn zu dem allgemeinen Frieden/ bracht jhm den Cardinals Hut zu wegen/ vnnd setzt jhn neben den Cardinal Rischelin. Er bracht das Hauß-Saphoyen zur Verey- nigung/ vnd zur Buͤndnuß mit Franckreich/ als es war abgetretten. Bald thet er die Reyß mit dem Rischelin bracht aber bey desselben wehrender Kranckheit/ die Statt Sedã in deß Koͤnigs Gewalt/ vñ setzte d’ Statt Tortonna im Meylaͤndischẽ so hart zu/ daß sie sich ergeben muͤssen/ welche Zeitung 4. Tag vor deß Rischelius Tod nach Hooff kommen: Ob schon das sehr rauhe eingefallene Wetter nit leiden wollen/ daß der Orth waͤr erhalten worden. Also hat er die Practicken mit dem Fuͤrsten Manaco angesponnen/ vnd endlich vollfuͤhret/ dasselbige Vestung vnd Anfurth \& Germaniæ Continuatio. Anfurth den Spaniern entgãgen/ dem Frantzosen aber zukommen ist. Also ist der Cardinal Mazarini den Spaniern/ die jhm den Cardinals Hut mißgoͤnnet/ ge- haͤssig/ vnd den Frantzosen dienstlichworden: Sein erstes Thun war nach deß Rischelius Tod/ daß er die Kron Franck- reich vnd deroselben Bunds-genossen vor Trennung verwarthe/ dañ alß Schwe- den die Verenderungen/ so vf Henrici IV. Tod gefolgt sind/ zu Gemuͤth zoge/ hette der Vergleich mit dem Hauß Oesterꝛeich leichtlich moͤgen geschehen/ zumahl als der Koͤnig etwas lawlicht an sie schriebe/ biß der Cardinal sie versichert/ vnd dessen Vrsachen anzeygte/ warumb Franckreich in vorigem Gelaiß zu bleiben haͤtte. Auch schrieb der Cantzler Ochsenstern/ es haͤtte Rischeliu auff seinem Todbett dem Koͤniggerahten/ seines Staadts-Verwaltung diesem Mazarini auff zutragen. Auff gleichen Verstandt schrieb Mazarini an die vbrigen Bundsgenossen/ vnd als der Koͤnig gestorben war/ auch nach Portugall vnd an die Catalonier: dadurch er die Teutsche Voͤlcker auß Franckreich gehalten/ vnd die Oesterreichische Practi- cken gestuͤrtzt hat. Noch hatte er grosse Muͤhe/ daß die Koͤnigin sich nicht ließ ab- wendig machen/ alß man derselben jhre nahe Freundschafft mit Spanien/ vnd dann den Gewissens Zwang vorhielte/ vnd die Beschaffenheit der Sachen ver- barge. Dannenhero aber auff Frantzoͤsischer seiten alle vnd jede Tractaten zum fleissigsten sind gehalten/ vnnd den Bundts-verwanten zum besten/ ohn ygnen vnd offt angebottenen Nutzen/ gefuͤhrt worden/ ob es gleich viel stichelens etwan gegeben/ vnd etliche gar außgetretten. Das ander Werck/ so der Cardinal von Anfang vorgenommen war/ daß er die jnheimischen Verwirꝛungen nicht liesse außbrechen: Wie dann Rischelin den vnruhigen Koͤpffen/ ausserhalb deß Reichs Arbeit gegeben/ damit man jnnerhalb koͤnte in Ruhe seyn. So lang man hierin sich weisen lassen/ hat Fꝛanckreich jelenger/ je mehr/ vnd vber die Hoffnung der vorigen Zeit prosperirt. Dann der Cardinal erhielt/ daß man dem Duc d’ Anguien, deme sonsten der Koͤnig keine Kriegs Macht anvertrawen wolte/ das Commando vbergab/ da er bey Rocroy den sehr herꝛlichen Sieg davon getragen. Vnd als der Cardinal die Belaͤgerung Die- denhoven jhme auch ließ anbefehlen/ meynten etliche/ es waͤr nur vf ein Schimpff angesehen/ oder der Cardinal wolte jedermaͤnniglich zuverstehen geben/ daß seine Verwaltung nicht nur ein außlauffend Werck vom vorigem Koͤnig waͤr/ sondern seinen Nachdruck hette. Wie nun die Dornen mit den Rosen wachsen/ also ge- schah ein grosses Vngluͤck in Dutlingen/ da die Frantzoͤsische Armee nicht ge- schlagen/ sondern gefangen vnd vberfallen ward/ vnd Graff Guebrian, der Ge- neral an einer Wunden starb/ auch die Schweden ein newen Feind in Holsteyn suchten/ vnd jhr Hauptarmee dorthin fuͤhrten: Dannenhero Franckreich vnnd Hessen die Kayser- vnd Bayerischen auff dem Halß gehabt/ wie dann der Anfang sich mit Freyburg machte/ die Vestung Breysach von fern zubeschliessen. Der von Q q ij Turane De Statu perturbato Franciæ Turaine begehrt nur vier Tausend Man/ Freyburg zuerhalten/ oder bald wieder zu erobern. Die Koͤnigin schrieb an den Hertzog von Anguien, daß er mit seiner vnderhabenden Armee der Kron diesen Dienst thete/ welches er auch so herꝛlich verrichtet/ dz Philipßburg vnd Mayntz/ sampt andern Orten dem Sieg gefolget. Vnd wie bey Marienthal schier ein gleiches Vnglück gefolgt/ wurd es aber mahl durch gleiche Vorsorg gesetzt vnd verbessert/ allein daß die Armee/ dergleichen Faͤlle zu verhuͤtten/ sich nach Lothringen vnd Franckreich in die Winter-Quartier beziehen muͤssen/ merckte der Cardinal daß die Kayser- vnd Bayerische Armee nimmer so weit von einander gingen/ daß sie zur Noth nicht wieder sich bereychen koͤnnen/ vnd daß Rischeliu eben deßwegen vnderschiedliche fliegende Armeen verordnet gehabt: Darumb ließ er bey Torstensohn ein solche Conjunction ver- gleichen vnd beschliessen/ die aber nur vnder dem Vrangel zu recht kom̃en/ darauff auch Bayern zum Armistitio/ ja endlich der Kayser selbst zum Frieden kom̃en ist. Die weil auch der Hertzog von Orleans hette moͤgen im Koͤnigreich Haͤndel anfangen/ verschuff der Cardinal jhm das Commando vber das Hauptwesen in Flandern. Derselb macht sich an Graͤvelingen/ welches auch auff deß Printzen von Vranien anmahnen der Cardinal Rischelin vor vnmuͤglich gehalten. Die Hol- laͤnder schwebten mit jhren Schieffen darfuͤr/ vnnd eroberten Saß von Gent/ alß den ersten vesten Fuß/ den sie jemahlen in Flandern haben koͤnnen/ in deme Piccolomini nach Graͤvelingen zog. Nach Vbergab der Statt Graͤvelingen/ be- gab sich der Hertzog von Orleans wieder nach Hoff/ kam das ander Jahr wieder/ ließ etliche Truppen zwo Meil wegs durchs verdrunckene Land/ die Kleyder vnnd Waffen auff den Koͤpffen/ gehen/ vnd den Paß vber die Colme oͤffnen/ nahm vnderschiedliche Orth ein/ vnnd ließ dem Printzen von Vranien vber den Canal helffen/ welches von dem Gassion ein verwegenes Stuͤck im hien vnnd herziehen gewesen/ daß er Hulst belaͤgert vnnd eingenom- men. Jm nechsten Feldzug wolt Anguien den Feind auß dem Feld schlagen/ Ranzag Douay belaͤgern/ aber Gassion stimt auff Courtray/ welcher Orth sich er geben muͤssen: da die Spanische Armee/ wegen Eyfer vnder so vielen Generalen/ nichts Namhaffts versuchen doͤrffen. Hie begerten die Hollaͤnder sechs Tausend Pferdt/ so man jhnen vnder Grammont vberlassen/ als ob sie was wichtiges/ son- derlich Antorff/ vor haͤtten: es schien aber/ daß sie die Frantzosen vm̃ so viel schwaͤ- chen wollen/ vnd nicht leyden koͤnnen/ daß der erste vergleich/ Gent/ vnnd Antorff/ eins nach dem andern/ gesampter Handt ein zunehm̃en/ vnd beyderley Besatz- ung hienein zulegen/ jhnen zu wieder worden/ vnd dessen erwuͤnschten Außgang nicht sehen moͤgen. Doch mag der alte von Vranien seinem Sohn die stelle nicht gegoͤnnet haben/ gleich wie Louys XI. sich nicht wollen außziehen/ biß er muͤssen schlaffen gehen. Die Frantzosen nahmen sich an/ als wolten sie weiter in Flandern einbrechen/ wondeten sich aber stumpff gegen der See/ vnd belaͤgerten vnd erober- ten \& Germaniæ Continuatio. ten mit Favor der Hollaͤndischen Schieffen/ Mardick/ welcher Orth jhnen war auß Vnvorsichtigkeit entzogẽ/ vnd mit drey tausend Man besetzt worden. Der von Anguien blieb bey der Armee/ bracht Proviand in Cortrich/ erobert Furnen/ vnd die aussen Werck vor Duinkichren/ das folgende Jahr wurd wenig außgericht/ ob schon der Cardinal die Fuͤrsehung vor 20. tausend Man gethan hatte/ vnd sol- ches verursachte der Mißverstand zwischen Gassion vnd Ranzau: dergleichen vn- zeitiger eyfer zwischen diesen beyden dem Spaniern wohl bekommen/ daß sie vor Landtreschy auff geschlagen wurden: vnd denn zwischen Chastillon vnd La Force, daß die Frantzosen vor S. Omer weichen muͤssen. Lens wurd erobert/ vnd Gassion dar vor erschossen. Mann redete vbel/ daß Franckreich ein so grosse Macht auff Flandern wen- dete/ aber deß Cardinals Absehen war/ hie durch den Spanier zu einem allgemei- nen Frieden zu zwingen/ welcher auch ausser allem zweiffel erfolgt waͤr/ da die lose Haͤndel bey Hoff das Kriegswesen nicht gehindert hetten/ vnd dann auch die Hol- laͤnder nicht von der Farb abgefallen waͤren. Noch war ein ander Bedencken zube- obachten/ daß nemlich Pariß auff dieser seyte was mehr Land/ vnd Vormauren vmb sich hette/ den Spaniern den Einbruch zu verlegen: zu mahln Henricus VIII. auß Engelland/ vnd Carolus V. vorzeiten/ vnd letzlich Piccolomini vnd Jann de Werth/ ja juͤngst der Spanier Anzug auff Rocroy, wann sie nicht waͤren ge- schlagen worden/ der Statt Pariß den kalten Angstschweyß außgetrieben. Vnd hie moͤgt jemand fragen/ warumb Franckreich biß dahin sich so Gewissenhafftig gehuͤtet/ den Frieden mit Spanien zubrechen/ vnnd demnach endlich gebrochen. Die fuͤr nehmste Vrsach war/ daß die Spanier den Ertzbischoff zu Trier in seiner Residentz vberfallen/ vnd dem Kayser nach Wien gelieffert hatten/ auß keiner andern Vrsach/ als daß der selb bey solcher Zeit/ da weder Spanien noch Oester- ꝛeich dem Schweden wiederstehen koͤnnen/ sich in Frantzoͤsischen Schutz begeben/ nicht wegen Spanien oder Oesterꝛeich/ weil er kein ander Mittel sahe/ den Spa- nischen Waffen zuentgehen. Die Hollaͤnder trieben an dem Koͤnigvnnd an dem Rischeliu zum hefftigsten zu dieser Ruptur/ vnd erhielten/ wz sie vnd jhre Eltern vnnachlaͤssig biß dahin gesucht hatten/ doch nicht ehe als nach eingeholtem Raht von den fuͤrnehmbsten Schrifftgelaͤhrten der Kron/ das Gewissendesto ruhiger zu behalten/ Rischeliu aber sahe noch weiter in das flache Feld/ wie der Krieg koͤnt continuirt/ vnd mit Reputation geendet werden/ ja da die Hollaͤnder solten ein zweyten langen Treues muͤssen ergreiffen/ was Franckreich als dann zu erwarten haͤtte. Pater Joseph vnd Charnasse/ schuben auch maͤchtig an diesem Karn/ biß si: jhn jn gang gebracht/ vnd machten den Hollaͤndern so guten kauff/ dz Franckreich kein Geld von jhnen genommen/ sondern jhnen noch gegeben/ ja verwilligt/ daß die Frantzoͤsischen Generalen vnder dem Printzen von Vranien stehen solten. Was aber hier auß erfolgt sahe man gleich nach der Schlacht/ so die Fran- Q q iij tzosen De Statu perturbato Franciæ tzosen bey Auin erhielten/ alda Chastillon sich deß Siegs bedienen/ vnd auff Na- mur gehen wollen/ welches aber Bresè, der in das Cabinet geguckt gehabt/ verhin- dert/ vnd deß Printzen von Vranien der die Frantzoͤsische Voͤlcker zu sich erfor- derte/ Ordre zufolgen/ vor sicherer hielte. Also schlaͤppete man die Voͤlcker auf vnd ab/ vnd nahm nichts wichtigs vor die Hand/ biß sie sich selbsten consumirten/ vnd die Spanier vnder dessen ein solche Macht auß Teutschland gezogen/ daß Franckreich vf sich selbst sehen muͤssen. Doch kehrten die Spanische Voͤlcker in die Bettaw vnd eroberten Schencken Schantz/ darvber Vranien alle seine Witz/ vnd Spanien grosse Macht angewant. Der Cardinal wolt nit gleichs mit gleichē vergelten/ sondern macht/ daß der Koͤnig dem Brelè befahl/ bey den Hollaͤndern biß zu wieder Eroberung deß Orths/ mit seiner vnderhabender Armee zuverharren. Was nun Catalonien belangt/ hatte Franckreich wegen der Jnwohner freyen Humor/ vnd jres vorigen Herꝛn vielfaltige Practticken sehr behutsam zu gehen/ dannoch erobert der von Schomberg die maͤchtige Statt Tortosa/ Tarra- gona hette muͤssen Frantzoͤsisch werden/ wie auch Lerida, Fragues vnd Monson, Jn Jtalien wolte der Hertzog von Saphoyen die Gegenwag solcher gestalt hal- ten/ daß Spanien nich gar hienunder/ vnd er als dann bey den Frantzosen vmb sein Respect kaͤme/ die Frantzosen aber nit gaͤntzlich außgetrieben würden/ vnd er allen Hinderhalt verliehre/ biß Printz Thomaso nach Flandern gezogen/ wie er hieruͤber gestorben/ schickten die Spanier den Printzen Thomaso wieder vber das Gebuͤrg/ vnd liessen durch jhn vnd Leganez alles biß auff Casal vnd dz Citadelle Turino einnehmen/ diesem Vnheil vorzubeugen/ zog der Graff von Harcourt vber das Gebuͤrg/ vnd er zwang in vier Tagen die Jnsel S. Margrethen vnd S. Honorat den Spaniern auß den Haͤnden. Er proviantirt Casal/ vnnd schlug sich mit zwoen Armeen/ die in der Nacht/ jhn fornen vnnd hinden anfielen/ zu seinem ewigen Ruhm. Leganez hatte zuvor Bremen gewonnen/ als Crequy drin gestor- ben/ Verceil dem Cardinal La Vallette vor den Augen abgenommen/ vnd die Graubuͤndner von Franckreich ab vnd zu dem Hauß Oesterꝛeich gewandt/ dar- umb dachte er diesen Schimpff zu rechen vñ belaͤgert in allermuͤglichsten Stille Casal. Harcourt macht sich auff mit seinem Succurs auß Pignerol, vnnd zog auff Casal/ schlug die Spanier auß jhren Wercken/ ob er schon nicht mehr als die Helfft gegen jnen an Volck fuͤhrte/ gieng also bald auff Turino/ vnd bracht alles vnder seinen Gewalt/ vnder andern auch Con. Nach Harcuort commandirte Bo- nillon, aber nicht lang/ weil er wegen der Haͤndel zu Hoff/ in deß Koͤnigs Vnge- nadt gefallen. Jhme succedirt Longueuille, welcher mit Printz Thomaso seinen Schwager/ der sich wieder Frantzoͤsisch erklaͤrt/ Tortona eingenommen/ aber die gantze Armee verderbt/ vnd im Abzug bey grewlichem Vnwetter/ bloͤßlich die Manschafft saluirt: Darumb die Spanier wieder darvon gezogen/ vnd sie ohne Schwerdtstreych zur Vbergab/ kurtz vor deß Koͤnigs Ableiben/ genoͤthiget. Printz Thomaso commandirte diesem nach allein/ erobert Ast, Trino vnd Pon- \& Germaniæ Continuatio. Pondestura, wagt ein Schaͤntzlein/ vnd gewann Vigeuano, als ein Schluͤssel zum Meylaͤndischen Staado: verlohre es aber bald wieder als Milan vor allen Din- gen diesen Frantzoͤsischen Pfoͤrtner wollen abgeschafft haben/ vnd deßwegen alle Notturfft heraußgabe: was vor sonderlichen Fleiß Mazarini auf das Jtalianische Wesen gelegt/ erscheinet auch herauß/ daß er den Cardinal von Est zum Patron der Kron Franckreich nehmen ließ/ welcher dann seinen Bruder/ den Hertzogen von Modena auff die Frantzoͤsische Partey gezogen bey deren er auch geblieben/ biß jhn die Noth zur Neutralitaͤt gezogen. Darauß die Frantzosen diesen Vortheil erhalten/ daß jhre Voͤlcker im Casal Major/ einem Dorff proviantirt vnd Cara- cena mit seinen Spaniern darvor auff geschlagen/ aber die Belaͤgerung vor Cre- mona/ auß Mangel der Geldmittel/ so auß dem truͤben Hoffwesen kommen/ auff gehoben worden. Diesen Fehler zu ersetzen/ vnd den Frieden zubefoͤrdern/ gedacht der Cardinal/ er wolte den Spaniern an einem andern gar empfindlichen Orth lassen angreiffen: macht mit Printz Thomaso ein Anschlag auff das Koͤnigreich Neaples/ zumahl derselb schon gute Correspondentzen von langer Hand hienein gehabt/ nach dem Muster/ so Henry IV. kurtz vor seinem End abreissen wollen. Der erste Paß solte seyn Montargentare, auff welchem Orbitello liegt. Aber man bracht lange Zeit zu vber den Graben zu setzen vnnd Bresè starb/ vnd Guyse wolte von Franckreich nicht dependieren/ auch war Wind vnd Meerꝛ den Frantzosen zu wie- der. Die Spanier konten den Zweck nit ersehen/ sondern meyenten/ solche Bereit- schafften zielten auff Final oder Tarragona, wie es aber zu Wasser vnd zu Land feh- lete, verordnet der Koͤnig eylfertige Hülff vnd ließ Piombino vnd Portolongono einnehmen/ da durch der grosse Hertzog zu Florentz von Spanien abgelassen/ vnd eine reputirliche Neuteralitaͤt angenommen. Auch spante der Bapst den Bogen wieder die Barbarini nit mehr so hart/ vnd musten die Spanier võ Genova nach Neapeles ein weitẽ Vmbschweiff nehmen/ darumb sie vber 6. Millionen Pfund/ zu wieder Eroberung gemelter bey dem Orth verwendet/ vnd also zu erkennen ge- ben/ dz Mazarini wohl verstuͤnde/ an welchem Glied sie zum empfindtlichsten waͤ- ren. Noch setzt er an einem andern Orth an/ nemlich La Mothe vnnd Rose weg zu nehmen/ auff welche Zeitung der Printz von Vranien mit Verwunderung geruf- fen/ dz waͤrẽ 2. rechte Meisterstreych vñ war la Mothe in Lothringẽ/ nebẽ Momeillan in Saphoyen/ der besten Vestungẽ eine in Europa/ vnd wurd dẽ Villeroy vber lief- fert. Plessis Praslin zwang Rose zurvber gab/ vnd befreyte also den Paß zu Land auß Franckreich vnd Cathalonien vñ Roussillon gleich wie la Mothe wol 1800. Fleckẽ vñ Doͤrffer/ vnder der Contributiõ hielte. Vnd ist wol zumerckẽ/ dz diese beyde Be- laͤgerungen die Armeen im Feld nit vmb ein Man geschwaͤcht haben. Der Bapst Vrbanus fuͤhrte Krieg wieder den Hertzogen von Parma/ der Venedig vnd Flo- rentz an sich gehengt hatte/ die allerkluͤgesten Koͤpff zu Rom/ Venedig vñ Florentz bra chten beyderley Vrsachẽ vnd Beweiß zum Rechten vor: die Partheyen verbit- terten sich hoͤchlich/ wegen der Vnkosten/ die Reputation wolt erhalten seyn/ hie wurd De Statu perturbato Franciæ wurd der H. Stul beyseit gesetzt/ vnd die Vettern angezogen/ vnnd aller Voͤlcker Recht vorgeschuͤtzt/ Oesterꝛeich vñ Spanien hatten die Vermittelung vergeblich gesucht. Aber Lyonne macht den Anfang/ vnd der Cardinal Bichy das End/ auß Mazarini angeben/ auß welchem Krieg Franckreich keine Nnutzen zu suchen/ son- dern der Jtalianer Fuͤrsten Genuͤgen zu würcken begehrt hat. Alß auch Schweden ein newen Krieg mit Dennenmarck anfieng/ hette sich Polen vor andern leichtlich drein schlagen/ vnd den Abzug der Schweden vom Teutschen Boden verursachen koͤnnen/ welcher Gestalt die Protestirende Staͤndẽ vnd nach jhnen auch die Catholischen dem Hauß Oesterꝛeich gehorsam̃en muͤssen. Diesem vorzukommen/ wehlt Mazarini die rechte Zeit nach dẽ der Koͤnig in Den- nenmarck etliche Schlappen bekom̃en/ vnd die Schweden nit lehr auß gegangen/ also die erste vnd groͤste Furi vor vber war. Hiengegen wurd der Handel beschleu- nigt durch die Heurahts Tractaten/ zwischen dem Koͤnig in Poln/ vnd der Prin- cessin von Neuers, vermittelst deren Herr Bregy den Poln von deß Dennenmaͤr- ckers begehren/ vnd von deß Kaysers Antreiben/ mit Schweden zubrechen/ oder zũ wenigsten einem guten Freund Huͤlff zu leysten/ abgewandt/ vnd zum Stillsitzen vermoͤgt. Auch verblieb der Zug wieder den Siebenbuͤrger/ der mit im Bund war/ vnnd zwar nicht lang drinen geblieben/ dannoch ein voͤllige Oesterꝛeichische Armee nach sich gezogen/ vnd den Schweden vmb so viel Lufft gemacht. Durch diesen Heyrath erlangte Franckreich die Kriegs-Werbungen so dẽ Kayser waren abgeschagen/ zu geschweigen der guten Corꝛespondentz/ die mit der Zeit ein voll- staͤndigen Bund moͤgte gebehren. Jetztmahls war es noch mit den Hessen/ deren Armee sonsten schwehrlich hette stehen koͤnnen/ der Graff ward von Darmstatt verreytz/ das seinige wieder zubegehren: seines Sohns Heyrath mit einer Prin- cessin von Vranien macht in keck/ vnd Hessen sahe auff die Schwedischen. Dar- umb verlaͤngert Mazarini diese Quartier vnd Besatzungen von Jahren zu Jahrẽ biß zum Frieden Schluß/ vnd mit allen offerten vnd bescheidenen Worten/ daß der Graff es also hien geschehen lassen. Solte aber es zu offentlicher Feindthaͤtlich- keit kommen seyn/ haͤtte gantz Hessen/ vnd der Schweden beste Zuflucht koͤnnen zu grund gehen. Auß welchem allem Sonnenklar/ daß Mazarini deß Rischelius Fußtappen nach gangen. Ob auch der Cardinal deßwegen den Krieg in Jtalien fortgesetzt/ damit er ansehenliche summa Gelts ohne Argwohn koͤnt vber dz Gebuͤrg bringẽ/ ist nit glaublich: daß er aber zu Rom ein so gar herꝛlichen Pallast erkaufft/ vnd re- parirt scheinet groß in die Augen/ kan aber seiner Trewe nichts benehmen/ daß er kein gebohrner Frantzoß/ sondern ein Jtalianer/ oder gar ein Sicilianer/ hat viel Exempel/ wie das Hauß Schomberg auß Teutschland/ vnd Guyse auß Lothringen in Franckreich/ La Garde auß Franckreich nach Schweden kom̃en/ vnd bey den Roͤmern aller Welt beruͤhmte Leuth zu Burgern angenom̃en worden/ doch hat sich ein frembter desto mehr vor Jrthumb vnd Versehens zu huͤtten/ weil er keinẽ Ruͤ- cken weiß/ hiengegen aber iederman zum Neyder vnd Auffseher hat. Der \& Germaniæ Continuatio. Der 14. Discurß. Deß Koͤnigs in Engelland Herkommen vnd Leben: deß Parlaments Execution vber etliche Koͤnigische Diener/ vnnd Kriegs Verfassung. Der Koͤnig wurd fluͤchtig/ vnd gelieffert: angeklagt/ vnd vervrtheilt/ auch gekoͤpfft. Deß Parlaments Schutzrede. Vrtheil hievon. W An will zwar von einem sehr weisen Koͤnig außge- ben/ als haͤtte er bey vngewoͤhnlichen Faͤllen/ wann sich die Leuthe daruͤ- ber bestůrtzten/ zufragen pflegen: geschicht auch etwas/ davon man sagen moͤcht: Sihe/ das ist new? vnnd haͤtte dann allerhand Exempel auß frischer Ge- daͤchtnuß vorgelegt/ vnd also geschlossen: gewißlich es ist vor auch geschehen in vo- rigen Zeiten/ die vor vns gewesen sind/ was deß Himmels Lauff belangt/ aͤndert derselbe nicht/ so haͤlt die Erd jhr Gewaͤchs/ vnd das Wasser seinen Gang. Die Menschen werden geboren/ vnd sterben: steigen hoch/ vnd kommen nieder: ruͤhmen sich der Staͤrcke/ vnnd beklagen jhre Mattigkeit: prallen daher/ vnnd hencken die Koͤpff: Essen vnd Trincken/ Schlaffen vnnd Wachen/ Lieben vnnd Neiden/ Mor- den vnd Erꝛetten/ Rauben vnd Kleyden/ Bawen vnd Brechen/ Lachen vnd Wey- nen/ Sorgen vnd Frolocken/ Herꝛschen vnd Dienen/ vnnd was dergleichen mehr im taͤglichen Schwang gehet. Wann wir aber auß Teutschland/ oder Franck- reich nach Groß Britannien schiffen/ werden wir erfahren/ hoͤren vnnd sehen/ was die Sonn biß auff denselben Tag/ so lang sie den Erdboden vmbloffen vnnd be- schienen/ noch nicht gesehen hat. Dann die Engellaͤnder haben jhren Koͤnig vor Gericht gezogen/ vnnd zum Beihel verdampt/ jhm auch auff einem Geruͤste den Kopff vor allem Volck offentlich abgeschlagen: darumb wollen wir sein Leben vnd End kurtzlich fassen. Carolus deß Namens der Erste/ Koͤnig in Groß Britannien Franckreich vnnd Jrꝛland/ Jacobi VI. Sohn/ wurd auff diese Welt geboren im Jahr 1600. den 19. November: gekroͤnt im Jahr 1625. vnd auch vermaͤhlet. Anno 1639. er- hub sich der Krieg in Schottland/ vnd wurd noch selbigen Jahr ohn Blutvergies- sen hiengelegt. Anno 1640. den 3. Aprill/ wurd das Parlament mit deß Koͤnigs Bewilligung zu Londen gehalten/ aber bald auff gehoben/ darumb daß es deß Koͤ- nigs Privilegia vnd Freyheit berahmen wolte. Weil nun die Staͤnde jmmerzu anhielten/ daß es der Koͤnig nochmahlen belieben moͤchte/ vnnd groß Versprechen thaͤten/ deß Koͤnigs Hoheit nach allen moͤglichen Mitteln zubeobachten/ wurd das R r Par- De Statu perturbato Franciæ Parlament noch dieses Jahr auff den 3. November angeschrieben: da dann gleich Anfangs der Viceré in Jrꝛland/ der Ertzbischoff von Cantelberg/ vnd etliche Be- ampten/ als haͤtten sie sich an der Majestaͤt vergriffen angeklagt/ vnd in den Thurn zu Londen gefuͤhrt worden. Der Viceré Thomas Wentwort/ Graff zu Straf- ford/ wurd mit deß Koͤnigs erzwungenem Willen/ auff dem Schloßberg/ den 22. May/ Anno 1641. enthauptet/ darauff im October der Jrꝛen Rebellion herfuͤr ge- brochen. Als nun Anno 1642. zu Londen/ im Hornung/ ein Tumult entstund/ begab sich der Koͤnig nach Worcester/ vnnd folgends nach Yorck. Zu Hull wolt jhn der Ritter Hotham nicht einlassen/ welches das erste Fewer in den Zunder deß leydigen Kriegs geworffen. Dann das Parlament macht den Graffen von Essex zum Feldherꝛn im Land/ vnd den Graffen von Warwick zur See. Anno 1643. geschah der Couenant oder Bund durch die drey Koͤnigreich der Jnsel/ deß Koͤnigs vnd seiner Successorn Personen/ Gerechtigkeiten vnnd Privilegien/ ne- ben der Religion/ vnd deß Lands Freyheyten zuverfechten: gemeldem Hotham/ vnnd seinem Sohn/ auch dem Ritter Carew wurden auff dem Schloßberg die Koͤpff herunder geschlagen. Anno 1644. den 10. Febr. geschah dergleichen am Ertz- bischoff von Cantelberg/ genannt Wilhelm Land. Anno 1645. wurd Thomas Fairfax General/ vnd Olivier Cromwell der nechst nach jhm. Anno 1646. wurd der Koͤnig geschlagen/ vnd nahm seine Zuflucht zu den Schotten. Anno 1647. vberliefferten die Schotten den Koͤnig dem Parlament/ in die Haͤnde deß Fairfaxen/ welcher das Heilige Abendmahl darauff genommen/ als auch das Parlament ein Ald gethan/ sie wolten den Koͤnig mit allem schuldi- gen Respect vnd Ehererbietung auff den Koͤniglichen Thron setzen/ vnd die Kron jhm vnnd seinen Nachkoͤmlingen bestaͤttigen. Also fuͤhrt man den Koͤnig zum Hauß Hollenby/ vnd dann nach Hamptoncourt. Anno 1648. wurd er auß Hin- derlistigkeit der Kriegs Voͤlcker/ vnnd der Jndependenten/ auff die Jnsel Wicht gebracht/ vnnd ein gute weil im Castel Karißbrock/ vom Obersten Hammondy/ als ein Gefangener verwahre. Solcher Handel kam dem gemeinen Volck wi- derspenstig vor/ vnnd rufft nach einem Vergleich/ welchen man im Augst eyferig getrieben/ vnnd biß auff den letzten Puncten gebracht hattt/ auch bald schliessen wollen: wann nicht die Kriegs Voͤlcker Hindernuß eingeworffen/ vnd dem Par- lament erwiesen haͤtten/ die Tractaten gefielen jhnen gar nicht: das Parlament muͤste den Koͤnig vor Gericht stellen/ vnd sein gantz Geschlecht vertilgen. Weil nun das Parlament mit dem Koͤnig schier alles abgehandelt vnnd verglichen hat- te/ wolt es auff gemelte Remonstration nicht antworten: darauff sich die Kriegs- Voͤlcker ergrimt/ vnd den Koͤnig/ der damahls zu Neuport in seiner Freyheit leb- te/ eylend nach Horst/ da sonsten die Maleficianten pflegten zusitzen/ geschleppet. Ein ander Hauffen von den Kriegs Voͤlckern eylt nach Londen/ legt Hand an drey hundert redliche Parlamentsherꝛn/ vnnd stieß sie auß der Versamblung/ bracht \& Germaniæ Continuatio. bracht aber auß jhren Creaturen sechshunderthienein. Fairfax vnd Cromwell fuͤhrten den Koͤnig im December/ mit hoͤchster Schmach nach Winsor: dieser Zeit hielt der Kriegsrath vnd die vbrige Parlamentsherꝛn viel Zusammenkunff- ten/ biß sie ein Gericht/ von abgesagten Feinden der Monarchy/ Verschwendern/ vnd bey diesem Vnwesen Hochgestiegenen/ niedergesetzt. Hie entzog man dem Koͤnig alle Koͤnigliche Diener/ vnd ließ jhn zwischen Fairfax vnd Cromwell nach Londen reitten. Wie nun die Predicanten sahen/ wo das Spiel hienauß wolte/ schrieben jhrer sieben vnnd vierzig an den Kriegsraht/ vnnd erinnerten denselben deß Bunds/ deß schuldigen Gehorsambs/ vnnd der Goͤttlichen Raache: liessen auch eine Verantwortung außgehen/ weil man sie vnschuldiger weise beschuldig- te/ als haͤtten sie bey jhrer letzten Verꝛichtung vor dem Parlament die Sach ver- bittert/ vnd den Koͤnig in die Gefahr deß Lebens gebracht: mit angehengter Ver- mahnung an jhre Gemeinden/ daß sie jhren Aid betrachten/ vnd bey dem Bund be- staͤndig bleiben solten. Endlich wurd das Gericht mit beyden Generalen/ dem Commissario/ vnd Major/ vnd dann mit 22. Rittern/ ein vnd viertzig Obersten/ drey Freyherꝛn/ 54. Schildknechten/ fuͤnff Rahtsherꝛn/ drey Serganten/ fuͤnffzehen ansehnlichen Maͤnnern/ einem Pr æ sidentent/ vnnd vier Rechtsgelehrten/ den Koͤnig anzukla- gen/ niedergesetzt/ mit diesen Worten: Nach dem Kundbar/ daß Carolus Stu- art/ gegenwaͤrtiger Koͤnig in Engelland/ sich nicht benuͤgen lassen/ wie seine Vor- fahren die Rechte vnnd Freyheiten dieses Volcks auff mancherley Weise anzuta- sten/ sonder sich geluͤstet/ die vhralte Fundamental Gesatz vnnd Freyheiten dieser loͤblichen Nation gantz vmbzukehren/ vnnd ein will kuͤhriges tyrannisches Regi- ment/ einzufuͤhren/ vnnd mit Fewer vnd Schwerd/ durch Jnheymischen Krieg wlder das Parlament vnnd Koͤnigreich/ zu deß Lands Eroͤdung/ deß Schatzes Verschwendung/ deß Handels Vernichtigung/ vnnd vieler tausent Menschen- Tod fortgesetzet: vmb welcher Laster willen/ gemelter Carolus Stuartschon vor- laͤngst haͤtte koͤnnen zur Exemplarischen Straff gezogen werden: das Parla- lament aber gehoffet/ sein Gefaͤngnuß solte jhn zu einem Bessern angewiesen ha- ben: vnnd nun mit Bekuͤmmernuß spuͤren vnnd sehen muͤssen/ daß solche Lindig- keit jhm vnnd seinem Anhang nur desto groͤssern Muth macht/ die vorgenommene Practicken/ Auffruhr vnd Gewaltigung zuvollziehen: auff daß nun ferꝛner Vn- gelegenheit vorkommen/ vnd dergleichen verꝛaͤhterische boͤse Thaten von der Eng- lischen Nation abgewendet werden: Als ist von der Gemeinde deß Parlaments in voller Versamlung beschlossen vnd verordnet/ daß Thomas Lord/ Fairfax/ Oli- vier/ Cromwell/ vnnd die andere benahmbte/ zur Verhoͤr vnnd Vervrtheilung deß gedachten Carls Stuarts niedergesetzt sind: zu welchem Ende deren zwantzig o- der mehr/ zum Außschuß erkohren werden/ das Hohe Hoffericht zupr æ sentieren/ die Richtstelle an beliebigen Orthen vnd Zeiten zuverordnen/ vnd deß Beklagten R r ij Ver- De Statu perturbato Franciæ Verantwortung zuvernehmen: oder in Mangel derselben/ zu dem Endvrtheil/ der Gerecktigkeit vnd Verwuͤrckung allerdings ein Genuͤgen zuthun/ zuschreit- ten. Welcher gestalt diß Gericht jhre Notturfft zubestellen: vnnd auch Thomas Lord Fairfax die Vollziehung zuverschaffen/ hiemit bester massen gevollmaͤchtigt wird. Als nun das Hoffgericht besagter massen sich den 20. Jenner deß Jahrs 1649. gesetzt hatte/ befahl der Pr æ sident eine Stille. Ein jeder Hoffs Raht ant- wort auff sein verlesenen Namen. Der Koͤnig tratt herein mit bedecktem Haupt/ der Sergant mit dem Stab gieng jhm vor/ Oberst Hacker/ sampt dreyssig Edlen nach. Der Pr æ sident sprach: Carl Stuart/ Koͤnig in Engelland/ das Parla- ment hat sich zubeschweren deß zugefuͤgten Vnheyls/ vnd deß vergossenen Bluts/ so man euch Schuld gibt. Solches nun zustraffen/ ist dieses Hoffgericht/ auß Pflicht gegen Gott/ der Nation/ vnnd jhnen selbst verordnet/ auff daß jhr ewre Be- schuldigung anhoͤret/ vnd den Spruch darauff erwartet. Erstlich hat Carl Stuart seiner Kroͤnungspflicht gegen dem Land vergessen/ vnd sein tyrannisch Regiment auffzurichten/ ein Krieg angefangen/ in welchem an diesem vnd jenem Orth so viel tausent geblieben. Er hat im vorigen Jahr den Krieg zu Wasser vnd zu Land ernewert/ etliche auß dem Parlament hindergangen/ vnnd demselben/ zu hoͤchstem Verderben/ deß Staads/ feindlich wiederstrebet. Ferꝛner durch seinen Sohn/ durch den von Ormund/ vnnd andere Rebellen/ durch Einfaͤlle Schaden gethan. Wird derowegen als ein Tyrann/ Verꝛaͤthter/ Moͤrder/ vnnd offentlicher vnver- soͤhnlicher Feind der Gemeind angeklagt: dessen er sich zuverantworten. Der Koͤnig beschwert sich/ daß er bey Schluß der vorgangenen Tractaten waͤr anhero gefuͤhrt worden/ vnd wolte wissen/ auß was vor rechtmaͤssigem Gewalt solches ge- schehen/ zumahl das Volck es nicht thun moͤge/ weil das Koͤnigreich von mehr dann tausent Jahren ein Erb Koͤnigreich waͤr: vnnd eben deßwegen stuͤnde er vor die Freyheit der Nation/ mehr dann jhrer keiner. Gleich Anfangs fiel der Knopff von seinem Stecken: vnd weil niemand kam/ jhn auffzuheben/ buͤckt er sich selbst. Er sahe das Schwerdt da liegen/ vnnd sprach/ das foͤrchte ich nicht. Als er die Stieg hienundergieng/ rieffen etliche/ Gott bewahr den Koͤnig: vnnd ein grosser Hauff/ Justitz/ Justitz. Den 22. Jenner kam der Koͤnig zur zweyten Verhoͤr: die Anklag geschah/ der Koͤnig solte sich verantworten/ oder das Gericht sein Still- schweigen vor bekand annehmen. Der Pr æ sident vermeldet/ man wuͤrde solche also bald gegen jhm beweisen: das Volck mache die Gesatz/ nach denen ein Koͤnig zu regieren haͤtte/ vnnd vor dessen Gerichtstellen sey ein Koͤnig Rechenschafft zu- thun schuldig: welches der Koͤnig verlaugnete. Ja es waͤr in Engelland nie kein Hoffgericht gewesen/ vnd fordert dessen ein Exempel. Er haͤtte die Waffen nicht anderst/ als fuͤr die Gesatze/ vnd deß Volcks Freyheit gefuͤhret. Die dritte Verhoͤr geschah den 23. Jenner/ da wurd der Koͤnig abermahl beschuldigt/ Jhm lege \& Germaniæ Continuatio. lege ob/ die Gesatz zu Handhaben/ haͤtte deßwegen ein Aid gethan/ vnd Schatzung empfangen: wolte aber/ an statt deß Parlaments Freyheiten vnnd Vollmachten zubeschuͤtzen/ ein tyrannisch Regiment einfuͤhren/ disputierte nur vergeblich/ vnnd erforderten die Rechten/ daß solches vor ein Bejahung passtren solte/ wie dann auch die Zeugen jhn zuvberweisen/ bey der Hand waͤrẽ. Nun solte er sagen/ ober schuldig waͤr/ oder nicht/ der Koͤnig beharꝛete auff dem vorigen/ achtet der Ankla- gen wegen seiner selbst nicht eines Strohalmens/ sprach/ er koͤnde sich wohl verant- worten/ daß er wider sein Ampt nichts vorgenommen/ vnnd sehe allein auff die Freyheit deß Volcks. Den 24. Jenner wurden viel Zeugen abgehoͤrt. Den 25. kam ein Schreiben von den Predicanten im Land Oxfort/ in welchem deß Generals Vorhaben wi- derꝛahten/ vnd hart auff den Bund getrungen ward. Jhnen wurd geantwort/ wer wider den Bund thaͤt/ haͤtte sich desselben Jnhalts nicht zuerfrewen: der Ehe- stand bezeugte die Verbuͤndnuß zwischen Christo vnnd seiner Gemein/ zum Zeug- nuß/ daß kein fester Band zufinden: da aber Mann oder Weib Ehebruch begien- ge/ ließ sich das andere scheyden/ vnnd erhielte seine Freyheit: es giengen aber die Gesaͤtze der Laͤnder noch weiter. Der Printz von Walliß schrieb auch/ man haͤtte bey zu endlauffenden Tractaten sein Herꝛn Vatter hiengenommen/ der nun auff das Leben angeklagt waͤr: die Armee haͤtten die beste Gelegenheit in Handen/ das Koͤnigreich in glücklichen Wohlstand zubringen/ da sie jhn wieder einsetzen wol- ten: vnnd darzu waͤr er vor sein Person bereyt allen moͤglichen Fleiß anzuwenden/ wohl wissend/ daß gedachter sein Herꝛ Vatter sich wuͤrde behandeln lassen. Vnd solten gedencken/ wie vbel es bey allen