Geschichten Hellenischer Staͤmme und Staͤdte von D. Karl Otfried Muͤller ordentl. Professor an der Universitaͤt Goͤttingen, Mitgliede der K. Societaͤt der Wissenschaften daselbst und Correspondenten der K. Preußischen Akademie. Dritter Band . Die Dorier, zweite Abtheilung . Breslau , im Verlage von Josef Max und Komp . 1824 . Die Dorier . Vier Buͤcher von Karl Otfried Muͤller . Zweite Abtheilung . Drittes und viertes Buch. Breslau , im Verlage von Josef Max und Komp . 1824 . Drittes Buch. Staat der Dorier . 1. 1. I ndem wir vom Dorischen Staate sprechen, muͤs- sen wir gleich vornweg die Begriffe der Neuern uͤber Ursprung, Wesen und Zweck des Staats bei Seite setzen, nach denen derselbe, wenn man den Meisten folgt, eine Sicherungsanstalt der Existenz und Rechte der in ihm enthaltenen Individuen ist. Der alten Vor- stellung davon kommen wir naͤher, wenn wir uns be- gnuͤgen, den Staat als eine im Bewußtsein der Indi- viduen anerkannte und durch Thaͤtigkeiten, die auf das Ganze Bezug haben, ausgesprochene Einheit zu fassen. Diese Einheit kann aus keiner andern hervorgegangen sein als einer durch Natur gegebenen, also der des Volkes oder eines Stammes oder eines noch geringern Gliedes desselben: wenn auch durch geschichtliche Um- bildung die Begriffe Staat und Volk mehr auseinan- der treten. Je strenger die Einheit ist, um desto mehr Thaͤtigkeit wird gemeinsam, um desto praͤgnanter der Begriff des Staates. Wie er dieses bei den Griechen i m Allgemeinen weit mehr war als bei den Neuern, so war er es vielleicht nirgends so sehr als bei den Doriern, deren nationale Ansicht vom Staatsleben in der Ver- fassung Sparta’s am schaͤrfsten ausgesprochen ist. Hier bestimmt die Einheit die Vielheit der Persoͤnlichkeiten am durchgreifendsten, und darum ist hier das Leben in seinen meisten Kreisen ein oͤffentliches und gemeinsa- mes. Die hohe Freiheit des Spartiaten wie des Hel- lenen uͤberhaupt war eben nichts als ein lebendiges Glied des Ganzen zu sein, waͤhrend was man in neuerer Zeit gewoͤhnlich Freiheit nennt, darin besteht, vom ge- meinen Wesen moͤglichst wenig in Anspruch genommen zu werden; oder mit andern Worten: den Staat nach seinem Theile moͤglichst aufzuloͤsen. Der Dorier suchte im Staate den κόσμος , die Einigung des Mannig- faltigen. Es ist ein Grundgedanke dieses Volkstammes, den Koͤnig Archidamos bei Thukydides ausspricht 2, 11. : “Das ist das schoͤnste und das bestaͤndigste, daß die Vielheit einem Κόσμος dienend sich zeige.” Und dar- um feiern die Spartiaten den Lykurgos so sehr, weil er den bestehenden Kosmos eingerichtet Herod, 1, 65. , und nannten ehrend den Sohn desselben Eukosmos Paus. 3, 16, 5. Vgl. oben Bd. 2. S. 63, 1. . Auch hieß deswegen bei den Kretern der hoͤchste Magistrat Kos- mos, bei den Epizephyrischen Lokrern Kosmopolis. So bezeichnet dieses praͤgnante Wort wie der Dorischen Musik und Philosophie (des Pythagoreismus), so des Dorischen Staats innersten Geist. Mit diesem Streben nach strenger Einheit ist noth- wendig das nach Bestaͤndigkeit verbunden. Denn ist eine solche Einheit einmal Zustand geworden, so sucht man das sie stoͤrende zu entfernen, und erstickt dadurch den Samen zu Umwaͤlzungen: obgleich freilich das Bestreben, allen Wechsel auszuschließen, nie voͤllig sein Ziel erreicht, da theils die Nationalitaͤt selbst nach innern Gesetzen allerlei verschiedene Bildungen durch- geht, theils die von außen zudraͤngenden Umstaͤnde und Verhaͤltnisse Modisicationen veranlassen. Andere Staa- ten dagegen, die der Vielheit vornweg mehr Raum lassen, stellen auch, wenn jene ein unverruͤcktes Sein, so mehr ein mannigfach bewegtes Leben dar, nehmen von Zeit und Ort Dargebotenes bereitwillig auf, ja haschen leidenschaftlich nach Anlaͤssen von Veraͤnderung. Diese vielbewegten Staaten werden allerdings bald alle Festigkeit und allen Charakter verlieren und sich innerlich aufloͤsen; aber auch jene stetigen muͤssen end- lich, nachdem sie lange als Ruinen in fremdartiger Umgebung gestanden haben, dem allgemeinen Fluß der Dinge weichen, und es pflegt ihrem Untergange die voͤlligste Zerruͤttung vorauszugehn. 2. Dieser Gegensatz bezeichnet, wenn auch etwas zu stark, den des Dorischen und Jonischen Stammes. Jene hatten unter allen Hellenen am meisten Ehrfurcht vor der alten Zeit, und nicht schlechter zu sein als die Vaͤter, war fuͤr Spartiaten die hoͤchste Ermahnung Thuk. 2, 11. vgl. 1, 70. 71. Athen. 14, 624 c. Ag. ; diese dagegen waren neoteristisch in jeglichem Thun und fuͤr fremde Mittheilung ausnehmend empfaͤnglich, daher sie auch ihre Staͤdte uͤberall seelaͤndisch, die Dorier lieber binnenlaͤndisch anlegten. Mit welcher Sorge diese, namentlich die Spartiaten, den reinen Dorismus, der Vaͤter Sitte, zu erhalten suchten, zeigt am meisten das ihnen mit den Kretern gemeinsame Reiseverbot Platon Protag. 342 c. Xenoph. Laked. Staat 14. Plut. Inst. Lac. p. 252., besonders Isokr. Busiris 8. Die Spart. ἐνδημότα- τοι, Thuk. 1, 70. Genaueres unten K. 12. und die Xenelasia, obgleich davon schon die Alten sehr fabelhafte Vorstellungen hegten Aus Th. 1, 144. vgl. mit Plut. Agis sieht man, daß die ξενηλασὶα blos gegen Staͤmme von fremdartigen Sitten, fremder δὶαιτα, galt, z. B. meist gegen Athener. Doch war Sparta an den Gymnopaͤdien (Plut. Ages. 29. vgl. Kimon 10. Xenoph. Denkw. Sokr. 1, 2, 61.) und andern Festen voll von Fremden. Cragius de rep. 3. p. 213. Dichter, wie Thaletas, Terpandros, Nym- phaͤos von Kydonia, Theognis (der die freundliche Aufnahme in dem ἀγλαὸν ἄοτυ ruͤhmt, V. 785.), Philosophen, wie Pherekydes und Anaximandros und der Skythe Anacharsis, wurden gern aufgenom- men; andere Classen von Geschaͤften ausgeschlossen. So gab es uͤber Personen und Zeit Bestimmungen. Vgl. noch Plut. Lyk. 27. der sich auf Th. 2, 44. bezieht. Arist. Voͤgel 1013. und Schol. (aus Theopomp.) und zu Frieden 622. Suid. διειϱωνόξενοι, ξενη- λατεῖν. Theophil. Instit. l. 1. tit. 2. vgl. de la Nauze Mem. de l’Ac. d. I. T. 12. p. 159. . Es mag zur Schaͤrfung dieser Maaßregeln wohl leicht, wie Plutarch meint, der aus dem entgegengesetzten Verfah- ren hervorgegangene Verfall aller Zucht und Sitte un- ter den Joniern beigetragen haben; bei denen schon in den fruͤhesten Zeiten Verkehr mit den asiatischen Nach- barn die groͤßte Verweichlichung und Erschlaffung her- beigefuͤhrt hatte. Denn in wie alten Zeiten war hier schon das Hellenische Familienverhaͤltniß zur Sklaverei des Weibes herabgesunken; wie feig, weichlich und luxu- rioͤs stellen sie schon ihre alten Poëten, Kallinos p. 100. bei Franck. und Asios S. Naͤke’s Choerilus p. 74. , dar; und wenn die Sage schon die Tochter des Kolonieenfuͤhrers Neleus so uͤberaus sittenlos schildert Archiloch. p. 226 Liebel. Lykophr. 1385 u. Tzetz. Etym. s. v. ἀσελγαὶνειν. Ἐλεγηΐς. Ueber die Weichlichkeit der Kodriden, Herakl. Pont. 1. , wie mochte es sein, da die Frauen der Jonier unter Lydischen Dirnen gebuhlt hatten! Solcher Beispiele warnende Stimme konnte die alten Gesetzgeber wohl anmahnen, das eherne Band der Sitte nur desto fester anzuziehen. 3. Aber bei allem Unterschiede der Staͤmme, aus denen das Griechische Volk bestand, gab es doch in der Entwickelungsgeschichte der Griechischen Verfassungen einen gemeinsamen Gang, der auch auf solche, wel- che fruͤhere Momente mit Anhaͤnglichkeit zum Alten fest- hielten, einen gewissen Einfluß aͤußerte. Indem wir hier versuchen wollen, diesen Gang im Allgemeinen nachzu- weisen, beginnen wir bei der durch Homer so anschau- lich dargestellten Verfassung heroischer Zeit. Diese koͤnnen wir kaum anders als Aristokratie nennen, weil darin fuͤr das Staatsleben nichts bedeutender ist, als die genaue Trennung der Edeln (ἂϱιστοι, ἀριστεῖς, ἂνακτες, βασιλεῖς, ἐπικρατέοντες, κατακοιϱανέοντες) und des Volks. Aus jenen werden die Rathsversamm- lungen und die Gerichte besetzt S. uͤber die Geronten unten K. 6. , und wenn mit bei- den eine Gemeindeversammlung (ἀγορὰ) verbunden zu sein pflegt, so treten doch darin nur stets Edle als vorschlagend, berathend, stimmengebend auf, und das versammelte Volk ist nur da, um zu hoͤren und seine Stimmung etwa im Ganzen zu aͤußern, auf welche Aeußerungen alsdann Fuͤrsten von milder Gesinnung achten moͤgen Besonders muß man auf die Versammlung Odyss. 2. achten, wo indeß Men- tor V. 239. eine eigentlich nicht verfassungsmaͤßige Erklaͤrung des Volkes veranlassen will. Daß die Homer. Ἀγοϱὰ aber fuͤr sich Regierungsrechte ausuͤbe, kann ich Platnern de notione juris ap. Hom. p. 108. und Tittmann Griech. Staatsverf. S. 63. nicht zu- geben. Sondern sie ist eine Art Wittenagemote, wo nur die Thane Stimmrecht haben, wie bei den Sachsen in England. Das Volk darin bildet eine concio, aber keine comitia . Mehr kann ich mit Wachsmuth Jus gent. ap. Graecos p. 18 sq. hierin uͤberein- stimmen. . Der Herrscher selbst ist eigentlich von gleichem Stande mit den uͤbrigen Edlen, und nur durch die ihm verliehene Auktoritaͤt, Ansehn im Rathe und Gewalt im Kriege, uͤber sie erhoben. — Diese Ver- fassung dauerte in Jonischen, Achaͤischen, Aeolischen Staaten noch eine geraume Zeit fort, wie sich an man- chen Spuren nachweisen laͤßt, nur daß die Macht der Herrscher allmaͤlig sank und dann ganz hinweggethan wurde. Bei den Doriern aber fand das Eigene statt, daß sie wenig eigentlichen Adel hatten, denn die Hera- kliden koͤnnen bei ihnen ziemlich allein als solcher be- trachtet werden: dagegen trat durch die Eroberung ein ganzes Volk — Waffenehre mit Unabhaͤngigkeit durch Grundbesitz vereinigend — an die Stelle desselben. — 4. Als aber um die dreißigste Olympiade Handel und Verkehr mit dem Auslande gewoͤhnlicher, und dadurch ein gesteigerter Lebensgenuß Beduͤrfniß wurde, stieg das Vermoͤgen im Werth gegen die Ehre des Ge- schlechts. Zwar blieb der groͤßte Grundbesitz noch fort- waͤhrend in den Haͤnden des Adels: da aber jetzt Ver- schwendung des Ererbten leichter moͤglich, und auch dem Unbeguͤterten Aussicht auf Erwerb geoͤffnet war, war das Vermoͤgen mehr ploͤtzlichen Veraͤnderungen ausgesetzt. Daß die Geomoren der Jonischen Samos, wie die Hippoboten der ebenfalls Jonischen Chalkis, deren Ansehn sich auf Adel und Landbesitz gruͤndete, auch den bedeutenden Handel beider Staͤdte getrieben, ist wahrscheinlich: sonst haͤtte wohl bald der Reichthum des Kaufmanns den des Grundbesitzers uͤberwachsen. Auch in den Dorischen Staaten, die am Handel lebhaften Antheil nahmen, zu Korinth, Aegina u. s. w., suchte man Plutokratie und Aristokratie zu vereinigen Aeginet. p. 133. . Aber daß man auf das Vermoͤgen groͤßern Werth zu legen anfing, veranlaßte schon zur Zeit der Sieben Weisen den Argeier Aristodem zu sagen: χρήματα χρήματ᾿ ἀνὴρ Pindar J. 2, 11. vgl. Dissen Expl. p. 493. Alkaͤos bei den Schol. und Zenob. Prov. , und spaͤter klagt Theognis der Megarer, daß das Streben nach Reichthum niederes und hoͤheres Ge- schlecht vermische, und die Achtung der Menschen da- von abhange V. 190. . Griechenlands alte Gesetzgeber achte- ten die Gewalt des Geldes — das bewegliche Mo- ment in dem Staatshaushalte, wie der Grundbesitz das feste ist — hoͤchst gefaͤhrlich fuͤr die Ordnung der Staa- ten, und suchten mannigfach, durch Unterdruͤckung des Handelsstandes wie durch gebotene Unveraͤußerlichkeit des Grundbesitzes, der Gefahr zu steuern, der sie doch nicht ganz ausweichen konnten. Nur Sparta blieb durch die eherne Consequenz seiner Einrichtungen von diesen Veraͤnderungen unberuͤhrt. Dagegen wollte So- lons Gesetzgebung einen Moment fixiren, der an sich voruͤbergehend war, indem sie die Reste der Aristokra- tie, namentlich den politischen Verband der Geschlech- ter, stehen ließ, aber die Timokratie, in der das Maaß des Vermoͤgens den Antheil an der Regierung bestimmt, zum Princip setzte, und zugleich in dem geringen An- satz des dazu erforderlichen Vermoͤgens einen demokra- tischen Sinn bewies. Denn Solon preist auch als Dichter den Mittelstand vor allen, wie Phokylides, und suchte ihn ebenso politisch zu heben bei Aristot. Pol. 4, 8, 7. 10. . Aber die gewaͤhlte Temperatur war zu fein, um zu dauern, und die Solonische Verfassung hat in der Hauptsache nur wenige Jahre bestanden. Auch in andern Jonischen Staͤdten waren aͤhnliche Ausgleichungen versucht ohne Festigkeit zu gewinnen vgl. Huͤllmann Staatsrecht S. 103. . Die Zeit wollte unverkennbar auf Demokratie hinaus, und wenn in Athen Solon als Mann des Volks einen allmaͤligen Uebergang eingelei- tet hatte: so traten sich anderwaͤrts die Richtungen schaͤrfer gegenuͤber, wie dies in Milet der Kampf der Partheien Πλοῦτις und Χειρομάχα recht deutlich ausspricht Plut. Qu. Gr. 32. Die Emd. Πλοῦτις wird durch Ver- gleichung von Athen. 12, 524. noch wahrscheinlicher. . 5. Aber in Athen wie fast uͤberall gohr aus die- sen demokratischen Bewegungen zuerst die Tyrannis hervor, welche man als einen heftigen Krampf betrach- ten kann, der einer gaͤnzlichen Umwaͤlzung vorhergehen sollte. Es ist oben nachgewiesen, wie die Tyrannen von Korinth, Sikyon, Megara und Epidauros anfaͤng- lich dem Dorischen Adel feindliche Anfuͤhrer einer Volks- parthei waren, Demagogen nach Aristoteles Ausdruck: daher auch Sparta als Schirmerin der Aristokratie sie insgesammt, so weit sein Arm reichte, vernichtete. In Jonien und Sicilien fanden die Tyrannen eine oli- garchische Timokratie vor, die aber gewoͤhnlich mit der Demokratie im Streit lag Haupt- stelle Arist. 5, 8, 1. ἐκ τῶν τιμῶν, e censu. vgl. 5, 10, 4. Pa- naͤtios von Leontini war Demagog in einem vorher oligarchischen Staate, dessen Verfassung der der Hippoboten aͤhnlich. Vgl. Polyaͤn 5, 47. ; Einzelne, wie Gelon, er- griffen wohl auch Parthei gegen die letztere. Um die Zeit der Perserkriege hatte bei den Joniern die Demo- kratie schon tiefe Wurzel geschlagen, und Mardonios, der Perser, stellte sie in ihren Staͤdten, nach Vertrei- bung der Tyrannen, als die gewuͤnschte Regierungsform her Herod. 6, 43. — Pind. P. 2, 87. kennt drei Ver- fassungen, Thrannis, Herrschaft der stuͤrmischen Gemeinde und Re- giment der Weisen. . In Athen hatte Kleisthenes die Verbindung der Geschlechter, die letzte Stuͤtze der Aristokratie, ihrer politischen Bedeutung beraubt, aber erst Aristeides mußte, durch die Umstaͤnde gezwungen, die Timokratie ganz in Demokratie verwandeln. Denn in der Perser- noth hatten die gemeinen Leute besonders auf den Schiffen einsehn gelernt, wie auf ihren Faͤusten das Heil des Gesammten beruhe, und ließen sich nun auch den Antheil an der hoͤchsten Gewalt nicht mehr vor- enthalten. Die Demokratie bluͤhte, so lange große Maͤnner durch eine imposante Persoͤnlichkeit sie zu len- ken verstanden, und die Besseren zu handeln wagten; sie sank, als, durch schmaͤhlichen Lohn angelockt, der gierige und muͤssige Poͤbel sich uͤberall vordraͤngte. Wir wollen das Bild der Ochlokratie nicht weiter ausfuͤh- ren, in welcher eigentlich aller innere Organismus aufgeloͤst, und der Staat ganz der schnoͤdesten Will- kuͤhr preis gegeben wird. 6. Wir haben die letzten dieser Veraͤnderungen, welche der sogenannte Geist der Zeit herbeifuͤhrte, an der Geschichte Athens nachgewiesen, obgleich derselbe Gang auch an andern, selbst urspruͤnglich Dorischen Staaten dargestellt werden kann. So fand in Am- brakia, ziemlich zur selben Zeit wie in Athen, ein all- maͤliger Uebergang von der Timokratie zur Demokratie statt Arist. 5, 2, 9. 3, 6. mit Schneiders Anm. , und auch in Argos kam damals die Demo- kratie auf. In den Dorischen Staaten Kreta’s herrschte zur Zeit des Polybios die Volksgemeinde so unum- schraͤnkt, daß dieser Schriftsteller sich selbst verwundert, wie seine Beschreibung derselben mit allen fruͤhern so ganz im Widerspruche stehe 6, 46. . Indessen koͤnnen diese Veraͤnderungen, zumal da sie gewoͤhnlich die Dorischen Familien vom Ruder draͤngten, und den Dorismus auf- hoben, unsere Aufmerksamkeit nicht so in Anspruch neh- men, als das eigentliche Wesen des Dorischen Staa- tes, welches in der altkretischen und Lakedaͤmonischen Verfassung am bestimmtesten ausgedruͤckt ist, von de- nen die letztere, wenn auch in vielen Punkten den For- derungen der Zeit weichend und sich anpassend, doch im- mer fuͤnf ganze Jahrhunderte im Wesen fortbestand Plut. Vrgl. Lykurgs 4. Nach Liv. 38, 34. 700 Jahre bis 190 v. C. Ganz anders rechnet ebenfalls 700 Jahre Cie. pro Flacco 26. und durch ihre Festigkeit Sparta allein unter allen Staͤdten von Hellas vor Revolutionen und Revolu- tionsgraͤueln bewahrte Isokr. Panath. 100. . 7. Aber, werden immer noch Einige fragen, wel- ches Recht haben wir uͤberhaupt, von einer Dorischen Verfassung zu sprechen, und diese in Sparta mehr als in andern Staͤdten dieses Stammes verwirklicht zu glauben. Kann nicht Lykurg aus Reflexionen uͤber den Zustand seines Volkes und dessen Beduͤrfnisse, oder auch aus reinem Eigensinne seine Gesetzgebung erschaf- fen, und dadurch Sparta erst den Charakter aufge- druͤckt haben, den es von nun an als innersten Geist bewahrte So ist besonders Schiller, Thalia Heft 10, voll von Erbitterung gegeu den Gesetzgeber, daß er sein Volk so eigenwillig fuͤr immer dazu bestimmt habe, was seinem einseitigen und beschraͤnkten Geiste als das Hoͤchste erschien, und weiter geht in voͤlliger ἀνιστοϱησία nur etwa noch Schloͤzer: Lykurg schuf 12000 Bauern zu so viel Don Quixoten um u. s. w. ? Wir wollen gegen diese gar nicht selten ausgesprochene Meinung statt allgemeiner Gruͤnde lie- ber gleich die wahre Ansicht aus dem Munde des Pin- dar P. 1, 61. vgl. Boͤckhs Expl. hoͤren, der von Grund und Ursprung alter Ver- fassungen doch sicherlich eine weit tiefere Anschauung hatte, als Ephoros oder Plutarch. Er spricht davon, daß Hieron, der Syrakusier, die neue Stadt Aetna, in welcher außer 5000 Syrakusiern eben so viel Pelo- ponnesier wohnten, ganz nach aͤchtdorischen Formen constituiren wollte: so wie spaͤter Dion in Syrakus selbst eine Lakonische oder Kretische Constitution wuͤnsch- te Plut. Vergl. Timol. 2. Dion 53. Λακωνικὸν σχῆμα — κοσμεῖν. Er war selbst Buͤrger von Sparta, Plut. Dion. 17. 49. . Er gruͤndete sie “mit gottgebaueter Freiheit nach den Gesetzen der Hyllischen Richtschnur” naͤmlich nach dem Muster der Verfassung Sparta’s. “Denn es wollen die Nachkommen des Pamphylos und der He- rakliden selbst, so am Abhange des Taygetos wohnen, stets auf den Dorischen Satzungen des Aegimios be- harren.” Diese Stelle enthuͤllt um desto mehr, je ge- nauer man sie entwickelt. Sie zeigt, daß erstens Sparta’s Gesetzordnung als die wahrhaft Dorische an- gesehen, und zweitens, daß deren Ursprung mit dem des Volkes uͤberhaupt fuͤr identisch gehalten wurde. Sie zeigt, daß die Spartanischen Νόμοι die wahren Dorischen Νόμιμα waren, wie denn bei keinem Volke der Unterschied zwischen Herkommen und Gesetz unbe- deutender war; woraus von selbst erhellt, wie wenig der Gesetzgeber hier neu zu schaffen Gelegenheit hatte, da Herkommen nie eines Einzelnen Werk sein koͤnnen. Aus dieser Ansicht erklaͤrt es sich auch, wie Hellanikos, der aͤlteste Schriftsteller uͤber Sparta’s Verfassung Doch muß ihn Herodot noch nicht gekannt haben, da er zu- erst daruͤber zu schreiben glaubt. Herod. 6, 55. , des Lykurg dabei mit keinem Worte gedachte, woruͤber ihn Ephoros mit einseitiger Kritik tadelt Str. 8, 366. Den Ephoros dagegen meint wohl besonders Herakl. Pont. 2. τὴν Λακεδαιμονίων πολιτείαν τινὲς Λυκούϱγῳ πϱοσἀπτονσ- πᾶσαν. , und den ersten Koͤnigen, Prokles und Eurysthenes, alle sog. Lykurgi- schen Einrichtungen beilegen konnte. Daraus folgt aber wieder, daß, wenn Herodot die Spartiaten vor Lykurg als hoͤchst anarchisch (κακονομωτάτους) schil- schildert 1, 65. So nennt auch Aristot. Pol. 5, 10, 3. die Koͤnige von Sp. vor Lyk. Tyrannen. Dagegen Str. 8, 365. “Die Dorier von Sp. καὶ κατ’ ἀϱχὰς μὲν ἐσωφϱόνουν” u. s. w. Auch Isokr. Συμμαχ. 32. widerspricht indirekt. Aber Panath. 73. folgt er dem Thuk. 1, 18.: στασιάσαι φασὶν αὐτοὑς οἱ τὰ ἐκείνων ἀκϱιβοῦντες ὡς οὐδένας ἄλλους τῶν Ἑλλἠνων. , dies fuͤr uns nur so viel heißen kann, daß die urspruͤngliche Verfassung (die τεϑμοὶ Αἰγιμίου) durch aͤußere Verhaͤltnisse und Umstaͤnde gestoͤrt und verwirrt war, bis sie Lykurgos wieder erneuerte und herstellte. Lykurgos, uͤber dessen geschichtliche oder un- geschichtliche Existenz oben gesprochen ist S. 132. 137. , mußte schon darum eine mythische Person sein, weil er einen Tempel, jaͤhrliche Opfer, uͤberhaupt einen Cultus hat- te Her. 1, 65. Ephoros bei Str. 8, 366. Plut. 31. . Nun ist es aber Gesetz der mythischen Erzaͤh- lungsart, eine gesammte geistige Richtung in einer Person darzustellen. Somit ist mit dem Namen einer Lykurgischen Einrichtung eigentlich uͤber Ursprung und Urheber derselben sehr wenig Geschichtliches ausgesagt. 8. Zur Unterstuͤtzung der Lykurgischen Gesetzgebung boten aber, nach alten Erzaͤhlungen, Kreta und Del- phi die Hand, deren Cultusconnex hier sonach auch in die politische Geschichte hineinwirkt. Die in Kreta uͤberall herrschende Verfassung hat ihren Grund, nach allgemeinem Zeugniß der Alten, in Minoischer Zeit; und daß in dieser die Herrschaft der Dorier schon durchgedrungen und die Insel dorisirt war, dafuͤr ge- ben die vorigen Buͤcher die Beweise S. 31. vgl. 216. . Hier also hatte sich die in dem Geiste des Stammes begruͤndete Ver- fassung zuerst zu innerer Festigkeit und Consequenz aus- gebildet, aber noch einfacher und alterthuͤmlicher als spaͤter in Sparta nach Arist. Pol. 2, 7, 1. Wenn dieser Schriftsteller zu meinen scheint, daß die Dorier diese Gesetze von den fruͤhern . So konnte denn Lykurg, ohne seinem Staate etwas Fremdartiges aufzudraͤngen, die fruͤher entwickelten Institute von Kreta zum Muster nehmen, so daß nun Kreta’s und Svarta’s Verfassun- gen wie Geschwister waren Platon Ge- setze 3, p. 685. . Und wenn ein Kreti- scher Paͤanensaͤnger und Suͤhnpriester, Thaletas von Elyros Diese Angabe scheint richtiger, als die von Gorthna od. Knossos. Vgl. Meurs. Creta 4. c. 12. , auf Pythischen Befehl herbeigeholt, durch die Kraft seiner Musik Unruhen und Streitigkeiten in Sparta geschlichtet haben soll, und darum selbst Ly- kurgs Lehrer genannt wird S. bei Aristot. Pol. 2, 3, 5. Aelian V. G. 12, 50. Diog. Laert. 1, 38. Plut. Lyk. 3. philos. cum princ. 4. p. 88. Paus. 1, 14, 3. Philodem. de mus. col. 18. 19. Boeth. de mus. 1, 1. p. 174. Sext. Empir. adv. math. p. 68 b. Suid. 2. p. 163. vgl. oben S. 344. : so ist das letztere zwar offenbar eine unchronologische Zuthat, aber die Ein- wirkung Kretischer Musik auf die Anordnung politischer Verhaͤltnisse ganz im Geiste einer Zeit und eines Stam- mes, in der und bei dem Religion, Kunst und Gesetz noch weit mehr als sonst zu einem Ziele arbeiteten, und in einem geistigen Sein ihre Wurzel hatten. 9. Auf der andern Seite war es der Stolz der Spartiaten, daß ihre Gesetze von dem Orakel des Gottes zu Pytho ausgegangen, πυϑόχϱηστοι, waren Xenoph. Laked. Staat 10., nach welchem Lykurg den Gott gefragt haͤtte: εἰ λῷον καὶ ἄμεινον εἴη τῇ Σπάϱτῃ — ohne Zweifel ein solemnis formula. Damit gehoͤrt der Ausspruch der Pythia zusammen bei Plut. Quaest. Rom. 28. p. 329. , wie Tyrtaͤos in der Eunomia bei Plut Lyk. 6. Frank Tyrtaͤus p. 173. sagt: Phoͤ- bos Stimme vernehmend von Pytho brachten zur Hei- mat Sie die vollkommenen Wort’ und das Orakel des Einw. erhalten haͤtten, weil die Perioͤken sie damals noch am mei- sten beibehalten hatten, so muͤssen wir nach dem Zusammenhange unserer Darstellung diese Meinung verwerfen. III. 2 Gotts. Pflegen gebeut er des Rathes den goͤtterbe- gnadeten Fuͤrsten u. s. w. Es ist wahrscheinlich, daß diese Gesetze wirklich so abgefaßt waren, als wenn sie vom Pythischen Gotte an Lykurg oder das Volk gerich- tet waͤren s. Bd. 2, 134. — Spaͤtere Historiker hielten aus einseitiger Auf- klaͤrung den ganzen Verkehr fuͤr eine Luͤge oder einen Betrug Ly- kurgs. Polyaͤn 1, 16, 1. Justin 3, 3. . Aber das Orakel behielt auch fortwaͤh- rend die Oberaufsicht uͤber die Verfassung, namentlich durch die Pythier (lakon. Ποίϑιοι) Photios Lex. p. 322. : vier von den Koͤ- nigen selbst erwaͤhlte Abgeordnete nach Pytho, die die Orakel treu und redlich an die Koͤnige bringen Daß dies die ϑεοπϱόποι nicht immer thaten, sieht man aus Theognis V. 783. , und mit ihnen darum wissen sollten. Darum waren sie Beisitzer der Koͤnige und der Gerusia Dies schließe ich mit Cragius ziemlich uͤbereinstimmend aus Cic. de div. 1, 13. Vgl. Herod. 6, 57. Xenoph. a. O. 15. , und sonst der erstern bestaͤndige Tafel- und Zeltgenossen. Vermuth- lich hatten einst die drei Ἐξηγηταὶ πυθόχρηστοι von Athen, die außer der Erklaͤrung der Orakel oͤffentliche und haͤusliche Suͤhnungen besorgten S. besonders Timaͤos Lex. Plat. s. v. , in gleichem An- sehn gestanden, ob sie gleich fruͤh ihre Bedeutung ver- loren. Auch die Theoren von Aegina, Mantineia, Mes- senien, Troͤzen, Thasos, welche eigene Collegien bilde- ten, zusammen speiseten und nicht wie die Athenischen fuͤr einzelne Theorieen erwaͤhlt wurden, sondern stehende Magistrate waren, muͤssen mit diesen Pythiern ver- glichen werden S. Aeginet. p. 135. vgl. Dissen Expl. Pind. N. 3. p. 376. Beim Theation von Troͤzen waren Suͤhnun- gen, oben S. 228, 4. In Thasos heißen sie Θεῦϱοι, Inschr. bei Choiseul Gouff. Voy. pitt. 1, 2. p. 156. Sie standen auch da in Verbindung mit dem T. des Ap. Pythios. . 10. Diese Verbindung fuͤhrt wieder auf den Satz zuruͤck, daß in der aͤchtdorischen Verfassung Ideen an der Spitze standen, die dem Volkstamme national, und im Apollinischen Cultus nach einer andern Seite hin ausgedruͤckt waren: die der harmonischen Ordnung (τὸ εὔκοσμον), der innern Regelung und Maaßhal- tung (σωφϱοσύνη) und der stets geruͤsteten Mannhaf- tigkeit (ἀρετή) Vgl. indeß Thuk. 1, 84. Platon Alkib. I c. 38. . Dazu ist die Verfassung eine Er- ziehung des Alters wie der Jugend, wie denn uͤber- haupt die Erziehung ein wichtigeres Kapitel im Dori- schen Staate ist, als die Regierung. Daher mußten denn auch alle Versuche, den Lykurgischen Staat aus partiellen Zwecken und Absichten zu erklaͤren, miß- gluͤcken. Daß aͤußeres Gluͤck und Genuß nicht das Ziel dieser Einrichtungen war, sah man leicht. Aber man glaubte Alles mit Aristoteles 7, 2, 5. Engel de rep. milit. Spart. Goͤttinger Preisschr. 1790., wo Kosacken, Spartiaten und Kreter zusammengestellt werden. Vgl. Heyne de Spartan. rep. Commentat. Gotting. T. IX. p. 8. aus dem Endzweck herleiten zu koͤnnen, die Spartiaten zu tapfern Krie- gern und den Staat zu einem herrschenden und er- obernden zu machen: da doch Sparta fast niemals Kriege suchte, selten Siege verfolgte, und in der gan- zen Zeit seiner Bluͤthe keine eigentliche Eroberung machte. — Sondern der Dorische Staat ist ein Kunstwerk, wie es menschliches Handeln stets wird, wo es, von einem Prinzip beseelt, sich zu einem Organismus gestaltet, ein Kunstwerk, welches die gesammte Nation in ihrer Einheit fortwaͤhrend schafft und darstellt. 2* Ehe wir aber zur weitern Betrachtung dieses Or- ganismus kommen, muͤssen wir ein Verhaͤltniß aus- einander setzen, das gewissermaßen dessen Basis bildet, ein Verhaͤltniß, das er in aͤlteren Zeiten gebieterisch zu seiner Existenz erheischte, das der Unterthaͤnig- keit gewisser Staͤnde. 2. 1. A m buͤndigsten redet von der Unterthaͤnigkeit nach Dorischen Grundsaͤtzen Brasidas, der Spartiat, in der Rede an die Peloponnesier bei Thukydides 4, 126. : “Ihr kommt von solchen Staaten, in denen Wenige uͤber Viele herrschen, die auf keine andere Weise die Herrschaft erlangt haben, als durch Sieg in der Schlacht.” — Es war das schlimme Recht der Erobe- rer, nach welchem die Dorier die Achaͤer — die indeß selbst in den Peloponnes mit Gewalt eingedrungen wa- ren — verdraͤngten, und gleichsam eine Fortsetzung der heroischen Zeit, die ohne Herrschaft von Krieger- staͤmmen uͤber Landbauer gar nicht bestehen konnte. Indessen scheinen Vertraͤge das Verhaͤltniß zwischen Doriern und Achaͤern genauer bestimmt zu haben, da jene, nur langsam die Oberhand gewinnend, den Bei- tritt jeder Stadt gewiß gern mit billigen Verwilligun- gen erkauften, was vielleicht noch mehr in Messenien der Fall gewesen war Paus. 4, 3, 3. συγχωϱοῦσιν ἀναδάσα- σϑαι πϱὸς τοὺς Λωϱιέας τὴν γῆν. Indeß bedient sich Paus. die- ses Ausdrucks sehr oft, und oft auch wohl ohne historischen Grund. . Diese so in Abhaͤngigkeit ge- kommenen fruͤhern Einwohner sind die Περίοικοι Daß ich hier auf Ephoros Darstellung keine weitere Ruͤck- sicht nehme, habe ich Bd. 2. S. 94 ff. gerechtfertigt. Tittmann a. . Der Stammunterschied wurde fest gehalten, da die Scheidewand nicht wie anderswo einsank. Die Perioͤ- ken wurden fortwaͤhrend als Achaͤer angesehn, weil diese der fruͤher herrschende Theil dieser Volksmasse gewesen waren. So hießen die Einwohner der Seestadt Asopos noch spaͤter Ἀχαιοὶ οἱ παρακυπαϱίσσιοι Paus. 3, 22, 7. . Spaͤter, als Sparta’s Macht laͤngst gebrochen, und seine Frei- heit dem Tyrannen Nabis erlegen war, loͤste Titus Quinctius die fruͤher πόλεις, jetzt κῶμαι, vici, genann- ten Ortschaften von allem Verbande mit Sparta, und stellte sie unter den Schutz des Achaͤischen Bundes. Augustus bestaͤtigte 24. Lakonischen Staͤdten unter dem Namen Eleutherolakonen ihre Unabhaͤngigkeit, so daß sie nun auch von den Gesetzen Sparta’s ganz losgebun- den ihren eigenen folgten αὐτόνομοι Paus. 3, 21, 6. , und einen kleinen Bun- desstaat fuͤr sich bildeten. Alles dies beweist, daß sie auch vorher eine gewisse Selbststaͤndigkeit bewahrt und geschlossene Gemeinden gebildet hatten. Von jenen 24 Staͤdten werden 18 genannt: Gerenia, Alagonia, Tha- lamaͤ, Leuktra, Oetylos, Kainepolis, Pyrrhichos, Las, Teuthrone, Gytheion, Asopos, Akriaͤ, Boͤaͤ, Zarax, Epidauros Limera, Prasiaͤ, Geronthraͤ, Marios 3, 21, 6. vgl. 26, 6. Die fehlenden sechs waren naͤmlich zu Paus. Zeit entweder wieder zu Messenien geschlagen, wie Pharaͤ, das August zu Lakonien gefuͤgt hatte, Paus. 4, 30, 2., nachdem es sich mit Thuria und Abea schon fruͤher von Messenien abgesondert, Polyb. 25, 1, 1, oder eingegangen und nun unbewohnt, wie Peph- nos, Helos, Kyphanta, Leukaͤ. Ob Abea, von dem noch aus der Zeit Hadrians ein sog. Dekret da ist, Aug. auch zu Lakonien schlug, ist zweifelhaft, aber der Lage des Ortes nach wahrscheinlich. Dann ; nur O. S. 589. gruͤndet auf sie seine Ansicht, der am Ende — Bra- sidas und allen Spartiaten zum Trotz — den Perioͤken gleichen Rang mit ihnen gestattet. Polyb. 20, 12, 2. mit Schweigh. Anm. Liv. 34, 29. 38, 30. ein kleiner Theil der Kuͤste um Kardamyle blieb da- mals Spartiatisch Paus. 3, 26, 5. Wohl damit Sp. doch irgend einen Aus- weg nach der See habe. . Allein die Orte der Perioͤken la- gen nicht bloß an der Kuͤste, sondern auch im innern Lande, z. B. Thuria u. Aethaͤa im ehemaligen Messe- nien Thuk. 1, 101. Die Θουϱιᾶτα- von Thuria bei Kalamaͤ. Αἰϑαία will Welcker (Alkman p. 67.) bei Theognis 1216 Bekk. fuͤr Ληϑαίῳ hineinbringen. . Dieses Aethaͤa wird aber zu den Hundert- Staͤdten Lakoniens gerechnet An- drotion bei Steph. B. s. v. , welche Androtion in der Atthis und daraus wohl noch der Byzantier Ste- phanos S. noch s. v. Αἰτωλία. Auch Str. 8, 362. (Eust. Il. 2. p. 293, 19. zu Dion. P. 418.) erwaͤhnt sie. Aber die Hekatomboia haͤngen damit gewiß nicht zusammen; da auch Argos das Fest hatte. vollstaͤndig genannt hatte, jetzt finden sich in dem Auszuge seines Werks nur noch Aethaͤa, Amy- klaͤ, Krokeaͤ, Epidauros Limera, Dyrrhachion, Te- nos, Aulon, Anthana. Da nun zwei von diesen uns sonst als Perioͤkenstaͤdte bekannt sind: so koͤnnen wir vielleicht schließen, daß alle hundert zu diesen gehoͤrten. Die runde Zahl der Hundert kann aber nicht fruͤher festgesetzt worden sein, als da erstens ganz Messenien bis zur Neda, an welcher Aulon liegt, und dann auch Kynuria, wozu Anthana (Athene) gehoͤrt, unter die dauernde Botmaͤßigkeit Sparta’s gekommen war, also nach Olymp. 58 S. oben S. 158. Auch Lysias bei Harpokr. nennt Anthana als Lakon. Stadt. vgl. Aegin. p. 46 q. 185 v. Siebelis zu Paus. 2, 38, 6. . Nach dieser Epoche also muß Sparta die Zahl seiner Perioͤkenstaͤdte genauer bestimmt und mit einiger Willkuͤhr auf hundert gesetzt haben, wie ja auch Kleisthenes in Athen die Anzahl der De- ist die Zahl 24 voll. Dies Dekret und ein Ehrendenkmal von Gy- theion fuͤr T. Quinctius s. bei Paciaudi Mon. Pelop. 2. p. 77. 145. men Attika’s — durch welche Mittel ist freilich unbe- kannt — ebenfalls auf hundert zu bringen wußte. Von einer andern Eintheilung Lakoniens als der in Gemeinen haben wir oben schon S. 94 f. Rechenschaft gege- ben, und nachgewiesen, daß die Perioͤken in diesem Lande ehemals in fuͤnf Distrikten gewohnt haben, deren Hauptorte Amyklaͤ, Las, Epidauros Limera (oder Gy- theion), Aegys und Pharis waren; wie Messenien, außer dem von Doriern bewohnten Weichbild der Stadt, vier Landschaften, Pylos, Rhion, Mesola und Hya- mia, enthielt. Wie lange aber diese Abtheilungen sich erhielten, und wie sie sich zu der Eintheilung in hun- dert Ortschaften verhalten, ist nicht mehr zu bestimmen. 2. Wir fragen nun weiter nach den politischen Rechten und Verhaͤltnissen der Perioͤken. Der Haupt- sache nach giebt diese Ephoros gewiß richtig an. Sie waren Sparta tributaͤr, (συντελεῖς) und hatten kein gleiches Buͤrgerrecht, (ἰσοτιμία, ἰσονομία). Nimmt man diese Worte genau, so muß man es auch laͤug- nen, daß die Perioͤken zu der groͤßern gesetzgebenden Versammlung der Buͤrgerschaft gehoͤrt haͤtten. Und in Wahrheit besagen die Stellen, welche neuere Schrift- steller, um einen Antheil derselben daran zu beweisen, angezogen haben, Nichts S. Manso Sparta 1. S. 93. Titt- mann Bd. 1. S. 89. Daß selbst das Lakedaͤmonische πλῆϑος die Perioͤken nicht enthaͤlt, zeigt unter andern Polyb. 4, 34, 7., wo es den Bund der Aetoler ausschlaͤgt, besonders wegen der Zumu- thung des ἐξανδϱαποδίζεσϑαι τοὺς Πεϱιοίκους. Der Name Λα- κεδαιμόνιοι, der alle, Perioͤken u. Spart., und oft auch jene, als die aͤltern Einw., im Gegensatz dieser bezeichnet, beweist fuͤr poli- tische Gleichheit so wenig als Θεσσαλοὶ fuͤr Freiheit der Penesten. . Vielleicht uͤberzeugt man sich auch bald von der Unstatthaftigkeit solcher allgemei- nen Versammlungen durch folgende Betrachtungen. Haͤtte die Spartanische Verfassung große und zwar entscheidende Versammlungen des gesammten Volks zu- gelassen: so waͤre sie im Grunde schon durchaus demo- kratisch gewesen, und haͤtte es immer mehr werden muͤssen, nach dem nothwendigen Gange der Dinge. Aber man denke sich die Perioͤken in die Naͤhe Spar- ta’s zwischen die Babyka und den Knakion zusammen- stroͤmend. Wo sollten die, welche mehrere Tage brauch- ten, um von Kyphanta, Pylos, Taͤnaron anzulangen, Wohnung und Unterkommen finden; und wie konnten sie uͤberhaupt bereit stehn, Heimat und Gewerbe bei solchem Aufgebote zu verlassen. Es hielt ja selbst schwer, ein bewaffnetes Heer der Perioͤken in der Schnelle zusammenzubringen. Gewiß gehoͤrt uͤberall zur Volksversammlung eine Stadtgemeine , daher in der Athenischen und jeder aͤhnlichen Demokratie je- der Buͤrger auch in der Stadt auf irgend eine Weise ansaͤssig und so zu sagen eingepfarrt sein mußte Mit πεϱίοικος ist wohl χωϱίτης einerlei, wie oͤfter auch Laked. heißen, Aelian V. G. 9, 27. Val. χωϱίτιδες Βάκχαι oben Bd. 2. S. 374, 1. aus Hesych. Οἱ ἀπὸ τῆς χώϱας werden bei Athen. 15, 674 a. aus Sosibios τοῖς ἐκ τῆς ἀγωγῆς παισὶν (den in Sparta erzogenen) entgegengesetzt. Vgl. Casaub. Die Perioͤken- erziehung war also von der Spartiatischen ganz verschieden. . 3. Hat man sich aber einmal uͤberzeugt, daß die Lage und Stellung der Perioͤken einen Antheil an der Gesammtregierung nicht wohl zuließ: so wird man das Verhaͤltniß derselben zu den Spartiaten nicht allzudruͤ- ckend finden. Sie theilten mit ihnen das ehrenvolleste Geschaͤft der Kriegfuͤhrung, und zwar auch als Schwer- bewaffnete oder Linientruppen Isokrates, Panath. 73. nachdem die Laked. die Perioͤken κατ̕ ἄνδϱα ἠνάγκαζον συμπαϱατάττεσϑαι σφίσιν αὐτοῖς, verwechselt schmaͤhlig die Perioͤken und Heloten, wie auch im Folgenden. . Bei Plataͤaͤ standen 5000 Hopliten der Dorier und gleich viel der Perioͤken; auf Sphakteria wurden 172 vor jenen, von diesen 120 gefangen Spaͤter kommen oft andere Verhaͤltnisse vor, z. B. sehr wenig Spartiaten beim Heere, wenn die Stadt ihre eigentlichen Buͤr- ger brauchte, und nicht in die Ferne senden wollte, oder aus an- dern Gruͤnden. . Wie haͤtte es Sparta wagen koͤnnen, so große Heere eines unterdruͤckten Volks zusammen- zurufen, und warum haͤtten die Perioͤken den bewun- dernswuͤrdigen Heldenmuth jener kleinen Schaar ge- theilt, wenn ihnen nicht der Sieg und die Ehre Spar- ta’s fast eben so am Herzen gelegen haͤtte wie jenen. So sagte der Koͤnig Demarat nach Herod. 7, 234. : Sparta hat achttau- send Spartiaten zu Einwohnern, welche alle gleich sind an Tapferkeit; die andern Lakedaͤmonier in vielen Staͤd- ten umher stehen ihnen zwar nach, aber sind auch brav.” Auch hoͤren wir von keinem Aufstande der Perioͤken, wenn man den Abfall zwei Messenischer Staͤdte Ol. 78. ausnimmt, bis in die Zeit des Verfalls der Verfas- sung Aus Thukyd. 4, 8. geht kein Ungehorsam der Perioͤken hervor. Dem Epa- meinondas fielen einige Perioͤken zu Xen. 6, 5, 25. 32. . Wie moͤchte man ferner bei Annahme einer druͤckenden Unterthaͤnigkeit erklaͤren, daß die Asinaͤer und Nauplier, als sie von den Argeiern der Autono- mie beraubt waren, nach Lakonien flohen, um hier die Seestaͤdte Mothone und Asine, versteht sich als Perioͤ- ken, zu bewohnen. In den Haͤnden der Seestaͤdte war aller Handel, dessen Lakonien nie entbehren konnte. Bei den Perioͤken von Kythera landeten Kauffahrer aus Libyen und Aegypten Thuk. 4, 53. Vgl. 7, 57. ; u. fuͤr diese war auch die Purpur- fischerei eine reiche Quelle von Erwerb S. Plin. 9, 36, 60. 21, 8. 36, 5. vgl. Meurs. Misc. Lac. 2, 19. Mitscherlich ad Hor. Carm. 2, 18, 7. . Alle Hand- werke, welche nicht von Sklaven in Sparta betrieben wurden, waren in den Haͤnden dieses Standes, da kein Spartiat, bis die Achaͤische Verfassung eingefuͤhrt wurde, irgend einem Gewerbe obliegen durfte Plut. Lyk. 4. Aelian V. G. 6, 6. Nikol. Damasc. u. Aa. . Denn eine geringe Achtung des Erwerbs lag uͤberhaupt in alt- hellenischer Sitte und Denkart begruͤndet, von der unter den Doriern ziemlich allein die Korinthier abwichen, wel- chen die Eintraͤglichkeit der Gewerbe auch hoͤhere Schaͤtzung derselben gelehrt hatte Herod. 2, 167. Vgl. Cic. de rep. 2, 4. Corinthum per- vertit aliquando — hic error ac dissipatio civium, quod mercandi cupiditate et navigandi, et agrorum et armorum cultum reliquerant. Vgl. Huͤllmann Staatsr. S. 128. . Und doch waren in ihrer Colonie Epidamnos wieder blos oͤffentliche Knechte Handwerker Ari- stot. 2, 4, 13. , was Diophant in Athen umkehren, und alle Handwer- ker zu Knechten machen wollte. Auch scheinen die Spartiaten nur landbauende Perioͤken zu Hopliten genommen zu haben, gewerbtreibende zu leichtbewaffne- ten Dies folgt aus Xenoph. Laked. Staat 11. καὶ ἱππεῦσι καὶ ὁπλίταις, ἔπειτα καὶ τοῖς χειϱοτέχναις. , wie ehemals in Athen die Theten, zu denen die Handwerker gehoͤrten, auch nur als solche dienten. So waͤren denn die 5000 Perioͤken, welche bei Plataͤaͤ eben- soviel Hopliten als ψιλοὶ beigeordnet waren, zum Theil Handwerker gewesen. Indeß hatte die Gering- achtung der Gewerbe nicht so nachtheilige Folgen fuͤr deren fleißigen Betrieb, als man denken sollte. Denn ebenso, wie mehrere Naturprodukte in Lakonien in vor- zuͤglicher Guͤte gewonnen wurden, so brauchte und suchte man viele Lakonische Fabrikate auch im uͤbrigen Griechenlande. Der Kothon Lakonikos, ein Trinkge- schirr zum Gebrauche des Lagers und Marsches Kritias Λακεδ. πολιτ. b. Athen. 11, 483 b. und Plut. Lyk. 9. Pollux 6, 46, 97. Hesych. Suid. Xenoph. Kyrop. 1, 2, 8. , der Krater Athen. 5, 198 d. 199 e. , die Becher κὐλιξ Λάκαινα, He- sych Χῖον. , die Tische, Sessel, Lehn- stuͤhle Plut. Lyk. a. O. , Thuͤren Meurs. 2, 17. und Wagen Theophr. H. Pl. 3, 17, 3. , der Lakonische Stahl Daimachos bei Steph. B. Λακεδ., daraus Eust. Il. 294, 5 Rom. , die Schluͤssel Salmas. Exerc. Plin. p. 653 b. Moser in Creuzers Init. philos. 2. p. 152. vgl. noch Liban. Or. p. 87 e cod. August. Reiske. , Schwerdter, Helme, Aexte und andere Eisenwaaren Xenoph. Hell. 3, 3, 7. Plin. H. N. 7, 56. ξυήλη Λακ. Pollux, 1, 10, 137. ἐγχειϱίδιον 1, 10, 149. ferrei annuli Plin. 33, 4. μάστι- γες Steph. Eust. a. O. , die Schuhe von Amyklaͤ Theokr. 10, 35. Schol. Athen. 11, 483 b. 5, 215 c. Stevh. a. O. Hesych Ἀμυκλαΐδες, Λακω- νικὰ ύποδήματα. vgl. ἐννήυσκλοι. Vgl. die Schuhe der Amykl. Priesterinnen auf dem Monument von Amyklaͤ bei Walpole Me- moirs p. 454. Sonst oͤster Lakonische Mannsschuhe (ἄπλαῖ) er- waͤhnt, Aristoph. Thesmoph. u. Wespen. Schol. u. Suidas, Kri- tias a. O. Pollux 7, 22, 80. vgl. Meurs. 1, 18. , die Lakonischen Maͤntel Λά- κωνες ἐΰπεπλοι Epigr. bei Suid. Λακωνικαί. Athen. 5, 198. 11, 483 b. vgl. unten B. 4, 2. , und die mit einheimischem Purpur gefaͤrbten Gewaͤnder, die den ausziehenden Krieger und den blutigen Todten gleich schoͤn bedeckten, sprechen fuͤr einen regen Kunstfleiß und zugleich einen eigenthuͤmlichen Sinn von Zweckmaͤßigkeit und Ange- messenheit, der mehrere dieser Waaren und Geraͤthe in bestaͤndigen Gebrauch brachte. Besonders beschaͤf- tigten wobl Eisenbergwerke und Haͤmmer viele Men- schen Diese Bergwerke sind zwar nirgends erwaͤhnt, aber man muß solche aus der Menge der Eisen- fabrikate und aus der Wohlfeilheit des Eisens (s. Kap. 10.) schließen. ; auch die Steingruben von Taͤnaron waren seit alter Zeit benutzt Die Steingruben auf dem Taygetos hatten nach Str. 8, 367. dagegen erst die Roͤmer eroͤffnet. vgl. Xenoph. a. O. Pollux 7, 23, 100. Intpp. Juven. 11, 173. Meurs. 2, 18. Plin. erwaͤhnt auch Lakon. cotes und smaragdi. . Daß sich dieser Gewerbfleiß auch zur eigentlichen edlen Kunst erhob, bezeugt die Schule Lakonischer Toreuten und Erzgießer, welche sich wahr- scheinlich an die Kretische als ein Zweig derselben an- schloß, und zu der Chartas, Syadras, Dontas, Do- rykleidas und Medon, Theokles, Gitiadas, Kratinos gehoͤren Vgl. Thiersch uͤber die Kunstepochen Abh. 2. S. 51. , die wahrscheinlich alle fuͤr Perioͤken zu hal- ten sind, wenn sie auch Pausanias, den genaueren Un- terschied vernachlaͤssigend, Spartiaten nennt. Ueber- haupt duͤrfen wir annehmen, daß die Dorische Herr- schaft das geistige Leben der abhaͤngigen Voͤlkerschaften nicht eben laͤhmte und ertoͤdtete, sondern es in sich fort- bestehen und sich entwickeln ließ. Myson, den Manche den sieben Weisen beizaͤhlten, war nach einigen, viel- leicht den glaubwuͤrdigsten, Nachrichten ein Ackersmann aus der Lakonischen Stadt Etia und zu Chen im selben Lande wohnend. Selbst die hoͤchste Ehre der Helle- nen, der Olympische Sieg, wurde den Lakedaͤmoniern nicht verweigert; man fand einen Akriaten in den Li- sten der Olympioniken Paus. 3, 22, 4. , worin ein Beweis gegeben ist, daß man die Perioͤken von Sparta auch sonst uͤber- all in Hellas als buͤrgerlich Freie gelten ließ. — Auch muͤssen allerdings die Perioͤken buͤrgerliche Rechte aus- geuͤbt haben, aber das nur in den Gemeinen, zu de- nen sie zunaͤchst gehoͤrten, und die gar nicht Πόλεις heißen konnten, wenn sie nicht in vieler Art fuͤr sich bestehende Ganze waren. Freilich sagt Isokrates in einer ganz rhetorischen Stelle Panathen. 73. , Ich glaube naͤmlich, daß in dem Orakel (Diog. La ë rt. 1, 106. vgl. Casaub. u. Menag.) Ἣτεῖος die richtige alte Lesart war, wo- fuͤr aber zeitig aus Unkunde Οἰταῖος gesetzt wurde. Die Sache war im Alterthum schon fruͤhzeitig streitig; schon Platon Protag. 343. scheint den Myson nicht fuͤr einen Lakedaͤmonier zu halten. Sonst s. Diod. de virt. et vit. p. 551. Paus. 10, 24, 1. Klem. Al. Str. 1. p. 299 Sylb. Steph. B. Χὴν, Ἣτία. daß sie mindere Freiheit und Macht besaͤßen, als die einzelnen Demen Attika’s, aber mit diesen koͤnnen sie uͤberhaupt nicht wohl verglichen werden. Ihre unmit- telbaren Obrigkeiten mochten sie indeß wohl durch Wahl besetzen; doch wurde nach Kythera ein Spartiat als Oberrichter (Κυϑηροδίκης) gesandt Thuk. 4, 53. 54. Hes. Κυϑηϱοδ. . So war es wohl auch im Felde. Wir finden das Amt eines Be- fehlshabers zur See einem Perioͤken uͤbertragen Th. 8, 22. Manso Sp. 2. S. 576. , ohne Zweifel, weil die Spartiaten dies minder achteten, und der Bewohner der Kuͤstenstaͤdte im Seewesen ge- uͤbter und erfahrener sein mochte, als der binnenlaͤn- dische Dorier. — Ueber den Tribut der Perioͤkenstaͤdte fehlen uns alle genauern Angaben. 4. Wenn auch im Ganzen die fruͤhern Einwoh- ner durch die Dorische Eroberung auf das Land ge- draͤngt waren, so gab es doch Geschlechter derselben, welche mit den Spartiaten die Stadt bewohnten, und den Doriern gleich standen, wie auch in Athen manche Geschlechter der Ureinwohner die Ehre der Eupatriden genossen zu haben scheinen. So die Talthybiaden . Das Heroldsamt war in Sparta, wie in der mythi- schen Zeit, erblich, und wurde nicht wie sonst in Grie- chenland durch Wetteifer errungen Herod. 6, 60. οὐ κατὰ λαμπϱο- φωνὶην (in den ἀγῶνες κηϱὑκων, vgl. Faber Agonist. 2, 15. Boͤckh Staatshaush. 2. S. 359.) ἐπιτιϑέμενοι ἄλλοι σφέας παϱακληΐουοι ἀλλὰ κατὰ τὰ πάτϱια ἐπιτελέονσι. . Die angeblichen Nachkommen des Mykenaͤischen Herolds Talthybios, der auch bei den Achaͤern zu Aegion besondere Verehrung genoß Pauf. 3, 12, 6. 7, 23, 7. , welche doch, abgesehen von der Richtigkeit ih- res Stammbaums, wahrscheinlich zum Achaͤischen Stamme gehoͤrten, hatten alle Botschaften außerhalb Sparta zu verwalten Herod. 7, 134. τοῖσι αἱ κηϱυκηΐαι αἱ ἐκ Σπάϱτης πᾶσαι γέϱας δέδονται. , und nahmen auch an heiligen Sendungen Theil Θεοκήϱυκες γένος τὸ αἰπὸ Ταλϑυβίου πα- ϱὰ Ἐλευθεϱίοις. Hesych. Viell. Ἐλευθεϱολάκωσι. Hemsterh. denkt an Eleutherna in Kreta. Der allgemeine Name des Herolds in Sp. Μούσαξ. S. Valck. Adoniaz. p. 379. . Die Ehre ihres Amtes war ohne Zweifel sehr groß, besonders wenn Sparta auch hierin die Homerische Sitte festhielt, nach der die Herolde die Fuͤrsten mit: liebe Soͤhne, anreden. An Vermoͤ- gen und Guͤtern gehoͤrten sie zu den ersten Spar- tiaten Herod. a. O. : wenn Sperthias und Bulis, welche sich dem Perserkoͤnige zur Suͤhne fuͤr den Mord der Gesandten darboten Herod. 137. , Talthybiaden waren, wie es scheint. Wie das Amt der Herolde, so waren zu Sparta fast alle Gewerbe und Beschaͤftigungen erblich. So das der Fleischkoͤche (ὀψοποιοὶ), Baͤcker, Weinmischer, Floͤtenspieler 6, 60. Ueber die ὀψοποιοὶ Agatharch. bei Athen. 12, 550 c. Perizon zu Aelian V. G. 14, 7. . Jene hatten ihre eigenen Heroen Daͤ- ton, Matton, Keraon, deren Statuen in der Hyakin- thischen Straße standen Vgl. Athen. 2, 39 c. mit 4, 173 f. . Wie sehr diese Forterbung jeder Thaͤtigkeit die Festhaltung alter Sitte beguͤnstigte, ist leicht einzusehen. In der That, Sparta haͤtte nicht so viele Jahrhunderte mit der schwarzen Blutsuppe vorlieb genommen, wenn seine Koͤche nicht die Berei- tung derselben von Jugend auf gelernt und nach Weise der Vaͤter fortgeuͤbt haͤtten, oder wenn man dies Amt denjenigen willkuͤhrlich haͤtte ertheilen koͤnnen, welche den Sinn auf das angenehmste reizten. — Es ist aber wahrscheinlich, daß alle diese Geschlechter undorisch und aus der Zahl der Perioͤken genommen waren; auch koͤnnen sie nicht wohl, wie die Talthybiaden, Spartia- tisches Buͤrgerrecht erhalten haben Auch an Kolonien Sparta’s, z. B. der von Herakleia Trachinia, nahmen Perioͤken Theil, wo sie hernach wohl zu den πολλοῖς gehoͤrten. Th. 3, 92. 93. . 3. 1. W ir trennen von dem Stande der Perioͤken aufs genaueste das ganz verschiedene Verhaͤltniß der Helo- tie; fuͤr welches wir keinen andern Ausdruck haben, als Leibeigenschaft , mit der das der Perioͤken nicht die geringste Verwandtschaft hat Ueber die Helotie vgl. außer den bekannteren Schr. Ca- peronnier Mem. de l’Ac. d. J. 23. p. 271. Schlaͤger Dissert. Helmst. 1730. . Ueber die Entstehung dieses Verhaͤltnisses sagt die gewoͤhnliche Nachricht: die Einwohner der Seestadt Helos seien nach einem Aufstande gegen die schon herrschenden Dorier zu Sparta in diese Erniedrigung gerathen Ephor. bei Str. 8. S. 365. nach Valkenaers Aenderung. Theopomp bei Athen. 6, 272. Schon Hellanikos bei Harpokr. εἱλωτεύειν 15 S. 54 St.; indeß ist es zweifelhaft, ob die Etymol. dort aus Hellan. ist. vgl. Steph. Byz. . Allein diese beruht blos auf einer Etymologie, und einer we- nig probabeln, da man von Ἕλος auf keine Weise einen Gentilnamen Εἵλως ableiten kann. Dieses Wort ist vielmehr deutlich ein altes Perfectparticip von ΕΛΩ in passiver Bedeutung, und bezeichnet also die Gefan- genen Man kannte diese Ableitung im Alterthum z. B. Schol. Plat. Alkib. I. p. 78 R. Apostol. 7, 62. Εἵλωτες οἱ ἐξ αἰχμαλώτων δοῦλοι. So kommt auch Δμῶς von δαμάω (ΔΕΜΩ). Denn die δμῶες , die in großer Anzahl (μύϱιοι, Od. 17, 422. 19, 78.) zu dem οἶκος jedes ἄναξ gehoͤren (1, 397. 7, . Vielleicht die mit dem Schwerdt in der Hand III. 3 unterjochten, da die Perioͤken sich durch Vertraͤge uͤber- geben hatten, wenigstens nennt sie Theopomp bei Athen. 6, 265. Achaͤer, wie die andern. Doch ist mir wahrscheinli- cher, daß sie ein alter, ureinwohnender und schon sehr fruͤh unterjochter Stamm waren, welche schon als Knechte auf die Dorischen Eroberer uͤbergingen. Fuͤr die Betrachtung der Helotie wollen wir das staatsrechtliche Verhaͤltniß indeß von der moralischen Be- handlung des Standes scheiden, obgleich beides sehr nahe zusammenhaͤngt. Das erstere war durch Gesetz und Herkommen gewiß sehr genau bestimmt, wenn auch die Ausdruͤcke der Schriftsteller zum Theil ziemlich unbe- stimmt sind. Sie waren in gewisser Hinsicht Staats- knechte , sagt Ephoros bei Str. 8, 365. Eben so nennt Paus. 3, 20, 6. alle Heloten δούλους τοῦ κοινοῦ. vgl. Herod. 6, 70., wo die ϑεϱάποντες Heloten sind. ; der Besitzer konnte sie weder befreien, noch uͤber die Graͤnzen verkaufen. Darnach galt offenbar der Grundsatz, daß sie eigent- lich dem Staate angehoͤrten, der ihren Besitz den Ein- zelnen gewissermaßen gestattete und zutheilte, und sie allein freilassen konnte. Aber sie außer Landes zu ver- kaufen, stand auch dem Staate nicht zu, und kam, so viel wir wissen, nie vor. Dem Einzelnen war aller Wahr- scheinlichkeit nach uͤberhaupt nicht gestattet, sie zu verkau- fen, weil sie groͤßtentheils zu liegenden Gruͤnden gehoͤrten, 225. Il. 19, 333.) und zum groͤßten Theile das Land bauen, koͤn- nen auf keinen Fall im Ganzen gekaufte Sklaven sein (denn die einzelnen Beispiele davon sind mehr Ausnahmen), weil dies einen sehr lebhaften Sklavenhandel voraussetzen wuͤrde; auch koͤnnen es nicht blos einzeln Geraubte oder Gefangene sein, weil sich so schwer- lich die Menge derselben in jedem οἶκος erklaͤren wuͤrde, sondern es sind wahrscheinlich mit dem Grund und Boden selbst eroberte Leute. Die Stelle 1, 298. οὕς μοι ληΐσσατο, laͤßt sich verschieden benutzen. — Ueber die Etymologie von Εἵλως vgl. Lenneps Ety- mol. p. 257. und diese als unveraͤußerlich galten. Sie hatten hier ihre eigenen Wohnungen, und ihre Dienste und Leistun- gen waren festgesetzt Epheros a. O. Ilotae sunt jam inde antiquitus ca- stellani, agreste genus. Liv. 34, 27. . Sie zinsten ein bestimmtes Maaß von Getraide, aber nicht wie die Perioͤken an den Staat, sondern an ihre Herren. Weil jenes Maaß seit alter Zeit ein fuͤr allemal festgesetzt war, denn den Zins zu erhoͤhen, war mit schweren Verwuͤn- schungen belegt Plut. Instit. Lac. p. 255., wo μισϑῶσαι ungenau gesagt ist. , es betrug aber von jedem Kleros jaͤhrlich 82 Medimnen Gerste Plut. Lyk. 8. 70 an den Mann, 12 an die Hausfrau. vgl. K. 24. und eine entsprechende Quantitaͤt Oel und Wein: so kam ihnen eben so wohl der groͤßere Gewinn bei guter, als der Verlust bei schlechter Erndte zu, wodurch, wie Lakedaͤmons Acker- kultur beweist S. Bd. 2. S. 69. vgl. des. Polyb. 5, 19. — Hesiod Poet der Helo- ten nach dem Apophthegma des Spartiaten. , ein lebhafter Antheil am Ackerbau und ein fleißiger Betrieb erhalten wurde. Theils durch einen reichlichen Ertrag des Landes, theils im Kriege Herod. 9, 80. sammelten sie mitunter ein nicht unbedeutendes Ver- moͤgen Plut. Kleomenes 23. Manso 1. S. 134. , wozu dem Spartiaten fast jeder Weg ver- schlossen war. Man moͤchte fragen, wie viel den He- lotenfamilien ungefaͤhr blieb, wenn sie 82 Medimnen von einem Kleros abgegeben hatten. Tyrtaͤos scheint einige Auskunft zu geben, wo er das Schicksal der Messenischen Leibeigenen schildert Frgm. p. 168. Franck. Die Stelle giebt in Prosa wieder Aelian V. G. 6, 1. : Gleich Packeseln von schwer lastender Buͤrde gedruͤckt Zinseten ihren Gebietern von jeglicher Frucht sie die Haͤlfte, Welche dem Land’ entsprießt, weichend der traurigen Noth. 3 * Auch den Koͤnig betrauerten sie sammt Weibern und Kindern, Raffte das Trauergeschick einen des Todes hinweg. Das letzte wird als Pflicht der Perioͤken aber auch der Heloten erwaͤhnt. Herod. 6, 58. Darnach wuͤrden die Helotenfamilien, deren mehrere zu einem Kleros gehoͤrten, nur 82 Medimnen im Durch- schnitt behalten haben, und der ganze haͤtte 164 ge- tragen. Allein dies kann nicht die Einrichtung sein, von der Plutarch redet, und Tyrtaͤos beschreibt einen durch die Umstaͤnde vergroͤßerten Druck. Denn wenn man annimmt, wie sich unten als wahrscheinlich zeigen wird, daß die Guͤter der Spartiaten zwei Drittel des Lakonischen Gebiets betrugen, welches man auf 180 Quadratmeilen anschlagen kann, und davon fuͤr Berg, Wald, Viehweiden, Weinland und Baumpflanzungen selbst drei Viertel abrechnen mag: so erhaͤlt man doch 30 Quadratmeilen fuͤr die 9000 Ackerloose der Spar- tiaten, von welchen also jedes 1/300 Meile, oder 192 Plethren betraͤgt, welche leicht 400 Medimnen Ertrag geben vgl. Boͤckh Staatshaush. 1. S. 87. — Von 400 ist 82 etwa das Fuͤnstel. In Athen zinsten die ϑῆτȣς, πελάται an die Eupatriden ein Sechstel des Ertrags. (Gewiß die richtige Annahme.) S. Plut. Sol. 13. vgl. Hemsterh. zu Hesych ἐπὶμοϱτος. , von denen nach Abzug der 82 noch 21 Men- schen mit dem taͤglichen Brodte, einem Choͤnix, dop- pelt versorgt werden koͤnnen. Wenigstens sieht man ein, daß jeder Kleros sechs oder sieben Helotenfamilien recht wohl ernaͤhren konnte. Indessen muß man sich nicht uͤberreden, daß jene Abgabe fuͤr alle Portionen des Spartiatischen Landes ganz dieselbe gewesen sei. Eine so streng durchgefuͤhrte Gleichheit — die uͤberdies alles Interesse des Besitzes aufgehoben haͤtte — machte schon die verschiedene Beschaffenheit des Landes unmoͤg- lich. Wir wissen ja, daß viele Spartiaten Heerden hatten, und davon junge Thiere zu den Gemeinmahlen gaben Athen. 4, 141 d. aus Molpis Δακεδ. πολιτ. . Auch von den Aeckern erhielten die Besitzer außer dem Antheil der Erndte zu gewissen Zeiten Fruͤchte des Jahres Sphaͤ- ros ebd. 141 c. Vgl. noch Myron bei Athen. 14, 657. παϱαὰόν- τες αὐτοῖς τὴν χᾥϱαν ἔταξαν μοῖϱαν ἣν αὐτοῖς ἀνοίσουσιν αἰεί, und Hesych: γαβεϱγός ( i. e. ΓΑϜΕΡΓΟΣ γεωϱγὀς) ἔϱγου μισϑωτός (zu verstehn wie in der Stelle oben S. 35, 2.) Αἀκωνες. . Im Ganzen konnte indessen nicht viel Verkehr und Verbindung zwischen den Spartiaten als Besitzern der Landguͤter und ihren Leibeigenen auf dem Acker statt finden. Denn wie wenig mochte sich der Spar- tiat, welcher die Stadt selten und nur auf Tage ver- ließ Daß indessen zu Xenophons Zeit auch Spartia- ten auf den κλήϱοις lebten, s. Hell. 3, 3, 5. Zu Aristoteles Zeit, Pol. 2, 2, 11., gaben sich Einzelne schon mit Ackerbau ab; zu Maxim. Tyr. diss. 13. p. 139. waren Spartiaten und Kreter im Ganzen γεωϱγοὶ. , um den Heloten kuͤmmern, der vielleicht bei Mothone wohnte. Indessen lag den Heloten nicht blos die Bebauung des Ackers, sondern auch die Bedienung der Herren z. B. beim Mahle ob Plut. Vgl. Numa’s 2. Nepos Paus. 3. , welche diese nachdem Lakonischen Grundsatze einer gewissen Guͤtergemeinschaft sich auch unter einander uͤberließen Xen. Laked. Staat 6, 3. Aristot. Pol. 2, 2, 5. Plut. Inst. Lac. p. 252. . Auch zu oͤffent- lichen Verrichtungen brauchte der Staat gewiß eine große Anzahl derselben. 2. Im Felde dienten die Heloten nur in außer- ordentlichen Faͤllen als Hopliten, und hoͤrten dann ge- meiniglich auf es zu sein vgl. Thuk. 7, 19. mit 4, 30. u. 5, 34. . Sonst zogen sie als Leicht- bewaffnete (ψιλοὶ) aus; in wie großer Anzahl, sieht man aus der Schlacht bei Plataͤaͤ, wo 5000 Spar- tiaten 35,000 Heloten bei sich hatten Herod. 9, 10. 28. . So wenig sie nun die Ehre der schwerbewaffneten Krieger theilten, so wenig traf sie dieselbe Gefahr. Denn wenn jene den Anfall der Feinde mit Lanze und Schild in festge- schlossener Reihe aufnahmen, so waren diese mit Schleu- der und Wurfgeschoß eben so schnell hinter als vor der Reihe: wie Tyrtaͤos sehr anschaulich das Verhaͤltniß des Leichtbewaffneten (γύμνης) zum Hopliten beschreibt. Daß Sparta seine Heloten leichtsinnig aufgeopfert ha- be, laͤßt sich von der bessern Zeit gar nicht nachweisen. Sie waren den einzelnen Spartiaten beigeordnet Herod. 9, 28. Thuk. 3, 8. ; bei Plataͤaͤ waren um jeden sieben von ihnen. Die ihrem Herrn beigeordneten hießen wahrscheinlich ὰμπίτ- ταρες i. q. ἀμφιστάντες. Hesych s. v. vgl. Voss. Valcken. Adoniaz. p. 289. . Von diesen war aber einer vorzugsweise der ϑεράπων seines Herrn, wie in der Geschichte, wo der erblindete Spartiat sich von seinem Heloten in das Gewuͤhl des Kampfes von Thermopylaͤ fuͤhren laͤßt, und, waͤhrend dieser flieht, mit den uͤbrigen Helden faͤllt Her. 7, 229. vgl. die Stellen bei Sturz Lex. Xenoph. ϑεϱάπων. . Θεϱάπων ist der eigentliche, und zwar sehr ehrenvolle, Ausdruck, mit dem die Dorier, namentlich in Kreta, den waffentragenden Knappen bezeichneten Θεϱάπων δοῦλον ὁπλοφόϱον δηλοῖ κατὰ τὴν Κϱητῶν γλῶτταν. Eust. zur Il. p. 1240, 32. Bas. zu Dion. Perieg. 533. ; in Sparta hießen solche sonst noch wahrscheinlich ἐρυ- κτῆρες, in so fern sie den Verwundeten aus der Kampf- reihe zu ziehen (ἐϱύκειν) verpflichtet waren Athen. p. 271 f. aus Myron. Sie sind es, von denen Xen. Hell. 4, 5, 14. τούτους ἐκέλευον τοὺς ὑπασπιστὰς ἀϱαμένους ἀποφέϱειν. . Sonst scheint es, daß die Heloten im Felde unter naͤherem und unmittelbarerem Befehl des Koͤnigs standen, als das uͤbrige Heer Herod. 6, 80. 81. vgl. 75. . — Auf der Flotte versahen wohl die Heloten besonders den Matrosendienst, wozu man in Athen die niedern Buͤrger und Sklaven nahm; als solche hießen sie, scheint es, δεσποσιοναῦται. Diese Angaben bezeichnen ziemlich das Verhaͤltniß der Heloten zum Dorischen Staate von Sparta: wel- ches Verhaͤltnisses ethische oder politische Critik hier gar nicht in unserm Zwecke liegt. Nur so viel: die Griechischen Staaten hatten entweder Leibeigene, wel- che wir ziemlich bei allen Doriern nachweisen koͤnnen, oder Sklaven, welche durch Raub oder Handel aus den Laͤndern der Barbaren herbeigeholt waren, oder keins von beiden. Das letztere fand bei den Phokeern, Lokrern und andern Griechen statt Bd. 1. S. 242. , allein diese Volk- staͤmme entwickelten sich auch, vom Beduͤrfniß eingeengt, nie so frei und kraͤftig, als Sparta und Athen. Die Sklaverei war die Basis aller Handelsstaaten, und haͤngt mit dem Verkehr mit dem Auslande zusammen; aber abgesehn davon, daß sie ein stets fortgesetztes und erneuertes Unrecht ist, bringt sie dem Staate im Gan- zen, namentlich im Kriege, wenig Vortheil, und der Sitte und Ordnung in den Staaten, nach der Lehre alter Politiker, Gefahr und Nachtheil. Auch muß man wohl bedenken, daß unter den Sklaven Athens wenig Familienverhaͤltniß existiren konnte, dem die Leibeigenschaft dagegen keinen Eintrag thut, und daß in dieser mehr die allgemeine Sitte, in jener die Will- kuͤhr Einzelner herrscht. — Indessen hatte auch Sparta fremde Sklaven, aber nur in geringer Anzahl. So war Alkman, Knecht des Agesidas nach Herakl. Pont. , Sohn eines Skla- ven aus Sardis Welcker Alcm. frgm. p. 6. , welchen vielleicht der Kretische Han- del an die Kuͤsten Lakonikas gebracht hatte. 3. Schwieriger ist es, sich von der Behandlung und Lebensweise der Heloten einen deutlichen Begriff zu machen, weil der rhetorische Geist der spaͤtern Ge- schichtsschreibung, sich besonders in Deklamationen fuͤr die Humanitaͤt gefallend, und die Unkenntniß eigen- thuͤmlicher Verhaͤltnisse Vieles verwirrt und entstellt hat. Myron von Priene mahlte in seinem Roman uͤber den Messenischen Krieg Sparta sehr schwarz, und suchte durch Schilderung des Schicksals, welches die Ueber- wundenen traf, am Ende zu ruͤhren. “Den Heloten befehlen die Spartiaten, sagt er bei Athen. 14, 657 d. Die κυνῆ wird wohl auch als zur Helotentracht gehoͤrig bezeichnet in der Geschichte des Antiochos von Phalanths Signal zur Verschwoͤrung (Str. 6, 278.), obgleich An- dere (Aeneas Poliore. 11.) einen πῖλος an die Stelle setzen. , jedes schimpfliche Geschaͤft. Sie zwingen sie eine Hundsfellmuͤtze (κυνῆ) zu tragen, einen Schaafpelz (διφϑέρα) umzuhaͤngen, und Jahr fuͤr Jahr schuldios Schlaͤge zu empfangen, damit sie nie verlernen Sklaven zu sein. Dazu haben sie denen, welche durch Groͤße und Schoͤnheit sich uͤber die Gebuͤhr eines Knechtes erheben, Todesstrafe be- stimmt, und strafen den Besitzer, welcher nicht die mannhaftesten unter ihnen schlaͤgt.” Die gaͤnzliche Ver- faͤlschung alles ruhigen Urtheils liegt gleich in der ersten Angabe offen da. Denn jene Ledermuͤtze mit breitem Rande und den Schaafpelz trugen die Heloten aus kei- nem andern Grunde, als weil es die alteinheimische Landtracht war, welche auch die Arkader aus alter Sitte beibehalten hatten Κυνᾔ ̓ Αϱκάς, Sophokl. Inachos bei Schol. Arist. Voͤg. 1203. Valcken. zu Theokr. Adoniaz. S. 345, einerlei mit πῖλος Αϱκ. Polyaͤn 4, 14. galerus Arcad. Stat. Theb. 4, 299. 7, 39. Κυνῆ Βοιωτἱα als Tracht des Landlebens, Hesych. Arkader in Ziegen- und Schaaffellen zu Felde ziehend. Paus. 4, 11, 1. ; wie auch Laertes, Odys- seus Vater, als Landmann eine solche Muͤtze aus Zie- genfellen traͤgt Od. 24, 230. . Die Alten unterschieden naͤmlich ge- nau zwischen der Landtracht und staͤdtischen Kleidung. Als daher die Sikyonischen Tyrannen das muͤssige Volk, dessen Menge sie fuͤrchteten, an das Landleben gewoͤh- nen wollten, zogen sie ihnen die κατωνάκη an, welche unten einen Vorstoß von Fellen hatte Pollux 7, 4, 68. vgl. Hesych, Suid. s. v. κατωνάκη. Theopomp und Menaͤchmos ἐν τοῖς Σικυωνιακοῖς bei Athen. 6, 271 d. (vgl. Schweigh.) kennen die Κατωνακο- φόϱοι als Sikyonische Leibeigene. Vgl. Ruhnken. ad Tim. p. 212. . Auch die Pei- sistratiden Aristoph. Lysistr. 1157. vgl. Palmer. Exercit. p. 506. nahmen genau dieselbe Maaßregel. So be- schreibt auch Theognis die Landbauer von Megara — uͤber deren Aufnahme unter die Buͤrgerschaft er sich beklagt — als die Seite mit abgeriebenen Ziegenfellen deckend, und scheuen Hirschen gleich um die Stadt wohnend V. 53 Bekk. . Und so bezeichnete denn also auch die Diphthera der Heloten nichts Schmaͤhlicheres und Schimpflicheres als die Bestimmung zur Landarbeit. Da aber Myron diese so augenfaͤllig mißdeutete, so mag es sich eben so mit seinen uͤbrigen Vorwuͤrfen und aͤhnlichen Anklagen an- derer Schriftsteller verhalten. Wenn Plutarch erzaͤhlt, daß die Heloten zur Warnung der Spartiatischen Ju- gend sich betrinken und unanstaͤndige Taͤnze tanzen mußten Lykurg 28. u. sonst. : so straͤubt sich der natuͤrliche Sinn gegen eine so wahnwitzige Erziehungsmethode. Wie konnte man denn Menschen so entwuͤrdigen, die man als Paͤ- dagogen uͤber die juͤngeren Knaben setzte; Helotinnen waren auch im koͤniglichen Hause die Ammen Duris bei Plut. Ages. 3. , und genossen sicher aller Pietaͤt, mit der das Alterthum die Waͤrterinnen der fruͤhesten Jugend ehret. Daß aber die Dorischen Gesetze der strengen Maͤßigkeit die Knechte nicht banden, ist gewiß Theopomp bei Athen. 14, 657 c. , und so konnten Beispiele der Trunkenheit unter ihnen zur Empfehlung der Nuͤch- ternheit dienen. Auch war es in der Ordnung, daß die Spartiatischen Nationallieder und Nationaltaͤnze den Heloten untersagt waren Plut. a. O. , dagegen hatten sie eigene mehr ausgelassene und possenhafte, welche zu jener Erzaͤhlung Veranlassung gaben μόθων φοϱτικὸν ὄϱχημα Pollux 4, 14, 101. . Man muß dabei immer bedenken, daß die meisten Fremden, wel- che Sparta besuchten und uͤber dessen Einrichtungen Nachricht gaben, Einzelnes, was sie fluͤchtig gesehn, aufgriffen und, ohne den Zusammenhang zu kennen, nach falschen Voraussetzungen combinirten. 4. Aber muͤhen wir uns nicht umsonst, den schlim- men Eindruck der Darstellung Myrons zu mindern, da das einzige fuͤrchterliche Wort “ Kryptie ” das un- gluͤckliche Schicksal der Heloten und die Grausamkeit ihrer Herren genugsam bezeichnet? Man versteht dar- unter eine jaͤhrlich zu bestimmter Zeit von der Jugend Sparta’s angestellte Jagd der Heloten, welche bei Nacht meuchelmoͤrderisch angefallen oder auch bei Tage foͤrmlich gehetzt werden, um ihre Anzahl zu vermin- dern und ihre Kraft zu schwaͤchen Plutarch c. 28. Vgl. Numas 1. Ueber die Kryptie Manso 1, 2. S. 141. Heyne in den Commentat. Gotting. T. 9. p. 30. . Von ihr spricht Isokrates sehr verwirrt und nach bleßem Geruͤcht Pana- then. 73. vgl. oben S. 25, 2. ; aber Aristoteles, wie Heraklides vom Pontos bei Plut. Lyk. 28. Heraklid. Polit. 2. , legen sie geradezu dem Lykurg bei, und stellen sie als einen Krieg vor, welchen die Ephoren selbst bei dem Antritt ihres jaͤhrlichen Amtes den Heloten ankuͤndigen. Also eine foͤrmlich gesetzliche Niedermetzelung, um so grauen- voller, da sie von den ungluͤcklichen Schlachtopfern vor- aus gesehen werden konnte. Und doch haͤtte diese, die in manchen Gegenden ganz fuͤr sich lebten, die Verzweifelung nicht zu gemeinsamer Abwehr vereinigt, und nicht alle Jahre einen blutigen Vernichtungskrieg durch ganz Lakonika entzuͤndet? In so unbegreifliche Schwierigkeiten verwirren wir uns bei der gewoͤhnlichen Vorstellungsweise: deren Loͤsung nach meiner Meinung die Rede des Spartiaten Megillos in Platons Gesetzen giebt 1, 633 c. Von derselben Sache Justin 3, 3.: pueros puberes non in forum, sed in agrum dednci praecepit, ut primos annos non in luxuria, sed in opere et laboribus age- rent, — neque prius in urbem redire quam viri facti es- sent. Fast dasselbe, nur mit einigen Abweichungen, Schol. Plat. Ges. 1, 225 Ruhnk. , welcher dort die Abhaͤrtung seiner Landsleute ruͤhmt. “Auch giebt es eine sogenannte Κρυπτεία bei uns, welche wunderbar muͤhselig zu ertragen ist, Unbe- schuhtheit im Sturm, und Lagersentbehrung und Selbst- bedienung ohne Knecht, wenn sie des Nachts und bei Tage durch das ganze Land herumschweifen.” Noch deutlicher eine andere Stelle 6, 763 b. vgl. Barthelemy Anach. T. 4. S. 461. , wo der Philosoph an- ordnet: in seinem Staate sollten sechzig Agronomen oder Phylarchen jeder zwoͤlf Juͤnglinge von 25 bis 30 Jah- ren waͤhlen, und diese als Waͤchter alle einzelnen Di- strikte nach der Reihe durchziehen, um fuͤr die Befesti- gung, den Wegbau, die oͤffentlichen Gebaͤude im Lande zu sorgen, wozu sie sich der Sklaven frei bedienen duͤrften. Dabei sollten sie selbst hart und kaͤrglich le- ben, keine Dienstleistung der Knechte und Ackerbauer fuͤr sich begehren, aber ohne Rast das ganze Land Win- ter und Sommer in Waffen durchstreifen. Man koͤnne dieselben Κρυπτοὶ oder Ἀγϱονόμοι nennen. — Wie haͤtte Plato den Namen der Kryptie hier brauchen moͤ- gen, wenn sie einen heimlichen Helotenmord bezeichnete, und wenn nicht vielmehr zwischen seiner und dieser Ein- richtung, sei auch die letztere haͤrter und roher gewe- sen, im Wesen eine Uebereinstimmung statt fand? Auch Sparta’s Juͤnglinge wurden theils zu eigener Uebung und Abhaͤrtung, theils zur Aufsicht des ziemlich aus- gedehnten Landes unter eigenen Obrigkeiten Damoteles ein Spartiate ἐπὶ τῆς κϱυπτεὶας τεταγμὲνος, Plut. Kleom. 28. ausge- schickt, und hatten vermuthlich ein besonderes Augen- merk auf die Heloten, welche Sparta schon deswegen fuͤrchten mußte, weil sie meist fuͤr sich allein und ab- gesondert wohnten. Daß Willkuͤhr und Haͤrte davon nicht genugsam ausgeschlossen waren, wird man zugeben muͤssen; nur war der Zweck des Instituts ein anderer: das Thukydides 4, 80. indessen auch so mit zu den Einrich- tungen rechnen mag, welche die Spartiaten zur Bewa- chung ihrer Helotie getroffen. Es bedarf kaum einer Nachbemerkung, daß diese stehende Einrichtung der Krypteia nicht mit einzelnen Maaßregeln zusammenhaͤngt, zu welchen sich Sparta in verzweifelten Umstaͤnden genoͤthigt glaubte. Thuky- dides laͤßt das Schicksal der 2000 Heloten errathen, welche, zum Kriege geweihet, ploͤtzlich verschwanden. Es war dies der Fluch der Leibeigenschaft, welche auch Plato die haͤrteste in Hellas nennt Gesetze 6, 776. eitirt von Plut. Lyk. 28. Athen. 6, 164. Auch Kritias der Athener sagt, aber mehr witzig als wahr, in Sparta seien die Freien am meisten Freie (vgl. Diogen. Prov. 4, 87. Apostol. 8, 12.), die Sklaven am mei- sten Sklaven, bei Liban. or. 24. T. 2. p. 85 R. , daß sie ihre Her- ren gerade da verließ, wo sie ihrer Huͤlfe am meisten bedurften, und sie selbst noͤthigte, sich fremden Bei- stand gegen die eigenen Unterthanen in Buͤndnissen zu bedingen Thuk. 1, 118. 5, 14, 23. vgl. Aristot. Pol. 2, 6, 2. . 5. Eine bessere Seite dieses Instituts dagegen ist, daß den Heloten ein gesetzlicher Weg zur Freiheit, selbst zum Buͤrgerrecht offen stand Obgleich es Dio Chrys. Or. 36. p. 448 b. laͤugnet. Vergl. Manso 1, 2. S. 153. und 1, 1. S. 234. . Die vielen Mittelstu- fen uͤberzeugen uns von einem kuͤnstlich organisirten Uebergangsverhaͤltniß. ’Αργεῖοι hießen die Heloten, die man eines besondern Vertrauens wuͤrdigte Hesych s. v. ; wie es im Kriege die ἐρυκτῆρες genossen; die ἀφέται waren wohl aus aller Pflicht entlassen. Die δεσποσιοναῦται, die auf der Flotte dienten, aͤhnelten wahrscheinlich den Attischen Freigelassenen, die χωϱὶς οἰκοῦντες hießen Boͤckh Staatsh. 1. S. 281. . Mit der voͤlligen Freiheit wurde auch die Erlaubniß gegeben, “ zu wohnen wo jeder wolle ” Th. 5, 34. vgl. 4, 80. , und da- mit wohl auch ein Stuͤck Land außer dem Kleros ihrer vorigen Herren. Nachdem sie die Freiheit einige Zeit besessen, scheint man sie Neodamoden genannt zu haben 7, 58. δὺναται δὲ τὸ νεοδαμῶδες ἐλεύθεϱον ἤδη εἶναι. Der Gegensatz ist δαμὠσεις (Steph. ΔΑΜΩΛΕΙΣ) δημόται ἢ οἱ ἐντελεῖς παϱὰ Λακ. Hesych. , deren Zahl bald der der Buͤrger nahe kam vgl. Plut. Ages. 6. . Auch die Mothonen oder Mothaken waren nicht Perioͤken — von deren Uebergang in Spartiaten uͤber- haupt nichts berichtet wird — sondern Heloten, die durch gemeinsame und gleiche Erziehung mit jungen Spartiaten (wie die des Eumaͤos im Hause des Odys- seus) Freiheit ohne Buͤrgerrecht erhielten Athen. 6, 271 e. Schol. Arist. Plut. 279. Harpokr. Hesych. Die Ableitung von der Stadt Mothone ist wie die der Heloten von Helos. Die Τϱόφιμοι sind aus ξένοις durch Erziehung Spartiaten geworden, Xenoph. . Denn Μό- ϴων bezeichnet einen Haussklaven, verna, und nie koͤn- nen Perioͤken so heißen, die in keiner Abhaͤngigkeit von einzelnen Spartiaten standen Bei Athen. heißen sie Freie in Bezug auf das, was sie werden , nicht was sie waren. — Vgl. Hemsterhuis bei Lennep Etymol. 1. p. 575. . Die Abkoͤmmlinge der Mothaken muͤssen auch das Buͤrgerrecht erhalten haben, wenn Lysandros, Kallikratidas, Gylippos Mo- thakischer Abkunft waren Athen. Aelian V. G. 12, 43. Zwei σύντϱοφοι oder μόϑακες Kleomenes des III. bei Plut. Kleom. 8. Diese wie Lysandros waren Heraklidische Mothaken. . Epeunakten heißen, der Etymologie nach, solche Buͤrger, die die Wittwe eines Gestorbenen aus einer Pflicht des alten Erbrechts eheligten; daß man dazu einmal Knechte genommen habe, besagt Theopomp bei Athen. 6, 271 d. , wo die Vergleichung mit den Katonakophoren (s. oben S. 41, 2.) nicht hinlaͤnglich begruͤndet scheint. Vgl. Casaub. ad Athen. 6, 20. Intpp. Hes. s. v. ἐνευν. . 6. Die Zahl der Heloten koͤnnen wir ziemlich aus der Angabe des Plataͤischen Heeres abnehmen. Hier standen 5000 Spartiaten, 35,000 Heloten, 10,000 Pe- rioͤken Bei Thermo- pylaͤ lagen, nach dem Epitaph Herod. 7, 228. vgl. 8, 25., 4000 Streiter begraben, naͤmlich 300 Spartiat., 700 Thespische Hopli- ten, und 3000 ψιλοὶ, wovon 2100 Heloten gewesen sein moͤgen. . Wenn vun sonst die Zahl streitbarer Spar- tiaten 8000 betrug: so muͤssen wir in demselben Ver- haͤltnisse 56,000 waffenfaͤhige Heloten rechnen, und die gesammte Volksmenge derselben gegen 224,000. Wenn also die Stadt Sparta 9000 Ackerloose besaß: so ka- men auf jedes 20 Menschen, deren es, wie wir oben sa- hen, wohl mehr ernaͤhren konnte , und es blieben noch 44,000 fuͤr den Dienst des Staats und der Ein- zelnen. Die Nachricht des Thukydides, daß die Chier Hell. 5, 3, 9. Auf diese geht wohl die verwirrte Nachricht Plut. Lacon. Inst. p. 252. fuͤr eine Stadt die meisten Sklaven haͤtten nach den Lakedaͤmoniern 8, 40. , noͤthigt nicht hoͤher hinaufzugehen, weil die groͤßere Sklavenmenge sich von Aegina mit der Freiheit verloren hatte, und Athen waͤhrend des Krie- ges auch gewiß nicht 200,000 besaß. Die Anzahl der waffenfaͤhigen Perioͤken wuͤrde nach der angegebenen Proportion nur 16,000 betragen, aber man wird hier annehmen muͤssen, daß eine groͤßere Anzahl derselben im Peloponnes zuruͤckgeblieben war: denn da ihnen 30,000, freilich weit kleinere, Loose zugetheilt waren: so muͤssen doch auch ziemlich eben so viel Familien gewe- sen sein, und wir erhalten wenigstens gegen 120,000 Menschen, im Ganzen aber fuͤr die 170 oder 180 Quadratmeilen Lakoniens eine angemessene Bevoͤlkerung von 380,000 Seelen. Aus dieser Berechnung folgt aber zugleich, daß nach der zu ernaͤhrenden Volksmenge die Guͤter der Spartiaten (πολιτικὴ χώϱα) Polyb. 6, 45. gegen zwei Drittel des gesammten Ackerlandes betragen mußten. Dies konn- ten sie seit der Eroberung des fruchtbaren Messeniens sehr wohl, nach welcher die Anzahl der κλῆροι ver- doppelt nach der wahr- scheinlichsien Angabe bei Plut. Lyk. 8. nach der Lykurg 4500 Loose macht, und Polydoros eben so viel. , der Umfang vielleicht verhaͤltnißmaͤßig noch mehr ausgedehnt wurde. Denn als die Spartiaten die Dorischen Messenier, wie es scheint, vertrieben und das Land erobert hatten: traten zwar einige See- und Landstaͤdte (Asine, Mothone, Thuria, Aethaͤa) in das Perioͤken-Verhaͤltniß, aber der schoͤnste Theil des an Aeckern, Baumpflanzungen und Viehweiden so rei- chen Landes Platon Alkib. I. 122 d. Tyrtaͤos bei dem Schol. p. 78 Ruhnk. und zu Gesetz. 1. p. 220. vgl. Bd. 2. S. 70. Die Ebene am Pamisos giebt an manchen Stel- wurde Spartiatisch; und die zuruͤckge- bliebenen Landbauer Heloten Paus. 4, 24, 2. τὴν μὲν ἄλλην πλὴν τῆς Ασιναίων αὐτοὶ διελὰγχανον. vgl. 3, 20, 6. Zenob. 5, 39. Apostol. 7, 33. δου- λότεϱος Μεσσηνίων. vgl. Etymol. Εἵλωτες. Etym. Gudian. 167, 32. . Diese waren es vor- zugsweise, welche Ol. 78, 4. bei dem großen Erdbeben nebst den zwei letztgenannten Perioͤkenstaͤdten sich erho- ben, die alte Feste Ithome verschanzten, und hernach zum Theil auswanderten Thuk. 1, 100. πλεῖστοι δὲ τῶν Εἱλώτων ἐγένοντο οἱ τῶν παλαιῶν Μεσσηνίων τότε (schr. ποτὲ) δουλωϑέντων ἀπόγο- νοι. Plut. Kimon 16. Lyk. 28. Diodor 11, 53 sq. unterscheiden dabei die Heloten faͤlschlich von den Messeniern, vgl. Bd. 2. S. 189. . Waͤre aber dieser Aufstand allen Heloten allgemein gewesen, wie Diodor vorgiebt: wie haͤtten dann die Spartiaten die Empoͤrer aus dem Lande ziehen lassen koͤnnen, ohne es der Bebauer gaͤnzlich zu berauben? Auch nach der Schlacht von Leuktra fielen nicht die Lakonischen, nur die Messenischen Heloten ab vgl. Xen. Hell. 7, 2, 2. mit 6, 5, 27. , und waren ohne Zweifel die hauptsaͤch- lichsten Erneuerer Messeniens, welche in der neuen Stadt ein demokratisches Buͤrgerrecht erhielten Po- lob. 7, 10, 1. vgl. 4, 32, 1. und Mansos 3, 2. S. 80. Exeurs uͤber Messeniens Erneuerung. . 7. In Lakonien selbst gehoͤrte den Spartiaten nach Agis Rhetra, die wahrscheinlich nur den fruͤheren Zu- stand erneuern sollte, das Mittelland, welches vom Taygetos gegen Westen, dem Fluͤßchen von Pellene und Sellasia gegen Norden begraͤnzt war, und sich gegen Osten auf Malea hin erstreckte Plut. Agis 8. Μαλἐαν ist vielleicht verdorben. , und dies bebauten also damals die Heloten. Hiebei entsteht die Frage: wer denn die in diesem Distrikt gelegenen Ortschaften, wie z. B. Amyklaͤ, Therapne, Pharis, bewohnte. Die He- len die Erndte 30 mal wieder, und wird zweimal des Jabrs besaͤt. Sibthorp in Walpole’s Memoirs p. 60. loten gewiß nicht allein, da es z. B. eine bedeutende Anzahl Hopliten von Amyklaͤ im Lakedaͤmonischen Heere gab Xen. Hell. 4, 5, 11. , die also entweder Spartiaten oder Perioͤken waren. Ob nun die Letztern hier mitten im Weichbilde der Stadt kleine Distrikte bewohnten, oder Spartiaten auch außerhalb der Stadt auf den Landstaͤdten wohn- ten, ist nicht voͤllig zu entscheiden. Jenes ist wahr- scheinlicher, da es doch auch Perioͤken ganz in der Naͤhe der Stadt gab Thuk. 4, 8. οἱ ἐγγύτατα τῶν πεϱιοίκων. ; und von den Andern zwar erwaͤhnt wird, daß sie auf dem Lande ἐπ̕ ἀγϱῷ, ἐν τοῖς χωϱίοις. vgl. oben S. 37, 3. Wohnungen, nie aber daß sie in andern Staͤdten Haͤuser hatten außer Spar- ta und einigen umliegenden Komen. Dies fuͤhrt uns wieder darauf, die Loͤsung der schwierigen Aufgabe zu versuchen: was denn eigentlich jene Phylen, wie sie die Grammatiker bisweilen nen- nen Steph. V. Μεσόα τόπος Λακωνικῆς. φυλὴ Λα- κωνική. Hesych Κυνόσουϱα φυλὴ Λακωνική. vgl. Schol. Kallim. auf Art. 94. Hesych ἡ Πιτάνη φυλή. , Pitana, Limnae od. Limnaͤon, Mesoa und Kynosura, bedeuten, die auch Pausanias auf diese Weise als Abtheilungen des Volkes verbindet 3, 16, 6. . Pausanias nun nennt sie als Abtheilungen der Spartiaten, und es scheint, daß man ihm folgen muͤsse. Denn wenn in einer Amyklaͤischen Inschrift aus Fourwonts Nachlaß mitgetheilt von Raoul-Roch. sur l’authent, des inscr. de Fourmont p. 131. ein Epimelet fuͤr die Fremden zu Amyklaͤ Damatrios ein Mesoat genannt, und in einer andern ein Gymna- siarch aus Roͤmischer Zeit als aus der Phyle der Ky- nosureer bezeichnet wird Auch aus Fourmonts Papieren, wo eigentlich steht: ΑΙΙΟ ΦϒΛΗΣ ΚϒΝΟΟϒΡΕΩΝ. Ebd. kommt ein διαβετης Λιμναιων (ob διοικητης Λιμνατων) vor. : so kann man sich diese Per- III. 4 sonen gewiß nicht als Perioͤken denken Auch wird Thrasybulos (Epigr. Plut. Apophth. Lac. p. 242. Anthol. Palat. 7, 229.), offenbar ein Spartiat, nach Pitana zuruͤckgebracht, und so ist auch Archias, der Pitanat, bei Herod. 3, 55., sicher ein Spartiat. Vgl. noch Str. 5, 250. . Und wenn Alkman nach glaublicher Nachricht ein Mesoat war Suid. Frgm. 2 Welcker. : so kann man auch darunter einen Buͤrger Sparta’s (wenn auch von einem niedern Grade) verstehen, ohne mit Herodot in Widerspruch zu kommen, der nur laͤug- net, daß irgend ein Fremder außer Tisamenos u. He- gias Spartiat geworden sei 9, 35. Indeß sagt auch Heraklid. Pont. von Alkman blos: ἠλευθεϱώθη. . — Ferner ist klar, daß Pitana, Limnaͤ, Mesoa und Kynosura Namen von Or- ten waren, wie aus der Zusammenstellung der Nach- richten uͤber selbige hervorgeht. Am meisten wissen wir von Pitana, einem alten ohne Zweifel vordorischen Orte Pindar O. 6, 28. Eurip. Troad. 1116. Μενέλαος Πιτανάτης bei Hesych. , der so bedeutend war, daß er eigene gymni- sche Agonen hatte Hesych Πι- τανάτης. , und einen eigenen Lochos Pitana- tes stellte Her. 9, 53. Thuk. 1, 20. kannte ihn nicht mehr. Aber noch Caracalla bildete sich aus Nachaͤffung des Alterthums aus Spart. einen λόχος Πιτανάτης. Herodian 4, 8. . Herodot, der selbst da war, nennt ihn einen Demos 3, 55. , und zwar wissen wir, daß er in der Naͤhe des Tempels und festen Ortes Issorion Polyaͤn 2, 1, 14. vgl. Plut. Ages. 32. lag, der nach Pausanias Topographie Sparta’s am westli- lichsten Ende der Stadt gelegen haben muß Paus. 3, 14, 2. — In der Naͤhe lag Oenus nach Athen. 1, 31 c. und auch dies nahe bei der Stadt. Plut. Lyk. 6. Vgl. die Karte. . Auch erwaͤhnt dieser Schriftsteller in dieser Gegend die Halle (λέσχη) der Krotanen, welche eine Abtheilung der Pitanaten waren. So wissen wir denn, daß Pitana westlich von Sparta lag, außerhalb der Stadt nach Herodot Auch nach Plut. de exil. 6. , innerhalb, wie es scheint, bei Pausanias. So war auch Limnaͤ nach Strabon eine Vorstadt von Sparta 8, 363 a. Ohne Zweifel die Sumpfgegend am Eurotas, der hier oͤfter uͤbertritt. Vgl. oben Bd. 2. S. 74. , aber zugleich ein Theil der Stadt, wie auch nach demselben Mesoa 364 a. vgl. Tzschucke p. 184. , wohin doch nach Paus. der Achaͤer Preugenes das den Doriern zu Sparta entrissene Bild der Artemis brachte 7, 20, 4. . — Aus allen dem sich blos scheinbar widersprechenden folgt, daß diese Orte nichts anders als die Komaͤ waren, aus welchen nach Thukydides 1, 10. die Stadt Sparta bestand, und die um die eigentliche πόλις nach allen Seiten herum la- gen, aber von einander durch Zwischenraͤume getrennt waren, bis man sie spaͤter, wohl zur Zeit, da Sparta in Makedonischer Periode ummauert wurde, zusammen- zog und vereinigte. 4 * 4. 1. N achdem wir so die beiden Staͤnde der Unterthaͤ- nigkeit in dem Dorischen Normalstaate Sparta auseinan- der gestellt haben, werden wir die Spuren derselben oder aͤhnlicher Verhaͤltnisse in vielen der uͤbrigen Staa- ten dieses Volksstammes nachweisen. Da nun in Kreta das Dorische Leben zuerst fest gegruͤndet wurde, indem hier gluͤckliche Umstaͤnde dem Stamme einen reichlichen Landbesitz und eine ungefaͤhrdete Herrschaft verschafft hatten: so muͤssen auch die Verhaͤltnisse zu den Landes- einwohnern hier am fruͤhesten zu einer stetigen Ordnung geregelt worden sein, fuͤr die es ein guͤnstiges Vorur- theil erwecken muß, wenn Aristoteles von keiner Em- poͤrung der Knechte gegen die Herren erfuhr 2, 6, 3. Ueber die Sklaven Kreta’s Manso Sparta 1, 2. S. 105. Ste Croix sur la legisl. de Crète p. 373. hat Alles verwirrt. . Der Dorische Sinn forderte hier wie anderswo Freiheit von jedem Nahrungsgeschaͤft, welchen Hybrias, der Kreter, in seinem Skolion offen und keck so ausspricht, “daß er mit Lanze, Schwerdt und Tartsche ackere, erndte und winzere und darum Herr der Mnoia heiße” Aehnlich sagten die Lakedaͤmonier nach Cic. de rep. 3, 9. (vgl. Plut. Lak. Apopht. p. 179. 201.) spruͤchwoͤrtlich suos omnes agros, quos spiculo possent attingere. . Aber auch hier mußten verschiedene Classen von Unter- thanen statt finden. Sosikrates und Dosiadas, glaub- wuͤrdige Schriftsteller uͤber Kreta, nennen drei Classen, die Staatsknechtschaft, (κοινὴ δουλεία) von den Kretern Μνοἆα genannt, die Knechte der einzelnen Buͤrger, Άφα- μιώτας, u. die Perioͤken, ̔ϒπηκόους. Nun wissen wir im Einzelnen, daß die Aphamioten ihren Namen von der Bestellung der Aecker der Privaten (kretisch ἀφαμίαι) hatten, und sonach landbauende Leibeigene waren Athen. 6, 263 e. Hesych. Eust. Il. 15, 1024 R. Ruhnken ad Tim. p. 283. . Mit ihnen treffen zusammen die von jenen Schriftstel- lern eben darum nicht speciell erwaͤhnten Klaroten, denn wenn auch die gewoͤhnliche Namenserklaͤrung sie von dem uͤber die Kriegsgefangenen geworfenen Loose benennen laͤßt, leitet man den Namen doch gewiß na- tuͤrlicher von den einzelnen Ackerloosen oder Guͤtern der Buͤrger, den κλήροις, ab. Aber nach jeder dieser Erklaͤrungen sind sie immer den einzelnen Buͤrgern an- gehoͤrige Leibeigene; und Klaroten wie Aphamioten werden daher ganz richtig mit den Heloten verglichen Strabo 15, 701. Etym. M. πενέσται. Photios p. 124 und 300. Lex. Seguer. 1. p. 292. emd. von Meineke Eupher. p. 142. , und wie von diesen die Lakonischen, so waren von jenen die Kretischen Perioͤken grundverschieden: ob- gleich Aristoteles den von den Kretischen Schriftstellern genau beobachteten Unterschied vernachlaͤssigt Pol. 2, 7, 3. vgl. 2, 2, 13. Schneider. . Zwei- tens wird die Μνοῖα (μνῷα) von denen, welche genauer reden, eben so von dem Stande der Perioͤken als der Eigenknechte unterschieden, und als eine Staatsfrohne bezeichnet; wornach anzunehmen ist, daß jeder Staat in Kreta ein Gemeinland besaß, welches die Mnoten in denselben Verhaͤltnissen bebauten, wie die Aphamio- ten die abgetheilten Grundstuͤcke. Indessen wird sehr oft dieser Name auf alle Frohnknechte ausgedehnt, wie schon in dem Liede des Hybrias So auch bei Str. 12, 542 c. : die Knechte der Hera- kleoten dienen nach denselben Bedingungen wie ἡ Μνῷα σύνοδος ἐϑήτευεν. Vgl. Hermon bei Athen. 6, 267 b. , wo Eust. Il. 15, 1024 Rom. μνῷτα οἱ ἐγγενεῖς οἰκἐτα , (die Eingebornen im Gegensatze der Gekauften) die richtige Lesart bewahrt zu haben scheint. vgl. zur Il. 13, 954. Hesych 2. S. 611. Pollux 3, 8, 83. κλαϱῶτα και μνᾥται. Steph. Χίος: (aus derselben Quelle, wo Pollux) ούτοι δὲ πϱῶτοι ἐχϱήσαντο ϑεϱάπουσιν ὡς Λακεδαιμόνιοι τοῖς εἵλωσι καὶ Ἀϱγεῖοι τοῖς γυμνησίοις καὶ Σικυώνιοι τοῖς κοϱυνηφόϱοις καὶ Ἰταλιῶται τοῖς Πελασγοῖς (daraus erklaͤrt sich Cicero de fin. 2, 4. wie schon Victor. Varr. lectt. 1, 10. gesehn,) καὶ Κϱῆτες δμωΐ- ταις. Schreibe μνωΐταις, in der weitern Bedeutung des Wortes. Eben so Eust. zu Dion. P. 5, 33., den schon Meineke a. O. corri- girt hat. . Die Perioͤken end- lich bildeten wohl in Kreta, wie in Lakonien, abhaͤngige und tributaͤre Gemeinden: ihre Abgabe wurde so wie der Ertrag des Gemeinlandes zum Theil auf die oͤffentli- chen Mahlzeiten gewandt Aristot. a. O. ἐκ τῶν δημοσίων καὶ φόϱων οὓς φέϱουσιν οἱ πεϱίοικοι. ; zu denen auch noch nach Dosiadas bei Athen. 4, 143 a. in Lyktos jeder Knecht einen Aeginetischen Stater beisteuerte: wobei man an Perioͤken nicht den- ken darf, weil diese der genaue Schriftsteller nicht Knechte nennen konnte, auch nicht an die vom Aus- lande gekauften und in den Staͤdten dienenden Sklaven, (χρυσώνητοι in Kreta), weil bei diesen auf ein eige- nes Vermoͤgen nicht mit Sicherheit gerechnet werden konnte; endlich auch an die Mnoten nicht, weil diese als Staatsknechte außer Zusammenhang mit den Ein- zelnen, und also auch mit diesen Speisegesellschaften standen. Also sind es die Klaroten (Aphamioten), wel- che ihren Herren außer der Abgabe in Naturalien auch noch diesen Geldbeitrag schuldig waren, mit welchem wahrscheinlich das noͤthige Geraͤth bestritten wurde. Uebrigens ist nicht wohl daran zu denken, daß die Leibeigenen an der taͤglichen Mahlzeit Theil genommen haͤtten An den Hermden indeß speisten die Sklaven oͤffentlich, und ihre Herren bedienten sie sogar, wie zu Troͤzen im Mon. Ge- raͤstion, Karystios bei Athen. 14, 639 b. vgl. 6, 263 f. In Sparta luden die Herren die Knechte an den Hyakinthien zu Gaste, Poly- krates bei Ath. 4, 139 b. . Vielleicht war aber in keinem griechischen Staate der unfreie Stand minder gedruͤckt als in Kreta. Es war ihnen im Allgemeinen jede Thaͤtigkeit und jedes Geschaͤft gestattet, mit Ausnahme der Eymnasien und des Waffenfuͤhrens Aristot. Pol. 2, 2, 1 . Daher hielten auch die Perioͤken so fest an der alten Minoischen Gesetzgebung, daß sie dieselbe auch dann noch beobachteten, als die Dorier der Stadt Lyktos davon abgewichen waren Pol. 2, 8, 5. . Ueber- haupt war Kreta unter allen Dorischen Staaten darin am gluͤcklichsten, daß es seine Institute ohne bedeutenden Widerstand mit Kraft und Ruhe durchsetzen konnte, obgleich durch das gefahrlose Gluͤck und den weitver- breiteten Verkehr auch zeitiger Verfall der alten Sitte herbeigefuͤhrt wurde. Das Umgekehrte fand in Argos statt, dessen Dorische Einwohner von allen Seiten bedraͤngt, sich darum am Ende des Dorismus entaͤu- ßern und mit den alten Landeseinwohnern verschmelzen mußten. Daher wir zwar auch hier anfangs Unter- thanen und Leibeigene geschieden, aber schon fruͤh das Verhaͤltniß verwirrt und eine ganz veraͤnderte Stellung eingeleitet finden. 2. Argos hatte Leibeigene, die mit den Heloten verglichen und Gymnesioi genannt werden Hesych a. O. Pollux u. Steph. B. a. O. . Der Name buͤrgt fuͤr die Richtigkeit der Vergleichung. Denn er bezeichnet diese Knechte als leichtbewaffnete Beglei- ter ihrer Herren (γύμνητες). Daher hieß auch dieselbe Klasse Dienstleute in Sikyon Korynephoren, weil sie nur Keule und Knittel, nicht Schwerdt und Lanze tru- gen, wie die geharnischten Dorier. Auf diese Gymne- sier bezieht sich die Erzaͤhlung Herodots 6, 83. : Als durch Kleomenes, Koͤnig Sparta’s, in der Schlacht am Siebenten sechstausend 7, 148. Dort wird die Schlacht gegen die obige, Bd. 2. S. 172, auf Paus. gegruͤndete Rechnung, ganz nah vor Anfang des Perserkrieges geruͤckt, wie nicht blos aus dem νεωστὶ, sondern schon daraus hervorgeht, daß die Arg, einen 30jaͤh- rigen Frieden verlangen, damit die Kinder der Erschlagenen heran- wachsen koͤnnen. Darnach muͤßten die Gymnesier sich erst nach dem Perserkriege, von Argos vertrieben, der Stadt Tiryns bemaͤch- tigt haben, (denn daß sie waͤhrend desselben nicht da waren, kann man aus Herod. 9, 28. schließen,) und die endliche Besiegung der- selben traͤfe dann wohl mit der Eroberung von Tiryns (Bd. 2. S. 174.) zusammen. — Waͤre das Orakel 6, 19. genau (καὶ τότε ) in Erfuͤllung gegangen: so muͤßte die Schlacht Ol. 70, 3. treffen, aber darauf wird man keine Rechnung gruͤnden wollen. Buͤrger von Argos gefallen waren: bemaͤchtigten sich die Knechte des Staats, und verwalteten und beherrschten ihn so lange, bis die Soͤhne der Erschlagenen herangewachsen waren. Wir sehen, daß die Zahl der Argeiischen Dorier durch den Fall von 6000 ziemlich erschoͤpft war, und daß zunaͤchst um die Stadt nur Leibeigene wohnten, weil die Herr- schaft sonst nicht haͤtte in deren Hand fallen koͤnnen. An gekaufte Sklaven aus Barbarenlaͤndern darf man hier gar nicht denken, weil diese einen Hellenen-Staat wohl so wenig regieren konnten, als die Affen in der Fabel das Schiff Es gilt derselbe Schluß wie von den Sklaven, die sich Volsinii’s be- maͤchtigten, s. Niebuhrs R. G. 1. S. 82. . Hernach wurden die Knechte von der herangewachsenen Jugend nach Tiryns vertrieben, dann nach langem Kriege, wie es scheint, auch von da verjagt, oder von neuem unterworfen Von der Freilassung Argeiischer Knechte spricht die Stelle Hesych s. v. ἐλείθεϱον ὕδωϱ: ἐν Ἄϱγει ἀπὸ τῆς Συναγεέας (ob ΦϒΣΑΔΕΙΛΣ, vgl. Kallim. Bad der Pall. 47. Euphorion Fr. 19 Meineke) πίνουσι κϱήνης ἐλευθεϱούμενοι τῶν οἰκετῶν. . Aber auch Perioͤken hatten die Argeier Arist. Pol. 5, 2, 8. , welche mit einem besondern Namen Orneaten genannt wurden. So hießen eigentlich die Einwohner einer Stadt Orneaͤ in den Graͤnzgebirgen gegen Mantinea, welche, lange unabhaͤngig, doch endlich, etwa gegen Olymp 50. Bd. 2. S. 159. , von den Argeiern unterworfen wurde; und dann von diesem Orte die ganze Classe von Perioͤken. Diese Or- neaten oder Perioͤken bildeten also Gemeinden fuͤr sich, wie die Lakonischen, und zwar bis gegen den Persi- schen Krieg. Denn zu dieser Zeit zogen die Argeier, wie oben nachgewiesen, die umliegenden Perioͤkischen Gemeinden nicht die Gymne- sier s. Bd. 2. S. 174, 1. zur Ergaͤnzung und Vermehrung ihrer eigenen Zahl an sich, und machten sie zu Stadtbuͤr- gern: womit eine ganz neue Periode in der Argeiischen Verfassungsgeschichte anhebt, deren Verhaͤltnisse als bekannter oͤfter mit Unrecht auf die fruͤhern Zeiten uͤbergetragen worden sind. So sagt Isokrates Panathen. 73. vgl. 99. So glaube ich auch, daß sich Paus. taͤuschen lassen, wenn er 2, 19. den Arg. seit der aͤltesten Zeit Liebe zur Isegorie und Volksfreiheit bei- schreibt. , daß die Dorier von Argos, wie von Messene, die fruͤhern Landeseinwohner (als συνοίκους) mit in die Stadt aufgenommen, und ihnen mit Ausnahme der Ehren- stellen gleiches Buͤrgerrecht gegeben haͤtten, und stellt damit das Verfahren der Spartiaten in einen Gegen- satz, der, wie nunmehro Jeder sieht, durchaus nichtig ist. — Die nun eingeleitete Umwaͤlzung der Verfassung in Argos war etwa eben so groß, als wenn in Lako- nika die gesammte Volksmenge der Perioͤken sich zur souve- raͤnen Gemeinde erklaͤrt haͤtte. Denn diese in die Stadt aufgenommenen Neubuͤrger scheinen bald das voͤllige Buͤrgerrecht der alten verlangt und erhalten zu haben, daher seit der angegebenen Epoche in Argos die De- mokratie maͤchtig uͤberhand nimmt. Sie konnte nicht ohne das Verschwinden des eigentlichen Dorismus ein- treten, das sich auch durch verringerte Waffenkunde bekundet; daher die Volksgemeinde hernach selbst dar- auf verfiel, ein stehendes Heer von tausend Buͤrgern edler Familien unter Heerfuͤhrern von großer Civilge- walt zu bilden, welches aber sogleich wieder eine druͤ- ckende Oligarchie einzufuͤhren strebte, bis es der zu maͤchtig gewordenen Demokratie erlag. Doch davon unten weiter Zur Vergleichung dient auch die Eleische Πεϱιοι- κἱς. So hieß alles Land, welches die Eleer zu ihrem eigentlichen Besitz, der ΚοιλὴἨλις, hinzuerobert hatten (Thuk. 2, 25. Xen. Hell. 3, 2, 23.); aber auch dieses war in Land-Phylen getheilt, die durch Landgewinn oder Verlust zu- oder abnahmen. Paus. 5, 9, 5. Die Zahl der Hellanodiken, obgleich diese vom herrschenden Stamme waren, (Pind. O. 3, 21.) richtete sich nach der der Phylen. Paus. vgl. Aristodem von Elis bei Harpokr. Ἑλλαν. Etym. M. 331, 20. . Es ist nicht bekannt, wie lange die Evidaurier den Unterschied zwischen Stadtbewohnern und Acker- bauern festhielten. Der Name Κονίποδες, Staubfuͤße, mit welchem das niedere Volk ehemals belegt wurde, bezeichnet sein Landleben Plut. Qu. Gr. 1. Hesych. , und ist wohl nicht blos S. Thukyd. 5, 67. 72. Diod. 12, 80. Plut. Alkib. 15. Paus. 2, 20, 1., wo der Anfuͤhrer der 1000 λογἀδες Bryas heißt, besonders Arist. Pol. 5, 4. vgl. Manso 2. S. 432. “Ein Beitrag zur Kenntniß der Verfassung von Argos” mit den Gegenbemerkungen von Tittmann S. 602. Spottname. Daß es aber auch hier, wie in Argos, Buͤrger gab, die von Ursprung Nicht-Dorier waren, erweist das Vorkommen einer vierten Phyle außer den drei Dorischen K. 5. . 3. In Korinth und Sikyon scheint keine voll- kommene Scheidung der Dorier und Nicht-Dorier durchgesetzt worden zu sein. Besonders in der erstge- nannten Stadt mußten sich die Einwohner mit den aͤltern Besitzern vergleichen, und wurden wohl nur zum Mitbesitz des Landes durch neue Vertheilung (ἐπ̕ ἀνα- δασμῷ) aufgenommen. Daher kommt es, daß in Ko- rinth nicht bloß die drei Dorischen Phylen, von denen bald die Rede sein wird, sondern im Ganzen acht wa- ren, welche alle die Stadt bewohnten Πάντα ὀκτώ. Suidas (in Schotts Prov. 11, 64.) Apostol. 15, 67. . Auch waren selbst die Kypseliden keine Dorier, und doch schon, ehe sie Tyrannen wurden, angesehene Buͤrger. Einen Ko- rinthischen Helotenstand kann man in den Kynophaloi finden Hesych. Nach Is. Voss. Κυνό- φυλοι. , denen die Hundsmuͤtze der Peloponnesischen Ureinwohner wieder den Namen gegeben hatte. In- deß uͤberwog hier, als in einem Handelsstaate, sehr bald die eigentliche Sklaverei, deren Verhaͤltnisse wir uns nach den Athenischen denken duͤrfen So kommt der Hafen Lechaͤon als Zufluchtsort ge- plagter Sklaven eben so wie Munychia vor. Hesych Λέχαιον. . In Si- kyon gab es Leibeigene, von denen uns die Namen Korynephoren Steph. B. Χίος. Pollux a. O. Etym. Gud. 165, 53., wo ϑῆτες, γυμνῆτες, (fuͤr γυμνήσιοι) πενέσται, πελάται, (durch Irr- thum fuͤr κλαϱόται) κοϱυνηφόϱοι, καλλικύϱιοι zusammengestellt werden. und Katonakophoren erhalten sind S. oben S. 42, 2. . Der erste bezeichnet sie als leichtbewaffnete Knappen, der zweite als bestaͤndige Landbewohner. Die Buͤrger- schaft war hier in vier Phylen getheilt, von denen drei die reindorischen sind, naͤmlich die Hylleer, Dy- manen und Pamphylen, die vierte aber, die Aegialeer, von dem Lande den Namen hat, welches sie schon vor der Dorischen Eroberung bewohnte Herod. 5, 68., wo aber schwer zu glauben ist, daß die vierte Phyle erst nach Kleisthenes aufgekommen sei. — Was in Sikyon Αἰγιαλεῖς, hieß vielleicht in Phlius Χϑονοφύλη, welche mythisch Tochter des Sikyon, und Mutter oder Gattin des Phlias genannt wird. Paus. 2, 6, 3. 12, 6. Schol. Apoll. 1, 115. . Daß auch diese vierte nicht blos buͤrgerliche Rechte, sondern auch voͤl- liges Buͤrgerrecht genoß, ist sicher, da sich aus ihr Kleisthenes Haus zur Herrscherwuͤrde emporschwang, welches nicht wohl moͤglich gewesen waͤre bei Verhaͤlt- nissen, die denen der Perioͤken oder gar der Heloten Sparta’s geglichen haͤtten. Dieser Kleisthenes nannte in tyrannischem Uebermuthe seine eigene Phyle Arche- laoi, die drei Dorischen von der Sau, dem Schwein und dem Esel Hyaten, Oneaten, Choͤreaten. Aber waren dies wirklich bloße Spottnamen, wie der gute Herodotos erzaͤhlt, der bei aller Ungeschminktheit seiner Erzaͤhlung doch Politisches selten vom rechten Stand- punkte betrachtet? Wohl nicht: sondern Kleisthenes wollte auch die Dorier zwingen, auf das Land hinaus- zugehn, und Viehzucht und Ackerbau zu treiben, indem er ganz und gar ihren Lebensgrundsaͤtzen Trotz bot. Indessen konnten so willkuͤhrliche Umkehrungen aller Sitte und Gewohnheit des Lebens keinen Bestand ha- ben, und es stellte sich nach dem Untergange der Dy- nastie die alte Verfassung in den Hauptzuͤgen wieder her. 4. In den Kolonieen der Dorier nahmen die Verhaͤltnisse zu unterworfenen Ackerbauern und Leib- eigenen oft noch mehr Schaͤrfe und Haͤrte an, da jene es hier nicht mit Griechen sondern Barbaren zu thun hatten. Gewoͤhnlich ergaben sich geschichtlich folgende Staͤnde. Ein Dorischer Staat hatte die Colonie ge- fuͤhrt, und dessen Buͤrger constituirten nun den Adel in der neuen Stadt, sie theilten das gewonnene Land in κλήρους unter sich S. z. B. von der κληϱοδοσία von Knidos Diod. 5, 53. Daß die Loose schon im Mutterlande ausgetheilt wurden, sieht man bei der Gruͤndung von Syrakus Bd. 2. S. 116. Vgl. die Ge- schichte der Coloniensendung nach Epidamnos. Thuk. 1, 27. , und bildeten das eigentliche πολίτευμα So war es z. B. im Korinthischen Apollonia. Herod. 9, 93. Aristot. Pol. 4, 3, 8. Eben so in Thera. vgl. Bd. 1. S. 337. . Nun waren aber dergleichen Colonien darauf bedacht, sich durch Volksmenge zu verstaͤrken, und oͤffneten ihre Haͤfen allerlei Heimatlosen und Un- zufriedenen. Dieses Volk von bunter Zusammensetzung Thuk. 6, 17. von den Staͤdten Siciliens: ὄχλοις τε γὰϱ ξυμμίκτοις πο- λυανδϱοῦσιν κ. τ. λ. , gemeiniglich Demos genannt, stand gewoͤhnlich außer- halb des Politeuma, bis es sich durch Gewalt ein- draͤngte, und drang zugleich bestaͤndig auf neue Ver- theilung der Feldmark, auf ἀναδασμός Das klarste Beispiel, obgleich von keiner Dorischen Stadt, ist bei Thuk. 5, 4. Die Leontiner hatten viel neue Buͤrger gemacht, und diese, nun den Demos zum Theil bildend, drangen auf ἀναδασμός. Daruͤber vertrieb der Adel den Demos ganz. Vgl. unten K. 9. . Dazu ka- men nun drittens die Ureinwohner, welche jetzt als Leibeigene oder Staatsknechte dienen mußten. So un- terscheidet man in Syrakus : erstens die Gamoren. Dies sind die altkorinthischen Colonisten, welche die großen Kleroi in Besitz genommen und das Land ge- theilt haben Herod. 7, 155. Aristot. πολ. Συϱακ. bei Phot. S. 96. Dionys. Hal. 6, 62. p. 388, 35. Mar- mor. Par. l. 52. Hesych: γάμοϱοι — ἢ οἱ ἀπὸ τῶν ἐγγείων τι- μημάτων (a censu agrorum) τὰ κο νὰ διέποντες. Platner . Zweitens einen Demos; drittens Knechte auf den Guͤtern des Adels, deren Unzahl spruͤch- woͤrtlich geworden. Dies waren ohne Zweifel ureinwoh- nende Sikuler, wie auch die mannigfachen Namensfor- men derselben, Κυλλύϱιοι, Καλλικύριοι, Κιλλικύϱιοι, sich nicht aus dem Griechischen erklaͤren lassen Hesych ( c. Intpp. T. 2. p. 260.) Photios, Suid. Phavo- rin. Καλλικ. Etym. Gud. p. 165. Zenob. 4, 54. Καλλικύϱιοι ἐν Συϱακούσαις ἐκλήθησαν οἱ ὑπεισελϑόντες γεωμόϱοις , wie zu schreiben (S. K. 9.), Plut. Prov. Alex. 10. p. 588. Bei Eust. Il. p. 295 Rom. Κιλλικύϱιοι δὲ ἐν Κϱήτῃ, Μαϱιανδυνοὶ δὲ ἐν Ἡϱακλείᾳ τῇ Ποντικῇ καὶ Αϱοτται ἐν Συϱακούσαις ist zu schr. Κιλλ. δὲ ἐν Συϱακούσαις — ΚΛΑΡΟΤΑΙ ΛΕ ἐν Κϱήτῃ. Dio- nys. a. O. nennt sie πελάτας. . Das Verhaͤltniß hatte sich hier wesentlich verschieden von dem Peloponnesischen gebildet, besonders dadurch, daß der Demos, ein schlimmer Mitbewohner nach Gelons Ausdruck, gleich mit in die Stadt aufgenommen wor- den war. Daher auch die ungeheure Groͤße der Sici- lischen und Italischen Staͤdte in Vergleich mit den Pe- loponnesischen. Die Gamoren mit ihren Kyllyriern ver- hielten sich nun zu dem Demos ungefaͤhr eben so, wie die Patricier mit den Klienten zu den Plebejern in Rom. Auch nahm die Umbildung der Verfassung ziem- lich denselben Gang wie in Rom, indem zuerst beide Staͤnde ihre Anspruͤche in einer (Aristotelischen) Πολι- τεία auszugleichen suchten, die indessen spaͤter zur voͤlligen Demokratie uͤberging, wie wir unten sehen werden. 5. In der Megarischen Colonie Byzantion stan- den die Ureinwohner, die Bithyner, in demselben He- loten-Verhaͤltniß Phylarch bei Athen. 6. p. 271 c. Die μιοϑωτοὶ hießen in Byzanz nach Pollux 7, 29, 132. κϱούνικοι. . Auch hatte gleiches Schicksal erdul- Beitraͤge S. 56. wendet diese Stelle nicht ganz richtig auf den Zu- stand der Τελέοντες in Attika an. vgl. Wessel. ad Diod. 2. p. 549. den muͤssen der Volkstamm der Mariandynen in der Pontischen Herakleia , die ebenfalls Megarer nebst Boͤotern gruͤndeten. Er unterwarf sich unter der Be- dingung, daß kein Mariandyne uͤber die Graͤnze ver- kauft werden durfte Strabo 12, 542 c. — dies ist Grundgesetz der alten Leibeigenschaft — und sie ein fuͤr allemal bestimmte Abgaben — mit einem milden Namen δῶϱα genannt — zinsen sollten Euphorion (Frgm. 73 Mein.) und Kallistratos ὁ Ἀϱιστοφάνειος bei Athen. 6, 263 d. e. Hesych δωϱοφόϱοι. Die Herren nennt Euphorion Homerisch ἄνακτας. . Die große Anzahl dieser unterworfenen Landeseinwohner, die es nie an Matrosen fehlen ließ, war der Schifffahrt und Seemacht Herakleias sehr guͤnstig Arist. Pol. 7, 5, 7., wo die zur See dienenden Perioͤken von Herakleia wohl die Mariandynen sind. Hier ist von Her. Pontike offenbar die Rede: 5, 4, 2. dagegen (μετὰ τὸν ἀποικισμὸν εὐθὺς) gewiß von Her. Trachinia, vgl. Schlosser; und von diesem wohl auch in den uͤbrigen Stellen. . Die Ordnung der Staͤnde in Kyrene folgte der- selben Analogie. In der Mutterstadt Thera hatten nur die Geschlechter der urspruͤnglichen Colonie aus La- konika volles Buͤrgerrecht, und verwalteten die Staats- aͤmter s. oben S. 61, 2. . So waren nun auch wieder in Kyrene zu- erst nur die Theraͤischen Geschlechter im Genuß der Herrschaftsrechte, und ließen die Nachwanderer nicht zum voͤlligen Mitbesitz derselben. Es war der natuͤrliche Gang der Dinge, daß diejenigen, welche dem Helleni- schen Namen zuerst unter den Libyschen Horden Ansehn verschafft hatten, ein groͤßeres Anrecht auf Ehre und Besitz zu haben glaubten, als die, welche in die schon gegruͤndete und befestigte Stadt zusammen stroͤmten. Aber als die Kyrenaͤer unter Battos II. eine neue Ver- theilung der Aecker — die man freilich erst den Libyern abnehmen wollte — in ganz Griechenland angekuͤndigt hatten Das Orakel bei Herod. 4, 159. ὃς δέ κεν ἐς Αιβύαν πολυήϱατον ὕστεϱον ἔλθῃ γᾶς ἀναδαιομένας, μετά οἵ ποκά φαμι μελήσειν. Vgl. ὑστεϱεῖν τῆς κληϱοδοσὶας Diod. 5, 53. , und viele Neubuͤrger zusammen gekommen waren: wurde auch mit der Zeit eine neue Verfassung noͤthig, welche Demonax von Mantineia nach demokra- tischen Grundsaͤtzen anordnete. Er hob die alten Staͤm- me auf, und setzte an ihre Stelle neue, in welchen die gesammte Griechische Bevoͤlkerung von Kyrene zusam- mengefaßt war Arist. Pol. 6, 4. vgl. Platner a. O. S. 70. . “Er machte drei Phylen, welche er so einrichtete. Den einen Theil des Volkes ließ er aus den Theraͤern und den Perioͤken bestehn, den andern aus Peloponnesiern und Kretern, den dritten aus allen Inselbewohnern” Worte Herodots 4, 161. vgl. Thrige Cyrene p. 166. . Hieraus ist deutlich, daß auch fortwaͤhrend nur die urspruͤnglichen Colonisten Perioͤken hatten, die andern nicht, und jene immer noch eine Art von Bevorrechteten waren, deren Existenz wohl groͤß- tentheils vom eigenen Betrieb des Landbaues unabhaͤn- gig war; so ehrte der weise Demonax die geschichtliche Vergangenheit. Von der Zusammensetzung und dem Zustande jener Perioͤken haben wir keine Nachricht und nicht einmal eine andeutende Spur. 6. So kommen wir endlich zum Schluß dieser weitschichtigen Zusammenstellung. Es ist deutlich ge- worden, daß zur Grundlage des Dorischen Staates ein Perioͤken- und ein Helotenstand gehoͤrt, so daß die Aufhebung der Dienstbarkeit auch gewoͤhnlich den Um- sturz der Dorischen Institute herbeifuͤhrte. Daher zeichnen sich die Dorier und namentlich Sparta durch hartnaͤckige Festhaltung derselben aus. Aber eigentlich existirte in alten Zeiten diese Dienstbarkeit uͤberall, wo kriegerische Voͤlker sich durch Eroberung niedergelassen hatten, in Thessalien, Boͤotien, selbst bei den Joniern von Athen. Die Thessalische Unterthaͤnigkeit und Leib- eigenschaft hat sich außer der Dorischen am laͤngsten erhalten, daher wir sie hier mit hineinziehen. Man unterscheide folgende Verhaͤltnisse in diesem Lande. Er- stens standen unter der Botmaͤßigkeit der Thessaler eine Anzahl Voͤlkerschaften, welche einen bestimmten Tribut zahlten, und auch wohl zum Beistande im Kriege ver- pflichtet waren, aber dabei doch nicht die Volkseinheit und eine gewisse Selbststaͤndigkeit verloren hatten. In solchem Verhaͤltniß muͤssen wir uns die Perrhaͤber noͤrd- lich von Larissa, die Magneten oͤstlich vom Pelion, die Phthiotischen Achaͤer suͤdlich vom Othrys und Enipeus denken. Denn alle diese waren zwar den Thessalern unterworfen (ὑπήκοοι) Von den Achaͤern Thuk. 8, 3. vgl. Liv. 33, 34. von den Magneten u. Aa. Thuk. 2, 101. Demosth. Philipp. II. p. 71. Olynth. II. p. 20. von den Perrhaͤbern Th. 4, 78. Str. 9, 440. vgl. Bd. 1. S. 252., wo aber nicht Alles ganz genau ist. , aber sie hatten doch dadurch nicht aufgehoͤrt, abgesonderte, ja selbst amphiktyonische Voͤlkerschaften zu sein Tittmann Amphiktyonen S. 35. vgl. besonders Herod. 7, 132. . Ihren Tribut hatte Skopas, der Pharsalische Dynast, genauer festgesetzt. Sie hie- ßen auch Perioͤken Xen. Hell. 6, 1, 7., wo die πεϱίοικοι nicht mit den Penesten zu verwechseln. vgl. Schneider zu Aristot. Pol. 5, 5, 9. . Zieht man nun die angegebe- nen Landstriche ab, so behaͤlt man fuͤr das eigentliche Thessalien das Land zwischen den Perrhaͤbern gegen N. und den Achaͤern gegen S., gegen welche der Enipeus die Graͤnze macht nach Th. 4, 78. ; welches die Ebene des Peneios (das alte Ἄϱγος Πελασγικὸν) und dann noch einen III. 5 Strich gegen den Pagasetischen Meerbusen hin, bei Herodot 7, 176. Αἰολὶς genannt, begreift. Diese Landschaft beherrschten also die Thessaler unmittelbar, und hatten die Staͤdte Larissa, Krannon, Pharsalos, Jolkos und andere im eigenen Besitz; aber den Ackerbau derselben betrieben sie durch die Penesten , welches die fruͤhe- ren Pelasgisch-Aeolischen Einwohner waren Auch bei den Makedoniern Penesten nach Eust. ad Dion P. 533. Aber die Liv. 43, 20 ff. gehen uns hier nichts an. . Denn nach Archemachos Euboika bei Athen. 6, 264 b. vgl. Eust. Il. 13, 954, 38 Rom. Photios Lex. p. 300., wo zu schreiben: ἀπὸ τῶν ὑπὸ Αἴμονος ἐν ΑΡΝΗι νικηϑέντων Βοιωτῶν (s. Bd. 1. S. 378,) wie bei Suid. waren die Aeolischen Boͤoter zum Theil zwar ausgewandert, zum Theil aber zuruͤckge- blieben, und hatten sich als Penesten vertragsmaͤßig unterworfen; zu denen Theopomp Athen. 6, 265 c. auch noch die Magne- sier und Perrhaͤber rechnet, was aber nur etwa von einem Theile der beiden Staͤmme gelten kann, da diese im Ganzen, wie gezeigt ist, zwar abhaͤngig aber nicht hoͤrig waren Nach Aristot. 2. 6, 3. fielen die Pen. von den Thessalern ab, als diese mit Achaͤern, Per- rhdbern, Magneten Krieg fuͤhrten. . Die Grundgesetze der altgriechischen Leibeigenschaft gelten auch bei den Penesten. Sie durf- ten weder ohne Urtheil getoͤdtet noch außer Land ver- kauft werden Archem. a. O. Str. 12, 542 c. Eust. 954. Photios: ἐπὶ τῷ μήτε παϑεῖν τι ἐϱγαζό- μετοι, μήτε ἐκβληϑῆναι. . So stehen sie in der Mitte zwischen Freien und Kaufsklaven Pollux 3, 83. , gleichwie die Herakleotischen Mariandynen, die Kretischen Klaroten, und die Lako- nischen Heloten, mit denen sie am meisten verglichen werden Theo- pomp bei Sch. Theokr. 16, 35. Aristot. 2, 2, 13. Staphylos πεϱὶ Θετταλῶν bei Harpokr. Ammonios, Photios, Hesych, Etymol. s. v. . Denn gleich diesen waren sie durch Erobe- rung und Unterjochung in diesen Zustand gerathen, ob- gleich man sie deswegen nicht Kriegssklaven nennen soll Herakl. Pont. 2. — Bei Eust. Il. 2, 295., Phot. a. O. u. Hesych heißen sie οἱ μὴ γόνῳ δοῦλοι, sehr unklar ausgedruͤckt. Ganz falsch ist die Erklaͤrung eines Andern, ἐλεύθεϱοι μισϑῷ δου- λεύοντες. . Sie waren ferner nicht der Gemeinde im Gan- zen unterthaͤnig, sondern gehoͤrten einzelnen Haͤusern und Familien an Eurip. Phrixos bei Athen. 264 c. Λάτϱις πε- νέστης (daher Hesych Πενὲσται λάτϱεις) ἀμὸς ἀϱχαίων δόμων. , daher sie auch Θεσσαλοικέται heißen Philokrates Thessalika, εἰ γνήσια, bei Ath. 264 a. Staphylos a. O. Phorios, wo fuͤr Θετταλικὰς ΘΕΤΤΑΑΟΙΚΕΤΑΣ zu corr. . Besonders in den großen Haͤusern der Aleua- den und Skopaden waren sie sehr zahlreich Theokr. 16, 35. (vgl. Meineke Comment. Miscell. 1. p. 53.). Aber wenn Theokr. sagt: “sie erhielten monatliche Nahrung zuge- messen”, so verwechselt er sie deutlich mit gemeinen Sklaven. — Menon fuͤhrte den Athenen 200 eigene Penesten zu. Demosth. π. συνταξ. p. 173. . Ihr Hauptgeschaͤft war der Ackerbau Athen. 264 b. Hesych πεν. , von dessen Ertrage sie den eigentlichen Besitzern der Guͤter zinseten Ti- maͤos s. v. πενεστικὸν. Eust. Il. 13, 954. Aa. ; da- bei erwarben sie indeß eigenes Vermoͤgen, und waren oft reicher als ihre Herren Archema- chos a. O. Eust. a. O. — obgleich der Name offenbar von πένης kommt. . Im Kriege umgaben sie diese schuͤtzend und vorkaͤmpfend, wie Knappen ihre Ritter, gemeiniglich aber, gegen die Sitte anderer Hellenen, als Reuter Demosth. g. Aristokr. p. 687, 1. . Alle diese Angaben und Nach- richten uͤber sie stimmen wohl uͤberein, und bezeichnen einen und denselben Zustand; obgleich es gewiß ist, daß das Streben nach buͤrgerlicher Freiheit um die Zeit des Peloponnesischen Krieges unter den Penesten sehr zugenommen hatte, und bisweilen, wenn auch nicht consequent, von Athen unterstuͤtzt wurde Arist. Wespen 1263. . Die 5 * uͤbrigen innern Verhaͤltnisse der Thessaler liegen hier nicht in unserem Kreise; sie hatten sich wenig nach ru- higer Consequenz gebildet, welche der stuͤrmische und hochfahrende Sinn des Stammes nicht gestattete. In jeder einzelnen Stadt traten sich ein Thessalisches Volk, dann eine Anzahl Oligarchischer Geschlechter, endlich Dynasten, wie die Aleuaden, Skopaden u. s. w. Alle drei zusammen bei Arist. Pol. 5, 5, 9. vgl. Thuk. 4, 78. In der Zeit des Alex. von Pheraͤ hatte Thessalien wahrschein- lich demagogische Tyrannen, die daher den Aleuaden feindlich. Diod. 16, 1. ge- genuͤber; die Staͤdte selbst lagen untereinander meist im Kriege; so war in dieser politischen Verfassung wie in dem Mangel des Volkscharakters an Beharrlichkeit und leidenschaftsloser Seelengroͤße der Hauptgrund gegeben, daß Thessalien fuͤr Hellas so wenig wurde. Die aͤu- ßern Mittel, welche Landbesitz und Kriegsmacht an die Hand geben, waren hier sicher in reicherem Maaße vorhanden als irgendwo; auch durch Muth zeichnete sich der Thessaler aus; der alte Ruhm der Gegend haͤtte innerlich begruͤndete Anspruͤche unterstuͤtzt; wie kam es, daß Thessalien so außerhalb der Griechischen Geschichte lag, und Sparta so lange ihre Seele war? Wer mag hierauf anders antworten als: weil die Na- tionalitaͤt des Thessalers eine andere war, und fuͤr Weisheit nur Schlauheit, fuͤr besonnenen Heldenmuth nur stuͤrmische Kampfwuth, fuͤr strenge Selbstbeherr- schung nur wilde Leidenschaft hatte. 7. Wenn bei den Thessalern wie bei den Doriern eine strenge Unterthaͤnigkeit durch Eroberungen veran- laßt war: so waͤre es auffallend dieselbe bei den nie unterjochten Arkadern zu finden Denn wenn Arist. bei Schol. Aristoph. Wol- ken 397, von einer uralten Vertreibung der Barbaren aus Arka- dien redet: so geschieht dies blos, um den Namen Πϱοσέληνοι zu erklaͤren. . Und doch er- waͤhnt hier Theopomp eine zahlreiche Classe von Pros- pelaten (an 300,000), welche er den Heloten gleich setzt bei Athen. 6, 271. Sie sind verwandt mit den Pelaten, Theten, Teleonten, Hektemoren von Attika, die ich hier uͤbergehen muß, auf Platner Beitr. p. 44. verweisend. Πελάται heißen auch die Heloten bei Plut. Agis 6. . Indessen sind diese Prospelaten wahrscheinlich nichts anders, als die Einwohner der Demen, welche spaͤter die meisten Arkadischen Staͤdte, z. B. Mantineia, Tegea, Heraͤa, an sich zogen. Denn wenn davon die Rede ist, daß diese und andere Staͤdte aus einzelnen Gauen zusammengebaut worden waͤren (συνοικίζεσϑαι): so ist nicht daran zu denken, daß sie vorher gar nicht als Staͤdte existirt haͤtten. Sondern die Nachricht ist zu nehmen, wie die von dem Zusammenfuͤhren des Volks nach Athen, welche auf Theseus zuruͤck datirt wird. Ziemlich alle Staͤdte Arkadiens haben uralte Burgen, in und bei denen seit alter Zeit mehrere fuͤrst- liche, priesterliche, kriegerische Geschlechter gewohnt haben muͤssen. Diese bildeten einen Adel in Bezug auf die ackerbauenden Landbewohner oder προςπελάται, welches aber bei weitem die meisten Arkader waren. Wenn nun aus allen Gauen eine große Stadt gegruͤn- det wurde: so wurde damit zugleich die Verfassung nothwendig demokratischer, wie in Argos durch das Heranziehen der Perioͤken oben S. 75. , und in Megara durch die- selbe Maaßregel oben S. 41. Wie damit die Vereinigung Megara’s mit vier Komen zusammenhaͤngt (Bd. 2. S. 89.), ist mir noch nicht voͤllig klar. . Denn so lange dort die Leute den einzelnen Gau bewohnten, sorgten sie nur etwa fuͤr dessen Angelegenheiten; und die des Gesammten ver- walteten die in der Polis. Wohnten sie aber nun zu- sammen, so bekuͤmmerten sich bald Alle um Alles. Da- her es dem Interesse des Peloponnesischen Bundes- hauptes gemaͤß war, die Einwohnerschaft der Staͤdte wieder zu vertheilen (διοικίζειν): dem Athenischen sie zusammen zu halten. In Mantineia bewirkten die Ar- geier zuerst die Zusammenziehung der Demen, gewiß erst, da sie bei sich Aehnliches vorgenommen hatten, also nach dem Persischen Kriege ; sie vereinigten vier Flecken mit der alten Stadt als dem fuͤnften So vereinigt man Xen. 5, 2, 7. (vgl. 6, 4, 18. ἐκ τῶν κωμῶν — ἀϱιστοκϱατούμενοι u. 6, 5, 3.) mit Ephoros bei Str. 8, 337. u. Harpokr. s. v. Μαντινέων διοικισμός. Isokr. πεϱὶ εἰϱήνης bei Harpokr. vgl. Diod. 15, 5. 12. Polyb. 4, 27, 6. Paus. 8, 8. ; die Lakedaͤmonier stellten wieder auf einige Zeit die al- ten Komen und zugleich die Aristokratie her. Das Tegeatische Gebiet war sonst in acht Gaue getheilt, die hernach zur Stadt zusammentraten, die Gareaten, Phylakeer, Karyaten Also ehe Karyaͤ Lakonisch wurde, denn daß die Arkadische und Lakonische Stadt des Namens dieselbe ist, ist klar. S. Photios Lex. p. 101. τὰς Καϱύας ᾽ Αϱκάδων οὔσας ἀπετέμνοντο Λακεδαιμόνιοι. vgl. Meineke Euphor. p. 96. Daß dies schon vor dem zweiten Messenischen Kriege geschehen, glaube ich Paus. 4, 16, 5. Erzaͤh- lung kaum. , Korytheer, Botachiden, Man- thyreer, Echeuetheer, Apheidanten, dazu als die neun- ten die schon vorhandenen Tegeaten der Altstadt S. Paus. 8, 45, 1. vgl. Str. 8, 337., nebst Arist. Pol. 2, 1, 5. ; dies waren vorher die eigentlichen Buͤrger, jenes Pros- pelaten gewesen, ein Unterschied, der durch das Zu- sammentreten sogleich oder sehr bald verschwinden mußte. 8. Da uns in diesen Untersuchungen der Unter- schied von πόλις und δῆμος, Stadt und Land, als fuͤr die Verfassung so wichtig, entgegengetreten ist: so moͤgen wir mit einigen Bemerkungen daruͤber dieses Capitel schließen. Demos ist urspruͤnglich Bezeichnung des Gebiets einer Gemeinde, und dann auch der dasselbe bewohnen- den Gesammtheit; Πόλις dagegen die Stadt , die man sich in Homerischer Zeit wohl nie unbefestigt denken darf. An diese aber knuͤpft sich alles Staatsleben des Ganzen an, und es wohnen hier besonders die von eigenem Betrieb des Landbaues Befreiten, die Krieger- geschlechter, die Edlen Od. 24, 414. κατἀ πτὸλιν. ; darum wird es auch bei Homer fuͤr eine Schmach oder ein Ungluͤck angesehen, wenn ein Edler unter den Leibeigenen auf dem Lande lebt Od. 11, 187. . So ist es bei dem aͤltesten Dichter, und das- selbe Verhaͤltniß geben auch einzelne Nachrichten ge- schichtlicher Art an. Als sich die Achaͤer auf die Kuͤste Aegialeia warfen, setzten sie sich hier in den Staͤdten und Burgen fest; und trennten sich gaͤnzlich von den Landbewohnern; wenigstens wissen wir dies von Pa- traͤ Paus. 7, 18, 3. ; so daß hier derselbe Volkstamm als Eroberer die Hauptstadt bewohnte, der als Unterworfener in Lakonika in die Landorte zerstreut war; erst spaͤter zo- gen die Achaͤischen Staͤdte, Patraͤ, Dyme, Aegion ihre Demen in sich hinein Str. a. O. vgl. 8, 386. οἱ μὲν οὐν Ἴωνες κωμηδὸν ὤκουν, (ohne Mauern der Staͤdte Th. 3, 33.) οἱ δ̛ ᾽ Α- χαιοὶ πόλεις ἔκτισαν. Ueber den συνοικισμὸς von Patraͤ, Dyme, Aegion 8. p. 337. . In Athen hatten einst die Eupatriden die Stadt selbst inne Εὐπατϱίδαι οἱ αὐτὸ τὸ ἄστυ οἰκοῦν- τες, Bekk. Anecd. p. 257. , welche Nachricht auffallend dadurch bestaͤtigt wird, daß einer der De- men Kydathenaͤon in der Stadt lag Κυδαθήναιον δῆμος ἐν ἄστει Hesych. Schol. Platon Symp. p. 43. R. : und was ist Kydathenaͤos anders als ein edler nnd ruhmvoller Athe- ner Κυδα- θηναἵος ἔνδοξος Αϑηναῖος Hesych. ? Daraus erklaͤrt sich der Unterschied zwischen Athenaͤer und Attiker, welchen die Sprache auch da noch behielt, als die Demokratie ihn factisch ganz auf- gehoben hatte. So braucht Platon ersteres als eine edlere Benennung denn das letztere Gesetze 1, 626 c. , und wenn Dikaͤarch im Leben von Hellas die Attiker als geschwaͤtzig, syko- phantisch, unzuverlaͤßlich, den großherzigen, einfachen und treuen Athenern entgegensetzt: so sind dies wohl die aͤchten alten Geschlechter, und jenes der seit Klei- sthenes Zeit aus fremdartigen Bestandtheilen gemischte Demos. — Eben so war πόλις und δῆμος zwar in Athen eins geworden, und das letztere Wort wurde mit Vorliebe zur Bezeichnung des Staatsganzen ge- braucht, aber in andern Staaten steht πόλις als die regierende, aristokratische Macht dem Demos gegen- uͤber Bei Homer ist noch keine Spur von δῆμος als politischer Gewalt im Gegensatze einer andern. Die Stelle Il. 2, 546, wo der Demos von Athen hervorgehoben wird, ist sicher erst aus Solonischer Zeit. . So sagt der Megarer Theognis in Beziehung auf seine Vaterstadt in aristokratischem Sinne: Grad’ aus geh’ ich den richtigen Weg, nicht dahin noch dorthin Beugend den Sinn, der stets sich nach dem Heilsamen kehrt. So dann ehr’ ich die herrliche Stadt , sie weder dem Demos Je zuwendend noch auch je dem tyrannischen Mann V. 924. Vgl. Aeschyl. ῾Ιετ. 375. vom Monarchen: σύ τοι πόλις, σὺ δὲ τὸ δήμιον, πϱὑτανις ἄκϱιτος ὤν. . Daher nichtdemokratische Staaten auch in oͤffentlichen Urkunden zur Bezeichnung der regierenden Gewalt das Wort Πόλις gebrauchen, wie die Kretischen Staͤdte noch im zweiten Jahrhundert S. besonders Stellen wie Chishull Antt. Asiatt. p. 113. Συβϱιτιων ἁ πολις και οἱ κοσμοι Τηιων τᾳ βουλᾳ και τῳ δαμῳ χαιϱειν p. 137. Αλλαϱιωταν οἱ κοσμοι και ἁ πολις Παϱιων τᾳ πολει και τῳ δαμῳ Doch bisweilen, beson- ders in spaͤtern Inschr., auch δῆμος, wie bei Pococke 4, 2. p. 43, n. 2. , wo etwa zu ergaͤnzen ist: αγαθᾳ τυχᾳ. εδοξε τᾳ βουλᾳ και ; obgleich die Spartia- tische Gemeinde, von diesem Sprachgebrauche abwei- chend, sich selbst in alten Gesetzen δᾶμος nennt S. die Rhetra K. 5. Die Buͤrger Sparta’s δαμὡδεις (oben S. 45, 6.; νεοδαμὡδεις entspricht dem Syrakusischen νεοπο- λῖται Diod. 14, 7.), δαμοσία die Umgebung des Koͤnigs im Kriege, unten K. 12. , weil sie naͤmlich gar nicht an die Gegenuͤberstellung der Pe- rioͤken dachte. Demokratieen entstehen nun, wie wir sahen, sehr oft durch Hineinziehen der saͤmmtlichen Landbewohner in die Stadt, so daß δῆμος und πόλις zusammenfaͤllt, durch Zusammenbauen der einzelnen Flecken, durch Auf- nahme der Perioͤken zu Stadtbuͤrgern. In Athen wird diese Begebenheit, aber gewiß ungeschichtlich, in ferne Urzeit gesetzt; im Peloponnes begannen darauf abzie- lende Bewegungen vielleicht schon vor der Zeit der Ty- rannen. Diese selbst, obgleich aus Volksfuͤhrern er- wachsen, suchten doch zur Befestigung ruhiger Herr- schaft das gemeine Volk wieder von der Stadt zu ent- fernen, und an das Land zu binden; sie zogen ihnen statt des staͤdtischen Himations wieder den alten Schaaf- pelz an, wie von den Sikyonischen Tyrannen oben be- merkt wurde S. 41. S. von Periandros Diog. L. 1, 98. aus Ephoros und Aristot. Nikol. Damasc. Herakl. Pont. 5.; von den Peisistratiden oben S. 41, 4. Meurs. Pisistr. 7. vgl. Maxim. Tyr. 13, 140. Dav.; von Gelon Plut. Apophth. Reg. p. 89. ; den Dreißig, Xenoph. Hell. 2, 4, 1.; einen Kephallenischen Tyr. He- rakl. 31. im allgemeinen Aristot. Pol. 5, 8, 7. und die treffliche Note von Meier de bonis damnat. p. 185. ; darum foͤrderten sie auch mit großem politischen Verstande die Agricultur in allen ihren Zwei- gen Vgl. zu dem Angefuͤhrten Diod. 14, 10. . In oligarchischen Staaten, wie in Elis, blieb τῳ δαμῳ Κλεισθενεα..... Σινωπεα, Αντιοχον και Αγαθοκλην Σωσιγενεος Ἱεϱοπολιτας πϱοξενος ημεν αυτος και εγγονα, ἱπαϱ- χεν δε αυτοις και ισοπολιτειαν και γας και οικιας εγκτησιν και ατελειαν etc. bis auf spaͤtere Zeiten das Volk zum großen Theil be- staͤndig auf dem Lande; hier hatten oft Großvater und Enkel nicht die Stadt gesehn; auch gab es Landgerichte und andere Anstalten, um die Vortheile des Stadt- lebens zu ersetzen Polyb. 4, 73, 6. οἱ πολιτευὁμενοι — οἱ ἐπὶ τῆς χώϱας κατοικοῦντες. Eine Anzahl Komen hatte nach Paus. 5, 4. 1. Oxylos mit der Stadt vereinigt. ; aber auch in demokratischen, wie Athen, fand ein bestaͤndiger Streit der Empfindung statt zwischen dem ruͤhrigen Treiben der Demokratie und der stillen Neigung zum alten Landleben. 5. 1. R ach der Betrachtung des unterthaͤnigen Standes kommen wir nunmehr zu dem eigentlich freien Staats- buͤrger , der nach einem althellenischen, in Sparta realisirten, Grundsatze der Sorge um Nahrung entho- ben war. Die genaue Scheidung dieser Staͤnde und die vortheilhafte Stellung des letztern, erhoͤhete natuͤr- lich dessen Achtung und den Preis des Buͤrgerrechts, daher auch Sparta sich vor allen karg erzeigte, es Fremden zu ertheilen Gegen Herodot (oben S. 50.) vermoͤgen die zum Theil sehr unsichern Beispiele von Aufnahme Fremder zu Buͤrgern Spar- ta’s bei Tittmann S. 641. nichts. Ephoros bei Str. 8, 364. spricht nur von Aufnahme Fremder zu Perioͤken . Ueber die Strenge der Megarer hierin f. Plut. de monarchia 2. p. 204. . Ehe wir nun den aus allen Freien bestehenden Staatskoͤrper in seiner Bewegung und Handlung betrachten, muͤssen wir vorher auf die Gliederung desselben, auf die Eintheilung in kleinere Gemeinden, Staͤmme, Phratrien, Geschlechter u. s. w. einige Aufmerksamkeit richten. In jedem Dorischen Staate fanden sich die drei Staͤmme: Hylleis, Dymanes (Dymanaten) und Pamphylen . Diese Dreitheilung war der Nation so eigenthuͤmlich, daß schon Homer sie die dreifachge- theilten (τριχάϊκες) nannte, welchen alten Beinamen ein Hesiodischer Vers ganz richtig von der Eintheilung des Landes nach den Geschlechtern erklaͤrt Bd. 2. S. 29. Andron deutet ihn auf die Tripolis am Parnaß, bei Str. 10, 475. . Der alte Mythus, den dieser Dichter episch ausgefuͤhrt, nannte darum drei Soͤhne des alten Dorierkoͤnigs Aegimios, naͤmlich Dyman, Pamphylos und den adoptirten Hyl- los; ihm zur Seite steht Herodots direktes Zeugniß, daß die Nation in diese drei Staͤmme aufging 5, 68. vgl. Steph. B. s. v. ϓλλεῖς, Δυμᾶν. Hemsterh. ad Aristoph. Plut. 385. . Da- her auch Pindar unter den Namen der Soͤhne des Ae- gimios und Hyllos das ganze Dorische Volk begreift P. 1, 61. und im Skolion auf Aegina: ῞ϒλλου τε καὶ Αἰγιμιοῦ Δωϱιεὺς στϱατὁς. . So durften wir wohl den an die Spitze gestellten Satz in dieser Allgemeinheit aussprechen, wenn man auch nicht eben in allen Dorischen Staaten von allen drei Phylen einzelne Meldung uͤbrig hat. Indeß finden sich auch so Erwaͤhnungen genug. Ihr Dasein in Sparta bezeugt Pindar a. O. vgl. Schol. P. 1, 121. , und ein Wort eines Lexikographen laͤßt vermuthen, daß sie zugleich Eintheilungen der Stadt waren Δύμη τόπος ἐν Σπάϱτῃ Hesych. . Daß sie in Sikyon und Argos sich vorfanden, sagt Herodot 5, 68. ῾ϒλλὶς ἀπὸ ᾽Αϱγείας μιᾶς τῶν νυμφῶν Kallim. bei Steph. s. v. ῾ϒλλεῖς, wenn nicht Αἰγαἱας oder so etwas zu schr. Vgl. Bd. 2. S. 12. . In Argos war sicher die Stadt nach ihnen abgetheilt; es kommt ein Παμφυ- λιακὸν als Region derselben vor Plut. ᾽Αϱεταὶ γυν. 5. S. 269. . Von Argos gin- gen die Dorischen Phylen auf Epidauros und Aegina uͤber Pindar Skol. . Auch in der Aeginetischen Colonie Kydonia finden sich Hylleer Hesych. s. v. ῾ϒλλέες. vgl. Aeginet. p. 140. . Hylleer giebt eine Inschrift in Korkyra an Boͤckh Staatshaush. 2. S. 404. ; folglich waren sie auch in Korinth; eine andere zeigt sie in Akragas Gruter p. 401. Castelli Inscr. Sic. p. 79. , folglich muͤssen sie auch in Rhodos gewesen sein, wie auch uͤberdies Homer besagt Il. 2, 668. oben Bd. 2. S. 109. . In Megara kommen die Pamphyler noch zur Zeit des Hadrian vor Inschr. bei Spon. Voy. T. 3. P. 2. P. 223. Miscell. erud. antiq. p. 328. n. 18. vgl. Boͤckh Explic. Pind. P. 1. p. 234. . Auch in Troͤzen waren diese Staͤmme Charax bei Steph. ῾ϒλλεῖς. , aber in die Troͤzenische Colonie Hali- karnaß scheinen vorzuͤglich nur Dymanen gezogen zu sein Bd. 2. S. 104. . Im Ganzen erhellt, daß wo Dorier waren, es auch Hylleer, Pamphyler, Dymanen gab. 2. Und zwar konnten da, wo blos Dorier das volle Buͤrgerrecht hatten, nur diese drei Phylen des gleichberechteten Volkes existiren; wo aber andere Ge- schlechter in bedeutender Anzahl zur Theilnahme der Staatsgewalt zugelassen waren, mußte es noch eine oder mehrere andere Phylen geben. So ist uns in Argos und Epidauros eine vierte Hyrnathia be- kannnt Aeginet. 40, u. 140 , x. Der Name ist dunkel; besonders wie er mit der Heroine Hyrnetho zusammenhaͤngt. ; auch in Aegina mußte eine solche existiren, da es auch hier undorische und doch angesehene Ge- schlechter gab Ebds. p. 140. . In Sikyon hieß die vierte Phyle die Aegialeische . In Korinth sollen sogar im Ganzen acht Phylen bestanden haben oben S. 59, 2. . Aber in Sparta, der Stadt des reinen Dorismus, darf man durchaus nicht mehr als die drei aͤchtdorischen Staͤmme annehmen. Zwar koͤnnte es scheinen, daß das große und angesehne Aegi- dengeschlecht von Kadmeischer Abkunft außer denselben stehe, aber es muß doch in einen der drei bei der Ein- buͤrgerung aufgenommen worden sein Vgl. Bd. 1. S. 329. Indessen kommen Phy- len mit patronymischen Endungen doch sonst vor, naͤmlich in der großen Tenischen Inschr. des Brittischen Museums die Phyle der . Denn die Zahlen der Spartiatischen Oben, der Geronten, der Rit- ter, der Landguͤter, dreißig, dreihundert, neuntau- send u. s. f. bieten sich der Eintheilung durch drei von selbst dar, waͤhrend sie sich mit vier gar nicht theilen lassen. 3. Die Phylen von Sparta zerfielen wieder in Oben , welche auch Phratrien genannt werden Athen. 4, 141 f. aus Demetrios Skepsios; vgl. Bd. 1. S. 328. Hesych erklaͤrt ὠβάτης ungenau mit φυλέτης. . Φρατρία nannten die Griechen eine Verbindung von Geschlechtern, sie sei nun natuͤrlich und auf wirkliche Verwandtschaft gegruͤndet, oder politisch und nach einer gewissen Regel zum Behufe des Staatslebens gebildet. Sie begreift also Geschlechter (πάτρας oder γένη) in sich, welche ebenfalls entweder wirklich auf gleicher Ab- stammung beruhen, oder sich in alter Zeit buͤrgerlich und religioͤs vereinigt haben, und darauf politisch nach einem gewissen Gesetze geordnet und festgestellt worden sind Die γένη der Handwerker und Ackerbauer in Athen hatten oft vom Ge- schaͤft einen patronymischen Namen. — Vgl. Buttmann uͤber den Begriff des Wortes φϱατϱία in den Abhandl. der Berlin. Akad. 1318. 19. S. 12. . Die Spartiatischen Oben scheinen nun noch uͤberdies Lokaleintheilungen gewesen zu sein, indem der Name ὠβὰ, d. i. οἴα, einzelne Flecken oder Regionen einer Stadt anzeigt, obgleich dann nicht deutlich ist, wie sie sich zu den fuͤnf Abtheilungen der Stadt (κώ- μαις), von denen oben die Rede war, verhielten. Auf keinen Fall hindert dies, daß sie nicht uͤbrigens, nach der Analogie der Phratrien, die Geschlechter in sich Herakliden, der Thestiaden, und zwar diese nebst mehreren andern auch als Landesabtheilungen. Der Name der Herakliden auf der Ionischen Tenos ist raͤthselhaft; von einer Anwesenheit des Heros daselbst s. indeß besonders Schol. Apoll. Rh. 1, 1304. aus Aenesi- demos Τηνιακοῖς. begriffen; indem es sich nach der einfachen und conse- quenten Regelmaͤßigkeit der Spartiatischen Einrichtun- gen mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen laͤßt, daß erstens die Phylen besondere Gegenden der Stadt in Besitz genommen, und diese wieder nach den Oben in kleinere Distrikte eingetheilt waren: was vielleicht durch die Notiz bestaͤtigt wird, daß Agiadaͤ ein Ort in Sparta hieß Hesych und Etym. M. ᾽Αγιάδαι, wo aber fuͤr Sparta Lakonika steht. Wahrscheinlich in Pitana, s. Paus. 3, 14, 2. ; so nannte sich aber die eine koͤnigliche Familie, welche sonach als Oba einem Distrikte der Stadt den Namen gegeben zu haben scheint. Der Oben waren dreißig Rhetra Lykurgs bei Plut. 6. , also zehn Hylleische, zehn Dymanatische, zehn Pamphylische. Von den er- sten muͤssen zwei den Heraklidischen Koͤnigshaͤusern an- gehoͤrt haben. Denn da die Geronten sammt den Koͤ- nigen 30 waren, und diese Zahl ohne Zweifel von der der Oben abhing und ausging: so folgt, daß die bei- den fuͤrstlichen Geschlechter, obgleich von einem Stamm- vater sich ableitend, dessen ungeachtet in zwei verschie- dene Oben geschieden waren, und diese gewissermaßen durch sie vertreten oder repraͤsentirt wurden. Und fah- ren wir in dieser Weise zu schließen fort: so muͤssen wir, da es noch Herakliden außer den Koͤnigen in der Gerusie gab Diod. 11, 50. vgl. auch Plut. Lys. 24. , auch noch mehrere Heraklidische Oben in Sparta annehmen: obgleich ich nicht der Meinung bin, daß etwa alle Hylleischen Geschlechter sich von Herakles selbst abgeleitet u. als Herakliden gegolten haͤtten. 4. Was die Wirksamkeit und Bedeutung der Oben in dem Staatsleben anbetrifft: so war diese so groß und groͤßer als die der Phratrien im aͤltern Athen. Denn erstens wurde die Volksversammlung einer Ly- kurgischen Rhetra zufolge nach Phylen und Oben ge- halten, dann der hohe Rath darnach constituirt und wohl auch die dreihundert Ritter nach derselben Ord- nung gewaͤhlt. Indessen wurden doch wohl nicht alle oͤffentlichen Stellen und Aemter auf solche Weise besetzt, sondern nur die, wo ausgezeichnete Wuͤrde und Ehre erfordert wurde; es hatte die Wahlordnung, wie sich un- ten noch zeigen wird, stets eine aristokratische Tendenz. Magistrate mehr demokratischer Art dagegen, nament- lich die Ephoren, muͤssen ohne Bezug auf die Phylen- eintheilung ernannt worden sein, wie die Fuͤnfzahl der- selben beweist; es ist wahrscheinlich, daß hiebei irgend eine Ruͤcksicht auf die Komen Spartas genommen wurde, deren, wie bewiesen, fuͤnf waren. — Eine auffallende Parallele zu diesem Zahlenverhaͤltniß bietet das aristokratische Athen. Die Phyle der Adligen und Ritter zerfiel hier in drei Phratrien, welche man mit den drei Phylen der Dorischen Spartiaten vergleichen kann. Als nun der Adel (einer Pairskammer aͤhnlich) uͤber die Alkmaͤoniden richtete: so constituirten 300 Eu- patriden das Gericht, 100 aus jeder der Phratrien Plut. Solon 12. . Und als der Alkmaͤonide Kleisthenes von der Adelspar- tei vertrieben und die demokratische βουλὴ gestuͤrzt wor- den war, setzte Isagoras einen hohen Rath von 300 ein Herod. 5, 72. . Dagegen wurde die βουλὴ, welcher Kleisthenes Entstehung und Dauer gab, auf 500 Buͤrger gesetzt, und, von der alten Phratrienabtheilung ganz unabhaͤn- gig, nach den neuen lokalen Phylen erwaͤhlt. 5. Außer Sparta scheint kein Dorischer Staat einer Volksabtheilung den Namen Oba gegeben zu ha- ben. Aber auch der sonst gewoͤhnliche Name der Phra- trien laͤßt sich nirgends bei den Doriern nachweisen. Dagegen kommen diese besonders in Athen, in den Asiatischen Colonien S. die Sigeische bei Clarke Voy. 2. S. 1. p. 162. vgl. Walpole Memoirs p. 103. Epigr. Hom. 14. , und in der Chalkidischen Nea- polis, also vorzuͤglich in Jonischen Staaten vor, und, was auffallend ist, unter bestimmten Eigennamen (Eu- meliden, Eunostiden, Kymaͤer, Aristaͤer u. s. w.) nur in Neapel S. Ignarra de phratriis. Vgl. Buttmann S. 36. . Dagegen werden von Pindar in den Dorischen Staaten Korinth und Aegina πάτραι nam- haft gemacht; ein Ausdruck, der nach genaueren Defi- nitionen soviel als Geschlechter, γένη, bezeichnet. Er war zwar nicht in Athen, aber doch bei den Joniern in Kleinasien und auf den Inseln uͤblich, bei denen aber πάτρα oder πατριὰ auch fuͤr Phratrie gebraucht zu sein scheint Aelius Dionys. bei Eust. Fl. 2, 362. Orus im Etymol. M. Zwar laͤugnet Butt- mann diese Bemerkung, aber man darf sie doch nicht voreilig auf- geben. Denn erstens ist das Jonische Fest Ἀπατούϱια offenbar eine Vereinigung der πάτϱαι, und wird doch sonst stets als Fest der Phratrien vorgestellt; und dann wird in dem Thasischen De- cret bei Choiseul Gouff. 1, 2. p. 156. neu gemachten Buͤrgern er- laubt, daß sie sich in eine πάτϱη aufnehmen lassen sollen; nie aber findet man, daß neue Buͤrger in alte γένη cooptirt wurden. Auch steht dafuͤr in der Tenischen Inschrift aus Choiseuls Sammlung (im Louvre n. 566.): και [εις] φυλην και φϱατϱιαν πϱοςγϱα- [ψαοϑ] αι [ἡν αν βουλωνται] und eben so in den N. 1. angefuͤhrten. . In Aegina und Korinth wird man die Patraͤ am besten fuͤr Geschlechter halten, da sie durchaus mit patronymischen Namen bezeichnet, auf mythische Stammvaͤter zuruͤckgefuͤhrt, und von Pindar selbst auch “Haͤuser” und “Geschlechter” genannt wer- den. Da sie indessen auch als politische Abtheilung mehrere Geschlechter an sich gezogen haben koͤnnen, und zwischen ihnen und den Phylen in diesen Staͤdten ver- muthlich keine Eintheilung in der Mitte stand: so konn- III. 6 ten sie die alten Erklaͤrer auch mit Phratrien verglei- chen und identificiren vgl. Schneider Lexikon πάτρα. Boͤckh not. crit. ad Pind. N. 4, 77. und Dissen Expl. N. 8. p. 450. Aeginet. p. 139. . 6. Wie in Sparta die Geschlechter als poli- tische Abtheilungen hießen, und wie viel deren eine Oba enthielt, laͤßt sich vielleicht aus einer Stelle Here- dots entnehmen 1, 65. , wo er als von Lykurg getroffene Kriegseinrichtungen die Enomotien, Triakaden und Sys- sitien erwaͤhnt. Andere Folgerungen aus dieser Stelle verschiebend bemerken wir nur indeß, daß die Syssitien den Oben entsprochen zu haben scheinen, wornach es wahrscheinlich wird, daß in diesen die Triakaden darin lagen. In Attika nun war ehemals die Triakas der dreißigste Theil einer Phratrie, und sollte wieder drei- ßig Maͤnner in sich begreifen, so viel als γένος Pollux 8, 111. Hesych ἀτϱιάκαοτοι. Bei Chandl. Inscr. p. 108. ist aber τϱιακὰς eine Abtheilung des De- mos. — Ob die τϱιακάδες des Epicharm (Hesych Σκωϱνυφίων) Geschlechter sind, ist ungewiß. . Nach der Analogie — welche uns oft in den aͤltern Staatseinrichtungen begegnet und leitet — war sonach auch in Sparta Τριακὰς Name des Geschlechts, das entweder als dreißigster Theil einer Oba, oder weil es dreißig Haͤuser enthielt, was mir wahrscheinlicher duͤnkt, so genannt wurde. Die Grundlage der ganzen Berechnung und eine ziemlich unvernderliche bildeten in Sparta auf jeden Fall die mit Grundstuͤcken (κλήροις) verbundenen Haͤuser (οἶκ ), gleichviel, ob diese mehrere Buͤrger enthalten, der ausgegangen (ἐξηρημω- μένοι) und mit andern vereiniget sind Ob die ἀπο γένους , die Leonidas von Thermopylaͤ zuruͤckschicken wollte (Plut. Herod. mal. 32.) Stammhalter eines Geschlechts bedeuten sollen? . 7. Wir haben hier noch eine andere Eintheilung der Buͤrger Sparta’s zu erwaͤhnen, welche den Unter- schied des Ranges betrifft. Zwar sind in gewisser Hin- sicht alle Dorier an Recht und Wuͤrde gleich, aber es gab doch mannigfache Abstufungen, die, wenn sie sich einmal gebildet hatten, der aristokratische Sinn der Nation festhielt. Erstens das durch die gesammte Na- tion vorherrschende Ansehn der Heraklidengeschlechter Doch hatten sie in Sp. kein wesentliches Vorrecht, Plut. Lys. 24. , und damit zusammenhaͤngend ein gewisser Vorzug der Hyllischen Phyle, der sich auch bei Pindar ausspricht. Dann werden in den Zeiten des Peloponnesischen Krie- ges oͤfter “Maͤnner vom ersten Range” zu Sparta er- waͤhnt, die auch, ohne Magistrate zu sein, bedeuten- den Einfluß auf den Staat uͤben οἱ πϱῶτοι ἄνδϱες Thuk. 4, 108. 5, 15. ἄϱιστοτ Plut. Lys. 30. Die καλοὶ καγαϑοὶ bei Aristot. Pol. 2, 9. sind uͤberhaupt Leute von Auszeichnung; es kann folche allerdings auch unter den Perioͤken geben, Xen. Hell. 5, 3, 9., die aber doch in jener Stelle des Aristot. nicht in Betracht kommen. . Besonders aber kommt hier der Unterschied der Gleichen (Ὅμοιοι) und Geringern (̔πομείονες) in Betracht, der den Ausdruͤcken selbst nach nicht sehr bedeutend war, und nie bei Darstellung der Lykurgischen Verfassung ange- geben wird, aber doch spaͤter nicht ohne Einwirkung auf die Verfassung blieb. Nach Demosthenes Leptin. S. 489 R. vgl. Wolf. erlangte, wer zum Geron erwaͤhlt wurde, der Tugend Preis, indem er des Staates Herr wurde mit den Gleichen. Wer eine buͤrgerliche Pflicht verletzte, verlor nach Xe- nophon Staat der Lak. 10, 7. seinen Rang unter den Gleichen. Kinadon wollte den Staat umwaͤlzen, weil er nicht, obgleich von starkem und thaͤtigem Geiste, zu den Gleichen ge- 6 * hoͤrte Hell. 3, 3, 5. vgl. Arist. Pol. 5, 7. Hernach ist bei Xen. wohl Σπαϱτιᾶται praͤgnant fuͤr ὅμοιοι gesagt. vgl. Schneider zur Stelle, und zu 5, 3, 9. . Um den Koͤnig waren im Felde stets drei von den Gleichen, die ihn in allen Geschaͤften unterstuͤtz- ten Staat 13, 1. . Auch scheint es, daß die Erziehung der Glei- chen manches Eigenthuͤmliche hatte Anab. 4, 6, 14. Der in der Kyropaͤdie so vielfaͤltig lakonisirende Xen. er- waͤhnt auch hier ὁμοίους u. ὁμοτίμους. 1, 5, 5. 2, 1, 2. . Diesen stellt man am natuͤrlichsten die Geringeren gegenuͤber, und wenn diese von den Spartiaten unterschieden werden, so sind unter letztern, in einem engeren Sinne des Worts, wohl eben die Homoͤen verstanden S. Note 1. . So viel leuchtet dem Unbefangenen auch bei der Spaͤrlichkeit dieser Nachrichten ein, daß hier von einem an den Personen haftenden Unterschiede die Rede ist, der freilich dadurch vermittelt wird, daß jeder Homoͤos seinen Rang durch Schlechtigkeit verlieren, und jeder Andere denselben durch Tuͤchtigkeit verdienen konnte; aber, wenn dies nicht der Fall war, dann doch der Familie blieb und auf die Kinder uͤberging, da er nur in diesem Falle die Erziehung bestimmen konnte Arist. sagt wohl ehne Bezug auf den bestimmteren Sprachgebrauch, daß die Parthenier ἐκ τῶν ὁμοίων waren. Pol. 5, 6, 1. Vgl. noch Manso 1, 1. S. 231. 238. 3, 1. S. 217. . 8. Wir gehen nach dieser Vorbereitung uͤber die Abtheilungen und Classen der Buͤrger auf die Eroͤrterung uͤber: wie die Staatsgewalt in Sparta und den andern Dorischen Staͤdten vertheilt war und gehandhabt wurde. Als Fundament stellen wir voraus eine Rhetra des Lykurg Plut. Lyk. 6. , die, als Spruch des Pythischen Gottes abgefaßt s. Bd. 2. S. 134. 3. S. 18. , die Grundzuͤge der ganzen Verfassung giebt: Baue dem Zeus Hellanios und der Athena Hellania ein Heiligthum Διὸς Ἑλλανίου καὶ Αϑηνᾶς Ἑλλανίας ist wohl mit Bryan zu lesen. , theile die Phy- len und mache dreißig Oben, richte die Ge- rusie mit ihren Fuͤrsten (ἀρχαγέταις) ein, be- rufe die Versammlung ὥϱας ἐξ ὥϱας ἀπελλάζειν i. e. in con- cionem vocare, (vgl. Hesych, Valcken. ad Adon. p. 209. Lennep Etym. 1. p. 152. Plutarch leitet das Wort offenbar von Ἀπέλ- λων, Apoll, her). Die ersten Worte sind fast unerklaͤrlich, und Mazochis Aenderung Tab. Heracl. T. 1. p. 149. ὠβὰς (od. ὠβὰν) giebt nicht viel Trost. zwischen Babyka und Knakion, und bringe hier vor und rathe ab; dem Volke (δάμῳ) aber soll Entscheidung sein und Macht” δάμῳ δὲ κυϱἰαν ἦμεν (ein Cod. γυϱιανἠμην) καὶ κϱάτος liest man wohl am besten. Valckenaer p. 291. δάμῳ δ᾿ ἀνωγὰν ἦμεν. . Dem Volke wird also hier unbe- dingte Vollmacht zugeschrieben, zu billigen oder zu verwerfen, was die Koͤnige vorgetragen. Aber genauer bestimmt und beschraͤnkt wurde diese Vollmacht durch die Clausel, deren Hinzufuͤgung man den Koͤnigen Theopomp und Polydoros beimaß: “ Wenn aber das Volk eine krumme Meinung ergreifen sollte (σκολιὰν αἱροῖτο), sollen die Vaͤter der Stadt (πρεσβυγενέες) Vgl. Plut. an seni 10. und die Fuͤrsten Abwender sein . Plutarch erklaͤrt diese Worte so, daß, im Fall das Volk den Vorschlag weder geradezu billigt noch verwirft, sondern daran abaͤndert und verdreht, die Koͤnige und Geronten dessen Versammlung aufloͤsen und ihren Beschluß fuͤr unguͤltig erklaͤren sollten. Sonach hat dieselbe freilich in sofern die hoͤchste Gewalt, als nichts ohne ihre Einwilligung zum Gesetze werden kann, nicht aber so weit, daß aus ihrer Mitte Gesetze und Beschluͤsse hervorgehen koͤnnen; welches dem aristokrati- schen Geiste der Verfassung durchaus zuwider gewesen waͤre, der nichts so fuͤrchtet, als die leidenschaftliche und stuͤrmische Eile der Menge im Beschließen und Entscheiden. — Den Sinn der Lykurgischen Rhetra giebt auch Tyrtaͤos in den Versen wieder, deren An- fang wir oben schon angefuͤhrt haben: Herrschen im Rathschluß sollen die goͤtterbegnadeten Fuͤrsten, Denen die herrliche Stadt Sparta zur Pflege vertraut; Die ehrwuͤrdigen Alten und dann auch die Maͤnner des Volkes, So entgegnen geziemt graden und einfachen Spruch (εὐθείαις ῥήτραις ἀνταπαμειβομένους) vgl. Franck p. 173. der εὐθείας γνὠμας corrigirt, ich glaube, ohne Noth. . Tyrtaͤos will damit sagen, daß die Volksversammlung auf den Gesetzvorschlag der Obrigkeiten direkt ant- worten, nicht aber ausweichen und an ihm aͤndern solle. 9. Der gewoͤhnliche Name der Volksversammlung bei den Doriern war Ἁλία . So heißt die Spartia- tische bei Herodot 7, 134. , so in Urkunden die von Byzanz Demosth. vom Kranz S. 225. , von Gela, Akragas Castelli Inscr. Sic. p. 79. 84. Gruter p. 401. , Korkyra Dodwell Trav. 1. p. 503. Boͤckh Staatsh. a. S. 403 ff. , Herakleia ἀλία κατάκλητος (vgl. Schoͤmann de comit. p. 29.) Tab. Heracl. p. 154. 260. ed. Maz. vgl. Ind. p. 281. , ἁλιαῖα die der Tarantiner Hesych. und Epidamnier Arist. Pol. 5, 1, 6. ; der Ort der Versammlung bei den Sicilischen Doriern ἁλιακτήρ Hesych. Die Attische ἡλιαία ist dasselbe Wort. . In Kreta hieß sie mit dem alten Homerischen Ausdrucke ἀγοϱά Lex. Rhet. Bekker S. 210. In den Inschr. bei Chishull steht indeß immer ἐκκλησία. . In Sparta scheinen besonders die Namen ἐκκλησία und οἰ ἔκκλητοι gebraͤuchlich gewesen, die an sich so wenig wie zu Athen den Begriff eines Ausschusses anzeigen Der εἰωϑὼς ξὐλλογος bei Thuk. 1, 67. verhandelt mit den συμμά- , obgleich allerdings in andern Dorischen Staaten Ausschußversammlungen unter ver- wandten Namen vorkommen Ἔσκλητος in Syrakus bei Hesych. Derselbe: ἀνεκκλητεῖν ἐξαἰϱεσιν ποιεῖσϑαι παϱὰ Ῥοδίοις. . Auch Sparta hatte eine solche, aber ausdruͤcklich die “ kleine Ekklesia” Xen. Hell. 3, 3, 8. genannt, die nach der einen Stelle, wo sie vorkommt, besonders fuͤr den Bestand der Verfassung sorgte, und vielleicht blos aus den Homoͤen bestand; denn aus Magistraten allein kann man schwerlich eine Ekklesia zusammengesetzt denken wie Tittmann S. 100., der zugleich unter ἔκκλητοι und ἐκ- κλησία (welches offenbar Synonyma) oft (aber wann?) die kleine verstanden haben will, weil an deren Stelle auch τέλη genannt wuͤrden. Xen. Hell. 3, 2, 23. — So ist auch witten in einer ἐκ- κλησἰα Th. 6, 88. blos von einem Vorhaben der Ephoren u. τἐλη die Rede. So fragt bei Xen. 6, 4, 2. Kleombrotos vom Heere die τἐλη in Sp., und es antwortet die ἐκκλησία. Den Frieden nach der Schlacht bei Aegospot. schloß die ἐκκλησία und Bundes- versammlung zu Sp. Xen. 2, 2, 19 ff., und doch sind in der Ur- kunde, Plut. Lys. 14., nur die τἐλη genannt . Unzaͤhligemal thun die τέλη, was sonst die πόλις im Ganzen. Xen. 5, 3, 23. 25. vgl. unten K. 7. Die einfache Loͤsung dieser Schwierigkeit giebt nach unserer Ansicht der Text S. 89. . Zur gewoͤhnlichen Versammlung aber war ohne Zweifel jeder Buͤrger, der nicht seines Rechtes durch das Gesetz beraubt war, zulaͤssig, doch nur von dreißig Jahren an Plut. Lyk. 25. vgl. Liban. Or. Archid. T. 4. p. 420. ἡβῶντες dursten auch keine Aem- ter im Auslande bekleiden, Thuk. 4, 132. . Das Lokal derselben war bei Sparta zwischen dem Fluͤßchen Knakion vgl. Plut. Pelop. 17. Schol. Lykophr. 550. eigentlich Safranfluß. und der Bruͤcke Babyka, wo hernach ein Ort Oenus, der Pitana be- nachbart, also von der Stadt westlich lag oben S. 50. , auf jeden Ζοις, wie die ἐκκλησία oder die ἔκκλητοι Xen. Hell. 5, 2, 11. 6, 3, 3. vgl. Cragius de rep. Lac. 4, 17. Morus Ind. Xenoph. und Sturz Lexic. Xen. ἔκκλ. Fall unter freiem Himmel Erst spaͤter in der Skias, Paus. 3, 12, 8. . Die Zeit der regelmaͤßi- gen Versammlung war jeder Vollmond Schol. Thuk. 1, 67. wo uͤbrigens εἰωϑότα nicht von der Zeit zu erklaͤren ist. , doch wurden bei dringenden Angelegenheiten auch außerordentliche, oft in kurzer Zeit mehrere hintereinander, zusammengerufen Herod. 7, 134. . Die Hauptfrage aber ist: in welchen Dingen es der unmittelbaren Entscheidung des Volkes nach dem Her- kommen Sparta’s bedurfte. Was erstens die genauer bekannten aͤußern Verhaͤltnisse des Staats betrifft: so wissen wir, daß nur das gesammte Volk Krieg an- kuͤndigen, Frieden schließen, einen laͤngern Waffenstill- stand eingehen u. dgl. Her. 7, 149. οἱ πλεῦνες . Thuk. 1, 67. 72. ξύλλογος εἰωϑὼς oder τὸ πλῆϑος. 5, 77. δοκεῖ τᾷ ἔκκλησἰᾳ. vgl. 6, 88. Xen. Hell. 4, 6, 3. ἔδοξε τοῖς ἐφόϱοις κα τῇ ἐκκλησἰᾳ, ἀναγκαῖον εἱναι στϱατεύεσϑαι. Vgl. 3, 2, 23. und 5, 2, 23. ἔφοϱοι καὶ τὸ πλῆϑος τῆς πόλεως. Die ἔφοϱοι und ἔκ- κλητοι hoͤren Gesandte, 2, 4, 38. wie das πλῆϑος, Polyb. 4, 34, 7. Feldzuͤge beschlossen von der ἐκκλησία Xen. 6, 4, 2. vgl. Plut. Ages. 6. , und alle Unterhandlungen mit fremden Staaten, obgleich gefuͤhrt von den Koͤnigen und Ephoren, doch allein ratificiren konnte: was die in- nern , so wurden die angesehensten Obrigkeiten, na- mentlich die Geronten, vom Volke bestimmt Plut. Lyk. 26. Justin. 3, 3. Aa. ; Strei- tigkeiten uͤber Thronfolge vor demselben entschieden Es ging meist ein Rechtsstreit vorher (Herod. 6, 65. Plut. Agis 11.), und nach dessen Ausgang faßte das Volk hernach seinen Beschluß. Plut. vgl. Xen. Hell. 3, 3, 3. auch Polyb. 4, 35, 9. ; Veraͤnderungen an der Verfassung hier vorgelegt und gerechtfertigt, und alle neuen Gesetze, so oft dieser seltene Fall eintrat, nach vorhergegangener Pruͤfung im Rathe hier bestaͤtigt Plut. Ag. 9. (vgl. Tittmann S. 94. Anm. 25.) Lyk. 29. . Auch konnte in der Regel nur das versammelte Volk Heloten in groͤßerer Anzahl befreien, als deren Gesammtinhaber Th. 5, 34. . Kurz, es be- saß die Volksversammlung die hoͤchste politische, legis- lative, constitutive Gewalt; welche aber durch den Geist der Verfassung so gezaͤhmt und gebaͤndigt war, daß sie sich nur auf vorgeschriebenen Wegen thaͤtig beweisen konnte. 10. Dies zeigte sich in der Art der Verhandlun- gen ohne Zweifel ganz besonders. Nur die oͤffentlichen Magistrate, besonders Ephoren und Koͤnige, nebst den Soͤhnen der letztern Liban. a. O. , redeten das Volk unaufgefordert an, und ließen es stimmen Thuk. 1, 80. Xen. Hell. 3, 3, 8. Plut. Ag. 9. Aa. ; auch fremde Gesandte sprachen vorgelassen und geheißen uͤber Krieg und Frie- den Th. 1, 67. u. sehr oft. : aber daß Buͤrger auf eigenen Antrieb aus der Mitte hervorgetreten waͤren, um in oͤffentlichen Ange- legenheiten zu reden, ist weder wahrscheinlich, noch fin- det sich ein Beispiel davon. Eine solche Befugniß konnte nach Spartiatischer Ansicht nur ein oͤffentliches Amt geben Die Geschichte bei Aeschin. g. Tim. 25, 33. Plut. praec. reip. 4. p. 144. Gell. N. A. 18, 3. daß, als das Volk der Meinung eines sittenlosen Menschen beitreten wollte, ein Geron darauf drang, daß sie erst von einem tadellosen Manne vorgetragen, dann durchgehen solle, beweist nichts, da sie ganz abgerissen ist, und wir nicht wissen, mit welchem Fuge jener Erstere gespro- chen hatte. Lysandros (Plut. 25.) sprach wohl in einer oͤffentlichen Funktion. . So wie also nur die Magistrate (τέλη, αϱ- χαὶ) die Wortfuͤhrer und Leiter der Versammlung wa- ren: so wird oͤfter, namentlich in auswaͤrtigen Ver- haͤltnissen, als ein Beschluß dieser angegeben S. 87. N. 3. , was vor der ganzen Gemeine verhandelt, und von derselben gebilligt und bestaͤtigt (δαμώσικτον) δεδοκιμασμένον Hesych. worden war. Die allenfalsigen Reden waren kurz und aus dem Steg- reif gesprochen, zuerst Lysandros ließ sich durch Kleon von Halikarnaß eine Rede fuͤr das Volk ausarbeiten Plut. Lys. 25. Ages. 20. . Die Art zu stimmen, durch Zuruf und Geschrei, hat freilich etwas Rohes, doch den Vortheil, daß sie nicht blos die Zahl der Billigenden und Verneinenden, son- dern auch die Intensitaͤt des Willens derselben, nach alter Sitteneinfachheit ziemlich richtig, angiebt. 11. Die Kretische Volksversammlung stand nach einzelnen Spuren der Lakonischen gleich; sie begriff ebenfalls alle (eigentlichen) Buͤrger in sich, und durfte dem Beschlusse der Vorsteher (Kosmen oder Geronten) auch nur mit Ja oder Nein antworten Aristot. Pol. 2, 7, 4. κυϱἰα δ᾿ οὐδενός ἐστιν, ἀλλ᾿ ἢ συνεπιψηφίσαι τὰ δόξαντα τοῖς γέϱουσι καὶ τοῖς κόσμοις, was cum grano salis zu verstehen ist. vgl. oben S. 85. . In den uͤbrigen Dorischen Staaten haͤngt ihre Bedeutung zu sehr von der geschichtlichen Epoche ab, in welcher sich dieselben gerade befinden, als daß die Zusammenstellung der einzelnen Nachrichten an dieser Stelle ein Ganzes bilden koͤnnte. Volksversammlungen gab es uͤberall, wenn nicht Tyrannis sie aufhob, und auch diese that es nicht immer: auch waren sie uͤberall Darstellungen der hoͤchsten Gewalt und Souveraͤnitaͤt des Volkes, denn was das Volk thun sollte, mußte nach alter Denk- art sein Wille sein: aber daß dieser Wille wohl gelei- tet, und daß die hoͤchste Entscheidung nicht der blin- den Willkuͤhr der unverstaͤndigen Masse hingegeben werde: das war die Aufgabe, die der Dorische Staat sich zu loͤsen vorgesetzt hatte. 6. 1. D azu wirkte zuvorderst das ganz eigentlich aristo- kratische Gegengewicht der Volksversammlung, die Gerusia , welche in dem aͤchtdorischen Staate nicht fehlen konnte, “der Rath der Alten” wie der Name be- sagt Die Lakonen und Kreter sagten nach Hesych γεϱωνία (der- selbe hat aber auch γεϱώα) wo Valckenaer wahrscheinlich mit Recht γεϱωἵα schreibt ( ad Roever. p. 323. ad Adoniaz. p. 271. Kuster ad Hes. p. 822.) ; welches mit verdicktem Hauche bet Aristoph. Lys. 980. γεϱωΖία lautet, welches wohl das Richtige. Γεϱοντία ist die Stelle eines Geron, bei Xen. vom Staat 10, 1. 3. vgl. Nikol. Damase. . Sie steht in dieser Hinsicht der βουλὴ als einer demokratischen Volksvertretung entgegen, doch so, daß auch dieser Name als der allgemeinere fuͤr jenen gebraucht werden kann; aber nicht wohl umgekehrt. So kommt im Persischen Kriege eine Bule zu Argos vor mit solcher Machtvollkommenheit, daß sie vorzuͤg- lich uͤber Krieg und Frieden entscheidet Herod. 7, 148. In den Kretischen Staaten brauchte man γεϱουσία (vgl. noch die Inschr. bei Mont- faucon Diar. Ital. p. 74. ) so wie βουλὴ (βωλὰ Koen ad Gregor. p. 639. ) nach Aristot. 2, 7, 3. und spaͤtern Inschr., deren Mitglie- der wieder bei Arist. u. Str. 10, 484. γέϱοντες heißen. — In Kos war zu Alexander Severs Zeit γεϱουσία und βόλα identisch. Villois. Mem. de l’Ac. d. I. 47. p. 318. 328. ; als der Zeit angehoͤrig, ehe dieser Staat sich demokratisirte. Die Homerische Rathsversammlung, durchaus aristokratisch, heißt βουλὴ γεϱόντων oder auch γεϱουσία Diese Benennung steckt in γεϱούσιον ὅϱκον Il. 22, 119. γέϱοντες βουλευταὶ, Il. 6, 113. , sie be- steht aus aͤltern Maͤnnern der herrschenden Familien, und leitet, sammt den eigentlich so genannten Koͤni- gen Die selbst zu den Ge- ronten geboͤren, Od. 21, 21. vgl. oben S. 9. , doch oft im Beisein einer ἀγορὰ, sowohl die oͤffentlichen Geschaͤfte als die Gerichte. In ihr liegen, aber noch unentwickelt, die politischen Elemente der Do- rischen Gerusia. In Sparta war der Name im ei- gentlichsten Sinne genommen; die nationale Sitte legte auf das Alter auch in politischen Verhaͤltnissen die groͤßte Bedeutung, die Jugend war auf den Krieg angewiesen Was am schoͤnsten Pindar ausspricht bei Plut. Lyk. 21. an seni 10. (Fragm. p. 663 Boͤckh). ; darum hatten blos Maͤnner von sechzig Jahren Zutritt zu dieser Wuͤrde Plut. Lyk. 26. vgl. Xen. vom Staat 10, 1. . — Es war aber das Amt eines Geron, nach Aristoteles und Demosthe- nes uͤbereinstimmendem Ausdruck Pol. 2, 6, 15. — Leptin. 489. vgl. Xen. a. O. , der Kampfpreis der Tugend und mit allgemeiner Ehre verknuͤpft auch bezeugt durch die Geschenke des Koͤnigs, Plut. Ages. 4. die doppelte Portion bei den Syssitien, Plut. Lyk. 26. vgl. von den oͤffentlichen Speisungen Homerischer Geronten, Il. 4, 344. 9, 70. ; nur Maͤnner von geachteten Familien, tadellosem Le- ben, ausgezeichneter Wuͤrde ὅμοιοι, καλοὶ κἀγαϑοί, oben S. 83, 23. konnten dazu gelangen. Da es lebenslaͤnglich Arist. a. O. Plut. Lyk. 26. Ages. 4. Polyb. 6, 45, 5. Wenn in einer spaͤtern Inschr. ein viermaliger Geront vorkommt (Cyriae. 11. 257. 268.): so war damals das ganze Institut ganz veraͤndert worden. war, so waren nur immer Ein- zelne an die Stelle Gestorbener zu waͤhlen, und auf die Wahl Eines richtete sich das Augenmerk des gan- zen Staates. Angesehene Maͤnner also, dem Greisen- alter nahe, wahrscheinlich immer aus der Oba, deren Stelle erledigt war S. oben S. 79. , boten sich dann nach eigenem Willen Arist. 2, 6, 18. dem Gericht der allgemeinen Stimme dar. Das hohe Alter gewaͤhrte den Waͤhlern den Vortheil, ein langes oͤffentliches Leben pruͤfend uͤberschauen zu koͤnnen, dem Staate den der hoͤchsten Einsicht und Er- fahrung der Gewaͤhlten; Altersschwaͤche aber, welche Aristoteles bei ihnen fuͤrchtet, durfte ein Zeitalter und ein Staat nicht besorgen, dessen Menschengeschlecht sich der hoͤchsten koͤrperlichen Gesundheit erfreute. Daß sie durch Wahl, doch aber vom ganzen Volke 4, 5, 11. , bestimmt wurden, forderte der aristokratische Zweck des Amtes; daß sie selbst zustimmen mußten, der zu diesem Amt be- sonders erforderliche gute Wille eines Jeden. 2. Wenn sie nun diese Wahlpruͤfung bestanden hatten, so waren sie aller ferneren fuͤr immer erledigt, und auf ihr eigenes Bewußtsein angewiesen Vgl. zum Folgenden Aristot.-Pol. 2, 6, 17. 2, 7, 6. Plut. Lyk. a. O. . Sie hatten keine Rechenschaft abzulegen, weil ja die Aus- sicht des Lebensendes ihnen mehr ruhige Maͤßigung τὴν κατἀ γῆϱας σώφϱονα δύναμιν nennt sie Plato Gesetze 3, 692 a . ge- ben mußte, als der Gedanke an die Niederlegung des Amtes und das Urtheil der Menge: der doch sonst die hoͤchste Rechenschaft anvertraut war. Es baute aber einmal der Geist dieser aristokratischen Einrichtung auf die ethische Wuͤrde der Geronten, und wollte ihnen zu dieser auch vollkommene Furchtlosigkeit verleihen. Das aber schien spaͤtern Politikern noch gefaͤhrlicher, daß Sparta’s Geronten nach eigenem Dafuͤrhalten, und nicht nach geschriebenen Gesetzen, ihr Amt verwalteten, aber nur deswegen, weil sie die Macht des Herkom- mens und der alten Gewohnheit (der ἄγραφα νόμιμα, πάτϱιοι νόμοι) Am besten unter den Alten redet vielleicht Platon von die- sen, ebd. 7. S. 793. nicht in Anschlag brachten, die voll- kommen zwingend, so lange die innere Einheit eines Volkes noch nicht zerrissen und aufgehoben ist. Auf ungeschriebenen Gesetzen, die im Herzen der Buͤrger wurzelten, und mit der Erziehung eingepflanzt waren, beruhte ja alles Staats- und Rechtsleben der Spar- tiaten, und dies sprach sich durch den Mund der er- fahrenen Greise, welche die Gesammtheit frei als die Besten erlesen hatte, gewiß am richtigsten aus. Tau- send geschriebene Gesetze lassen immer noch eine Luͤcke, wo die Willkuͤhr eintritt, wenn jene nicht selbst orga- nisch in sich zusammenhaͤngend, auch voͤllige Kraft ha- ben, das fehlende zu ergaͤnzen; diese Kraft enthaͤlt aber allein das mit der Nation geborene und gewordene Recht, welches durch die, unter Aufsicht der Besten ge- stellte, Sitte ohne Zweifel sicherer als durch Schrift festgehalten wird. So urtheilen wir denn uͤberhaupt uͤber die Geru- sia, daß sie ein schoͤnes Denkmal sei althellenischer Sitte, und von edler Offenheit, einfacher Groͤße, rei- nem Vertrauen zeuge, das auf die sittliche Wuͤrde und auf die vaͤterliche Weisheit derer, die ein langes Leben erprobt hatte, und denen das Volk nun sein Wohl an- heim stellte, bauen mochte. 3. Die Funktionen der Gerusia sind doppelt, die einer Regierungsbehoͤrde und eines Gerichts. In ersterem Be- zuge berathschlagte sie mit den Koͤnigen uͤber alle groͤßeren Angelegenheiten so weit, daß sie zur Entscheidung der Volksversammlung fertig waren, und faßte nach Mehrheit der Stimmen einen Vorbeschluß ab Plut. Agis 11. τοὺς γέϱοντας, οἰς τὸ κϱἀτος ἦν ἐν τῷ πϱοβουλεύειν. Vgl. Demosth. Leptin. a. O. δ σπότης ἐστὶ τῶν πολλῶν. vgl. Aeschin. g. Timarch 25, 35. , dessen Gewicht indeß sicher weit groͤßer war als in Athen; im zweiten hatte sie in allen Criminalsachen das hoͤchste Urtheil, und durfte mit Ehrlosigkeit und Tod strafen Xen. a. O. 10, 2. Aristot. 3, 1. 4, 9. Plut. Lyk. 26. Lac. apophth. p. 197. unten K. 7, 11. . Da aber in beiden Richtungen die Auktoritaͤt des Raths allmaͤlig mit der Gewalt der Ephoren in Conflict kam, so kann erst die Untersuchung uͤber diese auch uͤber die Ausdehnung jener in verschiedenen Zeitaltern Auskunft geben. Was indeß uͤber das Wesen dieser Obrigkeit noch besondern Aufschluß verspricht, ist die damit ver- bundene Aufsicht uͤber die Sitten der Buͤrger arbitri et magistri disciplinae publicae, Gell. N. A. 18, 3. vgl. Aeschines a. O. Daher σωφϱοσύνη von ihnen selbst besonders gefordert. ; worin sie besonders große Aehnlichkeit mit dem altattischen Gericht auf dem Areopagos zeigt. Wie jeder Greis das Recht hatte, die Sitten jedes Juͤnglings mit Schaͤrfe zu tadeln; so ist gleichsam jeder Buͤrger ein Junger vor diesen greisen Vaͤtern der Stadt. Daher die Scheu und Ehrfurcht, mit der ihnen allgemein zu Sparta begegnet wurde. Wenn aber einem Attischen Redner in demokratischer Zeit die Gerusie nach alle dem eine Despotie zu sein schien: so ist dies in so weit wahr, als dieselbe Einrichtung nach Athen verpflanzt nothwen- dig tyrannische Willkuͤhr herbeifuͤhren mußte. Aber in Sparta hoͤrt man so wenig von irgend einem der Frei- heit gefaͤhrlichen Gewaltbeschlusse der Gerouten, daß im Gegentheil die Verfassung dadurch sank, daß die Ge- genbehoͤrde derselben, naͤmlich die Ephorie, es an Ein- fluß und Macht uͤber sie gewann. Wirklich war ein- mal die Einrichtung der Gerusie in den Hauptzuͤgen Dion. Hal. Archaͤol. 2, 14. ἡ γεϱουσία πᾶν εἰχ τῶν κοινῶν τὰ ϰϱἀτοε. vgl. Paus. 3, 11, 2. Cie. de senect. 6. amplissimus magistratus. nach Athen verpflanzt worden — als Lysandros die dreißig Maͤnner ernannte, welche ein gesetzgebendes Corps und zugleich das hoͤchste Gericht Athens sein sollten; mit wie wenig Gluͤck ist bekannt; so wahr ist es, daß jedes Institut nur auf dem Boden, in dem es wurzelt, gedeihlich wirken kann. 4. Es ist kein Zweifel, daß eine Gerusie vor Alters in jedem Dorischen Staate war, aber nur in Kreta haben sich noch Nachrichten von ihr erhalten, welche sie ganz auf denselben Punkt stellen, wie die Spartiatische. Sie war dort mit hoher politischer und legislativer Macht bekleidet, und legte ihre Beschluͤsse, schon fertig und abgeschlossen, der Volksgemeine zur Bestaͤtigung und Verwerfung vor Ephor. bei Str. 10, 484. (Marx p. 171.) oben S. 90. . Sie entschied, ebenfalls durch geschriebene Gesetze ungebunden, nach eigenem besten Dafuͤrhalten, und Niemandem darum verantwortlich Arist. 2, 7, 5. Gewiß auch als Gericht. . Die Mitglieder wurden gewaͤhlt aus den Maͤnnern, welche schon die hoͤchsten Magistrate (der Kosmen) verwaltet hatten, doch erst nach neuer Pruͤfung ihrer Wuͤrdigkeit Str. οἱ τῆς τῶν κόσμων ἀϱχῆς ἠξιωμένοι καὶ τὰ ἄλλα δόκιμοι κϱι- νόμενοι . vgl. Arist. 2, 7, 5. . Das Amt war lebens- laͤnglich, wie zu Sparta Arist. a. O. ; der Princeps Senatus heiß βουλῆς πρείγιστος bei Montfaucon a. O. . Auch in Elis , dessen Verfassung der Spartiati- schen analog, bestand eine Gerusie als ein sehr wichti- ges Glied der Verfassung. Sie bestand aus neunzig Maͤnnern, die fuͤr ihre Lebenszeit aus oligarchischen Familien Arist. 5, 5, 8. , aber sonst wie in Sparta, also wohl vom gesammten Volke gewaͤhlt wurden. Doch gab es dane- ben noch eine groͤßere Versammlung von sechshun- dert Thuk. 5, 47. vgl. Plut. praec. reip. 10. p. 255 H. , die ebenfalls auf Geschlechtsherrschaft deutet. So viel ist deutlich, daß hier die Herrschaft des Ge- sammtvolkes sehr eingeschraͤnkt war, und, wie auch Aristoteles sagt, eine Oligarchie in der andern lag Die ἱεϱαὶ γεϱουσίαι, z. B. die Eleusinische, spaͤterer Zeit gehen uns hier nichts an; doch machen wir auf folgendes Denkmal, als aus dem Peloponnes stammend, aufmerksam, bei Biagi Monum. Gr. p. 200. und Pracloqu. ad Mon. Gr. et Lat. p. XVIII. vgl. Visconti PioCl. T. 2. p. 66. ἡ ἱεϱα ουπησια (Boͤckh vermuthet kuͤhn, aber nach dem Zusammenhange wahrscheinlich, γεϱωσια) γ. ιουλιον επαφϱοδειτον αγϱετευσαντα (schwierig zu erklaͤren) το Ρx03E5;Δ ἕτος (nach Visc. von der Befreiung Griechenlands durch Flaminin) και δοντι ἑκαστω γεϱοντι νομης δηναϱια δεκα κ. τ. λ. Vielleicht ist die ἱεϱὰ γεϱωσία dann die Ὀλυμπιακὴ βουλὴ der Elecr. Paus. 5, 6, 4. 6, 3, 3. Perizon ad Ael. V. H. 10, 1. vgl. Bd. 2. S. 139. . 5. An die Betrachtung der Gerusie knuͤpfen wir die des Koͤnigthums in Sparta und andern Dori- schen Staaten an, als eines sehr nahe verwandten Elements der Verfassung. Das Dorische Koͤnigthum ist eine Fortsetzung des heroischen oder homerischen, und man hat bei dem einen so wenig wie bei dem an- dern an die Machtvollkommenheit souveraͤner Herr- scher zu denken, welche die Griechen erst in Barbaren- laͤndern kennen lernten. In jener alten Zeit war der Koͤnig mit seinem Rathe der hoͤchste Regent und Rich- ter, aber nicht ohne ihn; er war zugleich erster Anfuͤh- rer im Kriege, und besaß als solcher eine hoͤhere exe- cutive Gewalt, wie sie die Umstaͤnde erforderten. Im Ganzen aber verhielt er sich zu den Edlen als Glei- cher; und sein Amt, obgleich gewoͤhnlich forterbend, konnte doch auf eine andere Familie des Adels uͤber- tragen werden; das niedere Volk beherrschte er mehr nach einer gewissen Willkuͤhr, gewaltthaͤtig wie die Freier von Ithaka, oder als milder Vater, wie Odys- III. 7 seus oben S. 9. Platner not. juris p. 90. . Seine Wuͤrde aber hat er in der Idee von Zeus; sie erbaͤlt dadurch eine religioͤse Befestigung, daß er unter Beistand von Weissagepriestern die großen Staatsopfer leitet und verrichtet. 6. Diese Hauptgrundsaͤtze finden wir im Spar- tiatischen Koͤnigthume wieder, welches nach Aristoteles, wie das der Molosser in Epeiros, eben durch seine Beschraͤnkung dauernd war, und zugleich durch das mythische Andenken, daß von ihm die Eroberung des Landes geleitet worden und ausgegangen sei Aristot. 5, 8, 5. 9, 1. Dionyf. Roͤm. Arch. 5, 74. nennt das Spart. Koͤnig- thum ἐπὶ ϱ̔ητοῖς τισὶν διοικούμενον, wie Thuk. das Homerische. . Die Hauptstuͤtze seines Ansehns war ohne Zweifel die durch ganz Hellas verbreitete und in so vielen Mythen ausge- sprochene Ehre des Heraklidengeschlechts, auf welche selbst der Anspruch auf die Anfuͤhrung Hellenischer Bun- desheere zum Theil gegruͤndet wurde. So von dem ersten der Heroen Griechenlands stammend galten diese Fuͤrsten selbst in mancher Hinsicht als Heroen Xen. Staat der Lak. 15, 9. vgl. Hell. 3, 3, 1. σεμνοτέϱα ἢ κατὰ ἄνϑϱωπον ταφή. , und genossen einer gewissen Pietaͤt. Daraus erklaͤrt sich das fuͤr die Einfachheit Dorischer Sitte so glaͤnzende Lei- chenbegaͤngniß derselben, die zehntaͤgige Nach Herod. zehn Tage keine ἀγοϱὰ und ἀϱχαιϱεσία , u. so viele blieb also auch die Ernennung des neuen Koͤnigs ausgesetzt, wie ich noch dazu aus Xen. Hell. 3, 3, 1. αἱ ἡμἐϱαι entnehme. Indeß hat Herakl. Pont. nur drei Tage. allgemeine Landestrauer, zu der sich die Spartiaten, Perioͤken und Heloten aus allen Enden des Landes in bestimmter Anzahl mit ihren Weibern in die Stadt einfanden, dort unter großem Wehklagen sich die Koͤpfe mit Staub oder Asche bestreuten, und den Verstorbenen jedesmal als den besten aller Fuͤrsten priesen Herod. 6, 58. ἐϰ πάσης δεῖ Ααϰεδαίμονος ( i. e. Λαϰωνιϰῆς, , auch die Ausstellung in Schlachten gefallener Fuͤrsten in einem Bilde auf einem Ehrenbette Die εἴδωλα wurden vermuthlich aufbewahrt, denn blos den Leichnam zu vertreten, konnte nicht ihr Zweck sein, da dieser fast immer auch aus großer Ferne, wie bei Agefilaos, heimgebracht wurde. : Gebraͤuche, die sehr nahe an heroischen Cultus (τιμὰς ἡρωϊκὰϛ) anstreifen. Auch trat priesterliche Wuͤrde zur Sanktion des koͤnigli- chen Ansehens hinzu; sie hatten das Priesterthum des Zeus Uranios und Zeus Lakedaͤmon, und brachten alle Neumonde und Siebenten dem Apollon (Νεομήνιος und Ἑβδομαγέτης) Staatsopfer vgl. uͤber Staatsopfer das K. Xen. Hell. 3, 3, 4. ; auch erhielten sie von allem Geopferten die Haͤute als einen Theil ihres Ein- kommens. Daraus, daß sie im Kriege außer diesen auch noch die Ruͤckenstuͤcke von jedem Opferthiere be- kamen, und so viel opfern durften als sie mochten Herod. 6, 56. , folgt, daß sie dem gesammten Cultus des Heers vor- standen: Kriegspriester und Kriegsfuͤrsten zugleich, wie der Agamemnon Homers Opfer an Zeus Agetor beim Auszuge (Xen. Staat 13, 2. vgl. unten K. 12.); dann an der Graͤnze δια- βατήϱια fuͤr Zeus und Athena (ebd. vgl. Polyaͤn 1, 10.); auch sonst διαβατήϱια, Plut. Ages. 6., wo die Parallele mit Agamemnon be- sonders auffallend. . Am unmittelbarsten aber foͤrderte ihre Macht, daß sie den bestaͤndigen Verkehr wie 7, 220. u. aa.) χωϱὶς Σπαϱτιητέων (noch außer den Sp.) ἀϱιθμῷ τῶν πεϱιοίκων (eine bestimmte Anzahl von Per.: der Da- tiv von δεῖ abhaͤngend; anders Werfer in Act. Monac. II. p. 241. ) ἀναγκαστοὺς ἐς τὸ κῆδος ἰἐναι. τουτἐων ὠν καί τῶν εἱλωτἐων (vgl. oben S. 36, 1.) καὶ αὐτέων Σπαϱτιητέων (mit Recht von Schweigh. wieder aufgenommen) κ. τ. λ. vgl. 7, 220. das Orakel: πενθήσει βασιλῆ φϑίμενον Λακεδαίμονος. Das μιαίνεσϑαι war um desto auffallender, da es bei Privattrauer ganz unter- sagt war, Plut. Inst. Lac. p. 252 H. — Auf ehemalige Allge- meinheit dieser Trauer fuͤr Heraklidische Fuͤrsten weist hin, was Bd. 2. S. 88. unten angegeben ist. 7 * des Staats mit dem Delphischen Heiligthum unterhiel- ten, die Pythier ernannten, und mit ihnen zusammen die Orakel lasen und aufbewahrten oben S. 18. . Wie hiernach das Ansehn des Koͤnigthums religioͤs begruͤndet war, so war es auch durch Religion beschraͤnkt, obgleich was wir davon wissen, uns mehr als eine in der Regel bedeutungslose Antiquitaͤt zugekommen ist, denn als eine Einrichtung von Einfluß und Kraft. Alle acht Jahre (δἰ ἐτῶν ἐννέα) waͤhlten die Ephoren eine reine und mondlose Nacht, und setzten sich in aller Stille gegen den Himmel schauend. Wenn nun eine Stern- schnuppe sich zeigte, glaubte man, daß die Koͤnige ir- gend wie gegen die Gottheit gesuͤndigt, und suspendirte sie, bis ein Orakel aus Delphoi oder von den Opfer- priestern zu Olympia sie von der Schuld reinigte Plut. Agis 11. . Vergleicht man diese im Wesentlichen gewiß uralte Sitte mit der Bedeutsamkeit der ennaeterischen Periode fuͤr altes Staatsleben, und besonders mit der in einem Homerischen Verse aufbewahrten Sage “von dem in neunjaͤhrigen Zeitraͤumen herrschenden und mit Zeus redenden Minos” von welchem Hoeck uͤber Kreta genauer handeln wird. : so sieht man ein, daß die Herrschaft der altdorischen Fuͤrsten mit jeder En- naeteris gleichsam von neuem anhub und neuer religioͤ- ser Bestaͤtigung bedurfte. So innig verschmolzen waren in uralter Zeit Religion und Politik. So ist aus dem Gesagten klar, daß die Dorier das Koͤnigthum als von der Gottheit stammend, und keinesweges als vom Volke ausgehend ansahen, so wenig wie sie sich auf der andern Seite des Volkes Freiheit als vom Koͤnige abhaͤngig denken konnten. Sondern sie wußten wohl, daß die Elemente der Ver- fassung von Anfang an mit dem bestimmten und indi- viduellen Dasein der Nation gegeben waren wie Stamm, Wurzel, Krone im Keime des Baumes. Darum hatte das Volk auch kein Recht, den Koͤnig zu ernennen (wovon Rechtsstreite uͤber die richtige Erbfolge genau zu unterscheiden sind) Es ist eine δίκη Plut. Ag. 11. νεἱκος Herod. 6, 66. mit vorhergehender κατωμοσία des Anklágers, 6, 65. worauf ein Be- schluß im Namen der Gesammtheit (πόλις Xen. Hell. 3, 3, 3. οἱ Λακεδ. Herod. 5, 42.) folgt. oben S. 88. Auch Kleonymos wurde nicht durch ein freies nur auf innere Qualitaͤt gegruͤndetes Wahlurtheil dem Areus nachgesetzt (wie es nach Plut. Porrh. 26. scheint,) sondern die Gerusia erklaͤrte blos bei der ἀμφισβήτησις, daß er als juͤngerer Sohn dem Successer des aͤltern Sohnes nach- stehe. Paus. 3, 6, 2. , sondern die Wuͤrde ging in geordneter Succession uͤber, zunaͤchst auf die Soͤhne und zwar den aͤltesten, aber so, daß die waͤhrend der Herrschaft des Vaters geborenen den vorher gebore- nen vorgingen; war der aͤlteste Sohn schon gestorben, auf dessen maͤnnliche Nachkommenschaft, und dann erst auf die juͤngern Soͤhne der Reihe nach; war uͤberhaupt keine maͤnnliche Descendenz des Koͤnigs vorhanden, auf dessen Bruder S. unter aa. Herod. 5, 42. 6, 52. 7, 3. Xen. Hell. 3, 3, 2. Nepos Ages. 1, 3. (der auch, wenn der Sohn minder- jaͤhrig, der natuͤrliche Vormund desselben war) wie Lykur- gos des Charilaos, Nikomedes des Pleistonax. und dessen Successoren, endlich wenn eine ganze Linie aus- gestorben war, auf die naͤchstverwandte wie als an die Stelle des Demarat Leutychides trat, dessen Recht zum Thron auf den achten Vorfahr Theopompos zuruͤckging, wenn man Herod. 8, 131. nach Paus. Koͤnigsgenealogie mit Palmer. corrigirt. . Auch die uͤberaus aͤngstliche Sorge fuͤr die Aechtheit der Geburt dient dazu, die Achtung der Nation vor der Legitimi- taͤt zu beweisen. Bei alle dem glaubte das Volk seine Freiheit schon gesichert durch den alle Monate von den Koͤnigen zu wiederholenden Eid, daß sie nach den Ge- setzen regieren wuͤrden, der auch bei den Molossern herkoͤmmlich war Plut. Pyrrh. 5. , wofuͤr die Stadt ihnen wieder durch die Ephoren, wenn sie den Eid wahrten, die Herr- schaft unerschuͤttert (ἀστυφέλικτος) zu erhalten ver- hieß Xen. Staat 15, 7. . 7. Was nun aber nach diesem die verfassungs- maͤßige Macht der Koͤnige Sparta’s betrifft: so war diese eigentlich im Verhaͤltniß zu der Ehre derselben gering. Erstens waren die beiden Fuͤrsten Mitglieder der Gerusia, und machten dieselbe erst vollzaͤhlig, aber sie hatten als solche nur einfache Stimmen Thuk. 1, 20. der gegen andere Historiker aber wohl eher gegen Hellanikos (oben S. 15.) als gegen Herodot polemisirt, den er der Zeit nach schwerlich lesen konnte. Indessen scheint mir doch auch Herod. 1, 17. der in Grie- chenland herkoͤmmlichen Meinung von den zwei Stimmen jedes Koͤnigs gefolgt, obgleich der Ausdruck nicht voͤllig klar ist. Spaß- haft ist die, von Larcher angenommene, Auskunft des Schol. Thuk., jeder Koͤnkg habe nur eine Stimme gehabt, aber sie habe fuͤr zwei gegolten. Die γεϱουσία ἰσόψηφος δἰς τὰ μέγιστα den Koͤnigen nach Plat. Ges. 3, 692. Dem Herod. folgt Lukian Harm. 3. , welche in ihrer Abwesenheit der naͤchstverwandte Geront, ein Heraklide also S. oben S. 79. , vertrat. Waren sie zugegen, so hat- ten sie auch vorzugsweise den Vortrag und die Leitung der Verhandlungen, daher sie in jener alten Rhetra in Bezug auf die Gerusia Ἀρχαγέται genannt wer- den: wie sie auch in der Volksversammlung aufzu- treten, zu reden, vorzuschlagen vorzuͤglich befugt wa- ren. Wenn die Gerusia ein Gericht bildete, so fuͤhr- ten sie natuͤrlich auch in diesem den Vorsitz; aber sie hatten außerdem einen abgesonderten Gerichtshof fuͤr sich Her. a. O. δικάζειν δὲ μούνους , da in Sparta alle Magistrate die Gerichtsbar- keit hatten in den Sachen, welche in den ihnen anver- trauten Zweig der Verwaltung einschlugen; von wel- cher denselben in Athen durch die Demokratie im Gan- zen nur noch die Einleitung der Processe uͤbrig gelassen war. Ein solches Zusammentreffen administrativer und richterlicher Gewalt fand also in Sparta auch bei den Koͤnigen statt. Sie hielten Gericht in Faͤllen, welche die oͤffentlichen Straßen (deren Erhaltung und Siche- rung) betrafen, wohl deswegen, weil sie als Feldherren des Staats, und im allgemeinen die Verhaͤltnisse zum Auslande leitend, an deren Instandhaltung am meisten Antheil nehmen mußten. Bemerkenswerther ist es, daß sie in den Sachen der Erbtdchter Recht sprachen, und alle Adoptionen vor ihnen geschahen Herod. 6, 57. . Beides betraf die Erhaltung der Familien, die Basis der altgriechi- schen Staaten, deren Sorge hiernach besonders den Koͤnigen anvertraut war. So war auch in Athen die- selbe Pflicht von den alten Koͤnigen auf den Archon Eponymos uͤbergegangen, welcher deswegen die Auf- sicht und eine Art Vormundschaft uͤber alle Erbtoͤchter und Waisen hatte Lysias g. Euandros p. 176, 22. Pollux 8, 89. . 8. Aber am meisten Macht war dem Koͤnige in auswaͤrtigen Angelegenheiten gestattet. Die Fuͤrsten von Sparta waren zugleich die Anfuͤhrer des Pelopon- nesischen Bundes. Auch als Gesandte zogen sie aus, wo ihnen indeß in Zeiten des Mißtrauens absichtlich solche Maͤnner mitgegeben wurden, die man ihnen ab- geneigt und feindlich wußte Aristot. 2, 6, 20. — Ein Beispiel Xen. Hell. 6, 5, 4. Agesil. 2, 25. . In derselben Beziehung ernannten sie auch Buͤrger zu Proxenen, welche die Ge- τοὺς βασιλῆας τοσάδε μοῦνα. vgl. Plut. Lak. Apophth. Agesil. S. 187. sandten und Buͤrger fremder Staaten bei sich aufnah- men Herod. a. O. und sonst fuͤr sie sorgten; es scheint, daß die Koͤnige selbst im eigentlichen Sinne als Proxenen des Auslandes galten, und jene Gewaͤhlten nur als ihre Stellvertreter zu betrachten sind. Sobald dem Koͤnige aber ein Kriegszug aufgetra- gen war, und er die Landesgraͤnze verlassen hatte, war er nach altem Herkommen Feldherr mit unbe- dingter Vollmacht (στρατηγὸς αὐτοκϱάτωρ) Aristot. 3, 9, 2. vgl. 3, 9, 8. Isokr. Nikokl. S.39 Lang. . Er konnte Heereshaufen ausschicken nnd versammeln, Geld nach Beduͤrfniß im Auslande eintreiben, und das Heer nach seinem Willen fuͤhren und lagern lassen. Wer ihn daran zu hindern und sich ihm zu widersetzen wagte, war vogelfrei Herod. 6, 56. den man nicht von der Ankuͤndigung des Krieges verstehen darf. Xen. Staat 13, 10. Von einem Falle Thuk. 8, 5. ὁ γὰϱ Ἀγις ‒ ἔχων τὴν μεϑ̕ ἑαυτοῦ δύ- ναμιν, κύϱιος ἤν καὶ ἀποστέλλειν, εἴ ποί τινα ἐβούλετο στϱατιὰν καὶ ξυναγεὶϱειν καὶ χϱήματα πϱάσσειν. vgl. 5, 60. διἁ τὸν νόμον . . Er hatte Recht uͤber Leben und Tod, und konnte ohne Gericht (ἐν χειρὸς νόμῳ) toͤdten. Eine so strenge Gewalt schien noͤthig, um dem Heeres- koͤrper eine kraͤftige Seele zu erhalten. Aber es ver- steht sich von selbst, daß der ruͤckkehrende Koͤnig von jeher sowohl fuͤr ungeschickten als gewaltthaͤtigen Ge- brauch der Macht verantwortlich und straffaͤllig war. Auch war die politische Thaͤtigkeit von der militaͤrischen ziemlich genau gesondert, und Vertraͤge zu schließen, uͤber das Schicksal eroberter Staͤdte zu bestimmen, war dem Koͤnige nicht ohne besondere Bevollmaͤchtigung vom Staate gestattet Xen. Hell. 2, 2, 12. 5, 3, 24. vgl. Thuk. 5, 60. Vom Heere aus Ge- sandte, z. B. zur Vermittelung, zu schicken, war indeß dem K. er- laubt nach Xen. Staat 13, 10., wo ich die Noth der Aenderung . Indessen schien auch so diese Feld- herrngewalt gefaͤhrlich und uͤbermaͤßig, und wurde mehr und mehr gemindert. Nicht zwar durch die Verfuͤgung, welche die Uneinigkeit des Demarat und Kleomenes hervorbrachte, daß nur ein Koͤnig zugleich ins Feld ziehen sollte Herod. 5, 75. Selten waren beide K. außerhalb Sp. Xen. Hell. 5, 3, 10. , denn diese erhoͤhete vielmehr die Ge- walt des Einen ausgeschickten; aber besonders durch das Gesetz, daß der Koͤnig nicht ohne zehn Raͤthe ausziehen duͤrfe, zu welchem Agis uͤbereilter Waffen- stillstand Anlaß gab Th. 5, 63., wo ἐν παϱόντι nicht besagt, daß sie das Gesetz blos fuͤr einen Feldzug gaben. vgl. Manso Sp. 1, 2. S. 231. 2, 378 k. Von den Dreißig beim K. unten K. 12. , und durch die aufgedrungene Begleitung der Ephoren unten K. 7. . 9. Die Untersuchung uͤber die Einkuͤnfte des Koͤ- nigs ist an sich selbst nicht so bedeutend, als sie durch die Parallele mit dem homerischen Koͤnigthume inter- essant wird. Bei Homer haben die Fuͤrsten dreierlei Einkuͤnfte; erstens den Ertrag ihres Landguts (τέμε- νος) Od. 11, 184. Il. 12, 312. vgl. 9, 578. Pind. O. 13, 60. βαϑὺς κλᾶϱος. , welches oft Aecker, Viehweiden, Baumpflan- zungen in sich faßt; zweitens den Lohn fuͤr den einzel- nen Richtspruch (δῶρα), drittens die oͤffentlichen Mahl- zeiten, welche vom Gute der Gemeine bestritten wer- den Dies heißt δήμια πίνειν Il. 17, 250. (vgl. σιτεόμενοι τὰ δημόσια Herod. 6, 57). In Kreta werden die Fremden δημόϑεν gespeist, Od. 19, 197. vgl. Aesch. Ἱκετ. 964. und Platner a. O. p. 100. Die Stelle Od. 11, 184. ist zu uͤbersetzen: Ruhig genießt Telem. den koͤnigl. Landbesitz und speist die ihm zukommenden Mahlzeiten, die ein richtender Mann genie- ßen soll: denn alle laden ihn ein. Ueber die letztern Worte s. S. 106. unten. . Dazu kommen noch außerordentliche Gaben, Antheile an der Beute und andere Ehrengeschenke. Fast αὔ in οὐ nicht einsehe; μέντοι zeigt den Gegensatz gegen die vori- ge reinkriegerische Thaͤtigkeit. eben so war es noch in Sparta, nur daß die Richter- spruͤche gewiß nicht bezahlt wurden. Aber der Koͤnig hatte auch hier erstens seine Landbesitzungen, welche in dem Gebiet mehrerer Perioͤkenstaͤdte lagen Xen. Staat 15, 2. , und von denselben wohl den βασιλικὸς φόϱος Platon Alktb. I. 39. p. 123 a. οἱ Αακεδαιμὁνιο = πεϱίοικοι. . Diese sind das Fundament seines Privatreichthums, welcher oft ziemlich hoch stieg — wie haͤtte man sonst den Koͤnig Agis um 100,000 Drachmen strafen wollen Thuk. 5, 63. , welches ohne Zweifel Aeginetische, folglich gegen 38,000 Reichs- thaler unsers Geldes sind; auch der juͤngere Agis, Sohn Eudamidas, besaß sechshundert Talente baares Geld Plut. Ag. 9. , und in einem angeblich Platonischen Dialog wird der Koͤnig von Sparta fuͤr reicher erklaͤrt, als irgend ein Privatmann in Athen Alk. I, 38. p. 122 e. . Aber außerdem erhielt der Koͤnig Vieles aus dem Staatsvermoͤgen, die doppelte Portion bei den oͤffentlichen Mahlzeiten vgl. Herod. 6, 57., wo δεῖπνον auf die συσσίτια geht, mit Xen. 15, 4. citirt bei Schol. Od. 4, 65. In Kreta hatte der anwesende Kosmos (ὁ ἄϱχων) vier Portionen, Herakl. P. 3. ; ein vollkom- menes Opferthier, einen Medimnos Weizen, und ein Lakonisches Viertel Wein an jedem ersten und sieben- ten des Monats Her. Nach Xen. H. 4, 3, 14. Plut. Ages. 17. schickt der K., wem er will, einen Antheil von seinen Opfern. Nach Xen. 15, 4. hat er auch ein Ferkel von jedem Wurf zu Opfern. ; den schon erwaͤhnten Antheil an den Opfern u. dgl. mehr. Ferner pflegten auch Pri- vatleute, welche Gastmaͤler gaben, die Koͤnige einzula- den, wie es in Homerischer Zeit uͤblich war oben S. 105, 5. ; und setzten ihnen dann auch doppelte Portion vor; und wenn ein oͤffentliches Opfer veranstaltet wurde, hat- ten die Koͤnige dieselben Rechte und Vorzuͤge Herod. 6, 57. ἢν ϑυσίην τις (nicht ein . Im Kriege fiel dem Koͤnige von der Beute ein Ehrenantheil zu, wie dem Pausanias bei Plataͤaͤ zehn Weiber, Pferde, Kamele, Talente Herod. 9, 81. ; spaͤter scheint es, daß ein Drittel des Erbeuteten an den siegenden Koͤnig kam Nach Phylarch bei Polyd. 2, 62, 1. Dies sind die μέγισται λήφεις im Alk. I, 39, 123 a. . Endlich ist noch die nach der Sage von Aristodemos, dem Stammvater beider Haͤuser, erbauete Xen. Ages. 8. aus dem Plut. Ages. 19. (oben Bd. 2. S. 90, 3.) schoͤpft. Hellen. 5, 3, 20. vgl. Nepos Ages. 7. Die βοὠνητα bei Paus. 3, 12, 3. sind davon zu unterscheiden. Amtswohnung beider Koͤnige Sparta’s zu erwaͤhnen, (außer der sie indeß oft noch Privathaͤuser hatten,) wie Manso zeigt 3, 2. S. 330. , bei der Xeno- phon selbst den Wasserteich nicht uͤbergeht; und daß ihnen außerhalb der Stadt stets ein Zelt auf oͤffentliche Kosten gebaut wurde vom Staate 15, 6. Nach dems. 13, 2. sorgen im Kriege 3 ὅμοιοι fuͤr alle Beduͤrsnisse des K., die Raoul-Roch. Dissert. (1821.) p . 77. fuͤr einen Theil der 6 ἐμπασαντες in einer Fourmont. Inschr. (ἐμπα έντες bei Hesych) haͤlt. Die Sache ist sehr unklar. . Alles dies uͤberlegt, erscheint mir der politische Verstand fast wunderbar, mit dem die alte Verfassung Sparta’s die Kraft, Wuͤrde und Wohlhabenheit des Koͤnigthums schuͤtzte, ohne doch dasselbe nur entfernt der Despotie anzunaͤhern, und in irgend einem Stuͤcke den Koͤnig uͤber das Gesetz oder nur außerhalb dessel- ben zu stellen. Sie konnte ohne Gefahr der Freiheit dem Staate ein Herrschergeschlecht erhalten, das den Stolz seines eigenen Hauses von dem Nationalgefuͤhl des Volkes nicht scheidend, und die gesammte Kraft des- selben in sich mit freudigem Bewußtsein vereinigend, eine edle und großartige Gesinnung fuͤr lange Zeiten Privatmann, sondern ein oͤffentlich dazu Bestellter)ὀημοτελἤ ποιέηται. naͤhrte und pflegte. So war es in der That in den beiden Heraklidenhaͤusern, aus denen Theopompos, Leo- nidas, Archidamos II. , Agesilaos, Kleomenes III. , Agis III. hervorgingen, und dessen meiste Abkoͤmmlinge eine aͤchtspartiatische Gesinnung, die sich noch in vielen kraͤftigen und sinnreichen Apophthegmen ausspricht, bis auf die letzten Zeiten festhielten. 10. Zum Theil wissen wir, zum Theil laͤßt sich annehmen, daß in allen Dorischen Staaten, spaͤtere Colonieen ausgenommen, urspruͤnglich Fuͤrsten und zwar Heraklidische waren. In Argos herrschten die Nach- kommen des Temenos uͤber Pheidons Zeit hinaus, und das Koͤnigthum ging erst nach dem Persischen Kriege aus Herod. 7, 149. Aristot. Pol. 5, 3, 4. vgl. Aegin. p. 52. Was Diodor sagt ( Frgm. 5. p. 635.) ἡ βασιλεία ἤτοι τοπαϱχία τῆς Ἀϱγείας ἔτη φμϑ. (vgl. Euseb, Malelas, Kedrenos) hieher zu be- ziehn, ist eio kindischer Fehler: er rechnet diese von Inachos bis Pelops (160 ‒ 705. Euseb.). — Einige neue Combinationen ver- goͤnnen uns hier, eine ziemliche Reihe Argeiischer Fuͤrsten nach si- chern Bestimmungen anzuordnen. I. Herakliden. Temenos , dessen S. Keisos , dessen S. Medon . (Was Paus. 2, 19, 2. von der Beschraͤnkung desselben sagt, ist nach oben S. 57, 5. zu beurthei- len; nach dem Ps. Platon Brief 8. p. 485. Bekk. waren gerade die K. von Argos u. Messene um Lykurgs Zeit Tyrannen). Darauf feh- len etwa 4 nach dem δέκατος ἀπὸ Τημένου des Ephoros. Aegin. p. 60. Nach Anfang der Olympiaden Eratos (Paus. 2, 36, 5. 4, 8, 1), auf den wohl unmittelbar Pheidon, Aristodamidas Sohn (nach Satyros und Diodor, Aegin. p. 61.), folgen muß, vor und gegen Olymp. 8. Weiter hinab Damokratidas gegen Ol. 30. (Paus. 4, 35, 2. vgl. 24, 2.). Pheidon II. von Herod. 6, 127. mit dem aͤltern verwechselt ( Aegin. p. 60.), Vater des Αα- αήδης (Jonisch Λεωαήδης, wie bei Herod.) der um die Tochter des Kleisthenes warb (geg. Ol. 45.), u. als Koͤnig sich durch Weichlich- keit veraͤchtlich machte (Plut. de cap. ex hoste util. p. 278 H. wo Αακύδης hiernach zu verbessern). Dessen S. Meltas (Μέλ- ; in Korinth regierten die Enkel des Aletes und weiter hinab des Bakchis bis gegen Olymp. 8. Wie lange die Ktesippiden zu Epidauros und Kleonaͤ herrsch- ten S. Bd. 2. S. 81. Die dort gegebne Emd. des Paus. 3, 16, 5. wird gesichert durch Ael. N. A. 12, 31. wo Thersandros aber S. des Kleonymos, nicht des Agamedidas heißt. Vielleicht ist bei Paus. Ἀγαμηδὶδου zu schr. und Agamed war der Großuater. , wissen wir nicht. In Megara finden wir noch sehr spaͤt den Namen, aber auch wohl nur den Namen eines Koͤniges επι βασιλεως Πασγαδα bei Chandl. Marm. Oxon. 2, 28. etwa aus Alexanders Zeit. . In Messenien waren die Aepytiden Koͤnige bis zur Unterjochung des Landes, und als Ari- stomenes es verlassen mußte, wandte er sich an Dama- get, Koͤnig zu Jalysos auf Rhodos aus der ebenfalls Heraklidischen Familie der Eratiden S. Bd. 2. S. 103. u. 152., wo fuͤr das proleptische Diagoriden “Eratiden” zu schr. . Auch die Hip- potaden zu Knidos und Lipara Bd. 2. S. 123. 124. , die Bakchiaden zu Syrakus und Korkyra S. 115. 118. Zu den Koͤnigen von Syrakus gehoͤrt nach Mehreren Pollis , den Andere einen Argeier nennen, von dem dex Πόλιος οἶνος abgeleitet wird. Athen. 1. p. 31 b. Pollux 6, 2, 16. aus Aristot. Aelian V. G. 12, 31. Beim Etym. M. ist auch wohl ὑπὸ Πολλιδος τοῦ ΣϒΡΑΚΟϒΣΙΟϒ τυϱάννου zu schr. vgl. Mazochi tab. Heracl. p. 202. , die Phalantiaden zu Taras Bd. 2. S. 124. Ein K. Aristophilidas, Herod. 3, 136. herrschten wohl urspruͤnglich als Fuͤrsten, wie gewiß die von Pheidippos und Antiphos sich ableitenden Herakli- den zu Kos Bd. 2. S. 109. und die Stelle des Aristeides S. 104. Zu Halikarnaß kommt ein An- theus aus koͤniglichem Geschlechte vor (Parthen. 14.), wohl ein An- theade. s. Bd. 2. S. 108. . Doch nur im Peloponnes und dessen ταν τὸν ΛΑΚΗΔΕΩ ist zu schreiben) setzte das Volk nach Paus. 2, 19, 2. ab; nach Plut. Alex. M. virt. 8. p. 269. ging dagegen das Geschlecht der Herakliden aus. Darauf folgte nach Plut. a. O. und Pyth. orac. 5. p. 254. II. Aegon , aus einem andern Geschlechte, etwa gegen Ol. 55., und dessen Nachkommen waren es wahrscheinlich, die noch im Persischen Kriege in Argos herrschten. Statt S. 109. des dritten Bandes. Colonieen kommen Dorische Herakliden vor; in Kreta nicht, wenn man etwa Phaͤstos ausnimmt Bd. 2. S. 79. ; hier herrschte seit uralter Zeit das Geschlecht des Tektaphos; wie lange aber Koͤnige hier existirten, kann man nur etwa daraus abnehmen, daß zu Oaxos ein Koͤnig Etearch nicht lange vor Kyrenens Erbauung vorkommt Herod. 4, 154. . Ky- rene war, wie fruͤher gezeigt, unter Herrschaft eines Minyeischen, die Mutterstadt Thera unter der eines Aegidengeschlechts vgl. oben S. 123. . Auch Delphi hatte in fruͤhern Zeiten Koͤnige Plut. Qu. Gr. 12. p. 383. . Von den aristokratischen Wuͤrden, welche die koͤnigliche zu ersetzen bestimmt waren, werde ich unten bei den Kosmen handeln. 7. 1. E rst aber muß das Amt behandelt werden, wel- ches fuͤr die Geschichte der Lakonischen Verfassung das wichtigste ist. Denn wenn Koͤnig, Gerusia, Volk im Ganzen dieselbe politische Bedeutung und gleichen Wirkungskreis behielten: so ist das Amt der Epho- ren das bewegliche Princip, durch welches der Wan- del der Zeit auch die abgeschlossenste Verfassung ergriff und allmaͤlig umbildete. Aus dieser Bemerkung erge- ben sich drei Fragen: was war die Ephorie urspruͤng- lich; was wurde sie mit der Zeit; und welche Ver- haͤltnisse bewirkten diese Umwandelung? Es war im Alterthum eine oft wiederholte Erzaͤh- lung, daß Theopomp, Charilaos Enkel, der Proklide, die Ephorie eingesetzt habe, und zwar als eine Be- schraͤnkung und Schmaͤlerung der koͤniglichen Macht. “Die Gewalt uͤberliefere er dauerhafter, weil er sie ermaͤßigt habe” Arist. Pol. 5, 9, 1. Cic. de legg. 3, 7. de rep. 2, 33. Plut. Lyk. 7. 29. ad princ. 1. p. 90. Euseb. zu Ol. 4, 4. vgl. Manso 1, 1. S. 243. . Wenn aber sonach die Ephorie eine besondere Einrichtung des Theopompos war, ist es schwer zu erklaͤren, wie dieselbe auch in andern Dorischen Staͤdten sich vorfindet. In Kyrene straften die Ephoren die Proceßsuͤchtigen und Raͤnkeschmiede mit Ehrlosigkeit Herakl. Pont. 4. ; dasselbe Amt war in der Mutterstadt Thera Sie sind ἐπώνυμοι in dem The- raͤischen (Bd. 2. S. 329.) Testamentum Epictetae: επι εφοϱων των συν φοιβοτελει. , welche lange vor Theopomp aus Lakonika colonisirt war. Auch die Messenier wuͤrden nach ihrer Erneuerung die Ephorie schwerlich in ihre Verfassung aufgenommen haben Polyb. 4, 4, 2. 31. Auch die Staͤdte der Eleutherolakonen hatten Ephoren, wie Geronthraͤ in dem De- kert Murat. p. 1049. und in Gordianus Zeit ἡ πόλις τῶν Βειτυ- λέων, d. i. Oetylos, Βὶτυλα Ptolem. j. Vitulo. Denn daß Cyriacus (bei Reines. p. 335.) die Inschrift in Pylo Messeniaca gefunden haben will, ist wohl ein Irrthum. , wenn sie ihnen nur ein Institut eines Spartiatischen Fuͤrsten geschienen haͤtte. Leichter lassen sich von Sparta und aus Theopomps Zeit die Ephoren der Tarantinischen Colonie Herakleia ablei- ten wo in den tab. Hera- cleensibus einer als ἐπώνυμος der πόλις vorgesetzt ist. . Doch sieht man schon, daß Herodot 1, 65. und Xe- nophon Staat 8, 3. Ebenso Plut. Agesil. 5. Ps. Platon. Brief 8. p. 354 b. Suid. Λυκοῦϱγος, auch Satyros bei Diog. L. 1, 3, 1. Nach Andern ebenda haͤtte sie Cheilon eingefuͤhrt, der nach Pam- phila und Sosikrates Ol. 56, 1. (nach Euseb. 55, 4.) Ephoros ἐπώνυμος war. vgl. Manso 3, 2. S. 332. die Ephorie nicht mit mehr Ungrund, als jene unter Theopomps, unter die Lykurgischen Einrich- tungen setzen, und wir uns wohl begnuͤgen muͤssen, in ihr einen altdorischen Magistrat zu erkennen. Aber nichts destoweniger ist die Ephorie in ihrer Bedeutung als Gegenbehoͤrde des Koͤnigthums und der Gerusie eine den Spartiaten durchaus eigenthuͤmliche Anordnung; der sich in keinem Dorischen und uͤberhaupt Griechischen Staate Etwas genau entsprechendes findet. Das war sie also gewiß erst allmaͤlig durch die besondern Verhaͤltnisse Lakedaͤmons geworden. Sonach muß man vermuthen, daß jener angebliche Ausdruck Theopomps auch mehr die spaͤtere Bestimmung der Ephoren, wie sie sich nach und nach gebildet, als ihre urspruͤngliche angebe. Der Koͤnig Kleomenes III. ignorirte wenig- stens diesen Begriff derselben, da er, nach Aufhebung dieses Magistrats, dem Volke in einer Rede vorstellte, wie im Anfange die Ephoren — als sie im ersten Mes- senischen Kriege gewaͤhlt worden waͤren — nur Stell- vertreter und Gehuͤlfen des Koͤnigs gewesen seien. Worin sich freilich wieder eine sehr einseitige Ansicht ausspricht: denn seinen Stellvertreter waͤhlt sich wohl im Ganzen ein jeder Magistrat selbst: wogegen die demokratische Wahl der Ephoren, wie wir bald sehen werden, zu ihrem Wesen gehoͤrt. Wir nehmen aus dem Beige- brachten indessen nicht viel mehr ab, als wie schwan- kend die Ansichten, und wie ungeschichtlich die Anga- ben uͤber den anfaͤnglichen Zweck der Ephorie waren. 2. In der Lykurgischen Verfassung, wie sie bis hieher entwickelt worden ist, waͤre in der That die spaͤtere Ephoria eine nicht uͤberfluͤssige, sondern stoͤren- de Zugabe gewesen. Denn jene hatte im Koͤnigthume, der Gerusia und dem Volke schon die Hauptgewalten des Staates aufgestellt, und in ihrem Verhaͤltnisse zu einander bestimmt; sie mußte erwarten, daß das orga- nisch Entstandene sich auch organisch fortbewegen, und jeder Theil des Staats, wenn er einmal sein eigenthuͤmliches Leben und seine ihm zukommende Thaͤ- tigkeit gefunden hatte, sich derselben fort und fort er- freuen werde: sie mußte glauben, daß, wenn das Rechte einmal dasteht, es sich auch eben durch sein Dasein erhalten werde. Eine Gegenbehoͤrde, wie die Ephorie, in der das Mißtrauen des Volkes sich auf tyrannische Weise ausspricht, lag der naiven Einfach- heit und Unschuld jener Verfassung fern, und konnte erst III. 8 statt haben, als jener Organismus gestoͤrt und ein unsicheres Schwanken eingetreten war. Eine gewisse Aehnlichkeit hat allerdings das Roͤmische Tribunat in seiner Entstehung mit der Ephorenwuͤrde Cie. de legg. u. de rep. a. O. Valer. Max. 4, 1. , doch war jenes ein wesentlicheres Beduͤrfniß, indem durch das- selbe ein ganzes Volk, die Plebs Romana, eine noͤthige und billige Repraͤsentation erhielt: in Sparta dagegen gehoͤrte die Gerusie, obgleich aus den angesehensten Buͤrgern erwaͤhlt, doch dem ganzen Spartiatischen Volke an, und die Demokratie war in der Volksver- sammlung selbst als die Grundlage der ganzen Ver- fassung gesetzt Vgl. Niebuhr Roͤm. Gesch. 1. S. 420., von dessen Ansicht uͤber die Ephoren wie Spartas Staatsleben uͤberhaupt die hier darge- legte oͤfter abweicht. . Wenn sonach die groͤßere politische Gewalt der Ephoren nicht Lykurgisch ist: so behaupte ich auch, daß sie nicht von Theopompos Zeit herruͤhrt. Denn es verdient Glauben, daß Theopompos und Polydoros zur oben angefuͤhrten Rhetra die Worte hinzufuͤgten: “Wenn aber das Volk eine vom geraden Wege abge- hende Meinung ergreifen sollte, sollen die Geronten und Fuͤrsten Abwender sein.” Hier sind nun erstens die Ephoren ganz unerwaͤhnt geblieben, welche doch im Peloponnesischen Kriege das Volk stimmen ließen und besonders haͤufig den Vortrag hatten; und zwei- tens ist die Tendenz dieser Clausel offenbar Beschraͤn- kung der Demokratie; daß die Macht der Ephorie aber auf demokratischen Principen beruht, wird weiter un- ten noch klarer werden. Es ist deutlich, daß jene angeblich historischen Traditionen uns, statt zu klarer Entwickelung, auf Widerspruͤche fuͤhren; und wir werden, um zu einer solchen zu gelangen, mehr nach innern Indicien und Analogien verfahren muͤssen. 3. Wir gehen zu diesem Zwecke von dem Richt- amte der Ephoren aus, in welcher Qualitaͤt uns auch die Kyrenaͤischen bekannt geworden sind. Nun bestimmt Aristoteles Polit. 3, 1, 7. nach welcher Stelle die Ephoren sich in die verschiedenen Zweige dieser δίκαι theilen. dies Richteramt dahin, daß sie die δίκας τῶν συμβολαίων richteten, die Gerusia dagegen alle φονικάς vgl. Plut. Lak. Apophth. p. 196 H. Anaxandridas. ἐϱωτῶντος δέ τινος αὐτὸν, διὰ τί τὰς πεϱὶ τοῦ ϑανάτου δίκας πλείοσιν ἡμέϱαις οἱ γέϱον- τες κϱίνουσι. und p. 207. Eurykratidas — πυθομένου τινὁς, διὰ τί πεϱὶ τὰ τῶν συμβολαίων δίκαια ἑκάστης ἡμέϱας κϱίνουσιν οἱ ἔφοϱοι . Hier aber scheint an δίκας ἀπὸ συμβόλων gedacht zu sein, wie die Antwort zeigt, aber das ist sicher ein Mißverstand. . Es war also die letztere ein hohes pein- liches Gericht mit Gewalt uͤber Leben und Tod; die erstern ein Civilgericht, welches uͤber Obligationen und das Mein und Dein uͤberhaupt Recht sprach. Der Einfluß desselben auf die Spartiaten scheint nach den gewoͤhnlichen Begriffen von Guͤtertheilung und Geld- verkehr zu Sparta sehr gering, vielleicht geringer als er war; aber auf jeden Fall standen auch Perioͤken und Heloten, wenn sie in Sparta waren, unter dieser Gerichtsbarkeit. — Nun haben wir aber schon oben auf den Grundsatz der Spartiatischen Verfassung hin- gewiesen: daß die Jurisdiktion unter die verschiedenen Magistrate so vertheilt war, daß die Zweige der Ver- waltung und Gerichtsbarkeit zusammenfielen Arist. 2, 8, 4. 3, 1, 7. sagt, wie mir duͤnkt, sehr deutlich: daß, waͤhrend in Karthago eine bestimmte Vereinigung von ἀϱχαῖ alle Processe richtete, in Sparta auch nur ἀϱχαὶ, aber nach ihren Departements in verschiedenen Sachen, richteten. vgl. Justin. 3, 3. . Hier- nach muß als urspruͤngliches Amt der Ephoren, jenem Richtamte zu Grunde liegend, Aufsicht uͤber den Ver- 8 * kehr, uͤber den Markt gesetzt werden Der Markt hieß auch in altattischen Gesetzen ἐφοϱία . Demosth. g. Aristokr. p. 630. Und nach Etym. Gud. sind ἔφοϱοι οἱ τὰ τῶν πόλεων ὤνια ἐπισκεπτόμενοι. . Der Markt, als Mittelpunkt des Verkehrs, war kein unbedeuten- der Gegenstand der Aufsicht Vgl. Herod. 1, 153. ; hier mußte jeder Spartiat den Ertrag seines Gutes in Korn zum Theil verkaufen, und in andere Beduͤrfnisse umsetzen; es gab eine besondere Ehrlosigkeit, nicht kaufen und verkau- fen zu duͤrfen Th. 5, 34. ; Juͤngeren war auch dies untersagt; in den Trauertagen fuͤr den Koͤnig war der Markt da- fuͤr geschlossen und mit Spreu bestreut oben S. 93, 4. . Der Tag, an welchem Kinadon, nach Xenophons Hell. 3, 3, 5. Beschreibung, heimlich die Gemuͤther der niedern Staͤnde zu entzuͤn- den suchte, war offenbar ein Markt- und, wie ich meine, zugleich großer Gerichtstag. Ein Koͤnig, die Ephoren, die Geronten und gegen vierzig Spartiaten (Homoͤen) befinden sich auf dem Markte, alle wahr- scheinlich in amtlicher Thaͤtigkeit, aber außerdem an viertausend Menschen, meist Perioͤken und Heloten, groͤs t entheils mit Kauf und Verkauf beschaͤftigt, wie man daraus ersieht, daß an einer Stelle des Marktes eine große Menge eiserner Waaren aufgehaͤuft liegt. Daruͤber also waren die Ephoren ἔφοροι, und hatten deswegen hier ihre bestaͤndigen Sitze Aelian V. G. 2, 15. und ihr ἀρχεῖον. Die Fuͤnfzahl S. Tittmann S. 107, 4., wo auch einige abweichende Angaben bemerkt. des Collegiums der Ephoren, wel- che dasselbe mit einigen andern Magistraten Sparta’s gemein hat Auch ernannte oͤfter Sparta fuͤr außerordentliche Faͤlle fuͤnf Richter, wie uͤber den Besitz von Salamis, uͤber das Schicksal der Platder, Thuk. 3, 521. So viele auch die Jasier um die Processe der Kalymnier zu ent- scheiden. Chandl. Inscr. p. 21. LVIII. , scheint an sich schon, wie wir oben ver- mutheten, eine demokratische Wahlordnung vorauszu- setzen, die auch sonst von den Alten angegeben wird. Wir wissen aus Aristoteles, daß Leute aus dem Volke ohne Ansehn, Vermoͤgen und Auszeichnung (οἰ τυχόν- τες) dazu gelangen konnten Pol. 2, 3, 10. 2, 6, 14. 15. 2, 8, 2. 4, 7, 4. : auf welche Weise in- deß ist nicht recht deutlich. Denn eigentlich erloost wurde kein Magistrat in Sparta μη- δεμὶαν κληϱωτίν, Aristot. 4, 7, 5. , aber es scheint, daß Wahl und Loos zusammentrafen Plat. Ges. 3, 692. nennt die Macht der Ephoren ἐγγὺς τῆς κληϱωτῆς. — Ohne Wahl haͤtte aber auch Cheilon nicht grade zur Ephorie gelangen, u. sein Bru- der nicht uͤber Zuruͤcksetzung klagen koͤnnen. Diog. L. a. O. — Die Ernennung durch die Koͤnige (Plut. Lak. Apophth. 197 H.) ist ein Irrthum. . Hierin sehen wir einen Grundsatz des Griechischen Alterthums, wel- ches die Criminalgerichtsbarkeit zwar gern aristokra- tisch, die buͤrgerliche aber durch die Gemeine oder de- ren Stellvertreter verwaltete. In Athen erhielten durch Solon die Volksgerichte zuerst nur die Civilprocesse zur Entscheidung; uͤber Todschlag richtete der timokratische Areopag und die aristokratischen Epheten. In Hera- kleia Pontike waren die Obrigkeiten aus einem engern Adel der Buͤrgerschaft gewaͤhlt; die Dikasterien aber aus dem uͤbrigen Volke Aristot. 5, 5, 6. . In Sparta waren die Ci- vilrichter gleichsam Stellvertreter der ganzen Versamm- lung — ἁλιαία — welche in Athen selbst richtete als ἡλιαία. 4. Von dem genommenen Standpunkte laͤßt sich nun ferner auch die fortschreitende Erweiterung der Macht der Ephoren fassen und erklaͤren. Es ist Gang der Griechischen Geschichte, daß die Civilgerichte ihr Ansehn und ihren Einfluß ausdehnten, die Criminal- gerichte mehr und mehr verloren. Wie in Athen die Heliaͤa gegen den Areopag stieg, so in Sparta die Ephorie gegen die Gerusie. Erstens wurde die Gerichtsbarkeit der Epho- ren ausgedehnt κϱίσεων μεγάλων κύϱιοι, Arist. 2, 6, 16. : besonders dadurch, daß sie die Pruͤ- fungen (εὐϑύναι) aller Magistrate, mit Ausnahme der Geronten, erhielten 2, 6, 17. : was wohl nicht so zu verstehen ist, als haͤtten ihnen jene jedesmal nach Niederlegung ihres Amtes Rechenschaft abgelegt, sondern nur so, daß sie dieselben, wenn in ihrer Verwaltung irgend etwas Verdacht auf sich gezogen, noͤthigen konnten, sich vor ihnen zu verantworten: welches Recht aber, da es die Ephoren des vorigen Jahres mit betraf Plut. Ag. 12. , die Ge- walt, die es verlieh, zugleich auch beschraͤnkte. Es waren aber die Ephoren nicht gehalten, den Ablauf der Zeit eines Amtes abzuwarten, sondern sie konnten die Verwaltung desselben durch ihr Gericht unterbre- chen, oder ihr ein Ende machen Xen. Staat 8, 4. . Nun war in die- ser Hinsicht der Koͤnig den uͤbrigen Magistraten ganz gleich gestellt, und wurde, wie die andern, vor das Tribunal der Ephoren gezogen. Schon vor den Per- serkriegen mußte sich Kleomenes vor ihnen der Beste- chung (δωροδοκίας) anklagen lassen He- rod. 6, 82. . Der Koͤnig war jederzeit verbunden, ihrer Vorladung zu gehorchen Xen. Ages. 1, 36. Plut. Ag. 4. Kleom. 10. an seni 27. praec. reip. ger. 21. : daß er aber erst auf das drittemal Folge zu leisten gezwungen war, brauchte Kleomenes III. als ein Ar- gument dafuͤr, daß dies Recht der Ephoren urspruͤng- lich eine Anmaßung sei Plut. Kleom. 10. . Indessen ging deren Macht faktisch so weit, daß sie den Koͤnig wie die andern Magistrate in dringenden Faͤllen ohne Berathung der Ekklesia in Gewahrsam nehmen, und vor ein Gericht uͤber Leben und Tod stellen konnten Xen. Staat 8, 4. ἄϱχοντα κίϱιοι εἱϱξαί τε καὶ πεϱὶ τῆς ψυχῆς εἰς ἀγῶνα καταστῆσαι. vgl. Plut. Lys. 30. Dasselbe in Bezug auf den Koͤnig Thuk. 1, 131. Nepos Paus. 3, 5. setzt wohl ex suo “ cuivis ephoro ” hinzu. Liban. Orat. 1. p. 86 R. irrt, wenn er sagt: die Ephoren haͤtten den Koͤnig δῆσαι καὶ κτα- νεῖν koͤnnen. So nahmen den Pausanias die Ephoren nur fest; das Urtheil sprachen οἱ Σπαϱτιᾶται, naͤmlich der Gerichtshof, von dem N. 2. . Dieses groͤßere Gericht bestand aus den saͤmmtlichen Geronten, den Ephoren, die also vor demselben als Klaͤger auftreten, aber auch an demselben als Richter theilnehmen konn- ten, dem andern Koͤnige und wohl noch mehrern Ma- gistraten, deren aller Stimmen gleich galten δικαστήϱιον συναγαγὀντες Herod. 6, 85. s. besonders Paus. 3, 5, 3. und Plut. Agis 19. Ungenauer Lak. Apophth. p. 195. . Von ihm konnte keinerlei Appellation statt finden; es konnte gegen den Koͤnig auf Tod erkennen Xen. H. 3, 5, 25. , den indeß zu executiren bis auf spaͤtere Zeiten eine heilige Scheu verbot Plut. Agis 19; . Daß es mit großer Ruhe und Bedachtsam- keit zu verfahren pflegte, ist ein Ruhm, der bei Gele- genheit einer Ausnahme hervorgehoben wird Thuk. 5, 63. . Dieses große Magistraten-Gericht finden wir oͤfter uͤber Staatsverbrechen mit hoͤchster Vollmacht erkennend Xen. Anab. 2, 6, 4. ἐϑανατώϑη ὑπο τῶν ἐν τῇ Σπάϱτῃ τελῶν ὡς ἀπειϑῶν, wo τὰ τέλη dies hohe Gericht bezeichnen muß. , und die Ephoren als Anklaͤger dabei thaͤtig ὑπῆγον ϑανάτου, Xen. H. 5, 4, 24. Den Kinadon ließen die Eph. erst nach heimlicher Berathung mit der Gerusie festnehmen, seine Strafe bestimmte wohl das groͤ- ßere Gericht, s. Xen. 3, 3, 5. Polyaͤn 2, 14, 1. : aber daß die Ephoren je fuͤr sich mit Tod haͤtten strafen koͤnnen, laͤugnen wir entschieden Außer Libanies (N. 1.) scheint es Plut. Perikl. 22. Lys. 19. und Lak. Apophth. p. 209. zu sagen, aber es kann auch blos Unbestimmtheit des Ausdrucks sein. ; ob sie es mit Ver- dannung konnten, zweifeln wir Plut. Erot. 5. p. 77., wo eine sehr fabelhafte Geschichte erzaͤhlt wird, die sich vor dem Erdbeben Ol. 78. ereignet haben soll. Bei Polyb. 5, 91, 2. rufen die Eph. Verwiesene zuruͤck. . Die Ungenauigkeit Spaͤterer verwechselte die Veranlassung des Urtheils mit dem Urtheil: Recht uͤber Leben und Tod in der Hand der Ephoren waͤre mehr als Tyrannei gewesen. Die Ephoren durften, wenn sie fuͤr sich richteten, nur Bußen auflegen, aber diese auch augenblicklich eintrei- ben Xen. Staat 8, 4. vgl. Polyaͤn 2, 26, 1. . Ihr Recht, die Koͤnige auf solche Weise und durch Verweise zu strafen, war uͤbrigens sehr ausge- dehnt, und scheint keine bestimmten Eraͤnzen gekannt zu haben; dem Agesilaos wurde eine Buße von ihnen auferlegt fuͤr das Bestreben, sich beliebt zu machen Plut. Ages. 2. 5. vgl. de am. frat. 9. p. 46. , und Archidam getadelt, weil er eine zu kleine Frau geheirathet Theophr. bei Plut. Ages. 2. de edue. puer. 2. Anders Herakl. Lembos bei Athen. 13, 566 a. : wobei der Gedanke zum Grunde liegt, daß die Gemeinde das Recht habe, von ihren Koͤnigen die Erhaltung eines kraͤftigen Geschlechts zu fordern Darum zwangen ja auch die Eph. Anaxandri- das zwei Frauen zu nehmen, Herod. 5, 39-41., und bewachten die Frauen der Koͤnige, Plat. Alkib. I, 36. p. 121 b. oben. S. 101. . Die Koͤnige aber mußten dies ertragen in einem Staate, in dem jeder Magistrat das volle Gewicht seines Amtes mit einer gewissen Haͤrte geltend machte. — Noch finden wir aber die Ephoren richtend in Sachen, die weder zu den συμβολαίοις noch zu den εὐϑύναις ge- hoͤren, sie straften einen, weil er Geld in den Staat gefuͤhrt Plut. Lys. 19. , einen Andern wegen Traͤgheit Wenigstens nach dem Schol. Thuk. 1, 84. , einen Drit- ten aus dem seltsamen Grunde, weil er allgemein be- leidigt und verhoͤhnt wurde Plut. Inst. Lac. p. 254. ; und ihr Antheil an der Aufsicht uͤber Erziehung Xen. Staat 4, 3. 6. Aelian V. G. 3, 10. 14, 7. , so wie an der Sorge fuͤr die Feier der oͤffentlichen Spiele Xen. Hell. 6, 4, 16. Plut. Ages. 29. Die Geschichte von Timotheos. machte sie auch zu Richtern in dahin einschlagenden Sachen. Doch wissen wir in solchen Dingen nicht, was sie als abgesonder- tes Collegium, was sie mit andern Magistraten zu- sammen, z. B. als Beisitzer der Koͤnige, thaten Herod. 6, 63. . Sie richteten nach ungeschriebenem Recht, da Sparta kein anderes kannte; Aristoteles nennt dies verkennend nach Willkuͤhr Pol. 2, 6, 16. . 5. Noch wichtiger war aber zweitens fuͤr die Ausdehnung der Gewalt der Ephoren, daß diese sich, wir wissen nicht von welcher Zeit an, in eine Verbin- dung mit der Volksversammlung gesetzt hatten, so daß sie vor allen andern Magistraten mit ihr ver- handelten. Sie konnten das Volk berufen Plut. Ag. 9. und stim- men lassen Thuk. 1, 87. . Gesetze vorzuschlagen Plut. Ag. 5. ϱ̔ήτϱαν ἔγϱαψε. , wenn auch ge- wiß nur nachdem sie durch die Gerusia gegangen, muͤssen sie schon in fruͤhen Zeiten befugt gewesen sein, wenn der Ephoros Cheilon mit Recht als Gesetzgeber genannt wird Aelian V. G. 3, 17. . Besonders zeigen sie große Gewalt in Verhandlungen mit fremden Staaten. Sie ließen Gesandte zu, aber konnten sie auch gleich von der Graͤnze zuruͤcksenden Xen. Hell. 2, 2, 13. 19. , so wie sie auch gefaͤhrliche Fremde aus der Stadt zu treiben berechtigt Her. 3, 148. Plut. Lak Apophth. p. 214. , und also wohl uͤberhaupt die Xenelasie zu handhaben beauftragt wa- ren; sie fuͤhrten oft mit großer Vollmacht die Verhand- lungen mit den Gesandten S. z. B. Her. 9, 8. Xen. H. 2, 2, 17. 3, 1, 1. Polyb. 4, 34, 5. Thuk. 1, 90. sind uͤberhaupt ἀϱχαὶ und τέλη genannt. ; und hatten den groͤßten Einfluß, besonders vorbereitender Art Xen. Hell. 2, 2, 19. , auf Kriegs- erklaͤrungen, wie Friedensschluͤsse S. besonders Thuk. 5, 36. vgl. Xen. H. 5, 2, 9. Daß sie dabei bestaͤndig auf die Ekklesia rekurrir- ten, versteht sich. Xen. H. 3, 2, 23. 4, 6, 3. und Vertraͤge, wel- che sie vor andern, namentlich der erste von ihnen, be- schworen und unterzeichneten Thuk. 5, 19. 24. . Auch bei der Sendung von Gesandten waren sie vorzuͤglich thaͤtig Th. 6, 88. . In Kriegszeit konnten sie Heere absenden (φρουραν φαί- νειν) Xen. H. 2, 4, 29. Παυσα- νίας πείσας τὧν Εφόϱων τϱεῖς ἐξἁγει φϱουϱάν. vgl. 3, 2, 25. 4, 2, 9. 5, 4, 14. Plut. Lys. 20. Thuk. 8, 12. S. auch Anab. 2, 6, 2. Hell. 5, 1, 1., wo sie Caperbriese geben. , an welchem Tage es ihnen zweckmaͤßig schien Herod. 9, 7. 10. Plut. Arist. 10. , und scheinen selbst die Vollmacht ausgeuͤbt zu haben, die Groͤße der Mannschaft zu bestimmen πϱοκηϱύττουσι τὰ ἔτη. Xen. Staat 11, 2. φϱουϱὰν ἔφαινον μέχϱι τῶν τετταϱ. Hell. 6, 4, 17. ; sie ver- trauen dieselbe dem Koͤnige oder einem andern Feld- herrn an d. h. von der Stadt beauftragt, wie Xen. H. 4, 2, 9. zeigt. ; diese erhalten von ihnen Verhaltungsbe- fehle Xen. H. 3, 1, 8. 3, 2, 6. ; berichten an sie zuruͤck Xen. H. 6, 4, 3. πέμψας πϱὸς τοὺς ἐφόϱους ἠϱὡτα τί χϱὴ ποιεῖν. Dies sind vorzugsweise οἱ οἴκοι, τὰ οἴκοι τέλη, Sturz Lex. Xenoph. 3. p. 254. vgl. Plut. Lys. 14. Kleom. 8. und die angeblichen Briefe des Brasidas u. Ly- sandros Lak. Apophth. p. 203. 227. ; werden von ihnen durch beigeordnete Rathgeber oder außerordentliche Be- vollmaͤchtigte beschraͤnkt Xen. H. 3, 2, 6. Plut. Perikl. 22. ; durch die Skytale heimberu- fen Thuk. 1, 131. Plut. Lys. 19. Den Agesil. berust heim nach Xen. H. 4, 2, 3. ἡ πόλις, Ages. 1, 36. τὰ οἴκοι τέλη, Plut. Ages. 15. οἱ ἔφοϱοι. ; vor Gericht gefordert Xen. H. 5, 4, 24. ; und ihr erster Gang nach der Ruͤckkehr ist in das Versammlungshaus der Ephoren Plut. Lys. 20. Xen. Ages. 1, 26. . Auch senden diese an auswaͤrts stehende Heere Befeyhle disciplinarischer Art μὴ πεϱ πατεῖτε an das Heer von Dekeleia, Aelian V. G. 2, 5. . In allen diesen Faͤllen nun handelten die Ephoren unmoͤglich aus eige- ner Machtvollkommenheit, sondern nur als Geschaͤfts- fuͤhrer der Ekklesia Dies siebt man besonders deutlich aus Thuk. 6, 89., wo die Ephoren und τέλη Gesandte schicken, d. h. die Ekklesia dazu vermoͤgen wollen, und Xen. H. 6, 4, 2. 3. Vgl. oben S. 87, 3. , so daß es ihnen zustand, deren Beschluͤsse auszufuͤhren, und ihnen zugleich die von den Umstaͤnden abhaͤngende Art und Weise der Aus- fuͤhrung uͤberlassen war. Oft wird daher auch die Ek- klesia neben den Ephoren genannt, in gerade eben sol- chen Faͤllen, wo wir sonst die Ephoren allein handelnd zu sehen glauben; oft sind die Ephoren deutlich Mit- telspersonen zwischen den Feldherren und der Ekklesie. Im Kriege folgten zwei Ephoren dem Koͤnige, die mit zum Kriegsrathe gehoͤren Her. 9, 76. Xen. Staat 13, 5. Hell. 2, 4, 35. 36. vgl. Thuk. 4, 15. ; es lag ihnen wahrscheinlich besonders die Sorge fuͤr den Unterhalt des Heers, und so auch die Theilung der Beute ob Her. 9, 76. ; die in Sparta zuruͤckgebliebenen nahmen dieselbe in Empfang und ver- einigten sie mit dem Schatze Plut. Lys. 16. Diod. 13, 106. . Auch uͤber die An- ordnungen in unterworfenen Staͤdten, inwiefern sie ab- haͤngig oder autonom sein sollten, scheinen die Ephoren zu entscheiden Xen. H. 3, 4, 2. ἔφοϱοι τὰς πατϱἰους πολιτείας παϱήγγειλαν. So sichern die τἑλη durch einen Eid den durch Brasidas zu erwerhenden Bundesgenossen die Autonomie zu. Thuk. 4, 86. 88. ; sie heben Lysanders Zehnmaͤnner auf, ernennen Harmosten Xen. 4, 8, 32. u. s. w.: alles offenbar nur im Namen und Auftrage einer Macht, die in das Colle- gium der Ephoren zu setzen gegen alle Grundsaͤtze freier Verfassungen gewesen waͤre. 6. Obgleich voͤllig klar hindurch zu sehen, und namentlich alle Collisionen der Macht der Ephoren mit anderen Behoͤrden zu heben, die fuͤr den Außenste- henden versteckte Natur der Spartiatischen Verfassung (τὸ κϱτπτὸν τῆς πολιτείας) verhindert: so nehmen wir doch so viel ab, daß die Macht der Ephorie sich im Wesen auf die hoͤchste Gewalt der Volksversamm- lung gruͤndete, deren Geschaͤftstraͤger und Bevollmaͤch- tigte sie waren. Jede Volksversammlung ist eigentlich eine ungeschickte und zugleich mit Nachdruck und Maͤ- ßigung zu handeln wenig faͤhige Masse; am wenigsten war die Spartiatische vermoͤgend, verwickelte Geschaͤfte zu handhaben und durchzufuͤhren. Darum verlieh sie den aus ihrer Mitte demokratisch gewaͤhlten Ephoren eine derjenigen aͤhnliche Macht, die die Volksvorsteher oder Demagogen auf prekaͤre Meise zu Athen behaup- teten. Vergleichen Platon und Aristoteles deren Ge- walt mit der tyrannischen Gesetze 4, 712 d. Polit. 2, 6, 14. : so ist zu beachten, daß in Griechenland die Tyrannis aus der Demagogie zu entstehen pflegte. Sonach muß die Ephorie die Haupt- stufe ihrer Macht erstiegen haben, als sie die Volks- versammlung zu leiten anfing; es ist wahrscheinlich, daß dies Asteropos der Ephor that, dem vor andern die Erweiterung der Gewalt dieses Amts beigeschrieben wird Plut. Kleom. 10. , ich glaube nicht lange vor Cheilons Zeit. Bald trug auch die weiter ausgedehnte politische Macht La- kedaͤmons bei, der Ephorie groͤßere Wichtigkeit zu geben. In der fuͤr einfache Verhaͤltnisse angeordneten Lykurgischen Verfassung entstanden Luͤcken, die der Ehr- geiz dieses Magistrats ausfuͤllte. Die Verhandlungen mit fremden Staaten erforderten eine nicht große An- zahl gewandter, schlauer Maͤnner: die Gerusie war dazu zu unbehuͤlflich, einfach und altvaͤterisch, und scheint daher ihre Einwirkung fast ganz auf die innern Verhaͤltnisse beschraͤnkt zu haben. Endlich mußte noch dadurch, daß die Finanzen nach und nach ein bedeu- tenderer Gegenstand fuͤr Sparta wurden, der Einfluß der Behoͤrde gehoben werden, die das Aerarium, wie es scheint, von jeher unter ihrer Aufsicht hatte. 7. Noch sind einige Nachrichten uͤber die Amts- verwaltung der Ephoren nachzutragen. Sie begannen ihr jaͤhriges Amt mit der Herbstnachtgleiche, dem An- fange des Lakonischen Jahres Dodwell de cycl. diss. 8, 5. p. 320. Manso 2. S. 379. . Der erste von ihnen war ἐπώνυμος des Jahrs; es wurde nach ihm in oͤf- fentlichen Verhaͤltnissen benannt. Sie eroͤffneten ihre Verwaltung durch eine Art Edikt, wodurch die Κρυ- πτοὶ ausgesandt wurden: es scheint hiernach, daß sie auch uͤber Ordnung und Zucht unter den Heloten und Perioͤken die Aufsicht fuͤhrten Wodurch sich auch die Suche mit den Auloniten bei Xen. H. 3, 3, 8. erklaͤrt. . In demselben Edicte stand: Scheeret den Schnurrbart, und achtet auf die Gesetze Aristot. bei Plut. Kleom. 9. de sera num. vind. 4. p. 222. Κείϱεσϑαι τὸν μύστακα καὶ πϱοςέχειν τοῖς νόμοις. Ueber den Lakon. μύτταξ s. indeß Hesych u. Valcken. ad Theocr. p. 288. ; jenes wohl ein symbolischer, freilich seltsamer, Ausdruck fuͤr Unterwerfung und Gehor- sam. Sie hielten ihre taͤglichen Sitzungen im Epho- reion (ἀρχεῖον), worin sie zugleich gemeinsam speise- ten Paus. 3, 11, 2. Plut. Kleom. 8. Agis 16. . Eben dahin wurden Fremde und Gesandte ge- fuͤhrt, und gastlich aufgenommen S. Plut. Lak. Apophth. p. 237. vgl. Aelian. V. G. 2, 15. . Sonach entspricht dies Gebaͤude dem Prytaneion in Athen, wo die Ci- vilgesetze (ἄξονες) lagen, und die Gesandten unter ge- ehrten Buͤrgern gespeiset wurden; die Attischen Pryta- nen selbst haben, als Leiter der Volksversammlung, große Aehnlichkeit mit den Ephoren. Neben dem Ephoreion stand ein Sacellum der Furcht , die aller- dings die diktatorische Gewalt dieser Obrigkeit den Buͤrgern gebot Plut. Kleom. 8. 9. . Endlich entbehrte auch dieser Ma- gistrat nicht einer religioͤsen Basis seines Ansehns. Die Ephoren traͤumten in bestimmten Zeiten im Tempel der Pasiphaa bei Thalamaͤ, und ihre Gesichte wurden po- litisch gedeutet; wir wissen, daß ein soches Traumge- sicht die Spartiaten zur alten Gleichheit zuruͤckzukeh- ren aufforderte Plut. Agis 9. Cic. de div. 1, 43, 96. vgl Manso 3, 1. S. 262. Siebelis ad Paus. 3, 26, 1. . Von der neunjaͤhrigen Himmels- beobachtung derselben haben wir oben beim Koͤnigthum gehandelt S. 100. — Die Ephoren hatten auch bei den Opfern der Ath. Chalkioͤkos Funktionen. Polyb. 4, 35, 2. ; merkwuͤrdig, daß diese gewiß uralte Sitte erst in sehr spaͤten Zeiten als eine Stuͤtze der Ephorentyran- nei im Verhaͤltniß zu den Koͤnigen vorkommt. — Diese spaͤtern Zeiten sind es noch besonders, welche die beim Eingange dieses Kapitels aufgestellte Behauptung: die Ephorie sei das bewegliche Element, das Princip des Wandels in der Spartiatischen Verfassung, bestaͤtigen. Von ihr ging am Ende die Aufloͤsung derselben aus. Die Ephoren, durch ihre Gerichtsbarkeit und ihre poli- tischen Geschaͤfte in viel Verkehr mit Auslaͤndern ge- bracht, waren es zuerst, bei denen die strenge Sitte Alt-Sparta’s, wie die Sehne eines gespannten Bo- gens, nachließ, und durch welche groͤßere Ueppigkeit uͤberhand nahm. Schon Aristoteles tadelt an ihnen die erschlaffte Lebensweise ἀνειμένη δίαιτα 2, 6, 16. . Noch wichtiger ist es, daß die Sparta’s Verfassung untergrabenden Beschluͤsse von diesem Magistrat veranlaßt wurden; der Ephor Epi- tadeus war es, der zuerst die freie Vererbung der Guͤter durchsetzte. Darum war es nothwendig, daß die koͤniglichen Helden, Agis und Kleomenes, als sie, im fruchtlosen aber ruhmwuͤrdigen Kampfe mit der un- gluͤcklichen Zeit, die Lykurgische Verfassung wieder her- zustellen unternahmen, mit dem Sturze der Ephoren begannen den auch einst Pausa- nias herbeifuͤhren wollte. Arist. Pol. 5, 1, 5. . 8. Das Unbestimmte und Unbegraͤnzte in dem Wirkungskeise der Ephoren S. den Vergleich Philons de provid. 2. p. 80. Aucher. steht sehr im Gegensatze mit der genauen Bezeichnung der Amtsgewalt aller uͤbrigen jaͤhrigen Magistrate. So viel Sparta deren hatte, so wenig hoͤren wir doch im Ganzen von ihnen, da sie selten oder nie aus jener Beschraͤnkung heraus- traten. Doch mag der Name Τέλη Vgl. noch Schol. u. Ducker zu Thuk. 1, 58. Sturz Lex. Xen. 4. p. 276. Αἱ ἀϱχαὶ, τὰ ἀϱχεῖα ist dasselbe, Plut. Lak. Apophth. p. 800. Beim Heere sind οἱ ἐν τέλει die Officiere bis zum Pentekoster. Xen. H. 3, 5, 22. 23. , der so oft die Leiter der Volksversammlung und das groͤßere Gericht uͤber Staatsverbrechen bezeichnet, und fuͤr das Aus- land namentlich die innern Verhaͤltnisse Sparta’s mehr verdeckte als darstellte, außer Koͤnigen, Geronten und Ephoren auch oft mehrere von diesen Beamten, nach Umstaͤnden verschiedene, bezeichnen. Auf dem Markte hatten ihre Versammlungshaͤuser (ἀρχεῖα) außer den Ephoren die Nomophylakes und Bidiaͤer Paus. 3, 11, 2. . Der er- stern Amt besagt ihr Name, ihre Zahl kennen wir nicht; der letztern waren fuͤnf, und Aufsicht uͤber die gymnastische Erziehung ihr Geschaͤft Ein πϱέσβυς νομοφυλάκων in einer spaͤtern Inschr. Cy- tiac. p. 30. n. 251. So auch ein πϱέσβυς βιδέων ( sic ) in der N. 7. citirten Inschr. (daher βἰδεοι ἐπὶ — und οἱ πεϱὶ τὸν — in Four- montschen Inschr.), es waren aber mit diesem sechs, wie die Inschr. N. 7. und eine andere Fourmontsche beweist. Endlich auch ein πϱέσβυς der Gerusia, Cyriac. p. 10. n. 257, und γέϱοντες ἐπὶ — bei Fourmont. vgl. oben S. 96, 5. . Das Depar- tement der Harmosynen war Sittenaufsicht der Frauen Hesych s. v. , der Buagoi ein Theil der Erziehung, der Empeloren Marktpolizei He- sych s. v. Spaͤter auch ἀγοϱἀνομοι, in der Inschr. N. 7. Von den γεϱοἀκταις erklaͤrt Hesychs Uebersetzung δήμαϱχοι nicht einmal den Namen. . Auch die Polemarchen hatten, außer ihrer kriegerischen, eine Civilgewalt nebst Gerichtsbar- keit. Inschriften Fourmonts aus Roͤmischer Zeit — denn die angeblich alten zu benutzen, ist auf keinen Fall hier gerathen — nennen viele einzelnen Namen von Nomophylaken, Buagen, und außerdem Tafelgenos- sen (συσσίτους) der Magistrate, deren Verhaͤltniß dunkel ist. Die Erwaͤhlung eigentlicher Nomotheten war etwas Außerordentliches Plut. Ages. 30. Lak. Apophth. S. 189. . Fuͤr spaͤtere Zeiten merken wir noch an, daß die durch Kleomenes aufge- hobene Ephorie in Roͤmischen Zeiten wieder eintrat Meurs. Misc. Lac. 2, 4. , und daß derselbe Koͤnig an die Stelle der Geronten ein Collegium Πατρονόμοι setzte Corsini Not. Graec. diss. 5. p. 95. , fuͤr die indeß Pausa- nias doch wieder Geronten erwaͤhnt, wenn sie nicht viel- leicht damals neben einander bestanden. Eine Inschrift aus dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung aus den Fourmontschen edirt von Corsini a. O. p. 84. nennt zu Sparta einen σύνδικος Auch in einer andern Inschk. bei Fourmont. Auch ein γϱαμματεὺς kommt in diesen vor. , oͤffentlichen Sachwalter, δαμοςιομάστης, Inquisitor des Staats, und Exegeten der Lykurgischen Gesetze, von dem, wie von andern der hier genannten Magistrate, wir weiter unten Einiges bemerken werden. III. 9 8. 1. M it den Ephoren Sparta’s vergleichen Aristote- les, Ephoros, Cicero die Kretischen Kosmen Polit. 2, 7, 3. — bei Str. 10, 482 a. — de rep. 2, 33. Van Dale de Ephoris et Cosmis in seinen Dissert. antiquar. . Arg- woͤhnisch indessen gegen die Richtigkeit der Vergleichung muß uns zuerst der Umstand machen, daß die groͤßere Macht der Ephorie sich nicht in der Spartiatischen Ur- verfassung findet, und es also auch in der mit dieser zunaͤchst verwandten Kretischen nicht wohl etwas dieser Entsprechendes geben konnte. Noch mehr aber spricht dagegen, daß die Kosmen aus einzelnen Geschlech- tern , mehr nach dem Ansehen derselben als nach per- soͤnlicher Wuͤrdigkeit, gewaͤhlt wurden Arist. 2, 7, 5. : denn wenn wir von dem Begriffe der Ephoren die Erwaͤhlung aus dem Demos trennen, geben wir das Wesen derselben auf. Stehen wir aber von dieser Vergleichung ab, und muͤssen wir doch nach der durchherrschenden Analogie der beiden Verfassungen eine andere an die Stelle setzen: so finden wir den Kosmen unter den Spartiatischen Magistraten keine andern entsprechend als die Koͤnige, aus denen jene ebenso hervorgegangen scheinen, wie an- derwaͤrts Prytanen, Artynen u. s. w., indem man die ausgegangene monarchische Wuͤrde durch ein aristokrati- sches Element zu ersetzen suchte. Diese Behauptung bestaͤtigt, so viel wir Einzelnes von dem Wirkungskreise der Kosmen wissen; was frei- lich groͤßtentheils auswaͤrtige Verhaͤltnisse betrifft. Sie waren Anfuͤhrer im Kriege, wie die Koͤnige Sparta’s 2, 7, 3. . Sie leiteten die Verhandlungen mit fremden Gesand- ten, obgleich diese auch vor der Volksversammlung sprachen, und setzten den Vertraͤgen wie allen Dekre- ten der Stadt ihren Amtsnamen vor ἔδοξε τοῖς κὀσμοις καὶ τᾷ πόλει. ; sie sorgten fuͤr die Gesandten waͤhrend ihrer Anwesenheit Bund der Hierapytnier und Priansier bei Chishull Antt. Asiatt. p. 130. πϱειγηία (πϱειγεία, legatio ) δὲ ὧ κὰ χϱείαν ἔχῃ ποϱηίω, παϱε- χόντων οἱ κόσμοι. , und fer- tigten ihnen die Urkunden aus Knossisches Dekret ebd. p. 121. τὸς δὲ κὁσμος δόμεν ἀντίγϱαφον τῶδε τῶ ψαφίσματος σφϱαγίσαντας τᾷ δαμοσίᾳ σφϱαγίδι ἀποκομίσαι Ἡϱοδότῳ καὶ Μενεκλεῖ. . Sie scheinen selbst als Gesandte an benachbarte und hefreundete Staaten gegangen zu sein wie es scheint nach dem B. der Hierap. p. 130. . Fuͤr die innere Regierung und Verwaltung des Staats theilten sie die Macht des Rathes, mit dem sie uͤber alle wichtigeren Angelegen- heiten beriethen Ephoros bei Str. 484 b. ; die hier gefaßten Beschluͤsse wurden dann der Volksversammlung zur Entscheidung nach der oben angegebenen Weise vorgelegt Arist. 2, 7, 4. . Wenn daher zwei Kretische Staͤdte durch ἰσοπολιτεία mit einander ver- bruͤdert waren, gingen die Kosmen der einen, die sich in der andern aufhielten, mit in das Versammlungs- haus (ἀϱχεῖον) der Kosmen und des Rathes (wie es scheint) der andern, und saßen unter jenen auch in der Volksversammlung B. der Hierap. p. 130. Eine verschiedene Bestimmung in dem der Latier und Olontier p. 134. . Den gewoͤhnlichen Geschaͤfts- gang scheinen sie groͤßtentheils mit ziemlicher executiver Gewalt geleitet zu haben S. ebd. p. 130. ; sie muͤssen Zwangsmittel 9 * z. B. gehabt haben, um einen, der Buͤrger eines fremden Staats, gegen das Recht der Asylie, beraubte, zur Restitution zu zwingen Dekret der Istronier und Sybritier p. 113. 114. οἱ κὸσμοι ‒ ἐπανἀγκαζόντων ἀποδιδόμεν τοὺς ἔχοντας. . Im Gerichtswesen hat- ten sie, in den Zeiten nach Alexander wenigstens, Ge- schaͤfte, die mit der Einleitung der Processe durch die Attischen Magistrate verwandt waren Ebd. S. 131. Die Hierap. und Priansier hatten eine Zeitlang kein commercium juris dandi repetendique (κοινοδίκιον) gehabt; nun sollen die Kosmen des Bundesjahres die διεξαγωγὰ der da- durch aufgehobenen Rechtstreite haben vor einem Gerichtshofe, den beide Staͤdte niedersetzen; sie sollen sie unter ihrem Kosmat durch- fuͤhren, u. dafuͤr in einem Monat nach dem Bundesbeschlusse Buͤr- gen stellen. Dann folgen aͤhnliche Bestimmungen fuͤr die Zukunft. . Sie selbst aber waren nicht blos fuͤr die Vernachlaͤssigungen ihrer Pflichten bestimmten Strafen unterworfen, sondern konnten auch, wie es scheint noch waͤhrend der Zeit ihrer Verwaltung, angeklagt werden Im B. der Hierap. p. 131. wird gegen den Kosmos, der ge- gen den Vertrag handelt, eine γϱαφὴ τιμητὸς nach Attischem Be- griff gegeben; im Dekret der Sybritier ( p. 114.) aber den Kos- men fuͤr eine bestimmte Ausuͤbung ihrer Macht zugesichert: sie soll- ten ἀζάμιοι καὶ ἀνυπόδικοι πάσας ζαμίας sein. . Im Ganzen hatten sie doch, ohne das hohe Ansehn der Spartiati- schen Koͤnige, mehr Gewalt und einen weitern Wirkungskreis, doch wurde beides durch die bedeu- tende Anzahl des Collegiums — es waren deren zehn — eingeschraͤnkt. Das Collegium durfte den Einzelnen absetzen, obgleich die Amtsverwaltung nur auf ein Jahr gesetzt war; auch konnte jeder fuͤr sich abdanken Arist. 2, 7, 7. . Der erste derselben war Eponymos des Jahrs; er hieß Protokosmos Lyktische Inschr. Gruter p. 194, 15. Οἱ σύν τινι κόσμοι oͤster. vgl. Polyb. 23, 15, 1. , doch wohl ohne besondere Vorrechte zu haben. Aus den gewesenen Kosmen wurde der hohe Rath gewaͤhlt, nicht so, daß ein jeder Kosmos sofort zu demselben gehoͤrte — wie in Athen seit So- lon jeder Archont, wenn nicht Klage gegen ihn erho- ben wurde, zum Areopag einging — sondern so, daß aus der Zahl der gewesenen Kosmen die Geronten nach neuer Pruͤfung ausgelesen wurden. Denn die Zahl der letztern war sicher bestimmt, und nicht groß genug um alle Kosmen aufzunehmen. 2. Zu Aristoteles Zeit hatte die Gewalt der Kos- men ein tyrannisches Ansehn gewonnen. Die Zahl der Geschlechter, aus welchen sie gewaͤhlt wurden, hatte sich mit der Zeit zusammengezogen; die einzelnen Fa- milien hatten unmittelbaren Einfluß auf die Staats- leitung erhalten, und ihre Zwiste waren Partheiungen fuͤr das Ganze geworden. Dadurch war die Verfas- sung in eine Geschlechterdynastie ausgeartet, indem das demokratische Element, die Volksversammlung, an sich zu schwach und zu wenig vertreten war, um dieser Zaum anzulegen. Dazu kam in einer Zeit, welche vor dem alten Rechte nicht mehr die fruͤhere Scheu hatte, der Mangel geschriebener Gesetze. Wenn maͤchtige Fa- milien den Ausgang eines Rechtsstreits fuͤrchteten, so verhinderten sie die Wahl der Kosmen, und es trat eine ἀκοσμία ein Diesen Sinn fordert der Zusammenhang von Aristot. Pol. 2, 7, 7.; so daß zu τῶν δυνατῶν ‒ τινὲς zu suppliren oder zu er- gaͤnzen ist. , in welcher die vornehmsten Ge- schlechter mit ihren Anhaͤngern sich feindlich bekriegten. Dieser Zustand war damals wenigstens in mehreren Hauptstaͤdten Kreta’s eingerissen; zur Zeit indeß, als das noch erhaltene Buͤndniß der Priansier und Hiera- pytnier abgefaßt wurde, scheinen die Verhaͤltnisse wie- der geordnet und die Aristokratie bedeutend ermaͤßigt worden zu sein. Aber vor der des Polybios muß eine vollkommene Umwaͤlzung statt gefunden haben, durch welche die Macht der Geschlechter aufgehoben, und die Wahl aller Magistrate demokratisch eingerichtet wurde 6, 46, 4. Nach dem Zusammenhange muß auch der Rath damals in Kreta jaͤhrlich gewaͤhlt worden sein. , eine Revolution, welche nach und nach alle alten Institute umstuͤrzte und einriß; so daß der ge- nannte Schriftsteller nicht die geringste Aehnlichkeit der Spartiatischen und Kretischen Verfassung finden kann, an deren urspruͤnglichen Uebereinstimmung wir doch nicht zweifeln duͤrfen. — Bemerkenswerth ist, daß Kosmen, so viel wir wissen, in allen Staͤdten Kre- ta’s die ersten Magistrate waren, wie uͤberhaupt die Verfassung im wesentlichen uͤberall dieselbe: ein Be- weis, daß diese Staͤdte, obgleich urspruͤnglich Gruͤn- dungen verschiedener Staͤmme, doch in ihrem politi- schen Leben von einem herrschenden, dem Dorischen naͤmlich, bestimmt worden sind Aehnlich Tittmann S. 413. . In Platons Zeit wurde Knossos noch als der Hauptsitz altkretischer In- stitute angesehn; Ephoros dagegen bemerkt, daß sie sich dort weniger als bei den Lyktiern, Gortyniern und in andern kleinen Staͤdten erhalten haͤtten Str. 481 b\>. . 3. Mit den Kretischen Kosmen koͤnnen wir die Prytanen vergleichen, wie sie namentlich in Ko- rinth an die Stelle der Koͤnige traten. Das große ausgebreitete Geschlecht der Bakchiaden war nicht zu- frieden, eine einzelne Familie die Herrschaft lebenslaͤnglich verwalten zu sehn, sondern wollte dieselbe naͤher an sich ziehen, und mehrern den Genuß der hoͤchsten Gewalt geben. Doch war der Prytanis vom Koͤnige wohl nur dadurch verschieden, daß er gewaͤhlt wurde, und die Herrschaft nur ein Jahr lang behielt, wodurch er freilich schon genoͤthigt war, sie nach dem Willen des Geschlechts zu verwalten, in das er bald wieder zuruͤcktrat. Ohne Zweifel existirte daneben auch eine Gerusie, aber viel- leicht auch nur aus Bakchiaden bestehend. Indem diese sich nur untereinander verheiratheten, bildeten sie einen castenmaͤßigen Adel, dessen neunzig Jahre dauernde Herrschaft hoͤchst druͤckend gewesen sein muß S. Her. 5, 92. Paus. 2, 4. vgl. Bd. 2. S. 164. s. . Da Korkyra von Korinth gegruͤndet wurde, ehe hier die Tyrannis der Kypseliden eintrat: so blieben dort jaͤhr- liche, wie es scheint aristokratisch gewaͤhlte, Prytanen die hoͤchste Obrigkeit in einer sonst schon demokratischen Zeit S. die große vorroͤmische Inschrift bei Boͤckh Staatsh. 2. S. 403., wo der Prytan Aristomenes, Aristolaidas S., ein Hylleer, erwaͤhnt wird, dessen Kopf auf einer Muͤnze mit dem des Herakles verbunden ist. Eine andere Inschrift ebd. erwaͤhnt 4 Prytanen zu- sammen. Demokratisch war aber die Verfassung damals, da die ἁλία auch ein Gericht ist. S. 406. . Der Prytanis stand in Gewalt, wie schon erin- nert ist, dem Koͤnige zunaͤchst, daher der alte Charon von Lampsakos die Spartiatischen Fuͤrsten Prytanen nannte Suid. Χάϱων πϱυτά- νεις ἢ ἄϱχοντες Λακεδαιμονίων. Auch Pindar und Aeschylos brau- chen es fuͤr Koͤnig. , welches auch der Eigenname Eines von ih- nen ist. Auch die fruͤhern Koͤnige von Delphi hießen, wenigstens Olymp. 105, Prytanen ῾ϱακλείδου πϱυτανεύοντος. Paus. 10, 2, 2. , eben da bestand lange eine mit der Homerischen Regierung der Anakten vergleichbare Geschlechterherrschaft S. Bd. 2. S. 211. 212. vgl. die Geschichte Ari- stot. 5, 3, 3. Plut. praec. rep. ger. 52. p. 200 sq. . Der Prytaneu waren gewoͤhnlich nur einer oder zwei S. Dissens Commentar und meine Note zu Pind. N. 11, 4., wo ich . In Rhodos waren zwei im Jahre, jeder hatte sechs Monate lang den Vorrang Dies schließe ich aus Polyb. 27, 6, 2. Στϱατ. πϱυτανεὑ- οντος τὴν δευτέϱαν ἕκμηνον. vgl. Paulsen de Rhodo p. 56. (so daß oft von Prytanen, oft von ei- nem Prytanis die Rede ist); sie verwalteten die Ge- schaͤfte mit großer Vollmacht im Prytaneion, wo das Archiv der Stadt war, und fremde Gesandte aufge- nommen wurden S. besonders Polyb. 15, 23, 3. 16, 15, 8. 23, 3, 10. 29, 4, 4. 29, 5, 6. ἀϱχὴ μἁλιστα αὐτοκϱἀτωϱ, Applan B. C. 4, 66. vgl. Plut. praec. reip. ger. 17. p. 173 . Liv. 42, 45. Poseide- nios der Schriftsteller war Prytan zu Rh. Str. 7, 316. . Doch konnte ihre Gewalt nicht uͤbergroß sein in der freien Verfassung, deren sich Rhodos in seiner bluͤhendsten Zeit erfreute. Denn der Rath, welcher voͤllig demokratisch gewaͤhlt wurde, wie wir unten sehen werden, theilte die Leitung aller Ver- handlungen des Staats mit den Prytanen; das Volk aber uͤbte in seinen Versammlungen die hoͤchste Gewalt, stimmte durch Cheirokonie Pol. 29, 4, 1. , und scheint nicht blos von den Magistraten geleitet worden zu sein Polyb. und Appian a. O. erwaͤhnen δημαγω- γοὺς; Jener hatte auch den τϱόπον τῆς δημηγοϱίας auseinander gesetzt, aber die Stelle ist verloren. . Doch war Rhodos Regierung bis zur Roͤmerherrschaft her- ab nicht ganz Demokratie Str. 14, 652. ; sie naͤherte sich viel- leicht, in dieser Periode der hoͤchsten Macht dieser Insulaner, der eigentlichen Politeia des Aristoteles Vgl. Ubbo Emmius de rep. Rhod. . — Aber nicht uͤberall war die Gewalt der Prytanen, welche auch in Jonischen und besonders Aeolischen zu Pindar a. O. Staͤdten als die ersten Magistrate vorkommen, so weise beschraͤnkt; in Milet war ihre Macht fast tyrannisch Arist. 5, 4, 3. — Die Kyzikenischen dagegen waren demokratische. . jetzt auch Boͤckh beipflichte, daß die ἑταῖϱο die βουλὴ bilden, der der πϱυτανις vorsteht. — Aller Orten haben die Prytanen von den Koͤnigen die Ausuͤbung oͤffentlicher Opfer ererbt, welche sie meist in besondern Gebaͤuden, auf der Agora, an dem gemein- samen Heerde des Staats, verrichteten. So der Tene- dische, dem Pindar ein Lied zu einem Eingangsopfer (εἰςιτήριον) gedichtet hat. In Kos war mit den Opfern des Prytanen wahrscheinlich Empyromantie verbunden Hesych: κέϱκος — ἐχϱῆτο δὲ αὐτῇ μᾶλλον ὁ ἐν Κῷ πϱύ- τανις. Vgl. damit das Opfer in Aristoph. Irene. — Der Pry- tane in der Apollinischen Stadt Kroton ging jeden Siebenten um die Altaͤre. Athen. 12, 522 c. . Diese Opfer, die gemeinsamen Mahl- zeiten, die Aufnahme fremder Gesandten gehoͤrten in Athen eben so zum Amt der funfzig Prytanen, wie in Rhodos und Kos: aber die politische Bedeutung des Namens war durch die Demokratie eine ganz andere geworden, als in den mehr aristokratischen Verfas- sungen. 4. Diese auffalkende Verschiedenheit der Bedeu- tung der Prytanen in der Attischen und den aͤltern Verfassungen Griechenlands, und die Ueberzeugung, daß die Demokratie Athens, obgleich relativ jung, doch die fruͤheren Verhaͤltnisse so sehr in Vergessenheit gebracht und in Schatten gestellt, daß man sie nur noch in einzelnen Spuren und bedeutungslos geworde- nen Namen erkennt, reizt uns zu dem Versuche, mit mehr Verwegenheit, als sonst hier erlaubt schien, was urspruͤnglich die Prytanen Athens gewesen, auszumit- teln. Es gab in Athen einen Gerichtshof ἐπὶ Πϱυτα- νείῳ, der indeß in geschichtlich bekannter Zeit nur noch Truͤmmer einer ehemals ausgedehnteren Eriminalge- richtsbarkeit besaß S. bes. Andok. von den Myst. p. 37. . Daß er aber ehemals der erste Gerichtshof von Athen war, beweist der Name der Prytaneen , welche von den streitenden Partheien vor jedem Proceß nach Maaßgabe des Gegenstandes desselben erlegt wurden, und zum Unterhalt der Rich- ter dienten Boͤckh Staatshaush. 1. S. 369. . Der Name beweist, daß diese Gelder ehemals der Lohn der richtenden Prytanen waren, wie die δῶϱα bei Homer und Hesiod. Ferner wissen wir, daß die uralte Finanzbehoͤrde der Kolakreten ehemals, wie ihr Name besagt, den Antheil an den Opferthie- ren sammelte — welchen auch in Sparta die Koͤnige von jedem oͤffentlichen Opfer empfingen — daß sie fer- ner immerfort die Speisungen im Prytaneion besorg- te, und spaͤter die Gerichtsgelder, z. B. eben jene Prytaneen, eincassirte Ebd. S. 186., wo zuerst Licht uͤber die Behoͤrde verbreitet ist. Die Arcopagiten er- hielten ihr κϱέας auch wohl durch sie. vgl. Hesych und Photios s. v. κϱέας. . Aus dem noch nicht ganz verwischten Zusammenhange dieser Funktionen erhellt, daß auch jene aͤltern richtenden Prytanen ein Syssition bildeten, welches oͤffentlich speiste, und in Hinsicht der Einkuͤnfte in die Gerechtsame der Koͤnige eingetreten war, deren Antheil an Opfern und Gerichtsgeldern ehemals die Kolakreten gesammelt hatten. Obgleich dies nun wohl zusammen zu haͤngen scheint: so befrem- det doch, daß hier ein ganzer Gerichtshof den Namen Prytanen fuͤhrt, da doch in andern Staaten die Zahl dieser Magistrate immer sehr gering gefunden wurde; und es entsteht die Frage, ob nicht die Prytanen, wie anderwaͤrts, blos die Leiter und Vorsitzer dieses hoͤch- sten Gerichts waren. Wir wissen aber, daß noch spaͤ- ter die Phylobasileis den Vorsitz im Prytaneion hat- ten, vier Eupatriden, welche den vier alten Phylen vorstanden, und außer den heiligen Funktionen, die ih- nen zugeschrieben werden, einst gewiß einen weiteren Wirkungskreis besaßen Daher Solon bei Plut. 19. ἐκ Πϱυτανεἰου καταδικα- σϑἐντες ὑπὸ τῶν βασιλἐων. — Sie saßen auch in der koͤniglichen Halle zusammen, wohl ebenfalls als Gericht. Pollux 8, 111. 120. Hesych φυλοβασ. : den Phylarchen von Epi- damnos aͤhnlich, deren ausgedehnte Geschaͤfte spaͤter einer βουλὴ uͤbertragen wurden Arist. Pol. 5, 1, 6. . Wir werden also annehmen muͤssen, daß diese durch Staatsumwandlun- gen fruͤh in Vergessenheit gekommenen Phylobasileis ehe- mals unter dem Namen der Prytanen eine der ersten Staatsbehoͤrden waren. Nun saßen aber mit diesen vier Prytanen oder Phylenkoͤnigen in diesem Gerichts- hofe die Epheten, von denen ich oben bemerkt habe Bd. 2. S. 333., was freilich noch eine genauere Eroͤrterung verdiente. , daß sie vor Solon mit dem Gericht des Areopagos voͤllig identisch waren, und damals die Criminalge- richtsbarkeit nebst der Sittenaufsicht in sehr ausge- dehnter Bedeutung uͤbten. Beides sind auch Aemter der Dorischen Gerusia, zu der sich die Koͤnige etwa verhalten, wie jene Prytanen zu den Areopagiten oder Epheten. Deren Zahl war spaͤter einundfunfzig, wo vermuthlich der Basileus eingerechnet ist; funfzig aber konnten erst seit Kleisthenes neuer Phyleneintheilung sein, vorher waren vermuthlich, nach der Vierzahl der Phylen achtundvierzig, die Phylobasileis eingerechnet oder nicht. — Dies angenommen, findet sich ein merk- wuͤrdiges Entsprechen des Criminal- und Sittengerichts und der obersten Verwaltungsbehoͤrde zu Athen. Diese letztere waren die Naukraren . Die Naukraren, gleich- falls acht und vierzig an der Zahl, seit Kleisthenes Phylenabtheilung aber funfzig, verwalteten ehemals das Vermoͤgen des Staats, und ruͤsteten daher auch Heere und Flotten aus Boͤckh an mehreren St. Schoͤmann de comit. p. 364. . Nun erwaͤhnt Herodot eben- falls Prytanen der Naukraren, die in aͤlterer Zeit den gesammten Staat verwaltet haͤtten 5, 71. vgl. Schoͤmann de comit. p. XII. . Wollen wir nicht doppelte Prytanen statuiren, was der Einfachheit aͤlterer Einrichtungen weniger angemessen scheint: so standen dieselben Maͤnner beiden Collegien vor, und hatten gleichen Antheil an der hohen Gerichtsbarkeit, wie an der Administration. — Die Regelmaͤßigkeit dieser Einrichtungen wuͤrde befremden, wenn wir die- selbige nicht auch sonst oͤfter gerade in den aͤlteren Staatsordnungen wahrnaͤhmen; manches Verhaͤltniß indeß, namentlich das der Archonten zu den Prytaneu, muͤssen wir noch ganz unbestimmt lassen. 5. Dunkler als bei Kosmen und Prytanen ist Entstehung und Verhaͤltniß des Amts der Artynen in Argos Ol. 90, I . genannt von Thuk. 5, 47. vgl. Aegin. p. 134. . Neu entstanden, etwa nach Abschaffung des Koͤnigthums in dieser Stadt, kann es nicht sein, da es sich ebenfalls in der alten Colonie derselben, Epidauros, findet, welche wohl nur in den fruͤheren Perioden dieselbe Verfassungsgeschichte mit Argos hat. Wenn es aber nicht aus dem Untergange des Koͤnig- thums hervorging, so kann es durch eine Theilung der Gewalt desselben, vielleicht der buͤrgerlichen und mili- taͤrischen, entstanden sein. In Epidauros standen Ar- tynen einem großen Rathe von 180 Maͤnnern vor Plut. Qu. Gr. 1. ; in Argos wird neben ihnen ein Corps von achtzig und eine (demokratische) βουλὴ genannt, deren Verhaͤltnisse uns sonst unbekannt Ein sehr zahlreiches Synedrion im Prytaneion in der Zeit Kassanders, Diod. 19, 63. . — Wir erwaͤhnen hier auch noch die Demiurgen , weil mehrere Grammatiker sie als vorzugsweise Dorische Magistrate nennen Ael. Dionys. bei Eust. zur Od. 17, 1825 Rom. Hesych s. v. , viel- leicht nur durch die Form δαμιουργοὶ dazu bewogen. Allerdings war dieser Magistrat im Peloponnese ge- woͤhnlich Daher der K. Philipp (bei Demosth. vom Kranz S. 280.) an die Demiurgen und Synedren der Peloponnesier schreibt. , aber bei den Doriern selbst nur hie und da. Wir finden ihn bei den Eleern und Mantineern Thuk. a. O. , bei den Asinaͤern In der Inschr. bei Donius Cl. 4. p. 137. Murat. 607. , beim Achaͤischen Bunde Polyb. 24, 5, 16. Liv. 32. 22. 38, 30. und Drakenb. zur St. Plut. Arat. 43. ΔΑΜΙΟΡΓΟΙ in einer Dy- maͤischen Inschrift zu Cambridge. , auch in Argos Etym. M. 265, 45. Zo- naras. , und außerdem bei den Thessalern Ebd. ; Epide- miurgen sandten die Korinthier zur Leitung der Ange- legenheiten ihrer Kolonie Potidaͤa Thuk. 1, 56. mit den Schol., wo verschiedene Erlaͤuterungen, aber keine probable, gegeben werden. vgl. Suidas 1. p. 540 Alb. . Die Erwaͤhnun- gen und Umschreibungen von Grammatikern sind meist wenig belehrender Art; mit dem Volke zu verhandeln war wenigstens bei den Achaͤern ihr Hauptamt, wo- durch wahrscheinlich wird, daß sie auch in Argos mit den Volksvorstehern dasselbe sind wie in Mantineia, Xen. H. 5, 2, 3. 6. Von den eigentlichen τέλη werden sie unterschieden, Th. 5, 47. Ehemals waren die δημιουϱγίαι dauernd, Aristot 5, 8, 3. , von denen, wie von einigen andern Magistraten, die noch weniger einzelne Behandlung gestatten, im naͤchsten Kapitel ge- sprochen werden wird. 9. 1. I n diesem Kapitel wollen wir die Nachrichten zu- sammenstellen und ordnen von den Umwandlungen der Verfassung in solchen Dorischen Staaten, die den ur- spruͤnglichen Zustand minder streng und treu bewahrten, als es zu Sparta und Kreta geschah, und dagegen mehr von den allgemeinen Revolutionen griechischer Staatsverfassungen beruͤhrt, und in deren Strom hin- eingezogen wurden. Was zuerst Argos betrifft: so hebe ich aus dem schon Dargelegten folgende Punkte nur mit wenigen Worten hervor. Ein dreifacher Stand, die Bewohner der Stadt, groͤßtentheils Dorier, in vier Phylen; dann Perioͤken; endlich Leibeigene, Gymnesier genannt oben S. 55. . Koͤnige, zuerst Heraklidische, darauf aus einer andern Dynastie, bis uͤber den Perserkrieg hinaus oben S. 103. Die Vorstellungen der Alten daruͤber sind durchaus unklar: zu den dort angefuͤhrten St. kommt die des Plut. Lyk. 7. (vgl. Platon Ges. 3. p. 692.), daß die Gewalt der K. in Argos u. Messene zuerst zu strenge gewesen, u. durch Uebermuth der Herrscher u. Ungehorsam des Volkes unter- gegangen sei, ohne Zeitbestimmung. ; daneben Artynen; hohe Gewalt des Rathes. Alles dies sind Zuͤge, die auf ziemliche Aehnlichkeit der Argeiischen Ver- fassung mit der Lakedaͤmonischen fuͤhren, wenigstens eben auf keine wesentliche Differenz. Diese wurde erst hervorgebracht durch den Untergang eines großen Theils der Buͤrgerschaft in der Schlacht des Kleomenes, und die darauf folgende Aufnahme vieler Perioͤken zu Stadt- buͤrgern Bd. 2. S. 174 f. . Bald nach dieser Zeit finden wir Argos an Volksmenge, Kunstfleiß, Wohlstand bluͤhend Diod. 12, 75. , und einer demokratischen Verfassung genießend S. be- sonders Thuk. 5, 29. 41. 44. — τὸ πλῆϑος ἐψηφίσατο (Ol. 94, 1.) Demosth. von der Rhod. Freiheit p. 197 R. , zwischen der indeß und der Hegemonie des Peloponnes, nach der Argos nach dem Frieden des Nikias die Hand ausstreckte, einiger Widerspruch statt fand. Zur Er- langung derselben ernannte daher das Volk eine Behoͤrde von zwoͤlf Maͤnnern mit großer Vollmacht, Buͤndnisse zu schließen mit allen Hellenen, die immer wollten; nur wenn Athen oder Sparta in ein solches treten wollten, sollte die Gemeinde erst befragt werden. Ferner mußte damals der Staat, um einen Kern des Heers zu ha- ben, ein eigenes Corps von tausend kraͤftigen und wohlbewaffneten Maͤnnern bilden Die Stelle oben S. 53, 1. , und zwar aus den bessern Staͤnden Arist. 2, 3, 5. nennt sie τοὺς γνωϱἰμους. . Aber es war natuͤrlich, daß diese der Volksherrschaft gefaͤhrlich wurden, die sie nach der Schlacht von Mantineia, Ol. 90, 3., im Einverstaͤndniß mit den Lakedaͤmoniern stuͤrzten, nach- dem sie die Volksfuͤhrer getoͤdtet hatten Arist. Diod. 12, 80. Thuk. 5, 81. τὸν ἐν Ἄϱγει δῆμον κατέλυσαν, καὶ ὀλιγαϱχία κατίοτη. vgl. 76. . Doch be- hielten sie die Herrschaft nur acht Monate, ein Auf- stand und eine Schlacht innerhalb der Stadt beraubte sie ihrer Macht, und stellte die Demokratie wieder her im Juli Ol. 90 3ʃ4. Thuk. 5, 82. Diod. 12, 80. , die der Athener Alkibiades durch Vertreibung Thuk. 5, 27, 28. vieler noch uͤbrigen Oligarchen vollendete Th. 5, 84. Diod. 12, 81. ; spaͤter aber selbst durch seine Gastfreunde stuͤrzen wollte Th. 6, 61. Diod. 13, 5. , was allen diesen den Untergang brachte. Indessen muͤssen doch noch immer zwei Partheien im Staate fortbestan- den haben. Aeneas der Taktiker erzaͤhlt, daß, da die Reichen das Volk zum zweitenmale angreifen wollten, und auf eine bestimmte Nacht viele fremde Soldaten in die Stadt geladen, die Volksvorsteher in Eile eine Volksversammlung beriefen und darin befahlen, daß diese Nacht sich ein jeder Bewaffneter zu seiner Phyle einfinden sollte c. 11. — πάντας, ὄντας ἑκατὸν. Casaub. Emd., der ἑκα- τοστὺς hereinbringen will, paßt nicht zum Folgenden. Hatte Argos damals vielleicht 10 Phylen, wie Athen, und sind die χίλιοι λογά- δες hier noch gemeint? doch waͤre es dann schwer, der Geschichte ihre Zeit anzuweisen. , wodurch jene gehindert wurden, sich im Ganzen zu vereinigen. Die Volksvorsteher (δήμου προστάται) vgl. Plut. Alkib. 14. Ein solcher war auch wohl Nikostratos, πϱοστάτης τἥς πόλεως nach Theopomp bei Athen. 6, 232. zu Artax. Ochos Zeit. — Vgl. was oben von den Demiurgen gesagt ist. in dieser Geschichte sind ein offenbar ganz demokratischer Magistrat, in innern Faktions- kaͤmpfen entstanden, von den Demagogen Athens be- sonders dadurch verschieden, daß ihre Macht amtlich. — Als im Frieden des Artaxerxes die Lakedaͤmonier auf die naͤhere Leitung des oͤffentlichen Wesens in den Peloponnesischen Staͤdten verzichtet hatten: regte sich in diesen vorher oligarchisch regierten Staaten ein Geist unbaͤndiger Licenz und Ochlokratie; uͤberall sykophanti- sche Anklagen, Verbannungen, Guͤterconfiscationen, besonders solcher, die unter Lakedaͤmons Leitung oͤffent- liche Aemter verwaltet; doch war damals (Ol. 101, 3.) Argos auch Zufluchtsort vertriebener Demokraten Diod. 15, 40. . Aber nach der Schlacht von Leuktra, da Lakedaͤmons Macht voͤllig gebrochen war, und der Peloponnes fuͤr einige Zeit sein Haupt verloren hatte, begann in Argos die groͤßte Verwirrung der Dinge. Volksfuͤhrer regten die Menge gegen alle Bevorrechteten oder Ausgezeich- neten so heftig auf, daß diese sich zum Sturz der De- mokratie zu verschwoͤren gezwungen glaubten Diod. 15, 57. 