Staͤnden der Welt erschallen werde/ da sie jhm das Leben benehmen. Den 27. Jenner setzt sich das Hoffgericht zum letzten/ darumb auch der Pr æ sident ein Scharlacken Rock angezogen/ vnd wie das ande- re mahl drey vnd siebenzig Richter auff jhre Namen Antwort gaben/ also mangel- ten jetzunder zehen an gemeldter Anzahl: wie der Koͤnig in seinem gewohnlichen Habit/ mit bedecktem Haupt in den Saal tratt/ erhub sich ein Geschrey vmb Ge- richt vnd Vollziehung der Gerechtigkeit. Der Pr æ sident sagt zum Vmbstand/ das gantze Volck in Engelland (sein Weib fiel jhm in die Rede/ nicht die Helffte: vnnd muste schweigen) haͤtte den Koͤnig angeklagt/ der disputierte die Vollmacht deß Hoffs/ vnd deß niedergesetzten Gerichts: welches man zubedencken gezogen/ vnd im Vrtheil fortzufahren beschlossen: weil er aber begehrt gehoͤrt zu werden/ so mag er seine Entschuldigungen auff die Anklagen vorzubringen/ aber vber der Vollmacht deß Hoffs nicht gehoͤret werden. Der Koͤnig sagt/ Er haͤtte nichts mehr vbrig/ als sein gut Gewissen vnd Ehr: sorgte vor deß Koͤnigreichs Fried vnd Wohlfahrt/ begehrt man solt jhn in der gemahlten Kammer hoͤren/ vnd den Vmb- stand von seinem Vortrag vrtheilen lassen. Vnd erhielt so viel/ daß das Ge- richt abgetretten/ vnnd er selbst abgefuͤhrt ward: nahmen aber nach einer halben R r iij Stund De Statu perturbato Franciæ Stund jhre vorige Stellen wieder ein. Der Pr æ sident sprach/ der Koͤnig such- te nur Schein vnd Auffschub: das Gericht waͤr bereyt vber die Gebuͤhr auffgehal- ten worden/ darumb wolte es der Gerechtigkeit jhren Lauff lassen: welches der Koͤ- nig durch Abmahung von vbereiltem Vrtheil/ vnd Einladung auff den Juͤngsten Tag nicht ferꝛner verhindern koͤnnen. Also redet der Pr æ sident zum Vmbstand/ es waͤr die Frag/ wer das Gesetz solte außlegen/ nemblich das Parlament/ so das Gesetz machte. Der Koͤnig haͤt- te seines gleichen nicht im Koͤnigreich/ gegen einem jeden zurechnen/ waͤr aber ge- ringer als das Volck. Es haͤtten die Koͤnige jederzeit den Freyherꝛn muͤssen Rechenschafft jhrer Regierung thun: wann nun dieselbe jhr Gebuͤhr nicht thaͤten/ muͤste die Gemein jhre Versicherung beobachten. Vnnd eben deßwegen ver- moͤgte die vralte Ordnung/ daß das Parlament jedes Jahrs zweymahl zusam- men kaͤme/ welches aber dieser Koͤnig fuͤrnemblich zertrennet vnnd auff gehoben/ weil dasselbe seinen vnnoͤthigen Krieg gegen Schottland nicht billigen wollen. Jn Franckreich/ Spanien vnnd Teutschland wůrden die Regenten zur Rechen- schafft angehalten: Jn Arꝛagonien haͤtte ein gewisser Mann die Ober Stell vber den Koͤnig gefuͤhrt/ vnnd die Privilegien deß Volcks beschuͤtzt/ gleich wie bey den Roͤmern die Zunfftmeister/ vnnd bey den Spartanern die Ephori. Jn Schott- land selbsten waͤren von den hundert vnd neun Koͤnigen nicht wenig in Verhafft/ in Bann/ in Gefaͤngnuß/ vnnd gar in Todt kommen. Deßgleichen Exempel auch in Engelland an Edward II. vnnd Reichart II. deren Verbrechen weit gerin- ger als seine/ zusehen. Beschlosse endlich die niedergesetzte Richter waͤren nicht da/ das Recht zugeben/ sondern zusprechen. Ließ nach wiederholter gantzer Pro- cedur das Vrtheil ablesen/ daß Carl Stuart als ein Tyrann/ Verꝛaͤhter/ Moͤrder/ vnd offentlicher Feind/ vom Hoffgericht zum Todt vervrtheilt/ vnnd daß jhm der Kopff vom Leib zuscheyden. Hie stunden die Richter auff/ der Koͤnig wolt nicht weiter gehoͤrt werden/ vnnd sagt mit lachendem Mund/ als das Volck zur Execu- tion schrey. O der armen Kinder: sie solten vmb ein halben Schilling wieder jhre Beampten nicht weniger sprechen. Man begehrt zuwissen/ wie ferꝛn er an seines Vatters Todt/ vnnd dann an der letzten Auffruhr in Jrꝛland schuldig waͤr: ant- wort aber/ Erhaͤtte vmb keine Vergebung zubitten. Was den Vortrag be- langt/ so der Koͤnig zuthun gesinnet war/ befand sich/ daß er auß dem Prediger Sa- lomon am 8. Cap. vnd vierden versicul wollen erweisen/ daß deß Koͤnigs Wort ein grossen Nachdruck habe/ vnd daß niemand sagen doͤrffte: was machstu? Solchem gemaͤß pflegte man zusagen/ der Koͤnig koͤnne nicht Vnrecht thun: das Parla- ment waͤr selbst kein Hoffgericht/ vnd koͤnde dannenhero auch kein Hoffgericht be- setzen. Vber solchem Gesetz muͤste man auch den geringsten Baurn fragen/ vermoͤg der wohlhergebrachten Freyheit deß Landes. Das Obere Hauß waͤr von jhnen verachtet/ vnd in dem Vndern/ der mehrertheil abwesend. Auch solte die \& Germaniæ Continuatio. die Gemeine jhnen geringen Danck wissen/ der veraͤnderten Regierung. Der Koͤnig begehrt den Doctor Juxon/ gewesenen Bischoff zu Londen/ der predigte den 28. Jenner in der Koͤniglichen Betkammer zu Withall. Den 29. bekam der Koͤnig ein Schreiben vom Printzen/ vnnd weil er es offentlich solte verlesen/ ver- brante er dasselbe geschwind. Sein Sohn vnd Tochter kamen auff ein viertheil Stund zu jhm: Er segnet sie/ vnnd gab der Tochter ein par Diamanten zur Ge- daͤchtnuß. Er ließ niemand mehr zusich kommen/ sein Andacht vnzerstoͤrt zube- halten. Hie sagte man jhm an/ die Execution solte den folgenden Tag ergehen. Er fand sich darzu bereyt/ gieng zu Betth/ schlieff vier Stund/ vnd redet hernach mit dem Bischoff vnnd Herꝛn Herbert: den 30. Jenner wurd er hienbegleyt/ gieng in sein Cabinet/ betet/ wolt nicht zu Mittag essen/ weil er das H. Abendmahl densel- ben Morgen empfangen hatte. Vmb zwoͤlffe nahm er ein Glaͤßlein Wein/ mit eim Kroͤstlein Brod/ vnd ließ sich auff das Geruͤste fuͤhren. Da selbst sprach Er/ Er wolte sich der gantzen Welt/ für ein ehrlichen Mann/ ein guten Koͤnig vnd gu- ten Christen/ darstellen. Sie waͤren auff jrꝛigem Wege/ vnnd haͤtten kein Gluͤck zugewarten/ biß sie seine Nachkommene wieder ins Regiment einsetzeten. Er sterbe im Glauben der Reformierten Kirchen in Engelland: der Scharpffrichter solte jhm nicht viel Pein anthun: vnd wann er das Zeichen mit den Haͤnden gebe/ zuhawen. Setzt die Schlaffhaub auff/ strich das Haar hienein/ schickt vnnd ver- schenckt was er bey sich hatte/ zog das Wambs selbst ab/ legt den Mantel wieder an/ sahe gen Himmel/ vnd dann auff das Block/ kniet nieder/ betet/ vnd verlohr den Kopff/ nach gegebenem Zeichen. Den Kopff zeigte man dem Volck/ derselb wurd zum Rumpff gefuͤgt/ in ein Kiste mit Sammet vberzogen gelegt/ vnd nach Withall gefuͤhrt/ auch dem Volck vmb ein par Kreutzer gezeigt. Den 20. Hor- nung setzt man jhn bey zu Henrico VIII. mit dieser Grabschrifft: Koͤnig Carolus 1649. vnd in zweyen Zeilen: Carl/ der drey Kronen trug/ enthaupt/ Jst aller Ma- jestaͤt beraubt. Die weil nun der Koͤnig sich jederzeit beklagt/ die Tractaten waͤren auff dem Eyland Wicht auß boßhafftigem Eyfer vernichtet worden/ ließ das Parla- ment dessen diese Vrsachen in offentlichen Druck außgehen. Es haͤtte das Par- lament von acht Jahren her muͤssen vor die gemeine Wolfahrt deß Koͤnigreichs wachen/ vnd dem einreissenden Bapstthumb/ auch der grassirenden Tyranney wi- derstreben. Hiengegen haͤtte der Koͤnig zwar eine Armee wider die Schotten ge- worben/ aber die Armee vnd Schotten wider das Parlament vnnd Statt Londen brauchen wollen. Sich hernach von dem Anzug wieder die Schotten nicht las- sen abwenden. Jn der Landschafft Vlster in Jrꝛland/ in acht Wochen vber hun- dert vnd vierzig tausend Protestirenden lassen grewlichster weise ermorden/ oder vielleicht gar befohlen: endlich vom Parlament gar abgewichen/ vnnd dasselbe feind- De Statu perturbato Franciæ feindlich angegriffen/ daruͤber viel tausend Engellaͤnder vmbkommen: Nun haͤt- te in dem vier jaͤhrigen Krieg/ Gott jhnen die Vesten vnnd den Koͤnig selbst in die Haͤnde gegeben: es haͤtten aber etliche von jhnen außgesetzt/ vnnd dem Koͤnige aͤr- gern Vorschub gethan/ als kein Feind/ vnnd erpracticirt/ daß man die Helfft der Kriegs Voͤlcker nach Jꝛꝛland senden/ vnnd den Schotten die drey Landschafften/ neben den Festungen solte einraumen/ der Statt Londen allen Brast anzuthun. Vnder dessen waͤr der Koͤnig zu keiner Erkandnuß seiner Missethaten kom̃en/ ob man schon sieben Werbungen bey jhm abgelegt. Vnnd darbey waͤr es auch ge- blieben/ daß man zu einer newen Verfassung der Regierung haͤtte gelangen koͤn- nen/ da nicht etliche auß jhrem Mittel vnnd den Landschafften alles gehindert/ vnd zu ferꝛneren Tractaten verleytet haͤtten/ daß das Parlament schier in eusserste Noth waͤr gefallen/ auß deren aber jhm Gott durch wunderlichen Sieg verholffen/ als gieng das Vrtheil wider den Koͤnig vom Himmel. Zumahl er selbsten vor den Kriegs Voͤlckern im freyen Feld/ Gott angeruffen/ seinen Waffen kein Gluͤck noch Sieg zugeben/ da er schuldig waͤre. Solchem nach hat eben dieselbe Par- they mit dem Koͤnig auff dem Eyland tractirt/ als waͤr es in der Gemeinde Na- men/ das doch nicht war/ vnnd steckten dadurch die gantze Engellaͤndische Nation in ewige Schlanerey/ in dem sie derselben das Recht/ einige Gesatze zumachen be- nommen. Darumb der Ruff gienge/ man steckte sie/ nach so manchem herꝛli- chen erhaltenen Sieg nur desto tieffer in das Elend/ vnd vnder das Joch. Dar- iñen sie vmb so viel mehr fug hatten/ daß noch bey deß Koͤnigs schwebender Macht/ die beyde Haͤuser/ wie auch das Parlament in Schottland/ solcher Vergleich zu einem wohlgegruͤndeten Frieden vntanglich/ ja schaͤdlich erachtet. Vnd gesetzt/ dieselben Tractaten waͤren zum Schluß kommen/ so haͤtte sie der Koͤnig doch nicht gehalten/ weil er selbsten in seinem Schreiben an das Parlament eine vollkom- mene Freyheit begehrt: vnnd der Printz den Graffen von Warwick erinnert/ den Koͤnig auß der vnziemlichen Gefaͤngnuß zuretten: wann auch der Koͤnig sein Zu- sag in hoͤchster Freyheit so offt gebrochen/ wurde erden erzwungenen Ald/ nach vie- ler Gelehrten Meynung/ weniger halten. Wie dann alte vnd newe/ sonderlich der Kron Naples gantz frisches Exempel bezeugen/ daß die Obere den Aid gegen den Vndern nicht laͤnger halten/ als sie gezwungen sind: darumb seine Pflicht bey Annehmung der Kron/ seine manigfaltige Protestationen vnnd Verbuͤndnussen auff Koͤnigliches vnnd Adeliches Wort biß dahin so wenig golten. Wann dann das Parlament die Kriegs Voͤlcker haͤtte abgedanckt/ vnnd der Koͤ- nig mit einer newen Macht waͤr herein gebrochen/ solte das Parlament durch ein newe Gegenverfassung Gott versucht/ vnd das verliehene Heyl verschertzt haben. Zumahl auch der Koͤnig die Bischoffe nicht wollen abschaffen/ noch gut heissen/ daß das Parlament derselben Geistliche Güter verkaufft hatte/ damit der Bi- schoffliche Gewalt nur Wurtzel behielte/ vnd mit der Zeit herbe Fruͤchten braͤchte. Eben \& Germaniæ Continuatio. Eben also verhielt es sich mit David Jenkins Bestraffung/ der vom Koͤnig ledig gezehlt wurd. Wie nun dieselbe Parthey dem Koͤnig dieses vnd ein mehres ein- raumete/ sahen die auffrichtige Gemuͤther/ daß es wider den ersten Schluß/ vnnd wider die Haupt Vrsachen der ergriffenen Waffen/ zu einer groͤssern Dienstbar- keit hienauß lauffen wolte: angesehen die geringste Niederlag auff deß Parla- ments Seiten alles in Grund verderben koͤnnen. Hat demnach das Parla- ment seine rechte Sach/ so Gott mit Sieg gekroͤnet/ nit verleugnen/ seine Freun- de nicht verꝛahten/ vnnd ein einigen Mann der gantzen Nation Wohlfahrt nicht vorziehen/ noch sich auff deß Koͤnigs/ als eines vnversuͤhnlichen Feindes Frieden verlassen/ noch jhre Freyheit/ Ehr vnnd Vermoͤgen gegen deß Koͤnigs Nichts in die Wagschale legen sollen. Vnd das Blut so vieler redlich gestorbenen Kriegs- leuth beobachten/ die vorgesagte Parthey wiederꝛuffen/ vnd deß Parlaments Ho- heit beschuͤtzen muͤssen: in dem gewissen Vorhaben/ das Koͤnigreich in weit besser Auffnehmen zubringen/ als es vnder keinem Koͤnig bißdahin nimmer gewesen seyn mag. Hie theilet sich nicht nur Engelland/ sondern die gantze Welt in zween Hauffen: der eine sagt/ man hab an dem Koͤnig die allergrewlichste Mordthat be- gangen/ so jemahs geschehen koͤnnen. Der ander meynt/ es waͤre zwar viel/ ei- nen Koͤnig mit dem Beihel oder Schwerdt richten: doch koͤndte derselb sich durch seine Diener der gestalt zum Nachtheil der Vnderthanen/ vnd Vergewaltigung der Gewissen verleyten lassen/ daß er bey beharꝛlichem Vorsatz fortzufahren/ nach Beschaffenheit koͤndt entsetzt/ vnnd biß an sein Endt gefangen gehalten werden. Vielleicht ziehen etliche sich von diesem beyden Hauffen allgemach ab/ vnnd ma- chen den dritten/ nach dem Exempel der Fuͤrsten/ die zur Bündnuß verstehen/ wann sie sehen/ daß ein Werck fortgeht: dessen wir Exempel genug an den Schweitzern vnd Hollaͤndern haben/ die das Joch jhrer Obern abgehalfftert/ vnd Republicken/ andern Koͤnigen vnd Fuͤrsten nit vngleich worden sind. Man moͤch- te das Exempel von Kayser Mauritio anziehen/ welcher vmb seines Geitzes wil- len die gefangene Christen nicht wollen loͤsen/ vnd deß wegen von einem seiner O- bersten/ genannt Phocas/ mit seinem gantzen Hauß vertilget/ vnnd mit dem Schwerd offentlich gerichtet wurd. Wollen nun die Parlamentisten vorgeben/ jhr Wesen waͤr etwas besser/ als deß Phoc æ, weil derselb nach dem Regiment ge- trachtet vnd sich auff seines enthaupten Kaysers Thron gesetzt hat/ Sie aber das Regiment geaͤndert/ vnnd in solche Form gebracht/ da keiner Vbelthat vbersehen wuͤrde/ vnd der Hoͤchste so wohl als der Vnderste den Gesetzen gemaͤß leben muͤste: magichs wohl leiden/ vnd lasse den Salmasium vnnd den Miltonum die Federn ge- gen einander spitzen/ ob der Koͤnig den Gesatzen vnderworffen sey/ oder ob er allein von Gott solle gevrtheilt vnnd gestrafft werden. Es solte der weiten Welt viel anmnthiger seyn/ wann dieser beyden Scribenten Dinten nicht mit Gall gesetzt/ S s vnd De Statu perturbato Franciæ vnd jhre Federn nicht mit vergifftem Messerlein geschnitten/ vnd jhr Papier nicht mit Schlangen Samen geleymet waͤre. Das Gott die Koͤnige setze/ ist gewiß: daß er aber auch der Regenten Stüle vmbstosse/ wird niemand laͤugnen. Wann der Koͤnig ein Gesetzbuch soll allzeit lesen/ mag er nach eygenem Sinn nicht regie- ren/ sondern laͤst den Joab an den Hoͤrnern deß Altars vmbbringen: wer aber die Hand an den Gesalbten deß Herꝛn legt/ wie kan der ohne Schuld seyn. Jch hoͤrte dieser Tagen einen Exorbitanten Politicum sagen/ die Bischoffe in Engelland haͤtten dem Koͤnig dem Kopff abgeschlagen/ darumb daß sie densel- ben mit dieser Lehr/ von seinem vnvmbschriebenen Gewalt/ von seiner Hoheit vber alle Gesatz/ von seiner vnberahmten Freyheit/ in ein Haß wider seine Vndertha- nen/ vnnd in ein vngebogne Halßstarꝛigkeit gebracht haͤtten/ damit sie zu nicht viel geringern Wuͤrden neben jhm stunden/ vnnd ein Geistlich Haupt neben jhn setze- ten. Achitophel haͤtte nicht weniger Schuld an Absaloms todt gehaht/ als Joab: vnnd vielleicht weniger/ weil dieser einen Mord/ der ander etliche tausend bey der Schlacht gethan. Das Koͤnigreich fuͤhrt ein Harpff: wann aber die Seyten ab- lauffen/ vnd nicht recht auffgezogen sind/ gibt es kein liebliche Harmoney. Dar- umb soll ein Koͤnig ein guter Spielman seyn/ nicht wie Nero/ vor dem Volck zu- spielen/ vnnd das Lob mit Gewalt/ ja Forcht deß Todes zuerpressen/ sondern wie David/ der das Gesatz hoch vber alle Schaͤtze hielte: deme es auch sehr vbel bekom- men/ daß er seines Vnderthanen Weib beschlieff/ ohne zweiffel/ auß der Einbil- dung/ er waͤr keinem Gesetz/ vnnd keiner Straff vnderworffen. Dannoch stiesse sich Salomon auch an diesen Stein/ vnd glaubte vestiglich nach dem jhn Gott mit vnvergleicher Weißheit begabet haͤtte/ das Special Verbott/ daß ein Koͤnig nicht viel Weiber nehmen/ nicht viel Pferde halten/ nicht viel Schatzes samblen solte/ gieng jhn nicht an/ erkoͤndte vnverletztes Busems diese glüende Kohlen an bloser Haut tragen: fand aber endlich/ daß die Weiber jhn zur Abgoͤtterey/ vnnd Belie- bung/ deß frembden Gottesdienstes: die Pferde sein Hertz zu Hochmuth/ vnd das viele bawen vnnd koͤstliche Hoffhalten seine Regierung in ein Tyranney verwan- delt haben. Dann es muß ein Koͤnig erstlich Buͤrgerliche Tugenden haben/ nemlich Gott foͤrchten vnnd dienen/ Erbarkeit lieben vnnd treiben/ niemand vn- recht thun noch betriegen/ vnd einem jeden sein Gebuͤhr zuweisen: aber Agamem- non sagte/ wann ein Koͤnig durch die Finger andern zugefallen sehe/ vnnd dem V- bel nicht nach vermoͤgen stewre/ gelte es eben viel/ als haͤtte er ein solch Vbelselbst befohlen. Das Schwerd/ vnd der Gewalt desselben soll die Boͤsen straffen/ vnd die Frommen schuͤtzen: wird aber sehr vbel gebraucht/ wann eigennuͤtzige/ auffge- blasene Juͤnglinge nach deß Koͤnigs geneygten Sinn reden/ vnd der alten/ weisen/ greisen/ abgeschliffenen Raͤhte Zutritt/ anschawen vnnd Wort abweisen/ vnnd wie ein Ballen außschlagen: wann die Staadssachen von einem allein geschaͤff- tet/ \& Germaniæ Continuatio. tet/ geladen vnnd gerichtet werden/ vnnd die lange Erfahrenheit/ so auß den Ge- schichten der gantzen Welt ein Muster auff sich gezogen/ muß vnden an stehen/ vnnd mit stillschweigen abtretten. Juͤngst zerꝛiß ein Loͤw seinen Herꝛn/ der nur ein ander Kleid/ dem vorigen nicht viel vngleich/ angelegt hatte/ deme er doch zu- vor allen Gehorsamb geleystet: also wird ein Koͤnig seinem Mignon oder Meister/ dervielleicht nichts anders versteht/ als mit dem Falcken/ oder mit dem Windspiel/ oder mit den Pferden vmbzugehen/ deme nicht mehr von der Welt bekant ist/ als jhm seine Saͤugmutt er/ vnnd die Orbilij vorgefabelt/ folgen/ weil derselb jmmer vmb jhn ist: vnd da ein andere Gestalt/ ein ander Discurß/ ein ander Vortrag ge- schicht/ dann er gewohnt ist/ ergrimmen/ vnd ein solchen von sich jagen. Alphon- sus Koͤnig in Arꝛagonien fand kein bessern Raht/ als bey den Verstorbenen/ nicht daß er mit Koͤnig Sanl den Propheten Samuel auß dem Grab herfuͤr braͤchte: sondern daß er die Bůcher der Verstorbenen lase/ welche kein Schew mehr vor seiner Kron/ keine Forcht mehr vor seinem Schwerdt/ keine Roͤthe mehr vor seiner Schand/ keine Hoffnung mehr zu seiner Gnad/ kein Begierd mehr zu seinen Diensten/ keine Vorsorg zu jhrem eygenen Leben trugen. Der 15. Discurß. Von dreyen Haupt Fragen vber dem Engellaͤndischen Vnwesen. Ob der Bischoffen/ oder Eltesten Regierung besser? wie weit jrer beyder Hoheit sich erstrecke? daß das Volck an den Koͤnig nicht moͤge Hand anlegen: auß H. Schrifft/ vnnd Biblischen Exempeln: auch Spanischem Kirchen Gesatz. Entschuldigt die Preßbiterianer/ daß sie in deß Koͤnigs Todt nie verwilli- get. B Vnstiger Herꝛ vnnd Freund/ schreibt Samuel Bo- schart/ ein Frantzoß/ an Dr. Morley, deß Koͤnigs in Engelland Cap- lan: So bald ich ewre Schreiben empfing/ fand ich mich in den Klippen ohne Außgang. Dann ich mag nicht schweigen/ weil mich ein so hochgeehrter Herꝛ von so sehr wichtigen Sachen befragt/ vnnd kan doch auch die Warheit ohne vieler Leuth Eckel vnnd Anstoß nicht sagen: will aber darumb derselben kein Ab- bruch thun. Jch hatte vom Herꝛn zuwissen begehrt/ warumb ewre Leuth/ die vmb der Koͤniglichen Parthey willen zu vns in Franckreich kommen/ gemeinig- lich von der Communion mit vnsern Kirchen sich enthalten. Der Herꝛ antwort/ wir seyen denselben ins gemein nicht ohne Vrsach verdaͤchtig/ als fuͤhrten wir mit S s ij den De Statu perturbato Franciæ den Preßbiterianern in Engelland einen Sinn. Deren fuͤrnembste Puncten diese drey waͤren: 1. Das Bischoffliche Ampt solt man/ als ein tyrannisch/ vnnd gantz Antichristisch Joch verwerffen. Hiengegen die Ordnung der Elte- sten/ als auß Goͤttlichem Recht bestaͤttigt/ allenthalben auffnehmen. 2. Die Elteste haben in allem deme/ was einigerley weise die Kirch betrifft/ den hoͤchsten Gewalt: auch moͤge man von jhrer hoͤchsten Versamblung keines wegs prouocie- ren. 3. Die Koͤnige koͤnnen mit Gewalt vnd Waffen von den Vnderthanen zur Gebuͤhr bracht: vnnd da sie sich widerspenstig erzeigten/ von dem Thron ge- stuͤrtzt/ in das Gefaͤngnuß gelegt/ vor Recht gezogen/ ja durch den Scharpffrichter enthauptet werden. Welche drey Puncten mit dem Blut ewers zumahl from- men Koͤnigs waͤren bestaͤttiget worden. Vnnd wann wir hierin beyfall geben/ meynt jhr/ koͤnden die ewrige billich sich von vns thun: wo nicht/ solte die Sach ich erklaͤren vnd ewre Kirchen vom Jrꝛthumb/ vnsere Leuth aber vom Ergernuß mit meinem Vnderꝛicht abwenden. Vnd gehet diß begehren dahin/ daß ich einfaͤl- tiger Mensch mich zu einem Richter vnd Schiedsmann zwischen der Koͤnigischen Parthey vnd den Parlamentisten auffwerffe/ vnnd ein lang getriebenen Streit/ so ewre vorzeiten dem Paradeiß nicht vngleiche Jnsel manches Jahr gequelet/ vnd nunmehr elendiglich zerꝛissen hat/ entscheyde: vnnd eine oder die andere/ viel- leicht beyde Partheyen nur an den Halßziehe/ wann ich etwan erweisen werde/ daß hie vnd da verstossen seye. Jedoch/ wann es mir nur nicht zum Vnglimpff wird gedeutet/ da ich jrgend leise in einem gefaͤhrlichen Handel trette/ vnd vber die fewrige Aschen eyle/ will ich auff alles vnnd jedes zuantworten mich versuchen: theils damit ich dem Herꝛn ein Genuͤgen thue/ vnnd durch stillschweigen vnserer Kirchen Sach nicht verachte/ zumahl die ewrige sie mit vnbillichen Argwohn be- schmitzen. Die erste Frag kompt mir zum allerleichsten vor: vnd dunckt mich/ der hier- uͤber entstandene Streit koͤnd ohne Muͤhe sich legen/ wann man den Eyfer sincken ließ: zumahl derselb in ewrer Jnsel viel Leuth so vberzwerg treibt/ daß sie mit sehr verhitzten Gemuͤthern vber diesem einigen Punct zancken/ als waͤr hierin der Re- ligion Anfang/ Mittel vnnd End gelegen. Wir aber halten darfuͤr/ es betreffe wenig/ ob die Kirch durch Eltesten oder Bischoffe regiert werde/ wann es nur fleis- sig vnd trewlich geschicht. Hie bezieht er sich auff Hieronymum/ vnd will beyde Gattungen gleich alt vnnd ohne vnderscheyd haben/ nach dem das Land vnnd die Leuthe ein belieben darzu tragen. Den Mißbrauch koͤnde man beschneiden: an einem Bischoff sey das Eltesten Ampt/ nach der Schrifft: die Hoheit vber andere/ nach Gewonheit der alten Kirchen: vnd die Herꝛschafft/ so sich mancher selbst ge- be/ vnd kein Recht habe. Deß ersten moͤge die Kirch nicht entpehrn: das andere/ erdulten: das dritte/ gaͤntzlich abschaffen. Doch müste wegen deß Mißbrauchs/ es waͤr dann alle Hoffnung zur Besserung verlohren/ der rechte Brauch nicht eben auff- \& Germaniæ Continuatio. auffgehaben seyn. Die Klag vber die Bischoffe waͤr sehr alt/ vnd von jhrer Ab- schaffung nichts befindlich: darumb auch Aërius vor ein Ketzer gehalten worden/ weil er sich von denen gethan/ so ein Vnderscheyd zwischen dem Bischoff vnd Elte- sten zumachen angefangen. Hie solte man nicht zu hitzig gehen: wie dann die Frantzosen so in Engelland zoͤgen/ so wohl bey diesem/ als bey jenem communi- cierten. Die andere Frag/ daß man auch in Sachen/ so indirectè die Kirch betref- fen/ nicht solt vor ein glaubige Obrigkeit appellieren/ betrifft Engelland vnd Hol- land/ da man dennoch zwistig ist. Hie macht er viel vnderscheyds/ was lauter Geist- lich/ oder mit Weltlichem vermischt ist: da bey dem ersten ein Dieng zu dem jn- nerlichen Regiment deß Gewissens/ ein anders zu der eusserlichen Verwaltung der Kirchen gereyche. Bey dem obigen thut der Geistliche Richter zuviel/ wann er mit Gefaͤngnuß verfuͤhre: darauß rechtmaͤssige Vrsachen zur Application ent- stuͤnden. Will doch der Weltlichen Obrigkeit allen Geistlichen Gewalt nicht gaͤntzlich absprechen/ sondern nennt sie potestatem objectiuam, die mit Kirchlichen Sachen vnd Personen/ zum Schutz vnd auffmuntern/ auch zum Zwang vmbge- he. Ein anders aber sey die Manier in der Kirchen selbst/ das Wort/ die Sacra- menta/ die Censur/ vnnd gute Ordnung zufuͤhren: mit sehr grossem vnderscheyd/ sich auff die Frantzoͤsische Kirchen Ordnungen beruffen/ in welchen der hohen O- brigkeit zu Ehren viel Ding verbotten/ oder gehalten wurden. Bey der dritten Frag bekuͤmmert er sich vber das Exempel in Engelland/ zumahl Bellarminus zweiffelt/ ob die Wiedertauffer mit jhrem schmaͤhen/ oder die Lutheraner mit jhrem schmeychlen groͤssern Schaden thun. Vnd Stapletonus, Sie geben der Obrigkeit nicht nur was der Obrigkeit sey/ sondern auch was Got- tes ist/ weil sie die Clerisey derselben vnderwerffen/ vnd keines wegs gestatten/ daß man einigerley Weise jhnen nach dem Leben stehe. Wie die Engellaͤnder selbst/ in vielen Schrifften diesen Puncten jederzeit kernhafftig verfochten. Darnach beweist er solches auß dem Spruch/ die Gesalbten nicht anzuruͤhren/ den David gegen Saul practiciert haͤtte: Jtem den Goͤttern nicht zufluchen/ welches Abisai/ Job vnnd Salomon vom Koͤnig verstunden. Jtem vom Gesalbten deß Herꝛn zukuͤssen. Jtem auß dem Weisen/ der abmahnt von Gesellschafft der Rebellen: den Koͤnig beschreibt/ daß jhm niemand widerstehe: vnnd solches vmb deß Aids/ vnnd seiner vnvmbschriebenen Macht willen (welchen Spruch der Koͤnig pflegte anzuziehen.) Jtem auß dem Propheten Jeremia/ der zum Gehorsamb/ vnnd Gebett vor die Babylonier vermahne. Vnnd damit jhm keiner eine Weltliche Freyheit vnder Christo einbilde/ fuͤhrt er Christi Wort vnnd Exempel herbey/ de- me Petrus vnd Judas/ vnnd Paulus gleichfoͤrmig lehren: so ferꝛn/ daß man auch den vngerechten Koͤnigen zugehorsamen schuldig sey/ nach dem Exempel deß Volcks Gottes/ welches den Befehl Gottes erwartet/ vnd die boͤse Regenten vor S s iij ein De Statu perturbato Franciæ ein sonderliche Straff erkannt haͤtte. Vnd helffe gar nichts/ daß man die Staͤn- de vorschuͤtze vnnd außnehme/ weil geschrieben stuͤnde/ einjede Seele solt vnder- wuͤrffig seyn: vnd wuͤrde der Menschen Hochmuth durch viel Sprüche vnnd Ex- empel Heiliger Schrifft nicht vergeblich zur Vnderthaͤnigkeit gelencket: welches auch die Heyden auß dem Liecht der Natur erkennet. Dann sagt er/ Petri Spruch von der Menschlichen Ordnung ziehle dahin nicht/ als ob die Koͤnige nur von den Menschen waͤren/ sondern daß die Menschen durch sie regieret werden. Dar- umb sie auch ein hoͤheres Recht fuͤhreten/ als von Menschen: vnd wann die Vn- derthanen jhr Recht vnnd Macht jhnen vbergeben/ stuͤnde dasselbe hernach nicht mehr bey dem Volck/ nach dem Spruch Valentiniani: daß jhr mich zum Kayser- thumb erhoben/ stunde bey euch: daß ich aber auff ewer begehren ein Mitregenten waͤhle/ steht nicht bey euch/ sondern bey mir: euch geziempt/ als Vnderthanen/ fried- lich zuleben: ich als der Kayser werde schon sehen/ was zuthun sey. Darbey die Koͤnige in Engelland noch diesen Vorzug haͤtten/ daß sie sich schrieben von Got- tes Gnaden. Er treibt den Aid hoch/ der auch am Koͤnig Saul vnd Zedekias ge- strafft worden/ daß Jerusalem daruͤber müssen zerstoͤrt werden. Christus sage wohl von Hand vnnd Fuß abhawen: das Haupt aber werde jederzeit verwahrt. Der Koͤnig sey Vatter/ darumb auch GOtt bey dem Abfall/ nur das Weib die Bruͤder vnd Kinder befohlen zuermorden. David erkenne sich Sauls Kuecht/ vnnd den Saul vor seinen Herꝛn: so wolle Petrus/ man solle auch den wunderli- chen Herꝛn vnderthaͤnig seyn. Ein Christ muͤsse vngerechter Weise leiden/ vnd vergreiffe sich an dem Herꝛn aller Herꝛn/ wann er desselben Gesalbten berühre. Vnnd ob schon die Juͤdaische Salbung hie nicht gelte/ so gelte doch das Ampt/ zu mahl Cyrus der Gesalbte deß Herꝛn von dem Propheten Esaia genannt werde/ nicht wegen der eusserlichen Salbung/ die jhme nicht wiederfahren/ sondern we- gen deß Beruffs von Gott/ vnnd tragenden Ampts/ so er mit allen Koͤnigen ge- mein haͤtte. Auß welchem Bedencken Gott selbst: vnd auch die vernuͤnfftige Hey- den die Regenten Goͤtter nenneten/ als Gottes Ebenbild/ dessen Verletzung er mit Rach verfolge. Er treibt hoch/ was Samuel dem Volck Jsrael von deß Koͤnigs Recht vor- gehalten/ nicht daß Davids Ehebruch vnnd Mordthat/ oder Ahabs falsches Vr- theil vnd tyrannische Confiscation vor Gott gebillicht wuͤrden/ sondern daß die Koͤ- nige dergleichen vngestrafft thaͤten/ vnnd das Volck in solcher Noth kein Huͤlff auff Erden finde/ vnd allein vmb Rettung zu Gottschreyen muste. David haͤt- te solches erkannt/ wann er beichte/ Gott/ an der allein hab ich gesuͤndigt/ vnnd sein Jrꝛthumb bekenne/ ob jhm alles zuthun erlaubt waͤre: zumahl alte vnnd newe Kir- chenlehrer es dahin deuten/ daß er gemeynt/ er haͤtte vnder seinem Volck kein O- bern/ der jhn vrtheilen koͤnde: welches er mit deß Rabinen Kimchi Spruch bestaͤt- tigt. Wann auch niemand das Schwerd zufuͤhren Macht habe/ als der Koͤnig/ vnd \& Germaniæ Continuatio. vnd wem es der Koͤnig anbefehle/ koͤnd dasselb wider den Koͤnig nicht gefuͤhrt wer- den: zumahl Trajani Spruch dahin nicht gangen/ weil solches auch wider der Ra- biner Lehr lauffe/ ein Koͤnig koͤnne seiner Wuͤrden nicht erlassen werden: gleich wie Pharao jmmerzu hoͤher gewesen als Joseph/ sein Statthalter. Die Schrifft bezeuge vielfaltig/ was vor Gutthaten die Vnderthanen vom Koͤnig erhalten/ vnnd wie derselb/ so viel als zehen tausend gelte/ darumb man auch zu Gott fuͤr jhn bitten muͤste: der aber auch gefoͤrchtet werde wegen der Vbelthat. Sonderlich straffe Gott die Rebellion/ als auch Suetonius ein Heyd bezeuge/ daß deren/ so Iu- lium Cæsarem vmbgebracht/ keiner vber drey Jahr hernach gelebt/ odereines Bur- gerlichen Tods gestorben sey. So melde Josephus/ es waͤren die jenige/ so den Sanherib erschlagen/ deßwegen von der Succession ins Elend verstossen/ bey den Armenianern gestorben: zu geschweigen deren Exempel/ so die H. Schrifft an die Hand legte: sonderlich vom Achitophel/ Absalom/ Seba vnnd Simei: Abner/ Joab vnnd Abjathar. Jm Koͤnigreich Juda waͤren nur drey Koͤnige/ Joas/ A- masias vnnd Amon vmbkommen: aber von halb Judisch gebornen/ die doch zur Straff waͤren gezogen worden. Vnd da bey den Minderjahren deß Koͤnigs die Thaͤter vngestrafft durch kommen/ schreibe doch der Prophet Micha/ die Satt La- chis werde daruͤber leiden muͤssen. Jn dem Koͤnigreich Jsrael haͤtte es solcher losen Exempel viel gegeben/ darbey aber die Straff nimmer aussen blieben/ also daß die Gottlose Koͤnigin Jesabel den gemeinen Spruch ists Zimry wohl ergan- gen/ daß er seinen Herꝛn vmbgebracht? zu jhrer Verwahrung vorgeschuͤtzt haͤtte. Er weiset auch auß dem End der Cronickbuͤcher/ vnnd von den Koͤnigen/ auch dem Propheten Hosea/ daß eben wegen desselben Abfalls so viel Vngluͤck im Land ge- wesen/ vnd das Volck vom Angesicht deß Herꝛn sey verworffen worden. Vnnd helffe nicht/ daß allhie Gottes Raht vnnd Wille vorgeschuͤtzt werde/ wann derselbe eine Suͤnd durch die andere straffe/ in deme Salomon zwar gesuͤndigt/ Jeroboam aber die Rebellion angefangen/ vnd das Volck sich vom Hause David abgerissen haͤtte. Also sehe man/ daß das Koͤnigreich Juda schier doppele Zeit gegen dem Jsraelitischen gestanden/ vnnd nicht so viel Koͤnige gehabt/ welche viele Veraͤnde- rungen Salomon der Suͤnden deß Volcks zulege. Vmb solcher Trew willen auch Juda auß der Babylonischen Gefaͤngnuß wieder nach Hauß/ vnd zum Re- giment kommen/ da Jsrael die Religion geaͤndert/ in seinem Blut so offt gebadet/ in ewige Dienstbarkeit gerahten/ vnd an dem Messi æ / auch nach der fuͤlle der Hey- den/ kein Theil habe/ zumahl Paulus durch das Wort Jsrael die Juden vnd rech- te Bekenner verstehe. Er meynt/ Saul waͤr zweymahl vngehorsam gewesen/ haͤtte die Prie- sterstatt zu Nob mit dem Schwerdt wieder die Gerechtigkeit zerstoͤrt: dem David sein Eheweib genommen/ vnnd einem andern geben/ vnnd jhn selbst mit Krieg verfolgt. Aber David/ voll deß H. Geistes/ haͤttejhn nie vor Ge- richt De Statu perturbato Franciæ richt geladen/ dessen er/ oder kein ander/ als der verordnete vnd gesalbte Koͤnig/ nach der Engellaͤnder Meynung/ den rechten Fug gehabt: darvon er aber so ferꝛn ge- wesen/ daß er den Tyrannen in seiner Hand gehabt/ vnnd mit jhm verfahren koͤn- nen/ wie Macrinus mit Caracalla, auch sich erinnern moͤgen/ daß Gott jhm ver- heissen/ Er wolte jhm seine Feinde in die Haͤnde geben/ darzu jhn auch seine Kriegsobersten verꝛeytzten/ die Hand nicht wollen an den Gesalbten deß Herꝛn le- gen sondern die Rache Gott lassen. Vnd gelte hie nicht/ ob David/ als ein gu- ter Politicus, hiedurch sein eygen Leben wollen seinen Vnderthanen desto thewrer machen: weil er von dem Herꝛn vnd hochsten Gott/ auch seinem Gewissen redet: zumahl auch die Talmudisten meynen/ David haͤtte eben deßwegen in seinen ey- genen Kleydern bey hohem Alter nicht koͤnnen warm werden/ zur Straff daß er den Zipffel von deß Koͤnigs Rock/ wiewohl zum Zeugnuß seines vnderthaͤnigen Ge- muͤths allein abgeschnitten/ vnnd dadurch den Koͤnig verschimpfft haͤtte. Also haͤtte er den Amalekiter gestrafft/ daß er/ nach eygener Außsag/ sein Hand an den Koͤnig doͤrffen legen/ der jhn doch darzu gebetten vnnd genoͤthigt gehabt: wie dann David wegen Nabals geschwinden End sich gefrewt/ aber vber deß Koͤnigs Sauls todt leyd getragen/ vnnd denen zu Jabes wegen der Trew an deß Koͤnigs Coͤrper erwiesen/ Privilegium zugesagt. David haͤtte sich zwar groͤblich ver- suͤndigt an deß Vri æ Weib vnnd Leben: Salomon waͤr in den fleischlichen Luͤsten jmmer fortgefahren/ weil er im