58. . Der Anschlag wurde entdeckt, und das Volk wuͤthete mit der groͤßten Grausamkeit gegen dessen wahre oder ver- meinte Theilhaber. Damals fielen, zum Theil auf bloßen Verdacht, mehr als tausend zweihundert der Angesehenen 1500 rechnet Plut. reip. ger. praec. 17. p. 175. im Ganzen. Ihm folgt Helladios Chrestom. p. 979. in Gronov. Thes. Gr. X. , und zuletzt die Demagogen selbst ins- gesammt, weil sie, vor der Durchfuͤhrung der von ihnen veranlaßten Maaßregeln schaudernd, sich derselben zu entziehen gesucht hatten. Der Aufruhr im Ganzen hieß Σκυταλισμὸς, Stockpruͤgelei: es war eine Zeit des Faustrechts, wie es scheint. Als die Athener da- von erfuhren, ließen sie ihren eigenen Markt lustriren: so sehr glaubten sie ganz Hellas durch diese Graͤuel befleckt Plut. a. O. vgl. auch Dionys. Hal. Arch. 7, 66. ; auch war es wohl damals, da die Argeier selbst dem Zeus Meilichios Suͤhnopfer fuͤr vergossenes Buͤrgerblut brachten Paus. 2, 20, 1. . Nichtsdestoweniger wurden noch immerfort Reiche und Angesehene zu Argos mit groͤßtem Eifer verfolgt Isokr. an Philipp 20. S. 132 Lange. Indessen kommen immer noch principes vor. Liv. 32, 38. , wozu besonders der Ostra- kismos diente, den Argos mit andern demokratischen Instituten vgl. Aristides T. 2. p. 388. von Athen heruͤber bekommen hatte Aristot. 5, 2, 5. Schol. Aristoph. Ritter 851. Phauorin . In III. 10 solchen Zeiten mußten wohl von dem Dorischen Cha- rakter die meisten und edelsten Zuͤge schwinden; der schlechte Ausgang fast aller Kriegsunternehmungen Isokr. a. O. beweist den Verfall der Tapferkeit; mit der Ungebun- denheit des politischen Lebens nahm Sykophantie und tumultuarische Hitze Ἀϱγεία φοϱὰ bei Diogenian 2, 79. Apostol. 4, 28. Eustath. zu Il. 2, 286 Rom. uͤberhand; dessen ungeachtet hat das lebhafte Interesse fuͤr Demegorie keinen Redner hervorgebracht, den spaͤtere Jahrhunderte gekannt haͤtten Cicero Brut. 13. . 2. In Epidauros dagegen erhielt sich die Ari- stokratie, und darum war diese Stadt den Spartiaten so befreundet, wie ihnen Argos abgeneigt war. Von den Artynen daselbst und dem Rathe der 180, wie von dem Landbauerstande und den Phylen ist schon gespro- chen worden. So lange Aegina stand, erhielt sich auch hier die Herrschaft der Geschlechter, welche zu urspruͤngli- chem Adel wahrscheinlich auch einen bedeutenden Geld- reichthum hinzuerworben hatten. Der Aufstand einer demokratischen Parthei blieb nichtig. Aegina und Ko- rinthos sind entschiedene Beispiele, daß auch bei ari- stokratischem Regiment ein thaͤtiger, ruͤhriger, erfinde- rischer, vielgewandter Handelsgeist sich entwickeln und ausbilden kann. Die Epidaurische Colonie Kos hatte urspruͤnglich ohne Zweifel die Verfassung der Mutterstadt. Vor Olymp. 75. (etwa 73 oder 74.) finden wir einen vom Persischen Großkoͤnig gesetzten Tyrannen hier, Kadmos, den Sohn des Zanklaͤer Skythes, der aber um die Zeit Kos verließ, nachdem er einen Rath eingesetzt und der ὀστϱακίνδα. vgl. Paradys de ostrac. im Classical Journ. V. 19. p. 348. Stadt die Freiheit wiedergegeben hatte Wenn man gegen die Bd. 2. S. 170. gemachte Combina- tion einwenden wollte: Kadmos koͤnne nicht der Sohn des Zan- klaͤer Skythes sein, denn dieser sterbe nach Herod. ἐν Πέϱσῃσι, Kadmos aber habe die Tyrannis παϱὰ πατϱὸς empfangen: so ist dem durch die Annahme zu begegnen, daß Skythes, obgleich ihm der K. die Herrschaft von Kos gegeben, doch nicht dort, son- dern am Hose lebte, wie wir ja dasselbe sonst auch von Histiaͤos wissen. ; doch scheint die Insel gleich darauf unter die Herrschaft der Arte- misia gefallen zu sein Herod. 7, 99. . — Spaͤter bahnte der Athe- nische Einfluß der Demokratie den Eingang, welche aber von leidenschaftlichen Demagogen gestuͤrzt wurde, die die Angesehenen zur Vereinigung noͤthigten Aristot. 5, 4, 2. . Der βουλὴ od. γερουσία der Koer, so wie ihres Prytanen, ist oben S. 91. u. 137. Erwaͤhnung geschehen; die Scheinmagistrate unter der Roͤmerherrschaft uͤbergehen wir. 3. Auch in der Argeiischen Colonie Rhodos wird man sich urspruͤnglich eine altdorische Verfassung zu denken haben; auch hier waren Fuͤrsten aus Herakli- dischem Stamme, und daneben wahrscheinlich ein Rath mit aͤhnlichen Rechten wie die Spartiatische Gerusia. Das Koͤnigthum war nun zwar nach Ol. 30 ausgegan- gen, aber doch dem alten Geschlechte der Eratiden zu Jalysos ein bedeutender Antheil an der Leitung des Staats — etwa das Prytanenamt — gedlieben. Den Ruhm der Gerechtigkeit bezeugt diesem ehemaligen Fuͤr- stenstamme Pindar Ol. 7, 89. Kallianax ist einer der Ahnen des Diagoras aus dem γένος Ἐϱατιδῶν. : Zeus Vater gieb dem Dia- goras Huld bei Buͤrgern und Fremden; denn er wandelt einen dem Uebermuth entgegenstrebenden Weg grad’ aus; wohl wissend, was ihm der gerechte Sinn edler Vaͤter eingepflanzt. Stelle nicht den gemeinsamen Samen des Kallianax ins Dunkel. Bei der Eratiden 10 * Siegesfeier freuet sich ja die ganze Stadt in Gelagen. Doch stuͤrmen in einem Augenblick von andern Seiten andere Winde.” Pindar ahnet (Ol. 79.) schon die Ge- fahren, die dem edlen Geschlechte, welchem Rhodos so viel verdankte, durch den damals wachsenden Ein- fluß von Athen Vgl. was Ol. 75, 4. der Rhodier Timokreon uͤber Themistokles Verfahren auf dieser wie andern Inseln sagt, bei Plut. Them. 21. entstanden; er warnet durch das ganze, Gedicht die Buͤrger vor uͤbereilter Neuerung, und wuͤnscht der alten wohlbegruͤndeten Verfassung Be- stand S. Boͤckhs meisterhafte Erklaͤrung des Gedichts am Schlusse. . Seine Ahndung wurde erfuͤllt. Die Soͤhne des Diagoras wurden als Haͤupter der Aristokratie von den Athenern zum Tode verurtheilt und landesfluͤchtig; aber der bewunderte Held Dorieus kehrte von Thurioi mit Thurischen Schiffen in sein Vaterland zuruͤck, und kaͤmpfte mit denselben gegen die Feinde seiner Familie als treuer Anhaͤnger der Spartiaten. Als ihn die Athener Olymp. 93. gefangen genommen hatten, und das Todesurtheil an ihm vollziehen wollten, bewog sie der Anblick des edlen Diagoriden, dessen dem Geschlecht eigenthuͤmlicher Koͤrpergroͤße und Schoͤnheit eine kuͤhne Seele entsprach, wie er nun in unwuͤrdigen Ketten vor ihnen stand, zur Freilassung S. Thuk. 8, 35. 84. Xen. Hell. 1, 1, 2. 1, 5, 19. Diod. 13, 38. 43. Paus. 6, 7, 2. Die Richtigkeit dessen, was Andro- tion dort erzaͤhlt, ist wohl sehr zweifelhaft. . Das alte Gluͤck der Rhodier, welches sich auf die treue Bewahrung der Dorischen Sitte, (auf die die Gesetze Kleobuls des Lindiers ohne Zweifel gebaut waren), und auf ungemeine Handelsthaͤtigkeit gruͤndete, wurde durch die Bewegun- gen des Peloponnesischen Krieges unterbrochen, in de- nen der Wechsel des Athenischen und Spartiatischen Ein- flusses bald die Demokratie bald die Aristokratie hob. Im Sicilischen Feldzuge war Rhodos Athenisch Thuk. 7, 57. . Aber da Ol. 92, 1. die Spartiaten hier die Oberhand ge- wannen Thuk. 8, 44. , und Dorieus (92, 2.) unter ihrem Schutze heimkehrte, um innere Unruhen zu unterdruͤcken: kam in dieser Zeit die Macht wieder an die Angesehenen, die besonders dadurch sich gegen den Demos zu verei- nigen genoͤthigt worden waren, daß die Demagogen, waͤhrend sie das Volk mit Lohn jeder Art koͤderten, den Trierarchen die gebuͤhrenden Summen nicht erstattet hatten, und sie zugleich durch bestaͤndige Processe quaͤl- ten Aristot. Pol. 5, 2, 5. 6. 5, 4, 2. Diese drei Stellen gehen naͤmlich offenbar auf ein Ereigniß, u. zwar in dieser Zeit, da ἐπανάστασις nicht eine Revolution bedeuten kann (denn diese ist ja πϱὸ τῆς ἐπαναστ.), sondern wohl die άνάστασις der drei kleinen Staͤdte ἐπὶ μίαν ̔ Ρόδον. . Bald darauf (Ol. 93, 1.) Diod. 13, 75. Was Boͤckh sagt Staatsh. 1. S. 445., bedarf keiner Rechtfertigung gegen unverstaͤndige Einwaͤnde. wurde durch Zu- sammenfuͤhrung eines großen Theils der Einwohner aus den drei kleinen Staͤdten der Insel die große Stadt Rhodos gegruͤndet. Aber Ol. 96, 1. wurde Rhodos wieder durch Konon Athenisch und demokratisch Diod. 14, 79. ; doch siegte schon 97, 2. wieder die Spartiatische Parthei Xen. Hell. 4, 8, 20-22. Diod. 14, 97. ; und zum letztenmale schlug der Bundesgenossenkrieg den Athenischen Einfluß zuruͤck. Von diesem begann die Einwirkung der Karischen Regenten, des Mausolos und der Artemisia, durch welche die Oligarchie sehr geho- ben und die demokratische Parthei ausgetrieben wurde, welche zuruͤckzufuͤhren, und das Interesse der Volksfrei- heit in Griechenland mehr zu beruͤcksichtigen als die von den Rhodiern zugefuͤgten Beleidigungen, Demosthe- nes den Athenern anraͤth in der R. von der Rho- dier Freiheit. vgl. π. συντάξεως p. 194. Hegesilochos Oligarchie (Theopomp 16 bei Athen. 10, 444.) gehoͤrt vielleicht in diese Zeit. . Damals lag eine Kari- sche Besatzung auf der Burg von Rhodos. Aus diesen Unruhen und Partheiungen keimte eine Verfassung fuͤr die Rhodier, in der, so viel wir urtheilen koͤnnen, Demokratie vorherrschte, obgleich die geringe Anzahl und hohe Gewalt der Prytanen auch auf ein aristokra- tisches Element hinweist. Nach der Beschreibung, die Cicero dem juͤngern Scipio in den Mund legt, gehoͤrten damals alle Mitglieder des Raths auch (in demselben Jahre) zur Volksversammlung, und saßen nach Mona- ten abwechselnd (wahrscheinlich in sechsmonatlichen Zeit- raͤumen, wie die Prytanen) im Rathe und unter dem Volke; in beiden Funktionen aber empfingen sie Lohn ( conventitium ); auch richteten dieselben bald unter dem Volke im Theater, bald im Rathe uͤber Criminal- und andere Sachen wenn ich de repub. 3, 35. recht verstehe. vgl. 1, 31. und die spaͤtern Spuren der Verfassung bei Aristid. Rhod. de conc. 2. p. 385. und Dio Chrysost. Or. 31. hie u. da. . Mit diesen Angaben ist freilich nicht ohne Schwierigkeit Strabons Ansicht dieser Ver- fassung zu vereinigen, und doch spricht dieser Schrift- steller ebenfalls gewiß von der Zeit vor Cassius Erobe- rung von Rhodos, also ziemlich derselben: “die Rho- dier sorgten, obgleich nicht demokratisch regiert, doch sehr fuͤr das Volk, um die Menge der Armen im Staate zu erhalten; sie versaͤhen es mit Korn, und die Reichen unterstuͤtzten die Armen nach einer alten Sitte; auch gaͤbe es Liturgien, die das Volk mit Fleisch bekoͤstigten” u. s. w. Str. 14, 653 a. . Es muß, ungeachtet der demokratischen Einrichtung der Bule, manches Amt, vielleicht besonders die administrativen, wie die Aufsicht uͤber das Schiffswesen, oligarchisch verwaltet worden sein; auch beweist die innere Ruhe zu Rhodos in die- sem Zeitraume gegen unbedingte Demokratie. Dabei erhielten sich laͤnger als in den meisten andern Staaten wahrhaft Dorische Charakterzuͤge: Tapferkeit, Stand- haftigkeit, Vaterlandsliebe, ein stolzer Ernst der Sit- ten, und eine gewisse Sophrosyne, die freilich mit der ausschweifenden Pracht in Mahlzeiten, Bauten und allen Kuͤnsten auf eigene Weise contrastirt Meursius Rhod. 20. . 4. Korinth hatte, von Sparta seiner Tyrannen befreit, eine fruͤhere Verfassung wieder erhalten, die indeß nicht so oligarchisch war, als die Geschlechtsherr- schaft der Bakchiaden. Zwar hatten edle Geschlechter, wie die Oligaethiden Pind. O. 13, 2. οἶκος ἅμε- ϱος ἀστοῖς. , einen Vorrang; wahrscheinlich wurde die Gerusia aus ihnen besetzt, und die Volksver- sammlung war auf aͤhnliche Weise, wie in Sparta, be- schraͤnkt. Aber zugleich preist Pindar Korinth als die Stadt, “in welcher Eunomia wohnt und ihre Schwe- stern, der Staͤdte sichere Stuͤtze, Dike und die gleich- gesinnte Eirene, die Spenderinnen des Reichthums, welche dem Uebermuth zu wehren wissen, dem kuͤhnre- denden Vater der Ungenuͤgsamkeit.” Diese Worte las- sen freilich auch errathen, daß die Aristokratie dem Bestreben der Volksparthei, ihre Macht auszudehnen, wiederstehen mußte; indessen blieb sie doch durch den ganzen Peloponnesischen Krieg unerschuͤttert, und Ko- rinth, eine kurze Zeit ausgenommen, ein treuer Sym- machos von Sparta und Feind von Athen In fruͤhern Zeiten waren Athen und Kor. sehr befreundet, Herod. 5, 75. 95. Th. 1, 40. 41. . Erst nachher kam, durch Persisches Gold unterstuͤtzt, eine demokratische und sich an Argos anschließende Parthei zu Korinth auf, welche sich zuerst der hoͤchsten Gewalt bemaͤchtigte, darauf die aus den edlern Familien (βελ- τίστοις) bestehende Lakonische Parthei an dem Feste der Eukleen uͤberfiel, und endlich so weit ging, daß sie den Staat von Korinth als fuͤr sich bestehend auf- heben und mit Argos voͤllig vereinigen wollte (Ol. 96, 2. und 3.) S. Xen. Hell. 4, 4, 3 ff. . Die vertriebenen Aristokraten, von den zu Sikyon stehenden Lakedaͤmoniern unterstuͤtzt, hiel- ten indessen fortwaͤhrend das Gegengewicht, und be- haupteten sich zu Lechaͤon 4, 4, 6 ff. ; sie muͤssen hernach zuruͤck- gekehrt sein, und die alte Verfassung wieder eingefuͤhrt haben; denn in der folgenden Zeit finden wir Korinth wieder der Lakedaͤmonischen Symmachie treu s. be- sonders 7, 4, 6. Die Fluͤchtlinge von Korinth zu Argos Ol. 101, 2. bei Diod. 15, 40. sind also Demokraten. . In Dions Zeit (gegen Ol. 106.) war Korinth ziemlich oligarchisch regiert, und es wurde wenig in der Volks- versammlung verhandelt Plut. Dion. 53. Bei Plut. Timol. 5. darf man aus δημοκϱατία nichts schließen, denn sie soll dort nur den Gegensatz von τυϱαννὶς bezeichnen. : und wenn diese auch den Timoleon als Feldherrn des Staats nach Sicilien sandte (108, 4.), so bestand doch damals auch eine Gerusia — ein durchaus aristokratischer Name — welche nicht blos mit Gesandten verhandelte, sondern auch, was besonders merkwuͤrdig, Eriminalgerichtsbarkeit aus- uͤbte Diod. 16, 65. 66. . Die Tyrannis des Timophanes, den Timoleon ermordete, war eine kurze Unterbrechung der Oligar- chie nach Aristoteles Pol. 5, 5, 9. . 5. Von der gemaͤßigten und wohlgeordneten Ver- fassung, welche Korinthos im Ganzen zu bewahren das Gluͤck hatte, war die Colonie Korkyra fruͤhzeitig ab- geartet. Unter Anfuͤhrung eines Bakchiaden Chersikra- tes gegruͤndet, wurde sie wohl eine Zeitlang von den Korinthischen Familien regiert, welche die Colonie zu- erst in Besitz genommen hatten. Daneben aber hatte sich ein Demos gebildet, welcher durch die gewaltsame Losreißung und die feindliche Stellung Korkyra’s zum Mutterlande freiere Bewegung erhielt. Hierzu kam, daß die Verbindung der Insel mit dem Peloponnesi- schem Bunde lose geworden, und an deren Stelle eine engere mit Athen geknuͤpft war: so daß also die ari- stokratische Parthei ihres Haltes entbehrte, die demo- kratische einen sehr wichtigen gewonnen hatte. Verband sich nun noch der Demos mit dem zahlreichen Sklaven- stande Thuk. 3, 73. : so mußte die Aristokratie unterliegen, deren Ausrottung von so blutigen, so graͤuelvollen Scenen begleitet wurde, wie kaum in einem andern Staate Griechenlands vgl. Dion. Hal. Arch. 7, 66. Diod. 13, 48. . Aber schon vor diesem Ereignisse war die Verfassung demokratisch Thuk. 3, 81. . Die Volksversamm- lung hatte die hoͤchste Gewalt; und wenn die Auktori- taͤt des Raths vielleicht groͤßer als in Athen war Da ein βουλευτὴς hoffen kann, als solcher das Volk zu einem Buͤndnisse mit Athen zu be- reden. Thuk. 3, 70. : so war doch derselbe offenbar nur ein Theil des De- mos Th. 3, 70. ; Vorsteher des Demos scheint hier wie ander- waͤrts ein foͤrmliches Amt gewesen zu sein Th. 3, 70. 4, 46. Aeneas Poliork. 11. Diodor 12, 57. indessen blos: τοὺς δη- μαγωγεῖν εἰωϑότας καὶ μάλιστα τοῦ πλήθους πϱοΐστασϑαε. . Von dieser Zeit an herrschte die ungebundenste Freiheit in Korkyra, von welcher das Spruͤchwort zwar derb, aber praͤgnant sagt: Frei sind wir in Korkyra, mach’ wohin du willst Ελενθέϱα Κόϱκυϱα, χἐξ̓ ὃπου ϑέλεις, Prov. metrica v. 569 Schott. . Die Korkyraͤer waren ruͤhrig, betriebsam, unternehmend, gewandte Matrosen, thaͤtige Kaufleute: aber es war bei ihnen ganz und gar die Festigkeit und edle Richtung des Dorischen Charakters verschwunden. An Unverschaͤmtheit uͤbertrafen sie noch die Athener, bei denen doch selbst die Hunde — wie ein Weiser sagte — schamloser als irgendwo anders waren; fabel- hafte Geruͤchte gingen in Griechenland um, die den Uebermuth im Luxus der Nachfolger der Phaͤaken be- zeichneten Von den ἐλεφαντίναις κώπαις der Korkyraͤischen Geißeln Arist. bei Hesych Κεϱκυϱαία μάστιξ. Schol. Arist. Voͤgel 1463. Zenob. 4, 49. . — Doch konnte auch hier eine antide- mokratische und lakonisirende Parthei nie gaͤnzlich aus- gerottet werden, welche mehrmals mit ungluͤcklichem Erfolge Ol. 92, 3. Diod. 13, 48. u. Ol. 101, 3. Diod. 15, 46. , aber in Chares Zeit mit gluͤcklichem Aeneas Poliork. 11. sich gegen den Demos erhob. Die vier oder fuͤnf S. oben S. 135, 2. Fuͤnf Prytanen vielleicht in der Inschrift bei Mustoridi Illustr. Corciresi 2. p. 87. [Δαμ]οξενος Μολωτα πϱυτανευσας και οἱ συναϱχοι [Δαμ]ων Μολωτα Ικεταιδας ........ Κ[λεα]ϱχος Λεοντος............ ϱ .. ϱου ϑεοις. Pry- tanen, welche wir noch spaͤter in Korkyra als erste Magistrate finden, scheinen ein nicht ganz demokrati- sches Amt, wenn auch sonst damals Demokratie herrsch- te; außer ihnen kommen in einer wichtigen Urkunde die oben S. 135. citirt. πρόδικοι βουλᾶς vor, die als Klaͤger eines Processes auftreten, der in die Administration einschlaͤgt, dann πρόβουλοι Πϱοδίκους und πϱοβούλους hat auch eine andere, undorische Inschrift, bei Mustoxidi 2. p. 92. n. 43., wo auch ein ἀμφίπολος (wie in Syrakus) vorkommt. mit einem πϱοστάτης, der einen solchen Proceß vor die Dikasterien bringt; dann erfaͤhrt man, daß von Zeit zu Zeit διορϑώσεις der Gesetze statt fan- den, wozu διορϑωτῆρες ernannt wurden, und daß die Stadt einen διοικητὴς und ταμίας als Verwaltungs- behoͤrden hatte. 6. Eine andere Colonie von Korinth, Ambra- kia, hatte einen Kypseliden, Gorgos (Gorgias), zum Tyrannen gehabt, auf den ein anderer, offenbar aus derselben Familie Wenn Perlandros Sohn des Gorgos war, und dieser (nach Anton. Lib.) Bruder des Kypselos: so hat Neanthes von Kyzikos (bei Diog. L. 1, 98.) recht, daß die beiden Periander ἀνεψιοὶ wa- ren. Doch hat die Bd. 2. S. 117. angenommene Meinung auch ihre Gruͤnde fuͤr sich. Nach jener waͤre die Genealogie und dann koͤnnte man auch Psammetichos als Sohn desselben Gor- gias (Gordias) ansehn, ohne das Orakel bei Herod. 5, 92. Luͤgen zu strafen. , Periandros folgte, der, da er sei- nen Buhlknaben beim Trunk scheußlicher Weise fragte: “ob er noch nicht von ihm schwanger sei?” von dessen Blutsfreunden erschlagen wurde Aristot. 5, 8, 9. Plut. Erot. 23. p. 60. : Das Volk hatte an dem Aufstande Theil genommen, und zog nun die hoͤchste Gewalt an sich 5, 3, 6. Auch halfen die Spartiaten zur Aufhebung der Ty- rannis. Bd. 2. S. 171. : zuerst indeß nach einer Cen- susverfassung, die aber unvermerkt, des niedrigen An- satzes des zur Regierung befaͤhigenden Vermoͤgens we- gen, in Demokratie uͤberging Arist. 5, 2, 9. Nach Anton. Lib. 4. herrschte zu Ambrakia auch ein Tyrann Phalaͤkos, gegen den ein Volksaufstand durch ein Orakel des Apoll veranlaßt wurde, den die Ambrakloten als Urheber ihrer εὐνομία ansahen. . In dem ebenfalls Korinthischen Leukadien wa- ren von Anfang die großen Grundstuͤcke unveraͤußerlich in Besitz der Aristokraten: als die Unveraͤußerlichkeit aufgehoben wurde, hoͤrte man auch auf, zur Verwal- tung der Magistrate einen bestimmten Census zu for- dern, wodurch die Demokratie uͤberhand nahm 2, 4, 4. . Korinthier und Korkyraͤer hatten Epidamnos gegruͤndet, und ein Heraklide, Phalios, aus der Me- tropolis, hatte die Colonie gefuͤhrt. Man darf nicht zweifeln, daß die Gruͤnder von den besten Laͤndereien und den Regierungsrechten Besitz nahmen, und sie nur Stammverwandten mittheilten. Ein Magistrat, dem Opuntischen Kosmopolis aͤhnlich, war die hoͤchste Ver- waltungsbehoͤrde 5, 11, 1. 5, 1, 6. ; die Phylarchen bildeten eine Art Rath. Aber in einer zweiten Epoche der Verfassung trat an die Stelle der Phylarchen eine demokratisch gewaͤhlte βουλὴ: dagegen blieben als Reste der fruͤhern Verfassung, daß alle Magistrate, die aus den aͤltern Buͤrgern (dem eigentlichen πολίτευμα) gewaͤhlt waren, in der Volksversammlung zugegen sein mußten, wenn ein Magistrat es forderte So verstehe ich Aristot. 5, 1, 6, nach Victorius Lesart. ̔Ηλιαία ist nur eine andere Form fuͤr ἁλιαία, oben S. 86, 8. — Die Veranlassung der Umwaͤlzung wird vielleicht 5, 3, 4. erzaͤhlt. ; auch blieb noch der eine oberste Archont Ich glaube, daß man 5, 1, 6. ἄϱχων ὁ εἱς ἠν ἐν, das ἠν nach 3, 11, 1. ἐοτὶν und nach dem Zusammenhange streichen muß. . Den Peloponnesischen Krieg ent- zuͤndete ein Kampf der Epidamnischen Volksparthei und der Machthaber, in welchem die Korinthier aus Eifersucht gegen Korkyra, in Vergessenheit ihres wah- ren Interesses, die erstere unterstuͤtzten: wie dieser. Kampf endete, wissen wir nicht. Die Zahl der ansaͤssigen und Gewerbe treibenden Fremden war sehr groß Aelian V. G. 13, 15. ; außer ihnen trieben dieselben nur Staatsknechte, kein Buͤrger Arist. 2, 4, 13. . — Am strengsten hat unter allen Korinthischen Niederlassungen Apollonia die urspruͤngliche Colonie- verfassung S. oben S. 61. festgehalten, worauf sich wohl der Ruhm vorzuͤglicher Gesetzlichkeit gruͤndet Str. 7, 316 c. . Die Regierung blieb hier ziemlich ganz in den Haͤnden der edlen Ge- schlechter und Nachkommen der ersten Colonisten, wel- chen zugleich ohne Zweifel die großen Ackerloose gehoͤr- ten Arist. 4, 3, 8. vgl. Herod. 9, 93. . Vielleicht hatte Apollonia die Festigkeit seiner Verfassung der Xenelasia zu danken Aelian a. O. : einem Institute, das zum Festhalten althellenischer Sitte in dieser Con- tiguitaͤt des Barbarenlandes besonders nothwendig war. 7. Um die Reihe der Korinthischen Colonien nicht zu trennen, schließe ich sogleich Syrakus an. Die Syrakusische Verfassung hatte folgende Hauptperioden. In der aͤltesten hatten die Gamoren die Regierung in Haͤnden ὲν Συϱακούσαις τῶν Γεωμόϱων ϰατεχόντων τὴν άϱχὴν sagt das Marm. Par. Ep. 37. zu Ol. 41. und zwar zuerst mit einem Koͤnige oben S. 109, 5. , dann ohne einen solchen. Diese haben wir schon oben S. 61. als die urspruͤnglichen Colonisten definirt, die die großen und von leibeigenen Ureinwohnern bebauten Grund- stuͤcke in Besitz genommen hatten, und die meisten Herr- schaftsrechte uͤbten. Es ist wahrscheinlich, daß aus ih- nen die Magistrate und die Mitglieder des hohen Ra- thes erlesen waren vgl. auch Plut. praec. reip. 32. p. 201. In der Geschichte der Guͤterconfiseation des Agathokles (Diod. Exc. 8. p. 549 Wess.) erscheinen die Geomoren als hoͤchstes Gericht. , die das Volk in der Halia lei- teten; wie auch die Samischen Geomoren einen Rath bildeten, der nach dem Sturze des Koͤnigthums dem Staate vorstand Plut. Qu. Gr. 57 . Gegen diese erhob sich nun der nach und nach anspruchsvoller gewordene Demos, und ver- trieb sie, indem er sich mit den Knechten derselben, den Kyllyriern, verbuͤndete (vor Ol. 72, 1.) Herod. 7, 155. Dion. Hal. 6, 62. vgl. Zenob. oben S. 62, 1. : aber die da- mals eingerichtete Demokratie war so ungeordnet und gesetzlos, daß sie keinen Bestand baben konnte Dies sagt Aristot. Pol. 5, 2, 6. Anders Tittmann S. 502. der in Syrakus in der ersten Periode Demokratie hat, Demokratie in der zweiten, und in der dritten Demokratie, und damit gut. — Die Geschichte bei Aristot. 5, 3, 1. Plut. praec. reip. a. O. . So oͤffnete denn der Demos selbst dem Gelon, als er die Gamoren zuruͤckzufuͤhren kam, die Thore, und gab sich ihm voͤllig in die Haͤnde Herod. a. O. Ol. 73, 4. Gelons und sei- nes Nachfolgers Herrschaft war, wenn auch monarchisch, doch nicht unbillig, und der Stadt im Ganzen heilsam; daß der erstere einer außerordentlichen Volksversamm- lung das Urtheil uͤber seine Staatsverwaltung gleich- sam anheimstellte Diod. 11, 26. Aelian V. G. 13, 36. , scheint zu beweisen, daß er als ein Aesymnet gelten wollte, dem die Stadt in schwie- rigen Lagen selbst ihr Wohl mit voller Hingebung an- vertraut. Mit dem Sturze dieser Dynastie beginnt die zweite Periode, in welcher im Ganzen eine ge- maͤßigte Verfassung statt fand, welche die Meisten auch Thuk. 7, 55. Demosth. Leptin. 506. Aa. Demokratie nennen, Aristoteles aber als Politie im en- gern Sinne von der Demokratie unterscheidet 5, 3, 6. vgl. aber 5, 10, 3. . Gleich nach Thrasybulos Sturze kam eine Volksversammlung zusammen, in welcher uͤber die Verfassung berathschlagt wurde. Die Magistrate sollten blos die alten Buͤrger verwalten, die von Gelon in großer Zahl aus andern Staͤdten Zugezogenen und die zu Buͤrgern aufgenom- menen Soͤldner Herod. 7, 156. Diod. 11, 25. dagegen nicht volles Buͤrgerrecht ge- nießen Diod. 11, 72. 73. ; worauf Krieg innerhalb der Mauern von Syra- kus entstand: endlich wurde hier wie in andern Staͤd- ten Siciliens durch Wiedereinsetzung der alten Buͤrger, Aussonderung der Fremden, die man in Messana an- siedelte, und neue Aeckertheilung (wobei man wahr- scheinlich auch die Guͤter des Adels neu vertheilte), Ru- he hergestellt Diod. 11, 76. vgl. Aristot. 5, 2, 11. Dies ist die πολιτογϱα- . Indeß waren durch die Willkuͤhrlich- betrifft den Untergang der alten Geschlechterherrschaft, die Plut. ἀϱίστην πολιτείαν nennt. keit des Verfahrens die Staͤdte in einen krankhaften Zustand versetzt, der zahlreiche Versuche, die Tyrannis zu gewinnen, erzeugte. Als ein Sicherungsmittel da- gegen fuͤhrte der Demos (gegen Ol. 81, 3.) den Pe- talismos ein, eine Nachbildung des Athenischen Ostra- kismos; doch war er klug genug, diese neue Tyrannis bald wieder aufzuheben, als er alle ausgezeichneten und gebildeten Maͤnner οί χαϱιέστατοι Diod. 11, 87. vgl. die χαϱίεντες bei Plut. Dion 28. Arist. Eth. 1, 13. Ueber den Petalismos außer Diodor Hesych s. v. Rivinus in Schlaͤgers dissert. 1744. T. 1. p. 107. dadurch von der Staatsver- waltung abgeschreckt sah. Syrakus litt damals wie Athen durch Umtriebe der Demagogen und Cabalen der Sykophanten Was die Sykophanten in der Demokratie, waren die Otakusten und ποταγωγίδες in der Tyrannis, unter Hieron (Aristot. 5, 9, 3. vgl. den vetus Interpres bei Schneider) und unter den Dionysen (Plut. Dion 28. de euriosit. 16. p. 147., der auch die letztern auf jeden Fall fuͤr Maͤnner genommen, woraus ich aber nicht mit Schneider bei Aristot. corrigiren moͤchte.) vgl. Bd. 2. S. 166, 4. ; es hatte sich hier fruͤhzeitig eine mit der Sophistik nah verwandte Beredsamkeit zu bil- den angefangen, Vater derselben war Korax, der bei Hieron als Einblaͤser und Vertrauter, beim Volk als gewaltiger Redner und schlauer Rathgeber angesehen war S. die, freilich sehr entstellten, Schol. zu Hermogenes in Reis- ke’s Rednern T. 8. p. 196. außerdem Aristot. bei Cic. Brut. 12, 46. ; der von Natur feine, gewandte, bewegliche Sinn des Sicilischen Griechen Siculi acuti Cic. Verrin. 3, 8. acuta gens et con- troversa natura Brut. 12, 46. dicaces, Verr. 4, 43. faceti Orat. 2, 54. hatte schon eine Rich- tung nach dem Verschmitzten und Doppelzuͤngigen ge- nommen; besonders trat der Geist der Juͤngern nach allem Neuen begierig dem Ernste und der Strenge al- φία und der ἀναδασμὸς, Diod. 11, 86. vgl. Goͤller de situ Sy- racus. 3. p. 9. ter Sitte und Lebensweise entgegen Diod. 11, 87. wahrscheinlich aus Philistos. . Von der Ver- fassung gegen den Sicilischen Krieg hin wissen wir, daß alle wichtigeren Angelegenheiten des Staats in der Volksversammlung entschieden wurden Thuk. 6, 32 ff. 72 f. Diod. 15, 19. 95. , und daß de- ren Leitung den Volksvorstehern, δήμον προστάταις, die auch hier foͤrmlich beamtet waren, groͤßtentheils anvertraut war Th. 6, 35. ; — wie sie das Volk gefuͤhrt, zeigt das Beispiel des Athenagoras, der die schon heranna- hende Expedition der Athener als ein Hirngespinst oder eine Erfindung der Oligarchen, um das Volk in Schre- cken zu setzen, darstellt. In wiefern voͤllige Freiheit, vor dem Volke zu reden, statt fand, ist nicht hinlaͤng- lich klar Th. 6, 32. 41. Diod. 13, 19. . Daß immer noch aristokratisch Gesinnte im Staate waren, geht schon aus Athenagoras Rede hervor; und es ist nach Aristoteles auch wahrscheinlich, daß sie manche Wuͤrden noch ausschließlich besaßen Hermokrates erscheint als ein aristokratisch Gesinnter in einer oͤffentlichen Wuͤrde. — Die νεώ- τεϱοι Thuk. 6, 38. koͤnnen nach dem Zusammenhange unmoͤglich blos Juͤngere; es muͤssen Veraͤnderungssuͤchtige sein. . Die dritte Periode beginnt mit dem Siege uͤber die Attische Armee. Da diesen zuerst die Flotte der Sy- rakusier entschied, hatte dadurch der gemeine Mann, der als Matrose diente, an Wichtigkeit in seinen Au- gen ungemein gewonnen, und verlangte mit Ungestuͤm nach dem Genusse der hoͤchsten Wuͤrden, ganz wie in Athen nach der Schlacht von Salamis. Jetzt Ol. 92, 1. wurde auf Vorschlag des Volksvorstehers Diokles Diodor 13, 19. 55. nennt ihn Demagogen. eine Commission zur Anordnung einer neuen Verfassung niedergesetzt, in der der Urheber des Plans selbst den ersten Platz hatte. Diese schuf die Verfassung zur voͤlligen Demokratie um, als ersten Grundsatz an die Spitze stellend, daß die obrigkeitlichen Aemter nicht durch Wahl, sondern durch Loos zu besetzen seien Arist. 5, 3, 6. Diod. 13, 35. Die δημηγοϱουντες loosten, blos um die Folge des Auftretens. Plut. Reg. apophth. p. 89. 90. Zu Strategen waͤhlte man noch immer die δυνατωτάτους. Diod. 13, 91. . Zugleich gab sie geschriebene Gesetze, die besonders in Bestimmung der Strafen sehr genau und ausfuͤhrlich waren, und durch eine gewisse bittere Strenge ohne Zweifel den Unordnungen, die die neue Verfassung nothwendig nach sich ziehen mußte, steuern wollten. Dieser Codex, den auch andere Sicilische Staaten annahmen, war in altem einheimischem Dialekt geschrie- ben, der schon siebzig Jahre spaͤter (unter Timoleon) Exegeten bedurfte. Bei alle dem finden wir anderthalb Olympiaden spaͤter die Demokratie schon so in Miß- achtung Plut. a. O. p. 92. , daß der Demos, die Stadt in den Gefah- ren der Zeit zu schuͤtzen rein unfaͤhig, in voͤlliger Rathlosigkeit einen Feldherrn mit unumschraͤnkter Ge- walt ernannte: was er spaͤter, je ungluͤcklicher es aus- schlug, um desto oͤfter wiederholte. Dionysios, maͤch- tig als solcher, und zugleich als Demagog das Volk vor Optimaten in bestaͤndiger Angst erhaltend Arist. 5, 4, 5. 5, 8, 4. Diod. 13, 96. , ward bald Tyrannos Diod. 13, 94. vgl. Polyaͤn. 5, 2, 2. ; als welcher er nur noch einen Schein der Verfassung bestehen ließ, in Volksversammlungen, die er berief, leitete und entließ Diod. 14, 45. 64. 70. vgl. mehrere Stellen des Ps. Aristot. Oekon. 2, 20. Die, von Dion z. B., ge- gen den zweiten Dionys berufenen (Diod. 16, 10. 17. 20. Plut, Dion. 33. 38.) wird man nicht als zur Tyrannis gehoͤrig ansehen wollen. Cic. de rep. 3, 31. laͤugnet, daß unter Dionysios Syra- tus uͤberhaupt eine res publica gewesen. . Dion stellte die Diod. 13, 33. 35. III. 11 Demokratie auf kurze Zeit und nur halb und halb her Plut. Dion 28. ; denn eigentlich lag es in seinem Sinne, eine Dorische Aristokratie nach dem Muster Sparta’s und Kreta’s einzufuͤhren ebd. 53. σχῆμα ‒ ἀϱιστοκϱατίαν ἔχον τὴν ἐπιοτατοῦσαν ϰαὶ βϱαβεύουσαν τὰ μέγιστα. Vgl. oben S. 15. . Mit mehr Entschiedenheit machte Timo- leon die eigentliche Demokratie wieder zur gesetzlichen Verfassung Diod. 16, 70. , wie sich versteht nicht ohne Sykophanten und Demagogen, die ihre Waffen auch gegen den Gruͤnder der neuen Freiheit zu kehren nicht traͤge wa- ren Plut. Tim. 37. . Als eine aristokratische Beimischung kann man das Amt des Amphipolos des Olympischen Zeus an- sehen, welches von Ol. 109, 2. an drei Jahrhunderte fortdauerte, und mit dem hoͤchsten Ansehen — es gab dem Jahre den Namen — wohl auch Einfluß auf den Staat verband. Es wurden aber dazu aus drei Ge- schlechtern drei Candidaten durch Stimmen gewaͤhlt, und einer davon durch das Loos bestimmt Diod. 16, 31. mit Wessel. Note. Cic. in Verr. 1. 2, 51. . Uebri- gens ließ Timoleon die Gesetze durch einen Korinthier, Kephalos, revidiren, der sich aber nur Exegeten des Diokleischen Codex nennen ließ, obgleich er das Privat- recht, wie es scheint, neu umarbeitete Diod. 13, 35. 16, 70. . Wir eilen uͤber die spaͤtern Zeiten schnell hinweg, im allgemeinen bemerkend, daß eine schwaͤchliche Demokratie hindurch- geht, oft im Streite mit oligarchischen Hetaͤrieen Diod. 19, 3-5. — Nach einer solchen und vor Agathokles leitete den Staat gesetzlich ein Synedrion von 600 der Angesehensten (χαϱιεστάτοις). 19, 6. , und dann demagogischen Tyrannen, wie dem Agatho- kles, der neue Aeckervertheilung und Schuldenbefreiung verhieß, in die Arme fallend Diod. 19, 4. 6-9. Volksversammlungen unter ihm, wenn es ihm einfiel, den δημοτι- κὸς zu spielen. Diod. 20, 63. 79. . Hieron II. ließ den Rath der Stadt bestehn, den Hieronymos niemals be- fragte; daraus aber, daß er gleich nach dessen Tode wieder hervortrat, scheint hervorzugehn, daß er kein jaͤbrlicher Volksausschuß, sondern eine fuͤr laͤngere Zeit gewaͤhlte Behoͤrde war Sonst haͤtte er bei Hieronymos Tode neu gewaͤhlt oder er- loost werden muͤssen, wovon Liv. 24, 22. nichts. Die seniores K. 24. sind wohl Mitglieder desselben; dann bestand schon damals eine Γε- ϱουσία, die in der spaͤten Inschr. bei Castelli Inscr. Sic. 5, 5. p. 44. vorkommt. ; die Strategen hatten fort- waͤhrend sehr hohe Gewalt, auch in den Volksversamm- lungen, in denen indeß auch Leute vom niedrigsten Volke sprechen konnten Liv. 24, 27. . Damit haͤngt vielleicht zu- sammen, daß die Hipparchen eine polizeiliche Aufsicht uͤbten S. Hesych, Suid., Zenob. ἱππάϱχου πίναξ; es standen darauf τὰ τῶν ἀταϰτούντων ὀνόματα. Bei Diod. 14, 64. scheint ἱππεῖς Name des Standes zu sein. . 8. An die Syrakusische Verfassung knuͤpfen wir einige Notizen uͤber die von Gela, und dessen Colonie Akragas: da diese Staͤdte, obgleich von Rhodos stammend, doch mehr der Syrakusier Beispiel in der Bildung ihrer Verfassung gefolgt sein moͤgen. In bei- den herrschte zuerst Adel und Reichthum, dann eine ge- raume Zeitlang Tyrannen Zu Gela Kleandros nach einer oligarchi- schen Periode (Aristot. 5, 10, 4.) von Ol. 68, 4-70, 3. (Her. 7, 154. Dion. H. 7, 1. Paus. 6, 9.) dann sein Bruder Hippokra- tes 70, 3-72, 2. Gelon Ol. 72, 2. Zu Akragas Censusver- fassung (Arist. 5, 8, 4.), dann Phalaris von Ol. 53, 4-57, 3. nach Euseb. und Bentlei, dann Alkmanes und Alkandros (Herakl. Pont. 36.), Theron Ol. 73, 1-76, 4. nach Boͤckd, Thra- sydaͤos, der in demselben Jahre vertrieben wurde. . Akragas erhielt nach Thrasydaͤos Sturze Ol. 76, 4. eine demokratische Ver- fassung Diod. 11, 53. κομισάμενοι τὴν δημοκϱατίαν. ; wir wissen indeß, daß damals auch eine 11 * Versammlung von Tausenden dem Staate, auf drei Jahre niedergesetzt, vorstand, die Empedokles, der Philosoph, abschaffte S. Diog. L. 8, 66. Timaͤos Fragm. 2 Goͤller. Sturz Empedoeles p. 108. , und dadurch des Volkes Gunst in solchem Grade gewann, daß ihm selbst das Koͤnig- thum angetragen wurde Aristot. bei Diog. 8, 63. Die Worte: ὥστε οὐ μόνον ἦν τῶν πλουσίων ἀλλὰ καὶ τῶν τὰ δημοτικὰ φϱο- νούντων, enthalten keine Sehwierigkeit. . Jene Versammlung der Tausend finden wir auch in Rhegion und Kroton, bei welcher Stadt wir auf dieselbe zuruͤckkommen werden. Weiter fehlen uns alle bezeichnenden Nachrichten. Scipio richtete den Rath von Agrigent von neuem ein, und setzte fest, daß darin die Zahl der neuen Colonisten des Manlius nie die der Altbuͤrger uͤbersteigen duͤr- fe Cic. Verr. 1. 2, 50. . Derselbe Rath heißt in einer Inschrift roͤmischer Zeit Gruter p. 401. Castelli p. 79 Aa. Synkletos, Synedrion und Bule, und scheint aus 110 Maͤnnern bestanden zu haben; der Tag der Versammlung ist angegeben; es scheint, daß der Rath damals alle zwei Monate gewechselt ἁλιασμα ἑκτας διμηνου Καϱνειου εξηκοντος ΠΕΜΠΤΑι. vgl. oben von Rhodos S. 150. ; der Vorbeschluß des Raths geht an die Volksversammlung (ἁλία); dieser steht ein πϱοάγορος vor Die βουλὴ hat zum παϱαπϱοστάτας (ΠΑΡΑ- ΠΡΟΣΤΑΤΑ ΤΑΣ ist zu schr.) den Hierothytes. , wie auch in Katana der hoͤchste Magistrat zu Cicero’s Zeiten hieß Verr. 1. 4, 23. 39. ; eine Phyle, die Hylleische eben, hat den Vorsitz. Eponymos ist — dem Syrakusischen Amphipolos entsprechend — ein Hierothytes; an dessen Stelle in einem aͤhnlichen Dekret Gelas Maffei Mus. Veron. p. 329. Muratori p. 642, 1. Castelli p. 84. vgl. ebd. p. 25. ein Hierapolos Von den ἱεϱαπό- λοις vgl. Boissonade im Classic. Journ. 17. p. 368. , und daneben ein κατενιαύ- σιος, ein juͤhrlicher (ob Archont?); genannt wird. Hier scheint die βουλὴ alle Halbjahre veraͤudert worden zu sein βουλας ἁλιασμα ( vg. ἁλιασματα) δευτεϱας ἑξαμηνου Καϱ- νειου τϱιακαδι. , ihren Beschluß bestaͤtigt ebenfalls die ἁλία εδοξε τᾳ ἁλιᾳ ϰαλα ϰαι τᾳ βουλᾳ, wie mit Castello zu lesen wohl der Sinn fordert. ; die Versammlung leitet ein πϱοστάτης, derselbe Ma- gistrat, den wir nun schon in fast allen demokratisirten Staͤdten der Dorier, in Argos, Korkyra, Syrakus, vorgefunden haben vgl. auch das Kalymnische Dekret (Chandl. p. 21. u. 85.) εδοξε τᾳ βουλᾳ ϰαι τῳ δαμῳ γνωμα πϱοσταταν. . 9. Wir wenden uns nach dem Peloponnes zuruͤck. In Sikyon waren die Tyrannen wie anderwaͤrts aus den Haͤuptern einer demokratischen Parthei hervorge- gangen Bd. 2. S. 161. , ihre Herrschaft machte einer Zeit der Un- ordnung und Zuchtlosigkeit ein Ende, die die Pythia zu sagen veranlaßte: Sikyon beduͤrfe der Zuchtmeister Plut- de sera n. v. 7. p. 231. . Durch deren Sturz war eine aͤltere Verfassung wieder hergestellt, die sich auch ohne Stuͤrme waͤhrend des Peloponnesischen Krieges erhielt. Wir erfahren nur, daß Ol. 90, 3. die Lakedaͤmonier die Verfassung noch oligarchischer machten Thuk. 5, 81. ; daß sie im Ganzen nicht de- mokratisch gewesen, beweist schon die Treue, womit Sikyon am Peloponnesischen Bundeshaupte hing. Nach der Schlacht von Leuktra finden wir in Sikyon eine Achaͤische, das heißt, eine Censusverfassung, in der die Neichen herrschten Xen. Hell. 7, 1, 44. ; Euphron verhieß Ol. 102, 4. diese zur Demokratie umzubilden, u. machte sich selbst dabei zum Tyrannen, bis ihn die Parthei der Edlen, die er ver- folgte, wieder stuͤrzte 7, 1, 45. 7, 3, 4. . Am umfassendsten stellt Plu- tarch die Umwaͤlzungen der Verfassung dar: “nachdem die reine und Dorische Aristokratie ἄϰϱατος ϰαὶ Δωϱιϰὴ α̛ ϱιστοϰϱατία, Plut. Arat. 2. , gleichwie eine Harmonie, verwirrt und zerstoͤrt war, fiel Sikyon aus einer Unruhe, einer Tyrannis in die andere, bis es zur Zeit des Aratos die, damals fast ganz demokrati- schen, Institute der Achaͤer annahm Vgl. Ubbo Emmius de rep. Sicyonia p. 217. . Daß wir Phlius im Peloponnesischen Kriege dem Spartiatischen Interesse treu und Argos bestaͤndig feind- lich finden, ist ein unverwerflicher Beweis fuͤr aristo- kratische Anordnung des Staats Auch flichen Argeiische Oligarchen nach Phlius. Thuk. 5, 83. . Eine Revolution vor Ol. 99, 2. hatte die Lakonische Parthei vertrieben, die aber das Volk in demselben Jahre wieder aufzu- nehmen gezwungen wurde; die Verfassung war indeß noch demokratisch, bis Agesilaos, von der erstern Par- thei herbeigezogen, die Stadt eroberte und die Verfas- sung neu anordnete Xen. H. 5, 2, 8 ff. 5, 3, 10 ff. 5, 3, 21 ff. Funfzig von jeder Par- thei entwerfen eine neue Verfassung. 5, 3, 25. — Die in Argos lebenden Vertriebenen, Ol. 101, 2., sind offenbar Demokraten, dieselben die bei Xen. H. 7, 2, 5. Ol. 102, 4. (Ol. 100, 2.). Vor diesem Zeit- punkte bestand die demokratische Volksversammlung aus mehr als 5000 Maͤnnern, die Lakonisch Gesinnten stell- ten uͤber 1000 wohlgeruͤstete Streiter. Sehr geordnete Verhaͤltnisse beweist die Ausdauer und der Heldenmuth, mit dem die Phliasier, Ol. 102. u. 3., Stadt und Land gegen die Anfaͤlle der Argeier, Arkader, Eleer, The- baͤer vertheidigten, bis sie, ohne die Treue gegen Sparta zu verletzen, mit Theben und Argos (103, 3.) Frieden schlossen. 10. In Megara war die demagogische Tyran- nis des Theagenes durch Sparta gestuͤrzt, und eine aͤltere Verfassung eingesetzt worden, die eine Zeitlang mit Weisheit verwaltet wurde Plut. Qu. Gr. 18. Μεγαϱεῖς Θεαγένη ‒ ἐϰβαλόντες, ὀλίγον χϱόνον ἐσωφϱόνησαν ϰατὰ τὴν πολιτείαν. , aber schon in der Periode des Perserkrieges durch Aufnahme von Perioͤ- ken demokratischer zu werden anfing oben S. 41. Daß die Stelle auf Megara bei Korinth geht, scheint mir ziemlich gewiß. . — Der Ele- giker Theognis zeigt sich um diese Zeit als eifrigen Freund der Aristokratie oben S. 11. 72 , er fuͤrchtet insbesondere Maͤnner, die das gemeine Volk zum Boͤsen aufregen, und als Partheihaͤupter den jetzt noch ruhigen Staat in innern Kampf stuͤrzen; er klagt uͤber das Verschwin- den des Adelstolzes, uͤber das allgemeine Streben nach Reichthum, uͤber das Zunehmen verschlagener, schlauer Gesinnung S. V. 43. 66. 847 Bekk. . Bald ging auch wirklich aus dem Stre- ben nach Volksfreiheit, durch Demagogen herbeige- fuͤhrt, die groͤßte Verwirrung hervor; das Volk bezahlte nun keine Zinsen mehr von den geliehenen Capitalen, und forderte sogar die schon bezahlten heraus (παλιν τοϰία); die Haͤuser der Reichen, auch Tempel wurden gepluͤndert, Viele verbannt, um ihr Vermoͤgen einzie- hen zu koͤnnen Aristot. 5, 2, 6. 5, 4, 3. Plut. a. O. Ich glaube, daß auch Theognis 677 von dieser Zeit spricht: Χϱήματα δ̛ ἁϱπάζουσι βίῃ, ϰόσμος δ̛ ἀπόλωλεν, und in der gan- zen politischen Allegorie der Stelle. — In diese Zeit trifft der Fre- vel gegen die Peloponnesischen Theoren. Plut. a. O. 59. . In dieser Zeit nahmen die Megarer vielleicht das demotische Institut des Ostrakismos auf Schol. Aristoph. Ritt. 851. Phavorin ὀστϱαϰίνδα. . Doch kehrte der Adel bald zuruͤck, uͤberwand den De- mos in einer Schlacht, und stellte nun eine um so haͤr- tere Oligarchie her, in der die oͤffentlichen Aemter eine Zeitlang nur aus solchen besetzt wurden, welche gegen das Volk mit gefochten hatten Aristot. 5, 4, 3. 4, 12, 10. . Es ist wahrschein- lich, daß diese Ruͤckkehr den Abfall Megara’s von Athen, Ol. 83, 3., zur Folge hatte Thuk. 1, 114. vgl. 103. ; im Anfange des Peloponnesischen Krieges herrschte die Lakonische Par- thei daselbst. Aber im achten Kriegsjahre befand sich die aristokratische Parthei aus Megara wieder ver- bannt in Pegaͤ; und als sie zuruͤckgerufen und einge- setzt werden sollte, wollten die Vorsteher des Demos lieber die Athener in der Stadt haben, als die von ihnen Vertriebenen. Brasidas indeß bewirkte, daß sie unter dem Versprechen der Amnestie zuruͤckkehrten, das sie aber wenig hielten. Denn als sie erst wieder zu den obrigkeitlichen Wuͤrden gelangt waren (auf die sie also besonderen Anspruch haben mußten), fuͤhrten sie hun- dert ihrer Hauptfeinde vor das Volk, und zwangen dies, die Angeklagten mit offenen Stimmen zu richten. Das Volk, durch diesen Terrorismus geschreckt, ver- urtheilte sie zum Tode. Zugleich richteten jene eine enge und strenge Oligarchie ein Thuk. 4, 66. 74. , welche sehr lange Zeit hindurch Bestand hatte Th. a. O. u. 5, 31. . Indeß finden wir doch Ol. 101, . wieder die Demokratie als gesetzliche Ver- fassung, und oligarchische Umtriebe zuruͤckgewiesen Diod. 15, 40. . Demosthenes π. παϱαπϱεσβ. 435. 436. erwaͤhnt ein Gericht der Dreihundert daselbst, uͤber Staatsverbrechen richtend; auch war da- mals Adel und Reichthum noch oft in denselben Per- sonen vereinigt. Von Megarischen Magistraten haben wir oben einen Koͤnig genannt S. 109, 2. , und fuͤgen hier den Hieromnamon hinzu, welches stets der Priester des Poseidon war Plut. Sympos. 8, 8, 4. p. 379., wo freilich der Ausdruck un- bestimmt ist. , ein Amt von der Bedeu- tung etwa, wie der Amphipolos, Hierapolos, Hiero- thytes in den Sicilischen Staͤdten. Wie alt das An- sehn dieser Wuͤrde war, geht daraus hervor, daß sie sich eben so in den Kolonien Megaras, in Byzanz und Chalkedon , findet. Dort nennt einen Hierom- namon ein Dekret bei Demosthenes vom Kranz 255. Eben so ein anderes bei Polyb. 4, 52, 4. Auch auf Muͤnzen kommen sie vor. , und zwar als Eponymos des Jahres; hier ein auf unsere Zeiten er- haltenes bei Caylus Re- cueil 2. pl. 55., in der bibliothèque du Roi zu Paris. Es ist dasselbe, welches Corsini F. A. 1, 2, 469 sq. fuͤr Delphisch gehal- ten. Es wird darin einem Ἁγεμὼν βουλᾶς Bekraͤnzung dekretirt, und die unterschriebenen acht sind wohl Buleuten. zuerst einen Basileus, dann einen Hierom- namon, dann Prophetas, darauf drei Nomophylakes, alle als in einem bestimmten Monate den Staat ver- waltend (αἰσυμνῶντες). Die ersten beiden fanden wir eben gerade so zusammen in Megara, der dritte bezieht sich auf Apollondienst, von dessen Verpflanzung aus der Mutterstadt nach Chalkedon oben gehandelt, und ein Orakel des Gottes daselbst nachgewiesen ist Bd. 2. S. 230, 1. ; bei den Nomophylaken erinnern wir an Sparta. Der Hieromnamon aber war wohl auch in den Colonieen Priester des Poseidon, dessen vom Isthmos stammender Dienst in Byzanz wenigstens vor allen andern bluͤhte S. außer andern Boͤttiger Amalth. 2. S. 304. — Von den Hieromnemonen hat weitlaͤuftig Letronne gehandelt, Mem. de l’Acad. des I. et B. L. 6, 221., aber ohne zu merken, daß sie außer Delphi Megara und dessen Colonieen eigenthuͤmlich sind. . 11. Byzanz Verfassung war zuerst Koͤnigthum Dies wenigstens unter Dineos (Dinaͤos), oben Bd. 2. S. 120. Von den Leibeigenen oben S. 62. , dann Aristokratie Nach Hesych. Miles. Λέων τις τῶν Βυξαντίων ἀϱιστοκϱατίαν ἐδέξατο. , welche in eine Oligarchie umschlug, die Thrasybul der Athener Ol. 97, 3. abschaffte, und Demokratie an deren Stelle setzte Xen. Hell. 4, 8, 27. Was die 30 bei Diod. 14, 12. sind, die Klearch nach den Magistraten ermorden ließ, ist voͤllig dunkel, da die rich- tige Erklaͤrung oder Emendation von Βοιωτοὺς noch desiderirt wird. . Damit wurde wohl auch den Neubuͤrgern gleiches Recht gegeben, die sonst einmal von den alten Colonisten ihrer Anmaßun- gen wegen aus der Stadt gejagt worden waren Arist. Pol. 5, 2, 10. . Darnach scheint die Demokratie lange fortbestanden zu haben Theopomp bei Athen. 12, 526 e. vergl. Memnon 23 bei Photios p. 724. , aber sie fuͤhrte nach Theopomp bei dem taͤg- lichen Herumtreiben auf dem Markte allgemach ein verworfenes Leben in Schenken und Luͤderlichkeit her- bei; welches auch auf die Nachbarstadt Chalkedon uͤber- ging, da diese die Byzantische Volksherrschaft ange- nommen, und mit der alten Verfassung auch die fruͤher vortreffliche Zucht der Sitten aufgegeben hatte. Auch waren in diesen Zeiten meistentheils die Byzantier in Finanznoth, aus der sie sich oft durch sehr gewaltsame Operationen zu retten suchten Ps. Aristot. Oekon. 2, 3. Die Zolleintreibungen am Bosporos sind bekannt. . — In dem Dekret bei Demosthenes uͤbergiebt der Rath (βωλὰ) einen Vorbeschluß, ῥήτρα genannt ῥὴτϱα heißt auch in Sparta (oben S. 86.) ein Senatsbeschluß schon ehe ihn das Volk gebilligt hat. , einem Einzelnen, um ihn an das Volk in der ἁλία zu bringen, ziemlich auf Attische Weise; die damalige Verfassung heißt darin ἁ πάτριος πολιτεία. Die Archontenwuͤrde war vielleicht mit der Demokratie eingefuͤhrt Sie kommt auf Muͤn- zen vor. vgl. Heyne Commentat. rec. Gotting. T. 1. p. 8. ; die Civilgewalt der Strategen ist vielen Staaten in spaͤtern Zeiten gemein. — Als Abtheilung der Phylen Ps. Aristot. Oekon. a. O. , wie es scheint, als eine Art Phratrien also, kommen die Hunderte, ἐκα- τοστῦς, vor Chandl. Inscr. App. 12. p. 94. ; die wahrscheinlich allen Megarischen Colonieen gemein waren, da wir sie auch in Herakleia Pontike finden. Hier wissen wir notorisch, daß einst die Hekatostys Glieder der Phylen waren, deren die Stadt drei hatte Dies geht aus dem Zusammenhange der Erzaͤhlung bei Aeneas Poliork. 11. hervor. Die Zahl vier der Hekatostys ist sicher falsch; ich glaube, daß entweder εἴκοσι oder πεντὴκοντα ausgefallen ist. Casaub. Emd. 40 fuͤr 4 ist nicht zulaͤssig. Die Begebenheit trifft wohl vor Ol. 104. , so daß die Reichen (die alten Kle- renbesitzer naͤmlich) sich in denselben Hekatostys zusam- men befanden; die Volksvorsteher aber, die Aristokra- tie gaͤnzlich zu vernichten gesonnen, theilten das Volk in sechzig neue, von den Phylen unabhaͤngige, in die Reiche und Arme durch einander eingetragen wurden: ungefaͤhr dieselbe Operation, durch die Kleisthenes zu Athen die Demokratie so sehr gehoben hatte. Dieses Herakleia Pontike , eine zum Theil Boͤotische aber hauptsaͤchlich Megarische Gruͤndung S. Bd. 2. S. 122. , hatte im Anfange gewiß die Verfassung anderer Dori- schen Colonieen, und als Staͤnde erstens die Besitzer der großen Kleren urspruͤnglicher Theilung, dann einen Demos, der sich zugleich oder nachher angesiedelt, drittens die leibeigenen Mariandynen S. oben S. 63. . Ohne die Epochen der Verfassung weiter verfolgen zu koͤnnen, bemerken wir nur, daß eine Zeitlang eine Buͤrgerschaft im engern Sinne (ein πολίτευμα) bestand, aber das Volk im weitern doch die Gerichte (die Civilgerichte, meine ich) hatte, was die Umwaͤlzung der Verfassung herbeifuͤhrte Aristot. 5, 5, 6. . Vor Olymp. 104, 1. verlangte der Demos sehr heftig Schuldenaufhebung und neue Thei- lung der Feldmark; der Rath, welcher damals noch kein Volksausschuß, sondern ein aristokratisch gewaͤhlter war Dies geht aus dem Zusammenhange der Hauptstelle bei Justin. 16, 4. hervor. , wußte zuletzt in Rathlosigkeit kein Mittel, als einen Vertriebenen, Klearch, zu Hilfe zu rufen, der auch sogleich mit geworbenen Truppen in die Stadt kam, aber bald, statt das Ansehn derer, die ihn gerufen, zu schuͤtzen, Fuͤhrer des Demos, und — was eigentlich der schon ist, der die blinde Gewalt und physische Kraft der Masse gegen Recht und Ordnung in Bewegung setzt — Tyrannos wurde Mit Justin vgl. vor andern Aeneas Poliork. 12. . Klearch toͤdtete von den Mit- gliedern des Raths, die er habhaft wurde, sechzig an der Zahl Nach Polyaͤn 2, 30, 2. ließ Klearch den gesammten Rath der 300 ermorden, der nach der Stelle ein stehendes Collegium war. ; ließ ihre Knechte, die Mariandynen also, frei, und zwang ihre Frauen und Toͤchter, solche zu heirathen — sicher das schnellste Mittel, um alle Ge- schlechterherrschaft auszurotten; aber der Stolz edler Abkunft war in den weiblichen Seelen so maͤchtig, daß sich die meisten durch Selbstmord der Schmach entzo- gen. Es ist anzunehmen, daß eine in solchem Sinne verwaltete, durch viele Successionen fortdauernde Ty- rannis jede Spur der alten Verfassung vernichtete Von der Megarischen Colonie Astypalaͤa haben wir ziemlich wohlerhaltene Volksbeschluͤsse, aber erst aus den letzten Zeiten der Freiheit, wo die Verfassung der Attischen gleich erscheint. Eine Inschrift, schon citirt Bd. 2. S. 151, 8., beginnt: εδοξε τᾳ βου- λᾳ και τῳ δαμῳ φιλ — — ενευς επεστατει γνωμα πϱυ[τανιων επει[δη Αϱκεσιλας Μοιϱαγενευς αἱ[ϱελεις] αγοϱανομος επεμελη- θη του δαμου μετα πασας φιλοτιμιας u. s. w. Eine an- dere aus denselben Papieren enthaͤlt συνϑήκας des δῆμος τῶν Αστυπαλαιέων und des δῆμος τῶν Ρωμαὶων; auch hier steht: εδοξε τω δημω Ευχωνιδας Ευκλευς επεστατει πϱυτανιων [γνωμα]. . 12. In der Spartiatischen Colonie Knidos herrschte eine strenge Aristokratie. Der Regierung stand ein Rath aus 60 Maͤnnern vor, die aus den Edlen er- waͤhlt. Dessen Amtsverwaltung war ganz die der Spartanischen Gerusia, welcher er auch in der Zahl nachgebildet ist. Er berieth uͤber alle Angelegenheiten, ehe sie der Volksversammlung vorgelegt wurden, und hatte die hoͤchste Sittenaufsicht. Das Amt war lebens- laͤnglich, und keine Verpflichtung zur Rechenschaft Alles dies steht in Plut. Qu. Gr. 4. . Die Mitglieder hießen ἀμνήμονες; ἀφεστὴρ der Vor- steher, der einen jeden Geronten um seine Meinung befragte. Dabei war aber aus jeder Familie nur Ei- ner zum Senat und den oͤffentlichen Aemtern wahlfaͤ- hig; juͤngere Bruͤder waren ausgeschlossen. Dies er- regte Zwietracht unter den Familiengliedern selbst; die Zuruͤckgesetzten traten auf die Seite des Volks, und die Oligarchie wurde gestuͤrzt Aristot. 5, 5, 3. 11. . Es geschah dies ver- muthlich wenige Zeit vor Aristoteles; der Philosoph Eudoxos und ein wenig bekannter Archias werden als Gesetzgeber der Knidier genannt Jener von Hermipp bei Diog. L. 8, 88. u. Plut. g. Kolotes 32. p. 194 H. Dieser v. Theodoret Graec. aff. 9, 16. . Auf der Spartiatischen Insel Melos finden wir nichts bemerkenswerth, als daß die Vollmacht der Ma- gistrate wenigstens groͤßer als in Athen zu sein pflegte Thuk. 5, 84. . Von Thera’s alter Verfassung und den Ephoren da- selbst ist schon oben das noͤthige bemerkt S. 61, 2. u. 112. . 13. Auch die Umwandlungen der Kyrenaͤischen Verfassung sind schon bei den Perioͤken angedeutet wor- den. Anfaͤnglich mag die Verfassung der Spartiati- schen ziemlich analog gewesen sein. Hernach kamen die alten Rechte der urspruͤnglichen Colonisten mit den An- spruͤchen der hinzugekommenen in mannigfachen Streit, und zugleich gewannen die Koͤnige eine verfassungswi- drige und fast tyrannische Macht. Es scheint, daß sie besonders durch Bekanntschaft und Verschwaͤgerung mit Aegyptens Herren auf den Gedanken gebracht wurden, das althellenische Koͤnigthum in orientalische Despotie zu verwandeln. Daher mußte unter Battos III. der Mantineer Demonax, als Gesetzgeber herbeigerufen, die Souveraͤnetaͤt der Gemeinde wieder herstellen; der- selbe gab den neuen Colonisten mit den Altbuͤrgern im Ganzen gleiches Buͤrgerrecht, wenn diesen auch noch manche Vorzuͤge gelassen wurden. Die Koͤnige wurden außerordentlich beschraͤnkt, und allein auf die Einkuͤnfte von priesterlichen Funktionen und ihren Guͤtern ange- wiesen τεμένεα im homerischen Sinne, Herod. 4, 161. vgl. Diod. Exc. 8. Bd. 2. S. 551 Wess. Τὰ τῶν πϱογόνων γέϱεα K. 162. geht auf die genommenen Einkuͤnfte, und auch Rechte. , da sie sich vorher das Vermoͤgen des Staats im Ganzen angemaßt Diod. 2. S. 550 Wess. ; sie hatten, wie die Spartia- tischen, Sitz und Stimme im Rathe und auch wohl die Leitung desselben, welches Amt Pheretime, die Mut- ter Arkesilaos III. , waͤhrend Abwesenheit ihres Soh- nes versah Her. 4, 165. . Diesen Beschraͤnkungen widerstritten aber die eben genannten Regenten, wie ihre Nachfolger, mit Heftigkeit, und zogen so ihren Untergang selbst herbei. Auch der Arkesilaos, dem Pindar dichtete, der vierte des Namens, herrschte ohne Milde, und durch Soͤld- ner seine Macht schuͤtzend Boͤckh Expl. ad Pind. P. 4. p. 266. : und gewiß nicht ohne be- sondern Grund, aber schwerlich mit Erfolg, raͤth ihm der edle Dichter, “nicht doch mit scharfem Beile die Zweige der großen Eiche (die Edlen des Staats) zu vertilgen, und ihr die schauenswerthe Gestalt zu ver- schaͤnden; denn auch der Bluͤthe beraubt gebe sie Zeug- niß ihrer Kraft, wenn winterlich verderbliches Feuer (der Empoͤrung) sie erfasse; oder diene in fremden Mauern einen schmaͤhlichen Dienst unter Saͤulen des Herrenhauses zur Stuͤtze aufgestellt” (wenn das Volk sich aus Verzweiflung einem auslaͤndischen Koͤnige un- terwirft) P. 4, 263. nach Boͤckhs Erkl. . Aber die sanftheilende Hand, mit der der Dichter dagegen die Wunden der Staats zu behan- deln anraͤth, war nicht die des, nur durch Kriegs- muth und Kuͤhnheit ausgezeichneten Arkesilaos. Darum schloß mit ihm die Reihe der Kyrenaͤischen Fuͤrsten (nach Ol. 80.), und Demokratie trat an deren Stelle; sein Sohn Battos floh nach den Hesperiden und starb hier; den Kopf des Leichnams versenkten die Republikaner auf den Meeresboden Herakl. Pont. 4. . Die neue Regierungsform gewann durch eine gaͤnzliche Umschmelzung Bestand und Dauer; die Phylen und Phratrien wurden vermehrt, der politische Verband der Geschlechter aufgehoben, die Familiensacra zu gemeinsamen gemacht u. s. w. Aristot. Pol. 6, 2, 11. vgl. Schneider Add. p. 502. Diese oben (S. 64, 2.) beilaͤufig citirte Stelle gehoͤrt genauer hieher; denn daß die τὸν δῆμον καϑιστάντες nicht Demonax sind: folgt daraus, daß dieser nur 3 Phylen einrich- tete, und ihre Zahl also wohl schwerlich vermehrte. Ich weiche in mehreren Stuͤcken absichtlich ab von Thrige Historia Cyrenes P. 1. p. 171 sq. . Doch muß in der Verfassung ein Keim von Unruhen und Umwaͤlzungen geblieben sein S. auch uͤber den Streit einer demokr. und aristokr. Faktion. Ol. 95, 1. Diod. 14, 34. , wenn die Kyrenaͤer den Platon baten, ihnen eine gemaͤßigte und wohlge- ordnete Politie einzurichten, was der Philosoph abge- lehnt haben soll: weil sie sich gar zu gluͤcklich duͤnkten; in spaͤterer Zeit soll Lukull, der Roͤmer, den Staat nach vielfacher Tyrannis wieder zur Ruhe gebracht haben Plut. Luk. 2. — Ueber die Ephoren von Kyrene oben S. 112. . 14. Die Verfassung der Lakonischen Colonie Ta- ras hat zwei Hauptperioden. In der ersten noͤthigt die Analogie ein aͤhnliches Verhaͤltniß der Staͤnde vor- auszusetzen, wie in andern Dorischen Colonieen: adlige Altbuͤrger, unter einem Koͤnige oben S. 109. den Staat leitend; dem Volke geringe und beschraͤnkte Regierungsrechte eingeraͤumt; leibeigene Ureinwohner besonders auf den Aeckern des ersten Standes Ueber diese s. oben S. 54, 1. Aus diesen Pelasgischen Leibeigenen gingen nach Platon Gesetze 6, 777. Raͤuberbanden, πε- ϱίδινοι genannt, hervor. vgl. Athen. 6, 267. . Diese Verfassung muß aber allmaͤlig gemildert worden sein, Aristoteles nennt sie so Politie im engern Sinne, die nach ihm bis uͤber den Mederkrieg hinaus bestand, und erst in Demokra- tie uͤberging, da in einer blutigen Schlacht gegen die Japyger (Ol. 76, 3.) ein großer Theil des Adels ge- fallen war 5, 2, 8. vgl. Heyne Opusc. Acad. 2. p. 221. . Der Uebergang wurde ohne heftige Be- wegung durch einige Institute eingeleitet, in denen die Aristokratie sich den Forderungen des Demos nachgiebig erzeigte Arist. 6, 3, 5. Man kann diese Institute nur hieher setzen, da das Praͤsens παϱασκευά- ζουσι deren Fortdauer beweist, ἐποίηααν hernach geht blos auf die Zeit der Einrichtung, ἵνα μετέχῃ beweist wieder den Bestand. . Erstens gab sie nach Aristoteles dem Volke freie Benutzung der Guͤter, worunter wohl nur ein ager publicus verstanden werden kann; und dann wur- den alle obrigkeitlichen Stellen zweimal besetzt, einmal durch Wahl, zugleich aber durchs Loos, um auch den gemeinen Mann dazu gelangen zu lassen. Diese De- mokratie befoͤrderte zuerst ungemein die Bluͤthe und Macht des Staats Str. 6, 280. , als noch Maͤnner von Wuͤrde und Ansehn, als namentlich einer der Edelsten der Zeit, Archytas der Pythagoreer, ein Mann von ungemeiner Seelenkraft und Weisheit, und dabei wie alle Anhaͤnger des Bundes, (dessen Theilnehmer er indeß nicht mehr gewesen sein kann,) aristokratisch gesinnt was auch das Fragment des Archytas uͤber die Lakonische Verfassung (Stobaͤos Serm. 41., Orelli Opp. moral. 2. p. 254.) beweisen wuͤrde, wenn es aͤcht waͤre. , dem Staate vorstand. Er war siebenmal Strateg, obgleich das Gesetz sonst untersagte, derselben Person diese Gewalt oͤfter zu verleihen Diog. L. 8, 79. sechsmal nach Aelian V. G. 7, 14. vgl. 3, 17. , und wurde als solcher niemals geschlagen Aristoxenos bei Diog. 8, 82. ; das Volk uͤberließ ihm lange mit schoͤnem Vertrauen die Oberleitung des gesammten Staats Str. a. O. Demosth. Εϱωτ. p. 1415 R. Plut. de educ. lib. 10. p. 28. reip. ger. praec. 28. p. 191. vgl. Fabric. Bibl. Gr. ed. Harles. 2. p. 30. . Wie aber hernach, als solche Maͤnner zur Leitung der Menge fehlten, und das fruͤh keimende Sittenverderb- niß, durch den Luxus der Natur hervorgerufen, durch keine strengen Institute gezaͤhmt, immer weiter um sich griff, der Staat von Tarent so entartete, daß von dem alten Dorismus, und namentlich von dem Cha- rakter der Mutterstadt jede Spur verschwand, daher er, wenn immer noch aͤußerlich maͤchtig und reich, doch durch innere Ohnmacht, besonders wenn frecher Poͤbel- uͤbermuth hinzukam Ueber die ἀσέλγεια und ὕβϱις der Tarentiner s. besonders Dion. Hal. Ex. ed. Mai 17, 5. 7. — Eine βουλὴ zu Tarent, deren πϱοβούλευμα zur Kriegserklaͤrung noͤthig, bei Liv. 8, 27. Volksversammlung uͤber Krieg u. Frieden entscheidend, Diod. 19, 70. Plut. Pyrrh. 13. Cheirotonie derselben, Plut. Qu. Gr. 42. aus Theophrast. , untergehn mußte, ist hinlaͤnglich bekannt. 1. Von der Verfassung der Tarantinischen Colo- nie Herakleia (Ol. 86, 4.) lehren die erhaltenen, sonst so wichtigen, Urkunden im Ganzen wenig. Ein Ephoros ist ἐπώνυμος, fuͤnf erwaͤhlte ὁρισταὶ sollen das heilige Land des Dionysos schaͤtzen und nach den Regeln Etruskischer Agrimensoren vermessen auf Beschluß der Volksversammlung vgl. oben S. 86, 6. , um, was davon im Laufe der Zeit verloren gegangen, auszumitteln, und das Uebrige zu sichern. Der Staat, zwei Polia- III. 12 nomoi und die Horisten verpachten darauf das heilige Land nach Beschluß der Herakleer, und geben die Be- dingungen an, bei denen auch Sitagerten als Aufseher des oͤffentlichen Kornmagazins erwaͤhnt werden. Die jaͤhr- lichen Polianomoi haben die bestaͤndige Aufsicht uͤber die Erfuͤllung der Pachtkontrakte, sie fuͤhren Untersu- chungen mit zehn Geschwornen, die sie sich vom Volke zuerwaͤhlen, treiben bei Verletzungen derselben die darin bestimmten Bußen ein, und referiren in andern Faͤllen an die Volksversammlung; sie selbst sind der Verant- wortung ausgesetzt. 15. Wir knuͤpfen Kroton an, da auch diese Stadt, unter Spartas Auktoritaͤt von einem Herakli- den gegruͤndet und daher den Herakles selbst als Stif- ter verehrend S. Bd. 2. S. 126. 448., wo noch Diod. 4, 24. zuzufuͤ- gen ist. , als an Dorischem Stamme Antheil habend betrachtet werden muß, wenn auch spaͤter der zahlreichere Achaͤische Theil der Bevoͤlkerung uͤberwie- gend erscheint. Kroton war der Boden, auf welchem Pytyagoras sein Ideal einer wahren Aristokratie ver- wirklichen wollte, und verwirklichte: was wir indeß nur dann als moͤglich begreifen, wenn wir dies Ideal als kein luftiges Theorem und Hirngespinst, sondern vielmehr in nationaler Denkweise begruͤndet, und den Verfassungen Sparta’s, Kreta’s und der Unteritali- schen Staͤdte, in denen Pythagoras auftrat, selbst zum Grunde liegend erkennen; daher denn auch ein Theil seiner Wirksamkeit als blos herstellender und zuruͤck- fuͤhrender Art, als Tyrannis zerstoͤrend, Volksanma- ßungen abweisend, alte Rechte neu gruͤndend, beschrie- ben wird Jamblich. Pyth. 7, 33. vgl. Porphyr. Pyth. 21. 22. . Kroton aber waͤhlte er zum Mittelpunkte seiner Thaͤtigkeit erstens als eine Anlage seines Fami- liengottes Apollon Bd. 2. S. 263. , zweitens als “die Stadt der Gesunden”, was es durch Klima, Gymnastik und rei- nere Sitten war, als wenigstens die Nachbarstaͤdte, Tarent und Sybaris, damals kannten. Die Regie- rung der Stadt war, als der Philosoph auftrat, in den Haͤnden eines Rathes von Tausend, welcher ein Synedrion bildete Jambl. Pyth. 9, 45. und Di- kaͤarch bei Porphyr. 18. der die Mitglieder γέϱοντας nennt. Vie- leicht ist die σὐγχλητος bei Diod. 12, 9. dasselbe. ; diesem vorzustehn, als Prytanis wahrscheinlich S. oben S. 137, 1. , sollen die Krotoniaten selbst den Py- thagoras gebeten haben Valer. Max. 8, 15. ext. 1. . Einen solchen Rath von Tausend fanden wir schon oben in Akragas zur Zeit des Empedokles; dieselbe Zahl verwaltete, nach dem Census gewaͤhlt , in Rhegion den ganzen Staat Herakl. Pont. 25. . Hiernach koͤnnen wir annehmen, daß auch die Tausend von Kroton die Reichsten waren: was indeß in Staͤd- ten, deren Macht auf Landbesitz beruht, ehe Revolu- tionen die Verhaͤltnisse verwirrt, im Ganzen zugleich die adligen Familien zu sein pflegen. Sie konnten zu Kroton in den meisten Angelegenheiten ohne Volksver- sammlung entscheiden Jamblich 35, 260. , und besaßen auch richterliche Gewalt S. 27, 126. . Der von Pythagoras gegruͤndete Rath da- gegen, der nicht timokratischer, sondern rein aristokra- tischer Art gewesen zu sein scheint, enthielt nur drei- hundert Mitglieder Diog. L. 8, 3. vgl. Apollon. bei Jamblich. 35, 254. 261. Ju- stin 20, 4. , eine in aͤhnlichen Verhaͤltnissen oͤfter vorkommende Zahl oben S. 80. ; an seiner Spitze stand Py- thagoras selbst. Es ist eine der groͤßten Erscheinungen in der Geschichte des oͤffentlichen Lebens der Hellenen, 13 * daß die Philosophie des Maaßes, der Einheit, des χόσμος das unbewußte Streben der Bessern der Zeit aussprechend, und daher an sich anschließend, die Lei- tung des gemeinsamen Handelns uͤbernahm und auf eine geraume Zeit in Haͤnden behielt; so daß die vor- handenen Elemente jegliches in seinem Wesen erkannt, und jedem der gebuͤhrende Platz angewiesen, die durch aͤußeres und inneres Recht Befaͤhigten an die Spitze gestellt, aber ihnen, wie den Platonischen φύλαχες, zuerst strenge Selbsterziehung zur Hauptpflicht gemacht wurde, um so auch die Erziehung der Uebrigen allge- mach vorzubereiten. Jetzt zweifelt Niemand mehr, daß der Pythagorische Bund großentheils politischer Natur, daß sein Zweck foͤrmliche Leitung der Staaten, und daß sein heilsamer Einfluß auf dieselben von der tiefgrei- fendsten Art und auch nach der Zerstoͤrung des Ganzen in Groß-Griechenland durch mehrere Geschlechter fort- dauernd war Die Auseinandersetzung dieser Thatsache ist ohne Zweise ein Verdienst von Meiners Gesch. der Wissensch. B. 3. K. 3. . Diese Zerstoͤrung ging aus von der natuͤrlichen Gegenkraft einer solchen Aristokratie, von dem Demos und dessen Fuͤhrern, denn nur als solcher konnte Kylon die Katastrophe herbeifuͤhren, die er her- beifuͤhrte; es wird berichtet, daß der Widerstand des Ordens gegen ein agrarisches Gesetz, das die Verthei- lung des Gebiets des eroberten Sybaris unter das Volk betraf, die Gemuͤther zu entzuͤnden diente Apollon. bei Jambl. 35, 255. . Das gesammte Volk solle zu den Volksversammlungen und obrigkeitlichen Stellen zugelassen, und allen abgehenden Magistraten Rechenschaft von einer durch das Loos aus dem Volke erwaͤhlten Behoͤrde abgenommen wer- den Apollon. bei Jambl. 35, 257. vgl. 260. , dabei Schuldenerlaß und neue Aeckerverthei- lung Jambl. 35, 262. , forderte die Gegenparthei: woraus wir schlie- ßen duͤrfen, daß die Pythagoreer nach Spartiatisch- Kretischem Grundsatze nichtverantwortliche Oberbehoͤrden hatten, und Wahl zu allen Staatsaͤmtern noͤthig hiel- ten. Wie furchtbar couvulsivische Bewegungen der Sturz des Bundes (gegen Ol. 69.) in den unteritali- schen Staaten verursachte, bezeugt der besorgte Antheil des gesammten Griechenlandes an der Beruhigung, wel- che endlich dadurch erreicht wurde, daß die Italischen Staͤdte den Dorismus aufgebend, allgemein Achaͤische Verfassung und Institute annahmen Polyb. 2, 39. Jambl. 35, 263. vgl. hiezu wie zu dem Vorigen Heyne Opusc. Acad. II. p. 178. , von denen sie erst unter der Herrschaft des Syrakusier Dionysios und dann unter der Obmacht der umwohnenden Barbaren lassen mußten. Die Achaͤische Verfassung nun war nach Polybios 2, 41, 5. und oͤfter. Paus. 7, 7, 1. gleich nach dem Sturze des letzten Koͤnigs Ogyges Volksherrschaft geworden, und blieb es im Allgemeinen bei mannigfachem Wechsel im Einzelnen; wir wissen auch, daß sie der Spartiatischen sehr unaͤhn- lich war Thuk. 5, 80. : indessen zweifeln wir doch, ob sie in da- maliger Zeit schon eigentliche Demokratie genannt wer- den konnte, da Xenophon angiebt, daß in Sikyon Ol. 103. Timokratie herrschte, nach den Gesetzen der Achaͤer” Hell. 7, 1, 44. , welche Worte unmoͤglich auf einen blos voruͤbergehenden Zustand dieses Volkes gehen koͤnnen. So fand auch in Kroton im Jahre der Stadt 637. kei- nesweges vollstaͤndige Demokratie statt, sondern, wie bei allen Italischen Griechen zur Zeit, ein Senat aus den Optimaten, der mit dem Volke oft selbst in offe- nem Kampfe lag Liv. 24, 2. 3. . 16. Zuletzt endlich gehoͤrt auch die Verfassung Delphi’s hieher, wenn wir oben mit Recht ange- nommen haben, daß die angesehensten Geschlechter Del- phi’s Dorier waren Bd. 2. S. 211. oben S. 135. . Eben da ist gezeigt, daß diese Geschlechter in aͤlterer Zeit eine strenge Aristokratie ver- walteten; aus den Edlen wurden die Priester gewaͤhlt, denen die Leitung des Orakels oblag; aus ihnen der Pythische Gerichtshof, einer Spartiatischen Gerusia und dem altattischen Ephetengerichtshofe vergleichbar; aus ihnen die bedeutendsten Magistrate, unter denen ehemals ein Koͤnig oben S. 110. Aus der angef. Stelle sieht man, daß auch zu Plut. Zeit noch ein βασιλεἰς, dem Namen nach, existirte. , hernach ein Prytanis der angese- hendste war oben S. 135. . Spaͤter kommen Archonten als ἐπώνυ- μοι vor ἐπ αϱισταγοϱα αϱχοντος δελφοις, αιτωλων πολεμαϱχου αλεξ- ανδϱου. Dodwell Tour 1. S. 182. u. sehr haͤufig sonst. Die Delphischen Archonten Gylidas und Diodoros Ol. 47, 3. u. 49, 3. (Hypoth. Schol. Pind. P.) moͤchte ich aber fuͤr Prytanen halten. . Daneben bildete sich ein Demos aus den umwohnenden, vielleicht auch aus den dem Tempel unterworfenen Voͤlkern, der auch wenigstens spaͤter in einer ἐχχλησία handelnd auftritt Oester in Inschr. Cyriac. 196. p. 27. Murat. p. 589. . Die Bule wurde in diesen Zeiten hier wie zu Gela und Rhodos (nach der oben aufgestellten Meinung) halbjaͤhrig erneuert, aber sie scheint nur aus wenigen Mitgliedern bestanden zu haben, da neben dem Archonten immer nur einer oder wenige βουλεύοντες in den Schenkungsurkunden an den Delphischen Tempel genannt werden S. mehrere zusammen bei Chandler 2, p. 83. 150 ff. und sonst oͤster. . Wir uͤbergehen manche Einzelheiten aus spaͤterer Zeit, da es uns nur daran lag, auf jene Grundzuͤge fruͤherer Verfassung aufmerksam zu machen. 17. Es erhellt aus dem bisher Zusammengestell- ten, daß, so wenig man auch von einer dem Dorischen Stamme gemeinsamen Verfassung, als in historischer Zeit bestehend, sprechen kann, doch eine solche in vielen Staaten desselben noch deutlich als den spaͤtern Ent- wickelungen voraus und zum Grunde liegend erkannt, und in dem einen laͤngere, in dem andern kuͤrzere Zeit sich erhaltend gefunden wird. Diese Verfassung, die wir mit Pindar in der Spartiatischen Staatsform am bestimmtesten ausgepraͤgt sehen, ist durchaus ari- stokratischer Art αὐστηϱὰ καὶ ἀϱιστοκϱατικὴ πολιτεία. Plut. Vergl. Lyk. u. Numa’s 2. Nach Plut. de monarchia 2. p. 205. hat Sp. ἀϱιστοκϱατικὴν ὀλιγαϱχίαν καὶ αὐϑέχαστον. Isokr. Nikokles S. 39. Lange, von den Lakedaͤmoniern: οἴχοι μὲν ὀλιγαϱχοὐμενοι, πεϱὶ δὲ τὸν πόλεμον βασιλευόμενοι. vgl. Cragius 1, 4. ; Sparta war daher der Hellenischen Aristokratie Grundstein und Angelpunkt; und hier allein stand diese durch alle Perioden fast unverruͤckt (daher auch Sparta unter allen Staaten einzig ohne heftige Revolutionen blieb) Ohne Tyrannis auch Kreta nach Platon Ges. 4, 711. , bis die Zahl der aͤchten Spartiaten fast ausgestorben, und die Bedingungen des Bestandes der alten Verfassung zum Theil hinwegge- nommen waren. — Aristokratie aber nennen wir die Spartiatische Verfassung mit Entschiedenheit Der Koͤnig soll im Dorischen Staate δᾶμον γεϱαὶϱειν, Pind. P. 1, 61. der durchgehenden und herrschenden Tendenz wegen, die Menge stets durch Wenige aber als besser vorausge- setzte zu leiten, und den Buͤrgern weit weniger selbst- vertrauende Freiheit einzupraͤgen, als Gehorsam und Scheu vor denen, fuͤr deren Wuͤrdigkeit ihr Geschlecht, ihre Erziehung und ihre eigene vom Staate anerkannte Tuͤchtigkeit buͤrgt. Indessen bemerken die Alten Vgl. hiezu und zum Folgenden Platon Ges. 4, 712 d. Arist. Pol. 2, 3, 10. 4, 5, 11. 4, 6, 4. 5., womit Cic. de rep. 2, 23. zu vgl., die respubli- , daß man sie auch eine Demokratie nennen koͤnne, indem die hoͤchste Macht doch immer als im Volke ruhend be- trachtet wurde, und in der Lebenssitte voͤllige Gleich- heit herrschte; und eben so wohl eine Monarchie wegen der Koͤnige; ja es draͤngten sich auch in der Gewalt der Ephoren Anfaͤnge der Tyrannis ein: so daß in die- ser einen, wie eigentlich in jeder ausgebildeten, alle Verfassungsformen darin lagen Auch die Kretische Verfassung war nach Platon a. O. Alles zugleich. . Aber die Seele aller dieser Formen war der Dorische Geist der Scham und Furcht vor den Gesetzen der Vorfahren, und dem Urtheil Aelterer (das Ansehen des Geschlechts ist aber gleichsam eine Fortsetzung des persoͤnlichen Alters); der der Geist des aufopfernden Gehorsams gegen den Staat und die Vorgesetzten (πειϑαρχία) Darauf, nicht auf Eroberun- gen, geht Simonides Ausdruck: δαμασὶμβϱοτος Σπὰϱτα, bei Plut- Agesil. 1. vgl. Polyb. 4, 22, 4. Plut. Lyk. 30. reip. ger. praec. 20. 21. p. 181. 182. Lak. Apophth. p. 246., die Verse des Tra- giker Ion bei Sext. Empir. adv. math. 69 a. , u. eine Fourmont- sche Inschr. von Sparta: ἡ πολις Μ. Αυϱ. Αφϱοδεισιον — της εν τοις πατϱιοις Λνϰουϱγειοις εϑεσιν ευψυχιας και πειϑαϱχιας χαϱιν. ; die Erkenntniß endlich, daß ein strenges Maaß und eine weise Be- schraͤnkung im Handeln sicherer zum Heile fuͤhre, als eine ins Ungewisse hinausstrebende Fuͤlle von Kraft und Leben. Wie sich nach diesen Dorischen Grundsaͤtzen in Sparta selbst der Niedere gegen den Hoͤheren, der Pri- vat gegen den Magistrat verhielt: so galten wieder eine lange Zeit hindurch die Spartiaten im Verhaͤlt- niß zum uͤbrigen Griechenlande als Aristokraten, und ca Laced. sei zwar mixta, aber nicht temperata gewesen; dage- gen der angebl. Archytas bei Strab Serm. 41. zwar nicht sowohl durch aͤußere Uebermacht und Zwang, sondern durch die innere Anerkenntniß, daß von ihnen aus vor allen das strengwaltende Gesetz und die heil- bringende Ordnung komme. Was ein Lakonischer Man- tel und Stock unter den uͤbrigen Griechenstaͤmmen ver- mochte, ist oft wunderbar zu schauen Vgl. Plut. Lyk. 29. 30. ; wie durch ei- nen Zauber bringt der eine Gylipp, obgleich keiner von den Besten seiner Nation, Einheit und Festigkeit in den Syrakusischen Demos, und giebt allen Unterneh- mungen desselben erst Kraft und Nachdruck; mehr als einmal war ein Spartiat genug, um Schaaren von Aeolern und Ionern Asiens zur Vereinigung und ge- meinsamen That zu fuͤhren; noch in den Zeiten der Aufloͤsung Griechischer Gemeinwesen sehen wir Spar- tiaten als die geborenen Feldherren durch kein anderes Gesetz verbundener Miethsheere, als den festen und entschiedenen Willen der Fuͤhrer. — Unter den Athe- nern haben, bei aller Befangenheit des Urtheils der Menge, und bei aller Schwierigkeit, sich eine davon freie Ansicht zu bilden, viele der Edelsten und Besten den Spartiatischen Staat stets fuͤr ein verwirklichtes Ideal gehalten, und, wie Kimon und Xenophon, (des- sen entschiedener Lakonismus doch sicher keine Thorheit war) selbst mit Aufopferung eigenen Vortheils, sich an ihn mit Waͤrme und Eifer angeschlossen. Die Vorliebe aller Sokratiker fuͤr Sparta ist bekannt vgl. den Platonischen Sokrates, Kriton 14. Protag. p. 342 c. Staat 8, p. 544 c. mit dem Xenophontischen, Denkw. Sokr. 3, 5, 15, und was Antisthe- nes sagt bei Plut. Lyk. 30. ; und der rechtlichste der Finanziers, Lykurgos, vereinigte mit aristokratischer Gesinnung Bewunderung der Gesetze La- kedaͤmons S. g. Leokr. p. 166, 5. Aeschi- . Es ist wunderbar, wie Maͤnner von so ausgezeichnetem Geiste, Praktiker und Theoretiker, ihre Achtung einem Staate zuwandten Auch Polyb. 4, 81, 12. nennt die Spartiatische Verf. gra- dezu καλλίστη πολιτεία. , den uns neuere Schriftsteller wie der unverstaͤndige de Pauw, dem in dem Bestreben, Sp. zu verunglimpfen, unter den Alten Polykrates (der Rhetor wahrscheinlich) vorausgegangen ist. Heyne de Spart. rep. Commentat. Gotting. T. IX. p. 2. oft als eine Horde von Halbwilden vor- gestellt haben. Gewiß duͤrfen wir das Urtheil der Ge- nannten, die sicherlich den Gegenstand desselben genug- sam kannten, nicht aus einer kraͤnklichen Sehnsucht nach einem fuͤr die Athener verlornen Naturzustande abzu- leiten suchen. — Uns Neuern dagegen wollen nur gar zu oft vorgefaßte Ansichten von dem Bildungsgange des Menschengeschlechts nicht gestatten, den Eindruck der Geschichte unbefangen aufzunehmen; wir weigern uns in einem Jahrhundert, das wir mit rohen Versuchen einen Staat zu organisiren beschaͤftigt glauben, die tiefste politische Weisheit zu erkennen. Anders die spe- kulativen Politiker des Alterthums, wie die Pythago- reer und Platon, denen fast nur der Spartiatisch-Kre- tische, das heißt, der altdorische Staat, uͤberhaupt als Staat galt; und in der That kommt die in Sparta verwirklichte Staatsidee der am naͤchsten, die Pytha- goras in Unteritalien zu verwirklichen strebte, und Platon als verwirklicht zu werden moͤgliche aufstellte: eine festgeschlossene der Familie verwandte Gemeinschaft mit dem Zwecke wechselseitiger Erziehung. Denn Py- thagoras Orden hat mit dem Spartiatischen Staate außer dem aristokratischen Geiste noch sehr viel ande- res Uebereinstimmendes, die Syssitien und das gemein- schaftliche Leben uͤberhaupt, die Menge und Strenge nes: ἀλλ’ οὐ Λακεδαιμὁνιοι (g. Timarch 25, 32.) ist blos eine laͤ- cherliche Nachahmung Kimons. disciplinarischer Gesetze; auch ist die hier executirte Guͤ- tergemeinschaft der Dorischen Guͤtergleichheit in der Idee nahe verwandt. Und Platon, wenn er auch den Spartiatischen und Kretischen Staat einer nicht immer billigen Critik unterzieht, hat doch offenbar seine poli- tischen Ideen, wenn auch nicht durchaus unmittelbar, von der Betrachtung dieser Staaten abgezogen Ueber die Aehnlichkeit des Platonischen und Lakonischen Staats Morgenstern de Platon. rep. p. 305. , da ganz ohne historisch gegebene Basis, so versteckt sie auch immer sein mag, Spekulation uͤber den Staat sich schwerlich denken laͤßt: die Attisch-Ionische Demokra- tie aber verschmaͤht er gaͤnzlich in Betracht zu ziehn, weil sie ihm auf seinem Standpunkte minder ein Staat, als eine Vernichtung des Staats scheinen mußte, wo Jeder fuͤr sich Alles zu sein strebend, den Organismus, in dem Jeder nur als Theil des Ganzen existirt, auf- zuloͤsen trachtete. Es waͤre interessant zu wissen, wie Spartiaten der bessern Zeit diese aufgeloͤsten Verfassungen ansa- hen und beurtheilten. Schwerlich, moͤgen wir anneh- men, mit guͤnstiger Meinung. Vielmehr erschien ihnen der Demos von Athen gewiß im Ganzen, wie ein La- kone bei Aristophanes Lysistr. 170. vgl. den λάβϱος στϱατὸς des Pindar oben S. 12, 3. sich ausdruͤckt, als ein ῥυά- χετος, als ein verworrener stuͤrmischer Volkshaufen. Daher sie sich auch im Pelop. Kriege scheuten, mit der ganzen Gemeine zu verkehren, und nur mit einzel- nen Ausgewaͤhlten unterhandeln wollten Thuk. 4, 22. Vgl. die Entschuldigungen des Alkibiades, 6, 89. . Ueberhaupt aber war Sparta, weil es in Vergleich mit der allge- meinen Beweglichkeit des Griechischen Wesens seit den Perserkriegen dem starren Magnete glich, der noch im- mer nach dem Pole der alten Nationalidee zeigte, dem uͤbrigen Griechenlande an politischen und Lebenssitten unaͤhnlich und fremd geworden Thuk. 1, 77. , daher die ins Aus- land gesandten Spartiaten entweder durch das Abwei- chende und Auffallende derselben abstießen, oder durch Schwanken und Inconsequenz leicht das entgegenkom- mende Zutrauen verloren. 10. 1. N achdem wir bis hieher die Verhaͤltnisse der Per- sonen des Staats unter einander in Beziehung auf die Regierung und Leitung des Ganzen in Betracht ge- zogen: kommen wir zu denjenigen, die sich aus der Beziehung der Personen zu den Guͤtern ergeben: zu der Lehre von der Haushaltung . Wie einfach diese im Dorischen Staate sein muͤsse, geht daraus hervor, daß es eben dieses Staates Zweck ist, aus den be- zeichneten Verhaͤltnissen alles Willkuͤhrliche und Zufaͤlli- ge zu entfernen, und die Guͤter dadurch, daß sie kein Objekt freier Thaͤtigkeit sind, dem, nur fuͤr ethische Tuͤchtigkeit auszubildenden, Gemuͤthe gleichguͤltig zu ma- chen: daher wenigstens den Herrschern des Staats, den eigentlichen Spartiaten, alle Erwerbthaͤtigkeit mit ihrer Freude wie mit ihrer Noth entzogen werden mußte S. 27. . Da also auch nach diesem Grundsatze den Ein- zelnen moͤglichst wenig Freiheit in der Benutzung der Guͤter zu gestatten, und dagegen dem Staate eine sehr große Einwirkung darauf einzuraͤumen war: so ist schon einzusehen, wie in einem solchen Staate oͤffent- liche und Privatoͤkonomie nicht streng gesondert sein konnten, sondern beide durcheinander laufen mußten: daher wir sie auch bei dieser Betrachtung nicht zu schei- den versuchen wollen. Alles Land in Lakonien war entweder unmittelba- rer Besitz des Staats, oder freies Gut der Spartia- ten, oder tributaͤres der Perioͤken. Daß der Staat von Sparta Heerden und Aecker hatte, ist aus schon oben angefuͤhrten Thatsachen klar Her. 6, 57. vgl. oben S. 106. , wenn sie auch nicht so bedeutend waren, wie in Kreta S. 53. von der μνοῖα Vgl. die τεμένη δημόσια von Byzanz bei Ps. Arist. Oekon. 2, 2. 3. ; auch die großen Waͤlder, in denen jeder Spartiat jagen konnte, mußten dem Ganzen gehoͤren. Es ist ebenfalls nicht zu zweifeln, daß dieses Staatsgut verschieden war von dem koͤniglichen wie auch in Kyrene. Oben S. 174. , in den Perioͤkenstaͤdten gelegenen; ich glaube, daß dies die Perioͤken bewirthschafteten, wie ihr uͤbriges Land, und dem Koͤnige nur den Tribut zahlten. Das uͤbrige Perioͤkenland war zwar in zahl- reiche, aber gewiß ziemlich kleine Portionen eingetheilt; wie oben schon bemerkt, waren deren 30,000 oben S. 47. , eine Zahl, die mit der der hundert πόλεις wohl zugleich festgestellt war S. 23. : aber jeder κλῆρος hatte im Gan- zen nur eine Familie, die er naͤhrte und die ihn be- baute, so viel wir erfahren, ohne Heloten. Daher muͤssen die 9000 Kleren der Spartiaten, die noch ein- mal soviel Menschen ernaͤhrten, als jene der Perioͤken S. 47. , an Umfang im Ganzen auch wohl noch einmal so groß ge- wesen sein, der einzelne dann an siebenmal groͤßer. Die Guͤter der Spartiaten nun waren, nach allgemeinem Zeugniß, untereinander gleich gesetzt, wahrscheinlich nach einer allgemeinen Schaͤtzung des Ertrags Vgl. Lykurgs angebl. Apophthegma uͤber die gleichen Kornschober, Plut. Lyk. 9. , denn den Umfang konnte man bei so verschiedenartigem Bo- den nicht als bestimmend ansehn; doch auch so mochte bald von Anfang mannigfache Ungleichheit statt finden, die im Verlaufe der Zeit, bei natuͤrlichen Veraͤnderun- gen des Bodens, noch bedeutender werden mußte, be- sonders in Betreff der mit den Guͤtern, wie wir oben annahmen, eng verbundenen Sklaven. Indessen war doch das Princip der Gleichheit vorhanden, welches ohne Zweifel ethisch im Volke begruͤndet lag; wir be- merkten schon oben, daß diese eigentlich nur eine un- tere Stufe der Guͤtergemeinschaft ist, die der Pythago- reische Orden nach dem Grundsatze: κοινὰ τὰ τῶν φίλων durchzufuͤhren suchte S. außer andern Timaͤos bei Schol. Plat. Phaͤdr. p. 68 R. und bei Diog. L. 8, 10. Meiners Gesch. der Wiss. 3, 3. — Pla- tons communitas bonorum vergleicht mit Lykurgs Einrichtung Cicero de Rep. 4. (p. 281 Mai.) bei Nonius s. v. proprium p. 689 Gothofr. , und die bei den Spartiaten in der freien Benutzung der Jagdhunde, Pferde, Knech- te, selbst der Vorraͤthe Anderer wirklich statt fand Xen. Staat 6, 3. 4. Arist. 2, 2, 5. Plut. Lac. Inst. p. 252. : und was war endlich die ganze Syssitieneinrichtung Sparta’s und Kreta’s, als eine Gemeinmachung des Vermoͤgens im Eebrauch ? Arist. 2, 2, 10. 2. Obgleich Eintheilungen des Landes nach solchen Principen schon seit der ersten Besetzung Lakonika’s durch die Dorier bewerkstelligt sein moͤgen: so kann doch die spaͤter bestehende in 9000 Loose nicht vor dem Ende des ersten Messenischen Krieges gemacht worden sein In dem Apophth. des Polydor bei Plut. p. 223. liegt, daß dieser Koͤnig eine κλἠϱωσις von Messenien veranstaltete. . Sehr merkwuͤrdig ist die geschichtliche Nachricht, daß Tyrtaͤos durch seine Eunomia das Verlangen vieler Buͤrger nach einer neuen Theilung (ἀναδασμὸς) be- schwichtigt habe Arist. 5, 6, 1. . Sie erklaͤrt sich so, daß die Spar- tiaten, welche damals schon Kleren in Messenien hat- ten, und nun von diesen keine Erndten heimbringen konnten, von neuem auf Lakonika angewiesen sein woll- ten. — Als aber jene Eintheilung gemacht wurde, muß Sparta wirklich ungefaͤhr 9000 Familienvaͤter gehabt haben, oder, nach altem Ausdrucke, so viel οἴκους, von denen nun jeder einen κλῆρος erhielt; denn οἶκοι und κλῆϱοι gehoͤrten nothwendig zusammen Plut. Agis 5. καὶ τῶν οἴκων ὃν ὁ Λυκοῦϱγος ὥϱισȣ φυλαττόντοω ἀϱιϑμὸν ἐν ταῖς διαδοχαῖς, καὶ πατϱὸς παιδὶ τὸν κλῆϱον ἀπολιπόντος. — vgl. Heyne a. O. p. 15. . Setzen wir also jeden οἶκος eines Spartiaten mit ei- nem κλῆρος versehen: so bleibt die Hauptaufgabe uͤbrig, beide in dieser Vereinigung durch dazu geeignete In- stitute fuͤr die Folgezeit zu erhalten; und wie dies ei- gentlich geschehen, denn geschehen ist es im Ganzen, ist auch fuͤr die neuere Forschung ein noch immer nicht befriedigend geloͤstes Problem Wohl erkannt hat die Schwierigkeiten Fr. v. Raumer Vorles. uͤber alte Gesch. 1. S. 236. . Der erste Theil des- selben ist die Erhaltung der Haͤuser fuͤr sich: uͤber die im Alterthum außer der politischen Oekonomie auch schon die Religion zu wachen gebot. Nichts fuͤrchterli- cher fuͤr Griechen aͤlterer Zeit, als das Aussterben der Familie, die Veroͤdung des Hauses So Herod. 6, 86. von dem Spartiaten Glaukos: οὔτα τι ἀπόγονον, οὐτ̛ ἱστίη οὐδ μίη νομιζομένη εἶνατ Γλαύκου. , durch die der Todte seine religioͤse Ehre, die Goͤtter des Geschlechts ihre Opfer, der Heerd seine Flamme, die Vorfahren ihren Namen unter den Lebenden verlieren. Dieser konnte man in Sparta durch Verfuͤgungen uͤber die Erbtoͤchter, Adoptionen, Einfuͤhrungen von Mothaken in Familien ohne Descendenz und andere, unten zu be- ruͤhrende, Mittel wehren; auch schonte man im Kriege die, welche noch keine Soͤhne hatten Herod. 7, 205. . Dazu kam nun zweitens die durch Sitte und Herkommen gebotene Unveraͤußerlichkeit und Untheilbarkeit des Familien-Kle- ros Herakl. Pont. 2. πωλεῖν δὲ γῆν Λακεδαιμονίοις αἰσχϱὸν νενόμισται (vgl. Arist. 2, 6, 10.), τῆς ἀϱχαίας μοίϱας ἀνανέ- μεσϑαι οὐδὲν ἔξεστι. vgl. Plut. Inst. Lac. p. 252. ; welche nothwendig forderte, daß nur ein eigent- licher Erbe hinterlassen werde Dies fuͤhrt als Lakonisches Gesetz an Prokl. zu Hesiods Ἔϱγ. 374. p. 198 Gaisf. , wahrscheinlich immer der aͤlteste Sohn Juͤngere Bruͤder erbten aber sogleich, wenn der aͤltere ohne aͤchte Descendenz abging, Plut. Ages. 4. . Was indeß vernuͤnftiger Weise nur so verstanden werden kann, daß dieser zwar allein als Herr des Hauses und Gutes galt, aber auch die uͤbrigen Familienglieder mit gleichem Fuge Antheil am Genusse forderten. Jener hieß Dorisch ἑστιοπάμων, der Herr des Heerdes Pollux 1, 8, 75. 10, 3, 20. mit Hemsterh. Note. Ueber die Ableitungen von πάω vgl. Valckenaer ad Ammon. 3, 7. ; die saͤmmtlichen Glieder des Hauses nannte der Kreter Epimenides ὁμοκάπους, die Zusammenspeisenden, Charondas ὁμοσιπύοτς, die von einem Vorrath Zehrenden Arist. 1, 1, 6. , die Spartiaten vielleicht παώτας Hesych: παῶται συγγενεῖς, οἰκεῖοι. . Fuͤr diese mußte also der Herr des Heer- des den Beitrag zu den Syssitien zahlen, ohne den Niemand zugelassen wurde Arist. 2, 6, 21. ; wir werden unten sehen, daß er dies fuͤr drei Maͤnner und Frauen allenfalls noch konnte: die andern Beduͤrfnisse waren unbedeu- tender Die μικϱὰ ἔχοντες bei Xen. Staat 7, 4. muͤssen solche sein, die keinen κλῆϱος fuͤr sich besitzen, wie die μικϱὰν οὐσίαν κεκτη- μένοε bei Arist. 2, 6, 10. . Waren aber noch mehr Maͤnner im Hause, und man sollte denken, daß dies bei besonderer Frucht- barkeit einzelner Geschlechter oͤfter statt finden mußte: so war, außer der Verheirathung mit Erbtoͤchtern, die Aussendung in Colonien ein fruͤher wenigstens haͤufig gebrauchtes Auskunftsmittel, oder der Staat mußte, III. 13 um der bittersten Armuth zu steuern, auf irgend eine andere Weise ins Mittel treten. Dies waͤre mit we- nig Umstaͤnden geschehen, wenn es wahr waͤre, was Plutarch erzaͤhlt, daß jedem Spartiatischen Knaben gleich nach der Geburt die Stammaͤltesten, in einer Lesche zusammensitzend, einen Kleros der Neuntausend gegeben haͤtten Lyk. 16. . Dann muͤßte man aber annehmen, daß der Staat oder die Phylen im Besitz von Kleren, etwa solchen, deren Haͤuser ausgegangen, gewesen seien: wo- gegen wir wissen, daß diese dann in ordentlicher Succes- sion an andere Familien kamen wenn ein οἶκος ganz ausgestorben war, vermuthlich an den in der τϱιακὰς zunaͤchst stehenden. , wodurch manche aus- nehmend reich wurden. Jene angeblichen Phylenaͤlte- sten werden also wohl nur die Aeltesten des Geschlechts gewesen sein, die etwa daruͤber wachen konnten, daß, wenn in einer Familie mehrere Soͤhne, und auch zu- gleich mehrere Kleren zusammengefallen waren, auch die Juͤngeren, so weit es thunlich, Landbesitzer wur- den, ohne indeß die untheilbare Einheit eines Fundus zu zerschlagen. 3. Große Verwirrung brachte in alle diese Ver- haͤltnisse erst das Gesetz des Ephoren Epitadeus, daß ein Jeder waͤhrend seines Lebens sowohl, als durch Testament Haus und Kleros wem er wolle geben koͤnne Plut. Ag. 5. : wodurch natuͤrlich gar bald eine allgemeine Erbschlei- cherei entstand, in der es die Reichen jedesmal uͤber die Armen gewannen. Dies, die Verfassung in der tiefsten Wurzel zerstoͤrende, Gesetz wurde nach Lysan- dros, aber schon bedeutende Zeit vor Aristoteles ge- geben, indem dieser Schriftsteller, den Zustand seiner Tage ganz offenbar mit der alten Gesetzgebung ver- wechselnd Anders fassen die Sache Manso 1, 2. S. 133. Tittmann S. 660. , es der Verfassung Sparta’s als Inconse- quenz anrechnet: daß darin Guͤter zu kaufen und zu verkaufen zwar mit Unehre belegt Spaͤter kommt auch dies vor, Plut. Agis 13. Aelian 14, 44. , aber dieselbigen zu verschenken und zu hinterlassen erlaubt sei 2, 6, 10. Χϱὴματα, κειμήλια zu verschenken, war auch fruͤher erlaubt. Herod. 6, 62. Plut. Ages. 4. . Von jener Zeit an finden wir, wie uͤberhaupt die Anzahl der Spartiaten immer mehr schmelzen, so noch viel mehr die der Guͤterbesitzer. Die erste Erscheinung ist sehr auffallend, und erklaͤrt sich kaum hinlaͤnglich durch die Kriege, in denen doch die Spartiaten sehr geschont wurden, mehr vielleicht durch die spaͤten Ehen, die noch dazu sehr oft innerhalb der Familie blieben; am Ende muß man auch eingestehen, daß in der Verfas- sung von Sparta ein die Natur zu sehr einengendes Princip lag, durch welches das Volk fast eher physisch unterging, als es ethisch entarten konnte; zu Aristote- les Zeit suchte man der Bevoͤlkerung dadurch aufzuhel- fen, daß man den Vater dreier Soͤhne vom Dienst, den von vieren von allen buͤrgerlichen Abgaben befrei- te ἀτελῆ πήντων z. B. dem Beitrage zu den Syssitien, Arist. 2, 6, 13. Aelian V. G. 6, 6. nennt fuͤnf statt vier. Daß das Gesetz schwerlich Lykurgisch, bemerkt Manso 1, 1. S. 128. . Aber schon Herodot rechnet — in den neuntausend Haͤusern — nur achttausend Spartiaten; in der Mitte des Peloponnesischen Krieges stellte Sparta fuͤr sich nicht viel uͤber sechstausend Schwerbewaffnete unten K. 12. ; Ari- stoteles behauptet, daß zu seiner Zeit ganz Lakonika kaum tausend Hopliten aufbringen koͤnne 2, 6, 11. ; zur Zeit Agis des Dritten endlich waren nur noch siebenhundert eigentliche Spartiaten Plut. Ag. 5. Nach Macrob. Sat. 1, 11. gab es zu Kleomenes Zeit blos mille et quingenti Lacedaemonii, qui arma ferre possent. . Dabei waren schon Ol. 95. 13 * der Klerenbesitzenden Spartiaten Solche nennt Xen. H. 3, 3, 5. nur Σπαϱτιάτας, wie man aus den Worten sieht: ὅσοι ἐν τοῖς χωϱίοις Σπαϱτιατῶν τύχοιεν ὄντες, ἕνα μὲν πολέμιον τὸν δεσπότην. im Verhaͤltnisse zum ganzen Volke eine nicht große Anzahl, zu der man namentlich die zahlreichen Neodamoden nicht rechnen kann; die, so viel ich einsehe, auf keine andere Weise Kleren erhalten konnten, als durch Adoption in einen Spartiatischen οῖκος; bis dahin sorgte wohl der Staat fuͤr sie. Voͤllig raͤthselhaft ist, wie der Verlust Messe- nieus von Sparta ausgetragen wurde; daß ganze Haͤu- ser ihren Landbesitz durchaus verloren haͤtten, ist nicht anzunehmen, sie waͤren dem Hungertode preis gegeben worden: aber wie damals innere Anordnungen dieser Noth steuerten, davon hat uns kein Schriftsteller eine Spur aufbewahrt. Zur Zeit des dritten Agis, wissen wir, waren unter den siebenhundert Spartiaten nur gegen hundert, in deren Haͤnden das Gebiet der Stadt war Plut. Agis 5. . 4. Von diesem Hinblick auf die Zeit der Aufloͤ- sung wenden wir uns wieder zur urspruͤnglichen An- ordnung, die wir freilich bei schwachen und raͤthselhaf- ten Andeutungen oft kaum zu errathen vermoͤgen. Das wissen wir indeß sicher, daß die Toͤchter urspruͤnglich ganz ohne Mitgift (dorisch δωτίνη) Dionys. Byz. de Bosp. Thrac. p. 17 Huds. und mit einer geringen Ausstattung verehelicht wurden Plut. Lak. Apophth. p. 223. Aelian V. G. 6, 6. Justin 3, 3. vgl. die verdorbene Glosse bei Hesych ἀγϱετήματα. ; hernach gab man ihnen wenigstens Geld und Mobilien mit Plut. Lysand. 30. Apophth. p. 229. Aelian V. G. 6, 4. Zu der Ge- schichte von Lysandros Toͤchtern ist zu bemerken, daß ihre Freier daruͤber sich nicht taͤuschen konnten, ob sie Grundbesitz haͤtten; aber sie glaubten, der Vater habe viel bewegliches Gut, und dies waͤre unter sie getheilt worden. ; zu Aristoteles Zeit — nach der Epoche des Epitadeus — konnten sie auch mit Landbesitz dotirt werden S. 2, 6, 10. Bel Plut. Agis 6. kommt eine sehr reiche Schwester eines armen und verschuldeten Bruders vor. S. noch Plut. Kleom. 1. uͤber den Reichthum der Frauen in Sp. Aber die reiche Frau Archidam II. (Athen. 13. p. 566 d. ) Eupolia, Mele- sippidas Tochter, muß ἐπίκληϱος gewesen sein. . Dies, wenn ein Sohn im Hause war; war keiner: so war die Tochter (unter mehreren wohl immer die aͤlteste,) ἐπίκληρος, dorisch ἐπιπαματίς vgl. Bun- sen de jure hered. Attico 1, 1. p. 18. , d. h. ihr Besitz mit dem der Erbschaft nothwendig verbunden. Verfuͤgun- gen uͤber diese waren bei der Sorge fuͤr die Erhaltung der Haͤuser ein Hauptpunkt alter Gesetzgebungen, wie in der des Rheginer Androdamas fuͤr die Thrakischen Chalkidier Arist. 2, 8, 9. , und in der Attischen des Solon vgl. außer Bunsen a. O. Platner Beitraͤge S. 117 ff. Sluiter Lectt. Andocid. 5. p. 80 sq. , mit der die Chalkidische des Charondas im Wesentlichen uͤbereingestimmt zu haben scheint Diod. 12, 18. Heyne Opuscc. Ac. 2. p. 119. . Wir heben das Noͤthigste daraus hervor. Die Erbtochter gehoͤrt mit dem Erbe den Verwandten des Hauses (ἀγχιστεῖς) an, und wie der Vater nicht ohne deren Einwilligung uͤber sie testiren kann: so wird dieselbe, bei Mangel eines Testaments, von diesen Verwandten gerichtlich als ihnen angehoͤrig gefordert, und das Recht, sie zu ehe- lichen, geht in ordentlicher Succession weiter Isaͤos Erbsch. des Pyrrhos p. 54. — Auffallend aͤhnlich war das Juͤdische Recht. S. Moses 4, 27. v. Anf. Die Toͤchter haben das Loos ihres Vaters, aber sie duͤr- fen nicht aus dem Geschlechte heirathen; der naͤchste Verwandte hat das erste Anrecht auf sie, tritt er sie ab, folgt alsdann der naͤchste u. s. w. Ruth 4. . Aber nicht blos das Recht, sondern auch die Pflicht, sie zu ehelichen, hat der ledige Mann, welchem sie im Kreise der Verwandten zuerkannt wird S. das Gesetz bei Dem. g. Steph. p. 1134, 15., welches ich so auslege: Eine Ehefrau ist die, welche ihr Vater, ihr Bru- der von demselben Vater, ihr vaͤterlicher Großvater verlobt; lebt keiner von diesen, und das Maͤdchen ist ἐπίκληϱος, so soll sie der naͤchste Verwandte, der κύϱιος, zur Ehe haben: ist sie aber keine ἐπίκλ. (wenn z. B. noch Enkel des Verstorbenen in maͤnnlicher De- scendenz existiren), so soll jener Verwandte sie, wem er will, zur Ehe geben — wobei er die Pflicht hat, sie nach seinem Census aus- zustatten. — Auch Charondas Gesetze noͤthigten den Verwandten, die ἐπίκλ. zu heirathen, und die Arme auszustatten. Diod. 12, 18. ; ja die Gesetze fuͤhr- ten noch eine besondere Aufsicht uͤber ihn, daß er auch mit der Frau Kinder zeuge Plut. Solon 20. : welche dann nicht in seinen οἶκος, sondern den der Frau uͤbergingen, und Successoren ihres muͤtterlichen Großvaters wurden. Nun ist kein Zweifel, daß auch in Sparta durch die Epi- kleren der οἶκος fortgesetzt werden sollte, aber außer- dem ist wahrscheinlich, daß man zu Maͤnnern dersel- ben stets solche, welche fuͤr sich keine Kleren hatten, also Descendenten nachgeborner Soͤhne, zunaͤchst inner- halb des οἶκος So heirathete Leonidas die Gorgo, die ἐπίκληϱος des Kleomenes, als naͤchster ἀγχιστεύς. Es war aber in Sp. haͤufig, im οἶκος zu heirathen. So Archidam seine Base Lampito, Herod. 6, 71.; so Anaxandridas die Tochter seiner Schwester, 5, 39. So war Kleonymos Gemahlin (Plut. Pyrrh. 26.) aus demselben Geschlecht; eben so Archidamos des V. Polyb. 4, 35, 15. Plut. Ag. 6. , dann des Geschlechts u. s. w. nahm. Hatte der Vater nicht selbst schon uͤber die Tochter bestimmt, was er aber auch auf keinen Fall willkuͤhr- lich konnte: so wurde darnach vor dem Gericht des Koͤnigs ausgemacht, wer sie haben solle Herod. 6, 57. . Erst nach Epitadeus konnte der Vater sowohl die Tochter, wem er wollte, verloben, und wenn er seinen Willen dar- uͤber nicht ausgesprochen, hatte sein Erbe uͤber sie zu verfuͤgen gleiche Freiheit Arist. 2, 6, 11. vgl. Manso 1, 2. S. 131. . — War aber der οἶκος auch ohne weibliche Descendenz, und die Erbfolge nicht schon durch Adoption vor dem Koͤnige gesichert: so glau- be ich, daß dem Erblasser die Vaͤter des Geschlechts aus den Ihrigen einen Sohn gaben, der dann als Successor seines Hauses angesehen wurde: ein in Athen S. Demosth. g. Makart. p. 1077. vgl. Platner Beitr. S. 139. und sonach wohl auch in Sparta angewand- tes Mittel die Veroͤdung des Hauses zu verhuͤten. Eigenthuͤmlich dagegen war dem Lakonischen Staate, daß erstens ein Ehemann, der sich an der Kinderlosig- keit der Ehe Schuld glaubte, (hielt er die Frau fuͤr unfruchtbar: so sandte er sie ohne Weiteres fort) Herod. 5, 39. 6, 61. einem Juͤngern und Kraͤftigern sein Ehebett uͤberließ; dessen Kind alsdann in das Haus des Ehemannes trat, obschon es zugleich mit dem Geschlecht des Vaters auch oͤffentlich als verwandt galt Xen. Staat 1, 7-9. Daraus Plut. Lyk. 15. Vergl. Numa’s 3. : und daß zweitens zu den Frauen von Maͤnnern, die z. B. im Kriege gefallen, ehe sie Kinder erzeugt, andere, auch wohl Knechte, gelegt wurden, nicht um sich, sondern dem Gestorbenen Successoren und Erben zu verschaffen Die oben S. 46. erwaͤhn- ten ἐπεύνακτοι. . Beide Sitten, die uns so seltsam erscheinen (das So- lonische Athen zeigt indeß noch Analoges), wurzeln in jener religiosen Furcht vor dem Untergange des Hau- ses; als diese nach und nach ihre Kraft auf die Ge- muͤther verlor, kamen wohl auch jene ab, und die Zahl der Haͤuser schmolz immer mehr. 5. Sparta war auf jeden Fall der Staat, in welchem das Princip der Guͤtergleichheit noch am voll- kommensten ins Leben trat: obgleich es auch vielen an- dern Gesetzgebungen Griechenlands zum Grunde lag. Der Chalkedonier Phalkes hatte es an die Spitze sei- ner Gesetzgebung gestellt Arist. 2, 4, 1. . Daß Solon ein Maaß vorschrieb, uͤber welches hinaus kein Buͤrger Land er- werben duͤrfte, scheint ein Rest ehemaliger Gleichheit der Kleren des Adels 2, 4, 4. . Wo aber Gleichheit nicht mehr hergestellt oder eingefuͤhrt werden konnte, dran- gen die Gesetzgeber doch auf Unveraͤußerlichkeit des Grundbesitzes. Darum durfte in Elis Niemand ein Grundstuͤck verpfaͤnden 6, 2, 5. , und bei den Lokrern nicht ohne Beweis unverschuldeter Noth veraͤußern 2, 4, 4. ; von der Unveraͤußerlichkeit der Kleren auf Leukas ist oben schon gesprochen S. 155. . Der uralte Korinthische Gesetzge- ber Pheidon ließ zwar die verschiedene Groͤße der Grundstuͤcke bestehn, aber wollte bewirken, daß ebenso der Umfang derselben, wie die Zahl der Grundbesitzer, die allein Buͤrger waren, stets dieselbe bliebe Arist. 2, 3, 7. . Phi- lolaos aber, der Korinthische Bakchiade, den Theben gegen Ol. 13. als Gesetzgeber anerkannte Orchom. S. 407. 408., wo aber Arist. Rhet. 2, 23. falsch angewandt (die St. geht auf Epaminondas). , war noch weiter gegangen, indem er nicht blos dieselbe Anzahl von Kleren durch Gesetze uͤber Kinderzeugung und Adoption bestaͤndig zu erhalten Arist. 2, 9, 7. , sondern auch von Zeit zu Zeit, vielleicht auf eine dem Hebraͤischen Halljahre aͤhnliche Weise, die urspruͤngliche Gleichheit wieder her- zustellen suchte Arist. 2, 9, 8., wo ἀνομάλωσις eine neue Gleichmachung zu bedeuten scheint, wie ἀναδασμὸς eine neue Vertheilung. . Am einfachsten bewerkstelligten dies in der That die Illyrischen Dalmater, welche alle sie- ben Jahre das Ackerland neu theilten Str. 7, 315. . — Wenn die Dorische Gesetzgebung von Kreta urspruͤnglich eine aͤhnliche Tendenz hatte, so muͤssen doch Umstaͤnde die Durchfuͤhrung derselben verhindert haben. Poly- bios 6, 46, 1. wenigstens kannte keine Gesetze der Kretev, die dem Ankaufe von Land und uͤberhaupt dem Gewinne eine Graͤnze gesetzt Dies widerspricht indeß nicht der zu Aristot. Zeit (Pol. 7, 9, 1.) noch bestehenden genauen Sonderung der Herrscher von den Ackerbauern. ; die Landguͤter wurden unter Bruͤder getheilt, wobei eine Schwester jedesmal halb so viel als ein Bruder erhielt Str. 10, 482 . So theilen schon in Odysseus Erzaͤhlung Ob. 14, 206. die Soͤhne des Hylakiden Ka- stor auf Kreta die hinterlassene Habe; der uneheliche Sohn erhaͤlt nur einen geringen Antheil (νοϑεῖα). Aber auch der Arme gelangt bei persoͤnlichem Ansehn durch Heirath mit Beguͤterten leicht zu Reichthum. Ueber- dies geben Raubzuͤge, wozu einzelne Abentheurer ganze Flotillen ausruͤsten, bis Aegypten hin, Gelegenheit zu schneller Bereicherung. — Aber eben dies Leben auf der See und zugleich die schwankenden Verhaͤltnisse der einzelnen Staaten mußten einen haͤufigen Wechsel des Besitzes hervorbringen, und jene Stetigkeit und Gleich- heit, wenn sie je ausgefuͤhrt worden war, bald auf- heben. 6. Dagegen war in Kreta die Einrichtung der Syssitien , wenigstens nach Aristoteles Urtheil, mehr nach dem Prinzip einer gewissen Guͤtergemeinschaft an- geordnet, als in Sparta, indem daselbst die Kosten derselben vom Staate, und nicht durch Beitraͤge der Buͤrger, aufgebracht wurden 2, 6, 21. 2, 7, 4. . Dieses altdorische, oder uͤberhaupt althellenische Institut haben wir unten vom Standpunkte der Sitte, der schoͤnen Gemeinschaft des Lebens, zu betrachten; hier von dem der nationa- len Oekonomie. In Sparta trug zu den Phiditien, wie gesagt, jeder Theilnehmer aus seinem Hausvor- rath κατὰ κεφαλὴν, Ar. 2, 7, 4. , und zwar gegen anderthalb Attische Medimnen Gerstengraupe, Choen Wein elf bis zwoͤlf 8 Choen nach Plut. Lyk. 12. , fuͤnf Mi- nen Kaͤse, halb soviel Feigen, auch Datteln Nach Schol. zu Plat. Ges. 1. p. 223 R. , und zehn Aeginetische Obolen fuͤr Fleischgerichte bei Di- kaͤarch dei Athen. 4, 141 d. . Die ungefaͤhre Angabe von anderthalb Att. Medimnen soll wahrscheinlich einen Aeginetischen ausdruͤcken vgl. Aeginet. p. 90. Daher Plut. a. O. einen Medimnos nennt. ; die zehn Obolen gleichen einem Korinthischen Stater oder Syrakusischen Dekalitron; das Ganze ist ohne Zweifel der monatliche Beitrag vergl. die angef. Schol. , und es ist damit die Nah- rung einer Person reichlich bestritten. Denn da die Portion sonst auf 2 Choeniken und eine Kotyle Wein (doch ist das letztere auffallend wenig) gerechnet wird Herod. 6, 57. : so kommen hier etwas mehr als so viel Choͤniken, und an fuͤnf Kotylen auf den Tag. Freilich scheint wenig fuͤr Fleisch gesorgt, aber diesen Mangel ersetzten erstens die haͤufigen Opfer, und dann die treffliche Einrich- tung der ἐπάϊκλα, welches Zugaben zum eigentlichen Mahle oder αἶχλον waren; aͤrmere Theilnehmer des Syssitions gaben solche von ihrer Jagdbeute, waͤhrend Reichere Waizenbrodt herbeischafften, (da sonst nur Ger- stenkuchen, μᾶζαι, die gewoͤhnliche Kost bildeten), und junges Vieh von ihren Heerden, Gefluͤgel als ματτύα zubereitet, von ihren Aeckern Fruͤchte der Jahrszeit spendeten S. Sphaͤros (den Bory- stheniten und Stoiker, der Sp. vor Kleomenes gesehn, Plut. Kleom. 2.) Λακ. πολ. bei Athen. 4, 141 b. Molpis 141 d. vgl. 14, 664 e. Nikokles der Lakone 4. 140 e. Perseus Λακ. πολ. ebend. Xen. Staat 5, 3. . Solche freiwillige Gaben fehlten wohl selten, so lange eine Gemeinschaft auch in der Gesin- nung bestand; sie mußten bedeutend beitragen, dem sonst einfoͤrmigen Mahle Reiz und Abwechselung zu geben. 7. In der Kretischen Einrichtung dagegen ist es der Staat, der alle Buͤrger und ihre Frauen taͤglich bewirthet Arist. 7, 4. ἐκ κοινοῦ ( i. e. e publicis vectigalibus ) τϱἐφεσϑαι πάντας καὶ γυναῖκας καὶ παῖδας καὶ ἂνδϱας. . Was die Gemeine von dem Gemeinlande sowohl als den Tributen der Perioͤken einnahm, ward nach den Monaten des Jahres in zwoͤlf Theile nach dem Κϱητικὸς νόμος bei Platon Ges. 8, 847. , in zwei nach der Verwendung getheilt, so daß die Haͤlfte fuͤr Opfer und die Kosten der Staatsverwaltung, die andere fuͤr die Speisungen bestimmt wurde Arist. 2, 7, 4. . Nun wurde aber diese Haͤlfte unter die einzelnen Haͤuser vertheilt, u. Jeder gab seinen Antheil der Syssitiengesell- schaft (ἑταιρία) der er angehoͤrte Dosiadas bei Athen. 4, 143 b. , welche Stelle mit der Aristotelischen wohl uͤbereinstimmt. . Man fragt: warum der Staat nicht gleich diese Summe unter die Syssi- tien vertheilte, an die sie durch die einzelnen Buͤrger kommen sollte: aber wahrscheinlich waren dies von den einzelnen Theilnehmern frei gebildete Gesellschafften. Das Vertheilen der Staatseinkuͤnfte erinnert an das Verfahren der Athener mit dem Ertrage der Laurischen Silberminen. Außerdem gab indeß noch jeder Buͤrger ein Zehntel des Ertrags der Erndte, und jeder Klarot fuͤr seinen Herrn einen Aeginetischen Stater S. oben S. 54. . So wohl begreiflich und zweckdienlich diese Ein- richtung ist: so wenig kommen wir mit der Lakonischen voͤllig ins Klare. Der Ertrag eines κλῆρος betrug, nach einer obigen Stelle, fuͤr den Spartiaten 82 Medimnen. Nehmen wir diese fuͤr Attische, wie wir dort bei einer ganz allgemeinen hypothetischen Berech- nung gethan: so koͤnnen davon freilich drei Maͤnner zu den Syssitien steuern (54 Medimnen), und etwa auch noch 3 Frauen daheim ein spaͤrliches Brodt haben; aber es fehlen außer dem, vielleicht erlaßlichen, Geld- beitrage zu den Syssitien alle andern Kosten der Haus- haltung, die freilich bei Aermern sehr gering sein moch- ten, da die juͤngern Knaben mit zu den Syssitien gehn, die aͤltern der Staat erzieht, manches die Jagd liefert, und dabei die Vorraͤthe Anderer benutzt werden koͤn- nen; indessen bleibt doch immer noch die Sorge fuͤr Wohnung, Kleidung, Geraͤth, Speise außerhalb der Syssitien zuruͤck. Indeß sieht man auch, daß dieß allenfalls geleistet werden kann, wenn wir jene 82 Me- dimnen nicht als Attische, sondern als Aeginetische, die bedeutend groͤßer, nehmen Dann hat Plut. Lyk. sowohl K. 12. als 8. Aeginet. Me- dimnen gemeint; und beide Stellen stammen wahrscheinlich aus ei- nem lakonischen Schriftsteller, wie Nikokles, Hippasos, Sosiblos, Aristokrates. . Aber mehr als sechs Personen moͤchten wir auch so einem Kleros, wenn die Abgabe der Heloten nicht erhoͤht werden darf, nicht aufbuͤrden; und auch dann schon konnte es kommen, was doch nach Aristoteles selten gewesen scheint, daß sie den Beitrag zu zahlen nicht im Stande waren. 8. Von der Lakonischen Hauswirthschaft ha- ben wir wenig Kunde, obgleich Aristoteles dieselbe als eine besondere Art der Oekonomie aufstellt. Jeder Hausherr, wenn er seinen Antheil von der Erndte er- hielt, bewahrte auf, was er davon im Jahre zu brau- chen gedachte, das Uebrige aber setzte er auf dem Markte von Sparta vgl. oben S. 116. um, u. zwar im Ganzen nicht in Geld, son- dern sogleich in andere Gegenstaͤnde des Beduͤrfnisses Polyb. 6, 49, 8. ἡ τῶν ἐπετείων καϱπῶν ἀλλαγὴ πϱὸς τὰ λείποντα τῆς χϱείας — κατὰ τὴν Λυκούϱγου νομοϑεσίαν. Aehnlich wohl bei den Lokrern Italiens. Herakl. Pont. 29. καπη- λεῖον οὐκ ἔστι μεταβολικὸν ἐν αὐτοῖς, ἀλλ’ ὁ γεωϱγὸς πωλεῖ τὰ ἴδια. . Uebrigens hatte die Weise, die Vorraͤthe aufzubewah- ren, etwas Besonderes Aristot. Oekon. 1, 6. , und namentlich wird die Ord- nung geruͤhmt, durch die Jegliches schnell zu finden und zu gebrauchen war ebd. am Ende. vgl. Schneider ad Anon. Oecon. Praef. p. 16. . Wir wissen auch, daß die Spartiaten auf dem Lande bei ihren Guͤtern Vorraths- kammern (ταμεῖα) hatten, die sie nach alter Weise unter Siegel hielten; aber es war jedem Aermern, der auf der Jagd z. B. sich verspaͤtet hatte, vergoͤnnt, dieselben zu eroͤffnen, herauszunehmen was er wollte, und dann sein Siegel, seinen Eisenring, darauf zu druͤcken S. die Stel- len S. 191, 2. . 9. In diesem Haushalt diente demnach das Geld wohl bei weitem seltener als Tausch- denn als Aus- gleichungsmittel; man bedurfte desselben als Scheide- muͤnze, ohne auf den Besitz groͤßerer Massen Werth zu legen. Diesen Zweck hatte Lykurgos dadurch erreicht, daß er im Staate nur eisernes Geld erlaubte, wel- ches noch dazu durch Abkuͤhlung in Essig oder wie sonst fuͤr anderweitigen Gebrauch unnuͤtz gemacht worden war Plut. Lyk. 9. Lys. 17. Vergl. Arist. und Kato’s 3. Pollux 9, 6, 79. Ps. Aeschin. Eryx. 100. vgl. Fischer zu K. 24. . Ehemals hatte man wirklich eiserne Staͤbe oder Barren als Muͤnze gebraucht Plut. Lys. 17. vgl. Poll. 7, 105. , an deren Stelle nach Pheidon gepraͤgtes Geld trat. Die Hauptmuͤnze Das lederne Geld ist wohl ganz Fabel. Nikol. Damasc. Seneca de benef. 5, 14. — Vgl. uͤber Sparta’s Geld Oudinet in den Mem. de l’Ac. d. B. L. T. 1. p. 227. hieß von der Gestalt, vielleicht auch von der Groͤße, Πέλανοϱ, Opferkuchen; sie galt vier Chalkus, d. i. einen halben Obolos oder ein Zwoͤlftel Drachme Hesych s. v. πἑλανοϱ. Die Schol. zu Nik. Alexiph. 488. er- klaͤren πελάνου βάϱος falsch mit Obolosgewicht. , of- fenbar nach Aeginetischem Fuße, weil sie nach diesem eingerichtet sein mußte, und wog eine Aeginetische Mine Plut. Lak. Apophth. p. 220. τὁ σιδηϱοῦν ὅ ἐοτι μνᾶ ὁλκῇ Αἰγιναία, δυνά- μει δὲ χαλκοὶ τέσσαϱες. ; da nun eine Silbermine an Werth 1200 halbe Obolen enthielt: so muß sich der Preis des Silbers zum Eisen wie 1200:1 verhalten haben; eine erstau- nende Wohlfeilheit des letztern, die sich nur durch die Menge des in Lakonien selbst vorhandenen Metalls und den hohen Preis des Silbers in aͤlterer Zeit erklaͤrt. Zehn Aeginetische Minen Geldeswerth waren hiernach 1200 an Gewicht, gleich 1833 Pfund; und man glaubt gern, daß sie einen Lastwagen beim Transport, und einen bedeutenden Raum zur Aufbewahrung forderten Xenoph. Staat 7, 5. Plut. Lyk. 9. . 10. Daß aber der Besitz von Gold- und Sil- bergeld ausdruͤcklich den einzelnen Buͤrgern untersagt war, beweist zum Ueberfluß das durch Skiraphidas oder Phlogidas zu Lysandros Zeit erneuerte Verbot Ephor. und Theopomp bei Plut. Lys. 17. Xenoph. Staat 7, 6. χϱυσίον γε μὴν καὶ ἀϱγύϱιον ἐϱευνᾶται καὶ ἄν τί που φανῇ, ὁ ἔχοω ζημιοῦται. vgl. Nikol. Dam. Aelian V. G. 14, 29. ; und wie tief noch die alte Sitte wurzelte, sieht man aus der heimlichen Uebertretern desselben angedroheten Todesstrafe: indessen scheint man damals den Besitz von verarbeiteten edlen Metallen nicht mehr verpoͤnt zu haben. Dem Staate aber wurde in jenem Be- schlusse ausdruͤcklich der Besitz von Gold- und Silber- geld gestattet δημοσίᾳ μὲν ἔδοξεν εἰςάγεσϑαι νόμισμα τοιοῖτον, ἂν δέ , und auch dies war gewiß nur Erneue- rung alter Sitte. Denn wie haͤtte Sparta jemals Ge- sandte nach dem Auslande schicken, Truppen in frem- dem Lande unterhalten, Kretische Soͤldner in Lohn nehmen koͤnnen, ohne allgemein guͤltiges Courant zu besitzen. Wir wissen ja auch, daß die Lakedaͤmonier Weihgeschenke nach Delphi schickten, wie Lysandros goldene Dioskurensterne; auch war ein Thesauros des Brasidas daselbst Plut. Lys. 18. vgl. Herod. 1, 51. Poseidonios bei Athen. 6, 233 f. ; und Lakedaͤmonische Toreuten arbeiteten gewiß auch fuͤr den Staat Standbilder aus Gold und Elfenbein oben S. 29. . Dies schon um die Zeit des Per- serkriegs: ein Jahrhundert fruͤher freilich hatte Sparta nicht Gold genug, um dem Apoll auf Thornax das Gesicht zu vergolden, und wollte es in Lydien kaufen, wahrscheinlich doch fuͤr Silber Herod. 1, 69. vgl. Bd. 2. S. 249. 358. Die Geschichte bei Herod. 3, 56. wollen wir nicht benutzen, da Her. selbst sie verwirft. . Es folgt hieraus, daß der Staat in Sparta alleiniger Besitzer des edlen Metalls, wenigstens des gemuͤnzten, war, (wenn er auch selbst vor Alexander nicht muͤnzte) Zuerst scheint der K. Areus Silbergeld geschlagen zu haben, und zwar ganz nach der Weise Maked. Koͤnige. Eckhel D. N. 1, 2. p. 278. 281. um im Verkehr mit dem Auslande sich dessen zu bedienen; die einzelnen Buͤrger aber außerhalb dieses Verkehrs gestellt nur jene eiserne Scheidemuͤnze bedurften und besaßen So weit hat Boͤckh die Untersuchung gefuͤhrt, Staatshaush. 2. S. 137. vgl. 1, 32. Heeren Ideen 3, 1. p. 294. zw. Ausg. : gerade so, wie es Platon in den Gesetzen will: das allgemein guͤltige Geld solle unter dem Beschlusse des Staates sein, und von den Magistraten fuͤr die Kriegfuͤhrung und die Reisen außer Landes ausgegeben werden; im τις ἁλῷ κεκτημἐνος ἰδίᾳ, ζημίαν ᾤϱισαν ϑανάτον. vgl. Polyb. 6, 49, 8. Lande selbst dagegen eine an sich werthlose Muͤnze cur- siren, welcher nur der Staat die Geltung giebt Nur das letztere paßt besser auf die Byzantinischen σιδάϱεοι, die ein Scheingeld, als auf die Lakonischen, die wirklich werth waren, was sie galten. . Noch bleiben indeß einige schwierige Punkte zu erwaͤgen. Erstens ist es klar, daß der nicht so ganz unbedeutende Handel Lakoniens S. oben S. 26. und uͤber den Kornhandel nach Korinth hinab V. 2. S. 75. nicht ohne allgemein guͤltige Muͤnze betrieben werden konnte. Nun konnte diesen unmoͤglich der Staat betreiben, da er dazu einer unverhaͤltnißmaͤßigen Menge Officianten bedurft haͤtte, sondern er war in den Haͤnden der Perioͤken. Diesen werden wir also den Besitz von Silbergeld zugestehen muͤssen, wie denn uͤberhaupt die Spartiatischen Sitten nicht in allen Stuͤcken fuͤr die Perioͤken bindend waren. Auch konnte dies auf die Spartiaten kaum Einfluß haben, da der einzelne Buͤrger von Sparta mit dem einzelnen Perioͤken in gar keinem Verhaͤltniß stand, son- dern diese nur dem Staate zinsflichtig waren. Auf dem Markte von Sparta, wo die Spartiaten und Heloten ihr Korn verkauften, und die Erzeugnisse des einhei- mischen Handwerks ausgestellt wurden, aber Fremde wohl ganz ausgeschlossen waren Auch die Epidamnier, bei denen Viel von alter Sitte, beaufsichtigten den Verkehr sehr. Sie hielten einmal jaͤhrlich unter Vorstand eines πωλητὴς einen großen oͤffentlichen Markt mit den benachbarten Illyriern. Plut. Qu. Gr. 29. p. 393. , galt sicher nur Ei- sengeld; und so hatte dies auch in ganz Lakonien seinen einmal bestimmten Werth; aber die nichtdorischen Lako- nen besaßen, wahrscheinlich mit gewissen Einschraͤnkun- gen, auch Courant. Und wahrscheinlich waren die Tri- bute derselben fuͤr den Staat die Hauptquelle, aus welcher ihm allgemein guͤltiges Geld zufloß. Zweitens muͤssen auch die Koͤnige zum Besitz von Gold und Sil- bergeld autorisirt gewesen sein. Sonst konnte ja Pau- sanias (der uͤberdies eigentlich nur Prodikos war) von der Siegesbeute von Plataͤaͤ nicht unter andern 10 Ta- lente bekommen Herod. 9, 81. , und Pleistonax und Agis I. nicht um die, freilich unerschwinglichen, Summen von 15 Talenten und 100,000 Drachmen gestraft werden oben S. 106. und Plut. Perikl. 22. Schol. Arist. Wolken 855. aus Ephoros. ; spaͤter besaß, wie oben schon bemerkt, Agis III. 600 Talente baar Reichthum, wenn auch nicht an baarem Gelde, beweist auch die ἱπποτϱοφία und Unterhaltung Olympischer Renner. Dewarat der K. hatte ἅϱματι gesiegt, und Sp. als Siegerin ausrufen lassen, Herod. 6, 70. Drei Olymp. Siege hatten die Pferde des Euagoras gewonnen. Her. 6, 103. vor Olymp. 66. nach Paus. 6, 10, 2. Nach Paus. 6, 2, 1. machten die Lakedaͤmonier nach dem Perserkriege viel Aufwand fuͤr Pferde, er nennt als Sieger Xenarges, Lykinos, Arkesilaos und dessen S. Lichas, u. K. 1. Anaxandros, Polykles. Ueber die Sie- gerinnen s. B. 4, 2. . Auch lagen ja die Guͤter des Koͤnigs im Perioͤkenlande, wo Silbergeld im Kurs war, und der Ertrag derselben konnte ihm wenigstens in solchem zukommen. Herodot sagt, daß jeder Koͤnig bei dem Antritte seiner Regierung alle Schulden der Buͤrger, sowohl an die Staatscasse als an die koͤnigliche, er- lasse 6, 59. ; man tilgte also alle Schuldscheine, zu Sparta κλάρια genannt, vermuthlich weil die Guͤter (in fruͤ- heren Zeiten versteht sich nur deren Fruͤchte) als Hy- pothek darin angegeben waren Plut. Agis 13. . Dies war ein weiser Gebrauch, wodurch besonders diejenigen erleichtert wurden, die vom Staate oder Koͤnige zu bestimmten Zwecken Gold oder Silber erhalten hatten, und es nun wegen des niedrigen Werthes der Scheidemuͤnze wieder zu bezahlen wohl selten im Stande waren. Gold oder Silber bedurften aber z. B. alle, die eine Reise außer- III. 14 halb Lakonien zu machen hatten; sie konnten es nicht anders als von den Magistraten oder dem Koͤnige be- kommen Herod. 6, 70. καὶ ἐπόδια λαβὼν ἐποϱεύετο ἐς Ἠλιν. ; eine Maaßregel, die das Reisen selbst er- staunend erschweren mußte. 11. Daß aber auch hierin die alte Strenge der Sitten mehr und mehr von dem Wandel der Zeit er- schuͤttert und unterhoͤhlt wurde, ist bekannt. Schon im dritten Geschlecht vor dem Persischen Kriege versuchte es den gerechten Glaukos, die bei ihm niedergelegten Schaͤtze eines Milesiers fuͤr sich zu behalten. Der Perserkrieg erhoͤhte indeß nur den Staatsreichthum, und auch die Persischen Subsidien sollten nur oͤffentli- chem Beduͤrfnisse abhelfen. Als endlich Lysandros viele Millionen nach Sparta fuͤhrte, und diese Stadt die reichste Griechenlands wurde was der Platon. Alkib. I. (vgl. Hippias mai. 283 d .) schon von fruͤhern Zeiten sagt. vgl. Bits é sur la richesse de Spar- te, Memoires de Berlin T. 12. p. 559. Manso 2. S. 372. Boͤckh 1. S. 32. : sollte das Leben der Buͤrger nach wie vor dieselbe stolze Arwuth behalten. Aber wie konnte der Einzelne verschmaͤhen, was der Staat so hoch achtete, und wie mochte der Einzelne nicht sein Ansehn darauf zu gruͤnden suchen, worauf fast schon die Macht des Ganzen beruhte? Lysandros selbst, ein Mann, bei aller Verschlagenheit des Cha- rakters, von heroischer Kraft der Seele, verschmaͤhte noch sich selbst zu bereichern Vergl. oben S. 196, 5. ; ein glaubwuͤrdiger Zeu- ge Anaxandridas (πεϱὶ τῶν ἐν Δελφοῖς συληϑἐντων χϱημάτων) bei Plut. Lys. 18. berichtet zwar, daß er zu Delphi ein Talent, 52 Minen Silbers und dazu 11 Stateren niedergelegt habe, vermuthlich um sie außer Landes zu brauchen: aber wie sehr wenig ist dies gegen die Erwerbungen Anderer in aͤhnlichen Lagen. Es scheint aber damals gewoͤhnlich gewesen zu sein, Geld außerhalb der Gren- zen, namentlich in Arkadien, niederzulegen, und da- durch fing man an, die Gesetze zu taͤuschen Posidon. bei Athen. 6, 232 f. . Weit weniger aber als Lysandros, wissen wir, konnte dem Reiz des Geldes Gylippos widerstehn, in dessen Fa- milie Habsucht erblich gewesen scheint, denn auch sein Vater, Kleandridas, war verurtheilt worden, weil er sich hatte bestechen lassen von Perikles naͤmlich als Rathgeber des Pleistonax. S. Plut. Perikl. 22. Nik. 28. de educ. puer. 14. Timaͤos bei Plut. Vergl. Timol. 2. Ephoros bei Schol. Arist. Wolk. 855. Diod. 13, 106. nennt ihn Klearchos. Als Exulant ging er darauf nach Thurii (Thuk. 6, 104. vgl. Wes- sel. zu Diod. 12, 23.), kaͤmpfte von da mit den Tarentinern, aber nahm nachher an der Gruͤndung ihrer Colonie Herakleia Antheil (Antiochos bei Str. 6, 264. Mazochi Tab. Heracl. p. 75., wo- nach der ungenaue Ausdruck oben Bd. 2. S. 12. Z. 13. zu berich- tigen ist). . In den Zeiten nach Ly- sandros endlich muß doch auch Privaten, unter uns un- bekannten Bedingungen, der Besitz edlen Metalls ge- stattet worden sein; wenigstens begreife ich sonst nicht, wie man Phoͤbidas wegen der Einnahme der Kadmeia um 100,000 Drachmen, und den Lysanoridas wegen der schlechten Vertheidigung um eine ebenfalls sehr be- deutende Summe haͤtte strafen koͤnnen Plut. Pelop. 6. 13. Aa. . Eine regelmaͤßige Besteurung der Buͤrger fand in Sparta unter keinem Namen statt Plut. Lak. Apophth. p. 197. πυνϑανομἐνου τινὸς, διὰ τί χϱήματα οὐ συνά- γουσιν εἰς τὸ δημόσιον. , doch wurden zum Kriege außerordentliche Beitraͤge und Steuern erhoben, die man aber, eben weil sie unge- wohnt, nur mit Muͤhe zusammenbrachte Aristot. Pol. 2, 6, 23. εἰσφέϱουσι κακῶς. Die Reichsten mußten Pferde fuͤr den Kriegsdienst halten (Xen. Hell. 6, 4, 11.), welche Last in Korinth nach einer alten Einrichtung den Haͤusern der Waisen und Epikleren aufgelegt war ; bisweilen 14 * vorkommende ἀτέλεια laͤßt sich daraus erklaͤren S. oben 195, 3. und von dem Geschlecht des Antikrates Plut. Ages. 35. . Wenn in Agis III. Zeit der Ephor Agesilaos das Jahr seiner Amtsverwaltung um einen Monat verlaͤngerte, um seine Einkuͤnfte zu vermehren Plut. Ag. 16. : so rechnete er vermuth- lich noch auf bedeutende Strafgelder S. oben S. 120. , von denen ein Theil an ihn kommen mochte. Einen Staatsschatz be- saß Sparta bis zum Peloponnesischen Kriege nicht Thuk. 1, 80. χϱήματα οὔτε ἐν κοινῷ ἔχομεν οὔτε ἑτοίμως ἐκ τῶν ἰδίων φέϱομεν. Aristot. a. O. ; Einkuͤnfte und Ausgaben glichen sich also ziemlich aus, und von den Bundesgenossen forderte man redlicher Weise nur so viel ein als man verbrauchen wollte S. oben S. 108., wo zu N. 5. zu bemerken, daß das Apophth. ὡς οὐ τεταγμένα von Plut. a. O. und S. 202. ganz richtig Archidam II. beigeschrieben wird, und Ἀϱχ. ὁ παλαιὸς kein anderer sein soll. . Wie anders sich aber auch hierin spaͤter die Verhaͤlt- nisse gestellt: liegt außerhalb dem Kreise dieser Unter- suchungen. 