Hohen Lied (welches Buch er im gestandenen Al- ter geschrieben/ vnnd nicht so gar lang vor seinem End/ wie er selbsten darinnen ge- nugsamb andeutet) nur von sechzig Koͤniginen/ vnnd von achzig Kebs Weibern Meldung thaͤte/ da doch bey seinem Ende von siebenhundert Kebs-Weibern zu- lesen. Joram haͤtte seine Bruͤder/ vnnd die fuͤrnembsten am Hoff hiengerichtet: Joas den Priester Zachariam/ der wider die Abgoͤtterey geprediget/ zu todt steini- gen: vnnd Joachin den Propheten Vrian auß Egypten bringen/ vnnd enthaup- ten: vnnd Ozias sich vom opffern nicht abmahnen lassen. Achas seine Soͤhne dem Moloch geopffert/ vnd allenthalben Heydnische Altar gebawet. Manasse die stumme Suͤnden vnnd Weychlinge in den Tempel gesetzt/ die Wahrsager vmb sich gehabt/ die gantze Statt mit Blut angefuͤllet/ den Propheten Esaiam mit ei- ner Seeg in zwey geschnitten: vnd in Summa alle Koͤnige vom Geschlecht Da- vid/ fuͤnffe außgenommen/ waͤren Goͤtzendiener gewesen: gleich wie die Koͤnige Jsrael alle ohne vnderscheyd den gülden Kaͤlbern zu Dan vnd Bethel geraͤuchert/ den Teuffelspriestern angehangen/ dem Belo von Tyr ein Capell in Samariẽ ge- bawt/ demselben 450. Priester gehalten/ vnd die Propheten verfolgt/ den Beelze- bub Rahts gefragt/ die Schwangere Weiber gespalten/ vnnd das Koͤnigreich mit Vngerechtigkeit vnnd Blutvergiessen angetretten vnnd verwaltet. Dannoch haͤtte der grosse Raht sie nicht vervrtheilt/ so finden sich auch keine Propheten/ die auß Gottes Befehl denselben Richtern jhre Saumseligkeit oder vnzeitige Forcht vor- \& Germaniæ Continuatio. vorgehalten/ oder sie/ die Koͤnige abzusetzen/ vnnd zuenthaupten angetrieben haͤt- ten: da sie hiengegen den Mord an den allergottlosesten Koͤnigen begangen nicht vngestrafft gelassen. Hie will er die Zeit mit der Meynung der alten Kirchen Lehrer nicht zubrin- gen/ sondern erzehlt ein Kirchengesatz/ in Anno 633. auff dem vierden Concilio zu Toledo in Spanien gemacht/ mit der Gelegenheit/ also: Vnder den Gothen in Spanien/ als einem vngezaumten vnnd Arꝛianischen Volck/ war es selbiger Zeit vblich/ die Koͤnige abzusetzen vnnd vmbzubringen. Wie dann Anno 416 Koͤnig Ataulff zu Barcellona vnder kurtzweiligem Gespraͤch/ von Wernulffen erschla- gen/ vnnd dessen Nachfahr Siegreich von seinen Hoffdienern ermordet worden. Also vberfielen Anno 452. den krancken Thorißmunden vnder der Aderlaß seine Bruͤder Dieterich vnd Friederich: die jhn/ wie fast er sich mit dem freyen Arm/ mit deß Barbierers ergriffenen Flithen eingute weil gewehret/ durch viel Wunden auff den Boden gelegt. Eurich erschlug seinen Bruder Dieterich/ Anno 466. vnd macht sich selbst zum Koͤnig. Als Geselich Anno 510. eine Schlacht wieder Gundbalden/ der Burgunder Koͤnig verlohren/ nahm jhm Dieterich das Regi- ment/ vnd desselben Oberst Ebban nach zweyen Jahren das Leben. Wie es auch Koͤnig Amaltichen Anno 521. ergangen/ als er von den Francken bey Narbon- na geschlagen/ nach Barcellona sich salvieren wolte. Einer/ so sich Sinnloß stel- lete/ gab Koͤnig Theudis Anno 542. ein toͤdliche Wund/ vnd wurd nicht gestrafft/ weil der Koͤnig jhm das selbst Leben schenckete/ vñ erinnerte/ das haͤtte er an seinem Fuͤrsten laͤngst verschuldet. Dessen Sohn Theudisclum strangulierten die Reichs Fuͤrsten Anno 544. Als Anno 553. Athanagild nach der Kron stund/ vnnd den Koͤnig Agilaw bey Sevilien geschlagen hatte/ damals forchteten die Gothen der Roͤmer Einfall/ schlugen den Agilaw bey Meridia la grande todt/ vnnd mach- ten den Athanagild zum Koͤnig. Anno 604. vertrieb Witterich Liuben/ Recare- di Sohn/ ein feinen jungen Fuͤrsten/ stuͤmmelt jhm die rechte Hand/ biß er jhn end- lich gar vmbbrachte: wurd aber nach sechs Jahren bey einem Banquet auch er- schlagen. Anno 624. wurd dem fuͤrtrefflichen Koͤnig Sisebuth vergeben: wie nun sein Sohn Recared im siebenden Monat hernach verstorben/ folgt jhm Suintil- la im Regiment. Weil sich nun die Gothen seiner schaͤmeten/ liessen sie gesche- hen/ daß Koͤnig Dagobert der Franck/ jhn abgesetzt/ vnnd Sisenanden auff den Thron brachte. Jm dritten Jahr dieses Koͤnigs Sisenand wurd zu Toledo ein Concilium/ von siebenzig Bischoffen/ auß gantz Spanien/ vnnd dem Narbonni- schen Gallien/ vnder Jsidori von Sevilien Direction gehalten/ vnd die Gothische Wahnsinnigkeit zubezaͤumen dieses Kirchengesatz gemacht/ dessen Eingang also lautet: Nach abgefaster Ordnung wegen der Geistlichen Personen/ vnnd etlicher Leuthe Zucht/ haben wir Priester alle vns vorgenommen/ das letzte Bischoffliche T t Decret De Statu perturbato Franciæ Decret vnder Gottes Gericht/ vnsere Koͤnige zustaͤrcken/ vnnd die Gothische Na- tion zustabiliren/ auß zulassen. Dann viel Voͤlcker/ wie man sagt/ so gar Meyn- aidig sind/ daß sie die Trew/ so sie durch aidliche Pflicht jhrem Koͤnig gelobet/ zu- halten vergessen/ vnnd mit dem Mund sich deß gethanen Aids annehmen/ in dem sie im Sinn den Gottlosen Meynaid hinderhalten. Dann sie schweren jhren Koͤnigen/ vnd brechen die Pflicht/ so sie gelobet: vnnd schewen sich nicht vor Got- tesbuch/ in welchem der Fluch/ vnd viel angedrohete straffen vber die jenige gefuͤh- ret werden/ welche im Namen Gottes luͤgenhafftig schweren. Was werden a- ber solche Voͤlcker vor Hoffnung wider jhre Feinde zustreiten haben? was wer- den jhn andere Voͤlcker zum Frieden glauben koͤnnen? was vor Buͤndnuß wer- den sie nicht brechen? was werden sie den Feinden vor Glauben halten/ wann sie auch jhren eygenen Koͤnigen die geleystete Pflicht nicht thun? dann wer ist so vn- sinnig/ daß er jhm mit eygener Faust den Kopff abschneide? Solche Leuth/ wie be- kannt/ vergessen jhrer eygenen Seeligkeit/ nehmen jhnen mit eygener Hand das Leben/ wann sie jhren Gewalt wider sich selbst vnd jhre Koͤnige fuͤhren. Wann nun der Herꝛ selbst spricht/ ruͤhret meine Gesalbten nicht an/ vnd David sagt/ wer wolte seine Hand wider den Gesalbten deß Herꝛn außstrecken/ vnnd vnschuldig seyn? foͤrchten sie sich nicht ein Meynaid zubegehen/ vnd die Koͤnige zuermorden. Den Feinden pflegt man sonsten etwas zu zusagen/ vnnd zuhalten: so dann nun Trew im Krieg gültig ist/ wie viel mehr soll man dann Trew bey den seinigen ley- sten? dann es ist ein Gottslaͤsterung/ wann die Voͤlcker jhrer Koͤnigen Wort schwaͤchen/ weil das Verbrechen nicht nur sie/ sondern auch Gott beruͤhrt/ in dessen Namen die Zusag geschehen. Dannenhero auch kommen/ daß Gottes Zorn so viel Koͤnigreiche verkehrt/ auff daß deß einen Gottlose Trew vnd Sitten durch das andere gestrafft werde. Vnnd bald hernach: wann wir dann dem Zorn Gottes entgehen wollen/ vnnd seinen Eyfer zur Guͤte zubewegen begehren/ muͤssen wir den Gottesdienst vnd seine Forcht beobachten/ vnnd vnsern Fuͤrsten Trew vnd Pflicht halten. Es soll vnder vns sich nicht finden: wie bey andern Voͤlckern/ ein Gottlose Spitzfin- digkeit zur Vntrew/ kein Meynaid eines tuͤckischen Sinnes/ kein Grewel der ge- brochenen Pflicht/ vnd kein abschewliche Verbuͤndnuß zur Rebellion. Niemand soll vnder vns vermessener Weise das Koͤnigreich anfallen/ keiner soll die Buͤrger gegen einander auffruͤtschen/ keinem soll deß Koͤnigs todt in Sinn kommen/ ꝛc. Vnd wann diese Vermahnung vnsern Sinn nicht bessert/ vnd vnser Hertz nicht zur gemeinen Wolfahrt lencket/ so laß dir diesen vnsern Spruch ankuͤndigen: wer nun vnder vns/ oder einigen Voͤlckern in gantz Spanien/ durch einigerley Meuterey oder Eyfer/ den Aid seiner Pflicht/ welchen er vor das Vatterland/ vnd der Gothischen Nation Regiment/ oder Erhaltung der Koͤniglichen Wohlfarth gelobet/ brechen/ oder dem Koͤnig den Todtanthun/ oder jhn deß Koͤniglichen Ge- walts \& Germaniæ Continuatio. walts entsetzen/ oder auß tyrannischer Vermessenheit die Koͤnigliche Hoheit selbst an sich reissen wuͤrde/ der sey ein Fluch/ vor dem Angesicht Gottes/ vnd der Engeln/ vnd hiemit von der Catholischen Kirchen/ die er durch Meynaid verunehret/ auß- geschlossen/ vnd von allen Christlichen Versamblungen entfrembdet: kein Theil habe er mit den Gerechten/ sondern sey mit dem Teuffel vnnd seinen Engeln/ zu e- wiger Pein mit allen denen/ so gleiche Meuterey treiben/ verdampt. Da sie nun diesen Fluch vor der gantzen Clerisey/ vnnd allem Volck zum dritten mahl mit er- hobener Stim verkuͤndigt/ hat die gantze Clerisey/ vnnd alles Volck geantwort: wer wider diese ewre Verordnung wird thun doͤrffen/ sey Anathema Maranatha, das ist/ verflucht bey der Zukunfft deß Herꝛn/ vnnd habe sein Theil neben seinem Anhang mit Juda dem Verꝛaͤhter/ Amen. Vnd ist diese Kirchen Ordnung bey allen Gothischen Voͤlckern in Spanien folgender Zeit so steiff gehalten worden/ daß sie keinen Koͤnig mehr abgesetzt/ weniger vmbbracht haben/ ausserhalb deß ei- nigen Vnmenschen Wititzen. Nach diesen gefuͤhrten Gruͤnden gibt er ferꝛnern Raht/ ob gleich dem Volck dieser Gewalt gebuͤhrte/ waͤre doch ein solches Mittel/ wider ein boͤsen Koͤnig viel- leicht schaͤdlicher: zumahl Christus befohlen/ man solte das Vnkraut mit dem Waitzen lassen auffwachsen/ wie auch David auß Forcht eines Auffstands dem Joab schonen wollen/ damit viel vnschuldig Blut vnvergossen bliebe. Hie wolt er von deß Koͤnigs Person sprechen/ daß derselb biß dahin vnstraͤfflich gelebt/ bey erworbenem Sieg sich gemaͤssigt/ als ein guter Christ mit Anruffung Gottes/ vnd nach gethaner Vorbit vor seine Feinde gestorben/ auch seine letzte Gedancken sehr beweglich abgefast vnnd hinderlassen: befihlt es aber andern/ dem die Engellaͤndi- sche Haͤndel besser bekannt waͤren/ vnnd sucht die Preßbiterianer schoͤn zumachen: dieselben moͤchten nun nicht allerdings ohne Suͤnd hierbey seyn: haͤtten dannoch dem Koͤnig nie nach dem Leben getrachtet/ sondern diesem gewaltigen Strom nach vermoͤgen widerstanden: in deme das Kriegs Volck einen vnnd andern auß dem Parlament geschafft/ an der Zahl/ vber anderthalb hundert: so gar/ daß auch kein einiger Preßbiterianer vnder denselben Blutsrichtern zufinden. Welches die Antwort an Cooke/ die ein Koͤnigischer gestelt/ selbst bekennet mit diesen Worten: Dz ich von den Preßbiterianern nichts sage/ deren wenig/ wann je einer auß jhnen/ in deß Koͤnigstodt conspirieret: sind die vbrige nicht Widertaͤuffer/ Jndependen- ten vnnd Sectierer gewesen? Also daß Prynn auß seiner Verhafftung an das Parlament nach folgende wichtige Gruͤnde geschrieben/ vnd sie dadurch erinnert/ von jhrem vnbillichen Vorhaben abzustehen. 1. Weil vermoͤg der Land Ge- satz/ die Majestaͤt verletze/ wer nur gedencke den Koͤnig/ oder dessen aͤltern Sohn abzusetzen. 2. Weil sie vor Antrettung deß Parlaments den Aid gethan/ daß sie diesen Carln vor den rechtmaͤssigen Koͤnig in Engelland erkennen/ den auch niemand absetzen moͤge. 3. Weil sie bey fitzendem Parlament wohl hundert T t ij mahl De Statu perturbato Franciæ mahl geschworen/ sie wolten jhm Trew seyn/ vnnd vor seine Majestaͤt Gut vnnd Blut/ das Leben selbst anwenden. 4. Weil sie nimmermehr gestehen wollen/ daß jhr Armee zu solchem end fechte/ das jhnen nimmer waͤr in Sinn kommen. Zumahl dieselbe zur Beschuͤtzung der Koͤniglichen Person dienete. 5. Weil sie sich jhrer Majestaͤt Person zuverthaͤidigen/ bey dem Bund der dreyen Koͤnig- reichen/ zu Verlust jhres Lebens vnnd aller Wohlfahrt so hoͤchlich verpflichtet haͤt- ten. 6. Weil in beyden Koͤnigreichen Juda vnnd Jsrael kein Exempel zufin- den/ daß der grosse Raht oder das Volck einigen abgesetzt/ weniger getoͤdet haͤtte: Zumahl auch den Jsraeliten jhr Abfall vom Hauß David sehr vbel gelungen: deßwegen im alten vnd newen Testament die Pflicht vnnd der Gehorsamb gegen den Koͤnigen so hoch werde anbefohlen. 7. Weil das Parlament vnder dem Gewalt der Waffen vndertruckt/ vnnd gestimmelt/ kein recht Parlament ist/ vnnd demnach von so hochwichtigen Sachen nicht vrtheilen koͤnnen. 8. Weil da- durch die reformirte Religion/ die biß dahin sich mit Absetzung oder Mord einiges Fuͤrsten/ weniger einiges Protestierenden Koͤnigs/ als dieser waͤre/ eines maͤssigen eingezogenen Lebens/ vnnd zur Tyranney nicht geneygten Gemuͤths/ nimmer be- sudelt/ geschaͤndet wurde. 9. Weil Schottland vnd Jrꝛland nicht weniger recht an dem Koͤnig haͤtten/ als Engelland: die Schotten jhn auch mit dieser Be- dingung vbergeben haͤtten/ daß seiner Person kein Gewalt geschehe. 10. Weil in den Geschichten deß Koͤnigreichs kein Exempel dergleichen zufinden. Dergleichen Schrifft haͤtte Dr. Granden auch lassen vortragen/ mit Er- innerung/ deß Koͤnigs schmaͤhliche Verhafftung koͤndt wohl vor eine Buß auff- genommen werden. Vnnd nicht nur dieser Doctor vor sich allein/ sondern noch vierzig sieben Preßbiterianer Prediger auß der Claß Londen/ welche das Kriegs- Volck hart anfahren/ daß es dem Koͤnig vnd dem Parlament Gewalt anlege/ wel- ches wider Gott vnnd jhren offt wiederholten Aid lieffe/ mit Ankuͤndung der Ge- richten Gottes/ im Namen aller Rechtglaubigen Lehrer. Sie solten sich deß er- haltenen Siegs nicht vberheben/ wann Gott jhnen wider sein Wort zuthun nach- gebe. Vnnd diese Lehr haͤtten sie auß Gottes Wort gefast/ wuͤrden sich auch durch keine Bedrohung darvon lassen abwenden. Es haͤtten die Hollaͤndische Gesandten/ vnd die Schottische Abgeordnete jhr bestes gethan/ mit vielfaltigem erinnern vnnd abmahnen: da aber nichts helffen wollen/ waͤren die Hollaͤnder ab- gezogen/ damit jhre Gegenwart ein solche Mißhandlung nicht billichte: die Schot- ten aber den newen Koͤnig schrifftlich begruͤst/ vnnd jhm allen Gehorsam angebot- ten. Welches jhre Schreiben auß dem Parlament/ vnnd auß dem National Synodo bezeugeten. Auch haͤtten die fuͤrnembste Pfarꝛer in Franckreich diß Vbel auff den Cantzeln/ vnd in Schrifften einmüthiglich/ als dem Wort Gottes zuwider/ verworffen/ vnnd von jhren Gemeinden ferꝛn gethan: deren einer diese Wort gebrauchet/ es waͤr nach dem Todt Christi am Creutz auff der gantzen Welt kein \& Germaniæ Continuatio. kein grewlicher Laster begangen: der gantze Erdkreiß erzittere daruͤber/ vnnd alle Frommen wuͤrden Leyd daruͤber biß an das End der Welt zutragen beweget. Von Genff auß/ vnnd von allen Enden/ haͤtte man gesucht diesen grewlichen Streich abzuwenden. Also daß man den Reformierten in Franckreich derglei- chen beyzumessen noch nie keine Vrsach/ auch nicht zum Argwohn/ finden moͤgen: mit Wunsch vnnd Beschluß/ daß Gott die Jnsel wieder zu recht bringe. Son- sten pflegt jederman einem vngluͤcklichen Menschen die vhralte vnd newe Schul- den auffzubuͤrden: wie auch allhie geschehen/ daß man zuruͤck gedacht/ ob Jacobus VI. eben Henrici Stuarti von Darley: oder vielleicht deß Musicanten Davids Riesen: oder Graff Jacob Hepturn von Botweil Sohn waͤre/ weil die Kinder in Schottland von der Koͤnigin Maria in Schottland vnreinem Leben zusingen vnd zusagen haͤtten: vnd Gott allhie wollen heymsuchen vnd straffen. Der 16. Discurß. Wie der Fluch auff alle Koͤnige in Engelland kommen/ auch gewuͤrcket. Wie Engelland wieder vereynigt/ aber Koͤnigin Maria Stuart gekoͤpfft worden. Was Plato von Fluͤchen/ so durch Eltern geschehen halte. Von dem Gesicht im Spiegel: von einem alten Verß/ vnnd den letzten Koͤnigen in En- gelland: auch einem Frantzoͤsischem Gesichte. Von noch dreyen Executionen in Engelland. D Er Menschen Gedancken sind wunderlich verkehrt nach jhrem Verstand vnd nach den herꝛschenden Passionen: also meyne jener/ die Teutsche Fürsten/ so von der Catholischen Religionabgefallen/ haͤtten zwar gemeynt/ durch die eingezogene Guͤter sich zubereichen/ waͤren a- ber von selbiger Zeit gantz verarmet. Ein ander meynte/ der Hollaͤnder Abfall vom Hauß Spanien haͤtte sie viel Bluts gekostet/ vnnd waͤren alle die den Abfall befoͤrdert/ oder ein belieben daran gehabt/ in staͤter Forcht gestorben/ auch vnder dem Kriegsbrast vergangen/ als haͤtten sie nur vor jhre Nachkoͤmlinge gearbeitet: gleich wie die sechsmahl hundert tausendt streitbare Mann deß Volcks Jsrael/ so auß Egypten giengen/ sich in der Wuͤsten an dem Herꝛn jhrem Erloͤser versuͤn- digt/ daß deren vber ein par in das gelobte Land nicht moͤgen eingehen/ als Josua vnnd Caleb: zumahl auch Aaron vnd Moses nicht hienein kommen. Darumb erinnern wir vns/ was Estienne Pasquier en ses recherches de la France, im sechs- T t iij zehen- De Statu perturbato Franciæ zehenden Buch/ am vier vnnd zwantzigsten Capitel/ von dem Engellaͤndischen Vnwesen vorlaͤngst geschrieben/ vnnd setzen es dem guͤnstigen Leser von Wort zu Wort allhero: Ob ich schon durch den Discurß/ so ich hie zuthun vermeine/ vber die Graͤntzen auß Franckreich lauffe: so befihlt mir doch das Exempel/ so ich dro- ben erzehlt/ daß ich erweise/ wie Gott dem Koͤnig Henrico/ dessen ich erst Meldung gethan/ wegen seiner Gottseligkeit gegen seinem Vatter/ ein lange Anzahl vnnd Nachfolge an Successorn von seinem Leib bey dem Koͤnigreich Engelland verlie- hen: auch hiengegen gewolt hat/ daß wegen deß Fehlers/ so er bey seinem Heuraht begangen/ seine Nachkoͤmlinge vnnd Erben mit jmmerwehrender Vneinigkeit vnd vielem Vngluͤck wieder einander geplagt wuͤrden. Darumb soll dieses nur ein kurtzer Außzug seyn auß der grossen Engellaͤndischen Histori/ nach Henrico I. Wilhelmen deß Bastarts Sohn/ biß auff der jetzigen Koͤnigin Elisabeth Regie- rung/ welches doch Franckreich auch vmb etwas betreffen wird. Nun diese Geschichten von Anfang biß zum End zubringen/ muͤssen wir vernehmen/ daß Henricus I. seinem Bruder Robert/ der solbiger Zeit sich im ge- lobten Land/ die Statt Jerusalem zuerobern/ enthielte/ das Koͤnigreich Engel- land abgewonnen: vnd an Mechteln/ Koͤnigs Edgarn in Schottland Schwester/ so laͤngst zuvor in ein Closter gegangen/ vnd ein geschleyerte Nonn war/ zuheurah- ten Lust bekommen/ dessen er sie verstaͤndigen/ vnnd zum oͤfftern/ ohne nachlassen/ ersuchen thaͤte. Wie aber diese andaͤchtige Princessin in vestem Vorsatz jhres Geluͤbds verharꝛete/ konde er sein Begehren gar nicht erlangen/ biß daß Koͤnig Edgar/ auß Forcht seiner Vngestimmigkeit/ sich genoͤthigt befunden/ seine Schwe- ster zu desselben Willen zubereden: weil sie nun sahe/ daß sie gezwungen ward/ thaͤt sie ein Gebett zu Gott/ daß die Posteritaͤt/ so von jhnen beyden kommen moͤcht/ in ewigem Zanck lebete. Daß nun der Eltern Fluch jhren nach druck haben/ lehrt vns gegenwertiges Exempel/ zumahl die Verfluchung dieser Mechteln nicht nur biß auff das dritte vnnd vierdte Glied/ sondern biß auff vnsere Zeiten/ sich erstreckt hat: also daß folgender Zeit kein Koͤnig in Engelland regiert/ der vmb sicherer Regierung willen nicht gezwungen oder vervrsacht waͤre worden/ entweder seine Bruͤder/ oder nechste Blutsfreund vmbzubringen/ zum wenigsten auff eine Zeit- lang inheymische Empoͤrungen versucht haͤtte. Welche Haͤndel ich mir zuerzeh- len belieben lasse/ ob schon mehr Grausen vnnd Schrecken/ als Wohlgefallen dar- bey zugewarten. So ist nun zum allerersten gewiß/ daß durch Koͤnigs Henrici I. todt/ das Koͤnigreich seiner einigen Tochter Mechteln/ welche Graff Gottfried von Anjon zur Ehe hatte genommen/ anheim gefallen. Dannoch vnderfing sich Graff Stephan von Boulogne, weil er deß Graffen von Bloys/ vnnd Adelen (deren Vatter vnder mehr Kindern Wilhelm der Bastart vnd Henrici I. Vatter gewe- sen) Sohn war/ der Kron/ vnnd nahm das Land mit Gewalt ein. Dieselben Kriege \& Germaniæ Continuatio. Kriege/ so zwischen Anjou vnd Engelland deß wegen gefuͤhrt worden/ nach der laͤn- ge zuerzehlen/ erfordert ein weitern Zettel vnnd Vmbschweiff/ als ich mir vor diß- mahl nicht vorgenommen. So viel wurd endlich verglichen/ daß Stephan/ so lang er lebte/ Koͤnig vber gantz Engelland erkannt wurde: dessen Nutzbarkeit vnd Eygenthumb nach seinem absterben in der Person Henrici II. der Mechteln Sohn bevestigte. Vnnd schiene das Gluͤck wolte diesem jungen Printzen aller- dingswohl/ weil er von seiner Fraw Mutter das grosse Koͤnigreich Engelland/ zu- gleich auch das Hertzogthumb Normandey vom Vatter her/ die Landschafften/ Maine, Anjou vnnd Touraine; von seinem Weib her/ gantz Guyenne vnnd Poitu besessen. Dannoch gedachte das Gluͤck zu ruͤck an den Fluch seiner Großmut- ter/ der ersten Mechteln/ vnd wolt jhn nicht im Frieden lassen/ sondern erweckt sein eygene Kinder wider jhn/ also daß der erstgeborne Henricus/ noch bey seinem Le- ben zum Koͤnig gekroͤnt ward/ vnnd dannenhero dem Vatter die Kron gar zuneh- men gedachte/ vnder diesem Vorwand/ als haͤtte der Vatter bey derletzten Kroͤ- nung sich aller Verwaltung vber das Koͤnigreich gegen jhm begeben. Es brach zu einem Krieg auß/ welcher nicht ehe verloschen/ biß gedachter junge Koͤnig Hen- rich verstorben: welcher gestalt Reichart/ nach seines Vattern vnnd aͤltern Bru- ders todt/ zu der Kron ist kommen: wie er nun meynte/ seine Laͤnder stuͤnden in gu- ter Versicherung/ macht er sich mit Koͤnig Philippo auß Franckreich/ zugenannt der Mehrer deß Reichs auff die Fahrt nach Jerusalem/ vnnd wurd in der wider- kehr von einem Hertzogen in Oesterꝛeich ein lange Zeit gefaͤnglich angehalten/ Dannenher sein Bruder Johan anlaß genommen jhm tausenderley Haͤndel zu- machen/ vnnd viel Verdruß anzuthun. Darumb dann Koͤnig Reichart nach seiner Anheymkunfft/ kurtz vor seinem Ende/ Hertzog Arturum in Britannien/ zu einem voͤlligen Erben aller seiner Guͤter vnnd Verlassenschafft eingesetzt/ darauß sehr grosser Streit erwachsen. Dann als die Engellaͤnder den Printzen Johan zum Koͤnig machten/ vnnd hiengegen die im Land Anjou, Touraine vnnd Maine dem Arturo anhiengen/ hatte Koͤnig Johan tausend Haͤndel/ welche auch so bald nicht waͤren verloschen/ wann nicht Arturus in ein elendig Vngluͤck gefallen/ vnd in einem Treffen gefangen/ ja durch Koͤnig Johannsen Verꝛaͤhterey waͤr vmb- kommen. Neben diesen Strittigkeiten/ kan ich auch nach einander andeuten/ daß viel Fuͤrsten vnd Herꝛn/ bey abnehmender Regierung Koͤnig Johannsen/ von jhm abgefallen/ vnnd Koͤnig Ludwigen in Franckreich/ deß Ludovici IX. oder deß Heiligen Vatter/ vmb Hülffangeruffen/ daß er das voͤllige Recht vber das Koͤ- nigreich moͤcht einnehmen. Vnnd ob schon dasselbe Vorhaben nicht werckstellig gemacht worden/ weil der elendige Koͤnig Johan bald vnnd vnversehens gestorben: kondte auch sein Sohn Henricus III. das Volck ohn Auffstand nicht regieren/ welches den Reichart zum Haupt auffgeworffen/ vnnd nach Leotin gezogen/ etliche Zeit hernach entstund ein ander De Statu perturbato Franciæ ander Auffruhr/ da wurd er mit seinem Sohn Edwart gefangen. Wahr/ daß dieser Edwart hernach zur Regierung kommen/ vnnd sein Leben ziemlich glücklich ge- führet: aber hiengegen wurd Edwart II. sein Sohn mit vnendlicher Muͤhseligkeit geplagt/ derentwegen er vielen seiner nechsten Blutsfreunden/ namentlich Graff Thomasen von Lanklaster/ der Æ mondi/ seines Vatters Edwarts I. Bruders Sohn war/ die Koͤpff herunder schlagen. Empfand aber mit der Zeit so wieder- wertigen Wind/ daß sein eygen Gemahlin/ Jsabell auß Franckreich/ vnd Edwart III. sein Sohn jhn vom Koͤnigreich stiessen/ vnd all seine geheymbste an den liech- ten Galgen knipffeten/ jhn aber in ein enges Gefaͤngnuß setzeten/ in welchem er durch angestellte Leuth sein Leben elendiglich geendet. Zwar/ dieser Edwart III. fuͤhrte die Verwaltung seines Koͤnigreich/ als deß Gluͤcks werther Freund/ nach solcher Zeit weißlich genug: konde sich dannoch nicht enthalten/ seine Haͤnde mit gedachtem Aimonds/ seines Groß Vettern Blut zubefudeln/ nach dem erjhm durch schlechten Beweiß Schuld geben/ als haͤtte er wider jhn/ seinem juͤngern Bruder Edwart zum besten/ ein heymlichen Bund gemacht. Vnnd ob schon wegen seiner Kriegstugenden/ das Gluͤck jhm bey Leben keine Auffruhr vnder den Vnderthanen/ oder durch die Printzen seines Gebluͤts erweckt/ sondern hienge- gen in allen Dingen Gunst erwiesen: so vnderließ es doch nicht/ nach seinem Ab- sterben bey seinen Successorn/ den gewaltsamen Tod beydes seines Vatters/ vnd seines Vettern/ als Vatters Bruͤdern/ theur genug zuschaͤtzen/ vnnd bezahlt zu- nehmen: darumb daß bey dieses Edwards Kindern die Spaltung deß Hauses Lanklaster vnnd Yorck/ vnder den Wapen vnnd Fahnen der rothen Rosen/ so dem Hauß Yorck zugelegt ward/ sich begeben. Jch sage von dieser Spaltung/ weil sie schier nahe den gaͤntzlichen vnnd allgemeinen Vndergang deß Koͤnigreichs En- gelland hat vervrsacht/ wie bey denen zusehen ist/ welche diese Historien zu dem rechten Werck jhrer Feder erkohren haben. Auff daß ich aber dennoch von meinem Reichart nicht außsetze/ so ist zuwis- sen/ daß/ nach dem er dem Vatter Edwart in dem Regiment nachfolgt/ er vber tausenderley vnertraͤglichen Schimpff von seinem Volck/ wegen seiner geůbten Pressuren/ erlitten: aber auch hiemit nicht vergnuͤgt/ damit er ja nicht auß der Art schluͤge/ seines Vattern Bruder/ Hertzog Thomasen von Glocester/ fangen/ vnnd hernach im Gefaͤngnus hencken: Graff Henrichen von Erby/ Graff Johannsen von Lanklaster/ seines Vatters Brudern Sohn/ auß dem Land verbannen las- sen: welcher sich auß noth muͤssen nach Franckreich begeben/ vnnd etliche Jahr da- selbst zubringen/ biß er heymlicher Weise von den Buͤrgern zu Londen wieder be- ruffen wurd: der auch zu seiner Ankunfft nach seinem Bruder/ dem Koͤnig Reich- arten lassen greiffen: darbey jhn gezwungen die Kron abzutretten/ welches bey vol- ler Versamblung der Staͤnden geschehen: noch war es jhm nicht genug/ sondern ließ jhn endlich im Gefaͤngnuß gar vmbbringen. Diesem Henrich folgte in der Regie- \& Germaniæ Continuatio. Regierung Henricus V. sein Sohn/ welcher/ ob er schon gleich wie Edwart III. sein Ruff vnnd Lob tieff in Franckreich lassen erschallen/ dennoch muͤssen die Ver- raͤhterey von Graff Reichart von Kantelberg vberstehen: vnnd ob schon dieselbe damahls jhren Fortgang nicht erꝛeychte/ weil er gedachten Graffen an- dern zum Exempel gestrafft hatte/ ist sie dennoch vnder seinem Sohn Henrico VI. zur voͤlligen Execution kommen. Dann es schiene/ als sehe derselbe gantz auff einmahl beyde Kronen/ Engelland vnnd Franckreich in der Hand: verlohr aber erstlich durch der Frantzosen Mannheit vnder Carolo VII. die Kron Franckreich/ vnd hernach die Kron Engelland/ durch Graff Reicharts von Warwick Anstalt vnnd Macht: also daß der gantze Staad/ nach etlichen zweiffelhafften Schlachten den Edwart IV. auß dem Hauß Yorck entsprossen/ in die Haͤnde fiel. Aber nach zehen Jahren ließ sich gedachter Graff von Warwick auß Widerwillen dahin an- treiben/ daß er gemeldten Koͤnig Edwarten IV. wieder verstieß/ vnnd Henricum VI. wieder auff den Thron bracht: der aber vber sechs Monat wieder wurd vom Koͤnig Edwart IV. vberwaͤltigt/ daß er beydes sein Koͤnigreich/ vnd alle Hoffnung wieder empor zukommen/ verlohren. Edwart IV. regiert ohngefehr zwey vnd zwantzig Jahr/ vnnd hatte zween Bruͤder/ Georgen/ den er zum Hertzogen von Klarentz: vnnd Reicharten/ den er zum Hertzogen zu Glocester machte. Sovngluͤcklich war er/ daß er auff Wahr- sagerey sahe/ wie jhm dann derselben Kuͤnstler einer angezeigt/ seines Nachfahrn Nam solte mit dem Buchstaben G. anfangen: auß welcher Vrsach er sonderlich an sein Bruder Georgen gesetzt/ vnnd als er das Vrtheil zum Todt vber jhn spre- chen ließ/ erlaubt er jhm sein Leben in einem Faß voll Malvasier zuenden: welches ein newe Manier ist/ suͤssiglich zusterben. Dieser Koͤnig hinderließ vier Kinder/ nemlich zween Soͤhn/ Edwarten den aͤltern/ vnd Reicharten den jüngern/ sampt zwo Toͤchtern/ Margrethen vnnd Elisabethen/ so er seinem Bruder/ dem Hertzo- gen von Glocester anbefohlen. Derselb thaͤt den Aid der Pflicht/ in Koͤnig Ed- warts V. seines juͤngern Vettern Hand: ließ jhn dannoch vber etliche Zeit mit seinem Bruder Reicharten vmbbringen/ vnd vor voller Versamblung die Toͤch- ter vor vnehlich erkennen/ vnd sich selbsten/ weil er die Macht in Haͤnden hielte/ ein Koͤnig in Engelland außruffen/ zu aller ehrlichen frommen Hertzen grossem ver- druß. Vnd vmb so viel wurd deß Wahrsagers Rede etlicher massen richtig be- funden/ darumb daß dieser Koͤnig vor den ersten Buchstaben/ wo nicht in seinem Namen/ zum wenigsten in dem Wort seiner Herꝛschafft fuͤhrete. Vnd solcher gestalt spotten die boßhafftigen Geister vnser Thorheit. Nun haͤtte jedermaͤn- niglich moͤgen gedencken/ er hielte das Koͤnigreich mit den vier Zipffeln/ es koͤndt jhm nicht wieder entwischen: zumahl auch von dem gantzen Hauß Lanklaster nicht mehr dann ein einiger Printz vbrig war/ nemblich Hertzog Heurich von Rische- mont/ den der Hertzog in Britannien an seinem Hoff gleichsam ehrlich gefangen V u hiel- De Statu perturbato Franciæ hielte. Aber das Volck zu Londen kondt vber zwey Jahr hernach/ daß Reichart die Kron an sich gerissen/ solch sein boßhafftiges Thun nicht laͤnger ertragen: er- fordert diesen Graffen heimlich/ welcher dann zu Segel gieng/ vnnd mit Huͤlff der Frantzosen vnnd Britannier in gar kurtzer Zeit den Staad einbekam/ den andern gefangen/ vnd getoͤdet/ vnnd also von den Seinen Koͤnig Henricus VII. genannt worden. So bald er in das Koͤnigreich außgestiegen/ folgt er weisem Raht/ den Zwispalt derbeyden Haͤuser auffzuheben/ vnnd nahm Princessin Elisabeth vom Hauß Yorck zur Ehe: mit welcher er drey Kinder gezeuget/ Artur/ Henrich vnnd Margrethen. Artur vermaͤhlt sich mit Princessin Maria/ deß Kaysers Caroli V. Mutter Schwester/ vnd starb bald nach vollzogenem Heuraht: damit man nun die Freund- vnd Schwaͤgerschafft mit diesem grossen Kayser erhielte/ fand man vor thunlich/ daß Henricus VIII. deß verstorbenen Arturt Bruder gedachte Prin- cessin geheuraht: sonderlich auß diesem Absehen/ auff daß der gemeine Fried vn- derhalten wuͤrde/ (vnnd man die vbergrosse Summ deß Heurahtguts nicht muͤste herauß/ vnnd vielleicht der Kronen Feinde geben) zumahl zuvor gar kein fleischli- che Vermischung war vorgegangen/ wie man vorgabe. Auß diesem Heuraht ist entsprossen die Princessin Maria. Hie muͤssen wir der Princessin Margrethen/ deß Henrici VII. Tochter/ vnd dieses Koͤnigs Henrici VIII. Schwester nicht vergessen/ daß dieselbe mit Ja- cobus Koͤnig in Schottland/ der Maria Stuart Groß Vatter vermaͤhlt worden: vnd halte mich darmit nicht auff/ daß Edwart/ nach jhm die jetzt gedachte Princes- sin Maria/ vnnd endlich die Princessin Elisabeth/ alle drey Kinder Henrici VIII. wiewohl von vnderschiedlichen Muͤttern/ nach desselben Ableiben/ nach einander sind zur Kron Engelland kommen. Will auch die trawrige Faͤlle/ vnd grewliche Spiel/ so auff vnderschiedliche Weise/ so wohl im Weltlichen Regiment/ als im Geistlichen Wesen/ sich begeben/ stillschweigend vmb beliebter kürtze willen vorbey gehen/ vnnd zu meinem selbst eygenen Genuͤgen nur dieses einige vermelden/ daß durch den Heuraht zwischen Henrico VII. vnnd Princessin Elisabeth von Yorck/ die beyde Rosen/ weiß vnd roth/ wieder seyen zusammen gewachsen/ vnd vereynigt worden/ die Spaltungen der beyden Partheyen zu ewigen Tagen zuvergraben vnd auffzuheben: dannoch hat das Koͤnigreich sich deß ersten Fluchs/ den Mechtel/ Henrici I. Gemahlin vber jhre Posteritaͤt gesprochen/ nicht allerdings koͤnnen ent- brechen/ noch befreyen/ wie gleich soll berichtet werden. Dann Koͤnigin Elisa- beth hat im Jahr 1578. die Koͤnigin in Schottland Maria Stuart/ jhre nechste Baaß/ vnd Groß Vatters Schwester Tochter/ offentlich enthaupten lassen/ nach dem sie dieselbe biß in das acht zehende Jahr im Gefaͤngnuß gehalten. Vnnd was wird hienfuͤro vor ein Fortgang bey dem Engellaͤndischen Wesen seyn? aber dieses ist ein Anhang dieses gegenwertigen Capittels/ so ich dem jenigen vberlasse/ so mich vberleben werden. So weit Stephanus Paschasius, regiarum rationum Patro- \& Germaniæ Continuatio. Patronus, in diesem Capitel: welcher in der Vorꝛed seines Buchs meldet/ er haͤtte Anno 1560. den ersten Theil/ Anno 1565. den andern/ vnd hernach zwey vnd dreys- sig Jahr hieran gearbeitet. Wann dieser Pasquier jetzund noch leben solte/ wuͤr- de er die Muͤhe selbsten nehmen/ vnd das obige Capitel continuiren. Hie erinnern wir vns/ was Plato im eylfften Buch von den Gesatzen schreibt: Oedipus ward von seinen Soͤhne verachtet/ darumb legt er ein Fluch auff sie/ welchen Gott erhoͤret/ vnnd wie jederman bekannt ist/ vollzogen. Auch sagt man/ Amyntor hab sich vber sein Sohn Ph œ nix ergrimt/ vnnd jhm geflucht: wie auch Theseus dem Hippolyto, vnd sehr viel andere: dadurch man mehr dann offenbarlich gesehen/ daß Gott der Eltern Gebet wider die Kinder erhoͤre. Dann es kan einem Sohn kein groͤsser Vnheil noch Gewalt/ als deß Vatters Fluch wiederfahren: zumahl sich niemand einbilden soll/ daß/ wann man Vatter vnnd Mutter verachtet/ als dann das Gebet allein von Gott erhoͤret werde/ sondern auch wann man sie ehret: darumb/ wann sie jhren Kindern alles guts von Gott bitten/ sollen wir glauben/ daß er sie erhoͤre/ vnd dergleichen auch im fluchen: vnnd daß vns dannenhero die gebuͤhr gedeyhe. Sonsten waͤr Gott bey Außtheylung seiner Gnaden vnbillich: welches von Gott sehr ferꝛn seyn muß/ ꝛc. Auff daß a- ber wir hie nichts vergessen/ ist den obigen Worten Platonis liecht zugeben/ zube- richten summarischer Weiß/ daß Laius, Koͤnig zu Theben/ seiner Gemahlin Ioca- stæ, deß Fuͤrsten Creontis Tochter/ bey schwangerem Leib anbefohlen/ dieweil jhm das Oraculum den Todt von derselben Geburt Hand angekuͤndet/ die Frucht also bald hienzurichten. Weil es aber ein wohlgestalter Sohn war/ befahl sie die Execution einem Hoffdiener/ der das Kind mit einer Weide am Fuß an ein Baum im Wald auffgehenckt. Dasselb nahm Phorbas, Ploybij deß Koͤnigs zu Corinthen Forstmeister ohngefehr herunder/ vnnd verehrt jhn der vnfruchtbaren Koͤnigin/ die jhn Oedipus oder Dickfuß genannt/ vnd an Kindsstatt aufferzogen. Als er nun Mannlich worden/ erschlug er seinen Vatter in offentlichem Krieg vn- wissend/ vnd nahm seine leibliche Mutter auch vnwissend zur Ehe: welches er we- gen entstandener Thewrung vom Oraculo verstanden/ vnnd auß Hertzenleyd ins Elend gangen. Von seiner Mutter Iocasta zeugte er eine Tochter/ genannt An- tigone/ die nicht von jhm wiche/ vnnd zween Soͤhne/ Eteotecles vnnd Polynices, welche sich verglichen/ Jaͤhrlich mit der Regierung abzuwechseln: vnnd da Eteo- cles den Vergleich nicht gehalten/ entstund ein Krieg/ in welchem die beyde Bruͤ- der einander selbst vmbgebracht/ in solcher Bitterkeit/ daß auch jhre Coͤrper auff einem Holtzhauffen nicht mit zusamschlagender/ sondern gespaltener Flam zu A- schen worden. Welches alles auß der Mutter Fluch herkommen. Ph œ nix wurd von seinem Vatter Amyntor verflucht/ weil er auß der Mutter Verꝛeytzung/ seines Vatters Kebsweib beschlaffen/ vnd hatte sein gantzes Leben vber viel Vn- gluͤck/ vnd keinen gewissen Auffenthalt. Theseus verfluchte sein Sohn Hippo- V u 2 lytum, De Statu perturbato Franciæ lytum, daß jhn/ wiewohl vnschuldig/ die Pferd zerꝛissen im rennen/ als ob er seiner Stieffmutter Phædræ Vnzucht haͤtte zugemuthet/ welches Spiel sie jhm auß Rach vnnd Wahnsinnigkeit zugerichtet/ als er jhres Willens nicht seyn wollen. Wann ein Brand jrgend einen schoͤnen Baw in die Aschen gelegt hat/ pflegt man gemeiniglich nachzuforschen/ wie derselbe entstanden/ oder ob nicht einige Muthmassungen/ Warnungen/ vnnd dergleichen vorgegangen. Also moͤcht man dieses Orths auch fragen/ weil Cominæus sonderlich von den Engellaͤndern meldet/ sie gehen sehr auff Weissagungen/ was bey solcher grossen Veraͤnderung die Alten angemerckt/ vnd der Posteritaͤt nachzusinnen hinderlassen haben. Vnd hie findet sich zuvorderst bey der Vereynigung der beyden Haͤuser Lanklaster vnnd Yorck/ da Henricus VII. die Princessin vnnd Erbin Elisabeth zur Ehe genom- men/ daß jedermaͤnniglich darbey ein bestaͤndigen Frieden/ vnnd alle Wohlfarth vor das Koͤnigreich sich eingebildet. Wie es nun vorwitzige Leuthe gibt/ die weit hienauß in das kuͤnfftige wollen sehen/ also geschah dem Engellaͤndischen Abge- sandten zu Rom selbiger zeit/ da er gern wissen wollen/ was die Koͤnigliche Regie- rung fürters vor eine gestalt moͤcht gewinnen. Vnder wehrendem Discurß mit einem Cardinal erlernte er/ daß an einem gewissen Orth sich ein Kuͤnstler enthiel- te/ der in einem Spiegel koͤnde zeygen/ was man von geschehenen/ ferꝛnen/ vnd na- hen/ auch zukuͤnfftigen Sachen zuwissen begehrte. Dieser Spiegel nun haͤtte von den folgenden Koͤnigen gantz deutlich gewiesen/ daß Henricus VIII. ein Bapst zausete/ schluͤge/ zu Boden wuͤrffe/ vnd mit Fuͤssen trette. Auff diesen waͤr ein Kind kommen/ vnnd haͤtte nicht viel Wesens gemacht. Folgends waͤr eine Dam erschienen/ vnnd in einem Zettel als langen abhangendem Wuͤschtuͤchlein/ diese Wort gefuͤhrt ad pristina tendo, aber nicht lang herumb gegangen: vnnd ei- ner andern sehr ansehnlichen Damen Platz gemacht/ welche in diesem Krayß ge- standen/ inuidiosa triumpho. Nach dem nun diese auch abgetretten/ waͤre auff der andern Seiten ein ansehnlicher Herꝛ hienein kom̃en/ vñ vff seiner Brust diese Wort infelix pacis amator getragen/ vnnd bey seinem Abtritt einem frewdigen Mann/ an dessen Hut geschrieben gestanden vltimus Anglorum Imperator Raum gegeben. Wann wir nun diese Spruͤche vnnd Personen betrachtet/ finden wir frey- lich/ daß Henricus VIII. viel mit den Baͤpsten zuthun gehabt/ jhnen den Gehor- samb auffgesagt/ vnnd sich selbst zum Haupt der Engellaͤndischen Kirchen einge- drungen/ auch alle Befelchshaber deß Bapsts gleichsamb mit Fuͤssen getretten. Edwart sein Sohn war noch jung/ vnd starb gar bald/ also daß die Princessin Ma- ria seine halbe Schwester Henrici VIII. Tochter auß einem andern Ehebette/ zur Koͤniglichen Regierung getretten: dieselbe haͤngt sich an Spanien/ vnnd stelt die angefangene Reformation nicht nur ein/ sondern bracht das Bapstumb wie- derumb in Schwang/ mit Verfolgung der Protestierenden. Jhr Thun wolte nicht \& Germaniæ Continuatio. nicht jederman nach Wunsch außschlagen/ weil sie keine Leibs Erben vberkahm/ vnnd diese Welt bald muͤste gesegnen: darumb erlangt die Princessin Elisabeth/ Henrici VIII. andere Tochter/ von einer ander Gemahlin/ vnnd so wohl Koͤnig Edwarts/ als dieser Koͤnigin Marien halbe Schwester/ die Kron: die sie ein ge- raume Zeit getragen/ vnnd wieder heymlichen Neid/ auch offentliche bekandte Freundschafft erhalten/ vnd manlich verfochten. Daß nun die Engellaͤndische Kron dem Schottischen Koͤnig Jacobo VI. zukommen/ bedeutet die andere Seit deß Spiegels/ als eine frembde Lini/ so von ferꝛn das Koͤnigliche Gebluͤt in Engelland beruͤhret. Vnnd wie die alte vnnd newe Historien beweisen/ haben diese beyde Nationen einander jmmerzu in den Haren gelegen/ vnnd außlaͤndische Huͤlff an sich gezogen: da nun Lanklaster vnnd Yorck/ wie gemeld wieder zusammen verwachsen/ daß Engelland von keinem jn- heymischen Vnwesen mehr wissen sollen. Also auch Engeland vnd Schottland vnder ein Haupt gerahten: gedachte dieser Koͤnig/ wann nicht die Vereyn mit der Zeit geschehe/ vnd die Nationen durch einander sich vermischeten/ wie der Stam vnd dz Sprißlein im propffen koͤnte leichtlich ein Absall dieser oder jener Nation: oder etlicher namhafften Provincen entstehen/ vnnd jhn seiner Koͤniglichen Wuͤrden entsetzen: welcher gestalt er den Wolff bey den Ohren gehalten/ vnd die Bischoffe zu Vnderstuͤtzung seiner Hoheit wider das Parlament gesteifft: das Parlament aber gesucht zuenervieren/ weil dasselbe auß Landstaͤnden bestehend/ vnd nicht auß Koͤniglichen newgebackenen Dignitaͤten herfliessend/ auff deß Koͤ- nigreichs Wohlfarth sonderlichen gesehen. Ja man will nunmehr spargieren/ als haͤtte er selbst das Parlament wollen im Rauch gen Himmel schicken/ vnnd deßwegen die Koͤnigliche Personen in die ferꝛne bey vorstehendem Schlag gethan: daruͤber etliche Papisten vnnd Jesuiter zukurtz kommen. Die Waffen waͤren jhm allzeit verdaͤchtig gewesen/ nicht nur wegen jhrer wandelbaren Eygenschafft/ fondern auch wegen seiner Vnderthanen: so ferꝛn/ daß er die Spanische entrepri- se Anno 1588 geschehen/ nicht mit damahliger Macht/ sondern mit einem Accom- modement/ vnd Heuraht zwischen dem Printzen von Walliß vnd einer Jnfantin auß Spanien/ wollen hindertreiben vnd ablaynen/ da er doch zwifache Macht ge- gen der Koͤnigin Elisabeth zurechnen/ auffbringen koͤnnen. Nicht weniger ver- gasse er aller Sprüche/ so Engelland an Britannien/ Guyenne vnnd Normandy/ ja an die Kron Franckreich/ vermoͤg Wapens vnd Titels/ jmmerzu gefuͤhret/ vnnd foͤrchtet sich einiges Vberfalls/ oder heymlichen Verstands. Die Chur Pfaͤl- tzische Sach/ so seiner leiblichen Tochter Kinder/ ja sie selbst anginge/ ließ er sitzen/ nur auß der Beysorg/ es moͤchten die funcken vnnd rieseln auß dem Boͤhmischen Wald biß in Engelland/ wie deß Bergs Ætnæ, vnd Vesuuij Aschen durch den Wind in Egypten/ getrieben werden. Vnnd halffe der Politicorum anfrischten nichts/ von deß Spaniers gesuchter Monarchy/ von den vergeblichen Tractaten/ V u iij von De Statu perturbato Franciæ von dem Vuthier Raison d’ Estat, von heroischen Thaten deß Septentrions/ da Koͤnigin Margretha Schweden/ Nordwegen vnd Dennmarck beherꝛschet: vnnd seine nechste Vorfahrinne Elisabeth jhre huͤlffreiche Waffen vber die Seegesetzt/ von der erwuͤnschten Gelegenheit/ Ehr vnd Ruhm/ Land vnd Freunde wie Schwe- den gluͤcklich begegnet/ auff Teutschem Boden zuerwerben/ vnnd eben durch diß Mittel dem Koͤnigreich Engelland/ wie Franckreich mit grossem Nutzen gethan/ vmb das Hertz mit offt wiederholten Aderlassen/ wann bey frembden Heerzuͤgen das muͤssige auffruͤhrische Gesindlein wird fortgeschafft/ Lufft zumachen/ damit es nicht in vber vielem Gebluͤt vnd Fett ersticken moͤchte. Aber die Ruhe ging vor/ damit man deß sorgens vnnd Kopffbrechens vberhaben bliebe: welches der Spa- nische Abgesandte Ognata wohl verstunde/ als er deß Koͤnigs Waffentraͤger den Koͤniglichen Seitendegen abnahm/ vnd in die Scheyde mit Spanischem Wachs/ wie vor alten Zeiten Scipio vnd Pompeius jhren vnderhabenden Kriegs Voͤlckern/ auß Feldobersten Macht/ versieglet: dem Friedliebenden Koͤnig anzudeuten/ daß ein klein wenig Spanisches Wachs an einem Briefflein jhm den Degen wohl koͤnd in der Scheyde behalten/ daß er weder Holland/ noch Franckreich/ weder Kinder/ noch Pfaltz achten solte/ zumahl er eben selbiger Zeit wolte wegen der Pfaͤltzischen Tractaten einmahl vngedultig werden. Wie dieser nun kondte mit fug primus Magnæ Britanniæ imperator, ein Herꝛ der dreyen Jnsularischen Koͤ- nigreichen/ vber Engelland/ Schotiland vnnd Jrꝛland genannt werden/ also scheint es/ sein Sohn Carolus werde der letzte seyn. Was nun dieses Gesichte in dem Spiegel belangt/ wie auch/ daß Jaco- bus seiner Tochter/ der Koͤnigin in Boͤhmen die Kron vom Kopff fallen gesehen/ darumb er auch von Anfang denselben Krieg wiederꝛahten/ vnd daß seinem Sohn Carolo der Kopff mit einem Beihel abgeschlagen worden/ mit dem Lauff gegen- wertiger Zeit in Engelland vberein kompt: also erinnern wir vns der jenigen La- teinischen Versen/ so vor zwantzig Jahren noch zu Cantelberg auff alt Pergamen/ mit alten Buchstaben/ von den Koͤnigen in Engelland/ an dem Nordmaͤnnischen Fuͤrsten Wilhelm dem Sieger oder Conquestor anhebend/ zulesen gewesen/ da der letzte Verß dieser ist 1. Mars, 2. Puer, 3. Alecto, 4. Virgo, 5. Vul- pes, 6. Leo, 7. Nullus. Durch welche Wort man 1. Henricum VIII. als einen dapffern streitbaren Koͤnig vorgedeutet findet/ der/ was seine Vorfahrn dem Roͤm. Stuel auß Noth oder Eyfer gestattet/ wieder abgenommen/ vnd seine Vnderthanen im Geist- vnnd Weltlichen zu seinem Willen gebracht. Wer 2. der puer sey/ weiste die Regierung vnder Koͤnig Edwart/ seinem Sohn vnnd Nachfahrn. Daß aber 3. Koͤnigin Maria/ einer Hoͤllischen/ vnnd zwar vnder dreyen Furien vnnd Vnbolden der fuͤrnembsten Nam tragen solt/ werden die Ro- manisten/ denen sie allen Vorschub gethan nicht gestehen: aber die Protestieren den/ wie in gleichem fall jhrer Verfolgung in Franckreich von Koͤnigin Catharl- nen \& Germaniæ Continuatio. nen die Hugonotten/ eyferig bekennen. Ob aber 4. Koͤnigin Elisabeth eine Jungfraw jhres Ruffs vnnd Leibs geblieben sey/ vnd ob die Regiersucht/ wie bey der Agrippina im Tacito, alle andere gewohnliche Frawenzimmer Mißtritt ver- schlungen/ wollen wir solcher vbergrossen Hoheit beylegen/ oder als ein peccaciolo dem schweigenden receptaculo nicht vorwerffen/ sondern bey dem Zeichen vnnd nachfolgenden Namen es bewenden lassen/ daß nemblich der gruͤne Krantz guten Wein/ oder die Jungfrawschafft hien deutet. Dann auch nicht eben jedemahl zuglauben/ was eine Kammermagd/ so vmb jhrer Vnvergnuͤglichkeit abgeschafft worden/ oder auch ein Kammerdiener in propria turpitudine, heymlich außbrey- tet/ welches/ niemand vor wahr annimpt/ als waͤr seiner eygenen Zuneigung ge- maͤß sich selbsten bey der Nasen/ ich sag/ bey der intention greifft. Jst nun diese Koͤnigin keine Jungfraw geblieben/ so traͤgt sie doch den Nam einer Jungfra- wen/ vnd einer vnvermaͤhlten Princessin (ob schon jhrer nicht wenige/ vnd sonder- lich der Duc d’ Alenzon auß Franckreich vmb sie hitzig vnd auffbruͤstig geworben) vnnd wird hierin nicht weniger Recht erlangen/ als deß Schultheissen zu Wei- thenthal/ vnnd deß Vogts zu Langenloßheym Toͤchter/ die jhren Krantz garofft wieder auffgerafft/ vnd vnvermerckt wiederauffgesetzt hatten. Es kompt aber 5. ein Fuchß ins Garn/ Koͤnig Jacobus VI. auß Sottland. Seine Auffmercker wollen nicht nur die Geschichte vom vnderlegten Pulffer/ davon hieoben/ sondern auch von seiner Gefahr im Schloß zu Perth in Schott- land/ wegen deß eingebildeten Schatzes/ vor eine gestudierte Comedi bald außge- ben: auch in zweiffel ziehen/ ob er das basilicon doron, die Antwort an den Jesui- ten/ vnnd jchtwas auß denen stuͤcken opera regia genannt/ einmahl bedacht/ weni- ger selbst abgefast habe/ als dessen gantzer Sinn auß deß Salustij Catilinam gerich- tet gewesen/ von deme diß honorabel Zeugnuß stehet/ daß er simulator \& dissimu- lator, (das ist ein guter Politicus vnd Abgesandter/ Raison d’ Estatist vnd Machia- uellist) omnium rerum gewesen. Doch will nicht jederman so viel dexteritaͤt vn- der einem/ mit Jubelen beschwerten Hut suchen. Zum sechsten be- frembdet mich abermahl/ gleich wie bey der Koͤnigin Maria/ daß Carolus einem Loͤwen soll verglichen werden/ da er doch das Jrꝛlaͤndische Blutbad nicht selbst gefuͤhret/ vnd die Engellaͤnder bey lindem Fewer gebrathen. Dannenhe- ro ich in die Gedancken gerahte/ es muͤste ein Protestirender/ auß Haß gegen der Romanischen Religion/ diese Sachen geschmiedet haben/ da nit das Alter (dann besagte verse den Anfang machẽan Wilhelmo Conquestor genannt/ dem ersten Nortmannnischen Koͤnig) solcher Geschichten mir abermahl den voͤlligen beyfall zweiffelhafftig machte: dann allerdings bekandt ist/ wie Jacobus VI. selbst mit Spanien vnnd Franckreich/ wegen deß verꝛuchten Heurahts geleychet: vnwie der eine so wohl als derander sich aidlich verlobet/ den Romanisten alle Freyheiten jhrer Religion zuverstatten: sonderlich daß der Ertzbischoff Laud mit den Jesui- tern De Statu perturbato Franciæ tern gute Corꝛespondentz gehabt/ vnnd deren etliche sub priuilegio specialissimo Apostolicæ Sedis auch zu Cantelberg selbst mit grossen Spesen vnderhalten/ da- mit eine Einigkeit in der Occidentalischen Kirchen getroffen wuͤrde. Ob nun zum siebenden/ seines Stams kein Koͤnig mehr seyn werde/ wird die Zeit vns leh- ren. Die Frantzosen werden sich alle zuerinnern wissen/ was Basina fuͤr Gesich- ter gesehen/ als sie die erste Nacht dem Koͤnig Childeric, vor eine Koͤnigin beyge- legt worden/ ob schon jhr Herꝛ vnd Koͤnig in Thůringen/ den sie verlassen/ vnd mit dem gemeltem Gast darvon gezogen/ noch lebete: wie nemblich die Hund/ Woͤlffe vnd Katzen einander zerbissen vnnd zerꝛissen: dadurch die drey Staͤmme der Koͤ- niglichen Regierung/ neben jhren Beschaffenheiten abgebildet: daß Ludovicus XIII. in seiner Kindheit wohl sagen moͤgen. Er begehr nicht Koͤnig zu seyn/ weil man die Koͤnige pflegte vmbzubringen/ welches seinen zween letzten vnd nech- sten Vorfahren waͤre begegnet. Wie nun/ wann ein grosser Baum vmbfaͤllt/ viel kleine auch zu Boden ge- schlagen werden: also blieb es in Engelland bey deß Koͤnigs Todt gar nicht/ son- dern es musten seine Geheymbste/ so viel deren moͤgen in Verhafft gebracht wer- den/ jhrem Herꝛn vnnd Koͤnige auch folgen. Dann den 19. Mertz dieses Jahrs wurd Graff Jacob von Cambridge/ Hertzog oder Marggraff zu Hamilton/ auff dem Geruͤst mit dem Beihel gerichtet/ nach dem er betheurt er haͤtte Vrsach ge- habt/ es mit dem Koͤnig zuhalten/ weil er mit demselben waͤre aufferzogen worden: seine Glaubens Bekantnuß waͤr der Engellaͤndischen gemaͤß/ vnd sein Thun gar nicht zum Verderben der Nation gerichtet gewesen. Eben denselben Tag/ wurd der Graff von Holland auch gerichtet/ welcher von seiner Religion/ vnnd von sei- ner Zuneygung gegen dem Vatterland viel bezeugete. Herꝛ von Capel muste jhm noch vor der Sonnen Vndergang folgen. Jm Aprill erging das Vrtheil vber Poyer/ den General Major Langhorne/ vnd den Obersten Powel: als aber starcke Fuͤrbitten geschahen/ wurd die Execution auffgehalten/ biß endlich Fairfax an den General Marschalck der Armee/ genannt Capitain Lorentz/ dieses Vrtheil er- theylet: demnach der General Langhoͤrne/ vnnd die Obersten Powel vnd Poyer/ durch meinen Kriegs Raht verdampt sind/ daß sie nach den Rechten vnd Gebraͤu- chen deß Kriegs sollen geharquibusirt werden/ als solches jhr Vrtheil klaͤrlich mit bringt: So ist das/ auß sonderlichen Vrsachen/ die mich darzu bewegen/ daß ich euch gebiete/ drey Briefflein zumachen/ in deren zweyen geschrieben stehe/ das Leben geschenckt vmb Gottes Willen/ aber das dritte weiß bleibe. Wem nun das weisse wird zukommen/ der soll nach laut deß Vrtheils gerichtet werden. Die andern zween solt jhr in fester Gefaͤngnuß halten/ biß ich ferꝛnere Ordnung thue. Vnd zur Vollziehung deß obigen/ verordne ich/ daß die Obersten Siroop/ Ham- mond/ vnd Barckstend/ aber zween derselben gegenwertig seyen/ wann die Brieff- lein sollen gezogen werden. Wie es sich nun nicht schicken wolte/ daß die drey verur- \& Germaniæ Continuatio. verurtheilte zu gleich/ oder einer vnder jhnen/ die jhnen die Briefflein moͤchten zie- hen/ wurd ein Kind darzu gebraucht/ vnd das Loß deß Todes dem Obersten Poyer gegeben: dessen Vrtheil den 4. May auch vollzogen worden. Dann wie die erste reyhe der Mußquetierer herfuͤr tratte/ schossen jhrer Drey auff jhn: vnd da sie nicht gleich toͤdlich getroffen haͤtten/ warẽ in der zweyten Reyhe noch Drey andere zu sol- chem Dienst verordnet. Es hatten aber zwo Kngeln das Hertz getroffen/ vnnd gleichsamb ein Loch gerissen. Was nun ferꝛner in diesem betruͤbten Koͤnigreich vorgangen/ daß nemblich die Freyherꝛn vnnd Graffen außgewichen/ oder stillge- sessen/ die gemeine Leuth im Parlament lassen toben/ den Reichthumb vnd Guͤter an sich reissen/ mancher fetten Ganß den Kragen abgestossen/ newe Gesatz zuma- chen/ eine Reformation der Kirchen vorzunehmen/ auch gar Buͤndnussen zustiff- ten/ vnnd mit der Kriegsmacht/ sonderlich durch heymliche außgesandte Kund- schaffter alles in Gefahr/ Verdacht vnnd Zagen zusetzen/ das verbleibet/ biß etwan derjunge Koͤnig Carolus II. vns wird Anlaß geben/ von diesem Koͤnigreich aber- mahl zureden. Dann es haben jhn die Schotten also bald zu jhrem Koͤnig erfor- dert mit gebuͤhrender Vnderthaͤnigkeit: denen auch die Jrꝛlaͤnder gefolgt. Dar- auff er sich bey frembden Potentaten vmb Huͤlffe beworben. Aber das Vnder- hauß/ das ist/ die Gemeinde/ setzt das Oberhauß/ oder den Herꝛnstand ab: vnnd macht ein Republick/ mit newer Muͤntz/ mit dieser Schrifft vnnd das Gepreche: die Staaden von Engelland: vnd dann/ Gott mit vns. Die Koͤnigliche Gůter wurden zu Gelt gebracht/ vnnd dem Cromwell den Krieg auff drey Jahr wider die Jrꝛen zufuͤhren/ hundert vnnd fuͤnffzig tausend Pfund Sterling (jedes zu vier Spanischen Thlaern) dargezehlt. Fairfax aber blieb Generalissimus, vnd schickt kleine Armeen hien vnd wieder in die Laͤn- der/ dieselben im Zaum zuhalten. X x Der De Statu perturbato Franciæ Der 17. Discurß. Die Tractaten zu Nuͤrnberg bekommen allerhand Ha- cken/ wegen Hungarn/ Niederland/ Trier/ Luͤbeck/ Jtalien/ Poln. Der Co s aken Fried/ der Hungarn Muth zum Tuͤrckenkrieg. Das Temperament wegen Fran- ckenthal. Warumb solches dem Pfaltzgraffen vnannehmlich: was Spanien vor erhebliche Vrsachen hab/ auß Franckenthal nicht zuweichen. N Ach dem wir nun den Cardinal Rischeliu genugsamb beschawt/ vnd den betruͤbten Zustand deß Koͤnigreichs Engelland betrach- tet/ kehren wir wieder nach Teutschland/ vnd sehen/ ob der in Westphalen geschlossene Fried auch vollzogen werde/ vnd was vor Hacken noch eingeschlagen worden. Dann man hatte Donnerstag den 8. 18. Febr. 1649. mit grossem Ge- praͤng den Friedenschluß/ vnd was die Abdanckung der Voͤlcker/ auch Abrettung vnnd Evacuation der jnhabenden Orth/ gegen einander/ wie er von Kayserlicher Majestaͤt/ vnd den Reichs Staͤnden vnd den Confederirten Cronen war ratificirt/ außgewechselt/ vnnd kamen die Schwedische Officirer nach Minden/ sich der Quartier/ vnnd deß außstehenden Soldes zuvergleichen/ dahin dann der Cron Schweden Generalissimus mit vielen Herꝛn auß Boͤhmen/ vber Leipzig vnd Cas- sel auch ankommen. Aber der Orth schiene zu enge/ vnnd entlegen/ daß auch die Kayserische/ Bayrische/ Frantzoͤsische vnnd Hessische solten neben so vielen Abge- sandten sich daselbst einfinden: darumb wurd Nuͤrnberg beliebet. Hertzog Carl- Gustaff auß Schweden/ General Wrangel vnd Ersken Kriegsraht wegen der Cron Schweden: Jm Namen Kayserl. Majestaͤt/ Hertzog Amalphi/ sonsten ge- nannt Piccolomini: der Freyherꝛ von Blumenthal vnd Doctor Lindenspur: im Namen der Kron Franckreich/ der Herꝛ von Vaudort/ vnd der Freyherꝛ von A- uantcourt/ vnd aller vnd jeder Reichs Staͤnden Abgesandte erschienen nach vnnd nach. Vnnd hie gab es manchen Vorschlag/ daß Franckenthal/ Hermenstein/ Landstul vnd Homburg/ darinnen Spanische vnnd Lothringische Voͤlcker lagen/ derselben auch entledigtwuͤrden. Weil aber so wohl Lothringen/ als Spanien mit dem Friedenschluß nichts zuthun hatten/ wolte alles sehr schwer fallen/ also daß man zuletzt diese Posten auff den letzten Termin außsetzte. Die groͤste Frag war/ wegen der Ordnung/ ob man die Voͤlcker zuvorderst abfuͤhren/ vnd hernach e- vacuiren: oder dieses vor jenem thun solte. Die Schweden meynten/ die Tractaten wuͤrden nicht vollzogen/ wann man die Voͤlcker ehist abdancket: so klag- \& Germaniæ Continuatio. klagten die Staͤnde/ sie koͤndten die Verpflegungen nicht erschwingen/ noch die Friedens gelder zur Abdanckung der Kriegs Voͤlcker zusam bringen: die Frantzo- sen achtetens nicht hoch: die Spanischen wolten nichts dahinden lassen/ weil sie aus- ser demselben wenigen doch gar nichts zur Recompenß darvon truͤgen: die Kay- serischen brachten die Staͤnd allgemach von den beyden Kronen ab/ daß auch der Schwedische Generalissimus eine boͤse Einbildung von denen Protestirenden Ab- gesandten gefasset. Dann die Staͤnde wolten vnnd solten der Einquartierun- gen ledig seyn: so musten die Schweden sich besorgen/ der Anschlag/ so Graff Gallaß auß vnderschiedlicher Staͤtte an der See Gutachten geschoͤpfft/ Schwedẽ hinden anzugreiffen/ durch eine Schiffart/ vnd also von Teutschem Boden abzu- ziehen/ moͤchte Werckstellig werden. Doch haͤtten die Generals personen den Tantz wieder gern angefangen. Mit der Restitution wolte keiner gern der erste seyn/ sonderlich die Geist- liche/ weil sie nicht gewohnt/ etwas wieder zugeben. Die Abdanckungen gescha- hen nach vnd nach/ gegeneinander. Dieweil aber kein Theil dem andern trawe- te/ gab es jedmahl ein scheel Gesicht vnd Auffsehens/ da jchtwas in Jtalien oder den Niederlanden Namhafftes vorgienge. Der Kayser begab sich nach Preß- burg auff den Reichstag in Hungarn/ macht den Palfy zum Palatino/ oder Statthalter/ vnnd verzog etliche Wochen/ wegen der Gravamina: welches vn- gleich zu Nuͤrnberg außgedeutet wollen werden/ da doch der Tuͤrcken wiederholter Streyff/ weil sie Graff Forgatsch auff Neuheusel vbel geputzt/ vnnd hohe Officie- rer gefangen bekommen/ desselben Gegenwart erforderte. Vnder dessen be- zwungen die Spanier S. Venant vnnd Ypern: schlugen die Frantzosen vor Ka- merich ab/ vnnd musten dennoch in Valensienne weichen: zumahl der Argwohn hielte/ der Kayser wartet nur/ biß den Spaniern ein Streich auff die Frantzosen gerahten moͤchte/ newe Huͤlff von jhnen zuerhalten. Noch besorgt man sich ei- nes newen Fewers zu Trier/ das vielleicht mit Fleiß eben damahls haͤtte brennen sollen: als der Ertzbischoff zu Trier den Freyherꝛn von Reiffenberg/ so lang am Frantzoͤsischen Hoff gewesen/ zum Coadjutor vnd kuͤnfftigen Successor erklaͤrte: das Capittel aber Graff Kratzen benahmte. Dann etliche Spanische vnnd Kayserische Voͤlcker vbermanten den vbelverwahrten Ertzbischoff/ daß er sich in seinem Schloß verwacht/ vnnd seine Geheymste nach Hermenstein gefuͤhrt sahe. Nicht weniger nach dencklich fiele/ daß der Ertzbischoff zu Coͤlln dergleichen Haͤn- del mit den Luͤckern bekommen/ die aber anderst/ als droben abgelauffen. Dann die Wahl der newen Burgermeister/ vnd die Verordnung eines Coadjutors den vnruhigen hitzigen Koͤpffen/ die gern ein absonderlichen/ vielleicht gar ein Frantzoͤ- sischen Bischoff haben moͤgen/ zum Tumult anlaß gegeben/ welchen der Ertzbi- schoff nicht anderst/ als durch eine Belaͤgerung vnd Eroberung der Statt/ so seine Parthey befoͤrderte/ koͤnnen hienlegen. X x ij Bald De Statu perturbato Franciæ Bald wolte man foͤrchten/ weil der Frantzoß sich auß Pomporasco treiben lassen/ vnnd der Hertzog von Modena sich wiederumb auff die Spanische Seiten wenden můssen/ auch Piombino vnd Portolongono nicht laͤnger erhalten koͤndte: (da er doch vnversehens in Braband eingefallen/ Condè, dreyzehen Meilen von Brüssell/ erobert/ vber die Scheld gangen/ vnd grosse Forcht/ Flucht vnd Schaden vervrsacht: dergleichen der Marggraff Sfondrata im Schampanien auch gethan) vnd der Bapst mit dem Hertzogen von Parma/ wegen deß Hertzogthumbs Castro in die Waffen gerahten/ (dann der Venetianer achtete man nichts/ ob sie schonin Candien die Tuͤrcken auß einer Schantz geschlagen/ in Dalmatien die Oberhand/ vnd grossen Raub an Viehe bekommen: auch ein grossen Sieg zur See erhalten/ vnd den Tuͤrcken zwey vnd siebenzig Galeren/ achtzehen Orlogsschiff vnd sechzig gemeine Schiff versenckt/ verbrannt oder zerꝛissen) solches alles waͤren gruͤne Vr- sachen von einem duͤrꝛen Zaun gebrochen/ die Voͤlcker nur an der Hand zuhalten/ vnd den exarmirten Schweden vber den Halß zufuͤhren. Jnsonderheit war den Schweden verdaͤchtig/ daß Johannes Casimirus/ deß verstorbenen Vladißlai IV. Bruder/ Koͤnig in Poln worden/ vnnd das Regiment vber eine Armee wider jede Feinde/ im Feld bekommen/ auch seines gedachten Bruders seeligen Wittib geheurahtet/ vnd auff die Cosacken vnd Tartarn angezogen: dann sie meyneten/ der newe Koͤnig moͤchte sein altes Recht an jhnen suchen. Es mißrieth aber der Feldzug/ weil sich der Koͤnig vmbringt/ vnd zu diesen zwoͤlff Puncten genoͤthigt be- fand: daß Chmielinßky in der Kron Poln Diensten jmmerdar solte vierzig tau- send Cosacken fuͤhren. Daß der Griechische Glaub durch gantz Poln auch in Crackaw gedultet wuͤrde. Daß der Waywod oder Fuͤrst zu Kiow der Reussischen Religion zugethan waͤr. Daß der Koͤnig den Griechischen Priestern alle Not- turfft verschaffen solte. Daß alles vorige vergessen wuͤrde. Daß keiner auch an seinen Vnderthanen/ nichts raͤchen moͤchte. Daß die Jesuiter deß Reichs verwie- sen wuͤrden. Daß die Juͤden auch muͤsten außweichen. Daß deß Chmielinßky An- hang vnangefochten bliebe. Daß jeder Cosack Erlaubnuß haͤtte/ die Notturfft an Brantenwein selbst zubrennen. Auch fiel gar verdaͤchtig/ daß der Kayser den Hungarischen Staͤnden den Krieg mit dem Türcken/ wegen deß vielfaltigen rau- bens/ als schewete er sich/ auff einmahl zween Kriege zu fuͤhren/ vnd seine Macht zu- theylen/ anzufangen groß Bedencken truge/ vnnd dasselbe Vnwesen lieber durch Tractaten/ vnnd Gegenpr æ senten beylegen wollen. Dann er besorgte/ der Sie- benbuͤrger moͤchte die Schweden/ auß Pommern/ durch die Schlesi/ an sich zie- hen/ vnd selbst nach der Kron Hungarn greiffen. Also wurd/ alles obigen vngeach- tet/ dermahl eins der Jnterims Receß vnderschrieben/ vnnd der Fried mit sehr praͤchtigen Banqueten/ auch Frewdenfewern celebriret. Carl Ludwig Pfaltzgraff/ deß gewesenen Koͤnigs in Boͤhmen/ Fiederici V. aͤltester Sohn erhielt nach vielen Tractaten die Vndere Pfaltz/ vnnd die achte Chur- \& Germaniæ Continuatio. Churstell/ mit grosser Muͤhe/ wegen der Renunciationen/ etlicher Orth in der O- bern Pfaltz/ der Guͤlchischen Lehen/ vnd deß Churfürstlichen Titells vnd Wapens. Aber das Franckenthal wolte den Handelschier gar verderben/ daß jhrer viel sich besorgten es moͤcht ein Nagelnewer Krieg darauß entstehen. Die Staͤnde meynten der Kayser waͤr schuldig/ solches bey Spanien außzuwuͤrcken: so ant- wort der Kayser/ er wolte neben den Churfuͤrsten/ das beste darbey thun. Dar- umb erfand man ein Temperament/ welchen terminum sonsten die Apotecker brauchen/ wann sie auß Verordnung der Medicorum einig ingrediens, so zu hi- tzig/ oder zu kalt ist/ durch einen Zusatz brechen: gleich wie man die Badstub mit temperirtem Fewer einhitzt/ vnnd das allzuheysse siedende Wasser mit kaltem nutz- lich abkuͤhlet. Auch wissen die Wundaͤrtzt jhre Pflaster zu miltern vnnd zuver- staͤrcken/ daß sie mehr oder weniger ziehen/ nach dem es deß Patienten Humor/ o- der Leibs Beschaffenheit mag ertragen. Dann gewißlich nicht wenig an dem Humor gelegen/ welcher dem Medico manchmahl befoͤrderlich/ oder hinderlich ist: nach dem Exempel jenes Schweitzers/ vnnd Koͤniglichen Helbartierers in der Statt Metz/ der kein Potion wollen einnehmen/ sie schmaͤckte dann wie Wein/ vn- geacht einer hohen oder hellen/ dicken oder duͤnnen Farb. Als jhm nun ein Eva- cuation hochnoͤtig schiene/ verordnet der Medicus, zumahl die obere Thůr sich nicht oͤffnen wollen/ ein Clistier/ vnd disponierte den Patienten (selbiges recht applicie- ren zulassen. Aber der Apotecker Gesell muste es wieder alles erinnern/ auff das Haupt ergiessen/ vnd dem Patienten glauben/ wo der Mangel vnnd Schmertz be- findlich/ muͤste die Artzney wuͤrcken/ einer Lauge/ oder einem Hauptbalsam nicht vngleich. Dannoch wurd der Patient gesund/ vnnd ruͤhmete das Haupt Cli- stier vber alle massen. Solcher gestalt fand man dieser Zeit ein Recept/ oder Temperament/ das Spanien nicht zuwider/ vnnd Pfaltz annehmlich seyn koͤnde/ nemblich Pfaltz solte die Reichs Statt Hailbrun an statt Franckenthal mit einer Besatzung belegen vnd possedieren/ auch zu Vnderhaltung gedachter Besatzung auß dem Schwaͤbischen vnd Fraͤnckischen Kraiß Monatlich acht tausend Reichs- thaler/ vnnd wegen seiner Kammer Jntraden auß Franckenthal Monatlich auß der Reichs Cassa ziehen drey tausendt Reichstahler/ biß zu voͤlliger Evacuation vnnd Restitution. Hiengegen wolte der Kayser die Spanische Besatzung in Franckenthal durch jhre Obern dahin vermoͤgen/ daß sie mit der gewohnlichen Contribution auß dem Rheinischen Krayß zufrieden waͤren/ vnnd die Strassen vnd den Kauffhandel vngehindert liessen. Dieses Temperament wurd vngleich außgedeut: dann die Krayse/ so zu beyden Orthen contribuiren muͤssen/ vermeynten semel pro sęmper eine Anlag zuthun/ vnd sich einer so langwehrenden/ vielleicht ewigen Contribution nicht zu- vnderwerffen: konden aber diß Joch nicht abwerffen. Die Reichs Staͤtte be- schwerten sich/ daß so ein nobles Glied jhnen solte entgehen/ vnd vielleicht wie Do- X x iij nawerth/ De Statu perturbato Franciæ nawerth/ auff ewige Zeiten entfrembdet werden. Der Pfaltzgraff fand auch kein sondern Genuͤgen darbey/ weil der Neid vnnd Haß auff jhn fiele/ als musten die benachbarte Krayse jhm contribuiren: ja als haͤtte er keine eyl/ zumahl die Mo- natliche drey tausend Thaler jhm bey der newen kostbaren Regierung/ in verderb- tem Land/ sehr guͤtlich thaͤten/ vnd auß Franckenthal sonsten nimmermehr zuerhe- ben waͤren. Der Pfaltzgraff aber wolte erweisen/ daß es nicht allein vmb die Statt Franckenthal zuthun waͤre/ sondern vmb das gantze Land: so muͤste man Statt vnnd Land nicht ansehen/ nach gegenwertigem Stand/ sondern nach jhrer friedlichen Vermoͤglichkeit. Dann man solte erwehnen/ daß Franckenthal ein gar engen Bezirck in der Termeney haͤtte/ welche an sich selbst Sandigt/ vnd dan- noch der Schaffnerey von jedem Morgen so viel rentirirte: welches dannoch das allergeringste/ zumahl bey angehendem Kriegs Wesen zwoͤlff hundert Burger sich darinnen befunden/ die in alle Land gehandelt/ vnd wegen der Manufacturen viel Arbeiter gehalten/ daß auch kein Raum mehr ledig gestanden/ sondern alles vber- filbert gewesen/ vnnd Zuvergroͤsserung der Statt gewissen Anlaß gegeben. Ge- wiß/ daß allein vber achzig Goldschmiede/ mit vielen Gesellen sich darinnen ent- halten/ anderer Wuͤllen-Sarschen-Sayen-Bombasin-Caffa-ja Tapisserey- Webern zugeschweigen: welche alle dem Landvolck vmb den baaren Pfenning al- les Gewaͤchs der Erden abkaufft vnd wohlbezahlet: darneben mit Ab- vnnd Zu- fuhr die Zoͤlle mercklich verbessert. Gegenwertiger Zeit aber stunde das Land oͤ- de/ daß die entwichene Lands Kinder nicht wieder heran kaͤmen/ noch vermoͤgliche Leuthe ein Fuß darin zusetzen gedaͤchten/ ja daß auch die gewohnliche Strassen von den Kauffleuthen gemitten wuͤrden: darumb dann Kauffleuthe/ so dem Lands Fuͤrsten vnder die Arm greiffen/ vnnd ein gantzes Ampt eintzelen vnderhal- ten/ auffbringen/ vnnd reich machen koͤndten/ sich nicht ferꝛner anmeldeten/ deren doch bekantlich bey dem betruͤbten Zustand in Engelland/ vnd bey dem verkuͤrtzten Kauffhandel in Holland/ nicht wenige gewesen. Was nun der Kauff Handel vor ein Auffnehmen braͤchte/ moͤchte Antorff vnd Amsterdam bezeugen/ ja die Statt Wienselbsten so in jhren Mauren kein groͤssern Bezirck haͤtte/ vnd der Nie- derlag grosse Freyheit gestatte/ vmb gemeldten Nutzens willen. So haͤtten ja alle Staͤnde deß Roͤ. Reichs bey den General Friedens Tractaten auff die Com- mercien gesehen/ vnnd dieselben zuerheben gute Verschaffung gethan: wohl wis- send/ daß ohne dieselben so vermaͤngte Staͤnde/ auch nicht das Ober Haupt/ sich stabilieren/ vnnd in noͤthige Verfassung setzen koͤnnen. Darumb dann Pfaltz den Rhein Strom nicht weniger zu beobachten haͤtte/ als Bayern vnd Oesterꝛeich die Donaw. So moͤchten die Schweitzer/ Elsasser/ vnd drey Geistliche Churfuͤr- sten jhr Jnteresse hierbey zum wenigsten in jhren Zoll Kasten vermercken/ daß ein solches Land/ da eine Kriegerische Nation/ so im General Frieden nicht begriffen seyn wollen/ ein vesten Fuß gesetzt/ vnd weit vmb sich greiffen kan/ auch kein ander Recht/ \& Germaniæ Continuatio. Recht/ als Militarischen Schein gebraucht/ wegen allerhand gesuchten/ vnd vnge- suchten Vngelegenheiten nicht bewohnt wird/ vnd daß kein verstaͤndiger Mensch hien ein begehren kan. Neben diesem allen meynten zwar die Chur/ vnnd Fuͤrsten deß Roͤm- Reichs/ es solte Spanien jhnen zugefallen abtretten/ vnd den Rheinstrom vnbe- kuͤmmert lassen: der aber jederzeit hoͤfflich geantwort/ vnnd sich alles guten Ver- nehmens befliessen/ diese Sachen auff die lange Banck zuschieben/ vñ mit der Zeit seinen Nutzen zuschaffen. Es haͤtten aber die Staͤnde deß Roͤm. Reichs beden- cken sollen/ daß Ferdinandus II. dem Hauß Spanien die Vnder Pfaltz erblich vnd aigenthumblich abgetretten/ welches ein Kayser gegen einem Aberaͤchter zuthun befugt gewesen/ als die Churfuͤrsten selbst auff dem Tage zu Muͤlhausen erkant: auch hernach sonders vnd sampt den Hertzogen in Bayern/ zu einem Mit Chur- fuͤrsten angenommen. Auch ists es kein Donation sine onere, die weil Spanien bey dem Boͤhmischen ersten Vnwesen sehrviel gethan/ die Schlacht auff dem Weissen Berge durch den Obersten Verdugo fuͤrnemblich erhalten/ grosse Spe- sen allenthalben angewand vnnd sich selbst entbloͤst. Welches dann die samptli- che Geistliche in Teutschland/ vnnd vor allen andern die drey Geistliche Churfuͤr- sten am Rhein erkennen solten/ denen die Vnion die Roͤcke wohl außgezogen/ vnd die Laͤnder abgenommen haͤtte/ da nicht Spanien den Marggraff Spinola mit ei- ner ansehnlichen Armee haͤtte den Rhein herauff gehen/ vnnd jhnen Schutz halten lassen: die Liga waͤr mit keinem andern Ruͤcken versehen gewesen/ wann sie nur nicht auff Frantzoͤsische Seite zum Theil abspringen wollen. Genug waͤre es darmit nicht/ daß die Geistliche das Hauß Oesterꝛeich so tieff hie nein verwicklet/ zum Spruch vber die Geistliche Guͤter vermoͤcht/ vnd ohne Einsatz kegeln/ oder jh- ren Heller bey sorglichem Spiel wieder herauß nehmen wolten/ da sie sich nun bey dem vbereilten Frieden vertiefft/ vnd die Waffen niedergelegt: darbey aber jhrer Priesterlichen Pflicht zu der Roͤm. Catholischen Kirchen in vielen stuͤcken verges- sen: solten sie dannoch dem Aller Catholichsten Koͤnig nicht zuwiderleben/ vnnd ein so geringe Recompenß/ die mit der Zeit zu jhrem hoͤchsten Nutzen gedeyhen wuͤrde/ entziehen helffen. Es moͤchten die Protestierende Staͤnde/ auch Confederirte Kronen hierbey jhr belieben vorbringen/ so moͤchten sie dannoch die offentliche Protestation wider den vermeynten Friedenschluß gelten lassen: zumahl Spanien wegen deß Bur- gundischen Krayses/ auch ohneracht seiner/ dem Haupt vnnd fuͤrnembsten Glie- dern erzeygten Huͤlffe/ nicht sollen/ noch koͤnnen vnverantwortlicher Weise vor- beygegangen werden. Franckreich haͤtte keine Pr æ tension an Jtalien/ als den scheinbaren Vorwand der Bundsgenossen vnd Freunden: weniger Anspruch an Pignerola: vnnd haͤtte dannoch sich daselbst fest gesetzt/ so ferꝛn daß er die Thuͤr in Haͤnden behielte/ vnd andern vnschuldigen Staͤnden auff dem Nacken saͤsse: aber Spa- De Statu perturbato Franciæ Spanien haͤtte sein Eygenthumb/ vnnd vbel abgewogene Recompenß zubehaup- ten/ nicht eben zu eygenem Nutzen/ der noch vberschiessende Spesen erforderte/ sondern den Ertzhertzogischen depossedierten Pupillen wieder zu dem jhrigen zu- verhelffen: zumahl weder Kayser/ noch Staͤnde sie zum Loͤßgeld deß Friedens nit geben moͤgen. Was dann Schweden vor andere Vrsach gehabt/ das Roͤm. Reich mit feindseeligen Waffen anzufallen/ als daß seine Vettern/ die Hertzogen von Mecklenburg jhrer Laͤnder/ wegen Collusion vnnd wuͤrcklicher Huͤlffe zu dem Feinde/ entsetzt waren. Dergleichen Vrsach Franckreich auch an Lothringenge- sucht: derentwegen Spanien desto weniger zuverdencken. Vnnd da auch kein andere Vrsach zuermessen kaͤme/ müste doch Raison d’ Estat gelten/ die dem Fran- tzosen gerahten/ die Renunciation bey beyden Heurahten/ sonderlich seiner Ge- mahlin/ als aͤltester Jnfantin auß Spanien/ zuvernichten/ Pignerola zubehalten/ dem Hertzogthumb Lothringen wohlerworbene Orth wieder abzuzwacken/ vnd sich gar in das Teutsche Wesen einzuflechten. Vnd vmb so viel mehr/ weil Franck- reich hiebevor den Eugellaͤndern die Statt Roschellen/ versprochener vnnd verab- scheydeter massen nicht eingeraumpt/ weil sie inalienabel waͤr/ vnnd von der Kron nicht koͤnde enteussert werden. Auß welchem Bedencken Spanien nimmer- mehr gestatten kan/ daß das Elsaß einigem andern/ als Oesterꝛeichischem Fuͤr- sten/ weniger einem Außlaͤndischen/ zumahl feindseeligen Potentaten vbergeben werde/ vnd erblich bleibe: sintemahl das Stamhauß der Graffschafft Habspurg/ mit deren Oesterꝛeichischen Vorlaͤndern vnnd Landvogteyen/ solcher gestalt ver- knuͤpfft vnd verwachsen/ daß sie zu ewigen Zeiten ohne voͤlligen vnd rechtmaͤssigen Consens aller vnnd jeden Oesterꝛeichischen Jnteressenten/ sonderlich aber deß Hauses Spanien/ als deß ersten Astes im selbigen Stamme/ nicht moͤgen abge- schnitten werden. Wundersam/ daß man eben vber Spanien Barꝛabas rufft/ wann er ei- nigen vortheil/ der schweren Spesen vnd Vngelegenheiten sucht/ da doch Bayern nicht ein Kreutzer dahinden gelassen/ sondern vberzahlt werden muͤssen. So hat Sachsen/ vneracht deß weit mehr vergreifflichen Schlusses zu Leipzig/ als der Pfaltzgraff in Boͤhmen verwuͤrckt/ seiner nicht vergessen/ vnd die Laußnitz/ sampt den vier Aemptern auß dem Stifft Magdeburg davon getragen. Vnnd war- umb sollen die Schweden so herꝛliche Reichs Lehen erhalten/ vnd deß Hauses Oe- sterꝛeichs Zuchtmeister werden: auch mit Franckreich Staͤnde deß Reichs ma- chen: ja der Landgraff in Hessen das feindliche Beginnen seiner Fraw Mutter mit so grossem vortheil durchdringen/ in deme die wohlverdiente Spanier/ als Mit- staͤnde/ zu Vndanck abgewiesen werden. Kurtz davon zusagen: Franckreich hat vor hundert Jahren Metz/ Tull vnd Verdun/ vnder dem Titel deß Beschirmers teutscher Freyheit/ nemblich der Protestirenden/ weg genommen vnnd behalten: dar- \& Germaniæ Continuatio. darumb Spanien vnder dem Titel deß Beschirmers der Catholischen Religion vnd Staͤnden in Teutschland/ die Vnder Pfaltz wohl/ vnnd bessermag besitzen. Es gehe aber einer in das wette Feld/ vnd nehme auff der Frantzosen thun vnd las- sen acht/ wie sie jhr lang gesuchtes regnum Austrasiæ, Westreich wieder anfangen auffzurichten/ vnnd eben deßwegen das Hertzogthumb Barꝛ eingezogen/ gantz Lothringen vberwaͤltigt/ vnnd das Elsaß auch an sich gerissen: endlich werden sie gar nach der Kayserlichen Kron/ vnd der teutschen Freyheit greiffen/ wie sie dann vnverholen/ gegen Caroli V. Wahl gethan/ vnd jetzt Ferdinandum III. eussersten vermoͤgens gehindert haben/ deß heymlichen Verstands mit Trier vnnd Bayern zugeschweigen. Vnd hie solte Spanien stillschweigend/ die Haͤnde im Schooß zu- sehen/ daß Franckreich die Maaß besitzt/ die Mosell bezwingt/ vnnd den Rhein auffzaumet: darneben in allem seinem Thun den Ketzern Schutz haͤlt/ vnnd allen Vorschub leystet: als muͤste den Rechten gemaͤß seyn/ daß Franckreich den Her- tzogen auß Lothringen ohne erhebliche Vrsachen vertrieben/ den Hertzogen zu Mo- naco vberlistet vnd hindergangen/ die Catalonier vnnd Hollaͤnder in jhrer Rebel- lion gestaͤrckt/ die Napolitaner vnd Portugiesen verꝛeytzt/ vnnd der General Re- formation in Teutschland wiederstanden: Spanten aber allein das Wasser be- truͤbt/ wann er die Roͤmische/ Catholische/ Apostolische Religion befoͤrdert/ vnnd sein eygen Spruͤche/ an das Elsaß/ die Vndere Pfaltz/ das Koͤnigreich Boͤhmen vnnd andere Oesterꝛeichische Laͤnder verfolgt/ oder den verstossenen Pupillen/ als Blutsfreunden/ Schutz haͤlt. Vnd moͤgen allhie keine Tractaten nicht gelten/ welche dem Hauß Oester- reich bey wiederwertigem Lauff deß Gluͤcks vnnd der Waffen so ferꝛn sind abgenoͤ- thiget worden/ daß keine Rettung zuerdencken gewesen/ den damahligen Feind auß dem Nest zubringen/ man haͤtte dañ alles ins Spiel setzen/ vnd in die Schantz schlagen wollen. Darumb dann eines dritten Recht/ vnnd zumahl eines Pupillen Wohlfarth hierin im geringsten nicht periclitieren kan/ wie der geringste Bawren Schultheiß muß bekennen. Es werden auch die Staͤnde deß Roͤmischen Reichs/ so hierin auß Noth vnnd Forcht gehellen muͤssen/ selbst bekennen/ daß ein so maͤchtiger vnnd vnruhiger Nachbar/ der mit jhrem Oberhaupt leichtlich in Streit gerahten kan/ jhnen jhre Wohlfarth gantz zweiffelhafftig macht: dann die Prote- stierende koͤnnen abnehmen/ wie die Frantzosen gegen jhnen gesinnet seyen/ wann sie/ den Hugonotten allen Vorschub vnnd Huͤlff abzuschneiden/ den Pfaltzgraffen so schimpfflich in Arꝛest genommen/ vnd dem Bayerfuͤrsten alle Befoͤrderung ge- than. Y y Dar- De Statu perturbato Franciæ Darneben werden die Catholische Staͤnde sich deß Frantzosen gar nicht zugetroͤsten haben/ weil er wohl gute Catholische Wort gibt/ aber sein Gewalt den Ketzern darbieth/ vnd wegen deß Geistlichen Vorbehalts/ nimmermehr wird auff- setzen/ was das Hauß Oesterꝛeich biß dahin so trewlich vnnd vnermessen ge- than hat. Jn solcher/ vnd mehrer andern Betrachtung solten die Catholische Staͤn- de in Teutschland nicht suchen den Spanier von dem Rheinstrom zutreiben/ son- dern vielmehr die Lini auß dem Lützelburgerland wiederumb zuziehen/ auff daß/ wann Oesterꝛeich wegen geschlossener Friedens Tractaten je muͤste stillsitzen/ dan- noch Spanien die Haͤnde vngebunden haͤtte/ vnd die Catholische Parthey wieder erheben koͤndte. Vnder dessen moͤchte man die Tractaten verlaͤngern/ vnnd die Vrsach deß Verzugs auff andere/ sonderlich auff Chur Pfaltz abwaltzen. Man hatte Vorzeiten nicht gern gesehen/ daß Manheim an den Außfluß deß Neckers/ auff den Rhein gelegt/ vnnd bevestigt worden: deßwegen man dann das Vden- heim/ nunmehr Philippsburg/ dargegen gebawt/ vnnd den Strom ausser Obacht nicht lassen wollen: weniger koͤndte dieser Zeit Franckenthal auß Handen gehen/ nach dem der Frantzoß noch die Vestung Breysach/ auch Philippsburg jñen haͤtte. Bekandt auch/ wie die Staaden oder Hollaͤnder ein vnd andern Orth vberzogen vnd besetzt/ nicht eben eygenthumblich zubehalten/ sondern jhren Vortheil/ zu deß Feinds Schaden/ darauß zusuchen. Endlich haͤtte Spanien sich vor Gewalt nicht zubefahren/ weil so viel Staͤnde vber einen Leyst sich nicht Schuhen liessen/ vnnd auß wiederwertigen Sinnen die Trennung erfolgen muͤste. Vnd gesetzt/ es wuͤrde eine Belaͤgerung vorgenommen/ so koͤndte doch dieselbe auß dem Luͤtzelburgerland/ leichter als die vor Diedenhoffen vnder dem Fequieres vom Piccolomini/ auffgeschlagen werden. Gesetzt/ Spanien můste accordieren/ vnd abziehen: das solte ein erwuͤnsch- te Gelegenheit seyn/ die vier Obere Krayß gar zuvberwaͤltigen/ welches nach Be- gebenheit/ wann Schweden von Poln vnnd Dennmarck auff beyden Seiten ge- zauset/ vnnd Franckreich in sich selbst verworꝛen seyn wird/ wann man meynt/ der Schnee haͤtte den Schimpff bedeckt/ vnnd das Graßwaͤr jenen Fruͤling daruͤber gewachsen/ die Vberschwemme deß außlauffenden Rheins haͤtte Schleim vnnd Sand darauff gefuͤhrt/ in der Auff- vnnd Abrechnung zufinden seyn solte. Daß nun Pfaltz klagte/ das Land blieb wegen der Besatzung in Franckenthal vnbewohnt/ vnnd vngebraucht/ weil keine vermoͤgliche Leuthe auß der Frembde/ jhre Mittel dahin verstecken würden: das moͤchte \& Germaniæ Continuatio. moͤchte Spanien zu seinem Vortheil vmbkehren/ vnnd erinnern/ daß seine angeborne Vnderthanen auß Braband vnnd Flandren eben diesen Orth/ der den Kayserischen vnnd Spanischen Waffen so viel zuschaffen gemacht/ erbawt haͤtten: vnnd daß/ im fall/ die Spanische Macht auß der Vndern Pfaltz weichen muͤste/ der heymlichen Ketzer sehr viel auß densel- ben Landen sich erheben/ vnnd an den Rheinstrom setzen solten: darumb jhnen die- ser Lust billich zubenehmen waͤre. Auß diesen erzehlten Vrsachen ist schwerlich zuglauben/ daß die dreyzehen Roͤmer Monat/ so der Kayser von den verwilligten ein hunder- ten zur Außzahlung der Besatzung in gemeldtem Orth/ will verwen- den/ wie schwer sie auch von den Staͤnden zugewinnen/ den Außzug wenig befoͤr- dern sollen/ weil niemand dem Kayser vorschreiben kan/ was er mit seinen Gel- dern zuthun habe. Doch scheinets/ als wolte Chur-Mayntz nicht nachlassen/ biß der Sachen ein End komme. Solten nun Kay- serische Voͤlcker hien ein gelegt werden/ moͤchte es besser oder boͤser werden. Y y ij Der De Statu perturbato Franciæ Der 18. Discurß. Drey Printzen in Franckreich kommen in Verhafft/ vnnd werden wieder loß: aber der Cardinal Mazarini muß auß dem Koͤnigreich wei- chen. Was die Tuͤrckische Bottschafft zu Madrit geworben. Warumb Plum- bino eingenommen/ vnnd wieder erobert worden. Wie Franckreich vnnd Portu- gall wollen eygene Patriarchen setzen. Wie die Venetianer zwey Mittel ergrif- fen. Die Engellaͤnder fahren fort: Schweden hat Haͤndel mit den Reussen. China will zum Christen werden. Holland stutzt: Genua ist in Gefahr: Schweitz behauptet jhre Freyheit. J N Franckreich wolte es verworꝛne Haͤndel geben/ in deme jederman vber den Cardinal Mazarini klagte/ daß er sich bereichte/ die Laͤnder biß auff den grad verderbete/ vnd die Reichshaͤndel vngebühren- der Weiß fuͤhrete. Es schien aber alles ein gesuchter Fund zuseyn/ die Koͤnigin vom Regiment/ vnnd den Koͤnig vnder etlicher wenigen Gewalt zubringen. Der Printz von Condè brauchte sich im Feld mannlich/ vnd kondt im Winter bey Hoff nicht ruhig seyn/ begehrte vber seine Gubernamenter/ vnnd Vesten noch alle nahmhaffte Orth in Flanderen/ als wolte er die Vestungen/ sampt der ansehnli- chen Herꝛn Gemuͤther alle an sich ziehen/ vnnd ohne Maßgebung dominieren. Der Cardinal hatte jhm lang zugesehen/ vnd die Koͤnigin beredt all sein Begehrn zuerfuͤllen/ vnnd jhn solcher gestalt sicher zumachen. Er wurd aber zu Eingang Dieses 1650. Jahrs mit seinem Bruder vnd Schwager/ den Hertzogen von Con- ty vnnd Longueville angehalten/ vnnd au bois de Vincennes in Verwahrung ge- fuͤhrt/ auch bald alle drey von einander gethan. Hiemit war es aber nicht genug: dann der Koͤnig wuste deß Printzen sehr grossen Anhang/ wegen seines Herkom- mens vnd Geschlechts/ auch hohen Aempter/ vnd fuͤrtrefflichen Kriegstugenden: darumb ordnet er alles wohl an in Pariß/ zog auß mit Heers Macht/ bracht wie- der in Gehorsamb/ was wanckete/ oder jhn nicht mehr erkennen wolte: contentirt die Schweitzer mit Geldt/ Kleinodien/ Brieffen vnd Versprechen. Aber der Feldmarschalck Turaine machte sich ein grossen Anhang vnnd der Gefangenen Printzen Parthey/ vermoͤcht den Ertzhertzogen zu Bruͤssel/ zu einem Einfall in Franckreich/ mit deme Fuͤrsatz/ nicht nachzulassen/ biß die Printzen wieder auff freyem Fuß stünden/ der Hertzog in Lothringen sein Land wieder bekaͤme/ vnd Se- dan \& Germaniæ Continuatio. dan dem Hertzogen von Bullion wieder eingeraumbt wuͤrde. Vnder dessen solte Spanien grosse Summen Gelder/ vnnd benahmpte Notturfft zur Armee vñ etlichen Besatzungen darꝛeychen/ welches d’ Marschalck selbst an den Koͤnig ge schrieben/ vnd allen Gehorsamb zugesagt/ zumahl er nur die boͤse Rahtgeber mey- nete. Weil nun bald hernach die Hertzogin von Orleans ein jungen Printzen zur Welt gebracht/ wolten etliche hoffen/ es wuͤrden die Printzen vom Koͤnigli- chem Gebluͤt nicht ferꝛner rumoren wollen/ nach deme wegen der Succession nicht viel mehr zuhoffen. Dann deß Koͤnigs Person war jung/ vnd haͤtte leichtlich die Augen moͤgen zuthun: so schiene deß vorigen Koͤnigs Bruder/ erwehnter Hertzog von Orleans/ etwas krafftloß: dannenhero dem Printzen von Condè das Koͤ- nigreich/ oder zum wenigsten die fuͤrnembste Verwaltung desselben gebühren wollen: nun aber fiel solche Hoffnung. Vnder dessen gingen die Spanier vnnd auffruͤhrische Frantzosen/ so es mit den Gefangenen Printzen hielten/ in Franck- reich/ nahmen etliche Orth ein/ theylten sich in drey Hauffen/ verderbten allenthal- ben die Ernd/ schlugen dem Gubernator in Peronne sechs Regimenter/ vnnd er- weckten grosse Forcht. Doch schrieb vnder dessen der Ertzhertzog an den Hertzo- gen von Orleans/ es haͤtte der Koͤnig in Spanien jhm befohlen/ demselben/ oder wer die Verwaltung in Franckreich fuͤhrete/ den Frieden/ oder newen Krieg anzu- kuͤnden: gedachte aber der Gefangenen Printzen nicht mit einem Wort. Nach deme nun dieser Vortrag mit dem Parlament zu Pariß war vberlegt worden/ begehrt man Zeit vnd Orth/ zu den Tractaten zubenahmen. Es wurd aber nichts geschlossen/ weil die Frantzosen spuͤren wolten/ deß Ertzhertzogen Vollmacht waͤre etwas lahm. Darumb fuhr der Lothringer forth/ vberfiel den Obersten Rus- wurm/ daß von zwoͤlff hundert Mann wenig darvon kommen/ erobert ein vnd an- der Orth/ vnd thaͤt herꝛlichen Progreß an der Maase/ wurd aber vom Gubernator in Nancey auch geputzt. Der Ertzhertzog bezwang die Vestung Mouson. A- ber der Koͤnig in Franckreich zog mit voller Macht auff die Spanier/ erobert Re- thel/ vnd erlegt die Spanier/ Turainischen vñ Lothringer/ die den Orth kamen zu- entsetzẽ/ biß auff dz Haupt. Hiernechst nahm der Koͤnig die mehrste Voͤlcker/ vnnd gieng auff Bourdeaus/ bracht den Orth zu seiner Devotion/ versprach jhnen Freyheit von der Contribution biß ins sechs Jahr. Dannoch wolte es allent- halben in Franckreich krachen/ weil das Volck den Kriegslast nicht mehr ertragen konde/ vnd sich einbildete/ der Printz von Condè solte mit dem Spanier ein guten Frieden treffen/ vnd das Koͤnigreich wieder zu Ruhe bringen. Es giengen aber alle Baarschafften/ Kriegs-Verfassungen vnd Werbungen auff diesen Nothfall/ zumahl die Statt Pariß ein wundersames Lied haͤttelernen muͤssen/ da die Spa- nier obsiegen koͤnnen. Auff diese weiß war in Jtalien grosse Klag/ vnnd gieng ein Orth nach dem andern wieder verlohren: nicht weniger Vnordnung spuͤhrte Y y iij man De Statu perturbato Franciæ man in Catalonien: doch dachte der Cardinal/ wann dieses Sturm wetter voruͤ- ber waͤr/ koͤnde man ausserhalb/ da nichts als vom Gewinn etwas verspielt wuͤrde/ wohl Raht vnnd Huͤlff schaffen. Die Reden deß gemeinen Volcks kamen von den grossen Herꝛn: vnd die Parlament selbst nahmen deß Volcks Gespraͤch vnnd Begehren in Obacht/ so ferꝛn/ daß der Koͤnig/ die Koͤnigin vnd der Cardinal selbst vor das allerbeste befanden/ daß man die Gefangene Printzen wieder auff freyen Fußstellete/ damit man diese Parthey von den Spaniern koͤnd abziehen: wie dann der Marschalck Turaine zu Pariß sehr Willkom gewesen/ vnnd mit seinem Bruder/ dem Hertzogen von Bovillon/ sich an deß Koͤnigs Parthey vest verbun- den: ob es schon anfangs in Mißtrawen geschehen. Es hat aber diese erlangte Freyheit die heroische Gemuͤther nur vmb etwas zuruͤck gehalten/ biß der Wider- willen gegen dem Cardinal wieder vorgedrungen/ vnnd es bey dem gemeinen Volck/ auch im Pariament zu Pariß so weit gebracht/ daß der Cardinal/ wegen eines Decrets auß dem Koͤnigreich entwichen/ vnnd sich in deß Churfuͤrsten zu Coͤln Bottmaͤssigkeit begeben/ von dannen er die Vnruh in Franckreich/ als von einem hohen Thurn speculiert/ vnd deß Printzen nachmahlige Haͤndel censurirt/ biß man jhn/ bey dieser angehenden Regierung deß nunmehr Muͤndigen Koͤnigs vielleicht moͤcht wieder erfordern/ darwieder sich der Printz von Condè mit Haͤn- den vnd Fuͤssen wird setzen/ vnnd allzeit das Exempel deß Marquis d’ Ancre vor- schuͤtzen. Es wolten dieses Jahr Spanien vnnd Franckreich einander gar zu hart zausen: drey Armeen stellete der Spanier zu Feld/ eine in Hennegaw/ die andere im Lutzelburgerland/ die dritte in Flandern/ zu welcher der Printzen Anhang stiesse/ zwar eines vnnd anders eroberte/ aber auch wieder verlohre/ nach dem die Frantzo- sen mit gleicher Macht jhnen begegneten. Aber in Catalonien gieng es anderst/ weil der Frantzoͤsische Vicerè Mercæur sich vor Castelleon liesse schlagen/ vnnd ge- waͤrtig muste seyn/ daß das gantze Land wieder abfiel/ zumahl er die Vestung Flix/ so gleichwohl mit 900. Frantzosen besetzt war/ vor dem Spanischem Gewalt nicht koͤnderetten. Bey allem diesem Wesen fuhr niemand besser/ dann der Hertzog von Lothringen/ der zwar den Spanischen jederweilen ein Reuterdienst leystete/ aber mit baarem Geldt/ oder einem stuͤck Lands/ zur Versicherung/ wohlbezahlt nahm. Zumahl denckwuͤrdig kompt vor/ daß ein Tuͤrckischer Bassa in Spa- nien zu Madrit angelanget/ weil Spanien niemahls einige Freundschafft/ als gar newlich/ mit dem Tuͤrcken gesucht zumachen/ vnd solche jmmerzu an den Frantzo- sen getadelt hat. Vnd scheinet/ als sey der vhralte Schrecken wegen der Fran- tzoͤsischen Waffen in Orientlaͤngst verschwunden/ auch wolle der Tuͤrck sich mehr auff die Spanische Seite legen/ weil er ohne zweiffel gruͤndlichen Bericht einge- nommen/ von deß Hauses Oesterꝛeich engerem Bund/ vnnd daß dermahl eins ein \& Germaniæ Continuatio. ein guter Theil Teutscheslandes/ neben den Koͤnigreichẽ Boͤhmen/ Vngarn/ Croa- ten/ vnnd gantz Schlanonien/ demselben grossen Hauffen werde zuwachsen. So haͤtte er dann sich zu befahren/ daß ein so vbermaͤchtiger Potentat jhm nicht etwan einfiele/ wann er mit dem Persianer sich vertiefft haͤtte. Dann gleich wie der Persianer zwischen dem Tartarischen Hauffen/ Jndianischen Monarchen/ vnd dem Tuͤrckischen Kayser liegt/ also ligt der Tuͤrck zwischen dem Tartern/ Persia- ner vnd den Christen/ pflegt auch nimmermehr mit zweyen Feinden zu einer Zeit zukriegen/ auff daß er seine Macht nicht trennen muͤsse. Dieweil nun dem Tuͤrckischen Gesandten deß Koͤnigs in Spanien Ma- jestaͤt auch solte kund werden/ vnnd in die Augen stechen/ wurd er durch vierzehen wohl geputzte Saal/ zur Andientz gefuͤhrt/ da der Koͤnig auff einem hohen Thron sasse/ vnd die Grandes in grosser Zahl jhm auffwarteten. Sein Credentz Schrei- ben war von Aly Soliman/ dem Herꝛn der gantzen Welt: er beklagt der verstorbe- nen Koͤnigin Todt/ wuͤnschte Gluͤck wegen der jungen Koͤnigin/ vnd begehrte ge- heyme Audientz/ so jhm auch gegeben worden. Sein Anbringen bestunde fuͤr- nemblich in diesen vier Puncten/ neben sehr herꝛlichen Pr æ senten/ die weil die Christen auff das Heilige Grab/ vnd auff die Statt Jerusalem so gar viel hielten/ daß sie auch auß den eussersten Landen dahin Wallfahrten kaͤmen/ wolte der Tuͤr- ckische Kayser/ seinen geneygten willen zubezugen/ dasselbe Jhrer Koͤniglichen Majestaͤt gutwillig/ vnnd ohne entgelt vberlassen. Wann dann auch die Enro- pheische vnnd Jndianische Kauffhaͤndel ein guten Theil der Welt vmbfasseten/ moͤchten die Tuͤrcken nichts liebers sehen/ als einen freyen Kauffhandel zugeben vnd zunehmen. Vnd damit derselbe zu besserem vernehmen Anlaß geben koͤnde/ waͤr eine Sultanin deß Kaysers Schwester/ hiebevor von den Malthesern gefan- gen gewesen/ vnd in dem Christen Glauben vnderwiesen/ auch getauffet worden: solche koͤndte dem Don Ioan di Austria, dessen Tugend durch die gantze Welt er- schollen/ vermaͤhlet/ vnd mit einem Koͤnigreich in Africa gegeben werden. Wann auch beyderseits viel Gefangene vnnd Sclaven sich befinden/ wolte die newe Freundschafft eine gleiche Loßzehlung erfordern. Solche Sachen konden den Frantzosen den Flog in das Ohr setzen: vnd ist kein wunder/ daß der Tuͤrck dergleichen Sachen allhie laͤst vortragen. Dann jhm wohl bekand ist/ daß Spanien seine Laͤnder von Mannschafft entbloͤsset/ we- gen der Jndien sonderlich/ vnd deren jmmerwehrenden Kriegen/ also deß gelobten Landes nicht hoch achten wuͤrde/ als nur zum Heyligthumb/ gleich wie Türcken jhre Wallfahrten nach Mecha. Der Nutzen ist auch nicht mehr so groß vmb Jernsalem/ wegen deß Abfalls von der Roͤmischen Kirchen/ vnnd der andern Wallfahrten nach S. Jacob/ vnnd nach Loretto: derowegen der Tuͤrck mit einem Ding/ das bald von sich selbst verschwinden moͤcht/ noch Danck zuverdienen su- chet. De Statu perturbato Franciæ chet. Vnnd weil Spanien zu jeden Zeiten so gar eyferig sich in der Roͤmischen Religion erzeigt/ auch dadurch die Gemuͤther gewaltiglich an sich gezogen/ soll es billich diese Gelegenheit nicht auß Handen lassen/ sondern auß Raht deß Concla- ue solche Offerten annehmen/ aber auch sehen/ welcher gestalt ein freyer Paß dahin zueroͤffnen/ vnnd zuerhalten waͤre. Nicht meyne ich/ daß man/ wie vor Zeiten/ die Creutzbruͤder wieder auffmuntere/ vnnd hienfuͤhre/ sondern daß man die Laͤnder suche aneinander zuknuͤpffen. Wann aber der Tuͤrck/ was er in Vngarn hat/ nicht wird ver- geben wollen/ muͤsten einige andere Mittel vnnd Wege an die Hand genom- men werden: So kan auch das Conclaue eben wenig/ als der Muphti den Kauffhandel gut heissen: vnnd lieffe wieder der Tuͤrcken Gesatz: es waͤre dann Sach/ das doch nicht zuvermuthen/ daß die Tuͤrcken sich nach dem Christen Glau- ben sehneten/ wie dann durch die Sultaninnen/ deren Schoͤne dem Tuͤrckischen Kayser macht wohlgefallen/ etwas wincketen: zumahl die Nachtigallen/ so auff dem Hauptkuͤssen sitzen/ lieblich singen vnnd schlagen. Mit heurahten aber sich einzulassen ist zumahl vnglimpfflich/ so wohl an einem als an dem andern Orth. Wie es dem Daͤnischen Graffen Vollmar in der Moßkaw deßwegen ergangen/ ist bekand: wie der Cardinal Richelieu in Franckreich mit dem heurahten ein Koͤ- niglich Gewerb getrieben/ ist vnvergessen: was Carolus/ der letzte Hertzog in Bur- gund/ mit seiner einigen Tochter vnd Erbin vor ein langen Jahrmarck gehalten/ ist zulesen. Vnd eben dieses solte der Spanischen Monarchey ein harten Stoß geben/ wann die Maranen/ im Koͤnigreich Granaten ein solchen Anlaß zum Auffstand vnnd Abfall/ oder auch Don Iean di Austria einen Ruͤcken/ ein schaͤntzlein zutra- gen haben koͤndten. Spanien ist mehr kluͤger/ als daß es den rechtmaͤssigen Bruͤdern oder auch Soͤhnen solchen Gewalt ließ einraumen. Jm Traum sey es gesagt: viel besser/ hie oder da ein Fraͤwlein genommen/ sonderlich zu Man- tua/ damit ein Spruch fruͤh oder spath erwachse/ den man eben so wohl in Obacht nehme/ als der Frantzoß seine Pr æ tension auff Mayland/ aber auch besser durch- treibe/ vnnd behaupte. Jn Summa/ weil Spanien laͤngst eine Gesandschafft nach Constantinopel abgefertigt/ daruͤber gleichwohl der Gewissens Raht lang Bedenckens getragen/ hat man dergleichen nicht vnbillich zugewarten gehabt: nach deme sich in diesen Zeiten alles verkehret. Dann ob schon die Frantzoͤsische Macht den Spanier an einem sehr em- pfindlichen Orth angegriffen/ vnnd Plumbino/ auch Portalongono/ nach deme es mit Orbitello fehl geschlagen/ in Jtalien jhm entzogen/ dadurch eine Bruͤck nach dem Koͤnigreich Naples zulegen/ in welchem die Vngedult wegen der vbergros- sen Aufflagen/ vnder dem gemeinen Mann sehr groß/ vnnd der Vnmuth bey den gros- \& Germaniæ Continuatio. grossen wegen schwaͤrer Dienstbarkeit vnd verringerter eygener Hoheit nit ge- ringer. Auch die vhralte Gerechtigkeit vnnd zwar verloschene Bundnussen mit den Caraffa/ vnd andern hohen Haͤussern bißher vergraben gleichsam gelegen/ so dachte doch der Cardinal Mazarini alhie ein rechten Meysterstreich zu thun/ vnd zum wenigsten eine starcke Die version zumachen: Deßwegen dann Don Iean Austria eine Schieff Armee zu gerichtet/ vnd zwoͤlff Tausend Mann drein gesetzt/ vnd diesen Dorn auß dem Fuß gezogen/ zu welchem geringen Schaden/ wie es anfaͤnglich geschienen/ der kalte Brand vber Nacht zu geschlagen/ vnd den gantzen Schenckel/ auch grossen Leib verderben/ oder abloͤsen koͤnnen/ zumahl bereyt deß- wegen ein starckes Fieber jhn ergrieffen. Dieser Zug konte von den Fran- tzosen/ weil sie innerliche Vnruhe erweckt/ nicht gehindert werden/ kostet aber den Spanier vierzehen mahl hundert Tansend Kronen an Barschafft/ vnd vber Zehentausend Mañschafft/ aber auch vier fuͤrnehme Herrn zu Palermo in Sicili- en/ vnder welchen auch der gute Apt von Cartano gewesen/ jhre Koͤpffe die sich nach Franckreich/ vnd zu einer Rebellion neygeten. So schwer fiel diese Eur/ konte auch nicht anderst gefuͤhrt werden/ weil die Belaͤgerte noch wohl vor zwey Jahr Proviand genugsam hatten. Daß nun Spanien hierbey wercklichen gehindert worden/ etwas newes anzufallen/ oder das alte fort zusetzen/ mag der Frantzoß jhm wohl glauben/ deme dergleichẽ taͤglich wieder faͤhrt. So geschefftig nun Franckreich gewesen/ die Huge- notten zu daͤmpffen/ so streng muste sich auch Spanien wieder seine auffruͤhrische Vnderthanen erwiese/ also daß/ wegen deß Haupt wesens/ man den Geistlichen jederweilen auch muͤssen ein greiffen/ welches der gute Apt droben erfahren muͤssen/ auch die Carmeliten vnd Franciscaner zu Naples leiden/ da jehnen jhre beyde Cloͤster zu S. Martin vnd S. Lueien/ diesen aber der schoͤne Baw zur H. Drey- faltigkeit/ vom Vicerè solcher Gestalt ist entzogen worden/ da mit man Castelen darauß machen koͤnte/ nicht den Koͤniglichen Pallast zubeschaͤdigen/ sondern alß Vor vnnd Bollwercke zu verthaͤdigen/ gleich wie Verdun auff der Maaß auch wehmuthig zugeben muͤssen daß die Kirch vnnd die Muͤnche auff dem Huͤgel der Befestigung weichen/ vnd dem Citadell ein verleibet worden/ vnd hie felt auß bey/ von der art/ nach welcher die Roͤmischen Kirch/ alle jhre Gebaͤw hat wollen anord- nen/ also daß es auch in der Arctitectur ein sonderliches vnnd nicht geringes Ca- stell macht. Nicht nur daß der Chor eben gerade nach der Sonnen Auffgang sich richte/ weil Christus die Sonn der Gerechtigkeit ist/ vnnd an jenem grossen Tage vieleicht von dannen wird erscheinen/ auch alle Thier sich nach demsel- ben theil deß Himm̃els sehnen// vnnd dannenhero weit besser/ vnnd gesun- der Lufft schoͤpffen/ sondern vnder diesem scheinbaren Vorwand/ daruff der Poͤbel Z z vnd De Statu perturbato Franciæ vnd Andacht zu mehrerm siehet/ einen vesten Baw setzen/ in welchem man wieder der Vnglaubigen vñ Ketzer Vberfall sich verwahren/ auch der Glaubigen Geaͤthte/ in einem Asylo vnd starcken Zuflucht erretten koͤnte: wie zun Zeiten Attilæ, vnnd anderer Zerstoͤrer die Erfahrung bezeuget hat. Es mag aber bey einfallenden begebenheiten alles dem gemeinen Wesen nutzen vnd dienen/ gleich wie David zur Zeit der Noth die Schawbrod/ wel- ches den Priestern allein zu essen gebuͤhret/ hat doͤrffen angreiffen vnnd ge- niessen. Vnd dieser Noth hat der Roͤmische Bapst jederzeit weichen wollen/ wie er dann auch dieser Zeit so wohl/ alß vnder Calolo V. gewichen. Dann es zielete der Cardinal Richelieu auff etliche vermeynte vhralte Gerechtigkeiten der Galli- kanischen Kirchen/ trutzte den Roͤmischen Stul feyn hoͤfflich/ suchte die prag- maticam sanctionem wieder herfuͤr/ vnnd betrohete den Bapst/ wann er zu viel Spanisch/ vnd zu wenig Frantzoͤsisch seyn wolte/ mit einem Patriarchat/ in Franckreich nemblich ein vnder Bapst zu setzen (daß er selbsten ohne zweiffel der nechste in der Wahl solte gewessen seyn) der zwar in dem Religions Wesen nichts aͤnderte/ aber die Guͤldene Fluͤßlein/ so nach Rom sich ergiessen/ verstopfft/ vnnd fuͤr sich behielte/ oder wie es heyssen wolte/ dem Koͤnigreich zum besten ver- wendete. Der newe Koͤnig in Portugal wolte diesen politischen Grieff auch fas- sen/ schickte den Bischoff von Lamego nach Rom/ vnnd wurd zwar/ weil in Spanien innerhalb eines Jahrs nicht dempffen moͤgen/ vor ein Koͤnig erkant/ welcher Gestalt auch seine Bottschafften/ vor guͤltig passirten/ hielte aber dar- neben eben daß er moͤgte selbst die hohe/ mittele/ vnd niedere Prabenden auß- theilen/ weil er verhoffe dadurch trewe Leuthe zu machen vnd zu erhalten/ die alle jhre Wohlfahrt jhme allein hetten zudancken/ vnd solches nach dem Exempel der Castilianer/ welche bey Eroberung deß Koͤnigreichs Portugal jhr eygene/ geist- liche/ vnd Beampte/ biß auff die Schulmeister hatten eingefuͤhrt/ dergleichen der Roͤmische Stul jederzeit gethan/ vnd eben deßwegen den Gottesdinst in Lateini- scher/ das ist Roͤmischer Sprach wollen verrichten lassen/ auff daß alle Geistliche jhr Absehen nach Rom hetten. Dieweil aber hie durch dem Roͤmischen Seulan Jntraden vnd Respect ein merckliches abgienge/ truge man im Conclaue groß bedencken/ dem Koͤnig hier- ein zu willfahren/ der aber also bald von einem Patriarchen wollen sprechen/ wel- cher dem Bapst zwar vnderwuͤrffig/ doch nur communicatiuè waͤr: weil nun die resolution nicht erfolgen wollen/ damit der Bapst zu Rom nicht etwan gar ad suburbi carias eingeraumet wuͤrde/ zoge der Gesand mit Vnwillen/ vnd vnver- richter Sachen wieder nach Hauß. So gar vnbestendig ist alles hie vnden auf Er- den/ \& Germaniæ Continuatio. den/ also das manches mahl die groͤste Gefahr entstehet von Orten vnnd Enden da man sichs am wenigsten versiehet. Jn der vbrigen weiten Welt stunde eben wohl alles auff wanckenden Bey- nen. Die Venetianer lagen bald vnden/ bald oben/ theten doch einigen Progreß/ vielleicht in deme etwas zuverzagt/ daß sie jhrem General Riua nicht gestatten wollen/ in das schwartze Meer zulauffen/ vnnd die Satt Constantino- pel mit Abscheidung der Lebens Mittel zu einem Frieden zunoͤthigen/ gleich wie Agathocles die Carthaginenser vor Syracusem ließ liegen/ weil sio jhm zu starck waren vnd in Africa hienuͤber setzte jhnen ein solch Schweyßband zurichtete/ daß sie von seiner Hauptstatt ablassen/ vnd jhr eygene Hauptstatt beschuͤtzen muͤssen/ wann es gluͤcket/ ist es Klugheit/ fehlets aber/ so muß es Dollkuͤnheit heyssen. zu verwundern/ daß die Republick zu Venedig allein/ die doch nur ein Dorff ist zu rechnen/ vnd ein Nichts gegen deß Tuͤrcken vielen Koͤnigreichen/ in Candia/ vnd Dalmatia diesen schweren Krieg hat außstehen koͤnnen/ bey welchem sie hundert vnnd achtzig Tausend Ducaten muß Monatlich auff jhre Schieff wen- den/ der andren neben Spesen zugeschweigen/ wie sie nun biß her ein rechte Spar- buͤchs vnnd Schatz Kammer ist gewesen der jenigen hohen Haͤupter vnnd rei- chen Leuthen/ die weil in gantz Europa bey diesem vmb sich fressenden Kriegs- Wesen/ kein sicherer Orth zu finden/ jhre Baarschafft verwahren wollen/ vnnd selbige hinderlegte Gelder/ neben dem grossen gemeinen Schaden angreiffen müssen/ also hat sie auch ein recht Politische vnd auch Kauffmaͤnnisches Stuͤck- lein ergrieffen/ gewiesse Geldmittel zur Hand zubringen. Dañ bey den Potentatẽ der Christenheit lehnen/ vnnd sich verpfaͤnden/ ist einer seyts vergeblich/ vnd andern Theils verdrießlich/ ja nachtheylig. Das erste Mittel ist/ daß sie in den Adel oder in den Herꝛnstand auffneh- men/ wer ein sehr grosse Summa Geldes erlegt: welches dann manchen Beu- tel auffgezogen: Vnd was liegt dieser rothe Koth auffeinander/ wann er nicht geruͤhret wird? Eben viel/ als lege er noch im Bauch der Erden/ welche eben dem Bawern sein Brod/ vnd dem Wild sein Gras traͤgt. Also mag ein solcher vber- fluß nicht besser angelegt werden: vnnd zwar nach dem Exempel der vhralten Roͤmer/ welche das Vermoͤgen jhrer Buͤrger schetzeten/ vnd nach solcher Schatz- ung die Staͤnde vnderschiedeten/ daß der Reicheste einen Zutritt zu dem Rath hette/ der Mittlere vnder den Ritterstandt gerechnet wuͤrde/ der Vndere aber vmb Sold dienete. Welcher Gestalt Henricus Auceps die freye Ritterschafft/ so man we- gen jhrer schuldigen Diensten nennete/ die Edele Knechte/ auff dem Lande/ die Patricios in den Staͤtten neben vnnd vber den Burger- vnnd Bawern Z z ij Stand De Statu perturbato Franciæ stand gesetzt hat: nicht aber wie die Egyptier es hielten/ daß die Handwercker/ vnd zwarjedes bey dem seinen bleiben muͤssen/ vnnd Kriegsleute von Kriegs- Leuten gebohren wurden (welches bey den Leuiten/ so Gott jhm selbst abgeson- dert vnd erkohren. vnder den Jsraliten/ biß auff Christum seyn solten/ sondern daß die Tugend herfür braͤche/ wie Marius auß dem Poͤbel zu dẽ hoͤchsten Ehren empor kommen/ darbey dann die vom Hause Medices zu Florentz jhm Anfang solcher Hoheit nicht jhrer Mann- vnd Dapferkeit/ sondern jhren grossen Geld- Mitteln freilich zuzuschreiben haben/ dann ein grosse Republick bedarff viel Leuth/ vnnd mancherley Mittel/ vnd warumb solte Nestor, oder Vlysses/ als kluge verschlagene Koͤpffe nicht eben so wohl Edel seyn/ als die beyde dollkuͤhne Helden Aiax vnnd Prythus. Es tragen ja diese Kriegs Fahnen die Federn auff dem Hut/ zubezeugen/ daß die Federn oben schwebet. Pyrrhus Koͤnig in Epiro/ muste seinen Raht Carneades das Lob geben/ daß der selbs mit seiner klugen Wohlredenheit jhme mehr Staͤtte hette vnterthaͤnig gemacht/ als er mit seinen Waffen bezwingen moͤgen. Welcher Gestalt einem solchen Man der Adel wohl besser geziemen soll/ als einem/ der nur metziget/ vnnd mit der Faust drein schlaͤgt/ darumb auch Agamemnon sagte/ er hette nur zu viel Ober- sten/ vnd mangelte/ jhm anklugen Leuthen/ wie Nestor waͤre/ wolte auch die Statt Troia laͤngst vberwunden haben/ da er seines gleichen nur noch etliche haben moͤgte. Wie nun Klugheit vnd Staͤrcke nichts vermoͤgen/ es fuͤgen sich dann die Ner- ven recht zusammen/ es seyen dann erkleckliche Geld-Mittel an der Hand/ wel- che als die Seel dem Leib treiben vnd in Gewerb erhalten/ oder als das Brod die Nahrung vnd Staͤrcke geben/ also thut mancher mit seinen Geld-Mittel dem gemeinen Wesen mehr groͤsser Dienst/ alß man nicht verstehen kan. Das Gloͤcklein im Vhrwerck schallet/ der Hammer schlaͤgt/ die Raͤder lauffen/ vnd greiffen ineinander/ so lang das Gewicht geht/ vnd treibt/ welches doch so gar vn- scheinbar vnnd veraͤchtlich ist/ wann dann Kayser Maximilian deßwegen den Sfortzen vnd jhren Nachkommenden Meyland zum Lehen gegeben/ jhren Stand erhaben/ vnd sonsten ein Geschlecht abgehet/ das ander wieder auffkommet so ist es bey den Venetianern recht loͤblich/ daß sie bey bevorstehender Noth/ die- ses Politische stuͤcklein ergreiffen vnd brauchen wollen. Das ander ist nicht weniger klug ob es schon in den Kauffhandel etwas greiffet/ welcher vmb Gewinnes willen alles waget. Sie richten ein Gluͤckha- fen auff/ mit sehr hohen Gaben/ welche theils in Geld/ theils in Jubelen/ theils in andern nutzbaren stuͤcken bestehen/ vnd zwar das Geld Jaͤhrlich zuver- pensioniren. Bey \& Germaniæ Continuatio. Bey dergleichen Faͤllen wird das Capital vberschlagen vnnd gesetzt in eine Hauptsum: Den Gewinn vnd Verlust rechnet sich auß nach den gemeinen Erb- ziensen/ wie es in jedem Land herkommen/ viertzig oder fuͤnfftzig vor eines/ wel- cher Gestalt eine Erbzinß/ die Jaͤhrlich einen Gulden traͤgt/ mit viertzigen/ oder fuͤnfftzigen/ nach Gelegenheit deß Landes/ wird abgeloͤset/ vnnd abgekauffet: also daß ein Million muß viertzig oder fuͤnfftzig Millionen blinde/ vnnd lere Zettelein mit sich fuͤhren Der Principal kan nichts verlieren/ weil er alle seinen Gaben/ boͤse vnnd gute/ grosse vnd kleine/ die gemeinigleich hoch werden angeschlagen/ auff ein- mahl alle zu baarem Geld machet/ vnd zwar viertzig oder fuͤnfftzig mahl bezahlt bekompt-Vordißmahl zahlte sich ein jedes Zettlein mit zwoͤlff Reichs Thaler vnd wañ die Venetianer einen Thaler ein setzten/ koͤnte derselbe nicht anderst dann mit 40. oder 50. mahl 12. Thalern erhoben/ oder gewunnen werden: worauß dan leicht- lich abzunehmen/ wz vnermeßliche Sum̃endieser Gestalt zur Hand bringen koͤn- nen. Fisch- oder Geldzug haben sie gethan an allen Enden/ da sie bekant seyn/ vnd da jhr Gewerb hienreichet/ also daß sie den Kauffleuthen/ vnd grossen Herꝛn vber den Geldkasten vnvermerckter Weise kommen/ vnd jhre Nothturfft darauß genommen/ welches doch zu keinem Schaden den Particularn gereichen kan/ weil es jhr eygener Will vnd Lust ist/ da zu sie immer/ ausser der Hoffnung deß Gewinnens waͤren zubereden gewesen. Es wolten etliche ein drittes Mittel vorschlagen/ vnnd einem jeden der sich zu Venedig/ vnd in der Republick Gebieth begerthe zusetzen/ die Freyheit deß Ge- wissens goͤnnen/ vnnd den gewaͤhrlichen Gottes-Dienst einer jeden Nation ver- statten. Welches dann nicht wenig gemurmel in der stille gab. Die fürnehmste vrsachen wolte man von der triumphierenden Statt-Rom nehmen/ welche die Vberwundene Nationen desto sanffter zu regieren vnnd zu beherꝛschen nicht nur jeden Gottesdienst in jeder Provintz gelassen/ sondern auch gar in jhre Statt gezogen; welcher Gestalt auch das Pantheum sie gestifftet. Dann sie glaub- ten vestiglich/ daß alle vnd jede Außlaͤndische/ so bey jhnen zu Rath vnnd Authori- thaͤt kommen wolten/ sich zu dem Burgerlichen Gottesdienst wuͤrden bequemen/ bevorab wann sie so viel ansehnliche Fuͤrsten vnd Rathsherꝛn zu Vorgaͤnger haͤtten. Wann denn die Romanische Clerisey sich selbiger Zeit gantz gewiß auff jhren Gottesdienst verlassen/ krafft dessen die Republick hoͤher gestiegen/ alß durch gewalt der Waffen/ wie jhre allerkluͤgeste Scribenten selbsten bekennen; so hetten sie keinen Abfall foͤrchten doͤrffen/ oder auch daß einige Ketzereyentstehen moͤgte. Z z iij Wann De Statu perturbato Franciæ Wann dann die Catholische Religion den Preiß von Anfang deß Christ enthumbs erhalten/ vnnd nicht nur das dunckele Finsternuß deß Heyden- thumbs vertreiben/ sondern auch alle newe Religionen vnd neben Glauben ge- daͤmpffet; so wuͤrdeniemand derselben zuwieder seyn wollen. Es wurde auch erinnert/ daß der Tuͤrck sein Regiment von Anfang biß auff den heutigen Tag ruͤhmlich fuͤhret/ vnd ohne einigen Auffstand der Christen/ deren doch so viel tausend vnder jme wehren; mit dieser sonderlichen Beysorg/ daß er jhnen die Waffen nicht vertrawet/ vnd den Zutritt zu den Ehrenaͤmbtern ver- legt: Demnach der Christen Diensten sich gebrauchet. Welcher gestalt alle frembde Religionen auch billich seyn sollen. Was von dem Exempel der Ga- baoniten angezogen ward/ vnd wie dieselben zu Holtzhaͤwern vnd Wassertraͤgern bey dem Tempel worden/ wolte man nicht eben auff die frembde Religionen ziehen/ welche zu keiner Dienstbarkeit zubewegen waͤren/ vnnd dennoch in der groͤsten Schlauerey leben/ wann sie dem lieben Gewinn zu folge vber Wasser vnd See/ Berg vnnd Thal/ bey Regen vnnd Schnee/ Hitz vnnd Frost dem Gewerbe nacheilen/ welches doch nicht jedemahl fruchtet: Mann verwundert sich etwan daß ein Bawr nit will auß seiner Arbeit gehen/ einem Reysenden vmb dreyfachen Lohn ein Gang zuthun/ da doch seine bevorstehende Arbeit nicht einfach außtraͤgt: Es mag aber der Kauffman sich vber niemand mehr/ alß vber sich selbst ver- wundern/ wann er jhm selbst die Noth aufflegt/ in gewisser Zeit an dem bestimbten Orth sich zufinden/ vnnd solt er gleich zehen Pferd daruͤber zu Fall reiten/ auch sein eygene Gesundheit schwaͤchen vnd verliehren. Dann da man jhm manchmahl ein hundert Ducaten hinlegte/ sich solcher Gestalt zuwagen/ wuͤrde er es wol bleiben lassen. Also daß man sagen kan/ dieselbst gemachte Noth/ oder Hafftung deß Gewinns treibe den Handelsman mehr hefftiger/ dann der Haubtman mit einem blossen Schwerdt seine Kriegsknechte zum Sturm/ vnnd vnfehlbaren Tode. Kein starcker Beweiß wolte sich finden/ alß das Exempel der Republick selbst/ welche die Specereyen hiebevor auß Alepo vnnd Alhair empfangen fol- gends vber Augspurg in diese Welt nach Mitternaͤchtigen Landen verfuͤhret. Wann aber nun mehr die Holl vnd Engellaͤnder einen sehr weiten Vmbschweiff vber die See/ durch die Liny gefunden/ vnnd den Spaniern die Farth abgelernet/ waͤr der Specerey Handel zu Venedig vergangen/ vnnd hette sich nach Am- sterdam gezogen: Da aber Holl- vnd Engellaͤnder bey dieser Conjunctur deß allgemeinen Wesens jhre Freyheit deß Gewissens zu Venedig solten sinden/ koͤnte der eingerissene Schad bey verwandem Specerey- Handel wol wieder zu kommen. Es wolte \& Germaniæ Continuatio. Es wolte/ aber diese ragioni nicht gelten/ auff daß die Republick nicht gar vor Vncatholisch gehalten wuͤrde/ nach deme sie bereyt ein boͤsen Nahmen vor fünffzig Jahren bekommen; vnnd zumahl es noch mehr Hertzogen geben moͤgte/ die in jhrer Ordnung/ auff dem Regenten Saal/ sich solten lassen abschiltern/ wie jehner/ der seine Augen nicht empor zu dem Marien Bild/ sondern vnder sich/ auff das Buch/ so der Loͤw vor sich hat liegen/ geschlagen/ nach Art der Vncatho- lischen/ so immerzu von der Bibel sprechen. So konte man auch nicht glauben/ daß weder Holl: noch Engellaͤnder mit den Venetianern wuͤrden grosse Gemeinschafft fuͤhren/ oder auch den Handel zuversetzen begehren. Also gedachte man sich aller Weitlenfftigkeit zuenthalten/ vnd in jeden Schrancken zubleiben. Demnach verwunderte man sich/ ob die Venetlaner etwan keine Huͤlff sucheten/ vnnd warumb: oder ob kein einiger Potentat jhnen wolte noch koͤnte beyspringen. Etliche meineten/ ein grosse Huͤlff wer zwar ersprießlich/ aber zumahl nachdencklich vnd schaͤdlich/ wie sie selbsten nicht nur ein mahl erfah- ren hetten/ alwo die Potentaten jhr eygen Absehen vnnd Vortheil in Obacht neh- men/ oder das Regiment fuͤhren wollen/ vnd den Bedrangten selbst gar vnder die Füß legen: Ja den Vnkosten schwerbezahlt nehmen vnnd wie der Loͤw vom Raub die drey Viertel gar/ das letzte aber vber die Helfft hiennehme/ daß aber nie- mand helffen koͤnne/ waͤr dem gantzen Christlichen Nahmen ein grosse Schand zu mahl nicht alles so auff den letzten Grad bey vns außgesogen/ daß alle Krafft verschwinde-angesehen wie starcke Schieffarmaden nach Ost vnnd West-Jn- dien/ auch nach Norden außstaffieren/ vnd vmb Catalonien/ Lißbon/ Plei- muth/ Duͤnkirchen/ Amsterdam/ Copenhagen/ Dantzig/ vnnd Stockholm Schieff genug finden/ vns selbsten zuschwaͤchen. So liegt es nur an dem willen/ vnnd mag seyn/ daß Spanien nicht will/ weil man jhn auff beyden seyten/ zu Orbitello vnnd Neapolis/ ja allenth alben angreifft: daß aber Franckreich nicht mag/ damit er nach dem Exempel/ sei- ner Vorfahren deß Tuͤrcken Freundschafft nicht verschertze. Vnd kan die Holl- vnd Engellaͤnder hier von nichts abhalten/ als das Gewerb vnd der Han- del/ so sie nach Griechenland vnnd in Tuͤrckey treiben. Die es zum aller gelindesten anmercken/ vnnd auff die beste sey te gen/ gebenfuͤr/ ein jedes Land vnd Meer hab sein gewisse Baͤwe vnd fahren/ dannen- hero koͤnne nicht jedes Schieff in jedem Meer streichen vnnd fechten. Wann wir aber an die vhralten Roͤmer gedencken/ sinden wir/ daß jhre Schieff auff dem Spa nischen Frantzoͤsischen/ Engellaͤndischen/ Belgischen/ Jtaliaͤnischen Griechischen/ Afrik anischen/ vnd Asiatischen Meer allenthalben gefahren/ vnd grosse Thaten gethan haben. Dann De Statu perturbato Franciæ. Dann deß Menschen Witz vnd Verstandt weiß nachzugeben/ gleich wie vor der Roͤmer zeiten man in Engelland vnnd Arabien in Koͤrben oder gefloch- tenen Ruthen/ so mit Leder vberzogen waren/ sich beholffen/ hernach die Tri- remes erfunden/ vnnd jetziger Zeit die vngehewre Castel auff das Meer setzet/ nemlich die Galleren alßwaͤren es Jnseln/ Landschafften/ Schloͤsser vnnd Staͤtte. Vnd hiebey soll sich niemand verwundern/ wann er zuruͤcke denckt/ an Fraw raison d’ Estat, davon man etliche mahl erinnert hat. Diese Macht daß die Venetianer auch auff andere Mittel/ ausserhalb gedencken/ vnd zuvorderst ein inheymisches Fewr in Tuͤrckey/ wo nicht anzuͤnden/ doch zu vnder- halten suchen/ zum wenigsten aber druͤber lachen/ zumahl die Janitscharen vnd Spachy/ so wegen der Kriegstugend vnd Ehr jmmerdar auff einander neydisch sind/ jetziger Zeit einander in die Haar gefallen/ nachdeme die alte Soldaten/ weil nicht alles nach jhrem Sinn geht/ etliche Kriegshauͤbter absetzen/ vnnd strangulieren lassen/ daruͤber sie gleich wohl selbst das Leben in hoͤchstem Tu- mult eingebuͤsset. Nun waͤr dieses Fewer leicht zustillen/ wann nicht der Bassa in Caramanien sich auffgeworffen/ vnd einen grossen Anhang gemacht/ auch die sehr reiche vnnd maͤchtige Statt Alepo zu seiner devotion gebracht haͤtte: Darumb dann die be- ste Voͤlcker von Constantinopel dort hin im Anzug/ zu Damaßko/ vnnd anderst wo desto groͤssere Forcht machen/ weil eben ein ander Vngluͤck dem Tuͤrckischen Reich auff der andern Seyten auß Arabien will zuerwachsen. Dann weil die Tuͤrcken hiebevor die allerfürnehmste Statt deren Enden vberlistet/ vnnd den Fuͤrsten derselben Verraͤhterischer weise in das Hauptschieff gelocket/ auch an den Mastbaum gehencket/ vnd sonsten sehr Tyrannisch gehauset/ als haben sich biß in 70 000 zusammen geschlagen/ vnd in der Persianer Schutz begeben. Weil nun solches ein offension vervrsachet/ als ist gantz Orient in den Waffen. Vnd sihet man alhie/ wie wunderlicher weise GOtt/ der genant wird Zebaoth/ das ist/ der Heerscharen/ hůlff thut/ oder Straff erweiset/ daman sich dessen am allerwenigsten versiehet. Dann wer hette die Engellaͤnder doͤrffen An- greiffen/ noch deme die schreckliche grosse Spanische Floth vor 64. Jahren zu- scheytern gangen/ vnd dennoch fallen sie in jhre eygene Schwerter. Also wird alhie/ wieder aller Menschen Gedancken vnd hoffen/ den Venetianern Lufft ge- macht/ so fern daß man in dem grossen Divan vnd Kriegsraht zu Constantino- pel eiferig nach Frieden/ oder zum wenigsten nach einem Stillstand der Waffen mit den Venetianern trachtet/ biß der junge Sultan zu seinen voͤlligen Jahren der Regirung gelange. Ehe wir \& Germaniæ Continuatio. Ehe wir gar zu vnserm endlichen Teutschen Wesen gelangen/ thun wir ein vmbschweiff gleich wie die Storcken/ vnd finden/ daß die Engellaͤnder/ deren fuͤr- nehmstes Haupt Cromwel ist/ jmmer fortfahren/ den gekoͤpfften Koͤnig vor ein Tyrannen auß zu ruffen/ wie sie auch sein Bild auff dem Marck zu Londen nieder- gerissen/ hier mit nicht zu frieden sind/ sondern Jrꝛ-vnd Schottland auch suchten mit Gewalt vnder sich zubringen. Jn Dennenmarck geht die Wahl vnd Kroͤ- nung fort. Jn Schweden gibt es wichtige Haͤndel: dann die Koͤnigin gekroͤnet/ vnd der Pfaltzgraff Carolus Gustaffus/ so den Teutschen Frieden helffen schlies- sen/ zum Erbprintzen angenommen worden. Die hohe Schul zu Vpsal wird herꝛ- lich gemacht/ die Manufacturen im Koͤnigreich nehmen zu/ die Gassen plastern sich/ die Leimen Haͤusser werden niedergerissen/ vnd von Steinen auffgebawt/ oder muͤssen sich den Reichen/ so zu solchem Baw Mittel haben/ vnd geneygt sind/ verkauffen. Jn Summa/ wie Jtalien hiebevor nach Franckreich sich versetzet/ vnnd Franckreich mit der Hoͤfflichkeit nach Teutschland gezogen/ also sihet man nunmehr Teutschland nach Schweden wandern: So gluͤcklich haben die Schweden gekrieget/ so reichen Fischzug gethan/ doch waren sie nit klug genug/ oder vmb etwas zu eyferig das Jngermansland/ so sie den Reussen abgewunnen/ vnd abgehandelt/ in guter devotion zuhalten. Dann als sie die Lutherische Lehre daselbst wolten einfuͤhren vnnd zu solchem Ende Lutherische Lehr- er eingesetzt/ erholten sich die Jnwohner Raths/ bey jhren Obersten Ho- henpriestern vnd Weyhbischoffen/ so der Zaar oder C æ sar in der Moßkaw hatt/ was sie thun solten/ der gab jhnen diesen Rath/ sie solten jhr Gewissen mehr lieben als das Land/ vnd gehen/ so weit der Himmel blaw waͤr/ solche Freyheit zuerhal- ten/ der Groß Fürst haͤtte viel Landschafften/ die nicht alle bewohnet waͤren/ der wuͤrde jhnen Lands genug geben/ als seinen gewessenen Vnterthanen/ sich zu er- nehren/ vnd von frembder Lehr zu verwahren. Diese sonst Barbarische Leuthe fol- gen solchem Rath/ vnd verlassen auff einmahl das gantze Land/ welcher Eyfer sehr groß/ vnd denen wohl mag zur Vnderricht dienen/ die sonderlich in Teutschland jhre Religion aͤndern/ nach deme die Herrschafft glaubet/ oder nicht glaubet. Auß dieser vnd andern mehr Vrsachen kan ein praͤchtige Bottschafft auß Reussen nach Stockholm/ in 300. Man bestehend/ beydes Gluͤck zu wuͤnschen/ den Frieden zu continuiren/ diese entwichene Leuth zu entschuldigen (bey welchen wir vns erinnern/ was etwan in Spanien bey Außschaffung der Maranen hiebe- vor geschehen) vnnd die Graͤntzen zubefestigen/ etwas laͤcherlich aber kam fuͤr/ als die Schwedische drey Raͤthe der Gesandschafft auff gewartet/ vnnd weil es die Reussen/ wie billich/ in frembdem Landen/ vergessen/ auff der Koͤnigin Gesund- heit ein Trunck angebotten/ da die Reussen mit Gewalt wollen haben/ es muͤste zuvorderst auff jhres juͤngst gebohrnen Printzen Gesundheit eben derselbe Trunck geschehen/ als es dann ein Gezanck vnd Wiederwillen/ auch vnordentlichen Ab- schied gegeben. Wie nun die Reussen sich hierin offendirt befunden/ vnnd deßwe- Aaa gen De Statu perturbato Franciæ. gen bey der Koͤnigin geklag et/ hat dieselbe jhnen solcher Gestalt zubegegnen wis- sen/ daß sie hoͤchlich vmb Verzeihung gebetten/ vnd sich gefoͤrchtet/ es moͤchte vor den Zaar kommen/ zu mahl die Koͤnigin jhnen rund angedeutet/ wegen solcher Vnhoͤfflichkeit solte hienfuͤhro den Russischen Gesandten nimmermehr von den Raͤthen/ sondern von geringern Hoffdienern auffgewartet werden. Sonsten will verlauten/ es hette die Koͤnigin in China den Christen Glau- ben angenommen/ vnd sich tauffen lassen/ deßwegen dann nunmehr das Chri- stenthumb offentlich im Land getrieben/ vnd die Lehr gepredigt werde/ vnd ist zu- vermuthen/ daß/ nach deme die Orient alische Sprachen nunmehr starck in Eu- ropa getrieben werden/ auch die Gesandschafften/ sambt dem Gewerbe folgen/ es werde in kurtzer Zeit das Evangelium durch die gantze Welterschallen/ zumahl kein Ecke da Leuthe wohnen/ vnerfunden bleibet. Darzu dañ auch helffen moͤgte/ daß der Groß Fuͤrst in der Moß kaw mit Poln ein ewigen Frieden geschlossen. Die Tartarn werden zu jhrer Zeit auch kommen/ vnd vermittels der Cosacken zube- wegen seyn/ zumahl die Hollaͤndische Kauffleuth allenthalben sich außbreyten/ vnd hien fuͤhro noch mehr thun werden/ nach deme der Printz von Vranien ge- storben/ der wohl etwas wollen anfangen/ so zu jhrem nicht allerbesten gereichen koͤnnen. Amsterdam mach sich zu hoch/ die andern Printzen wollens nicht leyden/ geben dem Printzen Ordre/ sie zu vberziehen/ vnd den Burger Meister abzusetzen. Der behaͤlt 6. Abgeordnete im Gravenhaag/ nimbt die Kriegs Voͤl- cker/ zieht auff Amsterdam/ wird durch ein reyfenden Botten ohnge fehr verkund- schafft/ vnd muß/ weil die Amsterdammer das Land vnder Wasser gesetzt/ zuruͤck weichen/ macht doch einige Enderung in Amsterdam: Stirbt aber allzufruͤhzei- tig/ vnnd hinderlaͤst seine Gemahlin/ deß Koͤnigs in Engelland Tochter schwanger/ die gebiert ein Sohn/ die General Staaden versamblen sich/ er- newern jhre Buͤndnuͤssen vnd Gerechtigkeiten/ wollen kein gemeines Haupt mehr haben/ welches hiebevor die Noth erforderte/ vnnd in solchem Stand 27. Jahr/ wie müglich/ verharꝛen/ damit niemand vnder deß Jungen Printzen Nah- men auff sich nehme/ vnzeitige Haͤndel anzufangen/ vnd derselbe dennoch seiner Voreltern Diensten nit gar beraubet werde. Wie nun die Hollaͤnder gegen Ori- ent groß Gewerbe trieben/ also folgen jhnen hier in/ ja haben es jhnen laͤngst vor- gethan/ die Jtalianer vnd Portugiesen/ vnd sonderlich die Genuesar/ die Jhre ahralte Herꝛlichkeit/ so es den Venetianer immer weit fuͤrgethan/ wieder su- chen zu erheben: Massen sie dann mit dem Koͤniglichen Ti tul angefangen: Sie moͤgen aber dem Stephano Raggy, vnnd seines gleichen achtung auff die Garn vnd Haͤnde geben/ daß er nicht falsche Schluͤssel lasse machen/ vnnd in Wachs trucken/ dergleichen der Schottische Ramsoy in Hanaw am Mayn vberrumpelt worden/ vnd dieser Stephano/ auch practisiren wollen/ auff daß nicht die Fran- tzosen/ oder die Spanier vielleicht auch ein Particulier dz Regiment an sich reisse/ wie \& Germaniæ Continuatio. wie den Florentinern ist begegenet/ vnd die Frantzosen dẽ Saphoyschen Printzen Thomaso das Koͤnigreich Neapolis gern zu Lehen hetten auffgetragen/ wann jhr Anschlag auff Orbitello, vnd fuͤrters waͤre von statten gangen. Die Schweitzer aber machen es auff gut alt Teutsch/ vnd vertrewlich/ sehen auch die Religion nicht an/ wann es an der Nation Freyheit geht. Dann es wur- den die Baseler vbel gehalten von dem Speyerischen Kammergericht/ vnd die- ser Vrsachen halben. Erstlich waren sie noch Kammertax schudig/ vmb denen Zeiten alß sie noch vnder das Reich gehoͤreten. Zum andern hatte Florian Waͤch- ter von Schlettstatt wegen etlicher Weinen zu Basel einen Proceß verlohren/ so er auff viertzig Tausend Gulden schaͤtzete/ appellirte nach Speyer/ erhielt sein Sach/ vnd laͤst die Baseler Guͤtter/ so von Franckfurt kamen/ oder dorthin fuͤhren/ hemmen/ abladen/ vnd theils versilbern. Drittens erhielt der Oberst Klug eben so wol ein Vrtheil wieder die Statt Basel. Die Schweitzer werden angegrieffen/ sie versamlen sich/ schliessen gesambter Hand jhre wohl hergebrach- te Freyheit/ die noch juͤngst bey dem allgemeinen Friedenschluß: war befestiget worden in Westphalen/ mit dem Schwerdt zuverthaͤdigen/ vnnd die Guͤtter mit Gewalt wieder zuerobern/ wie dann jedes Orth seine Manschafft in Bereyt- schafft hielte. Allein wurde Vorꝛathsam gehalten/ der gantzen Sachen Beschaf- fenheit an jhre Kayserliche Majestaͤt zubringen/ vnd den Gewalt so lang inn zu- halten/ als auch geschehen: welcher Gestalt nun solches Fewer/ das/ wie in Boͤhmen/ weit vmb sich hette fressen koͤnnen/ gleich ein Anfang/ vnd bey dem ersten glimmen ge- dempfft verbleiben. A a a ij Der XVIII. De Statu perturbato Franciæ Der 19. Discurß. Der Schwedische vnnd Frantzoͤsische Fried werden geschlossen. Die Abdanckung geht ohne Auffruhr ab. Die Evacuation erfolgt/ biß auff gewisse Orth: Das Temperament mit Franckenthal/ wegen der Loth- ringer vnd Francken thaler kommen die Ober Rheinische Gesandten nach Franckfurt am Mayn/ vnd koͤnnen sich mit der andern Kreissen Gesandten nicht vergleichen. Der Keyser setzt ein Andachts-Seul/ vnnd reformirt. Chur- Sachsen nimbt die Boͤhmen auff. D As verderbliche Kriegs-Wesen hatte dem armen Teutschland ein wenig Lufft gemacht/ ein wenig spreche ich/ weil die Verpflegung der Schwedischen Soltadesca den Bawersman sehr hart druckete/ darzu dann noch die Satisfactions Gelder kamen. So konte man sich zu Nuͤrmberg nicht aller dings vergleichen/ nicht nur wegen all zu dieff eingewur- tzelten Mißtrawens/ sondern auch wegen deß Priuat Nutzens den ein jeder Stand vnd Raht suchete/ also daß man sich einer newen ruptur befahren muͤssen/ darzu dann die Kriegs Voͤlcker allenthalben in Bereytschafft lagen/ das Schwe- dische Fußvolck in einem Bezirck rund beysamen/ vnd die Reuterey herumb am ranff Endlich wurde der Schwedische Fried den 25. Junij vmb 9. Vhr Abends/ vnd der Frantzoͤsische den 2. Junij newen Calenders zwischen 11. vnd 12. Vhren wenig vor Mitter-Nacht vnderschrieben vnnd besigelt. Wegen der Ab- danckung der Voͤlcker hatte es kein sonder Noth/ vnnd war daran schon weit ge- kom̃en: Da dann der Schweden Klugheit oder Gluͤck wohl ist zubetrachten/ daß sie nemlich ein so grosse Anzahl Voͤlcker koͤnnen ohne Tumult vnnd Aufflauff beysammen erhalten vnnd auch abdancken. Es wolten zwar die Fußgaͤnger zu Schweinfurt einsmahls etwas rumoren/ nach deme sie von jhrem geringen Geld vernommen/ musten aber die Pfeiffen bald wieder einziehen/ vnnd etliche Raͤdelsfuͤhrer zur Buß lassen auffopffern. Was sonsten die frembte Kriegs Voͤlcker/ als diese vnder den Schweden waren/ vor Muͤhe kosten/ hat Hannibal wohl erfahren/ der gleichwohl in allen Historien dieses Lob darvon traͤgt/ daß er in Jtalien/ bey so vielen Voͤlckern/ von vnder schiedlichen Sprachen vnd Sitten/ nie keinen Auffstand erfahren/ daß sei- ne Kriegs Leuthe wieder ein ander selbst/ oder wieder jhn sich auffgelehnet het- ten: da doch der frewdige/ junge Held Scipio in Spanien bey Eroberung der Statt Carthago noua, so Asdrubal erbawet/ vnd nun mehr Cartagena genant wird/ sich einer schweren Auffruhr vnder seinen Roͤmern/ vnnd Jtalianern be- foͤrchten muͤssen/ weil das gantze Heer sich trennete/ vnd ein Theil diesem/ das an- dere dem andern anhienge/ welcher am ersten die Stattmauer vberstiegen/ vnnd demnach \& Germaniæ Continuatio. demnach das Maur-oder Sturm kraͤntzlein erworben hette. Waͤre auch alles sehr vbel außgeloffen/ da die Klugheit nicht ins Mittel getretten/ vnd einem jeden den Preiß zu geschrieben hette/ als waͤre dessen vnverwerfflich kundschafft einkom̃en. Chur Branden burg vermeynte/ es nehme sich seiner beschwerden gar niemand an/ da er doch mit den Schweden vber einem strich in Pommern von viertzig Meilen nicht zu recht kommen koͤnte/ was er auch bey dem Reichs directorio da- von anbraͤchte/ warumb dann ein so geringer Orthdas gantze Wesen hem̃en solte? Endlich wurd es dahin vermittelt vnnd verglichen/ daß der Churfürst Pfaltzgraff zu Heydelberg solte Hailbrun inhaben vnnd nutzen/ biß Franckenthal mit der Zeit sich auch bequemete. Die Besatzungensolten die Benachtbarten vnderhalten/ aber vnder dessen die Strassen vnbekuͤm̃ert haben. Wie es aber auch an Landstul/ Homburg vnnd Hammerstein kom̃en/ welche vnder andern gegen Leipzig gesetzet stunden/ wolt aber der Hund auf dem Hindern ruͤtschen. Der Churfürst in Sach- sen war froh/ daß er sein Leipzig wieder vberkommen/ aber die Benachbarten der obigen dreyen Orthen seufftzeten/ daß dz Heyl jhnen nit wie andern bluͤhen wollen. Bey dem letzten Termin scheinet/ haben die Schweden mit fleiß wollen auß zu raumen setzen/ waß jhnen wohl gelegen/ vnd sie bestreichen moͤgen. Dann ob schon Keyserischer seyten alles voͤllig euacuirt worden/ was dieser termin (die zwen Ersten außgenommen) mit sich bracht/ haben zwar die Schwedische auch Schweinfurt am Mayn quittirt/ aber die Vechte in Westphalen behalten/ biß am Rheinstrom/ sagten sie/ die voͤllige Euacation geschehe. Es druckte aber den Rheinstrom vnnd das Westrich der Last von den Lothringischen Voͤlckern sehr hart/ also daß sie sich deß Friedens wenig zufrewen hatten. Dann weil der Hertzog von Lothringen bald nach seinem Land/ bald auff vnd abzoge/ vnd am Rheinstrom vermeynte/ wegen der alten ingehabten Quartier einigen Außstand zufordern/ war die beysorg wegen der Durch zuͤge noch groͤsser. Vnd nachdeme die Lothringische Voͤlcker/ wann jhre bestimbte Zeiten der Spanischen Diensten vor uͤber/ sich gemeiniglich an die Luͤcker rieben/ oder in die Eyfel ruͤckete folgends in das Trierische sich legten/ vnd gar vber die Mosel gien- gen/ auff dem Hundsruͤck/ im Westrich/ am Rheinstrom/ im vndern Elsas/ vnd wo sie kunten/ jhren Vnderhalt nahmen/ ob vnder dessen es einige Gelegenheit in Lothringen geben koͤnte/ ein vesten Fuß drinnen zu setzen: Darumb wurden die Kreiß außschreibende Fuͤrsten genoͤthiget/ dieselben Staͤnde zubeschreiben/ vnd dem vielen klagen abzuhelffen. Die Gesandten kahmen nach Franckfurt zusam- men vnd meynten anfangs wunder zu thun/ alß muͤste der Wind wehen/ wie sie die Segel spanneten: Da doch weder zu Osnabruck noch zu Nuͤrmburg dieser Steyn sich wollen heben noch ruͤcken lassen. Jhre Meinung war/ mann solte 6000. Kriegs Knechte annehmen/ vnnd die Frembde Besatznngen außtreiben/ oder sie verhungern lassen/ da aber dieses Aaa iij die De Statu perturbato Franciæ die manier gar nicht schiene dem Spanier vnnd dem Lothringer gaͤntzlich vor die Koͤpffe zu stossen/ vnd auch der Außgang sehr zweiffelhafftig fallen moͤgte/ weil eine Caualcada auß den Niederlanden/ oder Luͤtzelburgtschem Gebieth den gantzen Handel leichtlich vmbstossen solten/ besonnen sie sich eines andern/ vnnd wolten etwas geworben Volck/ neben dem Außschuß an die Mosel legen/ vor welchem sich die Lothringische Voͤlcker fuͤrchten solten/ vnd in der Eyfel bleiben. Es laͤst sich aber die Mosel mehr dann an einem Ort vberziehen/ so sind die Lothringer auch nicht so bloͤd/ daß sie sich vor dem Landvolck foͤrchten solten/ wie sie sich den- noch stelleten/ sondern gedachten/ es waͤr deren Enden wenig zusuchen oder zufin- den vnd wuͤrde ein einig außgepluͤndert Staͤttlein jhnen allen wenig dienen/ nit lang genug seyn/ aber ein grossen Lermen machen. Der Glaub wuchs den Gesandten vnder der Hand/ zumahl sie auch ge- warnet worden/ durch jhre Vnbesonnenheit dem gantzen H. Roͤm. Reich keinen offentlichen Feind vber den Halß zuziehen/ vnd gleichwohl brauchte jhr vnzeiti- ges Beginnen allenthalben Nachdencken/ weil sich niemand einbilden koͤnnen/ daß solches ohne ruͤcken vnd verreytzen geschehe zumahl der Schwedische Gene- ralissimus auß dem Westerich buͤrtig/ ein Pfaltzgraff nemlich auß dem Hause Zweybruͤcken/ der vielleicht/ ohne Abbruch der General Friedens Tractaten/ oder viel mehr zu folge derselben/ seinen Stam/ vnnd seine Vettern beobachten wuͤrde/ vnd newe Haͤndelanfangen. Aber die Forcht war vergeblich/ vnd konte der Haaß wol bey der Trommel stehen/ weil die Klippel noch nit gemacht waren/ vnd der Trommelschlaͤger noch nicht außgelernet hatte. Ein bessern Raht ergrieffen sie/ alß der Franckische vnd Schwaͤbische Kreyß auch anfingen vber die Haylbruñer Besatzung vnd Vnderhaltung zuklagen/ dañ sie hatten das Temperament also verstanden/ man solte nur Semelpro semper etlich viertzig Tausend Reichs-Tahler erlegen/ vnd damit alles Brastes vberhaben seyn/ darumb sie auch nach derselbigen Abstattung nichts mehr vermeynten schul- dig zu seyn/ vnd contribuirten nimmer. Wann aber der Soldat von der Lufft nicht leben kan/ also nahmen die Heylbrunner die Execution fuͤr/ vnnd machten sich selbst bezahlt/ halff auch kein sagen/ noch klagen/ wieder die nothwendige Vn- derhaltung. Hierauß kunten die Ober Rheinische Gesandten wohl an den fuͤnff