12. Eben so wenig kann uns hier obliegen, die Nachrichten uͤber Finanzen und Geldverkehr in andern Dorischen Staaten zu sammeln, da die mehr binnen- laͤndischen, bei denen allerdings manches Eigenthuͤmliche statt gefunden haben mag, wenig bekaunt sind, und die Handelsstaͤdte, wie Aegina, Korinth, Rhodos, Kyrene, um des Handels willen von nationalem Herkommen das Meiste aufopfern mußten. Es waren aber im Peloponnes die Staͤdte der Argolischen Kuͤste von der Natur bestimmt, die Produkte des ackerbauenden Bin- nenlandes gegen auslaͤndische Waaren umzusetzen Thuk. 1, 120. , und (Cic. de rep. 2, 20. zum Verstaͤndniß vgl. Niebuhr R. G. 1. S. 265), nicht so unbillig als es scheint, da diese ja indeß keinen bewaffneten Mann stellten, und bei rechtlicher Verwaltung gewin- nen mußten. durch sie blieben auch Lakonika und Arkadien in Ver- kehr und Zusammenhang mit der uͤbrigen Welt Der Arkadische Handel Aegina’s ( Aegin. p. 74.) war die Basis ihres uͤbrigen. ; auch waren hier haͤufig Werkstaͤtten der Handwerke, die nicht blos fuͤr das innere Land arbeiteten V. Aegina Aegin. p. 79. Megara versertigte besonders ἐξωμίδας, Xen. Denkw. Sokr. 7, 7, 6. . Zu Korinth waren die Gefaͤlle vom Hafen und Markte schon unter Periandros so bedeutend, daß der Tyrann darauf seine Einnahme beschraͤnkte Herakl. Pont. 5. Von den Gewerben Korinths oben S. 27, 2. , obgleich nach einer freilich sehr fabelhaften Tradition der goldene Koloß des Kyp- selos zu Olympia aus einem zehn Jahre hindurch ein- geforderten Zehnten von allen Guͤtern geweiht wurde Ps. Aristot. Oekon. 2, 2. Suid. Κυψ. ἀνάϑημα. Vergl. uͤber- dies zu oben Bd. 2. S. 166, 5. Schneider Epimetr. ad Xen. Anab. p. 473. Der Zehnte der Syrakusier zum Tempelbau war etwas Außerordentliches. Prov. Vatic. 4, 20. aus Demon. . — Der bedeutendste Beweis fuͤr den alten Handel des Peloponnes und dessen Wichtigkeit bleibt das Aegine- tische Geld , dessen Muͤnzfuß ehemals in der Halb- insel, in Kreta, in Italien Aeginet. p. 89. Nach Lukian π. πἐνθους 10. war der Aegi- netische Obol damals noch in Kurs, und so auch bei den Achaͤern nach Hesych παχείᾳ ( Aegin. p. 90.); indeß scheint doch von der Gruͤndung von Megalopolis und Messene an im Peloponnes Atti- scher Muͤnzfuß uͤberwogen zu haben. , selbst im noͤrdlichen Griechenlande herrschend war, da die aͤltern Boͤoti- schen, Thessalischen und Makedonischen Muͤnzen vor Philipp darnach geschlagen sind Rom é de l’Isle Eva- luationen Griechischer Muͤnzen hier zu benutzen faͤllt schwer, da es seiner Metrologie ganz an historischem Geist und Kenntniß fehlt. Daß seine 14 Drachmenarten Unsinn sind, ist leicht einzusehn: gleich die erste zu 60 Gran, die er drachme d’Aegium ou du Peloponnèse nennt, ist fast durchaus nichts als 1∫2 Aeginetische, die eigentlich nach dem Verhaͤltniß zur Attischen (von 82.) 137 . In Italien ward es auf eine eigene Weise fuͤr den Verkehr mit den ein- heimischen Voͤlkern eingerichtet, die wir, der historischen Bedeutung des Gegenstandes wegen, hier einer, wenn auch keinesweges ergruͤndenden, Betrachtung unterzie- hen wollen. Betrachtet man naͤmlich auch nur die Namen der bei den Doriern in Italien und Sicilien, z. B. zu Syrakus, zu Tarent, uͤblichen Muͤnzen, wie sie Aristoteles in der Republik der Himeraͤer aus den Dorischen Dichtern zusammengestellt hatte Daraus Pollux 4, 24, 173. 9, 6, 80. Die Namen kamen haͤufig bei Sophron und Epicharm als Muͤnzen und Gewichte vor, wie man aus Pollux, vgl. Phot. Lex. s. v. λίτϱα und ὀγκία, sieht. , naͤm- lich λίτϱα fuͤr einen Obol, ήμίλιτϱον fuͤr sechs, πεντούγκιον fuͤr fuͤnf, τετϱᾶς fuͤr vier, τριᾶς fuͤr drei Ich glaube gegen Bentlei Phalarid. p. 419. dem Zeugniß des Pollux folgen zu muͤssen. Auch bei Hesych s. v. τϱιᾶντος πόϱνη wird ein τϱιᾶς gleich 20 λεπτοῖς geschaͤtzt; nun wird aber die οὐγκία ge- woͤhnlich dem χαλκοῦς Ἀττικὸς gleich gesetzt (Aristot. bei Pollux), und ein τϱιᾶς betraͤgt dann 21 λεπτὰ, wofuͤr dort die runde Zahl steht. Diodors Schaͤtzung des πεντηκοντάλιτϱον auf 10 Drachmen, die sonst sehr ungenau, erklaͤrt Boͤckh Staatsh. 1. S. 27. aus dem verschiedenen Preise des Goldes in Attika u. Sicilien. , ἑξᾶς fuͤr zwei, οὐγκία fuͤr ein Zwoͤlftel: so entdeckt man gleich, daß diese Griechen das Italische, Roͤmische Duodecim alsystem angenommen hatten, dessen Einheit die Libra, das Pfund Erz war: eine den Griechen urspruͤnglich ganz fremde Norm, so wie das Wort λίτϱα in ihrer Sprache keine Wurzel hat. Nun kommt aber auch in derselben Reihe bei den Griechen Gran haben soll, aber meist des Alters wegen sehr abgerieben ist. Es gehoͤren dazu die alten χελῶναι, dann auch die Boͤotischen Schilde des aͤltern Styls, die Korinthischen Koppa - und Pe- gasusmuͤnzen, auch die aͤltern Thessalischen, besonders die in Thra- kien gefundenen gewoͤhnlich unter Lete stehenden; auch die der Makedonischen Koͤnige vor Philipp. Der drachme d’Egine weist er nur 3 Muͤnzen zu. der νόμος Daß νόμος, nicht νοῦμμος, die eigentlich Griechische Form sei, daruͤber s. Blomfield Sophronis Frgm. im Classic. Journ. V. 4. p. 384. , bei den Lateinern numus , vor, offen- bar, wie auch Varro sagt, ein den erstern eigenthuͤm- liches Wort, und Muͤnze, wie sie gaͤng und gaͤbe ist, bezeichnend: wodurch bewiesen wird, daß die Italer bei der Regelung des Muͤnzwesens den Italioten nicht blos gaben, sondern auch von ihnen annahmen, und zwischen beiden ein Muͤnzfuß festgestellt wurde. Achtet man weiter auf den Gehalt und Werth dieser Muͤnzen, so findet man, daß die Griechischen Colonien ihr aus dem Peloponnes mitgebrachtes System der Muͤnze bei- behielten, und darauf erst dieses Italische auftrugen und damit verglichen. Denn sie setzten die Litra dem Obolos gleich, d. h. dem Aeginetischen, der auch der Korinthische war Aristot. im Staat der Akragant. bei Poll. 9, 6, 80. Aegin. p. 91. Daß Bentlei dieses Zeugniß nicht zum Grunde gelegt, hat besonders seinen Bestimmungen eine falsche Richtung gegeben. ; so daß ein Korinthischer Stater von 10 Obolen in Syrakus δεκάλιτρον hieß. Es muß also damals, als dies System sich bildete, das Pfund Kupfer wirklich einem Silberobol gleich gegolten haben. Da jenes nun 6048 nach Rom é de l’Isle p. 40. , dieser fast 23 Pariser Gran wog nach Rom é sogar 23 1∫3. aber s. oben S. 213, 6. : so liegt bei dieser Ausgleichung ein Verhaͤltniß des Silbers zum Kupfer wie 1:263 zum Grunde, das also in die- sen Gegenden durch den Handel in fruͤhen Zeiten sich festgestellt hatte. Wenn man dagegen in Rom im Jahre der St. 485 das Silber, zum erstenmal, im Verhaͤlt- niß von 1:960 zum Kupfer auspraͤgte S. besonders Lami Tav. Alimentaria Velejate p. 69. : so geschah dies, weil eben hier das erstre noch sehr theuer, das zweite sehr wohlfeil war; fortgesetzt wuͤrde dies Ver- haͤltniß eine gaͤnzliche Exportation des Kupfers nach Unteritalien herbeigefuͤhrt haben; daher man schon im Jahre 490 ein ganz anderes, das Verhaͤltniß von 1 zu 160, an die Stelle setzte. Wie viel der νόμος der Sicilischen Griechen betrug, daruͤber fehlt es an einem entschiedenen Zeugnisse; der Name selbst besagt, daß es eine gangbare und nicht ganz unbedeutende Muͤnze gewesen. Eben deswegen moͤchte ich nicht, daß er der Litra gleich gewesen wie Boͤckh meint, Staatsh. 1. S. 18. : auch sagt Aristoteles bei Poll. 9, 6, 80. , daß zu Tarent gewoͤhnlich der Taras auf dem Delphin darauf gepraͤgt gewesen sei; dieses Gepraͤge aber findet sich erstens nicht auf Litren oder Obolen von Tarent, und hat zweitens auch kaum darauf Platz: wie denn die Griechen, wenn sie so kleines Silbergeld praͤgten, sich immer der einfachsten Typen bedienten. Stand aber dagegen der Tarantinische Numus in demselben Ver- haͤltniß zur Litra, wie der Roͤmische numus sestertius zum As wie Bentlei meint, a. O. S. 410. : so gewinnen wir fuͤrs erste ein groͤßeres Geldstuͤck, und dann die Erklaͤrung, wie es kam, daß in Sicilien der Werth von 24, hernachmals von 12 Numen Talent hieß S. Aristot. b. Poll. 9, 6, 87. Apolld. ἐν τοῖς πεϱὶ Σὠφϱονος bei Schol. min. und Villois . zu Il. 5, 576. und Schol. Gregor. Na- zianz. in Montf. Diar. It. p. 214. nach der Verbesserung von ΜΝΩΝ in ΝΟΜΩΝ, auch Suid. τάλαντον nach Scaliger, sonst Bentl. p. 409. Die Schol. Villois. Il. 23, 269. nennen noch mehrere andere Talente, aber ohne Angabe der Gegend. : 24 Numen sind naͤmlich dann 60 Pfunde Kupfer, gerade so viel, als das Aegineti- sche Talent Minen Sibers enthielt. Auch paßt dazu, daß nach Festus dies Talent fruͤher 6, dann 3 Denare betrug; Festus meint naͤmlich darunter Dekalitren Aristot. wie Apollodor sollen nach den angef. Stellen sagen, der νὀμος be- trage τϱία ἡμιοβόλια, was aber nach Salmas. und Gronov’s mir . Und so werden wir uns, wenn auch andere Umstaͤnde die Sicherheit dieser Bestimmung zweifelhaft machen Diese sind, 1, daß jene Muͤnzen mit dem Taras gewoͤhn- lich 72 und 140-155 Grane wiegen, und also gewiß keine Sefterze, sondern etwa Quinare und Denare, nach herabgesetztem Werth der Litra — so daß sie dem Attischen Obol-nahe kommt —, sind. 2, daß die große Inschrift von Tauromenium bei D’Orville u. Castello bestaͤndig Talente von 120 Litren enthaͤlt (wornach der νόμος wieder 5 oder 10 Litren haͤtte), wie man gleich aus einem Posten der Be- rechnung sehen kann: ἔςοδος 56404 Talente 88 Litren, ἔξοδος 30452 T. 42 L. λοιπὸν 4935 T. 112 L. und χϱἠματα δανειζόμενα 20016 T. 54 L. (χἰλια fehlt), also 56404 T. 88 L. = 56403 T. 208 L., d. i. 1 Tal. u. 88 Litren. Auch das bekannte Epigramm des Simonides auf Gelons Dreifuß hat Talente von mehr als 100 Litren. , doch bei dem Uebereintreffen der angegebenen damit begnuͤgen. nicht unwahrscheinlicher Meinung ein Mißverstand von τϱἰτον ἡμιο- βόλιον ist. 11. 1. W ie die Dorische Haushaltung: so traͤgt auch das Dorische Recht , so viel wir davon bei dem Man- gel an Quellen erfahren, einen sehr alterthuͤmlichen Charakter. Es spricht die Gesinnung der Zeit, in der es entstanden, mit viel Bestimmtheit aus, und eine gewisse Hoheit und Strenge des Charakters ist darin nicht zu verkennen. Aber eben deswegen war es den Verhaͤltnissen des freiern und bewegtern Lebens spaͤte- rer Zeit unangemessen, und bestand in diesen nur durch Sparta’s Isolirung. — So mußte gleich in dem ge- nannten Staate noch mehr, als im aͤltern Griechen- lande sonst der Fall war, das Privatrecht aller genauern Bestimmungen entbehren, da das Mein und Dein nach der Grundidee desselben eine geringfuͤgige Sache sein sollte ; in den Spruͤchen und Saͤtzen, die man als Lykurgisch ansah, war keine Verfuͤgung dar- uͤber; und die Ephoren als Richter waren an ihren eigenen Sinn der Billigkeit gewiesen. Ja es hatten die alten Gesetzgeber einen offenbaren Widerwillen ge- gen strengere Rechtsformen hierin; wie Zaleukos, der sonst zuerst einige Bestimmungen uͤber Sachen- und Ob- ligationenrecht gab Str. 6, 393. , doch ausdruͤcklich Schuldscheine untersagte Zenob. Prov. 5, 4. . Dagegen hatte das Recht jener Zeit eine noch viel mehr persoͤnliche Tendenz, und war in weit hoͤherem Grade Bestimmung des Handelns jedes Einzelnen durch die nationale Sitte. Es war fast gleichguͤltig, ob dieses Handeln unmittelbar Andere be- ruͤhre oder nicht; man achtete den ganzen Staat be- nachtheiligt und angegriffen, wenn einer durch sein Thun die allgemeinen Grundsaͤtze fuͤr sich aufhob. Da- her die Sittenaufsicht der alten Gerichte, wie des Areiopagos in Athen, so der Gerusia zu Sparta; da- her das tiefe Eingreifen des oͤffentlichen Rechts in die individuellesten Verhaͤltnisse, wie die Ehe. Aber die Geschichte der Voͤlker ist eine fortschreitende Freiwer- dung der Individuen; auch bei den Griechen mußte in spaͤtern Epochen das Recht diese bindende Kraft ver- lieren, und einen negativen Charakter erhalten, durch den es das Handeln eines Jeden nur in so weit be- schraͤnkt, als es die Coexistenz anderer Staatsglieder noͤthig macht. Fuͤr Sparta indeß blieb Recht und Sitte fast gleichbedeutend: wir werden daher auch hier von jenem nicht abgesondert handeln koͤnnen, und uns mit einigen Bemerkungen uͤber das Gerichtswesen in Sparta und bei andern Doriern begnuͤgen muͤssen. 2. Die Gerichtshoͤfe Sparta’s sind oben schon einzeln vorgekommen S. 95. 103. 115. 118 ff. 128. . Die Gerusia richtete alle pein- lichen Klagen, wie auch die meisten, die den Lebens- wandel der Buͤrger betrafen; die uͤbrige Jurisdiktion war unter die Magistrate nach den Zweigen ihrer Ver- waltung vertheilt wie es auch Pla- ton will, Ges. 6, 767. . Die Ephoren richteten Streitig- keiten uͤber Geld und Gut, wie auch bei Anklagen ver- antwortlicher Obrigkeiten, so lange diese nicht peinlich waren; die Koͤnige besonders in Sachen der Erbtoͤchter und Adoptionen; die Bidiaͤer Zwiste der Gymnasien. Staatsverbrechen, namentlich der Koͤnige und anderer Obrigkeiten richtete ein hohes Magistratengericht Nach Plut. von Sokr. Daͤmon. 33. S. 365. straften die Geronten den Lysanoridas (s. oben S. 211.), aber es war wohl auch das große Magistratengericht. . Die Volksversammlung war wohl nie Gericht; uͤber die Erbfolge des Throns wurde bei Streitigkeiten wahr- scheinlich nur an sie referirt, und sie faßte dann einen Beschluß oben S. 85. 101, 1. ; die Sache der Tresanten von Leuktra ent- zog sie dadurch dem gewoͤhnlichen Gerichte, daß sie einen außerordentlichen Nomothetes fuͤr den einzelnen Fall ernannte, und dessen Vorschlag hernach bestaͤtigte Plut. Ages. 30. . Ostrakismos kommt in Dorischen Staaten nur nach Aufloͤsung der aͤltern Verfassung vor oben S. 145. 159. 167. Aber in Kreta (oben S. 277, 7.) und vielleicht in Aegina ( Aegin. p. 133.) waren aͤhnliche oligarchische Einrichtungen. . Natuͤrlich gab es in Privatsachen auch in Sparta Schiedsrichter, wie in der Homerischen Zeit; auch compromissarische Plut. Lak. Apophth. p. 200. — Von den Argivischen Gerichtshoͤfen kennen wir den auf dem Pron (Deinias bei Schol. Eurip. Orest. 869, aus welchen Schol. man auch sieht, daß dabei der Platz der Volksver- sammlung, ἁλιδιὰς, hernach ἡλιαἰα, lag; vgl. oben S. 86.) vielleicht dem Attischen Areopag aͤhnlich, und das Gericht ἐν Χα- ϱἀδϱφ außer der Stadt uͤber ruͤckkehrende Feldherren (Thuk. 5, 60.). : ob aber oͤffentlich dazu bestellte, wie in Athen, ist unbe- kannt. — Befugt zu klagen waren zu Sparta wie zu Athen in Privatsachen, wie sich von selbst versteht, die Betheiligten, in Criminalfaͤllen die naͤchsten Ver- wandten oder eigentlichen Blutraͤcher; die oͤffentlichen Anklagen aber konnte dort wohl schwerlich, wie hier, ein jeder Buͤrger des Staats erheben, indem ein sol- ches Verfahren mit der Demokratie im genauesten Zu- sammenhange zu stehen scheint. Der Privat konnte so- nach nicht mehr als eine Anzeige bei der Obrigkeit ma- chen, auch den Heloten waren μηνύσεις gestattet Thuk. 1, 132. , aber die Klage fuͤhrte, wie wir es von den Ephoren so haͤu- fig finden, ein Magistrat. In dem gerichtlichen Verfahren Sparta’s hatte sich wahrscheinlich sehr viel von jener althellenischen Einfalt erhalten, die Ari- stoteles z. B. an den Kriminaluntersuchungen in dem Aeolischen Kyme bemerkt, wo bei Klagen auf Mord Zeugen aus dem Geschlechte des Ermordeten zum Er- weis der Beschuldigung genuͤgten Arist. Pol. 2, 5, 12. Denselben Charakter zeigt das Kymaͤische Gesetz, nach dem die Nachbarn eines Bestohlenen den Verlust ersetzen mußten (Herakl. Pont. 11. vgl. Hesiod T. u. W. 348.), vgl. auch Str. 13, 622. Doch ruͤhmt Ephoros (bei Steph. Βοιωτἰα) die νόμων εὐταξία seiner Landsloute. . In dem altkreti- schen Rechte des Rhadamanth wurden Streitigkeiten gewoͤhnlich auf eine sehr kurze Weise durch den Schwur entschieden Platon Ges. 12, 948. ; und Charondas Gesetzgebung der Chal- kidischen Colonieen war die erste, die Untersuchungen uͤber falsch Zeugniß anordnete Arist. 2, 9, 8. . — Das Recht, wo- nach gerichtet wurde, glaubte man in den Personen der Magistrate selbst vorhanden, und ein aͤußerlich fest- gestelltes Recht gab es wenigstens, so lange Sparta bluͤhete, nicht; die spaͤter vorkommenden Exegeten der Lykurgischen Gesetze ἐξηγη- τὴς τῶν Λυκουϱγείων in der Fourmont. Inschr. bei Corsini N. Gr. diss. 5. p. 84. scheinen ein geschriebenes Recht vorauszusetzen, wenn man sie mit den Syrakusischen Exegeten des Diokleischen Codex vergleicht S. oben S. 161. vgl. Ruhnken zu Timaͤos p. 111. : doch koͤn- nen sie auch blos aus einer innern Kenntniß des tra- ditionellen Rechts responsa gegeben haben, wie die ἐξηγηταὶ τῶν πατρίων zu Athen Meier de bonis damn. Praef. p. 7. . So war es denn auch den Richtern anheim gestellt, nach ihrem Ermes- sen die Strafen anzugeben; die Gesetze Sparta’s ent- hielten keine speciellen Bestimmungen daruͤber, derglei- chen wieder Zaleukos zuerst den seinigen beifuͤgte Str. 6, 260 a. vgl. Heyne Opuscc. 2. p. 37. . 3. Unter den vorkommenden Strafen haͤtten die am Vermoͤgen anderswo als in Sparta laͤcherlich geschienen, weil sie so gar unbedeutend. Perseus uͤber die Lakonische Politie sagt: “Alsbald straft der Rich- ter den Reichen um ein Nachmahl (ἐπάϊκλον); dem Armen gebeut er Rohr oder Binsen oder Lorbeerblaͤtter zum Mahl herbeizuschaffen.” Nikokles, der Lakone, uͤber denselben Gegenstand: “Wenn der Ephoros alle gehoͤrt hat, so spricht er den Angeklagten entweder los oder verurtheilt ihn; der Sieger straft den Andern alsdann leicht um ein Gebaͤck oder Lorbeerblaͤtter dazu” bei Athen. 4, 140 e. 141 a. . Woraus erhellt, daß es auch vor den Ephoren und wohl in Privatsachen Klagen gab, bei denen der Klaͤ- ger die Buße schaͤtzte (ἀγῶνες τιμητοὶ), wahrscheinlich Injurienklagen. Groͤßere und eigentliche Geldstrafen finden wir fruͤher nur bei Koͤnigen, hernach auch bei auswaͤrtigen Feldherren, Harmosten u. dgl oben S. 211. vgl. Meier a. O. p. 198. ; sie noͤ- thigten den Verurtheilten oft zur Flucht wie auch den Thimbren, scheint es nach Xen. Hell. 3, 1, 8. . Voͤllige Guͤtereinziehung, die auch die liegenden Gruͤnde betrof- fen haͤtte, konnte in Sparta schwerlich zugelassen wer- den Ueber die Geschichte in Plut. Ἐϱωτικὸς 5. s. oben S. 120, 1. vgl. Meier a. O. p. 199. ; obgleich sie in Argos und Phlius erwaͤhnt wird. — Einkerkerung kommt in Sparta nicht als Strafe des freien Mannes vor, sondern nur als Maaßregel, den Angeklagten fest zu halten; koͤrperliche Mißhand- lungen gehen, wie bei Kinadon, der Todesstrafe vor- aus, aber sind keine Strafe fuͤr sich Nach Polyaͤn 2, 21. wurden Angeklagte in Sp. gebunden verhoͤrt, was in dieser Allgemeinheit gewiß nicht wahr ist. . Dagegen war die Ehrlosigkeit, ἀτιμία, eine um so haͤufigere Strafe, je tiefern Eindruck sie auf das Gemuͤth des Spartia- ten machte Isokr. Archidam. K. 39 ff. . Der hoͤchste Grad derselben, scheint es, traf den Tresas, der aus der Schlacht mit Aufloͤsung oder Verlassung der Reihe davongegangen, oder uͤber- haupt ohne sein Heer zuruͤckgekehrt ist, wie Aristodemos von Thermopylaͤ Von der ἀτιμία desselben Herod. 7, 231. Plut. Ages. 30. Xenoph. Staat 9, 4, 5., welcher unter dem κακὸς besonders den τϱέσας versteht. ῾Ριψάσπιδες wurden nach Tzetz. Chil. 12, 386. getoͤdtet. . Er hat zu keinem Amte Zutritt; in den Choͤren den schlechtesten Platz; beim Ballspiel will ihn keine Parthei auf ihrer Seite haben; er fin- det in den Gymnasien keinen Kampfgenossen, wie im Felde keinen Zeltbruder. Die Flamme seines Heerds erlischt, weil er bei Niemand Feuer anzuͤnden darf. Er muß seine Toͤchter im Hause ernaͤhren, oder, wenn er unverehlicht, ein leeres Haus huͤten, weil Jeder Familienverbindung mit ihm scheut. Auf der Straße tritt er Jedem aus dem Wege, und weicht auch dem Juͤngeren vom Sitze; in einem geflickten Rocke soll seine geflickte Ehre, in dem halbgeschornen Kopfe seine halbe Knechtschaft Jedem beim ersten Anblick deutlich werden. Wobei wohl Manche gefragt haben, welches Verdienst dann dem einzelnen Spartiaten zukomme, wenn er lieber faͤllt als flieht, da dem Fluͤchtigen ein Zustand bevorsteht viel schlimmer als Tod? Worauf zu antworten, daß uͤberall, je vollkommener Staat und Recht, desto weniger Verdienst des Einzelnen statt fin- det, welches dagegen in aufgeloͤsten Zustaͤnden, wo Jeder an sich gewiesen, am freisten und staͤrksten her- vortritt. Je groͤßer die nationale Ehre, um so groͤßer auch die Schmach, welche denjenigen trifft, welcher sie verletzt; und mit desto festeren Banden ist alsdann das Thun des Einzelnen an die allgemeine Gesinnung gebunden. — Eine geringe Art der Atimie traf die Kriegsgefangenen, welche nicht die Schuld der Feigheit trugen, z. B. die von Sphakteria: sie durften kein oͤffentliches Amt bekleiden, und weder kaufen noch ver- kaufen. Jene Beschimpfungen aber fanden nicht statt, und die Zeit der Strafe war begraͤnzt Thuk. 5, 34. . Auch kann man zur Classe der Atimieen noch die Strafe des Ehe- losen rechnen, dem die Ehre des Greisenalters versagt war. Auf sich selbst Spottlieder absingen zu muͤssen, traf außer ihnen auch noch Juͤnglinge bei allerlei Ver- gehen: ein Gebrauch, der der Neigung des Dorischen Stammes zu Spott und Spaß entspricht, in welchem oft ein sehr ernsthaftes Bestreben verborgen lag. Auch in Charondas Gesetzgebung war oͤffentlicher Spott die Strafe des Ehebrechers und des Πολυπράγμων Plut. de curios. 8. p. 139. Heyne Opusc. 2. p. 94. , und die der Sykophanten und Feigen trug einen aͤhnlichen Charakter Diod. 12, 12. . 4. Exil war in Sparta wahrscheinlich niemals ordentliche Strafe, da der Staat schwerlich Jemanden dazu gesetzlich noͤthigte, was er, wenn es freiwillig geschah, mit Todesstrafe belegte Plut. Agis 11. . Die Flucht, wel- cher sich der Moͤrder, namentlich der unvorsaͤtzliche, un- terziehen mußte Auch der Knabe Xenoph. Anab. 4, 8, 25. , kann man nicht dazu rechnen; sie ist nur eine Ausweichung vor der Rache der Verwand- ten. Dagegen rettet das Exil vor allen, auch den schwersten Strafen Die Polemarchen, welche nach Thuk. 5, 72. wegen Un- gehorsam in der Schlacht und Traͤgheit (δόξαντες μαλαϰισϑῆναι) flohen, entgingen dadurch wohl dem Tode. vgl. Plut. Perikl. 22. , und schuͤtzt nach Hellenischen Grundsaͤtzen gegen jede Verfolgung; so daß selbst, wer von den Amphiktyonen fuͤr vogelfrei erklaͤrt war, außer dem Vaterlande sicher schien S. Herod. 7, 213. . Ein Beispiel von Exu- lanten, die politische Partheiungen vertrieben, kennt die Geschichte Sparta’s, so lange die Verfassung be- stand, nicht. — Die Todesstrafe wurde entweder durch Strangulation in einem Gemache des Staatsgefaͤng- nisses, Δεκὰς genannt Plut. Agis 19. In Korinth hieß das oͤffentl. Gefaͤngniß κῶς. Steph. Byz. , oder durch Hinabstuͤrzung in den Kaͤadas vollzogen, siets zur Nachtzeit Herod. 4, 146. Valer. Max. 6, 6. . Auch in Athen war von alten Zeiten das Gesetz, Niemanden bei Tage hinzurichten Platon Phaͤd. 116. Olympiodor zur Stelle. . So richtete auch der Senat der Aeolischen Kyme, dessen alterthuͤmliche Einrichtun- gen schon oben charakterisirt wurden, in Kriminalfaͤllen bei Nacht und mit verdeckten Stimmsteinen Plut. Qu. Gr. 2. Daß der δημόσιος zu Rhodos nicht in die Stadt kommen durfte, beruht auf aͤhnlichem Grund- satze. Dio Chrysost. Or. 31. p. 632 R. vgl. Wessel. zu Diod. 1. p. 624. Aristid. 2, 44, 5. , unge- faͤhr so, wie die Koͤnige des Atlantischen Volks in Pla- tons Kritias p. 120. (171 Bkk.) . — Man sehe darin nicht etwa oligar- chische Veranstaltungen zu ungestoͤrter Vollziehung stren- ger Urtheile, sondern die tief eingewurzelte Scheu Bluturtheile auszusprechen und zu vollziehen, welche das Schreckliche vor den Augen des Tages zu vollbrin- gen vermeidet. Eine aͤhnliche Scheu spricht sich in dem Verfahren der Spartiatischen Gerusia aus, die nie ein Todesurtheil sprach, ohne Deliberationen mehrerer Ta- III 15 ge, und nie ohne die evidentesten Beweise; dagegen konnte auch der Losgesprochene stets wieder von neuem zur Untersuchung gezogen werden Plut. Lak. Apophth. p. 197. vgl. Thuk. 1, 132. . — Ungeachtet dieser Scheu waren doch die Strafen der altgriechi- schen Staaten strenger und haͤrter als in der Attischen Zeit. Drakons Schaͤrfe, die, vom Objecte einer Hand- lung absehend, die Handlung an sich uͤberall mit glei- cher Schwere ahndete, schreibt der Redner Lykurg den alten Gesetzgebern uͤberhaupt zu g. Leokr. 183. . — Sie entsprang zum Theil eben daraus, daß man keinen privatrechtli- chen, sondern den Gesichtspuukt des oͤffentlichen Rechts nahm, und nicht die Verletzung des Eigenthums oder der Ruhe eines Einzelnen, sondern der allgemeinen Sitte strafte. So richtete das alte Tenedische Recht, wel- ches ich mit der Apolloreligion daselbst fuͤr Kretisch halte, den Ehebrecher mit dem Beil Herakl. Pont. 7. Miscell. Lips. nova T. 10, 3. p. 392. de Tenedia securi. Vgl. auch die Geschichte bei Nikol. Damasc. (Bd. 2. S. 220, 3.) und was von der Strase des μοιχὸς zu Gortyna Aelian V. G. 12, 12. Kretisch von Ursprung, gewiß nicht Jonisch, sind nach meiner Meinung auch die wunderbar stren- gen Sittengesetze von Keos . S. Aeginet. p. 132. u. Jacobs ad Meleag. Anthol. Palat. 1. p. 449. Meineke ad Menandr. frgm. 135. p. 237. , Zaleukos strafte ihn mit Verlust eines Auges Aelian V. G. 13, 24. Val. Max. 6, 5, 3. , auch in Sparta wurde dies Verbrechen ungemein hart geahndet S. unten B. 4, 3. Vgl. auch die schimpßi- chen Strafen des Ehebruchs zu Kyme, Plut. Qu. Gr. 2. p. 378 H. und zu Lepreon, Herakl. Pont. 14. . 5. Ueber die Bestrafung des Todschlags hatten die Griechen, und wahrscheinlich besonders die Dorier, ihre Gesetze von Delphi erhalten: indem diese gaͤnzlich auf dem alten Institut der Suͤhne beruhten, das zu- erst die unersaͤttlich wuͤthende Blutrache ermaͤßigte, ihr Graͤnze und Ziel setzte, und eine stetige Ordnung hier- in einfuͤhrte Hieruͤber s. Bd. 2. S. 332 ff. . Wer im gymnastischen Agon und oͤf- fentlichen Kaͤmpfen unvorsaͤtzlich getoͤdtet hatte, war nach dem von Delphi gekommenen Gesetz, wie Platon sagt Ges. 9, 865. Die Schol. ( p. 235 Ruhnk. 454 Bekk.) bringen dazu ein Orakel bei, welches indeß Platon nicht eigentlich meinen kann. , wenn er gereinigt worden war, ohne weiteres rein; es ist aber wahrscheinlich, daß von dem, was der Philosoph weiterhin fuͤr andere Faͤlle verordnet, wie auch von den Drakontischen Thesmen, sehr viel aus eben dem Delphischen Gesetze abstammt, das am Orte selbst durch den Pythischen Gerichtshof executirt wurde Bd. 2. S. 211. . Wie weit darin Versoͤhnung mit den Ver- wandten durch Erlegung von Bußen gestattet war, und wann der Staat nothwendig die Todesstrafe verhaͤngte, laͤßt sich schwerlich mehr bestimmen: der Delphische Gerichtshof selbst, als er Aesopos ungerechter Weise zum Tode verurtheilt hatte, erkannte sich schuldig eine Buße zu zahlen, und forderte etwaige Nachkommen oder Anverwandte des Hingerichteten auf, sich zum Empfange derselben zu melden Plut. de sera 12. p. 244. . 6. Wir haben im Vorigen mehreremal gelegentlich der Gesetzgebung des Zaleukos gedacht — der aͤlte- sten geschriebenen, die Griechenland kannte Strabo 6. p. 397 d. Skymnos 313. Beide haben den Ephoros vor sich. — von der Ansicht geleitet, daß sie im Ursprunge Dorisch sei. Die Epizephyrischen Lokrer, denen diese Gesetze galten, waren freilich groͤßtentheils Nachkommen der Ozolischen und Opuntischen Lokrer Heyne Opuscc. Acc. 2. p. 46. Fuͤr die letztern spricht noch die Tradition von den Suͤhnjungfrauen fuͤr Ajas Oileus S. Schand- that. S. ehd. p. 53. Orchom. S. 167. (wenn Aristoteles sie als ein 15 * zusammengelaufenes Gesindel darstellt, so ist dies ganz im Geiste des Mythus, der den Gegensatz spaͤterer Gesetzlichkeit und fruͤherer Verwirrung gern zum Ex- trem treibt): aber diese Lokrer wurden gleich bei der Gruͤndung der Stadt dorisirt, indem Korinthische Sy- rakusier zur Anlegung der Stadt bedeutend beitrugen Von diesen stammt auch die Pallas nebst Pegasos (diese Goͤttin soll dem Zaleukos auch die Gesetze gegeben haben, s. besen- ders Klem. Alex. Str. 1. p. 352 a. ) und die Persephone auf den Muͤnzen. vergl. Liv. 29, 18. Die Korkyraͤifche Colonie ist sehr zweifelhaft. vgl. Heyne p. 52. ; uͤberdies sollen Spartiaten schon waͤhrend des ersten Messenischen Krieges Lokri colonisirt haben; so unge- wiß die Zeit sein mag, wird das Faktum doch dadurch bestaͤtigt, daß bei einem alten Kriege der Lokrer mit den Krotoniaten jene die Hilfe der Spartiaten erbaten, die ihnen den Beistand ihrer Kriegsgoͤtter, der Tyndari- den (τῶν ἐπὶ Σάγρᾳ), versprachen. So galt denn Lo- kri im Ganzen fuͤr einen Dorischen Staat, als wel- chen er sich auch durch den Dialekt bekundete. — Auch war hier Aristokratie die durchherrschende Verfassung Aristot. 5, 6, 7. , verwaltet von einer Anzahl theils Dorischer theils Lo- krischer Geschlechter, wie es scheint; wir finden hier, wie in der Mutterstadt Opus, die hundert Geschlechter, die ihr Adel auch wohl zu besonderm Antheil an der Regierung berechtigte S. Polyb. 12, 5, 7. vgl. Heyne p. 53. Boͤckh ad Pind. O. 9, 15. Daß Ajas Geschlecht dazu gehoͤrte, sieht man, wenn man Serv. ad Aen. 1, 41. mit Polyb. vergleicht. . Daß aber mit der Aristo- kratie eine Censusverfassung vereinigt gewesen, scheint mir der Rath der Tausend zu beweisen, der unter Vor- sitz des Kosmopolis als hohes Gericht vorkommt Polyb. 12, 16. vgl. uͤber die Gerichte Diod. 12, 20. Stobaͤos Serm. 42. p. 280. , und nach der Analogie des Rheginischen und Akragantini- schen timokratisch gebildet scheint. 7. Was nun die Gesetze selbst betrifft, die Zaleu- kos (um Olymp. 29.) nach Euseb. vgl. Bentlei’s Phalar. p. 340. dieser Stadt gegeben, so ist Ephoros Zeugniß besonders zu beachten, daß ihnen Kreta’s, Sparta’s und die Areopagitischen Institute zu Grunde lagen, die letzten im Criminalrecht bei Str. 6, 260. n. 47. p. 150 Marx. . Des- wegen wird auch Zaleukos mit Thaletas, dem Kretischen Suͤhnpriester, in Verbindung gebracht, und der Geist seiner Gesetze sagte den Pythagoreern zu, welche von denselben Dorischen Sitten und Maximen ausgingen, wie spaͤter dem Pindar O. 10, 17. und Platon Ti- maͤos p. 20. . Aecht Do- risch, daher auch Spartiatisch s. oben S. 224. Dasselbe Gesetz (poenaque mors posita est patriam mutare volenti) erwaͤhnt Ovid. M. 15, 29. in der Gruͤndungssage von Kroton; das Lokal scheint dort nach V. 19. Argos, aber vielleicht nur durch einen Mißverstand; ur- spruͤnglich glaube ich war es Sparta. , ist darin das strenge Verbot an alle Buͤrger, das Vaterland zu verlassen und in fremden Staͤdten sich aufzuhalten bei Stob. Serm. 42. p. 280. , welches die andere Seite der Xenelasie bildet. Aechtdorisch ferner die Standhaftigkeit, mit der die Gesetzgebung behaup- tet und jede Aenderung erschwert wird Heyne p. 30. . Sie arbei- tete auch sonst auf allen Wegen dem Jonischen Neote- rismus entgegen; und cum grano salis verstanden mag es wahr sein, daß man zu Lokri jeden Ankommenden strafte, der nach Neuigkeiten fragte Plut. de curios. p. 138. . In Dorischem Geiste sind die Maaßregeln, die Guͤter moͤglichst un- veraͤußerlich zu machen oben S. 200. . Denselben Charakter traͤgt die strenge Sittenordnung z. B. das Verbot reinen Wein zu trin- ken, Aelian V. G. 2, 37. Vgl. Bd. 2. S. 449. und die Sittenaufsicht, wel- che die Nomophylaken uͤbten, befugt zum Beispiel den Laͤsterer zu erinnern und zu strafen Stob. a. O. vgl. oben S. 128. 169. Cic. de legg. 3, 20. Graeci hoc diligentius (quam Romani), apud quos Nomophy laces creantur, nec hi solum litteras — sed etiam facta hominum observabant ad legesque revocabant. . Aber zeitgemaͤ- ße Fortschritte zeigen schon die, wenn auch rohen, An- faͤnge eines Vermoͤgenrechts, und die speciellere Be- stimmung der Strafen S. oben S. 218. 222. . — Auffallend ist es, daß Zaleukos wie Charondas den einzelnen Gesetzen eine gewisse Anpreisung derselben beifuͤgte Anders kann Cic. de legg. 2, 6. nicht verstanden werden. : da doch nichts mehr fuͤr die gaͤnzlich verfehlte Richtung einer Gesetz- gebung zeugen wuͤrde, als wenn sie die Verfuͤgungen — die sich in ihrem Zusammenhange durch sich selbst als wahr und nothwendig darstellen — gleichsam be- weisen wollte. Aber so ist jene Nachricht auch nicht zu fassen; sondern etwa so, daß alle Gesetze durch eine kurze Einleitung weniger Worte in Bezug mit allge- meinen Grundsaͤtzen gesetzt wurden, etwa: Auf daß die Goͤtter der Geschlechter nicht zuͤrnen — auf daß die Stadt schoͤn und nach der Sitte der Vaͤter ver- waltet werde u. dgl., nicht unaͤhnlich der Weise, wie die Mosaischen Gesetze stets auf nationalen Glauben und theokratische Ideen zuruͤckbezogen werden. 12. 1. D ie Dorische Kriegsverfassung, zu der wir jetzt kommen, ist offenbar am vollkommensten in Sparta ausgebildet worden; hier wurde das Kriegshandwerk, fast allein in Griechenland, als Kunst, als Studium des Lebens betrieben Xeu. Staat 13, 5. Plut. Pelop. 23. , so daß, als Agesilaos, wie er- zaͤhlt wird, einmal von dem versammelten Bundesheere die Schuster und Zimmerleute und Toͤpfer u. s. w. aus- sonderte, nur die Spartiaten als die eigentlichen Krie- ger (als τεχνῖται τῶν πολεμικῶν) zuruͤck blieben. Aber die Grundsaͤtze dieser Kriegfuͤhrung waren offen- bar dem Stamme gemein, und nach einer oben Bd. 2. S. 77. auf- gestellten Vermuthung war es besonders der Angriff festgeschlossener Reihen mit vorgelegten Lanzen, durch den die Dorier einst gegen die Peloponnesischen Achaͤer siegten, und der von ihnen aus in Griechenland weiter verbreitet wurde. Jeder Spartiat war zur Vertheidigung des Va- terlandes verpflichtet, wenn er irgend Kraft dazu be- saß, zum Heereszuge uͤber die Graͤnze in den vorzugs- weise ἡλικία genannten Jahren Οἱ ἐν ταῖς ἡλικίαις Polyb. 4, 22, 8. . Diese reichten bis zum vierzigsten Jahre ἀφ̕ ἥβης, das heißt, bis zum Außer Plut. Polyaͤn 2, 1, 7. sechzigsten des Lebens Agesilaos, 62 Jahr alt nach Xenophons Rechnung, war nicht mehr ἔμφϱουϱος. Hell. 5, 4, 13. Plut. Ages. 24. ; bis dahin hieß der Mann (von φρουϱὰ, Auszug) ἔμφϱουϱος, und durfte nicht ohne Erlaubniß der Obrigkeiten auswaͤrts gehen Isokr. Busir. 8. (citirt von Harpokr. ϰαὶ γὰϱ τὸ) wo μάχιμος offenbar fuͤr ἔμφϱουϱος steht. Vgl. Xen. Staat 5, 7. . Unter diesen pflegte man indeß zuerst die juͤngeren, die fuͤnf und funfzigjaͤhrigen erst wenn die Stadt in Noth war, auszuheben Xen. Hell. 6, 4, 17. ; die Ephoren gaben im Namen der Ek- klesia die Jahre an, bis zu welchen die Dienstpflichtig- keit fuͤr einen einzelnen Fall reichte Xen. Staat 11, 2. vgl. oben S. 122, 8. . Im Ganzen muͤssen aber Sparta’s Heere ungemein viel greise Tria- rier enthalten haben, waͤhrend in Athen die Verpflich- tung zum auswaͤrtigen Dienst gewoͤhnlich mit dem drei- und zwanzigsten Jahre der Helikia (man rechnete von achtzehn an) Daruͤber Petit legg. Att. 8, 1. p. 548. aber viel besser Boͤckh in einem Progr. der Berl. Univ. 1819. schloß; aber Sparta rechnete bei spaͤter Entwickelung auf ein gesundes und kraͤftiges Alter; die Zeit berathender Klugheit beginnt erst, wenn das Waf- fenalter schließt. Gegen das verbuͤndete Heer der Ar- geier, Arkader, Athener waren Ol. 90, 3. alle Spar- tiaten Die Perioͤken konn- ten wohl bei dem schnellen Aufgebot des Heeres nicht zugezogen werden. (alle ἔμφρουροι naͤmlich) ausgezogen, aber von der Graͤnze sandten sie ein Sechstel des Heers zuruͤck, die juͤngern und die aͤltern, um die Heimat zu schuͤtzen Thuk. 5, 64. . 2. Beim Heereszuge und im Treffen suchte die Spartiatische Schlange dem Feinde ihre Staͤrke zu verbergen; daher die Aushebung eilig von den Epho- ren angeordnet wurde, und der Auszug oͤfter zur Nachtzeit geschah Herod. 9, 10. ; auch war die Tiefe der Stellung des Heers sehr verschieden, und der Feind konnte ihrer nicht sicher sein. In der Schlacht von Mantineia standen sieben Lochen, jeder enthielt vier Pentekostys, die Pentekostys vier Enomotien, und das Vorderglied der Enomotie zaͤhlte vier Mann, der Pentekostys also sechszehn, des Lochos vier und sechzig, des Heeres vierhundert acht und vierzig. Gewoͤhnlich standen nach Thukydides die Spartiaten acht Mann hoch: dann betrug die Masse der Hopliten in den Lochen 3584. Dazu kamen aber noch die dreihundert Ausgewaͤhlten um den Koͤnig, etwa vierhundert Reiter auf den beiden Fluͤgeln Thuk. 4, 55. , und dann die aͤltern Maͤnner, welche als Ruͤckhalt bei der Wa- genburg aufgestellt waren, nebst den zur Deckung des rechten Fluͤgels der Bundesgenossen bestimmten Lakedaͤ- moniern, vielleicht gegen fuͤnfhundert Die Brasideer (befreite Heloten) u. Neodamoden, K. 67., scheinen auch in den sieben λόχοις nicht ein- gerechnet, und |sind K. 68. in Gedanken den Skiriten beizufuͤgen. In den Schol. zu Aristoph. Lysistr. 454. ist zu schreiben: ὁ δὲ Θου- κυδίδης ζ φησὶ χωϱὶς τῶν ΣΚΙΡΙΤΩΝ. . So betraͤgt die Anzahl 4784. Ein Sechstel des Heers war zuruͤckge- schickt; so erhalten wir die Summe des Ganzen 5740 Poppo Thucyd. T. 2. p. 103. rechnet anders, erstens weil er die Nachhut fuͤr nichts nimmt, und dann ist auch in dem nondum quinque mil- lia ein Rechensehler. . Dies war damals die Zahl der Schwerbewaffneten, welche nach manchem Kriegsverlust die Stadt Sparta fuͤr sich allein stellen konnte τὸ πολιτικὸν Xen. Hell. 5, 3, 25. : in der That nicht so bedeutend, als der Ruf von Sparta’s Staͤrke glauben macht; aber lawinenaͤhnlich zu einer gewaltigen Hee- resmasse anwachsend Ebd. 4, 2, 12. , wenn ihr Zeit gegeben war, die Contingente der Bundesgenossen an sich zu ziehn. Obgleich wir die Nachrichten uͤber diese Schlacht vorausgeschickt haben; so gestatten sie doch keinen un- mittelbaren Schluß auf die urspruͤngliche Heeresordnung, da Agis die Lochen — um den Feind durch falsche Nachricht zu taͤuschen — wie wir sehen werden, bis zum Vierfachen verstaͤrkt hatte. Denn vergleichen wir damit die Nachrichten des wohlerfahrnen Xenophon Staat 11, 4. : so erhalten wir folgende Geltung der Namen. Zwei Enomotieen bilden eine Pentekostys, zwei Pentekostys einen Lochos Enomotia quarta decuriae (λόχου) pars. Aelian Takt. 5. , vier Lochen eine Mora; wenn nun die erstgenannte, wie es urspruͤnglich der Fall gewesen sein muß, 24 Suid. Timaͤos, Etymol. M. , mit dem Enomotarchen 25 Mann betrug So war es noch bei der Nachhut der Zehntausend. , so hatte die Mora 400, und die obern Officiere, Pen- tekosteren und Lochagen eingerechnet 412. In Xeno- phons Zeit bestand aber die Enomotie aus 36 Mann 3 mal 12 nach Hell. 6, 4, 12. , die Mora sonach aus sechshundert, wie wir es auch bei ihm finden Hell. 4, 5, 11. 12. ; die andern Zahlen, welche von 500 s. Plut. Pelop. 16. aus Ephoros. Diod. 15, 32. bis 900 auf und ab schwanken Vgl. die Stellen bei Cragius 4, 4. fuͤge hinzu Etymol. M. 590, 33., (wo fuͤr 30 ‒ 900 corrigirt Martini Prol. de Spartiat. mora. Ratisbonae 1771.) Biblioth. Coislin. p. 505 . und Bekk. Anecd. 1. p. 279. vgl. Sturz Lex. Xen. μόϱα. , muͤssen sich ebenfalls aus groͤßerer oder geringerer Verstaͤrkung der Enomotie ergeben haben. 3. Die Enomotie nun, der einfachste Koͤrper dieser Heeresordnung, ist, wie das Wort andeutet, eine eng verbuͤndete u. zusammenverschworene Schlachtreihe τάξις τις διὰ σφαγίων ἐνώμοτος Hesych. , welche im tiefen Phalanx Mann hinter Mann steht Als ein στίχος oder versus, Aelian Takt. 5. , so daß der eine Enomotarch Vordermann (πρωτοστάτης) der ganzen Reihe ist. So standen auch die Thebaͤer fuͤnf und zwanzig Schilde hoch Thuk. 4, 93. , die sie bisweilen noch auf das Doppelte verstaͤrkten Xen. H. 6, 4, 12. ; im Lakonischen Heere indeß war die Reihe gewoͤhnlich gebrochen, und es stand die Enomotie, je nachdem der Befehl vor der Schlacht gegeben war, drei, auch sechs Mann breit Staat 11, 4. διὰ παϱεγγυήσεως καθίστανται τοτὲ μὲν εἰς ἐνωμοτίας, τοτὲ δὲ εἰς τϱεῖς, τοτὲ δὲ εἰς ἓξ; d. h. die Enomotie bald 1, bald 3, bald 6 breit , wie man aus Hell. 6, 4, 12. sieht. Hell. 3, 2, 16. wird die Enomotie acht Mann breit gestellt, gegen Gewohnheit. Λόχος heißt auch das einzelne Glied eines Lochos im gewoͤhnlichen Sinn, was nach Schol. Arist. Acharn. 1073. Aelian Takt. 4. Suid. Tzetz. Chil. 12, 523. 8 oder 12 oder 16 Mann hat, wenn naͤmlich die Enomotie 2, 3, 4 στίχους bildet. Die τάξις betrug nach Aelian 9. acht Lochen oder 128 Maͤnner; dann hat die Eno- motie 4 στίχους. vgl. Sturz Lex. Xen. λόχος. Perizon. ad Ael. V. H. 2, 44. D’Orville ad Chariton. p. 455 . , in jenem Falle, wenn sie verstaͤrkt war, acht, in diesem vier hoch; einmal sollen die Lakedaͤmonier auch nur einen Schild hoch gestellt die Arkader geschlagen haben Isokr. Archidam 42. . Bildete aber die ganze Enomotie eine Reihe, so hieß der λόχος ὄρϑιος; so griff man gern hoͤhere Orte an, wobei man die Reihen ziemlich lose nebeneinander ge- hen ließ Xen. Anab. 4, 2, 11. 4, 3, 17. 4, 8, 10. vgl. Aelian, Suid. ὀϱθία, Sturz s. v. ὄϱϑιος, nach dessen Mei- nung der ganze Lochos eine Reihe bildet. . Die Schwenkungen (παϱαγωγαὶ), durch welche die Phalangen tiefer oder schwaͤcher wurden, commandirte der Enomotarch. Weil dieser der staͤrkste Mann oder der beste Krieger der ganzen Enomotie war (doch waren auch die Uragen, die letzten der Reihe, erfahrene Krieger, namentlich wenn Heeren dauernde Gefahr im Ruͤcken drohte): so war ein Hauptaugen- merk darauf gerichtet, daß er, der Angriff komme wo- her er wolle, stets an der Spitze seiner Reihe stehe. Ziehen nun erstens die Lochen hintereinander (ἐπὶ κέϱως), so schreiten die Enomotarchen den langen Rei- hen voran. Erscheinen dann gegenuͤber Feinde, so tre- ten die Reihen ganz oder gebrochen nach der linken Seite (παρ̛ ἀσπίδα) aneinander Staat 11, 8. vgl. Anab. 4, 3, 26. , so daß im letztern Falle der Enomotarch in dem Viereck seiner Enomotie die Ecke nach vorn und rechts inne hat, und jederzeit der erste Enomotarch des Heeres den rechten Fluͤgel schließt; das Manoͤvre heißt παραγωγὴ εἰς μέτωπον oder ἐπὶ φάλαγγος vgl. Hell. 7, 5, 22. . Kommen aber Feinde von hin- ten, so wickelt sich jede Reihe so um, daß die Fuͤhrer wieder nach vorn kommen Staat a. O. . Zeigen sich jene rechts, so wendet man die ganzen hintereinander ziehenden Lo- chen wie Trieren gegen die Feinde, und derjenige, wel- cher auf dem Marsche der letzte ist, schließt die Schlacht- ordnung zur rechten (παρὰ δόρυ). Sieht man endlich links Feinde, so geschieht dasselbe, nur daß der letzte Lochos dann den linken Fluͤgel (παϱ̛ ἀσπίδα) einneh- men wird Xen. Staat 11, 10. . 4. Lochen kommen auch bei den Argeiern und The- baͤern vor, und in den Asiatischen Heeren unter Spar- ta’s Hegemonie gab es solche der Soͤldner, der Bogen- schuͤtzen u. s. w. Xen. H. 4, 2, 5. ; wogegen die Mora eine den Spar- tiaten selbst eigenthuͤmliche Abtheilung war. Und zwar verhaͤlt es sich so damit. Die ganze Buͤrgerschaft (τὸ πολιτικὸν) war in sechs Moren eingetheilt Staat 11, 4. vgl. Hieron 9, 5. διῄϱηνται μὲν γὰϱ ἅπασαι αἱ πὸλεις αἱ μὲν ϰατὰ φυλὰς αἱ δὲ κατὰ μό- ϱας αἱ δὲ κατὰ λόχους. Die Sechszahl kommt auch heraus Hell. 6, 1, 1. 4, 17. (welche Stelle Tittmann S. 596. sehr mißversteht). ; so, daß jeder ἔμφϱουϱος auch in Sparta lebend zu einer der- selben gehoͤrte. Je mehr Jahre nun von den Epho- ren zur Aushebung bestimmt waren, um desto groͤ- ßer wurde die Mora im Felde; so konnte man z. B. eine Mora bis fuͤnf und dreißig Jahr ἀφ̛ ἥβης aussenden, und die Aeltern zuruͤckbehalten u. s. w. H. 6, 4, 17. : so daß in diesem Sinne die Staͤrke der Abtheilung durchaus von den Umstaͤnden abhing. Zu jeder Mora Hopliten gehoͤrte, doch ohne in naͤherer Verbindung da- mit zu stehn, ein gleichgenanntes Geschwader Reiterei Staat 11, 4. , hoͤchstens hundert Mann stark, und vom Hipparmostes kommandirt H. 4, 4, 10. 4, 5, 12. Ein Carr é von 50 hieß οὐλαμός. Plut. Lyk. 23. . In der Mora des Fußvolks aber muͤs- sen die Jahre auf irgend eine Weise gesondert gewesen sein, so daß z. B. die von zehn oder funfzehn schnell zur Verfolgung abgeordnet werden konnten Xen. H. 4, 5, 15. 16. vgl. 4, 4, 16. . Auf Geschlechtsverwandtschaft wurde in dieser Eintheilung nicht mehr geachtet; Krieger einer Mora hatten Bruͤ- der, Soͤhne, Vaͤter in einer andern H. 4, 5, 10. : obgleich es fruͤher ein Hauptaugenmerk gewesen scheint, Verwandte zusammen zu bringen; noch die Spartiaten auf Sphak- teria waren unter einander verwandt wie aus Thuk. 5, 15. zu schließen. . Nach Hero- dot s. oben S. 82. richtete Lykurg fuͤr den Krieg die Enomotieen, Triakaden und Syssitien ein; offenbar als militaͤri- sche Abtheilungen, so daß die Lakedaͤmonier in densel- ben Genossenschaften speiseten und stritten, woraus es sich erklaͤrt, wie die Polemarchen auch uͤber die Syssi- Und Aristot. bei Harpokr. μόϱα giebt wohl mit Unrecht fuͤnf an, wofuͤr Diod. 15, 32. nichts erweist. Die νεοδαμώδεις gehoͤrten zu keiner Mora, Hell. 4, 3, 15. tien eine Aufsicht fuͤhrten Plut. Lyk. 12. Lak. Apophth. p. 221. . Es sind darunter aber hier nicht die einzelnen Speisegesellschaften, sondern groͤßere Vereinigungen gemeint; als Sparta durch Agis wieder 4500 Haͤuser erhielt, waren solcher funf- zehn Plut. Agis 8. ; fruͤher bei 9000 wohl dreißig: so ist es wohl blos ein anderer Name fuͤr das selten vorkommende Oba, und das Heer stand nach Staͤmmen, Phratrien, und Geschlechtern. Dann stellten auch in fruͤhern Zei- ten die einzelnen Komen Sparta’s Lochen fuͤr sich; wie die Pitanaten im Perserkriege oben S. 50. und die Mesoaten Nach den Schol. Arist. Lysistr. 454. hatte Sp. sechs Lochen, fuͤnf werden gemeint: ῎Εδωλος, Σίνις, ̛Αϱί- μας, Πλοὰς, Μεσοάγης. Der letzte ist gewiß ΜΕΣΟΑΤΗΣ, von den andern weiß ich nichts zu sagen. Auch die vier Lochen des Koͤnigs sind raͤthselhaft (vgl. Schol. Acharn.), vielleicht nur ein an- derer Ausdruck fuͤr die Mora des Koͤnigs (Xen. Staat 13, 6.) Fuͤnf (oder sechs) Lochen soll Sp. auch nach Aristoteles gehabt haben. Photlos λὀχοι, Hesych c. Intpp. . 5. Unter den beiden Principien, auf welche die Ordnung des Heers in Sparta gebaut wurde, war, wie schon hieraus abzunehmen, das eine mehr der aͤl- tern Zeit eigen, und spaͤter fast erloschen: ich meine die innige Verbruͤderung des Heers in allen seinen Thei- len. Diese spricht der Name Enomotia aus, und auf dieselbe fuͤhren manche andere merkwuͤrdige Spuren, wie das Zusammenstehen von Liebenden und Geliebten, das in besondern Lagen das Gefuͤhl aufs tiefste ergreifen mußte, und das Opfer des Eros, das bei Spartiaten wie Kretern die Schoͤnsten vor der Schlacht verrichte- ten: ein Zeichen einer Gesinnung, die wechselseitige Neigung und Scham fuͤr die edelste Triebfeder der Tapferkeit haͤlt. Dauernder aber war das zweite Princip: die strenge Pflicht der πειθαϱχία, des unbe- dingten Gehorsams gegen jeden Vorgesetzten. Es wa- ren aber bei der kuͤnstlichen Organisation des Heers fast alle Spartiaten in gewisser Beziehung Befehls- haber Thuk. 5, 66. : denn nicht blos die Vordermaͤnner der Rei- hen auch bei abgebrochenen Enomotieen (πϱωτοστάται), sondern auch die Fluͤgelmaͤnner aller Glieder (ζευγῖται) waren Officiere Plut. Pelop. 23. ; ja es gehoͤrten auch je zwei und zwei durch die ganze Enomotie als Protostat und Epi- stat zusammen Aelian Takt. 5. . Die Commando’s (παϱαγγέλσεις) kamen schnell durch die Polemarchen, Lochagen u. s. w. an die Enomotarchen, die sie wie Herolde mit lauter Stimme ausriefen Xen. Staat 11, 6. ; aber daß uͤberall nur der Be- fehl des naͤchsten Obern gegolten, beweist der Umstand, daß der Ungehorsam eines Polemarchen oder Lochagen den eines ganzen Lochos nach sich zog S. die Beispiele von Amompharetos, Herod. 9, 53. und Hipponoidas und Aristoteles Thuk. 5, 71. . Die Polemar- chen, Lochagen, Pentekosteren, auch die Xenagen (Fuͤhrer von Miethstruppen) Dies sind wohl eigentlich die ξεναγοὶ (Anekd. Bekk. 1. p. 284. vgl. Xen. Agesil. 2, 10.), und daß sie bei Bela- gerungen συμμάχους kommandiren, Thuk. 2, 75., ist eine Ausnahme. nahmen am Kriegsrathe Theil, dem feierliche Opfer vorausgingen Xen. Staat 13, 4. H. 4, 5, 7. vgl. Sturz λοχαγός. ; die erstgenannten befehligten unabhaͤngig einzelne Moren und ganze Heere He- rod. 7, 173. , oder bildeten den naͤchsten Rath der Koͤnige, unterstuͤtzt oder vertreten, wie es scheint, von den συμφοϱεῖς Xen. H. 6, 4, 14. . Den Nebenfeldherrn waͤhlte sich der Koͤ- nig selbst Herod. 9, 10. Pausanias waͤhlt sich hier den Euryanax, S. des Dorieus, aus demselben Hause; doch kann Dorieus nicht der S. des Anaxandri- das sein (Manso 3, 2. S. 315.), weil er dann haͤtte Koͤnig sein muͤssen vor Leonidas. , und so wohl auch die andern Officiere. Die Umgebung des Koͤnigs heißt Damosia , sie be- steht aus seinen Zeltgenossen, wozu die Polemarchen Xen. H. 6, 4, 14. Staat 13, 1. 7. , die Pythier oben S. 18. , und noch drei Homoͤen oben S. 107, 5. gehoͤren; den Weissagern, Aerzten Auch in einer Fourmont. Inschr. nach Raoul-Roch. Dissertat. p. 82. , Floͤtenspielern und Freiwilligen beim Heer Xen. Staat 13, 7. Nikol. Dam. Auch der κϱεωδαίτης gehoͤrt vermuthlich dazu, Plut. Ages. 8. ; auch sind dazu zu rechnen die zwei Epho- ren, die den Koͤnig auf Auszuͤgen begleiteten Manso 2. S. 377. 3, 1. S. 214. , die Laphyropolen, welche nebst diesen die Beute in Em- pfang nahmen, die Hellanodiken, die Streitigkeiten beim Heer entschieden (es nannten sich hier wie zu Olympia die Peloponnesier vorzugsweise Hellenen) Xen. St. 13, 11. , die Symbulen, die dem Koͤnige seit Agis Zeit bei- gegeben wurden oben S. 105, 2. vgl. Thuk. 8, 39. In Fourmont. Inschriften βου- λιαῖοι, die Raoul-Roch. a. O. fuͤr dieselben haͤlt. , der Pyrphoros, ein Arespriester, der von dem Opfer, was der Koͤnig daheim dem Zeus Agetor oben S. 99, 4. Aus Xen. Nikol. Damask. vgl. Theopomp bei Schol. Theokr. 5, 83. Eudokia S. 251. uͤber den Ζεὺς ̛Ηγήτωϱ, der auch zu Argos ver- ehrt wurde, als der die Herakliden ins Land gefuͤhrt, worauf Tyr- taͤos deutet in den Bd. 2. S. 47. angef. Versen. , und an der Graͤnze dem Zeus und der Athena verrichtet, Feuer nimmt, und es bestaͤndig waͤh- rend des Feldzugs bewahrt, (im Treffen schuͤtzte den Unbewaffneten gewoͤhnlich eine religioͤse Scheu) Xen. Staat 13, 2. vgl. Zenob. Prov. 5, 34. Schol. Eurip. Phoͤn. 1415. ; end- lich waren auch die Sieger in Kranzwettkaͤmpfen in des Koͤnigs Umgebung Plut. Lyk. 22. Qu. Symp. 2, 5. p. 88. : in der That ein Gefolge, bedeutend genug, um in einem so einfachen Leben den Sprossen des Herakles mit einem Schein von Hoheit zu umgeben. Mit der Damosia sind die Dreißig um den Koͤnig nicht identisch; denn dies waren durch- aus Spartiaten, was wir von den Floͤtenspielern u. s. w. nicht aussagen koͤnnen; sie wurden dem Koͤnige beige- geben, wenn auch das ganze uͤbrige Heer (wie bei Asiatischen Feldzuͤgen oͤfter) aus Neodamoden bestand Xen. H. 3, 4, 2. 4, 1, 5. 30, 34. 5, 3, 8. Plut. Ages. 6. 7. Lysand. 23. , und waren wahrscheinlich dem Koͤnige zugleich Leibwa- che und Rath. So kann man sie fuͤr die ins Kurze zusammengezogenen Dreihundert ansehn, die den Koͤnig nur bei minder entfernten Heereszuͤgen begleiteten. Diese Dreihundert aber waren die auserlesenste Schaar Sparta’s, der Stolz der Jugend, wie die Geronten des Greisenalters, und eben so aristokratisch erwaͤhlt. Die Ephoren ernannten naͤmlich drei Hippa- greten, von denen jeder hundert junge Maͤnner mit Angabe des Grundes solcher Auszeichnung waͤhlte; aus der Zahl der Austretenden wurden die fuͤnf Agathoer- gen genommen, die ein Jahr lang dem Staat in Sen- dungen dienten S. Manso 1, 1. S. 153. Fuͤge hinzu Herod. 7, 124. Xen. H. 3, 3, 9. Plut. reg. apophth. p. 130. Lac. ap. p. 232. Dionys. Hal. Arch. 2, 13. nach dem sie zu- gleich Reuter und Hopliten waren. Die Dreihundert um Leoni- das, obgleich οἱ κατεστεῶτες τϱιηκόσιοι von Her. 7, 205. ge- nannt, waren doch nicht die ἱππεῖς; es waren sicher meist aͤltere Maͤnner; diese aber, wie sie Ps. Archytas bei Serm. Stoh. 41. nennt, durchaus κόϱοι. . 6. Ein aͤhnliches Corps in den Kretischen Staa- ten bestand wirklich aus Berittenen; die Spartiatischen hießen Reuter und waren Hopliten Str. 10, 481. : wovon der Grund in der geringen Achtung des Dienstes zu Pferde bei den Lakonen lag. Das Land war mehr geeignet, Maͤnner als Rosse hervor zu bringen; und obgleich die Reichern unter den Buͤrgern das Roß nebst der Bewaffnung III. 16 stellten, so setzte man darauf doch nur Geringere und Schwaͤchere Xen. H. 6, 4, 11. . So vermochte die Reiterei Spar- ta’s — deren Anzahl im Peloponnesischen Kriege auf vierhundert, hernach auf sechshundert stieg Thuk. 4, 55. Xen. 4, 2, 16. — nichts gegen die besser berittene und geuͤbte Boͤotische, die durch bald hinten aufsitzende, bald schnell abspringende Leichtbewaffnete dem Feinde doppelt gefaͤhrlich wurde Die ἅμιπποι (πϱόδϱομοι bei Philochoros), Thuk. 5, 57. Xen. H. 7, 5, 24. Harpokr. und Hesych s. v. . Dagegen hatte unter den andern Dorischen Voͤlkern na- mentlich Tarent eine zahlreiche 3000 Rei- ter und 30,000 M. Fußvolk, Str. 6, 280. und sehr ausgezeich- nete leichte Reiterei Aelian Takt. 2. Steph. B. s. v. Τάϱας Aa. ; die Vorliebe fuͤr eine solche zeugt nach Grundsaͤtzen des Alterthums eben so fuͤr einen un- steten, verweichlichten Charakter, als der Lakonische Hoplitenkampf Festigkeit und Ruhe der Seele bewaͤhrt. Einen abgesonderten Heerhaufen, bei den Lakonen auch λόχος genannt, Diod. 15, 32. Hesych u. Etym. M. σκιϱτὴς λόχος. Bekk. Anecd. 1. p. 305. Schol. Thuk. 5, 67. bildeten die Skiriten , deren im Peloponnesischen Krie- ge auch an sechshundert waren Thuk. 5, 67. ; sie zogen auf dem Marsche voran, lagen im Lager an den aͤußersten En- den Xen. Staat 12, 3. 13, 6. , und hatten in der Schlacht den linken Fluͤgel inne Thuk. a. O. Diod. laͤßt sie um den K. stehn; er verwechselt sie offenbar mit den Rittern. . Obgleich wir von ihrer Waffenart nichts er- fahren, koͤnnen wir sie doch kaum fuͤr eigentlich schwere Armatur halten, da sie schnell ihren Platz zu veraͤndern, und zum raschen Angriff, zum Stuͤrmen von Hoͤhen u. dgl. geschickt schienen Xen. H. 5, 4, 52. 53. Diod. a. O. ; man stellte sie oft auf ge- faͤhrliche Punkte Mehr sagt Xenoph. Kurop. 4, 2, 1. nicht. vgl. Hesych u. aa. Gramm. Manso 1, 2. S. 228. . Urspruͤnglich waren sie gewiß, was sie hießen, Bewohner der Landschaft Skiritis, der aͤußersten Lakonika’s gegen Parrhasien ἦν δὲ ̕᾽Αϱκαδικὸς, Hesych. , ihre Rechte und Pflichten scheinen durch Vertraͤge bestimmt gewe- sen, auch ihre Kampfart war vielleicht die Arkadische. Die uͤbrigen Perioͤken scheinen nur an groͤßeren und laͤngere Zeit vorbereiteten Heereszuͤgen Theil genommen zu haben, auch waren wohl meist nur Auserlesene Ho- pliten λογάδες τῶν πεϱιοί- κων, Herod. 9, 11. ; das Verhaͤltniß der Zahl derselben wie der Neodamoden und Anderer zu den Buͤrgern Sparta’s war durchaus ohne feste Bestimmung Bei Leuktra waren nur 700 Spartia- ten nach Xen. Hell. 6, 4, 15., der aber das Wort in einem sehr engen Sinne nehmen muß; denn es standen hier 4 Moren (μόϱαι πολι- τικαὶ) bis 35 Jahr, sicher gegen 2000 Mann. Das Gesammtheer aber war weit staͤrker; es hatte noch bei Korinth 6000 Hopliten betragen, 4, 2, 16. Zu oben S. 26. Z. 2. ist zu bemerken, daß die 172 nicht nothwendig alle Perioͤken waren. . Wenig klar ist es, auf welche Weise die Peloponnesischen Heere so zahllose Massen von Leichtbewaffneten , besonders von Heloten, benutzten Daß noch noch spaͤter viele ψιλοὶ im Pelop. Heere waren, sieht man aus Po- lyaͤn 4, 14. . Indessen ist zu erwaͤgen, daß es wohl nur im Perserkriege bei einem allgemeinen Aufgebote der Nation der Fall war, daß sieben Knechte um jeden Spartiaten waren S. oben S. 38. 46, 4., wo aber zu bemer- ken, daß das Epitaph nicht mit der Stelle 8, 25. zusammen zu halten ist; es geht auf die Schlacht vor der Umgehung des Heers. Wenn Manche (Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Isokr. Archid.) 12. 1000 Spartiaten bei Thermopylaͤ annehmen, ist dies of- fenbar ein Irrthum. ; hier mochten sie, bei solcher Uebermacht der Feinde, dienen, die hintern Glieder der langen Schlachtreihen einzunehmen und den Druck zu verstaͤrken; sonst beunruhigten sie auch den Feind von hinten mit Schleudern, Wurfgeschoß und 16 * Steinen. Auch war ein großer Theil von ihnen, als ϑεράποντες, ἐϱυκτῆρες, ὑπασπισταὶ, blos zum Dienst und zur Rettung der Hopliten in Gefahren bestimmt oben S. 38. vgl. Xen. H. 4, 8, 39. ; ein anderer wohl zur Begleitung und Deckung des Trains (στϱατὸς σκευοφορικός). Dagegen versuchten es die Peloponnesier der fruͤhern Zeit nie, aus Psilen eigene Truppenabtheilungen zu bilden, wie die Pelta- sten waren, die zu dem Wurfspeer den kleinen Schild der Thraker und Illyrier fuͤhrten Ari- stoph. Lysistr. 563. Klem. Alex. Str. 1. S. 307. ; die Ausbildung dieser Gattung Truppen, namentlich durch Chabrias und Iphikrates, brachte der Spartiatischen Hopliten- taktik empfindliche Wunden bei; und die Peloponnesier fuͤrchteten sie lange Zeit, nach Lakonischem Ausdruck, wie Knaͤblein den Popanz Xen. H. 4, 4, 17. vgl. aber 4, 5, 11 ff. 5, 4, 14. . 7. Sparta’s Aufmerksamkeit dagegen war fast allein auf die schwere Infanterie gerichtet; und daß diese zur hoͤchsten Vollkommenheit bei ihnen ausgebildet worden, ist schwerlich zu laͤugnen. Die Bewaff- nung wohl die Δωϱικὴ ὅπλισις Hesych. bestand aus einen langen Speere Her. 7, 211. , einem sehr kurzen und fuͤr den engsten Zweikampf bestimmten Schwerte Plut. Lyk. 19. Reg. apophth. p. 130. Lac. ap. p. 194. Die Δω- ρικὴ μάχαιϱα kommt wohl nur als Opfermesser vor, Eurip. Elektra 819. 836. , einem ehernen Xen. Staat 11, 3. Dieselben sind wohl im ganzen die alten Argetischen Kreisschilde (vgl. Spanh. zu Kall. auf Pallas 35.) die wirklich dort fabrieirt wurden. Pind. Hyporch. 3. p. 599 Bh. oben Bd. 2. S. 72. Schilde, der den Leib von den Schultern bis zu den Knieen deckte Tyrtaͤos Frgm. 2. Brunck. p. 50. , und auch sonst dem des heroischen Zeitalters aͤhnlicher war, als der der uͤbrigen Griechen. Denn waͤhrend diese die Karische Handhabe (ὀχάνη) angenommen hatten, um durch die Bewegung des hindurchgesteckten Arms den bedeutend kleiner gewordenen Schild zu regieren, hing wahrscheinlich der Spartiatische noch an einem um den Nacken gelegten Riemen (τελαμὼν), und wurde nur durch einen Ring (πόρπαξ) in der hohlen Seite regiert, der in Friedenszeiten herausgenommen werden konnte S. Kritias (Kallaͤschros S.) bei Liban. Or. 24. p . 86 R. Plut. Kleom. 11. Daher Aristoph. Lys. 107. ποϱπακισάμενος von einem Spartiaten. vgl. Schneider Lex. ὀχάνη. . Erst Kleomenes der Dritte fuͤhrte in Lake- daͤmon jene Handhaben und uͤberhaupt eine leichtre Be- waffnung ein Von den Lakedaͤmonischen Schildzeichen Paus. 4, 28, 3. — daneben auch be- sondere ἐπίσημα, Plut. Lak. Ap. p . 240. Die Kreter hatten nach dem Skotion des Hybrias auch λαιοήια ; Homers λαισήια πτε- ϱόεντα glaube ich in den mit ledernen Fittigen verlaͤngerten Schik- den auf Vasengemaͤlden zu erkennen, z. B. Tischbein 4, 51. . 8. Die Grundsaͤtze der Lakonischen Taktik fol- gen schon aus dem oben uͤber die Enomotie und deren Bewegungen Gesagten; die Evolution derselben, ἐξε- λιγμὸς, war das Hauptmittel, dem Feinde die besten Krieger entgegenzustellen vgl. Xn. H. 3, 4, 18. , und davon vorzuͤglich hoffte man den Sieg. Eine besondere Art dieser Evo- lution hieß die Lakonische; sie beginnt von den Enomo- tarchen, die sich nach der Lanzenseite umdrehen, und zwischen ihrer und der naͤchsten Reihe durchgehn; die ganze Reihe folgt ihnen, bis sie sich vor dem allein stehenbleibenden und sich nur umwendenden Uragos auf- gestellt hat; so daß der ganze Phalanx dabei zugleich um die Tiefe der Schlachtordnung gegen den im Ruͤcken erscheinenden Feind vorruͤckt: wovon die Makedonische dadurch verschieden ist, daß die Bewegung vom Uragos anfaͤngt, daher der Phalanx dabei zuruͤckgeschoben wird, und die Kretische, auch Choreios genannt, da- durch, daß Enomotarch und Uragos beide sich bewegen, bis sie ihren Platz vertauschen, daher hier der Pha- lanx im Ganzen stehen bleibt Aelian Takt. 26. 27. vgl. Hesych: Λάκων εἶδος παϱὰ Τακτικοῖς. . — Beim Angriffs- marsche hatte der Feldherr zu beachten, daß das Heer sich stets von selbst etwas mehr rechts zog als es sollte, indem Jeder seine rechte unbeschuͤtzte Seite unter den Schild des Nebenmannes zu bringen, und der Letzte am rechten Fluͤgel dieselbe vom Feinde abzuwenden suchte Thuk. 5, 71. ; womit auch die natuͤrliche Schwaͤche dieses Fluͤgels zusammenhaͤngt, die durch die vorzuͤglichsten Truppen und durch Deckung mit Reiterei aufgewogen werden mußte. Außerdem hatte der Feldherr — ehe Epaminondas die Kunst erfand, den Kampf auf die Stelle, wo er am staͤrksten, zu concentriren, und das uͤbrige Heer der Feinde in Unthaͤtigkeit zu erhalten, — nur fuͤr zweierlei zu sorgen, erstens daß der Stoß der Seinigen die Glieder der Feinde besonders da wirksam und kraͤftig treffe, wo sie zu durchbrechen moͤglich und vortheilhaft schien, und seine Linie zugleich dem feind- lichen Stoße gleichmaͤßig widerstehe: zweitens aber konnte er den Sieg auf dem Wege der Ueberfluͤgelung durch Ausdehnung seiner Glieder suchen, was indeß die Spartiaten selten selbst unternahmen, sondern gewoͤhn- lich nur von feindlicher Seite zu verhindern suchten. Die Hauptsache war immer, daß die Glieder festge- schlossen blieben bei raschem Vordringen wie bei schein- barer Flucht Dies fuͤhrten die Spar- tiaten bei Thermopylaͤ aus, Herod. 7, 211., nach Platon Laches p . 191. bei Plataͤaͤ. ; kein Kampfmuth entschuldigte das Ver- lassen derselben. 9. Ueberhaupt ist es eine große Ruhe und eine gebaͤndigte Kraft, die die Krieger Sparta’s charakte- risirt, denen die Berserkerwuth (λύσσα) eines Aristo- demos Herod. 9, 71. und Isadas Plut. Agesil. 34., wo indeß die Strafe von tausend Drachmen zu bezweifeln ist. mehr tadelnswerth als ruͤhmlich schien, und die uͤberhaupt die aͤchten Hellenen von den noͤrdlicheren Barbaren unterscheidet, deren Tapferkeit von jeher eine Art Rausch und Taumel war S. Thuk. 4, 126. . Spar- ta’s Kampfsitten sprechen eine hoͤchst edle Sinnesart aus, die alle Aeußerungen brutaler Wuth abschneidet; die Verfolgung der Feinde hoͤrte auf, wenn der Sieg vollendet S. Herod. 9, 77. Thuk. 5, 73. Plut. Lyk. 22. de cohib. ira 10. p . 438. Lak. Ap. p . 226. Polyaͤn 1, 16, 3. ; und mit dem Zeichen zur Ruͤckkehr sollte jede kriegerische Handlung abgebrochen sein Plut. Lak. Ap. p . 246. ; auch war das Abziehn der Waffen, wenigstens waͤhrend der Schlacht, untersagt Ebd. Aelian V. G. 6, 6. ; und die Spolien erschlagener Feinde den Goͤttern zu weihen Plut. a. O. p . 214. mit der Bemerkung von Manso 1, 2. S. 236. , wie uͤberhaupt jede Siegesfeier, schien unheilig Plut. Ages. 33. : Grundsaͤtze einer althel- lenischen Humanitaͤt der edelsten Art. Es war der Krieg moͤglichst auf ein Messen der Kraͤfte beschraͤnkt, und die Schlacht, wie Mardonios bei Herodot die der Hellenen uͤberhaupt schildert 7, 9, 2. , eine Art Duell nach Grundsaͤtzen der Waffenehre. Alte Tagsatzungen moͤgen im Peloponnes, wie auf Euboͤa S. Str. 10, 448. wozu außer Il. 2, 544. Archilochos p . 144 Liebel zu vgl. , den Gebrauch der Waffen bestimmt haben. Auch hielt Sparta mit religioͤser Scheu die alten Gottesfrieden wie die Olym- pische Ekecheirie; es feierte nicht blos die einheimischen Feste gern in Ruhe Wie die Hyakinthien und Karneen. Daß die Stelle Herod. 6, 106. sich nur auf diese bezieht, und nur im Karneios die Spart. nicht vor dem Vollmonde auszogen, daruͤber s. besonders Boͤckb Index lect. aestiv. Berol . 1816. Doch bat nicht blos Plutarch sie falsch gefaßt (Diogen. Prov . 6, 20. Jo. Tzetz. Jamb. 161.), u. Herod. selbst ist nicht ohne Schuld. , sondern respektirte selbst fremde, wie es sich noch Ol. 97, 2. lange durch die “heiligen Monate” der Argeier hinhalten und taͤuschen ließ Xen. H. 4, 7, 2. . Wenn aber der Staat, so lange er diesen Grundsaͤtzen treu blieb, fremde Krieger nicht zweck- und maaßlos mordete, so schonte er um desto mehr die eigenen, und jeder maͤßige Verlust war ihm hoͤchst empfindlich, aber es fielen auch im Hoplitenkampfe von der siegreichen Parthei meistentheils sehr wenige. Jeder weiß von der thraͤnenlosen Schlacht, in der die Stadt keinen Todten zu betrauern hatte So verlor auch Brasidas gegen Kleon nur sieben Mann, Thuk. 5, 11., und die Lakedaͤmonier in der großen Schlacht von Korinth acht . Xen. H. 4, 3, 1. . Man kann daher Spar- ta nichts weniger vorwerfen, als ungestuͤme Kriegslust, tollkuͤhnen Leichtsinn und Eroberungssucht. Der letzten wehrte wohl auch der Lykurgische Grundsatz: nicht oft gegen dieselben Feinde zu ziehn Plut. Lyk. 13. Ages. 26. Lak. Ap. p . 188. 222. Polyaͤn 1, 16, 2. , dessen Nichtbeach- tung ein Vorwurf gegen Agesilaos ist; wie schwer die Lakedaͤmonier an groͤßere Kriege gingen, ist hin- laͤnglich bekannt. Und doch hatte Sparta im Kampfe auf offenem Felde bis zur Schlacht von Leuktra fast die Sicherheit des Sieges vgl. was Archi- dam bei Jsokr. von den Heerszuͤgen der Koͤnige seines Geschlechts fagt, auch Panathen. 100. , indem das Bewußtsein der Meisterschaft im Waffengebrauche zu dem Nationalge- fuͤhl des Dorischen Stammes hinzutrat, der uͤber Jo- nier zu siegen von vornherein vertraute Thuk. 1, 121. Herod. 7, 102. vgl. Hegemon in der Palat. Anthol. 7, 436. Δώϱιος ἁ μελέτα. . Wie furcht- sam griffen doch die Athener die hartbedraͤngten und erschoͤpften Spartiaten auf Sphakteria an; die Gefan- genen betrachteten sie fast mit der Empfindung, wie die Achaͤer bei Homer den Leichnam Hektors. — So consequente Ansichten mußten freilich mannigfache Mo- dificationen zulassen, als Sparta in auswaͤrtigen Krie- gen aus seiner Sphaͤre heraus auf einen fremdartigen Boden versetzt wurde; namentlich durch den Seekrieg, der, wenn auch fruͤh von Korinth, Aegina, Korkyra geuͤbt, doch dem Dorischen Naturel nie zusagte: daher Sparta, obgleich es nach manchen ungluͤcklichen Versu- chen auch dafuͤr bedeutende Talente, wie Kallikratidas und Lysandros, erzeugte, und eine zeitlang die Flotte sehr bedeutend, ihr Commando ein anderes Koͤnig- thum Arist. Pol. 2, 6, 22. Daß ein Koͤnig, wie Leotychidas, die Flotte fuͤhrte, war Ausnahme. vgl. Plut. Ages. 10. war, doch nie eine vorzuͤgliche Neigung dafuͤr und Virtuositaͤt darin erlangte. Eine eben so große und aͤhnlich begruͤndete Abneigung zeigen die Spartia- ten vor dem πυργομαχεῖν, dem Belagern fester Orte Meh- rere Apophth. nennen sie witzig Gynaekoniten. — daher sie auch selbst fruͤher keine anlegten — und vor dem Gebrauche von Maschinen, wodurch dem Archi- dam, Agesilaos Sohn, “des Mannes Kraft vernichtet” schien. 10. Wir schließen mit der Behauptung, mit der wir dieses Kapitel begannen, aber in anderer Bezie- hung: daß kein Volk den Krieg in dem Sinne und Maaße als Kunst angesehn, wie die Dorischen Spar- tiaten. Es war ihnen die Kriegfuͤhrung fast weniger ein wirkendes, auf Verderb Anderer gerichtetes Han- deln, als ein darstellendes; das den schoͤnsten Theil des Volkes in einstimmender und gelenker Bewegung, wie einen kraͤftigen und ebenmaͤßig ausgebildeten Koͤrper im freudigen Bewußtsein seiner Staͤrke zeigen sollte. Auch ist die Uebereinstimmung, die Neuere S. Fr. Thiersch Vorrede zum Pindar. zwischen den Einrichtungen des Griechischen Chors und Lochos gefunden haben, nicht bloßes Spiel der Einbildung; der große Chor ist an Zahl eine Pentekostys, die in zwei Enomotien (Hemichorien) zerfaͤllt; er zieht eben so in Gliedern heran, wie der Heerhaufen, und hat entsprechende Evolutionen Darum heißt auch der Kretische ἐξελιγμὸς χόϱειος, oben S. 246. In Sparta nannte man die Letzten im Chor ψιλεῖς, Alkman Frgm. 108. Welck. aus Suid. u. Hesych. . Beide, Tanz und Kampf, vermittelt die Pyrrhiche, die besonders in Sparta und Kreta geuͤbt wurde Unten B. 4 K. 5. : sie war in fruͤherer Zeit weit mehr Voruͤbung zum Kampfe, als spaͤter; man sah im Hopliten der Schlacht zugleich den gewandten Taͤnzer der Pyrrhiche. Darauf deutet Homer, wo Aeneias den Meriones von Kreta, ein so rascher Taͤnzer er im- mer sei, zu erlegen hofft Il. 16, 617. besprochen von Athen. 5, 181. 14, 630 b . Lukian vom Tanz 7. Dio Chrysost. Or . 2, 31, 28. Heyne’s Erklaͤrung: de motu declinantis et a telo sibi caventis, ist der der Alten ge- wiß nicht vorzuziehn. ; wie die Thessaler die Kaͤm- pfer der ersten Reihe Vortaͤnzer nannten, und von ei- nem guten Streiter sagten: er hat schoͤn getanzt Lukian a. O. ; darum heißen bei demselben Dichter πρυλέες Hopli- ten Il. 5, 744. 11, 49. vgl. Schol. 12, 77. vgl. Eust. Daß der Ausdruck dafuͤr auch Lakonisch, folgt aus Hesych πϱουλέσι nach Salmas. wie bei den Kretern πρύλις der Waffentanz bei den Gortyniern, Schol. Il. 11, 49., auch bei den Kypriern (d. h. bei den Griechen daselbst,) Aristot. bei Schol. Pind. 2, 125. Kallim. auf Zeus 52. nennt auch den Kuretentanz so, indem dieser sehr zeitig mit dem Kretischen Waffentanze identificirt wurde. , es steht aber bei Homer dieser Ausdruck an zwei Stel- len, wo Griechen und Troer die gewoͤhnliche Schlacht- ordnung verlassen, und ihre Helden von den Wagen steigen und sich zu Fuß anschaaren, also grade von der Kampfweise, die durch die Dorier in Griechenland herrschend geworden ist. — Darum ging der Schlacht der Spartiaten ein Musenopfer voraus Plut. Lyk. 21. Lak. Ap. p. 207. de cohib. ira a. O. Aber die χίμαιϱα wurde nicht diesen (Manso 1, 2. S. 234.), son- dern, wie bei Marathon, der Art. Agrotera geopfert. S. zu Xen. Staat 13, 8. Plut. Lyk. 23. Xen. Hell. 4, 2, 20. , indem man von diesen Gottheiten insbesondere Ordnung und Rhyth- mos des Kampfes erwartete; so wie man zur selben Zeit in Kreta und Sparta dem Eros opferte, als dem Befestiger wechselseitiger Liebe und Scham So- sikrates bei Athen. 13, 561 e . Aelian V. G. 3, 9. . — Ueber das ganze Leben der Spartiaten im Lager war eine große Unbefangenheit und Heiterkeit ausgebreitet; und weil die Stadt Sparta gewissermaßen immer ein La- ger wie Dionys. n Hal. sagt. , war das Lagerleben von dem in der Stadt wenig verschieden. Die Leibesuͤbungen wurden regelmaͤßig fortgesetzt, und zweimal des Tages vorgenommen Xen. Staat 12, 6, 7. , aber mit minderer Anstrengung als daheim Plut. Lyk. 22. ; uͤber- haupt war die Disciplin weniger streng. Der Persische Spaͤher traf die Spartiaten am Abend vor der Schlacht in den Pylen theils mit gymnischen Kaͤmpfen, theils ihr Haar zu straͤhlen beschaͤftigt Her. 7, 208. Xen. Hell. 13, 9. Plut. Lyk. 22. , welches sie von dem Eintritt in das Mannesalter an lang herabwallend tru- gen. Jeder bekraͤnzte es Der eigenthuͤmliche Ausdruck davon war ξανϑίζεσϑαι. Bekkers Anecd. 1. p . 284. , wenn die Schaar der Au- leten den Angriffsmarsch spielte; dazu strahlten alle Schilde der Reihe hell polirt Xen. Staat 11, 3. 13, 8. Plut. a. O. , und mischten ihren Glanz auf eine erhebende Weise mit dem dunkeln Roth der Purpurgewaͤnder vgl. von diesen, außer Xen. u. Plut., Aelian 6, 6. Etym. M. 385, 25. Suid. καταξαίνειν, auch Hesych s. v . πυτὰ, vgl. Meurs. Misc. Lac . 1, 15. Auch die Gesandten trugen solche, Ari- stoph. Lysistr. 1139. Plut. Kim. 16. Lesbonax Protr. p . 24, 27 R. Aehnlich, nur mit fucus gefaͤrbt, waren die Kretischen. Meurs. Creta 3, 12. — Weil die Waffen der schoͤnste Schmuck, beteten auch die Juͤnglinge bewaffnet zu den ebenfalls bewaffneten Goͤttern. Plut. Lak. Ap. p . 235. vgl. Inst. Lac. p . 253. , die den Kaͤmpfenden zu zieren und das Blut der Wunden zu verbergen gleich geeignet waren; schoͤn und schauenswerth zu fallen, war eine Aufmunterung mehr zur heldenmuͤthigsten Tapferkeit. Viertes Buch. Sitte und Kunst der Dorier . 1. 1. V on der Betrachtung des oͤffentlichen Lebens der Dorier wenden wir uns zu dem, sich nicht unmittelbar auf die Gesammtheit beziehenden, Familien- u. haͤus- lichen Leben, ohne dieses indeß von jenem durch eine scharfe Graͤnzlinie absondern zu wollen, was bei dem Dorischen Stamme noch weniger moͤglich, als bei ir- gend einem andern. Im Familienleben nun sind ohne Zweifel die persoͤnlichen Verhaͤltnisse wichtiger und be- deutender, die der Ehegatten sowohl als der Eltern und Kinder, und minderer Aufschluß uͤber das Innere scheint von den mehr dinglichen zu erwarten, die sonst den groͤßten Raum in der Disciplin der sog. Alterthuͤ- mer einnahmen, z. B. Wohnung, Kleidung, Mahlzei- ten. Indessen spricht sich doch auch in diesen eigen- thuͤmlicher Geist oft mit uͤberraschender Bestimmtheit aus; das schoͤne Gesetz nationaler Sitte ertheilt dem Kleinsten seine Bedeutung fuͤrs Ganze, und adelt das Befriedigen des Beduͤrfnisses durch Beziehung auf in- neres Sein; und da solche Aeußerlichkeiten gerade der Betrachtung am offensten liegen: so lenkt sich auch die unsere am ersten darauf zu. Die Dorier wohnten schlicht und einfach. Lykurg hatte als Gesetz ausgesprochen: in jeglichem Hause sollte die Thuͤre blos mit der Saͤge und die Decke mit dem Beile gearbeitet sein Plut. Lyk. 13. de esu carn. 2, 2. reg. apophth. p. 125. Lac. ap. 222. Qu. Rom. 87. p . 363. Proklos zu Hesiod T. u. W. 421. ; nicht etwa allem hoͤhern Be- triebe der Baukunst zu wehren beabsichtigend, sondern damit diese auf ihrer allein wuͤrdige Gegenstaͤnde, Tem- pel und oͤffentliche Gebaͤude, beschraͤnkt, und nicht die Magd des Privatluxus werde. Waͤhrend unter den Achaͤern Homers die Koͤnige nicht blos in sehr ausgedehnten, sondern mitunter auch in reich geschmuͤckten Haͤusern wohnten, deren Waͤnde von Erz, Silber, Gold, Bern- stein und Helfenbein strahlten: war alle aͤhnliche Pracht von den Wohnungen der Enkel des Herakles entfernt. Die Amtswohnung beider Fuͤrsten sollte Aristodemos bei der Einnahme Sparta’s gebaut haben; hier wohnte noch Agesilaos nach der Vaͤter Sitte, und seine Thuͤren waren, nach Xenophons freilich uͤbertriebenem Aus- drucke, noch die des urspruͤnglichen Bau’s S. oben S. 107, 3. . Mit naivem Witze fragte daher Leotychidas, der Alte, (Ol. 72.) einen Gastfreund von Korinth, wo der Reichthum zeitig Luxus im Bauen angeregt, da er die Decke des Gemachs mit vertieften Feldern geschmuͤckt (φατνωμα- τικὴ) sah: Wachsen bei euch die Hoͤlzer viereckig? Plut. Lyk. 13. vgl. Lak. Apophth. S. 179. 222. . Uebrigens mag man sich diese Haͤuser dabei geraͤumig und weitlaͤuftig denken; einen Hof, durch eine Mauer von der Straße abgesondert, vor dem Hause Gegen die Straße die ϑύϱαι αὔλειοι (Herod 6, 69); im Hause die ἐγγυτέϱω πίλη (Plut. Lak. Ap. des Leotychides (ὁ Ἁϱί- στωνος ist ein Irrthum) S. 215. An die αὔλειοι ϑύϱαι klopfte man in Sp. nicht, sondern rief. Instit. Lac. p . 253. ; in diesem eine große Halle u. s. w. — Die Staͤdte des Peloponnes im Ganzen waren unregelmaͤßig und winklicht gebaut; dagegen bei den Joniern fruͤhzeitig eine geradlinigte und regelmaͤßige Anlage Sitte wurde So scheint es nach Paus. 6, 24, 2. Vgl. Str. 14, 646. von der ϱ̔υ- μοτομία ἐπ̛ εὐϑειῶν in Smyrna. , die durch Hippodamos den Milesier sich auch uͤber das uͤbrige Griechenland verbreitete. Hippodamos war es vermuthlich, der Thurioi Ol. 83, 3. voͤllig winkelrecht wie Diodor angiebt, 12, 10. anlegte Photios und Hesych s. v . Ἱπποδάμου νέμησις — οἷτος ἦν καὶ ὁ μετοικήσας εἰς Θουϱίους Μιλήσιος ὢν. Um die- selbe Zeit muß er den Peiraͤeus ausgebaut haben. vgl. Schneider ad Arist. Pol. 2. 5. p . 109. , und derselbe bauete noch in hohem Alter die Stadt Rhodos (Ol. 93, 1.) so symmetrisch, daß sie nach bewunderndem Ausdruck der Alten Ein Haus schien Meursius Rhod . 1, 10. . 2. Wir wiederholen aber, daß diese Grundsaͤtze einfacher Sitte keineswegs der Ausbildung der wahren Baukunst schadeten. Vielmehr wissen wir, daß die- selben Dorier zur Verherrlichung eines hoͤhern, des re- ligioͤsen, Lebens eine Baukunst uͤbten, die ihnen durch- aus original war, und in der Strenge der Principe und Sorgfalt in der Ausbildung Hand in Hand gingen. Was hierin den ersten Punkt betrifft, daß diese Bau- kunst im eigentlichen Sinne original war, und sich nicht an etwas von außen Gegebenes und Ueber- liefertes als dessen Fortbildung anknuͤpfte: so machen den Beweis davon erst die merkwuͤrdigen Entdeckungen der neuesten Zeit moͤglich, wodurch wir Denkmaͤler des vorgeschichtlichen Zeitalters Griechenlands in aller ihrer seltsamen Eigenthuͤmlichkeit kennen gelernt haben. Zwar steht der sog. Thesauros des Atreus, das einzige ge- nauer bekannte Denkmal einer gewiß sehr ausgebreite- ten Gattung Wir nennen als Gebaͤude derselben Gattung aus Neuen und Alten, 1, ein aͤhnliches in der Naͤhe aber zerstoͤrtes. 2, das von Gropius entdeckte am Eurotas. 3, die Entdeckung von Dod- well bei Pharsalos. 4, das des Minnas. 5, das des Hyrieus. 6, das des Augeas. 7, das eherne Faß der Aloiden. 8, das sog. unterirdische Faß, wohin Eurystheus fluͤchtet. 9, den ehernen Thc lamos der Danaë (nach Hirt). 10, den unterirdischen ehernen ky- klopischen Tempel von Delphi (Bd. 1. 242.). , jetzt nackt da; aber auch so zeigt es sich schon durch seine paraboloidische Construktion als ein von spaͤterer Hellenischer Baukunst eben so, wie von Orientalischer durchaus abweichendes Bauwerk. Nun haben neuere Reisende dabei mehrere Stuͤcke von Saͤulen gefunden W. Gell Argolis pl. 7. Dodwell Class. tour 2. p. 229. 240. Besonders benutze ich hiebei Zeichnungen von Lusieri (niedergelegt im Print- room des Britt. Museums), der auch sehr sinnreich das Ganze zu restauriren versucht hat. , welche durch ihre combinirten For- men wie durch den Reichthum an Schmuck zwar einer- seits seltsam uͤberraschen, aber doch durch den Ort, so wie durch ihre von allem geschichtlich Bekannten durch- aus verschiedene Beschaffenheit, keinem Zweifel Raum lassen, daß sie jenem vorgeschichtlichen Zeitalter ange- hoͤren. Es gehoͤren dazu eine Saͤulenbasis aus einer Plinthe, daruͤber Hohlkehle, dann Torus von ellipti- schem Profil, geschmuͤckt mit einer Abwechselung hervor- und zuruͤcktretender Felder, von denen die ersten zum Theil die durchgehende Verzierung von schneckenfoͤrmi- gen Windungen haben, dann ein Ablauf mit andern Ver- zierungen; zweitens ein Stuͤck Saͤulenschaft von bronze- farbenen Marmor mit aͤhnlicher Verzierung in Feldern; drittens ein leider sehr geringes Fragment eines Ca- pitaͤls; weiter eine Tafel von weißem Marmor mit einer Art muschelfoͤrmigen Verzierung. Das Brittische Museum bewahrt zwei Tafeln von glaͤnzend gruͤner und dunkelrother Steinart auf, beide von dem genann- ten Schatzhause genommen, die besonders jene Schnek- kenlinien zeigen, und sich durch sehr fleißige Ausfuͤh- rung — jedoch ganz ohne mathematische Praͤcision — auszeichnen Synopsis of the Br. Mus. (19. Edit.) R. 13, 220. 221. . Doch dies nur, um vorlaͤufig auf diese merkwuͤrdigsten Fragmente uralter Griechenkunst auf- merksam zu machen. Mir genuͤgen diese Ueberreste, um daraus das Gebaͤude, dem sie angehoͤren, in seiner seltsamen Pracht bunter Steinarten mit reichem und mannigfaltigem Schmucke, inwendig wahrscheinlich mit Platten von Bronze bekleidet, als ein Denkmal der im Geiste noch halb barbarischen Kunst des aͤltesten Grie- chenlands aufsteigen zu sehn. 3. Dagegen stelle man nun die Einfachheit, Schmucklosigkeit und ruhige Groͤße der Baukunst, die das Alterthum mit Uebereinstimmung die Dorische nannte S. bes. Vitruv 4, 1., dessen Erzaͤhlung freilich ungeschichtlich. In Athen nannte man fortwaͤhrend die Triglyphen Δωϱικὰς τϱι- γλύφους, Eurip. Orest. 1378., in welcher Stelle auch noch die urspruͤnglichen von Holz sehr deutlich durch die Zusammen- stellung mit κεδϱωτοῖς τεϱέμνοις bezeichnet sind. Auch das Δω- ϱικὸν κυμάτιον, d. i. die Kehle, hat ihren Namen von der An- wendung in dieser Baukunst, z. B. unter dem Kranze; und das Λέσβιον κυμἀτιον, die Welle, muß erst spaͤter unter den Aeolern daraus hervorgegangen sein, bei denen auch die Λεσβία οἰκοδομὴ einheimisch, die einen sehr beweglichen κανὼν erforderte. Aristot- Eth. Nik. 5, 10, 7. und Michael Ephes. zur Stelle. . So gesichert es scheint, daß diese sich mit großer Consequenz aus dem Holzbau entwickelt habe: so wenig kann ich damit die Annahme eines fremden III 17 Einflusses, woher irgend, vereinbaren. Denn durch einen solchen waͤre die stetige Folge der Ausbildung verruͤckt und aufgehoben worden. Wie consequent bil- dete man doch die lange Flaͤche des Hauptbalkens in Stein nach, legte daruͤber die Querbalken mit dem Dorischen Dreischlitz , deren Zwischenoͤffnungen (μετόπας) man allmaͤlig mit Marmorplatten zudeckte, und ließ das Gesims wie in der Zimmerkunst maͤchtig hervorspringen. Und nachdem man vielleicht das Dach eine Zeitlang nach allen vier Seiten hatte schraͤg abfal- len lassen: setzte man in Korinth zuerst ein Giebelfeld nach vorn und hinten, und schmuͤckte es mit Werken alter Thonbildnerei Boͤckh Expl. ad Pind. O. 13. p. 213 sq. . So entstand der Dorische Tem- pel, dessen aͤltere Musterbilder uns in den Dorischen Staͤdten Korinth, Poseidonia, Aegina und den Dori- schen Kolonieen Siciliens aufbewahrt sind. Doch darf man keinesweges die Meinung eines der ersten Forscher in diesem Fache so verstehn, als wenn der kuͤnstlerische Charakter dieser Architektur sich aus dem Holzbau ableiten und befriedigend entwickeln lasse. Das ist eben das Wesen dieser Kunst, daß sie in der Gestalt eines Werks fuͤr das Beduͤrfniß, des Hau- ses, ein geistiges Sein auspraͤgt Der Tempel ist nach altem Gedanken auch ein ἄγαλμα, ein zur Ver- herrlichung der Gottheit im Tempelraum hingestelltes Schaubild. . Es ist der Dori- sche Charakter, der die Dorische Baukunst schuf. Im Dorischen Tempel ist die zu tragende Last absichtlich verstaͤrkt, und dem Gebaͤlk eine ausnehmende Hoͤhe ge- geben; aber im Verhaͤltniß sind auch die Saͤulen un- gemein stark und nahe neben einander gestellt: woraus uns dasselbe Gefuͤhl entsteht, wie wenn wir einen au- genfaͤllig starken Mann eine gewaltige Last tragen sehn, und Erstaunen uͤber die Schwere sich mit der Freude uͤber die Sicherheit des Unternehmens mischt. Die schnelle Verjuͤngung der Saͤule (aber ohne Schwellung) und die starke Ausladung des Capitaͤls (aber ohne viel Rundung) erhoͤhen den Eindruck von Maͤchtigkeit und Bestimmtheit; der Wechsel langer unverzierter Flaͤchen mit kleineren verzierten Gliedern erweckt das Gefuͤhl einfacher Groͤße, ohne daß sie monoton und ermuͤdend erschiene; die uͤber dem Ganzen verbreitete Klarheit wird durch den dunkeln Schatten gesteigert, der unter dem vorspringenden Kranzgesims liegt; oben schließt die heitere Giebelflaͤche kroͤnend das Ganze. So spricht sich in dieser Kunstschoͤpfung der dem Stamme eigene Sinn fuͤr strenges Gesetz, einfaches Maaß, reine Ueber- einstimmung aus. 17 * 2. 1. W ir muͤssen es aufgeben, diese Betrachtungen weiter zu verfolgen, die wir nur beilaͤufig an die Woh- nung der Dorier knuͤpften. Was nun ferner die Klei- dung betrifft: so thut sich auch in dieser ein eigen- thuͤmlicher Sinn dar; eine althellenische Sophrosyne, die von Asiatischer Prachtliebe so weit entfernt ist, wie von barbarischer Schmutzigkeit; aus welcher sich eine große Einfachheit in der Zahl und dem Schnitte der Gewaͤnder, zugleich aber doch auch eine gewisse Achtung fuͤr den Anstand ergiebt, der indeß nach herrschender Sitte keine sehr sorgsame und schaͤmige Verhuͤllung des Koͤrpers forderte. Wie ein Dorier der erste war, der in den Schranken von Olympia den laͤstigen Gurt, den Homers Ringer mit denen des Barbarenlandes noch gemein hatten, abwarf und nackt zum Ziele lief Zuerst rangen nach Platon Staat 5, 452 c. die Kreter nakt (aber ihre isolirte Lage verhinderte die Ausbreitung der Sitte); dann die Lakedaͤmonier , die als die ersten Thuk. 1, 6. nennt. Ein Laked. Akanthos , der Ol. 15. διαύλῳ siegte (Paus. 5, 8, 3 Afric.), lief damals zuerst nackt zum Ziele. Dion. Hal. 7, 72. Dies Datum steht voͤllig fest. Andre nennen Orsippos, den Mega- rer, als den ersten, der im Stadium nackt den Preis erhalten, und setzen diesen auch Ol. 15. Eust. zu Il. p. 1324. Rom. vgl. Hesych. s. v. ζώσατο, Isidor Origg. 18, 17. (Paus. giebt keine Zeit, son- : so war edle und unbefangene Nacktheit, wo sie einen Zweck erfuͤllte, uͤberhaupt dem Dorischen Wesen ange- messen. Dies erinnert an die schon in der Zeit der Attischen Bildung auffaͤllige Naktheit der Spartiati- schen Maͤdchen, von der Spaͤtere oft spaßhaft sagen: die Spartiaten zeigen den Fremder ihre Jungfrauen nackt S. besonders Athen. 13, 566 e. Eust. Il. 14, 975, 41 Rom. . Was damit aber eigentlich gesagt sei: muß hier ausfuͤhrlicher untersucht werden. 2. Zuvoͤrderst machen diese Worte aufmerksam auf den Unterschied in der Lebensweise Dorischer Ehe- frauen und Jungfrauen . Waͤhrend die moderne (romantische) Sitte die Jungfraͤulichkeit allen Eindruͤcken der Sinnlichkeit, die Leidenschaft zu entzuͤnden ge- eignet waͤren, mit zarter und aͤngstlicher Sorgfalt zu entziehen sucht, und die Frau dagegen dem Verkehr mit Maͤnnern weit freier aussetzt: wurde nach dem kaͤlteren Hellenischen Sinne, der sich am bestimmtesten bei den Doriern ausspricht, gerade die Jungfrau der Beruͤhrung des Lebens mehr blos gestellt, als die Frau, deren Dasein im Hause sein Ziel gefunden zu haben schien: daher auch nur die erstern Musik und Gymnastik dern nur was er in dem Megarischen Epigramm las, uͤber das Boͤckh Index lect. aestiv. Berol. 1822. zu vergleichen; das Mar- mor befindet sich jetzt im Cabinet des medailles der Bibliothèque du Roi. ) Corsini F. A. 3. p. 22. sucht beides zu vereinigen, was doch nicht vollkommen geht; ich glaube, daß wie auf Orsipp das: Λακεδαιμὀνιος, so auch die Zeit des Siegs uͤbertragen ist, u. traue dem Etymol. u. den Schol. Il. 23, 683. (vgl. oben Bd. 2. S. 89.) mehr, daß dieser erst Ol. 32. gesiegt, wo African wol nur durch Irrthum den Kratinos nennt, auch einen Megarer. Akan- thos Beispiel scheint unbefolgt geblieben zu sein, und allgemeine Sitte wurde es dann durch Orsipp; womit auch Thuk. Worte bes- ser stimmen: καὶ οὐ παλλὰ ἔτη ἐπεεδἡ πέπαυται, die nicht zu corrigiren. uͤbten, die andern nichts als haͤusliche Geschaͤfte Platon Gesetze 7, 805. 6. . Hieraus erklaͤrt sich, warum zu Sparta Jungfrauen mit offenem Angesicht, Frauen dagegen verschleiert er- schienen Lak. Apophth. p. 235. Apostol. 18, 19. ; auch war es gewoͤhnlich, daß man jene mit jungen Leuten uͤber die Straße gehen sah Eurip. Androm. 598. auch bei Plut. Vergl. Numa’s 3. αἱ ξὺν νἑοισιν ἐξεϱημοῦσα δόμους. Daher Properz 3, 12, 21. lex igitur Spartana vetat secedere aman- tes; Et licet in triviis ad latus esse suae. — was den letztern sicher nicht erlaubt war; und so wurden auch in Sparta zu schließen aus Plut. Lyk. 14. , in Kreta Thes. 19. , in Olympia endlich Jung- frauen zur Schau gymnischer Agonen zugelassen, und nur Frauen ausgeschlossen Paus. 5, 6, 5. (uͤber die Geschichte der Pherenike Boͤckh Expl. Pind. p. 166.) 6, 20, 6. Daher konnten auch hier, freilich nur in Curulkaͤmpfen, Jungfrauen siegen, wie Kyniska Paus. 3, 8, 1. 5, 12, 3. 6, 1. Xen. Ages. 9, 6. Plut. Ages. 20. Lak. Ap. p. 184. Euryleonis Paus. 3, 17, 6. — In Kyrene waren nach Pind. P. 9, 102. (ἢ υἱὀν) auch Frauen zugelassen, vgl. Boͤckh Expl. p. 328., dergleichen auch daselbst nach einer Inschr. bei Della-Cella gymnischen Kaͤmpfen vorstanden. : alles umgekehrt in Jonien, wo gerade die unverheiratheten Maͤdchen am meisten im Innern der Haͤuser verschlossen lebten κατάκλειστοι, Sappho Fr. 15. p. 46 Wolf. Phokylid. V. 203. . Diese verschiedene Stellung im Leben also wurde auch durch die Tracht bezeichnet, die bei den Jungfrauen offenbar leichter und freier war; denn nur von diesen ist bei dem Vorwurfe unziemlicher Nacktheit uͤberall die Rede. Diesem Vorwurfe liegt aber bei den Athenern ein seltsames Vergessen urspruͤnglicher Sitte zu Grunde: da das Leben ihrer Frauen nach und nach voͤllig orien- talisirt worden war, erschien ihnen das Aecht-Helle- nische zuletzt als fremdartig ἐπεὶ ἢ γε Ἑλληνικὴ ἐσϑὴε πᾶσα ἡ ἀϱ- : so daß sich uͤber Do- rische Frauentracht ungefaͤhr eben solche Begriffe er- zeugten, wie die Roͤmischen uͤber Germanische sein mochten, denen Tacitus begegnet: “die Deutschen Frauen tragen die Arme bis zur Schulter nackt, selbst der naͤchste Theil der Brust ist blos: dessen ungeachter ist das Eheband ihnen unverletzlich.” 3. Was nun jene Tracht betrifft: so sind nach Manso’s und Boͤttigers Behandlung der Sache Sparta 1, 2. S. 162. — Raub der Cass. S. 60. nur noch folgende Bemerkungen noͤthig. Die Alten nennen das Haupt- oder eigentlich das einzige Kleid der Do- rischen Jungfrau bald Himation So nennt schon Herod. 5, 87. Himatien Dorischer Frauen als entsprechend Jonischen Chitonen; und die verschiedenen Scholiasten zu Eurip. Hek. 933. nennen die Dor. Jungfrauen bald μονοχἰτω- νας, bald ἀχίτωνας (fuͤr das die Stelle des Anakreon, Frgm. S. 404. Fisch.: ἐκδῦσα χιτῶνα δωϱιάζειν, zu abgerissen ist um zu bewei- sen). Diese citirt Horos bei Etym. M. 293, 44., und benutzt au- ßer Aelios Dionysios (der wieder das χιτωνοφοϱεῖν als den Do- riern eigen nennt) Eust. zu Il. 14, 975. vgl. noch Hesych δωϱ ά- ζειν und den Sophista anon. bei Orelli Opp. mor. 2. p. 214. — Eurip. Andr. 599. u. Hek. a. O. nennt das Dorische Gewand un- genau πέπλος, vgl. Hedylos in der Palat. Anthol. 6, 292. Plut. Kleom. 38. , bald Chiton: das letztre, wie aus Vergleichung der Bildwerke erhellt, mit Recht, das erstre nur mißbraͤuchlich darum, weil es in Vergleich mit dem linnenen Jonischen Chiton ein Hi- mation schien. Dies Kleid, aus wollenem Zeuge, war gaͤnzlich aͤrmellos, und mußte uͤber beiden Schultern durch Nadel-Spangen (πόρπας, περόνας) festgehalten werden, die oft von bedeutender Groͤße waren Her. a. O. Schol. Eurip., wo ἐπιποϱπὶς die Nadel der Spange zu sein scheint. , waͤh- rend die Jonischen Frauen die Arme in laͤngere oder χαὶη τῶν γυναικῶν ἡ αὐτὴ ἦν, τὴν νῦν Δωϱὶδα καλἐομδν. He- rod. 5, 88. vgl. Eust. zu Il. 5, 567. Aegin. p. 72. kuͤrzere Aermel steckten Doch kamen auch bei der Jonischen Frauentracht πεϱόναι vor, um die aufgeschlitzten Aermel zusammenzuhalten. Aelian V. G. 1, 18. . Der nackte Arm der Py- thagoreerin Theano, deren Tracht ohne Zweifel Dorisch war, reizte Jemanden zu sagen: Wie schoͤn ist der Arm, worauf sie antwortete: Aber nicht fuͤr Jeder- mann Wolf fragm. mul. pros. p. 241. 242. . Nun war ferner dieser Chiton nur an einer Seite herab zusammengenaͤht, an der andern zum Theil offengelassen oder aufgeschlitzt (σχιστὸς χιτών) Pollux 7, 13, 55. ; wahr- scheinlich konnte er hier mit Nadeln Die von Boͤckh Staatsh. 2. S. 287. nach Chandler erlaͤuterte Inschr. aus dem Parthenon beschreibt eine Nike aus Gold und Elsenbein, die in mehrere Stuͤcke zerlegbar; das dritte enthaͤlt den Faltenwurf und zwei πεϱὀνας, ich glaube eben solche. Doch ist noch Manches daran zu eroͤrtern. zu-, oder zu freierer, gymnastischer, Bewegung losgesteckt werden; wobei natuͤrlich die beiden Zipfel (πτέρυγες) auseinan- der schlugen, daher Ibykos Sparta’s Maͤdchen φαι- νομηρίδας nannte Pollux, Plut. Vergl. Lyk. 3. und Sophokles daselbst: — καὶ τὰν νἐοϱτον, ἀς ἔτ̛ ἄστολος χιτὼν ϑυϱαῖον ἀμφὶ μηϱὸν πτύσσεται, Ἑϱμιό- ναν. Eurip. Androm. 599. γυμνοῖσι μηϱοῖς καὶ πέπλοις ἀνειμένοις. Vgl. Duris bei den Schol. Eurip. Hek. αἱ δὲ γυναῖκες ἐβϱύα- ζον ταῖς Δωϱὶαις στολαῖς. Dieser Schriftsteller hat uͤbrigens die gewiß irrige Meinung, die Ath. Frauen haͤtten zur selben Zeit kurzes Haar und Dorische Gewaͤnder getragen, da die Maͤnner langes und Jonische. . Dazu wurde auch das Gewand ohne Guͤrtel getragen, so daß es uͤber die Waden her- ab hing vgl. Schol. Eur. a. O. Kallim. Frgm. 225 Bentl. von einer Lakon. Jungfrau: ἔσκεν ὅτ̛ ἄζωστος χἀτεϱόπσϱπος ἔτι. Ἄζωστοι καὶ ἀχίτωνες nach Schol. Eurip. u. Eust. p. 975, 38. ohne ζωναὶ auch nach Paus. ebd. 975, 40. Suid. δωϱιάζειν. . — So sieht man in der Kunst unter andern Nike und Iris, diese namentlich unter den Statuen vom Giebelfelde des Parthenon, bei deren rascher Be- wegung der auseinanderschlagende Chiton zur linken Seite Waden und Schenkel entbloͤßt; und mit demsel- ben, nur faltenreicheren, Chiton — so daß die Falten am linken Beine herab sich ineinanderlegen — Pallas im Costuͤm der vollendeten Kunst; mit hochgeguͤrtetem Dorischen Chiton aber Artemis die Jaͤgerin. Auf eine dieser Weisen, je nachdem diese oder jene Anstand und Thaͤtigkeit forderte, trug auch die Jung- frau Sparta’s, meist ohne Himation μονόπεπλος, Δωϱὶς ὡς κὀϱα, Eurip. Hekabe 928. Doris nullo culta palliolo Juven. 3, 94. Darauf geht auch das γυ- μνὸς oden S. 261. und unten N. 4. , ihr einfaches Gewand, und zeigte sich auch in Maͤnnergesellschaft ohne weitere Verhuͤllung. So gewann Periandros der Korinthier Daß damals schon das Korinthische Kleid vom aͤchtdorischen einigermaßen abwich, ist hiernach und nach Her. 5, 87. schon Aegin. p. 64, 6. bemerkt. Das Syrakusische ἐμπεϱόναμα war vielleicht aus dem Dorischen Spangenchiton entstanden, Theokr. 15, 34. vgl. Spohn Lection. Theocr. 1. p. 36., aber es ward uͤber das χιτὠνιον gezogen. — Ein Korinthisches Frauenkleid war auch das παϱάπηχυ, Athen. 13. p. 582. die schoͤne Melissa zu Epidauros lieb, da er sie Peloponnesisch gekleidet ohne Obergewand und blos im Chiton sah, wie sie den Arbeitern Wein schenkte Pythaͤnetos Aeginet. p. 63. Vergl. noch Theogn. 1002 Bekker, wo die Λἀκαινα κὀϱη Kraͤnze fuͤr die Gaͤste bringt. So setzten auch die Dorischen Sikelioten eine παϱϑένος φιαληφό- ϱος an die Stelle des παῖς. Polyb. 12, 5, 7. ; ebenso schaute man die Dorischen Maͤdchen auf ihren Uebungsplaͤtzen und im Chor tanzend Plut. Lyk. 14. τὰς κόϱας γυμνάς τε πομπεύειν καὶ πϱὸς ἱεϱοῖς τισὶν ὀϱ- χεῖσϑαι κτὶ ᾄδειν. vgl. Lak. Ap. p. 223. Hesych δωϱιἀζειν. . Die Frauen dagegen erblickte man schwerlich ohne ein Ueber- kleid, das wahrscheinlich vom Himation der Maͤnner nicht wesentlich verschieden war; wie z. B. die Frau des nach Dorischer Weise lebenden Phokion, nach Plu- tarchs Erzaͤhlung, oft im Himation ihres Mannes ausging. 4. Dies fuͤhrt uns auf die Maͤnnerkleidung; de- ren Hauptstuͤcke wir erst im allgemeinen benennen muͤs- sen, ehe wir vom Einzelnen sprechen. Es sind der Chiton , ein aͤrmelleses wollenes Hemd, allen Grie- chen und Italern gemein, die einzige Kleidung der Kna- ben Plut. Lyk. 16. und von der Sitte Phigalias Athen. 4, 148 f. , da man erst in der Zeit der Verweichlichung in Athen begann, auch juͤngere Knaben in Himatien ein- zuhuͤllen Aristoph. Wolken 986. Ganz dasselbe Xen. Staat der Lak. 2, 1. ; das Himation , bei Homer χλαῖνα ge- nannt Ebd. Voͤgel 493. 98. ἱμάτιον und χλαῖνα gleichbedeutend: daß aber χλαῖνα und τϱὶβων verschiedene Species des ἱμάτιον, zeigt ders. Wespen 1132., χλαῖνα ἱματ. τετϱἀγωνον nach Didymos. , ein viereckiges oder rundlich geschnittenes Stuͤck Tuch, welches gewoͤhnlich vom linken Arm aus nach hinten unter dem rechten durchgenommen, und mit dem Endzipfel uͤber die linke Schulter geworfen wird Nur Il. 10, 133. wird einmal die χλαῖνα doppelt gelegt und mit einer Spange (uͤber die Schulter) befestigt. ; drittens die davon ganz verschiedene Chla- mys (Θετταλικὰ πτερὰ), urspruͤnglich Makedonisch und Thessalisch vgl. Pollux 7, 13, 46. 10, 27, 124. vgl. Hemsterh. Diogen. Prov. 5, 21. Vatic. Prov. 2, 14. Lexikogr. , ein oblonges, aber mit den beiden untern Zipfeln stark hervortretendes Stuͤck Tuch, wel- ches mit einer Spange auf der rechten Schulter be- festigt wird, so daß es diesen Arm frei laͤßt. Dieses letztere Kleid kommt in den Homerischen Gesaͤngen durchaus nicht vor; Sappho nach Pollux und Ammon. Frgm. 68. 69. p. 82. 83 Wolf. erwaͤhnte es unter den Griechischen Dichtern zuerst; erst damals also verbrei- tete es sich uͤber das eigentliche Griechenland, und zwar zunaͤchst als Kleid der Reiter und junger Leute, dann als Kriegermantel; so auch nach Sparta S. Aristoph. Lys. 988. wo es Gesandtenkleid, wie die φοινικὶς oben S. 252, 1. Juvenal 8, 101. . Die aͤltern Vasengemaͤlde zeigen indeß auch die Krieger stets noch im Himation, welches gewoͤhnlich sehr fal- tenlos und eng an den Koͤrper angezogen erscheint S. Tischb. 1, 29. Vases de Coghill 1. pl. 36. . Nun sagt Thukydides 1, 6. vgl. Dion. Hal. in Thuc. 9. von den Lakedaͤmoniern, daß sie zuerst eine einfachere Tracht angenom- men : wobei eine dem Historiker eigenthuͤmliche Ansicht zum Grunde liegt, als seien naͤmlich die linnenen, weit- kaͤuftigen, zierlich gefaͤltelten Gewaͤnder, wie sie in Athen noch zur Zeit des Aristophanes altfraͤnkische Leute trugen, die urspruͤngliche Griechische Kleidung gewesen: wogegen wir ziemlich sicher wissen, daß diese Tracht erst von den Joniern Asiens nach Athen heruͤber gekom- men war Minervae Poliadis aedes p. 41. , wo man sie aber um die Zeit des Pelo- ponnesischen Krieges wieder verließ, und zur leichten althellenischen zuruͤckkehrte; mit Ausnahme jedoch der Frauen, die sich zwar ehemals auch in Athen Dorisch getragen, aber nun die Jonische Kleidung mit langen Aermeln, weitem Faltenwurf, schleppendem Saume, meist aus Linnen, beibehielten. Indessen hat Thuky- dides doch darin Recht, daß die Lakonen sich vor allen Hellenen durch einfache und kurze Gewaͤnder auszeich- neten; so war das Lakonische Himation Von den Lakonen auch δαμοφανὴς genannt, Hesych, weil man darin ausging. , der Tribon vgl. Meurs. Misc. Lac. 1, 15. Manso 1, 2. S. 197. Der Tribon konnte auch (wie die Chlaͤna, oben S. 266, 4.) doppelt genommen und mit einer fibula befestigt werden, Polyaͤn 4, 14. Diese anstaͤndigere Art des Hima- tions, die Chlaͤna, kam in Sp. auch vor. Theopomp Kom. bei Pollux 10, 27, 124. ἐξωμἰδες φαῦλαι der Lak. Aelian V. G. 9. 34. , von starkem Tuche und geringem Umfange Platon Protag. 342. Aristot. Eth. Nik. 4, 7. mit Aspasios und dem Paris. Schol. p. 156 Zekl. vgl. das Κϱητικὸν ἱματὶδιον bei Hesych. , das Spar- ta’s junge Leute vom zwoͤlften Jahre an, Plut. Lyk. 16. das ganze Jahr hindurch ohne Chi- ton zu tragen durch die Sitte verbunden waren Lac. Inst. p. 247. Lak. Apophth. p. 178. Xen. Staat 2, 4. Justin. 3, 3. Eben so in Kreta, Herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10, 483. , der auch aͤltere Maͤnner (wie die Lakonizonten Athens) sich oft freiwillig unterzogen. 5. Wie im Attischen Leben schon die Art, die Ge- waͤnder zu tragen — und in der That ist es bewun- dernswuͤrdig, wie mannigfache Veraͤnderungen und wie feine Nuͤancen so wenige und einfache Kleidungsstuͤcke zuließen — die Bildung und Lebensart eines Jeglichen anzeigte, und den Urbanen und liberal Erzogenen allein schon erkennen ließ: so sprach sich auch Dorische Zucht und Sitte im Umwurfe der Kleidung auf eine bestimmte und deutliche Weise aus. So war es zum Beispiel in Griechenland ein allgemeiner Grundsatz: die Ar- me im Gewande zu halten, sei Zeichen von Beschei- denheit (daher auch Athens Redner in aͤlterer Zeit we- nigstens die linke Hand nie außerhalb hatten) Taylor ad Aeschin. in Timarch. p. 59. , und dem gemaͤß sah man die Juͤnglinge von Sparta, aͤhn- lich den Roͤmischen im ersten Jahre der Civitaͤt, auf der Straße nie anders, als beide Haͤnde im Mantel mit gesenkten Augen still vor sich herschreiten: wie Xe- nophon sagt Staat 3, 5. citirt von Longin π. ὑψ. 4, 1. p. 114. , an Schweigsamkeit und Unbeweglichkeit der Augen Bildsaͤulen gleich und schamhafter als Jung- frauen im Brautgemach. Gerade so findet man aber auch die Juͤnglinge Unteritaliens, zum Theil Dorischer Staͤdte, auf Vasengemaͤlden sehr haͤufig dargestellt, naͤmlich die Arme unter dem Gewande um die Brust geschlagen, wodurch der stark vorstehende Faltenbausch zunaͤchst dem Halse entsteht vgl. Boͤtti- . Sonst war Gleichheit ἰσοδίαιτοι Thuk. 1, 6. Justin. 3, 3. und Einfachheit das hoͤchste Gesetz. Salbenbereiter waren von Sparta ausge- schlossen als Oelverderber, Faͤrber, weil sie der Wolle das schoͤne Weiß rauben Athen. 15, 686 f. Plut. Lak. Ap. S. 224. Seneca qu. nat. 4, 13. Diese altgriechische Ansicht liegt selbst dem Sprachgebrauch von φϑείϱειν, μιαὶνειν, corrumpere, fuͤr faͤrben, zum Grunde. . Δολερὰ μὲν τὰ ἳματα, δολεϱὰ δὲ τὰ χρίματα ist der Spartiatische Ausdruck davon Nach Klem. Alex. Strom. 1. p. 294 Sylb. Herod. 3, 22. fuͤhrt freilich dasselbe Apophthagm von einem Aethiopischen Koͤnige an, vgl. Plut. Qu. Rom. 26. p. 327. Sympos. Qu. 3, 1, 2. p. 109. de He- rod. mal. 28. p. 312., aber die Redensart traͤgt einen aͤcht Spar- tiatischen Charakter. . — Auch in den Staͤdten, die schon mehr von Dorischer Sitte entartet waren, gab es haͤufige und strenge Verbote gegen Kleiderpracht der Frauen, mit der weise berechneten Klausel der Ausnahme der Prostituirten Aus Diokles Gesetzgebung Phylarch bei Athen. 12, 521 b. vgl. von Zaleukos Heyne Opp. Acc. 2. p. 33. von Sp. He akl. Pont. Klem. Al. Protr. 2, 10. p. 199 Sylb. vgl. Aelian V. G. 14, 7. . Wie in Sparta der Bart als Zierde des Mannes galt ὑπηνόβιοι Platon Kom. bei Aspasios zu Aristot. Eth. Nik. 4, 7. ἕλκοντες ὑπήνας Arist. Lys. 1072. vgl. die Bildsaͤule des Lysandros bei Plut. Lys. 1. , und der Lippenbart als Zeichen der Freiheit (worauf sich das symbolische Edictum der Ephoren, den Schnurrbart zu scheeren, bezieht oben S. 125, 3. ( add. Prokl. zu Hesiod T. u. W. 722.) vgl. Valcken. zu Theokr. Adon. p. 288. Wyttenb. Anim. ad Plut. de sera p. 25. Wyttenbach meint, die Spart. haͤtten sich den Lippenbart immer geschoren, aber seine, wie Ruhnkens Emendation von Antiphanes bei Ath. 4, 143 a. ist sehr willkuͤhrlich. ,) so untersagten auch zu Byzanz und Rhodos alte, aber bestaͤndig verletzte Gesetze das Rasiren Athen. 12, 565 c. . Auch das gers Ansichten davon, Raub der Kass. K. 74 ff. Archaͤologie der Mahlerei 1. S. 211. Vasengemaͤlde 1, 2. S. 37. u. Uhdens Brief 2. S. 65. Tragen der Stoͤcke (dorisch σκττάλαι) war den Spar- tiaten Arist. Voͤgel 1283. Ekkles. 74. Nur in der Volksversamm- lung verboten, Plut. Lyk. 11. mit den Doriern Unteritaliens gemein Herod. 3, 137. Aristot. κϑακ. πολ. bei Photios p. 388. vgl. die Vasengemaͤlde. . 6. Darum war aber das Dorische Leben auch hierin keineswegs der Schoͤnheit abgewandt; es war nur eine Schoͤnheit strenger und herber Art, die es er- strebte, fern von weichlicher Zierlichkeit. Der Spartiat naͤhrte vom Alter der Epheben an Xen. Staat 11, 3. Plut. Lyk. 22., vorher mußten sie ἐν χϱῷ κεἰϱεσϑαι, K. 16., was mitunter auch als allgemein Spartiatische Sitte be- zeichnet wird, Plut. Alkib. 23. de discr. adul. 10. p. 170. , zum Unterschied von dem Unfreien und Handwerker Antiochos bei Str. 6, 278. Arist. Rhet. 1, 9. , nach alter Sitte Gegen Herodots 1, 82. αἰτία und eine aͤhnliche spricht Plut. Lys. 1. vgl. Lyk. 22. reg. apophth. p. 124. 125. Lac. ap. p. 226. 230. Aeginet. p. 72, o. In Kreta trugen wenigstens die Kosmen nach alter Sitte langes Haar. Seneca controv. 4, 27. Von dem kur- zen Haar der Argeier Her. u. Plat. Phaͤdon p. 89. , den Schmuck des Haupthaars (Σπαϱτιοχαίτης) s. Pla- ton Kom. u. Arist. in den S. 269, 5 cit. Stellen. , der freilich, wenn nicht gehoͤrig geordnet, leicht den Vorwurf des ῥυποῦν veranlassen konnte. Es scheint, daß Maͤnner und Frauen das Haar in einen Busch uͤber dem Scheitel banden Vgl. Aristoph. Lys. 1113. παϱαμπυκίδδειν mit Horaz C. 2, 11 fin. in- comtam Lacaenae more comam religata nodo, d. h. wie es Artemis gewoͤhnlich in der Kunst hat. Daß die Frauen nicht κο- μᾷν gedurft (Herakl. Pont. 2.), ist wohl nicht streng zn nehmen. Einen den Goͤttern geweihten Haarzopf nannten die Lak. ἱέϱωμα. Hesych nach Hemsterh. Man kannte die Sp. gleich an der κουϱὰ, wie an den Schuhen , Paus. 7, 14, 2. Der letztern hatten die Lak. zur Pracht die Amyklaͤischen, zur gewoͤhnlichen Tracht die ἁπλᾶς Λακωνικὰς (oben S. 28, 9.). Sonst kommen noch Argeii- sche, Rhodische (Pollux 7, 22, 88.), und Sikyonische ἐμβάδδς vor (Lukian rhet. praec. 15. Lucret. 4, 1121. Eust. zu Hom. p. 1302, 22 Rom.). ; waͤhrend es nach Jonischer Sitte, die auch hierin den Barbaren nach- ahmte, in kuͤnstliche Locken gedreht, und uͤber der Stirn mit goldenen Nadeln, die die Form von Cicaden hatten, zusammengesteckt wurde Zu den bisher behandelten Stellen (s. Thiersch Acta phi- lol. Monac. T. 3. fsc. 2. p. 273 sq. , dessen Ansicht mir nicht ganz klar ist; ich glaube, daß man den Korymbos am besten an deny κόϱαις vom Pandroseion sieht,) fuͤge Phokylides ϱματα λοξὰ κοϱύμβων und Nikol. Dam. p. 51. Orelli von einem Smyrnaͤer: κόμην τϱἐφων χϱυσῷ στϱὸφῳ κεκοϱυμβωμένην . . Auf dem Haupte trugen die Lakonen Huͤte mit breiten Schirmen; auch im Kriege, doch wohl nur die Leichtbewaffneten Thuk. 4, 34. vgl. Pollux 1, 149. Erotian Lex. Hippokr. Meurs. Misc. Lac. 1, 17. ; wie sie zur Schlacht ihr Haar ordneten und schmuͤckten, ist oben bemerkt. Daß von dieser edlen und schoͤnen Einfalt die mei- sten Dorischen Voͤlkerschaften, namentlich in den Kolo- nieen, abgefallen waren, bedarf keines Beweises; Rho- dische Pracht war spruͤchwoͤrtlich; nichts weichlicher als das durchsichtige und nachschleppende Tarantinidion Bentlei Phalarid. p. 347. Lips. Bergler ad Alciphr. 1, 36, 12. ; auch die von Dionysios uͤbersandten Sikelischen Ge- waͤnder wies Lysandros (oder Archidam) als seinen Toͤchtern unanstaͤndig ab Plut. Lys. 2. reg. apophth. p. 127. Lac. ap. p. 200., wo Archidam Agesilaos S. gemeint ist, der auch im folgenden mit dem S. des Zeuxidam mehrmals ver- wechselt wird. Apostol. 10, 48. Spaͤter aber kommen auch δια- φανῆ Λακωνικὰ als schnoͤder Luxus vor. Dio Chrysost. zum Esaias T. 6, 45 a. zum Matth. Hom. 83. T. 7, 796 b. Montf. — Sonst vgl. uͤber die Argivischen Kleider τήβεννος und κλεοβίνικος Pollux 7, 13, 61. Intpp. Eine altvaͤterische Stola Megarischer Frauen war das ἀφάβϱωμα. Plut. Qu. Gr. 16. p. 387. . Zum aͤußern Kult des Koͤrpers gehoͤren die Baͤder , in deren Betreff wir bemerken, daß die Lakonische Sitte nur zweierlei zuließ, die kalten taͤglichen im Eu- rotas, die auch zur Diaͤt des Koͤnigs Agesilaos gehoͤr- ten Xen. H. 5, 4, 28. Plut. Alkib. 23. , und von Zeit zu Zeit trockene Schwitzbaͤder S. besonders Martial 6, 42. Casaub. zu Str. 3, 231. p. 663 Friedem. Die Herakleischen Baͤder aber (Bd. 2. S. 427, 2.) sind wirklich nichts als warme; sie heißen so als Mittel gegen den κόπος. ; dagegen die Verweichlichung des Koͤrpers durch warme oder laue streng verschmaͤht wurde So verschwindet der Widerspruch, den Manso 1, 2. S. 199. findet. . 3. 1. W as nun weiter Nahrung und Mahlzeit angeht: so heben wir hier nur das besonders hervor, was einem historischen Schlusse oder einer ethischen Betrachtung Raum giebt, da wir denselben Gegenstand vom Standpunkte der oͤffentlichen Haushaltung schon oben ins Auge gefaßt haben. Zuvoͤrderst ist auch hie- bei das Festhalten der Dorier an althellenischem Her- kommen sichtbar, gleich in der Sitte des Zusammen- speisens, der Syssitien . Denn diese fanden ehemals nicht blos bei den Doriern statt, unter denen sie außer auf Kreta und zu Sparta auch in Megara noch in Theognis Zeit bestanden V. 305. welche Stelle auch auf die Syssitien Sparta’s passen wuͤrde. (zu Korinth hob sie mit der alten Erziehung Periandros auf, als der Aristokratie guͤnstig) Arist. Pol. 5, 9, 2. Zu Archias Zeit bestan- den sie noch, s. Bd. 2. S. 116, 2. Merkwuͤrdig auch die δημό- σιαι ϑοῖναι der Argeier, bei denen noch die alten thoͤnernen Ge- saͤße (Herod. 5, 88.) in Gebrauch waren, Polemon bei Athen. 11, 483 c. vgl. 479 c. 4, 148 f. : sondern sie waren urspruͤnglich auch bei den Oenotrern Arist. 7, 9, 2. 3. Dionys. Hal. 1, 35. und den diesen verwandten Arkadern, III. 18 namentlich in Phigalia, nationale Sitte Harmodios von den Gesetzen Phigalias bei Athen. 4, 148 f. vgl. im Allgemeinen Plut. Qu. Symp. 2, 10, 2. ; und unter den Homerischen Achaͤern speisten wenigstens die Anak- ten gemeinsam und auf Kosten der Gemeinde, wovon die Mahle der Prytanen in Athen, Rhodos und sonst abzuleiten sein moͤchten. Namentlich haben die Gemein- mahle Sparta’s mit den Homerischen δαῖτες auch in manchen Einzelheiten große Aehnlichkeit S. oben S. 105. 106. , nur daß dort gewissermaßen alle Spartiaten als Anakten gal- ten. — Darin war man indeß in dieser Stadt von der alten Sitte abgegangen, daß man schon zu Alk- mans Zeit zu Tische lag , (wenn auch auf harten Baͤn- ken ohne Kissen ( in robore ) Cic. pro Muraena 35. Athen. 12, 518 e. vgl. 4, 142 a. Plut. Lyk. 18. Suid. φιλίτια und Λυ- κοῦϱγος. Isidor Origg. 20, 11. , denn erst unter Areus und Akrotatos fing man an, sich auch zu den oͤffentli- chen Mahlzeiten auf weiche und koͤstliche Pfuͤhle zu la- gern Phylarch bei Athen. 4, 142 a. :) waͤhrend die Dorier auf Kreta fortwaͤhrend saßen Herakl. Pont. 3. Pyrgion bei Ath. 4, 143 e. Varro bei Serv. ad Aen. 7, 176. , wie die Helden Homers und die fruͤhern Roͤmer nach alteuropaͤischem Herkommen, das bei den uͤbrigen Griechen durch die von den Joniern heruͤber- gekommene Sitte des Orients gaͤnzlich verdraͤngt wor- den war. 2. Was aber die Speisen selbst betrifft, so mochte sich auch darin in Sparta Manches aus altem Gebrauch erhalten haben, Anderes der Nation von An- fang an eigenthuͤmlich gewesen sein. Sparta’s Koͤ- che waren, wie oben bemerkt, erblich Fremde Koͤche wur- den nicht geduldet, wie namentlich von Mithaͤkos Max. Tyr. 7, 22. Dav. angiebt. , und hatten sonach keinen Anlaß, in ganmkitzelnder Speisebereitung zu wetteifern; sie kochten die schwarze Suppe, wie ihre Uraͤltervaͤter. Auch war Composition verschiedener Sub- stanzen dadurch noch erschwert, daß die Faͤcher der Koch- kunst gesondert waren, die Fleischkoͤche nur Fleisch be- reiten durften u. s. w. Aelian V. G. 14, 7. Ein besondrer ζωμοποιὸς des K. Plut. Lak. Ap. p. 214. . Die Baͤcker, auch ein eige- nes Geschlecht, buken im Ganzen nichts als Gersten- graupe (ἄλφιτα) Herakl. Pont. 2. der vielleicht zu allgemein πἐττει σῖτον οὐδεὶς, (πέττειν vom ἄϱτος aus ἀλεύϱοις, wie μάττειν von der μᾶζα aus ἀλφίτοις), vgl. Dikaͤarch bei Ath. 4, 141 a. Plut. Alkib. 23. ; Waizenbrodte kamen bei den Gemeinmahlen nur beim Nachtisch als Spende freige- biger Tischgenossen vor Oben S. 202. Auch bei der κοπὶς kamen Arten von ἄϱτος vor, Molpis bei Ath. 4, 140 a. vgl. 139 a. b. Hesych κοπὶς. vgl. Hesych βέσκεϱοι ἄϱτοι, und πητεῖται πιτυϱίαι ἄϱτοι. Es gab auch eine Art Lakonischen Wai- zen, Theopbr. Pflanzeng. 8, 4. siligo Laced. Plin. 18, 20, 4. ; uͤberhaupt war diese Getrei- deart in Griechenland urspruͤnglich selten, und verbrei- tete sich besonders von Sicilien aus Vgl. Bd. 2. S. 402. , in welchem Lande man aber auch eine besondere Art Dorischer Wai- zenbrodte hatte, aus groͤberm Mehle als sonst gewoͤhn- lich Theokr. 24, 136. Schol. Apoll. 1, 1077. . Uebrigens war die sogenannte schwarze Suppe (μέλας ζωμὸς) bei den Pheiditien die hauptsaͤchlichste Fleischspeise Plut. Lyk. 12. vgl. Meurs. Misc. Lac. 1, 8. (die genauern Bestimmungen unterwor- fen war als die uͤbrigen) Aelian V. G. 3, 31. , außerdem gekochtes Schwein- fleisch Dikaͤarch a. O. ein Ferken lakonisch ὀϱϑϱαγοϱίσκος Athen. 140 b. βοϱϑαγοϱίσκος He- sych. vgl. ἡμιτύγια. oben S. 106, 7. ; Gefluͤgel u. Wild gewaͤhrten besonders die Nach- mahle, Rinder-, Schwein-, Ziegenbraten die Opfer, 18* die im Gange der Pheiditien eine Ausnahme machten ἀφέδιτοι ἡμέϱαι nach Hesych. vgl. διαφοιγοιμόϱ. . — Die Art und Weise des Trinkens war wiederum die althellenische, die auch, so viel ich finde, bei Ho- mer allein vorkommt. Es stand naͤmlich vor jedem Tischgenossen sein Becher, der ihm von dem Mund- schenken immer mit gemischtem Weine vollgegossen wur- de, wenn er daraus getrunken; dagegen wurde nie in der Reihe herumgetrunken, und Niemand trank dem Andern zu: alles eigentlich Lydische und durch die Jo- nier heruͤbergekommene Sitten S. Kritias den Athener bei Athen. 10, 432 d sq. vgl. 11, 463 e. Xen. Staat 5, 4. 5. Plut. Lak. Ap. p. 172. In Kreta trank dagegen der ganze Tisch aus einem großen Pokale, Dosiadas bei Ath. 4, 143. Eust. Od. 1860, 45. . Bis zur Trunkenheit zu trinken, war in Sparta wie in Kreta gesetzlich ver- boten Ps. Platon Mi- nos 320. vgl. Gesetze 1, 637 a. aus welcher Stelle man zugleich sieht, daß allen Bewohnern von Lakonika συμπόσια untersagt waren. Auch die Dionysla Sparta’s waren nuͤchterner als sonst. Plat. a. O. Athen. 4, 155 d. ; nur Greisen uͤber sechzig Jahre wurde nach Hause geleuchtet Xen. Staat 5, 7. Plut. Lyk. 12. . 3. Aber ein noch schoͤnerer Zug als Nuͤchternheit ist die freundliche Gemeinschaft der Dorischen Mahle, begruͤndet durch die Geschlossenheit der Tischgesellschaf- ten (ἑταιϱία in Kreta) Oben S. 203. In Sp. hießen die Tischgenossen, wie bei Ho- mer, δαιτὑμονες, Alkman bei Str. 10, 482. Frgm. 37. Welck. Herod. 6, 57., und der Mahlzeit stand ein κϱεωδαίτης vor, oben S. 240, 5. vgl. Qu. Symp. 2, 10, 2. p. 102. Pollux 6, 7, 34.; wie ehemals ein δαιτϱός; weil in Sp. nach alter Sitte Jeder sei- ne abgetheilte Portion bekam. , welche nur durch einstimmi- ge freie Wahl (durch Ballottement) neue Mitglieder zu- ließen S. außer Plut. Lyk. 12. besonders Schol. Plat. Ges. 1. p. 229. Ruhnk. p. 449. Bekk. . Ob dabei Verwandtschaft Anspruͤche zum Eintritt gab, ist ungewiß; die Syssitien, als Abtheilun- gen des Staats, waren allerdings auf Geschlechterver- bindung gegruͤndet S. oben S. 237. Hierauf bezieht sich auch Dion. Hal. 2, 23. p. 283. R., daß die Pheiditien Schaam bewirken, den Ne- benmann in der Schlacht zu verlassen, mit dem man libirt und geopfert . , hier ist aber von kleineren Genossen- schaften in denselben, von etwa funfzehn Maͤnnern, die Rede. Eine solche Genossenschaft war ein kleiner Staat in sich Persaͤos bei Ath. 4, 141 f. , aristokratisch organisirt Plut. Qu. Sympos. 7, 9. p. 332. nennt sie in gewissem Sinne βουλευ- τἠϱια ἀπόῥῥητα καὶ συνέδϱια ἀϱιστοκϱατικά und vergleicht sie mit dem Prytaneion und Thesmothesion Athens. ; nur stoͤrte kein Vorrecht die Gleichheit der Lebensart. Noch festergezogen aber wurde jenes Band freundlicher Gemeinschaft durch den bestaͤndigen Berkehr des Gebens und Nehmens, der zu dem kaͤrglichen Hauptmahle den schmackhaftern Nach- tisch (ἐπάικλον), den aber Niemand kaufen durfte, hinzulieferte Oben S. 202. Fuͤr die Knaben war das einzige ἐπάἲκλον, ein in Lor- beerblaͤttern (καμματίδες) gebackner Teig von Gerstengeaupe, in Oel geknetet (ἀμφιμἀντοϱα, ἀμφίτοϱοι Hes.); ein solcher Kuchen hieß κάμμα, der Bestimmung nach παλλιχιάϱ. Meurs. Misc. Lac. 1, 12. : wovon die κοπὶς zu unterscheiden, ein Opfermahl, das ein Einzelner bei bestimmten Gelegen- heiten gab, und dazu von Freunden, wen er wollte, besonders aber die Koͤnige einlud S. bei Athen. 4, 138 b. vgl. Herod. 6, 57. Der- gleichen z. B. an den Tithenidien beim T. der Art. Korythallia und dem der Chariten (Bd. 2. S. 379, 7. 407, 7.), andre ἐν Ἀμυκλαίω, Epilykos κωϱαλίσκῳ bei Ath. 140 a. Eine κοπὶς be- schreibt vielleicht Alkman Frgm. 17. Welck. Κλίναι μὲν έπτὰ καὶ τόσαι τϱάπεσδαι Μακωνίδων ἄϱτων ἐπιστεφοῖσαι Λίνω τε σασά- μω τε κἠν πελίχναις Παίδεσσι χϱυσοκόλλα, . Dagegen ist der Begriff der Pheiditien als einer kargen, unfrohen und truͤbseligen Mahlzeit erst durch den Gegensatz spaͤteren Luxus entstanden; urspruͤnglich war gerade das Mahl zu freier Gemuͤthserheiterung bestimmt. Das Gespraͤch bezog sich zwar viel auf das gemeine Wesen Xen. Staat 5, 6. Oben S. 277, 3. vgl. von Kreta Dosia- das a. O. , aber heiteres Lachen und munterer Scherz war nicht aus- geschlossen Kritias a. O. Plut. Lyk. 12. , eine allgemeine Vertraulichkeit oͤffnete Jedem den Mund, und Gesang gehoͤrte nothwendig dazu, wie Alkman Fr. 37. sagt: Beim Mahle und Bechergelag’ im Kreis’ frohzechender Tafel- genossen Geziemt anstimmen den Paͤan. Auch die Benennung der “Sparmahle”, φειδίτια, war nicht alt, und kam den Spartiaten wohl von außen; ehemals hießen sie hier wie in Kreta ἀνδρεῖα oder Maͤnnermahle Alkman a. O. Ephor. bei Str. 10, 482. Arist. 2, 7, 3. Sonst αἶκλα, wie auch Epicharm fuͤr δεῖπνα. . Denn die Maͤnner waren es nur, welche an ihnen Antheil hatten; die Juͤnglinge und Knaben aßen in ihren Agelen, nur die Kleinern wur- den mitgenommen, sie saßen in Kreta wie in Sparta auf niedrigen Schemeln am Sitze des Vaters, und bekamen dort halbe Portion ohne alles Gewuͤrz (ἀβαμ- βάκευστα) Pyrgion bei Ath. 143 e. vgl. Casaub. Ephoros bei Str. 10, 483 a. Von Sparta Alkman oben S. 277, 5. Plut. Lyk. 12. Qu. Gr. 33. p. 332. uͤber die Phigalische Sitte, Ath. 4, 148 f. . Die Frauen hatten an den Syssitien der Maͤnner keinen Antheil; sie aßen zu Sparta, wie in Kreta, wenigstens in der Regel, im Hause Dies folgt aus Pla- tons Ges. 6, 780 d. 781 a. vgl. Plut. Lyk. 12. Lak. Ap. p. 221. παϱὰ τῇ γυναικὶ (d. i. οἴκοι) δειπνεῖν. vgl. auch Lyk. 26. Athen. 14, 646 a. spricht von Mahlzeiten der Weiber in Sp., bei denen sie die Kuchen κϱιβάνας herumtrugen, wenn sie im Chor das Lob- lied der Jungfrau anstimmen wollten, wohl bei Hochzeiten. Aristot. ; hier besorgte indeß eine Frau das Auftragen der Speisen fuͤr die Maͤnner Dosiadas bei Athen. 143 b. mit Hilfe einiger Maͤnner τῶν δημοτικῶν (ob Perioͤken oder Mnoten?). Jungfrauen als οἰ- νοχόοι oͤfter bei den Doriern, s. oben S. 265, 3. . Charakteristisch fuͤr Kreta ist die große Gastlichkeit; neben zwei Tischen fuͤr Buͤrger stand stets eine Fremdentafel; und wenn sich zwei Staͤdte eng befreundeten, erhielten ihre Buͤrger das Recht, wechselseitig ihre Andreia zu besuchen Dosiadas und Pyrgion a. O. Herakl. Poyt. vgl. das Dekret der Olontier bei Chishull Antt. As. p. 137. vgl. p. 131. 134. . 4. Diese Nuͤchternheit und Einfachheit, wie sie Kreta und Sparta am laͤngsten bewahrten, erkannten die Alten uͤbrigens als allgemein-dorische Lebensweise an, und nannten eine einfache Speisenbereitung eine Dorische Damask. bei Photios p. 1037. Snid. ἄϑϱυπτος, Δώϱιος. : obgleich freilich viele Staaten dieses Stam- mes, wie Taras, Syrakus Συϱακου- σίων und Σικελῶν τϱάπεζα Athen. 12, 518 b. 527 c. Zenob Prov. 5, 94. Suid. Erasm. Adag. 2, 2. Σικελικὸς κότταβος Anakr. (bei Athen. 10, 427.) Fr. p. 374. Fisch. , Akragas S. un- ter Aa. Timaͤos 76. p. 271. Goͤller. — Voͤllerei warf man den Argeiern und Tirynthiern vor. Aellan 3, 15. Athen. 10, 442 d. , von der al- ten Sophrosyne voͤllig abgefallen waren, und von den Banden strenger Sitte geloͤst, sich nun um desto zuͤ- gelloser aller Schwelgerei hingegeben hatten Vgl. Aeginet. p. 188. . 2, 7, 4. besagt nur, daß in Kreta auch die Frauen auf Kosten des Staats, nicht daß sie oͤffentlich speisten. 4. 1. W ir kommen weiter zu den persoͤnlichen Ver- haͤltnissen des haͤuslichen Lebens, und zwar zuerst be- nen zwischen Mann und Frau; wobei wir so- gleich der Ansicht widersprechen muͤssen, als habe der Dorische Stamm, namentlich zu Sparta, das Haus uͤberhaupt wenig geachtet, und dem Staate gaͤnz- lich aufgeopfert. Allein der Lakonische Grundsatz war im Gegentheil: die Hofthuͤre S. oben S. 255, 1. Sie hieß in Kreta βοωνία Hesych. sei einem Jeden die Graͤnze seiner Freiheit Dion. Hal. Fragm. ed. Mai 20, 2. ; außerhalb herrsche der Staat, innerhalb der Hausherr als Fuͤrst auf eignem Grund’ und Boden Nach Lykurgs angebl. Apophth.: Mach zuerst in deinem Hause Demokratie! Plut. Lyk. 19. reg. ap. p. 124. Lac. ap. p. 225. ; und das Familienleben hatte, bei aller Collision mit dem oͤffentlichen, doch immer noch mehr Geschlossenheit und Innigkeit wie in Athen. Dabei tritt aber in diesen Verhaͤltnissen eine uͤber al- ler Gesetzgebung stehende nationale Sitte in einer Ganzheit, Energie und Keckheit hervor, die wir in ih- ren Hauptzuͤgen, den Nachrichten der Alten auf der Spur folgend, darzustellen versuchen wollen. Wie die Dorier Juͤnglingen und Jungfrauen, nach der Weise des Occidents, aber den spaͤtern Ansichten der Grie- chen zuwider S. besonders Eurip. Andr. 596. , einen freien Umgang im Oeffentlichen gestatteten, und namentlich bei Festen und Choͤren bei- de Geschlechter viel zusammenbrachten κὸϱοις καὶ κο- ϱαις κοινὰ τὰ ἱεϱά. Plut. Inst. Lac. p. 254. oben S. 262. — daher auch in dem Kretischen Chor bei Homer Juͤnglinge und Maͤdchen, sich bei den Haͤnden haltend, einen gemein- samen Reigen auffuͤhren Vgl. Eust. zur Od. p. 1166. So hatten auch die Arkader nach Polyb. 4, 21, 3. (nur nicht aus dem angegebnen pragmati- schen Zweck) συνόδους κοινὰς καὶ ϑυσὶας πλείστας ὁμοίως ἀνδϱἀ- σι καὶ γυνα ξὶ, ἔτι δὲ χοϱοὺς παϱθένων ὸμοῦ καὶ παίδων. Das freiere Leben und die oͤffentlichen Spiele und Taͤnze der Jungfrauen auf Keos (Plut. mul. virt. p. 277. ) gehoͤren wahrscheinlich (s. oben S. 226, 3.) Kretischer, gewiß vorionischer Sitte an. — daruͤber ist oben einiges bemerkt worden. Vorzuͤglich lebten die Juͤnglinge in Sparta vor den Augen der Jungfrauen, und wie sie ihren Spott zu fuͤrchten hatten, so war von ihnen ge- priesen und besungen zu werden, der schoͤnste Preis edler Handlungen Plut. Lyk. 14. vgl. Welck. zu Alkm. S. 10. . Dadurch war in Sparta die Moͤglichkeit gegeben, daß Zuneigung und Liebe, wenn auch eben keine romantische, das Herz des Mannes ergriff; waͤhrend von Athen, so viel ich mich erinnere, niemals berichtet wird, daß ein Mann eine Freigebor- ne geliebt und aus heftiger Neigung geheirathet: da- gegen von Sparta in einer einzigen Erzaͤhlung Hero- dots 6, 61. 65. zwei Beispiele von Liebesgeschichten vorkommen. Wie manche Gelegenheit mochten dazu Feste, wie die Hyakinthien geben, an denen man Sparta’s Toͤchter mitten in der Menge, auf sogenannten Kanathren, ei- genthuͤmlich geschmuͤckten Wagen, deren sie sich auch bei der Pompa zum Tempel der Helena in Therapne bedienten, umherfahren und Wettrennen halten sah Polykr. bei Athen. 4, 139 f. Xen. Ages. 8, 7. nach Casaub. Er- gaͤnzung aus Plut. Ages. 19. Hesych. κάνναθϱα. Eust. zu Il. 24. p. 1344, 44. . So war uͤberhaupt die Schoͤnheit der Frauen, der schoͤnsten Griechenlands Λακεδαιμονίην τε γυναῖκα im Orakel; und wie bewundern die Attischen Frauen in Aristoph. Lysistr. die bluͤhende und kraͤftige Schoͤnheit der Lampito. vgl. Athen. 13, 609 b. , in Sparta weit mehr als irgendwo, Gegenstand allgemeiner Bewunderung, unter einem Volke das fuͤr Wohlgestalt uͤberall ein sehr re- ges Gefuͤhl und eine besondre Achtung hatte Herakl. Lembos bei Ath. 13, 566 a. . 2. Zur Ehe aber gehoͤrte als Einleitung und Vorbereitung in Sparta Zweierlei, erstens die Verlo- bung von Seiten des Vaters Wenn Vater und Großvater todt waren, ging das Recht, auch in Dori- schen Staaten, an die Bruͤder uͤber, wie in Kyrene, Plut. mul. virt. p. 303. Polyaͤn 8, 41. , und zweitens der Raub der Jungfrau. Was von diesem angegeben wird, war offenbar eine alte nationale Sitte, deren Grund in der Ansicht zu liegen scheint, daß das Weib Freiheit und Jungfraͤulichkeit nicht hingeben, sondern nur durch Gewalt an das staͤrkere Geschlecht verlieren koͤnne. Sie heiratheten durch Raub, sagt Plutarch. Die aus dem Chor der Maͤdchen oder sonst woher Ent- fuͤhrte brachte der Juͤngling zur Nympheutria, die ihr das Haupthaar kurz abschor, und sie in maͤnnli- chem Gewand und Schuhen, ohne Licht, sich auf ein Binsenlager legen hieß, bis der Braͤutigam vom Phei- dition kam, die Braut nach dem Lager trug und ihr den Guͤrtel loͤste Plut. Lyk. 15. Lak. Ap.- p. 224. Xen. Staat 1, 5. Hermippos Bericht bei Athen. 13, 555 c. ist romanhaft entstellt. Aehnliches gilt von Agnon ebd. 13, 60e . Und so genossen beide eine gerau- me Zeit lang dieses Umganges blos verstohlner Weise, ehe der Mann die Frau und oft schon Mutter in sein Haus fuͤhrte. Aehnlich muß die Sitte der Kreter ge- wesen sein, nach der Angabe, daß alle jungen Leute, die zusammen aus der Agele heraustraten, auch zugleich heiratheten, aber ihre Frauen erst einige Zeit spaͤter in ihr Haus fuͤhrten Str. 10, 482 d. aus Ephor. . Die Kinder aber, welche vor der Heimfuͤhrung erzeugt waren, hießen wahrscheinlich Παρθενίαι Nach Hesych. Hom. Il. 16, 180. nennt den Eudoros einen παϱθἐνιος, τὸν ἔτικτε χοϱῷ καλὴ Πολυμήλη, was ich gegen die Schol. so fasse: sie gebar ihn im Chor, der Agele der Jungfrauen noch angehoͤrend. Die Stelle eitirt Dio Chrysost. Or. 7. p. 273. und spricht dabei von den Lakonischen παϱθενίαις. ; gewoͤhnlich standen sie wohl den im Hau- se gebornen gleich, aber besondre Umstaͤnde scheinen es im ersten Messenischen Kriege unmoͤglich gemacht zu haben, sie mit Kleren zu versorgen Justin. 3, 4. ; so wurden sie die Gruͤnder von Tarent vgl. oben Bd. 2. S. 125. 148. Die gewoͤhnliche Erzaͤhlung des Epho- ros giebt auch Dion. Hal., offenbar hat sie sich um den historisch uͤberlieferten Namen Παϱθενίαι ausgesponnen, den die des Antio- chos dagegen ordentlich zu erklaͤren verzichtet. . 3. Die Zeit der Ehe setzte die althellenische, oc- cidentalische, Sitte spaͤter an, als die nachmalige orien- talisirte. Jener getreu erlaubte auch die Gesetzgebung Spartas nicht, zarte und unausgebildete Maͤdchen zur Ehe zu nehmen; es mußten reife Jungfrauen auf dem e. — Hiedurch erklaͤrt sich aber erst Herod. 6, 65. Erzaͤhlung, wie Demarat die Perkalos Chilons Tochter, die dem Leotychides ver- lobt war, sich zueignen konnte, indem er sie eher raubte, φϑά- σας ἁϱπάσας. — Spaͤter wurde, wer eine Jungfrau raubte, in Sp. (wie in Delphi, Heliodor 4. p. 269. ) mit dem Tode bestraft, Xen. Ephes. 5, 1. vgl. Marcellin zum Hermogenes, aber das geht unsre Zeit nichts mehr an. hoͤchsten Punkte der Jugendkraft sein Xen. Staat 1, 6. Plut. Lyk. 15. Vergl. Numa’s 4. Lak. Apophth. p. 224. (ἀνϑεστηϱιά- δες in Rhodos genannt) Hesych. s. v. ; und fuͤr die Maͤnner wur- den wohl die Jahre um dreißig fuͤr die passendsten er- achtet, wie von Hesiodos T. und W. 695. , Platon Ges. 8, 785. — Den Troezeniern untersagte das Orakel die fruͤhen Heiruthen. Arist. Pol. 7, 14, 4. und selbst noch Aristoteles. Wer indeß zu spaͤt heirathete, gegen den fand oͤffentliche Anklage statt (ὀψιγαμίου), wie glei- cherweise gegen solche, die unpassende Ehen eingegan- gen waren (κακογαμίου), und die unverheirathet Ge- bliebnen (ἀγαμίου) S. Plut. Lyk. 15. Lys. 13. de am. prol. 2. Lac. ap. p. 223. Pollux 3, 48. 8, 40. Stobaͤos Serm. 65. Klem. Aler. Str. 2. p. 182. vgl. Schlaͤgers Praef. ad dissertat. Helmst. 1744. p. 10. Am merk- wuͤrdigsten ist, daß die Tresanten, denen Jedermann seine Tochter verweigerte, auch ἀγαμἱου gestraft wurden, Xen. Staat 9, 5. . Es ist bekannt, wie sehr diese Gesetze als Eingriffe in die Rechte des Einzelnen, ja als Entheiligung der Ehe gescholten worden sind; weil man, was aus seiner Wurzel voͤllig naturgemaͤß her- vorgegangen war, von grundverschiednen Prineipien zu beurtheilen unternahm. Auch in Solons Gesetzgebung noch war die Ehe unter Aufsicht des Staates gestellt, und man hatte in Athen, wenn auch nur als Antiqui- taͤt, eine γϱαφὴ ἀγαμίου Pollux. 8, 40. . Es ist indeß allerdings wahr, daß die Ehe, besonders in Sparta, in einer ge- wissen natuͤrlichen Nacktheit gefaßt, und uͤber die Hauptabsicht derselben keinerlei Schleier gezogen wur- de. So soll Leonidas, nach Thermopylaͤ gesandt, sei- ner Frauen Gorgo als Vermaͤchtniß hinterlassen ha- ben: Heirathet Edle und gebaͤrt Edles Plut. de Herod. mal. 32. p. 321. Ap. Lac. p. 216. Frgm. p. 355. ; und als Akrotatos im Kriege gegen Pyrrhos kuͤhne Thaten ge- than, begleiteten ihn die Frauen durch die Stadt und der Aeltern Einige riefen ihm nach: Gehe, Akrotatos, und freue dich der Chelidonis, und zeuge Sparta wackre Soͤhne Plut. Pyrrh. 28. . — Hieran reiht sich die Thatsache, daß Lykurg in allerlei Faͤllen καὶ πολλὰ μὲν τοιαῦτα συν- εχὠϱει, Xen. Staat 1, 9. Spaͤtere Schriftsteller reden oft fabel- haft davon, besonders Theodor. Graec. aff. 9. , von denen wir die be- kannt gewordenen oben nahmhaft gemacht haben S. 199. , die ehelichen Pflichten auf einen andern zu uͤbertragen, nicht blos gestattete, sondern anrieth: aber durchaus nur immer so, daß einem nach Ansicht des Stammes hoͤheren Zwecke, der Erhaltung der Familie, die Hei- ligkeit des Ehebundes fuͤr eine gewisse Zeit aufgeopfert wurde. Daß Herkommen und Sitte die Faͤlle genau bestimmten, und Willkuͤhr und Leidenschaft dabei keines- wegs freies Spiel hatten, geht schon aus der sonst be- zeugten Seltenheit des Ehebruchs zu Sparta hervor S. das Apophth. des Geradates bei Plut. Lyk. 15. Lak. Ap. p. 225. vgl. Justin. 3, 3. Die νόθοι bei Xen. H. 5, 3, 9., or- dentlich ein besonderer Stand, der aber an der Erziehung der Spartiaten Antheil hatte, sind wohl aus Verbindung verschiedner Staͤnde hervorgegangen, gewiß nicht aus eigentlichem stuprum. Zu Rhodos hießen nach Schol. Eur. Alk. 992. die νόθοι μαστϱό- ξενοι, d. h. solche, die bei einer oͤffentlichen Untersuchung (διαψή- φισις in Athen) als unaͤchte Buͤrger erfunden worden waren. Die Untersuchung leiteten vielleicht die μἀστϱοι, Hesych. vgl. Harpokr. μαστῆϱες. ; aber jener Zweck rechtfertigte selbst den Koͤnig Anaxan- dridas, da er gegen alle Sitte des Volks mit zwei Frauen lebte — ohne Zweifel in abgesonderten Haͤu- sern Herod. 5, 39. 40. . Auslaͤnderinnen zu ehlichen, war gewiß allen Spartiaten untersagt, aber den Herakliden insbeson- dre durch eine eigne Rhetra Plut. Agis 11. ; im Gegensatz des Her- kommens in andern Griechischen Staͤdten, namentlich Athen, dessen Dynasten in fruͤhern Zeiten haͤufig aus dem Auslande heiratheten, wie Megakles, Miltiades u. Aa. 4. Was nun weiter das haͤusliche Verhaͤltniß der Frau zum Manne bei den Doriern betrifft: so war auch dies im Allgemeinen das altoccidentalische, welches im Homer als den Griechen allgemein erscheint, und in Rom bis auf spaͤtere Zeiten bestand, nur daß bei den Doriern das Eigenthuͤmliche desselben besonders scharf ausgesprochen ist: es bildet dagegen einen strengen Gegensatz mit dem Jonisch-Attischen, in welchem die althellenische Sitte fast ganz durch die orientalische verdraͤngt worden war Verstaͤndiger wenigstens als Mei- ners, in der Gesch. des weihl. Geschlechts, hat Lenz die Geschichte der Weiber im heroischen Zeitalter behandelt, obgleich auch noch durch manche Vorurtheile befangen, z. B. daß die Cultur das Verhaͤltniß der Weiber durchaus veredle — was in Griechenland umgekehrt der Fall war. Lenz bemerkt S. 64. richtig, daß auch bei Homer das Leben der Maͤdchen in manchen Stuͤcken freier, als das der Frauen: obgleich ihr Umgang mit Maͤnnern immer noch weit scheuer und ruͤcksichtsvoller war, als bei den Doriern. vgl. S. 143. . Denn bei den Joniern Asiens theilte die Frau, wie Herodot berichtet 1, 146. , mit dem Manne zwar Bett, aber nicht Tisch, sie durfte ihn nicht mit seinem Namen, sondern nur „Herr“ nennen, und lebte im Innern des Hauses verschlossen: und darnach hatte sich im wesentlichen das Verhaͤlt- niß auch bei den Athenern gestaltet. Unter den Do- riern Spartas dagegen wurde die Frau, (obgleich eben- falls im Innern des Hauses waltend, wie, alle uͤber- treibenden Schilderungen zu widerlegen, die Spartia- tische Benennung der Frau: μεσοδόμα Hesych. s. v. οἰκέτις Theokr. 18, 28. vgl. das Apophth. des Aregeus bei Plut. Lak. Ap. p. 198. des Euboidas p. 205. das der Lakaena p. 262. die auf die Frage: was sie verstaͤnde, antwor- tet: εὖ οἰκεῖν οἶκον. , allein schon beweist), von ihrem Manne mit dem Namen: Herrin, δέσποινα, geehrt Plut. Lyk. 14. , mit einer nordhellenischen Galan- terie, die darum auch den Thessalern national war Oben Bd. 2. S. 5. ; auch war der Ausdruck weder Ironie noch bedeutungs- los. Ja so fremdartig daͤuchte den Griechen in einer Zeit, als die Attische Bildung den Sinn fuͤr die un- befangene Betrachtung nationaler Sitte verdunkelt hat- te, das Ansehn, dessen die Lakonischen Frauen genos- sen, und der Einfluß, den sie als Hausfrauen und Familienmuͤtter uͤbten, daß schon Aristoteles meinte Pol. 2, 6, 8. und bei Plut. Lyk. 14. Auch waren damals die Sitten der Frauen Sp. wirklich verfallen, und eine gew. Licenz, ἄνεσις, hatte uͤberhand genommen. Arist. 2, 6, 5. Platon Ges. 1, 637. Dion. H. Arch. 2, 24. : die Frauen unter das Gesetz zu baͤndigen, daran sei Lykurgs Verstand und Ueberlegung gescheitert, und er habe es aufgeben muͤssen, ihre Lebensweise gleich der der Maͤnner zu regeln und zu beschraͤnken; auch schalt man oͤfter die Spartiaten als unter dem Joche und in der Knechtschaft ihrer Frauen Plut. Lyk. 14. Vergl. Numa’s 3. Aristot. spricht auch 2, 6, 7. von ih- rem Einfluß auf den Staat in der Zeit der Hegemonie Sp.: er nahm noch zu, als ein großer Theil des Grundbesitzes in die Hand der Frauen gekommen war. — Aelians 12, 34. seltsame Versiche- rung: Pausanias habe seine Frau geliebt, hat Kuhn richtig auf einen uxorius gedeutet; — und als einen solchen scheint die Mythe auch prochronistisch den Spart. Menelaos gefaßt zu haben. S. z. B. Aristoph. Lys. 155. . Und dessenunge- achtet konnte Alkman, sonst ein großer Verehrer Lake- daͤmonischer Frauenschoͤnheit, sagen: Viel ziemt reden dem Mann, doch der Frau sich an Allem zu freuen. Frgm. 13. Wlck. vgl. Franck. Tyrt. S. 173. u. S. 203. . Wenn aber derselbe Aristoteles Spartas Frauen vor- wirft, daß sie dem Vaterlande in Zeiten der Noth und Bedraͤngniß nie wesentlich genuͤtzt: so verlangt er einer- seits von ihnen, was auch in Sparta ganz außer ih- rer Bestimmung lag; andrerseits hat ihn noch die nach- folgende Zeit genugsam widerlegt, die letzten Tage La- kedaͤmons, welche Frauentugend mit wunderbarem Glanze erhellte S. z. B. Plut. Kleom. 38. . Im Ganzen hatte sich indeß doch auch den Athenern, so wenig sie ihre eignen Frauen achteten, unwillkuͤhrlich eine Ehrfurcht vor Spar- ta’s Heroinen, wie vor einer Gorgo, Leonidas Ge- mahlin, einer Lampito, Leutychidas Tochter, Archida- mos Frau und Agis Mutter Platon. Alkib. I, 41. Plin. H. N. 7, 41. vgl. das Apophth. der Gorgo bei Plut. p. 258. , eingepraͤgt, die selbst durch Aristophanes kecke Scherze bisweilen hindurchblickt. 5. Wie aus dieser Stellung des weiblichen Ge- schlechts zu dem maͤnnlichen bei den Doriern eine ganz andre Ansicht, als die zu Athen herrschende, von der den Frauen zutraͤglichen Bildung hervorging, ist zum Theil schon angedeutet worden, und wird weiter unten an mehrern Stellen noch hervorgehoben werden. Im allgemeinen gilt die Bemerkung, daß, wenn bei den Joniern die Frauen fast nur als leibliche Wesen betrachtet wurden, als Maͤgde naͤmlich und Beischlaͤfe- rinnen, und die Aeoler dagegen ihrer Sensibilitaͤt eine hoͤhere Entwickelung gestatteten, von der die erotischen Dichterinnen von Lesbos zeugen Doch standen auch die Boͤoterinnen, Korinna und Myrto, wie die Arkaderin Diotima (vgl. uͤber diese Fr. Schlegel, Griechen und , doch die Dorier fast allein, in Sparta wie in Unteritalien, auch die hoͤhern Vermoͤgen des Geistes, des νοῦς , bei den Frauen fuͤr bildungsfaͤhig achteten. — Kaum bedarf es aber einer besondern Bemerkung, daß, wenn wir die eben darge- legte Ansicht, von des Weibes Recht und Pflicht, als dem ganzen Stamme national ansehen, wir mancher- lei Ab- und Entartung in verschiednen Staͤdten, be- sonders durch Fremdenverkehr und Luxus bewirkt, zu- geben. Namentlich hat in Korinth das wahrschein- lich Asiatische Hierodulen-Institut, beim Tempel der Aphrodite, auf die Sitten einen sehr nachtheiligen Ein- fluß geaͤußert, und diese Stadt zur aͤltesten Hetaͤren- Heimath in Griechenland gemacht S. oben Bd. 2. S. 405. sonst Aristoph. Lysistr. 90. Plut. 149. Schol. Suid. ἑταῖϱαι Κοϱινϑ. (nach dem schon Rhodopis, die ehemalige Mitsklavin Aesops, unter ihnen war.) χοῖϱος. Pollux 9, 6, 75. Κοϱινϑιάζεσϑαι τὸ μαοτϱοπεύειν ἢ ἑταιϱεῖν (von Korinths Kupplerinnen oben Bd. 2. S. 166.) Eust. Il. 290, 23. Rom. und Anakreon 32, 10. (aus Achaͤischer oder Roͤmischer Zeit). Vgl. Jacobs im Att. Mus. 2, 3. S. 137. Scheibel zur Kenntn. der A. W. 1. S. 177. — Sikyons Frauen waren nach Di- kaͤarch Βὶος Ἑλλ. besonders anmuthig im Umgange. . 6. Wir kommen zunaͤchst zu denjenigen persoͤnli- chen Verhaͤltnissen, die sich aus der Verschiedenheit des Alters ergeben. Diese gehn besonders nach Dorischen Grundsaͤtzen, wornach alle Aelteren im Staate alle Juͤngern erziehen Plut. Lyk. 17. Dion. Hal. Frgm. Mai. 20, 2. Die Aeltesten konnten , in der Erziehung auf. Ehe Roͤmer 1. S. 275.) auf der Stufe Dorischer Frauen, obgleich in Boͤotien das weibl. Geschlecht sonst sehr beschraͤnkt, und unter die Aufsicht der Γυναικονόμοι (wie in Sp. der Harmosynen, oben S. 128.) gestellt war. Plut. Solon. 21. III. 19 wir indeß von dieser handeln, stellen wir die. Betrach- tung eines Verhaͤltnisses voran, welches einerseits fuͤr die Erziehung von ungemeiner Wichtigkeit ist, aber andrerseits zugleich eine gewisse Verwandtschaft mit dem eben behandelten zeigt: wir meinen das der Kna- benliebe nach altdorischen, in der Kretischen und Lykurgischen Gesetzordnung am sichersten zu erkennen- den, Grundsaͤtzen. Wir werden erstens das Faktische moͤglichst bestimmt und charakteristisch aufstellen, ehe wir uns eine allgemeine Ansicht zu fassen erlauben; eine ethische Kritik scheint gar nicht hieher zu gehoͤren. In Sparta hieß der Liebende εἰςπνήλας Die aͤchte Form ist wohl εἰςπνήλας, s. Kallim. Frgm. 169. Bentl. Etym. M. 43, 34. 306, 24. Gudian. 23, 2. Orion p. 617, 49. εἴςπνηλος Theokr. 12, 13. und das Lieben von seiner Seite εἰςπνεῖν Aelian V. G. 3, 12. ἐμπνεῖσϑαι dafuͤr Plut. Kleom. 3. oder Einhau- chen, welches ohne Zweifel einen von dem Liebenden auf den Geliebten uͤbergehenden Affekt und eine da- durch hervorgebrachte Seelenstimmung im Letztern an- zeigt, ganz entsprechend der Benennung des Geliebten: ἀΐτας Oben Bd. 2. S. 5. vgl. Etym. M. 43, 31. Gudian. a. O. ἀείτης Ari- stoph. in Bekk. Anecd. 1. p. 348. Tz. Lyk. 459. Alkman hatte auch verliebte Jungfrauen αΐτιας κόϱας genannt, vgl. zu Schneiders Ler. s. v. noch. Etym. Gud. 23, 3. Sonst vgl. das Lex. voc. peregrin. im Valpy’schen Thesaur. n. 12. p. 492. , Hoͤrer, die den geistig Empfangenden aus- druͤckt. Nun scheint es im Ganzen Regel gewesen zu sein, daß jedweder tadellose Knabe seinen Liebhaber hatte Serv. ad Aen. 10, 325. adeo ut Cic. dicat in libris de rep. (p. 280. , und umgekehrt war jeder edelerzogne Mann durch die ἀκοσμοῦντας, wo sie sie trasen, βακτηϱὶαις παὶειν. Beilaͤu- fig: den Stock betrachteten schon die Sp. als Mittel der Subor- dination, auch im Kriege. Vgl. Plut. Themist. 11. Thuk. 8, 84. das Herkommen verpflichtet, um einen Geliebten zu werben Aelian 3, 10. . Einzelne Beispiele solcher Verbindung geben mehrere Koͤnigssoͤhne: Agesilaos war, als er noch in der Agele, ἀΐτας des Lysandros Plut. Ages. 2. Lys. 22. , und hatte spaͤter selbst wieder einen ἀΐτας Ages. 13. reg. ap. p. 128. Lac. ap. p. 177. ; sein Sohn Archi- damos liebte Sphodrias Sohn, den edlen Kleonymos Xen. H. 5, 4, 25. ; Kleomenes der Dritte war als Prinz Geliebter des Xenares Plut. Kleom. 3. , und spaͤter Liebhaber des kuͤhnen Pan- teus 37. — Der Argilische Ge- liebte des Pausanias gehoͤrt nicht hieher, Thuk. 1, 132. Nep. Paus. 4. . Derjenige, von dem die Knuͤpfung der Ver- bindung ausging, war fast immer der Eispnele; doch mußte der Knabe ihn dazu annehmen, nach innrer Neigung, denn Ruͤcksicht auf Reichthum wurde fuͤr sehr schmachvoll geachtet Aelian 3, 10. : bisweilen kam es vor, daß Kna- ben freiwillig Maͤnner baten, ihre Eispnelen zu werden 3, 12. . Ein Wetteifern und Nebenbuhlen fand von keiner Sei- te statt Plut. Lyk. 18. . Der Nexus selbst war einerseits sehr innig und vertraut, und andrerseits im oͤffentlichen Leben an- erkannt und hervortretend. Der Mann vertrat den Knaben in der Volksversammlung, wenn die Verwand- ten es nicht thaten Ebd. 25. ; er hatte ihn gewoͤhnlich auch in der Schlacht in der Naͤhe, und oft zeigte sich hier An- haͤnglichkeit und Treue bis zum Tode Xen. H. 4, 8, 39. Plut. reg. ap. a. O. : daheim war ihm der Knabe und all sein Thun den ganzen Tag vor Augen, und er ihm hinwiederum Muster und Vor- Mai Frgm.) opprobrio fuisse adulescentibus si amatores non haberent. 19* bild des Lebens und Handelns Vgl. Plut. Lak. Ap. p. 209. Auch in Boͤotien ἀνὴϱ καὶ παῖς συζυγέντες ὁμιλοῦσιν, Xen. Lak. Staat 2, 12. ; wodurch es begreif- lich wird, wie fuͤr manche Vergehungen, namentlich fuͤr Mangel an Ehrliebe, der Eispnele gestraft werden konnte anstatt des Aitas Plut. Lyk. 18. Ael. 3, 10. . 7. Noch charakteristischer hatte sich die alte Na- tionalsitte in Kreta ausgebildet, daher diese Insel auch von Manchen als die Mutter der Knabenliebe be- trachtet wurde Athen. 13, 601 e. 602 f. aus Ti- maͤos. Herakl. Pont. 3. Heyne ad Apolld. 3, 1, 2. Κϱ. ἐϱω- τικώτατοι neben Laked. und Boͤotern, Plut. Erot. 17. p. 37. . Auch hier entbehrte ein wohlgebil- deter Knabe nicht ohne einen gewissen Schimpf eines Liebenden Ath. 11, 782 e. ; eben deswegen hieß der Geliebte κλεινὸς, der Belobte Ephoros bei Str. 10, 483 c. He- sych. s. v. φιλήτωϱ. ; der Liebende einfach φιλήτωρ. Wie innig aber das Verhaͤltniß, geht daraus hervor, daß es in manchen Stuͤcken Nachbildung des ehelichen. Wie die Braͤute in Lakedaͤmon, so wurden hier die Knaben geraubt Ephor. a. O. vgl. Plut. de educ. 14. . Der Raub wurde, wenigstens drei Tage vorher, den Blutsfreunden des Knaben an- gekuͤndigt, die ihn indeß ganz unbesorgt die gewohnten Wege gehen ließen, und auch beim Raube nur schein- bar widerstanden: ausgenommen, wenn der Raubende an Geschlecht oder persoͤnlicher Eigenschaft des Knaben unwuͤrdig schien. Dieser fuͤhrte ihn nun zunaͤchst nach seinem Andreion, und dann mit den zufaͤllig zusam- mengekommnen Begleitern in das Gebirg oder auf sein Landgut. Hier behielt er ihn zwei Monate — laͤnger war nicht erlaubt — bei sich, welche Zeit meist unter gemeinschaftlichen Jagden verging. Nach Verlauf der- selben entließ er ihn, und gab ihm zum Abschiede, nach dem Herkommen, ein Rind, ein Kriegskleid, einen ehernen Becher, und Andres mehr freiwillig: oft tru- gen alle Freunde des Raubenden zu diesen Geschenken bei Aus Ephor. und Herakl. Pont. Waffen waren in Kr. die ansehnlichsten Geschenke nach Nikol. Dam. Vom Becher vgl. Hermonax bei Ath. 11. p. 366. Schw. . Der Knabe opferte sodann den Stier dem Zeus, und gab den Begleitern ein Mahl: darauf that er kund, wie ihm die Begegnung des Philetor gefal- len; jede Schmach oder Unbill hatte er gerichtlich zu raͤchen voͤllige Freiheit. Je nachdem er sich bestimmt, dauert das Verhaͤltniß zu Jenem fort oder nicht. In jenem Falle traͤgt dann der Waffenfreund (παραστα- ϑεὶς), denn so heißt er alsdann, das geschenkte Kriegs- kleid; und kaͤmpft in der Schlacht neben dem Lieben- den, von Ares und Eros mit doppeltem Kampfmuthe entzuͤndet, wie die Kreter meinten Aelian V. G. 3, 9. vgl. N. A. 4, 1. : der erste Platz und Rang im Laufe und gewisse Abzeichen der Tracht bezeichnen ihn noch im Mannesalter als Kleinos. So feste Institute, wie diese, hatten sich zwar nir- gends anders ausgebildet, aber die zum Grunde lie- gende. Gefuͤhlsrichtung war allen Doriern gemein. Die Liebe des Korinthischen Bakchiaden und Gesetzgebers von Theben, Philolaos, und des Olympioniken Diokles dauerte bis zum Tode, und noch ihre Graͤber waren einander freundlich zugekehrt Arist. Pol. 2, 9, 6, 7. : ein andrer Diokles war es, der in Megara als edles Beispiel der Selbst- aufopferung fuͤr den Geliebten geehrt wurde; die schoͤn- sten Knaben kuͤßten auf seinem Grabe — der urspruͤng- lichen Idee nach gewiß den treuen Liebhaber Aristoph. Ach. 774. Theokr. 12, 28. Schol. Daruͤber, daß er urspruͤnglich ; wie Panteus die Lippen seines sterbenden Freundes Kleo- menes selbst sterbend mit einem Kusse schloß. 8. Es ist klar, daß eine solche das ganze Leben durchdringende Sitte kaum aus irgend einer einzelnen Ueberlegung hervorgegangen sein kann: sie muß auf einer dem Volksstamme von Anfang an natuͤrlichen Empfindung beruhn. Diese lebhafte Zuneigung von Maͤnnern zu Knaben, dies innige Anschließen, das jene zu zweiten Vaͤtern dieser macht, muß tiefer wurzeln als auf einem einzelnen Institute. — Daß nun diese Empfindung nicht blos geistig, daß sie auch sinnlich war, ein Gefallen an aͤußerer Schoͤnheit und Bluͤthe, an gymnastischer Bildung Nach Platon Ges. 1, 636 b. Cic. Tusc. Qu. 4, 34. vgl. Boͤckh. ad legg. p. 106. ging die Knabenliebe aus den Gy- mnasien hervor: was indeß, in dieser Allgemeinheit gesagt, wenig Probabilitaͤt hat. , an der Jugend in vollem Begriffe, war durchaus nothwendig in einer koͤrperli- ches und geistiges Dasein noch wenig zu trennen ge- wohnten Zeit. Aber eine ganz andre Frage ist, ob diese in Kreta und Sparta allgemeine, von den Edel- sten gepflegte, von den Gesetzgebern auf alle Weise un- terstuͤtzte, in die Jugendbildung so tief eingreifende Knabenliebe — das mit demselben Namen benannte La- ster gewesen sei. Man bedenke wohl, was es heißt, diese Frage mit Aristoteles zu bejahen, der sogar die Absicht des Ge- setzgebers — uͤbermaͤßiger Bevoͤlkerung zu steuern — darin erblickt Pol. 2, 7, 5. — Aber es ist schon falsch und gilt nur von Athen, nicht von den Doriern, daß die . So schnoͤde Suͤnde, nicht einzeln in ein Attiker, s. Welcker: Sappho von einem u. s. w. S. 39. — Die Tarentiner nannten nach Hesych den ἐϱώμενον ἐϱώτιον. scheuem Dunkel geuͤbt, sondern als allgemeine Natio- nalsitte, und das in dem gesuͤndesten, kraͤftigsten Stam- me Hellenischer Nation, ein Jahrtausend hindurch, waͤ- re eine schaudervolle Billigung der Unnatur durch die Natur. Wir wollen dieser physischen Unmoͤglichkeit kaum erst die moralische, fortdauernder Sophrosyne bei so vergifteter Sitte, hinzufuͤgen — aus Vertrauen auf die Vernunft jedes Beurtheilers. Koͤnnen wir sonach nicht annehmen, daß die alte Nationalsitte des Dorischen Stammes ein so unreines Verhaͤltniß als zur Erziehung des Knaben nothwendig gesetzt habe — und doch muͤßten wir dies, wenn wir die verschiednen Begriffe der Knabenliebe fuͤr von je- her verbunden und zusammengehoͤrig hielten: so wer- den wir auf das direkt entgegengesetzte Ergebniß ge- fuͤhrt. Naͤmlich: wenn die alten Hellenen, als diese Kretisch-Spartiatische Knabenliebe sich bildete, auf keine Knabenschaͤnderei hinauswollten: so mußte letztre uͤberhaupt nicht in ihrem ethischen Gefichtskreis liegen, ihnen wenigstens keiner Verwechslung mit der erstern ausgesetzt scheinen, weil sie diese sonst unmoͤglich mit solcher Arglosigkeit, Unschuld, Unbefangenheit gestaltet und ausgebildet haͤtten. Sehr passend hat Welcker a. O. S. 41. darauf aufmerksam gemacht, daß bei einfachen, altvaͤ- terlichen Voͤlkern beschraͤnkten Gesichtskreises auch sonst die Sitte manche Freiheiten einraͤumt, die bei entar- teten und unruhig bewegten die Strenge des Gesetzes untersagen muß. Und mehr bestaͤrkt in der That als irre gemacht werden wir in dieser Vorstellung durch Ciceros Aussage, daß die Lakedaͤmonier den Liebenden Knabenliebe im umgekehrten Verhaͤltniß gestanden mit der Liebe zum weiblichen Geschlecht . in die groͤßte Naͤhe des Geliebten brachten, und ihm jedes Zeichen der Zuneigung erlaubten praeter stu- prum De rep. 4, 4. p. 279. Mal. ; denn wenn auch allerdings diese Naͤhe in der Zeit des Sittenverderbs hoͤchst gefaͤhrlich sein moch- te: so beweist sie doch fuͤr die aͤltern Zeiten das Ge- gentheil. Daß dieses stuprum selbst die Lakedaͤmonier sehr hart straften, mit Landesverweisung oder Tod, wissen wir sonst Aelian V. G. 3, 12. Wegen dieser cautio heißt der Λακεδ, νόμος bei Platon Symp. p. 182. ποικίλος. Die Reinheit der Laked. Knabenliebe bezeugt der beste Kenner Dorischer Sitten, Xenoph. Staat 2, 13. Symp. 8, 35. Platon hat indeß auch von ihr uͤble Begriffe, Ges. 1, 636. 8, 836. Die Kretische ist mehr anruͤchig geworden als die Lakonische, Plut. de educ. 14. Beide ruͤhmt als gleich unschuldig Mar. Tyr. diss. 10. p. 113. An den zweideutigen Urtheilen sind sicher fast ganz die Attischen Komiker Schuld. Eupolis bei Athen 1, 17 d. Hesych u. aa. Lexikogr. κυσολάκων, λακωνίζειν. vgl. Suid. Apo- stol. 11, 73. Λακωνικὸν τϱόπον πεϱαίνειν. . 9. So kommen wir zu dem Resultate, daß dies eigenthuͤmliche Verhaͤltniß sich bei den nordhellenischen Voͤlkerschaften durchaus unbefangen und edel gebildet hatte, ehe Knabenschaͤnderei, wahrscheinlich von Lydien her, in Griechenland bekannt geworden war. Und nur so, wenn wir ein Doppeltes, von Grund aus Ver- schiednes, annehmen, welches in der Griechischen Kna- benliebe zusammengeflossen, ist uͤberhaupt die gesammte Ansicht und Betrachtungsweise derselben auch in der Zeit der Attischen Bildung erklaͤrlich, in der immer ein reines und edles Element mit einem unreinen und niedern auf seltsame Weise vereinigt erscheint. Merk- wuͤrdig ist es, daß die alten Achaͤer, deren Leben wir in Homers Gesaͤngen erblicken, offenbar dies Verhaͤlt- niß nicht kannten, da Achilleus und Patroklos Freund- schaft in den bestimmteren Zuͤgen damit wenig Ver- wandtschaft zeigt, obgleich in der Waffenbruͤderschaft aͤlterer und juͤngerer Heroen bei fernen Abentheuern Waffenbruͤder heißen Ἁχιλλήιοι φίλοι in dem schoͤnen Bruchstuͤck Aeolischer Lyrik (Theokr. 28, 34.) vgl. Arrian Peripl. Pont. p. 23. die Anfaͤnge davon gegeben sein mochten Nach Meiners, Ramdohr Venus Urania 3, 1. S. 138., Welcker S. 45. . Zuerst hat man wohl dem Herakles, als dem Dorischen Helden, solche Lieblinge, wie Theiomenes, Elakatos, Hylas, bei- gegeben, zum Theil schon in sehr fruͤher Zeit S. oben Bd. 2. S. 451. vgl. Beil. 2. unter Kinaͤthon. In der Boͤot. Sage wurde auch Jolaos, sein παϱαστάτης, so gedacht, da die Liebenden sich auf des- sen Grabe zu Theben ihre Liebe versicherten, Aristot. bei Plut. Pe- lop. 18. Aber die andern Beispiele (bei Phanokles, Platon im Symp. und Lukians Eroten) gehoͤren entweder gar nicht hieher, wie Orests und Theseus Freundschaften, oder sind deutlich Erfin- dungen erotischer Lyriker, wie Minos und Talos Liebe des Ibykos, oder Spaͤterer. Nur Chrysipps Raub, durch Laios, kam schon bei Pisander vor; von Argynnos vgl. Orchom. S. 215. Von Ga- nymed will ich nicht absprechen, aber die Hineintragung desselben in die Kretischen Mythen (Platon Ges. 1, 636 c. Echemenes bei Ath. 601 e. ) ist offenbar kuͤnstlich. . — Es konnte aber diese Verbindung ihre voͤllige Bedeu- tung nur im Dorischen Staate haben, wo die Bildung der Jugend zum großen Theil der Familie entzogen, und einem weiteren Kreise und einer mannigfaltigeren Beruͤhrung hingegeben ist: hier war sie im gesammten Leben so tief gewurzelt, daß sie auch auf das weibliche Geschlecht uͤberging. Denn auch edle und wohlerzogne Frauen liebten Jungfrauen Plut. Lyk. 18. , wobei kein gesunder Sinn an Hetaͤristrien denken wird: im Gegentheil hat Welcker diese Nachricht fuͤr die Wuͤrdigung des Ver- haͤltnisses der Lesbischen Dichterfrauen zu benutzen voͤl- liges Recht gehabt Vgl. noch im Allgem. Meiners Verm. philos. Schriften 1. S. 61. Gesch. des weibl. Geschl. 1. S. 321. Herders Ideen zur Philos. der Gesch. Werke Bd. 5. S. 173. . 5. 1. D ie Erziehung der Jugend (νεολαία) Lukian Anach. 38. ϑῆλνς νεολαία Theokr. 18, 24. in den altdorischen Staaten Sparta und Kreta war, wie man auch sonst daruͤber urtheilen moͤge, ein sehr kunst- reicher Organismus, worauf schon die große Anzahl verschiedner Classen von Knaben und Juͤnglingen fuͤhrt, deren Erwaͤhnung uns zugekommen ist. Denn da die Sonderung derselben gewiß nicht zwecklos war, so ist vorauszusetzen, daß jede von ihnen irgendworin auf eine andre Weise behandelt wurde, und eine andre Stufe der geistigen oder koͤrperlichen Ausbildung war. Ob ein neugebornes Kind leben bleiben sollte, oder all zu schwaͤchlich sei, entschied bekanntlich in Lakedaͤ- mon der Staat, das heißt ein Rath der Aeltesten des Geschlechts in einer Lesche versammelt Plut. Lyk. 16. Ich habe Geschlecht fuͤr Stamm gesetzt, nach oben S. 194. , nach einer um nichts barbarischeren Sitte, als die der uͤbrigen alten Welt war, welche dem Vater die freie Entschei- dung daruͤber anheimstellte. So zeigt sich schon hierin der große Einfluß des Gemeinwesens auf die Erzie- hung aller Individuen, von dem man indeß nicht glau- ben muß, daß er jede Verbindung zwischen Eltern und Kindern aufgelaͤst und die innigsten Bande der Natur zerrissen habe. Behielten doch, nach dem Zeugnisse zahlreicher Anekdoten, selbst Sparta’s Muͤtter eine gei- stige Gewalt uͤber die schon erwachsenen Soͤhne, von der man sonst in Griechenland nichts vernimmt. Age- silaos seinen Kleinen auf dem Stecken vorreitend Der ernste Archytas wird als Erfinder einer Kinderklap- per, πλατάγη, gepriesen, Arist. Pol. 8, 6, 1. Apostol. 16, 21. , ist ein Bild aus der Erziehung der juͤngern Knaben μίτυλλα, ἐσχατονήπια Hesych. , welche bis zum siebenten Jahre ganz dem Hause an- vertraut war Plut. a. O. ; dann erst begann die oͤffentliche, die eigentliche ἀγωγή S. uͤber den Ausdruck Plut. Ages. 1. Kleom. 11. 37. Λακοωνικὴ ἀγωγή Polyb. 1, 32. und daraus Zonar. und Suid. Die Λυ- κούϱγειος ἀγωγὴ wurde spaͤter durch die Ἀχαϊκὴ παιδεία ver- draͤngt, die auf Nuͤtzlichkeit hinausging. Plut. Philop. 16. vgl. Paus. 7, 8, 3. . Diese genossen eigentlich nur die Soͤhne der Spartiaten (πολιτικοὶ παῖδες) Nach der richtigen Lesart bei Ath. 6, 271 e. Diese sind einerlei mit τοῐς ἐκ τῆς ἀγωγῆς παισὶν, oben S. 25, 1. Aus Athen. ὡς ἂν καὶ τὰ ἴδια ἐκποιῶσιν, geht hervor, daß die Vaͤter zu den Kosten der Erziehung beitrugen — was S. 204. zu beachten war. , und die von diesen zur Theilnahme erlesnen Mothaken; zum Theil auch die Halbbuͤrtigen Xen. H. 5, 3, 9. τῶν ἐν τῇ πόλει κα- λῶν οὐκ ἄπειϱοι . Die δημοτικὴ ἀγωγὴ bei Polyb. 25, 8, 1. ist ein niedrer Grad. ; es mag darin man- cherlei Abstufungen gegeben haben. Es war aber zum Begriff eines freien Buͤrgers die Erziehung das Haupt- erforderniß S. bes. Plut. Lak. Ap. p. 243. ; wer sich ihr entzog Wer als μειϱάκιον die harten πόνους nicht uͤbernahm, dem wurde, nach Xen. Staat 3, 3., Nichts weiter τῶν καλῶν zu Theil, d. h. die uͤbrige Erziehung (τὰ καλὰ in Sp. vgl. Hell. 5, 4, 32. , verzichtete auf einen Theil seiner Rechte: davon ausgenommen war nur der naͤchste Thronerbe Plut. Ages. 1. ; waͤhrend die juͤngern Soͤhne der Koͤnige in den Agelen erzogen wurden; zwei der edelsten Fuͤrsten Sparta’s, Leonidas und Agesilaos, haben als Knaben die Zuchtruthe der Aufseher gefuͤhlt. 2. Vom zwoͤlften Jahre an Plut. Lyk. 16. vgl. oben S. 268. wurde die Zucht der Knaben in vieler Hinsicht veraͤndert und geschaͤrft. Knaben gegen funfzehn oder sechzehn Jahre hießen σι- δεῦναι Photios Lex. S. 407. wo fuͤr ἑξῆς δέκα — ἑκκαίδεκα zu schr. Schneider Lex. u. σκύθϱαξ schlaͤgt συνεύνας vor, aber das waren Alle in den Agelen. , allgemeinere Namen sind, von κόϱος abge- leitet, κωϱαλίσκοι Hesych. Davon hatte das Stuͤck des Epilykos den Titel, das in Sp. spielte, oben S. 277, 5. , κυϱσανίοι Aristoph. Lys. 983. Schol. daraus Suid. Photios S. 140. 41. Hesych. s. v. auch unter κύϱσιον. , σκύρϧακες, σκυρ- ϧάκια Vgl. Hesych. σκύθϱαξ, σκυϱϑαλίας, Phot. σκυϱϑάνια. . Mit dem achtzehnten Jahre trat der Juͤng- ling aus den Knaben heraus; im zweiten darauf hieß er Eiren, vorher Melleiren Plut. Lyk. 17. Etym. M. und Gloss. Herod. s. v. εἴϱην. Hesych ἰϱίνες, ἴϱανες, μελλίϱην. Hesych erklaͤrt ἴϱανες ἄϱχοντες, διώκοντες, und εἰϱηνάζει κϱατεῖ, und dies scheint auch wirklich die Grundbedeutung. Amomphare- tos, Kallikrates u. s. w., die ἰϱένες bei Herod. 9, 85., waren sicher keine Juͤnglinge, sondern Anfuͤhrer, wie namentlich Amomph. Lo- chag der Pitanaten. , nachher Proteires Phot. p. 105. κατὰ πϱωτεῖϱας, He- sych. κατὰ πϱωτῆϱας. Es scheint daß εἴϱης in dieser Composition s. v. als εἴϱην ist. . Auf dem Uebergange von dem Epheben zum Mannes- Not. 6.) und er war deshalb ἀδόκιμος ἐν τῇ πὀλει, nicht ὅμοιος. Zu allgemein Plut. Inst. Lac. p. 252.: wer die ἀγωγὴ nicht ertragen, habe sein Buͤrgerkecht verloren, und umgekehrt: wenn ein Fremder sich jener unterzogen, habe er dies erhalten. alter stehend, hießen die jungen Spartiaten Sphaͤreis Paus. 3, 14, 6. auch in einer Inschr. bei Fourmont von Neu-Sparta. , vermuthlich weil dann das Ballspiel ihre Hauptuͤbung, das die Lakonen mit großem Eifer und zwar ordent- lich als einen Kampf feindlicher Partheien trieben Siebelis zu Paus. a. O. oben S. 223. . Sonst trifft auch die Aussendung zur Kryptie in die Jahre vor zwanzig Oben S. 43. , wenn sie, wie ich glaube, dem regelmaͤßigen Kriegsdienste vorausging, wie zu Athen der Dienst der περίπολοι. Uebrigens blieben die Juͤnglinge, obgleich sie nun schon die Gemeinmahle der Maͤnner besuchten Xen. Staat 3, 5. , fortwaͤhrend in den Abtheilungen, die Agelen oder Lakonisch βοῦαι Hesych. u. Etym. M. unter βουὅα, wo fuͤr ἀγλεῖ τις — ἀγέλη τις zu schr. Val- cken. ad Adon. p. 274. hießen, und in klei- nere, Ilen genannt Xen. 2, 11. Plut. Lyk. 16. 17. Inst. Lac. p. 248. , zerfielen. Der letztere Name bezeichnet auch einen Trupp Reiterei Zu Tarent heißt der Ilarch Βειλαϱ- μόστας (Digamma) Hesych. , und weist, wie mehrere andre S. Hesych. ἵππαϱχος und ἡνιοχαϱάτης; und nach Eust. Il. 8. p. 727, 22 R. hießen nicht blos die 300, sondern alle des Alters ἱππεῖς. , darauf hin, daß ehemals wenigstens Reituͤbungen die Jugend auch in Sparta vorzugsweise beschaͤftigten. In diesen Abtheilungen waren hiernach die verschiedenen Alter zusammen; aus den Irenen wurden die Anfuͤhrer derselben genommen Xen. Plut. a. O. der Agele fuͤr Ile sagt. , die eine große Gewalt uͤber die Kleineren uͤbten, fuͤr deren Ge- brauch sie indeß wieder jedem aͤltern Manne Plut. Lyk. 18. , be- fonders dem Paͤdonomos, einem Magistrate von un- gemeinem Ansehn Xen. 2, 2. Plut. Hesych. Nach Xen. 4, 6. stehn noch die ἱππεῖς unter dem παιδονόμος. , verantwortlich waren. Diesem zur Seite standen die aus den juͤngern Maͤnnern er- waͤhlten Mastigophoren Xen. a. O. , die Buagoi oder Aufseher der Buaͤ Hesych., wo der βουάγοϱ irrig selbst παῖς genannt wird, s. oben S. 128. , außerdem gab es besondre Sophronisten der Epheben Etym. M. 742, 39. Die uͤber die Knaben gesetzten heißen sonst nach Hes. im Allgem. ἄμπαιδες. . Fast auf dieselbe Weise waren auch die Maͤdchen und Jungfrauen (κῶϱαι Maittaire p. 156. κόϱα bei den Pythagoreern, Jambl. Pyth. 2, 56. , πῶπαι κόϱα nach Hes. wie zu schr. , πάλλακες Etym. M. 649, 57. .) zu solchen Genossenschaften verbunden; bei Theokrit, im Brautgesange der Helena, theilen vier- mal sechzig Jungfrauen von gleichem Alter die taͤgli- chen Leibesuͤbungen und Spiele 18, 23. vgl. Pind. Frgm. Hyporch. 8. Bh. Kallim. Bad der Pall. 33. ; und in der Dori- schen Zeit von Kroton fuͤhrte, nach Timaͤos Bei Porphyr. Pyth. 8. 61. p. 263. Goͤller. vgl. Jambl. Pyth. 30. , Pytha- goras Tochter als Jungfrau die Jungfrauen, als Frau die Frauen an. 3. In Kreta hießen die Knaben, so lange sie im Hause des Vaters blieben, im Dunkel lebende, σκότιοι Schol. Eurip. Alk. 989. Diese Zeit war es auch, in der sie geraubt wurden; wie die oben angefuͤhrten Umstaͤnde abnehmen lassen. , und weil sie keiner Agele angehoͤrten, ἀπά- γελοι He- sych s. v. . Sie gingen diese Zeit uͤber in die Syssitien ihrer Vaͤter, wo sie am Boden zusammensaßen; nach den Syssitien hielten sie sich, unter eignen Paͤdonomen, in Genossenschaften zusammen Ephor. bei Str. 483. . In die Agelen tra- ten sie erst, wie berichtet wird, mit dem siebzehnten Jahre Hesych a. O. Ephoros a. O. und Nikol. Dam. reden freilich blos von einer παί- δων ἀγέλη, aber nehmen παῖς im ausgedehntesten Sinne. , so daß also hier die Erziehung der Familie bei weitem laͤnger uͤberlassen war, als in Sparta. Sie blieben in den Agelen bis zur Verheirathung, also auch noch in maͤnnlichen Jahren, daher in dem erhalt- nen Buͤndnisse der Latier und Olontier bestimmt wird, daß auch die Agelen dasselbe beschwoͤren sollen Chishull p. 134. . Daraus aber, daß diese Schaaren von Juͤnglingen be- sonders von einem der reichsten und angesehensten un- ter ihnen zusammengebracht wurden, dessen Vater dann der Agele als ἀγελάτης vorstand, sie zur Jagd und zum Laufe fuͤhrte, und Strafrecht uͤber sie aus- uͤbte Ephor. a. O. Herakl. Pont. 3. Davon hießen die Epheben in der Agele nach Hesych ἀγελαστοὶ, wofuͤr Meurs. ohne Grund ἀγελαῖοι corrigirt, von ἀγελάζω. , ersieht man, daß in Kreta den einzelnen Fa- milien noch mehr Einfluß, wie auf die Regierung Oben S. 133. , so auch auf die Erziehung gestattet, und eine weniger feste und gleichmaͤßige Ordnung eingefuͤhrt war als zu Sparta. Das weiter vorgeruͤckte Alter gab man in Kreta nach der Zeit des Besuchs der maͤnnlichen Gy- mnasien an, die daselbst δϱόμοι hießen Suidas. ; wer sich zehn Jahre unter den Maͤnnern geuͤbt, hieß δεκάδρομος οἰ δέκα ἔτη ἐν τοῖς ἀνδϱάσι ἠσκηκότες Hesych. nach Emd. von Valcken. ad Ammon. 1, 12. , ἀπόδρομος der Juͤngling, der noch nicht in diesen rang und lief Eust. Il. 8. p. 727, 18. Od. 8, 1592, 57 Rom. Ammonios s. v. γέϱων. . — Von andern Dorischen Staͤdten fehlen uns die Nachrichten; nur wissen wir, daß in Kyrene die einzelnen Verbindungen der Epheben von der Zahl die Dreihundert, τϱιακάτιοι, genannt wurden Eust. und Ammon. a. O. He- sych. Τϱ. — οἱ ἔφηβοι καὶ τὸ σύστημα αὐτῶν. cf. Intpp. T. 2, 1412. Was Mazocchi tab. Heracl. p. 258, 87. sagt, ist sehr thoͤrigt. . 4. Soviel von der aͤußern Anordnung und Form der Erziehung. Die Erziehung selbst ist nun theils leiblich, theils geistig, obgleich auch diese Trennung nicht zu streng gefaßt werden darf, sintemal jede Ue- bung des Koͤrpers doch auch zugleich eine des Geistes, wenigstens der Beharrlichkeit, Ausdauer, Seelenkraft, ist. Indeß haben fuͤr jene die Griechen den allgemei- nen Ausdruck Gymnastik, fuͤr diese Musik. Daß die Dorier vor allen Hellenen der Gymnastik oblagen, ist bekannt Daher ein besondres Oelgefaͤß in den Gymnasien Δωϱὶς ὄλπα hieß, Theokr. 2, 156., wohl sehr einfach, wie die Sp. statt der στλεγγὶς Rohrbuͤschel nahmen, Schol. Plat. Charm. p. 90. Ruhnk. Plut. Inst. Lac. p. 253. Lobeck ad Phrynich. p. 430. bemerkt einsichtsvoll, daß mehrere vocabula musica, palaestrica et militaria auch im gewoͤhnlichen Griechischen Dialekt Dorisch colorirt sind, weil sie besonders bei den Doriern gebraͤuchlich wa- ren. ; auch schon bemerkt, daß die γυμναστι- κὴ im eigentlichen Sinne zuerst bei Kretern und Spar- tiaten aufkam, und den letztern namentlich ist oͤfter vorgeworfen worden, daß sie darin das Maaß uͤber- schritten haͤtten Dion Chrysost. Or. 37, 33. φιλογυμναστοῦσι Αά- κωνες. Dasselbe Platon Protag. 342. von den Lakonizonten, die auch — gegen die Sitte ihrer Vorbilder — den Caestuskampf eifrig trieben. Aristot. Pol. 8, 3, 3. sagt blos, daß die Abhaͤrtung der Jugend in Sp. sie zu ϑηϱιώδεις mache. . Indessen lag diese Maaßlosigkeit, wenn sie spaͤter stattfand, gar nicht in den Maximen und Ideen der Dorier, die hierin, wie in allem andern, auch dem eifrigsten Bestreben seine Graͤnze zu setzen und seinen Zuͤgel anzulegen wußten; von der Spar- tiatischen Erziehung bemerkt Aristoteles selbst, daß sie nicht darauf ausgehe Athleten zu bilden, die das Auf- treten in gymnastischen Kaͤmpfen als Geschaͤft des ganzen Lebens betrieben Vgl. was der : und wie sicher man hier, III. 20 was der edlen und schoͤnen Ausbildung des Koͤrpers fromme, von dem jenseits gelegnen unterschied, zeigt insonderheit das gaͤnzliche Verbot der roheren Uebun- gen, des Faustkampfs und Pankrations Plut. Lyk. 19. reg. ap. p. 125. Lac. ap. p. 225. Se- neca de benef. 5, 3. Was Xen. Staat 4, 6. von den Faust- kaͤmpfen der ἡβῶντες sagt, geht nicht auf gymnastische. . Als Grund desselben wird angegeben, daß nur in diesen ein aus- druͤckliches Gestaͤndniß des Besiegten, das Aufheben der Hand, zur Beendigung des Kampfes gehoͤrte, und Lykurg ein solches seinen Spartiaten nicht habe gestat- ten wollen; der wahre liegt in jener Grundansicht. Auf der andern Seite war eben so den Hoplomachen, die sich oͤffentlich in geschickter Behandlung der Waffen zeigten, Lakonika verschlossen Pla- ton Laches 183. — obgleich die Kolonie Kyrene die Hoplomachie von ihrem Gesetzgeber Demo- nax aus dem Arkadischen Mantinea Wo sie gewiß mit dem Soͤldnerdienst zusammenhing und ἐπἱδειξις der Virtuositaͤt im Waffengebrauch war. angenommen hatte Athen. 4, 154 d. Auch gab es eine eigenthuͤmliche Μαντινικὴ ὅπλισις. — wahrscheinlich weil das Geschaͤft der Waf- fenfuͤhrung zu ernst schien, um zur Ostentation und zum Spiele zu dienen. 5. Dem Dorischen Stamme ist dagegen wahr- scheinlich, wie uͤberhaupt die Ausbildung gymnischer Agonen zu großen Nationalfesten, so besonders die Ein- fuͤhrung der Kraͤnze an die Stelle andrer Preise zu- zuschreiben. Denn Homers gymnische Kaͤmpfer haben noch die Aussicht reellerer Belohnungen, aber es war ganz der Stufe althellenischer Humanitaͤt, auf der wir Lakone bei Plut. Lak. Ap. p. 246. uͤber den Unterschied von κϱείσ- σων und καββαλικώτεϱος (ein bessrer Ringer) sagt. schon in vielen andern Ruͤcksichten die Dorier stehend gefunden, angemessen, die Darstellung leiblicher Voll- kommenheit, einer so schoͤnen Gabe der Goͤtter, von aller Richtung auf Gewinn, von allem Banausischen, voͤllig zu reinigen. Zu Olympia war es, wo der erste Kranz gegeben wurde; es erhielt ihn, in der siebenten Olympiade, ein Dorier Daikles der Messenier Corsini Diss. Agon. p. 127. . Wie die Gymnastik in den verschiednen Dorischen Staaten geuͤbt worden sei, laͤßt sich in manchen Stuͤcken aus den erhaltnen zahlreichen Namen von Olympioniken, Pythioniken u. s. w. abnehmen, einige Schluͤsse erge- ben sich bald aus dem Durchmustern der Cataloge Corsini’s. Daß die Spartiaten nie im Fausikampf, nie im Pankration aufgetreten, bewaͤhrt sich auch durch diese Hermippos fabelt also — wie oͤfter — daß Chilons Sohn zu Olympia im Faust- kampfe gesiegt habe, Diog. L. 1, 3, 5. , und ihre Grundsaͤtze wurden in den Olympi- schen Agonen, auf die sie den groͤßten Einfluß hatten, auch in so fern allgemein anerkannt, daß Knaben im Pankration zu kaͤmpfen, erst in den spaͤtesten Zei- ten erlaubt wurde Paus. 5, 8, 3. Auffallend aber, daß das πένταλον παίδων nur eine Ol., 38., bestand, da ein Lakedaͤmonier darin siegte. . Dagegen kamen von Sparta ungemein viele Sieger im Lauf, besonders zwischen Olymp. 20. und 50., außerdem zahlreiche Pentathlen und Ringer; unter jenen ist Philombrotos (Ol. 26 — 28.), unter diesen sind Hipposthenes (Ol. 37 — 43.) und sein Sohn Hetoemokles durch die große Anzahl Olympischer Kraͤnze ausgezeichnet; auch die ersten Sie- ger in beiden Kaͤmpfen waren Lakedaͤmonier. Vor Olymp. 9. nennen die Eleischen Kataloge besonders Messenier als Sieger im Lauf: von Olymp. 49. an 20* herrschen Krotoniaten im Stadion, unter denen Tisikrates und Astylos den ganzen Zeitraum von 71 bis 75. einnehmen. Zur felben Zeit siegte drei mal zu Pytho der windschnelle Phayllos, der auch in dem Wettkampf allseitiger Gewandtheit, dem Pentathlon, aber darin wieder besonders im Sprunge S. die Proverbien ὑπὲϱ τὰ ἐσκαμμένα πηδᾷ. , das Wunder seiner Zeit war — zugleich ein Kriegsheld und Athlet. Zu gleicher Zeit bestand in Kroton eine Schu- le von Ringern, deren Krone und Bluͤthe Milon war, der, von Olymp. 62. an, fast in jedem der vier Haupt- spiele oͤfter gesiegt als irgend ein Hellene. Es war aber ganz dieselbe Zeit, da die Philosophie des Pytha- goras die oͤffentlichen Angelegenheiten von Kroton lei- tete und die Sitten richtete, und in der Kroton durch seine Krieger und Athleten ganz Hellas uͤberglaͤnzte Str. 6, 262. vgl. Meiners Gesch. der Wiss. B. 3. K. 2. ; Milon selbst, die Fabel der Nachwelt, war zugleich Weiser und Held. Als sei hier die sinnliche Natur der geisti- gen Kraft dienstbar und folgsam geworden, war da- mals Gesundheit und Kraft in Kroton einheimisch; der Olympionike Philippos, ein Freund des Spartiaten Dorieus, galt als der schoͤnste der Hellenen Herod. 5, 47. . Aber die Eroberung von Sybaris, die Zerstoͤrung des Bun- des, die Annahme der Achaͤischen Verfassung endlich machten bald diesem Leben, in welchem das Ideale real geworden zu sein schien, ein Ende, und mit Olymp. 75. verliert Kroton, ohne bedeutende aͤußerliche Ver- aͤnderung, diese Kraft des innern Lebens. — Wenn uͤbrigens die Athleten dieser Stadt in der Wahl der Uebungen den Grundsaͤtzen Sparta’s folgten, so war das Umgekehrte der Fall unter den Rhodiern, nament- lich unter der Familie des Diagoras, aus der mehr als sechs Faustkaͤmpfer, die ersten ihrer Zeit, Maͤnner gigantischer Koͤrperkraft, hervorgingen Diagoras, s. Soͤhne Damaget, Akusilaos, Derieus, und Toͤchtersoͤhne Eukles und Peisirrhodos; vielleicht auch Hyllos S. Boͤckh Expl. Pind. O. 7. p. 165. . Sehr vielsei- tig waren die Aegineten, die von Olymp. 45. bis zum Untergange des Staates zahllose Siege im Lauf, Ringkampf und Pankration davontrugen, und sich be- sonders als Knaben auszeichneten Aeginet. p. 141. adde Menand. de encom. 3, 1. p. 97. Heeren. . Weniger thaten sich die entfernteren Colonisten, in Sicilien und Libyen, in gymnischen Kaͤmpfen hervor; und mehr Ruhm er- warteten die letztern von ihren ausgezeichneten Rossen und Wagen Boͤckh Expl. Pind. P. 4. p. 268. P. 5. p. 287. adde Hesych. s. v. ἐλαία , wie jene von der Maulthierzucht Ebd. ad O. 4. p. 143. . Die Kreter, obgleich besonders im Dolichos ausgezeich- net, kaͤmpften, wie Pindar sagt und auch diese Cata- loge bestaͤtigen, wie Haͤhne im Bezirk des eignen Ho- fes O. 12, 20. vgl. Boͤckh Expl. p. 210. . — Eigenthuͤmlichkeiten der Dorischen Voͤlker- schaften in der Behandlung der einzelnen Uebungen anzugeben, waͤre erst dann moͤglich, wenn die Weisen (σχήματα) des antiken Turnens, insbesondre des Ringkampfs, genauer ausgemittelt und veranschaulicht waͤren, als bis jetzt geschehen Die Spart. liebten besonders das κλιμακίξεσϑαι. Platon Kom. bei Aspas. zu Arist. Eth. Nik. 4, 7. bei Zell. p. 156. vgl. Plut. Lac. ap. p. 241. Das ἀπὸ τϱα- χήλου γυμνάζεσϑαι, Xen. Staat 5, 9. scheint auf besondre Uebun- gen der Staͤrke des Nackens zu gehn. Die Argeier waten ἑδϱο- στϱφοι Theokr. 24, 109. . 6. In Sparta aber achtete man fuͤr die koͤrper- liche Erziehung alle Leibesuͤbungen in den Gymnasien fast fuͤr minder wichtig als eine andre Classe dersel- ben, die den Koͤrper durch Muͤhseeligkeiten und Stra- pazen zu staͤhlen und staͤrken beabsichtigte. Der Knabe mußte Hitze und Frost — und beides bot die Natur in dem engen Thale von Sparta im Uebermaaß dar Bd. 2. S. 69. — er mußte Hunger, Durst und allerlei Noth ertra- gen lernen. Darin uͤbten die haͤufigen Jagden im Ge- birge, die in Kreta auch schon der Knabe mit dem Liebenden Oben S. 292. , so wie in den Agelen mit dem Age- laten Oben S. 304. Nikol. Damask. , unternahm; darin das Herumstreifen in den abgelegensten Gegenden des weiten Lakonikas, bei voͤlliger Entbehrung aller fremden Hilfe und Dienste, bei dem der Juͤngling Sparta’s zum Manne heran- reifte S. 42. . Ein Analogon dieser Kryptie war fuͤr die Knaben die Zeit, in der sie sich ihre taͤgliche Nahrung durch Stehlen gewinnen mußten; denn auch diese war auf eine bestimmte Epoche in der Erziehung der Soͤhne der Homoͤen Xen. Anab. 4, 6, 14. beschraͤnkt. Man hat sich von dieser eigenthuͤmlichen Sitte gewiß meist eine sehr einseitige Vorstellung gemacht, eine hervorspringende Singulari- taͤt herausnehmend aus einem innerlich verbundnen Ganzen, und an dieser eine Critik uͤbend, die entwe- der den Geist der nationalen Sitte uͤberhaupt treffen sollte oder gar nichts. Nach einzelnen Andeutungen verhielt sich die Sache so Herakl. Pont. 2. Xen. Staat 2, 6. vgl. Cic. bei Nonius s. v. elepere. Gell. N. A. 11, 18. Aa. Plut. Lyk. 17. handelt nicht genau von der Sache, vgl. Inst. Lac. p. 249. Lac. ap. p. 239. Die Schol. Plat. Ges. 1. p. 225 N. 450 B. verwechseln die Kryptie damit. : Die Knaben wurden auf eine bestimmte Zeit aus der Stadt und der Gemein- schaft mit Menschen uͤberhaupt ausgestoßen, in der sie unstaͤt in Wald und Feld umherzogen; dabei mußten sie sich ihren Unterhalt aus den Haͤusern und Hoͤfen, in denen sie jetzt als gaͤnzlich fremd angesehn wurden, durch allerlei schlaue Anschlaͤge und Listen muͤhsam und kuͤmmerlich zusammen rauben, den gelegnen Zeitpunkt oft ganze Naͤchte hindurch ablauernd, und dabei immer der Gefahr Schlaͤge zu bekommen ausgesetzt. Zur Beurtheilung dieser Sitte ist, wenn man unbefangen verfahren will, kein andrer Gesichtspunkt zu fassen, als den unser Zusammenhang schon angiebt; die Ver- haͤltnisse des Besitzes sollten einen Anlaß mehr zur Staͤrkung und Uebung des Muthes und der List her- geben, dadurch daß sie in einem kleinen Kriege von einer Seite festgehalten, von der andern angegriffen wurden; die Verletzung des Eigenthums dabei erschien als unbedeutend unter einem Volke, das auf Mein und Dein uͤberhaupt so wenig Gewicht legte, und die nach- theilige Nachwirkung auf die Sitte wurde noch uͤber- dies gehoben durch die genaue Bestimmung Dessen, was geraubt werden durfte ὅσα μὴ κωλύει νόμος Xen. Anab. a. O. vgl. Staat 2, 6. — Ciceros Behauptung, de rep. 3, 9.: Cretes latrocinari honestum putant, muß auch wohl sehr eingeschraͤnkt werden. vgl. indeß Polyb. 6, 46, 1. , welches ungefaͤhr das- selbe war, was jeder Spartiat, wenn er dessen auf der Jagd bedurfte, aus den Vorraͤthen eines Andern zu nehmen befugt war. Dies war im Ganzen die Idee, welche der Sitte fortwaͤhrenden Bestand gab; historisch hervorgegangen aber moͤchte sie sein aus dem alten Bergleben der Dorier am Oeta und Olym- pos in beschraͤnkter und gedranger Lage, und in be- staͤndigem Kampfe mit den gluͤcklichern Besitzern der fruchtbaren Ebne; als Ueberrest und Erinnerung des- selben ist sie im Contraste mit dem auf breiter Basis aufgerichteten, unabhaͤngigen und sorglosen Dasein der Dorier in spaͤterer Zeit stehn geblieben; so daß man, was die gesammte Nation in ihrer fruͤhern Jugend staͤhlte und erkraͤftigte, nun auch zur Erziehung der Individuen desselben Alters geeignet fand. — Von dem Triumphe Spartiatischer Abhaͤrtung, der Durch- peitschung am Altar der Orthia, ist oben schon ge- zeigt, wle dazu durch eine merkwuͤrdige Umbildung in aͤchthellenischem Geiste die duͤstern Forderungen eines blutigen Cultus benutzt worden waren Bd. 2. S. 382. Die dort erwaͤhnte φούαξιϱ kommt wohl her von φύσις, lak. φοῦἱς, od. auch φύα, φούα, u. ἄσκησις zusmgez. in ἄξις, ἄξιϱ. Ueber die διαμαστίγωσις vgl. Plut. Lyk. 18. Inst. Lac. p. 254. Athen. 8, 350 c. Luklan Ikarom. 16. Musonios bei Stob. Serm. 92. p. 307. Schol. Platon. Ges. 1. S. 224 R. p. 450. Bekk. Cic. Qu. Tusc. 5, 27. Seneca de prov. 4. dazu die Stellen bei Manso 1, 2. S. 183. Creuzer Init. philos. Plat. 2. p. 166. Ein βωμονὶκης kommt noch in der S. 128, 7. citir- ten Inschr. vor. Daß der bronzene Knabe zu Berlin ein solcher sei, wie Thiersch vermuthet hat, will mir noch nicht einleuchten; eher moͤchte ich ihn fuͤr einen Sieger des Pankration ἐν παισὶ hal- ten, vorgestellt wie er zu Zeus um Sieg betet. . 7. Noch sind als etwas Charakteristisches die gymnastischen Kriegsspiele hervorzuheben, die unter al- len Griechen den Kretern und Spartiaten eigenthuͤm- lich waren. Bei diesen lieferten sich die Epheben, nach einem Opfer fuͤr Enyalios im Phoͤbaͤon zu The- rapne, auf einer von Graͤben gebildeten Insel, bei dem Platanistas genannten Garten, eine foͤrmliche Schlacht, nur ohne Waffen, bei der sie alle Kraͤfte und Mittel zum Siege aufboten Paus. 3, 14, 8. vgl. 11, 2. Plat. Ges. 1. S. 633. Cie. Qu. Tusc. 5, 27. ; auf Kreta unternahmen die Knaben eines Syssitions gegen das andre, die Juͤng- linge einer Agele gegen die andre, haͤufige Lustkaͤmpfe, die dem Anschein nach wirklichen Schlachten noch mehr glichen. Floͤte und Lyra leiteten den Schritt, und au- ßer den Faͤusten wurden auch hoͤlzerne und eiserne Waffen gebraucht Ephor. bei Str. 10, 483. Herakl. Pont. 3. . So wurde hier allerdings die Gymnastik in eine naͤhere Beziehung mit dem Kriege gebracht, als im uͤbrigen Hellas; indeß wuͤrde man sehr irren, wenn man deshalb nun, im Kriege die Oberhand zu behalten, als den Zweck aller koͤrperli- chen Erziehung bei den alten Doriern fassen wollte. Denn ist nicht der Sieg im Kriege selbst nur wieder ein Mittel zur Darstellung eines in freier Kraft und gesunder Schoͤnheit vollendeten Lebens? Ein solches Ideal, nicht allgemein und unbestimmt, sondern in deutlichen und unverwischten Zuͤgen aufgefaßt, wird jeder Unbefangne aus dem bisher Zusammengestellten entnehmen; wie es erreicht wurde, moͤgen wir wenig- stens in Hinsicht auf das Aeußerliche daran erkennen, daß die Spartiaten, wie die Krotoniaten um Olymp. 60., die gesuͤndesten der Hellenen waren Xen. Staat 5, 9. — Lakonische ἀγωγὴ galt spaͤter als eine Art Krafter- ziehung. So ließ Phokion seinen Sohn lakonisch aufziehn, Plut. Phok. 20. und Alkibiades sog wenigstens die Milch der Amykla. Plut. Lyk. 16. Schol. Platon Alk. 1. p. 77 R. , und die schoͤnsten Maͤnner nicht minder als Frauen unter ihnen gefunden wurden Herod. . Lukian Anach. 38. Plut. Ap. Lac. p. 239. Lacaen. p. 258. Was Platon γυμνοπαιδιὰς nennt, sind uͤberhaupt Uebungen der nackten Knaben in der Hitze, vgl. Schol. und Suid. Λυκοῦϱγος. — Auch die ἡβῶντες kaͤmpften nach Xen. Staat 4, 4. mit den aus- erlesnen Dreihundert, wo sie dieselben trafen. 8. Das weibliche Geschlecht theilte auch hierin die Erziehung des maͤnnlichen, doch, wie oben schon bemerkt wurde, nur die Jungfrauen. Sie hatten ihre besondern Gymnasien Nikol. Damask. , und uͤbten sich, nackt oder leichtbekleidet, im Lauf, Ringen, Diskos und Speer- wurf Plut. Lyk. 14. Lak. Ap. p. 223. vgl. Manso 1, 2. S. 162. Ueber die Laufuͤbungen Hesych ἐνδϱιώ- νας, Welcker zum Alkm. p. 10 sq. Von Uebungen außer den Gy- mnasien spricht ein Dichter bei Cie. Qu. Tusc. 2, 15. worauf auch eine Beziehung bei Aristoph. Lys. 117. . Daß Juͤnglinge oder Maͤnner dabei zuge- schaut, ist nichts weniger als wahrscheinlich, da in den Gymnasien Lakedaͤmons uͤberhaupt muͤßiges Zu- schaun und Herumstehn nicht gelitten ward, sondern der Grundsatz galt: entweder ziehe dich aus, oder fort mit dir Platon Theaͤ- tet 162. 169. auch sagt Plut. Lyk. 14. nur, daß sie den Pompen und Taͤnzen der Jungfrauen zugeschaut. . Aber gemeinsame Kaͤmpfe beider Geschlech- ter sind undenkbar. Wie die Eleischen Maͤdchen in den Heraͤen, so zeigten in Sparta die eilf Dionysia- den an einem Dionysischen Agon die errungene Mei- sterschaft im Laufen. Der gesammten Gymnastik des Staats standen in Sparta Magistrate von hoͤchstem Ansehn, die Bidiaͤer, vor; auch hielten die Ephoren alle zehn Tage eine all- gemeine Schau der Knaben in Bezug auf ihre von der Diaͤt abhaͤngende Wohlgestalt, εὐεξία, wenn dem Zeug- nisse des Agatharchides ein so allgemeiner Sinn bei- gelegt werden darf Bei Athen. 12, 550 d. vgl. Aelian V. G. 14, 7. . 9, 72. Ein Lakedaͤmonier glich auffallend dem Hektor, d. h. dem so genannten typischen Heroenideal, nach Plut. Arat. 3. Was seit dem ersten Kapitel dieses Buches ab- gehandelt ist, betrifft im Ganzen die Lebensweise und Sitte, die δίαιτα Δωϱική. Wir kommen nun zu dem zweiten Haupttheile der Erziehung, der Musik , in welcher eigentlich alle nationale Geistesbildung inbe- griffen ist, wenn man das Erlernen der Schrift aus- nimmt, das in Sparta nicht einmal durchweg statt fand Nach Isokr. Panath. p. 544. vgl. Perizon ad Ael. V. H. 12, 50. Daß sie lesen lernten, sagt Plut. Lyk. 16. Inst. Lac. p. 247. das Gegentheil ein Soph. anon. bei Orelli Opp. mor. II. p. 214. Die alterthuͤmliche Einfalt der Sitte sehn wir auch aus dem Gebrauche, zum Zeichen geschlossner Contrakte einen Stab, eine σκυτάλη, zu zerschneiden und die Stuͤcke zu vertheilen. Pho- tios σκυτάλη aus Dioskorides π. νομὶμων. — Ueber die Leseschu- len in Kreta herakl. Pont. 3. Ephor. bei Str. 10, 482. Die aͤltesten Griech. Buchstaben scheint man auch Δωϱικὰ γϱάμματα genannt zu haben, Suid. s. v. Κόϱιννος. . Auch war es eben nichts Wesentliches bei ei- nem Volke, das, wie in Kreta, Gesetze, Hymnen und Enkomien — also das Recht, die Religion und Ge- schichte — in den musischen Schulen singen lernte Aelian V. G. 2, 39. Aehnliches von Lykurgs Gesetzen oben Bd. 2. S. 134. . 6. 1. I ndem wir nun von der Ausbildung der Mu- sik bei den Dorischen Voͤlkerschaften zu reden im Be- griffe stehn, wird unsre Aufmerksamkeit, ehe sie sich auf einzelne Thatsachen und Erscheinungen richten kann, gleich von der allgemeineren in Anspruch genommen: daß eine von den Tonarten (ἁρμονίαι), wodurch das Hellenische Alterthum die verschiedne Anordnung der in den Tongeschlechtern (γένη) gegebnen Intervalle nach den Saiten des Tetrachords, verbunden mit ver- schiedner Hoͤhe und Tiefe des ganzen Systems, bezeich- nete, von Alters her die Dorische genannt wurde Daher auch δωϱίζειν, dorisch singen, Hesych. Eine dafuͤr eingerichtete Kithar ist eine Δωϱία φόϱμιγξ Pind. O. 1, 17., der sonst den der Dorischen Tonart passenden Rhythmos Δώϱιον πέδι- λον nennt, O. 3, 5., und alles zusammen Δωϱίαν κέλευθον ὕμνων Frgm. inc. 98. , und daß diese Dorische Tonart mit der Phrygischen und Lydischen lange Zeit allein unter den Musikern Griechenlands in Gebrauch war: die einzige also, die in dieser fruͤhern Zeit von einer Hellenischen Nation den Namen trug, so daß sie schon deswegen im Ge- gensatz der spaͤter entwickelten als die aͤchthellenische betrachtet werden muß Platon Laches p. 188 d. . Es entsteht die Frage, warum nun diese alt- und aͤchthellenische Tonart grade den Namen der Dorischen erhalten habe Einige (s. Klem. Alex. Str. 1. p. 307. vgl. Fabric. Bibl. Gr. 1. p. 301.) suchten sie so zu beantworten, daß Thamyris sie ersunden habe, der naͤmlich bei Dorion mit den Musen wettkaͤmpfte. : wor- auf man schwerlich anders antworten kann, als weil sie wirklich in Dorischen Landen, in den alten Wohn- staͤtten der Musik, Kreta, Sparta, Sikyon, Delphi, ihre Ausbildung erhalten. Es kann also vor der Zeit dieser Ausbildung keine Schule und Succession von Musikern unter nichtdorischen Hellenen gegeben haben, die jene Dorischen an Ruhm uͤberragt haͤtte, weil sonst, wenn sie sich derselben Tonart bedient haͤtte, diese eher nach ihr genannt worden waͤre als nach den Doriern, wenn sie aber eine andre ausgebildet haͤtte, es gleich von Anfang zwei Hellenische Tonarten gege- ben haben wuͤrde, nicht blos die eine Dorische. Folg- lich muß die Feststellung und Ausbildung der Dorischen Tonart aͤlter sein als der Ruhm der Lesbischen Musi- ker, der doch wiederum den Zeiten des Archilochos vor- angeht Bd. 2. S. 351, 1. Darauf gruͤndete wohl Glaukos bei Plut. Mus. 4. seinen Beweis des Alters von Terpandros. , und mit Terpandros, der besonders von Ol. 26 bis 33. bluͤhte Ol. 26. wurden naͤm- lich nach Sosibios des Lakonen gewichtigem Zeugnisse die musi- schen Kaͤmpfe an den Karneen eingefuͤhrt, und der erste Sieger war nach Hellanikos Katalog Terpandros, Athen 14, 635. Ol. 33, 4. aber setzt das Marm. Par. ep. 35. seine neue Anordnung der Musik in Sparta. Hiernach ist Bd. 2. S. 134. Z. 22. zu recti- fieiren. Die andern Data uͤber Terpandros Zeit stehen diesen an Sicherheit bei weitem nach. , gewiß nicht seinen Anfang nahm, sondern schon einen hohen Grad der Ausbreitung er- reichte. Zu der Zeit waren in der That die Lesbischen Musiker die angesehensten Griechenlands, sie uͤberglaͤnz- ten im Peloponnes, in Lakedaͤmon selbst, die einheimi- schen weit: so daß, wenn damals die Tonart nicht schon in der Halbinsel allgemein gewesen waͤre, sie auch nicht die Dorische haͤtte genannt werden koͤnnen. Nun kann doch aber auf der andern Seite die Ent- gegenstellung der Dorischen mit der Phrygischen und Lydischen Tonart, so wie das bestimmte und systemati- sche Verhaͤltniß dieser drei, sich weder von selbst auf dem Wege rein volksmaͤßiger Entwickelung, noch auch im Griechischen Mutterlande gebildet haben, in wel- chem man keine Veranlassung und Gelegenheit hatte, die eigenthuͤmlichen Tonweisen jener Voͤlkerschaften Asiens kennen zu lernen So sagt Pind. bei Ath. 14, 635. Frgm. Scol. 5 Bh. daß Terpandros bei Lydischen Gastmalen zuerst den Saitenklang der hohen Pektis entgegen toͤnen hoͤrte. , und dieselben mit der ein- heimischen zu vergleichen und in ein System zu brin- gen. Mit dieser Entgegenstellung konnte aber auch erst der Name der „Dorischen“ Tonart aufkommen, und auch dies schwerlich unter den Doriern oder Pelo- ponnesiern selbst, die ja nur die eine hatten und kannten, sondern zuerst im Auslande. Und dann bie- tet sich als sehr natuͤrlich und befriedigend die An- nahme dar, daß eben jene Lesbischen Musiker es wa- ren, die, mit dem Peloponnes und Kleinasien in glei- cher Verbindung stehend, die Namen und das Ver- haͤltniß der drei Tonarten festsetzten, indem sie auf das im Peloponnes gebraͤuchliche, auf eine bestimmte Weise gespannte Tetrachord die Sang- und Spielwei- sen Asiens uͤbertrugen, und damit in eine systematische Beziehung brachten. 2. Dabei kommen wir immer auf das Resultat, daß vor dem Aufbluͤhn dieser von Asien mannigfach beruͤhrten Schule die Dorier des Peloponnes, die rei- nen Hellenen, vor allen andern Staͤmmen des Grie- chenvolkes die Musik uͤbten. Denn daß der Name der Tonart nicht etwa blos in dem aͤußern Vorwiegen des Volkstammes seinen Grund hat, dafuͤr buͤrgt nun auch die innre Uebereinstimmung des Charakters der- selben mit dem Dorismus uͤberhaupt. Die Alten, die das Ethische in der Musik unendlich bestimmter zu fas- sen verstanden, als es in unsrer ins Formlose und Un- endliche verschwimmenden Tonkunst moͤglich ist, maßen derselben durchaus etwas ungemein Ernstes, Festes und Maͤnnliches bei, geeignet Ausdauer zu geben zur Be- stehung großer Gefahren und Muͤhseeligkeiten, zugleich das Gemuͤth zu staͤhlen und zu staͤrken gegen innerli- chen Sturm; sie fanden in ihr feierliche Hoheit und einfache Großartigkeit, sich hinneigend nach der Seite des Strengen und Harten, und entgegenstehend dem Unsteten, Leidenschaftlichen, Schwaͤrmerischen Zusammengestellt aus Boͤckh de metr. Pind. p. 238. s. besonders Herakl. Pont. bei Ath. 14, 624 d. : alles Ausdruͤcke, die fast eben so gut die Religion, die Kunst, die Sitte der Dorier zu bezeichnen gebraucht werden konnten. Die Strenge und Haͤrte dieser Musik, die schon den spaͤtern Alten als duͤster und anmuthlos (σκυθρωπὸς , tetrica, ) erschien, und unsern verweich- lichten Ohren noch mehr so erscheinen wuͤrde, hat et- was Auffallendes, verglichen mit dem anmuthigen, milden und heitern Charakter, der damals schon lange in der epischen Poesie herrschte; sie belehrt uns ohne Zweifel am meisten uͤber den Unterschied der Asiati- schen, und der aus den Gebirgen Nordgriechenlands stammenden Hellenen, die auf angeborne Hoheit der Gesinnung und Kraft der Seele stolz, noch wenig durch Beruͤhrung mit Fremden gesaͤnftigt waren. 3. Wie in allen andern Kreisen des Lebens, so waren auch in der Musik die Dorier durchaus Freun- de des Alten ; und auch hierin stellt Sparta die ei- gentliche Norm Dorischer Sitte auf S. Athen. 14, 632. aus Herakl. Pont. . Nicht als wenn es aus Grundsatz der Vervollkommnung und Ausbil- dung durchaus gewehrt, und sie uͤberall von sich ge- stoßen haͤtte, aber es wollte, daß jede Neuerung erst als eine Vervollkommnung anerkannt sei, ehe sie in den gemeinen Gebrauch und die Erziehung uͤberginge. Dadurch mußte es nothwendig geschehen, daß die oͤf- fentlich geuͤbte Musik in Sparta gewissermaßen stoß- weise fortschritt: womit die Nachrichten von verschied- nen Gesetzgebungen und Anordnungen der Musik sehr wohl stimmen, die uns ein alter Schriftsteller Der sog. Plutarch in der uͤberaus kundigen und gelehrten Schrift von der Musik 9. auf- bewahrt hat. Da Terpandros , Derdenes Sohn, ein Antissaͤer von Lesbos, vier mal in den Pythischen Spielen, und außerdem in den Karneen Spartas — in denen darum die Musiker seiner Schule lange Zeit den Vorrang hatten S. Aristot. u. Ael. Dionys. bei Eust. 9. p. 741, 15. Herakl. Pont. 2. Plut. de sera 13. Hesych μετὰ Λέσβιον ᾠδόν, Apostol. 12, 70. u. Aa. Nach Plut. Musik 6. war der letzte der Schule, der in den Karneen austrat, Perikleidas, der noch vor Hipponar lebte; dann hat Ael. Dionys. Unrecht, Euaͤnetides und Aristokleides beizubringen, von denen dieser sicher juͤnger war; Phrynis gehoͤrt gar nicht mehr hieher. —, den Preis davon getragen, und zugleich die unruhige und leidende Stadt durch die Feierlichkeit und Salbung seiner Gesaͤnge beruhigt und gesuͤhnt hatte S. Diod. Frgm. : war die Bewunderung und An- erkennung dieses Meisters in Sparta so allgemein ge- worden, daß er auch den neuen Erfindungen seines Geistes, namentlich der siebensaitigen Kithar Obgleich er zuerst wegen der Ueberzahl der Saiten von den Ephoren bestraft worden sein soll, Plut. Inst. Lac. p. 251 H. Aber die Erzaͤhlung ist sehr verworren. Indeß scheint auch Athen. 14, 628 b. : daß die Sp. die Musik drei mal gerettet, darauf anzuspielen. , die Sanktion der Gesetze verschaffte. Es scheint als wenn hiedurch die fruͤhere Musik voͤllig antiquirt worden sei, daher von vorterpandrischen Musikern der Dorier, mit Ausnahme jener alten Pythischen Nomossaͤnger, Chry- sothemis, Philammon, kein Name auf uns gekommen ist. Denn die bisweilen fuͤr aͤlter gehalten werden, wie Thaletas, sind nach den sichersten Zeugnissen juͤn- ger Denn was die Schol. Od. 3, 267. und Eust. zur Stelle von einem uralten Lakonen Demedokos, von einem Do- rier Sipias, einem Lakonen Pharis, einem Spartiaten Proholos um die Zeit der Heraklidenwanderung angeben, ist wohl kaum my- thisch zu nennen. . Plutarch datirt die zweite Epoche der Musik in Sparta von Thaletas dem Elyrier, dessen Kunst ohne Zweifel von den alten Nomossaͤngern des unmit- telbar benachbarten Tarrha ausging S. oben Bd. 2. S. 207. , dann von Xenoda- mos aus Kythera und Xenokritos dem Lokrer Vgl. uͤber diesen Boͤckh Expl. Pind. O. 10. p. 197. , wel- che alle zusammen besonders Paͤane und Hyporchema- ta dichteten, zugleich von Polymnestos dem Kolopho- nier, und Sakadas dem Argeier, von denen dieser sich in Elegieen und andern Melodieen zur Floͤte, jener in orthischen und dithyrambischen Weisen auszeichnete, aber zugleich als Epiker und Elegiker Ruhm erwarb. Sakadas bluͤhte und siegte in den Pythien Olymp. 48, 11. p. 639. Plut. Musik. 42. Schol. Od. 3, 267. Buttm. Tzetz. Chil. 1, 16. Marm. Par. ep. 35. III. 21 3. ; und in dieselbe Zeit muͤssen nach Plutarch unge- faͤhr die andern auch treffen: nur daß Thaletas aͤlter als Polymnestos Polymnastos kannte blos die drei aͤltern Tonarten, Plut. 8., und war also etwas aͤlter als Xenokritos, der die Italische auf- brachte, und als die Lesbischen Lyriker — wenn es genau damit zu nehmen ist. Da er aber fuͤr Lakedaͤmon ein Gedicht auf den Tha- letas machte, Paus. 1, 14, 3., und hier als Zeitgenosse von Sa- kadas und den Andern auftritt, so kann man ihn nicht uͤber Ol. 40. hinaufruͤcken. Alkman (gegen Ol. 27.) kann ihn auf keinen Fall erwaͤhnt haben; und so schlage ich vor bei Plut. Mus. 5. fuͤr Ἀλκμᾶν ΑΛΚΑΙΟΣ zu lesen. und Xenokritos Glaukos bei Plut. 10. , aber doch juͤn- ger war als Terpandros und Archilochos, also etwa vor der vierzigsten Olympiade lebte. Diesen Musikern schreibt im Ganzen Plutarch die Einfuͤhrung der Ge- saͤnge an den Gymnopaͤdien zu Lakedaͤmon Gesaͤnge des Thaletas an diesen erwaͤhnt auch Sosibios bei Ath. 15, 678 b. vgl. Suidas s. v. Θαλ. Ich glaube aber, daß die hier gemeinte Einfuͤhrung erst in die Zeit der Schlacht von Thyraͤa, gegen Ol. 58., trifft, da sich sehr Viel, namentlich in den musikalischen Feierlichkeiten der Gymnopaͤdien, auf diese bezog. Ath. a. O. vgl. Etym. M. wenn dort fuͤr Πύλαιαν Θυϱαίαν mit Man- so 1, 2. S. 211. zu lesen; woran noch zu zweifeln. vgl. Bd. 2. S. 298, 6. , der En- dymatia in Argos Vermuthlich fuͤr ein Ankleidefest der Hera. , und andrer Darstellungen in Ar- kadien zu. Der Zustand, der damals festgestellt wur- de, scheint derselbige geblieben, so lange Spartiatische Sitte bestand; und namentlich wurden durch diese die Veraͤnderungen ausgeschlossen, die die Epoche des Me- lanippides, Kinesias, Phrynis, Timotheos des Mile- siers herbeifuͤhrte. Von diesen schnitt dem Phrynis der Ephor Ekprepes zwei Saiten, die er an seiner Kithar uͤber sieben hatte, ohne weiteres ab Plut. Agis 10. Lak. Ap. p. 205. ; und dem Timotheos soll in den Karneen dasselbe begegnet sein Nach Plut. Agis 10. und Inst. Lac. p. 251. auch nach Cic. de legg. 2, 15. vgl. Dion Chrysost. Or. 32. p. 382 b. R. , wogegen eine unwahrscheinliche Sage meldet, daß er sich durch ein Bild des Apollon zu Sparta ge- rechtfertigt, der dieselbe Zahl von Saiten an der Lyra gehabt habe Artemon bei Ath. 14, 636 e. . Wenigstens zeigte man noch dem Pausanias 3, 12, 8. in der Skias, dem Musiksaale Spartas Vgl. uͤber diese Etym. M. s. v. , die elfsaitige Kithar, die dem Timotheos genommen und hier aufgehaͤngt worden sei. Es ist allgemein be- kannt, daß man ein Spartiatisches Dekret zu besitzen glaubt Bei Boeth. de musica ad calc. Arati Oxon. p. 66. dann bei Casaub. in Athen. 8. p. 613. (Schwgh. T. 4. p. 611.) Scaliger zum Manilius, Bulliald zum Theon, Leopardus Observv., dann Gronov. Praef. ad Thes. Antt. Gr. V. 5. aus einem Cambeidger Ms., Chishull Antt. Asiatt. p. 128. und mit Vergl. mehrerer Mspte von Oxford (Clea- ver) Decretum Lacedaemoniorum contra Timoth. Mil. Oxo- nii 1777. endlich Payne Knight Analytical Essai sct. 7. und Porson Tracts and miscell. criticisms p. 143. , worin der Staat den Koͤnigen und Ephoren befiehlt, den Timotheos von Milet zu tadeln, erstens weil er das siebensaitige Kitharspiel ver- schmaͤhend durch seine viele Saiten und die neuen Wendungen seines Gesanges die Ohren der Juͤnglinge vergifte, indem er anstatt eines einfachen und dieselbe Spannung des Instruments bewahrenden Spiels ein weichliches und wandelbares einfuͤhre, und die Com- position vom enharmonischen Tongeschlecht auf das Chroma uͤbertrage, zur antistrophischen Entgegnung, zweitens weil er zum Agon der Eleusinischen Deme- ter geladen, eine unanstaͤndige Vorstellung des Mythus aufgefuͤhrt und den Juͤnglingen die Wehen der Se- mele auf unwuͤrdige Weise gelehrt habe; außer die- 21 * sem Tadel aber sollen sie ihm noch das Gebot kund- thun, von seinen elf Saiten die uͤber sieben abzuschnei- den, damit ein Jeder, die Wuͤrde des Staats schauend, sich huͤte, nach Sparta unedle Sitte einzufuͤhren, und der Ruhm der Agonen unbefleckt bleibe Die folgende Recension des Dekrets ist nach den Mss. ge- macht, ohne willkuͤhrliche Eintragung von Lakonismen, dagegen sind die kurzen Vocale uͤberall beibehalten, und selbst das seltsame Ι fuͤr ϒ. Επειδε ὁ Τιμολεοϱ ὁ Μιλησιοϱ παϱγινομενοϱ εν ταν ἁμετεϱαν πολιν ταν παλαιαν μοαν ατιμασδε, και ταν δια ταν ἑπτα χοϱδαν κιταϱιτιν αποστϱεφομενοϱ πολιφονιαν ειςαγον λι- μαινεται ταϱ ακοαϱ τον νεον δια τε ταϱ πολιχοϱδιαϱ και ταϱ καινοτατοϱ το μελεοϱ, αγεννε και ποικιλαν αντι ἁπλοαϱ και τεταμτεναϱ αμφιεννιται ταν μοαν, επι χϱοματοϱ σινισταμενοϱ ταν το μελεοϱ διασκειαν αντι ταϱ εναϱμονιο ποτταν αντιστϱο- φον αμοιβαν· παϱακλετεις δε και εττον αγονα ταϱ Ελεισινιαϱ Δαματϱοϱ απϱεπε διεσκειασατο ταν τω μιτω διασκειαν, ταν γαϱ Σεμελαϱ οδινα ουκ ενδικα τοϱ νεοϱ διδακκε; δεδοκται αϱ πεϱι τουτοιν τοϱ βασιλεαϱ και τοϱ εφοϱοϱ μεμψατται Τιμο- ϑεον, επαναγκαται δε και ταν ἑνδεκα χοϱδαν εκταμεν ταϱ πε- ϱιτταϱ ὑπολιπομενον ταϱ ἑπτα· ὁποϱ ἑκαστοϱ το ταϱ πολιοϱ βαϱοϱ ὁϱον ευλαβεται ετταν Σπαϱταν επιφεϱεν τι τον με καλον ετον με ποτε ταϱαττεται κλεοϱ αγονον. (nach Porson; ἢ τῶν μὴ ποτὶ τᾶϱ ἀϱετᾶϱ κλέοϱ ἀγόντων). . Allein die Aechtheit dieses Monuments ist, um nicht mehr zu sagen, so zweifelhaft, daß wir ein historisches Resultat daraus zu entnehmen uns sehr scheuen wuͤrden. Denn erstens sieht die Form des Psephisma ganz aus, wie einem gewoͤhnlichen Attischen Lobdekrete nachgebildet, nur daß fuͤr das Loben mit einer spaßhaften Gravitaͤt „tadeln“ gesetzt ist; etwas eigenthuͤmlich Spartiati- sches hat sie gar nicht, dagegen manches Seltsame und Wunderliche, z. B. daß man gar nicht einmal erfaͤhrt, wer denn den Beschluß gefaßt habe. Zweitens ist uͤberhaupt ein Psephisma uͤber einen solchen Gegen- stand gar nicht im Geiste der sonst so compendiarisch verfahrenden Regierung Sparta’s; jeder Ephor konnte als Aufseher der Spiele fuͤr sich thun, was hier dem ganzen Collegium und den Koͤnigen aufgetragen wird, die noch dazu sonst in den oͤffentlichen Spielen zwar einen Ehrenplatz, aber keine Aufsicht hatten. Eleusi- nien kommen zu Sparta als thymelischer Agon wenig- stens spaͤter vor Bd. 2. S. 402. ; daß Timotheos darin mit seiner unanstaͤndigen Bakchosgeburt aufzutreten gewagt habe, befremdet; aber noch viel sonderbarer ist der Ausdruck, daß er dieselbe den Juͤnglingen gelehrt, was doch nichts anders heißen kann, als daß er sie durch Spar- tiatische junge Maͤnner dargestellt habe; nun war aber Timotheos Ὠδὶν ein Dithyramb der spaͤtern, mimeti- schen Art, der von gelernten Kuͤnstlern, nicht von einem oͤffentlichen Chor, aufgefuͤhrt wurde: und das Letztre sollte in Sparta der Fall gewesen sein? Die Ausein- andersetzung uͤber die Musik schmeckt klaͤrlich minder nach Lakonischer Wortkargheit, als nach der selbstge- faͤlligen Phraseologie eines Grammatikers; die Aus- druͤcke lassen sich zum Theil eben so bei Attischen Ko- mikern nachweisen, und haben nichts Eigenthuͤmliches; und doch moͤchte ihre genaue Erklaͤrung in manche Schwierigkeiten verwickeln, aus denen indeß ein Argu- ment herzunehmen, die Dunkelheit der Materie uͤber- haupt verbietet. Vom Dialekt endlich scheint es mir ganz evident, daß er durch oberflaͤchliche Hineintra- gung einiger, dem Verfertiger zufaͤllig bekannten Lako- nismen entstanden ist; den Rhotacismus hat derselbe gegen alle Wahrscheinlichkeit fast uͤberall durchgefuͤhrt, auch ist er offenbar der irrigen Meinung gewesen, Θ sei unlakonisch und muͤsse uͤberall mit Τ vertauscht wer- den, statt daß es mit Σ der Fall ist So steht ετων von ἔθος, was Lakonisch ΒΕΣΟΡ hieß, Valcken. ad Theocr. p. 282. . Vieles haben die Herausgeber gegen die Handschriften hineinzutra- gen gesucht So muͤßte man z. B. fuͤr μιτω ΜΟϒΣΩ schreiben, s. Valcken. p. 379. — ohne alle Wahr- scheinlichkeit; fuͤr κιταϱιτιν wahrscheinlich ΚΙΣΑΡΙΞΙΝ, fuͤr ἀμ- φιεννιται ΑΜΠΕΝΝϒΤΑΙ (nach ἀμπέσαι — ἀμφιέσαι Hesych) oder ΑΜΠΙϜΕΝΝϒΤΑΙ (nach βέστον, Etym. M. 195, 45., fuͤr ἔσϑος Aristoph. Lysistr. 1090.) fuͤr ἐπαναγκάται — ΕΠΑΝΑΓ- ΚΑ῾ΑΙ nach ποιηἁι. u. a. m. ; allein dadurch wird alle Moͤglichkeit der Critik aufgehoben. So wird es wahrscheinlich, daß ein Grammatiker sich die Muͤhe gegeben, aus einer der Erzaͤhlungen uͤber Timotheos ein angeblich Lakonisches Schriftwerk zu bilden, dem die Strenge der darin ausgesprochnen Gesinnung und die Rauhigkeit des Dialekts einen eignen Reiz geben sollte; daß er wirk- lich ein oͤffentliches Denkmal in seiner Erfindung dar- stellen wollte, zeigt die alte, in Athen seit Euklides, in Sparta vielleicht spaͤter, abgeschaffte Orthogra- phie Daß man gern Spartia- tische Denkmale erdichtete, bemerkt auch Valcken. a. O. p. 257. Die Unaͤchtheit dieses Dekrets haben schon Villebrun zum Ath. 8, 352. und Heinrich Epimenides S. 175. vermuthet. . In Kreta hatte man ehemals dieselben Grund- saͤtze wie in Lakedaͤmon Pla- ton Ges. 2, 660. vgl. 3, 680. , deren Strenge indeß mit der Zeit nachließ. In einem Knossischen Dekret Chishull p. 121. vom An- fange des zweiten Jahrhunderts v. Chr. wird ein Ge- sandter gelobt, weil er oft zur Kithar die Melodieen des Timotheos, des Polyidos Ei- nes Zeitgenossen von Timotheos, Plut. Mus. 21. Athen 8, 352 b. und der alten Kreti- schen Dichter gespielt habe. — Auch in Argos wur- de der erste gestraft, der eine mit mehr als sieben Saiten bespannte Kithar brauchte Plut. 37. ; und auch Si- kyon hatte bestimmte Gesetze uͤber musische Agonen Inschr. bei Cyriac. Illyr. p. 18, 129. Murat. 645. Plut. 32. schreibt besonders den Lakedaͤmoniern, Man- tineern und Pelleneern eine ethische Kritik der Musik zu. . 4. Diese bestaͤndige Aufsicht des Staates uͤber die Musik hatte ihren Hauptgrund darin, daß man dieselbe weit mehr als einen Ausdruck der allgemeinen Sitte und Stimmung des Gefuͤhls betrachtete, denn als eine freie Kunst, die nur den Gesetzen ihrer eignen Ausbildungsfaͤhigkeit zu folgen haͤtte, und demzufolge uͤberzeugt war, daß die Musik auch ruͤckwaͤrts auf die Sitten des gesammten Volks einen hoͤchst wichtigen Einfluß uͤbe. Historische Beispiele bestaͤtigen das wirk- liche Vorhandensein eines so innigen Zusammenhangs; namentlich wird von den Doriern Siciliens angefuͤhrt, daß bei ihnen durch Einfuͤhrung einer weichlichen Mu- sik auch die Reinheit der Sitten untergegangen sei Max. Tyr. 4. p. 46. 21. p. 216. Davis. vgl. Cic. de legg. 2, 15. , waͤhrend die Strenge des Lebens in Sparta sich sicher nicht ohne Bewahrung jener alterthuͤmlichen Tonkunst erhalten haͤtte. Diesen engen Zusammenhang aber zu erklaͤren, hilft unter andern die Bemerkung, daß ehe- mals die Musik weit mehr zur allgemeinen Volkser- ziehung gehoͤrte, und weit mehr vom ganzen Volke geuͤbt wurde, als spaͤter Wie fortwaͤhrend in Arkadien nach Polyh. 4, 20, 7. . Es laͤßt sich im Gange der Ausbildung dieser Kunst das Gesetz sehr bestimmt nachweisen, daß sie von einer Epoche zur andern im- mer mehr Eigenthum einzelner Kuͤnstler oder Virtuosen wurde, und das in dem Kindesalter derselben an der Auffuͤhrung Antheil nehmende Volk sich allgemach immer mehr in bloßes Zuschauerpersonal verwandelte. Was ein altes Delphisches Orakel befiehlt Bei Demosth. Midian. 15. vgl. Buttmann p. 35. , daß dem Bro- mios zum Danke fuͤr die Jahresfrucht das ganze Volk auf den weiten Straßen Choͤre aufstellen solle, war in Sparta wenigstens an den Gymnopaͤdien noch der Fall. In diesen traten große Choͤre von Knaben und Maͤn- nern auf Sosibios bei Ath. 678 b. , an denen sicherlich ein großer Theil der Stadt Antheil genommen haben muß. Davon hieß der Markt ganz oder zum Theil Choros Paus. 3, 11, 7. ; und es ist wahrscheinlich, daß die weitchoͤrigen Staͤdte Ho- mers keine andern sind als mit weiten Plaͤtzen verseh- ne fuͤr so zahlreiche Choͤre. Bei diesen großen Stadt- choͤren war es, wo die Tresanten stets die hintersten Plaͤtze hatten Xen. Staat 9, 5. ἐν χοϱοῖς εἰς τὰς ἐπονειδίστους χώϱας ἀπελαύνεται. , aber oft auch angesehne Maͤnner, vom Choropoͤen auf solche gestellt, sich troͤsteten, daß sie den Platz ehrten, der Platz nicht sie S. das Apophth. des Damonides, Plut. reg. ap. p. 130. Lac. ap. p. 203. wo aber χοϱαγὸς fuͤr χοϱοποιὸς gesetzt ist, welcher Magistrat die Choͤre im Ganzen anordnet (Xen. Ages. 2, 17. Plut. a. O. p. 173., aber bei Herod. 6, 67. ist kein Grund, ihn mit Valcken. durch Conjectur hineinzubringen); des Agesilaos Plut. Lac. ap. p. 173. (wo aber irrig gesagt wird, Ages. sei schon als Knabe zum Koͤnig designirt gewesen.) Nach (dem angeblichen) Xen. Ages. a. O. soll der lahme Ages., vor der Eroberung des Pei- raͤon, selbst heimgekehrt sein, um sich beim Paͤan der Hyakinthien vom Choropoͤos an seinen Platz stellen zu lassen — aber die Ver- wechslung mit den Amyklaͤern ist sehr klar. . Diese hintersten im Chore hießen, aͤhnlich wie die hinter der Schlacht- ordnung aufgestellten, ψιλεῖς Oben S. 250, 2. wo ich Hesychs Erklaͤrung der des Suidas vorgezogen. ; der Chorag aber ruͤ- stete den Chor nicht blos aus, sondern fuͤhrte ihn auch; in Sparta vertrat einer sogar einmal die Stelle des Floͤtenspielers Arist. Pol. 8, 6, 6. . Wenn nun also Alle, freilich mit ver- schiednem Geschicke, an diesen Choͤren Theil nehmen konnten: so mußten auch Alle von Kindheit auf dazu geuͤbt und erzogen sein; wie wir von der andern Sei- te wissen, daß der gesammte Unterricht in der Musik in Kreta und Sparta sich gleich von Anfang auf die Auffuͤhrung in den Choͤren bezog Platon Ges. 2, 666. . Darnach werden wir annehmen muͤssen, daß wenigstens in fruͤhern Zei- ten eine gewisse musische Ausbildung, innerhalb der durch die nationale Sitte vorgeschriebnen Schranken, allen Spartiaten gemein war, und besonders von ih- nen galt, was der Poët Sokrates sagt Bei Athen. 14, 628 f. Schwgh. fraͤgt, was dies fuͤr ein Dichter Sokr.: ich glaube, es ist eine Stelle aus dem πϱοοίμιον auf Apol- lon, das der Weise noch im Gefaͤngniß gearbeitet. , daß unter den Hellenen die Tapfersten auch die schoͤnsten Choͤre feierten; darum nennt auch der Satyrdichter Pratinas „Spartas Cicade fertig zum Chorestanz“ Ebd. 14, 633 a. . Spaͤter freilich war die Zahl der Buͤrger Sparta’s so ge- schmolzen, und die Kriege hatten so uͤberhand genom- men, daß die schoͤnere Seite des Lebens ihnen in den Schatten treten mußte; und den Spartiaten dieser Zeit mag Aristoteles mit Recht zwar ein richtiges Urtheil, aber keine eigne Kunde in der Musik zuschreiben Arist. Pol. 8, 5. vgl. dagegen auch Chamaͤleon bei Athen 4, 184 d. . — Es war aber musische Ausbildung auch insofern bei den Doriern und den sittenverwandten Arkadern allge- meiner, als auch das weibliche Geschlecht daran mit dem maͤnnlichen gleichen Antheil nahm, und bald mit den Maͤnnern zusammen, bald fuͤr sich, oͤffentlich sang und tanzte Oben S. 261. 265. vgl. noch Hesych: φονλίδεϱ, παϱϑένων χοϱὸς, Δωϱιεῖς. . Auf die Eigenthuͤmlichkeit der Parthenien, oder von Jungfrauen aufgefuͤhrten Choͤre, gestattet schon das Naturel und die Erziehung Dori- scher Jungfrauen zu schließen; und an diese muß man denken, wenn man hoͤrt, daß die Parthenien in der Regel Dorische Musik, und ungemein viel Feierliches und Ernstes hatten Boͤckh zu Pind. Frgm. p. 598. . — Eben so scheint auch das hoͤhere Alter, das in Athen immer komisch befunden wurde, wenn es etwa an religioͤsen Feierlichkeiten tanzte, in Sparta nicht selten einen wuͤrdigen Antheil an groͤßern Chorreigen genommen zu haben, wie die Nachrichten von den drei großen Choͤren der Knaben, Maͤnner und Greise besagen, die an mehrern Festen aufgetreten zu sein scheinen S. Plut. Lyk. 21. vom Selbstlobe 15. Lac. inst. p. 251. Schol. Plat. Ges. 1, 223 R. 449 B. Zenob. Prov. Apostol. Aa. Tyrtaͤos soll sie einge- richtet haben, Pollux 4, 15, 106., dem Lykurg geg. Leokr. 162, 21. uͤberhaupt großen Antheil an der Institution der Jugend in Spar- ta beimißt. — Diesen Spartiatischen bildet Platon seine großen Stadtchoͤre nach, Ges. 2, 664 sq. . 5. Da wir bei der bisherigen Darstellung die Eigenthuͤmlichkeit des Dorischen Stammes im Ganzen, wenn auch schon mit besondrer Ruͤcksicht auf Sparta, ins Auge gefaßt haben: haben wir hier noch einige Nachrichten uͤber die besondre Gestaltung der Musik unter den einzelnen Voͤlkerschaften des Namens bei- zufuͤgen. — Daß die religioͤse Musik und Poësie der Dorier in Kreta wurzle, ist oben nachgewiesen Bd. 2. S. 343. 349. : vielleicht, daß hier die fruͤhere Phrygische Bevoͤlkerung mit ihrer rauschenden und orgiastischen Musik den Do- rischen Tonsinn zuerst zu erwecken diente. Der No- mos, der Paͤan und das Hyporchem Vgl. noch uͤber diese, und daß es den Kretern πάτϱιον sei κυ- βιοτᾷν Athen 4, 181 b. u. im Allg. Aristoxenos bei Ath. 14, 630 b. wurden hier seit fruͤhen Zeiten geuͤbt, wenn auch die kunstreichere Form der beiden letztern erst durch Thaletas aufgestellt wurde. Kreistaͤnze konnten mit dem Nomos und dem Hyporchem verbunden werden, und waren in der einen wie der andern Verbindung in Kreta und der Umge- gend in uraltem Gebrauch; Juͤnglinge und Maͤdchen tanzten sie in bunter Reihe Oben S. 281, 3. Eust. a. O. erzaͤhlt, daß auch Theseus mit den sieben Knaben und sieben Maͤdchen zu Knossos so getanzt habe. vgl. Lobeck zu Soph. Ajax 698. Κνώσσια ὀϱχήματα. . Solche Taͤnze kannte auch Sparta, und nannte sie ὅρμους, Geschmeide Lukian vom Tanz 12. vgl. Meurs. Orchestra T. V. p. 237. ; der Juͤngling tanzte darin immer voran, seinem Alter und Geschlecht geziemende und auf Kampf deutende Weisen, die Jungfrau folgte ihm in gemessner Bewe- gung und mit weiblichem Anstande. Die Spartia- tische Musik war aber uͤberhaupt eine Tochter der Kretischen; und verlaͤugnete ihre Abkunft nicht im min- desten; vielmehr nannte man beliebte Tanzweisen und die Rhythmen dazu, auch zu bestimmten Zeiten nach dem Gesetz gesungne Paͤanen, wie manche andre mu- sikalische Auffuͤhrungen, gradezu Kretika Ephor. bei Str. 10, 481 d. . Indeß ist doch nicht zu laͤugnen, daß bei großer Uebereinstim- mung im Ursprunge sich auch manche bedeutende Dif- ferenz in der Ausbildung nachweisen laͤßt. Die Kreti- sche Musik scheint fast nur kriegerisch und religioͤs, die Spartiatische folgt schon von Alkman an mannigfache- ren Anlaͤssen. Besondre Lakonische Tanzweisen kommen schon in der Zeit des Kleisthenes von Sikyon vor Her. 6, 129. vgl. Wessel. ; sie bestanden eben so sehr aus Bewegungen der Haͤn- de als der Fuͤße, wie Aristoxenos von mehrern alten Nationaltaͤnzen angiebt Athen. 1, 22 b. . Wie fruͤhzeitig in diesen Landen Musik mit Eifer betrieben wurde, bezeugen die Agonen beim Tempel des Zeus auf Ithome in Messenien, in denen schon vor dem ersten Kriege mit Lakedaͤmon Eumelos wettstritt Paus. 4, 33, 3. ; die mit dem Kar- neenfest verbundnen Musenkaͤmpfe begannen von Olymp. 26. — Argos hatte in den Zeiten des Polykrates die beruͤhmtesten Musiker in Hellas Her. 3, 131. , namentlich Floͤ- tenspieler; Sakadas dichtete, komponirte, spielte gegen Ol. 48. lyrische Lieder und Elegien zur Floͤte Boͤckh ad Pind. Frgm. inc. 88. vgl. von Hierax unten S. 337. ; eine besondre Art von Floͤten hießen die Argeiischen Paus. 4, 27, 4. . An diesen Bestrebungen scheint Sikyon Antheil genom- men zu haben; nachdem Sakadas in den Pythien drei- mal gesiegt, gewann Pythokritos von Sikyon den Preis sechsmal hinter einander 6, 14, 5. ; und der dithyrambische Chor zur Floͤte wurde hier mit besonderm Glanze und Geschicke aufgefuͤhrt S. das alte Epigramm bei Ath. 14, 629. . Wie aber in Sikyon, Ko- rinth, Phlius der Bakchosdienst der Musik und Poësie eine eigenthuͤmliche Nichtung gab, ist zum Theil schon oben angedeutet worden Bd. 2. S. 404. , und wird unten noch weiter ausgefuͤhrt werden. In Sicilien herrschte der Demeterdienst vor, in dem eine gewisse Lascivitaͤt liegt; die Syrakusischen Jambisten-Choͤre Ath. 5, 181 c. waren ohne Zweifel mit diesem Cult verbunden, wie das ἰαμβί- ζειν auch anderswo dabei vorkommt Selbst bei Archilochos ist daran zu denken, daß er zu derselben Colonie gehoͤrte, bei der die Priesterin Kleoboͤa die mystischen Sa- cra der Dem. von Paros nach Thasos brachte. : von der Ent- artung der Musik auf der Insel zeugt auch der Um- stand, daß man der Artemis Besonders der Χιτωνέα, scheint es nach Ath. 629 e., die auch von Ursprung Jonisch. Oben Bd. 2. S. 381. daselbst die weichlichen Taͤnze der Jonier auffuͤhrte Ath. 4, 103. . 6. Ohne von der Musik die Orchestik scheiden und abgesondert betrachten zu wollen, was auch in dem bisher Gesagten nicht geschehn ist: wollen wir doch von hier an die letztre zum Hauptaugenmerke ma- chen, und aus den Nachrichten uͤber einzelne orchesti- sche Auffuͤhrungen eine Anschauung uͤber ihren Bezug zum Volksleben und der oͤffentlichen Erziehung zu ent- nehmen suchen. Wo die Orchestik nicht blos die Rhyth- men der Musik begleitet, sondern fuͤr sich als eine Hauptsache hervortritt, neigt sie sich entweder auf die Seite der Gymnastik oder der Mimik, sie stellt ent- weder vorzugsweise koͤrperliche Gewandtheit und Eu- rythmie dar, oder will bestimmte Empfindungen und Warnehmungen ausdruͤcken. Die gymnastische Orche- stik war nirgends mehr zu Hause als in Sparta, wo uͤberhaupt der alte Zusammenhang der Musikschule und der Palaͤstra, und beider wieder mit den kriegerischen Uebungen Vgl. uͤber diesen Ath. 624 b. fester gehalten worden war als irgendwo. Was das letztre betrifft: so mußte der Marsch der Spartiaten und Kreter schon durch die musikalische Begleitung eine Art Tanzschritt werden. Denn waͤhrend die uͤbrigen Griechen entweder nach Art der alten Achaͤer ganz ohne Begleitung von Tonwerkzeugen zur Schlacht schritten, oder sich der Tyrrhenischen Trompete bedienten, wie auch unter den Doriern die Argeier Paus. 2, 21, 3. vgl. Schol. Soph. Ajax 14. zu Eurip. Phoen. 1386. Die Athena ist offenbar erst Vorsteherin der σαλπίγϰται, Σάλπιγξ zu : ruͤckten die Kreter beim Ton der Ly- ra Ath. 12, 517 a. 14, 627 d. Plut. Mus. 26. , die Spartiaten bei dem der Floͤte Po- lyb. 4, 20, 6. Ath. 14, 626. Plut. a. O. Lukian vom Tanz 10. Dion Chrys. Or. 32. p. 380 R. Gell. N. A. 1, 11. Eust. zur Il. 23, 1320, 3 Rom. in die Schlacht: wovon indeß die Floͤte eine Neuerung scheint, denn noch Alkman der Lakone sagt: Dem Eisen geht das schoͤne Kitharspiel entgegen Frgm. 14. Welck. Paus. 3, 17, 5. nennt Floͤte, Lyra und Kithar zusammen. — Durch Alkman scheint mir Polyaͤn’s mythische Erzaͤhlung geschichtlich wiederlegt, wie durch das Bd. 2. S. 344. bemerkte. ; und umgekehrt nahmen die Kreter auch die Floͤte in den Gebrauch des Heeres auf Polyb. 4, 20, 6. vgl. Str. 10, 483 b. . Auf jeden Fall war das Floͤtenspiel in Sparta dabei das herkoͤmmliche geworden, wahrscheinlich beson- ders aus dem Grunde, weil die Toͤne der Kithar zur Leitung groͤßerer Massen, auch wenn noch so große Stille herrschte, doch zu leise waren. Durchdringen- der schallten ohne Zweifel die Floͤten, namentlich wenn die gesammte Anzahl der Auleten, die in Sparta meh- rere einheimische Geschlechter bildeten Oben S. 31. 240. 251. , den Nomos zum Angriffe blies; von dem Thukydides 5, 70. vgl. Lukian vom Tanze 10. mit einsei- tiger Reflexion bemerkt, daß er nicht des Goͤttlichen wegen, sondern um den Takt des Heeres zu erhalten, angestimmt wurde. Der allgemeine Name fuͤr einen solchen Nomos war Embaterion oder Epibate- rion Eine Art der Ἐπιβατήϱια ; ein bestimmter Nomos aber war das Ka- Argos, (Anspielungen darauf bei Aeschyl. Eum. 556. Soph. Ajax 17.) geworden, da sie schon Schutzgottheit der Floͤtenspieler war, und dies war auch zu Sparta der Fall. Denn aus Polyaͤn 1, 10. kann man deutlich abnehmen, daß die διαβατήϱια an der Graͤnze Lakonika’s blos deswegen auch der Athena verrichtet wurden (oben S. 240.), weil diese durch die Floͤten den Taktschritt des Heeres leitet. storeion , der, wie die andern, auf der Floͤte gespielt wurde, wenn das Heer in geordneter Reihe dem Fein- de entgegenzog Plut. Musik 26. Lyk. 22. wo aber das Καστὀϱειον μἐλος der Floͤtenspieler von dem ἐμβατήϱιος παιὰν, den der Koͤnig an- stimmt, getrennt wird (dagegen Polyaͤn 1, 10, ἐμβατήϱιον ἐνδί- δωσιν αὐλός); weil Καστόϱειον vorzugsweise die Melodie der In- strumente, ἐμβατήϱιον aber auch das Lied bedeutet. . Auch hatte er denselben Rhyth- mos Pollux 4, 10, 78. wie die uͤbrigen Embaterien Messeniacum metrum s. embaterium , Vic- torin p. 2522. Putsch. vgl. Hephaestion p. 25. 46, 1. Gaisf. Schol. Eurip. Hek. 59. und Dem. Triklin zu Soph. Ajax 134. Cic. Qu. Tusc. 2, 16. , d. h. einen anapaͤstischen; in Takt wie Melodie lag etwas unge- mein Anregendes und Herzstaͤhlendes Vgl. Plut. Inst. Lac. p. 251. Val. Max. 2, 6, 2. , so daß sich noch Alexandros, der Makedonier, immer besonders zur Tapferkeit entflammt fuͤhlte, wenn ihm Timotheos der Thebaͤer das Kastoreion blies. Es ist nicht un- wahrscheinlich, daß es urspruͤnglich in Dorischer Ton- art gesetzt war, aber es wurde hernach auch aͤolisch komponirt, zur Kithar gespielt Pind. P. 2, 69. Hermann de dial. Pind. p. 19. 20. Boͤckh de metr. Pind. p. 276. Expl. P. 2. p. 249. , und uͤberhaupt man- nigfach variirt. Pindaros denkt bei dem Namen an den Rossebaͤndiger und Wagenlenker Kastor Isthm. 1, 16. ; aber ich sehe nicht ein, welchen Bezug darauf der aͤlteste Gebrauch dieses Nomos als eines Marsches fuͤr Spar- tiaten haben konnte; als solcher hat er wahrscheinlich war das Ἀδὠνιον nach Hesych, dessen Glosse ὅπεϱ ὕστεϱον παϱὰ Λεσβίοις ὠνομάσϑη, so wie der Name selbst, noch keineswegs klar ist. — Ἐνόπλια μέλη fuͤr ἐμβ. Athen. 14, 630 f. Valckenaer ad Adon. p. 283. meint auch, daß der σαϱσίτειος χοϱὸς zur Floͤte ein ἐμβ. gewesen sein (von ϑαῤῥεῖν), aber ein ἐμβατήϱιον ist kein Chor. von den Tyndariden, als den bestaͤndigen Heerfuͤhrern Sparta’s S. oben Bd. 2. S. 408. Eine dritte Meinung ist die des Schol. zu Pyth. 2, 127., der νόμος habe seinen Namen von den Dioskuren, als Erfindern der Pyrrhiche (vgl. Platon Ges. 7, 795. Lukian vom Tanz 10.), aber in Epicharms Μῶσαι (bei den Schol. und Athen. 4, 184. f. ) stand nur: Athena habe den Diosku- ren die Floͤte geblasen zum ἐνόπλιος νόμος, das heißt zur Pyrrhi- che, und daher sei in Sp. das Floͤtenspiel in Kriegsgebrauch gekom- men — aber nichts vom Καστόϱειος νόμος. , den Namen. Daß von Tyrtaͤos Gedich- ten nur die anapaͤstischen zum Marsche gesungen wur- den, und Embaterien waren Wie ἄγετ᾽ ὦ Σπάϱτας εὐάνδϱου bei Dion Chrys. Or. 2. p. 31 a. R. obgleich nach Hephaͤstion das Lacon. metrum ein Tetrameter catal. in syllabam mit spondaͤischem Ausgang ist, nach M. Victor. a. O. ein trimeter catal. in syll. , ist jetzt allgemein an- erkannt; die Elegieen sang man auf Feldzuͤgen beim Mahle nach dem Paͤan, und zwar nicht im Chor, son- dern einzeln um die Wette; der Polemarch Vgl. oben S. 238, 1. entschied den Agon und belohnte den Sieger mit einem ausge- suchten Stuͤcke Fleisch Diese sehr genaue und glaubwuͤrdige Nachricht giebt Philoch. bei Ath. 14, 630. Lykurg g. Leokr. p. 212 R. gjebt an, daß sie bei dem Zelte des Koͤnigs vor der Schlacht gesungen seien. — Vgl. Manso 1, 2. S. 171. Conr. Schneider in den Studien Bd. 4. S. 18. Val. Franck Tyrt. p. 133. . — Embaterien, von einem Musiker Ibykos genannt, hatten auch die Kreter Hesych s. v. ἰβηκτήϱ. Schr. ἰβυϰ- τήϱ. ἦν παϱὰ Κϱησὶν Ἴβυκος ἐμβατήϱιον ποιησάμενος, ὅπεϱ ὁ ᾄδων οὕτω ἐκαλεῖτο. . 7. Wie der Krieg dieser alten Voͤlkerschaften ein darstellendes Element in sich trug, und durch unmerk- liche Uebergaͤnge mit dem reindarstellenden Handeln der Kunst zusammenhing, habe ich mich oben S. 249. nachzuwei- sen bemuͤht, und geht auch aus dem eben gesagten hervor. Einen solchen Uebergang bildet die Pyrrhi- che , deren Taͤnzer denselben Namen fuͤhrt, wie der voͤllig gewaffnete und in allen Wendungen gewandte und geuͤbte Streiter, πρύλις S. 250, 6. 7. wo uͤbrigens zu erinnern: daß πϱύλις bei den Gortyniern den Hopliten zu Fuß bedeutete, nach Eust. Il. 12. p. 893, 35. Favorin Ecl. p. 390. Dindorf; daß auch die Pyrrhi- che in Kreta so hieß, kann man aber aus Kallimachos a. O. ab- nehmen. . Die Pyrrhiche ist ohne Zweifel ein Erzeugniß Dorischer Nation in Kre- ta und Sparta S. besonders Platon Ges. 7, 795. Aristerenos bei Ath. 630 e. Str. 10, 467. Nikol. Damase. Κϱῆτες. L an a. O. 8. Schol. Pind. a. O. Hesych πυῤῥιχίζειν. Pollux 4, 14, 99. leitet von Kreta zwei ἔνοπλοι ὀϱχήσεις, die Pyrrhiche und den Telesias ab, vgl. Ath. 630 a. ; und nach Ath. 14, 629 c. gab es daselbst auch die verwandten Gattungen ὀϱσίτης und ἐπικϱή- διος. , obgleich sie dort mythisch an die Kureten und die Gebraͤuche alt-idaͤischer Zeus-Reli- gion Vgl. Hoeck Kreta 1. S. 212. , hier an die Dioskuren angeknuͤpft wird. Sie wurde zum Floͤtenspiel aufgefuͤhrt Oben S. 336, 1. , und hatte unge- mein schnelle und leichte Rhythmen, wie der Name des Pyrrhichischen Versfußes beweist. Daher Thaletas in Kreta hyporchematische Weisen dazu machen konn- te Schol. Pind. a. O. , die ebenfalls leichte Rhythmen zu haben pfleg- ten. Außerdem laͤßt diese Nachricht noch schließen, daß der Waffentanz in Kreta zugleich ein nachahmen- des Element hatte; wie Platon von der Pyrrhiche uͤberhaupt sagt, daß sie alle Schutzwendungen durch Ausbeugung von Stoß und Wurf, Zuruͤckweichen, Auf- springen u. Zusammenkruͤmmen nachahme, u. eben so die entgegengesetzten Bewegungen angreifender Art beim Bogenschuß und Lanzenwurf und jedes Stoßes Nach- ahmung darstelle Ges. 7, 815. . So eingewurzelt war die Nei- gung zu diesem Tanz in Sparta, daß, als er in an- III. 22 dern Griechischen Staaten laͤngst in einen Bakchischen Reigen ausgeartet war, die Spartiaten ihn noch ganz nach alter Weise als Voruͤbung zum Kriege tanzten, und schon die fuͤnfjaͤhrigen Knaben darin unterwiesen Athen 14, 631 a. vgl. Meurs. Orch. Opp. T. V. p. 242. Manso 1, 2. S. 175. . 8. Doch wir kehren zuruͤck, von wo wir ausgin- gen, auf die Verwandtschaft der Gymnastik und Or- chestik. Diese beiden Kuͤnste vermittelt das Pentathlon, ein Spiegel allseitiger Gewandtheit, spielender Kraft und rhythmischer Bewegung, die durch das begleiten- de Floͤtenspiel geleitet wurde Wie man haͤufig auf Vasengemaͤlden sieht. . Spaͤter genuͤgten zu diesem Behufe unbestimmte Modulationen; fruͤher da- gegen wurden bestimmte Weisen dazu geblasen, von denen Hierax, der Schuͤler des Olympos, eine compo- nirt hatte Plut. Mus. 26. vgl. Pollux 4, 10, 79. ; damals verschmaͤhten auch ausgezeichnete Virtuosen nicht sich darin zu zeigen, wie Pythokritos von Sikyon. In Argos rang man an den Sthenien zur Floͤte Plut. a. O. , und blies eine Melodie desselben Hierax Naͤmlich nach Salmasius, wohl unzweifelhaster, Emendation Ἱεϱάκιον fuͤr Θεϱάκιον bei Pollux 4, 10, 78. , wenn die Maͤdchen (in einem Agon) in den Tempel der Hera Blumen trugen. In Sparta waren die Gymnopaͤdien besonders dazu bestimmt, die Gy- mnastik und Orchestik in inniger Durchdringung, und die letzte gleichsam nur als Vollendung der erstern dar- zustellen: ein merkwuͤrdiges Fest schon darum, weil es fast ganz ohne religioͤse Beziehung die reine Freude an der Schoͤnheit des eignen Daseins, namentlich an der Jugend der Stadt, ausspricht. Denn Apollon und Bakchos sind offenbar nur gegenwaͤrtig gedacht, weil sie selbst als Jugendgoͤtter sich der Jugend in ihrer Herrlichkeit erfreun, aber nicht um ihrer Gegenwart willen ist das Fest angesetzt. Ein Hauptspiel bei die- sem Feste war der Anapale aͤhnlich, die Knaben tanz- ten in rhythmischen Bewegungen mit anmuthigen Schwingungen und Wendungen der Haͤnde, in denen sie die Weisen der Ringschule und des Pankrations zeigten: zugleich hatte aber der Tanz etwas Bakchi- sches Athen. 15, 678 b. vgl. auch 14, 631 b. 632 c. Ueber die Gymnopaͤdie uͤberhaupt Meurs. Orch. p. 202. und was Creu- zer Comment. Herod. I. p. 230. citirt. . So tanzten auch sonst die Epheben in Spar- ta, wenn sie mit ihren Uebungen fertig waren, zum Taktschlag und Spiel eines Floͤtners, in Reihen hinter einander, indem sie zuerst mehr kriegerische, dann die Weisen von Chortaͤnzen darstellten, und dabei bestaͤn- dig zwei Verse wiederholten, wovon der eine die Aphrodite und den Eros einlud, mitzutanzen, der an- dre die Taͤnzer selbst aufforderte: Auf schwingt weithin die behenden Fuͤße, fuͤhrt den Reigen mit besserm Fleiß. πόῤῥω παῖδες πόδα μετάβατε, καὶ κωμάξατε βέλτιον, Lukian a. O. 10. 11. Auch aus dem Ballspiel wurde zu Sparta und Sikyon ein Tanz gebildet Athen. 1, 14 d. aus Dikaͤarch und Hippasos. In Argos hie- ßen gew. Knabenehoͤre Βαλλαχϱάδαι, Birnenwerfer, Plut. Qu. Gr. 51. p. 405. . Gymnastischer Art war ferner die Bibasis , die von Knaben und Maͤdchen getanzt wurde Pollux 4, 14, 102. ; Taͤnzer und Taͤnzerinnen schlugen dabei mit den Fuͤßen nach hinten, wie die Spartiatin Lampito bei Aristophanes Lysistr. 82. Das ἀναλακτίζειν der tanzenden Spartiatinnen kommt bei Oreibasios Med. p. 121. ed. Mosqu. vor; die ἐκλακτίσματα als Frauentanz uͤberhaupt bei Poll. a. O. von sich ruͤhmt, daß sie sich gy- 22* mnastisch uͤbe und springend gegen den Steiß schlage. Den Fertigsten wurden Preise gegeben, ein einzeln er- haltner Vers ruͤhmt eine Lakonische Jungfrau, daß sie die Bibasis tausendmal gemacht, mehr als irgend jemand anders Bei Pollux: χὶλιά ποκα βιβάντι (wohl βίβατι) πλεῖοτα δὴ τῶν πή ποκα. ; er ist in demselben logaoͤdischen Rhythmus wie der eben angefuͤhrte Dessen Schema wovon hier Anakrusis und Basis fehlen. , der also wahr- scheinlich dazu gesungen wurde. Neben der Bibasis wird die Dipodia genannt Pollux 4, 4, 101. Hesych. vgl. Meurs. Orch. unter διποδία, διαποδισμός, ποδίκϱα. , aber so wenig Bezeich- nendes von ihr angegeben, daß nicht einmal der Grund des Namens kiar ist Vielleicht haͤngt er mit der trochaͤischen Dipodie zusammen, die in diesen Chorgesaͤngen Hauptmetrum scheint, aber mit Kretikern, Spondaͤischen Reihen, daktylischen und logaoͤdischen Versen ge- mischt. . Bei Aristophanes tanzt ein Chor von Lakonen zur Floͤte dipodisch, und singt in groͤßtentheils trochaischem Rhythmus die Schlacht von Thermopylaͤ und Artemision und Sparta’s und Athens Freundschaft; worauf ein andrer Gesang folgt, von dem es ebenfalls wahrscheinlich ist, daß er dipodisch getanzt wurde. In diesem fleht der Chor die Lakoni- sche Muse an, vom Taygetos zu kommen und die Lan- desgoͤtter zu singen, und fordert sich selbst mit Worten zum Tanze auf, die den Charakter desselben sehr deut- lich bezeichnen. „Wohlan schreite einher im leichten Schwunge, um Sparta zu singen, wo man der Goͤtter Choͤre pflegt und der Fuͤße Gestampf, und gleich Fuͤl- len die Jungfrauen am Eurotas bei der Fuͤße haͤufi- gem Aufschwunge Staub emporwirbeln; die Haare fliegen ihnen, wie thyrsusschwingenden und schwaͤrmen- den Bakchen; es fuͤhrt sie der Leda Kind als heilige, wohlziemende Chorregentin. Aber auf, binde das Haar empor, und springe mit Hand und Fuß dem Rehe gleich, und laß den chorfrommenden Taktschlag ertoͤnen.“ — Manches in dieser Schilderung erinnert an die Taͤnze der Lakonischen Jungfrauen im Cultus der Artemis von Karyaͤ : von denen oben Bd. 2. S. 374. Das dort erwaͤhnte Relief zu Neapel ist besonders herausgegeben: Illustrazione di un marmo Greco rappresentante le Cariatidi del Giuseppe M. Parascandolo. Napoli 1817. schon be- merkt wurde, daß sie ausnehmend rasch und munter waren, und zugleich die Vermuthung aufgestellt Nach Visconti Villa Borgh. St. 4. n. 21 sq. Descr. des antiques du Musée roy. n. 523. Gegen Zoega Bassir. T. 1. p. 111 — 118. dessen Erklaͤrung Boͤttiger und Hirt beipflichten. Eine der Figuren auf dem Relief in Paris schlaͤgt das Tympanon; wie auch der Titel des Stuͤckes von Pra- tinas (vgl. Meineke Euphor. p. 94.) Karyatiden und Δυμαίνας (Βάκχας χωϱίτιδας) zusammen stellt, Jungfrauen aus der Dyma- nischen Phyle, die besondere Bakchische Sacra begingen. : daß antike Reliefs — Jungfrauen in hochgeschuͤrzten Dori- schen Chitonen, die Haͤnde in eigner Bewegung zum Kopf erhoben, den Kopf mit Eurotas-Schilf, wie ich glaube, bekraͤnzt Vieileicht die σαλία, die Hesych: πλἐγμα καλάθφ ὅμοιον, ὅ ἐπὶ τῆς κεφαλῆς φοϱοῦσιν αἱ Αάκαιναι, erklaͤrt. , darstellend — uns ein Bild jener Taͤnze geben. 9. Wir kommen hiermit zu den Taͤnzen, welche etwas besonderes auszusprechen, darzustellen, zu bedeu- ten bezwecken. Dies ist entweder eine Empfindung — zu welcher Classe denn fast alle religioͤsen, so wie die scenischen Taͤnze gehoͤren; oder ein aͤußerlich Vorhand- nes, welches der Tanz nachbildend darstellt — dies sind die eigentlich mimischen Taͤnze. Unter den schon angefuͤhrten gehoͤren die Pyrrhiche und der gy- mnopaͤdische Tanz dazu, unter den religioͤsen vor allen das Hyporchem, das beim Cultus des Apollon behan- delt ist. Ein Hyporchem war aber vielleicht auch die Bryallicha Pollux 4, 14, 104. wo offenbar fuͤr Βαϱύλλικα — Βϱυάλ- λιχα mit Schneider im Lex. zu corrig. , ein Tanz zu Ehren der Artemis und des Apollon, von Weibern, oder wie andre besagen, von Maͤnnern in sehr haͤßlichen Weibermasken getanzt, die zugleich Hymnen auf die Gottheit absangen Hesych hat βύλλι- χαι χοϱοὶ τινες ὀϱχηστῶν παϱὰ Λάκωσιν, dann βϱυαλίκται ὀϱ- χησταὶ aus Ibykos und Stesichoros, ferner βϱυδαλίχα (aber der Reihe nach ist ΒΡϒΑΛΛΙΧΑ zu schreiben) als haͤßliche Weiber- masken, aus Rhinthon, und βϱυδαλίχας (ΒΡϒΑΑΛΙΧΑΣ) τὰς μαχλάδας, Λάκωνες, endlich βϱυλλοχισταὶ, die in haͤßlichen Wei- bermasken Hymnen singen. Ueberall ist wohl als urspruͤngliche Form βϱυάλλιχα vom Tanz, βϱυαλλίχα von der Maske, βϱυαλ- λίκτης (wie δεικηλίκτης) vom Taͤnzer zu nehmen. . Der Name selbst druͤckt ein uͤppiges, uͤberlustiges Springen aus, und was wir sonst vom Charakter des Tanzes rathen koͤnnen, zeichnet ihn als ungebunden und ausgelassen. Wie er dem Apollonculte convenire, sieht man nicht ein, wenn man nicht annimmt, daß irgend ein Mythus aus der Geschichte des Gottes hy- porchematisch dargestellt wurde, der solchem Wesen Raum ließ. Der Dienst der Artemis indeß hat auch sonst Formen, die ausgelassne und lascive Tanzweisen hervorbrachten, wie in Lakonika selbst die Kalabis Bd. 2. S. 373, 11. . — Eine große Anzahl Lakonischer Taͤnze ist uns nur durch einen Grammatiker Pollux 4, 14, 104. bekannt geworden, dessen Notiz wir hier vollstaͤndig geben, einige Bemerkungen einschaltend. „Die Deimalea tanzten Silenen und dazu Satyrn, im Kreise walzend“ sie hat ihren Na- men vielleicht von der Zagheit dieser unnuͤtzen und nichtswuͤrdigen Gesellen, wie sie Hesiod nennt Indessen ist der Name selbst aus den Varr. des Mss. noch nicht klar. . „Die Ithymben galten dem Dionysos, der Karyatidentanz der Artemis; die Bryallicha heißen nach dem Erfinder Bryallichos; es tanzten sie Weiber dem Apollon und der Artemis.“ Daß nun auch die folgenden Taͤnze zu den Lakonischen gehoͤren, beweist der Schluß. „Die Hypogyponen ahmen Greise auf Staͤben nach; die Gyponen standen auf hoͤlzernen Fuͤßen, und tanzten in durchscheinenden Tarantinidien. Die Menes (eine ganz unsichre Lesart) wurden von Charinen getanzt (von denen weiter unten die Rede sein wird), und hatten von dem Floͤtenspieler, der sie erfand, den Na- men. Tyrbasia hieß ein Dionysischer Tanz“ wahr- scheinlich verwandt mit der Argolischen Tyrbe Bd. 2. S. 404. , und von der darin herrschenden Verwirrung benannt. „Deikelistisch Der Text hat μιμη- τικὴν δ̛ ἐκάλουν, was offenbar falsch; daß von Deikelikten hier die Rede, wird sogleich klar werden: so, glaube ich denn, ist δεικηλι- στικὴν durch sein gewoͤhnliches Glossem verdraͤngt. nannten sie den Tanz, in dem sie Leu- ten nachahmten, die beim Stehlen der Reste des Mahls ertappt waren. Glaͤnzender war λαμ- πϱοτέϱα δὲ ἦν, ἣν schreibe ich. die Gymnopaͤdie, mit Spaß und Scherz verbunden.“ Der muntre Geist und die Neigung zu possierlicher Darstellung, die alle diese mimischen Taͤnze erzeugte, spricht sich auch in diesen abgebrochnen Notizen aus, von denen wir nur die uͤber die Deikelikten anderswoher belegen und er- gaͤnzen koͤnnen. In Sparta gab es ein altes Schau- spiel, das aber wahrscheinlich nur von Leuten aus dem Volke, und ganz aus dem Stegereif, keineswegs von eigentlichen Schauspielern geuͤbt wurde Obgleich die Sp. auch eigentliche Schauspieler δεικη- λίκτας nannten, Plut. Ages. 21. Lak. Ap. p. 185. Apostol. 15, 39. . Daß auch le- dige Frauen darin auftraten, laͤßt Nepos errathen. Der Name, Deikelikten, bedeutete blos Nachbildner δίκηλον nach Hesych ἀνδϱιὰς, ζώδιον παϱὰ Λάκωσ , bezieht sich vielleicht auf die B. 2. S. 60, 3. erwaͤhnte Vorstel- lung. Zu dieser Stelle fuͤge ich jetzt noch Folgendes hinzu. Es gab in Sp. ein Fest πομπέων δαιμόνων (wie ich bei He- sych s. v. στεμματιαῖον corrigire, πομπέως δαίμονος Siebelis ad Paus. 3, 20, 9.) der Geleitsgoͤtter, welches wahrscheinlich Zeus Agetor (oben S. 240, 9.) und Ap. Karneios waren; es ge- hoͤrte ohne Zweisel zu den Karneen. An diesem stellte man ein Floß auf, und wahrscheinlich eine Bildsaͤule des Ap. Karneios (στεμματίας) darauf, beide mit Lustrationsbinden geschmuͤckt, und δίκηλον στεμματιαῖον genannt, in Bezug auf die Ueberfahrt von Naupaktos. , aber der Begriff komischer Charakterdarstellung knuͤpfte sich dar- an an δεικηλισταὶ σκευοποιοὶ καὶ μιμηταὶ nach So- sib. bei Athen 14, 621 d. Hesych s. v. δεικελισταί, cf. Intpp. μιμολόγοι nach ebd. s. v. δίκηλον, κωμικοὶ nach Eust. p. 884, 23. σκωπτικοὶ nach Schol. Apoll. 1, 746. Die lak. Form ist δεικη- λίκτας. . Das Spiel war nach Sosibios a. O. vgl. Eust. a. O. Suid. und Phavorin s. v. δικηλιστῶν und Suid. Σωσίβιος. Ueber Lakon. Mimik noch Boͤt- tiger Quat. aet. rei scen. p. 8. nicht eben ein Gegenstand großer Kunst, da auch hierin Sparta das Einfache liebte; es ahmte einer in schlichter und gewoͤhnlicher Rede etwa einen fremden Arzt nach oder Obstdiebe — vermuthlich Knaben, die bei dem gebot- nen Stehlen ertappt worden waren Vgl. besonders Plut. Lyk. 1. καὶ φέϱουσι κλέπτοντες, οἱ μὲν ἐπὶ τοὺς κήπους βαδίζοντες (Obstdiebe), οἱ δ̛ εἰς τὰ τῶν ἀνδϱῶν συσσίτια παϱειςϱέοντες (die Diebe der ἑωλομεϱῶν bei Pollux). . Also Darstel- lungen aus dem gemeinen Leben, die mit komischen Taͤnzen wahrscheinlich abwechselten, hervorgegangen aus der Lust an scurriler Nachahmung. 10. Besonders waren es in Lakonika die untern Staͤnde, welche sich der Neigung zur Possenreißerei mit groͤßerer Freiheit uͤberlassen durften, als die Do- rier, deren Gravitaͤt nur hie und da die entgegenge- setzte Seite ihres Naturels durchschimmern ließ. Ich habe schon oben erwaͤhnt S. 42, 3. vgl. noch Schol. Arist. Plut. 279. Ritter 632. , daß von den in den Haͤu- sern der Spartiaten wohnenden Heloten, die man Mo- thonen oder Mothaken nannte, und aus denen Edlerge- artete in den Stand der Freien uͤbergingen, eine Art ausgelassnen Tanzes den Namen hat, in dem vermuth- lich Trunkne dargestellt wurden; daher die Erzaͤhlung: die Spartiaten zwaͤngen ihre Sklaven sich zur War- nung ihrer Jugend zu betrinken. Andre Taͤnze moͤgen unter den Ackerbauern, besonders den Hirten abgeleg- ner Gegenden, herkoͤmmlich gewesen sein. — Wo konn- te sich, fragen wir, das bukolische Gedicht der Al- ten in seinem aus Naturempfindung, Naivetaͤt, Skur- rilitaͤt gemischten Charakter im hellenischen Leben — denn daß es aus dem Leben hervorgegangen, wird Niemand bezweifeln — irgend bilden als unter Staͤn- den, die weder eigentlich Sklaven — denn Sklaverei gestattet keine organische Fortbildung — noch freie Stadtbuͤrger — denn das Stadtleben mußte jene Laͤnd- lichkeit ganz und gar verdraͤngen —, also Unterthanen, Leibeigne waren, wie sie besonders in den Dorischen Staaten bestanden; daher denn auch dieser Dichtungs- art von Anfang der Dorische Dialekt anhaftet. Es wird erzaͤhlt, daß als Xerxes Griechenland uͤber- schwemmt hatte, und die Spartiaten ihre Jungfraun die gewohnten Sacra der Artemis Karyatis nicht be- gehn lassen konnten, die Hirten aus den Bergen ge- kommen waͤren, und der Gottheit bukolische Hymnen, Bukoliasmen, gesungen haͤtten Diomed. 3. p. 483. Putsch. Servius ad Virg. Ecl. 1. Donatus Vita Virg. 84 sq. Diomed knuͤpft auch die Sicilischen Bukoliasmen an Sacra der ῍Αϱτεμις Λύη an. . Diese sonst freilich sehr verworrne Nachricht, laͤßt doch abnehmen, daß im noͤrdlichen Lakonika ebenfalls Anfaͤnge einer hirtli- chen Poësie einheimisch waren. Weit bekannter sind indeß in dieser Hinsicht die Hirten Italiens und na- mentlich Siciliens geworden, deren Bukoliasmen als eine Art Tanz und Gesang Epicharm erwaͤhnte ἐν Ἁλ- κυόνι καὶ ἐν ̕Οδυσσεῖ ναυαγῷ bei Ath. 14, 619 a. vgl. Hesych und Etym. M. s. v. , und vor ihm schon Stesichoros zu einer lyrischen Gattung ausgebildet hatte Aelian V. G. 10, 18. . Indessen weist auf gleichartige Anfaͤnge an beiden Orten hin, daß der Name Tity- ros fuͤr den leitenden Bock oder Widder der Heerde in Lakonika wie in Italien gebraͤuchlich war Tityros nach Serv. ad Ecl. 1, 1. aries maior, qui gregem anteire consueverit, lingua Lac., ein Bock nach Schol. Theokr. 3, 2. Phot. Lex. Τίτυϱος ist dorisch fuͤr σίσυϱος, welches also urspruͤng- lich auch Bock, davon σισύϱνα (σισυϱίνα) oder σισύϱα Ziegenpelz; mit σάτυϱος dagegen ist τίτυϱος unmittelbar nicht verwandt (wie Schol. Theokr. 3, 2. 7, 72. Eust. Il. 18. p. 1157, 39 R. wol- len. vgl. auch Creuzer Symbol. 3. S. 197.). Die Floͤte τιτύϱε- νος bei den Italischen Doriern, Artemidor bei Ath. 4, 182 d. Eust. Il. 18. p. 1157, 38., hat erst vom Hirten den Namen. . Daß derselbe Name den thierischen und den menschlichen Fuͤhrer der Heerde bezeichnet, ist ein Zug der Natur- einfalt jener Menschen, die ihr Leben in Thalschluchten und auf Waldwiesen in harmloser Sorge fuͤr ihre Heerden zubringend, von andern Kreisen menschlicher Thaͤtigkeit weiter keine Notiz nahmen, als daß sie die Erzeugnisse derselben von Zeit zu Zeit nach der Stadt sandten. In Sicilien waren nun diese Hirten der Ab- stammung nach auf keinen Fall Hellenen, sondern ohne Zweifel Eingeborne, Sikuler, die alten Diener der laͤndlichen Pales Der ϑεοὶ Πάλικοι am Aetna, die offenbar urspruͤnglich mit der Roͤmischen Pales identisch sind, die sonach zu dem Siculi- schen Zweige der Roͤmischen Religion gehoͤrt. , und es ist glaublich, daß ein an- gebornes Talent auch von ihrer Seite entgegen gekom- men sei, um das bukolische Gedicht in seinen Urspruͤn- gen zu bilden. Die alte Sage von Daphnis selbst, der durch die Liebe einer Nymphe die Augen verlor S. außer den Schol. Theokr. und Virg. Aelian a. O. , scheint mir ungriechisch, und dann Sikulisch — obgleich freilich, wie weit hierin Hellenismus und der Charak- ter der Nation des Landes in einander greifen, noch ein hoͤchst dunkler Gegenstand der Forschung ist Theokrits Gedichte geben leider wenig Ausschluͤsse uͤber diese Dinge, weil grade die ei- gentlichen Bukolika am meisten Kunstdichtung sind. . 11. Im Ganzen schloß sich, wie in Attika, so auch unter den Doriern die Komik an die laͤndlichen Bakchosfeste an, und ging, wie Aristoteles sagt Poet. 4, 14. , aus dem Improvisiren derer, die die Phallischen Zuͤge fuͤhrten, hervor, die auch noch zur Zeit dieses Philo- sophen in vielen Staͤdten in Gebrauch waren. Einen Beweis dafuͤr giebt Sikyon. Hier hatte man einen Tanz Ἀλητήρ, den Herumschwaͤrmer Ath. 14, 631. , wie in Athen das laͤndliche Fest der Phallenschaukel auch ἑοϱτὴ ἀλῆ- τις genannt wurde; und in derselben Stadt gab es ein komisches Spiel, die Phallophoren genannt Semos von Delos bei Ath. 14, 621 f. 622 c. und Suid. s. v. Σῆμος. vgl. Bd. 2. S. 404, 7. , bei dem die Spieler ohne Masken, aber Kopf und Gesicht in Blumen reichlich eingehuͤllt, dabei in langen stattlichen Gewaͤndern, theils auf dem gewoͤhnlichen Eingang, theils durch die Scenenthuͤren in das Thea- ter kamen, mitten unter ihnen der Phallophor, das Gesicht mit Ruß bestrichen, grade vorschreitend: dann nach einer Anmeldung, daß sie dem Bakchos ein neues Lied unjuͤngferlicher Muse in einfachem Rhythmus mit bunter Melodie braͤchten, fingen sie an, wer ihnen grade vorkam, zum Gegenstand laͤcherlicher Darstellung zu machen. So schlossen sich auch wohl die Tarenti- nischen Phlyaken an den dort bluͤhenden Dionysosdienst an, und aͤhnliche Carnevalslustbarkeiten fuͤhrte das Fest in Sicilien herbei Ich glaube, daß das Sprichwort μωϱότεϱος Μοϱύχου ur- spruͤnglich auf die Possenspiele bei dem Weinlesefeste geht, wo man in Sicilien dem Gotte, und wohl auch sich selbst, das Gesicht mit Traubensaft beschmierte. — In Italien gab es aber auch bei dem Feste der Art. Korythallia Spaßmacher mit hoͤlzernen Masken (κύ- ϱιϑϱα) κυϱιττοὶ genannt. Hesych s. v. . Doch gaben auch Cerealische Sacra zu dergleichen Schimpfspielen unter den Doriern Veranlassung, wie wir besonders aus Herodots Be- schreibung der Aeginetischen Weiberchoͤre beim Feste der Damia und Auxesia wissen, die alle andern ihres Ge- schlechts mit ausgelassnen und beißenden Redensarten neckten Aegin. p. 170 sq. . Dies Spotten uͤberließ man indeß an den genannten Orten durchaus noch der Laune des Augen- blicks; auch trat es nur accessorisch zu gewissen Fest- taͤnzen und Liederweisen hinzu: bei den Megarern da- gegen gewann die Komik, wir wissen nicht durch wel- che Umstaͤnde, einen kuͤnstlerischen Charakter und eine unabhaͤngigere Ausbildung. 7. 1. I n Athen nannte man einen derben und durch- fallenden Spaß einen Megarischen Arist. Wespen 57. Myrtilos ἐν Τιτανόπαισι bei Aspasios zu Aristot. Eth. an Nikom. 4, 2, 20. fol. 53 B. Ald. Eupolis Πϱοσπαλτίοις bei Schol. Arist. Wesp. a. O. vgl. noch uͤber γέλως Μεγαϱικός, Diogen. Prov. 4, 88. Vatic. 1, 46. Apostol. 6, 2. Was Aristot. a. O. erzaͤhlt, betrifft blos den unpassenden und thoͤ- rigten Aufwand eines Megarischen Choregen fuͤr Komoͤdie bei der Ausschmuͤckung des Theaters. , womit man ohne Zweifel auf eine bestimmt ausgesprochne Neigung dieses Volkstammes zur Komik zielte. Diese Annahme wird dadurch bestaͤtigt, daß die Megarer gegen die Athener behaupteten, die Erfindung der Komoͤdie sei ihr Werk Aristot. Poët. 3. Aspasios a. O. , und wahrscheinlich mit Recht, wenn man den Begriff der Erfindung uͤberhaupt fuͤr die Entste- hung von Gattungen der Poësie anwendbar findet, die aus gewissen Richtungen des Gefuͤhls und alten Fest- gebraͤuchen so allmaͤlig hervorgingen, daß es schwer oder unmoͤglich ist, einen Anfangspunkt fuͤr den kuͤnst- lerischen Betrieb derselben festzustellen. Daß aber fuͤr Athen die Megarer die naͤchsten Vorgaͤnger waren, bezeugen zwei Verse des alten Attischen Komikers Ek- phantides: Wohl stammt mein Lied aus Megara, die Komoͤdie, Doch was geschieht, ist keineswegs Megarisch plump. Dies ist offenbar der Sinn der Verse bei Aspasios a. O. Μεγαϱικῆς κωμῳδίας ᾀσμα δίειμ᾽ · ᾐσχυνόμην (so nach dem Cod. in Bibl. CCC. bei Gaisford ad Hephaest. p. 97.) τὸ δϱᾶμα Με- γαϱικὸν ποιεῖν. Der erste Vers ist in Unordnung, und zweifel- haft, ob sie uͤberhaupt so zusammen standen. Ekphantides, den Aristophanes, Kratinos und Andre als roh und ungebildet verlachen S. uͤber ihn Schneider ad Arist. Pol. 8, 6. Gaisf. a. O. besonders Naeke Choeril. p. 51 sq. Ich halte ihn nach Aspasios und einigen an- dern Hindeutungen fuͤr den aͤltesten Attischen Komiker, also fuͤr aͤlter als Chionides und Magnes, die nach der Ἀναγϱ. Ὀλυμπ. und nach Suid., jener Ol. 73. lebte, dieser ein juͤngerer Zeitgenosse des Epicharm war. Aristot. 3, 5. setzt sie freilich lange nach Epicharm, und, wie es nach 5, 6. scheint, auch nach Krates, der in Athen zuerst Komoͤdien ordentlich componirt habe; was doch jene beiden auch thaten: aber ich moͤchte bezweifeln, daß man mit Aristot. Angaben auskommen koͤnne. , sieht seinerseits wieder auf die herab, die die Komoͤdie aus Megara eingefuͤhrt; er will ihr zuerst den Charakter Attischer Urbanitaͤt verleihen. Zu jenen Einfuͤhrern gehoͤrt nach den glaubwuͤrdigsten und genauesten Nachrichten Su- sarion, er war aus Tripodiskos, einer alten Kome des Megarischen Landes, gebuͤrtig Aspas. a. O. Schol. zu Dionys. Thrax. in Bekkers An. Gr. 2. p. 748. vgl. Bentlei Phalaridea p. 261. : in Attika trat er in dem Demos Ikaria auf Marm. Par. ep. 34. Klem. Alex. Str. 1. p. 308. , welcher gegen die Megari- sche und Boͤotische Graͤnze hin lag Wie man aus Statius Theb. 12, 619. abnehmen kann. , und seit alten Zei- ten, nach dem Zeugniß der Mythen, laͤndliche Diony- sosfeste feierte. Das aus dem Namen „Komodia, Ko- mengesang“ und der Thatsache, daß die Peloponnesier ihre Doͤrfer Komen, die Attiker Demen nannten, ent- nommne Argument fuͤr den Dorischen Ursprung, koͤn- nen wir freilich nicht gelten lassen, da die Ableitung des Namens vom Komos, als schwaͤrmendem Festzuge, die bei weitem wahrscheinlichere ist. — Wie zeitig die- ses Megarische Lustspiel bluͤhte, nehmen wir daraus ab, daß es schon gegen Olymp. 50. nach Attika uͤber- ging Nach Arist. Poët. 3. entstand sie waͤhrend der Demokratie in Megara; allein die Epoche, wo diese bestand (s. oben S. 166.) ist zu spaͤt dafuͤr, womit indeß nicht gelaͤugnet werden soll, daß sie mit einem demokratischen Princip zusammenhing, das schon vor Theagenes in Megara war. ; seinen Charakter wuͤrden wir sehr einseitig be- urtheilen, wenn wir der Aussage der Attischen Nach- barn unbedingt trauen wollten: doch haben wir frei- lich keine andern Mittel zum Urtheil. Ein dramati- sches Element hatte die Susarionische und die alte Megarische Komoͤdie auch nach der Stelle des Ekphan- tides auf jeden Fall, obgleich ebenfalls eine Gattung der Lyrik, Komodia genannt, bei Dorern und Aeolern seit alter Zeit verbreitet war Boͤckh Staatshaush. 2. S. 362 ff. und Thiersch Einl. zu Pindar S. 117. mit der Gegenbe- merkung uͤber den τὰ ἐπινίκια κωμῳδός. Goͤtting. Anz. 1821. St. 106. S. 1050. Fuͤr lyrisch halte ich auch die Komoͤdien Antheas des Lindiers, Zeitgenossen von Kleobul: welcher merkwuͤrdige Mann fein ganzes Leben hindurch διονυσιάζων und κωμάζων Phal- lophorien fuͤhrte, und außer Komoͤdien auch die dunkle ποίησις διὰ συνϑέτων ὀνομάτων uͤbte. Athen 10, 445 a. Hier sind Komoͤdien offenbar nur Komosgesaͤnge. Dasselbe gilt von den giftigen Komoͤ- dien des Timokreon, auch eines Rhodiers. Suid. Τιμ. ; auch glaube ich Ari- stoteles nicht, daß Epicharmos und Phormis die aller- ersten gewesen, die eine Geschichte als Komoͤdie com- ponirt; vorher fand nach seiner Ansicht nur ein impro- visirtes Spottreden, ἰαμβίζειν, zwischen den Chorge- saͤngen statt: in welchem Falle die Megarische Komoͤ- die sich von dem Sikyonischem Phallophorenspiel gar nicht wesentlich unterschieden, und nicht solche Aufmerk- samkeit erregt haben wuͤrde. 2. Dagegen ist es sehr wahrscheinlich, daß die Megarische Komoͤdie die Keime und Anfaͤnge der von Epicharmos vollkommen ausgebildeten Sicilischen ent- hielt. Denn nach Aristoteles Poet. 3, 5. eigneten sich die Me- garer Siciliens eben so wie die Nachbarn Attika’s die Erfindung der Komoͤdie zu, und daß zwischen beiden ein Connex der Mittheilung bestand, kann keinem Zwei- fel unterworfen sein. Von Megara aber kann die Ko- moͤdie auf Syrakus uͤbergegangen sein, als Gelon Ol. 74, 1 oder 2 Bd. 2. S. 122. die Bevoͤlkerung der ersten Stadt nach der zweiten versetzte, so daß die hier in den Jambi- sten-Choͤren damals wohl schon vorhandnen Anfaͤnge durch die Vereinigung mit der ausgebildetern Gattung zur Reife gediehen; doch ist diese Ansicht bloße Ver- muthung. Bei jener Versetzung muß auch Epicharm, Helothales Sohn Daß die Namen „Chimaros und Tityros“ nach dem Geschaͤft des Mannes erdichtet sind, bemerkt Welcker zu Schwenks Etym. myth. And. S. 331. Vgl. denselben uͤber die angebliche Vaterstadt Krastos. , nach Syrakus gekommen sein, der fruͤher in Megara gelebt hatte, aber er kann nicht als der eigentliche Verpflanzer der Komoͤdie angesehn wer- den, da er selbst nur kurze Zeit in Megara gelebt hat- te. Denn er war nach sehr glaubwuͤrdigen Nachrich- ten Diog. Laert. und τινὲς bei Suid. vgl. Diomed 3. p. 486. Putsch. — Ein Samier heißt er aus Verwechslung mit Kadmos. von Geburt ein Koër, und erst mit Kadmos, also gegen Olymp. 73 oder 74. Bd. 2. S. 170. womit zu vgl. Bd. 3. S. 147. und die chro- nologische Beilage unten. , nach Sicilien ge- kommen; er muß damals schon ein Mann oder doch Juͤngling gewesen sein, wenn er noch unter Hieron (von Ol. 75, 3. bis 78, 2.) beruͤhmt und einflußreich ward Damit streitet freilich die Nachricht bei Diog. L. 8, 78. daß Epich. als ein dreimonatlich Kind aus Kos nach Megara ge- kommen, aber es kann doch keine der andern darum aufgegeben werden. Die Nachricht des Anon. π. κωμῳδίας bei Kuster. Arist. p. XII. γέγονε κατὰ τὴν ογ` Ὀλυμπιάδα, und die sonderbare des Suid. ἦν δὲ πϱὸ τῶν Πεϱσικῶν ἔτη ἓξ, διδάσκων ἐν Συϱακού- σαις, moͤchten auf Epicharms Ankunft in Sicilien zielen. — Herm. Harleß de Epicharmo hat die historischen Umstaͤnde noch nicht ge- nuͤgend erwogen. . Mit seiner Herkunft aus Kos haͤngt auch zu- sammen, daß er selbst auch Arzt war, und sein Bru- der diese Kunst ausschließlich uͤbte Jambl. Pythag. 