Fingern zehlen/ daß sie/ wann beyde Kreyse/ der Fraͤnckische vnd Schwaͤbische/ den Churfuͤrsten Pfaltzgraffen/ als einen Mitstand deß Reichs/ nicht doͤrfften angreiffen/ oder an seine Besatzung Hand anlegen/ weit weniger einen Hertzogen/ der dem Reich nur in gewisser maß anhaͤngig/ vnd eine starcke Armee auff den Beynen hat/ auch gewaltige Huͤlff haben koͤnte/ solte beleydigen: vnnd zu mahl den Spanier gar nicht/ der nichts liebers sehen wuͤrde/ alß offentliche Feind- schafft/ so zu bequemer Zeit wohl koͤnte in das Nebenregister gesetzt seyn. Die Westphaͤlinger waren mit denen Schwedischen in der Vechte auch vbel \& Germaniæ Continuatio. vbel zu frieden/ vnd musten sich gedulten/ biß es entweder wiederumb ein newen Krieg gebe/ oder der endliche Abzug erfolgete. Also wurden diese drey Tausendzu dem Ober Rheinischen geladen/ den gemeinen Beschwerden abzuhelffen/ zu mahl die Staͤtte zu keiner Kriegs Verfassung verstehen wollen/ weil sie auß dem wilden Meer entkommen/ vnd in einem geringen Regenbaͤchlein zu ertrincken nicht ge- dachten/ wohl wiessend/ daß man bey jhnen Kraut vnd Loth/ Geld vnnd Stuͤck suchen wuͤrde/ vnd ohne jhren Nutzen/ zu grossem jhrem bevorstehenden Schaden/ den Krieg anfangen/ fuͤhren/ vnd endensolte. Hie galt es abermahl vmb die Ehre/ wer oben ansitzen solte/ die Eingeladene/ als Gaͤste/ vnd ersuchte Nothhelffer/ oder die Betrangte: etliche Monaten gien- gen vber diesem Gesandten Gezaͤnck voruͤber/ biß man die Stuͤhl recht stellen koͤnnen/ der beruͤhmte Koͤnig Artus in Engelland/ hatte viel wundersame Koͤpff an seinem Hoff/ vnd muste mit vielen Benachtbarten zu thun haben/ auch deren Gesandten annehmen. Alß man nun einesmahls laͤnger vber dem sitzen zanckete/ alß zu Nanzey vber dem Wasser nehmen/ da der Hertzog von Vaudemont seinem Sohn/ dem jetzigen Hertzog in Lothringen/ das Land vnnd die Regierung abge- tretten/ ließ er jhm den folgenden Tag ein Runde Taffel machen/ vnnd schriebe vmb den Fuß (Bey der Taffel tunden/ sietzt niemandt oben noch vnden) vnd also konte er sein Supp/ Kraut vnd Fleisch warm essen/ ohne Zeit verliehren. Weil nun auch die Abdanckungen der Kriegs Voͤlckern nach vnnd nach geschehen/ behielt der Keyser zu seiner Nothturfft zehen Tausend Man zu Fuß/ vnd fuͤnff Tausend zu Pferde/ welches die Schweden nicht allerdings wohl ver- stehen wollen/ vnd eben deßwegen jhre Officirer an der Hand hielten/ auch Wart- gelter macheten/ in vestem Vertrawen/ da man das Kalbfell wieder solte ruffen machen/ sie grossen Zulauff bekommen solten/ nach deme sie jhre Knechte so wohl außgemastet/ vnd außzahlt hetten/ von den abgedanckten Voͤlckern bekam der Spanter guten Theil/ vnder andern auch ein Hertzogen von Wuͤrtenberg/ mit deme sich machte/ wie auch mit den Werbern so sich allenthalben auffhielten/ viel lieber Kriegs Vngelegenheit leiden/ als arbeiten wollen. Es hatte der Churfuͤrst auß Bayern laͤngst eine Saͤul vnd Marienbild zu Muͤnchen auff dem Marck auff richten/ vnnd mit sonderlicher Andacht verehren lassen/ wie er sich dann/ vnd sein Land in der H. Jungfrawen Schutz vnd Schirm begeben/ auch nach dem Exempel seines Anherrn/ Hertzog Albrechten/ der vor hundert Jahren dergleichen Goldguͤlden geschlagen/ Ducaten Muͤntzen lassen/ mit dieser Vberschrifft/ O Maria/ bitte vor mich. Weil dann hierin der Koͤnig in Spanien gefolgt/ wie auch endlich der Kayser/ vnnd all jhre Wohlfahrt dem tre- wen Schutz der H. Jungfrawen Marien heym geschrieben/ sonderlich nach dem Sieg auff dem Weissen-Berge vor Prag/ vnd jetzt abermahl/ da der Feind nicht moͤgen in die alte Statt Prag ein brechen/ holt man das Muster zu Muͤnchen/ vnd De Statu perturbato Franciæ vnd macht ein gleiches Marien Bild zu Prag/ mitten auff dem Marck. Vnder dessen wurde das Reformations Wesen in den Kayserischen Landen von den Geistlichen eyferig fortgesetzt/ gleichsam solches der groͤste Gottesdienst waͤr/ vnd ob schon Chur Sachsen nach wie vor sich zum hefftigsten hier in bemuͤhete/ muste er doch hoͤren/ Jhre Kayserliche Mayestaͤt koͤnte nicht enger eingethan vnnd ge- spannet werden als ein Reichs Graff/ der nach belieben die Religion im Lande aͤnderte/ vnd seine Vnderthanen nach sich zoͤge. Weil dann nun hierbey kein an- der Mittel noch Rath zu finden/ erlaubte der Churfuͤrst den Boͤhmischen außge- wichenen eine Kirch vor seiner Resiedentz Statt Dreßden zu bawen/ vnnd jhren Gottesdienst in jhrer Mutter Sprach zu treiben/ doch musten sie zuvor auff die Augspurgische Confession bekennen vnd schwren. Dann die Boͤhmen in vieler- ley Secten jederzeit verfallen gewesen/ also daß sie dem Sprichwort Vrsach gege- ben/ ein Schwab ein Schwetzer/ ein Boͤhm ein Ketzer. Die Schwedische vertrauten jhr Waffen vnd Vestungen nicht bald den Teutschen/ sondern jhren eygenen angebohrnen Landsleuthen/ dar mit sie auch desto besser die Abdanckung verꝛichten koͤnnen. Der aller schwehreste Punct be- stund auff der euacation, oder abtrettung der eingenommenen Oerther/ vnd wur- den nach vielen thaydigen drey termin gemacht/ jeder einhalben Monat nach dem andern/ vom viertzehenden Juli newen Calenders/ jmmer forthin. Es wolte aber gleich im ersten termin ein Hacken mit Ehrenbrechtssteyn/ auf dem Rhein/ gegen Coblentz sich einschlageu/ da doch Olmuͤtz vnder andern auch in Maͤhrn/ von den Schweden leer gelassen worden: Derentwegen man immer an diesem Karn/ der bald wmbfallen/ bald biß an die Achsen versuncken/ bald gegen Berg nicht gehen wollen/ zu schalten/ vnnd zu schieben hatte. Jm andern termin stunden Franckenthal vnnd Haylbrun gegen einander: Vnnd hie fand sich der rechte Eckstein/ wie auch/ der Orth ein Eckstein im Wapen fuͤhret/ hie stiesse man sich hefftig/ wie droben etlicher massen angedeutet worden Der XX. \& Germaniæ Continuatio. Der 20. Discurß. Die Schweitzer erhalten jhre Sach bey dem Kayser. Ob der Cardinal hab koͤnnen vom Parlament vervrtheilet werden. Turaine macht sich wieder Koͤnigisch. Die Vnruh stillet sich dannoch nicht. Jn Cata- lonien stehen der Frantzosen Sachenschlecht. Der Koͤnig wird Volljaͤhrig er- klaͤrt. Der Mazarini wird wieder beruffen/ vnd hat ein klugen Kopff. Die Engel- laͤnder vnd Hollaͤnder tractiren miteinander. Wie der Cleuische Krieg entstan- den vnd geschlichtet worden. E S geht vns mit vnserm Teutschen Krieg/ wie mit ei- nem grossen Brand/ der viel Gebaͤw zuboden gelegt hat/ vnd an verschie- denen Orthen glimmet/ auch auff ein newes sich erheben solte/ wann man nicht Wachtsam darbey ist. Dann vnsere Schweitzer waren im Harnisch/ vnnd vermeynten/ wie der Rhein vom Schnee Wasser hochanlaufft/ vnd ohn Wieder- stand alles vberschwemmet/ also von dem Gebuͤrg herunder in das Elsaß zufallen/ vnd allen Wiederstandt mit jhren Schlachtschwertern vmb zuhawen/ denen auch wohl die Juristische Buͤcher zu Speyr/ auch nit die Protocol hette moͤgen die De- gen stumpff machen. Gleich wohl war es Schimpff vnd Ernst: Darumb ließ der Kayser vor dißmahl alles geschehen/ vnd fertigt sie mit Kayserlichen Verehrun- gen noch ab. Dann fast zubesorgen gewesen/ diese Nation hette den Frantzosen gar an sich gehenckt/ vnd ein newes Vnwesen angerichtet. Jn Franckreich beklagte sich die gantze Clerisey/ daß das Parlament vber den Cardinal Mazarini doͤrffen vrtheiln/ vnnd denselben verbannen/ das Par- lament aber erwiese diese Macht mit Exempeln/ vnd sonderlich/ daß der vorige Bapst ein Gesetz gemacht hette/ die Cardinaͤl/ solten sich deß Hoffwessens nicht annehmen sondern zu Rom bey dem Bapst jhre stell/ mit Verwaltung der Chri- stenheit vertretten/ nicht ohne daß der Bapstetlichen Theologis befohlen/ eben diesen casum reifflich zuvber legen/ welche auch funden vnd geschlossen/ daß hier- in die Kirche gar nicht verletzt waͤr/ da es nur im vbrigen wohl stuͤnde. Es ver- meynte zwar die Spanische Ministri der Cardinal Mazarini wuͤrde zu gewinnen seyn/ vnd auß Rach vnd Haß gegen die Frantzosen sich zu jhnen schlagen: derent- wegen sie jhm aller enden entgegen/ seine Versoͤhnung bey deme Bapst befoͤrder- ten/ vnd alle offerten theten: aber alles vmbsonst/ weil er/ als ein Jtalianer/ seiner Nation Sprichwort/ sehr wohl verstunde/ daß man sich vor einem versoͤhnten B b b Feinde De Statu perturbato Franciæ Feinde huͤtten/ vnd jhm nimmermehr trawen solte. Er thet sich beseit/ vnder deß Churfuͤrsten von Coͤlln Schutz/ wie es die Koͤnigin begehrt hatte. Vnder des- sen wurde der Adel schwuͤrig in Franckreich/ hatte ein Mißfallen an dem Vnor- dentlichen Hoffleben/ vnd konte der Printzen vorhaben auch nicht allerdings billi- gen/ oder gut heyssen: sie kamen mit hunderten in Pariß zusammen/ wolten die new gebackene vom Adel/ so von viertzig Jahren/ her eingeschlichen/ nicht erken- nen/ noch in der Matrikul dulden: drungen starck auff ejne allgemeine Versam- lung der Staͤnden/ welche aller Vnordnung/ wie mehr geschehen/ wohl abhelffen solte. Die Clerisey schlug sich auch zu jhnen. Das Parlament wolte nach der Strenge wieder sie verfahren/ wann der Hertzog von Orleans nit waͤr ins Mit- tel kommen/ welcher neben dem Printzen von Condè der Koͤnigin die bevorste- hende Gefahr genugsam angedeutet. Darumb sie wieder jhren willen zu dem Staͤnd Tag verstehen müssen. Vnd hie will man Frieden mit Spanien tractiren/ oder zum wenigsten einen Stillstand der Waffen auff etliche Monat treffen/ darbey sich wegen der Vollmachten vnnd andern Bereytschafften etwas Zeit verloffen/ welche der Hertzog von Turaine wohl in acht genommen/ seine Voͤlcker von den Spanischen abgezogen/ vnd nach Franckreich gefuͤhret/ ober schon solchen Abzug mit etlichen scharmuͤtzeln muͤssen durch brechen. Er erhielt sei- nen pardon leichtlich/ vnd hatte seines veruͤbten Kriegswesens von beyden Par- theyen grossen danck: doch gieng er behutsam/ der Koͤnig in Portugal war sehr bekuͤmmert vber die Zeitung von einigen Friedens Tractaten/ dadurch die gantze Spanische Macht jhn moͤgt vberziehen/ darumb erbothe er sich gegen Franckreich jedes Jahr ein Million Golds darzu fchiessen ohn einigen entgelt/ wann nur Franckreich den Krieg wolte fortsetzen. Die Koͤnigin fuhr den Printzen von Condè hart an/ wegen deß Adels/ vnd setzt dẽ warter Siegelwarter ab/ was sie befohlen/ vor vnbillig erkante/ vnd nicht siegeln wollen. Einsmahls kam Wahrunng vnder der Hand/ es waͤr bestelt/ den Printzen von Condè zugreiffen/ vnd wieder hien zu fuͤhren: darumb macht er sich eylens darvon/ vnd kam in sein new Gubernament nach Bordeaux, wurd auch mit sehr grossen ehren empfangen/ den der Hertzog von Espernon hatte jhm den Ertzbischoff/ vnd das Parlament/ sonderlich den Poͤbel so gar abguͤnstig ge- macht/ weil er was hoch intonirt vnd eygensinnig/ daß/ wann je ein Auffruhr zu- vermeiden gewesen/ er sich deß Gubernaments begeben müssen. Hernach gieng es an den Feldzug/ da der Printz von Condè durch Verguͤnstigung deß Hertzogen von Orleans/ seine vorige Truppen wieder eommandirt hat. Vnd ob sie schon zwey vnd zwantztg Tausend Mann bey Arras gemustert/ wurde doch weing außge- richtet/ daß sie sich wegen deß Hungers wieder nach Artois muͤssen ziehen. Sonsten machte sich der Adel neben den Bawern an die frembde/ vnnd sehr muthwillige Teutsche Voͤlcker/ so bey dem innerlichen Vnwesen waͤren vber die Graͤntzen \& Germaniæ Continuatio. Graͤntzen kommen/ vnnd eiliche Ort inne hielten. Der Lothringische General Grott vberfiel fuͤnffzehen Compagnien zu Fuß Frantzosen in zweyen Hoͤffen mit neuntzig Mann/ macht nieder vnd verbrand sie alle/ biß auff einen. Jederweilen theylte General Rosen auch Stoͤß auß/ vnd war lauter Land-verderben/ vnnd Vberfallen. Jn Catalonien gieng es dem Frantzosen vbel/ Arbos bey Lerida wurd vber- meystert/ vnd zwey hundert drinnen niedergemacht: Megrain/ Commendant in Roses/ zog auß wieder eine Parthey Spanier/ die jhme zu nahet kahmen/ vnd sand in der wiederkehr ein hoͤltzern Augesicht/ auff daß er lernete/ was vnderscheyd sey zwischen einem Commen danten/ vnd Partheyen Reuter. Also gieng Arbec vnd Praͤda auch verlohren/ vnd sonderlich/ da der Vicerè Marcin mit seinen Voͤl- ckern den Printzen zum besten nach Franckreich gezogen/ welcher Gestalt Barcel- lona hart belaͤgert worden. Jn Jtalien wurde zwar nichts verlohren auff Fran- tzoͤsischer seiten im Monferat/ aber auch nichts gewonnen/ weil man nur suchte Casal/ vnd andern Orth zubehaupten. Aber allem Vnheyl ab zuhelffen/ ließ sich der Koͤnig Volljaͤhrig/ vnd der Regierung faͤhig erklaͤren/ welcher Gestalt er auch eiues vnd anders bey bracht/ vnd sonsten andere/ auch den Printzen von Condè vor vnschuldig ließ allenthalben erkennen/ mit Verwerffung deß Cardinals. Demnach brachte es die Koͤnigin dahien/ daß gemelter Cardinal vom Koͤ- nig selbst wieder beruffen/ worden/ welcher dann mit zehen Tausend mann angezo- gen kommen/ vnd dem gantzen Wesen ein grosse Enderung gebracht. Jetzt ziehen sie gegen einander/ vnd werden das nechstkuͤnfftige Jahr vielleicht das Spiel außmachen. Zuverwundern ist es/ daß der Cardinal Rischelieu auff seinem Todtbett diesen Cardinal Mazarini soll dem Koͤnig anbefohlen haben/ alß ein klugen Kopff der die hohe Concilia wuͤrde glücklich hinauß fuͤhren/ da er- doch wohl ermessen koͤnnen/ wie vbel er selbst geneydet vnd gehasset worden/ der doch ein geborner Frantzoß/ vnd von gutem Herkommen/ auch wegen vieler tre- wen Diensten nit vnbillich zu solchem Ansehen gestiegen/ vnd dennoch den Fuͤr- sten/ Hertzogen vnd Herren allenthalben schatten gemacht hatte/ was moͤgte dann einem Frembden wieder fahren/ der im Land keinen Ruͤcken/ vnnd weil er vnder dem Feinde gebohren/ nur desto verdaͤchtiger seyn muste. Darauß dann dem Vat- terland/ vor dessen Ruhe vnnd Wohlfahrt ein sterbender Regent vor allen Diengen billich sorgen soll/ nichts anders/ als Auffruhr/ vnd allerhand Vngele- genheit zuwachsen muß/ neben mercklicher Verhinderung deren so schwehren außlaͤndischen Haͤndeln/ die nicht nur in ein Stecken/ sondern gar in ein vmb- schlag gerahten solten/ vnnd den gantzen Last hinderwertlich auff Franckreich werffen. Noch mehr aber verwundereich mich/ daß der Cardinal Mazarini solchen Last wollen auff sich nehmen/ vnnd mit so schweren Nagelnewen Haͤndeln ferner B b b ij beschweren De Statu perturbato Franciæ beschwehren. Bey Spanien gedachte er schwehrlich empor zukommen/ dieweil der Concurꝛenten so gar viel/ aber auch der Auffseher nicht weniger/ vnd dann die Vngenade gantzgewiß/ ohn einigen nachlaß: Darumb muß er sich ge- waltiglich auff seinen hohen Verstand verlassen/ vnnd weil er alles das Wetter/ so jhn vberziehen moͤgte nach seiner Klugheit zuvor sehen koͤnnen/ wird er auch wies- sen neben der Gedult die vbrige Mittel zuergreiffen. Wir befehlen jhm aber seine eygene Sach/ vnd halten vnß auch nicht auff/ wie der Koͤnjg in Schottland auff das Haupt geschlagen worden/ vnd mit Noth auß der Jnsell entkommen/ wie die Parlamentisten Schott- vnd Jrꝛland gar vnder sich bringen/ vnd erinnern vns nur der Strittigkeiten/ so sich zwischen den Engellaͤndern erhoben/ welche beruhet fuͤrnehmlich auff diesen vier Puncten/ Erstlich die Jnsul Angola in Ost Jndien/ darnach den Heringsfang/ drittens/ den Scheldstrom/ viertens/ das Haupt vber Holland. Die Engellaͤnder geben vor/ es haͤtten die Hollaͤnder sie außgestossen vnnd die Jnsul bißher wieder Recht vnd Billigkeit genutzet/ darumb solte gedachte Jnsul jhnen wieder zu kommen/ vnd wegen der Nutzung dreyssig Millionen zahlt werden/ den Heringsfang solten die Hollaͤnder jhnen abpachten/ vnd ein Jaͤhrliches tribut darvon erlegen/ oder dessen muͤssig gehen. Weil dann auch jhre Gelegenheit waͤr/ nach Antorff zu seglen/ vnnd der Spanier jhnen solche Freyheit gestattete/ solten die Hollaͤnder sie ohn gehemmet passiren lassen. Nach deme auch das Stuartische Geschlecht bey jhnen gaͤntzlich vertilgt waͤre/ solten die Hollaͤnder keinen Regenten auß dem selbigen Stamm setzen. Jhnen begegnen die Hollaͤnder wiederumb/ die Jnseln in Ost Jndien waͤren offen/ vnd stuͤnden jedem frey/ es hette das Kriegs Wesen daselbst eine weit andere Gelegenheit/ dann in Europa/ wegen deß Heringfangs/ koͤnte man sich vmb ein stuͤck Gelts vergleichen/ oder den Zehenden folgen lassen/ aber einigen Tribut zufordern/ waͤre jhrer so thewer erworbenen Hochheit gantz schmaͤhlich/ nach deme sie dem Spanier/ einem so grossen Monarchen/ nichts mehr zu willen wisseten. Der Scheldstrom hette sie so viel Blut vnnd Gut gekostet/ daß sie es schwoͤhrlich berechnen koͤnten. Der Spanier koͤnte einem andern seine Gerechtigkeit gar nicht vberlassen/ zu jhrem Nachtheil/ sonsten wolten sie die Friedens Puncten/ weit anders clausilirt haben. Vnnd wann die Engellaͤnder den Hollaͤndern den Themßstrom nicht wolten gestatten/ so waͤre zumahl vngereumbt/ den Scheldstrom jhnen zuverstatten. Vnd dann waͤre es gantz vngereumbt/ daß man jhnen wolte vorschreiben/ was sie vor Regenten moͤgten wehlen/ oder nicht wehlen/ zu mahl der Junge Printz doch nur von einem Weib entsprossen/ vnnd demnach den Stuartischen Namen \& Germaniæ Continuatio. Namen nicht fuͤhrete. Sie werden sich aber beyderseyts muͤssen vergleichen/ oder verdetben. Daß nun die Juden auß Dennenmarck bey Straff 1000. Reichs Thaler ver- bannet/ vnd ein Weib etwas von Giefft/ so man dem Koͤnig beybringen wollen/ entdeckt/ vnd eben deß wegen der Großhoffmeister entwichen: daß die Poln vnnd Schweden zu Luͤbeck tractirn: daß die Schwedische Bottschafft die Lehen am Keyserlichen Hooff soll empfangen: daß die Bauern in Boͤhmen wegen der Re- ligion sich rottieren/ vnd die Hungarische Graͤntz Haͤuser wieder bester massen be- setzt werden/ lassen wir vor dißmahl auß vnserm Bedencken/ vnd eylen nach dem Guͤlchischen Lande/ wie auch nach Franckenthal. Jn den Guͤlchischen Landen wolte es newe Haͤndel/ zwischen dem Churfur- sten zu Brañdenburg/ vnd dem Pfaltzgraffen zu Newburg abgeben. Dann der Churfuͤrst zu Brandenburg hat im April vorigen Jahrs den Churfuͤrsten zu Sachsen auff dem Schloß Lichtenberg/ drey Meil von Torgaw gelegen/ besucht/ vnd bey sechs Tagen mit freundlichem Vnderꝛeden auffgehalten/ ohne daß man einigen Vorsatz mercken konte/ ausser daß Chur Brandenburg etliche Voͤlcker werben lassen/ vnd die Besatzungen/ entbloͤst/ aber solcher Gestalt ein Corpo zusammen gebracht/ welches dem Churfuͤrsten auff gegebene ordre nach- gezogen. Die Vrsach dieses Zugs erhellet auß einem Manifest/ in welchem Chur- Brandenburg vermeldet/ man hette sich gleich nach angetrettener gemeiner/ vnd abgeschiedener Regierung zu Dortmund den 31. May. verglichen vnnd reversirt/ die Catholische vnnd andere Religionen mit offentlichem Brauch vnnd Vbung zulassen/ welcher Vertrag im Jahr 1614. alß Pfaltz Newburg zur Catho- lischen Religion vbergangen/ den 14. Junij in Duͤsseldorff wiederholt/ vnnd selbigen Jahrs bey den Xantischen Tractaten/ den 12. Nov. befestiget worden/ mit Zuziehung der Kronnen Franckreich vnd Groß Britannien/ auch der Herꝛn General Staaden. Nun hette aber Pfaltz Newburg das offentliche vnnd heymliche exercitium Religionis Evangelicæ gehemmet/ die Prediger verjagt/ die Kirchen gesperꝛet/ die Renten eingezogen/ die Evangelischen gefreuelt/ vnd das Burgerꝛecht ver- weigert/ die Ehrenaͤmpter entzogen/ vnd hiengegen mit pruͤgeln vnnd schwehren Bussen fuͤr dem Sacrament nieder zufallen genoͤthiget/ vnnd sonsten auff alle wege belaͤstiget. Ferner so waͤren noch andere Vertraͤge vorgangen/ welche alle vnd jede sich auff die Beschaffenheit entweder deß Jahrs 1609. oder 1612. refe- rierten. Es wolle aber Pfaltz-Newburg alles auff das Jahr 1624. wie im H. Roͤm. Reich restituirt wissen nach deme in Anno 1647. der allgemeine Fried abgehan- delt/ vnd in dem folgendem Jahr voͤllig beschlossen worden. Da doch Pfaltz- B b b iij Newburg De Statu perturbato Franciæ Newburg denselben damahls nicht vnderschrieben/ vnnd das Guͤlchische Wesen gantz abgesondert blieben ist. Auß diesen Vrsachen ließ Chur Brandenburg vnder dem General Sparꝛ/ im anfang Junij seine 1400. Pferd/ vnd 3000. zu Fuß auff Angermont im Ber- gischen gehen/ vnd richtet nichts auß. Er vbereylet aber das veste Schloß Har- seshoffen bey Duͤsseldorff mit Liest/ wie auch Rattungen. Die Newburgischen aber/ so obiges Manifest wiederlegten/ eroberten das veste Hauß Reith im Guͤlchischen/ vnd bekahmen bey Zulpich etliche Lothringische Voͤlcker zu huͤlff/ welche der Hertzog von Lothringen erstlich abgeschlagen/ sich doch durch dem jun- gen Hertzogen vmb 4000. Man bereden lassen. Also eroberten sie auch Forst vnd Horst/ zwey Nothveste Haͤuser: Jn deme die Brandenburgischen mit voller Macht zum andern mahl vor Angermund kommen/ vnnd den Orth zur Vbergab gezwungen. Vmb Rattungen vnnd Duͤsseldorff fuͤhrten beyde Par- thyen jhre Voͤlcker ins Feldt/ Chur-Brandenburg begehrt eine Conferentz vn- der dem freyen Himmel/ welche zwischen Angermund vnnd Kaͤyserswerth mit wenig Pferden geschehen. Die Wort waren anfangs hart/ aber die Herꝛn Staaden Deputirte/ vnd deß Graffen von Waldeck Abgesandte/ vermittel- ten es dahien/ daß es bey den Reuersalien deß Jahrs 1609. verbleiben solte/ biß deßwegen ein Reichs-spruch ergienge. Die beyde Armeen solte die Ruhr schey- den/ biß zu voͤlliger Vnderschreibung/ weil aber die Landstaͤnde kein Gelt zur Abzahlung der geworbenen Voͤlcker hergeben wollen/ auch andere Hacken einfie- len/ wurde der Vergleich nicht vollzogen. Hiernechst kahm man wieder in Essen zusammen/ dabey auch Chur-Coͤlni- sche vnd Staadische Gesandten sich eingefunden/ da es dann abermahl sehr hart hergegangen. Doch zogen die Voͤlcker ab/ vnd hauseten sehr vbel: das Armisti- tium wurde noch vmb drey Tag verlaͤngert/ vnnd verfügten sich die Mediatores nach Neuß: dahin dann auch General Hatzfeld/ alß Kayserlicher Abgesandter kommen/ vnder dessen hatte der Junge Pfaltzgraff von Neuburg mit etlichen Officierern bey dem Graffen Brock Mahlzeit gehalten/ vnd kahm gleichsam auff der Jagt mit 200. Pferden gegen Duißburg biß vnder das Geschuͤtz/ darvmb der Commendant darauff geschossen/ vnd etliche erlegt/ welches er auß Kriegsbrauch gethan/ vnd sich deßwegen die Tractaten/ uoch das Armistitium gar nicht jrꝛen lassen. Der zweyte Octobris sahe vmb den Mittag zu Cleue den Frieden zwi- schen Jhrer Churfuͤrstlichen Durchleuchtigkeit von Brandenburg vnd Pfaltz Newbnrg geschlossen/ vnd gienge derselbe Fried dahin/ daß der Puncten/ die Kirchen vnd Religion betreffent/ innerhalb Monatsfrist durch ein Compro- miß eroͤrtert/ vnnd auff seyten der Kayserlichen Mayestaͤt der Hertzog von Braunschweig vnd Bischoff von Muͤnden/ auff seyten Chur-Brandenburg aber \& Germaniæ Continuatio. aber der Fuͤrst von Anhalt/ der Graff von Nassaw Dillenburg/ wegen Pfaltz- Newburg aber/ die Bischoffe von Oßnabruͤck vnnd Paderborn hierzu gebrau- chet worden/ in politicis/ es biß Außtrag der Haupt-Sache seinen Vertrag haben solte/ wie es vor diesem gewesen. Also zogen die Voͤlcker beyder seyts auff/ vnd wurden zum Theil abgedanckt/ die Lothringische forderten zur recompens 50000. Reichsthaler/ zu welchem Ende dem Darleyher die beyde Aempter Planckenberg vnd Windeck solten ver- schrieben werden. Sie losierten sich vmb Duͤren/ vnd hatten das Hauptquartier zu Muͤlheimb/ der Oberste Spielberg kam mit seinen New-geworbenen Voͤlckern den Mayn herunder in das Guͤlchische/ vnd hohlet Ordere zu Duͤssel- dorff/ wurd aber auch abgedancket. Die Lothringische setzten vber den Rhein zu Andernach bey dem Weissen Thurn/ nahmen die 12. Regimenter/ so auß Lothrin- gen kommen/ zu sich/ vnd machten sich starck vber 7000. Man/ lagen stille in der Eyfel/ erwarteten von Luͤtzelburgetliche schwere Stuͤck/ vnd wurden in Abwesen deß Generals La Fauge, vom General Wachtmeister Feldberger commandiret/ Endlich giengen sie auffwarts/ in das Trierische/ liessen sich das Landvolck auff der andern seyten der Mosell nicht hindern/ welches sie jenseit/ deß Flusses behalten wolte/ setzten heruͤber/ doch ohne Gewalt/ theylten sich in das Land/ übten zwar keinen sonderlichen Muthwillen im Westerych/ verzehrten doch das wenige/ so im Land noch vbrig war/ zogen sich nach dem Rhein/ vnnd folgens zu End deß Jahrs in das Elsaß/ da wir sie wollen/ sieden vnnd braten lassen/ was sie finden. Wir besinnen vns aber/ daß dieser Guͤlchische Krieg/ der ohne Geld- Mittel/ so auff beyden seyden manglete/ nicht lang fortgehen koͤnte/ bey jeder- maͤnniglich ein tieffes Nachdencken vervrsachte/ sonderlich wegen deß Jahrs 1620. Da sich der Frantzoß drein gemischet/ es schiene/ es muͤsten andere Poten- taten mit im Spielseyn/ die wuͤrden sich ehest entdecken/ bevorab weil der Teutsche Fried/ wie dann zugeschehen pflegt/ nicht jederman gefallen wollen: So hette dann Kayserliche Mayestaͤt deß Roͤmischen Reichs Hoheit muͤssen be- obachten/ vnd Hand anschlagen. Es haͤtte auch nicht gefehlet an groben Haͤndelen/ wann Chur-Bran- denburg so wohl ein Ruͤcken an Schweden hette gehabt/ alß Pfaltz-Newburg an Spanien. Nun war Brandenburg eyferig wieder die Schweden wegen der Graͤn- tzen vnnd andern Spaͤhnen in Pommern. So wolten sich die Herꝛn Staa- den deß Handels auch nicht annehmen/ sondern verwareten nur die Orth/ sosie Pfandschillings-weiße auß den Cleuischen Landen jnnen hatten/ vnnd gewißlich/ diß kleine Fewr wurff ein weit groͤssern Rauch/ als das Boͤhmi- sche Vnwesen anfaͤnglich nicht gethan/ welches doch gantz Teutschland/ ja schier gantz De Statu perturbato Franciæ gantz Europam in Brand gestecket. Dann der Bapst zu Rom hatte wieder den Westphaͤlischen Frieden protestieren lassen vnd denselben vor null vnnd nichtig erklaͤret/ darauß dann folgen muͤssen/ daß alle Catholische Staͤnde dem Hertzo- gen von Newburg solten beystehen/ zumahl es eb enso wohl/ vnd mehr die Religi- on angieng alß in dem Koͤnigreich Boͤhmen. Aber Jhrer Kayserlichen Mayestaͤt Vorsichtigkeit ließ das gruͤne Holtz foͤr- derlich/ ehe es duͤrꝛ vnnd flammicht werden koͤnnen/ auß dem Herd zuruͤck ziehen/ also daß wir nur den grossen wallenden Dampff darvon gesehen/ vnnd ein vergeb- liche Forcht gefasset haben. Der 21. Discurß. Die Ober Rheinische Staͤnde suchen ein defension Wesen/ wegen der Spanier vnd Lothtringer anzustellen. Conditiones wie Franckenthal zu euacuiren. Chur Pfaltz kompt ein mit seinen Beschwerden. Chur Bayern vnd Chur Pfaltz zweyen sich vber das Churwesen/ vnd Tittel. Der Kayserliche Abgesandte treibt selbst auff die Euacuations Gelder. S O werden wir dann endlich den letzten Sawerteyg deß abgehandelten Kriegs/ vnd abgehaspelten verwornen Vnwesens gar außfeygen/ wann wir je zu Ruhe kommen sollen. Die Staͤnde/ so zwi- schen Mosell vnd Rhein liegen vñ den schweren Last der Besatzungen auch Durch- zuͤgen auff dem Halß hatten/ berufften sich auff den allgemeinen Friedenschluß/ welcher den Gewalt erlaubete/ wann die Guͤte nichts verfangen solte/ einem jeden das seinige wieder ein zuraumen. Die erste Hitz war gebrochen/ darumb ruffen sie die Nachbarn vmb Huͤlff/ vnd Rettung an/ vnd die funden sich auch dem Wesen zu schwach. Endlich felt man auff den Puncten der Guarantie, daß nemlich die beyde Kronen ob dem Frieden solten halten/ welche dann solches zu leysten sich nicht nur schuldig er- kenneten/ sondern auch Willfaͤhrig erzeygeten/ dieweil sie bey dem Spiel wohl- gewunnen vnd sich bereichet hatten. So wolte auch auff Schwedischer seyten der Seckel-Saamen schier nahe bey allen Ofsicierern etwas dünne werden/ vnd kahm einer nach dem andern allgemach wieder herunder zu seinem ersten Capi- tal deß runden Ringlens/ vor welchem keine Zahl stehet/ in der mitten aber zufin- den ist/ was einem die Apothecker vor die Augen geben/ vnnd Possevinus sehr artlich beschrieben hat. Dann alß auff Schwedischer seyten kein mangel an gutem willen war/ also berichteten \& Germaniæ Continuatio. berichteten die Ober-Rheinische Abgesanden solches an den Fraͤnckischen Kreyß/ welcher jhme geantwortet. Nach deme es ein Defensions-Wesen geben solte/ wuͤrden die Fraͤnckische Staͤndejhre Deputirte ehest zu jhnen abfertigen/ vnd jhre Resolution in einem so hochwichtigen Handel vbertragen. Es waͤren zwar die drey Ober-Kreyß zu zeiten Hertzog Bernhards von Weinmar in einem Bund gestanden/ aber nur einseitig/ vnd zwar durch der Frantzosen huͤlff/ nun haͤtten sich die Zeiten geaͤndert/ daß auch die Catholische sich zu jhnen theten/ weil sie in einem Schiff/ mit einem Wetter beladen/ waͤre doch nicht rathsam/ den Frantzo- sen wieder herein zubringen/ derohne das zu weit in das Reich genistelt. Der Staͤttische Conuent zu Eßlingen erꝛeychte auch seine Endschafft/ dar- bey neben andern deliberiret vnd einhelliglich beschlossen worden/ jederzeit dahin zu trachten/ damit die vhralte Staͤtttaͤge vnnd Staͤttische Corꝛespondentzen/ wel- che bey diesem letzten Vnwesen/ zu jhrem allgemeinen grossen Schaden verhindert worden/ moͤgten wieder reassumirt werden/ jedoch vor rathsam befunden/ daß man mit Anstellung einer solchen allgemeinen Staͤttversamblung noch in etwas anstehe/ biß dem Jnstrumento Pacis/ vnd Nuͤrmbergischen Haubt receß, noch vor dem Reichstag/ vmb dessen Beschleunigung die Staͤnde ins gesambt in- staͤndig vnd eyferig ansuchten/ ein Genuͤgen geschehe. Was den Punct wegen der Catholischen Reichs Staͤtten belangt/ ob dieselben auch zubeschreiben/ in Cõ- siliiscommunicatis mit jhnen zu schliessen/ wurd einhellig dahin geschlossen/ weil dieselbẽ in politicis juribus neben dẽ Evangelischen Reichs Staͤnden concurrier- ten/ sie die Catholischen waͤren gar nicht außzuschliessen: Doch muͤsten die Reli- gions Puncten absonderlich vnnd ohne zuthun der Catholischen abgehandelt werden. Diese Zusammenkunfften machten zu Wien vnd zu Madrit allerhand Ge- dancken/ bevorab in Erwegung/ daß Chur Mayntz/ als Reichs Cantzlar vnnd Di- rector/ den Handel eyferig triebe. Darumb wurden nachfolgende Conditionen nach Wuͤrtzburg in deß Kaysers Nahmen angebracht. Erstlich solte dem Koͤnig in Spanien die Reichsstatt Besantzon in Burgund/ mit aller Juris- diction erblich vñ eygenthumblich eingeraumbt vnd cedirt werden/ welche Cession von allen Staͤnden auff nechstkuͤnfftigen Reichstag zu confirmiren. Zum andern/ daß das Roͤmisch Reich dem Koͤnig in Spanien eine gleichfoͤrmige Ver- sicherung vnd Guarantie/ wie dem Koͤnig in Franckreich wegen deß Elsaß ertheilt. Zum dritten daß der Kron Spanien 500000. Reichs Thaler an Geld er- legt werden/ die helfft bey Außzug der Besatzung/ den Rest in zween Termin jeden von sechs Wochen. Vierdtens/ daß die befindliche Stuͤck groben Geschuͤtz der Kron Spanien bleiben. Diesen Vertrag hielten etliche vor vnmuͤglich/ andere vor gefaͤhrlich/ die dritten vor rahtsamb vnd thunlich. Dann vor allen Dingen wuͤrde Besantzon C cc sich De Statu perturbato Franciæ sich nicht wollen vom Reich lassen trennen/ vnd ehe den Frantzosen zum Schutz- herrn annehmen/ der dann nichts froͤhers seyn solte. So waͤre auch Spa- nien nicht viel daran gelegen/ weil sie Mitten in seinem Land gelegen/ vnnd heut oder morgen Vrsach geben koͤnte/ sie gleich wie Donawerth das Hauß Bayern/ an sich zu bringen. So waͤre auch Teutschland erschoͤpfft/ vnnd das Geld nicht auff zubringen/ zumahl die noch subsistirende jhren Antheil mit Muͤhe her- bey trügen/ vnd vor die Vnvermoͤgende gar nichts leysten wuͤrden. Die Gua- rantie aber waͤren solch weit außsehendes Dieng/ welches dann die andere Meynung fasseten/ daran deß Roͤmischen Reichs Vndergang hienge. Auch koͤnte der Reichstag verschoben/ vnd vnverꝛichter Sach verstoben werden/ auff welchem Schweden vnd Franckreich gefaͤhrliche Haͤndel wuͤrden her fuͤr suchen. Vnd gesetzt/ daß man mit den ersten Geldern koͤnte auff kommen/ so verblieb doch die lautere Vnmuͤglichkeit in den andern terminen stecken/ welcher Gestalt die Spanische Voͤlcker wieder kaͤmen/ wie sie auß den Niederlanden auß Jta- lien vnd Burgund zuruͤckgangen/ welcher Gestalt niemand den Koͤnig in Spa- nien an seinem Rechten hindern koͤnte/ noch auch/ man wolte dann das gantze Roͤmische Reich in newe Feindschafft vnd Kriege stecken/ abtreiben doͤrffte/ doch liesse sich auch die dritte Meynung vernehmen/ ein solche Statt/ wie Besantzon/ waͤr Spanien vortraͤglich vnd sehr nutzlich/ gantz Burgund darauß zu verst- chern. So wuͤrde auch der Frantzoß/ dem gantzen Roͤmischen Reich zuwieder nichts wollen vornehmen/ vnnd koͤnte man auch die Gelder dahien rechnen/ alß jetzund/ vnd inweniger Zeit die Besatzungen kosteten: zu deme moͤgten auch die Termin sich noch weiter hienauß setzen lassen/ vnd Spanien jhme nicht so leicht- lich das gantze Roͤmische Reich zu Feinde machen wollen. Ja es wurde die Roͤmische Kayserliche Mayestaͤt von denen hundert ver- sprochenen Roͤmerzuͤgen/ drey zehen alhero zuverwenden sich allergnaͤdigst beli- ben lassen. Die letzte Meynung/ alß voller Wunsch vnd Hoffnung drunge vor/ darumb liessen die außschreibende Fuͤrsten deß Ober-Rheinischen Kreißes wegen der reduction Gelder