34. vgl. Plin. H. N. 20, 11. Diog. a. O. Eudocia bei Villois. Anecd. T. 1. p. 193. ; die Familie war ohne Zweifel in Connex mit den Asklepiaden. Phor- mis oder Phormos, der von Aristoteles und Andern oͤfter neben Epicharmos genannt wird, scheint einige Olympiaden aͤlter, da er Freund des Gelon und Auf- seher seiner Kinder war Suid. Daß er zuerst die Scene mit purpurrothen Fellen be- legte, erinnert an den Megarischen Choregen, der wirklichen Purpur daranwandte. Aristot. cit. S. 349, 1. Bentlei Phalar. p. 260. haͤlt ihn fuͤr denselben mit dem Maenalier Phormis, der Gelon und Hieron eifrig gedient; mir scheinen die Begriffe eines Arkadischen condottiere, und eines komischen Dichters unvereinbar. ; der Ruhm seines Nachfol- gers hat den seinigen so verdunkelt, daß kaum mehr als die Titel einiger Stuͤcke von ihm uͤbrig sind Fa- bric. 2. p. 315. Harl. , aus denen man indeß noch sieht, daß er mythologische Ge- genstaͤnde parodisch behandelte. Aber auch Epichar- mos selbst ist viel weniger bekannt und beachtet, als es die schriftstellerische Eigenthuͤmlichkeit und kuͤnstleri- sche Groͤße des bewundernswuͤrdigen Mannes verdient; III. 23 und man hat besonders darin gefehlt, daß man den, der seine Dichtungsgattung vollendete, als den An- fangspunkt der Attischen Komoͤdie hinstellte, und die baͤurische Roheit, aus der die letztre erwuchs, auf die fruͤher geregelte Sicilische Gattung uͤbertrug, die alle Vortheile gebildeten Stadt- und Hoflebens genoß So hat man gar keinen Grund zu behaupten, Epicharm habe etwa nur zwei Interlokutoren gehabt. Drei, naͤmlich Amy- kos, Polydeukes und Kastor, gehn schon aus dem einen Verse bei Schol. Soph. Ai. 1074. hervor; und mehrere mußte der Ἅφαι- στος haben. . Hier liegt uns nur daran — ehe speciellere Forschun- gen einen vollstaͤndigern Begriff von Epicharmos Lei- stungen gewaͤhren — uͤber den Umfang seines Stoffes und den Geist seiner Behandlung einige Notizen zu geben. Der Stoff der Epicharmischen Stuͤcke war großentheils mythisch, das heißt, den Mythus travestirend, unge- faͤhr wie das Drama Satyrikon in Athen. So stellte das Stuͤck Busiris den Herakles mit unerschoͤpflicher Laune als unbaͤndigen Fresser dar; und dieselbe Eßlust schilderte, vielleicht zugleich Satyre einmischend auf den Luxus der Zeit, „die Hochzeit der Hebe,“ in wel- cher eine wunderbare Menge von Gerichten erwaͤhnt wurde S. Casaub. zu Ath. 3, 13. p. 176. Harleß a. O. p. 45. . Eine genauere Vorstellung koͤnnen wir uns von dem Drama: Hephaͤstos oder die Komasten machen, und zwar besonders mit Hilfe einiger erhalt- nen Kunstdarstellungen. Es wird berichtet, daß hierin erstens dargestellt wurde, wie Hephaͤstos seine Mutter Hera durch zauberische Schmiedekunst an einen Sitz gefesselt, von dem er sie erst nach langem Bitten loͤste S. Photios p. 59. und Suid. s. v. Ἥϱας δὲ δεσμούς. . Nun sieht man auf einer zu Bari im Koͤnigreich Nea- pel gefundnen Vase, jetzt im Brittischen Museum Abgebildet Mazocchi tab. Heracl. ad p. 138. Hancar- ville T. 3. pl. 108. Millin Galérie mythol. 13, 48. , Hera mit der Ueberschrift ϜΗΡΑ Dies unteritalische Spirituszeichen kommt außer den Monumenten He- rakleas und dieser Vase auch noch auf der Paͤstanischen, die Lanzi (Illustraz. di due vasi fittili etc. Roma 1809.) u. Aa. heraus- gegeben, vor. Osann Sylloge inscr. p. 72. weiß sich viel damit, es auf der tabula aenea Lacedaemone consignata entdeckt zu haben, welche ich ihn sehr bitten moͤchte nachzuweisen. Indessen mag der Leser erahnen, woran sich der Vater dieses Un- dings verseben . auf einem Thron- sitze, neben ihr zur Rechten einen possierlich bekleideten Skurren, den der spitze Hut als Hephaͤstosdiener cha- rakterisirt, die Ueberschrift aber ΔΑΙΔΑΛΟΣ nennt Warum ich nicht (mit Visconti Mus. PioCl. T. 4. p. 20. und Welcker bei Dissen ad Pind. N. 4. p. 386.) glaube, daß Daͤdalos den Hephaͤstos selbst bedeute, kann man aus dem Zusammenhange abnehmen. , zur Linken einen aͤhnlich angethanen aber behelmten Ares, ΕΝΕϒΑΛΙΟΣ uͤberschrieben; beide bewaffnet und mit einander, den Zauber, durch den Hera gefes- selt, zu loͤsen oder zu befestigen, streitend. Das Ganze geht deutlich auf einer Buͤhne vor, zu der eine Treppe herauffuͤhrt; und wofern es nicht noch andre Stuͤcke Sicilischer oder Italischer Komiker uͤber denselben Ge- genstand gegeben, sehen wir eine Scene aus dem An- fang des Epicharmischen Drama’s. Nun lautet der Mythus weiter, daß Hephaͤstos, darum von seinen El- tern uͤbel behandelt, den Olympos ganz und gar ver- lassen und gemieden habe, bis Dionysos ihn auf schlaue Weise trunken macht, auf einen Esel setzt, und so im lustigen Komos nach dem Olymp zuruͤckfuͤhrt; und darauf geht offenbar der andre Titel des Stuͤcks: die Komasten. Nun haben wir aber auch diese Scene in 23 * Kunstdarstellungen erhalten, die zwar das Buͤhuenco- stuͤm und Lokal nicht so treu wiedergeben wie die eben erwaͤhnte, aber doch selbst die Entlehnung aus einer Komoͤdie bezeugen. Auf einer Coghillschen Vase Millingen Vases de Coghill pl. 6. und bei Millin T. 1. pl. 9. Die Scene bei Millin T. 2. pl. 66. Tischbein 3, 9. 4, 38. ist offenbar dieselbe, und Millingens Meinung p. 10. scheint mir unhaltbar. sieht man einen Zug, dessen Personen alle durch Ueber- schriften kenntlich sind: voraus Marsyas als Floͤten- spieler, dann die Komodia in schwaͤrmender Bewegung, darauf Dionysos im alten Feiercostuͤm, endlich ihm fol- gend den Hephaͤstos, der auf andern Darstellungen desselben Sujets einen muntern Esel reitend erscheint. 3. Aus dem Gegebnen die Composition des Epi- charmischen Drama’s herauszunehmen, kann billig ei- nes Jeden Urtheil und Geschmack uͤberlassen werden; wir erlauben uns noch einen Augenblick bei der Be- merkung zu verweilen, daß die unteritalischen Vasen- gemaͤlde noch manchen Beitrag zur anschaulicheren Kenntniß der dort einheimischen Dramatik verheißen. Eine Farce, wo Herakles dem Eurystheus oder einem andern Koͤnige die Kerkopen bringt, habe ich oben schon aus dieser Quelle nachgewiesen Bd. 2. S. 457. ; vielleicht stammt auch der Herakles als Pygmaͤe mit Kranichen kaͤmpfend aus derlei Darstellungen Millin 1. pl. 63. 72. vgl. Tischbein 2, 7. 18. . Am bekannte- sten ist die komische Darstellung des Zeus und Hermes, des letztern mit der Laterne, des erstern mit einer Lei- ter, beide in hoͤchst burleskem Skurrencostuͤm, wie sie zu einer Schoͤnen hinauf zu steigen bereit sind, die sie schon vom Fenster aus erwartet Winckelm. Monum. in- ed. n. 190. p. 284. Hancarville T. 4. pl. 160. . Denkt man sich unter dieser mit Winckelmann Alkmene, so koͤnnte man auch den Plautinischen Amphitryon fuͤr Nachbildung eines Sicilischen Originals halten, da Plautus auch sonst sicilissat; doch fuͤhrt diese Ansicht in Schwierig- keiten, die sie aufzugeben noͤthigen koͤnnen. Noch sehe ich in dem auf einem Fische sitzenden und sich sehr ko- misch geberdenden Skurren einer Vase Bei Tischb. 4, 57. Es sieht dem Κάγχας der zunaͤchst folgenden Darstellung aͤhnlich. eine Travestie des Tarentinischen Mythus von Taras auf dem Del- phin, den wir durch die Muͤnzen dieser Stadt kennen. Das an Pulcinell und Harlekin erinnernde Vgl. A. W. Schlegel uͤber dramat. Kunst 2. S. 8. Costuͤm beweist auch hier scenische Darstellung, die indeß noch mehr in dem bekannten Vasengemaͤlde des Asteas Millingen Peint. de coll. div. 46. vgl. die Erklaͤrung p. 69. in die Augen springt, wo man einen Skurren von mehrern derselben Art auf ein Lager, offenbar das Bett des Skiron-Prokrustes, ausgespannt sieht. Hier ist aber noch besonders merkwuͤrdig, daß die Agirenden nicht die Namen der Heroen, die sie travestiren, son- dern ihrer Masken tragen; der Ausgestreckte heißt ΧΑΡΙΝΟΣ, Gracioso, (welchen Namen komischer Taͤn- zer wir auch in Sparta fanden S. 343. die Andren ΔΙΑ- ΣϒΡΟΣ, der Spoͤtter, ΚΑΓΧΑΣ, cachinnator, und ΓϒΜΝΑΣΟΣ, wenn man so richtig liest: offenbar Na- men stehender Personen eines der Campanischen Atel- lana verwandten Drama’s. Auch ist das Gefaͤß in Kampanien gefunden Daß die Darstellung aus Epicharins Σκίϱων entlehnt sei, moͤchte ich aus oben angedeuteten Gruͤnden nicht behaupten, obgleich darin das Bett des Prokrustes wohl eben so vorkam, wie in Euripides Σκίϱων. Von diesem Hemsterhuis zu Poll. 10, 7, 35. Boͤttiger Vaseng. 1, 2. S. 147. . 4. Um auf Epicharm zuruͤckzukommen, so war dessen Komoͤdie keineswegs auf Travestirung des My- thus beschraͤnkt: vielmehr behandelte sie auch politische Themata, wie Aristophanes, machte komische Charakte- re zum Mittelpunkte, wie besonders die Spaͤtern; uͤberhaupt gehoͤrt ein großer Reichthum des Stoffes zum Wesen derselben. Eine politische Tendenz hatte nach Hemsterhuis Zu Pollux 9, 4, 26. das Stuͤck Ἁϱπαγαὶ, welches Si- ciliens Verwuͤstung zur Zeit schilderte; vielleicht auch die Νᾶσοι, in denen wenigstens vorkam, daß Hieron den Anaxilas gehindert, Lokri zu vernichten (Ol. 75, 4.) Schol. Pind. P. 1, 99. vgl. Boͤckh Expl. P. 2. p. 240. ; auch die Perser bezogen sich auf Zeitgeschichte. Ein Charakterstuͤck war z. B. der Ἀγϱωστῖνος (ἀγϱοῖ- κος); auch hatte Epicharm Charaktere, die spaͤter sehr haͤufig behandelt wurden, schon sehr ausgebildet, wie den Parasiten und den Trunknen Athen 6, 235. 236 a. 10, 429 a. ; und wenn noch Plautus Menaͤchmen dem Argumente nach aus einer Epicharmischen Komoͤdie fließen, wie der Dichter im Prologe ziemlich deutlich angiebt: so waren auch sinn- reiche und die Aufmerksamkeit spannende Verwickelun- gen ein beliebter Gegenstand dieses Dichters. — Von gleicher Vielseitigkeit war die Behandlungsweise; denn wenn auf der einen Seite kekker und burlesker Spaß ganz in der Weise des Epicharmos war: so kam auf der andern viel von alter Spruchweisheit Ἐπίχ. γνωμικὸς nach dem Anon. π. κωμῳδίας p. XII. Kuster. und von Pythagoreischer Philosophie bei ihm vor, in die Epi- charm nebst Archytas und Philolaos von Arkesas, dem Nachfolger des Pythagoras, eingeweiht worden sein soll Jambl. Poth. 36. S. 219. dessen Angabe ; wir wissen aus Diogenes Laertios, daß er ziemlich lange Diskurse spekulativ-philosophischen In- halts einmischte, ohne daß wir indeß begreifen, wie solche mit dem uͤbrigen Stuͤcke zusammen hingen. Im Odysseus, wie ich aus der Anrede an Eumaͤos ver- muthe, wurde ganz beilaͤufig uͤber den Instinkt als Naturseele mit ungemeiner Tiefe gesprochen Diog. L. 3, 16. ; andre Stuͤcke wie „Pyrrha oder Prometheus“ und „Land und Meer“ waren ihrer Anlage nach inniger mit Phi- losophie durchwachsen; auch hat er in besondern Ge- dichten physische und gnomische Philosophie uͤberliefert, die indessen doch, nach Ennius Nachbildung zu urthei- len, in einem scenischen, und noch dazu uͤberaus orche- stischen Versmaße, dem trochaischen Tetrameter, abge- faßt waren S. Diog. 8, 78. Eudocia bei Vill. 1. p. 193. vgl. den Ἐπιχάϱμειος λόγος bei Suid. und die Frgm. Ennii ed. Hessel. p. 170. Doch ist es moͤglich, daß die- ser Ἐπ. λόγος blos ein Auszug aus seinen Komoͤdien war. . Daß die Behandlung der Epicharmi- schen Komoͤdie in ihrer Art vollendet, bezeugt die große Achtung der Alten, namentlich Platons; und wenn die Attische Komoͤdie hernach in komischer Satire und Persiflage noch mehr geleistet, so war des Sikulers Streben allgemeiner und hoͤher. Die Attiker waren, nach Aristophanes zu urtheilen, fast einseitig praktisch; und eine gewisse im Leben entstandne Ueberzeugung, was dem Volke fromme, bildete den Ausgangspunkt ihrer Komik: bei Epicharm lag, wenn die wahrge- nommenen Elemente seiner Poësie organisch verbunden waren, eine philosophische Weltansicht im Mittelpunkte, deren Erhabenheit der Komik erst ihre wahre Freiheit Boͤckh. Philol. S. 13. annehmlich findet. Der Name des Man- nes ist dunkel, Ἀϱήσας nennt ihn Jamblich, Ἄϱκεσος Plut. de genio Socr. 13. und Heiterkeit geben konnte, und dabei entbehrte die Lebensbetrachtung auch nicht des scharfen und eindrin- genden Verstandes, der die Sikuler charakterisirt Cicero nennt ihn Tusc. 1, 8. und ad Att. 1, 19. acutus und vafer als Siculus. . 5. Bei alle dem war Epicharmos Komoͤdie nur eine einzelne voruͤbergehende Erscheinung, da uns eben keine Nachfolger des großen Dichters genannt werden, als Deinolochos Bentl. Phalar. p. 413. , sein Sohn oder lieber sein Schuͤ- ler. Dagegen trat etwa ein halbes Jahrhundert nach Epicharm Wie aus Photios s. v. Ῥηγίνους zu schließen, wo Sophrons Sohn Xenarch (auch ein Mimograph vgl. Hermann ad Arist. Poët. 1, 7. p. 94.) als Zeitgenosse von Dionys (dem aͤltern) erwaͤhnt wird. Suid. und Eudocia p. 389. setzen Sophron in Xerxes — und Eu- ripides Zeit; mehrere Neuere sind der ersten Angabe gefolgt. der Schoͤpfer einer andern, aber in man- chen Stuͤcken verwandten Gattung auf, Sophron der Mimograph. Indeß hat diese Gattung auf der andern Seite so viel nicht blos von der damaligen Poësie Siciliens, sondern von der gesammten Helleni- schen Litteratur Abweichendes, daß ihre Entstehung nach allem daruͤber gesagten noch immer sehr raͤthsel- haft ist. Sophrons Mimen hatten durchaus nichts orchestisches und musikalisches, womit zusammenhaͤngt daß sie gar nicht in Versen, sondern, ob zwar in gewissen rhythmischen Abschnitten Die sich mit einem gewissen Parallelismus entsprochen zu haben scheinen, wie theils aus einigen Fragmenten; theils aus Vergl. des Schol. in Gregor. Naz. in Montf. Bibl. Coislin. p. 120. mit dem Gedicht, wozu es gehoͤrt, in Jac. Tollius Itin. Ital. p. 96 sq. erhellt. vgl. Hermann a. O. p. 93. , doch immer in Prosa geschrieben waren. Die letztre Erscheinung scheint ganz einzeln und ohne Zusammenhang zu stehn, wie es auch wirklich innerhalb der Litteratur, die uns uͤberkommen, der Fall ist. Daß sie aber im Leben der Hellenen nicht isolirt und unverbunden stand, moͤgen wir vorn- weg annehmen; dessen Geist war es ohne Zweifel an- gemessen, auf dem Uebergange von metrischer zu unge- bundner Rede eine Mittelform hervor zu bringen Daher auch in aͤltern Inschr. oͤfter Stuͤcke von Hexame- tern vorkommen. ; namentlich bedurfte der Dorische Sinn fuͤr Maaß, Gesetz, abgerundete und geschlossne Form einer solchen, um so mehr als ihm periodisches Reden weit fremder war als dem Jonisch-Attischen. Auf diesen Gedan- ken fuͤhrt uns eigentlich die Betrachtung einiger Denk- male Lakonischer Rede, in denen Niemand das Rhyth- mische und die Symmetrie der Saͤtze verkennen wird. So in dem bekannten Briefe des Hippokrates Xen. H. 1, 23. Plut. Alkib. 28. Eu- stath. zu Hom. Il. 1, 63, 1. Apostol. 9, 2. Vgl. Valcken. ad Adon. p. 264. Aber daß Hippokrates absichtlich zwei Skazonten haͤtte machen wollen, waͤre sehr komisch. ἔῤῥει τὰ καλά. Μίνδαϱος γ̛ ἀπεσσούα · πεινῶντι τὤνδρες · ἀποϱέομες τί χρὴ δρᾶν und dem der Lakaͤna bei Plutarch Bei Plut. Lacaen. ap. p. 260. τεῦ und ἀπωθεῦ nach Valck. p. 260. der einige Brie- se zusammenstellt, die dasselbe etwas anders sagen. κακὰ τεῦ φάμα κακκέχυται · ταύταν ἀπωθεῦ, ἢ μὴ ἔσο. wo der Rhythmus unbewußt in den Vers uͤbergeht, was in andern Faͤllen minder statt findet Man vergleiche damit z. B. das Fragment von Sophron bei Demetr. 151., vollstaͤndiger bei Athen. 3, 86. vgl. Toup. Cur. nov. in Suid. p. 113. τίνες δ̛ ἐντί ποκα, φίλα, ταίδε τοι μακϱαὶ κόγχαι; Β. σωλῆνες, τουτί γα γλυκύκϱεων κογχύλιον χηϱᾶν γυναικῶν λίχνευμα. . — Ob Sophrons Mimen oͤffentlich dargestellt wurden oder nicht, ist eine schwer zu beantwortende Frage; befrem- dend waͤre ein Werk der Poësie, das blos zur Lektuͤre bestimmt, in einer Epoche, wo alle andern aus dem Leben hervorgehend eben so unmittelbar in das Leben eintraten. Wahrscheinlicher auf jeden Fall ist, daß auch die Mimen in ihrer urspruͤnglichen Gestalt zu den Lustbarkeiten mancher Feste gehoͤrten, wie es mit Spar- ta’s Deikelisten der Fall war, denen jene mehr als ir- gend einer andern Gattung entsprechen. Dergleichen Spiele, hervorgegangen aus der lebhaften Auffassung des Eigenthuͤmlichen und Absonderlichen in verschiednen Kreisen des menschlichen Lebens, improvisirt von denen, die am meisten Lust und Talent zur Nachbildung in sich trugen, mag es eben so bei den Doriern in Sici- lien, wie bei den Lakonen gegeben haben, um so mehr, da die erstern von Natur zu possierlicher Nachahmung der Geberde und des Benehmens Andrer gemacht wa- ren σικελίζειν τὸ ἀτηϱεύεσϑαι bei Epicharm, τὸ πονηϱεύε- σϑαι nach Aa. Photios p. 378. . Brachte doch selbst Agathokles der Tyrann nicht blos Tischgesellschaften sondern Volksversammlun- gen zum lauten Gelaͤchter, wenn er bekannte Leute nach Art eines Ethologen auf das possierlichste dar- stellte Diod. 20, 63. . Der Sophronische Mimos nun, der solche nationale Anfaͤnge zur Kunstgattung veredelte, zeichnete sich einerseits durch treue Abschilderung des Lebens aus, welche auch das Unedle in der Sitte, das Soloͤke in der Sprache darzustellen nicht verschmaͤhte, und be- sonders die Rede des gemeinen Mannes mit der groͤß- ten Wahrheit wiedergab S. daruͤber besonders Valcken. ad Adon. p. 200 sq. — daher auch die erstau- nende Menge von Spruͤchwoͤrtern S. Demetr. de eloc. 156. vgl. 127. 162. Ulpian zu Demosth. Olynth. p. 36. vgl. Apollodor τοῖς πεϱὶ Σώφϱονος Frgm. p. 438 sq. Heyne. Sophron hatte auch haͤufig sog. ob- scene Allegorieen, wie in dem Frgm. eines μῖμος ἀνδϱεῖος bei De- metr. de eloc. 151. wo zum Verstaͤndnisse dient, daß ἄγκυϱα auch bei Epicharm τὸ αἰδοῖον hieß. Bekk. Anecd. 1. p. 209, 27. — andrerseits durch ungemeinen Verstand in der Andeutung feinerer Zuͤge und in der Durchfuͤhrung der aufgefaßten Cha- raktere, ohne den er auch dem Platon nicht so lieb, und sein Studium fuͤr die Composition der Sokrati- schen Dialoge so wichtig haͤtte werden koͤnnen, als er es nach guten Zeugnissen wirklich geworden ist: so daß man nun in der That die Scenerie dieser Dialoge mit den Theokritischen Gedichten, die wir als bestimmte Nachbildung weiblicher Mimen des Sophron kennen, zusammenhalten muß, um einen angemessnen Begriff von jenen Meisterwerken zu gewinnen. Zu dem Ta- lente der Darstellung muß aber auch, um es zu leiten und zu richten, ein gediegnes ethisches Streben hinzu- gekommen sein; es ist wahrscheinlich, daß es in den μίμοις σποκδαίοις uͤberwog, und in den γελοίοις mehr in den Hintergrund trat. Das Geschlecht der Areta- logen und Ethologen, die urspruͤnglich viel von Tugend und Sitte redeten, aber allgemach zu trivialen Lustig- machern herabsanken, scheint auch aus Sicilien zu stammen, und schloß sich hier vielleicht durch manche Mittelglieder an Sophron an Vgl. uͤber Sophron indeß die Nachweisungen von Fabric. Bibl. Gr. 2. p. 493 sq. Harl. und C. J. Blomfields Anfang einer Fragmentsammlung im Class. Journal T. 4. n. 8. p. 380. . 6. Im Ganzen hatte der Dorische Stamm of- fenbar weniger Geschick und Neigung als der Attische, aus freien Regungen poëtischen Gefuͤhls, wie sie Fest- spiele veranlaßten, Litteraturgattungen zu bilden. Aus dieser Versaͤumniß fruͤherer Zeiten erklaͤrt sich die selt- same Erscheinung, daß mehrere Weisen Dorischer Dich- tung erst in Alexandrinischer Zeit in den Kreis der poëtischen Litteratur des gebildeten Griechenlands ein- traten, namentlich das bukolische Gedicht und die Phlyaken Tarents . Man hatte dies Fastnacht- spiel ohne Zweifel seit Jahrhunderten in genannter Stadt gespielt, ehe es in der Zeit des ersten Ptole- maͤos durch Rhinthons darnach genannte Dichtwerke auch anderswo bekannt wurde. Fuͤr diese braucht man auch den Namen Ἱλαροτραγῳδία Identisch mit φλυακογϱαφία, Suid. s. v. Ῥίνϑων Aa. , und dieser Name sowohl als die Titel der einzelnen Stuͤcke Des Amphitryon, Herakles, Orest, Telephos, der Iphigenieen, des Sklaven Meleagros bei Athen. Pollux, Hephaͤstion, Herodian. Was Osann Anal. p. 71. sagt, begreif’ ich nicht: daß diese drama- ta neque argumento a vulgato tragoediae et comoediae ge- nere discrepasse neque metro. und die erhaltnen Fragmente lehren, daß sie tragische Stof- fe burlesk behandelten So erklaͤren auch Meh- rere den Namen Φλύακες, Steph. B. Τάϱας. Eust. zu Dion. P. 976. φλύακες τϱαγικοὶ Nossis Epigr. bei Brunk. Anal. T. 1. p. 196. vgl. Reuvens Collect. litter. p. 71. . Daß Rhinthon dabei die Attische Tragoͤdie nicht zur Seite liegen lassen konnte, ist leicht einzusehn; namentlich moͤgen seine beiden Iphigenieen, die in Aulis und Tauris, manche Parodie auf Euripideische Stuͤcke enthalten haben. Indessen glaube ich doch, daß er sich im Wesentlichen an die Form der alten Phlyakes hielt, wie er den Tarentini- schen Dialekt treu wiedergab Apollon. Dysk. de pron. p. 364 c. Bekk. vgl. Valcken. ad Adon. p. 294. ; auch kann man sich uͤberzeugt halten, daß er die einheimische Gattung fuͤr wirkliche Auffuͤhrung und Darstellung bearbeitete. Das gewoͤhnliche Versmaaß war der Jambische Trimeter, den indeß Rhinthon ziemlich nachlaͤssig behandelte, da er dem Verse selbst in einem erhaltnen Bruchstuͤcke auf komische Weise erklaͤrt, daß er ihn nicht sonderlich kuͤmmre Bei Hephaͤstion de metr. p. 9. Gaisf. Rh. sagt nach ei- nem Jamben, in dessen letzter Thesis eine Sylbe steht, die nur durch eine große Freiheit kurz ist: Geh immer, lahmer Jambe, was kuͤmmerts mich. Jambische Trimeter des Rh. kommen oͤfter vor, zwei gut gebaute bei Herodian p. 19, 27. 30. Dind. ; auch ist es moͤglich, daß er ihn zu paro- dischem Gebrauche oder auch um des Contrastes wil- len mit andern Versmaaßen mischte, und zum Bei- spiel den feierlichen Hexameter an recht spaßhaften Stellen brauchte So scheint wenigstens bei Sopatros, einem andern Phlyakogr., ein Hexameter vorzukommen, Athen 14, 656 f. wenn Osann Anal. rei scaen. p. 73. recht emendirt, aber die andern Verse desselben sind jambisch. Auf keinen Fall konnte Rh. ἱλαϱοτϱαγῳδία im Ganzen ἑξαμετϱικὴ heißen, und ich stimme bei Lydus 1, 41. Reuvens bei, der das ὃς ἑξαμἐτϱοις ἔγϱαψε κωμῳδίαν fuͤr einen Mißverstand des Auktors erklaͤrt, und 1, 40. glaube ich mit Lange Vindic. trag. Rom. p. 51. kann ἑξωτικὴ wohl vertheidigt werden. . Dem Rhinthon folgten in dieser Gattung Sopatros, Skiras Schon Valcken. ad Adon. p. 294. stellt so Sklerias (den er mit Skiras Ath. 9, 402 b. fuͤr einerlei hielt) Blaͤsos und Rhinthon zusam- men; und es ist kein Zweifel, daß Reuvens p. 69. bei Lydus rich- tig ῾Ρίνϑωνα καὶ ΣΚΙΡΑΝ καὶ Βλαῖσον corrigirt hat; der alte Pythagoreer Arkesos wuͤrde sich zwischen den beiden Phlyaken hoͤchst komisch ausnehmen. Die Stelle des Lydus bleibt immer etwas kraus, doch fuͤhrt Reuvens φλυακογϱάφων fuͤr πυθαγοϱων und Lan- ge’s κωμικῶν fuͤr οὐ μικϱῶν gewiß am besten zum Ziel. Bei He- sych s. v , ἄσεκτος mag man fuͤr παϱὰ ῾Ρίνθωνι Ταϱαντίνῳ φι- λοσόφῳ auch φλυακογϱἀφῳ oder ΤΗΛΕΦΩι eorrigiren. und Blaͤsos; der letzt- genannte, ein Campaner von Capreaͤ, dichtete noch, wie aus dem Titel seines „Saturnus“ zu schließen, als Roͤmische Herrschaft und Religion die Oberhand gewonnen, aber ganz im alten Dialekt, und wie wir aus der Bezeichnung „σπουδογελοίων ποιητὴς“ schlie- ßen koͤnnen, ein ernsthaftes Bestreben mit burlesker Darstellung vereinigend Fabric. 2. p. 426. Harl. Reuvens Coll. p. 79. . 7. Wir haben uns bei der Komik der Dorier laͤnger verweilt als nach dem Maaße dieses Buchs, des reichen Stoffes und des Lichtes wegen, das sie auf das Naturel des Volkstammes im Allgemeinen wirft, in dem der hoͤchste Ernst mit dem kekksten Spaß innig gepaart erscheint, wie oͤfter — da jeder wahre Spaß zur Grundlage eine tuͤchtige, strenge, ernste Ge- sinnung fordert, sittliche Indifferenz aber und Frivoli- taͤt auch den Gegensatz von Ernst und Scherz und so- mit das Wesen beider vernichtet Vgl. Jean Paul Vorschule zur Aesthetik 1. S. 131. . Kuͤrzer fassen moͤgen wir uns uͤber die Anfaͤnge der Tragoͤdie , des Gegensatzes der Komoͤdie, bei den Doriern: wobei wir gleich zu bemerken haben, daß dieser Gegensatz, wie er sich im gewoͤhnlichen Sprachgebrauch festgestellt hat, nicht in den Urspruͤngen beider Gattungen gegeben war, sondern sich erst allmaͤlig entwickelte. In den Urspruͤngen lag nur so viel, daß das Komosspiel mehr der freien Lust des laͤndlichen Festes uͤberlassen war, waͤhrend das Tragosspiel sich gleich anfaͤnglich an die oͤffentliche, staͤdtische Feier des Dionysos anschloß, und von den großen kyklischen oder dithyrambischen Choͤren dargestellt wurde. So kam es, daß das erstre ganz allgemein den tollen Jubel und die Losgebundenheit des Gemuͤths ausdruͤckte, das letztre sich dagegen den bestimmten Ideen und Empfindungen des Cultus zu- wandte, die der Mythus in den Schicksalen des Dio- nysos darstellte. Das Hauptthema desselben, schon von Homer auf seine Weise ausgefuͤhrt, aber gewiß weit fruͤher angeschlagen, waren τὰ Διονύσου πάθη, Dionysos Leiden. 8. Wie dies insbesondere die Tragoͤdie unter den Doriern angeht, wird gleich deutlich werden. In Sikyon, einem alten Sitze dieses Cultus, gab es, nach Herodots uͤberaus bedeutungsvoller Nachricht Ueber die Erklaͤrung der Stelle s. Bd. 2. S. 404, 6. Ob μεγαϱίζειν fuͤr jammern, Aristoph. Ach. 822. Suid. und die Paroͤ- miographen unter Μεγαϱέων δἀκϱυα. vgl. Tyrrwhit ad Arist. Poët. 174., nicht eben so auf Tragik zielt, wie Μεγ. γἐλως auf Komik? , seit alter Zeit tragische Choͤre, die vom Dionysos und zwar ohne Zweifel dessen Leiden sangen. Aber schon vor Kleisthenes (Ol. 45.) hatte man sie, doch wohl nur zum Theil, auf den Stadthelden Adrastos uͤbertragen, der ebenfalls viel Trauriges erlitten: wogegen der ge- nannte Tyrann sie ganz auf Dionysos zuruͤckfuͤhrte. Das Datum der Ruͤckfuͤhrung ist hiernach bekannt; die Zeit der Ausdehnung der Chorgesaͤnge auf Adrastos, endlich die ihrer Stiftung muß bedeutend weiter hin- ausliegen: so sieht man leicht ein, wie jung dagegen die mit Thespis beginnende Attische Tragoͤdie ist. Da- durch gewinnt nun auch die Nachricht an Bedeutsam- keit Bei Suid. Θἐσπις. vgl. οὐδὲν πϱὸς Διόνυσον, und dasselbe Spruͤchw. bei Photios und Apostol. Dort heißt es: Ἐπιγένους τοῦ Σικυωνίου τϱαγῳδἰαν εἰς αὐτὸν (was Suid. mit τὸν Διόνυ- σον vertauscht, aber es ist vielleicht ein alter Fehler fuͤr ΑΔΡΑ- ΣΤΟΝ) ποιήσαντος ἐπεφώνησάν τινες τοῦτο ὅϑεν ἡ παϱοιμία. , daß Epigenes ein uralter Sikyonischer Tragi- ker und der sechszehnte vor Thespis gewesen; es scheint daß alte Litteratoren, im Besitz einer Fuͤlle uns unter- gegangner Nachrichten, eine ordentliche Folge alter Tragossaͤnger zwischen beiden aufgestellt hatten. Und wenn nun nach Aristoteles Poet. 3. und Hermann zur Stelle p. 104. Wilh. Schnei- der’s Einwuͤrfe de origg. trag. Gr. p. 21 sq. lassen sich wohl nach der oben aufgestellten Ansicht beseitigen. einige Peloponnesier mit den Athenern um die Erfindung der Tragoͤdie eifer- ten Specieller von den Sikyoniern, daß sie die Trag. erfunden, Themist. Or. 19. p. 487. : so werden wir der ersten Partei nicht darum Unrecht geben, weil ihr Lied, von dem der andern uͤbertoͤnt, so zeitig verstummte. — Nun fragt es sich aber, ob diese Sikyonische Tragoͤdie das gewoͤhnlich so genannte Drama , oder blos eine Gattung (dithyram- bischer) Lyrik gewesen, deren Existenz vor einigen Jah- ren Boͤckh aus Boͤotischen Inschriften und andern Spuren ans Licht gebracht Staatshaush. 2. S. 362. . Ich meine mit dem genannten Alterthumsforscher: das letztre — weil nur dann die Nachrichten der Athener uͤber den Ursprung und Bildungsgang ihrer eignen Tragoͤdie sich rechtfer- tigen lassen, und weil bestimmt berichtet wird, daß die gesammte aͤltre Tragoͤdie blos aus Choͤren bestan- den habe Besonders Aristokles bei Athen 14, 630 c. . Nur moͤchte ich deswegen diesen Bakchi- schen Festliedern nicht das mimische Element abstreiten, was im Wesen des Cultus von Anfang an lag; die Lebhaftigkeit des Gefuͤhls forderte Leibhaftigkeit der Darstellung; und schon Arion , der auch als Erfinder der tragischen Weise (τραγικὸς τρόπος) genannt wird, soll dem Chore Satyrn zugesellt haben Suid. s. v. Ἀϱίων. . — Arion, obgleich ein Methymnaͤer und wahrscheinlich aus Ter- panders Schule, lebte und dichtete doch meist, wie sein eben genannter Vorgaͤnger, im Peloponnes und unter Doriern. In Korinth war es, wo er unter Pe- riandros Nach dessen Regierungsanfang seine Zeit bei Suidas an- gegeben wird, Ol. 38. Euseb. Ol. 40. zuerst einen kyklischen Chor Daher heißt auch sein Vater angeblich Kykleus, nach der S. 352,3. beruͤhrten Analo- gie. zur Darstel- lung eines Dithyramben einuͤbte Herod. 1, 23. vgl. Hellanik. bei Schol. Arist. Voͤgel 1403. S. 87. Stz. Aristot. bei Prokl. Chrestom. p. 382. Gaisf. Zu Herodots Stelle bemerke ich, daß wir wunderbarer Weise die Fa- bel von Arions Delphinenfahrt noch in ihrem Entstehen darlegen koͤnnen. Die Tarentinische Colonie war von Taenaron nach Ita- lien geschifft, mit dem Culte und unter dem Schutze des Taenari- schen Poseidon. Bd. 2. S. 126. Dies stellte der Mythus dar, in- dem er den Taras selbst auf einem Delphin hinschwimmen ließ, wie ihn die Muͤnzen noch zeigen, vgl. oben S. 216, 2. Nun soll Arion grade dieselbe Fahrt nur in umgekehrter Richtung auf die- selbe Weise gemacht haben; und die Musikliebe der Delphine, vielleicht noch irgend ein andrer Umstand mußten helfen, die alte Sage auf ihn zu uͤbertragen. ; wobei er aber wahrscheinlich lokale Anlaͤsse benutzte und Anfaͤnge aus- bildete, weil nur dann Pindaros mit einigem Recht Korinth als die Vaterstadt des Dithyrambs ansehn kann O. 13, 18. vgl. Schol . So ist denn die Gegend von Korinth und Sikyon fuͤr die Anfaͤnge dramatischen Spiels vielfach bedeu- tend; in der ja auch noch Phlius liegt, wo sich wahrscheinlich das Satyrische Drama zuerst als eine besondre Gattung aus der alten Tragoͤdie herausschied, und nach Athen wandernd hier eigentlich dramatisch ausgebildet wurde. Denn Pratinas der Phliasier wird mit dem besten Grunde als Erfinder der Gat- tung genannt Suid. Πϱατίνας. Aeron ad Hor. A. P. 216. vgl. die Φλια- σίους Σατύϱους bei Dioskorides, Jac. Anthol. 1. p. 252. vgl. Ca- saub. de sat. poësi 1, 5. p. 120. Ramb. Toup in Suid. II. p. 479. ; er blieb Phliasier, wenn er auch zu III. 24 Athen im Wettstreit, mit Aeschylos auftrat, da auch noch sein Sohn und Nachfolger Aristias Buͤrger von Phlius war, und in dieser Stadt begraben lag Paus. 2, 13. . Von der Gattung selbst habe ich nichts anzumerken. als daß sie ungemein hyporchematisch, voll von mimi- schen und Charaktertaͤnzen gewesen sein muß Wie daraus daß Pratinas auch Do- rische Hyporcheme dichtete, Fabric. 2. p. 135., und aus dem Titel eines Stuͤcks: Δυμαῖναι ἢ Καϱυατίδες (oben S. 341, 2.) zu schließen. Beilaͤufig erwaͤhnen wir ein altes σχῆμα des Satyrtan- zes, die παλαιὰ σκοπεύματα (Aeschyl. θεώϱοις ἢ ἰσϑμιασταῖς Frgm. 65. p. 58. Schuͤtz.), weil es die Bemerkung bei Athen. 14, 629 b. bestaͤtigt, daß die bildende Kunst manche Weisen der alten Orchestik aufbehalten habe. Es war eine alte Idee, Pane und Satyrn von der Sonne geblendet, die Augen mit der Hand dek- kend und darunter hervorblinzend zu denken; man hatte im Alter- thum beruͤhmte Bildsaͤulen der Art, und es giebt noch jetzt deren. Diese Geberde spielte in einem satyrischen Tanz die Hauptrolle, der zu Aeschylos Zeit schon veraltet war. . 9. Nachdem wir diese beiden einzelnen Arten mit Orchestik verbundner Poësie, die Komoͤdie und Tragoͤ- die, in Betracht gezogen haben, sind wir von der Gat- tung im Allgemeinen zu reden verpflichtet, besonders weil man grade diese orchestische Poësie , um den Ausdruck zu brauchen, in neuerer Zeit als ein Pro- dukt der Dorier zu betrachten angefangen hat. Denn wie man alle Poësie, auf die die musikalische Compo- sition bedeutend einwirkt, unter dem Namen Lyrik in- begreift: so nennt man wieder Dorische Lyrik diejeni- ge, welche zur Begleitung von Taͤnzen, besonders oͤf- fentlichen Chortaͤnzen, gesungen wurde So Fr. Schlegel Gesch. der Poësie der Griechen u. Roͤmer 1, 1. S. 226 ff. Conr. Schneider Gesch. der Elegie in den Studien B. 4. S. 2. . Und zwar mit Recht, wie mir daͤucht, da wirklich diese Poësie in ihren mannigfaltigen Formen stets mehr oder weni- ger vom Dorischen Dialekt hat, wovon der Grund doch nicht blos etwa in der Anerkenntniß liegen kann, daß dieser Dialekt dazu der geeignetste — denn wie war diese Anerkenntniß moͤglich, wenn nicht schon das Beispiel aufgestellt, Chorreigen in Dorischem Dialekt gedichtet waren. So kann man also immerhin Dori- sche und chorische Poësie als objektive Synonyma brauchen, da im Ganzen wo Chorestanz auch Dori- scher Dialekt, und wo Dorischer Dialekt in eigentlich lyrischen Gesaͤngen, in der Regel auch Chorestanz Eine Ausnahme macht indeß die chorische Poësie der Ko- rinna in Boͤotischem Dialekt. . So dichtete z. B. Pindaros als Meister der Dorischen Lyrik auch Skolien, aber diese Skolien wurden im Ge- gensatze der uͤber Tisch gesungnen chorisch dargestellt, und hielten sich naͤher an den Dorischen Dialekt Boͤckh ad Pind. Frgm. p. 607. . So war der Dithyramb, so lange er Gattung der Dori- schen Lyrik blieb, durchaus antistrophisch d. h. cho- risch; als er durch Krexos, Phrynis u. a. m. umgebildet wurde, hoͤrte er auf von kyklischen Choͤren dargestellt zu werden, und zugleich wurde der Dialekt ganz veraͤndert. Mitten im Attischen Drama sangen die Choͤre in Do- rischem Dialekt: so innig verknuͤpft war Dorismus mit chorischen Auffuͤhrungen Im Prytaneion zu Elis sang man auch zu Paus. Zeit (5, 15, 8.) Dorische Gesaͤnge, und die an den Lernaͤen ge- brauchten ἔπη waren in demselben Dialekt. 2, 37, 3. . — Hiedurch ist aber schon Zweierlei zur Bestimmung des Charakters Dori- scher Lyrik gegeben. Erstens: sie mußte das Gepraͤge des Oeffentlichen tragen, denn um Choͤre aufzustellen muß auf irgend eine Weise das Gemeinwesen in Anspruch genommen werden. Zweitens: sie mußte eine religioͤse 24 * Beziehung in sich haben, denn Choͤre ohne eine Cul- tushandlung sind etwas Unerhoͤrtes. Es muß also die Empfindung, welche diese Gattung der Lyrik aus- spricht, wenn sie auch vorzugsweise einen Einzelnen bewegt, doch von der Art sein, daß ein ganzes Volk daran Antheil nehmen mag; und das Thema, wenn auch durch ganz andre Anlaͤsse gegeben, doch Bezie- hung auf religioͤse Ideen und eine mythische Behand- lung gestatten. 10. Soviel zur Bestimmung des Begriffs Dori- scher Lyrik. Fragen wir nunmehr nach dem geschicht- lichen Grunde, der grade dieser Gattung das Gepraͤge dieses Volkstamms gegeben: so sind die ersten Umstaͤn- de, die uns in die Augen fallen, mehr befremdend als aufklaͤrend. Naͤmlich: erstens versteht es sich von selbst, daß keine Stadt von Griechenland der chorischen Poësie ganz entbehrte, und Prosodien, Paͤanen, Dithyramben, sobald die Gattungen da waren, bald von einem Ende Griechenlands zum andern ertoͤnten. Zweitens sind auch unter den groͤßten Gruͤndern und Meistern Dorischer Lyrik nur die geringere Anzahl Dorier, die andern Aeolischer oder Jonischer Herkunft. Terpandros, der alte Paͤanensaͤnger, Arion, der den Dithyramb erfun- den, Pindaros endlich sind Aeoler, Ibykos von Rhegion, Bakchylides und Simonides von Keos Jonier; und von den bekannteren sind nur Stesichoros von Himera und Alkman, ein Lakone von Geburt, wenn auch von Her- kunft ein Lyder, Dorier zu nennen. Indessen vereint sich das Letztre mit der obigen Ansicht durch die Ueber- legung, daß sich in der Heimat dieser chorischen Poë- sie wohl zeitig ein gewisser nationaler Styl festgestellt hatte, an den sich die staͤdtischen Dichter insgemein anschlossen, waͤhrend auswaͤrts der Poët mehr an sich gewiesen, und sein Talent mit individueller Freiheit auszubilden aufgefordert war. So bluͤhte sicherlich an keinem Orte Griechenlands die chorische Poësie so wie zu Sparta Vgl. oben S. 329. und die τετϱαγὠνους χοϱοὺς der La- konisten, Ath. 4, 181 c. aus Timaͤos. , wie die kundigsten Zeugen beweisen, Ter- pandros Bei Plut. Lyk. 21. : Da wo der Juͤnglinge Kraft und die froͤhliche Musa zugleich bluͤht, Und auf dem Markte das Recht, und Pindaros: Wo den Rathschluß graue Weisheit und der Juͤngling’ Arm den Speer preiswuͤrdig lenket, Und den Chor fuͤhrt Dichtung und festliche Lust. Ebd. Frgm. inc. 110 Bh. Auch gab es hier außer den fremden aber fast ansaͤßi- gen Dichtern Terpandros, Thaletas, Nymphaͤos von Kydonia Aelian V. G. 12, 50. , Simonides Oben Bd. 2. S. 132, 7. , mehr einheimische Lyriker als irgendwo Nach Athen. 14, 632 f. , von denen wir Spendon Plut. Lyk. 28. , Dionyso- dotos Sosibios bei Ath. 15, 678 b. , Xenodamos Oben S. 321. Philoxenos aus Kythera in Dionys Zeit will ich nicht in Anschlag bringen. und Gitiadas, der dieselbe Gottheit, der er das eherne Haus bauete, auch in Hymnen besang Paus. 3, 17, 3. Auch der Lakone Areus (Anton. Lib. 12.) war ein Lyriker, und nicht einerlei mit dem Epiker Ἄϱειος, bei Paus. 3, 13, 5. wenn dieser existirte. , kennen. Und bei alle dem ist uns kein Fragment Spartiatischer Lyrik, wenn man Alkman ausnimmt, bekannt geworden, gewiß aus dem eben angezeigten Grunde, weil eine gewisse Gleichmaͤßigkeit in diesen Erzeugnissen — wie in der aͤltern bildenden Kunst — kein Einzelnes hell hervortreten ließ. Auch mußte die moralische Kritik beschraͤnkend wirken, mit der die Spartiaten den Archilochos eigner Feigheit, oder seine Lieder unsittlicher Frechheit wegen, wenn die Sage wahr ist Valer. Max. 5, 3. Liebel Archil. Frgm. p. 147. , aus ihrer Stadt wiesen, und den Tyrtaͤos dagegen als Wetzstein der Seelen ihrer Juͤng- linge in hohen Ehren hielten Plut. Kleom. 2. de solert. anim. 1. Ap. Lac. p. 244. . Wie allgemein aber namentlich in Sparta Uebung der lyrischen Kunst war, zeigt auch die Theilnahme der Frauen daran, die Alkman doppelt berechtigte auf ihr Lob stolz zu sein: Wie viel der Maͤdchen unsre Stadt hat, preisen sie all den Kitharisten. Frgm. 73. bei Apoll. Dysk. de pron. p. 381. Bekk. Derselbe Dichter ruͤhmt um der Geschenke der suͤßen Musen willen die gluͤckselige Jungfrau, die blonde Megalostrata Frgm. 27. bei Ath. 13, 600 f. , neben die man als Lyrika noch die Kleitagora Schol. Arist. Lysistr. 1239. Suid. s. v. Κλειτ. Olear bei Wolf Frgm. mul. 2, 145. Fabric. Bibl. Gr. 2. p. 117. Harl. (doch ist ihr Vaterland noch im Streit), und als Hymnendichterin die Myia S. ebenda 1 p. 883. ; außer Sparta aber die Argeiische Telesilla Wolf a. O. p. 62. Fabric. 2. p. 157. — zugleich Saͤngerin und Heldin Ich will diesen schoͤnen und aͤchtdorischen Charakter dadurch nicht vernichtet haben, daß ich das einzelne und bestimmte Ereigniß, wie sie Kleomenes in die Flucht geschlagen, fuͤr fabelhaft exklaͤre (oben Bd. 2. S. 173, 2.), wovon ich auch jetzt noch nicht abgehe, obgleich das ἐκ πε- ϱιουσἰας uͤber das Relief (nicht Bildsaͤule) derselben im T. der Aphrodite Gesaate als bloße Meinung, nicht als Argument gelten soll. —, die Sikyonerin Praxilla, die als Dithy- ramben- und Skoliendichterin das freie Leben der Frau- en in Sikyon bezeugt Fabr. 2. p. 135. , u. Aa. stellen mag. Stritten doch selbst in den musischen Wettkaͤmpfen auf dem Isth- mos Frauen mit Plut. Sympos. 5, 2. p. 206. . — Wie viele Lyriker nur ihre Zeit, wie viele nur ihre Heimat kannte: moͤgen wir daraus abnehmen, daß Pindaros einen Aegineten besingend ganz beilaͤufig zwey Saͤnger eines und desselben Ge- schlechts, die Theandriden Timokritos und Euphanes, erwaͤhnt Aegin. p. 143. vgl. Dissen Expl. p. 381. ; uns sind von Dorischen Staͤdten außer den schon beilaͤufig angefuͤhrten noch bekannt geworden: der heitere Dichter und Musiker Lasos von Hermione, der den Dithyramb nach Arion und die Aeolische Tonart vor Pindar ausgebildet, der Sikyonische Paͤanendich- ter Ariphron, von Rhodos der Weise Kleobul, der zugleich Lyriker, und das eigenthuͤmliche Genie des Timokreon, der die Dorische Kithar zur heftigen Satire gegen Simonides und Themistokles spannte, gegen den letztern durch Athens wirklich ungerechtes Verfahren auf den Inseln aufgebracht S. oben S. 148, 1. uͤbrigens Fa- ricius. : Spaͤtre uͤbergehn wir. 11. Hiermit ist freilich weiter nichts gesagt, als die Thatsache fixirt, daß die chorische Lyrik besonders und vorzugsweise bei den Doriern heimisch war. Wo- von diese wiederum abhange und abzuleiten sei, kann eigentlich nur eine Geschichte der hellenischen Lyrik uͤberhaupt lehren — eine der schoͤnsten aber auch schwie- rigsten Leistungen, die unsre Zeit erwartet. Indeß noͤthigt der Zusammenhang dieses Buchs hier eine An- sicht aufzustellen, der die Kuͤrze des Vortrags und der geringe Anspruch, den sie an dieser Stelle macht, zur Entschuldigung gereichen moͤge. Erstens glaube ich, werden wir den Weg derer ganz verlassen muͤssen, die durch stetigen Fortgang aus dem Epos die Lyrik ent- wickeln wollen. Das Epos aus der Achaͤischen Epoche entstanden Es ist freilich kekk, uͤber Gegenstaͤnde so verwickelter For- schung Unbewiesnes in den Noten auszusprechen, aber der Zusam- menhang fordert die Bemerkung, daß ich Homers Dialekt, so wenig als ihn selbst, fuͤr urspruͤnglich Ionisch halte, und den Ionismus darin nur als einen durch herrschende Rhapsodenschulen aufgetrag- nen Ton ansehe. , einen eigenthuͤmlichen Dialekt bis zum Untergange bewahrend, und nach alter Weise von allen Hellenenstaͤmmen Epiker Dorischen Stamms waren Eume- los von Korinth, Kinaͤthon der Lakone, Augeas von Troezen, Pei- sandros von Rhodos, Panyasis von Halikarnass, und fuͤr das philo- sophische Lebrgedicht Empedokles von Akragas. fortgeuͤbt, zeigt nirgends den Keim, ein so gaͤnzlich Verschiedenes hervorzubringen; und wie verschieden war doch von der Recitation eines einzelnen Aoͤden der gottesdienstliche Gesang eines Chors. Ge- saͤnge auf Festzuͤgen, auf dem Wege zum Tempel, waͤh- rend des Opfers gab es sicherlich, seit Hellenen und Hellenische Sprache, und zwar auf mancherlei Weise bei mancherlei Culten: bei keinem aber so fruͤhzeitig geregelt und Maaß mit Kraft so vereinigend als bei dem Apollinischen; aus dem, wie oben gezeigt S. besonders Bd. 2. S. 349. , die alten Nomen, die Paͤanen und Hyporcheme, die Prosodien, Parthenien, Daphnephorika, Tripodephorika ganz oder zum Theil hervorgegangen sind. Da dieser Cultus nun von Ursprung Dorisch, und die bedeutend- sten Cultusoͤrter fortwaͤhrend in Dorischem Lande gele- gen waren: so ist einzusehen, wie in der Cultuspoësie, der chorischen, der Dorische Dialekt vorwiegen mußte. Die Form derselben war im Ganzen urspruͤnglich eine Dorische Nebenform des epischen Hexameters: in die- sem Rhythmus gingen die alten Nomen der Hymnoden Philammon, Olen, Chrysothemis Bd. 2. S. 349. wo ich aber hier zu be- richtigen habe, daß μέλη bei Plut. Musik 3. nach dem Zusammen- . Diese uralten Weisen, die man sang und zu denen man tanzte, muͤssen von dem Vortrage der Homerischen Rhapsoden sehr verschieden gewesen sein, dem erst Terpandros, wie den Gesetzen des Lykurg Oben Bd. 2. S. 134. wo derselbe Irrthum zu berichti- gen. Die Gesetze wurden ohne Zweifel episch oder elegisch abge- faßt, moͤglich von Terpandros selbst, der auch ἐποποιὸς, und πϱοοί- μια zur Einleitung Homerischer Gesaͤnge dichtete. Doch dichtete derselbe auch Skolien, wohl der Dorischen Art, Plut. Mus. 8., und Spondiaka in Dorischer Tonart, wie das herrliche bei Klem. Al. 6. p. 658.: Ζεῦ πάντων ἀϱχὰ, πάντων ἡγῆτοϱ Ζεῖ, Σοὶ πέμπω ταύταν ὕμνων ἀϱχάν. Auch seine ἔπη waren, wenigstens zum Theil, in Dorischem Dialekt, in welchem auch die aͤltern Or- phika nach Jamblich und viele Delphische Orakel, von denen Beil. 4., gedichtet waren. , Melodien nach bestimmten No- men zugefuͤgt haben soll, die jene Cultushymnen von Anfang hatten; die Tonart aber, in der sie gesetzt wa- ren, kann keine andere gewesen sein als die Dorische. Das Bestreben zu vermannigfaltigen hat wahrscheinlich dabei begonnen, den sechsfuͤßigen Daktylen in verschieden- artige Reihen zu brechen, um daraus neue Ganze zu construiren, wodurch denn eigentlich erst das Antistrophi- sche moͤglich wurde; und wenn mehrere solche abge- brochne Daktyliken von Alkman den Namen tragen Worauf auch das: numeros minuit in carmine (Welcker p. 11. ) geht. , so hat er doch gewiß nicht den ersten Anfang darin gemacht. Dabei muß man aber immer noch den anapaͤstischen Marschliedern einen besondern, in der eigenthuͤmlichen Veranlassung gegebnen, Anfang zugestehn; auch Paͤanen hang nichts von lyrischen Maaßen aussagt, sondern blos Melodieen bezeichnet, und das μέλη πεϱιτιϑέναι τοῖς ἔπεσι der alten Me- lopoͤen nicht ein Vermischen des Hexameters mit andern Maaßen, sondern blos die musikalische Composition anzeigt. Die Erinnerung verdanke ich Boͤckh. und Hyporcheme gingen gewiß nie nach hexametrischen Nomen; muß ja doch auch das Paͤonische Genus wenig- stens aͤlter als Alkman sein, der schon Kretische Hexa- meter hat. In Alkman ist aber uͤberhaupt schon eine große Fuͤlle von Versmaaßen, wovon der Grund darin liegt, daß zu seiner Zeit Terpandros die Hellenische und Asiatische Musik vermittelt hatte; auch hatte jener Saͤnger selbst seiner Herkunft nach ohne Zweifel eine Hinneigung zur Lydischen Tonart, in der offenbar eine große Anzahl seiner Lieder, in denen das Logaoͤdische vorwaltet, gesetzt waren Z. B. das herrliche Frgm. 10. bei Welck. ; dazu kennt er Phrygische Melodieen Frgm. 63. . Seine mannigfachen Versmaaße sind aber selbst nur Ausdruck seiner vielseitigen Muse, die bald die Eoͤtter in feierlichen Choͤren verehrt, bei de- nen er selbst mittanzend die suͤß und feierlich singen- den Jungfrauen anfleht, sein Alter zu unterstuͤtzen, bald an der Thuͤre des Brautgemachs muthwillige Lie- der voll bluͤhenden Lebensgenusses auffuͤhrt, lund uͤppi- ger noch und schaͤkernder die Schoͤnheit badender Maͤd- chen preist, bald mit jovialer Laune Mahl und Wein besingt — die allerunwidersprechlichste Widerlegung der einseitigen Vorstellung von duͤstrer Strenge und An- muthlosigkeit des Lebens in Sparta, wo man ja doch diese Lieder bis in Epaminondas Zeit mit Lust und Liebe sang Ein alter erotischer Dichter war auch Ametor von Eleutherna auf Kreta, Athen. 14, 638 b. , von dem ein Geschlecht Kitharisten daselbst Ἀμητοϱίδαι hieß. Hesych s. v. , nach dem Athen. und Etym. M. 83, 15. zu verbessern sind. Ὁ τοὺς Εἱλώ- τας πεποιηκὼς (Eupolis wohl nicht, sondern eher ein Dorischer Dichter, wie Athen. 9, 400 c. und besonders Herodian π. μον. λεξ. 10, 34. vgl. 26, 28. Dind. abnehmen lassen) klaat bei Athen. . 12. Wenn das Wesen der Kunst darin besteht, daß sich ein innerliches Leben in einer sinnlich wahrnehm- baren Form auf eine entsprechende und genuͤgende Weise darstelle; so werden wir dem Dorischen Stamme uͤberhaupt sehr viel Kunstsinn zuschreiben, weil seine Richtung, wie wir mehrmals bemerkt haben, weit mehr auf das Darstellen als auf das Wirken und Schaffen geht: was freilich von dem Hellenischen Leben im Gegensatze der neuern Zeit im Ganzen gilt, von dem Dorischen aber doch in mehrfacher Beziehung als von irgend einem andern. Von diesem kann in der That gesagt werden, daß es das gesammte Leben als Kunst, und den ausgebildeten Menschen mehr noch, als Bil- der aus Stein und Erz, als Kunstwerk ansah. Eben so gewiß ist ferner, daß diese aͤußerliche Darstellung bei den Dorischen Hellenen insbesondre, wenn nur die Mittel reichten, das Gepraͤge des Schoͤnen tragen mußte — (welchen Begriff wir sonst von dem der Kunst fuͤr geschichtlich verschieden und trennbar hal- ten): da das Schoͤne, und zwar in einem sehr vraͤ- gnanten Sinne genommen und auf eine sehr bestimmte Weise aufgefaßt, fuͤr das Dorische Leben eine Idee von der groͤßten Bedeutung war. „Gebet uns das Gute sammt dem Schoͤnen“ war der Spartiaten Ge- bet Bd. 2. S. 410. ; wer die oͤffentliche Erziehung genossen, war des Schoͤnen in der Stadt theilhaft Oben S. 300, 6. 7. ; das ganze Leben 14, 638. daß es altvaͤterisch gelte, die Lieder des Stesichoros, Alkman und Simonides zu singen, dagegen hoͤre man uͤberall den Gnesipp, der den Buhlern Staͤndchen gedichtet, um durch Jam- byke und Trigonon die Frauen hervorzulocken. Das oft mißver- standne Fragment scheint in logaoͤdischem Versmaaße, vom Dorischen Dialekt hat es nur wenig. Die Heloten waren vielleicht ein Mi- mos. durchdrang, wenn auch keine laute Begeisterung, eine um desto tiefer gewurzelte Achtung vor dem Schoͤnen, die sich schon in dem aͤltesten Erzeugniß des Volks, der Religion, ausspricht. Wir erlauben uns hier einige Bemerkungen uͤber bildende Kunst anzuknuͤpfen; in denen wir indeß um so kuͤrzer sein duͤrfen, da dieser Zweig menschlicher Thaͤtigkeit vom nationalen Leben, namentlich in kleine- ren Abtheilungen, minder streng abhaͤngt, als die mu- sische Kunst, die Theil der Volkserziehung, waͤhrend jene der Pflege Weniger uͤbergeben ist. Obgleich es, wie schon hieraus erhellt, schwer anzugeben sein wird, was in der alten Bildhauerei dem Dorischen Volk- stamme eigenthuͤmlich und von ihm ausgegangen sei: werden wir doch Einiges in Bezug darauf schon aus dem Gegebnen abnehmen koͤnnen. In dem Dorischen Leben herrschte eine gewisse gesunde Sinnlichkeit, ein Gefallen an unverhuͤllter kraͤftiger Natur. Daß die- ses der bildenden Kunst entgegengekommen sei und sie ungemein beguͤnstigt habe, laͤßt sich voraussetzen, und mit welchem Auge der menschliche Leib in den Kunst- schulen dieses Stamms studirt und verstanden worden ist, davon geben erhaltne Werke derselben den Beweis. Die durch Gymnastik und Waffenuͤbung gezeitigte und veredelte physische Schoͤnheit des Stammes Oben S. 282. 313. fuͤhrte das Studium auf die richtigen Wege; und die vor- herrschende Religion, der Cultus des Apollon, zeigt durch das Energische der Gestalt und das Plastische der Attribute des Gottes eben so das urspruͤngliche Talent des Stammes fuͤr bildende Kunst, als er die- selbe in einer Stufenleiter von Darstellungen zum Hoͤchsten zu fuͤhren geeignet war. Auf der andern Seite laͤßt sich aber zugleich aus manchem Obigen ab- nehmen, daß die Dorier auch die Kunstschoͤnheit mehr nach der Seite des Maaßes, der Beschraͤnkung und Ordnung werden gesucht haben, als in einer Fuͤlle von Reiz, Anmuth und Schmuck; und wie sehr paßt dies um den Charakter der Dorischen Baukunst zu bezeich- nen. Dazu kommt endlich das Ruhige und Bestaͤndi- ge der Dorischen Sinnesart, die an dem Gebrauch der Vaͤter mit Vorliebe und Pietaͤt fest zu halten pflegte, gewiß eben so in der Plastik wie in der Musik. Obgleich die historische Ueberlieferung hier nicht langt, diese Ansicht consequent zu belegen und zu be- gruͤnden, so stimmt doch, was sie charakterisirendes enthaͤlt, mit derselben wohl uͤberein. Erstens bezeugt sie fruͤhen und eifrigen Betrieb der bildenden Kunst in mehrern Dorischen Staͤdten: zuerst vielleicht in Kreta, der aͤltesten Heimat Dorischer Bildung Vgl. Bd. 1. S. 359. , dann in Ae- gina Aeginet. p. 96 sq. wel- cher Abschnitt, dem gutmuͤthigen Interesse zu danken, das einige treffliche Gelehrte daran genommen, naͤchstens ganz erneuert als Beilage zu dem Buch erscheinen soll. , Sikyon, Korinth, Argos Thiersch Epochen 2. S. 27. , Sparta; denn daß auch diese Stadt besonders in den Zeiten der Per- serkriege eines regen Kunstbetriebes nicht entbehrte, hat man fruͤher nur aus vorgefaßter Meinung uͤbersehen koͤnnen Oben S. 29. . Aus Sikyon ging der Apollon des Kana- chos hervor, von dem wir oben einen Begriff zu geben suchten Bd. 2. S. 360. Fuͤge noch die Bruͤder Ariston und Telestas hinzu, nach Paus. 5, 23, 6. ; und ungefaͤhr zur selben Zeit schuf nach unsrer Meinung Denn ich glaube wirklich, daß diese Darstellung des Siegs der Aeakiden uͤber Troja an dem Tempel des Hellenischen Zeus, mit die damals bluͤhende Kunst der Aegineten die Heroengruppen, deren Fragmente ziem- lich die einzige sichere Kunde uͤber die Eigenthuͤmlich- keit der Aeginetischen Schule gewaͤhren: denn was uns sonst Pausanias und Andre berichten, laͤuft darauf hinaus, daß man in Aegina viel Idole der alleraͤltesten Weise arbeitete, und eine gewisse Strenge des Styls laͤnger festhielt als in Attika. Jene Fragmente aber bezeugen, wie wir schon andeuteten, die Lebhaftigkeit in der Auffassung und die Treue in der Nachahmung der menschlichen Natur, die in den meisten Punkten vollendet zu nennen ist, und Bewunderung, ja Erstau- nen erregt. Auf der andern Seite sieht man die Ach- tung vor der Sitte der Vaͤter noch in den typischen Gesichtern der Heroen, denen offenbar eine hellenische Nationalphysionomie, nur unschoͤn und anmuthlos auf- gefaßt, aus fruͤhern Zeiten zu Grunde liegt; und daß dies noch in derselben Zeit geschah, als Athen schon jede Fessel der Art abgeworfen, ist allerdings ein Do- rischer Charakterzug Vgl. Schellings Bemerkungen zu Wagners Bericht S. 18. 140. der zuerst den Begriff einer Dorischen Bildkunst angeregt hat. . Uebrigens gestehn wir freilich, daß diese Werke noch manches andre Besondre haben, was grade nicht aus der Eigenthuͤmlichkeit des Stam- mes abzuleiten ist. deutlicher Hindeutung auf Persisches Costuͤm in einer Figur der Feinde, einem Pindarischen Gedicht zu vergleichen ist, das die ge- genwaͤrtige Ehre durch die Bilder mythischer Thaten darstellt und verherrlicht. 8. 1. W ir fanden im Obigen als die einheimische und originale Poësie des Dorischen Volkstammes nicht das Epos, sondern die Lyrik, die nicht ein aͤußerlich Wahrgenommenes , sondern ein innerlich Em- pfundnes mittheilen will; doch mit der Beschraͤn- kung, daß dieses Empfundne seiner Natur nach nicht blos persoͤnlich sei sondern allgemein werden koͤnne, wie es der Charakter des Volkstammes fordert, der weit mehr in der Gesammtheit als individuell lebte. Eben so mußte ohne Zweifel in der prosaischen Mit- theilung die Erzaͤhlung zuruͤckstehn gegen den Aus- druck des Gedankens; und es ist deutlich, daß die Historie bei den Doriern weder ihre Entstehung, noch erste Bildung finden konnte. Diese verdankte sie ein- zig den Joniern, die, vom Beduͤrfnisse ausfuͤhrlicherer Mittheilung des Geschehenen aus, mit der Schriftstel- lerei in Prosa Nur von diesem allgemeinen Satze aus erklaͤrt sich, war- um auch die Koischen Aerzte ionisch schrieben. zugleich die Geschichtschreibung in Gang brachten. Indeß blieb dieselbe in ihrem Fort- gange doch auch den Doriern nicht fremd, wie denn die Spartiaten den Polyhistor Hippias von Elis am liebsten von den Geschlechtern der Heroen und der Menschen, den Niederlassungen, die in alter Zeit die Staͤdte gegruͤndet, und dem Alterthum im Allgemei- nen reden hoͤrten Platon Hipp. mai. 285 c. vgl. Plut. Lyk. 23. So wur- de auch Dikaͤarchs Πολιτεία Σπαϱτιατῶν jaͤhrlich in Sparta im Ephoreion abgelesen, nach Suid. s. v. Δικ. und fruͤher fand Heka- taͤos der Milesier dort guͤnstige Aufnahme, Plut. Lak. Ap. p. 199. . Wobei wahrzunehmen ist, daß die Dorier offenbar weit mehr Antheil nahmen an den Thaten und Begebenheiten der Vorzeit, als der zeiti- gen Gegenwart, (eine gewisse Vorliebe fuͤr den My- thus aͤußerte sich auch in ihrer Lyrik,) auch dies im Gegensatz des Jonischen Stammes, der durch seine natuͤrliche Anlage, Verfassung und Weltstellung auf Laͤnder- und Voͤlkerkunde und das bewegte Leben des Tages gewiesen war. Daher es zwar unter denen Logographen, die epische Stoffe prosaisch behandelten, Dorier gab, wie Akusilaos, aber die Zeitgeschichts- schreiber fast einzig Jonier und Attiker waren Dies gilt von fruͤhern Zeiten; denn spaͤter finden wir auch un- ter den Doriern Historiker genug. Als Lakedaͤmonier kommen bei Athen. Nikokles und Hippasos (vgl. Schweigh. zu Ath. Ind. p. 129. ), bei Plut. u. A. Aristokrates, Pausanias bei Suid., Diophant bei Fulgentius, sehr haͤufig Sosibios vor. vgl. Heeren de font. Plut. p. 24. sonst Meurs. Misc. Lac. 4, 17. Zweifelhaft ist der Λαοκϱά- της, ὁ Σπαϱτ. bei Plut. de mal. Herod. 35. Derkyllos, den Argeier, nenne ich, weil er im Dialekt seiner Vaterstadt schrieb, Valck. ad Adon. p. 274. vgl. ad Phoen. Schol. p. 7. adde Schol. Vratisl. Pind. O. 7, 49. ; denn Herodot, der fruͤher lange in Samos, dann auf Rei- sen, als er schrieb in Thurioi lebte, kann kaum mehr fuͤr einen Dorier gelten Wenn man nicht seine Religioͤsitaͤt und eine gewisse kindliche Einfalt, die um so seltsamer in ihm erscheint, wenn man bedenkt, daß er ziemlich zur selben . — Warum aber auch die politische Redekunst, und in der Philosophie die Dia- lektik den eigentlich Dorischen Voͤlkern fremd war — denn die Sikulische Rhetoren- und Sophistenschule hat offenbar blos in dem besondern Charakter dieser Insu- laner ihren Ursprung Man vgl. oben S. 159. und denke an Gorgias den Leon- tiner, und daß Hippias selbst aus kleinen Staͤdten Sieiliens, wie Inykos, solche Summen gewann. — Sparta dagegen hatte wie Argos (oben S. 146.) und Kreta keine Redner, Cic. Brut. 13. Tac. dialog. 40. und die Rhetorik (als τέχνη ἄνεν ἀληϑείας Plut. und Apostol. 13, 72.) war vom Staate ausgeschlossen, Atben. 13, 611 a. Kephisophon ὁ ἀγαϑὸς μυϑητάς wurde verbannt, Plut. Inst. Lac. p. 254. Apostol. 19, 89., und die Ephoren be- straften jeden, der eine fremde Redeweise in den Staat brachte, wie man aus Kreta τοὺς ἐν λόγοις ἀλαζονευομένους jagte. Sext Empir. adv. mathem. 68 b. Auch giebt es keine bessre Critik sophistischer Panegyriken, als das Lakonische: τίς αὐτὸν ψέγει; — und beider Ausbildung, wie die der eigentlichen Dramatik, den Athenern auf- gehoben bleiben mußte, ist leicht einzusehn; die Rede- kunst insbesondre konnte sich erst ergeben, wenn jene innerliche und aͤußerliche Richtung verschmolzen, und in bestimmter Beziehung auf den Empfangenden dar- gestellt wurde. 2. Dagegen hat anstatt der Attischen Dialektik und δεινότης im Reden der Dorische Stamm eine eigenthuͤmliche Weise sich auszudruͤcken, die ich indeß durch das Gnomische, Apophthegmatische, Spruchartige bezeichnen will. Der eigentliche Grundzug ist das Streben, mit moͤglichst wenig aͤußer- lichen Mitteln moͤglichst viel innres Leben mitzutheilen, und vom Unwesentlichen absehend den Kern des Gedan- Zeit schrieb wie Thukyd., fuͤr Dorische Zuͤge halten will. Doch fehlt ihm zum Dorier vor allem ein praͤgnanter Begriff vom Staate. III. 25 kens zu bezeichnen oder anzudeuten. Aus diesem Ge- sichtspunkte erklaͤren sich vielleicht alle einzelnen Merk- male dieser Redeweise. Die Voruͤbung dazu ist jenes an sich haltende Schweigen, wie es Pythagoras von seinen Schuͤlern, und Sparta’s Erziehung von den Juͤnglingen forderte Oben S. 268. ; beide setzten innre Geistesthaͤ- tigkeit voraus, die dadurch nur an Intensitaͤt gewinnen, gleichsam in sich gedraͤngter und kerniger werden sollte Plut. de garrul. 17. . Daraus mußte denn die ausnehmende Kuͤrze der Rede hervorgehn ἡ βϱαχυλογία ἐγγὺς τῷ σιγᾷν, Lykurg nach Apostol. 9, 69. ; die als allgemeiner Charak- terzug der aͤchten Dorier, besonders bei den Sparti- aten S. besonders Demetr. de elocut. 8. 241 sqq. , Kretern Kreta strebt nach Platon Gef. 1, 641. mehr nach πολύνοια als πολυλογία. und Argeiern Pind. I. 5, 55. Sophokl. bei den Schol. (6, 87.) gefunden wurde, und zu der breiten Fluth Jonischer Rede, die in ihrem Zuge alles Begegnende wie mit immer neu anschwellen- dem Wellenschlage umspuͤlt, und dem raschen und ge- waltig vordringenden Strome Attischer Rede einen merkwuͤrdigen Contrast bildete. Wie uralt besonders der Ruhm Spartiatischer Brachylogie gewesen, geht daraus hervor, daß sie Homer schon dem Menelaos beilegt Il. 3, 213. welche Stelle auch die Schol. Ven. Eust. p. 406 R. und Tzetz. Chil. 5, 317. auf Lak. βϱαχυλογία beziehen. : Nur Einzelnes redet er fluͤchtig Wortkarg aber mit Kraft. Nicht uͤbt’ er geschwaͤtzige Zunge, Aber das Wort traf sicher; auch staͤrkt’ ihm sein Adel die Seele: worin ganz deutlich ist, daß das Naturel der Dorischen Lakonen prochronistisch auf die fruͤhern Bewohner des Landes uͤbertragen ist Vgl. die entsprechende Bemerkung oben S. 287, 5. . Man kann nun diese Weise des Ausdrucks doppelt, entweder als Zeichen eines Gemuͤths fassen, das sich mit der moͤglichst einfachen Bezeichnung des Mitzutheilenden begnuͤgt, und den nackten Gedanken ohne schmuͤckende Gewandung giebt, wie Stesimbrotos der Thasier dem gewandten und redseligen Athener das Edelgeartete und Aufrichtige des Peloponnesiers entgegenstellt, der schlicht, prunklos, aber in der Hauptsache wacker sei Bei Plut. Kimon 4. : oder zweitens eine absichtliche und sich selbst wohlgefallende Weise zu reden darin sehn, die durch den Contrast der Schwere des Gedankens und des geringen Aufwands an Worten doppelt imponiren will. Beide Ansichten sind wohl nach Umstaͤnden zulaͤssig, die letzte sicher in den meisten Faͤllen. Halbscherzend, aber doch im Grunde ernsthaft, sagt der Platonische Sokrates Protag. 342. Auf die Stelle be- zieht sich Plut. Lyk. 20. extr. Wenn Thuk. 4, 84. von Brasidas sagt, ἦν οὐδὲ ἀδύνατος ὡς Λακεδαιμόνιος λέγειν, meint er wohl nicht, daß die Lak. unvermoͤgend zu reden, sondern zielt nur auf ihre eigenthuͤmliche Ausdrucksweise. , daß Kreta und Sparta unter den Hellenen die aͤlteste Philosophie und die meisten Sophisten habe; nur daß diese ihre Kunst verheimlichten und sich unwissend stell- ten; daher wenn einer mit dem geringsten der Lakedaͤmo- nier conversirt, dieser zuerst zwar ihm als ein schlechter Sprecher erscheint, ploͤtzlich aber wirft er irgendwo ein beachtungswerthes Wort dazwischen kurz und zusam- mengezogen wie ein gewaltiger Wurfspießschleudrer, so daß der Unterredner ihm gegenuͤber wie ein Knabe dasteht. Und diese Weisheit und Kunst theilen dort auch die Weiber mit den Maͤnnern. — Daß schon in 25 * der Brachylogie eine Art von Witz liegt, ist an einzel- nen Beispielen leicht nachzuweisen, aber gewoͤhnlich geht dieser noch aus andern Momenten hervor. Bald ist es eine gewisse Naivetaͤt der Sitte im Gegensatz der verfeinerten Cultur, welche den Spruch zum Witze macht, wie in der Antwort des Spartiaten, der sich einen Fisch gekauft, und nun zum Bereiten desselben dem Garkoche noch Kaͤse und Oel und Essig geben soll- te: ja wenn ich das haͤtte, haͤtte ich keinen Fisch ge- kauft Plut. Lak. Ap. p. 242. Aehnlich das: αὐτᾶς ἄκουκα τή- νας Plut. Lyk. 20. vgl. reg. ap. p. 129. ; oder es ist eine sittliche Erhebung, von deren Standpunkt die aͤußern Umstaͤnde einen entgegengesetz- ten Anblick gewaͤhren als in der gewoͤhnlichen Betrach- tungsweise, wie in dem Apophthegma des Dienekes: wenn die Perser die Luft mit der Zahl ihrer Pfeile verdeckten, wuͤrden sie im Schatten fechten; oder es ist eine gewisse Schaͤrfe und Bitterkeit, die sich ver- huͤllt nur desto staͤrker ausdruͤckt, wie in dem Urtheil des Lakonen uͤber Athen, wo jegliches Gewerbe und Treiben geduldet wird: Alles ist schoͤn dort Lak. Apophth. p. 245. ; oder es sind mancherlei Empfindungen komischer Art in einen Ausdruck zusammengezogen, wie in dem uͤberaus witzi- gen Apophthegm eines Manns, der bei seinem haͤß- lichen Weibe einen Ehebrecher trifft p. 244. vgl. das Ap. bei Plut. de frat. am. 8. p. 44. : Du Aermster, wer zwingt dich denn? Es muß aber in Sparta eine kraͤftige, schlagende und durch Lebendigkeit der Bilder ansprechende Redeweise sehr gewoͤhnlich gewesen sein, wie man fast an allen bei Herodot auftretenden Spar- tiaten wahrnimmt Das Bildliche und zugleich Intensive zeigt sich beson- ders in Kleomenes Anrede des Krios, in Bulis und Sperthis Re- ; ich glaube daß sie zu den aͤltesten Sitten des Dorischen Stammes gehoͤrte. In Kreta hatte sich dieselbe, nach dem einheimischen Schriftstel- ler Sosikrates Bei Ath. 6, 261 c. , zu Phaͤstos erhalten; man uͤbte hier schon die Knaben sehr fruͤh in Scherzreden, und die Apophthegmen von Phaͤstos waren auf der ganzen In- sel beruͤhmt. Grade so wurde auch in Sparta jene eigenthuͤmliche Weise des Ausdrucks schon den Knaben eingepflanzt; der Eiren legte ihnen Fragen vor zu schneller und treffender Beantwortung Plut. und Herakl. Pont. 2. ; man gewoͤhnte sie ihren Reden eine gewisse Bitterkeit und zugleich einen eignen Reiz zu geben Plut. Lyk. 17. 19. . Hernach naͤhrten und beschaͤftigten diese Neigung die vielerlei Gelegenheiten, wo das oͤffentliche Leben Spott und Verhoͤhnung als Mittel der Besserung brauchte Oben S. 224. ; besonders wurde am Feste der Gymnopaͤdien bei der allgemeinen Heiterkeit auch dem Witze der freiste Lauf gelassen Dies schließe ich aus der S. 343. anges. St. des Pollux, verglichen mit Leoty- chidas χλεύασμα an den Gymnopaͤdien bei Herod. 6, 67. . Im taͤgli- chen Leben schien Spott und Scherz besonders bei den oͤffentlichen Mahlen an seiner Stelle Xen. Staat 3, 5. Oben S. 278, 2. ; ihn ertragen zu koͤnnen, galt auch als Zeichen eines Lakonischen Ge- muͤths; doch durfte, wer ihn uͤbel empfand, den Spoͤtter abzulassen bitten, und der Andre mußte ihm dann Folge leisten Plut. Lyk. 12. vgl. Maer. Sat. 7, 5. . Aehnliche Sitten bluͤhten in fruͤhern Zeiten auch außer Sparta; unter den Freiern der Agariste im Hause des Tyrannen von Sikyon de zum Hydarnes „nicht mit Lanzen, mit Beilen wuͤrdest du uns dann rathen um die Freiheit zu kaͤmpfen“, und wie Amompharetos den Steinblock als Stimmstein vor Pausanias Fuͤße wirst. fanden nach dem Mahle Wettstreite statt in musischer Kunst und gemeinsamer Rede τῷ λεγομένῳ εἰς τὸ μέσον, Herod. 6, 129. , die wir uns nach der Stelle des Homerischen Hymnus auf Hermes V. 55. den- ken moͤgen, wo bluͤhende Juͤnglinge einander beim Mahle mit kekken Scherzreden angreifen, und der alt- deutschen Kurzweile bei Tische nicht unaͤhnlich, nach der Stelle des Dichters: gaͤmelicher Spruͤche wart do niht verdeit Nibelungen Lied V. 6707. S. 345. v. d. Hagen 1820. . — In Sparta behielt man aber die alte Weise des geselligen Ausdrucks laͤnger bei als anderswo; so fiel sie spaͤter den Auslaͤndern als etwas Besondres auf, dessen etwas herber Reiz ihnen nicht immer anmuthen mochte. Aber vom richtigen Stand- punkte betrachtet, verdient diese Stadt keineswegs den Tadel allzu austerer Sitte; nirgends wurzelte eine heitre Komik so tief im Leben; war es doch hier allein in Griechenland, wo auch dem Lachen eine Statue errichtet worden war Sosibios bei Plut. 25. Es ist bemerkenswerth, daß sich bei den Spartiaten oͤfter der Cultus abstrakter Begriffe, wie des Θάνατος, des Φόβος (s. oben S. 126.), der Τύχα (Plut. Inst. Lac. p. 253. ) findet, aͤhnlich wie bei den Roͤmern, Plut. Kleom. 9. ; noch Agesilaos Plut. Ages. 2. und Kleome- nes der Dritte Kleom. 13. erheiterten bei allen Drangsalen ihres Lebens ihre Umgebung durch Witz und Laune. 3. Aber fuͤr die Bildungs- und Litteraturgeschichte des Hellenischen Volks hat diese nationale Weise des Ausdrucks mannigfache Frucht getragen. Erstens nennt Platon mit Recht die sogenannten Sieben Weisen Nacheifrer, Liebhaber und Schuͤler der Lakedaͤmonischen Disciplin, und findet Uebereinstimmung zwischen ihren Gnomen und der Redeweise der Lakonen a. O. auch Plut. de garrul. 17. . Auch sind drei, oder wenn wir Myson mitrechnen, ohne Perian- dros zu streichen, vier von ihnen Dorischer Abkunft, Cheilon ein Spartiat, (und von diesem hieß die Weise des Ausdrucks vorzugsweise die Cheilonische Diog. L. 1, 72. ); es mag aber zur Zeit derselben mehrere Maͤnner aͤhnlicher Sinnesart gegeben haben, wie Aristodemos den Ar- geier oder Spartiaten, s. die Stellen oben S. 11, 1. vgl. Diog. Laert. 1, 41. Noch Andre nennt Her- mipp ebd. 42. . Das Eigenthuͤmliche in allen diesen Spruͤchen ist nicht eine besondre Weisheit, sondern eine tuͤchtige Ge- sinnung, die sich ihrer eignen Grundsaͤtze bewußt wird, und dies wieder nicht durch Reflexion, sondern durch ein ploͤtzliches Einleuchten. Nimmt man diesen Ge- sichtspunkt, so begreift man auch die Bewundrung, ich moͤchte sagen, den freudigen Schreck, den Saͤtze, wie „Erkunde dich selbst, Folge dem Gott“ bei den Zeit- genossen hervorbrachten, indem sie ein Allen innerlich Bewußtes mit Energie und Klarheit zu Aller Genuͤge aussprachen. Darum war auch der Pythische Apollon, von Dorischer Nationalansicht geleitet, diesen Weisen ganz besonders hold, mit deren apophthegmatischer Weisheit seine eigne eine gewisse Verwandschaft zei- get So soll z. B. Apoll dem Gyges Aehnli- ches geantwortet haben, wie Solon dem Kroͤsos, Valer. Max. 7, 1, 2. : daß die Amphiktyonen jene Sentenzen an den Tempel zu Delphoi schreiben ließen, scheint faktisch Plut. a. O. , und auch die Ernennung der Sieben durch das Orakel, wenn auch fabelhaft ausgeschmuͤckt, doch auf ein wirk- liches Ereigniß gegruͤndet Die Hauptstelle daruͤber De- metr. Phaler. bei Diog. L. 1, 22. der sie Ol. 48, 3. setzt, in das- selbe Jahr, in das die Parische Marmorchronik und zwar wohl nach demselben (wenn auch unrichtig, Boͤckh Expl. Pind. O. 12. p. 207. ) den ersten Pythischen ἀγὼν στεφανίτης setzt. — Auch der . 4. Da im Gnomischen und Apophthegmatischen das Bestreben eben nicht vorherrscht, den Sinn auf eine leicht verstaͤndliche und schnellfaßliche Weise auszu- druͤcken: so liegt das umgekehrte sehr nah, den Sinn zu verhuͤllen: und so ist auch dies vorzugsweise den Doriern eigen. Daher von diesem Volkstamme der Griphus ausgegangen, und nebst dem Epigramm von Kleobul dem Rhodier S. Diog. L. 1, 89. vgl. Jakobs Comment. Anthol. T. 1. p. 194. und seiner Tochter Kleobuli- na Athen. 10, 448 b. Arist. Rhet. 3, 2. Plut. VII. Sap. Conv. 3. 10. Menag. hist. mul. philos. 4. Davon Kratinos Κλεοβουλῖναι, uͤber die besonders Schweigh. zu vgl. Ind. Athen. p. 82. besonders ausgebildet worden war. Auch die Spartiaten liebten ihn Ath. 10, 452 a. ; Epicharm nannte ihn λόγον ἐν λόγῳ Eust. ad Od. 9, 1634, 15 R. — Manche alte Griphen sind in Dorischem Dialekte, doch nicht constant; die Stelle des Diphilos von den Samischen Jungfrauen bei Ath. 10, 451. gehoͤrt schwerlich hieher. ; und in der aͤltern Griechischen Bildung, die darin der orientalischen noch naͤher stand, war er uͤberhaupt ein beliebtes Mittel der Unterhaltung. 5. Dies fuͤhrt uns zunaͤchst auf die symbolischen Spruͤche der Pythagoreer, die wir Raͤthsel nennen koͤnnten, wenn sie als solche aufgegeben, und nicht blos der Bedeutsamkeit und Eindruͤcklichkeit wegen in dieser Form mitgetheilt worden waͤren. Es scheint aber, daß das Symbolische so tief in der Sinnesart dieser Philosophen wurzelte, daß es nicht blos den Ausdruck, sondern auch die Handlung bestimmte; galt die sinnbildlich dargestellte fuͤr unsittlich oder unphilo- sophisch, so vermied man auch die sinnbildlich darstel- lende Alte . Dieses Symbolische, wie die Brachylogie alte Branchos, der Milesische Prophet, wird als Brachylog ge- nannt. Diog. L. 1, 72. und ein gewisser Witz des Ausdrucks zeigen, daß auch diese Spruͤche nicht wohl unter den Joniern, sondern nur unter Doriern entstehn konnten, und dasselbe gilt von der gesammten Pythagorischen Philosophie, welche neuere Forscher der Geschichte der Philosophie mit Recht als die eigentlich Dorische erkannt haben. Es ist freilich wunderbar, daß es ein Mann von der Jo- nischen Samos ist, von dem diese Philosophie ihren Anfang nimmt; aber erstens ist die Familie des Py- thagoras — welche, wenn man alle Nachrichten vereinigt, mit andern Samiern auf Samothrake unter Tyrrhe- nern lebte Orchom. S. 438, 2. — urspruͤnglich aus Phlius im Peloponnes gekommen Bd. 2. S. 80. , und blieb mit dieser Mutterstadt immer in einem gewissen Zusammenhange, wie denn noch von einem Gespraͤche des Philosophen mit Leon, Tyrannen zu Phlius, erzaͤhlt wird Cie. Qu. Tusc. 5, 3. Diog. L. 8, 8. Nach Diog. L. 7, 1. stammte Pyth. im vierten Geschlechte von Kleonymos, der aus Phlius geflohen; dann waͤre er selbst Dorier. : und zweitens muß zwar einerseits Pythagoras allerdings den erweckenden Fun- ken, aus welchem die Philosophie erwuchs, mit sich nach Kroton gebracht, aber andrerseits auch das Volk, unter dem er lebte — dies waren aber Dorier u. dorisir- te Achaͤer — besonders dazu beigetragen haben, derselben ihre eigenthuͤmliche Richtung u. Gestalt zu geben. Denn Pythagoras Philosophie ist, wie jede wahre, nicht eine Deduktion aus dem Allgemeinen und Leeren, sondern ein Aussprechen eines schon gegebnen und innerlich ge- bildeten Seins nach der Seite der Spekulation hin; ein solches aber haͤtte aͤußerlich aufgepflanzt bald unter- Schriftsteller uͤber diese fuͤhrt Fabric. an Bibl. Gr. 1. p. 788 sq. vgl. Creuzers Symb. 1. S. 104. gehn muͤssen, es konnte nur dann Bestand haben, wenn es mit dem innerlichen Wesen derer, die die Philo- sophie aufnehmen sollten, verwandt war. Daß die Re- ligion, an welche sich diese Philosophie anschließt, Dori- schen Ursprungs war, ist hinlaͤnglich nachgewiesen, die Apollinische naͤmlich Bd. 2. S. 365. : deren Hauptinstitut, der Del- phische Tempel, von den Alten in eine gewiß nicht erfundne Verbindung mit Pythagoras gesetzt wird; so daß er nach Aristoxenos Bei Diog. L. 8, 21. vgl. Porph. Pyth. 41. der sie Aristokleia nennt. selbst die Grundlehren seiner Wissenschaft von der Pythia Themistokleia empfangen haben soll; und eben so ist auch schon bemerkt, daß die politische Einrichtung des Bundes auf den Grund- saͤtzen des Dorischen Staatslebens beruhte. Was aber das uͤbrige Leben betrifft: so genuͤgt es, zum Erweise daß auch dies Dorisch, an die allseitige Ausbildung der Pythagoreischen Frauen zu erinnern, einer Theano, Phintys, Arignote Auch deren Schweigsamkeit ist bemerkenswerth, Timaͤos bei Diog. L. 8, 17. Gale Opusc. myth. T. 1. p. 739. , an den Ernst und die Ruhe des Lebens, an den Gebrauch der Musik zur Beschwichti- gung und Besaͤnftigung von Leidenschaften, an die Syssitien und deren Heiterkeit, das Schweigen als Hauptmittel der Erziehung u. s. w. Wie aber nun auch die Spekulation der Pythagoreer das geistige Leben des Dorischen Volkstamms zu Tage gebiert, ist zwar einerseits eine der interessantesten Fragen im Ge- biete dieser Untersuchungen, aber andrerseits eine zu gewichtige, und tiefere Studien voraussetzende, um sie hier in der Eile loͤsen zu wollen. Soviel lehrt aber auch eine fluͤchtige Betrachtung dieser Philosophie, daß ihr erstens eine Grundansicht vorliegt, die das richtige Verhaͤltniß, das uͤbereinstimmende Maaß, die Ordnung, in der jeder Theil den andern, und alle das Ganze traͤgt, fuͤr das Beste und Hoͤchste haͤlt, und daß zweitens diese Grundansicht durch Studien der Mathematik und besonders der Musik Nahrung und Stoff erhielt, um die eigenthuͤmliche Weltweisheit hervorzubringen, in der das Leben und Sein der Dinge in das Maaß und die Zahl gesetzt wird, die Zahl selbst aber nicht im Geringsten als ein blos Abtheilen- des, Begraͤnzendes, sondern als das innerste Wesen der Dinge und das Goͤttliche selbst erscheint Empedokles von Akragas verhaͤlt sich etwa zu dieser Schu- le, wie seine gastliche Vaterstadt (ξείνων αἰδοῖοι λιμένες sagt er selbst von ihr) zu Kroton; er verfolgt nicht einen so strengen Weg der Spekulation, sondern scheint in großartigem Sinne mancherlei Anregungen aufgenommen und verarbeitet zu haben. . Wie sehr uͤbrigens damals die Philosophie bei den Do- riern in Aufnahme gewesen, so lange sie nach alterthuͤm- licher Weise mit Begeisterung aussprach, was den nach Umfassung ringenden Geist innerlich erfuͤllte, und ehe sie durch die Sophistik verunstaltet und verwirrt worden war, um wieder durch Attische Dialektik gereinigt und zum Gipfel der Vollendung gefuͤhrt zu werden, beweist Sparta. Hier fanden besonders die enthusi- astischen und priesterlichen Weisen, wie Abaris Paus. 3, 13, 2. vgl. oben Bd. 2. S. 69, 1. , Epi- menides Sosibios bei Diog. 1, 10, 12. Paus. 2, 21, 4. 3, 11, 8. 12, 9. Klem. Alex. Str. 1. p. 399. Pott. Heinr. Epim. S. 128. Epim. soll den Sp. eine Niederlage bei Orchomenos verkuͤndet haben, Diog. L. 1, 115., von der sonst Nichts verlautet. , Pherekydes Plut. Agis 10. Diog. L. 1, 117. aus Theopomp. Creuzer Init. phil. Plat. 2. p. 164. Die Sage von der Haut des Epim. oder Pherek. (oder auch des Weissagers Anthes, Steph. B. Ἀνϑάνα) ist sehr raͤthselhaft. , freundliche Aufnahme; auch Anaximandros Oben Bd. 2. S. 189, 2. adde Cie. de div. 1, 50. und Anaximenes Er stellte zu Laked. die erste Sonnenuhr auf. Plin. 2, 66. lebten hier; endlich finden sich in den Katalogen der Pythagoreer, denen doch nicht alle Glaubwuͤrdigkeit abzustreiten, außer Italioten besonders Lakonen, Argeier, Sikyonier, Phliasier, auch Frauen von Sparta, Argos und Phlius S. z. B. Jambl. Pyth. 36. . So begruͤndet denn auch dies wieder die Ansicht, die wir mehrmals im Gegensatz der gewoͤhn- lichen aufgestellt haben: daß bis nach der Zeit der Perserkriege alles geistig Große und Schoͤne nichts weniger als von Sparta ausgeschlossen sondern viel- mehr dort durchaus heimisch und lebendig war. 9. 1. A ls Anacharsis der Skythe die saͤmmtlichen Staͤmme der Griechen besucht, und unter ihnen gelebt hatte, soll er geurtheilt haben, „daß es ihnen allen an Muße und Ruhe fehle fuͤr die gesammte Weisheit, mit Ausnahme der Lakedaͤmonier. Denn mit diesen al- lein koͤnne man besonnener und verstaͤndiger Rede pfle- gen“ Herod. 4, 77. . Es war ihm ohne Zweifel das Leben der uͤbrigen Hellenen als ein unruhiges, bewegtes Treiben, als ein fortwaͤhrendes Streben ohne Ziel vorgekom- men; in Sparta allein hatte er innre Ruhe und Sammlung des Geistes gefunden. Abgesehn von dem Grunde dieser Erscheinung in der urspruͤnglichen Ge- muͤthsverfassung der Dorier, merken wir nur hier auf die aͤußere beguͤnstigende Lage, naͤmlich auf die voͤllige Muße und Arbeitlosigkeit der Dorier von Sparta ἀφϑονία οχολῆς Plut. Lyk. 24. Inst. Lac. p. 255. . Neuere Schriftsteller haben sich eine solche oft als un- ausstehliche Langweile gedacht, wie denn unser Ge- muͤth von Jugend auf durch Arbeit gebrochen und bis in das spaͤte Alter an diesem Joche schleppend von ei- nem bessern Zustande kaum eine Ahndung hat; denn denen ihn die partheiliche Gunst des Schicksals ge- waͤhrt, suchen entweder die Arbeit freiwillig oder sin- ken in leblose Traͤgheit; von einem wahren Leben um sein selbst willen, haben Wenige den Begriff und die schmerzliche Sehnsucht darnach. Unter den Alten war diese allgemein, und der Haß der Arbeit herrschend; aber fast nur den Doriern gelang es, sich davon los- zumachen; ihnen galt blos ein solcher Zustand als Freiheit Plut. Lyk. 24. Lak. Ap. p. 207. . Was nun aber das Leben vom Morgen bis Abend ausfuͤllte? Manso 1, 2. S. 201. Die gymnastischen, kriegeri- schen, musischen Uebungen; dann besonders die Jagd, die vornehmlich fuͤr die Aeltern an die Stelle andrer Koͤrperbewegung trat Xen. vom Lak. Staat 4, 7. (daher die Trefflichkeit Lakonischer Jagdhunde, Pind. Hyporch. Frgm. 3. p. 599 Bh. Simonides Hyp. bei Plut. Symp. 9, 15, 2. sonst Meurs. Misc. Lac. 3, 1. Die Jagdliebe der Kreter ist bekannt. ; ferner die wenn auch nicht aͤußerlich, doch innerlich aktive Theilnahme an allem, was den Staat betraf; weiter die religioͤsen Gebraͤu- che, Opfer, Choͤre; besonders aber das gesellige Zu- sammenleben in den Leschen. Jede kleine Gemeinde hatte ihre Lesche Oben S. 56. 299. vgl. Plut. Lyk. 25. Im Kleom. 30. ziehe ich auch ταῖς λέαχαις der andern Lesart ταῖς σχολαῖς vor. ; hier saßen besonders die aͤltern Leute beisammen, zur Winterszeit um den waͤrmenden Heerd, in behaglicher Ruhe und gemuͤthlicher Stim- mung; der Respekt vor dem Alter gab der Unter- haltung einen angemessnen Gang. Auch in Athen wa- ren die Leschen ehemals sehr beliebt gewesen, aber die Demokratie liebt die ungesonderte Masse und haßt alle Abtheilungen; so wurde spaͤter das Herumziehn in oͤf- fentlichen Hallen und auf dem Markte gewoͤhnlicher Oben Bd. 2. S. 244, 33. Ueber Ap. Λεσχηνόϱιος adde Kleanth bei Harpokr. s. v. λέσχαι. Meurs. ad Lycophron. 543. , wo ziemlich jeder Athener jeden Tag sich einmal sehen ließ. In Sparta war die Jugend von dem Markte ganz ausgeschlossen Plutarch Lykurg 25. ; so wie von der Pylaͤa Plutarch Instituta Laconica p. 254. τὸν ἐκ τοῦ γυμνασίου νεανίσκον ἐπετίμων, ὅτι τὴν εἰς πυλαίαν ὁδὸν ἠπίστατο. , wel- che nicht blos in Delphi Dort war sie foͤrmliche Messe, Dion Or. 77. p. 414 R. und auch Sklavenmarkt, wie ich aus Plut. Prov. Alex. 105. abnehme. Kratinos Πυλαία spielte viel- leicht hier. , sondern auch in andern Dorischen Staaten ein Ort des Handels und Verkehrs war; daher in Rhodos Luͤgner Pylaiasten hießen Hesych und das Schol. zu Plut. Artax. 1. p. 387 H. vgl. Suid. An die Delphische Pylaͤg ist dabei gewiß nicht zu denken. , wovon der Grund deutlich wird, wenn man daran denkt, daß es in Griechenland auch Luͤgen- und in Athen einen Kerkopenmarkt gab Lobeck de Cercop. et Cob. p. 7. . 2. Da wir bis auf diesen Punkt gekommen sind, und in dem Bisherigen ziemlich alle Seiten und Rich- tungen des Lebens jener Zeit behandelt oder beruͤhrt haben: waͤre es wuͤnschenswerth zu wissen, wie die Dorier den Schluß des Gesammten, den Tod, ange- sehn: um so mehr als wir dadurch das Ende dieser Betrachtung mit dem Anfange, der das religioͤse Leben betraf, zusammenknuͤpfen wuͤrden. Aber grade davon ist uns wenig solche Kunde zugekommen, die auf eine Eigenthuͤmlichkeit der Ansicht hinwiese; die Liebe indeß zur hellen und klaren Erscheinung und der Widerwille gegen das Unbestimmte und Graͤnzenlose, welcher sich in dem Cult des Apollon wie in dem Dorischen Leben uͤberhaupt ausspricht, wird die Betrachtung von den Zusiaͤnden jenseits abgelenkt haben; auch war eine ge- wisse Genuͤge an dem gegebenen Dasein den Hellenen und unter diesen vornehmlich den Doriern recht sehr eigen: obgleich, wie eine solche sich wieder mit der hohen Lebensverachtung und kaltbluͤtigen Aufopferung in diesem Volke vertrug, ausnehmend schwer zu erklaͤ- ren ist, hoͤchstens nur durch die ungemeine Bedeutung, die auf die Fortdauer mehr als des Namens im Ge- schlecht und im Ganzen der Gemeine gelegt wurde. — In Tarent nannte man nach einem alten Orakel die Todten die Mehreren (τοὺς πλείονας) Polyb. 8, 30. ; man begrub sie innerhalb der Mauern, jede Familie hatte bei ihrem Hause Denksteine mit dem Namen der Hingeschiednen, wo man ihnen Leichenopfer brachte S. zu Polyb. Athen. 12, 522 f. ; auch in Sparta war es ohne Zweifel die aͤltere Sitte die Todten in der Stadt und in der Naͤhe der Tempel zu begraben Plut. Lyk. 27. Inst. Lac. p. 251. Begraben hieß lakonisch τιϑήμεναι, beisetzen, Schol. Cantabr. Il. 23, 83. Ueber die Be- stattung des Koͤnigs oben S. 98. Ob auf das εἴδωλον das Ver- bot des Agesilaos geht: μήτε πλαστὰν μήτε μιμηλάν τινα ποιή- σασϑαι αὑτοῦ εἰκόνα? Plut. Ag. 2. Reg. ap. p. 129. Lac. ap. p. 191. . Hier wurden nur denen, die in Schlachten gefallen, Denksteine mit ihren Namen gesetzt Plut. a. O. So las Paus. 3, 14, 1. die Namen der Dreihundert von Thermop. zu Sp., und auf dasselbe Denkmal, glaub’ ich, bezieht sich Herodot 7, 224. , so wie manche andre vorzuͤgliche Ehre ertheilt Was Aelian V. G. 6, 6. von den Gefallnen sagt, giebt Plut. von allen Todten an. . Das Opfer an Demeter, am zwoͤlften Tage nach dem Tode, deutet offenbar die Aufuahme der Seele in der Unterwelt an; die Argeier opferten am dreißigsten dem Hermes als Seelenfuͤhrer Bd. 2. S. 296. Hier trug man in der Trauer weiße Kleider, Plut. Qu. Rom. 26. , denselben Lehren folgend, nach denen die alten Athener die Todten Demetrische, der Mutter Erde Hingegebne, nannten. Dagegen unterschied sich die Weise der Bestattung bei den Athenern und Doriern bedeutend; jene legten ihre Todten mit den Haͤuptern gegen Abend, diese, — wenigstens die Megarer, wie berichtet wird, doch auch dies nicht ohne Wider- spruch, — gegen Morgen Plut. Solon 9. 10. vgl. Aelian V. G. 5, 14. und Mi- nervae Poliad. p. 27. Oben Bd. 2. S. 271, 3. . Fand dieser Unterschied so durchgaͤngig und allgemein statt, wie wir ihn hier aussprechen, so koͤnnte man ihn mit dem Cultus in Bezug setzen; den Gebrauch der Athener mit dem Dienst der Athena, die man im Monde wirkend glaubte, den Dorischen mit dem des Apoll, fuͤr den doch die Sonne in mancher Hinsicht Symbol sein konnte: doch uͤberlassen wir diese Idee zu verfolgen den Liebhabern kuͤhnerer Combinationen. 3. Uns scheint dagegen noch obzuliegen, unter einen Gesichtspunkt zusammenzufassen, was bisher an verschiednen Stellen uͤber den eigentlichen Grund- charakter des Dorischen Stammes gesagt ist, und aus den Betrachtungen einzelner Richtungen desselben ein Endergebniß uͤber dessen innerstes Wesen zu ziehn. So sehr ich diese Aufforderung anerkenne, so muß ich mich doch auf der andern Seite gegen Diejenigen ver- wahren, die diesen Grundcharakter wie einen Begriff aufgestellt haben wollen; und wenn sie gesagt haben: die Dorier seien subjectiv, die Jonier objectiv, damit den innersten Kern des Wesens dieser Staͤmme bezeich- net glauben. Ist es denn moͤglich, den Charakter III. 26 eines einzelnen Menschen auf diese Weise zusammenzu- fassen? und geben alle solche Praͤdikate dem, der ihn nicht kennt, eine Anschauung seines Wesens? und sollte dasselbe bei einer Nation, die doch nur wieder eine groͤßre Person, statt finden? Womit wir aber keineswegs dem entgegengesetzten Irrthum freie Bahn geben wollen; welcher entweder ganz laͤugnet oder fuͤr geschichtlich unerkennbar haͤlt, daß das Leben einer Nation uͤberhaupt in sich eins, und die Eigenthuͤm- lichkeit derselben eine einige sei — ein Irrthum, den die Betrachtung der Griechischen Voͤlkerstaͤmme vielleicht am sichersten hebt. Aber wir werden diese allerdings vorhandne Einheit nie durch einen Begriff mathematisch decken, sondern immer nur annaͤherungsweise erkennen, indem wir ihr um desto naͤher kommen, je unbefangner wir uns das Gegebne anzueignen, und je hingebender wir dasselbe in sich zu verstehen suchen. Auf diesem Wege wird uns auch die Ueberzeugung werden, wie von diesem Kern aus das ganze Dasein und Leben des Volkes sich mit Nothwendigkeit gestaltet hat, und wenn wir in groͤßerm Kreise forschen, vielleicht auch die Ahnung, daß das gefundne Ganze selbst nur ein nothwendiger Theil eines hoͤhern ist: wovon wir aber ganz und gar die Anmaßung construirender Philosophen zu unterscheiden bitten, die einen andern Weg dieser Erkenntniß gefunden haben wollen als durch solche Aneignung, ohne doch je auch nur im Kleinsten die Idee eines bestimmten individuellen Lebens fuͤr sich erzeugen zu koͤnnen. Geht uns nun aber auf die be- schriebne Weise allgemach die Idee einer nationalen Individualitaͤt auf: so muͤssen wir dieselbe auch Andern auf mancherlei Weise naͤher ruͤcken und deutlich machen koͤnnen: einfach bezeichnen aber werden wir sie durch keinen andren Ausdruck, als durch den Eigennamen selbst, fuͤr den es kein Synonymum giebt. So war den Alten selbst Δώριος ein sehr bestimmter Begriff im Kern, und doch nach Außen hoͤchst mannigfach und vielseitig Es ist bemerkenswerth, daß unter den Stammnamen allein Δωϱιεὺς mit Emphase gesprochen fuͤr sich schon lobt, (wie in meh- rern Stellen Pindars, Boͤckh zu Pind. P. 8, 21. Dissen zu den N. 3, 3. auch oͤfter bei Plutarch, vgl. das Epigr. bei Athen. 5, 209. und Damagetos in der Palat. Anthol. 7, 231.) und einen von den uͤbrigen Hellenen respektirten Nationalstolz ausspricht. Thuk. 6, 77. Valcken. ad Adon. p. 385 c. . Wir stellen einen Zug des Dorischen Charakters voraus, auf den wir oͤfter hingewiesen haben Bd. 2. S. 366. 3. S. 6. 19. ; nicht als wenn in ihm der Grund und Ursprung alles andern gegeben waͤre, sondern weil er mit besondrer Entschie- denheit hervortritt: das Streben nach der Ein- heit im Ganzen . Nichts Einzelnes soll fuͤr sich sein wollen, sondern Alles im Ganzen sein Ziel und Maaß finden. Jeder soll genau innerhalb der Schran- ken bleiben, die ihm die hoͤhere Ordnung des Ganzen vorgeschrieben Vgl. S. 184. . So soll im Staate weder der Ein- zelne nach Unabhaͤngigkeit fuͤr sich streben, noch irgend ein Stand aus seiner Stellung heraustreten. Die Aristokratie und alle Unterthaͤnigkeitsverhaͤltnisse wur- den hier strenger festgehalten als anderswo S. 64. ; und auf den Gehorsam in jeder Hinsicht groͤßeres Gewicht gelegt als auf Aeußerung individueller Freiheit. Das Staatsleben, die Erziehung, das Heer durchzieht eine hoͤchst complicirte, aber eben so regelmaͤßige Ordnung des Befehls und des Gehorsams S. 183. 239. 302. . Ein Jeglicher muß auf seinem Flecke gehorchen. Auch jeder kleinere Ver- ein ist auf solche Weise gegliedert, uͤberall Abstufung, 26 * nirgends unabhaͤngige Gleichheit S. z. B. S. 277. . Wie aber das Ganze in sich gegliedert, so soll es nach Außen geschlossen sein, und seine Befriedigung in sich tragen. Die Dorier haben wenig Neigung zu em- pfangen und sich anzuschließen, dagegen ein sehr festes Streben, sich ab- und Fremdes auszuschließen Vgl. S. 8, 1. . Da- her spaͤter das Harte und Schroffe in der Erscheinung der Dorier, die es am meisten geblieben waren S. 188. . Diese Selbstaͤndigkeit und Geschlossenheit wurde durch Umstaͤnde zur Feindseligkeit; daher das Kampfruͤstige tief in der Dorischen Natur lag, wie es denn schon auf die Gestaltung des Apollinischen Cultus Einfluß hatte Bd. 2. S. 294. . Besonnene Tapferkeit war dem Dorismus wesentlich Bd. 3. S. 249. . Wie aber Aeußerliches zu empfangen, so war auch Aeußerliches mitzutheilen bei jener Geschlossenheit kein vorwaltendes Beduͤrfniß, und zwar fuͤr die Gesammtheit eben so wenig als fuͤr den Ein- zelnen. Daher in der Rede, der poëtischen wie unge- bundnen, die Erzaͤhlung zuruͤcksteht hinter dem Aus- druck des Gefuͤhls und Gedankens S. 383. . Der Geist des Doriers strebt sich zu concentriren und innerlich zu sammeln; der Ausdruck bricht wie Funken aus der Tiefe des Gemuͤths; daher die herrschende Wortkuͤrze und Sinnschwere der Rede S. 386. . Das Bestreben ab- zuschließen zeigt sich aber auch in der Zeit. Ueber- all herscht die groͤßte Anhaͤnglichkeit an das Gegebne und Gewordne, an der Vaͤter Brauch und Sitte, an den bestehenden Zustand Womit das ἄτολμον der Spart. zusammenhaͤngt. . Das Gesicht des Dorischen Stamms ist mehr nach der Vergangenheit als Zukunft gewandt Bd. 3. S. 7. . So ist es auch gekommen, daß die Dorier unter allen Griechenstaͤmmen das althellenische Leben am treusten bewahrten und am reinsten darstellten S. 260. 273. 316. . Alle Fortschritte waren bei ihnen stetig, und die Ver- aͤnderungen des Zustands fast unmerklich. — Mit jenem Streben nach Einheit im Ganzen ist der Sinn fuͤr das Maaß in jeder Beziehung verwandt. Auch der Kunst wird durchaus das strengste Maaß auferlegt, und jede uͤppige Ranke mit schonungslosem Messer abge- schnitten S. 381. . Die Dorische Lebenssitte befiehlt Maaß- haltung in jeglichem Thun; darin besteht die Sophro- syne S. 19. . Eine Hauptabsicht des Apollinischen Cultus war, das ruhige Gleichgewicht des Gemuͤths zu er- halten, und alles Sinnzerruͤttende, zum Taumel Auf- regende, die innre Klarheit Verdunkelnde zu entfernen Bd. 2. S. 326. 343. 366. . Der Dorische Sinn will uͤberall eine reine und klare Harmonie, die auch im kleinsten harmonisch fei Bd. 2. S. 342. 3. S. 319. . Dissonanzen, wenn sie auch in Harmonie auf- geloͤst werden, sind nicht dem Geschmacke des Volk- stammes gemaͤß. Die Harmonie muß ihren voͤlligen Schluß haben, und nicht das Unendliche offen lassen. Die nationalen Melodien waren gewiß in Dur und nicht in Moll; der allgemeine Accent der Sprache trug das Gepraͤge des Befehls oder des Apophthegma, nicht der Frage oder Bitte. Die Befriedigung des Daseins verdraͤngt fast die Sehnsucht, und das Vertrauen auf die Quelle dieses Daseins, die Gottheit, gaͤnzlich die weiche Klage. Das Streben ins Schran- kenlose, Endlose wird moͤglichst abgeschnitten. Der Blick ist nicht auf das Werden, sondern auf das Sein gerichtet. Das Leben geht in ruhiger Darstel- lung dieses Seins auf, das zu erkennen, zu bewahren, rein zu gestalten die hoͤchste Aufgabe ist. Alles unge- wußte Jenseits ist nur die dunkle Graͤnze, und alle s Dunkle dem Gotte verhaßt Bd. 2. S. 302. 336. . Der Sinn des Volkes haͤngt mit Freude an dem klaren, leibhaften Dasein Vgl. S. 356. . Das Fremde und Nichtanaloge steht außerhalb. Eben darum ist der Mensch dem Menschen hauptsaͤchliches und fast einziges Augenmerk. Diejeni- gen Empfindungen, durch die der Mensch gleichsam mit der Natur verschmilzt, sind der Dorischen Religion urspruͤnglich fremd S. 290. 348. 409. . Auch wird die aͤußere Beschaͤfti- gung mit der Natur fuͤr unwuͤrdig gehalten Bd. 3. S. 52. , und dem eignen Dasein seine Vollendung und Reife zu ge- ben, als das allein angemessne Ziel menschlicher Be- strebung angesehn. Die Menschennatur selbst traͤgt wieder durch den ganzen Volkstamm das Gepraͤge des maͤnnlichen Geschlechts, wie schon daraus ab- zunehmen, daß das Empfangende und Beduͤrftige, das Anschließende und Sehnsuͤchtige, das Weiche und Unstete, wesentliche Zuͤge des weiblichen Wesens, Gegensaͤtze der Dorischen Natur sind, die den Charak- ter der Selbststaͤndigkeit und gebaͤndigten Kraft traͤgt. 4. Ich glaube, daß diese Reihe von Zuͤgen, ob- gleich bedeutender Erweiterung und Fortsetzung faͤhig, doch an dieser Stelle genuͤgt, um zur Concentrirung des bisher peripherisch Dargestellten anzuleiten, u. zugleich die Stelle eines Beweises vertreten kann, daß wirklich der Apolloncult, die altkretische und Lykurgische Ver- fassung, die Dorischen Lebenssitten und Kuͤnste Erzeug- nisse eines und desselben geistigen Nationalindividuums sind. Aber auch das laͤßt sich daraus abnehmen, daß diese nationale Individualitaͤt tiefer liegt, als daß sie durch aͤußre Bedingungen hervorgebracht sein koͤnnte. Wie moͤchte das Leben in den Gebirgen fuͤr sich genuͤ- gen, um einen so bestimmten Volkscharakter zu erzeu- gen: obgleich allerdings nicht zu zweifeln ist, daß dieser bestimmte Charakter binnenlaͤndische und gebirgige Wohnsitze brauchte, um sich consequent auszubilden und feste Gestalt zu gewinnen. Vielmehr wie die Hellenen Hellenen waren durch aͤußre Umstaͤnde so wenig als durch freie Selbstbestimmung, sondern durch eine hoͤhere Ordnung der Dinge: eben so sind die Do- rier auch wieder Dorier nach derselben Ordnung. Das Land ist wie der Leib der Nation, und wirkt allerdings auf diese, um eine nothwendige Uebereinstimmung beider hervorzubringen: aber die Nationen waren in keiner erdenklichen Zeit unbestimmte Massen, die die aͤußre Welt und Natur zu bestimmen und zu formen gehabt haͤtte. Nachweisbarer haben indeß die aͤußern Umstaͤnde, namentlich das Lokal, die politischen Verhaͤltnisse, die Weltstellung und der Verkehr, dazu gewirkt den Do- rischen Charakter in den einzelnen Staͤdten zu modificiren, und nach bestimmten Seiten zu wenden, umzubilden, zu wecken oder einseitig zu versteinern: wornach man von jenem idealen Grundcharakter des Stamms den besondern einer jeden Stadt zu scheiden, und dessen Eigenheiten vorzuͤglich im politischen und praktischen Leben darzulegen versuchen kann. Mit einigen Blicken darauf wollen wir unsre Darstellung beschließen. 5. Auf die Dorier von Sparta wirkte die unter allen Peloponnesiern mit Ausnahme der Arkader am meisten binnenlaͤndische Lage, und die fruͤher mit Ruhe behauptete, spaͤter mit einseitiger Aufwendung aller Lebenskraft festgehaltne Hegemonie. Die Selbstaͤndig- keit und Absonderung war hier am groͤßten, und so ist der Dorische Stammgeist und die alte Sitte in Sparta am strengsten, und oft auch in Kleinigkeiten So ließen, nach Demetr. de eloc. 122. die Ephoren Ei- nen geißeln, der am Ballspiel (uͤber das auch ein Spart. Timokra- tes schrieb) etwas geneuert hatte. , bewahrt worden, aber auch am meisten erstarrt und versteint. Obwohl Letztres erst in den spaͤtern Zeiten hervortrat, da fruͤher, wie oͤfter bemerkt, in Sparta ein mannigfaltiges, heitres und nicht anmuthlofes Leben bluͤhte. Damals war die Stadt wirklich der Mittelpunkt von Hellas. Eine merkwuͤrdige Wendung nahm die Abgeschlossenheit des Daseins, aus der die Kuͤrze des Ausdrucks floß. Sie wurde zu einer Ver- schlossenheit, die noch weiter ging als sich absichtlich zu verbergen. Selbst das αἱμύλον oder Verschlagne wird seit den Perserkriegen haͤufig an den Spartiaten geta- delt; man koͤnne aus ihnen nicht klug werden Herod. 9, 54. Λακεδαι- μονίων ἄλλα φϱονεόντων καὶ ἄλλα λεγόντων. Grade eben so Eu- rip. Androm. 452. Bei dieses Dichters Feindseeligkeiten gegen Sparta (Markland ad Suppl. 187. Wuͤstemann Praef. ad Al- cest. p. XV. ) ist immer besonders der Zeitpunkt zu beachten. Δὁ- λια βουλευτήϱια, ψευδῶν ἄνακτας nennt er die Sp. in der An- dromache, als die Athener sie des Friedensbruches anklagten, Ol. 90, 2. nach Petit und Boͤckh trag. princ. p. 190. Im Orest (Ol. 92, 4.) tadelt er τὸ ἄστατον τῶν Λακεδαιμονίων γνώμης in Bezug auf die abgelehnten Friedensvorschlaͤge der Spart. nach Min- daros Unfaͤllen. Philoch. bei den Schol. V. 371. (vgl. zu 772. 903.), welcher diese 92, 2. setzt, Diodor. 13, 52. dagegen 92, 3. Aristoph. Lysistr. 1269. nennt sie αἱμὑλας ἀλώπεκας (vgl. den fal- schen Bakis Εἰϱ. 1068. Lykophr. 1124.), dies Ol. 92, 1. in der- . Oft liegt auch darin ein Patriotismus, wie er sich in der Antwort des Gesandten aͤußert: in wessen Namen sie kaͤmen — wenn wir die Sache durchsetzen, in des Staats, wo nicht, in unserm. Sehr sinnvoll sagte Demostratos, Phaͤax Sohn: die Spartiaten seien in Beziehung auf den Staat, die Athener als Individuen vorzuziehn Bei Plut. Ages. 15. Ebd. 37.: der Nutzen des Vater- lands sei fuͤr die Sp. die Norm ihrer Handlungen. Der Athener bei Thuk. 5, 105.: das Betragen der Spart. unter einander und in Bezug auf ihre einheimische Sitten leite Tugend, gegen Fremde Klugheit. ; in der That waren die letztern persoͤn- licher ausgebildet, die erstern mehr durch nationale Sitte geleitet. Traten sie aus dieser heraus so ge- schah es leicht, daß sie ganz fehl gingen. Indessen kennt doch auch die Griechische Geschichte, die am klarsten vor unsern Augen sieht, die des Peloponne- sischen Kriegs und der naͤchstfolgenden Zeit, mehrere ausgezeichnete und eigenthuͤmliche Lakonen: die man großentheils in zwei verschiedne Classen sondern kann. Von diesen zeigt die erstre eben jenes Verschlagne, gepaart mit großer Kraft des Geistes und Sinnes, und einem oft mit Verachtung der andern Griechen verbundnen Patriotismus. So war Lysandros Vgl. oben S. 210. , ein gewaltiger Revolutionsmann, der die Bestrebungen zahlloser oligarchischer Klubbisten in sich vereinigend, durch die strenge Consequenz seiner Grundsaͤtze und die Schlauheit in der Ausfuͤhrung Griechenlands Schicksale eine geraume Zeit beherrschte; bis Agesilaos, den er unvorsichtiger Weise selbst auf den Thron gehoben, an die Stelle seiner usurpirten wieder die legitime Gewalt selben Zeit, in der das Spruͤchwort entstand: οἴκοι λέοντες, ἐν Ἐφέσῳ δ̛ ἀλώπεκες, Meurs. Misc. Lac. 3, 2. Aehnliches indeß schen Acharn. 308. Heraklidischer Fuͤrsten setzte: was denn besonders in Lysandros den Plan, die koͤnigliche Verfassung umzu- stuͤrzen, erzeugt, und nebst andern Umstaͤnden die tief in seinem Gemuͤthe liegende Melancholie gezeitigt haben mag, die in seinen letzten Jahren seine starke Seele befallen hatte Plut. Lys. 1. . Ein verwandter Charakter ist Der- kyllidas , ein Mann von ungemeinem praktischen Ta- lent, und dem seine Schlauheit, die indeß mit wackrer Gesinnung wohl bestand, den Zunamen Sisyphos ver- schaffte Xen. H. 3, 1, 8. . Aber zur selben Zeit hatte Sparta auch noch Maͤnner von der entgegengesetzten Art, in denen die einfache, wahrhafte, Dorische Sitte der alten Zeit lebendig und kraͤftig war, wie sich Plutarch von Kallikratidas ausdruͤckt Lys. 5. . Wie Kallikratidas gleich im Anfange seiner Laufbahn mit Lysandros Anhang zu kaͤmpfen hatte, und sich dessen Hetaͤrie entschlossen widersetzte Vgl. mit Xen. besonders Plut. Lak. Ap. S. 210. sonst Diod. 13, 76. 97. vgl. Manso 2. S. 327 ff. : so war er auch in seiner Gesinnung entschiedner Gegner derselben. Er verfluchte die Nothwendigkeit an den Thuͤren der Perser Subsi- dien erflehn zu muͤssen, handelte mit den Bundes- genossen aufrichtig und gradezu, verschmaͤhte jede Macht und jedes Ansehn, das er nicht vom Staate hatte, wollte nichts durch Privatverbindungen und Freundschaften ausrichten, und erwies sich uͤberall menschenfreundlich, großherzig und heldenmuͤthig: ein tadelloser Held, wenn man ihm nicht die vielleicht voreilige Selbstaufopferung bei den Arginusen zum Tadel drehen will S. Plut. Pe- lop. 2. . Aber es laͤßt sich begreifen, daß die Griechen Asiens die Tugend und Groͤße des jugend- lichen Helden zwar wie die Schoͤnheit eines heroischen Bildes Nach Plut. Lys. 5. bewunderten, allein der zeitgemaͤßen Hand- lungsweise des Lysandros sich mehr befreunden konnten. An Brasidas bewundern wir besonders, wie diese Hoheit der Gesinnung sich mit ausnehmendem Geschicke die Zeit zu benutzen und beherrschen vereinigte; aber von dem edlen Sohne des Argileonis weiter zu reden, gestattet die Kuͤrze dieser Notizen nicht. Lieber erin- nern wir an den Sohn der Teleutia als Beispiel, wie auch die Harmosten der Stadt nicht alle der Versuchung ihrer schwierigen Stellung erlagen Den Poedaret hat Val- cken. ad Adon. p. 261. gegen die Anklage der Exulanten von Chios schoͤn gerechtsertigt. . Ein eigenthuͤm- licher Charakter, von dem wir einige Zuͤge sammeln wollen, war Lichas , Arkesilaos Sohn. Zu diesen ge- hoͤren die Liberalitaͤt, mit der er durch große Gastge- bote an den Gymnopaͤdien S. Xen. citirt oben S. 8, 1. Zu dem dort uͤber die Ξενηλασία gesagten (die besonders die Jonier betraf, Valer. Max. 6, 2. ext. 1.) ist hinzuzufuͤgen, daß auch die haͤufigen Proxenieen in fremden Staaten zur Ermaͤßigung der Vorstellung davon dienen. So waren die Laked. mit den Peisistratiden verbun- den (Bd. 2. S. 171, 1.) und mit Kallias Familie, Xen. Symp. 8, 39., Endios mit Kleinias, Alkibiades Vater, nach Thuk. 8, 6., der K. Archidam mit Perikles, 2, 13. Xenias der Eleer mit K. Agis, Archidamos S. und dem Staate von Sp. Paus. 3, 8, 2. u. dgl. mehr. Vgl. oben S. 103. Der Namentausch, den die Proxenieen herbeifuͤhrten, koͤnnte Gegenstand einer besondern Unter- suchung werden. , und durch Wagensiege zu Olympia S. oben S. 209, 3. den Glanz seiner Stadt erhoͤhte; der kuͤhne Muth, der sich schon in seinem Betragen zu Olympia zur Zeit, als die Spartiaten vom Agon aus- geschlossen waren, zeigt Thuk. 5, 50. Paus. 6, 2, 1. , mehr aber in seiner, eines Spartiaten wuͤrdigen, Erklaͤrung gegen den Satrapen Tissaphernes 8, 43. ; die Klugheit endlich, die ein voreiliges Losbrechen der Jonier gegen Persien zu verhuͤten suchte, wenn auch umsonst 8, 84. . 6. Kreta’s Bluͤthe liegt auch in Hinsicht der Sitte dem historisch bekannten Zeitraume voraus; und mit der fruͤhzeitigen Entartung oder Aufloͤsung der al- ten Institute trat Roheit und Verfall in jeder Hin- sicht ein. Von der Seeherrschaft mythischer Zeiten blieb nur Seeraͤuberei uͤber; der Staatenverfassung fehlte der Mittelpunkt des Principats Einer Stadt; schon unter Alkamenes fuchte Sparta die innern Zwi- ste der Staͤdte zu schlichten, nach deren Beispiele es ein Jahrhundert vorher seine eigne Verfassung geord- net hatte. Doch buͤßten die Kreter ihre Streitlust noch nicht an ihren innern Fehden, sondern zogen seit fruͤ- her Zeit als Miethstruppen umher; gewiß auch ein Grund der innern Zerruͤttung, die das weiland herrli- che Eiland nachmals so gleichguͤltig fuͤr Griechenlands Geschichte macht. Ist der Vers des alten Propheten aͤcht: so schalt Epimenides schon Ol. 45. seine Lands- leute bestaͤndige Luͤgner, boͤse Unthiere und faule Baͤu- che. Doch bewahrten immer noch einzelne Staͤdte, zu denen vor allen das Spartiatische Lyktos gehoͤrt, mit den alten Instituten die edle und reine Sitte bessrer Zeiten S. oben S. 134. daher Polyb. 4, 54, 6. die Lyktier fuͤr die besten Maͤnner in Kreta erklaͤrt. Sie sollten auch die Epikureer aus ih- rer Stadt getrieben haben, Suid. 1. p. 815. der einen νόμος τῇ έπιχωϱίᾳ φωνῇ erwaͤhnt, wohl eine Erfindung wie das Psephisma gegen Timotheos. . Paus. 3, 2, 8. Wie Argos sich um die Zeit der Perserkriege durch die Veraͤnderungen der Verfassung und die Rich- tung seiner Politik des Dorismus fast zu entaͤußern suchte, ist oͤfter im Lauf dieses Werks bemerkt Bd. 2. S. 174. 3. S. 143. 147. : aber eine Revolution fuͤhrte nur die andre herbei, und keine einen kraͤftigen, gesunden Zustand. Vom Attischen Volkswesen hatte Argos sich nur das Schlechte aneig- nen koͤnnen, die Herrlichkeit jenes Lebens konnte dem von Grund aus fremdartigen Stamme nicht aufge- pfropft werden Vgl. noch uͤber die Ἀϱγεῖοι φῶϱες Suid. Prov. Vatic. 2, 49. . Daß Rhodos dagegen manche Dorische Charak- terzuͤge bis in die spaͤtsten Zeiten Griechischer Freiheit bewahrte, ist oben schon bemerkt S. 151. ; auf der andern Seite hatte die Insel, besonders in der Zeit der zwei- ten Artemisia, viel Asiatisches aufgenommen, welches mit jenem Hellenischen eine eigenthuͤmliche Mischung gebildet haben muß, als deren Erzeugnisse die Rhodi- sche Beredsamkeit, Mahlerei Die Schule des antiken Coreggio, Protogenes. Vgl. das aus Alexandr. oder Roͤmischer Zeit stammende Anakreont. Ge- dicht 28, 3. und Sculptur zu be- trachten sein werden. Letztre bluͤhte hier seit alter Zeit; aber nahm spaͤter einen besonderen Zug zu dem Kolossalen, Imposanten, Praͤchtigen; Laokoon und der Toro Farnese gehoͤren zu ihren schoͤnsten Erzeugnissen Vgl. H. Meyers Geschichte der Kunst Bd. 1. S. 208, 218. . Die Sitten schildert das Spruͤchwort, das Rhodos eine Stadt der Freier nennt; ein andres benamt die Rhodier weiße Kyrenaͤer, wo der Luxus den Verglei- chungspunkt, die Farbe den Unterschied hergiebt Meurs. Rhod. 1, 20. vgl. Anakreont. 32, 16. . Auch Korinths Charakter vereinigt in den Zei- ten des Peloponnesischen Kriegs ziemlich widerstreben- de Elemente. Denn einerseits ist noch viel von Dori- scher Gesinnung zuruͤckgeblieben, und das politische Le- ben leiten verhaͤltnißmaͤßig lange Zeit die Grundsaͤtze dieses Stammes; aber gegenuͤber steht, durch Lage und Verkehr Korinths Gastlichkeit (Pind. O. 13, 3.) bestaͤtigt das Prov. ἀεί τις ἐν Κύδωνος. Zenob 2, 42. Vat. 4, 19. Diogen. 8, 42. Suid. 1, 86. Schott. Plut. Prov. Al. 129. Apost. 18, 66. hervorgebracht, eine große Neigung zur Pracht und zum Luxus, die sich auch in der Korinthi- schen Saͤulenordnung ausspricht, und von der Charis verlassen, zeitig in Schwelgerei und Sittenlosigkeit aus- artete Koxinthische ἄσωτοι kommen schon Ol. 5. vor (Bd. 2. S. 116.) und wurden durch alte Gesetze gezuͤgelt, ebd. S. 166. und Lydus de magistr. 1, 42. — Zu oben S. 289, 1. vgl. die Κοϱινϑία κόϱη Platon Rep. 404 d. Κοϱ. παῖς Eurip. Skiron bei Pollux 10, 7, 25. vgl. 9, 6, 75. u. Hemsterh. und das Spruͤchwort bei Suid. (14, 81. Schott.), Plut. Prov. Al. 92. ἀκϱοκοϱίνϑια ἔοι- κας χοιϱοπολήσειν. — Nach Alkiphr. Br. 60. war Korinth wohl schoͤn und voll τϱνφήματα, aber die Einw. ἀχάϱιστοι und ἀνε- παφϱόδιτοι. . Korkyra’s Charakter haben wir oben zu zeich- nen versucht. Syrakus mußte sich bald von dem Charakter der Mutterstadt bedeutend entfernen, obgleich es sich sonst durch Pietaͤt und Anhaͤnglichkeit ruͤhmlich aus- zeichnet. Denn wenn in dem steinigen und beschraͤnk- ten Gebiete von Korinth die Ackerfrucht dem Boden nur mit Muͤhe abgekaͤmpft werden konnte In Korinth mußte der Ackerbauer ἐκλιθολο- γεῖν, in Syrakus nicht. Theophr. Caus. Pl. 3, 20. Aber ἀμᾷν Κοϱινϑικὸν (Suid. s. v. Κοϱ.) geht doch wohl auf τὰ μεταξὺ Κοϱ. καὶ Σικ. Bd. 2. S. 72. : gewaͤhrte hier ein ausgedehntes und uͤberaus fruchtbares Acker- land, das den Syrakusiern theils unmittelbar gehoͤrte, theils tributaͤr war, der uͤbervoͤlkerten Stadt einen reichlichen Unterhalt ohne fremde Zufuhr Thuk. 6, 20. . Zu die- sem Ueberflusse trat die fruͤh vorwaltende Demokratie, und mehr noch eine im Sikulischen Volke liegende Be- weglichkeit, Schlauheit, Vielgewandtheit, um den Do- rischen Stammgeist zum Theil zu modificiren, zum Theil auszutilgen. Nach Thukydides waren unter al- len Gegnern Athens im Pelop. Kriege die Syrakusier ihnen am meisten in Sitte und Sinnesart verwandt 8, 96. . Man muß bedauern, daß eine solche Fuͤlle des Ta- lents, wie sich bei den Syrakusiern zwischen Ol. 70. und 90. zeigt, des ordnenden und leitenden Sinns entbehrte; Unordnung war im Staate und Heere ihr haͤufigster Fehler Vgl. 6, 73. , und die Anerkenntniß dieses Man- gels bewirkte, daß sie sich so haͤufig Einzelnen blind- lings in die Arme warfen Ebd. oben S. 161. . Auf Sikyon hatte die Naͤhe von Korinth gewiß großen Einfluß; doch blieb die Stadt selbst ohne be- deutenden Verkehr mit dem Ausland und ohne Kolo- nieen, obgleich nicht ohne Schiffe. Das Leben war gewiß bewegter, als in Sparta Vgl. Bd. 2. S. 161. , aber minder entar- tet als in Korinth; Sikyon wurde fruͤhzeitig ein Hauptsitz Dorischer Kunst und Bildung Oben S. 289, 1. 367 u. 381. , und genoß ein ungemeines Ansehn unter den Staͤdten des Pelo- ponnes Thuk. 1, 28. . Phlius, ohne Zusammenhang mit dem Meere, hatte keine Hilfsquellen als sein fruchtbares Thal, und war dafuͤr bedeutend und maͤchtig genug Oben S. 166. . Die Treue und Bravheit seiner Bewohner Ebd. und Bd. 2. S. 179, 1. verdiente die Liebe, mit der Xenophon Hell. 6, 5, 45. die ausgezeichnetste Periode ihrer Geschichte dargestellt hat. Megara war auf eine ungluͤckliche Weise zwi- schen uͤbermaͤchtige Nachbarn hineingedraͤngt, und be- sonders durch den geringen Ertrag des Ackerbaus in dem steinigen Berglande, bei aller aufgewandten Muͤhe S. Theophr. a. O. Str. 9, 393. Isokr. Συμμ. 38. zu dessen Zeit indeß Megara reiche Haͤuser hatte. , und den Mangel seines Gebietes an manchen unent- behrlichen Lebensbeduͤrfnissen, von dem Attischen Mark- te, auf dem es seine wenigen Landeserzeugnisse und Fa- brikate S. oben S. 213, 2. adde Arist. Ach. 519. umzusetzen pflegte, auf eine traurige Weise abhaͤngig. Die Schwaͤche des Staates hatte auch auf die Keime fruͤherer Bildung einen niederdruͤckenden Ein- fluß; Megarisches Lachen und Weinen diente den Nach- barn zum Spott, die lieber eines Megarers Schaaf- bock als Sohn sein wollten; das Orakel selbst erklaͤrte sie am Ende fuͤr unbedeutende und nichtswuͤrdige Leute. Von Byzanz konnte die Mutterstadt, auch bei engerer Verbindung als wirklich bestand, wenig Hilfe herleiten, da diese ansehnliche Colonie meist selbst in gedranger Lage, und seit Einfuͤhrung der Demokratie in innerlicher Verwirrung war. Wir haben Grund, die oben S. 170. aus Theopomp gegebne Darstellung des Le- bens in Byzanz fuͤr wahr zu achten, wenn der ge- nannte Gewaͤhrsmann auch sonst als tadelsuͤchtig ver- schrieen ist. Auch Damon erzaͤhlt π. Βυζ. bei Ath. 10, 442 c. u. Ael. V. S. 5, 14. , daß die Byzan- tier der Voͤllerei so ergeben gewesen, daß sich die Buͤr- ger ordentlich in den zahlreichen Schenken der Stadt haͤuslich niederließen, und dagegen ihre Haͤuser mit ih- ren Frauen drin den Fremden vermietheten. Der Ton der Floͤte setzte sie augenblicklich in lustige Bewegung, vor der Trompete liefen sie davon; und ein Feldherr konnte sie bei einer strengen Belagerung nicht anders auf den Waͤllen halten, als daß er die Garkuͤchen und Schenken hart daran anlegen ließ. Byzanz war voll einheimischer und fremder Kaufleute, Schiffer und Fischer Vgl. Aristot. Pol. 3, 4, 1. , die der treffliche Wein der Stadt, den Maronea und andre Gegenden sandten, selten nuͤchtern vom Markte in ihre Schiffe zuruͤckkehren ließ Menandros bei Ael. a. O. Athen. 10, 442. Nicetas Acominatus | Hist. p. 251. ed. Fa- brot. . In welcher Ordnung Recht und Verfassung war, nehmen wir aus der Antwort eines Redners von Byzanz ab: was das Gesetz der Stadt aussage? — was ich will Sext. Emp. adv. rhet. . 37. . Aegina verlor dagegen seinen Ruhm nur mit seiner politischen Existenz. Die Lage an der bedeuten- den Verkehrstraße, der besonders die Gefahr der Um- seeglung von Malea diese Richtung gegeben hatte, der Ruhm der mythischen Vorzeit, die eigne Tuͤchtigkeit der Bewohner endlich hatten die Thaͤtigkeit derselben zu einer Hoͤhe gespannt, und dem Eilande eine Bedeu- tung in der Gesammtgeschichte der Hellenen gegeben, die immer denkwuͤrdig bleiben wird. Wenn die Mischung verschiedenartiger Nationalitaͤt in Rhodos zu einem Ganzen von gluͤcklicher Organi- sation zusammenwuchs, so scheint dies weniger der Fall gewesen in Kyrene, welches durch Aegyptisch- Libyschen Einfluß nur verderbt wurde. Man achte nur III. 27 auf den Charakter der Pheretime, in der eine Dorische Frau zu einer Orientalischen Sultane umschlug. Merkwuͤrdig, daß auch eine andre Dorierin Artemisia — ihr Vater war von Halikarnass, ihre Mutter eine Kreterin Herod. 7, 99. — eine aͤhnliche Stelle einnahm; im Mut- terlande finden wir seit der mythischen Zeit Frauen fast nie an der Spitze Dorischer oder andrer Staͤdte Fast sage ich einer Ausnahme we- gen, die ein eben herausgegebnes Fragment der Argolika des Dei- nias (bei Herodian π. μον. λεξ. 8, 14. verbessert von Dindorf) ge- waͤhrt: Perimeda, Herrscherin zu Tegea, von den Meisten Χοίϱα genannt, habe die gefangnen Lakedaͤmonier genoͤthigt, den Fluß La- chas durch die Ebne abzuleiten. . In Italien haben wir von der Dorischen Zeit Kro- tons Oben S. 178. u. 308. , so viel unser Zweck erheischte, gesagt, und den Verfall Dorischer Zucht und Sitte in Taras mehrmal beruͤhrt. Sehr viel mochte das von dem Grie- chischen sehr verschiedne Clima Eine Notiz dafuͤr ist Hesych: μαιϱιῆν κακῶς ἔχειν, Tarantinisch: die wohl auf den Sirokko in den Hundstagen geht. , sehr viel auch das Naturel der einheimischen Voͤlker wirken, um den Cha- rakter dieser Staͤdte umzubilden; da Tarent solche Voͤlker- schaften gewiß nicht blos unterjochte und wuͤrgte (wie die Karbinaten), sondern auch in den Umfang der großen Stadt hereinzog und einbuͤrgerte; wodurch besonders viele Worte, die sonst als Roͤmisch bekannt, und wahr- scheinlich allgemein Sikulisch waren Wie, außer den Namen der Muͤnzen, ἂς fuͤr die Einheit in Tarent, αἲς in Sicilien, πᾶνα panem bei Messapiern und Tarentinern, Ath. 3, 111 c. σάννοϱος, sannio , in Tarent, Hesych. , in den Tarenti- nischen Dialekt Eingang gefunden haben muͤssen. In dem von Epaminondas wiederhergestellten Messenischen Staate galten nach Pausanias 4, 27, 5. die alten nationalen Sitten, und der Dialekt blieb bis auf die Zeit des Schriftstellers unter den im Pe- loponnes gesprochnen der am reinsten Dorische. Die Ursache davon lag entweder darin, daß die im Lande gebliebnen Heloten, die sicher den groͤßten Theil des neuen Volkes bildeten, voͤllig dorisirt waren, oder es hatten wirklich die Vertriebnen in ihrem laugen Exil die alte Norm der Sprache bewahrt, wie wir aus fruͤherer Zeit von den Naupaktiern wissen Bd. 2. S. 191. . Die Mes- senier bei den Euesperiten Libyens konnten es, da sie unter Doriern wohnten; weniger ist dies von den Messeniern Siciliens Die Muͤnzen, die Eckhel der Zeit des Anaxilaos beischreibt, haben zwar beides, MESSANION und MESSENION ; aber es ist fast glaublich, daß das erste bloße Af- fektation war, indem die Stadt vornehmer schien, wenn sie Dorisch von Ursprung; in der Sprache des gewoͤhnlichen Lebens uͤberwog gewiß die Chalkidisch-Samische Bevoͤlkerung. , am wenigsten von den Rhe- ginischen glaublich. In den Rheginern scheint uͤberhaupt wenig von Dorischem Charakter vorhanden Außer Xe- narch (Photios ῬΡηγ. Apostol. 17, 15. vgl. 11, 72.) wirst ihnen auch Nymphodor bei Ath. 1, 19 f. Feigheit vor. ; der auch in den spaͤtern Messeniern, bei aller ihrer Bemuͤhung die alte Zeit zuruͤckzurufen, schwerlich nachzuweisen sein moͤchte. Da wir Delphi mehrmals der Reihe Dorisches Staͤdte angeschlossen haben, indem wir annahmen, daß daselbst ein altdorischer Geschlechtsadel bestand, wenn auch das Volk besonders durch Einbuͤrgerung von Tempelunterthanen mannigfach gemischt war: so be- merken wir hier schließlich uͤber den Charakter der Delpher: daß dessen fruͤhes Verderbniß, das Aesopos nach einer unveraͤchtlichen Sage so bitter geruͤgt haben soll, eine Erscheinung ist, die bei den Umwohnern nationaler 27 * Heikigthuͤmer haͤufig wiederkehrt. Die Menge und Vielartigkeit der herbeistroͤmenden Fremden, der be- staͤndige Dampf der Opferheerde, die fuͤr die Einhei- mischen eben so viele Bratoͤfen waren Vgl. Athen. 4, 175. , der Tumult des Markts, auf dem zugleich Gaukler und Taschen- spieler aller Art ihren Gewinn suchten Oben S. 399. , dle reichlichen Geldvertheilungen, wie sie Kroͤsos den Delphern hatte zu Theil werden lassen, mußten ein traͤges, bigottes und bauchdienerisches Volk erzeugen, und die einzelnen Zuͤge eines erhabnen Charakters, die aus manchen Begebenheiten der fruͤhern Zeit entraͤthselt werden moͤgen, in Schatten draͤngen. Beilagen . 1. 1. D ie beiliegende Karte des Peloponnes gruͤndet- sich auf eine andre von groͤßerm Umfange, in die, nach Fixirung der astronomisch bestimmten Punkte, alle mir bekannt gewordnen Itinerarien neuerer Reisenden, vor allen Gells Itinerary of Morea, dann Chandlers, Dodwells, Pouqueville’s, Hollands, Morrits, Sib- thorps, Turner’s Reiserouten eingetragen wurden; auch hatte ich zu Paris Gelegenheit, des juͤngern Four- mont handschriftliche Reisebeschreibung, die, wenn auch oft sehr verworren, doch uͤber mehrere Gegenden gute Notizen giebt, zu excerpiren, und einige darin ent- haltene aber sehr fluͤchtige Plaͤne zu copiren. Zu jenen Routen als der sichersten Basis kam die Vergleichung andrer Karten, namentlich Barbie du Bocage’s Carte de la Morée publiée a Paris en 1814 und Arow- smiths großer Karte der Tuͤrkei, die indeß sehr fabrik- maͤßig gefertigt, hinzu; auch die der aͤltern Venetiani- schen blieb nicht ganz fruchtlos: aber die Carta della Grecia antica secondo le osservazioni di Sir W. Gell, zu Rom herausgekommen, kann nicht als eigne Arbeit dieses ausgezeichneten Geographen gelten. Dann erst konnte die Combination der alten Nachrichten mit dem so gefundnen Zustande der Gegend beginnen, an welche sich der Versuch schloß, auch den politisch geographischen Zustand des Peloponnes waͤhrend des Peloponnesischen Kriegs (s. Bd. 2. S. 198, 2.) theils nach bestimmten Nachrichten, theils annaͤhrungsweise darzustellen. Wie von dieser ziemlich weitlaͤuftigen Arbeit die vor- liegende nur ein Auszug ist: so kann auch diese Recht- fertigung nur fuͤr Kundige andeuten, und von Fruͤheren, namentlich von Mannert, Ausgelassnes nachtragen. Die Angabe der aus den gesammten Reisen und aus den Alten gewonnenen Entfernungs- angaben, und die Vergleichung und Combination beider hier, wie ich anfangs wollte, vorzulegen, macht der Mangel an Raum unmoͤglich. 2. Mathematische Bestimmungen liefert die Connaissance des tems nach Gauttier von folgen- den Orten. Im Jahrg. 1821. von der Insel Sapien- za (der westlichsten der Oenussae) Venetico (Theganus- sa), Modon, (Mothone), Prodo (Prote); im J. 22. von Castel Tornese, Kabrera (der oͤstlichen Oenussa), Arkadia (Kyparissos); im J. 23. vom B. Elias (Hel- lanion) auf Aegina und Korinth. Ueberdies giebt die jaͤhrliche table des positions geographiques noch Bestim- mungen von Koron (das auch Chabert bestimmt, und B. du Bocage darnach angesetzt hat), Cap Matapan oder Taenaron (uͤber welches auch Gosselin Geogr. analysée p. 81. zu vgl.) und Korinth. Die Breite von Patraͤ giebt Beauchamp bei Pouqueville; Korinth habe ich nach der Beobachtung angesetzt, die Chabert auf einem Thurm am Isthmos gemacht (s. B. du Bo- cage’s Karte; die von Gauttier differirt in der Breite); einige andre Angaben bei B. du Boc. in der Analyse zum Anacharsis fand ich unbrauchbar. Damit waren nun gleich einige Rayons zu verbinden, wie die, nur ungefaͤhren, bei Clarke von Akrokorinth aus (von Kleo- naͤ liegt diese Burg N65O. , Gell, Dodw.); und der genauere von Koron nach Vorgb. Thyrides SO5S. nach Bellin; Malea hat B. du Boc. durch Rayons von Verguin gegen Taͤnaron fixirt, und eine Carte mspte desselben fuͤr die Gegend benutzt. Von B. Tetragi (Kerausion) giebt Ddw. ein Cap von Lakonien S2O. Ithome S20W. Akropole von Kyparissia S75W. Suͤdspitze von Zante N55W. Berg Skollis N10W. Lalla am Berg Pholoe N2O. Megalopolis N85 1∫2 O.: vom Berg Dioforti (Lykaͤon) Gell Te- tragi S34, 30W. Ithome S25W. Megalop. S55O. Hag. Elias (Taleton auf Taygetos) S17, 30O. Kari- tena N62, 30W. Von Krano (Kromos) Ithome S47W. von der Burg von Gortys das Lykaͤon S41W. 3. Allgemeine Messungen der Alten . Umkreis des Pelop. von Vorgeb. zu Vorgeb. 4000 St. nach Str. aus Polyb., 4400 nach Aga- themeros (Plin. nach Isidoros hat 563 m. p. = 4504 St. vgl. auch Gosselin recherches sur la geogr. 2 p. 15.); mit Einrechnung der Meerbusen aber 5600 St. Str. (Agathemer. hat 8627. und so auch Plin. duplicem fere circuitum ), welche Gesammtangabe so nach Stra- bons eignen Angaben einzutheilen ist: vom Isthmos bis Araxos 1030 St. (vgl. Casaub. und Gosselin); von Araxos bis Koryphasion 1295 St; (naͤmlich von Koryphasion bis Pylos Triph. 400 St. von Pylos bis Alph. 350 St. von da bis Chelonates 280, bis Araxos 265, wo aber das zweite Datum um das Drei- fache uͤbertrieben ist; corrigiren darf man nicht); dann von Taͤnaron bis Malea 670; von Malea bis Schoͤnus 1800; zusammen 4795; die fehlenden 805 kommen auf die Entfernung von Taenaron bis Kory- phasion. Doch rechnet Strabon selbst den περίπλους Messeniens 800 St., welches gegen jene Entfernung viel ist. Alle diese Entfernungen differiren von denen unsrer Karte ziemlich in der Proportion 4: 5; die zweite mehr, die letztangegebne weniger. Noch genauer treffen die Messungen queer durch den Pelop. die offenbar nicht Reiserouten sind, von Chelonates nach Malea 1400 St. und von Aegion nach Malea (so die Mss. und Agathemeros) ebenfalls 1400 St.; nach Plin. 190 m. p. = 1520 St. Plinius Messungen der einzelnen sinus sind fast alle viel zu groß. Wir vergleichen noch einige Landwege durch den Peloponnes. Von Olympia nach Sparta 660 St. Paus. 6, 16, 6. (tab. Peut. nur 64. m. p.) etwa so einzutheilen: Von Ol. bis Melaͤneaͤ 200 St. (12. m. p. tab. Peut. ); von Mel. nach Megalopolis 200 St. (22. m. p. t. P. ), von Meg. nach Sp. 260. Von Ol. nach Athen 1485 St. Her. 2, 7. Etwa so zu theilen. Von Ol. nach Melaͤneaͤ 200 St., nach Methydrion 230, nach Orchomenos 140, nach Phlius 250, nach Kleonaͤ 110, nach Korinth 80, nach Megara 260, nach Athen bis zum Altar der zwoͤlf Goͤtter 215. Von Ol. nach Argos, so wie nach Phlius, rechnet Plin. 4, 10. 68. m. p. , = 544 St., welche weit groͤßer genommen sind als in den vorigen Angaben; von Elis nach Epidauros 125 m. p. = 1000 St., von Elis nach Sikyon ders. 7, 2. 1200 St. offenbar zu viel. Den Weg von Athen nach Sp. giebt Suidas s. v. Ἱππίας uͤbertreibend 1500 St. an, Solin 1240, Isokr. Paneg. 24. 1200, Plin. 7, 21, 1140. Diese sind so einzutheilen. Von Athen nach Megara 210, nach Korinth 260, nach Kleonaͤ 80, nach Argos 120, nach Tegea 220, nach Sparta 260. 4. Achaia , Nordkuͤste des Peloponnes. Ueber- einstimmende Angaben der Laͤnge sind: vom Isthmos bis Rhion 85 m. p. (Plin. 4, 2.) = 680 St., von ebd. den Isthmos eingerechnet bis Patraͤ 720 St. (Plin. 2, 112. 4, 5. Agathem. die Neuern rechnen von Korinth bis Patras 33 Stunden; Melet. 87 μίλια, Dodw. nur 60 m. p. ); von ebd. bis Araxos 1030 St. (Str. Pouqv. rechnet die Distanz von Araxos jetzt Cap Papa bis zum Winkel der Bai von Libadostro 36 lieues marines ). Skylax dagegen rechnet fuͤr die Kuͤste der Sikyonia 120 St., dann fuͤr Achaia (bis Araxos) 700 St., womit Paus. ziemlich stimmt, bei dem von Patraͤ bis zum Hafen von Pellene 492 St. theils Landweg, theils Kuͤstenfahrt herauskommen. — Die Folge der Staͤdte steht durch die Aufzaͤhlungen von Herodot, Polybios, Strabon, Pausanias fest: bei Skylax muß man emendiren p. 15 Huds. Πελλήνη, Αἴγειρα, Αἰγαὶ, Αἴγιον, Ῥύπες, ἔξω δὲ Ῥίου, Πά- τραι, Δύμη. Im Peloponn. Kriege bestanden noch alle 12 Staͤdte autonom (daher sie auf unsrer Karte alle zum Zeichen der Autonomie mit Uncialen geschrieben sind); denn daß sich Pellene an Sikyon und Korinth anschloß, und von den uͤbrigen getrennt hielt, (Thuk. 2, 9. 5, 58. 8, 3. Xen. H. 7, 2, 2. vgl. Ael. V. G. 6, 1.) laͤßt noch nicht auf Abhaͤngigkeit schließen. Die Stadt Πάτραι , Colonia Aroe Patrensis, Patras (Ἀρόη τϱίπυργος, Sibylle bei Etym. 147, 36, naͤmlich Aroë, Mesatis und Antheia) lag O. und S. von der Citadelle; und wurde Ol. 90, 1. durch zwei Mauern (Thuk. 5, 52. Plut. Alk. 15.) mit dem Hafen, der 1 mille suͤdlicher (Pouquev.; westlicher, Dodw.) als der jetzige lag (der von der Stadt 1∫2 mille nach Pouquev. a mile nach Dodw. entfernt) verbunden. 3 miles davon erhebt sich B. Boidia (Panachaikon Potyb. 5, 29, 3.). Gegen Ost 1 mille (Pouq., 2 1∫2 milles Ddw. wohl falsch) Fluͤßchen von Sachena, (Meilichios bei Paus.). Ῥίον von Patraͤ 50 St. (Paus. von Pouquev. evaluirt mit 1 lieue 2225 tois. ), 5. m. p. nach Plin. Zw. Rhion und Antirrhion 5 St. Str., 7 St. Thuk. Agathem., minus 1 m. p. Plin. 4, 52, 10 St. Skylax. Zur Zeichnung der Gegend ist Coronelli benutzt. Die Landzunge Δρέπα- νον, von Str. 8, 335. mit Rhion identificirt, liegt nach Gell g. 123. min. nach Dodw. 2 miles davon; von einer Hoͤhe dabei sah Pouquev. Rhion N88W. Antirrhion N70W. Paus. mißt zur See von Rhion 15 St. (vgl. Thuk. 2, 86.) bis Πάνορμος (Teket 2 milles von Rhion), 15 weiter bis Ἀϑηνᾶς τεῖχος (wovon ein Tumulus mit Backsteinen uͤbrig, 63 min. von Rhion, Gell; Psato-Pyrgos dagegen halte ich fuͤr Bolinna); von da 90 St. bis Ἐρινεὸς (Khan Lambrika, 170 min. zu Lande davon, Gell, mit Rhede und Feigenwald , Pouquev.) ἐν τῇ Ῥυπικῇ nach Thuk.; von da 60 St. (150 min. zu Lande, G.) auf Αἴγιον , j. Vostizza. Der Landweg bis Patraͤ nach Paus. 190 St. stimmt mit 25 miles bei G. Ῥύπαι (Ῥύπες, uͤber Ἄϱυπες vgl. Sturz ad Pherec. 65 p. 216.) 30 St. von Aegion gegen W. Paus. trifft etwa auf St. Michel l Archange Pouqv. Das Ὁμάϱιον bei Aegion habe ich nach Paus. angesetzt, der auch vom Fl. Selinos (1∫2 Stunde von Vostizza Pq. u. G. 1 mile SO. Dd.) richtiger handelt als Str. Ἐλίκη steht auf unsrer Karte noch (es ging unter Ol. 101, 4.) auf dem Flekke der Bai von Buphukia, worauf die Entfernungen (40 St. = 96 min. G. 4 1∫2 milles Pq.) und die Sage des Orts fuͤhren; den Weg von da durch das Defil Trupia der Hag. Irine zur Metochi von Megaspilaͤon, wo noch außer der Hoͤhle des Herakles die Akrop. und ein Tempel des erneuerten Βούϱα (s. Wessel. ad Diod. 15, 49. Jacobs Anthol. Gr. 2, 2. p. 13 sq. ) stehn, beschreibt be- sonders Gell genau. Bei Bura der Fl. Buraikos, Erasinos (Str. p. 371.) Qu. Sybaris ( p. 386.); der Fl. von Kalabryta ist sicher der Kerynetes, wornach ich Κερυνεία die Stelle des Klosters der H. Irine gegeben. Weiter ist der Name des Fl. Krathis noch in dem daran liegenden Khan Akrata erhalten, und die bei Pq. erwaͤhnten Ruinen daran muͤssen Αἰγαὶ sein; das Palaͤokastro im Thal des Chelopotamo 40 min. Dd. oder 3∫4 St. Pq. vom Krathis, 1∫2 lieue S. von der Straße, trifft nach Paus. und Polyb. Angaben auf Αἴγειρα , welches G. in Mavro-Petra (Mavro-Lithari) etwas oͤstlicher sucht, Andre ganz falsch in Xylokastro. Φελλόη habe ich in das Thal von Zakula gesetzt. Ἀϱιστοναῦται, Hafen von Pellene, nach Melet. und Pq. an der Muͤndung des Fl. Blo- choba; womit zwar nicht voͤllig stimmt, daß er von dem Hafen von Aegeira 120 St. entfernt, Paus., da bei G. diese Entfernung nur gegen 80 betraͤgt; doch konnte die Schiffahrt durch Kruͤmmungen der Kuͤste aufgehalten werden. Πελλήνη 60 St. von da, Burg und κώμη (κεῖται δὲ μεταξὺ Αἰγῶν καὶ ΚΤΛ- ΛΗΝΗΣ emend. ich bei Str. 8, 386.); die Truͤmmer hat, wie ich glaube am richtigen Flekke, Col. Leake im Thale von Trikala gefunden. Der Fluß Krios fließt nach Paus. im Pellenaͤischen Gebiet, den Graͤnzen von Aegeira zunaͤchst, πρὸς Αἰγείρας; Mannert hat dies ganz mißverstanden. Brychos (Hesych), vielleicht der Fluß von Xylokastro, eine alte Akropolis an diesem kann nur das Pellenaͤische Ὄλουρος sein. Die Mauern im Paß 1 1∫2 Stunde von Sikyon sind nach Dd. ge- zeichnet, sie begraͤnzen das eigentliche Stadtgebiet, zu dem indeß fruͤhzeitig (wenigstens vor Skylax) das Gebiet von Gonussa jenseits geschlagen wurde, Paus. 7, 26, 6. 5. Von Patraͤ gegen West Fl. Glaukos j. Leuka. Der breitstroͤmende Peiros (Μέλας ist als Ne- benfluß desselben zu statuiren, Kall. an Zeus 23. Dion. Per. 416. Str.) ist entschieden jetzt Kaminitza; dann ist Ὤλενος zu suchen in den von Palaͤo-Achaja 1∫4 mile fuͤdl. gelegnen Ruinen (obgleich Pq. daselbst eine Inschr. mit dem Namen von Pharaͤ fand). Nach Paus. der Peiros 80 St. von Patraͤ; nach G. 3 1∫2 Stunden, Palaͤo-Ach. von Patras 3 St. 55 min. = 10 miles . Φαραὶ am Peiros oder Πίερος nach Paus. angesetzt, bei dem der Weg von 150 St. uͤber Olenos zu nehmen ist. Λεόντιον erwaͤhnt blos Polyb., aber giebt einigen Grund, es mit den Ruinen beim Khan St. Andreas auf dem Wege von Kalavryta nach Pa- tras bei Ddw. (den Weg beschreiben auch Turner u. Aa.) fuͤr einerlei zu halten. Es liegt, schließe ich aus 5, 93, 4. in der Φαραικὴ, die an die Αἰγιὰς graͤnzte; so daß Τριταία , 100 St. vom Skollis nach Str., von Pharaͤ 120 nach Paus., nicht dazw. gesetzt wer- den darf. Δύμη 40 St. von Olenos, (vgl. Apollo- dor bei Steph. Byz., wo τούτων auf Patraͤ geht) trifft auf Karabosta, Dorf mit alten Graͤbern und Va- sen, 107 min. von Palaͤo-Ach. G., 135 min. nach Ddw., der das Dymaͤische Ἑκατομβαῖον (Polyb. 2, 51, 3. Plut. Kleom. 14.) hierhin setzt, welches aber von der Stadt ab gegen die Eleische Eraͤnze liegen muß. Λάγγων bei Plut. scheint der Gebirgszug an dieser Graͤnze und ein Castell. Das τεῖχος am Ara- xos bei Polyb. 4, 59, 4. 83, 1. glaubt Ddw. in ei- nem Castro der Gegend zu erkennen. Der Graͤnzfluß der Buprasia und Dymaͤa (Apollod. a. O.), also Elea’s und Achaia’s (Xen. H. 3, 2, 23. Liv. 27, 31. vgl. Plut. Philop. 7.), Larisos, heißt jetzt nach B. du Boc. Risso, die Englaͤnder nennen dasselbe Fluͤßchen Mana. Paus. 6, 26, 5. (die Stelle 7, 17, 3. ist verdorben) rechnet vom Larissos bis Elis 157 St. Ddw. ritt, mit Umwegen, 8 Stunden 40 min. 6. Σικυών . Ruinen beim Dorfe Basilico (2 1∫3 milles oder 1 league vom Meer) beschreiben Clarke, Ddw., Pq. u. Turner; unter den Zeichnungen der El- ginschen Kuͤnstler im Britt. Museum ist ein, aber nicht sehr sorgfaͤltiger Plan derselben; die langen Mauern zum Meer will Fourmont noch gesehn haben; von dem Tempel beim Theater, den er und Foucherot zeichne- ten, sind nach jenem Plane noch Truͤmmer, wie von einem Stadium und einem Marktplatz, in der Naͤhe und zum Theil an der Akropolis. Von Τιτάνη (60 St. von Sikyon, 40 von der Phliasia, man ließ auf dem Wege den Asopes links,) haben die Reisenden ei- nen Tempel aufgefunden, 108 min. von Basilico suͤd- lich. Θυαμία ist nach Xen. H. 7, 2, 1. 4, 11. ange- setzt; Γέραι ebd. 7, 1, 22. ist nicht bestimmt genug bezeichnet. Auch die Lage von Ἐπιεικία ist aus Xen. H. 4, 2, 14. 4, 4, 13. nicht voͤllig deutlich; es scheint ein B. zw. Sikyon und Nemea. Nemea heißt auch der Graͤnzfl. von Kor. und Sikyon (Liv. 32, 15.), auch zu passiren auf dem Wege von Phlius nach Ko- rinth (Νεμεὰς χαράδρα) Aeschin. παραπϱ. 50, 36. Harpokr. Schneider zu Xen. H. 4, 2, 15. Xenophons χαράδϱα im Thal von Nemea scheint derselbe, der χείμαῥῥος H. 4, 4, 7. dagegen wohl der naͤher an Korinth fließende Bach. Poppo Thuc. 2. p. 213. ver- wechselt den Charadros bei Argos mit der Nemea. Κόϱινϑος . Ich bemerke nur, daß das Thor πρὸς Κοϱυφὴν (zur Burg) dem nach Lechaͤon fuͤhrenden ge- genuͤberlag (Polyaͤn 4, 7, 8.) und daß unter den Vor- staͤdten das Κρανειον, gegen O. nach Paus., rauhe aber heitre Luft hatte, das Ὀλύμπιον umgekehrte. Theo- phr. Caus. Pl. 5, 14. vgl. uͤber Korinths Lage Weiske ad Xen. H. p. 189. Fuͤr den Isthmos sind außer Bel- lins descr. du Golfe de Vénise et de la Morée pl. 48. p. 230. und Chandlers nicht eben genauer Karte, wie auch der kleinen bei Clarke 2, 3. p. 741., die bei B. du Bocage’s Morée und eine unter den Elginschen Papieren benutzt. Der διολκὸς fing von Schoͤnus an und kam zwischen Lechaͤon und Pagaͤ heraus, nach Str.; es ist moͤglich, daß die angeblichen Spuren eines Canals bei Schoenus (Gell) und an der andern Seite (Chandler, Clarke, vgl. auch Ddw.) gewoͤhnlich fossa Neronis genannt, diesem angehoͤren. Es kommt zu- erst bei Aristoph. Thesm. 650. vor. Etwas suͤdlich davon Truͤmmer eines Walls, den Manuel Palaͤologos gezogen, wohl nur einer Erneuerung des alten der Pe- loponnesier — denn daß dieser von Lechaͤon nach Ken- chreaͤ gegangen sei (Walpole Memoirs p. 347. nach Diod. 11, 16.) widerlegt der Beisatz der 40 Stadien, der nur auf jene Distanz paßt. Die Haͤfen Σχοινοῦς, Κεγχϱεαὶ, Λέχαιον sind sichere Orte, eben so das Hei- ligthum auf dem Isthmos, wo nur noch die ἱερὰ νάπη aufzusuchen, in der nach der Inschr. bei Spon. Misc. er. ant. 10. p. 363. Maffei Mus. Veron. p. 39. Me- letios Geogr. p. 383. T. der Demeter, Kora u. a. m. waren. Κρομμυὼν habe ich nach Thuk. und Skylax zu Korinth gerechnet, obgleich es fruͤher nach Str. Me- garisch. Ueber Σιδοῦς s. außer Skylax, Xen. Hell. 4, 4, 13. 5, 19. Athen. 3, 82 b. (Euphorion Fr. 8. Mein. Apollod. Frgm. p. 423 H.) Hesych Σιδουντιὰς κώμη. Die Umgegend von Σολύγεια ist nach Thuk. 4, 42 sqq. Polyaͤn 1, 39, 1. gezeichnet, wo nur zu bemerken, daß die 60 St. vom Anlandeplatz der Athener bis Korinth groͤßer sein muͤssen, als die 70 von Kenchreaͤ bei Str., und daß das Ὄνειον ὄρος zw. Solygeia und Kenchreaͤ von der uͤbrigen Masse der Oneischen Berge durchaus getrennt ist; bei Xen. 7, 1, 41. ist ὑπὲρ Κεγχρεῶν in etwas weiterm Sinne zu nehmen. Μολύχιον (Hesych c. Intpp. ) habe ich auf den Platz eines alten Castells bei Angelo-Castro (G. Pqv.) gesetzt. Πειραιὸν bei Thuk. 8, 10. 11. an den Graͤnzen von Epidauria ist gewiß in Σπείϱαιον zu aͤndern, (der Hafen hieß wie das Vorgeb.) und der Ἀϑηναίων λιμὴν bei Ptolem. wohl nach Plin. in Ἀνϑηδὼν. Das Πείραιον dage- gen bei Xen. 4, 5. gehoͤrt an die entgegengesetzte Kuͤste zw. die Θερμὰ, welche, wo die Ebne (τὸ πλατὺ τοῦ Λεχαίου) an das Geb. stoͤßt, liegen, und jetzt Lutro- chori heißen, und das Ἡραῖον auf Cap Olmiaͤ, jetzt Malangara, und trifft auf Pera-chori nach B. du Boc. Karte. Οἰνόη scheint hinter dem Cap gelegen. Die Truͤmmer von Τενέα hat Ddw. auf dem Hagion Oros uͤber dem Khan von Kurtesa (Kleonaͤ) entdeckt, vgl. Pqv. Bei Xen. Hell. 4, 4, 19. hat ein Rec. der Je- naer ALZ. fuͤr Τεγέαν sehr richtig Τενέαν corrigirt. 7. Die alte Straße von Korinth nach Megara ging an den Skironischen Felsen (Σκιϱάδες bei Polyb. 16, 16, 5.) vorbei; als Graͤnze ist eine Art Felsenthor an- genommen, von Clarke beschrieben; der Weg uͤber den Ruͤcken der Ὄνεια ὄρη, den Pq., Ddw. Aa. beschrei- ben, wurde erst 1715 von Alipascha gebahut, daher er auf der Karte nur angedeutet ist. Ὄνεια ὄρη ist ein ziemlich unbestimmter Ausdruck, bald werden sie naͤher an Korinth geruͤckt (s. auch Hesych s. v. Ὄνειον und ῥίον Οἰνοαῖον, wo aber Oenoe in Argolis mit dem Korinthischen verwechselt wird), und liegen zw. Kor. und Geraneia (Plut. Kleom. 20. wo Ὤνια in Ὄνεια zu emd.), bald bis an die Graͤnze Boͤotiens ausge- dehnt ( Prov. Vat. 3, 71. Apostol. 17, 8.), Str. nennt das Geb. uͤber Megara so. Geraneia Bg. und Ca- stell ist sicherer; nur Simonides (vgl. Aegin. p. 4.) setzt den B. an die Skironische Kuͤste (an der die Fel- sen Μολουριὰς, Hemsterh. zu Luk. T. 1. p. 307. Χε- λώνη Diod. 4, 59.); gewoͤhnlich gehoͤrte er zu Mega- ris (Dieuchidas bei Harpokr.), damals indeß vielleicht zum Theil zu Korinth. Thuk. 1, 105. Denn in dieser Zeit erstreckte sich die Korinthia weiter uͤber den Isth- mos als fruͤher, wo außer Krommyon auch Heraͤon und Peiraͤon Megarisch waren, zwei von den alten fuͤnf Komen des Lands. Bd. 2. S. 89. — Daran schließt sich der Aegiplanktos (αἰγίπλακτος, undis pul- sus ), der mit dem Kithaͤron die λίμνη Γοργῶπις (Ae- schyl. Agam. 309. vgl. Petersen in Misc. Hafn. T. 1. f. 2. p. 63., vorher ἐσχατιῶτις genannt, Etym. M. 384, 38. vgl. Hesych und Phavorin Ecl. p. 209, 16. Dind. wo der Name corrupt; Hesych und das Etym. sind ungenau in der Angabe des Lokals) einfaßt, wohl nur den innersten Busen des Halkyonischen Meers; dieselbe heißt λίμνη ohne Beisatz bei Plut. Qu. Gr. 59. wo fuͤr ἐν Αἰγείροις — ἐν Αἰγοσϑένοις corrigirt werden muß. Bei Skylax folgen sich die Orte an der Kuͤste: in Megaris Aegosthena, Pagaͤ, Castell Geraneia, Αρις (unbekannt), in Korinthia ἱεϱὸν αἴγνιον (wahrscheinlich ἀκϱαῖον) Isthmos. Plin. und Paus. 1, 44, 7. 8. stim- men in der Lage von Aegosthena uͤberein (wo fuͤr ἐν Ἐρενείᾳ κώμη, ἐν Γερανείᾳ zu aͤndern rathsam, doch las schon Steph. B. so.) Ueber Τϱιποδίσκος vgl. zu Thuk. und Paus. Konon 58. Gell Itin. of Greece p. 7. Der alte Weg nach Pagaͤ (von Nisaͤa 120 St. Str.) ist der jetzige Diaselos. Fuͤr Μέγαρα selbst, Μινῴα und Νισαία sind die Hauptstellen bei Thuk. vgl. Poppo T. 2. p. 235. Die Graͤnze gegen Attika machte die χαράδρα Ἰάπις nach Skylax, vgl. Kallim. bei Steph. Byz. Ddw. fand Spuren einer Graͤnz- mauer an dem B. Κέρατα. Φάλυκος (oder ον) bei Theophr. H. Pl. 2, 8. unbestimmter Lage. 8. Κλεωναὶ ist nach Bd. 2. S. 159. 174. als autonome Stadt bezeichnet, vgl. Thuk. 5, 67.; die Rui- nen bei dem Khan von Kurtesa (nur B. du Boc. hat Klegna, aber seine Karte ist hier ganz verwirrt) sind sicher, und auf Gells Karte von Argolis richtig ange- setzt. Es kommt oft als Ort der Passage vom Suͤden des Pelop. zum Isthmos vor, da suͤdlich davon die Felsenstraße Κοντοποϱία (Bd. 2. S. 71, 2.), einerlei mit dem Fahrwege ἐπὶ τοῦ Τϱητοῦ, Paus. (der vor dem Eingange einen Abstecher nach Nemea macht) vgl. Diod. 4, 11. Eben so ist Νεμέα, damals noch Kleo- naͤisch, hinlaͤnglich bestimmt; es war blos ein Heilig- thum, benannt vom waltenden Zeus; Ortschaften oder Doͤrfer des Thals dagegen Βέμβινα und Μολοϱχία (Steph. B.) Ueber Ἀπέσας B. mehrere Stellen Bd. 2. S. 442, 3. add. Hesiod. Theog. 331. Pind. Fr. inc. 100. p. 660 Bh. Kallim. Frgm. Bentl. 82. Μυ- κῆναι bei Charvati ist durch seine Ruinen fixirt. Ἔμεια τόπος Μυκηνῶν Etym. M. Das Ἡραῖον muß nach Paus. in das Thal O. von Mykenaͤ gesetzt wer- den, wo die Kirchen des Ag. Demetrios und der Pa- nagia antike Reste enthalten, Ddw., uͤber der Gegend Prosymna (Bd. 2. S. 395, 2.), die nach Str. an Midea stoͤßt. Das Fluͤßchen jenes Thals ist Ascerion, Paus. Kallim. bei Etym. M. δόναξ. Stat. Theb. 4, 713. Phyti westlich vom Wege nach Myken halte ich fuͤr Σάμινϧος, Thuk. 5, 58. — Φλιοῦς Ruinen hei- ßen Staphlika. Das Thal beschreiben G. Pq. Ddw., am ausfuͤhrlichsten, aber sehr verwirrt, Fourmont. Die Berge auf Nemea zu nennt Pind. N. 6, 46. ὠγύγια, III. 28 ich weiß nicht ob blos appellativisch. Das Gebirge noͤrdlich Κοιλῶσσα (gehoͤlt, wie alle B. dieser Gegend) Str. 8, 381. αἱ παρὰ Κοιλῶσσαν ἐμβολαὶ Xen. H. 4, 8, 7. ein Theil desselben Karneates, wo die Haupt- quellen des Asopos. Die alte Ἀϱαιϧυρέα 30 St. von Phl. am Gebirg gegen die Graͤnzen Sikyons, Schol. Ap. 1, 116., etwa wo Gells Argolis Araniza hat. Τρικάρανον im Gebiet von Phlius gegen Sikyon in den Bergen, Xen. H. 7, 2, 11. vgl. Valcken. ad Ado- niaz. p. 415 a. Schneider zu Xen. 7, 2, 1. vielleicht Hellenico-Castro, was nach G. 60 min. S. von den Ruinen von Titane liegt. Auf die Wege von Phlius nach Argos bezieht sich die Erzaͤhlung bei Thuk. 5, 58., die so zu fassen ist. Agis steht mit den Peloponne- siern zu Phlius, die Argeier, um ihre Ebne zu ver- theidigen, gehn auf der Hauptstraße Kontoporia nach Nemea. Agis aber geht den mehr westlichen Weg, und kommt bei Saminthos heraus, die Phliasier einen Seitenpfad uͤber den Berg, etwa bei Hellenon-Lithari, die Boͤoter kommen zugleich die Hauptstraße von Nemea herab, waͤhrend Agis sich zuruͤckwendend von der Ebne aufwaͤrts den Argeiern in den Ruͤcken zu fallen droht. 9. Von Ἄργος (Palaͤpolis bei Hesych) steht be- sonders die Mauer der Larissa (Λάσα, Steinburg, He- sych), an deren SO. Ende das Theater, welches am Markte lag (Liv. 32, 25.); die zweite Akropole (Liv. 34, 25.) scheint eine Felsenhoͤhe NO. von der Larissa ein- genommen zu haben, vielleicht die Hoͤhe Ἀσπὶς (Plut. Pyrrh. 32.), denn auch diese war ὀχυρὰ und δυσκα- ϧαίρετος; hier war ein Schild als Insigne der Stadt aufgesteckt, von dem das Spruͤchw. ὡς τὴν ἐν Ἄργει ἀσπίδα καϧελὼν. Zenob. 6, 52. Plut. Prov. Alex. 44. Suid. Fourmonts Journal beschreibt besonders weit- laͤuftig unterirdische Gaͤnge und Kammern in der La- rissa. Die Hafenmauern von Argos (Plut. Alex. 15.) konnten hier noch nicht angegeben werden. Die Lage der πύλαι Νεμεάδες (Hesych) ist durch den Namen deutlich. Von den Fl. ist Charadros der suͤdlichere, naͤhere, an ihm war das Militaͤrgericht der Argeier, oben S. 220, 5., Inachos der noͤrdlichere, dessen Quel- len am Wege διὰ Πρίνου im B. Lyrkeion (Str. Schol. Apoll. 1, 122. Kallim. Hekale bei Steph. B. So- phokl. bei Str. 6, 271. vgl. Spanh. Kall. Pall. 48. p. 663. ); so lange er im Geb. fließt, macht er die Graͤnze zw. Mantineia und Argos. Λυρκεῖον und Ὀρνεαὶ angesetzt nach Paus., das letztre beim Khan von Miliotis auf dem Wege nach Phlius, Pqv. Ein Nebenfl. des Inachos vom Lyrkeion her muß Kephissos sein, Str. 9, 424. Ael. V. G. 2, 33.; der Χάρης (Plut. Arat. 28.) ist sonst unbekannt. Orneaͤ habe ich zu Argos gerechnet nach Bd. 2. S. 159. 174., obgleich die Einw. bei Thuk. 5, 67. nur σύμμαχοι der Argeier heißen. vgl. Aegin. p. 49, y. Οἰνόη am Ar- temision, vgl. Heyne ad Apolld. 1, 8, 6. 2, 5, 3. oben Bd. 2. S. 374, 3. Ueber Nauplia, Tiryns, Li- kymnia verweise ich ganz auf Gell’s Argolis, ob- gleich seine Karte aus dem Itinerar selbst noch in Manchem rektificirt wcrden kann, was uns hier zu weit ins Detail fuͤhren wuͤrde. B. du Boc. hat zu seiner Karte beim Anacharsis rayons von Foucherot be- nutzt. Σήπεια aus Herod. 6, 77. Vor dem Perser- kriege war ein Theil dieser Kuͤste noch Tirynthisch. Von Tiryns, das in Alt-Anapli schon Desmouceaux er- kannt hat, ist nur die alte Akropolis uͤbrig, wie auch fast nur von Myken, (auch Thukyd. konnte nur diese sehn); denn ganze Staͤdte zu befestigen, war nicht Sitte der Urzeit; hatten also diese Staͤdte aͤußere Mauern, so waren sie aus spaͤterer Zeit, und eben des- wegen zerstoͤrbarer. Die zerstoͤrten Staͤdte sind un- terstrichen , Nauplia blieb ναύσταθμον von Argos; auch Hysiaͤ stand noch im Pelop. Kriege, Thuk. 5, 83. Diod. 12, 81. wie Orneaͤ, obgleich οἱ Ἀργεῖοι κατέ- λυσαν αὐτὰς, Paus. 8, 27, 1. Μιδέα halte ich fuͤr das Palaͤo C. 90 min. von Napoli nach G. auf dem Wege nach dem Graͤnzort Λῆσσα (Lycurio). Das Ἀσκληπιεῖον j. Jero; den Weg dahin beschreibt auch Desmouceaux bei Bruyn T. V. p. 468. vom Κορυφαῖον vgl. Bd. 2. S. 374, 5. Ἐπίδαυϱος lag auf dem Isthmos der Halbinsel, δίστομος nach Hesych. Ueber das Ἡραῖον Thuk. 5, 75. Paus. 2, 29, 1. vgl. Gell; 28* die Landzunge, worauf es liegt, und das alte Epidau- ros fassen einen μυχὸς ein, der nach Str. 15 St. im παϱάπλους hat. Das neue Epidavro am Winkel des μυχὸς ist von Piada (Epiada Clarke) zu unterscheiden, was gegen eine Meile noͤrdlicher liegt. — B. du Boc. hat fuͤr alle Kuͤsten des Saron. Meers auch Aufnah- men von Fauvel zu seiner Karte von Morea benutzt. 10. Τροιζὴν , Ruinen bei Damala. Ἄϱγος Τϱοιζήνιον aus Eust. p. 1465, 57 Rom. Den Fl. Tau- rios oder Hylykos und die Qu. Hyoessa giebt Ath. 3, 122 f. Hesych Ταύϱειον. Paus. 2, 32, 7. Ueber Κα- λαύϱια Aegin. p. 25 sq. Die Truͤmmer des Posei- dions auf der groͤßten Hoͤhe 900 — 1000 Fuß uͤber der Meeresflaͤche. Die Ruinen von Μέϧάνα liegen bei Dara nach Ddw. und G.; daß es auf dem ἰσϧμὸς der Halbinsel laͤge (Thuk. 4, 45. vgl. Paus. 2, 34, 1.) muß man nicht zu genau nehmen. Ἑρμιόνη ist in Castri schon von Fourmont aufgefunden worden (vgl. Bd. 2. S. 399, 3.), Εἰλεοὶ heißt Eilio, Δίδυμοι Di- dymi. Der Hafen Thermesi bei G. ist offenbar an der Stelle des T. der Δημήτηϱ Θερμησία, der an den Graͤnzen der Troezenia und des Geb. von Hermione lag, 80 Std. von Skyllaͤon, Cp. Skylli; welches G. auf seiner Karte, mit andern verglichen, z. B. B. du Bocage, der hier Pilotenkarten benutzt, zu weit nach O. vorspringen laͤßt. Σκύλλαιον vom Isthmos nach Skyl. 740 St. (aber man muß fuͤr Ψμ wohl ϒμ schreiben; doch sind seine Zahlen hier sehr verwirrt), im Gebiet von Troezen nach Paus. Skyl.; Str. rech- net es ungenau zu Hermione p. 373. — Ueber die Graͤnzen des alten Dryopergebiets s. oben Bd. 2. S. 84.; auf unsrer Karte sollte freilich wenigstens Asine den Argeiern zugetheilt sein, die es sich schon geg. Ol. 1. nach Paus. 2, 36, 5. (vgl. Bd. 2. S. 155.) zu- geeignet hatten; doch blieb es immer davon geschieden durch die Epidauria, wenn diese (nach Skylax) sich mit 30 Stad. an die SW Kuͤste erstreckte. Hermione , obgleich nach dem Perserkriege von Argeiern besetzt, Bd. 2. S. 175., bestand doch hernach wieder als au- tonome Stadt; ja wir finden es Thuk. 2, 56. 8, 3. und spaͤter als Lakonische σύμμαχος, wie die Halieis: die naͤhern Umstaͤnde kennen wir nicht. Ἠιὼν oder Ἠιόνες, eine alte Dryoperstadt, Diod. 4, 37. hernach nach Str. Rhede der Mykenaͤer, ist vielleicht von Ha- lieis nicht wesentlich verschieden, welcher Name beson- ders erst aufkam, da die Hermioneer und Tirynthier dort sich angesiedelt, daher Herod. 7, 137. Ἁλιέας τοὺς ἐκ Τίϱυνϧος (vgl. Bd. 2. S. 175, 2. Boͤckh Ca- tal. lectt. Berol. 1815 — 16.), aus welcher Stelle sonst hervorgeht, daß Sparta sich des Orts, etwa um Ol. 80, 3., mit List bemaͤchtigte. Ptolemaͤos hat in dieser Gegend ΦΛΙΟϒΣ, und viele Karten nach ihm, wofuͤr ich ἉΛΙΚΟΣ schreibe, wie Halieis Kallim. bei Steph. s. v. nennt, Ἁλίνη Paus. Αἴγινα gehoͤrt auf unsrer Karte nicht mehr dem Peloponnes an. Zur Topogra- phie der Insel finde ich nur nachzutragen, daß der B. Hellenion auch bei Klem. Alex. Str. 6. p. 753, 15. Pott. vorkommt, und ein ἀκρωτήριον Πέρνη bei He- sych 2. p. 942. Alb. Auf die Felsenkuͤste von Aegina bezieht sich der Dichterausdruck ἠχὼ πετραία bei Pho- tios p. 62., wornach hesych 1. p. 1668. zu emendiren. 11. Zu der Gegend suͤdlich von Argos be- merke ich nur folgendes. Die Qu. des Erasinos (200 St. von Stymphalos nach Str. und Diodor) im Chaon heißt jetzt Kephalaria, διαβατήρια des Kleome- nes daran, Herod. 6, 76. Das ῥέος Κεγχρείας, Aesch. Prom. 676., kann nach Paus. 2, 24, 8. Pontinos, Phrixos oder auch ein andres Fluͤßchen sein. Bei Ler- na (Mulina) Ἐλεοῦς, Apolld. 2, 5, 2. Ἐλαιοῦς Steph. Ob Ἕλος oder Ἑλοϋσα τῆς Ἀργείας bei Apolld. 2, 4, 7. damit einerlei sei, wissen wir nicht. Das Paneion an dem Wege nach Tegea (Τϱοχὸς ge- nannt) haben wir in dem Jero der Reisenden zu fin- den geglaubt. Den B. Kreopolon dem Parthenion ge- genuͤber bei Str. 376. halte ich fuͤr einerlei mit dem Kreion bei Kall. an Pallas 41. Das Parthenion ge- hoͤrte ganz zu Arkadien, Paus. 8, 34, 5. Ueber Ky- nuria s. Aeginet. p. 46. Die Graͤnzhermen an der Qu. des Tanos gelten nur fuͤr die spaͤtere Zeit, da die genannte Landschaft Argivisch war. Θυραία heißt vielleicht jetzt Araethyrea, wenn Gell den Namen nicht mißverstanden. Πυράμια τῆς Θυϱεάτιδος (wo der ἀπόβαθμος) aus Plut. Pyrrh. 32. 12. Arkadien . Von der Natur des Landes im Allgemeinen oben Bd. 2. S. 67. Im Einzelnen ist Pausanias ein hoͤchst sorgfaͤltiger und genauer Fuͤhrer; es ist vielleicht nicht unwichtig, die Disposition seiner zahlreichen Routen zu uͤbersehn, zumal da diese durch die schlechte Capitelanordnung und Interpunktion oft ganz versteckt ist. — Der leitende Faden ist der Weg von Argos uͤber Mantinea, Orchomenos, Kaphyaͤ, am Ladon hinab und Alpheios hinauf nach Mega- lopolis, dann nach Tegea. — Straßen von Argos 1, bei Hysiaͤ und beim Parthenion nach Tegea (nicht als zwei zu unterscheiden) 2, durch Prinos nach Mantinea, 3, durch den Klimax (j. Kakiskala nach Vaudonc. uͤber Turniki nach G.) nach Mantinea; diese ist Paus. selbst gegangen. A. Von Mantinea beschreibt er 5 Wege, 1, nach Tegea mit einem Seitenpfade zum T. des Poseidon Hippios und nach Phoezon, 2, nach Pallantion, 3, nach Methydrion bis zur Graͤnze des Gebiets bei Petrosaka, 4, den graden Pfad nach Orchomenos, 5, den Weg nach Orchomenos uͤber Anchesia. B. Von Orchomenos 2 Straßen, 1, nach Kaphyaͤ, 2, am Berg Trachy (schr. 8, 13, 3. ὑπὸ Τϱαχὺ εἵσιν ὄϱος) a, nach Stymphalus b, nach Pheneos uͤber Karyaͤ. Nun schließt sich an Orchomenos I, Pheneos an, mit den Straßen 1, nach Pellene und Aegiera bis B. Krathis, 2, nach O. uͤber Geron- teion a. nach Stymphalus, b, links nach Trikrena, Sepia, Kyllene (8, 16, 1. schr. τοῦ Γεροντείου δὲ ἐν ἀριστερᾷ διὰ τῆς Φενεατικῆς ὁδεύοντι ὄϱος Φενεα- τῶν ἐστὶ Τϱίκρηνα καλούμενον). 3, gegen W. a, rechts nach Nonakris, daruͤber Geb. Aroania, Lusoi, Kynaetha, b, links uͤber Lykuria nach Kleitor. II, Stymphalus und Alea. Darauf geht Paus. auf dem Wege B, 1. uͤber Kaphyaͤ, den Ladon, nach Psophis, Thelpusa, Onkeion, an die Muͤndung des Ladon, uͤber Heraea, nach Megalopolis. C. Mega- lopolis, Straßen dahin u. daher, 1, von Heraea uͤber die Graͤnze des Gebiets am Buphagos, Brenthe, Trapezus, Basilis, Thoknia. 2, nach Messenia SW. uͤber Kro- mos, 3, nach Karnasion SSW. 4, Lakedaͤmon SO. uͤber Phalaͤsiaͤ, Belemina, 5, nach Methydrion N. mit einem Seitenwege nach Thyraͤon, 6, nach Maͤnalon No. 7, nach dem Tempel der Despoͤna, Lykosura, Phigalia W. 8, nach Pallantion und Tegea gegen O. uͤber Oresthasion, Haͤmoniaͤ, Asea, Manthyreia. D. Tegea, 1, Weg nach Sparta, 2, nach Thyraͤa in Argolis. Womit der Kreis sehr schoͤn geschlossen ist. 13. Στύμφαλος . Truͤmmer beim Dorf Kionia unfern des Sees (Μετόπα Pind. O. 6, 82.), von dem Stymph. 5 St. (wie Ddw. bei Str. fuͤr 50 mit Recht corrigirt) lag, am B. Kyllene. Schol. Pind. O. 6, 129. Aa. Ueber die Katabathra, ζέρεθϱα bei Str., vgl. Pqv. u. Ddw. Gells Zeichnung ist nicht ganz richtig. Ueber die Ruinen von Ἀλέα G. Ddw. Der B. Ἀπέλαυϱον gezeichnet nach Polyb. 4, 69, 1. Liv. 33, 44. Das Ὀλίγυρτον, B. zw. Stymph. und Kaphyaͤ nach Pol. 4, 70, 1. das Castell des Namens nach Pol. 4, 11, 5. Plut. Kleom. 26. wo die Mss. Ὀλόγουντον, Ὀνόγυρτον u. dgl. haben. Φενεὸς j. Phonia beim Dorf Zarakula; die Akropolis auf einem conischen oben abgeplatteten Huͤgel. Was Steph. B. uͤber die Stadt hat, ist alles aus Paus. Der Fl. in der Naͤhe, vgl. Diod. 15, 49., heißt bei Paus. Aroanios und auch Olbios; Anias bei Str. 389. und Aornos bei Athen. 8. p. 331 d. sind wohl verdorbne Formen; er ging durch das ἔϱγον Ἡϱακλεῖον (j. bildet er wieder einen See) in den gouffre am B. Skiathis (j. Saitha, nach Ddw. Kokino-Buna) βάραθϱον von Plut. de sera 12. p. 245. von Eratosthenes bei Str. 389. ζέϱεθρα und εἰσϑμοὶ genannt, vgl. Hesych. s. v. εἰσϧμός. Paus. 8, 14, 1. kennt auch ein andres βάϱαϧρον im B. Orexis, der 5 Stad. von Karyaͤ liegt (was nicht zugleich auf B. Skiathis zu beziehn ist). Von einer Qu. bei Pheneos Ovid. M. 15, 332. Φενεὸς τῆς Λακωνικῆς bei Ael. N. A. 4, 5. ist wohl ein Fehler. Der T. des Ap. Pythios existirt vielleicht noch in Truͤmmern noͤrdlich von Zarakula. Pqv. T. 4. p. 214. Die Graͤnzen der Φενεατικὴ lassen sich nach Paus. Angaben genau bestimmen. N. gegen Pellene eine Schlucht (?) Porinas, gegen Aegeira τὸ ἐπ᾽ Ἄρτε- μιν (vielleicht τὸ Νωνακϱῖνον, vgl. Muncker ad Hygin. Fb. 177.) O. der B. Geronteion gegen Stymphalos, S. der Fels von Kaphyaͤ als Graͤnze von Pheneos, Kaphyaͤ, Orchomenos, W. , gegen Kleitor, Lykuria und der B. Aroanios, der zum Theil zu Pheneos, zum Theil zu Kleitor gehoͤrt. Zu diesem Gebiete gehoͤren noch die Orte: Λυκουρία j. Lykurio; 50 Stad. von hier nach Paus. (aber die Engl. haben nur 51 oder 57 min. ) in noͤrdl. Richtung bricht der Fl. Ladon (der ὠγύγιος Λάδων Dionys. P. 416.) als Fortsetzung des Gewaͤssers von Pheneos hervor, ( e paludibus Phenei, Plin.) aus dem B. Πεντελεία nach Hesych s. v. , auf welchem auch ein Kastell Penteleion lag (Plut. Kleom. 17. Arat 39.), jetzt wahrscheinlich Dordovani-Castro. Καϱυαὶ nach Paus. angesetzt; den Weg nach Orcho- menos, an dem es liegt, beschreiben neuere Reisende, doch ohne Bemerkungen von Ruinen. Νώνακρις an der Styx in der Pheneatike nach Konon 15. vgl. Kanne p. 96. Kallim. Fr. 75, 32. und Paus. Die Cascade Styx heißt jetzt Mavronero; sie sendet ihr Wasser in den Krathis. 14. Κλείτωρ , in einer verschlossne Ebne (daher der Name). Die Ruinen bei der Kalybia of Mazi und Katzanes, Ddw. G. Pqv. 19 min. von der LadonQu. an dem Hohlwege (αὐλὸς) auf Kleitor zu, ist Achillona (Chelona) Spilaͤon nach G., wohin Pqv. die alte Weinquelle setzt, vgl. zu aa. Stellen Hesych κλειτόεν ὕδωρ und εἰτισκαὶ πηγαί. Ueber den Fl. Κλείτωϱ vgl. zu Paus. Ath. 8, 331 d. Was den Flußnamen Aroanios betrifft: so bin ich zu der Ueber- zeugung gekommen, daß mehrere von der noͤrdlichen Bergkette stroͤmende so heißen, namentlich drei: 1, der in der Ebne von Pheneos, auch Olbios genannt, 2, der welcher 7 St. oͤstlich von Kleitor fließt und dann in den Ladon faͤllt. 3, der von Psophis, unmoͤglich derselbe, wenn nicht die Fluͤsse aufwaͤrts stroͤmen (Paus. 8, 24, 2.). Zum Gebiete von Kleitor gehoͤren Σειραὶ an der Graͤnze von Psophis, wohl das Palaͤoc. mit R. bei Seupi; Παγουκὠμη, bei Herod. 6, 127. Παγούπολις, etwas weiter zuruͤck, wo jetzt Strezzoba bei G. (ehemals wahrscheinlich autonom); auch Λοῦ- σοι, welches indeß auch Pythiade 11. Ol. 58, 3. noch autonom war. S. Paus. 8, 11, 3. Vom T. der Artemis Bd. 2. S. 375. vgl. Polyb. 4, 18, 9. — Das rauhgelegne Κύναιθα im Thal von Kalabryta, nach G. ein Kastro in der Naͤhe. Ὁ ἀπὸ Κυναίθης ῥέων ποταμὸς Polyb. 9, 17, 1. ist der Kerynetes. — Ψωφὶς nach allen Seiten von Bergen umgeben (nichts anders will Polyb. 4, 70. κατὰ τὴν μεσόγαιαν τῆς συμπάσης Πελοποννήσου) erkennt man in bedeutenden Ruinen (wovon die kyklopischen der Burg Φηγαία an- gehoͤren, vgl. Apolld. 3, 7, 5.) wenig noͤrdlich vom Dorf Tripotamia, am Zusammenfluß der drei Wald- baͤche, des eigentlichen Erymanth jetzt Livardgion und Trivadi genannt, entspringend aus einer großen Qu. gegen N. im Geb. Erymanth, auch Lampeia (j. Zembi) genannt, s. unter Aa. Schol. Ap. Rh. 1, 127., zwei- tens des Skupi von O. (des Ἀροάνιος bei Paus.), drit- tens des Dekumi etwas suͤdlicher. Mit Paus. und den Neuern stimmt nicht durchaus Polyb. 4, 70.; mir scheint es, er nenne den Aroanios Erymanth, und den Erymanth χειμάῤῥους. Τρόπαια finde ich nach Paus. in den Truͤmmern jenseits der Bruͤcke von Spathari uͤber Ladon bei G. 15. Ὀρχομενὸς bei Kalpaki, mit einer festen Akropole Tirynthischer Bauart auf einem Huͤgel, und Spuren einer bedeutenden Stadt in der Ebne. In Angabe der Wege von da nach Stymphalos und Phe- neos stimmen G. und Ddw. mit Paus. sehr wohl uͤberein. Die beiden Ebnen von Orch. sind nach den- selben gezeichnet; die suͤdliche, hoͤhergelegne, ist von einem Entwaͤsserungskanal durchschnitten; und haͤngt durch einen Hohlweg (χαϱάδρα) zusammen mit der groͤßern, in der der See von Orch. zusammengelaufen ist, der zum Flußgebiet des Ladon gehoͤrt. Καφυαὶ suche ich in der kleinen Ebne von Dara (uͤber die außer Gell, Sibthorp in Walpole’s Mem. p. 75. und Pqv. T. 4. p. 214. zu vgl.) etwa beim Khane του Δεσπο- του, obgleich die Ruinen noch nicht aufgefunden sind; und die Qu. Geoush scheint mir der Schlund Rheunos, wo der aus dem Orchomenischen See stammende Tragos, ὁ διὰ τοῦ Καφυέων πεδίου ῥέων ποταμὸς bei Polyb. 4, 11, 3. hervorstroͤmt. Zw. Orch. und Mantinea ἡ Ἐλυμία Xen. H. 6, 5, 13. Μεθύ- δϱιον , ohne Zweifel in den Ruinen, Palatia ge- nannt, zwischen 2 Fl. erhalten, deren Lage ich nach G. bestimmt habe. (Pqv’s Palaͤo-Pyrgos kennt man sonst nicht). Es graͤnzen nach Paus. Mantineia, Thei- soa, Orchomenos und Kaphyaͤ. vgl. uͤber den Ort Por- phyr. de abst. 2, 16. Durch Μαιναλία haben wir keine neuern Routen, außer die durchkreuzende von Tripolitza nach Leondari bei G. und Pqv. und muͤssen uns lediglich an die Andeutungen der Alten halten. Sie liegt westlich von Mantineia und die Orestis bildete einen Theil davon, Thuk. 5, 64., worin Ὀϱε- σϧάσιον oder Ὀρέστειον (Herod. 9, 11.). Ich be- merke nur noch, daß der Maͤnalische Ort am Helisson 70 St. von Megalopolis zwischen Dipaͤa noͤrdl. und Sumetia suͤdl. wohl Λυκαία hieß, obgl. Paus. auch Λυκέα und Λυκόα hat; Λυκόα dagegen liegt in Ky- nurien am Alpheios, Paus. 8, 27, 3. Polyb. 16, 17, 6. Εὐταία an den Mantineischen Graͤnzen Xen. H. 6, 5, 12. Fuͤr das Land der Εὐτρήσιοι ist Paus. Route von Megalopolis nach Methydrion die Haupt- qu.; eine neuere fehlt. 16. Μαντίνεια j. Milia nach Stanh.; damals schon συνοικισϧεῖσα, oben S. 70. Die hochgelegnen Ebnen von Mantinea und Tegea giebt eine Karte de la plai- ne de Tripolitza dressée sur les memoires du Doc- teur Pouqueville par B. du Bocage bei der ersten Reise von Pqv., die indeß nicht allzu genau ist. Die Qu. Arne 12 St. von Mant. (Paus. 8, 8, 3. nach der Emd. ΤΗΣ ΠΗΓΗΣ fuͤr τῆς γῆς, vgl. Corai zu 8, 54.); Vdo. hat daselbst ein Arni. Von dem Ka- tabathron des Fluͤßchens Ophis s. Pqv. Die Doppel- mauern im Passe gegen Tegea, von sehr alter Con- struktion, giebt Gell. S. uͤber die Gegend Th. 5, 65 sq. Die erste Schlacht von Mantineia fand statt in einer engen Ebne zwischen dem Graͤnzpasse und dem Herakleion. Weiter gegen Mantineia hin sind die Punkte nach Paus. angegeben; uͤber Phoezon’s Lage vgl. Il. 7, 143. Alesion mit dem T. des Pos. Hip- pios wird durch Polyb. 9, 8, 11. 11, 11, 4. 6. 11, 14, 1. fixirt, 7 St. von Mant. auf Tegea zu; dar- nach ist die Ἐλισφασίων χώρα und der Abzugsgra- ben angegeben. Von jener nehmen aber Gronov und Schwgh. an, daß sie mit der Gegend von Helissus, Ἐλικοῦς bei Plut., eins sei; ich glaube j.: mit Recht; dann sind die Berge dieser Gegend die vom Kanal und der Ebne westlich gelegnen. Die beiden Wege des Paus. von Mant. nach Orchomenos, A, 4. und A, 5. oben, glaube ich, jenen bei Ddw., diesen bei G. zu finden. Τέγεα , Ruinen bei Dorf Piali oder Palao- episcopi (meine Karte ruͤckt es vielleicht etwas zu weit von Mant.). Von den alten Komen s. oben S. 70. eine davon, Κορυθεῖς lag am Parthenion nach Paus. 8, 54, 4. Apolld. 3, 9, 1. Diod. 4, 34. Μανθυ- ρεία, (πεδίον Μανϧυϱικὸν), Φυλάκη und den Gau der Γαρεᾶται (am Γαϱεάτης) kann man nach Paus. an- setzen. Ein Staͤdtchen Οἶος unbekannter Lage bei Steph. Byz. Ἐν Φυλακῇ ist nach Paus. die erste Quel- le des Alpheios, der ἐν Συμβόλοις zusammenfaͤllt mit einem aus dem Passe gegen Lakonien (Defil von Kar- vathi) stroͤmenden Bache, jetzt Saranto-potamo (vgl. zu Paus. G. und Pqv.). Der Fl. Λαχᾶς in dem Frgm. des Deinias, oben S. 418, 2., ist vielleicht der, welcher den kleinen See bei Tegea bildet. Παλλάν- τιον nach Pqv. Karte angesetzt, gehoͤrt schon zu Mae- nalien nach Paus. Der Alph. kommt dann nach Paus. wieder hervor bei Ἀσέα, dessen Ruinen G. deutlich gefunden bei dem Khan von Francobryssi, hier erstreckt sich ein Marschsee, an dessen Ende die Waͤsser in einen Abgrund fallen, (vgl. Hesych s. v. Ἀσιώτας, uͤber Ἀσέα oder Ἀσαία außer Paus. Dion. P. 413. Plut. Kleom. 7. wo zu corrigiren.) In derselben Ebne glaubte man auch die erste Qu. des Eurotas, Paus. 8, 44, 3.; auf diese geht Hesych Λεόντιος πόϱος (die Loͤwen erwaͤhnt Pausan.) vgl. s. v. Νυμφαῖον ὄχϑον. Ἴων. ὁ πάγος τῆς Ἀρκαδίας ὃν ὁ Ἀλφειὸς παραμει- βόμενος τὰς λεγομένας Γλυφὰς διέρχεται. nach Toup in Suid. T. 2. p. 544. Die letzte Qu. des Alph. endlich, bei Pegaͤ in der Megalopolitis, hat G. 1 St. 28 min. oͤstlich von Sinano aufgefunden. 17. In Westarkadien , von Psophis nach He- raͤa am Ladon hinab, haben Paus. und G. grade die- selbe Tour gemacht, und so lassen sich fast alle Punkte des erstern bei dem letztern nachweisen; das Verglei- chen der Entfernungen — die Hauptarbeit der Karte — muß ich auch hier auslassen; Jedem steht frei, Paus. in der Hand unsre Arbeit durchzugehn. Θέλ- πουσα ist jetzt Katziula mit Ruinen; das Palaͤoca- stro und die Tempeltruͤmmer von Vanina dagegen Κα- λοῦς oder Ἁλοῦς. Das Castro mit Ruinen bei Pa- laͤo-Rachi kann nicht Teuthis sein, wie G. will, da dieser Ort bei Theisoa im spaͤtern Gebiet von Mega- lopolis lag. Das feste Ἡραία ist sicher Agiani (s. uͤber die Stadt außer Paus. Theophr. Pflzgsch. 10, 1, 8. der mit Athen. 1, 20. Aelian V. H. 13, 6. zu vgl. Diod. 15, 40. Dion Chrysost. Or. 1. p. 60 R.); der Graͤnzfluß Teuthoa gegen Thelpusa heißt jetzt Lan- gadia, daran liegt das πεδίον des Paus. Von Heraͤa eine Bruͤcke uͤber den Alpheios, Polyb. 4, 77, 5. 78, 2. die nach dem steilgelegnen (ebd. 78, 3.) Ἀλιφήρα fuͤhrte, vielleicht Nerovitza bei G. 18. Eben so coincidiren in der Beschreibung der Gegend am Alpheios hinauf neue Reisende mit Paus., und die meisten Punkte sind mit ziemlicher Si- cherheit angesetzt. Μελαινεαὶ ist wahrsch. Hellenico- Castro 1 St. ostwaͤrts von Anaziri; und die Ruinen eines Roͤmischen Bads bei Kakoreos gehoͤren zu dem- selben Orte, welcher Reisestation war, wie man aus der tab. Peuting . sieht. Βουφάγιον erkennbar in Ruinen an der Qu. eines Fluͤßchens. Die Truͤmmer an dem Zusammenfluß eines Flusses, des Lusios, mit dem Al- pheios sind wahrscheinlich Ῥαιτέαι. Raphthi auf den Huͤgeln links scheint Μάραθα. Karitena bewahrt den Namen von Gortys (s. Hesych s. v. Κορτύνιοι), aber hat nur wenige Spuren des Alterthums; es ist wahr- scheinlich Βρένθη. Fl. Brentheates Paus. 5, 7, 1. Die alte Γόρτυς dagegen existirt in den kyklopischen Mauern und Tempelruinen von Marmora bei Atchi- colo, uͤber der Ebne von Dimitzana, in der ein Palaͤo- Castro Θεισόα zu sein scheint. Die Θεισοαία ist vom Mylaon durchflossen, der von Methydrion her- kommt; graͤnzt an Methydrion, und da dies Orchome- nisch, an Orchomenos; liegt noͤrdlich vom Lykaͤon — nach Paus., bei dem mir nur auffaͤllt, daß er sie zu Parrhasien rechnet. Zwei Orte des Namens anzuneh- men ist kein Grund. Die Ruinen bei Kyparissia sind das alte Βασιλὶς, die Parrhasische Hauptstadt des Ar- kaderfuͤrsten Kypselos (s. oben Bd. 2. S. 63. dazu Nikias Ἀρκαδικὰ bei Athen. 13, 609. das Parrhasi- sche Kastell Κύψελα kommt auch bei Steph. Byz. vor, und die Κυψελικαὶ κύνες, Pollux 5, 5, 37. 40. schei- nen davon benannt. vgl. auch Wasse ad Thucyd. V, 33.), was auch dadurch bestaͤtigt wird, daß noͤrdlich davon Bathu-Rheuma, auch nach den Sagen der Um- wohner, das Bathos des Paus. ist. Μεγαλόπο- λις ist unverkennbar Sinano, durchstroͤmt vom Helis- son, der 20 St. oͤstlich von der Stadt in den Alpheios faͤllt. Schr. Paus. 8, 30, 1. σταδίοις ἀπωτέρω Με- γαλοπολιτῶν τοῦ ὰστεος Κ(εἴκοσι) κάτεισιν εἰς τὸν Ἀλφειόν. vgl. 34, 3. Zunaͤchst vor der Stadt lag auf Tegea zu Λαοδικεία, Λαδοκέα nach Paus. 8, 44, 1., vgl. Polyb. 2, 7, 3. 51, 3. 55, 2. Manso Sp. 3, 1. S. 311. Es lag noch in der Orestis, Thuk. 4, 134. also in Maͤnalien, und da nach Steph. Byz. s. v. Μεγα- λόπολις, die halbe Stadt Ὀρεστία hieß , so scheint zu erhellen, daß der Helisson die Graͤnze mach- te zwischen den Maͤnaliern und Parrhasiern. Die Ka- stelle Κλάϱιον, Pol. 4, 6, 3. und τὸ κατὰ τὸν Φω- λεὸν, 9, 18, 1. sind schwer zu bestimmen, wie auch Kleomenes Weg nach Megalopolis uͤber Ῥοίτιον (nach Ee. Ζοίτιον) und δἰ Ἑλικοῦντος. Plut. Kleom. 23. Einige Notizen fuͤr die Gegend sind vielleicht aus fol- gender von Fourmont in Karitena gefundner Inschrift zu entnehmen. πολισμεγαλοπολιταν πολυο ειστανδιουμυμαϱιδαο . . ωμοο οσιασωνοσιποξενοσαϱιστοδαμουιεϱωιποκϱατεοσμ . . διονυικοναιδαμασπε … εαιποστοιπανισιλω.ε.. δεφα θενιεπιβαλλεινκαιν .... μεταταχωϱιατασειτουνομο. πεϱ.. αποταμπετϱα ...... αφεστ .... ιταναποτουπυτιου τονϱουνεωσειστονκοιλαι .. τανειτεντοικοιλαγγιτ διστανοδοντανεπιλυκοσουϱαναποδεαϱκτουταϱ θονειστανικετειανκαιαποτασικετειασεωσε τανδιατουπυτιουκαιταιοδωνεπιτασπε ειαπεϱιονπϱοεκαλεσαντοαϱιστοδα νοισκαιδαμοσιααλλωιδεμη ειαπο Die Namen in Z. 2 und 3. heißen wohl Πολύστρα- τος Ἀριστάνδρου, Εὐμαρίδας .. ωνος, — ος Ἰάσο- νος, Πρόξενος Ἀριστοδάμου, Ἱέρων Ἱπποκράτεος; liest man hernach Διονύσῳ καὶ Δάματϱι, so waͤre das Ganze eine Dedication von Grundstuͤcken an diese Gottheiten, deren Umgebung im folgenden angegeben scheint: ἀφ̛ ἑσπέϱας τὰν (ὁδὸν) ἀπὸ τοῦ Πυτίου [κατὰ] τὸν ῥοῦν ἕως εἰς τὸν κοιλαγγίταν, (Schlucht?) εἶτα ἐν τῷ κοιλαγγίτᾳ εἰς τὰν ὁδὸν τὰν ἐπὶ Λυκό- σουραν, ἀπὸ δὲ ἄρκτου τὰν ὁδὸν εἰς τὰν Ἱκετείαν καὶ ἀπὸ τᾶς Ἱκετείας ἕως εἰς τὰν διὰ Πυτίου καὶ τὰν ὁδὸν ἐπὶ τὰς πέτρας. Ueber das Pythion siehe oben Bd. 2. S. 201, 1. 19. Die Gegenden, westlich von Megalopolis, jenseits des Flusses, in vieler Hinsicht durch Spuren uralter Cultur die interessantesten des Peloponnes, sind zugleich auch die verwickeltsten, und die Anlage dersel- ben hat am meisten Muͤhe gekostet. Hier bemerke ich nur. Die Bergkuppe Dioforti, auf deren Gipfel sich eine kuͤnstliche Cirkelebne von etwa 10 Ellen Diam. befindet, 10 min. hinabwaͤrts aber bei Castraco Rui- nen eines Dor. Tempels und große antike Vasen ge- funden werden, und nach einer andern Seite hinab zuerst auch R. eines Dor. T., dann auf einer kleinen Ebne ein Hippodrom, ist offenbar das waldige (Polyaͤn 4, 7, 9.) Λύκαιον, vgl. Bd. 2 S. 305.; hier ent- springt auch, ganz wie Paus. angiebt, der Plataniston als Hauptnebenfl. der Neda. — Dann hat aber Paus. 8, 38, 2. Unrecht, das Lyk. vom T. der Despoͤna links zu setzen, dem es offenbar rechts liegt, wenn man von Megalop. kommt. Dieses Heiligthum ist nach den Distanzen bei Paus. auf Hag. Georgios, (wo allerlei Spuren des Alterthums) Ἀκακήσιον auf Delli- Hassan gesetzt, wo eine kyklop. R. Schr. bei Paus. 8, 36, 5. ἥμισυ μὲν τῆς ὁδοῦ πϱὸς τοῦ Ἀλφειοῦ τὸ ῥεῦμα. Διαβάντι δὲ μετὰ δύο κ. τ. λ. Links von dem Heiligth. liegt j. B. Tetragi, welcher Kerausion scheint und zu den Νόμια ὄρη gehoͤrt. Ueber den Ursprung der Neda ist Paus. selbst confus. Das ur- alte (Apolld. 3, 8, 1. Hygin Fb. 176.) Τραπε- ζοῦς habe ich auf den Fleck des Klosters St. Ana- stasio, Karitena gegenuͤber gesetzt, und die Ruinen bei Labda am Alph. fuͤr Θῖσα genommen, Ruinen einer andern Stadt in der Naͤhe fuͤr Λυκόα nach Paus. u. Polyb. oben §. 14. der es 200 St. vom Ursprung des Alph. bei Pegaͤ hinter den Einfluß des Lusios setzt. Φιγαλία (Paulizza) und der Apollotempel auf B. Kotylion (bei Bassa) sind voͤllig gesichert; und von da aus vielleicht noch naͤhere Aufklaͤrungen uͤber die Umge- gend zu erwarten. Fuͤr ἀνωτέρω Paus. 8, 41, 4. ist wohl ἀπωτέρω zu schr. Den B. Ἐλάϊον oder Ἐλαιὸς habe ich an die Messenische Graͤnze gesetzt, nach einer Andeutung von Rhianos bei Paus. 4, 1, 4. 20. Suͤdlich von Megalopolis. In den Alph. faͤllt der Xerillopotamo, wohl Karnion, mit dem der Kocheridi, ehemals Gatheates, zusammenfließt; der Ursprung des erstern bestimmt die Lage der Landschaft Aepytis ; des letztern die der Kromitis . Κρῶμνος ist offenbar das jetzige Krano, mit alten Grundmauern, an der Graͤnzhoͤhe gegen Messenien; das Hermaͤon zu Paus. Zeit 40 St. davon. Κρῶμνος als Arkadische Graͤnzfestung Xen. H. 7, 4, 20 sq. vgl. Kallisthenes bei Ath. 10, 452 e. Denselben Ort verlangte Archi- dam III. heimlich von Nikostratos, dem Argivischen Feld- herrn, Plut. de vit. pud. 16 p. 180. reg. apophth. p. 130, in dem Kriege Ol. 106., in dem Sparta mehrere Megalopolitische Orte, z. B. Helissus, eroberte. Manso 3, 1. S. 241. 245. (Schneider setzt die letztre Begebenheit zu fruͤh, ad Xen. I. l. ) Leondari, was Fourmont fuͤr Megalopolis hielt — darnach macht der juͤngere eine uͤbertriebne Beschreibung von den Ruinen daselbst, von denen Neuere Nichts gefunden — ist wahrscheinlich Λεῦκτρα, welches spaͤter Megalopolitisch, Plut. Pelop. 20. Kleom. 6., (das Graͤnz-Hermaͤon war zu Paus. Zeit bei Belemina) fruͤher Lakonischer Graͤnzort war, Thuk. 5, 54. Xen. H. 6, 5, 24. wo die Μαλεᾶτις die Gegend von Μαλαία in Aepytis Paus. 8, 27, 3. ist. Epaminondas hatte, wie man aus Paus. sieht, Leuktra selbst zur Aepytis geschlagen. Spuren einer kleinen Stadt 100 min. von Leondari bei G. habe ich Μιδέα genannt, welches nach Xe- nophons, Hellen. 7, 1, 28., Andeutungen auf dem Wege nach Parrhasien lag, mit dem sich auf Sp. zu der Weg nach den Eutresiern vereinigte. Vielleicht ist aber ΜΑΛΑΙΑ zu corrigiren. Die Wege in dieser Gegend habe ich im Ganzen zeichnen muͤssen, wie sie zu Paus. Zeit waren, vor Megalop. Erbauung lagen sie freilich anders. 21. Was nun schließlich die politische Ein- theilung Arkadiens betrifft: so bin ich darin Paus. Angaben gefolgt, wo ich nicht bestimmt einen andern Zustand in fruͤhrer Zeit nachweisen konnte. Das Ge- biet von Megalopolis habe ich aufgeloͤst in seine Be- standtheile, naͤmlich 1. in Maͤnalien . Dazu gehoͤren die Orte (Paus. 8, 27, 3.) Alea (unbek.), Pallantion, Eutaͤa, Sumateia, Asea, Peraͤtheis, Helisson, Dipaͤa, Lykaͤa, Orestasion nebst Ladokea, dazu Maͤnalos selbst, vielleicht auch Βουκολίων bei Thuk. 4, 134. Plin. 4, 6, 10. 2. Parrhasien . Lykosura, Thoknia, Tra- pezus, Akakesion, Makaria, Dasea, diese beiden zw. Akak. u. Megalop., Proseis und Akontion unbestimmter Lage. Da Thoknia auf der rechten Seite des Alph. lag, reichte also Parrhasien hier hinuͤber, und darauf gruͤndet sich, daß Megalop. halb auf Parrhasischem Boden gelegen. Von Maenaliern und Parrhasiern werden 20 (nach 1 Ms. 40.) κῶμαι nach Megalop. zusammengezogen. Im Pelop. Kriege zwang Laked., seinen Grundsaͤtzen getreu, Mantineia die Herrschaft der Parrhasier aufzugeben; im Frieden Ol. 90, 3. ließ es auch die uͤbrigen Staͤdte, wahrscheinlich die Maenalischen, frei, Thuk. 5, 81.: doch war hernach wieder Eutaͤa in Maenalien Mantineisch, vgl. Plut. Ages. 30. mit Xen. 6, 5, 12. 3. Eutresier , Tri- kolonoi, Zoͤtion, Charisia, Paroria, nebst den unbek. Knauson und Ptolederma. 4. Aepytier . Malaͤa, Leuktron, Kromos (in der Kromitis Gatheaͤ P. 8, 34, 3.) und die unbek. Skirtonion und Blenina, wobei an Belemina nicht zu denken, da dies auch waͤhrend der Herrschaft Thebens (P. 8, 35, 4.) und selbst nach Philippos Entscheidung (Manso 3, 1, 419.) Lakonisch geblieben ist. Daß ein Theil von Aepytis schon seit fruͤhen Zeiten immer zu Messenien gehoͤrte, daruͤber s. Bd. 2. S. 99. 5. Kynurier , Gortys, Thisa, Lykoa, Aliphera. Dazu kamen ferner 6. Thisoa nebst Teuthis und Methydrion , die fruͤher zum Ge- biet von Orchomenos gehoͤrt hatten (8, 3, 1. 27, 3. 38, 3.); ob schon im Peloponnesischen Kriege, war mir zweifelhaft, daher ich ihre Gebiete auf der Karte noch gesondert: was ich noch in einem und dem andern Fall gethan, wo es zweifelhaft war. 7. Die Tripolis Kalliaͤ , (vgl. Steph. B.) Dipoͤna und Nona- kris — von der ich sonst nichts weiß, denn das Pheneatische Nonakris kann nicht gemeint sein. — Die auf unsrer Karte mit unausgefuͤllter Schrift bezeichne- ten Namen sind solche, die in der Zeit des Pelop. Kriege keine faktische Bedeutung mehr hatten. Dazu gehoͤren die Azanen , die indeß doch noch Herod. 6, 127. von den uͤbrigen Arkadern genau trennt. Ihr Hauptsitz war nach mythischer Genealogie Kleitor, Paus. 8, 4, 3., die dortige Quelle, wohin Melampus die ἀποκαϑάρματα der Proetiden geworfen, lag nach Eudox bei Steph. B. in Azania; sie wohnten nach Steph. in siebzehn Staͤdten, in Pagupolis (Herod. a. O.), an den Graͤnzen von Elis, Str. p. 336. also in III. 29 Psophis, Polyb. 4, 70, 3., in Pheneos, Steph. B. s. v. , Eust. 2. S. 227 Bas., aber, was befremdet, auch in Lykosura, Paus. 8, 4, 3., und Phigalia, 8, 41. Ein Azane aus Pellana, P. 6, 8, 3. (vgl. Schol. Apoll. Rh. 1, 177.) ist mir noch raͤthselhaft. Im Ganzen ist Azanien gebuͤrgig und wenig fruchtbar, Zenob. 2, 54. Apostol. 1, 70. Aa. Dem Azan gegenuͤber stellt jene Genealogie den Apheidas, Stammvater der Tege- aten, ein Gau dieser Ebne hieß noch spaͤter Ἀφείδαν- τες, oben S. 70. — und den Elatos, dessen Geschlecht in Stymphalos und am obern Alpheios wohnt. 22. Lakonika . Der Weg den G. und Ddw. von Sinano nach Mistra gereist, ist ziemlich der des Paus. uͤber Phalaͤsiaͤ, auf jeden Fall eine alte Haupt- straße, wie die Ruinen daran zeigen. Βελέμινα, Βέλ- βινα, 90 St. von Megalop. Paus. 8, 35, 3., habe ich nach Truͤmmern auf dem B. Xerasia angesetzt; Αἴγυς (s. oben Bd. 2. S. 94, 3. Meurs. zu Lyk. 831.) auf den Fleck der R. bei Hag. Irene; das nahe Κάρυστος, wo guter Wein wuchs (Alkman Frgm. 15. Athen. 1, 31 c. Str. 10, 446 d. ), uͤber Agrapulo-Campo, wo auch Ruinen. Das Ἀϑηναῖον bei Belbina (Plut. Kleom. 4. Polyb. 4, 37, 6. 81, 11.) muß man von dem bei Asea gelegnen, das Paus. erwaͤhnt, unterscheiden. Κομπάσιον Polyb. 23, 1, 1. 7, 6. ( Conflictum Liv. 39, 36, 3.) gehoͤrt in dieselbe Gegend. Eurotas, j. Ere, (Βῶμαξ, Etym. 218, 19.) entspringt an der Wasserscheide gegen Arkadien bei den R. eines Tempels ἐν Βελεμινατίδι, Str. 343. Paus. 3, 21, 3. vgl. Polyb. 2, 54, 3. Πελλάνα (ἐν Τριπόλει, Polyb. 4, 81, 7. vgl. Liv. 35, 27.) habe ich nach den R. bei Peribolia gesetzt. Die Σκιρῖτις gegen Parrhasien, Thuk. 5, 33., nach Xen. 6, 5, 24. in der Mitte zwi- schen der Straße von Tegea und der uͤber Leuktra. vgl. Diod. 15, 64. Steph. B.; spaͤter Megalopoli- tanisch, wie ich aus Xen. H. 7, 4, 21. abnehme. Die κώμη Ἰὸν ist aus Xen. 6, 5, 24., der uͤber die πϱοσό- δους der δυσέμβολος Λακωνικὴ genauer spricht als Diodor. Ueber die Lage von Σκοτίτας, Σελλασία, Πελλάνα sind die Hauptstellen außer Paus. bei Polyb. 16, 16, 2. (wo indeß zu bemerken, daß auch Polybios Karte verschoben) 37, 5. 2, 65, 7. Liv. 34, 28. Der Bach Ὁπλίτης, an dem die Straße nach Tegea bei Polyb. hinaufgeht, heißt j. Chelesina, und die Straße erkennt man an alten Raͤderspuren und Truͤmmern, dergl. besonders, wo Sellasia angesetzt ist. Καϱύαι heißt nach Pqv. 4 c. 113. noch jetzt Karyes und liegt auf dem Wege von dem Graͤnzpaß gegen Tegea nach Prasto, welches aber nicht das alte Prasiaͤ ist, sondern Rheontas, wo Gropius Inschriften und Muͤnzen ge- funden. Das Apollonsheiligthum bei Xen. H. 6, 5, 27. kann nicht das Amyklaͤische, es muß der Lage nach etwa das am Thornax sein. Von Sparta’s Lage Bd. 2. S. 69. Dem ge- gebnen Plan liegt die fluͤchtige Beschreibung Chateau- briand’s und Pqv’s (in der ersten Reise) und die ge- nauere der Engl. Reisenden, dann ein Plan unter den Elginschen Papieren, und ein freilich nicht sehr zuver- laͤssiger in Fourmonts Reise zum Grunde, deren Text aber auch manche nuͤtzliche Details giebt. Auch B. du Boc. Karte baut hier auf eine Aufnahme von Fau- vel. Ueber die κώμας oben S. 48., wo noch hinzuzu- fuͤgen, daß Pitana gradezu κώμη heißt, bei Schol. Thuk. 1, 20., und Limnaͤ das Λιμναῖον χωρίον bei Paus. 3, 16, 6. ist; ich habe es angesetzt nach der Annahme S. 51, 2., die sich mit Paus. gut vereinba- ren laͤßt. Vgl. Barthelemy Anach. 41. n. 5. wo aber viel Falsches vorkommt. Der Stoiker Arkesilas war aus diesem Pitana nach Solin. 7, 8. Da bei Pitana die Orte Oenus, Onogla und Stathmaͤ lagen, Alkm. Fr. 15. bei Ath. 1, 31 c. , und das erste, wie aus Plut. Lyk. 6. zu entnehmen, vgl. oben S. 87., zwi- schen Fl. Knakion und Bruͤcke Babyka lag, so ist wahrscheinlich, daß Knakion der in die Tiasa stroͤmende Bach, und Babyka die alte aus großen Bloͤcken ohne Bindemittel zusammengefuͤgte Bruͤcke uͤber die Tiasa selbst ist. Dieser Fl. ist nach Paus. Athen. 4, 139. vgl. auch Hesych c. Intpp. leicht zu erkennen. Die Bruͤcke uͤber den Ἴρης ist nach einer von Fourmont dabei gefundnen ausfuͤhrlichen Inschr. im J. 1027 n. Chr. Geb. gebaut. Die ἀγορὰ Sp., zum Theil der 29 * χοϱὸ genannt, lag nach Plut. Lyk. 11. Lac. ap. p. 221. an der Akropolis (dem hoͤchsten der Huͤgel, auf und an denen die Stadt lag) mit dem T. der Chal- kioͤkos, und nach Paus. 3, 14, 1. wenig oͤstlich von dem, noch zum Theil erhaltnen, schoͤnen Theater. Nach Amyklaͤ fuͤhrte wohl die Hyakinth. Straße Ath. 4, 173 f. Im Uebrigen ist der Plan nach Paus. gezeich- net; auch sind darin die spaͤtern Mauern angezeigt. — Die πεντελόφοι Ath. 7, 31 c. Barbosthenes Liv. Das Μενελάϊον von Sp. κατὰ χειμερινὰς ἀνατολὰς Polyb. 5, 22., der uͤber die physische Lage Spartas der Hauptauktor. Der feste Punkt unterhalb Sp. am Eurotas nach 4, 24. 23. Zw. Sparta und Sclavochori, das wenn auch nicht das alte Amyklaͤ (Ἀμικληον im Mittelalter) doch nahe dabei lag, fand Pqv. Spuren eines elliptischen Dromos, des Hippodrom beim T. des Gaiaochos, Xen. 6, 5, 30. Von dem Schatzhause bei Baphio am Eurotas. s. oben Bd. 2. S. 93. G. Ddw. Θε- ϱάπνη ὑπὸ δάσκιον οὔρεος ὕλην, Koluth. 225.; uͤber das Phoͤbaͤon oben Bd. 2. S. 92. Das innre, oͤst- liche und suͤdliche Lakonika ist der unbekannteste Theil des Peloponnes; was Morrit (Walpole Mem. 1. p. 33.), Gell, Pqv., Vaudonc., Meletios geben, ist benutzt, mehr Licht ist von Leake’s Journal zu er- warten. Die 14 Stunden von Mistra bis Helos bei G. muͤssen klein sein (auch hat Vdc. nur etwa 10), da Gytheion Str. nur 240 St. von Sparta setzt, 30 m. p. die tab. Peuting., bei Polyb. 5, 18, 3. ist fuͤr 30 wohl 300 zu corr. — Fuͤr die Kuͤste geben Str. und Paus. sehr zusammenhaͤngende und wohl uͤbereinstim- mende Angaben, dieser von Landreisen, jener von Seefahrt (von Taenaron bis Eurotas 240 St. nach der richtigen Lesart des Paris. Cod. von da bis Onugnathos 280 St. von da bis Malea 150 St., wie man leicht herausrechnet). — Viele Orte haben noch die alten Namen (Kardamyle-Skardamula, Leuktra-Loutro, — das Inselchen bei Pephnos-Pekno, Oetylos digammirt ΒΕΙΤΤΛΟΣ s. oben S. 112, 3. jetzt Bitylo), zu denen auch der Hafen Achilleios zu rechnen j. Kallio oder Guaglio, der gegenuͤberllegende ist dann Psamathus. Βαϑὺ bei Τευϑϱώνη heißt auch j. Va- thi. Kolokythia (Kolochina?) ist aber nicht Gytheion, weil es zu suͤdlich liegt; vielmehr ist Las in dieser Gegend zu suchen, wo sich R. und Inschriften finden. Die alte Stadt Λᾶς lag auf hohen Felsen, vgl. zu Paus. Steph. B. oben Bd. 2. S. 94, 3. Γύθειον ist Palaeopolis bei Marathonisi (Morrit, B. du Boc.), von guten Weiden umgeben (Kaͤse von Gytheion, Lu- kian dial. mer. 14, 2.) vgl. Paciaudi ad psephism. Gytheat. in Monum. Pelop. T. 2. §. 4. Trinasos- Triniso. Helos hieß auch im Mittelalter so (so steht zum Beispiel in einem Griechischen Gedicht de bellis Franc. in Graecia der Pariser Bibl. du Roi 2753. ὅλον τὸ μέϱος Τζακωνίας καὶ μέχρη εἰς τὸ Αἶλος ἐκεῖσαι εἰς τὰ Βάτικα καὶ εἰς τὴν Μονοβασίαν) und wie es scheint auch jetzt. Im hoͤhern Lande haͤlt man Jeraki fuͤr Geronthraͤ. Die Nebenfluͤsse des Eurotas habe ich (wie B. du Boc.), so viel raͤthlich war, nach Fourmont gezeichnet. Als Βοῖαι aus Σίδη, Ἠτις und Ἀφροδισιὰς zusammengezogen wurde, wurden diese Orte nicht aufgehoben, der erste kommt noch bei Sky- lax vor, der letzte bei Thuk. und Paus. Ἀφροδιτία bei Steph. B. ist die eigentliche Lakonische Form. Der feste Ort dabei ist nach Poppo Thucyd. 2. p. 203. Κοτύρτα zu schreiben. Bei Etis hat B. du Boc. Ruinen, bei Boͤaͤ ein Palaͤo-Castro. Apollon auf Malea ist Bd. 2. S. 249, 6. nachgewiesen, und es ist nicht noͤthig bei Thuk. 7, 26. mit Poppo an Epi- delion zu denken. Ueber die Ostkuͤste Lakonikas vgl. die Bd. 2. S. 69, 4. citirte Reise. Skylax giebt die Kuͤstenorte sonst sehr richtig an, nur nach Ἐπίδαυρος λιμήρη ( portuosa ohne Zweifel) hat ein voreiliger Vervollstaͤndiger, an das Argolische Epidauros denkend, Μεθάνα zugeschrieben. — Von den beiden Gebuͤrgs- wegen von Sp. nach Messenien geht der suͤdlichere durch den Taygetonpaß Portais ( Porta ), und diesen scheint Paus. gegangen; der noͤrdlichere uͤber Kutchuk- Maina (Sibthorp.) Ueber die Dentheleatis oben Bd. 2. S. 147. Steph. Δελθάνιοι ist derselbe Ort. Zu Bd. 3. S. 22, 4., wo von den Perioͤken und spaͤtern Eleutherolakonen gehandelt, fuͤge ich hier nur noch zu: Inschr. finden sich von Taenaros (Καινή- πολις) Reines. p. 458. n. 121. Polen. Thes. 2. p. 1164. Pouqv. T. 5. p. 167. Leake hat mehrere, theils Ταιναρίων ἡ πόλις, theils Τ. ἁ πόλις begin- nend; ebd. ist eine Inschr. des κοινὸν τῶν Ἐλευθερο- λακώνων zur Ehre des G. Julius Laco, Eurykles S., gefunden worden (Reines. p. 457. 120. Van Dale p. 295. Pouqv. p. 168. Walpole Mem. p. 466.) und eine fuͤr Τ. Κλαύδιος Εὔδαμος ὁ Σπαϱτιατικὸς er- richtete. Die von Gytheion und Abea sind bekannt; von Geronthraͤ und Oetylos (Βείτυλος) S. 112, 3. wo hinzuzufuͤgen, daß Ephoren auch in zwei Taͤnari- schen Inschr. Pqv. p. 168. 169. vorkommen. Leake hat eine Inschr. aus Lakonika ΟΝΗΤΩΡ ΠΑΝΑΙΟΤ ΠΡΑΣΙΕϒΣ. Merkwuͤrdig ist die Inschr. bei Pqv. T. V. p. 171. n. 13. von Asomatos ou Liternes dans le Magne , wo das κ ] οινον των Λακε [ δαιμονιων einen Unbekannten ehrt; die Stele aber (wie es scheint), wird befohlen, αναθετω (ὁ ταμιας) εις τ [ ο ιερον τον Ποσ ] ειδανος του επι Ταινα [ ϱῳ. Die Eleutherol. ha- ben sich also hier den Namen Lakedaͤmonier, den sie laͤcherlicher Weise sechsmal wiederholen, angeeignet. Aechte Muͤnzen aus der Zeit der Eleutherol. und der Roͤmischen giebt es nach Eckhel von Asine, Asopos, Boͤaͤ, Gytheion, Las; die von Taleton und Kythera sind zweifelhaft. 24. Messenien . Von der Neda bis Μεθώνη (Modon) der Landweg 16 1∫2 Stunden, G.; der παϱά- πλους 300 St. Skyl.; die Entfernung wird oft zu sehr ausgedehnt, zum Theil durch Schuld der tab. Peut., die 30 m. p. von Pylus nach Methone hat. Αὐλὼν an der Graͤnze, Perioͤkenstadt, wie aus Xen. H. 3, 3, 8. abzunehmen. Κυπαρισσία ist Arkadia mit Resten einer Akropolis und eines Dorischen T. Πύλος wird gewoͤhnlich auf Vorgeb. Koryphasion ge- setzt, (vgl. Duker ad Thuc. 4, 3.) wo jetzt Palaͤo- Navarino; aber lag urspruͤnglich am Fuße des B. Ae- galeos, Str. Die Bucht ist hinlaͤnglich bekannt durch Karten aus Venetianischer Zeit, auch B. du Boc. Kar- te enthaͤlt eine auf Verguin gegruͤndete. Σϕαγίαι in der Mehrzahl (Schneider ad Xen. H. 6, 2, 31.), weil wirklich außer der groͤßern, Sphakteria (Sparica), noch eine kleine Insel (Paree) vor der Bucht liegt. Ueber die Groͤße von Sphakteria s. Stanhope Topogr. of Platäa. Buphras und Tomeus bin ich jetzt geneig- ter fuͤr Fl. als fuͤr Berge zu halten. Μεϑώνη, Truͤm- mer 2700 Schritt oͤstl. von Modon; von welcher Fe- stung es mehrere Venet. Karten giebt. Fuͤr die Ge- gend von da bis C. Gallo, Akritas, hat B. du Boc. zum Anach. zwei cartes mscr. von Verguin benutzt, und zur Karte von Morea die Bestimmungen von Chabert, die von Alt-Navarin bis Koron reichen; von Akritas beginnt der eigentliche Messenische Busen (Aga- them. p. 15.). Ασίνη, Ruinen bei Saratcha (B. du Boc. Karte); Phaneromini liegt Koron etwas zu nah und hat keine Ruinen. Vgl. uͤber dies Asine Bd. 2. S. 155. Die Gegend voll Wald Thuk. 4, 13. Das jetzige Koron ist zweifelsohne das alte Κολωνίδες, wie die Distanzen bei B. du Boc., Vaudonc., Melet. er- weisen, namentlich daß es von Nisi am Pamisos 7 Stunden liegt (Sibthorp.); Κοϱώνη aber (so genannt seit der Erneuerung Messeniens) muß nach Str. und Paus. dem Ausflusse des Pamisos weit naͤher gelegen haben; es ist in den Ruinen bei Petelidi und Ballia- da (B. du Boc. Karte) zu erkennen. Ueber diese Stanhope p. 28. 96. Die Lage von Kalamata, Κα- λάμαι, ist sehr bekannt; 1 Stunde davon g. N. R. von Baͤdern Roͤmischer Zeit, Loutro genannt, etwas weiter noͤrdlich bei Brackabi ein Palaͤoc. mit R. einer alten Stadt auf einem Huͤgel (Morrit), ohne Zweifel Θουρία. Vgl. uͤber den Ort oben S. 23. Bei Thuk. wollen Manso Sp. 1, 1. S. 378. und Bredow zu Heilmanns Uebersetzung S. 43. Θυϱέα corrigiren, wo- gegen Poppo Thuc. 2. p. 196. mit Recht spricht. Als die ehemalige Graͤnze von Lakonika und Messenien hab’ ich das Fluͤßchen Nedon bei Pharaͤ angegeben, nach Bd. 2. S. 146., obgleich die Sage von Abia bei Paus. 4, 30, 1. sie weiter gegen das erstre Land ruͤckt. Epameinondas dehnte Messenien wahrscheinlich sehr aus; Philipp der Maked. entschied zwischen den bei- den Staaten uͤber den Besitz des Fl. Pamisos bei Leuktra. Str. 361. vgl. Tac. A. 4, 43. August da- gegen schlug zu Lakonika Pharaͤ (und dann auch Abia, vgl. oben S. 22.) und selbst Thuria, was aber nicht Eleutherolakonisch, sondern so wie Kardamyle Spar- tiatisch war. Bei Str. 8, 360. fließt daher der Ne- don durch Lakonika; daß er das Heiligthum der Art. Limnatis an die Graͤnze setzt, geschieht aus alter Er- innerung. Hernach muß aber ein Kaiser (wahrscheinl. Tiber bei Gelegenheit der Graͤnzstreite, wovon Taci- tus) den Messeniern Alles bis zur Χοίριος νάπη bei Gerenia (Thal Dolous bei Chrytries in Maina) zu- ruͤckgegeben haben. 25. Ueber das innre Messenien geben einige Routen bei G. von Kalamata, Leondari, Arkadia aus, und bei Pqv. von Koron auf Ithome zu und von Ar- kadia nach derselben Gegend Aufschluß. Das alte Οἰχαλία, spaͤter Καρνάσιον, habe ich gesetzt, wo G. das Palaͤoc. Kokla erwaͤhnt, uͤber das von Linckh mehr Aufschluß zu erwarten ist; Ἀνδανία erkenne ich in Sandani, wo auch R. sind, da die Lage zur Ebne, und die Entfernung von acht St. von Oechalia zuzu- treffen scheinen. Die Qu. des Pamisos, 40 St. von Messene nach Paus., 50 nach Str. (wie fuͤr 250 mit Palmer zu corrigiren), 100 St. vom Ausflusse nach dems., ist durch die reichliche Wassermasse, die der Fl. bald vom Entstehn fuͤhrt, leicht erkennbar. Kleisura am Paß nach Arkadien und am Eingang der Steny- klarischen Ebne von W. her kann Δώϱιον sein (πόλις τῆς Πύλου, Hesych aus einem Kommentar zum Schiffs- katalog), Πολίχνη ein Palaͤoc. auf dem Wege von da nach Konstantino. In dieser Gegend muß nach Paus. Andeutungen auch Εὶρα liegen. Ein sehr merkwuͤrdi- ger Punkt ist die aus drei Halbbogen zusammengesetzte Bruͤcke uͤber die Confluenz zweier Gebirgsfluͤßchen, of- fenbar der Leukasia und des Amphitos bei Paus., wo- hin die Wege von Koron sowohl als Kyparissia fuͤh- ren. Messene, 80 St. vom Ausflusse des Pamisos nach Paus., vgl. Skylax, konnte auf unsrer Karte nur angedeutet werden; die bedeutenden R. bei Dorf Mav- romatia beschreiben G., Ddw., Stanhope und das Journal von Fourmont, der besonders ausfuͤhrlich uͤber die Qu. Klepsydra ist. Ιϑώμη jetzt B. Vourcano. Nach den Rayons oben §. 2. muß Ithome etwas mehr westlich geschoben werden, als auf unsrer Karte ge- schehn. 26. Elea. Ἡλις die Stadt ist Palaͤopoli, von G., Ddw. und Pqv. beschrieben, nach denen auch die Gegend gezeichnet ist. Die Akrop. heißt jetzt Kalosko- pi, Belvedere. Die Stadt liegt an einem Nebenflusse des Peneios, welchen ich fuͤr den Μήνιος des Paus. 6, 26, 1. Theokr. 25, 15. halte, der auch den Orchom. S. 362, 1. genannten Auktoren wohl restituirt werden muß. Kastell Tornese, Τουρναίσιοι, muß ziemlich auf dem Fleck des alten Ortes ῾ϒϱμίνη bei Str. liegen, Chiarenza, wo Κυλλήνη, das 5. m. p. von Chelona- tes nach Plin., vgl. Chandler. Ueber die Muͤndung des Peneios Ptolem. und Meletios. Die R. zwischen Eratuni und Kaloteichos scheinen von Βουπράσιον zu stammen; die bei Andravidi auf dem Wege nach Ga- stuni von Μυρτούντιον, in dieser Gegend muß auch das Kastell Φύξιον gelegen haben, Polyb. 5, 95, 8. Die alte Festung Kunopoli mag auf dem Platze von Θριοῦς liegen, das fruͤher Achaͤisch, dann Eleisch war. Steph. B. Auf dem Wege von Dyme nach Elis ist auch das Βαδὺ ὕδωϱ zu suchen, von dem Paus. 5, 3, 3., genauer aber Schol. Plat. Phaͤdon p. 11. nach Echephyllidas, Pherekydes, Komarchos und Istros handelt. Der B. Skollis jetzt Sta Merie. Πύλος Ἠλιακὸς ist kenntlich in R. bei Portes am Tscheleby, dem alten Ladon. Str. freilich setzt es ans Meer, 8, 339. 350. aber ist offenbar irrig. S. Pqv. 4. p. 253. uͤber Peneios und dessen Nebenfluͤsse. Θαλάμαι und Στρά- τος sind nach Polybios Indicationen angesetzt, ohne naͤhere Bestimmung. 27. Von Pylos nach Olympia ein Bergweg, vielleicht derselbe an dem Theophr. de lap. 16. Stein- kohlen erwaͤhnt, bei Ἡρακλεία am Kytherios vorbei; von Elis ebendahin die heilige Straße Paus. 5, 25, 4. vgl. 16, 5., 300 St. lang nach Schol. Pla- ton Staat 5. p. 164. Ruhnk., nicht volle 300 nach Str., jetzt der Weg von Palaͤpoli nach Antilalla, den Ddw. genommen. Catacolo- oder Pondico-Castro ist offenbar das alte Φεία beim Cap Ichthys, s. Thuk. 2, 25. und die Stellen bei Poppo Thuc. 2. p. 177., dessen Ansicht mir indeß nicht voͤllig klar ist. Einige R. am Wege koͤnnen die Stelle des alten Εϕύρα be- zeichnen, wenn der von Ddw. erwaͤhnte Fl. der Sel- leeis ist. Pyrgos kann man Σαλμώνη nennen, aber auch Δυσπόντιον muß hier an der heiligen Straße liegen, s. außer Aa. Steph. B. Λετρῖνοι habe ich auf die Stelle von Hag. Joannes, wo einige Archi- tekturfragm., zwischen den Salzseen von Pyrgos ge- setzt, die theils nach Pqv. Beschreibung, theils nach der §. 1. erwaͤhnten Carta della ant. Grecia gezeichnet sind. Ueber die Muͤndung des Alph. (Rouphia) und die Gegend nach Olympia hinauf hat B. du Boc. ei- nen Plan von Foucherot benutzt. Der T. der Art. Al- pheionia (Bd. 2. S. 375.) lag nach Pqv. Vermu- thung auf dem Fleck der Kirche der Panagia Rouphia. Ueber Μάϱγαναι oder Μάργαλαι vgl. Wessel ad Diod. 15, 77. Die kleine Ebne von Ὀλυμπία, (Antilalla,) ist ein Oblong, 1 1/4 mile von O. nach W., von den steilen Ufern des Kladeos bis zu dem Bache von Mi- rakka; gegen N. von Huͤgeln begraͤnzt, (τὸ Ὀλυμπια- κὸν ὄρος, Xen. H. 7, 4, 14.) und zwar dem Kladeos zunaͤchst von dem conischen Kronion (Κτοῦρον ehemals nach PsPlut. de fluv. 19, 3. p. 464., es konnte befe- stigt werden, Xen. H. 7, 4, 14. und wird als Ort- schaft genannt, Diod. 15, 77.) mit dem Ausschnitte eines Theaters, dabei Spuren der Thermen des Ha- drian 200 Schritt vom Kladeos, 55 Schritt suͤdlicher eines Tempels. Gegen S. macht der Alpheios die Graͤnze des Thals; jenseits stoͤßt eine Reihe von Hoͤ- hen, darunter der Felsenberg Typaͤon, unmittelbar an den Fluß. Zwischen dem erwaͤhnten T. und Fl. liegt der Hippodrom, 10 min. vom Bach Mirakka, 1380 F. nach Fauvel, 1410 nach Pqv. lang; aber Stanhope zweifelt sehr, ob die erhaltne Ruine uͤberhaupt ein Hippodrom gewesen. Das Stadion liegt suͤdlicher am Flusse (doch auch noch im Altis), auf einem 15 F. niedrigern und terrassenfoͤrmig getrennten Terrain, welches jetzt versumpft, da die alten Schutzmauern ge- gen Alpheios und Kladeos verfallen sind. Von Olym- pia lag Πίσα 6 St. ( Schol. vet. ad Pind. O. 11, 55. vgl. Boͤckh): da nun die Qu. bei Pisa Einige im Alterthum fuͤr die spaͤter so genannte Potistira hielten (Str. 356.), und bei Mirakka nach Pqv. noch eine Qu. Potistirun mit einigen Architekturfragm. existirt: so sind wir ziemlich berechtigt, das alte Pisa auf den Fleck von Mirakka zu setzen. In der Zeit des Pelop. Kriegs war es freilich zerstoͤrt, und die Pisaten be- standen nur als χωρῖται, in Doͤrfer zerstreut, Xen. H. 5, 2, 31. ῞Αρπιννα 20 St. oͤstl. vom Hippodrom Olympia’s, Lukian de morte Peregr. 35., auf dem Wege nach Heraͤa Str. Φϱίξα, 30 St. von ebenda nach Str. und Steph. B., ist unstreitig Palaͤo-Pha- nari, mit einer alten Akropole. Das Φύϱκον τεῖχος, Thuk. 5, 49., ist gewiß nicht derselbe Ort, sondern muß naͤher an der Lakonischen Graͤnze liegen. Ueber die Pisatischen Achtstaͤdte (wohl Pisa, Salmone, Hera- kleia, Harpinna, Kykesion, Dyspontion, Margalaͤ und Ephyra) s. Orchom. S. 362.; einzelne Theile gehoͤrten fruͤh zu Elis, wie Dyspontion schon Ol. 4. Phlegon bei Steph. B., das Ganze etwa seit Ol. 50. s. unten Beil. 3. unter dieser Ol. Ueber die Eleische Περιοι- κὶς im Allgemeinen oben S. 58, 2. — Es fehlt noch an neuern Routen von Olympia nach Arkadien hinein, namentlich nach Heraͤa. Polyb. 4, 77, 5. vgl. Dion Chrys. citirt §. 17. Paus. geht nur bis zum Diagon (wobei zu bemerken, daß er sich von Arkadien kommend denkt; mit 6, 21, 3. ὅϱοι δὲ πρὸς faͤngt ein ganz neuer Abschnitt an, und hernach muß man wohl schrei- ben: κατὰ τάδε. διαβάντων ποταμὸν ohne δέ). Pqv. und Sibthorp geben den Weg uͤber Lalla nach Pso- phis an; Hughes rechnet von Olympia bis Andruzza- na (was nach unsrer Karte zwischen Aliphera und Ly- koa liegt) 10 Stunden. 28. In Triphylien beschreibt Paus. blos eine Straße von Messenien uͤber Samikon nach Olympia, ziemlich dieselbe, die G. angiebt. Zur Orientirung in der Gegend halten wir fest, daß Mavropotamo der alte Anigros sei, weil die Eigenthuͤmlichkeit des- selben ganz uͤbereinstimmt, und man noch die Grotten der Anigrischen Nymphen entdeckt. Dann wird der B. Smirne der alte Minthe, das PalaͤoC. daran die Feste Σαμικὸν, Ἀϱήνη muß ganz in die Naͤhe, und Πύλος Τϱιφυλιακὸς nach Strabon etwas hoͤher am Anigros angesetzt werden. Wenn ein Reisender am Mavropotamo etwas weiter hinaufgeht: wird er den Einfluß der beiden Baͤche Akidon und Jardanos in denselben, vielleicht selbst die Truͤmmer der alten Stadt Χάα finden. Paus. hat diesen Weg zu machen ver- nachlaͤßigt. Die alten Angaben uͤber diese Gegend s. Orchomenos S. 372. Nur emendire ich jetzt bei Str. p. 344. μεταξὺ δὲ τοῦ Λεπρέου καὶ τοῦ ΑΛΦΕΟϒ τὸ ἱερὸν τοῦ Σαμίου Ποσειδῶνος ἑκατὸν ςαδίους ( circiter ) ἑκατέρου διέχον. Also der Tempel des Samischen Poseidon, sicher auf oder bei Samikon, lag 100 St. sowohl vom Alpheios, als auch von Lepreon. Nach der tab. Peut. lag Samikon 15. m. p. von Olympia, 30 von Kyparissia. Von Λέπρεον wissen wir außerdem, daß es S. vom Anigros, 40 St. vom Meer, nicht zu fern von der Neda (Kallim. an Zeus 38.), lag. Es ist sicher das PalaͤoC. von Pischino. Denn dahin ging Gell von Minthe 1 St. 40 m., (Ddw. 2 St. 30 m. ) in der Naͤhe der Kuͤste, und dann 2 miles (Ddw. 1 St.) aufwaͤrts. Dabei ist ein Dorf Sarene, in welchem wohl der Name der Quelle Arene liegt. Ferner sieht man oͤstlich davon ein Pa- laͤoC. Mofkitza, grade so lag Μάκιστος . Zwischen Makistos und Heraͤa kommt Ἤπειον . vgl. Polyb. 4, 77, 9. 80, 13., wo Αἰπιὸν zu corr. Die Akropolis bei der Neda 1 1/2 mile suͤdlich von Strovizza, 1 St. 30 min. von der Kuͤste, SW. von Makistos, ist sicher Πύϱγοι. Und Aulon bezeichnen die Ruinen in einem Hohlthal (αὐλών) 32 min. suͤdlich von der Neda; andre Ruinen wenig suͤdlicher moͤgen Ὄλουρος ange- hoͤren. Λασιὼν ist nach Xen. H. 7, 4, 12. sq. Diod. 14, 17. 15, 77. suͤdlich von der Ἀκρώρεια und gegen die Graͤnze Arkadiens zu setzen. — Auf dem Wege von Samikon nach Olympia lag Σκιλλοῦς, und der Tempel der Artemis, den Xenophon geweiht hatte, 20 St. vom T. des Zeus zu Olympia, Xen. Anab. 5, 3, 11. Diog. 2, 53., am Selinus, Str. 8. p. 387. vgl. Schneider Epim. ad Anab. p. 447. Kruͤger de Xenoph. Vita quaest. crit. Aber der Phellon bei Skillus kann weder die Pholoe, deren ύπώρειαι blos sich nach Pi- satis herein erstrecken, noch das Ὀλυμπιακὸν ὄρος sein, das jenseits des Alpheios liegt. — Λέπϱεον, Μά- κιστος und Πύργοι habe ich autonom dargestellt, das erstre war es nach Laked. Grundsaͤtzen damals gewiß; und dann koͤnnen die andern nicht wohl Eleisch gewesen sein; der Paß bei Samikon (j. Kleidi) war wohl der Schluͤssel des Eleischen Landes, da Lepreon ἐπὶ τῆς Ἠλείας lag, Thuk. 5, 34; und blieb es dann bis ungefaͤhr Ol. 95, 3. da Elis fast seine ganze Πεϱιοικὶς verlor. 29. Ich schließe auch diese Beilage, wie die zum ersten Bande, mit einigen Bemerkungen uͤber Ptole- maͤos. Legt man den lateinischen Text und den Codex Coislinianus zum Grunde: so findet man auch hier die Kuͤstenorte nach Periplen ertraͤglich richtig gezeich- net — nur befremdet die Kleinheit des Argolischen Busens — aber im Mittellande ist es schwer die Ver- wirrung zu loͤsen. — Wir wollen nur einige wenige Bemerkungen beifuͤgen, die sich bei der Zusammen- stellung des Ganzen nothwendig ergeben. Bei Schoe- nus in der Korinthia muß man schreiben: Laͤnge Να, γο. Breite Λζ. ( Coisl. Να, γ. Λζ.) Die Emendation von Φλιοῦς ist §. 10. angegeben. In Achaja befrem- det es, daß Ptolemaͤos Karte Helike von der Kuͤste entfernt setzte. Aber in Elis konnte sie doch nicht so falsch sein, daß sie Olympia mehrere Meilen vom Al- pheios entruͤckte; und man muß schreiben: Laͤnge Μη, γο ( Coisl. ) Br. Λς (Λς, δ Coisl. ). Was fuͤr ein Na- me liegt in Κορύνη in Elis verborgen? Typaneia und Hypania sind als Eleische Orte angefuͤhrt, aber durch einen falschen Laͤngengrad nach Arkadien geruͤckt, man schreibe bei jenem Μη, H. Br. Λς, γ. bei diesem Μη. H. Br. Λς., obgleich die Breite immer noch zu noͤrdlich ist. Die συναφὴ des Alpheios und Pamisos ist ein Fehler, wie sie auf alten Karten haͤufig waren (s. Bd. 1. S. 498.), wo man die Linien der Fluͤsse oft zu sehr verlaͤngerte. In Messenien ist fuͤr Ἁλίαρτος wohl Στενύκλαϱος zu aͤndern. Aber wie kommt Τϱοιζὴν hieher? In dem Periplus der Kuͤste, welchen Ptol. hatte, war durch ein Versehn Kolonides vor Akritas hingerathen, statt daß es erst nachher kommen sollte. Messene an der Kuͤste ist ein augenscheinlicher Fehler. In Lakonika scheint Βιάνδυνα zwischen Akriaͤ und Asopos eine Interpolation, da zwar Neuere, aber sonst kein Alter den Ort kennt. Dasselbe glaube ich von Ἄςρον, Astro, bei Prasiaͤ. Die Insel Ἔπλα moͤchte in Ἑλένα zu corrigiren sein. Um eine gehoͤrige Gestalt und ein Verhaͤltniß fuͤr die westl. Halbinsel Lakoniens zu gewinnen, schreibe man: Leuktron Λε, ς (Gr. Text) Μθ, Ηγ. ( Coisl. ) Vorgeb. Taenaron Λδ, γο (vg. γ) N. Malea liegt Λε · Να, γ. Coisl. und Aa. Fuͤr Γερηνία muß man Γερόνθραι, fuͤr Κρόνιον Berg Βόρειον schreiben. Wenn Ptol. (nach Coisl. Lat. Text.) die Qu. des Eurotas an dies Gebuͤrg setzt, so nahm er vermuthlich einen Nebenfluß fuͤr den Eu- rotas, und doch schrieb er Belemina bei, weil er wußte, daß Eurotas in der Beleminatis entspringt. Arkadien zu entwirren, halte ich fuͤr unmoͤglich, und von diesem Lande hatte Ptol. so wenig deutliche Be- griffe als Strabon selbst. Geb. Stymphalos ist nichts anders als Kyllene. In die Naͤhe setzt er den Ursprung des Alpheios, fuͤr den er vermuthlich auf seiner Karte den Ladon ansah, wie auch Neuere mehrmals geirrt haben, z. B. Meletios und Sidthorp. Lilaea an der Graͤnze von Argolis veraͤndre ich in Alea , und Lysias in Asea ; mehr scheint fuͤr jetzt nicht rathsam. 2. 1. E s wuͤrde ohne Zweifel der Geschichte der epi- schen Poësie bei den Griechen eben so, wie der My- thologie zum Vortheil gereichen, wenn man diese beiden Wissenschaften in ein engeres Verhaͤltniß zu setzen, und die Nachrichten uͤber den Inhalt der Epopoͤen mit wissenschaftlichen Forschungen uͤber die fruͤhere oder spaͤtere Ausbildung der Mythen zu combiniren suchte. Ein schwacher Versuch, ein anspruchsloser Anfang zu einem solchen Unternehmen soll hier gemacht werden, um diejenigen zur Mittheilung aufzufordern, welchen reichere Sammlungen zu Gebote stehn, und vielleicht auch zur Auffindung einer Methode ein weniges bei- zutragen, die in mythologische Forschungen mehr Si- cherheit, in litterarische mehr Fuͤlle des Stoffes braͤchte. 2. Plutarchos hatte Buͤcher περὶ Ἡρακλέους geschrieben, welche er selbst im Thes. 28. Frgm. p. 353 ff. citirt; welchen Gewaͤhrsmaͤnnern er darin als den glaubwuͤrdigsten folgte, laͤßt sich aus folgender Stelle ( de Herod. mal. 14. p. 294.) entnehmen: Von den alten und sagenkundigen Maͤnnern haben weder Homer, noch Hesiod, noch Archilochos, noch Peisandros, noch Stesichoros, noch Alkman, noch Pindaros eines Ae- gyptischen oder Phoenikischen Herakles gedacht, sondern alle kennen nur diesen einen Herakles, unsern Boͤotier und Argeier: bei der wir zuerst nur bemerken, daß Pei- sandros seinem Alter nach zwischen Archilochos und Stesichoros gestellt, und Panyasis als zu jung ausge- lassen wird. — Aber außer diesen uͤber H. mehr oder minder ausfuͤhrlichen Dichtern benutzte Plutarch ganz vorzuͤglich den Herodor von der Pontischen Hera- kleia (s. Heeren de font. Plut. p. 17.), von dem wir hier aus- und zuruͤckgehn wollen, da die spaͤtern Be- handlungen der Fabel hier fuͤr uns nur in so fern Werth haben, als sie auf aͤltre Bearbeitungen schlie- ßen lassen: Herodoros aber Vater des Sophisten Bry- son (wie Weichert uͤber den Apollonius S. 156. dar- gethan,) und Zeitgenoß des Sokrates (mit dessen Schuͤlern Bryson zusammen lebte, Athen. 11, 391.) — also aͤlter als die Schule des Ephoros, juͤnger als die Logographie, eine interessante Mittelstufe in der Be- handlung der Sage bildet. Seine Erzaͤhlung war prosaisch, wie die der Logographen, obgleich wahrschein- lich ausgefuͤhrter und beredter als diese. 3. Die Fragmente aus der Heraklee, welche nicht immer von denen der Argonautika leicht zu scheiden sind, waͤren etwa so anzuordnen: Bei Schol. Apollon. 1, 747. (in den Schol. vg. ist wohl zu schr. ἡ ἱστο- ρία σαφῶς παϱ᾽ Ἡσιόδῳ πεϱὶ τῆς μάχης. Ἡρόδω- ρος δὲ ἱστορεῖ) erzaͤhlt Her. die Abstammung der Te- leboer von Perseus wie Apollod. 2, 4, 5. nur daß Pterelas dort Vater, hier Sohn des Taphios ist. Die Argeier nannte Her. Ἀργεάδαι nach Steph. s. v. Ἄρ- γος (mehr laͤßt sich aus dieser Stelle nicht nehmen) aus aͤltern Dichtern. — Bei Athen. 11, 474 f. vom Becher, καϱχήσιον, den Zeus der Alkmene zum Ge- schenk machte. — Bei Schol. Theokr. 13, 9. daß H. bei den Rinderheerden des Amphitryon erzogen worden sei. Uebereinstimmend mit Apolld. 2, 4, 9. — Ebend. V. 56. H. bediente sich des Skythischen Bogens, vom Skythen Teutares unterrichtet, nach Her. und Kalli- machos (Fr. Bentl. 365.) Bei Fruͤheren findet sich diese Erzaͤhlung nicht; es war vermuthlich eine Ponti- sche. — Athen. 13, 556 f. H. schwaͤngerte die 50 Thestiaden in sieben Naͤchten. Nach Apolld. in 50. — Sch. Pind. J. 4, 104. H. habe zweimal geras’t, (einmal beim Mord der Kinder, dann nach dem des Iphitos). — Bei Tatian, citirt Bd. 2. S. 442, 3., von dem Ursprung des Nemeischen Loͤwen aus dem Monde. — Bei den Schol. Plat. Phaͤd. p. 11 R. 381 B. von Jolaos Beistande gegen den Krebs, ganz wie Apollod. — Sch. Ap. 1, 128. H. bringt den Eber bis an die Thore von Myken. — Sch. Pind. O. 5, 10. Er gruͤndet die sechs Altaͤre der zwoͤlf ϑεοὶ σύμ- βωμοι zu Olympia, welche Her. einzeln nannte. — Hieran schloß sich wahrscheinlich die Angabe der Groͤ- ße des Helden auf 4 πήχεις 1 Fuß, so daß zu J. 4, 87. (vgl. Tzetz. zu Lykophr. 662. und Chil. 2, 265.) zu schreiben waͤre: Ἡρόδωϱος γοῦν ἐν Ὀλυμπιά- δι (im Olympischen Agon) φησὶ τῶν ἄλλων αὐτὸν περιττεύειν, ὣστε τὸ ὅλον σῶμα πηχῶν εἶναι τεσσά- ρων καὶ ποδός. Denn es bestimmten die Alten die Groͤße des H. aus dem von ihm gemessnen Olympi- schen Stadium. Gell. N. A. 1, 1. wo schon Pythago- ras dafuͤr citirt wird. Vgl. Solin 1, 88. und Apd. 2, 4, 9., wo Herodor die Quelle scheint. Vom Ama- zonenkampf bei Plut. Thes. 26. mit Pherekydes und Hellanikos uͤbereinstimmend, vgl. Tzetz. zu Lyk. 1332.: Theseus sei nach Herakles fuͤr sich nach dem Lande der Amazonen geschifft. An diesen Zug knuͤpfte der Herakleote ohne Zweifel die Sagen seiner Vater- stadt an, vermuthlich auch hierin die Quelle des Apd. Von Idmon, Sohn Abas, Schol. Apoll. 1, 139.; wie er im Lande der Mariandyner starb, zu 2, 815.; uͤber sein Grab auf dem Markte von Herakleia, zu 2, 848. (vgl. Heyne ad Apd. Obss. II. p. 357.). Von Lykos, Daskylos Sohn, dem Mariandynerkoͤnig, Schol. zu 2, 752. vgl. Weichert a. O. S. 174. Darin wich Her. von andern Herakleen ab, daß er auch die Heraufho- lung des Kerberos nach Herakleia setzte. Sch. Ap. 2, 356. vgl. Dionys. Per. 788.; daß auch dies Herakleo- tische Sage war, lehrt die Bd. 2. S. 419, 1. ange- fuͤhrte Muͤnze, und das Weihgeschenk Paus. 5, 26, 6. — Im zehnten Buch handelte er von dem Zuge zum Geryoneus; denn in diesem kam eine Geographie Ibe- riens vor, aus Konstantin Porphyrog. de adm. imp. II, 23. aufgenommen in die Ausg. des Stephanus III. 30 Byz. s. v. Ἰβηρίαι · τὸ δὲ Ἰβηϱικὸν γένος τοῦτο, ὅπεϱ φημὶ οἰκεῖν τὰ παράλια τοῦ διάπλου, διώϱισται ὀνόμασιν ἓν γένος ἐὸν κατὰ φῦλα. πρῶτον μὲν οἱ ἐπὶ τοῖς ἐσχάτοις οἰκοῦντες τὰ πϱὸς δυσμέων Κύνη- τες ὀνομάζονται. ἀπ̕ ἐκείνων δὲ ἤδη πρὸς βορέαν ἰόντι Γλῆτες, μετὰ δὲ Ταϱτήσιοι, μετὰ δὲ Ἐλβυσί- νιοι, μετὰ δὲ Μαστιηνοὶ, μετὰ δὲ Καλπιανοὶ, ἔπει- τα δὲ ἤδη ὁ Ῥόδανος. vgl. Steph. B. Κυνητικὸν u. Γλῆ- τες. Es sind einige Jonismen in der Stelle, aber man weiß nicht, wie weit man im Hineincorrigiren andrer gehn darf. In der Geographie der Gegenden steht Her. et- was hoͤher als Hekataͤos u. Herodot. vgl. Uckerts Geogr. 2, 2. S. 245 — 51. wo Herodor aber zu spaͤt erwaͤhnt wird. Auf dem Ruͤckwege kam H. durch Italien, daher Her. die Peuketier als Πευκετεῖς erwaͤhnt. Steph. B. — Her. erwaͤhnte auch die Befreiung des Prometheus durch H. (Sch. Ap. 2, 1248.) vermuth- lich auf der Hesperidenfahrt; er machte aus der Fabel eine alte Skythische Geschichte. So erzaͤhlte er auch, zuerst wie ich glaube, daß Her. bei Atlas Mantik und Physik gelernt habe, nach Klem. Strom. 1. p. 306 a. , hierin zeigt sich nach meiner Meinung der Einfluß der Sophistik jener Zeit auf die Mythenbehandlung. Die Dienstbarkeit bei der Omphale erzaͤhlt Her. wie Apd., und gab an, daß deswegen Herakles nicht habe am Argonautenzug Antheil nehmen koͤnnen. Sch. Ap. 1, 1289. Apd. 1, 9, 19. Heyne p. 356. Auch Apollodor laͤßt in der Erzaͤhlung der Thaten des Herakles keinen Platz fuͤr die Argonautenfahrt. — Im siebzehnten Buch kam unter den Aetolischen Sagen auch die von der Toͤdtung des Knaben Eunomos vor (Athen. 9, 410 f. ); hier ist die Uebereinstimmung mit Apd. 2, 7, 5. um so bemerkenswerther, da sonst der Name dieses Mundschenken so sehr verschieden angegeben wird. — Von der Besiegung der Dryoper ist das Wort Δρυο- παῖοι uͤbrig. Stph. B. Δρυόπη. — Die Eroberung von Oechalia scheint Her. wie Apd. erzaͤhlt zu haben. Bd. 2. S. 412, 2. — Am Ende des Lebens ließ er den Theseus zum H. gelangen vor der Lapithischen Kentauromachie; aber die fruͤhere Einweihung des Helden zu Eleusis durch Theseus Vermittelung, so wie die Befreiung des Theseus aus dem Hades, und wohl alle andern Attischen Heraklesfabeln kamen bei Herodor nicht vor. Plut. Thes. 29. 30. Dies haͤngt damit zusammen, daß die Cerberusfabel bei ihm an- ders gestellt war und erzaͤhlt wurde. — Noch wird aus dem 5ten Buch die Hungerlosigkeit des Herakles angefuͤhrt (Proklos zu Hesiods T. und W. 40.), und ohne Nennung des Buches, daß der Held den Geier fuͤr das gluͤcklichste Zeichen hielt. Arist. Hist. anim. 6, 6. 9, 12. Plut. Rom. 9. Qu. Rom. 93. Beides ließe sich allenfalls placiren, aber ohne gehoͤrige Si- cherheit. 4. Vergleicht man diese Reihe von Fragmenten mit Apollodors Erzaͤhlung, so sieht man ein, daß der letztre den Connex seiner Fabel in der Hauptsache dem Herodor verdankt, wenn auch mehrere Abweichungen statt finden, besonders da wo im Apollodor verwirrte und abgebrochne Stellen sind. Dem Charakter nach steht Herodor den historisirenden Mythographen schon sehr nahe; er schob geographische und ethnographische Excurse ein, wodurch die Mythologie ganz ihre Eigen- thuͤmlichkeit verlor; er raͤsonnirte uͤber Gleichzeitigkeit mythischer Thaten; er deutete wunderbare und seltsame Fabeln um. — Was aber seine Quellen betrifft: so mag er das Meiste aus den Logographen, namentlich Pherekydes, oder unmittelbarer aus alten Epopoͤen aufgenommen und verbunden haben, Manches aber brachte er zuerst aus Lokalsagen hinein, namentlich die Abentheuer in seiner Vaterstadt Herakleia. Denn da- von erzaͤhlte, soviel wir wissen, kein Fruͤherer, und gewiß nicht so Bestimmtes und Einzelnes. 5. Unter den Logographen kommen wir zuerst zu Pherekydes: dessen Fragmente Sturz ziemlich voll- staͤndig gesammelt hat, daher wir uns hier mit um so kuͤrzrer Andeutung begnuͤgen duͤrfen. Die Toͤdtung des Elektryon durch Amphitryon wurde wie bei Apd. 2, 4, 5. erzaͤhlt, wenig abweichend von Hesiod Schild V. 10. Frgm. 12. p. 103. Sturz. Vom Zuge gegen die Teleboer wie Apd.; und dem Becher, den Zeus der Alkmene gab, wie Herodor, bei Ath. 11, 30 * 474 f. Frgm. 12. p. 13. Hier scheint sich durch Pher. die Erzaͤhlung festgestellt zu haben, der man hernach folgte. Ueber den Schlangenkampf des kleinen Her. citirt Apd. den Pher. Auch wirft bei ihm H. die Kinder der Megara ins Feuer, wie bei Apd. (Sch. Pind. J. 4, 104. Fr. 11. p. 102 St.) Schade daß Apd. die Namen nicht nennt. vgl. Hemsterh. ad Lucian. T. 1. p. 237. Von den Stymphaliden bei Sch. Apoll. 2, 1055. ganz wie Apd. und zwar wohl aus Peisandros. Von den Molioniden Frgm. 47. St. Diese Frgm. scheinen nach Ath. 11. p. 474 f. Sch. Pind. F. 4, 104. alle aus dem zweiten Buche. vgl. A. Matthiaͤ in Wolfs Anal. 1, 2. S. 325. Im dritten erzaͤhlte Pherekydes den Zug des H. nach Erytheia (vgl. Str. 3, 169.), unter andern, daß H. die Sonne durch seine Geschosse bewogen, ihm das δέπας zu geben, auf welchem sie nach dem Unter- gange von Abend nach Morgen herumfaͤhrt, und daß er damit nach der Insel uͤber den Okeanos seegelte, den er ebenfalls durch sein Eeschoß zur Ruhe gebracht; bei Ath. 11. p. 470. Macrob S. 5, 21, p. 109. St. Apd. zieht dieselbe Erzaͤhlung ins Kurze zusammen, 2, 5, 10. Davon stand wahrscheinlich nichts bei dem prosaischeren Herodor. Pher. hatte aber den Stesicho- ros vor sich, nicht den Peisandros oder Panyasis, bei denen H. den Becher von Okeanos oder Nereus erhaͤlt, doch wich er auch von jenem in einem Punkte ab. Bd. 2. S. 425. Eben so giebt vom Hesperidenaben- theuer Apd. nur einen Auszug aus Pher., seine Ab- weichungen sind zugleich Entstellungen der Fabel. Die Erzaͤhlung des Pher. (aus demselben Buche nach Mat- thiaͤ) bei den Sch. Apoll. 4, 1396. ist zusammenhaͤn- gend und schoͤn; nur muß mit Heyne fuͤr Πέργη Πε- ϱαία corrigirt werden. Apd. hat aber aus einer andern Quelle die Hyperboreer bei den Hesperiden und den Kaukasos bei Prometheus (Pher. setzt den Prome- theus offenbar an den Suͤdpunkt der Erde) hineinge- bracht, und ein Abentheuer in Rhodos eingewebt, welches nirgends weniger paßt. Den Emathion setzte wohl auch Pher., wie Apd., nach Arabien; denn bei Schol. Hes. Theog. 985. ist die Angabe, daß von ihm Makedonien Emathia heiße, nicht Pherekydeisch. Pher. erwaͤhnte bei Antaͤos auch den Palaͤmon, Sohn des H. von der Frau des Libyschen Riesen, Sturz p. 146.; er setzte ihn nach Irassa an der Tri- tonis. Sch. Pind. P. 9, 183. Was aber Pher. hierin fuͤr Quellen gehabt haben mag, ist dunkel. Vom Antaͤos hatte Peisandros gedichtet, aber wohl nicht sehr aͤhnlich. Busiris kam, so viel wir wissen, in keinem Epos vor. Einigermaßen schwierig ist es, zwei Stellen des Pher. uͤber H. und die Oechalier zu ver- einigen, bei Sch. Od. 21, 22. und Sch. Soph. Trach. 354. Sturz p. 185. 189., so schwierig, daß Sturz annimmt, Pher. habe von zwei Oechalieern Eurytos gesprochen, und Aehnliches von beiden erzaͤhlt, was doch hoͤchst unwahrscheinlich. Mich daͤucht: man muͤsse von der zweiten Stelle die Worte: Ἴφετος δὲ ἔφυγεν εἰς Εὔβοιαν als nicht Pherekydeisch absondern, und dann bilde sich folgender Zusammenhang. H. kommt μετὰ τὸν ἀγῶνα — unbekannt welcher — nach Oecha- lia, welches bei Pher. das Messenisch-Arkadische ist, Bd. 2. S. 413., und fordert die Jole fuͤr seinen Sohn Hyllos, Eurytos schlaͤgt sie ihm ab, H. raubt die Rosse. Iphitos sucht diese in Tiryns und H. wirft ihn von der kyklopischen Mauer. Darauf folgt der Verkauf an die Omphale; dann die Eroberung Trojas, das Abentheuer in Kos (Schol. Vill. Il. 14, 255.) eben so angeknuͤpft wie bei Homer, und erst spaͤter die Eroberung von Oechalia. Dann wurde er Koͤnig von Myken, in welcher Wuͤrde das Frgm. bei Anton. Lib. 33. St. n. 50. p. 196. den H. sterben laͤßt: woraus denn folgt, daß in dem letzten Theil der Fabel, der in Thessalien spielt, Apolld. nicht aus Pherekydes schoͤpf- te. Wie er diese Mythen stellte, wissen wir nicht. Nach den Schol. Pind. O. 7, 42. nannte er Tlepole- mos Mutter Astygeneia, Phylas Tochter; ziemlich wie Apd. — Im zweiten Buche erwaͤhnte Pher. die Ab- stammung der Dryoper, im dritten ihre Wohnsitze; Sch. Apoll. I, 1212. Wenn die dort gegebne Erzaͤh- lung besonders aus Pher. ist, erzaͤhlte er von dem Ochsen des Theiodamas wie Apd. — Die Argo verließ Her. nach Hesiod und Pherekydes gleich an der Mag- nesischen Kuͤste. Apd. 1, 9, 19. Sch. Apoll. 1, 1290. St. p. 182. Doch zog er gegen die Amaz. ob. S. 465. 6. Hellanikos, Pherekydes Zeitgenosse, scheint in keiner Folge von den Thaten des H. geredet zu ha- ben, wenn nicht etwa in den Ἱστορίαις, er erwaͤhnte sie wahrscheinlich nur beilaͤufig und oft in einer gewis- sen historischen Beziehung. Wir haben folgende Data aus ihm: Von den Stymphaliden, wenig abweichend von Pher. Sch. Apoll. 2, 1055. St. Frgm. 88. — Diomedes Rosse zerreißen den Abderos, Liebling des H. Steph. B. Ἄβδηρα. Fr. 108. Daraus Apd. 2, 5, 8. — Zug durch Italien, der Ruͤckkehr von Geryon eingewebt, bei Dion. H. 1, 35. Frgm. 107. Hell. leitete dabei den Namen Italien von vitulus ab. — Den Aufenthalt des H. bei der Omphale fuͤhrte er speciell aus. Steph. Ακέλη. Fr. 111. — Von dem Altar des H. Καλλίνικος, von Telamon bei Trojas Erstuͤrmung errichtet, erzaͤhlte Hellan. wie Apd. 2, 6, 4. Tz. zu Lyk. 469. Fr. 138. — Bei der Argonau- tenfahrt ließ er ihn Theil nehmen, und mit allen Ar- gonauten gegen die Amazonen ziehn. Sch. Pind. N. 3, 64. Fr. 118. Statt des Hylas nannte er einen Thei- omenes S. des Theiodamas. Sch. Ap. 1, 131. Fr. 84. Den Kalydonischen Knaben nannte er nicht Eu- nomos, sondern Archias. Fr. 52. — Mehrere von die- sen Anfuͤhrungen zeigen, daß, wenn der einfache Phe- rekydes sich strenger an die alten Dichter hielt, und etwa nur um des Zusammenhangs willen hier und da eine Luͤcke ausfuͤllte, — Hellanikos schon mit groͤßerer Freiheit den Mythus der Historie und Geographie an- zupassen versuchte. Auch glaube ich, behandelte Hell. die Thaten des H. zuerst chronologisch, in seiner Schrift uͤber die Priesterinnen von Argos. Es hat nemlich die beruͤhmte Farnesische Marmortafel, welche H. Consecration darstellt, die Unterschrift: ΗΡΑΣ ΑΡ- ΓΕΙΑΣ ΙΕΡΕΙΑ ΑΔΜΑΤΑ ΕϒΡϒΣΘΕΩΣ ΚΑΙ ΑΔ- ΜΑΤΑΣ ΤΑΣ ΑΜΦΙΔΑΜΑΝΤΟΣ ΕΤΗ ΝΗ‒. Das heißt: die Heiligsprechung des Heros durch die Argei- ische Priesterin geschah im 58sten Jahre der Admeta. Die Alexandrinischen Chronologen, aus welchen Klemens von Alex. schoͤpft, Strom 1. p. 382., lassen die Apo- theose 38 Jahre nach dem Anfang seiner Herrschaft in Myken vor sich gehn, welche sie wohl erst gegen Ende seines Lebens setzten, und auch hierin mochten sie der- selben Quelle folgen. Denn daß diese chronologischen Berechnungen zum Theil aͤlter sind als Herodot, kann man aus diesem Schriftsteller 2, 145. abnehmen. Bei Hekataͤos Behandlung der Heraklesfabel beziehe ich mich auf Creuzers Fragm. histor. antiqu. p. 45. Hek. erzaͤhlte die Bezwingung der Hyder (Ae- lian H. A. 9, 23.), den Fang des Erymanthischen Ebers bei Psophis (Steph. B. Ψωφὶς nach Salmas.), deutete aufgeklaͤrt den Kerberos von einer Schlange auf Taenaron (Paus. 3, 25, 4.). Die Liebe zur Auge und ihre Schicksale erzaͤhlte er (Paus. 8, 4, 6. 47, 3.) et- was anders als Apd. Die Fabel von Geryoneus be- schraͤnkte er auf Ambrakien und Amphilochi, s. Bd. 2. S. 422. Oechalia setzte er nach Euboͤa, wie Kreo- phylos, und suchte den Platz genau zu bestimmen. S. 413. Vom Aufenthalt der Herakliden bei Keyx ha- ben wir ein Fragment mit Hek. Worten, s. Bd. 2. S. 54. Darnach war seine Erzaͤhlung der letzten Thaten des H. ganz anders als bei Pherekydes, und der des Herodor und Apd., der indeß Verschiedenarti- ges aufgenommen, entsprechender. 7. Wir kommen nun zu Panyasis, dessen Fragmente wir erst einigermaßen vollstaͤndig zusammen- stellen moͤchten, ehe wir uͤber seine Quellen und Dar- stellungsart urtheilen. Panyasis, Polyarchos Sohn, bluͤhte zur Zeit der Persischen Kriege (72, 4. Euseb.). vgl. Naͤke Choeril. p. 14 sq. Die Nachricht, die ihn Oheim des Herodot nennt, gewinnt dadurch an Wahr- scheinlichkeit, daß er Halikarnasseer und Samier ge- nannt wird, Duris bei Suid. Πανύασις, vergleiche Suid. s. v. Ἡρόδοτος, und ebenso Herodot auch ei- nen Theil seines Lebens in Samos zubrachte. Pan. steht sonach in der Mitte zwischen der Kunstdichtung des Antimachos, und der einfachen Sagenmittheilung der letzten Cykliker, deren schon verglimmenden Funken er durch eignen Odem wieder zur hellen Flamme der Poëfie anfachte, so daß ihn die Alexandriner zu den fuͤnf ersten Epikern, einige neben Homer stellten. vgl. auch Dion. Hal. τ. ἀϱχ. κρ. 2. p. 419. R. Wenn das ganze Werk aus 14 Buͤchern und 9000 Versen bestand, so muͤssen manche Begebenheiten beson- ders in der Mitte mit großer Ausfuͤhrlichkeit darge- stellt worden sein, da die aufgegebnen Kaͤmpfe schon im ersten Buche enthalten waren. Ich glaube, daß Pan. das von Andern behandelte kurz zusammenfaßte, aber fruͤher wenig benutzte Sagen, wie des Helden Aufenthalt in Lydien, mit freigebiger Phantasie aus- spann. Von H. Kindermord erzaͤhlte er etwa wie Stesichoros, aber anders als die Thebaͤer, Paus. 9, 11, 1. Vom Nemeischen Loͤwen bewahrt Steph. B. s. v. Βέμβινα zwei Verse aus dem ersten Buche: Δέρμα τε ϑήρειον Βεμβινήταο λέοντος, und Καὶ Βεμβινήταο πελώρου δέϱμα λέοντος; von beiden aber ist es nicht nothwendig, daß sie in der Beschreibung des Kampfs standen; sie koͤnnen gelegent- lich vorgekommen sein, wenn von H. Tracht die Rede war. Diese war bei Pan. Keule und Loͤwenfell. Bei der Hydra erwaͤhnte er auch den Krebs; aber daß ihn H. selbst zertrat. Eratosth. Katast. 11. Darauf folgten die andern ἆϑλοι. Und zwar wurde der Zug gegen Geryoneus noch im ersten Buche erzaͤhlt; H. erhielt den Becher zur Ueberfahrt nach Pan. von Ne- reus. Athen. 11, 469 d. vgl. Macrob. S. 5, 21. und uͤber andre Umstaͤnde der Erzaͤhlung des Pan. Bd. 2. S. 425. Beim Hesperidenzug webte Pan. vermuthlich zuerst das Abentheuer ein, wo Herakles geopfert wer- den soll, wie es die Jonier bei Herod. 2, 45. erzaͤhlen, πολλὰ μὲν ἐπιϑεῖναι λέγων πέμματα, πολλὰς δὲ νοσσάδας ὄρνεις. Athen. 4, 172 d. Daß er schon den Namen Busiris kannte, wird nicht gesagt; Pherekydes nannte ihn schon so. Panyasis beschrieb den Kampf mit dem Drachen, woraus man spaͤter das Sternbild Engonasin machte. Hygin Poet. astr. c. 6. p. 369 M. Schaub. ad Eratosth. 4. p. 77. Aus dem dritten Buche sind die Verse bei Athen. 11, 498 b. : τοῦ κεϱάσας κρητῆρα μέγαν χρυσοῖο φαεινὸν σκύπφους αἰνύμενος ϑαμέας πότον ἡδὺν ἔπινε · und daran schließt sich wohl die Aufforderung zum Trinken an, welche aus Stobaͤos und Athenaͤos Brunck im 2. und 3. Frgm. der Analecta, Gaisford Poëtae Graeci min. p. 469. 1. 2. aufgenommen haben. Dabei konnte auf irgend eine Weise der Vers vorkommen, den die Sch. Pind. P. 3, 177. ebenfalls aus dem dritten Buch der Heraklee anfuͤhren: καί ῥ᾽ ὁ μὲν ἐκ κόλποιο τροφοῦ ϑόρε ποσσὶ Θυώνης in welchem Dionysos jugendliche Kraft, wie die des Hermes im Hom. Hymnus, beschrieben wird. Auch das herrliche Fragment: πρῶται μὲν Χάϱιτές τ᾽ ἔλα- χον καὶ εὔφρονες Ὧραι κ. τ. λ. und das folgende bei Ath. 2, 36 d. f. p. 138. 140. Schwgh., vgl. Klem. Al. Strom. 6, 622 b. Sylb., scheinen aus demselben Buche geschoͤpft zu sein. Dann fragt sich nur, wel- ches Gastmahl Pan. so ausfuͤhrlich beschrieb. Wahr- scheinlich das bei Pholos, nach Stesichoros Beispiel. Nur muß man dann annehmen, daß er das Aben- theuer mit den Kentauren nic ht mit dem Fang des Erymanthischen Ebers verband, wie Spaͤtere. Den Gang in die Unterwelt beschrieb Pan. ausfuͤhrlich, und stellte Theseus und Peirithoos angefesselten Sitz mit viel Anschaulichkeit dar. Paus. 10, 29, 2. Ob er die Dienstbarkeit des H. durch Iphitos Ermordung motivirte, weiß ich nicht; daß sie ihm vom Phthischen Apoll verhaͤngt wurde, habe ich oben Bd. 2. S. 436, 4. gezeigt, und einigen Versen des Pan. ihre Bezie- hung auf diese Knechtschaft nachgewiesen, S. 437. Durch diese kam nun H. nach Lydien. Denn daß Pan. schon vor Pherek. und Hellan., Bd. 2. S. 450., die Sage von der Omphale behandelte, erhellet aus Sch. Apoll. 4, 1149. Πανύασίς φησιν Ἡρακλέα νο- σήσαντα ἐν Λυδία τυχεῖν σωτηϱίας ὑπὸ ῞ϒλλου τοῦ ποταμοῦ (ἔστι δὲ Λυδίας), καὶ διὰ τοῦτο ἀμφοτέ- ρους τοὺς υἱοὺς αὐτοῦ ῞ϒλλους κληϑῆναι. Man sieht uͤbrigens hieraus, wie damals schon der nationale My- thus so ganz und gar verwirrt war. Daran schließe man die fuͤnf Verse bei Steph. B. s. v. Τρεμιλεῖς uͤber Tremilos Soͤhne, die H. ohne Zweifel im Folgenden erlegte. Dem Zuge gegen Hippokoon von Lakedaͤmon gehoͤrt wahrscheinlich das Frgm. bei Apd. 3, 10, 3. Schol. Eurip. Alkestis 1. an: Πανύασις, ὅτι Τυνδά- ρεων (ἀνέςησεν Ἀσκληπιός). Von Hades u. Hera’s Ver- wundung bei Pylos Bd. 2. S. 444. Die Gruͤndung der Olympischen Spiele kam wohl erst im elften Buche vor. Steph. s. v. Ἀσπίς. ἔστι καὶ πέραν Πίσης, ὡς Παν. ἐν Ἡρακλείας ἑνδεκάτῃ. Bei Oechalia legte Pan. im Ganzen das Epos des Kreophylos unter, daher ihn Klemens des Plagiats beschuldigt (Strom. 6. p. 628 Sylb.); also setzte er wohl auch diese Stadt nach Eu- boͤa, und die Eroberung wohl ans Ende des Lebens, wie Apd. Noch finde ich, daß bei Pan. Adonis vor- kam. Hesych Ἠοίην τὸν Ἄδωνιν Πανύασις, und bei Apolld. 3, 14, 4. daß Adonis ein Sohn des Theias von dessen Tochter Smyrna sei. Sind diese Erwaͤh- nungen aus der Heraklee und nicht aus dem Gedicht Jonika: so duͤrfen wir wohl auch vom Pan. die bekannte Erzaͤhlung ableiten, wo Herakles den Adonis als keinen Gott statuiren will. S. Schol. Theokr. 5, 21. Hesych und Suid. οὐδὲν ἱερὸν. Daß Demeter zu Eleusin, Triptolemos Vater, gekommen sei — Apolld. 1, 5, 2. — stand wohl in den Ἰωνικοῖς. Noch ist ei- niger Vollstaͤndigkeit wegen zu erwaͤhnen, Etym. M. 196, 34. τὰ πεδία, corr. πέδιλα, βαιόλα Πανύασις. Die Sch. Veneta et Wassenb. ad Iliad. 7, 591. ha- ben βίολα und hernach βῆλα, welches letztre wohl das richtigere ist. cf. Heyne ad l. 8. Ueber Stesichoros Geryonis moͤgen wir uns noch kuͤrzer fassen. Er behandelte einen epischen Stoff lyrisch, quippe qui carminis epici gravitatem lyra sustinuit. Man thut gewiß nicht Recht, wenn man die Fragmente in epische Hexameter zu bringen sucht, wenn es auch mitunter mit wenigen Veraͤnderungen geht, da die dorischen Maaße der Γηϱυονὶς, so wie des Enkomion der Helena, vom Hexameter nur wenig abwichen. Als Lyriker hatte er in der Behandlung und Anordnung groͤßre Freiheit. Der Hauptgegenstand war der Zug gegen Geryoneus; die diesen betreffenden Stellen des Dichters sind oben Bd. 2. S. 424 f. an- gewandt worden. Episodisch waren vermuthlich andre Abentheuer des Helden eingeschoben. So die Ermor- dung der Kinder der Megara; das Gastmahl bei Pholos, worauf ihn der Becher bringen konnte, nebst der Kentauromachie, bei welcher auch wohl das Arka- dische Pallantion erwaͤhnt war (Paus. 8, 3. Suchf. p. 20.), denn daß er etwa den Enandros aus Pallantion auf dem Zuge durch Italien erwaͤhnt habe, ist nicht glaublich; — vielleicht auch die Gruͤndung der Olym- pien (Strabo 8, 356). Stes. war es nebst Peisan- dros, die zuerst den Herakles mit Loͤwenhaut, Bogen und Keule ausstatteten, statt der vollen Heldenruͤstung; es bezeichnet diese Einzelheit aber eine durchgehends veraͤnderte Darstellung der meisten Abentheuer. 9. Was den Peisandros betrifft, so ist zum Grunde zu legen, was Heyne Exc. 1. ad libr. II. Ae- neidos beigebracht hat, namentlich zur Unterscheidung des aͤltern Dichters des Namens, des Kameiraͤers, den man gewoͤhnlich mit Suidas gegen Ol. 33. setzt, von dem juͤngern Larandener im 10ten Jahrhundert der Stadt. Dieser dichtete 26 oder mehr Buͤcher ἡϱω- ικῶν ϑεογαμιῶν; jener eine Heraklee, von der ein zweites Buch citirt wird. Vgl. Fabric. Bibl. I. p. 590 Harl. Weichert a. O. p. 240. Die Fragmente stellen wir etwas vollstaͤndiger zusammen als Heyne. Was Peis. von H. Keule und Loͤwenhaut sagte, ist oben Bd. 2. S. 444. bemerkt. Wenn auch das bei Eratosth. Kat. 12. aus Peis. ist, daß die Erwuͤrgung des Loͤwen der erste Kampf des Helden war: — so kannte er die vorhergehenden Boͤotischen Kaͤmpfe nicht, oder stellte sie anders. Dies bestaͤtigt der Schol. ad German. Arat. Phaen. p. 114. Pisandrus Rhodius refert, eum (leonem) ob primos labores Herculis memoriae causa honorifice astris illatum. Cf. Hygin. Poet. Astron. 2, 24. p. 399. — Paus. 2, 37, 4. von der Vielkoͤpfigkeit der Hydra. — Sch. Pind. O. 3, 12. ( e cod. Vratisl. Boeckh) aus Peis. Pherek. und einer Theseide uͤber die goldgehoͤrnte Hindin. Paus. 8, 22, 4. von den Stymphaliden, daß sie H. bei Peis. blos mit dem Schall einer Klapper vertrieben. vgl. Pherek. — Ein Frgm. aus dem zweiten Buche uͤber die Fahrt nach Erytheia s. oben Bd. 2. S. 424. Bei der Hesperidenfahrt wahrscheinlich kam Antaͤos vor, und es wurden Kyrenaͤische Gruͤndungssagen einge- webt (vgl. Bd. 1. S. 346.). Sch. Pind. P. 9, 183. ὄνομα δὲ αὐτῇ (der Tochter des Libyerfuͤrsten Antaͤos zu Irasa) Ἀλκηΐς, ὥς φησι Πείσ. ὁ Καμειρεύς. Vom Hesperidendrachen Ladon bei Schol. Apoll. 4, 1396. τοῦτον Πείσανδρος ὑπείληφεν ἐκ τῆς γῆς γεγενῆ- σϑαι. Die folgenden Stellen konnten bei den Kaͤm- pfen hie oder da eingeschoben sein. Νοῦς οὐ παρὰ Κενταύροις aus Peis. bei Hesych (wo die Erklaͤrer mit Unrecht einen Komiker Peisandros erfinden), konnte bei dem Abentheuer bei Pholos vorkommen, welches wohl schon Peis. mit dem Erymanthischen Eber ver- band. Ueber die warmen Quellbaͤder in den Thermo- pylen oben Bd. 2. S. 427. Οὐ νέμεσις καὶ Ψεῦδος ὑπὲϱ Ψυχῆς ἀγοϱεύειν konnte recht wohl in der Ge- schichte der Kerkopen vorkommen. Daß auch Deia- neira vorkam, ist aus der von Apd. 1, 8, 5. aus Peis. erwaͤhnten Genealogie klar. Ob der Dichter bei dem Aufenthalt des H. in Theben Oedipus Schicksale erzaͤhlte, oder eine besondre Οἰδιποδία schrieb, ist aus Schol. Eur. Phoͤn. 1748. noch nicht klar. Von den Stellen bei Steph. B. hat schon Meurs. Rhod. 2, 11. nachgewiesen, daß sie unserm Peis. nicht angehoͤren, da dieser nach Suid. nur zwei Buͤcher schrieb, dort aber ein zehntes und ein vierzehntes citirt wird. Aus dem Gegebnen sind ungefaͤhr folgende Resul- tate abzuleiten. Erstens, daß Peis. sich hauptsaͤchlich mit den eigentlichen ἄϑλοις beschaͤftigte, und darin die Erzaͤhlung der Nachfolgenden zum Theil festsetzte. Das Epigr. Theokrit 20. betrachtet ihn als den er- sten, der den Sohn des Zeus, den Loͤwentoͤdter, darstellte; und nach den Nachrichten, daß er dem H. zuerst Loͤwenfell und Keule gegeben, moͤgen wir eine gewisse Neigung zur Schilderung einfacher und kraͤfti- ger Natur in ihm vorherrschend annehmen. Die Boͤo- tischen und Dorischen Heldenfabeln ließ er wahrschein- lich ganz aus, und verbreitete so uͤberhaupt eine sehr verschiedne Ansicht des Heros von der bisher gewoͤhn- lichen. Die Fabel von Antaͤos nahm er zuerst aus Kyrenaͤischen Sagen auf, worin ein noͤthigender Grund liegt, die Abfassung seines Gedichts nach Olymp. 37. zu setzen, obgleich Suidas Ol. 33. als sein Zeitalter angiebt. Die Kenntniß der Lydischen Fabel von H. und Omphale moͤchte ich ihm noch nicht auf Lydus de magistr. 3, 64. p. 268. Erwaͤhnung der Λυδοὶ χρυσοχί- τωνες aus Peis. hin beimessen. Klem. Alex. Str. 6. p. 628. Anschuldigung, daß Peis. einen Pisinos von Lindos abgeschrieben, lehrt uns wenig, da wir von diesem Pisinos weiter nichts wissen; auch liegt ver- muthlich ein Mißverstaͤndniß zum Grunde. Daß man in dem 24. und 25sten Gedichte des Theokrit, und der Megara unter Mopsos Idyllen, Stuͤcke aus Peis. und Panyasis vermuthen konnte, ist seltsam, da jene Stuͤcke Dorisch sind, und diese Dichter dem Homerischen Dia- lekt folgten. Auch sind in der Erzaͤhlung mehrere Spuren von Alexandrinischer Behandlungsweise. — Dagegen koͤnnte in dem Bildwerke, das Herakles Tha- ten in altem, wenn auch nur nachgeahmtem, Style darstellt, bei Visc. PioCl. T. 4. tv. a , 7. die Erzaͤh- lung des Peisandros uͤbrig sein. 10. Von Peisandros ruͤckwaͤrts wird die For- schung nach den Quellen des Heraklesmythus in eben dem Maaße wichtiger, als die Nachrichten sparsamer sind. Wir muͤssen jetzt auf Gedichte kommen, die je- nen kuͤnstlichen Zusammenhang noch nicht hatten, son- dern mehr die einzelnen Sagenkreise fuͤr sich dar- stellten. Aus der Herakleia des Lakedaͤmonier Kinaͤthon, gegen Ol. 5. (vgl. Weichert S. 239.), haben wir nur eine sichre Stelle, Sch. Apoll. 1, 1357. ὅτι δὲ Κιανοὶ ὅμηρα ἔδοσαν Ἡϱακλεῖ καὶ ὤμοσαν μὴ λή- ξειν ζητοῦντες ῞ϒλαν, καὶ φροντίδα ἔχθυσι Τραχι- νίων διὰ τὸ ἔκεισε κατοικισϑῆναι ὑϕ̛ Ἡρακλεῖ τοὺς ὁμηρεύσαντας, Κιναίϑων ἱςορεῖ ἐν Ἡρακλείᾳ, aus welcher eine merkwuͤrdige Sagenverbindung zwischen Trachinien und Kios hervorgeht, die sich auch in der Vermischung der Fabeln von Theiomenes und Hylas (Bd. 2. S. 451.) kund thut. Kin. ließ den H. wohl unmittelbar von Trachis aus nach Kios ziehn. Daß er auch Heraklidische Genealogieen aufnahm, sahen wir oben aus Paus. 4, 2, 1.; dabei konnte auch Ore- stes Geschlechtstafel vorkommen (2, 18, 5. Sch. Il. 3, 175.). 11. Wir kommen zu den Hesiodischen Ge- dichten uͤber die Heraklesfabel. Schon in der Theo- gonie sind folgende Hauptzuͤge: die Geburt in Theben (Θηβαιγενὴς V. 530.) 944. die ςονόεντες ἄεϑλοι, 951. der Kampf mit dem Loͤwen, 327. der Hydra, 313. dem Geryoneus, 288. 979. die Befreiung des Prometheus, 529. die Vermaͤhlung mit der Hebe, 950. — An die Theogonie wurden der erhaltenen Clausel zufolge ge- woͤhnlich die Eoͤen angesungen, welche auch Herakles Zeugung von einem Gott mit einer sterblichen Frau erzaͤhlen mußten. Daß schon vor Hesiod Κατάλογοι γυναικῶν existirten, welche Alkmene als Mutter des Helden priesen, sieht man aus Od. 11, 265. nach der Bemerkung Heinrichs Proll. ad Scutum p. 52.; aus den Hesiodischen aber ist, wie jetzt wohl allgemein anerkannt wird, der Anfang der Ἀσπὶς ein Stuͤck Vers 1—56. Schol. Ald. p. 40. Heinr. Daß von der Erzaͤhlung in diesem Eoͤenfragment die Pherekydei- sche wenig abweicht, ist oben bemerkt. Dagegen er- zaͤhlen die Sch. vg. ad Apoll. 1, 747. den Tod des Elektryon ganz anders, als dieses Fragment. Hier toͤdtet Amphitryon den Elektryon, dort die Teleboer; hier hat Amphitryon die Alkmene schon vorher zur Ehe, dort heirathet er sie erst hernach: so daß man annehmen muß, daß diese Sage noch in einem andern Hesiodischen Gedichte behandelt wurde, wenn jene Schol. ein genaues Excerpt geben. Nun erzaͤhlten aber die Eoͤen weiter die Thaten und Kaͤmpfe des Helden, moͤglichst wie es scheint die Mutter einmischend, wie das schoͤne Bruchstuͤck bei Aspasios zu Aristot. Eth. Nikom. 3, 5. besagt: ὦ τέκνον, ἠ μάλα δή σε πονηρότατον καὶ ὰριςον Ζεὺς ἐτέκνωσε πατήρ, und weiter Τέκνον ὲμὸν, Μοῖραί σε πονηϱότατον καὶ ὰριςον. Auch kam die gastliche Aufnahme des Herakles bei Telamon und das Gebet fuͤr den kleinen Aias ungefaͤhr so vor, wie es Pindar J. 6, 26. erzaͤhlt. Sch. ad 1. Am ausfuͤhrlichsten aber wurde hier die Eroberung von Pylos erzaͤhlt, und hier laͤßt sich aus den einzelnen Auszuͤgen und Excerpten noch sehr gut folgende Dar- stellung zusammensetzen. Neleus will den H. vom Morde des Iphitos nicht suͤhnen und die Neliden be- handeln ihn uͤbermuͤthig, darum zieht er gegen Pylos. Schol. Ven. et min. ad Il. 2, 336. Nel. hat zwoͤlf Soͤhne, unter ihnen den trotzigen Periklymenos, dem Poseidon die Gabe der Verwandlung verliehn. Frgm. bei Sch. Apoll. 1, 156. im Auszuge Eust. Od. 11. p. 1685. Schol. vg. ad Od. 11, 286. So lange er lebt, ist Pylos nicht zu erobern; am Ende aber toͤdtet ihn H., von der Athena aufmerksam gemacht, da er als Biene auf dem Joche seines Gespannes sitzt. Schol. Il. und Apoll. a. O. Dann erobert H. Pylos und toͤdtet elf der Soͤhne, nur Nestor entging, weil er bei den rossebaͤndigenden Gereniern erzogen wurde (Frgm. bei Steph. B. Γερηνία, Eust. Il. 2. p. 231. vgl. Schol. Ven. Il. 2, 336. min. ad Od. 3, 68.). Offen- bar hat auch Apolld. 1, 9, 10. und 2, 7, 3. aus dieser Stelle Hesiods geschoͤpft. vgl. Ruhnk. epist. crit. p. 112. Heyne ad Apolld. p. 62. Nach Heyne kam die Sage im ersten Buche der Κατάλ. vor; dann muͤßte man sie unter die Genealogie der Tyro, nicht der Alkmene, bringen, die nach der Zeitordnung erst spaͤter kommen konnte: aber es steht nichts von α καταλόγων bei Eust. zu Il. 2. p. 231. 12. Was nun aber die eigentliche Ἀσπὶς Ἡρακλέους anbetrifft, die jetzt ἀκέϕαλος: so muͤssen wir diese als einzelnes, und in eben dem Sinne He- fiodeisches Gedicht stehn lassen, als es manche andre der Art waren. Apollonios, der Rhodier, erwaͤhnt in dem Schol. Aldin. , daß Jolaos eben so wie im Schild, auch im Katalogos der Frauen, als Wagen- lenker des H. gefunden werde. Aber schon Stesi- choros fuͤhrte etwas daraus als Hesiodisch an, wie man wohl die Stelle fassen muß. Warum soll Stesi- choros nicht den Hesiod citiren, wie Pindar den Ho- mer, Simonides den Stesichoros selbst (Ath. 4, 172 d. ), und uͤberhaupt die Lyriker oͤfter andre Dichter anfuͤhrten. Wahrscheinlich geschah dies im Kyknos, p. 36. Suchf., in welchem er viel von seinem epischen Vorgaͤnger abwich, namentlich darin, daß er H. an- fangs fliehen ließ (Schol. Pind. O. 11, 19.): worin auch Pindar der lyrischen Umdichtung folgte. Hesi- odeisch konnte aber dem Stesichoros das Lied sein, und wenn es nur 10 Olympiaden aͤlter war als er, und dies Alter ihm abzustreiten, haben wir gar keinen Grund. Die Aspis hat uͤber Elektryons Tod dieselbe Sage wie das Eoͤenfragment. V. 89. Auf unbekannte Sage weis’t dagegen V. 90. hin: „Iphiklos verließ sein Haus und seine Eltern, und ging den fluchwer- then Eurystheus zu ehren, der Ungluͤckliche: viel mußte er nachmals seufzen, sein rathloses Thun bejammernd — mir aber legte die Gottheit schwere Kaͤmpfe auf.“ Hieraus geht zugleich hervor, daß H. die Kaͤmpfe nach diesem Dichter nicht auf Eurystheus Geheiß be- stand, sondern auf des Gottes: vermuthlich um eine Suͤhnschuld zu tilgen — obgleich Homer die Dienst- barkeit des H. bei Eurystheus schon kennt. Auch eine fruͤh verloschne Tradition ist die von dem Rosse des H. Areion, V. 120. Die Schol. Il. 23, 346. er- zaͤhlen, daß Poseidon es dem Koͤnige von Haliartos schenkte, dieser dem H., welcher damit den Kyknos in der Hippodromie des Pagasaͤischen Apoll uͤberwand, und es endlich von H. an Adrastos kam, aus den Kyklikern . Eine ganz andre Tradition, wie H. das Roß erhalten habe, hat Paus. 8, 25. — Bemerkens- werth ist, daß Pallas dem H. den Schild gab, als er zuerst die Kaͤmpfe beginnen wollte. V. 127. Dies setzt wieder gaͤnzlich andre Traditionen voraus, als die seit Peisandros herrschenden; was sollte ihm der Schild gegen den Loͤwen? Aus V. 353. sehen wir, daß H. nach Trachis will, wie bei Apd. 2, 7, 7.; er muß also wohl von Nordthessalien herkommen, woraus sich vermuthen laͤßt, daß der Saͤnger den Krieg mit den Lapithen als vorhergehend denkt. — 13. Als ein Gedicht von ganz aͤhnlichem Ton und Gehalt duͤrfen wir uns die Hochzeit des Keyx, γάμος Κήϋκος, denken. Auch dies Gedicht hat den Namen von einem besonders glaͤnzend ausgefuͤhrten Theile, dem hochzeitlichen Mahle des Trachinierfuͤrsten. Dessen Frau ist unbekannt; denn es ist nicht glaublich, daß Hes. die ganz verschiedenartige Fabel von Keyx und Alkyone hier einmischte. Sonst wurden wohl hier die Kaͤmpfe des H. mit den Dryopern und dgl. erzaͤhlt. Auch, daß er auf der Argo bis Aphetaͤ mitfuhr. Sch. Apoll. 1, 1290. — Plut. Sympos. 8, 6. p. 340. H. fuͤhrt eine bildliche Redensart aus dem τὸν Κήϋκος γάμον εἰς τὰ Ἡσιόδου παρεμβαλόντι an; Ath. 2, 49. und Poll. 6, 83. aus demselben Gedichte Stellen uͤber den Gebrauch dreifuͤßiger Tischchen bei der Mahl- zeit. — Wie Stesichoros Κύκνος zur Ἀσπὶς von Hes., so verhielt sich wahrscheinlich zu dem γάμος Κήϋκος ein gleichnamiges Gedicht des Bakchylides. So ist schon oben Bd. 2. S. 457, 1. vermuthet worden; nun giebt Athen. u. der Schol. zu Plat. Symp. p. 373. B. den Hexameter: αὐτόματοι δ̛ ἀγαϑοὶ δειλῶν ἐπὶ δαῖτας ἴασι, als von H. an Keyx Schwelle gesprochen, und es wird wahrscheinlich, daß dies der Hesiodische ist. Nur hat ihn nicht zuerst Kratinos in der Πυλαία, wie der Schol. meint, sondern Bakchylides umgeaͤndert, und ihm die derbe Bitterkeit des δειλῶν benommen. — Wahrscheinlich stammt auch aus Hesiod und vielleicht aus demselben Gedichte, was Bakch. von H. Kentau- renkampfe bei Dexamenos erzaͤhlte. S. Bd. 2. S. 418, 1. 3. Von der Eroberung Oechalia’s ist Bd. 2. S. 411., vom Aegimios ebd. S. 28. gehandelt. Den Vers aus diesem Gedicht bei Athen. 11, 503 d. : ἔνϑα ποτ̛ ὲσται ἐμὸν ψυκτήριον, ὄϱχαμε λαῶν, spricht vielleicht III. 31 H. zum Aegimios, indem er einen Platz zu einem Hain fuͤr sich bezeichnet. Auch der Hesiod. Vers bei Plut. Thes. 30. uͤber Theseus Liebe zur Aegle ist aus dem Aegimios geschoͤpft, wie die Vergleichung von Ath. 13,557. zu lehren scheint; vgl. Schweigh. — Was Demetrius, der Phalereer, bei Schol. Od, 3, 267. von dem Epos eines uralten Lakonischen Saͤngers Demo- dokos „Amphitryons Schlacht gegen die Teleboer“ er- zaͤhlt, ist freilich kein litterarhistorisches Datum, aber beweist doch, daß man diese Mythe fuͤr sehr alt hielt. 14. Daß aber schon vor der Ilias Herakleen existirten, kann Niemandem verborgen bleiben, der die bei Homer uͤber H. vorkommenden Stellen combi- nirt, und die innre Einheit bemerkt, die nicht die Tradition, sondern nur die epische Bearbeitung ihnen geben konnte. Hera als die feindliche, Athena als die freundliche Gottheit, stehen sich schon gegenuͤber; und die letztre kann doch kaum mehr als poëtisches Motiv gewesen sein, obgleich Hera’s Gegenwirken in lokaler Sage seinen nachweisbaren Grund hat. So sind auch die andern Grundzuͤge der Fabel, besonders alle idealeren, in Homer schon vorhanden, von der Geburt des Helden bis zum Tode, den nach Il. 18, 117. ebenfalls die grollende Hera verursacht, die aber doch seiner Erhebung zu den Olympiern nicht wehren kann. Dieser Zusammenhang hat schon auf die ein- zelnen Sagen einen assimilirenden Einfluß geuͤbt, und zum Beispiel die im Ursprunge sehr verschiedenartige Koische sich angeeignet. Die Ineinander beitung, Vermittlung und Verknuͤpfung aber der Thessalischen, Boͤotischen, Peloponnesischen Sagen muß Jahrhunderte vorhergegangen sein; und da diesen Processus gleichsam ruͤckgaͤngig zu machen, und das combinirte Ganze auf- zuloͤsen, der eigentliche Zweck der obigen Untersuchung (Buch 2. K. 11. 12.) war: so kann ihr diese litterar- historische sich nur von ferne naͤhern, und nur einen untergeordneten Vortheil fuͤr dieselbe gewaͤhren. 3. 1. M ythische Begebenheiten nach einer Jahres- rechnung anordnen zu wollen, wird jetzt ziemlich allge- mein fuͤr unvernuͤnftig gehalten; auch die Rechnung nach Geschlechtern ist fuͤr diese Zeiten um nichts statt- hafter: doch muß zugegeben werden, daß der innre Connex der Begebenheiten, deren Andenken die Mytho- logie aufbewahrt, ausgemittelt, sonach auch eine ge- wisse Folge derselben aufgestellt werden kann. Dies versuchen wir hier von den in diesem Buche erwaͤhn- ten: 31 * 2. Von der Heraklidischen Wanderung an folgen wir der Zeitrechnung der Alexandrinischen Chronolo- gen, die wir durchaus nur zu restituiren, nicht zu pruͤfen im Stande sind. Daß sie auf einheimische Monumente des Peloponnes bauten, die selbst die Jahre der Regenten angaben, ist Bd. 2. S. 102. nach- gewiesen. Blos aus Berechnung der Generationen konnten die Data nicht abgeleitet werden, die Syn- kellos aus Euseb, dieser aus Diodor, Diodor endlich aus Apollodor aufbewahrt hat; und Larchers Kritik und Verwerfung der Alexandriner moͤchte leicht eben so grundlos als anmaßend befunden werden. 3. Rechnung nach den Olympiaden. III. 32 32 * Anmerkungen. 1. Diese Rechnung muß schon aus den Logographen stammen. 2. nach Apollodor Bd. 2. S. 132., aus dem auch Tzetz. Chil. 12, 193. dasselbe beibringt (nur, was er uͤber Homers Zeitalter sagt, muß Miß- verstand sein). Dem Apd. folgen Dionys. Hal. und Solin, vgl. Larcher Chronol. d’Herod. p. 373. Timaͤos Rechnung differirte um 9 Jahre (s. Bd. 2. S. 118, 4.), dieser folgt Vellejus ziemlich genau. Apollodors Rechnung kann jetzt aus dem Armenischen Euseb p. 166. vollstaͤndig restituirt werden; man sieht naͤmlich aus dieser Quelle, daß Olymp. 1. bei Apd. in das zehnte Jahr des Alkamenes traf. Die Kanones des Euseb setzen diese in das 37ste, letzte, J. des Alkam., welcher Fehler nach meiner Meinnng dadurch entstanden ist, daß Euseb das erste Regierungsjahr des Eurysthenes mit der Epoche des Heraklidenzugs fuͤr einerlei nahm; Apollo- dor aber rechnete erstens, der Laked. ἀναγϱαφὴ gemaͤß, etwa ein Jahr (χρόνον οὐ πολλὸν He- rod.) fuͤr Aristodem, dann 30 fuͤr die Minder- jaͤhrigkeit der Bruͤder, vgl. oben S. 84. Nun haben die Kanones 324 Jahre vom Herakl. Zuge bis Ol. 1. (916 bis 1240); von diesen muß man jene 27 J. des Alkam. abziehn, und 31 fuͤr Aristodem und die Minderjaͤhrigkeit zufuͤgen; so hat mau 328 Jahre, und ohne Zweifel Apol- lodors Berechnung voͤllig genau. 3. S. Bd. 2. S. 133, 1. Die Reihe der Korin- thischen Fuͤrsten ist ganz nach Diodor angesetzt, der offenbar aus den Alex. Chronologen schoͤpfte, aber einen aͤhnlichen Fehler beging, wie der Anm. 2. an Euseb geruͤgte. Schon Wesseling hat ihn nach Didymos berichtigt. Das Frgm. Diodors hatten wir vorher blos im Synkellos, jetzt giebt es ganz uͤbereinstimmend auch der Armenische Euseb S. 16. ed. Mai. 4. Nach Euseb, vgl. Bd. 2. S. 259. Aber ich weiß nicht, was mich dort verleitet hat, die Stelle aus der Inschrift bei Fourmont (die sich auch unter den Choiseulschen Marmorn zu Paris befindet, Dubois Catal. n. 206.) mit Ergaͤnzun- gen zu geben, die ich waͤhrend der Abschrift fluͤchtig an den Rand geschrieben, und durchaus nicht gepruͤfr hatte. Ich gebe sie jetzt nach einer Mittheilung von Boͤckh, nur an einer Stelle abweichend: Ἀγαϑῃ τυχῃ. Λευκιππος [απη- νεγκε το ψηφισ] μα το γενομενον ὑπο των Πανελληνων [Μαγνησι, οἱ οικονσι] πϱος τῳ Μαιανδρῳ ποταμῳ αποικοι [οντες Μαγνητων] των εν Θεσσαλιᾳ πϱωτοι Ἑλληνων [των κα- τα] την Ασιαν, και κατοικησαντες συν [ηνδρα- γαθουν] πολλακις Ιωσι και Δωριευσι και τοις ε [κ του αυτου γ] ενους Αιολευσι, τιμηϑεντες και υπο [των Ρω] μαιων δι̕ ἁς εποιησανυο συμμα [χιας και δ] ωρεων εξαιρετων τυχοντες ὑ [πο ϑεου Τϱαιανου Αδ] ριανου πατρος Τ. Αιλιου Καισαρος [αυτοκϱατο] ρος Αδϱιανου Αντωνινου. 5. Aeginet. p. 98. 6. Der Armen. Euseb hat S. 166. in dem Auszug aus Diodor fuͤr Prokles 51 Jahre, wofuͤr ich, nach oben Bd. 2. S. 96., 41 corrigire. Aber die in diesem Auszuge gegebne Liste der Prokli- den ist sehr luͤckenhaft, und giebt daher nur bis Soos und nach Charilaos bestimmte Data. 7. Larcher will nicht, daß Agis blos 1 Jahr ge- herrscht habe, weil er so beruͤhmt geworden. Aber um auf seine Weise zu raͤsonniren: kann er das nicht als Kronprinz geworden sein, und kann nicht die Sehnsucht nach dem zu fruͤh Ge- storbnen den Ruhm seiner Regierung eben ver- groͤßert haben? 8. Ueber die Epoche s. Bd. 2. S. 132. Zu den Stellen kommt jetzt noch Cic. de rep. 2, 10. der auch aus Apollodors Χϱονικοῖς schoͤpft. Eratosth., der die erste Ol. 407. nach Troja’s Zerst. fixirte, setzte Lykurg 219. nach dem He- rakl. Zuge; so auch Porphyr. bei Euseb Armen. p. 139. Scal. p. 27. Apollod. und Eratosth. rechneten naͤmlich beide 27 Olympiaden von Iphitos bis Koroͤbos, welche Zahl Aristodem von Elis und Polyb bezeugen, bei Euseb Arm. p. 141. Scal. p. 39. Kallimachos dagegen rechnet nur 13 von einer Epoche zur andern, vielleicht ennaëterische . Vgl. Bd. 2. S. 252. 9. Dieser regierte 35 Jahre, wie der Armen. Euseb und auch Synkellos in der Liste p. 170.; nicht 30., wie bei dem Letztern im Text steht. 10. Sosibios bei Klem. Alex. Str. 1. p. 327. setzt die Regierung des Charilaos auf 64, des Nikandros auf 39 Jahre und Ol. 1. in das 34 Jahr des Nikandros, und so glaube ich rechnet auch Paus., bei dem daher Theopomps Regierung 6 Olymp. weiter hinabgeht als bei Euseb. Auch ist bei Paus. Polymestors — Zeitgenossen des Cha- rilaos — Nachfolger Zeitgenosse des ersten Messenischen Kriegs. 11. S. Bd. 2. S. 93, 7. Fuͤr Paus., gegen Str., stimmt auch Phlegon Trall. a. O. p. 130. 12. Diejenigen, welche die Erbauung von Syrakus mit Euseb Ol. 11, 4. setzen (neuerlichst auch Poppo ad Thuc. 2. p. 561) und die von Leon- tinoi 13, 1., muͤssen annehmen, daß der Megarer Lamis in einem Jahre Trotilos und Thapsos angelegt habe, u. von Thapsos nach Megara gezo- gen sei — gewiß ganz gegen Thukydides Intention. 13. nach Euseb. Pausanias laͤßt den Alkamenes erst Ol. 10 sterben; ohne viel Auktoritaͤt, da das Datum in Myrons romanhafter Erzaͤhlung da- rinsteht. 14. nach Euseb. p. 167. Armen. Paus. laͤßt dage- gen den Theopomp noch Ol. 14 und 15. leben, indem er auf den Tyrtaͤos baut, der diesen Koͤnig als Eroberer Messeniens nennt. S. Bd. 2. S. 146. Doch ist der Schluß nicht voͤllig zwingend, da Tyrtaͤos auch den Koͤnig so nennen konnte, der das Bedeutendste dazu gethan. Die Chronologen, aus denen Euseb schoͤpft, scheinen der Messenischen Tradition gefolgt, nach der Theopomp im Kriege getoͤdtet wurde (was Myron indeß erst in das vorletzte Jahr des Kriegs setzte) Bd. 2. S. 144, 4., bei einem Hekatomphonien-Opfer nach Klem. Alex. Protr. p. 36. Sylb. (Euseb Pr. Evg. 4, 126 c. ), der aber eine sehr confuse Vorstellung von diesem Opfer hat; und so schließe ich hieraus und aus Sosibios des Lakonen N. 10. bemerktem Zeug- nisse, daß Eusebios Quellen in dieser Gegend der Geschichte nicht mehr der Lakonischen ἀνα- γϱαφὴ folgten. 15. nach Thukyd. mit Beziehung auf das Datum Ol. 5, 3: wornach die Angabe Ol. 22, 2. Bd. 2. S. 110. zu verbessern ist. 16. Eine Art Heros bei der Nachwelt, wie seine τιμαὶ (Paus. 3, 3, 2.), der Gebrauch seines Bildes zum Staatssiegel (11, 8.), und daß sein Haus ein oͤffentliches wurde (12, 3.), beweisen. 17. Bd. 2. S. 117., wo aber Akraͤ und Kasmenaͤ verwechselt sind. 18. Bd. 2. S. 161. 164, 11. Plutarch de sera 7. p. 231. irrt gewaltig, wenn er den Sieg des Kleonaͤer Teletias ἐν παισὶν in den Pythien (nach Ol. 47) vor die Tyrannis des Orthagoras setzt. 19. Bd. 2. S. 119. wo 28 fuͤr 27 zu setzen. 20. Die auch zu Sparta, dem Schirmvogt der Aristokratie, flohen. Plut. Lys. 1. Doch blie- ben noch Herakliden in Korinth. Bd. 2. S. 118. Was die Epoche betrifft: so vereinigen sich die Data aus Diodor uͤber die Koͤnige und neunzig Prytanen Korinths (Strabons 200 sind Verwechslung mit der Zahl der Maͤnner des Ge- schlechts) aufs schoͤnste mit den gepruͤftesten uͤber die Kypseliden. 