pro euacuatione der Vestung Franckenthal/ jhre insinuations Schreiben an die Staͤnde abgehen/ damit man mit den Geldern innerhalb drey Wochen koͤnte gefast seyn welches/ weil es nicht allerseyts gesche- hen koͤnnen/ das Werck verzogen hat. Vnder dessen versambleten sich/ die Fraͤnck- Schwaͤb: vnd Ober Reinische Ritterschafft zu Mergentheimb/ wo da die Fran- ckische der Schwaͤbischen das Directorium / welches alle drey Jahr vmbgehet/ vbergeben/ auch die Elsassische in das Ober-Rheinische Corpo auff vnd ange- nommen/ das fůrnembste war/ wie die Ritterschafft bey jhren Privilegiis ge- handhabet werden moͤgte. Es machten aber solche Zusammenkunfften dennoch Nachdencken/ vnnd weil es sich wunderlich wegen Franckenthal wolte anlassen/ kahmen nach Franck- furt \& Germaniæ Continuatio. furt am Mayn/ deꝛ Frantzoͤsische/ bald die Chur-Mayntzische/ Trier vnnd Pfaͤltzische/ endliche/ auch Schwedische Gesandten. Vnder dessen gab es ein andern Hacken/ den der Churfuͤrst zu Heydelberg einschluge/ alß er nachfolgende Beschwernuß Puncten/ ohn gefehr dieses Jn- halts lassen vortragen. I. Jhre Churfürstl. Durchl. waͤren zwar durch die Kayserl. Commission in die vnder-Pfaͤltzische Landen ins gemeyn immitirt worden/ allein bey wuͤrck- licher Ergreiffung der possession hetten sie befunden/ daß jhr von dem jenigen/ so dero Vorfahren Año 1618. in Besitz gehabt/ kein gering Stuͤck vnd gerechtsame voranhalten worden/ alß haͤtte Franckenthal mit den Archiuen, Stuͤcken vnd Munition/ wie in gleichem denen Orthen/ welche die Spanische sonsten in der Vnder-Pfaltz besetzt/ als Simmern/ Lautern. II. Hette Chur Pfaltz von vndencklichen Jahren/ vnnd biß auff das Jahr 1618. vermoͤg stattlichen Priuilegien/ vom Kayser zu Kaysern bestettigt/ vnnd darauff erfolgte Vertraͤge/ viel leibeygene in dem Stiefft Speyer/ vnnd andern benachtbarten Orthen herbracht/ welche man jetzt Jhrer Churfuͤrstl. Durchl. enthielte. III. Die Graffschafft Leiningen hette/ vermoͤg verschiedener Lehen reuer- sen/ von laͤnger alß hundert/ Jahren her/ vnnd biß auffs Jahr 1618. von den Churfuͤrsten der Pfaltz bey Rhein zur Lehen geruͤhret: die weil aber vnder weren- dem Krieg Kayser Ferdinandus II. dem Graffen zu Leiningen solche Graff- schafft/ als ein Reichs Lehen verliehen/ suchet der jetzige Jnhaber selbige bey Jhrer Kayserl. Mayestaͤt zu Jhrer Churf. Durchl. Pr æ juditz: angesehen in dem Frieden Schluß alle die in der Vnder Pfaltz/ Zeit waͤrendem Krieg vorgenom- men Veraͤnderungen/ außtruͤckllchen cassiret waͤren. IV. Vngeachtet die gantze Graffschafft Saͤyn/ vermoͤg der Lehenreversa- lien/ vor lenger als drey hundert Jahren/ vnd biß Anno 1618. von dem jetzigen Graffen jederzeit von Chur Pfaltz zum Lehen empfangen worden/ so hetten den- noch Chur-Coͤllen vnnd Chur Trier sich vnderwaͤrenden Krieg vnderstanden/ das Ambt Hohenberg/ vnnd vier Kirchspiel in dem Ampt Grußberg/ vn- der dem Pr æ text/ daß die Lehen Herꝛn sich im Kriege vertiefft/ mit der That ein- genommen/ vnnd verweygerten sich Jhre Churfuͤrstl. Durchl. das directum dominium wiederumb einzuraumen. Vber dieses vnderstunde sich die Witt- we etliche Stuͤck beruͤhrter Graffschafft/ theils: zum Erb-vnd Lehen/ theils auch gar zum Eygenthumb zumachen. V. Chur Trier vor enthielte Chur Pfaltz das directum dominium deren/ den Scheuckherꝛn im Frieden-Schluß gegebenen Fleckensteinischen Doͤrffern/ welche der Probst zu Weissenburg vnder waͤrendem Krieg eingezogen/ Chur- Pfaltz aber dieselben jeder Zeit/ vnnd biß auffs Jahr 1618. von Chur Trier zu C c c ij Lehen De Statu perturbato Franciæ Lehen ruͤhren/ zubelehnen/ sondern beruffen sich auff die Frantzoͤsische Protection/ wie der Speyrischen Regierung Antwort außweise. VI. Chur Pfaltz hatt Anno 1618. vnd von vielen vndencklichen Jahren her/ zu Hanßbach/ Sultzbach vnd Lauterbach die hohe Obrigkeit vnstreitig gehabt: als aber selbige Vnterthanen dem vhralten Herkommen gemaͤß/ zu Leystung der Entschuldigung citiret worden/ hetten die Bischofflichen Wormbsischen Be- ampten jhnen zuerscheinen verbotten/ vnd wolte vber dieses/ daß Jhrer Churf- Durchl. Vorfahren selbige Anno 1618. gehabt/ gestritten werden. VII. Jm Ampt Vmbstatt/ welches Chur Pfaltz/ vnnd das Hauß Hessen gemeyn haben/ waͤren Jhr. Churf. Durchl. Vorfahren Anno 1618 in possessionę exercitij religionis der Kirchen vnd Schulen/ sambt denen dazu gewiedmeten Gefaͤllen gewesen/ aber Jhre Gnaden/ Herꝛ Landgraff Georg hetten Jhr Churf. Durchl. darinnen noch nicht vollig restituirt. VIII. Waͤre der Chur-Bayerische Leben-Brieff vber die Vnder-Pfaltz noch in Chur-Bayerischen Haͤnden/ vnnd muͤste billich zuvor cassiret/ auch das newe Lehen vergliechen werden. IX. Dieweil auch Jhrer Koͤn. Mayestaͤt in Spanien Gesandter zu Muͤnster/ in seiner daselbst in Truch gegebenen Protestation außdruͤcklich meldet/ daß Jhro die Kay. Mayestaͤt. die Vnder-Pfaltz geschencket. So waͤre billich/ daß Jhre Churf. Durchl. deßwegen auch versichert werden moͤchten. X. Jhre Churf. Durchl. waͤhren noch nicht immittirt in die Aempter Bergstein vnd Begstein in der Ober-Pfaltz/ welche Chur-Bayern niemahlen innen gehabt/ in dem Frieden-Schluß auch versehen/ daß Jhre Churf. Durchl. in Bayern die Ober-Pfaltz allein solcher Gestalt wie selbige bißhero besessen/ ein- behalten sollen/ vnd gedachte Aempter an Pfaltz-Neuburg nur biß zum Außtrag der Pfaͤltzischen Sachen/ administratorio nomine ein zuhaben eingeraumet worden. Dannenhero Chur-Pfaltz/ nachdeine die Pfaͤltzische Sachen durch den Frieden-Schluß verglichen/ erwehnte Aempter ex capite Amnestiæ \& Grauami- num, zu restituiren vnd abzutretten. XI. Dero Fraw-Mutter/ Herꝛn Bruͤdern vnd der Princessin Henriette Deputat vnd Heyrath-Geld/ weiln solches zu Jhrer Churf. Durchl. Sublevation versprochen/ vnd also pars restitutionis ist. XII. Jn dem Frieden-Schluß waͤre verordnet si quæ feuda Iuliacensia a- perta esse, competenti via Iuris euictum fuerit, ea Palatinis euacuentur. Nun hetten Jhre Churf. Durchl. durch dero Abgesandten am Kayserlichen Hoff zu- verschiedenen mahlen vmb Erkandtnuß einer Kayserlichen Commission/ damit diese sich dem Frieden-Schluß gemaͤß/ moͤchte eroͤrtert werden/ anhalten lassen/ aber biß dato noch nicht erlangen koͤnnen. Diese Puncten alle/ ausserhalb was Chur-Bayern belangt/ meynten etliche/ solten \& Germaniæ Continuatio. solten auff dem Reichstag/ oder an dem Kayserlichen Hoff vertragen vnnd abge- handelt werden/ koͤnten auch den Abzug der Spanischen auß der Vndern-Pfaltz garnicht hindern. Ja etliche hielten es Chur-Pfaltz vor vnglimpfflich/ daß er alles nach der Schaͤrpffe suchte/ da er doch mit einem geringern/ oder wie es anfangs lautete/ parte non contemnendâ, hette moͤgen abgespeiset werden. Hier zu kaͤhme dann auch/ daß Chur-Bayern jhm den Reichs-Apffel in dem Chur-Pfaͤltzischen Wapen disputirte/ vnd gar nicht passiren wolte lassen/ alß ein Zeychen deß Ertztrucksaͤssen Ampts. Es wolte aber Chur-Pfaltz wegen Renunciation deß Tittels vnd Wapens sich gantz nicht einlassen/ ob man jhn schon/ alß einem Churfuͤrsten/ der ohne Ampt vnd Verwaltung im H. Roͤmischen Reich nit seyn koͤnte/ das Ober Jaͤger- Meisterampt/ vnd endlich das Ertzschatzmeister Ampt/ mit dem Schluͤssel hienge- gen wollen aufftragen/ weil er ex diuersis autoribus probieret/ daß der in dessen Wapen inserierte Reichsapffel nicht zur Chur-Dignitaͤt gehoͤrig/ sondern hiebe- vor Friderico II. Pfaltzgraffen am Rhein ex speciali concesso Priuilegio von Carolo IV. wegen geleisteter stattlichen Diensten ertheylet/ nachmahls aber erst Dignitate Electorali begnadet worden/ daher er solches Insigne anß seinem new ertheilten Wapen/ auß zu lassen keines wegs befugt vnnd gemeinet/ weß- wegen an Kayserl. Mayestaͤt Jhrer Churf. Durchl. Herr Johann Ludwig Mieg abgesand worden/ der aber dieses zum Bescheyd bekommen: Der Roͤmischen Kayserl. Mayestaͤt vnserm allergnaͤdigsten Herrn/ waͤre in Vnderthaͤnigkeit referiret vnd vorgetragen worden/ was die Churf. Durchl. in der Pfaltz nicht al- lein selbst vor Exceptiones vnd Einreden/ warumb sie zu Annehmung deß Ertz- Schatzmeisters Ampts/ vnd davon dependierenden Vmbfertigung dero Renun- ciation vnd Ratification, sich nicht schuldig erachten/ eingewendet/ Sondern auch wohlgedachter Chur-Pfaͤltzischer Abgeordnete dessen wegen vor Rationes vnd Vrsachen weiter fuͤrgebracht/ vnd dargegen vmb Fortstellung der Belehnũg angehalten/ Aller massen nunmehr Kayserl. Mayestaͤt alle diese eingebrachte exceptiones, motiven vnnd Vrsachen von deren Erheblichkeit nicht gefunden/ daß sie von der/ Jhm Herrn Abgeordneten ertheilten allergnaͤdigsten Resolution in einige Wege/ abweichen solten/ gestalt sie es auch nach mahlen allerdings dar- bey verbleiben lassen/ vnd sich gnaͤdigst vnd endlich versehend/ es wuͤrden solchem Seine Churfuͤrstliche Durchleuchtigkeit ohn einig tergiuersiren ohnverlaͤngt nachleben. Jn Erwegung/ daß es mit der Evacuation der Vestung Franckenthal/ Sim- mern vnd Lautern/ durch Jhrer Kayserlichen Mayestaͤt treweyferige Bemühung so weit gekommen/ daß an derselben gantz vnnd gar kein zweiffel vbrig/ sondern solche gegen erlangung der versprochenen Geld Summen/ also bald wuͤrcklich koͤnte ins Werck gestellet werden. Jhre Kayserl. Mayestaͤt auch Sein. Churf. C c c iij Durchl. De Statu perturbato Franciæ. Durchl an statt deß Ertztruchsessen Tittels vnd Wapens/ ein ander Ertz-vnnd Chur Ampt mit behoͤrigen Jnsignijs vnd Tittel/ allerdings auff Maß vnd Weise/ wie Churfuͤrsten vnd Staͤnde solchs ein gerahten/ vnnd fuͤr genugsam erkanten/ neben der Belehnung vber die Chur/ vnd alles das/ was jhr nach Jnhalt deß Frie- den-Schlusses gebuͤhret realiter \& effectiue offeriret/ Jhre Churf. Durchl. aber selbsten in morâ acceptandi seyn/ vnd theils gantz vnzeitig/ vnd vnnothwendige theils vnerhebliche/ hievber gantz nicht gehoͤrige difficultaͤten darwieder einwen- den theten. Also werden Jhre Churf. Durchl. wegen allen diesen Verzug entstehenden Vnheils die schwere Verantwortung zutragen haben/ vnd Jhre Kayserl. May- vmb einiger in dem Franckenthalischen euacuations Werck hierauß entstehen- der Verzoͤgerung vnnd Weitlaͤuffigkeit willen/ bey maͤnniglichen entschuldi- get seyn. Solcher gestalt wurde Chur Pfaltz zur Gedult gewiesen: Vnd weil es dann an den Geldern fuͤrnehmlich er manglen wolte/ theten die zu Franckfurt versam- lete Krayßstaͤnde an alle Kreyß auß schreibende Fuͤrsten nochmahls ein beweg- liches Schreiben/ mit Bitt/ wie die Güte nichts verfangen solte/ per modum executionis, die saͤumige hier zu anzutreiben/ vnnd zugleich mit ehestem eine specificirte Lista, deren bereyts in jhren Kreysen parat stehenden Gelder ein zu- schicken/ damit man sehen koͤnte/ wie nahe man bey der Summa der 250000. Reichs Thaler waͤre/ vnd wie viel daran noch ermanglen thete/ weil der Spani- sche Dominicaner Muͤnch F. Serria/ die Außzahlung der Gelder instaͤndig solicitierte. Vnder dessen haben zu Maͤyntz die beyde Churfuͤrstliche Deputirte wegen deß newen Tituli vnd der Renunciation nach immerhien disputiret/ seind aber von Jhrer Churf. Gn. zu Mayntz auff kuͤnfftigen Reichstag verwiesen worden. Es hat auch Herr Graff Ochsenstirn deßwegen zum zweyten mahl an Jhr Excellentz Herrn Volmar geschrieben/ daß die Vestung Franckenthal/ deren zwischen Chur-Bayern vnd Chur Pfaltz strittig-Vmbfertig-vnd Außliefferung der Ratification deß Frieden. Schlusses vnd Renuntiation auff die Ober Pfaltz vngehindert/ nunmehr wircklich abgetragen werden koͤnte: deme aber gedachte Jhre Excellentz Herr Vollmar contradiciret/ vnd darfuͤr gehalten/ daß/ so lang Jhre Chur. Durchl. zu Heydelberg dem jenigen/ worzu sie im Jnstrumento Pa- cis gehalten waͤren/ nicht ein sattsam genuͤgen theten/ Jhro auch hiengegen/ waß sie darauß zu fordern hetten/ nicht gegeben/ noch die Vestung Francken- thal restituirt werden koͤnte: Angesehen eines von dem andern Dependierte/ vnd sich nicht absondern liesse. Nach deme nun Chur Pfaltz auch an diesem Orth weichen muͤssen/ wuͤrd die Hoffnung zur euacuation Franckenthals abermahls staͤrcker/ in deme Jhr Excel- lentz \& Germaniæ Continuatio. lentz Herr Vollmar von Mayntz auß/ an die Churf. Durchl. zu Heydelberg per expressum geschrieben/ jhres orths dahin bedacht zu seyn/ damit zu Abfuͤhrung der Franckenthalischen Besatzung vnd Pagage selbige mit noͤthigen Schieffen moͤchten versehen werden. Deme dann auch zufolge also balden/ vnnd ja keine Zeit hierin zuverabsaͤumen/ Jhre Churf. Durchl. in dereyl/ bey 26. Schieff auff dem Neckar zusammen gebracht vnd angehalten/ auch darmit auff warten lassen. Zu End deß Octobris ließ der Kayserliche plenipotentiarius Herr Volmar die beyde zu Franckfurt am Mayn noch anwesende Ober Rheinische Kreiß Depu- tierte Herꝛn Doctor Schlaun/ vnd Herꝛn Frieseln zu sich fordern/ denen er vorge- halten/ daß er sehr vngern vernehme/ wie in Herbeybringung der Franckenthali- schen euacuations Gelder theils Staͤnde biß dato so seumig/ vnnd sonderlich die im Ober Rheinischen Kreyß waͤren/ denen doch die Gefahr vñ der Last am naͤch- sten vnd schweresten/ dahero sie billig der bißhero fuͤr andern getragenen schwe- ren Contributionbuͤrden sich zuentschlagen die ersten syen/ vnd deßwegen jhr eus- serstes dißmahl beytragen solten/ auff daß/ was juͤngst zu Wuͤrtzburg zwischen jhnen/ Jhrer Churf. Gn. zu Mayntz/ nomine Statuum, vnnd à parte Spanien/ allen Staͤnden zum besten hierin geschlossen/ bevorab der Winter je mehr je laͤn- ger einbreche/ dermahleins wuͤrcklich vollzogen werden moͤchte: Solten nocheinst an alle saͤumige Stande/ vmb mit jhrer quota einzukommen/ nomine Circuli vnd zwar in etwas scharpff der Gestalt schreiben/ daß wenn bey Verbleibung der bißher guͤtlichen versuchten Mittel/ die Guͤte nichts verfangen wolte/ man die Execution vor die Hand nehmen muͤste. Die Statt Wormbs wie auch Speyer/ waͤren zwar wegen viel/ vor andern in diesem verderblichen Kriegstrublen erlitte- nen Schadens/ vmb sich dardurch zu eximiren/ eingekommen/ erhette aberselbige ab, vnd vielmehr ad auertendum commune hoc Patriæ malum, zur Zahlung jhrer assignirten quota angewiesen. Das Stiefft/ vnnd die Statt Straß- burg/ wie nicht weniger auch Franckfurt/ waͤren auch mit dem jhrigen parat/ vnd zweiffele er gleichfals gar nicht/ der Schwaͤbische Kreyß sich eben- maͤssig damit bald einfinden wurde. Nachdem nun gemelte beyde Herꝛn Abgesandten dieses gebuͤhrend ange- hoͤret/ vnnd summariter recapituliret/ haben sie sich gegen Jhrer Excellentz Herꝛn Volmarn deß wohlmeinenden Vorschlags dienstlich bedancket/ vnd die Schreiben auff zu setzen erbotten/ welche auch also bald außgefertiget/ vnnd an alle noch ruͤckstaͤndige Staͤnde/ mutatis mutandis, mit der Ordinari abge- gangen. Vnder dessen ist biß zu solcher Euacuation/ alles in suspenso verblieben/ vnd die geringste Conferentz vnder den Staͤnden/ ausser den Visiten/ nichts vorge- gangen. Es gab De Statu perturbato Franciæ Es gab aber einen Nagelnewen Lermen/ als die Lothringische Voͤlcker sich in drey Hauffen theilten/ einen in Lothringen liessen/ mit dem andern vber die Mosel ins Westrich setzten/ vnd den dritten nach sich zogen. Etliche meyn- ten/ sie zoͤgen in Burgund/ andere hielten/ sie giengen in Franckreich entweder dem Koͤnig/ der den Cardinal Mazarin wieder hette beschrieben/ vnd in voriges Ansehen/ sampt allem Anhang gesetzet/ oder dem Hertzogen von Orleans zu Diensten/ oder dem Printzen von Condè zu lieb/ oder dem Koͤnig in Spanien ein Reuterdienst zu thun/ oder jhr eygen Werck in Lothringen zuverrichten. Jhr intent moͤgen sie wissen/ allzeit wurden die Staͤnde/ so ohne das wegen Vn- derhaltung der Besatzungen in Franckenthal/ Landstul vnnd Homburg sehr beschwert waren/ an Zusammenklaubung der euacuations Gel- der mercklich gehindert: Welcher Gestalt sich das ein vnd fünfftzigste Jahr endete/ vnder Last vnd Brast/ bey Hoffen vnd Harren/ neben Handel vnd Wandeln. Der XXII. \& Germaniæ Continuatio. Der 22. Discurß. Alle andere Koͤnigreiche in Europa werden hie vorbey ge- gangen: vnd nur auff den Hertzogen von Lothringen gesehen/ daß er keine neu e Vnruhe erwecke: vnd dann auff die Spanier. Wie vnd wann Franckenthal vnnd Hailbrunn sollen evaucuirt werden. Der Author will sich jnn-oder vmb Fran- ckenthal setzen. Entschuldigt sich/ wegen deß gantzen Tractats/ vnd schliesset. V On diesem Ein tausend sechshundert/ zwey vnd fuͤnff- zigsten Jahr/ haben die Sternkuͤndiger vorlaͤngst sehr gute Gedancken ge- fasset/ ob solte der juͤngst abgehandelte Fried sein voͤlligen Zweck/ vnd er- frewliche Ruhe erlangen/ zum wenigsten bey vns in Teutschland. Darumb lassen wir auch jetzt den Tuͤrcken/ der vielleicht auß Orient moͤcht schwere Haͤndel bekom- men/ sich gegen den Venetianern in der Jnsel Candia/ vnnd in Dalmatien muͤde arbeiten. Wir wollen auch hoffen/ es werden die Poln/ weil sie der jnnerlichen Auff- ruhr selbst vberdruͤssig/ mit den Schweden nicht ferꝛner suchen zu kriegen. So wird Dennmarck seinen Staat suchen vest zumachen/ vnd sich vor Weitlaͤufftig- keit hüten. Die Engellaͤnder werden ja in jhrer Dollkuͤhnheit nicht fortfahren/ vnd die gantze Welt trutzen wollen/ ob sie schon bißhero wundersam gesieget/ vnnd nunmehr das Koͤnigreich Schottland/ zu einer Provintz vnder der Republic ge- machet/ vor welchem sie sich jederzeit haben foͤrchten muͤssen. Sie werden in der Jnsul noch Arbeit genug finden vnder den Catholischen/ Preßbyterianern vnnd Jndependenten. Die gefaste Meynungen vnder dem Volck von der besten Arth zuregieren/ ob solche dem Monarchen/ vnd einem einigen Haupt: den Staatsraͤ- then vnd klügesten im Land: oder dem Volck ins gesampt gezieme/ halten sich zwar eine vor der andern verborgen/ auß Zwang: werden aber mit vngestuͤm herfuͤr brechen: zumahl die zwey vnd viertzig Tyrannen nicht zuersaͤttigen/ so wenig als die Decemuiri zu Rom/ vnd die dreyssig Regenten zu Athen. Die Hollaͤnder rasten vnd ruhen auff vnsanfftem Bette/ vnd moͤchten bald erfahren/ was grossen Fehler sie mit jhrem besondern Frieden erlangt/ wie sie dann bereyts die jenige herfuͤr suchen/ die auß der guͤldenen Feldschlangen getroffen worden. Jhre viele Schiffe werden sie nicht eben retten/ wann ein Vngewitter oder wiedriges Treffen sie solte stuͤrtzen. Zumahl sie Anno 88. dessen ein schreckli- ches Spectackel gehabt. Es kommen verschiedene Lysten ein/ eine von 200. die an dere von 300. die dritte von 600. Schiffen/ da das geringste soll 30. stuͤck groben Geschuͤtzes fuͤhren/ die sie jnnerhalb dreyen Wochen solten in die See/ gantz wohl D d d mun- De Statu perturbato Franciæ muntirt lassen gehen Jch bekenne/ diß Papier kan noch mehr leiden/ ob man gleich noch etliche Nullen darbey setzte/ ob aber nach dieser Tablatur gespielet werde/ moͤchte man die vorlaͤngst wohlgefaste/ vnd vbel abgeloffene Vnion fragen. The- mistocles sagte/ sein Soͤhnlein regierte gantz Griechenland/ vnnd als man Muͤhe hatte/ solches zu glauben/ bewiese er es solcher gestalt: mein Weib laͤst sich von mei- nem Soͤhnlein regieren: vnd ich muß thun was mein Weib will. Die Athenien- ser folgen meiner Meynung/ vnd sie beherꝛschen gantz Griechenland. Welches endlich zum jungen Soͤhnlein heim faͤllt. Holland regiert die andern sechs Pro- vintzen: Ambsterdam bezwingt das Holland: Pickert/ die Statt Abmsterdam: vnd wer lencket den Pickert? da rahte einer. Die Spanier werden zuvorderst jhr Catalaunien wieder erobern/ vnd Bar- cellona bezwingen muͤssen/ ehe sie sich an die Portugiesen mit Ernst reiben. Die- selben sehen aber auch zu/ daß sie/ wegen der beyden Jndien nicht Huͤlffloß gelas- sen werden. Den Frantzosen halte es doch niemand vor vbel/ wann sie bey jhrem hergebrachten Sinne bleiben/ vnd muthwilliger Weise wieder verliehren/ was sie mit so schwerem Kosten vnd vielem Blut erworben: davon nicht nur Jerusalem/ Edessa vnd Constantinopel/ sondern auch Naples/ Sicilien/ Cypern/ vnnd Mey- land: endlich Trier/ Philippsburg/ Courtray/ Arien vnd Veldlin zusagen wissen: da auch das schroͤckliche Treffen bey Allerßheim nicht ein Batzen genutzet/ vnnd hernach schier Geschuͤtz vnnd Mannschafft/ mit einer schlechten retirada gekostet haͤtte. Die jnnerliche Hitz deß Gebluͤts staͤrcket sie an/ daß jhnen Lung vnnd Lebern faulet/ das Miltzraget/ vnd das Hertz pochet. Lassen sie die frembde Nationen/ fuͤr- nemblich Engellaͤnder vnd Spanier/ zu denen sich die Teutsche/ vmb alte Schuld zuraͤchen/ schlagen koͤnden) zu tieff hienein/ werden sie/ aber zu spath/ jhre Thorheit erkennen. Allein wollen wir vnsern eygenen Schaden/ vnd Vnvorsichtigkeit beklagen/ daß wir zwar in Teutschland Frieden gemacht/ aber den Spanier vnnd Lothringer außgeschlossen/ ehe wir sie vom teutschen Boden außgeschaffet. Dann werkan ei- nem dritten sein Recht kraͤncken/ oder begeben? warumb sollen sie weichen/ ohne Satisfaction? haben sie nicht eben so wohl/ als andere gefochten/ vnd die Parthey gestaͤrcket? oder ist es ohne jhren Vnkosten/ Versaumbnuß vnnd Schaden gesche- hen? vnd wann die Spanische Besatzungen auß der Vnder Pfaltz weichen/ so wer- den die Lothringer jhre beyde Orth darumb nicht verlassen/ ob sie gleich/ wie verlau- ten will/ 20000. Reichsthaler vor den Abzug fordern. Landstul wird ein Kauff muͤssen leiden/ vnnd Homburg wegen der Graffschafft Sarwerden dahinden blei- ben/ biß vber fuͤnffzig Jahr der Proceß/ so bereyt einmahl dem Hertzogen von Loth- ringen ist nach Wunsch außgeschlagen/ abermahl ein End gewinne. Vnd wo blei- ben jnmittels die Vnkosten? die kan man rechnen/ wie wegen Donawerth/ vnd der Obern Pfaltz/ ja wie Kayser Maximilian vor anderthalb hundert Jahren/ auff dem \& Germaniæ Continuatio. dem Naͤgelein. Es moͤchte sich dann ein ander Spiel erheben/ wann dieser Her- tzog die Schuld der Natur bezahlete/ vnnd sein Herꝛ Bruder (oder dessen junge Herꝛschafften/) den jungen Hertzogen/ wegen disputierten Heurahts außgeschlos- sen/ sich deß Lands annehmen wuͤrde: zu welcher Zeit man wunder Haͤndel wird zu- erfahren haben/ daß wohl nie aͤrger vber das Hertzogthumb Meyland gestritten worden. Vor dißmahl aber wird grausame Klage gehoͤrt/ wie die Lothringer im El- saß hausen. Dann sie theils mit List/ theils mit Macht sich durch gebracht/ vnd ins Ober Elsaß fortgerückt: warten sie/ wegen der Evacuation Franckenthal oder jh- re inhabende Orth zubesetzen vnnd zuverwahren/ so werden wir was newes hoͤren: gehen sie in Franckreich/ einer oder der andern Parthey zu Huͤlff/ vñ verstaͤrcken sich biß auff zwoͤlff tausent Mann/ wie sie außgeben/ so moͤchten die Tractaten schleuniger von statten gehen. Es sollen aber die Staͤnde/ so von jhnen im West- reich beschwert werden/ sich sorgfaͤltiglich huͤten/ daß sie nach der Spanier Abzug/ wann er je geschicht/ diese Gaͤste nicht verachten/ oder verwegener Weise angreif- fen/ auß den 2. Nestern zutreiben/ auff daß sie die Finger nicht verbrennen/ vnnd ein solchen Kriegerischen Martialischen Herꝛn nicht zum offenen Feinde machen/ der die Spanier an der Hand hat/ vnd derselben Huͤlff in 24. Stunden haben mag. Jst es aber vmb ein stuͤck Gelds zuthun/ so spare man so viel an Essen vnnd Trin- cken/ an Kleydung vnd Pracht/ an Besuchungen vnd Festen/ auff daß dieser Last dem gantzen Land/ allerseits mit Willen/ vnnd ohne Feindschafft abgenommen werde. Wie nun von Eingang dieses Jahrs/ man jmmerzu sehr eiferig an diesem Werck der Evacuation gehandelt/ also/ hat jederman/ nach seiner Zuneygung/ bald dem Churfuͤrsten in Bayern/ bald dem Churfuͤrsten zu Heydelberg/ bald den Spanischen Practicken/ bald einem Oestrꝛeichischen heimlichen Verstand/ bald einem Ligistischen Anschlag zum newen Krieg/ diese Verzoͤgerung zugeschreiben. Vnnd ob es gleich verlauten wollen/ ob haͤtte Spanten dem Kayser das gantze Werck heymgewiesen vnnd vbergeben/ so befrembdet es dannoch nicht wenige tieffsinnige Koͤpffe/ warumb dann der Spanische Abgesandte/ vnd sonderlich ein Geistlicher/ bey diesem Handel seyn muͤste. Alles vnerachtet/ wurden diesem gros- sen Baum/ der sich wolte versetzen lassen/ alle Wurtzeln/ mit welchen er so gar tieff eingewurtzelt stunde/ auff allen Seiten/ eine nach der andern/ abgeloͤset vnnd abge- hawen/ auff daß er dermahl eins vmbfiele/ vnd niemand mehr Schatten machete. Das Werck wurd mit gantzem Ernst angegriffen/ vnd den 4. oder 14. Mertz nach- folgender gestalt verabscheydet. Weil die Churfuͤrstliche/ Fraͤnckische/ Schwaͤbische vnnd Ober Rheinische Deputierten/ welche so lange Zeit/ wegen der Evacuation Franckenthal/ an deren die Hailbrunnische hanget/ in Franck furt am Mayn sich auffgehalten/ vnnd so vn- D d d ij nach- De Statu perturbato Franciæ nachlaͤssig deßwegen getrieben hatten/ zumahl jhren Herꝛschafften vnd Obern/ ja dem gantzen Land/ so mercklich viel daran gelegen: konden dannoch die Staͤnde mit denen/ hierzu verwilligten dreyzehen Monaten Roͤmerzugs/ in jhren erschoͤpff- ten Landen entweder gar nicht auffkommen/ oder wolten die Paratengelder nicht schiessen/ sie waͤren dann der Sachen gaͤntzlich gewiß/ vnd versichert/ nach deme die Kriegsvoͤlcker den Meister spielen/ vnnd nach der Feder in der Cantzley nichts fragen: als thaͤt ein jeder Stand sein eusserstes/ vnnd vbermachte sein gebuͤhrende Sum̃ zu sichern Haͤnden: oder thaͤte solche Anweisung/ daß man in keinem zweif- fel deßwegen stehen koͤnnen. Darumb versuchen sich Jhr Excellentz Herꝛ Voll- mar/ der Roͤ. Kay. Kay. Gevollmaͤchtigster: der Hochwuͤrdige Herꝛ F. Thomas de Serria, der Koͤnigl. May. in Spanien Abgeordneter: vnd dann der Ober Rheint- schen/ Fraͤnckischen/ Schwaͤbischen vnd Nieder Rheinischen Kraysen Herꝛn Ge- deputierte/ welcher gestalt beyde Besatzungen auß Franckenthal vnnd Hailbrun solten abgefuͤhret werden/ in nach folgenden 3. Puncten. Erstlich hatte der Reichs Pfenningmeister H. Hubert Bleyman laͤngst zu- vor ein Vberschlag vnnd Außwurff gemacht/ wie viel einem jeden Krayß vnnd Stand in demselbigen/ nach der Reichs Matricul zuerlegen gebuͤhren wolte. Weil nun dasselbe Project von niemand koͤnnen getadelt/ oder geaͤndert werden/ hat man darbey bleiben wollen: massen die obgemelte Deputierte sich darzu bekennet: auch versprochen vnnd gelobet/ bey jhren Principalen die bestimpte Summen zu verschaffen/ vnnd in Franckfurt am Mayn an baarem Geld zuerlegen/ auff Zeit/ Tag vnd Stunde/ wann die Evacuation wuͤrde geschehen. Dieselbe Geldersolte empfangen Jh. Ex. Herꝛ Vollmar/ oder/ im fall Er wegen andern Geschefften zur Stelle nicht seyn koͤndte/ derjenige/ so von gedachter Jhrer Excellentz hierzu Gevollmaͤchtigt/ vnnd von dem Herꝛn Reichs Pfenningmeister mit genugsamen Vhrkunden versehen waͤre. Vnd hie solte keine Entschuldigung/ wie die auch son- sten Namen vnd Krafft haben koͤnde: auch keine Verweilung/ auß waserley Vr- sachen sie herkaͤme/ nicht gelten noch angenommen werden. Zum andern/ wolten auch die Staͤnde ein gewissen Termin wissen/ die Gel- der zusam̃en zutragen: angesehen noch etliche wenige bißhero saͤumselig geblieben waren: vnd wann die beyde Evacuationen jhren richtigen fortgang haben solten. Wuͤrde solchem noch beliebet vnd verglichen der 16. vnd 26. April nechst kuͤnfftig. Auff daß es aber kein Mißtrawen/ noch vnzeitiges Rückdencken gebe/ solte auff denselben Tag dem Gubernator zu Franckenthal/ mit allen seinen Kriegs Voͤl- ckern/ zu Roß vnd Fuß/ mit Plunder vnnd Bagage/ vnd was jhme nur rechtmaͤs- siger Weise zustuͤnde/ außziehen/ den Orth verlassen/ vnd im Namen J. Ka. Ma. Jhrer C. D. zu Hey delberg abtretten vnd einraumen. Auff eben solche Weise vnd Zeit solten auch die andere Orth/ Simmern vnd Lautern evacuirt werden. Zum dritten/ solte hiengegen auff gemelte Zeit Jh. C. D. zu Heydelberg/ dero \& Germaniæ Continuatio. dero Besatzung ebenmaͤssig auß Hailbrun abzufuͤhren/ vnd hierbey keine Pr æ ten- sion/ Vorwand oder Verzug einlegen: damit gemelte Reichsstatt in vorigen vhr- alten Stand der vnmittelbaren Condition wieder gebracht werde: welcher gestalt auch jhr Verhafftung/ so auß dem getroffenen Temperament erwachsen/ hiemit gaͤntzlich auffgehoben seyn vnd bleiben solte. Vnnd weil beruͤhrter Besatzung nach noch einiger Sold/ so jhnen/ vermoͤg deß Nuͤrnbergischen recesses gebuͤhret/ moͤch- te außstehen/ soll derselb jhnen vnverweigerlich auch gereychet werden. Zu mehrer Versicherung dieser obgesetzten dreyen Puncten/ ist verglichen/ daß der Gubernator in Franckenthal einen qualificirten/ vnnd vnverwuͤrfflichen Oberst Leutenant nach Heydelberg an Geyselstatt liffere/ vnd zwar 6. Tag vor dem bestimpten Termin der Evacuation/ nemlich auff den 10. vnnd 20. nechstkommen- den Aprils: auff welchen Tag Jh. C. D. ebenmaͤssiger Weiß ein solchen Oberst- Leutenant auß der Besatzung zu Hailbrun J. F. G. dem Hertzogen von Wuͤrten- berg auch soll vberlieffern. Vnd wann nun alles allerseits richtig vnd vollnzogen/ vnd jederman so ferꝛn Klagloß gehalten ist/ sollen obgemelte Geyseln ein jeder an seinen Orth wieder zukehren erlaubet seyn. Vnd hie wurd auff einer Seite gesetzt/ was auff der andern nicht guͤltig/ welchen dann den sorgfaͤltigen Gemuͤthern ein Floh ins Obr setzte/ als ob man nur suche/ dem Churfuͤrsten Pfaltzgraffen das Hailbrun auß der Hand zuspielen. Dann es ist hernach gesetzt/ im fall Jh. C. D. jhre Besatzung gegen dem Nürnber- gischen gemeinen Receß nicht solten auß Hailbrun abfuͤhren: wiederholten Jh. Kay. Mayst. dero Resolution vnder dem 9. Jan. juͤngst verwichen/ daß auff solchen fall die Fraͤnckische vnd Schwaͤbische Staͤnde von allem Last derselben Contribu- tion frey vnnd ledig waͤren. Ja es wolten alsdann/ nach jnhalt deß allgemeinen Friedenschlusses J. Kay. May. neben deß H. Roͤ. Reichs Churfuͤrsten/ vnd Staͤn- den/ erwehnte Statt Hailbrun wider alles vngleiche beginnen/ suchen vnnd verge- waltigen schuͤtzen vnd schirmen. Wir wollen aber Jh. C. D. ein bessers zutrawen/ vnd vns auff diesen so wohlbedachten Receß kecklich verlassen. Jch vor mein Person/ da nur die Herꝛn Jesuiter oder Capuciner in Fran- ckenthal zubleiben haͤtten/ worauff ich/ ein Aug geworffen/ fange von dieser Stund an/ meine wenige Gelder auff zukuͤnden vnd einzuziehen/ damit ich in offerwehntem Franckenthal ein leeren Platz vmb ein geringes erkauffe/ so laß ich Holtz/ Stein vnnd Ziegeln den Neckar herunder kommen/ bawe nach meiner selbst eygenen Ar- chitectur/ vnd erkauffe/ so ich Geld genug habe/ eine kleine Herꝛlichkeit daherumb/ zu Heuchelheym/ Gruͤnstatt oder am Gebuͤrg bey Leiningen/ da ich mich im Som- mer halte/ vnnd im Winter hinder den Wail krieche: gleich wie die Storcken jhr Sommer-vnd Winternester haben: suche gute Freund vnd Patronen/ daß ich in die Matricul der Ritterschafft einkomme/ nimb dann ein Hochwohlgeborne arme vom Adel/ ich reicher/ nenne alle meine Soͤhne Reichart/ vnnd laß hernach den D d d iij Rhein De Statu perturbato Franc. \& Germ. Cont. Rhein nechst Philippsburg/ bey Mannheim herunderlauffen/ geniese deß herꝛli- chen hoch Wildpraͤts/ vnd suche das schwartze am Durstberg/ mit lust vnnd gerin- gem Kosten/ lade mein Nachbarn auff ein Jagt vnd zum Trunck/ halte freye Ta- fel/ wie Koͤnig Artus, vnd geniesse deß guten Wohl Lebens/ so lang Gott will/ vnnd der Beutel sich erstrecket. Wem das nicht schmaͤcket/ der ziehe alle Jahr einmahl nach Schwalbach/ vnd schwencke den Mund vnd reinige den Magen/ mit demsel- ben Sawrbrunnen/ hüte sich aber vor den Rechts Gelehrten/ die einem den Kopff verwirꝛen/ vnnd vor den Apoteckern/ so wird er seiner Graͤthen lang gefallen/ vnnd nicht viel grawer Haar/ als im Alter vberkommen. Nun wohlan/ ich wage ein du- tzent Reichsthaler daran/ vnd laß mein Roͤßlein beschlagen/ daß ich bey dem Abzug seyn moͤge. Vnder dessen aber/ wollestu/ wohlgeneygter Leser/ dich nicht jrꝛen/ wann du etwan hie liesest/ oder hoͤrest/ von alten vnd newen Geschichten/ was dir nicht anste- het/ oder du besser vermeynest zuwissen. Es gibt mancherley Koͤche/ ein jeder meynt/ er sey der beste/ vnd mag wohl der schlimste seyn. Allzeit versichere ich dich/ daß mir nie in Sinn kommen/ weder Hohen/ noch Niedern zu nahe zutretten/ ob schon die Satyrici jederzeit grosse Freyheit doͤrffen brauchen/ vnd ich vnder den Ecclesiastico Politicis nur zusammen keere/ was sie in jhren Versamblungen etwan vnder den Tisch lassen fallen. Jm fall du auch vielleicht ein actionem injuriarum gedaͤchtest anzustellen/ so wisse/ daß solches alles mich nicht angehet/ sondern vielmehr deren Scribenten Sach ist/ die jhre Relationen in die Welt außgestrewet: darumb wol- lest nicht mit deinem eygenen Schatten fechten: ich gehe auß dem Streich vnnd Streit/ biß wir wieder ein Nagelnewen Krieg bekommen/ dann die Welt kan doch nicht ruhig seyn/ so wolte ich/ als ein geheymer/ vnd Staats Secretari/ meine Feder fleissiger gebrauchen. Vnder dessen gehab dich wohl/ vnd verbessere du selbst/ was allhie vnrecht vnd vngereumbt seyn moͤgt: \& eris mihi magnas Apelles. ENDE.