21. Nach Thuk. 6, 5. vgl. das Datum 5, 3. Die Schol. Pind. O. 5, 16. welche die Gruͤndung Ol. 45. setzen, so wie Euseb, rechnen von Ol. 11, 4. aus. 22. Nach Thuk. mit Beziehung auf das Datum Ol. 16, 4. 23. Bd. 2. S. 162. wo aber zu bemerken, daß ich jetzt keinen Grund sehe, den Krieg der Argeier mit Korinth, wovon die Helminschrift spricht, mit diesem fuͤr eins zu halten, obgleich Sikyon und Korinth damals engverbunden waren, und das erstre kaum mit Argos Krieg fuͤhren konnte ohne durch Mitwirkung des letztern: aber Boͤckh bezieht jene Inschrift, gewiß richtiger auf die bezeugte Theilnahme der Argeier an einem Krie- ge Megara’s gegen Argos, geg. Ol. 60. Bd. 2. S. 89. 24. Dieser Sieg kann nicht wohl fruͤher gesetzt werden, weil Megakles, den wir von Ol. 54 bis nach 60. als Faktionshaupt in Athen finden, vor dieser Zeit kaum als Freier aufgetreten sein kann (der andre Freier von Athen, Hippoklei- des, war Ol. 53, 3. Archont), nicht spaͤter , weil die Kypseliden damals noch bestanden, wie aus Herod. 6, 128. erhellt. 25. S. uͤber die Rechnung der Pythiaden Boͤckh Expl. Pind. O. 12. p. 206. Nur glaube ich nicht, daß der ἀγὼν χρηματίτης Ol. 48, 3. statt gefunden, sondern weil Paus. richtig in Erfahrung gebracht, daß man die Pythiaden von 48, 3. aus zaͤhlen muͤsse, setzte er auch die erste auf dieses Datum. Aber er uͤbersah, daß die erste Pythiade noch ennaëterisch war, wie aus dem Marm. Par. hervorgeht, wornach ich auch in der Hypoth. der Schol. zu den Pythien fuͤr μετὰ χϱόνον ΕΞΑΕΤΗ — ΕΝΝΑΕΤΗ corrigiren moͤchte; obgleich der Fehler alt ist. 26. S. Bd. 1. S. 374., wo fuͤr Ol. 60 — 50 zu schreiben. Weil aber die Begebenheit neuerlich mehrmals, und nach meiner Ansicht nicht voͤllig genuͤgend, behandelt worden ist: finde ich hier zu bemerken, 1. daß die Stellen Paus. 5, 6, 2. 5, 10, 2. 6, 22, 2. uͤber die ἀνάστασις der Pisaten offenbar von einer und derselben Begebenheit handeln, und darnach die zweite so zu interpre- tiren ist: das Bild des Zeus ist verfertigt von der Beute, die damals gemacht wurde , als die Eleer Pisa bezwangen (so Dodw. Ann. Thuc. p. 137.; anders Voͤlckel uͤber den Tempel des Ol. Jup. S. 6. Kruͤger de Xenoph. Vita Qu. Cr. ). 2. Bei Str. 8, 355 c. (vgl. oben S. 149, 2.) kann die ἐσχάτη κατάλυσις τῶν Μεσ- σηνίων nicht der Krieg von Ol. 81. sein, da die Pisaten weder so lange als Agonotheten ge- dacht werden koͤnnen, noch Nestoriden als in Pylos bestehend: sondern er meint die Unterjo- chung nach Ol. 30, nach welcher die Lakedaͤmo- nier den Eleern beigestanden haben moͤgen, Pisa allgemach zu schwaͤchen, bis es Ol. 50. ganz unterthaͤnig wurde. 27. Diog. L. 1, 98. Beilaͤufig: den angeblichen Brief Kleobuls an Solon, worin er ihm schreibt, daß Lindos δαμοκρατεῖ (Diog. 1, 93. Suid. Κλεοβ.) wird Niemand fuͤr die Verfassungsge- schichte von Rhodos benutzen wollen. 28. Dagegen leitet noch spaͤter ein T. Statilius Lamprias, S. des Timokrates, Memmianus sein Geschlecht von Perseus (durch Herakles) und den Dioskuren ab (Maffei Mus. Veron. p. 43. Veron. illustr. T. 1. Inscr. 60. Murat. 561, 2.), wie ein M. Aurel. Aristokrates S. Damaͤnetos, erblicher Priester des Herakles und der Dioskuren zu Sparta, von jenem im 48sten, diesen im 44sten Geschlecht abzustammen behaup- tet. Cyriac. Ill. p. 38. n. 249. vgl. 250. — Zu den Koͤnigen von Argos gehoͤrt auch Archi- nos nach Schol. O. 6, 152., aber er war Ty- rann, Polyaͤn 3, 8, 1. 29. Was dies Geschlecht betrifft: so glaube ich jetzt, daß aus der Combination der Stellen bei den Schol. Pindars (vgl. Bd. 1. S. 338. 469. mit Boͤckh Expl. Pind. O. 3.) folgende Genealogie als die zu Akragas selbst beglaubigte mit Wahrscheinlichkeit hervorgehe. Theras — Sa- mos — Telemachos (geht von Thera nach Rho- dos, glaub’ ich; sein Geschlecht mit den Lin- diern nach Gela und Akragas) — Emmenides oder Emmenes (der mythische Stammvater der πάτϱα, den man schwerlich nach Ol. 57. setzen konnte); dann eine Luͤcke, darauf ein juͤngrer Telemachos (Ol. 57.) — Chalkiopeus — Pataͤ- kos — Aenesidamos — Theron. 30. Daß Paus. 3, 7, 5. sehr irrt, wenn er den Kampf in die Regierung Theopomps setzt (Plut. Lak. Ap. p. 233. in die Polydors, Solin. 7, 9. in Ol. 10, 4.), zeigt er selbst dadurch, daß er des Argivischen Kaͤmpfers Alkenors Sohn Perilaos als Nemeoniken nennt (Bd. 2. S. 158); Nemeoniken aber kommen erst seit Ol. 53. vor. 31. Herod. 5, 46. vgl. Plut. Lyk. 20. Daß Dori- eus nicht mit gegen Sybaris gekaͤmpft, kann man auch chronologisch demonstriren. 32. Von Lakonischen Gesandten an diesen spricht Plut. Lak. Ap. p. 245. 33. Nach Herod. 6, 33. vgl. Bd. 2. S. 121. wo fuͤr „des Xerxes gegen Griechenl.“ — „des Jo- nischen Aufstands“ zu corrigiren ist. 34. Vielleicht 71, 3.; dann haͤtte Diod. 11, 48. Anaxilaos Herrschaft von Messana mit der von Zankle verwechselt. 35. Dieser Einnahme ging eine große Seuche vor- aus, nach Diomed ap. Putsch p. 484., der Hieron statt Gelon nennt. Auf dieselbe bezieht Corsini F. A. 2, 1. p. 110. die Elegie des Theognis auf die der Belagerung der Syrakusier Entgan- genen, bei Suid., aber Syrakus wurde damals gar nicht belagert. Ich halte τῶν Συρακουσίων fuͤr den Subjektsgenitiv, und denke Megara als die belagerte Stadt hinzu. 36. S. oben S. 352 f. Die Rede des angebl. Thessa- los in Epist. Hippocr. p. 1294. Foes. erzaͤhlt: Der GroßK. habe Erd’ und Wasser gefordert (Ol. 71, 4.), die Koer haͤtten es verweigert (gegen Herod. 6, 49), darauf habe er Kos der Artemisia zur σαγήνευσις uͤbergeben. Sie leidet Schiffbruch, aber erobert hernach doch die Insel. Waͤhrend des ersten Kriegs (Ol. 72, 3.) stehn Kadmos und Hippolochos der Stadt vor; aber als Artemisia die Insel eingenommen, verlaͤßt sie der erstre. 37. Des Dorieus Sohn, nach Herod. 9, 10. Aber warum war er dann nicht Koͤnig vor Leonidas; wenn Dorieus der aͤlteste Sohn des Anaxandri- das? Vielleicht, weil ein Heraklide der das Vaterland verließ, sein Thronrecht verlor. Plut. Ag. 11. 38. Ich erlaube mir hier einen berichtigenden Nach- trag zu Bd. 2. S. 179. Die Mantineer ruhten nicht waͤhrend der Schlacht von Plataͤaͤ, son- dern kamen nur zu spaͤt (Her. 9, 77.), wie sie auch in den ersten Tagen von Thermo- pylaͤ mitstritten (7, 202.), und uͤberhaupt da- mals noch treue σύμμαχοι, nach Diod. 15, 12. selbst παραστάται der Laked. waren. Daß sie hernach abfielen, davon lag die Schuld, 1. in dem Trachten Mantineas nach der Herrschaft von Parrhasien, das Lakedaͤmon schuͤtzte. Thuk. 5, 29. 33. 2. in der Feindschaft gegen Tegea, das nach dem großen Kriege Ol. 77 ff. treu blieb, Th. 4, 134. 3. in dem von den Argeiern ver- anlaßten συνοικισμὸς und der Demokratie von Mant. Th. 5, 29. Bd. 3. S. 70. — Zu dem ungluͤcklichen Scharmuͤzzel der Megarer und Phliasier mit der Thebaͤischen Reuterei (Herod. 9, 69.) ist es jetzt interessant das praͤchtige Elo- gium zu vergleichen, welches das von Boͤckh Ind. lectt. Berol. aest. 1818 herausgegebne Mega- rische Epigramm enthaͤlt, das auf Athen bezogen zu haben, fuͤr Osanns Scharfsinn ( Sylloge 1. p. 16.) neues Zeugniß einlegt. 39. Ich corrigire bei Paus. 3, 14, 1. τέσσαρσιν fuͤr τεσσαϱάκοντα, welches ich mit der Zeit durch- aus nicht reimen kann. 40. Bd. 2. S. 172, 1., wo die Stelle Plut. Kim. 16. beigefuͤgt ist um die chronol. Berechnung an die Hand zu geben. 41. Diodors Angaben, 11, 48., der Regierungszeit beider Fuͤrsten sind voͤllig richtig, aber stehen nur an der falschen Stelle. Im vierten Jahre des Archid. war das Erdbeben nach Plut. Kim. 16., das Paus. 4, 24, 2. κατὰ τὴν ᾽Ολ. 79. setzt, ziemlich genau; Diodor 77, 4. confus. 42. Bd. 2. S. 189. adde Paus. 4, 24, 2. der Lakedaͤmonier fuͤr Heloten nennt, Plut. Prov. Al. 54. 43. Nach Thuk. Rechnung. vgl. Corsini F. A. 2, 1. p. 207. Bd. 2. S. 192. ist ein falsches Datum gegeben. 44. Darauf ist das Anathem der Megarer zu be- ziehn, das Bd. 2. S. 177, 2. erwaͤhnt wurde. Von demselben spricht Paus. 10, 15, 1. 4. 1. I ndem wir bei den folgenden Bemerkungen uͤber die Mundart des Dorischen Stammes nicht den Stand- punkt, von dem aus man gewoͤhnlich die Griechischen Dialekte zu betrachten pflegt, den der uͤberkommenen Litteratur, sondern einen davon ganz verschiednen, den der Nationalgeschichte, fassen: muß sich uns manches auf andre Weise darstellen, als es bisher den meisten Forschern erschienen ist. Die alten Grammatiker schie- den aus dem Ganzen Griechischer Sprache die Doris, Jas und Atthis aus; die zuruͤckbleibende Hauptmasse nannten sie mit einem Namen Aeolis, weil daraus blos ein Zweig, der Lesbische Dialekt, Schriftsprache einer Dichtungsweise geworden war; und doch enthielt dieselbe ohne Zweifel Gattungen, die unter sich sehr unaͤhnlich und weniger verwandt waren als mit einzel- nen Zweigen jener ausgesonderten Dialekte. Darin aber ist man wohl einig, daß in der Masse Aeolischer Dialekte noch am meisten erhalten ist von der Griechi- schen, oder wenn man will Pelasgischen Ursprache; und daß zugleich viele Formen der letztern im Lateinischen mit großer Treue bewahrt worden sind, zum Theil deswegen weil die Italischen Ackerbauer dem altgrie- chischen Leben naͤher blieben als die Griechen selbst, und weil sie durch keine fruͤh eingreifende Litteratur und keinen eklen Sinn fuͤr Wohlklang und Rhythmus (der nur gar zu oft einen hoͤhern Organismus zerstoͤrt) zu Veraͤnderungen getrieben wurden. Unter den kuͤnst- lerisch ausgebildeten Dialekten steht aber ohne Zweifel der Homerische, soviel darin nicht ionisirt ist, jener Ur- sprache am naͤchsten, die ehemals im Peloponnes wie in Thessalien gegolten haben muß, und die im Dorischen, Jonischen, Attischen auf mannigfache Weise umge- wandelt ist. So ist z. B. der Genitiv der zweiten Deklination in der Urform ΟΙΟ, den der Thessalische Dialekt (Eust. ad Il. 1, p. 96. R. Etymol. M. und Gud. plur. loc. Phavorin Ecl. p. 296, 305. Dind.), auch vielleicht der Boͤotische (nach einer Stelle der Korinna) bewahrt hatte, auch noch im Lateinischen Ι oder ΕΙ erkennbar, waͤhrend das Dorische Ω, das Atti- sche Οϒ diesen Vokal grade verloren haben. Der Nominativ der Maskulina erster Deklination auf Α ist Lateinisch, Homerisch, Dryopisch, Thessalisch, Boͤotisch, Makedonisch, Eleisch — bei den Doriern wohl nur sel- ten und mehr zufaͤllig (Maittaire p. 173 St.). Dagegen ist z. B. das meiste eigentlich Boͤotische, obgleich Ae- olisch, durchaus nicht der Ursprache angehoͤrig, wie die Umwandlung des ΩΙ und Ωι in ϒ, wo das Latein ΟΕ oder Ο hat (nur fuͤr ΟΙ in Faͤllen Ι), und das ΕΙ fuͤr Η, auch wenn dies Verlaͤngerung von Α. Andrerseits muß man sich auch in Acht nehmen, das Lateinische in Faͤllen fuͤr die Urform zu nehmen, wo zwischen beiden Sprachen schon ein Uebergang der Vocale statt gefun- den hat. Auf ein merkwuͤrdiges Beispiel fuͤhrt folgende Betrachtung. ΟΠΩ, davon das Auge ὂππα Aeolisch (Gregor. Kor. p. 580. Schaͤf.), ὂφϑος Eleisch (Hesych s. v. πεμφϑοί), ὂπτιλος Spartanisch; Andre ὂκκος, daher ὂκταλλος Boͤotisch, Lateinisch oculus, wo sich Π und Κ eben so verhalten, wie in πέτυρες (Aeolisch) quatuor, πέμπτος, quintus, ποῖ, quo, πόθι, ali-cubi (wo das Dorische mit dem Latein stimmt). Und ferner hat das Lateinische auch erstaunend viel Worte durch die Bildung von den Campanischen und Dorischen Griechen bekommen, die man von jener Ursprache schei- den muß. So ist z. B. das Griechische ἀστεῖος in der Bedeutung von artig und scurril gewiß kein sehr altes Wort, und doch hat es das Lateinische, richtig digammirt, in seinem festivus, dessen Ableitung von festus sich erst spaͤter unterschob. 2. Diese Bemerkungen sollen nur darauf hinwei- sen, mit welchen Hilfsmitteln wir uns jener problema- tischen Ursprache des Griechischen Volks annaͤhern moͤgen. Auch haben wir darin schon ausgesprochen, daß wir der Meinung nicht beitreten koͤnnen, die den Dorischen Dialekt (gegen Paus. 2, 37, 3.) fuͤr seit alter Zeit im Peloponnes einheimisch haͤlt, und von den Doriern annimmt, nicht daß sie ihn hereingebracht, sondern daß sie ihn selbst erst hier empfangen haͤtten. Bei dieser Annahme wuͤrde voͤllig unerklaͤrt bleiben, wie die Dorier des Peloponnes mit denen von Kreta in so manchen Idiotismen genau uͤbereinstimmten, da deren engerer und allgemeinerer Zusammenhang den Zeiten der Herakliden-Wanderung vorausliegt. Der altpeloponnesische Dialekt war gewiß jene aus dem Latein und Homer zu erkennende Ursprache, die in manchen Eigenthuͤmlichkeiten zwar, aber in vielen der wesentlichsten gar nicht im Dorischen vorhanden gefun- den wird. Indeß hatte sich die letztre Mundart freilich durch das Uebergewicht des Stammes in der Halbinsel weit verbreitet, nicht blos uͤber die leibeig- nen Heloten, die noch in Naupaktos dorisch sprachen, wie die Orneaten (Herod. 8, 73.), und uͤber die Pe- rioͤken, wie die Attischen Einwohner von Kolonides nach Paus. 4, 34, 5. (auch zeigen noch die Eleuthero- lakonen manches Dorische in ihrer Sprache), sondern selbst uͤber die freien Arkader, die nach Str. 8. p. 333. eigentlich zwar aͤolisch sprachen, aber doch meist fuͤr δωρίζοντες galten, wie noch Philopoͤmen δωρίζει nach Plut. Philop. 2. Leider wissen wir von ihrem Dialekt fast gar nichts bedeutendes, manches aus den Namen der Staͤdte, in denen Dorismen, wie Καφυαὶ (von Kepheus), Νᾶσοι, Ἀνεμῶσα (ἀνεμόεσσα) und Ano- malieen, wie Λαδοκέα fuͤr Λαοδικέα, Θέλπουσα fuͤr Τιλφοῦσσα dor. Τιλφῶσσα, Κραρεῶτις als Phyle von Tegea fuͤr Κλαρεῶτις (in einer Inschr. bei Broͤnd- sted) vorkommen. Εὐτϱήἱοι fuͤr Εὐτρήσιοι (Telekleides bei Steph. B.) waͤre aͤcht-lakonisch, aber wir wissen III. 33 nicht ob aus einheimischem Dialekt. Die Eleer theilten dagegen fast ganz den strengen Dorismus, was nicht sowohl durch das Digamma (ϜΑΛΙΣ, ϜΕΤΕΑ, ϜΕ- ΠΟΣ, ϜΑΡΓΟΝ, ϜΕΤΑΣ, βαδὺ fuͤr ήδὺ oben S. 457.), als durch den Plateiasmos und das Ω im Genitiv, am meisten durch den Rhotacismus bewiesen wird, den, außer ΤΟΙΡ, ΤΙΡ in der Ϝρατϱα τοιϱ Ϝα- λειοις, noch δίκαρ fuͤr κριτὰς nach Hesych, οὗτοϱ, ἵπ- πορ bei Phavorin p. 429, 21. und dgl. Formen bestaͤ- tigen, wovon auch die Eleer βαρβαρόφωνοι genannt wurden, nach Hesych s. v. βαρβ. Auch der Apollon Θέρμιος der Eleer heißt nach einer scharfsinnigen Con- jectur Buttmanns attisch θέσμιος, wogegen die Ver- muthungen Bd. 2. S. 252, 2. zuruͤckzunehmen sind, obgleich der Zusammenhang dort dadurch nicht gestoͤrt wird, da nun auch der Name der ἐκεχειρία, θέρμα, fuͤr eine dialektische Form von θέσμα anzuerkennen ist. Eleer colonisirten mit Andern Eretria, und so kam auch dort der Rhotacismus auf (Platon Kratyl. 434. Str. 10, 448. Hesych s. v. Ἐϱετριέων ῥῶ, Diogen. 4, 57. Apostol. 9, 6.), auch die benachbarten Chalkidier nah- men ihn an (Suid. χαλκιδίζειν), waͤhrend bei den Karystiern eine andre Eigenthuͤmlichkeit des Sparti- atisch-Eleischen Dialekts gefunden wird, die Vertau- schung von Θ mit Σ, Koen ad Gregor. p. 300. Die Eretrier aber hatten von den Eleern noch eine dritte Besonderheit des strengen Dorismus uͤberkommen, den Gebrauch des spiritus asper fuͤr Σ, und ihn auch ihren Nachbarn jenseit des Sundes, und bisweilen auch Unterthanen, den Oropiern, mitgetheilt. Etym. M. 391, 13. So erhellt von den Eleern selbst, daß ihre Mundart mit der Spartiatischen sehr nah verwandt, fast verschwistert war. Nun ist aber schwerlich anzuneh- men, daß sie diesen strengen Dorismus blos aͤußerlich uͤberkommen haͤtten, um so weniger da sie von keiner Seite unmittelbar an Dorier graͤnzten. Wahrscheinli- cher ist es ohne Zweifel, daß die Aetoler, die Elis ein- nahmen, als alte Nachbarn der Dorier dieselbe alt- dorische Mundart hatten; daß sie noch spaͤter dorisch sprachen, beweisen Zeugnisse (Steph. Byz. Ἰωνία rech- net die Aetoler uͤberhaupt zu den Doriern) und Monu- mente (Chishull Antt. As. p. 104.); auch die Einwoh- ner des alten eigentlichen Epeiros redeten (nach dem Grammat. Meermannianus bei Greg. Kor. p. 642.) dorisch; und so mag sich vielleicht dieser Dialekt uͤber- haupt in den noͤrdlichen und gebirgigen Theilen Grie- chenlands, den Gegenden des Pindos namentlich, ge- bildet haben, aus denen ihn alsdann die Dorier durch ihren Eroberungszug nach den suͤdlicheren Regionen des Landes hinuͤberbrachten, in denen sie darum allgemein als die Inhaber dieser Mundart angesehn wurden. 3. Wie zur Bildung dieses Dialekts Klima und Landesnatur beigetragen, ist ungemein schwierig auf eine bestimmte Weise nachzuweisen; obgleich allerdings die Vergleichung entsprechender Mundarten verschiedner Sprachen mit ihren lokalen Bedingungen manche inter- essante Bemerkungen herbeifuͤhren kann. Daß das Leben in den Gebirgen der Bildung reiner, breiter, langer Vocale wie Α und Ω guͤnstig ist, ist kein Zwei- fel; wie daß der Aufenthalt im Flachlande und an der Kuͤste mehr Umlaute und kurze Silben erzeugt. Dabei muß man aber erwaͤgen, daß solche Bedingungen auf die Sprache nur in einem Zeitalter mit voller Kraft wirkten, da die Organe ihnen weit mehr nachgaben, und uͤberhaupt mehr Akkomodation gegen die Natur statt fand: spaͤter wurde Dorisch auch in Kuͤstenstaͤdten gesprochen, wie jetzt Plattdeutsch in Gebirgen. Auch duͤrfen wir dabei nicht vergessen, daß nicht blos das Land, sondern auch das Volk von jeher eine bestimmte Natur hatte, die auf die Sprache doch wohl nicht in geringerm Maaße einwirken mußte als die erstre. Auf eine ethische Betrachtungsweise der alten Dialekte macht besonders die Stelle des Jamblichos (Pythag. 34) auf- merksam, der sie vielleicht aus den Schulen aͤlterer Pythagoreer hat; er erklaͤrt die Dorische Mundart fuͤr die aͤlteste und beste, und vergleicht, wie die Jas und Aeolis mit dem chromatischen Tongeschlecht, so diese mit dem enharmonischen, weil sie aus den toͤnenden Vokalen bestehe. Wir koͤnnen uns darunter wohl nichts anders denken, als daß die langen Vocale Α und Ω eben so markirt und hell in ihr hervortraten, besonders 33 * wenn sie, wie haͤufig der Fall, circumflektirt waren, als der durch ein Ditonum getrennte Ton im enhar- monisch gespannten Tetrachord, das man in der Musik zur Dorischen Tonart liebte, wie besonders Klem. Alex. 6. p. 658. bezeugt, vgl. oben S. 323. Sonst wird der Doris durchaus ein maͤnnlicher Charakter bei- gelegt (Arist. Quintil. de mus. 2. p. 93); wie sie zum Feierlichen und Naiven besonders geeignet, zeigen die Litteraturdenkmale. 4. Die Eigenthuͤmlichkeiten des Dorischen Dia- lekts im Einzelnen nachzuweisen, kann uns hier nicht als Aufgabe gestellt werden; der billige Leser wird die wenigen folgenden Bemerkungen als freie Zugabe hin- nehmen; auch sollen sie ja nicht die feinen Nuͤancen des Litteraturdialekts, sondern nur die markirten Zuͤge der Volksmundart hervorheben. Der haͤufige Gebrauch des Α war zum Theil freilich in der Ursprache gege- ben, und in den meisten Faͤllen war das Η eine erst in der Ἰὰς entstandne Inflexion, die sich hierin zum Altgriechischen ungefaͤhr so verhielt wie das Englische zum Deutschen; oft aber ging der πλατειασμὸς der Dorier auch uͤber die Graͤnzen der alten Sprache hin- aus, wie man aus dem Lateinischen erkennt. So sind φαγὸς, fagus, φάμα, fama, μᾶλον, malum, ἀρχᾶς, terras (Gen.), κᾶρυξ, ( caduceus ,) und dgl. offenbar die alten reinen Formen; dagegen der Umlaut von Α in Η im Augmentum temporale schon in dem aͤlte- sten Griechisch existirte, wie aus ago, egi, ἦγον, capio cepi und dgl. erhellt; der Dorische Dialekt setzte aber auch hier das Α an die Stelle des Η. Ich weiß nicht ob man bemerkt hat, daß mit dieser Erscheinung eine andre zusammenfaͤllt und im Grunde eins ist, naͤmlich der haͤufige Gebrauch von Ᾰ fuͤr Ε, besonders in En- cliticis, wie κα fuͤr κε oder ἂν, was bei allen Doriern galt, eben so γα fuͤr γε (ἐμίνγα Sophron, ἔγωνγα der Megarer bei Aristoph.), κα fuͤr das correlative τε in τόκα, πόκα, ὅκα bei Sophren, Theokrit u. Aa., welchem ϑα in πρόσϑα, ἐξύπισϑα Alkman, ἒμπροσϑα, ἄνωϑα tab. Heracl. vgl. Apollon. de adverb. p. 563. entspricht; sonst auch in ἃτερος fuͤr ἕτερος, τράφω (der Meg. bei Arist. Ach. 787.), Ἄρταμις oben Bd. 2. S. 370, 12. ( adde Αρ]ταμιτι in einer Korkyr. Inschr. Mustoxid. T. 2. p. 88. vgl. Chandl. Inscr. p. 82. n. 145. Koen. ad Greg. p. 305.), τάως, παραιτέρω Kretisch nach Hesych und Inschr. Koen. ad Greg. p. 305., τάμνω in tab. Her. und sonst, σκιαρὸς, φρασὶν bei Pindar und Unzaͤhliges der Art. Η als Contraction von ΕΕ oder Dehnung von Ε tritt an vielen Faͤllen fuͤr ΕΙ in den andern Dialekten ein (bei den Boͤotern fand das Umgekehrte statt), wie in ποίη, die Lakonen bei Arist., in πλήων, μήων (Phavorin p. 156. Dind.) ὂρηος, Λύ- κηος, Alkman, κοσμῆν, Theokr., κατοικῆν, ebd. und Byzant. Dekret bei Demosth., δήρας, in den Marken der Latier bei Chishull, χῆϱες, Kretisch und bei Alkm., κῆνος oder τῆνος bei Alkman u. Aa., πεπόνϑης, ἀπο- λώλη Theokr. und tab. Heracl.: und so hat denn auch in ΑΕΙ das Η haͤufig uͤber das Α uͤberwogen, wie in dem strengdorischen ὁρῆν, Koen ad Greg. p. 229., ἡ καϱδία — παδῆ Sophron bei Apollon. de pron. 343. c. und dgl. mehr, Maitt. p. 277., auch in dem Infi- nitiv ἦραι fuͤr ᾆραι, Etym. M. 434, 51.; obgleich auch zugestanden werden muß, daß das bloße ΑΕ in Η uͤbergehe, wie in ὃρη und dgl. Koen p. 185., zu welchen Faͤllen wohl auch die Krasen κἠν, κἠπὶ, κἠκ gerechnet werden muͤssen. Eine Sonderbarkeit ist das umgekehrte Verhaͤltniß in πεῖ bei Sophron (Ammonies p. 122.) und ὅπει in der Korkyr. Inschr. bei Dodw. Trav. 2. p. 503. 504. Mustox. p. 188. 193. 197. fuͤr πῆ und ὅπη. — Wie das reine und lange Α, so lie- ben die Dorier ebenfalls das gleichartige Ω. Oft ist auch dies der Grundlaut, wie in den Akkusativen ̓Αργείως, Argivos : aus denen die verkuͤrzten ϑεὸς, in Kret. Inschr. und bei Theokr., (auch ein Koisches De- kret Mem. de l’Ac. d. I. 47. p. 325. hat τὸς ϑεὸς) wohl durch Ausstoßung des Charaktervocals hervorge- gangen sind, wie δεαπότᾰς in der ersten. Oft ist das Ω auch Verlaͤngerung von Ο statt des gewoͤhnlichen Οϒ, wie sie durch Herausstoßung von Consonanten ent- steht: so in der Form des Particip. Femin. auf ωσα, die in Kreta und dem Peloponnes, auch in den tab. Heracl. sich findet, waͤhrend die mildere auf οισα, wo οι auch aus οντ hervorgegangen ist, (wie in der dritten Person ναίοισιν, und im Masculinum τύψαις,) viel- leicht in Sicilien einheimisch war. Auch uͤberwindet Ο ein folgendes Ε, und macht es zum Ω, wie in Κοιλῶσ- σα (B. bei Phlius), λωτϱὸν, ὑπνῶν fuͤr ὑπνόεν, die Lak. bei Arist., παμῶχος und dgl. in tab. Heracl.; ob auch ein vorhergehendes , ist zu zweifeln, denn in εὐοϱκῶσι und aͤhnlichen Formen der Kret. Inschr. ist es ΕΩ, was in Ω zusammengezogen wird. Hier tritt in der Regel entweder Εϒ ein, oder ΕΟ verwandelt sich in ΙΟ, wie ΕΩ in ΙΩ; so in μογίομες, λυχνοφοϱίον- τες in Arist. Lys. (nach der alten Lesart), ἐπαινιῶ, ὀμιώμεϑα ebd. zu vgl. mit ἐμμενιῶ im Schwur der Latier, πϱαξίομεν im Dekret der Istronier, παμωχιῶ in tab. Heracl., vgl. Koen p. 229. Hiebei eine andre Veraͤndrung, als die besagte von ΕΟ in ΙΟ nnd ΕΩ in ΙΩ, anzunehmen, hat man keinen Grund, die Dorier scheinen Ε neben Ο ungern geduldet zu haben; das kurze Ι aber vor dem gedehnten Ο Laut mußte ihrem Geschmacke besonders zusagen. Das lange Α in Ἀλ- κμὰν, Ἀτϱείδα, Ἀγησίλας, πρᾶτος war ohne Zweifel ein dumpfer Laut zwischen Α und Ο, wofuͤr die Schrift kein Zeichen hatte. Οϒ hat der Lakonische Dialekt oft fuͤr ϒ, wie δίφουρα fuͤr γἐφυϱα, Hes. φούίξ fuͤr φύσιγξ Valck. ad Adon. p. 276., μουσίδδω fuͤr μυϑίζω, ebd. S. 279., φούαξιρ oben S. 312. μοῦκορ fuͤr μυχὸς, Koen p. 343., καμπούληρ eine Oelbaumart bei Hesych, ich glaube von κάμπτων ὓλην, κάρουα fuͤr κάρυα, Hes., οὐδραίνει, πεϱικαθαίρει nach Hes. fuͤr ὑδϱαίνει, τούνη fuͤr σὺ Hes., ἀπεσσούα fuͤr ἀπεσύη in dem Brief des Hippokrates, vgl. Korai zu Plut, Allkib. 28. ΟΙ fuͤr ϒ nur etwa in Ποίϑιοι nach Photios. 5. Was ferner die Consonanten betrifft: so konnte in einigen Faͤllen der Dorische Dialekt ein Zu- sammentreffen derselben ertragen, welches in andern Mundarten durch Abschleifung vermieden wurde; und zeigt alsdann mehr als diese von jener alten Fuͤlle von Mitlautern, die in der Lateinischen Sprache treuer er- halten wurde als in der Griechischen; zum Theil weil jene nicht das Gesetz kennt, das alle Zweige der letz- tern beobachten, daß kein Wort schließen duͤrfe als mit einem Vocal oder Halbvocal. — Das Dorische hat wenigstens noch die alte Participialform τιϑὲνς, (lat. — ns , altgothisch — ants ) die als Kretisch u. Argivisch angefuͤhrt wird (Herodian in den Hort. Adon. p. 409.), und die Praͤposition ἐνς fuͤr das accusativische in, die in andern Dialekten nach der Regel in εἰς umgebildet wurde (s. Phavorin p. 283. Dind. Eustath. zur Il. 8, 722, 60.), in Dorischen aber auch durch Abschleifung des ς zu εν c. Accus. wurde, wie in Kreta und bei Pindar (Gregor. und Koen p. 355. Maitt. p. 330.): obgleich auch ziemlich alte Kret. Inschr. εἰς haben, wie bei den Lakonen gewoͤhnlich gewesen zu sein scheint. So bildeten auch Kreter und Argeier das Futur σπέν- σω, indem sie blos δ herauswarfen, wie in τιϑὲνς eigentlich ein τ fehlt (Herodian. a. O. Eust. a. O. Erym. M. 302, 2. wo uͤberall fuͤr σπένδω und σπείδω — σπὲνσω und σπείσω zu corrigiren der Sinn fordert); und denselben Gebrauch erhielten von den Messeniern die Rheginer (Etym. M. 135, 45. Gud. 73, 44. wo auch zu corrig.). Man sieht, daß der Mund der alt- dorischen Voͤlker hierin noch mehr ertragen und leisten konnte, als der delicate der uͤbrigen Griechen, die auch das Roͤmische Hortensius in Όρτήσιος aͤnderten. Die- selbe Bemerkung ließe sich an Alkmans μάκαρς Frgm. 66. und einige aͤhnliche Formen knuͤpfen. Was aber dem Dorischen Dialekt noch mehr cha- rakteristisch ist, ist der Haß gegen das Σ, das σὰν κίβδαλον, den auch in der Dorischen Lyrik Lasos und Pindars Gesaͤnge ohne Sibilus darlegen, und der in rechtem Widerspruche steht mit der Liebe der Jonier fuͤr denselben Laut. Aus dieser Wurzel geht eine ganze Reihe von Erscheinungen hervor. Erstens die Vertauschung von Σ mit Τ, die indeß im Ganzen nur Bewahrung des Urspruͤnglichen ist, wie in den Adject. ἐνιαύτιος und πλούτιος (Etym. M. 156, 17.), in τὺ oder τοὺ tu, in τέττορες, quatuor , in den dritten Per- sonen δίδωτι, φατὶ, die noch voͤllig so im Sanskrit ge- funden werden (im Latein und Deutschen wenigstens durchweg t als Schlußconsonant). Ob auch das Dori- sche Ποτειδᾶν die urspruͤngliche Form, koͤnnen wir aus Mangel einer uͤberzeugenden Etymologie nicht angeben; es war Mundart der Spart. Xen. H. 3, 3, 2., der Korinther, daher ihre Kolonie ΠΟΤΕΙΔΑΙΑ, vgl. Thiersch Act. phil. Mon. 2, 3. p. 393. (in Ποσειδωνία, ΠΑΙΣΤΟΝ, mischten sich Achaͤer von Sybaris mit Troͤ- zeniern, daher die undorische Form), der Rhodier, Aristid. Rhod. T. 2. p. 346.; Ποτείδας sagt der Megarer bei Arist., Ποτιδὰν und Ποτιδὰς Epicharm und Sophron, Herodian S. 10. Dind. — Seltsam, daß auch in einigen Faͤllen die Dorier ein Σ fuͤr ein Τ setzten, wie in σᾶτες fuͤr τῆτες Maitt. p. 349. vgl. die Inschr. von Gela bei Castelli p. 84., welchem σά- μερον bei Pind. Theokr. und den Tarentinern (fuͤr νῦν nach Hesych) entspricht; auch das σὰ des Megarers fuͤr τὰ und dies fuͤr τίνα gehoͤrt hieher, Etym. M. 157, 48. 167, 37. — Dieselbe Scheu vor Σ hat es be- wirkt, daß die Lakonen in den Doppelconsonanten ΣΤ, ΣΚ, ΣΠ den Zischlaut verwarfen, und den andern Consonant verdoppelten; daher Lakonisch κτίτταϱ fuͤr κτίστης, ἐττὰν fuͤr ἐς τὰν, ἀμπίτταρ fuͤr ἀμφιστὰς (oben S. 38, 3.), ἀκκὸϱ fuͤr ἀσκὸς, Valck. ad Ad. p. 287., vgl. ad Phoen. 1671., der daraus das Gesetz gebildet: litteram ς Lac. in sequentem consonantem non liquidam mutant , wovon er auch Spuren im Tarentinischen Dialekt nachweist, zu denen hinzuzufuͤgen, daß Hekate daselbst nach Hesych ἂφραττος hieß, naͤm- lich ἂφραστος. Fuͤr den Lakonischen giebt es kein interessanteres Beispiel als ἂττασι fuͤr ἀνάστηϑι (ent- standen aus ΑΝΤΤΑΣΙ), in welchem mehr als drei Lakonismen sichtbar sind. Hieran schließt sich unmit- telbar die Vertauschung von Ζ d. i. ΣΔ in ΔΔ, wie in den Verbis auf ζω, Lakon. — δδω, wovon die La- konen in der Lysistrate viele Beispiele geben, einige auch der Megarer in den Acharnern. Daß dies auch in Verbis geschehen sei, deren Charakter Γ ist, dafuͤr ist kein Beispiel vorhanden: obgleich im Futur die Dorier durch die Analogie und Neigung zum Ξ Laut verleitet die Endung — ξω auch anbrachten, wo der Charakter nicht Γ sondern Δ, (vgl. Buttmann 1. S. 382.), was selbst die Bildung der Substantive καθίππαξις (wie bei Hesych fuͤr καθιπτ. zu schr. ist) Cavalcade, δεικη- λίκτας, oben S. 344, 3., und dgl. bestimmt hat. An- statt jenes ΔΔ trat indeß auch selbst im Lakonischen Dialekt das mildere ΣΔ ein, wie bei Alkman ἀγίσδεο, μελισδόμενος, τράπεσδα und in dem angeblichen Apophthegma Lykurgs bei Plut. Lyk. 19., verdorbner Ap. Lac. p. 226., ὰν πτωχοὶ μένητε καὶ μὴ μέσδω ἃτεϱος ϑατέϱω ἐράη κτῆμεν ( vg. ἐρατέημεν, Valck. p. 258. κρατέῃ, Haitinger in Act. phil. Mon. 3, 3. p. 311. μέσδων — ἐρᾶτε ἦμεν). Was aber die ge- schichtliche Ansicht dieses Uebergangs betrifft: so irrte man gewiß sehr, wenn man annaͤhme, daß der schon ausgebildete Laut Ζ in ΔΔ oder ΣΔ uͤbergangen sei. Sondern es muß die alte Sprache ein eigenthuͤmliches Δ gehabt haben, welches mit einer besondern Com- pression des Mundes ausgesprochen wurde; die Jonier und die Dorier in manchen Faͤllen thaten den sibilus hinzu, und bildeten entw. Ζ, wo die Laute mehr ver- schmolzen wurden, oder ΣΔ; in andern verstaͤrkten die letztern blos das Δ, wie durch ein Dagesch forte. Bei den Aeolern war die Nuͤance gegen das Δ feiner und verschwand wohl ganz, wie in Δεὺς fuͤr Ζεὺς, δυ- γὸς fuͤr ζυγὸς u. a. m., eben so im Lateinischen Ζεὺς, deus, ῥίζα, radix, ὄζω, odor (vgl. Schneider ausf. lat. Gramm. 1. S. 385.), daher diese Sprache das Zeichen Ζ lange entbehrte; aber wie eigenthuͤmlich der Grundlaut gewesen, laͤßt sich daraus abnehmen, daß das Lateinische ihn so oft auch mit I ersetzte, wie in jugum, ζυγὸς, major fuͤr μείζων u. a. m., und der Aeolische Dialekt ebenfalls δια und ζα vertauscht, καρζὰ — καρδία. (Die hochdeutsche Sprache verwan- delt wieder durchaus den Griechischen Laut Δ in Z, wie in δέκα, Zehen, δύω, zwo, δάκτυλος, Zaͤhe, δάκρυ, Zaͤhre, δεικνύναι, zeigen, dis -, zer etc. vgl. Grimm Deutsche Gramm. S. 586.) Ganz etwas Besondres ist die Verwandlung der Verbalendung — σσω in — ζω im Tarent. Dialekt statt des — ττω in andern Dori- schen, wie in ἀνάζω fuͤr ἀνάσσω. Etym. 605, 43. Herakl. bei Eust. Od. 10, 1654. Phavorin p. 444. Dind. Koen p. 613. 6. Eine andre Weise den Zischlaut loszuwerden war ihn gradezu herauszustoßen. Dies war zeitig in den dritten Personen pluralis geschehn, und eben des- wegen erhielten sich diese der Urform naͤher, als im Jonisch-Attischen Dialekt, wo das zuruͤckbehaltne Σ bald ΝΤ heraustrieb. Beispiele, wie πεινῶντι, ἀπο- δίδωντι, κεχάναντι, αἰνέοντι, (dem Sanscrit bhavanti, althochdeutschen — ant entsprechend; die Boͤoter hatten — ωνϑι, — ανϑι) geben alle Dorischen Schriftdenk- male; doch hat Alkman neben der letzten Form auch schon die Endung — ουσι. Bisweilen verlaͤngert diese Herausstoßung den vorigen Vocal, wie in Πηρεφονεία lak. fuͤr Πεϱσεφ. nach Hesych, womit man πῆριξ fuͤr πέρδιξ, Kretisch ebd., vergleichen kann; auch πϱειγεύ- τας, πρείγιστος, πρειγηία in den Kretischen Monu- menten fuͤr πρεσβεύτης u. s. w. gehoͤrt hieher; das Γ fuͤr Β hatten auch die Argeier in πέϱγεις Hesych. Ue- ber die Auslassung des Σ vor Φ bei den Lakonen s. Koen p. 254., sie sagten z. B. fuͤr σφὶν φὶν, waͤhrend die Syrakusier den Zischlaut umstellten und ϋὶν schrie- ben. Weiter druͤckt sich diese fuga sibili aus in der Vertauschung desselben mit dem spiritus asper, worin der strengdorische Dialekt dem Lateinischen direkt gegen- uͤbersteht, das so gern den Hauch durch S ersetzte, wie in ἃλς, sal, ἡμι — semi, ὕλϜη, silva, etc., auch dem Deutschen, das in Salz, fuͤß, Sitz fuͤr ἃλς, ἡδὺ, ἕδος demselben Streben folgt. Die Lakonen dagegen sagten fuͤr μῶσα μῶἁ, und darnach μωἱκὰ fuͤr Musik, eben so in andern Participien κλεῶἁ, ἐκλιπῶἁ und dgl., auch ὅϱμαὁν fuͤr ὅϱμησον, wie bei Aristoph., ferner ποιῆἁι, πᾶἁ, βίὡρ fuͤr ἴσως, Valck. p. 277., vgl. βουὅα oben S. 302, 3.; und dasselbe wird von den Argeiern, namentlich aus Derkyllos, von den Eretriern, die es von den Eleern hatten, und den Pamphyliern berichtet, bei denen manche Argivisch-Rhodische Sprach- eigenthuͤmlichkeiten sich erhalten zu haben scheinen. Etym. M. 391, 13. Eust. Il. 11, p. 844, 7. Maitt. p. 199. — Endlich haͤngt mit der Dorischen Abnei- gung gegen das Σ auch der Rhotacismus zusammen, den wir als Spartiatisch - Eleisch schon oben kennen lernten, und uͤber den die Erklaͤrer des Dekrets gegen Timotheos, oben S. 323, 5., besonders Casaubonus, sehr viel zusammengetragen haben. Ich fuͤhre nur von der großen Menge der Beispiele an: ἐπιγελαστὰρ, der Verspotter, Hesych, καλλίαϱ Affe (Hesych, vgl. Boͤckh Expl. Pind. P. 2. p. 251.), κιλλακτὴρ, ὀνηλα- τὴς, Pollux 7, 13, 56., σαρὶρ, Palmzweig, Hes., τίϱ τίς ebd. (wie in der Eleischen Ϝρατϱα), παλαιὸρ bei Arist. Lys. 988., σιὸρ ϑεὸς Hes., πὸρ ποῦς ebd., νέκυϱ νέκυς ebd., βόμβυρ eine Art Floͤte ebd. Ob in den Beugefaͤllen uͤberall Σ mit Ρ vertauscht werden konnte, ist zweifelhaft, da außer der Ϝρατρα kein aͤchtes Mo- nument und sehr wenige und dunkle Glossen daruͤber Auskunft geben. Zu den letztern gehoͤrt ἀμ̛ ἀρκᾶρ fuͤr ἀπ̛ ἀρχῆς nach Koens Conjectur p. 283., und das Kretische τέορ fuͤr σοῦ Hes., wo das Pronomen nach der dritten declinirt ist, wie in ἐμοῦς, ἐμέος, ἐμεῦς bei Epicharm. Apollon. de pron. 355 a. Buttmann 1. S. 294. Uebrigens steht das Latein hier zwar weit entfernt von diesem strengen Dorismus, aber beruͤhrt ihn doch in manchen Punkten. So ist das Lak. — ακ- τὴϱ lat. actor, und in gubernator hat man noch die Dorische Form κυβεϱνατὴρ, und so in mehrern andern Faͤllen. Dagegen herrscht in der hochdeutschen Sprache der Rhotacismus, der indeß nach Grimm S. 802. 825. erst nach und nach an die Stelle fruͤhern SLauts ge- treten war, und unser Artikel der entspricht sehr deut- lich dem, der als der urspruͤngliche Dorische angenom- men werden muß, τόϱ. 7. Ungeachtet dieser fuga sibili — der Quelle fast aller §. 5 und 6. erwaͤhnten Erscheinungen — behielt doch der Dorische Dialekt in allen ersten Per- sonen pluralis das Σ aus alter Sprache (wie das La- teinische — mus beweist, auch das Althochdeutsche hat durchweg — mês in dieser Person); und Lakonen, Me- garer, Sikelioten sagten gleichmaͤßig ἥκομες, ἀποϱέο- μες, und dgl. Ein Σ im Dorischen anstatt eines an- dern urspruͤnglichen Consonants aufgenommen finden wir wohl nur in der Vertauschung des Θ mit Σ, und auch dieser konnte das Bestreben zu Grunde liegen, den raucheren Laut zu mildern und zu maͤßigen. Die Beispiele dieses Lakonismus aus Alkman (Ἀσᾶναι, ἔσηκε, σάλλεν, σαλασσομέδοισαν), der Lysistrate (ἦν- σε, ἔλση, σιγεῖν, μουσίδδειν etc.), den Lexikographen (wie σὶν, κασεύδει, κασαίρηὁν fuͤr καθαίϱησον nach Koen, κασαρεύειν fuͤr καθαϱεύειν nach Valck.) sind bekannt, am meisten das σεῖος ἀνήρ, vgl. Valck. p. 277 sqq. , der dieses Thema mit ungemeinem Scharf- sinn abgehandelt. Auch bei Hes. s. v. συμβουαδεῖ, ὐπερμαχεῖ, ist wohl συμβουασεῖ zu schreiben (anders Hemsterh.), und κασελατίσαι, καθίσαι, bei dems. ist von ἕλλα, ἕλα, κάθεδϱα, sella, davon ἑλατίζειν, sitzen lassen, abzuleiten. Sparta’s Colonisten in Tarent folg- ten hierin dem Gebrauch der Mutterstadt nicht, sie sagten θυλακίζειν fuͤr betteln (θαυλακίζειν, Blomfield Class. Journ. V. 4. p. 387.), die Rhodier behielten das urspruͤngliche Θ auch in ἐρυϑίβη, Str. 13, 613. Eust. ad Il. 1, 34., im Kretischen kommt dies Σ nur in σεῖναι fuͤr ϑεῖναι bei Hesych, und in σιὸς im Bund der Olontier vor; fuͤr Korinth kann man Σίσυϕος an- fuͤhren als ϑεόσοφος nach Phavor. p. 403. Dind., fuͤr Sikyon vielleicht σειϱὸν ϑέριστϱον Hesych, vielleicht thut auch στίαι fuͤr ϑριαὶ Schol. Apoll. 2, 1172. zur Sache; daß endlich auch die Eleer den Gebrauch kann- ten, habe ich oben gezeigt. 8. Ueberhaupt hatten die Dorier eine geringere Neigung zu Hauchbuchstaben als andre Staͤmme der Griechen, und blieben darum in manchen Stuͤcken der alten Sprache naͤher. So hatten Lakonen und Kreter ἀμπὶ fuͤr ἀμφὶ, Koen p. 344., diese in dem abgeleite- ten ἀμπέτιξ, jene in ἀμπέσαι, oben S. 326, 2., in ἀμ- πίτταϱ S. 38., ἀμπίϑυρον bei Hesych; ἀμφαρμένη, δίκελλα nach Hes., utrinque aptata, macht eine Aus- nahme. So nannten auch die Thessaler den Fluß Ἀμφίῤῥυσος Ἀμβίῤῥυσος, Schol. Apoll. 1, 51., das- selbe muß — nach der allgemeinen Regel — Makedo- nisch, wie Lateinisch, gewesen sein. Einige Beispiele von Κ fuͤr Χ im Kretischen, Lakonischen, Sikulischen Dialekt siehe bei Koen p. 340 sqq. , auch Pindars δέκεσϑαι ist wohl Dorismus, wie auf den tab. Heracl. Die Koͤrb- chen fuͤr die οὐλοχύται nannten die Dorier nach Hes. s. v. εὔπλουτον ὀλβακήια, wo ὀλβα fuͤr οὐλὴ steht, und — κήια wohl von χἐω formirt ist, wenn nicht — χήια hier und s. v. ὀλβάχιον zu corr. ist, wo Dei- nolochos (der Sikuler) dafuͤr citirt wird. Der Spiri- tus an sich fehlt in ἀγέομαι (ἀγῆται bei Ar. Lys. 1314. nach der richtigern Lesart), in ἀγησίχορος, u. den Namen Ἀγις, Ἀγήσανδϱος, Ἀγησίπολις, Ἀγησίλαος (ionisch Ἡγησίλεως); urspruͤnglich hatten vielleicht alle diese Namen das Digamma, wie noch βαγὸς, Heerfuͤh- rer, lak. nach Hes. Von dem Spiritus des Prono- mens ἀμὲς, ἀμῶν hat kuͤrzlich Reisig gehandelt Synt. crit. p. 14., so brauchten das Wort außer den Lakonen auch die Kreter wie aus ΠΟΡΤΑΜΕ (πορτὶ ἀμὲ) Chishull p. 115, 10. erhellt, und andre Dorier. Auch in ἱάλλω ist der lenis dorisch, wie ἀπιάλλειν Thuk. 5, 77. und das Syrakusische Ἐπιάλης zeigt. Demetr. π. ἑϱμην. §. 157. Eust. Il. 5. p. 571. R. Dagegen wurde das Digamma bei den Lakonen und andern Do- riern wohl ziemlich eben so festgehalten wie von den meisten Aeolern, vgl. Etym M. 308, 26. Gud. p. 104, 12. Ich hebe nur wenige Beispiele hervor. Der Glanz hieß lak. βέλα, Ϝέλα Hes., woraus durch das Vereinigung ausdruͤckende α — ἀβέλιος wurde, der Kretisch - Pamphylische Name der Sonne, Hes. vgl. Hemsterh. ad Hes. θάβακον. Das Ohr hieß altgrie- chisch oder aͤolisch αὖας, auris, dorisch ὦϜας (wie καπ- πώτας fuͤr καταπαύτης), wovon das Lak. ἐξωβάδια, ἐνώτια, Hes. stammt. In ὠατωϑήσω, ἀκούσομαι, dorisch nach Phot. ist das Digamma verloren, wie in der Tarentischen Contraktion ἆτα, Hes. Von dem Stamme ΔΑΙϜΩ, brennen, kommen die Lak. Formen δάβει, καύεται, ( vg. κάθηται, anders Hemsterh.) Hes., ἐκδάβη ἐκαύθη ebd., δάβελος δαλός ebd., auch πῦρ δάϜιον bei Alkman Frgm. 76. Wlck. In Kreta sagte man auch ἀβήδονα, βαλικιώτης, βαίκα d. i. Ϝαἴ κα fuͤr ἐὰν, Hesych und Koen p. 251., auch daß man die Schilde nach dems. λαίβας nannte, erklaͤrt sich hiedurch — laevas, die linken, wie man umgekehrt griechisch fuͤr zur Linken παρ̛ ἀσπίδα sagt. Die Morgenroͤthe hieß lak. ΑϜΩΣ (enthalten auch in μιργάβωρ, λυκό- φως, fuͤr μισγ - αϜως), wie bei andern Griechen ΗϜΩΣ; wie aus der letztern Form der Name des Windes εὖϱος hervorgegangen ist (entsprechend dem ζέφυρος, der ἐκ ζόφου πνεῖ), so aus der Dorischen das Wort αὖρα, welches in dieser Mundart ganz eigentlich Morgen bedeutet, daher ἐναύρω πρωῒ Kretisch, wie ἀβὼ πρωῒ Lakonisch, Hesych. In Argos findet man das Dig. in ὤβεα fuͤr ὠὰ, ova Hesych, in Hermione ein doppeltes in βεῦδος fuͤr ἕδος, ἄγαλμα, Etym. M. 195, 52., in Syrakus in ἔβασον fuͤr ἔασον, das auch Lakonisch, ebd. 308, 26. 9. Wenn man die Veraͤnderungen der Vocale, Halbvocale und Hauche hinweg nimmt, so bleiben nur wenig andre dem Dorischen Dialekt eigenthuͤmliche uͤber, da mediae und tenues sehr selten vertauscht werden, und Buchstaben verschiedner Organe auch nicht haͤufig. Bemerkenswerth ist, daß die Dorier sowohl Β als Γ mehrmal in Δ verwandeln, jenes in δέλτον, gut, ver- glichen mit βέλτιον (Ptolem. Hephaͤst. bei Phot. Bibl. p. 486. vgl. Toup ad Hes. T. 4. p. 165), in ὀδελὸς (Greg. Kor. p. 235., der Megarer Arist. Ach. 796., die Delph. Inschr. Dodw. T. 2. p. 507., Epicharm bei Ath. 8, 362. b. c., ὀδολκαὶ Kretisch nach Hes.); dieses in δᾶ, δένος, Sch. Aesch. VII, 367., δίφουϱα fuͤr γέ- φυϱα Lakonisch, δεῦκος fuͤr γλυκὺς Aetolisch, Schol. Nik. Ther. 625. (was aber auch noch im Lateinischen dulcis geblieben.) Ich bemerke nur noch, daß πέδα fuͤr μετὰ auch strengdorisch ist, wie Alkman bei Ath. 10, 416. a. , das Lakonische πέδευρα ὕϛεϱον Hesych, πεδάϜοικοι fuͤr μέτοικοι in einer Argiv. Inschr. bei Boͤckh, und die Korkyraͤische bei Mustoxidi 2. p. 70. (wie es scheint) beweisen. Charakteristisch ist dem Dorischen Dialekte in der Zusammensetzung wie in der Flexion das Bestreben ab- zukuͤrzen. In jener werden die Praͤpositionen κατὰ, ἀνὰ, ποτὶ durch Abwerfung des Schlußvocals zu Mo- nosyllaben; die erste auch noch verkuͤrzt in καβαίνων Alkman Frgm. 34. κάπετον Pind. O. 8, 48. vgl. He- sych κάβλημα und κάβασι. Von ἀμβαίνειν kommt ἄμ- βων, Aufstieg bei den Rhodiern, Erotian Lex. Hippokr. Die Aphrodite ἀμβολογήρα Spartas, Paus. 3, 18, 1., ist schon von ἀναβάλλειν τὸ γῆρας erklaͤrt, wie der Ζεὺς καππώτας ebd. 3, 22, 1. als Ζ. καταπαύτης. Κάκκη κάθευδε lakonisch nach Hes. ist aus κατάκειθι, κάκκησι, zugleich apocopirt, wie ἔμβη aus ἔμβησι Lysistr. 1303. — In der Conjugation apocopirten die Dorier haͤufig die alten laͤngeren Formen, die andere Staͤmme zusammenzogen, wie in den Infinitiven δόμεν fuͤr δόμεναι, εἶμεν oder ἦμεν fuͤr ἔμμεναι und dgl., wo nur selten die vollere Form eintritt, wie ἤμεναι Arist. Ach. 775., ἀλεξέμεναι Thuk. 5, 77., oder die zusammengezogne, wie σκιρωϑῆναι bei Sophron, Etym. M. 717 ult. (auch bei Alkman Frgm. 23. hat Wel- cker wohl Recht, χαρῆθαι in χαϱῆναι zu veraͤndern). Auch die verkuͤrzten dritten Personen der Aoriste, διέγνον in den tab. Heracl., ἔδον Bd. 2. S. 180, 4., ἀνέθεν S. 162, 2., διελέγεν im Dekret der Oaxier, διελέγην der Istronier, gehoͤren hieher, wie die Infinitive auf εν und zweiten Personen auf ες fuͤr ειν und εις, und mancherlei andres. Die Formen εἴ- μειν, γεγόνειν sind nicht blos Agrigentinisch; jenes hat auch die (Rhodische?) Inschr. bei Chandl. p. 14. n. 38. Die Sicilischen Adverbia πῶ, τουτῶ (τουτῶ ϑάμεϑα Sophron bei Apollon. de pron. 359. a., nicht τούτῳ, wie Blomfield Class. Journ. 4. p. 390.) fuͤr πόϑεν, τουτόϑεν schließen sich ebenfalls daran an., Ammonios stellt mit diesen πῦς fuͤr πόσε, ποῖ fuͤr πόϑι zusam- men. 10. Was das Syntaktische betrifft: so finden wir hier nur noch etwa zu der Bemerkung Platz, daß der Artikel bei den Doriern besonders beliebt war, wie in den Spartiatischeu Chorgesaͤngen bei Aristopha- nes an mehren Stellen deutlich hervortritt. vgl. Reisig Synt. crit. p. 16. Und bemerkt man, daß der Arti- kel auf allen aͤltern Monumenten Dorischer Voͤlker sehr haͤufig ist (ἁ Ϝϱατϱα τοιρ Ϝαλειοις, Τἀϱγειοι ανεθεν τῳ Δι und dgl.; unter den Bundesschluͤssen bei Thuk. haben die Dorischen immer τοὶ Ἀϱγεῖοι, die Atheni- schen Ἀργεῖοι und dgl.; auch das haͤufige: ἁ Σπάρτα gehoͤrt hieher), und daß er in den Werken Dorischer Poesie, namentlich bei Alkman, zuerst in die Griechische Litteratur eintritt, (bei Archilochos kommt er in sehr wenigen Faͤllen vor), dagegen eine fruͤhere Periode der Sprache seiner ganz entbehrte: so kann man vielleicht die Dorier als diejenigen, die den Artikel uͤberhaupt zuerst aufgebracht, ansehn: was einen Begriff geben wuͤrde von den Veraͤndrungen, die damals die Grie- chische Sprache im Ganzen erfahren. Eigenthuͤmliche Woͤrter hat jede Mundart, aber merkwuͤrdig ist es, wenn dies einfache Wurzelwoͤrter sind, die sehr gewoͤhnliche Begriffe bezeichnen, und wenn sie den andern Mundarten ganz fremd sind. Dies gilt wenigstens von dem Lakonischen χάος, χάϊος, ἀχαῖος, gut, Aristoph. Lys. 90. 1157. Hesych ἀχαία. (wo Heinsius das vorgesetzte α mit Unrecht verbannt) Theokr. 7, 4., von κόος, groß, Etym. M. 396, 29. Woͤrter, die in der bekannten Sprache durchaus einsam stehn; auch λῆν, wollen, Koen p. 252. Maitt. p. 278., und μάω fuͤr sinnen, suchen (Lakonisch und Sici- lisch, vgl. Toup in Suid. 1. p. 462. Meineke Euphor. p. 162.) sind reindorisch. Beilaͤufig: die Betrachtung des letzten Worts mit seinen Ableitungen zeigt auch, wie wenig Grund die Meinung hat: die Musen seien urspruͤnglich Jonische Gottheiten; lehrt nicht das falsch- gebildete Μοῦσα selbst, daß das Wort, und somit auch der Begriff aus einem andern Zweige Griechischer Sprache und Nation uͤbertragen ist? 11. Da wir zum Behuf der vorstehenden Bemer- kungen die Dorische Volksmundart im Ganzen behan- delt, und die Lakonische nur als die Δωρικωτάτη zu Grunde gelegt haben: so ist es noch noͤthig, eine Ueber- sicht der Mundarten der einzelnen Staͤdte, so succinct wie moͤglich, anzuschließen. Die herbe Eigenthuͤmlich- keit des Lakonischen Dorismus kennen wir zum Theil aus Alkman, der indeß als Poët ein allzuenges An- schließen verschmaͤhte, und nie Μῶἁ sondern Μῶσα, nie λιπῶἁ sondern λιποῖσα sagt, nie σ mit ρ ver- tauscht und dgl., vollstaͤndiger durch die Spartiaten bei Aristophanes. Vergleicht man mit dieser die Ur- kunde des Spartiatisch - Argivischen Buͤndnisses bei Thukydides 5, 77., so findet sich allerdings viel Ueber- einstimmendes; doch wird man die Contraktionen ἀναι- ϱοῦντας, πεντεκονταετῆ, δοκῇ, πόλει (neben πολίε- σι, αὐτοπόλιες,), ferner ἐϱίζοι, δικάζεσϑαι, dann den Accusativ ους in den Adjectiven, neben ως in den Substantiven, schwerlich fuͤr streng dorisch gelten lassen; auch von der Veraͤnderung des Σ in den Spiritus kommt nichts vor, und Σ fuͤr Θ nur in dem einzigen σιῶ, (die Emendation περὶ δὲ τῶ τῶ Σιῶ σύματος, Valck. ad Ad. p. 284, scheint nicht rathsam; aber K. 79. ist gewiß zu schr. ταὶ δὲ ἄλλαι πόλεις ταὶ ἐν Πελοποννάσῳ κοινανεόντων τᾶν σπονδᾶν). Was — ως u. — ους betrifft: so ließ dies freilich die Ortho- graphie der Zeit nicht einmal unterscheiden; manche Formen moͤgen unter Thukydides, manche unter der Abschreiber Hand modificirt worden sein; im Ganzen aber ist anzunehmen, daß schon damals die Volksmund- art, die in der Ϝϱατρα noch ganz hart und rauh er- scheint, in oͤffentlichen Denkmaͤlern und Urkunden er- maͤßigt wurde. In Betreff der Orthographie und des Dialekts finden wir in der sicher spaͤtern Urkunde, in Fourmonts Papieren, die ich Bd. 2. S. 180, 4. erwaͤhnt habe, noch στατερας αιγιναιος, αϱγυριο, Ϝι- κατι, δαρικος οκτακατιος nach einer Ergaͤnzung, doch auch χιλιους δαρ [ικους]. In dem von Plut. Lys. 14. mitgetheilten Beschlusse der Sp. uͤber Athen ist wohl zu schreiben: ταῦτα ΚΑ δρῶντες τὰν εἰϱάναν ἔχοιτε, ἃ χρὴ ΔΟΝΤΕΣ καὶ τὼς φυγάδας ἀνέντες· πεϱί τᾶν ναῶν τῶ πλήϑεος, ὁκοῖόν τι ΚΑ ΤΗΝΕΙ δοκέοι, ταῦτα ποιέετε, wie zum Theil Haitinger a. O. p. 311. schon emendirt. In den Zeiten des Pyrrhos bestand noch Viel von der alten Eigenthuͤmlichkeit des Dialekts, obgleich in dem Diktum: αἲ μὲν ἔσσι τύ γε ϑεὸς, οὐ- δὲν μὴ πάθωμεν, οὐ γὰρ ἀδικεῦμεν· αἲ δ̛ ἄνϑρωπος, ἔσεται καὶ τεῦ κάῤῥων ἄλλος, Plut. Pyrrh. 26., nicht alles altlakonisch ist. Die Spuren in den Eleuthero- lakonischen und Spartiatischen Dekreten der Kaiserzeit sind unbedeutender. Daß in dieser Zeit die Messe- nier noch mit großer Anhaͤnglichkeit, oder lieber Affek- tation, das alte Idiom bewahrten, ist oben S. 419. bemerkt. Den Argivischen Dialekt haben wir mehr- III. 34 mals in einer besondern Uebereinstimmung mit dem Kretischen gefunden, die sich auch in Kleinigkeiten zeigt; so haben die Argiv. βαλλαχράδαι, oben S. 399, 3., ihren Namen von ἀχρὰς, das als Kretisch Hermonax bei Schol. Nik. Ther. 512, als Lakonisch Hesych an- fuͤhrt. Die Grammatiker bemerken noch besonders, daß diese Mundart I haͤufig in Ν verwandelte, wie in οὐ μέντον (Argivisch-Kretisch, Maitt. p. 255), αἰὲν, ἔννατος, Etym. M. 402, 2., φαεννὸς., vgl. Boͤckh not. cr. ad Pind. O. 1, 6.; die Sikuler thaten in mehrern Faͤllen das Gegentheil, die Rheginer dasselbe, Etym. M. 135, 45. Gud. 73, 44.; es ist deutlich, daß sie auch dies von den Messeniern hatten. In altargivi- schem Dialekt schrieb Derkyllos, s. besonders Etym. M. 391, 20. vgl. oben S. 384, 2. Der Kretische hat eine fast nirgends anders bemerkte Eigenthuͤmlich- keit, λ vor einem Consonant und nach ε oder α in υ zu verwandeln (analog den Franzoͤsischen Formen, au- mône, Almosen, haubergeon, Halsberge und dgl.); so αὖσος fuͤr ἄλσος, αὖμα fuͤr ἅλμα, ebenso αὐκύονα, αὔκαν, ϑεύγεσϑαι, εὐϑεῖν fuͤr ϑέλγεσϑαι, ἐλϑεῖν, nach Hesych. Koen p. 354. Nur noch das Aetolische δεῦκος zeigt dieselbe Formation, es kommt vom alten Stamme δέλκυς, dulcis. Ein verwandtes Streben ist in den Kretischen Formen γεροίταν, πάππον, von γέρων, Hes., und in Πραῖσος aus Πρίανσος — recht im Gegensatz mit dem oben besprochnen τιϑένς. Das Kretische βέντιον hat das Sicilische φίντατος, und ἦνϑον zu Parallelen. Die Polyrrhenischen Glossen sind fuͤr altkydonisch zu halten, und gehoͤren wohl einer ganz ungriechischen Sprache an. Adde zu Hoeck Kre- ta 1. S. 140, 6. Hesych s. v. κάρα und λάττα. In den Inschriften aus dem Anfang des zweiten Jahrhun- derts vor Chr. erscheint der Dialekt zwar noch in vie- len Spuren, aber nicht consequent durchgefuͤhrt; Eigen- thuͤmlichkeiten wie αὖσος kommen nicht mehr vor, stammen diese aus einem Schriftsteller Kypselas (Joann. Gramm. ad H. Stephani Thes. Gr. calcem p. 13.), so war dieser weit aͤlter. Einige Eigenthuͤmlichkeiten des Korinthischen und Sikyonischen Dorismus sind oben beigebracht, leider wissen wir uͤber diese Mundarten im Ganzen sehr wenig, mehr durch Aristo- phanes Acharner von der Megarischen , die den Peloponnesischen Dorismus, abgesehn von den Lakonis- men, wohl am treusten darstellt. Auch die Dryoper von Hermione sprachen dorisch; die Inschr. bei Castelli Inscr. Sic. p. 89. und Aa. enthaͤlt wenigstens Dorismen wie ἐπιδαμωντι, ποτταν πολιν, τους δε λαιναν δομεν σταλαν (wie zu schreiben), vgl. oben Bd. 2. S. 399, 3. Die Rhodier sprachen noch in Tibers Zeit dorisch (Sueton Tib. 56.) und zwar, wie Aristides de conc. ruͤhmt, sehr rein. S. Meurs. Rhod. 2, 3. Koische Inschr. bei Spon, Kalymnische (Chandl. Inscr. p. 21. n. 58.), Astypalaͤische und Anaphaͤische (in Villoisons Scheden) enthalten einen herkoͤmmlichen und in Monumenten gewoͤhnlichen Do- rismus. Auch die Aegineten nahmen diesen nach ihrer Ruͤckkehr wieder an s. z. B. die Inschr. Aegin. p. 136.; vgl. was uͤber die S. 160. mitgetheilte gesagt ist. Unter den Inschr. von Korkyra , die Mustoxidi zusammenstellt, koͤnnte man nach dem staͤrkern oder schwaͤchern Dorismus eine Reihenfolge aufstellen; die große bei Montfaucon, Quirinus, Mustoxidi, Boͤckh, gewaͤhrt manches Eigenthuͤmliche, wie den Imper. δόντω. In dem nun fuͤr Theraͤisch erkannten (Bd. 2. S. 329, 1.) Testament der Epikteta kommen viele strenge Dorismen, wie der Accus. in ος, die Infin. ἀγαγὲν, θύεν (λέγες fuͤr λέγεις fuͤhrt Eust. ad Od. 19, 706, 49. als Theraͤisch an), und dabei manche ganz abweichende Formen, wie die Perf. ἑςάκεια, συναγαγό- χεια, vor, doch hat die Sprache im Ganzen wenig Al- terthuͤmliches. Reich an Dorismen war der Byzan- tinische Dialekt in Philippos Zeit nach dem Dekret des Demosthenes; etwas weniger finden sich in dem spaͤtern bei Chandl. Inscr. App. p. 95. n. 10. Wie viel der Kyrenaͤische von der Sprache der umwoh- nenden Voͤlker an sich gezogen hatte, laͤßt sich nicht bestimmt sagen; βρίκος hieß nach Hes. in Kyrene Esel, borrico in Hispanien, so war das Wort wohl Libysch. Was wir vom Tarantinischen Dialekte wissen, scheint Alles aus Rhinthons Phlyaken, also aus der Zeit des ersten Ptolemaͤos, zu stammen; der Dialekt 34 * ist, obschon eigenthuͤmlich genug, doch von dem altlako- nischen sehr verschieden (eine merkwuͤrdige Ueberein- stimmung ist ἀματὶς ἅπαξ Tarant., ἀμακίον Lak., ἄμακις Kretisch bei Hes.); es existirte aber damals neben der Volksmundart in Tarent auch die gebildete (Attische) Sprache, und nur diese galt im oͤffentlichen Leben. S. Dion. Hal. Exc. p. 2239 R. In Betreff des Woͤrtertauschs mit den benachbarten Italischen Voͤl- kern (oben S. 418, 5.) treten Faͤlle ein, wo man zwei- felnd ansteht, welche Nation die mittheilende, welche die empfangende gewesen. Πόλτος hat fuͤr puls schon Alkman; sollte das Wort so zeitig aus Italien heruͤber- gekommen sein? Κάρκαρον fuͤr Gefaͤngniß bei Sophron, Stall bei Rhinthon; es ist das Lat. carcer, aber stammt dann nicht vielleicht beides von dem Lakonischen γέϱγυρα bei Alkman? Daß die Herakleoten noch im fuͤnften Jahrhundert der Stadt die alte Sprache und Schrift so treu bewahrt hatten, wie die tabulae bewei- sen, ist immer merkwuͤrdig. In Syrakus war es ziemlich derselbe Dialekt, in dem Epicharm und Sophron dichteten; auch Diokles Gesetze waren wohl noch in die- sem abgefaßt; daß diese aber schon unter Timoleon der Sprache wegen Exegeten brauchten, beweist wie schnell der Attikismos auch hier uͤberwog, oben S. 161. Auch der Sophronische Dorismus ist milder als der damals im Peloponnes gebraͤuchliche, wie er z. B. immer τοὺς, nicht τὼς hat. Ueber die Ausbreitung des Dorischen Dialekts in Sicilien vgl. Castelli Proll. p. 25. Wir haben bis jetzt noch den Delphischen Dialekt uͤber- gangen, dessen ziemlich starken Dorismus z. B. die Inschr. bei Ddw. 2. p. 507. beweist, wo ὀδελοὶ, τέ- τορες vorkommt, noch mehr der Vertrag uͤber das Delphische Heiligthum, aus dem Jahr des Archonten Pytheas Ol. 100, 1., von dem ein großes Bruchstuͤck durch Choiseul in das Louvre gekommen ist. Dies Monument hat Future, wie ὀρκιξέω und dgl., die Infin. ἀπογράψεν, φέρεν, ϑύεν, αἴκα fuͤr ἐὰν, πάντεσ- σι, ἱερομναμόνεσσι, διακάτιοι, ἐπικοσμήσωντι, ἐν fuͤr ἐς adverbialiter (αἴκα μὴ ἀποτίνῃ τοῖς ἱερομνα- μόνεσσι τὸ [ἀργύϱιον, — εἱλέσθω τοῦ ἱ]αροῦ ἁ πόλις ἐξ ἀς κ̛ ὁ ἱαρομνάμων, ἔν τἐ κα ἀποτείση), κατ- τὰν, ἐνιαύτιος (ἐνιαυτία ἁ ἱερομηνία ἁ Πυϑιὰς σα πάντεσσι), πέμπωντι, ποττόν. Auch waren sicher alle prosaischen Orakel, die von Delphi ausgingen, dorisch abgefaßt, wie das bei Demosth. g. Meid. p. 35., das bei Thuk. 5, 16. (— ἀργυρέᾳ εὐλάκᾳ εὐ- λάξειν, ein Lakonischer Ausdruck nach dem Scholiasten), und das Bd. 2. S. 175, 2. citirte: ποῖ τὺ λαβὼν καὶ ποῖ τὺ καθίξων καὶ ποῖ τὺ οἴκησιν ἔχων (hier fehlt etwa ἀσφαλἐως ἕξεις, ἐϱωτᾷς, κελεύω —) ἁλιέα τε κεκλῆσϑαι, welches jedoch vielleicht hexame- trisch war, da auch die epischen Orakel mitunter Do- rismen zeigen (Herod. 4, 155. 157. vgl. das den La- ked. gegebne: ἁ φιλοχρηματία etc. ). Plut. Pyth. orac. 24. p. 289. citirt aus alten Orakeln die Ausdruͤcke πυρίκᾳοι ( i. e. πυρκόοι, so hießen die Delpher selbst, vgl. oben Bd. 2, 235, 4.), ὀρεάνας fuͤr ἄνδρας (vgl. ἠνόρεος), ὀρεμπότας fuͤr ποτάμους; auch κραταίπους (Sch. Pind. O. 13, 114.) ist wohl aus einem Orakel. Dem Dorismus der Volksprache gehoͤren Γυγάδας fuͤr Gyges Schatz, Herod. 1, 14. (diese halbadjectivischen Formen auf — ας liebt der Dorismus ungemein), und ἅρμα (fuͤr ἀρμὴ) fuͤr Liebe an, Plut. Amat. 23. vgl. uͤber Βύσιος oben Bd. 2. S. 212, 2. — Soviel fuͤr diesmal. Wir schließen diese opera tumultuaria mit der frohen Aussicht, daß der naͤchstens zu erwartende Inschriftenthesaurus der Berliner Akademie auch diesen Forschungen ein vollstaͤndigeres Material und eine fe- stere Grundlage gewaͤhren werde. Zusaͤtze und Verbesserungen. Unter denen ich auch angezeigt habe, wo es rathsam ist, spaͤter im Buche folgende Stellen zur Lesung fruͤherer zu vergleichen. III. 35 Register . Die Zahlen nach II, bezeichnen die zweite; die ohne II, die erste Abtheilung. A baris 364. II, 395. Abdera Cult 223. Abea 53. 94. II, 22, 4. 456. ἀβέλιος 301. II, 525. Achaͤer 10. 64. 76. 179. II, 141. 181. Achaia 72. 192, 4. II, 71. Admetos 204. 258, 2. 263, 6. 320. Adrastos 161. II, 367. Aegeus 238. Aegiden II, 77. Aegimios 28. 411. II, 15. Aegina , Natur II, 437. Ge- schichte 82. 154 f. 169. 178. 184. 190 f. Cult 249. 403. Staat II, 76 f. 146. Kunst II, 309. 381. 485. 494. 499. Handel II, 212. Maaße II, 202. 213. Dial. II, 531. Aegon II, 108, 2. Aegys 93 f. II, 450. Aelian emd. II, 439. Aeneias 221 f. Aeneias Poliork. emd. II, 171, 1. Aenianen 44. 203. 260. 427. Aeolos, Hippotes S., 124, 5. Aepytis 99. II, 447. 449. Aeschines von Sikyon 164. 171. Aeschines emd. 43, 3. Aeschylos vindic. 277, 5. II, 538. Aëtios 107. Aetoler Gesch. 13, 1. 61. 214. Cult 201. Dialekt II, 514. ἀγαμίον δίκη II, 284. Agathoergen II, 241. Agesilaos II, 254. 291. 300. 328, 5. 409. ἀγελάτης II, 304. ἄγος Ταινάϱιον 189, 3. II, 499. 510. ἀγοϱὰ II, 9, 2. 86. ἀγωγὴ II, 300. Agraͤos 79. 81, 3. Agyieus 267. 300. Aidoneus 418. Αἰγαῖον πεδίον 318, 1. ἀΐτας 5. II, 290. Akarnan. Weissager 61. 253. Akragas Gefch. 110 f. Cult 408, 4. Verf. II, 76. 86. 163. Sitten II, 279. Akrisios 25, 2. 397. ἀκτὴ 81. Akyphas 28. 36. Aletes 84 f. 133, 1. Aleuaden 109. 171. ἀλητὴϱ II, 347. ἀλήθεια 336, 8. Alkaͤos 268. 282, 4. Alkamenes von Sparta 93. II, 486 f. Alkidamas Rh. emd. 434, 3. Alkman 136. 439, 3. II, 39. 277, 5. 290, 3. 377 f. Alkmene 54. 234. 433. Alpheios 375 f. II, 443. 458. Althaͤmenes 31, 2. 103. Alyzia 117, 3. Amazonen 389. Ambrakia Gesch. 117. 171. II, 13.154. Cult 117,4. II, 537. Ametor II, 378, 3. ἄμπαιδες II, 303, 3. Amphanaͤa 38. Amphiktyonie von Argos 144, 5. 153. Pylaͤische 261. Amphilochos 113. 114. Amphipolis, Cult 295. 387. ἀμπίτταϱ II, 38. Amyklaͤ Gesch. 91 ff. 125. 127, 5. 146. 449. Cult 353. 358. Lage II, 452. Anaktorion 117. Anaphe 105. 262, 2. Anaxilaos 148. II, 496. 498. 509. Andania 100. 149. 413, 7. II, 456. ἀνδϱεῖα 278. 292. Andreus 161. Androkliden 147. Anios 209, 4. Antaͤos 452. Anthana II, 23. Antheas von Lindos II, 351, 2. Antheaden 107 f. ἀνθεςηϱιάδες II, 214. Antiphemos 111. Antiphos 109. 421. Apellaͤos 301. ἀπάγελοι II, 303. Ἀπέλλων 301. ἀφαμιῶται II, 53. ἀφέται II, 45. Aphidnaͤ 151. 440. Aphrodite 121, 1. 124. 312. II, 526. ἀπόδϱομος II, 304. Apollodor 53. 57, 4. 132. II, 502 f. Apollon, außer 199 — 366, 12. 121. II, 155, 4. 207. 453. Amazonios 389, 3. Ἐπόψιος 369, 5. Ἑβδομαγέτης II, 99. Hyakinthios 126, 1. Karneios 60. II, 344, 2. Kereates 373, 2. Laphraͤos 378, 5. Λεσχη- νόϱιος II, 399, 1. Νεομήνιος II, 99. Pythaeus 83. 153. Στεμματίας 60. II, 344, 2. Θέϱμιος II, 514. Apollonia in Illyr. 118. II, 156. Kreta 206. Leukadien 231, 4. Libyen 265. Naxos 263, 4. Pontika 225. 361. Apostolios verb. 257, 1. 392, 7. Apotheose des Herakles, Inschr. ergaͤnzt 431, 1. II, 470. Ἀϱαὶ Inseln 107, 1. Archelaos, Temenos S. 156, 1. von Sp. 93. Archias 115. Archidam 180, 5. II, 212, 5. Agesil. S. II, 271, 4. 291. Archilochos 122, 3. II, 332, 9. 374. Archytas II, 176. 300. 1. Ἀϱδαλίδες Μοῦσαι 344, 7. Areopag 335. Ares 298. Aretalogen II, 363. Arethusa 116. 376. Ἀϱγεῖοι II, 45. Argos Lage 71. II, 76. 434. Gesch. 79. 83. 102. 150. 153. 162. 173. 179. 184. 188 f. II, 70. Cult 248. 369, 3. 374. 395. 397. 400. 404. 406, 5. 408, 2. 3. 442. II, 322, 4. 338. 343. 346. Verf. II, 55. 91. 108. 140. 142. 220, 5. 494. Gesetze II, 326. Sitten II, 270, 5. 271, 4. 273, 2. 279, 5. 309, 6. 385 f. 300, 6. 413. Schilde 72. II, 244, 7. 35 * Muͤnzen 285, 4. Kunst II, 332 f. 544. Dial. II, 519 ff. 529 f. Argos Amphil. 117. Arion II, 368. Aristaͤos 201, 2. 281. Aristeas 264, 4. 275. 364. Aristodem von Sp. 90. II, 107. 254. 502. von Messen. 143. 147. von Orchom. 168, 1. von Argos II, 11, 1. 391. Aristokleia II, 394. Aristokrates 150. 168, 1. Aristomenes 141. 143. Aristoteles, Leben 187, 3. emd. 168, 3. II, 156, 3. widerl. 152, 2. erkl. 149, 2. 175, 2. 176, 3. Arkadien 68. Gesch. 73. 150. 152. 188. Cult 200. 372. Sitten II, 273. 281, 3. Spra- che II, 513. Aroanios II, 439 f. Ἅϱταμις 370. II, 517. Artemis, außer 367 — 393., Agrotera 331. II, 251, 1. Alpheionia II, 458. Chitonea II, 331, 1. Diktynna 121, 1. Hekaerge 224. 360, 6. Kary- atis II, 341. 345. Korythallia II, 348, 1. Limnatis 147. Lye 346, 1. Ortygia 116. Σοιοδίνα 233, 3. Artemisia II, 418. 497. 509. Asine 155, 3. 175, 4. II, 141. Asklepios 103 f. 283. 322. Asklepiaden 100. 104. Aspendos 112. Astakos 120. Asteria 311. 377, 1. Astrabgkos 382. Astypalaͤa 105. 111. II, 172, 3. Atalante 373. Athamanen 44. Athena 104, 5. 237. II, 99, 4. 220. 333, 4. Ἀκϱία 397. Apaturias 82. Ekbasia 121, 1. Γλαυκῶπις 397. Νεδου- σία 146,3. Ὀπτιλέτις, Ὀξυ- δεϱκὴς 138. 397. Pronaos 235. Σάλπιγξ II, 333, 4. Athenaͤos verb. 259, 7. Athenagoras verb. 281, 2. Attika Cult 237. 272, 4. 438. Augeas 445. Aulis von Phokis 171. Aulis Stadt 383. Azanen II, 449. Azoron 21. 27. Β αδὺ ὕδωϱ II, 457. Bakchiaden 87. 115. 117, 4. 133. 164. II, 505. Ballspiel II, 339. 408, 1. Basilis 63. II, 445. Basrelief erkl. II, 341. Βέδυ 8, 1. Βείτυλος II, 112, 2. 452. 454. Bibasis II, 339. Bidiaͤer II, 127. 314. 542. Boͤaͤ 94. 380, 2. Boedromien 246. 331. 355. Boͤon 35. Boͤotier 192. 233. II, 288, 4. 292, 1. 3. 512. βωμονίκης II, 312, 1. Bormos 347. βοῦαι II, 128. 302. Branchos 347. Bryallicha II, 342. Bulis 45. Busiris 452. Byzanz 120. II, 269. 416. Cult 121, 1. 230, 1. 375, 11. 385. II, 537. Verf. II, 86. 169. Geld II, 208, 1. Dial. II, 531. Βὐσιος 212, 2. C halkedon 120. Cult 230, 1. 272, 6. 321, 1. Verf. II, 169 f. 200. Chalkis, Apoll 260. Charilaos 93. 138. 152. 155. II, 486. 504. 535. Charinen 343. Chariten 353. 379, 7. 407. II, 277, 5. Charondas II, 197. 221. 224. Chersikrates 118. Chileos von Tegea 182. Χίλιοι II, 164. 179. χωϱίτης II, 25, 1. χοϱοποιὸς II, 328, 5. Choros II, 328. 452. Chryse Goͤttin 269. Chrysothemis 207. 213. 343. 348. χϱυσοῦν ϑέϱος 264. 269. 276, 1. D aͤdalos II, 355. δαιτυμόνες II, 276, 5. Daktylen 389. 450. 454. Damia und Aux. 402, 2. II, 348. δαμώδεις II, 45, 6. Damokratidas II, 108, 2. Damosia II, 240. δαμοφανὴς II, 267, 4. Daphnephorien 203. 235. 286. 330. Daphnis II, 347. Deikelikten II, 343 f. Deimalea II, 342. Deiphontes 81. Delion 228. 263, 5. 6. Delos 209. 250. 262. 271. 297. 311. 318, 1. 324. 360. 368. Delphi 57. 137. 195. 202. 270. 298. 315. 324. 348. 377, 5. 431. 455, 2. II, 110. 135. 182. 226. 391. 399, 4. 419 f. Dial. II, 533. Δελφικὴ μάχαιϱα 359. Delphinia 243. 328 f. Delphyne 216. Demarat von Kor. 164, 8. von Sparta 171. 187. Demeter 100. 121. 354. 378. 399. Thermesia 84. II, 436. Demiurgen II, 141. Demonax II, 64. 174. 306. Demonesos 230, 1. 231, 1. Demos II, 71. 73. δήμου πϱοστἁται II, 144. 153. 160. 165. Dentheleatis 147. II, 453. Derkyllidas II, 410. Derkyllos II, 384, 2. 530. δέσποινα 5. II, 287. δεσποσιοναῦται II, 39. 45. Deukalion 212. Dexamenos 418. 457. διαμαστίγωσις II, 312, 1. Didymaͤon 224. 360. 368. Digamma II, 525. Diodor 143, 6. emd. 43, 5. Gegenbem. 83, 4. 189, 1. II, 48, 2. Diokles von Kor. II, 293. von Meg. II, 293. von Syr. II, 160. 269, 4. Diomed 79. 113. Diomeia 438. 458. Dionysios II, 161. Dionysos 162. 290. 328. 379. 386. II, 276, 3. Φλεὺς 80. Dioskuren 92. 111, 1. 127. II, 228. 336, 1. Dipodia II, 340. δόκανα 92. 408. Doridas 87. Dorieus von Rhodos II, 148. 508. von Sp. 127. 453. Δώϱιος II, 403. 279. — ϱία φόϱμιγξ II, 316, 1. — ϱικὸς ἄϱτος II, 275. — ϱικὴ μά- χαιϱα II, 244, 6. ὅπλισις II, 244. — ϱικαὶ τϱίγλυφοι II, 257, 2. — ϱικὸν κυμάτιον II, 257. — ϱικὰ γϱάμματα II, 315, 1. — ϱὶς ἐσϑὴς II, 263. ὄλπα II, 305, 1. Dorion 39. II, 317, 2. 456. Doris 27, 2. 35 ff. 203. in Asien 102 f. 105. 261. Doros 39. 202. δοϱύξενοι 90. δωτίνη II, 196. δϱόμος II, 304. Dryoper 35. 40 ff. 83 f. 153. 257. II, 436. 466. 469. Dymas 29. 58. Dymanen 104. 107. II, 75 f. Dyme II, 429. 489. 541. Ἑ βδόμη 330, 2. Eileithyia 206. 243. 312. Eiones 43. 175, 4. II, 437. εἴϱην II, 301. εἰσπνήλας II, 290. Ekphantidas II, 350. Elakatos 451, 4. Eleutherolakonen II, 22. 112. 454. Elis 72. 139. 150. 178. 183. 446. II, 457. Verf. II, 73. 96. 141. 200. Eleische Ur- kunden 133. Sprache II, 514. Elpiaͤ 111. Ἐλωός 308. Elyros 208. Embateria II, 334. Emmeniden 111. II, 508. Empeloren II, 128. Empedokles II, 164. 395, 1. 496. 500. ἔμφϱουϱος II, 232. ἐνιαυτὸς 322. 334, 1. Encheleer 33. Enna 117. 401. Ennaeteris 242. 252. 330. 437. II, 100. 504. Enomotie II, 234. ἐπάϊκλον 202. 222. 277. Epeer 13. 62. Epeiros 5 422. Dial. II, 515. Epeunakten II, 46. Ephesos, Cult 378. 388 f. Epheten II, 137. Ephoros 53. 137. ergaͤnzt 94, 3. 95, 1. Gegenbem. 94. 96. 103, 3. II, 16. 21, 3. Ephoren, außer II, 111 — 129, II, 219. 240. 269. 314. 385. 487. Ephyra in Thespr. 5. 109. 418. Epicharm 170, 1. II, 352. 392. Epidamnos 118. II, 208, 3. Verf. II, 27. 86. 109. 137. 155. Epidauros II, 435. Gesch. 81. 103. 153 f. 169. 175 f. Cult 249. 374. 402, 2. Verf. II, 76. 140. 146. Epidauros Limera 69. 154. 375. Epidelion 154. Epigenes II, 367. Epimenides 207 f. 336. II, 395. 412. ἐπιπαματὶς II, 197. Epitadeus II, 127. 194. Eratiden 103. 108. 152. II, 147. Eratos 155. II, 108, 2. Eratosthenes Chronol. 132. II, 503. Eretria 255. II, 514. Ergiaͤos 79. Erineos 36. Erotidien 435. ἐϱυκτῆϱες II, 38. 244. Erysichthon 24. Erythcia 422. Eryx, Cult 406. 454. Etymol. M. emd. 60, 5. 315, 3. 445, 4. II, 109, 5. 302, 5. Euboͤa, Cult 263, 6. 369, 2. Eumelos 116. 136. 141. 145. 204. 250. II, 332. 487. Eupatriden Athens 244 f. Euripides 52. 289. 415. II, 408, 2. Herakliden 55. Temeni- den 79, 3. Merope 99, 1. Archelaos 156, 1. Jon 246. Rhadamanth 433, 1. Eurotas 25, 4. 68. 73 f. Eurypon 100. 152, 2. 154. Eurysthenes 90. 96. 99. 131. 187. Eurysthens 54 f. 436. 450. Eurytos 100. 294. 411. Euseb Chron. emd. 133, 5. be- richt. 132, 1. 5. Eustathios emd. II, 62, 1. Ἑξηγηταὶ in Athen 245 f. II, 18. der Lyk. Ges. II, 129. 221. in Syr. II, 161. 221. F ourmonts Inschr. 64. 154, 2. 180, 4. 395, 2. 407, 9. II, 49, 7. 128. 184, 3. 446. 502 f. Journal 68, 2. 73, 1. 78, 3. 80, 2. II, 433. 451. G agaͤ 110. Γαλεῶται 341, 5. Gamoren II, 61. 157. Gela 110. 265, 1. II, 163. Gelon 122, 2. 400. II, 73, 2. 86. 158. 497. Γἐλως II, 390. Gephyraͤer 257. γέϱανος 352. Gergis 221. Gerusia II, 115, 2. 152. 219. Geryoneus 422. Gitiadas II, 373. Golgoi 125, 4. Gomphoi 24. Gonnos 19. 20. Gonusa 87. II, 428. Gordias 167. 168, 1. Gorgo II, 198, 3. 288. Gorgos von Korinth 117, 5. 167, 2. II, 154. 535. von Mess. 148. Gortyna 32, 2. 123. 208. II, 250, 7. Greife 276. Gryneion 187. 227. 262. Gylippos 198. II, 185. 211. Gymnesier II, 55. γυμνοπαιδιαὶ 158. II, 312, 2. 322. 338. 343. 389. Gytheion 192. II, 452 f. H. F II, 355. Hades 445, 1. ἁλία II, 86. Halieis 175, 2. II, 437. Halikarnass Gesch. 103 f. 107. Cult 262, 2. 403. 406. Verf. 77. 109, 7. ἅμιπποι II, 242. Harmosynen II, 128. Εἵλως II, 33. Hekaerge 369. Hekataͤos 52. 54, 1. 384, 1. 471. Hekate 121, 1. 310 f. 383. Hekatos 249. Hekatostys II, 170. Helena II, 282. Helike 65. II, 427. Hellanikos 136. II, 15. 470. emd. 9, 4. Hellanodiken 130. 156. II, 240. Helos 93. II, 453. Hera 120. 130. 157. 174. 310. 395. 442. 450, 3. Heraͤa in Ark. II, 69. 444. Heraͤontin Meg. 89. II, 432. Herakleia am Siris 126. 448, 1. II, 86. 112. 177. 211, 2. Trachin. 39. 45. Pont. 122. 452. II, 117. 171. 465. Herakles, außer 411 — 458 und II, 463 —, 12. 42. 109. 112, 2. 148, 4. 252. 267. 389. II, 272, 2. 297. 356. Heraklides Pont. emd. 138, 2. 166, 4. Hermes 296. 300. Hermione Gesch. 155. 175. 178. II, 436. Cult 399. Dial. II, 531. Hermippos widerl. 137, 1. II, 282, 5. 307, 2. Herodot II, 348. erkl. 17. 87, 3. 90, 4. 136. 152, 6. 173, 2. 176, 2. 241, 4. II, 98. 102, 3. 248, 1. 282, 5. 301, 7. 390, 1. Gegenb. 168, 1. Hesiod II, 478 ff. emd. 4, 1. 29, 3. Aegimios 28. II, 481 f. ἑστιοπάμων II, 193. Hesych emd. II, 57, 1. 336, 5. 344, 2. 365, 5. 432. 524. 536. vind. II, 304, 2. erkl. II, 37, 2. 517 ff. ἑταιϱία II, 276. Hexameter 349. Hierapytna 398. Hierax II, 338. Hierodulen 255. Hieromnamon II, 168. Hieron II, 159. ἱλαϱοτϱαγῳδία II, 364. Himera 117. Hippagreten II, 241. ἱππεῖς II, 241. 302, 8. Hippodamos von Milet II, 255. Hippokrates von Kos 104. von Gela 170, 1. Hippotes 84. 124. Homer 293. erkl. 109, 1. II, 105, 5. 283, 2. 386. Home- risches Leben, Verf. und dgl. II, 9. 97. 105. 274. 286, 1. Homden II. 83. 107, 5. 240. 310. ὑμόκαποι II, 193. Hoplomachen II, 306. ὅϱμος II, 331. Horos 288. ὅσιοι 212. Hyakinth 126. 354. Hyakinthien 354. II, 55, 1. 281. Hyamia 95. 147. ῾ϒβϱιστικὰ 173, 1. Hygin emd. 79, 3. Hylas 347. 451. Hylleer 11. 411. II, 75. 83. Hyllos 53. 58. 414. 441. Hyperboreer 243. 267 ff. 369. 425. 446, 3. II, 538. Hyperoche 270. Hyperochos 268. ῾ϒπομείονες II, 83. Hyporchem 351. II, 330 f. 337. 342. Hyrnathia II, 77. J alysos 103. 453. Jambisten II, 332. 352. Jamiden 116. 142. 148. 253. 341, 5. Jasos 107. Ibykos II, 336, 5. Idaͤische Hoͤle 252, 4. Ikaros, Cult 387. Inschr. von Leukas 118, 1. von Olympia 162, 2. von Akragas vb. II, 164. Jo 112. 120. Jolaos 453, 1. II, 297, 3. Jone 112. Jonier 11. 76. 81 f. 237. 262. Verf. II, 7. Staͤdte II, 255. Sitten 76. II, 262. 276. 288. Tracht II, 263. 271. Litter. II, 383 f. Dial. 12. Ipbigeneia 381 ff. Iphitos von Elis 133. Diskos 130. 138. Iphitos von Oechalia 414. 445. Ismaros 223. Ismenion 234. 360. 430. Isokrates, Gegenh. II, 25, 2. 57. Issa 119. Issorion II, 50. Isthmos, Cult 238. 403. II, 374. Ithome in Thess. 14. 26. in Mess. 147. 189 f. II, 425. 457. K admos zu Kos 170, 1. II, 146. 352. 497. 509. Kadmos von Theben 235. 429. Kallikratidas II, 410. Kallimachos emd. 42, 3. 438, 3. erkl. II, 535. Kallisto 372. Kalydna Insel 103. 105. 107. Kalydon 62. Kamarina 117. Kanachos 360. II, 381. κάνναθϱα II, 282. Kaphya 373. Karanos 156. Karmanor 207. 343. Karneen 60. 130. 355. II, 248, 1. 317, 4. 320, 3. Karpatho 105. Karyaͤ in Lak. II, 70, 2. 451. Arkad. II, 440. Karyanda 106, 2. Karyatiden 374, 1. II, 341. Kasos 105. Kastoreion II, 334. 544. κατωνάκη II, 41. 59. Kaulonia 6, 1. 264, 5. Ketsos 79. Kenchreaͤ 115. Keos, Cult 263. 281. 368. Recht und Sitte II, 226, 3. 281, 3. Kephalon 220. Kephalos 230 f. Kerkopen 427. 457. Keronia 125. Keyx 416. 457. Hochzeit II, 481. Kimonischer Friede 186 ff. Kinaͤthon 51. 141. II, 477. 487. Kinyras 348. Kirrha 43. 137. 210. 255, 264. 368, 1. κλάϱια II, 209. Klaros 113. 226. 337, 2. Klaroten II, 53. Klazomenaͤ 80. Kleandridas 126. II, 211. κλεινὸς II, 292. Kleisthenes 161. 249, 4. II, 60. 492. 506. Kleitor 97. II, 440. 449. Kleobulos 171, 1. II, 148. 375. 392. Kleobulina II, 392. Kleodaͤos 51, 1. 59. Kleomenes 154 f. 171 f. 177. der III. II, 291. Kleonaͤ Gesch. 80 f. 159. 174. Kleosihenes v. Pisa II, 486. Klymenos v. Herm. 454, 3. in Pisa 252, 4. Klytiaden 253. Knidos 103. 123 f. Cult 406. Verf. II, 109. 172. Knossos 32. 127, 7. 206. 210. 351. II, 134. Kodroi 88. Koͤos 310. κονίποδες II, 58. Konstantin Porphyrog. emd. 4, 1. 9, 4. 34, 1. Kontoporia 71. κοπὶς II, 277. Korax II, 159. Korinth Lage 72. II, 289. 414, 2. 3. Gesch. 84. 115. 151. 155. 164. 178. 182. 184. 192. Cult 249. 375. 397. 405. 406, 3. Verf. 295. II, 81. 108. 134. 151. 200. 211, 5. 225. Sitten II, 273. 289. 414, 2. Kunst II, 258. 369. Handel und dgl. II, 27. 202. 213. Charakter II, 414. Dial. II, 524. κοϱινϑιάζεσϑαι II, 289, 1. Korkyra Gesch. 115, 3. 118. 184. 194. Cult 396, 2. Verf. II, 76. 86. 109. 135. 152. Dial. II, 531. Schwarz-Kork. 396, 2. Koroͤbos 130. 295. Korydalla 110. Korykisches Vorgb. 218. κόϱυμβος II, 271, 1. Korynephoren II, 56, 59. Korythaleia 330. Kos 103. 104, 5. 109. II, 509. Cult 449. II, 538. Verf. II, 109. 137. 146. 541. Aerzte II, 383, 1. Kotytto 410, 4. Kraugalliden 43. 258. κϱεωδαίτης II, 240, 5. 276, 5. Kresphontes 63. 99. Kreta Sage 7. II, 297, 3. Gesch. 30. 137. Cult 206. 368. 407. Verf. II, 13. 16. 86. 90. 91, 2. 96. 110. 130 f. 120 f. Recht II, 221. 226. Sitten II, 260, 1. 262. 270, 5. 274 f. 281. 292. 296, 2. 303. 310 f. 385 f. Kunst 359. II, 250. 309. 326. 330. 336 f. Charakter II, 412. Sprache 32. 226, 2. II, 38, 5. 304. 519 ff. 530. Κϱητικὰ II, 331. Kretiker 352. Κϱητικὸς ἐξελιγμὸς II, 245. 250, 2. Kroton 126. II, 313. Cult 263. 318, 2. 448. II, 538. Verf. II, 137, 1. 178. Sitte II, 308. Kryassa 106. Kryptie II, 125. 302. 310, 6. Kureten 208. 213, 1. Kurion 112. 218. Kydathenaͤon II, 71. Kydonia II, 76. Kyknos 205. 270. 414. Kylikranen 427. Kyllene 67. II, 457. Kyllyrier II, 62. Kymaͤer II, 221, 2. 225. 226, 5. κυνῆ II, 40. 540. Kyniden 247. Kynophontis 346. Kynophylen II, 59. Kynosurer in Meg. 89. in Sparta II, 49. Kynuria in Arg. 154. 158. 172. II, 437. in Ark. II, 449. Kyphos 25. 28. Kypsela 63. 3. III. 36 Kypselos von Ark. 63. 99. II, 445. von Kor. 87. 119. 164. 168, 1. 170. II, 213. Kyrene 123. Cult 265. 403. 407. 452. II, 540. Verf. II, 110 f. 173. 282. Sitten 262, 6. 304. 306. 309. 413. 417. Dial. II, 531. Kythera 154. 406. II, 30. Kytinion 36. Kyzikos, Cult 225. 381. 401, 3. L abotas 100. 132. 154. λαισήια 245, 2. Lakedaͤmon die hohle 68. bei Homer 93. auf Kypros 125, 4. Lakedes II, 108, 2. Lakios 113. 226, 2. Lakonika Lage 68. Provinzen 95. Hundertst. II, 23. Handel II, 26. 208. Fabrikate II, 26. 27. 270, 7. 252. Kunst II, 373. 381. 384, 2. Cultus 402 f. II, 390, 4. Dialekt II, 516 ff. 528 f. Αακωνικὰ II, 271, 4. — σχή- ματα II, 331. — ἀναγϱαφαὶ 131 f. II, 502. 505. — ἐξε- λιγμὸς II, 245. — nicum metrum II, 336, 2. Lakonische Ausdruͤcke, II, 37, 2. 45, 6. 91, 1. 250, 6. 267, 4. 270, 7. 275, 8. 276, 1. 5. 277, 4. 278, 4. 287. 300, 2. 301. 305, 3. 312, 1. 326, 1. 2. 329, 6. 341, 3. 388, 1. 400, 3. Lampito II, 189, 3. 288. Lampsakos 187. Laodikos 263. Laodike 271. Lapathos 125. Lapithen 26. 87. 214. 411. Laphyropolen II, 240. Lappa 208, 4. Larissa 204. Las 94. Lasos II, 375. 496. Latein II, 512. Lato 207. 271. 303. 310. Lechaͤon 115. Leleger 13, 1. 74. 201. Lemnos 381. Leon von Phlius II, 393. Lepreon 151. 178. 183. Lerna 399; 443. Λεσβία οἰκοδομὴ II, 257, 2. Lesche 398. Leukaͤ, Cult 227. Leukas 117. Cult 231. II, 537. Verf. II, 155. 200. Λεχέϱνα 396. Lichas II, 209, 3. 411. Limnaͤ in Sp. II, 49. 451. Limnaͤon 375. 382. 403, 8. Λιμοδωϱιεῖς 102. Lindos 110 f. 262, 2. 398. Linos 346. 434. Lipara 124. λίτϱα II, 214. Lityerses 347. 451. Lochen II, 236. 250. Lokri Epiz. 127. II, 227 f. Lygdamis von Naxos 171. Lydische Koͤnige 451. Sitten II, 276. Lykaon 306. 372. Lykaͤon II, 447. Lykeion 245, 3. Lykien 106. 201. 216. 368. in Troas 219. Lykoreia 45. 212. 303. Λύκος Ap. 245, 3. 303. Lykos 247, 2. Lyktos 32, 2. 127. 207. II, 55. 134. 412, 4. Lykurgos 130. 132. 137 f. II, 16. Lysandros 198. II, 196, 5. 210. 291. 409. 542. Λύσεις im Homer 103, 3. Lusoi 375. II, 441. M aͤnalien 188. II, 442. 448. Maͤnalon 373. Magnesia 128, 7. 187. 255. 258 f. 357. 392. Magneten 258. II, 66. Makaria, Ebne 70. Makedner 33. Makednos 3. 4, 1. Makedonier 2 f. 156, 1. 202, 2. II, 66, 2. 245. 266. Malaͤatis II, 448. 545. Malier 43. 203. Mallos 112. 227. Mantinea Lage II, 442. Gesch. 179. 188. II, 509. Verf. II, 69. 141. Sitten II, 327, 4. Manto 226. 256. 339. Marathon, Cult 56. 438. Markt in Sparta II, 116. 204. Marsyas 344. Massilia 388, 3. μαστϱόξενοι II, 285, 4. Medon 155. II, 108, 1. Megalopolis II, 445. 448. Megara Gesch. 88. 115. 120 f. 178. 191 ff. II, 510. Cult 229. 381, 2. 383, 4. 402. Verf. 69, 3, 75, 1. 77. 109. 166. Sitten II, 271, 4. 273. 401. Kunst II, 213, 2. 349. Char. II, 416. Dial. II, 531. Μεγαϱικὺς γέλως II, 349. δά- κϱυα II, 367, 1. Megara in Sicilien 122. Melampodiden 253. μέλας ζωμὸς II, 275. Meliboͤa 355. Melkartes 452. Melos 106. 123. 196. II, 173. Meltas II, 108. 2. Menios Fl. II, 457. Mermessos 221, 4. II, 536. Mesambria 121. Mesoa II, 49. 238. μεσοδόμα II, 287. Messana in Sicil. 249, 4. II, 419, 2. Messe 97, 5. Messenien Gesch. 70. 95. 97. 99. 140. 189 f. 250. II, 109. 112. 307. 418. 456. 504. f. Metapont Cult 263. 285. 337, 2. 369. Methone 169. 375. Midas Grabschr. 8, 1. Midea 174. II, 435. Milet in Asien, Cult 224 f. 275. 297. 318, 1. 327. 381. in Kreta 207 f. 224. Milon II, 308. Mimnermos 98, 3. 123, 3. Minoa 229. μνοῖα II, 53. μῶἁ II, 522. 528. Molykreion 115. Mopsos 113. 226. 416. II, 536 f. Mopsuestia 112. Mora II, 236. μόϱυχος II, 348, 1. μόθων Tanz II, 42. 345. Mothonen II, 45. Muͤnzen erkl. 300, 1. Musen 342. Mykene 71. 78. 174. 175, 1. 178. 445. II, 433. Myndos 106. Myrina 187. 227, 2. 390. Myron v. Priene 143 f. II, 40. Myron von Sikyon 161. Myson II, 29, 2. N aupaktia 141. Naupaktos 60. 190. Nauplia 159. II, 435. Naxos 208. 263. II, 538. Nemea 84. 159. 435. 442. II, 433. Fluß II, 430. Spiele 174. Neodamoden II, 45. νεολαία II, 299. Nestoriden 98. Nikandros 155. II, 486. Nikias 247, 2. Nikostratos II, 144, 4. 448. Nisyros 103. 105. νόθοι II, 285, 4. Nomophylaken II, 127. 169. 229. 230, 1. νόμος Geld II, 215., Musik II, 330 f. Πύθιος 318. Norikon 106. 124. 36 * O axos 208, 4. Oba II, 78. oculus II, 512. Oechalia 23. 26. 149. 294. 411. 457, 5. II, 456. 469. 471. 474. Oenoë Pyth. 241 f. Oenotrer II, 273. Oeta 37. 203. Oetaͤer 44. 455. Olen 312. 340 f. Olenos 418. Olymp Geb. 18 ff. Olympia II, 458. Cult 116. 251. 374. 454, 3. Agon 130. 446. II, 262., 474. 486. Ὀλυμπιακὴ βουλὴ 139. II, 97, 2. — ιακὸν ὄϱος II, 458. — ακὸς νόμος 140. Omphale 416. 450. II, 466. 470. 473. 477. Omphalisches Gefild 206, 1. Opis 271. 369. Orchomenos Ark. 178. 373. II, 441. Orest 65. 228. 332. Orestis II, 442. 445. Orneaͤ 174. II, 435. Orneaten 83. 159. II, 57. 513. Orphiker 289, 313. Orsipp II, 260, 1. Orthagoras 161. Ortygia 116. 376. Oschophorien 331. Ostrakismos II, 145. 159. 167. 220. Oxylos 61 f. P aͤan 298. 370. II, 330 s. 377. Paͤdaͤret II, 411, 2. Paͤdonom II, 302. Pagasaͤ 204. 267. Παλικοὶ ϑεοὶ II, 347. Pamphilos Herakliden 55, 1. Pamphylien 113. Pamphylos 29. 58. Pantaleon 150. II, 490. Panthoiden 220. Panyasis 12, 1. II, 491. 496. emd. 437, 3. erkl. 436, 4. παῶται II, 193. Paros 327. Parrhasier 188. 306. II, 443. παϱθενίαι II, 283. Parthenien II, 330. Parthenope 111. Patara 217. 295. 324. Patraͤ 76. 195. 374. 377, 5. 379, 2. II, 427. πατϱονόμοι II, 128. Pausanias von Sparta 132 f. 185. II, 497 f. Pausanias 143 ff. emd. 80, 1. 145, 5. 369, 3. II, 109, 1. 432. 438. 440. 442. 445. 447. 459. 510. vind. II, 543. erkl. II, 507. Gegenb. 189, 5. 395, 3. II, 70, 2. 508. Peisandros von Rh. II, 475. Pelagonen 10. 33. πέλανοϱ II, 206. Pelasger 5. 13. 74. 200. Pellene II, 428. Cult 374. 380, 2. Sitte II, 327, 2. Peltasten II, 244. Penesten II, 66. Penthiliden 65. Periandros von Kor. 165. II, 73, 2. 265. von Ambrakia 167, 2. II, 155. Perimeda II, 418, 2. Perinthos 121, 6. 321, 1. Perioͤken von Sp. II, 21 ff. 190. 208. 243. in Kreta II, 54. von Elis II, 58, 2. 459. 461. Petrhaͤber 25. Petalismos II, 159. Phaͤstos in Kreta 32. 79. 207. II, 389. Phalaris 111. 170, 1. II, 163, 4. Phalkes 79. Phallophoren II, 347. Pharaͤ Mess. 100. II, 22, 4. Achajas 377, 5. Pharis 93 f. Phaselis 110. 112. 113. Phavorin emd. II, 432. Pheidippos 109. 421. φειδίτι II, 278. Pheidon von Argos 155. II, 108, 1. von Kor. II, 200. Pheneos 202, 2. 446. II, 429. 450. Pheraͤ 204. 282. 320. Pherekydes 52. 54, 2. 55. II, 467 f. von Syros II, 395. Phigalia 152. 376. 380, 2. II, 274. 447. 450. Philammon 348. φιλήτωϱ II, 292. Philochoros verb. 240, 1. Philolaos von Kor. II, 200. 293. Phlius Lage 80. II, 433. Gesch. 80. 178 f. II, 393. Cult 404. Verf. II, 166. Sitte II, 415. Kunst II, 369. Phoͤbe 310. Pholegandros 106. Photios Lex. emd. 66. 67. 301, 3. 367, 2. φουάξιϱ 382, 3. φϱατϱία II, 78. 81. Phryger 7 f. 201. Pindar 40, 2. 55, 3. 312. II, 14 f. Pindos 36 f. Piraͤer in Megara 89. II, 432. Pisa 150. 156. 447. II, 459. 507. Pitana bei Sp. 374 f. II, 49. 87. 238. 451. πλατειασμὸς II, 516. Platon, bericht. 90, 5. 189, 1. Plutarch emd. 142, 4. 238, 1. 299, 1. 318, 3. 352, 4. II, 85, 3. 322, 1. 432. 443. 521. erkl. II, 85. Gegenb. II, 48. 2. 255, 1. 271, 4. 505. Polemarchen II, 128. 240. 336. πόλις II, 71. πολιτικὴ χώϱα II, 47. Pollis II, 109, 5. Pollux emd. und erkl. II, 343. Polyaͤn bericht. 189, 1. Polyb emd. II, 452. Polydor II, 505. Polymnestos II, 321 f. Poseidon 104, 5. 108. 121. 238. 403 f. II, 168. Poseidonia 108, 2. 403. II, 520. ποταγωγίδες II, 159. Ποτειδᾶν II, 520. Potidaͤa 119. 194. II, 141. 520. Prasiaͤ Lak. 154. in Att. 243. Pratinas II, 341, 2. 369. 370, 2. Praxilla II, 374. πϱόβουλοι 181, 6. II, 536. 542. Prokles von Sp. 90. 96. 99. Pityreus S. 81. der Tyrann 168. Demarats Nachk. 187. Prospelaten II, 69. Prosymna 395. πϱύλις II, 250. 337. Psammetichos 167. 168, 1. ψιλεῖς II, 250. 328. ψιλοὶ 144, 5. Ptolemaͤos emd. II, 431. 437. 461 f. Pyanepsien 325. πυλαία 329, 3. II, 399. Pylos Mess. 95. 97 f. II, 454. Triphyl. 72 f. 444. II, 479. Eliakos II, 457. πυϱκόοι 235. Pyrrhiche II, 250. Pythagoras 80. 221. 283. 325. 365. II, 178. Pythagoreer 344. II, 358. 392. Pythaisten 240. Πύθιαι ἀστϱαπαὶ 240. Πυθιὰς θςωϱία 202. 239. Pythiaden II, 506. Pythier II, 18. 100. 230. Pythion auf Olymp 21, 4. 202. in Oenoe 239. auf Keos 263. 5. Πυθικοὶ κοίϱανοι 211. μἀν- τεις 341, 4. Pytho 210. 331. 349. 359. 368. II, 17. Python 207. 294. 316. R hadamanthys 234. 433. Rhakios 113. 226. Rhegion 148. Cult 260. 333. 369, 2. II, 538. 539. Gesetzg. II, 197. Charakter II, 419. Dial. II, 519. 530. Rhegnidas 80. ῤήτϱα 134. II, 170, 4. 541. Rhianos 134. emd. II, 536. erkl. 151, 5. 152, 1. Rhinthon II, 364 ff. Rhion 95. II, 427. Rhipaͤen 277. Rhode in Iberien 111. Rhodia 114, 2. Rhodos 103. 110 ff. Cult 262. II, 538. Verf. II, 87, 1. 109. 135 f. 147. 225, 6. 507. Gesetze II, 269. Sitten II, 271. 413. Kunst II, 255. 308. 413. Sprache II, 284. 285, 4. 524. 526. 531. Rhotacismus II, 522 f. Rhypaͤ 126. S agalassos 125. Sakadas II, 321 f. Salamis 176. Samos 121. 151. 193. 167, 3. 387. 395. σὰν κίβδαλον II, 519. Sandon 450. Sarpedon 216. Schol. Apollon. emd. II, 464. — Aristoph. emd. II, 233, 2. 238, 4. — Euripid. emd. 57, 2. — Homer Ven. emd. 103, 3. — — vulg. emd. 412, 2. — Pindar, emd. II, 465. 507. verth. 205, 2. erkl. 40. — Platon emd. II, 536. — Sophokles emd. 412, 7. Selene 435. 442. Selge 124. Selinus 123. 406. Selymbrla 121. Sibyllin. Orakel 261. 339. Sieben Weisen II, 390. Sikelische Gewaͤnder II, 271. Maulthiere II, 309. Musik II, 332 f. Mimik II, 362. τϱἀπεζα II, 279, 4. κελίζειν II, 362, 1. 544. Sikyon Lage 72. II, 429. Gesch. 79. 125, 4. 150. 1. 154. 161. 178. 192. 327. Cult 249. 316, 5. 368. 404. 405. 407. 456. Verf. II, 76 f. 165. 327. Muͤnzen 405, 5. ἀνα- γϱ. 130. Sitten II, 289, 1. 455. Kunst II, 332. 347. 367. Dial. II, 524. Simonides 132. II, 373. Sirios Beobachtung 281. Skillus II, 461. Skiras Phlyak. II, 365. Skiriten II, 242. Skiritis II, 450. Skironische F. 121. σκόπευμα II, 370, 2. σκότιοι II, 303. Skylax emd. II, 426. 432. 436. σκυτἁλα II, 270. 315, 1. σκυταλισμὸς II, 145. Skythes 170, 1. Sminthelon 218. 263, 5. Sokrates II, 329, 3. Solion 117. Soloi in Kil. 110. 113. Solons Gesetzg. II, 11. Solygios 85. II, 431. Sonnendienst 287. 423. Soos 97. 133. Sopatros Phlyaken II, 365. Sophisten II, 385. Sophokles Elektra 175, 1. 304, 2. Sophron II, 360. Sparta, Anlage 74. II, 451. Colonien 123. Cult 249. 368, 3. 369. 395. 397. 407. 448. Komen II, 51. 451. Spartiaten, Zahl II, 195. Acker- bauer II, 37, 3. Olympioni- ken II, 209, 3. 307. Σπαϱτιοχαίτης II, 270. Sphaͤreis II, 302. Stenyklaros 70. 95. 98. 146. 189. Steph. Byz. emd. 84, 3. 107, 1. 142, 4. 149, 1. 230, 2. 381, 2. II, 54, 1. Stesichoros Kyknos 205. II, 480. Geryonis 275, 1. II, 470. Strabon emd. 55, 1. 94, 3. 95, 1. 375, 7. II, 460. suppl. 149, 2. verth. 110, 4. erkl. II, 507. Gegenb. 24, 5. 167, 3. 175, 4. 418, 6. Stymphalos 373. Suidas erkl. II, 509. Susarion II, 350. Symbulen II, 240. Syme 105. 124. Synnada 106. Syrakus Gesch. 115. 160, 1. II, 228. 487. Cult 265, 1. 376. 380, 2. 395, 1. 396, 2. 397, 6. 401. 405, 4. II, 538. Verf. II, 87, 1. 109. 157. Sitten II, 279. 414. Dial. II, 532. Syssitien II, 82. 92, 6. 193. 201 f. 237. 273. 277. 389. T aͤnaron 68. 228. 403. Taleklos 91. 93. 146. II, 486. Talthybiaden II, 30. Tarantinidien II, 271. 343. Taras Gesch. 125. 148. II, 369, 3. Cult 405. 448. II, 540. Verf. II, 86. 109. 175. Sitten II, 279. 293, 4. 400. 418. Geld II, 216. Reiterei II, 242. Sprache II, 302, 7. 418. 531. Taras Heros II, 216. 357. 369. Tartha 207. 350. II, 321. Tarsos 112. 227, 4. Tatian emd. 444. Taurien 225. 384. Taygetos 68. Tegea Lage 67. Gesch. 152. 158, 5. 178. 188. Cult 251. 372, 1. 373. 375. Gaue II, 69. 70. 443. 450. Vers. II, 418, 2. Tegyra 234. Teiresias 234 f. 335. 438. Tektaͤos und Angelion 353, 2. 360. Tektaphos 31. τέλη II, 87, 3. 89. 122 f. 127. Telesilla 173, 1. II, 374. 539. Telliaden 253. Telos 105. 111. Temenion 78. Temenos 63. 78. 155. Tempe 19. 202. 273. 337. Tenea 115. 218. 339. Tenedos 218. 311, 1. 358, 4. II, 226. Tennes 221, 1. 344, 3. Tenos 262, 3. Teos 223. Terpandros 123, 3. 134. 136. 349. II, 317. 320. 377. testamentum Epictetac 329, 1. II, 531. Tetrapolis der Dorier 39. der Dryoper 41, 1. in Attika 54. 56. 438. Teukrer 9 f. 33, 2. 219. Thaletas 136. 344. 352. II, 17. 321. 337. Thamyris II, 317, 2. Thargelien 243. 279. 286. 326. 370. II, 537. Thasos 453. Theagenes zu Meg. 169. Theano II, 264. 394. Theben, Cult 235. Thelpufa 200, 2. II, 444. θέμιστες 338. Theognis 122. II, 11. 72. 509. erkl. 169, 3. Theoklos von Elis 142. Theophrast emd. 68, 1. Theopomp von Sp. 146. II, 111. 114. 486. 487. 504. Theoren II, 18. Thera 106. 123. II, 110. 112. 531. θεϱάπων II, 38. 244. 540. Therapne 92. II, 312. θέϱμα 252. Thermopylen 38. 203. 438, 1. Schlacht II, 400, 4. Thersandros 81, 1. Thesauren 93. II, 256. 452. Theseus 209. 238. 297. Thessaler 4. 191. 202. 422. II, 65. 141. 266. Θεσσαλοικέται II, 67. Thessalos Herakl. 109. 421. Thorikos 230. Thornax, Apoll 249, 6. 358. Thraker 9. 201. 350, 2. θϱιαὶ 341. Thukydides emd. II, 48, 2. 431. erkl. 180, 2. 329, 3. II, 102, 3. 387, 3. Gegenb. 20. II, 267. Thuria II, 22, 4. 23. 455. Thurloi II, 255. 500. Thyraͤa II, 437 f. Schlacht 158. II, 322, 3. Tilphossa 234. 433. Timaͤos 131. Timokreon II, 148, 1. 351, 2. 375. 498. Timotheos von Milet II, 322 f. Tiryns 174. 178. II, 279, 5. 435. 437. Tisamenos 63. 65. 78. 188. Titaresios 25. Tityos 294. 322. 370. τἰτυϱος II, 346, 3. Tlepolemos 56. 108. 420. Trachinier 44. 410. Trachis 39. Tresas II, 220. 223. 284, 5. 328. Τϱητὸν 71. Triakaden II, 82. 237. τϱιακάτιοι II, 304. Triakon 81. Tribon II, 266 f. Trikka 23. 26. Triopische Sakra 104 f. 262. 286. 400. Tripodiskos 89. 295. II, 350. 433. Tripolis Pelagonia 22. 33. Troas, Cult 28. 368. Troͤzen Lage II, 436. Gesch. 82. 104. 178. Cult 228. 249. 333. 344, 7. 369, 8. 370, 10. 374. 375, 5. 398, 1. 402. 403. 406. II, 18, 6. 55, 1. Verf. II, 77. Sitten II, 284, 4. Trogilos 123. τϱόφιμοι II, 45, 8. Tylissos 208, 4. 318, 1. Tyrannen II, 12. 73. Tyrtaͤos 136. 140. 151. 440. II, 330, 2. 336. 374. erkl. 47, 1. II, 86. Tzetzes zu Lyk. emd. 106, 4. V asengemaͤlde erkl. 63, 4. 269. 272. 332, 3. II, 355 ff. 534. Upingen 369. Ξ ανθίζεσϑα II, 251, 7. Xanthos 216. 302. ξενηλασία II, 8, 1. 121. 157. 229. 411, 3. Xenodam von Kyth. 352. II, 321. 373. Xenokritos II, 321. Xenophon Staat der Laked. 133, 8. Ps. Agesil. II, 328. Hell. emd. II, 448. Z akynth, Cult 287. Zaleukos 135. II, 218. 226 f. 269, 4. Zeus 251. 295. 308. Agetor II, 99, 4. 240. 344, 2. βασι- λεὺς 308, 1. χϱυσαοϱεὺς 358. Eieutherios 183. εὔυπνος 308, 1. Hellanios 395. Ithoma- tes 190. II, 332. καππώτας II, 527. Lykaͤos 306. Mei- lichios II, 145. Olympios 116. 154. 395. II, 162. τϱι- ὀφϑαλμος 61, 3. Zoster 223, 1. 247, 2. Literarische Anzeigen. I n dem Verlage der Buchhandlung Josef Max und Komp . in Breslau sind nachstehende Schriften erschienen und in allen Buchhandlungen des In- und Auslandes zu haben: An meine christlichen Mitbuͤrger , in Sachen unsres Gottesdienstlichen Lebens und der aufzuhe- benden Kirchentrennung. (Von D. J. Chr. Gaß .) 8. 1823. Weißes Druckpapier 16 Gr. Velinpapier und kartonnirt 1 Rtlr. Der Verfasser dieser Schrift will fuͤr nichts weiter gelten, als fuͤr ein Mitglied der evangelischen Gemeinde, wie es alle sind, und sich eben so nur seiner evangeli- schen Freiheit bedienen, wie sie alle haben: ein offnes Wort uͤber die kirchlichen Angelegenheiten und uͤber die moͤgliche Aufhebung des be- stehenden Konfessionsunterschiedes an alle evangelische Christen zu richten . Und wenn er dabei seinen Namen verschwieg; so geschah auch das weder aus Scheu, noch aus Klugheit, sondern allein deshalb, damit Keiner den Inhalt seiner kurzen und einfachen Rede vermischen sollte mit einer moͤglichen Zuneigung oder Abneigung gegen seine Person, viel- mehr ein Jeder des Unbekannten Zutrauen und Liebe in gleicher Weise erwiedern moͤge. — Denn was Got- tes ist wird bleiben, was Menschenwerk wird unter- gehen. — Aristoteles de Politia Carthaginien- sium . Textum critice recognovit, commen- tatione historica illustravit et novas quaestiones de Poenorum reipublicae forma instituit Fr. G. Kluge . Accedit Theodori Metochitae descri- ptio reipublicae Carthaginiensis, cum animad- versionibus. 8. 1824. Weißes Druckpapier 1 Rtlr. 4 Gr. Velinpapier 1 Rtlr. 12 Gr. Die hier angezeigte Schrift des Herrn Prof. Kluge beschaͤftiget sich mit Untersuchungen uͤber einen aͤußerst schwierigen Gegenstand und uͤber ein noch nicht be- friedigend geloͤstes Problem der alten Geschichte, naͤm- lich mit der Staatsverfassung Karthagos. Der Abschnitt aus des Aristoteles Politik, welcher von der Karthagischen Staatsverfassung handelt und be- kanntlich als Hauptquelle betrachtet werden muß, ist vom Herrn Verf. mit Recht hier zum Grunde gelegt und von ihm kritisch, grammatisch und historisch er- laͤutert worden. Daran hat nun noch der Hr. Verf. tief eingreifende Untersuchungen geknuͤpft, wodurch die bisher mangelhafte Kenntniß vervollstaͤndiget und die dunkeln Seiten der Karthagischen Staatsverfassung und Staatsklugheit in das klarste Licht gesetzt werden. Kennern und Freunden des Alterthums empfehlen wir diese neue Schrift als eine nothwendige und berichti- gende Beilage zu allen bisher erschienenen Werken und Handbuͤchern uͤber alte Geschichte und in philologi- scher Hinsicht als einen wichtigen Beitrag zur Kritik des Aristotelischen Textes und der Ausgaben von Schneider und Korai. Bredow, G. G. Schriften. Ein Nachlaß . Mit dem Bildniß und dem Leben des Verfassers, herausgegeben von Dr. J. G. Kunisch . Neue Ausaabe. gr. 8. 1823. 1 Rtlr. Diese Auswahl aus den Papieren eines unserer aus- gezeichnetsten Geschichtschreiber glauben wir dem Publi- kum wiederholt empfehlen zu duͤrfen. Bei der großen Mannigfaltigkeit der hier mitgetheilten Abhandlungen und Aufsaͤtze (das Ganze ist 32 enggedruckte Bogen stark) machen wir auf das Leben und die Charakteri- stik des wakkeren deutschen Komikers Andreas Gry- phius (dessen Lustspiel Peter Squenz hier als Probe seiner Darstellungsweise vollstaͤndig abgedruckt ist), ferner auf das Leben des franz. Lustspieldichters Destouches (dessen poetischer Dorfjunker hier in gelungener Uebersetzung beigefuͤgt ist), sodann auf die nach Pariser Handschriften und den besten kritischen Huͤlfsmitteln trefflich gearbeitete Verdeutschung des Dionysios Periegetes ganz besonders aufmerk- sam. Das beigegebne Bildniß des Verstorbenen ist von Bolt in Berlin , nach einem ganz aͤhnlichen Mi- niatur-Gemaͤlde in Kupfer gestochen und vorzuͤglich gearbeitet. Druck und Papier sind in jeder Hinsicht empfehlungswerth. Gottfrieds von Straßburg Werke , aus den beßten Handschriften — mit Einleitung und (vollstaͤndigem) Woͤrterbuch herausgegeben von Fr. H. von der Hagen . 2 Baͤnde. Mit einem Kupfer, nach einem Bilde in der Muͤnchener Hand- schrift, gezeichnet von Ruhl in Kassel, gestochen von Ludw. Meyer in Berlin. gr. 8. 1823. Weißes Druckpapier 3 Rtlr. 18 Gr. Velinpapier 5 Rtlr. Das Publikum erhaͤlt hier zum erstenmal die an- muthige Ritter-Dichtung von Tristan und Isolde , in ihrer vollstaͤndigen, urspruͤnglichen, nach den besten vorhandenen Handschriften treu hergestellten und berich- tigten Gestalt. Der ersten, fast im Druck vollendeten Auflage, widerfuhr das Ungluͤck, im April 1822 in der Herzogl. Hofbuchdruckerei zu Oels gaͤnzlich zu verbren- nen, und obgleich die Verlagshandlung den Druck so- gleich von neuem wieder beginnen ließ, so verzoͤgerte doch die Schwierigkeit desselben die Vollendung bis jetzt. — Außer dem Tristan des Gottfried von Straßburg sind hier auch noch die beiden Fortse- tzungen des Ulrich von Turheim und des Hein- rich von Friberg und zwei merkwuͤrdige Bruchstuͤcke einer aͤlteren Bearbeitung dieser Heldensage von Eil- hart von Hobergen mit abgedruckt. Was aber der gegenwaͤrtigen Ausgabe einen unschaͤtzbaren Werth fuͤr den Forscher und Kenner altdeutscher Kunst und Literatur verleiht, ist die hier mitgetheilte aͤlteste be- kannte Sagenquelle des Tristan, wir meinen die alt- englische Bearbeitung des Thomas von Britan- nien , aus welcher Gottfried und seine Fortsetzer augen- scheinlich geschoͤpft haben; zu diesem altenglischen Ge- dicht ist hier noch die altwalisische und die altfranzoͤ- sische Bearbeitung derselben Tristansage hinzugefuͤgt, so daß der Freund des Mittelalters hier gleichsam alle die verschiedenen Formationen und Kristallisationen vor sich sieht, in welchen diese tiefe und anmuthig bluͤhende Sage sich unter den verschiedenen Voͤlkern des Mittel- alters gestaltet hat. Voran steht eine geistvolle und gruͤndliche Untersuchung uͤber die Lebensumstaͤnde Gott- frieds und mehrerer gleichzeitigen Dichter. Im zwei- ten Bande sind alle noch vorhandenen Minnelieder Gottfrieds und sein bisher fast noch ganz ungedruckter Lobgesang auf die Jungfrau Maria und Christus aus der Manessischen Handschrift mitgetheilt. Den Be- schluß macht ein kritisch gearbeitetes Woͤrterbuch uͤber alle die verschiedenen hier zusammengestellten altdeut- schen Dichtungen. Ueber die Schoͤnheit der Darstel- lung und des Stoffes im Tristan noch etwas hinzuzu- fuͤgen, wuͤrde nach dem, was Docen hieruͤber im altdeutschen Museum (B. I. S. 52. f.) aus- fuͤhrlich gesagt hat, uͤberfluͤssig sein. Wir bemerken blos noch, daß fuͤr den Anfaͤnger, oder auch fuͤr den Dilettanten der altdeutschen Poesie das in Rede stehen- de Werk ganz vorzuͤglich und zwar mehr als viele an- dere, ansprechend, ergetzend und zugleich eine reiche Quelle des Studiums und der Belehrung sein duͤrfte. — Die Verlagshandlung dieses zweiten Hauptwerks alt- deutscher Literatur hat es sich angelegen sein lassen, dasselbe korrekt und anstaͤndig im Druck auszustatten, und eine in Zeichnung und Stich ganz uͤberaus gelun- gene Abbildung von Tristan und Isolde beizufuͤgen. Bei den bedeutenden Kosten, welche besonders der schwierige Satz verursacht hat, ist der Ladenpreis un- gemein wohlfeil gestellt; der erlittene Verlust bei der verbrannten ersten Auflage, und der nicht unbedeutende Kostenaufwand fuͤr Zeichnung, Stich, Abdruck etc. des meisterhaft ausgefuͤhrten Kupferstichs, ist bei der Preis- Festsetzung gar nicht in Anschlag gebracht worden: so daß letzterer als eine unentgeldliche Beilage fuͤr jeden Kaͤufer des Buches zu betrachten ist. Hagen, Fried . H. v. d. Briefe in die Hei- mat, aus Deutschland, der Schweiz und Italien . 4 Baͤnde. mit 2 Kupf. 8. 1818—21. Geheftet 5 Rtlr. 20 Gr. Das vorliegende Reisewerk, welches wir der Auf- merksamkeit des vaterlaͤndischen Publikums nicht genug anempfehlen zu koͤnnen glauben, unterscheidet sich, wie bereits mehrere einsichtsvolle oͤffentliche Beurtheiler (Wiener Jahrbuͤcher, Jenaische Litteraturzeit., Hermes) bemerkt haben, von allen aͤhnlichen Reisebeschreibungen und Darstellungen, welche neuerdings uͤber diese Ge- genden versucht worden sind, hauptsaͤchlich dadurch, daß es besonders die Kunstdenkmale des deutschen wie des italiaͤnischen Mittelalters, namentlich der Baukunst, Bildnerei und Malerei, einer sorgfaͤltigen Aufmerksam- keit wuͤrdigt, und uͤber ihre Form sowohl, als uͤber ihre geschichtliche Entstehung, die gruͤndlichsten Forschun- gen aufstellt. Daneben hat der Verfasser das Leben der Menschen und manche schoͤne Sitte und Sage aus voriger Zeit, alte oͤrtliche Erinnerungen, geschichtliche Denkmale, Naturscenen, und vieles Andere, bei seinem Durchfluge aufgefaßt, und in geistreichen Skizzen dar- gestellt, was nicht blos den Kunstfreund, sondern auch den Freund der vaterlaͤndischen Vergangenheit, ja jeden sinnvollen Leser ansprechen muß. Der so eben fertig gewordene 4 te Band enthaͤlt Roms Alterthuͤmer und Kunstsammlungen , umfassend und ausfuͤhrlich beschrieben. Hagen, Fr. H. v. der. Der Nibelungen Lied . Zum erstenmal in der aͤltesten Gestalt aus der St. Galler Urschrift, mit Vergleichungen aller uͤbrigen Handschriften. 3te, berichtigte, mit Ein- leitung und Woͤrterbuch vermehrte Schulaus- gabe . gr. 8. 1820. 1 Rtlr. 18 Gr. Velinpapier und kartonnirt 2 Rtlr. 18 Gr. — — Dasselbe. Große Ausgabe . Mit den Lesarten aller Handschriften unter dem Texte, und Erlaͤuterungen der Sprache, Sage und Geschichte. 1r Band. Auch unter dem Titel: der Nibe- lungen Noth . 3te, berichtigte, mit Einleitung und Woͤrterbuch vermehrte Auflage. gr. 8. kar- tonnirt 3 Rtlr. 16 Gr. Velinpapier und karton. 4 Rtlr. 20 Gr. Das Publikum empfaͤngt hier die erste kritische, mit Vergleichung aller vorhandenen Handschriften bear- beitete Ausgabe unseres ehrwuͤrdigen Nibelungenliedes, zugleich mit allen noͤthigen Erlaͤuterungen des Ganzen wie des Einzelnen reich ausgestattet. Die Wichtigkeit dieses alten Sprach-Denkmals fuͤr den Forscher, wie fuͤr den Freund der Dichtkunst, ja fuͤr die gesammte sprachbeflissene Jugend, ist bekannt genug, und wir er- lauben uns blos hinzuzusetzen, daß die Lesung dieses Gedichts ganz besonders geeignet ist, den Dilet- tanten in das Studium altdeutscher Literatur einzu- fuͤhren. Hagen , F. H. v. d. Die Nibelungen: ihre Bedeutung fuͤr die Gegenwart und fuͤr immer. 8. 1819. Geheftet 1 Rtlr. 4 Gr. Den Freunden altdeutscher Poesie muß es hoͤchst will- kommen sein, in vorstehender Schrift das Nibelun- genlied in seine geschichtlichen und poetischen Elemen- te aufgeloͤst, und nicht nur die ganze gewaltige Helden- handlung entwickelt, sondern auch die einzelnen Helden- gestalten in ihrer innersten Bedeutung sowohl, als auch in ihrem Verhaͤltnisse zum Ganzen charakterisirt und dargestellt zu sehen. Allen, die einen tiefern Blick in das Wesen und die Gestaltung unseres alten Volks- epos zu thun wuͤnschen, ist obige Schrift unentbehrlich. Hagen, Fr . H. von der, Nordische Helden- romane . 1r bis 3r Band. Wilkina- und Niflunga- Saga, oder Dietrich von Bern und die Nibelun- gen. 8. 1814. geh. 4 Rtlr. Dessen: Nordische Helden -Romane. 4r Bd. Volsunga-Saga, oder Sigurd der Fafnirstoͤdter und die Niflungen. 8. 1815. 1 Rtlr. 4 Gr. Wilkina - und Niflunga-Saga enthalten eine umfassende aus dem Altnordischen uͤbersetzte Sammlung unserer altdeutschen Stamm- und Heldensagen, saͤmmtlich zu dem großen Kreise gehoͤrend, als dessen Mittelpunkt und Schlußstein die Dichtung von den Nibelungen zu betrachten ist. Die Volsunga-Saga dagegen ent- haͤlt die gewaltige Nibelungen-Fabel in ihrer mehr nordischen Gestaltung, wie sie sich in des Nord- lands Eisgebirgen gestaltet und abgespiegelt hat. Der Werth dieser uralten in unserer heimischen Vorzeit tief gewurzelten Sagen und Ueberlieferungen ist fuͤr das Studium unserer altdeutschen Dichter und ihrer Werke hoͤchst bedeutend, ja, man kann sagen unermeßlich. Aber auch abgesehen davon findet der Leser hier einen reichen Vorrath der herrlichsten alten Sagen, Erzaͤh- lungen und bewunderungswuͤrdigen Geschichten, die eben so anmuthig, als gewaltig, abentheuerlich und sinnreich sind. Hagen, Fr . H. v. d. Irmin, seine Saͤule , seine Straße und sein Wagen . Einleitung zu Vorlesungen uͤber altdeutsche und altnordische Goͤtterlehre . gr. 8. 1817. 12 Gr. Eine hoͤchst auziehende, mit Scharfsinn und Gelehr- samkeit gefuͤhrte Untersuchung uͤber den altdeutschen Gott Irmin, uͤber die aus Karls des Gr. Geschichte bekannte Irmensaͤule, und uͤber andere an diesen Kultus sich knuͤpfende Gegenstaͤnde. Dem Freunde der Vater- landsgeschichte wie dem Forscher des deutschen Alter- thums muß diese Schrift ganz besonders willkommen sein. Herber , Dr. C. J., Silesiae Sacrae Origi- nes . Adnexae sunt Tabulae Chronologicae in Annales historiae dioecesanae. 8. maj. 1821. Charta impress. 20 gr. Charta menbran. 1 Rtlr. 6 Gr. Der Zweck dieser Schrift geht dahin, zwei in der neueren Zeit uͤber die Einfuͤhrung des Christenthums in Schlesien in Anregung gebrachte Fragen auf eine buͤndige und lichtvolle Weise zu beantworten. Nachdem der Verfasser auf den Grund der vorhandenen Nach- richten die Geschichte der Bekehrung Schlesiens vorge- tragen, beschaͤftigt er sich mit den interessanten Unter- suchungen: Den urspruͤnglichen bischoͤflichen Sitz in Schlesien auszumitteln, so wie die juͤngst wieder erho- benen Zweifel: „ob in Schlefien urspruͤnglich der grie- chische oder lateinische Ritus eingefuͤhrt worden und herrschend war?“ — zu loͤsen, und seine feste und ent- scheidende Ansicht hieruͤber auszusprechen. Da der Verfasser von 46 — 150 eine tabellarische Uebersicht der gesammten Geschichte des schlesischen Bisthums vom J. 965 an, bis zur Organisirung der neuesten Verhaͤltnisse der kathol. Kirche in den preuß. Staaten durch die paͤbstl. Bulle vom 16. Juli d. J., beigefuͤgt hat; so wird dadurch vorlaͤufig, bis zur Erscheinung eines groͤßeren Werkes, einem laͤngst gefuͤhlten Beduͤrf- niß auf eine wuͤnschenswerthe und genuͤgende Weise abgeholfen, und es darf sicher erwartet werden, daß die kathol. Geistlichkeit vorliegendes Werk freundlich aufnehmen, und demselben gern in ihrer Buͤchersamm- lung eine wuͤrdige Stelle goͤnnen wird. Perikles . Aus dem Griechischen des Plutarchos mit Anmerkungen uͤbersetzt von Dr. J. G. Ku- nisch . gr. 8. 1818. 10 Gr. „Recensent meint — in der Liter. Beilage zu den „Schles. Provinzialblaͤttern, 6s Stck. Mai 1818 — „daß ihn in jeder Hinsicht vorliegende Uebersetzung des „Plutarchischen Perikles von Herrn Dr. Kunisch voll- „kommen befriedigt, und ganz Plutarchisch angesprochen „habe: ja er getraut sich, dieselbe auch unbedenklich „allen denen des groͤßern Lesepublikums anzuempfehlen, „die aus der Mitte schaaler und mattherziger Ge- „schichtsromane einmal eine wahrhaftige und kraͤftige „Darstellung des Hellenischen Lebens in seiner Bluͤ- „thezeit zu genießen wuͤnschen.“ Scheibel , J. G, ( Dr. und Prof. der Theologie) Das Abendmal des Herrn . Historische Ein- leitung, Bibel-Lehre und Geschichte derselben; aus- fuͤhrlichere Erlaͤuterungen fruͤherer Schrift. gr. 8. 1823. Weißes Druckpapier 2 Rtlr. Velinpapier und kartonnirt 2 Rtlr. 16 Gr. Dieses Buch, welches zunaͤchst durch aͤußere Veran- lassung und durch die der Breslauischen Synode vom Oktober 1822 gegebene Erklaͤrung des Verfassers, sei- nen Widerspruch in einer ausfuͤhrlicheren Abhandlung zu begruͤnden, hervorgegangen ist, fuͤhrt den Karakter einer allgemeinen Untersuchung uͤber einen von jeher als hochwichtig betrachteten Gegenstand des christlichen Glaubens. — Mit der gruͤndlichsten historischen und exegetischen Gelehrsamkeit werden hier zuerst die Ana- logien und Vorbilder des heiligen Sakraments in aͤgyp- tischem und israelitischem Kultus gepruͤft, und sodann ausfuͤhrlich bewiesen, wie mit der heiligen Schrift selbst keine andere Lehre, als die reine Lutherische, in Ueber- einstimmung gebracht werden koͤnne. Darauf folgt eine Geschichte der Abendmalslehre, von den aͤltesten Zeiten der Kirche bis auf unsere Tage herabgefuͤhrt. Sehr merkwuͤrdig ist auch die Vorrede, worin der Verfasser sein Glaubensbekenntniß uͤber mehre vielfach bespro- chene Gegenstaͤnde und eine Rechtfertigung desselben niederlegt. Sowohl diese als die Kapitel: 1. 2. 3. 4. 6. 7. 20. 21. 22. 23. 24. 25. und Theilweise auch die Kapitel: 5. 10. 18. 19, sind dem religioͤsgesinnten Laien, der sich erbauen, belehren und sich in seinem Christenthum immer mehr befestigen will, vorzugsweise zum Nachlesen zu empfehlen. Schubarth , K. E., Zur Beurtheilung Goͤ- the’s , mit Beziehung auf verwandte Literatur und Kunst. Zweite vermehrte Auflage. 2 Baͤnde. 8. 1820. Weiß Druckpapier 3 Rtlr. 12 Gr. Schweizer Papier 5 Rtlr. Unter den kritischen Versuchen und Arbeiten der letz- teren Zeit auf dem Gebiete der Aesthetik hat kaum eine andere Erscheinung die Aufmerksamkeit des groͤ- ßeren gebildeten Publikums lebhafter beschaͤftigt als obige Karakteristik Goͤthe’s und seiner Werke von Schubarth . Hieraus ergiebt sich die große Theil- nahme an den Dichter und dessen Werken, und wie we- nig Verunglimpfungen mancher Neuern, die Tieck in seiner Novelle: die Verlobung , so wahr und ernst karakterisirt, vermocht haben, die fest und fort beste- III. 37 hende Meisterschaft Goͤthe’s auf ihren beschraͤnkten Standpunkt herabzuziehen. Mehre vielgelesene Blaͤtter haben bereits die gluͤckliche Ausfuͤhrung des Unterneh- mens dargethan und Schubarths Versuch fuͤr die richtige Wuͤrdigung Goͤthe’s allen empfohlen, die den Meister in allen Bezuͤgen naͤher und gruͤndlich kennen lernen wollen. Der Verf. hat sich, wo nicht das ein- zige, doch sicher ein großes Verdienst durch den Ver- such erworben, in jeder bedeutenden Schoͤpfung des Dichters den Puls eines eigenen Lebens aufzufinden, und nach den sichtbaren Kennzeichen der Verwandtschaft die Gesammtmasse derselben zu einer organischen Ein- heit, als dem natuͤrlichen Abdruck oder Karakter der hervorbringenden Kraft, klar und zuverlaͤssig zu ver- binden. Dieser aufgestellte Grundsatz verdient eben so viel Lob, als die Durchfuͤhrung gelungen zu nennen ist. Goͤthe selber sagt: „Er komme sich vor, als ob „er durch einen Doppelspath seine Persoͤnlichkeit in „zwei Bildern gewahre, wobei es ihm schwer sei, das „urspruͤngliche und abgeleitete zu unterscheiden. Fuͤr „das eine koͤnnten seine eigenen Werke gelten, fuͤr das „andere die unternommene Schubarthsche Auslegung. Einen aͤhnlichen Versuch hat Schubarth zur Beurtheilung Homers unternommen, und uͤber den ionischen Saͤnger, sein Zeitalter und seine Stellung und Verhaͤltniß zu seinen Zeitgenossen viel Treffliches, sowohl fuͤr den Philologen als uͤberhaupt fuͤr den Freund griechischer Poesie, gesagt. Diese Schrift, deren voll- staͤndiger Titel ist: Schubarth , K. E., Ideen uͤber Homer und sein Zeitalter . 8. 1821. Weiß Druckpapier 1 Rtlr. 12 Gr. Schweizer Papier 2 Rtlr. zerfaͤllt in 2 Theile. In dem ersten sucht der Ver- fasser der Betrachtung Homerischer Poesie einen neuen, eigenthuͤmlichen, durchaus freien Standpunkt auszumit- teln. In dem zweiten entwikkelt er den Kulturzustand der Homerischen Zeit, die kunstreiche Anlage der Hand- lung und Charaktere in der Ilias, uͤberhaupt die Rich- tung, den Zweck und das Heimatliche der Homerischen Poesie; und indem er zuletzt auf die Untersuchungen neuerer Kritiker uͤber Einheit und Ganzheit der Home- rischen Dichtungen eingeht, gelangt er zu einem Resul- tate, das, nach Allem was uͤber diesen Gegenstand gesprochen und gestritten worden, sich gewiß als neu und wichtig bewaͤhren wird. Schulz, Dav ., ( Dr. und Professor) Ueber die Parabel vom Verwalter im Lukas. 8. 1821. 14 Gr. Eine mit Geist und feiner Sprachkenntniß gefuͤhrte Untersuchung uͤber den wahren Sinn und die Bedeu- tung der Evangelischen Parabel vom Verwalter. Wer da weiß, wie ungenuͤgend die groͤßeren Commentare zum N. T. diesen Abschnitt behandelt haben, der wird sich freuen uͤber die scharfsinnige und uͤberraschende Art und Weise, womit der Herr Verf. die raͤthselhaften Schlußworte Christi aufzuloͤsen und aufzuklaͤren gewußt hat. Steffens , H., Ueber Deutschlands prote- stantische Universitaͤten . gr. 8. 1820. Geheftet 10 Gr. Ein Wort zu seiner Zeit, besonders in unsern Tagen, wo uͤber die Stellung und das Verhaͤltniß dieser ehr- wuͤrdigen Institute so entgegengesetzte Ansichten zur Sprache gekommen sind. Akademische Lehrer wie junge Studierende werden diese Ideenreiche Schrift gewiß nicht ohne Befriedigung aus der Hand legen. Steffens , H. Anthropologie . 2 Baͤnde. gr. 8. 1822. Druckpapier 4 Rtlr. 18 Gr. Velinpapier 6 Rtlr. Die Anthropologie hat in unsern Tagen durch die vielseitigsten Forschungen einen bedeutenden Umfang und eine so durchaus neue, eigenthuͤmliche und reiche Ent- wickelung und Gestaltung erhalten, daß sie tiefer und gewaltiger als je in den Kreis der allgemeinen mensch- lichen und wissenschaftlichen Bildung eingreift. Sie umfaßt nicht blos die ganze Entwickelungsgeschichte des innern und aͤußern Menschen, ja des gesammten Ge- schlechts, sondern auch die Urgeschichte und die Natur des Planeten, den der Mensch bewohnt, und mit dem er auf die geheimste und innigste Weise verknuͤpft ist. Schon seit Jahren hielt der Herr Verfasser, jedesmal vor einer großen Anzahl Zuhoͤrer und mit allgemeinem Beifall, Vorlesungen uͤber diesen Gegenstand. Die da- rin ausgesprochenen Ideen sind es, die hier genauer und gruͤndlicher entwickelt werden. Nach ihnen wird der Mensch in einer dreifachen Beziehung dargestellt: 1) als Schlußpunkt einer unendlichen Vergangen- heit der Natur ( Entwickelungs-Geschichte der Erde, geologische Anthropolo- gie ); 2) als Mittelpunkt einer unendlichen Gegenwart ( organische Epoche der Erde, physiolo- gische Anthropologie ); 3) als Anfangspunkt einer unendlichen Zukunft ( geistige Offenbarung des Goͤttlichen in einem Jeden, psychologische An- thropologie ). Die Ausfuͤhrung dieser hochwichtigen Gegenstaͤnde macht, wir duͤrfen es behaupten, die Erscheinung dieses Wer- kes zu einer der wichtigsten in der neuesten Literatur, und ist als wahre Bereicherung derselben anzusehen. In naher Beziehung stehen und groͤßtentheils ver- wandten Inhalts sind die im vorigen Jahre erschienenen Steffens, H., Schriften. Alt und Neu . 2 Baͤnde. gr. 8. 1821. Druckpapier 3 Rtlr. 6 Gr. Velinpapier 4 Rtlr. 8 Gr. welche nicht minder wichtig und aller Aufmerksamkeit werth sind. Das nachfolgende reichhaltige Inhalts- Verzeichniß wird dies naͤher darthun; es stehe hier statt weiterer Empfehlung. Erste Abtheilung. Zur Naturphilosophie. Beurtheilung dreier naturphilosophischen Schriften Schellings. — Ueber das Verhaͤltniß der Naturphilo- sophie zur Physik unserer Tage. — Schellingsche Naturphilosophie. — Ueber das Verhaͤltniß der Philo- sophie zur Religion. Zweite Abtheilung. Reden. Ueber das Verhaͤltniß unserer Gesellschaft zum Staate. — Ueber die Bedeutung eines freien Vereins fuͤr Wissenschaft und Kunst. Dritte Abtheilung. Zur Physik. Ueber den Oxydations- und Desoxydations-Prozeß der Erde, — Geologische Ansichten zur Erklaͤrung der spaͤtern Veraͤnderungen der Erdoberflaͤche. I. Thatsa- chen, die den großen Einfluß der Vulcanitaͤt auf die veraͤnderte Gestalt der Erdoberflaͤche beweisen. II. Thatsachen, welche bedeutende Veraͤnderungen der Ober- flaͤche der Erde durch Zusammenstuͤrzen großer Gebirgs- massen in sich selber beweisen. III. Die Ausbreitung des Quadersteins. — Was kann fuͤr Schlesiens Natur- geschichte durch die Einwohner geschehen? — Einige Hoͤhenmessungen im Riesengebirge. — Was ist in neu- ern Zeiten fuͤr die Physik des Kaukasischen Gebirges geschehen? — Ueber die Meteorsteine. — Ueber die Bedeutung der Farben in der Natur. — Ueber die Vegetation. — Ueber die elektrischen Fische. — Ueber die Geburt der Psyche, ihre Verfinsterung und moͤgli- che Heilung. — Ueber die menschlichen Racen. Steffens, Henrich, Von der falschen Theo- logie und dem wahren Glauben . Cine Stimme aus der Gemeinde. 8. 1823. Weißes Druckpapier 1 Rtlr. 4 Gr. Velinpapier und kartonnirt 1 Rtlr. 12 Gr. Es ist ein Zeichen der Zeit, welches zu ernstem Nach- denken auffodert, daß in unsern Tagen die Philosophen zu den Waffen greifen muͤssen, um die wahre Kirche des Herrn gegen die Theologen, ihre eignen Waͤchter, zu vertheidigen. So bemuͤht sich der beruͤhmte Ver- fasser im ersten Theile dieser hoͤchst wichtigen Schrift zu zeigen, wie die heilige Schrift entweder mit ganzem, ungetheilten Glauben, der kein anderes Kriterium uͤber sich erkennt, angenommen, oder ganz verworfen werden muͤsse; vornehmlich im Gegensatze gegen die vielverbrei- teten Meinungen eines gefeierten Berliner Theologen. Darauf folgt eine Darstellung des wahren, einfachen christlichen Glaubens und der darauf sich gruͤndenden Gemeinde Christi, welche dem Verfasser Anlaß gibt, mit mildem Ernste einige Verirrungen, die heut zu Tage der Gemeinde besonders Gefahr drohen, ausfuͤhr- licher zu beruͤhren; sodann ein Abschnitt uͤber das Ver- haͤltniß der Lehrer zur Gemeinde und uͤber eine wich- tige Angelegenheit dieser Zeit, die Union der beiden protestantischen Kirchen. Da der Gegenstand dieser Schrift jedes Gebildeten nahe Theilnahme in Anspruch nimmt, weil der Unglaube und Halbglaube, den sie bekaͤmpft, in unserer Zeit wohl Niemanden ganz unbe- ruͤhrt gelassen haben, und da der Verfasser hier nur als ein Laie, als ein Mitglied der Gemeinde reden wollte, so ist alle eigentliche gelehrte Untersuchung ver- mieden und der Darstellung selbst die moͤglichste Klar- heit und Verstaͤndlichkeit gegeben worden. Waagen , Dr. G. F., Ueber Hubert und Jo- hann van Eyck . 8. 1822. Druckpapier 1 Rtlr. 6 Gr. Schweizerpapier 1 Rtlr. 16 Gr. Nach so mancherlei Vorarbeiten uͤber das Leben und die Werke dieser eigentlichen Urheber der neuern christ- lichen Kunst, welche unlaͤngst gleichsam erst wieder ent- deckt sind, und nun mit Recht die allgemeine Aufmerk- samkeit erregen, erhalten wir hier zuerst eine umfas- sende und gruͤndliche Geschichte und Darstellung dieser großen Erscheinung. Anziehend und wahrhaft werden uns der merkwuͤrdige und reiche Schauplatz und die Vorgaͤnge derselben in den Niederlanden eroͤffnet, dann der Bruͤder van Eyck Leben erzaͤhlt, Johannes große Erfindung der Oelmalerei untersucht, die Wir- kungen dieser neuen glaͤnzenden Kunst in allen ihren Zweigen auf alle Malerschulen umher dargestellt, und die saͤmmtlichen van Eyck schen Werke und ihre Nach- bildungen, meist aus eigener Anschauung, genau beschrie- ben. Dieses Buch, welches eine treffliche Bewaͤhrung seiner Einleitung von der Behandlung der Kunstgeschich- te liefert, erregt den Wunsch, daß der Verfasser einst die gesammte deutsche Kunstgeschichte so bearbeiten moͤge; was nach Fiorillo’s verdienstlicher Zusammenstellung keinesweges uͤberfluͤssig ist. Es zeugt von so viel Liebe und Sinn fuͤr die Kunst, wahrer Sachkenntniß, gruͤnd- licher Forschung und gemuͤthlicher Darstellung, daß es allen Freunden deutscher Art und Kunst hoͤchlich zu empfehlen ist. Taciti, C. Corn. Equitis Romani, Germania . Recensuit, varietate lectionis instruxit, annotati- onemque G. G. Bredovii integram addidit Fr. Passow . 8. maj. 12 Gr. Herr Prof. Passow hat nicht nur bei dieser neuen Ausgabe den Bredow’s chen Abdruck nochmals kritisch durchgesehen, sondern auch durch eine sehr reichhaltige Zugabe von Noten und Anmerkungen mit fortlaufender vollstaͤndiger Vergleichung fast aller Editionen dieselbe so ausgestattet, daß die Germania in der gegenwaͤr- tigen Gestalt nicht nur fuͤr den Philologen und Forscher des deutschen Alterthums als ein unentbehrliches und wichtiges Hilfsmittel, sondern uͤberhaupt und mehr noch als eine erschoͤpfende, fest- und fortbestehende Schul- ausgabe angesehen werden kann. Xenophon’s Anabasis . Uebersetzt und mit An- merkungen versehen von Prof. und Rector K. W. Halbkart . Zweite verbesserte und vermehrte Auflage. gr. 8. 1822. Preis auf weißes Druckpapier 1 Rtlr. 8 Gr. Schweizerpapier 2 Rtlr. Xenophon’s Geschichte des beruͤhmten Ruͤckzuges der zehntausend Griechen ist wegen ihres anziehenden In- halts sowohl, als wegen ihrer schoͤnen und gediegenen Darstellung mit Recht Vielen lieb und werth geworden, und wird eben deswegen auf allen Gymnasien unserer Provinz vorzugsweise vor andern griechischen Klassikern mit Nutzen gelesen. Darum glauben wir denn auch auf diese neue Ausgabe einer Uebersetzung, deren Werth seit einer Reihe von Jahren allgemein anerkannt ist, aufmerksam machen zu muͤssen, mit der Versicherung, daß der Herr Verf. bei dieser neuen Umarbeitung sei- nes Werks nichts unterlassen hat, um es einer hoͤheren Vollendung und den Anorderungen naͤher zu bringen, welche die gegenwaͤrtige Zeit an jedes Unternehmen der Art zu machen berechtiget ist. Der junge Studi- rende wie der Sprachkenner wird in ihr ein unentbehr- liches Huͤlfsmittel zur Verstaͤndniß des griechischen Textes, der Freund alter Geschichte und der Kriegs- kunst der Alten ein Werk voll tiefer Belehrung, das groͤßere Publikum aber ein angenehmes Unterhaltungs- und Lesebuch finden, dessen Inhalt den Reiz des Wun- derbaren und Unglaublichen mit der hoͤchsten geschicht- lichen Treue und Wahrheit vereinigt. Dr. Katzenbergers Badereise ; nebst einer Aus- wahl verbesserter Werkchen von Jean Paul Friedrich Richter . 2te verbesserte und ver- mehrte Auflage. 3 Baͤndchen. 8. 1823. auf fein Druck-Velin und kartonnirt 3 Rtlr. 12 Gr. auf fein Post-Velin und kartonnirt 4 Rtlr. 12 Gr. Katzenbergers Reise in das weltberuͤhmte Bad Maulbronn wurde schon bei ihrer ersten Erscheinung unter Jean Paul’s begabteste, mit aller Weihe des ihm allein eigenen Witzes und Humors ausgestattete Dichtungen gezaͤhlt. Ja, einer der groͤßten jetzt leben- den Zergliederer, der juͤngere Meckel in Halle , dedi- cirte sogar dem Dichter wegen der Virtuositaͤt seines Katzenbergers im Jahre 1815 seinen Commentar von der doppelten Monstrositaͤt in dem ausgesuchtesten La- tein. Jetzt ist das Werk so reich mit Zusaͤtzen ausge- stattet, daß diese Ausgabe um einen ganzen Band an- wuchs, und in der neuen und zweiten Vorrede sagt der Verfasser selber: „Diese neue Auflage bringt, unter „andern Zusaͤtzen, mehrere neue Auftritte des guten „ Katzenbergers mit, welche ich eigentlich schon in „der alten nicht haͤtte vergessen sellen, weil ich durch „diese Vergeßlichkeit seinem Karakter manchen liebens- „wuͤrdigen Zug benommen.“ — Die angehaͤngten soge- nannten Werkchen , welche allen drei Theilen dieser Katzenbergeriade, nach Jean Paul’s beliebter Manier, der Hauptschuͤssel immer einige Mußtheile zuzulegen, zur Beigabe dienen, sind saͤmmtlich zu dem Gelungen- sten zu rechnen, was seiner Fantasie, diesem im echten Geisteszauber stets Neues hervortreibenden Fuͤllhorn, je entquoll. In einem derselben: Halbgespraͤch uͤber die Maratoͤdterin Charlotte Corday , erklaͤrt sich der Dichter jetzt uͤber den verblendeten Moͤrder Kotzebue’s auf eine Weise, die allen Mißver- stand auf immer beseitigt. Ein anderer Aufsatz: Ue- ber den Tod nach dem Tode, oder der Geburt- tag , eine Betrachtung uͤber das Fortleben in andern Welten, muß jeden Leser, der noch an den Fluͤgelschlag der entpuppten Psyche glaubt, erheben und begeistern. Doch genug von einer so frisch sich erneuernden Fruͤh- lingsgabe unserer Literatur, welche von der Verlags- handlung auf alle Weise typographisch schoͤn ausgestat- tet worden ist. Geschichten, Maͤhrchen und Sagen , von Fr. H. von der Hagen, E. T. A. Hoffmann und Henrich Steffens . 8. 1823. Fein Schreibpapier 1 Rtlr. 4 Gr. Velin-Papier 1 Rtlr. 12 Gr. In dieser Sammlung gibt zufoͤrderst Fr. H. von der Hagen die tragische Liebesgeschichte von der Her- zogin von Amalfi und dem schoͤnen Lautenspieler Antonio von Bologna , wie sie sich im Anfange des 16ten Jahrhunderts zugetragen, und wie er sie in einer noch ungedruckten geheimen Kronik des Hofes von Neapel, in einer Kloster-Bibliothek daselbst, gefunden hat. — Sodann folgt: Meister Johannes Wacht von E. T. A. Hoffmann , ein Karaktergemaͤlde voll von Ruͤckerinnerungen aus dem Bamberger Leben des Dichters, und ganz in Art und Weise einer seiner trefflichsten Erzaͤhlungen: Meister Martin und seine Gesellen, gedichtet. Kurz vor seinem Tode verfaßt, wird sie Freunden und Verehrern Hoffmanns als kostbare Reliquie gewiß willkommen sein. — Henrich Steffens giebt zur Sagen- und Maͤhrchenwelt: 1) Ueber Sagen und Maͤhrchen aus Daͤne- mark. 2) Maͤhrchen und Sagen aus dem Riesengebirge, veranlaßt durch eine Gebirgsreise in der Begleitung Sr. Koͤnigl. Hoheit des Kronprinzen, und 3) die Trauung, eine hoͤchst raͤthselhafte Be- gebenheit, welche sich auf der Insel Seeland in der ersten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts zugetragen hat III. 38 Der Verfasser brachte sie zuerst nach Deutschland. Sie ist hier in ihrer urspruͤnglichen Gestalt, wir moͤch- ten sagen, in ihrer grandiosen Einfachheit, von wunder- barer Wirkung, und laͤßt der Fantasie freien Spiel- raum, das tiefe Raͤthsel zu loͤsen, welches in geheimes Dunkel gehuͤllt den Leser ergreift und mit Schauder erfuͤllt. Goͤttingen. Druck von Friedrich Ernst Huth . Bemerkenswerthe Druckfehler. S. 12. Z. 23. f. Einwohner — Einwandrer. — 29. Noten Z. 7. f. Fo — Jo. — 36. — – 11. f. 57 — 37. — 43. — – 1. f. 57 — 37. — 55. — – 19. f. 9, 12. — 9, 82. — 57. — – 9. f. γενεὰς — γενεᾶς. — 59. — – 6. f. 2) — 3) — 60. Text – 11. f. nannte — nannte 3. — — — – 13. f. 3 — 4 — — — – 18. f. 4 — 5 — 82. Noten – 7. f. Paus. — Pyth. — 87. Text – 8. f. Aletiden — Aletiaden. — 90. Noten – 1. f. 3) — 2) — — — – 4. f. 5) — 3) Note 3 und 4 sind verstellt. — — — – 5. f. 6) — 5) — 105. — – 6. f. φιλ [οκλης — φιλ ..... — — — – 7. f. φιλ] θενευς — … ϑενευς — 119. Text – 16. f. 27. — 28. — 121. Noten – 5. f. Acistot. 5, — Aristot. Pol. 5, — 142. — – 8. f. 10. — 15. — 144. — – 1. f. 4, 15, 4. — 4, 15, 1. — 151. Text – 1. f. uͤbermuͤthigen — uͤbermaͤchtigen — 154. — – 8. 1 zu loͤschen und 2 Z. 10. nach erwiesen zu setzen. — — — – 17. f. 2 — 3 — — — – 23. f. 3 — 4. — — Noten – 1. f. 76 — 92. — 155. — – 2. f. 44, 6. — 43, 6. — 169. Text – 9. f. Schwager — Schwaͤher. — 170. Noten – 5. f. 7, 173 — 7, 164. — 185. — – 1. f. 7, 57. — 7, 157. — 194. Text – 8. f. befand — befanden — 208. Noten – 10. f. §. 13. — §. 12, 3. — 227. Text – 19. f. Amphisoches — Amphilochos. — 241. Noten – 3 f. 9) — 3) — 251. Text – 19 f. mußten. — mußten 2. — 255. Noten – 8. f. 3, 94. — 2, 94. S. 275. Text Z. 18. f. Wanderungen — Wunderwesen. — 298. Noten – 15. f. 14, 701. — 15, 701. — 309. Text – 17. f. zeigen. — zeigen 3. — 317. Noten – 3. f. anders Lennep Etymol. p. 172. — vgl. L. E. p. 227. — 359. Text – 9. streiche: des Gottes. — — 360. — – 4. f. Sikyonischen — Kretischen . — 376. Noten – 3. f. p. 48. — p. 78. — 379. — – 5. schr. vgl. die Darstellung Paus. 5, 19, 1. — 380. Text – 5. schr. Σὠτειϱα 2, — 445. — – 17. f. Kronos — Chronos — 448. Noten – 2. f. ΟΙΚΙΣΤΑΜ — ΟΙΚΙΜΤΑΜ. Band 3. S. 17. Noten Z. 10. f. 10 — 8, 5. — 58. Text – 14. f. bilden, — bilden 2, — — Noten – 7. f. Κοιλὴ — Κοίλη — 86. — – 3. f. 225. — 255. — — — – 4. f. Trav. 1. p. 503. — Trav. 2. p. 503. 504. 505. — 173. Text – 17. f. Thasos — Thera’s — 195. — – 21. f. viel uͤber — ganz. — 203. Noten – 1. f. 7, 4. — 2, 7, 4. — 211. — – 1. f. 232 f. — 233 f. — 212. — – 8. f. S. 108. — Bd. 2. S. 180. — — — – 11. f. 5) — 6) — 232. Text – 1. f. 2 — 1, und darnach auch die folgenden Zahlen. — 233. — – 20. f. 1 — 4. — — — – 23. f. 2 — 5. — 277. Noten – 4. f. 141 f. — 140 f. — 321. Text – 22. f. 48. — 47. — 381. Noten – 1. f. Bd. 1. — Bd. 2. — 470. — – 34. f. Marmortafel — Stukkotafel. — 477. — – 16. f. Mopsos — Moschos.